FACHBEREICH
GESUNDHEIT UND
WELLNESS:
Pflege und Betreuung
www.sgd.de
Palliativbegleiter/in
Inhalt
Palliativbegleiter/in ............................................................ 4 Begleiten Sie Menschen
Ihr Fernstudium bei der sgd ............................................ 7
Kosten und Fördermöglichkeiten ............................... 10
an ihrem Lebensende
Anmeldung ....................................................................... 11 einfühlsam und
Praxis und Berufschancen ............................................. 12
Individuelle Studienbetreuung .................................... 13
fachkundig.
Lernstoffübersicht ........................................................... 14
Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer,
Probelektion...................................................................... 15
ich freue mich, dass Sie sich für diese besondere berufliche Weiterbil-
dungschance bei der sgd interessieren. Der Lehrgang „Palliativbegleiter/
-in“ hilft Ihnen, sich in der Branche als gefragte Fachkraft zu etablieren.
Zugunsten der besseren Lesbarkeit verwenden wir
bei Personenbezeichnungen die männliche Form
Wir vermitteln Ihnen das nötige Wissen durch flexiblen Fernunterricht.
stellvertretend für beide Geschlechter. Auf diese Weise können Sie sich in Ihrem eigenen Tempo neben Beruf
und Familie weiterbilden.
Viel Erfolg,
Ihre
Claudia Bremer
Pädagogische Leitung
2 3
Palliativbegleiter/in Palliativbegleiter/in
Palliativbegleiter/in
Trotz des medizinischen Fortschritts ist auch heute noch nicht jede Krank- Welche Vorteile bietet Lernstoff vollständig, fachlich und pädagogisch
einwandfrei aufbereitet ist. Außerdem garantiert
heit heilbar. Für die betroffenen Personen und ihre Angehörigen beginnt mir der Lehrgang? es Ihnen, dass der Lehrgang in seiner Durchfüh-
mit solch einer Diagnose eine schwere Zeit. Als Palliativbegleiter betreuen rung den staatlichen Bedingungen für Fernun-
Sie unheilbare und Sterbende einfühlsam und professionell. Dieser Lehr- Expertenwissen terricht entspricht.
gang bereitet Sie auf sämtliche Tätigkeiten der palliativen Begleitung vor. Die Lehrinhalte orientieren sich u. a. an den
Richtlinien zur Palliative Care der Weltgesund-
heitsorganisation (WHO) und an den Leitlinien
der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin
Was lerne ich genau?
(DGP). Wissen und Praxiserfahrungen vieler Ex- Der Lehrgang sensibilisiert Sie für die beson-
perten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen deren Belastungen und Bedürfnisse Sterben-
sind hier eingeflossen. der und Schwerstkranker. Er befähigt Sie, diese
Menschen nach den Grundsätzen der Palliativ-
Von der DGP anerkannt begleitung (Palliative Care) individuell zu be- Dieser Lehrgang ist von der
„Registrierung beruflich
Die Lehrinhalte sind von der Deutschen Gesell- treuen. Pflegender“ akkreditiert.
schaft für Palliativmedizin (DGP) anerkannt. Dies Sie erhalten bei erfolg-
Im Einzelnen behandeln Sie folgende Themen: reichem Absolvieren des
bestätigt, dass sie dem aktuellen Stand der Wis- Kurses 40 Weiterbildungs-
senschaft zur Palliativversorgung entsprechen. punkte.
Deshalb wird Ihr Abschlusszeugnis bzw. Zertifi- Begleitung Schwerstkranker und Sterben-
kat auch das Logo der DGP tragen – für Ihren der: Sie lernen, einfühlsam auf die Bedürf-
Arbeitgeber ein aussagekräftiger Beleg Ihrer nisse Betroffener einzugehen und sie in der
Qualifikation. letzten Phase ihres Lebens medizinisch, psy-
chisch und sozial zu unterstützen.
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Palliativbegleiter/in Palliativbegleiter/in
Eine ausführliche Der Lehrgang wurde für Menschen entwickelt, Um am Lehrgang teilzunehmen, sollten Sie einen
ist mit ihren digitalen
Angeboten der Kunden-
liebling unter den
Die sgd-Community
Lernstoffübersicht die sich mit der Palliativbegleitung auseinander- Fernschulen.
mittleren Bildungsabschluss besitzen und min-
finden Sie auf setzen wollen. Er ist daher ideal, destens 23 Jahre alt sein.
Seite 12. Kontakt aufnehmen: Hier finden Sie immer den richtigen
wenn Sie beruflich mit Sterbenden und deren Wenn Sie den sgd-OnlineCampus nutzen möch- Ansprechpartner.
Angehörigen zu tun haben, etwa im Bereich ten, benötigen Sie lediglich einen Computer
Sozialarbeit, Seelsorge oder Gesundheits- mit Internetzugang. Auf Ihrem Tablet oder Studienhefte als E-Books: Einfach herunterladen und mobil lernen.
beratung. Smartphone können Sie auch unsere sgd- Community nutzen: Tauschen Sie sich über Foren und Chats aus.
Campus-App nutzen.
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oder schwerkranker Menschen tätig sind. Moderne Lernmedien: Nutzen Sie eine individuelle Auswahl an
zusätzlichen digitalen Lerninhalten und Zusatzangeboten.
wenn Sie als Lehrer oder Erzieher mit unheil-
bar Kranken arbeiten. Lerngruppen finden: Lernen Sie bequem mit anderen Lehrgangs-
teilnehmern.
Ihre Kompetenzbereiche am Lehrgangsende:
wenn Sie als ehrenamtlicher Hospizhelfer Ihre Aktuelle Informationen: Lesen Sie regelmäßig Tipps und Hinweise,
Schwerkranke und Sterbende begleiten
Qualifikation vertiefen und erweitern möchten. wie Sie Ihr Fernstudium erfolgreich gestalten können.
Angehörige unterstützen
wenn Sie sich aus anderen Gründen mit den Ethisch korrekt handeln sgd-Extra:
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Palliativbegleiter/in Palliativbegleiter/in
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tion und Beratung. So gewinnen Sie Sicherheit Zugang erhalten und 4 Wochen testen
in unterschiedlichen Beratungssituationen und
profitieren vom Austausch in der Gruppe.
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Sie erhalten von uns das gesamte Studienmaterial, das Sie für Ihren Fernlehrgang benö-
tigen. Die Lerninhalte wurden speziell für erwachsene Lerner und die flexible berufliche
Weiterbildung entwickelt. Im Einzelnen erhalten Sie: IHR sgd-VORTEIL
ine Studienmappe mit allen Ihren persönlichen Studienunterlagen, wie zum Beispiel Ihren
E Fernstudieren ganz nah:
Studienausweis, Ihre persönlichen Zugangsdaten für den sgd-OnlineCampus und den Gemeinsam lernen und jeder-
Lieferplan Ihres Studienmaterials zeit Kontakte mit der sgd-
Community knüpfen – unser
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Ein Begleitheft mit ausführlichen Informationen zu Ihrem Lehrgang und wertvollen Tipps es möglich.
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den Formaten PDF, EPUB und/oder HTML von unserem sgd-OnlineCampus oder über
die sgd-Campus-App herunterladen können
reien Zugang zum sgd-Campus und zu der sgd-App mit vielen weiteren Vorteilen
F
(siehe Seite 7)
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Palliativbegleiter/in Palliativbegleiter/in
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anmeldung an. Sie liegt Ihrem Infopaket bei.
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Palliativbegleiter/in Palliativbegleiter/in
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sgd-TIPP Mo.–Fr. 8–20 Uhr, Sa. 9–17 Uhr
„Ich betreue als Ergotherapeutin auch schwerkranke Klienten. Deshalb wollte ich mich im palliati
ven Bereich weiterbilden.
Viele Lehrgangsinhalte kannte ich bereits aus meiner Ausbildung und ich konnte einiges wieder
auffrischen und teilweise vertiefen. Besonders gut gefallen haben mir die Themenkomplexe
Selbstfürsorge, Tod in Literatur und Kunst sowie Humor in dieser besonderen Lebensphase. “
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Palliativbegleiter/in Palliativbegleiter/in – Probelektion
PALLIATIVBEGLEITER/IN PROBELEKTION
Lernstoffübersicht Probelektion
Dies ist ein Auszug aus dem Studienheft „Schwerstkranke
wahrnehmen“.
Dies ist ein Auszug aus dem Studienheft „Schwerstkranke wahrnehmen“.
STERBEN UND PALLIATIVE CARE GEHT ALLE AN Abschied · Betreuung und Begleitung nach dem
Wozu brauchen wir Palliative Care? · Bedingungen Sterbefall · Bestattung und Rituale.
für Sterbende in Deutschland · Hospizbewegung 3 Vertrauen
und Palliative Care im historischen Kontext · Auf- ETHISCH DENKEN, ENTSCHEIDEN UND
gaben, Formen und Ziele von Palliative Care · Wer HANDELN „Vertrauen stellt sich bei Fragen großer Bedeutung nur langsam ein.“
ist ein Palliativpatient? Bedürfnisse am Ende des Grundlegendes zu Moral und Ethik in der Medizin (Seneca, ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr., Philosoph)
Lebens · Das Grundanliegen von Palliative Care und im Gesundheitswesen · Ethik in der Palliative
und der Umgang mit der Angst vor dem Sterben · Care · Prinzipienethik · Philosophische Grundla- Bereits Seneca wies darauf hin, dass Vertrauen in der Regel nicht rasch und automatisch ent-
Prinzipien der Palliativbegleitung · Palliativversor- gen · Umgang mit ethischen Problemen und Kon-
gung in Deutschland im internationalen Vergleich · flikten in der Palliativversorgung · Ethikberatung,
steht. Vertrauen ist – psychologisch gesehen – eine Erwartungshaltung, mit der ich mich auf
Charta zur Betreuung schwerstkranker und ster- Ethikkomitee und ethische Fallbesprechung · etwas oder jemanden verlassen kann. Vertrauen, Verlässlichkeit und Sicherheit sind grund-
bender Menschen in Deutschland. Moderation einer ethischen Fallbesprechung. legende Voraussetzungen in der Betreuung und Pflege hilfebedürftiger Menschen. Die Basis
des Vertrauens soll vor allem dazu beitragen, dass Ängste bei sterbenskranken Menschen ge-
KRANKSEIN, STERBEN, TOD UND TRAUER
RECHTLICHE FRAGEN UND ASPEKTE lindert werden und sie sich trotz ihrer Einschränkungen, ihrer Hilfsbedürftigkeit und viel-
ALS PSYCHOSOZIALE HERAUSFORDERUNG
Selbstbestimmung und medizinische Indikation · leicht bedauernswerten Situation sicher fühlen.
Kranksein und Krankheitsbewältigung in unter-
Vorsorge, Patientenverfügung und Testament ·
schiedlichen Lebensphasen · Sterben und Tod
Selbstbestimmung und mutmaßlicher Wille · Wir vertrauen auf etwas oder jemanden nur, wenn wir dabei etwas Gutes erwarten
aus unterschiedlicher Perspektive · Bedeutung
Aufgaben des Betreuungsgerichts · Beendi- oder erhoffen. „Kann man im Angesicht des Todes überhaupt etwas Gutes erwarten oder
des demografischen Wandels für Palliative Care ·
gung bzw. Nichtvornahme lebenserhaltender vom Guten sprechen?“ Das Gute, das sich ein Mensch in der Sterbesituation durch sein
Psychosoziale Herausforderungen und Unterstüt-
Maßnahmen · Schweigepflicht · Arten der Ster-
zungsmöglichkeiten · Trauer und Abschiedskultur.
behilfe und ihre rechtliche Bewertung.
Anvertrauen erhofft, kann einzig und allein nur er selbst definieren. Verlässlichkeit in der
(Für-)Sorge um den sterbenden Menschen bedeutet, dass sich die Betreuenden dem Betrof-
BEDÜRFNISSE WAHRNEHMEN
INTERPROFESSIONELLE ZUSAMMENARBEIT fenen gegenüber verpflichtet fühlen und auf sein Vertrauen eingehen. Verlässlichkeit bezieht
Bedürfnisse Betroffener im psychosozialen Kon- sich in der pflegerischen Betreuung zumeist auf Absprachen, Erreichbarkeit, Zuverlässigkeit
text wahrnehmen · Kommunikation mit Schwerst- Die eigene Rolle verstehen und kritisch reflek-
kranken, Sterbenden und Angehörigen · Profes- tieren · Angehörige · Ehrenamtliche · Professio- und Ehrlichkeit.
sionelle Aufgaben · Vertrauen · Aushalten und nelle · Was kann ich, was darf ich, was soll ich? ·
Mitgehen · Notsituationen erfassen und bewerten. Kollegiale Fallbesprechung · Kollegiale Bera- Grundlage für Vertrauensbildung ist neben der Bereitschaft des hilfebedürftigen Menschen,
tung · Supervision wann und warum? · Doku- sich auf den Helfenden einzulassen, professionelle Kompetenz des Helfers, Kontinuität in
SCHWERSTKRANKE UND STERBENDE mentation und Transparenz · Netzwerke in der der (Für-)Sorge und Kongruenz im Sinne von Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität.
BEGLEITEN Palliative Care · Koordination der Versorgung und Aus Sicht der Betroffenen werden die hier genannten Bereiche durchaus unterschiedlich ge-
Begleitung · Über- und Unterversorgung · Sek-
Krankheitsverläufe am Lebensende · Schmerzen,
torenübergreifende Versorgung.
wichtet, sie müssen sich aber als Schnittmenge treffen.
Angst und andere Symptome · Medizinische,
psychische, soziale und spirituelle Probleme ·
PALLIATIVE CARE UND LEBENSSINN Ziel der Vertrauensbildung in der Palliativsituation ist es, belastende, schmerzliche, traurige
Therapiezielbestimmung bzw. -anpassung · Was und vielleicht sogar unerträgliche Situationen so zu gestalten und zu begleiten, dass sie für
ist ein gutes Sterben? · Möglichkeiten der Pallia- Begriffsklärung Lebenssinn · Identität, Autonomie
und Rollenfunktion · Spiritualität, Religion und die Betroffenen in ihrer Hilfebedürftigkeit als erträglich, annehmbar, leichter und vielleicht
tivmedizin, der Palliativpflege · Palliative Thera-
pien · Terminal- und Sterbephase · Medikamente Palliative Care · Deutungen von Krankheit, Ster- sogar mit Sinn erfahrbar werden.
kennen und verstehen · Besondere Probleme ben und Tod in den Weltreligionen · Spirituelle
und Herausforderungen bei Kindern und Men- Anamnese, Logotherapie und Dignity Therapy · Eine Vertrauensbasis in der Palliativsituation entstehen zu lassen und idealerweise die An-
schen mit seltenen Erkrankungen. Bedeutung der Spiritualität für Betroffene, Ange- und Zugehörigen in ein Netz des Vertrauens mit dem Betroffenen einzubinden ist eine der
hörige und Helfer · Transkulturelle Aspekte in der größten menschlichen und organisatorischen Herausforderungen in der Begleitung sterben-
ALLGEMEINE UND SPEZIELLE PROBLEME Palliativbegleitung.
der Menschen.
BEI MENSCHEN MIT DEMENZ
ANNÄHERUNGEN AN DEN TOD: PHILOSO-
Demenz als gesellschaftliche und palliative Her-
PHIE, WISSENSCHAFT, LITERATUR, KUNST Im Alltag der Palliative Care wird das Vertrauensverhältnis zwischen Betreuenden, Betrof-
ausforderung · Bedürfniserfassung, Selbstbe- fenen und An- und Zugehörigen immer wieder auf die Probe gestellt. Wenn Symptomlinde-
UND HUMOR
stimmung und Kommunikation · Validation und rung nicht so gelingt, wie es Betroffene und Angehörige erwarten, wird das Vertrauen infra-
Wertschätzung · Aggressivität und Angst · Kör- Philosophie, Tod und Sterben · Nahtodphäno-
pernahe Wahrnehmung und basale Stimulation · mene und Zeit im Angesicht des Todes · Jen- ge gestellt. Wenn ein Betroffener aufgrund kognitiver Einschränkungen die Absprachen und
Ernährung und künstliche Ernährung (PEG) · So- seitsvorstellungen · Sterben und Tod in Literatur, Maßnahmen nicht versteht, die in seinem besten Interesse durchgeführt werden – beispiels-
ziale Unterstützungsmöglichkeiten. Kunst und Musik · Humor in der Palliativbeglei- weise das Anlegen eines Katheters bei Urininkontinenz –, fühlt er sich möglicherweise hin-
tung · Galgenhumor.
tergangen und weigert sich vielleicht, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn mit dem
ANGEHÖRIGE BEGLEITEN Ehemann der bevorstehende Tod seiner Frau thematisiert wird, ohne dass sie als Betroffene
SELF CARE
Familiensysteme, Rollen · Angehörigengesprä- einbezogen ist, wird die Ebene des Vertrauens verlassen, und es kann ein Vertrauensverlust
che · Biografiearbeit mit Angehörigen · Bedeu- Grenzen erkennen und damit umgehen · Resi-
lienz und Umgang mit Belastung · Wie viel Tod entstehen, der die Beziehung zueinander, aber auch zum Team belastet. Vertrauensbildung
tung von Verlusterfahrungen · Sterbeerfahrung
als Lebenserfahrung · Umgang mit Verlust und verträgt das Team? · Palliative Care und Self Care ist ein unverzichtbares Konzept in der Palliativbetreuung. Gleichzeitig ist das Vertrauen oft
Aktualisierungen als Teamaufgabe · Rituale, die mir helfen · Wie gefährdet, und es aufrechtzuerhalten erfordert von allen Beteiligten besondere Bereitschaft,
vorbehalten! ich sterben möchte. Bewusstsein und Toleranz.
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Palliativbegleiter/in – Probelektion Palliativbegleiter/in – Probelektion
PROBELEKTION PALLIATIVBEGLEITER/IN PALLIATIVBEGLEITER/IN PROBELEKTION
Wenn der kranke Mensch darauf vertrauen kann, dass er in seiner Einzigartigkeit und mit 3. Schauen Sie nochmals zurück. Gab es in der Vergangenheit eine fremde Person, der
seiner eigenen Biografie wahrgenommen wird, und dies auch von seinen An- und Zugehö- Sie aus irgendeinem Grund besonders vertraut haben? Beschreiben Sie diese Situa-
rigen so erlebt wird, dann schafft das den Rahmen für eine geglückte Palliativbegleitung. tion und formulieren Sie, was für Sie der Anlass war. Welcher Bereich war für Sie
ausschlaggebend? Hat sich das Vertrauen im Laufe der Zeit verändert? Was daran
Vertrauen in der Palliativbegleitung bedeutet, ist Ihnen heute noch besonders wichtig?
Kongruenz Versuchen Sie sich an Ihren letzten Kinofilm zu erinnern und zuzuordnen, welche der Begrif-
Therapeuten
Aufrichtigkeit,
Seelsorge fe Mitgefühl, Einfühlung, Sympathie, Antipathie und Mitleid am ehesten Ihr Verhältnis zu
Loyalität den dargestellten Figuren beschreiben würden. In einigen Fällen werden sich die Begriffe
überschneiden, bei anderen Figuren gelingt es Ihnen vielleicht eher herauszufinden, welches
Ihrer Gefühle im Vordergrund stand. Das ist natürlich auch in der Wirklichkeit so. In den Me-
seine An- und Zugehörigen dien – besonders im Film – gibt es zahlreiche Beispiele, in denen um die Empathie der Zu-
schauer geworben wird. Ebenso erleben wir im alltäglichen Miteinander immer wieder Situ-
Abb. 3.1: Schnittmenge der zur Vertrauensbildung notwendigen Bereiche ationen, in denen wir mitfühlend unserem Gegenüber begegnen, ohne dass dieses Gefühl
unbedingt mit Sympathie oder Mitleid verbunden ist.
Auch wenn der Begriff Vertrauen scheinbar sehr einfach ist und klar definiert werden kann,
stellt sich Vertrauen in Abhängigkeit von konkreten Situationen und Erwartungen aus ver- Begleitende in der Palliative Care müssen in besonderem Maße bereit sein, sich in die Welt
schiedenen Blickwinkeln sehr unterschiedlich dar. Zum Schluss dieses Kapitels möchte ich des anderen einzufühlen, gar mit ihm zu fühlen. Natürlich hören wir immer wieder den Ein-
Sie zu einer Übung einladen, in der Sie die verschiedenen Vertrauensbereiche einmal aus wand von Betroffenen und „Kritikern“, dass es nicht gelingen kann, sich ganz in einen ande-
Ihrer persönlichen Perspektive betrachten sollen. ren Menschen bzw. dessen Situation hineinzuversetzen. Das ist sicherlich richtig. Wir kön-
nen aber eine hohe Bereitschaft entwickeln, uns auf unser Gegenüber einzulassen – das ist
eine grundlegende Voraussetzung für eine empathische Vertrauensbasis.
Übung 3.1:
Bitte nehmen Sie ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand. Eine empathische Beziehung, die von Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit begleitet werden
muss, schafft einerseits Vertrauen, andererseits unterstützt sie uns dabei, wahrzunehmen,
1. Welchen Bereich des Vertrauens würden Sie für sich, wenn Sie selbst hilfe- und pfle- was dem Betroffenen sowie seinen An- und Zugehörigen wesentlich und bedeutend ist.
gebedürftig wären, als den wichtigsten ansehen? Warum wäre dieser Bereich so Achtsamkeit und Sorge, eine empathische Haltung und das Einbringen der eigenen
wichtig? Person (Kongruenz) sind die Werte in der Palliative Care, die neben erlernbarem Wissen und
2. Versuchen Sie sich an eine Situation zu erinnern, in der Ihnen eine zuvor fremde Fertigkeiten als Grundvoraussetzung für die Wahrnehmung von Bedürfnissen anderer gelten.
Person Vertrauen geschenkt hat. Welcher Bereich des Vertrauens stand im Vorder-
grund? Warum? Was war das Ziel der Vertrauensbildung? 1. Klaschik, E. & Husebø, S. (2009). Palliativmedizin. Grundlagen und Praxis, S. 544.
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Palliativbegleiter/in – Probelektion Palliativbegleiter/in – Probelektion
PROBELEKTION PALLIATIVBEGLEITER/IN PALLIATIVBEGLEITER/IN PROBELEKTION
Fall 3.1:
Übung 3.2:
Marie, eine 40-jährige Mutter von zwei Kindern, sieben und neun Jahre alt, ist an einem
In den letzten Jahren gab es einige bemerkenswerte Filme zum Thema Begleitung am fortgeschrittenen metastasierten Mamma-Karzinom erkrankt. Vor zwei Wochen hat Ma-
Ende des Lebens. Dazu gehörten beispielsweise „Halt auf freier Strecke“, „Marias letzte rie von ihrem Arzt auf der onkologischen Station erfahren, dass alle kurativen Therapie-
Reise“, „Das Zimmer meines Sohnes“, „Liebe“ oder „Mein Leben ohne mich“. Vielleicht möglichkeiten ausgeschöpft sind und eine weitere Chemotherapie nicht sinnvoll bzw.
fällt Ihnen aber auch ein anderer Film zu diesem Thema ein. Wählen Sie einen der Filme sogar gefährlich wäre. Die Empfehlung, sich mit einem stationären Hospiz in Verbin-
aus und betrachten Sie ihn erneut unter dem Blickwinkel von Palliative Care. dung zu setzen, wird von ihr spontan abgelehnt: „Das würde doch bedeuten, ganz auf-
1. Welche der in diesem Kapitel genannten Gefühle haben Sie, wenn Sie die Protago- zugeben. Das kann ich meinem Mann und den Kindern nicht zumuten“, sagt sie, weil sie
nisten des Films betrachten? doch jeden Augenblick bei ihnen verbringen und für sie da sein möchte: „So normal wie
2. Welche der Fähigkeiten und Haltungen, die in der Palliative Care gefordert werden möglich leben, besonders für die Kinder!“ Sie bittet ihren Mann, den Kindern nicht zu er-
(Achtsamkeit, Sorge, Empathie, Kongruenz), wurden Ihnen in dem Film besonders zählen, dass es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Nachts kommt es zu Hause wieder-
gut, welche eher nicht verdeutlicht? holt zu Atemnot, Angst- und Schmerzattacken, die sie sehr quälen und auch die Familie
belasten. Sie versucht sich selbst zu beruhigen und Linderung zu verschaffen. Sie möchte
auch den Palliativarzt nicht einbeziehen, den ihr Mann ihr empfohlen hat: „Der würde
mich doch wieder ins Krankenhaus oder gleich ins Hospiz einweisen.“ Auch Medika-
3.2 Orientierung mente, die das Bewusstsein dämpfen, werden abgelehnt. Sie möchte keine Hilfe, von nie-
Schwerstkranke und Sterbende sowie deren An- und Zugehörige brauchen Orientierung. Um mandem. Nur mit Mühe kann sie ihre Beschwerden verbergen, immer häufiger muss sie
Orientierung finden zu können, wird immer Vertrauen benötigt. Orientierung heißt: erkun- Pausen einlegen. Verzweifelt achtet sie darauf, dass die Kinder nichts merken. Auf die
den, wahrnehmen, lenken, Richtung und Ziele finden. Frage ihres Mannes, ob nicht wenigstens eine Haushaltshilfe organisiert werden sollte,
bricht Marie plötzlich in Tränen aus: „Jetzt soll mir auch noch das Letzte genommen wer-
Für den Sterbenden bedeutet Orientierung, seinen Weg im Angesicht des Todes zu finden den, ich brauche keine Unterstützung.“
und auf seinem Weg bis zur Todesschwelle nicht allein zu sein, auch wenn die letzten Schrit-
te nur ihm allein gehören. An diesem Weg orientiert sich Sorge und Fürsorge in der Betreu-
ung und Begleitung. In der Palliative Care benötigen nicht nur die Betroffenen Orientierung, Zusammenfassung
sondern auch die ehrenamtlichen und professionellen Helfer. Das gilt in besonderer Weise
für die Pflegenden, die oft als Team am intensivsten in die Betreuung und Begleitung invol- Die Förderung von Vertrauen gehört zu den wichtigsten Aufgaben in der Palliativbegleitung
viert sind. Im Studienheft „Self Care“ wird dieses Thema noch näher behandelt werden. und stellt eine große Herausforderung dar.
Eine Orientierungshilfe zu den Prinzipien der Palliativpflege finden Sie im Pflegeleitbild der Neben der Bereitschaft des hilfebedürftigen Menschen, sich auf den Helfenden einzulassen,
Sektion Pflege der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. (DGP).2 In Anlehnung sind professionelle Kompetenz des Helfers, Kontinuität in der (Für-)Sorge und Kongruenz im
an die Definition von Palliative Care der WHO (2002) orientiert sich Palliativpflege an einem Sinne von Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität wichtige Elemente der Vertrauens-
Menschenbild unter Berücksichtigung der physischen, psychischen, spirituellen und sozialen bildung.
Dimensionen. Eine empathische Beziehung, die natürlich von Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit begleitet
werden muss, schafft einerseits Vertrauen, andererseits ist Vertrauen auch eine wichtige
Übung 3.3: Grundlage, Empathie wirken zu lassen.
1. Lesen Sie unter dem genannten Download-Link das Pflegeleitbild der DGP. Ziel der Vertrauensbildung in der Palliative Care ist es, Orientierung zu finden im Hinblick
auf das, was in den jeweiligen Dimensionen im Krankheitserleben wichtig ist. Auch für die
2. Benennen Sie für die vier Dimensionen der Palliativpflege (physische, psychische,
Professionellen untereinander – insbesondere im multidisziplinären Team – ist es wichtig,
spirituelle und soziale Dimension) professionelle Behandlungsziele, die für die
eine Ebene des Vertrauens zu schaffen.
Orientierung im Krankheitserleben des Patienten wichtig sind.
3. Befragen Sie drei Personen aus Ihrem Umfeld, welche Bedürfnisse ihnen in den
jeweiligen Dimensionen wichtig wären, um Orientierung im Krankheitserleben zu
finden. Aufgaben zur Selbstüberprüfung
4. Wie sieht es bei Ihnen selbst aus? Schreiben Sie auch Ihre eigenen Bedürfnisse auf.
3.1 Welche Bedürfnisse könnten sich hinter Maries heftiger Ablehnung von Unterstüt-
5. Suchen Sie nach Gemeinsamkeiten oder Unterschieden in den Angaben der befrag- zung verbergen? Bitte beziehen Sie die oben genannten vier Dimensionen mit in
ten Personen und vergleichen Sie diese mit Ihren eigenen Angaben. Ihre Überlegungen ein.
3.2 Wie ließe sich hier für die Patientin Orientierung finden?
2. Das Pflegeleitbild der Sektion Pflege in der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin können Sie unter 3.3 Welche Bedürfnisse könnten hinter den Bitten ihres Mannes stehen?
http://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/Leitbild downloaden.
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Palliativbegleiter/in – Probelektion Palliativbegleiter/in – Probelektion
PROBELEKTION PALLIATIVBEGLEITER/IN PALLIATIVBEGLEITER/IN PROBELEKTION
Um die professionellen Aufgaben in der Palliative Care zu erfüllen, wird zumindest ein inter- Hospizidee
und Palliative Care
disziplinäres, besser ein multidisziplinäres Team benötigt. Ein solches Team basiert auf der
Kooperation von Ärzten unterschiedlicher Fachgebiete, von Pflegenden, Psychologen, Phy-
sio-, Ergo- und Musiktherapeuten, Logopäden, Sozialarbeitern, Seelsorgern und Ehren-
amtlichen, die unheilbar Kranke ambulant und stationär behandeln und begleiten. Um dem
Grundansinnen der professionellen Palliativbetreuung nach optimaler Lebensqualität gerecht
Psychosoziale Spirituelle Palliative Palliative Pflege
zu werden, geht es im multiprofessionellen Palliativteam wesentlich um drei Aufgaben: Begleitung Begleitung Medizin
Spezielle
• frühzeitiges Erkennen von Problemen und effektive Behandlung von belastenden Emotionale Am Lebensende Gezielte Therapie pflegerische
Symptomen, Unterstützug der stellt sich oft die und Maßnahmen
Sterbenden und Sinnfrage Symptomkontrolle sowie Beratung
• Prävention durch Vermeiden und Vorbeugen von körperlichem, seelischem und ihrer Angehörigen von Schmerzen und Begleitung
sozialem Leid, durch Zuwendung Klärung letzter und anderen der Patienten
und Begleitung unerledigter Beschwerden und ihrer
• rechtzeitige und effektive Krisenintervention.
Dinge Angehörigen
Um diese Aufgaben effektiv und kompetent erfüllen zu können, wird einerseits eine pro-
fessionelle Qualifizierung durch Aus- und Weiterbildung benötigt (professionelle Struktur-
qualität). Andererseits ist eine kontinuierliche Begleitung und Supervision erforderlich (pro- Abb. 4.1: Das Betreuungskonstrukt Hospiz und Palliative Care
fessionelle Prozessqualität). Ferner ist es nötig, Freiräume zu schaffen, die Reflexion und
Austausch über Probleme in der Palliativbegleitung sowie die persönliche Auseinanderset-
zung mit Sterben, Tod und Trauer ermöglichen.
3. Vgl. Student, C. (2011). Palliative Care: wahrnehmen – verstehen – schützen.
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Palliativbegleiter/in – Probelektion Palliativbegleiter/in – Probelektion
PROBELEKTION PALLIATIVBEGLEITER/IN PALLIATIVBEGLEITER/IN PROBELEKTION
4.2 Formen der palliativen Versorgung Ziel der ambulanten Versorgungsangebote ist es, schwerstkranke Palliativpatienten mög-
lichst lange – wenn möglich bis zum Tode – in der häuslichen Umgebung zu betreuen. Ide-
Das auf der Hospizidee aufbauende Palliative-Care-Konzept wird weltweit in vielen ver- alerweise erfolgt die Betreuung durch Palliative-Care-Teams (PCT), die sich zumindest aus
schiedenen Versorgungsformen umgesetzt (siehe hierzu auch Heft 1, Kapitel 7), die teilweise Ärzten, Pflegenden und Angehörigen der psychosozialen Berufe zusammensetzen, die die
unterschiedliche Qualifikationen benötigen. So sind beispielsweise in der pädiatrischen Pal- Betreuung koordinieren und nach Bedarf weitere Berufsgruppen, wie Therapeuten mit ent-
liativversorgung ganz andere Qualifikationen gefragt als in der allgemeinen ambulanten Pal- sprechender Qualifikation, Seelsorger, Psychologen und Ehrenamtliche von ambulanten
liativversorgung. Hospizdiensten, anfordern und einbeziehen. Voraussetzung für die Leistungsgewährung im
Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) ist die Verordnung
In Deutschland werden einerseits stationäre Einrichtungen (Hospize, Palliativstationen)
durch einen Vertragsarzt oder Krankenhausarzt.
und andererseits ambulante Strukturen (spezialisierte ambulante Palliativversorgung, am-
bulante Hospizdienste) unterschieden. Hinzu kommen halbstationäre Einrichtungen wie
Tageshospize und palliative Tageskliniken. Besonders in der spezialisierten Palliativversor- Gesetzliche Rahmenbedingungen
gung gibt es inzwischen auch Angebote für spezielle Zielgruppen. So gibt es in einigen Ein-
richtungen geriatrische Palliativstationen oder Palliativstationen, die nur die Betreuung von • § 37 SGB V Häusliche Krankenpflege
onkologischen oder nur von neurologischen Patienten übernehmen. Auch im ambulanten • § 37b SGB V i. V. m. § 132d SGB V Spezialisierte ambulante Palliativversorgung
Bereich findet sich teilweise eine stark auf Zielgruppen hin orientierte Palliativversorgung – • § 39a SGB V Stationäre und ambulante Hospizleistungen
zumeist auf onkologische Patienten. • Richtlinien nach § 92 SGB V (Leistungen SAPV)
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Palliativbegleiter/in – Probelektion Palliativbegleiter/in – Probelektion
PROBELEKTION PALLIATIVBEGLEITER/IN PALLIATIVBEGLEITER/IN PROBELEKTION
Die professionellen Herausforderungen und Aufgaben in der Palliative Care orientieren sich Lösungsansätze zu den Aufgaben zur Selbstüberprüfung
an einem holistischen Krankheits- bzw. Gesundheitsverständnis. Dem holistischen, d.h.
3.1 Beispiele:
ganzheitlichen Ansatz liegt die Vorstellung zugrunde, dass der Mensch als Ganzes betrach-
tet, behandelt und begleitet wird. Demnach ist der Mensch mehr als die Summe seiner Teile • Bedürfnis nach Wertschätzung, nach Achtung der eigenen Leistung
bzw. Funktionen. Körper, Seele und Geist, Ideale und Wertvorstellungen des Patienten, Kul- • Bedürfnis danach, möglichst lange mobil zu sein bzw. die noch vorhandenen
tur und soziale Umwelt bilden eine Einheit und stehen in wechselseitiger Beziehung zuein- Fähigkeiten und Kräfte einzusetzen
ander, sodass sich auch die Bedürfnisse des Patienten nur im Kontext dieses Zusammenwir- • Wunsch, von Schmerzattacken, Atemnot, Angst, Chaos frei zu sein
kens verstehen lassen. Palliative Behandlungskonzepte benötigen also nicht nur die
• Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz, Stabilität und Ordnung
multiprofessionelle Kooperation, sondern basieren auf diesem gemeinsam holistischen Ver-
ständnis des Krankseins. • Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, eng verbunden mit der Frage nach
dem Sinn und der Sorge um die Kinder und ihren Ehemann
Sehr gut lässt sich dieser Ansatz am Beispiel des sogenannten „Total Pain“ verdeutlichen. Das
Total-Pain-Konzept geht davon aus, dass Schmerz nicht nur Ausdruck einer körperlichen 3.2 Marie benötigt individuelle Zuwendung im Erleben ihrer Erkrankung sowie in-
Funktionsstörung ist, sondern dass sich das Phänomen Schmerz auf verschiedenen Ebenen dividuelle Unterstützung in der Wahrung ihrer Ressourcen.
manifestiert, wobei körperliche, seelische, soziale und spirituelle Bedürfnisse zum Ausdruck
gebracht werden. Existenzielle Fragestellungen, soziale Probleme, Sorgen und Ängste kön- Marie benötigt Vertrauen und Orientierung auf ihrem Weg in den Tod und die
nen in gleicher Weise Schmerzen auslösen wie körperliche Faktoren, wobei Intensität und Zuversicht, in der Ungewissheit bestehen zu können. Sie muss sich jemandem
Qualität des „totalen“ Schmerzes von dem physischen Schmerz oft kaum zu unterscheiden anvertrauen können, der sie in ihrer Einzigartigkeit wahrnimmt. Grundvoraus-
sind. Im Allgemeinen sprechen wir von körperlichem (physischem) und seelischem (emotio- setzung dafür ist eine vertrauensfördernde Umgebung, familiär und professio-
nalem) Schmerz, wenn wir die unterschiedlichen Entstehungsbedingungen und Manifesta- nell, die ihr Leiden erkennen, korrekt beurteilen und eine Linderung der symp-
tionsformen zum Ausdruck bringen wollen. Aus holistischer Sicht zeigt sich gerade am Bei- tomatischen Beschwerden physischer, psychischer, spiritueller und sozialer Art
spiel des „Total Pain“, dass diese Einteilung dem Phänomen Schmerz viel zu wenig gerecht herbeiführen kann. Das wiederum setzt eine empathische Beziehung, begleitet
wird. von Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, voraus.
Emotionaler Schmerz und soziale Sorgen erzeugen beim Schwerstkranken ein bedrohliches Neben dem Fachwissen der Professionellen sind die Achtsamkeit und Sorge so-
Gefühl und bestimmen oft auch das soziale Miteinander. Emotionale Schmerzen können wie eine empathische Haltung gegenüber Marie und ihrer Familie Grundvoraus-
auch durch viele andere Veränderungen – insbesondere durch funktionelle und körperliche setzungen, um ihre wirklichen Bedürfnisse wahrnehmen zu können.
Veränderungen – entstehen, u.a. durch den Verlust von Organen oder Körperteilen nach
Operationen, durch Entstellungen oder Funktionseinschränkungen, die dem Betroffenen das 3.3 Bedürfnisse hinter den Bitten ihres Mannes können z.B. sein:
Gefühl vermitteln, unansehnlich und belastend für andere zu sein, und die seine Identität in- • Sicherheit, Stabilität und Ordnung
frage stellen. Aber auch Angst kann uns emotional lähmen, wenn sie diffus ist und wir nicht • Möglichkeit, Marie konkret helfen zu können und sie zu entlasten
genau benennen können, wer oder was der Auslöser dieser extremen und unsortierten Angst
ist. • Hilfe abrufen zu können, kompetente Betreuung
• Bedürfnis nach Zeit mit Marie, nach Liebe, Zärtlichkeit, Wärme, Nähe, Auf-
Ganz besonders wichtig und zu beachten sind jedoch die existenziellen Fragen und Nöte, die richtigkeit, Geborgenheit und sozialen Kontakten
in „Total Pain“ zum Ausdruck kommen.
4.1 Anforderungen der palliativen Begleitung für die nächsten Tage:
Existenziell ungeklärte Fragen bestärken den emotionalen Schmerz und die sozialen • Die Wünsche und Bedürfnisse der Patientin in einem ruhigen, ungestörten
Sorgen. Gespräch herausfinden.
(Monika Müller: „Das Chaos psychosozialer Nöte“, 2006) • Mögliche Krisensituationen gemeinsam aufzeigen und Lösungen anbieten
wie u.a.:
– Möglichkeiten der Unterstützung für sie selbst, aber auch für ihren Mann
auf der physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Ebene aufzei-
gen (professionelle und ehrenamtliche Begleitung) durch z.B.:
– Organisation von regelmäßiger Haushaltshilfe (z.B. über SGBXI/Pflege-
stufe),
– Organisation einer Alltagsbegleitung (ggf. Tagesstätte) für ihren Mann,
– Bereitstellung von potenziell notwendigen Hilfsmitteln u.a. zur Linde-
rung der zunehmenden Atem- und Schluckbeschwerden.
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Palliativbegleiter/in – Probelektion Palliativbegleiter/in
PROBELEKTION PALLIATIVBEGLEITER/IN
Da die Erkrankung der Patientin zum Tode führen wird, kann die Koordination Studiengebühr:
durch ein Palliativ-Care-Team erfolgen. Dieses hat die Möglichkeit, die Koordi- Siehe beiliegende Preisliste.
nation abzurechnen, und kann fester Ansprechpartner für alle beteiligten Akteu-
Fördermöglichkeiten:
re sein.
Förderung mit Bildungsgutschein nach AZAV
möglich, d. h. in der Regeln werden 100 %
der Lehrgangskosten von der Agentur für
Arbeit/Jobcenter übernommen! Die sgd-
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und unverbindlich zu diesem und über 25
weiteren Förderprogrammen: 06151 3842-811.
Die Lösungen zu den Aufgaben haben wir in dieser Leseprobe nicht abgedruckt.
Sie finden sie im Anhang des Studienhefts.
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