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Lehrbehelf – Folie 1
FLÄCHENVERTEILUNG IN ÖSTERREICH
Von der Gesamtfläche Österreichs werden 87% von Land- und Forstwirt(en)innen
bewirtschaftet. Die bewirtschaftete Fläche wird jeweils zur Hälfte landwirtschaftlich
(3,26 Mio ha = Hektar) und forstwirtschaftlich (3,20 Mio ha) genutzt. Die restlichen
13% („sonstige Flächen“) entfallen auf verbaute Gebiete (Städte, Straßen, etc.), Gewässer
und Ödland (z. B. Hochgebirge).
Ackerland
Das Ackerland, welches rund 41% der landwirtschaftlich genutzten Fläche darstellt,
befindet sich auf Grund der günstigen klimatischen und geografischen Gegebenheiten
hauptsächlich im Osten Österreichs.
Es wird für den Anbau von Getreide, Mais, Ölsaaten (Sojabohne, Raps), Eiweißpflanzen
(Ackerbohne, Körnererbse und Süßlupine), Hackfrüchten (Erdäpfel, Futter- und Zucker-
rübe) sowie Gemüse genutzt.
Grünland
Das Grünland, welches rund 57% der landwirtschaftlich genutzten Fläche darstellt,
dominiert den alpinen Raum. Das Grünland wird zur Hälfte als Wirtschaftsgrünland
(Wiesen und Weiden) und extensives Grünland (Almen und Bergmähder) genutzt.
Vor allem in den westlichen Bundesländern haben die Almen für die Viehwirtschaft
und den Tourismus große Bedeutung. Almen sind hochgelegene Grünlandflächen
außerhalb der Dauersiedlungsgrenze. Wegen ihrer Höhenlage und der dadurch
bedingten klimatischen Verhältnisse werden sie nur während der Sommermonate
genutzt.
Auf Grund des hohen Grünlandanteils hat die Rinderhaltung in Österreich eine sehr
große Bedeutung. Rund 30% der Wertschöpfung kommt aus diesem Produktionsbereich
(siehe Folie 2: Produktionsanteile).
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Lehrbehelf – Folie 2
PRODUKTIONSWERT UND PRODUKTIONSANTEILE
Tierische Produktionsanteile
Kuhmilch (13%)
Insgesamt werden etwa 3,2 Mio t = Tonnen Milch produziert, wovon 2,6 Mio t an
Molkereien und Käsereien geliefert werden. Der Rest wird durch Verkauf oder
Weiterverarbeitung der Milch entweder direkt vermarktet, auf den Höfen für die
menschliche Ernährung verwendet oder an Kälber verfüttert. Der Selbstversorgungs-
grad bei Trinkmilch beträgt 127%.
Schweine (10%)
In Österreich werden pro Jahr rund 5 Mio Stück Schlachtschweine gemästet; dies ent-
spricht etwa dem Inlandsbedarf. Das Hauptfuttermittel in der Schweinemast ist der
Mais.
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Pflanzliche Produktionanteile
Wein (6%)
Jährlich werden in 32.000 Betrieben auf ca. 45.000 ha zwischen 2,5 Mio und 2,7 Mio
Hektoliter Wein geerntet, dessen Produktionswert sich zwischen 450 und 500 Mio
Euro bewegt. Niederösterreich hat mit 62% der Rebflächen den größten Anteil an der
österreichischen Weinproduktion (Burgenland knapp 29%, Steiermark 8% und Wien
etwas weniger als 1%). Seit 1999 wird der österreichische Weinbau in vier Weinbau-
regionen und 19 Weinbaugebiete unterteilt. Dank einer konsequenten Qualitäts-
produktion können im Export gute Erfolge erzielt werden.
Getreide (6%)
Jährlich werden in Österreich etwa 5 Mio t Getreide geerntet. Mit 1,7 bis 2 Mio t jähr-
licher Produktion ist der Mais die wichtigste Frucht, gefolgt von Weizen (1,2 bis 1,5 Mio t),
Gerste (ca. 1 Mio t) und Roggen (ca. 0,2 Mio t).
Handelsgewächse (3%)
Auf rund 100.000 ha werden Ölfrüchte angebaut, wobei Raps und Sonnenblumen den
größten Anteil haben. Ölsaaten dienen unter anderem für die Erzeugung von Biodiesel.
Rund 45.000 ha werden für den Anbau von Eiweißpflanzen (z. B. Ackerbohnen,
Futtererbsen) verwendet. Für rund 9.400 landwirtschaftliche Betriebe mit einer
Anbaufläche von 45.000 ha ist der Anbau von Zuckerrüben ein wichtiger Produktions-
zweig. Hauptsächlich in Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich werden
jährlich an die 2,5 Mio t Rüben erzeugt; daraus werden knapp 0,5 Mio t Weißzucker
gewonnen.
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Lehrbehelf – Folie 3
BEDEUTUNG DES WALDES
Der Wald erfüllt für die Allgemeinheit wichtige Funktionen (Nutz-, Schutz-, Erholungs-
und Wohlfahrtsfunktion). Holz ist ein nachwachsender und umweltfreundlicher
Rohstoff, der als Bau- und Brennstoff sowie für Möbel und Papier verwendet werden
kann (Nutzfunktion).
Die starke Durchwurzelung und dadurch bedingte Befestigung des Waldbodens
verhindert in Hanglagen Erosion, Steinschläge, Bodenrutschungen und Lawinen. Rund
20% unseres Waldes sind als Schutzwälder deklariert; ohne ihn wären weite Teile
Österreichs nicht besiedelbar. In Schutzwäldern müssen entsprechende Pflege- und
Verjüngungsmaßnahmen durchgeführt werden (Schutzfunktion). Außerdem bietet
der Wald Raum für Regeneration und Freizeitaktivitäten (Erholungsfunktion). Der
Wald leistet einen wichtigen Beitrag zum Wasserhaushalt. Der Waldboden speichert
große Mengen von Wasser und verhindert dadurch den Oberflächenabfluss. Ist die
Speicherfähigkeit erschöpft, so fließt das Wasser durch den Boden gefiltert, in das
Grundwasser ab und erhöht das erfassbare Gundwasserangebot. Der Wald dient dem
Klimaausgleich und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Der Wald erneuert und reinigt die
Luft. Die Filterwirkung von Wäldern ist abhängig von der Blattoberfläche; so kann eine
große Buche mit einer entsprechenden Kronenausbildung bis zu 700 kg Staub jährlich
aus der Luft filtern (Wohlfahrtsfunktion).
Flächenverteilung
In Österreich wächst auf 3,2 Mio ha Wald; das entspricht 43% der Gesamtfläche. Die
Besitzstruktur des heimischen Waldes ist historisch gewachsen. Der vorwiegend klein
strukturierte Wald befindet sich zu 80% in Privatbesitz.
Die Österreichischen Bundesforste (ÖBF AG) bewirtschaften rund 15% der Staatsfläche,
darunter auch 80 Seen und zwei Nationalparks. Den Ländern und Gemeinden gehören
3% der Forstfläche. Vor allem die Steiermark und Wien bewirtschaften Nationalparks
und Quellschutzgebiete.
Durch langsame und natürliche Wiederbewaldung von Brachland und von nicht mehr
bewirtschafteten Alm- und Weideflächen sowie durch die Aufforstung landwirtschaft-
licher Grenzertragsstandorte wächst der Wald jährlich um 7.700 ha. Insgesamt sind
größere Waldflächenzunahmen in Almregionen und in strukturschwachen Gebieten
festzustellen.
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Die Waldfläche der Laubhölzer nimmt kontinuierlich zu, die Nadelholzfläche nimmt
im Gegenzug ab. Der Grund dafür liegt in der Rückführung nicht standortgemäßer,
meist als Monokultur begründeter Fichtenbestände in stabile, altersungleiche und
naturnahe Laubmischwälder. In der naturnahen Waldbewirtschaftung wird die Wahl
der Jungpflanzen an den Standort angepasst und die natürliche Artenzusammensetzung
berücksichtigt. Wälder werden durchgeforstet, um den Bäumen ausreichend Licht,
Wasser und Nährstoffe zu verschaffen und auch seltene Baumarten in ihrer Entwicklung
zu unterstützen.
Die Fichte ist bereits im 18. Jahrhundert zur wichtigsten Baumart im Wirtschaftswald
geworden. Sie ist sehr schnellwüchsig, vielseitig verwendbar, bringt relativ hohe Erlöse
und gilt daher als „Brotbaum“ in der Forstwirtschaft. Allerdings werden Fichtenrein-
bestände heute nur noch selten angepflanzt, da dies auch Probleme mit sich bringt.
Einerseits wurzeln die Bäume flach und können sehr leicht bei Sturm ausgerissen
werden, andererseits kommt es durch die schwer verrottbaren Nadeln und die schlechte
Humusbildung zu einer Versauerung des Bodens.
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Lehrbehelf – Folie 4
HOLZWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH UND DER EU
Die heimischen Waldbauern und -bäuerinnen erwirtschaften jährlich rund 1,2 Mio
Euro. Das entspricht einem Anteil von 18% des gesamten Produktionswertes der
österreichischen Land- und Forstwirtschaft. Insgesamt stehen ca. 1,1 Mrd Vorratsfest-
meter Holz zur Nutzung bereit. Von den jährlich wachsenden 31 Mio Vorratsfestmetern
werden jedoch nur zwei Drittel (19 Mio Festmeter) geerntet.
Die heimische Forstwirtschaft ist durch die zum Teil sehr hohen Erntekosten – bedingt
durch steile Hänge, unwegsames Gelände und hohe Aufwendungen für den Bau von
Forststraßen – gegenüber anderen europäischen Staaten stark benachteiligt. So sind
die Kosten für die Holzbringung in Skandinavien nur etwa halb so hoch.
Im Rahmen der ländlichen Entwicklung werden neue Investitionsschwerpunkte gesetzt:
Verbesserung der Qualität der land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsplätze, innovative
Maschinen für die Holzernte oder Waldpflege .
Österreich rangiert mit einem Waldanteil von 47% an der Gesamtfläche an 6. Stelle
der EU-25, wobei Finnland mit 75% und Griechenland mit 73% die höchsten Waldanteile
haben. Im Schnitt sind 34% der Fläche der EU-25 Länder bewaldet. Absolut gesehen
besitzt Schweden mit 28 Mio Hektar die größten Holzreserven.
Die EU-Waldfläche hat sich mit der Erweiterung 2004 auf 160 Mio Hektar erhöht. Mit
der geplanten Aufforstung von Agrarflächen wird der Waldanteil weiterhin stark
ansteigen; alleine Ungarn beabsichtigt 0,5 Mio Hektar landwirtschaftlich genutzte
Fläche aufzuforsten. Da in den neuen EU-Mitgliedsländern nur 55% des jährlichen
Zuwachses genutzt werden, erhöht sich dort das Nutzungspotential besonders stark.
Im Vergleich zu Österreich ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Holz in den neuen EU-
Mitgliedsländern sehr gering und sie sind noch Roh- und Schnittholzexporteure.
Allerdings wird mit steigendem Wirtschaftswachstum auch ein steigender
Holzverbrauch prognostiziert, wodurch die Exportmenge von Rohholz sinken wird und
die österreichische Holzindustrie Beschaffungsprobleme bekommen könnte.
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Holzeinschlag
Der Holzeinschlag der EU-25 beträgt im Jahr 2005 insgesamt 375 Mio m 3. Österreich
liegt mit 16,5 Mio m3 an sechster Stelle. Vergleichsweise dazu beträgt der Holzeinschlag
in Russland 182 Mio m 3, in Kanada 199 Mio m 3, und in den USA 485 Mio m 3 jährlich.
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Lehrbehelf – Folie 5
STRUKTURWANDEL
Haupterwerbsbetriebe
In einem Haupterwerbsbetrieb erwirtschaften das Betriebsleiterehepaar und die im
Haushalt lebenden, ganz oder teilweise mitarbeitenden Personen mindestens 50%
des Erwerbseinkommens aus der Land- und Forstwirtschaft. 1970 werden 214.800,
1980 133.500 und 2003 80.500 Betriebe im Haupterwerb geführt.
Nebenerwerbsbetriebe
In einem Nebenerwerbsbetrieb erwirtschaftet das Betriebsleiterehepaar weniger als
50% des Erwerbseinkommens aus der Land- und Forstwirtschaft. Viele Betriebe
wechseln vom Haupterwerb in den Nebenerwerb um höhere Einkünfte erzielen zu
können. 1970 werden noch 141.300, 1980 164.600 und 2003 102.200 Betriebe im Neben-
erwerb geführt.
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Lehrbehelf – Folie 6
BETRIEBSGRÖSSEN IN ÖSTERREICH UND DER EU
Als Folge des Strukturwandels ist ein deutlicher Trend zu größeren Betriebseinheiten
zu erkennen. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt 1970 bei 21 ha Gesamtfläche
(inklusive Forst) und 10 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Diese Zahlen steigen bis
2003 auf 39 ha bzw. 18 ha.
Trotzdem ist die österreichische Land- und Forstwirtschaft nach wie vor von kleineren
und mittelgroßen Betrieben geprägt. 2003 bewirtschaften 61% der Bauern weniger
als 20 ha Gesamtfläche, nur knapp 4% (7.400) mehr als 100 ha.
2003 wird in den EU-25 Ländern eine Agrarstrukturerhebung durchgeführt. Bei der
landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt Österreich mit rund 18 ha pro Betrieb im EU-
Vergleich an 15. Stelle. Die größte Flächenausstattung gibt es in Tschechien, gefolgt
von Großbritannien, Dänemark, Luxemburg, Schweden und Frankreich. In einem
Vergleich darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es einerseits in Österreich
viele bäuerliche Betriebe gibt (vor allem in den Berggebieten), die eine gute Wald-
ausstattung haben, andererseits zahlreiche Betriebe mit Spezialkulturen existieren
(Wein, Obst, Gemüse), die weniger Flächen benötigen um ein angemessenes Einkommen
zu erzielen.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche der EU hat sich durch die Erweiterung 2004 um
30 Mio ha auf 156 Mio ha vergrößert; zu den 6,7 Mio Bauern der EU-15 kommen
3,9 Mio weitere dazu. Dieser Prozess wird mit dem EU-Beitritt von Rumänien und
Bulgarien prolongiert.
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Lehrbehelf – Folie 7
RINDER- UND SCHWEINEBESTÄNDE
Milchkühebestand
Im EU-Vergleich ist der Milchkühebestand in Österreich mit neun Stück je Betrieb sehr
niedrig. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass vor allem in den Berggebieten viele
kleinere Betriebe (insbesondere auch Nebenerwerbsbetriebe) die Rinderhaltung oft
in Form der Mutterkuhhaltung aufrechterhalten. Dies ist für die Sicherung der
Bewirtschaftung des alpinen Grünlandes ganz entscheidend.
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Schweinebestand
Der durchschnittliche Bestand je Betrieb liegt in Österreich bei rund 50 Schweinen
und ist im EU-Vergleich sehr niedrig. Führend sind die Niederlande mit über 1.000
Schweinen je Betrieb, gefolgt von Großbritannien. Absolut gesehen ist Deutschland
der wichtigste Produzent in der EU (22% der EU-Schweinefleischproduktion, 260
Schweine je Betrieb), gefolgt von Spanien, Frankreich, Polen, Dänemark und den
Niederlanden. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch liegt in der EU über
100%.
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Lehrbehelf – Folie 8
BENACHTEILIGTE GEBIETE IN ÖSTERREICH
Die Produktionsrichtung und der landwirtschaftliche Ertrag sind sehr stark von den
natürlichen Produktionsbedingungen beeinflusst. Der hohe Anteil an alpinen Regionen
in Österreich bedingt den Einsatz spezieller Politikstrategien. Einerseits zielen diese
auf die Abgrenzung der von der Natur benachteiligten Regionen und andererseits auf
den Einsatz besonderer Instrumente zur Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung ab.
Wesentlich dabei ist, dass damit der natürliche Lebensraum für die Bevölkerung und
eine attraktive Landschaft als zentrale Grundlage für den volkswirtschaftlich bedeu-
tenden Tourismus erhalten bleibt. Nach EU-Klassifizierung sind über 80% der Staats-
fläche benachteiligte Gebiete; bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche sind
dies immerhin rund 70%. Österreich zählt damit zu jenen EU-Mitgliedstaaten, die
einen besonders hohen Anteil an benachteiligten Gebieten haben. Mit dem Beitritt
zur Europäischen Union werden auch die politischen Rahmenbedingungen für diese
Gebiete übernommen. Bei der Abgrenzung des Begriffes „benachteiligte Gebiete“ wird
folgende Untergliederung vorgenommen.
Berggebiete
Die natürliche Benachteiligung resultiert aus schwierigen klimatischen Verhältnissen
aufgrund der Höhenlage und der verkürzten Vegetationszeit sowie aus einer schwieri-
geren Bewirtschaftung der Flächen durch starke Hangneigung. Wegen dieser Vorgaben
erstreckt sich das nach EU-Normen definierte Berggebiet in Österreich vorwiegend
auf die alpinen Regionen sowie auf die Kernbereiche des Wald- und Mühlviertels. Die
Produktionsrichtung der dort angesiedelten landwirtschaftlichen Betriebe ist die
Grünlandwirtschaft und die Rinderhaltung.
Kleine Gebiete:
Kennzeichnend für diese Gebiete sind spezifische Nachteile, die aus der Rücksichtnahme
auf die Erhaltung der Umwelt und des ländlichen Lebensraumes bei der Landbewirt-
schaftung resultieren. „Kleine Gebiete“ befinden sich an den Rändern zum EU-
Berggebiet und im größeren Ausmaß in der Südoststeiermark. Die Ausrichtung der
Produktion ist unterschiedlich und so sind neben der Grünlandwirtschaft auch der
Ackerbau mit Schweinehaltung sowie der Obstbau vertreten.
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Österreichischer Berghöfekataster
Ein zentrales Element der Politik für die benachteiligten Gebiete besteht darin, die
naturbedingten Nachteile auszugleichen und so die nachhaltige Bewirtschaftung und
die landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern. Dazu werden die Betriebe im
benachteiligten Gebiet mit Hilfe des Österreichischen Berghöfekatasters nach ihrer
jeweiligen Erschwernislage eingestuft. Die Skala hat einen Rahmen von 570
Bewertungspunkten, wobei vor allem die Hangneigunsverhältnisse der Betriebe, die
verkehrsmäßige Lage sowie das Klima und die Ertragsverhältnisse berücksichtigt
werden.
Bergbauernpolitik hat grundlegende Bedeutung für unseren Lebensraum. Die Land-
wirtschaft in den Berggebieten ist der klassische Modellfall für eine multifunktionale
Landwirtschaft, die über die Erzeugung von Lebensmitteln hinaus eine unverzichtbare
Funktion für die Erhaltung des alpinen Lebensraumes hat. Umweltgerechte Bewirt-
schaftungsmethoden gestalten nicht nur eine sehenswerte Landschaft, sondern bannen
auch Gefahren (z. B. Muren, Lawinen) für Ansiedelungen in alpinen Tälern. International
aufgestellte Regeln (vor allem durch die World Trade Organization – WTO) bedingen
immer liberalere Marktverhältnisse. Es ist daher notwendig, die Produktionsfunktion
der benachteiligten österreichischen Landwirtschaftsgebiete durch wirksame Maß-
nahmen – u. a. spezielle Marketingstrategien und Prämien für die Bewirtschaftung
der schwierigen Flächen – zu sichern.
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Lehrbehelf – Folie 9
EINKOMMEN IN DER LANDWIRTSCHAFT
Jährlich werden für den „Grünen Bericht“ des Bundesministeriums für Land- und Forst-
wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft die Buchführungsdaten von 2.296 land- und
forstwirtschaftlichen Betrieben ausgewertet. Für die Beurteilung der wirtschaftlichen
Situation der bäuerlichen Betriebe ist auch die Frage wichtig, wie sich die Einkommen
in der Land- und Forstwirtschaft im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen
entwickeln.
Die Grafik zeigt, dass trotz des massiven Strukturwandels – verbunden mit einer
starken Abwanderung und stetiger Verbesserung der Produktivität – es den Bauern
im Durchschnitt nicht möglich gewesen ist, mit der allgemeinen Einkommensent-
wicklung Schritt zu halten. 2005 liegt das monatliche Pro-Kopf-Einkommen je
Arbeitnehmer/-in bei 2.408 Euro, das landwirtschaftliche Erwerbseinkommen nur bei
1.576 Euro.
Ohne die diversen Direktzahlungen (z. B. für bestimmte Leistungen oder als Ausgleich
für Preisreduktionen) wäre der Unterschied noch wesentlich größer. Diese Geldflüsse
werden sich aber tendenziell verringern. Das hat erhebliche Auswirklungen auf die
finanzielle Situation in den landwirtschaftlichen Betrieben und damit auch auf die
bäuerlichen Einkommen. So wird es hinkünftig für viele Erwerbstätige in der Land-
wirtschaft noch schwieriger, mit der allgemeinen Einkommensentwicklung Schritt zu
halten. Dies erklärt auch, warum viele Haupterwerbsbetriebe auf Nebenerwerb um-
stellen, und andere Einkunftsmöglichkeiten, wie etwa im Energie- oder Tourismus-
bereich, wahrgenommen werden.
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Lehrbehelf – Folie 10
KAUFKRAFTVERLUST DER BÄUERLICHEN EINKOMMEN
Wie für alle Bevölkerungsgruppen gilt auch für die bäuerliche Bevölkerung, dass sie
heute über einen höheren Lebensstandard als vor 30 oder 40 Jahren verfügt. Das trifft
jedenfalls für die Mehrzahl der bäuerlichen Familien zu, auch wenn die Einkommen in
der Land- und Forstwirtschaft gegenüber den anderen Berufsgruppen immer mehr
zurückgeblieben sind.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung der bäuerlichen Einkommen
waren und sind Fortschritte in der Produktivität der Land- und Forstwirtschaft; dies
bedeutet u.a. Strukturwandel, Rationalisierung und Nutzung des technischen
Fortschritts. Anders ausgedrückt: Der Bauer bzw. die Bäuerin muss eine immer größere
Menge an Agrarprodukten verkaufen, um sich bestimmte andere Güter (z. B. Zeitung)
leisten zu können (und so zumindest das Einkommensniveau zu halten).
Weitere Beispiele:
Für den „Normalhaarschnitt Herren“ muss 1960 der Markterlös von etwa 4 kg Weizen
aufgewendet werden; 2005 ist dafür schon die Menge von rund 120 kg notwendig.
Eine Installateurstunde kostet 1960 den Gegenwert von ca. 20 kg Weizen; gegenwärtig
sind es etwa 800 kg.
Direktzahlungen
Höhere Kosten, verursacht durch naturbedingte Nachteile (z. B. Berggebiet), strenge
Produktionsauflagen (z. B. Tierschutz) bzw. steigende Produktionskosten können nicht
immer durch Rationalisierung abgefangen werden. Was nicht in höheren Produktpreisen
Berücksichtigung findet, weil der internationale Wettbewerb das nicht ermöglicht,
muss etwa in Form von Direktzahlungen ausgeglichen werden. Diesen kommen mit
der EU-Mitgliedsschaft Österreichs besondere Bedeutung zu, da als Folge des Betritts
das Erzeugerpreisniveau für Agrarprodukte um 25% gesunken ist.
Die österreichische Bevölkerung hat traditionell besondere Erwartungen an die land-
wirtschaftliche Produktion, u. a.:
• sorgsamer Umgang mit den natürlichen Ressourcen
• Erhaltung der Landschaft
• artgerechte Haltung der Nutztiere
Dies sind Leistungen, die in den Marktpreisen nur teilweise abgegolten werden. Die
verschiedenen Direktzahlungen, etwa der Bergbauernzuschuss oder die Prämien im
Rahmen des Umweltprogramms, haben daher eine unverzichtbare Funktion zur
Sicherung der Einkommen in den bäuerlichen Betrieben.
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Lehrbehelf – Folie 11
MULTIFUNKTIONALITÄT
Die Europäische Kommission hat 1998 in der Begründung für die geplante Agrarreform
im Rahmen der „Agenda 2000“ u. a. folgendes festgestellt:
„Der wesentliche Unterschied zwischen dem europäischen Modell und dem unserer
wichtigsten Mitbewerber liegt in der Multifunktionalität der europäischen Land-
wirtschaft und der Rolle, die sie für die Wirtschaft, die Umwelt, die Gesellschaft und
die Landschaftspflege spielt, weshalb es gilt, die Landwirtschaft in Europa zu erhalten
und die Einkommen der Landwirte zu sichern.“
Bereits ein Jahr zuvor hat der Agrarministerrat die Aufgabenstellung der europäischen
Landwirtschaft wie folgt definiert:
„Nach Ansicht des Rates muss die europäische Landwirtschaft als Wirtschaftsbereich
multifunktional, nachhaltig und wettbewerbsfähig sein und sich über den gesamten
europäischen Raum (einschließlich der benachteiligten Regionen und der Berggebiete)
verteilen. Sie muss in der Lage sein, die Landschaft zu pflegen, die Naturräume zu
erhalten, einen wesentlichen Beitrag zur Vitalität des ländlichen Raumes zu leisten
und den Anliegen und Anforderungen der Verbraucher in Bezug auf die Qualität und
die Sicherheit der Lebensmittel, den Umweltschutz und den Tierschutz gerecht zu
werden.“
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Lehrbehelf – Folie 12
GEMEINSAME AGRARPOLITIK (GAP)
Österreich ist seit 1. Jänner 1995 Mitglied der Europäischen Union. Mit dem Beitritt
hat Österreich sämtliche Regelungen und Verpflichtungen der Gemeinsamen Agrar-
politik (GAP) übernommen. Die GAP soll gewährleisten, dass die europäische Land-
wirtschaft auch bei sich ständig ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die
multifunktionalen Leistungen dauerhaft erbringen kann.
Seit den Anfängen der Europäischen Integration zählt die Agrarpolitik zu den
wichtigsten Aufgabenbereichen europäischer Politik. Die noch nicht zur Gänze über-
wundene Lebensmittelknappheit und der Hunger nach Ende des Zweiten Weltkrieges
sind maßgeblich dafür, dass bereits im EWG-Vertrag (1957) die gemeinsame Agrarpolitik
(GAP) verankert wird. Sie umfasst folgende Ziele:
• Steigerung der Produktivität der Landwirtschaft
• Gewährleistung einer angemessenen Lebenshaltung der ländlichen Bevölkerung
• Stabilisierung der Märkte
• Sicherstellung der Versorgung
• Belieferung der Verbraucher/-innen zu angemessenen Preisen
Zur Erreichung der im Gründungsvertrag festgeschriebenen Ziele sind entsprechende
Instrumente notwendig:
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Maßnahmen zur Stärkung der ländlichen Räume (2. Säule der GAP)
– Förderung von umweltgerechten Produktionsmethoden
Österreich hat bereits vor dem EU-Beitritt ein umfassendes Programm (Österreichi-
sches Programm zur Förderung einer umweltgerechten Landwirtschaft – ÖPUL)
ausgearbeitet, so dass es schon 1995 möglich ist, diese EU-Förderungsmaßnahme
bestmöglich zu nützen.
– Ausgleichszahlungen für Betriebe in benachteiligten Gebieten
Österreich nutzt diese Maßnahme im Interesse der Bauern, die auf Grund natürlicher
bzw. sozioökonomischer Faktoren benachteiligt sind, in vollem Umfang.
– Unterstützung von Investitionen für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit
Zu diesen so genannten Strukturmaßnahmen, die zur Erhöhung der Wertschöpfung
in ländlichen Gebieten dienen, gehören:
• einzelbetriebliche Investitionsförderung
• Niederlassungsprämie für Junglandwirte
• Förderung von Verarbeitung und Vermarktung
• Unterstützung von Qualitätsproduktion und artgerechter Tierhaltung
Außenschutz
– Zölle auf gewisse landwirtschaftliche Produkte aus Nicht-EU-Staaten
Diese Maßnahme zum Ausgleich von Preisdifferenzen gilt auf Grund einer Vielzahl
von Freihandelsregelungen mit diversen Drittstaaten und Staatengruppen nur mehr
teilweise.
– Interessensvertretung bei internationalen Organisationen, z. B. WTO
Gleichzeitig mit der Schaffung der gemeinsamen Marktorganisationen wird der Euro-
päische Ausrichtungs- und Garantiefonds (EAGFL) eingerichtet. Über diesen Fonds
werden die finanziellen Aufwendungen für die Marktordnung und für die Entwicklung
des ländlichen Raumes abgewickelt.
Bereits Anfang der 1970er-Jahre kann der Bedarf bei den wichtigsten Agrargütern aus
der eigenen Produktion gedeckt werden. Auf Grund großer Fortschritte in der Produk-
tivität und der Sicherung des Absatzes durch das Marktordnungssystem kommt es in
einzelnen Bereichen zu einer starken Überproduktion. Die Verwertung im Export wird
immer kostspieliger und so werden die ersten Reformschritte der GAP bereits in den
1980er-Jahren gesetzt.
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Lehrbehelf
Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
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Lehrbehelf – Folie 13
AGRARBUDGET ÖSTERREICHS
Einnahmen
Das österreichische Agrarbudget beträgt 2005 insgesamt knapp 2.420 Mio Euro, der
darin enthaltene EU-Anteil liegt bei 1.432 Mio Euro. Die nationalen Mittel werden in
gegenseitiger Abstimmung von Bund (482 Mio Euro) und Ländern (506 Mio Euro)
aufgebracht. In Summe gesehen sind die Ausgaben der einzelnen Länder jedoch höher,
da beispielsweise einige Fördermaßnahmen von den Ländern allein finanziert werden.
Ausgaben
Die Ausgaben für das Jahr 2005 setzen sich wie folgt zusammen:
• Umweltschonende Maßnahmen – 682 Mio Euro
Umweltprogramm, Energie aus Biomasse, sonstige Umweltmaßnahmen
• Ausgleichszahlungen – 823 Mio Euro
für Senkung der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und
Prämien laut GAP (Direktzahlungen: Flächen-, Tier- und Produktprämien)
• Strukturmaßnahmen – 572 Mio Euro
Ausgleichzulagen in benachteiligen Gebieten, einzelbetriebliche Investitions-
förderung, Niederlassungsprämie für Junglandwirte, etc.
• Sonstige Förderungen – 343 Mio Euro
Lagerhaltungskosten, etc.
Der Anteil der Förderungen, der direkt an die Bauern ausbezahlt wird, beläuft sich auf
1.949 Mio Euro, das sind 81% des gesamten Budgets.
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Lehrbehelf – Folie 14
EU-HAUSHALTSPLAN
Neben der Verwirklichung des gemeinsamen Agrarmarktes ist die finanzielle Solidarität
eine wichtige Säule der gemeinsamen Agrarpolitik. Das hat zur Konsequenz, dass die
Maßnahmen sinnvollerweise überwiegend aus dem EU-Budget finanziert werden. Das
ist auch die Erklärung für den hohen Anteil der Agrarausgaben am EU-Budget.
Einnahmen
Der EU-Haushalt wird aus Mitteln der Mitgliedsstaaten aufgebracht und aus vier
Finanzquellen gespeist:
• 12,7% Traditionelle Eigenmittel
– 11,5% Zölle (Zolltarif für aus Drittländern eingeführte Waren)
– 1,2% Agrarzölle (beim Import von Agrarprodukten wird die Differenz zwischen dem
niedrigeren Weltmarktpreis und dem höheren Preis innerhalb der EU abgeschöpft)
und Zuckerabgabe (muss von Unternehmen des Zuckersektors gezahlt werden)
• 14,1% Mehrwertsteuer-Eigenmittel
• 72,0% Bruttosozialprodukt (BSP)-Eigenmittel
BSP ist die Summe aller Produkte und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft,
die innerhalb eines Jahres von Inländern im In- und Ausland erzeugt werden.
Laut Beschluss dürfen die Eigenmittel 1,27% des EU-BSP nicht überschreiten.
• 1,2% Sonstiges (Vorzugszinsen, Geldbußen, Vorjahresüberschüsse, etc.)
Ausgaben
• 45,5% Landwirtschaft
Direktzahlungen an Landwirte, Erstattungen bei der Ausfuhr von Agrarerzeugnissen
in Drittländer, verschiedene Interventionen auf den Agrarmärkten und Ausgaben
für Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums
• 31,8% Strukturpolitische Maßnahmen
Ausgaben für die Entwicklung von Regionen mit Strukturproblemen und
Entwicklungsrückstand
• 12,8% Interne (Forschung und Entwicklung, Bildung) und externe Politikbereiche
(Zusammenarbeit mit Drittländern, humanitäre Hilfe etc.)
• 6,3% Verwaltungsausgaben (Personal-, Gebäude- und sonstige Sachausgaben)
und Reserve (Währungsreserven etc.)
• 3,6% Heranführungshilfen für Beitrittskandidaten
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EU-Haushalt für den Zeitraum 2007 bis 2013, in Mrd Euro zu Preisen von 2004
Diese Zahlenreihe zeigt: Das EU-Agrarbudget wird jährlich kleiner und der Anteil am
gesamten EU-Budget geht deutlich zurück. Mit diesem schrumpfenden Budget müssen
jedoch neue Verpflichtungen (etwa durch den EU-Beitritt von Bulgarien und Rumänien)
erfüllt werden.
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Lehrbehelf – Folie 15
AUSGABEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT IN DER EU
Die Gesamtausgaben für den agrarischen Bereich betragen 75,0 Mrd Euro
und gliedern sich folgendermaßen:
• 48,5 Mrd Euro – Agrarausgaben aus dem EU-Haushalt
• 26,5 Mrd Euro – Agrarausgaben der Mitgliedsstaaten
Setzt man nun diese gesamten Agrarausgaben auf nationaler und internationaler
Ebene (75 Mrd Euro) in Verhältnis zum oben erwähnten Gesamtbudget (4.998 Mrd
Euro), so zeigt sich, dass der Anteil der Agrarausgaben nur 1,5% beträgt. Dieser Prozent-
satz geht Jahr für Jahr zurück. Die weit verbreitete Annahme, dass die Ausgaben für
die Land- und Forstwirtschaft einen ungleich höheren Anteil ausmachen, wird hiermit
widerlegt.
Bei der Bewertung der tatsächlichen Kosten der Agrarpolitik sollte nicht außer Acht
bleiben, dass bei vielen staatlichen Transferleistungen nicht nur die Bauern und
Bäuerinnen unmittelbare Nutznießer sind, sondern auch die Allgemeinheit. In einem
sich ständig verschärfenden Wettbewerb (Annäherung der Erzeugerpreise für Agrar-
produkte an das Weltmarktpreisniveau) kann die multifunktionale Aufgabenstellung
über die Markterlöse allein nicht gewährleistet werden.
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Lehrbehelf – Folie 16
BESCHÄFTIGTE IN DER LANDWIRTSCHAFT UND EU-ERWEITERUNG
EU-Erweiterung 2004
Mit 1. Mai 2004 hat sich die EU um 10 neue Mitgliedsländer vergrößert (Estland,
Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn
und Zypern). Es ist dies die größte Erweiterung in der Geschichte der EU und ein sehr
wichtiger Schritt im europäischen Integrationsprozess. Die Bewältigung dieses
Integrationsschrittes stellt insbesondere für die europäische Landwirtschaft und somit
für die gemeinsame Agrarpolitik eine große Herausforderung dar.
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Lehrbehelf – Folie 17
AGRARHANDEL ÖSTERREICHS
Die Europäische Union ist mit rund dreiviertel der Gesamteinfuhren bzw. -ausfuhren
Österreichs wichtigster Handelspartner.
Vor dem EU-Beitritt hat Österreich ein großes Außenhandelsdefizit bei Agrarprodukten,
vor allem gegenüber der Europäischen Union. Aus der Grafik ist deutlich ablesbar, dass
der Warenaustausch seit 1995 erheblich ansteigt und sich das agrarische Außenhandels-
defizit ständig verringert. Österreich hält im Jahr 2005 mit einem Importwert von
6,2 Mrd Euro und einem Exportwert von 6,0 Mrd Euro seine Agraraußenhandelsbilanz
schon fast in der Waage.
Für die österreichische Forstwirtschaft ist traditionell der Außenhandel mit Holz von
besonderer Bedeutung. Der Gesamtwert der Holzexporte beträgt 2005 3,2 Mrd Euro,
der Wert der Importe 1,6 Mrd Euro und somit ist die dahingehende Handelsbilanz
äußerst positiv. Ganz wichtig für die Wertschöpfung und damit für die Beschäftigung
im Forstsektor ist, dass der Anteil des Exportes von Holz in be- und verarbeiteter Form
ständig steigt. Das wichtigste Ausfuhrprodukt ist Schnittholz, importiert wird vor
allem Rohholz.
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Lehrbehelf – Folie 18
WORLD TRADE ORGANIZATION (WTO)
Die Welthandelsorganisation (WTO) wird 1994 gegründet und ist das Ergebnis der so
genannten GATT-Uruquay-Runde (einer internationalen Konferenz im Rahmen des
General Agreement on Tarifs and Trade – GATT). Ziel der WTO ist der Abbau von
Handelshindernissen und somit die Liberalisierung des internationalen Handels.
90% der weltweiten Warenströme unterliegen bereits den Regeln der WTO.
Die WTO hat inzwischen 148 Mitgliedsländer und verwaltet 3 multilaterale Abkommen:
• General Agreement on Tarifs and Trade (GATT)
– Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen
1947 unterzeichnen 23 Staaten dieses provisorische Abkommen zur Durchsetzung
einer weltweiten handelspolitischen Ordnung.
• General Agreement on Trade in Services (GATS)
– Allgemeines Dienstleistungsabkommen
Ziel des GATS ist die schrittweise Beseitigung von Handelsbarrieren und -hemmnissen
im Bereich des internationalen Dienstleistungshandels. Dieser Sektor kann auch für
ausländische Anbieter geöffnet werden.
• Abkommen über Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPS)
– Abkommen über handelsbezogenen Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums
Diese Bestimmung regelt Rechtsgebiete wie Urheberrecht, Patente und Marken.
Dispute Settlement Body (DSB) heißt die Streitschlichtungsstelle der WTO und dient
der Umsetzung der WTO-Übereinkommen. Das Streitschlichtungsorgan entscheidet
formell bei Streitigkeiten zwischen den Mitgliedsstaaten darüber, ob ein Mitgliedsstaat
seine Verpflichtungen verletzt hat. Sämtliche WTO-Mitgliedsländer sind im DSB (wie
insgesamt in der WTO) gleichberechtigt.
Die WTO, das GATT und das GATS beruhen auf der Freihandelsideologie. Waren und
Dienstleistungen sollen am jeweils günstigsten Standort erzeugt oder erbracht und
anschließend weltweit angeboten und getauscht werden. Die Konsumenten und
Konsumentinnen haben dadurch die Möglichkeit, Waren oder Dienstleistungen verschie-
denster Qualitäten von weltweiten Anbietern günstig zu erwerben.
Die Umsetzung dieses Konzeptes erfordert, dass der Handel so wenig wie möglich
durch Zölle, Importbeschränkungen und Importverbote behindert wird. Durch die
Globalisierung hat sich der Wettbewerb in vielen Bereichen intensiviert. Auf den
Märkten können sich nur jene Produkte behaupten, die Wettbewerbsvorteile in preis-
licher oder qualitativer Hinsicht aufweisen.
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Die gegenwärtigen Verträge sind das Resultat der so genannten Uruguay-Runde (1994).
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Lehrbehelf – Folie 19
WELTHANDEL MIT AGRARPRODUKTEN
Aus Entwicklungsländern importiert die EU mehr Agrarprodukte, wie die USA, Kanada,
Japan, Australien und Neuseeland zusammen. Rund 85% der Agrarausfuhren Afrikas
und 45% der Agrarausfuhren Lateinamerikas gehen in den europäischen Markt. Ganz
entscheidend ist, dass die EU mit einer Reihe von Staaten und Staatengruppen Frei-
handels- bzw. Assoziationsabkommen geschlossen hat, die auch die zollfreie oder
bevorzugte Einfuhr von Agrarprodukten vorsehen. Für die ärmsten Entwicklungsländer
(insgesamt 49) hat die EU in einem einseitigen Schritt bei sämtlichen Produkten, mit
Ausnahme von Waffen, die Zollfreiheit eingeräumt.
Insgesamt wird sich die Situation für die österreichische Landwirtschaft, die neben
dem internen EU-Wettbewerb zunehmend auch den globalen Wettbewerb zu spüren
bekommt, nicht entspannen. Das überreiche Angebot an Lebensmitteln in den Super-
märkten aus sämtlichen Ländern der Welt zeigt dem Verbraucher täglich, dass die
Globalisierung in der Agrarwirtschaft schon längst Wirklichkeit ist.
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Lehrbehelf – Folie 20
SELBSTVERSORGUNGSGRAD IN ÖSTERREICH
Das überreiche Angebot an Lebensmitteln in den Supermärkten ist für eine über-
wiegende Zahl von Menschen in den westlichen Industriestaaten zur Selbstver-
ständlichkeit geworden. Es ist aber sinnvoll, sich Gedanken über die Herkunft und die
Produktionsbedingungen von Lebensmitteln zu machen und in dieser Hinsicht den
qualitativ hochwertigen österreichischen Produkten den Vorzug zu geben.
Die Versorgung über den Weltmarkt – bei wichtigen Agrargütern – bedeutet ein wesent-
lich höheres Preis- und Mengenrisiko, häufig lange Transportwege und wenig Trans-
parenz über die Art der Erzeugung. Aber auch in der Versorgung innerhalb des EU-
Binnenmarktes ist es nicht egal, ob Lebensmittel kreuz und quer durch Europa
transportiert werden.
Es gibt eine Reihe von guten Gründen, warum die Versorgung mit Lebensmitteln aus
heimischer Produktion auch in Zukunft sinnvoll ist. Mehr als in der Vergangenheit will
eine immer größer werdende Zahl von Konsument(en)innen wissen, unter welchen
Bedingungen Rind- und Schweinefleisch, Milch, Eier oder Gemüse erzeugt werden.
Diesem berechtigten Anliegen kann durch die Versorgung aus geografisch nahe
liegenden Regionen am Besten entsprochen werden.
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Lehrbehelf – Folie 21
ANBAU GENTECHNISCH VERÄNDERTER PFLANZEN
Österreich ist bis dato im Pflanzenbau gentechnikfrei und hat sich auf Grund seiner
strengen Saatgutregelung einen sehr guten Markt für Maissaatgut aufgebaut.
In Europa gibt es nach wie vor Widerstand gegenüber dem Einsatz der Gentechnik bei
Nutzpflanzen. Die Gentechnik ist eine Methode zur gezielten Veränderung des Erbgutes.
Die klassische Pflanzenzüchtung basiert auf der Auslese von geeignetem Pflanzen-
material. Durch die Methode der Kreuzung entstehen neue Sorten.
Die Gentechnik ist eine relativ junge Technologie. Sie ist rasch und ohne genaues
Wissen über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt eingeführt worden. Bei
einzelnen gentechnisch veränderten Pflanzen gibt es unerwünschte Nebeneffekte,
wie z. B. bei Baumwolle (Ziel höhere Erträge – das Gegenteil ist eingetreten). Ein nicht
gelöstes Problem ist beispielsweise auch die Gefahr von Auskreuzungen (Kreuzung
mit wild wachsenden Pflanzen).
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Lehrbehelf – Folie 22
ERNEUERBARE ENERGIE
Der österreichische Energieverbrauch, der stark von fossilen Energieträgern (Öl, Kohle,
Erdgas) dominiert wird, beträgt derzeit rund 1.400 Petajoule. Der Anteil der erneuer-
baren Energie am Gesamtverbrauch beträgt rund 300 Petajoule, also knapp über 20%.
Davon wiederum nehmen die Bioenergie mit über 50% und die Wasserkraft (abhängig
vom Wasserangebot der Flüsse) mit etwa 45% den überwiegenden Anteil ein. Der Rest
entfällt vor allem auf Windenergie, Solarthermie und Wärmepumpen.
Begriffserklärungen
• Erneuerbare Energie
Dies ist der allgemeine Begriff für umweltfreundlich erzeugte Energieformen. Dazu
zählt vor allem Energie, die aus Biomasse, Wind- und Wasserkraftanlagen sowie aus
Solarzellen gewonnen wird.
• Biomasse
Mit dem Begriff „Biomasse“ beschreibt man Energieträger, die sich z. B. durch land-
und forstwirtschaftlichen Anbau gewinnen lassen, darunter Holz, Stroh, Getreide
und Ölsaaten. Diese Energieträger sind besonders umweltfreundlich, da sie bei ihrer
Verbrennung kein zusätzliches CO 2 in die Atmosphäre entlassen. Den Anteil, den sie
freisetzen, haben sie während ihres Wachstums aus der Luft entnommen. So ist Bio-
masse eine der saubersten Möglichkeiten Energie zu gewinnen. Die heimische Land-
und Forstwirtschaft ist ein bedeutender Biomasse-Rohstofflieferant.
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Biokraftstoffe
Auf Basis der EU-Biotreibstoffrichtlinie soll der Anteil von Biodiesel und Bioethanol
als Kraftstoffe gesteigert werden. In Österreich ist seit Oktober 2005 ein verpflich-
tender Anteil von 2,5% Biokraftstoffen am gesamten Treibstoffaufkommen vorge-
schrieben. Mit Oktober 2007 soll dieser Anteil auf 4,3% und mit Oktober 2008 auf
5,75% erhöht werden. Darüber hinaus soll auch Biogas als Treibstoff forciert werden.
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Lehrbehelf – Folie 23
MECHANISIERUNG – TECHNISCHER FORTSCHRITT
Der technische Fortschritt in den vergangenen 50 Jahren hat eine vorher nicht denkbare
Ertrags- und Produktivitätssteigerung in der landwirtschaftlichen Produktion ermög-
licht. Diese Entwicklung ist vor allem durch die Substitution der menschlichen Arbeits-
kraft durch Kapital (sprich Einsatz von Maschinen) eröffnet worden.
Dass ein Bauer heute wesentlich mehr Menschen ernähren kann als früher, begründet
sich in folgenden Faktoren:
• Nutzung moderner Züchtungsmethoden
– Leistungssteigerung bei Nutztieren (Milch, Fleisch, etc.)
– Ertragserhöhung bei Nutzpflanzen (Weizen, Mais, etc.)
• Verwendung von mineralischen Düngemitteln (Handelsdünger)
• Anwendung von effizienten Pflanzenschutzmethoden
• Mechanisierung
Eine im Wettbewerb stehende Land- und Forstwirtschaft kann auf den Einsatz moderner
Maschinen nicht verzichten. Moderne technische Hilfsmittel ermöglichen die effiziente
Gestaltung von Arbeitsvorgängen und erleichtern anstrengende menschliche Arbeit.
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Da der Einsatz von modernen Maschinen sehr kapitalintensiv ist, wird in Österreich
seit Jahrzehnten die überbetriebliche Zusammenarbeit intensiv genutzt. Die Mitglied-
schaft von fast 80.000 bäuerlichen Betrieben in Maschinen-und Betriebshilferingen
beweist das in eindrucksvoller Weise. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe
kann auf diese Weise moderne Technik – kostenmäßig verkraftbar – nutzen und die
vorhandenen Kapazitäten werden sinnvoll eingesetzt.
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Lehrbehelf – Folie 24
TIERGESUNDHEIT UND TIERSCHUTZ
Bis zum Inkrafttreten des neuen Bundestierschutzgesetzes im Jahr 2005 werden die
Tierschutzbestimmungen in Österreich durch Ländergesetze und damit teilweise sehr
unterschiedlich geregelt. Das neue bundesweit gültige Gesetz bringt für die landwirt-
schaftlichen Tierhalter eine einheitliche, bereits auf die europäischen Vorgaben abge-
stimmte Normung. Die neuen Anforderungen haben direkte Auswirkungen auf die
Investitionsentscheidungen, aber auch auf die tägliche Arbeitsroutine. Insgesamt ist
die Schaffung des Bundestierschutzgesetzes ein wichtiger Veränderungsschritt, der
insbesondere eine Vereinheitlichung der Haltungsanforderungen im Nutztierbereich
bringt. Österreich hat sich mit diesem Gesetz mit an die Spitze jener (wenigen) Länder
gestellt, für die Tierschutz ein zentrales Anliegen ist. Das Bundestierschutzgesetz
verbietet unter anderem die dauernde Anbindehaltung von Rindern und schreibt vor,
dass für die Tiere geeignete Bewegungsmöglichkeiten oder Weidegang an mindestens
90 Tagen im Jahr gewährleistet sein muss.
Die Einhaltung dieser Vorschriften wird nach einem Stichprobenplan kontrolliert.
Zusätzlich erfolgen Verdachts- und Nachkontrollen sowie Schwerpunktkontrollen. Die
Auswahl der zu kontrollierenden Betriebe erfolgt auf Grund einer Risikoanalyse.
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Tiergerechte Haltungsformen
Die meisten neuen Rinderställe werden als Freilaufställe gebaut, wo sich die Tiere
unbeschränkt bewegen können. Auch in der Schweineproduktion existieren etliche
Freilandprojekte und Ställe mit Haltung auf Stroh; dies zieht um bis zu 50% höhere
Haltungskosten nach sich.
Mit dem neuen Tierschutzgesetz wird auch die Haltung von Hühnern neu geregelt.
Die Käfighaltung ist ab Ende 2008 verboten; das heißt drei Jahre früher als in der EU,
in der daneben auch noch der „ausgestaltete Käfig“ erlaubt ist. In keinem anderen
europäischen Land gibt es so viele Legehennen in Freiland- oder Bodenhaltung wie in
Österreich. Von den insgesamt 2,5 Mio Legehennen, die in alternativen Haltungsformen
leben, stammen rund 1,3 Mio aus Freilandhaltung und 1,2 Mio aus Bodenhaltung.
Hennen in Freiland- oder Bodenhaltung im Stall brauchen mehr Betreuung, mehr Platz
und mehr Futter und verursachen dadurch höhere Produktionskosten. Diese Kosten
sind aber – wie in der Rinder- und Schweinehaltung – nur schwer auf den Konsumenten
überwälzbar.
Die Bauern und Bäuerinnen nehmen die Herausforderung der artgerechten Tierhaltung
an, sehen sich aber mit umfangreichen Investitionen für die alternativen Methoden
und gleichzeitig mit erhöhtem Druck auf die Erzeugerpreise konfrontiert. Billigangebote
vor allem aus Deutschland und Ungarn verstärken noch die angespannte Situation. In
diesen Ländern kann auf Grund anderer Strukturen und Haltungsformen günstiger
produziert werden.
Insbesondere österreichische Eiererzeuger befürchten eine deutliche Zunahme der
Importe von Käfigeiern, was viele Betriebe veranlassen könnte, die Hennenhaltung
aufzugeben. Diese Eier, deren Herkunft meist nicht erkennbar ist, sind vor allem in
verarbeiteten Lebensmitteln enthalten oder werden in Bäckereien, in der Gastronomie
und in Großküchen verwendet. Die österreichischen Bauern und Bäuerinnen fordern
die eindeutige Deklaration der Herkunft und Haltungsform nicht nur auf dem Ei,
sondern auch auf jedem eihältigen Lebensmittel. Damit die Produktion in Österreich
aufrechterhalten bleibt, wird es in den nächsten Jahren Investitionsbeihilfen für
Umstellungsbetriebe geben.
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Lehrbehelf – Folie 25
BIOLOGISCHER LANDBAU
Entscheidend für die rasante Entwicklung des biologischen Landbaues ist neben der
intensiven Beratung der Bauern und Bäuerinnen und der verstärkten finanziellen
Förderung vor allem der Einstieg von großen Handelsketten in den Verkauf von
Bioprodukten. Dies führt bis heute zu einem kontinuierlichen Anstieg beim Absatz
und der Erschließung von neuen Käuferschichten.
Betriebe, die sich für den biologischen Landbau entscheiden, verpflichten sich zu
strengen Regeln in der Produktion. Hierbei handelt es sich einerseits um Normen, die
der jeweilige Bioverband festlegt, andererseits um Bestimmungen, die im öster-
reichischen Lebensmittelbuch festgeschrieben sind.
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Damit ein Betrieb Bioprodukte in Verkehr bringen kann, muss er als Biobetrieb anerkannt
sein. Die Anerkennung erfolgt nach einem vorgegebenen Verfahren (Meldung der
Umstellung, Vorlage eines Anbauplanes, u. a. m.) durch eine von den jeweils zuständigen
Landeshauptleuten anerkannte unabhängige Kontrollstelle.
Die Biobetriebe sind in Verbänden organisiert, die seit Beginn 2005 unter dem einheit-
lichen Dach „Bio Austria“ zusammenarbeiten. Mit rund 14.000 Mitgliedern ist „Bio
Austria“ die weltweit größte Biobauernorganisation, mit dem Ziel, den Marktanteil an
Bioprodukten zu steigern und die Markterlöse für die Produzenten zu verbessern.
Weiters soll die Angebotspalette an Bioprodukten vergrößert, die Erkennbarkeit mit
einem einheitlichen Erkennungszeichen erleichtert und die Qualität im gesamten
Netzwerk (von der Produktion über die Verarbeitung bis zum Handel) sichergestellt
werden.
Die Produktion und das Inverkehrbringen von Bioprodukten unterliegen einer strengen
Aufsicht. Neben der Eigenkontrolle durch die jeweiligen Bioverbände, erfolgt minde-
stens einmal pro Jahr eine vollständige Betriebsbesichtigung durch eine unabhängige
Kontrollstelle.
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Lehrbehelf – Folie 26
QUALITÄT UND LEBENSMITTELSICHERHEIT
Qualitätsbegriffe
Wörtlich meint der Begriff Qualität „Beschaffenheit“. Da sich „Qualität“ aus mehreren
Teilen bzw. Teilqualitäten zusammensetzt, kann der Begriff sehr verschieden ausgelegt
werden:
• Gesetzliche Qualität:
rechtlich verbindliche Normen (EU-Verordnungen, österreichisches Lebensmittelrecht,
österreichisches Lebensmittelbuch – „Codex“)
• Sensorische Qualität oder Genusswert:
Aussehen, Geruch, Beschaffenheit, Geschmack, etc.
• Ernährungsphysiologische Qualität:
Energiegehalt, Nährwert, Inhaltsstoffe, etc.
• Technologische Qualität:
Eignung zur Weiterverarbeitung
• Sozio-ökologische Qualität:
Anbauweise, Herstellungsmethode etc.
• Erlebniswert
Ein Lebensmittel, das in Österreich hergestellt und in Verkehr gebracht wird, muss
sowohl den EU-Vorschriften als auch den Bestimmungen des österreichischen Lebens-
mittelrechtes entsprechen.
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EU-Verordnungen
Als Basis für deren sichere Herstellung regeln EU-Verordnungen die Hygieneanforderung
an Lebensmittel. Auf dieser Ebene sind auch die Vorschriften über die Ausstattung von
Betriebsstätten und Räumen geregelt sowie Bestimmungen betreffend Schulungs-
maßnahmen, Personalhygiene und Lebensmittelabfälle. Weiters unterliegen die
Anforderungen bezüglich der Untersuchungen auf Keime die durch Lebensmittel über-
tragen werden können sowie die amtlichen Kontrollen den europäischen Rechts-
vorschriften.
Das AMA-Biozeichen
Bio-Lebensmittel stehen an der Spitze der Qualitätspyramide, weil sie außer der
gesetzlich geforderten Qualität noch zusätzlichen strengeren Anforderungen ent-
sprechen müssen. Bio steht für den Verzicht auf Chemie und einen geschlossenen
Betriebskreislauf, um die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser zu schonen und
für künftige Generationen zu erhalten. Bio-Produkte haben daher zusätzlich einen
hohen ökologischen und ethischen Wert.
Es gibt zwei Varianten des AMA-Biozeichens:
• Bei der Verwendung des AMA-Biozeichens mit Ursprungsangabe „Austria“ müssen
die wertbestimmenden landwirtschaftlichen Rohstoffe zu 100% aus Österreich
stammen. Für nicht in Österreich und in der entsprechenden Qualität herstell-
bare Rohstoffe gilt bei verarbeiteten Lebensmitteln ein zulässiger Toleranzbereich
von bis zu einem Drittel. Die Be- und Verarbeitung aller Lebensmittel hat jedenfalls
in Österreich stattzufinden. Bei der Bananenmilch beispielsweise muss die Bio-Milch
zu 100% aus Österreich sein, die Bio-Bananen, die ca. 10% des Produktes ausmachen,
dürfen anderen Ursprungs sein, müssen aber garantiert biologisch produziert werden.
• Das AMA-Biozeichen ohne Ursprungsangabe garantiert die biologische Landwirtschaft und
den kontrolliert biologischen Anbau der Rohstoffe des Lebensmittels.
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Lehrbehelf – Folie 27
ESSEN UND TRINKEN IN ÖSTERREICH
GESUNDE ERNÄHRUNG
Jedes Jahr verdaut unser Körper rund 0,75 Tonnen Lebensmittel. Richtige Ernährung
ist vielfältig und ausgewogen; viel Gemüse und Erdäpfel, wenig Fleisch und viel Salat.
Folgende Stoffe sollten in einem „gesunden Verhältnis“ (55% Kohlehydrate, 30% Fett,
15% Eiweiß) jeden Tag auf dem Teller sein:
• Kohlehydrate – spenden Kraft bei Belastung und Sport:
Getreideflocken (Müsli), Obst, Vollkornbrot, ...
• Eiweiß – dient zum Aufbau von Körpergewebe:
Fleisch, Milch, Käse, Joghurt, Erdäpfel, Nüsse, ...
• Fett – liefert die meiste Energie und macht fettlösliche Vitamine verwertbar:
– Pflanzliche Fette sind zu bevorzugen:
Olivenöl, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Avocado
– Tierische Fette eher sparsam konsumieren:
Wurstwaren, Fleisch, Schmalz
• Vitamine und Mineralstoffe – ermöglichen die Verwertung der Nährstoffe:
Gemüse, Salate, Früchte, Vollkorngetreide, unbehandelter Reis, Erdäpfel, ...
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VIELFÄLTIGKEIT DES BÄUERLICHEN UNTERNEHMERTUMS
Das Bild des bäuerlichen Berufes hat sich in den vergangenen Jahrzehnten völlig
gewandelt. Sind früher einmal viele Menschen auf den Höfen tätig gewesen, so bewirt-
schaften heute überwiegend nur mehr Mitglieder der Familie einen landwirtschaftlichen
Betrieb. Voraussetzung dafür ist eine beispiellose Substitution der menschlichen
Arbeitskräfte durch Kapital in Form von technischen Hilfsmitteln. Die Eigenversorgung
ist völlig in den Hintergrund getreten, die Produktion für den Markt dominiert.
Die Rolle der Landwirtschaft in der Gesellschaft hat sich ebenfalls grundlegend geän-
dert. Die traditionelle Aufgabe der Landwirtschaft als Produzent von Nahrungsmitteln
steht nicht mehr so stark im Vordergrund, wie das noch in den ersten Jahrzehnten
nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war. Hohe Qualität und Sicherheit der Lebensmittel,
Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, artgerechte Haltung der Nutztiere und eine
gepflegte Kulturlandschaft sind Erwartungen der Gesellschaft, denen der Bauer und
die Bäuerin von heute in besonderem Ausmaß gerecht werden müssen.
Gute Ausbildung und die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung sind wesentliche
Voraussetzungen, um heute in der Land- und Forstwirtschaft erfolgreich zu sein.
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LINKS:
Portal der Europäischen Union
http://europa.eu
Institutionen International
• Food And Agriculture Organization of the United Nations
http://www.fao.org
Institutionen Österreich
• Lebensministerium
http://lebensministerium.at
• Portal der Landwirtschaftskammer Österreichs
http://www.landwirtschaftskammer.at
• Ländliches Fortbildungsinstitut
http://www.lfi.at
• Agrarmarkt Austria
http://www.ama.at
• Agentur für Ernährungssicherheit
http://www.ages.at
• Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
http://www.awi.bmlfuw.gv.at
• Bundesanstalt für Bergbauernfragen
http://www.berggebiete.at
Forstwirtschaft
• Lebensministerium Forstwirtschaft
http://forst.lebensministerium.at
• Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft
http://www.proholz.at
Ökologischer Landbau
• Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern
http://www.bio-austria.at
• Forschungsinstitut für biologischen Landbau
http://www.fibl.org
http://www.organic-europe.net
• Geschäftsstelle Bundesprogramm Ökologischer Landbau in der Bundesanstalt
für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
http://www.oekolandbau.de
• Stiftung Ökologie & Landbau
http://www.soel.de
• Zentralstelle für Agrardokumentation und -information
http://www.zadi.de
• International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM)
http://www.ifoam.org
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Institutionen Deutschland
• Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
http://www.verbraucherministerium.de
• Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
http://www.aid.de
• ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse
der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH
http://www.zmp.de
• CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH
http://www.cma.de
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