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Manch einer hat sich bestimmt schon einmal gewundert, warum Subwoofer vom Publi-
kum weggedreht werden und offensichtlich zur Bühne schallen. Auch andere exotische
Bassaufstellungen werfen immer wieder Fragen auf. Was es damit auf sich hat und welche
physikalischen Tricks dahinterstecken, möchte ich in dieser Serie verdeutlichen.
Der Bass soll in eine bestimmte einen guten Sound ist es nämlich im Bassbereich ebenfalls gerichte-
Richtung gelenkt werden. Aber wa- wichtig, ein großes Verhältnis von ter abzustrahlen, gibt es weniger
rum eigentlich? Dafür kann es un- Direktschall zu Diffusschall zu er- Diffusschall bei gleichbleibendem
terschiedlichste Gründe geben. Na- reichen. Optimal ist es, möglichst Direktschall. Dadurch wird der
heliegend ist der Versuch, den viel Direktschall und gleichzeitig Klangeindruck präziser und weni-
Schall dorthin zu lenken, wo man wenig Diffusschall zu erzeugen. Bei- ger verwaschen.
ihn haben möchte, zum Publikum. des steht aber in einem festen Zu- Mit richtenden Basslautsprechern
Und mithin weniger in Richtung sammenhang. Beim Erhöhen der kann man zudem versuchen, effek-
Bühne, wo er in der Regel eher Lautstärke, um mehr Direktschall tiv Raumbegrenzungsflächen aus-
stört. Nicht selten baut sich hier zu erzeugen, wächst zugleich der zusparen, um hier entstehende
nämlich im Bassbereich ein unan- Pegel des Diffusfelds. Und umge- Reflexionen zu vermeiden. Bei Sei-
genehmes Dröhnen auf und auch kehrt bringt es nichts, leiser zu fah- tenwänden kann das recht gut
die Feedback-Gefahr kann mit ge- ren, um den Diffuspegel zu senken, funktionieren; bei der Hallendecke
richteten Bässen wesentlich besser da somit der Direktschall gleicher- ist das aber erfahrungsgemäß oft
unter Kontrolle gebracht werden. maßen geringer wird. nicht so einfach (gerade bei hori-
Der Pegel des Diffusschalls ergibt zontalen Arrays entlang der Büh-
Ein vielleicht nicht ganz so plausib- sich aus der insgesamt in den nenvorderkante entsteht ein nicht
ler Grund dafür, warum es sinnvoll Raum abgegebenen Schallenergie. unerheblicher vertikaler Lobe, wie
ist, den Schall auch im Tieftonbe- Also auch aus dem Schall, der nicht wir später noch sehen werden). Ein
reich gerichtet abzustrahlen, hat in Richtung Publikum abgestrahlt weiterer Aspekt, der es unter Um-
mit der Raumakustik zu tun. Für wird. Wenn es gelingt, den Schall ständen erforderlich macht, auf
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richtende Subwoofer-Anordnungen
zu setzen, ist der Schutz von Anwoh-
nern bei Freiluft- oder Zeltveranstal-
Interferenzen? Abb.1: Das „Phasen-
tungen. Gerade die tiefen Frequen- rad“ nach einer Idee
zen sind es, die sehr weit tragen und von Bob McCarthy
als besonders störend empfunden
werden. Auch auf Stadtfesten oder
Festivals mit mehreren Bühnen ist
es mit einer gerichteten Bassab-
strahlung einfacher, die jeweiligen
Aktionsorte akustisch zu separieren.
Nicht zuletzt wird es mit durchdach-
ten Subwoofer-Aufstellungen erst
möglich, eine gleichmäßige Be-
schallung der Publikumsfläche im
Bassbereich zu erreichen. Bei tiefen
Frequenzen ist das nämlich weitaus
schwieriger als bei mittleren und
hohen Frequenzen. Das liegt gewis-
sermaßen in der Natur der Sache.
Genauer gesagt ist es dem Umstand Geben zwei Schallquellen das gleiche Signal zigen Quelle (+ 0 Dezibel). Bei einem Unterschied
zuzuschreiben, dass die Wellenlänge wieder und haben einen unterschiedlichen Abstand von einer halben Wellenlänge gibt es eine Phasen-
des Schalls zu tiefen Frequenzen hin zum Zuhörer, kommen die Signale der beiden Quel- verschiebung von 180 Grad und beide Signale lö-
immer größer wird. Je tiefer die Fre- len zu unterschiedlichen Zeiten beim Zuhörer an, schen sich vollständig aus.
quenz, desto größer die Wellen- denn das Signal der weiter entfernten Quelle muss
länge. eine größere Strecke zurücklegen und trifft daher Man spricht hier von konstruktiven Interferenzen,
Eine Formel, die man als Tontechni- später ein. Ist der Weglängenunterschied der beiden wenn die Pegeladdition der beiden Signale größer
ker parat haben sollte, beschreibt Quellen kleiner als die halbe Wellenlänge der je- 0 Dezibel ist und von destruktiven Interferenzen,
genau diesen Umstand: Die Wellen- weils betrachteten Frequenz, addieren sich die Sig- wenn die Addition der Pegel negative Werte ergibt.
länge (Lambda) entspricht dem Ver- nale. Je kleiner der Unterschied, desto größer die Überschreitet der Weglängenunterschied der beiden
hältnis von Schallgeschwindigkeit Addition. Ist der Weglängenunterschied gleich 0, Quellen eine Wellenlänge, wird das Phasenrad ge-
(c) zur Frequenz (f). Mit der Schall- dann addieren sich die Signale vollständig, was sich wissermaßen mehrfach durchfahren. Bei einem ge-
geschwindigkeit (die hoffentlich in einer Pegelerhöhung von 6 Dezibel bemerkbar radzahligen Vielfachen der halben Wellenlänge
auch wie aus der Pistole geschossen macht. Entspricht der Weglängenunterschied einem kommt es zur Addition und bei einem ungeradzah-
kommt ...) bei normaler Luftfeuchte Drittel der Wellenlänge (120 Grad), entspricht die ligen Vielfachen der halben Wellenlänge zu einer
und 20 Grad Celsius von 344 Me- Überlagerung beider Signale dem Pegel einer ein- Auslöschung (Abb. 1).
tern/Sekunde lässt sich die Wellen-
länge typischer Frequenzen einfach
herleiten. Im Tieftonbereich bei 100
Hertz beträgt die Wellenlänge bei- liert abzustrahlen. Ein Lautspre- Konstellationen werden bei größe-
spielsweise 3,4 Meter, im Mittelton- cher, der bereits im Tieftonbereich ren Beschallungskonzepten gerne
bereich bei 1 Kilohertz entspricht sie gerichtet abstrahlen soll, müsste zu großen Zeilen zusammengefasst.
34 Zentimetern und im Hochtonbe- mehrere Meter groß sein. Daher ist Andererseits ermöglicht auch eine
reich bei 10 Kilohertz verbleiben nur zusammenzufassen, dass einzelne Zeile aus einzelnen Subwoofern
noch 3,4 Zentimeter (Abb. 2). Subwoofer kugelförmig und annä- eine deutliche Bündelung und ist
hernd ungerichtet arbeiten. Wie ge- geeignet, große Flächen gleichmä-
Diese Zahlen sollten immer im Hin- lingt es dann aber, den Schall im ßig zu beschallen.
terkopf bleiben, wenn man betrach- Tieftonbereich doch gerichtet abzu-
ten möchte, ab welcher Frequenz strahlen? Dazu bedarf es Know-how Als Einstieg beschäftige ich mich zu-
ein Lautsprecher – oder eine Anord- und keiner Hexerei. nächst mit solchen Zeilenanordnun-
nung mehrerer Lautsprecher – den gen. Das Prinzip dahinter besteht
Schall gerichtet abstrahlt. Eine sig- Know-how vs. Hexerei darin, dass man mit vielen einzelnen
nifikante Bündelung des Schalls be- Es ist grob zu unterscheiden zwi- eine große gemeinsame Quelle zu-
ginnt ungefähr ab der Frequenz, wo schen „gerichteten Punktquellen“ sammensetzt. Es entsteht also eine
die Wellenlänge in der Größenord- mit nur zwei oder drei Subwoofern große schallabstrahlende Fläche, die
nung der schallabstrahlenden Flä- und großen Arrays respektive Zeilen aufgrund ihrer Größe selbst tiefe
che liegt. Das bedeutet für ein 15 mit sehr vielen Lautsprechern. Als Frequenzen in ihrer Abstrahlung be-
Zoll Tiefton-Chassis, dass es ab etwa „gerichtete Punktquellen“ kann einflussen kann. Um dies zu veran-
1 Kilohertz gerichtet abstrahlt. Ein man die Cardioid- oder Augspurger- schaulichen, sind in Abbildung 3 auf
großes Horn-Top mit einer Breite Aufstellungen (www.augspurgermo- der nächsten Seite in der Simulation
von 60 Zentimetern vermag den nitors.com) und End-Fire-Anord- acht direkt nebeneinanderstehende
Schall bereits ab 500 Hertz kontrol- nungen betrachten. Diese einzelnen Single 18 Zoll Subwoofer simuliert.
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PRAXIS ■ ■ ■
ist, kann auch in diesem Fall nütz- Öffnungswinkel frei einzustellen, wie nach vorne. Sie ist also spiegel-
lich sein. Das Zauberwort heißt was in der Praxis in gewissen Gren- symmetrisch (eventuell überlagert
„Curving“. Dabei schiebt man von zen sicherlich gut möglich ist. Ein durch das Abstrahlverhalten der ein-
der Mitte ausgehend die Subwoofer Nachteil des mechanischen Cur- zelnen Stacks). Dadurch ist die Pe-
nach außen hin jeweils immer ein vings von horizontalen Zeilen vor geladdition auf der Bühne deutlich
Stückchen weiter in Richtung Büh- der Bühne besteht in der sehr star- geringer und der Aufbau vereinfacht
ne, sodass sie sich schließlich etwa ken Konzentration des Schalls auf sich. Allerdings ist so für jeden Sub-
auf einem Kreisbogen befinden. die Bühnenmitte. Außerdem ist eine woofer ein eigener Processing-Kanal
Ganz korrekt wäre es, hier keinen solche Anordnung oft aus Platzgrün- vonnöten, was aber in Zeiten von
Kreisbogen zu beschreiben, sondern den nicht möglich. Daher ist es eine DSP-Amps meist kein Problem dar-
eine Ellipse, so wie es bei Line-Arrays gute Alternative, den räumlichen stellt.
gemacht wird (viele Hersteller ver- Versatz durch einen zeitlichen Ver- Wir haben bis hierher also gesehen,
nachlässigen das in ihren Simulati- satz zu ersetzen. Die äußeren Sub- wie mit Subwoofer-Zeilen die Bass-
ons-Tools). woofer werden also verzögert ange- energie gerichtet werden kann und
Durch das horizontale Curving der steuert. Sie bekommen dabei ein wie damit eine gleichmäßige Be-
Subwoofer-Zeile weitet man den Ab- Delay, was genau der Strecke ent- schallung der Publikumsfläche zu
strahlwinkel auf, und zwar für hö- spricht, um die man die Boxen nach erzielen ist. Im nächsten Teil der
here Frequenzen stärker als für hinten schieben würde (Abb. 5). Serie geht es darum, wie die Richt-
niedrigere. Somit wird es möglich, wirkung solcher Zeilen durch End-
dass der Öffnungswinkel für alle Fre- Das akustische Verhalten der Zeile Fire- oder Cardioid-Stacks weiter
quenzen gleich ist. Es gibt also für entspricht damit in der Publikums- verbessert werden kann. n
eine bestimmte Zeilenlänge einen richtung fast exakt dem Ergebnis
optimalen Öffnungswinkel. Den- beim mechanischen Curving. Nach Noch Fragen?
noch bieten die meisten Hersteller hinten – also in Richtung Bühne – redaktion@tools4music.de
in ihren Tools die Möglichkeit, den ist indessen die Abstrahlung genauso www.facebook.com/tools4music
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