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Dr.

Ludwig Fila: Der Sinn der Jungfräulichkeit

Vorwort
Wir möchten in erster Linie die Frage beantworten, aus welcher Quelle das Ideal der
Jungfräulichkeit, der Versicht auf die geschlechtsbeziehung als universeller menschlicher Wert,
menschliches Verhalten stammt; wie es sich im Verlaufe der geschichte wandelte inhaltlich
entfaltete und was für einen Sinn es bekam. Von Aufgang an beachtet der Mensch diese
Möglichkeit und misst ihr eine besondere das unverständlich und absurd scheinende
(Unternehmen) der Jungfräulichen, dennoch kann dieses Ideal nicht ganz aus der Mode kommen
oder verblassen. Es hat eine geheimnisivolle Quelle, die nicht verschüttet werden kann. Solche
hartnäckigen Grundlegen pflegen ontologischer Natur zu sein. Wir möchten Bedeutung bei. Es
gibt zvar nichts, was vom untüchtigen? Geist der Welt ferner steht, als gerade diese Tatsache
aufdecken. Die ontologischen, seinsmässigen Grundlagen sind von Gott geschaffen, die nie
weggerissen werden können. Der Zehn der Zeit frisst sie nicht an, sie können nicht versagen. Die
verhöhnten Jungfrauen wurden von Gott gelobt, und Er bietet für ihre endgültige Herrlichkeit
Gewähr. Unsere Studie weist diesen Plan und dieses Lob seitens Gottes aus. Nachdem wir der
göettlichen Deckung der Kenschheit Rechnung getragen und darin das unsprüngliche, wahre
Gesicht des Menschen, den Abglanz der Heiligkeit, die Essenz des moralischen Wertes erblickt
haben, können wir uns wohl darüber verwundern, dass aus jedem echten Ideal das
"Jungfräuliche" uns entrückend mit entgegen leuchtet. In der zweiten? Hälfte unserer Studie
nehmen wir nämlich die Beziehung der Ideale zur Jungfräulichkeit unter die Lupe. Natürlich wird
nicht vom Wandel des zeitlichen Geschmacks, von der geschichte der "Glückskinder" die Rede
sein, sondern vom authentisierten Menschen, der seiner Bestimmung existentiell entspricht und
göttliche Anerkennunkg erhät. Der Apostel Paulus drückt es so aus: "Als bewährt gilt einer, wenn
der Herr ihn lobt, und nicht, wenn er sich selbst lobt. " (2 kor 10,18 ). Und zum Schluss wollen
wir - aufgrund der christlichen Lehre - das Bild jenes Menschen entwerfen, der den
Anforderungen der geschichtlichen Vollendung entspricht: er besitzt die Transzendenz der
Freiheit der Persönlichekeit, die in der totalen Entfaltung der Zusammenhänge die Harmonie zu
schaffen vermag. Harmonie, Erfolg und Glück imr menschlichen Schicksal bedingen die
universale Gerechtigkeit des Menschen. Die Vollendung (der Welt) fordert diese menschliche
Gerechtigkeit als authentisches, persönliches verhalten heraus, und zwar nicht nur als die
Bedingung des ewigen Heils, sondern auch als die der irdischen Existenz, des irdischen Lebens.
Das heisst: Heiligkeit oder Vollkommenkeit des Menschen wird zur Existenzbedingung in der
Vollendung der menschlichen Gesehichte. Und der grund zur Heiligket des Menschen legt die
Annahme des ursprünglichen Plans Gottes für den Menschen, den Gott ins Desein geschickt und
in Christo restauriert hat. Dieser "Jungfräuliche" Mensch iot der mensch der Ewigkeit.
/Verfasser/

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I. Das Ideal der Jungfräulichkeit
1. Des Geheimnis des Schamgefühls
Die Idealität der Jungfräulichkeit leuchtet nicht besonders hell in der Welt des Heidentums. Die
allgemeine Gessinnung nimmt sie nur so zur Kenntnis, wie etwas Interessentes, das eventuell
vorkommt, unter Abstandnahme von aller moralischen Qualifizierung, Bewertung. Sie erntet
kanum Ruhm, vielmehr gilt sie als Schande. So war es damit bestellt sogar in der erhabeneren
gesellschaft des von Gott auserwählten Volkes. Diese Einstellung ist natürlich die Raktion der
bewursten Welt der Leute, die aus einem Gewebe sehr kompizierter moralischer Manipulationen
und seelischer Reaktionen besteht. Das Wahre spontane? Urteil der Seele kommt oft ganz
unerwartet, in instinktiven Äusserungen zum Vorschein. Ein überraschend schönes Beispiel für
des unbewusste Eingeständnis der Seele betreffs der Jungfräulichkeit habe ich einmal im Falle
eines sehr groben, rohen Mannes erfahren. Er hielt das Zölibat der Priester für unmöglich und für
Blödsinn . Er selber führte ein ostentativ unzüchtiges Leben. Einstmals, nachdem er die Reiche
seiner Schimpfe auf die heuchlerischen Priester abgefeuert hatte, neigte er sich vertraulich zu mir
und fragte mich mit offensichtlich aufrichtiger Besorgnis: Ist es wahr, das das Konzil das Zolibet
abgeschafft hat, und die Priester heiraten werden? Ich versicherte ihm, dass kein wahres Wort
daran ist. Erleichtert sagte er: na gut! Wenn die Priester noch daru auch heiraten würden, denn
werde er seine Hand von ihnen ein für elle Mal abziehen! Dieser Mann wurde seines
widersprüchlichen Verhaltens nicht einmal gewahr. Wir könnten noch sehr viele Beispiele für die
Ehrfurcht erwähnen, die engesichts der "schlohweissen" Reinheit aus der Tiefe der Seelen
gelegentlich hervorbricht.
Nebst dem sprudelartigen Hervorbrechen der ursprünglichen, naturgemässen Schamhaftigkeit der
Seele hat sie auch gut wahrnehmbare, sozusagen gesetzmässige Äusserungen. Die elementaren,
reinen menschlichen Beziehungen sind durch diese Schamhaftigkeit gekennzeichnet, das heiss,
durch den seelischen Geschmack, der über die Geschlechtlichkeit erhaben ist. Nicht nur die
unordentliche Manifestation der Geschlechtlichkeit ist ihm fremd, sondern jede Art von deren
Erscheinung. Dergleichen sind die elementaren, reinen, persönlichen Relationen: die
Beziehungen zwischen Kind und Eltern, den Geschwistern, den wahren Erlunden, aber auch
irgendwelche spezifisch seelischen Beziehungen. Für das Kind mag die in fleischlichem Sinne
genammene Sexualität der Eltern verdriesslich sein. Von Noachs Söhnen war Cham ein niedrig
gesinnter Mensch, der des Segens unwürdig wurde, da er sich die "Nackheit" seines Vaters
angesehen hatte. Sem und Jephet wandten sich ab und bedeckten die Blösse ihres Vaters. /Gen.
9,21-27/
Die mächtigen Emotionen des Schamgefühls werden von den Meisterwerken der heidnischen
griechischen Literetur, den Dramen von Shakespeare und von sonstigen Klassikern gebührend
dargestellt. Die Wurzel des Ödipuskomplexes(1.) und des Hamletkomplexes(2.) ist zweifellos des
Geheimnis des Schamgefühls. Ihr Benehmen kann nicht aufgrund vern unftgemässer
Berechnungen erklärt werden. In beiden Fällen handelt es sich um elementare Empörungen der
Seele, die die ihr angetane Schande rächten will. Diese sind von weltanschaulichen und
moralischen Überlegungen ganz und gar unabhängige Haltungen. Die geheimmisvollen Urteile
der Seele werden damit vollgestreckt. Daraus kann man auch jenen Jungen verstehen, der auf den
Jugendausflug sienen scharf geschliffenen. Dolch mitnahm, mit der Eutschlossenkeit den
Burschen der ein Auge auf seine jüngere Schwester zu werfen wagt, auf der Stelle zu töten. Die
Erscheinungen der Protestierung der Seele gegen die geslechtlichkeit mögen vielleicht
pathologische Fälle sein, genouso wie die gegensätzlichen Extremfälle, welche die reinen

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Reletionen beschmutzen. Die Leidenschaft der sexuellen Perversität kann ebenfalls aus
demselben Erlebnis der Heiligkeit der Jungfräulichkeit quellen, des aber gegenbenenfalls nicht
die Ehrfurcht einflösst sondern zu sakrilegischem Abstassung erzeugen. Der nüchterne
Gemeingeist brandmarkt die sexuelle Perversität als "Schamlasigkeit." All das ist bloss eine
provisorische, phenomenologische Andeutung der Tatsache, dass die Geschlechtlichkeit als
Gegebenkeit für den Menschen nicht so einfach und eindeutig ist wie bei den Tieren. Seine
Geistigkeit macht Vorbehalte und stellt ernste Bedingungen hinsichtlich der Sexualität, welche
der Mensch in sinem gegenwärtigen verstörten. Zustand auch selber nicht verstehen und klar
durchschauen kann. Überrascht erfärot er manchmal die Merkzeichen seiner Spiritualität. Aber
auch die bewusste Betrachtung fehlt nicht gänzlich, die die Klärung der Ausprüche der Seele, und
der Rechte der Geschlechtlichkeit austrebt.
2. Der göttliche Anstand
Wir könnten nicht sagen, dass der Mensch die Jungfräulichkeit ideologisch mit allzu grosser Ehre
und mit Wohlwollen behandelt hätte.Im Allgemeinen war er jedoch bestrebt, ihre Bestimmung
ausfindig zu machen und sie irgendwie ins Leben der Welt einzuordnen. Die weniger
verdorhenen, gesünderen Gesellschaften erkannten darin die geeignete Disposition des
weiblichen Geschlechtes zur Ehe. Bei dieser Erkenntnis spielte nicht bloss die rationale
Berechnung, sondern auch ein höherer seelischer. Auspruch mit. Auch die eheliche Verbindung
gehört zu den ursprünglichen Relationen, deren Durchleben imstande ist, den Menschen auch
über die Geschlechtlichkeit zu setzen. Zu ganz idealen Fällen kann jemand eine matürliche
Veranlassung zur jungfräulichen Ehe bekommen.
Dies ist aber bei weitem nicht so charakteristisch für den gefallenen Menschen. Die
Jungfräulichkeit provoziert eher die Sexualität; genauso wie jeder Wert den Aufruhr. Die
Menschheit konnte aber nichts mit der selbstbezweckten Keuschheit anfangen. Es ergab sich von
selbst der Gedänke, der keunsche Mensch gehöre nicht in diese welt. Die ihm entstrahlende
seelische Überlegenkeit ist furchterregend für den fleischlichen Menschen. Es sei am besten,
wenn diese Leute abgesondert, in die Heiligtümer der Götter eingeschlossen werden. Sie pessen
dorthin. Der Anstand des Dienstes der Götter ist die Keuschheit, die leibliche Ungebrauchtkeit.
Fast alle von den heidnischen Gesellschaften entdeckten diese Idee des religiösen Zollentrichtens.
Der "Keusche Mensch " ist eint an Gott dargebrachtes Opfer. Die Hüterin des göttlichen
Hardfeuers war bei den Griechen die Göttin Hestia, eine mythologische Figur. Bei den Römern
wird dieses Amt von wirklichen wahr haftigen Frauen, den Vestalinnen bekleidet. In den
keltischen und germanischen Mythologien figurieren die Feen. Elfen, als ideale, göttliche Wesen.
In der uralten Kultur der amerikanischen Azteken und der Inka leisteten die Jungfrauen des
sonnengottes den Dienst der Bewachung der göttlichen Heiligtümer.Sie waren die Vertrauten der
Götter. Niemand beneidete sie um ihr los, ja, sie mussten dieses Amt sogar als Strafe
übernehmen, dennoch war die Bedeutung der Keuschheit ideell, wahr. Ihr antropologischer und
moralischer Bedentungsgehalt blieb im Verborgenen, solange die Offenbarung das Wesen und
die Bestimmung des Menschen nicht klar gestellt hette. Die Offenbarung stellt nämlich nicht nur
Gott, sondern auch den Menschen ins rechte Licht, ihr eigenartigstes Thema ist ja eben das
Verhältnis der Beiden zueinander. Das Heidentum ist das geistige, seelische Chaos /völliges
Durcheinander/, dei Welt des "Virrwarrs" in der die göttlichen und die zeitlichen Dinge
sakrilegisch vermengt werden. Der unmittelbarste Gegenstand der Offenbarung ist die Heiligkeit
das "Anderssein" Gottes. Durch seine Offenbarung heiligt er all das, was mit Ihm in Berührung
kommt. Auf seiner Spur erscheint eine Demarkationslinie in der Welt, die die göttlichen,

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"heiligen" Dinge von den irdischen gewöhnilchen Dingen abtrennt. Von Aufgang an herrschten
mancher heidnische ;Glaube an gewisse, göttliche Auspfändungen, in denen Personen und
Gegenstände zu "Tabus" wurden, so auch die "Jungfrauen" der göttlichen Heiligtümer in einer
bewussten, vernünftigen und authentisierten Form entwickelte sich diese Anschanung nur im
Leben des auserwählten Volkes, der mosaischen Offenbarung zufolge. Diese Anschanung liess
einen neuen Sinngehalt auch im Ideal der Jungfräulichkeit erkennen.
3. Unberührtkeit
Das Erleben der Heiligkeit Gottes ergab ein ganz und gar neues Gotteserlebnis das rich vor der
religiösen Erfahrung der Heiden wesentlich unterschied.Auch die Heiden erkannten den wahren
Gott(3.), erfassten sein Anderssein, dessen numenalen Charakter, aber dies war nur ein rationales
Unteil ihrersits, dessen Wirksamkeit die generalle allgemeine Konteminiertheit ihres Geistet
zumeist unterdrückte.Es waren höchstens gewisse aberglaubische Ängste, die den Erlebnisinhalt
ausmachten.Die Bereitwilligkeit ihres Herzens (zur ehrfurchtsvollen Anbetung) war auch
infiziert.Gottes Licht strahlte deshalb nicht auf sie aus, sie blieben in der Finsternis und beteten
ihre Götzen an.
Auch unter den Heiden fanden sich aber "gerechte" Seelen, die die ihnen angebotene Gnade
annahmen. Menschen solcher Art waren auch die Urväter, Noah, Abraham, Isaak und andere.
Die Begegnung des Moses mit Gott im brennenden Dornbusch(4.) ergab das neue Gotteserlebnis,
des tief beeindruckende Erfahren Seiner Heiligkeit. Sein Licht strömmte so kraftvoll durch den
Geist des Moses aus und draug ins Leben des auserwälten Volkes, dass es das ganze Volk mit
sich riss.Im Licht der Heiligkeit Gottes konnten sie.Den gefallenen Zustand der Welt, die
Kontaminiertheit ihres Lebens innewerden.Sie erkannten den totalen Pfuhl der Erbsünde. Für sie
wurde die ganze Welt samt und sonders unsauber. Dies war nicht nur eine theoretische Lehre,
sondern auch ein Lebensgefühl. Die Lehre des Moses zeigte auch den Grund dafür auf, die Sünde
der Ureltern, dir der Urquell allen Übels ist. Und hinter der Sünde des Menschen versteckt sich
der Satan selber, der die Welt duurch die Sünde regiert.
Der Mensch wird in Sünde empfangen, die das Kind ebenso wie die Eltern unkeusch macht. Es
handelt sich um keine persönliche, in moralischem Sinne genommene Schuld. Hiob, der gerechte
Mann des Alten Testaments weist die Beschuldigung , wonach für das über ihn hereingebrochene
Elend er selber verautwortlich. Sei, auf das entschiedenste zurück, indessem fühlt er aber, dess
die nackte Tatsache des Fluches seiner Leiden gerechtfertigt sei. Dafür kann man Gott nicht
verantwortlich machen. Für ihn selbst ist es ein unauflösbares Geheimnis warum er leiden solle.
Er lehrt die Erklärungen seiner Freunde ab. Erst dann fügt er sich drein, als ihm ein Einblick ins
Geheimnis der Vorsehung, in den Plan der Herrlichkeit Gottes gewährt wird.
Nicht nur Hiob, sondern auch der alttestamentliche Mensch im allgemeinen, aber auch jeder
Mensch jeder Zeit ringt mit diesem Dilemma.Er fühlt seine Unwürdigkeit, seine Verworfenheit
aber weiss nicht, warum. Und je "gerechter" jemand ist, desto intensiver ist dieses Gefühl. Wir
finden die persönlichen Schulden unverhältnismässig leicht im Vergleich zur Gewichtigkeit
unseres Schicksals. Wir fühlen keine Verantwortung für die Sünde der Ureltern. Was möchte
denn Hiob gesehen haben, das ihn dazu bewog, sich in sein Los zu schicken?
Woraus erwuchs Israels Schuldbewusstsein? Ausser der persönlichen Schuld und der Sünde der
Ureltern hat unser Leben am Ursprung unseres Deseins irgendeine "Verletzung" erlitten, deren
Schmach und Klazze in unserer Seele, unserer ganzen Natur widerhallt.

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Das Licht der Heiligkeit Gottes rief diese Erbschaft in der Seele des auserwählten Volkes wach
und machte sie bewusst, zu einer religiösen Gesinnung. Im Schuldbewusstsein des Alten
Testaments spiegelt sich eine solche theologische Tiefe (wider), für welche die rationalistischen
"Theologen" gar kein Verständnis haben. Jener Funke der Heilighkeit unseres Deseins, der in uns
von Gott herrührt leidet in der Welt. Das Ire - berührung - Kommen dieses Funken mit der Welt
verursacht primär "Verunreinigung". Das ist für unser Desein ein Kreuz ontologischen
Charakters.
Mit dem Unendlichkeitsauspruch bedeutet für die geistige Seele nicht nur der Körper sondern
auch die endliche Formation des Geshafffenseins überhaupt-eine "Passio", nicht im Sinne der
Sühne (Busse) sondern als "Debet", Erfüllungsrückstand. Im Falle des Menschen bestehen, über
die ontologischen Formationen hinaus, auch heilsgeschichtlichte Deformationen und zwar noch
der moralischen Deformation vorausgehend. Eine ensführliche Darlegung dieser Sachlage wird
im weiteren vorgenommen.
Jetzt müssen wir als Tatsache nur hinnehmen, dess der Mensch sich auch vor dem Sündenfall mit
freiem. Willen an der Gestaltung seines Schicksals beteiligte. Er konnte Entscheidungen treffen,
die seine ontologischen, ja sogar durch Gnaden erhöhten ontologischen Aussichten und
Möglichkeiten schmälerten.
Es steht ausser Zweifel, dass Adam sich aus freiem Willen für die Geschlechtlichkeit entschied,
die eine elementare Fühlungnahme der sakramentalen Substanz der Seele mit der materiellen
Welt ist. Dies gilt nur für die unordentliche Saxualität, sondern für die Sexualität überhaupt.
Diese ontologische Abwerttung wird im alttestamentlichen rituellen Begriff der "Unreinheit" zum
Ausdruck gebracht. Die mosaischen Gesetze stellen diese Anschanung mit strenger
Folgerichtigkeit dar.(7.)
Die oberflächliche naturalistische Theologie kann mit dieser Anschanung nichts anfangen. Sie
qualifiziert sie für eine unvollkommene Entwicklungsstufe der Moral, für praktische hygienische
Regeln oder gerade zu für obergläubische Ein-bezw. Ausschläge. In Wirklichkeit ist aber der
Geist dieser Kritik schimpflich primitiv. Auch die Manichäer sind in einem verhängnisvollen
Irrtum, die die Geschlechtlichkeit aus diesem Grunde in sich für schlecht halten. Davon kann
keine Rede sein, dass wir diese Beweisführung in der Ideenwelt des Alten Testameents auffinden
können. Wir hingegen sind schon in der Lage, diese Begründung zu vollziehen. Die Aussagen der
mosaichen Offenbarung über den idealen Zustand des Menschen summierend können wir deren
grundlegendsten Zug mit dem Begriff der "Unberührtheit" zum Ausdruck bringen. Dies ist aber
nichts anderes, als die allgemeinste Bedentung der Jungfräulichkeit.
Der Mensch des Alten Testamentes trug demütig die Bürde der Unreinheit. Kaum war er
imstande, sich in der Welt so zu bewegen, dass er nicht verunreinigt würde. Ausser den
Offenbarungen der Geschlechtlichkeit verunreinigten ihn zahlreiche andere Geschehnisse und die
Berührung einer Unzahl von Gegenständen. Alle diese Dinge hatten gar nichts mit der Moral zu
tun. Auch ihre Heilung ist nicht moralischen Charakters, sondern eine rituelle Handlung.
Die verunreinigende Wirkung des widernatürlichen Gebarens und der sittlichen Vergehen ist
verständlich aber auch deren Behebung ist grundlegend von ritualen Charakter. Für alles musste
man Opfer darbringen. Auch in dieser Lösung sollen wir die inspirierte Tieefe erkennen. Die
Sünde und die unwürdige Berührung der Weltdinge schlagen viel tiefere Wunden als wir
moralisch heilen können. Die Heiligkeit unserer Seele und die Majestät Gottes erleiden Kränbung
und Schmach. Die objektive Pönitenz scheint sehr logisch zu sein: einerseits die Absonderung
des verunreinigten Menschen von der Welt für eine bestimmte Zeit, andererseits die Versöhnung

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der Majestät Gottes durch des Symbol der Selbsthingebe des Menschen. Gleichsam erlöst er sich
selbst damit. Auf das bewusste vorsätzliche, Vergehen steht Todesstrafe (Opfertod).
Das Schuldbewusstsein des alttestamentlichen Menschen bekommt letzten Endes keine
Absolution. Weder das Abgespertsein noch das Blut der Opfertiere, aber nicht einmal der
Sühnetod können die beleidigte Heiligkeit versöhnen, die Unberührtheit, die Unschuld und das
Leben des Menschen wiedererwerben. Diese Hilflosigkeit schrie aus der Seele Israels um
Erbarmen und Erlösung.
Im Geiste der Propheten spiegelte sich die Wahrheit klar: Israels Opfer genügt nicht zur Abhilfe.
Auf ihren Lippen wird oft die Klage Gottes laut: "Ich will Gehorsam und keine Opfer."(8.)
In diesem Falle ist freilich die Rede bei weitern nicht von demjenigen Gehorsam, den ein
gefallener Mensch in moralischem Sinne "produzieren" kann, sondern von demjenigen der den
Willen Gottes erfüllen und der Vater verherlichen kann.(9.) Dies alles kann aus der Position des
"unberührten" Menschen vollbrecht werden der das Charisma des Hauptes der Menschheit,
besitzt. Der erste Adam vernachlässigte ja sogar verweigerte diesen Dienst. Ein neuer Adam wird
benötigt der diesen Auftrag erfüllt. In den Worten der Propheten hallte seine Stimme wider: "Ich
komme schon, mein Herr, um Deinem Willen zu tun!"
Das Geheimnis des Alten Testaments, auf das alle Fragen sich richteten, war: wer der neue Adam
werden sollte. Die Antwort darauf bekamen schon die Ureltern: der Sohn der Frau, der Sohn
derer, die sich dem Satan widersetzt. Sie wird unberührt, unschuldig, unbefleckt sein, wie es sich
späterhin herausstellte.
In diesem Modell zeigte sich die wirhliche Abhilfe, des Versprechen der Restauration. Gott
verzichtet nicht auf Seine ewige Fügung. Seine Herrlichkeiit im Menschen zu manifestiren
(offenbaren), das wort den Logos zu verherrlichen, der die Fülle Seiner Herrlichkeit ist. Er
erneuert die gescheiterte Möglichkeit des ersten Menschen im "Rest" der gefallenen Menschheit,
in der unberührten Jungfrau, die dem neuen "Adam", dem fleischgewordenen Wort die
Mutterschaft des alten Menschen bietet.
Das villkommene Beisammensein von Gott und Mensch, der "Immanuel" verwirklicht sich in der
Person Jesu Christi.
Der Restaurationsplan Gottes gilt in erster Linie dem unberührten, intakten und unbefleckten
Menschen der Jungfrau, die die Herrlichkeit Gottes das Wort (den Logos) empfängt und zu seiner
Mutter wird.
4,Auserwähltheit
In den menschlichen Betrachtungen spiegelt sich der göttliche Plan. Im unberührten Menschen,
in der Jungfrau suchte und erkannte der Mensch die Auserwählte Gottes. In den Vorahnungen
und Visionen der Propheten prägt sich allmählig das Angesicht der Auserwählten ab.
Sie zeigt sich zumeist in Beziehung des Brautstamles als jemand, die Gott sehr lieb ist.
"da war ich als Kind an seiner Seite, ich freute mich und spielte vor ihm. "(Spr 8,30)In den
Gebeten der Psalmen meldet sie sich zum Dienst: "Brandapfer und Sühneopfer verlangst du nicht
von mir. Aber du hast mir Ohren gegeben, um auf dich zu hören! Darum sage ich: Mein Gott, ich
bin bereit, zu tun, was du von mir erwartest, so wie es für mich aufgeschrieben ist im Buch des
Gesetzes! "(Ps 40,7-8). Der Herr lobpreist seinen Auserwählten: Du bist der stattlichste von allen
Männern, von deinen Lippen fliessen Worte voller Huld, man sieht, dass Gottes Segen auf dir
ruht. "(Ps 45,3)" Der König begehrt dich wegen deiner Schönheit. Er ist dein Gebieter, verneige
dich vor ihm!" (ibd. 12)

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Die Elemente des Modells des Protoevangeliums schimmern wechselsweise in den ptophetischen
Visionen auf. Mal bald die Jungfrau, die Verlobte des Königs, mal der Bräntigam, der Herr bezu
der Knecht Gottes, der Erlöser, der Gesalbte. Israel wartete ungeduldig auf den Menschen das
Verschprechens, aber man könnte eher sagen, Gott hätte auf die Person gewartet, die das für den
Menschen bereitete Gnadengeschenk anzunehmen bereit war: die die unbefleckte
Jungfräulichkeit. Die Kinder des Volkes Israels hielten jedoch nicht besonders begeistert um
dieses Geschenk an.
Der Prophet Jesaja erblickt in sehr hellem Licht die Frau des Versprechens.
"Deshalb wird der Herr von sich aus ein Zeichen geben. Die junge Frau wird schwanger werden
und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuäl (Gott steht uns bei) nennen." (Jes 7,14).
" Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein grosses Licht... Denn ein Kind ist geboren, der
künftige König ist uns geschenkt. Man wird ihn nennen: umsichtiger Herrscher, mächtiger Held,
ewiger Vater, Friedensfürst." (Jes 9,5)
Das geheimnisvolle Schamgefühl, das in gewissen Situationen mit elementarer Kraft gegen die
Manifestierung der Geschechtlichkeit protestiert, aber sich auf spontanem Niveau immer, ohne
Asnahme wegen dieser schämt, der Anstand, der das Heiligtums der Gottheit würdig ist, die
Reinheit, die der Ritus der Heiligkeit erfordert, bekamen ihren Nemen auf den Lippen des
Propheten: Jungfäuhlichkeit. Ihre Bedeuntung ist: die Verlobte des göttlichen Brautigams
"Du bist schön wie keine andere, dich zu lieben macht mich glücklich!...
Du trägst den Siegelring an einer Schnur auf deiner Brust. So nimm mich an dein Herz! Du trägst
den Reif um deinen Arm. So eng umfange mich!" (Hld 7,7 8,5). Die Auserwälte wird die
Herrlichkeit Gottes sehen und deren teilhaftig werden.
5. "Inbeschlagnahme"
Die heilsgeschichtliche Idee der Jungfräulichkeit leuchtete bereits und strömte die ihr
zugeordneten Gnaden. Maria von Nazareth war es, die von dieser Idee angesprochen wurde. Von
ewig her wusste Gott mit seinem ureigenen Wissen, dass sie (selber) die. Jungfrau sein wird, und
Maria fasste dennoch einen freien Entschluss. Es ist ein grosser Irrtum, Maria als ein
unwissendes, anmutiges nur der Standesehre halber keusches Mädchen zu betrachten, das sonst
mit keinem Gedanken daran gedacht hätte, sich seine Jungfräulichkeit zu bewahren. Eine
Auffassung dieser Art ist nichts mehr als eine ärgerlich blödsinnige Geistreichelei.
Exegeten, die sich als modern ausgeben wollen, bevorzugen diese Ansicht. Man könnte aber,
gerade von den Bibelerklärern erwarten, dass sie die Bibel durchlesen. Aus der Böbel ist klar
ersichtlich, dass Maria so entschlossen auf dem Stand der Jungfräulichkeit beharrte und gar nicht
darauf verfiel, diesen anzugeben.
Nicht einmal unter dem göttlichen, übernatürlichen Einfluss des Engels geriet sie ins Wanken: sie
fragte den Engel, wie sie ein Kind gebären sollte, da sie ja keinen Mann erkenne. Erkennen heisst
hier mit jdmgeschlechtlich verkehren. Hätte sie die Ehe vorgehabt, dann hätte sie sich nicht über
die Prophezeiung verwundert, wonach sie ein Kind bekommen sollte. Der Engel versicherte ihr,
dass ihre Jungfräulichkeit dadurch nicht betroffen würde. Mariens Gebet verrät euch, dass ihre
Seele voll vom Licht des Alten Testamentes war.
Wie eine Sammellinse empfing und summierte sie die Gnadengaben des Alten Testamentes,
welche Gott gerade für seine Auserwählte, die "Jungfrau" bestimmt hatte. Zwar ist es wahr, dass
sie erst vom Erzeugel Gabriel erfuhr, sie wäre die Auserwählte. Sie zu lieben macht den
Bräutigam glücklich (Hld 7,7) Nachdem sie dem Auserwältsein zugestimmt und das "Ja" gesagt
hatte, wurde sie in "Beschlag genommen" die Verlobte des Heiligen Geistes. Die Kraft des

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Höchsten überschattetesie, d.h. nahm sie in Besitz. Er machte sie zum "Schatten" ihrer selbst.
Nichts ist so sehr in unserem Besitz wie unser Schatten der gänzlich von uns abhängst. Damit hat
die Jungfräulichkeit einen neuen Inhalt bekommen. Es war Maria, die diesen zuerst definierte:
"Siehe, Ich bin die Magd des Herrn." (lk.1,37)

Der "Knecht" Gottes, der den Willen des Vaters erfüllt, ist der Sohn der Jungfrau. Eigentlich, im
ursprünglichen Sinne ist er selber der jungfräuliche, der "ursprüngliche", unschuldige Mensch,
der neue Adam, in dem sich das Gottesreich verwirklicht hat. Seines Dienstes werden teilhaftig:
die Jungfrau Maria bevorrechteterweise und die Jungfräulichen vollkommenerweise.
Auf diese Weise wurde Maria als die Mutter Christi, zum makellosen, appropriierten Gefäss des
göttlichen Lebens, des Logos und zu vollkommenen Gefässen des Lebens Christi wurden die
Jungfräulichen, die die Jungfräulichkeit um Seinetwillen gewählt haben. Wie die Verlobte sich
selber dem Bräutigam hingibt, so geben die Jungrfäulichen ihr ganzes Selbst Christo hin. Weil
dies die Vollkommenheit der Selbsthingabe ist, wird darin jede Form der Entsagung, die
heroische Entschlossenkeit zu Seiner Nachfolge, d.h. die moralische Vollkommenheit der Person
enthalten.
Der subjektive Wert der Jungfräulichkeit besteht also in der Vollständigkeit der Selbsthingabe,
ihr objektiver Wert hingegen wird schon vom empfangenen christlichen Leben gewärleistet Die
Jungfräulichen werden gleichsam zum Mysterium der Wirklichkeit Christi. Er selber offenbart
sich im ganzen Wirkungsbereich ihrer persönlichen Existenz, mit ellen Farben Seines Lichtes.
6, Vollkommenheit
Die in heilsgeschichtlichen Sinne genommene Jungfräulichkeit bedeutet also vollständige
"Jubeschlagnahme" für Christus oder für den Dienst des Gottes reiches. Es handelt sich um kein
eigenmächtiges Unternehmen, sondern um einen Gnadenaufruf. Christus selber erwählt Seine
"Verlobte" und befähigt sie zum Dienst, wir sollen die Gbnadenbedingung annehmen und ihr
persönlich gerecht werden.
Diese persönliche Erfüllung bildet die moralische Vollkommenheit.
Die moralische Vollkommenheit ist also die vollständige, persönliche "jungfräuliche"
Selbsthingabe. Zu diesem Sinne wird die Jungfräulichkeit zum universalen Erfordernis des Heils
Zweifellos kann niemand ohne Christus selig werden. Zu Ihm können wir aber nur gehören, wenn
wir um Seinetwillen auf alles verzichten(11.), d.h. unser Leben an Ihn vergeben. Die
Jungfräulichkeit als die Vollständigkeit der sündenfreien Selbsthingabe an Gott ist zum Heil
unbedingt notwendig. Sie ist nicht bloss irgendeine besondere Ambition, die neben der
"normalen" Lebensweise vorkommt und, dank dem moralischen Pluralismus, eventuell eine
löbliche Sache ist, aber um nichts vorzüglicher ist, als die anderen, nach der humanistischen
Moral sich richtenden, "anständigen" Lebensformen.
Und wenn wir die im strensten Sine genommene Lebensweise der Jungfräulichen betrachten --sie
auch sie-- den Pluralisten zufolge--nicht vorzüglicher als der Lebenswandel der Eheleute. Nun
also können wir auch darauf antworten, was unser Herr Jesus den Sadduzäern sagte: "Ihr seid im
Irrtum."(12.) Im vollkommenen Zustand des Lebens kann nur ein keusches, "engelhaftes" Leben
geführt werden.Dies bedeutet aber nicht, dass nur die Jungfräulichen die ewige Seligkeit erlangen
würden. Es bedeutet jedoch, dass der Keuscheitszustand der sittlichen Vollkommenheit erreicht
werden soll. Es mag wohl sein, dass jemand den vollkommenen Zustand der Keuschheit nicht
sogleich zu verwirklichen vermag, aber er soll diesen als das Ergebnis einer Entwicklung auf sich
nehmen. Wir können dies als das Anstreben der Heiligkeit nennen, das in erster Linie die

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unbedingte Achtung vor dem Ideal bedeutet das Eingehen der Verpflichtung, dem Ideal
nachzustreben.
Selbst wenn jemand in seinem irdischen Leben den Keuschheitzustand der Vollkommenheit nicht
einmal innerlich, "affective" zu verkwirklichen imstande, sein sollte, ist das Fegefeuer dazu
geeignet, uns von den die totale Selbsthingabe hammenden Banden zu befreien. Zum
Hochzeitfest des ewigen Lebens werden wir aber nur im schlohweissen Keuscheitszustand
hineingehen können.(13.)
An dieser Stelle müssen wir einen Augenblick auf ein Wort innehalten. In Kenntnis der
sozusagen allgemein verkrüppelten moralischen Auffassung rechnen wir auf das Aufbrausen und
die wütende Auflehnung Protesterhebung, die beim Lesen dieser Zeilen ausgelöst werden.
Obwohl wir klar dargelegt haben, was die Gesinnung der Keuscheit bedeutet, aber die Aussage,
dass sie die allgemein gültige Bedingung des Heils sei, ist dem heutigen Christen sehr fremd.
Nicht einmal "ultrakonservativ" kann man diese Faststellung nennen -- gibt es doch für die
Verneiner kaum etwas Abscheulicheres als dieses Attribut. Sogar die Ketzerei ertragen sie lieber.
Es gibt als ein Entlastungsumstand, dass sich die Sittenlehre mit dem dynamischen Charakter und
der heilbringenden Vollendung der Moral kaum befasst. Und hier handelt es sich eben darum.
Das Gesetz soll eingehalten werden, damit man die ewige Glückseligkeit erlangen kann. Nun aber
diee Gestze haben eine erzieherische Tenalenz, sie bezwecken die Vollendung meiner
moralischen Persönlichkeit, und die Vollendung der Maralität ist die vollkommene Liebe, die die
unbedingte Selbsthingabe zu Gott bedeutet. Es ist wahr, dass die sakramentale, gnadenvolle
Einigung mit Christus den Mangelhaftigkeiten abhilft und uns für den Vater annehmbar macht.
Wir befinden uns jedoch in einem schweren Irrtum, wenn wir zugleich der Meinung sind, der
Besitz der sakramentalen Gnade verlange von uns nicht, dass wir die zur Erlangung der
moralischen Vollkommenheit notwendigen Austrengungen machen.
Wer das vollkommen Disponiertsein zur Selbsthingabe nicht aktiv anstrebt, der wird es passiv im
Feg(e)feuer erlangen.
Die dynamische Anschauung der Moral können wir in der Lehre Jesu Christi finden. Auf deren
Grund begann das Nachsinnen der Christen über die Vollkommenheit. Die Literatur zu diesem
Thema ist sehr umfangreich. Wollen wir nun diese andeutungsweise überblicken.
Die einschlägige Lehre Jesu Christi wird im Fall des reichen Jünglings glänzend veranschaulicht.
Ein reicher Jüngling fragte einmal den Herrn Jesus, was er tun müsse, um das ewige Leben zu
erlangen /Lk 18,18-23, Mt 19,16-22, Mk 10,17-22/ Jesus antwortete ihm: "Die Gebote kennst du:
du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, kein falsches Zeugnis geben, ehre Vater und
Mutter!" Es ist auffalled, dass Jesus nur die Erfordernisse der Nächstenliebe anführt. Offenbar
nicht als ob die Gottesliebe nicht nötig wäre. Schon am Anfang des Dialogs macht er den
Jüngling darauf aufmerksam, dass nur Gott gut ist, auf den man hören soll. Damit fordert er ihn
auf zu entscheiden, ob er glaubt, dass Gott selber aus dem Mund des Meisters spricht, den er
"gut" nannte. Denn dies ist das höchste Erfordernis.
Der Jüngling erklärt stolz, dass er alle die angeführten Gebote von Jugend an befolgt habe und
fragt, was er noch tun müsse. Er fühlt, dass dies alles noch nicht genügt (Mt 19,20).
Jesus sagt ihm darauf: "Verkaufe alles, was du hast und gib den Ertrag den Armen, und du wirst
einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir!" Laut Markus und Lukas soll Jesus
auch gesagt haben: "Eins fahlt dir noch." /Lk 18,22/. Der Jüngling wurde traurig, da er auf seinen
Reichtum noch nicht verzichten konnte. Er ging weg. Markus bemerkt auch noch: "Da schaute

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ihn Jesus an gewann ihn lieb." Jesus war gewiss mit seiner Fehlbarkeit im klaren, aber sah in ihm
das Bestreben. Dass er verdammt worden wäre, kommt nicht in Frage.
Mit Berufung auf diesen Fall wollen manche beweisen, dass die Reichen die ewige Seligkeit
nicht erlangen können. Davon ist hier nicht die Rede. Das Erfordernis war, der Jüngling sollte
glauben, das ans Christus der einzige Gut, d.h. Gott sprach, auf dessen Wort er sein Leben
aufsetzen sollte.
Dies hätte er durch die Austeilung seines Vermögens unter den Armen bezeugen sollen. Es kam
jedoch nicht darauf an, dass er nichts besitze, sondern dass er auf das Wort Christi hören sollte.
In diesem Sinne führte Jesus die Belehrug weiter: Er drehte sich zu seinen Jüngern um und sagte:
"Reiche Leute haben es schwer, in die neue Welt Gottes zu kommen. "Die Jünger" erschraken
über dieses Wort. "Jesus fuhr fort:" Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in
Gottes neue Welt. "Siehe da--sagt man--, hier ist die Wahrheit! Schliesslich ist es also doch
unmöglich!
Allein Jesus qualifiziert /beurteilt/ euch dieses nur als "wahrhaftig schwer". Die Aposteln gerieten
völlig ausser sich und fragten: "Wer kann dann überhaupt gerettet werden?" Da kam die Lösung:
"Menschen können das nicht machen, aber Gott kann es, Gott kann alles." Gott kann ein Kamel
sogar durch ein Nadelöhr führen und euch den Reichen retten./Mk 10, 23-27/
Die allgemein verbindliche sittliche Ordnung wird im Dekalog /in den Zehn Geboten/
zusammengefasst. Wer diese hält bezw. Erfüllt, der wird gerettet werden. Dies lässt sich anhören.
Nun ja, aber ein jedes von den Geboten soll gehalten werden! Auch das erste: Du sollst den
Herrn, deinen Gott anbeten und nur ihm dienen. Die Anbetung Gottes bedeutet schon die
unbedingte Selbsthingabe. Der ausschliessliche Dienst hat ebenfalls denselben Sinn. Auch das
zweite Gebot biogt geheimnisvolle Tiefen in sich: du sollst den Namen Gottes nicht als Luft
behandeln. Die Kirche war niemals dazu bereit, dieses Gebot nur zum Verbot der Lästerung zu
reduzieren.Sie hat euch diesen rätselhaften Ausdruck des "Umsonst" zum Glück bewahrt.
Dieses Wörtchen fasst nämlich sämtliche Formen der Beiseitesetzung der heiligen Dinge in sich.
Der "Name" Gottes drückt aber alle von Got herrührenden heiligen Dinge aus. Diese "vereitelt
werden zu lassen", umsonst zu bekommen, beiseitezusetzen ist ein sündhaftes Verhalten. Der
lateinische Ausdruck "in vanum" heisst etwas für nichts echten oder als Luft behandeln. Wer z.B.
Christus und siene Gaben beiseitestellt der verstösst gegen das zweite Gebot.
Auch das dritte Gebot kann schwerlich gahalten werden ohne dass man die Einigung mit Christus
vollzieht. Nur durch ihn, in ihm und mit ihm bin ich imstande, den himmlischen Vater zu
verehren. Nicht einmal die Gebote der Nächstenliebe vermag ich ohne die Liebe zum Nächsten zu
erfüllen, welche eine christlichee Liebe sein soll! Die Erfüllung der Gebote ist also die Liebe, die
nichts anderes ist, als die sittliche Vollkommenheit. Jesus hat uns auch daran gemahnt: "Wenn ihr
mich liebt, so haltet meine Gebote...Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet,
werdet ihr in meiner Liebe bleiben." /Joh 14,15 15,10/
Christus lieben aber heisst, ihn für unseren Herrn, unseren Gott und den "Bräutigam" unserer
Seele halten. Die Zehn Gebote genügen also, wenn wir sie tatsächlich halten, da die Forderungen
des lebendigen Gottes darin enthalten sind. Ihr Inhalt hat zwar auch ein unmittelbares, primitives
Niveau mit dem sich sogar ein "humanistischer" Spiessbürger zufrieden geben und fertig werden
mag-- unter einer gebührend billigen Auslegung aber anfgrund einer dynamischen Anschaung der
Moral ist vielleicht auch dieses Mess "heilbringend" in seiner Gänze, da dessen willfähriges
Halten die Liebe in uns vermehrt, sie fortwährend, reifen lässt und zur Fülle führt, die zur
Erlangung der Seligkeit unbedingt notwendig ist. Dazu hat Jesus auch eine Sanktion gegeben:

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"...So also kann auch niemand aus euch, der nicht auf alles verzichtet, was er besitzt, mein Jünger
sein...Wer... nicht mir nachfolgt,, der kann nicht mein Jünger sein." (Lk 14,25-35)
Unser Herr Jesus forderte, seine Nachfolger auch in Form von Befehl auf: "Ihr aber sollt
vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." (Mt 5,48)
Über die wörtliche Belehrung hinaus stellte er auch mit seinem ganzen Leben, aber am
allermeisten mit senem Tod die Selbstanfopferung der Liebe dar, in der sich die unbedingte
Selbsthingabe verwirklicht. Sein Beispiel hallte in den christlichen Seelen mit gewaltiger Kraft
wider. Nach der Herabkunft des Hieligen Geistes machten sich die Christen massenhaft auf, um
in Jesu Spuren zu wandeln.
In kurzer Zeit entdekte man die schmalen und steilen Pfade seiner Nachfolge, die evangelischen
Räte. Man las sie am Beispiel des "Meisters" ab: Diese verkörperten sich im freiwilligen Geloben
der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams, der vollkommenen Formen der Entsagung--
neben dem erhabensten Opfer des Martyriums. Die allgemeingültige Verpflichtung zur sittlichen
Vollkommenheit geht aus der Lehre Jesu klar genug hervor.
Die klassische Form des Vollkommenheits--zustandes wird aber durch die Befolgung der
evangelischen Räte verwirklicht. Die Tradition der christliche, katholischen Lehre zeugt
übereinstimmend davon. In unserer Studie sind wir jetzt besterbt, den heilsgeschichtlichen
Begriff der Kenscheit zu analysieren.In dessen Verlauf sind wir nun so weit gekommen, dass wir
das wesentliche, formale Element der im heilsgeschichtlichen Sinne genommenen Kenschheit in
der Vollkommenheit der christlichen Moral entdecken. Zu dieser Einsicht ist nur nock soviel
notwendig, dass wir den Zusammenhang der evangelischen Räte prüfen und nach dessen
metaphysischer Wurzel suchen.Nachdem wir sie im Geloben der Kenscheit gefunden haben,
müssen wir deren allgemein realisierbares Wesen bestimmen, sonst kann sie nicht die allgemein
gültige Bedingung des Heils sein. Beim Prüfen der Zusammenhänge der evangelischen Räte wird
die Schwerpunktrolle der Kenschheitsgelobung rasch klar. In der freiwilligen Armut verzichten
wir nämlich auf den Eigenbesitz undzwar in totalen Sinne. Wir nehmen die Armut auf uns unter
Gefährdung "des Auskommens" überhaupt.
Im Ehestand wird dieser Verzicht vom Anrecht der Ehehälfte und der Familie auf Privateigentum
durchkreuzt. Auf ihre Kosten kenn ich auf nichts verzichten. Und das Eigentumsreeht der Familie
wird vom Familienoberhaupt getragen. Der Familienoberhaupt darf den Unterhalt der Familie
nicht gefährden und auch nicht den Bescheidenen auf Kosten der Familie spielen.
Was der Familienvater tun kann, ist, dass er auf Brot und Wasser lebt, aber kann er das nicht
verlangen. Es ist seine Pflicht, seiner Familie den grösstmöglichen Wohlstand zuzusichern. Auch
das üben des freiwilligen Gehorsams stösst auf gleiche Hindernisse im Ehestand. Auf meine
Selbstbestimmung kann ich nicht auf Kosten meiner Ehehälfte und meiner Familie verzichten.
Das snteresse des Kindes und der Ehehälfte ist wichtiger als alles andere, abgesehen vom
Interesse des Heiles. Des Interesse meines Heils hingegen ist eben die Erfüllung meiner
elterlichen und ehelichen Pflicht. Ich kann mir es auch nicht zum Vorwand deinen lassen dass ich
dazu die Einwilligung der Ehehälfte und des Kindes gewinnen könne, denn darauf kann gar nicht
gerechnet oder gebaut werden. Auf deren Sicherung habe ich kein Recht.
Zwar nicht so augenfällig, aber doch erkennbar ist der Zusammenhang auch im umgekehrten
Verhältnis. Das Üben der Kenschheit beansprucht gleichfalls, dass man die Armut und den
Gehorsam auf sich nimmt. Die Kenscheit soll freilich in vollem Sinne genommen werden, als das
Geweihtsein an Christus, totales Sichhingeben an die Sache des Gottesreiches. Auch dies kann
mit dem Vorbehalt des Besitz-- und Selbstbestimmungs rechtes unmöglich verwirklicht werden.

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Das Vermögen bringt Zwiespalt im Leben schaffende Verpflichtungen und die grosse sehr schwer
abwendbare Gefahr der Spaltung des Herzens mit sich. Und mit dem Vorbehalt des
Selbstbestimmungsrechtes kann man das Gottesreich unmöglich dienen. Dem Gesagten zufolge
ist also die wesentliche Formation der Sittlichen Vollkommenheit die Gesinnung der Kenschheit,
die unbedingte Nachfolge Christi. Wie bareits dargelegt, rechnet die dynamische Anschauung der
Moral mit der Möglichkeit der Entwicklung. Wer nicht vollkommen ist, kann es noch werden.
Wir können behaupten, dass der sündhafte Mensch die ewige Seligkeit nicht erlangt, aber er kann
von seinen Sünden erlöst werden und dem die Seligkeit erlangen. Es entsteht die Frage, wie
diejenige Person die die. Kenscheit als einen evangelischen Rat nicht anzunehmen bereit ist, die
Gesinnung der Kanschheit doch gewinnen kann. Es ist Tatsache, dass es zur Erlangung der
ewigen Seligkeit nicht verbindlich ist, die Kenseheit auf sich zu nehmen.
Auch das Sakrament der Ehe heiligt den Menschen. Es ist klar, dass auch in diesem Falle die
dynamische Auffassung der Keuschheitsgesinnung es ist, die dieses Paradoxon auflösen kann. Es
fragt sich jedoch, wie diejenige Person keusch gesinnt sein kann, die heiratet. Es steht ausser
Zweifel, dass die geschlechtliche Beziehung eine so starke Affinität zwischen dem Mann und der
Frau erzeugt, dass viele Seelen darin ersticken.
Das Geschlechtsleben gefährdet naturgemäss den Sinn für die übernatürliche Wirklichkeit, lenkt
das ganze Wesen des Menschen, siene Aufmerksamkeit von den "göttlichen" Dingen ab. In der
mit glauben eingegangenen sakramentalen Ehe hat Gott einen sehr festen Anhaltspunkt für die
Seelen geboten: die Überzeugung, dass sie einer göttlichen Verfügung nachkommen. Die Ehre
der Seele beleibt erhalten, die jeder geschändet fühlt in einer unkeuschen Beziehung.
Die Gnadenströmung der sakramentalen Ehe erweckt sogar den geistigen Anspruch und macht
die Anziehung zu Gott intensiver. In den idal eingegegenen Ehen kann man diese Wirkungskraft
erfahren. Diese gnadenvolle Unterstützung kann der Ausgangspunkt eines solchen seelischen
Prozesses werden, in dem die Eheleute von der Sinnlichkeit befreit werden können. Das Vertauen
Gottes, der Dienst der ehelichen und der elterlichen Liebe, die einen zur totalen
Selbstaufopferung bewegt, ergeben solche seelischen Kraftaustrengungen, die den Menschen
immer geistiger machen.
Diesen inneren Erfahrungen und Frenden steht der Genuss der Sinnlichkeit nach, besonders wenn
die Eheleute sich gegenseitig treu sind. Dies ist eine strenge Bedingung der seelischen
Entwicklung. Die fleischliche Beziehung wird immer nebesächlicher. Der Heldenmut der Liebe
macht die Persönlichkeit so edelgesinnt und gewichtig, dass jedes Sichzeigen der
Geschlechtlichkeit für sie sehr peinlich, ja sogar lächerlich wird. Ältere, zu geistiger Reife
gelangte Menschen halten die Sexualitä nur noch für "Spasshaftigkeit". Es ist verwunderlich , zu
welch "engelreinen" Seelen sich die im Glauben und in der Liebe treuen Frauen entwickeln
können. Sie erlangen ihre seelische Freiheit zurück, die zur Erfindungskraft der wahren Liebe, zur
Hellsichtigkeit, aber besonders zur guten Kondition erforderlich ist.
Der heilige Paulus dürfte wohl auf diese Gesinnung angespielt haben, als er den Eheleuten
Ratschläge gab: "Denn das müsst ihr wissen, Brüder: die Tage sind gazählt... Wer verheratet ist,
soll innerlich so frei sein, als wäre er unverheiretet." /1 Kor 7, 29-30/. Dieser Rat ist in seiner
vorheringen Aussage begründet, wonach es am besten sei, wenn jemand unverheiretet bleibe.
Wer verheiratet, dem würden körperliche Qualen widerfahren obwohl er damit keine Sünde
begehe /1 Kor 7, 26-28/ Von den mit der Heirat angeknüpften leiblich-seelischen Banden muss
man sich befreien was eine peinliche Sache ist. Wer aber hier auf Erden dies nicht tut, wird diese
Bereinigung im Fegfeuer über sich ergehen lasen müssen. Diese Bande sind nicht sündhaft, aber

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hindern dennoch die nach Keuschheit strebende Seele am totalen Sichhingebenen Gott. Im
Himmelreich Gottes gibt es keine Ehe. Nur die keuschen Seelen dürfen in dieses Reich
unmittelbar hineingehen.
Auch von ihnen werden nur diejenigen den eigentümlichen Ruhm der Kenscheit auf sich
erwerben /erlangen/, die die freiwillige Kenscheit auf sich nehmend, bereits hier auf Erden
Zeugnis von ihrer in der Verlobung geschworenen Treue abgelegt haben. Über sie schreibt der
Apostel, Johannes im Buch der geheimen Offenbarung: "Ich sah das Lamm auf dem Berg Zion
stehen. Bei ihm waren hundertvierundvierzigtausend Menschen. Sie trugen seinen Namen und
den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn. Dann hörte ich einen Schall aus dem Himmel. Es klang
wie das Rausehen eines mächtigen Wasserfalls und wie lautes Donnerrollen... Vor den vier
mächtigen Gestalten und den Ältesten und vor dem Thron sangen sie ein neues Lied. Dieses Lied
konnten nur die hundertvierundvierzigtausend Menschen lernen, die von der Erde losgekauft
worden sind.
Das sind die, die sich mit Weibern nicht befleckten: denn sie sind jungfräuchliche Menschen. Das
sind die, die dem Lamme folgen, wohin immer es geht. Das sind die, die erkauft sind aus den
Menschen als Erstlingsgabe für Gott und das Lamm..." /14,1-5/. Johannes nennt den
geschlechtlichen Verkehr ohne Unterschied ein "sichbeflecken mit Weibern."
Die Rede ist hier nicht von der Unkeuschheit sondern von der geschlechtlichen Beziehung
schlechthin. Dies kann nur verstenden werden, wenn wir die Jungfräulichkeit als den
ursprünglichen, reinen Zustand des Menschen voraussetzen, den das Geschlechtsleben "befleckt"
hat. Es ist nicht sündhaft aber hat diesen Zustand hinsichtlich seines Niveaus abgewertet. Aus der
weiteren Analyse wird sich übrigens ergeben, dass der Jungfräulichkeitszustand der sittlichen
Vollkommenheit für den Menschen nicht nur der letzte, heilvolle Zustand ist, sondern auch der
der ursprünglichen Unschuld war, die er verloren hat.
7, Ursprünglichkeit
Die Lehre und das Beispiel des Herrn Christus von der Vollkommenheit und dem Heilszustand
ist klar und kann nicht in Zweifel gezogen werden. Die Endeutfaltung der Vollkommenheit
bestätigt den Übergangscharakter der Geschlechtlichkeit und den Idealwert des
Jugfräulichkeitszustandes. Für einen Christen wäre es schwer, dies zu lengnen. Auch die
bisherigen Erläuterungen haben schon hie und da auf den Unsprung der Jungfräulichkeitsidee, auf
ihre antropologische Grundlage hingedeutet.
Nichts anderes als nur ihre ontologische Wahrheit kann übrigens die Allgemeingültigkeit ihres
Wertes begründen. Im weiteren wünschen wir nachzuweisen, dass die Jungfräulichkeit nicht nur
das Omega, sondern auch das Alpha unseres Lebens ist. Sie war unser unsprünglicher Zustand
gewesen, den wir einbüssten; Gott hat aber ihn in Christo wiederhergesstelt.
Die Mysterien und die Lehren Christi müssen jedoch verstanden und ausgelegt werden. Dies ist
die Aufgabe der Kirche, die sie von Anfang an übernahm und (ihr gerecht wurde) auch erfüllte.
Im Verfolg der fortwährenden Betrachtungen der Kirchenväter und der Theologen bestimmte
schliesslich das unfehlbare Lehramt jederzeit den authentischen Sinn der Wahrheiten.
Die Evangelien und die anderen Bücher des Neuen Testamentes bieten sogar schon eingegebene
Auslegungen, die Zeugnis von Mysterien-Tatsachen ablegen.
Wollen wir uns nun einen Überblick darüber verschaffen, wie die Kirche die Jungfräulichkeit in
der Heiligen Schrift des Neuen Testaments, in der Heiligen Überlieferung und in den kirchlichen
Überlieferungen ihrer Litteratur auslegt. Auf deren Grund können wir auf bisher möglicherweiese
nicht formulierte oder nicht genügend betonte, neue Gesichtspunkte aufmerksam werden, so vor

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allem auf die Jungfräulichkeit als auf den ursprünglichen Zustand des Menschen, den Adam frei
und nicht gezwungenerweise aufgab. Diese Erkenntnis stellt die Bewertung der Jungfräulichkeit
und auch der Geschlechtlichkeit auf eine völlig neue Grundlage.
Die Kirche, als Lehrerin und Auslegerin der Nachfolge Christi und des Wandelns auf dem Wege
der Vollkommenheit, erblickte das Vorbild in der Heiligen Jungfrau, obwohl ihre Person von
einer gerührten Stille umgeben war. Von ihr wurde nicht gesprochen, die Gläubigen hielten sie
sogar verborgen als einen ihrer heiligsten Sehätze. Entsetzt dachten sie daran, welch grosse
Schmach ihr angetan werden mochte in der feindlichen jüdischen und heidnischen Welt. Sie lebte
in der Umgebung des Heiligen Johannes in Ephesus.
Die Heilige Jungfrau gab aber das persönliche Musterbeispiel nicht mit ihrer Mutterschaft -- darin
konnte ihr ja niemand nachfolgen--, sondern mit ihrem Sichhingeben des ihre Jungfräulichkeit
zum Ausdruck brachte. Jesus selber lenkte die Aufmarksamkeit, seiner Jünger von den
Blutsbanden auf die Linie der Geistigkeit.(14.)
Die jenigen, die ihn hören und ihm nachfolgen, sind seine Angehörigen.Unter ihnen war offenbar
Maria die erste. Ihre Jungfräulichkeit ist eine vollkommenere Selbsthingabe als ihre Mutterschaft.
Schon Isaias entdeckte diesen Stern der Geistlichkeit und zeigte ihn dem auserwaelten Volk: in
seinem Zeichen wird der Messias geboren werden.
Auch dies ist eine ganz eigenartige Beziehung, aber dient als solches Modell, das jeder mann
nachahmen kann. Es steht ausser Zweifel: der Emmanuel als Beisammensein von Gott und
Mensch erschien in dieser Beziehungsform vertiefend damit die Beziehung "Mutter und ihr
Sohn"- doch sagen wir nicht glatt weg aus, dass diese Beziehung naturgemäss ist.
Wir sagen es zwar nicht aus, aber sind bestrebt, dies nachzuweisen. Wir möchten auch klarlegen,
in welchem Sinne diese Beziehung naturgemäss ist. Die Jungfraeulichkeit ist nicht eine aus dem
Wesen dieser Beziehung folgendes Erfordernis, sondern eine aus der Bestimmung dieser
Beziehung fliessende Bedingung, da diese Beziehung der Wiederherstellung des ursprünglichen,
göttlichen Planes dienen soll. Soviel als präliminar vorausgeschickt genügt um die gegner der
Jungfräulichkeit in Wut zu bringen.
Eine gewisse Geistesrichtung -- viellicht nur um die in jedwedem Sinn genommene
Naturmässigkeit dieses Modells zu lengnen-- ist bereit, der Heiligen Jungfrau Maria des Privileg
der jungfräulichen Mutterschaft zu enziehen, ganz unbekümmert um die Texte der Evangelien
und um die vielfach getroffenen, dogmatischen Entscheidungen der Kirche.
Diese Frage wird mit einer unerhört aber flächlichen "Grosszügigkeit" behandelt.Noch von der
grössten Gutartigkeit scheint die Auffassung zu sein, wonach die Jungfräulichkeit Mariä eine
völlig "nebensächliche" Frage sei. Man erwähnt, sämtliche Übertretungen der heilsgeschichtlich
interessierten Frauen des Alten Testaments um uns näher zu bringen: die Vorsehung kümmere
sich nicht um salche "jämmerlichen" Sachen, wie auch die Vertreter dieser Auffassung es tun.
Die Kirche hingegen denkt anders. Sie schloss die Mysterium-Tatsache der unbefleckten
Empfängnis in ihr grundlegendstes Dokument ein, welches sie offizielt betet und bei diesem
Mysterium inzwischen den Kopf beugt: "Erwurde vom Heiligen Geist empfangen und geboren
von der Jungfrau Maria."
Damit ging die Zeit in Erfüllung. Die erschaffene Welt gelangte an die Spitze ihrer Leistung.(15.)
Die Theologen dachten und denken auch z.Z. sehr viel darüber nach, warum die Menschwerdung
auf diese Weise erfolgt ist,.Es ergibt sich von selbst der Gedanke, dass die jungfräuliche Reinheit
sich überaus für den Empfang des Wortes /Logos/ ziemt. Und wenn es sich schon ziemt, dann ist
es auch nötig (Decuit-debuit).

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Die Vertreter dieser ein bisschen selbstbezweckten, intensiven seelischen Kultur behaupten, der
personale Wert der Tugend der Jungfräulichkeit sei es worauf die Notwendigkeit dieser Tugend
zur Menschwerdung des Wortes basieren solle. Als ob diese naturgemäss die Bedingung dafür
wäre. Wenn die erwähnten drastischen Ansichten auf diese ziemlich einfältige Auffassung
reagieren, dann sind sie zum Teil im Recht. Wahrlich können wir nicht behaupten, dass die
Jungfräulichkeit Mariä - sogar in ihrem idealen Wesen - in sich selbst die Bedingung der
Menschwerdung gewesen wäre. Auch hinsichtlich der Modalität entschied Gott souverän
darüber.(16.)
Tun aber handelt es sich nicht darum. Es ist davon die Rede, dass die unbefleckte Empfängnis die
Verwirklichung der göttlichen Entscheidung über die Menschwerdung ist wozu aber die
Wiederherstellung des Jungfräulichkeitszustandes des menschlichen Geschlechtes --kraft der
vorherigen Fügung Gottes-- notwendig war.
Dies wird von uns behauptet zu dessen Bestätigung eine weitere Analyse erforderlich ist. Der
Opposition gegenüber ist unser nicht einholbarer Vorhprung die Tatsache, dass die
Menschwerdung de facto so erfolgt ist. Wer diese Tatsächlichkeit leugnet, mit dem wollen wir
nicht diskutieren.
Über den meritorischen und entscheidenden Beweis der Notwendigkeit hinaus bestehen natürlich
auch die Argumente der Konvenienz. Der jungfräuliche Zustand bietet gemäss seiner wollen,
ontologischen und moralischen Bedeutung eine geeignetere Grundlage zum Mysterium der
Menschwerdung, als die natürliche Begattung. Im ziemlich sublimen Wunder der jungfräulichen
Empfängnis ist die göttliche Anwesenheit leichter zu erkennen.
Es war wahrscheinlich nicht die heilsgeschichtliche Bedeutung der Jungfräulichkeit, die die
ersten Christen dazu aneiferte, sie auf sich zu nehmen. Das Lehramt der Kirche setzte nur dieses
Mysterium fest, und zwar mit der vom Inspiriertsein bewirkten, unerhörten Weisheit und
Entschlossenheit. Die Jungfräulichkeit Mariä gab den Christen das hervorragendste Beispiel der
Nachfolge Christi.
Die göttliche Persönlichkeit des Herrn Jesus Christus und das Beispiel der Heiligen Jungfrau
rissen die Apostel mit sich. Sie mochten sich angesichts der strahlenden Heiligkeit des Herrn
Jesus Christus unaufhörlich schämen(17.). Sie achteten gewiss auf seine Mutter, um zu wissen,
wie man sich in der Nähe des Meisters benehmen sollte von ihr konnten sie Anstand und Stil
lernen.
Die wesentlichen Anforderungen gab ihnen der Herr Jesus Christus selber zu verstehen. Er
erinnerte sie eindringlich an die unbedingte Verpflichtung. Die Apostel waren Ehemänner, aber
beim Meister verschwand alles aus ihrem Leben. Ausser der Schwiegermutter des Apostels
Petrus und der Mutter der Söhne des Zebedäus figuriert keiner von den Familienmitgliedern in
den Evangelien. Der Herr Jesus Christus rief sicherlich Männer, die keine solchen
Gewissenspflichten hatten, welche seine Nachfolge verletzt hätte. Aber von Seiten der Apostel
bedeutete dies Entsagung.
Ihre Weiber und Kinder mochten es auch wohl freiwillig auf sich nehmen, wenn diese Relationen
bestanden. Davon zengt die Erklärung des Petrus: "Sieh, wir haben alles verlassen und sind dir
nachgefolgt. Was wird uns also zuteil werden?" (Mt 19,27). Die Antwort lautete
folgendermassen: "... jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder
Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird es hundertfältig wieder
empfangen und ewiges Leben gewinnen." (Mt 19,29)

15
Wir können auch beobachten, von welch vollkommen reinem Geiste die Umgebung Jesu CHristi
war. Jeder von ihr erhob sich über die Geschlechtlichkeit. Nicht nur von der auf diesem Gebeit
gewohnheitsmässigen Liederlichkeit, sondern sogar vom Sichkundtun der Sexualitaet
schleachthin fehlt jede Spur, wobei eine Erdengeschichte ohne diese kaum vorstellbar ist.
Der Apostel Johannes war es der den Geist des Meisters mit der empfänglichtsten Seele erfasste.
Die Gesinnung der Keuschheit blühte in ihm wunderbar auf. Deshalb war er sicherlich der
Liebling des Herrn. Das höchste Amt in der Gemeinschaft der Kirche wird nicht ihm übertragen,
doch er ist der intimste Freund des Meisters. Ihm vertraut Jesus seine Mutter an. Diese Gesinnung
dürfte wohl ein bewusstes Programm bei ihm gewesen sein. Seine Vision auf der Insel Patmos
über die Herrlichkeit der jungfräulichen Menschen zengt wohl davon.(18.) In ähnliche Tiefen und
Höhen dews christlichen Geistes des schristlichen Gesinnung drang auch der Heilige Paulus ein.
Er ist ein autentischer Interpret der Offenbarung, aber auch ein treuer Zenge des Geistes der
Urkirche. Dies ist daraus verständlich, dass er sich mit dem verherrlichten Christus traf, und von
Ihm eine Berufung erhielt. Das Vorgehen des Herrn Jesus Christus ist wunderbar konseguent. Er
(ver)meist Sanlus an die Gemeinschaft der Kirche, die die Sendung besitzt.
Er soll sich dem Kollegium der Apostel anschliessen, wodurch er der Berufung teilhaftig wird.
Der Apostel Paulus liefert sich (dem Herrn Jesus) Christus mit jungfräulicher Hingabe aus.
Dieser Geist spricht aus ihm, als er den gläubigen Rat gibt betreffend die Ehe oder das
jungfräuliche Leben. "Ein Mann tut gut daran, keine Frau zu berühren.
"Um aber Unzuchtsünden zu vermeiden, soll jeder Mann seine eigene Ehefrau und jede Frau
ihren eigenen Ehemann haben." (1 Kor 7,1-2) Dies gilt freilich auch umgekehrt: das beste ist es,
wenn eine Frau keinen Mann berührt. Nicht vor ihnen (Männern und Frauen) wird gewarnt,
sondern vor dem geschlechtlichen Umgang. Wir können diese Warnung nicht für übertrieben
halten Demzufolge ist sogar die Ehe --ist sie doch einzig erlaubt-- nur noch eine Notlösung. Die
ideale Lage wäre, wenn jedermann den jungfräulichen ehelosen Zustand auf sich nähme. "Viel
lieber wäre es mir, wenn alle ehelos lebten wie ich. Aber Gott gab jedem seine besondere Gabe,
dem einen diese, dem anderen jene." (1 Kor 7,7).
Der Apostel fühlt das, ausserordentliche Gewicht seiner Ratschläge betreffs der Ehelosigkeit
/Jungfräulichkeit. Auch zu jener Zeit waren diese verblüffend genau so wie heutzutage es sind. Es
war zu befürchten, dass manche diesen Standpunkt lediglich als irgendeine extravagante Ansicht
oder für ein provisorisches Bedürfnis betrachten würden.
Deshalb jügt er warnend hinzu: "Das ist mein Rat und ich glaube, dass auch ich den Geist Gottes
habe." (1 Kor 7,40). Wir können uns auch nicht denken, dass der Apostel Paulus, weil er den
Zeitpunkt des Endgeschehens irrtümlich für bevorstehend erachtet hatte, eben deshalb die
Ehelosigkeit empfohlen hätte. "Die Tage sind gezählt." (1 Kor 7,29).
Es mag sein, dass er den Herrn wirklich erwartete. Er tat gut daran. Er konnte sich den Irrtum,
gönnen, die Ankunft des Herrn bevorstehend zu wähnen,. Aber dies lehrte er keineswegs im
Nemen der Kirche. Hingegen mochte er auch meinen, das Erdenleben sei zu kurz bemersen, als
dass einem der Verlust der Jungfräulichkeitswürde mit weiblichen Fröstungen aufgewogen
werden könnte.
Es kommt gar nicht in Frage, dass der Ehestand sündhaft wäre. Die Sünde kann nicht
"zugelassen" werden. Der Apostel qualifiziert ihn als Natstand, der ehrlich und als sakramentales
Band, sogar heilbringend ist. Es ist eine eigenartige Wohltat der Vorsehung, dass sie aus dem
Missgeschick etwas gutes herausholt. Die eheliche Beziehung zwischen Mann und Frau ist für

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den seine geistigen Möglichkeiten besitzenden Menschen die Quelle "vieler Beunruhigungen und
Bedrängnisse" (1 Kor 7,28), kann aber auch der geeignete Altar der Selbstanfopferung werden.
Aus den Schriften des Heiligen Paulus bietet sich uns ein recht klares und vollständiges Bild vom
allgemein menschlichen, idealen Wert der Jungfräulichkeit. Er übte entscheidenden Einfluss auf
die ganze Kirche aus. Es ist begreiflich, dass die ganze Gesellschaft der Urkirche von seinem
Geist durchdrungen war.
Die Gläubigen glühten von der Begeisterung für den Heroismus sie suchten den schmalen Pfad,
die enge Pforte, um dem Christus nachfolgen zu können. ES entstand ein Massenandrang von
Leuten, insbesondere von Frauen, die sich für den keuschen Lebenswandel entschieden. Anfangs
taten sie das einsam, im Rahmen der Familie, unter der Leitung des Seelsorgers dem sie ein
Gelübde ablegten.Das Keuschheitsgelübde war meistens auch mit dem das freiwilligen
Gehorsams verbunden.
Sehr häufig gelobte man gleicherweise die freiwillige Armut. Hie und da gehörte sie zur
gemeinschaftlichen Disziplin, wie zum Beispiel in der Gemeinschaft von Jerusalem.(10.) Man
nahm die Armut nicht als eine unentbehrliche Bedingung des Heils auf sich, als könnten die
Reichen das Heil nicht erlaugen, sondern als den "schmalen Pfad", der eine rasche Läuterung
ermöglicht zur Freiheit der Seele, zur jungfräulichen Reimheit führt.
Von alledem ist jetzt das Wesentliche für uns, dass die Urkirche den Sinn und die Wichtigkeit der
evangelischen Räte im besonderen der Keuschheit als den Zustand der sitlichen Vollkommenheit,
die vollkommene, heldenhäfte Form der Nachfolge Christi schon am Anfang erfasste. Sie nahm
den ZUstand der "Not" auch zur Kenntnis, in dem der Mensch die Bande des Fleisches und der
weltlichen Dinge nicht mit einer heroischen Gebärde abzustreifen vermag, sondern erst auf dem
Weg der qualvollen Läuterung kann er sie loswerden. Er muss sich aber dieser Bande unbedingt
entledigen, wenn er das Heil erlangen will.

Das christliche Altertum

begann Betrachtungen über die christlichen Wahrheiten anzustellen. Die Vorsehung bereitete das
geistliche Milien des Evangeliums gründlich vor. Diese Wahrheiten wurden nicht in einer
primitiven geistigen Umwelt, sondern auf den Foren der griechischen Kultur hörbar geäussert und
zwar vor sehr kritischen Geistern.Unter solchen Umständen gewenn das Evangelium mit
phantastischer Schnelligkeit an Boden.
Der Gegensatz der sich aus der Begegnung des christlichen Glaubens mit dem griechischen Geist
ergab, liess die übernatürliche Macht des Evangeliums nur umso mehr glänzen. Das schwerste
Gefecht wurde Gerade vom Anspruch des philosophierenden Menschen auf allumfassendes
Verstehen hervorgerufen. Die evidenzielle Grundlage der griechischen Philosophie war ja gerade
das Erlebnis,der Verständlichkeit des Deseins (intelligibilitas entis).
Die Wahrheit des Evangeliums beruht aber nicht auf intellektueller Einscht, sondern auf der
Autorotät des offenbarenden Christus. Das Verstehen, die Einsicht bezieht sich hier auf die
Evidenz der Autorität. Diese Autorität wird aber vom Lehramt der Kirche getragen, was aufgrund
historischer Bezeugung ebenfalls eingesehen werden kann und soll.
Unsere Glaubenswahrheiten gingen alle die Leidenswege der Verzerrungen welche sie der nach
Verständnis trachtende, philosophierende Geist entlangschleppte.(20.) Andererseit war jedoch das
griechische Argumentieren sehr vorteilhaft da das prinzipielle, logische Denken auf jeden Fall die

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Bedingung des Glaubens, des Verständnisses und der Entwicklung ist. Es machte den Glauben
verständlich und schaffte dafür eine wissenschaftliche Grundlage.
Der Herr Jesus Christus rechtfertigte sich nicht, als er leherte. Er brauchte es aucsh nicht zu tun.
Er hätte sogar sich selbst widerlegt /dementiert/, wenn es schwerwiegendere Argumente hätte
anführen wollen, als seine Worte es waren Sein. Anliegen war gerade, dass man ihm bezw. an ihn
glaubte. "Wahrlich, wahrlich ich sage euch..." /Ich der ich der Gesalbte des Vaters bin, ich, der
ich das Brot vermehrt habe usw./ Auch der Heilige Paulus beruftsich zum Wahrheitsnachweis auf
den in ihm tätigen Geist (1 Kor 7,40), als er sehr ernste Äusserungen tut.
Das Lehramt der Kirche erklärt sich mit der Formel des Apostolkonzils zu Jerusalem Konzils von
Jerusalem: "Es hat naemlich dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch..." (Apg 15,28). Mit
einem solchen Selbstbewusstsein kann niemand anders sprechen, nicht einmal die Kirchenväter
und die Theologen.Sie solen die Wahrheit ihrer Aussagen, den Zusammenhang ihrer Lehre mit
der Offenbarung nachweisen.
Die heilsgeschichtliche Idee der Jungfräulichkeit figuriert so in der Literatur des christlichen
Altertums wie irgendeine zweifellose, mindestens theologisch evidente Wahrheit. Die
Schriftsteller verlassen sich auf die allgemeine Autorität der davon ausgestalteten Lehre oder
gerade auf die Schönheit des Gedanken. Ihre Schriften sind auch so von ausserordentlicher
Bedeutung, da sie die vertauenswürdigen Zeugen der Traditon / Überlieferung sind.
In den Schriften des zweiten Jahrhunderts wird von der Jungfräulichkeit mit Ehrerbietung
gesprochen.(21.)

Der heilige Ignatius, Bischof von Antiochien spornt zur vollkommenen leib-seelischen Reinheit
an. Die jungfräulichen Menschen machen der Kirche, "dem Leib des Herrn" Ehre.(22.)
Die Pseudo-Klemens-Briefe lobpreisen den asketischen Lebenswandel der Wanderapostel. Die
Jungfräulichkeit sei "das ganze Joch des Herrn", die Vollkommenheit.(23.)
Der zweite Klemens-Brief empfiehlt das Reinbewahren "des Leibes.(24.) Hermas stellt sich im
"Pastor" als ein Keuscher dar, obwohl er in seelischer, jungfräulicher Ehe lebt .Der Engel der
Bekehrung gebietet ihm: "Du sollst die Simplicität und die Unschuld besitzen, weil du erst dann
so beschsaffen sein wirst, wie ein Kleinkind..."(25.)
Dem Barnabasbrief zufolge seien die Christen "geistig", die Seele des neuen Geschöpfes sei die
Seele der Kinder."(26.)
Justin spricht über den Lebenswandel der Keuschheit, den viele auf sich nehmen.(27.)
Athenagoras, der Philosoph von Athen hat auch philosophische Beweggründe hinsichtlich der
Jungfräulichkeit zu bieten. Er bringt ihren Wert mit der geistigen Daseinsform des Menschen in
Verbindung. Die echte, ursprüngliche Daseinsweise des Menschen gleichsam sei das der
Geistseele entsprechende Leben. Er meint, auch die Engel seien deshalb gefallen, weil sie ihrem
Geistsein untreu geworden sind.(28.)
Die Keuscheit ist nicht bloss eine von den anderen Tugenden, sondern nimmt eine Sonderstellung
unter Ihnen ein. Sie ist irgendeine Grundstellung für den Menschen. Diese Auffassung rührt
schon an jenes inhaltliche Element der Idee der Jungfräulichkeit, das in unserem vorliegenden
Kapitel abgehandelt wird. Wir forschen dem ontologischen Grund nach, wobei wir mit
philosophischer Evidenz an die Frage herangehen.
In ähnliche Tiefen dringt der heilige Cyprian (ums Jahr) 200 (Herum). Radikalerweise erfasst er
den Wert der Jungfräulichkeit in deren ontologischer Urtümlichkeit, unter Berufung auf die
alttestamentliche Idee vom "unberührten" Menschen: "Sie sind die Blumen am Baum der Kirche,

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die Zierde, der Schmuck der seelischen Gnade, die glückliche Jugend, lobenswerte und
ehrwürdige Intaktheit und Reinheit, würdige Ebenbilder des allerheiligsten Gottes, der
glänzendere Teil der Herde Christi.(29.)
Die wahre Fruchtbarkeit der Kirche ist die Jungfräulichkeit ihrer Mitglieder.(30.)
"Ihr fangt bereits an, dazu zu werden, wozu wir erst irgendeinmal werden können. Ihr werdet
schon in diesem Leben der Herrlichkeit der Auferstehung teilhaftig und geht so durch die Welt
hindurch, dass der Schumtz der Reinheit und Jungfräulichkeit verharrt, werdet ihr den Engeln
gleich sein."(31.)
Die Lehre des heiligen Cyprians umfasst die ganze Ideengeschichte der Jungfräulichkleit.Er
beginnt die Aufzählung mit der Schilderung des Zustandes der ursprünglichen Unverdorbenheit
und Unverzehrtheit fährt sie mit der unbefleckten Tragung der Heiligkeit fort und schliesst sie mit
der Nachfolge Christi bezw. der Herrlichkeit der Herde Christi ab.
Er ergänzt die Reihe noch durch die Betonung des Quellencharakters der Vollkommenheit, der
Fruchtbarkeit und des Zustandes der himmlischen Herrlichkeit. Damit stellte er den ganzen
Längen-- und Querdurchschnitt des ideelen Inhalts dar.

Die erwähnte "Unverdorbenheit" deutet gewiss nicht auf etwas Böses hin, als wäre das
geschlechtliche Leben an sich ein unsittliches, sündhaftes Ding, das die Keuschen
vermeiden.Oberflächliche, und ärgerlich unwissende oder arg gesinnte/bösartige Verleumder
berufen sich auf solche Texte, sooft sie das Christentum als den Feind der Geschlechtlichkeit
hinzustellen trachten. Es handelt sich hier von der Niveausenkung im Daseinszustand, die im
Leben der Menschheit zweifellos erfolgte, als Adam eine gefährtin suchte und "in Schlaf verfiel."
Die in der Ordnung der Vorsehung erfolgte, weitere Entwicklung hing auch von den freien
Entscheidungen des Menschen, welche eine ziemlich tragische Dekadenz zeigen. Auch die
Ausgestaltung der Geschlechtlichkeit gliedert sich in die Linie des im Daseinszustand
eingetretenen Verfalls. Das Ende des ganzen Prozesses ist der tatsächliche, farmale, maralische
Fall, der Sündenfall. Die Analysierung der einschlägigen biblischen Angaben wird eines unserer
nachfolgenden Themen sein. An dieser Stelle haben wir nur den Ausdruck "Unverdorbenheit"
vom Heiligen Cyprian provisorisch deuten wollen, bevor jemand das Beil ihm gegenüber zu weit
werfen sollte.
Diese Wahrheit spiegelte sich im Geist des Alten Testaments --wie bereits dargelegt-- und im
Urteilswort "Unreinheit" rituellen Charakters gelangte sie auch zum Ausdruck, aber die
theologische Begründung und Darlegung dieses Begriffs finden wir nirgends. Die Unreinheit im
objektiven Sinne war ein "verderbter" Zustand, den der Mann und die Frau mit welchem
geschlechtlichen /nicht nur sündhaften/ Umgang auch immer hervorrief, auch wenn es nicht in
jedem Falle eine rituelle Reinigung erforderte.
Die Ausflucht der Vorwand, dass es sich nur um hygienische Vorsicht gehandelt hätte, kommt
gar nicht in Frage. Eher müssen wir sagen, dass durch die Geschlechtlichkeit die ursprüngliche
Ordnung verletzt wird, was Abhilfe verlangt.
Der heilige Cyprian kennt das Rangverhältnis zwischen der Jungfräulichkeit und dem
Geschlechtsleben er behauptet entschieden den Idealwert der Jungfräulichkeit und ihren Vorrang,
dessen Anerkennung für jederman verbindlich ist. Die Doppelheit bedeutet einen Bruch für die
Menscheit. Gott hat die das Devalvieren mit sich bringende Geschlechtlichkeit im Sakrament der
Ehe zum Heil gewendet. Tertullian lobpreist ebenfalls--zu gleicher Zeit-- die Jungfräulichkeit als
"die erste Art und Weise" des Geheiltigtwerdens. Er fügt jedoch hinzu, es gebe mehrere Weisen

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des Geheiligtwerdens(32.): Die von ihm angedeutete Rangordnung ist aber nicht überzeugend:
Aus seinen Worten klingt der pluralistische Geist der heutigen Zeiten heraus. Es ist jedoch
allgemein bekannt, dass Tertullian nicht restlos die Lehre der Kirche vertrat.
Auch die anderen Kirchenlehrer lobpreisen die Jungfräulichkeit mit Entzücken. Basilius von
Ancyra analysiert sie tiefgründig, rührt an ontologische Wurzeln, als er schreibt: "Die
Jungfräulichkeit ist wirklich eine grosse Sache, weil sie --kurz zusammengefasst-- den Menschen
dem unverderblichen Gott anähnelt. Die Jungfräuchkeit hebt nicht im Leibe an und dringt so in
die Seele, sondern sie ist das Besitztum der körperlosen Seele und als Gott wohlgefällige,
seelische Jungfräulichkeit bewahrt sie die Unverdorbenheit des Leibes."(33.)

Der heilige Athanasius betont nachdrücklich die Wertordnung: "Es gibt zwei Arten der
Lebensführung: die eine ist minderwertig und gemeiner, das heisst die Ehe, die andere aber ist
engelhaft und höher im Wert als jede andere: diese ist die Jungfräulichkeit." 34.
Die oben erwähnten Äusserungen sind bloss Stellungnahmen, aber keine Argumentierungen. Was
sie durchaus bezeugen, ist, dass die eminenten Persönlichkeiten des christlichen Altertums das
Erbe der Urkirche die Jungfräulichkeit betreffend getreulich übernahmen bewahrten. Des Gott
verlobte, unberührte, in ideal vollkommenem Zustand befindliche menschliche Leben verwirklich
sich darin.Dieses Ideal wurde vor ellem von der Heiligen Jungfrau vertreten, die die getreulichste
Nachfolgerin Christi war.
Die späteren Kirchenväter, der heilige Augustinus, der heilige Ambrosius und die anderen
beschäftigten sich auch viel mit der Jungfräulichkeit, aber sie nicht mehr so sehr an sich, ihren
seelischen und moralischen Wert betrachtend, sondern eher im Zusammenhang mit dem Leben
der Kirche bezw. des Gottesreiches.Sie lobten sie als Lebensform, die in der chrislichen
Gemeinschaft und in der Welt eine wichtige Rolle spielt.Dieses Thema wird auch an die Reihe
kommen.
Hier müssen wir nun zuerst.
Hier sollen wir es uns nun zur Aufgabe machen, zuallererst die erfolgte Konfrontation der
geschichtlich Jungfränlichkeitsidee mit den betroffenen Gegebenheiten des Lebens zu
überblicken, andererseits diese gegenüberstellung vorzunehmen, falls sie noch mangelhaft zu sein
scheint, oder nicht offen und ausgeprägt genug sein soellte.Dies wäre gerade der eigentliche
Zweck unserer Studie.

Christliche Jungfräulichkeit und der typische Mensch der Welt

Die erste Frage ist, was für eine Reaktion die Jungfräulichkeitsidee in ihrer kraftvollen Form, wie
das Christentum sie angenommen hatte, in der Umwelt auslöste.Die Rede ist von jenem
Menschen, der der Sohn der jeweiligen Welt ist, der sich seiner Umwelt dem aktualen Leben der
Welt anpasst.

Dieser Mensch versteht die Bedeutung der Jungfräulichkeit.Er weiss wohl, wie schwer es ist,
geschlechtlich korrekt zu sein, und wie "unglaublich" heldenhafte Sache die tatsächliche
vollständige Keuscheit ist.Sie gebietet Achtung und erweckt Neid, was sich die Alltagsmenschen
auch sich selber sehr schwer gestehen können.
Mit Gespöttel verbergen sie zumeist ihre innere Verlegenheit.Die Tyrannenherrschaft des
Geschlechstiebes erniedrigt einen sehr grob und geht mit sehr vielen Übeln einher.Die Sklaven

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der Geschlechtlichkeit wissen aus Erfahrung, dass der Apostel Paulus recht hat:"Das beste ist es,
wenn ein Mann überhaupt keine Frau berührt." /1 Kor 7,1-2/
Der Jungfräulichkeitskult der Christen ist also keinesfalls Etwas ganz und gar Neues und
Unverständliches für die Welt.

Die christliche Jungfräulichkeit und der griechische Geist

Der christliche Glaube und die christliche Moral, die Jungfräulichkeitsidee einbegriffen, mussten
auch mit einer eigenartig jüdischen geistigen Umwelt konfrontiert werden. Es traten darin strenge
asketische Richtungen auf, wie zum Beispiel die Bewegung der Essener. Die Beweggründe waren
verschieden. Die Strebungen nach Enthaltsamkeit fanden meistens durch die Verachtung des
weiblichen Geschlechtes Nahrung.Auch die Gesinnung der Judenchristen wurde von diesen
Spekulationen beeinflusst, welche sehr verworrene Ideen hervorbrachten.
In der Regel besann man sich rasch, ganz wie die Manichäer und manche gnostischen Sekten,
dass die Geschlechtlichkeit nicht nur durch die Gelobung der Keuschheit "verachtet werden"
kann, sondern auch durch einen exzessiuen Genuss der Sexualität.Auch auf diese Weise könne
man die geschlechtliche / Heischliche Begierde auslöschen.Die jungen Leute sollten früh
verheiratet werden, damit dem Aufruhr des Geschlechtstriebes vorgebeugt werde. 35.
Diese seelischen Manipulationen bewirkten nur, dass die reine Idee der Kenschheit
kompromittiert wurde. Glücklischerweise rückte das Christentum als bald von den jüdischen
Einflussbereichen ab. Die griechische Welt wurde sein richtiger Lebensraum. Der griechische
Geist bedeutet eine reinere und solidere Besis für die christlichen asketischen Bestrebungen. Die
Fähigkeit des prinzipiellen Denkens, der Abstrahierung und der Unterscheidung tat gute Dienste
bei der Festlegung der Ordnung der Werte.
Die platonische Antropologie festigte die Vorrangstellung der Seele, und des Geistes. Die
selbstbezweckte Geistigkeit bedeutet zwar keine kleinere Gefahr als die selbstezweckte
Fleischlichkeit. Der philosophische Idealismus wies, zwar mit seinem falschen Akzent, den
ontologischen Grund des Jungfräulichkeitszustandes doch nach.Seiner Lehre nach besitze die
menschliche Seele, unabhängig vom Lieb, eine ontologische Selbststäendigkeit.
Im jungfräulichen Lebenszustand soll die eigenertige Daseinsweise der Seele zur Geltung
kommen.Darin gibt es nichts Aussergewöhnliches.Wie eingebürgert diese Auffassung auch im
Kreise der christlichen Denker war, zeigt z. B. die Aussage des Basilius von Ancyra:"Die
Jungfräulichkeit ist das Eigentum ,der körperlosen Seele." 36.
In seiner Schrift mit dem Titel "Festmahl" erklärt Platon, dass das echte / wahre eigenertige
Leben der Seele die jungfräuliche Fruchtbarkeit sei. Er lärst Sokrates bezw. Frau Diotima seine
Lehren schildern.
Er spricht davon, was der Eros der Dämon der Liebe sei: er sei das Verlangen nach der Schönheit,
die von der Schönheit befruchtete Liebe." Nun also diejenigen, die den samen der Fruchtbarkeit
in ihrem Leibe tragen -- sagte er--, wenden sich eher zu den Frauen hin, so aeussert sich in ihnen
die Liebe, und mit der Erzeugung von Kindern verschaffen sie sich --so meinen sie-- für alle
kunftige Zeit Unsterblichkeit, Erinnerung / Gedächtnis (?) und Glückseligkeit.Diejenigen aber,
die in ihrer Seele fruchtbar sind,-- denn es gibt deren manche-- sagte er--, die die
Zeugungsbegierde eher in ihrer Seele als in ihrem Leibe tragen, sind mit alledem geschioängert
und bringen das zur Welt, was der Seele geziemt. 37.

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Die befruchtende Liebe kann im schönen Leib, in der schönen Seele gebären, aber auch die
göttliche Schönheit an sich, in ihrer "alleinigen Gestalt" erblicken."Meinst di --sagte er--, das
Leben jenes, der seinen Blick darauf richtet, sie unaufhörlich anschant und in ihrem Beisein ist,
schundig / erbärmlich sein könne?Merkst du denn nicht, dass es demjenigen allein, der die
Schönheit so anschaut, wie man sie anschauen sol, gelingen kann, nicht nur die Ebenbilder, der
Tugend, sondern wahre Tugenden zu gabären, da er sich nicht bloss mit Ebenbildern sondern mit
der Wahrheit umgeht?Wer aber eine wahre Tugend zur Welt bringt, und auferrsieht, gewinnt er
denn nicht auch die Liebe der Götter und --wenn es einen gibt, dem dies möglich ist-- die
Unsterblichkeit?" /ibid. S 1000-1001/.
Im Von--der--Liebe--zur--göttlichen--Schönheit--Erfülltsein--wozu der Mensch kraft der Natur
der Seele fähig ist, -- ist es nicht schrwer, die in theologischem Sinne genommene jungfräuliche
Gesinnung zu erkennen.
Jensiets der philosophisen Spekulation deckte Platom im "jungfräulichen Verliebtsein" eine
solche Realität auf, die einen wahren Anspruch der Seele darstellt, welchen viele in sich euch
entdecken.Die Idee der "platonischen Liebe" stirbt nicht mehr aus der Ideenwelt aus.
Eines ist sicher: die der Jungfräulichkeit im christlichen Altertum entgegengebrachte, begeisterte
Achtung kann keineswegs nur einer geistesgeschichtlichen Mode auf die Rechnung gesetzt
werden.Obwohl der platonische Geist dem Christentum in den ersten Jahrhunderten wirklich
Vorschub leistete aber zugleich seine Verbreitung auch bremste.Der Anspruch auf die
philosophise, evidentielle Einsicht wurde zur Quelle zahlreicher Ketzereien.
Seine Irrtümer, seine unrichtigen Motivierungen bezüglich der Wahrheit der Seele entkräften die
Wehrheit nicht, die er entdeckte.Die Wahrheit bleibt Wahrheit auch wenn wir sie falsch
beweisen, unrichtig auslegen.Die übertriebene Trennung des Leibes von der Seele, bezw. die
Geringschätzung des Leibes in der platonischen Philosophie konnte nämlich die Positionen der
Jungfräulichkeitsidee stärken, die Seelen darauf abstimmen, aber noch immer nicht in demselben
Masse, in welchem die Jungfräulichkeit aufgrund ihrer theologischen Bestimmung ein reeller
Wert ist.
Im übrigen benötigt man keine platonische Philosophie dazu, die Möglichkeit des der Seele
entsprechenden Lebens, seine antropologische und heilsgeschichtliche Bedeutung einzusehen.

Jungfräulichkeit und philosophisches Menschenbild

Die Philosophie, als eine eigenartige Wissenschaft hat ebenfalls ein Bild vom Menschen.Die
Eigenart ihrer Wissenschaft liegt darin, dass sie auf die evidenten Kenntnisse reflektiert, ,welche
sich auf den Menschen als solchen beziehen.Diese Kenntnisse waren jederzeit von vornherein
gegeben.
Es handelt sich um keine angeborene Kenntnis (innata) sondern um naturgemäss gewonnene /
erworbene Kenntnisse, die sich notwendigerweise formen und die logische Vorbedingung sowie
bestimmende Deutungselemente weiterer Kenntnisse bilden.Als reflektierte, formale Kenntnisse
sind sie jedoch das Ergebnis der philosophischen Entwicklung.Es erhebt sich die Frage, welche
diese anthropologischen Evidenzen sind.
Die unmittelbaren Evidenzen können sich nur auf des Sein selbst beziehen.Im Falle der Seienden
können wir nur von abgeleiteten Evidenzen sprechen.Das über das Sein gebildete Urteil deckt die
Möglichkeit des absoluten und des relativen Seins evidenter auf.Das relative / kontingente
/zufällige / Sein enthält die logische Differenz der Möglichkeit und der Faktizitaet.

22
Charakteristisch für das zufällige Seicnde sind die potentiale und die faktische Seinsweise.In
jedem zufälligen Seien den gibt es Aktualität und Patentialität.Logisch besteht der Grenzfall für
beide Seinsweisen.Der Grenzfall der potentialen Seinsweise ist jene Seinsform, die in ihrem Sein
zwar / bestimmt ist / nicht absolut / , aber eine einfache Möglichkeit (possibilites simplex) ist, das
heisst, sie kann prinzipiell alles werden.Der Grenzfall der zufälligen Aktualität ist aber jene
Seinsform, die zwar ebenfalls bestimmt ist, aber eine simple Aktualität ist.Sie ist kein reiner
naturgemäss actus / purus / sondern objektiv, inhaltlich unbestimmter / indeterminierter simplex
actus.
Die Grenzfälle der zwei Seinsweisen koinzidieren und können als actus potentialis konzipiert
werden.Dieser drückt ein solches Seiende aus, dessen potentiale Perspektive unbeschränkt ist.Es
ist die "Potentialität" selbst.Und diese Seinsform ist die Seinsform des Menschen.Die substantiale
Einheit der materialen und der geistigen Seinsweise. 38. Die Folgerung aus der metaphysischen
Wesenheit ist ebenfalls evident.Die Seinsweise determiniert die Ordnung der Natur und der
Tätigkeit . 39. Das die Tätigkeit der einfachen Potentialität, der objektive unendlichen
Möglichkeit determinierende Ziel kann nur die von vornherein transzendente Wirklichkeit sein,
die alle Seinsformen übertrifft.
Auf diese Weise kann auch die naturgemässe Tätigkeit nur dargestelt sein, die dem Zweck
entspricht, d.h. sie ist eine von jeder Motivation meritorisch unabhängige, freie Tätigkeit. 40.
Diese ontologische Gegebenheit, als die Tatsache der Geistigkeit kommt in der elementarsten
Form der Kenn Fnis, im Selbstbewusststein, im unmittelbarstein Erlebnis, im Sichkundgeben des
Willens, in der Freiheit der Handlung zum Ausdruck.Im Selbstbewusstsein wird uns offenbar,
dass wir von allem verschieden sind.Ja, eben aus der Natur der Kenntnis aus der Form des
"Urteils" ist klar ersichtlich, dass wir von vornherein "anders" sind.
Das erkennende "Ich", die Transzendenz der Persönlichkit, seine Gegenüberstellung zu allen
Erkenntnipsobjekten ist von vornherein unaufhebbar.In der Freiheit unseres Willens zeigt sich die
sich aus der Transzendenz der Persönlichkeit ergebende Aufgabe samt ihrer Erfüllungsweise, die
Aufgabe nämlich, dass sie wirklich ihrer Transzendenz entsprechen zu einer alles überbietenden
Wirklichkeit werden soll. (a könyv 39. old.) Die Freiheit des Willens ist die Quelle der
Möglichkeit für das übernatürliche Leben des Menschen und seine subjektive Obligation dazu.
Die Willensfreiheit ist eine Bafähigung zur Selbstverleugnung, zum Verzicht auf alles, was
innerhalb seines Erkenntnishorizontes liegt.Die Jungfräulichkeit als ontologische Intaktheit
einerseits und als Zustand der moralischen Vollkommenheit passt wounderschön in dieses Bild
hinein.
Die moralische Verwirklichung des metaphysischen Wesens des Menschen erfolgt nicht in einem
einzigen Akt wie es bei den Engeln der Fall war, sondern im Prozess zeitlicher
Umwandlungen.Dieser Prozess ist auch nicht eindeutig, aber das höchste Gesetz sämtlicher
Tätigkeiten des Menschen ist das Interesse der Persönlichkeit: das Offenbarwerden seiner
transzendenten Position.Dies verwirklicht sich durchaus, ob in der Selbstaufopferung der Liebe,
ob im "Opfer" des Hasses, in der Verdammnis.
Die Fachausdrücke der scholestischen Philosophie können wir mit leichter Mühe in die
allgemeine Umgangssprache der Erbaunngsliteratur übersetzen / -tragen., Der Möglichkeitsfaktor
unseres Daseins ist die stoffliche körperliche Gegebenheit.Der Faktor der Tatsächlichkeit, der
Aktualität ist die geistige Wirklichkeit der Seele.Die substantielle Einheit von Leib und Seele
macht das Wesen des Menschen aus.Demgemäss können wir diejenige Tätigkeit "menschlich"
nennen, worin die substantielle Eigenart von Leib und Seele als Gesetz der Tätigkeit anwesend

23
ist.Es ist die Eigenartigkeit des Leibes, dass er von der Seele geformt wird und ihr zur Verfügung
steht als deren Diener.Was die Eigenart der Seele ausmacht ist die Unsterblichkeit ihres Daseins,
ihre objektive Endlosigkeit.Der Horizont der Seele ist die personelle Unendlichkeit, Gott.
Die in formalem Sinne genommene menschliche Tätigkeit besteht aus an den persönlichen Gott
adressierten, Ihm "dedizierten" Taten, od sie innere oder äussere sind.Auch diese Adressierung ist
nicht notwendigerweise eindenuig.Sie kann gleicherweise Bejahung oder Leugnung Seiner
Herrlichkeit sein.Im den Zehn Geboten ist ein Naturgesetz verfasst warden." Das erste Gebot
lantet: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und nur Ihm dienen."Ob bewusst oder
unbewusst, aber das Gesetz kommt in der Tätigkeit des Menschen zur Geltung.Die Taten werden
von anbetendem Dienst motiviert, ob diese anbetende Verehnung dem wahren Gott oder den
Götzen entgegengebracht wird.Bei einer gereiften Persönlichkeit ist es ein bewusster Anspruch.
Weil das vollständige Zurgeltungkommen der Geistigkeit notwendig ist, können wir sagen, dass
auch der "Jungfräuliche" Zustand der totalen Selbsthingabe des Menschen unumgänglich nötig
ist.Sie verwirklicht sich gleicherweise im Heilszustand und in der Verdammnis.
In beiden Zuständen wird die "Wahrheit" des Menschen bezw. des Leibes und der Seele offenbar:
die Geistigkeit ist der Unendlichkeitsanspruch des Menschen, weshalb die Knechtschaft der
Fleischlichkeit eine brennende Qual für ihn bedeutet.
Auch in der Hölle gibt es kein Geschlechtsleben.Es steht ausser Zweifel, dass auch die
Verdammten auferstehen werden. 41. Obwohl der Herr Jesus Christus die Auferstehung im
allgemeinen als ein Gut des Heils, als Auferweckung zum ewigen Leben erwähnt, doch lehrt er
zugleich auch klar die Universalität der Auferstehung.In derejenigen, die zur Verdammnis
auferstehen, wird der Zwiespalt des fleischlichen und des geistigen Menschen das "Feuer" der
Verdammnis verursachen.Der Jungfräulichkeitsanspruch des geistigen Menschen verurteilt den
fleischlichen Menschen zu ewiger Unbefriedigtheit, der seine Persönlichkeit unabänderlich
bestimmt / determiniert.Eine sehr geistreiche Darstellung dieses Zustandes bietet jenes Bild,
worin den Mann und die Frau, die nacheinander schmachten und in der intensivsten Position des
Geschlechtsaktes sind, ein undurchdringlicher Zwischenraum auseinanderhält.Die von der
Wollust Besessenen erleiden übrigens diese höllische Qual auch schon im Erdenleben da ja der
Unendlichkeitsanspruch, den der Götze der Geschlechtlichkeit in ihnen erweckte, die
Befriedigung, in welchem geschlechtlichen Akt auch immer, unmöglich macht.Sie sehen sich
gezwungen immer phantastischere Methoden anzuwenden.Die Greuel des Lustmordes sind es,
die ihnen am Ende sexuell etwas Linderung verschaffen.
Zusammenfassend können wir feststellen, dass aus dem metaphysischen Wesen des Menschen
folgend die vollwertige, das heisst Jungfräuliche menschliche Tat es ist, in der die Freiheit der
Seele / ihre Herrschaft über den Körper und die materielle Welt / und ihr Unendlichkeitsanspruch
zur Geltung kommen können.Dies verwirklicht sich aber in der totalen und endgültigen
Selbsthingabe an Gott, das heisst. im Zustand und in der Herrschaft der in heilsgeschichtlichem
Sinne genommenen Jungfräulichkeit, womit der Mensch die ganze Schöpfung Gott übergibt.Der
Zustand der Jungfräulichkeit widerspricht also nicht dem philosophischen Menschenbild,
sondern konveniert ihm, wird ja auch, letzen Endes, von ihm erfordert.
Die sogenannten, reinen naturwissenschaftlichen Menschenbilder, die von den Kenntnissen
eigenartig philosophischen Ursprungs lieber Abstand nehmen, sind zwangaläufig verzerrte Bilder,
die es nicht zulassen, die menschlichen Phänomene zu deuten und sie miteinender in Einklang zu
bringen.

24
Die geschilderte philosophische Analyse modifiziert sich meritorisch nicht einmal in der auf die
Existenz bezw. die Transzendenz ausgerichteten Philosophie.Die erstere forscht direkt nach dem
absoluten, "göttlichen" Sein im Menschen.Die letztere betrachtet den Menschen als das
Mysterium des absoluten, transzendenten Seins.In diesen Fällen soll die geistige Disposition /
Verfassung des Menschen als unbedingtes Erfordernis gelten.
Das philosophische Menschenbild weist zwar den ontologischen Grund der Möglichkeit der
Jungfräulichkeit nach, gibt aber keine Erklärung für den tatsächlichen Zustand und die
tatsächliche Bestimmung des Menschen.Einerseits bleibt die Frage offen, wie sich die Wahrheit
der Jungfräulichkeit mit dem tatsächlichen Zustand des Menschen vereinbaren lässt, andererseits
wie sie mit den theologischen Tatsachen, mit der Wahrheit der Offenbarung über den Menschen,
innerhalb dessen mit einer gewissen, vulgären, nicht authentischen Auslegung und mit deren
authentischer Fassung übereinstimmt.

Jungfräulichkeit und das theologische Menschenbild

Auch im Vorhergehenden haben wir die Jungfräulichtkeitsidee zumeist beim Lichte der
Offenbarung geprüft, und an ihrer Lobpreisung hat es nicht gefehlt.Sie bringt eine hervorragende
menschliche Leistung zustande, die Gott besonders gefällig und für die Menschen
bewundernswert ist.
Das philosophische Menschenbild deutet schon an, dass hier nicht nur von einer
ausserondentlichen, privilegierten Geistes gabe, oder gerade von einer heldenhaften Tugend die
Rede ist, sondern von einer aus der metaphysischen Wesenheit des Menschen sich ergebendn
Möglichkeit, die einen allgemeingültigen Aufruf an jeden Menschen bedeutet. Schon allein diese
Einsicht verpflichtet einen zu ernsten Folgerungen, wenn man bedenkt, dass die der Natur
innewohnende Möglichkeit vom Schöpfergott einprogrammiert worden ist, wovon nicht
abgesehen werden kann.
Nun aber die Schwäche dieser Beweisführung liegt darin, dass in der Rangordnung der
wissenschaftlichen Zensur die philosophische Einsicht nur die Stufe "certa" (sicher, gewiss)
erreicht, was in theologischem Sinne soviel bedeutet, dass sie überhaupt nicht sicher ist.Die
Vorsehung kann in positivem Sinne auch anders verfügen.
Die grosse Frage ist: wie kann die Jungfräulichkeitsidee mit dem tatsächlichen allgemeingültigen,
theologiuschen Menschenbild übereinstimmen? Verstösst sie denn nicht gegen die universelle
Bestimmung des Menschen, oder stimmt die Allgemeingültigkeit des Wertes der Jungfräulichkeit
mit diesem Menschenbild überein?
Was die Allgemeingültigkeit betrifft, können wir uns nicht auf den Einwand berufen, der uns so
wohltuend in den Ohren klingt:"Wer er fassen kann, fasse es." (Mt 19,12).Denn, in der Tat
verpflichtet uns subjektive nur der erkannte Wert.Nicht der bloss, zur Kenntnis genommene,
sondern der erkannte Wert.
Die Kenntnisnahme vom höheren Wert der Jungfräulichkeit ist verbindlich. Dies bedeutet aber
nicht, dass wir darin unser persönliches Wohl, ein Postulat unseres Heils erkennen, obwohl all
dies objektiv feststeht. Das Fehlen der Erkenntnis an sich genommen bedeutet aber noch nicht,
dass die Erkenntnis über kurz oder lang vermeidbar und ein unverbindliches menschliches
Programm wäre.
Die Allgemeingültigkeit des Wortes der Jungfräulichkeit wird von der allgemeinen "Realität" des
Lebens der Leute anscheinend erkräftet, von der Tatsache nämlich, dass die Jungfräulichkeit in

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ihrer freiwilligen, folgerichtigen, moralischen Form für die Welt unglaublich und unmöglich ist.
Die die Unmöglichkeit beteuernden Idealogien entspringen zwar alle der verzerrten und
verkümmerten Anschaung der Wirklichkeit und basieren auf der Notwendigkeit der Funktionen
der sinnlichen Triebe, nichts desto weniger besteht wirklich die Lage des Unvermögens, der
moralischen Unmöglichkeit. Die Leute übersehen den Umstand, dass sie übrigens auf nichts
eifersüchtiger sind als auf ihre Freiheit. Sie machen sie auch geltend, besonders Gott gegenüber,
aber verhalten sich unterwürtig, wenn ihr Trieb anmassend auftritt.Die Sklaverei der Sünde
eraulden sie klaglos.
Die Diktatur des Geschlechtstriebes, der die Welt sich im allgemeinen unterworfen hat, stossen
die Möglichkeit und den verbindlichen Wert der Jungfräulichkeit nicht um. Die geoffenbarte
Wehrheit des Sündenfalls des Menschengeschlechtes hebt den Gegensatz der zwei Wahrheiten
auf. Der Mensch ist zu Fall gekommen und befindet sich in gefallenem, verderbtem Zustand.Er
entspricht der ursprünglichen Bestimmung seines Zustandes nicht. 42.
Für diesen Fall und den gefallenen Zustand hat sich der Mensch selber zu verantworten Seine mit
seiner ursnrünglichen Bestimmung verbundene Verpflichtung besteht weiter, auch wenn er in
seinem gefallenen Zustand dazu unfähig geworden ist, als Folge davon, dass er durch seine Sünde
die zur Erfüllung seiner Berufung erhaltenen Gnaden und Dispositionen verloren hat. Müssen wir
etwa sagen, der Mensch sei zu so etwas verpflichtet, was er nicht zu erfüllen vermag? Dies wäre
ein gutes Alibi für uns, da man es leicht einsehen kann, dass niemand zu einem Ding der
Unmögklichkeit verpflichtet werden kann.
Diese Ausflucht giet doch nicht für dire Lage des Menschen, da je der Mensch selbst für sein
Unvermögen verantwortlich ist undzwar in solchem Masse, dass er dafür ewigeVerdammnis
verdient.Zum Glück ist diese tragische Lage doch nicht eingetereten, da Gott den Menschen
durch die Gnade Christi wieder dazu befähigt hat, seine Berufung zu erfüleen. Die Menscheit war
nämlich niemals ohne die Gnade Christi Seit dem im Urevangelium gegebenen Versrechen ist
diese Gnade wirksam. 43.
Aus der Gnadenquelle der Uroffenberung nährte sich auch die Gesinnung der Heiligen Jungfrau
Maria, in der die Jungfräulichkeitsidee im höchsten Masse erblühte.
Hier erhebt sich nunmehr die meritorische Frage, was für ein Bild die Offenbarung vom
Menschen in seinem ursprünglichen Zustand bietet, wie ihn der Gott der Schöpfung und der
Vorsehung auf den weg. Nun heisst es die Jungfräulichkeitsidee dem ursprünglichen
Menschenbild gegenüberstellen.
Wir müssen vorausschicken, dass die Antropologie noch eine sehr unentwickelte, schematische
Wissenschaft ist.In der Ofenbarung ist gewiss des alles initenthalten, was wir über den Menschen
erfahren können und auch wissen sollen,aber das müssen wir noch auf Betreiben der Aktualitäten
unseres Schicksals genan kennenzulernen suchen.Die Naturwissenschaften haben zwar mit ihren
eigenen Methoden eine Unmenge von Erkenntnisstoff (--material angehäuft), sind aber unfähig,
es in eine Synthese zu bringen und anzulegen.Sie haben keinen prinzipiellen Grund dazu. Was
uns übrigens zur Verfügung steht, als eine eigenartige, evidentielle Erkenntnis der Philosophie,
das nimmt die Naturwissenschaft, auf einer eingeschränkten wissenschaftstheoretischen
Grundlage zurzeit noch nicht an. Doch eröffnet diese philosophische Formation den Weg zur
theologischen Auslegung der Kenntnisses.
Das Verständnis und die Auslegung der Wahrheit des Menschen wird auch an die Reihe
kommen,wie die systematische und authentische Beerbeitung der Lehre von Gott, Christo und
von der Kirche auf den ökumenischen Konzilien und in den feierlichen päpstlichen Bullen bereits

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stattgefunden hat.Bis dahin müssen wir uns mit den in der Offenbarung aufflimmernden
schärferen oder bleicheren Bildern, mit theologischen Voraussetzungen begnügen. Auch wir
selber verlassen uns auf diese, aber indessen möchten wir auf einige offensichtliche
Zusammenhänge hinweisen. Einen solchen Zusammenhang finden wir zwischen der klaren Idee
der Jungfräulichkeit und dem Menschenbild der Schöpfung, sowie der zur Restaurierung
bestimmten Sendung Christi. Gerade dies würde den vollen Sinngehalt der Jungfräulichkeit
geben, nach dem wir in unserer Studie suchen.
Nur zu oft lesen wir bei den Kirchenvätern und anderen ekklesiastischen Schriftstellern, dass der
jungfräuliche Zustand der "unverdorbene" Zustand sei. Aber vielleicht keiner von den authentisch
christlich gesinnten Schriftstellern hat Folgendes geschrieben: der nicht jungfräuliche Zustand ist
ein verdorbener Zustand. Doch ist diese Behauptung in der vorherigen Aussage mitenthalten. Die
Alternative des unverdorbenen, jungfräulichen Zustandes ist nicht das unkeusche
Geschlechtsleben, sondern einfach das Geschlechtsleben, die sakramentale Ehe
miteinbegriffen.Wo sich diese Denkungsart etwas eklatanter ausgeprägt zeigt, entscchuldigen sich
die Autoren gar zu schnell / damit kein Schatten auf das Sakrament der Ehe geworfen wird / "Die
Lobpreisung der Jungfräulichkeit hatte immer einen heiklen Punkt: wenn es darum ging, sie mit
der Ehe zu vergleichen.Auch das begeisterte Lob konnte leicht übertrieben werden" --schrieb P.
Bemjamin Rajeczky in seinem Buch über die Jungfräulichkeit. 44. Im erwähnten Vergleichen
liegt jedoch keine Übertreibung vor. In der Lobpreisung des universellen Idealwertes der
Jungfräulichkeit ist das Verweisen des Geschlechtslebens auf eine niedrigere Rangstufe im
Vergleich zur Jungfräulichkeit notwendigerweise mitenthalten.
Auf diese Tatsache gehen die Schriftsteller der religiösen Literatur nicht ein.Zwischen den Zeilen
lesend kann man aber Bescheid bekommen:sapienti sat! Für den Weisen genügt es um die
Wahrheit durchzudenken. Die äuserste Vorsichtigkeit in diesem Thema ist wohl verständlich. Die
peinlich sachlichen Unterscheidungen sind erforderlich, da man sich ja wirklich zu solchen
Behauptungen versteigen kann, die in der Persönlichkeit des Menschen und im Leben der
Menschheit schwere Schäden verursachen. Das "Bemäkeln" der Geschlechtlichkeit der
Jungfräulichkeit gegenüber bedeutet nur deren Herabsetzung auf eine niedrigere Wertstufe, aber
keinesfalls die Verwerfung der Geschlechtlichkeit als eines an sich bösen Dinges, wie es manche
gnostischen und manichäischen Sekten meinten. 45. Die unwissenden oder arg gesinnten Feinde
des Christentums unterschieden niemals den hinsichtlich der Geschlechtlichkeit eingenommenen,
wahren, christlichen Standpunkt von der lebensverneinenden, manichäischen Auffassung.
Anhand der Gegenüberstellung des Ideen-- und Idealwertes der Jungfräulichkeit und der
Wahrheit der Geschlechtlichkeit war das Lehramt der Kirche stets bereit, sich offen zur
Überlegenheit der Jungfräulichkeit sogar dem Sakrament der Ehe gegenüber zu
bekennen.Vermöge der ausgesprochen von Christus und den Aposteln herrührenden
Erklaerungen durfte sie es tun und tat es auch, besonders damals, als dieser Standpunkt umstritten
war. Eine soalche Erklärung erübrigte sich in der Urkirche, in der Zeit der Kirchenväter und im
Mittelalter, wo das Leben ausgesprochen im Leuchten der Jungfräulichkeitsidee dahinfloss. Sein
typischer Heiliger war der "jungfräuliche" Mensch. Beginnend vom Zeitalter des Humanismus
dessen Wunschbild das genusssüchtige Weltkind war, wurden aber schwere Angriffe gegen das
Jungfräulichtkeitsideal gerichtet. Die irdische Anschauung des Humanismus ist vom
Protestantismus religiös gutgeheissen worden.
Die Jungfräulichkeit wurde allmählich zum Gespött der Leute. Das Geloben der Keuschheit
bringt einem nicht die Ehre: sondern das Martyrium in der Gesellschaft. Sogar in den Mreisen des

27
Klerus sind Zweifel aufgestiegen, ja, auch der ausgesprochene Aufruhr greift um sich.Die sittlich
verderbte, christliche Gesellschaft bestürmt den Papst gleichsam unaufhörlich mit dem Anliegen,
er möge das priesterliche Zölibat abschaffen. Dabei beruft man sich darauf, dass er, der Papst, es
tun kann / darf, da ja das priesterliche Zölibat nur von einem kirchlichen Gesetz und keiner von
Christus erlassenen Verfügung vorgeschrieben wird. Man berücksichtigt den Umstand gar nicht,
dass das Wahren und Tragen eines höheren Wertes die Kirche unbedingt verpflichtet. Von
derjenigen, die es übernehmen, die vertrautesten Förderer und Vertreter der Sache der Kirche zu
sein, ertwartet die Kirche mit Fug und Recht, dass sie das höchste moralische Niveau wahren. Die
Kirche verpflichtet niemanden zum Zölibat bezw. zur Jungfräulichkeit, da sie es tatsächlich nicht
tun kann, aber sie erteilt die Priesterweihe nur demjenigen der das Wahren diese moralischen
Niveaus auf sich nimmt.
Es ist wohl denkbar, dass sie / die Kirche / die Senkung des Niveaus eventuell, notgedrungen,
erduldet, aber die Aufgebung des prizipiellen Standpunktes, wonach der Zustand der
Jungfräulichkeit ein vollkommener Zustand ist, der angestrebt werden soll-- wäre eine
unvorstellbare Untreue ihrerseits.
Auf den unverschämten Aufruhr der neueren Zeiten reagierte die Kirche --berechtigterweise-- mit
einer jeden Kompromiss ablehnenden Strenge, bereits auf dem Tridentinischen Konzil:
"Wer behauptet, der Ehestand sei dem Zustand der Jungfräulichkeit oder dem Zölibat überlegen,
und der Zustand der Jungfräulichkeit bezw. des Zölibats sei nicht besser und glücklicher als der
Ehestand, der sei verflucht." (D 980)
Hier haben wir zu bemerken, dass die dogmatischen Entscheidungen der ökumenischen
Konzilien unbestreitbar sind.Wenn die Kirche im Namen Christi "ex cathedra" lehrt, wie sie es
auf dem ökumenischen Konzil tut, dann lehrt sie mit der Garantie von Christus, d.h. unfehlbar.
46.
Solche Lehrsätze innerhalb der Kirche zu bestreiten ist ein lächerliches Dilettieren.Einer, der
ausseerhalb der Kirche steht, misst sich mit Christus, was für die Christen als eine nicht weniger
lächerliche Überheblichkeit aufzufassen ist.

Über den nach Wertordung angestellten Vergleich hinaus handelt es sich um eine radilkalere
Frage in der Bewertung der Jungfräulichkeit. Wir müssen vom Ausdruck "Unverdorbenheit"
ausgehend vorwärtsschreiten.Dieser Ausdruck deutet auf den ursprünglichen, wahren
menschlichen Zustand, dessen Verlust Verderbenis das Abweichen vom ursprünglich
vorgeschriebenen rechten Weg, eine Art von Entgleisung bedeutet. Der Weg der
Geschlechtlichkeit ist demgemäss eine Zwangsbahn für die Menschheit, eine Sekundärlösung,
von der die Vorsehung im Plan der Seligmachung gleichfalls Gebrauch machte, und im
Sakrament der Ehe ist der Verderbnis abgeholfen worden.
Es fragt sich also, ob die Geschlechtlichkeit eine abwertende Abänderung / Kursänderung / der
menschlichen Lebensbahn oder den ursprünglichen, göttlichen Plan darstellt, neben dem die
Jungfräulichkeit nur irgendein Geschenk besonderer Art für eineige sein soll und nur eine
ausgleichende, regulative Rolle hat, wie z.B. Tartullianus es meinte. Mit ihrer ideelen Kraft
verhilft sie nämlich der Menscheit zur selbstbescheidenden Ehe. 47. Nach dieser Auffassung sei
das Geschlechtsleben die "normale" Lebensweisen, freilich in anständiger Weise und das
jungfräuliche / keusche Leben soll als der ausserordentliche Lebenswandel betrachtet werden.

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Der Grund, wehalb die Christen von verbildetem Geist --innerhalb der Kirche-- es nicht wagen
die Jungfräulichkeit naturwidrig zu nennen, liegt darin, dass sie (die Jungfräulichkeit) "zurzeit",
aus irgendwelchen taktischen, kirchenpolitischen Rücksichten, unter der Obhut der Kirche stehe.
Diese "Wurf" der Gegner der Jungfräulichkeit ist verhältnismässig gut gelungen.Auch die
Keuschen dürften sich wohl zufriedengegeben haben, ihr Zustand ist ja der ausserordentliche, sie
frönen einer Art von erhabenem "Hobby" und sind selber wunderliche Känze. Nun aber der
"ordentliche", "normale" Lebenswandel ist das Geschlechtsleben.Diese ausgleichzentrische
Anschauung ist bereits seit Jahrhunderten in Mode. Die einfältigen Hirten des Lebens wurden
nicht gewahr, dass nicht nur die Welt sondern auch das Christentum sich fast auf den Kopf
gestellt hätte. Jammernd sagen wir wiederholt, dass es weder Priester --noch Mönchsberufe gebe.
Wir versuchen, die Jugendlichen anzuspornen aber auch die Aneiferung selber ist oftmals so
albern dass man davon mehr Schaden als Nutzen hat.
Ein Pfarrer ermuntarte seinen jungen Schüler, er möge getrost in den Priesterorden treten, denn
das Zölibat würde sowieso abgeschaft worden sein, bis er die Priesterweihe empfinge. Ein
westlicher Film wollte --vermutlich gutgläubig-- für den Priesterberuf Reklame machen.Der
Gestalter des pflichteifrigen, geistreichen, opferbereiten Pfarrers des Films behauptet --als
Antwort auf eine Frage--, der Priester als Mann sei ein Krüppel, da er kein geschlechtliches
Leben führen darf.An diesem abscheulichen seelischen Gestank kann der Jüngling nur
ersticken.Dieser Priester verriet alles.Welcher Junge will denn zu einem verkrüppelten Mann
werden?!
Der Spiessbürger und der Freimauer "Theologe"sind gern bereit, diese ekelhafte Anschauung
"wissenschaftlich" zu bekräftigen wonach das "Ordentliche", das "Normale" das geschlechtliche
Leben sein soll.Die Ausserordentlichkeit der Jungfräulichkeit kann sehr leicht als Abnormität,
krankhafte Absonderlichkeit empfunden und qualifiziert werden. Der selbstsüchtige egoistische
Mensch erkennt das wertmässig Höhere sich selbst entgegen nur widerstrebend an.Mit störrischer
Entschiedenheit sagen die "Sachverständigen" wiederholt die "entscheidenden" Worte über die
Bibel:"Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, er schuf Mann und Frau."(Gen 1,27) und
sollte jemand eine so schwache Phantasie haben, dass er sich die naturgemässe Beziehung der
beiden nicht denken kann, so liegt ihm eine andere Textstelle vor:"...Deshalb verlässt der Mann
Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben.Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele."
(Gen 2,24).Sogar nach alldem ist /es/ denkbar, dass jemand doch zögert, eine geschlechtliche
Beziehung anzuknüpfen.Daraufhin trifft ihn aber die göttliche Sentenz:"Es ist nicht gut, wenn der
Mensch allein ist." (Gen 2,18). Vermehrt euch! Breitet euch über die Erde aus .... "(Gen 1,28)
Und noch dazu:"Die bueiden waren nackt, aber sie schämten sich nicht. "(Gen 2,25) Wir können
auch noch die unbstreitbare Tatsache hinzufügen, dass die Frau "wirklich vom Mann genommen
ist." (Gen 2,23)Die beiden, Mann und Frau fühlen sich dem Gesetz der Schöpfung folgend,
voneinander elementar angezogen.
Noch so viel göttlichem Zuspruch und triebhaftem Drängen ist es wirklich keine leichte Sache, an
Jungfräulichkeit zu denken und danach zu streben.Es scheint eine ausserordentliche,
überschraubte Ambition zu sein.Wenn wir noch die Segnungen der Geschlechtlichkeit mit in
Betracht nehmen: die grosse, kinderreiche Familie der Menschheit, die unabschatzbäre Fülle von
Personen, den Reichtum des Lebens, die Unmenge der auf Anregung der Liebe und überhaupt der
Geschlechtlichkeit, geschaffenen Kulturgüter, dann kann sogar der Gegenangriff eingeleitet
werden. Die Flut der Segnungen ist aber nicht bloss auf dem Niveau der Natur aufgestant
geblieben sondern sie bringt auch ins Reich Gottes, in die übernatürlichen Regionen durch die

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sakramentale Wirksamkeit der Ehe.Die Ehe heiligt den Menschen.Sie einigt ihn mit Christus, und
in der mit Glauben vollzogenen Selbstaufopferung entfaltet sich das übernatürliche Leben.Es ist
wahr, dass die Ehe die Schule der Liebe ist und den Menschen vervollkommnet, wenn sie
bestimmungsgemäss geübt wird.
Es erhebt sich nun die Frage, was anderes noch dem Advokaten der Jungfräulichkeit
übrigbleibt.Vielleicht die Aufgabe, die Misserfolge im Anstreben der Jungfräulichkeit mit den
Methoden Bocaccios zusammenzuzählen, das Tableau der reingefallenen und danebengeratenen
"Jungfrauen" (und Zölibatären) aufzustellen und zum Schluss die "Leier" niederzulegen, mit der
er eine in nichts zerronnene Illusion besungen hat. Man muss zugeben, dass es ein Meisterschuss
war. Er hat die Gegner der Jungfräulichkeit: die manichäischen und gnostischen Verleumder
über den Haufen geschossen.Vielen Dank (dafür).
Die Jungfräulichkeit hat aber keinen Treffer erhalten. Es fiel uns nicht im Traume ein, die Ehe
und die Geschlechtlichkeit überhaupt anzugreifen. Das wäre gewiss eine läherliche Sache. Wir
behaupten nur soviel, dass der Weg der Gechlechtlichkeit, der zweifellos zum allgemeinen
Lebenswandel, für die Menschheit geworden ist, nicht den dem urnrünglichen, genuinen Plan
entsprechenden richtigen.Weg der Verherrlichung Gottes für den Menschen darstellt.
Am Anfang bestand die Möglichkeit des jungfräulichen Lebens, das für die Erfüllung der
Berufung des Menschen die optimale Bahn bedeutet hätte. Dem ersten, Adam genannten
Menschen der den Menschen selbst darstellte war es vergönnt-- viel eher als uns-- zu entscheiden,
wie er leben will: sein jungfräuliches Leben ausschliesslich und unmittelbar dem Dienste Gottes
windmend oder sich der Welt zuwendend. Dies hätte er vor und sogar nach der Erschaffung Evas
tun können.
Eine Zeitspanne von höchster Bedeutung verstrich in der Einsamkeit Adams. Der Schöpfer
brachte die nach freier Wahl zu eigen gemachten Ansprrüche Adams in Anschlag, als Er Eva
schuf und ihnen den Weg der Geschlechtlichkeit darbot.
Dieser weg ist für den Menschen eine sekundläre, abgeänderte Bahn, durch die das ursprüngliche
Programm der Jungfräulichkeit, etwa die Rücherinnerung der Natur durchschlägt. Diese
"Rückerinnerung" stört von vornherein die Geschlechtlichkeit. Sie ist die Wurzel des
Schamgefühls, wogegen es kein Heilmittel gibt. Sogar, die elementarsten, harmlosesten
Erscheinungen der Geschlechtlichkeit werden vom gesunden Schamgefühl begleitet.
Die Rede ist nicht von der Sünde zeigte. Das unauslöschliche Leuchten der Jungfräulichkeit quillt
auch daraus.
Wer behauptet, das Christentum sei es, das den Menschen das Schamgefühl in Verbindung mit
der Geschlechtlichkeit anerzogen und das geschlechtliche Leben "gehemmt" gemacht habe, ist
ganz unwahrscheinlich dumm und auch bösmeinend.Obwohl die christliche Lehre des
geschlechtsleben im Vergleich zur Jungfräulichkeit als einen zweitrangigen Zustand betrachtet,
hat es doch in Form der sakramentalen Ehe eine so erhabene Bestimmung erhalten, die nur
verehrt werden kann: es ist zum Mittel des Geheiligtwerdens geworden. Die Welt hingegen trägt
die Fessel der Unkeuschheit mit zynischer Abscheu. Sie vermag nicht im Ernst darüber an denken
und zu sprechen. Sie kämpft unaufhörlich gegen ihre Scham, die für sie nicht das reine
Schamgefühl, sondern die schuldbewusste Selbstverabscheuung ist.Sie verteidigt sich mit
sprichwörtlichen Klügeleien und sagt:"naturalia non sunt turpia."Das heisst: die Naturdinge sind
nicht abscheulich. Das ist auch so.Nur handelt es sich hier keineswegs um eine Naturgegebenheit,
sonder als Rückerinnerung an einen uranfänglichen Misserfolg um die Geschlechtlichkeit selbst
die sich im gefallenen Menschen immer mit unordentlichen, dissonanten Untertönen belastet

30
bemerklich macht. Vom an wachsenden Ekel und von der immer lauter werden den Selbstanklage
wird der Mensch dazu genötigt, diese Bürde loszuwerden.
Wenn der Mensch zur sittlichen Läuterung unfähig ist, wählt er den Weg des Aufruhrs: er sündigt
sich aus Prinzip / und offen! Die Stars begatten sich vor aller Augen kunstvoll und hygienisch.
Das Sichentkleiden, das öffentliche sexuelle Sichentblössen / "Zurschaustellung" ist nichts
anderes, als der vom inneren Schrecken motivierte "Exhibitionismus".Die sündhafte Person will
sich mit ihrer Sünde konfrontieren um sie zu besiegen. Die tollkühnen Sünder wiederholen im
allgemeinen ihre Sünden, begeben sich an den "Tatort" zurück.Wir sind im klaren mit dem
Gewicht unserer Behauptung!!
Wir sagen nämlich damit nicht weniger, als dass die Geschlechtlichkeit bereits einen gefallenen
Zustand für den Menschen bedeutet, den die freie Entscheidung Adams, des ersten Menschen zur
Folge hatte. Nicht von der Erbsünde ist die Rede, sondern von einem solchen Prozess, der
zweifellos zum moralischen Fall führte. Wir behaupten nicht, dass dieser Fall notwendigweise
erfolgte, doch konnte der Prozess mit geeigneten Dispositionen dazu dienen. Damit erhalten wir
eine zureichende Erklärung auch dafür, wie der Gnadezustand von Adams Seele dermassen, ganz
bis zu seinem "tödlichen" moralischen Sturz abschwähen konnte.
Wir sind auch damit im klaren, dass unsere Behauptung das Niveau der theologischen
Voraussetzung nicht übersteigt, wie klare biblische, patristische oder philosophisch-
psychologische Argumente wir auch immer haben mögen. Keine das Thema unmittelbar
angehenden authentischen Entscheidungen sind getroffen worden.
Den in der Offenbarung auffindbaren Spuren nachgehend müssen wir unsere Forschungsarbeit
tun und die Tatsachen miteinander im Einklang selbständig auslegen.
Die Offenbarung über die Uranfänge treffen wir in der Schöpfungsgeschichte an.Der Gemeingeist
mit seinem oberflächlichen Bild von der Geschlechtlichkeit beruft sich auf diese Buch. Eine
gründlichere Analyse bekräftigt jedoch unsere These.
Zwei Abwandlungen der Schöpfungsgeschichte finden sich im Alten Testament.Die erste
Variation umfasst das erste Kapitel und das zweite bis zum Vers 4/a einschliesslich.Diese ist die
eigentliche Schöpfungsgeschichte, die im Predigen, im Unterricht in der Literatur, sowie in der
Liturgie gebräuchlich ist.Sie ist ein liturgischer Lobgesang auf die Schöpfermacht Gottes der den
Glaubens und Sittlichkeitsinhalt in einer eigenartig hebräischen Versform zum Ausdruck bringt.
Es wird darin festgestellt, dass Gott den Menschen als sein Bildnis, als Mann und Frau schuf. Er
segnete sie und sprach zu ihnen:"Vermehrt euch, breitet euch über die Erde aus und nehmt sie in
Besitz. Gott betrachtete alles, was er geschaffen hatte, und er hatte Freude daran:alles war sahr
gut." (Gen 1,27-31).
Ohne Zweifel ruht der Segen Gottes auf dem menschlichen Geschlecht, das Mann und Frau
zusammen bilden.Auch das geschlechtliche Leben, das die Quelle der Fortpflanzung ist, hat den
Sagen Gottes erhalten.
Das zweite Kapitel nimmt die Erzählung der Schöpfungsgeschichte in einer ganz anderen Form
wieder auf.Diese ist kein liturgischer Lobgesang mehr, sondern eine Analyse der Beziehung
zwischen Gott und Mensch.
Es handelt sich um keinen beschreibenden Sachverhaltsbericht sondern um ein philosophisches,
die Lage analysierendes Schriftwerk. Dieses prüft den Gang der Entwicklungen. Es ist
Nebensache, wann es entstand und welches von den mosaischen Büchern Moses selbst schrieb.
Jedes von ihnen enthält seine Lehre. Unzäligemal mochte er diese Gedanken seinem Volk
weitergeben, die bald so, bald anders bestimmten Erziehungsabsichten entsprechend,

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niedergeschrieben wurden. Was das Werk mitteilen wollte, ist unfehlbar wahr, eine inspirierte
Wahrheit. Es ist also wesentlich, zu ermitteln, was der Gegenstand des Schriftwerkes ist, was der
heilige Autor damit zum Ausdruck bringen will.
Die zweite Schöpfungsgeschichte will auf die Frage Antwort geben, warum Gott die Frau
erschaffen hat, und was ihre Bestimmung ist.Der Mensch selbst ist der Schlüssel zu sämtlichen
Schöpfungstaten Gottes.Er tut alles um seinetwilen.Gott beobachtet den Menschen gleichsam aus
dem Himmel und reagiert auf dessen freie Stellungnahme.Obzwar er jede Bewegung des
Menschen voraussah, beliess er seinen Willen dennoch frei:
"Als Gott, der Herr Erde und Himmel machte, gab es zunächts noch kein Gras und keinen Busch
in der Steppe, denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen.Es war auch noch niemand da, der das
Land bebauen konnte." (Gen 2,4/b-5).
Der Tenor der Mitteilung ist Folgendes: die Erde wartet auf den Menschen, damit er ihre
Verwaltung übernimmt.Er selber wird zum Herrn der Erde, der sich am Vorsehungswerk Gottes
nach seiner Weise beteiligt.Seit der Zeit, da der freien Willen besitzende Mensch auf dem
Schauplatz der Schöpfung erschien, beachtet Gott die Entscheidungen seines "Partners" und
richtet die Ordnung der Vorsehung nach ihm.
Diese Darstellung der Zusammenarbeit von Gott und Mensch zeugt von einer ausserordentlichen
Zartheit, die aufgrund der Mentalität des Menschen der damaligen Welt undenkbar ist.Dafür kann
nur die göttliche Inspiriertheit Erklaerung geben, ob man diesen Bericht als eine moseische Lehre,
oder als ein Schwiftwerk hinnimt.Die Menschheit wurde der das sckicksal gestaltenden Rolle des
Menschen bei weitem nicht gewahr, nicht einmal im geistigen Milien des Alten Testamentes.
Nach der gegen Gott feindseligen, heidnischen Ansicht sei das Schicksal nichts anderes, als die
totale Diktatur Gottes.Der Mensch könne nichts in seinem eigenen Interesse tun.Das ist eine
kleine, sehmutzige Decke des schlechten Gewissens des Menschen.
Die Schöpfungsgeschichte setzt sich im weiteren so fort:"Nur aus der Erde stieg Wasser auf und
tränkte den Boden.Da nahm Gott Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den
Lebenshauch in die Nese.So wurde der Mensch lebendig." (ibd.6-7) Danach beschreibt er die
wohnliche Einrichtung der Erde, die Aufschmückung des Gartens Eden als Liebesbezeigung
Gottes gegen den Menschen.Er tat alles für ihn.Sogar mit Edelsteinen überhäufte er die Erde.Er
liess den "Lebensbaum" inmitten des Gartens aufspriessen.Dieser Baum bedeutete für ihn die
Möglichkeit der völligen Inbesitznahme des Lebens, des ewigen Lebens, der Verwirklichung der
vollkommenen Gottähnlichkeit.Welch prächtige Aussichten!
Gott zeigte ihm auch den Weg der Verwirklichung: den Gehorsam. Das Einverständnis, die
Willenseinheit mit Gott macht den Menschen Gott ähnlich. Der Baum der Erkenntnis von Gut
und Böse machte den Menschen darauf aufmerksam.Er erhielt das Gebot von Gott:"Du darfst von
allen Bäunen des Gartens essen, nur nicht von dem Baum, dessen Früchte Wissen geben.Sonst
musst du streben. "(ibd. 16-17.) Das heisst: du sollst nicht noch dem Vergmügen trachten, dem
Leben ein Gesetz zu schaffen, dich zu seinem Herrn zu machen und selber zu entscheiden, was
gut und böse ist.Gott selbst hat das Recht dazu.

In der Erzählung fällt auf, dass sich der Mensch nicht äussert.Gott gibt ihm alles, spricht zu ihm,
aber der Mensch bleibt gefühllos, stumm.Dies fällt auch Gott auf.Nehmen wir keinen Anstoss an
den stark anthropomorphen Ausdrücken, denn wir können der Beziehung, dem Dialog zwischen
Gott und Mensch nur von der Seite des Menschen nahekommen, und hier handelt es sich von der
uraufänglichen, intimsten Beziehung.

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Gott stellt fest, dass der Mensch sich in der gegebenen Umgebung nicht zurechtfindet:"Es ist
nicht gut, wenn der Mensch allein ist.Ich will ihm einen Gefährten geben, der zu ihm passt." (ibd
18-19)
Diese Feststellung bedeutet keineswegs, dass das Alleinsein an sich schlecht sein sol.l.Die Rede
ist nicht von der Offenbarung dieser Wahrheit, sondern davon, dass Gott, das Benehmen des
Menschen beobachtendn sieht, es ist ihm schlecht zumute.Die weiteren Schritte Gottes werden
augenscheinlich von dieser Feststellung motiviert.Er hilft dem Menschen und gibt ihm gefährten
.Es hendelt sich noch nicht um die Frau, sondern um andere Lebewesen.
"Er formte aus Erde die Lafidtiere und die Vögel.Denn brachte er sie zu dem Menschen, um zu
sehen, wie er sie rennen würde, denn so sollten sie heissen." (ibd 19-20).Eine weitere
"Liebesbezeigung" von Gott: er gab dem Menschen saeäliche Tiere der Erde zum Geschenk, wie
die Eltern ihrem Kinde die Spielzeuge geben.Auch im letzteren Falle geht es nicht darum, das
Kind zu vergnügen / sondern die Liebesbeziehung zwischen den Eltern und dem Kinde zu
stärken. Die Eltern wollen die Aufmerksamkeit des Kindes nicht auf das Spielzeug richten,
sondern auf sich selber ziehen.Mit der Hinschekung der Tiere wolete Gott die Aufmerksamkeit
Adams gewiss nicht fesseln, sondern entfesseln.
In diesem Prozess zeigt sich klar das Streben der Vorsehung, den Menschen zum
Selbstbewusstsein zu erwecken und seine Aufmerksamkeit auf Gott zu richten.Adam konnte mit
leichter Mühe entdecken, dass er anders als die Tiere war und nach etwas die irdischen Dinge
weit überragendem suchte.Das Warten Gottes lässt sich ahnen: wann erwacht der Mensch zum
Selbstbewusstsein und wendet sich seine Aufmerksamkeit seinem Schöpfergott zu?Frei von aller
Willkürlichkeit, mit dogmatischer Gewissheit können wir festlegen, dass hierbei alles darauf
auslief.
Gott führt den Menschen Schritt für Schritt / und gibt ihm immer nur soviel, als zur möglichen
Erreichung des Zieles notwendig ist.Indessen wartet er die Stellungnahme des Menschen ab und
unter deren Berücksichtigung ebnet er den zielstrebigen Weg der Vorsehung.Unzählige
Variationen sind für ihn möglich , ohne dass die Verwirklichung des Endzieles in Gefahr gerät .
48.
Diese Bahnabäderungen korrekturen sind für den Menschen nicht gleichgültig.Im Falle, dass sein
Verhalten und seine Entscheidung unrichtig sind, zwingen sich ihm viel qualvollere Bahnen auf,
wobei er eventuell in den Zustand der Verdammnis gelangt, aber auch dort sieht er die
Herrlichkeit Gottes , die das absolute Endziel ist.
Der bisher analysierte Prozess der irdischen Laufbahn des Menschen zeigt wohl, dass der Mensch
mit der Erkenntnis seiner Bestimmung säumte, die nichts anderes ist, als die Erkenntnis der
Heiligkeit Gottes und das endgültige Sichentscheiden für die unbedingte, totale Selbsthingabe an
Gott.
Im Verlauf der Erkennung der Lebewesen gelangte der Mensch nicht zur Selbsterkenntnis die es
für ihn ermöglicht hätte, sich seiner Bestimmung gemäss zu befreien und sich von der Erde
abzusetzen.Er vollführte nicht den grossen Sprung in die Transzendenz, in die ganz andere
Wirklichkeit, wo er Gott und in Ihm sich selber hätte begegnen können.Das Bekannt werden mit
den Tieren endete für den Menschen ohne Erfolg.Der Mensch fand sich selbst nicht auf.Der
heilige Text fährt mit der Erzählung so fort:"Deshalb...".Das heisst:weil so etwas vorfiel, deshalb
musste das erfolgen was erfolgte.
Der folgende Schritt, den Gott tat zur Erweckung des Menschen zum Selbstbewusstsein war, dass
er ihn im einen tiefen Schlaf versetzte.(ibd 22).

33
Nur an eines können wir hierbei nicht denken: daran, dass Adam eingeschlafen wäre.Davor war
davon die Rede, dass der Mensch "niemand auf der Erde fand, der zu ihm passte". (ibd 21) Es
fragt sich, in welchen (was für einen) Zusammenhang diese zwei Aussagen gebracht werden
können.Die letztere deutet auf den Abschluss eines Erkenntnisvorgangs hin, lässt einen Wendel
seiner Ansicht ahnen: er bevorzugt nachher den Rücktritt von dem mit der Welt Bekanntschaft
machenden Umgang und das sich-nach-innen-Wenden, als das Verhalten jenes, der das, was er
sucht (sich selbst) nicht mehr in der äusseren, objektiven Wirklichkeit, sondern in sich selbst
sucht.Wir behaupten nicht, dass unser heiliger Text das Modell der philosophischen Erkenntnis
befolgt, aber seine Logik ist ihm sehr ähnlich.Die Geistesfähigkeit Adams mochte, von enormer
Intensität gewesen sein.Er sah das Wesen der Dinge ein.Nach der hebräischen Auffassung soll die
"Nemengebung" das Erfassen der Wesenheit bedeutet.Nun aber, wenn der Mensch sich seinem
Inneren zuwendete, dann konnte er auch von sich selbst ein intensives Bild bekommen, das das
Verlangen in der Form des "Ideals" ausgemalt haben mochte.Die visionäre Erkenntnis ist dem
Traum verwandt.Es ist wahrscheinlich das Bild Evas , das in seinem Traum erschien. 49. Dieser
"Traum" war offenbar keine Vorsetzwand, hinter die Gott Adam versteckte, solange er Eva
erschaffte sondern die bestintime Zusammenarbeit Gottes mit dem Menschen in der Erschaffung
der Frau.Adam war es, der sie plante, erträumte, und Gott verwirklichte seinen Traum. 59.
Der Mensch machte sich selbst in Eva ausfindig: "Sie ist von mir genommen" (ibd. 23-24).Er
gewann die Frau lieb als diejenige, die aus seinem Herzen erstand. 51.
Diese Analyse und Deutung der Erschaffung Evas kann nicht als eine offiziele, unfehlbare Lehre
betrachtet werden, aber es hindert uns nichts daran, uns die immere Logik der Geschehnisse so
vorzustellen, da ja das Lehramt der Kirche. diesbezüghlich keine definitive Entscheidung
getroffen hat Dies alles hingegen entspricht sehr dem theologischen Axion wonach Gott die
sekundären Ursachen im Werk der Vorsehung im Höchstmass(e) beansprucht.Das
sinerscheinungtreten der Frau bedeutete eine wesentliche Wendung: der Mensch ist Mann und
Frau geworden.Seine Vorzugsstellung, in der sein allein stehendes, persönliches Selbst des
menschliche Verhalten und Schicksal bestimmen konnte, hörte damit auf.
Aufgrund des Vorausgegangenen können wir behaupten, dass diese Lage nicht notwendigerweise
/ zwangsläufig / vermöge absoluter, göttlicher Entscheidungen / Beschlüsse / eintrat.Der Mensch
selbst vollzog auch eine Reihe von Stellungnahmen, die dazu führten.Stellungnahmen dieser Art
waren: sein Sich-der-Welt-Zuwenden, sein sich-nach-Innen-Kehren, sein Bestreben sich zu
finden, sein "Erträumen" der Frau,sein Auspruch auf die Frau, sein Einswerden mit der Frau.Dies
alles war etwa eine Ausweichung vor Gott, die Wehl / des weiten/ Weges und der breiten Pforte,
was aber noch keine Sünde bedeutete. 52.
Der Anschluss der Frau an den Mann zur Weiterführung des menschlichen Lebens erfordert, an
sich genommen noch nicht auch die geschlechtliche Beziehung zwischen ihnen.Wir haben
keinerlei Grund und Recht vorauszusetzen, dass Adam und Eva naturgemäss zur ehelichen,
geschlechtlichen Beziehung determiniert gewesen wären.Auch für sie war die "eheliche"
Beziehung eine freie Aktion genau so, wie für uns es ist.Vergessen wir auch nicht, dass wir noch
vor dem Sündenfall sind:der Mensch lebt in einem gnadenmässig erhobenen, unschuldigen
Zustand, mit der Bereitschaft zum Guten.Es ist zwar wehr, dass er die Disposition der in
ursprünglichen vollen Sinne genómmenem jungfränlichen Gesinnung aufgab, als er die Geste der
unmittelbaren, ungeteilten Selbsthingabe an Gott unterliess.
Er wäre aber noch immer in der imstende Lage gewesen, in jungfräulicher Vereinigung mit der
Frau zu leben.Nun aber er war Eva zugeten und wollte mit ihr zu einem Leibe werden.Er gab

34
seine persönliche Integrität auf, die allgemeine jungfräuliche Position des Menschen hörte auf.Er
wählte den Weg der Fortpflanzung, eine minderwertige und viel qualvaolere Bahn der Entfaltung
der menschlichen Natur und des Vollbringens seiner Sendung.
Nach dieser entscheidenden Schicksalswende erging die neue, göttliche Verfügung als
Sanktionierung des vom Menschen gawählten Lebensweges.Gott hiess die geschlechtliche
Einigung von Mann und Frau gut, die eigenartig dazu bestimmt ist, die Quelle der Fortpflanzung
zu werden.Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben.Die zwei
sind dann eins, mit Leib und Seele."Vermehrt euch!Breitet euch über die Erde aus." (ibd 1,28).
Für das Offenbarwerden der transzendentalen Wesenheit des Menschseins eröffnete sich auch
eine horizontale Bahn.
Des Menschsein spricht sich in der dem körperlichen Desein entspringenden Vielheit der
Individuen aus, indem es die Bedingungen für die Geburt des transzendenten Menschen schafft.
Das Programm der Fortpflanzung ist, dem Haupt, dem Christus den Weg zu bereiten, in dem die
ursprüngliche, menschliche Vollständigkeit wiederhergestellt, wird, und der ursprüngliche,
göttliche Plan in Erfüllung geht: die Herrlichkeit Gottes und des Heil des Menschen. 53.
An dieser Stelle müssen wir wiederum für einen Augenblick innehalten.Diese Deutung des
Geschlechtslebens mag einem willkürlich (er) scheinen, wenngleich aus der biblischen
Dokumentation der Schöpfung und aus dem allgemeinen Menschenbild der Offenbarung, sowie
aus den tatsächlichen Gegebenheiten des Menschen klar ersichtlich ist, dass der geschlechtliche
Lebensweg auch eine andere Alternative hatte und auch noch hat, undzwar das Opfer der
Jungräulichkeit. Es bleibt dennoch nachzuweisen, dass das Geschlechtleben ein Abweichen vom
ursprünglichen Weg ist, das die Vorsehung im Haupt, im Christus korrigierte, indem er den
ursprünglichen ZUstand wiederherstellte.In dieser Hinsicht haben wir feste Anhaltspunkte.
Einer von diesen ist die Glanbeuswahrheit vonach durch die Sünde Adams die ursprüngliche
Unschuld, die Integritaet, ja sogar das Heil des Menschen verlorengegangen sind. 54. Es ist zwar,
wahr dass dieses Unheil Unheil nicht durch die Bevorzugung der Geschlechtlichkeit bewirkt
hereinbrach, doch war diese Wahl ein konsegnentes Element des Prozesses, in dem der Mensch
von Gott abrückte.Der andere Anhaltspunkt ist eine sich enger daran knüpfende
Glaubenswahrheit, nämlich, dass die Bestimmung des Menschen, das heisst: die Verherrlichung
Gottes und das Erlangen des ewigen Heils in Christus als dem neuen Haupt verwirklicht worden
ist.
Am letzten Abendmahl, im Schlussbericht über sein irdisches Wirken formulierte dies Jesus wie
folgt: "Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, indem ich das Werk vollbrachte, das du mir zu tun
gegeben hast.Und jetzt verherrliche du mich, Vater..." (Jn 17,4-5).Christus bewerkstelligte also
das, wozu der Mensch von Anfang an berufen war.Sein Werk ist die (bis zum Anfang)
rückwirkende Restauration und zugleich die Vollendung des Omega.Er ist das Alpha und das
Omega.Es steht ausser Zweifel, dass unser ewiges Heil im jungfräulichen Zustand seines
Menschseins verwirklicht worden ist.Er nahm die geschlechtliche Gemeinschaft nicht auf
sich.Seine jungfräuliche Verlobte die Kirche und seine unerschütterlichen Nachfolger befinden
sich ebenfalls in diesem Zustand, den im Eskaton jeder Mensch erreicht, der das Heil erlangt:Das
ewige Leben ist der Lohn der jungfräulichen Verlobten Christi.
Der "abweichende" Charakter des geschlechtlichen Lebens im Vergleich zum ursprünglichen und
in Christus restaurierten Zustand des Menschen kann nicht weiter bestritten werden.Aber auch
wir selbst erachten es --genan so wie seiner zeit alle die Jungfräulichkeit lobpreisenden

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Kirchenväter es erachteten-- für notwendig, den Wert des Sakraments der Ehe zu verteidigen und
dessen unbestreitbaren Wert mit der Herrlichkeit der Jungfräulichkeit in Einklang zu bringen.
Es ist allgemein bekannt, dass der heilige Paulus die Institution des Sakraments der Ehe vollzieht
sich das Opfer der Liebe Christi.Was bedeutet dies?
Das geschlechtliche Leben ist zwar eine abweichende Bahn, die einen naturgemäss von der Seele
und folglich auch von Gott abbringt, aber dieser eigenartigen Gravitation der Fleischlichkeit kann
man die ureigenan Bestrebungen der Seele entgegenstellen, da sie sich ja bereits an die Gnade
Gottes anklammern kann.In diesem Falle wird die Geschlechtlichkeit zum Krenz der Seele, auf
das Geschlagen der Mensch sich reinigen und das Heil erlangen kann. Die gläubige Seele nimmt
im Sakrament der Ehe diesen Kampf und diesen "Kreuzestod" auf sich, wodurch sie selig
gemacht wird.
Unsere folgende Behauptung scheint ein bisschen paradox zu sein, doch halten wir daran fest. Die
Ehe als Sakrament erzieht einen zur Keuschheit.Gott hat die auf die schiefe Ebene der
Geschlechtlichkeit geratene, herunterwäts treibende Menschheit mit dem Netz des Sakramentes
der Ehe aufgefangen. Wer daran hängenbleibt ihm nicht ausweicht der wird gerettet werden.Wer
aber dem Netz ausweicht oder dessen Faeden abschneidet, der fährt fort zu stürzen.
Dementsprechend kann auch die Ehe zu den Argumenten des von uns beabsichtigten Nachweises
der Urtümlickeit des jungfräulichen Zustandes gezählt werden.
Es leuchtet uns aber ein, dass auch diese unsere Behauptung einiger Erklärung bedarf.Wir haben
behauptet, dass des Sakrament der Ehe einen zur jungfräulichen Gesinnung erzieht.Es reift in
einem die Bereitwilligkeit zur Selbsthingabe an Gott.Diese Selbsthingabe gibt zwar unmittelbar
der Ehehälfte, aber das Opfer der Unbedingtheit und der Endgültigkeit kann unmöglich vom
anderen Menschen motiviert werden, dessen ist nur Gott fähig.So wird die Treue zum Kreuz, da
darin die Freiheit der Persönlichkeit der göttlichen Fügung unterworfen wird.Die Treue wird nicht
von der Natur, sondern unmittelbar von Gott motiviert.
Die "gutherzigen" Christen denken viel darüber noch, warum die Unauflöslichkeit der Ehe, die
eheliche Treue verunftgemäss ist.Um der Ungläbigen willen trachten sie diese so hinzustellen, als
eine vom Glauben, von Gott unabhängige Erfordernis.Sie begründen sie zumeist mit dem
verplichtenden Wert der Persönlichkeit des "Anderen".Ihr streben ist gänzlich falsch
gerichtet.Wenn die Person des anderen verpflichtend wäre, so würde sie es auch im Jenseits
sein.Die Motivation kann ausschliesslich aus der Verfügung Gottes abgeleitet werden.
Was die eheliche Treue betrifft, kann man Gott, der die Institution der Ehe angeordnet hat, und
dem Glauben an ihn nicht ausweichen.Auch ihre heiligmachende Kraft stemmt aus diesem
Glauben, die mich dessen versichert, dass Gott die eheliche Verpflichtetheit und die sich darin
realisierende Selbstaufopferung annimmt. Dies alles verwirklicht sich durch die Vermittlung
Christi.Auch triefgründiger können wir darlegen, auf welche Weise das Sakrament der Ehe der
Entfaltung der Persönlichkeit bezw. der Ausgestaltung der jungfräulichen Gesinnung dient, die
die Bedingung der heilbringenden "menschlichen Tat" ist.
Davon muss ausgegangen werden, dass unsere Tätigkeit --ob innere, ob äussere-- aus der Natur
unseres geistigen Seins folgt und dessen Bestrebungen entspricht, ob bewusst, oder
unbewusst.Diese Grundbestrebungen können in einer strickten, logischen Formel ausgedrückt
werden.Die erste Intention ist offenbar unser Gerichtetsein auf die Quelle unseres Daseins, die
zweite richtet sich auf uns selbst im Vergleich zur Quelle, die dritte Intention gilt der Einheit der
Beiden.

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Die innere Bewegung unseres Seins sucht also in erster Reihe nach seiner eigenen Quelle, woraus
bezw. aus dem sein Leben geschöpft wird.Es ist die Entdeckung, die Objektivierung seines Seins
im "Gott" unseres Deseins. Das erste Gesetz unseres Menschseins lautet folgondermassen:"Du
sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und nur ihm dienen."Das ist eine andere Frage, worin oder
in wem wir den "Gott" unseres Deseins entdecken. Die andere Bewegung richtet sich auf sein mit
der Quelle beleuchtetes Selbst, das "der Quelle" schuldig ist.Das ist sein Anspruch auf die
Selbsthingabe an die Quelle zu beantworten ist die Frage, wem und für wen ich leben soll.Dieser
Anspruch hegt das Streben nach der heldenhaften Selbstaufopferung.Er ist das Motiv der
moralischen Vervollkommnung.
Und zum Schluss zielt die dritte Bewegung auf die Einheit der Seinsquelle und des "Ich" ab.
Darin wird nach dem Pfand, dem Erfolg und der Gewissheit der Einkeit gesucht und verlangt.Die
Frage ist zu beantworten, mit wem und durch wen man lebt.Auch zur Darstellung des Mysteriums
der Heiligen Dreifaltigkeit gebrauchen wir dieses Modell der Dialektik unserer Geistigkeit.Die
erste Bewegung ist das Signum des Vaters, die zweite das des Sohnes und die dritte das des
Heiligen Geistes.Die elementaren Bestrebungen unseres Seins (Daseins) werden nur in Gott in
Erfüllung gehen,:wir leben in Ihm, für Ihn und durch Ihn.Wir leben im Vater; im Sohne sind wir
die Seinen und im Heiligen Geiste werden wir eins mit Ihm.
Im Haupt der Menschheit in der Person Christi, in seinem heiligen Menschsein sind sämtliche
Bestrebungen des menschlichen Lebens in Erfüllung gegangen.Die einzelnen Individuen der
Menschheit werden in Ihm und durch Ihn der Erfüllung teilhaftig.Die Art und Weise der
Teilhaberschaft ist die Annahme der Einheit mit Christus, so wie die Kirche sie baut.
Mit Christus, als (dem) Haupt der Menschheit vereint einen das Sakrament des geistlichen
Ordens gemäss dessen bestimmter Ordnung.Es fragt sich, wie das Sakrament der Ehe die
Persönlichkeit mit Christus vereint und wie es sie mit der jungfräulichen Gesinnung voll entfaltet.
Die antgedeuteten Bestrebungen der Persönlichkeit richten sich naturgemäss auf Gott und
gelangen in Ihm ans Ziel.Das direkte Zielanstreben ist jedoch auf eine horizontale Ebene versetzt
worden, wo es ein Sichhinwenden zum anderen Menschen bedeutet.Der Mensch will in ihm, für
ihn, mit ihm leben.Die Affinität zwischen Mann und Frau ist so stark, dass die zwei "zu einem
Leibe", das heisst: "zu einem" Menschen werden wollen.Auf Grundlage der Triebhaftigkeit, aber
mit geistigen Ansprüchen und Fähigkeiten artet dieses Streben zu einer Götzendienerei aus, wenn
es an richtiger Kenntnis von Gott fehlt und die gnadenbedingte Abhilfe nicht genügend wirksam
ist.Sonst werden sich die sexuellen oder Liebesreize zu einer unwiderstehlichen Anzihungskraft
entfalten.Gerade die psychisch gereiften Menschen sind es, die in diesen Strudel hineingerissen
werden und dieser Sturtz nimmt gewöhnlich ein tragisches Ende.Sie liefern sich leidenschaftlich
der Person anderen Geschlechtes, ohne jede Kritik ind Nüchternheit aus, sie machen sich aus ihr
einen Gott.Die Enttäuschung ist unvermeidlich und tötet die Seele.Das Sichhinwenden zu den
Geschöpfen bringt in jedem Falle die Gefahr des Götzendienstes (Abgötterei) mit sich, da sich in
jeder Aktion des Menschen die Gravitation der Tiefendimension verspüren lässt die Anforderung
der Anbetung.In jeder seiner Taten soll der Mensch Gott anbeten und dienen.Es ist ein
Naturgesetz.
Die Kenntnis des wahren Gottes befähigt jedoch den Menschen dazu, seine Freiheit gegenüber
den Geschöpfen zu bewahren und sich mit seiner absoluten Huldigung nur Gott zuzuwenden. Die
geschöpflichen Beziehungen, so auch die Beziehung zwischen Mann und Frau werden durch die
Anbetung des wahren Gottes geheilt und normalisiert.Ihr Glaube an die Verfügung Gottes
bewahrt ihre Einheit vor den von der Abgötterei bewirkten Verzerrungen.Ja, dieser Glaube

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verleiht sogar der Tat der Selbsthingabe eine heiligmachende Kraft, da er das Wohlgefallen und
die Annahme seitens Gottes garantiert.Christus hat die eheliche Beziehung in ihrer
ursprünglichen, unauflöschlichen Form sanktioniert. 35. Das primäre Gut derEhe ist, dass sie die
Eheleute heiligt, sie in die Macht und Gnade Gottes versetzt.Auf diese Weise ist die Ehe des
realisierende Mittel und die Heiligkeit des ganzen menschlichen Lebens geworden.
Der "Glaube" an die sakramentale Ehe läutert gleicherweise auch das andere Streben der
Persönlichkeit, das nach einer moralischen Motivation sucht: sie will für jemanden leben. Sie
trachtet nach der persönlichen, moralischen Verwirklichung der Selbsthingabe in der
Heldenhaftigkeit der Selbstaufopferung, die die vollwertige, menschliche Tat darstellt.In der
sakramentalen Ehe gilt dieses Opfer der anderen Ehehälfte, als eine freundliche Geste, aber es ist
auf Gott gerichtet, der uns dazu aufruft.
Der Ausdruck "bis in den Tod" bedeutet das Gesetz der Treue, das auf Gott bezogen auf die
Treue der "Verlobten" deuten soll.Das dritte Programm der Persönlichkeit heisst "mit ihm leben,
was sich in der Einheit verwirklicht und in der Gemeinschaft zum Ausdruck gelangt.
Im Zustand der persönlichen Ungeteiltheit des menschlichen Lebens waren die Relationen für
Adam "behandelbar". Einerseits war die totale Selbsthingabe ein sicherer Weg zu Gott.Alles hing
von Adams Person ab.Auf Gott konnte er allerdings rechnen, darauf nämlich, dass Er den
Menschen annimmt.Adam lebte ja in der Gnade Gottes.Andererseits war auch die Welt ein
berechenbarer Partner für den in Machtposition befindlichen Menschen. Mit der Erschafung Evas
trat eine völlig neue existentielle Lage ein. Die Menschheit spaltete sich in zwei ebenbürtige
Personen.
Beide hatten freien Willen.Adam verlor also seine Alleinherrschaft, da ja die Verwirklichung des
menschlichen Programms auch von Eva abhing.Zusammen mit ihr musste Adam "Mensch"
werden.Nach dieser Spaltung konnte die Sache des Menschen nicht mehr vertreten werden, da
einerseits keiner von den zwei Menschen in der Position des Menschen ist und andererseits auch
die potentiellen Individuen, diejenigen der "Zukunft" Rechtsanspruch auf die Gestaltung des
Lebens der Menschheit erheben.Es ist nunmehr die Proliferation, die in ontologischem Sinne zur
Verwirklichung des Menschentums führt.Durch Zuwachs an neuen Individuen wird zwar eine
tangentiale Annäherung an den vollkommenen, transzendenten Menschen, möglich lässt sich
dieser noch nicht erreichen und produzieren.Der Sinn der Fortpflanzung liegt also darin, dass der
Mensch sich zu seinem vollständigen Selbst, seiner die Individuen übertreffenden, transzendenten
Wirklichkeit hinwendet, von dessen Niveau er herunterkam, als er sich verzwiefachte/
Aus der Unzahl der Nachkommenschaft lässt die übernatürliche Aktion der Vorsehung den
"Menschensohn" hervorspriessen, der der vollkommene Mensch, das neue Haupt der Menschheit
ist.Der Dienst dieser unzählbaren Menge war es, der von Anfang an den elterlichen Dienst
heiligte. 56. Die elterliche Berufung im Sakrament der Ehe ist ausgesprochen der Dienst Christi,
des neuen Lebens.
Die eheliche Verpflichtetheit, die eheliche Treue, der elterliche Dienst sind allesamt die
Erfordernisse der geschlechtlichen Aktion, deren bewusste Erfüllung in der sakramentalen Ehe
einen geeignet zur Selbsthingabe erzieht, die der jungfräulichen Gesinnung eigen ist.
Wenn wir zu allendemm noch die mit der Geschlechtlichkait einhergehenden unzähligen Leiden
hinzunehmen, können wir mit Recht argwöhnen, dass die ganze Bahn, auf die die Menschheit
geriet, abschüssig, aber nicht unbedingt der für sie gewiesene Weg sei.
Das bisher gesagte summierend können wir sagen, dass die Mitteilungen der Offenbarung über
den ursprünglichen Zustand des Menschen unserer Annahme nicht widersprechen, wonach der

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ursprüngliche Zustand des Menschen der jungfräuliche Zustand sei, der ihm zur Erfüllung seiner
Berufung eine optimale Möglichkeit bot.Eine ganze Reihe der Entscheidungen des Menschen
änderte die existentielle Lebensbahn ab, die Gott mit seiner heilenden und erlösenden Gnade
ebenfalls dienlich machte zu der nunmehr qualvollen Erfüllung der Berufung.
Die weiteren Entwicklungen des ursprünglichen Zustandes gehören meritorisch nicht zum
Thema, aber sind damit im Einklang.Sie bestaetigen einerseits, dass im Leben des Menschen die
Entzweiung wirklich eingetereten ist, die das Schicksal des Menschen sehr peinvoll machte, und
anderesseits, dass diese fallende Tendenz des Niveaus der menschlichen Moral es ist die den
erfoglten, grossen Fall verständlich macht.Um einen nicht ganz sachgemässen Ausdruck zu
gebrauchen, können wir feststellen, dass dieses heilsgeschichtliche "Abenteuer" des Menschen
nichts an der menschlichen Natur, an der ursprünglichen Bestimmung und an den Möglichkeiten
des Menschen änderte.Die ontologischen Chancen der Freiheit und der privilegierten Lage des
jungfräulichen Zustandes und dessen Ambitionen sind erhalten geblieben.Auch seither will jeder
eine Vorzugsstellung für sich als erster ohne seinesgleichen.Der Archetyp des jungfräulichen
Adams lebt in uns: der "Star", die "Primadonna", ja, sogar der "Gottmensch". Nur tritt uns aber
auch der andere Mensch mit denselben Ansprüchen entgegen und straft uns Lügen.Deshalb hat
der grosse atheistische Prophet J.P. Sartre gesagt, dass die Existenz des anderen Menschen für
uns die Hölle bedeute.
Unsere Fähigkeiten sind ebenfalls stark verdorben, kaum erreichen sie sogar das schlechterdings
menschliche Niveau.Auch trotz der Entkräftung unserer Fähigkeiten ruft uns der menschliche
Gipfel: die Jungfräulichkeit (?), die Heldenhaftigkeit.Zumeist gelingt uns aber nur die Pose von
diesen, die der "aussergewöhnlichen" Persönlichkeit einzunehmen. 57.
Der Mensch ist tragischerweise ungenügend für sich selbst geworden.Auch die Harmonie der Ehe
wird von den ontologischen und psychologischen "Durchschlägen" des ursprünglichen Zustandes
gestört zu deren vernünftiger Behandlung eine sehr hohe seelische Kultur erforderlich ist.Der
grösste Schatz der jungfräulichen Natur für den seelisch reifen Mann ist die Freiheit, die der
Menach Adam --Eva vorausgehend-- genoss.In der Ehe verzichtet er darauf, was seinerseits des
grösste Opfer ist.Sein ganzes Leben lang betrauert er aber den Verlust seiner Freiheit, der eine
blutende Wunde, in ihm bleibt und sein Glück zweifellos stört mag er auch noch so sehr verliebt
sein.
Die mit seelischer Intelligenz begabte Frau hat Verständnis dafür, ja, sie freut sich sogar, dass ihr
Gatte ein völlig normaler, reifer mann ist.Auch der Mann darf nicht diesen seinen Anspruch
missverstehen.Dies bedeutet nicht, dass er zu "Mehrweiblichkeit" berufen ist, dass seine Natur
die Gebundenheit an eine Frau nicht zu vertragen vermag.Die Vielheit der ehelichen Bezihungen
vervielfacht auch das "Joch".
Auch die Frau betrauert den Verlust ihrer Jungfräulichkeit, wie leichtsinnig sie auch immer sein
mag.Der jungfräuliche Zustand ist für sie nicht so sehr das Glück der Freiheit, sondern eher das
Warten, die Position der Möglichkeit dafür, dass sie ein schönes Geschenk für jemanden sein
werde Jede Frau hält ihren Mann insgeheim der Hinschenkung ihrer Fräulichkeit für unwürdig,
und mit Recht, denn alle Frauen sind ja ursprünglich die Verlobten Gottes.
Auf den existentiellen Fall folgte noch der moralische, der Sündenfall der auch nicht eine
zwangsläufige, aber im Vorausgegangenen psychologisch wohlbegründete Entwicklung war.Die
Sünden haben ihren Reifungsprozess.Bis zum Rand des Abgrunds lässt sich der Mensch meistens
mit guter Absicht verleiten. Zum Absturz genügt schon ein bisschen Unachtsamkeit. Auch bei der
ersten Sünde können wir diesen Dispositionsvorgang entdecken. Dessen Erörterung gehört zwar

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nicht streng zu unserem Thema, höchstens insofern, als dadurch der Deformationscharakter der
Antezedenzien der Sünde nachgewiesen wird, da ja die "Abschüssigkeit" der Vorereignisse zur
Katastrophe der Sünde führte.Dies ist schon keine blosse Vermutung, oder Dentungsmöglichkeit
mehr sondern eine heilsgeschichtliche, dogmatische Tatsache. Mit Recht denken wir daran, dass
der Mensch sich vor der verbrecherischen Tat nicht auf dem aufsteigenden, sondern dem
absteigenden Ast seiner (Lauf)bahn befand.
Gott gab Adam die Frau als Helferin, und zwar nicht nur zur Hausarbeit, sondern auch zur
Erfüllung der höchstwertigen, menschlichen Aufgabe. Um einen etwas kühneren Ausdruck zu
gebrauchen, können wir sagen, dass Eva Gottes Medium für Adam war.Ihre Bestimmung war,
Adam zum Selbstbewusstsein zu erwecken und ihm zum Vollzug der "menschlichen Tat", der
totalen Selbsthingabe zu verhelfen.Eva war dieser ihrer Aufgabe gerecht.Sie berückte Adams
Herz und in der ehelichen Selbstaufopferung, im ursprünglichen Sakrament der Ehe heiligte sie
ihn. Nun aber die Bereitwilligkeit zur Selbsthingabe an Eva trug in sich auch die Gefahr des
Verführtwerdens. Mit der Macht ihres Herzens konnte Eva Adam auch dem Satan entgegen
steuern wie es auch geschah. In der symbolischen Erzaehlung des Sündenfalls ist die vermittelnde
Rolle der Frau einleuchtend. Es ist also Nebensache, in was für einer Handlung dieses
Zusammenspeil stattfand. Das Zusammenspiel selbst, als Modell ist das Wesentliche.
Auch seither ist dieses Modell aktuell und macht sich in den verbrecherischen Umtrieben
konsequent geltend. Die auferlegte Strafe, die von Offenbarungswert ist, ist dem Verbrechen der
Sündiger angemessen.
Diese kurze Bibeltextstelle gibt eine so vollkommene Darstellung von den ontologischen und
psychologischen Gründen der Sünde, dass sie die geheimen Triebfeder der verbrecherischen Tat
ein für allemal enthüllt.Die Schlange war schlauer (listiger) als alle anderen Tiere, die der
Herrgott geschaffen hatte. Sie sagte zu der Frau: "Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem
der Bäume des Gartens essen dürft?" Die Frau antwortete der Schlange:" Von den Früchten der
Bäume des Gartens dürfen wir essen. Gott hat nur von dem in der Mitte des Gartens stehenden
Baum gesagt. --Ihr sollt nicht davon essen, tastet ihn nicht an, um nicht zu sterbe.-- Darauf sprach
die Schlange zu der Frau "Ihr werdet keinesfalls sterben. Gott weiss wohl, dass am Tage, da ihr
davon esst, euch die Augen aufgehen und ihr den Göttern ähnlich werdet, die um Gut und Böse
wissen (gen 3,1-5) 58.
IN diesem Ereignis sollen wir das Benehmen der Frau beobachten. Wie Gott Adams Herz durch
sie in Bewegung brachte, so kommt auch der Satan durch ihre Vermittlung an ihn heran.Er macht
sich den Einfluss zunutze, den die Frau auf den Mann ausübt. Und worin besteht dieser Einfluss?
Der heilige Paulus analysiert tiefdringend die Beziehung zwischen Mann und Frau. Für die Frau
bedeutet der Mann das Mysterium Gottes bezw. Christi.Ihn sucht sie im Mann. Er erweckt in
ihrem Herzen den Ehrgeiz.Einen guten Grund dazu gibt der Wunsch, der einzige, wahre Wunsch
des Menschen, Gott ähnlich zu werden.

Sämtliche Wünsche des ersten Menschen wurden von dieser Sehnsucht geformt.Daraus ergab
sich die gleichfalls einzige, existentielle Frage auf welche Weise dies möglich ist. An göttlicher
Zurechtweisung fehlte es nicht: "Du sollst gehorchen."Dies ist die Bedeutung des Baumes der
"Erkenntnis von Gut und Böse." Du sollst nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse
essen. Es ist offenbar kein konkretes Gebot, sondern des Prinzip der Sittlichkeit, das auf dem
Forum des Gewissens leuchtete.Den genauen Sinn diese "bildlichen" Ausdrucks können wir
folgenderweise abfassen: Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse symbolisiert jenes Leben,

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das um Gut und Böse weiss und daher ein Gesetz für das Leben schafft. Diese ist des Leben
Gottes, der der Herr des Lebens ist. Er bestimmt, was das Gute und was das Böse ist. Vom Baum
der Erkenntnis von Gut und Böse nicht essen bedeutet, dass wir uns nicht zum Herrn des Lebens
machen, der bestimmt, was das Gute und das Böse ist.

Es bleibt eine offene Frage, was die erste sündhafte Tat war,, worin der Mensch sich das Recht
Gottes angemasst hatte. Die totale Huldigung vor dem Herrn des Lebens im unbedingten
Gehorsam wäre der Weg gewesen, den der Mensch hätte gehen sollen, damit sich der innerste
Wunsch seines Wesens erfülle: es heisst Gott ähnlich werden. Dem "guten Rat" Gottes entgegen
diente der Satan dem Menschen mit einem anderen Rat, einer Alternative / wartete der Satan dem
Menschen mit einem anderen Rat, einer Alternative auf.
Der Satan fordert den Menschen auf der höchsten, prinzipiellen Ebene heraus. Er weiss, wofür
sich der Mensch wirklich interresiert:einzig für das "göttliche" Sein. Er weiss auch, dass Eva auf
diesem Kampffeld schwaecher ist. Die Frauen fühlen weniger das Genricht der Prinzipien.Für sie
ist des Versprechen des Lebens wichtig.Damit kann ihr der Satan wohl aufwarten. Er bestrebt
sich vor allem Misstrauen gegen Gott zu wecken. In der Vulgate wird der ursprüngliche Text
folgenderweise übersetzt: "Warum hat Gott das geboten..."Das heisst : was soll dieses Verbot? Er
bauscht freilich das Verbot möchtig auf, bezieht es auf saemtzliche Bäume. Indiese Übertreibung
zieht er seither auch die Aufrührer hinein:" Ist denn schon alles verboten?"-- pflegen sie zu sagen.
Eva wehrt dies noch ehrlich ab: "Nur von demjenigen dürfen wir nicht essen, der immitten des
Gartens steht." Es kam Eva aber schon zu schwer, der weiteren Verführung zu widerstehen.
Der Satan beteuert ihr mit suggestiver Macht, dass sie dem Gehorsam entgegen gerade durch
ihren Aufruhr zu "göttlichen Wesen" werden könnten.Im heiligen Text wird diese Beweisführung
nicht ausführlich dargelegt, aber wir können sie leicht rekonstruieren nach der Art und Weise, wie
sie auch heutzutage in den Seelen vorgeht. Das stärkste Argument der gegen Gott Revoltierenden
ist der Freiheitsanspruch, der kein Gebot und kein absolutes Gesetz duldet. Der Mensch will
wirklich zu einem "göttlichen" Wesen werden.Der Satan hatte Eva nur soviel za fragen:"Sag mal,
Eva, gebietet jemand Gott?" Die Antwort lautet offenbar wie folgt:" Nein, niemand."Die
Fortsetzung:" Na, siehst du wohl!Wenn du "Gott ähnlich" werden willst, auch dir soll niemand
gebieten. Der feine Unterschied zwischen Gottgleichheit und Gottähnlichkeit wird dabei vom
Ungestüm des Aufruhrs leicht verwischt.In Eva verwischte sich jedenfalls dieser Unterschied,das
ist eine dogmatische Tatsache. Und Adam "geriet in den Bann Evas, er hätte der "Christus" Evas
sein mögen.
Wir musste alle diese Entwicklungen nur deshalb verfolgen, um die Zusammenhänge zwischen
den moralischen Fall und den Vorereignissen genau beobachten zu können. Für des Begehen der
Sünde sind wir bereits gezwungen, den Menschen verantwortlich zu machen. Wir können das
Verbrechen nicht in die Schuhe der Vorsehung schieben. Wir sollen aber dem Menschen von
Anfang an das Recht der freien Entscheidungen in der Gestaltung seines Schicksals
zuerkennen.Die allzusehr wortkargen / lakonischen, summarischen Berichte der Urgeschichte
umreissen eine mächtige Geschichte. Nur hier und da lassen sie die Dimensionen dieser
Geschichte ahnen / deuten sie die Dimensionen dieser Geschichte an./
Wir müssen einsehen:solch eine faktische Gestaltung des menschlichen Schicksals bedeutet gar
nicht, dass es sich nicht anders hätte gestalten können, überdies bedeutet sie auch nicht, dass es
sich nicht anders hätte gestalten sollen. An diese Einsicht knüpft sich unsere weitere
Beweisführung --im Interesse unserer anfänglichen Behauptung.

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Die Analyse der biblischen Schöpfungsgeschichte hat nachgewiesen, dass der ursprüngliche
Zustand des Menschen der Stand der Jungfräulichkeit war, der sich infolge der freien
Entscheidungen des Menschen gäendert hat. Das ist auch klar genug, dass sich das Schicksal des
Menschen nicht optimal gestaltete, sondern zu einem tragischen, moralischen Fall führte. Diese
Tendenz kann keineswegs Gottes Plan, Absicht der Vorsehung genannt werden. Trotzdem
können wir den Lebensverlauf vom ursprünglichen Stand der Unschuld und der Jungfräulichkeit
bis zum moralischen Fall an sich nicht als einen einheitlichen, konsequenten Verfall, aber auch
nicht als Höherentwicklung betrachten. Sein Wert hingegen lässt sich aufgrund der Offenbarung
beurteilen:Der Aufruhr im Garten Eden kann mit völiger Gewissheit als (eine) totale Niederlage
angesehen werden, die die Verdammnis bedeutet. Dieses Fiasko gilt nicht nur für die
verbreicherische Tat, sondern auch für des ganze Leben, dessen Frucht die verbrecherische Tat
wurde.

Die Offenbarung gibt eine noch einleuchtendere Erklärung für das Leben des gescheiterten
Menschen damit, dass sie die totale Restaurierung, Neuschafeung des Menschen imneuen Haupt,
in der Person Jesu Christi für notwendig erklärt.

Die Sendung Jesu

In der Sendung Jesu Christi können wir den ursprünglichen, unschuldigen, "jungfräulichen"
Zustand des Menschen erkennen.
Gott ist ein der Person seines Sohnes, Jesu Christi Mensch geworden, um die von Adam
verdorbene Natur wiederherzustellen. 59.
Er erhebt sich die Frage, was und wie Jesus wiederhergestellt hat.Daraus können wir erfahren,
worin und wie der Mensch von der ursprünglichen Bahn seiner Sendung abweicht.Aus der
Parallele Adams und Jesu Christi kann es mit dogmatischer Gewissheit festgestellt werden. In
Christus ist nämlich des Geheimnis des Willens Gottes offenbar geworden. 60.
Es ist Gottes ewiger Plan, in seinem eingeborenen Sohn verherrlicht zu werden und seinen Sohn
in der Welt zu verherrlichen.Die Bestimmung der ganzen geschaffenen Welt und darin des
Menschen ist es, dass sich dieses darin volziehe.Diese paulinische Auslegung steht über den
theologischen Auseinandersetzungen deren Gegenstand die Modi und Motivationen der
Menschwerdung bilden. Die Herrlichkeit des Logos als Ziel der Vorsehung steht ausser Zweifel.
Die primäre Bestimmung Adams und Christi ist das Tragen des Wortes /des Logos/, die
Verbindung mit dem Logos, deren Wesenart viele Variationen zulässt.Gott hat natürlich von
Ewigkeit her gewusst, wie sich die Herrlichkeit des Logos verwirklichen soll, trotzdem der
Mensch dieser Sache tatsächlich aus freiem Willen / diente.
Die christliche Lehre versichert uns dessen dass die ursprüngliche Disposition des Menschen
vollkommen für die Erfüllung seiner Berufung war. 61.
Die Verderbnis der menschlichen Natur bedeutet aber den Verlust dieser Disposition, der mit
dem Begehen der Sünde erfolgte. 62.
Die Sünde ist aber nur das Endgeschehen.Eine sehr grobe Simplifizierung der Parallele zwischen
Adam und Christus äussert sich in der Unterscheidung die besagt: Adam sündigte sich, aber
Christus beging keine Sünde. Christus hat die Ordnung nicht nur damit wiederhergestellt, dass er
sich nicht gesündigt hatte, sondern damit, dass er die Position ursprünghliche zur Geltung
kommen liess welche Position auf den Logos gerichtet war und in ihm in der Menschwerdung zur

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Erfüllung gelangte. In Adam wurde das Wort / der Logos nicht Fleisch, in Christus hingegen ist
es Fleisch geworden.
In Anbetracht dessen, dass auch Adam Träger des ewigen Planes Gottes war und ihm diente, war
das "Fehlen" der Fleischwerdung in ihm nicht ohne seine Verantwortung auch wenn wir es nicht
als eine schuldhafte Versäumnis betrachten.Es ist zwar wahr, dass die in Christus bestehende
Fleischwerdung nicht durch seine Entscheidung bedingt war, doch spielte dabei eine menschliche
Entscheidung, das "Fiat", die Zustimmung der Heiligen Jungfrau mit.Warum konnte Adams
eigene Verbindung mit dem Logos nicht von seiner Entscheidung abhängen.Sein Verhalten stellte
des Zurückweichen vor der Erfüllung der Verbindung dar. 63.
Auch Evas beistehende Rolle blieb ohne Erfolg, die jedoch in der Jungfrau Maria eine
vollkommene Wiederherstellung erlangte.
In Chritus ist die ursprüngliche Bestimmung des Menschen in Erfüllung gegangen.In der
Menschwerdung des Logos hat sich die Herrlichkeit des Vaters verwirklicht.

8.Die Vollheit Christi


In Christus ist die ursprüngliche Ordnung nicht nur wiederhergestellt, sondern auch in Erfüllung
gegangen.Die "ursprüngliche Ordnung war nämlich auf die Vollständigkeit gerichtet, auf die
Fülle der menschlichen Existenz, die die Herrlichkeit des Logos ist.Zur Fülle geben wir nichts
hinzu, sondern schöpfen daraus. 64.
Der heilige Paulus spricht in erster Reihe über die Fülle, der Gottheit, das heisst, einfach über die
Lebensfülle. Nun aber das Menschsein Christi hat sich substantiell im höchstmöglichen Masse
mit der Gottheit vereint. Deshalb ist auch sein Menschsein vollständig. In den einzelnen
Individuen wächst es nicht, sondern wird gerade seine Vollständigkeit durch sie offenbar. Sein
Heil ist das Heil der ganzen Menschheit.Mit Ihm ist der Himmel voll geworden. Es ist also ganz
sinnlos, den Erfolg der Erlösung an zahlenmessigen Verhältnissen abzuschätzen mit der
Bemerkung / Behauptung, die Mehrheit der Menschen müsse dazu selig werden, dass die
Erlösung erfolgreich sein kann. Christus ist der "Erfolg" selbst.Mit ihm ist das Ziel schon
"erreicht" worden, nach ihm soll dies nur noch in der Anzahl der Auserwählten, die nur Gott
kennt, "offenbar werden".
Der Bezugsmittelpunkt der Geschichte bezw. der Vorsehung ist das heilige Menschsein Christi.
Bis zu seiner Menschwerdung liegt der Sinn aller Änderung und Entwicklung darin, des sich sein
Menschsein realisiere.
Die Entwicklung des Weltalls / Universums stellt eine einzige, zusammengestimmte
Kraftanstrengung zur +Schaffung der Bedingungen der Menschwerdung.In der unbeflekten
makellos Persönlichkeit der heiligen Jungfrau Maria, in ihrem "Fiat" / "Ja" realisierte sich die
Bedingung, und im Moment der Menschwerdung ging die Zeit in Erfüllung, des heisst:das Ziel
aller Änderung und Entwicklung verwirklichte sich: die Menschheit wurde vollständig. 65.
Nach der Menschwerdung änderte sich der Sinn der Entwicklung, der Geschichte, die nichts
anderes ist, als das Offenbarwerden das heisst: die Herrlichkeit Christi.Deren Vollheit
verwirklicht sich im Letzten Gericht. Die sich von der "Erfüllung der Zeiten" bis zum Jüngsten
Gericht erstreckende Zeitperiode ist die Zeit der "Bezengung", die der Verherrlichung Christi auf
der Erde. Dies ist das Werk des Heiligen Geistes , an dem jedermann gemäss seiner Sendung
teilhaben wird.
Die inhaltlichen Elemente der Jungfräulichkeitsidee, die sich in der Seele der Menschheit im
Laufe der Zeiten entfalteten, können mit voller Authentizität in Christus aufgefunden werden.

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---Christus ist "das Geheimnis der Scham". Seine Eizigkeit wird "im Mutterleib" der Menschheit
getragen. Wir schämen uns nicht nur wegen der Quelle der Vielheit, der Sinnlichkeit der
Geschlechtlichkeit, sondern der Menschheit schlechthin vor dem vollständigen Menschen,
dessen, das dass nicht wir "der Christus" sind, und auch dessen, dass auch wir selber die Chance
in Adam verspielt haben.
--Christus ist der einzige Mensch, der des Heiligtums Gottes würdig ist, der vors Angesicht des
himmlischenVaters treten darf.Auf ihn bezog sich die Stimme des Vaters: "Du bist mein geliebter
Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen." (Lk 3,22)
--Christus ist der "unberührte" Mensch, den das Böse (Unsittlichkeit) nicht verseuchte. Dies folgt
notwendigerweise aus seiner mit der Heiligkeit Gottes, mit dem Logos bestehenden substantiellen
Einheit.
--Christus ist "der Auserwählte". Seine Verbindung mit dem Logos bezw, dem Vater ist
einzigartig, endgültig und vollkommen. Eine andere Menschwerdung als diejenige, die sich in
Christus verwirklichte, ist nicht möglich.
---Christus ist "der in Beschlag Genommene". Das Menschsein Christi wird vom Logos in
absolutem Sinne völlig beherrscht. Das Menschsein Christi stellt das Mysterium und die
Heiligkeit des Logos dar, wodurch er sich in der Welt zeigt und verherrlicht wird.
--Christus ist die "Vollkommenheit".Infolge der Gottheit seiner Person kann dies in absolutem
Sinne nur vom ihm behauptet werden. Sein Leben ist nicht geregelt, sondern er ist die Regel
selbst, das Gesetz und die Wahrheit des Lebens.
--Christus ist die "Vollheit des Menschen". Diese bildet den äussersten ideellen Inhalt der
Jungfräulichkeit.Weil der urspróngliche Mensch zur Verherrlichung des Logos bestimmt wurde,
ist seine Verwirklichung die Herrlichkeit des Logos. Die Verbindung dieser zwei-- ob in der
Menschwerdung-- oder ausserhalb dieser ist unzertrennbar. Es ist aber Tatsache, dass diese
Anknüpfung in der Menschwerdung zustande kam. Die Herrlichkeit des Logos ist
gleichbedeutend mit der Vollheit des Menschen. Der Logos hat sich in Christus verherrlicht somit
ist der Mensch in ihm vollkommen geworden. Er ist der "Erstgeborene". Dies bedeutet nicht, dass
nach ihm die übrigen "Geborenen" kamen, sondern dass er "der Mensch" ist, der den Segen, das
für den Menschen bestimmte, göttliche Geschenk bekommen hat.Er teilt sich darin mit
niemandem, aber jederman bekommt es von ihm. Weil der das "Alpha" der jungfräuliche Mensch
ist, ist er auch das "Omega", die Vollständigkeit der Menschheit.
Erst nach jehrhundertelangen Betrachtungen haben die Christen den Sinn der Jungfräulichkeit
erfasst, die in der Person Christi in Erfüllung gegangen war. Er ist der Jungfräuliche, der Geliebte
Gottes, der Gottes Leben erhält.
Nach Christus folgen die jungfräulichen Menschen dem Jungfräulichen im Lebenswandel tren
nach.Vor allem die Kirche tut es, die die Liebe Christi, des "Bräutigams" zu einer garantierten,
ewigen Treue befähigt hat.

9. Treue der Verlobten


In der Beziehung zwischen Christus und der Kirche spiegelt sich das Verhältnis zwischen dem
Logos und dem heiligen Menschsein Christi.Beide bilden substantielle Beziehungen. Die
menschliche Natur Christi ist von vornherein dazu bestimmt, den Logos /das Wort/ zu
tragen.Gleicherweise ist auch die Kirche naturgemäss das Organ Christi.
---Die Kirche bildet das Geheimnis der Verwirrung der Unruhe der Welt. Sie trägt den Geist und
das Licht Christi, die sündhafte Welt nicht in Ruhe lassen. Ihre bräutliche Treue klangt "das böse,

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ehebrecherische Geschlecht". (Vgl. Mt 12,38-39)Je glänzender die Kirche leuchtet, um so
unfriedlicher ist die Welt. 66.
--Die Kirche geniesst die Vertrauenswürdigkeit der jungfräulichen Verlobten. Sie allein ist
Christus gefällig, was die Schlüssel Petri zum Ausdruck bringen. 67. 68.
--Die Kirche ist eine unberühte, "makellose Verlobte (Braut)", die "die Pforten der Hölle nicht
überwältigen werden." (Mt 16,18).Aus ihrer substantiellenBeziehung zu Christus zu seiner
Heiligkeit folgt ihre unversiegliche Heiligkeit. 69.
--Die Kirche ist eine "auserwählte" und zugleich "in Beschlag genommene" Verlobte. Ihre
Beziehung zu Christus ist einzigartig und endgültig. Der die Einheit der Kirche tragende Apostel
Petrus war es, der Christus am Ufer des Sees von Tiberias persönlich Treue gelobte, als er nach
seiner Auferstehung, beim Anbruch eines Tages den im Fischfang begriffenen Aposteln erschien.
Und Christus schenkte Petrus, ohne jede Einschränkung, sein volles Vertrauen, als er zu ihm
sprach: "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe."( Jn. 21,4- )Christus machte die Kirche zu
seinem eigenen Mysterium und seiner eigenen Heiligkeit, so wie er selbst das Mysterium und die
Heiligkeit des Logos ist. 70.
--Die Moral der Kirche ist die Vollkommenheit der Liebe, die Bereitwilligkeit der jungfräulichen
Gesinnung zur totalen Selbsthingabe. Sie nimmt das Opfer Christi auf sich und bringt es dar.
--Die Kirche ist "ursprünglich": die gleiche / identische, treue, authentische Verlobte,
Nachfolgerin Christi. Sie entspricht der Idee Christi. In der katholischen Lehre wird dies vom
Kennzeichen der Apostolizität zum Ausdruck gebracht. Christus sprach so über seine Kirche, als
lebte sie in persönlicher Identität bis aus Ende der Welt. 71.
--Die Kirche als jungfräuliche Verlobte besitzt auch den "Bräutigam", die relative Vollheit des
Lebens Christi. CHristus hat seine Verlobte in der triumpphierenden Kirche, im vollen Masse in
der Person der Jungfrau Maria verherrlicht, die wir die Transzendente Kirche nennen dürfen.
Der Lebensfülle der Kirche werden ihre Mitglieder teilhaftig. In persönlichem Sinne tun es bis
zum Masse der Vollheit die jungfräulichen Menschen, die die verzüglichsten Kinder der Kirche
sind. Wir behaupten nicht, dass die seitens der Jungfräulichen getroffene Wahl von der
Jungfräulichkeitsidee mit ihrer heilsgeschichtlichen Tiefe und Klarheit motiviert worden wäre.
Dieser Bedeutungsgehalt entfaltete sich nur langsam im Geist der Kirche. Im Form von
irgendeiner geheimnissvollen Strahlung schlug er immer auch durch die geistige Finsternis und
berückte hie und da die Herzen.
Im christlichen Altertum nimmt eine Betrachtung wunderbarer ihren Anfang.Auch die Idee der
Jungfräulichkeit leuchtet in glänzendem Lichte auf. Die Meister des Seelenlebens lobpreisen
gleichsam ohne Ausnahme deren göttliche Schönheit. Die Parallele mit den "Meistern" der
heutigen Zeiten ist wahrlich auffallend.
So sehr über diesen seelischen Schatz heutzutage geschwiegen wird, so laut war damals deren
Lob. Es ist wahr, dass damals die prächtigen Leistungen des Mittelalters / begründet / wurden,
aber jetzt die Schiftgelehrten mit ihren Schriften das Grab des Christentums schaufeln. Einen sehr
schönen Inbegriff der altertümlichen Betrachtung, über die Jungfräulichkeit bietet das Werk des
Methodius von Olympus unter dem Titel: "Convivium decem virginum sive de virginitate." 72.
Die Tochter der Philosophie, Areté, die christliche Matrone lädt die berühmten christlichen
Jungfrauen von heldenmütigem Leben in ihren Garten zu einem Symposion ein. Die gastlich
bewirteten zehn Jungfrauen führen, der Reihe nach , ihre Leben über die Jungfräulichkeit aus.

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Die erste von ihnen ist Markella aus den apostolischen Zeiten.Nach der Überlieferung soll sie die
Beleiterin der biblischen Martha gewesen sein.Markella fasst das Thema ganz radikal, in seinen
heilsgeschichtlich -- ontologischen Gründen an: Sie nennt die Jungfräulichkait die Blume der
"göttlichen Unverdorbenheit. "Sie führt aus, dass die Leute es immer geahnt hätten, aber den Sinn
davon nicht hätten erfassen können.Manche hätten danach verlangt, aber wären nur so weit als
die geschlechtliche Enthaltsamkeit gekommen. Die Lehre Christi hätte den Bgriff der
Jungfräulichkait klargestellt.
Er habe uns das Bild des vollkommenen Menschen in sich selbst als jungfräulich dargestellt.
Unsere Aufgabe soll nunmehr seine Nachahmung sein. Markella unfasste damit die ganze,
Entwicklung der Jungfräulichkeitsidee. Ihre Lehre erweckte sogleich Bedenken hinsichtlich des
Wertes der Ehe.
Die Jungfrau Theophilia trug als die zweite vor. Sie erachtete die Betonung des universellen
Wertes der Jungfräulichkeit für übertrieben, als wäre nunmehr nach Christus diese selbst der
richtige Weg der Vollkommenheit. Theophilia ist bestrebt, die Ehe neben die Jungfräulichkeit zu
stellen. Sie erkennt zwar den Vorrang der Jungfräulichkeit an, aber verteidigt kräftig den
providentiellen Wert der Ehe. In ihrer Lehre zeigt sich klar das Dilemma bezüglich der
Jungfräulichkeit, um das sich sogar die Kirchenväter vorsichtig herumdrücken.
Theophilas Rede fand grossen Beifall. Dies war die gleiche, ungezwungene Äusserung der
Sympathie, die auch seither sogar im Lager der Christen vorkommt, wann die Jungfräulichkeit,
der Ehe gegenüber, scheinbar eine Niederlage erleidet.
Die dritte Jungfrau tritt für die Jungfräulichkeit ein. Sogar der Wort der Ehe ergibt sich daraus,
worin sie der Jungfräulichkeit ähnlich ist. Und das ist eben die Selbsthingabe auf Gott
ausgerichtet.Auch in der Ehe sieht sie das Mysterium Christi, die Beziehung zwischen Christus
und der Kirche. Aus der Deutung des heiligen Paulus ist klar ersichtlich, dass dieselbe
Selbstaufopferung der Liebe die Ehe wertvoll macht, die in der Jungfräulichkeit volkommen
ist.Diese letztere empfiehlt der heilige Paulus jedem, der sie zu erfassen vermag. Die Ehe ist eine
"Notlösung". 73.
Theopatra, die vierte Jungfrau hält es wiederum eindeutig mit der Jungfräulichkeit, die den
Menschen in den Zustand der paradiesischen Vollkommenheit versetzte.
Thallusa bekräftigt dei Auffassung ihrer Vorrednerin mit der Behauptung, dass in der
Jungfräulichkeit das ganze Herz und jeder Gedanke des Menschen als ein dem Herrn geweihtes
Geschenk rechnen dürfe.
In der Rede von Agatha, der sechsten Jungfrau trägt die Jungfräulichkeit einen vollkommenen
Triumph davon. In diesem Zustand dürfen wir wahrlich sagen, dass wir das Abbild der
unsterblichen Weisheit sind. Nichts wird vom bösen Geiste so sehr gehasst, wie die
Jungfräulichkeit. Daraus ergeben sich die Schwiergkeiten der Jungfräulichkeit. Die
jungfräulichen Menschen werden vom Satan dem Versucher als ständige Zielscheiben benutzt.
Fortwährendes, seelisches Wachsein, Überwachen und Warten auf den Bräutigam sind
notwendig. 74.
Prokilla deutet das Buch des Hohen Liegles, wonach diese Schrift die Beziehung zwischen dem
Bräutigam, dem Logos und der menschlichen Seele darstellen soll. Die wahre Vertreterin der
menschlichen Seele sei die Kirche, die jungfräuliche Verlobte, der das Geständnis gilt: "Eguetlen
galambom és szeplőtelenem. "Meine Liebe gilt nur einer: meinem makellosen Täubchen." (Hlb.
6,9). Die Nachfolgerinnen der makellosen / unbefleckten Kirche sind die Jungfrauen. Die einzige
Makellose "wird mit ihrem Brautgefolge von jungen Mädchen zum König gebracht" 75. die

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jungfräuliche Unschuld ist nach dieser Auffassung die "Liebe" des Bräutigams. Die
Jungfräulichkeit ist es, die den wahren Grund der Liebenswürdigkeit des menschlichen
Geschlechtes vor Gott bildet.Gott sagt:"Verzaubert hast du micvh, Geliebte, meine Braut! Ein
Blick aus deinem Augen, und ich war gebannt." (Hld. 4,9 )
Die Jungfräulichkeit bildet die Idee Gottes vom Menschen und Gottes Menschenideal, "Liebe" ist
der jungfräuliche Mensch.
Der dickterische Schwung Prokillas erweckt in der folgenden Jungfrau den Gedanken, dass die
Jungfräulichkeit "die Flügel der Seele" bedeutet, die einen in göttliche, übernatürliche Höhen
schwingen. Von der Höhe der dichterischen Welt stürzt sie aber mit ihrem Adlergeist auf einen
ganz festen. Ontologischen Grund herab: sie behauptet, dass Gott diese Flügel jedem gebe (gibt),
aber mit der Befriedigung der Gelüste viele ihre Federn verlören und an die Erde gebunden. Die
Jungfräulichkeit ist also das transzendente Ausgerichtetsein der menschlichen Seele auf Gott hin,
das Warten der Verlobten auf den Bräutigam.
Thekla gelangt schon bis aus Schlussergebnis in ihrer Analyse des Ideengehaltes der
Jungfräulichkeit: Die Jungfräulichkeit ist die Tugend der Verlobten Christi d.h. der Kirche.Über
sie handelt das Buch der Offenbarung als es vom "grossen Zeichen" berichtet, von einer "Frau",
die mit der Sonne umkleidet war. Die jungfräulichen Menschen sind die wahre Kinder der
Kirche, die sie dem Bräutigam gebiert.
Tysiané, die neunte Jungfrau geht vom Gesetz über das Laubhüttenfest der Juden aus. Der
siebente Monat symbolisiert den Tag der Auferstehung. Da leuchtet die volle Wahrheit auf.
Dieses Gesetz fordert sie Söhne des auserwählten Volkes auf, sich Früchte von den "schönen
"Bäumen" und ausserdenm Palmzweige und dichtbelaubte Äste zu nehmen, daraus Laubhütten zu
machen, und darin zu wohnen. Nach Tyriané sei dieser "schöne Baum" der Baum des Lebens, die
Quelle des vollen, jungfräulichen Lebens, dessen Äste die Tugenden des jungfräulichen Lebens
darstellen. In diesen Laubhütten soll der Herr gefeiert werden.
Domnina, die zehnte Jungfrau lässt endlich schon jede Rede weg. Mit lapidarer Einfachheit
formuliert sie den Gegenstand unseres vorliegenden Aussatzes, die volle Wahrheit der
Jungfräulichkeit:warum lobpreisen wir denn so sehr die Tugend der Jungfräulichkeit? Weil die
Jungfräulichkeit es ist, die im Leben der Menschheit die in der Schöpfung intendierte
Vollkommenheit und Vollendung bedeutet.
Frau Areté, die Gastgeberin nennt Thekla die erfolgreichste Rednerin, die den Ideengehalt des
von Domnina umrissenen Jungfräulichkeitsbegriffs, des Planes der in der Schöpfung intendierten
Vollkommenheit im wahrsten Sinne bestimmt hat: die makellose Treue der gelobten Christi, d.h.
der Kirche.Nun also Thekla war es, die den Wechselgang führte:"Ich beware dir meine Reinheit
und mit brennender Laterne eile ich Dir entgegen, mein Bräutigam!..."
Die Lehre der Kirchenväter stimmt völlig mit der des Symposions überein.Ja, mitunter betonen
sie sogar mit peinlichem Nachdruck den ursprünglichen, göttlichen Plan und Wert der
Jungfräulichkeit.Dem Eheverteidiger, der sich auf den Vermehrungsbefehl beruft, schleudert der
heilige Hieronymus ein bisschen gereizt / ins Gesicht: "Wohlan, möge derjenige sich vermehren
der sich über die Erde ausbreiten will, du gehörst aber dem himmlischen Heer an. Die Anordnung
der Vermehrung soll befolgt werden, aber ihre Befolgung fängt nach der paradiesischen Nacktheit
mit dem Feigeblatt an, was aber die Schande des Ehelebens bedentet."...Die Jungfräulichkeit
gehört zu unserer Natur, und die Ehe folgte auf die Sünde." 76.
Der heilige Augustinus drückt aus vollem Herzen der Jungfräulichkeit in der Debatte, die
zwischen den Verteidigern der Jungfräulichkeit und der Ehe verlief. Er steht dennoch für die

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Jungfräulichkeiten. Das Jungfräulichkeitsideal leuchtete somächtig, dass das Sakrament der Ehe
in Gefahr geriet, und nicht das erste und das letzte Mal. Die Beweisführung des heiligen
Hieronymus ist zwar sehr geistreich, aber nicht stichhaltig. Er stellt die, Ehe als Folge der Sünde
hin. Dies kann keineswegs nachgewiesen werden. Die Erschaffung der Frau geht dem Sündenfall
voraus und Gott gibt seinen Segen zur Vermehrung. Aufgrund unserer vorherigen Erörterungen
können wir annehman, das die Erschaffung Evas die Position Adams schwächer machte. Die
Bahn der Entwicklung und Vollentfaltung des Menschen wurde "flacher". Aus der
Vertikalrichtung schlug sie in die Horizontale um. Dieses Ausweichen vor dem Vollkommeneren
war noch keine verbrecherische Tat. Die Beziehung zwischen Adam und Eva mochte schon vor
dem Sündenfall ehelich und geheiligt sein. Sie war dazu bestimmt, den Menschen durch das
totale Sichhingeben gemäss der göttlichen Verfügung zui heiligen. Diese Beziehung wurde durch
die Sünde beschädigt, aber Christus hat ihren sakramentalen Charakter wiederhergestellt. 77.
In dem über die "Heilige Jungfräulichkeit" geschriebenen Buch des heiligen Augustinus lesen wir
Folgendes: "Neuerdings schrieben wir ein Buch über die Vortrefflichkeit des Ehelebens. In
diesem Buch haben wir die jungfräulichen Nachfolger und Nachfolgerinnen Christi davor
gewarnt, aufgrund ihrer von Gott erhaltenen höheren Berufung die Väter und Mütter des Volkes
Gottes im Vergleich zu sich selbst geringzuschätzen. Auch jetzt ermahnen wir sie, deren
Verdienste nur deshalb, weil die Keuschheit mit göttlichem Recht von höherem Wert ist als das
Eheleben, und die heilige Jungfräulichkeit höher als die Ehe steht, nicht geringzuachten. 78.
"Der Mensch von heute versteht auch nicht die Besorgnis des heiligen Augustinus, die sich aus
der überlegenen Lage der jungfräulichen Menschen ergab. Nun aber war diese Besorgnis
allzusehr realistisch. Von da an, dass die jungfräulichen Menschen geehrt wurden, gelangte die
Jungfräulichkeit zu Ruhm und Ehren in der Gesellschaft. Es begann auch die Manipulation mit
der Jungfräulichkeit.Manche trachteten, daraus Nutzen zu ziehen.
Der für das Böse anfällige Mensch ist darum bestrebt, alles zum Mittel seines Eigennutzes zu
machen. Auch schon im Zeitalter des heiligen Augustinus, aber besonders in den späteren Zeiten
entstanden gefährliche geistige Strömungen, in denen sich die Tugend der Jungfräulichkeit mit
Hochmut pearte. Ihre Anhängerschaft verachtete die Geschlechtlichkeit mitsamt dem Sakrament
der Ehe und stifteten grossen Gedankenwirrwarr in der Gesellschaft. 79.
Es gibt keine widerwärtigere Person, als diejenige, die auf ihre Sittenreinheit stolz ist und sich
aumassend mit ihren Tugenden brüstet. Das war die Sünde der Pharisäer, die den Herrn Jesus
Christus am allermeisten ärgerte. Diese Personen sind unbekehrbar, da sie jederman verachten,
aber hauptsächlich deswegen, weil sie im Bewusstsein ihrer "Vortrefflichkeit" nicht einmal die
Gnade Gottes beanspruchen. Es handelt sich um die Sünde gegen den Heiligen Geist, die nicht
vergeben werden kann --gamäss der Ermahnung des Herrn Jesus Christus. Nicht als ob Gott mit
ihnen erbarmungslos wäre, sondern deshalb, weil sie in ihrer Überheblichkeit ihre Sünden nicht
zu bereuen vermögen. Andererseits wird auch die selbstbezweckte Tugendhaftigkeit, die
Jungfräulichkeit zwangsläufig heuchlerisch, weil die zur Jungfräulichkeit notwendige
Selbstverleugnung ohne die Gnade Gottes unmöglich ist. Gott dermütigt den
hochmütigenMenschen, überlässt ihn dem Satan, und dann wird sein Fall sicher erfolgen. Er
hingegen ist nicht geneigt, auf den Ruhm zu verzichten, und deshalb sieht er sich zur Heuchelei
genötigt nach aussen täuscht er Reinheit vor, im Inneren ist er aber unkeusch.
Eine Kampagnemässige, institutionelle Bewegung der Tugenden erzeugt meistens den Geist der
Heuchelei-- wie dies von der Geschichte gebührend bezeugt wird. Die moralische Betrügerei
dieser Art stellt sich früher oder später heraus und untergräbt dabei die Ehre der Tugend. Die

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Masse ist nicht fähig, sachlich zu urteilen. Die enthüllten, falschen "jungfräulichen" Personen
sind fürden Herdenmenschen ein "Beweis dafür", das es keine wahren jungfräulichen Menschen
gebe.
Der heilige Augustinus witterte schon diese Gefahr, als die Gelobung der Keuschheit
gesellschaftliche Mode geworden war. Er wusste, dass der Satan diese Mode auszunützen suchte,
und die Welt die Wahrheit der Jungfräulichkeit hintertreiben und ihre glänzende Idee besundeln
wird. Er sah den Untergang der jungfräulichen Kirche des Mittelalters voraus.Aber nicht die
jungfräuliche Kirche war es, die versagte, sondern die Gesellschaft, die an der Heuchelei vieler
Anstoss nehm und deren Geist sich zu dem von Boccaccio erniedrigte.Auss diesem Grunde
schreibt der heilige Augustinus nicht über die Jungfräulichkeit schlechthin, sondern über die
"heilige" Jungfräulichkeit, in der sich der Mensch wahrlich Gott weiht und worin sich die
übernatürliche Wirklichkeit Gottes offenbart.In der heiligen Jungfräulichkeit paart sich die leib-
seelischer Reinheit mit Demut, diee dem Willen Gottes Tür und Tor öffnet und einen in den
bedingungslosen Dienst Gottes stellt. Der jungfräuliche Mensch wird der Diener des Reiches
Gottes sein. 80.
Der christliche Geist der Jungfräulichkeit bewahrt einen vor aller Überhablichkeit, weil man in
seinen Kämpfen die Verdorbenheit seiner Natur und das Beschenktsein mit Ganden durchlebt.
Wer wirklich keusch ist, der weiss erfährt, dass er nicht auf sich selbst vertrauen kann, und nur
sein göttlicher Freund ihn vor dem Fall beschützt.In diesem Geiste ermutigt der heilige
Augustinus die jungfräulichen Menschen: "Haltet fest bis zum Ende aus. Lobt den Herrn süsser,
ihr denkt ja äfter an Ihn. Hofft glücklicher, ihr dient Ihm ja eifriger. Liebt Ihn glühender, Er hat
euch ja seiner Aufwerksamkeit und seines Wohlgefallens gewürdigt.Singt dem Herrn ein neues
Lied, welches nur ihr und niemand anders singen könnt. 81.
"Eines darf man aber nicht vergessen: "Je grösser du bist, umso mehr sollst du dich in allem
erniedrigen, und du wirst bei Gott Gnade finden. "(Pred. 3,20). Dank den Kirchenvätern ist die
Jungfräulichkeitsidee klar, rein und gewinnend / austrebenswert geworden.
Ihr Brennpunkt ist die intimste, "bräutliche" Beziehung zur Person Christi: das Erleben und die
persönliche Verwirklichung der treuen, bräutlichen Liebe der Kirche. Wir können sagen, dass sie
/die Jungfräulichkeit/ eine moralische Kraftquelle, grösser als alles andere, in der Gesellschaft
geworden ist, nachdem das rtömische Lebenssideal mit sich selbst in Konflikt geraten und
zusammengebrochen war. Aus seinem fauligen Humusboden wuchs eine christliche Welt empor,
deren glämzendster Stern der "jungfäuliche" Mensch der typische Heilige des Mittelalters wurde.
Er lebut für Christus und wartet auf Ihn mit seinen Gefährten, Wache haltend im irdischen
"Jammertal".Im HIntergrund des Bildes sieht man die Welt des verrotteten Römischen Reiches
und des unmenschliche Leben der in Europa hereinströmenden Heiden, das im Spiegel des
christlichen Lebensideals betrachtet nicht weniger ekelhaft und schreckenerregend war.Man kann
sich nicht darüber wundern, dass die Heiligen des Mittelalters keine gute Meinung von der Welt
hatten, und diese ein Jammertal nennten.Auf alle Fälle war dies ein guter Antrieb zum Aufbau
des Gottesreiches.
Im frühen Mittelalter wurde der christliche Lebenswandel --im Osten ebenso wie im Westen --
sozusagen eins mit der Lebensform der Mönche. In der Mitte des Mittelalters (XI-XIII. Jhd.-e)
wurden weitere Mönchsorden gestiftet, die den Stern der Jungfräulichkeit noch glänzender
machten. Mit Recht könnten wir uns denken, dass dieser machtige Schwung der jungfräulichen
Gesinnung, der auf die ganze christliche Gesellschaft eine hinreissende Wirkung ausübte, sie zur
Wiederherstellung des irdischen "Paradieses" befähigen mochte.

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In der Wirklichkeit geschah es aber nicht gänzlich so. Ja, der Mensch der sogenannten
Renaissance und noch später der "Aufklärung" pfiff sogar die Heiligen und die Jungfräulichen
aus der Gesellschaft hinaus. Dies war zwar nicht gerecht, bedeutete auch keine Läuterung und
Besserung, aber der Spruch trifft doch zu: "der Wind weht nicht von ungefähr."
Auch die mittelalterliche Gesellschaft hatte Sünden reichlich genug, um öffentliches Ärgenis zu
erregen. Nicht die wahren Christen begingen jene Sünden, noch weniger war es das
"Christentum", das die üblen Missstände anrichtete, aber die Schuld daran gaben die Feinde des
Glaubens dennoch den Christen. Bereits im ganzen Verlauf des Mittelalters existierte eine
Untergrundopposition, die die Gesellschaft der "jungfräulichen Menschen mit Begleitgemurmel
des Hohngelächters umgab. Die mehr oder weniger getarnte, flüsternde Spottliteratur prangerte
die christliche Ideen, das christliche Menschenideal an, das sich in der Darstellung der
heldenmütigen Ritter verköperte. Der "schallend hohnlachende Chor--laut Benennung von M.
Babits-- begleitete nicht nur den ritterlichen Idealismus, sondern auch die christliche Askese und
den Kult der Heiligen. 82.
Die Spottliteratur nahm die Form des "Fuchsromans", der Fabel an. Mit ihrem Zynismus ficht sie
alles Heilige überhaupt allen ehrbaren, moralischen Wert an.
Es ist zwar wahr, dass die Söhne der neubekerhten Völker die Rolle des Idealen, christlichen
Menschen ziemlich talentlos gestalteten.Der hinfällige, derbe, unartige Mensch in der erhabenen
Position der Würde der Gottes kindschaft ist oftmals wirklich eine humorvolle Erscheinung.Man
kann diesen Kontrest nur mit vollkommener Liebe übersehen.Aber gerade das Wohlwollen der
Liebe ist es, das in unserer Welt fehlt.
Unsere heutige Welt nimmt gerade an den Sünden Anstoss, an deuen sie das Mittelalter weit
übertrifft.Die Missbräuche der Kreuzzüge wiederkaut jene Welt, die eine Serie von Weltkriegen
über die Menschheit bringt, mitsamt den Grausamkeiten der Revolutionen.Sie plappert die
Missbräuche der Inkvisitionen toll nach, während die "Schauprozesse" in Serie stattfinden und
Volksausrottungen verübt werden.
Man erachtet den Fall irgendeiner durch Keuschheitsgelübde gebundenen Person für sehr
skandalös, während schmutzige Wellen der sexuellen Perversionen die Erde bedecken.All dies ist
freilich keine Entschuldigung für die Sünden der Christgläubigen, aber die Welt hat kein Recht,
sie mit Steinen zu bewerfen.
Keine Spur davon, dass der Fall der durch Keuschheitsgelübde gebundenen Personen, die Sünde
der Christen der Welt weh täte.Im Gegenteil, sie ist darüber hocherfreut.Was die Welt wirklich
quält, das ist gerade die "Heiligkeit", die wahre Heiligkeit.Wenn die Christen heiliger wären,
würden sie noch mehr gehasst.Nur die Sünden und Kompromisse waren es, die das Mittelalter für
die Welt erträglich machten.Unser Herr Jesus Christus ermahnte seine Gläubigen:"Wenn die Welt
euch hasst denn denkt daran, dass sie mich zuerst gehasst hat.Die Welt würde auch als ihre
Kinder lieben, wenn ihr zu ihr gehörtet.Aber ich habe auch aus der Welt herausgerufen, und ihr
gehört nicht zu ihr.Aus diesem Grunde hasst auch die Welt." (Joh 15,18-21).Für die Welt ist
besonders die jungfräuliche Reinheit unerträglich.
Sogar die christliche Gesellschaft ist geneigt, die scheinfromme Auffassung zu vertreten, wonach
die Sittenlosigkeit der Welt den Priestern zuzurechnen sei, mit der Behauptung, dass die Priester
nicht heilig und inbrünstig genug seien.Ja, man beschuldigt sogar das ganze Christentum mit
einer gewissen selbstquälerischen Kritik, indem man gleichsam Christus selbst zur
Verautwortung zieht, was schon als Gotteslästerung qualifiziert werden kann, indem man sagt, es

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sei machtlos und unwirksam.Man entschuldigt mildherzig die Ruchlosigkeit und lässt damit dem
Bösen die Hörner wachsen.
Wir wollen uns nicht reinwaschen, aber --der Ermahnung Jesu Christi zufolge-- ist eines sicher:
wenn die Priester und die Christen heiliger wären, dann würde die Welt noch böser sein, sie
würde die Kirche noch ärger verfolgen.Sogar die Gläubigen haben im allgemeinen den
hinfälligen, sittenschwachen Priester leider lieber, als den heiligen Lebenswandel führenden.Der
hinfällige Priester kann sich nämlich keine Vorwürfe machen.Ein braver Seelsorger hat dies
frappant / zum Ausdruck gebracht, der sich darüber beklagte dass er bisher noch immer wegen
seiner Tugenden und nie wegen seiner Sünden gescholten worden ist.
Nach alledem können wir festsellen, dass das Mittelalter die Prüfung schliesslich doch gut
bestenden hat, weil es zu einem "Eckstein" wurde.Es zeigte dem Volk Christus und setzte die
Seelen auseinander:"Diese Kind ist von Gott dazu bestimmt, viele in Israel zu Fall zu bringen und
viele aufzurichten. (Luk 2,33-34).
Das Mittelalter erweckte das Bewusstsein des Menschen.Die Völker Europas begriffen, dass der
Mensch ein grosser Würdenträger war: das Kind Gottes.Dieses reine Destillat des universellen
Christentums hat sich in der menschlichen Persönlichkeit niedergeschlagen, undzwar unabhängig
vom Glauben.Auch der "professionelle" Atheist nennt dieses Kondensat sein eigen.Auch mit ihm
kann man nicht mehr, wie es einem beliebt / wie man eben will, reden.
Im Selbstbewusstsein erwachte der Geist und samt ihm auch der Hochmut.Die Versuchung der
göttlichen Perspektive tauchte auf: "sein wie Gott." 83. Dieser Ehrgeiz wird von Gott inspiriert,
aber das darin steckende Dilemma: wie ist denn dies möglich, provoziert auch den Anrat des
Satans: gehorche nicht!Nach dich selbst zum Herrn des Lebens, iss vom Baum der Erkenntnis
von Gut und Böse!Der Sturm des Aufruhrs richtet sich zuerst gegen die Kirche später wendet er
sich gegen CHristus und schliesslich nimmt er Gott selbst ins Ziel.Zunächst greift er in Form
einer Untergrundbewegung an, dann schafft er eine offene geistige und gesellschatliche Front.
Diese Aufrührer werfen immer mit wohlklingenden, "menschenfreundlichen" Losungen und
Phrasen um sich, aber manchmal schaut auch der "Pferdefuss" hervor.In der französischen
Revolution liess sich schon der Aufruhr zu sehr hinreissen und enthüllte sein wahres Selbst.Seine
masslose Wut fuhr auf die Jungfrau los, als auf den Altar der Kirche eine Hure gestellt wurde.Die
apokalyptische Prophezeiung geht in Erfüllung: er erscheint die "grosse Hure".Die Frau Eva, die
anfangs das den Aufruhr vermittelnde Medium war. 84.
Der Aufruhr richtet sich freilich nicht nur gegen das sechste Gebot, sondern gegen all das, was in
der heilsgeschechtlichen Idee der Jungfräulichkeit mitenthalten ist.Praktisch ist es aber dennoch
das sechste Gebot, das am hasserregendsten für die Welt ist.Die übrigen sollen für mützlich
gehalten werden, auch wenn man deren göttlichen Ursprung für nichts achtet.Die Geschlechtslust
hingegen scheint so etwas zu sein, das niemanden angeht.Das ist eine andere Sache, dass die
Behandlung der Geschlechtskranken eine riesige Belastung für die ganze Gesellschaft bedeutet.
Die Betreuung eines Aids-Kranken soll /angeblich/ eine Million Dollar kosten.Man kann also
sehen, welch unermesslichen Schaden die Sünde der Unkeuschheit der Gesellschaft verursacht.
Trotzdem soll sie niemanden angehen.Es ist die Pflicht der Wissenschaft, die Hurerei
ungefährlich zu machen.Der in der Welt herrschenden Auffassung zufolge soll der
geschlechtsreife Mensch das Recht zum Geschlechtsleben haben, genau so wie zur Einatmung
der Luft, was auch immer die Folge davon sein mag.Und hier, auf diesem Punkte ist die von der
Geschlechtlichkeit in eine Sackgasse geraten.

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Es erhebt sich die Frage --auf keinem ideellen Niveau mehr, sondern praktisch-- , ob der
geschlechtstrieb ein primärer Instinkt ist, wie der der Nahrungsaufnahme, oder die sonstigen
menschlichen Antriebe, die sich aus dem Wesen des Menschen zwangsläufig ergeben.Unter dem
Geschlechtstrieb verstehen wir diesmal nicht dem biologischen Prozess der Geschlechtlichkeit,
sondern die geschlechtliche Beziehung.
Die primären Triebe drängen zur Befriedigung elementarer Bedürfnisse, ob körperlicher, ob
geistiger Natur.Solche fundamentalen Bedürfnisse sind: unsere Beziehung zu Gott, zum
Mitmenschen, unser Kulturbedürfnis, der zweckmässige Gebrauch der materiellen Welt.
Diese Tätigkeit sind eigenartige Funktionen der menschlichen Natur, ohne die sie sich nicht
geltend machen kann.Vermöge seines freien Willens kann der Mensch auch diese verweigern,
aber auch dann übt er sie. Das geschlechtliche Leben ist aber nicht zu diesen Funktionen zu
rechnen. Ohne es kann die menschliche Natur in allen ihren drei Dimensionen zur Geltung
kommen, die die Dimensionen der Persönlichkeit sind.Es ist zwar war, dass die Beziehung zum
"anderen" Menschen die Vermehrung voraussetzt.Das Verhältnis zu ihm ist aber naturgemäss
keine "geschlechtliche" Beziehung.Anderseits ist auch der "andere" Mensch selbst nicht
naturgemäss gegeben; seine Existenz hing ja von der freien Entscheidung des Menschen ab.
Diese Zufälligkeit des Geschlechtstriebes kommt in der Tatsache zum Ausdruck, dass der
Mensch, was seine Bestimmung meritorisch anbelangt, frei darüber entscheiden kann, ob er es
auf sich nimmt oder nicht, den Vermehrungsplan zu verfolgen, ob er heiratet oder nicht.Er darf all
dies mit vollem Recht tun, ohne dass dadurch seiner Persönlichkeit, seiner moralischen
Verantwortung Abbruch getan wird.
Wenn wir hingegen die geschlechtliche Funktion von der meritorischen Bestimmung, vom
naturgemässen, eigenartigen Ziel der Institution der Ehe, von der Vermehrung des
Menschengeschlechts trennen, dann tun wir der geschlechtlichen Funktion widernatürliche
Gewalt an. Dies gerade ist es, das das sechste Gebot strengstens verbietet: "Zerstöre keine Ehe!"
(Du sollst nicht ehebrechen!) Der Geschlechtsumgang ist keine Unzucht, nur der unordentliche ist
das. Der Geschlechtsumgang, der nicht seiner Bestimmung, d.h. der auf die Gründung einer
Familie gerichteten Befruchtungsabsicht entspricht, soll als Unsucht qualifiziert werden.Wenn
jemand keine Familie gründet, oder sein Umgang absihtlich unfruchtbar und (dem inneren
vorsätzlichen Wunsch nach) illusorisch ist, dann handelt es sich um eine unzüchtige,
widernatürliche Beziehung.Sie kann keineswegs ein solches elementares Gut der menschlichen
Natur genannt werden, wie die religiösen, die gemeinschaftlichen und die kulturellen Aktionen es
sind.Man beruft sich gewöhnlich auch darauf, dass die geschlechtliche Beziehung über das
eigentliche Ziel der Ehe, den Dienst am neuen Leben, am Kinde hinaus auch das Mittel zu
anderen Zwecken ist.Es trifft tatsächlich zu, dass die Geschlechtlichkeit auch der allgemeinen
Berufung des Menschen, dem Geheiligtwerden dient.
In der Ehe ist sie das Mittel zur totalen Selbshingabe, in welcher sich auch die Selbstaufopferung
der Liebe verwirklichen kann.Wenn diese aus dem Glauben an Gottes Verfügung hervorquillt,
dann setzt sie den Menschen in die Gnade Gottes und heiligt ihn durch ihre sakramentale
Kraft.Als Erfordernis der Selbsthingabe gehört auch die geschlechtliche Einheit zum Opfer der
Liebe, aber keineswegs kann sie davon getrennt werden.
Die geschlechtliche Emanzipation der neuen Zeiten macht jedoch die geschlechtliche Funktion
selbstbezweckt.Das primäre, unmittelbare Ziel ist die "Befriedigung", von alles Sonstigem
abstrahiert.Man trachtet dieser ganz rohen, an sich tierischen Triebhaftigkeit einen

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"wissenschaftlichen" Ausdruck zu verleihen.Man legt ihr einen Wollust-Wert bei, der auf die
Persönlichkeit erzieherisch einwirkt.
Die Seele ebenso wie die Gesellschaft leidet unter der unzüchtigen Geschlechtlichkeit.Sie
demütigt schwer die Persönlichkeit in ihrer Würde, degradiert den geistigen, seelischen Sinn,
macht einen zynisch und gemein (ordinär).Auch in der Umgebung richtet sie eine grosse
Verheerung an. Die Gesetze der Natur sind erbarmungslos ...Sie rächen die Beeinträchtigungen.
Die Unzucht zerstört --zum Glück-- auch solche Werte, die sogar unzüchtigen Menschen
hochätzen: die eheliche Treue, die Reinheit der Kinder, den Ehefrieden usw.Die
Geschlechtskrankheit, die physische Perversität, der Nervenzusammenbruch kommen gleichfalls
oft vor.
Über die Lehre des Christusglaubens und die Argumente des gesunden Menschenverstandes
hinausgehend erfahren wir auch auf der eigenen Haut die Wahrheit bezüglich puncto
Geschlechtlichkeit, wonach sie "das Kreuz" der Geistigkeit ist.Um den Ausdruck des heiligen
Paulus zu gebrauchen, können wir den Anspruch auf Geschlechtlichkeit einen "Notstand" nennen,
der aus dem Tiefstand des geistigen Niveaus und der Disharmonie unseres Lebens
hervorgegangen ist. 85.
Im Sakrament der Ehe hat Gott den Fehetritt wiedergutgemacht und die Sexualität in den Dienst
unseres Heils gestellt.Im Rahmen des ehelichen und elterlichen Dienstes verhilft Er dem
Menschen, durch dessen heldenhaftes Ringen mit sich selbst um Selbstüberwindung,
Selbstbeherrschung-- zur Selbstaufopferung, zur Verwirklichung der Transzendenz der
Persönlichkeit, woraus, durch den Glauben, sein geheiligtwerden resultiert / v. was durch den
Glauben sein Geheiligtwerden zeitigt.
Die Welt wählte und wählt freilich auch weiterhin nicht diese Lösung, obwohl es keine andere
Lösung gibt.Da die Unzucht eine Sünde ist, folgt ihr das Schuldbewusstsein auf dem Fuss und
macht einen bedrückt, auch wenn man es leugnet.Man ist gezwungen, sich aus seinem bedrängten
Zustand irgenwie herauszureissen.Es ist unmöglich, mit dem Schuldbewusstsein dauernd
zusammenzuleben.Man muss es irgendwie loswerden.
Nach Ablehnung der Gnade Gottes und der Bekehrung bleibt nicht anderes als wiederum der
Aufruhr übrigwir essen vom "Baum der erkenntnis von Gut und Böse."Als Herr des Lebens
wertet der Mensch die Werte um.Gutes nennt er Böses und Böses nennt er Gutes.Er verherrlicht
den sündhaften Menschen.Die Unzucht erhebt er auf eine ideele Höhe die Rede ist nicht mehr
von Unzucht, sondern vom furchtlosen Genuss des Lebens, von der "Ansammlung von
Erlebnissen" usw.
Dieses Verhalten stellt den "fortschrittlichen", "modernen" Lebensstiel dar.Es vertritt eine
Lebensanschauung höheren Wertes, wozu der einfache, altmodische religiöse Mensch unfähig
sei.Der revoltierende Mensch (ver)sündigt sich offen und stolz, dem biblischen Ausdruck zufolge
mit "erhobener Hand".
Der Stolz der "erhobenen Hand" verdeckt einen schanderhaften inneren Wirrwarr und
Ekel.Daraus ist der Zwang verständlich, der in diesem fortgeschrittenen Stadium des Aufruhrs
auftritt.Ostentativ will er seine Sünde zur Schau stellen; er rühmt sich daran. Es handelt sich um
die Kampagne der Nacktkultur, die sich immer mehr entfaltet.Das erhabene ideelle Ziel ist die
feierliche Entfernung des "Feigenblattes", die "Lobpreisung" der Geschlechtsorgane.Die
Abwehrrektionen des Schamgefühls gegenüber der Geschlechtlichkeit werden als
Zurückgebliebenheit krankhafte Hemmungen oder primitive Machinationen der Religion
qualifiziert. Die "Frömmeren" berufen sich sogar auf die Heilige Schrift, die nach ihnen bezeugen

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soll, dass die Nudisten den richtigen Weg gehen. Es steht ja geschrieben, dass der Mensch in
seinem ursprünglichen, natürlichen Zustand unbekleidet herumging. Das sei also der Wille
Gottes.
Dies wäre wirklich der Wille Gottes gewesen, die Sündenlosigkeit miteingerechnet.Nur
versündigte sich der Mensch. Danach schämte er sich schon seiner Nacktheit und Gott selbst
machte dann für beide Kleider aus Fellen -- wie es ebenfalls geschrieben steht. 86. Sie bekamen
diese Kleider damals, als ihr Verstand schon getrübt war, und sie sich anders sahen, als in ihrem
unschuldigen Zustand. Dieses Kleid symbolisiert die Trübheit unseres Verstandes und schafft uns
Ersatz dafür, das wir verloren haben.Diese "Trübe" kann nicht mehr entfernt werden, genauso wie
das Kleid.Beide sind für uns gleichsam natürlich geworden ähnlich der kleinen Wolke, die im
Verlauf der Heilsgeschichte die Herrlichkeit des sich offenbarenden Gottes immer
verdeckte.Diese kleinen "Decken" wollen uns darauf aufmerksam machen, dass die Wehrheit
nicht das ist, was wir davon sehen.Wir müssen des Geheimnisses gewahr werden und es zur
Kenntnis nehmen.
Weil das Anschauen der Sexualität von vornherein nicht rein ist, wie es am Anfang, im Zustand
der Unschuld war, muss dem Mangel durch die Kultur des Kleides abgeholfen werden.Es soll die
eingebüsste Reinheit versinnbildlchen.Die Kunst der Kleidung soll dem Menschen zum
Verständnis der geistigen, seelischen Beziehungen des Körpers, der Geschlechtlichkeit und ihrer
wahren Bestimmung verhelfen.All dies kann mit den völlig zweckmässigen Ausdruckweisen der
Kunst erreicht werden. Das Kleid Christi tat diesen Dienst, als es auf dem Berg Tabor wunderbar
weiss war. Der heilige Markus spricht davon mit Entzücken -- offenbar aufgrund des Berichtes
vom Apostel Petrus, folgenderweise: "Seine Kleider waren so lenchtend weiss, wil es keiner auf
der Erde machen kann. (MK. 9,34). Er übermittelt die Verwunderang des Apostels Pterus, des
Augenzeugen, in dem die leuchtende Weissheit des Kleides das erhebende Erlebnis der Reinheit
hervorrief.
Wir können leider nicht sagen, dass die Kleidungskultur der Welt sich darum bemühe. Ihr Ziel ist
eher die Hervorhebung der Geschlechtlichkeit, die Betonung des Sexus, die Erweckung sexueller
Reize. Dies ist ein noch wirksameres Mittel zum erreichen des schändlichen Zieles, als die
ZUrschaustellung der Nacktheit die die sexuellen Illusionen mehr oder weniger zunichte
macht.Des heisst die Kultur des Kleides ist auch die Kultur der Sünde geworden.
Hinter alledem drückt sich die satanische Bestrebung, die Idee der Jungfräulichkeit, die
jungfräuliche Gesinnung und damit natürlich auch die Ideale, in denen sich diese Gesinnung
verkörpert:das mönchische, priesterliche Ideal des Dieners Gottes lächerlich zu machen und zu
zerstören.Auch die Institution der Ehe wird zugrunde gerichtet, weil deren Grundlage eben die
Verpflichtetheit, die Treue ist, die sich mit dem Recht auf "Befriedigung" nicht vereinbaren lässt.
Es ist im Prinzip klar, dass das moralische Ideal der Selbstaufopferung der Liebe im grössten
Masse in der jungfräulichen Gesinnung verwirklicht wird.Die Ablehnung dieser trifft die ganze
moralische Ordnung an der Wurzel.Die Aufhebung der Treue zu Gott lockert alle Bande auf und
macht diese schliesslich unerträglich und "sinnlos".Wer Gott nicht treu ist, warum sollte der treu
den Menschen sein?!
Die Erfahrung bestätigt diese furchterregende Logik,.Die Unzucht macht den Menschen zu einer
moralischen Leiche.
Der Zusammenbruch der moralischen Ordnung bringt den der Gesellschaft mit sich.Die
unanfhörlich tobenden und drohenden Revolutionen zeigen schon die "Leichenflecke" an.

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Aus der Logik dieses Verderbens -- die der Heilige Geist sichtbar machte -- ist begreiflich, dass
derselbe Heilige Geist das Ideal der Jungfräulichkeit als Abhilfe empfiehlt.
Es geschah in der Eingebung des Geistes, dass die Kirche die Wahrheit der Makellosen Jungfrau
vor die mit "Leichenflecken" bedeckte, "moderne" Welr stellte.Sogar für die kathosischen
Christen war diese religiösen Demonstration ein verblüffend kühnes Unternehmen und nach der
Meinung vieler eine unzeitgemässe Provokation.Inmitten von Empörung und Gespöttel
verkündete der Papst Pius IX. mit der grössten Feierlichkeit die unbefleckte Empfängnis der
Jungfrau Maria als eine unbestreitbare Glaubenswahrheit: "Wir geben öffentlich bekannt und
stellen fest, dass die Lehre, wonach die Heilige Jungfrau Maria vom ersten Moment ihrer
Empfängnis, aus der einzigartigen Gnade des Allmächtigen Gottes und in Anbetracht der
Verdienste Jesu Christi, des Heilands des menschlichen Geschlechtes, als privilegiert, von jedem
Makel der Erbsünde frei war, ist eine von Gott geoffenbarte Lehre, weshalb jeder und jede
Gläubige fest und beständig daran glauben soll." 87.
Dem unmittelbaren Bericht zufolge soll es hier um ein einmaliges, Persönliches Privileg handeln,
das nicht wiederhalt werden kann.Wie sollte dann die ganze Menschheit daran interresiert sein?
Wie soll es denn für jeden Menschen massgebend in seiner Lebensgestaltung sein?
Vor allem müssen wir beachten, dass die Verkündung dieser Glaubenswahrheit tatsächlich die
allerletze Äusserung der Kirche an die Welt war. Das Dogma der Auffahrt der Heiligen Jungfrau
Maria gen Himmel (1950) soll nur das vorrige ergänzen, vervolltändigen. 88.
Das II-e Vatikanische Konzil war vielmehr die innere Angelegenheit der Kirche.Man kann es
wirklich so auffassen, dass diese Glaubenswahrheit die Botschaft Gottes an diese Zeit, an den auf
Irrwege geratenen Menschen unserer Zeit ist nicht an die Bösen, die die Wahrheit bewusst,
vorzätzlich ablengnen, sondern an die Verirrten, die nach der Wahrheit suchen, aber vom grossen
Versucher verlegen und unsicher gemacht werden.
Das ist eine evangelische Botschaft an die Menschen des göttlichen Wohlgefallens. 89. Diesen
Menschen sendet Gott die Botschaft: seine Gnade siegt über die Sünde.Die Person der
Makellosen Jungfrau bietet gewähr dafür.Gottes Botschaft besagt ferner: Er hat erteilt.Die
jungfräuliche Gesinnung ist Ihm (ja) wohlgefällig.

II. Das Ideal der Jungfräulichkeit

Wir können die Jungfräulichkeit --ausser ihrer ideellen Bedeutung -- auch als ein wirkliches
menschliches Ideal prüfen, wie es sich verwirklicht hat und die Lebensführung der Menschheit
wirksam beeinflusst.Wir können in ihm den universell idealen und immer modernen Menschen
suchen.Seine letzte Verifizierung / Beglaubigung ist die tatsächliche Verklärung, die im heiligen
Menschsein Christi und ähnlicherweise in der Person der heiligen Jungfrau zustande kam.Gott
verherrlichte sie.Grundlegend verklärte sich jener jungfräuliche Mensch in ihnen, der Gott im
Zustand der ursprünglichen Unverdorbenheit zur Verfügung stand.Die unfehlbare Lehre unseres
Glaubens verbürgt sich -- direkt oder indirekt -- für diese Wahrheit.
Die Quelle der Herrlichkeit des Menschseins Jesu Christi ist zwar seine substantielle Einheit mit
dem Logos, doch bedeutete dies ein unbedingtes und ausschliessliches Sichverfügbarhalten, eine
totale jungfräuliche Selbsthingabe seitens seines Menschseins.Die Quelle sämtlicher
gnadebedingter Privilegien der Jungfrau Maria ist ebenfalls die mütterliche Verbindung mit
Christus, aber dem wurde mit ihrer vollkommenen, jungfräulichen Selbstaufopferung

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entsprochen.Der Wert ihres Menschseins entfaltete sich voll darin und wurde der Herrlichkeit
würdig.
Es mag sein, dass der Begriff des christlichen und des universellen Menschenideals in einer
solchen dogmatischen Analyse noch nirgendwo nicht einmal in der katholischen Lehre erschienen
ist, es ist aber Tatsache, dass die Verehrung der Heiligen Jungfrau in den Mittelpunkt des
Idealkultes des Christentums gestellt worden ist.Der Stern ihrer Persönlichkeit ist am Himmel des
Lebens der Menschheit emporgestiegen, unabhängig davon, wie man über sie denkt.Was ihre
Position anbelangt, ist sie der glänzendste Stern.Ihre Vorzugsstellung bedeutet nicht, dass andere
sie nichts angehen, sondern vielmehr, dass ihre Persönlichkeit ein transzendenter Wert ist, d.h.
ein realer Wert für jederman: nicht zu enteignen und unübertrefflich.Auch ihr gegenüber bleibt
der freie Wille des Menschen erhalten man kann sie verehren oder gegen sie revoltieren, aber
beide Stellungnahmen stehen im richtigen Verhältnis zur Würde des Ideals.Die Entwicklung steht
gar nicht darin, dass der moralische Unterschied, der zwischen dem Guten und dem Bösen,
verschwindet, sondern gerade darin, dass der Unterschied entgültig definitiv wird.Die universelle
Wirksamkeit des Ideals kommt in der endgültigen Huldigung oder Verneinung zur
Vollentfaltung.Infolge der Sünde entzweite sich der Mensch mit sich selbst.Diese Zerfallenheit
besteht auch zwischen den Mitgliedern der Menschheit und in den einzelnen Personen.Auch die
Bibel deutet auf diese Differnz zwischen den Menschen, auf die geistigselische Kluft.Sie
unterscheidet die "Söhne Gottes" von den "Söhnen der Erde" bezw. von den "Töchtern der
Menschen".Der Herr Jesus Christus spricht über die Söhne des "Teufels", der Finsternis und über
die Menschen, "die aus Gott sind". 90. Die Geschichte ist dazu bestimmt, den Willen des
Menschen zur Reife zu bringen, die endgültige Entscheidung herauszufordern.Damit bereitet sie
das Gericht vor, das die Seligen von den Verdammten trennen wird. 91.
Auch in den einzelnen Menschen liegt der Mensch des Körpers im Streit mit dem Menschen des
Geistes. 92. Wir wissen nicht, wer im Menschen wohnt: der Sohn der Erde, oder der Sohn
Gottes.Sowohl der gute Wille als auch die Böswilligkeit tragen vielerlei Masken.Sie sind schwer
zu erkennen.Davon kann keine Rede sein, dass die sogenannten religiösen Menschen auch wenn
Christlich oder Katholisch genennt - alle von gutem Willen sind.Wir können auch nicht
behaupten, dass diejenigen, die eventuell "Heiden", und "Religionslose" sind, alle als böswillige
Menschen betrachtet werden sollen.Der Mensch versteht auch sich selbst nicht immer und
beurteilt sich falsch. Die Vorsehung zwingt aber die Seelen, früher oder später Farbe zu
bekennen.Die Menschenherzen müssen sich vor Christus äussern. 93. Wegen des
"Komödienspiels" der Menschen hält sich sogar Christus in der Geschichte verborgen.Im Verlauf
des Bekenntnisses der Menschen wird sich auch.Er selbst offen im Christmenschen vor die Welt
stellen, den die Kirche schliesslich gebären wird, und der die Sache der Wahrheit zum Bruch
kommen lässt.

Die träge Masse der Menschheit begreift die Ideen sehr schwer und lässt sie noch schwerer auf
sich rührend einwirken lässt sich von ihnen noch schwerer rühren. Zu Idealen werden diese erst
wenn sie vollkommen klar überzeugende Lebenswerte ausdrücken.Ihre die Gesellschaft und die
Geschichte gestaltende Wirkung ist auch dann nicht eindeutig. Sie stachelt sogar zum Aufruhr an,
dessen Intensität im Verhältnis zum Mass der Huldigung steht, der eine nicht weniger wirksame
Bewegungskraft innehat.
In der Atmosphäre des christlichen Glaubens ist das jungfräuliche Menschsein zu einem Ideal von
solcher Durchschlagskraft geworden und hat unzählbare / zahlreiche Vorbilder geformt.Auch in

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der Geschichte der Kirche können wir ihrer Entfaltung auf der Spur folgen.Parallel mit diesem
Werdegang bildete sich auch der "hohnlachende Chor". 94.

1, Menschlicher Anstand
Zu Anfang unserer Studie haben wir schon dargelegt, dass es in der menschlichen Natur -- der
Idealität der Jungfräulichkeit vorausgehend -- einen gewissen angeborenen Geschmack gibt, der
die Geschlechtlichkeit in den elementarsten Verhältnissen des Lebens nicht duldet.Richtiger
gesagt -- auf seinen Fall folgend wurde der Mensch schon deren gewahr, aber er büsst stark
dafür.In der Beziehung von Mensch zu Mensch schlechtin, sei es von Mann zu Frau, war diese
Entdeckung -- laut der Schrift -- 95. beschämend.Die typische Linkischheit der unschuldsvollen
Jungen und Mädchen in ihrem Beienandersein kommt von ihrem Schämen her wegen der
Geschlechtlichkeit.Die Sexualität fehlt gleichsam völlig in den reinen, ursprünglichen Formen der
Gemeinschaft in den Relationen der Familie, zwischen Brüdern und Schwestern, Kindern und
Eltern.Ja, sogar zwischen den Eltern kann sich die Sexualität in der mystisch tiefen
freundschaftlichen Einheit auflösen.Der Auftritt der sündhaften Sexualität in diesen Relationen
ist sehr abscheulich.Sie hat zumeist eine schwere seelische Verletzung zur Folge.
Dies alles deutet auf die angeborene Disposition der menschlichen Natur zum jungfräulichen
Leben.In der transzendenten Wirklichkeit unserer Geistigkeit wurzelt die Fähigkeit, die den
Menschen über alle Triebe stellt, mindestens auf dem Niveau der Möglichkeit. Auch tortz dem
Sündenfall bewahren wir in uns die Erinnerung an die ursprüngliche Integrität unseres
Menschseins.Wir können sie aber auch elementaren Anstand nennen, der uns vor der
Spontaneität der Triebe bewahrt. Ohne diesen Anstand kann kein menschliches Leben, keine
menschliche Gesellschaft bestehen.Wenn wir also die Frage stellen, worin der elementarste
Begriffsinhalt des jungfräulichen Menschseins bestehe, dann können wir diesen mit dem
menschlichen Anstand bestimmen.Damit ist keine von vornherein gegebene Bereitschaft,
notwendige Verhaltensweise gemeint.Auch diese kommt im Leben der Menschheit leider nicht
unbedingt zur Geltung. Die Kraft der Sinnlichkeit, der Triebe bricht durch die primäre Kontrolle
unserer Geistigkeit und beherrscht auch den Geschmack der Menschheit.Auch die Tugend des
Anstands muss errungen werden.Das triebhafte Streben beim Menschen regelt sich selbst Streben
beim Menschen regelt sich selbst nicht, der vom Zielgedanken geleitete Wille soll es erst
regeln.Wenn sich dies nicht verwirklicht, dann sind es die triebhaften Bestrebungen, in denen sich
der Unendlichkeitsanspruch Geltung zu verschaffen sucht.Er macht diese zügellos, wodurch sie
zu zerstörenden Kräften werden.Diese Unbändigkeit zeigt sich nicht nur darin, dass die
elementare Selbstbeherrshung fehlt, sondern sie bewirkt Unordentlichkeit auch im berechtigten
Geschlechtsumgang.Der Mensch dieser Art ermangelt des Geistigkeitscharakters der
Zweckmässigkeit, der Nüchternleit und der edlen Überlegenheit der Freiheit, mit anderen Worten:
der seelischengeschmacks.Auch innerhalb der sakramentalen Ehe soll man im ehelichen
Geschlechtsumgang die Tugend der Reinheit besitzen.Obzwar wir die Tugend des Anstands auch
in anderer Hinsicht erwähnen, ist jedoch ihre Wurzel immer die Herrschaft und Nüchternheit
Spiritualität, 96. deren "Schönheit" und Ehrwürdigkeit, die jungfräuliche Reinheit der Natur.Es
steht ausser Zweifel, dass dies auf dem Gebiet der Geschlechtlichkeit in der glänzendsten Form in
Erscheinung tritt.
Die menschliche Natur selbst, sogar in ihrer gänzlichen biologischen Wirklichkeit verteidigt ihre
eigene Geistigkeit, hren im strengsten Sinne genommenen, jungfräulichen Zustand.An dieser
Stelle können wir uns auf namhafte Ärzte und Biologen als Autoren berufen, die nachgewiesen

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haben, dass z.B. der weibliche Organismus psychische und biologische Anstrengungen zur
Abwehr des Geschlechtsaktes, ja, sogar zur Vermeidung der Empfängnis macht.Der Organismus
will unberührt bleiben. Zu Beginn der Geschlechtsreife möchte jedes Mädchen am liebsten
Nonne werden.Als sich die Befruchtung vollzieht, macht der weibliche Organismus eine
grundlegende Änderung durch. Er richtet sich auf die Mutterschaft ein.Auch in der Natur des
Mannes gibt es gewisse "Hemmungen" dem Geschlechtsleben gegenüber.Es handelt sich um
keine seelischen Hemmungen, die nur bei seelisch primitivien Menschen vorkommen. Der
seelisch gereifte Mensch tut alles bewusst und frei. Trotz aller gegenteiligen Klügelei ist es eine
psychologische Tatsache, dass der Geschlechtsakt in jedem Falle, ohne Auswahme von einem
Schamgefühl begleitet wird. Manche möchten diesen Seelenvorgang auf eine
Bewusstseinsstörung religiösen Ursprungs zurückführen.Sie werden uns aber schwerlich erklären
können, warum das Schamgefühl bei den Naturvölkern so stark ist. Andererseits ergibt sich, auch
die Frage, wie sich diese allgemeine Bewusstseinstrübung der Seele der Menschheit bemächtigte.
Summa summarum: die Erfordernis des menschlichen Anstands schafft die geistige
"Überlegenheit", die den Menschen über die geschlechtlichkeit hebt und ihn für / zu deren
zweckmässigen Gebrauch frei macht.Dies ist das allgemeingültige Ideal der jungfräulichen
Gesinnung, dessen Beanspruchung und Verwirklichung von allen religiösen und sonstigen
Kulturen unabhängig ist. Es wird einfach von der Spiritualität inspiriert und kommt insoweit zur
Geltung, als die die Geistigkeit sich geltend macht.Unter Geistigkeit verstehen wir freilich deren
ursprüngliche Natur, ihren Transzendenzanspruch.

2, Die Begünstigen der "Götter"


Ausser der Gesinnung des menschlichen Anstands, die einen über die Geschlechtlichkeit hebt
empfand der Mensch allezeit eine gewisse Ehrfurcht vor den unbehrührten Jungfrauen.Dies
bedeutet keine ideologische Bewertung noch weniger die Bereitwilligkeit zu ihrer Nachfolge.Es
handelt sich nämlich um kein sittliches Ideal, sondern vielmehr um eine kultische Verbrung. Das
ist solch ein Zustand in dem man naturgemäss unter der Oberhoheit Gottes steht. Deshalb gehörte
der Dienst der Heiligtümer bei den heidnischen Völkern im allgemeinen zu ihren
Obligienheiten.Die Rolle der Vestalinnen bei den Römern ist allgemein bekannt.Es ist höchst
unwahrscheinlich, dass irgendjemand sie um ihr Los oder ihren Ruhm beneidet hätte, aber ihre
Diensteinteilung liess ihnen im Prinzip doch die grösste Ehre zuteil werden. Sie hüteten das
heilige Herdfeuer der Familien des Römischen Reiches im Dienste der als herrin des Hauses
/Tempels/ fungierendem Göttin Vesta.Manchmal packte den Keiser Nero eine wilde Begierde
nach den Vestalinnen, aber gerade deshalb, weil dies eine phantastische Übertretung, ein
verblüffendes Sakrileg war, was seinen abseitigen Neigungen entsprach.Was aber hier aus
unserem Gesichtspunkte wichtig ist: festzustellen, dass dem jungfräulichen Stand an sich selbst
eine so hohe rituelle Achtung in der römischen Gesellschaft entgegengebracht wurde.Auch die
Heiligtümer des Sonnengottes der Inka waren voll von "Jungfrauen" als den einzig Würdigen der
Nähe der Götter.Auch bei anderen heidnischen Völkern hatten die Jungfrau eine ähnliche,
mythisch gefärbte Bewertung und Bestimmung.Ihre Lobpreisung wurde so weit getrieben, dass
sie die einzig würdigen Opfer für die Götter waren.
Einen sittlichen Gehalt können wir nur hie und da entdecken. In der buddhistischen Richtung des
Hinduismus nimmt das jungfräuliche Leben mitsamt der Gelobung der Armut eine mönchische
Lebensform an. 97.

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Diese Sittlichkeit hat jedoch formell nichts mit dem wahren ideellen Inhalt der Jungfräulichkeit
zu tun. der das der Sichweihen an Gott und die Heiligkeit bedeutet. Der Buddhismus motiviert
einen zur Verwirklichung des "Nirvanas" zum Auslöschen aller Lebenstriebe, um die Leiden
vermeiden zu können.In der Wirklichkeit kommt aber auch dieses Streben aus dessen universeller
menschlicher Erkenntnis her, dass die Seele einen inneren Drang nach der transzendenten
Wirklichkeit hat, weil die Werte und Freuden der gegenwärtigen Welt nicht gemügen. Nun aber
die Triebe sollen nicht ausgelöscht, sondern sublimiert, geheiligt werden, gerade in der Erwartung
der entsagungsvollen jungfräulichen Gesinnung. Mit der Gestaltung des ideellen Inhalts der
Jungfräulichkeit, gestaltet sich und wird immer reeller auch das Idealbild. Die mystische
Anschaunung konnte von Gott und vom Menschen nirgendwo ein klares, authentisches Bild
bieten. Erst die heilsgeschlichlichen Ereignisse und der Geist der alttestamentlichen Propheten
stellten sowohl Gott wie auch den Menschen ins rechte Licht. Die Erkenntnis von Gott läuterte
sich im Begriff der Heiligkeit, 98. und das Bild des Menschen in der Gestalt der "Frau", die in
"Feindschaft" mit der Schlange steht."(Gen. 3,15)

3, Der Gegner der "Schlange"


Im Lichte des brennenden Dornbusches erblickte Moses auch ein neues Menschenideal. Das
göttliche Licht, das seinen Geist läuterte, befähigte ihn dazu, Über Gott, die Welt und den
Menschen richtig zu denken. Er erkannte den Grund allen übels, die Sünde und deren Urheber,
den Satan, dessen mystisches Symbol die Schlange ist.Der wahre Mensch ist der, der den Satan
besiegt, "der Schlange den Kopf zertritt". Er ist der Mensch der Zukunft, den eine Frau
gebiert.Eine Frau, die in Feindschaft mit der Schlange steht. Dieses sogenannte Protoevangelium
ist es, das die Ideenwelt der Menschheit richtigstellte, ihren Weg zum Heil gerade richtete. 99.
Moses bildete ein Volk heran, das zur Kenntnis nahm, dass es unflätig, sündhaft war. Der wahre
Mensch wird der sein, der kommen wird, der Heilige Gottes. 100.
Ihm vorausgehend erscheint jedoch die Frau, die in Feindschaft mit dem Satan ist. Die Söhne
Israels schenkten ihm aber wenig Beachtung.Sie verloren auch die Spur sosehr, dass sie den
Heiligen Israels nicht auffinden konnten. Neben der blutsmässigen ABstammung hätten sie auch
die Gesinnung beachten sollen, die die Propheten geschildert hatten, die dem Geist des Vaters
entsprochen hatte. 101.
Der Prophet Jesaja bietet ein klares Bild von der Frau und ihrem Sohn.Die Frau soll eine Jungfrau
und ihr Sohn die Gegenwart Gottes sein. 102.
Jesaja prophezeite dies damals, als er sich über die Kleingläubigkeit des Königs Achaz
entrüstete. Der König vertraute nicht auf die Macht des Gottes von Israel. Siehe, Gott vermag der
Jungfrau ein Kind zu schenken, in dem Gott selbst wohnt.Damit wurde das Ideal der
Sündenlosigkeit, der Unschuld mit dem der Jungfräulichkeit verbunden, die der Wohnort der
Heiligkeit und der Gegenwart Gottes, das Beisammensein Gottes ist. (Immanuel) Es ist freilich
noch keine Rede von einer genaueren Bestimmung der Natur der Sache, wie diese in der
christlichen Lehre der Kirche erscheint. Das ist auch wahr, dass die Töchter Israels auch trotz der
Prophezeiung von Jesaja nicht von der Jungfräulichkeit begeistert waren.Ja, es war sogar eine
allgemein betonte Ansicht im Kreise der Experten des Alten Testamentes, dass die
Jungfräulichkeit, bezw. Die Kinderlosigkeit eine Schande für die Töchter des auserwählten
Volkes gewesen wäre.Wir können also nicht davon reden, dass der ideale Mensch des Alten
Testamentes, mindestens auf dem Niveau des Gemeingeistes, der "jungfräuliche Mensch"

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wäre.Wahr ist hingegen auch, dass der Geist des auserwählten Volkes gründlich entstellt wurde.
Unser Herr Jesus Christus übte (eine sehr) scharfe Kritik daran. 103.

Als Gegenwirkung auf die Sünden der Fleischlichkeit trat eine sehr starke Sekte von
manichäischem Geist, die der Essener auf, die die Geschlechtlichkeit tief verachteten. Um 200v.
Chr. lebten schon massenhaft Essener. Schliesslich ist es auch Tatsache, dass Johannes der Täufer
ein keusches Leben führte und die Summe der Gnaden sich in der Jungfrau Maria konzentrierte.
Sie lebte vom reinsten Geist des Alten Testamentes und auf dessen Grundlage gestaltete sich ihre
geistigseelische Welt aus. Tritz allen gegenteiligen Theorien steht es ausser Zweifel, dass sie in
der entschiedensten Form Keuschheit gelobte. Sonst wäre ihre kleine "Auseinandersetzung" mit
dem Engel unbegreiflich. Wie es für die göttliche Inspiration bezeichnend ist, übte die
Anhündigung des Engels keine lähmende Wirkung auf den Geist Mariä aus, sondern sie wurde
noch denkfähiger. Sie durchschaute die mit der Verkündigung des Engels verbundenen
Schwierigkeiten und fügte die Frage hinzu: "Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann
erkenne?" (Lk. 1,31-34)
Die Einwendung hat keinen Sinn, wenn Maria in Ehe lebte oder sich darauf vorbereitete. Einen
Mann erkennen heisst in der Sprache der Bibel mit ihm Geschlechtsumgang haben.
Die jungfräuliche Unberührtheit Mariä bedeutet in Gottes Augen solch einen primären Wert, dass
er diesem sogar die Mutterschaft unterordnete. Diese formte Er auf solche Weise, dass die
Jungfräulichkeit dabei unversehrt. Maria empfing unbeschadet ihrer Virginität und gebar der
Sohn Gottes, den Gottmenschen. Damit leistete sie Gott den grösstmöglichen Dienst. Die in der
göttlichen Person Christi verwirklichte Einheit zwischen Gott und Mensch, die das Neue
Testament selbst ist, so wie die Verbindung der Jungfrau Maria mit Christus bezw. mit Gott
gehören zu jenen Vollkommenheiten, die unübertrefflich sind. Somit können wir auch behaupten,
dass sich die menschliche Vollkommenheit schlechthin in ihnen verwirklicht hat.Im heiligen
Menschsein Christi verehren wir die absolute Vollheit des idealen Menschen und in Maria die
relative Vollheit.

4. Der Nachfolger Christi


Das geborene und ewige Idealbild der Menschheit ist Jesus Christus. Er ist das Ebenbild des
Vaters, der Diener Gottes, der dem Vater verherrlicht hat. 104.
Da er eine göttliche Person ist, stellt er sich als ein unerschöpfliches, transzendentes Vorbild
dar.Ihm zunächts steht die Heilige Jungfrau Maria, seine Mutter. Wegen ihrer unvergleichlichen
Verbindung ist auch ihr Beispiel transzendent, unerreichbar, doch ist sie unser ewiges Musterbild
in der Nachfolge Christi. Unser Herr Jesus Christus selbst stellte sie in diesem Sinne vor uns.
105.
Christus ist der vollkommene Mensch. Der Menschensohn, zu seiner Vollheit können wir nichts
hinzugeben, sondern vielmehr schöpfen wir aus seiner Fülle. 106.
Sein ideales Menschsein ist von universeller geltung und Wirksamkeit. Es kommt jedem zu gute
und für jederman realisierbar nach dem jedem zugelachten Masse der Gnade. Die Grundlage
seiner Universalität ist seine Oberhoheit, die die Quelle unserer Neugebart ist. Die Gnade unserer
Neugeburt befähigt uns zur vollen Einheit mit Christus.
Das Christentum ist nicht bloss eine Idee, ein Gesetz oder eine Lehre. Auch nicht nur eine Moral,
sondern eine Lebensgemeinschaft mit Christus gemäss der von ihm bestimmten Ordnung. Die
moralische Einheit ist nur eine von deren Beziehungen, die die Ordnung des Handelns bedeutet,

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d.h. die Identität des Zieles und der Gesetze. Die Vollständigkeit der Einheit ist die
gnadenbedingte Einheit, wodurch Christus (physisch) in uns lebt, und durch ihn ist die volle
Dreifaltigkeit in uns gegenwärtig. 107.
Weil Christus sein ganzes Selbst der Gemeinschaft der Apostel als Erbschaft hinterliess, ist es die
Kirche der Gemeinschaft der Apostel, die es besitzt. Sie machte diese Gemeinschaft selbst zum
Sakrament des Lebens Christi, zu seinem Zeichen und seinem Vermittler, wie dies jüngstens das
II. e Vatikanische Konzil formuliert hat. 108.
Die einzelnen Mitglieder können nur durch die Kirche eins mit Christus werden. Die geistige
Einheit erwächst aus der von der Kirche authentisch ausgeführten Verkündung von Gottes Wert.
Ihre seelsorgerische Macht ermöglicht die moralische Einheit, die Nachfolge Christi. Und
schliesslich ist es die heiligende Funktion der Kirche, die die gnadenbedingte Einheit durch die
Sakramente bewirkt. Nur das Kind der Kirche kann im Sinne der vollständigen Einheit der
Nachfolger Christi werden.

5, Der Heilige der Kirche


Dieser Ausdruck bedeutet, dass die Kirche es ist, die die ideale Wirklichkeit Christi vermittelt
und sie auch in uns beglaubigt. Wer auf die Kirche hört der hört auf Christus. Wer mit der Kirche
in Gemeinschaft lebt, der lebt auch Christus und dem Vater in Gemeinschaft.109.
Die Kirche ist die Verlobte Christi.Ihre Heiligkeit ist unverzieglich, ihre Treue unverbrüchlich.
Es wird in der Kirche die Heiligkeit Gottes durch die Gegenwart und das dargebrachte Opfer
Christi verherrlicht, die in ihr bis aus Ende der Zeiten bestehenbleibt. Ihre direkte und unbedingte
Selbsthingabe erspriesst aus ihrer jungfräulichen Gesinnung, die sie (die Kirche) von Christus
ererbt hat. Sie ist der Glanz und das Mysterium seiner Heiligkeit. Die Kirche erhielt von ihrem
Meister den Befehl, dieses Zeichen vor den Völkern und Nationen leuchten zu lassen."...Damit
sie es sehen und euren Vater im Himmel preisen." 111.
Nun wollen also die hervorragendsten Kinder der Kirche, anstatt der trägen Masse des Volkes
Gottes, diesen Befehl ausführen. Sie sind die Träger, die Laternen, die hoch auf dem Berge
liegenden Städte der Heiligkeit der Kirche in der Welt. Sie erwecken in sich die bräutliche
Gesinnung der Kirche und treten in die Fussstapfen des Bräutigams auf dem Wege der Heiligkeit,
mit dem Befolgen der evangelischen Räte, die Zeichen des übernatürlichen Lebens sind. Von
Aufang an waren es die Mönche, die die Verwirklichung dieser Heiligkeit anstrebten. Sie sind das
"strahlende Antlitz" der Kirche, die geminschaftlichen Träger des christlichen Ideals. All dies
bedeutet aber nur noch die Annahme des Heiligleitszustandes. Die persönliche Verwirklichung
der Lebensheiligkeit ist auch ihrerseits eine Erfordernis fürs Leben, und es ist nicht unbedingt
sicher, dass es einem gelingen wird, dieser gerecht zu werden. Diejenigen, die die Heiligkeit des
Ordensstandes auch persönlich verwirklichen bezw. Den objektiven Anforderungen des heiligen
Lebens gerecht werden, sind die Heiligen der Kirche. Jene von ihnen, die Gott auch mit Wundern
verherrlicht, stellt die Kirche den Gläubigen, auf Veranslassung des Heiligen Geistes, durch ihre
Heiligaprechung auch als Vorbilder hin.
Jene sind sehr im Irrtum, die dem Christus mit Umgehung der Kirche nachfolgen wollen. Sich auf
die Heilige Schrift stützend wünschen sie dies zu tun. Bereits beim allerersten Schritt gleiten sie
aus, weil sie nicht der Intention Christi zufolge aufbrechen.
Aus der Heiligen Schrift können wir erfahren -- im Sinne der authentischen Auslegung-wie
éunser Herr Jesus Christus sein Leben führte. Nun aber ist es nicht die geschlichtliche Form
seines Lebens, die wir machbilden sollen sondern wir solen uns dem in der Gegenwart unter uns

61
lebenden Christus verpflichten. Die bräutliche Treue bedeutet in erster Linie nicht, dass ich den
Bräutigam nachahme, sondern, dass ich seine Person, sein Leben als Schicksal annehme. Sein
Interesse wird zum Gesetz meines Lebens, so soll ich mich des unter uns lebenden Christus und
seiner Sache, getren, mit der Erfüllung der mir gestellten Aufgaben annehmen, die offenbar
anders sind als es die geschlichtlichen Aufgaben des Herrn Jesus Christus waren. Jesus Christus
identifizierte sich aber mit der Gemeinschaft der Apostel. 112.
Er übergab dem Apostel Petrus den Schlüssel den Schlüssel seines Reiches. Die Authentitität der
Lehre wird vom Lehramt des Apostels Petrus garantiert. Des Wesentliche ist auch darin das
seelische Sichrichten nach dem hier und jetzt lehrenden Petrus. Und die Lehre soll man nicht nur
lesen, sondern auch anhören.In diesem Bgriff ist die existentielle Gemeinschaft mit dem Lehrer
mitenthalten. Der Hörer sucht ihn, hört ihm zu. Auf allen Gebieten ist die heiligende Funktion der
Kirche einschneidend, weil diese das göttliche Wohlgefallen und die Annahme seitens Gottes
garantiert. Nicht die Selbsthingabe, das Sichanbieten heiligt einen, sondern die Annahme seitens
Gottes. 113.
Zu allen Zeiten wird die Haupt-regel des Lebens der Nachfolger Christi, der Ruf des unter uns
lebenden Christus in Geltung bleiben:"Folge mir nach!" 114.
Im Nemen Christi weist die Kirche den Weg seiner Nachfolge dadurch, dass sie seinen Willen
zeitgemäss interpretiert. Es ist ebenfalls die Kirche, die das Opfer des Gehorsams annimt,
wodurch sie es mit heiligender Kraft ausstattet und seine mit Christus vereinigende Wirksamkeit
garantiert.Die Kirche übte jederzeit ihre authentisierende Funktion aus, und ihre treuen Kinder
beanspruchten diese auch allezeit, "damit sie nicht etwa ins Leere hineinlaufen...", wie es der
Heilige Paulus schrieb. 115.
Auf diese Weise gestalteten sich die Regeln aus, nach denen die Nachfolger Christi, den Weg der
Vollkommenheit und den Zustand der Heiligkeit wählend, ihr Leben als Mönche führten.

6, Mönche und Nonnen


Der Heilige Geist ergoss sich über die ganze Welt, das pfingstliche "Rauschen" hat nicht
aufgehört. In der kontinuierlichen Feier der christlichen Religion setzt es sich fort, die die Feier
des Mysteriums Christi ist. Jene, die das feierliche Brausen des Christentums vernehmen,
sommeln sich vor dem haus der "Apostel" und hören die Rede des Petrus an. Seine Predigt ist
auch seither .unverändert: "Jesus von Nazareth war ein Mann, den Gott bei euch durch
Machterweise, Wunder und Zeichen, die Gott in eurer Mitte durch ihn gewirkt hat, beglaubigte,
wie ihr selbst es wisst. Diesen habt ihr nach feststehendem göttlichem Ratschluss und
Vorherwissen ausgeliefert, durch die Hand von Heiden ans Kreuz geheftet und aus dem Weg
geschafft. Gott hat aber die Wehen des Todes gelöst und ihn auferweckt....., dessen sind wir alle
Zeugen. Erhöht durch Gottes Rechte, empfing er nun auch vom Vater die Verheissung des
Heiligen Geistes, und diesen hat er ausgegossen, das ist es, was ihr seht und hört...Gott hat ihn
zum Herrn und zum Messias gemacht, ebendiesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt! (ApG 2)
Diejenigen, die diese Worte ins Herz fragen die Kirche der Apostel: "Liebe Brüder, was sollen
wir tun?"
Die Kirche Petri antwortet jedesmal: "Bekehrt euch...lasst euch taufen...lasst euch retten aus
diesem verkehrten Geschlecht." (ApG 2,38-40)
Diesen Aufruf als das Wort des unter uns lebenden Christus hören und folgen ihm auf radikale
Weise die hervorragendsten Kinder der Kirche, die Mönche und Nonnen. Sie "retten sich" etwa
aus der Welt und "ziehen den Christus an. "Es ist nicht anderes, als die heldenhafte Beobachtung

62
des taufgelübde.Diese Program verpflichtet jeden Christen, aber für dessen Verwirklichung steht
uns die festgesetzte / bestimmte Wartezeit unseres Lebens. Die Mönche und die Nonnen sind es,
die die optimalen Bedingungen der Erfüllung des Taufgelübde ohne Veszug annehmen. Sie
wenden sich vom Leben der Welt ab, machen ihr Herz frei von den Begierden des Fleisches, der
Augen und der Protzsucht des Reichtums. Die verziechten auf den Besitz der irdischen Güter, auf
die Freuden des Geschlechtslebens und auf die Freiheit des Willlens in der Weiterführung ihres
Lebens. All dies tun sie im Interesse des Gottesreiches, indem sie die Armut, die Keuschheit und
den Gehorsam freiwillig auf sich nehmen, d.h. die evangelischen Räte befolgen, wie diese die
Kirche am Beispiel Christi formuliert hat.
Obwohl die Jungfräulichkeit nur die eine von diesen Empfehlungen ist, die in strengem Sinne den
Verzicht auf den Geschlechtsumgang bedeutet, ist sie jedoch in weiterem Sinne, gemäss ihrer
ideengeschichtlichen Bedeutung, der Grund aller Entsangung: die Unberührtheit der Seele von
dieser Welt, ihre "Inbeschlagnahme" füt Gott.Wir haben schon die altchristliche Auffassung
erwähnt, wonach die Jungfräulichkeit nicht nur eine von den Tugenden ist sondern irgendwie den
der Spiritualität des Menschen entsprechenden, ursprüchlichen Zustand darstellt, totale Herrschaft
über den Leib, die Welt und deren Geist. 116.
Die Entfaltung der mönchischen Gesinnung verfolgt getren und zeigt die innere Logik des ideelen
Inhalts der Jungfräulichkeit.
Das Zeugnis, das Predigen die Verkündung von Gottes Wort und die Liturgie der Kirche erinnern
einen an die lebendige Wirklichkeit Christi und wollen vor allem die Heiligkeit seiner göttlichen
Person übermitteln. Das Sichergiessen des Geistes macht dies in erster Linie wirksam. Besonders
die ersten Christen erlebten es mit grosser Intensität. Dies befähigte sie zu der seelischen
Überlegenheit, mit der sie sich von dieser Welt, von deren genüssen abwandten und sogar auf die
erlaubten irdischen Freuden verzichteten. Massenhaft nahmen sie die enthaltsame Lebensführung
auf sich. Diese nach radikalem Christentum strebenden Gläubigen wurden "Asketen" genannt. Sie
sonderten sich nicht ab, aber lebten anders als die Kinder dieser Welt. Sie fasteten heldenhaft,
verzichteten auf ihr Vermögen und lebten ehelos, in jungfräulicher Reinheit.Dieser Geist der
Überweltlichkeit oder Übernatürlichkeit ermöglichte eine gute Vorbereitung für das Martyrium,
das den CHristen der ersten Jahrhunderte zuteil wurde. Nur die jungfräuliche Gesinnung befähigt
einen zum wahren Märtyrertum, zu dessen selbstbewusster, freiwilliger Annahme.
Der christliche Glaube bedeutet, auch an sich genommen, eine solche Vereinsamung und
Verbanntheit im Hintergrund der heidnischen Gesellschaft, dass es überflüssig war, in die Wüste
zu gehen und dort das Einsiedlertum auf sich zu nehmen. Für den vom Geiste Christi beseelten
Christen bedeutete das sinnlose und ekelerregend ordinäre Leben der Heiden keine Verlockung.
Die Lage änderte sich erst damals, als die Welt "christlich wurde" 117.
Gewisse Formen des Lebens konnten institutionell christlich gemacht werden, aber die innere
Bekehrung konnte nicht institutionell sein. Man konnte die Leute massenweise taufen, Kirchen
aufbauen und die Eucharistie glänzend feiern, aber die christliche Moral kampagnemässig nicht
verwirklichen. Auf diese Weise kam der "christliche" Stil ohne wahrhaftigen inneren Inhalt. Die
echten Chtisten konnten dies nicht ertragen. Als Zeichen ihres Protestes verliessen sie die
Gesallschaft und zogen sich massenweise ins Einsiedlertum zurück.
Der erste grosse Meister und das ewige Symbol des Einsiedlerbens ist der heilige Antonius. In
seinem eigenen Zeitalter (im IV: Jahrhundert) durchlebte er mit erschütternder Intensität die
Heiligkeit Gottes und den Sündenpfuhl der Welt. An seiner kirchen -- und zeitgeschichtlichen
Bedeutung ändert auch der Umstand gar nichts, dass manche Historiker von mit phantastischen

63
Einfällen belastetem Hirn streiten sogar seine nackte Existenz ab. Wenn er nicht existierte, dann
musste er erfunden werden, damit die glühende, christliche Gesinnung seines Zeitalters in ihm
zum Ausdruck gelangen konnte.
Die fürchterliche Emigration des heiligen Antonius, des Eremiten aus der Welt war nicht nur
seine persönliche "Flucht" zwecks Sicherung seines persönlichen Heils, sondern zugleich eine
provoketorische Kundgebung: Rettung!Streben nach der Rettung der Seelen. Somit wohnten
seiner Tat nicht der Anspruch auf die Freiheit, auf die der Seele, sondern auch auf die
Ausströmung der Liebe inne. Es entströmte ihm eine echte Heiligkeit. Die Sorge für die Rettung
trug er im Herzen herum. Als er sich bei einer Gelegenheit gerade mit diesem Gedanken
auseinandersetzte, wurde auf dem Gottesdienst ist folgende Schriftstelle vorgelesen: "Eins fehlt
dir noch. Verkaufe alles, was du hast, und gib den Ertrag den Arnmen, und du wirst einen Schatz
im Himmel haben, dann komm und folge mir." (Mt 19,16- )Diese Mahnung ergriff seine Seele
so kräftig, dass er in die Wüste ging und dort mit dem Einsiedlerleben anfing.
Die Ausgesteltung der ursprünglichen, mönchischen Ideale wurde (jederzeit) von einem solchen
Streben eingeleitet: radikaler Bruch mit der Welt. Der Aufruf des Apostels Petrus hallte in der
Seele der Ordensangehörigen wider: "Rettet euch vor dem Verdorben, das über diese
schuldbeladene Generation hereinbricht! (ApG 2,40) Dies ist nicht das Zurückscheuen der
Feigheit, sondern die Erfülaung des Taufgelübde, die Verlengnung der Welt des Satans, die
Bewahrung der Seele für Gott.
Auch im Westen begann die Emigration der Christen aus der misslichen Gesellschaft.Der Führer
der "geistigen Emigration" wurde dort der heilige Benediktus. Auch ihm vorausgehend
unternahmen schon viele diesen revolutionären Schritt, aber er selber war es, der diesem Streben
Gewicht und ein Programm gab. Schon in seiner zarten Jugend zog er sich in die Berge von
Subiaco zurück und versteckte sich in einer so verlassenen Höhle, wo man nur zufällig auf ihn
traf. Es graute seiner Seele so sehr vor der Sünde der Welt, dass er sogar vor ihrem Brot Ekel
bekam. In sein Gebet versunken vergass er sogar seines eigenen Körpers. Ein herumschweifender
Eremit, names Romamis traf auf ihn und versorgte ihn mit Nahrung. An einem Seil hängte er
Brot und Wasser vor die Öffnung seiner Höhle hinunter, weil er an die Grotte nicht herankommen
konnte. Benediktus nahm die Nahrung erst nach einiger Zeit an. Es bietet sich von selbst die
Parallele des Falles von Romulus und Remus, die --der Sage nach-- in der Wildnis der Wälder,
von aller Welt verlassen, eine Wöefin vorgefunden haben soll. Sie wurden die Gründer der ersten
Roms. Der Stifter der geistigkeit des neuen Roms ist der heilige Benediktus, der auf gleicher
Weise in der Wildnis Italiens aufgefunden wurde. Aus der Heiligkeit seiner jungfräulichen
Gesinnung wurde das Christentum des Mittelalters, die westliche christliche Kultur geboren.Papst
Paul VI. hat ihn für den Vater des Westens erklärt. 118.
Wer die dritte Welle der Bekehrung der Christen mit noch einem peinlicheren und radikaleren
Bruch ins Rollen brechte, war der heilige Franz von Assissi, der Verfasser der dritten,
ursprünglichen Ordensregel. Im strengsten Sinne des Wortes entledigte er sich, der Welt als
Kleidung. Er tut von sich sogar das von seinem Vater bekommene Kleid und macht sich
splitternackt auf seinem Weg, den Weg der Bettler. Er verzichtet nicht nur auf die irdischen
Güter, sondern auch auf seine menschlichen Rechte. Seine "Kenosis", die Entleerung seiner
Person ist restlos. Er erhält sein Leben samt und sonders aus Erbarmung.
Das Ideal der übrigen Orden entsprang gleichfalls der vollkommenen freiheit der Seele, auch
wenn sie es nicht so dramatisch demostrierten als die Erwähnten. Der "Auszug" aus der Welt

64
vollzog sich zwar effektiv (tatsächlich) nicht in jedem Falle, aber effektiv, innerlich, der Absicht
nach fand er jedesmal stallt.
Dieser primäre Zug der mönchischen Gesinnung bedeutet die Wiederherstellung des anfänglichen
Zustandes des Menschen, worin der Mensch, aller Verpflichtung vorausgehend, Gott zur
Verfügung stehen konnte.Christus selbst vollbrachte dies vor allem. Nach seiner Einsetzung in
die Würde des Neuen Adams und nach seiner Teufe zieht er in die Wüste. (Offb. 12)In diesem
"Auszug" durchlebt der Mönch die Einsamkeit und Verbannung der Vereobten Chritie. Keiner
von den Ordensstriftern blieb bei der Startlinie. Die Position ihrer Freiheit in der totalen
Entsagung errangen sie nur, um aktionsfähig zu werden und sich bei Gott zum Dienst an melden
zu können. Die Freiheit ihrer jungfräulichen Gesinnung erwies sich als eine unversiegbare
Kraftquelle, die sie zur Annahme der heldenhaften Programme der Gottes -- und Menschen --
liebe befähigte. In der Freiheit des jungfräulichen Standes trifft die Seele auf ihr wahres Selbst, in
dem das Bild Gottes erscheint: die Selbsthingabe der Liebe. Dies inspiriert ein aufopferungsvolles
Leben und ermutigt zur Heldenhaftigkeit. Die Ordensmänner und -frauen erhalten die
verschiedenen Charismata der Liebe zum Dienst Gottes und der Menschen.
Der Tatendrang der ägyptischen Eremiten wartete auf den heiligen Pachomius, um von ihm ihre
Diensteinteilung zu bekommen. Für die jungfräuliche Geistigkeit ist auch bezeichnend, dass sie
imstande ist, Kontakt mit den englischen Intelligenzen aufzunehmen. Eines Nachts, bei seinem
Gebet erschien Pachomius ein Engel und sprach zu ihm: "Gott will, dass du eine grosse Schar der
Einsiedler um dich sammelst. Belehre sie im Geist der Regel, die du erhalten hast. Trachte
danach, sie der göttlichen Majestät wohlfällig zu machen. "Wie der Engel Noach unterwiesen
hatte, wie er die Arche bauen sollte, ähnlicherweise erhielt auch Pachomius ausführlich
Anweisungen wie er die Gemeinschaft organisieren und die Mitglieder zur Arbeit anleiten soll.
119.
Die Einsiedler des Pachomius sind noch keine echten Mönche, sondern nur "gedrillte" Einsiedler,
die organisiert arbeiten. Das Wunderbare in ihrem Leben ist nicht das, was sie fertigbrachten,
sondern der unbedingte Gehorsam, die Hingabe, womit sie arbeiteten. In ihrem Vorsteher den
wortführer Gottes erkennend erfüllten sie seinen Willen mit der Liebes glut der jungfräulichen
Seele. Wahrlich arbeiten kann man nur mit solchen Seeleneifer. In kurzer Zeit bereicherten sich
die Klöster, was an sich genommen nicht verwerflich ist. Dieser Umstand wurde erst dann
verhängnisvoll, als das Vermögen die jungfräuliche Freiheit der Seele anzufressen begann und die
Seele zu sich hinzog. Somit wurde das Besitztum als Ziel angestrebt, das zwangsläufig die
Entzweiung der Geisteshaltung / geistigen Ausrichtung verursachte / zur Folge hatte /. Viele
Klöster erlagen dieser Versuhung, die zur Verkommenheit / Verlotterung / der Mönche führte.
Die Entwicklung des Ordensideals bestand darin, das jemand den Willen Gottes vollkommen
formuliert hatte, gedeckt natürlich mit der Gewährleistung der Kirche und mit der
Überzeugungskraft des Geistes. Für die mönchische Dienstwilligkeit war nichts anderes von
Interesse und konntes auch nicht sein. Sonst konnte von mönchischer, jungfräulicher Gesinnung
auch keine Rede sein. Der heilige Basilius war es, der im Osten den folgenden Schritt unternahm
und die Einsiedler zu wahren / echten / Mönchen erzog. 120.
Die Eremiten sahen auch in ihm den Engel Gottes, der den Willen des Herrn lehrt. Mit dem
Düssten nach Vervollkommnung gehorchten sie ihm. Eine Seele, die geheiligt werden will, ist
niemand anderem dankbarer, als demjenigem, der ihr den Willen Gottes aufdeckt.
Der heilige Basilius sah den Willen Gottes darin, dass sich die Einsiedler zu einer wahren
Gemeinschaft, zu einer Familie formen. NIcht auf das äussere Ergebnis, das Produkt der Arbeit

65
legte er das Gewicht, sondern auf die geistige Ausrichtung der Tätigkeit, auf den inneren
Zuwachs des Menschen. Der Gemeinschsftamensch, der Mensch der Einheit wurde zum
Mönchsideal. Auch dies nur deshalb, weil es der Wille Gottes ist, und nicht weil das Leben auf
diese Weise schöner, das Los erträglicher ist. Das Oberhaupt der Gemeinschaft ist nicht ein
Befehlshaber, sondern ein Vater, ein Vorbild. Damit ist ein solches Menschenideal geboren, an
das man sich nur annähern, es aber nicht übertreffen kann,, weil dahinter sich die Dimension der
Idealität des himmlischen Vaters vertieft.
Die Kultur dieser mönchischen Bestrebung nahm im Westen einen wahren Aufschwung.

Das Benediktinerideal

Der heilige Benedikt, der Vater des westlichen Mönchtums übernimmt die Fackel vom heiligen
Basilius.Im Vorwort seiner Ordensregel führt er das ganze Gesicht des zukönftigen Ideals vor die
Augen."Achte, mein Sohn, auf die Befehle des Meisters und mache die Tür deines Herzens auf,
nimm die Mahnungen des gütigen Vaters bereitwillig entgegen und erfülle sie mit Taten, damit
du mit der Arbeit des Gehorsams zu dem zurückkehrest, von dem du dich durch die Trägheit des
Ungehorsams losgetrennt hast.Hiermit richte ich nun meine Worte an dich, der du auf deinen
eigenen Willen verzichtest und die mächtige und glerreiche Rüstung anlegst, um der Kämpe
unseres Herrn Jesus Christus, das wahrhaftigen Königs zu werden..." 121.
Die Ordensregel weist unmissverständlich auf des Anliegen, die Bestimmung des mönchischen
Ideals hin: es heisst das ursprüngliche Verhalten wiederherstellen, das ein universell
menschliches Verhalten ist.Damit ist die unbedingte Dienstwilligkeit Gott gegenüber gemeint, die
die Unfolgsamkeit verdarb.Gott wird vom Meister bezw. dem gütigen Vater des Mönches
vertreten.Ihm soll man gehorchen, aber das gilt unmittelbar Gott.Obzwar der freiwillige,
vollkommene Gehorsam der charakteristische Zug des Benediktinermönches ist, wurzelt aber
diese Geisteshaltung in der totalen Entsagung und in der Bereitwilligkeit zur "jungfräulichen"
Selbsthingabe an Gott.Es ist auch wahr, dass die Restauration des wahren Menschseins vom
Christus vollbracht worden ist, aber der Mönch tritt -- in der Vertretung der Kircheunmittelbar in
die Fussstapfen des Meisters.
Die unbedingte und vollkommene Selbsthingabe macht den Menschen zum Vertrauten Gottes
und lässt ihm das Licht seiner Weisheit zuteilt werden.Dadurch wurden die Stifter der
Mönchsorden weise Menschen, die die Weltlage, den Zustand der Gesellschaft mit wunderbarer
Scharfsichtigkeit zu ermessen und das seelische Bedürfnis zu erkennen wussten.Sie machten
jederzeit den Willen Gottes ausfindig, und deshalb war ihr Unternehmen erfolgreich.Ihre
mönchischen "Charismata" bedeuteten für sie die besondere Hilfe Gottes im Vollzug des
Programms der Liebe.
Das Programm des heiligen Benedikt ist radikal ursprünglich: die Wiederherstellung der
anfänglichen "Verfassung" unseres menschlichen Lebens, die Erfüllung eines Doppelbefehls:
Gehorsam zu Gott und Herrschaft über die Erde. 122. Dies bedeutet die Kultur der Huldigung,
des Gottesdienstes und der Arbeit, des Programms des Schaffens.Die Ausbildung des
Gottesdienstes, die Erschaffung der Liturgie und nicht weniger die Einführung der Arbeit unter
den christlichen Völkern ganz bis, zur Fülle der Kunstwerke sind den Benediktinermönchen als
Verdienst anzurechnen.Ihre zur epochalen Losung gewordene Ordensdevise lautet:"Bete und
arbeite! (Ora et labora!) Wir können fest behaupten, das das Fundament zur seelischen, geistigen
und materiellen Kultur Europas vom Benediktionerorden gelagt worden ist, deren die ganze Welt

66
durch die Vermittlung Europas teilhaftig wurde. Wir reden von derjenigen Kultur, die das
Zurgeltungkommen der Seele im Leben des Körpers und in der materiellen Welt bedeutet.Diese
muss scharf von der körperlichen Kultur unterschieden werden, die ebenfalls die "Herrlichkeit"
des Geistes ist, aber der Körper bedeutet die Bedienung der Triebe auf einer gleichsam
künstlerischen Stufe.Damit ist gemeint, dass sich auch die Kultur mit sich selbst entzweit hat: sie
ist zum Üben der Tugend und der Sünde geworden.
Die Tätigkeit und die Auswirkung des Benediktinerordens ist gleichsam unermesslich.Am
bedenteudsten ist zweifellos die Missionsarbeit, mit der diese Mönche ganz Europa bekehrt
haben.Über die Bekehrung hinaus haben sie die Völker auch im Christentum bawahrt, gut
gedeihende Nationen begründet und Staatenbündnisse zustande gebracht.Die mittelalterliche
Lebensgemeinschaft der Völker Europas im Rahmen des Frankenreiches ist ein einzigartiges
Phänomen in der Geschichte der Menschheit.Sie war eine geistig ideale Familiengemeinschaft,
auch wenn ihre Mitglieder ihrem Beruf nicht entsprachen.Schliesslich löste sich diese
Gemeinschaft nicht darum auf, weil sie christlich war, sondern weil sie nicht wahrlich christlich
war.Die Meister des Lebens auf allen Gebieten waren die Benediktinermönche.Zehntausende von
Klöstern und Monasterien waren am Werk.Sie trieben Ackerbau, Gewerbe und pflegten die
Wissenschaften. Die hervorragenden Geister, Führer und Heiligen sind unaufzählbar. Auch in der
organisierten gemeinschaftlichen Arbeit und Schaffung gelten sie als Bahnbrecher und
Spitzenkönner.Die Franzosen nennen die tüchtige, gediegene Arbeit sprichwörtlich
"Benediktinerarbeit" .Es ist zwar wahr, dass dieser Orden vielmals und vielerorts in Verfall
geriet, aber er war immer der Rechtfertigung fähig, was ein wahres Zeichen der Lebenstüchtigkeit
ist.
Eine Erneuerung dieser Art wurde im IX. Jahrhundert von der Reform des heiligen Benedikt von
Aniane und später besonders von der Reform von Cluny im X. Jahrhundert bewirkt, die ganz
Europa erneuerte.Die Kongregationsbünde der Monasterien brachten eine heilsame Erfrischung,
wobei auch neue mönchische Profile geformt wurden.Aus dem Bendiktinerorden bildeten sich die
Orden der Kamaldulenser, der Vallumbrosenser und auch der Zisterzienser unter anderem, und in
Italien die Kongregationen der Silvestriner, der Cölestiner und der Olivetaner heraus.
Der Benediktinerorden und dessen verschiedene Kongregationen entfalten auch in der
Weltmission eine gigantische Tätigkeit.
In der Verwirklichung des absoluten Ideals des Menschensohnes gibt es noch reichlich weitere
Möglichkeiten auch für andere Ideale.

Der Franziskanerideal

Wir haben betont, dass das Benediktinerideal nicht bloss ein eigenartiges Mönchsideal, sondern
ein universelles Menschenideal ist.Es wandelt unmittelbar auf den Fussstapfen des gehorsamen
Menschensohnes fort, die ganze menschliche Tätigkeit unfassend. Jeder Mönch oder jede Nonne
lebt auf dem Niveau des vollständigen Menschen.Die Vielzahl der Mitglieder Stellt grundsätzlich
kein Problem dar weil die ganze Organisation "wie ein Mann" dem Meister folgt.In der Praxis
war die Einheit zwar ein Problem, aber aufgrund der Ordensregel durfte es nicht auftauchen.Auch
die Vollkommenheit der anderen zwei menschlichen Relationen ist eine notwendige Folge der
vollkommenen Verbindung mit Gott, nähmlich die Vollkommenheit des Verhältnisses zum
Mitmenschen und zur materiellen Welt.Die geometrische Figur des sogennten

67
"dreidimensionalen Menschenbildes" zeigt klar die Zusammenhänge der eigentümlichen
menschlichen Werte.
Die Figur:

Das grosse X ist die Figur des Menschen.Der Schnittpunkt des X ist die Persönlichkeit aus deren
Quelle die Kraftlinien der Beziehungen ( die Schenkel des X ), herrvorgehen.

Auf der waagerechten Ebene placieren sich die Personen.Der Winkel der Kraftlinien zeigt das
Mass der Aufnahme der Wirklichkeit mit Gott, bezw. im Falle des Maximalwertes der
Welterfassung werden die Kraftlinien horizontiert was die tatsächliche Verwirklichung der
Beziehung zum Mitmenschen bedeutet.Die wahre Probe der Vollkommenheit der Beziehung zu
Gott ist die Nächstenliebe, die Einheit, das Verhältnis der Gleichheit mit dem anderen
Menschen.In dem Feldern unter oder über der Horizontalen kann der andere Mensch nicht berührt
werden.Berühren kann man ihn nur auf dem gleichen Niveau der Horizontalen.Das Falsch im
Menschen stellt sich in der zwischenmenschlichen Beziehung zwangsläufig heraus und deren
Verwirrtheit stürzt die Weltbilder.
Es ist auffallend, dass inder Benediktiner-Welt, im Mittelalter überhaupt die soziale Frage gar
nicht existiert.Nicht weil sie antisozial war, sondern gerade im Gegenteil, weil die Wahrheit der
Brüderlichkeit, die Erfordernis der Nächstenliebe selbstverständlich war.Das Glaubenserlebnis
der Gotteskindschaft und der christlichen Brüderlichkeit liess die meritorischen Unterschiede
zwischen Mensch und Mensch verschwinden, wobei die gesellschaftlichen Unterschiede sehr
gross und steif gegliedert waren.Nun aber diese verschiedenen Schicksale bedeuteten nur
"Rollen", die sehr ernst genommen wurden, aber die Brüderlichkeit schlug durch. Der Bettler, der
einen Glauben hatte, lachte bei sich von Herzen über die Art und Weise, wie der König Komödie
speilt und sich in seine Rolle einlebt. In Wirklichkeit ist auch er selbst ein nichtsnutziger, zur
Hölle bestimmter Adamssohn, dem nur das Verdienst Christi helfen kann. Diese zutiefst
christliche Lebensanschaunung löste die Schicksaltragödien auf und verwandelte die Pracht und
die Wichtigtuerei der Erdengrössen in ein belustigendes Possenspiel.Nur den Erdensöhnen ist das
glückliche Los so sehr wichtig, sie suchen ja darin ihr Heil.Es gibt jedoch kein salches irdisches
Schicksal, das dem Heil des Menschen entsprechen würde.Aus diesem Grunde ist die ungläubige
Welt, so sehr unzufrieden, düster, unglücklich und "sozialistisch".
Das "Welttheater" von Calderon spiegelt eine wahrlich christliche Lebensanschauung. 123. In
unserem Erdenleben zähle nur die Treue des Dienstes.Es gebe keinen meritorischen Unterschied
zwischen Mensch und Mensch.Die Rollenverteilung sei eine Nebensache.Die Gestaltung einer

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Zwischenrolle könne wohl eine höhere Prachtleistung sein, als die der Hauptrolle.Nach dem
Dienst unserer Rolle würden wir der Tragung unseres Schicksals enthoben und in der ewigen
Seligkeit würden wir die Freiheit des Lebens geniessen.Mit dem vollkommenen Dienst unserer
Rolle sollten wir das göttliche Werk des Erdenlebens erfolgreich für die Menschen machen.So
können wir auch das Gebot der Nächstenliebe erfüllen.
Die Jahrhunderte des Mittelalters legten das Benediktinerideal auf die Waagschale, besser gesagt
die Gesellschaft, die diesem Ideal nachstrebte.Nicht mit dem Ideal hatte man seine Not, sondern
mit der Gesellschaft.Und nicht deshalb, aveil sie dem Ideal nacheiferte, sondern weil, sie ihm
nicht wahrlich nacheiferte.In Sinne des angedeuteten Zusammenhangs der Werte traten die
Störungen gesetzmässig auf.Die Einheit auf dem Niveau der Brüderlichkeit verwirklichte sich
nicht.Der reiche Mensch glaubte, dass er wirklich reich war, er wurde übermütig, und der arme
Mensch nahm seine Armut ernst und war verzweifelt.Die Menschen begannen in blutigem Ernst
zu spielen.Mit dem "Possencharakter" der Gattung war es zu Ende.Die Darsteller lachten nicht
mehr übereinander, sondern begannen sich zu hassen.
Zu dieser Zeit rief der Geist der Kirche den heiligen Franz von Assissi und liess ihn als neuen
Regisseur / Spielleiter die Bühne des Lebens betreten. 125.
Der heilige Franziskus trat mit dem mystischen Erlebnis der vollkommenen Gottesliebe auf,
womit die völlige Inbesitznahme der Erde notwendigerweise einherging.Die Welt war für ihn ein
herrliches Geschenk Gottes, die er mit der Freude am Besitztum genoss.Damit verwirklichte sich
auch die dritte Dimension: das Niveau der Brüderlichkeit.Nicht auf fiktiven "Feldern", sondern
auf der Linie der Einheit erreichte er seinen Mitbruder und nahm ihn bei der Hand.
Franziskus schuf kein neues Ideal, sondern führte gerade den "ursprünglichen", "jungfräulichen"
Benediktiner-Menschen ohne "Feigenblatt", d.h. ohne die Kostüme der Rollen vor.In seiner
Umgebung riss er die Dekoration, im buchstäblichen Sinne des Wortes, herunter und warf sie
hiunaus.Nicht als ob diese an und für sich ein sündhaftes Ding wäre.Er verstand wohl das
"Possenspiel" des Lebens.Der Teufel erweckt aber Illusionen mit der Dekoration, und die Leute
sind naiv und schwach.Es besteht deshalb ein wesentlicher Unterschied zwischen Franziskus und
den erbittertenn Puritanern, die die "Schmucklosigkeit" selbst todernst nahmen.
Das "Sichentkleiden", die Selbstausleerung ( Kenosis ) des heiligen Franziskus galt zuallererst
Gott.Nichts haftet ihm.Er gehört ausschliesslich Gott. Dies ist die radikalste Sinndentung der
Armut im Geiste, der heilsgeschichtliche Sinn der Jungfräulichkeit.Ihre fundamentale,
quellenartige Bedeutung im Franziskanerideal ist klar und unbestreitbar Bruder Ägidius, der treue
Wortführer des heiligen Franziskus spricht wie folgt darüber: "von sämtlichen Tugenden
empfehle ich vor allem die Keuschheit an, weil die süsse Keuschheit auch in sich selbst eine Art
Vollkommenheit hat, während es dementgegen keine einzige Tugend gibt die ohne die
Keuschheit vollkommen sein könnte. 126. "Als einer der Brüder fragte den Bruder Ägidius, worin
die Keuschheit bestünde, antwortete er folgendermassen:"Mein Bruder, ich sage dir, die
Keuschheit bedeutet eigentlich die umsichtige Wahrung der leiblichen und der seelischen Sinne,
sowie unsere eifrige Bemühung, unsere Sinne rein und makellos ausschliesslich für Gott
aufzubewahren." 127.
Das Sichentkleiden nach Art des heiligen Franziskus gilt auch der Welt und bedeutet die Position
der völligen Freiheit der Seele, den Verzicht auf alles.Nun aber dieser Verzicht ist nicht
gleichbedeutend mit der Ablehnung, der Verwerfung, sondern besagt gerade die Besitznahme, die
vollkommene Herrschaft der Seele über die Welt.Deshalb paarte sich in dem heiligen Franziskus

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das mystische Erlebnis der Gottesliebe mit dem elementaren Erlebnis des Geniessens der
erschaffenen Welt, der Natur.

Die wahre Eigenart des Sichentkleidens des heiligen Franziskus ist aber die Geste / die Gebärde /,
die dem anderen Menschen, dem Mitbruder gilt. Er will sich die Stelle, von wo niemand
ausgeschlossen ist; er ist der "man" das persofinizierte "Volk". Er verzichtet auf alles, was einen
Unterschied zwischen Mensch und Mensch bedeutet kann.Er wünschte sich das Los, das sich nur
als des härteste auf Erden erdenkenn liess.Er wollte in jedem gegenwärtig sein, wie der
Meister.Wir können feststellen, dass im Ideal des heiligen Franziskus des universelle
"jungfräuliche" Menschentum nochausgeprägter zum Vorschein kommt.Sein Wert ist seitens der
Vorsehung, der Aktualizierung und der Wirksamkeit des Ideals in der christlichen Gesellschaft
und in der ganzen Welt reichlich beglaubigt worden.
Der Franziskanerbruder ist auch neben seiner radikalen "Armut" katholisch: ein Christ, der jeden
Wert zu schätzen und zu heiligen weiss.Man kann von den Franziskanen gar nicht behaupten,
dass sie die irdischen Dinge verachtet hätten.Ihr Programm ist ebenfalls ein allumfassendes,
menschliches Programm: im Erstreben der Lebensheiligkeit in der Förderung der Gemeinschaft,
wie auch in der Pflege der Kultur im Rahmen des Aufbaus des Gottesreiches taten sie sich
besonders hervor. 128.
Der heilige Franziskus wollt sein Menschenideal ganz universell machen, dem nicht nur der den
Vollkommenheitszustand auf sich nehmende Mönch nachstrebt, sondern jederman, ohne
Ausnahme, nacheifern kann, der sein Herz frei macht, indem er es Gott schenkt.Eine andere
Sache ist der Status der Freiheit, der mönchische Stand, den wir eine "affektive" Freiheit nennen
können, und etwas anderes ist die "effektive" Freiheit die die Bereitschaft zum totalen zur totalen
Entsagung ist.Diese letztere lässt sich mit dem Gebrauch der Dinge vereinbaren, wenn wir die
Dinge ausschliesslich um das lieben Gottes willen gebrauchen. Auch Eheleute können in diesem
Sinne von jungfränlicher Gesinnung sein, wenn sie bereit sind, auf ihr eheliches Recht zu
verzichten, oder aber von diesem aus selbstloser Liebe Gebrauch machen. Die Mitglieder des
zweiten und des dritten Standes des Franziskanerordens haben diese ausschlisslich Geisteshaltung
auf sich genommen.

7,Das priestliche Ideal


In der Entfaltung des menschlichen Ideals bedeutete die Entdeckung und die Übernahme der
Verpflichtung zur Missionsarbeit neben der zum "Geheiligtwerden" eine weitere Phase.Von der
Inangriffnahme des "Weltfluchtprogramms" des Einsiedlertums an streben die Mönche Jahrzente
hindurch zuallererst das Geheiligtwerden an.Sie verwirklichen in sich das Mysterium der
Kirche.Das Hauptgesetz ihres Lebens ist das Interesse der Heiligkeit.Es heisst dem
übernatürlichen Leben Glanz verleihen, damit die Menschen es sehen und den himmlischen Vater
lobpreisen.Aus dem Heldentum der Befolgung der evangelischen Räte strahlt dieses Licht.Die
Gemeinschaft gewährt Beihilfe dazu, das Programm und der Vermittler bieten das Medium.
ImLeben des Mönches ist das Apostolat keine direkte Berufung, sondern ein Mittel zum
Geheiligtwerden und zur Erwerbung von Verdiensten.Die priestliche Berufung hat sich gegen die
mönchische scharf abgegerenzt.Sie war auf den seelsorgerischen Dienst ausgerichtet.Anfangs
hatten die Mönche und die Priester nichts miteinander zu tun, obwohl sie Gleicherweise die
intimsten Vertreter der Kirche waren und es auch für immer bleiben.Der Unterschied ergibt sich
aus den Komponenten der Bestimmung der Kirche.Die Kirche ist nämlich vor allem das

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Mysterium Christi d.h. des Organ Christi, in dem seine Wirklichkeit gegenwärtig ist und sich
zeigt. Nun, das Mönchtum trägt und verherrlicht die Heiligkeit und die Übernatürlichkleit der
Wirklichkeit Christi.Die Kirche ist zugleich auch ein Sakrament, Zeichen und Mittel Christi,
wodurch Christus in der Kirche tätig ist d.h. sein Leben mit den Mitgliedern der Kirche und durch
sie mit der Welt kommuniziert. Das Priestertum ist der Träger dieser Funktion der Kirche, dazu
berufen, direkt die Erbschaft CHristi mit sakramentaler Wirksamkeit zu übermitteln. Diese
Wirksamkeit ist unabhängig von der persönlichen Qualität.Es wurde anfangs -- sehr
glüchlicherweise -- ein besonderer Nachdruck darauf gelegt. Die Apostel trieben ihre Mission
auch schon damals, als sie persönlich diesem Auftrag noch bei weitem nicht gewachsen
waren.Erst zu Pfingsten bekamen sie zu ihrer Mission die stärkende Gnade des Heiligen
Geistes.Die Gläubigen der Urkirche waren allzusehr des "charismatischen" Charakters der
priesterlichen Macht bewusst, d.h. dessen, dass die Charismen den einzelnen Gliedern der Kirche
als Geschenke zum Wohl der Gesamtgemeinde verliehen werden, und nicht die Wirksamkeit der
persönlichenHeiligkeit bedeuten.Dies konnte den Nachteil haben, dass die Priester die
persönlichen, sittlichen Forderungen auch vernachlässigten.
Die Mönche wurden empfindlich für die Niveaudifferenzen den Prisetern gegenüber und
gewahrten sich der Vermischung / Vermengung der zweierlei Gesellschaften. 130. Weil das
Mönchtum das "bräutliche" Gesicht der Kirche darstellt und Träger ihrer treuen, jungfräulichen
Gesinnung ist, und das Priestertum den Bräutigam, CHristus vertritt, sind sie einander
zugeordnet.Die Einheit ist notwendig und selbstverständlich: die Heiligkeit beansprucht das
Priestertum, damit es sie fruchtbar macht und mit den Seelen kommuniziert.Und das Priestertum
beansprucht die Heiligkeit, weil es sie übermitteln soll. Sie soll mit der priestlichen Macht in
persönlichem Einklang sein.
Die Annäherung erfolgte auch unwiderstehlich.Die Priesterschaft erkannte alsbald, dass die
geeingnetste Disposition für ihre Tätigkeit die Lebensheiligkeit ist.Die beste Hilfe zur Erzielung
der Lebensheiligkeit ist aber die Annahme und die Fatsächliche Befolgung der evangelischen
Räte.Man soll auf die Sorgen um die irdischen Güter, auf die Ehehälfte und auf die freiwillige
Freiheit auf dem Gebiet des Dienstes verzichten.Der Mönch hingegen sah ein, dass in der
Lebensheiligkeit die Vollkommenheit der Liebe miteinbegriffen ist, die sich mitteilt.das höchste
Niveau der Lebensmitteilung wird aber in der priesterlichen Funktion erreicht.Im priesterlichen
Ideal hat sich schliesslich das Christusideal voll entfaltet, das die Heiligkeit der jungfräulichen
Gesinnung, die Mission und den wirksamen Dienst der Liebe in sich vereinigt.Es unterliegt
keinem Zweifel, dass dieses Ideal es ist, das der Vollheit Christi, des neuen Adams am meisten in
die Nähe kommt. 131.
Die Entwicklung des priesterlichen Ideals kann auch verfolgt werden.
Von Anbeginn der Menschheitsgeschichte existiert das Priestertum mit seiner Funktion als
Darbringer des Gott geweihten Opfers, als bevollmächtigter Bote Gottes, der die Huldigung des
Opfers, als schuldigen "Tribut" eintreibt. Er unterschied sich vom geistlich Fungierenden. Die
"Ideologen", die Propheten, die Wahrsoger, die Weisen gehörten in eine andere Kategorie. Der
Priester war lediglich eine "in Beschlag genommene", sakrale Person gleichsam in
gegenständlichem Sinn, die Gott appripiiert hatte.
Ihre sachliche Heiligkeit zeigte schon den Rahmen an, in dem das vollkommene Ideal des
Menschen, das Menschsein Christi in seiner Formation von allerhöchstem Rang, in seinem
geborenen Priestertum erscheinen wird, wodurch er Gott gehört und der Erstgeborene und das
Haupt der Menschheit ist.Er stellt den wahren, vollkommenen Menschen dar.

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Anfangs weist das christliche Priestertum einen stark institutionellen, formellen Charakter auf. Es
ist eine charismatische Gabe, die sich rechtlich vererbt. Es bedeutet eine Bevollmächtigung zur
Vertretung Christi. Neben den dem Gewicht des apostolischen Missionsauftrages verschwindet
der Wert von persönlichem Charakter.So elend jemand auch sein mag, er tut dem Leben doch den
grössten Dienst, wenn er dazu befugt ist, die Absolution zu erteilen.
Trotzdem der pristerliche Dienst eine äusserliche, praktisch bestimmte Leistung war, die die
Kriterien der Geeignetheit festlegte, setzte er gewisse seelische Werte doch voraus.Der heilige
Paulus beschreibt alsbald die Erfordernissezumindest den Bischof betreffend:"Ein Gemeindeleiter
soll ein Mann sein, an dem es nichts auszusetzen gibt. Er darf nur einmal verheiratet sein.Er muss
nüchtern, besonnen und ehrbar sein.Er soll kein Trinker oder gewalttätiger Mensch sein, sondern
ein freundlicher und friedliebender Mann.Er darf auch nicht am Geld hängen..." (1 Tim 3,1-3)
Daraus ist klar, dass hier vom Ideal der seelischen Vollkommenheit, von der heldenhaften Forem
der Heiligkeit noch gar keine Rede ist.Wir können es aber für gewiss nehmen, dass die
Priesterschaft nach der ihr eigenen geistlichen Form suchte und im Interesse ihres Dienstes der
Heiligkeit zustrebte.Es gab priesterliche Gemeinschaften, die in mönchischer Disziplin
lebten.Während der Verfolgungen war die Organisierung der geistlichen Kultur sehr schwierig,
aber in dem IV. und dem V. Jahrhundert nahm sie aber einen kräftigen Aufschwung. Der heilige
Augustinus, Bischof von Hippo gründete eine priesterliche Gemeinschaft und stellte auch Regeln
für sie auf.Auch andere Gemeinschaften folgten diesem Beispiel.KOngregationen von Jungfrauen
und Witwen lebten nach den "augustinischen Regeln".Die bahnbrechende Initiative mit diesen
Regeln zielte gerade darauf ab, das mönchische Leben mit der priesterlichen Sendung zu
verknüpfen
In der Benediktinerwelt des frühen Mittelalters sind die Mönche noch keine Priester, und das
geistig-seelische Niveau der Priesterschaft ist ziemlich jammervoll.
Erst das XII. Jahrhundert führt eine wesentliche Wendung auf dem Gebiet der geistigen Kultur
herbei.Der heilige Norbert 132. stiftet den Prämonstratenserorden in Nord Frankreich, im
Premonstré-tal. Er befolgt die Regeln des heiligen Augustinus, und sein Programm sieht
ausgesprochen seelsorgerischen, priesterlichen Dienst vor.
Dem heiligen Norbert folgen die .neuen Ordensstifter in Serie, mit der gleichen Zielsetzung.
Der Orden des heiligen Dominikus 133. hat ebenfalls ein seelsorgerisches Profil, mit der
Einschränkung, dass die Verkündung von Gottes Wort als primäre Aufgabe bezeichnet wird.
In den folgenden Jahrhunderten nehmen die seelsorgerischen Bestrebungen einen gewaltigen
Aufschwung.Es folgt der Strom der Mönchsorden, der Kongregationen, die sich die
verschiedensten apostolischen Programme zu eigen machen wollen. 134.
Mit dem Berührungspunkt zwischen dem Mönchtum und der Priesterschaft kommt die volle
Mission der Kirche zur Geltung: Einersites die Heiligkeit der Kirche, die die übernatürliche
Wirklichkeit Christi trägt und für die Welt offenbar macht, andererseits die Sakramentalität der
Kirche etwa ihr sakramentaler Mitlercharakter, mit dem sie .ihren Gliedern des Leben Christi
übermittelt Beginnend vom Spätmittelalter wendete sich die Entwicklung kräftig in die Richtung
der priesterlichen Sendung, auch wenn die Mönche die Mission der geweihten dienenden
Priester: den Unterricht, die leib-seelische Betreuung usw. nicht immer auf sich nahmen.Diese
Aufgabe konnten aber auch die Ordensschwestern erfüllen.
Den Mönchsorden waren gewöhnlich die Nonnenorden gefolgt. 135. Neben den Benediktiner-,
Franziskaner-, Prämonstratenser-, Dominikaner- und anderen bedeutenden Mönchsorden sind
auch deren weibliche Zweige in Erscheinung getreten, undzwar in einer Vielzahl der

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Varienten.Bis in unsere Tage können wir 75 nonnenorden und Kongregationen innerhalb der
Kirche abzählen.
Auch in unseren Tagen werden Ordensgemeinschaften gegründet, die ebenfalls und mit
Nachdruck -- den Charakter des Aposteltums aufweisen.Das Dschungel der sogenannten "Besis" -
- Gemeinschaften ist gleichsam unermesslich.Ihre Beziehung zur Kirche ist meistenss
problematisch.Sie sind des öfteren bischenfeindlich gesinnt.Man kann noch nicht wissen, was aus
ihnen wird.
Der Gipfel der Einheit des Mönchtums und der Priesterschaft ist ( bisher ) bis jetzt der Orden des
heiligen Ignatius von Loyola. 136. In jener Zeit, als manche Mönche den Dienst der Kirche die
Einheit der apostolischen Sendung und deren Disziplin verweigerten, trat Ignatius von Loyola auf
und nahm nachdrücklich all das auf sich, was die revoltierenden Mönche verweigerten.Er stellte
seinen Orden in den persönlichen Dienst des Papstes.
Das Programm des Jesmitenordens gleich dem des heiligen Benedikt ging tief bis an die Wurzeln
hinunter und stellte sich auf die Grundlage der universellen Berufung der Menschheit: er dient
"der grösseren Ehre Gottes", natürlich unter dem Fahnen Christi, in der ersten Kempflinie.Dieser
Orden nimmt den Missionsauftrag der Kirche auf sich, aber nicht nur im Aufleuchtenlassen der
Heiligkeit, sondern auch an der ganzen Frontlinie des priesterlichen Dienstes, vor allem auf den
Feldern des gegen des Heidentum und den Unglauben geführten Kampfes.Er will all dies in voller
Einheit mit dem Papst in Person vollbringen, damit CHristus ihnen durch die Vermittlung seines
Statthalters den Weg seines grösseren Dienstes zu weisen geruhe. 137. "Das Ideal des heiligen
Ignatius erteilt eine vollkommene Antwort auf den Aufruhr des Protestantismus, der das
Priestertum lengnet.
Die Verwiklichung des Ideals der Verlobten Christi, der jungfräulichen Kirche im mönchisch --
priesterlichen Ideal rief seinen eigenen Schatten, den satanischen Protest hervor, der sich
gleichzeitig mit ihm entwickelte.Anfangs rechtfertigte er seine Taten nur mit den
Amtsmissbräuchen der Priesterschaft oder der Kirche, aber er bedurfte immer mehr radikaler,
prinzipieller Motivationen, die schon das Priestertum selbst, die Kirche, ja sogar Christus und
Gott in Abrede stellten.

8.Universelles Menschenideal
Die Universalität des christlichen Menschenideals brauchte nicht betont zu werden, solange es
nicht in Abrede gestellt worden war.Die Offenbarung ist an die ganze Menschheit gerichtet, sie
bezieht sich auf jeden, der ein Abkömmling Adams, d.h. Mitglied dieser menschlichen
Generation ist.Innerhalb des Christentums war dies nicht zweifelhaft, und die Auffassung der
Heiden bedeutete keine Alternative.
Die die universelle Sendung Christi bestreitende Welt, vor allem die atheistische Weltanschauung
forderte aber die Betonung der Universalität des christlischen Menschenideals heraus.
Der ontologische Pluralismus leugnet die verbindliche allgemeine Gültigkeit des Christus--, ja
sogar des Gottesglaubens, den einzigen heilbringenden Glauben.Sogar im Lager der Christen,
bezw. der "Katholiker" werden Zweifel darüber geweckt. Man versucht die Zweifel mit einer
falschen Auslegung kirchlicher Äusserungen zu hegen.Es ist deshalb notwendig geworden, die
allgemeine, verbindliche Gültigkeit des christlichen Menschenideals nachzuweisen.
Wir wiegen uns nicht in der Illusion, dass wir die revoltierenden Geister überzeugen können.Sie
bestreiten jene Glaubensprinzipien, auf denen unsere Gewissheit beruht.Es geht nur darum, dass
wir die unwissenden Wankelmütigen nachdrücklich warnen, die man damit beruhigt, dass sie ihre

73
Ideenwelt beibehalten können.Obwohl diese "wissenschaftlich" nicht bewiesen werden könne, sei
sie doch schön und ideal dafür, aber nur eine von den zahlreichen Variationen.
Nicht im geringsten sind wir gerührt über diese grossmütige Achtung, die wir bei einer tiefer
gehenden Analyse nicht einmal echt und aufrichtig finden.Wir können diese ihre "Achtung" mit
der unseren gegen ihre Auffassung, aus Mengel von deren Wahrheitsgehalt, auch nicht
erwidern.Wir respektieren hingegen das Recht der Personen auf Irrtum, ja sogar auf die
Verdammnis.
Unsere wissenschaftlich nachweisbare Überzeugung ist, dass wir einen einzigen Vermittler zu
Gott haben, der von Gott naturgemäss angenommen worden ist.Er selbst macht diejenigen
annehmbar, die gemäss der von ihm bestimmten Ordnung zu ihm gehören.Der Apostel Petrus gab
den Juden eine feierliche Erklärung davon ab, die von den zahlreichen Aussagen Christi
widerhallte:"Auf ihn ( Christus ) bezicht sich das Wort in den heiligen Schriften: der Stein, den
die Bauleute -- das seid ihr! -- als unbrauchbar weggeworfen haben, ist zum tragenden Stein
geworden. Jesus Christus und sonst keiner kann die Rettung bringen.Auf der ganze Welt hat Gott
keinen Anderen Namen bekanntgemacht, durch den wir gerettet werden könnten." (ApG 4,11-
12)Dank sei dem Apostel Petrus für diese peinlich genaue un umsichtige Formulierung.Seither
hat die Kirche diese Wahrheit unzählige Male mit dogmatischer Geltung verkündet. 138.
Sollte jemand aber vermuten, dass die Kirche ihre ursprüngliche, dogmatische Lehre geändert
hätte oder ändern könne, den qualifizieren wir innerhalb der Kirche als einen
diskussionsunfähigen und jämmerlich unwissenden Geist.Es ist ja evident dass von der
Glaubwürdigkeit eines einzigen Dogmas die Glaubwürdigkeit der ganzen Kirche, ja, sogar Christi
abhängt.
Allen Meinungen dilettantischer Art und unanständigen Vorhabens entgegen bezeugt das
Vatikanische Konzil II. glänzend die Treue der Kirche zu ihrer christlichen Erbschaft.
Wollen wir nun die Lehre dieses Konzils vom universellen christlichen Menschenideal
überblicken.
Das II.e Vatikanische Konzil hat das moderne Antlitz der Kirche und das Bild "des Memschem
des Kirche gezeichnet.Es tat dies nicht in pluralistischem Sinne, als könnte auch ein anderes,
glaubwürdiges Menschenideal existieren.Aufgrund der Offenbarung ist die Kirche in der Lage,
Einblick in den ursprünglichen Plan des Schöpfers und in sein nach dem Sündenfall begonnenes
Restaurationswerk zu gewinnen.
Das vom Konzil gezeichnete Menschenbild ist in vollem Einklang mit der traditionellen Lehre
unseres Glaubens, die von Anfang an den Menschen betrifft.Das Konzil hab das ursprüngliche
Menschenideal in Chtistus und in der Heiligen Jungfrau so hoch empor, als es nur konnte.
Vor allem bekundete es hie Einheit des Menschengeschlechtes.
Der Mensch ist das Geschöpf der Heiligen Dreifaltigkeit, der im Plan Gottes der Träger des
Heilswillens des Vaters, der Mission der Menschwerdung des Sohnes und des Verschprechens
der Ausströmung des Heiligen Geistes ist. 139.
Nach dem Fall Adams ist Christus der neue Adam, der Erbe des Vaters, und diejenigen, die in
Christus sind, bilden die Gemeinschaft der Kirche.Die Kirche trägt ( den ) Christus und dadurch
ist sie das Mysterium, das Organ seiner Gegenwart, das Sakrament / Vermittlungswerkzeug /
seines Wirkens. 140.
Sie ist dazu berufen, sich an Christus, das Haupt anzupassen und sich mit ihm zu vereinigen. 141.
CHristus ist das ewige und vollkommene Musterbild der Kirche, dessen Vollheit in der Kirche

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bereits gegenwärtig ist, undzwar mit bindender Kraft, aber sie ist noch nicht offenbar, erst am
Ende der Zeiten wird sie es sein. 143.
Die Heiligkeit Christi, sein "jungfräuliches" Menschsein ist ein verpflichtandes Ideal für die
Kirche und ihre Mitglieder, so wie die Braut dem Bräutigam Treue schuldig ist.
Die Gemeinschaft der Kirche hat zu ihrer Gänze die Berufung erhalten, die Heiligkeit Christi zu
tragen, zu kommunizieren und zu verherrlichen, aber jedes Glied der Kirche wird dieser Berufung
nach dem Mass der ihm erteilten Gnade teilhaftig.Unter den Zeichen der übernatürlichen
Wirklichkeit der Heiligket, den evangelischen Räten ist die Jungfräulichkeit die vorzüglichste.
144.
Die allerliebsten Kinder der Kirche sind diejenigen, die ihre "bräutliche Treue" mit dem Leuchten
der Heiligkeit und der Selbst aufopferung ihres Lebens bezeugen.Damit strahlen sie auch das
Ideal der menschlichen Persönlichkeit. 145.
Diese vollfertige Nachfolge Christi seitens der Kirche ist nicht nur ein "Wunschtraum", der nicht
verwirklicht werden kann.Die Garantie für ihre Realität ist die Person der heiligen Jungfrau, in
der sich die relative Vollständigkeit dieser Heiligkeit verwirklicht hat.Sie ist der Heiligkeit Christi
in dem Masse teilhaftig geworden, wie es für den Menschen überhaupt möglich ist.Das
unfehlbare Lehramt der Kirche hat, uns dessen versichert.Auch die kanonisierten Heiligen haben
-- mit garantierten Gewissheit -- eine gleiche Vollkommenheitstufe erreicht.
Auch dafür haben wir Gewährschaft erhalten, dass wir alle, die wir uns der Kirche anschliessen,
an der Mission der Kirche teilhaben werden. Nach dem Masse der Gnade können wir uns mit
Christus, dem "jungfräulichen" Haupt der Kirche vereinigen, wodruck das Christusideal auch in
uns aufleuchten wird.
Der weltliche Status der Mitglieder der Kirche ist weniger geeignet, die Übernatürlichkeit der
Heiligkeit zum Ausdruck zu bringen, als der Status der Befolgung der evangelischen Räte (es ist).
Auch die laien können aber innerlich "affektiv" die Freiheit der Seele mit der Bereitschaft zur
vollkommenen, totalen Entsagung verwirklichen.Sogar des Wesentliche in der Jungfräulichkeit
können die Eheleute retten, den Rat des heiligen Paulus befolgend: "...Wer verheiratet ist, soll
innerlich so frei sein, als wäre er unverheiratet...wer sich der Welt bedient, so als nutzte er sie
nicht aus..." (1 Kor 7,29-31).Durch des effektive Aufsichnehmen der Jungfräulichkeit machen die
Ordensmänner und --frauen dieses Opfer glänzend. 146.
Das II.e Vatikanische Konzil legt auch den antropologischen Wert des christlichen
Jungfräulichkeitsideals dar.Dieser besteht darin, dass er eine optimale Disposition zur Entfaltung
der spezifisch menschlichen Funktionen, bezw. zur Verwirklichunjg der menschlichen
Persönlichkeit gibt.
Das grundlegendste menschliche Werk ist die Verbindung mit Gott als persönliche Verbindung.
Deren Norm ist die Wahrheit Gottes, wonach Er unser Schöpfer und der absolute Herr unseres
Daseins ist. Unsere persönliche Stellungnahme soll dieser Wahrheit entsprechen. Das Prisma
unserer Freiheit zerlent diese Stellungnahme in zwei Möglichkeiten: Sie kann sich in unbedingten
Selbsthingabe und im Aufruhr der Verneinung verwirklichen.Zur totalen, existentiellen
Wirksamkeit beider Entscheidungen wird die Verwirklichung der transzendenten Position der
Persönlichkeit erfordert, die tatsächliche Freiheit in ontologischem, moralem und
psychologischem Sinne. Das totale Sichhingeben oder dessen Verweigerung seitens des
Menschen ist nur möglich, wenn der Mensch sich selbst besitzt, also etwas mehr als nur sein
"Leben".Dieses Mehr bildet die Transzendenz der Persönlichkeit.Die totale Selbsthiwfgabe
verwirklicht sich in der Selbstanopferung der Liebe.

75
Die existentielle Disposition der Freiheit in opmtimalem Masse wird vom jungfräulichen Zustand
gesichert.Die geschlechtliche Beziehung teilt den Menschen und verpflichtet ihm seiner Ehehälfte
und seinem Nachkommen gegenüber.Somit macht sie die Selbsthingabe indirekt. 147. Des
Sichauftun der Jungfräulichkeit vor der übernatürlichen Wirklichkeit und dem persönlichen Gott
ergibt ein wunderbar feines Gefühl für die göttlichen Dinge. 148. Das vollkommene Verhältnis zu
Gott ist eine unumgängliche Vorbendigung der freundschaftlichen Liebe. 149. Die Liebe ist
nämlich guter Wille. Nicht nur irgend etwas Gutes sollen wir dem Mitmenschen wünschen,
sondern das Gute, das Gott gleich ist.Die Darbüitung Gottes an unseren Mitbruder kann am
wirksamsten in der Heiligkeit unserer Persönlichkeit statthaben.Der Apostel Philippus hatte den
Kern der Sache aufgedeckt, als er der Herrn Jesus "nur" darum bat: "Herr, zeige uns den Vater."
(Joh 14,8).Die Heiligkeit unserer Persönlichkeit und darin die Güte Gottes zeigen wir in der
Selbstawfopferung der Liebe. 150.
Indem die Jungfräulichkeit uns zur Verwirklichung der Persönlichkeitsvollheit und der
Vollkommenheit der Liebe zu Gott disponiert, befähigt sie uns zugleich auch zum Höchstmass
der Nächstenliebe. 151. Im ursprünglichen Elan ihrer Liebe nahmen die Ordensmänner und --
frauen ja immer den hingebungsvollen Dienst der Menschen auf sich ( Missionsarbeit,
Krankenpflege, Loskauf von Gefangenen usw.) Ganz selbstverständlich ist der Zusammenhang
der dritten menschlichen Relation --seines Verhältnisses zur materiellen Welt -- mit der
jungfräulichen Geisteshaltung. Wir haben göttlichen Befehl über die Erde zu "herrschen".Dies
vollkommen zu tun ist aber nur in der Position der seelischen Freiheit möglich.Wer keine
"Persönlichkeit" ist, der ist der Sklave der Dinge, ein Götzendiener.
Die Position der Freiheit ist auch dazu notwendig, mit den irdischen Dingen als Mitteln zum
Zweck klug, ja sogar weise umgehen zu können.Wer die Welt etwa von aussen her sieht, der
allein kann sie sachlich betrachten, beurteilen, bewerten, wobei er die Verhältnisse, die Ordnung
der Werte erkennt.Der materialische Mensch kann unmöglich der Materie kundig sein, weil er
ganz unter ihrem Bann steht und voreingenommen ist.Der Zusammenbruch des materialistischen
Systems war gerade auf dem Gebiet der Wirschaft am auffälligsten.Auch der irdischen Dinge sind
allein die Heiligen recht kundig. 152. Unter den jungfräulichen Seelen lebten die grössten Denker
( der kl. heilige) Thomas von Aquino, der heilige Augustinus ( hl. Augustinus, die grosse Schar
der Mystiker.)Aus der Welt des Jungfräulichkeitsideals kamen die grössten Schöpfergeister im
Mittelalter hervor, deren Werke auch noch heute unübertrefflich sind.Fruchtbarkeit und
Wirksamkeit der priesterlichen Tätigkeit hing jederzeit vom ehrlichen, jungfräulichenLeben der
Priseter ab.Neben dem Gewicht der grundsätzlichen Evidenzen mag das Beispiel eines konkreten
Falles ein bisschen leicht zu sein scheinen, welches aber sehr lehrreich für mich war.
Wir feierten den Namenstag eines meiner Kollegen irgendwo in Ungarn.Der gastgebende Vater
genoss in unserem Kreis nicht den besten Ruf hinsichtlich der Wahrung der Zölibats.Bemerkbar
wollte er sich entschuldigen, als er davon zu sprechen anfing, wie grosse Anstrengungen die
Priester machen müssten, um den Zölibat zu bewahren.Von dieser "Energieverschwendung" --
wie er sagtekönnten wir uns losmachen, wenn wir heiraten würden... Und mit den freigewordenen
Kräften könnten wir prächtige Dinge vollbringen.Die Situation war peinlich, aber die Väter
nahmen es als Scherz hin -- verständlicherweise.Ich selbst als noch ganz junger Priester wollte
keine Moralpredigt unter den alten, verdienten Vätern halten.Ich fühlte jedoch Gewissensbisse
wegen meines Schweigens. Etwas später traf ich mit dem Kaplan des genannten Vaters
zusammen und bat ihn, meine Bewerkung seinem Chef zu übermitteln undzwar mit der Bitte an
ihn, er möge nächtes Mal, als wir wieder seinen Namenstag feiern werden, für uns einen Vortrag

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darüber halten, wozu er die zur Keuschheit notwendige, von ihm aber offenkundig ersparte
Energie verwendet habe.Sein ganzes Leben lang machte er nämlich nichts, ausser dass er diese
Energie "sparte".Im übrigen ist auch nicht wahr, dass in der Ehe der Anstrenugungen erfordernde
Kampf mit dem Geschlechtstrieb aufhören sollte.Die andere Frau oder der andere Mann bedeutet
Versuchung genauso, als ob wir nicht verehelicht wären, oder sogar noch mehr, weil die
menschliche Natur zum Bösen neigt.Sie fühlt sich davon angezogen, was verboten ist.
Es kann also davon keine Rede sein, dass in der Kirche eine Änderung in der Bewertung der
Jungfräulichkeit oder der evangelischen Räte eingetreten wäre.Ihre Hochschätzung hat sich sogar
gesteigert und ihre Bedeutung wird noch mehr akzentniert."Das Konzil schätzt sehr hoch den in
Keuschheit, Armut und Gehorsam geführten Lebenswandel der Ordensmänner und --frauen,
dessen Musterbild unser Herr Jesus Christus selbst ist, und erhofft sehr viel von ihrer in
Verborgenheit oder vor der Öffentlichkeit entfalteten Tätigkeit "(PC 25)

9, Der Mensch der Zukunft

Wir brauchen uns nicht auf Prophezeiungen einzulassen oder vertiefte wissenschaftliche
Forschungen anzustellen, um die Anforderungen, die die zukünftige Welt an den Menschen
stellen wird -- lediglich den Überlegungen des gesunden Menschen -- verstandes folgend--, auf
Grund der Evidenz zu beschreiben.Die sogenannte "zukünftige Welt" bedeutet keine konkrete
Zeit, sondern das immer "Zukünftige", d.h. die Tendenz der Zeiten, die Zeit der endgültigen
Vollendung / Endentfaltung.
Die Umstände gestalten sich naturgemäss so, dass die Bevölkerungszahl die Menschheit
explosionsartig zunimmt.Wir setzen voraus, dass die Welt den Atomkrieg vermeiden wird. Ein
solcher Krieg würde die Menschheit verrichten, oder zumindest dem gegenwärtigen Prozess der
Entwicklung ein Ende bereiten.Wir handeln hier von den Aussichten der naturgemässen
Entwicklung.
Nun fragt es sich, was für Anforderungen der Bevölkarungszuwachs an den Menschen stellen
wird.
Man kann damit rechnen, dass der Mensch, im Suchen nach der Lösung der Probleme, in alle
erdenklichen Irrtümer verfallen wird.Durch widernatürliche Eingriffe versucht er die
Bevölkerungszunahme im Gleichgewicht zu halten.( Unfruchtbarmachung, Abortus, Schutzmittel
usw. ) Die harttnäckige Fortführung dieser Manipulationen würde an Schlagkraft einem
Atomkrieg gleich kommen. Wir nehmen an, dass die Menschheit auch diesem Schlag vorbeugen
wird.
Die Menschheit kann sich aber auch nicht für die glänzliche, spontane Bevölkerungszunahme
entscheiden, weil ihre Humanisierungsanspruch und --bestrebung mit den Leistungen in
verhängnisvollen Rückstand geraten würde.
Die Bevölkerungszunahme soll geplant und die Existenz gesichert werden.Wenn wir all dies mit
in Betracht nehmen, denn bleibt keine andere Möglichkeit der Lösung; übrig als die freiwillige,
persönliche, zweckmässige Regelung des Geschlechtsleben im Einklang mit den Interessen der
Gesellschaft bezw. der ganzen Menschheit.Damit ist gesagt, dass die Geschlechtlichkeit
menschlich, von der Position der persönlichen Freiheit behandelt werden soll.Diese Freiheit
befähigt den Menschen dazu, im Interesse der Lösung der Bevölkerungsprobleme auch die
Keuschheit auf sich zu nehmen.Mit anderen Worten handelt es sich hier um die Forderung der
jungfräulichen Geisteshaltung die zur heilsamen Lösung der Bevölkarungsprobleme der

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Endentfaltung grundlegend notwendig ist.Damit meinen wir nicht, dass die Entwicklung diese
Richtung einschlagen werde. Im Gegenteil: die "Weisen" dieser Welt verkünden den Mädchen
über 14 Jahren das "Recht" auf das Geschlechtsleben ganz abgesehen von aller Verantwortung,
aller nüchternen Überlegung, aber hauptsächlich von den Gesichtspunkten des christlichen
Glaubens.
Der evangelische Rat zur freiwilligen Armut empfiehlt ebenfalls ein solches menschliches
Verhalten, das allein imstande ist, die wirtschaftlichen Probleme der Endentfaltung zu lösen.Die
Wirtschaftssysteme der Völker müssen in Bälde in einer einzigen, globalen Weltwirtschaft
aufgehen. 153. Die Bedingung dafür ist der rationale und zweckdienliche Gebrauch der
materiellen Güter, der ebenfalls nur von der transzendenten Ausrichtung der Freiheit der
Persönlichkeit her, durch die Annahme der freiwilligen Armut ermöglicht wird.Jene
Gesellschaften, deren Mitglieder auf ihre materiellen Interessen, um höherer Interessen willen,
nicht verzichten können, sind entwicklungsunfähig, sei es in individueller oder
Gemeinschaftlicher Beziehung.Zur Verwirklichung der Gemeinschaft der ganzen Menschheit ist
die Gesinnung der "Armut im Geiste" unumgänglich notwendig. 154.
Wir können auch sehen, dass die Welt nicht in dieser, sondern gerade in der entgegengesetzten
Richtung vorangeht.Für ihre privaten, materiellen Interessen opfern die Leute alles auf.Der
Konflikte und Es gibt immer mehr Konflikte und Streitigkeiten.Die Verwirrung nimmt immer
mehr zu.
Vielleicht die härteste Forderung der sich ihrere Vollendung zuneigenden Geschichte wird jenes
menschliche Verhalten sein, das wir Gehorsam nennen. Das Fungieren einer öffentlichen Gewalt
wird notwendig, die die Gemeinschaft der ganzen Menschheit zu einer Einheit zusammenfast und
ihr dient. Dies wird nicht nur die Bedingung für das Wohlergehen, sondern überhaupt auch für
des physische Fortbestehen der Menschheit als Garantie des Friedens sein. Ohne diese Funktion
sind die Kriegskonflikte unvermeidbar, die in der Welt der Atomarsenale zur totalen Vernichtung
führen können.Auch auf diesem Gebiet versucht es die Welt mit verschiedenen politischen
Manipulationen und Illusionen, um der Lösung näher zu kommen.Eine Illusion dieser Art ist zum
Beispiel die Politik der "friedlichen Koexistenz", eine sehr naive und dilettante Vorstellung, die
die Gegebenheiten der menschlichen Natur nicht in Rechnung stellt.Zwei Holzstücke können
friedlich nebeneinander existieren, aber mit zwei Menschen ist es anders.Der Mensch lebt und
betätigt sich, wirkt auf seine Umgebung, auf den anderen Menschen ein.Entweder er im
Einvernehmen mit ihm, oder nicht.Er ist entweder mit ihm oder gegen ihn.
Die Illusion der friedlichen Koexistenz ist schon in nichts zerronnen.Der neue politische Wahn ist
das "Abkommen", aber auf einer beliebigen Grundlage, unter Ausserachtlassung der sachlichen
Wahrheit.Die Welt muss sich auch darüber belehren lassen, dass ein Übereinkommen nur in der
objektiven, authentischen Wahrheit getroffen werden darf.Aus einem "Gaunerpakt" immer
Streit.Wer "Wind sät, wird Sturm ernten" -- sagt das Sprichwort.Zur Hinnahme und zur
Geltendmachung der sachlichen Wahrheit wird aber die allgemeine Bereitwilligkeit zum
Gehorsam, auf die Gemeinschaft der ganzen Menschheit bezogen erfordert. 155.
Wir können die Entfaltung dieser idealen Gesinnung kaum erhoffen, wenn wir indessen erfahren
müssen, dass sich die liberale Ideologie immer mehr ausbreitet, und was noch mehr ist, dass die
Massen immer dreister mit der Idee des absoluten Revolutionarismus liebäugeln, der im Leben
des Menschen keinerlei objektive Gebundenheit mehr duldet und allerlei Gehorsam ablehnt.Im
Gemeingeist kristallisiert sich immer mehr das satanische "Gift", das den Fall unserer Ureltern
und den Untergang der Menschheit verursacht hat."Sobald ihr davon esst, werden auch die Augen

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aufgehen und ihr werdet alles wissen, genau wie Gott, der das Gute und das Böse kennt. (Gen.
3,4-5).Die Endentfaltung zeitigt den Willen des Menschen endgültig zu eintscheiden, wie er Gott
ähnlich werden will, was sein einziger Wunsch war und auch weiterhin ist, ob durch Gehorsam
oder Aufruhr! Christus, der neue Adam war gehorsam, er rettete und sammelte den "Rest" in sich
und trägt ihn in die göttliche Herrlichkeit hinein. Der Antichrist aber wird die Kinder dieser Welt
in die Verdammnis des Aufruhrs mit sich reissen.

10. Der Mensch der Ewigkeit


Mit der vollen Gewissheit unseres Glaubens können wir behaupten, dass der allerletzte Zustand
des Menschen der jungfräuliche, keusche Zustand ist."Wenn die Toten auferstehen, werden sie
nicht mehr heiraten." (Mt 22,29-30).Die ursprüngliche, engelhafte Lebensweise wird
wiederhergestellt. Die Aussage soll gewiss nicht bloss für die Seligen, sondern auch für die
Verdammten gelten.Auch sie werden nicht heiraten.Alle Ansprüche auf fleischliche Genüsse
werden vom sehnsühtigen Verlangen nach dem Übersinnlichen weggefegt, das für sie ein
unstillbarer, ewiger Durst bleiben wird.Auch die Bösen werden "jungfräulich" (keusch).Die
ontologische Wahrheit wird auch in ihnen wiederhergestellt. Nun aber ihre Jungfräulichkeit ist
der Zustand der "sitzengebliebenen" Jungfrauen / welcher Zustand nicht das Opfer der Liebe,
sondern das des Alleinseins darstellt, worin die Seele für ewig von den Flammen der Hölle
gequält wird.Die Hauptbusse /Sühne/ für sie ist vor allem der endgültige Verlust Gottes, der
einzigen erkannten Liebe der Seele.
Diese hoffnungslose "Liebe" erweckt in den verdammten Seelen keineswegs die Reue, sondern
glühenden Hass, der die Essenz des höllischen Feuers bildet.Die Ansprüche der reinen Seele
hingegen erfüllen sich in der jungfräulichen Gesinnung, die im allerletzten Zustand, im Jüngsten
Gericht das Heil bedeutet. Die Seele wird voll mit Gott, ihrer Liebe.
Aus der Lehre unseres Glaubens wissen wir, dass die Entrückung der Gerechten nicht unbedingt
ungestört sein soll. Dem Endzustand des Heils mag das Leiden im Fegfeuer vorausgehen. 156.
Es ist nicht schwer, dies anzunehmen, wenn wir sehen wie unvorbereitet -- menschlich beurteilt --
die Menschen sterben.Sogar diejenigen, die an Gott glauben und ihn lieben, sind mit zahlreichen
schändlichen Dingen belastet. Vor Gott entflammt diese "Schande" und stellt sich der endgültigen
Glückseeligkeit in den Weg. Keine Glaubenswahrheit ist verständlicher als die Wahrheit des
Fegfeuers. Die jungfräuliche Gesinnung wird von jeder Art des lasterhaften Beharrens auf etwas
Festhaltens an an etwas belastet, wovon man notwendigerweise befreit werden soll. Mit recht
können wir daran denken, dass das Fegfeuer grösstenteils von den Verbundenheiten der
Sinnlichkeit angeschürt wird. Die Sexualität ist die Umleitung der menschlichen Seele, die
Umgehung des Hauptverkehrsweges der direkten, jungfräulichen Selbsthingabe.
Dieser Umleitungsweg führt durch das Fegfeuer, aber nicht notwendigerweise, weil der Mensch
von den Bindungen der Sinnlichkeit auch hier auf der Erde, sogar im Band der Ehe befreit werden
kann.Die Kirche hat ja auch Eheleute heiliggesprochen.Diejenigen hingegen, die sich die Leiden
der Läuterung auf der Erde "ersparen", werden die Qualen im Fegefeuer nicht vermeiden
können.Die Ermahnung des heiligen Paulus passt sehr hierher:
"Wenn du keine Frau hast, so bemühe dich auch nicht darum, eine zu finden.Wenn du trotzdem
heiratest, ist das keine Sünde auch für das Mädchen nicht.Ich möchte euch nur die Belastungen
ersparen, die auf die Eheleute warten. (1 Kor 7,285).Er dürfte wohl damit nicht nur die vom
Geschlechtsleben verursachten leiblichen Schmerzen, sondern auch in summierendem Sinne die

79
mit der Geschlechtlichkeit verbundenen Leiden, das Bussgeld für das "Ausweichen" gemeint
haben.
Alles zusammenfessend sollten wir zur Kenntnis nehmen, dass das Heil des Menschen im Plan
Gottes auf der vollkommenen Selbsthingabe der jungfräulichen Gesinnung basiert worden
ist.Dies bleibt für uns unzugänglich, solange wir unsere bräutliche Unschuld -- durch Gottes
Gnade -- nicht zurückerlangt haben.

Anhang

Über die Anforrderungen der jungfräulichen Gesinnung

Die herrlichste Idee, das glänzendste Ideal des menschlichen Lebens ist die Jungfräulichkeit, in
dem Sinne, wie wir sie dargelegt haben, und wie dieses Ideal in Jesus Christus, dem Haupt der
Menschheit, in seinen Nachfolgern, vor allem und in privilegierter Weise in der Jungfrau Maria,
aber auch in den anderen Jungfräulichen verwirklicht worden ist.
Wir können an der Echtheit des Ideals nicht zweifeln, obzwar es der Welt unglaublich
erscheint.Im besten Falle sehen es die Menschen im allgemeinen als einen Stern an, der
unerreichbar ist.Der "Erdenmensch" richtet aber kaum seinen den Blick zum Himmel.Auch der
Stern ist nur bei heiterem Wetter zu sehen.Bei bewölktem, stürmischem Wetter wird er
verdeckt.Nur diejenigen, die "über den Wolken" leben, können zu jeder Zeit die Schönheit der
Stzerne betrachten.
Es steckt aber auch in dieser Art des Denkens die echt teuflische Machination, die sich der
Verantwortung zu entziehen sucht und diese auf die Vorschung abwälzen will, mit der
Behauptung, ein besonderes, privilegiertes Los sei zum jungfräulichen Lebenswandel
erforderlich.Diese Behauptung hat recht daran, dass die allgemeine weltliche Lebensweise dafür
nicht ausreicht.Der sog. alltägliche Mensch / Durchschnittsmensch ist unfähig zum jungfräulichen
Leben.Nicht das von uns unabhängige Los ist von entscheidender Bedentung, sondern die von
uns abhängige Geisteshaltung.Es ist zwar wahr, dass auch ein Gnaden-Koeffizient mit im Spiel
ist, ohne den wir nicht imstande sind, uns diese Geisteshaltung zu eigen zu machen, nur ist dieser
gnadenbedingte Koeffizient ein von Anfang an gegebener Faktor auch wenn seine Annahme nicht
mit Gesetzeskraft verpflichtet.Unser Herr Jesus sagt ja nicht, dass die Jungfräulichkeit nicht für
jedermann möglich sei, sondern dass nicht jedermann die gegebene Möglichkeit erfassen kann:"
Wer es fassen kann, der fasse es!" (Mt 19,12)
Die Unbeholfenheit wurzelt in der persönlichen, geistigen Ausrichtung und nicht in der Wahrheit
des Ideals, das universell gegeben ist.
Es fragt sich, was für eine Gesinnung das jungfräuliche Leben erfordert.Welche(s) sind die
charakteristischen Wesenzüge dieser Gesinnung?
Das jungfräuliche Leben kann hier in einem allgemeineren Sinn genommen werden, als ein reines
Leben, in dem die Geschlechtlichkeit ehreich sittsam, seinem Zustand entsprechend behandelt
wird.

1. Vor allem ist das ehrliche, reine Denken nötig, das das Ideal kennt und anerkennt, undzwar mit
Überzeugung.Wir sind in der Lage, es zu verwirklichen, weil die Kirche die Wertüberlegenheit
der Jungfräulichkeit, sowie die Ordnung des geschlechtlichen Lebens mit dogmatischer Kraft

80
verkündet.Wer die Glaubenwürtigkeit dieser Wahrheit in Zweifel sieht, der untergräbt schon von
vornherein die jungfräuliche Gesinnung, und wir dazu keine seelische, moralische Kraft mehr
haben.
Lächerlich naiv sind die Äusserungen, die manchmal sogar in priesterlichen Kreisen laut werden,
wonach diese Priester an die Wahrheit des Zölibats nicht glaubten, aber es rein ehrenhalber
beobachteten. Das ist aber eine moralische Absurdität. Vielleicht brechen sie das Zölibat de facto
nicht, heiraten sie nicht. Es ist aber ganz sicher, dass sie innerlich untreu sind, und sogar grobe
Verstösse in ihrem Leben vorkommen. Demgemäss hängt also die jungfräuliche Gesinnung im
Wesentlichen mit dem Vertrauen auf die Kirche zusammen, da ja die Kirche es ist, die der
Wahrheit der Jungfränlichkeit versichern kann. Diese Gewissheit ist erforderlich zur
Überzeugung, die aber die Quelle der moralischen Kraft bildet.

2. Das reine Denken führt zur klaren Kenntnis.Man muss klar sehen was die Kenntnis.Man muss
klar sehen was die Bestimmung der Jungfräulichkeit ist.
Die Idee der Jungfräulichkeit kann uns davon überzeugen, dass das Geschlechtsleben nicht
unumgänglich nötig, sondern eine freie Aktion ist.Das war es schon am allerersten Anfang und
das ist es auch geblieben.Der Geschlechtstrieb ist kein genuiner Trieb, keine
Lebensbedingung.Aus der Natur der Aktion ist seine Bestimmung klar: Befruchtung zur Familien
gründung.In dieser Bedeutung sind alle ihre Dimensionen einbegriffen: die Verpflichtungen des
ehelichen, elterlichen Dienstes.Jede Geschlechtsbeziehung, die dieser Bestimmung nicht gerecht
wird, ist ein unzüchtiges Geschlechtsverhältnis /aussereheliche, innerhalb der Ehe absichtlich
unfruchtbare, illusorische Geschlechtsbeziehungen./
Aus dem Sinngehalt der Geschlechtlichkeit können wir die verschiedenen Status unseres Lebens
in bezug auf die Geschlechtlichkeit ausgestalten.
a, Im Status des jungfräulichen Lebens verzichten wir freiwillig auf den Geschlechtsumgang.Wir
gründen keine Familie, sondern dem Jungfräulichkeitsideal entsprechend folgen wir Christus,
dem Haupt der Menschheit nach.Auf seinem höchsten Niveau dienen wir den Interessen der
ganzen Familie der Menschheit.Die Jungfräulichen sollen dieses Selbstbewusstsein in sich
herausbilden.Es führt keineswegs zur Überheblichkeit, wenn wir auch dessen bewusst sind, wozu
dies uns verpflichtet.Das Selbstbewusstsein des jungfräulichen Lebens bewahrt uns vor dem
"Minderheitsgefühl" in der Gesellschaft, da wir ja davon überzeugt sein können, dass wir der
Welt, indem wir Christus dienen, den grössten Dienst tun.
b, Der Status des geschlechtlichen Leben ist vermöge seiner Natur der Status der ehelichen und
elterlichen Verpflichtung, in dem der Anspruch auf die Selbsthingabe vom Geschlechtsakt
angedeutet und ausgedrückt wird. Es handelt sich darin um einen fundamentalen Anspruch der
menschlichen Natur, der in Wirklichkeit auf Gott ausgerichtet ist, aber in der Beziehung zwischen
Mann und Frau indirekt erfüllt wird, wenn sie sich, der Verfügung Gottes gemäss, einander
endgültig hingeben.
Gott nimmt dies an als ein ihm dargebrachtes Opfer, wodurch er die Eheleute heiligt.Die
Selbsthingabe bedeutet in moralischem Sinne die Hilfe der selbstaufopfernden freundschaftlichen
Liebe.Das neue Leben, das Kind als das Kind Gottes richtet ihren Dienst auf Gott, ebenfalls bis
zum Ghade der Selbstaufopferung.Diese Zielsetzung der Ehe macht die Geschlechtlichkeit zu
einem heiligenden Mittel und bringt sie dem Niveau der jungfräulichen Gesinnung näher.
c, Der Status der Jugenblichen inbezug auf die Geschlechtlichkeit ist gleicherweise eigenartig.Ob
sie sich nun auf das jungfäuliche Leben, auf den Dienst des Gottesreiches, oder auf die

81
Familiengründung vorbereiten, sie müssen sich durchaus die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung,
die seelische Freiheit der reifen Persönlichkeit erwerben.Ohne diese ist nicht einmal die eheliche
Treue möglich werden.Im Ringen um die geschlechtliche Enthaltsamkeit ist freilich die
Hauptquelle der Kraft die Verehrung Gottes, der das Gebot: "Zerstöre keine Ehe" erlassen hat,
aber der denkende Mensch soll auch den Sinn des Gebotes erfassen, der die Bestimmung der
Geschlechtlichkeit aufdeckt.Es ist nichts anderes, als die Vorbereitung auf die eheliche
Selbstaufopferung und auf den Dienst des neuen Lebens.Ohne dies Überzeugung ringt der
Jugendliche vergebens mit seinem Geschlechtstrieb.
d, Schliesslich ist es der Witwenstand, in dem die Geschlechtlichkeit eine neue Aufgabe
bedeutet.Es erhebt sich die Frage, was für eine Bestimmung diese im Status der Verwitweten
haben soll. Diese Frage wird leider auch vom Seelsorgedienst sehr oberflächlich behandelt.Man
geht zumeist davon aus, dass man sich nach dem Anspruch auf das Geschlechtsleben richten
sollte, mit der Bemerkung: war schon einmal in sexuellem Verkahr gelebt hat, werde dessen nicht
entraten können. Dieser Grundsatz ist von vornherein falsch.Gerade aufgrund der normalen,
richtigen Geisteshaltung kann der Geschlechtsumgang zu keiner Gewohnheit, keinem
zwingenden Bedürfnis werden.Er darf nur eine freie Aktion der ehelichen, elterlichen Liebe
sein.Ohne diese Motivation kann es sich nur um eine niedrige Emotion handeln.Die nur wegen
des Sexualitätsanspruchs geschlossene neue Ehe -- auch wenn sie berechtigt ist -- kann nicht
geradezu ideal genannt werden.Solche Ehen werden von der Kirche erlaubt, aber nicht
empfohlen.
Die Verpflichtung zur Enthaltsamkeit ausserhalb der Ehe unterliegt keinem Zweifel.Was ist also
die Aufgabe im Witwenstand betreffend die Sexualität?Wir haben dargelegt, dass Gott die
Menschen auch in der sakramentalen Ehe durch das Opfer der Treue zur jungfräulichen
Gesinnung erziehlt.Wir haben auch bewiesen, dass wir das Heil nur mit jungfräulicher
Gesinnunug erlangen können, d.h. im vollkommen freien Zustand der Entsagung, den wir -- wenn
nicht anderswo -- im Fegefeuer erwerben müssen, wenn wir uns die Läuterungsqualen hier auf
der Erde "erspart" haben.Nun also der Witwenstand ist äusserst geeignet zu dieser Läuterung, zu
dieser Abbüssung.Die einfachen Leute auf dem Lande, die von Grund religiöser Gesinnung sind,
haben diese Möglichkeit zutiefst erfasst.Die verwitweten Frauen ziehen ihr schwarzes Kleid an
und legen es nicht (nie) mehr ab.Sie beten und leben etwa wie die Ordensfrauen. Die Heilige
Schrift gibt den Witwen einen gleichsinnigen Rat: Sie möchten die Heiligen des Gebetes und der
Wohltätigkeit sein.

3. Hellsichtigkeit und prinzipielle Festigkeit befähigen uns dazu, unser Leben zweckdienlich
einzurichten.Zur jungfräulichen Lebensführung ist die zweckmässige, kluge, weise
Lebenseinrichtung unentbehrlich.
Diejenigen, die den jungfräulichen Lebenswandel wählen, müssen Unbedingt irgendeinen
heiligen Dienst auf sich nehmen (mönchischen, ordensschwesterlichen, priesterlichen, karitativen
Dienst usw.). Sie sollen mit Chrsitus in einer existentiellen, heiligen Verbindung leben. Sie
dürfen nichts Derartiges übernehmen, was die Geschlechtlichkeit direkt bestärkt. Nur um des
Dienstes willen dürfen sie die geschlechtlichen Einwirkungen erdulden. Der aufrichtige, feste,
prinzipielle Standpunkt bewahrt sie vor den Selbsttäuschungen. Dies ist eine allgemein gültige
Regel in allen Status des Lebens.
So sehr die überflüssigen geschlechtlichen Einwirkungen vermieden werden müssen, so sehr oder
sogar noch mehr müssen die übernatürlichen Quellen, die persönliche Verbindung mit Christus,

82
mit Gott gesucht werden.Nichts Anderes stärkt diese Verbindung mehr, als die häufige gut
empfangene heilige Kommunion und das innige Gebetsleben.

Zuschrift des Lektors

Es war der Wunsch des Verfassers, dass sein vorliegendes Werk von der Behörde des Lehramtes
gutgeheissen werde.Mit der im Auftrag des Oberhirten, Herrn Kardinal, durch Herrn Doktor
Mátyás Erdős, als Zensor erteilten Gutheissung ist diesem Wunsch entsprochen worden.Der
Verfasser erachtete auch eine fachliche Nachpröfung für nötig, deren Durchführung ich auf seine
Bitte als Lektor übernommen habe.Auf seinen Wunsch hin mache ich meine Bemerkungen im
Nachfolgendem bekannt.
Die "Idee" der Jungfräulichkeit hat in der Geschichte der Menschheit von Anfang an zu besagen,
dass die ganze Schöpfung, insbesondere aber der nach dem Bilde Gottes erschaffene Mensch in
allem dem Willen seines Schöpfers entsprechen soll.Der Verfasser betont deshalb die
Jungfräulichkeit als die "ursprüngliche Unverdorbenheit" / "Unschuld" / als die leibliche und
seelische Intaktheit des ganzen Menschen: ontologisch und in der echten Zielbewusstheit seiner
moralischen Bestrebungen.Die Jungfräulichkeit stellt also Willen Gottes dar und ist zugleich auch
ein ontologisccher, seiner Naturt tief eingeprägter Anspruch des Menschen.In Wirklichkeit
bedeutet sie deshalb die unschuldige, sakramentale Einheit des MEnschen mit seinem
Schöpfergott.
Diese ewige Aktualität der Jungfrälichkeitsidee wird am meisten von der verhängnisvollen
Verirrung unseres Zeitalters: von der Säkularisation bestätigt, die sich darum bemüht, das
menschliche Leben -- sowohl in individueller als auch gesellschaftlicher Beziehung -- mit
radikalen Mitteln von Gott abzutrennen.Der von Gott abgetrennte und infolge dessen
verstümmelte Mensch wird im blinden Rausch der Selbstvergötterung zum Raub seiner niederen
Leidenschaften und verwüstet sich selbst, wird "verderbt", verliert seine biologische und geistige
"Intaktheit", leidet ständigen Mangel an seinen reellen, menschlichen Werten. Des Bewusstseins
des Ursprungs und des Endziels verlustig gegangen wird er zu einem manipulierten, gnonymen
Herdenmenschen, einem unpersönlichen Lebewesen im Strudel des sinnlos dahinschwindenden
Lebens.
Die Idee der Jungfräulichkeit bedeutet aber Vollheit: das Leben des Menschen mitsamt seinem
Ursprung, seinem ewigen Ziel und dessen Besitz, mit Gott!Der Mensch kann also nur als
"Jungfräulicher" ein vollwertiger Mensch sein, d.h. nur dadurch, dass er die Einigung mit seinem
Schöpfergott anstrebt.
Weil durch die Sünde des ersten Menschen die ganze Schöpfung ihre Unverdorbenheit verloren
hat und darunter leidet, wartet die ganze Schöpfung sehnsüchtig darauf, dass Gott die Herrlichkeit
des ursprünglichen jungfräulichen Zustandes an "seinen Kindern sichtbar macht." (Röm. 8,21).
Die universelle Verwirklichung der Jungfräulichkeitsidee wird im Schaften des "neuen Himmels
und der neuen Erde" (Offb. 21,1), in der Restauration der erschaffenen Welt am Ende der Zeiten
sichtbar werden.
Der zweite Teil der Studie legt, vom Ideal der Jungfräulichkeit handeln dar, dass die Restauration
der Schöpfung vom "jungfräulichen" Gottmenschen, Jesus Christus vollzogen werden wird.
Deshalb ist er das ewige "Ideal" der Jungfräulichkeit, der in einer unendlich vollkommenen,
sakramentalen Einheit mit dem Schöpfer, dem himmlischen Vater lebt.

83
Christus vollzog die Restauration der sündhaften Welt eigentlich schon damals, als er im
Mutterleib der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist unsere menschliche Natur auf sich nahm.
Christus wollte aber, der Wille Christi war es aber, dass die Jungfräulichkeit als Ideal, in seiner
gottmenschlichen Person und in den ihm nachfolgenden Jungfräulichen ein die
Menschengeschichte gestaltender Faktor wird.Deshalb dringt er darauf, dass im Leben seiner
Nachfolger nicht nur der Körper, nicht nur die Täten, sondern auch das Innere, die Gesinnung
unverdorben, rein gehalten werden.Die Verwirklichung des Jungfräulichkeitsideals verlangt den
ganzen Menschen, der die Fülle des Lebens haben will, und die Sünde als Mangel an Leben
radikal ablehnt.
Die fortwährende Restauration der unter der Macht der Sünde leidenden Welt ist einzig und allein
das Verdienst des jungfräulichen Lebens! Der jungfräuliche Mensch ist der Träger jenes Lebens,
das des Menschen einzig würdig ist --wird in der Studie betont -- wie zynisch und gehässig sie
auch von der im Verfall begriffenen Gesellschaft unseres Zeitalters angegriffen werden mag. Die
Vertreter des hart umkämpften JUngfräulichkeitsideals -- mögen sie in völliger Keuschheit oder
in sakramentaler Ehe leben -- sind im Besitz von überweltlichen Kräfte! Keinerlei irdische Macht
vermag sie zu besiegen! Sie tragen ja den Namen dessen an der Stirn und kämpfen mit der Kraft
dessen, der von sich sagte:"Ich habe die Welt schon besiegt." (Joh. 16,33)

Die vorliegende Studie hat zweifellos auch manche Textstellen, die gleich beim ersten Lesen
nicht für jedermann zu begriefen sind und daher ein wiederholtes Nachdenken erheischen.Ich
möchte aber betonen, dass die theologische Schlussfolgerungen ziehenden.Erörterungen sich auf
die authentische Lehre, und die Glaubenswahrheiten der Kirche stützen.Sie fechten die
sakramentale Würde der Ehe, das nach den Gesetzen Gottes geführte, eheliche Geschlechtsleben
gar nicht an, ja sie schätzen diese sogar sehr hoch.Der Verfasser bestätigt in seiner Schrift mit
Nachdurck, dass die im Sakrament geschlossene Ehe die Eheleute zur Keuschheit erzieht!
Wir wünschen, dass diese Schrift denjenigen, die nach dem reinen Leben streben, die von Gott
geschenkte Freude an der Erreichung des Zieles zuteil werden lässt, und diejenigen, die sich dem
jungfräulichen Leben verschrieben haben, in ihren für das Ideal angenommenen, heroischen
Kämpfen bestärkt, mit der Fürbitte der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria.

Dr. Lajos Visnyei

84
Fussnoten

1. Sophokles, der griechische Dramatiker stellt in seinem Drama betitelt: " Der König Ödipus "
jene sehelische Erschütterung der, die die sexuelle Verletzung der Blutsbande verursacht.
Ödipus erschlägt unwissend seinen Vater und heiratet seine eigene Mutter. Als dies
herauskommt, flösst ihm die Blutschande Entsetzen ein und er gibt sich selbst eine grausame
Strafe.
2. Das Drama "Hamlet" von Shakespeare analysiert eine dem Fall von Ödipus ähnliche seelische
Tragödie. Das sakrilegische, unzüehtige Leben seiner Mutter ist es, das Hamlet in den
Wahnsinn treibt.
3. Röm 1,19;23-24: "Denn was Menschen über Gott wissen können, ist ihnen ( den Heiden )
bekannt. Gott selbst hat es ihnen bekanntgemacht." " Anstatt den ewigen Gott zu verehren,
beteten sie Bilder von sterblichen Menschen, Vögeln, vierfüssigen Tieren und Schlangen an.
Darum hat Gott sie ihren Leidenschaften preisgegeben, so dass sie ihre eigenen Körper
schänden."
4. Ex 3,13-14: "Mose sagte zu Gott: Wenn ich nun zu den Israeliten komme und zu ihnen sage:
Der Gott, eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt, und sie mich dann fragen: Welchen
Namen hat er? - Was soll ich ihnen sagen? Gott der Ich -bin-da antwortete: Ich bin, der ich
bin da, und er fügte hinzu: Sage zu den Israeliten: hat mich zu euch geschiekt."
5. Ps 51, 7: " Verfehlung und Schuld bestimmen mein Leben, seit meine Mutter mich in diese
Welt hineingeboren hat." Ijob 25,.4-5:" Wie will ein Mensch vor Gott bestehen können? Kein
sterblicher kann rein und schludlos sein! Sogar das Licht des Mondes ist nicht hell, und auch
die Sterne sind nicht rein für ihn. "
6. S.Th. I-II. qu.22 c.: " ... amne recipere est pati, etiamsi nihil abiicientur a re. "
7. Lev 15,31: " Schraft den Israeliten ein, dass sie diese Reinheitsvorschriften beachten. Denn
wenn sie in unreinem Zustand meiner Wohnung, die mitten in ihrem Lager ist, nahekommen,
müssen sie sterben. "
8. Ps 50, 13, 23: " Meinst du wirklich, dass ich Rindfleisch esse oder Blut von Böcken trinke? ...
Dank ist die Opfergabe, mit der man mich ehrt. "

85
9. Joh 17, 4-5 ( Im hohepriesterlichen Gebet Jesu): "Ich habe deine Herrlichkeit auf der Erde
sichtbar gemacht; denn ich habe die Aufgabe erfüllt, die du mir übertragen hast. Jetzt
verherrliche du mich, Vater ... "
10. Gen 3, 15 : ( Gottes Urteil über die Schlange): " Und ich bestimme, dess Feindschaft
herrschen soll zwischen dir und der Frau, zwischen deinen Nachkommen und ihren
Nachkommen. Sie werden auch den Kopf zertreten, und ihr werdet sie in die Ferse beissen."
11. Mk 8, 35-36 : " Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben
für mich und für die gute Nachricht verliert, wird es retten."
12. Mt 22, 30 : " Wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heireten, sondern sie
werden leben wie die Engel im Himmel."
13. Mt 25, 10 : Der Herr Jesus Christus ermahnt die die bräntliche Vorbereitung
vernachlässigenden Brautjungfern, die schon Mangel an Öl leiden. "So machten sie sich auf
den Weg, um Öl zu kaufen. Inzwischen kam der Bräntigam. Die fünf Klugen, die darauf
vorbereitet waren, gingen mit ihm zum Hochzeitsfest, und die Türen wurden hinter ihnen
geschlossen."
14. Lk 8, 19-21 : " Die Mutter und die Brüder Jesu wollten ihn sprechen ... Man richtete Jesus
aus: Deine Mutter und deine Brüder stehen vor dem Hans und wollen dich sehen. Jeans aber
wies sie ab: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die Gottes Botschaft hören und nach ihr
handeln.
15. D 2, 40, 93, 86, 148, 255, 422, 423, 708, usw.
16. Mt 3, 8-9 : Jesus ermahnte die Söhne Israels: " Ihr bildet euch ein, dass auch nichts
geschehen kann, weil Abraham euer Stammvater ist. Täuscht euch nicht: Gott kann aus diesen
Steinen hier Nachkommen Abrahams machen! "
17. LK 5, 8-9 : Nach dem wunderbaren Fischfang wurde sich Peter dessen bewusst, wer in
seinem Boot war. Ganz erschrocken fiel er vor Jesus auf die Knie und bat ihn: " Herr, geh fort
von mir! Ich bin ein sündiger Mensch ... Denn ihn und die anderen, die bei ihm im Boot
waren, hatte die Furcht gepackt."
18. Offb 4, 3-4 : " Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Wesen und
den 'Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen ausser den Hundertvierundviezsigtausend,
die losgekauft sind von der Erde. Das sind die, die sich mit Weibern nicht befleckten, denn sie
sind jungfräuliche Menschen. Das sind die, die dem Lamme folgen, wohin immer es geht."
19. ApG 4, 32: Es handelt sich um die Gläubigen in Jerusalem: " Die ganze Gemeinde war ein
Herz und eine Seele: Wenn einer Vermögen hatte, betrachtete er es nicht als persönliches,
sondern als gemeinsames Eigentum."
20. Die Irrlehren des christlichen Altertums lassen sich in drei grosse Gruppen einreihen:-
Die theologischen, trinitarischen Häresien wollen das Mysterium der Dreifaltigkeit rational
erklären. Sie leugnen entweder die Einzigkeit Gottes oder die Dreifaltigkeit der Personen- Die
christologischen Häresien halten sich über die Vereinbarkeit der einzigen göttlichen Person
und der zwei wahren Naturen auf ( Nestorianismus Monophysitismus, Apollinarismus ).- Die
mariologischen Häresien leugnen, dass die Jungfrau Maria die Mutter Gottes ist. /
Nestorianismus /.
21. L. Vanyó: " Seid Vollkommen" / St-Stephan-Verlagsges S. 30 : " Die Jungfräulichkeit
war nicht bloss eine von den anderen Tugenden, sondern es gebührte ihr eine bevorzugte
Stellung, und sie war doktrinär begründet."
22. Brief des hl. Ignatius an den hl. Polykarp V, 2 Altchr. Lit 3, S 192

86
23. Brief des hl. Klemens XXXV, 1-2 AL 3, S 126
24. II. Klemens-Brief IV 3: VI, 8 AL 3, S 149-150
25. Der Hirt des Hermas, gebote II, 1 AL 3, S 276
26. Barnabas-Brief IV, 11: VI AL 3, S 228
27. Justin 1. Apol. XV, 6 AL 8, S 74 u 75
28. Athenagoras AL 8, S 391
29. Hl. Cyprian: De habitu virginum EAsc 149.
30. ibid
31. ibid
32. Tertullian: De exhortatione castitatis EAsc 185.
33. Basilius von Ancyra: De virginitate EAsc 291.
35. L. Vanyó: Seid vollkommen, St-Stephan-Vlgges.
36. Basillius von Ancyra : De virginitate EAsc 291.
37. Gesammte Werke von Platon, Eolg 1984 S 996 u 997.
38. S. Th. I qu 91 c: " Propter hoc dicitur homo minor mundus, quia omnes creaturae mundi
quodammodo inveniuntur in es." S.Th. Fqu 96 2c : " Respondeo dicendum, quod in homine
quodammondo sunt omnia."
39. S Th I qu 89 1c : " Considerandum est, quod, cum nihil operetur misi inquantum est actu,
modus operandi uniuscuiusque rei sequitur modum essendi ipsum.
40. S. Th. I-II qu 17, 1 ad 2 : " Radix libertatis est voluntes, sicut subiectum; sed sicut causa, est
ratio. Ex hoc enim voluntes libere potest ad diversa ferri, quia ratio potest habere diversas
conceptiones boni. ( Der Verstand kennt das Gute im allgemeinen.)
41. Joh 5, 28-29 : " Denn es kommt dic Stunde, in der alle in den Gräbern seine Stimme hören
werden und heraus kommen werden die, die das Gute getan haben, zur Auferstehung zum
Leben, und die, die das Böse verübt haben, zur Auferstehung zum Gericht."
42. Die öffentliche Meinung über den Zustand der Menscheit ist ein hellig und wohl bekannt:
niemand ist damit zufrieden, sei es in seelischer oder körperlicher oder materieller Hinsicht.
Jesus Christus hat eine vernichtende Kritik am "Geschlecht" der Menschen geübt. Er nannte es
böse und ehebrecherisch. (Vgl. Mt 12,39.)
43. gen 3, 15 : " Und ich bestimme, dass Feindschaft herrschen soll zwischen dir und der Frau
zwischen deinen Nachkommen und ihren Nachkommen. Sie werden euch den Kopf zertreten,
und ihr werdet sie in die Ferse beissen."
44. St-Stephan-Vlgges. 1944, S 10 u 11.
45. Manes der Verkünder der Häresie des Manichäismus lehrte am Ende des dritten Jahrhunderts,
es gebe zwei ewige Wesen : der Gott des Lichtes und der der Finsternis. Die zwei Stünden
miteinander im Kampf. Adam sei das Geschöpf der Finsternis, aber durch die Seele habe er
auch Licht inne. Der Stoff, der Leib seien Geschköpfe der Finsternis, man müsse sie
loszuwerden trachten, sogar durch die verwüstende Wirkung der Urzucht.
46. Christus erteilte dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern die Macht, die gemeinschaft
Christi physisch, geistig und moralisch gegen die korrumpierende Kraft des Satans zu schützen
: "Du bist Petrus (Felsen), und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten
der Hölle werden si nicht übervältigen. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben."
47. Tertullien : Adv. Marcionem EAsc 64.
48. S. Th. qu. 116: Der hl. Thomas von Aquino erörtert die christliche Bedeutung des " Fatum"-
Begriffes. Es handelt sich keineswegs um die zwangsläufige Mitwirkung blinder Wirkkräfte,

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sonadern um die Wirksamkeit der geschaffenen, sekundären Ursachen, die ihrer Natur gemäss
an der unfehlbaren Verwirklichung des Zieles der Vorsehung teilnehmen. Auch die freie
menschliche Entscheidung beteiligt sich am Zusammenspiel der Ursachen.
49. Es beitet sich als eine interessante Parallele die philosophiegeschichtliche Tatsache, dass auf
die sich an die gegenständliche Welt richtende Frege der griechischen Philosophie die
Introversion der kartesianischen Philosophie gefolgt war, d.h. die Konzentration auf des
Subjekt genauso wie es in der Reflexion des ersten Menschen vorgegangen war. Dieser
Prozess wird von der christlichen Anschauung im allgemeinen als dekadent qualifiziert.
50. Im griechischen Text der Septuaginta / LXX/ wird der Traum mit dem Wort " Ekstase"
übersetzt, das Entrückung / Entzückung / bedeudet. Auf diesen Ausdruck gründet sich die
biblische Theorie, wonach Adam die Erschaffung Evas in Entzückung anschaue / Hoberg /.
Die Biblelerklärer nehmen diese Theorie im allgemeien nicht gern an. Der ursprünglische,
hebräische Ausdruck "tardema" besagt nämlich tiefen Schlaf. Der Schlaf schliesst den Traum
nicht aus, den auch die Heilige Schrift oftmals als Vision behandelt. Jakob weiss z.B nicht , ob
das, was er erlebt hat, Traum oder Wirklichkeit war.
51. Die Bedeutung des ursprünglichen, hebräischen Ausdrucks, des Wortes "Sela" kennen wir
nicht genau. In der griechischen Übersetzung der Septuaginta und in der lateinischen Vulgata
besagt das Wort "plerura" bezw. "costa" Rippe. Der Ausdruck des Römischen Katekismus
lautet : " Gott schuf Eva aus der Rippe Adams."
52. Die neutestamentliche Paralelle : Mt 7, 13-14 : " Geht durch die enge Tür! Denn das Tor, das
ins Verderben führt, ist breit und die Strasse dorthin bequem. Viele sind auf ihr unterwegs."
53. Vgl Is 40, 1-5 : " Sprecht den Leuten aus Jerusalem Mut zu sagt zu ihnen: Eure Schuld ist
abgebüsst! Der Herr hat auch die volle Strafe für euren Ungehorsam auferlegt. Nun ist alles
beglichen. Ihr seid wieder frei! ... Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste, baut eine
Stresse für unseren Gott ... Der Herr wird kommen in seiner ganzen Herrlichkeit." Das
Programm Israels trägt offenbar das Programm des genzen Menschengeschlechtes in sich.
54. Durch die Sünde Adams ist der Mensch in einen schlimmeren Zustand geraten. ( D 188, 195,
200/b, 1943, squ). Er ist sterblich geworden ( D 101, 109/a, 175, 793). Und in die
Knechtschaft des Satans geraten (D 711,788,793). Für ihn hat sich das Himmelreich
zugeschlossen und die Verdammnis geöffnet ( D 711, 734).
55. Es fragt sich, wie Christus das Sakrament der Ehe anordnete. Seine Aussage, dass sie in ihrer
ursprünglichen, unauflösbaren Form der Wille Gottes ist, deutet in ihr schon das Mittel des
Geheiligtwerdens an. Mit der Tatsache seiner Abstammung und seiner Anwesen heit bei einer
Hochzeitsfeir machte er die Gemeinschaft der Ehe zum Dienst und zum "Heim" seines Lebens.
Nur das Lehramt der Kirche ist es, das uns seiner Auslegung dieser Tatsachen im Sinne der
Anordnung des Sakramentes unfehlbar versichert.
56. In den alttestamentlichen Zeiten geht der Segen Gottes gewöhnlich auch mit dem
Versprechen einer Vielzahl der Nachkommen einer. Gott segnete die Ureltern und sprach zu
ihnen : " Vermehrt euch! Breitet euch über die Erde eus." ( gen 1, 28). Er sagte zu Abraham : "
... Deshalb will ich dich reich beschenken und deine Nachkommen so zahlreich werden lassen,
wie die Sterne am Himmel. " ( gen 22, 16)
57. Lk 14, 28 : Durch dieses Gleichnis macht Jesus den grössenwahn der Menschen anschaulich.
Sie verlangen nach der "Grösse", dem Heldenmut, aber die daraus erwachsenden
Anforderunden bedenken sie nicht: " Denn wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt
sich nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob er genug habe, um fertig zu bauen." Die

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grundlage zum Meisterwerk des menschlichen Lebens ist die Gnade Christi, seine Kosten
werden von der Selbstaufopferung getragen.
58. gen 3, 1-5.
59. D 194, 794, 800
60. Eph 1, 9-11 : " Denn er ( Gott) tat uns kund das Geheimmis seines Willens so wie es ihm
gefiel, so wie er es sich vorgenommen hatte in ihm, zur Verwirklichung der Fülle der Zeiten,
nämlich das All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen, das Himmlische und das
Irdische."
61. D/21/VII b.
62. D/21/VII c.
63. Aus der Analyse der Schöpfungsgeschichte haben wir ersehen, dass sich Adam bei Gott nicht
zum Dienst anmeldete, wie das - im Gegensatz zu ihm - die Männer gottes im Verlauf der
Heilsgeschichte taten. Er vollbrachte nicht das Opfer der Selbsthingabe direkt an Gott, was
die Bedingung für die Menschwrerdung des Wortes / Logos/ hätte sein können. Die primäre
Rolle Evas war es, Adam in der Erfüllung seiner Berufung behilflich zu sein, sein Opfer
auszulösen und auf Gott zu richten.
64. Kol 1, 18 : " Und er ( Christus) ist das Haupt seines Leibes, der Kirche. Er ist der Anfang, der
Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe. Denn Gott gefiel es, in ihm
die ganze Fülle wohnen zu lassen." Kol 2, 9: " Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der
Gottheit leibhafting, und ihr seid in ihm erfüllt."
65. Die Entwicklung in christlichem Sinne setzt die Vollkommenheit voraus, die sich in der
Entwicklung nur offenbart. Was sich entwickelt, ist nur das "Mittel" "Medium" des
Offenbarwerdens der Vollkommenheit. Somit ist die Menschheit jenes Medium, in dem die
Herrlichkeit der Fülle Christi sich offenbart. Dieser Begriff der Entwicklung steht in scharfem
Gegensatz zur pantheistischen Auffassung der Entwicklung, wonach die Welt den "Gott" aus
sich selbst entfalte, etwa produziere.
66. Mt 10, 34 : Die Mahnung Jesu: " Glaubet nicht, ich sei gekommen Frieden auf die Erde zu
bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert." Es ist eine
geschichtliche Erfahrung, dass wo der christliche Glaube rein und stark ist, dort auch der Satan
sich eifriger betätigt. Die antitheistischen Revolutionen brachen in den am meisten
katholischen Ländern aus. Die Heiligkeit ergrimmt / erbost / die bösen Geister.
67. Der "Schlüssel" drückt neben der Sicherheit auch das volle Vertrauen aus. Wem ich den
Schlüssel meines Hauses übergebe, dem vertraue ich mein Haus an. Zu dem habe ich
Vertrauen wie zu mir selbst.
68. Ausserhalb der Kirche gibt es kein Heil, keine Sündenvergebung / D 247, 423, 430, usw./ Die
Menschen guten Willens gehören überall und immer irgendwie zur Kirche.
69. II. Vat. LG V. 39 : " Wir glauben, dass die Kirche unversieglich heilig ist, deren Mysterium
das heilige Konzil voolegt."
70. II. Vat. LG 1.1 : " Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, d.h das Zeichen und
Mittel der innigen Einigung mit Gott und der Einheit der ganzen Menschheit."
71. Mt 28, 18-20 : " ... Darum gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern ... und siehe, ich bin
bei euch alle Tage bis aus Ende der Welt."
72. Inhaltsangabe aus dem Werk betitelt: " Die Jungfräulichkeit" von Benjamin Rajeczky, Ss 21-
35. St-Stephan-Vlgges 1944.

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73. 1 Kor 7, 8-9 : " Den Unverheirateten und den Witwen sage ich: sie tun gut, wenn sie bleiben
wie ich. Haben sie jedoch nicht die Kraft zur Enthaltsamkeit, so sollen sie heiraten. Es ist
nämlich besser zu heireten als ( vor Begierde) zu brennren."
74. Der Herr ermahnt die " Jungfräulichen", verbereitet zu sein, damit ihr "öl" nicht ausgeht, denn
sonst ergeht es ihnen wil den törichten Jungfrauen : " Während die zum Einkaufen fortgingen,
kam der Bräutigam. Da gingen, die bereit waren, mt ihm hirein zur Hochzeit, und die Tür
wurde geschlossen."
75. Hld 7, 7; Ps 44, 15-16.
76. Hl. Hieronymus: Brief an Eustochius über die Bewahrung der Jungfräulichkeit S 19.
77. Mt 19, 4-8 : Christus ermahnte die Söhne des auserwählten Volkes : " Moses hat um eures
harten Herzens willen euch gestallet, eure Frauen zu entlassen. Zu Anbeginn war es aber nicht
so."
78. B. Rajeczky: Über die Jungfräulichkeit S 195 : St-Stephan-Vlg.
79. Die Albigenser, Waldenser, Katharer usw. erneuerten im 13. Jahrhundert die alten gnostisch-
manichäischen Häresien. Die Verachtung der materiellen Welt, des menschlichen Leibes ist
charakteristisch für sie. Sie lehnten sowohl die weltliche Macht, wie auch die kirchliche
Autorität ab, verweigerten den Gehorsam. Sie hielten auch die Sekramente und die Ehe für
teuflische Dinge.
80. Mt 19, 10-12 : Die Jungfräulichkeit ist nicht dem ehelosen Leben / dem Zölibat / gleich
zusetzen. Christus uterschied zwischen den Beweggründen der Ehelosigkeit: " Denn es gibt
Verschnittene, die von Geburt an so gewarden sind es gibt auch Verschnittene, die von den
menscheu dazu gemacht wurden, und es gibt Verschnittene, die sich selbst um des
Himmelreiches willen dazu gemacht haben."
81. B. Rajecky: Über die Jungfräulichkeit, S 221.
82. Mihály Babits : Geschichte der europäischen Literatur; EV 1957, S 124.
83. gen 3, 4-5 : " Glaubt doch das nicht-sagte die Schlange zu der Frau -, auf keinen Fall werdet
ihr sterben. Aber Gott weiss: Sobald ihr davon esst, werden auch die Augen aufgehen, und ihr
werdet alles wissen, genau wie Gott ... "
84. Offb 17, 1-6 : Die Vision des hl. Johannes über die " grosse Hure" : " Einer der sieben Engel,
die die seiben Schalen trugen, kam zu mir und sagte: Tritt her! Ich werde dir zeigen, wie die
grosse Hure bestraft wird, die Stadt, die an vielen Wasserarmen erbaut ist. Die Könige der
Erde haben sich mit ihr eingelassen. Alle Menschen sind betrunken worden, weil sie sich am
Wein ihrer Unzucht berauscht haben."
85. 1 Kor 7, 1-17 : Der hl. Paulus unterrichtet die gläubigen über die Ehe: " Nun aber zu dem,
was ihr geschrieben habt! Ihr sagt : Das beste ist es, wenn ein Mann überhaupt keine Frau
berührt. Ich dagegen sage : Damit ihr nicht der Unzucht verfallt, sollte jeder Mann seine
Ehefrau haben und jede Frau ihren Ehemann ... dammit der Satan auch nicht infolge eurer
Unenthaltsemkeit versuche."
86. Gen 3, 21 : " Gott machte für sie beide Kleider aus Fellen."
87. Papst Pius IX. Bulle "Ineffabilis Deus" DI 641
88. Papst Pius XII. Bulle "Munificentissimus"
89. Auch der Engel der Weihnacht spricht nur zu den Menschen guten Willens /Vgl Lk 2, 14./
90. Joh 8, 47 : " Wer von Gott kommt, der hört, was Gott sagt. Aber ihr kommt nicht von Gott,
darum hört ihr es nicht! - sagte Jesus zu den Juden. Joh 15, 19: Jesus sagte zu seinen Jüngern:
" Die Welt würd auch als ihre Kindeeer lieben, wenn ihr zu ihr gehörtet... "

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91. Offb 22, 11 : Die Mahnung des Engels der Offenbarung : " ... Wer aber recht handelt, soll
auch weiterhin recht handeln. Und wer heilig ist, soll sich noch mehr um Heiligkeit bemühen."
92. Gal 5, 16-17 : Mahnung des hl. Paulus an die Galater: " Wandelt im Geiste, dann werdet ihr
das Begehren des Fleisches nicht befriedigen. Denn das Fleisch begehrt wider den Geist und
der Geist wider das Fleisch."
93. Lk 2, 33-35 : " Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter : Siehe, dieser ist gestzt
zum Falle und zum Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird;
aber auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen, auf dass die Gedanken aus vielen
Herzen offenbar werden."
94. M. Babits: " Geschichte der europäischen Literatur; S 124; EV 1957
95. Gen 3, 7 : " Da gingen den beiden die Augen auf, und es wurde ihnen bewusst, dass sie nackt
waren. Deshalb flocht sich jeder aus Feigenblättern einen Lendenschurz."
96. S Th II-II qu 145, 4c : " Honestum idem est, quod spirituelis decor et pulchritudo."
97. H.v. Glasenapp: Die fünf Weltreligionen. GK 1975, S 83
98. Sándor Horváth O.P.: Heiligkeit und Sünde im Lichte der thomistichen Theologie, Freiburg /
Schweiz, 1943
99. Mk 1, 2-3 : " Wie beim Propheten Jesaja geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten
vor dir her, er wird den Weg vor dir bereiten. Stimme eines Rufenden in der Wüste : Bereitct
den Weg des Herrn, macht seine Strasse eben."
100. Mt 11, 2-3 : " Als aber Johannes im gefängnis vom Wirken des Messias hörte, liess er durch
seine Jünger fragen : Bist du der Kommende, oder sollen wir einen anderen erwarten?
101. Joh 8, 54-55 : " Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehrte, wäre meine Ehre nichts. Mein
Vater ist es, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott. Und doch habt ihr ihn nicht
erkannt. Ich aber kenne ihn ..."
102. Jes 7, 14 : " Deshalb wird der Herr auch von sich aus ein Zeichen geben: Die junge Frau
wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuel ( Gott steht
bei uns) nennen."
103. LK 11,29: "Als aber die Volksscharen um ihm (Jesus) herum Zusammenströmten, begann er
zu sprechen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht..."
104. Kol 1,14-19: 'Zu ihm (Christo) besitzen wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist
das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ward
alles erschaffen, im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Insichtbare, seien es Throne
oder Hoheiten oder Herrschaften oder Gewalten: alles ist erschaffen durch ihn und auf ihn hin.
Und er ist vor allem, und alles hat in ihm Bestand. Und er ist das Heupt seines Leibes, dedr
Kirche. Er ist der Anfgang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang
habe. Denn Gott gefiel es, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen."
105. LK 11,27-28:" Es geschah aber, als er (Jesus) so sprach, da erhob eine Frau aus dem Volk
die Stimme und sagte zu ihm: Seelig der Leib, der dich getragen, und die Brüste, an denen du
gesagen hast. Er aber sprach: Vielmehr selig, die das Wort Gottes hören und befolgen!"
106. Kol 2,9: "Denn in ihm Christo wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid in
ihm erfüllt."
107. Die volle Wirklichkeit macht sich in verschiedenen Seinstufen offenbar. Auch die Einheit
mit Christus verwirklicht sich in diesen Seinstufen. Die erste Stufe der Einheit ist die geistige
Einheit, die sich in der Erkenntnis zustande kommt. Es folgt darauf die moralische Einheit, die
sich in den Taten, in der Nachfolge Christi realisiert. Und zum Schluss folgt die

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Gnadenbedingte oder sakramentale Einheit, die durch die heilig machende Gnade, d. h. durch
die Sakramente verwirklicht wird.
108. II. Vat. LG I.I.: "Und die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, d.h. das Zeichen
und das Mittel der innigen Einigung mit Gott und der Einheit der ganzen Menschheit."
109. Mt 10,40: Jesus sagt zu seinen Jüngern: "Wer auch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer
mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat."
110. II. Vat. LG 39: "Wir glauben, dass die Kirche unversieglich heilig ist... Christus ist nämlich
der Sohn Gottes, den wir mit dem Vater und dem Heiligen Geist als allein Heiligen feiern. Er
liebt die Kirche als seine Verlobte... Deshalb erhält jedermann in der Kirche eine Berufung zur
Heiligkeit, den Worten des Apostels zufolge: Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung" /l
Thess 4,3/.
111. Mt 5, 14-16: "Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht
verborgen bleiben. Auch zündet man nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel,
sondern auf den Leuchter, dann leuchtet es allen, die im Hause sind. So soll euer Licht
leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel
preisen."
112. LK 10,16: Jesus sagte: "Wer auch hört, der hört mich, und wer auch verachtet, verachtet
mich, wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat."
113. Röm 9,15-16: "Spricht er /der Herr/ doch zu Mose: Ich werde mich erbarmen, wessen ich
mich erbarmen will, und ich werde Mitleid haben, mit wem ich Mitleid haben will. So kommt
es also nicht auf den Wollenden oder Laufenden an, sondern auf den sich erbarmenden Gott."
114. LK 18,22: "Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was
du hast, und teile es aus an die Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, dann
komm und folge mir mach!"
115. Gal 2.1-2: Die Aussage des hl. Paulus: "Vierzehn Tage dannach reiste ich wieder mit
Barnabas nach Jerusalem hinauf, auch Titus nahm ich mit. Und zwar reiste ich auf Grund einer
Offenbarung. Und ich legte ihnen das Evangelium vor, das ich unter den Heiden verkünde,
namentlich aber den massgebenden Männern, damit ich micht etwa ins Leere hineinlaufe oder
schon gelaufen sei."
116. L. Vanyó: Seid vollkommen. S 30 St-Stephen-Vlg 1992
117. Kaiser Konstantin der Grosse erliess im Jahre 313 Nc. den Toleranzedikt, in dem er dem
Christentum die Freiheit gewährte. Er stellte die Verfolgung ein und traf für die Christen
günstige Anordnungen.
118. Der römischen Sage zufolge gebar die Priesterin Silvia Vesta dem Gott Mars Zwillinge:
Romulus und Remus. Gegen ihren Vater, Numitor war sein eigener Bruder Amulius, der
König von Alba Longe feindlich gesinnt. Er wollte die Kinder Silvias töten. Ihre Diener legten
aber die Zwillinge in einen Weidentrog, liessen ihm auf den Fluss Tiberis hinab. Der Fluss
trieb die Kinder in einem Wald ans Land, wo eine Wölfin und ein Specht sie nährte, solange
die Hirten von Amulis sie nicht auffanden. Sie nahmen die Kinder heim und zogen sie heran.
Die Römer verehrten in ihnen die Begründer von Rom.
119. Vita Pochomii... a Dion. Exigno PL 73.242.
120. Der hl. Basilius der Grosse, Erzbischof von Cäsarea, Vater der östlichen Mönche, Verfasser
der Regeln des Basilianerordens. +379.
121. David Söveges OSB: Die Ordensregeln des hl. Benedikt, Pannonhalme 1948.

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122. Gen 1,28: "Vermehrt euch! Breitet euch über die Erde aus und nehmt sie in Besitz..." Gen
2,16-17. "Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht von dem Baum, dessen
Früchte Wissen geben. Sonst musst du sterben.
123. Don Pedro Calderon de la Barca, geb. 1600 in Madrid. Hofdramatiker, Nachfolger von
Lope. Sein erwähntes Werk: El gran teatre del Mundo.
124.1 Joh 4,7: ".... jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt und kennt Gott." 1 Joh 4,20. " Wenn einer
behauptet: ich liebe Gott, und seinen Bruder hasst, dann ist er ein Lügner."
125. Bernardone Fracesco, geb. 1182 in Assisi. Gründer des Franziskonerordens. _Er gehört zu
den Heiligen von grösstem Einfluss in der Kirchengeschichte.
126. Der hl. Franziskus: Fioretti, S 459; St-Stephan-Vlg, 1980.
127. ibid. S 460
128. Kath. Lex., Pallas Ag. 1931. Franziskenerorden
129. 1 Kor 7,29-31: Mahnung des hl. Paulus: "Die zeit ist knapp bemessen. Künftighin sollen
deshalb auch die, welche Frauen haben, so leben, als hätten sie keine... die sich der Welt
bedienen so, als nutzten sie sie nicht aus..."
130. D. Söveges: Die Ordensregeln des hl. Benedikt, Pannonhalma, 1948, S 143. "Wenn ein
Mitglied des Priesterordens die Aufnahme ins Monasterium beantragt, soll seine Bitte nicht
schneller gewährt werden als bei anderen Bewerbern. Falls er auf seinen Wunsch dennoch
beharrt, soll er wissen, dass auch er selbst dazu verpflichtet ist, die ganze Disziplin der Regeln
zu wahren..."
131. D 52 b: 52 c: Conc. Illiberitanum /300/306.
132. Der hl. Norbert, Bekenner, geb. um 1080, in anten, aus prinzlicher Familie. Stifter des
Ordens der Prämonstratenser.
133. Der hl. Deminikus, geb. 1170, in Calarnega, in Spanien. Stifter des Predigerordens /Ordo
Fratrum Praediectorum O.P./
134. Die Mönchsorden und - gescllschaften sind jene kirchlich genehmigten bewilligten
Körpreschaften, die das Ideal des Mönshstums mach besondern grundregeln, im Interesse ihrer
eigenartigen Zielsetzungen zu verwirklichen trachten. Diesen Zielen und Regeln entsprechend
gibt es: 1, echte Orden /ordines/ und einfache Kongregetionen. Die bekanntesten.
Mönchsorden sind die folgenden: die lyonische Kongregation der Afrikanischen Missionen,
Augustinische Kanoniker und Eremiten, Assumptionisten, Barnabiten, Basilianer,
Benediktiner, Zisterzienser, Dominikaner, Eudisten, Missionäre, Afrikas, Franziskaner,
Barmherzige Brüder, Gesellschaft der Verbiten, Jesuiten, Kamaldulenser, Kapuziner,
Karmeliter, Piaristen, Christliche Schulbrüder, La-Salette-Missionäre, Lazaristen, Masianisten,
(Maristen?) Mechitaristen. Mercedarier, Minimiter, Minoriten, Oratorianer, Pauliner, Pariser
Aussenmissionen Passionisten, Prämonstratenser, Redemptoristen, Rosminianer, Salesianer,
die Väter vom Heiligen . Väter des Zions Geiste, die nach dem Heiligen Geiste benannten
Barmherzigen Brüder, die nach dem Heiligen Grab benannten Augustiner die Oblaten der
unbefleckten Empfängnis, die Trinitarier. Den meisten Orden schlissen sich verschiedene
Kongregationen an, die man kaum aufzählen könnte.
135. Die wichtigsten Nonnenorden:. Die Englischen Fräulein. die Benediktinerinnen, die
Prämonstratenserinnen, die Zisterzienserinnen, die Dominikanerinnen, die Weissen Nonnen
(Schwestern) die Barmherzigen Schwestern, die Kartäuserinnen, die Karmeliterinnen, die
Schwestern das hlein Kreuzes, die Klarissinnen, der Altarverein die nach der seligen Jungfrau
Maria benannten Kanonissinen des Augustinerordens, die Ursulinerinnen, die Dienerinnen das

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Heiligen Geistes, die Nonnen des Heiligen Herzens, die Servitinnen, die Visitationsnonnen.
Wir könnten noch die sich ihnen auschliessenden Kongregationen aufzählen. Wir sind nicht in
der Lage, die neuerdings gegündeten Kongregationen zu übersehen. Auch die allerjüngsten
Zeiten sind äusserst fruchtbar im Entstehen verschiedener, spiritueller Basen, von denen aber
sehr viele dem Ordensideal nicht entsprechen.
136. Der hl. Ignatius von Loyola (1491-1556) Er war ein spanischer Adliger und Offizier. Bei der
Belagerung von Pampelona wurde er verwundet. Auf seinem Krankenlager las er die Heilige
Schrift. Unter ihrem Einfluss bekehrte er. Er wollte "der Soldat" Christi werden, und gründete
den "kämpferischen" Orden der Gesellschaft Jesu.
137. F. Szabó: Der hl. Ignatius von Loyola, Rom, 1980, S 52.
138. D 143, 251, 253, 333, 711, 790, 831, 2194, usw.
139. LG I: "Der ewige Vater ... hat beschlossen, die Menschen zu erheben, an seinem göttlichen
Leben teilhaben zu lassen ... und er hat die Auserwählten von vornherein dazu bestimmt, das
Ebenbild seines Sohnes anzunehmen... damit sie durch Christus, in dem Heiligen Geist einen
frein Weg zum Vater haben (1-4).
140. LG I: "Und die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, d.h. des Zeichen und das
Mittel der innigen Eingung mit Gott und der Einheit der ganzen Menschheit."
141. Ibid, "Jedes Gleid soll sich ihm (dem Haupt, dem Christus) angleichen, bis sich Christus in
ihm ausgestaltet hat." /7/.
142. Ibid. 48.
143. LG 39: "Christus ist nämlich der Sohn Gottes, den wir als den mit dem Vater und dem
Heiligen Geiste einzig Heiligen feiern. Er liebt die Kirche als seine Braut. Er hat für sie sein
Leben geopfert, um sie zu heiligen... Deshalb erhält jedermann in der Kirche Berufung zur
Lebensheiligkeit."
144. Ibid. 42: "Der edelste evangelische Rat, zu dessen Befolgung der Vater manche befähigt,
damit sie in Jungfräulichkeit oder Zölibat sich leichter und ungeteilten Herzens nur Gott
weihen können... " Es gibt viele Männer und Frauen, die die Selbstentleerung des Heilands
strenger befolgen und deutlicher machen indem sie mit der Freiheit der Kinder Gottes die
Armut auf sich nehmen, auf ihren eigenen Willen verzichten und sich, Gott zuliebe, einem
anderen Menschen unterwerfen, um sich dem gehorsamen Christus ähnlicher zu machen."
145. Ibid. 46.: Die Befolgung der evangelischen Räte trägt zur Läuterung des Herzens und zur
Befreiunug der Seele bei und passt den christlichen Menschen mehr an den jungfräulichen und
armen Lebeswandel, den unser Herr Jesus Christus gewählt hatte.
146. Ibid. 4: 43: "Alle diejenigen, die der Geist Gottes bedrängt, pflegen dieselbe
Lebensheiligkeit in den verschiedenen Lebensformen und Berufen."
147. II. Vat. PC. 12: "Die Ordensmänner und frauen nehmen die Keuschheit für das
Himmelreich /MT 19,22/ auf sich, die als eine ausgezeichnete Gnadengabe betrachtet werden
soll. Sie macht nämlich das Herz in äussersten Masse frei (vgl. 1 Kor. 7,32-35), damit es
immer mehr und mehr brennt vor Liebe." Die völlige Enthaltsamkeit berührt unmittelbar jene
Bestrebungen, die aus der Tiefe der menschlichen Natur entspringen."
148. II. Vat. PC 12: Die mänchische Keuschkeit "ist ein eigenartiges Erinnerungszeichen der
himmlichen Güter und das beste Mittel dazu, dass die Mönche sich mit der grössten
Bereitwilligkeit dem Dienste Gottes weihen."
149. 1 Joh 5,2: " Daran erkennen wir, dass mir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben
und seine Gebote ausführen."

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150. Joh 15,13: "Eine grössere Liebe hat niemand als die, dess er sein Leben für seine Freunde
hingibt."
151. II. Vat. PC 12. "Die Annahme des Gott geweihten Zölibats dient auch zur Entfaltung unserer
ganzen Persönlichkeit."
152. Röm 1,21-23: Der hl. Paulus sagt über die Heiden: "Obwohl sie Gott kennten, gaben sie ihm
nicht die Ehre, die ihm zusteht, und dankten ihm nicht. So kam es, dass ihre Gedanken in die
Irre gingen, und in ihren unverständigen Herzen wurde es finster. Sie bildeten sich etwas auf
ihre Klugheit ein, aber in Wirklichkeit wurden sie zu Narren. Anstett den ewigen Gott zu
verehren, beteten sie Bilder von sterblichen Menschen, Vögeln, Vierfüsslern und Schlangen
an."
153. II. Vat. GS 63: Das Konzil erklärt über die gegenwärtige Weltwirtschaft: "Kennzeichnend ist
das immer frequentiertere und bedeutendere Fühlungnehmen zwischen Individuen, Gruppen
und Völkern, ja sogar ihre gegenseitige Abhängigkeit..."
154. Ibid. "Auch im nationalökonomischen Leben soll man die Würde der Person, die
unverletzbare Berufung des Menschen und die Interessen der ganzen Gesellschaft achten und
zur Geltung kommen lassen."
155. Ibid. 73. Es ist ferner unentbehrlich unumgänglich, jene grundlegenden Wehrheiten zum
Gegenstend immer stärkerer Überzeugung zu machen, die die Natur des Staates. Das Ziel der
öffentlichen Gewalt, deren richtige Ausübung und ihre Grenzen ausdrücken."
156. D. 464,780,985,998 usw.
Abkürzungen
Mt = Matthäus Evangelist
MK = Markus Evangelist
LK = Lukas Evangelist
Joh = Johannes Evangelist
Röm = Brief an die Römmer
Gal = Brief an die Galater
Kol = Brief an die Kolosser
Kor = Brief an die Korinther
Eph = Brief an die Epheser
Offb = Offenbarung an Johannes
Apg = Geschichte der Apostel
Hld = Hoheslied
Ex = 2 Mose Exodus
Lev = 3 Mose/Levitikus
Ps = Psalmen
Gen = l Mose /Genesis
Jes = Jesaja
AL = Altchristliche Literatur, Serie /Vanyó/
D = H. Denzinger et I. B. Umberg: Enchiridion Symbolorum Frib. Brisg. 1947 Herder
EAsc = Enchiridion Asceticum. Roué de Journal et J. Dutiellenl Frib. Brisg. 1942, Herder
EV = Europa - Nerlag
I-II. Vat. = Vatikanische Konzile I-II.
S Th = Summa Theologica /Thomas von Aquino/
GS = Gandium et spes, Dekret /II. Vat./

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LG = Lumen Gentium, Dekret /II. Vat./
PC = Perfectae caritatis, Dekret /II. Vat./
Kath. lex = Katholisches Lexion, Budapest, 1931.

INHALT
VORWORT
ZUSCHRIFT DES LEKTORS
I. DIE IDEE DER JUNGFRÄULICHKEIT
1. Das Geheimnis des Schamgefühls
2. Der göttliche Anstand
3. Unberührtheit
4. Auserwähltheit
5. "Inbeschlagnahme"
6. Vollkommenheit
7. Ursprünglichkeit Das christliche Altertum,Christliche Jungfräulichkeit und der typische
Mensch der Welt Christliche Jungfräulichkeit und der griechische Geist Jungfräulichkeit und
das theologische Menschenbild Die Sendung JesuJungfräulichkeit und philosophisches
Menschenbild
8. Die Vollheit Christi
9. Treue der Verlobten

II. DAS IDEAL DER JUNGFRÄULICHKEIT


1. Menschlicher Anstand
2. Die begünstigten der "Götter"
3. Der Gegner der "Schlange"
4. Der Nachfolger Christi
5. Der Heilige der Kirche
6. Mönche und Nonnen Das Benediktinerideal Das Franziskanerideal
7. Das priesterliche Ideal
8. Universelles Menschenideal
9. Der Mensch der Zukunft
10. Der Mensch der Ewigkeit
ANHANG
Abkürzungen

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