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Wolfram Sterry
nicht erhaben:
erhaben:
Pustel (Pustula)
die Pustel kann Primäreffloreszenz sein (► Tab. 2.1); sie kann aber auch
sekundär aus einer Vesikel hervorgehen (Sekundäreffloreszenz)
Squama (Schuppe)
größere Aggregationen von Hornzellen, die makroskopisch sichtbar sind; je nach
Größe werden fein-, mittel- und groblamellöse Schuppen unterschieden; auch die
Farbe kann bedeutsam sein, z.B. silbrig-weiß bei der Psoriasis
Crusta (Kruste)
eingetrocknetes Serum oder Exsudat
Erosion
Defekt innerhalb des Epithels (Haut oder Schleimhaut)
Exkoriation
exogen verursachter, bis ins Korium reichender Defekt
Ulkus (Geschwür)
chronischer, mindestens bis in Korium reichender Defekt, der durch
Gewebsnekrose entstanden ist und eine schlechte Heilungstendenz zeigt
Zikatrix
Narbe
Zyste
epithelial ausgekleideter Hohlraum, der meist mit Produkten epidermaler Zellen
(z.B. Hornmaterial, Talg) ausgefüllt ist
Nekrose
abgestorbenes Gewebe
Abb. 2.3 Blaschko-Linien. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt.
2.6.1 Spatel
Holzspatel zum Entfernen von Schuppen und Krusten, zur Überprüfung des Dermografismus und des
Rachenreflexes.
Glasspatel (Diaskopie): Durch vorübergehende Anämisierung (Druck des Glasspatels) wird das
Vorliegen, u.U. sogar die Art dermaler Veränderungen erkennbar (z.B. granulomatöse Prozesse,
Erythrozytenextravasate).
2.6.2 Handlupe
Die Handlupe ist das klassische Untersuchungsinstrument des Dermatologen. Mehr noch als die
Handlupe erlaubt die Auflichtmikroskopie eine stark verfeinerte klinische Sofortdiagnostik (s.u.).
2.6.4 Wood-Licht
Definition: Quecksilber-Hochdrucklampe mit Emission im UV-Bereich und im sichtbaren Bereich mit
Spezialfilter (Nickeloxid) nach Wood, die ein Licht von ca. 365 nm abstrahlt.
Wichtiges Hilfsmittel bei der Diagnose zahlreicher Dermatosen:
Mikrosporie: Grünfluoreszenz der → → Mikrosporon-Arten: Ausdehnung der Herde,
Therapiekontrolle, Entdeckung frisch infizierter Patienten aus dem Umkreis.
Cave: Verwechslungsgefahr mit blaugrüner Eigenfluoreszenz von Talg und
salizylsäurehaltigen Präparaten.
→ Favus: Grünfluoreszenz von Trichophyton schönleinii.
→
→ Erythrasma: Korallenrote Fluoreszenz.
→
→ Trichomycosis palmellina: Orangefarbene Fluoreszenz.
→
→ Pityriasis versicolor: Orangefarbene Fluoreszenz.
→
→ Pseudomonas: Grünfluoreszenz.
→
Porphyrinnachweis bei →
→ Porphyrien: Rotfluoreszenz.
Pigmentanomalien: Ausdehnung der Vitiligo; Depigmentierungen bei tuberöser Sklerose und
Neurofibromatose.
Nachweis von Medikamenten: Tetrazyklinablagerungen in Zähnen.
Nachweis von Kontaktallergenen: Fluoreszierende Kontaktallergene (auf der Haut, in
Kosmetika, auf Gegenständen): Halogenierte Salizylanilide, Furocumarine.
Nachweis von Mineralöl: Verbleibt auch nach Waschen in den Haarkanälen: Ölakne.
Verschiedenes: Kontrolle von Halbseitenversuchen, bei denen z.B. nur eine Extremität
behandelt wird, durch Zusatz von Fluoreszenzmarkern zum getesteten Präparat oder zum
Placebo.
Cave: Nicht darstellbar im Wood-Licht sind Trichophyton verrucosum und Trichophyton
mentagrophytes var. granulare (Erreger bestimmter Formen von Tinea capitis oder faciei v.
a. bei Kindern).
2.7 Anamneseerhebung
2.7.1 Allgemeines
Die Anamneseerhebung steht zwar nicht im Vordergrund der dermatologischen Diagnostik, kann
jedoch entscheidende, ja unverzichtbare Hinweise zur Stellung der korrekten Diagnose liefern. Sie
verdient daher spätestens dann besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt, wenn die Befunderhebung
diagnostische Zweifel offen gelassen hat.
Insbesondere im allergologischen Bereich, bei vielen Infektionskrankheiten und bei durch
physikalische oder chemische Noxen hervorgerufenen Hautveränderungen führt oft erst eine gezielte
und fachgerechte Anamneseerhebung zur Diagnose. Naturgemäß ist bei chronischen Erkrankungen
eine Anamnese der Vorbehandlungen incl. Verträglichkeit entscheidend, um eine optimale Therapie
einzuleiten.
Bei weiterhin unklarer Diagnose sind eine sorgfältige allgemeinmedizinische und insbesondere
Eigen-, Familien- und Sozialanamnese sowie eine komplette Medikamentenanamnese anzuschließen.
Hilfreiche Zusatzfragen sind darüber hinaus:
Früher schon einmal solche oder ähnliche Hautveränderungen gehabt?
Damalige Diagnose?
Irgendwo sonst noch Hautveränderungen? (Mund? Füße? Zehennägel? Kopfhaut?
Genitalregion? Anus? Leiste? Axillae? Ohren?)
Veränderung/Auslösung der Hautveränderungen durch externe (z.B. Sonne, Arbeit, sonstige
Aktivitäten, Essen, Trinken, Kosmetika, Stress, Medikamente) oder interne Faktoren
(Menstruation, Schwangerschaft, Stillen, Krankheiten)?
Assoziierte Begleitsymptome? Auffälligkeiten normaler Körperfunktionen?
Veränderung des Allgemeinzustands? Gewichtsabnahme oder -zunahme? Anorexie?
Leistungsknick? Schwäche?
Fieber?
Medikamente? Gesondert fragen nach: „Beruhigungsmitteln“, Schlafmitteln,
Kopfschmerztabletten, „Naturpräparaten“, Appetitzüglern, Abführmitteln.
Lebensgewohnheiten? Diät, Drogenkonsum/-abusus, Alkohol, Rauchen, „Stress“.
Sexualpraktiken, letzter Geschlechtsverkehr?
(Ähnliche?) Beschwerden/Hautveränderungen bei Kontaktpersonen?
Prodromi vor Auftreten der Hautveränderungen?
Sonstige Erkrankungen? Gesondert fragen nach: Kardiovaskulären Erkrankungen,
Erkrankungen von Leber, Niere, Schilddrüse, HIV-Infektion, Diabetes mellitus,
rheumatologischen Erkrankungen, bakteriellen Foci.
Atopie, Allergien, Unverträglichkeiten bei Patient/Familie?
Ethnische Herkunft des Patienten?
Auslandsreisen?
Grad und Art der persönlichen Beeinträchtigung durch das Hautproblem?
Leidensdruck?
Psychosoziale Situation? z.B. Beruf, alleinstehend, Behinderung, Depression.
Persönliche Erklärung des Patienten für die Entstehung der Hautveränderungen?
2.8.1 Grundlagen
Indikationen zur histologischen Untersuchung von Hautveränderungen:
Alle exzidierten Tumoren und Pigmentläsionen (obligat!).
Differenzialdiagnostische Überlegungen.
Klärung unklarer Krankheitsbilder.
Juristische oder absichernde Überlegungen: Manchmal kann die histologische Absicherung
auch einer klinischen klaren Diagnose sinnvoll sein, z.B. vor Einleitung einer potenziell
gefährlichen Therapie.
Sorgfalt bei Entnahme und Auswahl der zu untersuchenden Hautveränderungen (Alter, Lokalisation),
korrekte Fixierung sowie die Angabe wichtiger klinischer Daten entscheiden über den Erfolg der
histologischen Untersuchung.
Notwendige Zusatzangaben: Im Gegensatz zu den Tumoren gibt es bei entzündlichen Dermatosen
seltener pathognomonische histologische Veränderungen, da die Haut nur eine begrenzte Zahl von
histopathologischen Mustern zeigt. Entscheidend ist die klinisch-pathologische Korrelation, die
Kenntnis makroskopischer und mikroskopischer Pathologie der Erkrankungen voraussetzt. Klinische
und anamnestische Zusatzangaben sind daher von größter Bedeutung für die korrekte
Diagnosestellung durch den Dermatopathologen!
Das Biopsat muss eine ausreichende Größe haben und sollte subkutanes
Fettgewebe (ggf. auch tiefer gelegene Strukturen) erfassen.
Vermeidung von Traumatisierung (Quetschartefakte!) und Austrocknen.
Diagnostische Biopsien am besten in Form einer Spindel aus dem Randbereich
einer Läsion unter Einbeziehung periläsionaler Haut vornehmen.
Stanzbiopsien besser direkt aus läsionaler Haut entnehmen, da hieran oft keine
Orientierung über die Einbettrichtung möglich ist (an fixierten Hautproben
„verschwinden“ Erytheme, Depigmentierungen, leichte Schuppung und Ödem!).
Möglichst intakte Hautläsionen biopsieren.
Sofortige Fixation des Gewebes, je nach Art der durchzuführenden
Untersuchung (s.u.).
Für Elektronenmikroskopie nur sehr kleine Gewebeproben anfertigen (z.B. 1 ×
1 mm).
► Abb. 2.4, ► Abb. 2.5 und ► Abb. 2.6 geben wichtige Hinweise zur
korrekten Biopsietechnik.
Abb. 2.4 Stanzbiopsie. Die Spannung wird quer zu den Spannungslinien der Haut angelegt, wodurch sich
der Defekt nachher leichter verschließen lässt.
Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt.
Abb. 2.5 Biopsie am behaarten Kopf. Der Winkel der Inzision sollte parallel zu den Haarschäften
verlaufen.
Abb. 2.6 Spindelförmige Exzision. Wichtig ist die vertikale Schnittführung, damit auch in den
Randschnitten die tieferen Hautanteile beurteilbar sind.
2.8.3 Fixation
Lichtmikroskopie:
Fixierlösung: Für den Versand über mehrere Tage 4 %iges, sonst 10%iges neutral gepuffertes
Formaldehyd; lichtgeschützt aufbewahren; Fixierdauer mindestens 24 h.
Ausreichend Fixierlösung verwenden, da Formaldehyd während des Fixiervorgangs verbraucht
wird (Verhältnis zur Gewebegröße ca. 10: 1).
Hinweis: Für molekularbiologische Untersuchungen ist Formalin nicht immer
geeignet! Hier im jeweiligen Labor nachfragen.
Bei Hodenbiopsien und speziellen Fragestellungen: Fixierung in Bouin-Lösung.
Immunhistologie, Immunhistochemie, In-situ-Hybridisierung:
Direkt mit dem weiterverarbeitenden Labor klären, welche Fixation für die gewünschten
Nachweise benötigt wird.
Für die Anfertigung von Gefrierschnitten Biopsat trocken in Kryoröhrchen geben (ggf. mit
0,9%iger NaCl-Lösung auffüllen); verschließen und sofort in flüssigem Stickstoff
schockgefrieren (bei Einsendung an immunhistologisches Labor: Versenden im
Styroporbehälter mit ausreichend Trockeneis).
Immunhistochemie und In-situ-Hybridisierung funktionieren gewöhnlich am formalinfixierten
Paraffinschnitt.
Elektronenmikroskopie:
Spezialfixative (mit begrenzter Haltbarkeit!) und besondere Aufarbeitungsbedingungen sind
erforderlich. Am gebräuchlichsten ist eine Fixation in Karnovsky-Lösung; vor
Gewebeentnahme abklären!
H&E Muzin
Alzianblau Muzin
Fontana-Masson Melanin
Silbernitrat Melanin
Toluidinblau Muzin
2.8.5 Immunfluoreszenztechniken
Vorbemerkung: Mit der Immunfluoreszenzmethode (IF) werden Antigene, Antikörper,
Komplementfaktoren und Fibrin mit Hilfe fluoreszenzmarkierter, spezifisch bindender Antikörper
mikroskopisch sichtbar gemacht.
Methoden:
Direkte IF: Gewebegebundene Antikörper, Komplement, Fibrin, aber auch Erreger werden in
der Probe der erkrankten Haut des Patienten nachgewiesen (Kryostatschnitt aus unfixiertem
Biopsiematerial notwendig).
Indirekte IF: Der Nachweis von im Serum des Patienten zirkulierenden Antikörpern erfolgt
an normaler Haut oder Fremdgewebe (für die Hauterkrankungen am häufigsten auf
Affenösophagus, Harnblasenepithel, kultivierten Tumorzellen).
Anwendungsbereiche: Pemphiguserkrankungen, blasenbildende Dermatosen, Lupus erythematodes
und andere Kollagenosen, Lichen ruber, chronisch ulzerative Stomatitis.
2.9.3 Kulturbedingungen
Übliche Kulturmedien sind Sabouraud-Glukose-Agar (mit Cycloheximid für Dermatophyten, ohne
für Hefen) oder Kimmig-Agar. Antibiotika sind generell zugesetzt. Die Anzucht der Dermatophyten
erfolgt bei Raumtemperatur; je nach Spezies wird nach 10 bis 40 Tagen ein aussagefähiges
Kulturergebnis erzielt.
Hefen wachsen innerhalb einer Woche optimal im 36°-Brutschrank (Candida spp. bereits nach 24 h)
und werden dann zur weiteren Differenzierung auf Reisagar überimpft („Reinstkultur“ auf
Reiswasserbasis in halbanaerobem Mangelmilieu durch Abdecken der Impfstraße mit Deckgläschen).
Die weitere Unterscheidung der Hefen kann biochemische Tests erfordern (Assimilation von Zuckern
und Stickstoff, Vergärung von Zuckern). In unklaren Fällen ist eine Identifizierung durch DNA-
Fingerprinting möglich.
Vor dem Hintergrund der Resistenzproblematik insbesondere bei den Non-C.-albicans-Hefen, der
wachsenden Bedeutung der Mykose als opportunistische Infektion und dem zunehmenden Arsenal
insbesondere systemischer antimykotischer Wirkstoffe erlangt die mykologische
Empfindlichkeitsbestimmung (Antimykogramm) zunehmende Bedeutung.
Auch bei Verfügbarkeit von PCR-Methoden (s.u.) ist gegenwärtig die Kultur zur sicheren und
eindeutigen Speziesdifferenzierung unverzichtbar.