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Lexikon zur Lohn- und Gehaltsabrechnung

Arbeitslosenversicherung: Jeder Arbeitnehmer und Azubi ist grundsätzlich


verpflichtet, eine gesetzliche Arbeitslosenversicherung abzuschließen. Der aktuelle
Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung beträgt 2,4 % und ist jeweils zur Hälfte
vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer zu tragen.
Sinn dieser Versicherung ist der Schutz der Arbeitnehmer bei Arbeitslosigkeit. Im
Falle der Arbeitslosigkeit erhalten Arbeitnehmer Arbeitslosengeld. Außerdem wird ein
Arbeitsloser bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen unterstützt und die Durchführung
von Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung von Arbeitsplätzen wird bezahlt.
Leistungen, die in Anspruch genommen werden können, sind z. B.: Kurzarbeitergeld,
Berufsberatung, Umschulungen, Bewerbungstrainings usw.
Der Arbeitnehmeranteil wird bei der Lohn- und Gehaltszahlung durch den
Arbeitgeber einbehalten und der Gesamtbeitrag wird an die Krankenkasse abgeführt
und von dort an die Bundesanstalt für Arbeit weitergeleitet.

Auszahlungsbetrag (auch Überweisungsbetrag), der dem Arbeitnehmer letztlich


ausgezahlte bzw. überwiesene Betrag.

Beitragsbemessungsgrenze, Deckelung des Sozialversicherungsbeitrags bei


höheren Einkommen. Liegt das Einkommen des Arbeitnehmers über der
Beitragsbemessungsgrenze, so wird der prozentuale Beitragssatz lediglich auf die
Beitragsbemessungsgrenze bezogen.

Beitragsbemessungs- alte Bundes- neue Bundes-


grenze der…. länder länder
… Kranken- und 4.837,50 € 4.837,50 €
Pflegeversicherung monatlich monatlich
… Arbeitslosen- und 7050 € 6750 €
Rentenversicherung monatlich monatlich

Beitragssätze der Sozialversicherung: Die nachfolgenden Beitragssätze beziehen


sich auf das sozialversicherungspflichtige Bruttoentgelt bzw. die betreffende
Beitragsbemessungsgrenze:

Sozialversicherung Beitrags- Arbeitnehmer- Arbeitgeber-


satz Anteil Anteil
Kranken- 7,3 % + 7,3 % +
14,6 %
versicherung1 Zuschlag Zuschlag
Pflege-
versicherung 3,05 % 1,525 % 1,525 %
(kinderlose Arbeit-
nehmer über 23 +
0,35 %)
Arbeitslosen-
2,4 % 1,2 % 1,2 %
versicherung

1
Spezialfall 450-Euro-Jobs
Renten-
18,6% 9,3% 9,3%
versicherung

Bruttoentgelt, vertraglich vereinbartes Entgelt zuzüglich aller finanziellen


Zusatzleitungen vor allen Abzügen (ohne Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung).

Freiwillig Krankenversicherte, siehe Pflichtversicherungsgrenze

Gesundheitsfonds, staatlich organisierter „Topf“, der aus Arbeitnehmer- und


Arbeitgeberbeiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung sowie aus
Steuergeldern gespeist wird und diese dann an die Krankenkassen nach bestimmten
Risikokriterien (Alter, Geschlecht, Krankheitsfälle usw.) umverteilt. Alle Mitglieder der
gesetzlichen Krankenversicherung zahlen einen Beitragssatz + individuellen
Zusatzbeitrag an die Krankenkasse, welche die Beiträge an den Fonds weiterleitet.

Kinderfreibetrag: Freibeträge für Kinder auf der Lohnsteuerkarte. Die Zahl der
Kinderfreibeträge wirkt sich in der Lohnsteuertabelle auf die Höhe von
Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer aus.

Kirchensteuer: Neben der Lohnsteuer werden auch Kirchensteuern vom


Arbeitsentgelt abgezogen, sofern der Arbeitnehmer einer „steuererhebenden
Religionsgemeinschaft“ angehört. Die Höhe der Kirchensteuer ist abhängig vom
Bundesland und der Anzahl der Kinder und kann aus der Lohnsteuertabelle
abgelesen werden. Arbeitnehmer ohne Kinder zahlen 9% der Lohnsteuer (in Bayern
und Baden Württemberg 8%). Mit zunehmender Kinderzahl verringert sich die
Kirchensteuer gemäß einem Berechnungsschlüssel.

Krankenversicherung: Die Krankenversicherung ist die wichtigste und gleichzeitig


älteste Säule der sozialen Sicherung in Deutschland. Sie wurde bereits 1883
eingeführt.
Für den größten Teil der nicht selbstständigen Arbeitnehmer besteht heute eine
Pflicht zur gesetzlichen Krankenversicherung.
Die Krankenversicherung soll dem versicherten Arbeitnehmer und seinen
Familienangehörigen bei Krankheit und (den meisten) Unfällen ermöglichen, die
Kosten für die Hilfe durch Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser sowie die erforderlichen
Heilbehandlungen (Kuren) und Heilmittel (z. B. Medikamente) ersetzt zu bekommen.
Bei Krankheit erhält der Versicherte ab der 7. Woche Krankengeld (70% des
Bruttolohns der letzten 12 Monate)2 anstelle des Arbeitsentgeltes.
Der Arbeitnehmer kann sich die Krankenkasse selbst auswählen, d.h. er entscheidet,
bei welcher Krankenkasse er sich versichern lässt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer
teilen sich den Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung (14,6%) hälftig, so
dass jeder 7,3% zahlt. Jedoch muss der Arbeitnehmer einen Zusatzbeitrag für
Zahnersatz und Krankengeld zahlen. Jede gesetzliche Krankenkasse kann (seit
2015) einen individuellen Zusatzbeitrag erheben. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag
2
Maximal 112,88 Euro pro Tag
der Krankenkassen beträgt zurzeit 1,3 % und dient den Krankenversicherungen als
zusätzliches Mittel, um finanzielle Engpässe auszugleichen. Der Zusatzbeitrag wird
ebenfalls jeweils zur Hälfte von AG und AN getragen.

Der Arbeitnehmeranteil wird bei der Lohn- und Gehaltszahlung durch den
Arbeitgeber einbehalten und an die Krankenkasse abgeführt.

Lohnsteuer: die bei Einkünften aus nicht selbständiger Arbeit durch den Abzug vom
Arbeitsentgelt erhobene Steuer auf das Einkommen. Berechnungsgrundlage ist das
Bruttoentgelt. Die Lohnsteuer kann aus der Lohnsteuertabelle abgelesen werden.

Lohnsteuerklassen:
Lohnsteuerklasse I - Arbeitnehmer, die:
 ledig oder geschieden sind
 verheiratet sind, aber dauernd getrennt leben
Lohnsteuerklasse II - Arbeitnehmer, die:
 Bedingungen für Steuerklasse I erfüllen und
 bei denen mindestens ein Kind im Haushalt lebt
Lohnsteuerklasse III - Verheiratete Arbeitnehmer:
 die nicht dauernd getrennt leben
 bei denen ein Ehepartner keinen Arbeitslohn bezieht oder
 bei denen ein Ehepartner Arbeitslohn bezieht und der andere Ehepartner in
Steuerklasse V eingereiht ist
Lohnsteuerklasse IV - Verheiratete Arbeitnehmer, wenn beide Ehegatten:
 Arbeitslohn beziehen
 nicht dauernd getrennt leben
Lohnsteuerklasse V - wenn ein Ehegatte in Steuerklasse III eingereiht wurde:
 beziehen beide Ehegatten Arbeitslohn können beide in Steuerklasse IV
 oder ein Ehegatte in Steuerklasse III und der andere in Steuerklasse V
eingereiht werden
 Steuerklasse V eignet sich für Ehegatten die eine vorübergehende Tätigkeit
ausüben bei der das Einkommen so gering ist das die Freibeträge, die
Steuerklasse IV enthält, nicht ausgeschöpft werden
Lohnsteuerklasse VI – Arbeitnehmer, die gleichzeitig von mehreren Arbeitgebern
Arbeitslohn beziehen (Zweit- und Nebenverdienst):
 Steuerklasse wird auf zweiten bzw. jeder weiteren Lohnsteuerkarte
eingetragen
Nettoentgelt: monatliches Bruttoentgelt abzüglich aller Steuern und
Sozialversicherungsbeiträge. Es ist nicht unbedingt identisch mit dem
Auszahlungsbetrag.

Pflegeversicherung: Die Pflegeversicherung ist die jüngste der


Sozialversicherungen (Einführung 1995).
Jeder Arbeitnehmer, der krankenversicherungspflichtig ist, ist auch gesetzlich
verpflichtet, eine Pflegeversicherung abzuschließen. Sie dient der finanziellen
Absicherung bei Pflegebedürftigkeit im Alter aufgrund von Krankheit und
Behinderung. Sie umfasst sowohl häusliche Pflege durch einen Pflegedienst oder
Angehörige als auch stationäre Pflege. Die Beiträge zur sozialen Pflegeversicherung
werden von Bruttoverdienst erhoben. Der Beitragssatz (3,05 %) wird je zur Hälfte von
Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen. Eltern werden seit Januar 2005 im
Vergleich zu kinderlosen Beitragszahlern entlastet.

Kinderlose Mitglieder der sozialen Pflegeversicherung müssen ab 2005 einen um


0,35 Prozentpunkte höheren Beitragssatz zahlen, wenn sie das 23. Lebensjahr
vollendet haben. Der Arbeitgeberanteil bleibt unverändert. Der Arbeitnehmeranteil
wird bei der Lohn- und Gehaltszahlung durch den Arbeitgeber einbehalten. Der
Gesamtbeitrag zur Pflegeversicherung wird zunächst an die Krankenkasse
abgeführt. Von dort wird er an die Pflegekassen weitergeleitet.

Allgemeine Pflichtversicherungsgrenze (Versicherungspflichtgrenze):


Arbeitnehmer, deren durchschnittliches Jahreseinkommen über dieser Grenze liegt,
sind nicht verpflichtet, Mitglied der gesetzlichen Krankenkasse oder
Pflegeversicherung zu sein. Eine Befreiung von der Versicherungspflicht für
Arbeitslosen- und Rentenversicherung ist nicht möglich. Ihre Höhe beträgt 64.350 €
(5.362,5 € im Monat).

Rentenversicherung: Jeder Arbeitnehmer ist gesetzlich verpflichtet, eine


gesetzliche Rentenversicherung abzuschließen. Sie soll dem Arbeitnehmer bzw.
seinen Angehörigen im Falle der Berufsunfähigkeit, der Erwerbsunfähigkeit, des
Alters (Altersruhegeld) sowie des Todes (Witwen- und Waisenrente) laufende
Geldleistungen gewähren.
Die Beiträge werden vom Bruttoverdienst des Arbeitnehmers berechnet. Der Beitrag
(18,6%) ist vom Arbeitgeber und vom Versicherten (Arbeitnehmer) je zur Hälfte zu
tragen. Der Arbeitnehmeranteil wird bei der Lohn- und Gehaltszahlung durch den
Arbeitgeber einbehalten und der Gesamtbeitrag wird an die Krankenkasse abgeführt.
Von dort werden die Beiträge an die Deutsche Rentenversicherung (Bund)
weitergeleitet.

Solidaritätszuschlag: steuerähnlicher Abzug, der sich nach der Höhe der


Lohnsteuer bemisst. Sinn dieses Abzugs ist die gemeinschaftliche Unterstützung der
Integration der neuen Bundesländer. Der Solidaritätszuschlag kann in der
Lohnsteuertabelle abgelesen werden. Arbeitnehmer ohne Kinder zahlten bis Ende
2020 5,5% der Lohnsteuer. Das gilt nicht, wenn Kinderfreibeträge auf der
Lohnsteuerkarte eingetragen sind.
Seit 1. Januar 2021 muss eine alleinstehende Person erst ab einem
Bruttoeinkommen von ca. 74.000 Euro den Soli zahlen und erst ab einem
Bruttoeinkommen von ca. 110.000 Euro zahlt man die vollen 5,5 % Soli.

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