Sie sind auf Seite 1von 32

INFORMATIONSDIENST HOLZ

Holzhäuser –

holz bau h and bu ch | REIH E 0 | TE I L 5 | FOLG E 1


Werthaltigkeit und Lebensdauer
2 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Inhaltsverzeichnis, Impressum
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Inhalt Impressum

Seite 3 1 _ Einführung Herausgeber:


Absatzförderungsfonds der
6 2 _ Holzbausysteme
deutschen Forst- und Holzwirtschaft
10 3 _ Wärmeschutz HOLZABSATZFONDS
Anstalt des öffentlichen Rechts
14 4 _ Feuchteschutz
Godesberger Allee 142-148
16 5 _ Holzschutz D-53175 Bonn

18 6 _ Schallschutz Projektleitung:
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Ludger Dederich
20 7 _ Brandschutz
Bearbeitung:
22 8 _ Ausführungsqualität
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter
und Werkstoffe
Dipl.-Ing. (FH) Daniel Kehl
24 9 _ Raumluftqualität
Überarbeitung:
26 10 _ Werthaltigkeit von Holzhäusern Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter
Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt
29 11 _ Adressen der Güte- und
Qualitätsgemeinschaften Begleitende Arbeitsgruppe:
Dipl.-Ing. Richard Adriaans, Herford
30 12 _ Literatur und Bildnachweis
Zimmermeister Stefan Fichtl, Hechenwang
Dipl.-Ing. Georg Lange, Bad Honnef
Legende zur Zeichnung auf der Titelseite:
1 Füllholz b ≥ 60 mm als Gurtholz der Dachscheibe Technische Anfragen an:
2 Folienanschluss zur Luftdichtung Überregionale Fachberatung:
3 Hydrophobierte MDF-Platte am Sparren winddicht 0 18 02 / 46 59 00 (0,06 Euro / Gespräch aus dem
abgeklebt, evtl. Platte in Sparren eingenutet Festnetz der Deutschen Telekom AG, ggf.
4 Stellbrett abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen )
5 Lüftungsgitter fachberatung @ infoholz.de
6 Sparren für Trauf­schalung ausgeklinkt, www.informationsdienst-holz.de
hydrophobierte MDF-Platte durchlaufend
7 Abtropfblech Die technischen Informationen dieser Schrift
8 Trennfugenband vor dem Spachteln einlegen entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den
anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung für
den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbeitung und
holzbau handbuch
Korrektur nicht übernommen werden.
Reihe 0: Grundlagen
In diese Broschüre sind Ergebnisse aus zahlreichen
Teil 5: Werterhaltung und Lebensdauer
Forschungsprojekten eingeflossen. Für deren Förde-
Folge 1: Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer
rung danken wir der Arbeitsgemeinschaft industrieller
Erschienen: April 2002 Forschungsvereinigungen (AiF), den Forst- und Wirt-
Überarbeitete Fassung: Januar 2008 schaftministerien des Bundes und der Länder sowie
ISSN-Nr. 0466-2114 der Holzwirtschaft.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Einführung 3
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

1 _ Einführung

Der Kauf oder Bau eines Gebäudes ist für alle Bauherren ein großer Schritt – in ganz beson-
derem Maße bei Wohnhäusern. Man möchte möglichst sein Leben lang in dem Haus woh-
nen, es eventuell an die Kinder oder Enkel vererben. Es soll also ein Bau für die „Ewigkeit“
– mindestens aber für eine generationsüber­greifende Lebensdauer – sein.

Die Entscheidung für eine bestimmte Bauweise­ hoch energieeffiziente und qualitätsgesicher­te Abb. 1.01
wird dabei von vielen Faktoren beeinflusst Bauweise darstellen. Bungalow in Fertigbau-
– von den persönlichen Vorlieben bis hin zu weise aus den 70er-Jahren
Viele der Vorurteile und Annahmen beruhen
„Stammtisch-Argumenten“. Immerhin haben sich
noch auf den Behelfsbauten nach 1945 (Bara- Abb. 1.02
seit etwa 1995 immer mehr Bauherren auch in
ckenbauweise) und den einfacheren Holzbau- Modernes Fertighaus
Deutschland für ein Holzhaus entschieden. Bei
weisen der 60er- und 70er-Jahre, obwohl die als Solararchitektur
Ein- und Zweifamilienhäusern verdoppelte sich
nahezu der Marktanteil seit 1995 von ca. 7,5 %
auf im Durchschnitt 14,2 % im Jahr 2006; in
einigen Bundesländern beträgt er bereits 20 %,
siehe Abb.1.03. Und das, obwohl die Holz-
hausbauweise sich nach wie vor vielen, nicht zu
rechtfertigenden Behauptungen bis hin zu werb-
lichen Diffamierungen der Baustoffkonkurrenten
ausgesetzt sieht. Dabei tauchen immer wieder
die gleichen Vorurteile und Fragen auf:

- Überdauert ein Holzhaus mehr als eine


Generation, das heißt, ist die technische
Lebens­dauer überhaupt ausreichend?

- Im Winter warm, aber im Sommer heiß?

- Schlechter Schallschutz – hellhörig!

- Durch Holzschutzmittel und Formaldehyd


belastet!

- Sind Holzhäuser nicht brandgefährlich?

Auch die bisherige Beleihungs- und Bewertungs-


praxis vieler Banken und Sachwertermittler,
teilweise beruhend auf Festlegungen aus den
70er-Jahren, benachteiligt den Holzhausbau.
Der Holzhausbau ist dadurch oftmals in eine Ver-
teidigungshaltung gedrängt worden, die unge-
rechtfertigt ist. Durch viele Faktoren ist zu bele-
gen, dass moderne Holzhäuser eine innova­tive,
4 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | EINFÜHRUNG
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Abb. 1.04 Gebäude dieser Jahre den damaligen Anforde- tionskataloge von Fertighausunternehmen,
Eigenheime (Neubau), rungen genügten und der Preis- und Bedarfs- des Holzrahmenbaukataloges [24] und anderer
Baufertigstellungen 2006, druck auch bei allen anderen Bauweisen nicht Literaturquellen im Zeitraum von 1965 bis heute
Anteil Holzbau in %, zur Übererfüllung der Anforderungen geführt recherchiert und zusammengestellt. Verglei-
Heinze Marktforschung hat. Beispielsweise spielten wegen der niedrigen chend dazu wurde aus Konstruktions­unterlagen
9/2007 Energiepreise energiesparende Bauweisen keine anderer Baustoffe deren Entwicklung dem Holz-
Rolle, und Bausünden wie das Durchbetonieren hausbau gegenübergestellt.
von Geschossdecken zur Herstellung auskragen­
Aktuell recherchierte Erkenntnisse und Entwick-
der Balkone waren selbstverständlich.
lungen ergänzen das Zahlenmaterial aus [1] bis in
das Jahr 2005. Die Grafiken zur Entwicklung der
Zielsetzung der Schrift
Ausführungsqualität wurden auf der Grundlage
Das vorliegende Heft soll auf der Grundlage einer
des in [1] ermittelten Datenmaterials erarbeitet
im Jahr 2001 an der Universität Leipzig entstan-
und nach ausführlicher Recherche in der vor­
denen wissenschaftlichen Arbeit [1] die Qualität,
liegenden Ausgabe für die Jahre 2001 bis 2005
Werthaltigkeit und Lebensdauer von Holzhäu-
fortgeschrieben.
sern objektiv darstellen. In dieser Forschungs­
arbeit wurde die Entwicklung der Holztafel- bzw.
Informationen für die Wertermittlung
Holzrahmenbauweise seit etwa 1965 untersucht,
Diese Schrift stellt außerdem Informationen
dokumentiert und mit anderen Bauweisen
für die Wertermittlung von Holzhäusern durch
ver­glichen. Daraus resultierende, sinnvolle Aus­
Banken,­Versicherungen und freischaffende
wirkungen auf die Praxis der Beleihungswert-
Sachverständige zur Verfügung. Die Informa­
und Sachwertermittlung in Abstimmung mit
tionen sollen dazu anregen, die guten bauphysi-
Banken und Verkehrswertermittlungsgremien
kalischen Eigenschaften, die qualitätsgesicherte
wurden vorgeschlagen.
Erstellung und die eindeutige und umfassende
Die Untersuchungen beschränken sich auf Deklaration der eingesetzten Baustoffe bei der
Holzrahmen- / Holztafelbauten, da diese mit Wertermittlung von Holzhäusern zu berücksich-
geschätzt 85 % den größten Marktanteil im tigen.
Holzbau aufweisen. Die Arbeit spiegelt indirekt
die Ergebnisse vieler Forschungs- und Entwick-
lungsarbeiten wider, die der Holzhausbau seit
den 60er-Jahren zur Verbesserung der Bauweise
initiiert und erfolgreich abgeschlossen hat. Es
wurde die Entwicklung von Außenwänden,
Innenwänden, Decken und Dächern in Bezug
auf die wichtigsten bauphysikalischen Funk­tio­
nen untersucht. Die dargestellten Entwicklun­
gen des Wärme-, Feuchte-, Holz-, Schall- und
Brandschutzes wurden anhand der Konstruk-

Abb. 1.03
Fachwerkhäuser­in Frankenberg
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Einführung 5
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Begriffsdefinitionen Im Einzelnen zählen dazu:


Die technische Lebensdauer ist der Zeitraum
- Grundrissgestaltung und Ausstattungsumfang
von der Errichtung bis zum Abriss eines Gebäu-
des. Sie ist erreicht, wenn mit wirtschaftlich - Zustand der Tragkonstruktion und
ver­tretbarem Aufwand die statischen und bau- der Gebäudehülle
physikalischen Eigenschaften des Gebäudes den
- Energiebedarf bzw. Anforderungen an den
Anforderungen nicht mehr anzupassen sind.
Wärmeschutz
Die Gesamtnutzungsdauer (GND) ist der
- Schallschutz von Decken und Wänden
Zeit­­raum, in dem ein Gebäude bei normaler
Instand­haltung wirtschaftlich nutzbar ist und den - Brandschutz der tragenden Bauteile
Ansprüchen der Nutzer gerecht wird.
- Auswahl der verwendeten Baustoffe und die
Die Restnutzungsdauer (RND) ist der verblei- Qualität der Ausführung
bende Zeitraum zwischen dem Wertermittlungs-
Beispiel: Entspricht ein Gebäude zumindest noch
stichtag bis zum Ablauf der Gesamtnutzungs-
teilweise den Nutzeranforderungen, so ist seine
dauer, d.h. die Gesamtnutzungsdauer abzüglich
Gesamtnutzungsdauer noch nicht abgelaufen, das
des Lebensalters des Gebäudes.
Gebäude kann noch einige Jahre genutzt werden,
Die technische Lebensdauer von Fachwerkhäu­ es weist eine bestimmte Restnutzungsdauer auf.
sern beträgt oft weit mehr als 300 Jahre. Wird ein Gebäude modernisiert, indem beispiels-
Moder­ne Holzgebäude werden bei ordnungs- weise der Wärmeschutz verbessert, die Haustech-
gemäßer Wartung und Instandhaltung ebenfalls nik erneuert oder die Raumaufteilung verändert
entsprechende Zeitspannen erreichen. Die wird, und findet damit eine Anpassung an aktuelle
Gesamt- und Restnutzungsdauer ist von vielen Nutzeranforderungen statt, verlängert sich die
Faktoren ab­hän­gig. Ein wesentlicher Aspekt ist, Restnutzungsdauer. Je besser ein Gebäude die
inwieweit das Gebäude den Anforderungen Anforderungen der Nutzer erfüllt, umso länger ist
der Nutzer gerecht wird und in Zukunft gerecht seine Gesamt- und Restnutzungsdauer und umso
werden kann. höher ist damit auch sein aktueller Wert.

Abb. 1.05
Modernes Fachwerkhaus
6 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzbausysteme
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

2 _ Holzbausysteme

Im Holzhausbau unterscheidet man mehrere Blockhausbau


Sy­ste­me, die nachfolgend kurz beschrieben Der Blockhausbau ist eines der ältesten Bausyste­
werden. me. Früher wurden die Wände durch aufeinander­
geschichtete Rundhölzer hergestellt. Bei heutigen
Fachwerkbau Blockhausbauten verwendet man dazu maßhal-
Der Fachwerkbau ist ein historisches System, das tige Blockbohlen mit Nut-und-Feder-Verbindung.
im Neubau nur noch selten Anwendung findet. Die teilweise zweischalig angeordneten Blockboh-
Das Tragwerk wird durch eine Ständerkonstruk- len werden an Ecken und in Anschlussbereichen
tion gebildet, die durch Streben ausgesteift wird. mittels Fingerzinken und Schwalbenschwanzver-
Die Gefache bestehen aus einer Ausfachung aus bindungen verbunden, wodurch die Tragkonstruk-
Lehm oder Mauerwerk mit verputzter Oberflä- tion ausgesteift wird. Bedingt durch die massiven,
che. Auf den Wetterseiten wird die Holztragkon- horizontal aufeinandergestapelten Holzquer-
struktion teilweise durch eine verputzte Oberflä- schnitte, treten unvermeidliche Setzun­gen durch
che oder eine hinterlüftete Holzbekleidung vor Schwinden des Holzes auf, was bei der Planung
Witterungseinflüssen geschützt. Viele Fachwerk- durch sorgfältige Detailausbildung berücksich-
bauten weisen durch sorgfältige Bauunterhal- tigt werden muss. Die Besonderheiten dieses
tung bereits eine (technische) Lebensdauer von Bau­systems stellen hohe Anforderungen an die
mehreren hundert Jahren auf [3]. Qualität bei der Planung und der Ausführung.

Abb. 2.01 Abb. 2.02


Kotten in Solingen Haus Luzi in Jenaz, Architekt Peter Zumthor
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzbausysteme 7
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Abb. 2.04 – 2.08:


Holzrahmenbau und Holztafelbau alleinstehend verwendet werden, gelten die
Montage eines Einfamilien-
Die Bauteile werden hier durch einen tragenden Aussagen sinngemäß für beide Systeme.
hauses als Holzrahmenbau
Rahmen aus technisch getrockneten Vollholz­
Der Unterschied zwischen den beiden Bausy-
profilen oder aus anderen stabförmigen Holz-
stemen besteht im Grad der Vorfertigung, das
trägern [2] gebildet und durch eine Beplankung
Konstruktionsprinzip ist identisch. Der zimmer­
aus Holzwerkstoffplatten oder Gipsbauplatten
mannsmäßige Holzrahmenbau lässt sich heute
ausgesteift. Nach dem Format der Beplankung
aber kaum noch von der von Fertighausunter­
richtet sich das Konstruktionsraster, bei dem die
nehmen praktizierten Holztafelbauweise
Holzständer im Abstand von 625 bis 1000 mm
unterscheiden. Der Grad der Vorfertigung
angeordnet sind. Die Gefache zwischen den
variiert entsprechend den Bauaufgaben. Beide
Hölzern werden vollständig ausgedämmt. Die
Bausysteme erlauben die regendichte Montage
Holzrahmenkonstruktion wird durch eine vor­
eines Ein- oder Zweifamilienhauses an nur einem
gehängte, meist hinterlüftete Außenbekleidung
Arbeitstag. Die Abbildungen 2.04 - 2.08 zeigen
aus Holz, Holzwerkstoffen oder Putzträgerplat-
die Montage eines Holzrahmenbau-Gebäudes
ten, durch Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)
im sogenannten „Platform-Framing“. Bei dieser
mit Putzoberfläche oder durch hinterlüftete
Konstruktionsweise werden die Deckenelemente
Mauer­werkvorsatzschalen vor Witterungsein­
auf der darunter stehenden Wand aufgelegt,
flüssen geschützt.
sodass eine Plattform entsteht, auf der das näch-
ste Geschoss aufgebaut wird.

Eine andere Konstruktionsweise im Holzrahmen­


bau ist das sogenannte „Balloon-Framing“,
bei dem die Wandelemente über die gesamte
Gebäudehöhe durchgehen und eine vollständi­
ge­­Außenhülle (Ballon) bilden, wobei die
Decken­­elemente zwischengehängt werden. Als
Kombination aus beiden Bauweisen hat sich das
„Quasi-Balloon-Framing“ entwickelt. Auch hier
wird im Prinzip eine durchgehende Hülle erzeugt.
Abb. 2.03
Es erfolgt jedoch eine Trennung der Tafelelemen­
Holzrahmenbau /Holztafelbau
te oberhalb der Geschossdecke.

Die hohe Vorfertigung kommt dem Holzrahmen-


Im Holzrahmenbau /Holztafelbau werden
bau /Holztafelbau zugute, da die Elemente im
vorgefertigte Elemente eingesetzt, die kurze
Trockenen gefertigt und die Qualität gesichert
Richtzeiten und damit einen schnellen Witte-
werden kann. Neben der normalen Qualitäts-
rungsschutz des Rohbaus gewährleisten.
kontrolle werden weiterführende Standards der
Die Begriffe „Holzrahmenbau“ und „Holz- deutschen Qualitätsgemeinschaften durch unab-
tafelbau“ werden derzeit in der Praxis parallel hängige Institute überwacht. Siehe Kapitel 8 zur
verwendet. Sofern nachfolgend die Begriffe Entwicklung der Ausführungsqualität.
8 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzbausysteme
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Holzskelettbau Massivholzbau

Abb. 2.09 Abb. 2.10


Holzskelettbau in Wessling, Massivholzbau in den Alpen,
Architekt Sampo Widmann Architekt Hermann Kaufmann

Charakteristisch für den Skelettbau ist die stab- Der Massivholzbau verwendet als tragende und
förmige Tragstruktur aus senkrechten Stützen raumabschließende Bauteile genagelte oder
und waagerechten Trägern (Stützen-Riegel-Kon- gedübelte Brettstapelelemente beziehungsweise
struktion). Dieses Bausystem unterscheidet sich aus Einzelbrettern verklebte Brettlagen- oder
von den anderen Konstruktionsprinzipien durch Brettschichtholzelemente [2]. Sie werden als
einen großen Stützenabstand von bis zu fünf massive, flächige Decken- oder Wandelemente
Metern und die Trennung der tragenden von der eingesetzt. Die robusten Konstruktionen werden
raumbildenden Struktur. Die Aussteifung wird meist werkseitig vollautomatisch bearbeitet.
über Verbände erreicht, teilweise auch durch Die Dämmung der Bauteile erfolgt im Normalfall
Ausfachungen aus Holzrahmenbauelementen. auf der Außenseite durch vollflächige Dämm­
Durch die nichttragenden und raumabschlie- lagen oder durch Gefachdämmungen zwischen
ßenden Wände ist die Grundrissgestaltung bei aufgeschraubten Trägerkonstruktionen. Innen-
diesem Bausystem besonders flexibel. und Außenbekleidungen sind wie im Holz­
rahmenbau / Holztafelbau frei wählbar. Soweit
die Bauteile nicht nach geltenden Normen
bemessen werden können, liegen allgemeine
bauaufsichtliche Zulassungen vor. Zu Brand-
und Schallschutz­eigenschaften sind zahlreiche
Prüfzeugnisse verfügbar.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzbausysteme 9
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Neue Einsatzbereiche und Mischbausysteme

Abb. 2.11
Mischbauweise (Neubau) in Arnsberg,
Architekten Banz + Riecks

Gebäude in Holzbauweise haben sich seit


Langem im Ein- und Zweifamilienhausbau
etabliert. Durch Änderungen im Baurecht sind
mittlerweile bis zu fünfgeschossige Wohn- und
Verwaltungsbauten in Holzbauweise möglich.
Zunehmende Anwendung findet der Holzbau bei
Aufstockungen und Anbauten. Es werden auch
Vermischungen der vorgenannten Bausysteme
vorgenommen, beispielsweise Holzrahmen-
bauten mit Decken im Massivholzbausystem.

Außerdem wird erkannt, dass sich mit Holz­


rahmen­­bauelementen sehr wirtschaftlich hoch­
wär­me­gedämmte Gebäudehüllen auch in
Ver­bin­dung mit Tragkonstruktionen aus anderen
Bau­stoffen, z.B. Stahlbetonskelettkonstruk­tio­nen,
herstellen lassen [31]. Diese Mischkonstruktio­
nen finden ebenso zunehmende Anwendung
beim Bauen im Bestand, z.B. im Rahmen einer
Fassadensanierung mit vorgefertigten Fassaden­
elementen [32].

Abb. 2.12 - 2.14


Mischbauweise im Bestand (vorgefertigte
Fassadenelemente) in Wuppertal,
Architektur Contor Müller Schlüter
10 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Wärmeschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

3 _ Wärmeschutz

Die Bedeutung des Wärmeschutzes hat im Laufe Winterlicher Wärmeschutz


der letzten Jahrzehnte erheblich zugenommen, Holzhäuser weisen einen überdurchschnittlichen
und die gesetzlichen Anforderungen an den Wärmeschutz auf. Bei dem Holzrahmenbau­
Wärmeschutz von Gebäuden wurden kontinuier- system liegt die Dämmung zwischen der tragen­
lich verschärft. Mit Ablösung der Wärmeschutz- den Holzkonstruktion, sodass im Vergleich
verordnung aus dem Jahr 1995 durch die in 2002 zu anderen Bausystemen durch den geringen
eingeführte Energieeinsparverordnung (EnEV) Flächenverbrauch sehr wirtschaftlich große
wurde das Niedrigenergiehaus zum baulichen Dämmdicken erzielt werden (s. Abb. 3.01). Die
Standard. Mit Einführung einer überarbeiteten Anforderungen der im Jahr 2002 eingeführten
Energieeinsparverordnung soll das Wärmeschutz- Energieeinsparverordnung wurden teilweise
niveau ab dem Jahr 2008 nochmals angehoben bereits von Holzkonstruktionen aus den 80er-
werden. Ein weiterer positiver Nebeneffekt Jahren erfüllt. Aus den Abb. 3.02 und Tab. 3.01
eines hohen Dämmstandards: Die Oberflächen- wird ersichtlich, dass der durchschnittliche
temperaturen der Außenwände entsprechen Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert, früher
nahezu der Raumtemperatur – ein sehr ange- k-Wert) bei Holzbauten schon in der Vergangen-
nehmes Raumklima ist die Folge. heit ein hohes Niveau aufwies.

Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient)


ist eine physikalische Größe für den Wärme-
durchgang durch ein Bauteil hindurch. Die
Größenangabe erfolgt in Watt pro Quadratmeter
Wandfläche und pro Grad Temperaturunter-
schied [W / (m² K)]. Je kleiner der U-Wert von
Holzkonstruktionen: Energie sparend Raum gewinnen
Bauteilen der wärmedämmenden Gebäudehülle
ist, umso geringer ist der Heizenergiebedarf des
Gebäudes.

Abb. 3.01
Vergleich der Dicke von
Wandaufbauten bei
gleichem Dämmstandard
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Wärmeshutz 11
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

1,80
Abb. 3.02
durchschnittl. U-Wert Holzrahmenbau
Entwicklung des Wärme-
1,60 durchschnittl. U-Wert einschaliger Ziegelbau
schutzes und dessen Anfor-
durchschnittl. U-Wert KS-Stein mit Klinker/WDVS
derungen für Außenwände,
1,40 Anforderungen an den Wärmeschutz
aus [1] ergänzt bis 2005
besondere Anforderungen an leichte Wände
U-Wert in W/(m² K)

1,20

1,00

0,80

0,60

0,40

0,20

0,00
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Baujahr

Tab. 3.01
Entwicklung von AuSSenwänden im HolzRahmenbau / Holztafelbau im Laufe von 30 Jahren und deren
Anforderungen entspre­c hend der zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Verordnung [1]

1972 1982 1992 2002

U-Wert = 0,54 W / (m² K) U-Wert = 0,28 W / (m² K) U-Wert = 0,25 W / (m² K) U-Wert = 0,18 W / (m² K)

Anford. = 0,60 W / (m² K) Anford. = 0,60 W / (m² K) Anford. = 0,60 W / (m² K) Anford. = 0,45 W / (m² K)
12 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Wärmeschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Sommerlicher Wärmeschutz 0,46 W / (m² K) und normaler Verschattung


Behagliche Innenraumtemperaturen im Sommer sich nur eine um 1,5 Kelvin höhere Temperatur­
werden von mehreren Randbedingungen beein- gegenüber der Innenraumtemperatur in
flusst. Die Wärmedämmung der Gebäudehülle, einem­vergleichbaren Massivbau einstellt.
die Speichermassen, die Nachtlüftung und die Konstruktionen­mit einem derart ungünstigen
Sonnenschutzeinrichtungen (Verschattungen) U-Wert werden im Holzrahmenbau / Holztafel-
sind die wesentlichen Einflussfaktoren. Die bau allerdings seit Langem nicht­mehr gebaut.
Temperaturverhältnisse unter einem zeitgemäß Mit steigendem Wärmeschutz­niveau sinken die
wärmegedämmten Dach sind – unabhängig Sommer­temperaturen im Raum auf ein erträg-
von der Bauweise – nicht vergleichbar mit liches Maß, vgl. Tab. 3.02. Als Bewertungsgröße
überhitzten Dachräumen aufgrund zu dünner werden sogenannte Übertemperaturgradstun-
Dachdämmung. Eine gut gedämmte Gebäude- den (Gh26 in [Kh /a]) herangezogen, welche die
hülle reduziert nicht nur den Wärmestrom von Dauer der Überschreitung einer Raumtemperatur
innen nach außen, im Sommer funktioniert dies von 26° C pro Jahr benennen. Die Simulation­
auch umgekehrt. eines Einfamilienhauses (Tab. 3.03) zeigt,
Abb. 3.03
dass bei zunehmendem Wärmeschutz diese
Haus in Schalkenbach, Untersuchungen [26] haben bereits 1987
Temperatur­überschreitungen immer seltener
architektur-raum gezeigt, dass selbst bei relativ schlecht wärme­
auftreten und schwächer ausfallen. Vorteilhaft
bauer und sternberg gedämmten Holzhäusern mit U-Wert von ca.
für einen sommerlichen Wärmeschutz ist die Ver-
wendung von Dämmstoffen mit hoher Rohdich­te
und hoher Wärmepeicherfähigkeit, zum Beispiel
Zellulose oder Holzweichfaserdämmungen.

Moderne Holzhäuser haben neben einem hohen


Dämmstandard auch die erforderlichen Speicher-
massen, um den sommerlichen Wärmeschutz zu
verbessern. Estriche, Einbauten, Gipsbauplatten
und massive Holzbauteile reichen aus, um die
erforderlichen Nachweise für den sommerlichen
Wärmeschutz nach DIN 4108-2 zu erfüllen. Ein
wesentlicher Einflussfaktor für den sommer-
lichen Wärmeschutz ist der Sonnenschutz der
nach Süden und Westen orientierten verglasten
Flächen,­denn übermäßige Sonneneinstrahlung
ist bei jeder Bauweise die Ursache für eine Über-
hitzung der Räume. Bewohnererfahrungen zei-
gen, dass die Behaglichkeit und das Raumklima
in Holzgebäuden gute Werte erreichen, sowohl
im Winter als auch in den Sommermonaten [27].
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Wärmeschutz 13
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Tab. 3.02
Unterschiedliche Wärmeschutzniveaus [11]

U [W / (m² K)]

Außenbauteil Wärmeschutzniveau
I II III

Dach 0,32 0,25 0,17

Außenwände 0,51 0,36 0,21

Fenster 2,6 (g-Wert 0,75) 1,7 (g-Wert 0,62) 0,80 (g-Wert 0,40)

Kellerdecke 0,69 0,51 0,34

Tab. 3.03
Übertemperaturgradstunden Gh 26 eines Einfamilienhauses in Holzbauweise
bei unterschiedlichen Wärmeschutzniveaus [11]

Gh26 [Kh / a]

Raum Geschoss Wärmeschutzniveau


I II III

Wohnzimmer Erdgeschoss 92 58 37
Essecke 195 126 70
Küche 214 174 99

Kinderzimmer 1 Obergeschoss 48 19 9
Kinderzimmer 2 19 5 9
Schlafen 4 0 0
14 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | FeuchteschuTZ
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

4 _ Feuchteschutz

Dringt Feuchte in ein Bauwerk ein, wird – unab­ Auch Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und
hängig von Massiv- oder Holzbauweise – die Putze wurden technisch weiterentwickelt. So
Funktion der Bauteile beeinträchtigt. Die Dämm- weisen viele standardmäßige Dünnputze gegen-
wirkung wird vermindert, bei Frost kann es zu über früher verwendeten Putzsystemen eine
Abplatzungen kommen oder die Ansiedlung von geringere Wasseraufnahmefähigkeit auf. WDVS
Pilzen und Algen wird begünstigt. Der für alle benötigen entsprechend einer Grundsatzent-
Bauweisen erforderliche Feuchteschutz umfasst scheidung des Deutschen Instituts für Bautechnik
den Schutz vor Niederschlagsfeuchte und vor seit dem Jahr 1992 grundsätzlich eine allgemeine­
nutzungsbedingter Feuchteeinwirkung. Von bauaufsichtliche Zulassung. Sie unterliegen
besonderer Bedeutung sind: damit exakten Prüfbedingungen und einer
kontinuierlichen Eigen- und Fremdüberwachung.
- Witterungsschutz durch hinterlüftete Fassa-
Da sie als Gesamtsystem mit konkreten Vorgaben
denbekleidungen oder durch Putzoberflächen,
zur Ausführung der Anschluss- und Eckdetails
z.B. Wärmedämmverbundsysteme (WDVS).
vertrieben werden, wird eine hohe Ausführungs-
- Funktionale Anschlussdetails an Leibungen sicherheit erreicht. Zusätzlich steht für Putzfas-
und Bauteilübergängen. Die Dichtigkeit sollte saden im Holzbau die seit Jahrzehnten bewährte
mechanisch, ggf. ergänzt durch Dichtungs- Ausführung mit Holzwolle-Leichtbauplatten und
bänder, und nicht durch wartungsbedürftige Putzen nach DIN 1101 zur Verfügung.
Dichtstoffe hergestellt werden.
Eine aktuelle Erhebung [20] bestehender, seit
- Spritzwasserschutz in Bädern durch die 1870 errichteter Holzgebäude zeigt, dass selbst
Verwendung geeigneter Dichtungssysteme für Blockbausysteme und ungedämmte Holztafel-
Rohrdurchführungen und Wandbeplankungen. bauten mit Holz- und Putzfassaden eine sehr
lange technische Lebensdauer von Holzgebäu-
- Luftdichte Gebäudehülle zur Vermeidung
den zulassen. Bei den in der Forschungsarbeit [1]
eines konvektiven Feuchteeintrags durch Warm-
untersuchten und dokumentierten Gebäuden
luftströmungen in die Konstruktion.
mit 55–130 Jahren Lebensdauer wurde bei 99 %
- Diffusionsoffene Konstruktionen mit aus­­rei- der Gebäude die sogenannte Bauzustandsstufe I
chendem Rücktrocknungsvermögen gemäß ermittelt, d.h. volle Funktionsfähigkeit, guter
dem Konstruktionsprinzip: innen so diffusions­ Erhaltungszustand, keine oder nur unbedeuten­
hem­mend wie nötig, außen so diffusionsoffen de Mängel und keine Schäden.
wie möglich.
Luftdichtheit
Hinterlüftete Fassaden erzeugen eine durch-
Die Luftdichtheit ist für den Wärme- und den
gängige „Drainageebene“ vor der eigentlichen
Schallschutz und im besonderen Maße für den
Wand. Ungewollt eindringende Feuchte wird
Feuchteschutz einer Konstruktion von Bedeu-
durch eine zweite wasserführende Schicht unmit-
tung. Bereits frühzeitig wurde im Holzhausbau
telbar auf der Konstruktion sicher abgeleitet.
mit der Messung der Luftdichtheit mit dem
Diese zweite wasserführende Schicht wird heute Blower-Door-Verfahren begonnen. Abb. 4.01
aus diffusionsoffenen, dichten Polyethylenvliesen zeigt die Entwicklung der Ausführungsqualität
oder aus bituminierten beziehungsweise paraffi- der Luftdichtung im Holzbau. Kenngröße für
nierten Holzwerkstoffen hergestellt. die Luftdichtheit ist die Luftwechselrate (n50-
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Feuchteschutz 15
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Wert), welche die Anzahl des Luftaustauschs des erhalten die Bauteile ein hohes Aus­trocknungs­
gesamten Gebäudevolumens je Stunde bei 50 vermögen sowohl nach außen als auch nach
Pascal Unter- oder Überdruck angibt. Je kleiner innen, wodurch die Konstruktion robust gegen­
diese Luftwechselrate ist, desto geringer ist die über ungewollt auftretenden Feuchteeinwirkun­
Gefahr von Feuchteschäden im Bauteil und desto gen wird.
besser ist der Wärme-, Schall- und Brandschutz
Diffusion ist ein Feuchtetransport durch
der Konstruktion. Durch verbesserte Luftdicht­heit
ge­schlossene Bauteilflächen infolge unterschied-
licher Teildampfdrücke auf beiden Wandseiten =
Abb. 4.01
langsamer Feuchteeintrag mit geringen Mengen
Vergleich der Luftdichtheit
(Schnapsglas).
anhand von 320 Gebäuden
Konvektion ist ein Feuchtetransport mittels in Abhängigkeit von der
einer Luftströmung = schneller Feuchteeintrag Bauweise, leicht verändert­
mit großen Mengen (Wassereimer). aus [10] (je geringer der
n50-Wert, desto besser)
Der sd-Wert (diffusionsäquivalente Luftschicht­
dicke) ist das Produkt aus Diffusionswiderstand
des Materials (μ-Wert) und dessen Dicke in
sinkt auch der ungewollte Lüftungswärme­verlust Metern. Er gibt den Wasserdampf-Diffusions­
aufgrund von Leckagen. Bei den meisten Holz- widerstand eines Baustoffs im Vergleich zu einem
baubetrieben ist die Messung der Luftdichtheit Meter stehender Luftschicht an.
Abb. 4.02
eine standardisierte Maßnahme zur Qualitäts­
Die positive Wirkung diffusionsoffener Bau- Entwicklung der Luftdicht­
überwachung [9,10].
weisen, die verbesserte Fassadentechnik und heit im Holzrahmenbau /
die Verbesserung und Standardisierung aller Holztafelbau anhand von
Diffusionsoffene Bauweisen
Anschlussdetails, verbunden mit einer erhöhten 52 Bauten, leicht ver-
Neben den luftdichten Konstruktionen entwickel­­-
Qualitätssicherung, sollte bei der Beurteilung der ändert aus [9], ergänzt
te sich insbesondere im Holzrahmenbau / Holz­­-
Konstruktionen im Rahmen der Wertermittlung um Messergebnisse von
tafelbau die diffusionsoffene Bauweise. Diffu-
berücksichtigt werden. 50­ Gebäuden aus 2002 [30]
sionsoffene Bauteile sind zwar grundsätzlich
luftdicht, aber nicht dampfdicht, d.h., sie ermög-
lichen den kontrollierten Wasserdampftransport 10
infolge von Diffusionsvorgängen durch das Bau­-
teil hindurch. Solche Konstruktionen entstehen 8,9
8
Luftwechselrate n50 [h-1]

durch die Verwendung diffusionsoffener Kunst­-


stoffbahnen (z.B. HDPE-Spinnvlies) oder Holz-
6
faserplatten auf der Bauteilaußenseite und die
Anordnung dampfbremsender Baustoffe auf 5,2
der Raumseite, z.B. armierter Baupappen oder 4 4,5 4,4
Holzwerkstoffplatten statt dichter Kunststoff­ 3,3
folien (z.B. Polyethylen PE). Diese Dampfbremsen 2 2,4
weisen variable bzw. nur geringe diffusionsäqui­
valente Luftschichtdicken (sd-Werte) auf. Dadurch 0
vor 1980 1980-1984 1985-1989 1990-1993 1994-1995 2002 aus [9]

Alterskategorie
16 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

5 _ Holzschutz

Baulicher Holzschutz unschädlich ist, solange eine rasche Austrock-


Ein guter baulicher Holzschutz ist die Lebensver- nung der Hölzer gewährleistet ist. Die immer
sicherung eines Holzgebäudes. Der wesentliche noch bestehende und fortdauernde technische
Bestandteil ist ein ausreichender Feuchteschutz, Lebensdauer jahrhundertealter Holzbauwerke
der durch konstruktive Maßnahmen und gute – von überdachten Brücken bis zu Fachwerk-
Luftdichtheit der Gebäudehülle sichergestellt bauten – beweist dies. Besonderer Wert wird auf
wird. die Herstellung von Bauteilen gelegt, die über
ein ausreichendes Austrocknungsvermögen bei
Die Normenreihe der DIN 68 800 „Holzschutz“
ungewollt eindringender Feuchte verfügen.
stellt den baulich konstruktiven über den
chemisch vorbeugenden Holzschutz. Der Teil 2 Abbildung 5.01 zeigt das ausgeglichene Feuchte­-
dieser Normenreihe enthält Konstruktionen und ­­verhalten einer Außenwand in Holztafel­bau­
Regeln, bei deren Einhaltung die Bauteile in system mit diffusionsdichtem Aufbau über
die Gefährdungsklasse 0 eingeordnet werden einen Jahres­zyklus hinweg. Durch den Einbau
und damit keinen chemisch vorbeugenden Holz- trockenen Holzes und eine fachgerechte Bau-
schutz mehr benötigen. ausführung wird dauerhaft eine Holzfeuchte
der tragenden Holzbauteile unterhalb von 20 %
Dass insgesamt der vorbeugende chemische
gewährleistet, wodurch die Gefahr eines Befalls
Holzschutz zurückgenommen wurde, basiert
mit holzzerstörenden Pilzen nicht gegeben ist.
auf wissenschaftlichen Untersuchungen, deren
Mit dem Einsatz diffusionsoffener Konstrukti-
Ergebnis die Neuerscheinung von DIN 68 800-3
onen kann auch unplanmäßig eingedrungene
„Holzschutz: Vorbeugender chemischer Holz-
Feuchte austrocknen, und die Holzbauteile
schutz“ im Jahr 1990 war. Mit dieser Norm
bleiben dauerhaft trocken.
wurde erstmals die Gefährdungsklasse 0 einge-
führt. Der Normenteil DIN 68 800-2 „Holzschutz: Durch die Neueinstufungen der Bauteile in
Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hoch- die­jetzt so genannte Gebrauchsklasse 0 im
bau“ erschien im Mai 1996. Die dort vorgenom- Rahmen­der Normenreihe DIN 68 800 wurde die
menen Einstufungen der Bauteile beruhen auf Erkenntnis umgesetzt, dass ein vorbeugender
umfangreichen empirischen Untersuchungen, chemischer Holzschutz ohne ausreichenden kon-
vgl. z.B. [21]. Sie basieren zudem auf der jahr- struktiven Holzschutz langfristig nicht wirksam
hundertealten Erfahrung, dass eine kurzzeitige sein kann – aber umgekehrt ein guter konstruk-
Befeuchtung von Holzbauteilen vollkommen tiver Holzschutz ohne chemischen Holzschutz

Abb. 5.01
Holzfeuchte innerhalb
einer Außenwand im
Laufe eines Jahres [21]
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzschutz 17
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Abb. 5.03
Qigong-Haus in Mönchengladbach, Architekt Wilfried Kaufmann

auskommt. Die zahlreichen Veröffentlichungen


zu Beginn der 90er-Jahre zu diesem Thema, die
zunehmende Standardisierung insbesondere
der Anschlussdetails sowie die Verbesserung
der Dichtstoffe und Feuchteschutzbahnen
führen, verbunden mit einer durchgängigen
Qualitäts­sicherung, zum Erreichen einer langen
technischen Lebensdauer moderner Holzhäuser.
Einen Überblick zu heutigen Holzschutzmaßnah-
men gibt [22].

Moderne Holzhäuser ohne vorbeugenden


chemischen Holzschutz entsprechen dem Stand
der Technik! Eine technische Lebensdauer von
mehreren hundert Jahren kann bei ordnungsge-
mäßer Errichtung und Pflege sicher vorausge-
setzt werden.

Abb. 5.02 Abb. 5.04


Das Rathaus von Alsfeld aus dem 16. Jahrhundert Holzbrücke
18 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Schallschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

6 _ Schallschutz

Die bisher betrachteten Aspekte des Wärme-, Zu beachten ist, dass der Trittschallschutz einer
Feuchte- und Holzschutzes haben direkten Decke umso besser ist, je kleiner der (Norm-)
Einfluss auf die Bausubstanz und somit auf die Trittschallpegel L’n,w (dB) ist. Im Gegensatz dazu
technische Lebensdauer des Gebäudes. Der ist der Luftschallschutz zwischen trennenden
Bewohner stellt aber darüber hinaus weitere Bauteilen um so besser, je größer das Luftschall-
Anforderungen an ein Bauwerk. Dabei steht dämm-Maß R’w (dB) ist.
häufig­der Schallschutz im Mittelpunkt. Der
Schutz gegen Außenlärm und innere Lärmquel- Außenwände
len ist ein wesentlicher Bestandteil zeitgemäßer Beim Schallschutz gegen Außenlärm ist nicht nur
Wohnqualität geworden. eine gute Schalldämmung der Außenwand aus-
schlaggebend. Das Zusammenwirken zwischen
Der Holzhausbau hat die Entwicklung erkannt
Außenwand und Fenstern mit den jeweiligen
und Verbesserungen umgesetzt. In verschie-
Flächenanteilen ist entscheidend für die Qualität
denen Forschungsvorhaben wurden die Schall-
der gesamten Konstruktion. Das erforderliche
schutzeigenschaften von Holzbauteilen und
Luftschalldämm-Maß für Außenbauteile von
Holzbausystemen schalltechnisch untersucht und
Wohnhäusern im lärmintensiven Lärmpegel-
optimiert. Die guten Schalldämmeigenschaften
bereich III beträgt R’w ≥ 35 dB. Der Lärmpegel­
von Holzbauten der letzten 10 Jahre sind auf
bereich III umfasst Schallimmissionen durch
die richtige Kombination der einzelnen Bauteil-
eine Hauptverkehrsstraße mit einer Belastung
schichten zurückzuführen, siehe z.B. [23].
von 1000 Kraftfahrzeugen am Tag mit einem
Abstand der Straßenmitte von nur sieben Metern
Anforderungen
zum Haus. Das hierfür geforderte Schalldämm-
Bei Einfamilienhäusern werden gemäß DIN 4109
Maß wird von Holzkonstruktionen bereits ohne
„Schallschutz im Hochbau“ außer an die
besondere Anforderungen erfüllt.
Außenbauteile keine konkreten Anforderungen
an den Schallschutz gestellt. Allerdings sind in
Beiblatt 2 der Norm Empfehlungen für Decken
und Innenwände im eigenen Wohnbereich
enthalten, die gesondert mit den Bauherren
vereinbart werden müssen. Infolge der aktuellen
Rechtsprechung ist als Mindestanforderung
für den Trittschallschutz von Decken heute ein
Trittschallpegel von­L’n,w ≤ 63 dB innerhalb des
eigenen Wohnbereichs­einzuhalten.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Schallschutz 19
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

90
Abb. 6.01
Entwicklung des Trittschallschutzes von geschlos- 80
se­nen Holzdecken und Schallschutzanforderungen
70
im Vergleich aus [1], ergänzt bis 2005
Trittschallpegel L´n,w [dB]
60

50

40
Decken durchschnittl. Trittschallpegel für geschlossene Holzbalkendecken
Der Schallschutz bei Decken kann durch ver- 30 Trittschallpegel für Massivdecken (ab 1985 mit schwimmendem Estrich)

schiedene Maßnahmen verbessert werden. Empfehlung für normale Anforderung nach DIN 4109 Bbl. 2
20 Empfehlung für erhöhte Anforderungen nach DIN 4109 Bbl. 2
Auch hier gilt: Mit geschickter Materialwahl und
seit 1980: Holzbau mit Federschiene oder Beschwerung
richtigem Einbau sind hervorragende Ergebnisse 10 seit 1990: Holzbau mit Federschiene und Beschwerung
zu erreichen. Untersuchungen von Gösele in [4]
0
haben gezeigt, dass mit Holzbalkendecken ein
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
sehr guter Schallschutz erreicht werden kann, der Baujahr
dem von Massivdecken praktisch nicht nach-
steht. Dies kann anhand der zugrundeliegenden
Innenwände
Untersuchung der Decken der letzten 40 Jahre
Der Schallschutz bei Innenwänden hat sich in
bestätigt werden, siehe Abb. 6.01.
den­letzen Jahrzehnten ebenso deutlich verbes-
Heute werden für das Erreichen einer guten Tritt- sert wie der Schallschutz von Holzbalkendecken.
und Luftschalldämmung verschiedene Ma­te­rial- Während noch 1970 Wandkonstruktionen ohne
­kombinationen eingesetzt. Bereits durch kleine Hohlraumdämmung mit einfacher Beplankung
Änderungen am Deckenaufbau können erheb- eingesetzt wurden, finden heute mehrschalige
liche Verbesserungen erzielt werden, siehe Abb. Konstruktionen Anwendung, die bei Bedarf auch
6.02. Wird z.B. statt einer Lattung eine Feder- die hohen Anforderungen für Gebäudetrenn-
schiene eingesetzt, um die unterseitige Beklei- wände erfüllen.
dung von der Tragkonstruktion zu entkoppeln,
Fazit: Nicht jedes Holzgebäude weist einen
verbessert sich der Schallschutz um ca. 6 dB [23].
schlechten Schallschutz auf, nur weil es ein
Mit Holzbauteilen können die Empfehlungen Holzbau ist – und nicht jedes Massivgebäude
für einen erhöhten Schallschutz nach DIN 4109, weist einen guten Schallschutz auf, nur weil es
Beiblatt 2, z.B. L’n,w ≤ 46 dB für Wohnungstrenn- gemauert ist. Bei der Wertermittlung sollte und
decken, erfüllt werden, vgl. Abb. 6.01. muss eine differenzierte Beurteilung erfolgen.

Abb. 6.02
Typische Geschossdecke im
Holzbau – kleiner Mehrauf-
wand, große Wirkung, aus [1]

untere Befestigung
Federschiene Lattung
L’ n,w = 50 dB L‘ n,w = 56 dB
20 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Brandschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

7 _ Brandschutz

Anforderungen – dem Verhalten der Bewohner (ggf. leicht­


In den Landesbauordnungen der Länder werden fertiger Umgang mit offenem Feuer oder
bezüglich des Feuerwiderstandes von tragenden, gefährliche Hobbys),
raumbildenden und aussteifenden Bauteilen in
- dem Grad und der Güte der technischen
der Regel keine Anforderungen an freistehende
Installation.
Einfamilienhäuser gestellt. Einzige generelle For-
derung ist die Verwendung mindestens normal­
Frühzeitige Branderkennung
entflammbarer Baustoffe (Baustoffklasse B2
Diese Zündquellen führen zunächst zur Entzün-
nach DIN 4102-4), zu denen die mit bauüblichen
dung der in der Nähe befindlichen Brandlast,
Abmessungen verwendeten Holz- und Holzwerk-
also der Innenausstattung. Die größte Gefahr bei
stoffprodukte uneingeschränkt gehören. Sind
einem Brandereignis stellt die Entwicklung von
in einem Gebäude trennende Bauteile zwischen
Rauch und giftigen Brandgasen dar. Diese breiten
unterschiedlichen Nutzungseinheiten vorhanden,
sich sehr schnell über die in Einfamilienhäusern
müssen diese in Gebäuden geringer Höhe feuer-
typischen offenen Grundrisse aus. Die Konstruk-
Abb. 7.01 hemmend sein, d.h. der Feuerwiderstandsklasse
tionen selbst beteiligen sich (wenn überhaupt)
F 30-B angehören. Damit sind sichtbare Holzkon-
erst wesentlich später am Brandgeschehen. Diese
struktionen, wie z.B. Blockhäuser oder Holzrah-
Hauptgefahr wurde erkannt, sodass bereits in
men-/Holztafelbauten mit Oberflächen aus Holz,
einigen Bundesländern unabhängig von der
zulässig. Die meisten Holzbauten werden jedoch
Bauweise Rauchmeldeeinrichtungen vorgeschrie-
mit einer nichtbrennbaren Innenbekleidung aus
ben werden. Durch eine frühzeitige Branderken-
Gipsbauplatten ausgeführt.
nung werden Brände auf ein Zimmer oder einen
kleinen Gebäudebereich beschränkt. In [14] wird
Brandentstehungsrisiko
festgestellt, dass 36 % der Wohnungsbrände auf
Statistische Auswertungen von Brandfällen
einen Zimmerbrand beschränkt werden können,
belegen, dass sich das Brandentstehungsrisiko
wenn nichtbrennbare Oberflächen vorhanden
von Holzhäusern nicht von anderen Bauweisen
sind. Daten schwedischer Versicherungen zeigen
unterscheidet. Eine schwedische Studie aus dem
darüber hinaus, dass die Instandsetzung von
Jahr 1994 [14] hat gezeigt, dass die Verteilung­
brandgeschädigten Holzbauten möglich und
der Brände mit Todesfällen in Massiv-­oder
im Vergleich zum Massivbau kostengleich ist.
Holzbauweisen mit der prozentu­alen Verteilung­
In zahlreichen nationalen und internationalen
der Bewohnerzahl in der jeweiligen Bauweise
Untersuchungen mit Brandprüfungen in beste-
identisch ist. Die Studie zeigte damit, dass die
henden Gebäuden konnte diese Praxiserfahrung
Bauweise für die Häufigkeit der Brände nicht
belegt werden, siehe z.B. [14-16].
ausschlaggebend ist. Die Brandentstehungs­
wahrscheinlichkeit im Wohnungsbau korre­
Feuerwiderstand von Holzbauteilen
liert nicht vorrangig mit der Brandlast aus der
Praktisch alle Hersteller von Holzrahmen- / Holz­
Gebäude­konstruktion, sondern ist abhängig von
tafelbauten haben von Anfang an Konstruktio­
– der Wohnungsausstattung bzw. -einrichtung nen gebaut, die im System feuerhemmend sind.
und deren Baustoffklasse (Vorhänge, Möbel, Die in Tab. 3.01 (Seite 11) dargestellten Kon-
etc.), struktionen weisen ebenso einen Feuerwider­
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Brandschutz 21
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

stand von 30 Minuten auf wie die einfache für Feuer-, Sturm-, Hagel- und Leitungswasser-
Holzrahmenwand aus Abb. 7.02. Zum Erzielen schäden. Das angefragte Gebäude hatte dabei
nichtbrennbarer Oberflächen können Gips­ eine Wohnfläche von ca. 150 m² und entsprach
beplankungen verwendet werden, aber auch hinsichtlich der Bauweise dem in der Montage-
viele sichtbare Holzbalkendecken, Massivholz- bildfolge (Abb. 2.04 – 2.08) gezeigten Haus.
bauteile oder Bauteile mit ausschließlicher Holz-
Zusammenfassend sollten in die Beurteilung
werkstoffbekleidung sind in feuerhemmender
des Brandschutzes von Holzrahmen- / Holztafel­
Bauweise ausführbar [17, 19].
bauten bei einer Wertermittlung folgende Punk­
te einfließen:
Abb. 7.02
13

- systemimmanente, feuerhemmende Bauweise Einfachste Holzrahmenbau-


mindestens F30-B,
12 0

wand – systemimmanent
F 30-B, leicht verändert aus [24]
- verminderte Gefahr von Hohlraumbränden
12,5

durch vollgedämmte Konstruktionen,


Gebäude geringer Höhe mit einer Höhe des
- luftdichte Konstruktionen vermindern die
ober­sten Geschossfußbodens von maximal
Brandgasausbreitung,
sieben­Metern über der Geländeoberflä-
che können heute in allen Bundesländern in - keine erhöhten Betriebskosten durch teurere
feuerhemmen­der Bauweise (F30-B) hergestellt Versicherungen,
Die in Summe positiven
werden. Selbst mehrgeschossige Gebäude
- überwiegend nichtbrennbare Oberflächen der Branderfahrungen mit
besonderer Art und Nutzung in Holzbauweise,
Wände durch Gipsbauplatten, Holzgebäuden spiegeln
z.B. Schulen, sind keine Seltenheit mehr. Entspre-
sich zwischenzeitlich
chend der Musterbauordnung (MBO – Fassung - Brände sind bei schneller Branderkennung und
in der Entwicklung der
2002 ) können in Verbindung mit der Muster- -bekämpfung auf Raumbrand begrenzbar,
Landesbauordnungen und
richtlinie für hochfeuerhemmende Holzbauteile
- Sanierung nach Zimmerbränden ist bei luftdich- in der Entwicklung der
(M-HFHHolzR) bis zu fünfgeschossige Gebäude
ten Konstruktionen einfach und ohne erhöhte Versicherungsprämien für
in Holzbauweise erstellt werden [18].
Kosten durchführbar. Holzhäuser wider.

Versicherung von Holzhäusern


Die Tatsache, dass es in Holzrahmenbau-/Holz­-
tafelbaugebäuden, Holzskelettbauten und
Tab. 7.01
Massiv­holzkonstruktionen keine erhöhte Brand-
Exemplarischer Vergleich von Versicherungsprämien
gefahr gibt, wird zwischenzeitlich auch von der
für ein Einfamilienhaus
Versicherungswirtschaft berücksichtigt. Eine
Anfrage für ein im Jahr 2001 erstelltes Einfami- Versicherung Holzhaus Massivhaus 1) 100% = 163,20 EUR bei
lienhaus erbrachte von drei unterschiedlichen Gebäudewert ca. 200.000
A 129 % 129 % EUR (1914 = 20.000 Mark).
marktführenden Versicherungen die in Tabelle
Tarif für 2001 inkl. Steuer,
7.01 angegebenen Vergleichswerte. Die ange- B 100 %1) 100 % höchster Versicherungs-
botenen Versicherungsprämien beziehen sich umfang
C 152 % 127 %
auf eine verbundene Wohngebäudeversicherung
22 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Ausführungsqualität und Werkstoffe
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

8 _ Ausführungsqualität und Werkstoffe

Qualitätsüberwachung Gebäudebrief
Im Holzhausbau unterliegen alle Firmen, die Als Bauherr sollte man darauf achten, dass
geschlossene Wandelemente fertigen, einer die ausführende Firma über ein gesichertes
Eigen- und Fremdüberwachung entsprechend Qualitätsmanagement verfügt, nachweislich
der sogenannten Holztafelbaurichtlinie [12]. zum Beispiel durch die Mitgliedschaft in einer
Darüber hinaus sind viele Firmen freiwillig Qualitätsgemeinschaft. Eine noch größere
Mitglieder in Güte- und Qualitätsgemein- Sicherheit wird durch einen „Gebäudebrief“
schaften. Über die Gütegemeinschaften wird die erreicht, der bei Fertigstellung eines Gebäudes
Zertifizierung mit dem Gütezeichen Holzhaus- dem Bauherrn ausgehändigt wird. Dieser enthält
bau geregelt. Die Qualitätsgemeinschaften neben allen Bauplänen und der Baubeschreibung
legen für ihre Mitgliedsbetriebe ergänzende eine Volldeklaration aller verwendeten Baustoffe
Anforderungen fest, z.B. an die gesundheitliche und Bauteile. Dadurch erhält der Bauherr eine
Unbedenklichkeit der eingesetzten Baustoffe. hohe Qualitätssicherheit. Bei einem späteren
Eine vergleichbare Art der Qualitätsüberwachung Umbau oder Verkauf sind alle Datengrundlagen
fehlt im konventionellen (baustellengefertigten) einschließlich der Spezifikation der verwendeten
Mauerwerksbau weitgehend. Baustoffe vorhanden, was zukünftig ein geld-

RAL-Gütezeichen Holzhausbau – RAL-GZ 422


Mit Einführung des RAL-Gütezeichens wurde ein wichtiger Schritt für eine Vereinheitli-
chung der Gütesicherung im Holzhausbau getan. Das RAL-Gütezeichen wird sowohl vom
industriellen Fertigbau als auch von handwerklich geprägten Holzbauunternehmen als
Qualitätssicherungszertifikat verwendet. Voraussetzung für die Erteilung des Gütezeichens
ist eine Eigen- und Fremdüberwachung, wozu auch Überprüfungen durch anerkannte
Überwachungsstellen auf der Baustelle gehören. Das RAL-Gütezeichen wird von den
Gütegemeinschaften (siehe Kap. Adressen) bei Einhaltung der vorgegebenen Güte-
und Prüfbestimmungen vergeben und ist unterteilt in Herstellung und Montage.
Die Unterteilung kann entfallen, wenn der Holzhausbauer beide Gütezeichen innehat.

Teil I: Herstellung vorgefertigter Bauprodukte – RAL-GZ 422/1


Teil II: Errichtung von Gebäuden (Montage) – RAL-GZ 422/2

RAL-GZ 422/1 RAL-GZ 422/2


Herstellung vorgefertigter Bauprodukte Errichtung von Gebäuden (Montage)

Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Ausführungsqualität und Werkstoffe 23
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

werter Vorteil ist. Die Qualitätssicherungsstan- Abb. 8.01


dards und die deklarierten Baustoffe sollten in Holzfaserdämmstoffe
der Wertermittlung berücksichtigt werden.

Verwendung neuer Holzwerkstoffe und


Holzbausysteme
Einen wesentlichen Anteil an der Qualitätsver-
besserung im Holzhausbau hat die sprunghafte
Entwicklung der eingesetzten Werkstoffe und
Holzbausysteme. Die seit über zehn Jahren Abb. 8.02
marktübliche Verwendung getrockneter Voll­ Sperrholz
hölzer (Konstruktionsvollholz KVH) wurde im
Jahr 2000 in die ATV DIN 18 334 (VOB Teil C,
Zimmer- und Holzbauarbeiten) mit zusätzlichen
Anforderungen für den Holzhausbau übernom-
men. Brettschichtholz wird heute aufgrund
maschineller Festigkeitssortierung der Brett­
lamellen mit einer bis zu 1,5-fachen Festigkeit
gegenüber früheren Produkten angeboten. Abb. 8.03
Holzwerkstoffe wie OSB-Platten (Oriented Strand OSB-Platte
Boards) oder Furnierschichtholz sind feuchte­
unempfindlicher und tragfähiger als die bisher
verwendeten Spanplatten, große Plattenformate
reduzieren zudem den Fugenanteil. Außerdem
hat die Entwicklung neuer Holzbausysteme zur
Optimierung und Qualitätsverbesserung von
Holzbauten beigetragen. Ausführliche Informati-
onen sind in [2, 25, 28] enthalten. Abb. 8.04
Dreischichtplatte

Abb. 8.05
Werkzeugmagazin einer
CNC-Abbundmaschine
24 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Raumluftqualität
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

9 _ Raumluftqualität

Mehr als 90% ihrer Zeit verbringen Menschen Gehalt an Pentachlorphenol (PCP)
in Europa im Innenraum. Entsprechend groß Gemäß PCP-Richtlinie geriet Pentachlorphenol
ist die Sensibilität vieler Menschen gegenüber ab den späten 70er-Jahren zunehmend in den
möglichen oder vermuteten Beeinträchtigungen Verdacht, Gesundheitsschäden bei Personen
der Wohnumwelt durch luftverunreinigende hervorzurufen, die sich in Räumen mit PCP-
Schadstoffe [5]. Neben den eingesetzten Bau­ behandelten Materialien aufhalten. Die Anwen-
materialien beeinflusst die Inneneinrichtung dung von Holzschutzmitteln ging in der Folge
wesentlich die Qualität der Raumluft. Baustoffe erheblich zurück. Bereits 1978 wurden in den
und Ausbaumaterialien sowie Möbel, Farban- alten Bundesländern Kennzeichnungspflichten
striche, Klebstoffe etc. emittieren verschiedene für PCP-haltige Zubereitungen eingeführt. Im
Stoffe in die Innenraumluft. gleichen Jahr wurde für Präparate mit Prüfzei-
chen des ehemaligen Instituts für Bautechnik
Ende der siebziger Jahre ist der Holzbau durch
die Anwendung in Räumen zum dauerhaften
Holzschutzmittel- und Formaldehydbelastungen
Aufenthalt von Personen untersagt. Seit 1986
in der Raumluft in die Diskussion gekommen.
wird PCP in der Bundesrepublik nicht mehr her-
Holzschutzmittel werden seit Langem im
gestellt, drei Jahre später wurde die Herstellung,
Innenbereich nicht mehr gefordert und werden
das Inverkehrbringen und die Verwendung
deshalb auch dort nicht mehr eingesetzt. Der
von PCP sowie PCP-haltigen Produkten in der
chemische Holzschutz hat gegenüber dem
Pentachlorphenol-Verordnung verboten. Da PCP
baulichen Holzschutz in den vergangenen Jahren
nur fungizide (pilzhemmende) Wirkungen zeigt,
erheblich an Bedeutung verloren. Im Wohnklima
wurde es in den 60er- und 70er-Jahren meist mit
ist eine biologische Gefährdung des Holzes durch
dem Insektizid Lindan gemeinsam eingesetzt.
Pilze ohnehin nicht und durch Insekten kaum
gegeben.
Verwendung von Lindan
Infolge der geführten Diskussion über Holz-
Nutzerverhalten
schutzmittel wurde auch Lindan immer weniger
Die Vermeidung schädlicher Stoffe alleine führt
verwendet und letztendlich ab 1984 nicht mehr
allerdings nicht zu einer guten Raumluftqualität.
in Deutschland hergestellt. Gemäß [6] ist in
Das Nutzerverhalten spielt eine entscheidende
Holzschutzmitteln, die im Rahmen des Prüfzei-
Rolle. Ohne regelmäßige Lüftung kommt es zu
chenverfahrens beim Deutschen Institut für Bau-
einer Feuchteerhöhung der Innenraumluft, die
technik und im RAL-Gütezeichenverfahren für
bei schlecht wärmegedämmten Konstruktionen
Holzschutzmittel geprüft werden, Lindan nicht
bauweisenunabhängig eine Schimmelpilzbildung
mehr enthalten. Dadurch, dass Lindan bis heute
zur Folge haben kann. Holzhäuser sind aufgrund
noch in der Veterinär- und Humanmedizin gegen
ihres hohen Dämmstandards und der geringen
Milben und Läuse eingesetzt wird, ist es bis
Wärmebrücken weniger schimmelgefährdet als
heute nicht uneingeschränkt verboten, es wird
andere Bauweisen. Dennoch ist eine regelmäßige
aber im Bauwesen nicht mehr eingesetzt [7].
Lüftung durch Stoßlüftung oder mechanische
Lüftungsanlagen erforderlich und sorgt zudem
für die Abfuhr anderer Schadstoffe, die durch
Einrichtungsgegenstände oder Rauchen einge-
tragen werden.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Raumluftqualität 25
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Formaldehydemissionen
Potenzielle Emissionsquellen für flüchtige
organische Verbindungen (VOC), zu denen
auch Formaldehyd gehört, sind Bauteile, Möbel,
Dämmstoffe, Schaumstoffe, Fußbodenbeläge,
Wandbeläge, Textilien und Leder, Dichtungsmas-
sen, Klebstoffe und Beschichtungssysteme. Das
Spektrum von organischen Verbindungen ist sehr
vielfältig. Formaldehyd ist der wohl bekannteste
und am besten untersuchte Stoff in Innen-
räumen. Es handelt sich um eine sehr häufig
vorkommende Verbindung, die als Stoffwechsel-
produkt u.a. in vielen Pflanzen enthalten ist und
damit zu unserem natürlichen Umfeld gehört.
Auch viele Holzarten enthalten Formaldehyd,
allerdings in geringen Konzentrationen. Völlig
formaldehydfreie Holzbauteile oder Holzwerk-
stoffe kann es daher nicht geben. Das Emissions-
potenzial von Holzwerkstoffen hängt stark vom ben vom Ausschuss für Einheitliche Technische Abb. 9.01
Bindemitteltyp, der eingebrachten Menge und Baubestimmungen (ETB). Heute liegt die Richt- Holzhaus in der Eifel,
den klimatischen Bedingungen im Innenraum ab. linie in der überarbeiteten Fassung von 1994 architektur-raum­
Früher eingesetzte, mit Harnstoff-Formaldehyd als DIBt-Richtlinie 100 vor. Der Grenzwert von bauer und sternberg
gebundene Span- und Faserplatten können 0,1 ppm wurde für alle Holzwerkstoffe in die
größere Mengen Formaldehyd abgeben. Durch Chemikalienverbots-Verordnung übernommen
neue Klebstoffrezepturen wird die Formaldehyd­ und ist verbindlich einzuhalten. Platten, die diese
abgabe immer stärker vermindert. Mit Phenol- Anforderungen erfüllen, gehören zur Emissions-
und Tannin-Formaldehyd-Leimharzen gebundene klasse E1. Darüber hinaus gibt es Plattenwerk-
Holzwerkstoffe setzen durch den hohen Vernet- stoffe, die niedrigere Emissionswerte aufweisen
zungsgrad und die höhere Bindungsstabilität (weniger als 0,05 ppm) und das RAL-Umweltzei-
ohnehin nur wenig Formaldehyd frei. Daneben chen „Blauer Engel“ (RAL-UZ 76) tragen dürfen.
gibt es mittlerweile zahlreiche Holzwerkstoffe, Dieser Wert wird auch von der Weltgesundheits-
die formaldehydfreie Bindemittel einsetzen [5]. organisation (WHO) als unbedenklich eingestuft.
Zur Bestätigung des geringen Formaldehydge-
Emissionsklasse E1 und RAL-UZ 76 haltes der Innenraumluft und der eingesetzten
Erstmals wurde 1977 in Deutschland ein Grenz­ Materialien werden mindestens einmal jährlich
wert für Formaldehydemissionen von 0,1 ppm Messungen nach der Richtlinie „Durchführung
(parts per million) vom Bundesgesundheitsamt von Formaldehydmessungen in Häusern aus
empfohlen. Dieser Grenzwert wurde dann 1980 Holz und Holzwerkstoffen“ [8] in fertiggestell-
in die „Richtlinie über die Verwendung von ten Häusern durchgeführt. Die Mitglieder der
Spanplatten hinsichtlich der Vermeidung von Gütegemeinschaften haben sich verpflichtet,
unzumutbaren Formaldehydkonzentrationen ausschließlich Platten einzusetzen, die einen
in der Raumluft“ übernommen, herausgege- Prüfkammerwert von 0,03 ppm unterschreiten.
26 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Werthaltigkeit von Holzhäusern
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

10 _ Werthaltigkeit von Holzhäusern

Die vorangegangenen Ausführungen haben nach 1945, wo in kürzester Zeit viel Wohn- und
ge­zeigt, dass sich der Holzrahmenbau / Holztafel- Arbeitsraum zu niedrigen Preisen geschaffen
bau in den letzten 40 Jahren erheblich weiter- werden musste. Die Fertighausindustrie bot mit
entwickelt und verbessert hat. Durch bautechni­ den schnell zu errichtenden Holztafelbauten hier-
sche Verbesserungen wurden die technische für preisgünstige Lösungen an. Nach 1960 ent-
Lebensdauer, die Gesamtnutzungsdauer und wickelte sich der Holzhausbau sprunghaft weiter.
die Restnutzungsdauer und somit auch der Wert An den untersuchten Bauvorhaben wird deutlich,
einer Immobilie entscheidend beeinflusst. dass der moderne Holzständerbau keine „Billig­
bauweise“ mehr ist, sondern das Preisniveau
Verkehrswert von Mauerwerksbauten erreicht hat. Statt von
Der gutachterlich ermittelte Verkehrswert ist einer „Billigbauweise“ früherer Gebäude sollte
der Wert, der bei dem nächstliegenden Kauffall man besser von einer dem Markt angepassten
voraussichtlich erreicht wird. Holzhäusern Bauweise sprechen, die die damaligen Anfor­
wird­teilweise allgemein, d.h. ohne genaue derungen der Kunden erfüllt hat. In Anlehnung
Differenzierung hinsichtlich des tatsächlichen an die Untersuchung von Ohler ergeben sich
Holzbau­systems, ein geringerer Wiederverkaufs- chronologisch verschiedene Abschnitte hinsicht-
wert nachgesagt. Allerdings liegen dazu keine lich der anzusetzenden Herstellungskosten:
statistischen Grundlagen vor. In der Studie von
1960–1972:
Ohler [13], die auf wenige dokumentierte Daten
Freistehende Wohnhäuser (EFH/ZFH) in Holzbau-
aus der Bewertungspraxis von Sachverständigen
weise in einfacher bis sehr guter Ausstattung
und nicht auf tatsächlich erzielte Verkaufspreise
erhalten einen Abschlag bis zu 20 % der Normal-
zurückgreift, ist erkennbar, dass sich die gerin­ge­
herstellungskosten von Massivgebäuden.
re Bewertung auf einfache Holztafelbauten vor
1985 bezieht, nicht aber auf moderne, energie­ 1973–1984:
effiziente Holzhausbauten. Holzhäuser erhalten im Mittel einen Abschlag
von 14%. Dabei kann noch zwischen Reihen­
Und nicht zuletzt kann man die Frage stellen,
häusern (10%) und freistehenden Häusern
ob die Wertermittlung der Sachverständigen
(19%) unterschieden werden.
die Käufer beeinflusst oder das Kaufverhalten
die Wertermittlung – Henne oder Ei? Für eine Ab 1985:
objektive Sachwert­ermittlung von Holzhäusern Ab 1985 gibt es keinen Unterschied mehr in den
sollten die nachfolgenden Faktoren berücksich­ Herstellungskosten im Vergleich zum Massivbau.
tigt werden.
Wertminderung wegen Alters
Herstellungskosten im Vergleich Der aktuelle Wert eines Gebäudes ist wesentlich
Die bautechnische Entwicklung des Holzhaus- von seiner Restnutzungsdauer abhängig. Sie
baus lässt sich auch anhand der Herstellungs­ errechnet sich aus der Differenz der Gesamtnut-
kosten nachweisen. Ohler stellt in seiner Unter- zungsdauer und des Alters. Je nach verwende-
suchung fest, dass ältere Holzhäuser wesentlich tem Wertminderungsmodell (Abb. 10.01) ergibt
preiswerter hergestellt wurden [13]. Das hat sich der Restwert bezogen auf die Herstellungs-
seine Ursache in der akuten Wohnungsnot kosten.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Werthaltigkeit von Holzhäusern 27
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Abb. 10.01
Allgemeine Wertminderungsverläufe – linear und nach Ross

Die tatsächliche Gesamtnutzungsdauer von 100


90 linearer Wertverzehr
Ein- und Zweifamilienhäusern schwankt je
80 Wertverzehr nach Ross
nach Anspruch der Bewohner sehr stark. Viele
70
dieser Gebäude werden bereits nach kürzeren
Wert [%] 60
als den in Abb. 10.01 dargestellten Zeiträumen 50
(25 - 50 Jahre) grundlegend renoviert, umge- 40
baut oder energetisch ertüchtigt (modernisiert). 30
Die auf der Grundlage eines Wertminderungs­ 20
10
modells ermittelte Restnutzungsdauer wird in der
0
Wert­ermittlung daher häufig, je nach Gebäude­ 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110
zustand, subjektiv angepasst. Beispielsweise
Gesamtnutzungsdauer [Jahre]
werden durch die Einführung eines „fiktiven
Baujahres“ durchgeführte Modernisierungen
berücksich­tigt. Bei der Anpassung der Restnut-
zungsdauer sollten bauphysikalische Faktoren, man gleichzeitig die sich immer rascher verän-
wie z.B. der Wärmeschutz oder auch die Grund- dernden Ansprüche aller Gebäudenutzer, sollten
rissvariabilität, berücksichtigt werden. Objekti- in derzeitiger Ermangelung genauerer Rechen-
vierte Verfahren zur Berücksichtigung dieser Fak- modelle die in Tab. 10.01 empfohlenen rech-
toren, wie z.B. von Steuben [29] vorgeschlagen, nerischen Zeiträume für die Gesamtnutzungs­
werden bisher noch nicht verbreitet angewendet. dauer in der Verkehrswertermittlung verwendet
werden. Die vorgeschlagenen Zeiträume für die
Bewertung von Holzhäusern Gesamtnutzungsdauer sollten mit dem linearen
Für einfache Holzrahmen- / Holztafelbauten frü­ oder dem Ross’schen Verfahren in Verbindung
herer Jahre erfolgte die Berücksichtigung gerin- mit den zugehörigen Marktanpassungsfaktoren
gerer Restnutzungsdauern durch den generell verwendet werden.
reduzierten Ansatz einer Gesamtnutzungsdauer
Die mögliche Verlängerung der Gesamt- bzw.
von 60 Jahren. Zusammen mit dem reduzierten
Restnutzungsdauer von Holzhäusern der Bau-
Ansatz der Herstellungskosten konnte damit
jahre ab 1965 wird wie folgt begründet:
eine befriedigende Übereinstimmung zwischen­
- Sehr guter winterlicher Wärmeschutz. Heutige
Wertermittlung und erzielbaren Preisen erreicht
und zukünftige Anforderungen werden erfüllt.
werden. Die in der Forschungsarbeit [1] nach­
gewiesene Qualitätsverbesserung und die daraus - Seit mindestens 1985 guter sommerlicher
resultierenden höheren Restnutzungsdauern Wärmeschutz.
moderner Holzhäuser lassen den Schluss zu,
- Seit Beginn des Holzrahmenbaus / Holztafel-
dass dieser Ansatz nicht mehr gerechtfertigt ist.
baus baulich gut ausgebildete Fassaden mit
Zudem unterliegen alle Bauweisen dem Anfor-
durchgehendem Schutz der tragenden Holz-
derungsdruck an kostengünstiges Bauen durch
konstruktion gegen Niederschlag.
materialoptimierte Konstruktionen. Das ist unab-
hängig von der Bauweise meist nicht mit maxi- - Seit 1980 nachweislich verbesserte und über-
malem Werterhalt zu vereinbaren. Berücksichtigt durchschnittliche Luftdichtheit.
28 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Werthaltigkeit von Holzhäusern
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

Tab. 10.01
Vorschlag für einen rechnerischen Ansatz der
Gesamtnutzungsdauer von Gebäuden

Bauweise Baujahr Gesamtnutzungsdauer

Holzrahmenbau / Holztafelbau 1960 - 1984 60 - 80 Jahre


seit 1985 80 - 100 Jahre

Massivbau seit 1960 80 - 100 Jahre

- Seit 1980 guter bis sehr guter Schallschutz – Wertminderung wegen Baumängeln
auch bei Einfamilienhäusern. Zu Baumängeln und Bauschäden und deren Häu­
figkeit gibt es keine genaueren Untersuchungen,
- Seit 1978 ist der Gebrauch von PCP im Innen-
die zwischen Holz- und Massivbauweise unter-
raum untersagt. Lindan spielt beim Holzschutz
scheiden. Im konkreten Fall ist das Einzelobjekt
keine Rolle mehr. Die Anforderungen an die
sachverständig zu untersuchen und der Repara-
Begrenzung der Formaldehydemissionen
turbedarf abzuschätzen.
sind gestiegen, Qualitätsgemeinschaften
fordern darüber hinaus nochmals geringere
Marktanpassungsfaktoren
Grenzwerte.
Der Marktanpassungsfaktor ergibt sich aus der
- Die Qualität der meisten Holzhäuser wird örtlichen Angebots- und Nachfragesituation und
mindes­tens seit 1989 gemäß „Holztafel­ dem ermittelten Verkehrswert. Er basiert auf der
baurichtlinie“ eigen- und fremdüberwacht. Kaufpreissammlung der örtlichen Gutachteraus-
schüsse und/oder eigenen Kaufpreissammlungen
- Brandschutzanforderungen werden durch den
des Sachverständigen. Der Marktanpassungs-
Holzbau erfüllt, Bauteile sind feuerhemmend
faktor und das verwendete Wertminderungs-
bis hochfeuerhemmend und meist durch nicht-
modell müssen aufeinander abgestimmt sein.
brennbare Materialien vor direkter Brandein-
Differenzierte Marktanpassungsfaktoren für
wirkung geschützt.
Holz und Massivbau liegen derzeit nicht vor. Es
ist wünschenswert, zukünftig entsprechende
getrennte Statistiken zu führen, wobei für den
Holzbau zusätzlich zwischen den verschiedenen
Holzbausystemen unterschieden werden muss.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Adressen 29
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

11 _ Adressen der Güte- und Qualitätsgemeinschaften

Gütegemeinschaften Qualitätsgemeinschaften der


(verleihen das RAL-Gütezeichen Holzhausbau) Fertighausindustrie
Qualitätsgemeinschaft
Bundes-Gütegemeinschaft
Deutscher Fertigbau (QDF)
Montagebau und Fertighäuser e.V. (BMF)
im Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF)
Flutgraben 2
Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
53604 Bad Honnef
www.guetesicherung-bau.de
www.bdf-ev.de
Gütegemeinschaft
Deutscher Fertigbau e.V. (GDF) Qualitätsgemeinschaften im
Hackländerstraße 43 Holzhaushandwerk
70184 Stuttgart Qualitätsgemeinschaft
www.dfv.com Holzbau und Ausbau e.V. (QHA)
Kronenstraße 55–58
Gütegemeinschaft
10117 Berlin
Holzbau – Ausbau – Dachbau e.V.
www.qha.de
Kronenstraße 55–58
10117 Berlin ZimmerMeisterHaus (ZMH)
www.ghad.de Stauffenbergstraße 20
74523 Schwäbisch Hall
www.zmh.com

Arbeitskreis Ökologischer Holzbau e.V. (AKÖH)


Stedefreunder Straße 306
32051 Herford
www.akoeh.de
30 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Literatur und Bildnachweis
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

12 _ Literatur und Bildnachweis

[1] Winter, S.; Kehl, D.: Untersuchung zur Objekti- [10] Maas, A.; Kaiser, J.; Oppermann, J. (Gh Kassel):
vierung der Bewertung des Verkehrswertes von SynergieHaus: Das SynergieHaus – Energetische
Gebäuden in Holzbauweise im Vergleich Analyse und Bewertung von SynergieHäusern,
zu anderen Bauweisen. Abschlussbericht, Abschlussbericht, IRB-Verlag, Stuttgart 1999
Leipzig 2002
[11] Hauser, G.: Beitrag in „Moderner Holzhausbau
Hinweis: Eine vollständige Fassung des For-
in Fertigbauweise“, Hrsg. Bund Deutscher Fer-
schungsberichts [1] kann bei der Deutschen
tigbau e.V., WEKA Media Verlag, Kissing 2001
Gesellschaft für Holzforschung e.V. angefordert
werden. [12] Richtlinie für die Überwachung von Wand-,
Decken- und Dachtafeln für Holzhäuser in Tafel-
[2] Cheret, P. et al.: holzbau handbuch, Informa-
bauart nach DIN 1052 Teil1 bis 3 – Fassung Juni
tionsdienst Holz, R1/T1/F4, Holzbausysteme,
1992; in Mitteilungen Institut für Bautechnik
Hrsg.: ARGE HOLZ e.V. in Zusammenarbeit mit
1993, Nr. 1
dem Holzabsatzfonds, Düsseldorf 2000
[13] Ohler, A.: Einfluss der Bauweise auf die Bewer-
[3] Rug, W.; Held, H.; Stützer, Ch.; Schulze, K.:
tung von Wohngebäuden, Buxtehude 1998
holzbau handbuch, Informationsdienst Holz,
R7/T3/F1, Erneuerung von Fachwerkbauten, [14] Ondrus, J.: Fire in low-rise residential buildings.
Holzabsatzfonds 2004 Building Research and Information, Volume 22,
Number 1. E. & F. Spon, Schweden 1994
[4] Lutz, Jenisch, Klopfer: Lehrbuch der Bauphysik,
Teubner-Verlag, Stuttgart 1997 [15] Hosser, D. et al.: Theoretische und experimen-
telle Grundlagenuntersuchungen zum Brand-
[5] Plehn, W.; Marutzky, R.; Salthammer, T.:
schutz bei Gebäuden der Gebäudeklasse 4
Einflüsse auf das Wohnklima, Beitrag in: Wohn-
in Holzbauweise. Abschlussbericht,
gesundheit im Holzbau, Informationsdienst
Braunschweig, Darmstadt März 2001
Holz, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Holzfor-
schung, München 1998 [16] Becker, W.: Auswertung ausländischer Brand-
versuche an mehrgeschossigen Gebäuden.
[6] Fachinformation des Bayrischen Staatsministe­
Forschungsvorhaben der Deutschen Gesellschaft
riums für Landesentwicklung und Umwelt-
f. Holzforschung, München 1996
fragen, www.umweltministerium.bayern.de,
Neuherberg 1997 [17] Winter, S.: holzbau handbuch, Informations-
dienst Holz R3/T4/F1 – Grundlagen des Brand-
[7] Holzschutzmittelinhaltsstoffe, Internetbeitrag
schutzes. Entwicklungsgemeinschaft Holzbau
der Landesgewerbeanstalt Bayern, www.lga.de,
(EGH) in der DGfH e.V., München August 1997
Nürnberg 1998
[18] Dehne, M.; Pape, H.; Kruse, D.: Brandschutz-
[8] Richtlinie: Durchführung von Formaldehyd-
konzepte für mehrgeschossige Gebäude und
messungen in Häusern aus Holz und Holz-
Aufstockungen in Holzbauweise; Informations-
werkstoffen, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für
dienst HOLZ spezial, Holzabsatzfonds,
Holzforschung, München 1993
Bonn Dezember 2005
[9] Geißler, A.; Hauser, G.: Untersuchung der Luft-
[19] Planungs-Handbuch – Informationen für Archi-
dichtheit von Holzhäusern, Abschlussbericht,
tekten – Technische Information, isofloc GmbH,
DGfH/AIF Forschungsvorhaben 1996
Lohfelden o.J.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Literatur und Bildnachweis 31
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1

[20] Rug, W.; Held, H.: Lebensdauern von Holzhäu- [29] von Steuben, A.: Einfluss von bauphysikalischen
sern – eine Untersuchung zur Lebensdauer von Parametern auf die Wertermittlung von Gebäu-
im Zeitraum zwischen 1870 und 1945 errichte- den, Universität Leipzig 2000
ten Holzhäusern
[30] Hall, M.; Hauser, G.: In situ Quantifizierung von
[21] Schulze, H.: holzbau handbuch, Informations- Leckagen bei Gebäuden in Holzbauart,
dienst Holz, R3/T5/F2, Holzschutz – Baulicher AIF Forschungsvorhaben, Abschlussbericht,
Holzschutz, Entwicklungsgemeinschaft Holzbau Kassel 2003
in der DGfH, München 1993
[31] Hullmann, H.; Rautenstrauch, K. et al:
[22] Lewitzki, W.; Schulze, H.: holzbau handbuch, Informationsdienst Holz, holzbau handbuch,
Informationsdienst Holz, R3/T5/F1, Holzschutz R1/T1/F5, Holzkonstruktionen in Mischbauwei-
– Bauliche Empfehlungen, DGfH e.V. et al., se, Holzabsatzfonds 2006
München 1999
[32] Egle, J.; Otto, F.: Informationsdienst Holz, holz-
[23] Holtz, F. et al.: holzbau handbuch, Informa- bau handbuch, R1/T10/F5, Fassadenelemente
tionsdienst Holz, R3/T3/F3, Schalldämmende für den Gebäudebestand, Holzabsatzfonds und
Holzbalken- und Brettstapeldecken, Entwick- DGfH Innovations- und Service GmbH 2006
lungsgemeinschaft Holzbau (EGH) in der DGfH
e.V., München 1999

[24] Bund Deutscher Zimmermeister im Zentral­


verband des Deutschen Baugewerbes:
Holzrahmenbau, Bruderverlag, Karlsruhe 1985

[25] Radovic, B.; Cheret, P.; Heim, F.:


holzbau handbuch, Informationsdienst Holz,
Bildnachweis
R4/T4/F1, Konstruktive Holzwerkstoffe,
Titel: Holzabsatzfonds
Hrsg.: ARGE HOLZ e.V. et al., Düsseldorf 1997
S. 3: BDF / Rensch-Haus, BDF / WeberHaus
[26] Hauser, G.; Künzel, H.: Bauphysikalische S. 4: Holzabsatzfonds
Gesichtspunkte zum Raumklima, Beitrag in: S. 5: HUF Haus
Gesundes Wohnen in Holz, Informationsdienst S. 6: www.pixelio.de, Ralph Feiner
Holz, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Holzfor- S. 7: baufritz,
schung u.a., München 1987 bauart Konstruktions GmbH & Co. KG
S. 8: Holzabsatzfonds,
[27] Bayrisches Staatsministerium (Hrsg.):
Büro Hermann Kaufmann
Wohnungen­in Holzbauweise,
S. 9: Banz + Riecks / Christian Richters,
Bautechnische, wirtschaftliche und sozial­
Holzabsatzfonds
wissenschaftliche Nachuntersuchung der
S. 12: Holzabsatzfonds
Modellvorhaben, München 2001
S. 17: Holzabsatzfonds
[28] Kuhweide, P. et al.: holzbau handbuch, S. 20: trashdevil www.photocase.de
Informationsdienst Holz, R4/T2/F3, S. 23: Holzabsatzfonds,
Konstruktive Vollholzprodukte, Holzleimbau Derix
Hrsg.: ARGE HOLZ e.V., Düsseldorf 2000 S. 25: Holzabsatzfonds
HOLZABSATZFONDS
Absatzförderungsfonds der
deutschen Forst- und Holzwirtschaft

Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn


Telefon 02 28 / 30 83 80, Telefax 02 28 / 3 08 38 30
info@holzabsatzfonds.de
www.informationsdienst-holz.de
www.holzabsatzfonds.de

H 599 (1.2008)

Das könnte Ihnen auch gefallen