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Ein Haufen Pferdemist ist eine wahre Fund- schen Gattungsnamens: Panaeolus = hell, glatt
grube für Pilzfreaks, auch und gerade zu Zei-
ten, da die Pilze im Wald eher spärlich fruktifi- Die Gattungsmerkmale der Düngerlinge
zieren. In einem Misthaufen herrscht auch bei Was zeichnet die Gattung Panaeolus (Dünger-
kühlen Außentemperaturen um den Gefrier- linge) aus und was trennt sie von anderen Gat-
punkt genügend Wärme, um bereits im tungen?
Februar/März interessante Funde zu ermögli- Alle Düngerlinge sind Saprophyten (Fäulnis-
chen. Dazu gibt es fast immer genügend zersetzer), die auf Mist oder auf Erde in stick-
Feuchtigkeit, selbt wenn dies an einem Früh- stoffreichen Wiesen, Weiden und Waldrändern
sommermorgen auf die Zeit zwischen 5 und 7 fruktifizieren.
Uhr und auf schattige Randzonen beschränkt
ist. Schließlich kann man auch einige Pfer- Wenn ein Velum vorhanden ist, dann (bis auf
deäpfel mit nach Hause nehmen und die Ent- eine Ausnahme) in Form eines weißlich behan-
wicklung von Pilzfruchtkörpern auf der Fen- genen Hutrandes bei jungen Fruchtkörpern.
sterbank beobachten, selbst mitten im Januar, Der Hut selbst ist immer nackt, der Stiel ist bis
wenn draußen die Welt knochenhart gefroren auf eine Ausnahme (Ringdüngerling Panaeolus
ist. Mehr als etwas Wasser und ein verschließ- semiovatus) ohne Ring. Die Lamellen sind
barer Behälter sind nicht notwendig, um einen ziemlich breit, tief ausgebuchtet angewachsen
Einblick in die vielfältige Mykoflora einer oder frei und auffallend fleckig. Die Ursache
begrenzten und vergänglichen Welt zu erhal- dafür sind ungleichzeitig reifende Basidien
ten. und Sporen. Das Sporenpulver ist dunkelbraun
Das Substrat, das sich coprophile Pilze als bis nahezu schwarz.
Heimstatt ausgewählt haben, hat Inhaltsstoffe,
die für die meisten Organismen lebensfeind- Mikroskopisch sind die Düngerlinge durch
lich sind. Nur ausgesprochene Spezialisten, sehr dunkelbraune, mit Schwefelsäure nicht
auch Tiere, können hier überleben und haben entfärbbare, ellipsioidische bis markant zitro-
ihren ganzen Lebenszyklus auf das extreme nenförmige, dickwandige Sporen mit zentra-
Umfeld abgestimmt. Vor allem ein Zuviel an lem Keimporus gekennzeichnet. Die Sporen
Ammoniak und an Stickstoff muß zuerst sind ziemlich groß, immer über 10 µm lang,
abgebaut werden, bevor sich eine Fettwiesen- sie können warzig oder glatt sein. Die Huthaut
und Ruderalflora ansiedeln kann. Dies ist nach ist zellig, Cheilozstiden sind immer vorhan-
gut einem Jahr der Fall, falls der Mist nicht vor- den, Chrysozystiden nur bei manchen Arten.
her für Düngezwecke auf dem Feld ausge- Die Abgrenzung zu anderen Gattungen mit
bracht wurde. In dieser Zeit findet im Haufen dunkelbraunem bis schwarzem Sporenpulver
ein Fermentationsprozeß statt, der unter und dem Vorkommen auf Mist und Dung:
beachtlicher Hitzeentwicklung den Mist in Die Zärtlinge und Faserlinge (Psathyrella)
nährstoffreichen Kompost umwandelt. unterscheiden sich durch eine radialfaserige
Hätten Sie ihn erkannt? Huthaut. Es kommen nur etwa 4-6 Arten in
Ein schlichter behangener Düngerling Frage. Tintlinge (Coprinus) haben entweder
Panaeolus papillionaceus, früher P. sphinctri- zerfließende oder papierdünne Hüte. Auf Mist
nus. Der Pilz ist, wie auf den Fotos ersichtlich, wachsende Kahlköpfe (Psilocybe), haben
makroskopisch äußerst variabel. Wenn man immer einen schmierigen Hut. Dieses Merk-
keine jungen Fruchtkörper hat, die die weißen mal teilen die Kahlköpfe mit dem Ring-Dün-
Velumreste am Hutrand zeigen, wird es erst gerling (Panaeolus semiovatus), der trotz der
am Mikroskop offenbar: Der behangene Dün- im feuchten Zustand schleimigen Huthaut aus
gerling hat Sporen von durchschnittlich 15 x 9 der Gattung Annellaria herausgenommen und
µm und keine Chrysozystiden. Diese Merk- zu den Düngerlingen gestellt wurde. Er hat,
malskombination grenzt ihn von anderen wie der Name schon sagt, einen Ring, was bei
Arten der Gattung sicher ab. Sollte je ein Pilz- einem Kahlkopf nie der Fall ist. Außerdem sind
freund die Gattung Panaeolus für eine schwie- bei einem Kahlkopf die Lamellen nicht auffal-
rige Gattung halten, dann ist der behangene lend fleckig. Auch Träuschlinge (Stropharia)
Düngerling sicherlich die Hauptursache dafür. und Schwefelköpfe (Hypholoma) haben dun-
Moser nennt ihn mit deutschem Namen blas- kelbraunes Sporenpulver, wachsen aber kaum
ser Düngerling. Die Übersetzung des lateini- jemals auf frischem Mist. Champignons (Agar-
Behangener Düngerling Panaeolus papillionaceus
icus), die ja ebenfalls dunkelbraunes Sporen- nicht ganz falsch zu liegen. Prof. Moser hat
pulver haben, sind erstens schon von Habitus den Pilz in Schweden auf Elch- Ren- und
leicht zu erkennen, zweitens benötigen sie ver- Rehlosung gefunden und ihn bislang nur vorl-
rotteten, kompostierten Mist, da sie auf das im äufig beschrieben. Weitere Fundmeldungen
frischen Mist enthaltene Ammoniak empfind- und Informationen zu Panaeolus alcidis liegen
lich reagieren. der Redaktion bisher nicht vor. Ein weiterer
Fund gelang am 4.6.96 im Freiland, nach einer
Kleinster Düngerling Hitzeperiode mit nachfolgendem Regen. Die
Sporengröße wie auch die weiteren Merkmale
Panaeolus alcidis Moser (ined.) waren identisch mit dem Fund in vitro. Ledig-
Bedeutung des lateinischen Artnamens: alces = lich die Hüte waren mit 5 mm wenig größer
Elch. Das bezieht sich darauf, daß der Erstbe- und die Fruchtkörper insgesamt etwas kräftiger
schreiber den Pilz auf Elchlosung (in Schwe- als bei der ersten Aufsammlung. Danach
den) gefunden hatte. erschienen innerhalb ca 10 Tagen in vitro noch
Funddaten: 4.5.96, MTB 6507-3, auf Pferdeäp- etwa 10 weitere Fruchtkörper, die so schmäch-
feln in vitro. Die Pferdeäpfel wurden Mitte tig waren wie die der ersten Aufsammlung. Der
März gesammelt und in Kultur genommen. Misthaufen war der gleiche, von dem zu
Gleichmäßig feucht auf der hellen Fensterbank Beginn des Jahres die Pferdeäpfel entnommen
im nur sporadisch geheizten Raum gehalten, wurden.
fruktifizierten sie etwa sechs Wochen später
einzeln oder in einer Gruppe von zwei Frucht-
körpern. Grauer Tintling
Kurzbeschreibung: Winziger Düngerling ohne Coprinus cinereus (Schaeff.:Fr.) S.F. Gray s. l.
Velum mit reichlicher Tröpfchenbildung. Bedeutung des Artnamens:
Beschreibung: Hut 3 - 4 mm ø, anfangs eiför- cinereus = aschgrau
mig, dann kegelig, später ausgebreitet-kegelig, Der graue Tintling ist der mit Abstand häufigste
schwach und stumpf gebuckelt. Hutfarbe Tintling auf Mist. Dabei kann er auf Pferdemist
o c k e r f a l b , schmutzig falb, hell grauocker. ebenso reichlich vorkommen wie auf Kuhmist.
Hutdeckschicht kahl, nackt, etwas glimmerig. Nach eigener Beobachtung werden die Frucht-
Kein Velum, auch nicht bei ganz jungen körper auf Kuhmist oft größer als auf Pferde-
Fruchtkörpern. Lamellen entfernt, stark bau- mist und können bis zu 8 cm Durchmesser
chig, frei, breit, nicht zerfließend, schwarz- erreichen.
weiß gefleckt. Stiel bis 3cm/1mm, hyalin-
Der graue Tintling ist gut erkennbar durch
creme, später Basis dunkler, auf ganzer Länge
seine intensiv graue Hutfarbe, seine reichli-
auffällig weißlich bereift, gleichdick, mit
chen weißen Velumflocken und seinen struppi-
reichlicher Tröpfchenbildung. Fleisch unter der
Hutmitte hyalin-grau, in der Stielbasis gen, weißen, ± wurzelnden Stiel. Allerdings ist
grauocker, in der Stielspitze hyalin-weißlich. die Deutlichkeit der Merkmale oft so fließend
Sporenpulver nahe-zu schwarz. und so vergänglich, daß eine Bestimmung
längst nicht so einfach ist, wie es auf den ersten
Mikromerkmale: Sporen gattungstypisch: breit Blick scheinen mag: Die Velumflöckchen sind
zitronenförmig, glatt und dickwandig, im oft abgewaschen, um den wurzelnden Stiel
Durchlicht opak schwarzbraun, 11,3 - 17,9 x beobachten zu können, muß man sich schon
7,2 - 11,0 µm. Basidien viersporig, gedrungen- tief in den Mist hinein bemühen und über-
zylindrisch
Behangener oder tütenförmig,
Düngerling 22,5 - 26
Panaeolus x 9,0 - haupt sind die meisten Tintlinge, so auch die-
papillionaceus
10,0 µm. Cheilozystiden farblos, dünnwandig, ser, so kurzlebig, daß Sie sich den Wecker am
zylindrisch, verbogen, im unteren Drittel geleg-
entlich auch etwas bauchig, manchmal gega- besten eine Stunde früher stellen sollten, wenn
belt, 4 - 6 (12) x (15) 40 - 60 µm. Sie nicht nur noch den Stiel des Grauen Tint-
Pleuro- und Chrysozystiden nicht beobachtet. lings sehen wollen.
Kaulozystiden reichlich am ganzen Stiel, in Noch etwas erschwert die Bestimmung des
Form und Größe wie die Cheilozystiden. grauen Tintlings: Er hat einen Doppelgänger.
Anmerkung: Moser gibt die Sporen etwas Der großhütige Misttintling Coprinus macroce-
schmäler an: 16 - 18 (19) x 7 - 9 µm. Da uns phalus unterscheidet sich durch kleinere (!)
jedoch kein Düngerling bekannt ist, der auch Fruchtkörper, größere Sporen und spärlichere
nur eine entfernt gleiche Merkmalskombina- Pleurozystiden. Allerdings gibt es zahlreiche
tion aufweist, meinen wir, mit der Bestimmung Übergänge, oft sogar an einer einzigen Fund-
stelle, die eine korrekte Trennung unmöglich
erscheinen lassen.
Schneeweißer Tintling
Coprinus niveus (Pers.) Fr. s.l.
Eine dritte Art dieser Sektion ist der Pferdemist- Bedeutung des lateinischen Artnamens:
tintling C. radiatus, der aber meist nur Frucht- niveus = schneeweiß
körper von 5 mm Hutdurchmesser ausbildet Ganz ähnlich verhält es sich mit dem schnee-
und in diesem Aufsatz keine Berücksichtigung weißen Tintling, der in Form des schneeweißen
finden soll. Breitspor-Tintlings Coprinus latisporus einen
Für Einsteiger in die anspruchsvollere Pilzkunde Doppelgänger hat. Auch hier bildet eine der bei-
kann es nicht falsch sein, der etwas weiteren den Arten kleinere Fruchtkörper (C. latisporus),
Artauffassung Kriegelsteiners zu folgen und C. Sporen mit einem exzentrischen Keimporus und
macrocephalus als Synonym zu C. cinereus zu etwas kleinere Pleurozystiden. Beide Arten sind
betrachten. Das hat praktische Gründe: zwar weit verbreitet, fruktifizieren aber eher sel-
1. Viele von uns mikroskopieren nicht. ten und daher ist die Beobachtung von evtl.
2. Es würden wirklich sämtliche Funde mikro- Übergängen oder klaren Trennmerkmalen
skopiert werden müssen, weil die beiden erschwert.
grauen Tintlinge makroskopisch nur mit viel Der hier abgebildete Pilz wuchs am 3.8.91 im
Erfahrung und nur bei typischer Ausprägung zu Fechinger Wald auf Pferdeäpfeln und wurde -
unterscheiden sind. da die auf makroskopischen Merkmalen beru-
3. Gibt es wie so oft bei ähnlichen Arten hende Bestimmung zweifelsfrei schien - nicht
mikroskopiert. Ich muß daher mangels besserer
Übergänge, die eine klare Zuordnung ohnehin
Kenntnisse und der Möglichkeit zur Bildung
nicht immer zulassen. einer eigenen Meinung bei der Determination C.
4. Ist der Graue Tintling als Sammelart gut niveus sensu lato bleiben. Es ist zu vermuten,
kenntlich und kaum zu verwechseln. daß die in den Verbreitungskarten Deutschlands
Für die Pilzfreunde, die die beiden grauen Tint- ausgewiesenen Funde von C.niveus vermutlich
linge unterscheiden möchten, soll hier das zum Teil zu C.latisporus gehören könnten. In
Ergebnis eigener Beobachtungen dargestellt Gebieten, wo die Gattung Coprinus gründlich
werden: C. cinereus hat ellpisoidische, sehr untersucht wurde, ist C. latisporus genau so gut
dunkelbraune Sporen von 8,5 - 15,2 x 6,8 - 8,2 verbreitet wie C. niveus. Dazu noch eine Beob-
µm. (Breitenbach/Kränzlin 9,5 - 11 x 6,5 - 7,6 achtung vom 2.9.96 auf einer Pferdeweide in
µm, Kriegelsteiner et al (1982) 10 - 12 x 6 - 7 MTB 6507-3, Lebach Tanneck: reichlich C.
µm.) Makroskopisch ist der Pilz größer und niveus, mit Fruchtkörpern von 1 cm - 5 cm ø,
robuster, bleibt länger eiförmig-glockig, hat mit Sporen, die allesamt auf C. niveus ss. stricto
einen struppigeren, zerbrechlicheren Stiel und passen.
einen oft arg zerschunden aussehenden Hut, Von den nachfolgenden Tintlingen wird
der vergleichsweise schneller zerfließt als der makroskopisch nur eine kompilierte Kurzbe-
Hut seines kleineren Bruders. schreibung gegeben, weil die Arten sich im
C. macrocephalus hat hellere Sporen, die Feld so ähnlich sind, daß eine Trennung für den
manchmal eigenartig deformiert und ausgebeult durchschnittlich gebildeten Pilzfreund sehr
erscheinen, und die insgesamt im Verhältnis zur schwierig ist. Ausführliche Beschreibungen
Länge breiter sind, also einen kleineren Längen- findet der weitergehend Interessierte in den
Breiten-Quotienten und ein größeres Volumen jeweils angegebenen Literaturstellen.
aufweisen. Mit Maßen von 10,8 - 14,8 x 7,2 -
10,0 µm sind sie in der Größe ähnlich breit Beschreibung der Morgentintlinge
gestreut wie die des größeren Bruders. (Breiten- Hut 0,8 - 1,5 (-2,5) cm ø völlig ohne Velum,
bach/Kränzlin 11,2 - 14,9 x 7 - 8,8 µm, Kriegel- anfangs eiförmig, gold- oder fuchsigbraun oder
steiner et al (1982) 13 - 13,5 x 7 - 8 (-9) µm im schon jung mit brauner Scheibe und grauem
Mittel.) Rand, später flach kegelig oder völlig verflacht,
Die deutlichen Unterschiede in Sporenform und oft auch mit aufgebogenem Rand, zerbrech-
-farbe kann man besonders gut beobachten, lich, papierdünn, stark gefaltet-gerieft, mit blei-
wenn man Präparate beider Arten nebeneinan- bend brauner Scheibe. Stiel weiß, gebrechlich,
der im Mikroskop betrachtet. Oft kommen auch röhrig-hohl, bis 4-6 cm x 1-1,5 mm, jung fein
beide Arten zusammen auf einem Misthaufen weißlich bereift. Lamellen mäßig entfernt, bau-
vor und wenn sie typisch ausgeprägt sind, sind
chig, schwarz, oft mit weißen Schneiden. Der
sie auch im Feld durchaus zu unterscheiden.
ganze Pilz erinnert an einen schmächtigen
Scheibchentintling und zerfließt nicht, sondern
verwelkt eher. Er ist sehr vergänglich und