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Klinik: Oft im Gesicht lokalisierte erythematöse Papeln und Plaques mit rascher Zunahme an
Zahl und Größe sowie Neigung zur Konfluenz. Auch Leber (Peliosis), Milz und Knochenmark
(häufigste Ursache für Osteomyelitis bei HIV/AIDS) können betroffen sein.
Diagnostik: Erregernachweis in der Hautbiopsie mittels Warthin-Starry-Färbung.
Diagnosesicherung durch PCR.
Differenzialdiagnosen: Kaposi-Sarkom, atypische Mykobakteriosen, viele weitere
Dermatosen bei immunsupprimierten Patienten.
Therapie: Makrolidantibiotika (Azithromycin, Clarithromycin) sowie Rifampicin sind die
Therapeutika der Wahl. Unter Berücksichtigung der Immundefizienz der Patienten ist eine
Langzeitbehandlung über mindestens 6 Wochen, ggf. in Kombination der genannten
Wirkstoffe, erforderlich.
5.7.1 Hordeolum
Synonym: Gerstenkorn.
Definition: Akute Staphylokokkeninfektion der Drüsen des Augenlides.
Hordeolum externum: Infektion der am Lidrand befindlichen Zeis- (modifizierte Talgdrüsen)
oder Moll-Drüsen (modifizierte apokrine Drüsen).
Hordeolum internum: Infektion der Meibom-Drüsen (modifizierte Talgdrüsen im hinteren
Lidbereich). Es kann nur an der ektropionierten Konjunktiva diagnostiziert werden und geht oft
mit Ödem oder Weichgewebsinfektion einher.
Klinik: Von erheblichem Fremdkörpergefühl oder Schmerzhaftigkeit begleitete Knötchen bzw.
Abszesse in den entsprechenden Lidbereichen.
Diagnostik: Bakterieller Abstrich. Bei ausgeprägtem oder rezidivierendem Befund ophthalmologische
Basisdiagnostik (Spaltlampenuntersuchung der Lider, der Lidkanten, der Bindehaut, der Hornhaut und
des Tränenfilms sowie Visusbestimmung).
Differenzialdiagnosen: Konjunktivitis (z.B. bei Xerophthalmie). Blepharitis. Chalazion.
Therapie: Lokal antibiotisch (Oxytetracyclin-Augensalbe). Bei orbitaler Ausbreitung oder Sepsis
Systemantibiose (Tetracycline oder Erythromycin), bei Hordeolum internum ggf. Stichinzision.
Allgemein lokale Wärmeanwendung, Lidrandhygiene.
5.7.2 Chalazion
Definition: Chronische granulomatöse Entzündung der Meibom-Drüse.
Klinik: Meist schmerzloser, manchmal zystischer Knoten im Bereich des Oberlides.
Diagnostik: Ophthalmologische Basisdiagnostik durch Fachkonsil.
Differenzialdiagnosen: Hordeolum, Karzinom der Meibom-Drüsen.
Therapie: Ophthalmologische operative Entfernung einschließlich histologischer Untersuchung bei
Tumorverdacht.
5.7.3 Blepharitis
Definition: Entzündung des Lidrandes, meist im Rahmen einer seborrhoischen Dermatitis oder infolge
irritativer Noxen wie Rauch und Staub.
Klinik:
Blepharitis squamosa mit trockener Schuppung am Wimperngrund und Madarosis
(Wimpernausfall).
Blepharitis ulcerosa mit entzündlich verdickten, borkig belegten Lidrändern. Madarosis und
Trichiasis (Fehlstellung der nachwachsenden Wimpern).
Diagnostik: Es sollte immer nach Erythem und Schuppung in anderen Prädilektionen (Kapillitium,
retroaurikulär, nasolabial) gesucht werden.
Differenzialdiagnosen:
Rosazea kann ebenfalls eine schmerzhafte und trockene Blepharitis verursachen, fast immer ist
dann eine Konjunktivitis assoziiert.
Auf Nissen achten.
Möglichkeit einer allergischen Kontaktdermatitis gegen Ophthalmologika berücksichtigen.
Keratokonjunktivitis sicca bei Sjögren-Syndrom.
Therapie: Lidrandhygiene. Lokaltherapie mit Desinfizienzien oder Antibiotika, ggf. kurzzeitig auch
topische Steroide oder Steroid-Antibiotika-Kombinationen. Bei schwerem Befund systemische
Antibiose mit Tetracyclinen oder alternativ Erythromycin. Ggf. Expositionsprophylaxe durch
Schutzbrille.
5.9 Zoonosen
Definition: Unter natürlichen Bedingungen von Tieren auf Menschen übertragene Infektionen.
5.9.3 Rickettsiosen
Synonym: Fleckfieber.
Definition: Rickettsien sind kleine obligat intrazelluläre gramnegative Bakterien mit Zellwand.
Wichtige Vertreter, s. ▶ Tab. 5.5.
Epidemiologie: Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Biss oder Stich viszeral infizierter
Arthopoden. Nagetiere sind meistens das natürliche Tierreservoir, der Mensch ist nur Zufallswirt.
Geografische und hygienische Faktoren spielen bei der Verbreitung eine wichtige Rolle (typisch:
Fleckfieberepidemien in Kriegsgebieten und nach Naturkatastrophen). Endemisch in kühleren
Höhenlagen der Tropen (Asien, Zentral- und Südamerika, Zentral- und Ostafrika). Langanhaltende
Immunität.
Klinik:
1–3 Wochen nach Infektion durch Insektenstich oder -biss Kopfschmerzen, Nausea,
Schüttelfrost und hohes Fieber. Typischerweise nekrotisierende Papel an der Eintrittsstelle.
Beim Rocky-Mountain-Fleckfieber (RMSF) kann Lymphadenopathie auftreten, die beim
Flecktyphus fehlt.
Wenige Tage nach dem Fieber entwickeln sich meist stammbetonte makulopapulöse
Exantheme evtl. mit hämorrhagischer Umwandlung. Beim RMSF Beginn an Palmae und
Plantae. Beim epidemischen Typhus auch periphere Vaskulitis.
Diagnostik: Die klassische Weil-Felix-Reaktion ist nicht speziesspezifisch und wird erst knapp 2
Wochen nach Infektion positiv. Daher ist der Einsatz von Mikroimmunfluoreszenz oder Immunoblot
empfohlen, die Antikörper sind auch für die Histologie anwendbar.
Differenzialdiagnose: Die Exantheme sind klinisch nicht spezifisch, die Anamnese und eine
hämorrhagische Morphe können jedoch Anhaltspunkte sein.
Therapie:
Leichte bis mittelschwere Infektionen: Doxycyclin 2 × 100 mg/d p.o. über 2–5 Tage.
Schwere Infektionen: Hospitalisation und i.v. Medikation.
Bezüglich Therapiealternativen siehe Lehrbücher der Infektiologie.
Prophylaxe: Einmalig Doxycyclin 100–200 mg p.o. bei Zeckenstich oder Läusebiss in
Endemiegebieten. Konsequente Läusebekämpfung und Hygiene.
5.9.4 Tularämie
Synonym: Hasenpest.
Definition: Francisella tularensis ist ein gramnegatives Stäbchen und kommt bei einer Vielzahl
kleiner Säugetiere in Europa und überwiegend in Nordamerika vor; Tulare ist eine Stadt in Kalifornien.
Epidemiologie: Übertragung durch direkten Kontakt (z.B. Jäger) oder über Vektoren (Mücken,
Zecken).
Beachte: Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung und Tod.
Klinik: 4 klinische Formen:
Ulzeroglanduläre Form: Häufigste Variante. Oft bei Jägern, die infizierte Hasen ausnehmen.
2–10 Tage nach kutaner Erregerinvasion entsteht eine kleine Pustel, die rasch nekrotisch
zerfällt und sich zu einem großen, von schwarzen Krusten bedeckten Ulkus mit erhabenem
Randwall ausdehnt. Regionäre Lymphadenopathie. Mortalität unbehandelt 5 %.
Okuloglanduläre Form: Ähnlich mit periokulärer Nekrosebildung, die Erregerinvasion
erfolgt über die Konjunktiven. Eine sekundäre Schädigung des Augapfels ist möglich.
Typhoidale Form: Fieber ohne Lokalsymptome.
Pulmonale Form: Direkte Lungeninfektion (primäre Pneumonie).
Diagnostik: Klinik. Direkte Immunfluoreszenz für Erregernachweis aus Hautbiopsie, Blut oder
Knochenmark. Typische Lymphknoten-Histologie (zonale Nekrose), Serologie erst nach Wochen
positiv.
Differenzialdiagnosen: Hautmilzbrand, Erysipeloid, hämorrhagische Iktusreaktion,
Schwimmbadgranulom. Initial Granuloma pyogenicum, Melkerknoten, Orf.
Therapie: Streptomycin 1–2 g/d i.m. oder Gentamycin 5 mg/kgKG/d i.v. über 7–14 Tage. Eventuell
adjuvant Interferon-γ zur Immunstimulation. Für Alterativen s. Lehrbücher der Infektiologie.
5.9.5 Katzenkratzkrankheit
Definition: Gutartige, selbstheilende Infektionskrankheit durch Bartonella henselae, ein kleines
5.9.6 Tierbisse
Tierbisse stellen etwa 1 % aller Notfälle in chirurgischen Ambulanzen dar. Bei allen Patienten sind das
Risiko einer Tollwutinfektion und der Bedarf einer Tetanusimmunisierung abzuschätzen. Das klinische
Bild variiert entsprechend der Tierart:
Hundebisse:
Meist Riss- und Quetschwunden.
Infektion in nur etwa 20 %, dabei höchstes Infektionsrisiko für die distalen Extremitäten.
Häufigste Erreger: Staphylokokken und Streptokokken, Pasteurella multocida und eine
Reihe von pathogenen Keimen, die ausschließlich bei Hunden auftreten wie Capnocytophaga
canimorsus (Sepsisgefahr bei Splenektomierten!).
Therapie: Amoxicillin/Clavulansäure. Wunden außerhalb des Gesichts und alle älteren
Wunden dürfen nicht verschlossen werden.
Katzenbisse:
Eher punktuelle Wunden, die aber aufgrund ihres „Stichcharakters“ tiefere Strukturen leichter
erreichen als Hundebisse.
Mindestens 50 % aller Bisse infizieren sich.
Pasteurella multicida ist der häufigste Erreger.
Therapie: Amoxicillin/Clavulansäure.
Exotische Bisswunden: Aktuelle Informationen über das Internet. Schwäne beispielsweise übertragen
Pseudomonas aeruginosa. In den USA wurde eine durch Eichhörnchen übertragene
Affenpockenepidemie bekannt. Schlangenbisse imponieren zunächst ebenfalls punktuell, wandeln sich
aber später hämorrhagisch-nekrotisch um und gehen mit teils lebensbedrohlichen
Systemvergiftungserscheinungen einher.
Menschenbisse:
Die übelste aller Bisswunden. Der „versehentliche Biss“ nach Faustschlag mit Zahnkontakt
verursacht häufig Sehnen- und Gelenkinfektion beim Angreifer.
Meistens handelt es sich um Mischinfektionen einschließlich anaerober Spezies.
Therapie: Amoxicillin/Clavulansäure. Bei Handverletzung handchirurgische Vorstellung.
Diagnostik:
Dermatologische, neurologische, rheumatologische und kardiologische Untersuchung
entsprechend Stadium und klinischer Symptomatik.
Der serologische Nachweis mittels ELISA und Westernblot gelingt im Stadium I bei 20–50 %
(vorwiegend IgM), im Stadium II bei 70–90 % (initial überwiegend IgM, dann IgG) und im
Stadium III bei 100 % der Patienten (vorwiegend IgG).
Borrelien-Antikörper:
oder
Kinder/Schwangere:
Prophylaxe:
Waldspaziergänge und Camping in Endemiegebieten möglichst vermeiden, zumindest
schützende Kleidung und sorgfältige „Zeckenkontrolle“ 1–2 × tgl.
Die schnelle und sachgerechte Entfernung der Zecke (Ringkürette) in den ersten 24 Stunden ist
die wichtigste Maßnahme.
Kontrolluntersuchungen: Kontrolle der Antikörpertiter (ELISA, Westernblot) nach 6 Wochen und
nach 6 Monaten.
5.11.1 Grundlagen
Synonym: Morbus Koch.
Erreger: Mykobakterien sind kleine, nichtbewegliche, leicht gekrümmte, säurefeste Stäbchen.
Mycobacterium tuberculosis ist in > 95 % Erreger der menschlichen Tuberkulose, für die übrigen
Fälle ist Mycobacterium bovis verantwortlich.
Am 24. März 1882 hielt Robert Koch in Berlin einen berühmt gewordenen Vortrag, in dem er
den von ihm entdeckten Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Tuberkel-Bazillen
und der Entstehung der Tuberkulose erstmals darlegte. Er erhielt für seine wissenschaftliche
Leistung 1905 den Nobelpreis für Medizin.
Epidemiologie:
Nur etwa 10 % aller mit Mycobacterium tuberculosis infizierten Personen mit normaler
Abwehrlage entwickeln eine aktive Tuberkulose.
Abwehrschwächende Prädispositionsfaktoren:
Unterernährung, Immunsuppression, Malignome oder andere schwerwiegende
Erkrankungen.
Lebensalter: Kinder < 3 Jahren zeigen schwerere Verläufe, während es bei Kindern
von 3–12 Jahren meistens zur Spontanheilung kommt. Mit höherem Lebensalter
nimmt die Wirtsresistenz dann wieder ab.
Pulmonale Silikose: Hohes Tuberkulose-Risiko, daher in der Anamneseerhebung
nachfragen!
In Mitteleuropa bilden heute HIV/AIDS-, Lymphom- und Leukämie-Patienten,
Drogenabhängige und iatrogen Immunsupprimierte die Hauptgruppe der Erkrankten. Situativ
(z.B. Gefängnisinsassen in Osteuropa) ist die Infektion epidemisch.
Immigranten aus Ländern mit endemischer Tuberkulose tragen wesentlich zum Anstieg der
Erkrankungszahlen in den entwickelten Industriestaaten bei.
Mycobacterium bovis ist heute selten Auslöser der menschlichen Tuberkulose, da die
Rindertuberkulose in den entwickelten Ländern weitgehend ausgerottet ist.
Beachte: Meldepflicht bei Erkrankung (aktive Form) und Tod.
Erregerresistenz:
Die Zahl nachgewiesener mono- und multiresistenter Mycobacterium tuberculosis-Stämme
steigt stetig an. Ursachen sind inadäquate Monotherapie, zu kurze Therapiedauer mit Selektion
resistenter Stämme sowie Spontanmutationen. Diesem Problem kann grundsätzlich nur mit
einer konsequenten Kombinations-Chemotherapie, gegebenenfalls unter direkter Aufsicht,
begegnet werden.
Erregerreservoire:
Isoniazid 5 10
Pyrazinamid 25 35
Streptomycin 15 15
Ethambutol 15 30
5.12.1 Grundlagen
Definition: Chronisch verlaufende Infektionskrankheit durch das säurefeste Stäbchen Mycobacterium
leprae.
Epidemiologie:
Vorkommen primär in tropischen und subtropischen Ländern.
Weltweit sind 2–3 Millionen Menschen erkrankt, davon die meisten auf dem indischen
Kontinent.
In den gemäßigten Zonen schien die Lepra weitgehend ausgerottet, durch die zunehmende
Migration aus endemischen Ländern wird die Erkrankung aber in jüngerer Zeit auch in
Mitteleuropa wieder häufiger gesehen.
Durch intensive gesundheitspolitische Maßnahmen ist die weltweite Inzidenz deutlich
rückläufig, allerdings Zunahme der gegen Dapson und Rifampicin resistenten Stämme.
Erregerübertragung meist bereits im Kindesalter. Wegen der langen Inkubationszeit (2–10
Jahre) und der sich entwickelnden Immunität (80–90 % der Infizierten) kommt die Lepra nur
bei relativ wenigen Patienten zum Ausbruch. Chronische Exposition scheint ein wesentlicher
Pathogenitätsfaktor zu sein, da Touristen fast nie erkranken.
Beachte: Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung und Tod.
Pathogenese: Ähnlich wie bei der Tuberkulose Wechselspiel zwischen Resistenzlage des infizierten
Organismus und Virulenz der Leprabakterien (▶ Tab. 5.8). Dadurch manifestiert sich ein bipolares
Formenspektrum der Lepra mit Grenzformen zwischen den beiden Endpunkten (Borderline-Lepra).
Klinik:
Lepra vom indeterminierten Typ: Die frühen kutanen Veränderungen der Lepra sind diskret
und unspezifisch (Initialphase der Lepra). Beginn mit hellroten, bei pigmentierten Menschen
blassen Erythemen. Meist Spontanheilung, in einigen Fällen Übergang in eine der
nachfolgenden Formen (s.u.).
Tuberkuloide Lepra:
Hautsymptome: Ein oder mehrere makulöse, teils erythematosquamös-plaqueförmige,
gut abgegrenzte Areale, meist hypo- oder anästhetisch (▶ Abb. 5.11a).
Obligate Nervenbeteiligung: Die Entzündung der Schwann-Zellen führt zur
Verdickung der peripheren Nerven bis hin zu Nervenabszessen.
Meist gutartiger Verlauf.
Lepra vom Borderline-Typ:
Hautsymptome: Mehr, diffuser verteilte, unschärfer begrenzte und weniger
schuppende Läsionen als bei der tuberkuloiden Form. Manchmal girlandenförmige
Anordnung. Am Stamm meist symmetrische, im Gesicht auch asymmetrische
Verteilung.
Mäßige Allgemeinsymptomatik, Nervenbeteiligung nicht im Vordergrund.
Lepra vom lepromatösen Typ:
Diagnostik:
Histologie aus Hautbiopsie. Die Ziehl-Neelsen-Färbung ist v. a. bei der erregerreichen
lepromatösen Lepra (v. a. Nasensekret oder Gewebsflüssigkeit aus Hautabkratzpräparaten, z.B.
Ohr) erfolgreich. Für paucibazilläre Formen erweist sich die PCR weniger effektiv als erhofft.
Neurologische Untersuchung: Anästhetische Plaques, verdickte Nerven.
Lepromintest (Mitsuda-Reaktion): Hautinjektion von Lepromin, einem Extrakt aus
lepromatösem Gewebe. Eine Positivreaktion besteht bei tuberkuloider Lepra bei Entwicklung
eines Knötchens 3–4 Wochen nach Applikation.
Achtung: Häufig falsch-positive Syphilisserologie (VDRL) bei lepromatöser Lepra!
Differenzialdiagnosen:
Indeterminierter Typ: Vitiligo, Naevus anaemicus, Naevus achromicus, postinflammatorische
Hypopigmentierung, Pityriasis alba, Pityriasis versicolor.
Tuberkuloide Lepra: Kutane Sarkoidose, Lupus vulgaris, chronisch diskoider Lupus
erythematodes, Tinea corporis.
Borderline-Typ: Kutane Sarkoidose, Granuloma anulare.
Lepromatöser Typ: Myxödem, Neurofibromatose, kutane Sarkoidose, Post-Kala Azar-
Hautleishmaniose.
Therapie:
Eine Vielzahl leprostatischer Wirkstoffe steht zur Verfügung. Die WHO empfiehlt gegenwärtig
folgende Therapieschemata:
Tuberkuloide Lepra: Dapson 100 mg/d + Rifampicin 600 mg/Monat für 6–9
Monate.
Einzelläsion (Tuberkuloid oder Borderline-Typ): Dapson 600 mg + Ofloxacin 400
mg + Minocyclin 100 mg als „single shot“.
Lepromatöse Lepra: Dapson 100 mg/d + Clofazimin 150 mg/d + Rifampicin 600
mg/d für 12–18 Monate.
Beachte: Schon nach der ersten Dosis sind die Patienten nicht mehr infektiös.
Bei Unklarheiten oder mangelndem Therapieansprechen Rücksprache mit dem Tropeninstitut.
5.12.2 Leprareaktionen
Definition: Immunvermittelte akut-entzündliche Krankheitserscheinungen unter leprostatischer
Therapie. Entsprechend dem zugrunde liegenden Reaktionstyp werden die Typ I-Reaktion
(zellmediiert) und die Typ II-Reaktion (immunkomplexmediiert) unterschieden.
Typ I-Reaktion („reversal reaction“):
Pathogenese: Anstieg der zellvermittelten Immunität mit verstärkter entzündlicher Nerven-
und Hautbeteiligung innerhalb bestehender Läsionen (sog. Umkehrreaktionen). Neben dem so
verstärkten entzündlichen Aspekt und der Zunahme neuritischer Beschwerden können auch
neue „Satellitenläsionen“ sowie leichtes Fieber auftreten. Selten Ulzeration.
Differenzialdiagnosen: Fehlinterpretation als Therapieversagen der antilepromatösen
Therapie. In Unkenntnis der Diagnose evtl. Verwechselung mit Morphea.
Therapie: Systemische Kortikosteroide (Prednisolon 20–60 mg/d).
Typ II-Reaktion (vaskulitische Reaktion):
Pathogenese: Aggravation der Lepra durch zirkulierende Immunkomplexe (Typ III nach
Coombs und Gell) mit Vaskulitis.
Klinik: 2 klinische Formen:
Erythema nodosum leprosum: Rötliche Knötchen an Armen und Beinen. Das „echte“
Erythema nodosum manifestiert sich vergleichsweise weniger entzündlich und
hauptsächlich an den unteren Extremitäten.
Kutane nekrotisierende Vaskulitis.
Differenzialdiagnosen: Vasculitis allergica, Erythema nodosum. Makulopapulöses
Arneimittelexanthem.
Therapie: Thalidomid 100–200 mg/d.
5.13.1 Schwimmbadgranulom
Definition: Infektion mit Mycobacterium marinum.
Pathogenese: Mycobacterium marinum lebt im Wasser und verursacht bei Fischen eine
tuberkuloseähnliche Krankheit. Es kann die Haut nach Bagatelltraumen in natürlichen Gewässern,
Aquarien oder Schwimmbädern infizieren.
Klinik:
Inkubationszeit: 3 Wochen.
Eintrittspforte: Meist kleine Hand- oder Knieverletzungen.
Meist verruköse Papeln oder Knoten (▶ Abb. 5.12), manchmal mit →
→ Sporotrichose-
ähnlicher Lymphangitis.
Verlauf: Spontanheilung nach Jahren.
Diagnostik: Kultur aus homogenisierter Hautbiopsie bei 31–33 °C. Bei Verdacht immer Labor
informieren. Fotochromogene sind nach 7–10 Tagen beurteilbar.
Differenzialdiagnosen: Verruca vulgaris, Orf, Tuberculosis cutis verrucosa, bei Lymphangitis,
Sporotrichose, Plattenepithelkarzinom.
Therapie:
Exzision kleiner Herde.
Clarithromycin 1000 mg/d p.o. (Therapie der ersten Wahl) oder Doxycyclin 2 × 100 mg/d
p.o. über 8–12 Wochen.
Lokale Wärmeapplikation (Heizkissen oder ähnliches).
Bei Nichtansprechen und bei schwerer Infektion (sporotrichoider Aspekt, Tenosynovitis,
Osteomyelitis) Rifampicin 3 × 150 mg/d und Ethambutol 3 × 400 mg/d entsprechend
Antibiogramm und klinischem Verlauf.
5.13.2 Buruli-Ulkus
Definition: Infektion mit Mycobacterium buruli.
Epidemiologie: Primär im tropischen Afrika und in Australien (feuchtwarme Umgebung).
Pathogenese: Mycobacterium buruli ist das einzige Mykobakterium, das ein stark
gewebeschädigendes Toxin produziert.
Klinik: Initial subkutane Knötchen an der Verletzungs- bzw. Inokulationsstelle, meist an den
Extremitäten. Progredienz zu großflächigen Ulzerationen. Ausdehnung teils bis auf die Muskelfaszien,
Läsionen jedoch überraschend asymptomatisch. Narbige Abheilung nach Jahren.
Diagnostik: Nachweis der säurefesten Stäbchen im Biopsiepräparat.
Differenzialdiagnosen: Sporotrichose, Aktinomykose, Myzetom, schankriforme Pyodermie,
Pyoderma gangraenosum, nodöse Vaskulitis, Plattenepithelkarzinom.
Therapie:
Chirurgisches Débridement und Hauttransplantation.
Adjuvante Maßnahmen: z.B. Infrarot-Bestrahlung der hitzelabilen Erreger.
Rifampicin, evtl. in Kombination mit Cotrimoxazol oder Clarithromycin, erscheint am
effektivsten.
5.14 Aktinomykose
Definition: Chronische, langsam progrediente Infektion mit Actinomyces israelii, einem anaeroben
grampositiven Bakterium.
Pathogenese: Actinomyces israelii gehört zur Standortflora von Mundhöhle, Atemwegen und
Magen-Darm-Trakt. Endogene Infektion nach Gewebeverletzungen, die anaerobes Erregerwachstum
fördern. Die Patienten sind nicht infektiös. Sekundäre Mischinfektionen, speziell mit Actinobacillus
actinomycetemcomitans, sind häufig.
Klinik:
Zervikofaziale Aktinomykose: Häufigste Form (> 50 %), meist nach Zahnbehandlungen oder
bei Zahnfleischentzündungen. Entzündliche brettharte Indurationen im Unterkiefer- oder
Halsbereich mit ausgeprägter Fistelbildung. Frühzeitiger Knochenbefall (z.B. Mandibula).
Keine regionäre Lymphknotenbeteiligung.
Thorakale Aktinomykose: Meist aspirationsbedingte Pleuraherde mit Fistelbildung zur
darüberliegenden Haut.
Abdominelle Aktinomykose: Chronische Entzündung und Fistelbildung nach Entzündung
(Appendizitis) oder Trauma. Eine Variante ist die zumeist IUD-assoziierte pelvine
Aktinomykose.
Diagnostik: Histologie mit direktem Nachweis der charakteristischen Drusen (schwefelgelbe Granula
= Bakterienhaufen), anaerobe Kultur.
Differenzialdiagnosen: Schankriforme Pyodermie, tiefe Trichophytie, Tuberculosis cutis colliquativa,
Plattenepithelzellkarzinom, Lymphom, Metastase.
Therapie:
Chirurgische Sanierung des infizierten Areals unter Antibiotikaschutz.
Zervikofaziale Form: Amoxicillin 30 mg/Clavulansäure 3 mg/kgKG 3 × tgl. über 2
5.15 Nokardiose
Definition: Infektion durch Nocardia asteroides oder Nocardia brasiliensis: Aerobe, grampositive
Stäbchenbakterien.
Pathogenese: Nokardien sind im Erdreich und in Pflanzenbestandteilen weltweit anzutreffen. Betroffen
sind überwiegend Immunsupprimierte.
Klinik:
Nocardia asteroides: Pulmonale Erkrankungen und Hirnabszesse bei Patienten mit
reduzierter Abwehrlage.
Nocardia asteroides und Nocardia brasiliensis: Nach kutaner Inokulation lokale Abszesse
oder sporotrichoide Hauterscheinungen.
Nocardia brasiliensis: Einer der Haupterreger des Myzetoms (Madurafuß).
Diagnostik: Schwierige Kultur, langsames Wachstum, daher immer Vorinformation an das Labor.
Differenzialdiagnosen: Hautmanifestationen: Sporotrichose, Lupus vulgaris, Pyodermien,
Eumyzetom durch Pilze.
Therapie: Cotrimoxazol für mindestens 6 Wochen, bei Immunsuppression länger.