Holzhäuser –
Inhalt Impressum
18 6 _ Schallschutz Projektleitung:
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Ludger Dederich
20 7 _ Brandschutz
Bearbeitung:
22 8 _ Ausführungsqualität
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter
und Werkstoffe
Dipl.-Ing. (FH) Daniel Kehl
24 9 _ Raumluftqualität
Überarbeitung:
26 10 _ Werthaltigkeit von Holzhäusern Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter
Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt
29 11 _ Adressen der Güte- und
Qualitätsgemeinschaften Begleitende Arbeitsgruppe:
Dipl.-Ing. Richard Adriaans, Herford
30 12 _ Literatur und Bildnachweis
Zimmermeister Stefan Fichtl, Hechenwang
Dipl.-Ing. Georg Lange, Bad Honnef
Legende zur Zeichnung auf der Titelseite:
1 Füllholz b ≥ 60 mm als Gurtholz der Dachscheibe Technische Anfragen an:
2 Folienanschluss zur Luftdichtung Überregionale Fachberatung:
3 Hydrophobierte MDF-Platte am Sparren winddicht 0 18 02 / 46 59 00 (0,06 Euro / Gespräch aus dem
abgeklebt, evtl. Platte in Sparren eingenutet Festnetz der Deutschen Telekom AG, ggf.
4 Stellbrett abweichende Preise aus den Mobilfunknetzen )
5 Lüftungsgitter fachberatung @ infoholz.de
6 Sparren für Traufschalung ausgeklinkt, www.informationsdienst-holz.de
hydrophobierte MDF-Platte durchlaufend
7 Abtropfblech Die technischen Informationen dieser Schrift
8 Trennfugenband vor dem Spachteln einlegen entsprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den
anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung für
den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbeitung und
holzbau handbuch
Korrektur nicht übernommen werden.
Reihe 0: Grundlagen
In diese Broschüre sind Ergebnisse aus zahlreichen
Teil 5: Werterhaltung und Lebensdauer
Forschungsprojekten eingeflossen. Für deren Förde-
Folge 1: Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer
rung danken wir der Arbeitsgemeinschaft industrieller
Erschienen: April 2002 Forschungsvereinigungen (AiF), den Forst- und Wirt-
Überarbeitete Fassung: Januar 2008 schaftministerien des Bundes und der Länder sowie
ISSN-Nr. 0466-2114 der Holzwirtschaft.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Einführung 3
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
1 _ Einführung
Der Kauf oder Bau eines Gebäudes ist für alle Bauherren ein großer Schritt – in ganz beson-
derem Maße bei Wohnhäusern. Man möchte möglichst sein Leben lang in dem Haus woh-
nen, es eventuell an die Kinder oder Enkel vererben. Es soll also ein Bau für die „Ewigkeit“
– mindestens aber für eine generationsübergreifende Lebensdauer – sein.
Die Entscheidung für eine bestimmte Bauweise hoch energieeffiziente und qualitätsgesicherte Abb. 1.01
wird dabei von vielen Faktoren beeinflusst Bauweise darstellen. Bungalow in Fertigbau-
– von den persönlichen Vorlieben bis hin zu weise aus den 70er-Jahren
Viele der Vorurteile und Annahmen beruhen
„Stammtisch-Argumenten“. Immerhin haben sich
noch auf den Behelfsbauten nach 1945 (Bara- Abb. 1.02
seit etwa 1995 immer mehr Bauherren auch in
ckenbauweise) und den einfacheren Holzbau- Modernes Fertighaus
Deutschland für ein Holzhaus entschieden. Bei
weisen der 60er- und 70er-Jahre, obwohl die als Solararchitektur
Ein- und Zweifamilienhäusern verdoppelte sich
nahezu der Marktanteil seit 1995 von ca. 7,5 %
auf im Durchschnitt 14,2 % im Jahr 2006; in
einigen Bundesländern beträgt er bereits 20 %,
siehe Abb.1.03. Und das, obwohl die Holz-
hausbauweise sich nach wie vor vielen, nicht zu
rechtfertigenden Behauptungen bis hin zu werb-
lichen Diffamierungen der Baustoffkonkurrenten
ausgesetzt sieht. Dabei tauchen immer wieder
die gleichen Vorurteile und Fragen auf:
Abb. 1.04 Gebäude dieser Jahre den damaligen Anforde- tionskataloge von Fertighausunternehmen,
Eigenheime (Neubau), rungen genügten und der Preis- und Bedarfs- des Holzrahmenbaukataloges [24] und anderer
Baufertigstellungen 2006, druck auch bei allen anderen Bauweisen nicht Literaturquellen im Zeitraum von 1965 bis heute
Anteil Holzbau in %, zur Übererfüllung der Anforderungen geführt recherchiert und zusammengestellt. Verglei-
Heinze Marktforschung hat. Beispielsweise spielten wegen der niedrigen chend dazu wurde aus Konstruktionsunterlagen
9/2007 Energiepreise energiesparende Bauweisen keine anderer Baustoffe deren Entwicklung dem Holz-
Rolle, und Bausünden wie das Durchbetonieren hausbau gegenübergestellt.
von Geschossdecken zur Herstellung auskragen
Aktuell recherchierte Erkenntnisse und Entwick-
der Balkone waren selbstverständlich.
lungen ergänzen das Zahlenmaterial aus [1] bis in
das Jahr 2005. Die Grafiken zur Entwicklung der
Zielsetzung der Schrift
Ausführungsqualität wurden auf der Grundlage
Das vorliegende Heft soll auf der Grundlage einer
des in [1] ermittelten Datenmaterials erarbeitet
im Jahr 2001 an der Universität Leipzig entstan-
und nach ausführlicher Recherche in der vor
denen wissenschaftlichen Arbeit [1] die Qualität,
liegenden Ausgabe für die Jahre 2001 bis 2005
Werthaltigkeit und Lebensdauer von Holzhäu-
fortgeschrieben.
sern objektiv darstellen. In dieser Forschungs
arbeit wurde die Entwicklung der Holztafel- bzw.
Informationen für die Wertermittlung
Holzrahmenbauweise seit etwa 1965 untersucht,
Diese Schrift stellt außerdem Informationen
dokumentiert und mit anderen Bauweisen
für die Wertermittlung von Holzhäusern durch
verglichen. Daraus resultierende, sinnvolle Aus
Banken,Versicherungen und freischaffende
wirkungen auf die Praxis der Beleihungswert-
Sachverständige zur Verfügung. Die Informa
und Sachwertermittlung in Abstimmung mit
tionen sollen dazu anregen, die guten bauphysi-
Banken und Verkehrswertermittlungsgremien
kalischen Eigenschaften, die qualitätsgesicherte
wurden vorgeschlagen.
Erstellung und die eindeutige und umfassende
Die Untersuchungen beschränken sich auf Deklaration der eingesetzten Baustoffe bei der
Holzrahmen- / Holztafelbauten, da diese mit Wertermittlung von Holzhäusern zu berücksich-
geschätzt 85 % den größten Marktanteil im tigen.
Holzbau aufweisen. Die Arbeit spiegelt indirekt
die Ergebnisse vieler Forschungs- und Entwick-
lungsarbeiten wider, die der Holzhausbau seit
den 60er-Jahren zur Verbesserung der Bauweise
initiiert und erfolgreich abgeschlossen hat. Es
wurde die Entwicklung von Außenwänden,
Innenwänden, Decken und Dächern in Bezug
auf die wichtigsten bauphysikalischen Funktio
nen untersucht. Die dargestellten Entwicklun
gen des Wärme-, Feuchte-, Holz-, Schall- und
Brandschutzes wurden anhand der Konstruk-
Abb. 1.03
Fachwerkhäuserin Frankenberg
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Einführung 5
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Abb. 1.05
Modernes Fachwerkhaus
6 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzbausysteme
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
2 _ Holzbausysteme
Holzskelettbau Massivholzbau
Charakteristisch für den Skelettbau ist die stab- Der Massivholzbau verwendet als tragende und
förmige Tragstruktur aus senkrechten Stützen raumabschließende Bauteile genagelte oder
und waagerechten Trägern (Stützen-Riegel-Kon- gedübelte Brettstapelelemente beziehungsweise
struktion). Dieses Bausystem unterscheidet sich aus Einzelbrettern verklebte Brettlagen- oder
von den anderen Konstruktionsprinzipien durch Brettschichtholzelemente [2]. Sie werden als
einen großen Stützenabstand von bis zu fünf massive, flächige Decken- oder Wandelemente
Metern und die Trennung der tragenden von der eingesetzt. Die robusten Konstruktionen werden
raumbildenden Struktur. Die Aussteifung wird meist werkseitig vollautomatisch bearbeitet.
über Verbände erreicht, teilweise auch durch Die Dämmung der Bauteile erfolgt im Normalfall
Ausfachungen aus Holzrahmenbauelementen. auf der Außenseite durch vollflächige Dämm
Durch die nichttragenden und raumabschlie- lagen oder durch Gefachdämmungen zwischen
ßenden Wände ist die Grundrissgestaltung bei aufgeschraubten Trägerkonstruktionen. Innen-
diesem Bausystem besonders flexibel. und Außenbekleidungen sind wie im Holz
rahmenbau / Holztafelbau frei wählbar. Soweit
die Bauteile nicht nach geltenden Normen
bemessen werden können, liegen allgemeine
bauaufsichtliche Zulassungen vor. Zu Brand-
und Schallschutzeigenschaften sind zahlreiche
Prüfzeugnisse verfügbar.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzbausysteme 9
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Abb. 2.11
Mischbauweise (Neubau) in Arnsberg,
Architekten Banz + Riecks
3 _ Wärmeschutz
Abb. 3.01
Vergleich der Dicke von
Wandaufbauten bei
gleichem Dämmstandard
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Wärmeshutz 11
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
1,80
Abb. 3.02
durchschnittl. U-Wert Holzrahmenbau
Entwicklung des Wärme-
1,60 durchschnittl. U-Wert einschaliger Ziegelbau
schutzes und dessen Anfor-
durchschnittl. U-Wert KS-Stein mit Klinker/WDVS
derungen für Außenwände,
1,40 Anforderungen an den Wärmeschutz
aus [1] ergänzt bis 2005
besondere Anforderungen an leichte Wände
U-Wert in W/(m² K)
1,20
1,00
0,80
0,60
0,40
0,20
0,00
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Baujahr
Tab. 3.01
Entwicklung von AuSSenwänden im HolzRahmenbau / Holztafelbau im Laufe von 30 Jahren und deren
Anforderungen entsprec hend der zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Verordnung [1]
U-Wert = 0,54 W / (m² K) U-Wert = 0,28 W / (m² K) U-Wert = 0,25 W / (m² K) U-Wert = 0,18 W / (m² K)
Anford. = 0,60 W / (m² K) Anford. = 0,60 W / (m² K) Anford. = 0,60 W / (m² K) Anford. = 0,45 W / (m² K)
12 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Wärmeschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Tab. 3.02
Unterschiedliche Wärmeschutzniveaus [11]
U [W / (m² K)]
Außenbauteil Wärmeschutzniveau
I II III
Fenster 2,6 (g-Wert 0,75) 1,7 (g-Wert 0,62) 0,80 (g-Wert 0,40)
Tab. 3.03
Übertemperaturgradstunden Gh 26 eines Einfamilienhauses in Holzbauweise
bei unterschiedlichen Wärmeschutzniveaus [11]
Gh26 [Kh / a]
Wohnzimmer Erdgeschoss 92 58 37
Essecke 195 126 70
Küche 214 174 99
Kinderzimmer 1 Obergeschoss 48 19 9
Kinderzimmer 2 19 5 9
Schlafen 4 0 0
14 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | FeuchteschuTZ
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
4 _ Feuchteschutz
Dringt Feuchte in ein Bauwerk ein, wird – unab Auch Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und
hängig von Massiv- oder Holzbauweise – die Putze wurden technisch weiterentwickelt. So
Funktion der Bauteile beeinträchtigt. Die Dämm- weisen viele standardmäßige Dünnputze gegen-
wirkung wird vermindert, bei Frost kann es zu über früher verwendeten Putzsystemen eine
Abplatzungen kommen oder die Ansiedlung von geringere Wasseraufnahmefähigkeit auf. WDVS
Pilzen und Algen wird begünstigt. Der für alle benötigen entsprechend einer Grundsatzent-
Bauweisen erforderliche Feuchteschutz umfasst scheidung des Deutschen Instituts für Bautechnik
den Schutz vor Niederschlagsfeuchte und vor seit dem Jahr 1992 grundsätzlich eine allgemeine
nutzungsbedingter Feuchteeinwirkung. Von bauaufsichtliche Zulassung. Sie unterliegen
besonderer Bedeutung sind: damit exakten Prüfbedingungen und einer
kontinuierlichen Eigen- und Fremdüberwachung.
- Witterungsschutz durch hinterlüftete Fassa-
Da sie als Gesamtsystem mit konkreten Vorgaben
denbekleidungen oder durch Putzoberflächen,
zur Ausführung der Anschluss- und Eckdetails
z.B. Wärmedämmverbundsysteme (WDVS).
vertrieben werden, wird eine hohe Ausführungs-
- Funktionale Anschlussdetails an Leibungen sicherheit erreicht. Zusätzlich steht für Putzfas-
und Bauteilübergängen. Die Dichtigkeit sollte saden im Holzbau die seit Jahrzehnten bewährte
mechanisch, ggf. ergänzt durch Dichtungs- Ausführung mit Holzwolle-Leichtbauplatten und
bänder, und nicht durch wartungsbedürftige Putzen nach DIN 1101 zur Verfügung.
Dichtstoffe hergestellt werden.
Eine aktuelle Erhebung [20] bestehender, seit
- Spritzwasserschutz in Bädern durch die 1870 errichteter Holzgebäude zeigt, dass selbst
Verwendung geeigneter Dichtungssysteme für Blockbausysteme und ungedämmte Holztafel-
Rohrdurchführungen und Wandbeplankungen. bauten mit Holz- und Putzfassaden eine sehr
lange technische Lebensdauer von Holzgebäu-
- Luftdichte Gebäudehülle zur Vermeidung
den zulassen. Bei den in der Forschungsarbeit [1]
eines konvektiven Feuchteeintrags durch Warm-
untersuchten und dokumentierten Gebäuden
luftströmungen in die Konstruktion.
mit 55–130 Jahren Lebensdauer wurde bei 99 %
- Diffusionsoffene Konstruktionen mit ausrei- der Gebäude die sogenannte Bauzustandsstufe I
chendem Rücktrocknungsvermögen gemäß ermittelt, d.h. volle Funktionsfähigkeit, guter
dem Konstruktionsprinzip: innen so diffusions Erhaltungszustand, keine oder nur unbedeuten
hemmend wie nötig, außen so diffusionsoffen de Mängel und keine Schäden.
wie möglich.
Luftdichtheit
Hinterlüftete Fassaden erzeugen eine durch-
Die Luftdichtheit ist für den Wärme- und den
gängige „Drainageebene“ vor der eigentlichen
Schallschutz und im besonderen Maße für den
Wand. Ungewollt eindringende Feuchte wird
Feuchteschutz einer Konstruktion von Bedeu-
durch eine zweite wasserführende Schicht unmit-
tung. Bereits frühzeitig wurde im Holzhausbau
telbar auf der Konstruktion sicher abgeleitet.
mit der Messung der Luftdichtheit mit dem
Diese zweite wasserführende Schicht wird heute Blower-Door-Verfahren begonnen. Abb. 4.01
aus diffusionsoffenen, dichten Polyethylenvliesen zeigt die Entwicklung der Ausführungsqualität
oder aus bituminierten beziehungsweise paraffi- der Luftdichtung im Holzbau. Kenngröße für
nierten Holzwerkstoffen hergestellt. die Luftdichtheit ist die Luftwechselrate (n50-
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Feuchteschutz 15
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Wert), welche die Anzahl des Luftaustauschs des erhalten die Bauteile ein hohes Austrocknungs
gesamten Gebäudevolumens je Stunde bei 50 vermögen sowohl nach außen als auch nach
Pascal Unter- oder Überdruck angibt. Je kleiner innen, wodurch die Konstruktion robust gegen
diese Luftwechselrate ist, desto geringer ist die über ungewollt auftretenden Feuchteeinwirkun
Gefahr von Feuchteschäden im Bauteil und desto gen wird.
besser ist der Wärme-, Schall- und Brandschutz
Diffusion ist ein Feuchtetransport durch
der Konstruktion. Durch verbesserte Luftdichtheit
geschlossene Bauteilflächen infolge unterschied-
licher Teildampfdrücke auf beiden Wandseiten =
Abb. 4.01
langsamer Feuchteeintrag mit geringen Mengen
Vergleich der Luftdichtheit
(Schnapsglas).
anhand von 320 Gebäuden
Konvektion ist ein Feuchtetransport mittels in Abhängigkeit von der
einer Luftströmung = schneller Feuchteeintrag Bauweise, leicht verändert
mit großen Mengen (Wassereimer). aus [10] (je geringer der
n50-Wert, desto besser)
Der sd-Wert (diffusionsäquivalente Luftschicht
dicke) ist das Produkt aus Diffusionswiderstand
des Materials (μ-Wert) und dessen Dicke in
sinkt auch der ungewollte Lüftungswärmeverlust Metern. Er gibt den Wasserdampf-Diffusions
aufgrund von Leckagen. Bei den meisten Holz- widerstand eines Baustoffs im Vergleich zu einem
baubetrieben ist die Messung der Luftdichtheit Meter stehender Luftschicht an.
Abb. 4.02
eine standardisierte Maßnahme zur Qualitäts
Die positive Wirkung diffusionsoffener Bau- Entwicklung der Luftdicht
überwachung [9,10].
weisen, die verbesserte Fassadentechnik und heit im Holzrahmenbau /
die Verbesserung und Standardisierung aller Holztafelbau anhand von
Diffusionsoffene Bauweisen
Anschlussdetails, verbunden mit einer erhöhten 52 Bauten, leicht ver-
Neben den luftdichten Konstruktionen entwickel-
Qualitätssicherung, sollte bei der Beurteilung der ändert aus [9], ergänzt
te sich insbesondere im Holzrahmenbau / Holz-
Konstruktionen im Rahmen der Wertermittlung um Messergebnisse von
tafelbau die diffusionsoffene Bauweise. Diffu-
berücksichtigt werden. 50 Gebäuden aus 2002 [30]
sionsoffene Bauteile sind zwar grundsätzlich
luftdicht, aber nicht dampfdicht, d.h., sie ermög-
lichen den kontrollierten Wasserdampftransport 10
infolge von Diffusionsvorgängen durch das Bau-
teil hindurch. Solche Konstruktionen entstehen 8,9
8
Luftwechselrate n50 [h-1]
Alterskategorie
16 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
5 _ Holzschutz
Abb. 5.01
Holzfeuchte innerhalb
einer Außenwand im
Laufe eines Jahres [21]
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Holzschutz 17
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Abb. 5.03
Qigong-Haus in Mönchengladbach, Architekt Wilfried Kaufmann
6 _ Schallschutz
Die bisher betrachteten Aspekte des Wärme-, Zu beachten ist, dass der Trittschallschutz einer
Feuchte- und Holzschutzes haben direkten Decke umso besser ist, je kleiner der (Norm-)
Einfluss auf die Bausubstanz und somit auf die Trittschallpegel L’n,w (dB) ist. Im Gegensatz dazu
technische Lebensdauer des Gebäudes. Der ist der Luftschallschutz zwischen trennenden
Bewohner stellt aber darüber hinaus weitere Bauteilen um so besser, je größer das Luftschall-
Anforderungen an ein Bauwerk. Dabei steht dämm-Maß R’w (dB) ist.
häufigder Schallschutz im Mittelpunkt. Der
Schutz gegen Außenlärm und innere Lärmquel- Außenwände
len ist ein wesentlicher Bestandteil zeitgemäßer Beim Schallschutz gegen Außenlärm ist nicht nur
Wohnqualität geworden. eine gute Schalldämmung der Außenwand aus-
schlaggebend. Das Zusammenwirken zwischen
Der Holzhausbau hat die Entwicklung erkannt
Außenwand und Fenstern mit den jeweiligen
und Verbesserungen umgesetzt. In verschie-
Flächenanteilen ist entscheidend für die Qualität
denen Forschungsvorhaben wurden die Schall-
der gesamten Konstruktion. Das erforderliche
schutzeigenschaften von Holzbauteilen und
Luftschalldämm-Maß für Außenbauteile von
Holzbausystemen schalltechnisch untersucht und
Wohnhäusern im lärmintensiven Lärmpegel-
optimiert. Die guten Schalldämmeigenschaften
bereich III beträgt R’w ≥ 35 dB. Der Lärmpegel
von Holzbauten der letzten 10 Jahre sind auf
bereich III umfasst Schallimmissionen durch
die richtige Kombination der einzelnen Bauteil-
eine Hauptverkehrsstraße mit einer Belastung
schichten zurückzuführen, siehe z.B. [23].
von 1000 Kraftfahrzeugen am Tag mit einem
Abstand der Straßenmitte von nur sieben Metern
Anforderungen
zum Haus. Das hierfür geforderte Schalldämm-
Bei Einfamilienhäusern werden gemäß DIN 4109
Maß wird von Holzkonstruktionen bereits ohne
„Schallschutz im Hochbau“ außer an die
besondere Anforderungen erfüllt.
Außenbauteile keine konkreten Anforderungen
an den Schallschutz gestellt. Allerdings sind in
Beiblatt 2 der Norm Empfehlungen für Decken
und Innenwände im eigenen Wohnbereich
enthalten, die gesondert mit den Bauherren
vereinbart werden müssen. Infolge der aktuellen
Rechtsprechung ist als Mindestanforderung
für den Trittschallschutz von Decken heute ein
Trittschallpegel vonL’n,w ≤ 63 dB innerhalb des
eigenen Wohnbereichseinzuhalten.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Schallschutz 19
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
90
Abb. 6.01
Entwicklung des Trittschallschutzes von geschlos- 80
senen Holzdecken und Schallschutzanforderungen
70
im Vergleich aus [1], ergänzt bis 2005
Trittschallpegel L´n,w [dB]
60
50
40
Decken durchschnittl. Trittschallpegel für geschlossene Holzbalkendecken
Der Schallschutz bei Decken kann durch ver- 30 Trittschallpegel für Massivdecken (ab 1985 mit schwimmendem Estrich)
schiedene Maßnahmen verbessert werden. Empfehlung für normale Anforderung nach DIN 4109 Bbl. 2
20 Empfehlung für erhöhte Anforderungen nach DIN 4109 Bbl. 2
Auch hier gilt: Mit geschickter Materialwahl und
seit 1980: Holzbau mit Federschiene oder Beschwerung
richtigem Einbau sind hervorragende Ergebnisse 10 seit 1990: Holzbau mit Federschiene und Beschwerung
zu erreichen. Untersuchungen von Gösele in [4]
0
haben gezeigt, dass mit Holzbalkendecken ein
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
sehr guter Schallschutz erreicht werden kann, der Baujahr
dem von Massivdecken praktisch nicht nach-
steht. Dies kann anhand der zugrundeliegenden
Innenwände
Untersuchung der Decken der letzten 40 Jahre
Der Schallschutz bei Innenwänden hat sich in
bestätigt werden, siehe Abb. 6.01.
denletzen Jahrzehnten ebenso deutlich verbes-
Heute werden für das Erreichen einer guten Tritt- sert wie der Schallschutz von Holzbalkendecken.
und Luftschalldämmung verschiedene Material- Während noch 1970 Wandkonstruktionen ohne
kombinationen eingesetzt. Bereits durch kleine Hohlraumdämmung mit einfacher Beplankung
Änderungen am Deckenaufbau können erheb- eingesetzt wurden, finden heute mehrschalige
liche Verbesserungen erzielt werden, siehe Abb. Konstruktionen Anwendung, die bei Bedarf auch
6.02. Wird z.B. statt einer Lattung eine Feder- die hohen Anforderungen für Gebäudetrenn-
schiene eingesetzt, um die unterseitige Beklei- wände erfüllen.
dung von der Tragkonstruktion zu entkoppeln,
Fazit: Nicht jedes Holzgebäude weist einen
verbessert sich der Schallschutz um ca. 6 dB [23].
schlechten Schallschutz auf, nur weil es ein
Mit Holzbauteilen können die Empfehlungen Holzbau ist – und nicht jedes Massivgebäude
für einen erhöhten Schallschutz nach DIN 4109, weist einen guten Schallschutz auf, nur weil es
Beiblatt 2, z.B. L’n,w ≤ 46 dB für Wohnungstrenn- gemauert ist. Bei der Wertermittlung sollte und
decken, erfüllt werden, vgl. Abb. 6.01. muss eine differenzierte Beurteilung erfolgen.
Abb. 6.02
Typische Geschossdecke im
Holzbau – kleiner Mehrauf-
wand, große Wirkung, aus [1]
untere Befestigung
Federschiene Lattung
L’ n,w = 50 dB L‘ n,w = 56 dB
20 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Brandschutz
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
7 _ Brandschutz
stand von 30 Minuten auf wie die einfache für Feuer-, Sturm-, Hagel- und Leitungswasser-
Holzrahmenwand aus Abb. 7.02. Zum Erzielen schäden. Das angefragte Gebäude hatte dabei
nichtbrennbarer Oberflächen können Gips eine Wohnfläche von ca. 150 m² und entsprach
beplankungen verwendet werden, aber auch hinsichtlich der Bauweise dem in der Montage-
viele sichtbare Holzbalkendecken, Massivholz- bildfolge (Abb. 2.04 – 2.08) gezeigten Haus.
bauteile oder Bauteile mit ausschließlicher Holz-
Zusammenfassend sollten in die Beurteilung
werkstoffbekleidung sind in feuerhemmender
des Brandschutzes von Holzrahmen- / Holztafel
Bauweise ausführbar [17, 19].
bauten bei einer Wertermittlung folgende Punk
te einfließen:
Abb. 7.02
13
wand – systemimmanent
F 30-B, leicht verändert aus [24]
- verminderte Gefahr von Hohlraumbränden
12,5
Qualitätsüberwachung Gebäudebrief
Im Holzhausbau unterliegen alle Firmen, die Als Bauherr sollte man darauf achten, dass
geschlossene Wandelemente fertigen, einer die ausführende Firma über ein gesichertes
Eigen- und Fremdüberwachung entsprechend Qualitätsmanagement verfügt, nachweislich
der sogenannten Holztafelbaurichtlinie [12]. zum Beispiel durch die Mitgliedschaft in einer
Darüber hinaus sind viele Firmen freiwillig Qualitätsgemeinschaft. Eine noch größere
Mitglieder in Güte- und Qualitätsgemein- Sicherheit wird durch einen „Gebäudebrief“
schaften. Über die Gütegemeinschaften wird die erreicht, der bei Fertigstellung eines Gebäudes
Zertifizierung mit dem Gütezeichen Holzhaus- dem Bauherrn ausgehändigt wird. Dieser enthält
bau geregelt. Die Qualitätsgemeinschaften neben allen Bauplänen und der Baubeschreibung
legen für ihre Mitgliedsbetriebe ergänzende eine Volldeklaration aller verwendeten Baustoffe
Anforderungen fest, z.B. an die gesundheitliche und Bauteile. Dadurch erhält der Bauherr eine
Unbedenklichkeit der eingesetzten Baustoffe. hohe Qualitätssicherheit. Bei einem späteren
Eine vergleichbare Art der Qualitätsüberwachung Umbau oder Verkauf sind alle Datengrundlagen
fehlt im konventionellen (baustellengefertigten) einschließlich der Spezifikation der verwendeten
Mauerwerksbau weitgehend. Baustoffe vorhanden, was zukünftig ein geld-
Abb. 8.05
Werkzeugmagazin einer
CNC-Abbundmaschine
24 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Raumluftqualität
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
9 _ Raumluftqualität
Mehr als 90% ihrer Zeit verbringen Menschen Gehalt an Pentachlorphenol (PCP)
in Europa im Innenraum. Entsprechend groß Gemäß PCP-Richtlinie geriet Pentachlorphenol
ist die Sensibilität vieler Menschen gegenüber ab den späten 70er-Jahren zunehmend in den
möglichen oder vermuteten Beeinträchtigungen Verdacht, Gesundheitsschäden bei Personen
der Wohnumwelt durch luftverunreinigende hervorzurufen, die sich in Räumen mit PCP-
Schadstoffe [5]. Neben den eingesetzten Bau behandelten Materialien aufhalten. Die Anwen-
materialien beeinflusst die Inneneinrichtung dung von Holzschutzmitteln ging in der Folge
wesentlich die Qualität der Raumluft. Baustoffe erheblich zurück. Bereits 1978 wurden in den
und Ausbaumaterialien sowie Möbel, Farban- alten Bundesländern Kennzeichnungspflichten
striche, Klebstoffe etc. emittieren verschiedene für PCP-haltige Zubereitungen eingeführt. Im
Stoffe in die Innenraumluft. gleichen Jahr wurde für Präparate mit Prüfzei-
chen des ehemaligen Instituts für Bautechnik
Ende der siebziger Jahre ist der Holzbau durch
die Anwendung in Räumen zum dauerhaften
Holzschutzmittel- und Formaldehydbelastungen
Aufenthalt von Personen untersagt. Seit 1986
in der Raumluft in die Diskussion gekommen.
wird PCP in der Bundesrepublik nicht mehr her-
Holzschutzmittel werden seit Langem im
gestellt, drei Jahre später wurde die Herstellung,
Innenbereich nicht mehr gefordert und werden
das Inverkehrbringen und die Verwendung
deshalb auch dort nicht mehr eingesetzt. Der
von PCP sowie PCP-haltigen Produkten in der
chemische Holzschutz hat gegenüber dem
Pentachlorphenol-Verordnung verboten. Da PCP
baulichen Holzschutz in den vergangenen Jahren
nur fungizide (pilzhemmende) Wirkungen zeigt,
erheblich an Bedeutung verloren. Im Wohnklima
wurde es in den 60er- und 70er-Jahren meist mit
ist eine biologische Gefährdung des Holzes durch
dem Insektizid Lindan gemeinsam eingesetzt.
Pilze ohnehin nicht und durch Insekten kaum
gegeben.
Verwendung von Lindan
Infolge der geführten Diskussion über Holz-
Nutzerverhalten
schutzmittel wurde auch Lindan immer weniger
Die Vermeidung schädlicher Stoffe alleine führt
verwendet und letztendlich ab 1984 nicht mehr
allerdings nicht zu einer guten Raumluftqualität.
in Deutschland hergestellt. Gemäß [6] ist in
Das Nutzerverhalten spielt eine entscheidende
Holzschutzmitteln, die im Rahmen des Prüfzei-
Rolle. Ohne regelmäßige Lüftung kommt es zu
chenverfahrens beim Deutschen Institut für Bau-
einer Feuchteerhöhung der Innenraumluft, die
technik und im RAL-Gütezeichenverfahren für
bei schlecht wärmegedämmten Konstruktionen
Holzschutzmittel geprüft werden, Lindan nicht
bauweisenunabhängig eine Schimmelpilzbildung
mehr enthalten. Dadurch, dass Lindan bis heute
zur Folge haben kann. Holzhäuser sind aufgrund
noch in der Veterinär- und Humanmedizin gegen
ihres hohen Dämmstandards und der geringen
Milben und Läuse eingesetzt wird, ist es bis
Wärmebrücken weniger schimmelgefährdet als
heute nicht uneingeschränkt verboten, es wird
andere Bauweisen. Dennoch ist eine regelmäßige
aber im Bauwesen nicht mehr eingesetzt [7].
Lüftung durch Stoßlüftung oder mechanische
Lüftungsanlagen erforderlich und sorgt zudem
für die Abfuhr anderer Schadstoffe, die durch
Einrichtungsgegenstände oder Rauchen einge-
tragen werden.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Raumluftqualität 25
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Formaldehydemissionen
Potenzielle Emissionsquellen für flüchtige
organische Verbindungen (VOC), zu denen
auch Formaldehyd gehört, sind Bauteile, Möbel,
Dämmstoffe, Schaumstoffe, Fußbodenbeläge,
Wandbeläge, Textilien und Leder, Dichtungsmas-
sen, Klebstoffe und Beschichtungssysteme. Das
Spektrum von organischen Verbindungen ist sehr
vielfältig. Formaldehyd ist der wohl bekannteste
und am besten untersuchte Stoff in Innen-
räumen. Es handelt sich um eine sehr häufig
vorkommende Verbindung, die als Stoffwechsel-
produkt u.a. in vielen Pflanzen enthalten ist und
damit zu unserem natürlichen Umfeld gehört.
Auch viele Holzarten enthalten Formaldehyd,
allerdings in geringen Konzentrationen. Völlig
formaldehydfreie Holzbauteile oder Holzwerk-
stoffe kann es daher nicht geben. Das Emissions-
potenzial von Holzwerkstoffen hängt stark vom ben vom Ausschuss für Einheitliche Technische Abb. 9.01
Bindemitteltyp, der eingebrachten Menge und Baubestimmungen (ETB). Heute liegt die Richt- Holzhaus in der Eifel,
den klimatischen Bedingungen im Innenraum ab. linie in der überarbeiteten Fassung von 1994 architektur-raum
Früher eingesetzte, mit Harnstoff-Formaldehyd als DIBt-Richtlinie 100 vor. Der Grenzwert von bauer und sternberg
gebundene Span- und Faserplatten können 0,1 ppm wurde für alle Holzwerkstoffe in die
größere Mengen Formaldehyd abgeben. Durch Chemikalienverbots-Verordnung übernommen
neue Klebstoffrezepturen wird die Formaldehyd und ist verbindlich einzuhalten. Platten, die diese
abgabe immer stärker vermindert. Mit Phenol- Anforderungen erfüllen, gehören zur Emissions-
und Tannin-Formaldehyd-Leimharzen gebundene klasse E1. Darüber hinaus gibt es Plattenwerk-
Holzwerkstoffe setzen durch den hohen Vernet- stoffe, die niedrigere Emissionswerte aufweisen
zungsgrad und die höhere Bindungsstabilität (weniger als 0,05 ppm) und das RAL-Umweltzei-
ohnehin nur wenig Formaldehyd frei. Daneben chen „Blauer Engel“ (RAL-UZ 76) tragen dürfen.
gibt es mittlerweile zahlreiche Holzwerkstoffe, Dieser Wert wird auch von der Weltgesundheits-
die formaldehydfreie Bindemittel einsetzen [5]. organisation (WHO) als unbedenklich eingestuft.
Zur Bestätigung des geringen Formaldehydge-
Emissionsklasse E1 und RAL-UZ 76 haltes der Innenraumluft und der eingesetzten
Erstmals wurde 1977 in Deutschland ein Grenz Materialien werden mindestens einmal jährlich
wert für Formaldehydemissionen von 0,1 ppm Messungen nach der Richtlinie „Durchführung
(parts per million) vom Bundesgesundheitsamt von Formaldehydmessungen in Häusern aus
empfohlen. Dieser Grenzwert wurde dann 1980 Holz und Holzwerkstoffen“ [8] in fertiggestell-
in die „Richtlinie über die Verwendung von ten Häusern durchgeführt. Die Mitglieder der
Spanplatten hinsichtlich der Vermeidung von Gütegemeinschaften haben sich verpflichtet,
unzumutbaren Formaldehydkonzentrationen ausschließlich Platten einzusetzen, die einen
in der Raumluft“ übernommen, herausgege- Prüfkammerwert von 0,03 ppm unterschreiten.
26 Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Werthaltigkeit von Holzhäusern
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Die vorangegangenen Ausführungen haben nach 1945, wo in kürzester Zeit viel Wohn- und
gezeigt, dass sich der Holzrahmenbau / Holztafel- Arbeitsraum zu niedrigen Preisen geschaffen
bau in den letzten 40 Jahren erheblich weiter- werden musste. Die Fertighausindustrie bot mit
entwickelt und verbessert hat. Durch bautechni den schnell zu errichtenden Holztafelbauten hier-
sche Verbesserungen wurden die technische für preisgünstige Lösungen an. Nach 1960 ent-
Lebensdauer, die Gesamtnutzungsdauer und wickelte sich der Holzhausbau sprunghaft weiter.
die Restnutzungsdauer und somit auch der Wert An den untersuchten Bauvorhaben wird deutlich,
einer Immobilie entscheidend beeinflusst. dass der moderne Holzständerbau keine „Billig
bauweise“ mehr ist, sondern das Preisniveau
Verkehrswert von Mauerwerksbauten erreicht hat. Statt von
Der gutachterlich ermittelte Verkehrswert ist einer „Billigbauweise“ früherer Gebäude sollte
der Wert, der bei dem nächstliegenden Kauffall man besser von einer dem Markt angepassten
voraussichtlich erreicht wird. Holzhäusern Bauweise sprechen, die die damaligen Anfor
wirdteilweise allgemein, d.h. ohne genaue derungen der Kunden erfüllt hat. In Anlehnung
Differenzierung hinsichtlich des tatsächlichen an die Untersuchung von Ohler ergeben sich
Holzbausystems, ein geringerer Wiederverkaufs- chronologisch verschiedene Abschnitte hinsicht-
wert nachgesagt. Allerdings liegen dazu keine lich der anzusetzenden Herstellungskosten:
statistischen Grundlagen vor. In der Studie von
1960–1972:
Ohler [13], die auf wenige dokumentierte Daten
Freistehende Wohnhäuser (EFH/ZFH) in Holzbau-
aus der Bewertungspraxis von Sachverständigen
weise in einfacher bis sehr guter Ausstattung
und nicht auf tatsächlich erzielte Verkaufspreise
erhalten einen Abschlag bis zu 20 % der Normal-
zurückgreift, ist erkennbar, dass sich die geringe
herstellungskosten von Massivgebäuden.
re Bewertung auf einfache Holztafelbauten vor
1985 bezieht, nicht aber auf moderne, energie 1973–1984:
effiziente Holzhausbauten. Holzhäuser erhalten im Mittel einen Abschlag
von 14%. Dabei kann noch zwischen Reihen
Und nicht zuletzt kann man die Frage stellen,
häusern (10%) und freistehenden Häusern
ob die Wertermittlung der Sachverständigen
(19%) unterschieden werden.
die Käufer beeinflusst oder das Kaufverhalten
die Wertermittlung – Henne oder Ei? Für eine Ab 1985:
objektive Sachwertermittlung von Holzhäusern Ab 1985 gibt es keinen Unterschied mehr in den
sollten die nachfolgenden Faktoren berücksich Herstellungskosten im Vergleich zum Massivbau.
tigt werden.
Wertminderung wegen Alters
Herstellungskosten im Vergleich Der aktuelle Wert eines Gebäudes ist wesentlich
Die bautechnische Entwicklung des Holzhaus- von seiner Restnutzungsdauer abhängig. Sie
baus lässt sich auch anhand der Herstellungs errechnet sich aus der Differenz der Gesamtnut-
kosten nachweisen. Ohler stellt in seiner Unter- zungsdauer und des Alters. Je nach verwende-
suchung fest, dass ältere Holzhäuser wesentlich tem Wertminderungsmodell (Abb. 10.01) ergibt
preiswerter hergestellt wurden [13]. Das hat sich der Restwert bezogen auf die Herstellungs-
seine Ursache in der akuten Wohnungsnot kosten.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Werthaltigkeit von Holzhäusern 27
holzbau handbuch | REIHE 0 | Teil 5 | FOLGE 1
Abb. 10.01
Allgemeine Wertminderungsverläufe – linear und nach Ross
Tab. 10.01
Vorschlag für einen rechnerischen Ansatz der
Gesamtnutzungsdauer von Gebäuden
- Seit 1980 guter bis sehr guter Schallschutz – Wertminderung wegen Baumängeln
auch bei Einfamilienhäusern. Zu Baumängeln und Bauschäden und deren Häu
figkeit gibt es keine genaueren Untersuchungen,
- Seit 1978 ist der Gebrauch von PCP im Innen-
die zwischen Holz- und Massivbauweise unter-
raum untersagt. Lindan spielt beim Holzschutz
scheiden. Im konkreten Fall ist das Einzelobjekt
keine Rolle mehr. Die Anforderungen an die
sachverständig zu untersuchen und der Repara-
Begrenzung der Formaldehydemissionen
turbedarf abzuschätzen.
sind gestiegen, Qualitätsgemeinschaften
fordern darüber hinaus nochmals geringere
Marktanpassungsfaktoren
Grenzwerte.
Der Marktanpassungsfaktor ergibt sich aus der
- Die Qualität der meisten Holzhäuser wird örtlichen Angebots- und Nachfragesituation und
mindestens seit 1989 gemäß „Holztafel dem ermittelten Verkehrswert. Er basiert auf der
baurichtlinie“ eigen- und fremdüberwacht. Kaufpreissammlung der örtlichen Gutachteraus-
schüsse und/oder eigenen Kaufpreissammlungen
- Brandschutzanforderungen werden durch den
des Sachverständigen. Der Marktanpassungs-
Holzbau erfüllt, Bauteile sind feuerhemmend
faktor und das verwendete Wertminderungs-
bis hochfeuerhemmend und meist durch nicht-
modell müssen aufeinander abgestimmt sein.
brennbare Materialien vor direkter Brandein-
Differenzierte Marktanpassungsfaktoren für
wirkung geschützt.
Holz und Massivbau liegen derzeit nicht vor. Es
ist wünschenswert, zukünftig entsprechende
getrennte Statistiken zu führen, wobei für den
Holzbau zusätzlich zwischen den verschiedenen
Holzbausystemen unterschieden werden muss.
Holzhäuser – Werthaltigkeit und Lebensdauer | Adressen 29
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