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Zukunftsfähiges Wirtschaften I

(ZuWi I)

„Feedback,
Nachhaltigkeitskonzepte,
Grünes Wachstum und
Einstieg ins 3. Modul“

ao. Univ.Prof. Dr. Andreas Novy


Institute for Multi-Level Governance and Development
Department Sozioökonomie
WU Wien
Friedrich August Hayek –
ein Marktliberaler

§ Geboren: 8. Mai 1899 in Wien


§ Gestorben: 23. März 1992 in Freiburg
§ Österreichischer Ökonom und Sozialphilosoph
§ Rechtswissenschaften an der Universität Wien; Mit-
Begründer der Österreichischen Schule der
Nationalökonomie; freiwillige Emigration nach London,
dann Chicago; Mit-Begründer der Mont Pelerin Society,
Professor in Freiburg (Deutschland), Vordenker des
Neoliberalismus; 1974 Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für
Wirtschaftswissenschaften
§ Hauptwerke: Road to Serfdom (1944) und Constitution of
Liberty (1960)

FOLIE 2
Karl Polanyi –
ein Sozioökonom

§ Geboren: 21. Oktober 1886 in Wien


§ Gestorben: 23. April 1964 in Pickering (Ontario)
§ Ungarisch-österreichischer Sozioökonom
§ Studierte Jura und Philosophie (Budapest), Soldat im
1. Weltkrieg, Wirtschaftsjournalist (Wien),
erzwungene Exilierung unter Austrofaschismus 1933,
Arbeiterweiterbildung (England), Columbia Universität
(USA)
§ Hauptwerk: „The Great Transformation“ (1944)
§ Vereinbar mit allen Leitbildern außer dem des
Marktliberalismus

FOLIE 3
Hayek & Polanyi – Unterschiede

Hayek Polanyi
Marktliberalismus Sozioökonomie
Markt als die wirtschaftliche Institution Gemischte Ökonomie - Vielfalt an
Institutionen
Marktwirtschaft als spontane Ordnung Wirtschaft in Gesellschaft und Natur
eingebettet
Zukunftsfähig ist wettbewerbsfähig Zukunftsfähig ist nachhaltig

Negative Freiheit Positive Freiheit


Freiheit vor Demokratie Freiheit und Demokratie
Markt weiß mehr als Expert*innen Expert*innen und Bürger*innen können
Gesellschaft gestalten
Regeln zur Sicherung und Schaffung von Regeln zur Regulierung und Begrenzung
Märkten von Märkten
TINA TAMARA

SEITE 4 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Hayek-Zitate

§ „Das Hauptprinzip, wonach wir uns in allen Stücken so weit wie möglich auf die spontanen
Kräfte der Gesellschaft stützen und so wenig wie möglich Zwangsmaßnahmen greifen sollten,
kann in der Anwendung unendlich variiert werden.“ (36)
§ „Er [der Liberalismus] beruht auf der Überzeugung, dass dort, wo ein echter
Leistungswettbewerb möglich ist, diese Methode der Wirtschaftssteuerung jeder anderen
überlegen ist.“ (58)
§ „Sie [das Wettbewerbsprinzip und das Planwirtschaftsprinzip ] sind einander ausschließende
Prinzipien zur Lösung desselben Problems, und eine Mischung aus beiden bedeutet, daß keines
von beiden wirklich funktionieren und das Ergebnis schlechter sein wird, als wenn man sich
konsequent auf eines von beiden verlassen hätte. Um es anders zu formulieren: Planwirtschafts-
und Wettbewerbsprinzip können nur in einer Planung zum Zwecke des Wettbewerbs, nicht
aber in einer Planung gegen den Wettbewerb miteinander kombiniert werden.“ (66)
§ „[…] es überstiege Menschenkraft, die unendliche Mannigfaltigkeit der verschiedenen Bedürfnisse
der verschiedenen Menschen [...], zu erfassen […]“(82)
§ „Wir dürfen auch nicht vergessen, daß es unter einem autokratischen Regiment oft mehr
kulturelle und geistige Freiheit gegeben hat als in einzelnen Demokratien, während wir
uns zum mindesten vorstellen können, daß eine demokratische Regierung unter der Herrschaft
einer sehr homogenen und doktrinären Majorität die Menschen ebenso verknechten könnte wie
die schlimmste Diktatur.“ (99)

SEITE 5 HAYEK (1944)


Hayek-Zitate

§ „In diesem Zusammenhang kommt es uns aber nicht darauf an, daß die Diktatur
notwendigerweise die Freiheit vernichten muss, sondern viel mehr darauf, daß
Planwirtschaft zur Diktatur führt […]“ (99)
§ „[Rechtsnormen], die unabhängig von den unvorhersehbaren und unberechenbaren
Umständen aufgestellt wurden.“ (105)
§ „Vieles [könnte] zur Erweiterung des Spielraumes in der Berufswahl getan werden.“ (127)
§ „Fast alle unsere Betätigungen [sind] Teil eines gesellschaftlichen Prozesses.“
(133)
§ „Wir müssen unter allen Umständen wieder lernen, offen der Tatsache ins Auge zu sehen,
daß die Freiheit nur um einen bestimmten Preis zu haben ist und daß wir als Individuen
bereit sein müssen, für die Wahrung unserer Freiheit schwere materielle Opfer zu
bringen.“ (172)
§ „Der Gegensatz zwischen „uns“ und den „andern“ und der gemeinsame Kampf
gegen die Gruppe der Fremden scheint das wesentliche Element jedes Glaubens zu sein,
der eine Gruppe für eine gemeinsame Aktion fest zusammenkittet.“ (179)
§ „Die entscheidende feindselige Haltung der meisten Planwirtschaftler gegenüber dem
Internationalismus […]“ (183)

SEITE 6 HAYEK (1944)


Hayek-Zitate

§ „Es ist nicht schwer, der großen Masse das selbstständige Denken abzugewöhnen.“ (201)
§ „In einem totalitären System [kann] die rein sachliche Erforschung der Wahrheit nicht erlaubt
werden.“ (203)
§ „Damit verliert das Wort Wahrheit selber seine alte Bedeutung. … Das allgemeine geistige Klima, das so
entsteht, der vollkommene Zynismus gegenüber der Wahrheit, der Verlust des Gefühls für das, was
Wahrheit bedeutet, das Schwinden des Geistes unabhängiger Forschung und des Glaubens an die Macht
vernunftgemäßer Überzeugung, die Art, wie in jedem Wissenszweig Meinungsverschiedenheiten zu
politischen Fragen werden, die der Machtspruch der Regierung entscheidet, das alles sind Dinge, die man
am eigenen Leibe erfahren haben muss, von welchen eine kurze Beschreibung kein angemessenes Bild
geben kann.“ (205-206)
§ „Eine hochdifferenzierte Kultur wie die unsere beruht notwendig auf der Anpassung des Individuums
an Veränderungen, deren Ursache und Wesen es nicht begreifen kann: warum es mehr oder
weniger haben sollte, warum es seinen Beruf wechseln sollte warum einige Dinge, die es haben, möchte
schwerer erhältlich werden sollten als andere […]“ (253-254)
§ „[…] wenn unsrer komplexe Gesellschaft nicht untergehen soll, [es] keine andere Möglichkeit gibt, als sich
entweder den anonymen und anscheinend irrationalen Kräften des Marktes zu unterwerfen oder
aber einer ebenso unkontrollierbaren und deshalb willkürlichen Macht anderer Menschen.“ (255)

SEITE 7 HAYEK (1944)


Hayek-Zitate

§ „[…] will ich es hier ganz klar machen, daß der Nationalökonom nicht den Anspruch macht, Wissen zu
besitzen, das ihn in die Lage versetzt, die Bemühungen aller anderen Spezialisten zu koordinieren…, daß
kein menschlicher Verstand all das Wissen umfassen kann, das das Handeln der Gesellschaft
lenkt, und daß daher ein unpersönlicher, nicht von individuellem Urteil abhängiger Mechanismus
erforderlich ist, der die individuellen Bemühungen koordiniert.“ (4)
§ „[…] die Wahl der eigenen Regierung [bedeutet] nicht notwendig die Sicherung der Freiheit.“ (19)
§ „Denn der Luxus von heute ist das Bedürfnis von morgen.“ (54)
§ „[…] [einige] müssen führen und die Übrigen nachfolgen.“ (56)

§ „[…] die Zivilisation [ist] das schwer errungene Ergebnis eines Lernprozesses […]“ (74)

§ „Keine dieser Schlußfolgerungen ist ein Argument gegen den Gebrauch der Vernunft, sondern nur ein
Argument gegen solche Anwendungen, die irgendwelche ausschließlichen und mit
Zwangsanwendung verbundene Gewalten des Staates erfordern; es sind keine Argumente gegen
Experimente, sondern Argumente gegen jede ausschließliche monopolistische Macht, auf einem
bestimmten Gebiet zu experimentieren – Macht, die keine Alternative verträgt und den Anspruch erhebt,
überlegenes Wissen zu besitzen – und gegen die daraus folgenden Ausschließungen von Lösungen, die
besser sind als die, auf die sich die an der Macht befindliche festgelegt haben.“ (88)

SEITE 8 HAYEK (1960)


Hayek-Zitate

§ „Und wenn auch der selbstgefällige Stolz des Erfolgreichen oft unerträglich und widerlich ist, ist der
Glaube, daß der Erfolg völlig von ihm abhängt, wahrscheinlich der pragmatisch wirksamste Anreiz zu
erfolgreiche Tätigkeit.“ (102)
§ „[…] es ist vorstellbar, daß eine autoritäre Regierung nach liberalen Prinzipien handelt.“ (125)
§ „[…] der Liberale findet, daß es wichtig ist, die Gewalt jeder zeitweiligen Mehrheit durch
langfristige Grundsätze zu beschränken.“ (129)
§ „Vererbung von Vermögen [ist] wahrscheinlich die beste uns bekannte Methode der Auswahl.“ (152)
§ „Die Duldung müßiger Reicher.“ (153)
§ „Größenmäßig ist die Verschwendung, die die Vergnügungen der Reichen darstellen, tatsächlich
unbedeutend im Vergleich zu der, die die ähnlich und ebenso „unnötigen“ Vergnügungen der Massen
darstellen.“ (156)
§ „[…] ordentliche Gerichtsbarkeit und die richterliche Überprüfung der Verwaltungstätigkeit [sollen]
getrennt sein.“ (258)
§ „Die alten Formeln des laissez-faire und der Nicht-Einmischung bieten uns kein angemessenes
Kriterium für die Unterscheidung zwischen den in einem freien System zulässigen und nicht zulässigen
Maßnahmen.“ (296-297)

SEITE 9 HAYEK (1960)


Hayek-Zitate

“Eine begrenzte Demokratie könnte in der Tat die beste


Beschützerin der individuellen Freiheit sein - besser als jede andere
Form der begrenzten Regierung - aber eine unbegrenzte Demokratie ist
wahrscheinlich schlechter als jede andere Form der unbegrenzten
Regierung, weil ihre Regierung sogar die Macht verliert, das zu tun was
sie für richtig hält, wenn eine andere Gruppe, von welcher die Mehrheit
abhängt, anders denkt. Wenn Frau Thatcher sagte, dass Wahlfreiheit
besser auf dem Markt ausgeübt werden soll als in der Wahlurne, hat sie
nur die Binsenweisheit ausgesprochen, dass der Markt für die
individuelle Freiheit unentbehrlich ist, während die Wahlurne es nicht
ist: die freie Wahl kann immerhin unter einer Diktatur existieren,
welche sich einschränken kann, aber nicht unter der Regierung
einer unbegrenzten Demokratie, die dies nicht kann.”
(Übersetzung Richard Bärnthaler)

Hayek in einem Brief an „The Times“, 1978


SEITE 10
Polanyi-Zitate

§ „Die Welt des 19. Jahrhunderts ist zusammengebrochen. Das vorliegende Werk befasst
sich mit den politischen und wirtschaftlichen Ursachen dieses Geschehens sowie mit der
großen Transformation, die es einleitete. Die Welt des 19. Jahrhunderts beruhte auf
vier Einrichtungen. Die erste war das System des Kräftegleichgewichts, das ein
Jahrhundert lang den Ausbruch von lange dauernden und verheerenden Kriegen zwischen
den Goldmächten verhinderte. Die zweite war der internationale Goldstandard, der eine
einmalige Form der Weltwirtschaft symbolisierte. Die dritte war der selbstregulierende
Markt, der einen bis dahin nie gekannten Wohlstand hervorbrachte. Die vierte war der
liberale Staat. … Von diesen Einrichtungen erwies sich der Goldstandard als
entscheidend […]“ (19)
§ „Wir vertreten die These, daß die Idee eines selbstregulierenden Marktes eine krasse
Utopie bedeutete. Eine solche Institution konnte über längere Zeiträume nicht bestehen,
ohne die menschliche und natürliche Substanz der Gesellschaft zu vernichten; sie hätte
den Menschen physisch zerstört und seine Umwelt in eine Wildnis verwandelt. Die
Gesellschaft ergriff zwangsläufig Maßnahmen zum eigenen Schutz, aber all diese
Maßnahmen beeinträchtigten die selbstregulierende Funktion des Marktes, führten zu
einer Desorganisation der industriellen Entwicklung und gefährdeten damit die
Gesellschaft auch in anderer Weise.“ (20)

SEITE 11 POLANYI (1944)


Polanyi-Zitate

§ „Kaum jemand verstand die politische Wirkungsweise des internationalen


monetären Systems […]“ (41)
§ „Das Vertrauen in den Goldstandard war das Glaubensbekenntnis dieser Ära.“ (47)
§ „Das Wesenskern der Industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts war die geradezu ans
Wunderbare grenzende Verbesserung der Produktionsmittel, begleitet von einer
katastrophalen Erschütterung des Lebens des einfachen Volkes.“ (59)
§ „Die Transformation der vorangegangenen Wirtschaftsform in das neue System ist so
total, daß sie eher der Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling gleicht, als jegliche
andere Veränderung, die sich in stetem Wachstum und Entwicklung äußert.“ (70)
§ „Regelung und Märkte entwickelten sich in der Praxis gemeinsam.“ (102)
§ „Währende die Wirtschaft des Laissez-faire das Ergebnis bewußten staatlichen Eingreifens
war, wurde dieses Laissez-faire später auf spontane Art und Weise eingeschränkt. Das
Laissez-faire wurde geplant, die Planung selbst aber nicht.“ (195)

SEITE 12 POLANYI (1944)


Polanyi-Zitate

§ „Traditionsgemäß waren Boden und Arbeit nicht getrennt; die Arbeit ist Teil des
Lebens, Boden bleibt ein Teil der Natur, Leben und Natur bilden ein
zusammenhängendes Ganzes. Grund und Boden sind somit verbunden mit
Verwandtschaft, Nachbarschaft, Handwerk und Glauben, mit Stamm und Tempel, Dorf,
Gilde und Kirche.“ (243)
§ „Die Gefahren für Mensch und Natur können nicht fein säuberlich voneinander getrennt
werden. Die Reaktionen sowohl der Arbeiterklasse als auch der Bauernschaft auf die
Marktwirtschaft führten zum Protektionismus, bei der ersteren hauptsächlich in der
Form der Sozial – und Fabrikgesetze, bei der letzteren in der Form von Agrarzölle und
Bodengesetze.“ (260)
§ „Mit dem internationalen Goldstandard wurde der ambitiöseste aller Marktpläne in die Tat
umgesetzt, der die völlige Unabhängigkeit des Marktes von staatlichen Behörden nach
sich zog… Staaten und Völker waren nunmehr Figuren auf einem Schachbrett, das völlig
ihrer Kontrolle entzogen war. Sie schützen sich vor Arbeitslosigkeit und Instabilität mit
Hilfe von Zentralbanken und Schutzzöllen, ergänzt durch Migrationsgesetze.“
(290-291)

SEITE 13 POLANYI (1944)


Polanyi-Zitate

§ „Die industrielle Zivilisation wird weiter bestehen, wenn das utopische Experiment eines selbstregulierenden
Marktes nur mehr eine Erinnerung sein wird.“ (331)
§ „Die Vergangenheit wiederherzustellen ist ebenso unmöglich wie eine Übertragung unserer Sorgen auf einen
anderen Planeten.“ (331)
§ „Aus den Ruinen der alten Welt erheben sich bereits die Ecksteine einer neuen: die wirtschaftliche
Zusammenarbeit der Regierungen und die Freiheit, das nationale Leben nach Gutdünken zu gestalten.
Im Rahmen des beengenden Systems des Freihandels war keine dieser Möglichkeiten vorstellbar gewesen,
wodurch eine Vielzahl von Methoden der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Nationen ausgeschlossen waren.
Während im Rahmen der Marktwirtschaft und des Goldstandards der föderative Gedanke mit Recht als ein
Alptraum von Zentralisierung und Einheitlichkeit angesehen wurde, könnte das Ende der Marktwirtschaft
sehr wohl wirksame Zusammenarbeit plus innenpolitische Freiheit bedeuten.“ (335)
§ „In einer etablierten Gesellschaft muß das Recht auf Nonkonformismus institutionell geschützt sein.“ (337)
§ „Regelung und Kontrolle könnten Freiheit und nicht nur für die wenigen, sondern für alle
verwirklichen; Freiheit nicht nur als ein schon vom Ansatz her pervertiertes Recht der Privilegierten, sondern als
ein verbrieftes Recht, das weit über die engen Grenzen des politischen Bereichs in die innere Struktur der
Gesellschaft schlechthin reicht. So werden alte Freiheiten und Bürgerrechte dem Fundus der neuen Freiheit
hinzugefügt, der durch die Muße und die Sicherheit geschafften wird, die eine Industriegesellschaft allen zu bieten
vermag. Eine solche Gesellschaft kann es sich leisten, gleichermaßen gerecht und frei zu sein.“ (339)

SEITE 14 POLANYI (1944)


Polanyi-Zitate

“Wenn man den Marktmechanismus als ausschließlichen Lenker des Schicksals der
Menschen und ihrer natürlichen Umwelt, oder auch nur des Umfangs und der Anwendung der
Kaufkraft, zuließe, dann würde dies zur Zerstörung der Gesellschaft führen. Die angebliche
Ware ‘Arbeitskraft’ kann nicht herumgeschoben, unterschiedslos eingesetzt oder auch nur
ungenutzt gelassen werden, ohne damit den einzelnen, den Träger dieser spezifischen Ware, zu
beeinträchtigen. Das System, das über die Arbeitskraft eines Menschen verfügt, würde gleichzeitig
über die physische, psychologische und moralische Ganzheit ‘Mensch’ verfügen, der mit dem
Etikett ‘Arbeitskraft’ versehen ist. Menschen, die man auf diese Weise des Schutzmantels
der kulturspezifischen Institutionen beraubte, würden an den Folgen gesellschaftlichen
Ausgesetztseins zugrunde gehen; sie würden als die Opfer akuter gesellschaftlicher Zersetzung
durch Laster, Perversion, Verbrechen und Hunger sterben. Die Natur würde auf ihre Elemente
reduziert werden, die Nachbarschaften und Landschaften verschmutzt, die Flüsse
vergiftet, die militärische Sicherheit gefährdet und die Fähigkeit zur Produktion von
Nahrungsmitteln und Rohstoffen zerstört werden.”

SEITE 15 POLANYI (1944)


Clicker-Umfragen zum Thema Umwelt

§ Gehen Sie auf MyLearn


à “4886 Zukunftsfähiges Wirtschaften I” à “Clicker”
§ Beantworten Sie die dort aufgelisteten Fragen

Hinweis: Ihre Antworten sind anonymisiert.

SEITE 16
Clicker-Umfragen – Implikationen

Anhand ethischer Dilemmata (Tiere ausrotten; andere unmoralische


Angebote, …) zeigen sich Grenzen der Vergleichbarkeit und auch
normative Fragen (Fragen nach gültigen Normen und Werten):
§ Darf man für finanzielle Gegenleistung die Natur ausbeuten oder Spezies
ausrotten?
§ Wie viel ist die Bestäubungsleistung der Bienen wert? Und wie viel der
Gesang der Vögel?
§ Kann auch ein Menschenleben mit einer Kompensationsleistung
ausgeglichen werden? Und wie viel wäre ein Mensch dann wert?
§ Und aktuell: Wie viel Kontaktbeschränkung ist die Rettung eines
Menschenlebens wert?

SEITE 17
Clicker-Umfragen –
Was ist ein „unmoralisches Angebot“?

§ Etwas, das unmoralisch ist, und daher nicht angenommen werden kann.

ó
§ Etwas, das zwar unmoralisch ist, aber unter bestimmten Bedingungen
doch angenommen wird:
• Vgl. Spielfilm „Ein unmoralisches Angebot“ mit Robert Redford, Demi
Moore, Woody Harrelson –
https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_unmoralisches_Angebot

SEITE 18
Clicker-Umfragen – Implikationen

§ Vergleicht man alles mit einem Maß (Geld), nimmt man in Kauf, dass
Spezies aussterben, Ressourcen verbraucht werden, oder Kulturschätze
verloren gehen, solange es eine entsprechende finanzielle Kompensation
gibt.

§ Mit Hilfe des Konzepts der Opportunitätskosten (Kosten entgangener


Vorteile) können alle Lebensbereiche (nicht nur Wirtschaft im engen
Sinn) dem Kalkül der Optimierung unterworfen werden:
§ „Was hätte ich nicht alles tun können mit 10 Milliarden, 1000 Milliarden
Euro?“
§ Abwägen zwischen Alternativen wird kalkulier- und berechenbar

SEITE 19
Nachhaltigkeitskonzepte

• Die Konzepte der starken und schwachen Nachhaltigkeit beschreiben das


Verhältnis von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft unterschiedlich. Sie
unterscheiden sich u.a. im Hinblick auf Austauschbarkeit und Einbettung

SEITE 20 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Schwache Nachhaltigkeit

• Schwache Nachhaltigkeit: Kernkonzept der Umweltökonomik (Environmental


Economics)
• Dreisäulenmodell: Die drei Bereiche Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft
existieren voneinander getrennt und interagieren durch Ressourcenaustausch
• Substituierbarkeit (Austauschbarkeit): : Der Verlust von Naturkapital
(natürliche Ressourcen) kann in Geld bewertet und durch Sachkapital (Maschinen,
materielle Infrastruktur, etc.) und Humankapital (Wissen, Know-How, etc.) ersetzt
werden.
• Handlungsempfehlungen
• Optimierung der Zielerreichung in allen drei Dimensionen zusammen
• Verursacherprinzip: Optimale Ressourcenallokation durch Internalisierung
externer Effekte
• Monetäre Bewertung von Naturkapital ermöglicht/fördert Kommodifizierung
(zur-Ware-Machen) der Natur

SEITE 21 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Schwache Nachhaltigkeit

SEITE 22 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Starke Nachhaltigkeit

• Starke Nachhaltigkeit: Kernkonzept der Ökologischen Ökonomik (Ecological


Economics).
• Einbettung von (Markt)Wirtschaft in Gesellschaft und Natur (biophysische
Prozesse)
• Wirtschaft als Subsystem
• Annahmen:
• Inkommensurabilität: Es gibt für den Vergleich zwischen zwei
unterschiedlichen Dingen kein gemeinsames Maß (insbesondere Geld)
• Welche Liebe ist größer: zum/r PartnerIn und zu den Kindern?
• Irreversibilität: Etwas kann nicht wieder rückgängig gemacht werden
• „Aus Fischen kann Fischsuppe gemacht werden, aus einer Fischsuppe keine Fische“
• Ausrottung (Artensterben-Biodiversität) ist irreversibel
• Handlungsempfehlung:
• Holistischer und systemischer Blick auf sozialökologische Systeme
• Vernünftiges Abwägen (Deliberation) zwischen Alternativen

SEITE 23 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Starke Nachhaltigkeit

SEITE 24 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Übersicht Schwache und Starke
Nachhaltigkeit
Schwache Nachhaltigkeit Starke Nachhaltigkeit
Grundidee Substituierbarkeit Einbettung von (Markt)Wirtschaft
(Austauschbarkeit von in Gesellschaft und Natur
Naturkapital und anderen Arten (biophysische Prozesse)
von Kapital)
Nachhaltigkeit Gesamtwert des Kapitalbestands Unersetzbare Ökosysteme und
bedeutet aufrecht erhalten oder erhöhen menschenfreundliches Klima
erhalten
Schlüssel- Internalisierung externer Inkommensurabilität (nicht mit
konzept Effekte (Verursacherprinzip) einem Maß, z.B. Geld,
vergleichbar); Vorsorgeprinzip
Handlungs- Optimierung (bestmögliche Abwägen zwischen Alternativen
empfehlung Allokation knapper Ressourcen)
Konsequenzen Monetäre Kompensation für Menschliches Handeln kann
Umweltzerstörung irreversible Konsequenzen haben
Ökonomische Umweltökonomik (Environmental Ökologische Ökonomik (Ecological
Disziplinen Economics), Ressourcenökonomik Economics)
SEITE 25 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)
Biodiversität bepreisen

§ TEEB – The Economics of Ecosystems and Biodiversity


§ http://teebweb.org/
§ 2007: G8+5 Initiative
§ Vordenker: Pavan Sukhdev (banker as well as „sustainability thought
leader“)
§ „Was keinen Preis hat, ist auch nichts wert“
§ Anfängliche Euphorie endete in Ernüchterung
§ Schwierig, Biodiversität zu bepreisen
§ à Hohe Komplexität und gegenseitige Abhängigkeiten (viele Arten,
eingebettet in biophysische Zusammenhänge und komplexe Ökosysteme)
§ à Bepreisung von Biodiversität viel weniger erfolgreich als Bepreisung von
CO2
§ CO2: Ein Gas à einfaches Ziel: Reduktion („Dekarbonisierung“)
à Steuern und Schaffung von Märkten verhältnismäßig einfach

SEITE 26
Raworth – Donut-Ökonomie

§ Eine „Brille“, Perspektive, um auf Wirtschaft zu schauen


§ Verwendete Indikatoren im Modell (z.B. Bildungsniveau und
materieller Fußabdruck) sind inkommensurabel (nicht auf einen
gemeinsamen Wert [z.B. Geld] reduzierbar) ó Kosten-Nutzen-
Rechnung (monetarisiert verschiedene Aspekte)
§ Ähnlicher Denkstil wie Karl Polanyi:
§ Wirtschaft als in Gesellschaft und Natur eingebettet
§ Unklar bleibt die konkrete Form der Beziehung von Wirtschaft,
Gesellschaft und Natur à daher ist es schwierig, konkrete
wirtschaftspolitische Empfehlungen abzuleiten
§ Das Modell beschreibt Wirklichkeit (positive Wissenschaft), ist aber
bewusst auch wertend (normative Wissenschaft)

SEITE 27
Übung zur Donut-Ökonomie

SEITE 28 O‘NEILL ET AL. (2018)


Zukunftsfähiges Wirtschaften I
(ZuWi I)

„Grünes Wachstum“
Modul 2 „Umwelt“
Wirtschaftlicher Wachstumszwang

§ Aktuelle wirtschaftspolitische Schwerpunktsetzungen machen


Wirtschaftswachstum (v.a. um Arbeitslosigkeit zu vermeiden)
zu einem der Hauptziele von Wirtschaftspolitik
§ Strategiedokument Europa 2020 strebt „inklusives, intelligentes und
nachhaltiges“ Wachstum an
§ „The European Green Deal will transform the EU into a modern,
resource-efficient and competitive economy, ensuring economic
growth decoupled from resource use“
§ OECD spricht von „grünem Wachstum“
§ Sustainable Development Goal Nr. 8: „Menschenwürdige Arbeit
und Wirtschaftswachstum“
è Paradigma des Grünen Wachstums verspricht Win-Win Situation

SEITE 30
Wirtschaftlicher Wachstumszwang

§ Wirtschaftspolitische Verengung auf Wirtschaftswachstum ging einher


mit der Entwicklung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
(VGR). Diese errechnet Bruttoinlandsprodukts (BIP) und
Bruttonationaleinkommen (BNE)
§ Auch in den Wirtschaftswissenschaften gibt es Konzentration auf
Wirtschaftswachstum. Wachstum wird dabei zur messbaren Proxy für
andere soziale Ziele (insbes. Vollbeschäftigung).
§ Wirtschaftsmodelle (weitgehend) ohne Wirtschaftswachstum…
§ …gab es in vor-kapitalistischen Gesellschaften (bis ca. 1800 -
Kreislaufwirtschaften ohne Wachstum)
§ …existieren in bestimmten Regionen (z.B. in indigenen Gemeinschaften bis
heute)
§ …existieren theoretisch als Modelle (z.B. Steady-state Economy: John
Stuart Mill, Herman Daly)

SEITE 31
Theoretische Annahmen
Grünen Wachstums
§ Wachstum und Entwicklung bei gleichzeitigem Erhalt von Naturkapital:
Steigende Produktion bei reduziertem Materialverbrauch
§ Annahme:
§ Business as Usual (BAU – weiter so wie bisher) mit ökologischen
Adaptierungen
§ Absolute Entkopplung ist möglich: d.h. Wirtschaftswachstum bei sinkendem
absoluten Materialverbrauch (ó relative Entwicklung: sinkender
Materialverbrauch pro produziertem/konsumiertem Gut)
§ Basiert auf Konzept der schwachen Nachhaltigkeit: Schrumpfendes
Naturkapital (z.B. Verlust der alpinen Gletscher) kann durch erhöhtes
Humankapital (z.B. besserer Bildungsstand der Bevölkerung) oder
Sachkapital (z.B. mehr Autobahnen) kompensiert werden
§ Grüne Wachstumsstrategien setzen auf Technologie, Innovation,
Effizienz (Effizienzrevolution)
SEITE 32 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)
Wirtschaftspolitische Strategien
Grünen Wachstums

§ „Wachstum muss ressourcen-effizient werden“


§ Zwei Ansatzpunkte:
§ Technischer Fortschritt (emissions- und ressourceneffiziente Produktion)
§ Preise richtig setzen (Internalisierung externer Effekte)
§ „Nachfrage für grüne Technologien, Produkte und Dienstleistungen
steigern“
§ Keine grundlegenden Änderungen von Institutionen und Lebensweisen
notwendig
§ Steht den folgenden Leitbildern nahe:
§ Marktliberalem Leitbild
§ Wohlfahrtskapitalistischem Leitbild
§ Leitbild der pragmatischen sozialökologischen Transformation

SEITE 33 NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Grünes Wachstum gibt es aktuell (fast)
nicht!
Haberl, H., Wiedenhofer, D., Virág, D., Kalt, G., Plank, B., Brockway, P., . . .
Creutzig, F. (2020). A systematic review of the evidence on decoupling of GDP,
resource use and GHG emissions, part II: synthesizing the insights. Environmental
Research Letters, 15(6), 065003. doi:10.1088/1748-9326/ab842a
§ Analyse von 835 wissenschaftlichen Artikeln (basierend auf bibliometrischem
Mapping)
§ Relative Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch findet
teilweise statt (z.B. gesteigerte Energieeffizienz)
§ Absolute Entkopplung findet kaum statt à es gibt aktuell (fast) kein grünes
Wachstum
§ In diesen Artikeln, die das Fehlen von absoluter Entkopplung feststellen: 64%
der Politikempfehlungen fordern Grünes Wachstum
§ „Wachstum muss ressourcen-effizient werden“
§ „Nachfrage für grüne Technologien, Produkte und Dienstleistungen fördern“

SEITE 34 HABERL ET AL. (2020)


Wenn Grünes Wachstum nicht möglich ist?

§ Wenn exponentielles Wachstum problematisch ist und Grünes Wachstum nicht


möglich, dann braucht es eine radikale Veränderung
§ Leitbild der radikalen sozialökologischen Transformation
§ Änderungen nicht nur von Technologie und Marktpreisen, sondern von Produktions-
und Lebensweisen
§ Mehr Suffizienz- und weniger Effizienzstrategien
§ „Genug ist genug“ (noch eine Tafel Schokolade mehr steigert nicht immer das
Wohlbefinden)
§ Degrowth (Postwachstum) (nur 3% der Politikempfehlungen in untersuchten
Artikeln):
§ Suffizienzrevolution: Wirtschaften, um genug von dem zu produzieren und zu
konsumieren, was es für ein gutes Leben braucht
§ Schrumpfen ist notwendig, aber auch eine Chance:
§ „Weniger ist mehr“ (gut essen, nicht viel essen; mobil sein können und nicht „mobil
sein müssen“)

SEITE 35 HABERL ET AL. (2020); NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Zukunftsfähiges Wirtschaften I
(ZuWi I)

„Bonusaufgabe Modul 2“
Modul 2 „Umwelt“
Nationaler Energie- und Klimaplan (NEKP)

• Österreichs erster Entwurf des Nationalen Energie- und


Klimaplans (Ende 2018) wurde von der EU-Kommission als
ungenügend beurteilt
• Der überarbeitete nationale Klima- und Energieplan wurde am
18.12.2019 beschlossen
§ Zielverfehlung: EU-Reduktionsziel: -36% Treibhausgase bis 2030; Ziel NEKP
-27% + weitere Szenarien für die künftige Regierung
§ Zu wenig konkrete Maßnahmen
§ „Die konkreten Vorschläge zur Erreichung unserer Klimaziele, die schon vor
Monaten von Wissenschaft und Zivilgesellschaft erarbeitet wurden, sind
offenbar auch in der Endfassung dieses Papiers ignoriert worden“,
konstatierte Greenpeace
• Nach Rückmeldung der EU arbeitet die österreichische
Bundesregierung seit 2019 an einem Klimagesetz

SEITE 37 HLK (2020); ROSENBERGER (2019); SALZBURGER NACHRICHTEN (2019)


Referenzplan für Österreichs Nationalen
Energie- und Klimaplan (Ref-NEKP)

• Integrierter nationaler Energie- und Klimaplan für


Österreich 2019: heftige Kritik aus Wissenschaft
und Zivilgesellschaft.
• Klimawissenschaft erarbeitete einen eigen
Referenzplan, um Schwächen des beschlossenen
Plans zu beheben.
• Der Referenzplan für Österreichs Nationalen
Energie- und Klimaplan (Ref-NEKP)
• Maßnahmenbündel, die essenziell sind für
Österreichs Beitrag zur Erreichung des 1,5 °C Zieles
• mögliche Umsetzungswege, die auf
unterschiedlichen Wertvorstellungen basieren

SEITE 38 KIRCHENGAST ET AL. (2019)


Referenzplan für Österreichs Nationalen
Energie- und Klimaplan (Ref-NEKP)

• Referenzplan soll Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der überarbeitete


NEKP ambitioniert und umfassend genug ausfällt
• Ziel: „[…] im Sinne guter wissenschaftsseitiger Praxis im Wissenschaft-
Politik Dialog keinen Plan vorzulegen, der vorgibt was politisch zu
machen sei, sondern mögliche Umsetzungswege darzustellen, mit
denen Österreich wirklich seinen fairen und angemessenen Beitrag zu
den Pariser Klimazielen erreichen kann“ (Kirchengast et al., 2019, 9)
• (1) der technologie- und marktfokussierte Pfad (Klimaschutz durch
Technik & Regulierung)
• (2) Mehr-Ebenen- System Innovation (Technische Innovation von unten)
• (3) sozial-ökologische Transformation (Klimaschutz & Fairness durch
Vorschriften)
• (4) Up-Scaling sozialer Innovationen (Klimaschutz durch innovative
Gesellschaft & Wirtschaft).

SEITE 39 KIRCHENGAST ET AL. (2019)


Bonusaufgabe „Referenzplan für Österreichs
Nationalen Energie- und Klimaplan“ (1 Punkt)

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§ Im Referenzplan für Österreichs Nationalen Energie- und Klimaplan werden
viele verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen (ab Seite 81)
§ Beantworten Sie die beiden Fragen:
1. Finden Sie je zwei Maßnahmen, die dem marktliberalen Leitbild und dem Leitbild der
pragmatischen sozialökologischen Transformation nahe stehen.
2. Argumentieren Sie, warum die ausgewählten Maßnahmen diesen Leitbildern nahe
stehen.
Hinweis: Ihre Antworten sollen kurz und prägnant sein und können auch in Stichworten erfolgen. Es wird
kein perfekter Fließtext erwartet. Wichtig ist die Qualität der Antworten.

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Welche Maßnahmen stehen welchem
Leitbild nahe?
Marktliberales Leitbild Leitbild einer pragmatischen
(neoklassische Positionen) sozialökologischen Transformation

Sektor- • Aufkommensneutrale Besteuerung • Aufkommensneutrale Besteuerung aller


übergreifende aller fossilen Energieträger fossilen Energieträger
Rahmen- • Abbau klimaschädlicher • Abbau klimaschädlicher Subventionen
maßnahmen Subventionen • Handelbare Flächennutzungsrechte
• Handelbare Flächennutzungsrechte
Energie und • Streichung der Eigenstromsteuer • Streichung der Eigenstromsteuer
Industrie • Wasserstoff für die Stahlproduktion
• Erhöhung Produktnutzungsdauer &
Verbot geplanter Obsoleszenz
(garantierte Produktlebensdauer,
Reparaturfähigkeit)
• Suffizienz als Leitbild zur Reduzierung
des Materialverbrauches
à die beide letzten auch Teil des Leitbilds
der radikalen sozialökonomischen
Transformation

SEITE 41 KIRCHENGAST ET AL. (2019); NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Welche Maßnahmen stehen welchem
Leitbild nahe?

Marktliberales Leitbild Leitbild einer pragmatischen


(neoklassische Positionen) sozialökologischen Transformation

Verkehr • Lenkende Gebühren • Lenkende Gebühren (Straßenmaut, Abschaffung


(Straßenmaut, Abschaffung Dieselprivileg, Parkgebühren)
Dieselprivileg, Parkgebühren) • Infrastrukturausbau & Qualitätsverbesserung für
Radfahren und Gehen
• Ausweitung öffentlicher Verkehr

Landwirtschaft • Verstärkte Förderung des • Verstärkte Förderung des Verzichts auf


Verzichts auf Mineraldüngereinsatz
Mineraldüngereinsatz? (ja wenn • Deutliche Reduktion des Tierbestandes im
über „richtige“ Bepreisung, nein Mastbereich
wenn über Vorschriften) • Umstellungen in der Fütterung (z.B. starke
Reduktion von Kraftfutter)
• Präzisionslandwirtschaft im Hinblick auf
deutliche Verbesserungen von ökologischen
Leistungen der konventionellen Landwirtschaft
• Radikal: Präzisionslandwirtschaft nicht genug -
Permakultur

SEITE 42 KIRCHENGAST ET AL. (2019); NOVY, BÄRNTHALER, HEIMERL (2020)


Das erwartet Sie im Modul 3

§ Beschäftigung mit…
§ …Faktoren, die zu wirtschaftlichen Instabilitäten führen
§ …wirtschaftlichen Ungleichgewichte
§ …Finanzialisierung
§ …Innovation und Veränderung

§ Frage nach zukunftsfähiger Wirtschaftspolitik


§ Wie kann die Wirtschaft stabilisiert werden?
§ Wie sieht zukunftsfähige Wirtschaftspolitik „nach der
Coronakrise“ und in der Klimakrise aus?
§ Wie kann die Wirtschaft nachhaltig und gerecht gestaltet
werden?

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Fragen?

§ Stellen Sie Verständnisfragen und weiterreichende inhaltliche


Fragen gerne im Forum

§ Wir beantworten diese gerne im Forum oder im Video der


kommenden Einheit

SEITE 44
Literaturverzeichnis

§ Berik, G., Gaddis, E., Bagstad, K., & Lowry, J. (2011, 18.10.21). The Utah Genuine Progress Indicator (GPI), 1990 to 2007: A
Report to the People of Utah, Utah Population and Environment Council. https://utahpopulation.org/wp-
content/uploads/2014/11/Utah_GPI__Report_v74_withabstract.pdf
§ Cobb, C., Glickman, M., & Cheslog, C. (2001, 18.10.21). The genuine progress indicator 2000 update. Redefining Progress Issue
Brief. http://www.rprogress.org/publications/2000_gpi_update.pdf.
§ Haberl, H., Wiedenhofer, D., Virág, D., Kalt, G., Plank, B., Brockway, P., . . . Creutzig, F. (2020). A systematic review of the
evidence on decoupling of GDP, resource use and GHG emissions, part II: synthesizing the insights. Environmental Research
Letters, 15(6), 065003. doi:10.1088/1748-9326/ab842a
§ Hayek, F. A. (1944, (1981)). Der Weg zur Knechtschaft. Den Sozialisten in allen Parteien. 5. Auflage, Verlag Moderne Industrie,
Landsberg am Lech.
§ Hayek, F.A (1960, (1971)). Die Verfassung der Freiheit. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen.
§ HLK. (2020, 29.11.21). Gewessler: "Es geht um die nächsten zehn Jahre“. HLK.co.at. https://hlk.co.at/a/gewessler-es-geht-um-
die-naechsten-zehn-jahre
§ Kirchengast, G., Kromp-Kolb, H., Steininger, K., Stagl, S., Kirchner, M., Ambach, Ch., Grohs, J., Gutsohn, A., Peisker, J., Strunk,
B. (2019, 29.11.21). Referenzplan als Grundlage für einen wissenschaftlich fundierten und mit den Pariser Klimazielen in
Einklang stehenden Nationalen Energie- und Klimaplan für Österreich (Ref-NEKP). https://ccca.ac.at/wissenstransfer/uninetz-
sdg-13-1
§ Novy, A., Bärnthaler, R., Heimerl, V. (2020). Zukunftsfähiges Wirtschaften. (1. Auflage). Basel: Beltz Juventa.
§ O’Neill, D. W., Fanning, A. L., Lamb, W. F., & Steinberger, J. K. (2018). A good life for all within planetary boundaries. Nature
sustainability, 1(2), 88-95.
§ Polanyi, K (1944, (1973)). The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und
Wirtschaftssystemen. Suhrkamp Taschenbuchverlag.
§ Rosenberger G. (2019, 29.11.21). Klimaplan stellt Ökosteuer in den Raum. News ORF. https://orf.at/stories/3147995/
§ Salzburger Nachrichten. (2019, 29.11.21). Klimaplan im Ministerrat beschlossen, von NGOs zerrissen. Salzburger Nachrichten
online. https://www.sn.at/panorama/oesterreich/klimaplan-im-ministerrat-beschlossen-von-ngos-zerrissen-80825545

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ao. Univ.Prof. Dr. Andreas Novy
Lehrveranstaltung: Zukunftsfähiges Wirtschaften I
Wirtschaftsuniversität Wien
18.03.2022

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Österreich Lizenz.

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