Sie sind auf Seite 1von 48

DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN REDUKTION IN DER

PHILOSOPHIE EDMUND HUSSERLS


Author(s): Iso KERN
Source: Tijdschrift voor Filosofie , JUNI 1962, 24ste Jaarg., Nr. 2 (JUNI 1962), pp. 303-
349
Published by: Peeters Publishers/Tijdschrift voor Filosofie
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/40880851

JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide
range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and
facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact support@jstor.org.

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at
https://about.jstor.org/terms

Peeters Publishers and Tijdschrift voor Filosofie are collaborating with JSTOR to digitize,
preserve and extend access to Tijdschrift voor Filosofie

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-
PHAENOMENOLOGISCHEN REDUKTION
IN DER PHILOSOPHIE EDMUND HUSSERLS

von Iso KERN (Löwen)

Es geht hier um die Frage der Konstitution philosophischer Er


nis : Auf Grund welches Denkschrittes entsteht philosophisc
sen ? Wie tritt das Erkennen aus dem aphilosophischen Lebe
und wird zum eigentlich philosophischen ?
Philosophie ist in der Geschichte als ein Bruch mit dem nat
Leben empfunden worden, und zwar ebensosehr von den Ni
sophen als von den Philosophen selbst. Für die ersten stellte s
Bruch dar als ein gewisses „Anomal-" oder „Verrücktwerden
Durchbrechen der vom natürlichen Leben festgesetzten Norm
den Verhaltens), als ein „sich auf den Kopf Stellen", wäh
Philosophen diesen Bruch als ein Verlassen der flachen, sche
Höhlenschatten und als ein Eintreten in die volle wahre Wirk
als eine Revolution der naiven Denkart erfuhren. Wodurch vollzieht
sich jenes Verlassen der Schattenhöhle ? Welches ist der Sinn dieses
Gleichnisses ?

Kein Philosoph der Geschichte hat sich wohl mit dieser besonderen
Frage so inständig und in immer neuen Anhieben beschäftigt wie
Edmund Husserl. Er erörterte sie unter dem Titel der transzendental-
phänomenologischen Reduktion. Die folgenden Ausführungen wollen
die „geographischen Karten" studieren, die uns jener nimmermüde
philosophische Wanderer unter diesem Titel über die Zugangswege in
das Land der wahren Wirklichkeit hinterlassen hat. Sie wollen weiter

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
304 Iso KERN

aber auch
versproche
*

Prominent
der transze
den Cartes
gie, 3. den
den Weg ü
es sich abe
selben Weg
Wegen spr
typen ! Bem
immer fein
verschlunge

a) Der Car

Der Carte
erscheint b
mehr oder
reissen wol
gende Geda
1. Den Be
begründet
(von einem
einem abso
steht auch
Evidenz als
2. Nun mus
gehalten w
Welterken

1. Cf. die Ein


gegeben unte
von E. Fink i

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 305

jener Forderung entspricht : Der aller Welterkenntnis zu


de Glaube an das Sein der Welt besitzt jene absolute E
Der absolut anfangende Philosoph muss also gegenüber d
ben und damit auch gegenüber aller Welterkenntnis, s
schaftlicher oder vorwissenschaftlicher Natur, eine Epoche
muss sie ausser Geltung setzen.
3. Die Frage stellt sich, ob überhaupt noch eine geltend
übrig bleibt, wenn alle transzendente Welterkenntnis au
gesetzt ist. Die Frage kann bejaht werden : Es bleibt übr
des Philosophierenden, das Gegenstand der immanenten Erk
absolut evident ist. Der absolute Anfang ist gewonnen.
4. Das „cogito* ' trägt intentional und in diesem Sinne
ganze Welt als „cogitatum" in sich. Obschon die Welt u
Gehalt vom anfangenden Philosophen ausser Geltung g
bleibt sie nun also doch für ihn bestehen, aber nicht mehr
sprünglichen Geltung, sondern bloss als „cogitatum qua
d.h. als blosses „Phänomen". Damit ist die reine Subjekti
vollen Umfang erfasst. Sie darf nicht mit dem Mensche
werden, der ein blosses transzendentes „cogitatum" dies
tät ist.

Verfolgen wir nun in einem Ueberflug diesen Cartesianischen Weg


durch Husserls philosophisches Werk hindurch.
Ansätze zu diesem Weg finden sich schon im zweiten Band der
„Logischen Untersuchungen" (1901), nämlich im § 7 der Einleitung,
der den Titel trägt : „Das Prinzip der Voraussetzungslosigkeit der
erkenntnistheoretischen Untersuchungen". In ihm verlangt Husserl,
dass die Erkenntnistheorie „alle Annahmen, die nicht phänomenolo-
gisch voll und ganz realisiert werden können" ausschliessen 2, auf die
„adäquat erfüllende Anschauung" zurückgehen3, d.h. sich „rein auf
dem Grunde gegebener Denk- und Erkenntniserlebnisse vollziehen"
muss 4. Wir treffen hier also schon die den Cartesianischen Weg kenn-
2. Logische Untersuchungen, 2. Band, 1. Auflage (1901), S. 19.
3. Le, S. 21.
4. L.C., S. 20.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
306 Iso KERN

zeichnende
des Aussch
menologis
„Logischen
halt, nicht
in Anspruc
Sinne erre
denn die P
gie".
Der Gedanke des Einschlusses des „cogitatum' ' in den absoluten
Bereich der Phänomenologie oder Erkenntnistheorie taucht schon auf
in einem sich auf Descartes berufenden Text aus dem Jahre 1904 5.
Damit ist im Prinzip der Cartesianische Weg der phänomenologischen
Reduktion schon abgesteckt. Systematisch wird er aber erst in den
„Fünf Vorlesungen" („Die Idee der Phänomenologie") vom Sommer-
semester 1907 begangen. Er setzt ein mit der zweiten Vorlesung, in der
zu Beginn die Forderung erhoben wird, dass die Erkenntnistheorie
einen absoluten Anfang besitzen müsse, der „schlechthin nichts von der
Unklarheit und Zweifelhaftigkeit enthalten darf, die Erkenntnissen
sonst den Charakter des Rätselhaften, Problematischen verleihen ..." e.
Nach der Aufstellung dieser Forderung knüpft Husserl an die Cartesia-
nische Zweifelsbetrachtung an7 und stellt die „cogitationes" als erste
absolute Gegebenheiten fest. Die „cogitatio" als „rätsellose" 8, „absolut
klare und zweifellose Erkenntnis" e, als „Absolutes" 10, als „letztes Mass,
was Sein und Gegebensein besagen kann" ", vermag also den absoluten
Anfangspunkt der Erkenntnistheorie zu bilden. Die „cogitatio" oder
das Erlebnis als das dem Bewusstsein reell Immanente scheint vorerst

5. Cf. das im Husserl- Archiv (Löwen) aufbewahrte Originalmanuskript (Ms. orig.)


Β II 1, S. 47a (16. Juni 1904).
6. Werke, Bd. IL S. 29.
7. L.C., S. 30.
8. L.c., 5. 34.
9. L.c., S. 33.
10. L.C, 5. 31.
11. Ibid.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN... 307

- wie Husserl bemerkt - die einzige absolute Gegebenheit od


dasselbe ist, die einzige r eine Immanenz darzustellen, so dass di
menologische Reduktion (als der Ausschluss all dessen, was n
lut gegeben ist) als Ausschluss alles reell Transzendenten er
Damit wäre der Standpunkt der „Logischen Untersuchungen
nommen12. Die weiteren Vorlesungen zeigen dann aber, nac
auch betont haben, dass die absolute „cogitatio" nicht als ps
sche „cogitatio" (die als Bestandteil des transzendenten Mensc
absolut gegeben ist) verstanden werden darf13, dass auch r
szendentes in den Bereich der absoluten Gegebenheit oder reine
nenz gehört : nämlich die in der Ideation zu erschauenden al
Wesen der „cogitationes" 14 und der intentionale Gegenstand als
(das „cogitatum qua cogitatum") 15. „Folglich gewinnt der B
phänomenolo gis eben Reduktion eine nähere, tiefere Bestim
einen klareren Sinn : nicht Ausschluss des reell Transzenden
gar im psychologisch-empirischen Sinn), sondern Ausschluss
szendenten überhaupt als einer hinzunehmenden Existenz,
dessen, was nicht evidente Gegebenheit ist im echten Sinn,
Gegebenheit des reinen Schauern" 16. Heben wir abschliessen
dass die „Fünf Vorlesungen" nicht über die eigene Subjektivit
führen, also in einem gewissen „Solipsismus" verharren.
Damit hätten wir in grossen Linien den Cartesianischen W
„Fünf Vorlesungen" gezeichnet. Bemerken wir zum voraus,
ausschliesslich dieser Weg den Sinn der phänomenologische
tion in jenen Vorlesungen bestimmt, sondern dass hier auch
andere Gedankengänge sinnbestimmend wirken - doch davo
Eine wichtige Etappe in der Entwicklung von Husserls
phänomenologischen Reduktion bilden die Vorlesungen „Gr
bleme der Phänomenologie", die Husserl im Wintersemester

12. L.c, S. 35 ff. ; cf. I.e. S. 5.


13. L.c, S. 43 ff.
14. L.c., 5. 49.
15. L.C., S. 67, 72 ; cf. l.c. S. 11.
16. L.c, S. 9.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
308 Iso KERN

gehalten h
nologische
Weg spielt
Demgegen
ung" der „
tion entw
Weges gepr
Forderung
dadurch ty
„ausser Ak
so dass sich
Diese Frag
leitende G
den Weltg
Reflexion
als „eine of
erfassen is
oben besch
ist" Z1. Da
schlossenh
transzende
Kapitel des
„eine rein
Einheit au
Gegenstand
szendente
{transzendi

17. Das Manu


Signatur F I
18. Werke, Bd. Ill, S. 65.
19. L.c, S. 70.
ZK). L·^., Ò. /Ζ.
21. Ibid.
22. L.c, 5. 86.
23. Ibid.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DRLI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 309

Erlebnisstrom) als geschlossene Einheit ermittelt. Die Versc


wird dann durch folgende eng zusammenhängende Gegenüb
gen bestimmt : 1. immanente Wahrnehmbarkeit des Erlebn
möglichkeit der immanenten Wahrnehmbarkeit des rea
(wobei „Immanenz" * hier reelles Beschlossensein meint) 2
phänomenales Gegebensein (d.h. Gegebensein durch eins
scheinungsweisen* * oder „Abschattungen* *) des realen D
Transzendenten) - absolutes Gegebensein des Erlebnisses (d
nenten); und - Husserl setzt gleich - bloss phänomenale
Transzendenten - absolutes Sein des Immanenten 25 ; daraus er
3. Zweifelhaftigkeit des transzendenten Dinges - Zweifellos
immanenten Erlebnisses 2*. Nachdem das zweite Kapitel die
denheit des Bewusstseins und der Realität herausgearbeitet hat
dritte Kapitel dar, dass das Bewusstsein gegenüber der tran
Welt absolut ist, d.h. „durch eine Vernichtung der Dingwel
difiziert aber in seiner eigenen Existenz nicht berührt* * wird
das transzendente Ding als blosses intentionales Sein dur
aktuelles Bewusstsein angewiesen ist28. Damit hat der Ged
sein Ziel erreicht, und Husserl kann schliessen : Nach der A
der transzendenten Welt haben wir noch „das ganze Feld de
Bewusstseins* * 29. „Also das ist es, was als das gesuchte ,phäno
sche Residuum9 übrig bleibt**80. Dabei betont er, dass die
duum** die weltliche Transzendenz als intentionales Korrela
birgt81.
In reinster Form wird der Cartesianische Weg in der Vorlesung
„Erste Philosophie'* vom Wintersemester 1923/24 begangen : Husserl

24. L.c,. S. 95 ίϊ.


25. Cf. Le, § 44.
26. Cf. Le, § 46.
27. L.c., S. 115.
28. L.c, S. 116.
29. L.c, S. 118.
30. Ibid.
31. L.C., S. 119.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
310 Iso KERN

sucht unt
denz nach
Philosophi
inadäquate
die Welt i
duktion ei
sche Frage
bliebe, we
den Ueber
welterfah
Damit erw
selbst setz
Stellungna
dass Husse
„Ideen I" f
quate und
aufstellt, d
transzend
Philosoph
einen Anf
tischen Re
diese Krit
ben ■*. Di
nomenolo

32. Apodikti
(1923/24), al
33. L.c, b. 69.
34. Cf. I.e., 32. Vorlesung.
35. Cf. I.e., 33. u. 34. Vorlesung.
36. L.c, S. 68.
37. L.c, S. 69.
38. L.c, S. 70-73.
39. L.c, S. 76.
40. L.c, S. 71 it.
41. L.c, S. 80.
42. Ibidem.
43. Cf. I.e., S. 126, 171 ff.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN... 311

zugleich ein neuer Weg der phänomenologischen Reduktion


wird, der vom Cartesianischen völlig unabhängig ist ** : der
die Psychologie.
Eine ähnliche Situation wie in den Vorlesungen „Erste Ph
finden wir in den „Cartesianischen Meditationen" : auch hie
Anfang die Forderung des Beginns der Philosophie bei eine
tischen Evidenz 45, worauf die Weltevidenz als nicht apodiktisc
sen und in den „Cartesianischen Umsturz" einbezogen wird *
verbleibende transzendentale Ich, das die Welt als „Phänome
birgt, wird eine apodiktische Kritik gefordert, diese dann
„Problem höherer Stufe" verschoben und nicht mehr ausg
Auch in den „Cartesianischen Meditationen" erreicht also der
nische Weg sein Ziel, den absoluten Anfangspunkt der Phi
nicht48.
In seinem letzten Werk, in der „Krisis", distanziert sich Husserl aus-
drücklich vom Cartesianischen Weg und weist auf dessen Mängel hin 49.
Tatsächlich ist dieser Weg Husserl spätestens schon in den Zwanziger
Jahren als fragwürdig erschienen. Gehen wir im folgenden auf die
Aspekte dieses Weges ein, die in den Augen Husserls seine Fragwür-
digkeit ausmachen mussten.
Ein erster ausserordentlich schwerwiegender Mangel des Cartesiani-
schen Weges liegt darin, dass auf ihm die transzendentale Reduktion
ausschliesslich den Charakter eines Verlustes hat und das Bewusstsein
als ein Uebrigbleibendes („Residuum") erscheinen lässt. Mag Husserl
auch jeweils am Ende des Cartesianischen Weges betonen, dass die
Welt gar nicht verloren ging, da sie als intentionales Korrelat des
„cogito" im Forschungsfeld des Phänomenologen liege 50, so ist diese

44. L.C., S. 127 ; cf. die kritischen Bemerkungen Husserls zu dieser Stelle I.e. (Bei-
lage II), S. 312 (ad 81 ff.).
45. Cf. Werke, Bd. I, § 6 ; apodiktische und adäquate Evidenz werden hier nicht mehr
äquivalent gesetzt (cf. Le, S. 55).
46. L.C., § 7.
47. L.C., § 8.
48. L.C., § 9.
49. Werke, Bd. VI, S. 157/58.
50. Cf. z.B. Ideen I, Werke, Bd. Ill, S. 119.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
312 Iso KERN

Behauptung
tigt. Denn
bloss als „P
auf dem Ca
nur als „su
Weg der G
Husserl Na
nach einer
Husserl im
Versuche m
Versuche al
tesianische
„Residuum
men" dieses
mit vollem
schen Weg
nur um ein
notwendig
notwendig
Welt abges
Ueberlegun
der „Carte
wissenscha
weiteren A
daher gegen
aus der Ep
Einwand b
betrachtet
serls grun
Weges. Die

51. Cf. 2.B.


I.e., Beilage X
52. Werke, Bd. I, S. 60.
53. Werke, Bd. VIII, Erste Philosophie, 2. Teil, S. 68.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 313

Der eigentliche Sinn von Husserls transzendental-phänomen


Reduktion enthält nichts von einem Zurücktreten hinter den W
ben, so dass dessen Wieder-in-Geltung-Setzung als ein z
noch zu erstrebendes Ziel des Philosophierens erscheinen m
eigentliche Sinn der phänomenologischen Reduktion wird
den Cartesianischen Weg nicht erreicht.
Auch das Korrelat dieses Verlustes des wirklichen Seins d
nämlich der Charakter des Bewusstseins als eines „Uebrigge
oder „Residuums" ist ausserordentlich irreführend : Denn
anderes übrigbleiben als ein Teil oder eine Komponente
Schicht, und was kann Bewusstsein als Teil, Komponente od
der Gesamtwirklichkeit anderes sein als das psychische Bewu
das psychische „Endchen der Welt" ? Wir brauchen nicht au
wie oft Husserls transzendentales Bewusstsein im psychologisch
interpretiert und in dieser Interpretation auch schärfstens
wurde.

Husserl ist sich selbst der Fragwürdigkeit der Rede von


schaltung der Welt" und vom „Bewusstsein als Residuum",
auf dem Cartesianischen Weg ergibt, bewusst gewesen. In e
der wohl aus dem Jahre 1924 stammt, weist er darauf hin,
Rede leicht zur Auffassung führt, dass die Welt selbst in ihrem
Sein nicht zum Bereich der transzendentalen Phänomenolo
und dass das „ego cogito" nur die aus der Welt herausab
Schicht der Psychischen sei M. Dasselbe sagt der § 43 der „K
sich ausdrücklich vom Cartesianischen Weg distanziert : d
führe zwar wie im Sprung zum transzendentalen Ego, lasse
jenigen, der diesen Weg begehe, zunächst in Ratlosigkeit, w
sem transzendentalen Ego gewonnen sei. „Daher erliegt man
die Aufnahme meiner ,Ideen' gezeigt hat, allzuleicht und gle
ersten Anfängen, den ohnehin sehr versucherischen Rückf
naiv-natürliche Einstellung" 55.

54. Cf. I.e., Beilage XX, S. 432/33 (wohl 1924).


55. Werke, Bd. VI, S. 158.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
314 Iso KERN

Ein zweiter
darin, dass
oder die tra
Einmal gela
(die nach H
Subjekte o
„Indikation
als Leiber e
- und damit
Geltung ges
Weg auch a
natürlich n
Leib kann m
appräsentier
Leiber gar v
dem Carte
„blosses Ph
Kritiken vor
in seiner p
vermöge. D
mend sagen
Recht, der d
nologischer
In seiner V
selbst auf d
schen Wege
Vorlesung e
transzenden
führten Car
Vorlesungen

56. Cf. Werk


Bd. I, Cartesian
57. Werke, B
1925).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 315

die phänomenologische Reduktion zu einer intersubjektiven z


ten58. Welche Geschehnisse in seiner Entwicklung Husserl h
deutet, zeigt ein Text aus dem Umkreis der genannten Vorl
Husserl spricht hier von einem „nicht ganz leicht durchs
machenden Irrtum* ' seiner Einführung der phänomenologischen
tion im Jahre 1907 und bemerkt : „Aufgehoben wird er (dieser
duch die Erweiterung* der phänomenologischen Reduktio
monadische Intersubjektivität in den Vorlesungen Herbst 1910
Irrtum, von dem Husserl hier spricht, betrifft (neben eine
Moment, auf das wir noch zu sprechen kommen werden)
schränkung der Subjektivität auf das Reine meiner (vorerst p
gisch aufgefassten) Subjektivität, wie sie auf dem Cartesianisc
der „Fünf Vorlesungen" von 1907 durchgeführt wurde. Die V
vom Herbst 1910 (es sind die oben erwähnten Vorlesungen „
probleme der Phänomenologie"), die diese Einschränkung au
sehen bezeichnenderweise vom Cartesianischen Weg ab.
Wenn der Cartesianische Weg schon nicht zur Intersubj
führt, führt er dann wenigstens zur vollen eigenen Subjekti
nicht nur eine Subjektivität der Gegenwart ist, sondern
Vergangenheit und Zukunft besitzt ? Diese Frage muss verne
den.

Wie möchten in diesem Zusammenhang an Kants schar


„Widerlegung des Idealismus" erinnern™. Kant setzt sich hier
problematischen Idealismus Descartes auseinander, der nur de
stand der inneren Erfahrung für unmittelbar und völlig ge
Gegenstand der äusseren Erfahrung als nur mittelbar erschlo
problematisch betrachtet. Kant zeigt hier, dass die innere Erfah
Bestimmung meines Daseins in der Zeit nur möglich ist auf
einer Beziehung auf etwas Beharrliches (in der Zeit), das mi
Existenz verbunden nur ausser mir, also nur Gegenstand der
Erfahrung sein kann, die sich damit als mindestens ebenso un

58. Le, S. 174 Anm.


59. L.c, Beilage XX, S. 433 (wohl 1924).
60. Kritik der reinen Vernunft, Β XXXIX ff. Anm. u. 274-279.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
316 Iso KERN

erweist wie
tive Zeitbe
das Bewuss
Denken be
Dieses Bewu
Erkenntnis
können wir
er die Welt
oder gar als
jektivität al
genheit und
Gelangt nu
Vorlesunge
seiner volle
Texten dah
Zwanziger J
nicht zeige,
aussetze 62.

Gehen wir
genau zeigt
seinem voll
erhärten, d
Weise, wie
in seiner V
tiefe Analy
hier, dass d
durch eine
Reflexion u
ich nur - m
tuelle Bewu
Vergangen

61. Cf. Werk


62. Cf. I.e., Be
zu 75,33 ; cf.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 317

besitzt also in seiner Gegenwart horizontmässig das Un


Gegenständlichkeiten, die für es gelten, und in gewiss
diejenigen, die noch zukünftig für es gelten werden
Möglichkeit, in Erinnerung und Vorerwartung sich die
zu bringen. Dieser Welthorizont ist nun nach Husserl d
der Möglichkeit dafür, dass ich ein transzendental Reine
genheit und Zukunft erreichen kann. Ich darf also diese
erklärt Husserl ausdrücklich, „nicht schlechthin ausser
zen" **. Denn das transzendental Reine, z.B. dasjenige de
heit, gewinne ich nur so, dass ich mich vorerst in meine
heitshorizont als Menschenich, das in seiner nun vergan
und in intentionalem Bezug auf sie gelebt hat, erfasse.
mich z.B. an den gestrigen Spaziergang, wie ich eine ge
durchstreifte und diese und jene Dinge sah. Mein aktue
habe ich schon durch die erste Reduktion als transzende
Der Gehalt dieses Erinnerns aber, nämlich mein gestrige
jener durchstreiften Gegend, habe ich vorerst noch nich
dentales, sondern nur als das Wahrnehmen des Mensch
der Welt von gestern herumstreifte. Will ich dieses Wa
transzendentales erfassen, muss ich eine zweite Reduktio
den reproduktiven Gehalt meiner Erinnerung hineingre
so tuend, die Kette meiner Wiedererinnerungen entlang,
von einer auftauchenden Erinnerung gleichsam kontinuierl
aktuellen Gegenwart hin und übe ich an der kontinuier
ung kommenden Erinnerungsreihe transzendentale
erschaue ich damit meine kontinuierliche transzendenta
heit bis zum Jetzt... "*' Analoges gilt auch für die G
Zukunft des transzendentalen Lebensstromes. Das Entsch
uns ist dies, dass in dieser Gewinnung meines transzend
der Vergangenheit und Zukunft die vergangene und zuk
in ihrer objektiven Zeitlichkeit den notwendigen „Leitf

63. Werke, Bd. VIII, Erste Philosophie, 2. Teil, S. 159.


64. L.c, S. 85/86.
65. Lu:., S. 158.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
318 Iso KERN

stellt : Gäb
in der ich
vergangen
gangenes
gewinnen,
mich Geltu
der Möglic
Erfahrung
bloss als Re
die radikal
Von diesen
schen Weg
Besonders
mentation
Durch eine
seins, jedes
aber in sein
dings. Denn
dass in jede
menen Ges
fahrungsz
nicht, dass
sen wären"
Gedanke d
Bewusstsei
diese bleib
Dauer, d.h
schmilzt au
wart als so
genheit un
ein Punktuelles und damit Unzeitliches reduziert.

66. Zum oben Ausgeführten cf. I.e., S. 84 ff., 132 ff., 157 ff.
61. Werke, Bd. Ill, S. 115.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 319

Ob sich Husserl dieses Ungenügens des Cartesianische


jemals voll bewusst geworden ist, ist nicht klar ersichtlich
manche Anzeichen dafür vorliegen. Vor allem muss hier ber
werden, dass Husserl gar nie die phänomenologische Reduk
durch den Cartesianischen Weg bestimmt dachte, sondern scho
andere nicht-Cartesianische Elemente in ihren Sinn miteinbezo
ihm die Fragwürdigkeit jenes Weges vielleicht nie in voller
keit aufgehen konnte.
Der Cartesianische Weg besitzt noch einen dritten Mang
Mangel bezieht sich auf die diesem Weg eigene Forderung n
absoluten Anfang der Philosophie. Wir haben schon oben da
gewiesen, dass Husserl in den „Fünf Vorlesungen" (1907) u
„Ideen I" für die auf dem Cartesianischen Weg erreichte Su
eine absolute Evidenz beansprucht, also jene Forderung des
Anfangs glaubt erfüllen zu können, während er in den Vo
„Erste Philosophie" (1923/24) und in den „Cartesianische
tionen" von diesem Anspruch abkommt und den Auf weis der
Gegebenheit „bis auf weiteres" verschiebt. Schon durch
schiebung, die als notwendige erkannt wird, erweist sich
sianische Idee als illusorisch : Die Philosophie kann nich
absoluten Punkt anfangen. Der tatsächliche, nicht absolute A
Philosophie beim „cogito" wird nun aber auch nicht etwa n
als ein apodiktischer herausgestellt. Vielmehr zeigt es sich
„cogito" als zeitliches gar keinen wissenschaftlich erfassbare
Inhalt besitzt.

Die Absolutheit der Evidenz, die nach dem Cartesianischen


Anfang der Philosophie stehen soll, bedeutet absolute Zweif
oder Apodiktizität 68. Sie bedeutet weiter auch absolute A
insofern adäquate und apodiktische Evidenz äquivalent gese

68. Cf. Werke, Bd. II, Fünf Vorlesungen, S. 29 ff. ; Bd. VIII, Erste Ph
Teil, S. 33 ff. ; Bd. I, Cartesianische Meditationen, S. 55/56.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
320 Iso KERN

den69. Die
von dieser
Einmal ist
darüber, d
meines Er
kann, da W
können71
Zeitform d
Husserl Ap
die lebendi
Was ist nu
nicht die
selbst - al
sondern d
Lebens' * 7
meine kon
der Gegen
nur als di
konkrete
lebendig-s
Ist nun in
nis apodik
ein Erlebn
apodiktisc
noch kein
69. Werke,
70. Werke, B
71. Cf. Ges.
tale Logik, S
72. Cf. Wer
nische Medit
73. Cf. Wer
Bemerkung
genommen w
74. Werke, Bd. VIII, Beilage XXVIII, S. 467 tf. (2. Nov. 1925).
75. L.C., S. 468 (2. Nov. 1925).
76. L.C., S. 466 (2. Nov. 1925).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 321

Evidenz für Seiendes sein kann. Denn zum Sein der Erlebnis
Identifizierbarkeit in der Wiedererinnerung 77 - die, wie gesa
zipiell der Möglichkeit der Täuschung unterliegt. Ein Ge
iebendig-strömenden Gegenwart als solcher kann somit keine
tische Ausgangsevidenz für eine Wissenschaft, die Seiendes f
abgeben.
Wir können - immer Husserl folgend - noch weiter gehen : Die
lebendig-strömende Gegenwart als solche weist, da sie nur in Retention
und Protention als strömend erfasst wird, eine vermittelte Struktur
auf 78, so dass auch hier die Apodiktizität problematisch wird ™.
So bleiben schliesslich nur zwei apodiktische Momente meines
„cogito* ' übrig : die zeitliche Form und die Existenz meines Selbst80.
Diese beiden Momente sind nicht inhaltlicher Art. Denn Husserl kann
schreiben : „Erkenntnis, und insbesondere wissenschaftliche Erkenntnis,
wäre absolut befriedigt, wenn und so weit sie absolute Endgültigkeit in
der Apodiktizität unter gleichzeitiger Adäquation an einen apodikti-
schen Gehalt erzielte. Aber keine Tatsachenerkenntnis - keine mun;
dane und keine phänomenologisch-subjektive - ist von dieser Art. Kein
zeitliches Sein ist in Apodiktizität erkennbar : nicht nur für uns, sondern
weil es selbst apodiktisch erkennbar ist, dass dgl. unmöglich ist" 81. Es
ist also letztlich die Zeitlichkeit, die die apodiktische Erkenntnis meiner
Subjektivität verunmöglicht.
Inwiefern die Unmöglichkeit einer apodiktischen Tatsachenerkennt-
nis meiner transzendentalen Subjektivität nach Husserl die Möglichkeit
einer apodiktischen Wesenserkenntnis dieser Subjektivität noch offen
lassen kann, brauchen wir hier nicht zu erörtern. Denn der Sinn der
phänomenologischen Reduktion Husserls kann auf alle Fälle nicht

77. Cf. Werke, Bd. III, Ideen I, S. 107. Es handelt sich um eine Ergänzung aus den
zwanziger Jahren, die in den Text der Löwener Ausgabe aufgenommen wurde ; Formale
und transzendentale Logik, S. 254.
78. Werke, Bd. VIII, Erste Philosophie, 2. Teil, S. 175.
79. Cf. Werke, Bd. I, Cartesianische Meditationen, S. 67 ; cf. Bd. II, textkritische An-
merkungen, S. 91 (ad 35,30).
80. Cf. Werke, Bd. VIII, Beilage XIII, S. 397 if. (1925) ; Bd. I, Cartesianische Medi-
tationen, S. 67.
81. Werke, Bd. VIII, Beilage XIII, S. 398 (1925).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
322 Iso KERN

darin beste
zurückzuge
z.B. auch m
durch den
kann. Husse
senserkennt

b) Der Weg

Versuchen
voraus desse
1. Dieser W
schaften, d
Seelischen a
schaften di
Seelische int
2. Die ergän
von derselbe
ten (Körpe
Erfahrung w
da die natü
auf die Geg
ziehungen z
dadurch ge
intentional
gegenüber
zugs seiner
3. Indem ic
der einzeln
nen oder de
tion übe, g
Analyse de
Erlebnis di

82. Cf. Werk

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 323

geltende setzt. Um das rein Seelische zu gewinnen, muss ich


Interesse an der Welt in einer universalen Epoche, gewisserm
einem Schlage", inhibieren. Durch diese universale Epoche kom
zum allheitlichen Zusammenhang aller reinen Seelen, die ver
schaftet das allgemeinschaftliche „Phänomen" Welt intention
schliessen. Diese Intersubjektivität erweist sich als transzende
reine Auswirkung der Idee einer reinen Psychologie führt a
Transzendentalphilosophie.

Den Weg über die intentionale Psychologie hat Husserl wo


erstenmal systematisch in der Vorlesung „Erste Philosophie"
begangen. Er schliesst ihn in dieser Vorlesung an die Exposi
Cartesianischen Weges an, erklärt ihn aber als tiefer und re
diesen83 und auch von diesem völlig unabhängig84. Als Leitg
dieses neuen Weges wird das reine Interesse am Subjektiven
stellt 85. Um das rein Subjektive im Sinne der Psychologie zu gew
betrachtet Husserl in dieser Vorlesung die Einzelreduktionen
schrittweise geübte Interesseninhibition am Sein der inte
Gegenstände der einzelnen Erlebnisse oder Erlebniszusammen
hinreichend *6. Im weiteren weist er aber auf das Ungenügen de
reduktionen hin, bei denen immerzu als intentionale Implik
verborgene Geltungen übrig bleiben 87, und fordert zur Uebe
dieses Ungenügens eine universale Interesseninhibition „hin
der gesamten in Horizontferne bewussten Welt, hinsichtlich des
sums aller Realitäten und Idealitäten" ss. Diese universale Interessen-
inhibition - die „in einem Schlage" zu vollziehen ist - nennt Husserl
„transzendentale Reduktion" 89. In kritischen Bemerkungen und Erör-
terungen zu dieser Vorlesung, die kaum später als ein Jahr danach

83. L.C., S. 165.


84. Le, S. 127.
85. L.C., S. 108, 127.
86. L.c, S. 128, 141/42.
87. L.c., b. 144, 153.
88. L.c, 5. 162.
89. Ibid.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
324 Iso KERN

geschrieben
Einzelredu
zwar mit d
Geltungsim
führungen
Weiter ha
systematis
dieses Weg
versale Ab
schaften) b
fassen vers
ergänzende
(an den ein
nisse) zwar
seits doch
wiesen wir
gewinnen,
die er sich
schauers b
den reinen
der Epoche
wusstsein r
greifen de
Welt für a
men" gewo
Ueberrasch
Idee einer
Seelen zu

90. L.c, Beila


ad 143 ; cf. I
91. Werke, B
92. L.c, S. 252.
93. L.c, S. 242/43.
94. L.c, 5. 256.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 325

phänomenologisch-psychologischen Epoche und Reduk


transzendentale vollzieht' ' 95.

Nachdem wir einen Ueberblick über diesen Weg zur tran


talen Subjektivität gewonnen haben, wollen wir nun auch i
auf ihn die Frage stellen, ob er wirklich zu demjenigen füh
chem er führen soll, oder ob er nicht auch wie der Cartesia
durch ein fundamentales Ungenügen gekennzeichnet ist.
Der Weg über die Psychologie ist frei vom zweiten un
Mangel des Cartesianischen Weges - was allerdings noch
zeigen wäre. Er schliesst aber, so müssen wir feststellen, ein
ein, der das genaue Analogon zum ersten Mangel des Carte
Weges bildet : Der Sinn der transzendentalen Reduktion w
jenen zweiten Weg bestimmt als Interesseninhibition und a
tion. Die grosse Schwierigkeit ist nun die folgende : Wi
abstrahierendes Verfahren zur konkretesten aller Wissenschaften -
denn als solche stellt Husserl die transzendentale Phänomenologie hin
- führen ? Gehen wir durch Abstraktion und einseitiges Interesse nicht
eines Teiles der totalen Wirklichkeit, d.h. der vollen Konkretion ver-
lustig ? M.a.W., vermag der Weg über die Psychologie weiter zu
führen als zur Psychologie, d.h. zur P^r//Wwissenschaft vom rein Seeli-
schen, und mutet Husserls These, dass die Welt nichts anderes sei als
das „Phänomen* ' dieser durch Abstraktion gewonnenen Subjektivität,
nicht als eine unbegründete Behauptung an - ähnlich der unbegrün-
deten Behauptung des Naturwissenschaftlers, der plötzlich seine Ab-
straktion zur totalen Wirklichkeit erklärt und dadurch zum Materiali-
sten wird ? Wir sind überzeugt, dass, wenn der Sinn der phänomenolo-
gischen Reduktion letztlich durch den Weg über die Psychologie
bestimmt wird, diese Fragen bejaht werden müssen. Doch halten wir
danach Ausschau, ob sich Husserl nicht selbst des Mangels dieses
Weges bewusst wurde.
Nachdem Husserl im Text der Vorlesung „Erste Philosophie" die
universale Reduktion eingeführt und diese als transzendentale bezeich-
95. L.C., S. 259.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
326 Iso KERN

net hat, no
als ein Ja
dürfte : „N
sophische
Reduktion*
logische E
Bereich zu
Auswirku
der Umsc
Reduktion in die transzendentale vollzieht"*7. Wie dieses Zitat der
„Krisis" zeigt, scheint sich aber Husserl in diesem letzten Werk - dessen
fragmentarischer Charakter allerdings zu berücksichtigen ist - dieses
Sachverhaltes nicht mehr bewusst gewesen zu sein. In diesem Werk
betrachtet er sogar die reine Psychologie als völlig identisch mit der
transzendentalen Phänomenologie m, so dass von dieser Identifikation
her jenes Zitat natürlich richtig wird. Aber die Fragwürdigkeit dieser
Identifikation von einer durch Abstraktion gewonnenen, also notwen-
digerweise partiellen Wissenschaftlichkeit mit der durch die Intention
auf die Totalität gekennzeichneten philosophischen Wissenschaftlich-
keit springt sofort in die Augen. Heben wir aber hervor, dass diese
äusserst bedenkliche Identifikation von Husserl nicht immer vertreten
wurde, sondern eventuell einfach durch den unvollendeten Charakter
jenes Werkes, das zudem aus der Hand eines bald Achtzigjährigen
stammt, erklärt werden kann. In einem Text aus der Mitte der Zwan-
ziger Jahre, sowie im „Encyclopedia Britannica" - Artikel (1927/28)
hebt Husserl streng den Unterschied zwischen der reinen auf einer
universalen Epoche beruhenden Psychologie und der transzendentalen
Phänomenologie hervor. Er erklärt hier, dass für den Psychologen die
Welt, obschon er sie als ganze reduziert habe, in ihrer naiven Geltung
im Hintergrund doch noch sinnbestimmend bestehen bleibe und in
dieser Geltung dem Gebiet des Psychologischen den Horizontindex

96. Werke, Bd. VIII, Beil. II, S. 319, ad 163 (1924 od. 1925).
97. Werke, Bd. VI, Krisis, S. 259.
98. Le, S. 261, 263, 268.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN... 327

„rein Seelisches" verleihe™. Der transzendentale Charakter de


tivität kann nach diesen Texten nur gefasst werden durch die E
nis ihrer Absolutheit, ihrer Priorität und ihres Ursprungsch
gegenüber der Welt100. Diese Eigenschaften der Subjektivitä
aber nicht über eine vom Sein der Welt abstrahierende Psy
erfasst.

c) Der Weg über die Ontologie

Auch von diesem Weg geben wir im voraus die Grundstruktur wie-
der :
1. Er beginnt bei der positiven Ontologie oder Logik. Damit kann
Verschiedenes gemeint sein : a) die formale Logik und Ontologie („ma-
thesis universalis"), die die formalen Prinzipien der Wissenschaften
enthält (also als allgemeine Wissenschaftslehre fungiert); b) die
materialen oder regionalen Ontologien, die zusammen eine geschlossene
Einheit darstellen und die besonderen Prinzipien oder apriorischen
Normen der einzelnen positiven Wissenschaften bilden (also die Rolle
von besonderen Wissenschaftslehren ausüben); c) die Ontologie de*
Lebenswelt, die das Fundament aller wissenschaftlichen Ontologie und
Logik bildet. - Je nachdem, bei welcher dieser drei verschiedenen
Grundarten von Ontologien der Weg über die Ontologie einsetzt,
erscheint dieser Weg als Weg über die formale Logik, als Weg über
die Kritik der positiven Wissenschaften oder als Weg über die Ontolo-
gie der Lebenswelt. Die Ontologie der Lebenswelt ist nach Husserl die
fundamentalste, auf die letztlich alle anderen Ontologien in irgend einer
Weise zurückbezogen sind. Sie bildet daher den grundsätzlichsten Aus-
gangspunkt für den Weg über die Ontologie. Sie ist aber erst eine Idee
des späten Husserl.
An allem positiven oder objektiven ontologischen A priori ist eine
letzte Unklarheit fühlbar, die zum Anlass von verkehrten Sinnunter-

99. Cf. Werke, Bd. VIII, Beil. XXIII, S. 446/47 (wohl 1925) und Bd. IX, Encyclo-
ped'ta-Britannica- Artikel, 4. (endgültige) Fassung, δ 13 ff.
100. Werke, Bd. VIII, Beilage XXIII, S. 448/49 (wohl 1925).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
328 Isa KERN

Schiebunge
Quelle im „
nis, die vo
absieht. D
Klarheit er
es auch in d
logischen P
objektiven
2. Aus der
klären (und
zu unterzie
die die Ein
nis überwi
Subjektivit
einer wahr
jetzt nich
Ontologisc
die Welt (a
sondern au
Positive „d
kein Verlu
Gewinn, e
tion zur Su
Darstellend
ma" der ob
Einstellung
setzt aus
subjektiven
tiven „The
Die Einstel
der zweiten
sion in sich
konstituier
gemeinsam

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 329

erweist sich als eine zeitliche (geschichtliche), da die in ihr sich


tuierende Objektivität eine Geschichte hat.
3. Die Erforschung des universalen transzendentalen Lebens,
sich die weltliche Objektivität mit ihrem ontologischen Aprior
tuiert, ist nun keineswegs eine leichte Sache : es ist ausseror
schwierig, die revolutionär-neue Einstellung, die den Charakt
„Konversion" der Denkrichtung hat, in voller Reinheit einzu
und einzuhalten. Denn der transzendentale Forscher ist immer ve
das subjektive Leben positiv-ontologisch zu fassen, gewisserm
„realisieren". Aus seinem natürlichen Leben an die Flächendi
gewöhnt, hat er beständig die Neigung, die Tiefendimension
flachen. Er hat immer die Tendenz, das transzendentale Lebe
objektiv- wissenschaftliche Gesetze zu „erklären", was natür
Widersinn ist, da er ja vor der Aufgabe steht, diese objektiven
durch den Rückgang auf das subjektive Leben aufzuklären. M
dem Transzendentalphilosophen droht beständig eine „metab
allo genos", d.h. eine Metabasis von der Transzendentalitä
Positivität, von der transzendentalen Einstellung in die objekt
dane, von der Dreidimensionalität in die Zweidimensional
dieser Gefahr zu entgehen, gibt es für den transzendentalen
nur ein Mittel : die transzendentale Epoche hinsichtlich aller p
Geltungen. Diese Epoche bedeutet jetzt genau Folgendes : D
szendentale Forscher muss sich beständig des Sinnes seiner e
Forschungen bewusst sein. Er darf also nicht dem Widersinn v
das transzendentale Leben durch irgendwelche positiven
(Geltungen) erklären zu wollen. Für ihn darf also in diesem Si
positiver Satz Geltung haben ; kein positiver Satz, keine p
Geltung darf in der transzendentalen Forschung die Rolle ei
misse spielen ; nur als intentionales Korrelat des subjektiven
liegt jede objektive Geltung im transzendentalen Bereich. Die
hinsichtlich der positiven Geltung erfolgt also nicht deshalb, wei
Geltung die Apodiktizität mangelt (cf. den Cartesianische
auch nicht deshalb, weil ich mich nur für das Subjektive inte
und mich am Sein der Welt desinteressiere (cf. den Weg

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
330 Iso KERN

Psychologi
transzende
diesen Gru
stimmt.

Verfolgen wir nun auch die Geschichte dieses Weges über die
Ontologie in der philosophischen Entwicklung Husserls.
Gewisse Ansätze dieses Weges finden sich schon in den „Logischen
Untersuchungen". In der Einleitung zum zweiten Band schreibt Husserl
von der Erkenntnistheorie : „Nach den Darlegungen der Prolegomena
(= erster Band der „Logischen Untersuchungen") ist sie nichts anderes
als die philosophische Ergänzung zur reinen Mathesis in denkbar
weitestem Verstande, der alle apriorische kategoriale Erkenntnis in
Form systematischer Theorien zusammenschliesst" 10' Die Erkenntnis-
theorie, die das unmittelbare Ziel von Husserls früherer Phänomenolo-
gie darstellt, wird hier also in engem Zusammenhang mit der „mathesis
universalis" (formale Logik und Ontologie) gesehen. Durch die in den
„Logischen Untersuchungen" schon lebendige Idee einer strengen
Korrelation von objektivem und subjektivem Apriori erfährt der Sinn
jenes Zusammenhanges schon eine gewisse Bestimmung.
Wie steht es nun mit den für Husserls philosophische Entwicklung
entscheidenden „Fünf Vorlesungen" („Die Idee der Phänomenologie")
von 1907 ? Wir haben schon in unserer Erörterung des Cartesianischen
Weges dargelegt, dass dieser Weg in jenen Vorlesungen eine dominie-
rende Stellung einnimmt. Doch setzt dieser Weg erst in der zweiten
Vorlesung ein. Die erste Vorlesung aber beginnt mit dem Satz : „Ich
habe in früheren Vorlesungen unterschieden zwischen natürlicher und
philosophischer Wissenschaft ; die erstere entspringt aus der natür-
lichen, die letztere aus der philosophischen Geisteshaltung"102. Die
ganze erste Vorlesung kreist um den Gedanken, dass die Erkenntnis-
theorie (bzw. die Philosophie) gegenüber der natürlichen Wissenschaft
(objektiven Wissenschaft) in einer „völlig neuen Dimension" liegen

101. Logische Untersuchungen, 2. Band, 1. Auflage, S. 20/21.


102. Werke, Bd. II, S. 17.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 331

und „eine im Prinzip neue Einheit' ' bilden muss108 : „Die P


liegt, ich wiederhole es, in einer gegenüber aller natürlichen E
neuen Dimension ..."10' In jenem Gedanken liege, so füh
in dieser ersten Vorlesung aus, „dass die reine Philosophie
der gesamten Erkenntniskritik und der ,kritischen' Diszipl
haupt von der ganzen in den natürlichen Wissenschaften
wissenschaftlich nicht organisierten natürlichen Weisheit u
geleisteten Denkarbeit absehen muss und von ihr keinerle
machen darf 105. Diese „Ausschaltung* ' des objektiven Wissen
also den Sinn eines Schutzes vor einer Metabasis von der ne
sophischen) Erkenntnisdimension in die natürlich-objektiv
diesen Sinn bestimmt Husserl erstaunlicherweise die phän
sche Reduktion auch unmittelbar nach dem Aufbau des Cartesi
Weges in der zweiten Vorlesung, obschon dieser Sinn gar
jenige ist, der sich aus diesem Weg heraus ergibt, sondern soga
in einem gewissen Gegensatz steht. Husserl erklärt hier, da
„zureichende und volle Deduktion" der erkenntnistheoretis
phänomenologischen) Reduktion, die alle objektiven Transz
- mögen sie auch völlig gewiss sein - mit dem „Index der
ung", der „Gleichgültigkeit1 ', der „erkenntnistheoretische
behaftet, aus folgenden zwei Momenten ergebe : erstens, au
der erkenntnistheoretischen Forschungen, die die Mögl
objektiven Erkenntnis erörtern, und zweitens, aus der „ausser
starken Neigung, in allen Fällen, wo ein transzendierender
vollzogen und ein Urteil auf Grund desselben zu etablieren i
szendierendem Sinn zu urteilen und somit in eine ,metaba
genos' zu verfallen ..."im. Husserl fügt hinzu : „Mit der
,metabasis* hängen alle Grundirrtümer der Erkenntnistheo
men, auf der einen Seite der Grundirrtum des Psychologism
anderen der des Anthropologismus und Biologismus" 107.
103. Le, S. 24.
104. Le, S. 25.
105. L.c, S. 24.
106. L.C., S. 39.
107. Ibid.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
332 Iso KERN

licher komm
als Schutz v
(oder Einste
fassung die
sich auf das
der eigentli
ist die bestä
kenntniskri
me nicht mi
möglichkeit
Wir können
letztlich ein
nicht dem h
Weg, sonde
über die Obj
Dass der ei
Schutz vor
aus dem wic
darüber kl
Forschunge
liegen und i
menologisch
zu sein und
Erkenntnis
der Natur n
sie ist, darf
weil die sch
,phänomeno
Forderung,

108. L.c, S. 6.
109. Die ontologischen Prinzipien sind ja nichts anderes als die Prinzipien der
Objektivität.
110. Ms. orig., Β II 1, S. 5b (1907).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN... 333

zu bleiben und nicht Erkenntnistheorie mit naturwissenschaftlicher


(objektivistischer) Untersuchung zu verwechseln" 112.
Eine sehr bedeutende Rolle spielt der Weg über die Ontologie in
Husserls Vorlesungen vom Wintersemester 1910/11, in denen er zum
ersten Mal systematisch und völlig gelöst von Cartesianischen Gedan-
ken begangen wird. In einem Text aus dem Jahre 1923 hält Husserl die
Grundstruktur dieses Weges fest und erklärt dann ausdrücklich, dass
er diesen Weg in jenem Wintersemester entwickelt habe : „gegebene
Welt, anschaulich gegeben ; die universale Ontologie der Welt mit
allen Sonderontologien leitet auf eine universelle Weltanschauung als
eidetische Weltbetrachtung, die Axiome der universellen Ontologie
müssen die Wesensbeschreibungen möglicher Welt überhaupt sein.
Dabei führt die Natur auf Leiblichkeit, auf das Psychische, auf die
geistig leistende Subjektivität, auf die Einsicht, dass Subjektivität welt-
konstituierend ist, transzendental absolut, dass alles Sein Korrelat der
transzendentalen Subjektivität ,ist', die alles Objektive als Korrelat von
subjektiven Konstitutionen umspannt ; dass alles Sein transzendental
betrachtet, in einer universalen subjektiven Genesis steht usw." 112. „Das
ist genau der Weg meiner Einleitungsvorlesung im Wintersemester
1919/20 ; er ist schon der Weg meiner Göttinger wissenschaftstheore-
tischen Vorlesungen, Logik von 1910/11" 113. In den genannten Vor-
lesungen von 19IO/II („Logik als eine Theorie der Erkenntnis")
entwirft Husserl diesen Weg mit folgenden Worten : „von den natür-
lichen Wissenschaften führt also der Weg zu den Ontologien bis
hinauf zur universalsten (zur Analytik) und dann weiter zu der all
diesen Ontologien folgenden, ihre Prinzipien und Methoden aufklä-
renden Noetik, und durch die Noetik klärt sich dann alle besondere
wissenschaftliche Erkenntnis auf. Und alle Erkenntnis ist dann in
absolute Erkenntnis verwandelt, ist metaphysische Erkenntnis. So ist die
Noetik die Wissenschaftslehre im höchsten Sinn und zugleich diejenige
111. L.c, S. 14b (Sept. 1907).
112. Werke, Bd. VIII, Abhandlung : „Weg in die transzendentale Phänomenologie
als absolute und universale Ontologie durch die positiven Ontologien und die positive
erste Philosophie", S. 225 (1923).
113. Ibid.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
334 Iso KERN

Disziplin, d
bedürfniss
Ontologie is
menologie.
Folgendes ist von grosser Bedeutung : Gleichzeitig mit jener Vor-
lesung („Logik als Theorie der Erkenntnis") hat Husserl jenes
zweistündige Kolleg „Grundprobleme der Phänomenologie" gehalten,
in dem es ihm zum ersten Mal gelingt, die transzendental-phänomeno-
logische Reduktion auf die Intersubjektivität auszudehnen115. Dieser
sehr bedeutsame Schritt geschieht nun dem Wesen nach auf dem Weg
über die Ontologie116 : die fortgesetzt daseiende Welt mit ihrer
apriorischen Struktur wird als Index genommen und zwar nicht nur
für einen aktuellen Bewusstseinsstrom, sondern für ein ganzes System
sich zeitlich folgender wirklicher und möglicher Erlebnisse 117, die als
Vergegenwärtigungen im aktuellen Erlebnis verwurzelt sind. Durch die
Welt sind aber weiter nicht nur eigene Erlebnissysteme indiziert, son-
dern auch fremde Erlebnisse 118. Die Welt in ihrer Grundstruktur (oder
ontologischen Struktur) ist in diesen Ausführungen Husserls also not-
wendiger Leitfaden für die Ermittlung der intersubjektiven Erlebnis-
systeme, in denen sich die Welt konstituiert 119. Auf Grund dieser Ue-
berlegungen kommt Husserl auch zu einer Bestimmung des Sinns der
phänomenologischen Reduktion, die nur auf dem Weg über die
Ontologie möglich ist : „Phänomenologische Reduktion ist eben gar
nichts anderes als Einstellungsänderung, in der konsequent und univer-
sal die Erfahrungswelt als Welt der möglichen Erfahrung betrachtet
wird, und d.i., das erfahrende Leben betrachtet wird, in dem das

114. Ms, orig., F I 12, S. 69a (1910/11).


115. Ct. das Manuskript t 1 43.
116. Wir folgen in unserer Darstellung einer Zusammenfassung dieser Vorlesung,
die Husserl ungefähr 1924 schrieb und die in Werke, Bd. VIII als Beilage XX veröffent-
licht ist.
117. L.c, 5. 434 (wohl 1924).
118. L.c, S. 435 (wohl 1924).
119. Cf. oben unsere Ausführungen über Husserls Methode der Gewinnung der
transzendentalen Intersubj ekti vität.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 335

Erfahrene jeweils - und universal - Erfahrungssinn ist mit bes


intentionalen Horizont' ' 120.
Gehen wir zu den „Ideen I" über. Hier finden wir gru
dieselbe Situation wie in den „Fünf Vorlesungen' ' : Die Cart
Gedankengänge stehen im zweiten Abschnitt dieses We
phänomenologische Fundamentalbetrachtung"), der der Ide
nomenologischen Reduktion gewidmet ist, im Vordergr
Husserl aber diese Gedankengänge entwickelt, hat er schon
Paragraphen des ersten Abschnittes (§ 26) „Wissenschaften d
tischen und Wissenschaften der philosophischen Einst
einander gegenübergestellt und erklärt, dass „Erkenntnist
Wissenschaft einer eigenen Dimension notwendig wird
andererseits wird im § 61 des Werkes, der den Titel trägt : „D
dologische Bedeutung der Systematik der phänomenologisch
tionen" und der abschliessend den Ertrag der über dreissig P
umfassenden „phänomenologischen Fundamentalbetrachtu
stellt, die phänomenologische Reduktion eindeutig und auss
als Schutz vor einer Metabasis (d.h. vor der Kontaminierung
szendental-phänomenologischen Dimension der Subjektiv
objektiv-natürliches Wissen) bestimmt. Es stehen hier etwa
Die ausdrücklichen „Einklammerungen" der phänomeno
Reduktionen „haben die methodische Funktion, uns beständ
erinnern, dass die betreffenden Seins- und Erkenntnissphären
ausserhalb derjenigen liegen, die als transzendental-phänome
erforscht werden sollen, und dass jedes Sicheindrängen von
die jenen eingeklammerten Gebieten angehören, eine Anze
eine widersinnige Vermengung, für eine echte ,metabasis' "
in der „phänomenologischen Fundamentalbetrachtung" der
ist also ein Sinn der phänomenologischen Reduktion massg

120. L.c, S. 436 (wohl 1924).


121. Werke, Bd. III, Titel des S 26.
122. L.c, S. 56 ; wir unterstreichen.
123. L.c, S. 144/45.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
336 Iso KERN

sich nicht
sondern de
Weiter ha
Ontologie
seiner Vorl
Dieser Weg
die Idee de
nach der V
(in der der
vorgetrage
Beschreibu
der an sich
und stellt d
einer an sic
Bewusstsein
sich schon
langt er hie
diese naive
sinnung (d
müsse. Dadurch wird nach ihm die Reinheit der transzendentalen
Subjektivität bewusst erfasst, und alle psychologischen und naturali-
stischen Auffassungen von ihr ferngehalten.
Ausschliesslich durch den Weg über die Ontologie bestimmt ist
„Formale und transzendentale Logik". Versuchen wir die grosse Linie
des zweiten Abschnittes dieses Werkes, der die Umwendung von der
objektiven Logik und Ontologie zur transzendentalen Phänomenologie
vollzieht, festzuhalten : Nachdem Husserl im ersten Abschnitt die Idee
einer formalen Logik im umfassenden Sinn einer „mathesis universalisé
entworfen hat, beginnt er im zweiten Abschnitt darauf hinzuweisen,
dass eine rein objektive Logik in „einer Naivität stecken bleibt, die ihr
den philosophischen Vorzug radikalen Sichselbstverstehens und prin-

124. Cf. Ms. orig., F I 40.


125. Werke, Bd. VII, Kant und dte Idee der Transzendentalp hUosophte, S. 254/55
(1924).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 337

zipieller Selbstrechtfertigung verschliesst ..."126, und


und Verschiebungen unterliegt, die diejenige Klarheit ve
die allein ihre Tragweite und den Umfang rechtmässige
letztlich zu bestimmen vermag127. Daraus ergibt sic
Forderung einer Begründung der Logik durch subjekti
Forschungen, die er übrigens auch als „Kritik der Vernu
net128. Im weiteren geht er konkret daran, verhüllte
Voraussetzungen der Logik aufzuweisen - immer mit de
Notwendigkeit der subjektiven Forschungen darzutun u
tive Problematik freizulegen. Dieser Aufweis führt Huss
zur Welt als der von der traditionellen Logik immerzu s
vorausgesetzten Einheit möglicher Erfahrung129, so das
Aufklärung des Sinnes von Welt als zugehörig zur Auf
logischen Fundamentalbegriffe erweist 13°. Betonen wir
serl bis jetzt im Auf weis der impliziten Voraussetzung
völlig bewusst über den eigentlichen Charakter der subje
ungen verschwiegen hat, sogar dann, als er eingehend v
schen Konstitution sprach131. Zu Beginn dieses Aufw
erklärt, dass die Enthüllung jenes Charakters durch die
die logischen Erfordernisse der subjektiven Untersuchun
schehen werde132. Diese Besinnung geschieht nun in d
94 : Wenn in der subjektiven Forschung der Sinn des log
mentalbegriffs „Welt" geklärt werden muss, darf die
natürlich-objektiven Seinssinn nicht einfach stillschweig
Horizont vorausgesetzt, und die leistende Subjektivität
dieser Seinssinn konstituiert, nicht naiv mit diesem Sein
werden, sondern die Welt ist „in Frage zu stellen". Die
die erforscht wird, kann also nicht den Sinn von „Wel

126. Formale und transzendentale Logik, S. 137.


127. L.c, S. 236.
128. L.c, S. 145, 152.
129. L.c, S. 194.
130. L.c, S. 203.
131. Cf. l.c, § 85.
132. L.C., S. 155/56.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
338 Iso KERN

sie kann n
werden als
Betonen w
transzenden
keine Moti
logischen
Subjekts b
phie rekurr
Seelische*
schen Weg
die Rede ;
- „transzen
bestimmt
tiven Logik
die Erforsc
die Korrel
hingewiese
Schliesslic
letztem W
„der Weg
Rückfrage
des dritten
dere Form
sukzessiven
tivität vor
ginn dar,
deutungen
vorzudring
Der erste
dem Stern
die subjekt
erschliesse
natürlich-
133. Werke,

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN... 339"

setzten Welt fragt. Er spricht von der „Aeusserlichk


„Flächenhaftigkeit" 135 der natürlich-objektiven Weltbetr
stellt die darin anonym fungierende Subjektivität, d
unaufhörlichen Wandel in sich ständig eine Welt zur
bringt, als einen Seinsbereich einer „neuen Dimension" 13
in Gegenüberstellung zur „Zweidimensionalität" des natü
tiven Weltlebens auch als „Tiefendimension' ' 137 oder a
mension" 138 bezeichnet. Kants Theorie von der „Formu
durch die transzendentalen Funktionen stösst nach Husserl in diese
Tiefendimension vor, ohne sie allerdings wirklich (d.h. methodisch)
zur erschliessen 139. Diese Erschliessung stellt sich Husserl nun zur
Aufgabe - eine Aufgabe, die in einem Antagonismus zu den Interessen
des natürlich-objektiven Weltlebens steht und deshalb „der Menschheit
und selbst den Wissenschaftlern der Jahrtausende verborgen bleiben
musste" 14°.
Der zweite, nun schon konkretere Vorstoss zur transzendentalen
Subjektivität, der die §§33 bis 42 umfasst, betrachtet vorerst das
„Problem des Seinsweise der Lebens weit" 141 als Teilproblem im allge-
meineren Problem einer vollen Begründung der objektiven Wissen-
schaften, löst dann aber jenes Problem aus diesem Problemkreis her-
aus, um es als eigenständiges zu behandeln142, wobei schliesslich
erkannt wird, dass es sich bei ihm gar nicht um ein Teilproblem,
sondern um ein philosophisches Universalproblem handelt, das auch
die objektive Wissenschaft als Phänomen in der Lebenswelt mitein-
beschliesst 143. Dann beginnt Husserl nach der Art der Wissenschaft-
lichkeit zu suchen, in der das Problem der Lebenswelt erörtert werden

134. L.c, S. 116.


135. L.c, S. 121/22.
136. L.C., S. 115, 120, 123.
137. L.C., S. 121.
138. L.c, S. 126.
139. L.c., S. 120/21.
140. L.c, S. 121.
141. L.c., 5. 125.
142. Lc, § 33.
143. L.C., § 34 e, f.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
340 Iso KERN

kann, und
schaft, w
erfassen v
fremden E
im Sinn d
lebenswelt
hinsichtli
schaften 1
Sicherung
senschaft
ontologisc
lebenswel
Grundwei
naiv-natür
(aber nich
quent ref
tiven Geg
Einstellun
fasst die L
steht hier
welchem
Korrelat e
Leistungen
Husserl di
ist als die t
wiederum
der Interp

144. L.c, §
145. L.C,. Ò. 137.
146. L.c., 5. 129.
147. L.c, § 35.
148. L.c, 8 38.
149. L.c, S. 147.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 341

tik150 hat uns zum Postulat der Aufklärung des universal


seins' der vorgegebenen Welt ... für alle objektive Praxis ü
geführt : also zum Postulat jener neuartigen universalen W
von der Welt vorgebenden Subjektivität" 15' Nachdem H
transzendentale Einstellung, bzw. das in ihr zu Erforschen
umrissen hat, geht er auf deren innere Forderungen ein und s
dass sich diese Forschungen nicht auf dem Boden der n
Einstellung durchführen lassen : Das Sinn und Geltung
konstituierende Bewusstsein kann nicht in der natürlichen E
die Sinn und Geltung der Welt immerzu unbef ragt voraussetz
werden ; es bedarf also einer universalen Epoche hinsic
naiven Geltungsvollzuges des Weltglaubens152. Die neue Ei
steht über der Geltungsvorgegebenheit der Welt und über d
salen Bewusstseinsleben (dem einzelsubjektiven und intersu
worin die Welt für die naiv Dahinlebenden „da" ist153.
Entwurf des Weges zur transzendentalen Subjektivität schliess
Forderung einer konkreten Vorzeichnung der Wege zur Dur
der transzendentalen Reduktion.
Der dritte Entwurf schliesslich, der durch die §§ 43 bis 5
wird, beginnt mit einer Kritik des Cartesianischen Weges 154,
im folgenden denjenigen Weg konkreter zu beschreiben, d
die vorangehenden Entwürfe skizziert wurde : Zur Erfors
Gegebenheits weisen der Welt wird eine „sich zunächst ga
verständlich als unmittelbare Notwendigkeit darbietende E
hinsichtlich der Wirklichkeit der lebensweltlichen Dinge gefor

150. Mit dieser „zwischen Kant und Hume spielenden Problematik" m


Kants „Reaktion gegen Humes Datenpositivismus", d.h. Kants Lehre, dass in
lichen Erfahrung nicht blosse Sinnesdaten vorliegen (wie Hume meinte), so
den verborgen fungierenden Verstand rational geformte Einheiten. L.c, S.
Anm. d. Verf.
151. L.c, S. 150.
152. L.c, §§ 39, 40.
153. L.C., S. 153, 155.
154. L.c, § 43.
155. L.c. S. 157.
156. Lc, § 44.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
342 Iso KERN

Es folgen A
seins, wob
phänomeno
fadenfunk
welt) die L
erforschte
der Erklär
kenntnisse
eine radik
ten153. In
sinnung a
Korrelatio
ständlichke
Subjektivit
Teilbestan
der Subjek
verschling
Untersche
der konstit
Subjektivi
tuierenden
sinnwidrig
Metabasis v
Noch beso
menhang z
und Epoch
Einschränk
transzende
aus, dass a
natürliche

157. S. I.e., §
158. Le, S. 178.
139. L.c, Ò. 183.
160. S. i.e., § 54.
161. L.c, S. 157, 183, 187.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 343

aber im Unterschied zum natürlich eingestellten Mensc


kenntniszwecke nicht in der Welt terminieren lasse, so
weltkonstituierende Subjektivität zurückgehe, die er n
weltliche fassen könne und folglich zu deren Erforschu
Weltliches als Prämisse benützen dürfe 1&2.
Am Ende unserer Darstellung von Husserls Weg über
können wir folgendes feststellen : Dieser Weg trägt di
die beiden andern Wege als fragwürdig erscheinen lass
sich : Nicht nur wird auf ihm die volle Subjektivität ge
dern die transzendentale Reduktion erscheint hier vor allem
als Verlust oder Einschränkung auf einen besonderen S
Im Gegenteil : Die transzendentale Reduktion erscheint
Durchbrechen von Schranken, nämlich der Schranken
objektiven Erkenntnis, die sich als „einseitig", „abstrak
lich", „flächenhaft" zeigt. Sie ist der Uebergang - um m
sprechen, die an Hegel anklingen - aus der Beschränkth
lichen Bewusstseins, das die Gegenstände nur positiv
fixes, gegenüberstehendes Fremdes sieht, zum philosoph
das die Welt erkennt als die sich durch mannigfaltige G
dend hindurchbewegende eigene Leistung des Bewu
phänomenologische Reduktion kommt hier also zur Gelt
ins „Umfassende", ins „Konkrete", ins „Innerliche", in
mension" (die die „Flächendimension" in sich schliesst).
charakter besteht auf diesem Weg in der Umstellu
natürlich-objektive Weltleben radikal durchbrechenden
Reflexion. Die Epoche tritt dann als unselbständiges Mom
ergibt sich als logische Forderung der Umstellung, die s
bleiben und nicht die neu eröffnete Dimension mit Auff
tegorien") des natürlich-objektiven Weltlebens beeinträ
Nur dieses Verhältnis von transzendentaler Umstellung
lässt die transzendentale Reduktion nicht als Verlust ode
auf eine besondere Sphäre der objektiven Wirklichkeit e
Gegenteil ist notwendigerweise der Fall, wenn die Epoch
162. L.c, S. 180.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
344 Iso KERN

Cartesianis
stellung se
auch die Su
Der Sinn d
über die On
intendiert
selbst dan
Vorlesung
phänomen
den Begrif
nologische
änderung 1
schalten, d
sie bedeutet dadurch weiter den Schutz vor der verderblichen Reali-
sierung des transzendentalen Bewusstseins : „Bewusstsein, das ist der
Grundfehler, der den letzten Grundfehler des Psychologismus ausmacht
(dem alle Empiristen, nicht bloss, sondern auch Rationalisten unter-
liegen) ist kein psychisches Erlebnis, kein Geflecht psychischer Erleb-
nisse, keine Sache, kein Anhang (Zustand, Betätigung) in einem
Naturobjekt. Wer rettet uns vor einer Realisierung des Bewusstseins.
Der wäre der Retter der Philosophie, ja der Schöpfer der Philoso-
phie" 1θ6.
Unseres Erachtens hat nichts dem Verständnis der phänomenolo-
gischen Reduktion Husserls so sehr geschadet, wie deren (von Husserl
selbst durchgeführten) Verbindung mit der Cartesianischen Zweifels-
betrachtung. Auf Grund der Tatsache des Traumes und der hyperboli-
schen Supposition des „malin génie" zweifelt Descartes an der Existenz
der Welt (oder will es wenigstens tun); das „cogito" ist für ihn das
erste gesicherte Glied oder das Grundaxiom, vom welchem aus er das
Verlorene wiederzugewinnen versucht. Husserl aber zweifelt gar nie

163. Cf. z.B. Werke, Bd. VI, Krisis, S. 202, 247.


164. Cf. Werke, Bd. VIII, Beilage XX, S. 436 (wohl 1924).
165. L.c, Beilage XXIII, S. 448 (wohl 1925).
166. Ms. ong., A I 36, S. 193a (S.S. 1920).

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN... 345

am Sein der Welt und an den Weltwissenschaften. Er erk


ausdrücklich, dass hinsichtlich der Existenz der Welt gar
möglich sei 167. Auch auf dem Cartesianischen Weg verne
dass die Epoche einen Zweifel bedeute und dass wir durch
Ueberzeugungen preisgeben 1&8. Wenn er von der Zweifelhaf
transzendenten Seins spricht, meint er damit nicht, dass dies
haft sei, sondern nur die prinzipielle Möglichkeit, dass die
mal zweifelhaft werden könne 16*.
Bei der Epoche handelt es sich auch nicht um das „Dahi
sein-lassen" des Neutralitätsbewusstseins. In den „Ideen I" s
hier zwar einen Zusammenhang 17° ; später aber hat er diese
abgelehnt 17' Der Fehler dieser Bestimmungen der Epoche
dass sie aus der natürlichen Einstellung heraus erfolgen :
Neutralitätsbewusstsein gegenüber weltlichem Sein gehöre
lichen Einstellung. Aber auf dem Cartesianischen We
die Epoche der transzendentalen Umstellung selbständig
kann die Epoche überhaupt nur in einem „natürlichen* ' S
Zweifel oder Neutralitätsbewusstsein aufgefasst werde
jenem Weg bei der Durchführung der Epoche eine an
natürlich-objektive Einstellung noch gar nicht erreicht ist
serl negiert, dass es sich um einen Zweifel oder ein Neutralit
sein handle, kann er dies nur tun, weil er die Epoche gar
den Cartesianischen Weg bestimmt denkt. Husserls Philo
ihrem Wesen kaum Cartesianisch. Höchstens ihre Grundte
einer apodiktischen und absoluten Evidenz bildet eine allg
vage Parallele zu Descartes. Dabei geht es ihr aber nicht d
Seiende vor einem skeptischen Geist zu sichern, sondern
Seiende zu verstehen. Die phänomenologische Reduktio
nicht den Sinn, die Welt in Frage zu stellen, um „ihre Wir
erweisen, sondern (um) ihren möglichen und echten Sinn
167. Formale und transzendentale Logik, S. 222.
168. Werke, Bd. III, Ideen L S. 65.
169. L.C., § 46.
170. L.c, S. 266.
171. Cf. die textkritischen Anmerkungen zu Werke, Bd. Ill, S. 479, ad 266,11.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
346 Iso KERN

stellen" 17
tesianische
cartesianism
einer einze
dem die Vo
klarer : „E
Missverstä
mus' bekäm
Prämissens
naiverweis
deduzieren
stehen" 173.

Es ist noch zu bemerken, dass Husserls Distanzierung vom Cartesia-


nischen Weg oder sein Begehen des Weges über die Ontologie
keineswegs das Fallenlassen des Ideals der Philosophie als einer stren-
gen Wissenschaft bedeutet. Allerdings wird dieses Ideal damit grund-
sätzlich modifiziert : Die Philosohie hat nun keine absolute Evidenz als
Anfangspunkt, sondern ihr Gang besteht darin, eine absolute Evidenz
durch immer radikalere Besinnung und Selbstkritik zu suchen. Die
absolute Evidenz ist nicht etwas Gegebenes, sondern etwas Aufgege-
benes, d.h. eine Idee, wie Husserl in „Formale und transzendentale
Logik" klar erkennt174. In der radikalen und konsequenten Verfolgung
dieser Idee erweist sich die Philosophie als eine streng wissenschaft-
liche. Sie weiss, dass die absolute Evidenz an sich (κα$' αυτό) das Erste
oder der Grund (αρχή) des von der Philosophie erstrebten Wissens ist,
sie weiss andererseits aber auch, dass diese absolute Evidenz für uns
(προς ήμας) nur das Letzte (das „Resultat") sein kann. In „Formale und
transzendentale Logik" erklärt Husserl die transzendentale Selbstkritik
der transzendentalen Phänomenologie, durch die eine absolute (weil
total reflektierte) Evidenz gewonnen wird, zur an sich ersten Erkennt-

172. Formale und transzendentale Logik, S. 203.


173. Werke, Bd. VI, S. 193.
174. Formale und transzendentale Logik, S. 253.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZEISÍDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 347

niskritik 175. Zugleich gibt er aber seiner Einsicht Ausdruck,


an sich erste Erkenntniskritik nicht die erste für uns sein ka
dass die Transzendentalphilosophie notwendigerweise in ein
Naivität und Vorläufigkeit beginnen muss 176.

Nachdem wir die drei Wege der phänomenologischen


Husserls kennengelernt haben, kehren wir zu unserer Au
zurück : Wodurch vollzieht sich die Konstitution der philo
Erkenntnis ?

Auf Grund unserer Erfahrungen, die wir auf den von Hu


gebenen Wegen gemacht haben, können wir folgendes sage
Philosophie entsteht offenbar nicht in der konsequente
führung einer positiven Wissenschaft, wie etwa - am Beisp
- der Psychologie. Positive Wissenschaft beruht auf einer A
die sie ermöglicht und begründet. Alle Erkenntnis, die ko
Rahmen einer positiven Wissenschaft bleibt und rein den F
einer bestimmten positiven Wissenschaftlichkeit nachkommt,
von dem sie ermöglichenden Grundcharakter einer Abstrakth
tet und vermag deshalb nie philosophische Erkenntnis, die ihr
nach auf konkrete und totale Wahrheit ausgeht, zu werden. D
mässige Fundiertheit der positiven Wissenschaftlichke
Abstraktion erweist den scientistischen Begriff der Philosoph
Widersinn.
Offenbar entsteht Philosophie aber auch nicht in einer durc
tes vorgezeichneten Weise. Der Widerspruch liegt im Car
Gedankengang wohl letztlich darin, dass für eine einzelne
(das „cogito"), die von allen übrigen Erkenntnissen abgesc
absolute philosophische Wahrheit, und das heisst konk
(adäquate) Wahrheit beansprucht wird. Eine vom Uebrigen
dene Einzelerkenntnis kann nicht konkrete und totale, d
philosophische Wahrheit sein, denn absolute philosophisch

175. Le, S. 255.


176. L.c, S. 239 ; cf. Werke, Bd. VI, Krisis, S. 185.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
348 Iso KERN

ist das Ga
seinem Ve
Ganzen er
Anfang, s
Der Cartes
(da er bei
sprüchlich
Philosoph
radikalisie
nis und da
dem natür
aber nicht
aus dieses
ganzen Ko
wahren Si
Philosoph
geschichtl
sche Refle
Menschen
sträubt sic
Verlust ih
phen zum
loszuwerde
lichen We
Charakter
Schranken
über die b
Weltwahrheiten des Menschen und kann daher auch nicht in der
positiv-wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Weltpraxis ihr
Wahrheitskriterium haben. „Philosophie", die rein in einem natürlichen
Weltinteresse entsteht, ist nicht Philosophie, sondern entweder schlechte

177. Der Mangel des Cartesianischen Weges besteht darin, dass er nur eine Negation
(Verlust) zeigt, nicht aber, dass es sich um eine Negation einer „Negativität" (Verlust
von Schranken) handelt.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
DIE DREI WEGE ZUR TRANSZENDENTAL-PHAENOMENOLOGISCHEN. . . 34?

wissenschaftliche Hypothese oder Ideologie, die sich nicht


stimmten geschichtlichen Situation heraushebt und damit
dieser vergeht.
Andererseits ist aber Philosophie doch nicht ohne inneren Zu
hang mit einer einzelnen geschichtlichen Epoche ; und zwa
deshalb, weil sie bloss ein beständiges Hinausgehen (Transz
über die geschichtlich bedingte Situation und nie aktuell e
Hinausgegangensein (absolute Transzendenz) ist, sondern
halb, weil sie gerade als Selbstbesinnung über die bestimm
geschichtliche Situation reflektiert, aus der heraus sie entw
und die immer ihre Gegenwart, ihr Nährboden und der von ih
te Partner bleibt. Philosophie ist daher aktuell, aber sie ge
Aktualität nicht auf wie die Ideologie, sondern sie hat das
ihrem Horizont und die unendliche Aufgabe, die Gegenwar
Telos, die beschränkte Vernunft zur vollen Vernunft und d
auch den Antagonismus zwischen naivem Weltleben und P
zur Aufhebung zu bringen 17β.

178. Den in unserer Analyse des ontologischen Weges der phänomenol


duktion Husserls mehrfach hervorgetretenen Bezugnahmen und Anklä
haben wir in unserer Arbeit : Husserl und Kant. Studie über Husserls Verh
und zum Neukantianismus, die demnächst bei Nijhoff, Den Haag ersch
eingehende Untersuchungen gewidmet. Der vorliegende Aufsatz stellt im w
einen Paragraphen aus dieser Studie dar.

This content downloaded from


134.147.24.34 on Wed, 03 Aug 2022 17:18:42 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms

Das könnte Ihnen auch gefallen