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Pilze auf Pferdemist

Ein Haufen Pferdemist ist eine wahre Fund- schen Gattungsnamens: Panaeolus = hell, glatt
grube für Pilzfreaks, auch und gerade zu Zei-
ten, da die Pilze im Wald eher spärlich fruktifi- Die Gattungsmerkmale der Düngerlinge
zieren. In einem Misthaufen herrscht auch bei Was zeichnet die Gattung Panaeolus (Dünger-
kühlen Außentemperaturen um den Gefrier- linge) aus und was trennt sie von anderen Gat-
punkt genügend Wärme, um bereits im tungen?
Februar/März interessante Funde zu ermögli- Alle Düngerlinge sind Saprophyten (Fäulnis-
chen. Dazu gibt es fast immer genügend zersetzer), die auf Mist oder auf Erde in stick-
Feuchtigkeit, selbt wenn dies an einem Früh- stoffreichen Wiesen, Weiden und Waldrändern
sommermorgen auf die Zeit zwischen 5 und 7 fruktifizieren.
Uhr und auf schattige Randzonen beschränkt
ist. Schließlich kann man auch einige Pfer- Wenn ein Velum vorhanden ist, dann (bis auf
deäpfel mit nach Hause nehmen und die Ent- eine Ausnahme) in Form eines weißlich behan-
wicklung von Pilzfruchtkörpern auf der Fen- genen Hutrandes bei jungen Fruchtkörpern.
sterbank beobachten, selbst mitten im Januar, Der Hut selbst ist immer nackt, der Stiel ist bis
wenn draußen die Welt knochenhart gefroren auf eine Ausnahme (Ringdüngerling Panaeolus
ist. Mehr als etwas Wasser und ein verschließ- semiovatus) ohne Ring. Die Lamellen sind
barer Behälter sind nicht notwendig, um einen ziemlich breit, tief ausgebuchtet angewachsen
Einblick in die vielfältige Mykoflora einer oder frei und auffallend fleckig. Die Ursache
begrenzten und vergänglichen Welt zu erhal- dafür sind ungleichzeitig reifende Basidien
ten. und Sporen. Das Sporenpulver ist dunkelbraun
Das Substrat, das sich coprophile Pilze als bis nahezu schwarz.
Heimstatt ausgewählt haben, hat Inhaltsstoffe,
die für die meisten Organismen lebensfeind- Mikroskopisch sind die Düngerlinge durch
lich sind. Nur ausgesprochene Spezialisten, sehr dunkelbraune, mit Schwefelsäure nicht
auch Tiere, können hier überleben und haben entfärbbare, ellipsioidische bis markant zitro-
ihren ganzen Lebenszyklus auf das extreme nenförmige, dickwandige Sporen mit zentra-
Umfeld abgestimmt. Vor allem ein Zuviel an lem Keimporus gekennzeichnet. Die Sporen
Ammoniak und an Stickstoff muß zuerst sind ziemlich groß, immer über 10 µm lang,
abgebaut werden, bevor sich eine Fettwiesen- sie können warzig oder glatt sein. Die Huthaut
und Ruderalflora ansiedeln kann. Dies ist nach ist zellig, Cheilozstiden sind immer vorhan-
gut einem Jahr der Fall, falls der Mist nicht vor- den, Chrysozystiden nur bei manchen Arten.
her für Düngezwecke auf dem Feld ausge- Die Abgrenzung zu anderen Gattungen mit
bracht wurde. In dieser Zeit findet im Haufen dunkelbraunem bis schwarzem Sporenpulver
ein Fermentationsprozeß statt, der unter und dem Vorkommen auf Mist und Dung:
beachtlicher Hitzeentwicklung den Mist in Die Zärtlinge und Faserlinge (Psathyrella)
nährstoffreichen Kompost umwandelt. unterscheiden sich durch eine radialfaserige
Hätten Sie ihn erkannt? Huthaut. Es kommen nur etwa 4-6 Arten in
Ein schlichter behangener Düngerling Frage. Tintlinge (Coprinus) haben entweder
Panaeolus papillionaceus, früher P. sphinctri- zerfließende oder papierdünne Hüte. Auf Mist
nus. Der Pilz ist, wie auf den Fotos ersichtlich, wachsende Kahlköpfe (Psilocybe), haben
makroskopisch äußerst variabel. Wenn man immer einen schmierigen Hut. Dieses Merk-
keine jungen Fruchtkörper hat, die die weißen mal teilen die Kahlköpfe mit dem Ring-Dün-
Velumreste am Hutrand zeigen, wird es erst gerling (Panaeolus semiovatus), der trotz der
am Mikroskop offenbar: Der behangene Dün- im feuchten Zustand schleimigen Huthaut aus
gerling hat Sporen von durchschnittlich 15 x 9 der Gattung Annellaria herausgenommen und
µm und keine Chrysozystiden. Diese Merk- zu den Düngerlingen gestellt wurde. Er hat,
malskombination grenzt ihn von anderen wie der Name schon sagt, einen Ring, was bei
Arten der Gattung sicher ab. Sollte je ein Pilz- einem Kahlkopf nie der Fall ist. Außerdem sind
freund die Gattung Panaeolus für eine schwie- bei einem Kahlkopf die Lamellen nicht auffal-
rige Gattung halten, dann ist der behangene lend fleckig. Auch Träuschlinge (Stropharia)
Düngerling sicherlich die Hauptursache dafür. und Schwefelköpfe (Hypholoma) haben dun-
Moser nennt ihn mit deutschem Namen blas- kelbraunes Sporenpulver, wachsen aber kaum
ser Düngerling. Die Übersetzung des lateini- jemals auf frischem Mist. Champignons (Agar-
Behangener Düngerling Panaeolus papillionaceus
icus), die ja ebenfalls dunkelbraunes Sporen- nicht ganz falsch zu liegen. Prof. Moser hat
pulver haben, sind erstens schon von Habitus den Pilz in Schweden auf Elch- Ren- und
leicht zu erkennen, zweitens benötigen sie ver- Rehlosung gefunden und ihn bislang nur vorl-
rotteten, kompostierten Mist, da sie auf das im äufig beschrieben. Weitere Fundmeldungen
frischen Mist enthaltene Ammoniak empfind- und Informationen zu Panaeolus alcidis liegen
lich reagieren. der Redaktion bisher nicht vor. Ein weiterer
Fund gelang am 4.6.96 im Freiland, nach einer
Kleinster Düngerling Hitzeperiode mit nachfolgendem Regen. Die
Sporengröße wie auch die weiteren Merkmale
Panaeolus alcidis Moser (ined.) waren identisch mit dem Fund in vitro. Ledig-
Bedeutung des lateinischen Artnamens: alces = lich die Hüte waren mit 5 mm wenig größer
Elch. Das bezieht sich darauf, daß der Erstbe- und die Fruchtkörper insgesamt etwas kräftiger
schreiber den Pilz auf Elchlosung (in Schwe- als bei der ersten Aufsammlung. Danach
den) gefunden hatte. erschienen innerhalb ca 10 Tagen in vitro noch
Funddaten: 4.5.96, MTB 6507-3, auf Pferdeäp- etwa 10 weitere Fruchtkörper, die so schmäch-
feln in vitro. Die Pferdeäpfel wurden Mitte tig waren wie die der ersten Aufsammlung. Der
März gesammelt und in Kultur genommen. Misthaufen war der gleiche, von dem zu
Gleichmäßig feucht auf der hellen Fensterbank Beginn des Jahres die Pferdeäpfel entnommen
im nur sporadisch geheizten Raum gehalten, wurden.
fruktifizierten sie etwa sechs Wochen später
einzeln oder in einer Gruppe von zwei Frucht-
körpern. Grauer Tintling
Kurzbeschreibung: Winziger Düngerling ohne Coprinus cinereus (Schaeff.:Fr.) S.F. Gray s. l.
Velum mit reichlicher Tröpfchenbildung. Bedeutung des Artnamens:
Beschreibung: Hut 3 - 4 mm ø, anfangs eiför- cinereus = aschgrau
mig, dann kegelig, später ausgebreitet-kegelig, Der graue Tintling ist der mit Abstand häufigste
schwach und stumpf gebuckelt. Hutfarbe Tintling auf Mist. Dabei kann er auf Pferdemist
o c k e r f a l b , schmutzig falb, hell grauocker. ebenso reichlich vorkommen wie auf Kuhmist.
Hutdeckschicht kahl, nackt, etwas glimmerig. Nach eigener Beobachtung werden die Frucht-
Kein Velum, auch nicht bei ganz jungen körper auf Kuhmist oft größer als auf Pferde-
Fruchtkörpern. Lamellen entfernt, stark bau- mist und können bis zu 8 cm Durchmesser
chig, frei, breit, nicht zerfließend, schwarz- erreichen.
weiß gefleckt. Stiel bis 3cm/1mm, hyalin-
Der graue Tintling ist gut erkennbar durch
creme, später Basis dunkler, auf ganzer Länge
seine intensiv graue Hutfarbe, seine reichli-
auffällig weißlich bereift, gleichdick, mit
chen weißen Velumflocken und seinen struppi-
reichlicher Tröpfchenbildung. Fleisch unter der
Hutmitte hyalin-grau, in der Stielbasis gen, weißen, ± wurzelnden Stiel. Allerdings ist
grauocker, in der Stielspitze hyalin-weißlich. die Deutlichkeit der Merkmale oft so fließend
Sporenpulver nahe-zu schwarz. und so vergänglich, daß eine Bestimmung
längst nicht so einfach ist, wie es auf den ersten
Mikromerkmale: Sporen gattungstypisch: breit Blick scheinen mag: Die Velumflöckchen sind
zitronenförmig, glatt und dickwandig, im oft abgewaschen, um den wurzelnden Stiel
Durchlicht opak schwarzbraun, 11,3 - 17,9 x beobachten zu können, muß man sich schon
7,2 - 11,0 µm. Basidien viersporig, gedrungen- tief in den Mist hinein bemühen und über-
zylindrisch
Behangener oder tütenförmig,
Düngerling 22,5 - 26
Panaeolus x 9,0 - haupt sind die meisten Tintlinge, so auch die-
papillionaceus
10,0 µm. Cheilozystiden farblos, dünnwandig, ser, so kurzlebig, daß Sie sich den Wecker am
zylindrisch, verbogen, im unteren Drittel geleg-
entlich auch etwas bauchig, manchmal gega- besten eine Stunde früher stellen sollten, wenn
belt, 4 - 6 (12) x (15) 40 - 60 µm. Sie nicht nur noch den Stiel des Grauen Tint-
Pleuro- und Chrysozystiden nicht beobachtet. lings sehen wollen.
Kaulozystiden reichlich am ganzen Stiel, in Noch etwas erschwert die Bestimmung des
Form und Größe wie die Cheilozystiden. grauen Tintlings: Er hat einen Doppelgänger.
Anmerkung: Moser gibt die Sporen etwas Der großhütige Misttintling Coprinus macroce-
schmäler an: 16 - 18 (19) x 7 - 9 µm. Da uns phalus unterscheidet sich durch kleinere (!)
jedoch kein Düngerling bekannt ist, der auch Fruchtkörper, größere Sporen und spärlichere
nur eine entfernt gleiche Merkmalskombina- Pleurozystiden. Allerdings gibt es zahlreiche
tion aufweist, meinen wir, mit der Bestimmung Übergänge, oft sogar an einer einzigen Fund-
stelle, die eine korrekte Trennung unmöglich
erscheinen lassen.
Schneeweißer Tintling
Coprinus niveus (Pers.) Fr. s.l.
Eine dritte Art dieser Sektion ist der Pferdemist- Bedeutung des lateinischen Artnamens:
tintling C. radiatus, der aber meist nur Frucht- niveus = schneeweiß
körper von 5 mm Hutdurchmesser ausbildet Ganz ähnlich verhält es sich mit dem schnee-
und in diesem Aufsatz keine Berücksichtigung weißen Tintling, der in Form des schneeweißen
finden soll. Breitspor-Tintlings Coprinus latisporus einen
Für Einsteiger in die anspruchsvollere Pilzkunde Doppelgänger hat. Auch hier bildet eine der bei-
kann es nicht falsch sein, der etwas weiteren den Arten kleinere Fruchtkörper (C. latisporus),
Artauffassung Kriegelsteiners zu folgen und C. Sporen mit einem exzentrischen Keimporus und
macrocephalus als Synonym zu C. cinereus zu etwas kleinere Pleurozystiden. Beide Arten sind
betrachten. Das hat praktische Gründe: zwar weit verbreitet, fruktifizieren aber eher sel-
1. Viele von uns mikroskopieren nicht. ten und daher ist die Beobachtung von evtl.
2. Es würden wirklich sämtliche Funde mikro- Übergängen oder klaren Trennmerkmalen
skopiert werden müssen, weil die beiden erschwert.
grauen Tintlinge makroskopisch nur mit viel Der hier abgebildete Pilz wuchs am 3.8.91 im
Erfahrung und nur bei typischer Ausprägung zu Fechinger Wald auf Pferdeäpfeln und wurde -
unterscheiden sind. da die auf makroskopischen Merkmalen beru-
3. Gibt es wie so oft bei ähnlichen Arten hende Bestimmung zweifelsfrei schien - nicht
mikroskopiert. Ich muß daher mangels besserer
Übergänge, die eine klare Zuordnung ohnehin
Kenntnisse und der Möglichkeit zur Bildung
nicht immer zulassen. einer eigenen Meinung bei der Determination C.
4. Ist der Graue Tintling als Sammelart gut niveus sensu lato bleiben. Es ist zu vermuten,
kenntlich und kaum zu verwechseln. daß die in den Verbreitungskarten Deutschlands
Für die Pilzfreunde, die die beiden grauen Tint- ausgewiesenen Funde von C.niveus vermutlich
linge unterscheiden möchten, soll hier das zum Teil zu C.latisporus gehören könnten. In
Ergebnis eigener Beobachtungen dargestellt Gebieten, wo die Gattung Coprinus gründlich
werden: C. cinereus hat ellpisoidische, sehr untersucht wurde, ist C. latisporus genau so gut
dunkelbraune Sporen von 8,5 - 15,2 x 6,8 - 8,2 verbreitet wie C. niveus. Dazu noch eine Beob-
µm. (Breitenbach/Kränzlin 9,5 - 11 x 6,5 - 7,6 achtung vom 2.9.96 auf einer Pferdeweide in
µm, Kriegelsteiner et al (1982) 10 - 12 x 6 - 7 MTB 6507-3, Lebach Tanneck: reichlich C.
µm.) Makroskopisch ist der Pilz größer und niveus, mit Fruchtkörpern von 1 cm - 5 cm ø,
robuster, bleibt länger eiförmig-glockig, hat mit Sporen, die allesamt auf C. niveus ss. stricto
einen struppigeren, zerbrechlicheren Stiel und passen.
einen oft arg zerschunden aussehenden Hut, Von den nachfolgenden Tintlingen wird
der vergleichsweise schneller zerfließt als der makroskopisch nur eine kompilierte Kurzbe-
Hut seines kleineren Bruders. schreibung gegeben, weil die Arten sich im
C. macrocephalus hat hellere Sporen, die Feld so ähnlich sind, daß eine Trennung für den
manchmal eigenartig deformiert und ausgebeult durchschnittlich gebildeten Pilzfreund sehr
erscheinen, und die insgesamt im Verhältnis zur schwierig ist. Ausführliche Beschreibungen
Länge breiter sind, also einen kleineren Längen- findet der weitergehend Interessierte in den
Breiten-Quotienten und ein größeres Volumen jeweils angegebenen Literaturstellen.
aufweisen. Mit Maßen von 10,8 - 14,8 x 7,2 -
10,0 µm sind sie in der Größe ähnlich breit Beschreibung der Morgentintlinge
gestreut wie die des größeren Bruders. (Breiten- Hut 0,8 - 1,5 (-2,5) cm ø völlig ohne Velum,
bach/Kränzlin 11,2 - 14,9 x 7 - 8,8 µm, Kriegel- anfangs eiförmig, gold- oder fuchsigbraun oder
steiner et al (1982) 13 - 13,5 x 7 - 8 (-9) µm im schon jung mit brauner Scheibe und grauem
Mittel.) Rand, später flach kegelig oder völlig verflacht,
Die deutlichen Unterschiede in Sporenform und oft auch mit aufgebogenem Rand, zerbrech-
-farbe kann man besonders gut beobachten, lich, papierdünn, stark gefaltet-gerieft, mit blei-
wenn man Präparate beider Arten nebeneinan- bend brauner Scheibe. Stiel weiß, gebrechlich,
der im Mikroskop betrachtet. Oft kommen auch röhrig-hohl, bis 4-6 cm x 1-1,5 mm, jung fein
beide Arten zusammen auf einem Misthaufen weißlich bereift. Lamellen mäßig entfernt, bau-
vor und wenn sie typisch ausgeprägt sind, sind
chig, schwarz, oft mit weißen Schneiden. Der
sie auch im Feld durchaus zu unterscheiden.
ganze Pilz erinnert an einen schmächtigen
Scheibchentintling und zerfließt nicht, sondern
verwelkt eher. Er ist sehr vergänglich und

Der Tintling 3 (1996) Seite 11


bereits ab dem späten Vormittag meist nicht sche Sporen mit seitlichem Keimporus gehabt,
mehr zu erkennen. hätte sie als C. congregatus bestimmt werden
müssen.
Eigene Funde konnten nach mikroskopischer In der Literatur gibt es mehrere auf Mist
Untersuchung folgenden Arten zugeordnet wachsende Morgentintlinge mit Fruchtkörpern
werden: von mehr als 1 cm Hutdurchmesser und ohne
auffälliges Velum.
Kantigsporiger Tintling Sie unterscheiden sich nur durch diffuse, nicht
Coprinus marculentus Britz. klar interpretierbare Merkmale wie Fruchtkörp-
Syn. hexagonosporus ergröße, büscheliges oder einzelnes Wachs-
Bedeutung des lateinischen Artnamens: tum, Vorkommen auf Dung oder gedüngtem
hexagonosporus = sechskantige Sporen. Stroh, sowie schwer abgrenzbare Mikromerk-
Ausführliche Beschreibung bei Enderle et al male. Wie fließend diese Merkmale bei den
(1986):118 Tintlingen sein können, ging bereits aus den
Funddaten: 3.6.1996, MTB 6506-3, auf vorstehenden Beschreibungen hervor.
einem Pferdemisthaufen. Außer den hier vorgestellten Tintlingen gibt es
Was bei diesem Fund festgestellt wurde: Trotz noch eine Reihe von winzigen Arten mit Hut-
gezielter Suche waren weder bei jungen noch durchmessern von nur 3-5 mm. Diese werden
bei alten Fruchtkörpern Spaerozysten zwi- aber leicht übersehen und nur selten im Frei-
schen den Pilozystiden zu finden. Außerdem land gefunden.
waren die Cheilozystiden größer als es in der Der hier abgebildete winzige Scheibchentint-
Literatur angegeben ist. Die Art ist ansonsten ling Coprinus plicatiloides ist ein Beispiel
schon durch die auffälligen, kantigen Sporen dafür. Der im geschlossenen Zustand etwa 1,5
im Zusammenhang mit dem Habitus und dem - 2 mm hohe Hut ist in diesem Bild so stark
Vorkommen auf Mist kaum zu verwechseln. vergrößert, daß man die einzelnen Pilo- und
Mikromerkmale: Sporen markant sechseckig, 9,8 Kaulozystiden erkennen kann.
- 12,8 x 6,5 - 8,0 µm. Basidien viersporig, oft Er gehört damit wie die beiden zuvor
eigenartig eingeschnürt, 27 - 31 x 9,0 - 9,8 µm. behandelten Arten zur Sektion Setulosi, das ist
Cheilozystiden rund, ballonförmig oder ellipsoid- eine Gruppe von Tintlingen, die kein Velum
isch, bis 75 x 45 µm. Pilozystiden schlank bau- besitzen, sondern zahlreiche Seten (Pilozysti-
chig mit ausgezogenem Hals, der an der Spitze den), die zwischen den rundlichen Zellen der
angeschwollen, aber nicht kopfig ist, bis zu 90 x Huthaut entspringen.
15 x 6 x 8 µm. Kaulozystiden etwas kürzer als die
Pilozystiden mit gelegentlich angeschwollener Weiterführende Literatur zur Gattung Coprinus :
Spitze. Bender, Enderle und Kriegelsteiner: Studien
zur Gattung Coprinus I. Z.Mykol 48(1):65-88
Büschel-Tintling (1982); II. Z.Mykol 50(1):17-40 (1984), III.
Z.Mykol 52(1):101-132 (1986); IV. Z.Mykol
Coprinus congregatus
54(1):45-68 (1988).
Bedeutung des Artnamens: Breitenbach und Kränzlin (1995): Pilze der
congregatus = in Gruppen wachsend Schweiz, Bd 4.
Funddaten: 10.3.96 MTB 6507-3, auf einem Lanconelli und Lanzoni (1988): Contributo
Pferdemist-Haufen nach längerer, starker Frost- allo studio del genere Coprinus Pers. 2. Parte:
periode. Sezione Hemerobii Fries. Bollettino del Assoc-
Eine ausführliche Beschreibung dieser Art iazione Micologica G. Bresadola 31(5-): 228-
261
geben Lanconelli und Lanzoni (1988). Orton und Watling (1979): British Fungus
Die mikroskopischen Merkmale dieser Art sind Flora. 2/Coprinaceae: Coprinus
so wenig abweichend von mehreren weiteren
Arten, daß eine Zuordnung nicht immer befriedi- Breitsporiger Mistpilz
gend gelingt. Auch in diesem Fall war nur ein Teil Bolbitius coprophilus (Peck) Hongo
der Merkmale mit den verschiedenen Literaturbe- Bedeutung des lateinischen Artnamens:
schreibungen identisch. coprophilus = dungliebend
Der Büscheltintling und der kantigsporige Funddaten: 2.6.96, MTB 6507-3, auf frisch
Tintling wuchsen auf dem gleichen Misthaufen abgelagertem Pferdemist
zu unterschiedlichen Zeiten. Hätte die zuerst Kurzbeschreibung: großer, heller, tonblasser
beschriebene Art (C. marculentus) ellipsoidi- Mistpilz, dessen Farbe im Feld zunächst an einen
hellfarbigen Zärtling (Psathyrella) erinnerte. waren absolut frisch.
Beschreibung: Hut bis 5 cm ø rundlich Die übereinstimmendste Beschreibung gibt
gewölbt, glockig oder stumpf kegelig, kaum Schwöbel in Kriegelsteiner (1983). Auch er
ausgebreitet, nicht gebuckelt, trotz seiner stellt die nahezu fehlenden rosa Farbtöne fest,
Größe zart, dünnfleischig und gebrechlich und aber auch die auffällige Dreifarbigkeit des
besonders im Bereich der Hutrandriefung bei Hutes.
der geringsten Berührung spaltend. Hutfarbe Auf Grund der charakteristischen Mikromerk-
auffällig: Mittlere Zone des Hutes tonblaß mit male scheint es kaum einen Zweifel darüber zu
fleischfarbenem Anflug, am Scheitel auch mit geben, daß die hier dargestellte Sippe identisch
ockerlichem Ton, der sich beim Lagern und ist mit dem Rosa Mistpilz, der außer in der Z
Trocknen verstärkt. Hutrand hingegen von Mykol. 49(1):89 auch in der dänischen Zeit-
Anfang an und lange schmutzig graubeige mit schrift Svampe 24(1991):9 abgebildet ist. In
ganz schwachem ockerlichem Anflug, ca 1 - beiden Abbildungen ist die dreifarbige Hut-
1,5 cm breit auffallend und fein gerieft. Hut- deckschicht gut zu erkennen.
deckschicht glatt, leicht klebrig-schlüpfrig. Die Sippe ist außerordentlich selten und es
Lamellen gattungstypisch schön lebhaft zimt- sind nur ganz wenige Fundnachweise aus
ocker, sehr gedrängt, frei, nur 2 - 3 mm schmal, Deutschland bekannt. Hingegen fruktifiziert
kaum bauchig, Schneiden stellenweise mit der Pilz in den Treibhäusern der Niederlande
feinsten weißlichen Flöckchen bewimpert. Stiel nicht selten. Diese Tatsache und die Wetterbe-
weißlich-creme, röhrig-hohl, gebrechlich, obachtungen im Fundzeitraum wie auch die
trocken, ohne Ring, besonders im oberen Teil Erfahrungen anderer Finder sprechen dafür, daß
dicht bereift, zur Basis hin etwas verbreitert, bei es sich hier um eine ausgesprochen wärmelie-
zwei Fruchtkörpern schwach wurzelnd, bis 7 bende Art handelt.
cm/8mm. Fleisch unter dem Scheitel bis 3 mm Auf einen makroskopisch ähnlichen Mistpilz
dick, weißlich-creme, mürbe. Geruch und wurden wir durch Herrn Manfred Meusers,
Geschmack unauffällig bis fehlend. Meerbusch, aufmerksam gemacht: den Fleisch-
Mikromerkmale: Sporen intensiv ockerbraun, farbenen M. B. demangei, früher B. incarnatus,
dickwandig, ellipsoidisch, leicht höckerig- der in Rivista di Micologia 37/3 (1994):260
eckig, was aber nicht im Umriß ruhig liegender abgebildet ist. Diese Art ist weder im Moser
Sporen, sondern nur im schwimmenden Präpa- noch im Verbreitungsatlas aufgeführt und
rat an herumkullernden Sporen beobachten zeichnet sich durch andere Mikromerkmale
kann), mit deutlichem Keimporus, 14,5 - 17,2 x aus. Der Grund diesen Pilz zu erwähnen,
9,0 - 9,8 µm. Basidien stark keulig und sehr genennten ist die Tatsache, daß in der Abbil-
kurz gestielt, mit vier kurzen Sterigmen, 18 - 22 dung nicht viel von „incarnat“-Farbtönen zu
x 13,5 - 16 µm. Cheilozystiden farblos, sehen ist. Überhaupt zeichnet sich die Gattung
dünnwandig, vielgestaltig, meist utriform, fla- Bolbitius durch eine große Farbvariabilität aus,
schenförmig oder bauchig mit kompaktem wie auch am nächsten Beispiel deutlich wird:
Hals, selten auch zylindrisch, 25 - 40 x 10 - 20
µm. Kaulozystiden in Büscheln, groß, zylin-
drisch bi s leicht keulig, oft verbogen, 55 - 80 Olivgrüner Mistpilz
x12 - 20 µm. Huthaut aus locker stehenden, Bolbitius vitellinus var. variicolor Atkinson.
aufgerichteten, zylindrisch-kopfigen oder Bedeutung des lateinischen Artnamens:
schlank keuligen und oft verzweigten Hyphen, vitellinus = dottergelb,
die in einer gelatinösen Masse eingebettet sind. variicolor = verschiedenfarbig
Schnallen konnten nirgends festgestellt werden. Funddaten: MTB 6507-3, 1.9.1984, Schmelz,
Weniger im Feld als später beim Eintrocknen Heide, auf einzeln im Wald liegenden Pfer-
wirken die Hüte auffallend dreifarbig, aber deäpfeln.
nicht so, daß der verschiedentlich gebrauchte Es konnten, abgesehen von der olivgrünen
deutsche Name „Rosa Mistpilz“ (in Dänemark Hutfarbe, makroskopisch keinerlei relevante
heißt er Rosa Gulhat) gerechtfertigt wäre. Trennmerkmale zum Gold-Mistpilz festgestellt
Das Wetter war nach einer nicht sehr starken werden.
Regenperiode zur Fundzeit morgens um 7 Uhr Auch die Mikromerkmale ließen keinen Unter-
trocken. Drei bis vier Tage vor dem Fund konn- schied zu B. vitellinus erkennen, so daß es
ten hochsommerliche Temperaturen von bis zu sicher gerechtfertigt ist, eine Trennung höch-
30 Grad registriert werden. Die Fruchtkörper
stens auf der Ebene einer Varietät zuzulassen. mehrere Arten auf Grund verschiedener Sporen-
Es wurden in der Vergangenheit bereits weitere maße und anderer Mikomerkmale unterschie-
Arten und Varietäten beschrieben, die mit dem den. Insbesondere die beiden häufigen Arten L.
Goldmistpilz nah verwandt sind: ciliatus und L. cuniculi sind wegen Überschnei-
B. olivacea, B.vitellinus var. olivaceus, dungen in den Mikromerkmalen nicht einfach zu
B. griseo-olivacea, B. vitellinus var. titubans. trennen, wenn überhaupt. Die Mikromerkmale
Allen diesen Taxa gebührt wohl kein Artrang, des hier beschriebenen Fundes würden zum
aber es wird damit deutlich, wie variabel allein großen Teil genausogut auf L. ciliatus passen.
der Goldmistpilz sein kann. Außerdem sind die Angaben verschiedener
Auf eine ausführliche Beschreibung wird ver- Autoren widersprüchlich. Näher Interessierte
zichtet und stattdessen auf die Literatur zu den seien vor allem auf die Arbeit von J. Häffner im
hier behandelten Arten, Varietäten und Synony- Rheinland-Pfälzischen Pilzjournal hingewiesen.
men der Gattung Bolbitius verwiesen: Einer davon ist sogar recht häufig:
Breitenbach und Kränzlin (1995): Pilze der
Schweiz, Bd 4. Der Blasige Becherling
Enderle, Kajan und Krieglsteiner (1985): Studien Peziza versiculosa.
in der Gattung Bolbitius Fries. APN, Mitteil-
ungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Ein ansehnlicher, fleischiger Becherling mit
Niederrhein 3(1):5-34 ockerfarbenem Hymenium und weiß-kleiiger
Hübsch, P. (1985): Bolbitius coprophilus - Erst- Außenseite. In jedem durchschnittlich
fund für die DDR. Mykologisches Mitteilungs- umfangreichen Pilzbuch ist er gut kenntlich
blatt 28:47-50 beschrieben, so daß hier auf eine neuerliche
Kriegelsteiner, G.J. (1983):über neue, seltene, Beschreibung verzichtet werden kann. Außer-
kritische Makromyzeten. ZfM 49 (1):90-92 dem gibt es am Standort keine giftigen Doppel-
Lohmeyer et al (1993): Pilze auf Sägemehlabla- gänger.
gerungen. ZfM 59(2):195-196 Interessant ist vielleicht, daß der hier abgebil-
Täglich, U. (1991): Bolbitius coprophilus - dete Becherling vom 13.-20. März fruktifizierte,
erneut im Freiland gefunden. Boletus 15: 8-9 zu einer Zeit, als es immer noch ziemlich kalt
Alle weitergehenden Informationen sind anhand war und nachts beständiger Dauerfrost herr-
dieser Arbeiten recherchierbar. schte. Er fruktifizierte auf demselben Misthau-
Die Anzahl der fen, auf dem zwei oder drei Tage zuvor der
Ascomyceten auf Mist Büschel-Tintling gefunden wurde, und zwar
ist recht groß und man muß unbedingt ein genau in den Fußabdrücken, die bei der Suche
Mikroskop benutzen, wenn man sich näher mit nach dem vorgenannten Pilz hinterlassen wur-
dieser Materie befassen möchte. Viele Ascomy- den.
ceten sind kaum ein paar Millimeter groß und Zweifellos wurde die Fruktifikation des blasigen
werden weniger im Freiland gefunden als in Becherlings durch die Störung des Myzelwachs-
vitro. tums durch die Trittverletzungen induziert.
Als Beispiel für die große Artenzahl sei folgender
Pilz angeführt: Nun zum lukullischen Teil:
Borstiger Kotling Rose Marie Dähncke empfiehlt in ihrem Buch
„Pilz-Schlemmereien“ den Blasigen Becherling
Lasiobolus cf. cuniculi Vel.
10.1.86 auf Pferdemist in vitro als Zutat zu einem Pilzsalat oder einem chinesi-
Beschreibung: Apothezien bis 1,5 mm ø anfangs schen Gericht. Er soll der Speise durch sein Aus-
becherförmig, später verflacht, ungestielt. sehen und seine brüchig-zarte Konsistenz eine
Außenseite mit langen, steifen, auffälligen, gel- interessante Note verleihen.
ben Borstenhaaren.
Mikromerkmale: Sporen ellipsoidisch, glatt, far- Die Redaktion meint dazu: Da der Pilz
blos, 19,5 - 21,5 x 8,2 - 9,0 µm. Asci 8sporig, keinerlei Eigenaroma hat, sollte man ihn wenig-
uniseriat, J-, 175 - 190 x 16,2 - 18,0 µm. Paraph- stens nicht waschen und vielleicht sogar etwas
ysen farblos, fädig. Haare 380 - 550 x 22 - 35 vom Substrat mitverwenden. Sie werden sehen
µm, hyalin bis deutlich gelb, dickwandig, in (und schmecken), daß Becherlinge von Pferde-
einer langgezogenen Spitze auslaufend, Basis mist einen wesentlich eleganteren und gastf-
manchmal schlank bauchig. reundlicheren Geschmack haben als Becher-
In der Gattung Lasiobolus (Kotlinge) werden linge von Kuhmist.

Der Tintling 4 (1996) Seite 14

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