Konkordatsfrage. *)
| Von Prof. Dr. Holſtein, Greifswald.
.Feine Frage hat das evangeliſche Volk Altpreußens und
imt ihm die Generalſynode und in ihr wieder
um den
jaſſungsausſchuß jo lange und ſo eingehend beſchäftigt Ber-
wie
Konkordatsproblem und Konkordats8gefahr.
Keine andere Frage drück jo ſchwer und laſtend
auf die
gegenwärtige kir<henpolitiſche, ja fkultur- und geiſte3politiſ
che
Silkation Deutſchland8 und des preußiſchen Staate3 wie
ieſe.
Zu ihr Stellung zu nehmen, war
Generalſynodaltagung von 1925; gegenüberdiederPflic ht der
vielfach ver-
änderten, ja zum Teil ganz neue Züge tragenden Lage der
Gegenwart dies erneut zu tun, iſt die Pflicht dieſer General-
iynode. Denn da8 evangeliſche Volk Altpreußen3 wartet auf
Führerruf; ſich dieſer Erwartung zu entziehen, würde ein
jiHwerſtes Verkennen des Berufes und der Verantwortung
dieſer Unſerer Körperſchaft bedeuten. |
Keine leichte Aufgabe war damit geſtellt. Denn einmal
galt es, auch von dieſer Stelle her der leidenſchaftlichen Welle
evangeliſchen Bewußtſeins, die in
Gewalt weithin dur) unſer Volk dieſen Tagen mit mächtiger
geflutet iſt, Au8druc
geben. Aber e3 galt auch nicht minder, in allem BewußtſeinzU
der zu faſt unerträgliher Spannung geſteig erten Situation
die eherne Nubhe kirchen- und ſtaat8männiſchen Handeln3 zu
wahren, die eben dieſer Situation mit reſtloſer Entſchloſſen-
heit ins Auge blickt, bewußt und gewillt, das ihr anvertraute
Schiff ſicher durch die Zone erhöhter Gefahr dahinzuſteuern.
Venn daran iſt kein Zweifel:
- Das Schi&ſal evangeliſchen Kirc<entums, deutſchen
Geiſteslebens und nationalen Einheit8gedanken2
wird auf Jahrzehnte hinaus beſtimmt werden durch
die Art und Weiſe, wie dieſe Situation ſich löſt.
„Ernſte Bedenken und verantwortun
gleiteten darum jede Silbe, jede8 Wortgsſ<we re Sorgen be=
unſerer
LUng, nicht ohne Formulie-
daß in dieſer und jeder Einzelwendung
Mander Ausgleich verſchiedener Meinungen über Sinn und
trennen
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Technik dieſer Formulierungen zu vollziehen war. Vielfach
wurde eine Verſtärkung in Ton und Haltung der Erklärung
nad der Richtung hin gewünſcht, wie ſie in zahlreichen ſpon-
tanen Kundgebungen aus dem Kirdhenvolk uns entgegen-
trat. Aber man fand ſich darin, daß die Sprache der ver-
faßten Kirche um ihrer geiſtigen und geiſtlichen Eigenart
willen ihren beſonderen und zurüdhaltenderen Stil zu
wahren habe. GEinmütig und einſtimmig trägt der BVer-
faſſungsausſchuß den Entwurf dieſer Entſchließung vor ſie
hin, und wir ſind gewiß, daß er einmütig und einſtimmig
von der geſamten Generalſynode, durd) alle Gruppen hin
und über alle kir<henpolitiſchen Differenzierungen hinweg
von ihnen aufgenommen werden wird -- einmütig und ein-
ſtimmig darin, daß jekt ein Dreifaches not tut. Einmal:
ein leztes ernſtes Wort hinauszurufen an alle
verantwortlichen Männer in Staat und Politik,
ein Wort der Warnung vor der ſhweren Belaſtung des kon-
jeſfionellen Jrieden3, der Schädigung deutſch-evangeliſchen
Kirc<en- und Glaubenztum3, der Erſchütterung de3 Staat3-
bewußtſeins3 und deutſcher Geiſte8gemeinſchaft, das aus ihrem
VDandeln entſtehen kann.
. Zum Zweiten: feierlich zu bekunden das Vertrauen, das
wir zu den berufenen Führern in Kir<henſenat und Ober-
firhenrat, deren Schuß und Vertretung der evangeliſchen
vntereſſen in amtsmäßiger Arbeit in die Hand gegeben iſt,
hegen. Sie ſollen wiſſen und alle Welt ſoll wiſſen, daß,
alterSerprobt und neubefeſtigt,
das Vertrauen des geſamten altpreußiſchen Kir<envolkes
Ä hinter ihnen ſteht. |
ND Drittenz: e ſich die gegenwärtige Lage im wei-
teren Werden des Ee in zuſpißen und verſchärfen, daß
eine Gefährdung der elementarſten Lebensbedingungen des
evangeliſchen Volk8teil3 im preußiſchen Staat eintritt, dann
verlangen und dann erwarten wir, daß wir al3 General-
ſynode erneut zuſammentreten. Das iſt das lette, ja, das
Voll-
en ganzen Sinn unſerer Erklärung erſt eigentlic)ausein-
endende. Wir wollen ni<ht Worte ſprechen und
andergehen, ſondern wir ſind entſchloſſen, Taten zu tun.
Wir wollen uns nicht ausſchließen laſſen von der weiteren
Entwieklun
WED
g der Dinge, ſondern, tut es not, die geſammelte
Unſeres geſpannten Willen3 einſehen. Denn Die
wBB „Deffentlichfeit muß fig wohl oder übel daran a
ht
Preußen laſſen ſich nic
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20 Mitti 8che die höchſten Dinge deut-
liſ
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"ſcher geiſtiger Zukunf
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