Flöhe, Läuse, Bettwanzen –
Umgang mit ungebetenen Gästen
Ektoparasiten, wie Flöhe und Läuse sind auf dem Vormarsch und das nicht nur in ärmeren Regionen,
sondern auch in unseren Industrienationen. Weltweit wird ein zunehmender Kopflausbefall verzeich-
net, aber auch Bettwanzen sind im Zuge der Globalisierung ein Thema unserer Kunden in der Apo-
theke. Flohstiche, nicht zuletzt auch von befallenen Haustieren übertragen, bedürfen ebenfalls der
konsequenten Vorbeugungs- und Behandlungsberatung.
Kopfläuse – Pediculus Humanus Capitis
Vorkommen
• Weltweit,
• Wirtsspezifisch
• Auf Menschen spezialisiert
• Kein Befall von Haustieren.
• Ektoparasit
• Ca. 3mm groß
• Blutsaugend
• Keine Krankheitsübertragung in unse-
ren Breiten.
Lebenszyklus
Verläuft vom Ei über die Larve (Nymphe) bis
zur adulten Laus. Täglich legt eine Kopflaus bis
zu 10 Eier, diese werden mit einem wasserun-
löslichen Klebstoff an den Haaren in Nähe der
Kopfhaut befestigt. Larven (Nymphen) schlüp-
fen nach 7 - 10 Tagen, durchlaufen zwei Häu-
tungsstadien, bevor sie nach 7 - 10 Tagen ge-
schlechtsreif sind. Die adulte Laus beginnt
zwei Tage nach der Befruchtung mit dem Eier-
legen (100-300 Eier insgesamt). Ihre Lebens-
dauer beträgt 3 - 4 Wochen. Die männl. Laus
lebt 2 - 3 Wochen. Die Entwicklung vom Ei bis
zur fortpflanzungsfähigen Laus dauert minimal
14-, max. 21 Tage. Dieser Zeitraum bei der
Behandlung zu beachten. Kopfläuse haben
auffallend kräftige Klammer-beine und ste-
chend, saugende Mundwerkzeuge, mit denen
sie alle 2 - 3 Stunden Blut saugen. Ohne diese
Mahlzeit dehydrieren sie schon nach wenigen
Stunden. Das Speichelsekret, welches beim
Blutsaugen abgegeben wird, erzeugt Juckreiz,
als Immunantwort des Wirtskörpers. Ebenso
können die Fäkalausscheidungen der Läuse
diesen Juckreiz auslösen.
Meldepflicht: ja oder nein?
Keine Meldepflicht, jedoch eine Verpflichtung
zur Information gegenüber der besuchten Ge-
meinschaftseinrichtung (meldet an zuständi-
ges Gesundheitsamt) besteht.
Übertragung
• Haar-zu-Haar-Kontakt
• Von Menschen zu Menschen
• Sehr unwahrscheinlich über Bürsten,
Kopfbedeckungen, Kopfpolster in Bus
oder Bahn etc.
Kopfläuse sind spezialisiert auf Fortbewegung.
Sie fädeln sich mit ihren Klauen ins Haar ein
und bewegen sich daran entlang. Ein Auswa-
schen der Läuse ist so gut wie unmöglich. Nur
erwachsene Kopfläuse wandern, Nymphen
verbleiben in ihrer Kinderstube.
Diagnose
• Krabbelnde Kopfläuse z. B. beim An-
heben der Nackenhaare (Läuse sind
lichtscheu)
• Gelblich-braune Eier oder weißlich-
perlmutt - farbene Eihüllen
• Graubraune Kotschnüre
• Juckreiz, sichtbare entzündete Stich-
stellen, Ekzeme / Krusten
• Bakterielle Infektion
Diagnosemethoden
• Direkte Diagnose: Auskämmen mit
Pflegespülung, Strähne für Strähne,
auf Küchenpapier abstreifen
• Indirekte Diagnose: Suche nach Eiern
(Nissen), häufig im Bereich Schläfen,
hinter den Ohren und im Nacken
• Juckreiz, Hautrötung
• Unruhiger Schlaf (weiteres Indiz)
• Direkte Diagnose vor prophylaktischer
Mitbehandlung von Kontaktpersonen
Behandlung
• Bug Busting Methode: mechanische
Entfernung mit Läusekamm
• 4x in 2 Wochen Kämmschema lt. RKI:
1.,5.,9.,13. und 17.Tag
• Kontrolle; optimal: Kombi mit Pedi-
kulozid
Vorgehensweise
• 1. Tag: Pedikulozid, nass auskämmen
• 5. Tag: Nass auskämmen
• 8.& 9. oder 10. Tag: Pedikulozid
• 13. Tag: Nass auskämmen – Kontrolle
• 17. Tag: nass auskämmen
Pedikulozide
• Wirken neurotoxisch
• Pyrethrum
• Permethrin
• Wiederholungsbehandlung nach 8 - 10
Tagen, außer Permethrin
Cave! Evtl. Resistenzen und toxikologisch be-
denklich!
• Physikalisch wirksame Erstickungs-
mittel: Dimeticon
• Pflanzliche Pedikulozide: Kokosöl und
Neemöl
Fehler bei der Therapie
• Einwirkzeit zu kurz
• Haar zu nass
• Zu sparsame Anwendung
• Ungleichmäßige Verteilung
• Wiederholungsbehandlung vergessen
Hygienemaßnahmen
• Haarbürste und Kämme reinigen
Menschenfloh – Pulex irritans
• Parasit
• Krankheitsüberträger
• Zwischenwirt für Bandwürmer
• 2,5 - 3,5mm groß - ohne Flügel
• Kräftige Hinterbeine, dadurch weite
Sprünge möglich
• 70% Luftfeuchtigkeit und 28-29°C
ideal
• Trockenheit und Hygiene, häufig in
modernen Häusern - geringe Popula-
tion
Lebenszyklus:
• Ei-Larve-Puppe–adulter Floh
• Saugt Blut in feuchtwarmen Regionen
des menschlichen Körpers
• Begattung ca. 8-24 Std. nach Blut-
mahlzeit
• Nach 1 Tag: Eiablage (bis zu 50 St.)
• Larve schlüpft 2 - 14 Tage später &
versteckt sich in Teppichen, Fußbo-
denritzen, etc.
• Wird vom adulten Floh genährt
• Spinnt sich in Kokon ein & bleibt dort
bis zu 1 Jahr, dann explosionsartiges
Schlüpfen
• Stiche in linienförmiger Anreihung
• Gerötete Pappeln
• Juckreiz, Gefahr einer Sekundärinfek-
tion
Hinweis: Blutflecken in Unterwäsche und Bett
Behandlung und Prophylaxe
• Staubsaugen und Ausklopfen
• Haustiere regelmäßig entflohen
• Schlafstellen säubern und reinigen
• Schutz: Repellents
• Abwehr: Insektizide z. B. Einsatz eines
Foggers
Bettwanzen
Ausbreitung in Europa durch Globalisierung
Lebenszyklus
• 5-9 mm groß
• Lebensdauer ca. 6 Mon. – ca. 300 Eier
• Ernähren sich von Pflanzensäften &
Blut
• Stechen nachts und saugen Blut
• Löst Juckreiz und Quaddeln aus
• Stiche in einer Reihe
• Süßlicher Geruch wird ausgeströmt
Bei Befall
• Professioneller Kammerjäger
• Arbeitet mit Hitze oder mit Insektizi-
den
• Mindest. 3 x alle 2 Wochen
Vorbeugung
Im Urlaub: Zimmer kontrollieren
Zuhause: Reisegepäck untersuchen
Textilien bei 60°C waschen oder bei -18°C in
Gefrierschrank
Bei Second Hand:
• Auf Kotflecken achten
• Luftdicht verpacken und entsorgen
Behandlung
• Antihistaminika; Hydrocortison; Ar-
nika, Brennnessel, Polidocanol, Men-
thol, Thymol
Sekundärinfektion: Antiseptikum – evtl. Arzt!
Fazit
Kopflausbefall wird seit Jahrzehnten gut in den
Apotheken beraten, aber immer noch fühlen
sich die Betroffenen stigmatisiert. Schuld,
Scham sollten durch Aufklärung der Vergan-
genheit angehören. Flöhe und Bettwanzen
sind durch konsequente Vorbeugung in Schach
zu halten oder ganz vermeidbar.