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Soziales Forschungsinstitut

Ministerratskonferenz Stockholm, den 27. - 28.April 1995 (revidiert Juni 1995)

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Eine Untersuchung von Vätern mit 3 - 5-jährigen Kindern

von Mogens Nygaard Christoffersen

1. Hintergrund und Zielsetzung

Gewöhnlich sieht man die alleinstehenden Mütter als alleinstehenden Elternteil. Das resul-
tierte aus einer umfassenden Forschung über alleinlebende Mütter. Fürs erste ging es um
die Feminisierung von Armut, da englische und amerikanische Untersuchungen gezeigt ha-
ben, daß ein Großteil der alleinstehenden Mütter sich unter der Armutsgrenze" befinden (vgl.
Polakow, 1993; Goldberg und Kremen, 1990; Glendinning und Millar, 1987 und 1992). Zum
anderen hat die Forschung Scheidungen, insbesondere von abwesenden Vätern, behandelt:
(vgl.: Dennis und Erdos,1993; Lamb und Sagi, 1983). Zum dritten steht das Dilemma der al-
leinstehenden Mütter zwischen Familie und dem Arbeitsplatz im Brennpunkt.(vgl.: Thaulow
und Gamst, 1987) Parallel hierzu existierte ein gewisses forschungsmäßiges Interesse, um
in den Situationen die Verhältnisse zu beschreiben, bei denen Kinder bei den Vätern wohnen
(vgl.: George und Wilding, 1972; Greif, 1985). Gleichzeitig von einem erhöhten internationa-
len Forschungsinteresse waren auf diesem Gebiet in den 1970er und 1980er Jahren eine re-
lativ hohe Anzahl von Scheidungen in den USA, bei denen der Vater die Erziehungsrechte
bekam. (vgl.: Faccino und Aron, 1990). Bisher hat man in Dänemark eine solche Entwicklung
nicht aufspüren können. Ganz gewiß bedeutet die erhöhte Häufigkeit von Scheidungen, daß
mehr und mehr Kinder bei einem Elternteil aufwachsen werden und darum mehrere beimVa-
ter. Man kann somit erkennen, daß der bei einem Elternteil wohnende Anteil sämtlicher 0 -
bis 17-jähriger Kinder, in der Zeit von 1974 bis 1994 stetig von 9 auf 16 %, von 14.000 auf
18.000 Kinder gestiegen ist. Aber der Anteil der Kinder, die nur beim Vater wohnen, vergli-
chen mit dem Anteil, der allein bei der Mutter wohnt, blieb stabil in den vergangenen zwei
Jahrzehnten . (Tabelle 1). Darum kann man feststellen, obwohl in den letzten 20 Jahren, teils
eine steigende Häufigkeit der Scheidungen, teils eine markante steigende Erwerbsmäßigkeit
von Müttern kleiner Kinder zu erkennen war, so sind die ausländischen Erfahrungen, daß
eine große Anzahl von Kindern bei alleinstehenden Vätern wohnen, nicht unmittelbar auf dä-
nische Verhältnisse zu übertragen ist. Die Erklärung liegt zum Teil darin, daß viele junge Fa-
milien ohne Trauschein leben. Diese Familien trennen sich relativ häufig. Mütter haben in
diesen Fällen automatisch die Alleinerziehung. Auf dieser Grundlage möchte man den Hin-
tergrund ins Licht setzen, welche Verhältnisse für die Wahl maßgeblich waren, wo die Kinder
nach Trennung der Paare wohnen sollten. In Dänemark ist die Forschung im Interesse der
Väter, besonders vom Wunsch um eine größere Gleichstellung der Geschlechter, entsprun-
gen , woArbeit und Familienleben untrennbare Größen sind ( Vgl. Carlsen und Larsen, 1993)

Tabelle 1: Kinder von 0 - 17 Jahren ( in 1000 ) von 1974 - 1994, die allein bei ihren Müttern
oder Vätern leben:

Vater allein in % Mutter allein in % gesamt


1974 14 14 86 86 101
1980 15 13 96 87 112
1985 19 15 110 85 130
1990 14 11 115 89 129
1991 19 12 145 88 164
1994 18 11 152 89 170

Da Mütter häufig erwerbstätig sind, ist in einer Zweierbeziehung der Lebensstandard bedeu-
tend höher als für alleinerziehende. Aus diesem Grund sollen Untersuchungen die Alltags-
probleme der Alleinerziehenden mit kleinen Kindern beleuchten. Wie werden Kinder tags-
über versorgt? Gibt es Flexibilität am Arbeitsplatz? Sind Väter aus dem Arbeitsmarkt anders
gestellt als Mütter? Einige Probleme scheinen bei beiden gleich zu sein, während andere an-
geblich speziell für alleinstehende Väter sind:( Vgl.: Hanson, 1986) Es fehlt das Wissen, in-
wieweit die Probleme, die man bei alleinstehenden Müttern gefunden, auch bei alleinstehen-
den Vätern hat. Oder ob besondere Verhältnisse bei den Kindern vorliegen, die beim Vater
aufwachsen. In den 70er Jahren hat man sich in der Forschung besonders auf die Konse-
quenz von Wachstum und Entwicklung der Kinder konzentriert, bei denen der Vater abwe-
send war. In den 80er Jahren hat die Forschung Scheidungskonsequenzen für die Kinder
generell behandelt. Es sind nach Durchgang dieser Forschungen inzwischen viele wider-
sprüchliche Resultate entstanden. Scheidungen sind nicht eindeutig negativ. Belastungen im
Arbeitsleben scheinen der Hintergrund für die näheren Untersuchungen zu sein. In der vor-
handenen Literatur kann man die Problemstellungen nur sporadisch erkennen. Das gilt für
nordische und internationale Forschungen.

Doch man spürt in Dänemark und im Ausland ein erhöhtes Interesse für die Frage über das
geänderte Geschlechtermuster der Väter (vgl.: Socialministeriet, 1993)

3. Problemstellungen und Muster für die dänische Untersuchung

Es ist das naheliegende Ziel der Untersuchung evtl. Unterschiede der 3 - bis 5-jährigen zu
vergleichen, die beim Vater oder bei der Mutter aufwachsen. Die Auswahl der Kinder be-
stand aus3- bis 5-jährigen Kindern, die am 1.1.1995 zusammen mit einem der biologischen
(juristischen) Eltern gewohnt haben eventuell mit einem Stiefelternteil. Die Statistik vom 1.Ja-
nuar 1995 zeigt, daß 2040 3 - 5-jährige Kinder beim Vater wohnten, während es 33.708 bei
der Mutter waren, unabhängig davon, ob die früheren Eltern mit einem neuen Partner zu-
sammen gelebt haben. Die Stichprobe wurde in zwei Teile stratifiziert, teils ca. 600 Kinder
mit Müttern, teils genauso viele Kinder mit den Vätern. Nur der Elternteil, bei dem die Kinder
wohnten, wurden interviewt, überwiegend telefonisch. Die Interviews erreichten 90 %.

Tabelle 2 Eltern, die getrennt leben mit 3 - 5-jährigen Kindern

Väter in % Mütter in %
Soziale Hintergründe
1. der andere Elternteil ist tot 13 2
2. der andere war nicht in der Lage (verschwunden,
psychisch krank, im Gefängnis, Gewalttäter, Mißbrauch) 19 20
3. Alleinerziehender ohne Berufsausbildung 34 42
4. Alleinerzieher mt Einkommen unter 200.000 Kr. 46 82
5. Alleinerzieher ist arbeitslos 20 30

Persönliche Probleme
6.Mangelndes Selbstwertgefühl 2 5
7. Psychische Probleme 39 52
8. Psychosomatische Streß-Symptome 37 54

Konflikte/Zusammenarbeit
9. Verhältnis im Konfliktfall 15 15
10. Kinder unterliegen Teilordnung 6 4
11. gemeinsames Sorgerecht 58 38
12. keine Verbindung zum anderen Eltenteil 6 14

Entwicklung und Gedeihen der Kinder


13. Das Kind wurde geschlagen 61 73
14. Wöchentliche Bestrafungen 17 24
15. Häufige Wutausbrüche 24 34
16. oft Angst, Alpträume, Magen- und Kopfschmerzen 19 22
Umweltreaktionen
17. negative Reaktionen 8 20
18. positive Reaktionen 71 33

Anzahl der interviewten Personen 479 532

3.1. Selektionsprobleme

Will man Vergleiche der allein lebenden Väter und Mütter in der Kindererziehung stellen, so
steht unter anderem die Frage:"Wie weit sind alleinlebende Väter mit zuhause wohnenden
Kindern repräsentativ für geschiedene Väter?" Es scheint, daß viele dieser Väter nicht reprä-
sentativ sind. Darum halten Forscher es für wichtig, zwischen sozial-ökonomischen Verhält-
nissen in der Ausbildung zu kontrollieren, wenn man Vergleiche in verschiedenen Familienty-
pen vornimmt (vgl.: Hetherington et.al., 1983, Downey, 1994).

Die Väter, die aktiv die Veratwortung für die Kinder suchen, haben scheinbar bessere Vor-
aussetzungen, die Aufgaben zu lösen. Zum Beispiel in ökonomisch-erwerbstätiger Hinsicht
und im sozialen Netz als übrige Väter. Dies kann ein Grund sein, wie ausländische Untersu-
chungen ergeben, daß solche Väter besonders zufrieden in ihrer Rolle als Alleinerzieher
sind. Dazu der Vergleich mit alleinlebenden Müttern... (vgl.: Ambert, 1982) Diese Untersu-
chung bekräftigte teilweise das Bild: Väter kleiner Kinder hatte durchweg ein höheres Ein-
kommen als Mütter von kleinen Kindern. Fast 90 % der Mütter hatten ein Einkommen unter
200.000 Kronen, während dieses nur für die Hälfte der Väter der Fall war.(Tabelle 2, Nr.4)
Arbeitslosigkeit spielte eine erste Rolle in beiden Gruppen, zumal alleinerziehende Versorger
mit 3-5-jährige Kindern nur begrenzt Anteil am Arbeitsmarkt haben. Fürs zweite spielte eine
bedeutende Rolle, daß durch Scheidungen ”der Schwerpunkt nach unten geht". Mütter wa-
ren zu 30 % Väter zu 20% arbeitslos ( Tabelle 2, Nr.5) Hinzu kommt, daß ein Großteil der
Mütter keine Berufsausbildung hatten (Tabelle 2, Nr. 3) Verschiedene Gründe gibt es dafür,
daß ein Vater die Verantwortung für die Kinder bekam. (vgl. George und Wilding, 1972). Es
wurde genannt: Tod der Mutter, langanhaltende Krankheit, Gefängnis oder Verschwinden
der Mutter und ähnliches. Diese Fälle sind im Wesentlichen anders als dort, wo der Vater
selbst aktiv die Elternfürsorge gesucht hatte. Die Untersuchung zeigt: Durch Todesfall der
Mutter waren 13 % der Väter Witwer, während im umgekehrten Fall nur 2 % der Mütter Wit-
we waren. (Tabelle 2, Nr 1)

Im übrigen waren beide Gruppen der Eltern - mit und ohne Trauschein - in der Situation, wo
ein Elternteil nicht in der Lage war, für das Kind aufzukommen. Also wohnte jeder fünfte al-
lein mit dem Kind, weil der andere verschwunden, psychisch krank, im Gefängnis, somatisch
krank, GewalttäterIn oder Mißbraucher war. (Tabelle 2, Nr. 2) Mütter kleiner Kinder hatten
durchgehend mehr psychische Probleme als Väter (Tabelle 2, Nr.7) Ihnen fehlte häufig das
Selbstbewußtsein und die Selbstachtung (Tabelle 2, Nr. 6), infolgedessen Schlafprobleme,
Schlaflosigkeit, Alpträume, Angstanfälle, wofür sie ärztliche Hilfe brauchten. Die Hälfte der
Mütter waren in dieser Lage, was unter anderem mit den Folgen der Scheidung zusammen
hängen konnte. Dagegen waren es bedeutend weniger Väter, die psychische Probleme hat-
te; ca. 40 % ( Tabelle 2, Nr.7). Darüber hinaus hatten die Mütter mehr Streßsymptome. Man
versteht darunter: täglich mit dem einen oder anderen: Drückende Schmerzen in der Magen-
gegend,, Kopfschmerzen, das Gefühl, nichts übersehen zu können, nervös und unausgegli-
chen zu sein, oft niedergeschlagen und traurig, sowie irritabel ohne Grund. Über die Hälfte
der Mütter hatten ein oder mehrere von diesen Symptomen. Für ”nur" ein Drittel der Väter
war es der Fall (Tabelle 2, Nr.8) Eine Erklärung zu den Unterschieden dieser persönlichen
Probleme der Väter und Mütter kann sein, weil sich Frauen mehr öffnen, als Männer es tun.

3.2. Übertragungshypothesen

Man muß erwarten, daß ökonomische und soziale Belastungen, die von Alleinerzieher erlebt
werden, sich auch auf die Situation der Kinder auswirken.. Kinder haben eine starke Sensiti-
vität gegenüber Gefühlen der Erwachsenen. Kleine Kinder verstehen früh Gefühle wie:
Scham, Schuld, Stolz (vgl.: Harris, 1994) Wenn der Erwachsene stark belastet ist, muß man
damit rechnen, daß dieser Druck indirekt auf die Kinder überführt wird. Hinzu kommt, daß
man erwarten muß, daß ein Alleinstehender unter Druck in vielen Fällen weniger Stütze der
Kinder ist. Eine Untersuchung über alleinlebende Mütter zeigte, wenn sie über ihre ökonomi-
schen und persönlichen Probleme redeten, daß diese auch unter Druck gesetzt wurden.
(Vgl.: McLoyd und Wilson, 1990) Es gibt Untersuchungsresultate, die darauf deuten, daß ge-
streßte, depressive Mütter mehr feindlich dominierend und weniger stützend ihren Kindern
gegenüber sind. Sie sind laut, schimpfend und schlagen sie (vgl.: Longfellow et al.., 1982) In
Verbindung hiermit wird genannt, daß Väter, die sonst eine autoritäre Rolle besitzen, diese
nach der Scheidung in eine schwächere Form änderten. (vgl.: Smith und Smith, 1981). In
übereinstimmender Weise fand man heraus, daß Väter weniger disziplinare Methoden an-
wandten. (vgl.: Defrain und Eirick, 1981) Folgendes Beispiel: Ist das Verhalten der Kinder
Vätern gegenüber weniger problematisch als bei Müttern? (vgl.: Ambert, 1982). Die jetzige
Untersuchung muß diese Frage bejahen, ausgehend von den vorläufigen Annahmen. Zum
Beispiel sind Wutanfälle der Kinder bei Vätern seltener als bei Müttern (vgl.: Tabelle 2, Nr.
15) In weit geringeren Ausmaßen wenden die Väter Strafen an (vgl.: Tabelle 2, Nr. 13 - 14)
Dagegen müssen Mütter öfter zu verschiedenen Strafveranstaltungen greifen, um die Kon-
flikte zu lösen.

Vorläufige Multivariatanalysen dieser Resultate zeigen, daß Schuld an den Unterschieden


angeblich die ist, daß Mütter kleiner Kinder mehr im Streß sind. Somit ist auch das Konfliktni-
veau wie auch schlechtes Gedeihen der Kinder ein Resultat psychosomatischer Streßsym-
ptome der Eltern. Dies hängt zusammen mit einer langen Reihe von Entwicklungs- und
Streßverhältnissen bei Kindern (Tabelle 3). Die Erklärung dieser signifikanten Zusammen-
hänge kann zum Teil sein, daß einige Eltern ihre eigenen psychosomatischen Streßsympto-
me auf die Kinder übertragen. Es ist inzwischen schwierig, bei dem vorliegenden Material zu
beurteilen, was es für die gefundenen Zusammenhänge bedeutet.Die Untersuchung holt ei-
nige derVerhaltensregeln im Alltag ein, die entweder stressig oder unterstützend für den al-
leinerziehenden Elternteil ist (vgl.: Chang und Deinard, 1982)

Tabelle 3 Psychosomatische Symptome der Eltern und Entwicklung der Kinder

Symptome Väter in % Mütter in %


1. Hat das Kind oft Alpträume? 6 13
2. Hat das Kind oft Angstanfälle? 1 4
3.Hat das Kind oft Magenschmerzen? 8 14
4. Hat das Kind oft Kopfschmerzen? 2 6
5. Schlägt/beißt es oft andere Kinder? 5 12
6. Fehlt ihm Selbstbewußtsein? 8 17
7. Kann es sich schlecht konzentrieren 15 30
8. Hat das Kind oft Wutanfälle? 21 39
9. Fehlen ihm Spielkameraden? 15 23
10. Fühlt sich das Kind oft einsam? 5 11
11. Ist es sehr empfindsam gegen Kritik? 45 60
12. Wird das Kind von anderen schikaniert? 3 10

Anzahl der interviewten Personen 464 544

Hier nennt man: Arbeitslosigkeit, Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation auf der einen Seite,
wirtschaftlichen Erfolg auf der anderen. Einige Untersuchungen zeigten zum Beispiel ein grö-
ßeres Selbstbewußtsein bei Söhnen der Väter, die eine übergeordnete Stellung mit Autono-
mie, Leitung und Beschlußkompetenz hatten (vgl.: Turner, 1970). In diesem Zusammenhang
ist es wichtig, die Rollenverteilung am Arbeitsplatz und generelles Wachstum bei der Arbeit
zu untersuchen. (vgl.: Greenberger und O'Neill, 1993) Darauf hin weisen mehrere Untersu-
chungen, daß erzwungene Arbeitslosigkeit und schwierige ökonomische Verhältnisse das
Wohlbefinden der Kinder aufgrund der veränderten Lage belasten und sie weniger Unterstüt-
zung finden (vgl.: Whitbeck et al., 1991). Erfahrungen in einer früheren dänischen Untersu-
chung, in der man Lohnarbeit gemessen hat, wird einbezogen, das heißt, die Arbeiten, in de-
nen gute Möglichkeiten durch eigenen Einsatz und Qualifizierung, sowie soziale Stützung
von Vorgesetzten und Kollegen beeinflußt werden. Dagegen fördern untergeordnete Arbei-
ten negative Konsequenzen mit belastenden Faktoren (vgl.: Thaulow, 1994)

Frühere Forschungen betonen, wie wichtig das soziale Netz für Alleinerziehende ist. Das
wurde ausschlaggebend in dem Wunsch, mit einem anderen Erwachsenen wichtige Proble-
me und Beschlüsse diskutieren zu können. Ungünstige Belastungsverhältnisse würden in
sich persönliche Probleme auswirken, wie Depressionen, Einsamkeit, Alkoholprobleme und
ähnliches. Das wiederum bedeutet eine veränderte Lage für die Kinder. Gibt es Zusamen-
hänge zwischen den täglichen, belastenden Konfikten und den Schwierigkeiten der Kinder,
in der Art, wie sie sich benehmen? (vgl.: Katz, 1979; Schnayder und Orr, 1989). Dieses wird
laut Tabelle 3 bejaht.

3.3. Hypothesen über Konflikte und Zusammenarbeit

Amato (1993) untersucht beim Durchgang der Untersuchungen von 180 Scheidungen auf
den
ausschlaggebenden Faktor, ob die Kinder die Scheidung ohne besondere Probleme bewälti-
gen. Dabei geht es um Konflikte zwischen den Eltern. In dieser Verbindung auch, ob Unter-
schiede beim Aufwachsen bei der Mutter oder beim Vater auftreten.

3.4. Kontakt mit dem abwesenden Elternteil

Mehrere Untersuchungen von Familien mit alleinlebenden Müttern ergaben, daß, wenn Kin-
der sich gut entwickelten, sie ein gutes Verhältnis mit beiden Elternteilen beibehielten. (vgl.:
Lamb, 1994). Kinder mit hoch involvierten Vätern wurden besser stimuliert, was unter ande-
rem an schulischen Leistungen abzulesen war( vgl.: Radin, 1988; Pruett, 1983). Lamb
(1994): Es ist dabei ausschlaggebend, daß der Vater ein inniges Verhältnis zu den Kindern
hat. (vgl.: Radin, 1981). Ist im umgekehrten Fall die gleiche Situation zu erkennen, wenn die
Kinder beim Vater wohnen? Die Frage wird bejaht. Mütter haben ein weit besseres Verhält-
nis zu Kindern, wenn diese beim Vater wohnen. Nur 6 % haben die Verbindung mit (Tabelle
2, Nr. 3) der Mutter ganz verloren. Dagegen haben 14 % die Verbindung mit dem Vater ver-
loren, wenn die Kinder bei der Mutter wohnen. In Fällen, in denen das Kind beim Vater
wohnt, hat die Mutter im übrigen eine bessere juristische Position. Gemeinsames Sorgerecht
kommt viel häufiger in Fällen vor, in denen die Kinder beim Vater wohnen (Tabelle 2, Nr. 10)

3.5. Weitere Analysen und Pläne über Follow-up -Untersuchungen

Bewältigt der Vater alles genauso gut wie die Mutter? Einige Untersuchungen zeigen, daß
alleinerziehende Väter es besser bewältigen (Vgl.: Schnayer und Orr, 1989), Rosen, 1979;
Risman, 1986). Vorläufig kommt man auf das gleiche Resultat. Doch die Forschung hält für
wichtig, die eventuelle Verwundbarkeit von Eltern zu sehen, die aufgrund der ökonomischen,
erwerbsmäßigen und sozialen Situationen entstehen. In diesen Untersuchungen sind auch
die Konflikte, die sie miteinander haben.

Will man darum die Sitautionen der alleinlebenden Väter mit denen der Mütter vergleichen,
ist es wichtig, daß diese Hintergrundfaktoren konstant gehalten werden. (vgl.: Ambert, 1982).
Zum Beispiel ist es nicht das Geschlecht der Eltern, das ausmacht, was die psychologische
Anpassung des Alleinerziehers ausmacht, wie die Situation des Alleinerziehers in der neuen
Situation ist und inwieweit die Kinder betroffen sind. Aus der Sicht dieser naheliegenden Un-
tersuchung zeigt sich, daß statistisch ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen psy-
chosomatischer Streßsymptome und dem Einkommen besteht. Wer z.B. unter 200.000 Kro-
nen verdient, weist signifikant häufig diese genannten Symptome auf (vgl.: Tabelle 4, Nr.2)
Ebenso scheint es, daß Konflikte mit dem anderen Part eine Rolle spielen (vgl.: Tabelle 4,
Nr.3).

Die soziale Stütze durch das Umfeld scheint auch eine Rolle zu spielen. Wenn ein Alleiner-
ziehender mehrmals erlebt hat, daß Leute negativ darauf reagieren, wenn sie hören, daß
er/sie allein lebt, dann muß hier auch ein Zusammenhang der Streßsymptome gesehen wer-
den. (vgl.: Tabelle 4, Nr. 4). Durch multivariate Analysen der sozialen Hintergrundverhältnis-
se zeiegen vorläufige Untersuchungen, daß Mütter kleiner Kinder eine weit größere Häufig-
keit von Streßsymptomen als Väter haben (vgl.: Tabelle 4, Nr. 1) Teils liegt das Ergebnis dar-
an, daß Frauen dazu neigen, sich eher mitzuteilen, teils, daß sie verwundbarer sind.

Tabelle 4 Psychosomatische Symptome und ausgewählte Hintergrundverhältnisse der Eltern

Väter in % Mütter in %
1. Streßsymptomen 45 62
2. Einkommen unter 200.000 Kr. 59 73
3. Ist das Verhältnis zum Partner konfliktvoll? 12 18
4. Sind Reaktionen der Umwelt negativ? 8 21

Anzahl der interviewten Personen 465 546

Selbst wenn wir durch Jahrzehnte eine hohe Scheidungsrate auch bei Familien mit Kindern
hatten, fehlt eine repräsentative Beschreibung von Erfahrungen der Kinder. Man hat über-
haupt geringe Untersuchungen von Familien, die eine Scheidung durchgemacht haben. (vgl.:
Koch- Nielsen und Transgaard, 1987). Hinzu kommt, daß viele von den ausländischen Un-
tersuchungen auf wenige Observationen von 30 bis 40 Personen basieren(vgl.: Levis, 1978)
Es wird nach Unterschungen geforscht, die speziell das Verhältnis der Kinder in Familien mit
alleinlebenden Vätern ausmachen (vgl.: Schlesinger, 1982). Diese Untersuchung ist im Hin-
blick auf eine später folgende Untersuchung zurechtgelegt. Dabei kann eine Reihe von Ver-
hältnissen beleuchtet werden, die von Bedeutung beim Aufwachsen der Kinder in einer Al-
leinversorgerfamilie sind, ob sie verschieden in Mütter- oder Väterfamilien beeinflußt werden.
Es ist die Absicht zu erkennen, wie diese Wachstumsphasen der Kinder sind, z.B. in der
Selbstwertentwicklung (vgl.: Lownstein und Koopman, 1978; Berg und Kelly, 1979) den Rei-
fe- und Ausbildungsplänen ( vgl.: Price-Bonham, 1976), ihre sozialen Beziehungen (Harter,
1982) sowie Entwicklung von Kompetenz und Selbständigkeit (Defrain und Eirick, 1981;
Katz, 1979; Andersen, 1989; Weiss, 1979; Jensen, 1992)

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Thaulow, Ivan (1993): Börnefamiliernes arbejdstider. Socialforskningsinstituttets rapport
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Auszüge dieser Studie wurden freundlicher Weise vom Sozialforschungsinstitut Kopenhagen
zur Verfügung gestellt, wofür wir uns herzlich bedanken möchten. Eine vollständige Überset-
zung ins Deutsche ist geplant. Interessierte können sich an die o.g. Adresse wenden.

jurij & ralfo Juli 96

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