Schuhe?
Für viele Menschen in den modernen Industrieländern gehört Shopping zu den
beliebtesten Freizeitbeschäftigungen.
10.000 Dinge besitzt ein Europäer im Durchschnitt und ständig kommen mehr dazu.
Der Bereich des Konsums macht in Deutschland ca. 75 % der Wirtschaftsleistung
aus, 50-60%davon sind privater Konsum.
Nun könnte man sich fragen: Ja und, wo liegt das Problem?
Konsum stärkt doch die Wirtschaft und die Wirtschaft muss wachsen!
Das ist auch erklärtes Ziel der meisten Regierungen.
Und dafür gibt es gute Gründe: Ohne Wirtschaftswachstum kein Sozialstaat.
Die Arbeitslosigkeit würde steigen und die Schulden könnten nicht mehr abbezahlt
werden.Eines der Probleme am Wirtschaftswachstum ist, dass unser Planet nicht
mitwächst.In jedem Produkt das wir besitzen steckt ein Stück unserer Erde,
denn bei der Herstellung, dem Gebrauch und der Entsorgung eines Produktes werden
Energieund natürliche Ressourcen wie Wasser, Boden, Luft, Wälder und Rohstoffe
verbraucht.Mit dem Konzept des sogenannten Ökologischen Rucksacks, lässt sich
sinnbildlich darstellen,wie viele ressourcen in einem Produkt stecken.
Je schwerer der ökologische Rucksack eines Produktes ist, desto umweltschädlicher
ist es.Für die Berechnung der Gewichtsangaben wird der gesamte Lebenszyklus
eines Konsumgutes betrachtet.
Ein T-Shirt wiegt zwar in etwa nur 100 Gramm, hat aber einen ökologischen
Rucksack vonca.226 Kilogramm.
Der Ökologische Rucksack eines Laptops wiegt ca. 743, der eines Handys 75
Kilogramm.Um besser verstehen zu können wie solche Zahlen zustande kommen, ist
es hilfreich sich den Lebenszyklus eines Produktes, z.B. den eines Handys, genauer
anzuschauen:
Der Abbau:
In einem Mobiltelefon befinden sich ca.60 Rohstoffe: Kunststoffe, Glas, Keramik und
rund 30 verschiedene Metalle.Von Kupfer, Gold, Aluminium und Zinn über Silber,
Eisen und Platin bis hin zu seltenenMetallen wie Indium, Kobalt, Wolfram und
Gallium, ist alles im Handy enthalten.Der Abbau der Metalle ist sehr
umweltbelastend.Wälder werden gerodet und damit Lebensräume zerstört, viele
Tonnen Gestein gesprengt,Luft, Wasser und Böden verschmutzt.
Um die Rohstoffe vom Gestein zu trennen werden giftige Chemikalien wie
Quecksilber oder Zyanide eingesetzt, die in Flüsse und Meere gelangen können.
Die Produktion:
Die einzelnen Produktionsschritte erfolgen in verschiedenen Ländern.
Nach dem Transport und der Aufbereitung der Rohstoffe folgen die Fertigung der
zahlreichen Handybauteile von rund 270 Zulieferern,die Endmontage des fertigen
Gerätsdessen Transport zum Zwischenhändler und schließlich der weltweite Verkauf
an den Endkunden.All diese Arbeitsschritte sind sehr energie- sowie
ressourcenintensiv.Es entstehen Abwässer und Abfälle.
Giftige Chemikalien werden eingesetzt und große Mengen
anTreibhausgasemissionen verursacht.
Die Nutzung:
In der darauffolgenden Phase der Handynutzung, wird beim Aufladen des Akkus
Strom verbraucht und mit jedem Anruf und jeder SMS wird das Funknetz – das
seinerseits Energie und Rohstoffe benötigt, genutzt. In Deutschland wird das Gerät
durchschnittlich 1,5 Jahre lang benutzt und dann durch einNeues, vermeintlich
besseres Modell ersetzt
Die Entsorgung:
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Althandy nicht richtig entsorgt, denn über
100 MillionenHandys verstauben derzeit in deutschen Schubladen.
In ihnen stecken umgerechnet rund 745 Tonnen Kupfer, 325 Tonnen Kobalt, 22
Tonnen Silbeund 2 Tonnen Gold, die für das Recycling verloren sind.
Die wertvollen Rohstoffe für neue Geräte müssen also erneut aufwendig abgebaut
und aufbereitet werde
Am Beispiel eines Handys kann man also gut erkennen, dass im Laufe des
Lebenszyklus eineProduktes natürliche Ressourcen verbraucht werden
Diese Naturgüter bilden allerdings unsere Lebensgrundlage.Indem wir weiter
bewusstlos konsumieren und produzieren sägen wir an dem Ast auf dwir alle sitzen.
Vor dem Wirtschaftswissenschaftler Kenneth Boulding stammt das berühmte Zitat:
“Jeder, der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer endlichen Welt für immer
weitergehen kann, ist entweder verrückt oder ein Ökonom."Bereits jetzt leben wir
über unsere Verhältnisse Seit mehr als 40 Jahren nutzen wir Menschen mehr
natürliche Ressourcen, als die Erde erneuern kann
Der Ökologische Fußabdruck, also die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um
unserenLebensstil zu ermöglichen, wächst zusammen mit der Weltbevölkerung
Die biologische Kapazität hingegen konnte durch technologischen Fortschritt bisher
nur geringfügig gesteigert werden Die Folgen der Übernutzung des Planeten kann
man bereits heute erkennenFast 50% aller Wälder sind abgeholzt, Böden und Wasser
verschmutzt, Fischbestände undArtenvielfalt reduziert und in vielen Ländern ist das
Wasser knapp Bereits rund 60% der weltweiten Ökosysteme sind geschädigt oder
übernutzt.Das führt zu immer mehr Klimakatastrophen und Hungersnöten, vor allem
in Afrika und Asien.Es sind jedoch vor allem die reichen Länder, die verantwortlich für
den Raubbau sind.Jeder Deutsche verbraucht im Jahr doppelt so viele Ressourcen,
wie ihm zustehen würden.Unseren Lebensstil können wir nur deshalb beibehalten,
weil wir auf Kosten anderer Länder Leben.Allein in Südamerika wird auf 2,2 Millionen
Hektar Land Soja für Deutschland angebaut.Das sind umgerechnet über 3
MioFußballfelderDas Soja wird nicht etwa von unseren Veganern verspeist, sondern
von den rund 3,7 Millionen Rindern, 58 Millionen Schweinen und 680 Millionen
Geflügeltieren die jedes Jahr in Deutschlandgeschlachtet werden um auf unseren
Tellern zu landen Um Kosten zu sparen wird ein Großteil unserer Konsumgüter in
Entwicklungs- und Schwellenländern produziert.Es kommt zur Ausbeutung
menschlicher Arbeitskraft, was zu sozialer Ungleichheit, Konflikten und Kriegen
führt.Würden alle Menschen so leben wie wir Deutschen, dann würde unsere Erde
kollabieren.Trotzdem ist unser Wachstumsmodell zum Vorbild für die Welt
geworden.
Laut einer Studie des WWF sind derzeit 1,6 Erden nötig, um den aktuellen
Ressourcenverbrauch der Menschheit nachhaltig zu decken.Und wächst die
Weltbevölkerung wie prognostiziert bis 2050 auf 9,6 Mrd.
Menschen an bräuchten wir knapp drei Erden.Nun stellt sich die Frage: Warum
konsumieren wir überhaupt so ausschweifend
Die meisten Dinge, die wir kaufen, brauchen wir nicht - ca.
40 Prozent unserer Kleidung wird selten oder nie getragen
Auf der anderen Seite macht Einkaufen glücklich, zumindest kurzfristig.
Nach dem Kauf wird das Belohnungssystem im Gehirn angeregt und Dopamin wird
ausgeschüttet.Das Glücksgefühl des Konsumenten verschwindet jedoch so schnell
wie es gekommen ist – immer mehr kann nie genug sein.
Nachhaltig glücklich macht materieller Konsum nicht.
Studien zur Lebenszufriedenheit haben ergeben, dass eine Erhöhung des
Einkommens ab einem bestimmten Niveau keinen weiteren Zuwachs an
Wohlbefinden mit sich bringt.
Es kommt vermehrt zu Konkurrenzdenken und Druck.
Hirnforscher haben herausgefunden, dass glückliche Menschen, seltener unnötige
Dinge kaufen als unzufriedene Menschen.Durch den Kauf eines Produkts verspricht
man sich bewusst oder unbewusst Anerkennung, Zugehörigkeit,Identität oder man
will sich von anderen abgrenzen.
Eine ganze Industrie lebt von den ungestillten Bedürfnissen der Menschen.
Tausende von Werbebotschaften prasseln täglich auf uns ein und zeigen uns, welche
Produkte wir angeblich noch brauchen um glücklicher, schöner, besser zu sein.
Wir befinden uns in einem Kreislauf von kaufen, wegwerfen, kaufen.
Die überflüssigen Güter, die wir anhäufen, kosten nicht nur Geld, sondern unsere
Lebenszeit ,die wir aufwenden müssen, um dieses Geld zu verdienen.Deshalb wäre
es sinnvoll wenn jeder einmal sein eigenes Konsumverhalten hinterfragen und
darüber nachdenken würde, ob und warum er bestimmte Produkte wirklich
brauchtWenn wir und unsere Kinder glücklich und gesund leben wollen, brauchen wir
eine intakte Erde mit funktionsfähigen Ökosystemen und dürfen nicht so
weitermachen wie bisher.Möglicherweise sind wir die letzte Generation, die noch
einen Wandel bewirken kann.
Es heißt das Problem sei mit “Grünem Wachstum” zu lösen.
Technische Innovationen wie Windräder, Hybridautos und Solarpanels sollen das
Ruder in Richtung nachhaltige Entwicklung herumreißen.
Wachstum war bisher jedoch immer mit einem Mehrverbrauch verbunden und wird
es wohl auchBleiben.Selbst für die effizienteste Technik werden Ressourcen benötigt
Bewusster Konsum und weniger Verbrauch wären der wahre Fortschritt
Wir sollten aber nicht darauf warten, bis Politiker den ersten Schritt gehen.
Sie wollen die Menschen nicht gegen sich aufbringen, indem sie ihnen etwas
vorschreiben, was als Freiheitsverlust empfunden werden könnte.Erst wenn die
Verbraucher freiwillig umdenken, wird auch die Politik den Mut aufbringen Gesetze
und Maßnahmen einzuführen, die uns helfen den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu
gehen.