Sie sind auf Seite 1von 11

REI CRETARl,tt ROMAN,tt FAVTORVM

ACTA XXXI/XXXII

CONGRESSVS SEPTIMVS DECIMVS


REI CRETARIAE ROMANAE FAVTORVM
TICINENSIS

MCMXC

IN AGRO RAVRACENSE
1992

ESTRATTO
Alexandra Dimitrova-Milceva

DIE ITALISCHE SIGILLATA


UND DÜNNWANDIGE GEBRAUCHSKERAMIK
VON MOESIA INFERIOR

Die italische Keramik von Untermoesien wurde zum ersten Mal auf
dem 11. Kongreß für römische Keramik in Metz-Nancy im Jahre 1977
vorgestellt. Damals erwähnte ich drei Fragmente mit dem Stempel des
Gellius und noch einige Formen Ohl. 3 und 8 (1). In der vergangenen
Zeit von weniger als 15 Jahren hat sich das Bild vom italischen Keramik-
import in die Provinz Untermoesien, deren Grenzen fast genau mit
dem Territorium des heutigen Nordbulgarien zusammenfallen, jedoch
geändert (2). Die intensiven, regelmäßigen Untersuchungen und Not-
grabungen in den Lagern und Kastellen der Legionen und Hilfstruppen
am rechten Ufer des unteren Donaulaufes zeigten, daß die Terra sigilla-
ta und die italische dünnwandige Gebrauchskeramik bei der Romani-
sierung der Provinz bereits im zweiten Viertel des 1.Jhs. u.Z. eine be-
sondere Rolle spielten.
Alle Funde aus dem erwähnten Zeitabschnitt (1977-1989) stammen
aus geplanten Grabungen und Notbergungen. Trotzdem ist ihre Fund-
lage wegen der komplizierten Entwichklung von Militärlagern zu Zi-
vilsiedlungen nicht immer ein sicherer Beweis für ihre Datierung. Diese
Siedlungen existieren vom Beginn des 1.Jhs. v.u.Z. bis zum Ende des
7.Jhs., als sich Slawen und Protobulgaren im heutigen Nordbulgarien
festsetzten. Eben deshalb sind nicht überall gleiche Möglichkeiten gege-
ben, in die ältesten Kulturschichten einzudringen. Das wurde in höchst-
em Maße bei den Ausgrabungen des scamnum tribunorum erreicht. In
den Gruben der Holzperiode (vom Jahre 45 bis zum letzten Viertel des
1.Jhr.) entdeckte man eine bedeutende Menge glatter Terra sigillata
und dünnwandiger Gebrauchskeramik zusammen mit Münzen. Die
früheste von ihnen ist ein Legionsdenar des M. Antonius, die spätesten
sind Bronze- und Silbermünzen des Nero (54-68) und Vespasian (69-
79) (3).
Die mit Herstellerstempeln signierten Sigillata-Funde und die Ge-

479
fäßformen zeigten, daß Novae mit den Töpfern aus Arretium und Augustae vertreten und außerdem auch in Oescus, Montana, Almus
Norditalien höchst aktive Beziehungen unterhielt. Ähnliche, wenn auch und Dimum anzutreffen. Sie besitzen recht reiches Applikenrepertoire
nicht so intensive Kontakte sind auch von Augustae (4) und Almus (5) an Rosetten, Blümchen, Masken, Girlanden, Hunden, Brillen u.a.
zu verzeichnen. Einzelfunde dokumentieren auch das Vorhandensein (Abb. 3) Die Applik,en Delphin und Rosette sind mit dem Kreis um den
von Keramik aus Arretium in Ratiaria (6) , Montana (7), Dimum (8) und Meister mit der Signatur L.M. V. verbunden, dessen Tätigkeit in den
Oescus (9). Zeitraum zwischen Claudius und Domitian zu datieren ist ( 14).
Nach unserem heutigen Forschungsstand ist die Klassische arretini- Italischer Herkunft sind zwei Teller mit gerundetem Rand Ha 4, die
sche Reliefkeramik in Novae bisher nicht bekannt. Der Krateriskos mit in einem der Räume des scamnum tribunorum in Novae gefunden wur-
einem Girlandendekor a la Barbotine (Abb. 1) gehört mit seiner elegan- den. Ein Teller besitzt auf der Außenseite Brillenappliken und auf dem
ten Form; der Tonfarbe und der charakteristischen Verzierung aus Gir- Boden den Fußsohlenstempel MAI'E (Abb. a, b).
landen und Rosetten zu den selten anzutreffenden Erzeugnissen der ar- Die Kragenschälchen Ohlenroth 8, Hofheim 6 bilden eine verhältni-
retinischen Keramik. Analogien sind sehr selten. Die beste Parallele smäßig große Gruppe. Außer in Novae, wo ihre Anzahl bereits bedeu-
stammt aus dem Antiquarium des Nationalmuseums in Rom, die je- tend ist, wurden sie kürzlich auch in Augustae, Montana, Oescus, Di-
doch nicht an den künstlerischen Wert unseres Krateriskos erreicht (10). mum und Almus entdeckt. Diese sind bislang nicht veröffentlicht. Drei
fast vollständig erhaltene kleine Gefäße tragen den Stempel des Gellius.
Generell sind sie durch eine - im Vergleich mit z.B. denen vom Magda-
Glatte Terra Sigillata. lensberg schwächer- halbrunde Form gekennzeichnet und stehen denen
aus Carnuntum näher (GRÜNEWALD 1983, 13). Dieser Unterschied ist
Die häufigsten Formen der glatten Terra sigillata sind: Drag. 1, 16, bei den Appliken, von denen nur zwei genaue Analogien mit Nr. 41
17, Ohlenroth 2, 3, 8 (11 ). Zu den Formen Schindler-Scheffenegger Taf. und 42 nach ScHINDLER-SCHEFFENEGGER, Taf. 85b aufweisen, noch
55 , 7-17 gehört der Steilrandteller aus dem Lager der ala Augusta beim deutlicher. Zu den aus Arretium sicher stammenden Exemplaren gehö-
heutigen Dorf Härlec, Bez. Vraza, der bisher auch das einzige Exem- ren zweifellos auch jene mit Bodenstempeln. Die Formen Oh!. 3 und 8
plar aus Untermoesien darstellt. Die Scherbe eines Tellerbodens aus (Hofheim 6) gehören größtenteils nach der Qualität ihres Tons, der
Novae beweist die Existenz der Form aus sehr feinem , rosa-braunem Farbe und ihres Überzugs zu den in Literatur als «Padanisch» bekann-
Ton und orangefarbenem Überzug. «Der Viertelrandstab ist zu einer ten Gefäßen (GRüNEWALD 1983, 14). Die für die Zeit von Tiberius-
Stufe geworden, deren abgerundete Kante mit einem Reliefband ... und Claudius bis Nero typischen Formen setzten sich auch in der Zeit der
deren Oberflähce mit Rädchenkerben. .. verziert ist» (SCHINDLER, Flavier durch und fanden eine weite Verbreitung (15} (Abb. S).
SCHEFFENEGGER 1977, 149 f. ZU Taf. 54, 11 ff.). In Novae ist auch die Form Drag. 35/36 mit einem lilien- und trau-
Besonders häufig sind die Steilrandteller mit Applikendekor vertre- benförmigen Barbotinendekor vertreten. D. Gabler sucht ihre Her-
ten, die mit ihrer Tonfarbe und -härte und ihrem Überzug die Cha- kunft auch in den norditalischen Töpferwerkstätten und verbindet sie
rakteristika der arretinischen Keramik aufweisen. Eine Steilrandscherbe mit der Werkstätte Q.S.P. (1 6}.
mit einem applizierten Eros und einer erotischen Szene stellt das einzige
Exemplar von Typ Ohlenroth 2 dar, es stammt aus Novae (Abb. 2). L.
Ohlenroth bemerkt, daß die Verzierung mit verschiedenen Erosvarian- Die Töpferstempel auf italischer Sigillata.
ten in der spättiberischen Zeit auftritt (12), während D. Gabler auf-
grund pannonischer Importware zu dem Schluß kommt, daß die Form Fundstelle Novae. C.BOV(ius).GENT( ... ). Stempel auf einem Tel-
Ohlenroth 2 kaum die Mitte des 1.Jhs. überschreitet (13 ), dafür aber die ler von Typ Drag. 18/31 in planta pedis aus Arezzo (Abb. 6, a, b). Li-
Form Drag. 22, Ohlenroth 3. Sie ist mit vielen Gefäßen in Novae und gatur: N + T. Die Waren dieses Töpfers fanden vor allem in Nordita-

480 481
Iien ihren Absatz. Dieser Stempel ist auch aus Arezzo, Chiusi, Rom, Parallelen aus Aquileia). Seine Produkte hatten auf dem Magdalen-
Lanuvium, Ljubljana und Genf bekannt (0.-C. 333). sberg einen großen Absatz (20).
Fundstelle Almus. M.PE(rennius) CRES(cens) (Abb. 7). Ligatur:
M + P + E. Fußsohlenstempel auf dem Boden eines Steilrandtellers.
Der Töpfer gehört zu den späten Vertretern dieser bekannten Firma Die dünnwandige Gebrauchskeramik.
aus Arezzo, deren Tätigkeit in die tiberisch-claudische Zeit zu datie-
ren ist. Mit diesem Stempel signierte Gefäße wurden in Chiusi, Am- Mit Ausnahme einer kleinen Schale mit Griesbewurf, die bei den
purias, Martigny, Aquileia, Magdalensberg und Ljubljana gefunden Ausgrabungen im Lager der ala Augusta gefunden wurde und noch ei-
und gehören in die Zeit des Tiberius-Claudius. (O:xE, CoMFORT 1934- niger Scherben aus Oescus, stammen alle anderen dünnwandigen Gefä-
35, 1281.40. SCHINDLER-SCHEFFENEGGER 1977, 246, 249 [Fabrikat ße aus Novae und sind mit der Holzperiode des Holzlagers Novae zu
A]) (11). verbinden.
L. Gellius ist in Novae mit acht Stempeln besonders stark vertreten, Dieses Lager entstand in den Jahren 45-46 u.Z., als die legio VIII
in Dimum, Montana und Oescus mit je zwei, in Augustae und vielleicht Augusta wegen der Aufstände in Thrakien und der Strafexpeditionen
in Ratiaria mit je einem. Sie gehören zu den Formen Ohl. 3 und 8 - ap- zur nördlichen Schwarzmeerküste zeitweilig von Pannonien nach Moe-
plikenverzierte Steilrandteller und Kragenschälchen (Abb. 8 a, b). Gel- sien beordert wurde (2 1). Diese Keramik stammt überwiegend aus Gru-
lius war zur Zeit des Tiberius und des Claudius einer der größten Ex- ben im Lagerbereich, wo sich das scamnum tribunorum befunden hat-
porteure in Arretium, was aus seinen Handelsbeziehungen mit Unter- te. Zusammen mit ihr wurden auch die oben beschriebene glatte Terra
moesien ersichtlich ist. Die bisher in Bulgarien entdeckten Gefäße mit sigillata, Glasgefäße, Bronzefibeln, Münzen u.a. entdeckt. In den Jah-
seinem Stempel, deren Anzahl sicherlich noch steigen wird, tragen zwei ren 67-69 wurde die legio VIII Augusta von der /egio I Ita/ica abgelöst,
Stempelarten : in «planta pedis» und in «Lunula», wobei die letzteren die mit der zweiten Phase der Holzbauten in Verbindung steht. Eine ge-
im Prinzip seltener auftreten. Zur Datierung der Gellius-Ware ist nicht ringe Anzahl glatter Terra sigillata und dünnwandiger Gebrauchskera-
nur die Stempelform allein, sondern auch ihre Plazierung von Bedeu- mik stammt aus den Holzbauten östlich der Präfektur.
tung (Abb. 8a, b). l.Mikl-Curk datiert die Form L. GELLI in das zweite Bekannterweise wurde der Begriff «dünnwandige Gebrauchskera-
Viertel des l.Jhs. (1 8). S. Zabehlicky-Scheffenegger hat viele Jahre För- mik» von N. Lamboglia bei der Besprechung der Tessiner Nekropole
schungsarbeit der umfassenden Untersuchung der Produktion und des eingeführt und in der wissenschaftlichen Literatur aufgenommen.
Handels des Gellius gewidmet (19). Die in diesem Vortrag vorgestellte Keramik stammt ausschließlich
Unsere Stempel weisen eine große Vielfalt bei der Schreibung des aus Wohnräumen und ist aufgrund ihrer außerordentlich großen Viel-
Names auf. Dabei kommen folgende Formen vor: GELu, L. GELL, GE- falt an Formen und Ornamenten bemerkenswert. Für ihre Bearbeitung
Li und L. GEL, die bekannterweise nicht zeitlich unterschieden werden haben wir die Formen vom Magdalensberg übernommen, und die bei
können. der Untersuchung der Nekropole von Emona festgestellte Chronologie
Fundstelle Novae. MANN! (A. Manneius Capella) (Abb. 4b). Form: benutzt, welche Formen enthält, die denen von Novae sehr nahestehen.
ganzer Rundwandteller. Die officina dieses Töpfers befand sich in Zu den Beispielen von halbrunden Schälchen-mit ganz einfacher
Arezzo. Er ist auch durch Funde in Carnuntum, Estergom und Mursa Verzierung und außerordentlich dünner, nur papierdicker Wandung
bekannt (0.-C. 946/ 37. GRÜNEWALD 1983, 14). aus schwarzbraunem Ton ohne Überzug-gehören drei Schälchen, deren
Fundstelle Novae. Form: Rundwandteller Drag. 18/31. Hellrosa, Oberfläche mit treppenartigen Streifen verziert ist. Sie besitzen einen
leicht orangegetönter Ton und orange-brauner Überzug mit schwa- verhältnismäßig hohen, zylinderförmigen Körper mit einer geringen
chem Glanz. Fußsohlenstempel A. TERENT. A. Terentius aus der Pada- Abschrägung zum flachen Boden hin. Ein Schälchen mit dickerer Wan-
na. Schwer lesbar. Ligaturen: T + E und N + T. (0.-C. 1935.18 mit dung aus hellbeigem, porösem Ton und einer Querrille zeigt eine Ähn-

482 483
lichkeit mit der Form 50b vom Magdalesberg, die in das erste Viertel farbenen Ton und eine olivgrüne Oberfläche mit Metallglanz. Sie sind
des 1.Jhs. und früher datiert wird, was in unserem Fall kaum anzuneh- immer mit Sand beworfen. Diese Technik zeigt keltische Tradition. Aus
men ist (SCHINDLER-KAUDELKA 1975, 75). der Zeit des Claudius stammen Netzwerkschalen mit grüner Glasur, die
Elf Schälchenscherben von «überzogener Nigra» und dunkelgrauer die besten Parallelen zu den in Novae gefundenen Schälchen darstellen
Tonfarbe heben sich durch ihre Form, dem sehr reichen Repertoire an (Cosa, 178, Nr. 330 und 331; Hofheim, Typ 22 A)(Abb. 13).
Dekorationsmotiven sowie vor allem ihrem Überzug ab. Die Verzie~ Becher (Magdalensberg, Form 108 und 109). Sie gleichen in Ton,
rung besteht aus einer Kombinierung von Barbotinendekor und Räd- Farbe und Dekor den halbrunden Schälchen. Sie sind bisher nur aus
chenmuster. Es treten auch Omegaschuppen, Blattmotive und mit ga- Novae bekannt, wo zwei Typen zu unterscheiden sind: Becher mit
belartigen Motiven ausgefüllten Früchten auf (Abb 9). Sie stehen den grau-schwarzer Farbe ohne Überzug und Becher aus feinem beige-
Formen 102 vom Magdalensberg nahe (GRüNEWALD 1983, Taf. 15, 1- braunem Ton ohne Überzug aus ungleichmäßig aufgetragenem und
9). schwarz-braune Flecken bildendem Ton mit einem großen Nuancenrei-
Unter den vollständig erhaltenen Formen stellt das Schuppenschäl- chtum. Die Becher des ersten Typs besitzen einen ebenen Boden und
chen mit den unterhalb des Randes in drei Reihen liegenden Schuppen elegant geformten Körper, dessen unterer Teil mit einem breiten Ker-
eine Form dar, die in der Nekropole von Emona in die Zeit Caligulas bendekorstreifen versehen ist. Der zweite Becher ist dickwandiger, mit
datiert wird (PLESNICAR-GEc 1977, 16, Taf. 1, 17) (Abb. 10). Auf dem einem kleinen Wulstrand und flachem Boden. Er hebt sich durch den
Magdalensberg sind sie unter der Form 116 in die Jahre 15-25 datiert; Variantenreichtum der Dekorationsmotive hervor. Der Dekor stellt ei-
es wird jedoch angenommen, daß sie bis zum Ende der Siedlung in Ge- ne Kombination von Barbotine und Rädchenrnuster dar. Am dicker
brauch waren (ScHINDLER-KAUDELKA 1975, 121, Form 116, Taf. 24). werdenden, oberen Teil dominiert das plastische, vegetabile Ornament
Eine beträchliche Anzahl von ganzen und zerbrochenen Schälchen in starkem Barbotine - Zweige, tannenzapfenähnliche Schuppen und
mit Barbotinendekot und Rädchenkerben besitzt eine grauschwarze flammenförmige Zungen. Die gestrichelten Streifen sind im Dekor von
Tonfarbe ohne Überzug oder eine hellbraune Farbe mit orangebraun- zweitrangiger Bedeutung (Abb. 14 a, b).
farbigem Überzug. Sie stehen der Form 102 vom Magdalensberg nahe Die Becher treten in Novae zusammen mit der glatten Terra sigillata
und haben auch in den Funden aus Carnuntum Parallelen (GRüNE- der Formen Drag. 15/17, 24/25, Ohlenroth 2, 3, 8 auf.
WALD 1983, taf. 15, 1-9). Die letzteren besitzen ein Girlandendekor aus Die Schälchen mit Rädchenkerben (Magdalensberg Form 84) sind
plastischen, stilisierten Motiven in starkem Barbotine (Abb. 11). Auf in Novae gut vertreten (Abb. 15 a, b). Sie besitzen eine zylindrische bis
einigen dieser kleinen Gefäße finden sich Vertikalstreifen mit Knospen halbkugelige Form, dunkelgrauen Ton und keinen Überzug. Die ver-
auf hoch hervorstehenden, flammenförmig gebogenen Elementen u.a. zierte Zone ist vom Rand durch eine tiefe Rille getrennt. Die Rand-
(Abb. 12). Die Oberflächen dieses Schälchen sind außen und innen mit durchmesser liegen zwischen 8, 5-9 cm, die Höhe beträgt 4 cm. Es gibt
Sand beworfen. Das erste Schälchen hat eine sehr gute Parallele in der keine sich wiederholenden Dekorationsmotive. Nach c;ler Bestimmung
Form 115c vom Magdalensberg, das zweite in der Form 141 g. Zu ihrer von Schindler-Kaudelka gehören sie «zu den feinsten und besten Erzeu-
Datierung vgl. ScHINDLER-KAUDELKA 1975, 117, 140. In der Nekropole gnissen der dünnwandigen Ware». Auf dem Magdalensberg treten sie
von Emona sind sie zahlenmäßig am stärksten in der flavischen Zeit nach 20 u.Z. auf (SCHINDLER-KAUDELKA 1975, 95-97). In der Nekropo-
vertreten (PLESNICAR-GEc 1977, 17, Taf. 1, 7). Besonders reiches Ver- le von Emona kommen sie ab der Zeit des Tiberius bis zum Beginn des
gleichsmaterial bieten die Ausgrabungen in Vindonissa (22) und 2.Jhs vor, was für die Funde aus Novae eher zutrifft (PLESNICAR-GEc
Cosa (23 ). 1977, 19, Tav. 1, 54-69).
Im Bereich des scamnum tribunorum in Novae wurden Fragmente Die hier vorgelegte Beschreibung der glatten Terra sigillata und der
von drei kleinen Schalen mit Netzwerkverzierung gefunden, die sehr dünnwandigen Gebrauchskeramik zeigt - trotz der Kürze - den Charak-
selten anzutreffen sind. Die Exemplare aus Novae besitzen einen ocker- ter des italischen Exportes in die Provinz Untermoesien im 1.Jh., und

484 485
deren Vebindungen zu einzelnen Töpfermeistern und Herstellungszen- (7) Von ihr stammen ein Steilrandelteller und Form Oh!, 8 mit dem Stempel Gelli:
tren. Sie führt zu dem eindeutigen Schluß, daß die italische Keramik G. ALEKSANDROV, Montana, Sofia, 1981.
den größten Anteil am Keramikimport während des gesamten Beste- 8
( ) Dimum (heute Belene). Ausgrabungen von D. Dfonova. Zwei Schalen mit dem

hens des Militärlagers Novae besaß. Bis zur Zeit des Tiberius waren die Stempel L. Gelli. Unveröffentlicht.
9
( ) A. BALKANSKA, Terra Sigillata importee decouverte a Oescus, in «Archeologija»,
Beziehungen mit dem italischen Töpferzentren recht schwach. Wir er-
4, 1990, 26-33 .
wähnten bereits, dass die barbotineverzierte Keramik aus Arretium nur 10
( ) F .P. PoRTEN-PALANGE, La ceramica arretina a rilievo nell'Antiquarium de/ Mu-
durch einen Krateriskos in Novae vertreten ist. Erst ab der spättiberi- seo Nazionale di Roma, Firenze, 1966, 84, Taf. 23, 145.
schen und frühclaudischen Zeit begann die Einfuhr von großen Men- (11) 0LENROTH 1934-35, 237.
gen glatter Terra sigillata und dünnwandiger Gebrauchskeramik in alle (1 2) D. GABLER, Die Sigillaten vom Gebiet der Hercules-Villa in Aquincum, in «Ac-
militärischen Siedlungen am rechten Ufer des unteren Donaulaufes. taArchHung», XXVIII, 1-2, 1976, 23.
13
( ) D . GABLER, Italische Slgillaten in Nordwestpannonien, Wissenschaftliche Arbei-
Diese Importe stehen im engster Verbindung mit der dauernden Nieder-
ten aus dem Burgenland, Heft 51 (Eisenstadt), 1975, Abb. 3, 20.
lassung römischer Truppen und damit mit den Romanisierungsprozes- 14
( ) F. OSWALD, D . PRYCE, An Introduction to the Study of Terra Sigillata, Lon-
sen in der Provinz. don, 1920 (Nachdr. 1966), 171.
15
Die Erzeugnisse des L. Gellius sind in allen großen Siedlungen am ( ) D. GABLER, Die Eroberung Pannoniens im Spiegel der Sigillaten, in «ActaAr-
chHung» XXIII, 1971, 90.
rechten Ufer des unteren Donaulaufes und besonders in Novae vorhan- 16
( ) D. GABLER, in «ActaArchHung»,1982, 347, Nr. 31, Abb. 19, 2.
den. Mit dem Kreis des Gellius ist auch der in Novae vertretene Man- 17
( ) l. MIKL-CURK, Terra Sigillata in sorodne vrste keramike iz Poetovija, Diss. Ix
neus verbunden. Beograd-Ljubljana, 1969, 53.
Während der Regierungszeiten von Claudius, Nero und Vespasian 18
( ) S. ZABEHLICKY-SCHEFFENEGGER, Die Geschäfte des Herrn Lucius G. Ein Arbeit-
war die Einfuhr italischer Keramik nach Untermoesien am stärksten, sbericht, in «RCRFActa», XXI-XXII, 1982, 105 ff. DIES., Einige Bemerkungen zur Ver-
was auch in den verschiedenen Ausbausstufen des Limes und der fort- breitung italischer keramik (besonders Terra Sigillata) in Jugoslawien, in Gomolava.
schreitenden römischen Okkupation zum Ausdruck kommt. Chronologie und Stratigraphie der vorgeschichtlichen und antiken Kulturen der Donau-
niederung und Südosteuropas, I. Symposium, Ruma, 1986, 227-279. Es ist mir eine ange-
nehme Pflicht, S. Zabehlicky für die kollegiale Hilfe und Konsultation während einer Ar-
beit an den Stempeln auf den Tongefäßen meinen Dank auszusprechen.
(1) A. DIMITROVA-MILCEVA, Einfuhrkeramik in Novae aus den westlichen Provinzen 19
( ) SCHINDLER-SCHEFFENEGGER 1977, 259-260.

( ) T. SARNOWSKI, Wojsko rzymskie w Me~i Dolnej i na polnocnym wybrzezu


des römischen Reiches, in «RCRFActa», XIX/ XX, 1979, 294, Taf. I, 1-2. 20

(2) A . DIMITROVA-MILCEVA, Importierte Terra Sigillata aus Novae in Recherches sur morza czarnego, in «Novaensia», III, 1988, 26.
la culture en Mesie et en Thrace, in «Bullettin de !'Institut d' Archeologie», LXXXVII, (2 1) E. ETTLINGER, C. SIMONETT, Römische Keramik aus dem Schutthügel von Vin-
1987, 108-152. donissa, in «VeröffGesProVindon», III, 1952, 102, taf. II, 223-227.
(3) A. DIMITROVA-M!LCEVA, E. GHENCEVA, Escavazioni di scamnum tribunorum el (22) M. T. MARABINI MoEvs, The Roman Thinwalled Pottery from Cosa (1948-
campo militare romano Novae, in «Ratiariensia», V-VI (im Druck). 1954) in «MemAmAc», 1973, 176, Nr. 316.
(4) Aus Augustae (das heutige Dorf Härlec, Bez. Vraza) stammen eine Schale mit (23) C. SIMONETT, Tessiner Gräberfelder. Monographien zur Ur- und Frühgeschichte
Griesbewurf, ein Steilrandteller (SCHINDLER-SCHEFFENEGGER 1977, Taf. 55, 7-17), fünf der Schweiz, III, Basel 1941, Dazu die Rezension: N. LAMBOGLIA, in «RivStLig», IX,
Steilwandteller Form Ohlenroth 3, ein Kragenschälchen mit Appliken Form Ohlenroth 8, 1943, 163 ff.
ein Bodenfragment mit Stempel GEL. (unveröffentlicht).
(5) AJmus (Heute Lom). Steilrandteller mit Fussohlenstempel M.PE(rennius)
CRES(cens). Unveröffentlicht. Bibliographie
(6) Ein Steilrandteller mit Stempel L. GEL stammt wahrscheinlicht aus Ratiaria (das
heutige Dorf Arcar, Bez. Vidin). K. JouGLEV, La situation economique de la Thrace et de GRÜNEWALD 1983.
la Mesie et leurs relations commerciales avec l'Italie au I•-IJ• siecles de notre ere, in «An-
M. GRüNEWALD, Die Funde aus dem Schutthügel des Legionslagers von Carnuntum (Die
nuaire de l'Universite de Sofia. Faculte de Philosophie et d'Histoire», LIX, luvre III, Hi-
Baugrube Pingitzer), in «Der römische Limes in Österreich», Heft XXII, Wien
stoiare, 1965, 256, Abb. 67. 1983.

486
487
OHLENROTH 1934-35.
L. ÜHLENROTH, Italische Sigillata mit Auflagen aus Rätien und dem römischen Germa-
nien, in «BerRGK», XXIV-XXV, 1934-35, 234-254.
OxE, COMFORT 1968.
A. Oxil, H. CoMFORT, Corpus Vasorum Arretinorum. A Catalogue of the Signatures,
Shapes and Chronologie of Jtalian Sigil/ata, Bonn 1968.
PLESNICAR-GEC 1977.
L. PLESNICAR-GEc, Keramika Emonskih nekropol, «Dissertationes et monographiae»
XX, Beograd-Ljubljana 1977.
SCHINDLER-KAUDELKA 1975.
E. ScHINDLER-KAUDELKA, Die dünnwandige GebrauchsKeramik vom Magdalensberg, in
«Kärtner Museumsschriften», LVIII, Klagenfurt 1975.
SCHINDLER-SCHEFFENEGGER 1977.
M . SCHINDLER, s. SCHEFFENEGGER, Die glatte rote Terra Sigillata vom Magdalensberg, in
«Kärtner Museumsschriften», LXII, Klagenfurt 1977 .
Abb. 1: Novae Krateriskos mit einem Girlandendekor a Ja Barbotine.

Abb. 2: Steilrandschale mit einem applizierten Eros und einer erotischen Szene.

Abb. 3: Steilrandteller mit reichem Applikenrepertoire.

488 489
Abb. 6a, b: Teller vom Typ Drag. 18/ 31 mit Stempel G.BOV/ IUS/ GENT.
Abb. 4a, b: Teller mit Fusshlenstemple MANl"E.

6b
4b

Abb. 5: Novae Kragenschale.


Abb. 7: Almus Teller mit Bodenstempel M.PE/ RENIUS CRES/ CENS/ aus.
491
490
Abb. Sa: Steilrandteller mit Fussohlen Stempel L. GEL. Sa

9
ab
Abb. Sb: Kragenschale mit Stempel GELLIVS in «Lunula». Abb. 9: Schälchenscherben mit v~rschledcn Oekorutlonsmotlvcn.

492
493
Abb. 13: Fragemente einer Schale
mit Netzwerkverzierung.

Abb. 10: Schale mit Schuppenmuster:

Abb. 14a, b: Becher mitplastischem


vegetabilem Ornament.

Abb. 11: Schale mit Girlandendekor in starkem Barbotine.

Abb. 12: Schale mit Barbotinedekor und Rädchenkerben. 4


494
Abb. 15a, b: Schalen mit Rädchenkerben.

496

Das könnte Ihnen auch gefallen