-Jetzt haben wir uns schon mit Big Data und Bias und mit Big Data und Prognosen
beschäftigt, beides zeitliche Dimensionen (Vergangenheit und Zukunft).
-Jetzt wollen wir natürlich wissen, wie sich Big Data auf die Gegenwart auswirkt
-Ein treffendes und hilfreiches Denkbild des Zusammenhangs von Big Data und Zeitlichkeit
kommt von dem Autor Tom McCarthy
-In einem Kapitel aus dem Roman Satin Island hat die Unternehmsberatung, bei dem der
Protagonist – ein Anthropologe – arbeitet, mit Serverüberlastungen zu kämpfen. Das führt
dazu, dass der Protagonist während der Arbeit – die größtenteils aus Videos gucken besteht
– zunehmend von „Buffering“ geplagt wird. Das heißt also der temporäre Datenspeicher
reicht nicht aus um die Daten wiederzugeben.
-Während er auf den sich drehenden Kreis starrt, stellt er sich die unfassbaren Mengen an
Bits und Megabytes vor, die sich abmühen um die erforderlichen Daten zu ihm zu bringen. Er
stellt sich vor, dass die Informationsmenge so groß ist, dass kein Mensch sie jemals
verarbeiten kann. Und diese wird dann unaufhörlich in seine Richtung gepumpt. Er
betrachtet den Buffering Kreis immer länger und das gibt ihm zunächst ein unglaublich gutes
Gefühl. Er betrachtet dieses „Pumpen“ der Information als ein Geschenk, als einen
unerschöpflichen Strom des Gebens, der den Buffering Kreis zum drehen bringt.
In dieser Beschreibung bekommen wir ein Gefühl dafür, dass Big Data eine Form des
„Hortens“ ist. Eine Art der Akkumulation, deren Verarbeitung und Organisation – ganz zu
schweigen von deren Deutung – rückwirkend oder nachträglich erfolgt. Das heißt wir haben
Bekannte Informationen (eigentlich nur 0 und 1) und diese werden zu Unbekannten
Informationen schlichtweg aufgrund der schieren Menge. Und erst im nächsten Schritt wird
dieses Unbekannte dann wiederum interpretiert.
Je länger der Erzähler in Tom McCarthy’s Roman jedoch auf den sich drehenden Kreis starrt,
desto unbehaglicher wird ihm. Denn er stellt sich die Frage: Was, wenn das einfach nur ein
Kreis auf einem Screen ist, der sich dreht? Und sonst nichts… Und als in dem Protagonisten
langsam Panik auftaucht, kommt ihm die Offenbarung: Er versteht durch den Buffering Kreis
das Konzept von Zeit und Gedächtnis. Nicht die Zeit und das Gedächtnis von Computern,
sondern das menschliche. Er schlussfolgert, dass wir als Individuen immer einen Vorrat an
Erfahrungen & Geschichte haben müssen, über das unser Bewusstsein in realtime reflektiert.
Wenn dieser Vorrat aufgebraucht ist, so stellt er fest, dann befinden wir uns in einem
dauerhaften Schwebezustand. Everything becomes Buffering, and Buffering becomes
everything.
In dem Moment realisiert der Erzähler, dass ihm die Abbildung auf seinem Screen nur eine
Tiefe der Daten suggeriert, durch grafische Übersetzung und seiner eigenen mentalen
Leistung. Die Daten selbst, der reine und ungefilterte Inhalt ist jedoch ohne Form. Die
Abbildung des Kreises wird dadurch selbst inhaltslos. Er merkt, dass sich Zeit nicht visuell
darstellen lässt.
-Dieser Schwebezustand des Bufferns lässt sich möglicherweise auf die Gesellschaft in der
Postmoderne übertragen. Viele Theoretiker*innen beschreiben einen vergleichbaren
Zustand, in welchem – vorrangig durch die zunehmende Komplexität von Zeichen und
Informationen – das Subjekt fragmentiert und desorientert wird. Auch Gumbrecht
beschreibt mit der „breiten Gegenwart“ einen ähnlichen Zustand.
Durch die Menge an Informationen verliert das Subjekt ein kohärentes Narrativ.
Was dabei vielleicht hilft um diese Theorie zu verstehen, ist wie sich normalerweise das
Subjekt formiert. Das sehen wir hier.
Wenn das jedoch nicht der Fall ist spricht Lacan von einem Zusammenbruch der
Signifikantenkette. Der daraus resultierende Zustand ist die Schizophrenie.
Was dann spätere Theoretiker wie zB. Fredric Jameson, Deleuze oder Guattari gemacht
haben ist, dass sie den Lacan‘schen Begriff der Schizophrenie als ästhetisches Modell auf die
gesellschaftliche und kulturelle Ebene übersetzt haben. Was Lacan auf individueller Ebene
als Schizophrenie beschrieben hat, wendet James auf der Gesellschaftlichen Ebene an.
Was bedeutet das also im Kontext des Unbekannten und Big Data. ?
Wie Fee und Flo angemerkt haben, haben wir durch Big Data mehr Information als jemals zu
vor. Alles wird archiviert, gehortet, re-organisiert und strategisch nutzbar gemacht. Faktisch
war also niemals weniger Unbekannt als jetzt. Was das Buffering Beispeil und auch der kurze
Ausflug in Richtung Lacan und Jameson demonstrieren sollte, ist, dass ohne eine koheräntes
Narrativ die Sammlung von Informationen und Daten das Unbekannte nicht reduzieren
kann, sondern im Gegenteil die Gegenwart immer opaker wird. Der Verlust von einem
kohärenten Narrativ äußert sich dann in dem Zirkulieren von unverbundener und
abgekoppelter Signifikanten, welche die Gesellschaft in einen wie Jameson sagen würde
schizophrenen Zustand verfallen lassen. Dann drehen wir uns wie der Buffering Kreis und
sind unfähig Zeit und Erfahrung zu synthetisieren.
Wir hoffen, dass wir damit ein wenig die Ambivalenz von Big Data näher bringen konnten.
visuell
Da
Er realisiert: Die Flache Ebene des Screens, auf die der Erzähler blickt, bietet ihm eine
abgebildete Tiefe der Daten. Aber die Daten selbst, der „reine und ungefilterte Inhalt“ sind
ohne Form und nur durch den Akt der mentalen Abbildung, der Übersetzung und der
grafischen Wiedergabe auf dem Bildschirm selbst präsent. Die Abbildung wird dadurch selbst
zu einer Instanz des Mangels. „Es ist bloß ein Kreis der sich dreht“. Die räumliche oder
visuelle Darstellung von Zeit kehrt sich um in eine inhaltslose, leere Gestalt.
wenn wir als Individuen nicht ständig den Vorrat an Erfahrungen über die unser Bewusstsein
reflektiert auffüllen, wir uns in einem dauerhaften Schwebezustand befinden. Everything
becomes Buffering, and buffering becomes everything.
-Dieser Schwebezustand des Bufferns lässt sich möglicherweise auf die Gesellschaft in der
Postmoderne übertragen. Viele Theoretiker*innen beschreiben einen vergleichbaren
Zustand, in welchem – vorrangig durch die zunehmende Komplexität von Zeichen und
Informationen – das Subjekt fragmentiert und desorientert wird. Auch Gumbrecht
beschreibt mit der „breiten Gegenwart“ einen ähnlichen Zustand. Durch die Menge an
Informationen verliert das Subjekt ein kohärentes Narrativ. Lacan beschreibt diesen Zustand
als Zusammenbruch der Signifikantenkette. Der daraus resultierende Zustand ist die
Schizophrenie. Der Theoretiker Fredric Jameson verwendet den Lacan‘schen Begriff der
Schizophrenie als ästhetisches Modell auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Was
Lacan auf individueller Ebene als Schizophrenie beschrieben hat, wendet James auf der
Gesellschaftlichen Ebene an.
Was bedeutet das also im Kontext des Unbekannten und Big Data. ?
Wie Fee und Flo angemerkt haben, haben wir durch Big Data mehr Information als jemals zu
vor. Alles wird archiviert, gehortet, re-organisiert und strategisch nutzbar gemacht. Faktisch
war also niemals weniger Unbekannt als jetzt. Was das Buffering Beispeil und auch der kurze
Ausflug in Richtung Lacan und Jameson demonstrieren sollte, ist, dass ohne eine koheräntes
Narrativ die Sammlung von Informationen und Daten das Unbekannte nicht reduzieren
kann, sondern im Gegenteil die Gegenwart immer opaker wird. Der Verlust von einem
kohärenten Narrativ äußert sich dann in dem Zirkulieren von unverbundener und
abgekoppelter Signifikanten, welche die Gesellschaft in einen wie Jameson sagen würde
schizophrenen Zustand verfallen lassen. Dann drehen wir uns wie der Buffering Kreis und
sind unfähig Zeit und Erfahrung zu synthetisieren.
Wir hoffen, dass wir damit ein wenig die Ambivalenz von Big Data näher bringen konnten.
Big Data and the strange present
On Buffering
-Ein treffendes und hilfreiches Denkbild des Zusammenhangs von Big Data und Zeitlichkeit
kommt von dem Autor Tom McCarthy
-In einem Kapitel aus dem Roman Satin Island hat die Unternehmsberatung, bei dem der
Protagonist – ein Anthropologe – arbeitet, mit Serverüberlastungen zu kämpfen. Das führt
dazu, dass der Protagonist während der Arbeit – die größtenteils aus Videos gucken besteht
– zunehmend von „Buffering“ geplagt wird.
-Während er auf den sich drehenden Kreis starrt, stellt er sich die unfassbaren Mengen an
Bits und Megabytes vor, die sich abmühen um die erforderlichen Daten zu ihm zu bringen.
Eine Informationsmenge so groß, dass kein Mensch sie jemals verarbeiten kann, die
unaufhörlich in seine Richtung gepumpt wird. Er betrachtet den Buffering Kreis immer länger
und sagt sich, dass es dieses Geschenk ist, dieser unerschöpfliche Strom des Gebens, der den
Buffering Kreis zum drehen bringt. Er stellt sich vor, dass es die Daten selbst sind, ihr purer
und ungefilterter Inhalt, der wiederum sein Computer System in Aktion brachte, da es eben
diese Daten reorganisieren muss. Dieser Gedanke beruhigt den Protagonisten enorm.
Hier bekommen wir ein Gefühl dafür, dass Big Data eine Form des „Hortens“ ist. Eine Art der
Akkumulation, deren Verarbeitung und Organisation – ganz zu schweigen von deren
Deutung – rückwirkend beziehensweise nachträglich erfolgt. Bekannte Informationen
werden zu Unbekannten Informationen aufgrund der schieren Menge.
Je länger der Erzähler in Tom McCarthy’s Roman jedoch auf den sich drehenden Kreis starrt,
desto unbehaglicher wird ihm. Was, wenn es einfach nur ein Kreis ist, der sich dreht. Und
nichts sonst. Genau das gleiche denkt er bei den Video Ladebalken, wo der rote Balken den
grauen Balken niemals einholen darf. Und als in dem Protagonisten langsam Panik auftaucht,
kommt ihm die Offenbarung: Er realisiert, dass das, was er da sieht, nichts anderes ist als das
freigelegte Skelett der Zeit oder des Gedächtnisses selbst. Nicht die Zeit und das Gedächtnis
von Computern, sondern unser eigenes. Er schlussfolgert, dass wenn wir als Individuen nicht
ständig den Vorrat an Erfahrungen über die unser Bewusstsein reflektiert auffüllen, wir uns
in einem dauerhaften Schwebezustand befinden. Everything becomes Buffering, and
buffering becomes everything.
-Dieser Schwebezustand des Bufferns lässt sich möglicherweise auf die Gesellschaft in der
Postmoderne übertragen. Viele Theoretiker*innen beschreiben einen vergleichbaren
Zustand, in welchem – vorrangig durch die zunehmende Komplexität von Zeichen und
Informationen – das Subjekt fragmentiert und desorientert wird. Auch Gumbrecht
beschreibt mit der „breiten Gegenwart“ einen ähnlichen Zustand. Durch die Menge an
Informationen verliert das Subjekt ein kohärentes Narrativ. Lacan beschreibt diesen Zustand
als Zusammenbruch der Signifikantenkette. Der daraus resultierende Zustand ist die
Schizophrenie. Der Theoretiker Fredric Jameson verwendet den Lacan‘schen Begriff der
Schizophrenie als ästhetisches Modell auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Was
Lacan auf individueller Ebene als Schizophrenie beschrieben hat, wendet James auf der
Gesellschaftlichen Ebene an.
Was bedeutet das also im Kontext des Unbekannten und Big Data. ?
Wie Fee und Flo angemerkt haben, haben wir durch Big Data mehr Information als jemals zu
vor. Alles wird archiviert, gehortet, re-organisiert und strategisch nutzbar gemacht. Faktisch
war also niemals weniger Unbekannt als jetzt. Was das Buffering Beispeil und auch der kurze
Ausflug in Richtung Lacan und Jameson demonstrieren sollte, ist, dass ohne eine koheräntes
Narrativ die Sammlung von Informationen und Daten das Unbekannte nicht reduzieren
kann, sondern im Gegenteil die Gegenwart immer opaker wird. Der Verlust von einem
kohärenten Narrativ äußert sich dann in dem Zirkulieren von unverbundener und
abgekoppelter Signifikanten, welche die Gesellschaft in einen wie Jameson sagen würde
schizophrenen Zustand verfallen lassen. Dann drehen wir uns wie der Buffering Kreis und
sind unfähig Zeit und Erfahrung zu synthetisieren.
Wir hoffen, dass wir damit ein wenig die Ambivalenz von Big Data näher bringen konnten.
Hier zeigt sich die Ambivalenz des Big Data Wahnsinns, welcher
in ein
Signifa
Die
verständlicher machen kann, sondern im Gegenteil die Gegenwart, Geschichte und Zukunft
verwischt. Und opaker macht
<l
die
Theoretik
Was bedeutet das also vor dem Hintergrund dieses Seminars und im Kontext
Was bedeutet das also au
schreibt
um
Marxisten
- Der Erzähler erklärt uns was dieser Buffering Kreis für ihn bedeutet. Seine Kommentare
lohnen sich an dieser Stelle in voller Länge zu zitieren:
in einem
Omnipräsenz
Er realisiert: Die Flache Ebene des Screens, auf die der Erzähler blickt, bietet ihm eine
abgebildete Tiefe der Daten. Aber die Daten selbst, der „reine und ungefilterte Inhalt“ sind
ohne Form und nur durch den Akt der mentalen Abbildung, der Übersetzung und der
grafischen Wiedergabe auf dem Bildschirm selbst präsent. Die Abbildung wird dadurch selbst
zu einer Instanz des Mangels. „Es ist bloß ein Kreis der sich dreht“. Die räumliche oder
visuelle Darstellung von Zeit kehrt sich um in eine inhaltslose, leere Gestalt.
Und je
Beja
Staring at this bar, losing myself in it just as with the circle, I was granted a small
revelation: it dawned on me that what I was actually watching was nothing less than the
skeleton, laid bare, of time or memory itself. Not our computers' time and memory, but
our own. This was its structure.
wie unglaublich viele Informationen
ihre pu
denkt dabei
schie
-In einem Kapitel aus seinem Roman Satin Island ist der Protagonist, welcher in einer
Beratung arbeitet, zunehmend mit
-Ein treffendes und hilfreiches Denkbild zum Verständnis von Big Data und dem
Zusammenhang von
zu
Buffering
Big Data as the ultimate „Great Report“, as a total antrhopoligical document of the present