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Bio 113: Evolution

Populationsgenetik

Lukas Keller
Institut für Evolutionsbiologie und
Umweltwissenschaften

lukas.keller@ieu.uzh.ch
Büro: 13-J-44
Sie erinnern sich …

MOVO.CH besuchen und Token eingeben

PU FU QY LU
Sie erinnern sich …

•  Mutationen sind Ursprung aller genetischen Variation


•  Daher für Evolution zentral
•  Häufigkeit variiert zwischen Arten, Genloci, Umwelten, etc.
•  Die meisten Mutationen gehen wieder verloren
•  Allelfrequenzveränderungen durch Mutationen sind langsam
•  Mutationen aber trotzdem sehr wichtig;
Ø  über viele Generationen
Ø  in sehr grossen Populationen
Kommentarblatt

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lukas.keller@ieu.uzh.ch

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1
Evolution

•  Braucht Allelfrequenzveränderungen
•  4 Faktoren verändern Allelfrequenzen:
•  Mutation
•  Migration
•  Genetische Drift
•  Selektion
Migration

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PU FU QY LU
Ist migration der Gnu in
Serengeti ‘Migration'?
Ist migration der Gnu in
Serengeti ‘Migration'?

In der Populationsgenetik (und deshalb meist auch in


der Evolutionsbiologie):

Migration = Bewegung von Genen = Genfluss


Migration
Einfachstes Modell: Insel Modell

m
Annahmen:

•  2 PopulaPonen 1-m
•  Genfluss nur in einer
Richtung

Herron & Freeman (2014), S. 247-250


Migration

m
pc
pi

Herron & Freeman (2014), S. 247-250


= 1m(p p ) t ⇥=(u
= p⇥pc⇤=0 p =i =v p⇥pp⇤
pt = pt 0pt+
=1 v)
=vp⇥ ⇤
p ⇥ 0(u =
+ v)v p⇥
Equilibrium: t t 1
p⇥ = v/(u +p⇥
v) = v/(u +p⇥v) = v/(u +
Migration
pt = pt 1 = p⇥ ⇤ 0 = ptv = p ⇥pt(u1 (1
+ v) u) + (1 pt 1 )v
Island model: Island model: Island model:
p⇥ = v/(u
= +p v) up + v vpt 1
t 1 t 1
p p = v up vp
•  Gleichgewicht? pi =pi,t+1
0= t t 1
m(p
= pi pci,t+1 p ) t 1 t 1

Island model: = v =i ptp 1 (u


pi,t+1
+ v) = i pi
pi = (1 m)p
pi i +
=mp
(1c pi i +
m)p = mp
(1c m)pi + mp
Equilibrium:
pi,t+1 = pi
pi = p(1
t = pm)p
t 1 =i +p⇥
mp⇤c 0 = v p ⇥ (u + v)
pi = pi pi pi = p⇥ pi =pipiv/(u
= +pv)i pi
= (1 m)pi + =mp pi i +
(1c m)p = mp (1c m)p
pi i + mpc
Island model: = m(pc pi ) = m(pc pi )= m(pc pi )
pi = pi pi
= (1 m)pi + mpc pi
= m(pc ppi )i,t+1 = pi
p = 0 = m(p pi p== p )(1 m)pip+=
0 = m(p pmp
)0 c= m(p p)
i c i i c i i c i

pi = 0 = m(pc pi )
pi = pi pi
pt = pt 1 Migration
= p⇥ ⇤ 0 = v p ⇥ (u + v)
p⇥ = v/(u + v)
pi,t+1 = pi
•  Gleichgewicht wird relativ schnell erreicht (vgl. Mutationen):
t+1 = pi pi = (1 m)pi + mpc
pi = (1 m)pi + mpc

pi,t+1 = pi
pi p=i
pi (1pi (0)m)p
= = 0.9i + mpc
= (1 m)pi + mpc pi
= pi pi
= m(pc pi )
= (1 m)pi + mpc pi
= m(pc ppi i )= pi pi (0) = 0.1
= (1 m)pi + mpc pi
pi== 0m(p
= m(p
c pc i ) pi )
Conner & Hartl (2004), S. 51
Migration

•  Veränderungen sind schnell


→ starke evolutive Kraft, welche die Allelfrequenzen
stark und schnell verändern kann
•  Ausgleichende Kraft: Populationen gleichen sich mehr,
wenn es zwischen ihnen Genfluss gibt
Migration und HWG
•  Was geschieht mit dem Hardy-Weinberg-Gleichgewicht,
wenn es Migration gibt?

Herron & Freeman (2014), S. 247-250


Migration

•  Veränderungen sind schnell


→ starke evolutive Kraft, welche die Allelfrequenzen
stark und schnell verändern kann
•  Ausgleichende Kraft: Populationen gleichen sich mehr,
wenn es zwischen ihnen Genfluss gibt
•  Führt zu Abweichungen vom HWG (falls Allelfrequenzen
sich zw. den Populationen unterscheiden)
•  Hybridisierung auch Form von Migration
Beispiel Rotwolf

Canis rufus
Beispiel Rotwolf

Canis rufus

today
Hybridisierung Rotwolf - Kojote

Canis rufus Canis latrans

North Carolina: 15% aller Würfe sind Hybriden


Allelfrequenz von A (Rotwolfallel)
Hybridisierung Rotwolf - Kojote
Hardy-Weinberg Gleichgewicht

hFp://popgensimulator.piF.edu/graphs/allele


Migration
und die drei Beispiele

•  Kann Migration einige der Fragen beantworten, die wir


zu Beginn mit den drei Beispielen gestellt haben?
Brustkrebs: Fragen an die
Populationsgenetik

•  Weshalb gibt es solche Mutationen in der Population,


wenn sie doch unter starker Selektion stehen? ✗

•  Weshalb variiert die Frequenz dieser Mutationen so stark


zwischen Ländern und Ethnien? (✓)

•  Weshalb haben gewisse Länder und Ethnien soviel mehr


Allele als andere? ✗

•  etc.
Laktose(IN)toleranz:
Fragen an die
Populationsgenetik

•  Weshalb ist Laktosetoleranz soviel häufiger in


gewissen Gebieten der Welt? ✗

•  Weshalb ist nicht die gleiche Mutation verantwortlich


für Laktosetoleranz in Europa und in Afrika? ✓

•  etc.
Florida Puma:
Fragen an die
Populationsgenetik

•  Weshalb nahm die Population zwischen 1981 und 1994


trotz intensivem Schutz nicht zu? (✓)

•  Weshalb nahm die Population nach der Freilassung von


nur gerade 8 Weibchen so stark zu? ✗

•  etc.
Evolution

•  Braucht Allelfrequenzveränderungen
•  4 Faktoren verändern Allelfrequenzen:
•  Mutation
•  Migration

•  Genetische Drift
•  Selektion
Genetische drift

Bisher:

Stillschweigende Annahme, dass Populationen


sehr gross (unendlich gross) sind
Genetische drift

Was geschieht, wenn Populationsgrösse klein


ist?

→ Zufallsereignisse werden wichtig


Genpool Modell
Genetische drift
Genetische drift

→ genetische Drift ist ein Resultat des


Vererbungsmechanismus, bei dem Allele
stichprobenartig weitergegeben werden
('Mendelian lottery')

→ Variation in der Anzahl Nachkommen trägt


noch zu zusätzlicher Variation bei
Genetische drift:

Wiederholte ‘Experimente' geben unterschiedliche Resultate


Genetische drift führt zur
Fixierung von allelen

→ Allelfrequenzen können
zwischen 0 and 1 driften

→ Irgendwann werden alle


Allele fixiert (entweder 0 oder
1; wenn weder Selektion
noch Mutation)

Herron & Freeman (2014), S. 261


Genetische drift:

Herron & Freeman (2014), S. 261


Genetische drift erhöht
Variation zwischen Populationen

Herron & Freeman (2014), S. 261


Gene+c varia+on in frequency of
blood type among villages/ci+es
Genetische drift erhöht
Variation zwischen Populationen
Genetische drift behindert Selektion

Herron & Freeman (2014), S. 272


Genetische drift behindert Selektion
Genetische drift

•  Zufällige Veränderungen der Allelfrequenz → behindert


systematische Prozesse, wie Selektion und Migration

•  Verlust an Heterozygotie innerhalb von Populationen

•  Bis zur Fixierung von Allelen

•  Zunahme der Variation zwischen Populationen


Beispiel 3: Florida Puma
Florida Puma:
Fragen an die
Populationsgenetik

•  Weshalb nahm die Population zwischen 1981 und


1994 trotz intensivem Schutz nicht zu?

•  Weshalb nahm die Population nach der Freilassung


von nur gerade 8 Weibchen so stark zu?
Florida Puma
Beispiel 3: Florida Puma

Herron & Freeman (2014), S. 298


Florida Puma
Florida Puma
Brustkrebs: Fragen an die
Populationsgenetik

•  Weshalb gibt es solche Mutationen in der


Population, wenn sie doch unter starker
Selektion stehen?

•  Weshalb variiert die Frequenz dieser Mutationen


so stark zwischen Ländern und Ethnien?

•  Weshalb haben gewisse Länder und Ethnien


soviel mehr Allele als andere?
Brustkrebs: Fragen an die
Populationsgenetik NATURE COMMUNICATIONS | DOI: 10.1038/ncomms5835

Time ancestral Middle Eastern or po


(years ago) our
fine
and
13,900 and
deba
3,900 estim
90k bp;
ancestral European muta
hum
muta
3,700 Grav
21k popu
from
relev
49% the ‘
170,000 Pr
Present array
FL bottl
rate
AJ 23,800 estim
700 330 How
geno
1.45 M prev
Present
simu
Figure 4 | A reconstruction of the AJ and FL demographic history. The As
Figure 4 | A reconstrucPon of the AJ and FL demographic history. The wide arrow
upper part of the diagram shows the reconstruction of the ancient
26
history by fitting the joint AFS (Fig. 3b) using @a@i and using a mutation
E40
rate)
represents an admixture event; all effecPve populaPon sizes (horizontal arrows) are in
rate of 1.44 $ 10 " 8 per generation per bp. The lower diagram shows the gath
recent AJ history, reconstructed by fitting the IBD length decay pattern Easte
number of diploid individuals; all Pmes were computed assuming 25 years per
(Fig. 3c). The wide arrow represents an admixture event; all effective sugg
the e
generaPon. population sizes (horizontal arrows) are in number of diploid individuals;
Carmi, 2014, Nat. Comm.
all times were computed assuming 25 years per generation. Confidence from
Laktose(in)toleranz
Laktose(in)toleranz:
Fragen an die
Populationsgenetik

•  Weshalb ist Laktosetoleranz soviel häufiger in


gewissen Gebieten der Welt?

•  Weshalb ist nicht die gleiche Mutation verantwortlich


für Laktosetoleranz in Europa und in Afrika?

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