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vorstellen, Am StraBenrand die-
se struppigen gelben Blumen, aus de-
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zehnten die Pferdetritume ihrer Téch-
ter mit Voltigierunterticht kleinhalten,
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in dessen Stimmen nachts die Lichter
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Das gelbe Ortschild: Oherhof, Gemeinde
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ggaben abschreiben kann, auch wenn
es regnet. Dann geht es rechts rein
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die Musik aus dem Café. Noch 40
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Das Café, in dem Julia, Lexa und Stel
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werden, ist zwar von einigen Leuten
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Klofensters. Dann wird Klaus Rey-
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und die Landschranzen und redet da-
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stammt aus derselben Zeit wie dieses
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danke und wie eine Provokation: Café
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sagt Julia, Komisch, daf wir jetzt erst
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alteren Freunden im Auto durch den
Wald fuhr und nicht glauben konnt
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Osler Birgit, die mit 16 in der Katholi-
schen Landjugendbewegung war und
schon damals wie die meisten der fast
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dann doch die Treppe hochgetraut,
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Martens und hérte Punkmusik, .ob-
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mir zu zeigen, daf ich meinen eigenen
Weg gehen kann’, Der fiihrie sie Mitt
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links unten, in einer Gegend, die far
Einheimische Hotzenwald” und. fiir
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Szene-Treff und zur besseren Orientie-
Café Verkehrt rung an der Schweizer
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Das ist nicht die Welt, Doch wenn man
hier aufwachst und 15 wird, und die
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lang die Welt bedeutet. Weil es seit
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Oberhof zurtck waren. Halbe Schul-
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bckt, aber eigentlich ist sie die Secle
davon. Die Sozialarbeiterin kennt sich
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dann so richtig zur Heimat wurde, als
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Wie bei jeder Heimat geht es dabei
nicht allein um den Ort, sondern um
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hut’ eigentlich?” Julia: ,Ja, schon.
Mittwochs sind die beiden 17jahrigen
oebesten Schulfreundinnen im Café,
denn dann_sind alle da, inklusive
manplicher Darsteller. Als sie nach der
Schule Steini in der Stadt treffen, wis-
sen sie auch, wer sie mitnimmt. Steini
will was von Julia, und Julia will vor
allem von Steini vor Mitternacht nach
Hause gefahren werden. Ansonsten
Findet sie Steini halt schon echt nett",
vwas auf hochdeutsch heift, daB der
Steini es echt vergessen kan,
Lexa hatte gern, daB Frank an diesem
Mittwoch auftaucht, Das liegt daran,
da Frank mit ein paar Leuten am
Wochenende eine Party veranstaltet,
zu der Lexa gehen will, Uberhaupt
freut sich Lexa, wenn sic ihn sicht.
Frank ist ein cooler Schreiner aus Bad
Sickingen, der michsten Kleinstadt.
Er kommt mittlerweile nur noch selten
ins Café, weil er sich mit Mario, David
und ein paar Freunden einen ,ziem-
lich unabhangigen Freiraum" ge-
schaffen hat: die Post-Vita. Das ist ein
selbstverwaltetes und selbstgeschrei
nertes Kulturzentrum und heute so
‘modern, wie das Café es 1990 mal war.
Dementsprechend finden manche Er-
wachsene jetzt, da8 die Vita ein
Drecksloch ist. Und die Stadt Bad
Sckingen findet keinen Raum, in den
die Jugendlichen nach elf Uhr abends
noch Musik héren kénnten, was
natrlich absurd ist. Frank hat deshalb
cinen Brief an die Stadt geschrieben:
Die missen uns nicht gerade an die
Siuferste Peripherle schmeiBen, sonst
fliegen wir noch von der Weltscheibe,
uund das find’ ich scheiBe.
Einstweilen ist samstags immer Vita
tund mittwochs immer Café
Der Café-Klaus Iebt vom Mittwoch.
Der Mittwoch ist ~ aufler in den Seme
sterferien ~ der einzige Abend, an dem
sein Café noch richtig voll ist. Die
Langhaarigen von friiher gibt es nicht
152 sacar special 11907
CCafé Verkehrt, Gaste: Fahrkarten zur Menschenkette gegen Pershing
‘mehr, und in die FHotzenwalder Klein-
kunstbahne pro musis e. V, die seit
Jahren Kultur ins Kaffe bringt, mag,
sich auch keiner mehr einbringen.
Neulich erschien sogar der Ortsvor-
stcher, was friher einem politischen
Selbstmord gleichgekommen ware.
Friher war zum Beispiel der Novem
ber °83, als im Finanzamt von Bad
Siickingen cinmal cine Bombe explo-
dierte, und das Geriicht ging, dab sich
die RAF jetzt am Hochrhein festsetzen
den Brickenkopf Verkehrt,
Die Polizei, die das Café daraufhin
wochenlang observierte, ersparte Rey:
mann eine Imagekampagne. Oder als
die Leute erzahiten, da die Lang-
hhaarigen sich dort Haschisch spritzen’
Und die Sangerin, die nach einem
Kreislaufkollaps mit dem Kranken-
wagen abgeholt wurde - Oberhofs
erste Drogentote? Oder das Friedens-
fest, das die Grinen hier veranstaltet
hhaben, und die Fahrkarten zur Men-
schenkette gegen Pershing, die hier
verkauft wurden. Aber das stimmte
Als das Jahreehnt zu Ende ging, hatte
der komische Klaus mit dem Ziegen-
bart ein paar Mal beim Dorffest mit-
gemacht, und keiner sagte mehr
Drecksladen. Daflir muBte er dann die
Benetton-Gymnasiasten im Verkehrt
manchmal durchs Mikrofon anbrillen
= die Technokids hérten thn schon
nicht mehr, weil sie woanders hin-
ingen,
Nach einer Abschiedsparty 1993
machte Reymann trotzdem weiter,
veil man sein Leben nicht einfach zu-
machen kann: .Ich bin so verliebt ins
Kaffe, weil ’s Kaffe bin ich. Das ist der
sgroBte Teil meines Lebens.”
Im Café Verkeht gibt es eine unaus-
esprochene Sitzordnung, die jeder
instinktiv zu kennen scheint. Die Neu-
en sitzen meistens mit ihren Kumpels
will = th
ganz oben unterm
Dach. Darunter liegt
die Ebene mit Kokos-
matten. Danach geht
fs immer weiter nach
unten, bis man an der
Bar landet. Oder man
Zicht weg und stellt
sich in den Semester-
ferien an die ‘Theke
und gibt ein biftchen
mit Berlin an.
Wann man weggeht
oder warum man da-
geblieben ist, ist ein
Dauerthema im Ve
kehrt. Wer oben sitzt und 17 ist, hat
gut reden, wie langweilig es auf dem
Land ist. Wer unten sitzt und 29 oder
42 ist, redet lieber aber seinen letzten
Urlaub oder wie arrogant XY doch in
Berlin geworden ist
Lexa und Julia sitzen an diesem
‘Abend auf der Galerie neben der Trep-
pe = noch 2wei Ebenen von der Bar
centfernt, Julia sagt, ihre Eltern denken
immer noch, da8 sie in Freiburg stu-
dieren werden. Dabei kennen sie Frei-
burg schon. Aus Berlin hatte sie mal
cinen schénen Ohrring vom Branden-
burger ‘Tor. Unser Badezimmer in
Berlin wird blau, sagt Lexa. Mit
Leuchtfischen an der Wand,
Dann rennt Julia kurz runter, weil sie
sich bei einem Typ aus dem Tennis-
verein dafir entschuldigen mu, da
sie ihn kiralich versetat hat. Frank,
der Schreiner, ist nicht aufietaucht,
und Lexa ist ganz froh dariber, weil
sie nicht so genau weiB, ob sie eigent:
lich gllicklicher ist, wenn sie ihn sieht
‘oder wenn sie ihn nicht sieht
Julia sagt, daB sie heute nach Hause
Taufen will. Das macht sie manchmal
‘ganz gern, um Abstand zum Kaffe 2u
gewinnen, Sie nimmt dann die Abkir-
zung uber die Wiesen und denkt nach,
‘was an dem Abend passiert ist und mit
vwem sie sich unterhalten hat. Hast du
auch manchmal so'n Lachanfall, ein-
fach so, vollkommen grundlos, wenn
du nachts allein durch die Gegend
Viufst? fragt Lexa. Den Anfang des
Weges krieg’ ich gar nicht mit, ant-
wortet Julia, bis kurz nach den’ Hau-
sern, Dann ist die Wiese da und dann.
kommen meine Gedanken, Wenn ich
dann am Wasserreservoir vorbeilaufe,
fallen mir witzige Sachen ein, die ich
im Kaffe erlebt habe. Und dann kom-
men schon die Huser, und dann denk
ich, daf ich bald zu Hause bin