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1. Zur Funktion von Lehrwerken im Unterricht gedacht sein oder aber kurstra-
Unterricht gend, d. h. dass sie dem vorgesehenen Curri-
2. Lehrwerkentwicklung culum entsprechen bzw. sich der Unterricht
3. Lehrwerkkritik und Lehrwerkanalyse an ihrer Progression orientiert. Auch kurstra-
4. Lehrwerkforschung
5. Perspektiven
gendes Lehrmaterial wird jedoch vielfach von
6. Literatur in Auswahl Lehrenden als „Steinbruch“ benutzt (vgl.
Rösler/Skiba 1987), um den eigenen Unter-
richt zu erweitern oder an die Bedürfnisse ei-
1. Zur Funktion von Lehrwerken im ner Lerngruppe anzupassen.
Unterricht Eine besonders problematische Unter-
scheidung, die in der Lehrwerkanalyse und
„Das Lehrwerk bestimmt wie kein anderer Lehrwerkforschung immer wieder themati-
Faktor das, was im Fremdsprachenunterricht siert wird, ist die von Lehr- und Lernmaterial:
geschieht“ (Neuner 1994, 8). Am Lehrwerk Die Begriffe Lehrmaterial, Lehrwerk machen
lassen sich die Lehrziele, die methodische deutlich, dass diese Materialien sich an Leh-
Ausrichtung, der Lehrstoff, teilweise auch die rende richten, die dann entscheiden, in wel-
vorgesehenen Sozialformen des Unterrichts cher Form sie diese im Unterricht einsetzen.
ablesen. In dieser Funktion sind Lehrwerke Ob mit solchem Material auch gelernt wird,
an die Stelle des traditionellen Lehrbuchs ge- ist eine andere Frage: „Die meisten persön-
treten. Mit den verschiedensten Begriffen ⫺ lichkeits- und interaktionsbezogenen Fakto-
Lehr- und Lernmaterialien, Lehrbücher und ren des Lernens verlaufen quer zur ökono-
Lehrwerke, Lern-, Arbeits- und Übungsbü- misch sinnvollen Lehrmaterialgestaltung; der
cher; üblich sind auch die Bezeichnungen Bezug auf die Lernenden … ist durch kon-
Lehr- bzw. Lernmedien ⫺ wird all das be- ventionelles Material nur zu einem gewissen
zeichnet, was dazu dient, Lernen anzuregen, Teil zu leisten.“ (Rösler 21992, 266; vgl. auch
zu stützen und zu steuern. Dabei kennzeich- Art. 106) Sieht man von gezielt für diesen
net die Bezeichnung Lehrwerk in Abgrenzung Zweck entwickelten Selbstlernmaterialien ab
zum Lehrbuch Materialien, die systematisch (vgl. Nodari 1995, 205ff.; Wißner-Kurzawa
aufeinander bezogen sind und einen Medien- 1985), so sind vorgefertigte Materialien für
verbund bilden, z. B. ein Kursbuch mit zuge- das Sprachenlernen zunächst einmal als
hörigem Arbeitsbuch für die Lernenden, Kas- Lehrmaterial zu verstehen. Rösler (21992)
setten, Videos, Folien oder auch PC-Pro- entwickelt zwar konkrete Modelle der Adap-
grammen und einem Lehrerhandbuch (vgl. tion von Lehrmaterial an Voraussetzungen
Art. 104). Der Begriff Lehrwerk lässt sich von und Bedürfnisse der Lernenden, bleibt aber
dem des Lehrmaterials insofern abgrenzen, skeptisch, wie weit dies mit vorgefertigten
als das Lehrwerk sowohl Vorgaben für die Lehrwerken gelingen kann, insbesondere so-
Lehr-/Lerninhalte (Texte) und deren Anord- lange die Lehreraus- und -fortbildung Leh-
nung (Progression) als auch Vorgaben für den rende nicht stärker zu einem souveränen Um-
Lernprozess (Aufgaben, Lehr- und Lernhin- gang mit Lehrmaterial qualifiziert (vgl. Rös-
weise z. B. im Lehrerhandbuch) macht. Dabei ler 214ff.). Am ehesten lässt sich wohl bei
ist zu sehen, dass natürlich auch Lehr-/Lern- elektronisch aufbereitetem Material (CD-
materialien ohne solche Elemente schon da- Rom, im Internet angebotene Materialien
durch, dass aus der Vielfalt authentischer und Kurse), bei dem Lernende ein Höchst-
Materialien ausgewählt und das Material in maß an Auswahl und Selbststeuerung haben,
eine Reihenfolge gebracht wird, Einfluss auf von echtem ,Lernmaterial‘ sprechen (vgl.
den Ablauf des Lehr-Lernprozesses nehmen. Art. 104; 113).
Auch Lehrer, fremdsprachliche Assistenten, Im Hinblick auf die Rolle von Lehrwerken
Lektoren usf. sind in diesem Sinne ,Lehr- und im Deutschunterricht werden im Folgenden
Lernmaterial‘, insofern ist grundsätzlich zwi- vier zentrale Relationen herausgehoben:
schen personalen und nichtpersonalen Lehr-
medien zu unterscheiden. Soweit Lehrmate- 1.1. Lehrwerk und Lehr-/Lernziele
rialien für das Lernen ohne Lehrer gedacht Lehrwerke orientieren sich in der Regel an
sind, sprechen wir von Selbstlernmaterialien. vorhandenen Curricula oder Prüfungen, um
Lehrmaterialien können als Ergänzung zum damit ihre Verwendungschancen zu verbes-
sern und eventuell vorhandene Zulassungs- als ,banal‘ und ,langweilig‘ kritisiert (vgl.
hürden (etwa die staatliche Zulassung für die Weinrich 1981).
Verwendung im öffentlichen Bildungswesen) Was die Landeskunde betrifft, so verträgt
zu passieren. Sie bilden die Lehr- und Lern- sich die Forderung nach Aktualität nicht mit
ziele im Bereich der Texte und Themen, der dem klassischen Lehrbuch, das schnell veral-
Grammatik, eventuell auch anderer curricu- tet. Hier erscheint das Internet als Alterna-
larer Zielsetzungen (z. B. der Vermittlung von tive: die Vernetzung von Daten, die Verbin-
Lernstrategien oder im Bereich des interkul- dung von Text, Bild und Ton und die Aktua-
turellen Lernens) ab und bringen den Lehr- lität sind Bereiche, in denen ein klassisches
stoff in eine Reihenfolge, die eine systemati- Lehrwerk, auch wenn es den Medienverbund
sche, zielgerichtete Progression erlaubt. Eine mit Kassetten etc. nutzt, nicht mehr konkur-
solche Bindung an Curricula betrifft insbe- renzfähig ist (vgl. Art. 113). Allerdings sind
sondere Lehrwerke im Schulbereich; sind keineswegs alle Probleme gelöst, die sich mit
keine Lehrpläne vorhanden, rücken Lehr- der Nutzung elektronischer Medien im Hin-
werke gelegentlich an ihre Stelle und stellen blick auf die Lehrinhalte ergeben; Lehrwerke
die curriculare Leitlinie für den Unterricht machen Unterrichtsinhalte transparent und
dar. Dies ist insbesondere im Deutschunter- überprüfbar. Schulbehörden, die Lehrkräfte
richt der Erwachsenenbildung anzutreffen, selbst und die Lernenden können überprüfen,
wo Curricula selten existieren, der Unterricht ob die Inhalte den Anforderungen einer de-
vielmehr prüfungsorientiert ist und Lehr- mokratischen Gesellschaft (z. B. im Hinblick
werke den Unterricht bis zum Erreichen des auf die Rolle von Frauen, auf die Überein-
Prüfungsniveaus strukturieren helfen. Zahl- stimmung mit der gesellschaftlichen Realität
reiche international eingesetzte Lehrwerke der deutschsprachigen Länder u. ä.) entspre-
für den Deutschunterricht orientieren sich chen. Wie es mit Kritik und Reflexion, mit
daher an den entsprechenden Prüfungen (vgl. der bewussten Kommentierung und der Qua-
Art. 84) und führen dies explizit an („In zwei litätskontrolle des Lernangebotes im Internet
Bänden zum Zertifikat …“). Lehrwerke die- bestellt ist, ist eine noch ungelöste Frage. Ins-
ser Art tun sich schwer mit einem stark von besondere nichtmuttersprachliche Lehrende,
individuellen Lerninteressen geleiteten Unter- die außerhalb des Zielsprachengebietes unter-
richt, erlauben aber gerade wegen der klaren richten, stoßen hier an Grenzen der Gewähr-
Zielprogrammierung durchaus eigenständi- leistung, die bei Lehrwerken die Lehr-/Lern-
ges Lernen. materialautoren, Verlage, aber auch Rezen-
1.2. Lehrwerke und Lehrinhalte senten übernommen haben. Im Bereich des
Deutschen als Fremdsprache werden daher
Insbesondere außerhalb des deutschsprachi-
gen Raumes stellen die in Lehrwerken enthal- aufbereitete Medien (Zeitungen wie Authentik
tenen Texte und Themen den zentralen Zu- oder der Österreich-Spiegel oder die vom
gang zur fremden Sprache und Kultur dar Goethe-Institut entwickelten CD-Roms) als
und legen damit fest, in welchen Situationen, eine Art Mittelweg zwischen authentischem
mit welchen Texten die deutsche Sprache im Material und einer didaktisch verantworteten
Unterricht erlernt und praktiziert werden Auswahl angeboten.
kann. Mit der kommunikativen Methode hat 1.3. Lehrwerke und die Lernenden
sich für Lehrwerke die Forderung nach au-
thentischen Texten und die Orientierung an Lehrwerke richten sich an die Lehrkräfte;
Alltagssituationen durchgesetzt, so dass lite- Lernende erleben Lehrwerke in der Regel als
rarische Texte vielfach ganz aus den Lehrwer- eine Vorgabe, die dazu führt, eigene Interes-
ken verschwunden waren (vgl. Art. 97). Seit sen im Unterricht zugunsten einer Orientie-
Beginn der 90er Jahre zeichnet sich hier je- rung am Lehrwerk zurückzustellen (vgl.
doch eine Schwerpunktverlagerung ab: zum Quetz 1976). Immer wieder sind daher Versu-
einen wird der Begriff der Authentizität rela- che gemacht worden, Unterricht unter Ver-
tiviert, da ja jede Wiedergabe eines außerhalb zicht auf Lehrwerke in stärkerem Maße an
des Unterrichts verwendeten Textes in einem den Lernenden zu orientieren (vgl. Brandi-
Lehrwerk diesen aus seiner authentischen Re- Amar u. a. 1979). Der französische Reform-
zeptionssituation entfernt. Zum andern ha- pädagoge Célestin Freinet (1896⫺1966) hat
ben literarische Texte insbesondere im Hin- insbesondere die ,Gleichschaltung‘ und die
blick auf interkulturelle Lehr- und Lernziele ,Indoktrination‘ der Lernenden durch Lehr-
und Lehrinhalte wieder an Gewicht gewon- bücher kritisiert und den Unterricht ohne
nen. Die zu starke Alltagsorientierung wird Lehrbuch, durch Handeln und Kommunika-
tion, durch ein produktives Umgehen mit Götze (1994) unterscheidet auf Grund der
Medien und Materialien (z. B. durch schulei- jeweiligen methodischen Ausrichtung fünf
gene Druckereien, in denen schülereigene Lehrwerkgenerationen:
Texte ,veröffentlicht‘ werden) zum Programm
erhoben (vgl. Dietrich 1995, 26ff.). Mit der a) Grammatikorientierte Lehrwerke in der
Forderung nach Lern(er)autonomie ist dieser Tradition der Grammatik-Übersetzungs-
Gedanke in den 90er Jahren wieder aufgegrif- methode; als Prototyp wird auf die Deut-
fen worden: die Übertragung unterrichtsrele- sche Sprachlehre für Ausländer von Heinz
vanter Entscheidungen an die Lernenden ge- Griesbach und Dora Schulz von 1955 ver-
rät in Konflikt mit der Steuerung des Unter- wiesen;
richts durch Lehrwerke. Die Lehrwerkent- b) Audio-linguale bzw. audio-visuelle Lehr-
wicklung (vgl. Abschnitt 2) ist daher mit der werke im Gefolge der audiolingualen Me-
Forderung nach Lernautonomie stärker ins thode wie z. B. im von der Nuffield Foun-
Zentrum des wissenschaftlichen Interesses ge- dation entwickelten Lehrwerk Vorwärts
rückt. International (E. J. Arnold u. a. 1974);
c) Kommunikative Lehrwerke im Anschluss
1.4. Lehrwerke in Abhängigkeit von an die ,pragmatische Wende‘ in der
Lehrmethoden Fremdsprachendidaktik, wie sie z. B. das
Lehrwerke spiegeln in der Regel den jeweiligen Lehrwerk Deutsch aktiv (Gerhard Neuner
Stand der fremdsprachendidaktischen Dis- u. a. 1987ff.) repräsentiert;
kussion und sind insoweit Manifestationen d) Interkulturell ausgerichtete Lehrwerke im
der im Erscheinungszeitraum herrschenden Gefolge der Bemühungen, die Selbst- und
methodischen Vorstellungen von Deutsch- Fremdwahrnehmung im Unterricht zum
unterricht: „Lehrwerke versuchen, die Vor- Thema zu machen und Kulturbegegnung
stellungen und Prinzipien von Lehrmethoden zu ermöglichen.
so zu präzisieren und konkretisieren, daß ein Die Lehrwerke Sprachbrücke (Gudula
ganz bestimmtes Unterrichtskonzept ent- Mebus u. a. 1989f.) und Sichtwechsel
steht.“ (Neuner/Hunfeld 1993, 16) (Martin Hog u. a. 1984) bzw.
Sichtwechsel Neu (Saskia Bachmann Verfasser, sicher auch mit Engagement und
u. a. 1995f.) können als Repräsentanten gutem Willen, doch auch hastig und unter
dieser Lehrwerkgeneration betrachtet dem Zwang einer einmal gewählten typogra-
werden. phischen und methodischen Konzeption her-
e) Als fünfte Generation bezeichnet Götze gestellt ist …“ (Piepho 1976, 163). Allerdings
Lehrwerke, die er der ,mentalistischen werden immer wieder Forderungen nach
Wende‘ in der Methodik zurechnet, die stärker theoriegeleiteter Lehrwerkentwick-
also in stärkerem Maße kognitives Lernen lung erhoben (vgl. Tulodziecki 1983). Auf der
ins Zentrum rücken. Er führt als Beispiele Grundlage von Untersuchungen zur Textver-
die Lehrwerke Die Suche (Volker Eismann ständlichkeit und Textverarbeitung, insbeson-
u. a. 1993f.) und Wege (Hans Jürg Tetzeli dere mit Hilfe des sog. Hamburger Verständ-
u. a. 1988) an. (vgl. Götze 1994, 29f.) lichkeitskonzepts (vgl. Langer u. a. 1981) ist
versucht worden, Grundsätze für die Gestal-
Die Abgrenzung dieser fünften Lehrwerkge- tung von Lehrmaterial zu entwickeln (vgl.
neration ist allerdings strittig, da von einer Poelchau 1980). Wißner-Kurzawa (1985) hat
,kognitiven Wende‘ im Bereich der Methodik anhand der Konstruktion von grammatikali-
keineswegs durchgehend die Rede sein kann, schen Texten für den Französischunterricht
eher vielleicht von einem Ende starrer Me- nachweisen können, dass die Verständlichkeit
thodenkonzeptionen, was auch dazu führt, von Instruktionstexten unter Nutzung sol-
dass neuere Lehrwerke keinem einheitlichen cher Erkenntnisse optimiert werden kann.
methodischen Konzept mehr verpflichtet sind Vor allem im Kontext neuer Methoden und
(vgl. die Diskussion in Bausch u. a. 1998). neuer Medien sind immer wieder Überlegun-
gen zu den Konsequenzen für die Lehrwerk-
entwicklung formuliert worden (vgl. exem-
2. Lehrwerkentwicklung
plarisch Bung 1970 für die Entwicklung von
In der DDR galten Lehrwerke als wichtige Sprachlaborprogrammen). Einen besonderen
Instrumente zur „Umsetzung von Grundpo- Impuls hat die Reflexion der Lehrwerkent-
sitionen der Erziehung und Bildung in die wicklung im Rahmen von Überlegungen zur
Praxis des Unterrichts.“ (vgl. Breitung u. a. ,Regionalisierung‘ und dem ,Methodentrans-
1982, 19). Am Herder-Institut spielte die Ent- fer‘ erhalten: Damit ist die Abkehr von dem
wicklung von Lehrmaterial daher eine wich- Konzept universaler Lehrwerke zugunsten
tige Rolle; seine Entwicklung war auch Ge- ,regionaler‘, auf die Bedürfnisse des jeweili-
genstand theoretischer Reflexion. In Westeu- gen Landes zugeschnittener Lehrwerke ge-
ropa dagegen war und ist die Entwicklung meint (vgl. Art. 106). Die Lernerorientierung
von Lehrwerken nur selten Gegenstand wis- und Konzepte des autonomen Lernens haben
senschaftlicher Überlegungen. Das mag darin zu Überlegungen geführt, wie denn Lehr-
begründet sein, dass in die Entwicklung von werke gestaltet werden können, die den Ler-
Lehrmaterial in hohem Maße kommerzielle nenden zu mehr Selbstbestimmung beim
Überlegungen einfließen, auch darin, „daß Fremdsprachenlernen verhelfen. So finden
sich der kreative Prozeß der Ausarbeitung ei- sich in den Lehrwerken seit Ende der 80er
nes Planungsschemas einer systematischen Be- Jahre explizite ,Lerntipps‘ und Lernstrate-
schreibung entzieht.“ (Neuner 1994, 230) Ins- gien, die helfen sollen, auch über das Lehr-
gesamt ist wohl zu bedenken, dass das Verhält- werk hinaus lernend mit der Fremdsprache
nis der Fremdsprachendidaktik zur Unter- umzugehen: „Das Ziel der Lerntipps ist ei-
nerseits, das Lernen mit dem Lernmaterial zu
richtspraxis eher analytischer Natur ist, wäh-
optimieren, andererseits sollen Techniken
rend Präskription, sowohl was die Unter-
trainiert werden, die das selbstgesteuerte Ler-
richtsplanung, als auch was die Lehrwerk-
nen außerhalb des Kurses fördern.“ (Lehr-
entwicklung betrifft, als unwissenschaftlich
werk Moment mal! Bd. 1; Wertenschlag u. a.
angesehen wird: „Ein Unterrichtswerk ist
1997, 12) Nodari (1995) entwickelt im Hin-
eine Ware, die unter dem Druck von Aufla-
blick auf autonomes Lernen grundlegende
gen, auch der (sic) einer Profitmaximierung,
Prinzipien der Lehrwerkgestaltung:
von nebenamtlichen Verfassern und profes-
sionellen Verlagslektoren und -kaufleuten im a) Lehrwerke müssen so konzipiert und ge-
Rahmen bestimmter Umfangs- und Ausstat- staltet sein, dass die Erreichung allge-
tungsberechnungen für viele Auflagen ge- mein-erzieherischer Lehrziele unterstützt
plant ist, das unter persönlichen Opfern der wird.
Ziele wie die Gleichstellung der Geschlechter 3.2. Lehrwerkgutachten und Lehrwerkkritik
hin überprüft (vgl. Lundin Keller 1985). Der Mit dem ,Mannheimer Gutachten‘ sind diese
Schulausschuss der Kultusministerkonferenz Impulse für Lehrwerke im Bereich des Deut-
der Bundesrepublik Deutschland ließ 1977 die schen als Fremd- und Zweitsprache fruchtbar
Lehr- und Lernmittel für Deutsch als Fremd- gemacht worden. Entstanden ist das Mann-
sprache (gemeint waren die für den Deutsch heimer Gutachten auf Grund einer Anregung
als Zweitsprache-Unterricht in Deutschland der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes
geeigneten Lehrmaterialien) überprüfen und der Bundesrepublik Deutschland: Eine inter-
gab dazu eine Empfehlung ab (vgl. Schulaus- disziplinär zusammengesetzte Kommission
schuß 1977). Jedes Lehrwerk, das in Öster- von Wissenschaftlern unter dem Vorsitz von
reich an öffentlichen Schulen verwendet wer- Ulrich Engel vom Institut für Deutsche Spra-
den soll, unterliegt einem Prüfungsverfahren che in Mannheim erarbeitete in dem Zeit-
durch eine vom Unterrichtsministerium beru- raum 1974⫺1979 einen Kriterienkatalog zur
fene Kommission; die Zulassungskriterien Bewertung von Lehrwerken (vgl. Krumm
(u. a. Übereinstimmung mit dem Lehrplan, u. a. 1975) und legte 1977 und 1979 eine um-
Berücksichtigung der Selbsttätigkeit des Schü-
fassende Analyse der seinerzeit gängigen, in
lers, Berücksichtigung ,österreichischer Ver-
der Bundesrepublik publizierten Sprachlehr-
hältnisse‘, Gleichbehandlung von Mann und
werke für Deutsch als Fremdsprache vor (vgl.
Frau) sind durch eine im Bundesgesetzblatt
Engel u. a. 1977; 1979). Die Kriterien des
veröffentlichte Ordnung festgelegt (vgl. Mül-
Mannheimer Gutachtens bewerten die di-
ler 1976). Rezensionen stellen gleichfalls eine
daktischen Konzeptionen, die linguistischen
Form der Lehrwerkkritik dar, insbesondere,
Grundlagen wie z. B. den Ausschnitt der ver-
wenn sie, wie z. B. im Unterrichtsmediendienst
mittelten Sprache, die Art der Grammatik-
des Deutschen Volkshochschulverbandes, sy-
vermittlung, Texte und Kontrastivität, und
stematisch und nach veröffentlichten Krite-
die Themenplanung, wozu die Frage der Lite-
rien erfolgen.
Mit dem Versuch der Gründung eines „Ar- ratur und der Landeskunde gerechnet wird
beitskreises Lehrwerkforschung ⫺ Lehrwerk- (zu den Kriterien im einzelnen vgl. Bd. 2 des
kritik“ haben Heuer und Müller den Anstoß Mannheimer Gutachtens, Engel u. a. 1979,
zur Entwicklung einer wissenschaftlichen 9ff.). Lehrwerkkritik versucht, vorhandene
Lehrwerkkritik gegeben, die sich in der Bun- wissenschaftliche Erkenntnisse, unterricht-
desrepublik Deutschland zunächst im Hin- liche Erfahrungen und didaktische Zielvor-
blick auf Lehrwerke für den Englischunter- stellungen in einer hermeneutischen Lehr-
richt entwickelt hat (vgl. Heuer/Müller 1973; werkanalyse zu bündeln. Sowohl die Aus-
1975; Neuner 1979). Lehrwerkkritik, das wahl der zu Grunde gelegten Kriterien als
wird bereits bei Heuer und Müller deutlich, auch deren Anwendung auf konkrete Mate-
zielt nicht nur auf die Auswahl geeigneter rialien stellen, selbst wenn die Lehrwerkkritik
Lehrwerke, sondern versteht sich einerseits als interdisziplinäre Teamarbeit angelegt ist,
als Beitrag zur Weiterentwicklung der Fremd- Formen einer subjektiven Interpretation dar:
sprachendidaktik, andererseits als Beitrag zur das Mannheimer Gutachten hat im Bereich
Lehrwerkgestaltung: des Deutschen als Fremdsprache entspre-
chende Kontroversen ausgelöst (vgl. die Dis-
„Es ist den Mitgliedern des Arbeitskreises bewußt, kussion in Zielsprache Deutsch 1978), trotz
daß die Grundlagen für die Lehrwerkkritik nicht aller Einwände zugleich aber für das Fach
sicherer sein können als die Grundlagen der
eine Tradition der Lehrwerkkritik und -ana-
Fremdsprachendidaktik überhaupt. Trotzdem hal-
ten sie es für verfehlt, Lehrwerkkritik bis zu einer lyse begründet.
etwaigen Klärung der fachdidaktischen Grundfra- Gegenüber der Behauptung, nur Erfah-
gen anstehen zu lassen. Das Lehrwerk spielt eine rung erlaube eine angemessene Beurteilung
so entscheidende Rolle in der Praxis, … daß ohne von Lehrwerken (vgl. die Kritik an einer
ständige Reflexion auf die Lehrwerke auch die „spekulativen Lehrwerkkritik“ bei Hein-
Theorie keine realistischen, mit der Praxis vermit- drichs u. a. 1980, 149ff.) steht hinter den
telten Fortschritte machen kann. … Es ist zu er- Lehrwerkgutachten die Überlegung, dass Er-
warten, daß nach einem längeren Zeitraum bewuß-
ter Lehrwerktheorie und -kritik die Unterrichtsma-
fahrung auch blind machen könne für neue
terialien objektiv beurteilt werden können. Gleich- Ansätze und Möglichkeiten, dass es also er-
zeitig ist zu wünschen, daß sie im Lichte über- forderlich sei, Lehrwerke auch unabhängig
prüfbarer Begutachtung an Effizienz zunehmen.“ von ihrer praktischen Erprobung auf die
(Heuer/Müller 1993, 9). Übereinstimmung mit didaktischen und fach-
lichen Konzepten zu überprüfen. Dabei geht (1998), der allerdings, was die Sorgfalt von
es der Lehrwerkkritik nicht darum, einer be- Auswahl und Quellenangaben sowie die
stimmten Methode zum Druchbruch zu ver- Transparenz von Bewertungsmaßstäben be-
helfen, sondern die einem Lehrwerk zu trifft, hinter den erreichen Stand der Lehr-
Grunde liegenden Prämissen im Hinblick auf werkkritik zurückfällt.
Methode, Lernziele, Adressatenbezug, das Der Versuch, Lehrwerke einer quantitati-
Verständnis von Sprache und Lernen u. ä. ven Analyse zu unterziehen und damit eine
transparent zu machen (vgl. Krumm 1985; Verbindung zwischen einer hermeneutischen
1994). Anhand von Lehrwerken für den und einer empirischen Lehrwerkanalyse zu
Sachunterricht in der Schule haben Rauch schaffen, hat sich bislang als Sackgasse erwie-
u. a. (1997) deutlich machen können, dass sen. Die einzige umfangreichere Analyse, die
eine „Schreibtischevaluation“ von Lehrwer- Willeè (1976) zu Lehrwerken für den
ken zu durchaus vergleichbaren Ergebnissen Deutschunterricht vorgelegt hat, erschöpft
kommen kann wie eine aufwendige Praxis- sich im Wesentlichen in Wortlisten, deren Sy-
evaluation. stematisierung weder Aussagen über die Eig-
Die Weiterentwicklung der Lehrwerkkritik nung von Lehrwerken noch über ihre Über-
ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, einstimmung mit didaktischen Grundsätzen
dass die Analysekriterien präziser auf unter- oder Lernerbedürfnissen erbringt. Differen-
schiedliche Lerngruppen abgestimmt wurden. ziertere Analysen, wie sie Knapp-Potthoff
So entwickelte eine Arbeitsgruppe im Rah- (1979) z. B. für die Untersuchung von Auf-
men des Sprachverbandes Deutsch für aus- gaben in Lernmaterial (am Beispiel eines
ländische Arbeitnehmer 1979 Kriterien, die Englischlehrwerks) vorgelegt hat, sind im Be-
eine Überprüfung von Lehrwerken im reich des Deutschen als Fremdsprache nicht
Hinblick auf ihre Eignung für den Unterricht
durchgeführt worden.
mit Arbeitsmigranten zum Ziel haben und
legte ein entsprechendes Lehrwerkgutachten 3.3. Lehrwerkanalyse im Hinblick auf
vor (vgl. Barkowski u. a. 1980, 31986); der fachliche Einzelaspekte
Sprachverband hat entsprechend den verän-
derten Zielgruppen und Rahmenbedingungen Neben der durch Lehrwerkgutachten reprä-
in regelmäßigen Abständen neue Kriterien sentierten Lehrwerkkritik, die auf eine Beur-
und Lehrwerkanalysen vorgelegt. Stand 1980 teilung von Lehrwerken im Ganzen zielt, ste-
noch die Gruppe der Arbeitsmigranten in ih- hen Analysen einzelner Aspekte von Lehr-
rer „Bahnhofssituation“ im Zentrum, so gilt werken (vgl. die Beiträge zu Einzelaspekten
für Lehrwerke der 90er Jahre die Frage, wie in Kast/Neuner 1994, 31ff.). Zwei Aspekte
weit sie der mehrsprachigen Gesellschaft und seien exemplarisch angeführt:
der bikulturellen Identität der Zielgruppe a) Landeskunde
gerecht werden (vgl. Sprachverband 1997).
Für fachsprachliche Lehrwerke haben Beier/ Eine besondere Rolle in der Lehrwerkanalyse
Möhn 1982 und Buhlmann/Fearns 1987 Kri- spielt die Landeskunde, insbesondere das in
terien für eine Lehrwerkbeurteilung wie auch Lehrwerken vermittelte Landesbild, d. h. die
Anforderungen an Lehrwerke formuliert, Frage, in welcher Form ein Lehrwerk die
allerdings keine entsprechenden Analysen Realität des zielsprachlichen Raumes wieder-
vorgenommen. Als eine Vorstufe regionaler spiegelt bzw. konstruiert (vgl. Wegner 1999,
Lehrwerke ist die Entwicklung von Kriterien Kap. 1). In der Regel geschieht dies bei im
für eine Lehrwerkkritik anzusehen, die auf deutschen Sprachraum entstandenen Lehr-
spezifische Lehr- und Lernbedingungen in werken aus der Innenperspektive oder, so-
einzelnen Ländern Bezug nehmen und in der weit Lehrwerke von Nichtdeutschsprachigen
Regel auch unter Einbeziehung von Experten außerhalb des deutschen Sprachraums ent-
und Praktikern dieser Länder entwickelt wickelt werden, aus einer Außenperspektive.
wurden: Beispiele hierfür sind der Stockhol- Kramsch (1987) betont demgegenüber die
mer Kriterienkatalog (vgl. Krumm u. a. 1994), Notwendigkeit von Mehrperspektivität: „Sec-
dem die Situation in den nordischen Ländern ond language texts would better serve foreign
zu Grunde liegt, und der Brünner Kriterien- learners’ need for an understanding of C2
katalog, der in der tschechischen Republik er- *der Zielsprachenkultur+, if they explained
arbeitet wurde (vgl. Jenkins 1997). Auf den target cultural facts both from an insider’s
Stockholmer Kriterienkatalog beruft sich and an outsider’s point of view. For example,
auch der ,Auswahlführer‘ von Schloßmacher topics that are important for native speakers
may not be those non-native speakers are in- insbesondere die Steuerungswirkungen für Lehrer
terested in.“ (Kramsch 1987, 115; vgl. auch und Schüler präzise untersuchen. Sie teilt mit der
Krumm 1987; Kramsch 1988) So untersucht allgemeinen Sprachlehrforschung die Probleme
Krauskopf (1985) das Deutschlandbild in empirischen Arbeitens: läßt sich die Komplexität
des Deutsch-als-Fremdsprache-Unterrichts ohne
französischen Deutschlehrwerken im Ver-
Verfälschung so weit reduzieren, daß die Wir-
gleich zum Frankreichbild in deutschen Fran- kungszusammenhänge exakt untersucht werden
zösischlehrwerken ⫺ er arbeitet dabei den können? Reichen unsere Erkenntnisse über den
Wandel des jeweiligen Bildes heraus und Fremdsprachenerwerbsprozeß (erst recht, wenn
verweist auf die durch dilettantische Textaus- unterschiedliche Kulturen zur Debatte stehen) aus,
wahl und -aufbereitung sowie eine ahisto- um den Stellenwert und die Wirkungen von Lehr-
rische Betrachtungsweise entstehende Ge- material erklären zu können?“ (Krumm 1982, 1f.).
fahr deutsch-französischer Missverständnisse
(Krauskopf 1985, 265ff.). Ammer (1988) legt Auch 20 Jahre nach dieser Feststellung sind
seiner Analyse des Deutschlandbildes ein dif- die Fortschritte im Bereich der Lehrwerkfor-
ferenziertes Beobachtungsraster zu Grunde, schung relativ gering. Erste Ansätze, wie sie
mit dessen Hilfe er die Lehrwerke der Bun- etwa Heuer und Müller intendierten, sind in
desrepublik mit denen der DDR vergleicht: den 80er Jahren nur in der Erziehungswissen-
schaft weiterverfolgt worden (vgl. Krumm
„Während in den Lehrwerken der DDR affirmativ-
exklamatorische Texte das ,Herzstück‘ des Landes-
1983). Die Lernerorientierung der Sprach-
bildes bilden, wird das Deutschlandbild in den lehrforschung ließ die systematische Lehr-
Lehrwerken der Bundesrepublik Deutschland werkentwicklung und -erprobung in den Hin-
hauptsächlich durch problemorientierte und kri- tergrund treten. Der Lehrwerkboom der
tisch-emanzipatorische Texte geprägt.“ (Ammer ,kommunikativen Wende‘ im Bereich des
1988, 281) Deutschen als Fremdsprache erfolgte unter
b) Grammatik großem Praxisdruck ohne vorlaufende Er-
Einen weiteren Schwerpunkt der Analyse bil- probung oder Begleitforschung.
det die Rolle der Grammatik in Lehrwerken Im Unterschied zur Lehrwerkkritik und
(vgl. Götze 1994; Latour 1994). Müller-Küp- Lehrwerkanalyse, die das Lehrwerk als Pro-
pers (1991) legt eine differenzierte Analyse dukt untersuchen, zielt Lehrwerkforschung
von Anfängerlehrwerken vor, deren Gram- im Sinne einer Wirkungsforschung auf den
matikdarstellung auf der Dependenz-Verb- Lern- und Unterrichtsprozess. Dabei ist zu
Grammatik beruht. Sie kommt, trotz zahlrei- unterscheiden zwischen einer systematischen
cher Kritik in Einzelfällen, zu einer insgesamt Erprobung von Lehrwerken eventuell schon
positiven Bilanz: im Rahmen ihrer Entwicklung, und einer
Wirkungsforschung, die die Nutzung der
„Die analytisch-korrektive Bewußtmachung gram-
matischer Regularitäten wird auch im auf Sprach- Lehrwerke durch Lehrende und Lernende
handlungsfähigkeit ausgerichteten Fremdsprachen- und die Wirkung von Lehrwerken insgesamt
unterricht wieder als sinnvoll, da lernerleichternd, oder aber von einzelnen Elementen auf die
und notwendig, vor allem im Hinblick auf die Beteiligten untersucht. Schließlich ist auch
Lernstrategien und -erwartungen erwachsener Ler- die historische Forschung in Betracht zu zie-
ner, angesehen. Die Autoren der neuen Lehrbuch- hen, geben Lehrwerke doch einen Einblick in
generation bemühen sich dabei größtenteils, die im
das Verständnis des Sprachenlehrens und
Rahmen der jüngeren Sprachlehr- und -lernfor-
schung erhobenen Forderungen nach praxisbezo- -lernens in der Vergangenheit.
gener, an Lernerbedürfnissen und -interessen orien-
tierten Ausarbeitung didaktischer Grammatiken zu 4.1. Lehrwerkerprobung
erfüllen. Grammatik wird nicht mehr um ihrer Auch wenn Lehrwerkautoren oder -verlage
selbst willen betrieben, linguistische Modelle wer- immer wieder auf eine der Publikation vor-
den nicht mehr um jeden Preis ,angewendet‘, son- ausgegangene Erprobung von Lehrwerken
dern unter Berücksichtigung eines didaktischen
Gesamtkonzepts ausgewählt und adaptiert“ (Mül- verweisen, hat sich im Bereich des Deutschen
ler-Küppers 1991, 259). als Fremdsprache kein Standard etabliert,
nach dem solche Erprobungen systematisch
durchgeführt und publiziert werden. Sie hät-
4. Lehrwerkforschung ten Auskunft zu geben über erreichte Wir-
„Eine systematische Lehrwerkforschung hat noch kungen, über Fehleinschätzungen und auf
kaum begonnen. … eine solche Lehrwerkforschung Grund der Erprobung durchgeführte Kor-
muß die Wirkungen des Lehr- und Lernmaterials, rekturen (vgl. Krumm 1982). Solche Erpro-
bungen ließen sich als erste Stufe einer unter- Lernende würden die im Lehrwerk gelieferten
richtsbezogenen Lehrwerkforschung betrach- Kommunikationsmodelle strukturell verein-
ten und würden vor allem die Lehrwerkent- facht und unter Reduktion von semantischer
wicklung auf eine empirische Grundlage stel- Komplexität übernehmen (vgl. Hüllen/Lör-
len. Einen Schritt in diese Richtung leistet die scher 1979), wenn Lehrende nicht gegensteu-
Darstellung der Begleituntersuchung zu dem ern.
Projekt Sprachbrücke, in dem es um die Ent- d) Die wenigen vorliegenden Untersuchun-
wicklung von Curricula und Lehrmaterialien gen über die Reaktionen der Lernenden auf
für den Deutschunterricht mit Familienange- Lehrwerke zeigen eher negative Einschätzun-
hörigen der amerikanischen Streitkräfte in gen des Faktors Lehrwerk. 1986 hatten bei
Deutschland ging (Legutke 1997a). Die Er- einer Umfrage des Goethe-Instituts 61,2%
probung des Materials schließt die Untersu- der Befragten ihre Lehrbücher als insgesamt
chung des Gebrauchs, den Lehrende und nicht positiv beurteilt, auch in der Studie von
Lernende von dem Materialangebot machen, Slivensky, bezogen auf den Deutschunter-
ein (vgl. De Leeuw/Legutke 1997; Legutke richt in Japan, bleiben die Einstellungen zum
1997b). Auch hier fehlen allerdings Aus- Nutzen von Lehrwerken eher negativ:
künfte darüber, welche Konsequenzen im Tab. 105.1: (Slivensky 1996, 210): Haben Sie mit
Konkreten für die Überarbeitung des Lehr- Ihrem Lehrbuch viel gelernt?
materials gezogen wurden.
Kommunikati- Grammatisch
4.2. Lehrwerkwirkungsforschung ves Lehrbuch: orientiertes
n ⫽ 127 Lehrbuch:
Die Untersuchung der Wirkungen von Lehr-
in % n ⫽ 423
werken auf den Unterrichtsprozess, ihrer
Nutzung durch Lehrende und Lernende kann ja, sehr viel 1,6 3,8
teilweise an Erkenntnisse in anderen Fächern ziemlich viel 27,6 30
und Fremdsprachen anknüpfen und hieraus nicht so viel 58 61,7
Konsequenzen auch für den Deutschunter- zu wenig 3,9 2,8
richt ableiten. So dürften die folgenden, in
anderen Unterrichtsfächern gewonnenen Er-
In Kallenbachs Untersuchung zu den Schü-
kenntnisse durchaus auch für den Deutsch-
lermeinungen über ihr Fremdsprachenlernen
unterricht zutreffen:
(1996) ist das Bild differenzierter: hier bewer-
a) Bis weit in die 80er Jahre wird der Unter- ten die Lernenden die Lehrbucharbeit als
richt bis zu 80% vom Lehrmaterial domi- leichter, aber auch als langweiliger, verglichen
niert; Lehrende tendieren dazu, das Ausbre- mit dem von ihnen als anspruchsvoller und
chen der Lernenden aus den Vorgaben des vielseitiger empfundenen freien Sprechen und
Lehrwerks immer wieder zu verhindern und der Textarbeit. Gegenüber dem Lehrbuch he-
den Unterricht am Lehrwerk zu orientieren ben sie die Möglichkeit, eigenes Wissen ein-
(vgl. Quetz 1976; Niskanen 1987). Dass Leh- zubringen, positiv hervor. Dabei ist allerdings
rende den Aktualisierungsspielraum kaum zu berücksichtigen, dass es sich um Oberstu-
nutzen, den ihnen Lehrwerke bieten, mag fenschüler beim Lernen von Spanisch als ih-
auch in einer fehlenden Ausbildung begrün- rer 3. Fremdsprache handelt, die Aussagen
det sein (vgl. Van der Kleij u. a. 1996). also auf umfangreiche Sprachlernerfahrun-
b) Die Verwendung von schriftlichem Lehr- gen zurückgehen.
material „scheint als Ergebnis das Verschwin-
4.3. Historisch orientierte
den von schülerzentrierten und kooperativen
Lehrwerkforschung
Arbeitsformen … und eine deutliche Einsei-
tigkeit im Gebrauch von Aktivitätsformen Die historische Lehrwerkforschung betrach-
hervorzubringen.“ (Koskenniemi/Koumulai- tet Lehrwerke als Indikatoren nicht nur des
nen 1983, 17) Das könnte aber auch darin be- jeweiligen Standes der Sprachdidaktik, son-
gründet sein, dass Lehrende Materialien ver- dern zugleich als Manifestationen gesell-
missen, die es erlauben, unterschiedlichem schaftlicher Entwicklungen wie z. B. der Ein-
Lernverhalten gerecht zu werden (vgl. Niska- stellung zur fremden Sprache und Kultur.
nen 1987, 13f.). „An seinen Lehrbüchern erkennt man ein Volk. Ihre
c) Untersuchungen zur Entwicklung der soziologische Funktion ist eine doppelte: sie spiegeln
Lernersprache legen die Vermutung nahe, und sie prägen. Das Lesebuch gehört zu jenen insti-
tutionellen Einrichtungen, die, aus dem National- krete Verbesserung des vorhandenen Lehrma-
charakter herausgewachsen, ihrerseits diesem zu ei- terials. Folgende Gesichtspunkte könnten da-
ner festen Form verhelfen“. (Minder 1953, 1). bei für die weitere Entwicklung leitend sein:
So betrachtet Karnein (1976) das Sprachbuch 1. Die Einbeziehung von Fragen der Ent-
von Meister Jörg nicht nur als frühes Lehr- wicklung und Gestaltung von Lehrwerken in
werk unter dem Aspekt der vermittelten den Aufgabenbereich des Faches Deutsch als
Sprache, sondern zugleich als Dokument, das Fremdsprache;
Auskunft über den Gebrauchswert der deut- 2. Eine stärkere Orientierung der Lehrwerk-
schen Sprache gibt. Bei Krauskopf (1985) entwicklung und Lehrwerkkritik an den Be-
werden französische Deutsch- und deutsche dürfnissen der Unterrichtspraxis, d. h.
Französischlehrwerke daraufhin untersucht,
a) die Weiterentwicklung von Analysekrite-
wie das jeweilige Fremdbild ausgestaltet ist
rien, um Lehrenden für die Lehrbuchaus-
und ob die Aufbereitung der Themen zur
wahl und Lehr-Lernmaterialautoren für
Vermeidung von Missverständnissen beitra- die Entwicklung von Lehrwerken begrün-
gen kann. Wegner (1997) bezieht in ihre um- dete und dem jeweiligen Erkenntnisstand
fangreiche Studie zur Geschichte des Deutsch entsprechende Gesichtspunkte an die
als Fremdsprache-Unterrichts in Frankreich Hand zu geben;
und England seit 1900 auch die dort erschie- b) die Befragung von Lehrenden und Ler-
nenen Deutschlehrwerke ein. Ihre Analyse nenden im Hinblick auf ihre Erwartungen
macht deutlich, dass sich jenseits des univer- und Einstellungen zu diesen Materialien;
salen fremdsprachendidaktischen Konsenses c) die vorausgehende Erprobung und beglei-
über eine kommunikative Orientierung des tende Evaluierung von Lehr-Lernmateria-
Unterrichts und der Lehrwerke nationale lien im Sinne einer Praxisforschung, die
Traditionen und Tendenzen in den Richtli- die Lehrenden und, soweit möglich, auch
nien und Lehrwerken der beiden Länder be- die Lernenden in den Erprobungs-Ent-
haupten: während der Deutschunterricht in wicklungs-Zyklus einbezieht (vgl. März
Frankreich sich bis in die Gegenwart als eine 1996);
„éducation civique“ versteht, die auch auf ei-
ner „Abgrenzung vom Anderen durch histo- 3. damit zugleich die weitere Erforschung
risch-ethnische, kulturelle und literarische der Wirkungen von Lehrwerken, wobei vor
Konstrukte beruht“, zielen Deutschunter- kurzschlüssigen Ursache-Wirkungs-Annah-
richt und Lehrwerke in England auf „social men weiterhin zu warnen ist:
competence“ und interkulturelle Verständi- a) zunächst einmal geht es darum zu unter-
gung (Wegner 1999, 426f.). suchen, wie Lehrende und Lernende über-
„Die Determinierung des Deutschunterrichts in
haupt das Material nutzen, ob sie die Ak-
Frankreich und England durch nationale Diskurse tualisierungsspielräume ausschöpfen und
erlaubt,was die vergangenen hundert Jahre betrifft, wenn ja, in welche Richtung ⫺ hier
weder die Rede von europäischen Traditionen und könnte, was die Lernenden betrifft, die
Modernitäten noch Spekulationen über europä- besser protokollierbare Arbeit von Ler-
ische Konvergenzen in der Gegenwart.“ (Wegner nenden mit Lernsoftware einen leichteren
1999, 333). Zugang darstellen als klassische Formen
der Beobachtung und Befragung,
Eine auch andere Länder einbeziehende hi-
b) als weiteres steht die Klärung der Bedeu-
storische Lehrwerkforschung, die zusätzlich
tung zahlreicher Einzelfaktoren weiterhin
das Verhältnis zwischen den in deutschspra-
aus: so die Rolle von visuellen Darstellun-
chigen Ländern erschienenen Lehrwerken
gen, der graphischen Aufbereitung und
und ihren regionalen Adaptionen einbeziehen
technischen Konfektionierung ebenso wie
müßte, steht allerdings noch aus (für Ungarn
insbesondere der Zusammenhang zwi-
vgl. Petneki; Szablyár 1998).
schen Lehrwerkgestaltung und Lerner-
wartungen (etwa: zu einem guten Sprach-
5. Perspektiven lehrbuch muss es eine Grammatik ge-
ben …). Auch hier ist Vorsicht geboten,
Lehrwerkforschung und Lehrwerkanalyse ha- ändern sich Wahrnehmungsgewohnheiten
ben stets mehrere Zwecke verfolgt: die Weiter- doch ⫺ u. a. bedingt durch den Einfluss
entwicklung unserer Kenntnisse über Sprach- der allgemeinen Medienkommunikation
lehr- und -lernprozesse ebenso wie eine kon- ⫺ bei den Lernenden relativ rasch.
„Häufig sind die Lehrkräfte vor Ort jedoch bei der Engel, Ulrich; Hans-Jürgen Krumm; Alois Wierla-
cher (Hg.) (1977; 1979): Mannheimer Gutachten zu
begründeten Auswahl aus einer derartigen Mate-
ausgewählten Lehrwerken Deutsch als Fremdspra-
rialfülle überfordert. Deshalb ist weiterhin Sorge
che. 2 Bände. Heidelberg.
dafür zu tragen, daß im Rahmen von Aus-, Fort-
und Weiterbildungsmaßnahmen diesem Bereich be- Gadatsch, Michael u. a. (1990): Fragen zur Beurtei-
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gleichen ist die systematische Arbeit an der Ent- verband Deutsch für ausländische Arbeitnehmer
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und Evaluation von Lehrmaterialien fortzuführen; 48⫺69.
dabei sind insbesondere auch die neueren Erkennt- Gerighausen, Josef; Peter C. Seel (Hg.) (1986): Me-
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1. Regionalisierung als Alternative zum gen und damit die durch den Kolonialismus
Methoden- und Materialtransfer ohnehin bereits zurückgedrängten „einheimi-
2. Vom universalen zum regionalen Lehrwerk schen Lehr- und Lerntraditionen“ vollends
3. Schritte zur Entwicklung regionaler
Lehrwerke
zu zerstören (vgl. zusammenfassend und
4. Kriterien und Fragen zur Entwicklung der rückblickend die Beiträge in Nestvogel 1991).
Konzeption eines regionalen Lehrwerks An die Stelle „naiver pädagogischer Entwick-
5. Zusammensetzung des Autorenteams bei der lungshilfe“ sollte der Versuch treten, „die je-
Entwicklung regionaler Lehrwerke weiligen ökologischen Bedingungen vor Ort
6. Erfahrungen bei der Adaption von als Ansatz pädagogischer Bestrebungen“ auf-
Lehrwerken für eine bestimmte Region zugreifen (Plickat 1978, 187). Die „kommuni-
7. Regionalisierung in der kative Wende“ in der Fremdsprachendidak-
Curriculumentwicklung
8. Evaluation und Implementation
tik begünstigte eine Übertragung solcher
9. Literatur in Auswahl Überlegungen auf die Situation des Deutsch-
unterrichts in Ländern der Dritten Welt. In
einem die interkulturelle Orientierung der
1. Regionalisierung als Alternative 80er und 90er Jahre vorwegnehmenden Bei-
zum Methoden- und trag plädierte Osterloh dafür, dass Sprachun-
Materialtransfer terricht „an der Umwelt und den praktischen
Erfahrungen des Schülers“ ansetzen, die
Ende der 60er Jahre wurde zunächst in den Fremdsprache „primär ein Instrument zur
Erziehungswissenschaften die Frage gestellt, sprachlichen Bewältigung der eigenen Situa-
ob es sinnvoll sei, im Zuge der Entwicklungs- tion und Fortbildung der eigenen Identität“
hilfe auch die westlichen Bildungsziele und werden müsse (Osterloh 1978, 191f.). Die da-
-konzepte in andere Kontinente zu übertra- mit begonnene Diskussion über die regionale