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Lehrbehelf1-16 (Vorwort+F#A7862 10.01.

2007 10:08 Uhr Seite 7


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Lehrbehelf – Folie 1
FLÄCHENVERTEILUNG IN ÖSTERREICH

Von der Gesamtfläche Österreichs werden 87% von Land- und Forstwirt(en)innen
bewirtschaftet. Die bewirtschaftete Fläche wird jeweils zur Hälfte landwirtschaftlich
(3,26 Mio ha = Hektar) und forstwirtschaftlich (3,20 Mio ha) genutzt. Die restlichen
13% („sonstige Flächen“) entfallen auf verbaute Gebiete (Städte, Straßen, etc.), Gewässer
und Ödland (z. B. Hochgebirge).

Verteilung der landwirtschaftlich genutzten Fläche


Die 3,26 Mio Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche besteht zu 41% (1,37 Mio ha)
aus Ackerland und zu 57% (1,81 Mio ha) aus Grünland; die restlichen 2% sind sonstige
Kulturarten wie etwa Wein-, Obst- und Hausgärten.

Ackerland
Das Ackerland, welches rund 41% der landwirtschaftlich genutzten Fläche darstellt,
befindet sich auf Grund der günstigen klimatischen und geografischen Gegebenheiten
hauptsächlich im Osten Österreichs.
Es wird für den Anbau von Getreide, Mais, Ölsaaten (Sojabohne, Raps), Eiweißpflanzen
(Ackerbohne, Körnererbse und Süßlupine), Hackfrüchten (Erdäpfel, Futter- und Zucker-
rübe) sowie Gemüse genutzt.

Grünland
Das Grünland, welches rund 57% der landwirtschaftlich genutzten Fläche darstellt,
dominiert den alpinen Raum. Das Grünland wird zur Hälfte als Wirtschaftsgrünland
(Wiesen und Weiden) und extensives Grünland (Almen und Bergmähder) genutzt.
Vor allem in den westlichen Bundesländern haben die Almen für die Viehwirtschaft
und den Tourismus große Bedeutung. Almen sind hochgelegene Grünlandflächen
außerhalb der Dauersiedlungsgrenze. Wegen ihrer Höhenlage und der dadurch
bedingten klimatischen Verhältnisse werden sie nur während der Sommermonate
genutzt.
Auf Grund des hohen Grünlandanteils hat die Rinderhaltung in Österreich eine sehr
große Bedeutung. Rund 30% der Wertschöpfung kommt aus diesem Produktionsbereich
(siehe Folie 2: Produktionsanteile).

Weingärten und Obstgärten


Weingärten und Obstgärten erreichen mit 63.877 ha zwar nur einen Anteil von rund
2% der landwirtschaftlich genutzten Fläche, haben aber als intensiv genutzte Flächen
große wirtschaftliche Bedeutung.

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Lehrbehelf – Folie 2
PRODUKTIONSWERT UND PRODUKTIONSANTEILE

Der Produktionswert des land- und forstwirtschaftlichen Wirtschaftsbereiches beträgt


im Jahr 2005 insgesamt rund 6,6 Mrd Euro (100%). Davon entfallen 1,2 Mrd. Euro (18%)
auf die Forstwirtschaft und 5,4 Mrd Euro (82%) auf die Landwirtschaft.
Der tierischen Produktion mit einem Anteil von 39% gemessen am Gesamtproduktions-
wert ist die größte Bedeutung beizumessen; im Vergleich dazu hat die pflanzliche
Erzeugung einen Anteil von 35%.
Der Produktionswert des Wirtschaftsbereichs Landwirtschaft geht nicht ausschließlich
auf pflanzliche und tierische Erzeugnisse zurück. Er umfasst auch die Erbringung
landwirtschaftlicher Dienstleistungen (z. B. Übernahme von Erntearbeiten durch
Maschinenringe) und die so genannten nicht trennbaren nicht-landwirtschaftlichen
Nebentätigkeiten (z. B. Urlaub am Bauernhof). Diese Dienstleistungen und Nebentätig-
keiten haben am Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft einen Anteil von 8%.

Tierische Produktionsanteile

Rinder, Kälber (11%)


Da beinahe 60% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grünland ist, hat die Rinder-
haltung eine besondere Bedeutung. In Österreich gibt es etwa 2 Mio Stück Rinder. Für
die Mehrzahl der Bergbauern ist die Rinderhaltung (Fleisch und Milch) die wichtigste
Einnahmequelle. Da Österreich über den inländischen Verbrauch hinaus Rindfleisch
produziert, kommt dem Export eine große Bedeutung zu.

Kuhmilch (13%)
Insgesamt werden etwa 3,2 Mio t = Tonnen Milch produziert, wovon 2,6 Mio t an
Molkereien und Käsereien geliefert werden. Der Rest wird durch Verkauf oder
Weiterverarbeitung der Milch entweder direkt vermarktet, auf den Höfen für die
menschliche Ernährung verwendet oder an Kälber verfüttert. Der Selbstversorgungs-
grad bei Trinkmilch beträgt 127%.

Schweine (10%)
In Österreich werden pro Jahr rund 5 Mio Stück Schlachtschweine gemästet; dies ent-
spricht etwa dem Inlandsbedarf. Das Hauptfuttermittel in der Schweinemast ist der
Mais.

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Geflügel, Eier (4%)


In Österreich werden 2005 ca. 110.000 t Geflügelfleisch produziert; das entspricht
etwa 80% des Inlandsbedarfs. Der Selbstversorgungsgrad bei Eiern liegt bei 73%. Neben
vielen Betrieben, die in kleiner Zahl Geflügel halten, sind es vor allem spezialisierte
Betriebe, die für den Markt produzieren. Die Eierproduktion erfolgt in Österreich
überwiegend in der Boden- bzw. Freilandhaltung von Hühnern.

Sonstige Tiere und sonstige tierische Erzeugnisse (1%)


Obwohl die Schafhaltung in den letzten Jahren durch die extensive Bewirtschaftung
von Grünland sowie die Zunahme von Bio-Betrieben an Bedeutung gewonnen hat, ist
ihre Wertschöpfung relativ niedrig. Vor allem Nebenerwerbsbetriebe und kleinere
Grünlandbetriebe in den Berggebieten haben auf Schafhaltung umgestellt. Der Bestand
umfasst derzeit rund 326.000 Tiere, womit rund 50% des Inlandskonsums gedeckt
werden. Zu den sonstigen tierischen Erzeugnissen zählt z. B. auch Honig.

Pflanzliche Produktionanteile

Wein (6%)
Jährlich werden in 32.000 Betrieben auf ca. 45.000 ha zwischen 2,5 Mio und 2,7 Mio
Hektoliter Wein geerntet, dessen Produktionswert sich zwischen 450 und 500 Mio
Euro bewegt. Niederösterreich hat mit 62% der Rebflächen den größten Anteil an der
österreichischen Weinproduktion (Burgenland knapp 29%, Steiermark 8% und Wien
etwas weniger als 1%). Seit 1999 wird der österreichische Weinbau in vier Weinbau-
regionen und 19 Weinbaugebiete unterteilt. Dank einer konsequenten Qualitäts-
produktion können im Export gute Erfolge erzielt werden.

Getreide (6%)
Jährlich werden in Österreich etwa 5 Mio t Getreide geerntet. Mit 1,7 bis 2 Mio t jähr-
licher Produktion ist der Mais die wichtigste Frucht, gefolgt von Weizen (1,2 bis 1,5 Mio t),
Gerste (ca. 1 Mio t) und Roggen (ca. 0,2 Mio t).

Handelsgewächse (3%)
Auf rund 100.000 ha werden Ölfrüchte angebaut, wobei Raps und Sonnenblumen den
größten Anteil haben. Ölsaaten dienen unter anderem für die Erzeugung von Biodiesel.
Rund 45.000 ha werden für den Anbau von Eiweißpflanzen (z. B. Ackerbohnen,
Futtererbsen) verwendet. Für rund 9.400 landwirtschaftliche Betriebe mit einer
Anbaufläche von 45.000 ha ist der Anbau von Zuckerrüben ein wichtiger Produktions-
zweig. Hauptsächlich in Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich werden
jährlich an die 2,5 Mio t Rüben erzeugt; daraus werden knapp 0,5 Mio t Weißzucker
gewonnen.

Obst und Gemüse (12%)


In Österreich erzeugen rund 4.600 Betriebe auf einer Fläche von rund 12.000 ha Obst,
wobei auf Kernobst (z. B. Apfel, Birne) fast 80% entfallen. Gemüse wird in erster Linie
in spezialisierten Feldgemüse- bzw. Gartenbaubetrieben erzeugt (vor allem in
Niederösterreich, Wien und Burgenland). Der Selbstversorgungsgrad bei Obst und
Gemüse liegt bei etwa 65%.

Sonstige pflanzliche Erzeugnisse (8%)


Dazu zählen z. B. Mohn, Ölkürbis, Öllein, Hopfen sowie Heil- und Gewürzpflanzen.

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Lehrbehelf – Folie 3
BEDEUTUNG DES WALDES

Der Wald erfüllt für die Allgemeinheit wichtige Funktionen (Nutz-, Schutz-, Erholungs-
und Wohlfahrtsfunktion). Holz ist ein nachwachsender und umweltfreundlicher
Rohstoff, der als Bau- und Brennstoff sowie für Möbel und Papier verwendet werden
kann (Nutzfunktion).
Die starke Durchwurzelung und dadurch bedingte Befestigung des Waldbodens
verhindert in Hanglagen Erosion, Steinschläge, Bodenrutschungen und Lawinen. Rund
20% unseres Waldes sind als Schutzwälder deklariert; ohne ihn wären weite Teile
Österreichs nicht besiedelbar. In Schutzwäldern müssen entsprechende Pflege- und
Verjüngungsmaßnahmen durchgeführt werden (Schutzfunktion). Außerdem bietet
der Wald Raum für Regeneration und Freizeitaktivitäten (Erholungsfunktion). Der
Wald leistet einen wichtigen Beitrag zum Wasserhaushalt. Der Waldboden speichert
große Mengen von Wasser und verhindert dadurch den Oberflächenabfluss. Ist die
Speicherfähigkeit erschöpft, so fließt das Wasser durch den Boden gefiltert, in das
Grundwasser ab und erhöht das erfassbare Gundwasserangebot. Der Wald dient dem
Klimaausgleich und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Der Wald erneuert und reinigt die
Luft. Die Filterwirkung von Wäldern ist abhängig von der Blattoberfläche; so kann eine
große Buche mit einer entsprechenden Kronenausbildung bis zu 700 kg Staub jährlich
aus der Luft filtern (Wohlfahrtsfunktion).

Flächenverteilung
In Österreich wächst auf 3,2 Mio ha Wald; das entspricht 43% der Gesamtfläche. Die
Besitzstruktur des heimischen Waldes ist historisch gewachsen. Der vorwiegend klein
strukturierte Wald befindet sich zu 80% in Privatbesitz.
Die Österreichischen Bundesforste (ÖBF AG) bewirtschaften rund 15% der Staatsfläche,
darunter auch 80 Seen und zwei Nationalparks. Den Ländern und Gemeinden gehören
3% der Forstfläche. Vor allem die Steiermark und Wien bewirtschaften Nationalparks
und Quellschutzgebiete.
Durch langsame und natürliche Wiederbewaldung von Brachland und von nicht mehr
bewirtschafteten Alm- und Weideflächen sowie durch die Aufforstung landwirtschaft-
licher Grenzertragsstandorte wächst der Wald jährlich um 7.700 ha. Insgesamt sind
größere Waldflächenzunahmen in Almregionen und in strukturschwachen Gebieten
festzustellen.

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Verteilung der Baumarten


Etwa 65 verschiedene Baumarten wachsen in den österreichischen Wäldern. 54% der
Waldfläche werden von Fichten bedeckt, 13% von anderen Nadelbäumen, wie Lärche
(5%), Weißkiefer (5%), Tanne (2%), Zirbe und sonstige Nadelbäume (1%). 22% der Fläche
sind mit Laubholz bedeckt, vor allem Buche (10%), Eiche (2%), Esche und Ahorn. Rund
9% der Fläche sind Blößen, Lücken und Sträucher.

Die Waldfläche der Laubhölzer nimmt kontinuierlich zu, die Nadelholzfläche nimmt
im Gegenzug ab. Der Grund dafür liegt in der Rückführung nicht standortgemäßer,
meist als Monokultur begründeter Fichtenbestände in stabile, altersungleiche und
naturnahe Laubmischwälder. In der naturnahen Waldbewirtschaftung wird die Wahl
der Jungpflanzen an den Standort angepasst und die natürliche Artenzusammensetzung
berücksichtigt. Wälder werden durchgeforstet, um den Bäumen ausreichend Licht,
Wasser und Nährstoffe zu verschaffen und auch seltene Baumarten in ihrer Entwicklung
zu unterstützen.

Die Fichte ist bereits im 18. Jahrhundert zur wichtigsten Baumart im Wirtschaftswald
geworden. Sie ist sehr schnellwüchsig, vielseitig verwendbar, bringt relativ hohe Erlöse
und gilt daher als „Brotbaum“ in der Forstwirtschaft. Allerdings werden Fichtenrein-
bestände heute nur noch selten angepflanzt, da dies auch Probleme mit sich bringt.
Einerseits wurzeln die Bäume flach und können sehr leicht bei Sturm ausgerissen
werden, andererseits kommt es durch die schwer verrottbaren Nadeln und die schlechte
Humusbildung zu einer Versauerung des Bodens.

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Lehrbehelf – Folie 4
HOLZWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH UND DER EU

Die heimischen Waldbauern und -bäuerinnen erwirtschaften jährlich rund 1,2 Mio
Euro. Das entspricht einem Anteil von 18% des gesamten Produktionswertes der
österreichischen Land- und Forstwirtschaft. Insgesamt stehen ca. 1,1 Mrd Vorratsfest-
meter Holz zur Nutzung bereit. Von den jährlich wachsenden 31 Mio Vorratsfestmetern
werden jedoch nur zwei Drittel (19 Mio Festmeter) geerntet.

Rund 250.000 Menschen in Österreich (ohne Beschäftigte im Holz- und Baustoffhandel)


erwirtschaften ihr Einkommen aus „Wald und Holz“. Österreichs Holzindustrie ist mit
einer Exportquote von beinahe 70% vor allem auf den Außenhandel orientiert. Etwa
66% der Holzprodukte gehen in die EU-Länder (Hauptabsatzmarkt Italien) und
zunehmend werden die Märkte von Asien und Amerika erschlossen. Der Holzexport
ist mit rund 3,31 Mrd Euro Überschuss (2004) knapp hinter dem Tourismus der zweit-
größte Devisenbringer.

Die heimische Forstwirtschaft ist durch die zum Teil sehr hohen Erntekosten – bedingt
durch steile Hänge, unwegsames Gelände und hohe Aufwendungen für den Bau von
Forststraßen – gegenüber anderen europäischen Staaten stark benachteiligt. So sind
die Kosten für die Holzbringung in Skandinavien nur etwa halb so hoch.
Im Rahmen der ländlichen Entwicklung werden neue Investitionsschwerpunkte gesetzt:
Verbesserung der Qualität der land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsplätze, innovative
Maschinen für die Holzernte oder Waldpflege .
Österreich rangiert mit einem Waldanteil von 47% an der Gesamtfläche an 6. Stelle
der EU-25, wobei Finnland mit 75% und Griechenland mit 73% die höchsten Waldanteile
haben. Im Schnitt sind 34% der Fläche der EU-25 Länder bewaldet. Absolut gesehen
besitzt Schweden mit 28 Mio Hektar die größten Holzreserven.

Die EU-Waldfläche hat sich mit der Erweiterung 2004 auf 160 Mio Hektar erhöht. Mit
der geplanten Aufforstung von Agrarflächen wird der Waldanteil weiterhin stark
ansteigen; alleine Ungarn beabsichtigt 0,5 Mio Hektar landwirtschaftlich genutzte
Fläche aufzuforsten. Da in den neuen EU-Mitgliedsländern nur 55% des jährlichen
Zuwachses genutzt werden, erhöht sich dort das Nutzungspotential besonders stark.
Im Vergleich zu Österreich ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Holz in den neuen EU-
Mitgliedsländern sehr gering und sie sind noch Roh- und Schnittholzexporteure.
Allerdings wird mit steigendem Wirtschaftswachstum auch ein steigender
Holzverbrauch prognostiziert, wodurch die Exportmenge von Rohholz sinken wird und
die österreichische Holzindustrie Beschaffungsprobleme bekommen könnte.

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Holzeinschlag
Der Holzeinschlag der EU-25 beträgt im Jahr 2005 insgesamt 375 Mio m 3. Österreich
liegt mit 16,5 Mio m3 an sechster Stelle. Vergleichsweise dazu beträgt der Holzeinschlag
in Russland 182 Mio m 3, in Kanada 199 Mio m 3, und in den USA 485 Mio m 3 jährlich.

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Lehrbehelf – Folie 5
STRUKTURWANDEL

Technischer Fortschritt, steigende Arbeitskosten und niedrigere Preise haben zu einem


Strukturwandel in der österreichischen Landwirtschaft und somit zu einer Abnahme
der Zahl der Betriebe geführt. Gibt es 1970 in Österreich insgesamt noch 362.200 land-
und forstwirtschaftliche Betriebe, so sind es 2003 nur mehr 190.383. Allein seit dem
EU-Beitritt hat die Zahl der Betriebe bis 2006 um 73.139 abgenommen.

Haupterwerbsbetriebe
In einem Haupterwerbsbetrieb erwirtschaften das Betriebsleiterehepaar und die im
Haushalt lebenden, ganz oder teilweise mitarbeitenden Personen mindestens 50%
des Erwerbseinkommens aus der Land- und Forstwirtschaft. 1970 werden 214.800,
1980 133.500 und 2003 80.500 Betriebe im Haupterwerb geführt.

Nebenerwerbsbetriebe
In einem Nebenerwerbsbetrieb erwirtschaftet das Betriebsleiterehepaar weniger als
50% des Erwerbseinkommens aus der Land- und Forstwirtschaft. Viele Betriebe
wechseln vom Haupterwerb in den Nebenerwerb um höhere Einkünfte erzielen zu
können. 1970 werden noch 141.300, 1980 164.600 und 2003 102.200 Betriebe im Neben-
erwerb geführt.

Betriebe juristischer Personen


Zu juristischen Personen zählen z. B. Aktiengesellschaften (AG) und Gesellschaften
mit beschränkter Haftung (GmbH). Es existieren 1970 6.100, 1980 10.200 und 2003
7.700 Betriebe in dieser Rechtsform.

Anpassungen und Veränderungen wird es in der Landwirtschaft immer geben. Im


Vergleich mit Nord- und Südamerika oder auch Australien basiert die Entwicklung der
europäischen Landwirtschaft zum Teil auf anderen Rahmenbedingungen:
• durchwegs wesentlich dichtere Besiedelung in Europa
• eine in einem Zeitraum von vielen hundert Jahren gewachsene Agrarstruktur
• keine gesellschaftliche Akzeptanz für eine Landbewirtschaftung ohne ausreichende
Berücksichtigung von Natur-, Umwelt und Landschaftsschutz
• ethische Werthaltungen, die den Tierhaltungsformen engere Grenzen vorgeben
• teilweise strenge Regelungen für die Übertragung von Grund und Boden bzw.
Beschränkungen durch Maßnahmen der Raumordnung
• strenge Auflagen für die Produktion

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Lehrbehelf – Folie 6
BETRIEBSGRÖSSEN IN ÖSTERREICH UND DER EU

Als Folge des Strukturwandels ist ein deutlicher Trend zu größeren Betriebseinheiten
zu erkennen. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt 1970 bei 21 ha Gesamtfläche
(inklusive Forst) und 10 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Diese Zahlen steigen bis
2003 auf 39 ha bzw. 18 ha.
Trotzdem ist die österreichische Land- und Forstwirtschaft nach wie vor von kleineren
und mittelgroßen Betrieben geprägt. 2003 bewirtschaften 61% der Bauern weniger
als 20 ha Gesamtfläche, nur knapp 4% (7.400) mehr als 100 ha.

2003 wird in den EU-25 Ländern eine Agrarstrukturerhebung durchgeführt. Bei der
landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt Österreich mit rund 18 ha pro Betrieb im EU-
Vergleich an 15. Stelle. Die größte Flächenausstattung gibt es in Tschechien, gefolgt
von Großbritannien, Dänemark, Luxemburg, Schweden und Frankreich. In einem
Vergleich darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es einerseits in Österreich
viele bäuerliche Betriebe gibt (vor allem in den Berggebieten), die eine gute Wald-
ausstattung haben, andererseits zahlreiche Betriebe mit Spezialkulturen existieren
(Wein, Obst, Gemüse), die weniger Flächen benötigen um ein angemessenes Einkommen
zu erzielen.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche der EU hat sich durch die Erweiterung 2004 um
30 Mio ha auf 156 Mio ha vergrößert; zu den 6,7 Mio Bauern der EU-15 kommen
3,9 Mio weitere dazu. Dieser Prozess wird mit dem EU-Beitritt von Rumänien und
Bulgarien prolongiert.

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Lehrbehelf – Folie 7
RINDER- UND SCHWEINEBESTÄNDE

Trotz Strukturwandel erfolgt die Rindfleisch-, Milch- und Schweinefleischproduktion


in Österreich vergleichsweise in kleinen Produktionseinheiten. Bei einem EU-Vergleich
ist zu berücksichtigen, dass in Österreich neben stark spezialisierten und markt-
orientierten Betrieben nach wie vor viele Betriebe existieren, die nur über kleine und
kleinste Viehbestände verfügen.

Milchkühebestand
Im EU-Vergleich ist der Milchkühebestand in Österreich mit neun Stück je Betrieb sehr
niedrig. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass vor allem in den Berggebieten viele
kleinere Betriebe (insbesondere auch Nebenerwerbsbetriebe) die Rinderhaltung oft
in Form der Mutterkuhhaltung aufrechterhalten. Dies ist für die Sicherung der
Bewirtschaftung des alpinen Grünlandes ganz entscheidend.

Veränderungen in der Rinderhaltung


Im Jahr 2005 werden in 84.086 Betrieben etwas mehr als 2 Mio Rinder gehalten;
das sind knapp 24 Stück pro Betrieb (um 10 Stück niedriger als der EU-25-Durchschnitt).
1980 gibt es noch 178.980 Rinderhalter, die im Durchschnitt 14 Rinder halten.

Veränderungen in der Milchproduktion


Der Kuhbestand in Österreich umfasst 2005 insgesamt 806.000 Stück. Davon liefern
rund 540.000 Kühe 2,6 Mio Tonnen Milch an Molkereien und Käsereien. Der Rest sind
so genannte Mutterkühe, die nur für die Aufzucht von Kälbern genutzt werden.
Im Vergleich dazu gibt es 1970 fast 1,1 Mio Milchkühe, die knapp 2 Mio Tonnen Milch
liefern. Die Milchleistung je Kuh ist, z. B. durch verbesserte Futtermittel, von 1970 bis
2005 von ca. 3.000 kg auf 5.800 kg gestiegen.
Trotz der großen Veränderungen in der Struktur der Milchproduktion zählt Österreich
zu den EU-Ländern mit sehr kleinen Beständen je Betrieb; nur Slowenien, Polen, Lettland
und Litauen weisen noch geringere Durchnittszahlen auf. Österreich ist aber dank
guter Verarbeitung und hoher Qualität sehr erfolgreich beim Export von Milch-
produkten.

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Schweinebestand
Der durchschnittliche Bestand je Betrieb liegt in Österreich bei rund 50 Schweinen
und ist im EU-Vergleich sehr niedrig. Führend sind die Niederlande mit über 1.000
Schweinen je Betrieb, gefolgt von Großbritannien. Absolut gesehen ist Deutschland
der wichtigste Produzent in der EU (22% der EU-Schweinefleischproduktion, 260
Schweine je Betrieb), gefolgt von Spanien, Frankreich, Polen, Dänemark und den
Niederlanden. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch liegt in der EU über
100%.

Veränderungen in der Schweineproduktion


In Österreich ist die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung von 390.000 (1960) auf
63.000 (2004) gesunken; früher haben viele landwirtschaftliche Betriebe Schweine
hauptsächlich für die Eigenversorgung gehalten. Mit dem 1980 in Kraft getretenen
Viehwirtschaftsgesetz (Haltung von mehr als 50 Zucht- oder 400 Mastschweinen pro
Betrieb nur mit Sondergenehmigung), hat man versucht, den Strukturwandel zu
bremsen. Mit dem EU-Beitritt wird diese Regelung abgeschafft und in Folge schreitet
die Spezialisierung und Arbeitsteilung in der Schweineproduktion rasch voran. Viele
Betriebe sind in Erzeugergemeinschaften organisiert und setzen auf Qualitäts-
produktion, um so im scharfen Wettbewerb auf dem Binnenmarkt bestehen zu können.

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Lehrbehelf – Folie 8
BENACHTEILIGTE GEBIETE IN ÖSTERREICH

Die Produktionsrichtung und der landwirtschaftliche Ertrag sind sehr stark von den
natürlichen Produktionsbedingungen beeinflusst. Der hohe Anteil an alpinen Regionen
in Österreich bedingt den Einsatz spezieller Politikstrategien. Einerseits zielen diese
auf die Abgrenzung der von der Natur benachteiligten Regionen und andererseits auf
den Einsatz besonderer Instrumente zur Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung ab.
Wesentlich dabei ist, dass damit der natürliche Lebensraum für die Bevölkerung und
eine attraktive Landschaft als zentrale Grundlage für den volkswirtschaftlich bedeu-
tenden Tourismus erhalten bleibt. Nach EU-Klassifizierung sind über 80% der Staats-
fläche benachteiligte Gebiete; bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche sind
dies immerhin rund 70%. Österreich zählt damit zu jenen EU-Mitgliedstaaten, die
einen besonders hohen Anteil an benachteiligten Gebieten haben. Mit dem Beitritt
zur Europäischen Union werden auch die politischen Rahmenbedingungen für diese
Gebiete übernommen. Bei der Abgrenzung des Begriffes „benachteiligte Gebiete“ wird
folgende Untergliederung vorgenommen.

Berggebiete
Die natürliche Benachteiligung resultiert aus schwierigen klimatischen Verhältnissen
aufgrund der Höhenlage und der verkürzten Vegetationszeit sowie aus einer schwieri-
geren Bewirtschaftung der Flächen durch starke Hangneigung. Wegen dieser Vorgaben
erstreckt sich das nach EU-Normen definierte Berggebiet in Österreich vorwiegend
auf die alpinen Regionen sowie auf die Kernbereiche des Wald- und Mühlviertels. Die
Produktionsrichtung der dort angesiedelten landwirtschaftlichen Betriebe ist die
Grünlandwirtschaft und die Rinderhaltung.

Sonstige Benachteiligte Gebiete


Diese Definition bezeichnet Gebiete mit einer geringeren Bodenproduktivität oder
schwierigen klimatischen Verhältnissen, die vorwiegend an den Randbereichen des
EU-Berggebietes liegen. Die vorwiegende Produktionsrichtung sind der gemischte
Betrieb mit Ackerbau und Spezialkulturen wie Wein.

Kleine Gebiete:
Kennzeichnend für diese Gebiete sind spezifische Nachteile, die aus der Rücksichtnahme
auf die Erhaltung der Umwelt und des ländlichen Lebensraumes bei der Landbewirt-
schaftung resultieren. „Kleine Gebiete“ befinden sich an den Rändern zum EU-
Berggebiet und im größeren Ausmaß in der Südoststeiermark. Die Ausrichtung der
Produktion ist unterschiedlich und so sind neben der Grünlandwirtschaft auch der
Ackerbau mit Schweinehaltung sowie der Obstbau vertreten.

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Österreichischer Berghöfekataster
Ein zentrales Element der Politik für die benachteiligten Gebiete besteht darin, die
naturbedingten Nachteile auszugleichen und so die nachhaltige Bewirtschaftung und
die landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern. Dazu werden die Betriebe im
benachteiligten Gebiet mit Hilfe des Österreichischen Berghöfekatasters nach ihrer
jeweiligen Erschwernislage eingestuft. Die Skala hat einen Rahmen von 570
Bewertungspunkten, wobei vor allem die Hangneigunsverhältnisse der Betriebe, die
verkehrsmäßige Lage sowie das Klima und die Ertragsverhältnisse berücksichtigt
werden.
Bergbauernpolitik hat grundlegende Bedeutung für unseren Lebensraum. Die Land-
wirtschaft in den Berggebieten ist der klassische Modellfall für eine multifunktionale
Landwirtschaft, die über die Erzeugung von Lebensmitteln hinaus eine unverzichtbare
Funktion für die Erhaltung des alpinen Lebensraumes hat. Umweltgerechte Bewirt-
schaftungsmethoden gestalten nicht nur eine sehenswerte Landschaft, sondern bannen
auch Gefahren (z. B. Muren, Lawinen) für Ansiedelungen in alpinen Tälern. International
aufgestellte Regeln (vor allem durch die World Trade Organization – WTO) bedingen
immer liberalere Marktverhältnisse. Es ist daher notwendig, die Produktionsfunktion
der benachteiligten österreichischen Landwirtschaftsgebiete durch wirksame Maß-
nahmen – u. a. spezielle Marketingstrategien und Prämien für die Bewirtschaftung
der schwierigen Flächen – zu sichern.

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Lehrbehelf – Folie 9
EINKOMMEN IN DER LANDWIRTSCHAFT

Jährlich werden für den „Grünen Bericht“ des Bundesministeriums für Land- und Forst-
wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft die Buchführungsdaten von 2.296 land- und
forstwirtschaftlichen Betrieben ausgewertet. Für die Beurteilung der wirtschaftlichen
Situation der bäuerlichen Betriebe ist auch die Frage wichtig, wie sich die Einkommen
in der Land- und Forstwirtschaft im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen
entwickeln.
Die Grafik zeigt, dass trotz des massiven Strukturwandels – verbunden mit einer
starken Abwanderung und stetiger Verbesserung der Produktivität – es den Bauern
im Durchschnitt nicht möglich gewesen ist, mit der allgemeinen Einkommensent-
wicklung Schritt zu halten. 2005 liegt das monatliche Pro-Kopf-Einkommen je
Arbeitnehmer/-in bei 2.408 Euro, das landwirtschaftliche Erwerbseinkommen nur bei
1.576 Euro.
Ohne die diversen Direktzahlungen (z. B. für bestimmte Leistungen oder als Ausgleich
für Preisreduktionen) wäre der Unterschied noch wesentlich größer. Diese Geldflüsse
werden sich aber tendenziell verringern. Das hat erhebliche Auswirklungen auf die
finanzielle Situation in den landwirtschaftlichen Betrieben und damit auch auf die
bäuerlichen Einkommen. So wird es hinkünftig für viele Erwerbstätige in der Land-
wirtschaft noch schwieriger, mit der allgemeinen Einkommensentwicklung Schritt zu
halten. Dies erklärt auch, warum viele Haupterwerbsbetriebe auf Nebenerwerb um-
stellen, und andere Einkunftsmöglichkeiten, wie etwa im Energie- oder Tourismus-
bereich, wahrgenommen werden.

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Lehrbehelf – Folie 10
KAUFKRAFTVERLUST DER BÄUERLICHEN EINKOMMEN

Wie für alle Bevölkerungsgruppen gilt auch für die bäuerliche Bevölkerung, dass sie
heute über einen höheren Lebensstandard als vor 30 oder 40 Jahren verfügt. Das trifft
jedenfalls für die Mehrzahl der bäuerlichen Familien zu, auch wenn die Einkommen in
der Land- und Forstwirtschaft gegenüber den anderen Berufsgruppen immer mehr
zurückgeblieben sind.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung der bäuerlichen Einkommen
waren und sind Fortschritte in der Produktivität der Land- und Forstwirtschaft; dies
bedeutet u.a. Strukturwandel, Rationalisierung und Nutzung des technischen
Fortschritts. Anders ausgedrückt: Der Bauer bzw. die Bäuerin muss eine immer größere
Menge an Agrarprodukten verkaufen, um sich bestimmte andere Güter (z. B. Zeitung)
leisten zu können (und so zumindest das Einkommensniveau zu halten).

Weitere Beispiele:
Für den „Normalhaarschnitt Herren“ muss 1960 der Markterlös von etwa 4 kg Weizen
aufgewendet werden; 2005 ist dafür schon die Menge von rund 120 kg notwendig.
Eine Installateurstunde kostet 1960 den Gegenwert von ca. 20 kg Weizen; gegenwärtig
sind es etwa 800 kg.

Direktzahlungen
Höhere Kosten, verursacht durch naturbedingte Nachteile (z. B. Berggebiet), strenge
Produktionsauflagen (z. B. Tierschutz) bzw. steigende Produktionskosten können nicht
immer durch Rationalisierung abgefangen werden. Was nicht in höheren Produktpreisen
Berücksichtigung findet, weil der internationale Wettbewerb das nicht ermöglicht,
muss etwa in Form von Direktzahlungen ausgeglichen werden. Diesen kommen mit
der EU-Mitgliedsschaft Österreichs besondere Bedeutung zu, da als Folge des Betritts
das Erzeugerpreisniveau für Agrarprodukte um 25% gesunken ist.
Die österreichische Bevölkerung hat traditionell besondere Erwartungen an die land-
wirtschaftliche Produktion, u. a.:
• sorgsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen
• Erhaltung der Landschaft
• artgerechte Haltung der Nutztiere
Dies sind Leistungen, die in den Marktpreisen nur teilweise abgegolten werden. Die
verschiedenen Direktzahlungen, etwa der Bergbauernzuschuss oder die Prämien im
Rahmen des Umweltprogramms, haben daher eine unverzichtbare Funktion zur
Sicherung der Einkommen in den bäuerlichen Betrieben.

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Auswirkungen der Globalisierung


Die Liberalisierung des internationalen Agrarhandels unterstreicht die Wichtigkeit von
Direktzahlungen. Die europäische Landwirtschaft wird beispielsweise niemals zu den
in Brasilien herrschenden Bedingungen Zucker erzeugen können. Sie ist jedoch zuneh-
mend dem Konkurrenzdruck von diesem starken Agrarexportland ausgesetzt.
Wie ungleich die Wettbewerbsbedingungen sind, zeigt folgender Umstand:
Ein brasilianischer Landarbeiter bekommt als Monatslohn für seine Arbeit etwa in
einer Zuckerrohrplantage (tägliche Arbeitszeit 12 Stunden, 6 Tage in der Woche)
denselben Betrag, den in Österreich ein Bauer für eine Mechanikerstunde (z. B. Traktor-
reparatur) bezahlen muss.

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Lehrbehelf – Folie 11
MULTIFUNKTIONALITÄT

Erwartungen an Bäuerinnen und Bauern in Österreich


Die Rolle der Landwirtschaft in der Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten
stark gewandelt. Gegenüber der Produktionsfunktion und der quantitativen Ver-
sorgungssicherheit werden noch weitere Erwartungen an die Bauern und Bäuerinnen
gestellt:
• Erzeugung von qualitativ hochwertigen und gesunden Agrarprodukten
• Sorgsamer Umgang mit Boden und Wasser
• Artgerechte Tierhaltung
• Pflege der Kulturlandschaft
• Produktion erneuerbarer Rohstoffe
• Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des ländlichen Raumes
Diese Funktionen werden – im Gegensatz zu vielen großen außereuropäischen Agrar-
exportländern – von den EU-Mitgliedsstaaten zumeist erfüllt.

Die Europäische Kommission hat 1998 in der Begründung für die geplante Agrarreform
im Rahmen der „Agenda 2000“ u. a. folgendes festgestellt:
„Der wesentliche Unterschied zwischen dem europäischen Modell und dem unserer
wichtigsten Mitbewerber liegt in der Multifunktionalität der europäischen Land-
wirtschaft und der Rolle, die sie für die Wirtschaft, die Umwelt, die Gesellschaft und
die Landschaftspflege spielt, weshalb es gilt, die Landwirtschaft in Europa zu erhalten
und die Einkommen der Landwirte zu sichern.“

Bereits ein Jahr zuvor hat der Agrarministerrat die Aufgabenstellung der europäischen
Landwirtschaft wie folgt definiert:
„Nach Ansicht des Rates muss die europäische Landwirtschaft als Wirtschaftsbereich
multifunktional, nachhaltig und wettbewerbsfähig sein und sich über den gesamten
europäischen Raum (einschließlich der benachteiligten Regionen und der Berggebiete)
verteilen. Sie muss in der Lage sein, die Landschaft zu pflegen, die Naturräume zu
erhalten, einen wesentlichen Beitrag zur Vitalität des ländlichen Raumes zu leisten
und den Anliegen und Anforderungen der Verbraucher in Bezug auf die Qualität und
die Sicherheit der Lebensmittel, den Umweltschutz und den Tierschutz gerecht zu
werden.“

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Bedeutung eines funktionierenden ländlichen Raumes


Der Begriff ländlicher Raum bezeichnet mehr als nur den Gegensatz zur Stadt. Er
bezieht sich auf das wirtschaftliche und soziale Netzwerk von Land- und Forstwirtschaft
sowie kleinen Handwerks-, Handels- und Dienstleistungsbetrieben. Knapp 80% der
österreichischen Bevölkerung leben in ländlichen Regionen und der Anteil an Klein-
und Mittelbetrieben ist in Österreich besonders hoch.
Die bäuerlichen Familienbetriebe leisten wichtige Beiträge für die dörfliche Gemein-
schaft, zur sozialen Kultur von Regionen und zum Netz der Selbsthilfe. Insbesondere
im ländlichen Raum stellt eine lebensfähige Land- und Forstwirtschaft eine wesentliche
Voraussetzung für eine positive Entwicklung dar. Dabei ist sie Teil eines sehr komplexen
Systems, denn der „Arbeitsplatz“ Bauernhof ist vielfach auch mit einer nichtlandwirt-
schaftlichen (selbständigen oder unselbständigen) Tätigkeit kombiniert.
Die Land- und Forstwirtschaft ist für die Volkswirtschaft von großer Bedeutung. Einer-
seits tritt sie als Abnehmer von Betriebsmitteln, Investitionsgütern sowie Dienstleis-
tungen (vorgelagerter Bereich), andererseits als Lieferant von landwirtschaftlichen
Rohstoffen auf (nachgelagerter Bereich). Die indirekten Liefer- und Absatzverflech-
tungen sowie die davon ausgehenden wirtschaftlichen Impulse sind für die indust-
riellen, gewerblichen und sonstigen Unternehmen, vor allem im Dienstleistungssektor,
von erheblicher Bedeutung. Aus diesem Grund ist Agrarpolitik auch Wirtschaftspolitik
und Politik für den ländlichen Raum.

Voraussetzungen um diese Erwartungen erfüllen zu können


Der Erfüllung der multifunktionalen Aufgabenstellung steht die Erwartung gegenüber,
dass die europäische Landwirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit sowohl auf dem
Binnenmarkt wie auf den Weltmärkten verbessern muss.
Was heute als Multifunktionalität der Landwirtschaft erwartet wird, ist früher über
den Erzeugerpreis für Agrarprodukte mehr oder weniger ausreichend abgegolten
worden. Mit der Liberalisierung der Agrarmärkte und den sinkenden Erzeugerpreisen
ist das immer weniger möglich. Daher muss die Abgeltung der vom Markt nicht
honorierten gemeinwirtschaftlichen Leistungen in Form von funktionsorientierten
Direktzahlungen erfolgen. Dieses Instrument der Gemeinsamen Agrarpolitik ist daher
auch nicht verzichtbar. Diese Klarstellung ist immer wieder notwendig:
„Auch die tüchtigsten Bauern und Bäuerinnen können nicht zu Weltmarktbedingungen
alle jene Leistungen erbringen, welche der Staat und die Bevölkerung von ihnen
erwarten.“

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Lehrbehelf – Folie 12
GEMEINSAME AGRARPOLITIK (GAP)

Österreich ist seit 1. Jänner 1995 Mitglied der Europäischen Union. Mit dem Beitritt
hat Österreich sämtliche Regelungen und Verpflichtungen der Gemeinsamen Agrar-
politik (GAP) übernommen. Die GAP soll gewährleisten, dass die europäische Land-
wirtschaft auch bei sich ständig ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die
multifunktionalen Leistungen dauerhaft erbringen kann.
Seit den Anfängen der Europäischen Integration zählt die Agrarpolitik zu den
wichtigsten Aufgabenbereichen europäischer Politik. Die noch nicht zur Gänze über-
wundene Lebensmittelknappheit und der Hunger nach Ende des Zweiten Weltkrieges
sind maßgeblich dafür, dass bereits im EWG-Vertrag (1957) die gemeinsame Agrarpolitik
(GAP) verankert wird. Sie umfasst folgende Ziele:
• Steigerung der Produktivität der Landwirtschaft
• Gewährleistung einer angemessenen Lebenshaltung der ländlichen Bevölkerung
• Stabilisierung der Märkte
• Sicherstellung der Versorgung
• Belieferung der Verbraucher/-innen zu angemessenen Preisen
Zur Erreichung der im Gründungsvertrag festgeschriebenen Ziele sind entsprechende
Instrumente notwendig:

Marktordnung (1. Säule der GAP)


– Gewährleistung einer nachhaltigen Produktion durch Mengensteuerung
Das bedeutet eine gesicherte Versorgung der Bevölkerung und Vorbeugung gegen
Überproduktion (z. B. durch Milchquoten).
– Durchführung von Einlagerungsaktionen
Bei Marktstörungen (Preisverfall, Überangebot) wird eine Unterstützung für die
private Lagerhaltung gewährt; nach den GAP-Reformen ist dies die überwiegende
Form der Marktentlastung. Weiters kann eine so genannte Intervention (staatlicher
Ankauf von Agrarprodukten zu festgelegten Bedingungen) gesetzt werden.
– Förderung des Exports
So genannte Exporterstattungen ermöglichen den Verkauf der meist teureren EU-
Agrarprodukte auf internationalen Märkten.
– Direktzahlungen als Ausgleich für Preissenkungen infolge von Liberalisierung

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Maßnahmen zur Stärkung der ländlichen Räume (2. Säule der GAP)
– Förderung von umweltgerechten Produktionsmethoden
Österreich hat bereits vor dem EU-Beitritt ein umfassendes Programm (Österreichi-
sches Programm zur Förderung einer umweltgerechten Landwirtschaft – ÖPUL)
ausgearbeitet, so dass es schon 1995 möglich ist, diese EU-Förderungsmaßnahme
bestmöglich zu nützen.
– Ausgleichszahlungen für Betriebe in benachteiligten Gebieten
Österreich nutzt diese Maßnahme im Interesse der Bauern, die auf Grund natürlicher
bzw. sozioökonomischer Faktoren benachteiligt sind, in vollem Umfang.
– Unterstützung von Investitionen für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit
Zu diesen so genannten Strukturmaßnahmen, die zur Erhöhung der Wertschöpfung
in ländlichen Gebieten dienen, gehören:
• einzelbetriebliche Investitionsförderung
• Niederlassungsprämie für Junglandwirte
• Förderung von Verarbeitung und Vermarktung
• Unterstützung von Qualitätsproduktion und artgerechter Tierhaltung

Außenschutz
– Zölle auf gewisse landwirtschaftliche Produkte aus Nicht-EU-Staaten
Diese Maßnahme zum Ausgleich von Preisdifferenzen gilt auf Grund einer Vielzahl
von Freihandelsregelungen mit diversen Drittstaaten und Staatengruppen nur mehr
teilweise.
– Interessensvertretung bei internationalen Organisationen, z. B. WTO

Gemeinsame Marktorganisation der EU


Um den wesentlichen Grundsätzen der GAP
• Gemeinsamer Agrarmarkt
(freier Warenverkehr in einem einheitlichen Markt)
• Gemeinschaftspräferenz
(Vorrang von EU-Produkten gegenüber Produkten aus Drittstaaten)
• Finanzielle Solidarität
(Maßnahmen der GAP werden gemeinschaftlich finanziert)
zu entsprechen, werden beginnend mit 1962 gemeinsame Marktorganisationen (GMO)
geschaffen. Damit soll nicht nur der Absatz von in der Gemeinschaft hergestellten
Produkten gewährleistet, sondern auch ein bestimmtes Preisniveau (Ziel-Orientierungs-
Referenzpreise) erreicht werden. Seit 1968 gibt es gemeinsame Agrarpreise.

Gleichzeitig mit der Schaffung der gemeinsamen Marktorganisationen wird der Euro-
päische Ausrichtungs- und Garantiefonds (EAGFL) eingerichtet. Über diesen Fonds
werden die finanziellen Aufwendungen für die Marktordnung und für die Entwicklung
des ländlichen Raumes abgewickelt.
Bereits Anfang der 1970er-Jahre kann der Bedarf bei den wichtigsten Agrargütern aus
der eigenen Produktion gedeckt werden. Auf Grund großer Fortschritte in der Produk-
tivität und der Sicherung des Absatzes durch das Marktordnungssystem kommt es in
einzelnen Bereichen zu einer starken Überproduktion. Die Verwertung im Export wird
immer kostspieliger und so werden die ersten Reformschritte der GAP bereits in den
1980er-Jahren gesetzt.

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Lehrbehelf
Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)

1992: Mac Sharry-Reform


Über Initiative des irischen Agrarkommissars, Mac Sharry, erfolgt die erste grund-
legende Reform der GAP. Das entscheidende Element der Mac Sharry-Reform ist die
Reduktion des über Marktordnungen gesicherten hohen Preisniveaus bei wichtigen
Agrarprodukten (Getreide, Rindfleisch) und der Ausgleich für Einkommensverluste
durch Direktzahlungen. Das Ziel ist die Verringerung der Produktion und die Reduktion
der Kosten.

1999: Reform im Rahmen der Agenda 2000


Die EU-Erweiterung 2004 ist ein maßgeblicher Grund für eine weitere GAP-Reform.
Die 1992 begonnene Systemumstellung wird verstärkt fortgesetzt:
• Produktpreisstützungen werden eingeschränkt und der Ausgleich über Direkt-
zahlungen erfolgt nicht zur Gänze.
• Für die Mitgliedsstaaten besteht die Möglichkeit über die so genannte Modulation
(Kürzung der Direktzahlungen an Großbetriebe) Mittel für Maßnahmen der ländlichen
Entwicklung umzuwidmen.
• Die Maßnahmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes werden in einer
Verordnung (2. Säule der GAP) zusammengefasst.
• Direktförderungen für umweltbezogene Leistungen der Landwirtschaft werden
erhöht und damit der Agrarsektor in seiner Multifunktionalität gefördert.

2003: Die letzte große Reform


Obwohl die Maßnahmen der Reform 1999 noch nicht vollständig umgesetzt sind,
erachtet die Europäische Kommission eine weitere große Reform als unabdingbar,
die folgende Änderungen bringt:
• Eine so genannte Betriebsprämie wird eingeführt. Dies impliziert, dass die Höhe der
Direktzahlung, die ein Betrieb erhält, nur noch zum Teil vom Ausmaß der Produktion
abhängt („Entkoppelung“). Ab 2005 ersetzt die einheitliche Betriebsprämie die
früheren Tierprämien und den Kulturpflanzenausgleich. Nicht in der Betriebsprämie
enthalten sind: Mutterkuhprämie, Schlachtprämie, ÖPUL und Prämien für Eiweiß-
pflanzen, Energiepflanzen und Hartweizen.
• Die Direktzahlungen sind an die Einhaltung von Umwelt-, Tierschutz- und Qualitäts-
vorschriften gebunden (so genannte Cross Compliance).
• Der ländliche Raum wird noch mehr gestärkt, indem die Direktzahlungen unter
Berücksichtigung der Betriebsgröße (Modulation) umgeschichtet werden.

Finanzielle Vorausschau 2007 bis 2013


Mit der im Dezember 2005 erzielten Einigung der 25 Staats- und Regierungschefs wird
Klarheit über den künftigen EU-Haushalt geschaffen. Für die Finanzperiode 2007 bis
2013 beträgt das EU-Budget insgesamt 862,4 Mrd Euro. Mit dieser Entscheidung und
der Einigung der EU-Agrarminister wird die konsequente Fortführung des Umwelt-
und Bergbauernprogrammes sowie der Bildungs- und Investitionsmaßnahmen er-
möglicht.

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Lehrbehelf – Folie 13
AGRARBUDGET ÖSTERREICHS

Die Förderungsmaßnahmen für die österreichische Land- und Forstwirtschaft erfolgen


seit dem EU-Beitritt im Rahmen der GAP. Als EU-Mitglied ist Österreich in der Lage,
die möglichen Förderungen in einem hohen Ausmaß zu nutzen. Voraussetzung dafür
ist die gute Vorbereitung, die konstruktive Zusammenarbeit zwischen bäuerlichen
Interessenvertretungen und den zuständigen staatlichen Stellen (Bund, Länder) und
vor allem die Bereitschaft der Bauern und Bäuerinnen sich auf neue Rahmenbedin-
gungen einzustellen. Der österreichischen Land- und Forstwirtschaft stehen Fördermittel
aus dem EU-, dem Bundes- und dem jeweiligen Landesbudget zur Verfügung.

Zusammensetzung des Agrarbudgets in Österreich

Einnahmen
Das österreichische Agrarbudget beträgt 2005 insgesamt knapp 2.420 Mio Euro, der
darin enthaltene EU-Anteil liegt bei 1.432 Mio Euro. Die nationalen Mittel werden in
gegenseitiger Abstimmung von Bund (482 Mio Euro) und Ländern (506 Mio Euro)
aufgebracht. In Summe gesehen sind die Ausgaben der einzelnen Länder jedoch höher,
da beispielsweise einige Fördermaßnahmen von den Ländern allein finanziert werden.

Ausgaben
Die Ausgaben für das Jahr 2005 setzen sich wie folgt zusammen:
• Umweltschonende Maßnahmen – 682 Mio Euro
Umweltprogramm, Energie aus Biomasse, sonstige Umweltmaßnahmen
• Ausgleichszahlungen – 823 Mio Euro
für Senkung der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und
Prämien laut GAP (Direktzahlungen: Flächen-, Tier- und Produktprämien)
• Strukturmaßnahmen – 572 Mio Euro
Ausgleichzulagen in benachteiligen Gebieten, einzelbetriebliche Investitions-
förderung, Niederlassungsprämie für Junglandwirte, etc.
• Sonstige Förderungen – 343 Mio Euro
Lagerhaltungskosten, etc.
Der Anteil der Förderungen, der direkt an die Bauern ausbezahlt wird, beläuft sich auf
1.949 Mio Euro, das sind 81% des gesamten Budgets.

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Lehrbehelf – Folie 14
EU-HAUSHALTSPLAN

Neben der Verwirklichung des gemeinsamen Agrarmarktes ist die finanzielle Solidarität
eine wichtige Säule der gemeinsamen Agrarpolitik. Das hat zur Konsequenz, dass die
Maßnahmen sinnvollerweise überwiegend aus dem EU-Budget finanziert werden. Das
ist auch die Erklärung für den hohen Anteil der Agrarausgaben am EU-Budget.

Zusammensetzung des EU-Haushalts 2006 – insgesamt 111.670 Mio. Euro

Einnahmen
Der EU-Haushalt wird aus Mitteln der Mitgliedsstaaten aufgebracht und aus vier
Finanzquellen gespeist:
• 12,7% Traditionelle Eigenmittel
– 11,5% Zölle (Zolltarif für aus Drittländern eingeführte Waren)
– 1,2% Agrarzölle (beim Import von Agrarprodukten wird die Differenz zwischen dem
niedrigeren Weltmarktpreis und dem höheren Preis innerhalb der EU abgeschöpft)
und Zuckerabgabe (muss von Unternehmen des Zuckersektors gezahlt werden)
• 14,1% Mehrwertsteuer-Eigenmittel
• 72,0% Bruttosozialprodukt (BSP)-Eigenmittel
BSP ist die Summe aller Produkte und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft,
die innerhalb eines Jahres von Inländern im In- und Ausland erzeugt werden.
Laut Beschluss dürfen die Eigenmittel 1,27% des EU-BSP nicht überschreiten.
• 1,2% Sonstiges (Vorzugszinsen, Geldbußen, Vorjahresüberschüsse, etc.)

Ausgaben
• 45,5% Landwirtschaft
Direktzahlungen an Landwirte, Erstattungen bei der Ausfuhr von Agrarerzeugnissen
in Drittländer, verschiedene Interventionen auf den Agrarmärkten und Ausgaben
für Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums
• 31,8% Strukturpolitische Maßnahmen
Ausgaben für die Entwicklung von Regionen mit Strukturproblemen und
Entwicklungsrückstand
• 12,8% Interne (Forschung und Entwicklung, Bildung) und externe Politikbereiche
(Zusammenarbeit mit Drittländern, humanitäre Hilfe etc.)
• 6,3% Verwaltungsausgaben (Personal-, Gebäude- und sonstige Sachausgaben)
und Reserve (Währungsreserven etc.)
• 3,6% Heranführungshilfen für Beitrittskandidaten

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Verteilung der landwirtschaftlichen Mittel


Im Laufe der Jahre hat sich nicht nur der Agraranteil am Gesamtbudget der EU, sondern
vor allem auch die Struktur des Agrarbudgets stark verändert. Der Anteil für die Aus-
gaben im agrarischen Bereich liegt 1970 bei fast 90%, gegenwärtig bei rund 46% und
wird entsprechend dem im April 2006 beschlossenen EU-Haushaltsplan 2013 auf etwa
40% zurück gehen.
Als Folge der Reformen der GAP werden 2005 rund 65% des Agrarbudgets für Direkt-
zahlungen ausgegeben und nur mehr 10% für Exportförderungen. Diese Veränderungen
machen deutlich, dass die häufig geäußerte Kritik, die EU fördere Überproduktion, die
dann teuer im Export verwertet werden müsse, nicht mehr gerechtfertigt ist. Die EU
hat mit diesen Schritten die eingegangenen Verpflichtungen (Abbau von wettbewerbs-
verzerrenden Stützungen z. B. in Form von Exportstützungen) im Gegensatz zur USA
mehr als erfüllt.
Nach schwierigen Verhandlungen und mehreren Anläufen einigen sich die 25 Staats-
und Regierungschefs der EU („Europäischer Rat“) auf das Budget für die Jahre 2007
bis 2013. Das Europäische Parlament stimmt diesem Haushaltsplan im April 2006 zu.

EU-Haushalt für den Zeitraum 2007 bis 2013, in Mrd Euro zu Preisen von 2004

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013


Gesamt 120,7 121,5 122,6 122,9 124,0 135,5 127,0
Landwirtschaft 55,0 54,3 53,7 53,0 52,4 51,8 51,2
in % 45,0 44,5 44,0 43,0 42,0 41,0 40,0

Diese Zahlenreihe zeigt: Das EU-Agrarbudget wird jährlich kleiner und der Anteil am
gesamten EU-Budget geht deutlich zurück. Mit diesem schrumpfenden Budget müssen
jedoch neue Verpflichtungen (etwa durch den EU-Beitritt von Bulgarien und Rumänien)
erfüllt werden.

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Lehrbehelf – Folie 15
AUSGABEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT IN DER EU

Die aufaddierten Budgets der einzelnen Mitgliedstaaten inklusive des EU-Haushaltes


(105,7 Mrd Euro) ergeben im Jahr 2005 eine Summe von 4.998 Mrd Euro.

Die Gesamtausgaben für den agrarischen Bereich betragen 75,0 Mrd Euro
und gliedern sich folgendermaßen:
• 48,5 Mrd Euro – Agrarausgaben aus dem EU-Haushalt
• 26,5 Mrd Euro – Agrarausgaben der Mitgliedsstaaten

Setzt man nun diese gesamten Agrarausgaben auf nationaler und internationaler
Ebene (75 Mrd Euro) in Verhältnis zum oben erwähnten Gesamtbudget (4.998 Mrd
Euro), so zeigt sich, dass der Anteil der Agrarausgaben nur 1,5% beträgt. Dieser Prozent-
satz geht Jahr für Jahr zurück. Die weit verbreitete Annahme, dass die Ausgaben für
die Land- und Forstwirtschaft einen ungleich höheren Anteil ausmachen, wird hiermit
widerlegt.

Bei der Bewertung der tatsächlichen Kosten der Agrarpolitik sollte nicht außer Acht
bleiben, dass bei vielen staatlichen Transferleistungen nicht nur die Bauern und
Bäuerinnen unmittelbare Nutznießer sind, sondern auch die Allgemeinheit. In einem
sich ständig verschärfenden Wettbewerb (Annäherung der Erzeugerpreise für Agrar-
produkte an das Weltmarktpreisniveau) kann die multifunktionale Aufgabenstellung
über die Markterlöse allein nicht gewährleistet werden.

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Lehrbehelf – Folie 16
BESCHÄFTIGTE IN DER LANDWIRTSCHAFT UND EU-ERWEITERUNG

Beschäftigte in der Landwirtschaft


In den neuen Mitgliedsstaaten bzw. Beitrittsländern sind viel mehr Menschen in der
Landwirtschaft tätig als im EU-Durchschnitt. Ganz besonders trifft das für Rumänien
und auch für Bulgarien zu, die 2007 Mitglieder der EU werden.

EU-Erweiterung 2004
Mit 1. Mai 2004 hat sich die EU um 10 neue Mitgliedsländer vergrößert (Estland,
Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn
und Zypern). Es ist dies die größte Erweiterung in der Geschichte der EU und ein sehr
wichtiger Schritt im europäischen Integrationsprozess. Die Bewältigung dieses
Integrationsschrittes stellt insbesondere für die europäische Landwirtschaft und somit
für die gemeinsame Agrarpolitik eine große Herausforderung dar.

Die Erweiterung 2004 bedeutet für die EU:


• eine Vergrößerung um 35 Mio Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche
(25% der Gebietsfläche der EU-25)
• ein Plus von 3,6 Mio landwirtschaftlichen Betrieben (+ 35%)
• um 7,2 Mio mehr Beschäftigte in der Landwirtschaft (+ 52%)
• zusätzlich 100 Mio Verbraucher (+ 27%).

Landwirtschaftliche Struktur in den neuen Mitgliedsländer


Bedingt durch die noch nicht bewältigten Schwierigkeiten, die die mittel- und osteuro-
päischen Länder durch den EU-Beitritt haben, kann vielfach das vorhandene Potenzial
nicht voll genutzt werden.
Nachteile
• teilweise geringe Produktivität, Kapitalmangel, veraltete Marktstrukturen
• In einzelnen Ländern hoher Anteil von kleinen Betrieben
Vorteile
• häufig niedrige Produktionskosten
(wesentlich niedrigere Löhne, geringere Boden- und Pachtpreise)
• geringe Aufwendungen für verschiedene Dienstleistungen und Subventionen

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Lehrbehelf – Folie 17
AGRARHANDEL ÖSTERREICHS

Die Europäische Union ist mit rund dreiviertel der Gesamteinfuhren bzw. -ausfuhren
Österreichs wichtigster Handelspartner.

Vor dem EU-Beitritt hat Österreich ein großes Außenhandelsdefizit bei Agrarprodukten,
vor allem gegenüber der Europäischen Union. Aus der Grafik ist deutlich ablesbar, dass
der Warenaustausch seit 1995 erheblich ansteigt und sich das agrarische Außenhandels-
defizit ständig verringert. Österreich hält im Jahr 2005 mit einem Importwert von
6,2 Mrd Euro und einem Exportwert von 6,0 Mrd Euro seine Agraraußenhandelsbilanz
schon fast in der Waage.

Entgegen vielfach geäußerten Befürchtungen, ist es der österreichischen Agrar-


wirtschaft nach dem EU-Beitritt und somit verschärfter Konkurrenz gelungen, einerseits
den inländischen Markt gut zu verteidigen und andererseits die Absatzchancen im
großen Binnenmarkt zu nutzen. Deutschland ist mit Abstand – auch bei Agrarprodukten
– der wichtigste Handelspartner, gefolgt von Italien. Durchaus positiv ist die Entwicklung
der österreichischen Agrarexporte in die neuen EU-Mitgliedsstaaten.

Für die österreichische Forstwirtschaft ist traditionell der Außenhandel mit Holz von
besonderer Bedeutung. Der Gesamtwert der Holzexporte beträgt 2005 3,2 Mrd Euro,
der Wert der Importe 1,6 Mrd Euro und somit ist die dahingehende Handelsbilanz
äußerst positiv. Ganz wichtig für die Wertschöpfung und damit für die Beschäftigung
im Forstsektor ist, dass der Anteil des Exportes von Holz in be- und verarbeiteter Form
ständig steigt. Das wichtigste Ausfuhrprodukt ist Schnittholz, importiert wird vor
allem Rohholz.

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WORLD TRADE ORGANIZATION (WTO)

Die Welthandelsorganisation (WTO) wird 1994 gegründet und ist das Ergebnis der so
genannten GATT-Uruquay-Runde (einer internationalen Konferenz im Rahmen des
General Agreement on Tarifs and Trade – GATT). Ziel der WTO ist der Abbau von
Handelshindernissen und somit die Liberalisierung des internationalen Handels.
90% der weltweiten Warenströme unterliegen bereits den Regeln der WTO.

Die WTO hat inzwischen 148 Mitgliedsländer und verwaltet 3 multilaterale Abkommen:
• General Agreement on Tarifs and Trade (GATT)
– Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen
1947 unterzeichnen 23 Staaten dieses provisorische Abkommen zur Durchsetzung
einer weltweiten handelspolitischen Ordnung.
• General Agreement on Trade in Services (GATS)
– Allgemeines Dienstleistungsabkommen
Ziel des GATS ist die schrittweise Beseitigung von Handelsbarrieren und -hemmnissen
im Bereich des internationalen Dienstleistungshandels. Dieser Sektor kann auch für
ausländische Anbieter geöffnet werden.
• Abkommen über Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPS)
– Abkommen über handelsbezogenen Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums
Diese Bestimmung regelt Rechtsgebiete wie Urheberrecht, Patente und Marken.

Dispute Settlement Body (DSB) heißt die Streitschlichtungsstelle der WTO und dient
der Umsetzung der WTO-Übereinkommen. Das Streitschlichtungsorgan entscheidet
formell bei Streitigkeiten zwischen den Mitgliedsstaaten darüber, ob ein Mitgliedsstaat
seine Verpflichtungen verletzt hat. Sämtliche WTO-Mitgliedsländer sind im DSB (wie
insgesamt in der WTO) gleichberechtigt.

Die WTO, das GATT und das GATS beruhen auf der Freihandelsideologie. Waren und
Dienstleistungen sollen am jeweils günstigsten Standort erzeugt oder erbracht und
anschließend weltweit angeboten und getauscht werden. Die Konsumenten und
Konsumentinnen haben dadurch die Möglichkeit, Waren oder Dienstleistungen verschie-
denster Qualitäten von weltweiten Anbietern günstig zu erwerben.

Die Umsetzung dieses Konzeptes erfordert, dass der Handel so wenig wie möglich
durch Zölle, Importbeschränkungen und Importverbote behindert wird. Durch die
Globalisierung hat sich der Wettbewerb in vielen Bereichen intensiviert. Auf den
Märkten können sich nur jene Produkte behaupten, die Wettbewerbsvorteile in preis-
licher oder qualitativer Hinsicht aufweisen.

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Die gegenwärtigen Verträge sind das Resultat der so genannten Uruguay-Runde (1994).

Im Agrarabkommen der Uruguay-Runde wird folgendes vereinbart:


• Umwandlung von variablen Importabgaben, die den Unterschied zwischen dem
Mindestpreis in der EU und den am Weltmark herrschenden Preis ausgleichen sollen,
und den mengenmäßigen Importbeschränkungen bzw. -verboten in feste Zölle. Diese
Zölle müssen dann in einem gewissen Zeitrahmen abgebaut werden.
• Verpflichtung zu einem Mindestmarktzutritt für alle bisher nicht oder
kaum importierten Agrarprodukte
• Abbau von gestützten Exporten
• Reduktion von Förderungen in der Landwirtschaft, die mit der Produktion
gekoppelt sind
• Strenge Regeln für Förderungen (z. B. für Umweltmaßnahmen oder Direktzahlungen
an Bergbauern)

In der gegenwärtigen Verhandlungsrunde, die so genannte Doha-Runde, wird über


weitere Liberalisierungsschritte im Agrarbereich verhandelt.

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Lehrbehelf – Folie 19
WELTHANDEL MIT AGRARPRODUKTEN

Chancen und Risken des globalen Wettbewerbs


Der EU-Markt zählt bei Agrarprodukten zu den offensten Märkten. Die EU hat 2004
Agrarprodukte im Wert von rund 70 Mrd Euro aus Drittstaaten importiert und ist damit
weltweit der größte Importeur. Innerhalb der EU ist Deutschland der größte Importeur
und Frankreich der größte Exporteur von Agrarprodukten.

Aus Entwicklungsländern importiert die EU mehr Agrarprodukte, wie die USA, Kanada,
Japan, Australien und Neuseeland zusammen. Rund 85% der Agrarausfuhren Afrikas
und 45% der Agrarausfuhren Lateinamerikas gehen in den europäischen Markt. Ganz
entscheidend ist, dass die EU mit einer Reihe von Staaten und Staatengruppen Frei-
handels- bzw. Assoziationsabkommen geschlossen hat, die auch die zollfreie oder
bevorzugte Einfuhr von Agrarprodukten vorsehen. Für die ärmsten Entwicklungsländer
(insgesamt 49) hat die EU in einem einseitigen Schritt bei sämtlichen Produkten, mit
Ausnahme von Waffen, die Zollfreiheit eingeräumt.

Die durchschnittliche Zollbelastung der EU-Agrarimporte beträgt gegenwärtig 6,5%.


Im Vergleich dazu belastet Brasilien mit einer sehr wettbewerbsfähigen Landwirtschaft
(große Einheiten, sehr niedrige Löhne, keine strengen Regelungen für die Produktion)
die Importe im Durchschnitt mit 12,5%.

Wie immer die derzeitigen WTO-Verhandlungen (Doha-Runde) beendet werden, muss


die Landwirtschaft in der EU mit der weiteren Liberalisierung des internationalen
Handels rechnen. Ziel der Doha-Runde ist die Stärkung der Welthandelsordnung, das
weitere Vorantreiben der Marktöffnung und die verbesserte Integration von
Entwicklungsländern in die Weltwirtschaft (unter anderem durch die Reduzierung der
Subventionen im Agrarsektor der Industriestaaten). Die Verhandlungen sind bis dato
noch nicht vollständig abgeschlossen, da große Differenzen zwischen den Interessen
von Industrie-und Entwicklungsländern bestehen.

Insgesamt wird sich die Situation für die österreichische Landwirtschaft, die neben
dem internen EU-Wettbewerb zunehmend auch den globalen Wettbewerb zu spüren
bekommt, nicht entspannen. Das überreiche Angebot an Lebensmitteln in den Super-
märkten aus sämtlichen Ländern der Welt zeigt dem Verbraucher täglich, dass die
Globalisierung in der Agrarwirtschaft schon längst Wirklichkeit ist.

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Lehrbehelf – Folie 20
SELBSTVERSORGUNGSGRAD IN ÖSTERREICH

Selbstversorgungsgrad bei tierischen und pflanzlichen Erzeugnissen


Dies bezeichnet das Verhältnis der Bruttoeigenerzeugung von Produkten zum Gesamt-
verbrauch gemessen in Prozent. Die Bruttoeigenerzeugung beschreibt die Menge des
im Inland erzeugten Produktes und unter Verbrauch versteht man jegliche Verwertung
im Inland.
Die Grafik über den Selbstversorgungsgrad zeigt, dass Österreich beispielsweise bei
Fleisch (Ausnahme Geflügel), Milch, Brotgetreide und auch Zucker den inländischen
Bedarf zu mehr als 100 % in der Regel decken kann. Bei Obst und Gemüse ist auf Grund
der klimatischen Voraussetzungen die Situation völlig anders; es wäre auch nicht
sinnvoll, alle Produkte in Österreich zu erzeugen.

Das überreiche Angebot an Lebensmitteln in den Supermärkten ist für eine über-
wiegende Zahl von Menschen in den westlichen Industriestaaten zur Selbstver-
ständlichkeit geworden. Es ist aber sinnvoll, sich Gedanken über die Herkunft und die
Produktionsbedingungen von Lebensmitteln zu machen und in dieser Hinsicht den
qualitativ hochwertigen österreichischen Produkten den Vorzug zu geben.

Die Versorgung über den Weltmarkt – bei wichtigen Agrargütern – bedeutet ein wesent-
lich höheres Preis- und Mengenrisiko, häufig lange Transportwege und wenig Trans-
parenz über die Art der Erzeugung. Aber auch in der Versorgung innerhalb des EU-
Binnenmarktes ist es nicht egal, ob Lebensmittel kreuz und quer durch Europa
transportiert werden.

Es gibt eine Reihe von guten Gründen, warum die Versorgung mit Lebensmitteln aus
heimischer Produktion auch in Zukunft sinnvoll ist. Mehr als in der Vergangenheit will
eine immer größer werdende Zahl von Konsument(en)innen wissen, unter welchen
Bedingungen Rind- und Schweinefleisch, Milch, Eier oder Gemüse erzeugt werden.
Diesem berechtigten Anliegen kann durch die Versorgung aus geografisch nahe
liegenden Regionen am Besten entsprochen werden.

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Lehrbehelf – Folie 21
ANBAU GENTECHNISCH VERÄNDERTER PFLANZEN

Gentechnik – Chance und Risiko


Der Einsatz von Gentechnik wird in der globalen Landwirtschaft ein zunehmend
wichtiger Faktor. 2005 werden weltweit in 21 Ländern auf 90 Mio ha Ackerflächen
gentechnisch veränderte Pflanzen (GVO) angebaut. Das ist gegenüber 2004 eine
Zunahme von 11%. Den bedeutendsten Flächenzuwachs verzeichnet Brasilien, wo sich
die Anbaufläche für transgene Sojabohnen um 88% auf 9,4 Mio ha vergrößert hat.
Das größte relative Wachstum weist Indien bei transgener Baumwolle auf
(2004: 0,5 Mio ha, 2005: 1,3 Mio ha). Transgene Organismen enthalten zusätzlich Gene von
anderen Arten.

In der EU wird in fünf Mitgliedsstaaten (Spanien, Deutschland, Tschechische Republik,


Frankreich, Portugal) gentechnisch veränderter Mais angebaut. Die bebaute Fläche
beträgt in Spanien ca. 48.000 ha, in den anderen Mitgliedsstaaten zwischen 150 ha
(Tschechische Republik) und 750 ha (Portugal).

Österreich ist bis dato im Pflanzenbau gentechnikfrei und hat sich auf Grund seiner
strengen Saatgutregelung einen sehr guten Markt für Maissaatgut aufgebaut.
In Europa gibt es nach wie vor Widerstand gegenüber dem Einsatz der Gentechnik bei
Nutzpflanzen. Die Gentechnik ist eine Methode zur gezielten Veränderung des Erbgutes.
Die klassische Pflanzenzüchtung basiert auf der Auslese von geeignetem Pflanzen-
material. Durch die Methode der Kreuzung entstehen neue Sorten.

Die Gentechnik ermöglicht die „Optimierung“ der Eigenschaften von Nutzpflanzen.


Dabei werden z. B. Resistenzen gegen Schädlinge eingebaut. Es gibt auch gentechnisch
veränderte Kulturpflanzen, die auf den Einsatz eines bestimmten Herbizides (chemi-
sche Substanzen, die Unkräuter zum Absterben bringen) tolerant reagieren. Herbizide
können Nutzpflanzen schädigen, was durch „Resistenzgene“ verhindert werden soll.
Weitere Gentechnik-Versuchsreihen haben Pflanzen mit verbesserten Ölen (z. B. Raps)
oder erhöhten Vitaminkonzentrationen (z. B. Vitamin-A-Gehalt im so genannten Golden
Rice) zum Ziel.

Die Gentechnik ist eine relativ junge Technologie. Sie ist rasch und ohne genaues
Wissen über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt eingeführt worden. Bei
einzelnen gentechnisch veränderten Pflanzen gibt es unerwünschte Nebeneffekte,
wie z. B. bei Baumwolle (Ziel höhere Erträge – das Gegenteil ist eingetreten). Ein nicht
gelöstes Problem ist beispielsweise auch die Gefahr von Auskreuzungen (Kreuzung
mit wild wachsenden Pflanzen).

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Rechtliche Bestimmungen beim Einsatz der Gentechnik:


• Seit Oktober 2002 ist die EU-Freisetzungsrichtlinie (2001/18) in Kraft, die die Frei-
setzung von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) zu Versuchszwecken bzw.
auch deren Inverkehrbringen für kommerzielle Zwecke regelt. Für jede Freisetzung
gibt es verpflichtend ein so genanntes Monitoring (Beobachtung), um später
auftretende Beeinträchtigungen für Umwelt und Gesundheit rechtzeitig erkennen
zu können.
• Im April 2004 tritt eine Verordnung in Kraft, die unter anderem die Kennzeichnung
für Lebens- und Futtermittel, Haftungen (im Falle von Verunreinigungen von Bio-
oder konventionellen Produkten) und die Zulassung von Sorten regelt.
• Nach wie vor ist eine Reihe von rechtlichen Problemen im Detail nicht geklärt. Dies
betrifft vor allem Haftungsfragen im Fall von verursachten Schäden sowie die Koexis-
tenz von gentechnisch veränderten und konventionellen bzw. biologischen Kulturen.

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Lehrbehelf – Folie 22
ERNEUERBARE ENERGIE

Der österreichische Energieverbrauch, der stark von fossilen Energieträgern (Öl, Kohle,
Erdgas) dominiert wird, beträgt derzeit rund 1.400 Petajoule. Der Anteil der erneuer-
baren Energie am Gesamtverbrauch beträgt rund 300 Petajoule, also knapp über 20%.
Davon wiederum nehmen die Bioenergie mit über 50% und die Wasserkraft (abhängig
vom Wasserangebot der Flüsse) mit etwa 45% den überwiegenden Anteil ein. Der Rest
entfällt vor allem auf Windenergie, Solarthermie und Wärmepumpen.

Begriffserklärungen
• Erneuerbare Energie
Dies ist der allgemeine Begriff für umweltfreundlich erzeugte Energieformen. Dazu
zählt vor allem Energie, die aus Biomasse, Wind- und Wasserkraftanlagen sowie aus
Solarzellen gewonnen wird.
• Biomasse
Mit dem Begriff „Biomasse“ beschreibt man Energieträger, die sich z. B. durch land-
und forstwirtschaftlichen Anbau gewinnen lassen, darunter Holz, Stroh, Getreide
und Ölsaaten. Diese Energieträger sind besonders umweltfreundlich, da sie bei ihrer
Verbrennung kein zusätzliches CO 2 in die Atmosphäre entlassen. Den Anteil, den sie
freisetzen, haben sie während ihres Wachstums aus der Luft entnommen. So ist Bio-
masse eine der saubersten Möglichkeiten Energie zu gewinnen. Die heimische Land-
und Forstwirtschaft ist ein bedeutender Biomasse-Rohstofflieferant.

Wärme aus Biomasse


Österreich liegt beim Einsatz von Holz im Hausbrand im europäischen Spitzenfeld und
ist auch führend bei der Herstellung moderner Holz- und Pelletsheizkessel sowie bei
der Errichtung von Biomassefernwärmeanlagen. Die Wohnbauförderung der Bundes-
länder ist zunehmend auf energetische Kriterien ausgerichtet und es wird vor allem
die Errichtung von Biomasse- und Solarenergieanlagen unterstützt.

Strom aus erneuerbaren Energieträgern


Das Ökostromgesetz (2003) begründet eine dynamische Entwicklung. Österreich
erzeugt rund 30% seines Energieverbrauches im Inland. Davon werden rund 70% aus
erneuerbaren Energiequellen (vor allem Wasserkraft und Biomasse) gewonnen. Öster-
reich hat sich zum Ziel gesetzt bis 2010 diesen Anteil an erneuerbaren Energiequellen
auf rund 80% zu steigern.

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Biokraftstoffe
Auf Basis der EU-Biotreibstoffrichtlinie soll der Anteil von Biodiesel und Bioethanol
als Kraftstoffe gesteigert werden. In Österreich ist seit Oktober 2005 ein verpflich-
tender Anteil von 2,5% Biokraftstoffen am gesamten Treibstoffaufkommen vorge-
schrieben. Mit Oktober 2007 soll dieser Anteil auf 4,3% und mit Oktober 2008 auf
5,75% erhöht werden. Darüber hinaus soll auch Biogas als Treibstoff forciert werden.

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Lehrbehelf – Folie 23
MECHANISIERUNG – TECHNISCHER FORTSCHRITT

Der technische Fortschritt in den vergangenen 50 Jahren hat eine vorher nicht denkbare
Ertrags- und Produktivitätssteigerung in der landwirtschaftlichen Produktion ermög-
licht. Diese Entwicklung ist vor allem durch die Substitution der menschlichen Arbeits-
kraft durch Kapital (sprich Einsatz von Maschinen) eröffnet worden.

Dieser stete Mechanisierungprozess ist dafür verantwortlich, dass knapp 4% der


erwerbstätigen Bevölkerung Österreich flächendeckend bewirtschaften. Nach dem
Zweiten Weltkrieg sind noch mehr als 30% der Bevölkerung in der Land- und
Forstwirtschaft tätig gewesen. Der Wohlstand in den modernen Industriegesellschaften
hängt auch mit den immer geringer werdenden Ausgaben für Nahrungsmittel zusam-
men. So werden in Österreich derzeit etwa 12% des verfügbaren Einkommens für
Lebensmittel ausgegeben; in den 1960iger Jahren sind es noch mehr als 30%.

Dass ein Bauer heute wesentlich mehr Menschen ernähren kann als früher, begründet
sich in folgenden Faktoren:
• Nutzung moderner Züchtungsmethoden
– Leistungssteigerung bei Nutztieren (Milch, Fleisch, etc.)
– Ertragserhöhung bei Nutzpflanzen (Weizen, Mais, etc.)
• Verwendung von mineralischen Düngemitteln (Handelsdünger)
• Anwendung von effizienten Pflanzenschutzmethoden
• Mechanisierung

Auf Fehlentwicklungen, die z. B. zum überzogenen Einsatz von Handelsdünger geführt


haben, hat Österreich bereits Ende der 1980iger Jahre reagiert. Seit jener Zeit wird
wesentlich weniger Kunstdünger verwendet und speziell im Pflanzenschutz werden
verstärkt Methoden eingesetzt, die Risken für Umwelt und menschliche Gesundheit
minimieren.
90% der bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen sind vom Österreichischen
Umweltprogramm (ÖPUL) erfasst und damit ist Österreich europaweit beispielgebend.
Dies gilt auch für die heimische Tierhaltung, in der mehr als in anderen Ländern auf
die veränderte Erwartungshaltung der Gesellschaft (etwa durch Verzicht auf Extrem-
leistungen) geachtet wird.

Eine im Wettbewerb stehende Land- und Forstwirtschaft kann auf den Einsatz moderner
Maschinen nicht verzichten. Moderne technische Hilfsmittel ermöglichen die effiziente
Gestaltung von Arbeitsvorgängen und erleichtern anstrengende menschliche Arbeit.

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Da der Einsatz von modernen Maschinen sehr kapitalintensiv ist, wird in Österreich
seit Jahrzehnten die überbetriebliche Zusammenarbeit intensiv genutzt. Die Mitglied-
schaft von fast 80.000 bäuerlichen Betrieben in Maschinen-und Betriebshilferingen
beweist das in eindrucksvoller Weise. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe
kann auf diese Weise moderne Technik – kostenmäßig verkraftbar – nutzen und die
vorhandenen Kapazitäten werden sinnvoll eingesetzt.

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Lehrbehelf – Folie 24
TIERGESUNDHEIT UND TIERSCHUTZ

Die Sicherheit tierischer Lebensmittel steht in Österreich an oberster Stelle. Konsu-


ment(en)innen, Handelsketten und nicht zuletzt der Gesetzgeber stellen dahingehend
hohe Anforderungen. Damit diese Vorgaben von tierhaltenden Betrieben auch
eingehalten werden, gibt es seitens der Gesundheits-und Veterinärbehörden ein dichtes
Überwachungs- und Untersuchungssystem:
• Tiergesundheitsdienst am Hof
• stichprobenartige bis tägliche Milchqualitätskontrollen
• lückenlose Fleischuntersuchung bei jedem Tier
• flächendeckende Rückstandskontrollen
Der vorbeugende Einsatz von Arzneimitteln ist in der Tierhaltung weitestgehend ver-
boten. Im Krankheitsfall dürfen Tierarzneimittel nur unter strenger tierärztlicher Auf-
sicht angewendet werden.

Bis zum Inkrafttreten des neuen Bundestierschutzgesetzes im Jahr 2005 werden die
Tierschutzbestimmungen in Österreich durch Ländergesetze und damit teilweise sehr
unterschiedlich geregelt. Das neue bundesweit gültige Gesetz bringt für die landwirt-
schaftlichen Tierhalter eine einheitliche, bereits auf die europäischen Vorgaben abge-
stimmte Normung. Die neuen Anforderungen haben direkte Auswirkungen auf die
Investitionsentscheidungen, aber auch auf die tägliche Arbeitsroutine. Insgesamt ist
die Schaffung des Bundestierschutzgesetzes ein wichtiger Veränderungsschritt, der
insbesondere eine Vereinheitlichung der Haltungsanforderungen im Nutztierbereich
bringt. Österreich hat sich mit diesem Gesetz mit an die Spitze jener (wenigen) Länder
gestellt, für die Tierschutz ein zentrales Anliegen ist. Das Bundestierschutzgesetz
verbietet unter anderem die dauernde Anbindehaltung von Rindern und schreibt vor,
dass für die Tiere geeignete Bewegungsmöglichkeiten oder Weidegang an mindestens
90 Tagen im Jahr gewährleistet sein muss.
Die Einhaltung dieser Vorschriften wird nach einem Stichprobenplan kontrolliert.
Zusätzlich erfolgen Verdachts- und Nachkontrollen sowie Schwerpunktkontrollen. Die
Auswahl der zu kontrollierenden Betriebe erfolgt auf Grund einer Risikoanalyse.

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Tiergerechte Haltungsformen
Die meisten neuen Rinderställe werden als Freilaufställe gebaut, wo sich die Tiere
unbeschränkt bewegen können. Auch in der Schweineproduktion existieren etliche
Freilandprojekte und Ställe mit Haltung auf Stroh; dies zieht um bis zu 50% höhere
Haltungskosten nach sich.
Mit dem neuen Tierschutzgesetz wird auch die Haltung von Hühnern neu geregelt.
Die Käfighaltung ist ab Ende 2008 verboten; das heißt drei Jahre früher als in der EU,
in der daneben auch noch der „ausgestaltete Käfig“ erlaubt ist. In keinem anderen
europäischen Land gibt es so viele Legehennen in Freiland- oder Bodenhaltung wie in
Österreich. Von den insgesamt 2,5 Mio Legehennen, die in alternativen Haltungsformen
leben, stammen rund 1,3 Mio aus Freilandhaltung und 1,2 Mio aus Bodenhaltung.
Hennen in Freiland- oder Bodenhaltung im Stall brauchen mehr Betreuung, mehr Platz
und mehr Futter und verursachen dadurch höhere Produktionskosten. Diese Kosten
sind aber – wie in der Rinder- und Schweinehaltung – nur schwer auf den Konsumenten
überwälzbar.
Die Bauern und Bäuerinnen nehmen die Herausforderung der artgerechten Tierhaltung
an, sehen sich aber mit umfangreichen Investitionen für die alternativen Methoden
und gleichzeitig mit erhöhtem Druck auf die Erzeugerpreise konfrontiert. Billigangebote
vor allem aus Deutschland und Ungarn verstärken noch die angespannte Situation. In
diesen Ländern kann auf Grund anderer Strukturen und Haltungsformen günstiger
produziert werden.
Insbesondere österreichische Eiererzeuger befürchten eine deutliche Zunahme der
Importe von Käfigeiern, was viele Betriebe veranlassen könnte, die Hennenhaltung
aufzugeben. Diese Eier, deren Herkunft meist nicht erkennbar ist, sind vor allem in
verarbeiteten Lebensmitteln enthalten oder werden in Bäckereien, in der Gastronomie
und in Großküchen verwendet. Die österreichischen Bauern und Bäuerinnen fordern
die eindeutige Deklaration der Herkunft und Haltungsform nicht nur auf dem Ei,
sondern auch auf jedem eihältigen Lebensmittel. Damit die Produktion in Österreich
aufrechterhalten bleibt, wird es in den nächsten Jahren Investitionsbeihilfen für
Umstellungsbetriebe geben.

Bewusstseinsbildung der Konsument(en)innen


Gleichzeitig muss es gelingen, Konsument(en)innen zu überzeugen, vermehrt auf
österreichische Qualität zurückzugreifen und dafür einen fairen Preis zu zahlen. Eine
verstärkte Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für die Vorteile – aber auch die
höheren Kosten – der tiergerechten Haltung ist dahingehend notwendig. Insbesondere
der Lebensmittelhandel sollte bereit sein für bestimmte Produktionsstandards höhere
Preise zu zahlen. Eine offensive Bewerbung von tierfreundlich hergestellten Produkten
ist eine Möglichkeit, die angesprochenen Wettbewerbsnachteile auszugleichen.
Vordringliches Ziel ist auch eine europaweite Harmonisierung der Tierschutzstandards.

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Lehrbehelf – Folie 25
BIOLOGISCHER LANDBAU

Entwicklung des biologischen Landbaus in Österreich


Im Jahr 2005 bewirtschaften in Österreich 20.310 Biobetriebe (Durchschnittsgröße
17 ha) knapp 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Mit diesem Anteil der biologisch
bewirtschafteten Flächen liegt Österreich weit über dem EU-Durchschnitt von etwas
mehr als 3 %.
Der biologische Landbau hat in Österreich eine lange Tradition und so reichen erste
Anfänge bereits vor den Zweiten Weltkrieg zurück. Erst mit Beginn der 1980iger Jahre
und der Einführung einer Umstellungsbeihilfe kommt es zu einem signifikanten Anstieg
der Biobetriebe. 1990 beträgt deren Zahl 1.970, zwei Jahre später bereits über 9.700.
Bis 1998 steigt die Anzahl der biologisch wirtschaftenden Betriebe auf über 20.000.
Der darauf folgende Rückgang ist auf Betriebsaufgaben und Rückumstellungen von
vor allem Vieh haltenden Betrieben zurückzuführen. Seit 2001 gibt es wieder eine
Zunahme.

Gründe für diese dynamische Entwicklung:


• verstärkte Förderung des biologischen Landbaues in Form von Direktzahlungen
• Zunahme der Nachfrage für Bioprodukte
• Umstellung auf „Bio“ ist eine Chance für kleine Betriebe im Wettbewerb
des Binnenmarktes bestehen zu können

Entscheidend für die rasante Entwicklung des biologischen Landbaues ist neben der
intensiven Beratung der Bauern und Bäuerinnen und der verstärkten finanziellen
Förderung vor allem der Einstieg von großen Handelsketten in den Verkauf von
Bioprodukten. Dies führt bis heute zu einem kontinuierlichen Anstieg beim Absatz
und der Erschließung von neuen Käuferschichten.

Betriebe, die sich für den biologischen Landbau entscheiden, verpflichten sich zu
strengen Regeln in der Produktion. Hierbei handelt es sich einerseits um Normen, die
der jeweilige Bioverband festlegt, andererseits um Bestimmungen, die im öster-
reichischen Lebensmittelbuch festgeschrieben sind.

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Folgende Prinzipien werden berücksichtigt:


• Möglichst geringer Einsatz von Fremdenergie
• Ernährung des Bodens und nicht der Pflanzen
Durch den Einsatz organischer (z. B. Jauche) bzw. zugekaufter mineralischer Ergänz-
ungsdünger (z. B. Steinmehle) entsteht ein geschlossener Kreislauf, in dem ein
lebendiger und fruchtbarer Boden aufrecht erhalten wird.
• Nutzen von natürlichen Selbstregulierungsmechanismen
Pflanzenschutzmaßnahmen haben z. B. über den Einsatz von natürlichen Feinden
und der Verwendung umweltverträglicher Präparate zu erfolgen; chemisch-synthe-
tische Pflanzenschutzmittel sind verboten.
• Artgerechter Umgang in der Tierhaltung
In Biobetrieben gibt es keine Intensiv- oder Käfighaltung.
• grundsätzlicher Einsatz von Futter aus biologischer Landwirtschaft
• Umweltschonung
• Gentechnikfreiheit

Damit ein Betrieb Bioprodukte in Verkehr bringen kann, muss er als Biobetrieb anerkannt
sein. Die Anerkennung erfolgt nach einem vorgegebenen Verfahren (Meldung der
Umstellung, Vorlage eines Anbauplanes, u. a. m.) durch eine von den jeweils zuständigen
Landeshauptleuten anerkannte unabhängige Kontrollstelle.

Die Biobetriebe sind in Verbänden organisiert, die seit Beginn 2005 unter dem einheit-
lichen Dach „Bio Austria“ zusammenarbeiten. Mit rund 14.000 Mitgliedern ist „Bio
Austria“ die weltweit größte Biobauernorganisation, mit dem Ziel, den Marktanteil an
Bioprodukten zu steigern und die Markterlöse für die Produzenten zu verbessern.
Weiters soll die Angebotspalette an Bioprodukten vergrößert, die Erkennbarkeit mit
einem einheitlichen Erkennungszeichen erleichtert und die Qualität im gesamten
Netzwerk (von der Produktion über die Verarbeitung bis zum Handel) sichergestellt
werden.
Die Produktion und das Inverkehrbringen von Bioprodukten unterliegen einer strengen
Aufsicht. Neben der Eigenkontrolle durch die jeweiligen Bioverbände, erfolgt minde-
stens einmal pro Jahr eine vollständige Betriebsbesichtigung durch eine unabhängige
Kontrollstelle.

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Lehrbehelf – Folie 26
QUALITÄT UND LEBENSMITTELSICHERHEIT

Qualitätsbegriffe
Wörtlich meint der Begriff Qualität „Beschaffenheit“. Da sich „Qualität“ aus mehreren
Teilen bzw. Teilqualitäten zusammensetzt, kann der Begriff sehr verschieden ausgelegt
werden:
• Gesetzliche Qualität:
rechtlich verbindliche Normen (EU-Verordnungen, österreichisches Lebensmittelrecht,
österreichisches Lebensmittelbuch – „Codex“)
• Sensorische Qualität oder Genusswert:
Aussehen, Geruch, Beschaffenheit, Geschmack, etc.
• Ernährungsphysiologische Qualität:
Energiegehalt, Nährwert, Inhaltsstoffe, etc.
• Technologische Qualität:
Eignung zur Weiterverarbeitung
• Sozio-ökologische Qualität:
Anbauweise, Herstellungsmethode etc.
• Erlebniswert
Ein Lebensmittel, das in Österreich hergestellt und in Verkehr gebracht wird, muss
sowohl den EU-Vorschriften als auch den Bestimmungen des österreichischen Lebens-
mittelrechtes entsprechen.

Das österreichische Lebensmittelrecht


Zur Gewährleistung der Sicherheit von Lebensmitteln ist seit dem Jahr 2006 ein neues
österreichisches Lebensmittelrecht in Kraft. Dieses „Lebensmittelsicherheits- und
Verbraucherschutzgesetz (LMSVG)“ hat den Gesundheitsschutz der Verbraucher/-innen
und den Schutz vor Täuschung zum Ziel. Diesem Gesetz zu folge ist es verboten,
Lebensmittel die nicht sicher sind, in Verkehr zu bringen. Nicht sicher heißt, gesundheits-
schädlich oder für den menschlichen Verzehr ungeeignet, verfälscht oder wertge-
mindert. Zudem sind die Verbrauchererwartungen im „Österreichischen Lebensmittel-
codex“ definiert. Das heißt, der/die Konsument/-in kann sich bestimmte Lebensmittel
in einer genau definierten Form erwarten. Beispielsweise darf eine Wurst nur als
„Extrawurst“ in Verkehr gebracht werden, wenn ihre Zusammensetzung genau jener
des Codex entspricht. Weiters darf eine Wurst die aussieht wie eine Extrawurst, auch
nur als „Extrawurst“ und nicht mit einer anderen Bezeichnung in Verkehr gebracht
werden. Der Codex schützt also einerseits die Verbraucher/-innen vor Täuschung und
andererseits die Erzeuger/-innen vor unlauterem Wettbewerb.

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EU-Verordnungen
Als Basis für deren sichere Herstellung regeln EU-Verordnungen die Hygieneanforderung
an Lebensmittel. Auf dieser Ebene sind auch die Vorschriften über die Ausstattung von
Betriebsstätten und Räumen geregelt sowie Bestimmungen betreffend Schulungs-
maßnahmen, Personalhygiene und Lebensmittelabfälle. Weiters unterliegen die
Anforderungen bezüglich der Untersuchungen auf Keime die durch Lebensmittel über-
tragen werden können sowie die amtlichen Kontrollen den europäischen Rechts-
vorschriften.

Agrarmarkt Austria (AMA) Gütesiegel-Qualität


Lebensmittel die das AMA-Gütesiegel tragen sind charakterisiert durch die Nachvoll-
ziehbarkeit der Herkunft der Rohstoffe und deren Herstellung. Die Kontrolle erfolgt
durch ein eigens beauftrages Kontrollunternehmen. Zum Beispiel müssen Eier, Fleisch-
erzeugnisse, Wurstwaren, Getreide, Mehl, Brot, Honig und Öl zu 100% aus Österreich
stammen und bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Milch und Milcherzeugnisse
erhalten das AMA-Gütesiegel nur, wenn die wertbestimmenden landwirtschaftlichen
Rohstoffe sowie die Be- und Verarbeitung zu 100% aus Österreich kommen bzw. in
Österreich erfolgen. Stabilisatoren, Verdickungsmittel und künstliche Farbstoffe dürfen
bei Gütesiegel-Milch, -Butter und -Joghurt nicht verwendet werden. Ist Frischfleisch
mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet, so ist es garantiert aus Österreich und wird
durch ein umfassendes mehrstufiges Kontrollsystem (Landwirt – Schlachthof bzw. Ver-
arbeitungsbetrieb – Lebensmittelgeschäft) überprüft.

Das AMA-Biozeichen
Bio-Lebensmittel stehen an der Spitze der Qualitätspyramide, weil sie außer der
gesetzlich geforderten Qualität noch zusätzlichen strengeren Anforderungen ent-
sprechen müssen. Bio steht für den Verzicht auf Chemie und einen geschlossenen
Betriebskreislauf, um die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser zu schonen und
für künftige Generationen zu erhalten. Bio-Produkte haben daher zusätzlich einen
hohen ökologischen und ethischen Wert.
Es gibt zwei Varianten des AMA-Biozeichens:
• Bei der Verwendung des AMA-Biozeichens mit Ursprungsangabe „Austria“ müssen
die wertbestimmenden landwirtschaftlichen Rohstoffe zu 100% aus Österreich
stammen. Für nicht in Österreich und in der entsprechenden Qualität herstell-
bare Rohstoffe gilt bei verarbeiteten Lebensmitteln ein zulässiger Toleranzbereich
von bis zu einem Drittel. Die Be- und Verarbeitung aller Lebensmittel hat jedenfalls
in Österreich stattzufinden. Bei der Bananenmilch beispielsweise muss die Bio-Milch
zu 100% aus Österreich sein, die Bio-Bananen, die ca. 10% des Produktes ausmachen,
dürfen anderen Ursprungs sein, müssen aber garantiert biologisch produziert werden.
• Das AMA-Biozeichen ohne Ursprungsangabe garantiert die biologische Landwirtschaft und
den kontrolliert biologischen Anbau der Rohstoffe des Lebensmittels.

Unabhängige Kontrolle von Bioprodukten


Die Grundanforderungen an biologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte bzw.
Lebensmittel sind in mehreren Rechtsvorschriften geregelt. Jeder Biobetrieb wird
mindestens einmal jährlich durch eine amtlich zugelassene Biokontrollstelle geprüft.

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Lehrbehelf – Folie 27
ESSEN UND TRINKEN IN ÖSTERREICH

GESUNDE ERNÄHRUNG
Jedes Jahr verdaut unser Körper rund 0,75 Tonnen Lebensmittel. Richtige Ernährung
ist vielfältig und ausgewogen; viel Gemüse und Erdäpfel, wenig Fleisch und viel Salat.
Folgende Stoffe sollten in einem „gesunden Verhältnis“ (55% Kohlehydrate, 30% Fett,
15% Eiweiß) jeden Tag auf dem Teller sein:
• Kohlehydrate – spenden Kraft bei Belastung und Sport:
Getreideflocken (Müsli), Obst, Vollkornbrot, ...
• Eiweiß – dient zum Aufbau von Körpergewebe:
Fleisch, Milch, Käse, Joghurt, Erdäpfel, Nüsse, ...
• Fett – liefert die meiste Energie und macht fettlösliche Vitamine verwertbar:
– Pflanzliche Fette sind zu bevorzugen:
Olivenöl, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Avocado
– Tierische Fette eher sparsam konsumieren:
Wurstwaren, Fleisch, Schmalz
• Vitamine und Mineralstoffe – ermöglichen die Verwertung der Nährstoffe:
Gemüse, Salate, Früchte, Vollkorngetreide, unbehandelter Reis, Erdäpfel, ...

Apropos Fett ...


Fettabbau erfolgt unter Sauerstoffzufuhr (Atmung). Geringe ausdauernde Belastung
(z.B. Walking, langsames Laufen) verbrennt optimal Fettdepots.
Ein Zuviel an Fett lässt folgende Volkskrankheiten dramatisch ansteigen:
Bluthochdruck (Herzinfarktrisiko), Kreislauferkrankungen, rheumatische Erkrankungen,
Stoffwechselerkrankungen (Gicht, Diabetes), Krebs

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Lehrbehelf – Folie 28
VIELFÄLTIGKEIT DES BÄUERLICHEN UNTERNEHMERTUMS

 
Das Bild des bäuerlichen Berufes hat sich in den vergangenen Jahrzehnten völlig
gewandelt. Sind früher einmal viele Menschen auf den Höfen tätig gewesen, so bewirt-
schaften heute überwiegend nur mehr Mitglieder der Familie einen landwirtschaftlichen
Betrieb. Voraussetzung dafür ist eine beispiellose Substitution der menschlichen
Arbeitskräfte durch Kapital in Form von technischen Hilfsmitteln. Die Eigenversorgung
ist völlig in den Hintergrund getreten, die Produktion für den Markt dominiert.
 
Die Rolle der Landwirtschaft in der Gesellschaft hat sich ebenfalls grundlegend geän-
dert. Die traditionelle Aufgabe der Landwirtschaft als Produzent von Nahrungsmitteln
steht nicht mehr so stark im Vordergrund, wie das noch in den ersten Jahrzehnten
nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war. Hohe Qualität und Sicherheit der Lebensmittel,
Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, artgerechte Haltung der Nutztiere und eine
gepflegte Kulturlandschaft sind Erwartungen der Gesellschaft, denen der Bauer und
die Bäuerin von heute in besonderem Ausmaß gerecht werden müssen.
 
Gute Ausbildung und die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung sind wesentliche
Voraussetzungen, um heute in der Land- und Forstwirtschaft erfolgreich zu sein.

Der bäuerliche Unternehmer und die bäuerliche Unternehmerin ...


• muss über ein gutes betriebswirtschaftliches und produktionstechnisches Wissen
verfügen, um im immer härter werdenden Wettbewerb bestehen zu können.
• muss die Bereitschaft zu Veränderungen haben, um die sich häufig ändernden
agrarpolitischen Rahmenbedingungen zu bewältigen (EU-Beitritt, GAP-Reformen)
und neue Chancen nutzen zu können (Energiebereich, Tourismus).
• muss über ein ausreichendes Fachwissen verfügen, das ihn/sie befähigt, etwa die
Produktionsauflagen zum Schutz der natürlichen Grundlagen (Wasser, Boden), für
eine artgerechte Tierhaltung oder für Sicherheit der Nahrungsmittel zu erfüllen.
• muss in der Lage sein, die Möglichkeiten der modernen Agrartechnik (Mechanisierung
der Arbeitsabläufe, Computereinsatz, etc.) zu nutzen, da die menschliche Arbeitskraft
in immer geringerem Umfang auf den Bauerhöfen zur Verfügung steht.
• muss in der Lage sein, den immer anspruchsvoller werdenden administrativen Auf-
wand zu bewältigen, der beispielsweise mit den EU-Direktzahlungen verbunden ist.
• muss über handwerkliches Geschick verfügen, da der enorme Kostendruck dazu
zwingt zumindest einfache bauliche Maßnahmen oder Instandhaltungs- bzw.
Reparaturmaßnahmen selbst durchzuführen.
 

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In Österreich steht ein dichtes Ausbildungsnetz in Form der landwirtschaftlichen Fach-


schulen der bäuerlichen Jugend zur Verfügung. Die Landwirtschaftskammern bzw. die
ländlichen Fortbildungsinstitute bieten neben der individuellen Beratung durch
Fachkräfte viele Kurse und Seminare für die Weiterbildung von Bauern und Bäuerinnen
an. Die bestehenden Möglichkeiten werden sehr intensiv genutzt.

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Lehrbehelf
LINKS:
Portal der Europäischen Union
http://europa.eu

Institutionen International
• Food And Agriculture Organization of the United Nations
http://www.fao.org

Institutionen Österreich
• Lebensministerium
http://lebensministerium.at
• Portal der Landwirtschaftskammer Österreichs
http://www.landwirtschaftskammer.at
• Ländliches Fortbildungsinstitut
http://www.lfi.at
• Agrarmarkt Austria
http://www.ama.at
• Agentur für Ernährungssicherheit
http://www.ages.at
• Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
http://www.awi.bmlfuw.gv.at
• Bundesanstalt für Bergbauernfragen
http://www.berggebiete.at

Forstwirtschaft
• Lebensministerium Forstwirtschaft
http://forst.lebensministerium.at
• Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft
http://www.proholz.at

Ökologischer Landbau
• Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern
http://www.bio-austria.at
• Forschungsinstitut für biologischen Landbau
http://www.fibl.org
http://www.organic-europe.net
• Geschäftsstelle Bundesprogramm Ökologischer Landbau in der Bundesanstalt
für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
http://www.oekolandbau.de
• Stiftung Ökologie & Landbau
http://www.soel.de
• Zentralstelle für Agrardokumentation und -information
http://www.zadi.de
• International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM)
http://www.ifoam.org

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Angebote für Schulen


• Schule am Bauernhof
http://www.schuleambauernhof.at
• Waldschule in Wien
http://www.wien.gv.at/wald/waldschule.htm
• Alpenschule in Tirol
http://members.eunet.at/alpenschule
• Bioerlebnis Norbertinum
http://www.bioerlebnis.at
• Wanderausstellungen und Folder
http://www.wirtschaftsmuseum.at

Institutionen Deutschland
• Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
http://www.verbraucherministerium.de
• Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
http://www.aid.de
• ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse
der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH
http://www.zmp.de
• CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH
http://www.cma.de

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