Sie sind auf Seite 1von 4

Feedback Übung zu linearem und exponentiellem Wachstum

Lesen Sie den folgenden Artikel von Alexander Freund in der Deutschen Welle über exponentielles
Wachstum anhand der COVID-19-Fallzahlen in Indien: www.dw.com/de/exponentielles-wachstum-
macht-indien-zum-globalen-corona-hotspot/a-57360160

1) Um welche Art von Wachstum handelt es sich, wenn davon gesprochen wird, dass eine
Volkswirtschaft jährlich um 3% wächst?

Ein Wachstumsprozess nimmt eine exponentielle Form an, wenn sich die Bestandsgröße, von der das
Wachstum berechnet wird, in jeweils gleichen Intervallen um denselben Faktor verändert. Wächst eine
Volkswirtschaft jährlich (= gleiche Intervalle) um 3% (= gleicher Faktor), handelt es sich um
exponentielles Wachstum. Eine konstante Prozentrate bedeutet, dass das Bruttoinlandsprodukt (= die
Bestandsgröße) jährlich wächst. Je länger die Zeitreihe fortgesetzt wird, desto größer sind diese
jährlichen Anstiege. Grafisch lässt sich so ein Prozess mit Hilfe einer immer steiler ansteigenden Kurve
darstellen (= Exponentialfunktion). Historische Studien zeigen, dass es nach 1700 zu einem
exponentiellen Wachstum der Wirtschaftsleistung (sowie der Bevölkerung und des
Ressourcenverbrauches) gekommen ist.

2) Was sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Wachstum beim Volkseinkommen,


COVID-19-Fällen, Pflanzen und Kleinkindern?

Die Steigerung des Volkseinkommens und die Ausbreitungen von Viren (wie Covid-19) können eine
exponentielle Form annehmen. Das individuelle Wachstum von Kleinkindern und Pflanzen verläuft
linear und ist ab einem bestimmten Punkt abgeschlossen. Jedoch kann auch die Bevölkerung oder die
Ausbreitung einer bestimmten Pflanzenart exponentiell zunehmen. Ein anschauliches Beispiel für
exponentielles Wachstum in biophysischen Prozessen ist die Ausbreitung von Seerosen in einem Teich.
Exponentielle Entwicklungen werden oft als unbegrenzte bzw. unbeschränkte Wachstumsprozesse
aufgefasst. In der Realität kommt ein unbegrenzter exponentieller Verlauf jedoch nicht vor. Dafür gibt
es viele Gründe: Die exponentielle Wachstumskurve einer Virusausbreitung flacht etwa durch soziale
Distanzierung ab oder wenn eine gewisse Sättigungsgrenze erreicht ist. Ebenso endete in einzelnen
Ländern, insbesondere in Europa, das exponentielle Bevölkerungswachstum nach Erreichen eines
bestimmten Entwicklungsniveaus im 20. Jahrhundert. Meist stößt exponentielles Wachstum also ab
einem gewissen Zeitpunkt an die Kapazitätsgrenze des jeweiligen Systems, und die Kurve flacht sich
ab.

Wirtschaftswachstum, d.h. ein Anstieg des Volkseinkommens, ist ein zentrales Ziel der europäischen
und nationalen Wirtschaftspolitik. Bei dieser Zielgröße handelt es sich nicht um lineares, sondern um
exponentielles Wachstum, da sich die Bestandsgröße, auf die sich die Wachstumsrate (= Faktor, z.B.
3%) bezieht, jährlich erhöht. Wachstum des Volkseinkommens muss aber nicht Wachstum des
Ressourcenverbrauchs bedeuten. Vielmehr versucht die Wirtschaftspolitik, „Wirtschaftswachstum
durch Effizienzsteigerungen von Materialverbrauch und Emissionen zu entkoppeln“. Dieses „grüne
Wachstum“ war bis heute jedoch wenig erfolgreich, was auch am Rebound-Effekt liegt.

1
Feedback Übung Ressourcenverbrauch und materieller Fußabdruck
Nachdem Sie das Unterkapitel im Lehrbuch zum ökologischen Fußabdruck und wirtschaftlichen
Wachstumszwang gelesen haben, lesen Sie den Artikel "Kann die Wirtschaft wachsen, während unser
Verbrauch sinkt?", erschienen auf der Webseite des Momentum-
Instituts: https://www.moment.at/story/kann-die-wirtschaft-wachsen-waehrend-unser-verbrauch-
sinkt

1) Was ist der Unterschied zwischen absoluter und relativer Entkopplung? Gibt es
in Österreich eine absolute Entkopplung von Wirtschaftswachstum und steigendem
Ressourcenverbrauch? Begründen Sie Ihre Einschätzung.

Die Konzepte der Grüne Ökonomie und des Grünen Wachstums nehmen an, dass natürliche
Ressourcen (Naturkapital), produzierte Güter und Infrastrukturen (Sachkapital) und
personengebundenes Wissen (Humankapital) beliebig substituiert werden können. Durch
technologischen Fortschritt sei es zudem möglich, das Austauschverhältnis von Sach- und Naturkapital
dahingehend zu verbessern, dass immer weniger Ressourcen gebraucht werden, um bestimmte Güter
zu produzieren. Es wird angenommen, dass der Ressourcenverbrauch pro Einheit eines hergestellten
Sachguts (also relativ zum hergestellten Produkt) abnimmt. Dies wird relative Entkopplung genannt.
Im Gegensatz dazu kann von einer absoluten Entkopplung gesprochen werden, wenn der
Ressourcenverbrauch nicht relativ zum hergestellten Produkt, sondern in absoluten Zahlen sinkt. Die
Wirtschaft kann unter diesen Umständen also trotz sinkendem Ressourcenverbrauch weiter wachsen.
Absolute Entkoppelung ist global gesehen bisher noch nicht gelungen.

Österreich konnte laut Studien im Bereich Energiekonsum und Materialverbrauch bisher keine oder
nur eine relative Entkopplung erreichen. Mit Blick auf die emittierten Treibhausgase berichten manche
Studien von relativer, manche von absoluter Entkopplung. Bei derlei Beurteilungen ist jedoch zu
beachten, wie Forscher*innen den Grad der Entkopplung erheben. So werden in manchen Studien
beispielsweise die Emissionen, die durch Importe nach Österreich entstehen, nicht dem
österreichischen Treibhausgasausstoß zugerechnet. Dadurch liegt die Messlatte tiefer und man kann
leichter von relativer oder gar absoluter Entkopplung sprechen.

2) Fassen Sie die Kernaussagen der im Artikel erwähnten Studie zusammen.

Die westlichen Industriestaaten müssen ihr Wirtschaftswachstum in absoluten Zahlen (und sehr
deutlich) vom Ressourcenverbrauch bzw. den produzierten Emissionen entkoppeln, wenn das
Klimaziel von maximal 1,5° Erderwärmung bis 2050 erreicht werden soll.

Bisher hat sich aber gezeigt, dass eine absolute Entkopplung laut Studien nur in wenigen Bereichen
gelungen ist. Doch selbst dort, wo diese erfolgt ist, sei sie nicht ausgeprägt genug, um das Klimaziel zu
erreichen. Darüber hinaus ist es problematisch, wie der Materialverbrauch einzelner Länder in
offiziellen Treibhausgasmessungen erhoben wird. Diese messen nur territoriale Emissionen.
Ausgelagerte Produktion und der damit verbundene Ressourcenverbrauch im Ausland scheinen
deshalb nicht in der nationalen Emissionsstatistik auf, auch wenn die Produkte im Inland konsumiert
werden. Für eine adäquate Bemessung der Entkopplung müsste man jedoch den materiellen
Fußabdruck eines Landes als Maßstab heranziehen, der den gesamten Konsum erfasst
(konsumbasierte Emissionen).

Ob eine absolute Entkopplung möglich ist, bleibt offen. Auf jeden Fall braucht es mutigere und
tiefgreifendere Maßnahmen, um eine dekarbonisierte Wirtschaftsweise zu erreichen.

2
Feedback Übung zur Donut-Ökonomie
Schauen Sie folgendes Video an, in dem die Donut-Ökonomie vorgestellt
wird: https://www.youtube.com/watch?v=Mkg2XMTWV4g

1) Was sind Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Donut-Ökonomie?

Stärken: Das Modell zeigt, dass wirtschaftliche, soziale und ökologische Fragen zusammen betrachtet
werden müssen. Die Donut-Ökonomie konzipiert die Wirtschaft als eingebettet in Gesellschaft und
Umwelt. Das Bild des Donuts ist einfach verständlich und gut kommunizierbar.

Schwächen: Die Donut-Ökonomie beschäftigt sich nicht näher mit der Beziehung zwischen
ökologischen und sozialen Faktoren. Vor allem die Beziehung sozial-ökologischer und ökonomischer
Dynamiken (Investition, Konsum, ...) bleibt offen. Deshalb sind auch keine direkten
wirtschaftspolitischen Maßnahmen ableitbar.

2) Schaffen es aktuell einzelne Länder innerhalb eines "sicheren und gerechten Raums für die
Menschheit" zu bleiben? Besuchen Sie dafür die folgende
Website: https://goodlife.leeds.ac.uk/countries/. Vergleichen Sie die Grafiken
Australiens, Indonesiens und eines weiteren Landes Ihrer Wahl. Schreiben Sie für diese
Länder auf, welche Grenzen unseres Erdsystems überschritten sowie welche sozialen
Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt werden.

Australien: Die sozialen Grundbedürfnisse sind vollständig erfüllt. Die biophysischen


Kapazitätsgrenzen werden allerdings in allen Bereichen außer „Blue Water“ deutlich überschritten.

Indonesien: In den meisten der sozialen Grundbedürfnisse bestehen Mängel. Besonders in den
Bereichen „Sanitation“, „Democratic Quality“ und „Life Satisfaction“ sind die Kapazitäten in hohem
Maß unzureichend. Sämtliche biophysische Indikatoren, mit Ausnahme der „CO2 Emissionen“ liegen
in Indonesien unterhalb der Grenzen. Im Unterschied zu Australien lebt die indonesische Bevölkerung
also weitgehend im Einklang mit ihren planetaren Grenzen.

Brasilien: In der Deckung sozialer Grundbedürfnisse gibt es einige Mängel, besonders im Bereich
„Equality“, teilweise auch hinsichtlich „Democratic Quality“, „Sanitation“ und „Healthy Life
Expectation. Hinsichtlich der biophysischen Dimension lässt sich ablesen, dass auch in Brasilien
merklich über die natürlichen Kapazitäten gelebt wird. Mit der Ausnahme von „Land-Use Change“ ist
das Überschreiten der biophysischen Grenzen aber weniger exzessiv als in Australien.

3
Feedback Übung zu umweltpolitischen Instrumenten
Lesen Sie den Artikel „Besser als ihr Ruf: Verbote für das Klima“ von Ruth Fartacek, veröffentlicht am
14. September 2020 im Blog des Standards. Den Artikel finden Sie unter folgendem
Link: https://www.derstandard.at/story/2000119848895/besser-als-ihr-ruf-verbote-fuer-das-klima

Beantworten Sie nun die folgenden Fragen:

1) Von welcher Art umweltpolitischer Instrumente handelt der Artikel? Beziehen Sie sich auf
die im Lehrbuch kennen gelernten umweltpolitischen Instrumente.

Der Artikel untersucht, welche Maßnahmen wirksam sind, um Wege in Wien ohne Auto zurückzulegen.
Eine der Hauptthesen ist, dass Klimapolitik, bzw. konkret auch Verkehrspolitik, auf einen Mix an
Maßnahmen setzen und sich nicht nur auf Anreize beschränken sollten. Angeführte Maßnahmen der
ökologischen Steuer- und Förderpolitik sind zum Beispiel die Förderung von Sharing-Angeboten und
den Ausbau der Radinfrastruktur. Als ordnungspolitische Maßnahmen gelten zum Beispiel die
Beschränkung von Parkplätzen, Standards und Gesetze. Verbote seien wirksamer und weniger
unpopulär als oftmals angenommen. So fordert der französische Bürgerrat für eine wirksame
Klimapolitik mehr Verbote (z.B. Werbeverbote, Tempolimits und Verbot von Kurzstreckenflügen).

2) Welche Vor- und Nachteile dieser umweltpolitischen Instrumente werden im Artikel, welche
im Lehrbuch beschrieben? Fallen Ihnen noch weitere ein?

Die zweite Hauptthese des Artikels ist, dass wirksame Klimapolitik Rahmenbedingungen ändern muss
und nicht ausschließlich auf individuelle Entscheidungen—weder auf die Selbstverpflichtung von
Unternehmen noch auf moralische Konsumten*innen – setzen darf. Diese These wird auch im
Sachstandsbericht zu „Strukturen klimafreundlichen Lebens“ des Austrian Panel on Climate Change
vertreten. An diesem Bericht arbeiten einige WU-Forschende mit, die Ergebnisse werden im Sommer
2022 vorliegen.

Ökologische Steuer- und Förderpolitik verbilligt und verteuert Produkte und Dienstleistungen und
schafft dadurch Anreize für nachhaltigen Konsum. Die individuelle Wahlfreiheit bleibt bei steuerlichen
Maßnahmen erhalten. Es ist ein Vorteil, dass die individuelle Wahlfreiheit erhalten bleibt. Dies ist
gleichzeitig ein Nachteil, weil nicht-nachhaltige Alternativen erhalten bleiben und gewählt werden,
weil sie oftmals billiger, bequemer und gewohnter sind (z.B. Pendeln mit dem Auto). Maßnahmen, die
Preise verändern (Steuern oder Emissionshandel) sind Technologie-neutral. Das ist aus marktliberaler
Perspektive ein Vorteil, weil der „Markt“ und nicht der Gesetzgeber entscheidet, ob sich Wasserstoff
durchsetzt oder nicht. Nachteil technologieneutraler Maßnahmen ist, dass sie sehr langsam wirken. In
einer gemischtwirtschaftlichen Ordnung (wohlfahrtskapitalistisches Leitbild) kann es daher sinnvoll
sein, dass der Gesetzgeber entscheidet, aus Gas und Öl auszusteigen (so wie 1979 eine
Volksabstimmung Atomkraft verboten hat).

Ordnungspolitische Maßnahmen legen einen klaren Rahmen fest (Grenzwerte, Standards), die für alle
gelten. In einem demokratischen Rechtsstaat braucht es Ge- und Verbote. Ein Vorteil dieser
Maßnahmen ist, dass sie das Moralisieren von Umweltpolitik beenden, da individuelle Entscheidungen
nicht länger in nachhaltig/nicht-nachhaltig, fair/unfair geteilt werden: Alle müssen aus Öl und Gas
aussteigen. Ordnungspolitische Maßnahmen verhindern, dass sich Besserverdienende freikaufen
können und erhöhen so den sozialen Zusammenhalt. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie Unternehmen
und Individuen Planungssicherheit geben. Als zentraler Nachteil gilt der zu erwartende Widerstand von
Teilen der Bevölkerung, die diese Maßnahmen als Teil einer „Verbotskultur“ kritisieren, da individuelle
Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.

Das könnte Ihnen auch gefallen