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T h e o d o r S torm

derS chimmelreiter
B e a rb e ite t von R osan n a Vitale
illu strie rt von Fabio Visintin
In h a l t
Der Dichter Theodor Storm 4

Kapitel 1 Begegnung mit dem Schimmelreiter 6


Kapitel 2 Wie Hauke Haien aufwächst und
auf Euklid stößt 16

Kapitel 3 Hauke Haien tritt in die Dienste


des alten Deichgrafen ein 22

Kapitel 4 Wie Hauke Haien Elke heiratet


und Deichgraf wird 28

Kapitel 5 Wie Hauke Haien einen alten Gaul kauft 35

Kapitel 6 Geburt von Wienke und Fertigstellung


des Deichs 43

Kapitel 7 Die Flut 51

Dossier Nordfriesland
Leben auf den Halligen
Büken
Die Novelle

ÜBUNGEN 9, 19, 2 6 , 3 2 , 3 8 , 4 7 , 5 6

(cd INTERNETPROJEKT Der Schimmelreiter im Film 59


ABSCHLUSSTEST 62

Die CD enthält den vollständigen Text.


|S S r Das Symbol kennzeichnet den Anfang der Hörübungen.
[Sans Theodor Storm wurde am 14. September 1817 als Sohn des
Rechtsanwaltes Johann Casimir Storm in Husum geboren. Seine
Mutter, Lucie Woldsen, stammte aus einer alten Patrizierfamilie.
1835 zog die Fam ilie Storm nach Lübeck, wo T heodor das
K atharineum -G ym nasium besuchte. N ach seiner Schulzeit
absolvierte er das Jurastudium an den Universitäten Kiel und Berlin.
Storm hatte eine intensive Bindung zur Nordsee und kehrte nach
seinem Studium dorthin zurück. Bis 1843 war er wie sein Vater als
Advokat in Husum tätig. 1846 heiratete er seine Kusine Constanze
Esmarsch (1825-1866). Sie bekamen vier Kinder. Als Storm 1848
gegen die Annektierung Schleswigs durch Dänemark protestierte,
durfte er dort seinen Beruf nicht mehr ausüben. Von 1852 bis 1864
arbeitete Theodor Storm in Potsdam und Heiligenstadt. Nach Ende
des deutsch-dänischen Krieges konnte er 1864 w ieder in seine
geliebte Heimat zurückkehren. Nach dem Tod seiner Frau Constanze
1865 heiratete Storm 1866 seine frühere Geliebte Dorothea Jensen
(1828-1903). Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1880 war er als
Richter in Husum tätig, danach zog er nach Hadermarschen. Er starb
am 4. Juli 1888.
Das literarische Leben
Theodor Storm gehört zusammen mit Gottfried Keller und Theodor
Fontane zwischen 1848 und der frühen Bismarck-Ära zur Epoche des
literarischen Realismus.

4
Theodor Storm
in einer
Darstellung aus
dem Jahr 1922.

Nach O tto Ludw ig, dem B egründer des Begriffs „poetischer


Realismus", macht es sich Theodor Storm zur Aufgabe, nicht nur die
reine Wirklichkeit zu beschreiben, sondern auch den inneren Kern
des Stoffes zu erfassen. Als literarische Form benutzt er die Novelle.
Storms Hauptthemen sind die Beschreibung zwischenmenschlicher
Konflikte und die M achtlosigkeit des Menschen gegenüber der
Natur und dem Schicksal. Seine wichtigsten Werke sind Immensee
(1849); Viola Tricolor (1874); Aquis submersus (1877); Carsten Curator
(1878) und Der Schimmelreiter (1888). Man vergisst aber oft, dass der
Autor auch ein umfangreiches lyrisches Werk hinterlassen hat.
Storms Gedichte spiegeln oft seine politische Meinung wider.
B e g e g n u n g m it d e m
S ch im m elreiter
A, n einem O ktobertag des Jahres 1830 ritt ich auf einem
nordfriesischen Deich1 nach Hause. Es stürm te fürchterlich und
der Himmel w ar so grau wie das W a tte n m e e r 2 der Nordsee zu
meiner Rechten. Mein Pferd und ich waren völlig nass. Es war so
kalt, dass ich kaum die Zügel3 festhalten konnte. Eigentlich sollte
ich von dort oben aus die Halligen4 und Inseln sehen, aber ich
konnte kaum die Hand vor meinen Augen erkennen.
Ich hatte schon über die Hälfte des Weges zurückgelegt und
es h a t t e k e in e n Sinn in die w a r m e S tu b e d e r V e r w a n d t e n
umzukehren. „Bleib d a “, hatten sie mir gesagt, „das W etter wird
bestim m t nicht besser; es ist gefährlich bei einem solchen Sturm
auf dem Deich zu reiten.“ Aber ich wollte unbedingt zurück nach
Hause und ritt w eiter gegen den Sturm. Manchmal, wenn der
H a lb m o n d h i n t e r den W o lk en h e r v o r k a m , sah ich ein p a a r
Konturen. Plötzlich kam mir auf dem Deich etwas entgegen.

1. r Deich (e): S chutzw all g egen Ü b e rs c h w e m m u n g e n .


2. siehe D ossier N ordfrieslan d.
3. r Zügel (-): zum Lenken d es Pferdes.
4. siehe D ossier N ordfrieslan d.

6
Der Schimmelreiter

„Wer k o m m t da w ohl?“ Ich w ar neugierig, h a tte aber auch


Angst. „Es sieht aus wie ein Pferd, aber wo ist der Reiter?“.
Es w a r eine m e r k w ü r d ig e Figur, die a u f e in e m m a g e r e n
Schim m el1 ritt. Ich sah einen dunklen Mantel im Sturme. Aus
dem bleichen Gesicht schauten mich zwei leuchtende Augen fest
an. Und da war die Figur auch schon wieder verschwunden.
Kurz darauf bemerkte ich ein paar Lichter in der Ferne. Sehr
bald erreichte ich ein großes erleuchtetes Haus. Ich stieg ab und
band mein Pferd fest.
In d em W i r t s r a u m w a r e n einige M ä n n e r um ein en Tisch
versammelt. „Kommen Sie zu uns. Setzen Sie sich in diese warm e
Ecke“, riefen die Gäste. „Wieso reiten Sie bei einem solchen
Sturm über den Deich“, fragten sie mich erstaunt. „Wissen Sie
nicht, d a ss m a n da nie sich er ist? Man k an n u n a n g e n e h m e
B e g e g n u n g e n m a c h e n “, s a g t e e in e r d e r M ä n n e r m it e in e m
komischen Lächeln.
Meinem Tischnachbarn, der sich als der Deichgraf2 vorstellte,
erzählte ich von dem merkwürdigen Reiter auf dem Deich. Am
Ende sagte ich: „Ich glaube, ich habe einen Geist getroffen“. Da
wurden plötzlich alle still. Auch der Deichgraf. Dann schaute er
mich an und sagte nur: „Der S chim m elreiter.“ Und rief einen
kleinen Mann zu sich und sagte ihm: „Komm, erzähle uns die
Geschichte vom Schimmelreiter“.

1 r Schim m el (-): w eiß e s Pferd.


2 r D eichgraf (en): B eam ter, v e rw a lte t d en Deich.
U B U N G E

Lesen

Q W as ist richtig (R) oder falsch (F)?


R F
a Die Geschichte spielt Mitte des 19. Jahrhunderts. □□
b Der Reiter ist ausgeruht und reitet gern. □□
c Die Figur auf dem Deich will mit ihm sprechen. □□
d Der Reiter kommt zu einem Wirtshaus. □□
e Der Deichgraf erzählt die Geschichte vom
Schimmelreiter.
□□

G ra m m a tik

Q U nterstreiche alle Präfixverben im Text und trage sie unten in die


richtige Spalte mit dem Infinitiv ein. Dann in der rechten Spalte das
Hilfsverb und das Partizip.

Trennbare Verben Untrennbare Verben Hilfsverb Partizip


festhalten haben festgehalten

9
B

W o rts c h a tz

W er ist w as? Ordne die Begriffe den Bildern zu.

1 e Katze 2 r Schimmel 3 s Ferkel


4 e Kuh 5 r Hund 6 e Möwe

0 Je tzt ordne das Verb den Tieren zu.

a miauen: die Katze

b bellen:
c schreien:
d wiehern:
e quieken:
f muhen:

10
Ü B U N G E

H ören

ggj ^ Vier Freunde sprechen über ihre H austiere. Höre den Text zweimal.
W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Alle vier Freunde haben ein Haustier. □ □
b Andreas bekommt einen Hund. □ □
c Kathrin ist froh, dass ihr Hund alt ist. □ □
d Tiere machen viel Arbeit. □ □
e Meerschweinchen sind niedlich, aber langweilig. □ □
f Simon bekommt ein Aquarium zu Weihnachten. □ □
g Kathrin möchte Andreas nicht helfen. □ □
h Die vier Freunde mögen Haustiere. □ □

S p rech en

Unterhalte dich mit einem /einer Freund/in und frag ihn/sie, welche
Tiere er/sie gern hat und ob er/sie H austiere hat. Dann erzähle von dir.

11
Nordfriesland
Ein Landstrich zwischen gestern und heute
fflie Gegend, in der die Geschichte des Schimmelreiters spielt, heißt
Nordfriesland und ist die nördlichste Region Deutschlands. Sie ist
der westliche Teil einer ca. 80 km breiten Landzunge, die sich
zwischen Nord und Ostsee erstreckt. Im N orden grenzt sie an
Dänemark und im Süden an einen Teil der nördlichen Niederlande.
Nordfriesland ist Teil des Bundeslandes Schleswig Holstein. Die
beiden nördlichsten Inseln, Romo und Fano gehören schon zu
Dänemark. An der nordfriesischen W estküste liegen die Inseln
Nordstrand, Pellworm, Amrum, Föhr, Sylt und viele Halligen. Die
Halligen sind Überreste des Festlandes, das die Sturmfluten seit dem
11. Jahrhundert immer wieder zerstörten. Bei Ebbe1 kann man die
Halligen zu Fuß erreichen.
Das nordfriesische Festland ist eine grüne, flache und fruchtbare
Marschlandschaft. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich auf den Inseln
der Badetourismus entwickelt. Früher war die Fischerei die größte
Einkommensquelle der Inselbewohner. Heute findet man kaum noch
richtige Fischer unter den Einheimischen. Sylt und Föhr sind die am
meist besuchten Inseln. Sylt kann man mit der Eisenbahn über einen
Damm erreichen, die anderen Inseln nur mit dem Schiff, und das nur
bei F lu t1. Sylt ist die zw eitgrößte und die nördlichste Insel
Deutschlands. Auch wenn die nordfriesischen Inseln relativ teuer
sind, vor allem Sylt, sind sie m it ihren w eiten Sandstränden
trotzdem ideal für einen Urlaub mit Kindern.
1. e Ebbe: n iedriges Meer.
2. e Flut: h o h es Meer.

12
L eseverstän d n is
Du hast den Text gelesen und die Karte genau angeschaut.

a Zu welchem Bundesland gehört Nordfriesland und wo liegt es?


b Was sind die Halligen?
c Wie viele Halligen findest du auf der Karte?
d Wie heißen die Inseln vor dem Festland?
e Welche Insel kann man mit dem Zug erreichen?
f Auf welchen Inseln gibt es einen Flugplatz?
g Wie viele Häfen gibt es und wie heißen sie?
h Wo befinden sich die Deiche?

Strandkörbe schützen vor kaltem Nordseewind.

14
Die M enschen und das Meer
Vielleicht nirgendwo anders in Deutschland sind die Bewohner so
stark von der Landschaft geprägt. Die raue Natur mit den Stürmen
und der U nberechenbarkeit des Meeres brachte introvertierte,
spröde Menschen hervor. Sie leben hinter dem schützenden Deich
und ihr Alltag ist von Ebbe und Flut bestimmt. Wie in der Novelle
Der S chim m elreiter w ar das Meer früher oft m it A berglauben
verbunden. Der Protagonist, H auke H aien, ist als m oderner
Deichbauer seiner Zeit voraus. Er stellt den Aberglauben seiner
Landsleute in Frage und versucht sie durch kluge Planung zu
überzeugen. Aber vergeblich. Geblieben ist der nach ihm benannte
Hauke-Haien-Koog aus dem Jahre 1959. Der Koog ist heute ein
großes Rückzuggebiet für Vögel aller Art.

Schafe weiden auf dem Deich.


W ie H a u k e H a i e n
AUFWÄCHST UND AUF
E uk lid s t ö s s t
D, er richtige Name des Schimmelreiters ist Hauke Haien.
Mit seinem Vater, Tede Haien, lebt er allein an der friesischen
Nordküste. Aus dem aufgeweckten, aber verschlossenen Kind wird
ein ernster und schweigsamer junger Mann. Großgewachsen, dünn
und mit tiefliegenden grauen Augen, die ein inneres Feuer verraten,
versteckt sich hinter seiner äußeren ruhigen Natur ein nervöser
Charakter, der immer auf der Suche nach Neuem ist. Hauke hat
lange, schlanke Hände, mit denen er schnell und sicher die Arbeit
erledigt. Denn er verbringt mehr Zeit draußen auf den Feldern mit
den Mitarbeitern seines Vaters als mit seinen Schulkameraden.
Dem K o ntakt mit seinen A ltersg en o ssen ge h t er aus dem
W ege. V a te r T ede a r b e i t e t als L a n d v e r m e s s e r , a b e r er ist
m ath em atisch nicht so begabt wie sein Sohn. Hauke fasziniert
die Gewalt des Meeres, der stetige Wechsel von Flut und Ebbe
und vor allem die Probleme des Deichbaues. Viele Fragen seines
S o h n e s k a n n d e r V a te r n ic h t b e a n t w o r t e n . Da r ä t er ihm:

1. g riech isch er M a th e m a tik e r (um 3 0 0 v or C hristus). Er sch rieb das


L ehrbuch E l e m e n t e , H au k es Lektüre.

16
Der Schimmelreiter

“Wenn du m ehr wissen willst, dann lies den Euklid1. Das Buch
findest du auf dem Dachboden zusam m en mit einer Grammatik,
da es in holländischer Sprache geschrieben ist.“
Von nun an verbringt Hauke seine freie Zeit mit der Lektüre
von Euklid od er er b e o b a c h te t die A rbeiten am Deich. Eines
T a g e s s a g t H a u k e s e i n e m V a te r: „ U n s e r e D eiche m ü s s e n
ve ränd ert werden, so wie sie sind, sind sie nicht m ehr gut, sie
sind zu alt.“
„Wie k o m m s t du a u f so eine I d e e “, a n t w o r t e t der V a te r
v e r w u n d e r t 2. „Willst Du v ie lle ic h t s a g e n , d a s s ä l t e r e un d
erfahrenere Männer weniger wissen als du?“
„Ich habe Euklid gelesen und gerechnet. Ich weiß, dass unsere
Deiche nicht m ehr lange halten werden.“
Tede versteht seinen Sohn nicht. Er wird ihm fast unheimlich.
Aber Tede ist nicht der einzige. Keiner nimmt Hauke ernst. Doch
er lässt sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Er arbeitet
an s e i n e n D e i c h m o d e l l e n w e i t e r . Den A b e r g l a u b e n d e r
Nordfriesen, seiner Landsleute, teilt er nicht. Für ihn hat alles
eine logische Erklärung. Auch von G espenstern, die angeblich
nachts auf dem Deich spuken, lässt er sich nicht beeinflussen.
Die Zeit vergeht und Hauke wird immer wissbegieriger3. Tede
weiß, dass er für Hauke eine anspruchsvollere Tätigkeit finden
muss als seine eigene. „Er muss fortgehen und eine andere Arbeit
finden“, denkt sich der Vater, „ich will nicht, dass er hier bleibt,
er macht mir noch Probleme im Dorf“.

2. verw undert: e r s ta u n t.
3. w issb egierig: eine neugierige P erson, die g ern e lernt.
B U N G

Lesen
Q W as ist richtig? Kreuze die richtigen Aussagen an.

a Hauke ist Einzelkind.


b Hauke ist ein offener, kommunikativer Junge,
c Haukes Vater ist Landvermesser,
d Hauke ist ein sehr begabter Junge,
e Hauke lernt mit einem Buch von Euklid Holländisch,
f Hauke entdeckt, dass der Deich nicht mehr sicher ist.
g Hauke hat viele gleichaltrige Freunde.

G ra m m a tik

Q Im Text hast du die folgenden Präpositionen gesehen. Benutze sie in


einem anderen K ontext und vergiss nicht die Artikel.

auf —an (2x) —für — in m it (2x)


a Stelle bitte die Vase..................Fensterbrett.


b Im Urlaub fahren w ir................Zug................. Nordseeküste.
c Die Kinder spielen..................Dachboden.
d ................Fernsehen laufen neue Folgen von „Friends“.
e Die Jugend interessiert sich..................neuen Modetrends.
f Du kannst nicht.................Auto nach Hause fahren. Du bist zu müde.

Q Bilde Sätze mit dem Komparativ.

Beispiel: Die Nordsee ist kälter als das Mittelmeer


a Die Nordsee/kalt/das Mittelmeer/sein.

b Hauke Haien/begabt/sein Vater/sein.

19
u B u N

c Deutschland/viel/Einwohner/Italien/haben.

d Christine (19 Jahre)/aIt/sein/Gisela (18 Jahre).

e Der Sommer/uns/gut/Herbst/gefallen.

f Ich/brauchen/viel/Zeit/für die Hausaufgaben/ mein Bruder.

W o rts c h a tz

Q Suche das Synonym zu den W örtern in der linken Spalte.

a aufgeweckt 1 still
b verschlossen 2 überrascht
c schlank 3 seriös
d begabt 4 gleichaltrig
e altersgemäß 5 klug
f ernst 6 dünn
g schweigsam 7 neugierig
h verwundert 8 talentiert
i wissbegierig 9 ruhig

0 Mit diesen Adjektiven kannst du gut eine Person charakterisieren.


Beschreibe deine/deinen b este/n Freund/in.

20
B U

Hören
Q Vier Freunde sprechen über ihre Ferienpläne. Höre den Text zweimal.
W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Simon freut sich riesig nach Apulien zu fahren,
b Kathrin findet den Bayerischen Wald sehr spannend,
c Simon möchte lieber den Urlaub auf einem Campingplatz
verbringen.
d Marion verbringt den ganzen Sommer an der Nordsee,
e Die Eltern von Andreas mieten ein Haus in der Toskana,
f Andreas darf jemanden mitnehmen.

S p rechen

Q Frage deine/n Klassenkam erad/in, wohin er/sie in seinen/ihren Ferien


fährt. Ans Meer? In die Berge? Aufs Land? Dann erzähle ihm/ihr von dir.

S ch reiben

Q Schreibe eine Zusammenfassung von eurem Gespräch in der 3. Person


Singular.

21
KAPITEL 3

H a u k e H a i e n t r i t t in d i e
D ien ste d e s alten
D e ic h g r a f e n ein
Z um Glück ergibt sich bald eine Möglichkeit. Der Deichgraf
h a t g e r a d e se in e n K le in k n e c h t1 e n t l a s s e n 2 und s u c h t einen
Nachfolger.
„Warum nimmst Du nicht Hauke Haien für diese Stelle“, fragt
Elke, die junge Deichgrafentochter, ihren Vater. „Er ist ruhig,
fleißig und v e r s te h t etw as vom Rechnen, er ken n t den Deich
besser als jeder andere. Er kann dir bestim m t m ehr helfen als
der Vorgänger.“
„H auke ist s e h r ju n g und alle d e n k e n , d a s s er ein w enig
se lts a m is t“, a n t w o r t e t der Deichgraf, „aber w e n n du willst,
probieren wir es mit ihm.“
Hauke b e k o m m t die Stelle dank Elke. Sie ist ein hübsches,
aber sehr ruhiges Mädchen. Mit ihren dunklen Augen und ihren
schwarzen Haaren hat sie wenig von den norddeutschen Frauen.

1. r K leinknecht (e): A ss is te n t vom D eichgrafen.


2. en tla ssen : je m a n d die A rbeit kündigen.

22
Hauke Haien tritt in die Dienste des
alten D e ichgrafen ein JTf
if

Im G e g e n satz zu den a n d e re n M ädchen ist sie nicht auf der


S u c h e n a c h i r g e n d e i n e m M a n n , s o n d e r n sie will e t w a s
Besonderes. Hauke und Elke haben einen ähnlichen Charakter
und fühlen sich zueinander hingezogen. So ist für Hauke nicht
nur die Arbeit bei dem Deichgrafen interessant, nein, er hat auch
in Elke einen Menschen gefunden, der ihn versteht und der seine
Einsamkeit mit ihm teilt.

23
Der Schimmelreiter__________

Hauke arbeitet am liebsten im Büro. Dort hat er mit Zahlen zu


tun und er kann die Organisation und Planung des Deichbaues
genau verfolgen. Das ist seine Stärke. Aber er gerät sehr bald in
die Missgunst1 einiger Leute, insbesondere des Großknechtes,
Oie Peters. Ihm passt es gar nicht, dass Hauke überwiegend im
Büro arbeitet und seine eigentlichen Aufgaben als Kleinknecht
n i c h t m a c h t . D az u g e h ö r e n n ä m l i c h a u c h die s c h w e r e n
körperlichen Arbeiten am Deich.
„Hast wohl keine Lust, schwer zu arbeiten, w a s ? “ fragt Oie
Peters Hauke
Oie fühlt sich in seiner Position als Großknecht durch Hauke
b e d r o h t . Er s p ü r t , d a s s H a u k e ihm g e i s tig ü b e r l e g e n ist.
A u ß erd e m ist er eifersü chtig auf Hauke, weil dieser bei den
Leuten beliebter ist als er. Und weil Elke ihn mag.
Oie beginnt den Kleinknecht zu schikanieren2. „Komm morgen
früh auf den Deich“, sagt er ihm, „du m usst den Arbeitern helfen.
Zwei von ihnen sind k ra n k und sie k o m m e n nicht alleine zu
recht.“ Der Deichgraf, schon alt und müde, schätzt hingegen den
jungen Hauke sehr, nicht zuletzt, weil er selbst auch von dessen
Arbeit profitiert.
Denn durch Hauke hat der Deichgraf sehr viel Zuspruch vom
Oberdeichgrafen bekommen. „Seit einiger Zeit funktioniert hier
bei Ihnen alles viel besser. Die Bücher sind in Ordnung, die Arbeit
ist besser organisiert und das Geld ist auch gut investiert“, lobt
der Oberdeichgraf.
Hauke und Elke freuen sich. Es ist genau das, was sie wollen.
Hauke soll voran kommen.

1. e M issgu n st (-): r Neid.


2. sch ik an ieren : ty ra n n is ie re n .

24
B G E

Lesen

Ergänze die Sätze.

a Hauke bekommt die Stelle, weil .............................................................


b Der Deichgraf stellt Hauke ein, weil......................................................
c Die Arbeit bei Tede ist interessant, weil ...............................................
d Oie Peters mag Hauke nicht, weil............................................................
e Der Oberdeichgraf lobt den Deichgrafen, weil ................................... .

G ra m m a tik

Drei verflixte Konjunktionen: dass, weil, wenn.


a ............... Hauke gut arbeitet, dann kann er Deichgraf werden.
b Elke und Hauke mögen sich, sie sich ähnlich sind.
c Tede Haien denkt, sein Sohn aus dem Haus muss.
d Oie Peters ist verärgert,..............er Angst vor Hauke hat.
e Hauke ist froh,............... er seine Fähigkeiten beim Deichgraf
entwickeln kann.
f Tede schätzt Hauke, er von seiner Arbeit profitieren kann.

Q Und jetzt Konjunktionen in der Nullposition: aber, denn, und.

a Hauke bekommt kein Lob für seinen Fleiß,............... die Leute


mögen ihn nicht.
b Hauke arbeitet gut und viel,............... Oie Peters mag ihn nicht
..............er ist neidisch.
c Der Deichgraf hat seinen Kleinknecht entlassen............... nun ist die
Stelle frei.
d Hauke mag die Büroarbeit sehr,............... er versteht etwas von
Zahlen.
e Hauke mag Elke sehr,............... er sagt es ihr nicht.

26
Ü B

Q Aller guten Dinge sind drei. Konjunktionen m it Inversion: also,


außerdem, deshalb, trotzdem.
a Klaus ist krank................1 geht er nicht zur Schule.
b Das Abendessen schmeckt ihr nicht. ..............2 muss sie es essen.
c Mein Auto ist beim Mechaniker.......... 3 komme ich heute zu Fuß.
d Julius hat viele Hausaufgaben............. 4 kann er nicht in die Disko
gehen.
e Er sieht gut aus................5 ist er sehr sympathisch.
f Alle Bayern sagen „Grüß Gott“............ 6 sage ich es jetzt auch.
g Die neue Schule ist schwierig.............. 7 habe ich mich bald daran
gewöhnt.
h Die neue Lehrerin ist jung................ 8 ist sie sehr kreativ.

H ören

m © Vier Freunde sprechen über ihre Schulfächer. Höre den Text zweimal.

a Verbinde die Namen der vier Schüler mit ihren Lieblingsfächern.


Simon Andreas Katharina Marion

b Was sagen die vier Freunde über ihre Lehrer?


1 Der Mathelehrer.......................................................................................
2 Die Geschichtslehrerin ...........................................................................
3 Die Biologielehrerin ................................................................................
4 Die Deutschlehrerin................................................................................

S p re c h e n /S c h re ib e n

Q W elche Schulfächer bevorzugst du? Und w as m achst du, wenn du


müde bist?

27
KAPITEL 4

W ie H a u k e E l k e h e i r a t e t
u n d D e ic h g r a f w ir d

| e d e s Jahr im W inter findet das Eisboseln1 statt. An diesem


W ettkam pf dürfen nur erwachsene Männer teilnehmen.
„Hauke, du m u s s t m itm a c h e n , du m u s s t u n t e r die Leute
gehen“, versucht Elke Hauke zu überreden.
Hauke akzeptiert, wenn auch ungern. Er weiß: eine direkte
Konfrontation zwischen ihm und Oie Peters ist unvermeidlich.
Die Beziehung zwischen den beiden M ännern h a t sich in der
letzten Zeit verschlechtert. Oie Peters glaubt, wie viele andere
Leute im Dorf, dass Hauke ve rs u c h t, sich beim Deichgrafen
einzuschmeicheln2, um eines Tages dessen Stelle einnehmen zu
können. Die Leute glauben auch, dass Elke Hauke dabei behilflich
ist.
H a u k e g e w i n n t z u r g r o ß e n V e r ä r g e r u n g v o n Oie d e n
Wettkampf.
Nun versucht Oie es mit Elke beim Fest nach dem Eisboseln.

1. r E isboseln (-): ähnlich wie das Bocciaspiel, a b e r a u f Eis.


2. ein sch m eich eln : sich beliebt m ac h e n .

28
W ie Hauke EIke heiratet wj(
und D e ich g ra f wird
„Willst du n ic h t m it m ir t a n z e n ? “ f o r d e r t er sie auf. Elke
durchschaut aber sein Spiel und lehnt ab. „Nein“, antw o rtet sie,
„ich bin mit Hauke gekom m en und werde nur mit ihm tanzen.
Wie du dich verhältst, das gefällt mir gar nicht. Du suchst nur
Streit. Weil er bei m einem Vater besser a n k o m m t als du.“ Sie
stellt sich ganz auf die Seite von Hauke und verbringt den ganzen
Abend nur mit ihm. Hand in Hand gehen sie nach Hause. Am
nächsten Tag kauft Hauke einen Ring für Elke, findet aber nicht
den richtigen Zeitpunkt, ihn ihr zu geben und um ihre Hand
anzuhalten1. Hauke fühlt sich in seiner Position als Kleinknecht
Elke nicht eben bü rtig2. So vergeht ein ganzes Jahr, ohne dass
e t w a s g e s c h ie h t. Ein J a h r a n g e fü llt m it A rbeit und Blicken
zwischen Elke und Hauke.
Als Oie Peters eine Erbschaft3 macht, gibt er seine Stelle als
G roßknecht beim Deichgrafen auf und zieht sich in sein Haus
zurück.
Elke schlägt nun Hauke für die Stelle vor. Für Hauke würde
sich dadurch so m anch er Traum erfüllen. Aber zuerst muss er
nach Hause zurückkehren, wo sein Vater im S terben liegt. Der
Vater sagt: „Mein Sohn, ich weiß, dass du die Fähigkeiten dafür
h a s t , D e i c h g r a f zu w e r d e n . Ich h a b e w ä h r e n d d e i n e r
A bwesenheit viel Geld gespart. Ich glaube, dass es genug sein
wird, damit du deinen Traum verwirklichen kannst.“
Nach d e m Tod des V a t e rs k e h r t H au ke a u f den Hof des
D e ic hg rafe n zurück. Sein Kapital m a c h t Hauke u n a b h ä n g ig

1. um die Hand anhalten: h e ira te n wollen.


2. ebenbürtig: gleich.
3. e E rbschaft (en): w a s Eltern ihren K indern im T e s ta m e n t
h in te rla s se n .

29
Der Schimmelreiter

und er kann sich wieder ganz mit den Plänen des Deichbaues
beschäftigen.
Hauke denkt oft an die Heirat mit Elke. Eines Abends gehen
die beiden spazieren und Hauke denkt, dass nun der richtige
Z eitpun kt g e k o m m e n ist. Als Elke den Ring sieht, ohne dass
Hauke etwas gesagt hat, nimmt sie allen Mut zusammen: „Nein,
Hauke. Es ist noch zu früh. Ich kenne deine Wünsche, die auch
meine sind. Aber wir müssen noch w arten .“
Es d a u e r t nicht lange und der alte Deichgraf stirbt. Nach
seiner Beerdigung versammeln sich die wichtigsten Männer des
O r te s , um ü b e r H a u k e als N a c h f o lg e r des D e i c h g r a f e n zu
beraten. „Er ist zu jung und hat zu wenig Geld“, behaupten die
meisten.
Da tritt Elke auf den Plan: „Entschuldigt, dass ich ungefragt
meine Meinung sage. Hauke und ich sind verlobt und alles, was
ich habe, geht an ihn, wenn wir heiraten“.
Dagegen kann niemand etw as einwenden. Und der gute Ruf
von Hauke als gew issenhafter Arbeiter und die bevorstehende
Heirat mit Elke überzeugen die Männer schließlich in ihrer Wahl.
Nun ist Haukes Traum Wirklichkeit gew orden und auch seine
Liebe geht in Erfüllung.
Hauke und Elke geben sich endlich das Jawort zur Ehe.

30
B G E

Lesen

Q Kreuze die richtigen Sätze an.

Am Eisboseln dürfen Männer und Frauen teilnehmen,


a
b Die Leute glauben, dass Hauke ein Opportunist ist.
c Das Spiel findet in den kalten Monaten statt,
d Hauke gewinnt das Spiel.
e Oie versucht, Hauke die Freundin auszuspannen,
f Nach dem Fest bittet Hauke Elke, seine Frau zu werden,
g Hauke kehrt nach Hause zurück, weil sein Vater sehr krank ist.
h Nach dem Tod von Tede wird Hauke sofort zum Deichgrafen gewählt,
i Hauke und Elke heiraten nicht

G ra m m a tik

Bilde vollständige Sätze.

a Ich/glaube/du/Iernen/nicht/dass/willst.
b Sind/Peter/die/Horst/gestern/Vorlesung/gegangen/sie/
gearbeitet/nicht/in/weil/und/haben.
c Mich/wenn/anrufst/wir/morgen/können/ins/Kino/du/gehen.
d Dass/die/gut/Lehrerin/Mathe/ist/in/er/wusste/gut.
e Jetzt/Bahnhof/ich/zum/weil/kommt/an/vier/Freund/um/mein/
fahre/Uhr.

Q Die leidigen Präpositionen.

am — im — um
a Jahr 2006 findet die Fußballweltmeisterschaft statt.
b Samstag spielt die Deutsche Bundesliga.
c Februar haben die Schüler Winterferien.
d 16.00 Uhr fängt das Theaterstück an.
32
Ü B U N G

e ............. Frühling können die Jugendlichen draußen Streetball spielen.


f ..............Winter fällt in Norddeutschland sehr viel Schnee.

Q Lies den folgenden Text und ergänze mit den fehlenden Präpositionen.

am — auf aus — bei im —m it —zu


— —

Eisboseln - ein Wettkampfspiel. Man spielt (1)............. einer Kugel


(2)............. Blei. Es gewinnt die Person, die die Kugel am weitesten wirft.
Die Dörfer bilden Mannschaften und kämpfen gegeneinander. Die
Mannschaften spielen (3) gefrorenen Wiesen. Das Spiel kommt
(4)............. 17. Jahrhundert (5)................den Niederlanden, wo es noch
heute (6)..............jeder Jahreszeit gespielt wird, (7)...............liebsten
(8)............. hartem Frost, wenn die Kugel (9)................weitesten rollt.

W o rts c h a tz

Q Verbinde die
Sportarten
mit den Bildern

1 Tennis
2 Schwimmen
3 Golf
4 Federball
5 Fußball
6 Jogging

33
U B

H ören

(S U O ^*er Freunde sprechen über ihre Termine. Höre den Text zweimal. W as
ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Alle vier Freunde sind sehr beschäftigt,
b Sie haben alle einen Job.
c Kathrin spielt am Dienstag Tennis,
d Marion jobbt am Mittwoch im Supermarkt,
e Simon jobbt bei einem Metzger,
f Die Jungs wollen mit den Mädchen einkaufen gehen,
g Der einzige mögliche Tag ist der Freitag,
h Sie treffen sich am Samstag Nachmittag.

S p re c h e n /S c h re ib e n

Q Dein Term inkalender. Fülle diese Kalenderseite aus. Dann frage


deinen P artner nach seinen Terminen.

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag


8.00
9.00
10.00
11.00
12.00
13.00
14.00
15.00
16.00
17.00
18.00
19.00
20.00
21.00

34
KAPITEL 5
W ie H a u k e e i n e n a l t e n
Gaul kauft
JL
1S5T Ä \ uch nach der Wahl zum D eichgrafen wird Hauke den
Leuten nicht sym pathischer. Viele, a n g e fü h rt von Oie Peters,
m issgönnen1 Hauke seinen Erfolg und reden schlecht über ihn.
Hauke, e rst 24, h at ja das klügste und reichste Mädchen des
Dorfes geheiratet.
Hauke leidet u n te r dem Neid seiner Umwelt. Er fühlt sich
verletzt und zieht sich immer m ehr in sich zurück. Er verbringt
seine Zeit mit der Arbeit am Deich oder mit seiner Frau Elke. Sie
führen eine harm onische Ehe. Sie wünschen sich zwar Kinder,
aber in den ersten neun Jahre passiert nichts.
Eines Abends sieht Haukes Kleinknecht, als er auf dem Deich
entlang reitet, einen gespenstig aussehenden Schimmel. Das Tier
ist alt und abgemagert. Die Dorfbewohner sehen darin ein böses
Omen2.
Es m acht sich eine schlechte Stimmung unter den Arbeitern
breit. „Seht ihr“, sagt Oie Peters zu den Arbeitern, „Hauke Haien
will alles änd ern und m oderne Methoden einführen. Er denkt,

1. m issgönn en: neiden.


2. s Om en (Omina): ein s c h lec h tes Zeichen.

35
Der Schimmelreiter

er weiß es besser als die Alten.“


„Ja“, antw o rtet ein Arbeiter, „aber gegen Gespenster kann er
auch nicht an. Es wird böse enden.“
Bestätigt sich das Omen, als Hauke eines Tages mit einem
e b e n s o a l t e n u n d a b g e m a g e r t e n S c h im m e l a u s d e r S t a d t
zurück ke h rt? Die Leute jedenfalls d e u te n dies als schlechtes
Zeichen und Unruhe m a c h t sich u n te r ihnen breit. Auch Elke
kann nicht v e rs te h e n , w a r u m ihr Mann solch ein altes Pferd
gekauft hat.
Hauke erzählt ihr, was p assiert ist. „Also, Elke, es ist eine
k o m i s c h e G e s c h i c h t e . Ich h a b e d e n S c h i m m e l vo n e in e m
Vagabunden gekauft. Er wollte das Pferd nicht mehr, weil er es
nicht mehr brauchte und es für ihn zu teuer war. Aber, stell dir
vor, nachdem ich ihm das Geld gegeben habe, hat er angefangen
ganz seltsam zu lachen.“
Trotzdem ist Hauke nicht weiter besorgt und glaubt, dass der
Pferdeverkäufer einfach nur etwas seltsam war.
Als der abergläubische Kleinknecht aber den Schimmel sieht,
kündigt er sofort seine Stelle und geht zu Oie Peters. Dieser freut
sich darüber, weil er so die Angst vor Gespenstern in den Leuten
weiter schüren1 und sie gegen Hauke aufbringen kann.
Aber Hauke ist ein logisch denkender Mensch, der sich nicht
von abergläubischem Denken beeinflussen lässt. Seine einzige
Sorge gilt dem alten Deich, der nach seinen Überlegungen nicht
m ehr lange halten wird.

1. schüren: pro vo zieren.


Ü B U N G

Lesen

Q W elcher der beiden Sätze ist richtig?

1 a Q Die Leute akzeptieren Hauke Haien,


b Q Die Leute sprechen schlecht über ihn.
2 a Hauke hat mit 24 Jahren eine beneidenswerte Position,
b Q Hauke hat viele Probleme in der Ehe.
3 a Q Die Leute sind unruhig, weil Hauke ein altes weißes Pferd
gekauft hat.
b Q Die Leute sind unruhig, weil sie ein Gespenst in Form eines
Fisches gesehen haben.
4 a Der Kleinknecht von Hauke verlässt seine Stelle, weil er
Angst hat.
b Q Der Kleinknecht von Hauke verlässt seine Stelle, weil er ein
besseres Angebot bekommen hat.
5 a Q Hauke ist um den alten Deich besorgt, weil er nicht mehr
sicher ist.
b Q Hauke ist um den alten Deich besorgt, weil die Leute
abergläubisch sind.

G ra m m a tik

Erinnerst du dich? Präpositionen! Ordne die Präpositionen in die


richtige Spalte:

an — auf — aus — bei — bis —fü r — in — m it


nach — ohne — von — vor — zu
Akkusativ Dativ Akkusativ+Dativ

38
Ü B U N G

Q Und je tzt ergänze die Sätze mit der richtigen Präposition.

a Hauke ko m m t...................Nordfriesland.
b Als Tede Haien krank wird, geht Hauke................. ihm.
c .................. dem Eisbosein kauft Hauke einen Ring...................Elke.
d ...................der heimlichen Verlobung sprechen Hauke und Elke
k au m ................. ihre Gefühle.
e Elke und Hauke w a rten der Hochzeit, bis Tede tot ist.
f .................. die finanzielle Hilfe von Elke kann Hauke nicht Deichgraf
werden.
g Elke und Hauke heiraten..................der Wahl....................Hauke
.................Deichgrafen.
h Hauke lebt..................Elke................... ihrem Haus.
i Hauke kau ft...................dem Markt einen Schimmel.
j Hauke versteht sich.................. den Leuten nicht.
k Der Kleinknecht w o h n t...................Elke und Hauke.
I .................der Geburt Wienke vergehen 9 Jahre.

W o rts c h a tz

W örter W örter W örter. Verbinde folgende Begriffe aus dem Text mit
ihrem Synonym.

a klug 1 merkwürdig
b reich 2 abgestimmt
c harmonisch 3 vernünftig
d übel 4 schlimm
e abgemagert 5 wohlhabend
f seltsam 6 intelligent
g logisch 7 abgezehrt

39
G E

H ören

BES Q Vier Freunde sprechen über ihre Einkäufe. Höre den Text zweimal.
W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Alle vier haben die Bücherliste dabei,
b Sie brauchen Hefte und Schulbücher,
c In der Buchhandlung finden sie alles, was sie brauchen,
d Beide Geschäfte sind im Zentrum,
e Die 1€-Geschäfte verkaufen nur Ware für 1€.
f Simon muss die Schulhefte selbst zahlen.

S p rechen

Q Ein u nm oralisch es A ngebot? Hauke kauft den Schim m el.


Arbeitet zu zweit. Einer ist der Verkäufer und der andere Hauke.
Macht einen Dialog. Wie ist der Verkauf gelaufen?

S ch reib en

Q Du bist Elke. Schreib deiner Freundin einen Brief und erzähle ihr vom
Kauf des Schimmels.

40
Leben auf
den H alligen
Frauke van der Werft (13) erzählt
„Und jetzt wollt ihr vielleicht wissen, wie es ist, auf einer Hallig zu
leben. Na ja, ich muss schon sagen, gar nicht einfach und manchmal
sehr öde. Also, schaut euch mal das Bild da unten. Das ist die Hallig
Hooge, wo ich lebe.
Eine H allig sieht aus wie ein Pilz m it einem großen Kopf.
Drumherum nur Meer. Auf dem Kopf stehen unsere Häuser, unsere
Schule, unsere Kirche und das Sportzentrum. Auf der Hallig haben
wir nur einen einzigen Laden. Ganz schön klein, was?
Ihr fragt euch wahrscheinlich, was wir den ganzen Tag so machen.
Eigentlich das, was ihr auch macht. Wir gehen in die Schule und am
Nachmittag treiben wir Sport: Bei schlechtem Wetter, und das gibt es
oft, oder bei Sturmflut bleiben wir natürlich zu Hause. Zum Glück
gibt es den Gameboy oder die Playstation. Und natürlich das Surfen
im Internet.
Auf der Hallig Hooge wohnen etwas mehr als 100 Menschen. Wisst
ihr, was das bedeutet? Jeder kennt jeden! Manchmal bestehen die
Schulklassen nur aus.... einem einzigen Schüler. Deshalb haben wir
auch nur zwei Lehrer, die alle Fächer unterrichten. Na ja, komisch ist
das schon. Andere Klassen in Deutschland sind überfüllt und wir
sitzen da so allein. Aber dadurch küm m ern sich die Lehrer
besonders intensiv um uns. Und was ist nach der Grundschule
oder Hauptschule? Wir müssen dann aufs Festland umziehen. Wir
wohnen bei V erwandten oder Bekannten und am W ochenende
fahren wir mit der Fähre zurück nach Hause. Wenn das Meer nicht
zu stürmisch ist. Im Sommer ist es aber ganz anders. Viele Touristen
kommen und es ist richtig Betrieb. Manchmal fühlen wir uns fast wie
Zootiere.
Ein Leben nur auf dem
Festland? Einerseits stelle
ich es mir es ganz schön vor:
Kino, Discos, G eschäfte -
alles in der Nähe.
Andererseits mag ich diese
Ruhe und die Menschen, mit
denen ich aufgewachsen bin.
Und die Natur. Auch wenn
sie manchmal widerspenstig
ist." Typisches Haus auf einer Hallig.

L eseverstän d n is
a Wie viele Einwohner hat die Hallig Hooge?.............................................
b Welche Schulen gibt es? ..............................................................................
c Was kann man in der Freizeit tun? ...........................................................
d Gibt es Einkaufsmöglichkeiten auf der Hallig Hooge?..........................
e Und wie erreicht man die Hallig? ..............................................................

S p rech en
Interessant Fraukes Bericht, oder? Vielleicht habt ihr ja noch Fragen an
sie. Dann schreibt an: schuIe.hooge@t-onIine.de

42
G e b u r t v o n W ienk e
u n d F er tig stellu n g
d e s D eich s

N ach neun Ehejahren k o m m t endlich W ienke zur Welt.


Hauke und Elke sind sehr glücklich. Aber durch die Geburt ist
Elke s e h r g e s c h w ä c h t und wird gleich d a n a c h s c h w e rk ra n k .
W i e d e r e r z ä h l t m a n sich im O rt, d a s s in d e r F am ilie d e s
Deichgrafen etwas nicht stimmt.
„Es ist alles Unsinn, was die Leute sagen. Elke ist nur sehr
müde von der Geburt“, beruhigt Hauke seine Arbeiter, mit denen
er den Bau des neuen Deichs beginnen will.
In einer Versammlung mit den alten Leuten im Dorf setzt man
Hauke unter Druck: „Deine Pläne sind gut, aber viel zu teuer. Und
wir wissen nicht, ob dein Deich wirklich besser ist.“ Um Geld zu
sparen, wollen die Dorfbewohner, dass sich der neue Deich an
d e n a l t e n Deich a n s c h l i e ß t . H a u k e w eiß, d a s s es d a d u r c h
Schwachpunkte geben wird, aber er akzeptiert die Idee.
Der Deichbau wird zu Haukes Fixpunkt. Tag für Tag, bei Wind
und W etter reitet er auf seinem Schimmel am Deich entlang, um
die Arbeiten zu beobachten. Kein Wunder, dass die Leute Hauke
nur noch 'Schim melreiter' nennen.
E in e s T a g e s s i e h t H a u k e , w ie s e i n e A r b e i t e r im

43
Der Schimmelreiter

Deichfundament einen lebendigen Hund begraben1 wollen. Eine


alte Tradition. Zum Schutz vor späteren Gefahren. Aber Hauke
ist dagegen: „Dieser Aberglauben ist Unsinn, wir sind doch nicht
im Mittelalter. Ich begrabe keinen Hund lebendig. Lieber schenke
ich ihn meiner Tochter.“
Alle schauen Hauke böse an.
„Ich habe wirklich keinen Freund unter den Leuten“, sagt er
sich, als er traurig nach Hause reitet.
Hauke nim mt seine Frau in die Arme und sagt ihr: „Bleib bei
mir. Ich brauche dich, weil du der einzige Mensch bist, der an
mich glaubt.“
Verwirrt antw ortet Elke: „Natürlich bleibe ich bei dir. Was ist
denn los?“
Aber Hauke will sie nicht beunruhigen und erzählt ihr nicht,
was auf dem Deich passiert ist.
Als der neue Deich endlich fertig ist, lädt Familie Haien die
wichtigsten Leute vom Dorf zu einem Fest ein. Alle loben die Arbeit
von Hauke. Auch seine Feinde müssen zugeben, dass das Projekt
von Hauke gut ist. Er hat nicht zuviel Geld ausgegeben und alle
Konten sind in Ordnung. Der Oberdeichgraf entscheidet, den Deich
Hauke-Haien-Koog zu nennen. Hauke kann es kaum glauben.
„Hauke-Haien-Koog“, ruft er immer wieder aus und entfernt sich
von den Leuten, weil es ihm fast ein bisschen peinlich ist.
Später steht er allein, ganz oben auf dem Deich. Laut schreit
er gegen den Sturm: „Hauke-Haien-Koog. Ich habe erreicht, was
ich wollte, ich hatte recht“.
Aber nach dem Fest erkrankt Hauke schwer. Die viele Arbeit, die
seelische Anspannung. Es dauert lange, bis er wieder gesund wird.

1. begraben: einen T oten m it Erde b ed ecken.

44
lllliw
B K j Der Schimmelreiter

Als Hauke w ieder zu K räften g e k o m m e n ist, gibt es neue


Probleme. Tochter Wienke bleibt in ihrer Entwicklung zurück.
Elke und Hauke widmen sich nun ganz ihrer Erziehung. Mit viel
Geduld erklären sie ihr die Sonne, den Mond, die Sterne. Sie soll
l e r n e n , die N a t u r zu b e o b a c h t e n . Da is t k e in P la t z f ü r
Aberglauben. Die Familie aber bleibt weiterhin Außenseiter1 im
Dorf und lebt sehr isoliert von ihrer Umwelt.

46
Ü B U N G

Lesen

Q Verbinde die Sätze in der linken Spalte mit den Sätzen in der rechten
Spalte. Sie ergeben eine Zusammenfassung des Kapitels.

a Elke und Hauke werden 1 in dem Deichfundament lebendig


begraben lassen.
b Hauke kann sich nicht 2 mit einem richtigen Fest gefeiert.
durchsetzen
c Hauke will keinen Hund 3 entwickelt sich nicht richtig.
d Der Deich wird zu Ende 4 glückliche Eltern.
gebaut und
e Wienke ist ein liebes 5 und muss den neuen Deich an den
Kind, aber sie alten bauen.

G ra m m a tik

Bilde Sätze mit man.


Beispiel:
Die Leute sagen, dass Hauke dickköpfig ist.
Man sagt, dass Hauke dickköpfig ist.
a Die Leute müssen ein lebendiges Tier in dem Fundament begraben.

b Alle denken, dass Hauke kein altes und krankes Pferd kaufen darf.

c Die Touristen können nur mit einem Führer das Wattenmeer


durchqueren.

47
Ü B u N G E

W o rts c h a tz

Kannst du von den Verben das Substantiv ableiten?


a gehen ............................
b regnen ................................................
c schreiben ................................................
d sprechen ................................................
e isolieren ................................................
f arbeiten ................................................
g erziehen ................................................
h erzählen ................................................
i schlafen..............................................................
j studieren ................................................

Q Finde das Gegenteil.


a schwer ................................................
b glücklich ................................................
c richtig ................................................
d neu ................................................
e schnell ................................................
f schlecht ................................................
g spät ................................................
h lange ................................................
i gesund ................................................

48
H ören

jQjjjÜS' Q Vier Freunde sprechen über ihre ausländischen Klassenkam eraden.


Höre den Text zweimal. W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?

R F
Katja kommt aus Polen. □□
Marion findet, dass Katja zuviel lernt. □□
Andreas versteht Katjas schwierige Situation gut. □□
Konstantin kommt aus Albanien. □□
Kathrin ist in Konstantin verliebt. □□
Die deutschen Schüler wollen Konstantin und Katja helfen. □□
S p rech en

Nur Gerede und Aberglaube? Gibt es in deinem Land auch solche


Sprüche? Wie könnten die folgenden Sprüche in deiner M uttersprache
lauten?

Öen Teufelei an |
5c\ierbeu \ die Wand
nd |
briug>en malen . den 13.
Glück ■Ul.«..in---
muss

« s ct " sT gei
“ ' k n S ' - gibt es
Wäscht sich die Katz ;
re Unglüc
oder geht die Tür voi
selbst auf, kommt eir
Gast ins Haus.

Q Die Dorfbewohner haben Vorurteile gegenüber Hauke. Gibt es in


deinem Land auch Vorurteile gegenüber Leuten, die „anders“ sind?
Sprich mit deinem P artn er darüber.

49
Biiken
[Eie Bewohner der Halligen
feiern nicht nur Weihnachten
und Ostern, sondern haben
auch ein ganz besonderes
Fest: Das Biiken findet am 21.
Februar statt, egal wie kalt,
regnerisch oder ungemütlich
das Wetter auch sein mag.
Biiken, ein altfriesisches Wort, das „Leuchtfeuer" bedeutet, hat man
schon vor 2000 Jahren gefeiert. Es ist ein Feueropfer und sollte den
germanischen Göttervater und Wind- und Sturmgott Wotan dazu zu
bewegen, den Winter zu beenden. Man bereitete große Strohbündel
vor und brannte sie auf den Warften der Halligen oder am Strand ab.
Auch heute hat sich das Ritual praktisch nicht verändert. Man
zündet eine Figur aus Stroh am Strand an und danach gehen Groß
und Klein zusammen essen. Auch das deftige winterliche Menü ist
Tradition: Schweinebacken mit Kohl und dazu Kinderpunsch für die
Kleinen und Grog für die Großen. Und ... die Kinder haben natürlich
schulfrei.
Ab dem 17. Jahrhundert war der 21. Februar auch ein Abschiedstag
für die männliche Bevölkerung. Damals waren fast alle Männer auf
den Inseln Föhr und Sylt oder auf den Halligen Seefahrer. Der
W inter w ar für sie vorbei und sie m ussten w ieder m it der
gefährlichen Arbeit auf der See anfangen.
Heute brauchen die Männer nicht mehr zur Meer fahren. Sie leben
vom Tourismus. Sie leben davon, dass die Leute zu ihnen kommen.
,uf seinem Schimmel reitet Hauke am Deich entlang. Er
will kontrollieren, ob der letzte Sturm den Deich beschädigt hat.
Da, da ist etwas. Er erschreckt. Genau an der Stelle, wo der alte
u n d d e r n e u e Deich Z u s a m m e n t r e f f e n , ist ein R i s s 1. Eine
Reparatur vor dem nächsten Sturm ist dringend notwendig.
„Dein Deich hat uns schon zu viel g e k o ste t,“ kritisiert ihn
sp ä te r Oie Peters. „Wir wollen kein Geld m e h r ausgeben. Wir
reparieren den alten Deich provisorisch. Das reicht.“ Hauke folgt
dem Rat von Oie und den Alten, wenn auch sehr widerwillig.
Ein tiefe Unruhe b reitet sich in Hauke aus. Im m er w ieder
reitet er zu der Stelle, wo sich der Priel2 sein unheilvolles Bett
geschaffen hat. Aber Hauke traut sich nicht mehr, mit jem andem
darüber zu sprechen.
Zu Allerheiligen3 verschlechtert sich das Wetter. Der Sturm
to b t, die B r a n d u n g des M eeres t o s t la u te r d e n n je. Dunkle
Wolken verhängen den Himmel und es regnet ununterbrochen.

1. r R iss (e): r Bruch ("e).


2. r Priel (e): Kanal im W a tte n m e e r.
3. A llerheiligen: 1. N ov em b er.

51
Der Schimmelreiter

Elke sieht, wie das Gesicht von Hauke immer düsterer1 wird.
Er will wieder zum Deich hinausreiten und kontrollieren, dass
die Männer das tun, was er befohlen hat.
Elke hat eine schlimme Vorahnung. „Musst du unbedingt gehen“,
fragt sie und wirft sich ihm in die Arme. Beide können kaum von
einander loslassen. Beide wissen, wie gefährlich die Situation ist.

1. düster: dunkel.

52
Durch R egen und S tu r m k ä m p f t sich H a u k e a u f s e in e m
S chim m el v o ra n . Er k a n n k a u m e tw a s e r k e n n e n und d e n k t
immer wieder: „Gut, dass meine Familie zu Hause ist. Ihnen wird
nichts passieren.“
Mit Oie P e te rs h a t t e Hauke v e r e in b a r t, d a s s M än n e r die
Schwachpunkte des Deiches ständig bewachen sollen. Aber Oie
P ete rs' Rachegefühl ist stärker. Entgegen den Anweisungen des
D e i c h g r a f e n z i e h t Oie P e t e r s alle M ä n n e r v o n i h r e n
Beobachtungsposten ab. Und nicht nur das. Er befiehlt ihnen,
den H a u k e - H a ie n - K o o g zu z e r s t ö r e n 1. Als H au ke sie dabei
entdeckt, wie sie einen Graben in dem neuen Deich ausheben,
um den alten zu retten und erfährt, dass Oie Peters dies befohlen
hat, verliert er seine Kontrolle.
Er schreit: „Aufhören! Seht ihr nicht, dass der alte Deich nicht
stark genug ist. Der neue ist doch in Ordnung!“
Keiner folgt Haukes Befehl. Noch schlimmer, sie geben ihm
die Schuld. Hauke schaut sich den Schaden an. Dann reitet er
weg und spricht in seiner Verzweiflung zu Gott: „Nimm mich! Ich
habe den alten Deich nicht richtig reparieren lassen. Ich habe das
gem acht, was Oie Peters wollte. Es ist meine Schuld! Lass die
anderen nicht sterben!“
Aber Gott kann ihm nicht helfen.
Der Sturm wird noch heftiger.
U n te r d e r W u c h t d e r W ellen b r ic h t die s c h w a c h e Stelle
zwischen dem altem und dem neuem Deich völlig auseinander.
Das Unglück nim mt seinen Lauf. Die Fluten werden Mensch,
Tier und Land mit sich reißen.
Die schlimmsten Vorahnungen des Deichgrafen sind eingetroffen.

1. zerstören : k a p u tt m ac h e n .
Der Schimmelreiter

Was m acht Hauke? Noch kann er sich retten, wenn er jetzt


z u r ü c k re ite t. Nein, er r e ite t in die a n d e re Richtung. Er will
versuchen, noch einige Menschen zu warnen.
Ganz weit in der Ferne sieht er ein kleines Licht. Das Licht von
seinem Haus.
„Gott sei dank, wenigstens ist meine Familie in Sicherheit“,
denkt er.
Aber er täuscht sich. Mitten in Sturm, das Meer tobt jetzt von
allen Seiten, sieht er Elke mit Kind und Hund, wie sie ihm auf
dem Deich entgegenkommen.
„Zurück, Elke, zurück, es ist hier zu gefährlich. Lauf nach
Hause!“ schreit er seiner Frau zu.
Aber der Lärm des tosenden Meers verschluckt seine Stimme.
Sie sind verloren.
Als Hauke sieht, wie seine Lieben von der Flut m itgerissen
werden, stürzt auch er sich mit seinem Schimmel in das tosende
Meer.

„So e n d e t die G e s c h ic h te vo m S c h i m m e lr e it e r und vom


m odernen Deichbau“, sagt der kleine Mann. Alle sitzen da still
und denken nach. Auch ich. „Hauke Haien hatte recht“ sage ich.
„Ja“, sagt der kleine Mann „und alles, was er geplant hatte, war
r i c h t i g . Die U n w i s s e n h e i t 1 d e r L e u te f ü h r t e zu d i e s e r
K atastrophe. Sein Deich ist je tz t 100 Jahre alt, wie er es sich
gewünscht hatte. Erst viel später haben die Leute erkannt, dass
Hauke ein phantastischer Ingenieur war. Und dass er seiner Zeit
weit voraus war.“

1. e U n w issen h eit (en): e Ig n oran z (e).

54
Ü b u n g e n

Lesen

Q W as ist richtig (R) oder falsch (F)?


R F
a Der letzte Sturm hat den neuen Deich beschädigt. □□
b Hauke will die Reparaturen nicht mit den Alten
besprechen.
□□
c Oie Peters nimmt die Probleme von Hauke nicht ernst. □□
d Oie Peters entwickelt mit Hauke einen Rettungsplan. □□
e Die Arbeiter mögen Hauke und folgen seinen Befehlen. □□
f Elke will bei ihrem Mann sein und geht mit Wienke auf
den Deich.
□□
g Der Hauke-Haien-Koog ist zerstört. □□
Q Du kennst nun die ganze Geschichte. Ergänze die Tabelle mit den
w ichtigsten Informationen über die Hauptpersonen.

Hauke Haien: ................................................................................................... .

Elke:

Oie Peters:

56
Ü B U N G

G ra m m a tik

Q Mein ist Dein oder die Possessivpronom en. Ergänze.

a Er u n d ................. Frau haben...................Kindern eine Lok


geschenkt.
b Sie trifft Freundin vor dem Kino.
c Der Junge r u f t.................Freund nach dem Mittagessen an.
d Wann wollt ihr...................Schulbücher kaufen?
e Du h a s t ...................Pausenbrot vergessen.
f .................Eltern sind auf Reisen.

Q Im Text gibt es oft Modalverben. Ergänze folgende Sätze mit

dürfen — können — müssen — sollen — wollen


a .................du Tennis spielen?
b W ir.................heute pünktlich zu Hause sein, unsere Eltern haben
Gäste.
c W ir.................nicht fernsehen.
d Der Lehrer sagt, w ir.................. viel mehr lernen, wenn wir die
Prüfung bestehen.................

H ören

fS S O v *er Freun^ e sprechen über die Lektüre Der Schimmelreiter. Höre den
Text zweimal. W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a Die vier Freunde halten Hauke für einen Held, □□
b Alle vier haben die Erzählung zu Ende gelesen, □□
c Kathrin schlägt vor, im Internet zu recherchieren, □□
d Die vier Schüler müssen einen Aufsatz schreiben, □□
e Sie leihen den Film aus und schauen ihn bei Marion an. □□
57
ü B U N G E

S p rech en

Hat dir DerSchimmelreiter gefallen. Ja? Nein? W arum ? Sprich mit


deinem Partner.

S ch reib en

Die Geschichte von Hauke Haien ist ziemlich traurig. W arum erfindest
du nicht ein Happy End?

IN TER N ETPR O JEK T Mi


Der Schimmelreiter im Film
G ib den B e g riff „S c h im m e lre ite r + F ilm “ in d ie S u c h m a s c h in e ein. In
D e u ts c h la n d n e n n t m an d a s au ch „g o o g e ln “ .
1 Du ko m m s t z u e rs t a u f d ie W e b s ite e in e r in te rn a tio n a le n O n lin e -
B u c h h a n d lu n g . W ie h e iß t sie ?
2 D ort kann m an au ch V id e o s ka u fe n . W ie h e iß e n d ie
H a u p td a rs te lle r d e s S c h im m e lre ite r-F ilm s ?
3 Ist d e r Film s c h w a rz -w e iß o d e r ein F a rb film ?
4 Zu dem F ilm g ib t es au ch K u n d e n re z e n s io n e n . W ie v ie le ? U nd w ie
v ie le S te rn e hat d e r Film b e k o m m e n ?
5 G e h z u rü c k a u f d ie G o o g le -S ta rts e ite m it d em S u ch b e g riff.
6 Du siehst, d a s s es zw e i V e rfilm u n g e n vo n d e m S chim m elreiter
gibt. A u s w e lc h e m J a h r ist d ie e rs te ?
7 Ist d ie se J a h re s z a h l w ic h tig in d e r d e u ts c h e n G e s c h ic h te ?
8 A u ch hier hab e n zw e i S c h ü le r im R a h m e n e in e s S c h u lp ro je k te s
e in e kle in e R e ze n s io n g e s c h rie b e n . Du v e rs te h s t v ie lle ic h t n ich t
alles, a b e r ist ihr U rteil e h e r n e g a tiv o d e r p o s itiv ? W e lc h e s
Ü B U N G E

9 A m E nde g e b e n die S c h ü le r e in e n T ip p . W a s ist s p a n n e n d e r? D er


Film o d e r die N o v e lle ?
10 U nd die z w e ite V e rfilm u n g ? A u s w e lc h e m J a h r ist sie und w e r sind
die H a u p td a rs te lle r?
11 Ist die F ilm h a n d lu n g w ie im B u ch ? D a fü r g ib t es ein b e s tim m te s
W ort. Du fin d e s t es in d e r e rste n S c h ü le re z e n s io n .
12 W e lc h e P e rson a u s d e m B uch ta u c h t n ich t in d e m Film auf.
13 A b e r es g ib t noch m e h r V e rfilm u n g e n . W ie du d ie fin d e s t? G a n z
e in fa c h . S u ch e die H o m e p a g e d e r T h e o d o r-S to rm -G e s e lls c h a ft.
D ann g e h e a u f d e n B u tto n „S tic h w ö rte r“ .
14 W ie h e iß t d a s S tic h w o rt, d a s d ich zu d e n V e rfilm u n g e n vo n S to rm s
W e rke n b rin g t?
15 G e fu n d e n ? S u p e r! U nd je tz t noch d ie J a h re s z a h le n d e r b e id e n
jü n g s te n V e rfilm u n g e n d e s S c h im m e lre ite rs .
16 L etzte F rage: E ine ist e in e in te rn a tio n a le C o -P ro d u k tio n . W ie h e iß t
das L and?

59
[Ser Begriff „Novelle" stam m t aus dem Italienischen „novella"
(Neuigkeit).
Der erste bekannte Novellist war Boccaccio mit seinem Decamerone.
Andere folgten, wie der Engländer Chaucer mit den Canterbury Tales
und der Spanier C ervantes m it N ovelas E jem plares. D eutsche
Literaten schrieben folgendes dazu:
„Novellen werden vorzüglich eine Art von Erzählung genannt,
welche sich von den großen Romanen durch die Simplizität des
Planes und den kleinen Umfang der Fabel unterscheiden." (C. M.
Wieland, 1772)

Boccaccio und Chaucer in einer zeitgenössischen Darstellung.

60
„Denn ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte
Begebenheit?" (Goethe, Gespräche mit Eckermann, 1827)
„Ein Menschenleben durch die unendliche sinnliche Kraft einer
Schicksalsstunde ausgedrückt." (G. Lukacs, Die Seele und die Formen,
1911)
Die Gattung der Novelle erreicht in der deutschen Literatur im 19.
Jah rh u n d ert ihren H öhepunkt. Theodor Storm ist einer der
wichtigsten Vertreter. Die Novelle ist eine Prosaerzählung mit
geringem Um fang und berichtet oft über ein ungew öhnliches
Ereignis. Sie konzentriert sich auf den Ausschnitt eines Zeit- oder
Lebensbildes, der einen W endepunkt bringt. Dieser trägt oft das
Merkmal des Unerwarteten, ist kausal nicht ableitbar. Zufall und
Schicksal des Daseins kommen in der Novelle zur Darstellung.
Andere Merkmale sind so genannte Vorausdeutungstechniken, wie
Leitmotiv und Dingsymbolik1, wie z.B. der Schimmel in unserer
Geschichte. Die Novelle ist oft in eine Rahmenhandlung gefasst, in
der ein Erzähler zu Worte kommt. Berühmte deutsche Novellisten
sind Gottfried Keller (1819-1890) und Christoph Martin Wieland
(1733-1813).
Q Eine Novelle besteht also aus drei wichtigen Elementen:

a etwas Unterwartetes
b Schicksal und /oder Zufall
c ein symbolischer Gegenstand
A B S C H L U S S T E S T

G ra m m a tik

Q Trennbare oder untrennbar? Setze das richtige Verb ein.


erkennen —festbinden —festhalten — umkehren — versammeln
a Gestern habe ich meine alte Schulfreundin gesehen. Aber ich
konnte sie kau m ...........................
b Es ist heute so stürmisch, dass ich meinen Regenschirm nicht
..........................kann.
c Der Schüler muss heu te........................., weil er seine Bücher
vergessen hat.
d Meine Haare sind immer so unordentlich, dass ich sie.........................
muss.
e Die Schüler.........................sich jeden Donnerstag um 14.00 in der
Aula.

0 Ergänze das richtige Adjektiv (dekliniert, wo nötig).


abergläubisch —fleißg —gleichaltrig
harmonisch — klug — mager — ruhig
a Die..........................Elke ist s e h r...........................
b Der......................... u n d .......................... Hauke gefällt Elke sehr.
c Die Ehe von Hauke und Elke is t...........................
d Der Schimmel von Hauke ist s e h r...........................
e Mit d e m .........................Kleinknecht versteht sich Hauke nicht.

O Die Präpositionen sind durcheinander gekommen. Kannst du die Sätze


verbessern?
a Am Schrank hängen die Kleider von Martin...........................
b Mit dem Tisch liegen alle Schulbücher der Kinder...........................
c Heute Nachmittag im 3.00 Uhr gehen wir bei den Großeltern .

62
A B S C H L U S S T E S T

d Auf dem Fernsehen laufen wenige Kinderprogramme.

e Um Vormittag ist der Verkehr sehr intensiv...........................


f Aus liebsten möchte ich morgen gar nichts tun......................
g Um Deutschland kommen viele interessante Schriftsteller.

W o rts c h a tz

Setze das richtige Substantiv ein.

Fußball — Lehrer - Leichtathletik - Schwimmen


Ski — Sportunterricht — Tanzkurs — Tennis
a In der Schule haben die Schüler regelmäßig ....................
b Normalerweise wird gemacht, aber oft bringen die
.........................die Schüler ins Hallenbad, wo sie d a s ..........................
trainieren können.
c Viele Jungs spielen.........................u n d ........................... während
Mädchen oft einen........................ besuchen.
d Im Winter fahren viele Kinder mit den Eltern in die Berge, wo sie
.........................fahren.

0 Setze das richtige Substantiv ein.

Deichbau — Eltern — Erziehung — Fixpunkt — Gespräch


a Das.........................zwischen den alten Dorfbewohnern und Hauke
verläuft sehr schlecht.
b Hauke und Elke nehmen die..........................von Wienke sehr ernst
und sind besorgte...........................
c Der.........................wird Haukes............................

63
A B S C H L U S S T E S T

L an d e sk u n d e

W as ist richtig (R), w as ist falsch (F)?

In Nordfriesland
R F
a leben die Einwohner nur von der Fischerei,
b kann man alle Inseln mit dem Zug erreichen,
c kann man die Halligen bei Ebbe zu Fuß erreichen,
d bewohnen Vögel aller Art den Hauke-Haien-Koog.
e gehören alle Inseln zu Deutschland,
f ist Sylt die größte Insel.

0 Aus einem Urlaubsprospekt. Ergänze den Text mit den W örtern aus
der Liste.

Flair — Freizeitangeboten — Geschäften


Hafenstadt — Museumsprogramm — Nordseeluft
Urlaubserlebnis — Urlaubstage - W attenmeer
a Die nordfriesische...............................Husum und die reizvolle
Umgebung der Husumer Bucht sind e in für die
ganze Familie.
b Attraktive Angebote erlauben jede Menge Erlebnisspaß, alles bei
gesunder.................................
c Gestalten Sie Ihre.............................. individuell und vergnügen Sie
sich mit der ganzen Familie in Deutschlands nördlichstem Freizeit-
Park.
d Husum lockt nicht nur mit seinem typisch maritimen
................................ und bunten , sondern auch mit
einem vielfältigen...............................und attraktiven
.................................Folgen Sie den Spuren von Husums bekanntesten
Sohn, Theodor Storm.

I
64
Der Schimmelreiter
V e rh e e re n d e S tü rm e b e d ro h e n die N o rd s e e k ü s te . Die Flu t s te ig t
u n au fh altsam . Der geniale D eich graf Hauke Haien im K am pf gegen
die E le m e n te , a b e r au ch gegen die Ig n o ran z se in e r M itm en sch en .
W er w ird gew in nen ? Seine kühle, b erech n en d e R a tio n a litä t o d er die
u n b ezw ingbare N atu r?

Die N o v e lle v o n T h e o d o r S t o r m a ls K la s s i k e r d e s d e u t s c h e n
R e a lism u s, v e re in fa c h t n a ch e rz ä h lt m it Ü bungen zum
L e s e v e r s t ä n d n i s , z u r G r a m m a t ik u n d zu m W o r t s c h a t z s o w ie
A b sch lu sstest und In te rn e tp ro je k t zum selb stän d ig en A rbeiten.
Mit land esk u n d lich en T h em e n d o ssie rs zum Leben an d e r N ordsee
und zur G attu n g Novelle.
Die Audio-CD e n th ä lt den g e sa m te n d ra m a tis ie rte n T ext.

Niveau Eins ■ GER A1


Niveau Zwei ■ GER A2
Niveau Drei ■ GER B1
Niveau Vier ■ GER B2

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