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17. September 2020 / Deutsch S.

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Thema 2: Berufsperspektiven der Zukunft


Aufgabe 1

Trotz Fleiß kein Preis

Schreiben Sie eine Zusammenfassung.

Situation: Im Rahmen eines Projekts zum Thema Arbeitswelt(en) an Ihrer Bildungsinsti-


tution findet eine Diskussion zu sozialen Aufstiegschancen statt. Für die Teilnehmer/innen
fassen Sie einen Bericht zusammen.

Lesen Sie den Bericht Aufsteigen? Reich werden? Vergessen Sie’s! von Daniel Eckert und Holger
Zschäpitz aus der Online-Ausgabe der deutschen Tageszeitung Die Welt vom 11. Juli 2017 (Text-
beilage 1).

Schreiben Sie nun die Zusammenfassung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ Beschreiben Sie die Veränderungen im Hinblick auf Aufstiegschancen laut Textbeilage.


■ Geben Sie die wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Folgen dieser Veränderungen
wieder.
■ Nennen Sie in der Textbeilage angeführte Maßnahmen, die dazu geeignet sind, diesen Folgen
entgegenzuwirken.

Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

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Aufgabe 1 / Textbeilage 1

Soziale Unterschiede

Aufsteigen? Reich werden? Vergessen


Sie’s!
Das Versprechen, dass Leistung sich lohnt, gilt immer seltener. Eine neue Studie sieht die Stabilität der
Gesellschaft bedroht, vor allem in den angelsächsischen Ländern – aber nicht nur dort.

Von Daniel Eckert und bewegt zu sein: die Finanzindus- klaren Zusammenhang zwischen
Holger Zschäpitz trie. den eigenen Einkommensaus-
sichten und dem Einkommen
Es gibt sie noch, die Vom-Tel- Die britische Versicherungs- der Eltern“, sagt Jeremy Lawson,
lerwäscher-zum-Millionär-Ge- gruppe Standard Life widmet Chefökonom bei Standard Life
schichten. Bill McDermott ist so dem Schwinden der sozialen Mo- und Autor der Studie.
ein Fall. Er schaffte es, als Spross bilität eine Studie. Die Ökono-
einer New Yorker Arbeiterfami- men haben Hunderte Daten aus Immerhin gebe es erhebliche Un-
lie zum bestbezahlten Manager im verschiedenen Staaten zusam- terschiede von Land zu Land.
Deutschen Aktienindex aufzustei- mengetragen. Sie zeigen, dass Eine besonders ausgeprägte Kor-
gen. Mit einem Jahresgehalt von der gesellschaftliche Aufstieg so relation hat Lawson für Groß-
14 Millionen Euro verdient der schwierig geworden ist wie noch britannien, Italien, die USA und
SAP-Chef in einem Monat so viel nie seit Ende des Zweiten Welt- Frankreich identifiziert.
wie sein Vater im ganzen Leben. kriegs. Heute bestimmt das El-
ternhaus die Perspektiven, mehr „In diesen Ökonomien verer-
Doch der 55-jährige McDermott denn je. ben sich die Gehaltsunterschiede
ist eine Ausnahmeerscheinung. zu mehr als 40 Prozent auf die
Und das nicht nur wegen sei- „Lotterie der Geburt“ haben die nächste Generation.“ Das heißt:
ner außergewöhnlichen Talente, Experten ihre Publikation über- Die Chancen, wie McDermott
die ihm schon früh eine Spitzen- schrieben und warnen davor, dass als Arbeiterkind zum Vorstands-
position einbrachten. Auch der die Welt wertvolles ökonomisches vorsitzenden aufzusteigen oder
Lebensweg des Aufsteigers aus Potenzial verschenkt. Mangelnde auf andere Weise wohlhabend zu
dem New Yorker Arbeiterviertel Aufstiegschancen tangieren nicht werden, sind zunehmend gering.
Queens scheint mehr und mehr nur das Wirtschaftswachstum ne-
zur Ausnahme zu werden. gativ. Auch die Gesellschaft als In den USA wurde daher eigens
Ganzes wird instabiler. eine wissenschaftliche Kommis-
Das Gefühl, dass die westlichen sion zur Chancengleichheit ins
Gesellschaften ihr Aufstiegsver- Denn Ungleichheit, auch in ihrer Leben gerufen, die gleich mit
sprechen nicht mehr halten, gibt produktiven Form, wird leicht un- einer dystopischen Zahl für Auf-
es schon länger. In der Wissen- erträglich, wenn das Gefühl nicht sehen sorgte, nämlich 50 Prozent.
schaft wird die Frage kontrovers mehr da ist, aus eigener Kraft den Nur noch jeder zweite 30-Jährige
diskutiert. Nun schlägt sogar eine Sprung nach vorn zu schaffen. verdient heute mehr als die ei-
Institution Alarm, die nicht im „In praktisch allen Ländern, für genen Eltern, als sie im gleichen
Verdacht steht, besonders sozial die Daten vorliegen, gibt es einen Alter waren.

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Das steht in einem starken Kon- Chancen aufzusteigen sind ge- Separieren heißt: Familien mit
trast zur „goldenen Ära“ der so- ringer, auch die Vermögensunter- überdurchschnittlichen Einkom-
zialen Aufstiegsmöglichkeiten. schiede sind größer, und die Aus- men ziehen sich in sogenannte
Noch in den 1980er-Jahren, als sichten, die Lücke zu verkleinern, gute Stadtviertel zurück, nicht zu-
also die zwischen 1950 und 1960 sind mager. letzt, um ihren Kindern bessere
Geborenen 30 wurden, lag der Schulen bieten zu können. Dage-
Anteil bei 80 Prozent. Dieses ge- Aus Sicht der Wissenschaftler ist gen nehmen die Probleme in den
nerelle Aufstiegsversprechen, dass soziale Mobilität eine der wich- anderen Stadtvierteln zu, die Kin-
es der kommenden Generation tigsten Determinanten für wirt- der dort haben schlechtere Bil-
stets besser als der vorhergehen- schaftlichen Erfolg. Zwischen dungs- und wohl auch Berufs-
den geht, gilt so nicht mehr. Aufstiegsmöglichkeiten und wahr- chancen.
genommener Ungleichheit besteht
Zu den problematischen Ländern ein komplexer, keineswegs trivialer Experten sind sich einig, dass die
zählt Großbritannien, das Land Zusammenhang. soziale Mobilität eine der Schick-
des Brexit-Votums. Auf der Insel salsfragen im Zeitalter der Digi-
hat die Social Mobility Commis- Auf der einen Seite schwindet talisierung ist. Je mehr die Ge-
sion im vergangenen Jahr festge- aktuell die Akzeptanz der Men- sellschaften und Arbeitswelten
stellt, dass die Leiter des sozialen schen für Ungleichheit. Auf der technisiert werden, desto stärker
Aufstiegs kaputt sei: „broken“. [...] anderen Seite ist die Wahrneh- ist eine Volkswirtschaft auf mo-
mung aber teils auch verzerrt: bile Arbeitnehmer angewiesen.
Keine westliche Gesellschaft Menschen machen zunehmend Am aussichtsreichsten erscheinen
weist heute noch vergleichbar Ungerechtigkeiten aus, die so gar also Investitionen in Bildung.
hohe Werte für soziale Aufstiegs- nicht existieren.
möglichkeiten auf wie vor 30 Jah- „Der Staat muss endlich dafür
ren. Doch nicht überall sieht es so Dabei ist ein gewisses Ausmaß sorgen, dass er gute Bildung nicht
deprimierend aus wie in den USA, an Ungleichheit unerlässlich für nur Kindern bietet, deren El-
in Großbritannien oder in Italien. eine dynamische Wirtschaft. Nur tern sich Wohnungen in guten
In den skandinavischen Volks- wer den Anreiz sieht, für Leis- Vierteln leisten können“, sagt
wirtschaften, in Deutschland und tung auch entsprechend belohnt Krämer. Unter guter Bildung ver-
in Kanada ist der Einfluss des El- zu werden, wird ins Risiko gehen. steht der Ökonom keine Noten-
ternhauses dagegen merklich klei- inflation oder das Abitur für alle.
ner. Aber auch hier lässt sich die „Gemessen an den Bruttolöhnen Eine übertriebene Akademisie-
Macht der Geburtslotterie mes- ist die Ungleichheit in Deutsch- rung helfe nicht weiter.
sen, sagt Lawson. land in den letzten Jahren zurück-
gegangen“, erklärt Jörg Krämer, „Vielmehr brauchen wir ein diffe-
Länder mit geringerer Einkom- Chefvolkswirt der Commerz- renzierendes Schulsystem, dessen
mensmobilität (Kinder spielen bank. Wegen der sehr guten Lage Abschlüsse wegen ihrer Qualität
in der gleichen Einkommensliga am Arbeitsmarkt hätten gering bei den Arbeitgebern anerkannt
wie die Eltern) fallen oft durch qualifizierte Arbeitnehmer einen werden. Nur wenn die staatli-
ein höheres Maß an Ungleichheit Teil der vorherigen Einkommens- chen Schulen das wieder leisten,
insgesamt auf. [...] verluste aufgeholt. „Wenn viele hört die Flucht an die Privatschu-
Menschen trotzdem eine wach- len auf, an denen Kinder aus bil-
Aus Sicht der ärmeren Men- sende Ungleichheit wahrnehmen, dungsfernen Haushalten unterre-
schen ist das ein doppelter Schlag. liegt das vermutlich an der zuneh- präsentiert sind.“
Denn es bedeutet: Nicht nur ihre menden sozialen Separierung.“

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Die Forscher der Organisation „Staatliche Fördermaßnahmen
für wirtschaftliche Zusammenar- schon im Kindesalter können
beit (OECD) haben festgestellt, einen Beitrag zur sozialen Mobi-
dass die Politik früh aktiv wer- lität leisten [...]“. [...] n
den muss, um die soziale Mobi-
lität wieder in Gang zu bringen.

Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article166520119/Aufsteigen-Reich-werden-Vergessen-Sie-s.html [24.07.2020].

Hinweis: Die Zwischenüberschriften des Textes wurden entfernt.

INFOBOX

dystopisch: hier in eine bedrohliche, negative Zukunft weisend


SAP: großes deutsches Softwareunternehmen

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