INAUGURAL-DISSERTATION
zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie
des Fachbereichs Evangelische Theologie
der Philipps-Universität zu Marburg
Vorgelegt von
THOMAS HARTMUT SENNER
aus Gießen
Marburg 1989
--------------------------------
Druck: Görich & Weiershäuser, Marburg
DIE SYRISCH-JAKOBITISCHE KIRCHE
UNTER BYZANTINISCHER HERRSCHAFT
IM 10. UND 11. JAHRHUNDERT
1NAUGURAL-DISSERTATION
zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie
des Fachbereichs Evangelische Theologie
der Philipps-Universität zu Marburg
Vorgelegt von
THOMAS HARTMUT SENNER
aus Gießen
Marburg 1989
ANGENOMMEN
AUFGRUNDDER GUTACHTEN VON PROF.DR. WOLFGANG HAGE
o. Einführung 7
o. 1. Forschungslage
o. 2, Obersicht über die Quellen 9
0.2.1. Syrische Quellen 9
0.2.2. Griechische Quellen 11
O• 2 . 3 , Arabische Quellen 12
0,2,4, Armenische Quellen 15
11 • Zusammenfassung 107
Anhang:
8. 1.2.
8. 1.3. Der Prozeß vor dem Synodikon Dikasterion 84
8.1.3.1. Erste Sitzung des Synodikon Dikasterion
Ende Juni 1029 85
8.J.3.2, Zweite Sitzung des Synodikon Dikaaterion 86
8.l.3.3. Weiterer Fortgang des Prozesses 87
8. 1. 3. 4. Das Urteil des Synodikon Dikasterion 88
8.2. Antimonastische Maßnahmen Romanos' III. gegen Klöster
und Anachoreten des A.manosgebirges 1030 90
8.3. Bedrückungen während des Patriarchats
Dionysios' IV. (1031-42) 92
8. 3. 1. Die Flucht Dionysios' IV. nach ABid 1034 92
8.3.2. Die Lage der Bistümer nach 1031 94
Anhang:
Hierarchenlisten
145
1 4. 1.
Jakobitische Patriarchen von Antiocheia 145
14.1.1.
Melkitische Patriarchen von Antioche1a 145
14.1.2.
Patriarchen von Konstantinopel 146
14.1.3.
14.1.4. Koptische Patriarchen von Alexandreia_ 146
14.1.5. Melkitische Patriarchen von Alexandre1a 147
ll
Zur theologischen Ausrichtung der Chronik s. Kaw~r 8 , 11 s. 5-6,
Nabe, S. _ II-III, ~ge, S. ~- Apostasie wird als Wirkung des
Teufels J.nterpretiert, eo im Fall des Maphrians Ignatios, der
Moslem wurde (MS 134-135/55&-559).
L3 S. die Einführung zu CSCO 354 von J.-M. Fiey, s. V-XII. Literatur:
Nabe, S. III-IV; Hage, S. 5-6; Karayannopulos II, s. 471.
14 Zu den Quellen s. CSCO 354, S. IX-XII.
15 S. CSCO 354, S. 30-33/42-45 und S. 217/289.
16 s. csco 354, s. 215-221/286-294.
n Titel des Oberhaupte der östlichen jakobitiachen Bietümer, e. Nabe,
S. 21-38; Hage, S. 22-31; Kawerau, S. 23-34.
1.8 Textausgabe a. Chron.eccL. 1-3. Zu Bar-Hebräue und seinen Werken
e. Baumstark, S. 312-320; Kawerau, S. 7-12; Nabe, S. IV-VI; Hage, s. 5;
Karayannopuloe II, S. 4 70.
HI Dionysios von Tell-Mahre, Jakob von Edeesa, s. Hage, S. 5.
20 S. Nabe, S. V.
21 Das Verhältnis zwischen nestorianiechem Kathollkat und Maphrian
zu Beginn des 11.Jh. ist für uns von beso_nderem lnte~eese, da die
Stellung der byzantinisch-besetzten Jakob1ten zum Kalifat von den
Neetorianern thematisiert wird, s. Chron.eccl.3, 271-278.
22 So Kawerau, S. 7.
23 S. Nabe, S. VI.
24 S. Hage, S. 5.
.......
El11(äbran!C
Die byzantinischen Historiker, die über den Zeitraum des 10. und 11. Jh.
berichten, schweigen über die orientalischen Kirchen fast völlig. Während
die Armenier wegen ihres großen politischen Gewichte wenigstens gelegent-
lich erwähnt werden, liegt die jakobitische Kirche ganz außerhalb des Blick-
feldes der Chronisten 27 , die meist aus dem hauptstädtischen Bereich stammten.
Dagegen ist die Kriegführung im kilikisch-kappadokiech-nordsyriechen Grenz-
gebiet Thema der anonymen Abhandlung 'De velitatione bellica (peri paradro-
m@s polemou)' aus der Mitte des 10. Jh.28
über das Leben in den Ostprovinzen im 11.Jh. berichtet anschaulich der
ehemalige General Katakalon Kekaumenos, der unter anderem in Antiocheia
und den Themata Iberis und Meeopotamia gedient hatte. Sein 'Strategikon'
berichtet zwar nicht über die Jakobiten, illustriert jedoch das Leben und
die Auf gaben der byzantinischen Beamten, Militärs und Grundbesitzer in der
Provinz29. Die administrativen Werke Kaiser Konstantins VII. Porphyrogennetos
aus der 1.Hälfte des 10.Jh. geben wichtige Angaben zum Fortschreiten des
Aufbaus der byzantinischen Verwaltung im Oeten , ebenso das Taktiken Esco-
30
Der muslimische Historiker Kamal ad-din aue Aleppo (13.Jh.) gibt in genauer
Form den Waffenstilletandsvertrag vom Dezember 969/Januar 970 zwischen
Byzanz und Aleppo wieder 55 , der für Melkiten und Jakobiten des Emirats
wichtig werden sollte, da weitgehende rechtliche Erleichterungen für Christen
gewährt wurden.
Stephanos von Taron (Stephanos Asolik) verfaßte eine bis 1004 reichende
Chronik 56 , welche aus perönlicher Anschauung des Verfassers in unserem
Zeitabschnitt die Politik Kaiser Basileios' II. gegenüber den Ostprovinzen
illustriert. Wesentliche Dokumente der theologischen Auseinandersetzung
zwischen Reichskirche und armenisch-monophysitischer Kirche überliefert
die Schrift des S tephanoss7.
Gegen Ende des 11.Jh. schrieb Aristakes von tastivert seine armenische
Geschichte 58 , die mit der Schlacht von Mantzikert 1071 endet. Mit genauen Kennt-
nissen vieler byzantischer Interna59 ist sein Werk von großer Zuverlässigkeit.
Aristakes gibt einen Bericht über antimonastische Maßnahmen des Kaisers
Romanos III. im Jahr 1030 gegen monophysitische - vor allem jakobitische -
Klöster im Amanos-Gebirge 60 - eine der wenigen Quellen, die aus der jakobiti-
schen Provinz berichten, also den außerhalb der beiden Brennpunkte Melitene
und Antiocheia gelegenen Gebieten.
Wichtige Hinweise auf Verfolgungen der Jakobiten in der syrischen Metro-
pole gibt die nach 1136 abgeschlossene Chronik des Matthäus von Edessa61•
Doch muß die byzantinerfeindliche Darstellung des Armeniers immer wieder
auf diese Tendenz hin überprüft werden 112.
Zu Beginn des Zeitraums fanden kaum Kontakte zwischen Vertretern der jako-
bitischen Kirche und des byzantinischen Reiches statt, es sei denn militäri-
sche Konfrontationen, da seit der Zeit des Kaisers Theophilos (829-842)
immer wieder kurzfristige Invasionen byzantinischer Truppen Südostkappado-
kien und Syrien heimsuchten 1 • Byzanz repräsentierte für die Jakobiten we-
niger das christliche Kaiserreich, als den konfessionsverschiedenen gefähr-
lichen Feind jenseits des Taurus.
Der Schwerpunkt der jakobitischen Kirche lag im nordwestlichen Syrien.
Die Patriarchen von Dionysios II. (897-909) bis Abraham (962-963) residier-
ten nicht dauernd an den gleichen Orten 2 , weil sie darauf Wert legten, In-
spektionsreisen durch ihren Sprengel durchzuführen 3 • Ober die Beziehungen
zur melkitischen Kirche, die an einigen Orten mit den Jakobiten gleichzeitig
präsent war - etwa in Edessa - läßt sich wenig sagen. Größere Spannungen
scheinen nicht vorgelegen zu haben. Die rechtliche Situation beider Kirchen
vor der Staatsmacht war gleich, sie vertraten die jeweilige christliche
Minderheit seit der Mitte des 7.Jh. gegenüber dem Kalifat 4 •
Vor den Eroberungen des Melias und Johannes Kurkuaa in den 930er Jah-
ren befanden sich die monophysitischen Bistümer fast ausschließlich unter
muslimischer Herrschaft - wenn man von den wenigen Sitzen in armenischen
Gebieten absieht 5 , deren Besitz politisch umstritten war.
Innere Spannungen führten jedoch zu Konflikten zwischen Patriarch und
Maphrian 6 , da Okkzidentalen und Orientalen durch die große Distanz zwischen
Nordwestsyrien und Mesopotamien kaum Kontakte pflegen konnten. Die begin-
nende Entfremdung beider Teile der jakobitischen Kirche schlägt sich in
der Praxis nieder, die Ordinationen von Patriarch und Maphrian nicht mehr
in Gegenwart des jeweils anderen durchzuführen. Als die Orientalen nicht
von der Weihe Patriarch Basileios' I. informiert wurden (15.8.923), weigerten
sie sich neun Jahre lang, den Hierarchen anzuerkennen 7•
1 837 überfall auf Samosata und Sozopetra, das völlig zerstört wurde,
s. Maier, Byzanz, S. 130 und Skylitzes, ad.Thurn, S. 106.
2 S. Nabe, S. 216, wo Ordinationsorte, Herkunft, Sterbe- und Bestat-
tungsorte der Patriarchen aufgeführt werden. Die Daten ergeben, daß
hauptsächlich Orte zwischen Antiocheia (Tell 'Aga Qastra), Aleppo
(Kloster Tar'el) im Westen, Res 'Aina im Süden und Kloster Qartamin
im Osten belegt sind. Als Quellen über diesen Zeitabschnitt s. bes. MS
120-21/550; CSCO 354, 208-211/276-280; Bar-Hebräua, Chron.Eccl. 1, 391/
392-409/410. Auffällig ist, daß die Quellen wenig informativ berichten.
Selbst Michael Syrus beschränkt sich auf wenig mehr als die Aneinander-
reihung der Amtszeiten der Patriarchen bis zu Johannes VII. (965).
3 Dem Chronisten fällt bereits auf, daß Patriarch Abraham (962-963)
nur eine einzige Reise unternahm, s. CSCO 354, 211/280.
4
Über die rechtlichen Aspekte s.u. S. 22-24 u. S. 54-57.
5
S. MS 122-123/551-553. Vgl. Anhang, S. 153: Bistum Armenia.
6
Zum Verhältnis beider jakobitischer Hierarchen s. Nabe, S. 1-38.
7
s. csco 354, 209-210/278-279.
8
S.u. ausführlich die Entwicklung in der Mitte des 11.Jh.,
s. 97-98 u. 10~.
E1panal0n
17
Drei Hauptgründe lassen eich für die Ausdehnung des Reiches in Keppado-
kien, Armenien und Nordwestsyrien anführen, die zum engen Kontakt von
Jakobiten und Trägern byzantinischer Macht führen sollten.
Eine entscheidende Rolle spielte zweifellos die Schwäche des ebbaei-
dischen Kalifats und seine Auflösung in fast selbständige Kleinstaaten 1 ,
Die Zentralgewalt in Bagdad verlor immer mehr an Einfluß zugunsten re-
gionaler Mittelmächte in Kilikien und Nordsyrien.
Unmittelbar hängt hiermit die Konsolidierung des Reiches unter der
makedonischen Dynastie seit Basileios I. zusammen 2 • Nach dem Ende der
ikonoklastischen Wirren erlebte Byzanz zum ersten Mal wieder ein höheres
Maß an wirtschaftlicher und politischer Stabilität. Zeugnis dafür gibt
etwa die neue Rechtskodifikation Leons VI. um 900. 3
Die aggressive Außenpolitik der großen kappadokischen und armenischen
Magnatengeschlechter• war zwar weniger am Wohlergehen des Reichsganzen
orientiert, tendierte im Laufe des 10.Jh. jedoch immer mehr zur Infiltration
und Annexion der Nachbarländer im Niemandsland zwischen Kappadokien
und Syrien,
Der äußeren Stabilisierung des Reiches seit dem Ende des 9.Jh. entsprach
nicht die Spannung zwischen kaiserlicher Zentralgewalt und den Partikular-
gewalten5, die eine prinzipiell antagonistische Innen- und Außenpolitik
betrieben, andererseits aber personell miteinander verbunden waren. Wäh-
rend sich die Zentralverwaltung auf die alten Themata und die Einrichtung
der Stratiotengüter als Quelle der Steuer- und Wehrsicherheit zu stützen
Das Verhältnis der beiden aufeinander folgenden Kaiser Nikephoros II. Phokas
und Johannes Tzimiakes zum Islam und zur islamischen Staatenwelt war äus-
serst spannungsreich, Schriften, die im direkten Auftrag der Baeileie verfaßt
wurden und an ausländische Herrscher gerichtet sind, legen ein beredtes
Zeugnis ab, so der polemische Schriftwechsel zwischen Nikephoros und dem ab-
basidischen Kalifen al-Mut1', bzw. ihren Kanzlisten, einem anonymen Renegaten
in byzantinischen Diensten und dem Saib al-Qaffal as-~Asi'S. Einige Jahre spä-
ter belegt der Brief des Johannes Tzimiskes an König Aschot III. Bagratuni
von Armenien 9 die imperialen Kriegsziele des Kaisers.
Während der großen Eroberungszüge in Kilikien und Nordsyrien läßt Nikepho-
ros Phokas dem Kalifen eine arabische Schmähschrift in poetischer Form zukom-
men, Der Basileus skizziert seine Haltung zu den muslimischen Nachbarn in dra-
stischer Form:
"43. Und von dort eile ich nach Mekka, indem ich mem Heer mit mir
führe gleich regenströmenden Nächten.
44. Und ich werde es (Mekka oder 'das ganze Land') für eine heile
und befriedete Epoche regieren und einen Thron errichten dem Treff-
Jichsten der Welt (d.h. wohl 'Christus') •.•
47. Und ich werde nach Jerusalem marschieren , das bei uns in hohem
Ansehen steht •..
6 S. Hauesig, S. 407.
7 S. Dölger, Kaieerregesten, Nr. 595 (zur Sicherung des Bauern-
standes und der Stratiotengüter vor den Dynatoi), April 922.;
Nr. 628, September 934; Nr. 656, März 947; Nr. 673 (undatiert);
Nr. 690, März 962. - Dagegen Nikephoros II. Phokas als Vertre-
ter der Feudalgewalten, Nr. 712 (Aufhebung des Vorkaufsrechts
von Bauerngütern durch Dorfgemeinden), Sept. 967, s. aber auch
Nr. 720-21 (undatiert). Basileios II. als Vertreter der Zentralge-
walt versucht wiederum, die Armen vor den Dynatoi zu schützen:
Nr. 783, l.Januar 996.
8 Text, tJbersetzung und Kommentar: Grünebaum, S. 41-64. Grünebaum
datiert den byz. Brief Ende 966, die musl. Antwort Anfang 967 (S. 46).
D Im Werk des armenischen Historikers Matthäus von Edessa, S. 16-
24; s.a. Dölger, Kaiserregeeten, Nr. 750, ca. September 975.
Expansion
20
"51. Ich werde das Land des Ostens zur Gänze erobern und den Westen
und die Religion des Kreuzes verbreiten mit der Entfaltung der Feld-
zeichen •••
53. Und euer Gefährte (d.i. Mul;lammad), ihn hat in der Erde die Feuch-
tigkeit (des Grabes) vernichtet, und er wurde zu Knochenstückchen un-
ter jenen vermorschten Gebeinen."10
Einige Jahre später schreibt Johannes Tzirniskes (um 975) über seine ge-
glückten Feldzüge in Syrien und Palästina: "Es war unser Wunsch, das hei-
lige Grab Christi von den Schändungen durch die Muslime zu befreien,"u
Die Texte nennen verschiedene Motive des Kampfes der Byzantiner gegen
das abbasidische Kalifat und seine Teilstaaten:
Die Besonderheit des Briefes Nikephoros' II. liegt gerade in dem überaus
scharfen und aggressiven Ton des Dokuments, dem jederlei diplomatische
Geschliffenheit abgeht. Es gibt kein weiteres Beispiel eines Schriftstücke
der kaiserlichen Kanzlei, das mit derart krasser Polemik die muslimischen
Gegner herausfordert und ihren Glauben der Lächerlichkeit preiszugeben
versucht. Daß es sich hier nicht, wie Dölger meint, um eine "Spielerei" 19
handelt, zeigt, daß die geschilderten Kriegsgreuel und die Aufzählung der
bisherigen Erfolge durch die zeitgenössischen Quellen gesichert sind 20.
Dem gegenüber verfaßte Johannes Tzimiskes an seinen armenischen Bundes-
genossen nur einen Siegesbericht, der jedoch keine Herabsetzung des Geg-
ners kennt.
Trotz a11f~r Erfolge des Nikephoros und Johannes Tzimiskes in den Kriegen
des 1O.Jh. blieben die genannten Fernziele ganz unerreichbar. Doch stellten
sie das Programm dar, die ideologische Grundlage all der Anstrengungen,
die Byzanz in den Besitz lange verlorener Territorien brachte. Die Basileis
waren keineswegs dem Größenwahn verfallen. Dies zeigt ihre militärische
10 Grünebaum, S. 58-59.
11 Matthäus von Edessa, S. 20.
12 Grünebaum, S. 57-58, Verse 29, 30, 32, 36, 39, 51.
13 Grünebaum, ebd., Verse 37, 40 ,41, 42.
14 Grünebaum, ebd., Vers 42.
15 Grünebaum, ebd., Vers 45.
16 Grünebaum, ebd., Verse 43 u. 44.
17
Matthäus von Edessa , S. 20 u. Grünebaum, ebd., Vers 47.
18
Grünebaum, ebd., Vers 51.
19
So Dölger, Kaiserregesten, Nr. 701.
20
Vgl. Grünebaum, ebd., Verse 18, 20-28 und Yahyli A, S. 127-28.
Ausführlich zur byzantinischen Kriegsführung' der verbrannten
Erde e.u. S. 25-28,
IIJpanelon
21
Taktik. Sie vermieden allzu lange Nachschublinien und verzichteten auf mi-
litärische Eintagserfolge, die mit zu hohen Gefahren zu erkaufen waren:
Nikephoros stürmte nicht bereits 968 Antiocheia, und Johannes Tzimiskea
erlag keineswegs der Versuchung einer Eroberung Bagdada oder Jerusalemau.
Feldzüge in der Art der späteren westlichen Kreuzzüge fanden nicht statt.
Das Motiv der Eroberung des heiligen Grabes und der anderen heiligen Stät-
ten Palästinas spielte im Vergleich zu den Annexions- und Rache-wünschen
nur eine untergeordnete Rolle. Doch wird ganz klar, daß die annektierten
Gebiete als Feindesland angesehen und behandelt werden, daß keinerlei An-
zeichen für eine schonungsvolle Behandlung der christlichen Nachfahren
ehemaliger Reichsuntertanen sprechen 22•
Völlig jenseits des Horizonts der Schreiber liegt es, die doch nennens-
werte christliche Minderheit der betroffenen Gebiete zu erwähnen. Doch an-
gesichts des Aufeinanderprallens zweier Religionen und zweier großer Staa-
ten23 verschlossen sich die Kaiser jeder differenzierenden Sichtweise. Ihre
Schriften sind das Werk der oben genannten ostbyzantinischen Magnaten und
spiegeln einen religiös motivierten Militarismus, an dem keineswegs die ge-
samte byzantinische Gesellschaft des 10. Jh. teil hatte •24
„ Diese Neuigkeit war am Freitag, dem achten Tag des Safar des
gleichen Jahres bis nach Kairo gelangt, welcher der Tag des Lazarus-
Festes war, zwe:i Tage vor Palmsonntag 5 , da sammelten sich plötzlich
Leute des niederen und gemeinen Volkes unter den Einwohnern Kairos
und wandten sich aufs Neue gegen die melkitische Kirche des heiligen
Michael in Qasr-wf-Sama', wo sie großen Schaden verursachten und
alles plünderten, was sich dort befand. Dann plünderten sie noch
zwei nestorianische Kirchen, die Kirche des heiligen Theodor 6 und
die Kirche der gütigen Herrin 7 Maria, welche als Patriarchalkirche
bekannt ist, die sie gleichermaßen verwüsteten. Zur damaligen Zeit
gehörte sie den Jakobiten und jetzt den Griechen."
Eine Armeeabteilung machte dem antichriatlichen Aufruhr ein Ende 8 •
Bereits im März des Vorjahres hatten sich Plünderungen und Verwüstungen
sowohl melkitischer als auch koptischer Kirchen in Kairo ereignet,
nachdem die Nachricht vom siegreichen Vorstoß des Domestikos
Leon Phokaa in Syrien nach Ägypten durchgedrungen waren 9 • Die Unru-
hen begannen nach dem Mittagsgebet in der alten Moschee. Abgesehen
von der Tatsache, daß sich die verschiedenen christlichen Konfessio-
nen gegenseitig den Besitz der Kirchen streitig machten, wird jedoch
deutlich, daß zwischen ihnen zumindest von den niederen Schichten der
ägyptischen Stadtbevölkerung nicht unterschieden wurde. Erlangte der
christliche Basileus den Sieg, so wurden die Christen ungeachtet
ihrer unterschiedlichen Stellung zu Byzanz haftbar gemacht. Das
Schicksal der Mißhandlung, der Plünderung und Entweihung ihrer
1a Yahya A, S. 103.
19 S. Yahya A, S. 104/105. Er kam bei der Flucht seines Herrn
Alf-Tekin um, Yahya B, S. 155. Die jakobitische Metropolie
Jerusalem war besetzt von Thomas - aus dem Kloster Tar•ru
bei Aleppo - , ordiniert nach 965 durch Johannes VII. Sein
Nachfolger war Johannes aus dem Kloster Sena von Antiocheia,
MS 466/761 und 469/762.
20 S. Yahya A, S. 105.
21 S. Yahya A, S. 85: Wegnahme einer koptischen Kirche durch
die Melkiten; MS 130/556: Wegnahme einer syrisch-jakobitischen
Kirche. Grundlage des Verfahrens ist die Ansicht, daß Häretiker
nicht im Besitz von Gotteshäusern sein dürfen und sie ihnen weg-
genommen werden müssen, vgl. Alivisatoe, S. 33-34.
22 Vgl. Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3, 271-276: Der Vorwurf des nesto-
rianischen Katholikos Johannes gegen den jakobitischen Maphrian
Ignatios (19.2.991 - um 1016, zur Person s. Nabe, S. 233, Anm. 87 -
93), er leiste Fürbitte für den Basileua, wird 1003/4 durch die
islamischen Rechtsgelehrten zurückgewiesen. Die Trennung der ja-
kobitischen Kirche in einen Teil auf byzantinischem und einen Teil
auf muslimischem Territorium währte bereits gut 30 Jahre. Der
Nestorianer bezeichnet den Maphrian als "Stellvertreter des Patri-
archen im byzantinischen Gebiet" (S. 273/74). Die von außen erzwun-
gene Spaltung des jakobitischen Patriarchate wird vom christli-
chen Konkurrenten dazu benutzt, um den Gegner zu diskreditieren.
Inzwischen war aber die Loyalität der Jakobiten anerkannt, sodaß
keine Sanktionen gegen den Maphrian erfolgten. Vgl. o. S. 16,
Anm. 6 und 8.
23 So das durch hauptsächlich melkitische Quellen hervorgerufene Bild.
Vg]. die grundlegenden Existenzprobleme der melkitiachen Kirche im
koptisch-islamischen Ägypten, Beck, HKG II/2, S. 52.
2. Patriarch Johannes VII, und ein Chrysobullos Losroe 25
für die Jakobiten im byzantinischen Reich
Am 9.Juli 965 ordinierte Sergioe, Bischof von Sarug, einen aus dem
Kloster Tar'el bei Aleppo stammenden Mönch zum jakobitiechen Patri-
archen von Antiocheia. Er führte den Namen Johannes!, Das neue Ober-
haupt der Jakobiten sollte schon bald in Kontakt mit den byzantini-
schen Eroberern kommen.
Das bereits unter dem aus der Umgebung Melitenee stammenden Kaieer Ro-
manos I. Lakapenos 9 durch Johannes Kurkuas und Meliee 934 eroberte Meli-
tene10 befand sich in der Mitte der 960er Jehre in völlig desolatem Zustand.
Die dauernden Grenzkriege scheinen die Stadt soweit ruiniert zu haben,
daß ein Großteil der arabischen, wohl auch der jakobitiechen Bevölke-
rung geflohen war 11. Andererseits ist zu konstatieren, deß die jakobiti-
sc he Metropolie durchgehend besetzt warn. Der um 945 geborene spätere
Patriarch Johannes VUI. wuchs als Sohn meHteniatischer Eltern auf 13 •
Die Stadt war zwar auch von einem Teil der Jakobiten ver\eeeen worden,
litt aber hauptsächlich am Verlust der angestammten muslimischen Bevöl-
kerung, die nicht durch byzantinische Siedler ersetzt werden konnte.
Die weiter im Osten gelegenen Städte Hanäzit und Qliet1ra (RomanupolieU)
waren ebenfalls fast verödet.
Damit stellte sich die Frage nach dem Sinn der Eroberungen. Siedler
für die Grenzlande zu finden war äußerst schwer. Aus dem kleinaeiatischen
Kernland konnten kaum genügend neue Bewohner herangeführt werden. Die
Bevölkerungsdichte und -zahllS ließ dies nicht zu, Ob nach einer Generation
nomineller Herrschaft der Byzantiner überhaupt von einer byumtiniech-chal-
kedonensischen Bevölkerungsgruppe im Gebiet von Melitene gesprochen -wer-
den kann, ist eher fraglich111.
Ein wichtiges Motiv für die kaiserliche Initiative zur Rückbeeiedlung
Melitenes lag in der fiskalischen Bedeutung der Stadt und ihres Umlandes
begründet: "Der Kaiser (seil. Romanos 1,) machte Melitene zusammen mit. dem
ganzen Hinterland zu einer Kuratoreia und konnte so dem Staatsschatz ein
hohes Aufkommen an Abgaben zuführen."1'1 MeUtene unterlag also nicht der
fiskalischen Verwaltung eines Themas, sondern der kaiserlichen Kuratorial-
verwaltung. Diese Kuratorien "waren Privateigentum. Jeder Kaiser war aus-
serdem der Erbe des Privatvermögens seines Vorgängers."" Rein rechtlich
gehörte also Melitene zum kaiserlichen Krongut. Seine Einkünfte konnte
der Kaiser frei nach seinem politischen und persönlichen Gutdünken ver-
wenden. Meist wurden Krondomänen parzelliert und an verdiente Gefolgs-
Das bereits unter dem aus der Umgebung Melitenes stammenden Kaiser Ro-
manos I. Lakapenos 9 durch Johannes Kurkuas und Melias 934 eroberte Meli-
tene10 befand sich in der Mitte der 960er Jahre in völlig desolatem Zustand.
Die dauernden Grenzkriege scheinen die Stadl soweit ruiniert zu haben,
dRß ein Großteil der arabischen, wohl auch der jakobitiechen Bevölke-
rung geflohen war 11 • Andererseits ist zu konstatieren, daß die jakobili-
eche Metropolie durchgehend besetzt war 11• Der um 945 geborene spätere
Patriarch Johannes VIII. wuchs als Sohn rneliteniatischer Eltern aufn.
Die Stadt war zwar auch von einem Teil der Jakobiten verlassen worden,
litt aber hauptsächlich am Verlust der angestammten muslimischen Bevöl-
kerung, die nicht durch byzantinische Siedler ersetzt werden konnte.
Die weiter im Osten gelegenen Städte Hanazit und QlieClra (Romanupolia 14 )
waren ebenfalls fast verödet.
Damit stellte sich die Frage nach dem Sinn der Eroberungen. Siedler
für die Grenzlande zu finden war äußerst schwer. Aus dem k.leinaB1atiechen
Kernland konnten kaum genügend neue Bewohner herangeführt werden. Die
Bevölkerungsdichte und -zah11s ließ dies nicht zu. Ob nach einer Generation
nomineller Herrschaft der Byzantiner überhaupt von einer byumtinisch-chal-
kedonensischen Bevölkerungsgruppe im Gebiet von Melitene gesprochen wer-
den kann, ist eher fraglichia,
Ein wichtiges Motiv für die kaiserliche Initiative zur Rückbesiedlung
Melitenes lag in der fiskalischen Bedeutung der Stadt und ihres Umlandes
begründet: "Der Kaiser (seil. Romanos 1.) machte Me\itene zusammen mit dem
ganzen Hinterland zu einer Kuratoreia und konnte so dem Staatsschat:i; ein
hohes Aufkommen an Abgaben zuführen."17 Melitene unterlag also nicht der
fiskalischen Verwaltung eines Themas, sondern der kaiserlichen Kuratorial-
verwaltung. Diese Kuratorien "waren Privateigentum. Jeder Kaieer war aus-
serdem der Erbe des Privatvermögens seines Vorgängers." 18 Rein rechtlich
gehörte also Melitene zum kaiserlichen Krongut. Seine Einkünfte konnte
der Kaiser frei nach seinem politischen und persönlichen Gutdünken ver-
wenden. Meist wurden Krondomänen parzelliert und an verdiente Gefolgs-
Das Problem der Verödung und Unrentabilität konnte nach Auffassung poli-
tischer Berater des Kaisers - ihre Namen kennt Michael nicht - gelöst
werden: Eine Rückbesiedlung mit auf arabisches Gebiet geflohenen christ-
lichen Syrern bot sich an. Diese Idee kann nur im Umkreis jener kappadoki-
schen und armenischen Würdenträger entstanden sein, die seit Generationen
den Grenzkrieg betrieben, das Oberkommando der ostanatolischen Truppen
innehatten und in Konstantinopel über entscheidenden politischen Einfluß
verfügten 21 • Die Berater des Kaisers mußten außerdem wissen, daß einer
22 Zu denken ist an den Bruder des Kaisers, Leon Phokas, der mit den
kappadokischen Verhältnissen aus seiner Zeit als General im Osten
- und aufgrund seiner Herkunft aus dem Gebiet von Kaisareia - ver-
traut sein mußte, s. Yatiya A, S. 81-82 und Vryonis, S. 25, Anm. 132,
23 Belege in den Bistumslisten im Anhang, S. 151-179.
24 MS 124-26/551-553: Ein vornehmer Jakobit namens Gayasa aus Persien
gründete mit drei Mönchen aus Mardin in der Gegend von GuQÖS mit
Hilfe des byzantinischen Gouverneurs der Gegend, des Protospatharios
Joseph (syr. Beiname Gumaya), ein zunächst kleines Kloster in wenig
bewohntem Gelände. " ••.und er gründete des Kloster" (MS 125/552) be-
zieht sich wohl auf den Protospatharios, der die Verfügung über des
Land besaß. Der Byzantiner machte reiche Schenkungen und zog sich spä-
ter , wahrscheinlich nach 970 (mindestens 12 Jahre nach der Gründung
958), als Mönch dorthin zurück,
2s Zur Art der Besiedelung Konstantin VII, (De thematibus I, CSHB, S. 33, 10):
"Ho goun prolechtheis Melias ek toutou tou polemou diasotheis kai
pros ten tön Armeni6n ch6ran apares, euphyes 6n kai pros l@sturgian
barbariken epitedeios, symmorian tina t6n Armenion analexamenos, kai
tautesi tes poleos ten akran katochyrosas h6s edynato, kai kata mik-
ron proion holen hos eipein ten polin tou ptomatos egeire, kai pro-
bainousa epi to prosthen pasa he chöra meste gegone ton Armenion,
kourotrophos ousa agath~ te kai hippobotos kai pantoion boskematon
eis trophen epitedeios. Dio kai thema katonomaste kei eis strategi-
da peridoxon enechth~ spoude toutoui tou Meliou tau krataiophronos."
Der Text zeigt, daß die Neuansiedelung der Armenier zu einer land-
wirtschaftlichen Prosperität des Gebietes führte. S. Anhang,
S. 173-174, Anm. 53 ff.
211 Abbruch der jakobitiechen Hierarchenlisten, s. Anhang, S. 162,
Anm. 19-31.
.Johann@& vn.
Die politischen Ratge her des Kaisers scheinen keinerlei Problem darin ge-
sehen zu haben, daß die Jakobiten nicht zur chalkedonensischen Reichs-
kirche gehörten. Denn die zu besiedelnden Gebiete waren ja zunächst frei
von kirchlicher Organisation. Wenn die siegreichen Truppen des Kaisers
sich gerade aus armenischen - also nicht chalkedonensischen - Gebieten
rekrutieren konnten, sprach aus der Sicht der pragmatischen Ostpoliti-
ker auch nichts gegen eine Verstärkung der Bevölkerung Ostkappadokiene
durch Jakobiten.
Allerdings stellte sich die Frage, wie man die monophysitischen Chri-
sten motivieren konnte, auf neuerdings byzantinisches Gebiet überzuwech-
seln. Völlig richtig erkannte man, daß nur ein sicheres Versprechen un-
gehinderter Religionsausübung Erfolg garantieren konnte. Doch läßt die
Passage aus Michaels Chronik auch eine andere Deutung zu. Der Bericht
spricht von einer Sammlung der Bewohner der Region 27 • Von einer Transla-
tion syrisch-jakobitischer Bevölkerung des muslimischen Herrschaftsbe-
reiches in das Reich ist nicht die Rede. Der Besiedelungsvorgang mußte
keineswegs aus einem massiven Einwanderungsvorgang resultieren.
Johannes' VII. Tätigkeit hat also vielmehr in einer Sammlung und Konzen-
tration der durch die hamdanidischen Einfälle zuletzt 963/4 aus den Stät-
ten geflohenen Bevölkerung bestanden. Da Melitene seit 934 nicht mehr über
eine ausreichende Stadtbefestigung verfügte 28 , bot die Stadt keinen Schutz
in Krisenzeiten, stellte andererseits sogar einen Anziehungspunkt für
feindliche Truppen dar. Die Einwohner dürften zu großen Teilen in die
wenig zugänglichen Bergregionen geflohen sein, aus denen sie sich nur
unter der Garantie der Rechtssicherheit durch Byzanz herwagten. Erst als
der muslimische Feind im Süden definitiv geschlagen war. hatte die byzan-
tinische Initiative Chancen zur Realisierung 29 •
Den genauen Zeitpunkt und Ablauf der Verhandlungen zwischen Patriarch
Johannes VII. und Kaiser Nikephoros II., bzw. dessen Bevollmächtigten,
überliefert Michaels Chronik nicht, doch muß er zwischen dem 9.Juli
965 und Ende 968 liegen: einige Zeit nach der Ordination des Patriarchen und
vor der Reise des Johannes Anfang 969 nach Konstantinopel, da der Jako-
bit an der Erfüllung des Vertragsinhaltes bereits gearbeitet hatte.
Tatsächlich gelang es Johannes VII. zwischen 965 und 968, aus der kaiser-
lichen Kanzlei eine Privilegienurkunde mit kaiserlichem Siegel zu erhal-
ten34. Für die Authentizität des Berichts Michaels spricht die auffällige
Parallele seiner Zusammenfassung des Inhalts der Urkunde 35 mit einer Pas-
sage aus Kaiser Konstantins VII. Werk 'De administrando imperio':
Der Kanzlist scheint für die Erstellung der Urkunde das Reichsverwaltungs-
buch des 959 verstorbenen Amtsvorgängers des Nikephoros herangezogen zu
haben. Michaels Quelle zitiert den Wortlaut des Schriftstücke verhältnismäs-
31 S. Fattal, S. 77-81.
Ja s. Fattal, s. 77-81.
33 s. Alivisatoe, S. 113-122.
34 S.o. S. 26, Z,17-18.
35 S.o. S. 26, Z.11-16, besonders Z. 12.
38 Konstantin VII., De adminietrando imperio, CSHB, S. 226, 5.
JohanneB VII,
-sig genau, sodaß eine Rekonstruktion des Chrysobulloa Logoa 31 durch Ver-
gleich mit zeitgenössischen Urkunden annäherungsweise möglich wird. Lei-
der ist nicht bekannt, wo der Chrysobullos Logos archiviert wurde. Doch
ist es durchaus möglich, daß Michael, selber jakobitischer Patriarch vom
12.10.1166 bis zum 7.11.1199, bei einer Reise um 1169 das Dokument
im ehemaligen Patriarchalkloster Barid vor Augen hatte und so aus erster
Hand schöpfen konnte. 38
( 1. Invocatio) Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes 39
(Arenga ?43)
(4. Narratio) Nachdem wir dem Reich Syrien wiedergewonnen und den Themata
des Ostens Frieden verschafft haben, sehen wir, daß unsere Stadt Melitene
ihrer Mauern beraubt ist und sich in verödetem Zustand befindet - wie auch
Chanzit und Romanupolis.
(5. Dispostio) Darum haben wir beschlossen, die durch die Wirren des Krieges
gegen die Agarener zerstreuten Einwohner wieder dort zu sammeln. Mit die-
ser Aufgabe betrauen wir den Herrn Johannes, das Oberhaupt der jakobitischen
Syrer. Er erhält die Versicherung, mit seinem Volk in Frieden nach seinem
Brauch unbeschadet leben zu dürfen - unter der Verpflichtung, seine Residenz
dauernd in unserem Reich zu nehmen und in Zukunft nicht mehr in das Gebiet
(Sanctio ? ) 45
Nach Michael (Z.24-28) hat Johannes VII. sogleich mit der Erfüllung der
Forderungen des Kaisers begonnen, Die Einwohner der Umgebung von Melite-
ne wurden gesammelt, rege Bautätigkeit begann. Doch ist schwer auszumachen,
welchen Umfang diese Maßnahmen erreichten und inwieweit Erfolge bereits
in den ersten drei Jahren bis zum Tode des Kaisers (10./11.Dez. 969) ein-
traten. Auf jeden Fall ordinierte Johannes vor 969 Ignatioe (Isaak Rahata)
zum Metropoliten von Melitene 50, Athanasios zum Bischof von Qlisüra/Roma-
nupolis51. Diese Hierarchen stehen am Anfang der Ordinationsliste Johan-
nes' VII. vor einem Bischof, der ebenfalls von Johannes geweiht wurde und
in der Synodica des Patriarchen vom 23.August 969 als seit mindestens ei-
nem halben Jahr amtierend genannt wird5Z, Metropolit Ignatios von Meli-
tene muß ein enger Mitarbeiter des Patriarchen gewesen sein. Seinen Bei-
namen Rahata, der Läufer, erhielt er, "weil er andauernd im Gebirge von
Edessa zwischen den Klöstern umherschweifte und Hilfsmittel verteilte" 53 ,
Da es kaum die Aufgabe eines Metropoliten war, in einer fremden Eparchie
diakonische Aufgaben zu verrichten, findet sich hier wohl eher eine Spur
der Sammlungstätigkeit der 'byzantinischen' Jakobiten jenseits des Euphrats
Stelle erwähnten Bautätigkeiten des Ignatios von Melitene - der Großen Kirche
und des sogenannten Rahata-Klosters - bereits in diese frühen Jahre fallen,
ist zwar nicht gesichert, aber durchaus möglich.
Patriarch Johannes VII. mußte mit seinen Mitarbeitern die versprengte
jakobitische Bevölkerung in ihren Rückzugsgebieten persönlich aufsuchen
und mit Hilfe seines kaiserlichen Chrysobulls die Menschen von der Serio-
sität der byzantinischen Versprechungen und ihrer positiv.an Folgen über-
zeugen. Bald sind grundlegende Veränderungen um Melitene herum eingetreten,
Denn schon zwischen 971 und 975 wird die Stadt als Sitz eines Strategos in den
Ranglisten der staatlichen Ämter geführt 55 • Der Aufrührer Bardas Skleros
beschlagnahmte 977 die Kasse des Basilikos von Melitene, der die kaiserli-
che Kuratorie verwaltete 56 • Skleros war Gouverneur des im Chrysobull eben-
falls genannten Hanäzit/Chanzit 57 , das also ebenfalls an Bedeutung gewonnen
hatte. Qlisura/Romanupolis wird in der gleichen Quelle wie Melitene als
Sitz eines Strategos erwähntss. Das heißt, innerhalb weniger Jahre nahm
die jakobitische Besiedelung, die sich auf die ältere organisatorische
Vorarbeit der Generation um die Jahrhundertmitte stützen konnte, ausge-
dehnte Formen an.
Als Ort für seine Residenz wählte Johannes VII. einen Platz vierzig
Kilometer nördlich von Germa.nikeia 59 mit Namen Nahra ge-Qarire oder Ba-
rig60. Von hier aus konnte er leicht das kappadokische Gebiet erreichen,
blieb jedoch in Reichweite der Bistümer Nordsyriens. Mit dem Bau des
Patriarchalkloster begann er unmittelbar, bevor er auf Befehl des Kaisers
Anfang 969 nach Konstantinopel kommen mußte. Die Residenz wurde nach der
Rückkehr des Patriarchen 970 weiter ausgebaut 61 •
1 D.h. 969.
2 MS 131/556.
3 s. im Anhang S. 137-144 die Synodica Johannes' VII., Z,4. Zukünftig
mit Syn., z ..•abgekürzt.
4 zu den Namen s. Syn., Z.233-36. Bei Michael Syrus nicht ganz kor-
rekte Angabe der Namen: MS 131/556 nennt nicht den Bischof von
Sozopetra sondern Thomas, den Metropoliten von Jerusalem, vgl,
Honigmann, Bar-Sauma, S. 55.
s Die Reiseroute der Jakobiten: Als auf kaiserlichen Befehl Vorge-
ladene reisten die Bischöfe wohl unter militärischer Bedeckung.
Die Jahreszeit machte eine Seereise von einem kilikischen oder
nordsyrischen Hafen unmöglich (vgl. Koder, S. 70 u. 71). Johannes
hielt sich vermutlich in Barig auf, dem Kloster nördlich von Ger-
manikeia, mit dessen Bau er gerade begonnen hatte (s. MS 130/556).
Wenn sich die übrigen Bischöfe zuvor an ihren Sitzen befanden,
können Johannes von Sozopetra, Sergios von Aparneia und Konstan-
tin von Germanikeia sich mit dem Patriarchen beim günstig gelegenen
Germanikeia getroffen haben. Die beste Straßenverbindung nach
Konstantinopel stellte der toxya dromos' dar, eine Heerstraße, die
über Tarsos durch die kilikischen Pforten nach Podandoe, Ikonion,
Amorion, Dorylaion, Nikaia, Nikomedia an den Bosporus führte (e.
Kader, S. 67 u. 69). Jakob von Tzamandos wäre dann über Kaisareia
bei Herakleia zu seinen Reisegenossen gestoßen. Für die gut 1000
Kilometer lange Strecke von Kilikien zur Hauptstadt sind in der
winterlichen Jahreszeit bei etwa 26 Kilometern Streckenleistung
pro Tag mindestens sieben Wochen Reisezeit zu veranschlagen.
Die Jakobiten hätten also spätestens Anfang Februar 969 losziehen
müssen. Vgl. Vryonia, S. 30-33 zum Straßensystem.
6 S. Yahya A, S. 116-118.
Dlaputatlon
37
-baden konnte nur den Einfluß des in Ostkappadokien noch gering ver-
tretenen chalkedonensischen Klerus mindern 10 •
Die Zitation der Jakobiten in die Kaiserstadt sollte den nach chal-
kedonensischer Sicht unrechtmäßigen kirchenpolitischen Statue quo
in Kappadokien und Nordsyrien beenden, der durch die illegalen Maß-
nahmen des Basileus eingetreten war.
Angesichts des völligen Schweigens der byzantinischen Quellen zu
den Aueinandersetzungen zwischen den jakobitiechen Bischöfen und ih-
ren reichskirchlichen Gegnern vor der Synodoe Endemousa scheinen
diese Geschehnisse durch die großen außenpolitischen Ereignisse in
Bulgarien, dann durch den Thronwechsel im Dezember 969 völlig über-
schattet worden zu sein. Beschlüsse der Synodos Endemousa können nicht
erhalten sein, da wegen des Todes von Kaiser und Patriarch am 10./
II.Dezember 969 bzw. am 5.Februar 970 keine Abschlußeitzung statt-
finden konnte.
1t Syn., Z.6-10.
15 Johannes geht in Syn., Z.2-3 davon aus, daß der Patriarch auf Be-
fehl des Baeileue handelte.
16 Interessenkonflikte mit dem deutschen Kaisertum in Süditalien
(2. Delegation Lititprands von Cremona 968) und mit dem römischen
Papst, dessen Patriarchatssprengel unter Leon III. zugunsten Kon-
stantinopels verkleinert worden war, s. Maier, Byzanz, S. 94-95.
Papst Johannes XIII. war ein treuer Bundesgenosse Ottos I., der
968 auf byzantinisches Gebiet vorgedrungen war.
17 Syn., Z.175 u. 186-192.
18 Dies ist der Grund für die Abfassung der Synodica an den koptischen
Kollegen Menas II., Syn., Z.200-215.
19 Syn., Z.14-19. Zur Zeit war der melkitieche Sitz vakant, da Patri-
arch Christophoros am 22,Mai 967 getötet worden war, s. Yatiy' A,
S. 111; s.o. S. 23, Anm. 10 und s. 26, Anm, 7, Die Frage war prin-
zipieller Natur und impliziert nicht, daß Polyeuktoe etwa angenom-
men habe, Christophoroe sei noch am Leben.
ao Syn., Z.20-21.
Dllp11taU1111
40
21 Syn., z.22.
22 Syn., Z.22-24, Das Schreiben ist leider nicht überliefert.
23 Vgl. den Synodaltomos von 1030 gegen Johannes VIII.: " All' epei
ho kai ten kakian touton protos kai to axioma Ioannes, ho tes ton
Iakobiton exarchön haireseos kai patriarches men ouketi, - pothen
gar? - hairesiarchou de proaegorian eikotos •••" (G. Ficker, Erlasse,
S. 12, z. 26-28, Hervorhebungen vom Verf ,)
24 Syn., Z.24-25.
2s Syn., Z.36-30.
2& Syn., Z.31-33: "Bestätigst du, daß er vom Himmel herabgestiegen ist
und der heiligen Jungfrau Maria einwohnte und aus ihr einen Leib
angenommen hat, der uns gleich iet - ja oder nein?"
21 Syn., Z.34-39. Vgl. den Horoe pieteos von Chalkedon (Conc.0ec.
Decr., S. 62, Z.29 ff,): " •••ek Marias tes parthenou tes Theo-
tokou kata ten anthropoteta hena kai ton auton Christon hyion
kyrion monogene, en dyo physesin asygchytos, atreptos, adiaire-
tos, achoristos gnorizomenon, oudamou tes t6n physeon diaphoras
aneremenes dia ten henosin ••," (Hervorhebung vom Verf.)
28 Vgl. den in das Ephesinum auf genommenen 3, Brief Kyrills an Neeto-
rios mit den zwölf Anathematismen: "Ei tie ouch homologei Theon
einai kata aletheian ton Emmanouel kai dia touto Theotokon ten
hagian parthenon, (gegenneke gar sarkikos sarka gegonota ton ek
tou Theou logen), anathema estc>." (Conc.Oec.Decr., S. 47, Z.42-48, Z.4)
011putatlon
41
29 Syn., Z.40-41.
30 Vgl. den Horoe piste~s des Konzils von Chalkedon (Conc.0ec.Decr.,
S. 62, Z.37-38): " ••.sozomenes de mallen tSs idiotetos hekateras
p h yseos,.. ... "
31 Syn., Z.41-44. Doch wird das Weiterbestehen der ldiomata beider
Naturen in der einer Person vorausgesetzt.
32 Vgl. Camelot, Lit.-Verz. Nr. 62, S. 73.
33 Syn., Z.43-44.
3t Syn., z. 45-46.
35 Vgl. Vööbus, CSCO 307, S. 16: Kanon 14 des Patriarchen Kyriakos,
erlassen im November 794 in Bet. Baiin: " die Kleriker, die die Kir-
chen und Klöster der Nestorianer, Chalcedonenser und Julianisten
besuchen, dort ihre Gaben, Zehnten und Gelübde geben, sollen ihr
Amt verlieren; ebenso, wenn sie ihnen ihre Töchter zu Frauen geben;
Laien, die eich dessen schuldig machen, sollen nicht mehr in die
Kirche kommen und an der Eucharistie teilnehmen."
31 Zum Modus der Rekonziliation von Jakobiten s.u. S. 110-115 und
Theodoroe von Nikaia, Brief an Philotheos von Euchaita, in: Darrou-
zee, 'pistoliere, S. 275, Z.-32-36. Vgl. Beck, S. 496.
Disputation
Doch erwartete die Jakobiten eine Einladung durch Kaiser Nikephoroe II,
selbst'". Der Basileus wollte vor kircheninternen Verhandlungen pereön-
lich mit den Jakobiten Kontakt aufnehmen. Es muß ihm wichtig gewesen
sein, mit Johannes zu einer gütlichen Regelung zu kommen. Zunächst be-
stellte Nikephoros die Syrer zur Hagia Sophia. Johannes spricht schlicht
von "ihrer großen Kirche", eine auch den Byzantinern geläufige Wendung38,
Der Basileus zeigte den Monophysiten dieses bedeutendste Gotteshnue der
östJichen Christenheit. Er führte sie selbst durch die gewaltige Kuppel-
basilika Justinians I., zeigte ihnen nicht nur die prachtvollen Mosaiken
sondern auch die gottesdienstlichen Gerätschaften und Gewänder, die
im Skeuophylakion der Kirche aufbewahrt wurden 39 • Ohne Zweüel beabsich-
tigte Nikephoros, die Jakobiten zu beeindrucken und hoffte, der Glanz
der Hagia Sophia würde die Überzeugungskraft der Argumente der Chal-
kedonenser unterstützen, wobei neben dem ästhetischen Eindruck der Ba-
silika für den Byzantiner natürlich auch der ikonentheologische Eindruck
eine entscheidende Rolle spielte, denn das Reich Gottes und der Heiligen
bildete sich wirkkräftig in den Ikonen und Mosaiken ab.
Diese Kirche war für die Byzantiner Ausdruck der Verbundenheit ihres
Reiches mit dem Himmel selbst. Prokopios von Kaieareia schreibt in den
'Ktismata' über die Kuppel: "Sie scheint nicht auf einem festen Bau auf-
zuruhen, sondern vielmehr an einer goldenen Kette vom Himmel herabzuhän-
gen und den Raum zu überzelten. "• 0 Die Hagia Sophia bot nicht nur mehre-
ren tausend Menschen gleichzeitig die Möglichkeit, gemeinsam die Litur-
gie zu feiern, sie repräsentierte auch die Größe des Reiches. Hier wurde
seine Macht augenfällig sichtbar und gleichzeitig religiös überhöht und
sanktioniert.
Die Rolle des Gebäudes als Demonstrationsobjekt gegenüber Ausländern
wird in einer Episode besonders deutlich, die Skylitzes schildert: "Um
einen Gefangenenaustausch zu vollziehen, trafen aus Tarsos und Melitene
der bekannte Abelbakes und der Vater des Samonas in der Kaiserstadt ein.
Der Kaiser lud sie vor sich, indem er ihnen einen großen Staatsempfang
bereitete und der Magnaura großen Glanz verlieh. Er stattete auch die
große Kirr.hP mit kostbarem Schmuck aus und ließ jene dort hineinführen.
Er zeigte ihnen alle Heiligtümer und die Gerätschaften, die beim Gottes-
dienst Verwendung fanden. Dies war aber christlicher Haltung ungemiiß,
wildfremden und andersgläubigen Menschen vorzuführen, was sogar den
Christen, die nicht gut leben, verborgen ist." 41 Kaiser Leon VI. führte
also muslimische Gesandte nach einem Empfang im nahegelegenen Kaiserpa-
last durch die Hagia Sophia, ja sogar in das Skeuophylakion, um die
Fremden zu beeindrucken. Die Parallele zu Nikephoroe II. und Johannes
ist evident.
Das nächste Zusamentreffen der Syrer mit dem Basileus fand am ersten
Sonntag nach Ostern, dem 18.April 969 statts1, Johannes nennt nicht
den Ort der Versammlung, auch über die übrigen Anwesenden sagt er
nichts. Aus den Worten des Nikephoros scheint jedoch hervorzugehen
daß auch Vertreter der ReichskirchE: anwesend warens2. '
Der Kaiser begriuidete die Notwendigkeit einer Einigung der Bekennt-
sisse mit den Angriffen muslimischer und jüdischer Polemiker 53 , welche
die Zerrissenheit in Dogma und Kirchenbildung zum Anlaß nehmen konnten 1
am Wahrheitsgehalt des Christentums zu zweüeln 54 , Das heißt, er ver-
suchte eine Geschlossenheit nach außen zu propagieren, die durch das
Aufgehen aller Häresien in der einen Hagia tau Theou katholikg Ekklß-
sia dem Reich eine erhöhte Stabilität verleihen und dem christlichen
Glauben größere Überzeugungskraft geben konnte.
51 Syn., Z.63-64.
52
Syn., Z.65-70. Wahrscheinlich trafen sich die Geladenen mit dem
Kaiser in einem der Säle des nahegelegenen Kaiserpalastes, Die
Zeremonialordnung Konstantins VII. für den Sonntag nach Ostern
scheint von Nikephoros (soweit aus Syn. eindeutig erschließbar)
eingehalten worden zu sein, sie entsprach dem Ablauf des Oster-
montags (vgl. Konstantin VII., Lit.-Verz. Nr. 129, S. 46-47 und
S. 65-77). Zum Besuch des Kaiserpaares in der Hagia Sophia am
Sonntag nach Ostern s.op.cit., S. 90-91: " ••.• kai leitourgouein
ekeise kai aristousin meta tou patriarchou, kai hypostrephontee •.•"
Nach dem Mahl mit Polyeuktos könnte dann das in Syn. angesproche-
ne Treffen im Palast stattgefunden haben. Vgl. Schlumberger, Em-
pereur, S. 614/615, Anm. l über die Einhaltung der Zeremonien.
53 Eine Vielzahl polemischer Quellen arabischer Sprache sowohl
christlicher, als auch muslimischer und jüdischer Autoren bei
Steinschneider, Polemische und apologetische Literatur, z.b.
Nr. 108, 109, 110, 112, 126 u. 130.
54 S. dazu Steinschneider, Nr. 110b , S. 129. Aber die quellenmäßig
belegte Polemik gegenüber Nikephoros hatte eine andere Stoß-
richtung. Nicht die Vielfalt der Bekenntnisse bildete für den
Moslem den Kritikpunkt - eine Vielfalt ähnlicher Art kannte der
Islam in seinen verschiedenen Spielarten zwischen Sunniten und
Schiiten zur Genüge - sondern der angebliche Polytheismus der
trinitarischen Religion. So schrieb der Saib al-Qaffal in einer Antwort
an Nikephoros 966: "Er nennt sich 'Reinheit 1 und ist dabei ein
höchst schmutziger Polytheist •••Und kein Anhänger des Messias ist
ein überaus Ungebildeter, der drei Götter anerkennt und der über
'Isa aussagt: "Er ist über menschliche Beschreibung erhaben •••Und
nicht ist einer, der drei Götter bekennt, ein Freund des Messias;
(Trotzdem) aber hofft Nikephoros auf ihn (den Messias) für die
Tilgung der Sünden •••Und wer wird dem Nikephoros meinen Rat von
mir übermitteln mit einer Widmung, bevor er sich (aus Ärger) in
die Daumen beißt?" (Grünebaum, S. 59 u. 64)
Polemische Literatur der Byzantiner gegen Araber und Juden:
Johannes Damascenus (675? - vor 753): Pege gnoeeos, Kapitel über
den Islam, PG 94, 764 A - 773 A; (ders. ?) Apo phones Iöannou,
gegen den Islam, PG 94, 1595 - 1597, Literatur dazu bei Beck, S. 478.
Theodoros Abu Qurra (um 750 - 820/25): Griechische Traktate gegen
Juden, Muslime und Häretiker, PG 97, 1462 - 1640,
Disputation
45
Synodes Endemousa in der Hagia Sophia 62 statt. Johannes macht nur sehr
knappe Angaben über die Teilnehmer der Disputationsrunde. Neben dem
Patriarchen Polyeuktos als Vorsitzendem nahmen die zur Synodos En-
demousa zugelassenen Metropoliten und eine Auswahl weltlicher Würden-
träger teil. Da keine byzantinischen Quellen über die Vorgänge be-
richten, kann der Vergleich mit der Liste der Unterschriften des er-
sten Synodaltomos des Alexios Studites gegen die Jakobiten von 1030
s5 Syn., z.72.
sa Syn., Z.67-77.
57 Syn., z.73-75.
511 Johannes Damaacenus, Theodor Studites u.v.a.
s11 Syn., z.78-79.
&o Syn., Z.68-70.
81 Syn., Z.81.
62 "Enfin, d'apres lee eourcee eyriaques, le patriarche jacobite
Bar-Abdoun et eee evequee furent condamnee dane l'eglise meme
de Sainte-Sophie •••Depuis le IXe siecle, lee eeancee du synode
permanent se tenaient habituellement dane le catechumeniee de
Sainte-Sophie7n •••(7&) Surtout, depuis Photius, et sous le pa-
triarche Alexios Studite, pour le procee de Bar-Abdoun dans la
cote droit de Catechumenies." (Hajjar, Synode permanent, S, 160)
S. zu den Katechumenia auch Janin, Geographie, S. 461.
Dlapu lallo11
Als Hauptproblem der Diskussion stellte sich bald heraus, daß beide
Seiten gemäß den Hauptlinien ihrer jeweiligen patristischen Tradi-
tion argumentierten, jedoch noch nicht geklärt worden war, welche
Texte der Kirchenväter von beiden Seiten anerkannt wurden. Es muß
noch einmal betont werden, daß weder Polyeuktos noch Johannes VII.
Erfahrung in christologischen Grundsatzdisputationen hatten.
Die ersten Sitzungen wurden daher von beiden Parteien zur Dar-
stellung ihrer theologischen Standpunkte benutzt, ohne daß es mög-
lich wurde, einander näher zu kommen 70. Nach Johannes' Ansicht führ-
ten die Chalkedoneneser "nur Erdichtungen ihres Hirns vor." 71 Eine
Dualität der Naturen Christi nach der Vereinigung lasse sich aus den
Schriften nicht beweisen. Er verwarf Dyotheletismus und Dyoeneris-
mus, das heißt, die Theologumena der Konzile nach Chalkedon.
Johannes wies seinen koptischen Amtsbruder Menas deutlich darauf
hin, daß er nicht eigene, originäre Argumente ins Feld führte, son-
dern ausschließlich mit der Tradition der jakobitischen Kirche ope-
rierte: "Und nachdem wir ihnen mehrfach gegenübergestanden hatten,
wurde von uns nichts nach unserer Meinung behauptet, sondern nur die
Dinge, welche die heiligen Väter und die Lehrer der heiligen Kirche
gelehrt hatten, die die Einheit Christi unseres Gottes am Besten ver-
~tanden, welche nichts als die eine Natur dee fleiechgewordenen Gott-
Logos nach der Vereinigung erkannten und überhaupt leugneten, daß
nach vollendeter Vereinigung eine Zweiheit zurückgeblieben eei." 12
Daraus ergibt sich, daß Johannes mit Texten arbeitete, die von der
chalkedonensischen Kirche längst verworfen worden waren, Severoe von
Antiocheia und die monophysitische Theologie seiner Schule wurde in
den Anathematismen der ökumenischen Konzile seit dem 6.Jh. immer wie-
der verdammt 73 • Argumente aus den Schriften überführter (Häretiker'
konnten die Mitglieder der Synodos Endemousa keineswegs überzeugen,
sondern nährten den Verdacht gegen die Syrer.
Zwar nennt Johannes hier nicht die Texte, die von den Byzantinern
zur Bekräftigung ihrer Zweinaturenlehre verwendet wurden, doch konnte
er seinerseits keine Schrift anerkennen, die sich auf Chalkedon berief,
Patriarch Polyeuktos als Leiter der Synode griff das Problem der
antagonistischen Vätertraditionen beider Kirchen auf, indem er statt
der Zitate verurteilter Monophysiten die Zeugnisse anerkannter Kir-
chenväter vorzutragen befahl7 4 • Daraufhin entschloß sich Johannes,
auf die vorchalkedonensische Theologie zu rekurrieren.
Von beiden Seiten aufs Höchste anerkannt - jedoch unterschiedlich
interpretiert - wurde der Alexandriner Kyrillos. Die Einschätzung des
Kirchenvaters wird in einer der dogmatischen Schriften Kaiser Justi-
nians I. klAr ausgedrückt: "Die Heilige Kirche Gottes nimmt zurecht
alles von Kyrillos Gesagte an. " 75 Kyrills dogmatische Briefe rangier-
ten seit dem Konzil von Ephesos (431) unter den wichtigsten Quellen
des kanonischen Rechts der späteren chalkedonensischen Kirche 76 •
Ebenso wichtig als Kirchenvater wurde Kyrillos jedoch auch für die
Monophysiten. Bereits vor 512 verfaßte Severos von Antiocheia seine
Schrift 'Kyrillos e philaletes' 77 , in der er den Alexandriner als Zeugen
für eine Christologie des EINEN Christus anführte 18 • Der durchdachten
Theologie seines christologischen Ansatzes hatten die Verteidiger des
Chalkedonense lange Zeit nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.
72 Syn., Z.94-100.
73 Vgl. die Ekthesis pisteos von Konstantinopel III (Conc.Oec.Decr.,
S. 102, Z.9-18), und den Horos von Nikaia II {op.cit., S. 111, Z.5-11),
Vgl. Typikon I, S. 342, Z.17-21 zum Sonntag nach dem 16.Juli:
"Am folgenden Sonntag feiert man in der Großen Kirche das Gedächt-
nis der gegen den unfrommen Severoe versammelten Väter, welche ihn
anathematisierten - wie auch seine ruchlosen und eeelenverder-
benden Schriften." (Synode von 536)
'14 Syn., Z.101-103.
75 Zitiert nach Beck, S. 286. Dennoch ist eben nicht ALLES von Ky-
rillos Gesagte in Chalkedon oder später rezipiert worden, vgl.
Beck, HKG II/2, S. 3.
76 S. Beck, S. 42 u. 45.
77
Severoe von Antiocheia, Lit.-Verz. Nr. 187.
'18
S. Bardenhewer Band 4, S. 73, Anm. 1.
DISPUtatloll 49
Polyeuktos forderte alao "ein Zeugnis dieser Vereinigung aue einer Re-
de dea heiligen Kyrillos" 79 , um mit den Jakobiten zu einer gemeinsamen
Textgrundlage zu gelangen. Möglicherweise hatten die Byzantiner ange-
nommen, daß die Syrer kaum in der Lage sein würden, aus dem Stegreif
Väterzitate für ihre Theologie erbringen zu können. Die heimatlichen
Klosterbibliotheken standen den Jakobiten nicht zur Verfügung, und wir
wiesen nicht, ob sie in Konstantinopel Zugang zu Bibliotheken mit patri-
stischer Literatur hatten.
Als Vorbereitung auf die Disputation hatten die Jakobiten jedoch
eine in Griechisch geschriebene Sammlung von Vaterstellen verfaßt 80 •
Daß sie dieses Florileg erst am Bosporus in der Zeit zwischen den Dis-
putationssitzungen erstellten, ist sicher. Es handelte sich um Zitate
vorchalkedonensischer Theologen, da ja die spätere monophysitieche Li-
teratur von den Byzantinern abgelehnt wurde, Es ist möglich, daß die
Jakobiten überhaupt keine tdyophysitischen' Schriften im Original kann-
ten, sondern nur Bruchstücke aus der polemischen Literatur ihrer Kir-
che. Sollte ein alter Kanon des Rabbula von Edessa Anwendung gefunden
haben, so dürfte keine K1osterbibliothek Schriften von Häretikern ent-
halten haben 81 • So wäre es jedenfalls zu erklären, daß die Gleichsetzung
von Chalkedonensern und Nestorianern von den Jakobiten vorgenom-
men werden konnte, da sie die grundlegenden Unterschiede beider chri-
stologischer Ansätze entweder nicht kannten - oder nicht verstehen
konnten 82 •
In der Synodica werden folgende Schriften der Textsammlung aufge-
führt: Gregorios von Nazianz, 1. Brief an Kledonioe 83 ; Athanasios von
Alexandreia, über die Fleischwerdung Gottes des Wortes, in Übereinstim-
mung mit dem heiligen Konzil von Nikaia 84; Kyrillos von Alexandreia,
Epistola 17, dritter Brief an Nestorioass,
Doch auch gemeinsam anerkannte Texte führten nicht zu einer Nähe-
rung der Standpunkte. Die Chalkedonenser warfen Johannes Apollinaris-
mus vor 86 , die Jakobiten schalten die Teilnehmer der Disputation Nesto-
rianer81, was die byzantinischen Hierarchen aufs höchste erbitterte, da
sie sich dieser Irrlehre keineswegs schuldig fühlten. Offensichtlich
war es den Jakobiten nicht möglich, die Eigenheiten beider dyophysiti-
scher Bekenntnisse zu unterscheiden, obwohl sie doch die antinestoria-
79 Syn., Z.106-107.
eo Syn., Z.109-110.
81 S. Vööbus, CSCO 307, s. 130, Anm. 18.
s2 Syn., Z.166-171.
83 Syn., Z,124-125, 129-137; PG 137, ep. 101.
94 Syn,, Z.146-147. Vgl, PG 128, 25-29 = Kompilation aus toe incarna-
Nach zwölf Sitzungen 92 war offenbar geworden, daß die Verhandlungen völ-
lig verfahren waren. Johannes hielt ein Schlußplädoyer, um den Byzanti-
nern sowohl das Ungleichgewicht der Machtverteilung als auch den guten
Wi1len der Jakobiten zu verdeutlichen:
"Nicht auf unseren Wunsch sind wir zu euch gekommen, noch wollten wir
mit euch disputieren, sondern auf Befehl des Kaisers zwangt ihr uns und
ließt uns kommen. Als es von uns verlangt wurde, euch Kenntnis über un-
sere Ansicht zu geben, legten wir die Grundlage unseres Glaubens dar,
den uns die hervorragendsten Väter und die rechtgläubigen Lehrer über-
lieferten, welche die Kirche Gottes behüteten, sich um sie mühten und
den apostolischen Glauben erklärten. Aber ihr stimmt weder ihnen noch
uns zu. Erfüllt denn die Taten eurer Väter, und schreitet in ihren Spu-
ren. Wir werden den unsrigen folgen. 9
" 3
Sollte Johannes eine derart klare Sprache gesprochen haben, so zeigt
die Rede, daß sich die Jakobiten auf ein übles Ende ihres Aufenthalts
in Konstantinopel einstellten. Mag sein, daß Johannes gegenüber Menas
in der Synodica seine Worte etwas stilisiert hat - jedenfalls rechneten
die Syrer damit, für ihr monophysitisches Bekenntnis sterben zu müs-
sen9•. über die genauen Umstände des Abbruchs der Disputation läßt
eich aus der Synodica nur entnehmen, daß die Verhaftung nach dem Plä-
doyer des Jakobiten erfolgte 95 , Johannes erwähnt, daß die Byzantiner
den Jakobiten "mit der Macht ihres Reiches 1196 zusetzten, Wer jedoch
diese Drohungen ausgesprochen hat, bleibt unklar. Nach Michaels Chro-
nik spielte Kaiser Nikephoros eine entscheidende Rolle. Nach dem Miß-
lingen der Verhandlungen sei Nikephoros dazu gereizt worden, die Ja-
kobiten vor die Wahl zwischen einem Wechsel der Konfession und dem
Exi1 zu stellen 97 • Er habe den syrischen Patriarchen und seine mitge-
]adenen Bischöfe vor sich treten lassen, doch habe Johannes geantwor-
tet: "Niemals werden wir sagen, daß zwei Naturen in Christus sind,
noch werden wir die Synode von Chalkedon annehmen," 98 Daraufhin sei-
en die Jakobiten auf kaiserlichen Befehl inhaftiert worden - bis zur
endgültigen Entscheidung über ihren Fal199 ,
Merkwürdig ist, daß Johannes in der Synodica über die persönlichen
Maßnahmen des Baaileus schweigt, während er jedes Treffen und jedes
Gespräch der Anfangsphase der Disputation im April 969 skizziert. An-
dererseits gibt das Schreiben an Menas keine wohlkomponierte Darstel-
lung aus der Distanz, sondern wurde in Erwartung einer noch schlimme-
ren Entwicklung der Dinge verfaßt. Mit Michael stimmt er darin überein,
daß die Jakobiten nicht nach einer Verurteilung inhaftiert wurden. Die
Synodes Endemousa hatte keinerlei Urteil gesprochen. Die Disputatione-
ergebnisse konnten nun aber als Beweismaterial für ein abschließendes
schnelles Verfahren vor dem Synodikon Dikasterion verwendet werden.
Der Zeitpunkt der Inhaftierung läßt sich nur ungefähr bestimmen.
Die erste der zwölf Sitzungen fand am 20,April statt. Die Synodica wur-
de am 23.August fertiggestellt, als Johannes schon eine zeitlang im Ge-
fängnis zugebracht hatte. Nach dem Bericht Michaels waren die Jakobiten
vier Monate lang vor dem Tod des Kaisers (10./11.Dezember) in Haft100•
Demnach wurden die Syrer wohl Anfang August 969 interniert.
95 Syn., Z.186-92.
96 Syn., Z.174.
97 S. MS 131/556. Die Ratgeber des Baeileus, u.a. wohl sein Bruder,
der Kuropalates Leon Phokas, der die Funktion eines Logothetes tou
Dromou erfüllte (Außenpolitiker, Schlumberger, Empereur, S. 608),
scheinen in ihren Hoffnungen enttäuscht worden zu sein.
011 MS 131/556.
OD s. MS 131/556-57.
100 s. MS 131/557. Falsch, weil in diesen zeitlichen Rahmen überhaupt
nicht passend, ist die Angabe in CSCO 354 (172/281-82) von acht
Monaten Haft.
101 S. MS 143/564. August bis Oktober 1029, Vgl. Oikonomidee, Lietee,
S. 336-37 (die Gefängnisse: Prätorium, Chalke, Numera). S.u. S. 87.
Dl ■ pulaUoa
von Antiocheia wieder frei 1011 , sodaß ee höchst unwahrscheinHch iet, daß
der Leiter der Disputation mit den Jakobiten, gegen die ein Prozeß vor
der Synodos Endemousa anhängig war, seine Gegner hätte laufen lassen.
Im Januar 970 fanden die Beratungen zur Patriarchenwahl etatt. Es
wurde vom Basileus der Mönch Theodor aus Koloneia der Synodos Endemou-
sa vorgeschlagen und am 23.Januar von Polyeuktos ordiniertuo. Kurz darauf,
am 5.Februar 970 starb Polyeuktoa 111 • Erst nach diesem Zeitpunkt wird die
Freilassung der Jakobiten stattgefunden haben. Innerhalb zweier Monate
waren ihre beiden großen byzantinischen Kontrahenten, Ni.kephoros II. und
Patriarch Polyeuktos, aus dem Leben geschieden. Wenn auch untereinander
in steter Spannung, hatten sie doch aus ganz verschiedenen Gründen den
Jakobiten das Leben schwer gemacht. So führt Bar-Hebräue das plötzliche
Ende des Nikephoros auf den göttlichen Zorn zurück, den er durch die
Verhaftung Johannes' VII. und seiner Bischöfe erregt hatte 112 •
Die Vorgehensweise der Byzantiner bei der Disputation war dazu ange-
bm, das Vertrauen zu zerstören, das bei den Jakobiten durch den Chry-
sobullos Logos für Johannes VII. geweckt worden war. Sie zeigt außerdem
deutlich, daß die Macht des Basileus, religionapoli.tische Ziele durchzu-
setzen, dann eine Grenze fand, wenn der kirchliche Widerstand dee öku-
menischen Patriarchen und der Metropoliten zu stark wurde. Von irgend-
einer Form von Hörigkeit des hohen Klerus gegenüber Nikephoroa ll. kann
angesichts des Ablaufs der Disputation nicht die Rede sein. Daß keine
weiterreichenden Maßnahmen gegen die Jakobiten beschlossen wurden, liegt
allein in der Tatsache begründet, daß Johannes Tzimiskea durch die Zu-
rücknahme der kirchlichen Gesetzgebung des Nikephoroe den Polyeuktoe und
die Metropoliten besänftigen konnte, und daß außerdem der Nachfolger des
Polyeuktos, Basileios I. Skamandrenos, dem Kaiser gegenüber keine Po-
sition der Stärke einnahm 113 •
Doch für die Jakobiten am wichtigsten war die Befreiung Johannes, Vll.
Tzimiskes setzte so ein Zeichen, daß seine Haltung gegenüber den Monophy-
siten des Ostens als freundlich neutral gewertet werden konnte. Weder wur-
de formal der Chrysobullos Logos zurückgenommen 1 u., noch existierten Synoda.1-
tomoi gegen die Jakobiten. Während seiner Regierungszeit hat Johannes Tzi-
miakes kein einziges Mal versucht, eine Änderung der Religionspolitik ge-
genüber den Monophysiten der Ostprovinzen durchzusetzenns.
Da die Jakobiten über 1000 Kilometer in die Heimat zurücklegen mußten,
dürften sie erst wieder im Frühjahr 970 in Syrien und Ostkappadokien an-
gelangt und von den Gläubigen empfangen worden sein.
109 Der nach dem 28.10.969 noch von Nikephoros inaugurierte Eustratios,
Bischof von Flavias, verschwand - ohne sein Amt angetreten zu ha-
ben - sofort nach dem Tode seines Gönners wieder von der Bildflä-
che, s. Grumel, EO XXXIII, S. 130-33; s.u. S. 58.
uo S. Grumel, Patriarchatsregesten, Nr. 795 und Leon Diakonos, ed.
Loretto, S. 95; CSHB, S. 100-101.
tU S. Grumel, Chronologie, S. 436.
lU
S. Bar-Hebrä.us, Chron.eccl. 1, S. 413/14.
113
S. Leon Diakonoe, ed.Loretto, S. 96; CSHB, S. 102.
lH
Die Privilegienurkunden mußten von den kaiserlichen Amtsnachfolgern
bestätigt werden, e. z.B. Dölger, Kaieerregesten, Nr. 758 (kurz nach 976).
115
Respektvolle Behandlung der Mönche des Gebirges von Edeesa 1 das
hauptsächlich von Monophyeiten bewohnt wurde, e. Matthäus von
Edeeea, s. 15 und Schlumberger, Epopoe I, S. 257.
... ver wa.tfensti!lstand _ von Al~po l!!ld seine Auswirkungen
für die -chri;thche Bevö]kerun_K c::tes Emirats rns9fl1Ql
Klöster 9 • Doch Theodoroe schritt noch nicht gegen die Monophyeiten ein.
Eine der ersten Maßnahmen des neuen Patriarchen war dagegen gegen ei-
ne andere reHgiöse Minderheit, nämlich die Paulikianer gerichtetio. Kirch-
liche und kaiserliche Macht arbeiteten so von Anfang der Regierungszeit
des Johannes Tzimiskes an Hand in Handll, Andererseits wurden der ersten
fünf Jahre der Restauration byzantinischer Macht die Jakobiten der Metro-
pole überhaupt nicht be]äFitigt. Michael Syrus charakterisiert die Rerr-
echaft des Johannes Tzimiskes durchaus positivtz,
Damaskos/Darmesuq22, Larissa/SaizarZl
-rufen 10 , nachdem sie eich offiziell zur melkitischen Orthodoxie bekannt hat-
ten. Ihre Familien assimilierten sich in kurzer Zeit und stellten in der mil-
telbyzontinischen Epoche ein wichtiges Moment des Wiedererstarkens des Rei-
ches dar. Eben dies war das Ziel des Agapios bezüglich der syrischen Jakobiten.
Mit der Absicht, die Oberschicht der Monophysiten zu gewinnen, sie in die
Klasse der Archonten und Dynatoi des Reiches einzuführen, schlug Agapios vor,
die Konversionswi11igen dem Kaiser bekanntzumachen und sie zu protegierenu,
Geschenke und Versprechungen taten ihre Wirkung, sodaß zumindest ein Teil
der Reichen dem Melkiten Gehör schenkte. Nicht nur die zukünftigen Vorteile,
sondern vor allem die Angst vor Enteignung und Vertreibung dürften dabei
eine Rolle gespielt haben.
Leider wissen wir nichts über die privaten Beziehungen zwischen melkitischer
und jakobitiecher Oberschicht während der vorausgegangenen hamdanidischen Zeit.
Doch ist anzunehmen, daß gemeinsame gesellschaftliche und wirtschaftliche Interessen
den konfessionellen Graben vergessen ließen. - Nur wenn diese Basis bestand, konnte
Agapios' Plan, beide Gruppen miteinander durch Patenschaften 12 zu verbinden, ge-
lingen. Agapios taufte die Kinder reicher ,Jakobiten und verband melkitische und
jakobitische Familien durch geistliche Verwandtschaft, die als ebenso eng wie
eine Verwandtschaft durch Blutsbande angesehen wurde 13• Durch die Zuweisung
von Landgütern an diese jakobitischen Familien wurden sie in die byzantinische
Oberschicht der landbesitzenden Notabelnfamilien aufgenomen.
Der Gouverneur Ubeidallah, der aus Melitene stammte, war christlicher Orien-
tale14, ebenso Patriarch Agapioa. Unter den antiochenischen Melkiten war es ein
stetes Bestreben, die staatlichen und kirchlichen Spitzenpositionen mit Einheimi-
schen zu besetzen 15 , denn der Einfluß des Patriarchats von Konstantinopel wuchs
mit der Eroberung betr-ächtlich. Zu dieser Gruppe sollten in Zukunft ehemalige
Jakobiten gehören.
Gegen die Jakobiten der Unterschicht ging Agapios jedoch ohne zu zögern
mit Gewalt vor1 6 • Mit der Drohung, Widerspenstige zu enteignen oder
zu vertreiben, konnte der unbarmherzige Kirchenpolitiker natürlich auch
hier Erfolge erzielen 11 • Die hartnäckigsten Jakobiten wurden durch die dem
Melkiten zur Verfügung stehende Staatsgewalt der Stadt verwiesen, ihr un-
bewegliches Hab und Gut konfisziert 18 • Wie die Rekonziliation der konver-
sionswilligen Jakobiten praktisch gehandhabt wurde, geht aus der Darstel-
lung Michaels nicht hervor. Da er jedoch in anderem Zusammenhang die mel-
kitisch verordnete Wiedertaufe erwähnt 19 und hier über ein solches, die
Jakobiten besonders verletzendes Verfahren schweigt, kann man annehmen,
daß Wiedertaufen nicht vorkamen.
Die Anwendung der Gesetze gegen die Häretiker, die bereits Kaiser Justi-
nian I. erlassen hatte 20 , erfuhren ihre Anwendung, wie der summarische Be-
richt durchscheinen läßt. Versammlungen von Häretikern zum Zweck der Reli-
gionsausübung, Taufe und Ordination waren streng verboten2 1 • Das Erbrecht
sah für Häretiker scharfe Einschränkungen vor. Nur nich thäretische Erben
konnten das Erbe von Häretikern antreten 22 • Rechtgläubige Kinder konnten
im Erbfall ihr Erbe einklagen, wenn die häretischen Eltern zu deren Ungun-
sten über ihren Besitz verfügt hatten 23 • So wird verständlich, warum die
Wohlhabenden unter den Jakobiten dem Druck nachgaben und es als Sicherung
empfanden, unter den Melkiten geistliche Verwandte zu besitzen. Der Wortlaut
des Berichts läßt es möglich erscheinen, daß angesehene Jakobiten persönlich
ungeschoren blieben, wenn sie ihre Kollaborationsbereitschaft durch die mel-
kitische Taufe ihrer Kinder dokumentierten. Unter dem Stichwort der 'Oiko-
nomia' konnte im Bedarfsfall ein solches Vorgehen legitimiert werden.
Zumindest im Verborgenen blieben viele Monophysiten ihrem Glauben treu.
Anders läßt sich nicht erklären, daß gerade in Antiocheia während eines Zeit-
raums von 100 Jahren mehrere Verfolgungen stattfinden konnten, die immer neue
Opfer fanden. Bei Nachlassen des Drucks reorganisierten sich die Gemeinden
und verfügten bald wieder über Priester und Kirchen 24•
Agapios, als Patriarch Herr über HllP- kirchlichen Gebäude und Liegenschaf-
ten Antiocheias und der Patriarchatseparchie 25, hatte das Recht, Jakobiten
ihre Kirchen wegzunehmen und ihren öffentlichen Gottesdienst zu unterbinden,
selbst wenn er auf privatem Grund und Boden abgehalten wurde26. Die Einrich-
tung der tGroßen Kirche' der Monophysiten, also unter anderem deren
17 S. MS 131/557.
18 Ebd.
19 S. MS 144/565 den zitierten Augenzeugenbericht über das Verfahren
gegen Patriarch Johannes VIII. in Konstantinopel 1029.
20 S. Alivisatos, S. 32-39. Das gesetzgeberische Werk Kaiser Leons VI.,
die Basiliken (um 900), verdrängte zwar den Codex Iustinianus und die
Digesten, änderte jedoch nicht die Häretikergesetzgebung, vgl. G. Ficker,
Erlasse, S. 18, Anm. 2. über die Gesetzeswerke, s. K.E. Zachariä von
Lingenthal, Lit.-Verz. Nr. 148 und 149.
21 S. Alivisatos, S. 33-34; s.u. S. 114-119.
22 S. Alivisatos, S. 35-36; s.u. S. 114-119.
23 S. Alivisatos, S. 36; s.u. S. 114-119.
24 Vgl. den Bericht des Michael von Tinnis bei Severos Ibn al Muqaffat,
II, II, s. 240, in dem für das Jahr 1036 von 11000 Konvertiten die
Rede ist, s.u. S. 65-67 (vgl. Nabe S. 150).
2s S. Grumel, Patriarchatsregesten, Nr. 796. Anders als der ökumeni-
sche Patriarch verfügte der antiochenische Patriarch über eine ei-
gene Eparchie, s. Vailhe, Notitia, S. 101.
26 S. Alivisatos, S. 34; s.u. S. 114-119.
65
syrische Evangelien, Salböl und Sakramente ließ der Melkit ins Feuer werfen21.
Am Vorabend des Epiphaniasfestes vertrieb er eine größere Anzahl von Jakobi-
tenze. Nach Michael galt die Verfolgung nicht allein den Jakobiten, sondern
auch den gleichfalls als häretisch angesehenen Armeniern Anliocheias 29• Die
nun vertriebenen Jakobiten gingen an "verschiedene Orte" 30 • Sie verließen
wohl den unmittelbaren Bereich byzantinischer Macht und wandten eich dem is-
lamischen Nachbarland Aleppo zu, wo sie von Jakobiten Unterstützung erhalten
konnten, die unter günstigeren Rechtsbedingungengen lebten.
Ein Ende fanden die Verfolgungen - nach Bar-Hebräus-, weil Agapios den neu-
en jakobitischen Patriarchen Athanasios V. respektierte 31 • Es müssen Kontakte
zwischen beiden Hierarchen stattgefunden haben, die zu einer gewissen konfes-
sionellen Ruhe führten 32 , wobei wir leider über deren Form nicht durch die
Quellen unterrichtet werden.
Die fein differenzierten Maßnahmen der Byzantiner, reichend von der Anknüp-
fung von Familienbanden bis hin zu brutaler Gewalt, zeigen, daß die jakobiti-
sche Kirche überall dort im Reich in Gefahr kam, wo durch soziale Differen-
zierung Hebel zur Spaltung angesetzt werden konnten. Nur wo sie eine Bevöl-
kerungsmajorität stellte (Melitene), wirkte sich diese Gefahr nicht aus.
Nach einem Bericht des koptischen Bischofs Michael von Tinnfs 33 führten 1036
inner jakobitische Auseinandersetzungen zu einer hohen Zahl von Konversionen
zur melkitischen Kirche.
Ein wohlhabender Jakobit 34 besuchte den melkitischen Patriarchen Theodo-
ros III. 35 und gab ihm Geld, damit er das Tor der jakobitiachen Kirche 36 ver-
siegeln ließ. Da die Priester der Kirche verhaftet und in Gewahrsam genommen
wurden, ist zu vermuten, daß der byzantinische
Gouverneur von Antiocheia, der Dux Konstantin 3 ', ein Bruder Kaiser Michaels IV,
ebenfalis in die Affäre verwickelt war. Grund der Auseinandersetzung waren •
Streitigkeiten um Geldbeträge zwischen jakobitischen Notabeln und Priestern.
Der melkitische Patriarch hielt die Verhafteten sechs Tage im Gefängnis, so-
lange, bis sie bereit waren, ihr Bekenntnis aufzugeben und zu konvertieren,
Ihre einzige Bedingung war, daß sie in ihren bisherigen Rangstufen (Taxis)
verbleiben durften und Schutz vor dem jakobitiachen Archonten erhielten. Zu
diesem Entgegenkommen war Theodoros III. bereit. Dem Archonten, der nicht mit
einer Konversion seiner Gegner gerechnet hatte, schien es daraufhin zu gefähr-
lich zu werden, sich als Nichtchalkedonenser in eine Auseinandersetzung mit
nun melkitischen Priestern einzulassen. Er entschloß sich, konfessionsrecht-
lichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und konvertierte ebenfalls, be-
vor etwa der melkitische Patriarch von ihm die Geldmittel forderte, um die
sich die Parteien stritten.
Nachdem die Priester den jakobitischen Glauben aufgegeben hatten 38 , zogen
sie zum Zeichen ihres 'guten Willens' zur jakobitischen Kirche, plünderten
und beschädigten das Innere des Gebäudes. Die geweihte Opfergabe 39 wurde in
einen Fluß (Orontes?) geworfen. Als Vertrauensleute der Melkiten begannen die
Renegaten dann, ihre ehemaligen Glaubensgenossen unter Druck zu setzen und
schafften es angeblich, daß deren Mehrheit, eine Menschenmenge von 11000 Per-
sonen, zur melkitischen Kirche übertrat. Doch ist wohl kaum anzunehmen, daß
eine kleine Gruppe von Überläufern allein den nötigen Einfluß gehabt hat.
Hier muß massive Beihilfe von Seiten des byzantinischen Dux Konstantin und
des Patriarchen Theodoros ITI. mitgeholfen haben. Deutlich wird aber, daß die
Ursache der Auseinandersetzungen innerhalb der jakobitischen Gemeinde lag
und daß die Byzantiner nach dem bewährten Rezept des rdivide et impera' die
Situation zu ihren Gunsten auszunutzen verstanden. Daß die betroffene jako-
bitische Bevölkerung keineswegs mit dem Vorgehen der Überläufer und ihrer
Helfershelfer einverstanden war, zeigt eine Bemerkung Michaels 40 :
"Als sie weder Priester noch Kirche in der Stadt hatten, da entwichen
sie an den Festen nach draußen in die Dörfer, wo sie orthodoxe Priester
fanden, um an den heiligen Mysterien teilzunehmen."
Es ist zu ersehen, daß nur die Stadtbevölkerung Antiocheias und ihre ja-
kobitische Priesterschaft in Mitleidenschaft gezogen worden war, daß aber
die dörflichen (und doch auch wohl die klösterlichen) Gemeinden nicht beein-
trächtigt wurden. Man muß also unbedingt die starke geographische und
Der Armenier Matthäus von Edessa berichtet die genauen Umstände der Schwierig-
keiten, in welche die Jakobiten 1053/54 in der syrischen Metropole kamen 42 :
Sozialer Neid der Melkiten gegen wohlhabende Jakobiten, die ihren Reichtum
allzu offen zur Schau stellten, war die Wurzel der Spannungen. Ein führendes
Mitglied der jakobitischen Gemeinde, das sich in der Öffentlichkeit zunächst
gegen die Byzantiner gerichtet hatte, wurde zum Opfer der Melkiten und zum
Stein des Anstoßes für die eigene Konfessionsgruppe. Der Archont besaß eine
große Anzahl von Kriegsgefangenen, die wohl aus der Beute von Feldzügen ge-
gen die benachbarten muslimischen Gebiete stammten. Aus nicht näher erläuterten
Gründen wurde der Archont wegen dieser Gefangenen angeklagt, deren Besitz
ihm geneidet wurde. Warum der melkitische Patriarch Petras III,U mit der
Prozeßführung beauftragt wurde, ist klar - weil es sich bei härtester
Die innerbyzantinischen Wirren nach dem Tode des Kaisers Johannes Tzi-
miskes 976, die sich vor allem in der Revolte des Bardas Skleros nieder-
schlugent, berührten zwar geographisch das neue jakobitische Kernland,
doch führten sie nicht zur Beeinträchtigung der byzantinisch-jakobi-
tischen Beziehungen. Die byzantinische Obrigkeit vor Ort in Melitene
wurde von Bardas Skleros eingesetzt - und nicht vorn neuen Kaiser Ba-
sileios II. - doch änderte sich nichts an der Art der Verwaltung. Bardas
Skleros setzte 977 den Basilikos von Melitene ab und bemächtigte sich
der Einnahmen des Verwalters des kaiserlichen Kuratorialbesitzes, die
dem rechtmäßigen Throninhaber also nicht zufließen konnten. Kurz darauf
ließ er sich in Melitene zum Basileus ausrufen 2 • Bei den beschlagnahmten
Geldern handelte es sich um eine Summe von sechs Kentenaria an Gold, d.h.
600 Goldpfund (gleich 43.200 Nomismata)l. Es ist zwar nicht bekannt, inner-
halb welchen Zeitraums dieser Ertrag der Kuratorie erwirtschaftet wurde,
aber es wird deutlich, daß die - doch hauptsächlich den Jakobiten zu ver-
dankende - Wirtschaftsblüte im Gebiet Melitenes beträchtliche Ausmaße an-
genommen hatte 4 • Zum neuen Basilikos ernannte Bardas Skleros einen Orien-
talen, Eutychos Kuleib 5 , der den Jakobiten äußerst wohlgesonnen war. Er
stiftete um 985 reichen Schmuck für das Kloster Bar-Gagai 6•
Zu bedenken ist, daß Bardas Skleros ein Repräsentant jener kappadoki-
schen Magnatenfamilien war, die gut zehn Jahre zuvor mit Nikephoros Pho-
kas an der Spitze die Rückbesiedelung der Region mit Jakobiten betrieben
hatten 7 • Mit einer jakobitenfreundlichen Einstellung konnte Bardas Skle-
Die Sitze lagen alle in der unmittelbaren Umgebung ihrer Metropolis Me-
litene. Athanasios V. baute die Patriarchalresidenz Barig weiter austJ
und scheint in gutem Verhältnis zum chalkedonensischen Patriarchen von
Antiocheia, Agapios, gestanden zu haben, der nach Aussage der syrischen
Quellen die Bedrückung der Jakobiten in der syrischen Hauptstadt aus Re-
spekt vor Athanasios zwischen 986 und 990 einstellte 14 •
Außer den von Johannes VII. und Metropolit Ignatios Rahatä zur Rückbe-
siedlung oder Einwanderung motivierten Jakobiten der Jahre um 970 traten
gegen Ende des Jahrhunderts weitere Neusiedler in Erscheinung.
s Taufname: Lazaros. Mönch aus dem Kloster Mar Ahron de Segara {im
Gebiet von Qlisura/Romanupolis). Ordiniert in Qatfni Qastra (Burg im
Gebiet von Gihon) am 21.10.986 von Metropolit Lazaros von Anazarba,
s. MS 134/557-58, Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 415/416 und CSCO 354,
213/283.
Einziger Hierarch: Petras von Bar-~auma, s. MS 468/761, Liste XXX,
34. "Ara!;>sus/ Arabissos ]iegt westlich von Melitene, s. Honigmann, Bar-
Sauma, S. 114 (s.u. Anhang, S. 153).
10 Erster Bischof: Basileios von Baitaya (::: Barig), s. MS 468/761,
Liste XXX, 18. rArqa liegt westlich von Melitene, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 115 (s.u. Anhang, S. 154).
11 Erster Bischof: Gregorios von Melitene (KI. Rahatä), a. MS 468/
761, Liste XXX, 14. Birta-Gargar liegt östlich von Melitene am
Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 118-19 (S.u. Anhang, S.156).
12 Einziger Hierarch: Philoxenos von Mär Bar-Gagai, s. MS 468/761,
Liste XXX, 16. Tella Qastra liegt wohl nahe bei Melitene, s. Ho-
nigmann, Bar-Sauma, S. 152 (s.u. Anhang, S. 176).
13 S. MS 135/559; s.o. S. 34.
14
So Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 415/16 und MS 135/559. 990 ver-
ließ Agapios Antiocheia, s. Ya}:iya B, S. 220; s.o. S. 65.
15
Quelle: MS 145-46/565 (Appendix zu Kapitel VI) und Bar-Hebräus,
Chron.Syr., S. 197.
o 5 ttappadoki~ft
71
Maßnahmen besonders getroffen wurde 16 , Michael Syrus hebt hervor, daß die-
se Auswanderer überall, wo sie sich dauerhaft niederließen, Klöster und Kir-
chen neu stifteten oder ausbauten 17 •
Ein Klan mit dem Namen Bene Abu 'Imran zog nach Melitene und tat sich
dort besonders durch kirchliche Stiftungen hervor. Sie ließen mehrere Kir-
chen und ein Nonnenkloster in der Stadt errichten, sowie außerhalb Melite-
nes weitere Klöster. Jeden Freitag gaben sie Almosen an die Bedürftigen.
Das Familienoberhaupt Abu Salim, der älteste der drei Brüder, verteilte
die Gaben eigenhändig 18 , Der Reichtum und die karitativen Tätigkeiten der
Tagritenser scheinen ein Ausmaß gehabt zu haben, daß Kaiser Basileios II.,
der sich um die Jahrtausendwende mehrfach in Ostkappadokien und Armenien
aufhielt, auf die Brüder Abu 'Imran aufmerksam wurde und versuchte, einen
Teil ihrer Überflüsse in die Staatskasse zu leiten. Nach Michael habe er
ihnen das Amt der Münzprägung für ein Jahr übertragen, doch ohne ihr Ver-
mögen dadurch erschöpfen zu können 19 , Solche Maßnahmen stehen im Kontext
des unerbittlichen Kampfes Basileios' II. gegen die Dynatoi 20 , jene vermögen-
de Schicht auf dem Lande, die den Mittel- und Kleinbesitz aufsog, Wir wis-
sen sehr wenig über die Wirtschaftsverhältnisse im jakobitischen Kernland.
Die kirchlichen Chroniken erwähnen eine Vielzahl von Dotationen, doch re-
den sie nicht über die Quelle des Reichtums. Brachten die Bene Abfi 'Imrän den
Großtei1 ihres Vermögens in (transportablem) Edelmetall aus Mesopotamien
mit, oder gelang es ihnen, auch in Ostkappadokien hohe Uberschüsse - sei
es durch Handel oder Landwirtschaft - zu erzielen? Daß Basileios II, ver-
suchte, die Tagritenser finanziell zu belasten, hatte ausschließlich fis-
kalische Gründe und lag mit Sicherheit nicht an ihrer Konfession.
Sicher waren die Mitglieder dieses Klans nicht die einzigen Mesopotamier,
die sich in Melitene und dem umliegenden Landstrich ansiedelten 2 s.
Als besonderes Zeichen des durch die neue wirtschaftliche Blüte beginnen-
den kulturellen Aufschwungs läßt sich die syrische Handschriftenherstel-
lung in Melitene und im Kloster Qartamin ansehen, die Ende des 10.Jh. ihren
Anfang nahm2 • Patriarch
6 Athanasios V. ordinierte für das Bistum des Tur
'Abdin den Abt von Qartamin, Johannes 27 , der die Estrangela-Schrift wie-
de~ in neuen Codices verwenden ließ und die Kalligr~phie förderte, die aus
Mangel an kostbarem Vellum-Pargament über hundert Jahre kaum noch ge-
pflegt worden war. Bischof Johannes lehrte seine drei Neffen, von denen ei-
ner, Petras, in Melitene die mittlererweile wieder verfügbaren Pergamente
21 Die Nachricht vom Tod des Kuropalates David von Taik' ließ den
Kaiser nach Iberien-Georgien ziehen, s. Stephanos von Taron, S. 210:
"Wie der Kaiser Wasil zu Tarson in Kilikien das Gerücht seines Todes
vernommen hatte, brach er in aller Eile nach unseren Ländern auf. Und
er kam in die Gegend von Melteni" Vgl. Ya:tiya B, S, 252 u. Matthäus
von Edessa, S. 36-37.
22 S. MS 146/565. Vgl. Honigmann, Bar-Sauma, S. 124-25.
23 Die erwähnte Summe von 100 Goldkentenaria ist allerdings abenteuer-
lich, s. MS 146/565. Der Tribut des Emirats Aleppo lag nach Ya~ya
bei insgesamt 10 Kentenaria jährlich (plus 1 Denar Kopfsteuer pro
Einwohner, s. Yahya A, S. 126); vgl. S. 54.
u S. MS 146/565.
25 Eine weitere Verbindung zwischen Byzantinern und Tagritensern
ergab sich im Stiftungswesen. Der Basilikos Kuleib stiftete für
das von Rabban Elias Bar-Gagai aus Tagrit begonnene gleichnamige
Kloster eine Kirche, die er von einem prominenten Jakobiten, dem
Mar Johannes (Schüler des} Marun, um 985 errichten ließ. - Auch
das Kloster Sergisyeh profitierte von der östlichen Einwanderung.
Elias von ijarran stiftete für die Konstruktion des Kirchenschiffes
300 Denare. Außerdem wurde ein zweistöckiges Atrium gebaut, an dae
sich die Kammern der Gemeinschaft, Refektorium, Küche, Wohnung der
Ärzte und Studienräume anschlossen. Die Bauarbeiten dauerten drei
Jahre und wurden kurz vor der Jahrtausendwende abgeschlossen, e.
MS 126-127 /553-554.
26
S. Palmer, S. 53 ff. Der melk. Metropolit Johannes Geometrea, der
wohl nach 970 bis gegen 990 amtierte, war gleichfalls ein fruchtba-
rer Schriftsteller, s. Beck, S. 553-554 u. Krumbacher II, s. 731-737.
27
S, Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 417 /418 u. MS 468/761, Liste XXX, 26.
oatklPPlldOklU
73
erwarb 211• Ein Lektionar, das im Jahre 1000 für Patriarch Athanasioe V. von
seinem Schüler Romanos geschrieben wurde, zeigt den Wandel des Schrifttype,
der für die neue Estrangela-Schrift typisch war 29 •
Daß die Herstellung von Handschriften nicht auf die Zeit Athanasioe' V. be-
schränkt blieb, zeigt das Vorhandensein einer woh]auagestatteten Schule in
Melitene, die dem türkischen überfall im Winter 1057/58 zum Opfer fiel. Pe-
tras, Schreiber und Vorsteher der Schule, besaß eine hervorragende Biblio-
thek kostbarer Codices, die er durch eigene Arbeiten vermehrte • 30
-chische kaum Umgangssprache 33 , denn Patriar~h J_ohannes VIII,, kurz vor 950
in Melitene geboren und aufgewachsen, war be1 seinem Prozeß 1029/30 nicht ·•
in der Lage, sich ohne Übersetzer zu behelfen 35 •
Obwohl die Religionspolitik Kaiser Basileios' II. gegenüber den beiden rno-
nophysitischen Minderheiten des Ostens, den Armeniern und Jakobiten, kei-
neswegs restriktiv war 36 , führte der Tod Patriarch Athanasios' V. 1002/337
zu einer Gegenreaktion des chalkedonensischen Klerus von Melitene. Eine
Mitarbeit der weltlichen Behörden, also des Strategos von Melitene, ist
zur Durchführung der antijakobitischen Maßnahmen wohl nötig gewesen38,
Der Metropolit Johannes wurde mit sieben Mönchen verhaftet und nach
Konstantinopel gebracht, wo man ihnen den Prozeß machte. Die Jakobiten
kehrten nie mehr nach Kappadokien zurück. Die Metropolitankirche des Igna-
tios Rahätä wurde enteignet und konnte erst nach dem Zusammenbruch der by.
zantinischen Macht 1071 wieder dem jakobitischen Kultus zugeführt werden39,
33 Vgl. dagegen Krumbacher, Band II, S. 893, H.-G. Beck (Lit.-Verz. Nr, 19),
S. 46 und Tinnefeld, S. 441: Gegen Ende des 11.Jh. wurde die Sindbad-
Geschichte (= Syntipas) von dem melkitischen Kleriker Michael Andreo-
pulos für den Hegemon Gabriel ins Griechische übersetzt, der des Syri-
schen zumindest als Schrütsprache nicht mächtig war. Die meliteniati-
schen Syrer lasen also zum Vergnügen u.a. die aus dem Arabischen über-
setzten Geschichten des Sindbad, die im ganzen Orient verbreitet waren.
34 S. MS 137 /560 u. 139/561. Er war bei seiner Ordination 1004 etwa
60 Jahre alt. Er wollte als 18jähriger in das nach 965 gegründete
Kloster des Ignatios Rahata eintreten. 1004-60 = 944; + 18 = 962,
Das Kloster wurde aber frühestens in der zweiten Hälfte 965 (nach
der Inthronisation Johannes VII., der Ignatios Rahata zum Metropoli-
ten ordinierte) gegründet. Also wurde Johannes VIII. kurz nach 947
geboren.
35 S. MS 142-43/563-64 und Severos ibn al-Muqaffa', II,II, S. 218. Die Über-
setzer Theodoros und Petras Seraphi von Melitene waren wohl berufs-
mäßige Übersetzer (Diermeneutes), die im Gerichtswesen ihr Brot verdien-
ten. 1039 rügte Alexios Studites, daß in Melitene die Häretiker ungehin-
dert vor Gericht als Zeugen und Ankläger auftraten (s. G. Ficker, Erlasse,
S. 39, Z. 21-23). über die Rechtswirklichkeit vor den Provinzialgerichten
s. die Vorhaltungen des Katakalon Kekaumenos: "Bist du Themenrichter, ...
giere nicht mit Aug und Hand nach Geachenken ... Begnüge dich mit dem,
was dir laut Protokoll zusteht; man hat dich nicht entsandt, damit du Geld
scheffelst, sondern damit du denen Recht schaffest, denen Unrecht wider-
fahren ist." (Beck, Kekaumenos, S. 28) Es steht außer Frage, daß die Rol-
le von Übersetzern bei Gericht dubios ausfallen mußte.
36 Im Jahre 1000/1 hebt Basileios Zwangsmaßnahmen des Metropoliten von
Sebasteia gegen die Armenier wieder auf, s. Stephanos v. Taron, S. 210,
37 S. MS 136/559 und CSCO 354, 226/303.
38 Als Stategos von Melitene ist um das Jahr 1000 der Patrikios Nike-
;
phoros Balanites belegt, s. Darrouzes, Epistoliers, S. 251.
39 S. MS 136/559. Leider liegen keinerlei byzantinische Quellen über
diesen Prozeß vor, der wohl einen ähnlichen Ausgang nahm wie 1029/
30 das Verfahren gegen Johannes VIII, s. MS 141-45/563-65 und G,
Ficker, Erlasse, S, 6-21. Am 6. Juli 1096 wurde Metropolit Johannes
(Sa'fd Bar-:;,abuni) in der wieder jakobitischen Metropolitankirche
bestattet, s. MS 186/587.
J~J)er Höhepunkt der Entwicklung der jakobitiechen Kirche nach 1004 75
"Melitene war dem Kloster nahe, in welchem /1 dieser heilige Vater wohn-
tei, und in seinem Sitz gab es keine (Stadt), die größer war oder von
mehr Christen 3 bevölkert war, als sie. In ihr waren 56 Kirchen, die mit
Priestern gefüllt waren, und viele syrische rechtgläubige Menschen. Und
(5) ihre Anzahl betrug 60.000 Christen, die Waffen trugen, wenn sie woll-
ten oder dies benötigten - ohne Frauen.
Als ich, der elende Michael, und ich, Gabriel, Bischof von $a, mit der
Synodica 4 von Anba Christodulos 5 - ale er auf den Thron von Alexan-
dreia und seiner Gebiete gesetzt worden war - diesen heiligen Patriar-
(10) chen erreichten, beobachteten wir große Heiligkeit bei ihm. Als wir
von ihm schieden, ehrte er uns und sandte den Sohn seines Bruders mit
uns, damit wir die Stadt und die Menschen in ihr sehen könnten. Er sagte
uns: Ich habe keine gleich ihr. Und wir sahen in ihr eine Anzahl von chal-
kedonensischen Melkiten 6 , und sie hatten einen Metropoliten in ihr.
(15) Und die rechtgläubigen 7 Jakobiten in der Stadt waren gewohnt - aus
großer Liebe zu diesem heiligen Patriarchen -, zu allen Zeiten zu ihm
ins Kloster zu gehen, und ihn zu bitten, an den großen Festen und an
den Sonntagen bei ihnen zu sein, sodaß sie den Segen von seinen Händen
empfangen und aus seinen Händen kommunizieren konnten; so geschah es,
(20) daß, wenn er zu ihnen kam, sie ihm begegnen wollten mit den Evangelien 8
und Kreuzen, Weihrauchfässern und Lesungen vor ihm vom Tor der Stadt
Der Besuch der Kopten scheint einige Zeit nach der Ordination Johannes' VIII.
stattgefunden zu haben, da von langer Gewohnheit und Vertrautheit der Meli-
teniaten mit ihrem Patriarchen die Rede ist 10 ; wahrscheinlich in der Zeil um
102011.
Da die mittelalterlichen Autoren bei der Verwendung hoher Zahlen oft sehr
ungenau arbeiten, ist zu fragen, ob die 60.000 männlichen Jakobiten Melite-
nes wörtlich zu nehmen sind. Wahrscheinlicher ist doch, daß die gesamte Be-
völkerung einschließlich der näheren Umgebung der Ebene von Melitene kaum
eine so hohe Zahl erreichte 12 • Die 56 Kirchen jedoch - zählt man kleinere
Kapellen mit - dürften tatsächlich bestanden haben.
Bei der Führung durch Melitene, die Theodoros 13 , der Neffe des Patriar-
chen vornahm, sahen die Kopten das blühende Leben in der jakobitischen
Stadt. Daß die syrischen Glaubensbrüder Waffen tragen durften, war für
die unter muslimischer Herrschaft lebenden Ägypter sofort auffällig, die unter
den schwerwiegenden Einschränkungen der neuen christen- und judenfeindlichen
Gesetzgebung des Fatimiden al-Häkim standen 14 • Es läßt sich wohl der Schluß
ziehen, daß unter den Soldaten des in Melitene residierenden Strategos auch
Einheimische dienten. Besuche des Patriarchen aus dem Kloster BartQ. scheinen
den Charakter von festlichen Prozessionen angenommen zu haben. Daß sich der
Meliteniate und vormalige Anachoret Johannes VIII. in seiner größten Metro-
polie hoher Beliebtheit erfreute, geht einhellig aus allen Quellen hervor 15 •
Der fatimidieche Kalif al-ijakim (996-1021) hatte zwischen 1008 und 1019/20
die Christen und Juden seines Herrschaftsgebietes mit schweren Repressalien
belegt 16, Am 28.9.1009 wurde auf seinen Befehl die Kirche des heiligen Gra-
bes in Jerusalem zerstört1 7• Melkiten und Kopten waren gleichermaßen von den
diskriminierenden Maßnahmen betroffen 18 • Auch der Süden Syriens (und Palä-
stinas) wurden von den durch al-I;Iakim ausgelösten Wirren heimgesucht: "Eine
große Zahl der Christent die Syrien bewohnten, ergriff die Flucht und machte
sich ins Land der Romäer auf. Der größte Teil von ihnen ließ sich in Laodi-
keia und Antiocheia nieder." 19 Im August/September 1013 erlaubte al-J:Iakim
den auswanderungswilligen Christen, den Weg ins byzantinische Reich anzutre-
ten20. Nicht nur Melkiten wie der Arzt und Historiker Yahyä ibn-Sa 1id ver-
ließen Ägypten2l, Auch koptische Geistliche zogen zumindest zeitweise zu
den syrisch-jakobitischen Glaubensbrüdern. So floh Abraham, Bischof von
Dumyai, in das Patriarchalkloster zu Johannes VUJ. 22 Sein Ruf als heilig-
mäßiger Mann war bis nach Ägypten gedrungen. Vor allem aber war Abraham
hier im byzantinischen Grenzland in Sicherheit vor muslimischen Verfo]gun-
gen. Er blieb einige Zeit bei den syrischen Jakobiten 23 • Wie die syrischen
Küstenstädte war also auch das jakobitische Kerngebiet ein Anziehungspunkt
für koptische Flüchtlinge geworden24.
l. G0dpai-Karsena 25
2. Hesna ge Zaid 26
3. Laqa_!:>in 27
4. §aizar 2 s
5. Semha 29
6. Tellä d 'Arsin8s 30
7. Tell Patriq31
Doch ist zu bedenken, daß diese Bistümer nur zum geringen Teil über ei-
nen längeren Zeitraum belegt blieben. Hoffnung auf zukünftiges Wachstum
scheint eher hinter den einmalig belegten Bistümern zu stehen, als die
wirkliche Bevölkerungsbasis3 2 • Zwei der erstmalig von Athanasios V. bis
1002/3 besetzten Bistümer, 'Arabsus und Tellä Qastra, wurden unter Johan-
nes VIII. bereits nicht mehr erneut mit Hierarchen versehen und verschwan-
den wieder.
Johannes VIII. lebte zwar persönlich als Patriarch gemäß den Kanones
seiner Kirche, hatte jedoch nach Aussage selbst äußerst wohlgesonnener
Quellen keine Erfahrung in der Kirchenverwaltung, da er nie dem höheren
Klerus oder einem bedeutenden Koinobion angehört hatte. Sein Synkellos
David übernahm die Verwaltung der Eparchien und "bewirkte große Unord-
nungen in den Kirchen. " 33 So ist anzunehmen, daß auch dieser Synkellos
kaum in der Lage war, den kirchenpolitischen Aufgaben gerecht zu werden:
25
Athanasios, Metropolit von G. und K., MS 469/762, Liste XXXI, 33.
Region nördlich von Germanikeia, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 126
u. 134.
26
Moses, MS 470/762, Liste XXxl, 41. Hesna ge Zaid/Charpete lag öst-
lich des Euphrat, südlich des Arsanias (heute Murad-Su),
s. Oikonomides, Liates, Karte I.
27
Sirneon, Bischof von Tela Qastra und Laqa'Qin (vereinigt), MS 469/
762~ Liste XXXI, 24. Laqabin lag zwischen Arka und Sozopetra
südlich von Melltene, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 152.
28 Simeon, MS 469/762, Liste XXXI, 13. Einziger Hierarch. §aizar
liegt südlich von Afamiya, nördlich von ~ems am Orontes, s. Ho-
nigmann, Bar-Sauma, S. 145.
29 Athanasios, CSCO 354, 214/285. Einziger Hierarch. Semha liegt
bei Qlaudia am Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 88. Seml}a. war
vielleicht mit J:Iesn-Patriq vereinigt, denn Athanasios wird auch als
Bischof von .fiesn-Patriq bezeichnet, s. Palmer, S. 38 ff. S.u. An-
hang, S. 161, Anrn.1.
30 Timotheos, Bischof von Qarnah und T.(vereinigt), MS 469/762, Liste
XXXI, 23. Eigenständig: Dionysios, MS 469/762, Liste XXI, 45. Dann
keine Ordinationen mehr bekannt. Zur Lage am Arsanias s. Honigmann,
Ostgrenze, S. 71-72, Anm. 3.
31 Dionysios, MS 470/762, Liste XXXI, 48.
32 So ist zu fragen, wie es zur Gründung des Bistums ~aizar kommen
konnte, das in völlig muslimischer Umgebung (s. Felix, S. 102, Anm.
180) nur unter Johannes VIII. bestand. Die Festung Saizar war 999
von Basileios II. genommen und mit einer armenischen Garnison be-
legt worden (s. Ya};lya B, S. 250). Es ist vorstellbar, daß eich un-
ter den Armeniern Jakobiten aus dem kappadokisch-armenischen Grenz-
gebiet befanden, die einige Jahre später einen Bischof erhielten.
Angesichts einer solch schmalen Gemeindebasis nimmt es nicht
Wunder, daß nur einmal ein Bischof für Saizar ordiniert wurde.
33 So die Vita Johannes' VIII., MS 139/562.
16Upllnkt
79
J. Die Quellenlage ist recht gut. Als Grundstock der Darstellung dient
die Vita Johannes' VIII. 'Abdun, die auszugsweise von Michael Syrus
wiedergegeben wird (MS 137-45/560-65). Sie wurde nach 1034 (letztes
faßbares Datum: Tod Romanos' III. 1034, MS 145/565} von einem anonymen
Chronisten verfaßt, der über genaue Informationen zum Prozeßablauf (aus
erster Hand?) verfügte. Der Bericht Bar-Hebräus' steuert nichts Eigenes
bei, da er aus Michaels Chronik schöpft (Chron.eccl. 1, S. 419/20-429/30),
Chronicon 1234 zitiert in abgewandelter Form ebenfalls die anonyme Vita
(CSCO 354, 213-214/283-284, es fehlen einige Blätter des Manuskripts).
Aus melkitischer Sicht: Ya}:iya (C, S. 252), der aus antiocheniachen Quel-
len Kenntnisse beisteuert. Die koptische Chronik des Severos ihn al-Mu-
qaffat gibt einen eher legendarischen Bericht mit der Vita Johannes' VIII.
Bischof Michaels von Tinnis (nach 1048/49, Severos ibn al Muqaffa, II, II,
S. 211-224/139-146). Der Abschluß des Prozesses wird durch den Synodal-
tomos des Patriarchen Alexios Studites wiedergegeben (G. Ficker, Erlasse,
s. 8-21). Einen etwas ungenauen Niederschlag fand der Prozeß bei dem
armenischen Historiker Aristakes von Eastivert (Aristakes, S. 29).
2 "Hothen kai dianestesan Ioannen ton hierotaton metropolit~n Meli-
tenes ••. hairetikon prosbolais tas ton orthodoxön ekklesias kai enorias
Ieizomenas ouk enegke kathoran." (G. Ficker, Erlasse, S. 10, Z.13-14,
25-26 u. S. 11, Z.1.
3 So der Synodaltomos des Alexios Studites (s. G. Ficker, Erlasse, S. 11,
Z.5-12), vgl. MS 140/562 (Angabe des Namens falsch - Nikephoros statt
Johannes - ; der griechische Synodaltomoa hat als Quelle Vorrang, s.o.
Anm. 1. Richtige Wiedergabe des Namens in CSCO 354, S. 213/283, wo auch
kurz ein Streit zwischen dem jakobitischen und dem melkitischen Metropo-
liten von Melitene erwähnt wird) Die syrische Vita irrt jedoch in der
Annahme, daß Konstantin VIII. dem Melkiten kein Gehör geschenkt hätte
(s. G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.5-12).
.. S.u. ausführlich S. 123-136 das zeitgenössische Gutachten des Deme-
trioa von Kyzikos über die jakobitische und armenische Glaubenslehre.
S. zur Person G. Ficker, Erlasse, S. 3,
,ocl!sl'I der Rl'lltlonspolltlk
81
Das Ziel des Metropoliten von Melitene war eine Bereinigung der etaate- und
kirchenrechtlichen Lage auf höchster Ebene. Er trat daher mit Patriarch
Alexios Studitea und dem Kaiser in Verbindung. Folgende strafwürdige Ver-
gehen der Jakobiten zählte der Hierarch auf:
Dies geschah alles gegen kirchliche Überlieferung und kanonisches Recht 8 • Als
Folge des blühenden häretischen Kirchenwesens sah der Metropolit seine Stel-
lung gefährdet: "Ich kann dort mein pastorales Amt nicht ausüben, wo die-
ser Zauberer die Griechen zu sich zieht. "9
Doch darüber hinaus stellte der Melkit die politische Zuverlässigkeit
der Jakobiten in Frage, da Fürbitten für ausländische Herrscher geleistet
würden 10 , Dieser Anklagepunkt scheint besonders vor Romanos III. erhoben
6 S. Dölger, Kaiserregesten, Nr. 831, datiert bald nach dem 11. November
1028: Erhöhung der Einkünfte der Hagia Sophia von 100 Goldpfund
jährlich auf 180 Goldpfund.
7 S.o. Anm. 4. Charakterisierung des Kaisers durch Alexios Studites:
" ... hos ... tes eusebeias hyperkaiomenos peri t8n tes haireseos
archegon ... " (G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.9 u,10-11)
11
8 ... kata mikron de kai proa tas echomenas tes Romaikes epikrateias
poleis kai choras herpontes ... kai patriarchas heautois e
mallon ei-
pein hairesiarchous kai metropoliton kai episkopon - o tes paraple-
xias - epiphemisai onomata, kanteuthen tais allotriais enorias ton
kath' hemae orthodoxon episkopon lestrikos hama kai moichikos epi-
phyesthai ekklesias te katechein kai monasteria synistan en komais
kai polesi kai par(a)synagÖgas athesmous kai litaneias hama kai
cheirotonias epitelein para pasan ekklesiastiken kai kanoniken akri-
beian kai paradoein, •••" Hauptanklagepunkte im Synodaltomos des Ale-
xios Studitee (G. Ficker, Erlasse, S. 9, Z.16-27). Vgl, auch Yahya C,
S. 252: "Man berichtete dem Kaiser Romanos, daß die Jakobiten einen
Patriarchen mit Namen Johannes hatten, der in der Gegend von Mar'as
residierte und Patriarch von Antiocheia genannt wurde und Metropoli-
ten und Bischöfe für die Städte ordinierte."
0
MS 140/562.
10 s. die Anklage vor Romanos III, in Severos ibn al-Muqaffa', II,
II, S, 216/142-143,
Wl'chsl'l dl'r Rl'lil(lonspoHlik
worden zu sein, der mit dem Metropoliten von Melitene gut bekannt war 11•
Die Fürbitte galt jedoch nicht dem muslimischen Kalifen, sondern den eben-
falls christlichen - allerdings monophysitischen - Königen von Nubien und
Abessinien 12 • Während die Beschreibung der kirchlichen Lage durchaus kor-
rekt war, handelte es sich bei dem Vorwurf der Illoyalität um pure Verleum-
dung, da es nicht den mindesten Hinweis auf staatsfeindliche Aktivitäten
des jakobitischen Patriarchen gibt.
Die Sammlung von Anklagepunkten reichte aus, um eine sofortige Vorladung
des Monophysiten vor den Gerichtshof der Synodes Endemousa zu bewirkenll,
Die entsprechenden Befehle wurden in brieflicher Form vom Kaiser an Chryeo-
burgios, den Krites von Meliteneu, gesandt. Die Vorladung dürfte zwischen
Dezember 1028 und Januar 1029 ergangen sein •15
mit den ortsansässigen Jakobiten verbunden war, daß gegen diese gerichtete
Direktiven aus Konstantinopel wenn möglich umgangen wurden. Wenn nicht ein-
mal ordentlich bestallte Richter und Verwaltungsbeamte freiwillig gegen die
Konkurrenten der Reichskirche vorgehen wollten, befand sich der Metropolit
von Melitene wirklich in einer schwierigen Lage.
Doch wurden die Befehle ausgeführt. Um allzu große Härten gegen den ja-
kobitischen Patriarchen zu verhindern, begleitete Chryaoburgioa das Verhaf-
tungskommando zum Kloster Barig 20 • Johannes VIII. wurde nach Melitene ge-
bracht. Sowohl Jakobiten als auch Armenier und Melkiten der Metropole zeig-
ten sich sehr über das Vorgehen beunruhigt und bestachen führende Beam-
te, damit Johannes VIII. wenigstens während des Winters in Kappadokien
bleiben konnte und nicht sofort nach dem Bosporus abgeführt wurde 21•
Die Verzögerung scheint nach Konstantinopel gemeldet worden zu sein, denn
eine Order traf um Ostern 1029 (6.April 22) ein, daß der Verhaftete unverzüg-
lich die Reise antreten müsse 23 • Vielleicht erschien der melkitische Metro-
polit Johannes persönlich wieder in Melitene, um die Dinge in die Hand zu
nehmen24, Da die Meliteniaten nicht damit rechneten, ihren Patriarchen wie-
derzusehen, mußte er noch eine Reihe von Ordinationen vornehmen.
Die Zitation betraf nicht nur Johannes VIII. Sechs weitere jakobitische
Hierarchen begleiteten ihn, wobei anzunehmen ist, daß sie dazu gezwungen
wurden: Ignatios, Metropolit von Melitene; Elias, Metropolit von Simandu;
Johannes, Bischof von Haget; Isaak, Bischof von 'Arqa; Moses, Bischof von
Hesnä de Zaid25; Dionysios, Bischof von Tell Patriq, außerdem 20 Mönche
im Prie""sterrang, darunter Josua, der Archimandrit des Klosters Bar-Gagai
und Basileios von Bärig sowie die Schüler des Patriarchen 26. Die Auswahl
zeigt, daß hauptsächlich kappadokische Jakobiten, deren Bistümer innerhalb
des Patriarchatssprengels von Konstantinopel lagen, betroffen waren 27 •
Melitene, Simandfi/Tzamandos und 'Arqä/Arka wiesen gleichzeitige melkiti-
sche Hierarchien auf 28 , die nun von der jakobitischen Konkurrenz befreit
werden sollten.
Im Juni 102929 erreichten die Hierarchen den Bosporus und wurden zwölf
Tage auf dem Ostufer in Chrysopolis auf gehalten, bevor sie Konstantinopel
selbst betreten konnten 30 •
31 S. MS 141/563.
32 32 Metropoliten und 11 Erzbischöfe aus den Provinzen unterzeichne-
ten im Monat Mai den Synodaltomos gegen die Jakobiten, s. G. Ficker,
Erlasse, S. 19-20. Vgl. S. 46, Anm. 3. Hinzu kommt noch der hohe Klerus
der Hauptstadt: Patriarch Alexios und drei Synkelloi. Das heißt, daß
das Synodalforum außerordentlich breit und repräsentativ war, wenn auch
auf Hierarchen des Sprengels Konstantinopel beschränkt.
33 S. Yahya C, S. 252. Seine Unterschrift fehlt unter dem Synodaltomos.
Er scheint im Mai 1030 nicht mehr in Konstantinopel gewesen zu sein;
s. u. S. 85, Anm.40.
34 S. G. Ficker, Erlasse, S. 19 - 21. Im Rang eines Patrikios: Eustathios,
Logothetes tou Dromou (Funktion des Außenministers, Chef des Cur-
sus publicus, intimer Mitarbeiter des Kaisers (s. Oikonornides, Listes,
S. 311 ); der Quästor Petros (u.a. Präsident des kaiserlichen Appella-
tionsgerichts, Überwachung der Provinzialen in K'pel (s. op.cit., S, 321);
Anastasios, Drungarios tes Vigles (zu Beginn des 11.Jh. Chef des kai-
serlichen Gerichtshofs, s. op.cit., S. 331 ); Nikolaos, Numerarios (Chef
des Gefängnisses der Numera, s. op.cit., S. 336-37); Melias, Orphano-
trophos (Direktor des großen Waisenhauses Hag. Paulos von K1pel, s.op,
cit., S. 319); weitere anonyme Patrikioi ohne Funktionsnennung; Abramioa,
Protospatharios des kaiserlichen Schlafgemaches (s. op.cit., S. 301) und
Mystikos (Kompetenz unklar, s. op.cit., S. 324); Sergios, der Stadteparch
von Wpel; Konstantinos, Krites epi tou Hippodromou (Richter, s. op,cit. 1
S. 322-23); Romanos, Protospatharios des kaiserlichen Schlafgemaches (a,o,)
und Kensor (Juristentitel, s. op.cit., S. 325); Michael, Krites tou Velou
(Richter, s.o.) und 'epi ton Oikeiakon' (Hofdienst, s. op.cit. S. 299);
Nikephoros, Krites e.t.H. (s.o.) und Mystographos (Juristentitel, s. op.cit,
S. 325); Leon, Krites e.t.H. (s.o.) und 'epi ton Deeseon' (Sekretär der
Bittgesuche an den Basileus, s. op.cit., S. 322); Theognostos, Ostiarioa
(Funktion bei Zeremonien, s. op.cit., S. 300) und Krites e.t.H. (s.o.);
Theodoros, Krites e.t.H. (s.o.); weitere anonyme Mitglieder des Senats
und der hauptstädtischen Richter.
35 "Hoia ou monon tois hierois ton pateron thesmois alla kai tois phil-
eu se besi nomois emperieiJeptai." G. Ficker, Erlasse, S. 17, Z.18-20.
wecbael der Relll(ionapolltlk
85
Um die Synode unter einen gewissen Zugzwang zu setzen, ließ der melkiti-
sche Metropolit von Melitene in den Straßen Konstantinopels durch einen
Herold verbreiten, die Jakobiten würden nicht die Theotokos bekennen, son-
dern verehrten einen Bock 41 • Die Beschuldigungen fanden offene Ohren, Auf
dem Weg zum Synodikon Dikasterion wurden die Jakobiten von der auf gebrach-
ten Volksmenge verschmäht und bedroht. Vor Gericht selbst dürften sich die
angeklagten Syrer nicht setzen. Auf ihre Frage, nach welcher kanonischen
Bestimmung sie nicht Platz nehmen sollten, erhielten sie die Antwort, daß
Häretiker nicht mit orthodoxen Bischöfen zusammen sitzen durften 42 • Hier
hatte bereits eine Verurteilung stattgefunden, von der die Jakobiten noch
nichts erfahren hatten. Daher durften sie auch nicht ihre theologischen
Meinungen darstellen. Während 969 Johannes VII. noch mit Patriarch Poly-
euktos disputieren konnte, erhielt Johannes VIII. keinerlei Gelegenheit,
seine Sache zu verteidigen.
Johannes VIII. und Elias von Simandu waren auf Grund ihres Alters kaum
in der Lage, die Sitzung des ersten Tages stehend zu ertragen 43 • Die bereits
oben genannten Anklagepunkte wurden gegen die Syrer vorgebracht, gebün-
Der zweiten Sitzung blieben die weltlichen Würdenträger aus Protest gegen
die Prozeßführung :fern. In der Folge wurde Johannes VIII. und Elias von
Simandu. erlaubt, Platz zu nehmen. Die Anklagevertretung sah sich jetzt doch
gezwungen, die einzelnen Verstöße der Jakobiten gegen das kanonische Recht
der Reichskirche aufzuweisen, da eine Verurteilung sonst nicht durchzuset-
zen war. Die in der Vita genannten Vorwürfe finden sich fast wörtlich in dem
etwa zwei Jahre zuvor erstellten Gutachten des am Prozeß beteiligten
Anfang Juli wurden die Jakobiten voneinander getrennt. Ihr Patriarch hatte
nur noch Dionysios von Tel1 Patriq als Begleiter. Die anderen Bischöfe wur-
den paarweise an verschiedenen Orten untergebracht. Während dieses Monats
ließ Kaiser Romanos III. vier der syrischen Hierarchen in Anwesenheit des
melkitischen Metropoliten von Melitene vor sich treten, um sie zu überzeu-
gen - doch sie gaben nicht nach. Besonders Johannes von Haqet drückte die
Unbeugsamkeit der Syrer aus.
Der neue Obersetzer Petros Bar-Saume Serapi 52 verdrehte wiederum die Aussa-
gen der Jakobiten, sodaß der Kaiser· sie im Staatsgefängnis der Numera zu inter-
nieren beschloß. Der Befehl 53 betraf auch den Patriarchen. Dort blieben die
Syrer von Anfang August bis Oktober unter schlechten Bedingungen 54 •
Der mangelnde Erfolg des bisherigen Prozesses brachte allmählich Kaiser
Romanos gegen seinen einstigen Mitschüler Johannes von Melitene auf. Der Me-
tropolit versuchte nun mit anderen Methoden der Jakobiten Herr zu werden. Er
versprach den Verhafteten in Einzelgesprächen, daß zu einer Freilassung die
Anerkennung des Kaisers und des ökumenischen Patriarchen genüge, ihren Glau-
ben müßten sie nicht ändern. Eine entsprechende Loyalitätsadresse unterzeich-
neten Ignatios von Melitene, Moses von I;lesna. ge Zafd und Isaak von 'Arqa. 55 ,
womit sie sich kirchenrechtlich von ihrer Konfession bereits abspalteten,
denn eine Anerkennung des melkitischen Patriarchen von Konstantinopel war
den Jakobiten völlig unmöglich. Ihr Patriarch lehnte jedoch ein Angebot des
Kaisers ab, gegen Verleihung hoher Würden sein Bekenntnis anzupassen 56 •
Offensichtlich wurden die kooperationswilligen Jakobiten durch die Anwe-
senheit ihres unbeugsamen Patriarchen so eingeschüchtert, daß sie nicht wag-
ten, weiter auf die Offerten des Johannes von Melitene einzugehen. Um ihnen
eine Entscheidung zu erleichtern, gab er ihnen eine Frist von vier Tagen und
ließ Johannes VIII. aus dem Numera-Gefängnis in seine Wohnung führen, wo er
den Patriarchen bedrohte und provozierte. Die syrische Vita vermutet, daß
Johannes VIII. dazu gebracht werden sollte, die Melkiten zu anathematisieren,
damit das Todesurteil gegen ihn gefällt werden konnte 5".
a. 1.3.4.
----·-
Das Urteil des Synodikon Dikasterion
Von Oktober 1029 bis kurz vor Ostern 1030 (29.Mai 62 ) blieben die Syrer in-
terniert. Am Mittwoch vor Ostern nahm ihnen der melkitische Patriarch
des Versprechen ab, daß sie sich freiwillig laufen lassen wollten, wae da-
raufhin gescheh 63 • Tm Mai 1030 legte Alexios Studites den Synodaltomos
den Mitgliedern der Synodos Endemousa und weltlichen Beisitzern zur Unter-
schrift vor und beendete den Prozeß offizie11 6 •.
Der ehemalige Metropolit Ignatios Bar-At(mos von Melitene starb unmit-
telbar nach den Ereignissen. Moses von Hesna de Zaid und Isaak von 1Arqa
gelang es, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, nach Syrien zurückzukehren, wo
sie nach dem Verlust ihres Ranges ihr Leben in Buße beschlossen. Patriarch
Johannes VIII. sandte kurz vor seinem Tod ein Rundschreiben in den Orient,
in dem er die Art der Wiederaufnahme der gefallenen Brüder regelte 65 • Der
Patriarch starb am 2.Februar 1031 im Exil 116•
Den übrigen Jakobiten erging es folgendermaßen: Elias von SimandQ wurde
mit einem seiner Schüler namens Stephanos 67 von einer fanatisierten Menschen-
menge in der Nähe des kaiserlichen Palastes gesteinigt 68 • Johannes von Ha9et
starb im Gefängnis. Dionysios von Tell Patriq konnte nach dem Tod Kaiser Ro-
manos III. (1 !.April 1034) auf seinen Bischofssitz zurückkehren 69 •
Obwohl der Prozeß gegen die Spitze der jakobitischen Kirche mit großem Auf-
wand betrieben worden war, kann man sein Ergebnis als für die Reichskirche
enttäuschend bezeichnen. Angesichts der bedrückenden Beweislage gegen die
Monophysiten war eine Verurteilung sicher, doch die willkürliche Prozeßfüh-
rung besonders des Anklagevertreters Johannes von Melitene erregte gerade
bei den weltlichen Würdenträgern großes Mißfallen, sodaß die Jakobiten selbst
in byzantinischen Augen den Status von Märtyrern erhielten. Wie isoliert die
Machtstellung des melkitischen Klerus im Osten war, zeigt die positive Ein-
stellung hoher Reichsbeamter gegenüber den Jakobiten. Der Krites Chrysobur-
gios hat keinen Einzelfall dargestellt 70 • Daß das Urteil gegen Johannes VIII.
vor Ort keine wirkliche Verbesserung für Metropolit Johannes von Melitene be-
deutete, wird durch weitere Synodaltomoi des Alexios Studites gegen die Mo-
nophysiten belegt, die in den folgenden Jahren erstellt werden mußten 71 •
63 Der Ort des Baptisteriums ist nicht bekannt. MS 144/565 macht die
Angabe "wo sie die Araber (Tayaye) tauften"; s. jedoch ebd. Anm. 3.
Traditionell war die Karwoche, besonders der Gründonnerstag zur Auf-
nahme der Rekonzilianten und Büßer bestimmt, s. Baus, HKG II/1, S. 310.
64 S. G. Ficker, Erlasse, S. 21, Z.9-14. Zum Tomos s. S. 117ff.
65 S. MS 145/565. Leider ist das Schreiben nicht erhalten. Doch zeigt
der Vorfall, daß Johannes VIII. nicht hermetisch von der Außenwelt
abgeschlossen wurde. Ein Bedienter namens Johannes ist bekannt,
s. MS 147 /566. Zur Rekonziliation der Betroffenen s. S. 115.
66 Zur Frage des in den Quellen unterschiedlich genannten Datums
s. Nabe, S. 224, Anm. 105 und 106. Er dürfte etwa 80 Jahre alt
geworden sein (geb. kurz vor 950 1 s. MS 137 /560-61, s.o. S. 74,
Anm. 34), vgl. S. 92, Anm. 2.
67 War dessen Name wirklich Stephanos (allzu auffällige Parallele:
Martyrium durch Steinigung)?
88 Die Palastgebäude lagen einige hundert Meter südlich von der Hagia
Sophia, wo der Prozeß stattfand.
80 S, MS 145/565.
70 Nur wenige Jahre später fördert der Patrikios Abu Ka 1 b im 1031
eroberten Edessa die Jakobiten, s. MS 280/640 u. CSCO 354 33/45;
s.u. ausführlich S. 95-96.
71 S.u. ausführlich S, 117 ff.
Wechsel der RPlil!ionspolitlk
die treibende Kraft gewesen sein. Konstantinos11, der Katepano von An-
tiocheia als ranghöchster byzantinischer Würdenträger im Osten, wurde
von den Melkiten Melitenes informiert und gab Befehl, das jakobitische
Oberhaupt zu verhaften. Wiederum - wie wenige Jahre zuvor im Fall Johan-
nes' VIII. - ließen die verläßlichen Notabeln Melitenes den jakobitischen
Patriarchen wissen, daß ihm unmittelbar Gefahr drohte und nötigten ihn,
über die Grenze nach Amid/Diyar Bakr zu fliehen. Sein Ordinator Abraham
von Qlisura begleitete ihn, da auch er mit byzantinischen Repressionen
wegen einer nach melkitischer Auffassung unkanonischen Ordination :i::;u
rechnen hatte.
Dionysios verlegte seine Residenz nach Amid 12• Damit war im Prinzip
der von Nikephoros II. und Johani1es VII. kurz nach 965 eingegangene
Versuch einer geduldett:::n kirchlichen Präsenz der Jakobiten im byzanti-
nischen Reich gescheitert. Der Zeitpunkt der Flucht liegt etwa zwei Jahre
nach der Ordination des Dionysios, also 1034 13 •
Sobald die Byzantiner erfahren hatten, daß Dionysios sich in ihrer Nä-
he - doch außerhalb direkten Einflußgebietes - etabliert hatte, sandte der
Strategos 14 von Melitene ein Schreiben an den muslimischen Gouverneur von
Amid mit der Bitte, den Patriarchen auszuliefern. Die Byzantiner wurden
jedoch abgewiesen, da eine Auslieferung aus religionspolitischen Gründen
nach muslimischem Recht nicht möglich war und der Patriarch als Oberhaupt
der Jakobiten zu einer rechtlich geschützten Gruppe gehörte.
Dionysios kehrte also nicht in den Westen zurück, sondern wohnte wech-
selnd im Kloster Mar ~ananya, östlich von Mardin, und in Amid, wo er am
21.März 1042 starb und in der Großen Kirche bestattet wurde 15 •
Inzwischen wurden die jakobitischen Bischöfe in Kappadokien hart be-
drängt. Sie sahen sich wegen der byzantinischen Bedrückungen gezwungen,
ihre Sitze zu verlassen und auf andere überzuwechseln, wenn vor Ort die
Lage unhaltbar wurde. Genauere Angaben über Orte und Personen sind ange-
sichts der Quellenlage nicht zu geben16. Die durch Alexios Studites und Jo-
hannes von Melitene initiierten Bedrückungen begannen spürbar zu werden.
Da die Chroniken wenig über die Lage im einzelnen mitteilen, ist es sinn-
voll, anhand der Ordinationslisten zu überprüfen, welche Bistümer während
dieser Zeit zum letzten Mal belegt sind und bis zu welchem Datum eine letz-
te Ordination stattgefunden haben muß. Exakte Ordinationsdaten sind fast
nie bekannt.
Wie bereits 1031 vollzog sich die Wahl des neuen Patriarchen im Gehei-
men. Zwölf westliche Bischöfe sammelten sich in Parzman, in der Region
von Zeugma2. Sie wählten am 3. August 1042 Theodoros, den Neffen des
Märtyrers Johannes VIII., der Mönch im Kloster Bar-Gagai im Gebiet von
Melitene gewesen war. Er nahm den Namen Johannes an.
Der Maphrian BasHeios 3 war zuvor zwar brieflich informiert worden,
doch die in Parzman versammelten Bischöfe erhielten während vier Mona-
ten keine Antwort aus Tagrit, während sie vom Strategos von Edessa, Abu
Ka'b, wegen bevorstehender melkitischer Zwangsmaßnahmen zu dringender
Eile aufgefordert wurden 4 • So fanden Wahl und Ordination ohne östliche
Beteiligung statt. Eine daraufhin einberufene Maphrianatssynode in Gazira 5
war bereits im Begriff, wegen Nichtachtung der östlichen Bistümer ein
Schisma gegen die byzantinischen Jakobiten auszurufen, als eine große
Delegation westlicher Hierarchen mit dem neuen Patriarchen Johannes IX.
an der Spitze selbst in Gazira erschien 11• Die jakobitische Generalsynode
vereinbarte daraufhin, daß in Zukunft keine Patriarchenwahl ohne Bei-
sein des Maphrians und dessen Zustimmung Gültigkeit haben sol1e 7 • Obwohl
in der Vergangenheit keineswegs immer die Zustimmung der Maphriane ein-
geholt worden war, zeigte sich, daß die Bedrohung durch melkitiache Ver-
folgung die Stellung der Patriarchen schwächte und zu Zugeständnissen an
die östlichen Bistümer zwang, da nur so die kirchliche Einheit gewährlei-
stet blieb. Das Patriarchat verlor die Jurisdiktionsrechte über Nisibis, Qelat
und Dara. 8 • Die Beschlüsse der Synode wurden in dreifacher Ausfertigung
9
in Tagrit, im Kloster Qartamin und in Gazira aufbewahrt • Auch Johannes IX.
residierte in Amid auf muslimischem Gebiet, da er den Westen, wo die wich-
tigsten jakobitischen Bistümer lagen, nicht mehr betreten konnte 10 ,
Obwohl die Mitwirkung des Maphrians bei der Patriarchenwahl gerade erst
beschlossen worden war, ließ sich 1057 /58 11 der prominenteste 'byzantini-
sche' Bischof zum Oberhaupt der Jakobiten wählen, Athanasios von Adlem-
~at und Semhä 12 • Seine Wahl entsprach nicht kanonischem Recht1 3 , da er
vor seiner Wahl bereits Bischof gewesen war 14 • Athanasios zog in das Klo-
ster Ma.r Bar-~auma, das auf byzantinischem Gebiet westlich des Euphrals
lag, da er keine byzantinischen Repressionen befürchtete. Das Schisma
begann mit der Gegenwahl des Schreibers Josua, eines Schülers Patriarch
Johannes' IX., der durch den Maphrian Basileios IV. 15 und einige empörte
westliche Bischöfe in Amid 16 nominiert wurde. Johannes X,17(Bar-S·Man) führ-
te zwar eine schriftliche Kampagne gegen den unrechtmäßig gewählten Atha-
nasios VI., zog sich jedoch nach ij:arran zurück, ohne sein Amt auszuübents,
9
s. csco 354, 217 /289.
10
Nach Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3, 299/300 erhielt der Patriarch
die Jurisdiktion über das Bistum Amid zurück, sodaß er wenigstens
innerhalb seiner Residenz die Oberhoheit ausüben konnte. Der spä-
testens 1042 für Amid ordinierte Metropolit Ignatios (MS 471/763,
Liste XXXII, 32) ist letzter Hierarch bis zu Beginn der l130er
Jahre (Basileios, MS 478/766, Liste XLII, 9), übernahm der Patri-
arch zeitweise die Funktion des Metropoliten von Amid?
11 S. Bar-Hebräus, Chron.Ecc]. 2, S. 437 /38.
12 S. CSCO 354, 218/290-91 (dort Angabe der Residenz); MS 162-163/573-75,
13 So MS 472/763. "Das kirchliche Recht untersagte allerdings, daß
er bereits ein Bischofsamt bekleidete, da dann der Übergang zum
Patriarchenamt eine Translation bedeutet hätte, die nach den kirch-
lichen Kanones untersagt war." (Nabe, S. 8) Vgl. Assemani, BO II,
Dissertatio de Monophysitis, Pag. 44-45 (Zählung des nicht paginier-
ten Bandes mit Titelblatt 1 ff.), nennt jedoch die lange Reihe von
Translationen, die dennoch stattgefunden haben,
14 Auffällig ist die Ämterhäufung des Hierarchen, der von Johan-
nes VIII. für Arsemsat ordiniert worden war (MS 470/762, Liste
XXXI, 42). Er zog sich jedoch von seinem Bistum nach Mar Ahron de
Segara zurück, sodaß Dionysios IV. nach 1034 einen neuen Bischof
für Arsemsat ordinieren mußte (Abraham, MS 471/763, Liste XXXII,
28). Athanasios war jedoch auch Bischof des nicht weit von Klo-
ster Mar Ahron de Segara entfernten ~eml;ia (CSCO 354, 218/290),
A, Palmer erwähnt eine Nennung des Athanasios als 'Bischof von
:fiesn Patriq' in einem syrischen Manuskript, das vor 1055 voll-
endet wurde (Palmer, S. 38 ff.), geht jedoch nicht auf das in
CSCO 354 erwähnte Semha ein. Liegt hier eine sonst nicht belegte
Vereinigung der Bistümer ~em~a und ?esn Patriq vor?
1s S. Nabe, S. 233.
J6 s. csco 354, 218/290.
17 Er nannte sich nach Johannes VIII., ebd.
JtJ S. CSCO 354, 218/291. Er wurde 1063/64 nach dem Tode seines Kon-
kurrenten inthronisiert, s. op.cit. 219/291.
DII' taffl Milli' dl'!I 11.Jahrhundl'rl!I bl!I zum Endt' dPr hy2anllnl11ch~n Pl!rlodf'
99
Daß Athanasios VI. keine Sorge hatte, im auf byzantinischem Gebiet gelegenen
Kloster Mar Bar-Sauma zu residieren, erklärt sich aus der Schwäche der
byzantinischen Präsenz seit Mitte des Jahrhunderts. Der Patriarch hielt das
Ende der Periode der Repressionen für gekommen.
Im Winter 1057 /58 zogen dreitausend Türken unter dem Emir Abu Dinär 19
in die Ebene von Melitene und plünderten die schutzlose Stadt, die seit 934
nicht mehr über eine Mauer verfügte 20. 10 Tage blieben die Feinde und ver-
wüsteten Melitene und sein Umland völlig. Das Kloster Bar-Gagai fiel den
Türken zum Opfer 21 • Nachziehende einheimische Armenier konnten wenigstens
einen Teil der Gefangenen befreien 22 • Zur Zeit der Ordination des Patriarchen
war die Grenzverteidigung fast völlig zusammengebrochen.
Kaiser Konstantin X. Dukas (25.12.1059 - 21.5.106723) versuchte halbher-
zig, die Lage im Osten zu stabilisieren. Seine Maßnahmen widersprachen
einander, da einer Stärkung der militärischen Präsens (Bau der Stadtbefesti-
gung in Melitene 1061/62) die religiöse Verfolgung der Armenier und Jakobi-
ten entgegenwirkte, die er wiederaufflammen ließ 24 • Zwar konnten die Jako-
biten Melitenes am 25.April 1061 Ignatios, den Neffen Athanasios' VI., als neu-
en Metropoliten der Stadt begrüßen 25 , doch schon bald darauf wurden der
Patriarch und weitere Hierarchen verhaftet 26 •
39 S. den Bericht über die Revolte der Bene Kazrig, die wohl aus der
Gegend um Charput stammten in MS 162-64/573-75. Vgl, Vryonis, S. 93
u. Honigmann, Bar-Sauma, S. 59.
40 S. MS 163/574.
41 "Als Konstantin X. Dukas 1067 starb, hinterließ er das Heer in ei-
nem chaotischen Zustand. Die byzantinischen Truppen, welche bei
Melitene lagerten und weder Nachschub noch Sold erhielten, weiger-
ten sich daher, den Euphrat zu überschreiten, um ihren Kameraden
in Mesopotarnia gegen die Türken zu helfen; sie ließen sogar zu, daß
ein türkisches Heer unter Af~in den Euphrat überquerte und gegen
Kaisareia zog. Nach Plünderung, Zerstörung und Brandschatzung der
Stadt ••. wandten sie sich nach Kilikien." (T.I.B., S. 100)
42 S. MS 164/575.
u Syr. q 't'bin. Der Titel wurde in den Grenzkommandos auch anstelle
von Strategos gebraucht, s. Tinnefeld, S. 438, Anm. 23 u. 32.
44 Zu den Namen der Opfer s. MS 164/575. 1068/69 baute man im Klo-
ster aus Sicherheitsgründen zwei Türme, ebd.
45 Der Abschnitt in MS 164/575 ist unklar. Die Rolle des Richters
b)eibt unverständlich. Die Angabe, Melitene habe noch keine Mau-
ern besessen, kann für das Jahr 1067 nicht mehr stimmen.
46 s. MS 165/576. Ob von den armenischen Räubern oder von aufge-
brachten Jakobiten, läßt sich nicht ausmachen. Es ist durchaus
möglich, daß Michael Syrue (bzw. seine Quelle Ignatios von Meli-
tene) schweigt, um kein schlechtes Licht auf seine Landsleute
zur werfen.
47 S, MS 168/577.
te S. Grumel, Chronologie, S. 358.
'9 Lesart auch Apsinalios, s. T.I.B., S. 101 u. Tinnefeldt, S, 438.
Di<' 1. .1ge Mitte des 11. Jahrhundf'rt& bl& zum Endf' der byzantinischen Periode
Larissaso ein türkisches Heer und ließ den Philaretos Brachamios zurück, um
die strategisch wichtige Region um Melitene zu schützen - ohne Erfolg. 1070
zog der Türke Afsin im Westen bereits bis nach Chonai (Kolossai) 51 • Ein
Jahr später führte die Schlacht von Mantzikert, die Romanos TV. gegen den
zweiten seldschukischen Sultan Alp Arslan ( 1063-1072) verlor, zum völ1igen
Zusammenbruch der byzantinischen Ste1Jung in Ostkleinasien. Kappadokien
schied "bei der bald nach 1071 einsetzenden Invasion der Seldschuken für
immer aus dem byzantinischen Reich aus. "s 2 •
Das Ende der direkten jakobitisch-byzantinischen Beziehungen im Kernland
der syrischen Kirche war damit gekommen53, Melitene stand etwa seit 107454
unter Herrschaft des Philaretos Brachamios 55, der gegen den Nachfolger Kaiser
Romanos' IV., Michael VII. Dukas, opponierte und sich - trotz aller byzanti-
nischen Titel - eine unabhängige Herrschaft schuf 56. Der letzte von Phila-
retos eingesetzte Gouverneur Melitenes, Gabriel, versuchte nach dessen Tod
1090 bereits nicht mehr, seine Herrschaft von Konstantinopel neu legitimie-
ren zu Jassen, sondern wandte sich bezeichnenderweise an den abbasidischen
Kalifenhof in Bagdad 57 •
10.6. Die Lage des jakobitischen Patriarchats am Ende der byzantinischen Periode
Nach dem Tode Athanasios' VI. trat 1063/64 der vom Maphrian ordinierte Johan-
nes X. sein Amt an, der sich durch Gelehrsamkeit ausgezeichnet hatte 61 , Im
Kloster Mar Ag~ai fand seine Inthronisation statt 62 • Er amtierte in Amid, Mai-
perqat und I;Iarran 63 • Johannes X. hatte organisatorisches Talent und ver-
suchte, die durch melkitische Verfolgung und türkische Invasion angeschla-
gene Kirche zu reorganisieren. Fünf Bischöfe relegierte er, die Hierarchen
weichen mußten, welche die kanonische Gesetzgebung anerkannten und befolg-
ten. Die Bischöfe wurden jedes Jahr zu einer Synode zusammengerufen, nicht
nur um dem kanonischen Recht zu entsprechen, sondern um den inneren Zusam-
menhalt der bedrängten Kirche zu stärken. Zahlreiche Reisen vermittelten dem
Patriarchen ein genaues Bild vom Zustand der Bistümer 64 • Nach Kappadokien
scheint er jedoch - abgesehen von seiner Inthronisation - wegen der dortigen
religionspolitischen Verhältnisse und Wirren nicht gekommen zu sein.
Wegen der armenischen Einwanderung mußte sich Johannes X. erheblich in-
tensiver mit der Frage des Verhältnisses zur monophysitischen Nachbarkirche
beschäftigen. Mit dem Katholikos Gregorios II. setzte er sich wohl Ende der
1060er Jahre über liturgische Streitfragen auseinander 65 , Ohne jeden Zweifel
standen für die Jakobiten durch die ethnischen Verschiebungen Existenzfra-
gen auf dem Spiel. Johannes X. starb am 27.November 1072 und wurde in Amid
bestattet&&,
Die äußeren Schwierigkeiten der jakobitischen Kirche spiegelten sich in
verworrenen inneren Rechtsverhältnissen und Auflösung der Sitten wieder:
Patriarch Basileios II, wurde durch Loswahl am 6.1.1074 ermittelt und starb
bereits im Sommer 1075, sodaß der bei der Auslosung gescheiterte Bewerber,
.Johannes, ein Verwandter Johannes' VIII. und Johannes' IX., seine Stunde ge-
kommen sah und den Thron usurpierte. Er bestach Philaretos Brachamioe, der
zehn wiederspenstige Bischöfe inhaftierte, aber gegen Lösegeld freigab07.
Der später abgesetzte Usurpator überlebte vier legitime Patriarchen11!1.
Erst nach 1090 fanden die Jakobiten in Athanasios VII. ein Oberhaupt, dae
während seiner eine volle Generation währenden Amtszeit (1090-1129) - trotz
der durch den ersten Kreuzzug herbeigeführten politischen Veränderungen _
zu einer gewissen inneren Stabilität beitrug 69 • Doch litt die jakobitische
Kirche schwer unter der Zerrissenheit der konfessionellen und politischen
Landschaft. Sie lebte weiter unter den Seldschuken in Anatolien, den Kreuz-
fahrerstaaten in Edessa und Antiocheia, den kleinarmenischen Fürstentümern
in Kilikien und Südostkappadokien sowie den muslimischen Nachbarn im ara-
bischen Südosten.
Das Ende der byzantinisch-jakobitischen Beziehungen, die seit der Mitte des
10.Jh. so eng geworden waren, fand seinen Ausdruck in Ereignissen, die am
Bosporus stattfanden.
Konstantinopel war nicht nur Hauptstadt des Reiches mit Kaiserhof, Patri-
archat und den Zentralen weltlicher und geistlicher Verwaltung. Als Handelsmit-
telpunkt bildete es auch für Kaufleute einen Hauptumschlagplatz des mittelal-
terlichen Welthandels.
Während ein Gutteil des byzantinischen Fernhandels bis gegen Ende des 7.Jh.
in den Händen syrischer 70 Händler gelegen hatte, kam es durch die Wirtschafts-
blockade gegen das arabische Syrien 71 zu weitreichenden Veränderungen, einem
Absinken der Marktstellung des islamisch beherrschten Antiocheia. Erst durch
die Eroberungen des 10.Jh. konnte die Bedeutung Nordwestsyriens für den Fern-
handel nach Konstantinopel wieder steigen.
Die Korporationen der ausländischen Kaufleute besaßen eigene Quartiere in
den wichtigsten Handelsstädten. Sie waren durch hohe Mauern geschützt, besaßen
Wohngebäude, Stä1le, Wirtschaftsgebäude und Kontore, für die Nutzungsgebühren
zu entrichten waren 72 • Die sogenannten 'Mitata' bestanden bis zum Ende des
Reiches. "Schon die ältesten Mitata kannten die Trennung nach Nationen.
Selbst die Niederlassungen weit entfernt lebender Völker ... waren immer stark
besetzt. "73 Im 11.Jh., möglicherweise auch bereits seit der Reconquista Syriens
in den sechziger Jahren des 10.Jh., besaßen die Korporationen syrischer und
armenischer Händler je ein Mitaton in der Reichshauptstadt. Zu dieser syrischen
Niederlassung gehörte auch eine Kirche, die von einem jakobitischen Priester
versorgt wurde 74 •
Als die religiösen Bedrückungen gegen die armenische und jakobitische Kirche
unter Konstantin X. Dukas nach 1059 erneuert wurden 75, ließ der ökumenische
Patriarch 76 die Mysterien, die kirchliche Literatur und Einrichtung der Kirche
auf dem (Konstantins-)Forum verbrennen 77 •
Doch bestand die Kirche weiter fort. Anfang der 1060er Jahre sind jakobiti-
sche Notabeln a]s Einwohner Konstantinopels belegt 78 • "Bis zur Zeit des Kai-
sers Alexios besaß unser Volk (seil. die Syrer) eine Kirche in Konstantinopel
und die Armenier eine andere. Und in jeder von ihnen befanden sich ein Priester
und eine Vereinigung weltlicher Händler und anderer. " 79 Ungeachtet der schwe-
ren theologischen Auseinandersetzungen im ersten und zweiten Drittel des 11.Jh,
und der Verhaftung und Exilierung hoher syrischer Geistlicher bestand also in
der Hauptstadt der melkitischen Orthodoxie noch immer eine staatlich geduldete
Niederlassung von Jakobiten. Offensichtlich klafften selbst in den Zeiten er-
höhten Einflusses der ökumenischen Patriarchen kanonische Rechtsnorm und
Rechtswirklichkeit weit auseinander. Anders als im späteren türkischen Kon-
stantinopel besaßen die religiösen Minderheiten ja keinerlei Rechtsschutz
und blieben jeder Willkür ausgeliefert. Das Leben eines jakobitischen oder
armenischen Priesters in der Reichshauptstadt muß ständig von drohender
Verfolgung überschattet gewesen sein.
Leider informiert Michael Syrus nicht über die Vorgeschichte des Milaton.
Doch ist anzunehmen, daß die antijakobitischen Ausschreitungen 1029/30 gegen
Johannes VIII. und seine Bischöfe auch die syrische Handelsniederlassung getrof-
fen haben können. Ob eine Beziehung zu den von Michael erwähnten Klöstern
"des Gregorios"ao und "des Mar Menas"B 1 besteht, in welche die verhafteten Ja-
kobiten eingewiesen wurden, ist unsicher 82 , obwohl der syrische Augenzeugenbe-
richt, den Michael zitiert, zuverlässig ist.
Doch das Ende der Kirche des Mitatons trat in einer politisch motivierten,
nicht in einer primär religiösen Verfolgungatmosphäre ein, als das Reich schwer
von den Seldschuken bedrängt wurde.
" Ein syrischer Priester aus Antiocheia begab sich dorthin, Als der Prie-
ster unserer Kirche, welcher aus Tzamandos (seil. stammte), ihn nicht aufnahm,
fuhr der Satan in diesen Menschen. Und er ging, den Griechen zu sagen:
Diese Syrer und diese Armenier, welche in eurer Stadt sind, haben Verkehr
mit den Türken. Da wurde der Kaiser aufgebracht. Auf seinen Befehl wurden
die Kirchen angezündet und die Priester ver jagt. Und der Rest des Volkes
wurde zum größten Teil häretisch. " 83
Aus dem Bericht geht hervor, daß syrische Jakobiten und Armenier der Kon-
spiration mit den Seldschuken bezichtigt wurden. Die Verfolgung wurde
durch einen veri·äterischen jakobitischen Priester ausgelöst, der kein Un-
terkommen an der Kirche des Mitatons fand.
Die Behauptung des Denunzianten dürfte nicht aus der Luft gegriffen sein,
da Syrer und Armenier nach der Schlacht von Mantzikert 1071 und der Einnah-
me Antiocheias durch die Seldschuken 1084 gezwungen waren, sich mit den
neuen Herren zu arrangieren, die ihnen zudem die Religionsfreiheit belies-
sen.84 Umso mehr mußten diP. Fernhändler auf gute Beziehungen zu den Tür-
ken setzen. Der Basileus trug der öffentlichen Meinung Rechnung, indem er
den Hauptanstoß des Mitatons beseitigte, nämlich die häretische Kirche.
Politische Rücksichten brauchte Alexios Komnenos nicht mehr auf die Jakobi-
ten zu nehmen, da ihr Lebensraum nicht mehr innerhalb des Reiches lag. Der
Priester aus dem kappadokischen Tzamandos mußte fliehen, während das Mita-
ton85 selbst erhalten blieb. Den Armeniern erging es ebenso, auch sie ver-
loren ihr Gotteshaus. Die syrisch-jakobitischen Händler konvertierten zum
großen Teil, um Repressalien zu entgehen.
Die Vorfälle ereigneten sich wohl in den Jahren um 109086, sicher einige
Zeit nach dem Regierungsantritt des Alexios Komnenos (1081-1118). Danach
verschwand die jakobitische Kirche rasch aus dem direkten Blickfeld der
hauptstädtischen ByzantinerB7.
84
Vgl. MS 221-222/606: kurze Charakterisierung des religiösen Friedens,
der durch die türkische Eroberung eingetreten war.
85 Michael gibt keine Lagebeschreibung des Mitaton. Doch die Niederlas-
sungen der Venezianer, Amalfitaner, Pisaner, Genuesen und Ägypter
lagen am Südufer des Goldenen Horns, im fünften bis siebten Stadtbe-
zirk. Dort befand sich auch die Moschee (sarakinon synagogion; s. Haus-
sig, Stadtplan und Legende; vgl. dagegen Felix, S. 81, Anm. 115, der
eine Lage der Moschee zwischen Konstantinsforurn und Milion annimmt).
Die Syrer werden als Fernhändler auf die Verladekais des Goldenen Horne
angewiesen gewesen sein, das einen hervorragenden Naturhafen darstelll,
Tm Stadtviertel 'ta Armatiou' (nordöstlich des Pantokrator-Klosters)
scheint eine Menas-Kirche gelegen zu haben (Hagios Menas en tois Arma-
tiou), die vielleicht mit dem oben erwähnten Menas-Kloster (S. 105,
Anm. 82) identisch ist und die geographischen Bedingungen für das Mi-
taton ~rfü1lt: "Le Synaxaire signale au 21. juillet une synaxe de la
Sainte Vierge en tois Armatiou et le cod. Paris. 1587 (XIIe s.) ajoute
plesion tau agiou Mena. I1 y avait donc se quartier une e'glise Saint-
Menas, inconnue par ailleurs. Il faut la placer sur la Corne d'Or,
probablement dans la region d' Unkapani." (Janin, Geographie, S. 335,
s. op.cit. Karte 'Byzance - Constantinople, Carte archeologique et to-
pographique: F 5, südwestlich der heutigen Atatürk-Brücke) Es bleibt
jedoch die Spannung, daß MS 142/564 von Klöstern und nicht von Kirchen
spricht, in deren (Neben-)gebäuden 1029 die inhaftierten Jakobiten in-
terniert wurden. Wenn diese Menas-Kirche zum Mitaton gehörte und um
1090 beschädigt wurde, so scheint sie nach den Belegen Janins im 12,Jh,
wieder renoviert und in reichskirch]icher Obhut gewesen zu sein,
86 Der Kontext Michaels führt in die Jahre kurz vor dem ersten Kreuzzug.
87 Die kurzfristige militärische Anwesenheit des Kaisers Johannes Komne-
nos in auch von Jakobiten besiedeltem Gebiet (Kilikien) um 1137-1143
kann außer Acht bleiben, es kam zu keinen anhaltenden byzantinischen
Erfolgen, s. Vryonis, S. 119-120.
11~Zusammenfassung 107
Nach außen hin wirkte die Kirche des byzantinischen Reiches - also die
im Patriarchatssprengel von Konstantinopel zusammengefaßten Eparchien _
nach dem Ende der ikonoklastischen Konh·overse 843 geschlossen und be-
ruhigt. Die byzantinischen Quellen berichten, abgesehen vom photiniani-
schen Schisma, nur von einer Problematik, die zu lösen war: der Ausein-
andersetzung mit den dualistischen Häresien, besonders den paulikiani-
s_chen Sekt~n 1 • Welche konfessionellen Verhältnisse aber herrschten in den öst-
hchen Provinzen Kleinasiens? Inwieweit lebten die großen christologischen
"Häresien" fort? Welche Entwicklung hatten ältere rigoristische Gruppen ge-
nommen? Die Quellenlage läßt nur sehr vorsichtige Antwortversuche zu, die
zeitlich und geographisch eng gefaßt werden müssen 2 • Einblick gewähren
gerade QueIJen aus der Provinz, die auf lokale Besonderheiten eingehen.
Eine Quelle dieser Art, in der auch die Jakobiten Erwähnung finden, soll
nunmehr untersucht werden.
Zeile 1-10 der folgenden Übersetzung des Hauptteils des von Jean Darrouzes
edierten Briefes 7 geben die vorliegende Problematik an, der sich Philotheos
nicht gewachsen sieht:
Aus dem Brief des Theodoros von Nikaia an Philotheos von Euchaita
( 1) "Weil sich dir aber eine Menge von Häretikern nähert, während du
anwesend bist - als ob sie gegen das verworfene und verkehrte Dogma ihrer
Lehrer Abscheu empfände - und darum bittet, dem guten Leib der Kirche zu-
gefügt und unserer Fü11e zugerechnet zu werden, ist es auch nötig, daß du
(5) auf vollkommenere Weise durch uns Erkundigung über sie erhältst, gleich-
wohl du nicht unwissend bist, auf welche Weise sie als Hinzukommende auf-
genommen werden sollen. So werden wir, was sie betrifft, die göttlichen und
heiligen Kanones in Erinnerung bringen.
Dem alten Dionysios und der damals um ihn versammelten Synode schien es
(10) (seil. richtig), daß jeder, der nicht mit der einen Taufe der allgemeinen
Kirche übereinstimmt, wiedergetauft werde, damit die Taufe bei den Häretikern
überhaupt nicht gerechnet werde 8 • Den heiligen Vätern nach jenen (schien es
richtig), daß in Anbetracht einer gewissen Mäßigung 9 - gemäß dem Unter-
schied des Dogmas - der Unterschied beurteilt werde und die Verbindung
(15) zum gesamten Leib der Kirche.
Aus dem Brief des Theodoros von Nikaia an Philotheos von Euchaita
"Die Eunomianer aber, welche mit einmaligem Untertauchen taufen, oder die
Montanisten, die auch Phryger ( seil. heißen), Sabellianer, welche die 'Sohnvater-
schaft'13 lehren und eben diese Paulinisten, über welche deine längere Rede
(geht), und alle anderen Häresien wurde geheißen, wie Heiden aufzunehmen,
(30) indem sie die Zeit im Hören der heiligen Schriften verbringen und auf
solche Weise getauft und w-iedergetauft. werden sollen.
Da nun aber das (seil. Unterscheidende) der Jakobiten geringer scheint als die
anderen Häresien, so salben wir nur die von dorther Zurückkommenden weder
mit Myron, noch taufen wir etwa -wieder, sondern sobald sie Dokumente gege-
(35) ben und jede Häresie verflucht haben, nehmen wir (sie) ganz besonders
im Hause auf und rechnen und ordnen sie den Orthodoxen zu.
Eine große Zahl von Personen, die sich nicht zur orthodoxen Großkirche zu-
gehörig gefühlt hatten und als Häretiker (hairetizontes) bezeichnet werden 15 ,
ist an den Metropoliten von Euchaita persönlich herangetreten. Ihr Anliegen
ist, in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen zu werden. Als Motivation wird
die Ablehnung des häretischen Dogmas angegeben 16• Offenbar ist sich der Bi-
schof nicht schlüssig, welche Schritte er zur Rekonziliation der Antragsteller un-
ternehmen soll. Es gibt zwar eine örtliche Praxis, die allgemein geübt wird 17 ,
doch ist sich Philotheos nicht sicher, inwieweit diese Praxis mit den kirch-
lichen Kanones übereinstimmt.
Zwei Gruppen werden aufgeführt, denen besonderes Augenmerk gilt: Pauliki-
aner1s und Jakobiten19. Welches nun die wirklichen Motive der Häretiker gewe-
-een sind, daß sie konvertieren wollten, läßt sich kaum ausmachen. Doch scheint
der Metropolit mit dem Problem noch nicht konfrontiert worden zu sein, sodaß
eine konzertierte Aktion geistlicher und weltlicher Macht gegen die Gruppen
nicht anzunehmen ist. Eher werden die Vorteile entscheidend gewesen sein, wel-
che eine Konversion bot 20. Doch auch das Nachlassen der Verbundenheit mit der
'häretischen' Gruppe kann eine Rolle gespielt haben. Bei den erwähnten Jakobi-
len kann es sich sowohl um armenische Siedler (Stratioten des byzantinischen
Heeres 2l) als auch um deportierte syrische Jakobiten hande]nn.
Theodoros sieht zwei Wege für die Rekonziliation von Häretikern. Zum einen
die unumgängliche Taufe als Zeichen der völligen Ungültigkeit der Häretiker-
taufe23, eine Praxis, die er zu Unrecht Dionysios von Alexandreia unterstellt24,
Zum anderen soll bei der Beurteilung der Häresien je nach dem Grad des Unter-
schiedes zum großkirchlichen Dogma differenziert werden (kat'oikonomian) 25 •
Den zweiten Weg sieht er in der Tradition bestätigt und führt ihn aus.
Theodoros übernimmt seine Argumentation aus dem Werk des Timotheoe, Pres-
byters der Hagia Sophia und Skeuophylax' der Chalkoprateia-Kirche 26• Gleich
Timotheos kennt Theodoros von Nikaia drei Klassen von Häretikern2 7 , deren Re-
konziliationsverfahren unterschiedlich gehandhabt werden soll.
Die erste Klasse (Taxis) umfaßt Sektenangehörige 2B, welche mit dem heiligen
Myron gesalbt werden, die Glaubensbekenntnisse lernen und den Libelles geben
- als Dokument ihrer Rechtgläubigkeit. Sie müssen jede Häresie, besonders ihre
einstige, verfluchen.
Die zweite Klasse umfaßt Häretiker, deren Lehre sich am weitesten von der
Großkirche entfernt29, Sie erfahren den vollständigen Katechumenenunterricht
wie Heiden und werden wiedergetauft.
Die dritte Klasse betrifft nur die Jakobiten 30. Theodoros hält sie für die
Nahestehendsten, daher werden sie weder gesalbt noch getauft. Sondern sie
müssen nur ihren Libelles unterzeichnen und jede Häresie anathemalisieren 31 •
Seine Diktion wird geradezu freundlich. Der Vergleich mit der Vorlage des
Presbyters Timotheos zeigt, daß Theodoros nicht nur dessen Text deutlich
20 Vor allem ermöglichte sie den Eintritt in die staatliche (und kirchliche)
Ämterlaufbahn.
21 S. Dölger, Kaiserregesten, Nr. 720.
22 S. die hohen Deportationszahlen der 96Oer Jahre bei Dagron, S. 183.
Doch auch die Kampfhandlungen seit den Feldzügen des Johannes Kur-
kuas in den 930er Jahren brachten schon Tausende von Gefangenen aus
jakobitisch besiedelten Gebieten nach Kleinasien, vgl. Yahya A, S. 32.
23 S.o. Z.9-12. Vgl. de Vries, S. 67.
24 S.o. Anm. 8.
25 S.o. Z,12-15.
26 Titel der Schrift: "Peri diaphoras t8n proserchomen6n t~ amometo
hemon pistei" (PG 86, Spalte 11-74). Vgl. Beck, S. 401-402 und de
Vries, S. 69.
27 PG 86, 69 A: "treis heuriskornen taxeis ton proserchomenon t~
hagia tou Theou katholike kai apostolike Ekklesia. II
2e S.o. Z.16-25. Arianer, Makedonianer, Sabbatianer, Novatianer, Pho-
tinianer, Aristerer, Quartodecimaner und Apollinaristen.
zo S.o. Z.26-31. Eunomianer, Montanisten, Sabellianer, Paulikianer.
Jo S.o. Z,32-36.
31 S.o. Z.34-35.
Exkurse
32
straffte , sondern auch den Häretikerkatalog kritisch auf seine Ah:tualität
für das 10. Jh. überprüfte. Für die Mitte des 10. Jh. spielten auf Reichsbo-
den die noch von Timotheos aufgeführten Nestorianer keine Rolle mehr. Folg-
lich läßt Theodoros die entsprechenden Abschnitte seiner Vorlage aus. Die
einzelnen monophysitischen Gruppen werden nun nach Jakobos Baradnios, ih-
rem großen Kirchenorganisator, 'Jakobitai' genannt. Theodoros' Brief läßt also
die konfessionelle Lage seiner Zeit. durchRcheinen, selbst wenn einige alte
Sekten aufgeführt werden, die seit Jahrhunderten verschwunden gewesen sein
müssen. Doch, so zeigt das Beispiel der Paulikianer, können sich unter alten
Namen neue Formen der Häresie verstecken.
"La reponse de Theodore, de genre officiel, s'apparante a celles que pou-
vait donner le chartophylax" meint Darrouzes 33 • Doch muß Theodoros zur Zeit
der Abfassung des Briefes dieses Amt nicht bekleidet haben. Sein Gutachten
zeigt, daß die Reichskirche zwar weit davon entfernt war, die Jakobiten an-
zuerkennen, doch andererseits ihr Dogma als die leichteste Form der Abwei-
chung einordnete.
Der Adressat Philotheos hat mit diesem klaren Brief sicher Hilfestellung
erhalten. Als Vertrauter und Anhänger des Nikephoros Phokas 34 kann er dem
späteren Kaiser das Gutachten zur Rekonziliation zugänglich gemacht haben.
Für seine Jakobitenpolitik durfte sich Nikephoros nicht nur von der Staats-
raison leiten lassen, sondern benötigte auch kirchliche Stellungnahmen. Die
gemäßigte Haltung des Theodoros von Nikaia muß ganz in seinem Sinn gewe-
sen sein.
Seit 963 hielt sich Philotheos von Euchaita oft in Konstantinopel auf. Es
ist durchaus wahrscheinlich, daß er an der Sitzungsperiode der Synodos
Endemousa im Frühjahr und Sommer 969 teilnahm, als sich die Reichskirche mit
dem jakobitischen Patriarchen Johannes VII. auseinandersetzte 35 • Dies stellte
die einzige Disputationsversammlung chalkedonensischer und jakobitischer
Bischöfe in rnittelbyzantinischer Zeit dar. Der Prozeß Johannes' VIII. 1029
wurde bereits in einem Klima völliger Unduldsamkeit geführt. Die Oikonomia,
die Theodoros von Nikaia so hoch schätzte, wich einer rigoristischen Anwen-
dung der staatlichen Häretikergesetzgebung. Wiedertaufen von Jakobiten fan-
den statt36, Ihre Ordinationen wurden mißachtet 37 • Die harte Praxis einer
Gleichstellung der Jakobiten etwa mit Paulikianern hatte kaum das kanoni-
sche Recht und die überwiegende Tradition auf ihrer Seitel8,
"Die Kanones, die von den heiligen Vätern in der Zeit der Verfolgung
erlassen wurden" 40
"Su'äla puna.ja 1: diejenigen, die im Besitz der Weihe sind, sollen ein
Bekenntnis ablegen, den abwegigen Glauben anathematisieren und dann
ein Jahr ohne jedes priesterliche Amt sein. Falls ihre Busse echt ist,
dürfen sie nach dieser Periode ihr Amt aufnehmen. Diejenigen dagegen,
die von der Häresie die Weihe mitbringen, sollen außer dem genannten
Prozeß zwei Jahre warten."41
Die handschriftliche Deckung der Sammlung ist sehr gut. Sowohl aus dem
8.Jh. als auch aus dem 9., 10. und 11.Jh. - ganz abgesehen von den späte-
ren Texten, die in diesem Zusammenhang außer Acht gelassen werden kön-
nen - sind Textzeugen vorhanden 42, sodaß der Schluß einer eifrigen Benutzung
der Kanones gezogen werden kann. Die zweite Hälfte des 10.Jh. und das
11.Jh. boten den Jakobiten mannigfache Anwendung der Kanones, gab es
doch Konversionen zur melkitischen Kirche - teils 'freiwillig' 43 , teils er-
zwungen44 - , die wieder rückgängig gemacht wurden: Bischof Moses von
~esna ge Zaid und Bischof Isaak von 'Arqa entsagten dem unter massiven
Druck abgelegten Bekenntnis zum Chalcedonense und kehrten zur jakobiti-
schen Kirche zurück45,
Die Frage nach der Behandlung zurückkehrender Kleriker und die Durch-
führung der Rekonziliation (Bekenntnis, Anathematisierung der Häresie,
Warte- oder Bußzeiten) unterscheidet sich zwar wenig von der Vorgehens-
weise des gemäßigten Flügels der melkitischen Kirche 46 , jedoch sehr von
der durch die Autorität des ökumenischen Patriarchen Alexios Studites
im Jahre 1029 vertretenen Praxis gegenüber den oben genannten jakobiti-
schen Bischöfen. Als die Hierarchen um den jakobitischen Patriarchen
Johannes VIII. nach ihrem Prozeß vor dem Synodikon Dikasterion 47 der Sy-
nodos Endemousa zur Konversion genötigt wurden, konnten sie nicht verste-
hen, daß man sie nicht in ihrem alten Rang (Taxis) beließ 48 , sondern wie-
dertaufte und dann nur zu Subdiakonen weihte 49 • Da ihre Ordination und
Priesterweihe "von Dioskoros und Severos"so ihren Ursprung hatte, wurde
sie von den Vertretern der Reichskirche nicht akzeptiert. Das maßvolle
jakobitische Verfahren scheint den syrischen Bischöfen so selbstverständlich
gewesen zu sein, daß sie den Melkiten eine ähnliche Praxis unterstellten.
Ein ehemaliger Melkit, der seine Weihe von der Hand eines chalkedonensi-
schen Bischofs empfangen hatte, konnte nach zwei Jahren Bußzeit ohne Ver-
lust seines Ranges jakobitischer Kleriker werden. In der Zeit der großen
Auseinandersetzungen der justinianischen Epoche, als der obige Kanon ver-
faßt wurde, fanden solche Wechsel statt, doch ist aus dem 10. und 11.Jh,
kein Fall eines melkitischen Geistlichen bekannt, der Jakobit geworden
wäre. Der Kanon fand seine Anwendung also bei den Opfern byzantini-
scher Bekehrungsversuche.
Doch konnten nach 1030 Moses von Hesna de Za.id und Isaak von 1Arqa
nicht auf ihre Bischofssitze zurückkeh;en, da- der neue Patriarch Diony-
sios IV. bald nach Beginn seiner Amtszeit (1031) für die vakanten Bistü-
mer neue Hierarchen ordiniert hatte 5 l, Die Vita Johannes' VIII. berichtet:
"Und sie beschlossen ihr Leben in Buße" 52 • Johannes VIII. hatte noch
vor seinem Tod (2.2.1031) ein Zirkular nach Syrien schicken können, in
dem er anordnete, daß die Renegaten für den Fall, daß sie Reue zeigen
53 S. MS 145/565.
54 Wohl in den Jahren nach 1030.
55 Text bei G, Ficker, Erlasse, S. 4-21. Datiert Mai 1030.
56 Alexios zitiert den Kanon in geringfügig verkürzter Form, vgl.
G. Ficker, Erlasse, S. 14, Z.21-29; S. 15, 1-11 mit Kanon VIII von
Nikaia (in Conc.oec.Decr. 1 S. 8-9).
57 Die eingeschränkten Befugnisse der Chorbischöfe macht Alexios durch
das Zitat des 10. Kanons der Lokalsynode von Antiocheia (341) klar,
s. G. Ficker, Erlasse, S. 15, Z.24-34. "Die Synode von Antiochien (341)
betont einerseits, der Ortsbischof sei in der Verwaltung seines Bistums
unabhängig, andererseits hebt sie hervor, dem Metropoliten obliege die
Sorge für die Kirchenprovinz und ohne seine und der übrigen Bischöfe
Zustimung könne er nichts unternehmen, was darüber hinausgehe."
(Baus, HKG II/1, S. 242-243).
58 " ... hina meen mia polei dyo episkopoi 6si." G. Ficker, Erlasse, S. 15,
z. 10-11. Doppelbesetzungen lagen um 1030 u.a. in Melitene, Asmosaton,
Arabissos vor,
119 S.o. S, 113, Anm. 26. u. 27 und S. 115, Anm. 38.
Stattdessen führte Alexios einen Kanon ins Feld, der vor der großen chri-
stologischen Diskussion des 6.Jh. verfaßt worden war, den 7. Kanon des
Konzils von Konstantinopel 381 60 • Natürlich war es damals nicht möglich
vorherzusehen, welche theologischen Modelle die Zukunft bringen würde, die
später anathematisiert werden sollten. Alexios ordnete daher die Monophysi-
ten der 381 verurteilten Häresie des Apollinaris von Laodikeia zu&t. Der Vor-
wurf des Apollinarismus war bereits 969 bei der Disputation zwischen Polyeuk-
tos und Johannes VII. erhoben worden 62 und wurde von den Jakobiten stets zu-
rückgewiesen. - Letzten Endes benutzten beide Konfessionen apollinaristische
Schriften der Väterliteratur, ohne sich dessen bewußt zu sein63. - Diese An-
klage stand nach kanonischem Recht auf ungesichertem Boden, denn Monophysi-
ten (und Nestorianer) waren ja lange Zeit von der chalkedonensischen Orthodo-
xie nicht in die gleiche Kategorie wie die echten Apollinaristen eingeordnet wor-
den. Dennoch wies Alexios klar die Vorgehensweise der gemäßigten Kanonisten
zurück 64 , weil sich die 'Akephaler' schuldig gemacht hätten, in orthodoxe Ep-
archien eingedrungen zu sein und Irrlehre verbreitet hätten 65 •
Der Text des Dokuments ist leider verloren. Nur die Liste der Unterzeichner
des Tomos ist erhalten. Daß der Synodalbeschluß gegen die Jakobiten gerich-
Daß nach zehn Jahren erbitterten Kampfes gegen die Monophysi.ten noch immer
kein Land gewonnen worden war, zeigt der Tomos von 1039. Drei Hauptkomplexe
werden behandelt. Zunächst das Problem der Mischehen, dann das Erbrecht und
zum Schluß die Testierfähigkeit der Häretiker. Konkreter Anlaß ist die hohe Zah1
von Mischehen im mehrheitlich jakobitischen Melitene 94
1 die natürlich zu den
entsprechenden Auseinandersetzungen im Erbfall führten. Keine Quelle beleuch-
tet besser die bürgerlichen Beziehungen zwischen Jakobiten und Chalkedoneneern
in Kappadokien als dieser Tornos, ein Katalog rechtlicher Diskrimininierung.
Wie die syrischen Quellen belegen, stellten die von Alexios Studites beklagten
'Mißbräuche' überhaupt kein Problem für die Bevölkerung dar 95 • Warum sollten
die wenigen Byzantiner - doch wohl hauptsächlich Militärpersonal, Beamte und
Händler - nicht Angehörige der jakobitischen Oberschicht ehelichen oder ihre
Töchter den Syrern vermählen? Welche andere Wahl hatten diejenigen Byzantiner,
die auf Dauer im Osten bleiben wollten oder mußten?
Wiederum war es Johannes von Melitene, der den ökumenischen Patriarchen
zum Einschreiten brachte 96 • Es bestand offensichtlich die Befürchtung, daß 1chal-
kedonensische' Werte durch Erbgang in häretische Hände kommen konnten, was
dann die soziale Position der Jakobiten weiter gestärkt und auf Dauer den
chalkedonensischen Einfluß geschwächt hätte.
Alexios hat sich bei der Abfassung des Tomos größte Mühe gegeben. Ein Groß-
teil der Rechtsliteratur von Justinian bis zu den Basiliken Leons VI. wird bear•
beitet und zitiert9 7 , soweit es um die genannten Fragen des Häretikerrechts geht,
88 "Alexios ••• ton kata tes haireseos t6n Theopaschit6n etoi Jakobitön
"" '
tomon... h ypesemenamen. ... " G• F.1ck er, E r l aase, S • 25 , Z• 1- 5 •
89 S.o. S. 80-81; s.u. S. 123 ff.
9o S. G. Ficker, Erlasse, S. 26, Z.10.
91 Dionysios wurde am 14.10.1031 ordiniert, s. Nabe, S. 216. Der Synodal-
tomos muß Mitte 1032 fertiggestellt worden sein, s. Grumel, EO XXXIII,
s. 137-138.
9,2 S. MS 470/762, Liste XXXII, 6.
93 Text bei G. Ficker, Erlasse, S. 28-42. Datiert September 1039,
ebd., S. 42, Z.21-23.
94 Ebd., S. 29, Z.10-15.
95 Vgl. das projakobitische Verhalten vieler Würdenträger, MS 140-141/
562-563; 147 /566; csco 354, 217 /289.
96 S. G. Ficker, Erlasse, S. 29, Z.17-19 u.ö.
~7 S. die Anmerkungen mit der großen Fülle von Belegen aus den Gesetzes-
werken in der Textedition G. Fickers.
121
Daneben wird ergänzend eine hohe Anzahl von Kanones gestellt, die sich gegen
die Häretiker richten. Die wichtigsten Bestimmungen sind:
98 S. G. Ficker, Erlasse, S. 32, Z,7-9. Zitat des 31. Kanons von Laodikeia.
99 Ebd., S. 30, Z.31-32; S. 31, Z,1 (Zitat aus den Basiliken Leons VI.,
s. ebd., S. 31, Anm, 1). Einander scheinbar widersprechende Gesetze oder
Kanones müssen in Einklang gebracht werden wie die juristische Herme-
neutik lehrt: Kanon 72 des Quinisextum scheint Mischehen zu erlauben,
obwohl die übrige kanonistische und juristische Literatur dem entgegen-
steht, s. ebd., S. 33, Z.27-33; S. 34, Z.1-1O (Zitat des Kanons) und
die folgende rechtshermeneutische Abhandlung, S. 24, Z.1O-25. Natürlich
stellt Alexios den Widerspruch als einen nur scheinbaren dar, Z.10-12.
100 Ebd., S. 31, Z.1O-16,
101 Ebd., S. 37, Z.2-5.
102 Ebd., S. 38, z. 18-23.
103 Ebd., S. 38, Z.23-29; S. 39, Z.1.
104 Ebd., S. 39, Z.1-4.
105 Dies war der Normalfall in Melitene wie Metropolit Johannes dem öku-
menischen Patriarchen meldete, ebd., S. 39, Z.21-23. Genauere recht-
liche Ausführung dazu: S, 41, Z,2-11,
1011 Ebd., S. 35, Z.21-24. In diesem Zusammenhang werden auch die Bestim-
mungen über die eingeschränkten Rechte der Juden wieder aufgefrischt.
10, S. MS 140-141/562-563; s.o. S. 82-83.
108 S, die Proteste wegen des ungerechten Vorgehens gegen Johannes VIII.
seitens byzantinischer Würdenträger 1029 , MS 142-143/564. Melitenia-
tische Notabeln in Konstantinopel um 1060, MS 165/575-576, s.o. S. 86.
,~tPn abzuwandern. Ob loyal oder nicht - die Jakobiten blieben am Ort.
igE"r greifbarer Erfolg der Synoda1tomoi war die dauerhafte Vertreibung
'S jakobitischen Patriarchen Dionysios' IV. von byzantinischem Hoheitsgebiet
\lexios Studites gibt an, im Mitte]punkt. seiner Bemühungen stünden drei Zieh
Krieg gegen die Gott]osen, Kampf für die Frommen und Mehrung des Gemeinwc
Doch für den Patriarchen kann 'Gemeinwoh]' nur den orthodoxen Teil der Bevi:
kerung betreffen. Obwohl er über die Bevölkerungs- und Konfessionsstruktur
litenes von Metropolit Johannes genau unterrichtet worden war, scheint er sicf
keine Gedanken darüber gemacht zu haben, wie denn in dieser konkreten Sftua
tion das Recht anzuwenden und durchzusetzen war. Erschreckend wirkt die T<ir
chenpolitik des Studiten in mehrfacher Hinsicht, in ihrer rechthaberischen
Borniertheit und Lieblosigkeit - und in ihrer politischen Kurzsichtigkeit.
Vor allem muß bedacht werden, daß hier nicht ein Patriarch als Erfüllungs-
gehilfe des Kaisers auftritt wie zu Justinians Zeiten, sondern daß die Ini-
tiative von kirchlicher Seite kommt. Das Großreinemacheniu des Alexios Studi-
tes mag als Schutz der anvertrauten Herde gemeint gewesen sein, doch seine
Methoden erinnern nur allzu gut an die im Westen bald darauf geübte Praxis
gegenüber Juden und Ketzern, wenn auch in Byzanz die Anzahl der Todesopfer
antihäretischer Maßnahmen erheblich geringer blieb.
Abgesehen von Vexierungen häretischer Bischöfe scheint keinerlei tpositives'
Ergebnis erreicht worden zu sein: Johannes, der jakobitische Metropolit von
Melitene, starb am 3. April 1061, ohne daß syrische Que11en über Beeinträchti-
gungen während seiner dreißigjährigen Amtszeit klagen würdenu2. Die kanonischen
und gesetzlichen Vorschriften wurden zwar von Alexios Studites allen Trägern
kirchlicher und weltlicher Verantwortung dringend eingeschär:ft.1 13 , doch konnte
er ihnen nicht die zur Ver..rirklichung des Rechtsideals nötigen Mittel ver-
schaffen. Die Verschmelzung des jakobitischen und chalkedonensischen Bevölke-
rungsteiles schritt also bis zum Ende der Epoche weiter voran, da gemeinsame
Interessen im Vordergrund standenH 4 •
12.3. Das Gu Lachten d~s Demetrios von Kyzikos über die jakobitische
~nd armenische Glaubenslehre und Liturgie
Konstantin VIII., der jüngere Bruder Basileios' II., bestieg am 16. Dezember
1025 den Thron. Erst als alter Mann trat er nun aus dem Schatten des über-
mäch Ligen Bruders hervor. Er beauftragte Demetrios, den Metropoliten
von Kyzikos, ein Gutachten über die jakobitische und armenische Theo-
logie und Frömmigkeit zu verfassen 1 , ein Zeichen der sich anbahnenden Ver-
änderungen in der kaiserlichen Religionspolitik, die unter Aasileios TI. in
stillschweigender Duldung häretischer Gruppen bestanden hatte.
KonntP- der melkitii:1che Episkopat bis 1025 nur punktuell gegen Jako-
biten und Armenier vorgehen (Antiocheia, Sebasteia 986), da die Staatsrai-
son es verbot, die gefährdeten Ostprovinzen über Gebühr zu beunruhigen,
so vollzog sich nun innerhalb weniger Jahre eine Veränderung der Machtba-
lance zwischen Kaiser und Episkopat - zuungunsten des Kaisers, der jedoch
diese Entwicklung vorantrieb. Der kfrchliche Machtzuwachs seit Amtsantritt
des ehemaligen Studitenabtes Alexios - Patriarch seit dem Todestag Basi-
leios' II., dem 15. Dezember 1025 2 - äußerte sich darin, daß es möglich
wurde, den Basileus zur Durchführung der niemals aufgehobenen staatlichen
Häretikergesetzgebung zu bewegen. Unter Konstant.ins Nachfolger Romanos III.
Argyros sollte diese Entwicklung voll zum Tragen kommen.
Das Gutachten des Demetrios, dem bereits ein früheres vorausging 3 , das
der Metropolit nun exzerpierte, verfolgte den Zweck, die jakobitische und
armenische Kirche in doppelter Hinsicht der Häresie zu überführen: in Leh-
re und Frömmigkeitsleben. Deutlich wird, daß 500 Jahre nach den großen
christologischen Auseinandersetzungen die Kenntnisse über die monophysiti-
schen Kirchen stark zurückgegangen waren. Der Metropolit unterstellt eine
monophysitische Theologie, die von den Jakobiten selbst seit ,Jahrhunderten
abgelehnt wurde4.
Das Gutachten wurde nach dem Beginn der Alleinherrschaft Konstantins ver-
faßt. Wahrscheinlich nach 1026, da Demetrios eine gewisse Herrschaftsdauer
voraussetzt 5 • Der Basileus starb bereits am 11.November 1028, sodaß die
-daiosl4 von der Kaiserin Theodore gefördert worden war 15, daß es Unionsversu-
che mit theologischem Entgegenkommen seitens der Kaiser bis zu Herakleios
gegeben hatte 16 • Mit Recht hält Dernetrios fest, daß die Jakobiten nur die
ersten drei ökumenischen Synoden anerkennen 17 und warum sie aus chalkedo-
nensischer Sicht als Theopaschiten gelten müssen111,
Die Zeilen 71-73 umreißen das Konfessionsproblem wie es sich im tägli-
chen Leben der in Mischgebieten Lebenden stellt, wenn die feinen Distinktio-
nen der Christologie nicht anwendbar sind. Als einfaches christliches Grund-
bekenntnis gilt:
"Welche an den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist glauben, gelten
als Orthodoxe." 19 Dieses trinitarische Bekenntnis ist aber sowohl von Jako-
biten als auch Melkiten anerkannt, sodaß es kein Unterscheidungskriterium
darstellen kann, Von den byzantinischen Verwaltungsbeamten und den Militärs,
die im rückeroberten Osten dienten und lebten, wurde aber verlangt, daß sie
für die Durchsetzung kirchlichen und staatlichen Rechts sorgten, also Me)ki-
ten und Häretiker voneinander unterscheiden konnten. Aus diesem Grunde fügt
Demetrios ein Kapitel über liturgische Unterschiede an, deren Beobachtung
auch dem theologisch Ungeschulten möglich ist.
nie von den Syrern approbiert wurden 31 , Demetrios rügt, daß den Ikonen
Verehrung (Proskynesis) und Kuß (Aspasmos) vorenthalten bleiben, ein für
den nachikonoklastischen Byzantiner schweres Sakrileg.
Inwieweit die Beschreibung der jakobitischen Osterliturgien zutrifftJ2,
läßt sich nur schwer ausmachen, doch liegt hier wohl eine reale Beobachtung
des Osterbrauchtums der Jakobiten Melitenes oder seiner Umgebung vorn.
Auch die angeblich laxen Fastenbräuche werden gerügt 34 •
Es folgen Bemerkungen über die bei den Jakobiten gebräuchlichen Anapho-
renJs, Richli~ ist, daß die .Jakobiten verschiedene Formulare für die euchari-
stische Opferfeier verwenden 36 und den Trishegion-HymnuA mit einer Erweite-
1·ung singen, die auf Petras Gnapheus (Petros der Walker, gest. 488) zurück-
~eht37.
Der zweite Hauptteil des Gutachtens beschäftigt sich mit Theologie und Liturgie
der armenischen Kirche 38 , Die Auseinandersetzung mit dieser Nat.ion war durch
die Annexionen armenischer Territorien immer dringlicher geworden 39 •
Am 6. Januar 1021 feierte Kaiser Basileios II. das Fest der Epiphanie Christi
- zugleich armenisches Weihnachtsfest - am Schwarzen Meer, möglicherweise na-
he bei Trapezunt, zugleich mit armenischen und chalkedonensischen Bischöfen.
Ein Vorgang, der von den byzantinischen Quellen übergangen, doch von dem ar-
menischen Historiker Aristakes von Lastivert festgehalten wurde: "Und so wurde
unser Glaube erhöht. " 4 ° Für den rnelkitischen Klerus muß allein die unl<anonische
Anwesenheit des rechtgläubigen Basileus bei einem nicht reichskirchlichen Gottes-
den Willen habt zu hören und euren Widerstand zu lassen, " 59 Es zeigt
sich, daß Dernetrim; hinsichtlich der armenischen Christologie schlecht. informiert
wurde, doch die Distanz der Armenier zum Eutychianismus erkannte 60 •
Der Vorwurf eines platten Doketismu~ 1 läßt sich aus den christologischen
Ausführungen des Katholikos 62 nicht erhärten. Hier spielen wohl Erinnr.rungen
an den älteren armenischen Julianismus eine Rolle 8 3,
über Fastenbräuche6 4 finden sich in der apologetischen Schrift keine Bemer-
kungen, sodaß ein Vergleich nicht möglich ist65,
Auch über das eucharistische Brot schreibt. Ter-Hatchik nicht 66 , Doch ist
die Verwendung ungesäuerten Brotes in der armenischen Liturgie hinlänglich
bekannt 67 •
Demetrios rügt die Verwendung ungemischten eucharistischen Weinsf>B,
Ausführlich verteidigt Ter-Hatchik den armenischen Usus: ''Und warum taufet
ihr nach Art der Wirte euren mystischen Kelch mit Wasser und verderbet (da-
durch) auf betrügerische Weise den ungemischten und reinen Freudenspender
für die Herzen der Menschen? ... Und was saget ihr über den mystischen Kelch,
von welchem im Evangelium geschrieben steht 'den Kelch segnen und ihn den
Jüngern geben'? Und nicht geschieht dabei irgend eine Erwähnung des Wassers.',
Auf das Argument der Schriftgemäßheit der armenischen Auffassung 70 entgegnet
Demetrios - ohne darauf einzugehen - : "Welche (Ansichten) die allgemeine Kirche
nicht billigt, die die apostolische und patristische Überlieferung rechtmäßig
bewahrt. " 71 Es findet also keine Auseinandersetzung über die Rechtmäßigkeit
der eigenen Tradition statt, da diese für Demetrios nicht zur Diskussion steht.
Aus dem Nachwort des Gutachtens geht hervor, daß Demetrios Konstantin VIII,
für der Fall von Spezialfragen nach häretischen Christologien auf die patri-
stische Literatur verweist 72 , aber auch bereits ist, ein weiteres Gutachten mit
"schriftlichen Beweisen " 73 anzufertigen. Der völlige Verzicht auf patristische
Belegstellen spricht dafür, daß Demetrios den Basileus nicht. ermüden wollte,
sondern um Prägnanz und gute Verständlichkeit der Aussagen besorgt war,
Die Menge an Vorwürfen gegen die beiden monophysitischen Kirchen auf Reichs-,
baden war umfassend und genügte vollauf zu deren Ablehnung und Verdammung,1
J2 1 3,6, Zusammenfassung
Sowohl der Abschnitt über die jakobitische Kirche wie auch der über die ar-
menische zeigt, daß der Metropolit von K;vzikos iiber eine eher lückenhafte
KenntniR der von ihm darzustellenden Kirchen verfügte, Da dem Byzantiner
wohl kaum Originalschriften der Häretiker bekannt waren74 und er sich Infor-
mationen nur aus polemisierenden Exzerpten und Florilegien besrhaffen konnte,
fällt das Ergebnis, das ja eine Kurzfassung seiner umfangreicheren Erstfas-
sung darstellt 75 , entsprechend aus. Mündliche oder briefliche Informationen
melkitiAcher Bischöfe Kappadokiens, Armeniens und Syriens mögen den Teil
über die monophysitischen Liturgien und religiösen Bräuche bereirhert haben.
Bezeichnend für das Gutachten ist die Mischung von richtigen Beobachtun-
gen, Verzerrungen und Fehldarstellung. Sie kann durch mangelhafte Quellen
hervorgerufen worden sein. AuszuRchließen ist aber auch nicht, daß Deme-
trios den Basileus bewußt fehlinformierte, um ihn zu einem versrhärften Vor-
gehen gegen die Monophysiten zu bewegen. Auch hier bleibt offen, inwieweit
Demetrios im Auftrag des Patriarchen Alexios Studites handelte - oder aus
eigenem Antrieb vorging.
Der Vergleich des Gutachtens mit dem apologetischen Brief Ter-Hatchiks hat
deutlich gemacht, daß die Vorwürfe des Metropoliten von Sebasteia 50 Jahre
zuvor sehr ähnlicher Natur gewesen sein müssen wie die des Demetrios. 1>.föglirh
ist eine Abhängigkeit des jüngeren, wenn eine Abschrift des oder der Briefe
aus Sebasteia in das Chartophylakion des Patriarchats gelangt sein sollte,
zu dem Demetrios als Metropolit - und später als Synkellos - Zugang haben
mußte.
Angesichts der zeitlichen Nähe zwischen der Abfassungszeit des Gutachtens
(zw. 1026 und 1028) und dem Prozeß gegen den jakobitischen Patriarchen Johan-
nes' VIII. im Sommer 1029 (Gleichartigkeit der Vorwürfe 76 } ist anzunehmen, daß
die Schrift zur Information der Prozeßbeteiligten herangezogen worden ist.
Die räumliche Distanz der westlichen Eparchien des byzantinischen Reiches
zum Brennpunkt der chalkedonensisch-monophysitischen Auseinandersetzun-
gen in Ostkappadokien und Nordwestsyrien führte mit großer Wahrscheinlich-
keit zu Unsicherheiten. Nicht nur der Kaiser, sondern aur.h ein Großteil deR
Episkopats wußte über die Eigentümlichkeiten der orientalischen Kirchen so
gut wie nichts, geschweige denn über ihre Geschichte seit der muslimischen
Eroberung des Ostens. Gerade darum kommt solchen kurzgefaßten Gutachten
wie dem des Demetrios ein so hoher Stellenwert zu, wenn sie in konkreten Fäl-
len herangezogen werden mußten. Sie wirkten meinungsbildend und lieferten
die nötigen Argumentationshilfen für die bereits vorgefaßten Urteile des
hohen reichskirchlichen Klerus.
1. Dieser Jakobos, nach dem sie sich benennen, war ein gewisser
syrischer Mönch, völlig ruhmlos und unbekannt, Tzantza1os 80
genannt wegen seiner völligen Einfachheit - wie ich annehme.
(30) Nachdem dieser nun das Dogma des Eutyches angenommen
hatte, verkündigte er es bei den Syrern. Eutyches aber war in den
Zeiten Theodosios' des Jüngeren Mönch und Archimandrit in Konstan-
tinopel. - Die orthodoxe und allgemeine Kirche glaubt, daß unser
Herr Jesus Christus eine zusammengesetzte Hypostase aus zwei
(35) Naturen hat, der Gottheit und Menschheit, und diese zwei
Naturen als unvermengte, ungewandelte und unveränderte bewahrt.
Zweifach nämlich bekennen wir diesen:
das ist, als Gott und als Menschen in zwei Naturen und Willen;
daß er zwei Wirkweisen habe: göttliche und menschliche zugleich.
(40) Nicht nach Vorstellung und Meinung, sondern nach der Wahrheit,
Doch dieser Eutyches sagte, daß vor der Vereinigung - gleichwohl
der Menschwerdung Christi - zwei Naturen bestünden, die verei-
nigt würden, Gottheit und Menschheit. Nach der Vereinigung aber
würden die zwei Naturen zu einer vermischt, lehrte er frevelhaft 8 t.
(45) Wie wenn jemand den Wein mit Wasser mischte, sodaß daraus
ein Durcheinander, sowohl Zusammenfließen als auch Veränderung
der zwei Naturen entstehe. Es ist nämlich offenbar, daß, wenn
die zwei Naturen gemäß diesem gottlosen Eutyches zu einer ver-
mischt wurden, eine jede ihre Eigentümlichkeiten 82 einbüßte,
(50) gleichwie der mit Wasser vermischte Wein. (C)
Und nach ihnen übrigens bewirkt Christus als Gott die göttlichen
Dinge und als Mensch die menschlichen. Und Gott war nicht Iei-
densunfähig83 und der Mensch leidensfähig, sondern die Gottheit
litt im Fleische mit, weshalb die Väter diejenigen, welche diese
(55) (seil. Thesen) lehren, Theopaschiten nennen.
in die Irre, welche ihnen begegnen. Deshalb aber ist vorher ge-
sagt worden, wie sie während des Zustands der lnkarnation 86 vo1· der
5. Die Chatzizarier aber wurden nach dem Ausdruck für das Kreuz
benannt. Das Kreuz verehren und ar:hten sie. 'Chatzi' wird bei ihnen
( 110) der Gekreuzigte genannt. 1884 Al ,Jrdes einzPlne der Kreuze
durch bohren sie mit einem Nagel, gleichwie sie lehren, daß die
Gottheit am Kreuz gelitten hahe. Sie verehren da8 Kreuz nicht
wie wir 93 , die wir es als Waffe qegen die Dämonen und den Tod ken-
nen; sondern, so schwatzen sie, weil dRs Kreuz als stärker als
(115) Christus gesehen wurde, tötete es ihn auch. Sie verabscheuen
auch alle heiligen Ikonen, und sie sind in gleicher Weise wie die
Jakobiten Theopaschiten. Das rder gekreuzigt wurde für uns 1
rufen auch sie offen im Trishagion aus. Sie widersprechAn aber
den ,Jakobiten, denn sie lehren nicht wie jene eine Natur in Vermi-
(120) schung in Christus, unserem Gott, sondern zwei - ganz so wie wir.
Doch führen sie eine andere Ruchlosigkeit ein: Ruchlos fabeln sie (Bl
nach Art der Nestorianer, daß zwei Personen in dem einen Christus
seien. Wie auch zur Zeit der Passion es die eine Person l(ewesen
sei, die am Kreuz gelitten habe, während die andere P~rson
( 125) äußf~r1ich getrennt bestanden habe und das Leid1:m l{esPhPn
habe.
6. Dieselben aber essen auch vor der (seil. Woche der) F'leischentsa-
gung94, während derer sie gewisse Tage fasten, in der öffentlichkeit 95
und an den Sonntagen der heiligen Fastenzeit Milch, Käse und Ei.
(130) Und zu der von ihnen gebrauchten Opfergabe verwenden sie un-
gesäuertes Brot. Und in den Kelch der Kommunion füllen sie nur \-iein
ein - nach Art der Jakobiten - und vermischen (ihn) nicht mit. Was-
ser. Und ihre eigenen Kreuze taufen sie während gewisser Tage.
Und dies schwatzen nun die Chatzizarier aus einer unvPrständi~en
(135) Überlieferung heraus. (C) Ihre alten Gelehrten aber verleumden
den bei den Heiligen gottbegeisterten Märtyrer Gregorios von
Großarmenien 96 , daß er ihnen die Opfergabe ohne Säuerung und
den Kelch ohne Wasser überliefert habe. Denn, so sagen sie, je-
nes Brot, das Christus beim Abendmahl 97 den Jüngern gegeben habe,
(140) sei ungesäuert gewesen und der Kelch ohne Wasser. Welche
(Ansichten) die allgemeine Kirche nicht billigt, die die apostolische
und patristische Überlieferung rechtmäßig bewahrt.
93 Vgl. den Horos des Concilium Nicaenum II: "Horizomen syn akriheia pase
kai emmelein paraplesios to typo tau timiou kai z?lopoiou staurou anati-
thesthai las septas kai hagias eikonas, ... " (Conc,Oec.Decr,, S. 1 \ 1, Z.43
- s. 112, z. 1)
94 (Hebdomada)"tes apokreos", s. Bieritz, S. 93.
95 Wörtlich: "en skammasin". S. Lampe, S. 1235, Stichwort 1skamma' u.
Sophocles, S. 991, Bedeutungen: Ringplatz, Arena, Rennbahn, Grube.
In übertragenem Sinn für weltliches Leben und Öffentlichkeit.
96
11
••• t.on en hagiois theophoron kai martyra Gregorion tes me~a\es
Armenias, ••"
91 II
••• en myst1
'k„o d e1pno
. ,. •••II
.... .,::,,e
Und dies ist gewiß nach handlicher A.rt, sodaß den unverschämten
Jakobiten der Mund gestopft wird, daß sie sich selber nicht. als
( 145) Orthodoxe bezeichnen, sondern zu den Häretikern gerechnet
werden. Zur genauen Erklärung der göttlichen Inkarnation gemäß
der Partei 98 und zu ihrer und der Nestorianer Widerlegung, von
denen die Häresien bei den Syrern meistenteils kommen, genügen
die heiligen und patristischen Bücher. Die göttlichen Väter defi-
( 150) nierten nämlich unter anderem als einen gewissen kurzen Ka-
non auch dies, daß diejenigen, welche weder den von ihnen aufge-
schriebenen ( seil. Büchern) gehorchen, noch den heiHgen auser-
wählten und ökumenischen Synoden 99 folgen, sondern sie um ein
geringes übertreten, Häretiker genannt werden und dem Anathema
( 155) unterliegen. Es möge aber geschehen, o Herr und Gott, gleich-
wie du denselben Eifer für den orthodoxen Glauben gehabt hast wie
der große erste Kaiser der Christen, der dir namensglei.che
Konstantinos, daß auch du de1· gleichen Ehre wie er gewürdigt
werdest im gegenwärtigen Leben und im zukünftigen.
{160) Dieses nämlich für dich allein zu tun, sind wir, deine unwür-
digen Knechte, fähig. Wie wir denn mehr als andere von dir Mitleid
und leidenschaftliche Zuneigung erfahren, wahrlich, so lieben wir
auch umso mehr. - Diese Dinge habe ich aus der ersten Unter-
suchung gesammelt, welche ich ehemals deiner frömmsten Majestät
(165) sandte und schrieb sie um der Kürze willen. Wenn aber deine
christusliebende Majestät die Ursachen umfangreicher erfahren will,
um derentwillen die Jakobiten und die Chatzizarier die oben
aufgeführten Übertretungen bewahren, welche außerhalb der kirch-
lichen Überlieferungen stehen, daß auch schriftliche Beweise
( 170) hinzugefügt werden, durch welche die so beschaffene Häresie
der Monotheleten oder auch Theopaschiten und Jakobiten widerlegt
wird, so werden wir auch diese, sobald du befiehlst, darstellen.
98 kata meros ..• " bezieht sich auf die jeweilige Häretikergruppe.
" •••
99 Außer den sieben ökumenischen Synoden werden auch die Lokalsynoden
als verpflichtend angesehen. Vgl. die von dem Kanonisten Nikon vom
Schwarzen Berg herangezogenen kanonischen Texte sowie die juristi-
schen Texte des weltlichen Rechts, de Clercq, S. 77-88, Zur Defini-
tion der Häretiker s. Kanon VI von Konstantinopel I: "Hairetikous
de legomen tous de palai tes ekklesias apokerychthentas kai tous
meta tauta hyph' hemon anathematisthentas, pros de toutois kai taue
ten pistin men ten hygie prospoioumenous homologein, aposchisanlae
tois koinonikois hemon episkopois." (Conc.Oec.Decr., S. 29, Z.39 ff,
- S. 30, z.1-3), S.o. S. 35, Anm. 62,
137
Als der Kaiser 1 aus Emesa nach Konstantinopel zurückgekehrt war, nach-
dem er seine Reise nuch Konstantinopel vollendet hatte, befahl der Hei-
ser dem Patriarchen 3 , daß er uns herbeirufe. Der Patriarch ließ uns am
Donnerstag vor Palmsonntag zu sich kommen 3 , bei ihm war eine Versamm-
(5) lung seines Klerus 4 •
Bevor wir jedoch den Patriarchen erreicht hatten, lief uns eine unge-
heure Menschenmenge entgegen, die uns mit ungezfü(elten Stimmen Schrek-
ken einjagen wollte, als wir zur Unterredung mit dem Patriarchen gingen.
Aber Gott hat uns um eurer angenommenen Fürbitten willen Geduld und Mut
( 10) gegeben.
Und nach langer Zeit gelan~ten wir zur Wohnung des Patriarchen, dem
Soldaten und ein großer Volkshaufen zur Seite standen. Wir grüßten ihn.
Und nachdem er selbst uns gegrüßt hatte, hieß er uns Platz zu nehmen.
Dann sagte er: Von welchem Ort bist du denn Patriarch?
( 15) Wir antworteten ihm: Vom Sitz von Antiocheia 5• Er sprach: Demnach
seid ihr zwei Patriarchen, die ihr einen Sitz einnehmt. Oder ist ein Schis-
ma zwischen
6 euch, und du hältst den einen Sitz - und der andere
den anderen?
Wir antworteten ihm: Ein Schisma besteht zwischen uns. - Als jener
(20) das gehört hatte, sagte er zu uns: Weshalb wurdest du als Patr1-
arch zugelassen, und welcher von den Patriarchen ordinierte dich ? Wir
antworteten: Der Herr Menas 7 • Da sagte er: Aber der ist ein Häretiker 8 •
Er hat uns nämlich einen Brief geschrieben. Seine Kenntnis und sein Be-
kenntnis zu Christus ist nicht in rechter Ordnung. Aber wir haben einen
{25) Patriarchen in Alexandreia, dessen Glauben orthodox; sein Name ist Elias.
Ihm haben wir unverzüglich Antwort ge~eben, so wie Gott uns beistand,
indem wir sagten: Wir haben keinen anderen als Patriarchen von Alexan-
dreia anerkannt als den Vater Menas9, der unser Vater und Genosse 10 im
christlichen Dienst ist.
(30) Darauf entgegnete er: Wie ist aber dein Bekenntnis zu Christus?
Bestätigst du, daß er vom Himmel herabgestiegen ist und der heili~en
Jungfrau Maria 11 einwohnte und aus ihr einen Leib angenommen hat, der
uns gleich ist - ja oder nein?
( Assemani, S. 133-134: l
Ich antwortete: Ich bekenne, daß der Gott-LoQ;os 12 , der vor den Äonenll
(3fi) war, als Sohn des Vaters vom Himmel herabgestiegen ist und der Theo-
tokosl4, der heiligen Jungfrau Maria, eingewohnt hat und aus ihr persön-
lich einen Leib von uns ~leicher Natur, mit vernünftigem und verst.ehendem
Geist versehen, angenommen hat. Und daß so aus 'ihr Gott g;eboren worden
und Mensch geworden ist, fern von Veränderung- und Verwandlunp: 15,
(40) Nachdem er diese (Rede) gehört hatte, sprach er: Folglich bestehen
zwei Naturen 16 in Christus. Wir antworteten ihm: Wir bekennen, daß Chri-
stus aus ( 11 S. 134) zwei Naturen zusammengesetzt ist, doch daß er eine
Natur nach der Vereini~ung 17 hat; und die eine Person des fleischgewor-
denen Logos1B.
(45) Und nach langer Verhandlung trennten wir uns an jenem Tag-.
und Festlichkeit unbeteiligt; nach jenem Wort des Propheten: eure Festlich-
keiten sollen in Betrübnis verwandelt werden 20.
Dennoch bestellte uns der Kaiser zu ihrer großen Kirche21 und zeigte
(50) uns ihre Zierde und ihre vielfältige Gerätschaft, die Stolen, Tücher,
Leuchter und das un~ezählte Volk, das dort zusammengeströmt war, und die
Größe des Reiches, weil er annahm, daß wir durch diese vergänglichen Din-
l!e wie Kinder gefangen werden könnten.
(Assemani, S. 134-135:1
Am neuen Sonntag 23 ließ uns der Kaiser wiederum zu sich kommen, sprach
uns mit milden Worten an und hielt eine freundliche Rede:
(65) Ihr Leute, die Muslime und Juden werfen uns vor und sprechen, un-
ter uns gebe es verschiedene Häresien, nämlich p;ewisse Melkiten 24 , Ja-
kobiten25 und Nestorianer2 6 und andere als jene. Was aber, frage ich,
ist die Ursache des Schismas zwischen uns und euch? Ihr versammelt euch,
und wir werden die Schriften in ein, zwei oder drei Monaten durchforschen.
(70) Wir wollen untersuchen, wo denn die Wahrheit ist und ihr alle foh(en.
Und das sagte er, weil er uns schönen Worten fangen wollte, er meinte
nämlich, er habe die Wahrheit. - Wir antworteten ihm unverzü1dich und sag-
ten Ja zu des Kaisers Rede, und wir würden für ihn beten. Er fraiite uns,
wen ich wolle, daß er einer zukünftiiten Disputation vorsitze, ob ihn
(75) selbst, oder den Patriarchen, oder die Metropoliten 21 oder Mönche.
Wir antworteten ihm, daß wir denjenigen wünschten, welchen der barmher-
zige Kaiser einsetzen würde. (Ich sagte:) Da wir nun einmal in euren
Händen sind, (// S. 135) möge nur Gewalt und Unrecht fehlen. -
Daraufhin wurden wir von ihm entlassen und kehrten zu unserer
(80) Wohnung zurück.
Nach zwei Tagen ließ uns der Patriarch kommen, und bei ihm war eine Ver-
sammlung der Metropoliten und der mächtigen Lenker des Reiches, und die
Unterredung lief. Aber jene lieferten kein einziges Zeu.l{ni!~ aus den Schrif-
ten, sondern führten nur Erdichtungen ihres Hirns vor. Diesselben versuch-
(85) ten sie hartnäckig zu verteidigen, indem sie behaupteten, in Christus
seien zwei Naturen enthalten. Wir sagten dagegen, daß Christus aus zwei
Naturen zusammengesetzt sei, das sei doch nach Meinun9: aller Lehrer der
heiligen Kirche einzusehen, gleichwie im Menschen Seele und Leib sei.
Und nachdem jene geantwortet hatten, auch dem Menschen kämen zwei Natu-
(90) ren zu, widersprachen wir ihnen, daß wir eine zusammengesetzte Natur
bekennen, daß von Christus nur als von EINEM gesprochen wird
und von einem Willen und einer Energ-ie 28 • - Aber jene wichen von der
Meinung keineswegs zurück, noch beachteten sie die Worte der Schrif-
ten. Und nachdem wir ihnen mehrfach gegenübergestanden hatten, wurdl'!
(95) von unR nichts nach unserer Meinung behauptet, sondern nur die ·
Dinge, welche die heiligen Väter und die Lehrer der heiligen Kirche ~e-
lehrt hatten, die die Einheit Christi 29 unseres Gottes am Besten verstan-
den, welche nichts als die eine Natur des fleischgewordenen Gott-Logos
nach der Vereinigung erkannten und überhaupt leu~neten, daß nach voll-
( 100) endeter Vereinigung eine Zweiheit zurückgeblieben sei.
Und als der Patriarch das gehört hatte, sagte er: Macht uns offen-
bar, von welchen der Lehrer ihr vortragt, daß sie die Wahrheit, welche
ihr behauptet, sprechen.
Wir antworteten ihm: Ich werde die Gesamtheit der Lehrer angeben,
(105) welche den Glauben stärkten und die Kirche erbauten, ein jeder zu
seiner Zeit. Da sagte er: Gebt ein Zeugnis dieser Vereinigung aus einer
Rede des heiligen Kyrillos, an welches ihr euch erinnert. - Wir verspra-
chen ihm, dies zu tun. Er meinte, wir wären dazu nicht in der Lage. Wir
stellten ihm vor und schrieben die Zeugnisse, an die wir uns erinnerten,
( l 10) zum Endzweck der Schrift in Griechisch auf. Wir brachten sie herbei
und händigten sie ihm aus. Und als er sie besehen hatte, hörte er auf,
und sie wurde verlesen. (Ich sagte:) Du sagtest, daß dem Patriarchen diese
Zeugnisse vorgelesen werden sollen, die der orthodoxen 30 Lehrer, der Recht-
gläubigen, welche in allgemeiner Übereinstimmung der Parteien anerkannt
(115) werden. Und sie sind unsere Väter. Zeigt uns die Zitate der Väter,
und wir zeigen, welche von den zwei Naturen vor der Vereinigung oder nach
ihr hören, und wir werden mit dem zufrieden sein, was die Väter anführen,
Und dies sind die Zeugnisse, - und es sind wenige, welche von den Vätern
so sprechen, die Väter kennen eure Redeweise nicht. Viele andere (Belege)
( 120) haben wir angeführt, die zu überwinden sind, damit ihr die Wahrheit
und Glaubwürdigkeit unseres Glaubens erkennen und uns nicht für unwis-
send (// S. 136) und voll von Irrtümern halten mögt.
Daraufhin verstummten sie und antworteten nur dies und sprachen von
der Rede des heiligen Gregorios des Theologen 3 1 in demjenigen Brief, wel-
( 125) eher von ihm an Kledonios 32 (gerichtet war). Und er widerstrebte dem
28 hen thelema kai mia energeia. - Vgl. das Bekenntnis des Dio-
nysios von Te11-Mahre, Abramowski, S. 131/136, Zeile 34 ff.:
Die Jakobiten verwerfen die, " welche sagen, daß der einige
Jesus Christus zwei Söhne in zwei Wirkungen und Willen ist."
29 al-mas1h - Christas.
30 al-urtuduksiyfn - orthodoxoi, zu anderen Lesarten s. Graf,
Termini, S. 6.
31 al-qiddis grigur{yus at-ta'ulugus - ho hagios Gregorios ho theologoe,
s. Graf, Termini, S. 13, 28, 32.
32 Gregor von Nazianz, 1. Brief an Kledonios, PG 37, ep. 101,
der in Abschnitten in das Ephesinum (Mansi, Coll.4, 1192 -
1193) ganz in das Chalkedonense aufgenommen worden ist,
s. Bardenhewer, Band 3, S. 183.
141
( Assemani, S. 136-137:)
De sagten wir ihnen: Geht, den Brief von seinem Anfang bis zu seinem Ende
(130) durch, und die Wahrheit wird deutlich sein - wie der Heilige die
Vereinigung in diesem Brief näher bestimmte, welchen ihr vorgebracht habt,
und wie er in ihm behauptet: Er ist nicht der Eine und der Andere, das
sei ferne, sondern er ist EINER, sowohl in Vereinigung als auch Vermischung.
Nicht, daß der heilige Gregorios die Vermischung und Vermenl{ung in Chri-
(135) stus einführt, sondern weil er die Wahrheit der Vereini~ung als si-
cher und unbezweifelbar wiedergeben wollte und er EINER sei und im Leib
erkannt werde - und nicht die zwei Naturen, wie ihr sagt.
Aber sie rühmten ihre Ansicht und sprachen: Seht doch, ihr schafft Ver-
mischung und Vermengung und behauptet, daß die Gottheit leide, wenn ihr
(140) von einer Natur sprecht.
Der eine Gott weiß, was geschehen ist, und was wir bei dieser Disputation,
welche wir mit ihnen führten, erörtert haben, denn bisher haben sie uns
zwölfmal zur Besprechung aufgefordert.
Dies aber sind die Zeugnisse, welche wir auf Griechisch für sie verfaßten,
(145) in Einklang mit der Lehre des heiligen Kyrillos;
De8 Kyrillos' erstes Zitat aus dem Werk des Athanasios über die Fleisch-
werdung des Gott-Logos 33 und so weiter. (// S. 137) Prüft und beurteilt
ihr alle Texte dieser Art, welche der heilige Geist durch den Mund der hei-
ligen Väter gesprochen; und was der heilige Vater Kyrillos in allen seinen
(150) Büchern gezeigt hat, die so hell wie das Sonnenlicht sind:
Und was er in Bezug auf die Fleischwedung des Gott-Logos erklärt, denn er
anathematisiert ja überallJ• und spricht, daß die aufmerki:iam beobachtende
Vernunft sehe, daß zwei Naturen zur Vereini,:run,t und Zusammensetzun'( in
Christus kommen. Und daß wir eine Natur und eina vollendete Person aus
(155) zweien bekennen in Einheit, ohne Schwächung oder Vermischung oder
Und sooft ich ihnen sagte, dies sei die Behauptu n.i;t' des Nestorios _g-ewesen,
wurden sie sehr zornig und sagten sich von jenem ernstlich los und zeigten
(170) Mißfallen an des Nestorios Glauben, obwohl sie seine Lehre sprechen
und wiedergeben. Da haben wir ihnen dies und anderes mehrfach in Erinne•
rung gerufen, was den Bericht in die Länge ziehen würde. Und wirklich verharr.
ten sie in ihrem Hochmut und eingewurzeltem Irrtum. Und jene verfuhren mit
uns und bedrohten uns mit der Macht ihres Reiches - wie das Sprichwort sagt:
(175) Wer die Macht hat, ist ein Weiser.
Als wir eingesehen hatten, daß sie weder auf die Aussa_gen der Schriften
hören, noch der Wahrheit zustimmen würden, sagten wir ihnen: Nicht auf un-
seren Wunsch sind wir zu euch gekommen, noch wollten wir mit euch disputie-
ren, sondern auf Befehl des Kaisers zwangt ihr uns und ließt uns kommen.
(180) Als es von uns verlangt wurde, euch Kenntnis über unsere Ansicht zu
geben, legten wfr euch die Grundlage unseres Glaubens dar, den uns die her-
vorragendsten Väter und die rechtgläubigen Lehrer überlieferten, welche die
Kirche Gottes behüteten, sich um sie mühten und den apostolischen 38 Glauben
erklärten. Aber ihr stimmt weder ihnen zu noch uns. Erfüllt denn die Taten
(185) eurer Väter, und schreitet in ihren Spuren. Wir werden den unsrigen folge:.
Nachdem ihnen klar war, daß sie uns weder erschrecken noch entsetzen wür-
den, wir dennoch nicht weichen würden, weder ihre Versprechungen noch ihre
Gunstbezeigungen die Schwäche unserer Lebenskraft dürre werden ließ, dazu
daß sie uns abwendig machten, und wir eine Einigung schafften, da schickten
(190) wir uns39 zum Tode an, welcher unausweichlich ist. - Dabei hoffen sie,
ARAemani, S. 138-139:1
daU unsf'rf' Standhaftigkeit vor dP.m TodP. bald aufhöre, und wir
Gefän~niA interniert; kurzum, RO geht eR uns bis jetzt.
Wir Retzen auf das Erbarmen Gottes, und daß es uns folite weifen
eurer F'iirhitten, durch welche wir in Gott itestärkt werden.
( 195) duld liegt in eurer Festil(keit und unsere Herzen werden
Ani;(Rt befallen werden, weder durch dieRe noch .iene La~e. Wir verla9sen um1
auf ihn, dessen Hoffnung nkht trü~t und der nicht achtlos ist, auf er
unR froh machen und Rein p;utes Sie~el itewähren möite, und daß sich sein
teil an uns erfülle.
(200) Doch was uns zur Erläuterunp; dessen, was wir in dieser Schrift sam-
melten, verRnlaßte, war, daß es uns richti~ schien, daß euch etwas errei-
che von unserer Ankunft in Konstantinopel, denn ihr habt keinen Beric oor
den Vor~ang; und damit nicht der Ruf fern von dAr Wahrheit sei. Wir wissen,
daß ihr in eurer Güte (// S. 139) Kummer habt um unsP.res Schadens willen:
(205) wir sind einer des anderen Teile, und wenn ein Teil IE"idet, dann mu
auch der Körper leiden, denn wir atmen ein- und denselben Geist.
Dann auch, daß euch nicht Feindschaft ~egen uns wegen dieser Din.l(e befslle
- da sei Gott vor - , welche der verfluchte Satan• 0 säet, oder euch
guten Leuten eingeflüstert werden mföce. Wer nÄmlich dem verfluchten Teufelu
(210) anhängt, wird betrogen und trübt die reinen Gedanken als Getäuschter.
Und daß - wie wir auf Grund eurer schöneren und besseren Frömmi!{keit und
Wahrheit (wissen) - böse Nachrichten bei euch nicht wohl ankommen.
Schließlich: Gott, dessen Name erhaben ist, ist der Zeui;ce dafiir, daß wir
uns danach sehnen, den Bericht eures Erj('ehens kennen zu lernen und den
(215) Verlauf eurer Angelegenheiten.
Und für die gesegneten Gemeinden und alle eurer Jurisdiktion° unterstehen-
den Hirten, die Gott auf eure Fürbitten hin behütet, und ehe Mönche•\ wel-
che in der Wüste (leben), und für die heili.l(en Väter bitton wir Gott um den
Segen eurer und ihrer Fürbitten. Dies aber be~ehren wir von eurer Heih,ilkeit
(220) in Demut, daß ihr alle Hei]il{en bittet, welche in euren Gebieten~•
sind, sowohl in eurer Nähe als auch Ferne, Fürbitt.o zu leiRten und demüti.il
zu bitten für unsere Schwäche und für die l{esamte orthodole Kirche, ihre
Mutter und Ernährerin. Denn wir sind _l{ewiß, daß Gott diP Anrufun.it dPssen
nicht verwirft, der aufrichtig im Herzen bekennt und seinen Trost gewährt.
(225) Wir beten auch für eurP. Heiligkeit und hervorrng~ndt> Bruderschaft,
daß ihr uns in dieser Bedrängnis, in der wir stecken, stärken wollt - und
dieser Verbannungu. In einem Brief von eu~h fänden wir Ruhe unci fol.itlich
wäre ein Brief von euch für uns ein Zeugnis eurer ruhmvoll~n Persönlichkeit.
DaR göttliche und das geistliche Heil sprechen wir deiner vornehmen Seele
40 e~-liaitan- Satanas.
u al-iblfe - diaboloe.
n Wörtlich: ••••welche unter eurer Hand sinrl.
u ar-ruhban - monachoi.
u nahfya - eparchia.
•U al-akeuriya - exoriemos.
CAssemani, S. 139-140:)
(230) zu und der Gesamtheit der anderen Bischöfe 46 , jedem einzelnen von
ihnen nach seinem Namen, sämtlichen eurer Schüler 47 und denjenigen, wel~
ehe euch lieben, und besonders dem weisen Mar Makarios 48 , dem Schreiber,
Ich aber und Sergios 49 , der Metropolit von Apameia, und Jakobso, der Me-
tropolit von Tzamandos, und Johannes 51 , der Bischof von Sozopetra, und
(235) Konstantin 52 , der Bischof von Germanikeia, die mit mir im Exil sind,
und a11e unsere Schüler, David und Zacharias und unsere getreuen Diener
in der Kaiserstadt wünschen euch allen Heil und befehlen euch Gott an und
trösten euch, auf daß ihr uns trösten mögt und für uns um Vergebung bittet
und euch jn euren erhörten Fürbitten an uns erinnern mögt. (// S. 140)
46 al-asaqifa - episkopoi.
,.. 4 <'· ,,.. "'
47 j;alam1d (Pl.) - syr.: talm1ge - mathetai.
48 Vgl. Assemani, S. 143, Anm. 4: 987 war der Schreiber (al-k~tib)
Makarios Bischof von Memphis.
49 Sargis mutran Aufamtya - Sergios metropolites tes Apameias.
50 Ya'qub mutran Samandu - Jakobos metropolites tes Tzamandou.
51 Yutiann~ usquf Ramat~'a - Joannes episkopos tes Sozopetras. Rama-
tu'a ist eine Verschreibung von Zibatra-Sozopetra, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 55, Anm. 2 .
X.
{ = liarmanik1'ya)
.I>, V -"- A
52 Qustantin usquf Garma - Konstantinos episkopos
tes Germanikeias.
53 23. August 969. Der Synodalbrief war im Original entweder in Grie-
chisch oder in Syrisch verfaßt (s.o. S. 12-13), während die jetzige
arabische Textvorlage eine Übersetzung darstellt. Da die Namensfor-
men der Z.233 - Z.235 erwähnten Bischofssitze eine gewisse Nähe zur
syrischen Lesart bezeugen, halte ich es für wahrscheinlich, daß der
Brief in der Muttersprache des Patriarchen verfaßt wurde (s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 113: "Apamee, en syriaque souvent ecrit 'Wpyma'
("Euphemia"), en arabe Af~miya ou Farniya 7 , l'actuelle Qal'at Mw.;Jfq.")1,
Andererseits war Johannes VII. ohne Zweifel in der Lage, eine Syno-
dica in Griechisch zu verfassen, was sich ja aus dem Verlauf der Dis-
putation eindeutig ergibt (s.o. S. 48-49). Der wenig ausgefeilte
Stil der rasch hingeworfenen Schrift und die Qualität der arabi-
schen Übersetzung lassen aber m.E. keine sicheren Schlüsse zu.
1
Hier vereinfacht Honigmann. Die Festung Qal'at Muq1q liegt auf
dem Burgberg von Apameia-Famiya, dessen städtisches Siedlungsgebiet
nicht mit der Festung identisch und erheblich größer war.
145
t 4. LI_§_1EN
14, l • HIERARCHENLI~TEN
tk
Vakanz:
hristodulos
_ yrillos II.
1 Jahr,
Dezember
13.3.1078
5 Monate)
1047 - 10.12.1077
- 6.6.1092
Michael IV. 9.10.1092 - 25.5.1102
14,2. HERRSCHERLISTEN:
Balationos2 1 ?
al-Mu'tadid 892-902
al-Muktafi 902-908
al-Muqtadir 908-932
al-Qähir 932-934
ar-Ra.~i 934-940
al-Muttaqi 940-944
al-Mustakfi 944-946
1
al-Muti 946-974
a t-Ta.'i ' 974-991
al-Qa.dir 991-1031
al-Qä' im 1031-1075
al-Muqtad:t 1075-i094
al-Mu'iz 952-975
al-'Aziz 975-996
al-I;Iäkim 996-1020
al-Zähir 1020-1035
al-Mustan~ir 1035-1094
-----
4. rArqä/ Basileios44 Kl. Baitäya. 45 21.10.986 u, 1002h
Isaak 47 48
Arka 4 6 Kl. Bar-Gägai 6.7.1004 u. 1029,,·
Johannesso Patriq 51
Kl. Tell 14 .10. 103~ und 10341
Basileiossa Kl. Abu'l H~uri 5 4 1033/34 bis 31.3 , 1
Basileioss& Kl. Paris 57 3 .8.1042 ·· 01,1:
u. 24,5,\0;1'
Jgnatios 58 Kl. Argula 59 1057/58 u. 1062/63'
Petros 60 unbekannt gleicher Zeitrau 111
Johannes61 Kl. Bar-Gägai 1063/64 u. Nov, 101~
Abdochos62 unbekannt (um) 10 7 5 u. 1090 •
Ignatios63 unbekannt 1.12.1090 U, 8. 6, l ,~,
..,
Dauer der Annexion: 934 - 107164
melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Melitene 65
159
Patr1q4 Timotheos 5
Kl. Mär Ahron de Segarä 1057/58 u. 1062/63
17
S. Honigmann, Ostgrenze, S. 76; Canard, Hamdanides, S. 260-261.
Verlust der Provinz nach Mantzikert, s. T.I.B., S. 107,
1 8
Gelegen im Thema Muzarion, s. Oikonomides, Listes, S, 268 u, 361. 1
163
165
HI ERARCHE_N
__ HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEN
2 1
MS 469/762, Liste XXXI, 5. Konvertierte 1030 zur Reichskirche und
starb bald darauf. s. MS 144-145/565.
22
Das Kloster liegt in/bei Haget,, s. Nabe, S. 265, Anm. 115.
2 3
Die Ordination muß bald nach der Inthronisation Patriarch Johan-
nes' VIII. stattgefunden haben, da 1003 der Vorgänger der wichtig-
sten Jakobi ti sehen Metropolie verschleppt worden war, s. Anhang,
S . 16 5 , Anm . 19 .
24 MS 470/762, Liste XXXI, 6. Johannes starb im April 1061, s. MS
164/575.
2s S. Anhang, S. 164, Anm. 40.
26 S. Anhang, S. II, Anm. 14. Ordination vor der Flucht Dionysios' IV,
nach Amid.
2 7 MS 473/764, Liste XXXIV, 17. Neffe Patriarch Athanasios' VI. Genannt
r der Rhetor' . 106 2 /6 3 nach Konstantinopel verschleppt und inhaftiert
s. MS 167-168/576-577. Nach dem Tod Kaiser Konstantins X. Dukas !Mai
106 7) frei gelassen. I gnati os starb im Oktober 109 5, s. MS 185/586,
21:1 MS 164/575.
29 S. Anhang, S. 161, 2. ( .(" ,. ,.
30 MS 476/765, Liste XLI, 3. Genannt Sa 1d Bar-~abun1; Gelehrter. Am
4.7.1096 während türkischer Belagerung getötet von Gabriel, dem Gou•
verneur von Mel i tene ( nicht mehr von Byzanz eingesetzt, sondern von
Philaretos Brachamios), s. MS 186/587.
3 1 Vielleicht ist der Herkunftsort mit dem Ordinationsort identisch:
Kloster des Propheten Elias in/bei Qanqrat (bei Amid), s. MS 185/586,
Anm. 8.
32 MS 185/586.
3 3 Meli tene wurde unter Romanos' I. Lakapenos von Johannes Kurkuas er-
obert, der doppelte Mauerring geschleift. Der Kaiser stammte aus der
unmittelbaren Nachbarschaft der Stadt ( Laqabin/Lakape, südlich von M,I
und ließ in der fruchtbaren Ebene aus enteignetem ( arabischem) Beaitl
eine Kuratorie (Krondomäne) einrichten. Unter Nikephoros Phokas u~
Johannes Tzimiskes blühte Melitene durch Ansiedlung von Jakobiten
auf, die das Gros der Bevölkerung bis zum Ende der Ära stellten, S,
Honigmann, Ostgrenze, S. 73; T.I.B., S. 233-237; Oikonomides, Listes,
S. 264 u. 356; - Zum Verlust der Provinz s. T.I,B., S, 107,
167
r,1flitini/Melitene):
9
, . eines Strategen und umfangreicher Zivil verwal tunl(l 4
lkiti sehe Hierarchie: Metropol i e unter KonstantinopelH
~~E,
____ -----'-H-'--I_E_R_A_R_C_'
H_E_N
___ H_E_RK_·u_N_F_T
___ ._O_R_D
!N_IERT ZWISCHEN
1
Stadt bei Gargar am Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 120.
2
MS 467/761, Liste XXIX, 33.
3
MS 468/761, Liste XXX, 24. Synkellos Patriarch Athanasios' V.
4
MS 469/762. Liste XxXT, 27.
5
S. Anhang, S. 154, Anm. 45.
6
S. Anhang, S . 152 , Anm. 11 .
7
MS 470/762, Liste XXXI, 46.
"'S. Anhang. S. 153, Anm. 25.
9
MS 472/763, Liste XXXIII, 27.
10
Das Kloster liegt im Tur 'Abdin, s. Nabe, S. 263, Anm. 67.
11 MS 473/764, Liste XXXV, 4. -
12
S. Anhang, S. 156, Anm. 28.
13 MS 476/765, Liste XLI, 14.
1 4 Qlaudia teilt das Schicksal Meli tenes, s. Anhang, S. 166, Anm, 33,
15 S. Oikonomides, Listes, S. 267, Z.22 und S. 359, ders., Organisa-
tion, S. 290. Bereits Mitte des 10,Jh. unter Konstantin VII. als
1
Strate~ensitz bezeugt. 977 Bardas Skleros als Wali von Batn-He.nzit
und Hal idiya t' , s. Yabya B, S. 164. Zur Lage und Geschichte von
Stadt und Gebiets. T.I.B., S. 197.
16 MS 460/757, Liste XXII, 20.
17 Das Kloster liegt südlich von Midyat, s. Nabe, S. 265, Anm. 122,
1 s Q. liegt südlich des Tigris, nordwestlich von Amid, Nach Oikonomi-
des mit Qlisura identifiziert (s, ders., Listes, S. 359). Honigmann
dagegen nimmt eine andere Lage an { s. ders., Bar-Sauma, S, 142),
Benannt nach Kaiser Romanos I, Lakapenos,
1 9 MS 461/758, Liste XXIII, 8.
20 Das Kloster liegt in/bei Kaisum, s, Nabe, S. 263, Anm. 70.
2 1 Zwischen 922 und 965, dem kürzesten Zeitraum zwischen zwei Ordi-
nationen liegen über 42 Jahre. Severos dürfte nicht solange am-
tiert haben. Die Neubesetzung muß im Zusammenhang mit der Rück-
bes i edl ungsakti on unter Johannes VII. stehen, Kaiser Nikephoros II,
wünschte eine Besiedlung von Melitene, Hanzit und Qlisur~, s, MS
130/556. .
. lli 11 tiiaer
1. ··••· 169
~ /;:~
2 6 • Sam 1 s a t 1 ' / Johannes 1& Kl. Säpulöst9 23,4.897 u. April 910
Samosata Daniel 2 ° Kl. ijarbaz21 gleicher Zeitraum
(Metropolie l Timotheos22 Kl. Mär Simeon23 gleicher Zeitraum
1
Stadt in Nordwestsyrien, westlich des Euphrat, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 143,
2
MS 469/762, Liste XXXI, 9, Bischof von Ha~et und Ra'ban, Bistümer
zeitweise vereinigt, s. Anhang, s. 159, Anm. 21.
: Das Kloster liegt in/bei 'Arqa, s, Nabe, s. 264, Anm. 83.
S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
5
MS 473/764, Liste XXXIV, 13.
6
MS 475/765, Liste XL, 2,
7
Das Kloster liegt im Gebiet von Melitene, s. Nabe, S. 266, Anm, 134.
8
MS 476/765, Liste XLI, 19.
9
Das Kloster liegt 13 Kilometer nordwestlich von Besni, s. Nabe,
S. 260, Anm. 18.
10 S, Yahya A, S. 86 und Honigmann, Ostgrenze, S. 121 ff.
11 Stadt am Orontes, südlich von Afamiya, S, Honigmann, Bar-Sauma,
s. 145.
12
MS 469/762, Liste XXXI, 13.
13
Lage: Festung am Euphrat nördlich von Melitene, s. Nabe, S. 264,
Anm. 92. S.o. Anhang, S. 152, Anm.8.
14
S. Anhang, S, 15 2, Anm. 11 •
15 S. Honigmann, Ostgrenze, S, 106, Anm. 4 und 122; Felix, S. 102.
16 Die Umgebung wurde von den Mirdasiden 1025 dem Stamm der BanG Mun-
qi!.i verliehen und "war seit je muslimisch" (Felix, S. 102, Anm. 1801,
Das jakobitische Bistum war also völlig ephemer.
17 Stadt am Westufer des Euphrat, nördlich von Edessa, s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 145.
1 t1 MS 460/757, Liste XXII, 2.
19 Das Kloster liegt bei Re~ 'Ain,, s. Nabe, S. 266, Anm. 137.
20 MS 460/757, Liste XXII, 9.
21 Das Kloster liegt bei Samosata, s, Nabe, S. 263, Anm. 63.
2 2 MS 4 6 1 / 7 5 8 , Li s t e XXI I , 4 6 •
za Lage nicht bekannt.
HIERARCHEN HERKLINFT
NAME -Q_RDlNlERT ZWISCHEN
. t/Samosa ta:
1
2s,sam198
• strate~en/Katepano: um 1030 47
sitZ et. neshe Hierarchie: auto k ep a l e Me t ropo 1 1e
h · unter Antiocheia4s
. lkitlSC
me
N~M.E
- - HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERTZWISCHEN
47
S. Oikonomides, Listes, S. 360. Georgios Maniakes als Katepano von
Kato Media (wohl identisch mit dem Thema Samosata = Thema der Eu-
phratstä.dte, s. Felix, S. 91, Anm, 147 u. S, 144, Anm. 34). Viel-
leicht ist der Strategos von Samosata des Taktikon Esc. (971-975)
48
mit dem von Asmosaton ~leichzusetzen, s. op.cit., ebd.
S. Vailhe, Notitia, s. 93. 943/44 im Zusammenhang mit der Trans-
lation des Mandilions nach Konstantinopel erwähnt, s. Segal,
Ed es s a , S • 2 1 5
9
• Lage nicht ganz sicher, wohl nicht weit von Qlaudia nahe am
5
Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 88.
° CSCO 354, 214/285, Honigmann nicht bekannt, s. vorige Anm. Atha-
nasios war einer der vier Bischöfe die 1031 bei der Ordination
Dionysios IV. mitwirkten.
51
Ordination durch Johannes VIII. S. Anhang. S. 155, Anm. 10 und
S • 16 1 , Anm . 1 .
52
$empa teilte das Schicksal von Melitene, s. Anhang, S. 166, Anm. 33,
53
Stadt östlich von Kaisareia in Kappadokien, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 146-148.
54
MS 465/760, Liste XXVI, 10; s.a. Assemani, BO II, S. 139.
55
MS 466/761, Liste XXIX, 24. Da Metropolit Jakob 970 aus Konstan-
tinopel zurückkehren konnte, kann Basileios erst nach 970 ordi-
niert worden sein. Vgl. Assemani, BO II, S. 139.
5 6 Welches der Klöster dieses Namens ist gemeint? S. Nabe, S. 264,
Anm. 98-100.
s 7 s. o, Anm. 5 5,
se MS 468/761, Liste XXX, 37. 1029 als Märtyrer der jak. Kirche in
Konstantinopel gesteinigt, s. MS 145/565.
S9 Lage nicht bekannt,
60 MS 470/762, Liste XXXII, 1.
61 S, Anhang, S, 153, Anm. ~5.. . . , _
62 z eifellos die erste Ord1nat1on D1onys10s IV., um d1e durch
v:rhaftung und Martyrium des Elias vakant gewordene Metropolie
neu zu besetzen, s.o. Anm. 60.
~NA~M~E~----~H~I~E~R~A~R~C~H~E~N
__ ---=-=H~E=R=K=V~N=F~T
_____ ORDINIERT ZWISCHEN
18
MS 469/762, Liste XXXI, 4.
19
Wahrscheinlich ist Kl. Sergisyeh bei Gub;s gemeint, s. aber Nabe,
S, 267, Anm.147-50.
20
S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
tl MS 469/762, Liste XXXI, 32,
22
Das Kloster liegt in/bei von Qaliniqos, s. vorige Anm.
23
MS 472/763, Liste XXXIII, 6. Sekretär Patriarch Johannes' XI.
24
MS 476/765, Liste XLI, 20.
25
Das Kloster liegt bei Antiocheia, s. Nabe, S,262, Anm, 59,
26
S, Ya~ya A, s. 98-99 und Honigmann, Ostgrenze, S, 123.
27 S. Oikonomides, Listes, s. 265, Z.15, u. S. 355. Nachschubbasis
für Syrien (Yahya A, S,99), wahrscheinlich Sitz eines Kurators der
konfiszierten Liegenschaften geflohener Ar~ber. Um 1000 Philetos
Synadenos "kri tes" von Tarsos CDarrouzes, Epis tol iers, S. 249 ff.).
28 S. Vailhe, Notitia, s. 93 u. 94.
29 Bischof von Qarnah und Tella ~'Arsfnos (vereinigt), s.auch Bistum
Qarnah, MS 469/762, Liste XXXI, 23.
30 s. Anhang, S. 153, Anm. 25.
n S, Anhang, s. 152, Anm. 11.
32 MS 470/762, Liste XXXI, 45. Ordiniert in Kl, Bar-~auma.
33 Das Kloster liegt bei Gargar, identisch mit Mar Aphai Qe Se~lata,
9
, Nabe, S. 260, Anm. 3.
34 T, liegt westlich von Ar~emsat, Zur La~e s, Honigmann, Ostgrenze,
s. 71-72, Anm. 3 und geogr. Index, S. 258, Stichwort Tell Arsanas.
35 s. Anhang, S, 167, Anm. 44.
36 s. Honigmann, Ostgrenze, S. 70 u. 72: kurz nach 934.
37 S, Gelzer, Notitiae, S. 580.
Anban(: Bistii ■ •t
NAME
----
36,Züba ~rä. 6
Sozopetra
1
/
HlERARCHEN
Johannes 84
Theophilos& 6
HERKUNFT
Kl. Mar
Kl. Mär
Simeon85
Johanness1
ORDINIERTZWISCHEN
23.4.897
gleicher
u. April 909
Zeitraum
David6S Kl. Mär Salomon 89 21.4.910 u. 20.11.922
Theodosios9o Kl, Mär Atunos9t 28,8,936 u. 3,7.953
Stephanos92 unbekannt gleicher Zeitraum
Basileios93 unbekannt 16,7,954 u. Dez,956/
Jan.957
Johannes94 Kl. Barig.(?)95 28. 11. 958 u. 2.6.961
Kyriakos9 e Kl. Bärig nach 970 u. 985 97
Johannes9s unbekannt 3.8.1042 u. 24.5.1057
83
Z. liegt südwestlich von Melitene, nordwestlich von Samosata, s.
Honigmann, Bar-Sauma, S. 155-156.
84
MS 460/757, Liste XXII, 7.
85
Lage nicht bekannt.
86
MS 460/757, Liste XXII, 23.
87
88
Zwei Klöster des Namens bekannt, s. Nabe, S. 263, Anm. 72 u. 73.
MS 462/758, Liste XXIII, 34.
89
Das Kloster liegt in/bei Dolfk, s. vorige Anm.
90
MS 464/759, Liste XXV, 22. -
9
l Lage unbekannt.
92
MS 464/759, Liste XXV, 30.
93
MS 465/760, Liste XXVI, 4.
94
MS 465/760, Liste XXVII, 2. 969 Be~leiter Johannes VII. nach Kon-
stantinopel (falsche Darstellung MS 131/556, wo Thomas v. Jerusalem
den Platz des Johannes einnimmt, s. dagegen die Synodica des Patri-
archen, Assemani, BO II, S. 139).
95 Herkunft: Aus dem Kloster "Nahra. ge Qarire", synonym für Barfg,
s. MS 130/556. Doch das Kloster wurde nach Michael erst 969/70 ff.
gebaut, während der Bischof Johannes v. Sozopetra von Patriarch
Dionysios III. (958-961) ordiniert wurde - also mindestens 10
Jahre zuvor - und somit schlecht aus Barid stammen kann.
9 6 MS 467/761, Liste XXIX, 35. Ordiniert in Germanikeia.
97 Zum Zeitpunkt der Abfassung der Synodica Johannes' VII. (23.
August 969, Assemani, BO II, S. 140) lebte der Vorgänger Jo-
hannes noch. Kyriakos kann erst nach der Rückkehr des Patriar-
chen nach Syrien 970 ordiniert worden sein.
98 MS 472/763, Liste XXXIII, 1, Er wurde mit Gewalt ordiniert (sie?!),
Letzte bekannte Ordination für iubatra.
99 s. Honigmann, Ostgrenze, S. 73: Der arabische Historiker Qud~ma,
"der um 930 schrieb, ... rechnet Zibatra ... bereits zum romäischen
Gebiet ... " Zum Verlust Nordsyriens s. op.cit., S. 121 ff.
900 950 1000 1050
1
.... ,1 .... 1
, .... ~ I Ioo
1.Anazarbä -------------[-----------------
r *---+ ----, ----,. ''
2. 1 Arat,sus
3.Armenia ------r---------1---r-------+ l
4. 'Arqä r *--------------- -1----->
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5.Ar~em~ai
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Thomas Banner