derS chimmelreiter
B e a rb e ite t von R osan n a Vitale
illu strie rt von Fabio Visintin
In h a l t
Der Dichter Theodor Storm 4
Dossier Nordfriesland
Leben auf den Halligen
Büken
Die Novelle
ÜBUNGEN 9, 19, 2 6 , 3 2 , 3 8 , 4 7 , 5 6
4
Theodor Storm
in einer
Darstellung aus
dem Jahr 1922.
6
Der Schimmelreiter
Lesen
G ra m m a tik
9
B
W o rts c h a tz
b bellen:
c schreien:
d wiehern:
e quieken:
f muhen:
10
Ü B U N G E
H ören
ggj ^ Vier Freunde sprechen über ihre H austiere. Höre den Text zweimal.
W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Alle vier Freunde haben ein Haustier. □ □
b Andreas bekommt einen Hund. □ □
c Kathrin ist froh, dass ihr Hund alt ist. □ □
d Tiere machen viel Arbeit. □ □
e Meerschweinchen sind niedlich, aber langweilig. □ □
f Simon bekommt ein Aquarium zu Weihnachten. □ □
g Kathrin möchte Andreas nicht helfen. □ □
h Die vier Freunde mögen Haustiere. □ □
S p rech en
Unterhalte dich mit einem /einer Freund/in und frag ihn/sie, welche
Tiere er/sie gern hat und ob er/sie H austiere hat. Dann erzähle von dir.
11
Nordfriesland
Ein Landstrich zwischen gestern und heute
fflie Gegend, in der die Geschichte des Schimmelreiters spielt, heißt
Nordfriesland und ist die nördlichste Region Deutschlands. Sie ist
der westliche Teil einer ca. 80 km breiten Landzunge, die sich
zwischen Nord und Ostsee erstreckt. Im N orden grenzt sie an
Dänemark und im Süden an einen Teil der nördlichen Niederlande.
Nordfriesland ist Teil des Bundeslandes Schleswig Holstein. Die
beiden nördlichsten Inseln, Romo und Fano gehören schon zu
Dänemark. An der nordfriesischen W estküste liegen die Inseln
Nordstrand, Pellworm, Amrum, Föhr, Sylt und viele Halligen. Die
Halligen sind Überreste des Festlandes, das die Sturmfluten seit dem
11. Jahrhundert immer wieder zerstörten. Bei Ebbe1 kann man die
Halligen zu Fuß erreichen.
Das nordfriesische Festland ist eine grüne, flache und fruchtbare
Marschlandschaft. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich auf den Inseln
der Badetourismus entwickelt. Früher war die Fischerei die größte
Einkommensquelle der Inselbewohner. Heute findet man kaum noch
richtige Fischer unter den Einheimischen. Sylt und Föhr sind die am
meist besuchten Inseln. Sylt kann man mit der Eisenbahn über einen
Damm erreichen, die anderen Inseln nur mit dem Schiff, und das nur
bei F lu t1. Sylt ist die zw eitgrößte und die nördlichste Insel
Deutschlands. Auch wenn die nordfriesischen Inseln relativ teuer
sind, vor allem Sylt, sind sie m it ihren w eiten Sandstränden
trotzdem ideal für einen Urlaub mit Kindern.
1. e Ebbe: n iedriges Meer.
2. e Flut: h o h es Meer.
12
L eseverstän d n is
Du hast den Text gelesen und die Karte genau angeschaut.
14
Die M enschen und das Meer
Vielleicht nirgendwo anders in Deutschland sind die Bewohner so
stark von der Landschaft geprägt. Die raue Natur mit den Stürmen
und der U nberechenbarkeit des Meeres brachte introvertierte,
spröde Menschen hervor. Sie leben hinter dem schützenden Deich
und ihr Alltag ist von Ebbe und Flut bestimmt. Wie in der Novelle
Der S chim m elreiter w ar das Meer früher oft m it A berglauben
verbunden. Der Protagonist, H auke H aien, ist als m oderner
Deichbauer seiner Zeit voraus. Er stellt den Aberglauben seiner
Landsleute in Frage und versucht sie durch kluge Planung zu
überzeugen. Aber vergeblich. Geblieben ist der nach ihm benannte
Hauke-Haien-Koog aus dem Jahre 1959. Der Koog ist heute ein
großes Rückzuggebiet für Vögel aller Art.
16
Der Schimmelreiter
“Wenn du m ehr wissen willst, dann lies den Euklid1. Das Buch
findest du auf dem Dachboden zusam m en mit einer Grammatik,
da es in holländischer Sprache geschrieben ist.“
Von nun an verbringt Hauke seine freie Zeit mit der Lektüre
von Euklid od er er b e o b a c h te t die A rbeiten am Deich. Eines
T a g e s s a g t H a u k e s e i n e m V a te r: „ U n s e r e D eiche m ü s s e n
ve ränd ert werden, so wie sie sind, sind sie nicht m ehr gut, sie
sind zu alt.“
„Wie k o m m s t du a u f so eine I d e e “, a n t w o r t e t der V a te r
v e r w u n d e r t 2. „Willst Du v ie lle ic h t s a g e n , d a s s ä l t e r e un d
erfahrenere Männer weniger wissen als du?“
„Ich habe Euklid gelesen und gerechnet. Ich weiß, dass unsere
Deiche nicht m ehr lange halten werden.“
Tede versteht seinen Sohn nicht. Er wird ihm fast unheimlich.
Aber Tede ist nicht der einzige. Keiner nimmt Hauke ernst. Doch
er lässt sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Er arbeitet
an s e i n e n D e i c h m o d e l l e n w e i t e r . Den A b e r g l a u b e n d e r
Nordfriesen, seiner Landsleute, teilt er nicht. Für ihn hat alles
eine logische Erklärung. Auch von G espenstern, die angeblich
nachts auf dem Deich spuken, lässt er sich nicht beeinflussen.
Die Zeit vergeht und Hauke wird immer wissbegieriger3. Tede
weiß, dass er für Hauke eine anspruchsvollere Tätigkeit finden
muss als seine eigene. „Er muss fortgehen und eine andere Arbeit
finden“, denkt sich der Vater, „ich will nicht, dass er hier bleibt,
er macht mir noch Probleme im Dorf“.
2. verw undert: e r s ta u n t.
3. w issb egierig: eine neugierige P erson, die g ern e lernt.
B U N G
Lesen
Q W as ist richtig? Kreuze die richtigen Aussagen an.
G ra m m a tik
19
u B u N
c Deutschland/viel/Einwohner/Italien/haben.
e Der Sommer/uns/gut/Herbst/gefallen.
W o rts c h a tz
a aufgeweckt 1 still
b verschlossen 2 überrascht
c schlank 3 seriös
d begabt 4 gleichaltrig
e altersgemäß 5 klug
f ernst 6 dünn
g schweigsam 7 neugierig
h verwundert 8 talentiert
i wissbegierig 9 ruhig
20
B U
Hören
Q Vier Freunde sprechen über ihre Ferienpläne. Höre den Text zweimal.
W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Simon freut sich riesig nach Apulien zu fahren,
b Kathrin findet den Bayerischen Wald sehr spannend,
c Simon möchte lieber den Urlaub auf einem Campingplatz
verbringen.
d Marion verbringt den ganzen Sommer an der Nordsee,
e Die Eltern von Andreas mieten ein Haus in der Toskana,
f Andreas darf jemanden mitnehmen.
S p rechen
S ch reiben
21
KAPITEL 3
H a u k e H a i e n t r i t t in d i e
D ien ste d e s alten
D e ic h g r a f e n ein
Z um Glück ergibt sich bald eine Möglichkeit. Der Deichgraf
h a t g e r a d e se in e n K le in k n e c h t1 e n t l a s s e n 2 und s u c h t einen
Nachfolger.
„Warum nimmst Du nicht Hauke Haien für diese Stelle“, fragt
Elke, die junge Deichgrafentochter, ihren Vater. „Er ist ruhig,
fleißig und v e r s te h t etw as vom Rechnen, er ken n t den Deich
besser als jeder andere. Er kann dir bestim m t m ehr helfen als
der Vorgänger.“
„H auke ist s e h r ju n g und alle d e n k e n , d a s s er ein w enig
se lts a m is t“, a n t w o r t e t der Deichgraf, „aber w e n n du willst,
probieren wir es mit ihm.“
Hauke b e k o m m t die Stelle dank Elke. Sie ist ein hübsches,
aber sehr ruhiges Mädchen. Mit ihren dunklen Augen und ihren
schwarzen Haaren hat sie wenig von den norddeutschen Frauen.
22
Hauke Haien tritt in die Dienste des
alten D e ichgrafen ein JTf
if
23
Der Schimmelreiter__________
24
B G E
Lesen
G ra m m a tik
26
Ü B
H ören
m © Vier Freunde sprechen über ihre Schulfächer. Höre den Text zweimal.
S p re c h e n /S c h re ib e n
27
KAPITEL 4
W ie H a u k e E l k e h e i r a t e t
u n d D e ic h g r a f w ir d
28
W ie Hauke EIke heiratet wj(
und D e ich g ra f wird
„Willst du n ic h t m it m ir t a n z e n ? “ f o r d e r t er sie auf. Elke
durchschaut aber sein Spiel und lehnt ab. „Nein“, antw o rtet sie,
„ich bin mit Hauke gekom m en und werde nur mit ihm tanzen.
Wie du dich verhältst, das gefällt mir gar nicht. Du suchst nur
Streit. Weil er bei m einem Vater besser a n k o m m t als du.“ Sie
stellt sich ganz auf die Seite von Hauke und verbringt den ganzen
Abend nur mit ihm. Hand in Hand gehen sie nach Hause. Am
nächsten Tag kauft Hauke einen Ring für Elke, findet aber nicht
den richtigen Zeitpunkt, ihn ihr zu geben und um ihre Hand
anzuhalten1. Hauke fühlt sich in seiner Position als Kleinknecht
Elke nicht eben bü rtig2. So vergeht ein ganzes Jahr, ohne dass
e t w a s g e s c h ie h t. Ein J a h r a n g e fü llt m it A rbeit und Blicken
zwischen Elke und Hauke.
Als Oie Peters eine Erbschaft3 macht, gibt er seine Stelle als
G roßknecht beim Deichgrafen auf und zieht sich in sein Haus
zurück.
Elke schlägt nun Hauke für die Stelle vor. Für Hauke würde
sich dadurch so m anch er Traum erfüllen. Aber zuerst muss er
nach Hause zurückkehren, wo sein Vater im S terben liegt. Der
Vater sagt: „Mein Sohn, ich weiß, dass du die Fähigkeiten dafür
h a s t , D e i c h g r a f zu w e r d e n . Ich h a b e w ä h r e n d d e i n e r
A bwesenheit viel Geld gespart. Ich glaube, dass es genug sein
wird, damit du deinen Traum verwirklichen kannst.“
Nach d e m Tod des V a t e rs k e h r t H au ke a u f den Hof des
D e ic hg rafe n zurück. Sein Kapital m a c h t Hauke u n a b h ä n g ig
29
Der Schimmelreiter
und er kann sich wieder ganz mit den Plänen des Deichbaues
beschäftigen.
Hauke denkt oft an die Heirat mit Elke. Eines Abends gehen
die beiden spazieren und Hauke denkt, dass nun der richtige
Z eitpun kt g e k o m m e n ist. Als Elke den Ring sieht, ohne dass
Hauke etwas gesagt hat, nimmt sie allen Mut zusammen: „Nein,
Hauke. Es ist noch zu früh. Ich kenne deine Wünsche, die auch
meine sind. Aber wir müssen noch w arten .“
Es d a u e r t nicht lange und der alte Deichgraf stirbt. Nach
seiner Beerdigung versammeln sich die wichtigsten Männer des
O r te s , um ü b e r H a u k e als N a c h f o lg e r des D e i c h g r a f e n zu
beraten. „Er ist zu jung und hat zu wenig Geld“, behaupten die
meisten.
Da tritt Elke auf den Plan: „Entschuldigt, dass ich ungefragt
meine Meinung sage. Hauke und ich sind verlobt und alles, was
ich habe, geht an ihn, wenn wir heiraten“.
Dagegen kann niemand etw as einwenden. Und der gute Ruf
von Hauke als gew issenhafter Arbeiter und die bevorstehende
Heirat mit Elke überzeugen die Männer schließlich in ihrer Wahl.
Nun ist Haukes Traum Wirklichkeit gew orden und auch seine
Liebe geht in Erfüllung.
Hauke und Elke geben sich endlich das Jawort zur Ehe.
30
B G E
Lesen
G ra m m a tik
a Ich/glaube/du/Iernen/nicht/dass/willst.
b Sind/Peter/die/Horst/gestern/Vorlesung/gegangen/sie/
gearbeitet/nicht/in/weil/und/haben.
c Mich/wenn/anrufst/wir/morgen/können/ins/Kino/du/gehen.
d Dass/die/gut/Lehrerin/Mathe/ist/in/er/wusste/gut.
e Jetzt/Bahnhof/ich/zum/weil/kommt/an/vier/Freund/um/mein/
fahre/Uhr.
am — im — um
a Jahr 2006 findet die Fußballweltmeisterschaft statt.
b Samstag spielt die Deutsche Bundesliga.
c Februar haben die Schüler Winterferien.
d 16.00 Uhr fängt das Theaterstück an.
32
Ü B U N G
Q Lies den folgenden Text und ergänze mit den fehlenden Präpositionen.
W o rts c h a tz
Q Verbinde die
Sportarten
mit den Bildern
1 Tennis
2 Schwimmen
3 Golf
4 Federball
5 Fußball
6 Jogging
33
U B
H ören
(S U O ^*er Freunde sprechen über ihre Termine. Höre den Text zweimal. W as
ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Alle vier Freunde sind sehr beschäftigt,
b Sie haben alle einen Job.
c Kathrin spielt am Dienstag Tennis,
d Marion jobbt am Mittwoch im Supermarkt,
e Simon jobbt bei einem Metzger,
f Die Jungs wollen mit den Mädchen einkaufen gehen,
g Der einzige mögliche Tag ist der Freitag,
h Sie treffen sich am Samstag Nachmittag.
S p re c h e n /S c h re ib e n
34
KAPITEL 5
W ie H a u k e e i n e n a l t e n
Gaul kauft
JL
1S5T Ä \ uch nach der Wahl zum D eichgrafen wird Hauke den
Leuten nicht sym pathischer. Viele, a n g e fü h rt von Oie Peters,
m issgönnen1 Hauke seinen Erfolg und reden schlecht über ihn.
Hauke, e rst 24, h at ja das klügste und reichste Mädchen des
Dorfes geheiratet.
Hauke leidet u n te r dem Neid seiner Umwelt. Er fühlt sich
verletzt und zieht sich immer m ehr in sich zurück. Er verbringt
seine Zeit mit der Arbeit am Deich oder mit seiner Frau Elke. Sie
führen eine harm onische Ehe. Sie wünschen sich zwar Kinder,
aber in den ersten neun Jahre passiert nichts.
Eines Abends sieht Haukes Kleinknecht, als er auf dem Deich
entlang reitet, einen gespenstig aussehenden Schimmel. Das Tier
ist alt und abgemagert. Die Dorfbewohner sehen darin ein böses
Omen2.
Es m acht sich eine schlechte Stimmung unter den Arbeitern
breit. „Seht ihr“, sagt Oie Peters zu den Arbeitern, „Hauke Haien
will alles änd ern und m oderne Methoden einführen. Er denkt,
35
Der Schimmelreiter
Lesen
G ra m m a tik
38
Ü B U N G
a Hauke ko m m t...................Nordfriesland.
b Als Tede Haien krank wird, geht Hauke................. ihm.
c .................. dem Eisbosein kauft Hauke einen Ring...................Elke.
d ...................der heimlichen Verlobung sprechen Hauke und Elke
k au m ................. ihre Gefühle.
e Elke und Hauke w a rten der Hochzeit, bis Tede tot ist.
f .................. die finanzielle Hilfe von Elke kann Hauke nicht Deichgraf
werden.
g Elke und Hauke heiraten..................der Wahl....................Hauke
.................Deichgrafen.
h Hauke lebt..................Elke................... ihrem Haus.
i Hauke kau ft...................dem Markt einen Schimmel.
j Hauke versteht sich.................. den Leuten nicht.
k Der Kleinknecht w o h n t...................Elke und Hauke.
I .................der Geburt Wienke vergehen 9 Jahre.
W o rts c h a tz
W örter W örter W örter. Verbinde folgende Begriffe aus dem Text mit
ihrem Synonym.
a klug 1 merkwürdig
b reich 2 abgestimmt
c harmonisch 3 vernünftig
d übel 4 schlimm
e abgemagert 5 wohlhabend
f seltsam 6 intelligent
g logisch 7 abgezehrt
39
G E
H ören
BES Q Vier Freunde sprechen über ihre Einkäufe. Höre den Text zweimal.
W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Alle vier haben die Bücherliste dabei,
b Sie brauchen Hefte und Schulbücher,
c In der Buchhandlung finden sie alles, was sie brauchen,
d Beide Geschäfte sind im Zentrum,
e Die 1€-Geschäfte verkaufen nur Ware für 1€.
f Simon muss die Schulhefte selbst zahlen.
S p rechen
S ch reib en
Q Du bist Elke. Schreib deiner Freundin einen Brief und erzähle ihr vom
Kauf des Schimmels.
40
Leben auf
den H alligen
Frauke van der Werft (13) erzählt
„Und jetzt wollt ihr vielleicht wissen, wie es ist, auf einer Hallig zu
leben. Na ja, ich muss schon sagen, gar nicht einfach und manchmal
sehr öde. Also, schaut euch mal das Bild da unten. Das ist die Hallig
Hooge, wo ich lebe.
Eine H allig sieht aus wie ein Pilz m it einem großen Kopf.
Drumherum nur Meer. Auf dem Kopf stehen unsere Häuser, unsere
Schule, unsere Kirche und das Sportzentrum. Auf der Hallig haben
wir nur einen einzigen Laden. Ganz schön klein, was?
Ihr fragt euch wahrscheinlich, was wir den ganzen Tag so machen.
Eigentlich das, was ihr auch macht. Wir gehen in die Schule und am
Nachmittag treiben wir Sport: Bei schlechtem Wetter, und das gibt es
oft, oder bei Sturmflut bleiben wir natürlich zu Hause. Zum Glück
gibt es den Gameboy oder die Playstation. Und natürlich das Surfen
im Internet.
Auf der Hallig Hooge wohnen etwas mehr als 100 Menschen. Wisst
ihr, was das bedeutet? Jeder kennt jeden! Manchmal bestehen die
Schulklassen nur aus.... einem einzigen Schüler. Deshalb haben wir
auch nur zwei Lehrer, die alle Fächer unterrichten. Na ja, komisch ist
das schon. Andere Klassen in Deutschland sind überfüllt und wir
sitzen da so allein. Aber dadurch küm m ern sich die Lehrer
besonders intensiv um uns. Und was ist nach der Grundschule
oder Hauptschule? Wir müssen dann aufs Festland umziehen. Wir
wohnen bei V erwandten oder Bekannten und am W ochenende
fahren wir mit der Fähre zurück nach Hause. Wenn das Meer nicht
zu stürmisch ist. Im Sommer ist es aber ganz anders. Viele Touristen
kommen und es ist richtig Betrieb. Manchmal fühlen wir uns fast wie
Zootiere.
Ein Leben nur auf dem
Festland? Einerseits stelle
ich es mir es ganz schön vor:
Kino, Discos, G eschäfte -
alles in der Nähe.
Andererseits mag ich diese
Ruhe und die Menschen, mit
denen ich aufgewachsen bin.
Und die Natur. Auch wenn
sie manchmal widerspenstig
ist." Typisches Haus auf einer Hallig.
L eseverstän d n is
a Wie viele Einwohner hat die Hallig Hooge?.............................................
b Welche Schulen gibt es? ..............................................................................
c Was kann man in der Freizeit tun? ...........................................................
d Gibt es Einkaufsmöglichkeiten auf der Hallig Hooge?..........................
e Und wie erreicht man die Hallig? ..............................................................
S p rech en
Interessant Fraukes Bericht, oder? Vielleicht habt ihr ja noch Fragen an
sie. Dann schreibt an: schuIe.hooge@t-onIine.de
42
G e b u r t v o n W ienk e
u n d F er tig stellu n g
d e s D eich s
43
Der Schimmelreiter
44
lllliw
B K j Der Schimmelreiter
46
Ü B U N G
Lesen
Q Verbinde die Sätze in der linken Spalte mit den Sätzen in der rechten
Spalte. Sie ergeben eine Zusammenfassung des Kapitels.
G ra m m a tik
b Alle denken, dass Hauke kein altes und krankes Pferd kaufen darf.
47
Ü B u N G E
W o rts c h a tz
48
H ören
R F
Katja kommt aus Polen. □□
Marion findet, dass Katja zuviel lernt. □□
Andreas versteht Katjas schwierige Situation gut. □□
Konstantin kommt aus Albanien. □□
Kathrin ist in Konstantin verliebt. □□
Die deutschen Schüler wollen Konstantin und Katja helfen. □□
S p rech en
Öen Teufelei an |
5c\ierbeu \ die Wand
nd |
briug>en malen . den 13.
Glück ■Ul.«..in---
muss
« s ct " sT gei
“ ' k n S ' - gibt es
Wäscht sich die Katz ;
re Unglüc
oder geht die Tür voi
selbst auf, kommt eir
Gast ins Haus.
49
Biiken
[Eie Bewohner der Halligen
feiern nicht nur Weihnachten
und Ostern, sondern haben
auch ein ganz besonderes
Fest: Das Biiken findet am 21.
Februar statt, egal wie kalt,
regnerisch oder ungemütlich
das Wetter auch sein mag.
Biiken, ein altfriesisches Wort, das „Leuchtfeuer" bedeutet, hat man
schon vor 2000 Jahren gefeiert. Es ist ein Feueropfer und sollte den
germanischen Göttervater und Wind- und Sturmgott Wotan dazu zu
bewegen, den Winter zu beenden. Man bereitete große Strohbündel
vor und brannte sie auf den Warften der Halligen oder am Strand ab.
Auch heute hat sich das Ritual praktisch nicht verändert. Man
zündet eine Figur aus Stroh am Strand an und danach gehen Groß
und Klein zusammen essen. Auch das deftige winterliche Menü ist
Tradition: Schweinebacken mit Kohl und dazu Kinderpunsch für die
Kleinen und Grog für die Großen. Und ... die Kinder haben natürlich
schulfrei.
Ab dem 17. Jahrhundert war der 21. Februar auch ein Abschiedstag
für die männliche Bevölkerung. Damals waren fast alle Männer auf
den Inseln Föhr und Sylt oder auf den Halligen Seefahrer. Der
W inter w ar für sie vorbei und sie m ussten w ieder m it der
gefährlichen Arbeit auf der See anfangen.
Heute brauchen die Männer nicht mehr zur Meer fahren. Sie leben
vom Tourismus. Sie leben davon, dass die Leute zu ihnen kommen.
,uf seinem Schimmel reitet Hauke am Deich entlang. Er
will kontrollieren, ob der letzte Sturm den Deich beschädigt hat.
Da, da ist etwas. Er erschreckt. Genau an der Stelle, wo der alte
u n d d e r n e u e Deich Z u s a m m e n t r e f f e n , ist ein R i s s 1. Eine
Reparatur vor dem nächsten Sturm ist dringend notwendig.
„Dein Deich hat uns schon zu viel g e k o ste t,“ kritisiert ihn
sp ä te r Oie Peters. „Wir wollen kein Geld m e h r ausgeben. Wir
reparieren den alten Deich provisorisch. Das reicht.“ Hauke folgt
dem Rat von Oie und den Alten, wenn auch sehr widerwillig.
Ein tiefe Unruhe b reitet sich in Hauke aus. Im m er w ieder
reitet er zu der Stelle, wo sich der Priel2 sein unheilvolles Bett
geschaffen hat. Aber Hauke traut sich nicht mehr, mit jem andem
darüber zu sprechen.
Zu Allerheiligen3 verschlechtert sich das Wetter. Der Sturm
to b t, die B r a n d u n g des M eeres t o s t la u te r d e n n je. Dunkle
Wolken verhängen den Himmel und es regnet ununterbrochen.
51
Der Schimmelreiter
Elke sieht, wie das Gesicht von Hauke immer düsterer1 wird.
Er will wieder zum Deich hinausreiten und kontrollieren, dass
die Männer das tun, was er befohlen hat.
Elke hat eine schlimme Vorahnung. „Musst du unbedingt gehen“,
fragt sie und wirft sich ihm in die Arme. Beide können kaum von
einander loslassen. Beide wissen, wie gefährlich die Situation ist.
1. düster: dunkel.
52
Durch R egen und S tu r m k ä m p f t sich H a u k e a u f s e in e m
S chim m el v o ra n . Er k a n n k a u m e tw a s e r k e n n e n und d e n k t
immer wieder: „Gut, dass meine Familie zu Hause ist. Ihnen wird
nichts passieren.“
Mit Oie P e te rs h a t t e Hauke v e r e in b a r t, d a s s M än n e r die
Schwachpunkte des Deiches ständig bewachen sollen. Aber Oie
P ete rs' Rachegefühl ist stärker. Entgegen den Anweisungen des
D e i c h g r a f e n z i e h t Oie P e t e r s alle M ä n n e r v o n i h r e n
Beobachtungsposten ab. Und nicht nur das. Er befiehlt ihnen,
den H a u k e - H a ie n - K o o g zu z e r s t ö r e n 1. Als H au ke sie dabei
entdeckt, wie sie einen Graben in dem neuen Deich ausheben,
um den alten zu retten und erfährt, dass Oie Peters dies befohlen
hat, verliert er seine Kontrolle.
Er schreit: „Aufhören! Seht ihr nicht, dass der alte Deich nicht
stark genug ist. Der neue ist doch in Ordnung!“
Keiner folgt Haukes Befehl. Noch schlimmer, sie geben ihm
die Schuld. Hauke schaut sich den Schaden an. Dann reitet er
weg und spricht in seiner Verzweiflung zu Gott: „Nimm mich! Ich
habe den alten Deich nicht richtig reparieren lassen. Ich habe das
gem acht, was Oie Peters wollte. Es ist meine Schuld! Lass die
anderen nicht sterben!“
Aber Gott kann ihm nicht helfen.
Der Sturm wird noch heftiger.
U n te r d e r W u c h t d e r W ellen b r ic h t die s c h w a c h e Stelle
zwischen dem altem und dem neuem Deich völlig auseinander.
Das Unglück nim mt seinen Lauf. Die Fluten werden Mensch,
Tier und Land mit sich reißen.
Die schlimmsten Vorahnungen des Deichgrafen sind eingetroffen.
1. zerstören : k a p u tt m ac h e n .
Der Schimmelreiter
54
Ü b u n g e n
Lesen
Elke:
Oie Peters:
56
Ü B U N G
G ra m m a tik
H ören
fS S O v *er Freun^ e sprechen über die Lektüre Der Schimmelreiter. Höre den
Text zweimal. W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Die vier Freunde halten Hauke für einen Held, □□
b Alle vier haben die Erzählung zu Ende gelesen, □□
c Kathrin schlägt vor, im Internet zu recherchieren, □□
d Die vier Schüler müssen einen Aufsatz schreiben, □□
e Sie leihen den Film aus und schauen ihn bei Marion an. □□
57
ü B U N G E
S p rech en
S ch reib en
Die Geschichte von Hauke Haien ist ziemlich traurig. W arum erfindest
du nicht ein Happy End?
59
[Ser Begriff „Novelle" stam m t aus dem Italienischen „novella"
(Neuigkeit).
Der erste bekannte Novellist war Boccaccio mit seinem Decamerone.
Andere folgten, wie der Engländer Chaucer mit den Canterbury Tales
und der Spanier C ervantes m it N ovelas E jem plares. D eutsche
Literaten schrieben folgendes dazu:
„Novellen werden vorzüglich eine Art von Erzählung genannt,
welche sich von den großen Romanen durch die Simplizität des
Planes und den kleinen Umfang der Fabel unterscheiden." (C. M.
Wieland, 1772)
60
„Denn ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte
Begebenheit?" (Goethe, Gespräche mit Eckermann, 1827)
„Ein Menschenleben durch die unendliche sinnliche Kraft einer
Schicksalsstunde ausgedrückt." (G. Lukacs, Die Seele und die Formen,
1911)
Die Gattung der Novelle erreicht in der deutschen Literatur im 19.
Jah rh u n d ert ihren H öhepunkt. Theodor Storm ist einer der
wichtigsten Vertreter. Die Novelle ist eine Prosaerzählung mit
geringem Um fang und berichtet oft über ein ungew öhnliches
Ereignis. Sie konzentriert sich auf den Ausschnitt eines Zeit- oder
Lebensbildes, der einen W endepunkt bringt. Dieser trägt oft das
Merkmal des Unerwarteten, ist kausal nicht ableitbar. Zufall und
Schicksal des Daseins kommen in der Novelle zur Darstellung.
Andere Merkmale sind so genannte Vorausdeutungstechniken, wie
Leitmotiv und Dingsymbolik1, wie z.B. der Schimmel in unserer
Geschichte. Die Novelle ist oft in eine Rahmenhandlung gefasst, in
der ein Erzähler zu Worte kommt. Berühmte deutsche Novellisten
sind Gottfried Keller (1819-1890) und Christoph Martin Wieland
(1733-1813).
Q Eine Novelle besteht also aus drei wichtigen Elementen:
a etwas Unterwartetes
b Schicksal und /oder Zufall
c ein symbolischer Gegenstand
A B S C H L U S S T E S T
G ra m m a tik
62
A B S C H L U S S T E S T
W o rts c h a tz
63
A B S C H L U S S T E S T
L an d e sk u n d e
In Nordfriesland
R F
a leben die Einwohner nur von der Fischerei,
b kann man alle Inseln mit dem Zug erreichen,
c kann man die Halligen bei Ebbe zu Fuß erreichen,
d bewohnen Vögel aller Art den Hauke-Haien-Koog.
e gehören alle Inseln zu Deutschland,
f ist Sylt die größte Insel.
0 Aus einem Urlaubsprospekt. Ergänze den Text mit den W örtern aus
der Liste.
I
64
Der Schimmelreiter
V e rh e e re n d e S tü rm e b e d ro h e n die N o rd s e e k ü s te . Die Flu t s te ig t
u n au fh altsam . Der geniale D eich graf Hauke Haien im K am pf gegen
die E le m e n te , a b e r au ch gegen die Ig n o ran z se in e r M itm en sch en .
W er w ird gew in nen ? Seine kühle, b erech n en d e R a tio n a litä t o d er die
u n b ezw ingbare N atu r?
Die N o v e lle v o n T h e o d o r S t o r m a ls K la s s i k e r d e s d e u t s c h e n
R e a lism u s, v e re in fa c h t n a ch e rz ä h lt m it Ü bungen zum
L e s e v e r s t ä n d n i s , z u r G r a m m a t ik u n d zu m W o r t s c h a t z s o w ie
A b sch lu sstest und In te rn e tp ro je k t zum selb stän d ig en A rbeiten.
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und zur G attu n g Novelle.
Die Audio-CD e n th ä lt den g e sa m te n d ra m a tis ie rte n T ext.