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Bergische Universität Wuppertal


Fachbereich 5: Design - Kunst - Musikpädagogik - Druck
Fachgebiet Gestaltungstechnik
Typographie II
Dipl. Des. Arne Scheuermann

History of

graffiti
April 2005

Ingo Seidel
Zum Hasenknick 3
59889 Eslohe
MatNr. 411042
Ingo Seidel: History of Graffiti 2

Die Geschichte der Graffiti

1. Wortdefinition
Einordnung Graffiti (ital.), Einzahl „Graffito“, “el graffito”, d.h. das Gekratzte.
Die Wortabstammung hängt zusammen mit dem italienischen Wort sgraffiare
(=eingekratzt) und dem griechischen graphein (=schreiben). 1967 erfolgt erstmals
eine Einführung des Begriffes Graffiti durch den Amerikaner Robert Reisner ins
Englische.
Im Sprachgebrauch müsste es richtig Graffito für die Einzahl und Graffiti in der
Mehrzahl lauten, im deutschen wird jedoch für beides Graffiti verwendet. Im Um-
gangssprachlichen findet sich für den Plural auch Graffitis.
Dabei werden mit dem Begriff Graffiti meist legale und mehr noch illegale Wand-
beschriftungen assoziiert. Diese erfolgen meist mittels Filzschreiber oder Farbspray-
dosen. Hierzu gehören American Graffiti (Graffiti i.e.S.) in Form von so genannten
Tags und Pieces (Style Writing und Characters).
N.Siedl (1996. S. 94) definiert Graffiti wie folgt „Graffiti ist heute ein Oberbegriff
für viele thematisch und gestalterisch unterschiedliche Erscheinungsformen. Die
Gemeinsamkeit besteht darin, dass es sich um visuell wahrnehmbare Elemente
handelt, welche ungefragt und meist anonym, von Einzelpersonen oder Gruppen
auf fremden oder in öffentlicher Verwaltung befindlichen Oberflächen angebracht
werden.“ Dies sind meistens Wände und andere zumeist öffentliche Flächen.
Wandmalerei ist nach Schaefer-Wiery grundsätzlich uneigennützig, sie ist für die
Öffentlichkeit, für das Volk bestimmt.
Im Zuge der weiten Verbreitung der Graffiti auch im Bereich der Medien spricht
man hier bei Graffiti-Produktionen auf Leinwand und den für den Kunstmarkt
produzierten Zeichnungen auch von Post Graffiti.

2. Historisches
Graffiti in Form der Wandmalerei aber höchstwahrscheinlich anderer Bedeutung
hat eine lange Kulturgeschichte: Kratzspuren in der Höhle von Altamira (Spanien)
oder Lascaux mit einem Alter von bis zu 60.000 Jahren. Die Felsbilder zeichnen
sich durch ausdrucksstarke und realistische Tierbilder aus. Ob diesen Bildern
Kult- und Zaubercharakter zukommt, sie Geschichten aus
dem Alltag der Bewohner erzählen oder einen Schmuckbe-
dürfnis dienen, kann nur vermutet werden. Sie wurden mit
Holzkohle gezeichnet oder mit dem Mund gesprüht. Dazu
diente ein Brei aus Kohle und giftigem Manganoxid, das
eine tranceartige Wirkung hervorruft. Historische Wand-
malereien finden sich in allen Kulturen, allerdings mit
unterschiedlichen Zielrichtungen (Schaefer-Wierz. 1996. S. 4).
In der Neuzeit begann die Beschäftigung mit Graffiti um 1850 durch Archäologen
und Altertumsforscher. Diese begannen inoffizielle Mitteilungen welche sie wäh-
rend ihrer Ausgrabungen in antiken Städten fanden, aufzuzeichnen, zu sammeln
und zu katalogisieren.
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Nach der Jahrhundertwende erweckten Graffiti auch das Interesse von Volkskund-
lern. Die bedeutende (in Leipzig erschienene) sexualwissenschaftliche Zeitschrift
Anthropophyteia des Forscher F. S. Krauss enthält frühe Sammlungen von Toiletten-
graffiti (Retiradenreimen) aus verschiedenen Regionen.
Hinzu kommt noch ein weiterer Bereich, in welchem Graffiti auch schon in früher
Zeit zu finden sind. Hiermit sind Gefangeneninschriften gemeint, welche sich zum
Beispiel an Innenwänden von Zellen finden. Hier leistete ein italienischer Kriminalist
mit Namen Lombroso Pionierarbeit, in dem er eine große Sammlung dieser Inschrif-
ten zusammenstellte.

3. Zeitliche Einordnung - History

3.1 Steinzeit: 590.000 bis 1300 vor Christus


Es finden sich seit des Beginn der menschlichen Kultur auch Formen der Überlie-
ferung, welche unter den Begriff Graffiti fallen. Men-
schen haben diese Form der Graffiti dazu benutzt, ihre
Geschichte zu erzählen oder Orte als Sakralplätze zu
kennzeichnen. Diese Graffito wurden entweder in Stein
geritzt oder mit Naturfarben auf entsprechende Unter- Höhlenzeich-
gründe (Steinplatten, Höhlenwände, Tierhäute) aufge- nung, geritzt
bracht.
So fand der Ägyptologe Carlo Bergmann mitten im Sandmeer Libyiens erstaunens-
werte Petroglyphen: Felsgravuren aus der Zeit vor den Pharaonen, die Schwimmer
zeigen, Fische und Flusspferde, Giraffen und Gazellen, Jäger und Gejagte. Die
Libysche Wüste, so scheint es, hat sich verändert, war einst ein wildreiches Weide-
land.
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Höhlenmalereien von Lascaux


Rund 15 000 Jahre alt sind die 1940 bei
Lascaux im französischen Departement Dor-
dogne in einem Höhlensystem entdeckten
prähistorischen Felsmalereien. Die meisten
von ihnen zeigen Tierdarstellungen, wie
Urrinder, Hirsche und Steinböcke
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3.2 Antike: 2900 v. Chr. bis 300 n. Chr.


Tonscherben wurden im alten Athen dazu genutzt, Abstimmungen über Anklagen
zu halten. So wurden Klagepunkte und Schuldsprüche auf Tonscherben geschrie-
ben, welche ausgezählt über Schuld oder Unschuld
eines Angeklagten entschieden haben. Diese Art des
Volks- oder Scherbengerichtes kann auch als Ostrazis-
mus bezeichnet werden. Beispiele hierfür finden sich in
Ausgrabungen an antiken Orten.
Grabinschriften zu dieser Zeit fallen ebenso in den Be-
reich der historischen Graffiti.
In diese zeitliche Epoche gehören auch spätrömische,
christliche so genannte Pilgergraffiti in Sakralbauten.
So finden sich in einem Gang zu den Ruinen einer
Palastanlage auf Sri Lanka (Ceylon) bedeutende, farben-
frohe Wandmalereien die reich geschmückte, Blumen
streuende Göttermädchen oder himmlische Nymphen
(so genannte Apsaras) darstellen. Die Wandmalereien
sind in Freskotechnik ausgeführt. Ein Beispiel stellen diese Wolkenmädchen dar.

3.3 Renaissance: 1420 - 1610


In dieser Zeit finden sich Polemiken auf speziell hierfür freigegebenen Wänden
ebenso wie Sgraffiti an Profanbauten. Die Technik des Sgraffito (vom italienischen
sgraffiare=kratzen) ist be-
sonders seit dem 13. und
14. Jahrhundert verbreitet,
so finden sich beispiels-
weise an den Fassaden von
Das Haus „Zum
Renaissancepalästen Roten Herzen“
häufig farbenprächtige or- aus dem Jahre
1894 hat neben
namentale Sgraffitoeffekte. der reichen
In der Volkskunst begegnet plastischen De-
koration auch
man ihr häufig in Form viele ornamen-
des Kratzputzes, bei dem tale Elemente in
der Ausführung
mit spitzen Werkzeugen Sgraffiti.
ornamentale Muster in
feuchte Hausfassaden eingeritzt werden.

3.4 politische Graffiti: 19. Jahrhundert


Während der französischen Revolution und der Revolution von 1830 in Frankreich
wurden Graffiti an Wänden, Zäunen sowie Rathaus- und Kirchenfassaden ange-
bracht. Diese hatten meist politischen Hintergrund und zeugten von der Einstel-
lung der Bevölkerung. Vergleichbar ist dieses mit der Form der heutigen Graffiti,
welche oft anonym angebracht wird um Meinung unerkannt kundzutun.
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3.5 Graffiti im dritten Reich: 1925 - 1945


Graffiti zur Zeit des Nationalsozialismus bestand
häufig in Durchhalteparolen auf Zügen. Mit Hilfe Wilhelm Dohme,
Grenzschutz,
dieser „portablen“ Form der Graffiti konnten um 1938
flächenmäßig gesehen mehr Menschen erreicht Quelle: Arndt,
Karl (1982), S.
werden, als es mit lokal gebundenen Graffiti der 195
Fall gewesen wäre.

3.6 Gegenwart
3.6.1 1970: Beginn der Graffiti Szene in den USA
Graffiti als die Ausdrucksform, welche wir heute mit dem Wort 1968 -
verbinden fand 1970 in den Vereinigten Staaten von Amerika Julio 204
oder noch genauer in New York seinen Anfang. Sie entstehen
als suburbane Jugendkultur zu Beginn der 70er Jahre in den
New Yorker Stadtteilen Queens, Brooklyn und Bronx. Den
Beginn macht 1968 ein Tagger (Tag=Unterschrift) mit dem
Synonym Julio 204 in Manhatten. Er bringt an immer neuen
Orten seinen Namenszug meist mit dünnem schwarzen Filz-
stift an, dabei steht die Zahl 204 für die Nummer der Straße, Tagger in New
in welcher er wohnt. Diese Form der Graffiti wird durch Taki York

183 aufgegriffen. Durch sein Interview am 21. Juli 1971 mit der New York Times
kommt es zu einer regelrechten Explosion neuer Graffiti durch zahlreiche Nach-
ahmer. Durch diesen Trend bedingt wird es in New York immer
schwieriger, überhaupt noch mit seinen Graffiti aufzufallen.
Aus diesem Grund werden die Signaturen immer aufwendiger
und kunstvoller gestaltet. In dieser Zeit bilden sich auf erste so
genannte Writing Gangs, Zusammenschlüsse von jugendlichen 1971 -
Taki 183
Writern, die zum Teil auch zur Gewalt neigen. Aus diesen Gangs
gehen später die Crews heraus. Diese Crews beschäftigen sich hauptsächlich mit
dem organisierten Train Bombing, dem Bemalen von Zügen und haben eine klare
Organisationsstruktur innerhalb der Gruppe. Dieses Organisationsgefüge bietet

1973 -
Style Wars

den jugendlichen eine Alltagsstruktur und ist streng hierarchisch gegliedert.


1973 kommt es zu organisierten, friedlichen Wettbewerben um die besten Graffiti,
den Style Wars.
Auch beginnt zu dieser Zeit die Kultur des Graffiti Einzug in die Literatur zu
halten. 1973 erscheint das Buch „Aufstand der Zeichen“ von Jean Baudrillard.
Hier werden Graffiti oder besser den Sprayern politische Motive unterstellt, wobei
vorrangig sicherlich das „berühmt-werden“ im Vordergrund steht. Hier zeichnet
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sich dann auch ein Trend ab, welcher heute noch immer festzustellen ist: Die Orte,
an welchen Graffiti angebracht werden, werden immer spektakulärer, so gehören
Plätze, an denen die Zeichnungen nur
unter Lebensgefahr angebracht werden
können zu den bevorzugten Plätzen für
Graffiti.
1976 wird aus Anlass der 200-Jahr
Feier in den Vereinigten Staaten zum
ersten Mal ein kompletter U-Bahn Zug
bemalt. Dieser Zug erhält den Namen
1976 -
„Freedom Train“. Freedom-
Während das Bemalen dieses Zuges Train
noch legal erfolgt ist, werden die ille-
galen Aktionen der Sprayer scharf von der Polizei verfolgt, da aufgrund der not-
wendigen Reinigungsarbeiten nicht unerhebliche finanzielle Belastungen der Städte
entstehen. Allerdings sind diese massiven Polizeiaktionen nur bedingt von Erfolg
gekrönt. Es dauert 15 Jahre bis die Polizei (Vandal Sqaud) in Verbindung mit der
Betreiberfirma der New York Metro (MTA) die Writer-
Szene zerbricht.
Parallel zu dieser illegalen Entwicklung kommt es aber
auch vermehrt zu Auftragsarbeiten für professionelle
Sprayer. Die Graffiti verlagern sich von den Zügen
wieder auf Wände und dienen oft als Gestaltungsmittel
für Geschäfte.
Die Graffiti-Szene ist auch in engem Zusammenhang
mit der Musikszene dieser Zeit zu sehen. So liegen die 1973 -
Ursprünge von Rap und Breakdance in dieser Zeit. Rap,
1973 finden die bereits die ersten Block Parties in Hip Hop,
Harlem, Brooklyn und der Bronx statt. Ein bekannter Breakdance
Name ist hier DJ Kool Hero. Ebenso werden zu dieser Zeit die ersten Auftritte
von Masters of Ceremony (MCs; Jugendliche, welche rhythmischen Sprechgesang
vortragen) verzeichnet, außerdem wird Mitte bis Ende der 70er Jahre die Graffiti
Hall of Fame gegründet. Hier finden auch Hip Hop Veranstaltungen statt. Die
weite Verbreitung der Graffiti hat zur Folge, dass
die Schulhöfe der Bronx für Graffiti freigegeben
werden.
Als neue Stil-Entwicklung etabliert sich gegen
Ende der 70er Jahre das stufenweise Sprühen
von Pieces.
1980 wird Graffiti dann vollends Salonfähig.
Diese Entwicklung ist sicherlich auf den Durch-
bruch von Rap und Breakdance als modische
Erscheinung zurückzuführen. Graffiti wird zur
Kunstrichtung, es entsteht die so genannte Post
Graffiti (Graffiti auf Leinwand). 1980 -
Graffiti wird zunehmend kommerzialisiert in Post Graffiti
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dem sie in Galerien wie Fashion Moda, Fun Galary oder Tony Shafrazi in New
York ausgestellt werden.
1984 lässt der Graffiti-Boom als Kunstrichtung nach, da nur noch wenige Künstler
von ihren Werken leben können.

3.6.2 1980: Übergreifen der Graffiti-Szene nach Europa


Gegen 1980 greifen Jugendliche in Europa die Szene aus den Vereinigten Staa-
ten auf. Musik, Kleidung und Sprache der Szene fördern eine rasche Verbreitung.
Amsterdam kann als eine Wiege des Graffiti in Europa bezeichnet werden, gefolgt

1984 -
Whole Train
Wien

von London. In Deutschland wird Dortmund von Amsterdam, wahrscheinlich


auf Grund der räumlichen Nähe, beeinflusst. Es folgen weitere Metropolen wie
München, Berlin, Hamburg, Köln, Mainz und Heidelberg, wobei Berlin sicherlich
eine Sonderrolle einnimmt, da hier mit der Mauer die größte zusammenhängende
Fläche der Welt für Graffiti zu Verfügung steht. Diese wird aus diesem Grund auch
von Sprayern aus aller Welt genutzt.
1984 wird in Wien erstmals ein kompletter Zug besprüht. Während dieses auf
legalem Wege erfolgt ist, wird in München die erste S-Bahn von einem Sprayer Na-
mens Cheech H bemalt. Ebenso wie zuvor in den Vereinigten Staaten bilden sich
Sonderkommissionen der Polizei um diese „Sachbeschädigungen“ aufzuklären.
Dem Medium Film und diversen Buchveröffentlichungen ist eine besondere Be-
einflussung der jungenlichen Sprayer zuzuschreiben. Hier seien nur einige Beispiele
angeführt: 1982 Charlie Ahearns Dokumentarfilm „Wild Style“
1984 „Beat Street“ von Harry Belafonte
1984 „Subway Art“, Bildband von Henry Chalfants und Martha
Coopers
1985 „U-Bahnbilder und verrückte Beine“ als Fernsehreportage
1987 „Spraycan Art“, Bildband von James Prigotts und Henry
Chalfants

Eine neue Stilrichtung, das Schablonengraffiti (Pochoir)


wird 1985 vom Franzosen Blek le Rat in die Straßen-
Szene eingeführt. Diese Schablonen ermöglichen eine 1985 -
hohe Quantität an Zeichnungen bei gleichbleibender Pochoir,
Qualität. In Deutschland greift in Köln der Bananen Blek le Rat
Sprayer diese Technik auf.
1986 wird in München die EGU - Euro Graffiti Union
gegründet. Sie führt ebenso legale Graffiti-Aktionen wie
Ausstellungen, Kurse und Workshops durch. 1986 -
EGU
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Ab 1988 gehen die Writer innerhalb Europas auf Reisen, um so ihren Bekannt-
heitsgrad zu erhöhen und neue Ideen und Anregungen zu sammeln. Teilweise
führen diese Reisen auch bis in die USA. In diesem Jahr erscheint
in Holland auch das erste Graffiti Magazin mit Namen „Bomber“.
Während es sich hier um eine mehr oder weniger unorganisierte
Zettelsammlung in schwarz weiß handelt, wird in der Folgezeit „On
The Run“, das erste farbige Graffiti-Magazin Europas in München
herausgebracht. Ferner existieren noch viele von den Writern selbst 1988 -
veröffentliche Magazine, welche den Austausch von Stilen, Motiven On The Run
und Techniken vorantreiben.
Diese Magazine sind zum Teil in heutiger Zeit durch
das Internet abgelöst worden, da hier sehr Zeitnah
und kostengünstig Informationen ausgetauscht werden
können. So ist es auch darauf zurückzuführen, dass der Sketches aus
größte Teil der Informationen für diese Arbeit aus dem Odems Black
Internet stammt. Book

Erwähnen möchte ich noch an dieser Stelle der History of Graffiti die Entwicklung
unterschiedlicher Stile in deutschen Städten. Die Graffiti Metropole in Deutsch-
land stellt unbestritten Berlin mit seiner Mauer dar. Doch zunächst verzeichnet
sich hier die Entwicklung der Graffiti Szene im Bereich der Hausbesetzer, die ihre
Autonomiebestrebungen in Wandmalereien und selbstgemalten Transparenten dar-
legen. Die Mauer, wie bereits erwähnt, stellt die größte Freiluftfläche der Welt dar
und wird dementsprechend
von Sprayern frequentiert,
sogar mehrfach übermalt. 1990 -
Zur Zeit des Mauerfalls Verkauf der
Mauer
1990 werden Mauerfrag-
mente versteigert und errei-
chen teilweise Preise bis zu
50.000 DM. Heute finden Berliner Mauer
Graffiti
sich leider nur noch sehr Unbekannter
kleine Mauerreste vor allem Künstler, Januar
2001
am Prenzlauer Berg. Dafür Mauerpark , Ber-
kann man in den Innenhö- nauer Strasse

fen Berlins sehr schöne Wandmalereien entdecken.


In Dortmund fallen neben den so genannten Silberbildern, einem Stil mit klaren
meist eckigen Buchstaben, vor allem die hohe Quantität an Pieces auf.
Hamburg dagegen verzeichnet vor allem zu Beginn der Szene den Simple Style,
einem wie der Name vermuten lässt sehr einfachen Stil. Mittlerweile finden sich
hier aber auch alle anderen Richtungen.
Keinen eigenen Stil hat München hervorgebracht, hier finden vor allem bemalte
Züge der S-Bahn und großformatige Wandmalereien.
Bleibt zum Abschluss noch zu erwähnen, dass vor allem die neuen Bundesländer
interessant sind für Graffiti Künstler, da diese erst relativ spät für diese Art der
Kunst zu Verfügung stehen und somit noch relativ viel freie Fläche zur Verfügung
stellen.
Ingo Seidel: History of Graffiti 9

Insgesamt ist Graffiti ein fester Bestandteil des Straßenbildes geworden, sei es als
„illegale“ Malerei an fast allen freien Flächen, oder als Kulturrichtung entsprechen-
der Einrichtungen.
Dabei werden Graffiti in der ursprünglichen Form als Alarmbotschaft an die satu-
rierte Gesellschaft verstanden. Sie stellen eine mögliche bildhafte Ausdrucksform
besonders von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dar. Fundortspezi-
fisch kommen sie gehäuft dort vor, wo viele junge Menschen verkehren: im Umfeld
von Schulen, in Universitäten, in Parks, auf Spielplätzen.
Graffitisprayer erschüttern den Eigentumsbegriff, stellen gleichzeitig ein taugliches
– non-reaktives- Messinstrument zum Erfassen von Einstellungen und Bedürfnis-
sen dar (Siegl. 1996. S.7).

Graffiti heute: Diese Bilder sind im November 2004 in Berlin aufgenommen und zeigen Graffiti an
einer öffentlichen Toilette im Stadtteil Pankow. Festzustellen ist, dass es sich hier nicht um einen
einzigen Stil handelt, sondern ein Mix aus den unterschiedlichen Styles vorliegt. Heute ist Graffiti
in allen Stilrichtungen so weit verbreitet, dass keine regional unterschiedlichen Richtungen mehr
festzustellen sind. Sprayer aller Couleur teilen sich die vorhandenen Flächen (Wer zuerst kommt
sprüht zuerst!)
Rechts unten habe ich in einem Stadtteil in den ehemaligen Ostgebieten einige Trabbi-Garagen
entdeckt.
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4. Literatur
Siegl, Norbert. (1996). Kulturphänomen Graffiti. Ein internationaler Vergleich.
Studie des österr. Wissenschaftsministeriums. Veröffentlichung in Vorbereitung.
S.90 –106. S. auch http://graffiti.netbase.org/vergleich.htm.

Schaefer-Wierz, Susanne. (2000). Graffiti und Kunst. Institut für Graffiti- For-
schung (ifg). A – 1140 Wien. http://graffiti.netbase.org/kunst.htm.

Suter, Beat. (1992). Graffiti: Rebellion der Zeichen. S. 7 – 41. 2. Überarb. Auflage.
R.G. Fischer Verlag. Frankfurt a.M.

Odem. (1997). On the Run. Eine Jugend in der Graffiti Szene. Verlag Schwarzkopf
& Schwarzkopf. Berlin.

Partsch, Susanna. (1999). Haus der Kunst. Ein Gang durch die Kunstgeschichte
von der Höhlenmalerei bis zum Garffiti. S.346 – 347. Deutscher Taschenbuch
Verlag. München.

Klingst, Martin. (1997). Zeit – Serie zur Kriminalitätsdebatte: Gewalt unter Ju-
gendlichen. In: Die Zeit. Nr. 13. Hamburg.

Detje, Robin. (1996). Kunst braucht Langeweile – auch im Internet. In: Die Zeit.
Nr. 40. Hambur

Wenn man in der Suchmaschine Google als Suchbegriff „Graffiti“ einträgt, erhält
man als Ergebniss mehr als 3.000.000 Ergebnisse, von denen etliche nur auf den
zweiten oder dritten Blick etwas mit Graffiti zu tun haben. An dieser Stelle die
Links, welche mir bei den Recherchen am meisten geholfen haben.

http://graffiti.netbase.org/
http://info.plzen-city.cz
http://www.inside-india.com/srilanka/ger_ancientcities.html
http://mitglied.lycos.de/grids/geschichte.html
http://encarta.msn.de/find/Concise.asp?z=1&pg=2&ti=761551900
http://www.siebengebirge.de/gesch9.htm
http://www.norbert-schnitzler.de/Sammlungen/Graffiti/
http://www.2000-jahre-christentum.de/FOLGE02.htm
http://home.germany.net/101-292369/de/foto/graffiti/
http://edoc.hu-berlin.de/conferences/conf2/Kraack-Detlev-2002-09-08/HTML/
kraack.html
http://www.vernetztes-gedaechtnis.de/dom_bilderzyklus.htm
http://www.schule.bremen.de/graffiti
http://www.kunstwissen.de/fach/f-kuns/graffiti/

Persönliche Gespräche mit Sprayern aus der Umgebung

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