Sie sind auf Seite 1von 209

DIE SYRISCH-JAKOBITISCHE KIRCHE

UNTER BYZANTINISCHER HERRSCHAFT


IM 10. UND 11. JAHRHUNDERT

INAUGURAL-DISSERTATION
zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie
des Fachbereichs Evangelische Theologie
der Philipps-Universität zu Marburg

Vorgelegt von
THOMAS HARTMUT SENNER
aus Gießen

Marburg 1989
--------------------------------
Druck: Görich & Weiershäuser, Marburg
DIE SYRISCH-JAKOBITISCHE KIRCHE
UNTER BYZANTINISCHER HERRSCHAFT
IM 10. UND 11. JAHRHUNDERT

1NAUGURAL-DISSERTATION
zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie
des Fachbereichs Evangelische Theologie
der Philipps-Universität zu Marburg

Vorgelegt von
THOMAS HARTMUT SENNER
aus Gießen

Marburg 1989
ANGENOMMEN
AUFGRUNDDER GUTACHTEN VON PROF.DR. WOLFGANG HAGE

UND PROF.DR. GÜNTER BLUM

TAG DER MÜNDLICHEN PRÜFUNG: 20.DEZEMBER 1989

DEKAN PROF.DR. HORST SCHWEBEL


ME I N E M V E R S T O R B E N E N V A T E R ,
A R N O WI L H E L M B E N N E R ,
I N D A N K B A R E R E R I N N E R U N G
INHALTSVERZEICHNIS
1

o. Einführung 7
o. 1. Forschungslage
o. 2, Obersicht über die Quellen 9
0.2.1. Syrische Quellen 9
0.2.2. Griechische Quellen 11
O• 2 . 3 , Arabische Quellen 12
0,2,4, Armenische Quellen 15

1, Die byzantinische Expansion im Osten


im 10. Jahrhundert 16
Die innere Lage der syrisch-jakobitischen Kirche
zu Beginn der byzantinischen Expansion
(1.Hälfte des 10.Jh.) 16
1, 2. Ursachen für die Expansion 18
1. 3. Die kaiserliche Haltung gegenüber den islamischen
Staaten in der Mitte des 10. Jahrhunderts 19
1,4, Reaktionen der muslimischen Umgebung auf
die byzantinische Expansion 22

Patriarch Johannes VII. und ein Chrysobullos Logos


für die Jakobiten im byzantinischen Reich 25
2. 1. Folgen der byzantinisch-arabischen Kriegsführung 25
im jakobitischen Siedlungsgebiet
2.2. Die jakobitische Besiedlung Südostkappadokiens vor 965 28
2. 3. Die geförderte Ansiedlung von Jakobiten nach 965 30
1
2. 4. Der Chrysobullos Logos Nikephoros II.
für Johannes VII. 31
2. 4. 1. Rekonstruktion des Chrysobullos Logos 31
2,4.2. Erste Wirkungen des Chrysobullos Logos 33

3. Erste Krise des byzantinisch-jakobitischen


Verhältnisses 35
3. 1. Die Disputation von Konstantinopel 969 36
3. 1. 1. Im Vorfeld der Disputation 36
3.1.2. Erste Begegnung Johannes' VII. mit
Patriarch Polyeuktos 38
3.1.3. Erstes Treffen mit Nikephoros II. 41
3. 1.4. Zweites Treffen mit Nikephoros II. 44
3.1.5. Verlauf der Disputation 45
3.1.5.1. Rahmenbedingungen 45
3.1.5.2. Verlauf der Sitzungen nach dem 20.April 969 47
3.1.5.3. Klärung der Diskussionsgrundlage 48
3.1.6. Abbruch der Disputation 50
3 •7 . Haft und Befreiung: August 969 bis Anfang 970 51
Der Waffenstillstand von Aleppo und seine Auswirkungen
für die christliche Bevölkerung des Emirats (969/70)

Die Entwicklung des jakobitisch-byzantinischen


5.
Verhältnisses in Antiocheia nach 969 58
Die Neuordnung des melkitischen Patriarchats von
5. 1.
Antiocheia nach dem 28. Oktober 969 68
5. 2. Die konfessionelle Struktur des Patriarchats
im 10. und 11.Jahrhundert 60
5. 3. Patriarch Agapios und die Jakobiten
Antiocbeias (978-986) 62
5.4. Byzantinisch-jakobitische Beziehungen
in Antiocheia im 11.Jahrhundert 66
Innerjakobitische Querelen und Bedrückungen 1036 65
5. 4. 1. 67
5.4.2. Bedrückungen 1053/54

6. Die Entwicklung des jakobitisch-byzantinischen


69
Verhältnisses in Ostkappadokien nach 976 70
6. 1. Jakobitische Einwanderer aus Tagrit 72
6.2. Kultureller Aufschwung 74
6.3. Erste Rückschläge in Melitene

7. Der Höhepunkt der Entwicklung der jakobitischen 75


Kirche nach 1004 75
7.1. Michael von Tinnis über Melitene unter Johannes VIII,
7.2.
77
Kloster Barid als Zufluchtsort verfolgter Kopten 77
7.3. Neu eingerichtete Bistümer unter Johannes VIII.

8. Die Auswirkungen des Wechsels der kaiserlichen


Religionspolitik 80
8. 1. Der Prozeß Patriarch Johannes' VIII. 1029
in Konstantinopel 80
8.1.1. Anklageerhebung durch Johannes von Melitene 81
8. 1. 2. Der Verhaftung Patriarch Johannes' VIII, 82
8. 1. 3. Der Prozeß vor dem Synodikon Dikasterion 84
8.1.3.1. Erste Sitzung des Synodikon Dikaaterion
.Ende Juni 1029 85
8.1.3.2. Zweite Sitzung des Synodikon Dikasterion 86
8.1.3.3. Weiterer Fortgang des Prozesses 87
8.1.3.4. Das Urteil des Synodikon Dikasterion 88
8.2. Antimonastische Maßnahmen Romanos' III. gegen Klöster
und Anachoreten des Amanosgebirges 1030 90
8.3. Bedrückungen während des Patriarchats
Dionysios' IV. (1031-42) 92
8. 3. 1. Die Flucht Dionysios' IV. nach Amid 1034 92 1

8.3.2. Die Lage der Bistümer nach 1031 94

9. Die Förderung der Jakobiten in Edeesa nach 1034/36 95


10. Die Lafi!e der .iakobi ti sehen Kirche in der Mitte des 11.
Jahrhunderts bis zum Ende der byzantinischen Periode 97
10 • 1 • Die Wahl Johannes' IX. 97
10. 2, Das innerjakobitische Schisma 1057/58 98
10. 3, Der Zusammenbruch der byzantinischen Grenzverteidi~ung
im Gebiet von Melitene 1057/58 99
10. 4, Verhaftung von Patriarch Athanasios VI. und I~natios 99
von Melitene 1062/63
10. 5. Das Ende der byzantinischen Periode 100
10. 5. 1 Melitene 100
10.5.2. Antiocheia und Nordsyrien 102
10. 6. Die Lage des syrisch-jakobitischen Patriarchats
am Ende der byzantinischen Periode 103
10. 7. Die Schließung der jakobitischen Kirche des syrischen
Mitatons in Konstantinopel um 1090 104

11 • Zusammenfassung 107

Anhang:

12 • Exkurse zum byzantinisch-jakobitischen


Verhältnis im 10. und 11. Jahrhundert 110
12 . 1 . Rekonziliationsverfahren und Häresie in
der Mitte des 10.Jahrhundert 110
12 • 1 • 1 • Der Briefwechsel zwischen Philotheos von Euchaita
und Theodoros von Nikaia 110
12.1.2. Rekonziliationsverfahren der jakobitischen Kirche 115
12 • 2 , Die antijakobitischen Synodaltomoi
des Alexios Studites 117
12.2.1. Der Tomos von 1030 117
12.2.2. Der Tomos von 1032 119
12.2.3. Der Tomos von 1039 120
12 • 3 • Das Gutachten des Demetrios von Kyzikos über die
jakobitische und armenische Glaubenslehre 123
12.3.l. Die Einleitung des Gutachtens 123
12.3.2. Ober die Lehre der Jakobiten 124
12 • 3 • 3 • Ober die Liturgie der Jakobiten 125
12.3.4. Ober die Lehre und Liturgie der Armenier 127
1 2 • 3 • 4 • 1 • Reichskirche und Armenier um 1020 127
12.3.4.2. Vergleich mit dem apologetischen Lehrbief
des Katholikos Ter-Hatchik (972-992) 128
12.3.5. Das Nachwort des Gutachtens 130
12.3.6. Zusammenfasung 131
12.3.7. Obersetzung 132
Der Waffenstillstand von Aleppo und seine Auswirkungen
4. für die christliche Bevölkerung des Emirats ( 969/70)

Die Entwicklung des jakobitisch-byzantinischen


5. 58
Verhältnisses in Antiocheia nach 969
Die Neuordnung des melkitischen Patriarchats von
5. 1. 58
Antiocheia nach dem 28, Oktober 969
5.2. Die konfessionelle Struktur des Patriarchats
im 10, und lt.Jahrhundert 60
5.3. Patriarch Agapios und die Jakobiten
62
Antiocheias (978-986)
5. 4. Byzantinisch-jakobitische Beziehungen 66
in Antiocheia im 11,Jahrhundert 65
5.4. 1. Innerjakobitische Querelen und Bedrückungen 1036
67
5.4.2. Bedrückungen 1053/54

6. Die Entwicklung des jakobitiscb-byzantinischen 69


Verhältnisses in Ostkappadokien nach 976 70
6.1. Jakobitische Einwanderer aus Tagrit 72
6.2. Kultureller Aufschwung 74
6. 3. Erste Rückschläge in Melitene

7. Der Höhepunkt der Entwicklung der jakobitischen 75


Kirche nach 1004 75
7. 1. Michael von Tinnis über Melitene unter Johannes VIII. 77
7.2. Kloster Barid als Zufluchtsort verfolgter Kopten 7 'i
7.3. Neu eingerichtete Bistümer unter Johannes VIII.
8. Die Auswirkungen des Wechsels der kaiserlichen 80
Religionspolitik
8. 1. Der Prozeß Patriarch Johannes' VIII. 1029 80
in Konstantinopel
81
8.1.1. Anklageerhebun~ durch Johannes von Melitene
Der Verhaftung Patriarch Johannes' VIII. 82 1

8. 1.2.
8. 1.3. Der Prozeß vor dem Synodikon Dikasterion 84
8.1.3.1. Erste Sitzung des Synodikon Dikasterion
Ende Juni 1029 85
8.J.3.2, Zweite Sitzung des Synodikon Dikaaterion 86
8.l.3.3. Weiterer Fortgang des Prozesses 87
8. 1. 3. 4. Das Urteil des Synodikon Dikasterion 88
8.2. Antimonastische Maßnahmen Romanos' III. gegen Klöster
und Anachoreten des A.manosgebirges 1030 90
8.3. Bedrückungen während des Patriarchats
Dionysios' IV. (1031-42) 92
8. 3. 1. Die Flucht Dionysios' IV. nach ABid 1034 92
8.3.2. Die Lage der Bistümer nach 1031 94

9. Die Förderung der Jakobiten in Edessa nach 1034/36 96


J O. Die LaP:e der _jakobitischen Kirche in der Mitte des 11.
Jahrhunderts bis zum Ende der byzantinischen Periode 97
10 • 1 • Die Wahl Johannes' IX. 97
10, 2 • Das inner.iakobi tische Schisma 1057 /58 98
10. 3 • Der Zusammenbruch der byzantinischen Grenzverteidigung
im Gebiet von Melitene 1057/58 99
10. 4 • Verhaftung von Patriarch Athanasios VI. und I~natios 99
von Melitene 1062/63
10. 5, Das Ende der byzantinischen Periode 100
10.5.1 Melitene 100
10.5.2. Antiocheia und Nordsyrien 102
10.6. Die Lage des syrisch-jakobitischen Patriarchats
am Ende der byzantinischen Periode 103
10. 7. Die Schließung der jakobitischen Kirche des syrischen
Mitatons in Konstantinopel um 1090 104

11. Zusammenfassung 107

Anhang:

12. Exkurse zum byzantinisch-jakobitischen


Verhältnis im 10. und 11. Jahrhundert 110
12 • l • Rekonziliationsverfahren und Häresie in
der Mitte des 10.Jahrhundert 110
12.1.1. Der Briefwechsel zwischen Philotheos von Euchaita
und Theodoros von Nikaia 110
12.1.2. Rekonziliationsverfahren der jakobitischen Kirche 115
12 • 2 • Die antijakobitischen Synodaltomoi
des Alexios Studites 117
12.2.1. Der Tomos von 1030 117
12.2.2. Der Tomos von 1032 119
12.2.3. Der Tomos von 1039 120
12. 3. Das Gutachten des Demetrios von Kyzikos über die
jakobitische und armenische Glaubenslehre 123
12.3.l. Die Einleitung des Gutachtens 123
12.3.2. Ober die Lehre der Jakobiten 124
12.3.3. Ober die Liturgie der Jakobiten 125
12.3.4. Ober die Lehre und Liturgie der Armenier 127
12.3.4.1. Reichskirche und Armenier um 1020 127
12.3.4.2. Vergleich mit dem apologetischen Lehrbief
des Katholikos Ter-Hatchik (972-992) 128
12,3.5. Das Nachwort des Gutachtens 130
12.3.6. Zusammenfasung 131
12 • 3 • 7 • Obersetzung 132
P atriarch Johannes' VII, 137
13. Epistola synod1ca
145
14. Listen

Hierarchenlisten
145
1 4. 1.
Jakobitische Patriarchen von Antiocheia 145
14.1.1.
Melkitische Patriarchen von Antioche1a 145
14.1.2.
Patriarchen von Konstantinopel 146
14.1.3.
14.1.4. Koptische Patriarchen von Alexandreia_ 146
14.1.5. Melkitische Patriarchen von Alexandre1a 147

14.2. Herrscherlisten 147

14.2. 1. Byzantinische Kaiser 147


14.2.2. Byzantinische Gouverneure von Antiocheia 148
14.2.3. Byzantinische Würdenträger in Melitene (10. u. 11.Jh.) 149
14.2.4. Abbasidische Kalifen 150
14.2.5. Fatimidische Kalifen 150
14.2.6. Hamdanidische Emire von Aleppo 150
l 4. 3. Liste syrisch-jakobitischer Bistümer unter
byzantinischer Herrschaft im 10. und 11.Jh. 151
14.4. Synopse der Bistümer der Bistümer
180
15. Karten der Bistümer
181
16. Abkürzungsverzeichnis
184
17. Literaturverzeichnis
185
Vita
O. Einführung
o.1. Forschungslage 7

Obwohl die syrisch-jakobitieche Kirche bereite zu Beginn des 18.Jh.


Gegenstand historisch-theologischer Untersuchungen geworden istl
blieb sie doch lange im Randbereich des Interesses kirchengeechicht-
licher Forschung. Erst durch die Wiederentdeckung der Chronik des
Michael Syrus 2 und ihre Edition durch J.-B. Chabot zwischen 1899 und
1910 wurde die Quellenlage entscheidend erweitert. Die Ausgabe des
Chronicon anonymum ad A.C. 1234 3 durch Chabot wurde zwar durch
den Ersten Weltkrieg lange verzögert, doch stehen uns heute die
wichtigsten jakobitischen Chroniken zur Verfügung.
Einzeluntersuchungen vor allem von A. Baumstark•, B. Spulers, W. de
Vries 6 , A. Vööbus 7 und A. Palmer 8 haben anhand weiterer Quellen viele
Fragen der inneren Verfassung der jakobitiechen Kirche geklärt, ihre
dogmatische Position und ihr liturgisches Leben beleuchtet.
Den Mangel an umfassenden Darstellungen zur Geschichte der jakobi-
tischen Kirche vom 7. bis zum 13. Jh. haben P. Kawerau9, W. Hage10
und J. Nabe von Schönberg 11 gedeckt. Der Aspekt des jakobitiech-byzan-
tinischen Verhältnisses spielt aber in diesen Arbeiten nur eine Neben-
rolle12.
Doch namentlich vom 10. bis 11.Jh. waren die Beziehungen zwischen Ja-
kobiten und Byzantinern auf unterschiedlichen Ebenen von ausschlagge-
bender Bedeutung für diese monophyeitische Kirche. Mindestens zwei Drit-
tel der Bistümer, die der Jurisdiktion des jakobitischen Patriarchen von
Antiocheia unterstanden, lagen zwischen 970 und 1071 auf byzantinischem
Boden. Ein weiterer Teil lag im Machtbereich des bie zum ersten Drittel
des 11.Jh. von Byzanz abhängigen Emirats Aleppo. So stellt eich die Frage
nach dem Leben einer monophysitischen Kirche auf dem Boden des by-
zantinischen Reiches, das sich als Vorkämpfer der chalkedonensischen 13

Rechtgläubigkeit erwiesen hatte. Wie entwickelte sich diese spannungsrei-


che Konstellation? Welche Auswirkungen hatten die Beziehungen zu Byzanz
für Patriarchen, Bischöfe, Priester und Kirchenvolk.? Welche Ansätze zur
Schaffung eines modus vivendi zwischen beiden Konfessionen wurden ge-
funden? Wie wurden die entstehenden kirchenpolitischen Probleme gelöst?
Die Arbeiten E. Honigmanns über den byzantinisch-orientalischen

1 Joseph Simon Aseemani (as-Sam'ani) veröffentlichte seine 'Disser-


tatio de monophysitie' 1721, s. Lit.-Verz. Nr. 5. Hauptquellen bilden
das Geschichtswerk des Gregorius Bar-Hebräus und eine kopti-
sche Florilegiensammlung mit den Epistolae synodicae vieler kop-
tischer und syrischer Patriarchen, s. Graf, Bekenntnis, S. 345-363.
2 Zu diesem Werk e.u. S. 9.
3 s. Lit.-Verz. Nr. 44 u. 45.
• S. Lit.-Verz. Nr. 14 u. 16.
11 S, Lit.-Verz. Nr. 190 u. 191.
11 S. Lit.-Verz. Nr. 211 u. 212 •
., S, Lit.-Verz. Nr. 206-210.
8 S. Lit.-Verz. Nr. 170.
a S. Lit.-Verz. Nr. 119.
10 s. Lit.-Verz. Nr. 95 u. 96.
11 S. Lit,-Verz. Nr. 161.
u S. Kawerau, S. 82; Hage, S. 64-65 u. 84-85; Nabe, S. 147-152.
13 Die Termini 'chalkedoneneiech', 'melkitiech' und 'reichekirchlich'
werden im folgenden synonym verwendet, e. Hage, S. 3, Anm. 23.
EIDFabrunf

Ra h b n zur Organisation der jakobitiechen Kirche in dieser Periode


8
. u~·g :rkennlnisse beigesteuert14, doch bleibt die Literatur zum byzan-
~~isc1h~jakobitischen Verhältnis äußeret schmal1 5 • Diese Lücke versuche
ich zu schließen.
An eine Darstellung der Geschichte der jakobitischen Kirche unter by-
6
zantinischer Herrschaft von der Mitte des 10.Jh. bis gegen Ende des 11.Jh.1
schließen sich Exkurse zu Einzelfragen der Themenstellung an 17 , deren wich-
tigste Ergebnisse im ersten Teil berücksichtigt werden; ein Katalog aller
betroffenen Bistümer und Hierarchen ergänzt den Text1 8 • Wichtige Manii'esta-
tionen byzantinischer Präsenz - wie reichskirchliche Hierarchensitze und
politische Verwaltungszentren in Gebieten mit starker jakobitischer Präsenz
finden hier Erwähnung 19 •
Der chronologische% 0 und geographischell Rahmen der Hauptfragestellung
der Arbeit ist klar gegeben. Mit dem Beginn des 10.Jh. expandierte das
byzantinische Reich in Kappadokien und griff in der Mitte des 10.Jh. auf
Nordsyrien und Kilikien über. Damit lag der Großteil der jakobitischen
Bistümer nicht mehr im muslimischen Bereich. Mit der Schlacht von Mantzi-
kert 1071 fand jedoch die byzantinische Machtstellung innerhalb weniger
Jahre ein abruptes Ende. Die Beziehungen zu Byzanz verloren dadurch für
die jakobitische Kirche erheblich a.n Bedeutung. Neue Probleme entstanden
durch Seldschuken, Armenier und KreurlRhrer, die aber in dieser Arbeit
nicht mehr behandelt werden22.

1, S. vor allem Honigmann, Bar-Sauma (Lit.-Verz. Nr. 103) •


.J. Hussey (Lit.-Verz. Nr. 109) gibt einen Abriß der Beziehungen von Reichs-
kirche und nichtchalkedonensiscben Kirchen im 10./11. Jh., s. S. 114-116.
Zu: syrischen Einwanderung im 10. Jb. ist bisher nur G. Dagrons Arbeit
~Lit..-Verz,: Nr. 49) heranzuziehen, der wichtige Aspekte herausarbeitet,
.)edoch stärker den byzantinischen Rahmen im Blick hat; A. Palmers Unter-
suchung uber das Bistum Hesn-Patriq und das Aufblühen des literarischen
Lebens der Jakobiten gegen Ende des 10.Jh. beleuchtet einige kulture11e
Aspekte, geht jedoch nicht intensiv auf die byzantinische Frage ein (Lit.
-Verz. Nr. 170). F. Tinnefeld dagegen schildert zwar wichtige Ereignisse
der Geschichte Melitenes in der byzantinischen Ära, doch die Darstel-
lung der jakobitischen Geschichte ist nicht nur lückenhaft sondern
-weist eine Reihe von Fehlern auf (LiL-Verz. Nr. 199); eo b~hauptet er
(S. 437), daß der jakobitische Patriarch Johannes VII. wegen der Ero-
berung Antiochei.a.B 969 die syrische Metropole hätte verlassen müssen
da nun ein orthodoxer Patriarch eingezogen wäre. Dies ist von der Sa~he
her falsch (vgL MS 130-131/556), da die jakobitischen Patriarchen seit
dem 6. Jh. nicht in Antiocheia residieren konnten. Tinnefeldt verlegt
den Beginn des jakobitiech-byzantiniechen Aufbauwerke auf des Jahr 969
(op.cit., S. 437), was aus chronologischen Gründen unmöglich ist
(s.u. s. 25-36).
16 S.u. S. 17-106.
17 S.u. S. 110-136.
16 S.u. Anhang, S. 151-179.
HI S.u. S. 12 die chalkedoneneischen Notitiae episcopatuum.
20 s. dazu die Synopse jakobitiecher Bistümer unter b;yzantjnfecher
Herrschaft (Anhang, S. 180). . .
S. dazu · -v- t d er ;a· k o b 1·t 1·achen Bistümer unter byzantinischer
21 d 1.e .n.,:,Lren
Herrschaft (Anhang, S. 181-183). 137 2
22
s. dazu Ka-werau, S. 77-80, 82-85 u. Nabe, S. 13l-l 33120 • -tj ,
152-157, Ter-Minaseiantz, S. 93-136, Vr;yonis, s. B0- •
Elafübrunl!
9
0,2. übersieht über die Quellen
0,2.1. Syrische Quellen

Zweüellos stellt das Geschichtswerk des jakobitischen Patriarchen Michael


(1166-1199) die zentrale Quelle für alle Untersuchungen zur Geschichte der
monophysitischen westsyrischen Kirche dar 1 • Michael entstammte der Fami.lie
Qindasi aus Melitene, sein Vater Elias war Priester. Zunächst Abt (Archiman-
drit) des Koinobions Mar Bar-9auma 2 , verfaßte er als Patriarch eine bis 1195
reichende Chronik in 21 Büchern. Michael gliedert seinen Stoff in drei paral-
lel geordnete Kolumnen. Der kirchliche, politische und allgemeine Themenbe-
reich werden so voneinander geschieden. Wegen des unterschiedlichen Material-
umfangs der Einzelgebiete kann die parallele Anordnung nicht immer eingehal-
ten werden 3 • Der Zeitabschnitt des 10. und 11,Jh. wird in Buch XIII, Kap. II
bis Buch XV, Kap. VIII. behandelt. Wichtigste Quelle Michaels für diesen
Zeitraum stellt die Chronik des meliteniatischen Metropoliten Ignatios (1061-
0kt, 1095'1) dar, der von der Mitte des 11.Jh. an Augenzeuge der Ereignisse
war 5 • Ignatios benutzte syrische und griechische Quellen 6 •
Eine anonyme Vita Patriarch Johannes' VIII., die bald nach dem Tod Kaiser
Romanos' III. 1034 verfaßt wurde, wird von Michael ebenfalls zitiert,. Sie
gibt die Ereignisse um den Prozeß der Jakobiten vor dem Gericht der Synodos
Endemousa in Konstantinopel 1029-1030 sehr genau wieder. Autor ist wohl ein
jakobitischer Teilnehmer des Prozessess.
Für die Rekonstruktion des Bestandes an jakobitischen Bistümern unter by-
zantinischer Herrschaft im 10. und 11. Jh. sind die von Michael beigefügten
Ordinationslisten der verschiedenen Patriarchen von ausschlaggebender Bedeu-
tung9.
Die Sammlung von Einzelberichten und Verwendung verschiedener Quellen,
die literarisch nicht durchdrungen werden, führt dazu, daß Michaels Chro-
nik einen geschlossenen Charakter vermissen läßt. Andererseits blieben da-
rum wertvolle Quellen besser erhalten. Trotz des Versuches chronologischer
Genauigkeit sind Fehler evident 10 • Für die Geschichte der syrischen Jakobi-
ten des Ostens, also besonders des Maphrianats 11 in Mesopotamien, ist Michaels
Chronik wenig ergiebig, da der Schwerpunkt seiner Darstellung im westli-
chen Bereich des Patriarchats liegt. Michael schreibt seine Chronik, um
den Leser zum Glauben an den in der Geschichte

1 Textedition und französische Übersetzung von J. Chabot, s. MS {Lit.


-Verz. Nr. 174). Lit.: Baumstark, S. 298-300; Wright, S. 250-253; Hage,
S. 4-5; Nabe, S. 1-IV; Kawerau, S. 4-6; Karayannopulos II, S. 441.
2 S. Honigmann, Bar-Saume, S. 63.
3 S. Kawerau, S. 4.
4 S. MS 164/575, Anm. 8 und MS 185/585. Die Zahl vor dem Schrägstrich
bezeichnet Band 3 der Übersetzung Chabots, die Zahl nach dem Schräg-
strich Band 4, die syrische Textausgabe.
5 Zu dieser Chronik s. Baumstark, S. 291 (Datierung der Amtszeit des
Ignatios jedoch falsch, s. vorige Anm.).
t1 So die von Michael zitierte Einleitung zur Chronik des lgnatios,
MS 114-116/546-547: Euseb von Cäsarea, Sokrates, Zosimoe, Zacharias,
Johannes von Asien (seil. von Epheeos), Jakob von Edeesa, Dionysios
von Tell-Mahre u.a.
7 MS 137-145/560-565.
8 S.u. ausführlich s. 80-89, bes. Anm.1.
11 MS Appendix III, 448-482/762-768.
10 S. Nabe, S. II. Zur Chronologie der syrischen Quellen s. Bernhard
(Lit.-Verz. Nr. 23).
11
S. Hage, S. 5, Anm. 39. Zum Maphrianat, e.u. S. 10, Anm. 17.
EIBfi'-niail

mächtig wirkenden Gott zu führen. So sieht Michael plötzliche To-


desfälle oder Katastrophen als Ausdruck des göttlichen Strafgerichts anu.
Eine Generation später wurde in Edessa eine anonyme Chronik (Chronicon
anonym.um ad. A.C. 1234 pertinens)U verfaßt, die den Zeitraum von Konstantin
dem Großen bis zum Jahre 1234 umfaßt. Profan- und Kirchengeschichte werden
gesondert in zwei Teilen behandelt. Zwar wird Michaels Chronik herangezogenu,
doch verfügt der edessenische Autor über weitere Quellen aue seiner Heimat.
Wichtige Detalls zur Einnahme Edessas durch die Byzantiner 1031 und zum
Wirken des jakobitenfreundlichen Gouverneurs Abu Ka'b in der Mitte dee 11. Jh.
werden gegebenll. Der anonyme Edessener zeigt sich gut über die Beziehungen
zwischen den jakobitischen Patriarchen im Westen und dem Maphrianat infor-
mierl1'.
Der Maphrian 1, Gregorius Bar-Bebräus (1226-1286), ein umfassender Gelehrter
jüdischer Abstammung aus Melitene, beschließt die Reihe der großen jakobiti-
schen Chronisten mit mehreren G~schichtswerken, unter denen sein Chronicon
ecclesiasticum in unserem Zusammenhang im Zentrum steht 18• Bar-Hebräus be-
nutzt neben älteren Historikern111 auch Michaels Chronik. Doch übernimmt er
keines-wegs kritiklos die Angaben des älteren Werkes, sondern überprüft mit
""i.ssenschaftlicher Akribie Daten und Schilderungen. So korrigiert er mehr-
fach Angaben Michaels, da er unterschiedliche Quellen zum gleichen Ereignis
20
heranzieht • Das Chronicon ecclesiasticum ist in zwei Teile gegliedert. Der
erste behandelt die Geschichte der jakobitiscben Patriarchen von Antiocheia,
der z-weite die Geschichte der Maphriane der östlichen Jakobiten. In diesem
Zusammenhang werden auch Ereignisse aus der Geschichte des nestorianischen
Katholikats erwähnt 21 • Bar-Hebräus gibt eine straffe und in sich geschlos-
sene Darstellung, die in stilistischer Reife weit über Michael hinausgeht 22 ,

Wundergeschichten und Legenden werden in erheblich reduziertem Maße in das


23
W~rk einbez:ogen • ~a d~r Maphrian beaonders an der Stellung der östlichen
Hierarchen 1nteresa1ert 1et 24 , darf nicht verwundern, daß er für das 10.
und 11.Jh. zur Geschichte der von den Byzantinern besetzten jakobiti-

ll
Zur theologischen Ausrichtung der Chronik s. Kaw~r 8 , 11 s. 5-6,
Nabe, S. _ II-III, ~ge, S. ~- Apostasie wird als Wirkung des
Teufels J.nterpretiert, eo im Fall des Maphrians Ignatios, der
Moslem wurde (MS 134-135/55&-559).
L3 S. die Einführung zu CSCO 354 von J.-M. Fiey, s. V-XII. Literatur:
Nabe, S. III-IV; Hage, S. 5-6; Karayannopulos II, s. 471.
14 Zu den Quellen s. CSCO 354, S. IX-XII.
15 S. CSCO 354, S. 30-33/42-45 und S. 217/289.
16 s. csco 354, s. 215-221/286-294.
n Titel des Oberhaupte der östlichen jakobitiachen Bietümer, e. Nabe,
S. 21-38; Hage, S. 22-31; Kawerau, S. 23-34.
1.8 Textausgabe a. Chron.eccL. 1-3. Zu Bar-Hebräue und seinen Werken
e. Baumstark, S. 312-320; Kawerau, S. 7-12; Nabe, S. IV-VI; Hage, s. 5;
Karayannopuloe II, S. 4 70.
HI Dionysios von Tell-Mahre, Jakob von Edeesa, s. Hage, S. 5.
20 S. Nabe, S. V.
21 Das Verhältnis zwischen nestorianiechem Kathollkat und Maphrian
zu Beginn des 11.Jh. ist für uns von beso_nderem lnte~eese, da die
Stellung der byzantinisch-besetzten Jakob1ten zum Kalifat von den
Neetorianern thematisiert wird, s. Chron.eccl.3, 271-278.
22 So Kawerau, S. 7.
23 S. Nabe, S. VI.
24 S. Hage, S. 5.

.......
El11(äbran!C

-echen Bistümer kaum Material beisteuert, das über Michael hinausgeht.


Für das innere Leben der jakobitischen Kirche sind die Kanonessamm-
lungen, die von Arthur Vööbus aus Originalurkunden vor allem des jakobi-
tiechen Patriarchatsarchivs in Damaskus zusammengestellt worden sind,
25
Quellen hohen Ranges • Zwar sind aus dem 10. Jh. keine neuen Kanones bekanntu,
doch geben die Kanones von 897 ein gutes Bild von den Problemen des kirch-
lichen Lebens zu Beginn der Periode byzantinischer Ausdehnung,

0.2.2. Griechische Quellen

Die byzantinischen Historiker, die über den Zeitraum des 10. und 11. Jh.
berichten, schweigen über die orientalischen Kirchen fast völlig. Während
die Armenier wegen ihres großen politischen Gewichte wenigstens gelegent-
lich erwähnt werden, liegt die jakobitische Kirche ganz außerhalb des Blick-
feldes der Chronisten 27 , die meist aus dem hauptstädtischen Bereich stammten.
Dagegen ist die Kriegführung im kilikisch-kappadokiech-nordsyriechen Grenz-
gebiet Thema der anonymen Abhandlung 'De velitatione bellica (peri paradro-
m@s polemou)' aus der Mitte des 10. Jh.28
über das Leben in den Ostprovinzen im 11.Jh. berichtet anschaulich der
ehemalige General Katakalon Kekaumenos, der unter anderem in Antiocheia
und den Themata Iberis und Meeopotamia gedient hatte. Sein 'Strategikon'
berichtet zwar nicht über die Jakobiten, illustriert jedoch das Leben und
die Auf gaben der byzantinischen Beamten, Militärs und Grundbesitzer in der
Provinz29. Die administrativen Werke Kaiser Konstantins VII. Porphyrogennetos
aus der 1.Hälfte des 10.Jh. geben wichtige Angaben zum Fortschreiten des
Aufbaus der byzantinischen Verwaltung im Oeten , ebenso das Taktiken Esco-
30

rialense, ein Ranglistenkatalog der hohen zivilen und militärischen Würdenträ-


ger, der unter Johannes Tzimiekes zwischen 971 und 975 verfaßt wurde 31 • Kai-
serliche Erlasse und Gesetze zum Schutz des Kleinbauerntums und der Stra-
tioten vertiefen den Einblick in die ländliche byzantinische Gesellschaft, zu
der die Jakobiten in den annektierten Gebieten von der Mitte des 10.Jh,

25 S, Vööbus, Lit.-Verz. Nr. 206-210.


26 Zwischen 897 und 1064 sind keine neuen Kanones bekannt, s. Vööbus,
csco 307, s. 64-74.
27 Zu Leon Diakonoe s. Krumbacher, Band 1, S. 266-269 ; die Einleitung
zu Leon Diakonoe, ad.Loretto, S. 5-10; Karayannopulos II, S. 368-
369. Zu Johannes Skylitzes s. Krumbacher, Band 1, S. 365-368; die Ein-
leitung zu Johannes Skylitzes ad.Thurn, S. 9-19; Karayannopulos II,
S. 406-407. Zu Georgios Kedrenoe s. Krumbacher, Band 1, S. 368-369;
Karayannopulos II, S. 434. Zu Johannes Zonaras s. Krumbacher; Band 1,
S. 370-376, Karayannopulos II, S. 430-432. Zu den griechischen Quel-
len vgl. Felix, S, 21-22.
20 Text: De velitatione bellica (peri paradomee polemou), im Anhang
zu Leon Diakones CSHB, Literatur: Karayannopulos II, S. 396.
2e s. vor allem die Einleitung von H.-G. Beck, Kekaumenos, S. 5-19;
Karayannopulos, S. 424-425. Felix stellt die Identität des Generals
Katakalon Kekaumenos mit dem Verf. in Frage, s. Felix, S. 22, Anm. 8,
vgl. Karayannoppulos, S. 424.
ao Ober diese Werke Konstantins VII. (De thematibus, De administran-
do imperio) s. Krumbacher, Band 1, S. 252-257 und die Einleitung zu
De thematibue ed.Pertuei, S. 1-55. Vgl. Karayannopulos II, s. 392-393.
u s. Oikonomidee, Listes, S. 255-363; Textedition, Obersetzung und
Analyse des Taktikon; Literatur: Karayannopuloe II, S. 391.
[latii !Irani

. Zusammenbruch der östlichen Reichsverteidigung 1071 gehörten3a,


b 1s zum ·· tl'1ch ~n p a t r1arc h a t e Konstantino-
Die Notitiae episcopatuum der beiden oe
pel und Antiocheia geben wichtigen Auf~chluß_ über das. Net_z de~ Organisa-
tion der Reichskirche. Durch den Vergleich ~nt d~n O~dmati~mshaten Michaels
können wir gleichzeitige jakobitieche und re1chsk1rchhche Hierarchien in
eine Reihe von Städten Kappadokiens und Syriens nachweiaen 33, Während je-
doch die hauptstädtischen Notitiae in vielen Rezensionen überliefert sind,
ist die Quellenlage für den Sprengel Antiocheia im 10. und 11.Jh. erheblich
ungiinstiger 34 •
Immerhin besitzen wir auch einige byzantinische Quellentexte, die das
Verhältnis zwischen Reichskirche und jakobitischer Kirche eingehend be-
leuchten. Ein Brief des Metropoliten Theodoros von Nikaia an Philotheos
von Euchaita aus den 950er Jahren beschäftigt sich mit dem Problem der
Rekonziliation von Häretikern, ein Passus ist den Jakobiten gewidmet 35
und zeigt, daß ein Teil des Episkopats der Reichskirche gegenüber den
Jakobiten eine gemäßigte Haltung vertrat, um ihnen eine Konversion so
leicht 'Wie möglich zu machen. Wichtiger sind: das um 1027 verfaßte Gutach-
ten des Metropoliten und Synkellos Demetrios von Kyzikos 36 für Kaiser Kon-
stantin Vill. und die drei Synodaltomoi des ökumenischen Patriarchen Ale-
rios Studites (1025-1042) von 1030, 1032 und 103931,
Als zeitgenössische Dokumente, die wegen der Auseinandersetzungen zwi-
schen beiden Kirchen verfaßt wurden, geben sie ein eindringliches Bild
sowohl vom Kenntnisstand der Chalkedonenser über ihre Gegner als auch
übe~ die reale religions- und bevölkerungspolitieche Situation in Ostkappa-
dokien und Nordwestsyrien. Trotz gewisser SpR.nmrngl:'n zu den syrischen
Quellen 38 zeigen die byzantirüschen Texte, daß die Schilderungen der jako-
bitisch~n _Histo:iker durchaus zutreffen. Die Wirkungsgeschichte der Syno-
d~tomo1 läßt sich. aus den ja.kobitiBcben Darstellungen erschließen, sodaß
beide Quellenbereiche einander glücklich ergänzen,

0.2.3. Arabische Quellen

Das einzige autobiographische Zeugnis eines jakobitischen Patriarchen


des 10.Jh. stellt die Synodica 39 Johannes' VII. dar, die er am 24,August

32 S. Döl_ger, Kaiserreges~n, Nr. 585 - 982 (von Romanos I. Lakape-


nos bIS Romanos IV. Diogenes: 919-1071). Literatur: Lemerle Agra-
rian history, S. 115-156. '
33 S. dazu die Bistumslisten im Anhang (S. 151-179).
34 Textausgaben der Notitiae const.: Darrouzee, Notitiae (Lit.-Verz.
Nr. 62) und Gelzer, Notitiae (Lit.-Verz. Nr. 88). Zu einer Rezension
der antioch. Notitia im 10.Jh s. Vailhe, Notitia (Lit.-Verz. Nr, 235),
35 Ausführlich analysiert und übersetzt S. 110-115. Dort Texteditionen
und weitere Literatur.
36 Ausführlich S. 123-136 analysiert und übersetzt. Dort Angabe der
Texteditionen und weiterer Literatur,
37 Ausführlich S. 80-88 und S. 117-122 untersucht. Dort Angabe der Text-
editionen und weiterer Literatur,
38 Vgl. die Darstellung der Behandlung konvertierter jakobitiecher
Bischöfe in Konstantinopel 1029-1030 in MS 141-145 mit dem ersten
Tomos von 1030, G. Ficker, Erlasse, S. 13, Z,13-17; S. 14, Z,l-17.
39 Kurzform von Epistola synodica (risala sinudiqa, vgl, Aeeemani,
BO II, S. 132 und 133). Auch gebräuchlich: S_ynodikon, B,:~d~~on-
brief, Synodikonschreiben, e. Graf, Bekenntms, S. 393, 3 .
-
Elnführun!I 13

969 aus der Haft in Konstantinopel an seinen koptischen Amtsbruder Me-


nas II. sand te 40• Obwohl der Text bereits 1721 von Aasemani nach einem
dogmatischen Florileg 41 der koptischen Kirche veröffentlicht wurde, ist er
bisher noch nicht zur Analyse der jakobitisch-byzantinischen Beziehungen
im 10. Jh. von der Forschung herangezogen worden 42, Johannes schildert die
gescheiterten Verhandlungen mit Kaiser Nikephoroa II. Phokas (963-969)
und dem ökumenischen Patriarchen Polyeuktos (956-970) um eine Union zwi-
schen chalkedonensischer Reichskirche und jakobitiecher Kirche. Argumen-
tation und Verhandlungstaktik beider Parteien bei der Disputation vor der
Synodos Endemousa werden beleuchtet. Keine andere Quelle geht eo de-
tailliert auf die Rolle des Nikephoros Phokas ein, dessen Religionspolitik
zur Diskussion stand43,
Für die politische und kirchliche Geschichte des byzantinischen Reiches,
des abbasidischen und des fatimidischen Kalifats von der Mitte des 10.Jh. bis
zum ersten Drittel des 11. Jh. stellt die Chronik des ägyptischen Melki-
ten Ya};lya Ibn Sa'td, genannt 'al-Antäki' eine äußerst wichtige Quelle dar4-t.
Ya~yä dürfte um 980 geboren worden sein. Er war Arzt und ein Verwandter
des Eutychios, des melkitischen Patriarchen von Ale:xandreia 45 , der ein histo-
risches Werk verfaßt hatte, als dessen Nachfolger sich Yal;lyA sieht 46 , Im Jahre
1014/15 verließ Yahya wegen der christenfeindlichen Maßnahmen des Fatimiden
al-Hakim Ägypten {ind siedelte sich in Antiocheia an.
Yat_iyas Darstellung ist von vergleichsweise großer Präzision. Daten, Orte,
Personen und Titel werden mit großer Genauigkeit festgehalten. Keine andere
Quelle schildert das Zeitalter der byzantinischen Annexionen in Kilikien,

40 Text: Assemani, BO II, S. 133-140. Übersetzung im Anhang dieser


Arbeit, S. 137-144. Literatur: Graf, Arabische Literatur I, S. 443
-444 und ders., Bekenntnis, S. 396. Die Synodica ist nur in
Arabisch überliefert: " ... so waren gewiß die von den alexandrini-
schen Patriarchen abgeschickten Briefe im Original koptisch abge-
faßt, ... die Briefe der antiochenischen Patriarchen dagegen grie-
chisch oder syrisch." (Graf, Bekentnis, S. 352)
u S. die Einleitung und Untersuchung des sogenannten 'Bekenntnisses
der Väter', Graf, Bekenntnis, S. 345-363. "Die Entstehungszeit des
B.V. darf also mit Grund ungefähr auf das Jahr 1078 festgesetzt wer-
den." (Graf, op.cit, S. 354)
42 Honigmann, Bar-Sauma, S. 55 erwähnt den Text kurz in Zusammenhang
des Kapitels über Residenz und Begräbnisstätte der jak. Patriarchen.
Dagron, S. 198, Anm. 96 erwähnt zwar den Text, folgt jedoch der er-
heblich ungenaueren Darstellung von MS 131/556-557, der von 21 Sitzun-
gen der Disputation spricht, während Johannes selbst nur 12 erwähnt,
s. BO II, S. 136. Übersetzung: s.u. Anhang, S. 141, Z.143.
u Ausführlich analysiert S, 26-53 dieser Arbeit.
44 YaQyft setzt 939/940 ein. Die Darstellung reicht bis zum Tode Roma-
nos' IV. 1034 und bricht dann ab, dürfte sich aber bis zur Mitte des
11. Jh. erstreckt haben, s. Felix, S. 28.
Textausgaben: S. Ya9ya A1 Yaqy& B, Ya~ya C (Lit,-Verz, Nr. 218-220).
Lit,: Graf, Arabische Literatur II, S. 49-51; Einleitung von Kratch-
kovsky/Vasiliev zu Ya~ytt A, S. 3-5; Felix, S. 28-29. Zum Autor und zur
Frage der Quellen Yal)yas s. Forsyth, S. 1-32; Canard, Sources, S. 300-
303; Karayannopulos II, S. 412.
t5 Arabischer Name: Sa 1td ihn Bi~riq. Gestorben 939.
te S. Yat.,.yft A, S. 7.
El11führu111

Nordwestsyrien und dem westlichen Mesopotamien so eindringlich. Auch wenn


Ya}.lyä in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich die jakobitische Kirche er-
wähnt, so werden doch die Lebensbedingungen aller Bewohner dieser Gebiete,
die unter den Kriegszügen zu leiden hatten, vor Augen gestellt. Weitere
wichtige kirchengeschichtliche Informationen über die Reorganisation und
Lage des melkitischen Patriarchats von Antiocheia besondere unter Patriarch
Agapios sind zu findenn.
Nach seiner Ubersiedelung nach Antiocheia 1014/15 konnte Ya~y§ als Augen-
zeuge die Entwicklung des christlich-muslimischen Verhältnisses beobachten.
Wichtig in unserem Zusammenhang ist sein Bericht vom Prozeß gegen den ja-
kobitischen Patriarchen Johannes VIII. 1029. Obwohl Melkit, verzichtet Yahy§
völlig auf antimonophysitische Polemik, sodaß seine Darstellung von beson-
derem Gewicht ist•s.
Auf koptisch-monophysitischer Seite liegt die Chronik des Severos ibn
al-Muqaffa' vor 49 , die nach dessen Tod Anfang des 11. Jh. von verschiedenen
Chronisten weitergeführt wurde 50 • Vor allem die Geschichte des Patriarchen
der syrisch-jakobitischen Schwesterkirche, Johannes' VIII., wird von Bischof
Michael von Tinnis Mitte des 11.Jh. in ausgedehnter Form erzählt 51 • Er ver-
gleicht das Martyrium des jakobitischen Patriarchen unter dem Byzantiner Ro-
manos III. mit den Leiden des koptischen Patriarchen Zacharias unter al-~akimsa,
Als Augenzeuge hat Michael von Tinnis das blühende Leben der jakobitischen
Kirche in und um Melitene zur Zeit Johannes' VIII. nach einem Besuch in Kap-
padokien eingehend beschrieben. Doch beginnt nach dem Tode Johannes' VIII.
schon rasch die Legendenbildung, die die historische Zuverlässigkeit der kop-
tischen Quelle beeinträchtigt53. Weitere Bedrückungen der Jakobiten durch
die Byzantiner werden in einigen Fällen von den Kopten erwähnt 54 , die aus
anderen Quellen nicht bekannt sind.

47 S. Yal,lya B, S. 166-220. Die politischen Verknüpfungen des Patriar-


chen zu den byzantinischen Großwürdenträgern des Ostens, Bardas
Skleros und Bardaa Phokas, werden detailliert beschrieben.
48 Der Prozeß wird in Yahya C, S. 252 geschildert.
49 S. Severos ibn al-Muqaffa' (Lit.-Verz. Nr. 186). Dae 10. und 11. Jh.
wird in Band II, II und Band II, III behandelt. Vgl. Graf, Arabische
Literatur, Band II, S. 300-301.
so S, Graf, Arabische Literatur, Band II, S. 301-306.
51 S. Severoe ihn al-Muqaffa', II, II, S. 211-224/139-148.
52 S. Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 223/147: "Diese beiden Patri-
archen erfuhren große Last und Mühe und erhielten eine ruhmrei-
che Krone wegen ihrer Standhaftigkeit und des Bekenntnisses
des orthodoxen Glaubens vor den Abtrünnigen: Anba Johannes (seil.
Joh. VIII.) vor dem König der Romäer und ihrem Patriarchen und
seiner Gemeinschaft; und An ba Zacharias vor al-ljlakim, dem König
der Moslems und den Einwohnern des Königreiches."
53 Heilungswunder, Erweckungen etc. werden erzählt. Das Martyrium
des syrischen Patriarchen wird auf die Prinzeninseln bei Konstan-
tinopel verlegt, obwohl Johannes nach den griechischen und syri-
schen Quellen auf den Klosterberg Ganos verbannt wurde, s.u. S. 88.
54 Die letzte Verfolgung 1076/77 in Antiocheia, Severos ihn al-Muqaffa',
II, III, S. 304/198.
Elnfiihruall
15

Der muslimische Historiker Kamal ad-din aue Aleppo (13.Jh.) gibt in genauer
Form den Waffenstilletandsvertrag vom Dezember 969/Januar 970 zwischen
Byzanz und Aleppo wieder 55 , der für Melkiten und Jakobiten des Emirats
wichtig werden sollte, da weitgehende rechtliche Erleichterungen für Christen
gewährt wurden.

0.2.4. Armenische Quellen

Stephanos von Taron (Stephanos Asolik) verfaßte eine bis 1004 reichende
Chronik 56 , welche aus perönlicher Anschauung des Verfassers in unserem
Zeitabschnitt die Politik Kaiser Basileios' II. gegenüber den Ostprovinzen
illustriert. Wesentliche Dokumente der theologischen Auseinandersetzung
zwischen Reichskirche und armenisch-monophysitischer Kirche überliefert
die Schrift des S tephanoss7.
Gegen Ende des 11.Jh. schrieb Aristakes von tastivert seine armenische
Geschichte 58 , die mit der Schlacht von Mantzikert 1071 endet. Mit genauen Kennt-
nissen vieler byzantischer Interna59 ist sein Werk von großer Zuverlässigkeit.
Aristakes gibt einen Bericht über antimonastische Maßnahmen des Kaisers
Romanos III. im Jahr 1030 gegen monophysitische - vor allem jakobitische -
Klöster im Amanos-Gebirge 60 - eine der wenigen Quellen, die aus der jakobiti-
schen Provinz berichten, also den außerhalb der beiden Brennpunkte Melitene
und Antiocheia gelegenen Gebieten.
Wichtige Hinweise auf Verfolgungen der Jakobiten in der syrischen Metro-
pole gibt die nach 1136 abgeschlossene Chronik des Matthäus von Edessa61•
Doch muß die byzantinerfeindliche Darstellung des Armeniers immer wieder
auf diese Tendenz hin überprüft werden 112.

55 Übersetzung von G.W. Freytag, Kamal ad-din (Lit,-Verz. Nr. 71)1


S. 232-234; Analyse von Canard, Hamdanides (Lit.-Verz. Nr. 36),
S. 833-836. Weitere Literatur: Karayannopulos II, S. 474.
56 Text in deutscher Übersetzung von H. Gelzer und A. Burckhardt,
s. Stephanos von Taron (Lit.-Verz. Nr. 73). Literatur: Krumbacher,
Band 1, S. 407 und Felix, S. 25, Anm, 17,
57 So die Apologie des Katholikos Ter-Hatchik gegenüber Vorwürfen
des chalkedoneneiachen Metropoliten von Sebasteia (um 986), Ste-
phanos von Taron, S. 149-185. S.u. in vorliegender Arbeit S. 127-130.
Literatur: Karayannopulos II, S. 410-411.
s Französische
11 Übersetzung von M. Canard und H. Berberian, s. Arista-
kes (Lit.-Verz. Nr. 4). Literatur: Felix, S. 25, Anm, 18 und Karayan-
nopuloa II, S. 410.
1111 Genaue Angaben über Titel und Funktion byzantinischer Würdenträger,
exakte Schilderungen der byzantinisch-armenischen Beziehungen im 11.Jh.,
s. zum Beispiel Ariatakee, s. 15-16, über Basileios II. und seine Kon-
takte zur armenischen Kirche und dem Hochadel.
oo S. Aristakes, S. 28-29.
u Text in französischer Übersetzung von Dulaurier, s. dessen Vorwort
zur Chronik: Matthäus von Edessa (Lit.-Verz. Nr. 154), S. I-XXVII. Li-
teratur! Felix, S. 26, Anm. 19 und Karayannopulos II, S. 439-440.
oz Vgl, Nabe, S. VII,
1. Die byzantinische Expansion im Osten im 10. Jahrhundert

1.1. Die innere La.lle der syrisch-jakobitischen Kirche zu Beginn


der byzantinischen Expansion Cl.Hälfte des 10.Jh.)

Zu Beginn des Zeitraums fanden kaum Kontakte zwischen Vertretern der jako-
bitischen Kirche und des byzantinischen Reiches statt, es sei denn militäri-
sche Konfrontationen, da seit der Zeit des Kaisers Theophilos (829-842)
immer wieder kurzfristige Invasionen byzantinischer Truppen Südostkappado-
kien und Syrien heimsuchten 1 • Byzanz repräsentierte für die Jakobiten we-
niger das christliche Kaiserreich, als den konfessionsverschiedenen gefähr-
lichen Feind jenseits des Taurus.
Der Schwerpunkt der jakobitischen Kirche lag im nordwestlichen Syrien.
Die Patriarchen von Dionysios II. (897-909) bis Abraham (962-963) residier-
ten nicht dauernd an den gleichen Orten 2 , weil sie darauf Wert legten, In-
spektionsreisen durch ihren Sprengel durchzuführen 3 • Ober die Beziehungen
zur melkitischen Kirche, die an einigen Orten mit den Jakobiten gleichzeitig
präsent war - etwa in Edessa - läßt sich wenig sagen. Größere Spannungen
scheinen nicht vorgelegen zu haben. Die rechtliche Situation beider Kirchen
vor der Staatsmacht war gleich, sie vertraten die jeweilige christliche
Minderheit seit der Mitte des 7.Jh. gegenüber dem Kalifat 4 •
Vor den Eroberungen des Melias und Johannes Kurkuaa in den 930er Jah-
ren befanden sich die monophysitischen Bistümer fast ausschließlich unter
muslimischer Herrschaft - wenn man von den wenigen Sitzen in armenischen
Gebieten absieht 5 , deren Besitz politisch umstritten war.
Innere Spannungen führten jedoch zu Konflikten zwischen Patriarch und
Maphrian 6 , da Okkzidentalen und Orientalen durch die große Distanz zwischen
Nordwestsyrien und Mesopotamien kaum Kontakte pflegen konnten. Die begin-
nende Entfremdung beider Teile der jakobitischen Kirche schlägt sich in
der Praxis nieder, die Ordinationen von Patriarch und Maphrian nicht mehr
in Gegenwart des jeweils anderen durchzuführen. Als die Orientalen nicht
von der Weihe Patriarch Basileios' I. informiert wurden (15.8.923), weigerten
sie sich neun Jahre lang, den Hierarchen anzuerkennen 7•

Diese Problematik sollte sieb in dem Moment ausweiten, da zur räum-


lichen Distanz die Scheidung in zwei politische Machtblöcke hinzutreten
sollte • 8

1 837 überfall auf Samosata und Sozopetra, das völlig zerstört wurde,
s. Maier, Byzanz, S. 130 und Skylitzes, ad.Thurn, S. 106.
2 S. Nabe, S. 216, wo Ordinationsorte, Herkunft, Sterbe- und Bestat-
tungsorte der Patriarchen aufgeführt werden. Die Daten ergeben, daß
hauptsächlich Orte zwischen Antiocheia (Tell 'Aga Qastra), Aleppo
(Kloster Tar'el) im Westen, Res 'Aina im Süden und Kloster Qartamin
im Osten belegt sind. Als Quellen über diesen Zeitabschnitt s. bes. MS
120-21/550; CSCO 354, 208-211/276-280; Bar-Hebräua, Chron.Eccl. 1, 391/
392-409/410. Auffällig ist, daß die Quellen wenig informativ berichten.
Selbst Michael Syrus beschränkt sich auf wenig mehr als die Aneinander-
reihung der Amtszeiten der Patriarchen bis zu Johannes VII. (965).
3 Dem Chronisten fällt bereits auf, daß Patriarch Abraham (962-963)
nur eine einzige Reise unternahm, s. CSCO 354, 211/280.
4
Über die rechtlichen Aspekte s.u. S. 22-24 u. S. 54-57.
5
S. MS 122-123/551-553. Vgl. Anhang, S. 153: Bistum Armenia.
6
Zum Verhältnis beider jakobitischer Hierarchen s. Nabe, S. 1-38.
7
s. csco 354, 209-210/278-279.
8
S.u. ausführlich die Entwicklung in der Mitte des 11.Jh.,
s. 97-98 u. 10~.
E1panal0n
17

Weder in theologischer noch in handwerklicher 9 Hinsicht lassen eich Spuren


größerer Aktivität innerhalb der jakobitischen Kirche der ersten Hälfte dee
1O.Jh. erkennen. Es fehlen die Patriarchatskonzile der vorangehenden Zeit,
die doch zumindest die kanonistische Literatur bereicherten10, Für die Zeit
um 900 zeigen die Kanones Dionysios' II., daß die innere Stabilität der Bi-
stümer zu wünschen übrig ließ. Übertretungen der Kanones durch Bischofe,
"Laxheit in der Disziplin in den Reihen des Klerus" 11, bedenklicher Umgllll~
mit Kirchengut und finanzielle Bereicherung scheinbn an der Tagesordnung
gewesen zu eeint 2 • Kirchenpolitische Parteiungen und Intrigen werden erwähnt,
leider ohne daß wir erfahren, welche konkreten Probleme verhandelt wurden 13;
doch &cheinen sowohl Kleriker als auch jakobitische Laien sich gegen Bischö-
fe verschworen zu haben, um ihre Ziele zu erreichen. So ist es vorgekommen,
daß Gegner der Patriarchen und Bischöfe verhinderten, daß die Rundbriefe
der Hierarchen verlesen werden konnten. Zweifellos wollten sie verhindern,
daß gesetzliche Maßnahmen gegen Amtsmißbrauch veröffentlicht wurden 14 •
Die kurzen Amtszeiten einer Reihe von Patriarchen mußten zu unstabilen
Verhältnissen führten, die unglücklicherweise mit den byzantinischen
Einfällen seit den 93Oer Jahren zusammenfielen 15 •

9 Es sind keine Baumaßnahmen an Kirchen und Klöstern bekannt. Zwar


schränkte der islamische Staat kirchliche Bauten erheblich ein (s.
Nabe, S. 107), doch scheinen eher Gründe der inneren Verfassung der
jakobitischen Kirche verantwortlich zu sein (Mangel an Stiftungen).
Die Pflege des Handschriftenwesens lag völlig danieder und wurde erst
im letzten Viertel des 10.Jh. wieder mit höherem Niveau auf genommen.
Pergament-Kodizes scheinen nicht hergestellt worden zu sein, wie auch
die Estrangela-Schrift zugunsten einer von ihr abgeleiteten Kursiv-
Schrift vernachlässigt wurde (s. Palmer, S. 53-56). Bar-Hebräus no-
tiert ausdrücklich, daß diese dürre Phase schriftstellerischer und
kunsthandwerklicher Fruchtbarkeit 100 Jahre gewährt hatte (etwa 890
bis 990), s. Chron.eccl. 1, 417 /418-419/420. Erst als das kostbare
Vellum-Pergament wieder verfügbar wurde, begann eine neue Blüte des
Bandschriftenwesens, s.u. S. 72-73.
1o Die letzte belegte allgemeine Synode dieser Epoche scheint 897 un-
ter Dionysios II. stattgefunden zu haben. S. Vööbus, CSCO 307, S. 64-71.
11 Vööbus, CSCO 307, S. 65. Dazu gehörte das ausdrückliche Verbot für
Mönche in Nonnenklöstern zu übernachten, s. op.cit., S. 66, Anm. 16.
Ebenso wurde Nonnen verboten, daß sie Männer in die Klöster einließen,
um dort zu essen, s. op.cit., S. 66, Anm. 17.
12 S. Vööbus, CSCO 307, S. 67, Anm. 23, 24, 26: Presbyter und Diakone
verliehen Geld - selbst zu Wucherzinsen. Kirchliche Liegenschaften
und Pfründe wurden von Personen verwaltet, die nicht vom zuständigen
Bischof zugelassenen worden waren. Mit der Ausstellung von Reliquien
wurde schwunghafter Handel getrieben, s. op.cit., S. 68, Anm. 28.
13 S. Vööbus, CSCO 307, S. 67, Anm. 22.
14 S. Vööbus, CSCO 307, S. 66-67, Anm. 20. Andererseits wurden vertrau-
liche Schreiben der Patriarchen und Bischöfe Personen zugänglich ge-
macht, die dazu nicht ermächtigt waren, s. op.cit, S. 68, Anm. 27.
111 Johannes VI. amtierte vom 16.7.954 bis Dezember 956/Januar 957;
Dionysios III. vom 28, November 968 bis zum 2. Juni 961; Abraham vom
25. Mai 962 bie zum 4. März 963. Ee folgte eine zweijährige Vakanz.
S. Nabe, S. 216.
F'l:P91lSion

1.2. Ursachen für die Expansion

Drei Hauptgründe lassen eich für die Ausdehnung des Reiches in Keppado-
kien, Armenien und Nordwestsyrien anführen, die zum engen Kontakt von
Jakobiten und Trägern byzantinischer Macht führen sollten.
Eine entscheidende Rolle spielte zweifellos die Schwäche des ebbaei-
dischen Kalifats und seine Auflösung in fast selbständige Kleinstaaten 1 ,
Die Zentralgewalt in Bagdad verlor immer mehr an Einfluß zugunsten re-
gionaler Mittelmächte in Kilikien und Nordsyrien.
Unmittelbar hängt hiermit die Konsolidierung des Reiches unter der
makedonischen Dynastie seit Basileios I. zusammen 2 • Nach dem Ende der
ikonoklastischen Wirren erlebte Byzanz zum ersten Mal wieder ein höheres
Maß an wirtschaftlicher und politischer Stabilität. Zeugnis dafür gibt
etwa die neue Rechtskodifikation Leons VI. um 900. 3
Die aggressive Außenpolitik der großen kappadokischen und armenischen
Magnatengeschlechter• war zwar weniger am Wohlergehen des Reichsganzen
orientiert, tendierte im Laufe des 10.Jh. jedoch immer mehr zur Infiltration
und Annexion der Nachbarländer im Niemandsland zwischen Kappadokien
und Syrien,
Der äußeren Stabilisierung des Reiches seit dem Ende des 9.Jh. entsprach
nicht die Spannung zwischen kaiserlicher Zentralgewalt und den Partikular-
gewalten5, die eine prinzipiell antagonistische Innen- und Außenpolitik
betrieben, andererseits aber personell miteinander verbunden waren. Wäh-
rend sich die Zentralverwaltung auf die alten Themata und die Einrichtung
der Stratiotengüter als Quelle der Steuer- und Wehrsicherheit zu stützen

1 S. dazu: Canard, Hamdanides, S. 409-411.


2 S. Canard, Hamdanides, S. 715-731; Maier, Byzanz, S. 183-213;
Honigmann, Ostgrenze, S. 59-80.
3 S. Maier, Byzanz, S. 193-194.
• Haussig, S. 125-26 über die Magnatenfamilien Ostkleinasiens: "Seit dem
10.Jahrhundert konnten sie auch als Steuerpächter auftreten, das
heißt, sie ließen sich gegen Zahlung der festgesetzten Summe die Steu-
erverwaltung in ihrem Kommandobezirk übertragen. Das ermöglichte ihnen,
die Inhaber von Bauerngütern und landwirtschaftlichen Grundstücken,
die sie zur Erweiterung ihres Grund beeitzes erwerben wollten, durch ei-
ne ungünstige Steuereintreibung zum Verkauf zu zwingen. Die Offiziere
gebärdeten sich in ihren Kommandobezirken schon ein Jahrhundert nach
der Einführung der Themenorganisation wie Territorialherren .••Die Offi-
ziersstellen wurden allmählich erblich. Das Ende der Entwicklung war,
daß bestimmte Familien, wie die Dukas, Phokas, Maleinoi, Skleroi und
Rhangabe große Landgebiete in den kleinasiatiechen Reicheteilen an sich
gebracht hatten und damit über die Besetzung des Kaieerthrone entschei-
den konnten." Ebd. über deren eigene Außenpolitik, S. 393: "Diese groe-
sen Grundherren trieben ihre eigene Politik, die mit der der Raichefüh-
rung oft genug im Widerspruch stand. Sie waren Träger einer Außenpoli-
tik, die eine Ausdehnung der byzantinischen Herrschaft nach Osten wünech-
te ... In der Zeit, als ihre Exponenten als Reichsregenten für den le-
gitimen Kaiser die Regierung führten, griff dae byzantinische Reich nach
Kilikien, Syrien und Armenien." Vgl. die Liste kleinasiatischer Großgrund-
besitzer bei Vryonis, S. 25, Anm. 132,
5 S. Dölger, Kaiserregesten, Nr. 582-584.
EJPIIUIOD
19

suchte, bildeten die östlichen Magnatenfamilien ausgedehnte Latifundien


auf Kosten der Stratioten und führten ihre privaten Grenzkriege in den
neu errichteten Grenzthemen mit angeworbenen Söldnern•.
In einer Reihe von Sozialgesetzen der Kaiser der makedonischen Dyna-
stie zum Schutz der Stratiotengüter wird deutlich, wie sehr sich die Inter-
essen der Zentralgewalt und der Träger eines byzantinischen Feudalismus
widersprachen 7.

1.3. Die kaiserliche Haltung gegenüber den islamischen Staaten


in der Mitte des 10.Jahrhunderts

Das Verhältnis der beiden aufeinander folgenden Kaiser Nikephoros II. Phokas
und Johannes Tzimiakes zum Islam und zur islamischen Staatenwelt war äus-
serst spannungsreich, Schriften, die im direkten Auftrag der Baeileie verfaßt
wurden und an ausländische Herrscher gerichtet sind, legen ein beredtes
Zeugnis ab, so der polemische Schriftwechsel zwischen Nikephoros und dem ab-
basidischen Kalifen al-Mut1', bzw. ihren Kanzlisten, einem anonymen Renegaten
in byzantinischen Diensten und dem Saib al-Qaffal as-~Asi'S. Einige Jahre spä-
ter belegt der Brief des Johannes Tzimiskes an König Aschot III. Bagratuni
von Armenien 9 die imperialen Kriegsziele des Kaisers.
Während der großen Eroberungszüge in Kilikien und Nordsyrien läßt Nikepho-
ros Phokas dem Kalifen eine arabische Schmähschrift in poetischer Form zukom-
men, Der Basileus skizziert seine Haltung zu den muslimischen Nachbarn in dra-
stischer Form:

"43. Und von dort eile ich nach Mekka, indem ich mem Heer mit mir
führe gleich regenströmenden Nächten.
44. Und ich werde es (Mekka oder 'das ganze Land') für eine heile
und befriedete Epoche regieren und einen Thron errichten dem Treff-
Jichsten der Welt (d.h. wohl 'Christus') •.•
47. Und ich werde nach Jerusalem marschieren , das bei uns in hohem
Ansehen steht •..

6 S. Hauesig, S. 407.
7 S. Dölger, Kaieerregesten, Nr. 595 (zur Sicherung des Bauern-
standes und der Stratiotengüter vor den Dynatoi), April 922.;
Nr. 628, September 934; Nr. 656, März 947; Nr. 673 (undatiert);
Nr. 690, März 962. - Dagegen Nikephoros II. Phokas als Vertre-
ter der Feudalgewalten, Nr. 712 (Aufhebung des Vorkaufsrechts
von Bauerngütern durch Dorfgemeinden), Sept. 967, s. aber auch
Nr. 720-21 (undatiert). Basileios II. als Vertreter der Zentralge-
walt versucht wiederum, die Armen vor den Dynatoi zu schützen:
Nr. 783, l.Januar 996.
8 Text, tJbersetzung und Kommentar: Grünebaum, S. 41-64. Grünebaum
datiert den byz. Brief Ende 966, die musl. Antwort Anfang 967 (S. 46).
D Im Werk des armenischen Historikers Matthäus von Edessa, S. 16-
24; s.a. Dölger, Kaiserregeeten, Nr. 750, ca. September 975.
Expansion

20

"51. Ich werde das Land des Ostens zur Gänze erobern und den Westen
und die Religion des Kreuzes verbreiten mit der Entfaltung der Feld-
zeichen •••
53. Und euer Gefährte (d.i. Mul;lammad), ihn hat in der Erde die Feuch-
tigkeit (des Grabes) vernichtet, und er wurde zu Knochenstückchen un-
ter jenen vermorschten Gebeinen."10

Einige Jahre später schreibt Johannes Tzirniskes (um 975) über seine ge-
glückten Feldzüge in Syrien und Palästina: "Es war unser Wunsch, das hei-
lige Grab Christi von den Schändungen durch die Muslime zu befreien,"u

Die Texte nennen verschiedene Motive des Kampfes der Byzantiner gegen
das abbasidische Kalifat und seine Teilstaaten:

- Zurückeroberung ehemaligen Reichsterritoriums bzw. der Oikumenel2


- Zerstörung der Zentren islamischer Macht:
Bagdadu, Persienl4 und Jemen 15
- Eroberung und Besetzung des geistlichen Zentrums Mekka und
Einsetzung einer christlicher Herrschaft1 6
- Gewinnung des heiligen Grabes und Jerusalemst7
- Weltmission durch Welteroberungts

Die Besonderheit des Briefes Nikephoros' II. liegt gerade in dem überaus
scharfen und aggressiven Ton des Dokuments, dem jederlei diplomatische
Geschliffenheit abgeht. Es gibt kein weiteres Beispiel eines Schriftstücke
der kaiserlichen Kanzlei, das mit derart krasser Polemik die muslimischen
Gegner herausfordert und ihren Glauben der Lächerlichkeit preiszugeben
versucht. Daß es sich hier nicht, wie Dölger meint, um eine "Spielerei" 19
handelt, zeigt, daß die geschilderten Kriegsgreuel und die Aufzählung der
bisherigen Erfolge durch die zeitgenössischen Quellen gesichert sind 20.
Dem gegenüber verfaßte Johannes Tzimiskes an seinen armenischen Bundes-
genossen nur einen Siegesbericht, der jedoch keine Herabsetzung des Geg-
ners kennt.
Trotz a11f~r Erfolge des Nikephoros und Johannes Tzimiskes in den Kriegen
des 1O.Jh. blieben die genannten Fernziele ganz unerreichbar. Doch stellten
sie das Programm dar, die ideologische Grundlage all der Anstrengungen,
die Byzanz in den Besitz lange verlorener Territorien brachte. Die Basileis
waren keineswegs dem Größenwahn verfallen. Dies zeigt ihre militärische

10 Grünebaum, S. 58-59.
11 Matthäus von Edessa, S. 20.
12 Grünebaum, S. 57-58, Verse 29, 30, 32, 36, 39, 51.
13 Grünebaum, ebd., Verse 37, 40 ,41, 42.
14 Grünebaum, ebd., Vers 42.
15 Grünebaum, ebd., Vers 45.
16 Grünebaum, ebd., Verse 43 u. 44.
17
Matthäus von Edessa , S. 20 u. Grünebaum, ebd., Vers 47.
18
Grünebaum, ebd., Vers 51.
19
So Dölger, Kaiserregesten, Nr. 701.
20
Vgl. Grünebaum, ebd., Verse 18, 20-28 und Yahyli A, S. 127-28.
Ausführlich zur byzantinischen Kriegsführung' der verbrannten
Erde e.u. S. 25-28,
IIJpanelon
21

Taktik. Sie vermieden allzu lange Nachschublinien und verzichteten auf mi-
litärische Eintagserfolge, die mit zu hohen Gefahren zu erkaufen waren:
Nikephoros stürmte nicht bereits 968 Antiocheia, und Johannes Tzimiskea
erlag keineswegs der Versuchung einer Eroberung Bagdada oder Jerusalemau.
Feldzüge in der Art der späteren westlichen Kreuzzüge fanden nicht statt.
Das Motiv der Eroberung des heiligen Grabes und der anderen heiligen Stät-
ten Palästinas spielte im Vergleich zu den Annexions- und Rache-wünschen
nur eine untergeordnete Rolle. Doch wird ganz klar, daß die annektierten
Gebiete als Feindesland angesehen und behandelt werden, daß keinerlei An-
zeichen für eine schonungsvolle Behandlung der christlichen Nachfahren
ehemaliger Reichsuntertanen sprechen 22•
Völlig jenseits des Horizonts der Schreiber liegt es, die doch nennens-
werte christliche Minderheit der betroffenen Gebiete zu erwähnen. Doch an-
gesichts des Aufeinanderprallens zweier Religionen und zweier großer Staa-
ten23 verschlossen sich die Kaiser jeder differenzierenden Sichtweise. Ihre
Schriften sind das Werk der oben genannten ostbyzantinischen Magnaten und
spiegeln einen religiös motivierten Militarismus, an dem keineswegs die ge-
samte byzantinische Gesellschaft des 10. Jh. teil hatte •24

21 S. Canard, Hamdanides, S. 840: Johannes Tzimiskee 974 vor Bagdad.


Bei den Bewohnern der abbasidiachen Hauptstadt lösten die Feldzüge
jedoch heftige Unruhen aus, a.u. S. 23.
22 Die Melkiten von Edessa, Hierapolis, Emesa und Gabaon verloren
ihre wichtigsten Reliquien an die Eroberer: Mandilion, Keramidion,
das Haupt Johannes des Täufers, die Sandalen Christi, s. Yahya A,
S. 32-34, 107, 117 und Matthäus von Edessa, S. 23. Die rechtgläu-
bigen Bistümer wurden schlicht und einfach ausgeraubt, um die Kir-
chenschätze der Reichshauptstadt zu vermehren. Welch hohen Stellen-
wert etwa das Mandilion selbst bei den Muslimen einnahm, zeigen die
langwierigen Verhandlungen über seine Auslieferung (s. Yahya, a.a.O.).
23 Das Kalifat stellte allerdings eher einen lockeren Staatenbund dar,
s.o. S. 18, Anm. 1.
24 Ein Versuch des Kaisers, "daß die in den Kriegen getöteten Solda-
ten gleich den Märtyrern geehrt und mit ähnlichen Hymnen und mit
Verehrung gefeiert würden" (Zonares III, S, 507 (CSHB) scheiterte
am Widerstand des Patriarchen Polyeuktos, der auf einen Kanon des
heiligen Basileios hinwieß (Verbot der Teilnahme an der Eucharistie
für Soldaten, die getötet haben, während eines Zeitraums von drei
Jahren, s. Grumel, Patriarchatsregesten, Nr. 790). "Wenn dagegen
ein Kanon des Kirchenvaters Basileios geltend gemacht wird, so ist
hier doch wohl nicht die Treue gegenüber der orthodoxen Tradition
der entscheidende Anstoß für die Ablehnung des Ansinnens, sondern
vielmehr die Reserve des Polyeuktos und seiner Umgebung gegenüber
der Kriegspolitik des Kaisers; der Verfasser der Quelle A (seil. im
Werk des Joh. Skylitzes), der ja offenbar ein Anhänger des Patri-
archen ist, hat ... zur Genüge diese Gesinnung gezeigt; er gibt ihr •..
mit der ... Bemerkung Ausdruck, der Kaiser habe das Heil der Seele ein-
zig und allein im Kriege gesucht." (Tinnefeld, Lit.-Verz. Nr. 198, S. 113)
Von hier aus wird auch deutlich, warum Patriarch Polyeuktos sich 969
gegenüber den von Nikephoros II. nach Konstantinopel geladenen ja-
kobitischen Bischöfen so schroff verhielt (s. u. S. 35-53). Das Jako-
bitenproblem stellte sich für die melkitische Kirche durch die Anne-
xionspolitik des Kaisers, der zur Sicherung seiner Eroberung der hä-
retischen Syrer (und Armenier) als Siedler bedurfte.
Expu1alo11

1.4. Reaktionen der muslimischen Bevölkerung auf die


byzantinische Expansion

Die jakobitische Bevölkerung hatte nicht nur unter den direkten


Kriegsfolgen zu leiden, die bei einem Durchzog der byzantinischen
oder muslimischen Armeen entstanden. Nachrichten über wichtige
Siege der kaiserlichen Truppen konnten spontane Äußerungen des
muslimischen Volkszorns nach eich ziehen, der eich gegen die der
Kollaboration verdächtigten Christen richtetet.
Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die über die ägyptischen Chri-
sten hereingebrochenen Verfolgungen im Frühjahr 961 ihre Entspre-
chungen in Syrien hatten.
Yabya berichtet über die Reaktionen auf den byzantinischen Sieg
über die Araber auf Kreta 2 • Die Festung Chandax 3 fiel am 6. März
nach achtmonatiger Belagerung 4 :
" Diese Neuigkeit war am Freitag, dem achten Tag des Safar des
gleichen Jahres bis nach Kairo welcher der Tag des Lazarus-
gelangt,
Festes war, zwei Tage vor Palmsonntag 5 , da sammelten sich plötzlich
Leute des niederen und gemeinen Volkes unter den Einwohnern Kairos
und wandten sich aufs Neue gegen die melkitische Kirche des heiligen
Michael in Qasr-ae-Sama', wo sie großen Schaden verursachten und
alles plünderten, was sich dort befand. Dann plünderten sie noch
zwei nestorianische Kirchen, die Krr-r.he des heiligen Theodor 6 und
die Kirche der gütigen Herrin' Maria, welche als Patriarchalkirche
bekannt ist, die sie gleichermaßen verwüsteten. Zur damaligen Zeit
gehörte sie den Jakobiten und jetzt den Griechen."
Eine Armeeabteilung machte dem antichristlichen Aufruhr ein Ende 8 •
Bereits im März des Vorjahres hatten sich Plünderungen und Verwüstungen
sowohl melkitischer als auch koptischer Kirchen in Kairo ereignet,
nachdem die Nachricht vom siegreichen Vorstoß des Domestikos
Leon Phokas in Syrien nach Ägypten durchgedrungen waren 9 • Die Unru-
hen begannen nach dem Mittagsgebet in der alten Moschee. Abgesehen
von der Tatsache, daß sich die verschiedenen christlichen Konfessio-
nen gegenseitig den Besitz der Kirchen streitig machten, wird jedoch
deutlich, daß zwischen ihnen zumindest von den niederen Schichten der
ägyptischen Stadtbevölkerung nicht unterschieden wurde. Erlangte der
christliche Basileus den Sieg, so wurden die Christen ungeachtet
ihrer unterschiedlichen Stellung zu Byzanz haftbar gemacht. Dae
Schicksal der Mißhandlung, der Plünderung und Entweihung ihrer

1 Leider schweigen die syrischen Quellen über Ereignisse dieser


Art. Die Zeit um 960 wird dargestellt in MS 127-130/555-556,
CSCO 354, 210-211/279-280, Bar-Hebräue, Chron.eccl. 1, 409/410.
2 Yahya A, S. 84-85. Der im Bericht Ya~yae verwendete Terminus
ya'qfibiya bezeichnet die koptischen Christen.
3 Vgl. Leon Diakonos, CSHB, S. 8/ ed.Loretto, S. 15, Anm. 1.
4 S. Yal,lya A, S. 84, Anm. 3. vgl. Leon Diakonoe, ed. Loretto,
S. 7ff ., zur Eroberung von Chandax, S. 25-28.
5 29. März 961.
6
Melkitieche Kirche, diente als Grablege Patriarch Hiobe,
s. Ya})ya A, S. 83.
T
So der arabische Text: as-sayyida al-ma'rufa. Kratchkovsky /
Vasiliev übersetzen: heilige Jungfrau.
8 Yahya
. ,,..A, S. 85.
9 Yahya A, S. 81-82.
lnta ■ slon
23

Gotteehäueer traf Melkiten, koptieche Jakobiten und Nestorianer,


Sicher iet, daß die Auflösung der öffentlichen Ordnung in den letz-
ten Jahren der Ichechididen in Ägypten solche Verfolgungen erleichter-
te. Doch blieben sie sowohl zeitlich als auch örtlich begrenzt.
Wenn die Reaktionen der muelimiechen Bevölkerung bereite im doch
weil vom Kriegsschauplatz entfernten Ägypten vehement ausfallen konn-
ten, eo ist die Vermutung naheliegend, daß eich in den schwer leiden-
den Städten Syriens im hamdanidischen Machtbereich ähnliche Szenen
ereigneten, zumal die Zentralgewalt Seif ad-daulae in Aleppo 962
durch die Verwüstung der Stadt geschwächt war und eich schließlich im
Kampf mit Usurpatoren erechöpftei 0 • Yahyae Bericht macht deutlich,
daß die Verfolgungen ihren Ausgang von den Moscheen nahmen. In den
Gebetsversammlungen konnten die Nachrichten vom Sieg der 'Ungläubigen'
publik werden. Hier waren sehr große Menschenmengen zu finden, die
leicht fanatisiert werden konnten. Der wirtschaftliche Druck, der
durch die Rüstungsanstrengungen gegen Byzanz bedingt war 11, lastete
auf der Bevölkerung, die sich an den angeblichen christlichen Verbün-
deten des Basileus schadlos halten wollte.
Doch auch die Staatsgewalt konnte eich gezwungen sehen, Sonder-
steuern von Christen - und Juden - zu erheben. Angesichte der Feld-
züge der Byzantiner unter Johannes Tzimiskes in Mesopotamien, deren
Fernziel Bagdad schien12, erschienen Rüstungen im abbasidischen Kalifat
unumgänglich, sodaß Mitte 973 eine Kontribution Christen und Juden,
aber auch wohlhabenden muslimischen Händlern und Bankiers auferlegt
wurdeu. Wieder mußten auch Jakobiten unter den Folgen der byzantini-
schen Expansion leiden, obwohl die Kampfhandlungen sie nicht direkt
betrafen. Zweifellos verschlechterten sich die Lebensbedingungen der
christlichen Minderheiten, wenn auf islamischer Seite der lleilige Krieg
ausgerufen wurde wie 967 14 und 974 15• Doch differierte die Einfluß-
nahme auf die Christen von Ort zu Ort in hohem Maße, So konnte 966
nach der Ermordung des der Konspiration verdächtigten melkitischen
Patriarchen von Jerusalem Johannes 11 ein hoher jakobitischer Würden-
träger namens 'Ali ibn Suwar 17 mit der Restaurierung der Auferstehungs-

10 S. dazu die hervorragende zeitgenössische Quelle der Vita


des melkitiechen Patriarchen von Antiocheia, Christophoros.
Der Verfasser der Vita beschreibt die dramatischen Umstände
der Ermordung des gegenüber Saif ad-daula loyalen Hierarchen:
Habib Zaiyat, Lit.-Verz. Nr. 222, S. 11-38, S. 333-366.
11 S. Ya):lya A, S. 82: Flottenbau in Ägypten,
12 S. Matthäus v. Edessa, Brief des Johannes Tzimiekes an den
armenischen König Aschot III., S. 16-23; vgl. Leon Diakonos,
ed. Loretto, S. 162 und Canard, Hamdanidee, S. 840. S.o. S. 21.
13 Ya}:lya B, S. 150. Betroffen waren die jakobitischen Christen
des Maphrianats, die Neetorianer des Katholikats und die Melki-
len des Katholikats von Irenupolis (madinat as-B.Blam = Bagdad,
seit 910, e. Vailhe, Notitia, S. 97). Vgl. Busse, Chalifat, S. 466.
14 S. Yahy~ A, S. 109, Ankunft muslimischer Freiwilliger aus
Chorasan im Bereich von Aleppo und Anüocheia,
15 S. Runciman, S. 33 u. Anm. 25, S. 358.
lll s. Ya})ya A, s. 104.
n Ya~y,i bezeichnet ihn als katib (Sekretär, Geheimschreiber)
von großem Einfluß und Reichtum. Er stammte aus dem Iraq,
.
Yahya A, S. 104•
F.Xpaoaioo

1.4. Reaktionen der muslimischen Bevölkerung auf die


byzantinische Expansion

Die jakobitische Bevölkerung hatte nicht nur unter den direkten


Kriegsfolgen zu leiden, die bei einem Durchzog der byzantinischen
oder muslimischen Armeen entstanden. Nachrichten über wichtige
Siege der kaiserlichen Truppen konnten spontane Äußerungen des
muslimischen Volkszorns nach sich ziehen, der sich gegen die der
Kollaboration verdächtigten Christen richtete 1 •
Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die über die ägyptischen Chri-
sten hereingebrochenen Verfolgungen im Frühjahr 961 ihre Entspre-
chungen in Syrien hatten.
Yabya berichtet über die Reaktionen auf den byzantinischen Sieg
über die Araber auf Kretaz. Die Festung Chandax3 fiel am 6, März
nach achtmonatiger Belagerung 4:

„ Diese Neuigkeit war am Freitag, dem achten Tag des Safar des
gleichen Jahres bis nach Kairo gelangt, welcher der Tag des Lazarus-
Festes war, zwe:i Tage vor Palmsonntag 5 , da sammelten sich plötzlich
Leute des niederen und gemeinen Volkes unter den Einwohnern Kairos
und wandten sich aufs Neue gegen die melkitische Kirche des heiligen
Michael in Qasr-wf-Sama', wo sie großen Schaden verursachten und
alles plünderten, was sich dort befand. Dann plünderten sie noch
zwei nestorianische Kirchen, die Kirche des heiligen Theodor 6 und
die Kirche der gütigen Herrin 7 Maria, welche als Patriarchalkirche
bekannt ist, die sie gleichermaßen verwüsteten. Zur damaligen Zeit
gehörte sie den Jakobiten und jetzt den Griechen."
Eine Armeeabteilung machte dem antichriatlichen Aufruhr ein Ende 8 •
Bereits im März des Vorjahres hatten sich Plünderungen und Verwüstungen
sowohl melkitischer als auch koptischer Kirchen in Kairo ereignet,
nachdem die Nachricht vom siegreichen Vorstoß des Domestikos
Leon Phokaa in Syrien nach Ägypten durchgedrungen waren 9 • Die Unru-
hen begannen nach dem Mittagsgebet in der alten Moschee. Abgesehen
von der Tatsache, daß sich die verschiedenen christlichen Konfessio-
nen gegenseitig den Besitz der Kirchen streitig machten, wird jedoch
deutlich, daß zwischen ihnen zumindest von den niederen Schichten der
ägyptischen Stadtbevölkerung nicht unterschieden wurde. Erlangte der
christliche Basileus den Sieg, so wurden die Christen ungeachtet
ihrer unterschiedlichen Stellung zu Byzanz haftbar gemacht. Das
Schicksal der Mißhandlung, der Plünderung und Entweihung ihrer

1 Leider schweigen die syrischen Quellen über Ereignisse dieser


Art. Die Zeit um 960 wird dargestellt in MS 127-130/555-556,
CSCO 354, 210-211/279-280, Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 409/410.
2 Yahya A, S. 84-85. Der im Bericht Yahyae verwendete Terminus
ya'qGbiya bezeichnet die koptischen Christen.
3 Vgl. Leon Diakonos, CSHB, S. 8/ ed.Loretto, S. 15, Anm. 1.
4 S. Yahya A, S. 84, Anm. 3. vgl. Leon Diakonoe, ed. Loretto,
S. 7ff., zur Eroberung von Chandax, S. 25-28.
5 29. März 961.
6 Melkitieche Kirche, diente ale Grablege Patriarch Hiobe,
a. Yabya A, S. 83.
7 So der arabische Text: ae-eayyida al-ma'rufa. Kratchkoveky /
Vasiliev übersetzen: heilige Jungfrau.
8 Yahya
. ,,.
A, S. 85.
9 Yahya A, S. 81-82.
t:~panalan
23

Gotteshäuser traf Melkiten, koptische Jakobiten und Neetorianer.


Sicher ist, daß die Auflösung der öffentlichen Ordnung in den letz-
ten Jahren der Ichschididen in Ägypten solche Verfolgungen erleichter-
te. Doch blieben sie sowohl zeitlich ale auch örtlich begrenzt.
Wenn die Reaktionen der muslimischen Bevölkerung bereite im doch
weit vom Kriegsschauplatz entfernten Ägypten vehement ausfallen konn-
ten, so ist die Vermutung naheliegend, daß eich in den schwer leiden-
den Städten Syriens im hamdanidiechen Machtbereich ähnliche Szenen
ereigneten, zumal die Zentralgewalt Saif ad-daulas in Aleppo 962
durch die Verwüstung der Stadt geschwächt war und eich schließlich im
Kampf mit Usurpatoren erechöpfteio. Yahyee Bericht macht deutlich,
daß die Verfolgungen ihren Ausgang von den Moscheen nahmen. In den
Gebetsversammlungen konnten die Nachrichten vom Sieg der 'Ungläubigen'
publik werden. Hier waren sehr große Menschenmengen zu finden, die
leicht fanatisiert werden konnten. Der wirtschaftliche Druckt der
durch die Rüstungsanstrengungen gegen Byzanz bedingt war 11 , lastete
auf der Bevölkerung, die sich an den angeblichen christlichen Verbün-
deten des Basileus schadlos hallen wollte.
Doch auch die Staatsgewalt konnte sich gezwungen eehent Sonder-
steuern von Christen - und Juden - zu erheben. Angesichts der Feld-
züge der Byzantiner unter Johannes Tzirniskee in Mesopotamien, deren
Fernziel Bagdad schien12, erschienen Rüstungen im abbaeidiechen Kalifat
unumgänglich, sodaß Mitte 973 eine Kontribution Christen und Juden,
aber auch wohlhabenden muslimischen Händlern und Bankiers auferlegt
wurdel3, Wieder mußten auch Jakobiten unter den Folgen der byzantini-
schen Expansion leiden, obwohl die Kampfhandlungen sie nicht direkt.
betrafen. Zweifellos verschlechterten sich die Lebensbedingungen der
christlichen Minderheiten, wenn auf islamischer Seite der Reilige Kri.eg
ausgerufen wurde wie 915714 und 974 15 • Doch differierte die Einfluß-
nahme auf die Christen von Ort zu Ort in hohem Maße. So konnte 966
nach der Ermordung des der Konspiration verdächtigten melkitischen
Patriarchen von Jerusalem Johannes 16 ein hoher jakobitischer Würden-
träger namens 'Ali ibn Suwar 17 mit der Restaurierung der Auferstehungs-

10 S. dazu die hervorragende zeitgenössische Quelle der Vita


des melkitiechen Patriarchen von Antiocheia, Christophoros.
Der Verfasser der Vita beschreibt die dramatischen Umstände
der Ermordung des gegenüber Saif ad-daula loyalen Hierarchen:
Habib Zaiyat, Lit.-Verz. Nr. 222, S. 11-38, S. 333-366.
11 S. Yaoya A, S. 82: Flottenbau in Ägypten.
12 S. Matthäus v. Edessa, Brief des Johannes Tzimiekes an den
armenischen König Aschot III., S. 16-23; vgl, Leon Diakonos,
ed. Loretto, S. 162 und Canard, Hamdanidee, S. 840. S.o. S. 21.
13 Yal)ya. B, S. 150. Betroffen waren die jakobitischen Christen
des Maphrianate, die Nestorianer des Katholikats und die Melki-
ten des Katholikats von Irenupolis (madinat as-salam = Bagdad,
seit 910, s. Vailhe, Notitia, S. 97). Vgl. Busse, Chalifat, S. 466.
l4 S, Yabya A, S. 109, Ankunft muslimischer 'Frei.williger aus
Choraean im Bereich von Aleppo und Antiocheia.
1s S. Runciman, S. 33 u. Anm. 25, S. 358.
111 R. Yat)ya A, s. 104,
17 Ya~ya bezeichnet ihn als kiltib (Sekretär, Geheimschreiber)
von großem Einfluß und Reichtum, Er stammte aus dem Iraq,
Ya~ya A, S, 104,
Expaneion

-kirche beginnen, die bei einem antimelkitiachen Aufruhr abgebrannt


war1s. - Einem Melkiten wäre dieses Privileg sicher nicht eingeräumt
geräumt worden. - Ob 'Ali beabsichtigte, die Kirche nach ihrer Fertig-
stellung dem jakobitischen Kult vorzubehalten, läßt sich nicht aus-
machen, da der Jakobit vor Vollendung der Arbeiten vermutlich 975 ume
Leben kam 1 i, sodaß die Restaurierungen wiederum unter rnelkitischer
Ägide erst 1009 beendet wurden 20 • Beide christlichen Konfessionen ver-
suchten, einander die Kirchen wegzunehmen wie die Chronisten belegen21,
Zusammenfassend läßt sich beobachten, daß sich die mittelbaren Folgen
der byzantinischen Expansion auf Kreta und Zypern, in Kilikien und Nord-
syrien negativ auf die Lebensbedingungen der unter islamischer Herrschaft
stehenden jakobitischen Kirche auswirkten. Sowohl die koptischen als
auch die westsyrischen Christen kamen in Bedrängnis, obwohl ihnen kei-
nerlei Aktionen zugunsten des Kaiserreichs nachzuweisen waren 22 • Doch
primär trafen Pogrome die mit Byzanz verbundene melkitische Kirche 23 ,

1a Yahya A, S. 103.
19 S. Yahya A, S. 104/105. Er kam bei der Flucht seines Herrn
Alf-Tekin um, Yahya B, S. 155. Die jakobitische Metropolie
Jerusalem war besetzt von Thomas - aus dem Kloster Tar•ru
bei Aleppo - , ordiniert nach 965 durch Johannes VII. Sein
Nachfolger war Johannes aus dem Kloster Sena von Antiocheia,
MS 466/761 und 469/762.
20 S. Yahya A, S. 105.
21 S. Yahya A, S. 85: Wegnahme einer koptischen Kirche durch
die Melkiten; MS 130/556: Wegnahme einer syrisch-jakobitischen
Kirche. Grundlage des Verfahrens ist die Ansicht, daß Häretiker
nicht im Besitz von Gotteshäusern sein dürfen und sie ihnen weg-
genommen werden müssen, vgl. Alivisatoe, S. 33-34.
22 Vgl. Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3, 271-276: Der Vorwurf des nesto-
rianischen Katholikos Johannes gegen den jakobitischen Maphrian
Ignatios (19.2.991 - um 1016, zur Person s. Nabe, S. 233, Anm. 87 -
93), er leiste Fürbitte für den Basileua, wird 1003/4 durch die
islamischen Rechtsgelehrten zurückgewiesen. Die Trennung der ja-
kobitischen Kirche in einen Teil auf byzantinischem und einen Teil
auf muslimischem Territorium währte bereits gut 30 Jahre. Der
Nestorianer bezeichnet den Maphrian als "Stellvertreter des Patri-
archen im byzantinischen Gebiet" (S. 273/74). Die von außen erzwun-
gene Spaltung des jakobitischen Patriarchate wird vom christli-
chen Konkurrenten dazu benutzt, um den Gegner zu diskreditieren.
Inzwischen war aber die Loyalität der Jakobiten anerkannt, sodaß
keine Sanktionen gegen den Maphrian erfolgten. Vgl. o. S. 16,
Anm. 6 und 8.
23 So das durch hauptsächlich melkitische Quellen hervorgerufene Bild.
Vg]. die grundlegenden Existenzprobleme der melkitiachen Kirche im
koptisch-islamischen Ägypten, Beck, HKG II/2, S. 52.
2. Patriarch Johannes VII, und ein Chrysobullos Losroe 25
für die Jakobiten im byzantinischen Reich

Am 9.Juli 965 ordinierte Sergioe, Bischof von Sarug, einen aus dem
Kloster Tar'el bei Aleppo stammenden Mönch zum jakobitiechen Patri-
archen von Antiocheia. Er führte den Namen Johannes!, Das neue Ober-
haupt der Jakobiten sollte schon bald in Kontakt mit den byzantini-
schen Eroberern kommen.

2.1. Folgen der byzantinisch-arabischen Kriegsführung

Kaiser Nikephoros II. befand sich noch keineswegs im sicheren Besitz


Nordsyriens. Noch bestand die byzantinische Macht - abgesehen von den
Festungen - in der Anwesenheit des Feldheeres. Der melkitische Historiker
Yahya gibt die genauen Annexionsdaten der kilikiechen und nordeyrischen
Städte an: Es zeigt sich, daß der Lebensraum der Jakobiten südlich ihres
ostkappadokischen Schwerpunkte planmäßig verwüstet wurde 2 •
Die Feldzüge der 'Domestikoi der Schalen des Oatens' 3 führten nicht nur
zu großen Zerstörungen, sondern auch zu Massenabwanderungen der Bewoh-
ner und zu Deportationen in das Reichsinnere. Es folgten Hungersnöte, da
die Felder nicht mehr bestellt werden konnten 4 • Von den katastrophalen
Folgen der alljährlichen Feldzüge war die gesamte Bevölkerung der durch-
zogenen Gebiete betroffen, Muslime wie Melkiten, Jakobiten und Juden.
Waren die byzantinischen Verheerungen auch gegen den muslimischen Feind
gerichtet, so litten die Christen nicht minder. Yahya faßt die Kriegsfüh-
rung des Nikephoros folgendermaßen zusammen:
" ... denn er hatte den Krieg geführt, indem er eich gegen die Umge-
bung der Städte und Dörfer richtete, welche sie ernährt hatte. Und er
griff sie an, zerstörte sie durch Feuer und führte ihre Einwohner und
Herden fort. Sobald die Zeit der Getreideernte gekommen war, ist er
ausgezogen, verbrannte die ganze Ernte und ließ die Einwohner der Städ-
te Hungers sterben. Und er hörte nicht aus Rücksicht auf sie auf, das
zu tun, Jahr für Jahr, bis die Bedürftigkeit sie gezwungen hatte, ihm

1 Beiname: Sarigta = der Zerlumpte, s. MS 130/555. Seine Kleider


waren wegen seiner asketischen Anspruchslosigkeit zerrissen.
2 Dauernde Einnahme der Bistümer Doli~, Kah~um, Mar'afi, Ra 1ban,
Haget_, Quroe April/Mai 962 (s. Ya~ya A, S. 86), der Metropolie
Anazarbä 964 (s. Canard, Hamdanides, S. 280, 806-807, 809), der
Metropolie Tareoe am 16.8.965 (s. Yat:iya A, S.98-99).
3 Oberkommandierende des Ostheeres. Nikephoroe Phokas bekleidete
das Amt bis er Juli/ August 963 den Thron gewann; danach Johannes
Tzimiskee (vgl. Leon Diakonoe, ad.Loretto, S. 51; CSHB, S. 49).
• Hungersnot und Seuchen in Mopsuestia und Tarsoe im Sommer 965
(Yaby& A, S. 98), dann Auswanderung in geordneten Verhältnissen
(Yahya A, S. 98-99), Fluchtbewegungen der Stadtbevölkerung von
Adana Januar 964 (Yal;iy~ A, S. 95). Deportation von 1200 Menschen
aus Ma'arreh-Ma111rfn Herbst 968 (Yal).yä A, S.117). Andere Histori-
ker geben ein ähnliches Bild (Leon Diakonos, ad.Loretto, S. 60;
CSHB, S. 60). Ya}:tyas realistische Zahlen und Daten vermitteln je-
doch den zuverlässigsten Eindruck der Geschehnisse.
Johann~• VII.

die Städte auszuliefern. Durch diese Handlungeweiee bemächtigte er eich


aller syrischen und mesopot.amischen Grenzstädte, tötete und machte eine
solche Zahl ihrer Einwohner zu Gefangenen, daß der höchste Gott allein
ihre ungeheure Menge kennt. "s
Doch richtete sich diese Strategie schließlich gegen die Byzantiner
selbst. Michael Syrus berichtet über den Grunde, die zum Kontakt zwiechen
Nikephoros und dem neuen jakobitischen Patriarchen Johannes VII. führten:
"Die Patriarchen, die einander in unserer orthodoxen Kirche folgten,
seitdem die Araber in Syrien herrschten, residierten in Antiocheia, in
l;larran, in Qfiliniqos, in Edessa. Seitdem die Griechen sich aber erneut
Syriens bemächtigt hatten, nahm sich Kaiser Nikephoroe vor, ale er Meli-
(5) tene zerstört und mit geschleiften Mauern sah, ebenso auch Hanfizit,
dort die Einwohner zu vereinigen. Doch die Romäer waren nicht geneigt,
dort zu wohnen, aus Furcht vor den Arabern'. Gewisse s~iner Ratgeber legten
ihm nahe, dorthin die Syrer zu rufen, welche in den Ländern der Araber wa-
ren und damit vertraut waren, inmitten zweier Völker und Reiche zu leben
( 10) und zu wohnen. Darum ließ der Kaiser den Patriarchen Mar Johannes,
mit dem Beinamen Sarigta suchen und versprach ihm, wenn er diese (Städte)
wiederbevölkern und die Einwohner in Melitene, Hanazit und Qlisilra ver-
einigen würde, und wenn der Patriarch selbst seine Residenz in diesen
Ländern einrichten und nicht mehr in das Reich der Araber gehen würde,
(15) daß er Frieden zwischen ihm und den Chalkedonensern schaffe und ein
Dekret (ausstelle), damit diese unser Volk nicht mehr schikanierten.
Nachdem der Patriarch das Siegel des Kaisers und die Bestätigung die-
ser Versprechungen erhalten hatte, stimmte er aus zwei Beweggründen zu
zu kommen, und in diesen Gebieten zu wohnen. Zum einen, um sich vom chal-
(20) kedonensischen Patriarchen von Antiocheia zu entfernen, der, seitdem
die Romäer in Syrien herrschten, die Kirchen und Kirchenführer unseres Vol-
kes mehr belästigte 7 ; zum Anderen, weil er glaubte, der Kaiser würde seine
Versprechungen halten.
So kam denn der Patriarch Mär Johannes in das Gebiet von Melitene.
(25) Die Orte wurden von Menschen erfüllt, die er selbst von allen Seiten
sammelte. Konvente und Klöster wurden gebaut. Der Patriarch fand einen
Ort namens Qarirä, und im Jahre 1280 schickte sich der Patriarch Mar Jo-
hannes Sarigta an, die Kirche und daa Kloster von Barig zu bauen. " 8

5 Yahya A, S. 127-28. Vgl. das polemische Gedicht aus der Kanzlei


Nikephoros II. an den Kalifen al-Muti' 966 (Grünebaum, S. 54-56):
"Wir haben die armenische Mark zur Gänze erobert •.. bis hin zu man-
cher volkreichen Grenzfeste von al-Gazira.. •.Malatia zusammen mit
Simaat nach Karkar ••• Und das weisse Hadat haben meine Soldaten
durchzogen und KaHium •••Und Mar'aa: die Edelsten seiner Bewohner
haben wir gedemütigt, und eie wurden für uns teile Sklaven, teils
Diener ..• eroberten wir von ihnen 'Ain Zarba mit Gewalt und ver-
nichteten jeden Rebellen und Frevler."
6 Syr. Tayaye.
7 Hier irrt Michael Syrus. Repressionen waren dem melkitiechen Patriar-
chat vor 970 überhaupt nicht möglich. Chrietophoroe, der letzte Patri-
arch vor der byzantinischen Annexion starb bereits 967. Michael ilber-
trägt die Verhältnisse seit dem Patriarchat dee Agapioe (ab 978) auf
frühere Zeiten. Diese Fehleinschätzung wird auch in der Literatur (mit
falschen Datierungen) übernommen, s. T.I.B., S. 92 und Tinnefeld, S. 4371
s.o. S. 8, Anm. 15.
8
MS 130/556. Hervorhebungen und Zeilenzählung vom Verf. Kureiv: Inhalts-
angabe des Chrysobulloe Logos des Nikephoroe Phokaa für Johannes VII,
Jalunn"~ Vll,
7.7

Das bereits unter dem aus der Umgebung Melitenee stammenden Kaieer Ro-
manos I. Lakapenos 9 durch Johannes Kurkuas und Meliee 934 eroberte Meli-
tene10 befand sich in der Mitte der 960er Jehre in völlig desolatem Zustand.
Die dauernden Grenzkriege scheinen die Stadt soweit ruiniert zu haben,
daß ein Großteil der arabischen, wohl auch der jakobitiechen Bevölke-
rung geflohen war 11. Andererseits ist zu konstatieren, deß die jakobiti-
sc he Metropolie durchgehend besetzt warn. Der um 945 geborene spätere
Patriarch Johannes VUI. wuchs als Sohn meHteniatischer Eltern auf 13 •
Die Stadt war zwar auch von einem Teil der Jakobiten ver\eeeen worden,
litt aber hauptsächlich am Verlust der angestammten muslimischen Bevöl-
kerung, die nicht durch byzantinische Siedler ersetzt werden konnte.
Die weiter im Osten gelegenen Städte Hanäzit und Qliet1ra (RomanupolieU)
waren ebenfalls fast verödet.
Damit stellte sich die Frage nach dem Sinn der Eroberungen. Siedler
für die Grenzlande zu finden war äußerst schwer. Aus dem kleinaeiatischen
Kernland konnten kaum genügend neue Bewohner herangeführt werden. Die
Bevölkerungsdichte und -zahllS ließ dies nicht zu, Ob nach einer Generation
nomineller Herrschaft der Byzantiner überhaupt von einer byumtiniech-chal-
kedonensischen Bevölkerungsgruppe im Gebiet von Melitene gesprochen -wer-
den kann, ist eher fraglich111.
Ein wichtiges Motiv für die kaiserliche Initiative zur Rückbeeiedlung
Melitenes lag in der fiskalischen Bedeutung der Stadt und ihres Umlandes
begründet: "Der Kaiser (seil. Romanos 1,) machte Melitene zusammen mit. dem
ganzen Hinterland zu einer Kuratoreia und konnte so dem Staatsschatz ein
hohes Aufkommen an Abgaben zuführen."1'1 MeUtene unterlag also nicht der
fiskalischen Verwaltung eines Themas, sondern der kaiserlichen Kuratorial-
verwaltung. Diese Kuratorien "waren Privateigentum. Jeder Kaiser war aus-
serdem der Erbe des Privatvermögens seines Vorgängers."" Rein rechtlich
gehörte also Melitene zum kaiserlichen Krongut. Seine Einkünfte konnte
der Kaiser frei nach seinem politischen und persönlichen Gutdünken ver-
wenden. Meist wurden Krondomänen parzelliert und an verdiente Gefolgs-

9 Er stammte aus Laqat:,in, südlich Melitenes, s. T.l.B., S. 85; vgl. Anhang,


S. 163-164. Wahrscheinlich war der Kaiser bei mit Jakobiten vertraut.
10 S. Skylitzes, ed.Thurn, S. 263; CSHB S. 225,
u Noch während der Hauptphase byzantinischer Expansion suchten
Truppen der Hamdaniden von Aleppo Melitene heim: "Im J. 352
(963-4) zog Saif-al Daulah gegen die Griechen. Während er an den
Engpässen stehn'blieb (sie!), drang Najta mit Feuer und Schwert. in
das Gebiet von Malatiah ein. Er blieb in Feindes Land 18 Tage und
kehrte dann unversehrt zurück." (Freytag, Kamal ad-dfu, S. 204\
12 S. Anhang, S. 165-167, Anm. 8-35.
u Vgl. MS 137 /560 und 139/561,
14 S. Anhang, S. 168-169, Anm. 17-39.
111 S. Kader, S. 150. Vryonie kommt zu einem anderen Ergebnis: "Thue it
would be incorrect to speak of Anatolia ae semide90\ate or depopu-
lated, .. " (S. 30) Doch zeigt die Nolwendigkeit eyr,acher Besiede\ung
- lm 11. Jh. auch armenischer - daß Kernanato\ien sehr wohl dünn besie-
delt war, woran gegentoHige Zeugnieee aus Westk\einaeien ni.chte ändern.
1• Nach 934 wurde die 13. Eparchie det1 Patriarchalst1prenge\s von
Konelantinopel, MeUtene, wieder eingerichtet ls, Anhans;. S. XVU,
Anm. 34), Neben den Mililäl'pereonen und den V,uwa\tern der kai-
serlichen Domänen war a\eo zumindesl eine Gruppe cha\kedonenei-
echer Kleriker in der Stadl.
11 Skylilze1:1, ad.Thurn, S. 263; CSHB S, 225.
1a Hauseig I S, 52,
die Städte auszuliefern. Durch diese Handlungsweise bemächtigte er . h
81
aller syrischen und mesopot.amischen Grenzstädte, totete und machte ~
·. . .. eine
solche Zahl 1hrer Einwohner zu Gefangenen, daß der hochste Gott allein
ihre ungeheure 'Menge kennt. "S
Doch richtete Erich diese Strategie schließlich gegen die Byzantiner
selbst4 Michael Syrus berichtet über den Gründe, die zum Kontakt zwischen
Nikephor-oe und dem neuen je.kobitischen Patriarchen Johannes VII. führten:
"Die Patnarchen, die einander in unserer orthodoxen Kirche folgten,
seitdem die Araber in Syrien herrschten, residierten in Antiocheia, in
Rarrim, in Qaliniqos, in Edessa. Seitdem die Griechen sich aber erneut
Syriern; bemächtigt hatten, nahm sich Kaiser Nikephoros vor, als er Meli-
5, tene zerstört und mit geschleiften Mauern sah, ebenso auch Hanazit,
dort die Einwohner zu vereinigen. Doch die Romäer waren nicht geneigt,
dort zu wohnen, au& Furcht vor den Arabern'. Gewisse s~iner Ratgeber legten
ihm nahe, dorthin die Syrer zu rufen, welche in den Ländern der Araber wa-
ren und dl"lmit vertraut waren, inmitten zweier Völker und Reiche zu leben
und zu wohnen. Darum ließ der Kaiser den Patriarchen Mar Johannes,
mit dem Beinam~n Sangt.a suchen und versprach ihm, wenn er diese (Städte)
"-,ederbevölkern und d1e Einwohner in Melitene, Han.izit und QlisDra ver-
~1n1gen wurde, und wenn der Patriarch selbst seine Residenz in diesen
Ländern einrichten und rucbt mehr in das Reich der Araber gehen würde,
daß er Prieden zwischen ibm und den Chalkedonensern schaffe und ein
J)ekret (auagtelJe), damit diese unser Volk nicht mehr schikanierten.
t,;a-:hdem d~r Patriarch das Siegel des Keh1ere und die Bestätigung die-
~r Ven,pr~r hun.r~n erhalten hatte, stimmte er aue zwei Beweggründen zu
kommgn, und 1r. dIP,H~n Geb1et.en zu ""ahnen. Zum einen, um eich vom chal-
'20; k~donenaiachen l-'alrmrchen VOD Antiocheia zu entfernen, der, seitdem
duc ~r in Syrien herr11chten, die Kirchen und Kirchenführer unseres Vol-
r.eF m~hr h•?l:u1t : zum Anderen, weil er glaubte, der Kaiser würde seine
\, ~rHprPr h r; h.altR-r,.
1; nJi(~

Sc kam dP,nr, 0 ~r f-'1:1'...ri.arch Mar Johannes in das Gebiet von Melitene.


Dw Or-t,i. wurd,~n von Menwchex:i erfullt., die er selbst von allen Seiten
&.lt.mmel~. K.onvenv, und Klost.er W'urden gebauL Der Patriarch fand einen
ruur,••r, .. ~rira, und im .Jeshr~ ;.280 achickt.e sich der Patriarch Mar Jo-
hanne., ~ttrivt..s. a.n, die Rircr,e ur,d daa l:..ioat.er von Biirig zu bauen." 8

Va.t,yi. A, 127-28. VgL O.btc V-->A.-tm11.che Gedicht aus der Kanzlei


~t~.~p_bc,ro• at'li den Kn.üft-:r, tv-Mut.1' 966 (Grünebaum, S. 54-56):
,,,_,
1r t,nl>~r, eh.,- arm11nu11-r.t,t- 1-',nr·~ ~ ....r Gt,.,-,ze erobert .•• bis hin zu man-
ch~r vuil'..rev.l,~,r. Gr r-:1,zft,Mt.t· • (,r, a..l-~rlr1L. .. l"lblatia zueammen mit
S1mlilbt ribc h .1-:nr.knr ... l, nd Cl.11..- wtaoiK: H.b-::l.bt haben meine Soldaten
durch:,...c,R•cr. ur,Cl Y..h1"6m ... 1• r,c Mar'tu,· d.~ Mtda~n -ir.1er Bewohner
h.b.Ltr, wir gea<~mullj[t, ur,d w,, .._.,u,dt:-r, !ur u,, .. tetl• Sklaven, teil 11
Dienf"r .•• erul>erLt-r, ...,JJvur, 1hnt:r, 'Air, z...,..t..i. Rtlt GtowasJt und Vffr-
n.ichtet..en Jedtr, Fu,t:-1tdleri und f rt<vlt,r,"
c. Syr. T&y1ayt::.
" Hitr irrt Mir t,nt-l Syru .... Reprtw1uor-.«H, ""'1:1..Tt:r,deim u.tdl,11tu,~ch1,o l'blrl.ar-
chat vor 970 ut..er.tuuJpt ruct.1t mc.gLch, Ciirlwt.op)'.,r.,,-r>•, dt:,· it,l:t.t.e Pölri-
arcb vor der byr;antJnu11chesn Ar,nto.Jour, .. u.rt.. t,t:rt,il.al 9167. Mktua..,I iibttr-
trägt die VerhaJt.nlB&t:: 1u,,1t dt::n. f-'&t.ruarcbat delill },,ltlbf'V>II lat.1 97H) 1sut
frühere Ze1t.tn. Du,-.t r tohleiir,a.chauu eil[ ... ud &u<. t, u, der Lit.en.alur (u,Jt
falschen Dsti.erur1etor,> übf:"rnommeri, 11. 1.Ll:L, 6. ~~ und 'l'inr,t1le,ld, s. 437,
e.o. S. 8, Anm. «;.
8 MS 130/556. Hervort,tobunaton und Zt::1le11Zbttlunar vu111 y.,,.f . .kura,i.v·: J, 1 tuaJt 11_
angabe de 11 ChryliObul.lo.- Lo,iu1i1 de.11 NJau~phvr<.>il J-'hvka• lur Johanne.11 vn.
Jol!ann~s n1.
21

Das bereits unter dem aus der Umgebung Melitenes stammenden Kaiser Ro-
manos I. Lakapenos 9 durch Johannes Kurkuas und Melias 934 eroberte Meli-
tene10 befand sich in der Mitte der 960er Jahre in völlig desolatem Zustand.
Die dauernden Grenzkriege scheinen die Stadl soweit ruiniert zu haben,
dRß ein Großteil der arabischen, wohl auch der jakobitiechen Bevölke-
rung geflohen war 11 • Andererseits ist zu konstatieren, daß die jakobili-
eche Metropolie durchgehend besetzt war 11• Der um 945 geborene spätere
Patriarch Johannes VIII. wuchs als Sohn rneliteniatischer Eltern aufn.
Die Stadt war zwar auch von einem Teil der Jakobiten verlassen worden,
litt aber hauptsächlich am Verlust der angestammten muslimischen Bevöl-
kerung, die nicht durch byzantinische Siedler ersetzt werden konnte.
Die weiter im Osten gelegenen Städte Hanazit und QlieClra (Romanupolia 14 )
waren ebenfalls fast verödet.
Damit stellte sich die Frage nach dem Sinn der Eroberungen. Siedler
für die Grenzlande zu finden war äußerst schwer. Aus dem k.leinaB1atiechen
Kernland konnten kaum genügend neue Bewohner herangeführt werden. Die
Bevölkerungsdichte und -zah11s ließ dies nicht zu. Ob nach einer Generation
nomineller Herrschaft der Byzantiner überhaupt von einer byumtinisch-chal-
kedonensischen Bevölkerungsgruppe im Gebiet von Melitene gesprochen wer-
den kann, ist eher fraglichia,
Ein wichtiges Motiv für die kaiserliche Initiative zur Rückbesiedlung
Melitenes lag in der fiskalischen Bedeutung der Stadt und ihres Umlandes
begründet: "Der Kaiser (seil. Romanos 1.) machte Me\itene zusammen mit dem
ganzen Hinterland zu einer Kuratoreia und konnte so dem Staatsschat:i; ein
hohes Aufkommen an Abgaben zuführen."17 Melitene unterlag also nicht der
fiskalischen Verwaltung eines Themas, sondern der kaiserlichen Kuratorial-
verwaltung. Diese Kuratorien "waren Privateigentum. Jeder Kaieer war aus-
serdem der Erbe des Privatvermögens seines Vorgängers." 18 Rein rechtlich
gehörte also Melitene zum kaiserlichen Krongut. Seine Einkünfte konnte
der Kaiser frei nach seinem politischen und persönlichen Gutdünken ver-
wenden. Meist wurden Krondomänen parzelliert und an verdiente Gefolgs-

9 Er stammte aus Laqa~in, südlich Melitenes, s. T.I.B., S. 85; vgl. Anhang,


S, 163-164. Wahrscheinlich war der Kaiser bei mit Jakob"iten vertraut.
10 S, Skylitzes, ad.Thurn, S. 263; CSHB S. 225.
11 Noch während der Hauptphase byzantinischer Expansion suchten
Truppen der Hamdaniden von Aleppo Melitene heim: "lm J. 352
(963-4) zog Saif-al Daulah gegen die Griechen. Während er an den
Engpässen stehn'blieb (sie!), drang Na~a mit Feuer und Schwert ,n
das Gebiet von Malatiah ein. Er blieb in Feindes Land 18 Tage und
kehrte dann unversehrt zurück." (Freyt.ag, Kamll ad-dt'n, S. 204)
12 S. Anhang, S. 165-167, Anm. 8-35.
u Vgl. MS 137 /560 und 139/561.
u S. Anhang, S. 168-169, Anm. 17-39.
ia S. Koder, S. 150. Vryonis kommt zu einem anderen Ergebnis: ''Thus it
would be incorrect to speak of Anato\ia ae eemideeo\ate or depopu-
leted ••• " (S. 30) Doch zeigt die Notwendigkeit eyt'iacher Seeiede\ung
- lm l 1. Jh. auch armenischer - daß Kernanatohen sehr wohl dünn besie-
delt war, woran gegentoilige Zeugnleae aus Weetk\einaaien nichts ändern.
11 Nach 934 wurde die 13. Eparchie des Palrlarcha.taaprcnga\s von
Konstantinopel, Melilene, wieder einierichtet (e. Anhang, S. 'XVH,
Anm, 34). Neben den Militärpereomm und den Var"Wa\tern der kai-
serlichen Domänen war a\eo zumindest eine Gruppe cha\kedonenei-
acher Kleriker in der Sladl.
n Skylitze1,1 1 ed.Thurn, S. 263; CSHB S. 225.
ia H11ue11ig,S. 62.
Johenn„e vn.

-leute aJs stratiotengüter19 verliehen 20 • Doch Mitte des 10.Jh, fehlte es an


Arbeitskräften, die die Kuratorie Melitene in einen blühenden Domänenbe-
trieb hätten verwandeln können.

2.2. Die jakobitische Besiedlung Südoetkappadokiens vor 965

Das Problem der Verödung und Unrentabilität konnte nach Auffassung poli-
tischer Berater des Kaisers - ihre Namen kennt Michael nicht - gelöst
werden: Eine Rückbesiedlung mit auf arabisches Gebiet geflohenen christ-
lichen Syrern bot sich an. Diese Idee kann nur im Umkreis jener kappadoki-
schen und armenischen Würdenträger entstanden sein, die seit Generationen
den Grenzkrieg betrieben, das Oberkommando der ostanatolischen Truppen
innehatten und in Konstantinopel über entscheidenden politischen Einfluß
verfügten 21 • Die Berater des Kaisers mußten außerdem wissen, daß einer

19 Nikephoros hatte im Gebiet von La.qat,fn/Lakape südlich von Meli-


tene eine größere Anzahl von armenischen Stratioten angesiedelt.
Doch desertierten diese Veteranen in so großer Zahl (u.a. nach Sy-
rien), daß der Kaiser eine Neara (Gesetzesnovelle) erlassen mußte,
die sich mit den vermögensrechtlichen Fragen der auf gelassenen Güter
auseinandersetzte. Das melkitische Kloster Lakape versuchte offen-
bar, die Ländereien an sich zu ziehen. Das gleiche Ziel strebten die
Dynatoi der Umgebung und die Verwaltung des kaiserlichen Kuratorial-
besitzes an. So ist zu fragen, ob die Stratioten nicht gar wegen des
Würgegriffs dieser Mächtigen ihre Lehen verließen. Nikephoros ver-
suchte nun, den Stratiotenbesitz zu schützen (Eviktionsrecht der
Erben bis zu 30 Jahren, Rückgängigmachung des Erwerbs).Die Vorgänge
fielen in den Beginn der ja.kobitischen Rückbesiedlung, wohl um 965,
s. Dölger, Kaiserregesten, Nr. 720 (Dölger nimmt an, die Novelle
betreffe die Stratioten des Themas Armeniakon, das jedoch einige
hundert .Kilometer weiter westlich liegt. Die bBsilike tes LakBpes
mone aber liegt bei Melitene (Honigmann, Bar-Saums, S. 136, Anm. 1;
T.I.B., S. 85). Zudem beginnt der Text der Novelle mit "Keleuomen
ei tines tfm Armeni6n ••• ", nicht etwa 1 tcm Armeniakon',) Die Novel-
le ist das einzige mir bekannte Dokument, das über Stratiotengüter
und monastische Landakkumulation im jakobitischen Kernland berichtet.
2° Für die Zeit des Nikephoros muß jedoch die Einschränkung ge-
macht werden, daß er als Nebenkaiser für die legitimen Prinzen
der makedonischen Dynastie, Basileios und Konstantin, regierte.
Man muß also zwischen dem Privateigentum der Familie Phokae
und dem Krongut der makedoniachen Dynastie unterscheiden. Durch
die Ehe des Nikephoros mit der Kaiserinwitwe Theophano hat diese
Einschränkung jedoch nur formalen Wert (vgl. Haueeig, S. 215).
Nikephoros baute die Hausmacht der kappadokiachen Familie Phokae
in einer Weise aus, die vom Feudalisierungsprozeß im Westen Euro-
pas kaum unterschieden werden kann (vgl. Haussig, S. 126-26, Ostro-
gorsky, S. 225 ff. Kaiserliches Amtsinteresse und Privatinteresse
gingen eine nicht mehr zu trennende Mischung ein.
21 Zu nennen sind die Familien der Phokas, die Skleroi, die Armenier
Johannes Kurkuas, Melias, Johannes Tzimiskes, von denen die Annexion
Tarons 966 mitbetrieben wurde, s. Bartikian, S. 338 ff.
Johann1111VII,
29

offiziellen Rückbesiedelung durch kaiserlichen Erlaß bereite eine inoffizi-


elle Penetration Südostanatoliens durch Jekobiten vorausgegangen war,
an deren schon geschaffenen Strukturen man nun anknüpfen konnte22.
Denn vor dem Amtsantritt Johannes' VII. 965 waren bereite neue Bistümer
und Klöster gegründet worden:

Bistum Gßbos: zw. 954 u. 957


Metropolie Simandu/Tzamandoe: zw. 954 u. 957
Bistum Qarnah: zw. 936 u, 953
Bistum Qlaudia/Kaludia: zw. 936 u. 95323
Kloster Sergi~yeh: 95924

Wahrscheinlich setzte eich ein Gutteil der jakobitiechen Bevölkerung


der neugegründeten Bistümer aus Deportierten aus Kilikien und Syrien
zusammen. Das von dem Armenier Melias mit Landsleuten besiedelte und
nach 908 zur Kleisura erhobene Tzamandos 25 erhielt zur Jahrhundertmit-
te einen jakobitischen Metropoliten. Es erhebt eich die Frage, in wel-
chem zeitlichen Abstand die kirchliche Organisation der Ansiedelung
der Jakobiten folgte. Es ist durchaus möglich, daß das von Melias 915
zerstörte kilikische Irenupolis einen Teil der deportierten Siedler
stellte26 und später vom jakobitischen Patriarchen für das Diaspore-
bistum (zwischen Chalkedonensern in Kaieareia und Armeniern) der be-
nötigte Bierarch bestellt wurde. Friedlicher Zuzug von wandernden As-
keten aus islamischem Gebiet wie in Sergfäyeh konnte zum Kristalli-
sationspunkt von Klostergründungen werden.

22 Zu denken ist an den Bruder des Kaisers, Leon Phokas, der mit den
kappadokischen Verhältnissen aus seiner Zeit als General im Osten
- und aufgrund seiner Herkunft aus dem Gebiet von Kaisareia - ver-
traut sein mußte, s. Yatiya A, S. 81-82 und Vryonis, S. 25, Anm. 132,
23 Belege in den Bistumslisten im Anhang, S. 151-179.
24 MS 124-26/551-553: Ein vornehmer Jakobit namens Gayasa aus Persien
gründete mit drei Mönchen aus Mardin in der Gegend von GuQÖS mit
Hilfe des byzantinischen Gouverneurs der Gegend, des Protospatharios
Joseph (syr. Beiname Gumaya), ein zunächst kleines Kloster in wenig
bewohntem Gelände. " ••.und er gründete des Kloster" (MS 125/552) be-
zieht sich wohl auf den Protospatharios, der die Verfügung über des
Land besaß. Der Byzantiner machte reiche Schenkungen und zog sich spä-
ter , wahrscheinlich nach 970 (mindestens 12 Jahre nach der Gründung
958), als Mönch dorthin zurück,
2s Zur Art der Besiedelung Konstantin VII, (De thematibus I, CSHB, S. 33, 10):
"Ho goun prolechtheis Melias ek toutou tou polemou diasotheis kai
pros ten tön Armeni6n ch6ran apares, euphyes 6n kai pros l@sturgian
barbariken epitedeios, symmorian tina t6n Armenion analexamenos, kai
tautesi tes poleos ten akran katochyrosas h6s edynato, kai kata mik-
ron proion holen hos eipein ten polin tou ptomatos egeire, kai pro-
bainousa epi to prosthen pasa he chöra meste gegone ton Armenion,
kourotrophos ousa agath~ te kai hippobotos kai pantoion boskematon
eis trophen epitedeios. Dio kai thema katonomaste kei eis strategi-
da peridoxon enechth~ spoude toutoui tou Meliou tau krataiophronos."
Der Text zeigt, daß die Neuansiedelung der Armenier zu einer land-
wirtschaftlichen Prosperität des Gebietes führte. S. Anhang,
S. 173-174, Anm. 53 ff.
211 Abbruch der jakobitiechen Hierarchenlisten, s. Anhang, S. 162,
Anm. 19-31.
.Johann@& vn.

2.3. Die geförderte Ansiedlung von Jakobiten nach 965

Die politischen Ratge her des Kaisers scheinen keinerlei Problem darin ge-
sehen zu haben, daß die Jakobiten nicht zur chalkedonensischen Reichs-
kirche gehörten. Denn die zu besiedelnden Gebiete waren ja zunächst frei
von kirchlicher Organisation. Wenn die siegreichen Truppen des Kaisers
sich gerade aus armenischen - also nicht chalkedonensischen - Gebieten
rekrutieren konnten, sprach aus der Sicht der pragmatischen Ostpoliti-
ker auch nichts gegen eine Verstärkung der Bevölkerung Ostkappadokiene
durch Jakobiten.
Allerdings stellte sich die Frage, wie man die monophysitischen Chri-
sten motivieren konnte, auf neuerdings byzantinisches Gebiet überzuwech-
seln. Völlig richtig erkannte man, daß nur ein sicheres Versprechen un-
gehinderter Religionsausübung Erfolg garantieren konnte. Doch läßt die
Passage aus Michaels Chronik auch eine andere Deutung zu. Der Bericht
spricht von einer Sammlung der Bewohner der Region 27 • Von einer Transla-
tion syrisch-jakobitischer Bevölkerung des muslimischen Herrschaftsbe-
reiches in das Reich ist nicht die Rede. Der Besiedelungsvorgang mußte
keineswegs aus einem massiven Einwanderungsvorgang resultieren.
Johannes' VII. Tätigkeit hat also vielmehr in einer Sammlung und Konzen-
tration der durch die hamdanidischen Einfälle zuletzt 963/4 aus den Stät-
ten geflohenen Bevölkerung bestanden. Da Melitene seit 934 nicht mehr über
eine ausreichende Stadtbefestigung verfügte 28 , bot die Stadt keinen Schutz
in Krisenzeiten, stellte andererseits sogar einen Anziehungspunkt für
feindliche Truppen dar. Die Einwohner dürften zu großen Teilen in die
wenig zugänglichen Bergregionen geflohen sein, aus denen sie sich nur
unter der Garantie der Rechtssicherheit durch Byzanz herwagten. Erst als
der muslimische Feind im Süden definitiv geschlagen war. hatte die byzan-
tinische Initiative Chancen zur Realisierung 29 •
Den genauen Zeitpunkt und Ablauf der Verhandlungen zwischen Patriarch
Johannes VII. und Kaiser Nikephoros II., bzw. dessen Bevollmächtigten,
überliefert Michaels Chronik nicht, doch muß er zwischen dem 9.Juli
965 und Ende 968 liegen: einige Zeit nach der Ordination des Patriarchen und
vor der Reise des Johannes Anfang 969 nach Konstantinopel, da der Jako-
bit an der Erfüllung des Vertragsinhaltes bereits gearbeitet hatte.

2.4. Der Chrysobulloa Logos Nikephoros' II. für Johannes VII.

Johannes VII., mit dem die Byzantiner verhandelten, repräsentierte recht-


lich die Koinonia der jakobitiachen Christen. Nicht die Volks- oder Stammes-
zugehörigkeit definierte den Angehörigen dieser Gemeinschaft - er konnte
Syrer, Armenier oder Araber sein - , sondern die Zugehörigkeit zur kirch-
lich verfaßten Glaubensgemeinschaft. Die Parallele zur Rechtslage christ-
licher Gemeinschaften unter dem Islam liegt nahe, denn auch dort war der
Patriarch rechtlicher Repräsentant seiner Glaubensbrüder, die als Schutz-
befohlene ( dimmfyCin) galten 30 • Der Vertragsinhalt (Z. 11-16) zeigt, daß
Nikephoros mit den Jakobiten ein Rechtsverhältnis einging, das nicht by-
zantinischem, sondern muslimischem Rechtsverständnis entsprach. Es wurde
- wenn auch in Form einer kaiserlichen Privilegienurkunde - eine gimmB

27 S.o. S. 26, Z.25-26.


28 Vgl. T.I.B., S. 234.
29
Der Emir von Aleppo, Sai.f ad-daula, starb am 8.2.967, s. Ya.py' A,
s. 109.
30
S. Fattal, S. 71-84: "La nature juridique du statut des _!?immi's".
JobanDH VII,
31

zwischen den Parteien abgeschlossen 31, Die byzantinischen Forderungen waren:

- Rückführung und Sammlung von Einwohnern zur Neubesiedlung von Melitene,


Hanäzit und QlisOra/Romanupolis
- Residenzpflicht des jakobitischen Patriarchen auf byzantinischem Gebiet
- Verbot der Auswanderung des Patriarchen auf arabisches Gebiet

Die Gegenleistung bestand im Verbot von Schikanen seitens der chalkedonen-


sischen Kirche und Religionsfreiheit für die Jakobiten,
Politisch gesehen, war die byzantinische Offerte ein Meisterstreich.
Sie kostete das Reich nichts und brachte wachsende Einkünfte und Siche-
rung der durchlässigen Grenze zu den muelimiechen Staaten (damals der
Hamdaniden in Mossul und Aleppo).

Doch die Übernahme muslimischen Rechtsguts brachte Probleme ganz ande-


rer Art mit eich. Während sich die islamische Obrigkeit unter normalen
Umständen nicht in die inneren Angelegenheiten der <jimmiyun einmiechte 32 ,
hatte die byzantinische Obrigkeit die Verpflichtung, gegen Häretiker und
Andersgläubige vorzugehen 33 • Das heißt, in Fragen, die den religiösen Be-
reich tangierten, konnte nur unter Verletzung kanonischen und staatlichen
Rechts eine dimma mit den häretischen Jakobiten abgeschlossen werden. Die
Ratgeber des-Nikephoros hatten offensichtlich nicht die enge Verknüpfung
von Staate- und Kirchenrecht bedacht, als sie dem Kaiser zur Kooperation
mit den Jekobiten rieten.
Oder sie nehmen an, ihre Politik gegenüber der Reichskirche, also vor
allem gegenüber dem ökumenischen Patriarchen und den Metropoliten,
durchsetzen zu können. Diese Rechnung der Vertreter der kappadokischen
und armenischen Feudalgeschlechter sollte sich jedoch innerhalb kürzester
Zeit bereits 969 als Fehlrechnung herausstellen.

2.4.1. Rekonstruktion des Chrysobullos

Tatsächlich gelang es Johannes VII. zwischen 965 und 968, aus der kaiser-
lichen Kanzlei eine Privilegienurkunde mit kaiserlichem Siegel zu erhal-
ten34. Für die Authentizität des Berichts Michaels spricht die auffällige
Parallele seiner Zusammenfassung des Inhalts der Urkunde 35 mit einer Pas-
sage aus Kaiser Konstantins VII. Werk 'De administrando imperio':

"to de Xanzit kai hg Rhmanopolis kleisura t8n MeliteniatSn hyperch8n. ''36

Der Kanzlist scheint für die Erstellung der Urkunde das Reichsverwaltungs-
buch des 959 verstorbenen Amtsvorgängers des Nikephoros herangezogen zu
haben. Michaels Quelle zitiert den Wortlaut des Schriftstücke verhältnismäs-

31 S. Fattal, S. 77-81.
Ja s. Fattal, s. 77-81.
33 s. Alivisatoe, S. 113-122.
34 S.o. S. 26, Z,17-18.
35 S.o. S. 26, Z.11-16, besonders Z. 12.
38 Konstantin VII., De adminietrando imperio, CSHB, S. 226, 5.
JohanneB VII,

-sig genau, sodaß eine Rekonstruktion des Chrysobulloa Logoa 31 durch Ver-
gleich mit zeitgenössischen Urkunden annäherungsweise möglich wird. Lei-
der ist nicht bekannt, wo der Chrysobullos Logos archiviert wurde. Doch
ist es durchaus möglich, daß Michael, selber jakobitischer Patriarch vom
12.10.1166 bis zum 7.11.1199, bei einer Reise um 1169 das Dokument
im ehemaligen Patriarchalkloster Barid vor Augen hatte und so aus erster
Hand schöpfen konnte. 38

Rekonstruktion des Chrysobullos Logos

( 1. Invocatio) Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes 39

(2. Intitulatio) Nikephoros, Basileus (Autokrator 40 ) der Romäer, Phokas 41


(3. Inscriptio) Allen wird unser gegenwärtiges gottesfürchtiges Sigillion
angezeigt 42

(Arenga ?43)
(4. Narratio) Nachdem wir dem Reich Syrien wiedergewonnen und den Themata
des Ostens Frieden verschafft haben, sehen wir, daß unsere Stadt Melitene
ihrer Mauern beraubt ist und sich in verödetem Zustand befindet - wie auch
Chanzit und Romanupolis.
(5. Dispostio) Darum haben wir beschlossen, die durch die Wirren des Krieges
gegen die Agarener zerstreuten Einwohner wieder dort zu sammeln. Mit die-
ser Aufgabe betrauen wir den Herrn Johannes, das Oberhaupt der jakobitischen
Syrer. Er erhält die Versicherung, mit seinem Volk in Frieden nach seinem
Brauch unbeschadet leben zu dürfen - unter der Verpflichtung, seine Residenz
dauernd in unserem Reich zu nehmen und in Zukunft nicht mehr in das Gebiet

31 Dölger, Kaiserregesten Nr. 697 spricht schlicht von sigillion (im


Anschluß an die Wortwahl Michaels, s.o. S, 26, z. 17), faßt aber
den Inhalt der Urkunde falsch zusammen (Armenier statt Jakobiten)
und datiert unrichtig (ca. 963 statt 965/66-968). Für die Einordnung des
Schriftstücks in die höchste Klasse der Chrysobulle (Chr. Logos, Chr.
Sigillion, Chr. Horisma) spricht die Gewichtigkeit des Anlasses, der
für mehrere Grenzthemata große Veränderungen mit sich bringen sollte.
Die Verwendung des allgemeinen Terminus sigillion durch Michael Syrus,
der nirgends korrekte byzantinische Bezeichnungen verwendet, läßt an
sich noch keine genaue Einordnung der Urkunde zu. Andererseits wird
hier deutlich, daß die literarische Eigenart des Patriarchen, Quellen-
stücke kaum zu bearbeiten, uns zum Vorteil gereicht, da ansonsten kaum
sinnvolle Angaben über die Urkunde gemacht werden könnten.
38 S. Honigmann, Bar-Sauma, S. 53 und 63.
39 "En onomati tou patros kai tou hyiou kai tou hagiou pneumatoa." Erster
Teil des Protokolls eines Chryaobullos Logos, s. Dölger-Karayannopulos,
s. 120.
40 Ob Nikephoros in Urkunden als Tutularkaiser für die Prinzen der
makedonischen Dynastie den Autokratortitel führte, ist ungewiß.
Der Nachfolger Johannes Tzimiskes, der in der gleichen Position
gegenüber den Prinzen war und dessen Unterschrift die frühest über-
lieferte Kaiserunterrschrift darstellt, unterzeichnete nur als ba-
sileus (s. jedoch Leon Diakonos, ed.Loretto, S.44, Akklamation).
41 "Nikephoros basileus autokrator ton Romaion ho Phokas". Zweiter Teil
des Protokolls. s. Dölger-Karayannopulos, S. 120-21.
42
"Pasin hois to paron hemon eusebes epideiknytai sigillion". Dritter
Teil des Protokolls, s. Dölger-Karayannopulos, S. 121
43
Ob die Urkunde eine Arenga besaß, ist nicht auszumachen, a. Dölger, S. 121,
Johannes VII,
33
der Agarener überzuwechseln 44 ,

(Sanctio ? ) 45

(6. Datierung) Freigegeben im Monat ... der gegenwärtigen •••Indiktion, des


... Jahres 46
(7, Schlußformel) In diesem Sinne unterzeichnete auch unsere fromme und Gott
hingegebene Majestät47
- Jegimus' 8 -
(8, Subscriptio:) + Nikephoros, in Christus dem Gotte gläubiger Basileue der
Romäer, Phokas49

2.4.2. Erste Wirkungen des Chryaobullos Logos

Nach Michael (Z.24-28) hat Johannes VII. sogleich mit der Erfüllung der
Forderungen des Kaisers begonnen, Die Einwohner der Umgebung von Melite-
ne wurden gesammelt, rege Bautätigkeit begann. Doch ist schwer auszumachen,
welchen Umfang diese Maßnahmen erreichten und inwieweit Erfolge bereits
in den ersten drei Jahren bis zum Tode des Kaisers (10./11.Dez. 969) ein-
traten. Auf jeden Fall ordinierte Johannes vor 969 Ignatioe (Isaak Rahata)
zum Metropoliten von Melitene 50, Athanasios zum Bischof von Qlisüra/Roma-
nupolis51. Diese Hierarchen stehen am Anfang der Ordinationsliste Johan-
nes' VII. vor einem Bischof, der ebenfalls von Johannes geweiht wurde und
in der Synodica des Patriarchen vom 23.August 969 als seit mindestens ei-
nem halben Jahr amtierend genannt wird5Z, Metropolit Ignatios von Meli-
tene muß ein enger Mitarbeiter des Patriarchen gewesen sein. Seinen Bei-
namen Rahata, der Läufer, erhielt er, "weil er andauernd im Gebirge von
Edessa zwischen den Klöstern umherschweifte und Hilfsmittel verteilte" 53 ,
Da es kaum die Aufgabe eines Metropoliten war, in einer fremden Eparchie
diakonische Aufgaben zu verrichten, findet sich hier wohl eher eine Spur
der Sammlungstätigkeit der 'byzantinischen' Jakobiten jenseits des Euphrats

44 Narratio und Dispositio nach MS 130/556 (s.o. Z.11-16). Eine wört-


liche Aufnahme des Verzichts auf die Durchführung des Chalke-
donense ist nicht anzunehmen. Die positive Formulierung "nach
ihrem Brauch unbeschadet leben zu dürfen" umfaßt den gleichen In-
halt und läßt dem Byzantiner Rückzugsmöglichkeiten offen. Der
Terminus Agarenoi (Söhne der Hagar) für die Araber ist allgemein
in Byzanz gebräuchlich, vgl. Leon Diakonos, ed.Loretto, S. 23; CSHB,
s. 17 u.ö.
45 Ob weltliche oder geistliche Sanctiones verhängt wurden, geht
aus Michaels Zusammenfassung nicht hervor.
11 11
46 Apolytheis kata mena ... tes enistamenE3s... indiktionos tou... etous ,

Erster Teil des Eschatokolls, s. Dölger-Karayannopulos, S. 123. Das


Datum liegt zwischen Juli 965 und Ende 968.
47 "En ho kai to hemeteron eusebes kai theoprobleton hypesemenato
kratos". Zweiter Teil des Eechatokolls, s. Dölger-Karayannopuloe,
ebda.
48 Vermerk des Rekognitionsbeamten, s. Dölger-Karayannopuloa, ebda.
49 "+ Nikephoroe en Christo t8 The6 pietos baeileue (ton) Romaion
ho Phokas". Dritter Teil des Eschatokolls, e. Dölger-Karayannopulos,
s. 66 und 123.
50 MS 466/760, Liste XXIX, 7.
51 MS 466/760, Liste XXIX, 11.
52 Sergios von Apameia, ebda., Liste XXIX, 25 u. Aeeemani, BQ II, S, 139.
53 MS 130/555. Fehlangabe bei Dagron, S. 191, Ignatios habe den Patri-
archen 969 nach Konstantinopel begleitet, wovon die Quellen nichts
wissen (MS 131/556-557 und Assemani, BQ II, S. 139 (Epietola synodica
Johannes' VII., s.u. Anhang, S. 144, z. 233-236).
Johann"" VII.
34
bei den arabischen Nachbarn. Ein Teil der Kleriker für die neuen Klöster
und Kirchen im Bereich von Melitene dürfte also auf Initiative des Hahätfl
nach Westen gezogen sein. Zwar ist die Beweglichkeit der syrischen Anacho-
reten bekannt, die - wie oben erwähnt - zum Teil aus entfernten Gebieten wie
Chorasan stammend in Ostkappadokien Klöster stifteten (Kloster Sergilliyeh),
doch wie sich die Abwanderung von städtischen Priestern vollzog, die an
eine Gemeinde gebunden waren, ist unklar. Daß etwa der Metropolit von Edeeea
über solchen Abzug erfreut war, ist kaum anzunehmen 54 • Ob die an gleicher

Stelle erwähnten Bautätigkeiten des Ignatios von Melitene - der Großen Kirche
und des sogenannten Rahata-Klosters - bereits in diese frühen Jahre fallen,
ist zwar nicht gesichert, aber durchaus möglich.
Patriarch Johannes VII. mußte mit seinen Mitarbeitern die versprengte
jakobitische Bevölkerung in ihren Rückzugsgebieten persönlich aufsuchen
und mit Hilfe seines kaiserlichen Chrysobulls die Menschen von der Serio-
sität der byzantinischen Versprechungen und ihrer positiv.an Folgen über-
zeugen. Bald sind grundlegende Veränderungen um Melitene herum eingetreten,
Denn schon zwischen 971 und 975 wird die Stadt als Sitz eines Strategos in den
Ranglisten der staatlichen Ämter geführt 55 • Der Aufrührer Bardas Skleros
beschlagnahmte 977 die Kasse des Basilikos von Melitene, der die kaiserli-
che Kuratorie verwaltete 56 • Skleros war Gouverneur des im Chrysobull eben-
falls genannten Hanäzit/Chanzit 57 , das also ebenfalls an Bedeutung gewonnen
hatte. Qlisura/Romanupolis wird in der gleichen Quelle wie Melitene als
Sitz eines Strategos erwähntss. Das heißt, innerhalb weniger Jahre nahm
die jakobitische Besiedelung, die sich auf die ältere organisatorische
Vorarbeit der Generation um die Jahrhundertmitte stützen konnte, ausge-
dehnte Formen an.
Als Ort für seine Residenz wählte Johannes VII. einen Platz vierzig
Kilometer nördlich von Germa.nikeia 59 mit Namen Nahra ge-Qarire oder Ba-
rig60. Von hier aus konnte er leicht das kappadokische Gebiet erreichen,
blieb jedoch in Reichweite der Bistümer Nordsyriens. Mit dem Bau des
Patriarchalkloster begann er unmittelbar, bevor er auf Befehl des Kaisers
Anfang 969 nach Konstantinopel kommen mußte. Die Residenz wurde nach der
Rückkehr des Patriarchen 970 weiter ausgebaut 61 •

54 In der Ordinationsliste Johannes' VII. steht unmittelbar vor Ignatios


von Melitene "Philoxenos, Metropolit von Edessa, aus dem Gebirge" (MS
466/760, Liste XXIX, 6). Vielleicht gehörte auch er zu den Mitarbeitern
und Vertrauten des Patriarchen, sodaß die Abwanderung von Edessenern
doch spannungsfrei ablief.
55 So im Taktikon Eacorialense, s. Oikonomidee, Lietee, S. 265, Z.21.
56 S. Yatiya. B, S. 164. Die Beute beträgt sechs Kentenaria an Gold,
d.h. 600 Goldpfund (a 72 Nomismata}, gleich 43200 Nomiemata. Der
Sold eines einfachen Soldaten betrug je nach Dienstalter zwischen
1 und 12 Nomismata (Haussig, S. 194). Die Einkünfte der Kuratorie
waren also inzwischen beträchtlich. S.u. S. 69.
s 7 S. Ya):iya B, S. 164: Wali von Batn-Hanz~ und !.f.alid1yat, Er fun-
gierte als Strategos von Mesopotamia, vg. Schlumberger, Epopoe I,
s. 351.
58 S. das Taktikon Escorialense, Oikonomides, Lietee, S, 267, Z.15,
51 MS 130/556, s. T.I.B., S. 156.
so Synonyme für syr. und arab. 'kalt', d.h.: 'Kloster zum kalten Fluß'.
In der Umgebung Barigs gründete Johannes das Bistum Gi!Jcm mit seinem
ersten Hierarchen Kyria.kos, s. Anhang, S. 158, Anm.24.
61 MS 131/557, Johannes wurde dort nach seinem Tode 985 bestattet
(ebd.). Nach 986 machte sich Athanasioe V. um das Kloster ver-
dient (MS 135/559), aus dem zu seiner Amtsperiode viele Hierar-
chen hervorgingen, s. MS 467-68/761, Liste XXX, 2, 10, 18, 19, 29, 39,
3, Erste Krise des byzantiniech-jakobitiechen Verhältnieeee 35

Wann der ökumenische Patriarch Polyeuktoe von den religionspolitischen


Maßnahmen Kaieer Nikephoroe' II. Phokae in Südoatkappadokien und den
angrenzenden armenischen Territorien erfuhr, läßt eich in etwa erschließen.
Es ist wahrscheinlich, daß ihn der chalkedoneneiache Klerus von Melitene
oder/und Tzamandoe um 967 /68 informierten. Polyeuktoe war sich seiner
Pflicht gegenüber den östlichen Eparchien des Patriarchatseprengele von
Konstantinopel bewußt5 • Zwar schweigen
3 die Quellen über die Urheber der
nun beginnenden Aueeinandereetzung zwischen Kaiser und chalkedonenei-
achem Klerus auf der einen Seite - und Jakobiten auf der anderen. Aber ee
gibt keinen Grund anzunehmen, daß Nikephoros von eich aus die wirkunge-
volle Toleranzpolitik gegenüber den Monophysiten aufgeben wollte. Doch mußte
der Kaiser nach internen Auseinandersetzungen offensichtlich nachgeben.
Immerhin wurden die führenden Jakobiten nicht verhaftet, sondern zu ei-
ner Disputation geladen 64 , von deren Ausgang sich der Kaiser eine Beruhi-
gung seines Verhältnisses 65 zu Patriarch Polyeuktos versprach.
Seit den christologischen Auseinandersetzungen der Epoche des Kaisers
Herakleios im 7. Jh. hatte keine theologische Diskussion in offenem Gespräch zwi-
schen den Vertretern der Reichskirche und den Monophysiten auf Reichsbo-
den stattgefu nden 66 , Es bestanden also keine Erfahrungen aus der jüngeren
Vergangenheit, die beiden Seiten bestimmte Vorgehensweisen nahegelegt hät-
ten. Umso näher liegt die Vermutung, daß keine Partei sich argumentativ
auf dem Niveau etwa eines Kyrillos oder Severoe bewegen konnte. Beide
Kirchen hatten sich in der jüngeren Vergangenheit mit anderen Problemen be-
schäftigen müssen. Die Reichskirche kämpfte mit Ikonoklasmus und Paulikia-
nern, sah sich in Kämpfe mit Rom um die Vormachtstellung auf dem christlich
werdenden Balkan verstrickt - während die Jakobiten in islamischer Umwelt
überleben wollten.

62 Ein (oder handelt es sich gar um zwei Unbekannte?) anonymer Metropolit


von Melitene ist für die Zeit kurz vor 960 belegt, e, Bistumslisten
im Anhang, S. 167, Anm. 35. Das Datum ergibt sich aus dem Zusammen-
hang der Entstehungsgeschichte des Chrysobullos Logos, s.o. voriges
Kapitel.
63 S. PG 119, 909 A-C 'Officium et definitio Patriarchae'. Die Schrift
wurde im 10.Jh. mit zeitgenössischen Gesetzestexten zusammengestellt:
"Skopos to Patriarche ... epeita de kai pantas tous hairetikous kata
to dynaton an to, pros ten orthodoxian kai t~n henosin tes Ekklesias
epistrephein. Hairetikoi de tois nomois kai tois kanosi kalountai,
hoi te katholike mekoinonountes Ekklesia.."
84 Aue den Daten der Synodica Johannes' VII. läßt sich die Folgerung
ziehen, daß der Entschluß zu einer Vorladung der Jakobiten späte-
stens 968 gefallen ist, da die Jakobiten bereits Anfang 969 nach
Konstantinopel ziehen mußten, um am 1,April mit Polyeuktos zusammen-
zutreffen; s.u. das nun folgende Kapitel.
65 Als schwerwiegendes Problem stand zwischen Kaiser und Patriarch
die Frage nach den Kompetenzen bei Bischofswahlen. Nikephoros II.
hatte durch Gesetz die Stellung des Kaisers gegenüber Patriarch
und Synodos Endemousa gestärkt (s. Dölger, Kaieerregesten, Nr. 703,
datiert 964, von Johannes Tzimiskes zwischen 11. und 25.12.969 auf-
gehoben, s. op,cit., Nr. 726). Diese Spannung mußte sich negativ auf
die Lage der Jakobiten auswirken, da der Patriarch auf umso strenge-
re Einhaltung der Kanones bedacht war.
68 S. dazu Beck, HKG II/2, S. 37-43 u. besonders S. 56.
·l• Di~ Disputation von Konstantinopel 969
3. 1. 1. Im Vorfeld der Disputation

"Der Patriarch erfüllte in allen Punkten, um was der Kaiser bat.


D?ch der Kaiser erfüllte sein Versprechen nicht. Er ließ sich durch
die Worte der durchtriebenen Griechen verleiten. Er ließ den Patri-
archen suchen und in die Kaiserstadt kommen unter dem Vorwand ei-
ner Diskussion oder einer Prüfung, in Wirklichkeit aber, um unseren
orthodoxen Glauben zu zerstören. In diesem Jahr 12801 reiste der Patri-
arch Mar Johannes nach Konstantinopel ... "2
Da Johannes selber den 1.April 969 als Tag einer ersten Begeg-
nung mit dem ökumenischen Patriarchen Polyeuktos angibtl, zog er
im Winter r.ach Konstantinopel und wird dort mit seinen Begleitern
- Sergios, dem Metropoliten von Apameia, Jakob, dem Metropoliten
von Tzamandos, Johannes, dem Bischof von Sozopetra, Konstantin,
dem Bischof von Germanikeia sowie Schülern und Dienern 4 - einige Zeit
vor dem 1.April angekommen sein. 5 Die Vorladung an die Jakobiten kann
im Herbst 968 durch Kaiser Nikephoros II. Phokas selbst erfolgt sein,
denn sein Feldzug führte ihn nach Nordwestsyrien 6 unter anderem ins
Gebiet von Apameia und Emesa. Die vorgeladenen Hierarchen vertraten
Gebiete, die entweder seit einiger Zeit in byzantinischer Hand waren
oder in Zukunft annektiert werden sollten. Worin bestand der Grund
der Zitation der Jakobiten? Mag das Abkommen zwischen Nikephoros

1 D.h. 969.
2 MS 131/556.
3 s. im Anhang S. 137-144 die Synodica Johannes' VII., Z,4. Zukünftig
mit Syn., z ..•abgekürzt.
4 zu den Namen s. Syn., Z.233-36. Bei Michael Syrus nicht ganz kor-
rekte Angabe der Namen: MS 131/556 nennt nicht den Bischof von
Sozopetra sondern Thomas, den Metropoliten von Jerusalem, vgl,
Honigmann, Bar-Sauma, S. 55.
s Die Reiseroute der Jakobiten: Als auf kaiserlichen Befehl Vorge-
ladene reisten die Bischöfe wohl unter militärischer Bedeckung.
Die Jahreszeit machte eine Seereise von einem kilikischen oder
nordsyrischen Hafen unmöglich (vgl. Koder, S. 70 u. 71). Johannes
hielt sich vermutlich in Barig auf, dem Kloster nördlich von Ger-
manikeia, mit dessen Bau er gerade begonnen hatte (s. MS 130/556).
Wenn sich die übrigen Bischöfe zuvor an ihren Sitzen befanden,
können Johannes von Sozopetra, Sergios von Aparneia und Konstan-
tin von Germanikeia sich mit dem Patriarchen beim günstig gelegenen
Germanikeia getroffen haben. Die beste Straßenverbindung nach
Konstantinopel stellte der toxya dromos' dar, eine Heerstraße, die
über Tarsos durch die kilikischen Pforten nach Podandoe, Ikonion,
Amorion, Dorylaion, Nikaia, Nikomedia an den Bosporus führte (e.
Kader, S. 67 u. 69). Jakob von Tzamandos wäre dann über Kaisareia
bei Herakleia zu seinen Reisegenossen gestoßen. Für die gut 1000
Kilometer lange Strecke von Kilikien zur Hauptstadt sind in der
winterlichen Jahreszeit bei etwa 26 Kilometern Streckenleistung
pro Tag mindestens sieben Wochen Reisezeit zu veranschlagen.
Die Jakobiten hätten also spätestens Anfang Februar 969 losziehen
müssen. Vgl. Vryonia, S. 30-33 zum Straßensystem.
6 S. Yahya A, S. 116-118.
Dlaputatlon
37

und den Monophysiten zunächst machtpolitisch einen Gewinn für den


Kaiser dargestellt haben, kirchenpolitisch warf es eine Reihe
ernster Fragen auf. War es möglich, daß der durch ein persönliches
Glaubensbekenntnis 7 zur chalkedonensischen Orthodoxie festgelegte
Kaiser ohne Anhörung des Patriarchen von Konstantinopel, in dessen
Jurisdiktion die Eparchien Kaisareia, Melitene und Kamachos fielen,
die durch den Aufbau einer häretischen Kirchenorganisation geschä-
digt werden mußten, daß er ohne Anhörung einer Synode einen anderen
Konfessionsstand nicht nur dulden sondern auch fördern konnte?
Das politische Gewicht des Patriarchen Polyeuktos wog schwerer
als der Chryaobullos Logos, den Nikephoros dem jakobitischen Ober-
haupt übergeben hatte. Auf die Einhaltung seines Throneids konnte
Nikephoros vom Patriarchen jederzeit festgelegt werden. Polyeuktos
war nicht der Mann, der eine Verletzung des kanonischen Rechts hin-
zunehmen bereit war 8 • Unter diesen Umständen kann der den Jakobiten
gegenüber ausgedrückte Verzicht des Nikephoros, ihnen das Chalkedo-
nense aufzuzwingen, kaum als realisierbar betrachtet werden 9 •
Die Duldung eines häretischen Metropoliten in der Themenhauptstadt
Melitene und der Bau monophyaitischer Klöster und Kirchen auf Reichs-

7 "From the ascension of Anastasius I (491-518) it became custo-


mary for the Patriarch to receive the confession of faith of the
newly elected Emperor. He also crowned him, thus giving the Empe-
ror, at least in the eyes of the people, a religious consacration"
(Cambridge II, S. 108). Kapitel XCVI des 1.Buches des Zeremonien-
buches Konstantin VJI. enthält einen Augenzeugenbericht der Krönung
des Nikephoros unter dem Titel "Inauguration des Basileus Nikepho-
ros, des ehemaligen Domestikos der Schalen des Ostens, des Knechts
Christi, des sehr mutigen Kaisers". Nach Schlumberger (Empereur,
S. 298 ff,) lassen sich folgende Hauptpunkte des Throneids festhal-
ten: 1. Treue zu den sieben ökumenischen Konzilien 2, Treue gegen-
über den Lokalsynoden 3. Versprechen des Schutzes der Kirche
4. Zurückweisung und Anathematisierung aller bereits von der Kir-
che Anathematisierter. Ein solches Glaubensbekenntnis mit Throneid
wurde eigenhändig von Nikephoros am 16.August 963 unterzeichnet
und dem Patriarchen Polyeuktos übergeben. S. auch Svoronos, Lit.-
Verz. Nr. 195, S. 106-142.
8 Als 963 kurz nach der Eheschließung des Phokaden mit der Kai-
serinwitwe Theophano bekannt wurde, daß Nikephoros der Pate der
Kinder aus erster Ehe der Theophano mit Kaiser Romanos II. war,
wollte Polyeuktos den neuen Basileus nicht an der Eucharistie
teilnehmen lassen, da das Verbrechen der geistlichen Verwandt-
schaft vorzuliegen schien. Erst als der Stiefgroßvater Bardas
Phokas erklärte, er sei der Pate, beruhigte sich der Patriarch
(s. Leon Diakonos, ed.Loretto, S. 52; CSHB, S. 50). Zur damaligen
Zeit gabes noch nicht einmal politische Differenzen zwischen Kaiser
und Patriarch, denn unmittelbar zuvor hatte eich der Patriarch
noch für die Thronbesteigung des Kappadokiers stark gemacht, s.
Leon Diakonos, ad.Loretto, S. 37-39; CSHB, S. 32-34.
9 An der persönlichen Orthodoxie des Kaisers gibt es keinerlei
Zweifel. Seine enge Verbundenheit mit dem berühmten Michael Ma-
leinos, seinem Onkel, und mit Athanasios Athonites wird in den
Quellen immer wieder betont, s. Leon Diakonos, ad.Loretto, S. 83;
CSHB, S. 85-86.
Dlopollll.lou

-baden konnte nur den Einfluß des in Ostkappadokien noch gering ver-
tretenen chalkedonensischen Klerus mindern 10 •
Die Zitation der Jakobiten in die Kaiserstadt sollte den nach chal-
kedonensischer Sicht unrechtmäßigen kirchenpolitischen Statue quo
in Kappadokien und Nordsyrien beenden, der durch die illegalen Maß-
nahmen des Basileus eingetreten war.
Angesichts des völligen Schweigens der byzantinischen Quellen zu
den Aueinandersetzungen zwischen den jakobitiechen Bischöfen und ih-
ren reichskirchlichen Gegnern vor der Synodoe Endemousa scheinen
diese Geschehnisse durch die großen außenpolitischen Ereignisse in
Bulgarien, dann durch den Thronwechsel im Dezember 969 völlig über-
schattet worden zu sein. Beschlüsse der Synodos Endemousa können nicht
erhalten sein, da wegen des Todes von Kaiser und Patriarch am 10./
II.Dezember 969 bzw. am 5.Februar 970 keine Abschlußeitzung statt-
finden konnte.

3.1.2. Erste Be.cre.crnung Johannes' VII. mit Patriarch Polyeuktos

Am !.April 969 erhielten die Jakobiten die Aufforderung, vor dem


Patriarchen zu erscheinen 11 • Ihre Unterkunft1 2 scheint weit von den
Patriarchatsgebäuden gelegen zu haben, denn sie hatten einen langen
Weg zurückzulegen13,

10 Zur melkitischen Präsenz im Zentrum der Rückbesiedlung, das im


Chrysobull Johannes' VII. aufgeführt ist, s. Anhang, S. VI, Anm. 22-23,
S. XVII, Anm. 35 u. XIX, Anm. 38-40. Die zeitgenössischen melk. Noti-
tiae führen mehrere Bistümer auf. Schlumberger erwähnt für die Zeit
um 967 einen Bischof Theodoros von Melitene, der sich erfolgreich um
eine Union mit dem armenischen Katholikos Ter-Vahan bemühte und
von seinen monophysitischen Landsleuten auf einem Konzil abgesetzt
wurde (Epopoe I, S. 250, leider ohne eruierbare Quellenangabe!?) Mit
der jakobitischen Konsolidierung Melitenes zwischen 965 und 969 dürf-
te der Zeitpunkt der Ordination des Metropoliten Ignatios Rahata
feststehen, s.o. S. 7. Im neu besiedelten Qlisura/Romanupolis setzte Johan-
nes den Athanaaios als Bischof ein (MS 466/760, Liste XXIX, 11), Für
Hanazit/ Anzitene ist kein eigenständiges Bistum belegt, es wurde wohl
mit Araemsat zusammen versehen (Honigmann, Bar-Sauma, S. 129). Johan-
nes ordinierte Den(la zum dortigen Bischof (MS 467 /761, Liste XXIX, 37).
Vryonis überschätzt das griechiach-reichskirchliche Element in Ost-Ana-
tolien eindeutig, vgl. dera., S. 34-35 u. 42, räumt jedoch S. 53 u. S. 63
die Bedeutung der syrisch-armenischen Besiedelung ein.
11 Syn., Z.4-5. Das erste Treffen fand vielleicht bereite im Rahmen
der Synodos Endemousa statt, s.u. S. 45-51.
12 über die Art der Unterkunft schweigt die Synodica. Wahrschein-
lich wurden die Jakobiten in einem kirchlichen Gebäude unterge-
bracht. 1029 wurden Patriarch Johannes VIII. und seine Begleiter
in einem Menas-Kloster, dann einem Gregorios-Kloster interniert
(MS 142/564), die jedoch nicht identifiziert sind ( e. Janin, Geo-
graphie, S. 335-36). S.u. S. 86, Anm. 49 und S. 106, Anm. 85.
13 Syn., Z.11. Das heute nicht mehr existierende Patriarcheion um-
faßte mehrere Gebäude in unmittelbarer Nähe der Hagia Sophia,
s. Janin, Geographie: Le patriarcat, S. 177-180 und dera., Lit.-
Verz. Nr. 113, S. 131-35. Vgl. die katastrophale Unterbringung
des Botschafters Ottos I. ,Luitprands von Cremona, ein Jahr zuvor,
Schlumberger, Empereur, S. 605-606.
Dl ■ putatlon
39

Die Ankunft der monophysitiechen Kirchenführer war aber inzwischen


in Teilen der Hauptstadt publik geworden. So war es Johannes und sei-
nen Begleitern kaum möglich, den Weg zum Patriarchen ungehindert zu
nehmen, da eine fanatisierte Volksmenge versuchte, die Jakobiten zu
terrorisieren. Johannes ließ sich jedoch nicht provozieren, sodaß es
nicht zu weiteren Zwischenfällen kam 14•
Der Zweck der Vorladung durch Polyeuktoe lag wohl in einer Sondie-
rung des Terrains für Unionsverhandlungen der Melkiten mit den Jako-
biten. Polyeuktoe eollte 15 herausfinden, ob und inwieweit Kompromißbe-
reitschaft seitens der Monophysiten vorlag. Es dürfte auszuschließen
sein, daß die Melkiten jemals an eine Neuinterpretation des Chalkedo-
nense dachten - etwa im Sinne eines neuen Henotikon. Nikephoroe und
Poyeuktos mußten nicht nur den Orient im Blick behalten, sondern hat-
ten ebenso an die byzantinischen Besitzungen in Italien zu denken,
die gefährdet werden konnten, wenn der Kaiser und die Kirche des
Patriarchats in den Verdacht der Häresie geriet 18•
So hatten die jakobitischen Bischöfe von Anfang an keine wirkliche
Chance, ihre theologischen Standpunkte in einer Disputation mit den
Vetretern der Reichskirche durchzusetzen. Sie standen vor der Wahl
zwischen Kapitulation und Martyrium für den monophysitischen Glauben.
Da sie zudem keine politische Rückendeckung erfuhren, sahen sie sich
dem byzantinischen Gegner ausgeliefert. Johannes läßt in seiner Syno-
dica keinen Zweifel daran, daß er die Lage klar erkannten. Da er auf
keinen Fall die Gefahr eines Schismas innerhalb der syrisch-jakobiti-
schen Kirche - oder auch zwischen den Syrern und der koptischen Kir-
che18- eingehen wollte, blieb für ihn nicht der Ausweg einer persönli-
chen Unterwerfung.
Polyeuktos begann die Unterredung mit den Jakobiten mit grundsätz-
lichen Fragen. Johannes wurde nach seinem Patriarchatssitz gefragt
und ob eine Schisma zwischen ihm und dem melkitischen Patriarchen
bestehe 19• Dies war selbstverständlich ein offenes Geheimnis. Die näch-
ste Frage zielte auf die Legitimität der Ordination und des Amtes des
Jakobiten 20 • Sie konnte nur gültig sein, wenn sie von einem chalkedo-
nensischen Bischof vorgenommen worden war: Johannes gab jedoch an,
seine Anerkennung als Patriarch von Antiocheia durch den Kopten Menas

1t Syn., Z.6-10.
15 Johannes geht in Syn., Z.2-3 davon aus, daß der Patriarch auf Be-
fehl des Baeileue handelte.
16 Interessenkonflikte mit dem deutschen Kaisertum in Süditalien
(2. Delegation Lititprands von Cremona 968) und mit dem römischen
Papst, dessen Patriarchatssprengel unter Leon III. zugunsten Kon-
stantinopels verkleinert worden war, s. Maier, Byzanz, S. 94-95.
Papst Johannes XIII. war ein treuer Bundesgenosse Ottos I., der
968 auf byzantinisches Gebiet vorgedrungen war.
17 Syn., Z.175 u. 186-192.
18 Dies ist der Grund für die Abfassung der Synodica an den koptischen
Kollegen Menas II., Syn., Z.200-215.
19 Syn., Z.14-19. Zur Zeit war der melkitieche Sitz vakant, da Patri-
arch Christophoros am 22,Mai 967 getötet worden war, s. Yatiy' A,
S. 111; s.o. S. 23, Anm. 10 und s. 26, Anm, 7, Die Frage war prin-
zipieller Natur und impliziert nicht, daß Polyeuktoe etwa angenom-
men habe, Christophoroe sei noch am Leben.
ao Syn., Z.20-21.
Dllp11taU1111
40

erfahren zu haben.n Polyeuktoe sprach daraufhin dem Menas die Recht-


gläubigkeit ab, da er einen schriftlichen Beweis für seine häretischen
Ansichten in dessen Brief erhalten hatten. Damit war in den Augen des
Byzantiners Johannes unkanonisch 23 in sein Amt eingeführt worden.
Für Polyeuktos war der Melkit Elias rechtmäßiger Patriarch von Alexan-
dreia24. Johannes entgegnete, ausschließlich den Kopten Menas anzuer-
kennen2s.
Nach dieser Klärung der Fronten mußte Polyeuktos nun nach den per-
sönlichen Glaubensansichten des Syrers fragen. Er verlangte die Zustim-
mung des Jakobiten zur Präexistenz und zur vollen, wahren Menschheit
Christi 26 • Der Jakobit antwortete mit einem kurzen Bekenntnis im Tenor
der alexandrinischen Logos-Sarx Theologie: "Ich bekenne, daß der Gott-
Logos, der vor den Äonen war, als Sohn des Vaters vom Himmel herabge-
stiegen ist und der Theotokos, der heiligen Jungfrau Maria, eingewohnt
hat und aus ihr persönlich einen Leib von uns gleicher Natur, mit ver-
nünftigem und verstehendem Geist versehen, angenommen hat. Und eo aus
ihr Gott geboren worden und Mensch geworden ist, fern von Veränderung
und Verwandlung. "21
Das von Chalkedonensern und Jakobiten gemeinsam anerkannte Dogma
des Konzils von Ephesos über die Gottesmutterschaft Mariae 28 stellte Jo-
hannes als Beleg für die wahre Menschheit des Gott-Logos in den Vor-
dergrund, dabei leugnete er jede Veränderung und Verwandlung der gött-
lichen und menschlichen Natur Christi. Da das Bekenntnis von der Ein-
heit der einen Hypostase ausgeht, läßt es sich durchaus in monophyei-
tischem Sinne interpretieren, ohne jedoch durch zu einseitige Formu-
lierung eine chalkedonensiscbe Auslegung zu verhindern.
Polyeuktos nahm die vorchalkedonensische Formulierung an, fragte
jedoch gleich weiter, um Johannes' Auffassung über das Verhältnis bei-

21 Syn., z.22.
22 Syn., Z.22-24, Das Schreiben ist leider nicht überliefert.
23 Vgl. den Synodaltomos von 1030 gegen Johannes VIII.: " All' epei
ho kai ten kakian touton protos kai to axioma Ioannes, ho tes ton
Iakobiton exarchön haireseos kai patriarches men ouketi, - pothen
gar? - hairesiarchou de proaegorian eikotos •••" (G. Ficker, Erlasse,
S. 12, z. 26-28, Hervorhebungen vom Verf ,)
24 Syn., Z.24-25.
2s Syn., Z.36-30.
2& Syn., Z.31-33: "Bestätigst du, daß er vom Himmel herabgestiegen ist
und der heiligen Jungfrau Maria einwohnte und aus ihr einen Leib
angenommen hat, der uns gleich iet - ja oder nein?"
21 Syn., Z.34-39. Vgl. den Horoe pieteos von Chalkedon (Conc.0ec.
Decr., S. 62, Z.29 ff,): " •••ek Marias tes parthenou tes Theo-
tokou kata ten anthropoteta hena kai ton auton Christon hyion
kyrion monogene, en dyo physesin asygchytos, atreptos, adiaire-
tos, achoristos gnorizomenon, oudamou tes t6n physeon diaphoras
aneremenes dia ten henosin ••," (Hervorhebung vom Verf.)
28 Vgl. den in das Ephesinum auf genommenen 3, Brief Kyrills an Neeto-
rios mit den zwölf Anathematismen: "Ei tie ouch homologei Theon
einai kata aletheian ton Emmanouel kai dia touto Theotokon ten
hagian parthenon, (gegenneke gar sarkikos sarka gegonota ton ek
tou Theou logen), anathema estc>." (Conc.Oec.Decr., S. 47, Z.42-48, Z.4)
011putatlon
41

-der Naturen in Erfahrung zu bringen 29 • Darum stellte er die chalkedo-


nensische These vom Weiterbeatehen beider Naturen in der einen Hypo-
stase Christi zur Diskueeion 30 • Nun mußte eich herauestellen, ob eich
Johannes in eindeutig monophysitischer Form äußern wollte. Die hypo-
statische Union beider Naturen bedeutete für den Jakobiten, daß nach
der Vereinigung von einer weiterbestehenden Zweiheit nicht die Rede
sein konnte 31 • Darin ging Johannes über die Theologie Kyrills hinaus,
die bei aller Betonung der Einheit der Person Christi doch ein Wei-
terbestehen der Naturen kennt, wobei Kyrill jedoch keinesfalls von einer
Eigenexistenz der menschlichen Natur gegenüber dem Logos spricht32,
Johannes dagegen bekannte die "eine Natur nach der Vereinigung •••und
die eine Person dee fleiechgewordenen Logos, '' 33 Mit dieser Leugnung
dee chalkedonensischen Dyophysitismue dürfte für Polyeuktos der hä-
retische Charakter der Theologie des Syrers hinreichend deutlich ge-
worden sein.
Nachdem die Verhandlungen für den 1.April beendet worden waren,
hatten die Jakobiten zehn Tage Zeit bis zum Ostersonntag, dem 11.April
969, um eich für ein neues Treffen mit den Byzantinern vorzubereiten 34•

3.1.3. Erstes Treffen mit Nikephoros II.

Entsprechend den Kanones ihrer heimischen Kirche nahmen die Jakobiten


nicht an den Gottesdiensten an Ostern teil, da ihnen ein gemeinsames
Feiern der Liturgie mit den 'häretischen' Melkiten nicht möglich war 35 •
Johannes weist gegenüber dem monophysitischen Kollegen Menas deutlich
darauf hin, daß er selbst durch seine schwierige Lage in der Reichshaupt-
stadt sich nicht zu Kompromissen hinreißen ließ, die als Angebot einer
Union mit der Reichskirche hätten mißverstanden werden können. Fraglich
ist allerdings auch, ob der byzantinische Klerus die Teilnahme der Jako-
biten vor einer offiziellen Konversion hingenommen hätte36, was angesichts
der Unflexibilität des Polyeuktos höchst unwahrscheinlich ist.

29 Syn., Z.40-41.
30 Vgl. den Horoe piste~s des Konzils von Chalkedon (Conc.0ec.Decr.,
S. 62, Z.37-38): " ••.sozomenes de mallen tSs idiotetos hekateras
p h yseos,.. ... "
31 Syn., Z.41-44. Doch wird das Weiterbestehen der ldiomata beider
Naturen in der einer Person vorausgesetzt.
32 Vgl. Camelot, Lit.-Verz. Nr. 62, S. 73.
33 Syn., Z.43-44.
3t Syn., z. 45-46.
35 Vgl. Vööbus, CSCO 307, S. 16: Kanon 14 des Patriarchen Kyriakos,
erlassen im November 794 in Bet. Baiin: " die Kleriker, die die Kir-
chen und Klöster der Nestorianer, Chalcedonenser und Julianisten
besuchen, dort ihre Gaben, Zehnten und Gelübde geben, sollen ihr
Amt verlieren; ebenso, wenn sie ihnen ihre Töchter zu Frauen geben;
Laien, die eich dessen schuldig machen, sollen nicht mehr in die
Kirche kommen und an der Eucharistie teilnehmen."
31 Zum Modus der Rekonziliation von Jakobiten s.u. S. 110-115 und
Theodoroe von Nikaia, Brief an Philotheos von Euchaita, in: Darrou-
zee, 'pistoliere, S. 275, Z.-32-36. Vgl. Beck, S. 496.
Disputation

Doch erwartete die Jakobiten eine Einladung durch Kaiser Nikephoroe II,
selbst'". Der Basileus wollte vor kircheninternen Verhandlungen pereön-
lich mit den Jakobiten Kontakt aufnehmen. Es muß ihm wichtig gewesen
sein, mit Johannes zu einer gütlichen Regelung zu kommen. Zunächst be-
stellte Nikephoros die Syrer zur Hagia Sophia. Johannes spricht schlicht
von "ihrer großen Kirche", eine auch den Byzantinern geläufige Wendung38,
Der Basileus zeigte den Monophysiten dieses bedeutendste Gotteshnue der
östJichen Christenheit. Er führte sie selbst durch die gewaltige Kuppel-
basilika Justinians I., zeigte ihnen nicht nur die prachtvollen Mosaiken
sondern auch die gottesdienstlichen Gerätschaften und Gewänder, die
im Skeuophylakion der Kirche aufbewahrt wurden 39 • Ohne Zweüel beabsich-
tigte Nikephoros, die Jakobiten zu beeindrucken und hoffte, der Glanz
der Hagia Sophia würde die Überzeugungskraft der Argumente der Chal-
kedonenser unterstützen, wobei neben dem ästhetischen Eindruck der Ba-
silika für den Byzantiner natürlich auch der ikonentheologische Eindruck
eine entscheidende Rolle spielte, denn das Reich Gottes und der Heiligen
bildete sich wirkkräftig in den Ikonen und Mosaiken ab.
Diese Kirche war für die Byzantiner Ausdruck der Verbundenheit ihres
Reiches mit dem Himmel selbst. Prokopios von Kaieareia schreibt in den
'Ktismata' über die Kuppel: "Sie scheint nicht auf einem festen Bau auf-
zuruhen, sondern vielmehr an einer goldenen Kette vom Himmel herabzuhän-
gen und den Raum zu überzelten. "• 0 Die Hagia Sophia bot nicht nur mehre-
ren tausend Menschen gleichzeitig die Möglichkeit, gemeinsam die Litur-
gie zu feiern, sie repräsentierte auch die Größe des Reiches. Hier wurde
seine Macht augenfällig sichtbar und gleichzeitig religiös überhöht und
sanktioniert.
Die Rolle des Gebäudes als Demonstrationsobjekt gegenüber Ausländern
wird in einer Episode besonders deutlich, die Skylitzes schildert: "Um
einen Gefangenenaustausch zu vollziehen, trafen aus Tarsos und Melitene
der bekannte Abelbakes und der Vater des Samonas in der Kaiserstadt ein.
Der Kaiser lud sie vor sich, indem er ihnen einen großen Staatsempfang
bereitete und der Magnaura großen Glanz verlieh. Er stattete auch die
große Kirr.hP mit kostbarem Schmuck aus und ließ jene dort hineinführen.
Er zeigte ihnen alle Heiligtümer und die Gerätschaften, die beim Gottes-
dienst Verwendung fanden. Dies war aber christlicher Haltung ungemiiß,
wildfremden und andersgläubigen Menschen vorzuführen, was sogar den
Christen, die nicht gut leben, verborgen ist." 41 Kaiser Leon VI. führte
also muslimische Gesandte nach einem Empfang im nahegelegenen Kaiserpa-
last durch die Hagia Sophia, ja sogar in das Skeuophylakion, um die
Fremden zu beeindrucken. Die Parallele zu Nikephoroe II. und Johannes
ist evident.

37 Syn., Z.49. Zur Liturgie in der Hagia Sophia am Ostersonntag e. dae


zeitgenössische Typikon der Kirche (Typikon II, S, 92-97).
38 Syn., Z.49 , vgl. Skylitzes, ed. Thurn, S. 226; CSHB, S. 189.
39 Syn., Z.50-53. Vgl. F. Dirimtekin, Lit.-Verz. Nr. 56, S. 390-400,
«0 Zitiert nach Schug-Wille, Byzanz und seine Welt, S. 129, vgl.
Janin, Geographie, S. 455-470.
u Skylitzes, ed. Thurn, S. 226; CSHB, S. 189. Hervorhebung vom Verf.
"Anders als die übrigen byzantinischen Kirchen war die Hagia Sophia
nicht nur der gewaltigste Zeremonialsaal des Reiches sondern auch
eine Art Museum, das individuelle Kunstwerke beherbergte." (Runci-
man, Lit.-Verz. Nr. 176, S. 109)
011putatlon
43

Der für seine freiwillige Armut berühmte jakobitieche Patriarch Johan-


nes VU. 42 war jedoch nicht durch architektonischen Pomp zu beeindruk-
ken und kommentierte die Initiative des BesiJeus mit den lakonischen
Worten: "Dennoch bestellte uns der Kaiser zu ihrer großen Kirche und
zeigte uns ihre Zierde •••, weil er annahm, daß wir durch diese ver-
gänglichen Dinge wie Kinder gefangen werden könnten." 43 Johannes' Hal-
tung hatte nichts mit einer theologischen Verwerfung christlicher Bilder
zu tun. Eine ikonoklastische 44 Spitze fehlte völlig, denn die Jakobiten
kannten sehr wohl das religiöse Bild in der Kirche, ebenso die Wunder-
tätigkeit dee Bildes und der Reliquie 45 • Johannes' Ablehnung galt der
Instrumentalisierung religiöser Architektur und Kunst durch die kaiser-
liche Kirchenpolitik.
Auf die Führung der Jakobiten folgte eine Eucharistiefeier.e während
der die Syrer die Kirche verließen. Außerhalb sprach der Kaiser,
nachdem er kommuniziert hatte, die Bischöfe auf den Kern des Problems
der Kirchenspaltung an. Mit einer Paraphrase des Pauluswortes aus dem
1. Korintherbrief 1, 10-13 über die Spaltungen in der Gemeinde zu Ko-
rinth gab er seiner Meinung Ausdruck: "Wir spalten Christus - wie Pau-
lus sagt. Der eine spricht, ich gehöre zu Kephas; der (andere) spricht,
ich gehöre einem anderen und verneint das, was der erste behauptet. "41
Interessant ist, daß Nikephoros allen christlichen Konfessionen den
paulinischen Spiegel vorhielt, Die Kritik des Paulus traf also auch auf
die chalkedonensieche Kirche zu.
Diese selbstkritische Haltung des Kaisers ist insofern als historisch
anzusehen, als Johannes zum Zeitpunkt der Abfassung der Synodica an
Menas II. keinerlei Grund hatte, Nikephoros zu schonen, der letztendlich
für die Verhaftung der Jakobiten verantwortlich war 48 •
Der Kaiser scheint die Kirchenspaltungen nicht nur aus machtpoliti-
schen Gründen sondern auch von seinem persönlichen Glauben her bedau-
ert zu haben 49 • Leider enthält uns Johannes die Antwort vor, die er auf
die zentrale Anfrage des Nikephoros geäußert hatso,

42 Sein syrischer Beiname Sarigta bedeutet "der Zerlumpte" (MS 130/556),


s.o. S. 25, Anm. 1.
43 Syn., z. 49-50 u. 52-53.
44 Ostrogoreky, S. 134, unterstellt Monophysiten Bilderfeindlichkeit.
Die Ablehnung des Jakobiten kann aber auch mit den Sujets verschie-
dener Darstellungen zu tun haben (neuchalkedoneneische Theologen,
antimonophysitische Kaiser), doch ist über den musivischen Schmuck
der Zeit um 970 kaum etwas bekannt, s. Freely, Lit,-Verz, Nr. 70,
s. 76-95.
45 S. Kawerau, S. 60-61; Hage, S. 50-53; Nabe, S. 93-96.
46 Syn., Z.54. Der Orthroe des frühen Morgens wird nicht gemeint
sein, sondern die vormittägliche Liturgie, s. Typikon II, S. 95-97.
n Syn., Z.56-58. Die klare, von den Orientalen als schroff empfun-
dene Redeweise des Basileue entspricht augenfällig der Beechrei-
bu ng durch Bischof Luitprand (Gesandtschaft 968), s. Schlumberger,
Empereur, S. 610-617.
48 Die Synodica wurde am 23.Auguet, also gut vier Monate nach dem
Gespräch im Gefängnis geschrieben, s. Syn. Z, 192 und 240.
•e Die Problematik der Kirchenspaltung wurde am tolgt1nden Sonntag
in einer Rede des Baeileus aufgenommen, s. Syn., Z.63tf.
so "Dem haben wir eine entsprechende und gtleignete Antwort gege-
ben ... Und nach langem Gespräch entließ er uns •••", Syn., Z.59-60.
Disputation

3.1.4. zweites Treffen mit Nikephoros II.

Das nächste Zusamentreffen der Syrer mit dem Basileus fand am ersten
Sonntag nach Ostern, dem 18.April 969 statts1, Johannes nennt nicht
den Ort der Versammlung, auch über die übrigen Anwesenden sagt er
nichts. Aus den Worten des Nikephoros scheint jedoch hervorzugehen
daß auch Vertreter der ReichskirchE: anwesend warens2. '
Der Kaiser begriuidete die Notwendigkeit einer Einigung der Bekennt-
sisse mit den Angriffen muslimischer und jüdischer Polemiker 53 , welche
die Zerrissenheit in Dogma und Kirchenbildung zum Anlaß nehmen konnten 1
am Wahrheitsgehalt des Christentums zu zweüeln 54 , Das heißt, er ver-
suchte eine Geschlossenheit nach außen zu propagieren, die durch das
Aufgehen aller Häresien in der einen Hagia tau Theou katholikg Ekklß-
sia dem Reich eine erhöhte Stabilität verleihen und dem christlichen
Glauben größere Überzeugungskraft geben konnte.

51 Syn., Z.63-64.
52
Syn., Z.65-70. Wahrscheinlich trafen sich die Geladenen mit dem
Kaiser in einem der Säle des nahegelegenen Kaiserpalastes, Die
Zeremonialordnung Konstantins VII. für den Sonntag nach Ostern
scheint von Nikephoros (soweit aus Syn. eindeutig erschließbar)
eingehalten worden zu sein, sie entsprach dem Ablauf des Oster-
montags (vgl. Konstantin VII., Lit.-Verz. Nr. 129, S. 46-47 und
S. 65-77). Zum Besuch des Kaiserpaares in der Hagia Sophia am
Sonntag nach Ostern s.op.cit., S. 90-91: " ••.• kai leitourgouein
ekeise kai aristousin meta tou patriarchou, kai hypostrephontee •.•"
Nach dem Mahl mit Polyeuktos könnte dann das in Syn. angesproche-
ne Treffen im Palast stattgefunden haben. Vgl. Schlumberger, Em-
pereur, S. 614/615, Anm. l über die Einhaltung der Zeremonien.
53 Eine Vielzahl polemischer Quellen arabischer Sprache sowohl
christlicher, als auch muslimischer und jüdischer Autoren bei
Steinschneider, Polemische und apologetische Literatur, z.b.
Nr. 108, 109, 110, 112, 126 u. 130.
54 S. dazu Steinschneider, Nr. 110b , S. 129. Aber die quellenmäßig
belegte Polemik gegenüber Nikephoros hatte eine andere Stoß-
richtung. Nicht die Vielfalt der Bekenntnisse bildete für den
Moslem den Kritikpunkt - eine Vielfalt ähnlicher Art kannte der
Islam in seinen verschiedenen Spielarten zwischen Sunniten und
Schiiten zur Genüge - sondern der angebliche Polytheismus der
trinitarischen Religion. So schrieb der Saib al-Qaffal in einer Antwort
an Nikephoros 966: "Er nennt sich 'Reinheit 1 und ist dabei ein
höchst schmutziger Polytheist •••Und kein Anhänger des Messias ist
ein überaus Ungebildeter, der drei Götter anerkennt und der über
'Isa aussagt: "Er ist über menschliche Beschreibung erhaben •••Und
nicht ist einer, der drei Götter bekennt, ein Freund des Messias;
(Trotzdem) aber hofft Nikephoros auf ihn (den Messias) für die
Tilgung der Sünden •••Und wer wird dem Nikephoros meinen Rat von
mir übermitteln mit einer Widmung, bevor er sich (aus Ärger) in
die Daumen beißt?" (Grünebaum, S. 59 u. 64)
Polemische Literatur der Byzantiner gegen Araber und Juden:
Johannes Damascenus (675? - vor 753): Pege gnoeeos, Kapitel über
den Islam, PG 94, 764 A - 773 A; (ders. ?) Apo phones Iöannou,
gegen den Islam, PG 94, 1595 - 1597, Literatur dazu bei Beck, S. 478.
Theodoros Abu Qurra (um 750 - 820/25): Griechische Traktate gegen
Juden, Muslime und Häretiker, PG 97, 1462 - 1640,
Disputation
45

Angesichts der Loyalität der jakobitiechen Kirche gegenüber den mus-


limischen Herren, die seit den Tagen der Eroberung im 7.Jh. bestand,
war diese Hoffnung aber wenig realistisch.
Johannes skizziert die Rede des Kaisers eo, als habe Nikephoros den
Worten nach ein freies Religionsgespräch zur Findung der Ursache des
Schismas und zu seiner Behebung aufnehmen wollen. Er unterstellt da-
bei, daß es sich nur um freundlichen Schein gehandelt habe, doch um
keine tatsächliche Offenheit. Von Anfang an sei keine Änderung der
chalkedoneneischen "Wahrheit"5s zu erwarten gewesen.
In der Frage des Präsidiums einer zukünftigen Disputation unter-
warf sich Johannes dem kaiserlichen Entscheid 56 • Er verzichtete auf
die von Nikephoros ihm angebotene Wahl zwischen dem Kaiser selbst,
den Metropoliten oder Mönchen 57 • Ein übel dürfte so groß gewesen sein
wie das andere. Dem Kaiser zu widersprechen bedeutete, die Staatsmacht
herauszufordern; Patriarch Polyeu ktoe war als kompromißlos bekannt;
die Metropoliten - zumal aus dem monophyeitiech geprägten Osten - konn-
ten nur Ressentiments gegen ihre Rivalen hegen. Und aus dem Mönchtum
waren der chalkedonensischen Orthodoxie die hervorragendsten Apologe-
ten eretandenss. Der Jakobit machte nur den einzigen Vorbehalt, daß
die vorgeladenen Syrer nicht mit Gewalt und Unrecht behandelt werden
sollten 59.
Die Disputation wurde vom Kaiser auf einen Zeitraum von bis zu drei Mo-
naten angesetzt. Als Grundlage sollte die zur Verfügung stehende patri-
stische Literatur dienen&o.

3.1.5. Verlauf der Disputation


3.1.5.1. Rahmenbedingungen

Am 20.Apri1 fand die erste Sitzung der Disputation im Rahmen der


81

Synodes Endemousa in der Hagia Sophia 62 statt. Johannes macht nur sehr
knappe Angaben über die Teilnehmer der Disputationsrunde. Neben dem
Patriarchen Polyeuktos als Vorsitzendem nahmen die zur Synodos En-
demousa zugelassenen Metropoliten und eine Auswahl weltlicher Würden-
träger teil. Da keine byzantinischen Quellen über die Vorgänge be-
richten, kann der Vergleich mit der Liste der Unterschriften des er-
sten Synodaltomos des Alexios Studites gegen die Jakobiten von 1030

s5 Syn., z.72.
sa Syn., Z.67-77.
57 Syn., z.73-75.
511 Johannes Damaacenus, Theodor Studites u.v.a.
s11 Syn., z.78-79.
&o Syn., Z.68-70.
81 Syn., Z.81.
62 "Enfin, d'apres lee eourcee eyriaques, le patriarche jacobite
Bar-Abdoun et eee evequee furent condamnee dane l'eglise meme
de Sainte-Sophie •••Depuis le IXe siecle, lee eeancee du synode
permanent se tenaient habituellement dane le catechumeniee de
Sainte-Sophie7n •••(7&) Surtout, depuis Photius, et sous le pa-
triarche Alexios Studite, pour le procee de Bar-Abdoun dans la
cote droit de Catechumenies." (Hajjar, Synode permanent, S, 160)
S. zu den Katechumenia auch Janin, Geographie, S. 461.
Dlapu lallo11

helfen, Informationen über die Zusammensetzung einer solchen Runde


zu gewinnen 63 • Die Synodos Endemousa stellte das wichtigste Synodal-
forum des ökumenischen Patriarchen dar. Die in der Hauptstadt 1 en-

demountes episkopoi' (Metropoliten und autokephale Archiepiskopoi)


waren zwar nicht die ausschließlich zugelassenen Mitglieder der
Synode, doch für die "Bestellung der Metropoliten und Autokephalen
des Bezirks von Konstantinopel, teilweise auch die Bestellung der
fremden Patriarchen, besonders desjenigen von Antiocheia" 64 , waren
sie allein zuständig. Die Synode scheint fast täglich zusammengetre-
ten zu sein65,
Für den Fall Johannes' VII. und seiner Mitbischöfe war also die
Synodes Endemousa das zuständige Gremium:

- Er erhob Anspruch, als Patriarch von Antiocheia zu gelten.

- Die jakobitische Metropolie Simandu/Tzamandos des vorgeladenen


Jakob lag innerhalb der Eparchie des Protothronos von Konstantino-
pel, der melkitischen Metropolie Ka:isareia, deren Interessen im
Suffraganbistum Tzamandos verletzt wurden68,

Falls der Jakobit zur Anerkennung des Chalkedonense bereit gewesen


wäre, halte ich es für durchaus möglich, daß Nikephoros II. ihn als
geeignetsten Kandidaten für das vakante melkitische Patriarchat von
Antiocheia vorgeschlagen hätte 67 , da nach der Blockade der Stadt im
Spätherbst 968 die Einnahme in Sichtweite lag. Schließlich hatte der
Syrer bewiesen, daß er ein vertrauenswürdiger Vertragspartner war.
Wenn Nikephoros seinen .Kandidaten dem Patriarchen Polyeuktos 'schmack-
haft' machen wollte, mußte Johannes VII. jedoch der Argumentation des
Po]yeuktos schnell weichen, wozu der Jakobit aber nicht bereit war.

63 s. G. Ficker, Erlasse, S. 18-21. Die Liste der Unterzeichner des


Tomos umfaßt in Rangfo]ge: drei Synkelloi, fünf Patrikioi - darun-
ter den Logothetes tou Dromou - und summarisch die übrigen Patri-
kioi, 32 Metropoliten, 11 Archiepiskopoi, 9 weitere weltliche Würden-
träger (Offiziere, Richter, den Stadteparchen von Konstantinopel},
nicht genannte Senatoren und städtische Richter. - Das heißt,
eine Reihe der höchsten geistlichen und weltlichen Amtsträger des
Reiches war bei den Sitzungen des Prozesses (Als Disputation möch-
te ich die Vorgänge nicht bezeichnen) vor dem Synodikon Dikasterion
(G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.27) anwesend. Daß 969 das öffentliche
Interesse ebenso groß war, ist nicht anzunehmen, da das Problem dee
Monophysitismus erst seit wenigen Jahren bestand. Der Rahmen der
Disputation 969 dürfte also etwas bescheidener ausgefallen sein.
Anwesend war wahrscheinlich Metropolit Philotheos von Euchaita, der
einige Jahre zuvor ein Gutachten zur Rekonziliation von Häretikern
angefordert hatte (s.u. S. 107-112) und am 30.6.969 zu einer außen-
politischen Mission nach Bulgarien aufbrach (a. Dölger, Kaiser-
regesten, Nr. 718), er war ein Vertrauensmann des Kaisers.
6-t Beck, S. 43.
65 Beck, S. 43.
66 S. im Anhang die Bistumsliste von Simandu/Tzamandoa, S.173-174.
67 Das Hindernis der unkanonischen Ordination hätte durch Nach-
weihen aus der Welt geräumt werden können.
0111putalloD
47

Die Verhandlungen fanden in griechischer Sprache statt, Dolmetscher


wurden nicht benötigt 69 • Johannes VII. war durch seine vielfältigen
Tätigkeiten und Verhandlungen im Bereich von Melitene und durch sei-
ne Kenntnis griechischer Theologen in der Ursprache durchaus in der
Lage, eine Diskussion mit den Byzantinern zu führen 69. Für die Aus-
gangslage der Disputation festzuhalten bleibt, daß Johannes und sei-
ne Bischöfe sich nicht vor einem Synodalgericht (Synodikon Dikaeterion)
zu verantworten hatten. Es bestand gegen sie keine Anklage, als sie Kon-
stantinopel betraten. Doch konnten die Ergebnisse der Disputation für
die Beweisaufnahme eines kirchlichen Gerichtsverfahrens verwendet
werden, wenn sich zeigen sollte, daß die Jakobiten tatsächlich Häre-
tiker waren, oder aber wenn sie kirchenpolitisch mißliebig reagierten.

3.1.5.2. Verlauf der Sitzungen seit dem 20.April 969

Als Hauptproblem der Diskussion stellte sich bald heraus, daß beide
Seiten gemäß den Hauptlinien ihrer jeweiligen patristischen Tradi-
tion argumentierten, jedoch noch nicht geklärt worden war, welche
Texte der Kirchenväter von beiden Seiten anerkannt wurden. Es muß
noch einmal betont werden, daß weder Polyeuktos noch Johannes VII.
Erfahrung in christologischen Grundsatzdisputationen hatten.
Die ersten Sitzungen wurden daher von beiden Parteien zur Dar-
stellung ihrer theologischen Standpunkte benutzt, ohne daß es mög-
lich wurde, einander näher zu kommen 70. Nach Johannes' Ansicht führ-
ten die Chalkedoneneser "nur Erdichtungen ihres Hirns vor." 71 Eine
Dualität der Naturen Christi nach der Vereinigung lasse sich aus den
Schriften nicht beweisen. Er verwarf Dyotheletismus und Dyoeneris-
mus, das heißt, die Theologumena der Konzile nach Chalkedon.
Johannes wies seinen koptischen Amtsbruder Menas deutlich darauf
hin, daß er nicht eigene, originäre Argumente ins Feld führte, son-
dern ausschließlich mit der Tradition der jakobitischen Kirche ope-
rierte: "Und nachdem wir ihnen mehrfach gegenübergestanden hatten,
wurde von uns nichts nach unserer Meinung behauptet, sondern nur die
Dinge, welche die heiligen Väter und die Lehrer der heiligen Kirche
gelehrt hatten, die die Einheit Christi unseres Gottes am Besten ver-

68 S. dagegen die verhängnisvolle Rolle des (bestochenen) Dolmet-


schers Theodoroa von Melitene im Prozeß gegen Johannes VIII,,
MS 142/563 und Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 218/144, s.u.
S. 74 und 87.
li9 Syn,, Z.144. Es ist nicht anzunehmen, daß Johannes Kyrilloe-
Zitate aus syrischen Übersetzungen ins Griechische rücküber-
setzte, da sie kaum den griechischen Originalen, die die By-
zantiner in Händen hatten, entsprochen haben dürften, sondern
nur Paraphrasen dargestellt hätten. Verständnisschwierigkeiten
dieser Art erwähnt Johannes in der Synodica nicht. Daher muß
das Florilegium der Syrer zumindest als Text akzeptiert worden
sein.
10 Syn., Z.83 ff.
'11 Syn., Z.84.
DIRput11tlon

~tanden, welche nichts als die eine Natur dee fleiechgewordenen Gott-
Logos nach der Vereinigung erkannten und überhaupt leugneten, daß
nach vollendeter Vereinigung eine Zweiheit zurückgeblieben eei." 12
Daraus ergibt sich, daß Johannes mit Texten arbeitete, die von der
chalkedonensischen Kirche längst verworfen worden waren, Severoe von
Antiocheia und die monophysitische Theologie seiner Schule wurde in
den Anathematismen der ökumenischen Konzile seit dem 6.Jh. immer wie-
der verdammt 73 • Argumente aus den Schriften überführter (Häretiker'
konnten die Mitglieder der Synodos Endemousa keineswegs überzeugen,
sondern nährten den Verdacht gegen die Syrer.
Zwar nennt Johannes hier nicht die Texte, die von den Byzantinern
zur Bekräftigung ihrer Zweinaturenlehre verwendet wurden, doch konnte
er seinerseits keine Schrift anerkennen, die sich auf Chalkedon berief,

3.1.5.3. Klärung der Diskussionsp:rundlage

Patriarch Polyeuktos als Leiter der Synode griff das Problem der
antagonistischen Vätertraditionen beider Kirchen auf, indem er statt
der Zitate verurteilter Monophysiten die Zeugnisse anerkannter Kir-
chenväter vorzutragen befahl7 4 • Daraufhin entschloß sich Johannes,
auf die vorchalkedonensische Theologie zu rekurrieren.
Von beiden Seiten aufs Höchste anerkannt - jedoch unterschiedlich
interpretiert - wurde der Alexandriner Kyrillos. Die Einschätzung des
Kirchenvaters wird in einer der dogmatischen Schriften Kaiser Justi-
nians I. klAr ausgedrückt: "Die Heilige Kirche Gottes nimmt zurecht
alles von Kyrillos Gesagte an. " 75 Kyrills dogmatische Briefe rangier-
ten seit dem Konzil von Ephesos (431) unter den wichtigsten Quellen
des kanonischen Rechts der späteren chalkedonensischen Kirche 76 •
Ebenso wichtig als Kirchenvater wurde Kyrillos jedoch auch für die
Monophysiten. Bereits vor 512 verfaßte Severos von Antiocheia seine
Schrift 'Kyrillos e philaletes' 77 , in der er den Alexandriner als Zeugen
für eine Christologie des EINEN Christus anführte 18 • Der durchdachten
Theologie seines christologischen Ansatzes hatten die Verteidiger des
Chalkedonense lange Zeit nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.

72 Syn., Z.94-100.
73 Vgl. die Ekthesis pisteos von Konstantinopel III (Conc.Oec.Decr.,
S. 102, Z.9-18), und den Horos von Nikaia II {op.cit., S. 111, Z.5-11),
Vgl. Typikon I, S. 342, Z.17-21 zum Sonntag nach dem 16.Juli:
"Am folgenden Sonntag feiert man in der Großen Kirche das Gedächt-
nis der gegen den unfrommen Severoe versammelten Väter, welche ihn
anathematisierten - wie auch seine ruchlosen und eeelenverder-
benden Schriften." (Synode von 536)
'14 Syn., Z.101-103.
75 Zitiert nach Beck, S. 286. Dennoch ist eben nicht ALLES von Ky-
rillos Gesagte in Chalkedon oder später rezipiert worden, vgl.
Beck, HKG II/2, S. 3.
76 S. Beck, S. 42 u. 45.
77
Severoe von Antiocheia, Lit.-Verz. Nr. 187.
'18
S. Bardenhewer Band 4, S. 73, Anm. 1.
DISPUtatloll 49

Polyeuktos forderte alao "ein Zeugnis dieser Vereinigung aue einer Re-
de dea heiligen Kyrillos" 79 , um mit den Jakobiten zu einer gemeinsamen
Textgrundlage zu gelangen. Möglicherweise hatten die Byzantiner ange-
nommen, daß die Syrer kaum in der Lage sein würden, aus dem Stegreif
Väterzitate für ihre Theologie erbringen zu können. Die heimatlichen
Klosterbibliotheken standen den Jakobiten nicht zur Verfügung, und wir
wiesen nicht, ob sie in Konstantinopel Zugang zu Bibliotheken mit patri-
stischer Literatur hatten.
Als Vorbereitung auf die Disputation hatten die Jakobiten jedoch
eine in Griechisch geschriebene Sammlung von Vaterstellen verfaßt 80 •
Daß sie dieses Florileg erst am Bosporus in der Zeit zwischen den Dis-
putationssitzungen erstellten, ist sicher. Es handelte sich um Zitate
vorchalkedonensischer Theologen, da ja die spätere monophysitieche Li-
teratur von den Byzantinern abgelehnt wurde, Es ist möglich, daß die
Jakobiten überhaupt keine tdyophysitischen' Schriften im Original kann-
ten, sondern nur Bruchstücke aus der polemischen Literatur ihrer Kir-
che. Sollte ein alter Kanon des Rabbula von Edessa Anwendung gefunden
haben, so dürfte keine K1osterbibliothek Schriften von Häretikern ent-
halten haben 81 • So wäre es jedenfalls zu erklären, daß die Gleichsetzung
von Chalkedonensern und Nestorianern von den Jakobiten vorgenom-
men werden konnte, da sie die grundlegenden Unterschiede beider chri-
stologischer Ansätze entweder nicht kannten - oder nicht verstehen
konnten 82 •
In der Synodica werden folgende Schriften der Textsammlung aufge-
führt: Gregorios von Nazianz, 1. Brief an Kledonioe 83 ; Athanasios von
Alexandreia, über die Fleischwerdung Gottes des Wortes, in Übereinstim-
mung mit dem heiligen Konzil von Nikaia 84; Kyrillos von Alexandreia,
Epistola 17, dritter Brief an Nestorioass,
Doch auch gemeinsam anerkannte Texte führten nicht zu einer Nähe-
rung der Standpunkte. Die Chalkedonenser warfen Johannes Apollinaris-
mus vor 86 , die Jakobiten schalten die Teilnehmer der Disputation Nesto-
rianer81, was die byzantinischen Hierarchen aufs höchste erbitterte, da
sie sich dieser Irrlehre keineswegs schuldig fühlten. Offensichtlich
war es den Jakobiten nicht möglich, die Eigenheiten beider dyophysiti-
scher Bekenntnisse zu unterscheiden, obwohl sie doch die antinestoria-

79 Syn., Z.106-107.
eo Syn., Z.109-110.
81 S. Vööbus, CSCO 307, s. 130, Anm. 18.
s2 Syn., Z.166-171.
83 Syn., Z,124-125, 129-137; PG 137, ep. 101.
94 Syn,, Z.146-147. Vgl, PG 128, 25-29 = Kompilation aus toe incarna-

tione Dei VerbP, d.i. die 'epistola ad Jovianum' des Apollina-


ris, s. Lietzmann, Lit.-Verz. Nr, 147, S. 250-253.
85 Syn., Z,146-147. Schreiben der Synode von Alexandreia (mit den
zwölf Anathematismen gegen Nestorios, PG 771 bes. col. 109 B-D,
112 C, 113 A-C, 120 B - 121 D (Anathematismen),
86 Syn., z. 125-128. Dieser Standardvorwurf gegen die jakobitische
Theologie wurde durch Wiederholung auch nicht zutreffender, vgl.
1030 Alexios Studites gegen Johannes VIII.: "Apolinarou (Schreib-
weise?) gar tßn planen Eutych~s kai Dioskoros diedexanto" (Ficker,
Erlasse, S. 15, Z.17-18.
8'1 Syn,, Z. 166-168.
- nischen Schriften des Kyrillos kannten und wissen mußten, daß die glei-
chen Werke mit ihren Anathematismen auch von den Melkiten hochgehal-
ten wurden.
Das gegenseitige Verständnis dürfte durch eine gewisse terminologi-
sche Unklarheit des Johannes noch erschwert worden sein. Er behauptete,
"daß Christus, der Sohn Gottes, EINER ist: aus zwei Naturen und zwei
Personen " 88 • Dieses Theologumenon findet sich nur bei den jakobitiechen
Patriarchen Theodosios 89 und Athanasios V.9°, ist jedoch den übrigen mo-
nophysitischen Autoren fremd. Die Verbindung kyrillisch-severianischer
Theologie 91 kombiniert mit einer Aussage über die Dualität der Personen
"aus" Christus mutet sonderbar an. Da Johannes jedoch keine weiteren Aus-
führungen anschließt, bleibt ihr Sinn dunkel. Die byzantinischen Theo-
logen dürften zumindest über diese ungewöhnliche Christologie erstaunt
gewesen sein, die weder zur monophysitischen noch zur reichskirchlichen
Lehre zu passen scheint.

3.1.6. Abbruch der Disputation

Nach zwölf Sitzungen 92 war offenbar geworden, daß die Verhandlungen völ-
lig verfahren waren. Johannes hielt ein Schlußplädoyer, um den Byzanti-
nern sowohl das Ungleichgewicht der Machtverteilung als auch den guten
Wi1len der Jakobiten zu verdeutlichen:
"Nicht auf unseren Wunsch sind wir zu euch gekommen, noch wollten wir
mit euch disputieren, sondern auf Befehl des Kaisers zwangt ihr uns und
ließt uns kommen. Als es von uns verlangt wurde, euch Kenntnis über un-
sere Ansicht zu geben, legten wir die Grundlage unseres Glaubens dar,
den uns die hervorragendsten Väter und die rechtgläubigen Lehrer über-
lieferten, welche die Kirche Gottes behüteten, sich um sie mühten und
den apostolischen Glauben erklärten. Aber ihr stimmt weder ihnen noch
uns zu. Erfüllt denn die Taten eurer Väter, und schreitet in ihren Spu-
ren. Wir werden den unsrigen folgen. 9
" 3
Sollte Johannes eine derart klare Sprache gesprochen haben, so zeigt
die Rede, daß sich die Jakobiten auf ein übles Ende ihres Aufenthalts
in Konstantinopel einstellten. Mag sein, daß Johannes gegenüber Menas
in der Synodica seine Worte etwas stilisiert hat - jedenfalls rechneten
die Syrer damit, für ihr monophysitisches Bekenntnis sterben zu müs-
sen9•. über die genauen Umstände des Abbruchs der Disputation läßt

88 Syn., Z.159-60. Vgl. zur neatorianischen Glaubensformel Babais


des Großen, die gewisse terminologische Ähnlichkeiten aufweist,
Beck, HKG II/2, S. 48.
89 Assemani, BO II, S. 125, Brief an Michael III., kopt. Patriarch.
90 Er war der Nachfolger Johannes' VII., s. Aeeemani, BO II, s. 137,
Anm. 1: Zitat aus dem Brief an Philotheos (um 986), kopt. Patriarch.
Auch dort erscheint der Naturen- und Personenbegriff verwirrt.
91
Vgl. Kyrillos' Schrift tHoti heis ho Christas', PG 75, 1253-1362.
92
Syn., Z.142-43. Falsche Zählung in MS 131/556: "einundzwanzigmal".
93 Syn., Z. 177-85.
94
Syn., Z.189-90. Vielleicht rechnete Johannes VII. auch mit lebens-
länglicher Verbannung, eine Strafe, die viele Hierarchen seit
Johannes Chrysoatomos erlitten.
0111putat1on
51

eich aus der Synodica nur entnehmen, daß die Verhaftung nach dem Plä-
doyer des Jakobiten erfolgte 95 , Johannes erwähnt, daß die Byzantiner
den Jakobiten "mit der Macht ihres Reiches 1196 zusetzten, Wer jedoch
diese Drohungen ausgesprochen hat, bleibt unklar. Nach Michaels Chro-
nik spielte Kaiser Nikephoros eine entscheidende Rolle. Nach dem Miß-
lingen der Verhandlungen sei Nikephoros dazu gereizt worden, die Ja-
kobiten vor die Wahl zwischen einem Wechsel der Konfession und dem
Exi1 zu stellen 97 • Er habe den syrischen Patriarchen und seine mitge-
]adenen Bischöfe vor sich treten lassen, doch habe Johannes geantwor-
tet: "Niemals werden wir sagen, daß zwei Naturen in Christus sind,
noch werden wir die Synode von Chalkedon annehmen," 98 Daraufhin sei-
en die Jakobiten auf kaiserlichen Befehl inhaftiert worden - bis zur
endgültigen Entscheidung über ihren Fal199 ,
Merkwürdig ist, daß Johannes in der Synodica über die persönlichen
Maßnahmen des Baaileus schweigt, während er jedes Treffen und jedes
Gespräch der Anfangsphase der Disputation im April 969 skizziert. An-
dererseits gibt das Schreiben an Menas keine wohlkomponierte Darstel-
lung aus der Distanz, sondern wurde in Erwartung einer noch schlimme-
ren Entwicklung der Dinge verfaßt. Mit Michael stimmt er darin überein,
daß die Jakobiten nicht nach einer Verurteilung inhaftiert wurden. Die
Synodes Endemousa hatte keinerlei Urteil gesprochen. Die Disputatione-
ergebnisse konnten nun aber als Beweismaterial für ein abschließendes
schnelles Verfahren vor dem Synodikon Dikasterion verwendet werden.
Der Zeitpunkt der Inhaftierung läßt sich nur ungefähr bestimmen.
Die erste der zwölf Sitzungen fand am 20,April statt. Die Synodica wur-
de am 23.August fertiggestellt, als Johannes schon eine zeitlang im Ge-
fängnis zugebracht hatte. Nach dem Bericht Michaels waren die Jakobiten
vier Monate lang vor dem Tod des Kaisers (10./11.Dezember) in Haft100•
Demnach wurden die Syrer wohl Anfang August 969 interniert.

3. t. 7. Haft und Befreiung: August 969 bis Anfang 970

Wo die Syrer festgehalten wurden, ist nicht bekannt. Möglicherweise im


Staatsgefängnis der Numera, wohin 1029 auch Johannes VIII. gebracht wer-
den sollte 101 • Zumindest war ihnen der Kontakt mit der Außenwelt weiter
möglich, Der unmittelbare Grund für die Verfertigung der Synodica an Me-
nas lag in der Angst vor Gerüchten und verzerrten Falschmeldungen, wel-
che die Einheit der syrischen und koptischen Jakobiten hätten gefährden

95 Syn., Z.186-92.
96 Syn., Z.174.
97 S. MS 131/556. Die Ratgeber des Baeileus, u.a. wohl sein Bruder,
der Kuropalates Leon Phokas, der die Funktion eines Logothetes tou
Dromou erfüllte (Außenpolitiker, Schlumberger, Empereur, S. 608),
scheinen in ihren Hoffnungen enttäuscht worden zu sein.
011 MS 131/556.
OD s. MS 131/556-57.
100 s. MS 131/557. Falsch, weil in diesen zeitlichen Rahmen überhaupt
nicht passend, ist die Angabe in CSCO 354 (172/281-82) von acht
Monaten Haft.
101 S. MS 143/564. August bis Oktober 1029, Vgl. Oikonomidee, Lietee,
S. 336-37 (die Gefängnisse: Prätorium, Chalke, Numera). S.u. S. 87.
Dl ■ pulaUoa

können102. Wahrscheinlich blieben die Diener und Schüler der Hierarchen


frei und konnten weiterhin die Geschäfte ihrer Herren besorgen103, sodaß
die Synodica den Weg nach Ägypten antreten konnteto4,
Sicher erfuhren die Jakobiten vom Fall Antiocheias am 28,Oktober 969,
Damit war der nominelle Patriarchatssitz der westsyrischen Kirche aus
muslimischer in byzantinische Macht übergegangen, wae für die Zukunft
eine Veränderung der Lebensbedingungen der monophysitiechen Bewohner
der Stadt erwarten ließ, waren doch byzantinische Staatsmacht und chalke-
donensische Kirche nun gemeinsam Herren der Lage.
Mit der Ermordung des immer unbeliebter gewordenen Kaisers Nikephoros
in der Nacht vom 10. zum 11.Dezember durch Johannes Tzirniskes und sei-
ne Helfershelfer setzten Entwicklungen ein, die zur Freilassung der Jakobi-
ten führen sollten 105 • "Und als Tzimiskes zu regieren begann, befahl er,
die Gefangenen zu befreien. Und der Patriarch, die Bischöfe und ihre Schü-
ler entkamen aus dem Exil."106 Daß die Jakobiten jedoch sofort nach dem
11.Dezember 969 entlassen wurden107, ist unwahrscheinlich.
Der Usurpator Johannes Tzimiskes hatte zunächst sein Verhältnis zu
Patriarch Polyeuktos zu verbessern1os. Jede Maßnahme, die zur Verstimmung
des unbeugsamen Kirchenfürsten führen konnte, mußte unterbleiben. Zudem
war nach dem Thronwechsel der soeben erst besetzte melkitische Thron

102 Syn., Z.200-204.


103 Syn., Z.236.
10-1 Der koptische PAtriar~h residierte im Nil-Delta, im Distrikt von
Tidä, in einem Dorf nemens Mahallat Danyal. Er starb dort 974, s,
Severos Ibn al-Muqaffa 1 , II,II, S. 133-34. Zu Beginn der fatimidi-
schen Herrschaft litt ÄgYPten unter Trockenheit und Hungersnot, Bi-
schofssitze blieben vakant, weil die Bevölkerung schwer dezimiert
wurde. Die Synodica erreichte Menas unter ungünstigsten Umständen.
Jedoch wurde sie archiviert und als Glaubenszeugnis des monophysiti-
schen Bekenntnisses bochgehalten und wurde im nächsten Jh, in das
Florileg 'Bekenntnis der Vater' aufgenommen, e. Graf, Bekenntnis,
s. 354.
105 Zur Ermordung des Kaisers s. Leon Diakonos, ed.Loretto, S. 85-
86; CSHB, S, 89-90; MS 131/557; Bar-Hebräua, Chron.eccl. 1, S. 413/414,
Matthäus von Edessa, S. 5-6. Lebensmittelknappheit und vor allem
die ungeheuren Mlitärausgaben führten zu einer Oppositionsbewegung
in Oberschicht und hohem Klerus. Auf den Tod des Basileus erfolgten
bezeichnenderweise auch keine Unruhen in der Unterschicht Konetanti-
pels. Innerhalb weniger Jahre wich die Begeisterung über die Siege
der Ernüchterung über den zu zahlenden Preis.
106 MS 131/557.
107 So Honigmann, Bar-Sauma, S. 55, der ja von einer Rückkehr noch
im Jahre 969 ausgeht.
108 Tzimiskes wurde von Polyeuktos gezwungen, sich von seiner Mit-
verschwörerin, der Auguata Theophano, der Witwe dee ermordeten
Basileus, zu distanzieren (Leon Diakonos, ad.Loretto, S, 92-94, CSHB,
S. 98-99; Zonaras III, CSHB, S. 520-21), die Mörder zu strafen und
die kirchliche Gesetzgebung des Nikephoroe zurückzunehmen (Dölger,
Kaiserregesten, Nr. 703 und Nr. 726), Forderungen, denen er unver-
züglich nachkam. Mit der Salbung zum Kaiser am 25.Dezember emp-
fing Tzimiskee die volle Vergebung für seine Verbrechen (e. Gru-
mel, Patriarchatsregesten, Nr. 794).
n1aput11tlo11
53

von Antiocheia wieder frei 1011 , sodaß ee höchst unwahrscheinHch iet, daß
der Leiter der Disputation mit den Jakobiten, gegen die ein Prozeß vor
der Synodos Endemousa anhängig war, seine Gegner hätte laufen lassen.
Im Januar 970 fanden die Beratungen zur Patriarchenwahl etatt. Es
wurde vom Basileus der Mönch Theodor aus Koloneia der Synodos Endemou-
sa vorgeschlagen und am 23.Januar von Polyeuktos ordiniertuo. Kurz darauf,
am 5.Februar 970 starb Polyeuktoa 111 • Erst nach diesem Zeitpunkt wird die
Freilassung der Jakobiten stattgefunden haben. Innerhalb zweier Monate
waren ihre beiden großen byzantinischen Kontrahenten, Ni.kephoros II. und
Patriarch Polyeuktos, aus dem Leben geschieden. Wenn auch untereinander
in steter Spannung, hatten sie doch aus ganz verschiedenen Gründen den
Jakobiten das Leben schwer gemacht. So führt Bar-Hebräue das plötzliche
Ende des Nikephoros auf den göttlichen Zorn zurück, den er durch die
Verhaftung Johannes' VII. und seiner Bischöfe erregt hatte 112 •
Die Vorgehensweise der Byzantiner bei der Disputation war dazu ange-
bm, das Vertrauen zu zerstören, das bei den Jakobiten durch den Chry-
sobullos Logos für Johannes VII. geweckt worden war. Sie zeigt außerdem
deutlich, daß die Macht des Basileus, religionapoli.tische Ziele durchzu-
setzen, dann eine Grenze fand, wenn der kirchliche Widerstand dee öku-
menischen Patriarchen und der Metropoliten zu stark wurde. Von irgend-
einer Form von Hörigkeit des hohen Klerus gegenüber Nikephoroa ll. kann
angesichts des Ablaufs der Disputation nicht die Rede sein. Daß keine
weiterreichenden Maßnahmen gegen die Jakobiten beschlossen wurden, liegt
allein in der Tatsache begründet, daß Johannes Tzimiskea durch die Zu-
rücknahme der kirchlichen Gesetzgebung des Nikephoroe den Polyeuktoe und
die Metropoliten besänftigen konnte, und daß außerdem der Nachfolger des
Polyeuktos, Basileios I. Skamandrenos, dem Kaiser gegenüber keine Po-
sition der Stärke einnahm 113 •
Doch für die Jakobiten am wichtigsten war die Befreiung Johannes, Vll.
Tzimiskes setzte so ein Zeichen, daß seine Haltung gegenüber den Monophy-
siten des Ostens als freundlich neutral gewertet werden konnte. Weder wur-
de formal der Chrysobullos Logos zurückgenommen 1 u., noch existierten Synoda.1-
tomoi gegen die Jakobiten. Während seiner Regierungszeit hat Johannes Tzi-
miakes kein einziges Mal versucht, eine Änderung der Religionspolitik ge-
genüber den Monophysiten der Ostprovinzen durchzusetzenns.
Da die Jakobiten über 1000 Kilometer in die Heimat zurücklegen mußten,
dürften sie erst wieder im Frühjahr 970 in Syrien und Ostkappadokien an-
gelangt und von den Gläubigen empfangen worden sein.

109 Der nach dem 28.10.969 noch von Nikephoros inaugurierte Eustratios,
Bischof von Flavias, verschwand - ohne sein Amt angetreten zu ha-
ben - sofort nach dem Tode seines Gönners wieder von der Bildflä-
che, s. Grumel, EO XXXIII, S. 130-33; s.u. S. 58.
uo S. Grumel, Patriarchatsregesten, Nr. 795 und Leon Diakonos, ed.
Loretto, S. 95; CSHB, S. 100-101.
tU S. Grumel, Chronologie, S. 436.
lU
S. Bar-Hebrä.us, Chron.eccl. 1, S. 413/14.
113
S. Leon Diakonoe, ed.Loretto, S. 96; CSHB, S. 102.
lH
Die Privilegienurkunden mußten von den kaiserlichen Amtsnachfolgern
bestätigt werden, e. z.B. Dölger, Kaieerregesten, Nr. 758 (kurz nach 976).
115
Respektvolle Behandlung der Mönche des Gebirges von Edeesa 1 das
hauptsächlich von Monophyeiten bewohnt wurde, e. Matthäus von
Edeeea, s. 15 und Schlumberger, Epopoe I, S. 257.
... ver wa.tfensti!lstand _ von Al~po l!!ld seine Auswirkungen
für die -chri;thche Bevö]kerun_K c::tes Emirats rns9fl1Ql

Sehr bald nach der Einnahme Antiocheias zog der Stratopedarch•


Petros Phokas mit einem Teil des byzantinischen Heeres nach Aleppo
und begann die Stadt zu be]agern 2 • Nach der Einschließung gelangten
beide Parteien zum Jahreswechsel zu einer Übereinkunft, die in
einen Waffenstillstand (hudna 3 ) mündete4. Yahye überliefert eine
kurze Zusammenfassung des Vertragsinhalts. Doch der muslimische
Historiker Kamäl ad-din gibt präzisere Angaben jeder einzelnen
Abmachung, da er als Aleppiner das Original oder eine Abschrift
vor Augen hatte5:
Nicht nur wesentliche Teile des Emirats gerieten nun endgültig
unter byzantinische Herrschaft 6 , sondern eine Kopfsteuer von einem
Denar wurde für jede Person erhoben, des weiteren eine pauscha-
le Bodensteuer für das Emirat. Der Kaiser behielt sich die Nominie-
rung der zukünftigen Emire vor'I'. Der Vertragsentwurf besitzt frap-
pierende Ähnlichkeiten mit den muslimischen Vertragsformularen des
7. und 8 . .Jahrhunderts (dimma), - doch unter entgegengesetzten re-
ligiösen Vorzeichen 8 • Das Emirat geriet in die Rolle eines Schutzbe-
fohlenen (dimmi) gegenüber Byzanz.
Eine Reihe von Vertragspunkten betreffen da.s Leben der Christen
des syrischen Emirats. Zwischen den beiden christlichen Hauptbekennt-
nissen, dem jakobitiscben und dem melkitischen, wird nicht unterschie-
den, sodaß beide Kirchen in den Genuß der neuen christenfreundlichen
Gesetzgebung kommen.

- Verbot der Kopfsteuer für unvermögende Christen 9

- Erlaubnis der Apostasie von Islam und Christentum ohne


Verhängung von Sanktionen 10
- Recht auf Restaurierung von Kirchen 11

1 Hoher byzantinischer Offiziersrang, a. Oikonomidea, Listes, S, 262.


2 S. Yahyä A, S. 125. Der Eunuche Petros Phokas war ein Neffe des
Basileus, Sohn seines Bruders Leon, s. Schlumberger, Empereur, S, 709.
i S. Yahya A, S. 126. Eine hudna entspricht jedoch nicht einem
echten Friedensvertrags (s. Freytag, Kama.l ad-di'.n, S, 232, Anm.2),
• Zum Datum: Einnahme Antiocheiaa 28.10.969, Dauer dee Marsches
nach Aleppo mindestens 3 Tage. Dauer der Einschließung 27 Tage.
Ya~ya A, S. 126: im Monat Safar (zwischen 14.12.969 und 11.1.970).
5 Obersetzung und Analyse bei Canard, Hamdanides, S. 833-836,
Hinweise auf weitere Literatur, ebd. Anm. 243.
11 Vor allem der nordwestsyriache Küstenstreifen bis zum Oronteetal,
s. Absatz 3 des Vertrags, Canard, Hamdanides, S. 833.
1 Absatz 4 des Vertrags, s. Canard, Hamdanides, S. 833, Die
Nachricht vom Tod des Basileus Nikephoros (10./11. Dezember
969) war noch nicht bekannt.
e Vgl. den Vertragstext mit dem Modelltext einer gimma, den Fattal,
S. 77-84, vorlegt.
9 S. Canard., op.cit., S. 833, Absatz 5.
10 S. Canard, op.cit., S. 834, Absatz 11.
11 S. Canard, op.cit., S. 835, Absatz 19.
55

_ Reiserecht für Patriarchen und Bischöfe und Anspruch


auf ehrenvolle Behandlung durch die Muelimel2
_ Erleichterungen für den Handel mit Byzanzll

Die wechselseitige Erlaubnis der Apostasie zeigt, daß dieser Vertrag


eich kritisch mit der seit der Eroberung durch die muslimischen Ara-
ber bestehenden dimrna auseinandersetzt und ihre Bestimmungen durch-
bricht14, daß er keinerlei kirchenrechtlich byzantinische Prägung auf-
weist, Es ist bezeichnend, daß so eng mit dem Kaiserhaus verbundene
Persönlichkeiten wie Petros Phokas derart weitgehende kirchenpoliti-
sche Befugnisse erhielten. Der Vertrag ist das Werk pragmatisch den-
kender Politiker und blieb bis in das frühe 1!.Jahrhundert in Kraft 15•
Die melkitiechen Eparchien von Apameia und Emeea und das direkt
dem Patriarchat Antiocheia zugeordnete Bistum von Berrhoia (Aleppo)
unterstanden weiterhin der muslimischen Herrschaft. Nun ist die Frage,
wer eigentlich die Adressaten - oder Nutznießer - der Abmachungen wur-
den. Folgende jakobitische und melkitieche Bistümer sind im Emirat für
den betreffenden Zeitraum belegt:

Jak. Bistum Melk. Bistum

J:laleb/Berrhoia: zw. 910 und 1075U1 10.Jh. (Archiepiskopat) 17


Euphemia/ Apameia: zw. 897 und nach 9701a 10.Jh. (Metropolie)l'
Balea/Bar baliseos: zw. 986 und 105720 10,Jh. (Bietum)U(?)
Ur~ay /Edessa: zw. 897 und 112922 10. u. 11.Jh. (Metropol:ie)"
J:loms/Emeea: zw. 910 und 1062/6324 10.Jh. (Metropolie) 25
Gi~ra: zw. 910 und 107828

12 S, Canard, op.cit., S. 835, Absatz 19.


13 S. Canard, op.cit., S. 835-836, Absatz 20 und 21.
14 Vgl. Fattal, S. 77: Verbot der Apostasie.
15 S. Canard, Lit.-Verz. Nr. 37, S. 309.
11 S. MS 495, Bischofsliste Aleppo, von XXIII, 10 bis XXXVI,2.
17 S. Vailhe, Notitia, S. 93 und Yahyä B, S. 168. Agapioe, Archiepi-
skopos von Aleppo, konnte ungehindert einige Jahre später auf
den Patriarchenstuhl von Antiocheia wechseln, s.u. S. 62.
18
s. MS 496, Bischofsliste Apameia, von XXI1, 38 bis XXIX, 25. Der
letzte Hierarch Sergios wurde vor 969 von Johannes VII. ordiniert
und kehrte mit ihm 970 aus Konstantinopel heim, s. Assemani, BO II,
S. 139 und MS 130-131/556-57. Zur syr. Lesart Euphemia e. Honig-
mannt Bar-Saums, S. 113-114.
18 S. Vailhe, Notitia, S. 93.
ao S. MS 496, Bischofsliste Balee, von XXX, 11 bis XXXIII, 17,
ai s. Vailhe, Notitia, s. 94. Sicherlich nur BUB Traditionsgründen
aufgenommen und nicht wirklich besetzt.
12 S. MS 494, Bischofsliste Edessa, von XXUt 1 bis XLI, 43.
23 S. Vailhe, Notitia, S. 93 und Dobschütz, S. 387 tf.
14 S. MS 498, Biechofsliste Emesa, von XXIII, 13 bis XXXIV, 6.
as S. Vailhe, NoUtia, S. 93. Hier beschlagnahmten die Byzantiner im
Oktober 968 die Reliquie des Hauptes Johannes' des Täufers, die der
melkitiechen Gemeinde gehört hatte, s. Yatiya A, S. 117, s.o. S, 21.
11 S. MS 498, Bischofsliste GiEfra,von XXHI, 11 bis XXXVIII, 6,
o~r wafrrns:Ullt.tand von Al~ppo

Jak. Bistum Melk. Bistum

Harran/Karrhai: zw. 897 und 1129 27 10.Jh. (Bietum)2s


Mab bug/Hierapolis: zw. 923 und 1129 29 10.Jh. (Bistum)3°
Qä.liniqos/Kallinikos: zw.897 und 112931 10.Jh, (Bistum)32(?)
Resä.pa/Resapha: zw. 897 und 98533 10.Jh. (Bistum)3'(?)
Sarug/Batnai: zw. 987 und 1129 35 10.Jh. (Bistum)lB(?)

Inwieweit die östlich des Euphrat gelegenen Bistümer ständig zum


Einflußgebiet des Emirats Aleppo zu rechnen sind, ist nicht sicher
zu klären, da der Vertrag nur den Grenzverlauf im Norden und Westen
zu Byzanz berücksichtigt, nicht jedoch auf die komplizierten Besitz-
verhältnisse im mesopota.mischen Osten eingeht.

Ob die Vertragsbedingungen im Einzelnen erfüllt wurden, bleibt ungewiß.


Die Quellen zeigen nur, daß es immer wieder nötig wurde, den fällig
werdenden Tribut einzufordern und dieser Forderung mit Waffengewalt
Ausdruck zu verleihen 3 '. Andererseits blieb das Vasallitätsverhältnia
auch unter der Herrschaft Basileios' II. und bis zum Beginn der Fatimi-
denherrschaft bestehen38. In jedem Fall aber bedeutet der Waffenstill-
stand von Aleppo 969/970, daß sich die rechtliche Lage der betroffenen
Jakobiten und Melkiten zum Besseren wendete, wenn auch über die Durch.
setzbarkeit des Rechts Zweifel bestehen.
Daß zwischen Jakobiten und Melkiten von den benachbarten byzanti-
nischen Machthabern Mitte bis Ende des 10. Jh. in Hinblick auf unter-
schiedliche Rechtsstellung differenziert worden wäre, ist unwahrschein-
lich angesichts der Herkunft vieler Würdenträger aus orientalisch-

21 S. MS 499, Bischofsliste Harran, von XXII, 8 bis XLI, 48.


28 Suffragan von Edessa, s. Vailhe, Notitia, S. 94. Vgl. Dobschütz,
S. 388. Wirklich besetzt?
29 S. MS 500, Biachofsliate Hierapolia/Mabbug, von XXIV, 4 bis
XLI, 54.
30 Hierarchischer Status von Hierapolis problematisch, s. Vailhe, Noti-
tia, S. 94. Von hier entführten die Byzantiner am 7.10.966 das Kera-
midion, ein Acheiropoieton der melkitiachen Gemeinde, s. Ya~ya A,
S. 107 (s.o. S. 21). Mitte des 10.Jh. ist ein Bischof Agapios von
Mabbug belegt, s. Karayannopulos II, S. 376.
31 S. MS 497, Bischofsliste Qalfniqos, von XXII, 25 bis XLI, 41.
32 Suffragan von Edeasa, s. Vailhe, Notitia, S. 94. Wahrscheinlich
nicht besetzt sondern aus Traditionsgründen aufgenommen,
vgl. Dobschütz, S. 388.
33 S. MS 502, Bischofsliste Resapa, von XXII, 28 bis XXIX, 20.
34 S. Vailhe, Notitia, S. 93 u. 96. Wahrscheinlich nicht besetzt
sondern nur aus Traditionsgründen aufgenommen, s.o. Anm. 32.
35 S. MS 202, Bischofsliste Sarug, von XXII, 49 bis XLI, 21.
36 Suffragan von Edessa, a. Vailhe, Notitia, S. 94. Vgl. Dobschütz,
S. 388 zum Problem der im 10.Jh, noch existierenden Suffragane
von Edessa, s.o. Anm. 32 u. 34.
37
So 980/981, s. Yahya B, S. 199; so am 25.9.983, S. 205.
38 S.o. s. 55, Anm. 15.
o.r Waffl'n!lllll ■ tand •on All'ppo
57

-christlichem Milieu 39 • Hier schuf erst kirchlicher Einfluß 'Klärung'


durch die Differenzierung in Orthodoxe und Häretiker, die eich im
t t.Jh. katastrophal auf die Stabilität der Ostprovinzen auewirken
sollte 40 •
Nach Ratifizierung des Waffenetillstandsvertrage lebten die ver-
streuten jakobitischen Christen unter dreierlei Rechtssystemen:

- Unter byzantinischem Recht, das jedoch nur in Gebieten mit starker


melkitischer Bevölkerung gegen die Jakobiten angewandt werden konnte,
während mehrheitlich monophysitische Landschaften (Melitene) Erich bis
zum Tode Basileios' II. (1025) stillschweigender Duldung erfreuten 41•
- Unter eingeschränktem islamischem Recht (Emirat Aleppo).
- Unter althergebrachtem islamischem Recht.

In keinem dieser Rechtssysteme erreichten jedoch die Jakobiten den


Status von voll anerkannten Bürgern 42 , da es ihnen überall an politi-
scher Souveränität mangelte und angesichts der Bevölkerungs- und
Konfessionsstruktur keine Staatenbildung wie im monophysitischen
Armenien möglich wurde. Andererseits konnten Einzelpersonen durchaus
in wichtige Positionen aufsteigen 43 • Die politisch-rechtliche Aufspal-
tung der jakobitischen Kirche schwächte ihren inneren Zu88mmenhalt
und verstärkte auf Dauer die Spannung zwischen dem nach Westen orien-
tierten Patriarchat und dem meeopotamischen Maphrianat 44 • Es kann den
Jakobiten der traditionellen muslimischen Herrschaften des Ostens, die
der Jurisdiktion des Maphrians unterstanden, nicht gleichgültig geblie-
ben sein, daß im byzantinisch dominierten Westen allmählich bessere
Lebensbedingungen entstanden4s.

39 Der Orientale Eutychos Kuleib, den Johannes Tzimiskea zum


Patrikios ernannte (Yahy~ B, S. 161 ), dürfte bei seiner In-
auguration ein Bekenntnis zum Chalcedonenee abgelegt haben.
Er begegnet einige Jahre später als Basilikos (Gouverneur,
Chef der Zivilverwaltung) von Antiocheia, dann von Melitene,
wo er als engagierter Stifter und Förderer des jakobitischen
Kloster Bar Gagai auftrat, wo er schließlich lebte, e. MS 126/
1
553. Der Patrikios Ubeidallah war (muslimischer) Konvertit aus
Melitene, s. Yahya B, S. 165, vgl. u. S. 62 und S. 69.
40 S.u. S. 99-103. Die Destabilisierung ging jedoch eher von den
ebenfalls betroffenen Armeniern aus.
41 Ausnahme in Melitene: Verschleppung des jakobitischen Metropoli-
ten Johannes und von sieben Mönchen nach Konstantinopel im Jahr
1003 (MS 136/558), s.u. S. 74,
Natürlich ist weder der antike Bürgerbegriff des civee noch der
moderne demokratische Bürgerbegriff gemeint, da im mittelalterli-
chen Untertanenetaat - eei er christlich oder muslimisch - gegen-
über dem göttlich sanktionierten Herrscher keine bürgerliche Frei-
heit des Untertanen möglich ist.
n Vgl, Ya\}ya A, S, 104.
44 S.u. besondere S. 97-98.
45 Vgl. die Einwanderung wohlhabender Notabeln-Geschlechter, e,u.
S, 70-71. Wurde eo nicht die Stabilität der östlichen Hierarchen
empfindlich geschmälert, sodaß deren Hartnäckigkeit gegenüber den
Patriarchen im 11.Jh. besser zu verstehen ist?
5. Die Entwicklung des jakobiti,scJ:i-b;i:-zanti11_ischen
v;rhältnisses Jri ......
Antiocheia na~h 969

5.1.Die Neuordnt,!~~ge,s_ melkitischen Patriarchats


von Antiocheia na_c_h dem 28. Oktober 969

Um daa spätere Vorgehen der melkitischen Patriarchen von Antiocheia


gegen ihre monophysitischen Konkurrenten einordnen zu können, ist ee
nötig, die Veränderungen, die durch die byzantinische Annexion ent-
standen, detaiJiiert zu beschreiben.

Sofort nach Bekanntwerden der Einnahme Antiocheiae durch kaiserliche


Truppen 1 begann Nikephoros II. Phokas mit der Neuordnung des vakanten
Patr1archats 2 • Der Basileus bestellte Eustratios, den Bischof von Fla-
v-ias, einem Suffraganbistum von Anazarba in Kilikien, zum PatriarchenJ,
Flavias wurde von Anazarba abgetrennt und direkt Antiocheia unter-
stellt. Obwohl Eustratios geweiht wurdet, sollte er nie den Thron be-
steigen. Der Staatsstreich vom 10./11.Dezember 969 beendete die Lauf-
bahn des Vertrauensmannes des ermordeten Kaisers.
Die kilikischen Metropolien und ihre Suffragane, die nach ihrer Er-
oberung in den frühen 960er Jahren Konstantinopel unterstellt worden
waren, kehrten nun unter Antiocbeia zurücks. Die definitive Grenzzie-
hung zum Emirat Aleppo (Jahreswechsel 969/70 6 ) schaffte für den näch-
sten Patriarchen günstige Voraussetzungen zur Neuordnung seines Spren-
gels. Der am 23. Januar 970 geweihte Theodoros von Koloneia aus dem The-
ma Armeniakon erhielt vom neuen Basileus Johannes Tzimiskes ein Chryso-
bull7, wodurch alle patriarchalen Rechte kirchlicher und weltlicher Art
in Antiocheia und der eigentlichen Patriarchatsdiözese (Enoria) dem Theo-
doros zurückerstattet wurden.
Durch dieses Restitutionsedikt trat ein rechtlicher Status ein, der
seit der arabischen Eroberung im 7.Jh. nicht mehr bestanden hatte. Als
Residenz wurde dem Patriarchen das Hodegetria-Kloster angewiesen 8 • Der
melkitische Patriarch wurde nun Herr aller in und um Antiocheia befind-
licher Kirrhfm und kirchlicher Liegenschaften. Diese Änderung der Eigen-
tumsverhältnisse mußte sich binnen kurzem gegen die Jakobiten auswirken,
die zwar keinen Bischof in Antiocheia hatten, jedoch in der Stadt mehre-
re Kirchen besaßen; in der näheren Umgebung bestanden einige

l Die Nachricht dürfte


im November in Konstantinopel eingetroffen sein.
2 Patriarch Christophoros war am 22. Mai 967 von aufrührerischen
Muslimen ermordet worden, s.o. S. 23, Anm. 10, S. 26, Anm. 7.
3 s. PG 119, 907-910 A, De translationibus und Grumel, EO XXXIII,
s. 130.
4 " •.. Eustration, epoiese cheirotonethenai patriarchen Antiocheias
tes megales." Subjekt ist Kaiser Nikephoros II. Phokae (Grumel,
EO XXXIII, S. 130, Anm. 2).
1
5 Da dieses konstantinopolitanische Interregnum' nur etwa fünf Jah-
re dauerte, verzeichnen die Notitiae Constantinopolitanae die Änderung
nicht, sondern übergehen den Jurisdiktionswechsel.
6 S. Ya.pyaA, S. 125-26, s.o. S. 54-57.
7 In Zusammenarbeit mit dem ökumenischen Patriarchen Polyeuktos,
ausgestellt zwischen dem 23.1.970 und dem 5.2.970 (Tod dee Poly-
euktos), s. Grumel, Patriarchatsregeaten, Nr. 796.
8 S. Grumel, EO XXXIII, S. 134.
A11tloCl!l'la
59

Klöster 9 • Doch Theodoroe schritt noch nicht gegen die Monophyeiten ein.
Eine der ersten Maßnahmen des neuen Patriarchen war dagegen gegen ei-
ne andere reHgiöse Minderheit, nämlich die Paulikianer gerichtetio. Kirch-
liche und kaiserliche Macht arbeiteten so von Anfang der Regierungszeit
des Johannes Tzimiskes an Hand in Handll, Andererseits wurden der ersten
fünf Jahre der Restauration byzantinischer Macht die Jakobiten der Metro-
pole überhaupt nicht be]äFitigt. Michael Syrus charakterisiert die Rerr-
echaft des Johannes Tzimiskes durchaus positivtz,

9 MS 131-32/557. Kloster Mar Sena (MS 468/761, Liste XXX, 36),


Kl. Qurza}:liel (s. Nabe, S, 266), Kl. Eusebona (s. Nabe, S. 262),
Kl, Dowair (ebda.), Klöster im Amanos-Gebirge, s, Aristakes, S. 28
-29, Ob die Klöster um 970 besetzt waren, ist aue den Belegen der
Ordinationslisten Michaels nicht sicher zu erschließen.
10 Zonaras PG 135, 135 A: "Hosper ten archierosynen katadexamenos,
axiosin etheto proa ton autokratora Ioannen, toua Manichaious ek
tes eöas rnetoikisai pros ta hespera, pollous te autön mysara haire-
sei diaphteirontas. Hau ten axiosin pleron, eis Philippoupolin met-
egage to genos ton Manichaion." Die Paulikianer lebten jedoch nicht
im Sprengel Theodors, sondern in seiner pontischen Heimat. Um Koloneia
im Norden des östlichen Kleinasien befanden sich im 10.Jh. noch Reste
der dualistischen Sekte, s. Kartenbeilage bei P. Lernerle, Lit.-Verz. Nr.
141. Die Verfolgungen rühren also nicht aus einer unmittelbaren 'Pauli-
kianergefahr' im Sprengel Antiocheia. Inwieweit die Deportation der Pau-
likinaner nicht auch Jakobiten berührte, ist zu fragen, Schlumberger
spricht im Anschluß an Anna Komnena (Epopoe I, S. 181-182) von Melitene
und Theodosiupolis (Erzerum) als Hauptsitzen der Sekte, von wo aus sie
umgesiedelt wurden (Vgl. jedoch P. Lemerle, op.cit,, Stichwort Melitene
im Index, S. 140). Aber den besser unterrichteten syrischen Quellen ist
nichts dergleichen zu entnehmen. Es gibt keinerlei Veranlassung an eine
Störung des jakobitischen Aufbauwerks durch dessen Hauptnutznießer zu
denken. Des Kaisers ausnehmend freundliche Behandlung armenischer Kleri-
ker und Theologen ist durch den unverdächtigen - weil griechenfeindlichen -
Matthäus von Edessa bekannt (Matthäus v. E., S. 24-25), Die monophysiti-
schen Kirchen gerieten also nicht unter Druck,
11 Vgl. die programmatische Zweigewaltenlehre des Basileus, vorge-
tragen anläßlich der Amtseinführung des neuen ökumenischen Patri-
archen am Samstag vor dessen Weihe, dem 12.2.970, s, Leon Diako-
noe, ed.Loretto, S. 96; CSHB, S. 101/102. Doch diese scheinbare Har-
monie bedeutete keineswegs die Aufgabe der von Patriarch Polyeuktos
969 bekämpften religionspolitischen Position des Nikephoros, die durch
Zugeständnisse auf anderen Gebieten (s. Grumel, Patriarchatsregesten,
Nr, 726) gesichert wurde.
12 So in MS 132/557-58. Erwähnung von privaten Liegenschaften des
Johannes Tzimiskea im Gebiet von Melitene und Hanazih die nicht
mit den Kuratorien zu verwechseln sind, da sie ihm bereits vor An-
tritt der Regierung gehörten, Die Verquickung der Tutularkaiser
der makedoniechen Dynastie in die Eigentumsverhältnisse Ostkappa-
dokiene und Westarmeniens werden immer wieder deutlich, vgl. Hauesig.
s. 392.
5.2. Die konfessionelle Struktur des melkitischen Patriarchats
von Antiocheia im 10. und 11.Jahrhundert

Volle Jurisdiktionsgewalt 13 konnte der melkitische Patriarch nach 969 über


mehr als die Hälfte der verbliebenen etwa 60-70 Bistümer14 ausüben, die
nun auf Reichsboden lagen, oder wenigstens dem abhängigen Emirat Aleppo
unterstanden. Die über 80 übrigen Bistümer, die in der ursprünglichen No-
titia Antiochena gezählt wurden 15 t befanden sich entweder im Sprengel von
16
Konstantinopel , in jakobitischer Hand oder waren aufgegeben wordenn.
Entlang der Mittelmeerküste von der Grenze zum Patriarchat Jerusalem bis
zum Amanos-Gebirge sind keine jakobitischen Bistümer belegt1 8 • In Antio-
cheia selbst bestand eine bedeutende jakobitische Minderheit, jedoch ohne
bischöfliche Hierarchie 19 • Im angrenzenden Amanos-Gebirge koexistierten rnono-
physitische und melkitische Mönche in je eigenen Klöstern und Einsiedeleien2G,
Jenseits des Gebirges in Kilikien hatten Melkiten und Jakobiten eigene Bistü-
mer: Die Metropolien Tarsos und Anazarba wiesen Doppelhierarchien auf, also
die gleichzeitige Präsenz beider Konfessionenzt.
Auch im östlich anschließenden Landgürtel (Damaskos, Orontestal, Nahr-
Queiq bis Mar'as/Germanikeia) waren Doppelhierarchien der Normalfall:

Bistümer mit Doppelhierarchien (von Süden nach Norden):

Damaskos/Darmesuq22, Larissa/SaizarZl

13 Durchführbarer Ein k-l13ng von weltlichem und kanonischem Recht.


14 S. Vailhe hat 1907 (Lit.-Verz. Nr. 203, S. 90-101) die Analyse einer Rezen-
sion der Notitia Antiochena vorgelegt, die er zwischen 910 und 968 (!) da-
tiert ( Erstes Datum: Einsetzung eines melkitischen Katholikos in Bagdad,
s. Bar-Hebräus, Chron.Eccl. 3, 235/236, Zweites Datum: Eroberung An-
tiocheias (Erst am 28.10.969!). Jedoch wurde die Notitia vor der by-
zantinischen Eroberung Kilikiens, also die Jahre um 962, verfaßt
(vgl. Vailhe, S. 98. Tarsos liegt noch nicht in der "Romania").
Vailhes Analyse der Notitia macht deutlich, daß mit etwa 60-70 mel-
kitischen Bistümern in der ersten Hälfte des 10.Jh. gerechnet wer-
den kann (S. 101). Die Quellenlage ist eindeutig schlechter als im
Sprengel Konstantinopel, dessen Notitiae erheblich vollständiger sind.
1s Insgesamt 153, s. E. Honigmann, Lit.- Verz. Nr. 107, S. 60-88.
1& So die Eparchie von Seleukeia in Isaurien, s. Gelzer, Notitiae,
S. 557 und Vailhe, Notitia, S. 95.
17 Bistümer am Rand der arabischen Wüste in Palästina und in Mesopo-
tamien, deren Spuren sich im 7.Jh. verlieren.
1s Im 9.Jh. bestanden noch in Laodikeia und Gunia jak. Bistümer, a.
Honigmann, Bar-Sauma, S. 126 und 135.
19 S. MS 131-32/557.
20 S. Felix, s. 88, Anm. 138 und Aristakee, S. 28-29.
21 S. u. Anhang zu Anazarba (S. 152) und zu Tarsos (S. 174-175).
2 .2 Vailhe, Notitia, S.92 und MS 497-98, Bischofsliste, von XXII, 2 bis XLI,
50 (897 - 1129). Zur Datierung der Bischofslisten e. Anhang, S. 145,
Patriarchenliste. Die nun folgenden melkitischen Bistümer (vgl.o. Kap. 4.
der Arbeit) dürfen mit den Küstenbistümern als die Gesicherteten der No-
titia Vailhes gelten, da sich in diesem Bereich die melkitische Bevöl-
kerung lange hielt.
23
Vailhe, Notitia, S. 94 und MS 502, Bischofsliste, XXXI, 13 (1004 - 1029).
S. jedoch u. Anhang, S. 171, Anm. 11-16.
Antlocb@la
61

Apameia/Euphemia 24 , Berrhoia/~alebZS, Kyrrhoe/QUroezs, Doliche/Dol~21,


Germanikeia/Mar'ail!J2S

Im Euphratgebiet wurden Samosata/Samisat, Zeugma und Rierapolis /Mabbug21


gleichzeitig von beiden Kirchen ale Bistümer geführt. östlich des Euphrat
war sicher Edessa/Ur):iay mit Doppelhierarchie versehen 30 • Doch lassen sich
weitere Spuren melkitischer Bistümer in Mesopotamien kaum verfolgenlt, Die
Metropolien Ami da/ Amid, Sergiupolia/Resapa und Dara. waren in jakobitieche
Hand übergegangen".
So sind innerhalb des geographischen Raumes des melkitiachen Patriar-
chats von Antiocheia drei konfessionelle Hauptzonen zu unterscheiden:

1. Zone mit eindeutigem überwiegen der Melkiten:


Mittelmeer küete

2. Zone mit Doppelhierarchien:


Damaskos, Orontestal bis östlicher Tauroe, Euphrattal von Hierapolis
bis Samosata und Edessa (Nordwestmesopotamien)

3. Zone mit eindeutigem überwiegen jakobitischer Bistümer:


Gebiete östlich des Euphrat, Mesopotamien

Zu bedenken ist, daß nach der byzantinischen Eroberung sowohl in Kilikien


als auch in Nordwestsyrien und an der Mittelmeerküste vom Libanon bis zum
Amanos-Gebirge starke muslimische Bevölkerungsteile weiterlebten, während
beide christliche Kirchen auf islamischem Territorium nur Minderheiten dar-
stellten. Es fällt schwer, die relative Gewichtung der Konfessionen unter-
einander und ihre absolute Quantität festzumachen, da die von den zeit-
genössischen Historikern gegebenen Zahlen (Heeresstärke, Anzahl von Ver-
triebenen oder Deportierten, Anzahl von Konversionen) oftmals völlig phan-
tastisch sind 33 und durch Naturkatastrophen (Winter 927/28) und Kriegswir-
ren in kurzer Zeit massive Verschiebungen erfolgten.

24 Vailhe, Notitia, S. 93 und MS 496, Bischofsliste, XXII, 38 bis XXIX, 25


(897 - 985).
zs Vailhe, Notitia, S. 93 und MS 495, Bischofsliste, XXIII, 10 bis XXXIII, 29
(910 - 1057),
2& S. u. Anhang, S. 169-170.
27 S.u. Anhang, S. 157.
2s S.u. Anhang, S. 164-165.
29 Zu Samosata und Zeugma, s. Anhang, S. 171-173 und S. 178. Zu Hiera-
polis {schon jenseits der byzantinischen Grenze) s. Vailhe, Notitia, S. 94
(problematischer Status des melkitischen Bistums, nachdem die Würde der
Metropolie auf Doliche übergegangen war) und MS 500, Bischofsliste,
von XXIV, 4 bis XLI, 54 (923 - 1129).
30 s. Anhang, S. 177, Anm. 54-65.
31 Katholikat Bagdad seit 910, s. Vailhe, S. 97.
32 S, MS 494-95, Bischofsliste Amid, XXII, 30 bis XXXII, 32 (897 - 1042);
MS 502, Bischofeliete Resapa, XXII, 28 bis XXIX, 29 (897 - 985);
MS 498, Bischofsliste Dara, XXJI, 43 bis XXXI, 26 (XXXV, 1)
(897 - 1029 (1072).
33 Zur Bevölkerungszahl des byzantinischen Reiches und zur Problematik
der Quantifizierung s. Kader, S. 150-54 mit weiterer Literatur.
5 , 3 . Patriarch Apapios und die Jakobiten Antiocheiaa 978-986

Mit dem ehemaligen melkitischen Bischof von Aleppo, Agapioa, erwuchs


den Monophysiten ein Gegner, der bereit war, mit allen Methoden ihrer
Herr zu werden1. Am 20.Januar 978 wurde der Hierarch in Antiocheia in-
thronisiert2, Da er auf kaiserlichen Wunsch 990 nach Konstantinopel
reiste und nicht mehr zurückkehrte 3 , lassen sich die antijakobitischen
Maßnahmen zwischen 978 und 990 datieren. Bar-Hebräus merkt an, daß die
Verfolgungen mit dem Amtsantritt des jakobitischen Patriarchen Athana-
sios V. ein Ende fanden, also kurz nach 986 4 •
Mit dem Gouverneur von Antiocheia, dem Magistros Ubeidallah, war Aga-
pios eng verbunden, da er ihn auf die Seite des rechtmäßigen Kaisers Ba-
sileios II. gezogen 5 und somit Amt und Karriere gerettet hatte. Agapios
kam so in die Lage, das oben genannte Restitutionsedikt des Johannes Tzi-
miskes6 in vollem Umfang gegen die Jakobiten einzusetzen.
Obwohl die jakobitischen Gemeinden der syrischen Metropole seit dem 6.Jh,
nicht über eine bischöfliche Hierarchie verfügt hatten 7 , war ihre Zahl ge-
wachsen. Der jakobitische Patriarch war zwar Bischof der Gemeinden, resi-
dierte jedoch in weit entfernten Klöstern, im späten 10.Jh. in Barid nörd-
lich von Germanikeia, nach 1034 in Amid. Nach jakobitischem kanonischem
Recht stand das Recht der Ordination, der Myronweihe, der Absolution von
einer vorangegangen Exkommunikation nur dem Bischof der Eparchie zu, nicht
jedoch dem Nach barbischof 8 • Demnach wurden die antiochenischen Priester
wahrscheinlich vom Patriarchen selbst ordiniert. Inwieweit sich bei den
schwierigen politischen Verhältnissen alle kanonischen Vorschriften einhal-
ten ließen, bleibt unklar, da die Chronisten keine Details überliefern.
Michaels Bericht über die Verfolgung und Belästigung der Jakobiten zeigt,
daß Agapios sich die soziale Differenzierung innerhalb der jakobitischen Ge-
meinden Antiocheias zunutze machte, um Übertritte und Spaltungen zu erzie-
len9. Seine ersten Bemühungen galten der jakobitischen Oberschicht. Er
forderte sie zur Kollaboration mit den neuen Herren auf.
Da es für Byzanz nicht möglich war, eine neue melkitische Besiedlung
durchzuführen, war es unbedingt nötig, sich der Mitarbeit und Loyalität
anderer christlicher Gruppen zu versichern. Seit Jahrhunderten war es
immer wieder gelungen, einflußreiche Armenier in Spitzenstellungen sowohl
des Heeres als auch der Verwaltung von Hauptstadt und Provinzen zu be-

1 Zur Person des Agapios s. Grumel, EO XXXIII, S. 134-136.


2 Ebd., S. 135.
3 Kaiser Basileios II. hatte kompromittierende Dokumente erhalten,
die eine Beteiligung des Patriarchen an der Revolte des Bardas
Phokaa erwiesen, s. Ya~ya B, S. 220.
.. S. Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, S. 415/16 •
s Vgl. Yahya B, S. 167-169.
6 S. Grumel, Patriarchatsregesten, Nr. 796.
7 Die jakobitischen Patriarchen konnten ihre nominelle Metropole nur
besuchsweise betreten, so Patriarch Elias zu Beginn des 8.Jh., a. MS 2,
490/456; Dionysios II. im Oktober 819, s. MS 44/504; und Abraham 962,
s. csco 354, 211/280.
8 Vgl. Vööbus, CSCO 376, S. 4, Z.10, bes. S. 31, Z.19-27, S. 32, 1-5. z.
9 S. MS 131/557.
Aatlocbrla
63

-rufen 10 , nachdem sie eich offiziell zur melkitischen Orthodoxie bekannt hat-
ten. Ihre Familien assimilierten sich in kurzer Zeit und stellten in der mil-
telbyzontinischen Epoche ein wichtiges Moment des Wiedererstarkens des Rei-
ches dar. Eben dies war das Ziel des Agapios bezüglich der syrischen Jakobiten.
Mit der Absicht, die Oberschicht der Monophysiten zu gewinnen, sie in die
Klasse der Archonten und Dynatoi des Reiches einzuführen, schlug Agapios vor,
die Konversionswi11igen dem Kaiser bekanntzumachen und sie zu protegierenu,
Geschenke und Versprechungen taten ihre Wirkung, sodaß zumindest ein Teil
der Reichen dem Melkiten Gehör schenkte. Nicht nur die zukünftigen Vorteile,
sondern vor allem die Angst vor Enteignung und Vertreibung dürften dabei
eine Rolle gespielt haben.
Leider wissen wir nichts über die privaten Beziehungen zwischen melkitischer
und jakobitiecher Oberschicht während der vorausgegangenen hamdanidischen Zeit.
Doch ist anzunehmen, daß gemeinsame gesellschaftliche und wirtschaftliche Interessen
den konfessionellen Graben vergessen ließen. - Nur wenn diese Basis bestand, konnte
Agapios' Plan, beide Gruppen miteinander durch Patenschaften 12 zu verbinden, ge-
lingen. Agapios taufte die Kinder reicher ,Jakobiten und verband melkitische und
jakobitische Familien durch geistliche Verwandtschaft, die als ebenso eng wie
eine Verwandtschaft durch Blutsbande angesehen wurde 13• Durch die Zuweisung
von Landgütern an diese jakobitischen Familien wurden sie in die byzantinische
Oberschicht der landbesitzenden Notabelnfamilien aufgenomen.
Der Gouverneur Ubeidallah, der aus Melitene stammte, war christlicher Orien-
tale14, ebenso Patriarch Agapioa. Unter den antiochenischen Melkiten war es ein
stetes Bestreben, die staatlichen und kirchlichen Spitzenpositionen mit Einheimi-
schen zu besetzen 15 , denn der Einfluß des Patriarchats von Konstantinopel wuchs
mit der Eroberung betr-ächtlich. Zu dieser Gruppe sollten in Zukunft ehemalige
Jakobiten gehören.
Gegen die Jakobiten der Unterschicht ging Agapios jedoch ohne zu zögern
mit Gewalt vor1 6 • Mit der Drohung, Widerspenstige zu enteignen oder
zu vertreiben, konnte der unbarmherzige Kirchenpolitiker natürlich auch

10 Die Heerführer Johannes Kurkuas und Melias, die Kaiser Basileios I.


und Johannes Tzimiskes waren Armenier oder stammten von Armeniern
ab, Vgl, Bartikian, S, 338-340.
11 S. MS 131/557.
12 Ebd.
13 Vgl. das Ehehindernis des Nikephoros Phokas und der Theophano. Der
Bräutigam war Pate der Kinder aus erster Ehe, s. Leon Diakones, ed,
Loretto S, 52; CSHB, S, 50. Vgl.o, S. 37, Anm. 8,
14 S. Ya~ya B, S. 165. Ursprünglich war Ubeidallah Muslim, er muß zum
nach 934 unter konfessionellen Druck geratenen arabischen Bevölke-
rungsteil Melitenes gehört haben. Da Melitene auch schon vor der
Reorganisation Johannes' VII. als jakobitisch geprägte Stadt ange-
sehen werden muß, wird dor "§aib" (s.o.) das Christentum eher in
jakobitischer Ausprägung kennengelernt haben; ein Zeichen der
Orientalieierung der byzantinischen Führungsschicht im Osten,
15 So ist die Vorschlagsliste mit orientalischen Bischöfen zu verstehen,
die Agapios nach dem Tode des kleinasiatischen Patriarchen Theodoros
976 auf Wunsch der Antiochener nach Konstantinopel brachte,
B. Ya}:lya B, s. 167.
16 S. MS 131/557.
AnUocbela

hier Erfolge erzielen 11 • Die hartnäckigsten Jakobiten wurden durch die dem
Melkiten zur Verfügung stehende Staatsgewalt der Stadt verwiesen, ihr un-
bewegliches Hab und Gut konfisziert 18 • Wie die Rekonziliation der konver-
sionswilligen Jakobiten praktisch gehandhabt wurde, geht aus der Darstel-
lung Michaels nicht hervor. Da er jedoch in anderem Zusammenhang die mel-
kitisch verordnete Wiedertaufe erwähnt 19 und hier über ein solches, die
Jakobiten besonders verletzendes Verfahren schweigt, kann man annehmen,
daß Wiedertaufen nicht vorkamen.
Die Anwendung der Gesetze gegen die Häretiker, die bereits Kaiser Justi-
nian I. erlassen hatte 20 , erfuhren ihre Anwendung, wie der summarische Be-
richt durchscheinen läßt. Versammlungen von Häretikern zum Zweck der Reli-
gionsausübung, Taufe und Ordination waren streng verboten2 1 • Das Erbrecht
sah für Häretiker scharfe Einschränkungen vor. Nur nich thäretische Erben
konnten das Erbe von Häretikern antreten 22 • Rechtgläubige Kinder konnten
im Erbfall ihr Erbe einklagen, wenn die häretischen Eltern zu deren Ungun-
sten über ihren Besitz verfügt hatten 23 • So wird verständlich, warum die
Wohlhabenden unter den Jakobiten dem Druck nachgaben und es als Sicherung
empfanden, unter den Melkiten geistliche Verwandte zu besitzen. Der Wortlaut
des Berichts läßt es möglich erscheinen, daß angesehene Jakobiten persönlich
ungeschoren blieben, wenn sie ihre Kollaborationsbereitschaft durch die mel-
kitische Taufe ihrer Kinder dokumentierten. Unter dem Stichwort der 'Oiko-
nomia' konnte im Bedarfsfall ein solches Vorgehen legitimiert werden.
Zumindest im Verborgenen blieben viele Monophysiten ihrem Glauben treu.
Anders läßt sich nicht erklären, daß gerade in Antiocheia während eines Zeit-
raums von 100 Jahren mehrere Verfolgungen stattfinden konnten, die immer neue
Opfer fanden. Bei Nachlassen des Drucks reorganisierten sich die Gemeinden
und verfügten bald wieder über Priester und Kirchen 24•
Agapios, als Patriarch Herr über HllP- kirchlichen Gebäude und Liegenschaf-
ten Antiocheias und der Patriarchatseparchie 25, hatte das Recht, Jakobiten
ihre Kirchen wegzunehmen und ihren öffentlichen Gottesdienst zu unterbinden,
selbst wenn er auf privatem Grund und Boden abgehalten wurde26. Die Einrich-
tung der tGroßen Kirche' der Monophysiten, also unter anderem deren

17 S. MS 131/557.
18 Ebd.
19 S. MS 144/565 den zitierten Augenzeugenbericht über das Verfahren
gegen Patriarch Johannes VIII. in Konstantinopel 1029.
20 S. Alivisatos, S. 32-39. Das gesetzgeberische Werk Kaiser Leons VI.,
die Basiliken (um 900), verdrängte zwar den Codex Iustinianus und die
Digesten, änderte jedoch nicht die Häretikergesetzgebung, vgl. G. Ficker,
Erlasse, S. 18, Anm. 2. über die Gesetzeswerke, s. K.E. Zachariä von
Lingenthal, Lit.-Verz. Nr. 148 und 149.
21 S. Alivisatos, S. 33-34; s.u. S. 114-119.
22 S. Alivisatos, S. 35-36; s.u. S. 114-119.
23 S. Alivisatos, S. 36; s.u. S. 114-119.
24 Vgl. den Bericht des Michael von Tinnis bei Severos Ibn al Muqaffat,
II, II, s. 240, in dem für das Jahr 1036 von 11000 Konvertiten die
Rede ist, s.u. S. 65-67 (vgl. Nabe S. 150).
2s S. Grumel, Patriarchatsregesten, Nr. 796. Anders als der ökumeni-
sche Patriarch verfügte der antiochenische Patriarch über eine ei-
gene Eparchie, s. Vailhe, Notitia, S. 101.
26 S. Alivisatos, S. 34; s.u. S. 114-119.
65

syrische Evangelien, Salböl und Sakramente ließ der Melkit ins Feuer werfen21.
Am Vorabend des Epiphaniasfestes vertrieb er eine größere Anzahl von Jakobi-
tenze. Nach Michael galt die Verfolgung nicht allein den Jakobiten, sondern
auch den gleichfalls als häretisch angesehenen Armeniern Anliocheias 29• Die
nun vertriebenen Jakobiten gingen an "verschiedene Orte" 30 • Sie verließen
wohl den unmittelbaren Bereich byzantinischer Macht und wandten eich dem is-
lamischen Nachbarland Aleppo zu, wo sie von Jakobiten Unterstützung erhalten
konnten, die unter günstigeren Rechtsbedingungengen lebten.
Ein Ende fanden die Verfolgungen - nach Bar-Hebräus-, weil Agapios den neu-
en jakobitischen Patriarchen Athanasios V. respektierte 31 • Es müssen Kontakte
zwischen beiden Hierarchen stattgefunden haben, die zu einer gewissen konfes-
sionellen Ruhe führten 32 , wobei wir leider über deren Form nicht durch die
Quellen unterrichtet werden.
Die fein differenzierten Maßnahmen der Byzantiner, reichend von der Anknüp-
fung von Familienbanden bis hin zu brutaler Gewalt, zeigen, daß die jakobiti-
sche Kirche überall dort im Reich in Gefahr kam, wo durch soziale Differen-
zierung Hebel zur Spaltung angesetzt werden konnten. Nur wo sie eine Bevöl-
kerungsmajorität stellte (Melitene), wirkte sich diese Gefahr nicht aus.

5.4. Byzantinisch-jakobitische Beziehungen m Antiocheia im 11.Jahrhundert


5.4.1. Innerjakobitische Querelen 1036

Nach einem Bericht des koptischen Bischofs Michael von Tinnfs 33 führten 1036
inner jakobitische Auseinandersetzungen zu einer hohen Zahl von Konversionen
zur melkitischen Kirche.
Ein wohlhabender Jakobit 34 besuchte den melkitischen Patriarchen Theodo-
ros III. 35 und gab ihm Geld, damit er das Tor der jakobitiachen Kirche 36 ver-
siegeln ließ. Da die Priester der Kirche verhaftet und in Gewahrsam genommen
wurden, ist zu vermuten, daß der byzantinische

27 S. MS 131/557. über das nachfolgende Wunder bei diesem Sakrileg


der Melkiten s. 132/557.
28 S. MS 132/557. 6. Januar, das Jahr steht nicht fest. Da Agapios am
20. Januar 978 inthronisiert wurde, frühestens 979. Da die Verfolgung
kurz nach Amtsbeginn des Patriarchats Athanasios' V. (21.0ktober 986)
ein Ende fand (s.o, S. 62, Anm. 4), vielleicht noch am 6. Januar 987.
Wenn die Angabe Bar-Hebräus' nicht eng zu fassen ist, ist der 6. Januar
990 der späteste Termin, da Agapios in diesem Jahr Antiocheia verließ.
29 S. MS 132/557. Die Verfolgung der Armenier hatte jedoch primär poli-
tische Gründe, da 978 armenische Söldner gegen den Gouverneur Ubeid-
allah geputscht hatten (Ya~ya B, S. 169-170). Es gibt keine Anzeichen,
daß die Jakobiten an dieser Revolte beteiligt gewesen wären.
30 MS 132/557.
31 s.o. Anm. 28.
32 S. MS 135/559. Er spricht vom Respekt des Melkiten und der frie-
denstiftenden Rolle des Athanasios.
33 Text: Severos ihn al-Muqaffa', II,11, S. 240/158-59; s,a, MS
160-162/572-73.
1
31 Er wird ale "Arch6n" bezeichnet, s. Severoe ihn al-Muqaffa , II, II,
s. 240/158.
35 Er amtierte vom 3.3.1034 bis zum 24.9.1042, e. Grumel, Chronologie,
s. 447.
38 Es wird eich um die jakobitieche Hauptkirche der Stadt gehandelt
haben.
Antlochela

Gouverneur von Antiocheia, der Dux Konstantin 3 ', ein Bruder Kaiser Michaels IV,
ebenfalis in die Affäre verwickelt war. Grund der Auseinandersetzung waren •
Streitigkeiten um Geldbeträge zwischen jakobitischen Notabeln und Priestern.
Der melkitische Patriarch hielt die Verhafteten sechs Tage im Gefängnis, so-
lange, bis sie bereit waren, ihr Bekenntnis aufzugeben und zu konvertieren,
Ihre einzige Bedingung war, daß sie in ihren bisherigen Rangstufen (Taxis)
verbleiben durften und Schutz vor dem jakobitiachen Archonten erhielten. Zu
diesem Entgegenkommen war Theodoros III. bereit. Dem Archonten, der nicht mit
einer Konversion seiner Gegner gerechnet hatte, schien es daraufhin zu gefähr-
lich zu werden, sich als Nichtchalkedonenser in eine Auseinandersetzung mit
nun melkitischen Priestern einzulassen. Er entschloß sich, konfessionsrecht-
lichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und konvertierte ebenfalls, be-
vor etwa der melkitische Patriarch von ihm die Geldmittel forderte, um die
sich die Parteien stritten.
Nachdem die Priester den jakobitischen Glauben aufgegeben hatten 38 , zogen
sie zum Zeichen ihres 'guten Willens' zur jakobitischen Kirche, plünderten
und beschädigten das Innere des Gebäudes. Die geweihte Opfergabe 39 wurde in
einen Fluß (Orontes?) geworfen. Als Vertrauensleute der Melkiten begannen die
Renegaten dann, ihre ehemaligen Glaubensgenossen unter Druck zu setzen und
schafften es angeblich, daß deren Mehrheit, eine Menschenmenge von 11000 Per-
sonen, zur melkitischen Kirche übertrat. Doch ist wohl kaum anzunehmen, daß
eine kleine Gruppe von Überläufern allein den nötigen Einfluß gehabt hat.
Hier muß massive Beihilfe von Seiten des byzantinischen Dux Konstantin und
des Patriarchen Theodoros ITI. mitgeholfen haben. Deutlich wird aber, daß die
Ursache der Auseinandersetzungen innerhalb der jakobitischen Gemeinde lag
und daß die Byzantiner nach dem bewährten Rezept des rdivide et impera' die
Situation zu ihren Gunsten auszunutzen verstanden. Daß die betroffene jako-
bitische Bevölkerung keineswegs mit dem Vorgehen der Überläufer und ihrer
Helfershelfer einverstanden war, zeigt eine Bemerkung Michaels 40 :
"Als sie weder Priester noch Kirche in der Stadt hatten, da entwichen
sie an den Festen nach draußen in die Dörfer, wo sie orthodoxe Priester
fanden, um an den heiligen Mysterien teilzunehmen."
Es ist zu ersehen, daß nur die Stadtbevölkerung Antiocheias und ihre ja-
kobitische Priesterschaft in Mitleidenschaft gezogen worden war, daß aber
die dörflichen (und doch auch wohl die klösterlichen) Gemeinden nicht beein-
trächtigt wurden. Man muß also unbedingt die starke geographische und

37 Er amtierte zwischen 1034 und 1037, s. Laurent, Gouverneurs, S. 140.


38 Sie mußten sich nach dem Tenor des Berichts sicher nur einem stark
vereinfachten Rekonziliationsverfahren unterwerfen, indem sie ihren
alten Glauben verwarfen, sich zum Konzil von Chalkedon bekannten
, und
einen Libellos unterzeichneten, s.u. S. 109-112, vgl. Darrouzes, Epi-
stoliers, S. 275, Z.32-36.
39 Arab. qurban. Wahrscheinlich sind die eucharistischen Brote gemeint,
s. Severos ibn al Muqaffa', II, II, S. 240, Anm. 4.
40 MS 162/573. Der zeitliche Kontext führt jedoch in die Zeit kurz
nach dem Tode Dionysios' IV. 1042. Handelt es sich hier um die glei-
che Bedrückung der Jakobiten - oder um einen anderen Vorfall?
Als Strafe für die Behandlung der Jakobiten sei die melkitieche
Kassianos-Kirche - samt Patriarch und Gläubigen - abgebrannt, s.
MS 161/572-73. Die ähn1iche Begebenheit, die Matthäus von Edeeaa
berichtet (S. 95-98), begab sich im armenischen Jahr 502 (8.März
1053 - 7.März 1054) und darf damit nicht verwechselt werden.
.ut1ocn~1a
67

zeitliche Begrenzung dieser Bedrückungsmaßnahmen berücksichtigen. Es handelt


sich nicht um zentral organisierte Verfolgungen. Obwohl die antijakobitiachen
Maßnahmen des ökumenischen Patriarchen Alexios Studites nach 1029 auch von
den antiochenischen Amtsbrüdern getragen wurden 41 , sind innerhalb des antio-
chenischen Patriarchatssprengels keine vergleichbar harten Maßnahmen gegen
den hohen jakobitischen Klerus in den Quellen belegt. Die syrischen und ar-
menischen Historiker stellen in der Stadt Antiocheia jedoch immer wieder die
Nöte der bürgerlichen Bevölkerung heraus.

5,4.2. Bedrückungen in Antiocheia 1053/54

Der Armenier Matthäus von Edessa berichtet die genauen Umstände der Schwierig-
keiten, in welche die Jakobiten 1053/54 in der syrischen Metropole kamen 42 :

"Die Syrer, welche in Antiocheia zahlreich waren, besaßen große Reichtümer


und lebten in Opulenz und Prunk. Wenn ihre jungen Leute sich zur Kirche be-
gaben, die ihnen gehörte, so gingen sie dorthin, an Zahl 500, beritten auf Maul-
tieren. Die Romäer, welche eifersüchtig auf die Syrer waren, hegten gegen sie
einen unversöhnlichen Haß. Einer der führenden Syrer besaß eine große Anzahl
von Gefangenen. Dies führte zu einem ansehnlichen Prozeß, der dem Patriar-
chen der Romäer unterworfen war. Der Syrer, der um den Ausgang des Urteils
fürchtete, wich den drängenden Ansuchen, welche ihm gemacht wurden, seinen
Glauben aufzugeben. Als die Romäer seine Zustimmung erhalten hatten, tauften
sie ihn wieder. Nachdem er also seinem Glauben abgeschworen hatte, wurde er
zum Feind der Vornehmen seiner Landsleute. Dadurch bewirkte er große Zwistig-
keiten bei den Syrern."

Sozialer Neid der Melkiten gegen wohlhabende Jakobiten, die ihren Reichtum
allzu offen zur Schau stellten, war die Wurzel der Spannungen. Ein führendes
Mitglied der jakobitischen Gemeinde, das sich in der Öffentlichkeit zunächst
gegen die Byzantiner gerichtet hatte, wurde zum Opfer der Melkiten und zum
Stein des Anstoßes für die eigene Konfessionsgruppe. Der Archont besaß eine
große Anzahl von Kriegsgefangenen, die wohl aus der Beute von Feldzügen ge-
gen die benachbarten muslimischen Gebiete stammten. Aus nicht näher erläuterten
Gründen wurde der Archont wegen dieser Gefangenen angeklagt, deren Besitz
ihm geneidet wurde. Warum der melkitische Patriarch Petras III,U mit der
Prozeßführung beauftragt wurde, ist klar - weil es sich bei härtester

41 Mitwirkung Patr. Nikolaos' II. (17.1.1025 - 8.10.1030) am Prozeß


gegen Johannes VIII. 1029 in Konstantinopel, s. Ya};lya C, S. 252:
"Alexios bat den Nikolaoa, den Patriarchen von Antiocheia, mit ihm
bei dem Gespräch zugegen zu sein und mit ihm an der Abhandlung zu
arbeiten, welche er für ihn (seil. den jak. Patriarchen) verfaßte •.•"
Nikolaos stand der harten Linie des Alexios jedoch kritisch gegenüber
(s. MS 141/563) Wenig später: Unterschrift des ant. Patr. Elias II.
unter einem antijakobitischen Tomos des Alexios Studites 1032/33,
s. G. Ficker, Erlasse, S. 25, z. 6 (jedoch ungenau datiert, s. die
Richtigstellung des Datums bei Grumel, EO XXXIII, S. 137).
u S. Matthäus v. Edeesa, S. 95-98. Folgender Textabschnitt S. 95-96.
43 Er amtierte zwischen 1052 und 1056, s. Grumel, Chronologie, S. 447.
.&.nllocbeia

Anwendung des justinianischen Häretikerrechts 44 hier um einen Enteignunge-


prozeß handelte, dem sich der Jakobit nur durch Abrenuntiation seinee Glau-
bens entziehen konnte 45 • Offenbar wurde dem Archonten - im Interesse seiner
Zukunft - dringend nahegelegt, zu konvertieren. Er war sich der tlbermachl dee
Patriarchalgerichts bewußt, gab nach und ließ sich ein zweites Mal taufent&,
Nun wäre dieses Einzelschicksal für die jakobitische Gemeinde zwar bedauerlich,
aber nicht allzu folgenschwer gewesen, hätte der Archont nicht daraufhin ver-
sucht, die übrigen wohlhabenden Jakobiten in die gleiche Situation zu bringen,
- Außerdem befahl der rnelkiti.sche Patriarch, das syrische Evangelium der ja-
kobitischen Kirche in seiner Anwesenheit zu verbrennen 47 •

Die wachsende Gewalttätigkeit und Schärfe der melkitischen Maßnahmen•s zeigt,


daß seit dem Wechsel der kaiserlichen Religionspolitik nach dem Tode Basileioe' II,
1025 49 die Jakobiten prestigeträchtiger Städte wie Antiocheia und Melitene zwar
keineswegs alle konvertierten, daß jedoch zumindest. die Angehörigen der Ober-
schicht einem höheren Druck ausgesetzt wurden als in den Jahren um 980, als eich
Patriarch Agapios um sie bemühte. Die Melkiten hielten ihre Stellung für so ge-
festigt, daß sie auch einflußreiche Häretiker anzugreifen wagten.

44 S. Alivisatos, S. 35; s.u. S. 117-122.


4s Vgl. die eingeschränkte Testierfähigkeit von Häretikern vor Gericht, die
von Alexios Studites 1030 in Erinnerung gerufen wird (G. Ficker, Erlasse,
S. 17, z. 34 ): " •••kai hoti en dikasteriois katamartyrein orthodoxen ou
dynantai." Der Jakobit konnte sich also vor Gericht nicht mehr hinrei-
chend verteidigen, da seiner Zeugenaussage kein Wert beigemessen wurde,
46 Während der Verfolgung unter Agapios um 980 und den Querelen 1036
sind Antiocheia keine Wiedertaufen belegt, sondern nur aus Konstan-
tinopel 1030 (s. MS 144/565). Vgl. o. S.64.
47 S. Matthäus v. Edessa, S. 96. Es folgt die Schilderung angeblicher
Gottesgerichte, vor allem eines Erdbebens.
48 Zu den letzten Verfolgungen in Antiocheia am Vorabend der seldschu-
kischen Eroberung 1076/77 s.u. S. 102-103.
49 Zu den Auswirkungen des Wechsels der Religionspolitik in den ande-
ren Gebieten (Amanosgebirge, Kappadokien) s.u. S. 80 ff. Zu den konkre-
ten Maßnahmen des ökumenischen Patriarchen Alexios Studitee s.u.
S. 117-122. Die in Chalkedon ausgesprochenen Privilegien des Patri-
archensitzes von Konstantinopel, die ursprünglich doch als Verlei-
hung eines Ehrenprimats parallel zur Stellung Roms von Kanon 28
ausgedrückt wurden (Psephos peri ton presbei6n tou thronou Konstan-
tinoupoleos (Conc.Oec.Decr,, S. 75-76), deutete Alexios Studites so,
als sei er zur Oberherrschaft über die chalkedonensischen Patriarcha-
te des Ostens legitimiert. Vgl. Grumel (EO XXXIII, S. 139-144) zur Aus-
einandersetzung zwischen Konstantinopel und Antiocheia in der Mitte
des 11.Jh. und zum Zusammenhang mit dem Schisma des Michael
Kerularios 1054.
6, Die Entwicklung des ,iakobitisch-byzantinischen Verhältnisses
69
in Oslkappadokien nach 976

Die innerbyzantinischen Wirren nach dem Tode des Kaisers Johannes Tzi-
miskes 976, die sich vor allem in der Revolte des Bardas Skleros nieder-
schlugent, berührten zwar geographisch das neue jakobitische Kernland,
doch führten sie nicht zur Beeinträchtigung der byzantinisch-jakobi-
tischen Beziehungen. Die byzantinische Obrigkeit vor Ort in Melitene
wurde von Bardas Skleros eingesetzt - und nicht vorn neuen Kaiser Ba-
sileios II. - doch änderte sich nichts an der Art der Verwaltung. Bardas
Skleros setzte 977 den Basilikos von Melitene ab und bemächtigte sich
der Einnahmen des Verwalters des kaiserlichen Kuratorialbesitzes, die
dem rechtmäßigen Throninhaber also nicht zufließen konnten. Kurz darauf
ließ er sich in Melitene zum Basileus ausrufen 2 • Bei den beschlagnahmten
Geldern handelte es sich um eine Summe von sechs Kentenaria an Gold, d.h.
600 Goldpfund (gleich 43.200 Nomismata)l. Es ist zwar nicht bekannt, inner-
halb welchen Zeitraums dieser Ertrag der Kuratorie erwirtschaftet wurde,
aber es wird deutlich, daß die - doch hauptsächlich den Jakobiten zu ver-
dankende - Wirtschaftsblüte im Gebiet Melitenes beträchtliche Ausmaße an-
genommen hatte 4 • Zum neuen Basilikos ernannte Bardas Skleros einen Orien-
talen, Eutychos Kuleib 5 , der den Jakobiten äußerst wohlgesonnen war. Er
stiftete um 985 reichen Schmuck für das Kloster Bar-Gagai 6•
Zu bedenken ist, daß Bardas Skleros ein Repräsentant jener kappadoki-
schen Magnatenfamilien war, die gut zehn Jahre zuvor mit Nikephoros Pho-
kas an der Spitze die Rückbesiedelung der Region mit Jakobiten betrieben
hatten 7 • Mit einer jakobitenfreundlichen Einstellung konnte Bardas Skle-

1 S. Schlumberger, Epopoe I, S. 327 ff.; Haussig, S. 392-94;


Maier, Byzanz, S. 223 ff.
2 S. Ya~ya B, S. 164, s.o. S. 34.
3 Ebd; s.o. S.34.
4 "La region, bien arrosee, etait d'une grande richesse et Ibn H'au-
qal a vante ses vergers et ses champs." (Canard, Harndanides, S. 262).
Der Ruf der Region als eines Landes, in dem sich ein Vermögen machen
ließ, drang bis nach Konstantinopel. Katakalon Kekaumenos berichtet von
seinem Cousin, einem hohen Beamten im benachbarten Arabissos zu Beginn
des 11.Jh.: "Er hatte einen Neffen, den Protospatharios und Strategos
Joannes Maios, einen verständigen, energischen Mann mit viel Geld und
großen Besitztümern. Eines Tages beschloß er, den Steuerbezirk Arabissos
zu übernehmen. Er beriet sich mit meinem Vater, und dieser wollte ihn
daran hindern, Der Neffe aber zeigte auf die Bürgerhäuser (seil. in Kon-
stantinopel) und sagte: "All diese Häuser verdanken ihren Bau dem Dienst
im Steuerwesen." Joannes Maios verspekulierte jedoch sein Vermögen in
Arabissos und geriet in Schuldhaft (Beck, Kekaumenos, S. 76-77).
5 Er wurde von Johannes Timiskes 975 zum Magistros ernannt, weil
er eine libanesische Küstenfestung ausgeliefert hatte, s. Ya~ya B,
S. 161. Sein Vorname wird in MS 126/553 genannt; s.u. S. 72, Anm. 25.
11
s. MS 126/553.
1 Vgl. Bartikian, S. 338-340. Er zeigt, wie eng die Verbindung des Bar-
das Skleros zu den armenischen Würdenträgern des Reiches war und
daß seine Hausmacht im armenischen (inzwischen auch jakobitischen)
Gebiet um Tzamandos, Melitene und dem südlichen Taron lag. - Als mel-
kitischer Metropolit nach 970 bis vor 990 fungierte ein Freund des
Nikephoros Phokas, der Literat Johannes Geometres, s.u. S. 72, Anm.26.
o.-tkappadoklen

-ros seine Machtposition im rnonophysitischen Osten sicherlich stärken.


Nach dem Ende der Revolte machte unter Patriarch Athanasios v,e der Aus-
bau der kirchlichen Stellung der rnonophysitischen Kirche weitere Fortschrit-
te. Eine Reihe neuer Bistümer - wenn auch von bescheidener Größe - wurde
erstmalig neu eingerichtet:

rAra!;>s0s 9/ Arabissos - 'Arqä 10 / Arka - Birta-Gargarll/Karkaron


TelJa. Qastrau

Die Sitze lagen alle in der unmittelbaren Umgebung ihrer Metropolis Me-
litene. Athanasios V. baute die Patriarchalresidenz Barig weiter austJ
und scheint in gutem Verhältnis zum chalkedonensischen Patriarchen von
Antiocheia, Agapios, gestanden zu haben, der nach Aussage der syrischen
Quellen die Bedrückung der Jakobiten in der syrischen Hauptstadt aus Re-
spekt vor Athanasios zwischen 986 und 990 einstellte 14 •

Außer den von Johannes VII. und Metropolit Ignatios Rahatä zur Rückbe-
siedlung oder Einwanderung motivierten Jakobiten der Jahre um 970 traten
gegen Ende des Jahrhunderts weitere Neusiedler in Erscheinung.

6.1. Jakobitiache Einwanderer aus Tagrit 15

Rin Teil der jakobitischen Einwohner des Maphrianatssitzes am Tigris litt


unter den Steuererhebungen der muslimischen Obrigkeit so stark, daß er
sich entschloß, die Heimat zu verlassen und in die nordwestlich gelegenen
syrischen und mesopotamischen Städte zu ziehen. Es scheint sich dabei we-
niger um eine Auswanderung aus allen Schichten der Bevölkerung, als viel-
mehr der vermögenden Oberschicht gehandelt zu haben, die durch fiskalische

s Taufname: Lazaros. Mönch aus dem Kloster Mar Ahron de Segara {im
Gebiet von Qlisura/Romanupolis). Ordiniert in Qatfni Qastra (Burg im
Gebiet von Gihon) am 21.10.986 von Metropolit Lazaros von Anazarba,
s. MS 134/557-58, Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 415/416 und CSCO 354,
213/283.
Einziger Hierarch: Petras von Bar-~auma, s. MS 468/761, Liste XXX,
34. "Ara!;>sus/ Arabissos ]iegt westlich von Melitene, s. Honigmann, Bar-
Sauma, S. 114 (s.u. Anhang, S. 153).
10 Erster Bischof: Basileios von Baitaya (::: Barig), s. MS 468/761,
Liste XXX, 18. rArqa liegt westlich von Melitene, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 115 (s.u. Anhang, S. 154).
11 Erster Bischof: Gregorios von Melitene (KI. Rahatä), a. MS 468/
761, Liste XXX, 14. Birta-Gargar liegt östlich von Melitene am
Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 118-19 (S.u. Anhang, S.156).
12 Einziger Hierarch: Philoxenos von Mär Bar-Gagai, s. MS 468/761,
Liste XXX, 16. Tella Qastra liegt wohl nahe bei Melitene, s. Ho-
nigmann, Bar-Sauma, S. 152 (s.u. Anhang, S. 176).
13 S. MS 135/559; s.o. S. 34.
14
So Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 415/16 und MS 135/559. 990 ver-
ließ Agapios Antiocheia, s. Ya}:iya B, S. 220; s.o. S. 65.
15
Quelle: MS 145-46/565 (Appendix zu Kapitel VI) und Bar-Hebräus,
Chron.Syr., S. 197.
o 5 ttappadoki~ft
71

Maßnahmen besonders getroffen wurde 16 , Michael Syrus hebt hervor, daß die-
se Auswanderer überall, wo sie sich dauerhaft niederließen, Klöster und Kir-
chen neu stifteten oder ausbauten 17 •
Ein Klan mit dem Namen Bene Abu 'Imran zog nach Melitene und tat sich
dort besonders durch kirchliche Stiftungen hervor. Sie ließen mehrere Kir-
chen und ein Nonnenkloster in der Stadt errichten, sowie außerhalb Melite-
nes weitere Klöster. Jeden Freitag gaben sie Almosen an die Bedürftigen.
Das Familienoberhaupt Abu Salim, der älteste der drei Brüder, verteilte
die Gaben eigenhändig 18 , Der Reichtum und die karitativen Tätigkeiten der
Tagritenser scheinen ein Ausmaß gehabt zu haben, daß Kaiser Basileios II.,
der sich um die Jahrtausendwende mehrfach in Ostkappadokien und Armenien
aufhielt, auf die Brüder Abu 'Imran aufmerksam wurde und versuchte, einen
Teil ihrer Überflüsse in die Staatskasse zu leiten. Nach Michael habe er
ihnen das Amt der Münzprägung für ein Jahr übertragen, doch ohne ihr Ver-
mögen dadurch erschöpfen zu können 19 , Solche Maßnahmen stehen im Kontext
des unerbittlichen Kampfes Basileios' II. gegen die Dynatoi 20 , jene vermögen-
de Schicht auf dem Lande, die den Mittel- und Kleinbesitz aufsog, Wir wis-
sen sehr wenig über die Wirtschaftsverhältnisse im jakobitischen Kernland.
Die kirchlichen Chroniken erwähnen eine Vielzahl von Dotationen, doch re-
den sie nicht über die Quelle des Reichtums. Brachten die Bene Abfi 'Imrän den
Großtei1 ihres Vermögens in (transportablem) Edelmetall aus Mesopotamien
mit, oder gelang es ihnen, auch in Ostkappadokien hohe Uberschüsse - sei
es durch Handel oder Landwirtschaft - zu erzielen? Daß Basileios II, ver-
suchte, die Tagritenser finanziell zu belasten, hatte ausschließlich fis-
kalische Gründe und lag mit Sicherheit nicht an ihrer Konfession.

16 So eindeutig MS 145/565. Es handelt sich wohl um die Sondersteuer,


die der buyidische Wesir Abu fadl 971/72 den Christen und Juden
auferlegte, s, Busse, Chalif, S. 466.
17 S. MS 145/565.
1s S. MS 146/565.
19 Doch ist ansonsten nicht belegt, daß die Münzprägung des Reiches
nach Melitene verlegt worden ist, s. dazu: Grierson, Coinage, S. 411
-453, Es handelt sich wohl um eine Epereia (munus extraordinarium, Son-
derleistung für den Staat), die das Thema Melitene zu übernehmen hatte
(vgl. Beck, Kekaumenos, S. 154, Anm. 12). Als Archonten wurden die Bene
Abu 'Imran für die ordnungsgemäße Abwicklung haftbar gemacht: "Das Ar-
chontenamt in den städtischen Gemeinwesen der byzantinischen Zeil war
etwas vom letzten Rest einer kommunalen Selbständigkeit, hatte aber ...
kaum eine andere Bedeutung als das Curialenamt in der Spätantike, d.h.
die Sicherung der Steuereingänge und die Durchführung der munera ex-
traordineria." (Beck, Kekaurnenos, S. 159, Anm. 64)
zo Vgl. Dölger, Kaiserregesten, Nr, 783 (1.Januar 996): Schutz der Armen
vor übergriffen weltlicher und kirchlicher Dynatoi. Einschränkung
des kirchlichen Stiftungsweeens und der kirchlichen Abgabeerhe-
bung durch die Metropoliten. Aufhebung des Verjährungsrechts gegen
den Fiskus. "In den Rahmen des politischen Kampfes Basileios' II. ge-
gen die Magnaten des Reiches gehört auch seine Neuregelung des Alle-
lengyone. Nach dem Willen des Kaisers mußten jetzt in erster Linie die
Großgrundbesitzer für die ausstehenden Steuerzahlungen aufkommen,
die bisher auf die Dorfgemeinden insgesamt umgelegt wurden." (Maier,
Byzanz, S. 227)
Dstkappadokll'n

Als Basileios den Winter 1000/1 in Armenien verbrachte21, scheint er sich


auch im Gebiet von GO.bös aufgehalten zu haben, das nicht weit von Melite-
ne entfernt lag 22 • Da der Kaiser nicht genug Geld für die Truppen mit eich
führte, bat er die Bene Abu 'Imran um einen Kredit, den er erhielt und zu-
rückzahlte23. Wahrscheinlich ist, daß wirtschaftliche Beziehungen zwischen
den jakobitischen Dynatoi und dem Kaiser über die meliteniatische Kuratorie
bestanden, die ja von Ein heimischen bewirtschaftet wurde.
Bei den Türkeneinfällen Mitte des 11.Jh. muß Abu Salim noch gelebt
zu haben, denn er stellte das Lösegeld für eine große Anzahl von Gefange-
nen. Das heißt, die wirtschaftliche Situation - zumindest eines Teils der Ja-
kobiten - war bis in die 1050er Jahre äußerst zufriedenstellend 2 4.

Sicher waren die Mitglieder dieses Klans nicht die einzigen Mesopotamier,
die sich in Melitene und dem umliegenden Landstrich ansiedelten 2 s.

6.2. Kultureller Aufschwung

Als besonderes Zeichen des durch die neue wirtschaftliche Blüte beginnen-
den kulturellen Aufschwungs läßt sich die syrische Handschriftenherstel-
lung in Melitene und im Kloster Qartamin ansehen, die Ende des 10.Jh. ihren
Anfang nahm2 • Patriarch
6 Athanasios V. ordinierte für das Bistum des Tur
'Abdin den Abt von Qartamin, Johannes 27 , der die Estrangela-Schrift wie-
de~ in neuen Codices verwenden ließ und die Kalligr~phie förderte, die aus
Mangel an kostbarem Vellum-Pargament über hundert Jahre kaum noch ge-
pflegt worden war. Bischof Johannes lehrte seine drei Neffen, von denen ei-
ner, Petras, in Melitene die mittlererweile wieder verfügbaren Pergamente

21 Die Nachricht vom Tod des Kuropalates David von Taik' ließ den
Kaiser nach Iberien-Georgien ziehen, s. Stephanos von Taron, S. 210:
"Wie der Kaiser Wasil zu Tarson in Kilikien das Gerücht seines Todes
vernommen hatte, brach er in aller Eile nach unseren Ländern auf. Und
er kam in die Gegend von Melteni" Vgl. Ya:tiya B, S, 252 u. Matthäus
von Edessa, S. 36-37.
22 S. MS 146/565. Vgl. Honigmann, Bar-Sauma, S. 124-25.
23 Die erwähnte Summe von 100 Goldkentenaria ist allerdings abenteuer-
lich, s. MS 146/565. Der Tribut des Emirats Aleppo lag nach Ya~ya
bei insgesamt 10 Kentenaria jährlich (plus 1 Denar Kopfsteuer pro
Einwohner, s. Yahya A, S. 126); vgl. S. 54.
u S. MS 146/565.
25 Eine weitere Verbindung zwischen Byzantinern und Tagritensern
ergab sich im Stiftungswesen. Der Basilikos Kuleib stiftete für
das von Rabban Elias Bar-Gagai aus Tagrit begonnene gleichnamige
Kloster eine Kirche, die er von einem prominenten Jakobiten, dem
Mar Johannes (Schüler des} Marun, um 985 errichten ließ. - Auch
das Kloster Sergisyeh profitierte von der östlichen Einwanderung.
Elias von ijarran stiftete für die Konstruktion des Kirchenschiffes
300 Denare. Außerdem wurde ein zweistöckiges Atrium gebaut, an dae
sich die Kammern der Gemeinschaft, Refektorium, Küche, Wohnung der
Ärzte und Studienräume anschlossen. Die Bauarbeiten dauerten drei
Jahre und wurden kurz vor der Jahrtausendwende abgeschlossen, e.
MS 126-127 /553-554.
26
S. Palmer, S. 53 ff. Der melk. Metropolit Johannes Geometrea, der
wohl nach 970 bis gegen 990 amtierte, war gleichfalls ein fruchtba-
rer Schriftsteller, s. Beck, S. 553-554 u. Krumbacher II, s. 731-737.
27
S, Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, 417 /418 u. MS 468/761, Liste XXX, 26.
oatklPPlldOklU
73

erwarb 211• Ein Lektionar, das im Jahre 1000 für Patriarch Athanasioe V. von
seinem Schüler Romanos geschrieben wurde, zeigt den Wandel des Schrifttype,
der für die neue Estrangela-Schrift typisch war 29 •
Daß die Herstellung von Handschriften nicht auf die Zeit Athanasioe' V. be-
schränkt blieb, zeigt das Vorhandensein einer woh]auagestatteten Schule in
Melitene, die dem türkischen überfall im Winter 1057/58 zum Opfer fiel. Pe-
tras, Schreiber und Vorsteher der Schule, besaß eine hervorragende Biblio-
thek kostbarer Codices, die er durch eigene Arbeiten vermehrte • 30

Neben diesen kunsthandwerklichen Aktivitäten scheint das Bildungswesen


der 'byzantinischen' Jakobiten auch Wert auf das Erlernen der griechischen
Sprache gelegt zu haben. Als Verwaltungs-, Gerichts- und Handelssprache war
das Mittelbyzantiniache ja unentbehrlich. Dazu kommt die Bedeutung griechi-
sch verfaßter patristischer Literatur, etwa des Severos von Antiocheia, und
der älteren byzantinischen Historiographie 31 , die in Melitene bekannt war. Eine
Reihe von Hierarchen ist belegt, die nicht nur in Syrisch, sondern auch in
Griechisch schrieben 32 • Für die sonstige Bevölkerung jedoch war das Grie-

zs S. Bar-Hebräus, Chron.ecc]. 1, 417/418. Palmer (S. 54, Anm. 63)


schildert ein weiteres Beispiel des kulturellen Aufschwungs: "Laza-
rus, the son of Joseph of Kaysum is an interesting exemple of a re-
presentative of a famility of nouveaux riches finding scope for os-
tentation in the conventional style of the monastic elite. Self-styled
"the most unworldly of monks" (aksnoyo b-dayroye), he displays
the wealth by commissioning a de Juxe Gospel-book, as a donation to
his monastery, which contains severa] notices, wasteful of epace and
lavishly coloured or gilded, proclaiming his name, his parentage and
his native city."
29 " ... but a sudden change occurs on fol.84a •••, the scribe changes to
open archaic script of the kind referred to in Gregory's Chronicle as
"the script of estrangflfya" ... This MS. was written for the church of
Mor Barsawmo at Melitene and it bears out the theory that Melitene was
the true birth-place of the Syriac calligraphic revival." (Palmer, S.
56) Bar-Hebräus' Bericht über den Ausgang der Kalligraphie vom Kloster
Qartamin - statt von Melitene - basiert auf einer Quelle dieses Klosters
und verkehrt die Reihenfolge, s. Palmer, S. 56-57 u. 65. Der bewußte
Rückgriff auf alte Schriftformen ist ein deutliches Zeichen für ein
wachsendes kulturelles Selbstverständnis der 'byzantinischen' Jakobiten.
30 S. MS 159/572-73. Der Schulleiter und Diakon Petras fiel einer Verwechs-
lung mit dem jakobitischen Metropoliten zum Opfer, da die Invasoren
ihn wegen seines Reichtums für das Oberhaupt der Christen hielten.
Er starb während der Folter.
31 Metropolit Ignatios nennt in der Einleitung seiner wohl in den
1070er bis 80er Jahren verfaßten Chronik als Quellen: Euseb von
Cäsarea, Sokrates, Zosimos, Zacharias, Johannes von Ephesos u.a.,
s. MS 114-116/545-547,
32 MS 165/575: "Ignatios, Sohn der Schwester des Patriarchen Haye,
wurde zum Metropoliten von Melitene ordiniert. Er war sehr erfah-
ren in beiden Sprachen, der unsrigen und der der Griechen in den
heiligen Büchern des Alten und des Neuen Testaments; und außerdem
in den profanen Büchern, der Grammatik, der Rhetorik, der Philoso-
phie und der anderen dialektischen Künste und ebenso in der tlber-
setzung von einer Sprache in die andere," Vgl. die Beschreibung
Patriarch Johannes' X. in MS 171/579, der als äußerst gelehrt galt,
e.u, S, 103.
Ostkappadoklt>n

-chische kaum Umgangssprache 33 , denn Patriar~h J_ohannes VIII,, kurz vor 950
in Melitene geboren und aufgewachsen, war be1 seinem Prozeß 1029/30 nicht ·•
in der Lage, sich ohne Übersetzer zu behelfen 35 •

6.3. Erste Rückschläge in Melitene

Obwohl die Religionspolitik Kaiser Basileios' II. gegenüber den beiden rno-
nophysitischen Minderheiten des Ostens, den Armeniern und Jakobiten, kei-
neswegs restriktiv war 36 , führte der Tod Patriarch Athanasios' V. 1002/337
zu einer Gegenreaktion des chalkedonensischen Klerus von Melitene. Eine
Mitarbeit der weltlichen Behörden, also des Strategos von Melitene, ist
zur Durchführung der antijakobitischen Maßnahmen wohl nötig gewesen38,
Der Metropolit Johannes wurde mit sieben Mönchen verhaftet und nach
Konstantinopel gebracht, wo man ihnen den Prozeß machte. Die Jakobiten
kehrten nie mehr nach Kappadokien zurück. Die Metropolitankirche des Igna-
tios Rahätä wurde enteignet und konnte erst nach dem Zusammenbruch der by.
zantinischen Macht 1071 wieder dem jakobitischen Kultus zugeführt werden39,

33 Vgl. dagegen Krumbacher, Band II, S. 893, H.-G. Beck (Lit.-Verz. Nr, 19),
S. 46 und Tinnefeld, S. 441: Gegen Ende des 11.Jh. wurde die Sindbad-
Geschichte (= Syntipas) von dem melkitischen Kleriker Michael Andreo-
pulos für den Hegemon Gabriel ins Griechische übersetzt, der des Syri-
schen zumindest als Schrütsprache nicht mächtig war. Die meliteniati-
schen Syrer lasen also zum Vergnügen u.a. die aus dem Arabischen über-
setzten Geschichten des Sindbad, die im ganzen Orient verbreitet waren.
34 S. MS 137 /560 u. 139/561. Er war bei seiner Ordination 1004 etwa
60 Jahre alt. Er wollte als 18jähriger in das nach 965 gegründete
Kloster des Ignatios Rahata eintreten. 1004-60 = 944; + 18 = 962,
Das Kloster wurde aber frühestens in der zweiten Hälfte 965 (nach
der Inthronisation Johannes VII., der Ignatios Rahata zum Metropoli-
ten ordinierte) gegründet. Also wurde Johannes VIII. kurz nach 947
geboren.
35 S. MS 142-43/563-64 und Severos ibn al-Muqaffa', II,II, S. 218. Die Über-
setzer Theodoros und Petras Seraphi von Melitene waren wohl berufs-
mäßige Übersetzer (Diermeneutes), die im Gerichtswesen ihr Brot verdien-
ten. 1039 rügte Alexios Studites, daß in Melitene die Häretiker ungehin-
dert vor Gericht als Zeugen und Ankläger auftraten (s. G. Ficker, Erlasse,
S. 39, Z. 21-23). über die Rechtswirklichkeit vor den Provinzialgerichten
s. die Vorhaltungen des Katakalon Kekaumenos: "Bist du Themenrichter, ...
giere nicht mit Aug und Hand nach Geachenken ... Begnüge dich mit dem,
was dir laut Protokoll zusteht; man hat dich nicht entsandt, damit du Geld
scheffelst, sondern damit du denen Recht schaffest, denen Unrecht wider-
fahren ist." (Beck, Kekaumenos, S. 28) Es steht außer Frage, daß die Rol-
le von Übersetzern bei Gericht dubios ausfallen mußte.
36 Im Jahre 1000/1 hebt Basileios Zwangsmaßnahmen des Metropoliten von
Sebasteia gegen die Armenier wieder auf, s. Stephanos v. Taron, S. 210,
37 S. MS 136/559 und CSCO 354, 226/303.
38 Als Stategos von Melitene ist um das Jahr 1000 der Patrikios Nike-
;
phoros Balanites belegt, s. Darrouzes, Epistoliers, S. 251.
39 S. MS 136/559. Leider liegen keinerlei byzantinische Quellen über
diesen Prozeß vor, der wohl einen ähnlichen Ausgang nahm wie 1029/
30 das Verfahren gegen Johannes VIII, s. MS 141-45/563-65 und G,
Ficker, Erlasse, S, 6-21. Am 6. Juli 1096 wurde Metropolit Johannes
(Sa'fd Bar-:;,abuni) in der wieder jakobitischen Metropolitankirche
bestattet, s. MS 186/587.
J~J)er Höhepunkt der Entwicklung der jakobitiechen Kirche nach 1004 75

Durch den Augenzeugenbericht des Kopten Michael, des späteren Bischofs


von Tinnis, der nach einem Besuch bei Patriarch Johannes VIII. die Lage der
Jakobiten in Melitene beschreibt, ist es möglich, wichtige Anhaltspunkte
für das Leben der Monophyeiten unter Kaiser Basileios II. zu gewinnen.

7,1. Michael von Tinnis über Melitene unter Johannes VIII.

"Melitene war dem Kloster nahe, in welchem /1 dieser heilige Vater wohn-
tei, und in seinem Sitz gab es keine (Stadt), die größer war oder von
mehr Christen 3 bevölkert war, als sie. In ihr waren 56 Kirchen, die mit
Priestern gefüllt waren, und viele syrische rechtgläubige Menschen. Und
(5) ihre Anzahl betrug 60.000 Christen, die Waffen trugen, wenn sie woll-
ten oder dies benötigten - ohne Frauen.
Als ich, der elende Michael, und ich, Gabriel, Bischof von $a, mit der
Synodica 4 von Anba Christodulos 5 - ale er auf den Thron von Alexan-
dreia und seiner Gebiete gesetzt worden war - diesen heiligen Patriar-
(10) chen erreichten, beobachteten wir große Heiligkeit bei ihm. Als wir
von ihm schieden, ehrte er uns und sandte den Sohn seines Bruders mit
uns, damit wir die Stadt und die Menschen in ihr sehen könnten. Er sagte
uns: Ich habe keine gleich ihr. Und wir sahen in ihr eine Anzahl von chal-
kedonensischen Melkiten 6 , und sie hatten einen Metropoliten in ihr.
(15) Und die rechtgläubigen 7 Jakobiten in der Stadt waren gewohnt - aus
großer Liebe zu diesem heiligen Patriarchen -, zu allen Zeiten zu ihm
ins Kloster zu gehen, und ihn zu bitten, an den großen Festen und an
den Sonntagen bei ihnen zu sein, sodaß sie den Segen von seinen Händen
empfangen und aus seinen Händen kommunizieren konnten; so geschah es,
(20) daß, wenn er zu ihnen kam, sie ihm begegnen wollten mit den Evangelien 8

und Kreuzen, Weihrauchfässern und Lesungen vor ihm vom Tor der Stadt

1 Seitengrenze 141/142 im arabischen Text, s.u. S. 76, Anm. 9.


2 Gemeint ist Patriarch Johannes VIII.
3 nasara.
4 ar-risala as-sinudiqa.
5 Der koptische Patriarch Christodulos trat erst im Dezember 1047 sein
Amt an, s. Grumel, Chronologie, S. 445. Der Text enthält also eine
chronologische Spannung. Die Beschreibung Melitenes gibt die Verhält-
nisse zur Zeit Johannes' VIII, wieder, d.h. die Jahre zwischen 1004 und
1029, als Johannes VIII. nach Konstantinopel verschleppt wurde. Mi-
chael von Tinnis muß noch einmal zu den Syrern gekommen sein, als er
die Synodica des Christodulos 1048 überbrachte und den Neffen Johan-
nes' VIII. als Patriarchen antraf. Doch Johannes IX. residierte nicht
mehr in Kappadokien, sondern in Amid. Michael von Tinnis vermengt bei-
de Besuche - wie sich aus Severos, II, II, S. 202/144 erschließen läßt:
"Ich, der armselige Michael, war ein Kind zur Zeit des Leidens", also
während der Verfolgung unter al-l;Iakim zwischen 1008 und 1019/20. Die
Spannung fiel bereits Assemani auf (BO II, S. 150), der darum den Be-
such des Michael von Tinnis in Melitene für die Zeit Johannes' IX. an-
nimmt. Unverständlich bleibt dann aber, warum über den späteren Johan-
nes mitten in einer Heiligenvita Johannes' VIII. berichtet werden soll-
te. Objekt des gesamten Erzählstranges ist unzweifelhaft Johannes VIII.
11 al-ma.lakiya
al-kalqidunfytn.
7
al-urluduksiy1n.
8
al-anafil.
R6 ti~p u b kt

bis zur Kirche mit großer Freude und Liebe. "9

Der Besuch der Kopten scheint einige Zeit nach der Ordination Johannes' VIII.
stattgefunden zu haben, da von langer Gewohnheit und Vertrautheit der Meli-
teniaten mit ihrem Patriarchen die Rede ist 10 ; wahrscheinlich in der Zeil um
102011.
Da die mittelalterlichen Autoren bei der Verwendung hoher Zahlen oft sehr
ungenau arbeiten, ist zu fragen, ob die 60.000 männlichen Jakobiten Melite-
nes wörtlich zu nehmen sind. Wahrscheinlicher ist doch, daß die gesamte Be-
völkerung einschließlich der näheren Umgebung der Ebene von Melitene kaum
eine so hohe Zahl erreichte 12 • Die 56 Kirchen jedoch - zählt man kleinere
Kapellen mit - dürften tatsächlich bestanden haben.
Bei der Führung durch Melitene, die Theodoros 13 , der Neffe des Patriar-
chen vornahm, sahen die Kopten das blühende Leben in der jakobitischen
Stadt. Daß die syrischen Glaubensbrüder Waffen tragen durften, war für
die unter muslimischer Herrschaft lebenden Ägypter sofort auffällig, die unter
den schwerwiegenden Einschränkungen der neuen christen- und judenfeindlichen
Gesetzgebung des Fatimiden al-Häkim standen 14 • Es läßt sich wohl der Schluß
ziehen, daß unter den Soldaten des in Melitene residierenden Strategos auch
Einheimische dienten. Besuche des Patriarchen aus dem Kloster BartQ. scheinen
den Charakter von festlichen Prozessionen angenommen zu haben. Daß sich der
Meliteniate und vormalige Anachoret Johannes VIII. in seiner größten Metro-
polie hoher Beliebtheit erfreute, geht einhellig aus allen Quellen hervor 15 •

9 Der Textabschnitt: Severos ihn al-Muqaffar, II, II, S. 214-215/


141-142. Anm. 1 markiert die Seitengrenze 141/142 im arab. Text.
Zeilenzählung der deutschen Übersetzung vom Verfasser. Vgl. den
Bericht mit der Darstellung Melitenes 1039 durch Alexios Studites,
der sich an einen Text der justinianischen Zeit anlehnt:
"Polis men he Melitene megale kai polyanthrßpos, polis archaia
kai epis~moa, en kalo ges, en kalö aeros keimen~ kai ch6ra hyp'
aut~n olbia kai agathe, ou tois anagkaiois monon eis bion alla
tois perittois eis trepsin euthenoumene." (G. Ficker, Erlasse, S.
28, Z.1-4, s. ebda. Anm. 3)
10 S.o. Z.15 ff.
11 Wenn man wegen der in Anm. 5 erwähnten chronologischen Spannung
von zwei Besuchen ausgeht, könnte der erste Besuch noch in Zusam-
menhang mit den Christenverfolgungen in Ägypten unter al-Hakim
stehen, die erst kurz vor dem mysteriösen Verschwinden des Kali-
fen ein Ende fanden, s. Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 208/147.
12 Zur Problematik der Schätzung von Einwohnerzahlen, s. Kader,
S. 150 ff. Severoa ibn a-Muqaffa' gibt (Band II, III, S. 305/
198-99) die Bevölkerung von Edessa Ende des 11.Jh. sehr genau
mit 8.000 Armeniern, 20.000 Syrern, 6.000 Griechen und 1000
Lateinern an. Für Melitene ist eine ähnliche Größenordnung von
etwa 30.000 Einwohnern wahrscheinlich; s.u. S. 96.
13 Taufname des späteren Patriarchen Johannes' IX., s. MS 160/572.
Er war Mönch im Kloster Bar-Gagai.
14 S.u. S. 77.
15 S. die Vita des Patriarchen in MS 127 /560 ff: Johannes heilte an-
geblich sogar einen byzantinischen Katepano von Antiocheia. Beim
Bau einer Brücke stürzte ein junger Mann in einen reisenden Fluß;
Johannes erweckte den (seil. beinahe) Ertrunkenen zum Leben, s.
Severos ihn al-Muqaffa', II, II, S. 214/141.
77

7.2. Kloster Barkl als Zufluchtsort verfolgter Kopten

Der fatimidieche Kalif al-ijakim (996-1021) hatte zwischen 1008 und 1019/20
die Christen und Juden seines Herrschaftsgebietes mit schweren Repressalien
belegt 16, Am 28.9.1009 wurde auf seinen Befehl die Kirche des heiligen Gra-
bes in Jerusalem zerstört1 7• Melkiten und Kopten waren gleichermaßen von den
diskriminierenden Maßnahmen betroffen 18 • Auch der Süden Syriens (und Palä-
stinas) wurden von den durch al-I;Iakim ausgelösten Wirren heimgesucht: "Eine
große Zahl der Christent die Syrien bewohnten, ergriff die Flucht und machte
sich ins Land der Romäer auf. Der größte Teil von ihnen ließ sich in Laodi-
keia und Antiocheia nieder." 19 Im August/September 1013 erlaubte al-J:Iakim
den auswanderungswilligen Christen, den Weg ins byzantinische Reich anzutre-
ten20. Nicht nur Melkiten wie der Arzt und Historiker Yahyä ibn-Sa 1id ver-
ließen Ägypten2l, Auch koptische Geistliche zogen zumindest zeitweise zu
den syrisch-jakobitischen Glaubensbrüdern. So floh Abraham, Bischof von
Dumyai, in das Patriarchalkloster zu Johannes VUJ. 22 Sein Ruf als heilig-
mäßiger Mann war bis nach Ägypten gedrungen. Vor allem aber war Abraham
hier im byzantinischen Grenzland in Sicherheit vor muslimischen Verfo]gun-
gen. Er blieb einige Zeit bei den syrischen Jakobiten 23 • Wie die syrischen
Küstenstädte war also auch das jakobitische Kerngebiet ein Anziehungspunkt
für koptische Flüchtlinge geworden24.

7.3. Neu eingerichtete Bistümer unter Johannes VIII.

Als Zeichen des Selbstbewußtseins der jakobitischen Kirche im byzantini-


schen Reich lassen sich die Neueinrichtungen folgender Bistümer bewerten,
die großenteils im kappadokisch-armenischen Gebiet lagen:

16 Als Betroffener schildert Ya};lya eingehend die Beeinträchtigungen


christlichen Lebens durch den fanatischen Kalifen, Ya~ya B, S. 279-
281: Konfiskationen kirchlicher Liegenschaften in Ägypten, Absetzung
christlicher Würdenträger, Verbot von Prozessionen; Zerstörung von
Kirchen in Kairo, S. 283; Zerstörung von Klöstern, S. 287; Kennzeich-
nung der Kleidung, S. 294; Verbot der Benutzung von Wein bei der Eu-
charistie, S. 295. Vgl. Cahen, Islam, S. 264-265,
11 S. Ya};lya.B, S. 283-284.
111 So Yahya B, S. 283. Schilderung der kopt. Leiden: Severos ihn al-
Muqaffa1, II, II, S. 183-208.
19 Yahya B, S. 298.
20 S. Yahya B, S. 311 und Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 196/125.
21 Er zog nach Antiocheia, s. Felix, S. 28.
22 S. Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 221-222/146.
23 Im Todesjahr des koptischen Patriarchen Zacharias (gest. 4.Januar
1032) befand sich Abraham wieder in Ägypten, s. Severos ibn al-Mu-
qaffa', II, II, S. 223/147,
u Die Kontakte zwischen den Hierarchen beider Kirchen waren all-
dinge schon lange sehr eng gewesen, s. die Vielzahl der ausge-
tauschten Synodalschreiben der Patriarchen bei Graf, Bekenntnis,
S, 392-398. Zum Verhältnis beider Kirchen zueinander s. Hage,
S, 78-79, Kawerau, S, 76 u, Nabe, S, 134-137. Es bestanden auch
syrische Klöster in Ägypten, e. Nabe, S. 263, Anm.75 u. S. 264, Anm.98.
Rilhf'i,unkl
i.
Neu eingerichtete Bistümer (1004-1029).

l. G0dpai-Karsena 25

2. Hesna ge Zaid 26

3. Laqa_!:>in 27
4. §aizar 2 s
5. Semha 29

6. Tellä d 'Arsin8s 30

7. Tell Patriq31

Doch ist zu bedenken, daß diese Bistümer nur zum geringen Teil über ei-
nen längeren Zeitraum belegt blieben. Hoffnung auf zukünftiges Wachstum
scheint eher hinter den einmalig belegten Bistümern zu stehen, als die
wirkliche Bevölkerungsbasis3 2 • Zwei der erstmalig von Athanasios V. bis
1002/3 besetzten Bistümer, 'Arabsus und Tellä Qastra, wurden unter Johan-
nes VIII. bereits nicht mehr erneut mit Hierarchen versehen und verschwan-
den wieder.
Johannes VIII. lebte zwar persönlich als Patriarch gemäß den Kanones
seiner Kirche, hatte jedoch nach Aussage selbst äußerst wohlgesonnener
Quellen keine Erfahrung in der Kirchenverwaltung, da er nie dem höheren
Klerus oder einem bedeutenden Koinobion angehört hatte. Sein Synkellos
David übernahm die Verwaltung der Eparchien und "bewirkte große Unord-
nungen in den Kirchen. " 33 So ist anzunehmen, daß auch dieser Synkellos
kaum in der Lage war, den kirchenpolitischen Aufgaben gerecht zu werden:

25
Athanasios, Metropolit von G. und K., MS 469/762, Liste XXXI, 33.
Region nördlich von Germanikeia, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 126
u. 134.
26
Moses, MS 470/762, Liste XXxl, 41. Hesna ge Zaid/Charpete lag öst-
lich des Euphrat, südlich des Arsanias (heute Murad-Su),
s. Oikonomides, Liates, Karte I.
27
Sirneon, Bischof von Tela Qastra und Laqa'Qin (vereinigt), MS 469/
762~ Liste XXXI, 24. Laqabin lag zwischen Arka und Sozopetra
südlich von Melltene, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 152.
28 Simeon, MS 469/762, Liste XXXI, 13. Einziger Hierarch. §aizar
liegt südlich von Afamiya, nördlich von ~ems am Orontes, s. Ho-
nigmann, Bar-Sauma, S. 145.
29 Athanasios, CSCO 354, 214/285. Einziger Hierarch. Semha liegt
bei Qlaudia am Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 88. Seml}a. war
vielleicht mit J:Iesn-Patriq vereinigt, denn Athanasios wird auch als
Bischof von .fiesn-Patriq bezeichnet, s. Palmer, S. 38 ff. S.u. An-
hang, S. 161, Anrn.1.
30 Timotheos, Bischof von Qarnah und T.(vereinigt), MS 469/762, Liste
XXXI, 23. Eigenständig: Dionysios, MS 469/762, Liste XXI, 45. Dann
keine Ordinationen mehr bekannt. Zur Lage am Arsanias s. Honigmann,
Ostgrenze, S. 71-72, Anm. 3.
31 Dionysios, MS 470/762, Liste XXXI, 48.
32 So ist zu fragen, wie es zur Gründung des Bistums ~aizar kommen
konnte, das in völlig muslimischer Umgebung (s. Felix, S. 102, Anm.
180) nur unter Johannes VIII. bestand. Die Festung Saizar war 999
von Basileios II. genommen und mit einer armenischen Garnison be-
legt worden (s. Ya};lya B, S. 250). Es ist vorstellbar, daß eich un-
ter den Armeniern Jakobiten aus dem kappadokisch-armenischen Grenz-
gebiet befanden, die einige Jahre später einen Bischof erhielten.
Angesichts einer solch schmalen Gemeindebasis nimmt es nicht
Wunder, daß nur einmal ein Bischof für Saizar ordiniert wurde.
33 So die Vita Johannes' VIII., MS 139/562.
16Upllnkt
79

Die aufgeblähte bischöfliche Hierarchie konnte nur solange bestehen wie


die Jakobiten es verstanden, mit der byzantinischen Obrigkeit auszukom-
men und die kaiserliche Religionspolitik den Jakobiten wohlgesonnen blieb,
Die Neugründungen waren daher für Verfolgungen oder Bedrückungen be-
sonders anfällig, da sie nicht traditionell abgesichert und durch ausrei-
chende Gemeindegröße stabilisiert werden konnten. Es ist mehr als wahr-
scheinlich, daß manches dieser Bistümer nur die Ausmaße einer flächen-
mäßig ausgedehnten Pfarrei annahm. Der Bischof residierte in einem Klo-
ster der Region und betreute von dort aus Priester und Gemeinden, die
zumindest in den bergigen Gebieten des Antitaurus schwer zu erreichen
warenJ•, Dort dürfte die byzantinische Präsenz kaum spürbar gewesen sein,
Bis in die letzten Jahre vor 1029 blieb jedoch das Verhältnis zwischen
Jakobiten und Byzantinern - speziell in Melitene - verhältnismäßig ungetrübt,
da der Patriarch selbst die Verehrung der rnelkitischen Meliteniaten genoß 35,

34 S. Nabe, S, 39-40, 43-48 zu Residenz und Amtstätigkeit der jako-


bitischen Bischöfe der Epoche,
35 Vgl, die hohe Zahl von Eheschließungen zwischen Jakobiten und
Chalkedonensern, die von Patriarch Alexios Studites gerügt wird,
G. Ficker, Erlasse, S. 29, Z.10-17. Offensichtlich setzten beide Kon-
fessionen andersgläubige Erben ein und verkehrten völlig unge-
zwungen miteinander, s.u. S. 114-119.
Doch verdient auch die gleichzeitig bestehende melkitische
Eparchie Melitene der Erwähnung. Folgende Suffraganbistümer un-
terstanden Melitene im 11,Jh.: Taranta, Arka, Arabissos, Zerbe,
Kukusos, Aroma(i) ne, Ar(i)aratheia, Bistum der Iberer, Komana (s.
Gelzer, Notitiae, S. 579). Diese Bistümer lagen weit westlich von
Melitene in Richtung Kaisareia (s.u. Anhang, S. LVII, Karte der
melkitischen Bistümer im jakobitischen Kerngebiet). Fast überall
dürfte die Bevölkerung ethnisch und religiös gemischt gewesen
sein. Auch wo keine jakobitischen Bistümer bezeugt sind, wie etwa
in Aromaine, bestand monophysitische Präsenz, von dort stammte der
jakobitische Verräter Johannes' VIII, Bar-Gigra (MS 140/562). Das
Bistum der Iberer (Georgier) dürfte für eine Kolonie iberischer Vetera-
nen eingerichtet worden sein, die streng melkitisch eingestellt waren.
Vielleicht konnte man dort willige Helfer gegen Jakobiten und Ar-
menier finden, behaupteten die Iberer doch, daß sie "zwischen ar-
menischen Kirchen und muhammedaniechen Moscheen keinen Unterschied
machen" würden (Gelzer, Notitiae, s. 579). Insofern muß man inner-
halb dAr jakobitiech-byzantiniechen Beziehungen genau differenzie-
ren, um welche soziale und ethnische Untergruppe es sich gerade
handelte, die mit den Jakobiten in Kontakt kam.
8. Die ~us~irk_1:1ngen des Wechsels der kaiserHchen Religionspolitik

8. 1. Der Prozeß Johannes' VIII. in Konstantinopel 10291

Johannes, der melkitische Metropolit von Melitene, empfand die heraus-


ragende Stellung der Jakobiten in seiner Eparchie als völlig unerträg-
lich2. Noch zu Lebzeiten Kaiser Konstantins VIII. (+ 11.11.1028) reiste
er nach Konstantinopel, um den Basileus zu einem Vorgehen gegen die
'Häretiker' zu bewegen 3•

Ein Wechsel der kaiserlichen Religionspolitik von stillschweigender


Duldung, ja Förderung der häretischen Jakobiten und Armenier 4 unter Ba-
sileios II., zu klarer Ablehnung hatte sich bereits unter seinem Bruder
Konstantin angedeutet. Der neue Patriarch von Konstantinopel, Alexios Stu-
dites (15.12.1025 - 20.2.1043) 5 , nutzte die zunehmend kritischer werdende
Haltung des Kaisers gegenüber den Orientalen - der keine Rücksicht mehr
auf die konfessionellen Sonderinteressen in Ostkappadokien und Syrien
glaubte nehmen zu müssen -, um endlich das kanonische Recht in aller
Entschiedenheit an-wenden zu können.
Der am 12.11.1028 inthronsierte Romanos III. teilte die religionspoliti-

J. Die Quellenlage ist recht gut. Als Grundstock der Darstellung dient
die Vita Johannes' VIII. 'Abdun, die auszugsweise von Michael Syrus
wiedergegeben wird (MS 137-45/560-65). Sie wurde nach 1034 (letztes
faßbares Datum: Tod Romanos' III. 1034, MS 145/565} von einem anonymen
Chronisten verfaßt, der über genaue Informationen zum Prozeßablauf (aus
erster Hand?) verfügte. Der Bericht Bar-Hebräus' steuert nichts Eigenes
bei, da er aus Michaels Chronik schöpft (Chron.eccl. 1, S. 419/20-429/30),
Chronicon 1234 zitiert in abgewandelter Form ebenfalls die anonyme Vita
(CSCO 354, 213-214/283-284, es fehlen einige Blätter des Manuskripts).
Aus melkitischer Sicht: Ya}:iya (C, S. 252), der aus antiocheniachen Quel-
len Kenntnisse beisteuert. Die koptische Chronik des Severos ihn al-Mu-
qaffat gibt einen eher legendarischen Bericht mit der Vita Johannes' VIII.
Bischof Michaels von Tinnis (nach 1048/49, Severos ibn al Muqaffa, II, II,
S. 211-224/139-146). Der Abschluß des Prozesses wird durch den Synodal-
tomos des Patriarchen Alexios Studites wiedergegeben (G. Ficker, Erlasse,
s. 8-21). Einen etwas ungenauen Niederschlag fand der Prozeß bei dem
armenischen Historiker Aristakes von Eastivert (Aristakes, S. 29).
2 "Hothen kai dianestesan Ioannen ton hierotaton metropolit~n Meli-
tenes ••. hairetikon prosbolais tas ton orthodoxön ekklesias kai enorias
Ieizomenas ouk enegke kathoran." (G. Ficker, Erlasse, S. 10, Z.13-14,
25-26 u. S. 11, Z.1.
3 So der Synodaltomos des Alexios Studites (s. G. Ficker, Erlasse, S. 11,
Z.5-12), vgl. MS 140/562 (Angabe des Namens falsch - Nikephoros statt
Johannes - ; der griechische Synodaltomoa hat als Quelle Vorrang, s.o.
Anm. 1. Richtige Wiedergabe des Namens in CSCO 354, S. 213/283, wo auch
kurz ein Streit zwischen dem jakobitischen und dem melkitischen Metropo-
liten von Melitene erwähnt wird) Die syrische Vita irrt jedoch in der
Annahme, daß Konstantin VIII. dem Melkiten kein Gehör geschenkt hätte
(s. G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.5-12).
.. S.u. ausführlich S. 123-136 das zeitgenössische Gutachten des Deme-
trioa von Kyzikos über die jakobitische und armenische Glaubenslehre.
S. zur Person G. Ficker, Erlasse, S. 3,
,ocl!sl'I der Rl'lltlonspolltlk
81

-sehen Ansichten seines Vorgängers, dessen Tochter Zoe er geheiratet hatte.


Als großzügiger Stifter stand er ganz auf Seiten der chalkedonensiechen
orthodoxie 6 • Vorinformationen des Kaisers über die religiöse Situation im
Osten können bereits vorgelegen haben, da der Synkellos Demetrios von
Kyzikos erst zwei Jahre zuvor ein offizielles Gutachten zur Jakobiten-
und Armenierfrage für Konstantin VIII. erstellt hatte 7.

8.1.1. Anklageerhebung durch Johannes von Melitene

Das Ziel des Metropoliten von Melitene war eine Bereinigung der etaate- und
kirchenrechtlichen Lage auf höchster Ebene. Er trat daher mit Patriarch
Alexios Studitea und dem Kaiser in Verbindung. Folgende strafwürdige Ver-
gehen der Jakobiten zählte der Hierarch auf:

- Sie ernannten eigene Patriarchen, Metropoliten und Bischöfe auf byzan-


tinischem Territorium.
- Sie stüteten Kirchen und unterhielten Klöster.
- Sie hielten Versammlungen ab und führten Prozessionen durch,
- Sie ordinierten Priester.

Dies geschah alles gegen kirchliche Überlieferung und kanonisches Recht 8 • Als
Folge des blühenden häretischen Kirchenwesens sah der Metropolit seine Stel-
lung gefährdet: "Ich kann dort mein pastorales Amt nicht ausüben, wo die-
ser Zauberer die Griechen zu sich zieht. "9
Doch darüber hinaus stellte der Melkit die politische Zuverlässigkeit
der Jakobiten in Frage, da Fürbitten für ausländische Herrscher geleistet
würden 10 , Dieser Anklagepunkt scheint besonders vor Romanos III. erhoben

6 S. Dölger, Kaiserregesten, Nr. 831, datiert bald nach dem 11. November
1028: Erhöhung der Einkünfte der Hagia Sophia von 100 Goldpfund
jährlich auf 180 Goldpfund.
7 S.o. Anm. 4. Charakterisierung des Kaisers durch Alexios Studites:
" ... hos ... tes eusebeias hyperkaiomenos peri t8n tes haireseos
archegon ... " (G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.9 u,10-11)
11
8 ... kata mikron de kai proa tas echomenas tes Romaikes epikrateias
poleis kai choras herpontes ... kai patriarchas heautois e
mallon ei-
pein hairesiarchous kai metropoliton kai episkopon - o tes paraple-
xias - epiphemisai onomata, kanteuthen tais allotriais enorias ton
kath' hemae orthodoxon episkopon lestrikos hama kai moichikos epi-
phyesthai ekklesias te katechein kai monasteria synistan en komais
kai polesi kai par(a)synagÖgas athesmous kai litaneias hama kai
cheirotonias epitelein para pasan ekklesiastiken kai kanoniken akri-
beian kai paradoein, •••" Hauptanklagepunkte im Synodaltomos des Ale-
xios Studitee (G. Ficker, Erlasse, S. 9, Z.16-27). Vgl, auch Yahya C,
S. 252: "Man berichtete dem Kaiser Romanos, daß die Jakobiten einen
Patriarchen mit Namen Johannes hatten, der in der Gegend von Mar'as
residierte und Patriarch von Antiocheia genannt wurde und Metropoli-
ten und Bischöfe für die Städte ordinierte."
0
MS 140/562.
10 s. die Anklage vor Romanos III, in Severos ibn al-Muqaffa', II,
II, S, 216/142-143,
Wl'chsl'l dl'r Rl'lil(lonspoHlik

worden zu sein, der mit dem Metropoliten von Melitene gut bekannt war 11•
Die Fürbitte galt jedoch nicht dem muslimischen Kalifen, sondern den eben-
falls christlichen - allerdings monophysitischen - Königen von Nubien und
Abessinien 12 • Während die Beschreibung der kirchlichen Lage durchaus kor-
rekt war, handelte es sich bei dem Vorwurf der Illoyalität um pure Verleum-
dung, da es nicht den mindesten Hinweis auf staatsfeindliche Aktivitäten
des jakobitischen Patriarchen gibt.
Die Sammlung von Anklagepunkten reichte aus, um eine sofortige Vorladung
des Monophysiten vor den Gerichtshof der Synodes Endemousa zu bewirkenll,
Die entsprechenden Befehle wurden in brieflicher Form vom Kaiser an Chryeo-
burgios, den Krites von Meliteneu, gesandt. Die Vorladung dürfte zwischen
Dezember 1028 und Januar 1029 ergangen sein •15

8.1.2. Die Verhaftung Johannes' VIII.

Zur Jahreswende 16 1028/29 erhielt der Krites Chrysoburgios durch Gesandte


des Metropoliten 17 den Befehl, den jakobitischen Patriarchen zu verhaften.
Der Würdenträger gehörte zu denjenigen Byzantinern Melitenes, die dem Hierar-
chen wohlgesonnen waren. Er versuchte, Johannes durch die Notabeln Melitenea
vor der bevorstehenden Gefahr warnen zu lassen, damit er über die Grenze in
das benachbarte muslimische Gebiet fliehen konnte 18 • Besonderer Beliebtheit
scheint sich der melkitische Metropolit nicht erfreut zu haben, denn seine
Maßnahmen wurden vorsichtig unterlaufen. Der Richter Chrysoburgios behauptete,
den gegenwärtigen Aufenthaltsort des Patriarchen nicht zu kennen.
Doch der Versuch, Zeit zu gewinnen scheiterte, weil die Gesandten des mel-
kitischen Metropoliten durch einen jakobitischen Verräter wußten, daß sich
Johannes im Patriarchalkloster Ba.rid aufhielt 19 • Die Vorgänge zeigen über-
deutlich, daß die byzantinische Oberschicht nach zwei Generationen so eng

11 MS 140/562: Romanos war Mitschüler des Johannes gewesen.


12 So Michael von Tinnis in Severos ibn al Muqaffa', II, II, S. 218. Die
syrische Vita kennt eine Fürbitte für die afrikanischen Monophysi-
ten nicht. Sollten hier allzu stark ägyptische Verhältnisse durch-
schimmern? ,,..
13 " .•• epeita de kai Romanos, ho philochristotatos, •••dia baailikon ke-
leuseon en te basilidi toutous parista ton poleon kai pros to syno-
dikon parepempe dikasterion ... " (G.Ficker, Erlasse, S. 11, Z.13 u.25-27)
14 MS 140/562. Lesart des Namens bei Michael 'Krysoburgios'. Mitte
des 11.Jh. vereinigte ein anonymer 'krites epi tou hippodromou
kourator kai krites Melitenes' (T.I.B., S. 235) mehrere Ämter. War
auch Chrysoburgios gleichzeitig Kurator der kaiserlichen Domänen
und Zivilrichter? Seine zentrale Stellung in Melitene {MS 140-141/
562-563) läßt dies annehmen.
15 Sicher schon bald nach der Thronbesteigung Romanos' III. (12.11.
1028).
16 S. CSCO 354, S. 213/283: "Nach Weihnachten".
l'l S. MS 140/562.
18 Ebd.
19
Der Verräter hieß Bar-Gigra und stammte aus dem benachbarten
Rumanah. Die Parallelisierung des Berichts zur Passion Jesu ist
auffällig (''neuer Judas", "dreißig Silberstücke", ebd.).
83

mit den ortsansässigen Jakobiten verbunden war, daß gegen diese gerichtete
Direktiven aus Konstantinopel wenn möglich umgangen wurden. Wenn nicht ein-
mal ordentlich bestallte Richter und Verwaltungsbeamte freiwillig gegen die
Konkurrenten der Reichskirche vorgehen wollten, befand sich der Metropolit
von Melitene wirklich in einer schwierigen Lage.
Doch wurden die Befehle ausgeführt. Um allzu große Härten gegen den ja-
kobitischen Patriarchen zu verhindern, begleitete Chryaoburgioa das Verhaf-
tungskommando zum Kloster Barig 20 • Johannes VIII. wurde nach Melitene ge-
bracht. Sowohl Jakobiten als auch Armenier und Melkiten der Metropole zeig-
ten sich sehr über das Vorgehen beunruhigt und bestachen führende Beam-
te, damit Johannes VIII. wenigstens während des Winters in Kappadokien
bleiben konnte und nicht sofort nach dem Bosporus abgeführt wurde 21•
Die Verzögerung scheint nach Konstantinopel gemeldet worden zu sein, denn
eine Order traf um Ostern 1029 (6.April 22) ein, daß der Verhaftete unverzüg-
lich die Reise antreten müsse 23 • Vielleicht erschien der melkitische Metro-
polit Johannes persönlich wieder in Melitene, um die Dinge in die Hand zu
nehmen24, Da die Meliteniaten nicht damit rechneten, ihren Patriarchen wie-
derzusehen, mußte er noch eine Reihe von Ordinationen vornehmen.
Die Zitation betraf nicht nur Johannes VIII. Sechs weitere jakobitische
Hierarchen begleiteten ihn, wobei anzunehmen ist, daß sie dazu gezwungen
wurden: Ignatios, Metropolit von Melitene; Elias, Metropolit von Simandu;
Johannes, Bischof von Haget; Isaak, Bischof von 'Arqa; Moses, Bischof von
Hesnä de Zaid25; Dionysios, Bischof von Tell Patriq, außerdem 20 Mönche
im Prie""sterrang, darunter Josua, der Archimandrit des Klosters Bar-Gagai
und Basileios von Bärig sowie die Schüler des Patriarchen 26. Die Auswahl
zeigt, daß hauptsächlich kappadokische Jakobiten, deren Bistümer innerhalb
des Patriarchatssprengels von Konstantinopel lagen, betroffen waren 27 •
Melitene, Simandfi/Tzamandos und 'Arqä/Arka wiesen gleichzeitige melkiti-
sche Hierarchien auf 28 , die nun von der jakobitischen Konkurrenz befreit
werden sollten.
Im Juni 102929 erreichten die Hierarchen den Bosporus und wurden zwölf
Tage auf dem Ostufer in Chrysopolis auf gehalten, bevor sie Konstantinopel
selbst betreten konnten 30 •

20 S. MS 141/562-563 und CSCO 354, S. 213/283.


21 S. MS 141/563.
22 S. Grumel, Chronologie, S. 254.
23 S. MS 141/563,
24 Obwohl der Metropolit in der Vita Johannes' VIII. fälschlich Nike-
phoros genannt wird, wird andererseits ein "Johannes, Bischof der
Chalkedonenser, von den Melkiten" (MS 141/563) erwähnt, der gleich-
zeitig mit den Jakobiten in Konstantinopel eintraf. CSCO 354, S. 213/
284 wird dieser Johannes allerdings als melkitischer Bischof von
Maiperqat bezeichnet.
25
Gleich: Hesna de Ziyad; zu den Lesarten des Namens, s. Nabe, S. 243.
2.G S. MS 141/563. Weitere Begleiter genannt in CSCO 354, S. 213/283,
21
Ausnahme: das nordsyrische Hage.V Adata.
28
S. dazu jeweils unter dem Ortsnamen die Bistumslisten im Anhang,
s. 154-173.
29
Am Vollmond des Monats ijaziran, s. MS 141/563, CSCO 354, S. 213/
283: "Am 15.Juni ••,"
30
S, MS 141/563. Ähnlich Severos ibn al-Muqaffa', II,II, S. 217/143.
wecbs .. , d„r RPlil!I0115POlltlk

8. 1.3. Der Prozeß vor dem Synodikon Dikasterion

Die Rahmenbedingungen waren für die Durchführung eines Schauprozesses


gegen die Jakobiten besonders geeignet. Wegen der Thronbesteigung Ro-
manos' III. befanden sich zur Gratulation um 200 Bischöfe der Reichsldr-
che in Konstantinopel31. Sehr viele der Metropoliten und Erzbischöfe des
Patriarchatssprengels der Hauptstadt waren anwesend 32. Doch auch Nikolaos,
der melkitische Patriarch von Antiocheia, nahm an dem Verfahren teil, Er
wurde von Alexios Studites aufgefordert, an der Ausarbeitung einer Wider-
legungsschrüt mitzuarbeiten, die man dem jakobitischen Oberhaupt überge-
ben wo1lte 33 • Doch neben den geistlichen Teilnehmern war ein hohe Zahl
der höchsten Würdenträger des Reiches geladen, an den Verhandlungen teil-
zunehmen34. Die große Zahl von Juristen zeigt, daß Kaiser Romanos III. und
Alexios Studites den Fall des jakobitischen Patriarchen nicht nur von kir-
chenrechtlich-kanonischer Warte aus behandelt sehen wollten, sondern vor
allem die Verpflichtung der weltlichen Gerichtsbarkeit zur Mitwirkung bei
Häretikerprozessen hervorheben wollten. Dieser Prozeß sollte als Musterpro-
zeß für zukünftige Fälle staatlich-kirchlicher Zusammenarbeit dienen3s,

31 S. MS 141/563.
32 32 Metropoliten und 11 Erzbischöfe aus den Provinzen unterzeichne-
ten im Monat Mai den Synodaltomos gegen die Jakobiten, s. G. Ficker,
Erlasse, S. 19-20. Vgl. S. 46, Anm. 3. Hinzu kommt noch der hohe Klerus
der Hauptstadt: Patriarch Alexios und drei Synkelloi. Das heißt, daß
das Synodalforum außerordentlich breit und repräsentativ war, wenn auch
auf Hierarchen des Sprengels Konstantinopel beschränkt.
33 S. Yahya C, S. 252. Seine Unterschrift fehlt unter dem Synodaltomos.
Er scheint im Mai 1030 nicht mehr in Konstantinopel gewesen zu sein;
s. u. S. 85, Anm.40.
34 S. G. Ficker, Erlasse, S. 19 - 21. Im Rang eines Patrikios: Eustathios,
Logothetes tou Dromou (Funktion des Außenministers, Chef des Cur-
sus publicus, intimer Mitarbeiter des Kaisers (s. Oikonornides, Listes,
S. 311 ); der Quästor Petros (u.a. Präsident des kaiserlichen Appella-
tionsgerichts, Überwachung der Provinzialen in K'pel (s. op.cit., S, 321);
Anastasios, Drungarios tes Vigles (zu Beginn des 11.Jh. Chef des kai-
serlichen Gerichtshofs, s. op.cit., S. 331 ); Nikolaos, Numerarios (Chef
des Gefängnisses der Numera, s. op.cit., S. 336-37); Melias, Orphano-
trophos (Direktor des großen Waisenhauses Hag. Paulos von K1pel, s.op,
cit., S. 319); weitere anonyme Patrikioi ohne Funktionsnennung; Abramioa,
Protospatharios des kaiserlichen Schlafgemaches (s. op.cit., S. 301) und
Mystikos (Kompetenz unklar, s. op.cit., S. 324); Sergios, der Stadteparch
von Wpel; Konstantinos, Krites epi tou Hippodromou (Richter, s. op,cit. 1
S. 322-23); Romanos, Protospatharios des kaiserlichen Schlafgemaches (a,o,)
und Kensor (Juristentitel, s. op.cit., S. 325); Michael, Krites tou Velou
(Richter, s.o.) und 'epi ton Oikeiakon' (Hofdienst, s. op.cit. S. 299);
Nikephoros, Krites e.t.H. (s.o.) und Mystographos (Juristentitel, s. op.cit,
S. 325); Leon, Krites e.t.H. (s.o.) und 'epi ton Deeseon' (Sekretär der
Bittgesuche an den Basileus, s. op.cit., S. 322); Theognostos, Ostiarioa
(Funktion bei Zeremonien, s. op.cit., S. 300) und Krites e.t.H. (s.o.);
Theodoros, Krites e.t.H. (s.o.); weitere anonyme Mitglieder des Senats
und der hauptstädtischen Richter.
35 "Hoia ou monon tois hierois ton pateron thesmois alla kai tois phil-
eu se besi nomois emperieiJeptai." G. Ficker, Erlasse, S. 17, Z.18-20.
wecbael der Relll(ionapolltlk
85

Das Synodalgericht (Synodikon Dikasterion) der Synodes Endemousa tagte in


der Hagia Sophia, im 'Megalon Sekreton' des ökumenischen Patriarchen auf
der Katechumenen-Empore 36 •

Bevor die Jakobiten vorgeladen wurden, informierte Alexios Studites auf


Befehl des Kaisers die Mitglieder der Synode von dem bevorstehenden Prozeß 31•
Nach Angabe der syrischen Vita soll angeblich der reichskirchliche Patri-
arch von Antiocheia mit seinen Bischöfen auf eine Befragung der Syrer ver-
zichtet haben, weil er sie als orthodox anerkannte 38 • Da es aber keinerlei
weitere Belege für eine solche Einschätzung der Jakobiten gibt, können wir
sie als legendarisch ansehen 39 , Möglich ist jedoch, daß Nikolaos von Antio-
cheia aus persönlicher Verbundenheit mit dem jakobitischen Oberhaupt die
harte Linie des Alexios Studites nicht mitvertreten wollte, worauf seine feh-
lende Unterschrift unter dem Synodaltomos hinweiat 40 ,

8. 1.3.1. Erste Sitzung des Synodikon Dikasterion, Ende Juni 1029

Um die Synode unter einen gewissen Zugzwang zu setzen, ließ der melkiti-
sche Metropolit von Melitene in den Straßen Konstantinopels durch einen
Herold verbreiten, die Jakobiten würden nicht die Theotokos bekennen, son-
dern verehrten einen Bock 41 • Die Beschuldigungen fanden offene Ohren, Auf
dem Weg zum Synodikon Dikasterion wurden die Jakobiten von der auf gebrach-
ten Volksmenge verschmäht und bedroht. Vor Gericht selbst dürften sich die
angeklagten Syrer nicht setzen. Auf ihre Frage, nach welcher kanonischen
Bestimmung sie nicht Platz nehmen sollten, erhielten sie die Antwort, daß
Häretiker nicht mit orthodoxen Bischöfen zusammen sitzen durften 42 • Hier
hatte bereits eine Verurteilung stattgefunden, von der die Jakobiten noch
nichts erfahren hatten. Daher durften sie auch nicht ihre theologischen
Meinungen darstellen. Während 969 Johannes VII. noch mit Patriarch Poly-
euktos disputieren konnte, erhielt Johannes VIII. keinerlei Gelegenheit,
seine Sache zu verteidigen.
Johannes VIII. und Elias von Simandu waren auf Grund ihres Alters kaum
in der Lage, die Sitzung des ersten Tages stehend zu ertragen 43 • Die bereits
oben genannten Anklagepunkte wurden gegen die Syrer vorgebracht, gebün-

36 MS 141/563, CSCO 213/284, s,a, G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.28-30.


Vgl. Janin, Geographie, S. 461 und Hajjar, Synode permanent, S. 160.
37 S. Yahya C, S. 252.
38 MS 141/563: "Wir wissen, daß diese Christen sind und daß es un-
nötig ist, sie zu befragen." Keine einzige Unterschrüt eines Bi-
schofs aus dem Sprengel Antiocheia unter dem Synodaltomos von 1030
ist zu finden, s.o. S. 84, Anm. 32.
39 Gegen Nabe, S. 152.
40 Die Vita spricht vorn Austausch von Geschenken und einem Briefwech-
sel zwischen beiden Patriarchen. Der Melkit habe das empfangene Ge-
wand an Festtagen getragen, s. MS 139/562. Der Bericht kann durchaus
zuverlässig sein, da keine Quelle Bedrückungen der Jakobiten nach
986 (Ende der Maßnahmen Patr. Agapios', s. MS 132/557) nennt. Erst
1036 verschlechterte sich dort das konfessionelle Verhältnis wieder,
s. Severos ibn al-Muqaffa', 11,11, S, 240/158; s.o. S. 65-67.
41 S. MS 141-42/563.
42 S. Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 217/143.
43 Sie dauerte vom Morgen bis zur sechsten Stunde, also bis gegen Mittag,
s. MS 142/563 und Grumel, Chronologie, S. 163-64,
-delt in der Frage: "Warum verachtet ihr den Metropoliten von Me1itene?"o
Johannes VIII. entgegnete, daß die an der Macht befindlichen byzantinischen
Melkiten wohl kaum von den beherrschten Jakobiten verachtet werden könn~
Doch rührte er mit dieser Antwort an den wunden Punkt, daß de facto eben
von einer reichskirchlichen Machtausübung in Ostkappadokien kaum die Rede
sein konnte.
Als schwerwiegender Nachteil für die Jakobiten erwies sich, daß Johannes
kaum Griechisch sprechen konnte und die Hilfe eines Obersetzers notwendig"
11
der vorn Gericht berufen worden war. Es handelte sich um einen Melkilen aua
Melitene namens Theodoros, der von seinem Metropoliten bestochen wurde, bei
Bedarf nicht korrekt zu übersetzen, sondern die Antworten Johannes' VIII. zu
verfälschen4s.
Da die Syrer darauf gehofft hatten, eine Disputation führen zu können,
hatten sie zwei Schriften mit vor Gericht gebracht. Die erste war die in
Griechisch geschriebene Florilegiensammlung Johannes' VII. von der Disputation
von 969 46 , die zweite eine syrische Schrift, die in Konstantinopel verfaßt wur-
de, wahrscheinlich eine Übersetzung der Florilegiensammlung für den Patriar-
chen. Die dem Gericht vorgelegten Dokumente wurden nur ganz kurz eingese-
hen. Die Melkiten waren nicht an genaueren Kenntnissen über die Angeklagten
interessiert, sondern forderten das Bekenntnis zum Chalkedonense 47 , Johan-

nes VIII. weigerte sich, sein Glaubensbekenntnis zu ändern, auch wenn es


sich dabei um die Konfession des Kaisers handle, dem man in allen anderen
Punkten unterworfen sei 48. Diese Entgegnung scheint den Metropoliten von
Melitene so aufgebracht zu haben, daß er den Patriarchen ins Gesicht schlug,
Daß der Anklagevertreter sich so hinreißen ließ, fand Mißfallen bei anwe-
senden Würdenträgern, die protestierten und das Megalon Sekreton verließen.
Die Sitzung mußte gegen Mittag abgebrochen werden. Dann wurden die Jakobi-
ten in das Menas-Kloster abgeführt, wo sie einen Tag blieben. Am folgenden
Tag zogen sie in ein nicht weiter bekanntes Gregorios-Kloster 49 •

8.1.3.2. Zweite Sitzung des Synodikon Dikasterions 0

Der zweiten Sitzung blieben die weltlichen Würdenträger aus Protest gegen
die Prozeßführung :fern. In der Folge wurde Johannes VIII. und Elias von
Simandu. erlaubt, Platz zu nehmen. Die Anklagevertretung sah sich jetzt doch
gezwungen, die einzelnen Verstöße der Jakobiten gegen das kanonische Recht
der Reichskirche aufzuweisen, da eine Verurteilung sonst nicht durchzuset-
zen war. Die in der Vita genannten Vorwürfe finden sich fast wörtlich in dem
etwa zwei Jahre zuvor erstellten Gutachten des am Prozeß beteiligten

44 So die syrische Vita MS 142/563. Gemeint ist: Warum mißachtet


ihr das kanonische Recht in der reichskirchlichen Eparchie?
45 S. MS 142/563 und Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 218/144.
46 S. MS 142/563 und Synodica, Z.108-111 (im Anhang, S. XL).
47 MS 142/563.
48 S. MS 142/564.
49 Die Lage der Klöster ist unbekannt, s. Janin, Geographie, S. 81
und 335-36, s.u. S. 105, Anm. 82 u. s. 106, Anm. 85.
so Die Sitzung fand wohl ein bis zwei Tage nach der ersten statt. Genaue
Angaben in den Quellen fehlen.
wtclls,I der A,ni1on1politlk
87

Metropoliten und Synkellos Demetrios von Kyzikoe wieder 51 , dessen Argumenta-


tion man sich nun bediente. Irgendwelche Erfolge gegenüber den Syrern wur-
den zwar nicht erzielt, aber wenigstens verlor der Prozeß an Willkür.

8. 1.3,3. Weiterer Fortgang des Prozesses

Anfang Juli wurden die Jakobiten voneinander getrennt. Ihr Patriarch hatte
nur noch Dionysios von Tel1 Patriq als Begleiter. Die anderen Bischöfe wur-
den paarweise an verschiedenen Orten untergebracht. Während dieses Monats
ließ Kaiser Romanos III. vier der syrischen Hierarchen in Anwesenheit des
melkitischen Metropoliten von Melitene vor sich treten, um sie zu überzeu-
gen - doch sie gaben nicht nach. Besonders Johannes von Haqet drückte die
Unbeugsamkeit der Syrer aus.
Der neue Obersetzer Petros Bar-Saume Serapi 52 verdrehte wiederum die Aussa-
gen der Jakobiten, sodaß der Kaiser· sie im Staatsgefängnis der Numera zu inter-
nieren beschloß. Der Befehl 53 betraf auch den Patriarchen. Dort blieben die
Syrer von Anfang August bis Oktober unter schlechten Bedingungen 54 •
Der mangelnde Erfolg des bisherigen Prozesses brachte allmählich Kaiser
Romanos gegen seinen einstigen Mitschüler Johannes von Melitene auf. Der Me-
tropolit versuchte nun mit anderen Methoden der Jakobiten Herr zu werden. Er
versprach den Verhafteten in Einzelgesprächen, daß zu einer Freilassung die
Anerkennung des Kaisers und des ökumenischen Patriarchen genüge, ihren Glau-
ben müßten sie nicht ändern. Eine entsprechende Loyalitätsadresse unterzeich-
neten Ignatios von Melitene, Moses von I;lesna. ge Zafd und Isaak von 'Arqa. 55 ,
womit sie sich kirchenrechtlich von ihrer Konfession bereits abspalteten,
denn eine Anerkennung des melkitischen Patriarchen von Konstantinopel war
den Jakobiten völlig unmöglich. Ihr Patriarch lehnte jedoch ein Angebot des
Kaisers ab, gegen Verleihung hoher Würden sein Bekenntnis anzupassen 56 •
Offensichtlich wurden die kooperationswilligen Jakobiten durch die Anwe-
senheit ihres unbeugsamen Patriarchen so eingeschüchtert, daß sie nicht wag-
ten, weiter auf die Offerten des Johannes von Melitene einzugehen. Um ihnen
eine Entscheidung zu erleichtern, gab er ihnen eine Frist von vier Tagen und
ließ Johannes VIII. aus dem Numera-Gefängnis in seine Wohnung führen, wo er
den Patriarchen bedrohte und provozierte. Die syrische Vita vermutet, daß
Johannes VIII. dazu gebracht werden sollte, die Melkiten zu anathematisieren,
damit das Todesurteil gegen ihn gefällt werden konnte 5".

51 S.u. ausführlich S. 123-136 (vgl. MS 143/564 mit PG 127, 881 C und


die Übersetzung des Gutachtens S. 131, Z.86-90).
52 Er stammte ebefalls aus Melitene. Der Dolmetsch Theodoros war ver-
storben, s. MS 143/564.
nJ Apophasis, s. MS 143, Anm. 1.
s4 S. MS 143/564. Zu den Staatsgefängnissen, s. Oikonomides, Listes,
s. 336-37.
1111 s. MS 143/564.
ftll Das Angebot des melkitischen Throns von Antiocheia, das in der
syrischen Vita erwähnt wird, kann kaum historisch sein, da der
Melldl Nikolaos noch amtierte (Grumel, EO XXXIII, S. 136-137 gegen
MS 142/564).
n Eine VArfluchung der Chalkedonenser hätte ejne Verfluchung des Kai-
sers ale Schutzherrn der chalkedoneneiechen Orthodoxie bedeutet, also
das crimen laeeae majestatis, s. MS 144/564.
i.·rrhsrl dPr Rt>ll(lonspolitik

a. 1.3.4.
----·-
Das Urteil des Synodikon Dikasterion

Am 13.0ktober 1029 exkommunizierte der ökumenische Patriarch Alexios sei-


nen Gegner Johannes VIII. und schickte ihn ins Exil auf den Klosterberg Ga-
nos im bulgarischen Grenzland 58 • Doch für die übrigen jakobitischen Bischö-
fe war der Prozeß noch nicht entschieden. Wenigstens einen Teilerfolg woll-
ten die reichskirchlichen Ankläger der Jakobiten erreichen.
Auf Befehl des Kaisers wurden sie zur Residenz des Eustathios, des Log0 •
thetes tou Dromou 59 geführt, der sich lange mit den Hierarchen unterhielt.
Elias von SimandO, Johannes von Hadet und Dionysios von Tell Patriq gin-
gen auf die Versprechungen des Ministers nicht ein und wurden in das Nu-
mera-Gefängnis zurückgesandt. Die drei anderen Bischöfe ·brachte man zur
Wohnung des Übersetzers Petras Bar-~auma Serapi, wo sie Kaiser Romanos
gegenübergestellt wurden. Der Kaiser fragte, ob sie ihre Unterschrift
freiwillig gegeben hätten, was die Syrer bejahten. Als sie jedoch Diosko-
ros und Eutyches anathematisieren sollten, zögerten sie, denn sie bemerk-
ten zu spät, daß ihre Loyalitätsadresse gegenüber dem Kaiser auch implizit
eine de-facto Anerkennung seiner Orthodoxie beinhaltete.
Nach heftigen Drohungen des gleichfalls anwesenden Johannes von Melitene
gaben sie nach. Romanos III. sandte die Bischöfe zu Patriarch Alexios Studi-
tes, wo sie ihre Anathemata wiederholen und zu Protokoll geben mußten 60 •
Womit die Jakobiten nicht gerechnet hatten, war, daß Alexios Studites
ihren bisherigen Rang gemäß der harten Linie des kanonischem Recht nicht an-
erkannte. Er argumentierte, daß sie ihre Ordinationen von Häretikern empfan-
gen hätten, diese also ungültig seien. Sicherlich ging Alexios wirklich
so weit, die Renegaten wiederzutaufen, wie die syrische Vita berichtet.
Sein Synodaltomos schweigt zwar über ein solches Verfahren und belegt nur
die kanonistische Beweisführung über die Ungültigkeit häretischer Ordinatio-
nen und den rnodus reconciliandi umkehrwilliger Priester. Wenn man jedoch die
willkürliche Prozeßführung betrachtet, kann man trotz des Schweigens des Tmoa
über eine Wiedertaufe den Bericht der jakobitischen Quelle ernstnehmen 61,

Von Oktober 1029 bis kurz vor Ostern 1030 (29.Mai 62 ) blieben die Syrer in-
terniert. Am Mittwoch vor Ostern nahm ihnen der melkitische Patriarch

58 S. MS 144/564: "Kloster des Gajos" ist Verschreibung von 'Ganos'.


"All epei ho kai ten kakian touton pr6tos ••• Ioannes, ho t~s ton
Iakobiton exarchon haireseos kai patriarches men ouketi - pothen
gar? - ••• apetmethe tes ekklesias pleromatos kai pseph6 tou basi-
likou kratous eis to tou Ganou kaloumenon oros parapemphteis peri-
orismon katekrithe adiexodeuton kai apro(s)iton." So nach Abschluß
des Prozesses der Synodaltomos des Alexios Studites (G. Ficker, Er-
lasse, S. 12, Z.26-28.35 und S. 13, Z.1-2) im Mai 1030.
11
se S. MS 144/565 und G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z. 31-33: ••• Eusta-

thiou tou peribleptou anthypatou patrikiou vestou kai logothetou


tou dromou ••• "
,;o S. MS 144/565.
s1 Zur Argumentation des Patriarchen s.u. S. 114-119. Zur Erwähnung der
Wiedertaufe s. MS 144/565 und ähnlich Severos ihn al-Muqaffa', II, II,
s. 219/144. Der dort folgende Bericht über eine Verbannung Johannes' VIII,
auf die Prinzeninseln im Marmarameer ist jedoch legendarisch.
62 S. Grumel, Chronologie, S. 254.
WKbSl!I dl!r Relltlonspolltlk
89

des Versprechen ab, daß sie sich freiwillig laufen lassen wollten, wae da-
raufhin gescheh 63 • Tm Mai 1030 legte Alexios Studites den Synodaltomos
den Mitgliedern der Synodos Endemousa und weltlichen Beisitzern zur Unter-
schrift vor und beendete den Prozeß offizie11 6 •.
Der ehemalige Metropolit Ignatios Bar-At(mos von Melitene starb unmit-
telbar nach den Ereignissen. Moses von Hesna de Zaid und Isaak von 1Arqa
gelang es, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, nach Syrien zurückzukehren, wo
sie nach dem Verlust ihres Ranges ihr Leben in Buße beschlossen. Patriarch
Johannes VIII. sandte kurz vor seinem Tod ein Rundschreiben in den Orient,
in dem er die Art der Wiederaufnahme der gefallenen Brüder regelte 65 • Der
Patriarch starb am 2.Februar 1031 im Exil 116•
Den übrigen Jakobiten erging es folgendermaßen: Elias von SimandQ wurde
mit einem seiner Schüler namens Stephanos 67 von einer fanatisierten Menschen-
menge in der Nähe des kaiserlichen Palastes gesteinigt 68 • Johannes von Ha9et
starb im Gefängnis. Dionysios von Tell Patriq konnte nach dem Tod Kaiser Ro-
manos III. (1 !.April 1034) auf seinen Bischofssitz zurückkehren 69 •

Obwohl der Prozeß gegen die Spitze der jakobitischen Kirche mit großem Auf-
wand betrieben worden war, kann man sein Ergebnis als für die Reichskirche
enttäuschend bezeichnen. Angesichts der bedrückenden Beweislage gegen die
Monophysiten war eine Verurteilung sicher, doch die willkürliche Prozeßfüh-
rung besonders des Anklagevertreters Johannes von Melitene erregte gerade
bei den weltlichen Würdenträgern großes Mißfallen, sodaß die Jakobiten selbst
in byzantinischen Augen den Status von Märtyrern erhielten. Wie isoliert die
Machtstellung des melkitischen Klerus im Osten war, zeigt die positive Ein-
stellung hoher Reichsbeamter gegenüber den Jakobiten. Der Krites Chrysobur-
gios hat keinen Einzelfall dargestellt 70 • Daß das Urteil gegen Johannes VIII.
vor Ort keine wirkliche Verbesserung für Metropolit Johannes von Melitene be-
deutete, wird durch weitere Synodaltomoi des Alexios Studites gegen die Mo-
nophysiten belegt, die in den folgenden Jahren erstellt werden mußten 71 •

63 Der Ort des Baptisteriums ist nicht bekannt. MS 144/565 macht die
Angabe "wo sie die Araber (Tayaye) tauften"; s. jedoch ebd. Anm. 3.
Traditionell war die Karwoche, besonders der Gründonnerstag zur Auf-
nahme der Rekonzilianten und Büßer bestimmt, s. Baus, HKG II/1, S. 310.
64 S. G. Ficker, Erlasse, S. 21, Z.9-14. Zum Tomos s. S. 117ff.
65 S. MS 145/565. Leider ist das Schreiben nicht erhalten. Doch zeigt
der Vorfall, daß Johannes VIII. nicht hermetisch von der Außenwelt
abgeschlossen wurde. Ein Bedienter namens Johannes ist bekannt,
s. MS 147 /566. Zur Rekonziliation der Betroffenen s. S. 115.
66 Zur Frage des in den Quellen unterschiedlich genannten Datums
s. Nabe, S. 224, Anm. 105 und 106. Er dürfte etwa 80 Jahre alt
geworden sein (geb. kurz vor 950 1 s. MS 137 /560-61, s.o. S. 74,
Anm. 34), vgl. S. 92, Anm. 2.
67 War dessen Name wirklich Stephanos (allzu auffällige Parallele:
Martyrium durch Steinigung)?
88 Die Palastgebäude lagen einige hundert Meter südlich von der Hagia
Sophia, wo der Prozeß stattfand.
80 S, MS 145/565.
70 Nur wenige Jahre später fördert der Patrikios Abu Ka 1 b im 1031
eroberten Edessa die Jakobiten, s. MS 280/640 u. CSCO 354 33/45;
s.u. ausführlich S. 95-96.
71 S.u. ausführlich S, 117 ff.
Wechsel der RPlil!ionspolitlk

8.2. Antimonastische Maßnahmen Romanos' III. gegen Klöster


1
un<t Ana~~ho~~ten des Amanos-Gebirges

Wegen innermuslimischer politischer Wirren in Aleppo hielt es Micha-


el Spondyles, der Katepano von Antiocheia, für angeraten, im Früh-
jahr 1029 gegen die Nachbarstadt zu ziehen, wurde jedoch am 15. Juni
1029 geschlagen und von Romanos III. abberufen2. Der J{aiser zog da-
raufhin wegen der unklaren dynastischen Verhältnisse in Aleppo am
31. März 1030 von Konstantinopel nach Nordsyrien. Da Romanos III. am
20 .• Juli in Antiocheia eintraf, dürfte er das nördlich von Antiocheia
gelegene Amanos-Gebirge kurz zuvor passiert haben3.
Das Amanos-Gebirge, in den Quellen meist der 'Schwarze Berg' ge-
nannt4, war bei melkitischen, armenischen und jakobitischen Mön-
chen als Klosterberg hoch angesehen. Sowohl Koinobien als auch die
verschiedenen Formen des Anachoretentums wurden gepflegt. Während
andere Klosterberge wie der Athos, der bithynische Olymp oder der
Ganos im bulgarischen Grenzgebiet jedoch nur einer Konfession offen-
standen, konnten hier nebeneinander Mönche verschiedener Kirchen ihr
monastisches Leben :führens.
Der jakobitische Patriarch Johannes VIII. hatte vor seinem Amtsan-
tritt 1004 eine Reihe von Jahren als Anachoret auf dem Schwarzen Berg
6
verbracht • An erster Stelle in seiner Ordinationsliste steht "Thomas,
Metropolit von Sa.mosata, vom Schwarzen Berg" 7, den er wohl dort kennen-
gelernt haben dürfte. Die Anzahl der monophysitischen Mönche muß recht
hoch gewesen sein. Sie betrieben nach Angaben der armenischen Quelle
für ihren Lebensunterhalt eine bescheidene Landwirtschaft 8•

Die Baulichkeiten der Koinobien und Anachoretensiedlungen waren


so auffällig, daß Kaiser Romanos III. bei seinem Durchzug nach Antio-
cheia ortskundige Begleiter :fragte, um was für Leute es sich handel-
te9 und erfuhr, daß die Mönche nicht zur Reichskirche gehörten. Auf
die AntW'ort hin, daß es sich um :fromme Männer handle, die für das
Wohlergehen des Kaisers und den Frieden beteten, bestimmte Romanos,
daß aus jedem Kloster eine Anzahl von Mönchen rekrutiert werden soll-
ten, die in der Armee als Bogenschützen dienen sollten 10 • Die armeni-
sche Quelle :führt das Verhalten des Kaisers auf seine tie:fverwurzelte
(rnelkitische) Orthodoxie zurück und erwähnt in diesem Zusammenhang
die demütigende Behandlung eines 'syrischen Bischofs' in Konstantinopel,
ein Niederschlag des gerade beendeten Prozesses gegen Johannes vrn.u

1 Einzige Quelle ist der armenische Historiker Aristakes von Last-


vert, ed.Canard/Berberian, S. 28-29.
2 S. Felix, S. 82.
3 S. Felix, S. 84.
4 Vgl. Aristakes, S. 28, MS 138/561 u.ö.
s Vom SchW'arzen Berg stammt auch der bekannte melkitische Kanonist
des 11. Jhs. Nikon, vgl. de Clercq, S. 9-12. Vgl. S. 60.
& S. MS 138/561.
7 MS 469/762, Liste XXXI, 1.
8 "Sie begnügten sich mit Ziegenhäuten oder Lumpen als Kleidern
... ,während sie - mit Hacken bewaf":fnet - bis zur Erschöp:fung ar-
beiteten, um sich mit Gerste zu versorgen, welche den Hauptbe-
standteil ihrer Mahlzeit ausmachte." Aristakes, S. 2B.
9 S. Aristakes, S. 29.
10 S. Arista.kes, S. 29.
11 S. Aristakes, S. 29.
Wt-Ch!!f'Idf'r Rfllflonspolltik
91

Der Kaiser hatte im Amanos-Gebirge einen persönlichen Eindruck der von


Johannes von Melitene beschriebenen blühenden jakobitischen Kirche auf
byzantiniAchem Boden gewinnen können 12 , gegen die er sofort einschritt.
Die Quelle berichtet nicht darüber, inwieweit die Befehle des Kaisers
wirklich durchgeführt wurden und die Klöster für Rekrutierungszwecke der
Armee herhalten mußten. Doch wird deutlich, daß der chronische Mangel an
Menschen für die weitgesteckten Ziele der byzantinischen Zentralverwaltung
auch zu antiklerikalen und antimonastischen Eingriffen führen mußte,
die sich zwar als antihäretische Maßnahmen darstellten, doch in Wirklich-
keit den gesellschaftlichen Widerspruch zwischen den Bedürfnissen des
Kaisers und privilegierter Gruppierungen widerspiegeln. Die in den Klö-
stern lebenden Männer standen für staatliche Aufgaben (Heeresdienst, Steu-
erpflicht) nicht zur Verfügung. Obwohl die Rechtsprechung einen Waffen-
dienst von Häretikern ausdrücklich verbot 13 , mußte die Armee seit mehr
als 100 Jahren ständig auf sie zurückgreifen 14 • In Romanos III. ist also
nicht nur ein überzeugter Vertreter der melkitiachen Orthodoxie zu sehen,
sondern auch ein Kaiser, der eich wegen mangelnder Ressourcen gegen
Minderheiten richtete, deren häretische Konfession den Vorwand lieferte.
Da reichskirchliche Besitzungen vor Konfiskationen und Rekrutierungen
geschützt waren, handelte Romanos III. gegen die häretischen Klöster auf
ähnliche Art wie Mitte des 8.Jh. der Ikonoklast Konstantin V., der zur Be-
streitung der staatlichen Aufgaben gerade das klösterliche Vermögen mit
Beschlag belegt hatteis. Doch ist zu bezweifeln, daß es Romanos III. in den
folgenden Jahren möglich wurde, auch in den jakobitischen Zentren in Ost-
kappadokien Männer aus den Klöstern zu ziehen und Klostergut zu beschlag-
nahmen, da dort gerade byzantinische Würdenträger eine Anzahl von Klöstern
untertützt hattenl6, Gegen deren Protegee konnte der Kaiser nicht die von
Patriarch Alexios Studites geforderten Vermögens- und Leibesstrafen ver-
hängen lassenl7,
Die Niederlage der byzantinischen Truppen bei A'zaz am 7.August 1030 18
beendete die Präsenz des Kaisers und wahrscheinlich auch etwaige Maßnahmen
gegen jakobitische Klöster und Anachoretensiedlungen des Amanos-Gebirges.

12 S. G. Ficker, Erlasse, S. 9, Z.24-25: " ... kai monasteria syn-


istan en komais kai polesin ... "
13 S. G. Ficker, Erlasse, S. 17, z. 25-26: " ... ,kai hoti ou poiousin
monaateria oute strateuontai, ... " , vgl. ebd., S. 18, Anm. 2.
14 Die armenischen Stratioten um das melkitische Kloster Lakape bei
Melitene, von denen ein Teil um 965 desertierte, wurden durch die
monastischen Landerwerbungen beeinträchtigt, s. Dölger, Kaiserrege-
sten, Nr. 720 (s.o. S. 28, Anm. 19). Es ist sehr naheliegend, daß
die großen und wohlhabenden jakobitischen Koinobien wie Sergit-
yeh, Mar Ahron de Segara, Mar Bar-Saums, und Barig nicht anders
verfuhren; s.o. S. 72, Anm. 25.
111 S, Bredekamp, S. 162-185.
16 So der Patrikios Eutychos Kuleib das Kloster Bar-Gagai, MS 126/
553; der Protospatharioa Joseph Gumayä das Kloster Sergi!lyeh, MS
125/552; s.o. S. 29 und S. 72.
17 G. Ficker, Erlasse, s. 18, Z.1-3: II Kai hos ho proselthon epi to
rnathein deka litras didoai to phisko kai ho didaskon ta kekolymena
eschatos timöreitai." Alexios Studites versuchte also gerade gegen
das jakobitische - kirchliche - Schulwesen vorzugehen.
1e S. Felix, S. 86.
Wechsel der Relltlonspolltik

8.3. Bedrückungen während des Patriarchats Dionysios, IV. ( 1031-42)

8.3.1. Die Flucht Dionysios, IV. nach Amid 1034 1

Nachdem Johannes VIII. am 2. Februar 103!2 in einem Kloster im Ganoe-


gebirge im bulgarischen Grenzland gestorben war, zog sein Schüler
Johannes, der ihn begleitet hatte, nach Syrien und machte dort die
Nachricht vom Tode des Patriarchen bekannt3, Unmittelbar darauf, am
14. Oktober, wurde ~aye, Archimandrit des Lazaros-Klosters in der Re-
gion von Gupös, im Domitios-Kloster bei der Burg von Temanfo zum Nach-
folger gewählt. Er nahm den Namen Dionysios an 4 • Die Ordination fand
im Geheimen statt, da die jakobitischen Bischöfe Repressionen durch
den melkitischen Klerus und die weltlichen Behörden befürchteten.
So sammelten sich nur vier Bischöfe im Domitios-Kloster: Abraham
vorn Qlisura, der die Ordination vornahm, Athanasios (I,Iaye) von $ernl)a.s,
Abraham von Samosata, und Basileios von Qlaudia.6.
Die westlichen jakobitischen Bischöfe waren vor der Wahl konsultiert
worden und hatten der Vorgehensweise zugestünmt 7 , doch die Bischöfe des
Ostens, die der Jurisdiktion des Maphrianats unterstanden, verstanden die
problematische Lage der byzantinischen Brüder nicht, sondern hielten die
heimliche Ordination Dionysios' IV. für unrechtmäßig 8 • Die Verärgerung der
Orientalen war so groß, daß es beinahe zur Wahl eines Gegenpatriarchen
und damit zum Schisma gekommen wäre.
Nach 60 Jahren der Spaltung in einen Teil auf byzantinischem und ei-
nen anderen Teil auf muslimischem Herrschaftsgebiet begann für die ja-
kobitische Kirche eine schwierige Zeit innerer Spannungen, die durch
die byzantinischen Bedrückungen hervorgerufen wurden.
Immerhin hielten die Jakobiten die Wahl des Dionysios etwa zwei Jahre
geheim, doch dann erfuhren die Chalkedonenser in der Provinzhauptstadt
Melitene von der Ordination eines neuen jakobitischen Patriarchen 9 • Ihr
Metropolit Johannes, der mindestens bis 1039 amtierte 10 , wird auch hier

1 Quellen: MS 147-148/566; CSCO 354, 214-216/285-288, Bar-Hebräus,


Chron.eccl. 1, 431-434; Ya.pya C, S. 252.
2 Zum Datum, s. Nabe, S. 224, Anm. 105 und 106, wo die verschiede-
nen Angaben der Quellen diskutiert werdens.o. S. 89, Anm. 66.
3 Johannes hat eine verlorengegangene Schrift über die im Exil ge-
wirkten Wunder des Patriarchen verfaßt, die jedoch von der syri-
schen Vita in MS 137-145/560-565 zu unterscheiden ist, s, MS 147/566.
t S. MS 14 7 /566 und CSCO 354, 214/285.
s Das Bistum Semha fehlt in den Bistumslisten von MS und wird nur MS
250/622 erwähnt·. Honigmann, Bar-Sauma kennt keinen Bischof von $em}:ia,
doch CSCO 354, 214/285 erwähnt o.a. Athanasios, der mit Patriarch
Athanasios VI. identisch ist, ebd., 218/290; s.u. Anhang, S. 161, Anm.1
und Anhang, S. 173, Anm. 51.
6 Die Bischöfe werden in CSCO 354, 214/285 aufgeführt.
7 s. csco 354, 214/285.
s S. CSCO 215/285-86. Erst später gelang es Dionysios, den Maphrian
Athanasios (von Melitene) von seiner Legitimität zu überzeugen, s.
ebd., 215-16/286-88.
g
S. MS 147/566 und CSCO 354, 216/287-88.
10
Er unterschrieb einen antijakobitischen Synodaltomos im Septem-
ber 1039, s. G. Ficker, Erlasse, S. 42, Z.12.
W•cb!l@IdM R@lll!lonspolitlk
93

die treibende Kraft gewesen sein. Konstantinos11, der Katepano von An-
tiocheia als ranghöchster byzantinischer Würdenträger im Osten, wurde
von den Melkiten Melitenes informiert und gab Befehl, das jakobitische
Oberhaupt zu verhaften. Wiederum - wie wenige Jahre zuvor im Fall Johan-
nes' VIII. - ließen die verläßlichen Notabeln Melitenes den jakobitischen
Patriarchen wissen, daß ihm unmittelbar Gefahr drohte und nötigten ihn,
über die Grenze nach Amid/Diyar Bakr zu fliehen. Sein Ordinator Abraham
von Qlisura begleitete ihn, da auch er mit byzantinischen Repressionen
wegen einer nach melkitischer Auffassung unkanonischen Ordination :i::;u
rechnen hatte.
Dionysios verlegte seine Residenz nach Amid 12• Damit war im Prinzip
der von Nikephoros II. und Johani1es VII. kurz nach 965 eingegangene
Versuch einer geduldett:::n kirchlichen Präsenz der Jakobiten im byzanti-
nischen Reich gescheitert. Der Zeitpunkt der Flucht liegt etwa zwei Jahre
nach der Ordination des Dionysios, also 1034 13 •
Sobald die Byzantiner erfahren hatten, daß Dionysios sich in ihrer Nä-
he - doch außerhalb direkten Einflußgebietes - etabliert hatte, sandte der
Strategos 14 von Melitene ein Schreiben an den muslimischen Gouverneur von
Amid mit der Bitte, den Patriarchen auszuliefern. Die Byzantiner wurden
jedoch abgewiesen, da eine Auslieferung aus religionspolitischen Gründen
nach muslimischem Recht nicht möglich war und der Patriarch als Oberhaupt
der Jakobiten zu einer rechtlich geschützten Gruppe gehörte.
Dionysios kehrte also nicht in den Westen zurück, sondern wohnte wech-
selnd im Kloster Mar ~ananya, östlich von Mardin, und in Amid, wo er am
21.März 1042 starb und in der Großen Kirche bestattet wurde 15 •
Inzwischen wurden die jakobitischen Bischöfe in Kappadokien hart be-
drängt. Sie sahen sich wegen der byzantinischen Bedrückungen gezwungen,
ihre Sitze zu verlassen und auf andere überzuwechseln, wenn vor Ort die
Lage unhaltbar wurde. Genauere Angaben über Orte und Personen sind ange-
sichts der Quellenlage nicht zu geben16. Die durch Alexios Studites und Jo-
hannes von Melitene initiierten Bedrückungen begannen spürbar zu werden.

11 S. MS 147 /566, (zur Person s. Laurent, Gouverneurs, S. 240) Konstantin,


ein Bruder Kaiser Michaels IV., amtierte zwischen 1034 und 1037. Zwischen
der Ordination Dionysios' IV. und seinem Amtsantritt liegen knapp drei
Jahre. Nach CSCO 354, 216/287-88 begann eine Verfolgung durch die Melki-
ten zwei Jahre nach der Ordination. Da die Datierungen in CSCO manchmal
etwas ungenau sind (s.o. S. 51, Anm. 100), mag der Zeitraum auch etwas
länger gewährt haben. Die Flucht des Patriarchen lag also ganz am Anfang
der Amtszeit Konstantins.
12 Amid war jakobitischer Bischofssitz, durchgehend seit dem späten 8.Jh.
als besetzt belegt, zur Zeit amtierte dort Basileios, der vor 1029
von Johannes VIII. ordiniert worden war, s. MS 469/762, Liste XXXI, 31.
13 s. csco 354, 216/287-88.
14 MS 147 /566 gebraucht den allgemeineren Titel "hegmonS". Die syri-
schen Historiker verwenden selten korrekte byzantinische Termini.
15 S. MS 148/566. Die Aussöhnung mit dem Maphrian Athanasios dürf-
te in die Jahre nach 1034 fallen, als Dionysios die Möglichkeit
zu einer Reise nach Tagr't in Mesopotamien hatte, s. CSCO 354,
215-216/286-88.
u1 Die Chroniken sind primär an der Geschichte der Patriarchen in-
teressiert, die schon zu deren Lebzeiten besser dokumentiert wur-
de, als die Viten der Provinzbischöfe. Die einzige knappe Angabe
über die Lage der Bischöfe gibt CSCO 354, 216/288.
Wechsel der Religionepolitlk

8.3.2. Die Lage der Bistümer nach 1031

Da die Chroniken wenig über die Lage im einzelnen mitteilen, ist es sinn-
voll, anhand der Ordinationslisten zu überprüfen, welche Bistümer während
dieser Zeit zum letzten Mal belegt sind und bis zu welchem Datum eine letz-
te Ordination stattgefunden haben muß. Exakte Ordinationsdaten sind fast
nie bekannt.

Letztmalig erwähnte Bistümer

1. Armenia: bis 10421 7 - 2. Gihon: bis 10341s - 3. Qarnah: bis 102919


4. Qfiros: bis 1029 20 - 5. SaizS:r: bis 102921 - 6. Semha: bis 1029 22
7. Zeugma: bis 1029 (1042)23

So ergibt sich, daß im ostkappadokisch-armenischen Raum vier Bistümer (1-3


und 6) ihre letzten Hierarchen unter Johannes VIII. bis 1029 oder unter
Dionysios IV. bis 1042 erhielten, in Nordsyrien drei Bistümer (4-5 und 7).
Verschiedene Faktoren können zur Aufgabe der Sitze beigetragen haben:
Die von Byzanz eingeleiteten Aussiedelungsmaßnahmen in Armenien in
der ersten Hälfte des 11.Jh. haben sicher auch die jakobitische Metropolie
Armenia betroffen 24• Die ostkappadokischen Bistümer aber dürften den rnel-
kitischen Unterdrückungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sein. Damit fiel die
bischöfliche Hierarchie aus, verschwanden jedoch nicht die Gemeinden. Viel-
leicht war aber auch die Bevölkerungsgrundlage der nur einmalig besetzten
Bistümer wie Semhä zu gering, als daß Hierarchen dorthin berufen werden
mußten. Eine von Seuchen begleitete Hungersnot in Kappadokien 1032 hat
sicher zur Verminderung der Bevölkerung beigetragen 25 •

Andererseits muß beachtet werden, daß die kappadokischen Zentren jakobi-


tischen Lebens wie MeJitene und Tzamandos weiterhin belegt blieben, da die
Verschmelzung von Jakobiten und byzantinischer Oberschicht weit forgeschrit-
ten war. Die jakobitische Kirche präsentierte sich trotz einiger Einbußen wäh-
rend des Patriarchats Dionysios' IV. im Ganzen stabil.

17 Gregorios, s. MS 471/763, Liste XXXII, 24.


1s Athanasios, s. MS 470/762, Liste XXXII, 5. Neubesetzung nach 1090.
19 Timotheos, s. MS 469/762, Liste XXXI, 23. Bistum vereinigt mit
Tellß d 'Arsinos.
2 ° Kyrill~s, s. MS 469/762, Liste XXXI, 36.
21 Simeon, MS 469/762, Liste XXXI, 13. Einmalige Belegung. über ihren
Ursprung s.o. S. 78, Anm. 32.
22 Athanasios, CSCO 354, 214/285. Einmalige Belegung.
2a Elias, MS 469/762, Liste XXXI, 16; s.u. S. 97, Anm. 2.
24 s. Bartikian, S. 333 ff. "Durch die drei großen armenischen Umsied-
lungsaktionen der Jahre 1022/23, 1045 und 1065 war ein Großteil
Kappadokiens in armenische Hände gekommen." (T.I.B., S. 98) Zum
Ausmaß der armenischen Immigration, die das Bevölkerungsgefüge
Kappadokiens völlig veränderte, s. besonders G. Dedeyan, Lit.-Verz. Nr.
53, s. 41-117.
25 S. T.I.B., S. 96.
§!•~Die Förderung der Jakobiten in Edessa nach 1034/35 95

Im Gegensatz zu den kappadokischen Gebieten nahm die Geschichte der


Metropolie Edessa nach der byzantinischen Eroberung 1031 einen ganz
anderen Verlauf,
Durch eine Kriegslist konnte sich der Strategos von Samosata,
Georgios Mania.kes, in den Besitz der Zitade1le bringen 1 , doch sei-
ne Kräfte waren zu schwach, die ganze Stadt unter Kontrolle zu
halten. Viele Muslime und Christen flohen in die benachbarten
Städte 2 • Als die arabischen Entsatztruppen Edessa erreichten, rich-
teten sie sich gegen die in der melkitischen Hagia Sophia-Kirche
versammelten Christen, die nach dreitägiger Belagerung gefangen
oder getötet wurden. Auch die jakobitischen Kirchen wurden bei der
Vergeltungsaktion zerstört 3 • "Die Stadt blieb einige Zeit ohne Ein-
wohner. "4
Nachdem die byzantinische Garnison gesichert worden war 5 , wurde
wohl 1034/35 der armenische Patrikios Abu Ka'b , ein ehemaliger
6 Offizier
des Kuropalates David von Taik' und Vertrauter Kaiser Romanos' III. 7 , als
Strategos 8 eingesetzt 9 • Abu Ka'b, möglicherweise selber Monophysit,
residierte mindestens bis 1065/66 in Edessa 10 •
Der Strategos konnte auf seinem vom Reichsgebiet oft abgeschnit-
tenen Posten eine fast unabhängige Politik betreiben. In Religions-
dingen reichte der Arm des Patriarchen Alexios Studites nicht so
weit, daß er jenseits des Euphrats seine antihäretischen Maßnahmen
hätte durchführen können. Abu Ka 1 b sanierte die ruinierte Stadt in-
nerhalb weniger Jahreu. Die geflohenen Christen wurden - so weit es
möglich war - zurückgerufen. Der religiöse Status quo ante wurde wieder
hergestellt. Das heißt, der Strategos bemühte sich besonders um die Wie-

1 Maniakes konspirierte mit dem Kommandanten Sulaiman, der ihm


die Festung übergab. Sulaiman zog nach Konstantinopel und kon-
vertierte. Er überbrachte den berühmten Abgar-Brief von Edessa
und wurde von Romanos III. und Patriarch Alexios Studites hoch
geehrt, s. Matthäus von Edessa, S. 46 ff; CSCO 354, 30/42 ff.;
vgl. Felix, S. 144.
2 S. MS 280/640.
3 S. CSCO 354, 32/44. Die Muttergottes-Kirche und die Mar Theo-
doros-Kirche mußten später wiederhergestellt werden.
4 csco 354, 33/45.
5 S. Felix, S. 145, Anm. 40: Georgios Maniakes wurde 1034/35 abgelöst,
6 MS 280/649 schreibt den Namen Abu Kak'ab.
1 S. Felix, S. 86, Anm. 132.
8 Vielleicht führte er auch den Titel eines Katepano, s. Segal,
Edessa, S. 219.
o Matthäus von Edessa, S. 51 u. CSCO 354, 33/45, Leon Lependre-
nos als Nachfolger des Maniakes wird nur von Skylitzes erwähnt,
s. Felix, S. 145, Anm. 40.
10 Felix nimmt an, daß Leon Lependrenos als Nachfolger des Abu
1
Ka b 1036/37 Edessa innehatte (Felix, S. 145, Anm.40 und S. 149),
doch beriet Abu Ka'b als Gouverneur von Edessa noch 1042 eine ja-
kobitische Synode, e. CSCO 354, 217 /289. Laurent (Edessa, S. 82-83)
belegt, daß Abu Ka'b mindestens bis 1065-66 lebte; ebd. Darstellung
der Geschichte Edessa von 1071 - 1098.
11 Doch erst ab 1037, als sich die militärische Lage entspannte, konn-
ten Wiederbeeiedlungsmaßnahmen greifen, s, Sega), Edessa, S. 219.
Edessa

-deransiedlung der Jakobiten. Beide christliche Konfessionen sollten ne-


beneinander in Edessa leben können. Die jakobitischen Quellen sprechen
von Abu Ka'b als einem "frommen Gouverneur" 12 , der sie in allem förderte,
Er setzte sich mit Patriarch Dionysios IV. in Verbindung und bat um die
Weihe eines jakobitischen Metropoliten für Edessa, da der Sitz vakant waru
Dionysios IV. ordinierte Josua, den Archimandriten des Klosters Mar ·
Abhai de Seblä_ta, der den Namen Athanasios annahm 14 • Der Metropolit
stand in ausgezeichnetem Einverständnis mit dem byzantinischen Komman-
danten und übernahm es, die verstreuten Jakobiten zu sammeln und der
Stadt Edessa zuzuführen. Die Sammlung gelang, sodaß Edessa wieder
eine nennenswerte wirtschaftliche Blütezeit erleben konnte. Metropolit
Athanasios stellte die 1031 zerstörten Gotteshäuser wieder her. Er rei-
ste nach Armenien und kaufte das notwendige Bauholz, das in der baum-
armen Region um Edessa nicht verfügbar war 15 •
Die Maßnahmen des Abu Ka'b scheinen so erfolgreich gewesen zu sein,
daß der Ruf Edessas als einer Stadt, in der man sein Vermögen machen
konnte, sich weit nach Westen hin verbreiten konnte. So verließ ein kap-
padokischer Archont namens Eustathios Boilas seine Heimat (um 1034), um
in Edessa neu zu beginnen 16. In den 70er Jahren des 11.Jh. betrug die An-
zahl der Einwohner Edessas 20.000 Syrer, 8.000 Armenier, 6.000 Griechen
und 1000 Lateiner17.
Das Beispiel Edessas zeigt, daß Koexistenz dort möglich war, wo die
byzantinischen Machthaber fast unabhängig von hauptstädtischen Weisun-
gen eine pragmatische Religionspolitik betreiben konnten, die den örtli-
chen Gegebenheiten angepaßt war. Dabei war Abu Ka'b durchaus bekannt,
daß zur gleichen Zeit im benachbarten Westeuphratgebiet Verfolgungen
stattfanden. Er warnte 1042 eine jakobitische Synode, die sich im Gebiet
von Zeugma versammelt hatte, daß unmittelbare Gefahr von den melkitischen
Verfolgern drohte 18. Abu Ka'bs Politik hatte ihre Vorbilder im Siedlungs-
programm Nikephoros' II. Phokas, doch ohne daß der Strategos in ähnli-
che kirchenpolitische Spannungen zur melkitischen Hierarchie gerietl 9 •

12 MS 280/640, vgl. CSCO 354, 33/45 und 217 /289.


13 S. MS 280/640.
14 S. MS 280/640 u. 471/763, Liste XXXII, 8.
15 S. MS 280/640. Ein Beispiel für die engen wirtschaftlichen Beziehun-
gen zwischen den Jakobiten und Westarmenien. Vermutlich stammten
die Holzlieferungen aus dem waldreichen Gebirge um Qlisura (Tigris-
Quellen), das auch von Jakobiten besiedelt wurde.
16 S. T .I.B., S. 96 mit Literatur zu Eustathios Boilas. Mit zu bedenken
ist, daß wegen der Ansiedlung von Armeniern in Kappadokien Land
benötigt wurde und 1032 dort eine Hungersnot gewütet hatte (ebd.),
"Edessa was an important textile center and ••• was inhabited by ailk
merchants, weavers, cob blers and tailors." Vryonis, S. 18, Anm. 103,
17 So Severos ihn al-Muqaffa', II, III, 305/198-199. Dazu Vryonis:
"Thus Melitene was probably a town comparable in size to Edessa"
(S. 29, Oberlegungen zur Einwohnerzahl byzantinischer Städte),
18 An der Synode zur Wahl des neuen Patriarchen Johannes IX. nahm
auch Metropolit Athanasios von Edessa teil, den AbG Ka'b unbedingt.
schützen mußte, wenn der Frieden in seiner Stadt gewahrt bleiben
sollte, s. CSCO 354, 217/288-89.
19 Einschränkend ist zu bemerken, daß keine melkitische Quelle über
den Wiederaufbau Edessa und die Förderung der Jakobiten berichtet
und nur monophysitische Chronisten herangezogen werden können,
10. Die LMe der_klg,bitischen-Kirche in der Mitte des lt.Jahrhunderts 97
bis zum Ende der t,yzantinischen Äl'a

Wie bereits 1031 vollzog sich die Wahl des neuen Patriarchen im Gehei-
men. Zwölf westliche Bischöfe sammelten sich in Parzman, in der Region
von Zeugma2. Sie wählten am 3. August 1042 Theodoros, den Neffen des
Märtyrers Johannes VIII., der Mönch im Kloster Bar-Gagai im Gebiet von
Melitene gewesen war. Er nahm den Namen Johannes an.
Der Maphrian BasHeios 3 war zuvor zwar brieflich informiert worden,
doch die in Parzman versammelten Bischöfe erhielten während vier Mona-
ten keine Antwort aus Tagrit, während sie vom Strategos von Edessa, Abu
Ka'b, wegen bevorstehender melkitischer Zwangsmaßnahmen zu dringender
Eile aufgefordert wurden 4 • So fanden Wahl und Ordination ohne östliche
Beteiligung statt. Eine daraufhin einberufene Maphrianatssynode in Gazira 5
war bereits im Begriff, wegen Nichtachtung der östlichen Bistümer ein
Schisma gegen die byzantinischen Jakobiten auszurufen, als eine große
Delegation westlicher Hierarchen mit dem neuen Patriarchen Johannes IX.
an der Spitze selbst in Gazira erschien 11• Die jakobitische Generalsynode
vereinbarte daraufhin, daß in Zukunft keine Patriarchenwahl ohne Bei-
sein des Maphrians und dessen Zustimmung Gültigkeit haben sol1e 7 • Obwohl
in der Vergangenheit keineswegs immer die Zustimmung der Maphriane ein-
geholt worden war, zeigte sich, daß die Bedrohung durch melkitiache Ver-
folgung die Stellung der Patriarchen schwächte und zu Zugeständnissen an
die östlichen Bistümer zwang, da nur so die kirchliche Einheit gewährlei-
stet blieb. Das Patriarchat verlor die Jurisdiktionsrechte über Nisibis, Qelat
und Dara. 8 • Die Beschlüsse der Synode wurden in dreifacher Ausfertigung

Genaueste Darstellung in CSCO 354, 217 /289 und Bar-Hebräus, Chron.


eccl. 3, 298-300. MS 160-61/572-73 eher legendarisch.
2 S. CSCO 354, 217 /288. Die Auswahl der Hierarchen repräsentierte
die byzantinischen Jakobiten Kappadokiens, Kilikiens und Nordwest-
syriens: Elias, Bischof von Parzman (wohl eigentlich von Zeugma,
s. MS 161/572), als Präses der Synode; Athanasios von Kadiena,
Kyrillos von Quros; Basileios von Harren; Abraham von Samosata;
Basileios von Hadet; Athanasios von Edessa; Philoxenos von Do-
m~,Athanasios v-o~ Laqa!;>in, Johannes von Anazarba, Johannes von
KaiäGm. (Ausnahme: Harran war nicht byzantinisch).
3 S. Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3, 297 /98.
4 s. csco 354, 217 /289.
5 Gleich Gozarta (de Qardu), liegt nördlich von Mossul am Tigris,
s. Honigmann, Bar-Sauma, Karte III.
11 CSCO 364, 217 /289 spricht von allen westlichen Bischöfen, die
an den Tigris gereist seien, doch dürften nur die Mitglieder der
Synode von Parzman gemeint sein.
7 S. CSCO 354, 217 /289. Zu den Rechten der Maphriane, vgl. Nabe,
S. 10 u. 32. Zu ihrem Verhältnis zum Patriarchen, op.cit., S. 34-35.
Nach Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3, 299/300 beschloß die Synode, daß
auch der Maphrian nicht mehr ohne Zustimmung des Patriarchen ge-
wählt werden sollte; a.o. S. 16, Anm. 7 und 8. Damit rief man die
seit dem 7.Jh. bestehenden Regelungen ins Gedächtnis zurück.
8 Mitte des 13.Jh. waren die Bistümer noch immer in der Jurisdiktion
des Maphrians, s. CSCO 354 1 218/289-90. Vgl. Nabe, S. 35.
derts bis zum End<' der byzantinischen Periode
Die Lag'.<' Mlttl' des 11, Ja h r h UD ---------""-

9
in Tagrit, im Kloster Qartamin und in Gazira aufbewahrt • Auch Johannes IX.
residierte in Amid auf muslimischem Gebiet, da er den Westen, wo die wich-
tigsten jakobitischen Bistümer lagen, nicht mehr betreten konnte 10 ,

10.2. Das inner jakobitische Schisma 1057 /58

Obwohl die Mitwirkung des Maphrians bei der Patriarchenwahl gerade erst
beschlossen worden war, ließ sich 1057 /58 11 der prominenteste 'byzantini-
sche' Bischof zum Oberhaupt der Jakobiten wählen, Athanasios von Adlem-
~at und Semhä 12 • Seine Wahl entsprach nicht kanonischem Recht1 3 , da er
vor seiner Wahl bereits Bischof gewesen war 14 • Athanasios zog in das Klo-
ster Ma.r Bar-~auma, das auf byzantinischem Gebiet westlich des Euphrals
lag, da er keine byzantinischen Repressionen befürchtete. Das Schisma
begann mit der Gegenwahl des Schreibers Josua, eines Schülers Patriarch
Johannes' IX., der durch den Maphrian Basileios IV. 15 und einige empörte
westliche Bischöfe in Amid 16 nominiert wurde. Johannes X,17(Bar-S·Man) führ-
te zwar eine schriftliche Kampagne gegen den unrechtmäßig gewählten Atha-
nasios VI., zog sich jedoch nach ij:arran zurück, ohne sein Amt auszuübents,

9
s. csco 354, 217 /289.
10
Nach Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3, 299/300 erhielt der Patriarch
die Jurisdiktion über das Bistum Amid zurück, sodaß er wenigstens
innerhalb seiner Residenz die Oberhoheit ausüben konnte. Der spä-
testens 1042 für Amid ordinierte Metropolit Ignatios (MS 471/763,
Liste XXXII, 32) ist letzter Hierarch bis zu Beginn der l130er
Jahre (Basileios, MS 478/766, Liste XLII, 9), übernahm der Patri-
arch zeitweise die Funktion des Metropoliten von Amid?
11 S. Bar-Hebräus, Chron.Ecc]. 2, S. 437 /38.
12 S. CSCO 354, 218/290-91 (dort Angabe der Residenz); MS 162-163/573-75,
13 So MS 472/763. "Das kirchliche Recht untersagte allerdings, daß
er bereits ein Bischofsamt bekleidete, da dann der Übergang zum
Patriarchenamt eine Translation bedeutet hätte, die nach den kirch-
lichen Kanones untersagt war." (Nabe, S. 8) Vgl. Assemani, BO II,
Dissertatio de Monophysitis, Pag. 44-45 (Zählung des nicht paginier-
ten Bandes mit Titelblatt 1 ff.), nennt jedoch die lange Reihe von
Translationen, die dennoch stattgefunden haben,
14 Auffällig ist die Ämterhäufung des Hierarchen, der von Johan-
nes VIII. für Arsemsat ordiniert worden war (MS 470/762, Liste
XXXI, 42). Er zog sich jedoch von seinem Bistum nach Mar Ahron de
Segara zurück, sodaß Dionysios IV. nach 1034 einen neuen Bischof
für Arsemsat ordinieren mußte (Abraham, MS 471/763, Liste XXXII,
28). Athanasios war jedoch auch Bischof des nicht weit von Klo-
ster Mar Ahron de Segara entfernten ~eml;ia (CSCO 354, 218/290),
A, Palmer erwähnt eine Nennung des Athanasios als 'Bischof von
:fiesn Patriq' in einem syrischen Manuskript, das vor 1055 voll-
endet wurde (Palmer, S. 38 ff.), geht jedoch nicht auf das in
CSCO 354 erwähnte Semha ein. Liegt hier eine sonst nicht belegte
Vereinigung der Bistümer ~em~a und ?esn Patriq vor?
1s S. Nabe, S. 233.
J6 s. csco 354, 218/290.
17 Er nannte sich nach Johannes VIII., ebd.
JtJ S. CSCO 354, 218/291. Er wurde 1063/64 nach dem Tode seines Kon-
kurrenten inthronisiert, s. op.cit. 219/291.
DII' taffl Milli' dl'!I 11.Jahrhundl'rl!I bl!I zum Endt' dPr hy2anllnl11ch~n Pl!rlodf'
99

J0.3, Der Zusammenbruch der byzantinischen Grenzverteidigung


im Gebiet von Melitene 1057 /58

Daß Athanasios VI. keine Sorge hatte, im auf byzantinischem Gebiet gelegenen
Kloster Mar Bar-Sauma zu residieren, erklärt sich aus der Schwäche der
byzantinischen Präsenz seit Mitte des Jahrhunderts. Der Patriarch hielt das
Ende der Periode der Repressionen für gekommen.
Im Winter 1057 /58 zogen dreitausend Türken unter dem Emir Abu Dinär 19
in die Ebene von Melitene und plünderten die schutzlose Stadt, die seit 934
nicht mehr über eine Mauer verfügte 20. 10 Tage blieben die Feinde und ver-
wüsteten Melitene und sein Umland völlig. Das Kloster Bar-Gagai fiel den
Türken zum Opfer 21 • Nachziehende einheimische Armenier konnten wenigstens
einen Teil der Gefangenen befreien 22 • Zur Zeit der Ordination des Patriarchen
war die Grenzverteidigung fast völlig zusammengebrochen.
Kaiser Konstantin X. Dukas (25.12.1059 - 21.5.106723) versuchte halbher-
zig, die Lage im Osten zu stabilisieren. Seine Maßnahmen widersprachen
einander, da einer Stärkung der militärischen Präsens (Bau der Stadtbefesti-
gung in Melitene 1061/62) die religiöse Verfolgung der Armenier und Jakobi-
ten entgegenwirkte, die er wiederaufflammen ließ 24 • Zwar konnten die Jako-
biten Melitenes am 25.April 1061 Ignatios, den Neffen Athanasios' VI., als neu-
en Metropoliten der Stadt begrüßen 25 , doch schon bald darauf wurden der
Patriarch und weitere Hierarchen verhaftet 26 •

10.4. Verhaftung Athanasios' VI. und Ignatios' von Melitene 1062/63

Die genauen Umstände der Verhaftung des Patriarchen sind quellenmäßig


nicht belegt. Doch scheint Nikolaos, der melkitische Metropolit von Meli-
tene27 für die Verhaftung gewirkt zu haben. Zunächst wurde Athanasios

19 S. T.I.B., S. 235 und Vryonis, S. 88.


20 S. MS 158-59/572-74, s.u. S. 100, Anm. 37.
21 S. MS 159/573.
22 Es kann sich um die Nachfahren der von Nikephoros IT. angesiedel-
ten Stratioten handeln, s.o. S. 91, Anm. 14. Auch Abu Salim (s.o.
S. 72), ein reicher Meliteniate, kaufte Gefangene frei (MS 146/565,
Anm. 4), deren Anzahl Michael Syrus jedoch übertreibt (15.000).
23 S. Grumel, Chronologie, S. 358.
24 S. CSCO 354, 218-19/291, "Allein es muss hinzugefügt werden, dass
die Monophysiten, vorab die sehr eigenwilligen und gewaltthätigen
armenischen Fürsten durchaus nicht mit christlicher Ergebenheit die
Misshandlungen der griechischen Glaubensinquisitoren hinnahmen. Ei-
nen besonders eifrigen Prälaten, den Metropoliten Markos von E:aisa-
reia, liess König Gagik 1066 in einen Sack stecken und ... zu Tode
prügeln ... " (Gelzer, Notitiae, S. 563) Gagik hatte Tzamandos von Kon-
stantin X. als Lehen erhalten (s. Gelzer, Notitiae, S. 561 ).
2 !1 S. MS 164/575, bes. Anm. 8.
26 S, MS 166/576 und CSCO 354, 219/291: "Man verhaftete zahlreiche
Bischöfe."
21 "Der uns am brennendsten anklagte, war Nikolaos von Melitene. Er
sagte zu ihnen: Das ist der, welcher die ganze Stadt zu ihrer Kon-
fession bekehrt, denn er ist beredt und voll Wissen." (Aus dem au-
tobiographischen Augenzeugenbericht des jakobitischen Metropoliten
Ignatios von Melitene, MS 167-68/576-77)
Die Lage Mitte des 11,Jahrhunderts bis zum Ende der byzantinischen Periode

in der Residenz 28 des Melkiten fünf Monate lang eingekerkert, bevor er


die Reise nach Konstantinopel antreten 29
rnußte . Doch der Hierarch erkrank-
te und starb bereits auf dem Wege in 'Arqa.. Man überführte ihn in das
jakobitische Kloster Mär Ahron de Segarä und bestattete ihn dortlo, Aber
das Ziel des Nikolaos war noch nicht erreicht, Die Byzantiner verhafteten
darum Ignatios, den Neffen des Verstorbenen und jakobitischen Metropoli-
ten. Das Datum seines Prozesses vor der Synodos Endemousa läßt sich nur
annäherungsweise erschließen 31 und dürfte Ende 1063/ Anfang 1064 liegen.
Daher ist anzunehmen, daß das Verfahren vor dem ökumenischen Patriarchen
Johannes VIII. Xiphilinos stattfand 32. Die Anklage dürfte den Vorwürfen
gegen Johannes VIII. und seine Bischöfe 1029 entsprochen haben3 3 , lgna-
tios wurde zu (lebenslänglichem) Exil auf dem Klosterberg Ganos im make-
donisch-bulgarischen Grenzland verurteilt 3 4, konnte jedoch nach einer Am-
nestie der politischen Gefangenen durch die Kaiserin Eudokia 1067 unbe-
merkt nach Melitene zurückkehren~.

10.5. Das Ende der byzantinischen Periode


10.5.1. Melitene

Noch kurz vor dem byzantinischen Zusammenbruch in Kappadokien und Arme-


nien 1071 unternahmen Jakobiten und Melkiten Melitenes unter dem Eindruck
des Türkeneinfalls von 1057 /58 eine gemeinsame Anstrengung: den Bau der 934
geschleiften Stadtbefestigung. Konstantin X. erließ den Befehl, eine Doppel-
mauer mit Wassergraben anzulegen 36 • Die Arbeit wurde 1061/62 von Architek-
ten aus dem Reichinneren und Antiocheia aufgenommen und schnell vollendet 3?,
Jakobitische Notabeln aus Melitene, die in Konstantinopel lebten, förderten
durch freiwillige Hilfsleistungen die wichtige Arbeit besonders 38 •

28 Nach Bar-Hebräus, Chron.eccl. 1, S. 441/442 wurden Athanasios und


einige Bischöfe im "Kloster der Griechen Mar Abdokos (seil. Eudoxos?)"
bei Melitene eingeschlossen. Wohnte dort Nikolaos, der melk. Metropolit?
CSCO 354, 219/291: "Der Patriarch Athanasios selbst wurde verhaftet und
im Kloster des chalkedonensischen Metropoliten eingekerkert."
29 S. MS 166/576.
30 Ebd.
31 Er muß drei Jahre vor dem Tode Konstantins X. Dukas (Mai 1067) statt-
gefunden haben, da Ignatios nach drei Jahren Exil durch die Kaiserin
Eudokia bald nach dem Tod des Kaisers amnestiert wurde (s. MS 168/577),
32 Der Vorgänger Konstantin III. Lichudes starb bereits am 9./10. Au-
gust 1063, s. Grumel, Chronologie, S. 436.
33 S.o. Anm. 27, vgl.o. S. 81.
34 S. MS 168/577. Vgl. das Urteil gegen Johannes VIII., G. Ficker,
Erlasse, S. 12, Z.35 - 13, Z.1-2.
35 S. MS 168/577. Eudokia Dukaina führte die Regentschaft vom 21.5.
1067 bis zum 31.12.1067, s. Grumel, Chronologie, S. 358,
36 über die Architektur der Anlage s. T.I.B,, S. 236: "Der Neubau
erfolgte 1061/62 durch byzantinische Architekten, benutzte aller-
dings die alten Fundamente."
37 S. MS 165-66/576-76. Offenbar hatte über 100 Jahre lang ein so
großes Gefühl der Sicherheit geherrscht, daß man neben dem zivi-
len Ausbau der Stadt auf den militärischen verzichten zu können
glaubte, s.o. S. 99.
S. MS 165-66/575-76. Vgl. dazu S. 104f.
D11' Lal(I' Mitte dl's 11, Jahrhunderts bis 2u111[ndl' der byunllnlscben Pl'rlode
101

Bereite 1066 revoltierten Armenier, die im byzantinischen Heeresdienst stan-


den, gegen den Kaiser 39 • 300 der Aufrührer zogen in die Region von Meli-
tene, wagten aber nicht, die Stadt anzugreifen. Stattdessen wurden die
Gebiete um Qlaudia und Gubos heimgesucht. Die Klöster Magiq, Mar Asya,
Bet Sahde, Mar Markos und das bedeutende Sergi~yeh wurden geplündert,
Mysterien und Reliquien vernichtet. Die Einwohner des naheliegenden jakobi-
tischen Dorfes Singia und von Madiq kauften sich mit Tributzahlungen
frei 40 • Die Notabeln Melitenes kamen überein, den Armeniern vier Dörfer
in der Region zu überlassen und erhielten eine entsprechende Privilegien-
urkunde aus Konstantinopel - doch ohne daß sich die Lage besserte.
Während eines neuen türkischen Einfalls41, als sich die Bewohner Qlaudias
in die Berge um Kloster Mar Bar-Sauma flüchteten, versuchten die Armenier,
sich dort des angesehensten jakobitischen Koinobions zu bemächtigten, wur-
den jedoch von den Klosterwachen am 9. August 1066 zurückgeschlagen 42 •
Erst jetzt ging Krinotes, der Katepano 43 von Melitene, gegen die Aufrührer
vor. Sie blieben jedoch noch mindestens ein Jahr im jakobitischen Kernland,
denn am 20. Oktober 1067 töteten sie mehrere Mönche und Klosterwachen, die
aus Melitene nach Mar Bar-$auma zurückkehrten44, Einige Armenier wurden
gefangen und in Melitene vor Gericht gestellt, konnten aber fliehen 45, Der
Katepano Krinotes wurde bei den Wirren getötet4 6 ,
Zur Freude der Jakobiten kehrte zu dieser Zeit ihr exilierter Metropolit
Ignatios aus der Klosterhaft in Bulgarien zurück 47•
Kaiser Romanos IV. Diogenes (1.1.1068 - 19.8.107148) führte 1068 einen
Feldzug gegen die Türken nach Nordsyrien und sandte einen Strategos nach
Melitene, Ausinalios49, der jedoch nicht gegen die eindringenden Türken vor-
ging, sondern sich zunächst in Melitene, dann in Tzamandos verschanzte,
woraufhin ein Teil seiner Soldaten desertierte. 1069 schlug der Kaiser in

39 S. den Bericht über die Revolte der Bene Kazrig, die wohl aus der
Gegend um Charput stammten in MS 162-64/573-75. Vgl, Vryonis, S. 93
u. Honigmann, Bar-Sauma, S. 59.
40 S. MS 163/574.
41 "Als Konstantin X. Dukas 1067 starb, hinterließ er das Heer in ei-
nem chaotischen Zustand. Die byzantinischen Truppen, welche bei
Melitene lagerten und weder Nachschub noch Sold erhielten, weiger-
ten sich daher, den Euphrat zu überschreiten, um ihren Kameraden
in Mesopotarnia gegen die Türken zu helfen; sie ließen sogar zu, daß
ein türkisches Heer unter Af~in den Euphrat überquerte und gegen
Kaisareia zog. Nach Plünderung, Zerstörung und Brandschatzung der
Stadt ••. wandten sie sich nach Kilikien." (T.I.B., S. 100)
42 S. MS 164/575.
u Syr. q 't'bin. Der Titel wurde in den Grenzkommandos auch anstelle
von Strategos gebraucht, s. Tinnefeld, S. 438, Anm. 23 u. 32.
44 Zu den Namen der Opfer s. MS 164/575. 1068/69 baute man im Klo-
ster aus Sicherheitsgründen zwei Türme, ebd.
45 Der Abschnitt in MS 164/575 ist unklar. Die Rolle des Richters
b)eibt unverständlich. Die Angabe, Melitene habe noch keine Mau-
ern besessen, kann für das Jahr 1067 nicht mehr stimmen.
46 s. MS 165/576. Ob von den armenischen Räubern oder von aufge-
brachten Jakobiten, läßt sich nicht ausmachen. Es ist durchaus
möglich, daß Michael Syrue (bzw. seine Quelle Ignatios von Meli-
tene) schweigt, um kein schlechtes Licht auf seine Landsleute
zur werfen.
47 S, MS 168/577.
te S. Grumel, Chronologie, S. 358.
'9 Lesart auch Apsinalios, s. T.I.B., S. 101 u. Tinnefeldt, S, 438.
Di<' 1. .1ge Mitte des 11. Jahrhundf'rt& bl& zum Endf' der byzantinischen Periode

Larissaso ein türkisches Heer und ließ den Philaretos Brachamios zurück, um
die strategisch wichtige Region um Melitene zu schützen - ohne Erfolg. 1070
zog der Türke Afsin im Westen bereits bis nach Chonai (Kolossai) 51 • Ein
Jahr später führte die Schlacht von Mantzikert, die Romanos TV. gegen den
zweiten seldschukischen Sultan Alp Arslan ( 1063-1072) verlor, zum völ1igen
Zusammenbruch der byzantinischen Ste1Jung in Ostkleinasien. Kappadokien
schied "bei der bald nach 1071 einsetzenden Invasion der Seldschuken für
immer aus dem byzantinischen Reich aus. "s 2 •
Das Ende der direkten jakobitisch-byzantinischen Beziehungen im Kernland
der syrischen Kirche war damit gekommen53, Melitene stand etwa seit 107454
unter Herrschaft des Philaretos Brachamios 55, der gegen den Nachfolger Kaiser
Romanos' IV., Michael VII. Dukas, opponierte und sich - trotz aller byzanti-
nischen Titel - eine unabhängige Herrschaft schuf 56. Der letzte von Phila-
retos eingesetzte Gouverneur Melitenes, Gabriel, versuchte nach dessen Tod
1090 bereits nicht mehr, seine Herrschaft von Konstantinopel neu legitimie-
ren zu Jassen, sondern wandte sich bezeichnenderweise an den abbasidischen
Kalifenhof in Bagdad 57 •

10.5.2. Antiocheia und Nordsyrien

Auch im Süden des Taurus-Gebirges veränderten sich die Machtverhältnisse.


Die seldschukischen Türken bemächtigten sich nach 1071 Stück für Stück
Nordsyriens und drangen mehrfach bis zur syrischen Metropole vor, ohne
sie jedoch einzunehmen 5 s.

so Lage: nordwestlich von Melitene, nordöstlich von Tzarnandos, s. Oi-


konomides, Listes, Karte I.
51 S. T.I.B., S. 102-103, vgl. Vryonis, SA. 95-96.
52 S. T.I.B., S. 105; Ostrogorsky, S. 285. Zum Gesamtproblem des Zu-
sammenbruchs der byzantinischen Stellung s. Vryonis, S. 85-142.
53 "Es gab zwar noch 1078 einen Dux Mesopotamias (Nikephoros Palaio-
logos); sein Einsatzgebiet lag jedoch östlich von Melitene (also nicht
mehr in Kappadokien), und es ist mehr als fraglich , ob er seine
Funktion überhaupt auüben konnte." (T.I.B., S. 107) über das Schick-
sal der Byzantiner in Melitene ist äußerst wenig bekannt; es werden
nicht aIIe geflohen sein. Zumindest Kleriker sind in den 1080ger Jah-
ren belegt, s.o. S. 74, Anm. 33.
54 S. Tinnefeldt, S. 439.
55 Zu Philaretos Brachamios s. J. Laurent, Philaretos, S. 61-72.
56 Der k1einarmenische Staat des Philaretos Brachamios und die ver-
schiedenen anderen armenischen Dynastien, die in Südostkappadokien,
Kilikien und Nordwestsyrien kleinere Staaten bildeten, werden in
dieser Arbeit nicht in ihrem Verhältnis zur syrisch-jakobitischen
Kirche untersucht. S. Nabe, S. 137 ff. und Ter-Minassiantz, Kapitel
4, s. 91 ff.
57 S. MS 179/584; T.I.B., S. 107 u. Tinnefeldt, S. 439.
58 S. Honigmann, Ostgrenze, S. 121 ff. Erfolge der Türken in Kilikien:
Einnahme von Tarsos 1084; an der syrischen Mittelmeerküste: Antara-
dos 1084. In Edessa war bis 1083 Basileios, Sohn des o.a. Abü Kacb,
Gouverneur (s. Matthäus v. Edessa, S. 186). 1083-86 gehörte Edessa
zum Reich des Philaretos (wie auch Mar'a~ und Samosata, das 1085 von
den Arabern genommen wurde (s. Honigmann, Ostgrenze, S. 143), doch
verschiedene Machthaber bestritten ihm den Besitz der Stadt, bis sie
1098 an die Kreuzfahrer fiel. Vgl. Vryonis, S. 103-113.
nie u•e M1llf' du 11, Jahrhunduts bis zu11 Ende der byzanllnlschn Periode
103

Nichtsdestoweniger fand eine letzte Verfolgung der Jakobiten in Antiocheia


1076/77 statt 59 • Jakobitische Kirchen wurden von den Melkiten angezündet,
ihre liturgischen und sonstigen Schriften verbrannt. Ein Teil der Monophy-
siten konvertierte, viele wurden vertrieben. Über die tieferen Gründe der
Aedrückung liegen zwar keine Nachrichten vor, doch ist anzunehmen, daß die
verunsicherten melkitischen Byzantiner befürchteten, die Jakobiten könnten
mit den Türken kollaborieren und müßten eingeschüchtert werden. In Krisen-
zeiten fand der Fanatismus stets willige Hände.
Anfang Dezember 1084 wurde Antiocheia von den Byzantinern dem Sedschu-
ken Sulaiman ausgeliefert 110• Damit war auch in Nordwestsyrien und Kilikien die
direkte Präsenz des byzantinischen Staates beendet, der der melkitischen
Kirche des Patriarchats von Antiocheia von 969 an die übermacht gegenüber
den jakobitischen Konkurrenten verliehen hatte.

10.6. Die Lage des jakobitischen Patriarchats am Ende der byzantinischen Periode

Nach dem Tode Athanasios' VI. trat 1063/64 der vom Maphrian ordinierte Johan-
nes X. sein Amt an, der sich durch Gelehrsamkeit ausgezeichnet hatte 61 , Im
Kloster Mar Ag~ai fand seine Inthronisation statt 62 • Er amtierte in Amid, Mai-
perqat und I;Iarran 63 • Johannes X. hatte organisatorisches Talent und ver-
suchte, die durch melkitische Verfolgung und türkische Invasion angeschla-
gene Kirche zu reorganisieren. Fünf Bischöfe relegierte er, die Hierarchen
weichen mußten, welche die kanonische Gesetzgebung anerkannten und befolg-
ten. Die Bischöfe wurden jedes Jahr zu einer Synode zusammengerufen, nicht
nur um dem kanonischen Recht zu entsprechen, sondern um den inneren Zusam-
menhalt der bedrängten Kirche zu stärken. Zahlreiche Reisen vermittelten dem
Patriarchen ein genaues Bild vom Zustand der Bistümer 64 • Nach Kappadokien
scheint er jedoch - abgesehen von seiner Inthronisation - wegen der dortigen
religionspolitischen Verhältnisse und Wirren nicht gekommen zu sein.
Wegen der armenischen Einwanderung mußte sich Johannes X. erheblich in-
tensiver mit der Frage des Verhältnisses zur monophysitischen Nachbarkirche
beschäftigen. Mit dem Katholikos Gregorios II. setzte er sich wohl Ende der
1060er Jahre über liturgische Streitfragen auseinander 65 , Ohne jeden Zweifel
standen für die Jakobiten durch die ethnischen Verschiebungen Existenzfra-
gen auf dem Spiel. Johannes X. starb am 27.November 1072 und wurde in Amid
bestattet&&,
Die äußeren Schwierigkeiten der jakobitischen Kirche spiegelten sich in
verworrenen inneren Rechtsverhältnissen und Auflösung der Sitten wieder:
Patriarch Basileios II, wurde durch Loswahl am 6.1.1074 ermittelt und starb
bereits im Sommer 1075, sodaß der bei der Auslosung gescheiterte Bewerber,

59 S. Severos ihn al-Muqaffa', II, III, S, 304/198.


60 S, Honigmann, Ostgrenze, S, 123-24.
61 S. MS 170-72/578-79. Siehe seine Auseinandersetzungen mit armeni-
schen Theologen über liturgische Frage, Ter-Minassiantz, S. 96 ff.
Außerdem verfaßte er 24 Kanones, Gedichte und Traktate. S. Vööbus,
csco 307, s. 71-74,
62 S. MS 171/578.
83 S. MS 171/579 u. CSCO 354, 219/292.
64 S. MS 171/578-79.
68
S. dazu F. Nau, Lit.-Verz. Nr. 164 und Ter-Minassiantz, S. 96-114.
66
S. MS 171/579, Anm. 3.
Die Lall!e Mitte dPs 1 1. Jallrllunderts bis zum End" der byzantlniachPn Periode

.Johannes, ein Verwandter Johannes' VIII. und Johannes' IX., seine Stunde ge-
kommen sah und den Thron usurpierte. Er bestach Philaretos Brachamioe, der
zehn wiederspenstige Bischöfe inhaftierte, aber gegen Lösegeld freigab07.
Der später abgesetzte Usurpator überlebte vier legitime Patriarchen11!1.
Erst nach 1090 fanden die Jakobiten in Athanasios VII. ein Oberhaupt, dae
während seiner eine volle Generation währenden Amtszeit (1090-1129) - trotz
der durch den ersten Kreuzzug herbeigeführten politischen Veränderungen _
zu einer gewissen inneren Stabilität beitrug 69 • Doch litt die jakobitische
Kirche schwer unter der Zerrissenheit der konfessionellen und politischen
Landschaft. Sie lebte weiter unter den Seldschuken in Anatolien, den Kreuz-
fahrerstaaten in Edessa und Antiocheia, den kleinarmenischen Fürstentümern
in Kilikien und Südostkappadokien sowie den muslimischen Nachbarn im ara-
bischen Südosten.

10. 7. Die Schließung der jakobitischen Kirche des syrischen


Mitatons in Konstantinopel (um 1090)

Das Ende der byzantinisch-jakobitischen Beziehungen, die seit der Mitte des
10.Jh. so eng geworden waren, fand seinen Ausdruck in Ereignissen, die am
Bosporus stattfanden.
Konstantinopel war nicht nur Hauptstadt des Reiches mit Kaiserhof, Patri-
archat und den Zentralen weltlicher und geistlicher Verwaltung. Als Handelsmit-
telpunkt bildete es auch für Kaufleute einen Hauptumschlagplatz des mittelal-
terlichen Welthandels.
Während ein Gutteil des byzantinischen Fernhandels bis gegen Ende des 7.Jh.
in den Händen syrischer 70 Händler gelegen hatte, kam es durch die Wirtschafts-
blockade gegen das arabische Syrien 71 zu weitreichenden Veränderungen, einem
Absinken der Marktstellung des islamisch beherrschten Antiocheia. Erst durch
die Eroberungen des 10.Jh. konnte die Bedeutung Nordwestsyriens für den Fern-
handel nach Konstantinopel wieder steigen.
Die Korporationen der ausländischen Kaufleute besaßen eigene Quartiere in
den wichtigsten Handelsstädten. Sie waren durch hohe Mauern geschützt, besaßen
Wohngebäude, Stä1le, Wirtschaftsgebäude und Kontore, für die Nutzungsgebühren
zu entrichten waren 72 • Die sogenannten 'Mitata' bestanden bis zum Ende des
Reiches. "Schon die ältesten Mitata kannten die Trennung nach Nationen.
Selbst die Niederlassungen weit entfernt lebender Völker ... waren immer stark
besetzt. "73 Im 11.Jh., möglicherweise auch bereits seit der Reconquista Syriens
in den sechziger Jahren des 10.Jh., besaßen die Korporationen syrischer und
armenischer Händler je ein Mitaton in der Reichshauptstadt. Zu dieser syrischen
Niederlassung gehörte auch eine Kirche, die von einem jakobitischen Priester
versorgt wurde 74 •

67 s. MS 174-75/579-80 und 474/764.


68 s. MS 189/590 und 474/764.
69 s. Honigmann, Bar-Sauma, 60-61. s.
70 s. Haussig, 195-199. s.
'71 s. Haussig, 196. s.
72 s. Haussig, 71. s.
73 Haussig, 71. s.
74 s. MS 185/585-86; vgl. Vryonis, 18, Anm. s. 102.
Dlt l ■ llf' H1III' dl'!I 11. Jahrbundut11 bla 2UID f:ndl' dl'r by2antinlacbn Pf'rlod@
105

Als die religiösen Bedrückungen gegen die armenische und jakobitische Kirche
unter Konstantin X. Dukas nach 1059 erneuert wurden 75, ließ der ökumenische
Patriarch 76 die Mysterien, die kirchliche Literatur und Einrichtung der Kirche
auf dem (Konstantins-)Forum verbrennen 77 •
Doch bestand die Kirche weiter fort. Anfang der 1060er Jahre sind jakobiti-
sche Notabeln a]s Einwohner Konstantinopels belegt 78 • "Bis zur Zeit des Kai-
sers Alexios besaß unser Volk (seil. die Syrer) eine Kirche in Konstantinopel
und die Armenier eine andere. Und in jeder von ihnen befanden sich ein Priester
und eine Vereinigung weltlicher Händler und anderer. " 79 Ungeachtet der schwe-
ren theologischen Auseinandersetzungen im ersten und zweiten Drittel des 11.Jh,
und der Verhaftung und Exilierung hoher syrischer Geistlicher bestand also in
der Hauptstadt der melkitischen Orthodoxie noch immer eine staatlich geduldete
Niederlassung von Jakobiten. Offensichtlich klafften selbst in den Zeiten er-
höhten Einflusses der ökumenischen Patriarchen kanonische Rechtsnorm und
Rechtswirklichkeit weit auseinander. Anders als im späteren türkischen Kon-
stantinopel besaßen die religiösen Minderheiten ja keinerlei Rechtsschutz
und blieben jeder Willkür ausgeliefert. Das Leben eines jakobitischen oder
armenischen Priesters in der Reichshauptstadt muß ständig von drohender
Verfolgung überschattet gewesen sein.
Leider informiert Michael Syrus nicht über die Vorgeschichte des Milaton.
Doch ist anzunehmen, daß die antijakobitischen Ausschreitungen 1029/30 gegen
Johannes VIII. und seine Bischöfe auch die syrische Handelsniederlassung getrof-
fen haben können. Ob eine Beziehung zu den von Michael erwähnten Klöstern
"des Gregorios"ao und "des Mar Menas"B 1 besteht, in welche die verhafteten Ja-
kobiten eingewiesen wurden, ist unsicher 82 , obwohl der syrische Augenzeugenbe-
richt, den Michael zitiert, zuverlässig ist.
Doch das Ende der Kirche des Mitatons trat in einer politisch motivierten,
nicht in einer primär religiösen Verfolgungatmosphäre ein, als das Reich schwer
von den Seldschuken bedrängt wurde.
" Ein syrischer Priester aus Antiocheia begab sich dorthin, Als der Prie-
ster unserer Kirche, welcher aus Tzamandos (seil. stammte), ihn nicht aufnahm,
fuhr der Satan in diesen Menschen. Und er ging, den Griechen zu sagen:
Diese Syrer und diese Armenier, welche in eurer Stadt sind, haben Verkehr
mit den Türken. Da wurde der Kaiser aufgebracht. Auf seinen Befehl wurden
die Kirchen angezündet und die Priester ver jagt. Und der Rest des Volkes
wurde zum größten Teil häretisch. " 83

75 S. CSCO 354, 218/291 und MS 166/576 ff.


76 Der Name wird in den syrischen Quellen nicht genannt. Es kann sich
um Konstantinos III. Lichudes (2.2.1059 - 9./10.8.1063) oder um Jo-
hannes VIII. Xiphilinos (1.1.1064 - 2.8.1075) handeln; s.o. S. 100.
77 S. MS 166/576.
71l S, MS 165-66/576.
79 MS 185/585.
ao MS 142/564, s.o. S. 86, Anm. 49.
81 Ebd.
ez R. Janin konnte beide Klöster nicht nachweisen, s. Janin, Geogra-
phie, S. 81 und S. 335-336, s. jedoch unten S. 106, Anm. 85. Eine
Identifikation mit den beiden syrischen Klöstern des 6.Jh. ( monai
ton Syron, davon eines Hagios Ioannes tön Syron)) kann nicht vor-
genommen werden, da sie früh zerstört (571) oder den Monophysiten
entrissen wurden, s. Janin, Geographie, S. 479-480. S.u. S. 106,
Anm. 85.
83 MS 185/585-586.
undf'rts bis zu• [ndr der by2ant1n111chen Periode
nl.- l."/!<' l'fill<' d<'S 11 • Jahrh

Aus dem Bericht geht hervor, daß syrische Jakobiten und Armenier der Kon-
spiration mit den Seldschuken bezichtigt wurden. Die Verfolgung wurde
durch einen veri·äterischen jakobitischen Priester ausgelöst, der kein Un-
terkommen an der Kirche des Mitatons fand.
Die Behauptung des Denunzianten dürfte nicht aus der Luft gegriffen sein,
da Syrer und Armenier nach der Schlacht von Mantzikert 1071 und der Einnah-
me Antiocheias durch die Seldschuken 1084 gezwungen waren, sich mit den
neuen Herren zu arrangieren, die ihnen zudem die Religionsfreiheit belies-
sen.84 Umso mehr mußten diP. Fernhändler auf gute Beziehungen zu den Tür-
ken setzen. Der Basileus trug der öffentlichen Meinung Rechnung, indem er
den Hauptanstoß des Mitatons beseitigte, nämlich die häretische Kirche.
Politische Rücksichten brauchte Alexios Komnenos nicht mehr auf die Jakobi-
ten zu nehmen, da ihr Lebensraum nicht mehr innerhalb des Reiches lag. Der
Priester aus dem kappadokischen Tzamandos mußte fliehen, während das Mita-
ton85 selbst erhalten blieb. Den Armeniern erging es ebenso, auch sie ver-
loren ihr Gotteshaus. Die syrisch-jakobitischen Händler konvertierten zum
großen Teil, um Repressalien zu entgehen.
Die Vorfälle ereigneten sich wohl in den Jahren um 109086, sicher einige
Zeit nach dem Regierungsantritt des Alexios Komnenos (1081-1118). Danach
verschwand die jakobitische Kirche rasch aus dem direkten Blickfeld der
hauptstädtischen ByzantinerB7.

84
Vgl. MS 221-222/606: kurze Charakterisierung des religiösen Friedens,
der durch die türkische Eroberung eingetreten war.
85 Michael gibt keine Lagebeschreibung des Mitaton. Doch die Niederlas-
sungen der Venezianer, Amalfitaner, Pisaner, Genuesen und Ägypter
lagen am Südufer des Goldenen Horns, im fünften bis siebten Stadtbe-
zirk. Dort befand sich auch die Moschee (sarakinon synagogion; s. Haus-
sig, Stadtplan und Legende; vgl. dagegen Felix, S. 81, Anm. 115, der
eine Lage der Moschee zwischen Konstantinsforurn und Milion annimmt).
Die Syrer werden als Fernhändler auf die Verladekais des Goldenen Horne
angewiesen gewesen sein, das einen hervorragenden Naturhafen darstelll,
Tm Stadtviertel 'ta Armatiou' (nordöstlich des Pantokrator-Klosters)
scheint eine Menas-Kirche gelegen zu haben (Hagios Menas en tois Arma-
tiou), die vielleicht mit dem oben erwähnten Menas-Kloster (S. 105,
Anm. 82) identisch ist und die geographischen Bedingungen für das Mi-
taton ~rfü1lt: "Le Synaxaire signale au 21. juillet une synaxe de la
Sainte Vierge en tois Armatiou et le cod. Paris. 1587 (XIIe s.) ajoute
plesion tau agiou Mena. I1 y avait donc se quartier une e'glise Saint-
Menas, inconnue par ailleurs. Il faut la placer sur la Corne d'Or,
probablement dans la region d' Unkapani." (Janin, Geographie, S. 335,
s. op.cit. Karte 'Byzance - Constantinople, Carte archeologique et to-
pographique: F 5, südwestlich der heutigen Atatürk-Brücke) Es bleibt
jedoch die Spannung, daß MS 142/564 von Klöstern und nicht von Kirchen
spricht, in deren (Neben-)gebäuden 1029 die inhaftierten Jakobiten in-
terniert wurden. Wenn diese Menas-Kirche zum Mitaton gehörte und um
1090 beschädigt wurde, so scheint sie nach den Belegen Janins im 12,Jh,
wieder renoviert und in reichskirch]icher Obhut gewesen zu sein,
86 Der Kontext Michaels führt in die Jahre kurz vor dem ersten Kreuzzug.
87 Die kurzfristige militärische Anwesenheit des Kaisers Johannes Komne-
nos in auch von Jakobiten besiedeltem Gebiet (Kilikien) um 1137-1143
kann außer Acht bleiben, es kam zu keinen anhaltenden byzantinischen
Erfolgen, s. Vryonis, S. 119-120.
11~Zusammenfassung 107

In wenigen Worten sollen nunmehr die Hauptbeobachtungen zusammengefaßt


werden, welche unsere Untersuchungen erbracht haben.
Beziehungen zwischen der syrisch-jakobitischen Kirche und Byzanz be-
standen im 10. und 11.Jh. auf verschiedenen Ebenen, zwischen denen dif-
ferenziert werden muß (Verhältnis der Kaiser zu jakobitischen Patriarchen,
der reichskirchlichen Hierarchie zur jakobitischen Hierarchie, der Provin-
zialbürokratie zu den Jakobiten, wirtschaftliche Verflechtung im Bereich
der kaiserlichen Kuratorien, persönliche Kontakte). Zudem weisen die Regio-
nen von Melitene, Antiocheia und Edessa jeweils eigenständige und sich wei-
ter entwickelnde Besonderheiten des jakobitisch-byzantinischen Verhältnis-
ses auf.
Die byzantinischen Magnaten in Kappadokien und Armenien, die nicht
von konfessionellen Skrupeln geplagt wurden, bemühten sich im 10.Jh.,
die jakobitischen Christen dieser Regionen in das Reich zu integrieren, um
eine Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft und eine Verbreiterung der
wirtschaftlichen Stabilität zu erreichen. Es gelang Kaiser Nikephoros II.
Phokas, den jakobitischen Patriarchen Johannes VII. dazu zu bewegen, sei-
ne Residenz und damit den Schwerpunkt der jakobitischen Kirche in das
Reichsinnere zu verlegen (zw. 965 u. 968). Die zugrundeliegende vertrag-
liche Vereinbarung, ein Chrysobullos Logos, der den Jakobiten Glaubensfrei-
heit zusicherte, führte jedoch zu erheblichen Spannungen zum Patriarchat
Konstantinopel. Kaiser Nikephoros Phokas war nicht in der Lage, dem Druck
des ökumenischen Patriarchen Polyeuktos standzuhalten, der die Toleranz-
politik gegenüber den Monophysiten nicht billigen konnte, weil so kanoni-
sches und weltliches Recht verletzt wurden. Der hohe reichskirchliche Epi-
skopat fürchtete zu Recht, im gerade erst wiedereroberten Osten durch die
Monophysiten zurückgedrängt zu werden. Darum wurde der Kaiser gezwun-
gen, seinen staatspolitischen Interessen zuwiderzuhandeln.
Die Disputation von 969 in Konstantinopel zeigt, daß eine Union zwischen
Jakobiten und Chalkedonensern nie im Bereich der Realität gelegen hat. Ob-
wohl die von der Theologie des Kyrillos und des Severos von Antiocheia ge-
prägten Syrer vom christologischen Ansatz her nicht weit von der neuchal-
kedonensischen byzantinischen Theologie entfernt waren, machen die gegensei-
1
tigen Verwerfungen als 'Dyophysiten' - beziehungsweise Monophysiten' - deutlich,
daß keine Seite den Versuch unternahm, das Gegenüber in seinen Ansichten zu
verstehen. Unversöhnlich standen sich zwei Kirchen mit eigener kultureller
Identität gegenüber, die jeweils auf ehrwürdige Traditionen zurückblickten.
Die tatsächlich vorhandenen Kenntnisse über 'gegnerische' Theologie und li-
turgisches Leben waren nach Aussage aller jakobitischen und reichskirchli-
chen Quellen eher gering und zum Teil von Mißverständnissen verzeichnet.
So bereitete sich Johannes VII. 969 in der Haft auf das Martyrium vor, da
er um keinen Preis den Byzantinern nachgeben wollte. Nur der plötzliche Tod
von Kaiser und Patriarch befreite die internierten jakobitischen Hierarchen -
und sicherte damit den Bestand ihres Aufbauwerkes in Kappadokien.
Es gelang im letzten Drittel des 10.Jh., die jakobitische Bevölkerung in und
um Melitene zu konzentrieren und weitere Zuwanderer vor allem aus Mesopo-
tamien zu gewinnen. Eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit begann,
da nun die Kuratorien sinnvoll bewirtschaftet werden konnten. Kloster- und
Kirchenbau, Wiederaufnahme der Pflege des Handschriftenwesens und reiche
Dotationen - gerade von byzantinischen Würdenträgern - bezeugen die Pro-
sperität der jakobitischen Kirche. Doch die Abwanderung wohlhabender Jako-
bilen aus dem Jurisdiktionsbereich des Maphrians in den des Patriarchen
mußte auf Dauer zu Verstimmungen zwischen beiden Hierarchen führen.
~~mmenfassung

Kaiser Johannes Tzimiskes war so klug, die Häretikerproblematik nie zu the-


matisieren, sodaß die Jakobiten unter seiner Regierung in Frieden leben
konnten. Eine jakobiten- und armenierfreundliche Haltung wurde ebenfalls
von dem Usurpator Bardas Skleros eingenommen, einem der Grenzmagnalen, die
die Unterstützung und Zuwanderung der syrischen Christen propagiert hallon,
Der legitime Thronerbe Basileios II. übernahm diese Haltung gegenüber
den Monophysiten. Dennoch fanden in Antiocheia zwischen 979 und 986 harte
Bedrückungen der Jakobi.ten durch den chalkedonensischen Patriarchen Agapioe
statt. Der hohe Anteil von Chalkedonensern in der syrischen Metropole mach-
te Rücksicht gegenüber den Monophysiten unnötig. Dagegen gelang es dem
reichskirchlichen Episkopat in Melitene erst 1003, den konkurrierenden jakobiti-
schen Metropoliten Johannes verhaften zu lassen und kirchliche Gebäude zu
konfiszieren. Insgesamt erwies sich aber die lange Regierungszeit Basileios' II.
(976 - 1025) für die Jakobiten als segensreich.
Das neue Selbstbewußtsein von Staats- und Kirchenführern nach 1025, die
glaubten, mit den Minderheiten des Reiches nach eigenem Ermessen umgehen
zu können, fand Ausdruck in den scharfen Maßnahmen Kaiser Romanos' III. Ar-
gyros und des ökumenischen Patriarchen Alexios Studites nach 1029. Verhaftun-
gen, Verbannungen, Konfiskationen waren die Folge. Der jakobitische Patriarch
Johannes VIII. starb in Bulgarien im Exil, sein Nachfolger Dionysios IV. ver-
ließ das byzantinische Reich und residierte in Amid. Dennoch blieb die Reichs-
kirche im jakobitischen Kerngebiet um Melitene nur in der Position einer
privilegierten Minderheit. Man darf die Wirkung der Repressionen im Osten
nicht überschätzen, da sie sich im Räderwerk der Themenbürokratie festlie-
fen. Die byzantinische Oberschicht in Kappadokien war mit den Jakobiten ver-
schwägert, teilte also deren Interessen. Verhaftungen wurden verzögert, jako-
bitische Hierarchen gewarnt. Der letzte antijakobitische Tomos des Alexios
Studites von 1039 zeigt, daß so gut wie kein Terrain gewonnen werden konnte.
Die Anzahl der jakobitischen Bistümer auf byzantinischem Boden blieb in etwa
konstant. Ja, in den Jahren um 1060 bestand sogar eine jakobitische Kirche in
Konstantinopel, da einflußreiche Jakobiten in die Hauptstadt gezogen waren.
Zwar wurde die Kirche um 1064 während einer neuen antijakobitischen Welle
demoliert, doch erst um 1090 schloß Kaiser Alexios Komnenos das Gotteshaus auf
öffentlichen Druck hin. Das kulturelle und wirtschaftliche Leben blühte in Me-
litene bis zu den ersten Seldschukeneinfällen um 1060. Dann bauten die Meli-
teniaten aller Konfessionen mit Hilfe von Verwandten aus Konstantinopel die
seit 130 Jahren verfallene Verteidigungsanlage wieder auf.
Das 1031 von Byzanz eroberte Edessa erfreute sich der langen Regierung dee
Abu Ka'b, eines armenischen - wahrscheinlich rnonophysitischen - Gouverneurs,
Der religiöse Frieden der Stadt wurde nie von den hauptstädtischen Maßnah-
men ernsthaft bedroht. Dagegen erlebte jede Generation von Jakobiten in An-
tiocheia bis in die 1070er Jahre Bedrückungen. Doch alle Repressionen konn-
ten nicht verhinderten, daß sich die jakobitische Gemeinde nach einiger Zeit
neu organisierte.
So lassen sich zwei Grundhaltungen der byzantinischen Obrigkeit gegen-
über den Jakobiten im Reich erkennen: Die Pragmatiker blieben zwar weit
davon entfernt, die fremde Konfession anzuerkennen, nutzten jedoch ihre po-
tentiell staatstragende Kraft für die eigene Politik. Die Eiferer dagegen streb-
ten nach einer Lösung der 'Häretikerfrage', indem sie kanonisches und welt-
liches Recht zur Anwendung brachten. Der Antagonismus dieser beiden Gruppen
ist kennzeichnend für die byzantinische Kirchenpolitik der ganzen Epoche seit
dem Ikonoklasmus. Es ist kein Wunder, daß das hohe Selbstgefühl der ökumeni-
schen Patriarchen mit dem Reformpapsttum 1054 entscheidend kollidierte, nach-
dem der Sprengel Konstantinopel eine immer größere Machtfülle - zumindest
gegenüber dem chalkedonensischen Patriarchat Antiocheia - erlangt hatte.
109

Neben den direkten byzantinisch-jakobitischen Beziehungen sind die inneren


Wirkungen der Annexion auf das kirchliche Leben der Jakobiten von Interesse.
Die bereits bestehenden Spannungen zwischen Patriarch im Westen und Maphrian
im Osten wurden dadurch gefährlich verstärkt, daß beide Kirchenteile nicht mehr
innerhalb eines gemeinsamen Staatsgebietes lagen, sondern in einen byzantinisch
regierten und einen muslimifichen Teil zerfielen. Mißverständnisse und Sonder-
entwicklungen waren die Folge. Seit der Mitte des 11.Jh. führte die Frage der
Legitimation der Patriarchenwahlen zu mehreren Schismata, die nur mit viel
Mühe beigelegt werden konnten. Die Involvierung weltlicher Würdenträger bei
ErnennungRfragen, etwa des Philareto!=I Brachamios, führte zur Zeit des Zusam-
menbruchs der byzantinischen Ostverteidigung zu chaotischen Verhältnissen.
Nicht die Schikanen der Reichskirche brachten die jakobitische Kirche in
ernste Gefahr, sondern die völlige ethnische und politische Umgestaltung
des ostkleinasiatisch-syrischen Raumes seit Mitte des 11.Jh. Die Verpflan-
zung großer Bevölkerungsteile des armenischen Volkes nach Kappadokien,
Kilikien und Nordwestsyrien beeinträchtigte die jakobitische Kirche, da sie
sich plötzlich einer weiteren Volksgruppe konfrontiert sah. Zwar waren die
jakobitisch-armenischen Beziehungen seit alters her erheblich positiver
als die zur Reichskirche, doch ist es kein Wunder, daß konfessionelle Que-
relen zwischen beiden monophysitiachen Kirchen in dem Augenblick begannen,
da Armenier im jakobitischen Kerngebiet zu siedeln begannen. Hinter dem Brief-
wechsel zwischen dem jakobitischen Patriarchen Johannes X. und dem armeni-
schen Katholikos Gregorios II. steht die Frage, wie denn beide Kirchen in Zukunft
miteinander in einem Land leben könnten. Die liturgisch-theologischen Fragen
sind ein Austragungsort dieses Streits; doch kann man wohl kaum annehmen,
daß eine theologische Einigung die Lösung der brennenden wirtschaftlichen
und machtpolitischen Probleme mit sich geführt hätte.
Die seldschukische Invasion seit 1071 und das Erscheinen der Kreuzfahrer
1098 brachten die völlige Destabilisierung des Raumes mit sich. Aufgeteilt in ein
halbes Dutzend konkurrierender Machtgebilde, konnten die jakobitischen Chri-
sten nur dann in Frieden leben, wenn es ihren Rierarchen mit diplomatischen
Mitteln gelang, im Kräftespiel der Parteien geschickt zu lavieren.
So erscheint rückblickend die byzantinische Periode Mitte des 10. bis Mit-
te des 11.Jh. als eine Zeit relativen Friedens und der Prosperität. Die Masse
der Jakobiten hatte zumindest in Kappadokien nicht unter Zwangsmaßnahmen
zu leiden. Daß das von den syrischen Chronisten entworfene Bild gerade die
Bedrückung der Hierarchen hervorhebt, ist verständlich, wenn man den hohen
kirchlichen Rang etwa eines Michael Syrus oder Bar-Hebräus bedenkt. Doch
auch deren Negativcharakterisierung der byzantinischen Herrschaft kann nicht
das Bild dieser blühenden monophysitischen Kirche im byzantinischen Reich
verdüstern. Die beachtliche Renaissance syrisch-jakobitischer Literatur im
12. und 13.Jh. geht unmittelbar auf die organisatorische Stärkung von Bi-
stümern und Gemeinden der byzantinischen Periode zurück, als tatkräftige
Syrer, Kleriker und Laien, die ideellen und materiellen Ressourcen für den
kulturellen Aufschwung schufen.
~_nha_DK_:

12. Exkurse zum byzantiniscj1-jaj{obitis9hen Verhältnis


im_ 1 o: u n_cf 1J •Jahr h u n der t

12. I. Häresi~ und RekonziJiationsverfahren

Nach außen hin wirkte die Kirche des byzantinischen Reiches - also die
im Patriarchatssprengel von Konstantinopel zusammengefaßten Eparchien _
nach dem Ende der ikonoklastischen Konh·overse 843 geschlossen und be-
ruhigt. Die byzantinischen Quellen berichten, abgesehen vom photiniani-
schen Schisma, nur von einer Problematik, die zu lösen war: der Ausein-
andersetzung mit den dualistischen Häresien, besonders den paulikiani-
s_chen Sekt~n 1 • Welche konfessionellen Verhältnisse aber herrschten in den öst-
hchen Provinzen Kleinasiens? Inwieweit lebten die großen christologischen
"Häresien" fort? Welche Entwicklung hatten ältere rigoristische Gruppen ge-
nommen? Die Quellenlage läßt nur sehr vorsichtige Antwortversuche zu, die
zeitlich und geographisch eng gefaßt werden müssen 2 • Einblick gewähren
gerade QueIJen aus der Provinz, die auf lokale Besonderheiten eingehen.

12.I.1. Der Briefwechsel zwischen Philotheos von Euchaita


und Theodoros von Nikaia

Eine Quelle dieser Art, in der auch die Jakobiten Erwähnung finden, soll
nunmehr untersucht werden.

Theodoros fungierte unter Konstantin VII. wahrscheinlich als Chartophylax


der Hagia Sophia und trat wohl zu Beginn der 950er Jahre sein Amt als Me-
tropolit von Nikaia an • Philotheos,
3 der zwischen 963 und 971 eine wichtige
Rolle in der Innen- und Außenpolitik spielen sollte 4 , wurde etwa zur glei-
chen Zeit Metropolit der im nordöstlichen Kleinasien gelegenen Eparchie
von Euchaita 5 • Vor 963, als der Euchaite in politischen Missionen für Nfäe-
phoros II. Phokas den Osten verließ 6 , ersuchte er seinen Amtsbruder, der
große kirchenrechtliche Kompetenz besaß, um Rat. Sein Brief ist zwar nicht
erhalten, Jäßt sich jedoch aus dem Antwortschreiben des Theodoros rekon-
struieren.

Zeile 1-10 der folgenden Übersetzung des Hauptteils des von Jean Darrouzes
edierten Briefes 7 geben die vorliegende Problematik an, der sich Philotheos
nicht gewachsen sieht:

l S. Skylitzes, ed.Thurn, S. 125-126, unter der Regentin Theodora


um 860; S. 171, unter Basileios I. 869. Vgl. Hussey, S. 157, unter
Johannes Tzimiskes um 970. Literatur: P. Lernerle, Lit.-Verz. Nr. 141;
Vryonis, S. 55-68.
2 Gesamtdarstellung: J. Gouillard, Häresie, Lit.-Verz. Nr. 78.
3 S. Darrouzes, Bpistoliers, S. 53 und 288, Anm. 36.
4 S. Darrouzes, Epistoliers, S. 274, Anm. 19; Dölger, Kaiserregesten,
Nr 695, Nr. 718, Nr. 739-740 (versehentliche Verschreibung des Namens
durch die Quellen Kedrenos und Nestorchronik zu 'Theophilos').
5
Er trat sein Amt auf jeden FaJJ nach 945 an, als der Vorgänger Phil-
aretos noch amtierte, s. Darrouzes, Epistoliers, S. 274, Anm. 19.
6
S. Dölger, K~iserregesten, Nr. 695, s.o. S. 46, Anm. 63.
7
Darrouzes, Epistoliers, S. 274-276. Die nun folgende Übersetzung von
S. 275, Zeile 6-39 bis S. 276, Zeile 40 "dianoou ".
111

Aus dem Brief des Theodoros von Nikaia an Philotheos von Euchaita

( 1) "Weil sich dir aber eine Menge von Häretikern nähert, während du
anwesend bist - als ob sie gegen das verworfene und verkehrte Dogma ihrer
Lehrer Abscheu empfände - und darum bittet, dem guten Leib der Kirche zu-
gefügt und unserer Fü11e zugerechnet zu werden, ist es auch nötig, daß du
(5) auf vollkommenere Weise durch uns Erkundigung über sie erhältst, gleich-
wohl du nicht unwissend bist, auf welche Weise sie als Hinzukommende auf-
genommen werden sollen. So werden wir, was sie betrifft, die göttlichen und
heiligen Kanones in Erinnerung bringen.

Dem alten Dionysios und der damals um ihn versammelten Synode schien es
(10) (seil. richtig), daß jeder, der nicht mit der einen Taufe der allgemeinen
Kirche übereinstimmt, wiedergetauft werde, damit die Taufe bei den Häretikern
überhaupt nicht gerechnet werde 8 • Den heiligen Vätern nach jenen (schien es
richtig), daß in Anbetracht einer gewissen Mäßigung 9 - gemäß dem Unter-
schied des Dogmas - der Unterschied beurteilt werde und die Verbindung
(15) zum gesamten Leib der Kirche.

Arianer 10 nämlich 11 und Makedonianer, Sabbatianer und Novatianer, oder


Photinianer, welche sich selbst als Reine bezeichnen, Aristerer und Quar-
todecimaner oder Tetraditen und Apollinaristen, welche Dokumente 12 geben
und jede Häresie verfluchen, die auf andere Art gesonnen ist wie die all-
(20) gemeine Kirche, und besonders diejenige, in welcher sie festgehalten
waren, sollen hierauf die Glaubensbekenntnisse auswendig lernen. Und mit
der heiligen Myronsalbe sollen die Sinnesorgane gesalbt werden. Es wurde
beschlossen, (sie) auf solche Weise aufzunehmen und die göttlichen Myste-
rien mit uns gemeinsam zu haben. - Und dies gemäß dem großen Basileios
(25) in Anbetracht der Mäßigung Vieler,"

8 Dionysios von Alexandreia, den Theodoros als Kronzeugen einer stren-


gen Haltung anführt, vertrat gerade nicht die Wiedertaufe der Häreti-
ker: "Baten sie {seil. die Häretiker) um Aufnahme, so gab er nicht
eher statt, als bis sie alles, was sie bei den Gegnern gehört, öffent-
lich bekannt hatten. Hierauf ließ er sie zur Gemeinschaft zu, ohne in
ihrem Falle eine zweite Taufe zu verlangen; denn sie hatten schon frü-
her das Heilige von ihm empfangen." (Eusebios, Kirchengeschichte Vll,
7, 4; Lit.-Verz. Nr. 65, S. 323) Ein weiterer Fall, da der Häretiker mit
Sicherheit nur die häretische Taufe empfangen hatte, wird von Dionysios
im 5. Brief (über die Taufe) an Xystos geschildert (vgl. Eusebios, Kir-
chengeschichte VII, 9, 1-5).
9 Der Terminus "oikonomia" steht hier für ein pragmatisches, gemäs-
sigtes Verhalten einem Sachverhalt gegenüber, der auch eine unnach-
giebige Beurteilung zuließe - auf die jedoch bewußt verzichtet wird.
Vgl. Lampe, Stichwort 'oikonomia', S. 942, D 1 und 2.
to Zu den nun folgenden Häresien s. Gouillard, Häresie, S, 307-312.
n Der folgende Abschnitt bis Zeile 31 ist eng an Kanon VII von Kon-
stantinopel 381 angelehnt, vgl. Conc,Oec.Decr., S. 31, Z.7-27.
12 "lihellous". Der Terminus bezeichnet hier ein Dokument. mit einer
Erklärung der Anerkennung der chalkedonensischen Orthodoxie, vgl,
Lampe, Stichwort 'libeUos', S. 801.
Fxkur"e

Aus dem Brief des Theodoros von Nikaia an Philotheos von Euchaita

"Die Eunomianer aber, welche mit einmaligem Untertauchen taufen, oder die
Montanisten, die auch Phryger ( seil. heißen), Sabellianer, welche die 'Sohnvater-
schaft'13 lehren und eben diese Paulinisten, über welche deine längere Rede
(geht), und alle anderen Häresien wurde geheißen, wie Heiden aufzunehmen,
(30) indem sie die Zeit im Hören der heiligen Schriften verbringen und auf
solche Weise getauft und w-iedergetauft. werden sollen.

Da nun aber das (seil. Unterscheidende) der Jakobiten geringer scheint als die
anderen Häresien, so salben wir nur die von dorther Zurückkommenden weder
mit Myron, noch taufen wir etwa -wieder, sondern sobald sie Dokumente gege-
(35) ben und jede Häresie verflucht haben, nehmen wir (sie) ganz besonders
im Hause auf und rechnen und ordnen sie den Orthodoxen zu.

Indem du in diesen Dingen, o Heiligster, denen folgst, welche sowohl in Mäßi-


gung dienen als auch Genauigkeit bew-ahren, vermeide als falsche Rechnungen die
hier heimischen Bräuche und die den göttlichen Satzungen entgegenstehenden
(40) Sitten: abzufallen / 14 und allenthalben auszuweichen; und sei eifrig
und überlege!"

Eine große Zahl von Personen, die sich nicht zur orthodoxen Großkirche zu-
gehörig gefühlt hatten und als Häretiker (hairetizontes) bezeichnet werden 15 ,
ist an den Metropoliten von Euchaita persönlich herangetreten. Ihr Anliegen
ist, in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen zu werden. Als Motivation wird
die Ablehnung des häretischen Dogmas angegeben 16• Offenbar ist sich der Bi-
schof nicht schlüssig, welche Schritte er zur Rekonziliation der Antragsteller un-
ternehmen soll. Es gibt zwar eine örtliche Praxis, die allgemein geübt wird 17 ,
doch ist sich Philotheos nicht sicher, inwieweit diese Praxis mit den kirch-
lichen Kanones übereinstimmt.
Zwei Gruppen werden aufgeführt, denen besonderes Augenmerk gilt: Pauliki-
aner1s und Jakobiten19. Welches nun die wirklichen Motive der Häretiker gewe-

13 "hyiopatoria". Lehre von der Identität Gottvaters und des Sohnes,


s. Lampe, Stichwort 'hyiopatoria', S. 1426.
14 Darrouzes, Epistoliers, Beginn von S. 276, Z.40.
1s Deutsche Belege nach den Zeilenangaben der obigen Übersetzung (Z ••• ).
Griechische Belege nach der Textedition Darrouzes', hier: Darrouzes, Z.6.
1s S.o. Z.2-3.
17 S. Darrouzes, Z.38-39: "synetheiai" und "ethe".
1s S.o. Z.28-29. Da mit 'Paulinistai' kaum die historische Gruppe der An-
hänger des Paulas von Samosata gemeint sein kann (vgl. Lampe, Stich-
wort 'Paulinistes', S. 1053), wird der Terminus für die zeitgenössischen
Paulikianer verwendet.
19 S.o. Z.32-36. Aus der herausgehobenen Form des Antwortabschnitts
des Theodoros über die Jakobiten läßt sich erkennen, daß sie nicht
nach der euchaitischen Praxis behandelt werden sollen. Als Jakobiten
werden die westsyrischen, gelegentlich aber auch die armenischen Mo-
nophysiten von den Byzantinern bezeichnet, vgl. Ter-Minassiantz,
s. 91-92.
113

-een sind, daß sie konvertieren wollten, läßt sich kaum ausmachen. Doch scheint
der Metropolit mit dem Problem noch nicht konfrontiert worden zu sein, sodaß
eine konzertierte Aktion geistlicher und weltlicher Macht gegen die Gruppen
nicht anzunehmen ist. Eher werden die Vorteile entscheidend gewesen sein, wel-
che eine Konversion bot 20. Doch auch das Nachlassen der Verbundenheit mit der
'häretischen' Gruppe kann eine Rolle gespielt haben. Bei den erwähnten Jakobi-
len kann es sich sowohl um armenische Siedler (Stratioten des byzantinischen
Heeres 2l) als auch um deportierte syrische Jakobiten hande]nn.
Theodoros sieht zwei Wege für die Rekonziliation von Häretikern. Zum einen
die unumgängliche Taufe als Zeichen der völligen Ungültigkeit der Häretiker-
taufe23, eine Praxis, die er zu Unrecht Dionysios von Alexandreia unterstellt24,
Zum anderen soll bei der Beurteilung der Häresien je nach dem Grad des Unter-
schiedes zum großkirchlichen Dogma differenziert werden (kat'oikonomian) 25 •
Den zweiten Weg sieht er in der Tradition bestätigt und führt ihn aus.
Theodoros übernimmt seine Argumentation aus dem Werk des Timotheoe, Pres-
byters der Hagia Sophia und Skeuophylax' der Chalkoprateia-Kirche 26• Gleich
Timotheos kennt Theodoros von Nikaia drei Klassen von Häretikern2 7 , deren Re-
konziliationsverfahren unterschiedlich gehandhabt werden soll.
Die erste Klasse (Taxis) umfaßt Sektenangehörige 2B, welche mit dem heiligen
Myron gesalbt werden, die Glaubensbekenntnisse lernen und den Libelles geben
- als Dokument ihrer Rechtgläubigkeit. Sie müssen jede Häresie, besonders ihre
einstige, verfluchen.
Die zweite Klasse umfaßt Häretiker, deren Lehre sich am weitesten von der
Großkirche entfernt29, Sie erfahren den vollständigen Katechumenenunterricht
wie Heiden und werden wiedergetauft.
Die dritte Klasse betrifft nur die Jakobiten 30. Theodoros hält sie für die
Nahestehendsten, daher werden sie weder gesalbt noch getauft. Sondern sie
müssen nur ihren Libelles unterzeichnen und jede Häresie anathemalisieren 31 •
Seine Diktion wird geradezu freundlich. Der Vergleich mit der Vorlage des
Presbyters Timotheos zeigt, daß Theodoros nicht nur dessen Text deutlich

20 Vor allem ermöglichte sie den Eintritt in die staatliche (und kirchliche)
Ämterlaufbahn.
21 S. Dölger, Kaiserregesten, Nr. 720.
22 S. die hohen Deportationszahlen der 96Oer Jahre bei Dagron, S. 183.
Doch auch die Kampfhandlungen seit den Feldzügen des Johannes Kur-
kuas in den 930er Jahren brachten schon Tausende von Gefangenen aus
jakobitisch besiedelten Gebieten nach Kleinasien, vgl. Yahya A, S. 32.
23 S.o. Z.9-12. Vgl. de Vries, S. 67.
24 S.o. Anm. 8.
25 S.o. Z,12-15.
26 Titel der Schrift: "Peri diaphoras t8n proserchomen6n t~ amometo
hemon pistei" (PG 86, Spalte 11-74). Vgl. Beck, S. 401-402 und de
Vries, S. 69.
27 PG 86, 69 A: "treis heuriskornen taxeis ton proserchomenon t~
hagia tou Theou katholike kai apostolike Ekklesia. II
2e S.o. Z.16-25. Arianer, Makedonianer, Sabbatianer, Novatianer, Pho-
tinianer, Aristerer, Quartodecimaner und Apollinaristen.
zo S.o. Z.26-31. Eunomianer, Montanisten, Sabellianer, Paulikianer.
Jo S.o. Z,32-36.
31 S.o. Z.34-35.
Exkurse

32
straffte , sondern auch den Häretikerkatalog kritisch auf seine Ah:tualität
für das 10. Jh. überprüfte. Für die Mitte des 10. Jh. spielten auf Reichsbo-
den die noch von Timotheos aufgeführten Nestorianer keine Rolle mehr. Folg-
lich läßt Theodoros die entsprechenden Abschnitte seiner Vorlage aus. Die
einzelnen monophysitischen Gruppen werden nun nach Jakobos Baradnios, ih-
rem großen Kirchenorganisator, 'Jakobitai' genannt. Theodoros' Brief läßt also
die konfessionelle Lage seiner Zeit. durchRcheinen, selbst wenn einige alte
Sekten aufgeführt werden, die seit Jahrhunderten verschwunden gewesen sein
müssen. Doch, so zeigt das Beispiel der Paulikianer, können sich unter alten
Namen neue Formen der Häresie verstecken.
"La reponse de Theodore, de genre officiel, s'apparante a celles que pou-
vait donner le chartophylax" meint Darrouzes 33 • Doch muß Theodoros zur Zeit
der Abfassung des Briefes dieses Amt nicht bekleidet haben. Sein Gutachten
zeigt, daß die Reichskirche zwar weit davon entfernt war, die Jakobiten an-
zuerkennen, doch andererseits ihr Dogma als die leichteste Form der Abwei-
chung einordnete.
Der Adressat Philotheos hat mit diesem klaren Brief sicher Hilfestellung
erhalten. Als Vertrauter und Anhänger des Nikephoros Phokas 34 kann er dem
späteren Kaiser das Gutachten zur Rekonziliation zugänglich gemacht haben.
Für seine Jakobitenpolitik durfte sich Nikephoros nicht nur von der Staats-
raison leiten lassen, sondern benötigte auch kirchliche Stellungnahmen. Die
gemäßigte Haltung des Theodoros von Nikaia muß ganz in seinem Sinn gewe-
sen sein.
Seit 963 hielt sich Philotheos von Euchaita oft in Konstantinopel auf. Es
ist durchaus wahrscheinlich, daß er an der Sitzungsperiode der Synodos
Endemousa im Frühjahr und Sommer 969 teilnahm, als sich die Reichskirche mit
dem jakobitischen Patriarchen Johannes VII. auseinandersetzte 35 • Dies stellte
die einzige Disputationsversammlung chalkedonensischer und jakobitischer
Bischöfe in rnittelbyzantinischer Zeit dar. Der Prozeß Johannes' VIII. 1029
wurde bereits in einem Klima völliger Unduldsamkeit geführt. Die Oikonomia,
die Theodoros von Nikaia so hoch schätzte, wich einer rigoristischen Anwen-
dung der staatlichen Häretikergesetzgebung. Wiedertaufen von Jakobiten fan-
den statt36, Ihre Ordinationen wurden mißachtet 37 • Die harte Praxis einer

32 S. PG 86, 41 A: (Welche ihre eigene Häresie verfluchen, sind)


"diese: Nestorianer, Eutychianisten und deren Genosse Dioskoros.
Und dann Severos und Jakobos, nicht der Orthodoxe von Batnai (seil,
syr. Sarug), sondern ein anderer Häretiker (seil. Jakobos Baradaios)
und die übrigen Akephaler ... " (Vgl.auch PG 86, 71 A) Es folgt eine
Aufzählung der innermonophysitischen Schismen bis um 600. Zu den Ne-
storianern seit
/
dem 6. Jh. s. Beck, HKG II/2, S. 44-49.
33 Darrouzes, Epistoliers, S. 275, Anm. 20.
34 S. Leon Diakonos, ed.Loretto, S. 48, CSHB, S. 45.
35 S.o. S. 46, Anm. 63; Philotheos übernahm nach dem 30. Juni 969 eine
außenpolitische Mission in Bulgarien und verließ die Hauptstadt, s.
Dölger, Kaiserregesten, Nr. 718. Zuvor konnte er an der Disputation
teilnehmen.
36
Zum ersten Mal wurden Jakobiten unter Patriarch Alexios Studites
in Konstantinopel ( 1030) mit Wiedertaufen konfrontiert, s. MS 144/565.
S.o. S. 88-89.
37 S. MS 144/565.
115

Gleichstellung der Jakobiten etwa mit Paulikianern hatte kaum das kanoni-
sche Recht und die überwiegende Tradition auf ihrer Seitel8,

12.1.2, Rekonziliationsverfahren der jakobitischen Kirche

Auch die jakobitische Kirche verfügte über einen kfrchenrechtlichen Maßnah-


menkatalog für den Fa11 der RekonziliationJ9, Ein Kanon, der sich mit dieser
Problematik auseinandersetzt, soll nun vorgestellt werden.

"Die Kanones, die von den heiligen Vätern in der Zeit der Verfolgung
erlassen wurden" 40

Innerhalb des aus sieben Fragen und Entscheidungen bestehenden Zyklus


betrifft ein Rechtsentscheid das Rekonziliationsverfahren von Klerikern,
die häretischen Lehrmeinungen - speziell der chalkedonensischen - ange-
hangen haben:

"Su'äla puna.ja 1: diejenigen, die im Besitz der Weihe sind, sollen ein
Bekenntnis ablegen, den abwegigen Glauben anathematisieren und dann
ein Jahr ohne jedes priesterliche Amt sein. Falls ihre Busse echt ist,
dürfen sie nach dieser Periode ihr Amt aufnehmen. Diejenigen dagegen,
die von der Häresie die Weihe mitbringen, sollen außer dem genannten
Prozeß zwei Jahre warten."41

Die handschriftliche Deckung der Sammlung ist sehr gut. Sowohl aus dem
8.Jh. als auch aus dem 9., 10. und 11.Jh. - ganz abgesehen von den späte-
ren Texten, die in diesem Zusammenhang außer Acht gelassen werden kön-
nen - sind Textzeugen vorhanden 42, sodaß der Schluß einer eifrigen Benutzung
der Kanones gezogen werden kann. Die zweite Hälfte des 10.Jh. und das
11.Jh. boten den Jakobiten mannigfache Anwendung der Kanones, gab es
doch Konversionen zur melkitischen Kirche - teils 'freiwillig' 43 , teils er-
zwungen44 - , die wieder rückgängig gemacht wurden: Bischof Moses von
~esna ge Zaid und Bischof Isaak von 'Arqa entsagten dem unter massiven
Druck abgelegten Bekenntnis zum Chalcedonense und kehrten zur jakobiti-
schen Kirche zurück45,

38 S. Kanon 95 des Quinisextum (zitiert in PG 86, 72 C): "Wir


sehen aber nun in den großen und allgemeinen Kirchen ... ,daß
sie die Armenier, Jakobiten und Nestorianer und die übrigen
Akephaler ... für würdig halten und (sie) nicht taufen, sie ihre
Anführer aber verfluchen zu lassen."
39 S. zur älteren jakobitischen Tradition de Vries (Philoxenos von
Mabbug, Severoa von Antiocheia, Johannes von Tella u.a.), S. 70-84.
40 Titel einer Kanonessammlung um 535, s. Vööbus, CSCO 317, S. 269.
41 Vööbus, CSCO 317, S. 271.
42 S. Vööbus, CSCO 317, S. 270.
43 Begüterte Jakobiten in Antiocheia, s.o. S. 63-68.
44 S.o. S. 87-89. Bischof Isaak von 'Arqa, s. MS 469/762, Liste XXXI,
15; Metropolit Ignatios von Melitene, s. MS 469/762, Liste XXXI, 5
und MS 144-45/565; Bischof Moses von IJesnii 90 zäid, s. MS 469/
762, Liste XXXI, 41.
411 S.o. S. 89.
Exkurse

Die Frage nach der Behandlung zurückkehrender Kleriker und die Durch-
führung der Rekonziliation (Bekenntnis, Anathematisierung der Häresie,
Warte- oder Bußzeiten) unterscheidet sich zwar wenig von der Vorgehens-
weise des gemäßigten Flügels der melkitischen Kirche 46 , jedoch sehr von
der durch die Autorität des ökumenischen Patriarchen Alexios Studites
im Jahre 1029 vertretenen Praxis gegenüber den oben genannten jakobiti-
schen Bischöfen. Als die Hierarchen um den jakobitischen Patriarchen
Johannes VIII. nach ihrem Prozeß vor dem Synodikon Dikasterion 47 der Sy-
nodos Endemousa zur Konversion genötigt wurden, konnten sie nicht verste-
hen, daß man sie nicht in ihrem alten Rang (Taxis) beließ 48 , sondern wie-
dertaufte und dann nur zu Subdiakonen weihte 49 • Da ihre Ordination und
Priesterweihe "von Dioskoros und Severos"so ihren Ursprung hatte, wurde
sie von den Vertretern der Reichskirche nicht akzeptiert. Das maßvolle
jakobitische Verfahren scheint den syrischen Bischöfen so selbstverständlich
gewesen zu sein, daß sie den Melkiten eine ähnliche Praxis unterstellten.
Ein ehemaliger Melkit, der seine Weihe von der Hand eines chalkedonensi-
schen Bischofs empfangen hatte, konnte nach zwei Jahren Bußzeit ohne Ver-
lust seines Ranges jakobitischer Kleriker werden. In der Zeit der großen
Auseinandersetzungen der justinianischen Epoche, als der obige Kanon ver-
faßt wurde, fanden solche Wechsel statt, doch ist aus dem 10. und 11.Jh,
kein Fall eines melkitischen Geistlichen bekannt, der Jakobit geworden
wäre. Der Kanon fand seine Anwendung also bei den Opfern byzantini-
scher Bekehrungsversuche.
Doch konnten nach 1030 Moses von Hesna de Za.id und Isaak von 1Arqa
nicht auf ihre Bischofssitze zurückkeh;en, da- der neue Patriarch Diony-
sios IV. bald nach Beginn seiner Amtszeit (1031) für die vakanten Bistü-
mer neue Hierarchen ordiniert hatte 5 l, Die Vita Johannes' VIII. berichtet:
"Und sie beschlossen ihr Leben in Buße" 52 • Johannes VIII. hatte noch
vor seinem Tod (2.2.1031) ein Zirkular nach Syrien schicken können, in
dem er anordnete, daß die Renegaten für den Fall, daß sie Reue zeigen

46 Als Vertreter eine Linie der 'Oikonomia' gegenüber den Häretikern s.


im vorigen Kapitel Theodoros von Nikaia, vgl. de Vries, S. 75,
47 S. G. Ficker, Erlasse, S. 11, Z.27.
48 S. MS 144/565 und Severos ibn al-Muqaffa', II, II, S. 219; s.o.
s. 88-89.
49 So die syrische und die koptische Quelle. Der Synodaltomos des
Alexios Studites schweigt über eine Wiedertaufe. Die Jakobiten
werden als Apollinaristen angesehen und angeblich gemäß Kanon VII
von Konstantinopel I (381) behandelt: "Apolinariou (sie) gar t~n plan,n
Eutyches kai Dioskoros diedexanto" (G. Ficker, Erlasse, S. 15, Z.16
-17). Theodoros von Nikaia legte dementsprechend nahe, Apollinaristen
nicht wiederzutaufen (vgl. Darrouzes, Epistoliers, S. 275, Z, 21-26).
Dennoch ist die von den Monophysiten bezeugte Behandlung der Jakobite1
als historisch anzusehen, da die von Michael Syrus zitierte Vita Johan-
nes' VIII. verläßlich informiert (MS 137-145/560-165), S.o. S, 88-89,
50 Ebd. und G. Ficker, Erlasse, S, 13, Z.13 ff.
lH
Johannes von J;Iesna Qe Zaid, MS 471/763, Liste XXXII, 15 und
Johannes von 'Arq§., MS 470/762, Liste XXXII, 3.
MS 145/565,
117

würden, wiederaufzunehmen seien 53 , Wahrscheinlich hande)t es sich um eine


Stellungnahme gemäß dem oben erwähnten Kanon. Da der Zeitpunkt der Rück-
kehr der Zwangskonvertierten nicht bekannt ist 54 , läßt sich nicht eindeutig
sagen, ob sie nach der Ordination ihrer Nachfolger nach Osten kamen - oder
ob sich Dionysios IV. bewußt gegen eine Wiedereinsetzung entschloß.
Man muß bedenken, daß aus den Quellen nur die Fälle hochrangiger Hier-
archen bekannt. sind. Da die melkitischen Bedrückungen ja keinen Dauerzu-
stand darstellten, sondern auch zur Zeit des Alexios Studiles nicht den
Charakter von Pogromen annahmen, ist anzunehmen, daß betroffene Priester
der Konflilctzentren Melitene und Antiocheia wieder zu ihrer Kirche zurück-
kehrten, sobald sich die Lage normalisierte.

12.2. Die antijakobitischen Synodaltomoi des Alexios Studites


12.2. 1. Der Tomos von 103055

Im Zusammenhang der soeben untersuchten Texte ist die harte Argumentations-


linie des ökumenischen Patriarchen Alexios Studites in seinen Synodaltomoi
gegen die Jakobiten von besonderem Interesse.
Der 8. Kanon von Nikaia (325) stellt die Grundvoraussetzung dafür dar, daß
die jakobitischen Bischöfe 1029 ihre Sitze räumen mußten 56 , Demnach durften
rekonziliationswillige häretische Bischöfe ihr Amt nicht in der gleichen Stadt
wie der orthodoxe Bischof behalten. Sie wurden im Rang zurückgestuft und
als Presbyter oder Chorbischöfe eingesetzt5 7 , Der Kanon verbietet eindeutig
eine Doppelbesetzung5B,
Daß es überhaupt möglich wurde, die Monophysiten härter anzufassen, lag
daran, daß der ökumenische Patriarch eine Wendung in der Begründung der anti-
häretischen Maßnahmen vornahm. Alexios rekurrierte nicht auf das Drei Klassen-
Schema zur Einordnung der Häresien, das von Theodoros von Nikaia und dem
Presbyter Timotheos her bekannt und im Quinisextum angewendet worden war 59 •
Es war zur Demütigung der Jakobiten denkbar ungeeignet, weil es den Jakobi-
ten den geringsten Grad an Abweichung von der Reichskirche zusprach.

53 S. MS 145/565.
54 Wohl in den Jahren nach 1030.
55 Text bei G, Ficker, Erlasse, S. 4-21. Datiert Mai 1030.
56 Alexios zitiert den Kanon in geringfügig verkürzter Form, vgl.
G. Ficker, Erlasse, S. 14, Z.21-29; S. 15, 1-11 mit Kanon VIII von
Nikaia (in Conc.oec.Decr. 1 S. 8-9).
57 Die eingeschränkten Befugnisse der Chorbischöfe macht Alexios durch
das Zitat des 10. Kanons der Lokalsynode von Antiocheia (341) klar,
s. G. Ficker, Erlasse, S. 15, Z.24-34. "Die Synode von Antiochien (341)
betont einerseits, der Ortsbischof sei in der Verwaltung seines Bistums
unabhängig, andererseits hebt sie hervor, dem Metropoliten obliege die
Sorge für die Kirchenprovinz und ohne seine und der übrigen Bischöfe
Zustimung könne er nichts unternehmen, was darüber hinausgehe."
(Baus, HKG II/1, S. 242-243).
58 " ... hina meen mia polei dyo episkopoi 6si." G. Ficker, Erlasse, S. 15,
z. 10-11. Doppelbesetzungen lagen um 1030 u.a. in Melitene, Asmosaton,
Arabissos vor,
119 S.o. S, 113, Anm. 26. u. 27 und S. 115, Anm. 38.
Stattdessen führte Alexios einen Kanon ins Feld, der vor der großen chri-
stologischen Diskussion des 6.Jh. verfaßt worden war, den 7. Kanon des
Konzils von Konstantinopel 381 60 • Natürlich war es damals nicht möglich
vorherzusehen, welche theologischen Modelle die Zukunft bringen würde, die
später anathematisiert werden sollten. Alexios ordnete daher die Monophysi-
ten der 381 verurteilten Häresie des Apollinaris von Laodikeia zu&t. Der Vor-
wurf des Apollinarismus war bereits 969 bei der Disputation zwischen Polyeuk-
tos und Johannes VII. erhoben worden 62 und wurde von den Jakobiten stets zu-
rückgewiesen. - Letzten Endes benutzten beide Konfessionen apollinaristische
Schriften der Väterliteratur, ohne sich dessen bewußt zu sein63. - Diese An-
klage stand nach kanonischem Recht auf ungesichertem Boden, denn Monophysi-
ten (und Nestorianer) waren ja lange Zeit von der chalkedonensischen Orthodo-
xie nicht in die gleiche Kategorie wie die echten Apollinaristen eingeordnet wor-
den. Dennoch wies Alexios klar die Vorgehensweise der gemäßigten Kanonisten
zurück 64 , weil sich die 'Akephaler' schuldig gemacht hätten, in orthodoxe Ep-
archien eingedrungen zu sein und Irrlehre verbreitet hätten 65 •

Im Kernstück seiner Argumentation steht jedoch die Wiederauffrischung der


Vorschriften der justinianischen Häretikergesetzgebung 66 • Alexios ging es nicht
nur am die Einhaltung des kanonischen Rechts. Er versuchte vor allem den Staat
dazu zu bewegen, sich seiner Pflichten gegenüber der Orthodoxie zu erinnern&7,
Denn die Vergangenheit hatte ja gelehrt, daß ohne staatlichen Beistand die
Position der Reichskirche im jakobitischen Ostkappadokien völlig unhaltbar war,
In zusammengefaßter Form referiert der Synodaltomos die Einschränkungen
bürgerlicher Freiheit, die Häretiker hinnehmen sollten:

Der Erw-erb von Privilegien ist verboten&s


Lehre ist verboten 69

Das Abhalten von Prozessionen in Häusern und Öffentlichkeit ist untersagt7°


Häretische Versammlungsplätze sollen durch die orthodoxe Ortskirche
beschlagnahmt werden 71

Klosterbau ist untersagt 72

Militärdienst ist untersagt7 3

Die Übernahme öffentlicher Ämter ist unmöglich 74

so Vgl. G. Ficker, Erlasse, S. 15, Z.10-18 mit Kanon VII, Konstantino-


pel 381 (Conc.oec.Decr., S. 31). Der Kanon stammt jedoch in Wirklich-
keit aus der Mitte des 5. Jh., s. de Vries, S. 68.
"Apolinariou (sie!) gar ten planen Eutyches kai Dioskoros die-
dexanto". G. Ficker, Erlasse, S. 15, Z.17-18, s.o. S. 113, Anm. 49.
S.o. S. 49 und die Synodica Johannes' VII., Anhang, S. 137-144,
Z.123-137.
S. Bardenhewer, Band 3, S. 285-292.
S. G. Ficker, Erlasse, S. 16, Z.9-14.
S. G. Ficker, Erlasse, S. 16, Z.18-23. Der Ausdruck 'akephaloi'
-wird allgemein :filr die christologischen Häretiker gebraucht, s.o.
S. 115, Anm. 38.
S. Alivisatos, S. 31-39.
"Hoia au monon tois hierois ton pateron thesmois alla kai tois phil-
eusebesin nomois emperieileptai." G. Ficker, Erlasse, S. 17, Z.18-19.
68 S. G. Ficker, Erlasse, S. 17, z. 21.
611 Ebd., S. 17, Z.21.
7o Ebd., S. 17, Z.22.
-n Ebd., S. 17, Z.24-25.
?2 Ebd., S. 17, Z.25-26.
n Ebd., S. 17, Z.26.
7• Ebd., S. 17, Z.26-28.
119

- Das Erbrecht häretischer Eltern wird zugunsten orthodoxer Kinder


eingeschränkt?S
- Häretischen Taufe und Erziehung sind untersagt76
- Die Zeugenaussage von Häretikern gegen Orthodoxe vor Gericht ist
verboten 77

- Das Erlernens häretischer Theologie ist verboten78


- Die Lehre häretischer Theologie ist verboten'9
- Alle monophysitischen Schriften sind zu verbrennene 0

Die SankUonen reichen von Geldstrafen 81 verschiedener Staffelung bis hin


zur Todesstrafe 82
(?) . Den verantwortlichen Beamten wird mit der Andro-
hung hoher Geldbußen gedroht, wenn sie die Gesetze nicht befolgen 83 • Allen
chalkedonensischen Bischöfen wird befohlen, sich an die Bestimmungen des
Synodaltomos zu haltenB 4 ,
' Doch kehren wi.r zu den rekonziliationswilligen jakobitischen Bischöfen zu-
rück. Es besteht eine Spannung zwischen dem Bericht der syrischen Vita des
Jakobiten Johannes' VIII. und dem Passus des Synodaltomos, der sich mit ihnen
beschäftigtes. Alexios Studites behauptet, daß nach Ausstellung des Libelles,
erneuter Ordination und den üblichen Abschwörungen Ignatios von Melitene, Isaak
von Arka und Moses von Mesopotamia O:Iesnä ge Zaid) als Bischöfe in ihre Heimat
zurückkehren könnten, sofern ihre Throne nicht von Chalkedonensern - also recht-
mäßig wie im Fall Melitenes - besetzt wärens&, Doch die monophysitischen Quel-
len erzählen von einen ganz anderen Hergang, nämlich von Wiedertaufe und Degra-
dierung der Renegaten. Es gibt keinen Grund, der syrischen Vita zu mißtrauen.
Daß Partei für die monophysitischen Märtyrer ergriffen wird, ist nur natürlich
und heißt nicht, daß Fakten falsch dargestellt wurden. Ein Alexios Studites,
der in der Lage war, den Jakobiten das ganze Gewicht der justinianischen Häre-
tikergesetzgebung aufzubürden, konnte auch verunsicherte Renegaten zwangstau-
fen lassen. Zwar schweigt der Synodaltomos darüber, doch sagt dies nichts darü-
ber aus, was den ehemaligen Jakobiten tatsächlich geschah.

12.2,2. Der Tomos von 103287

Der Text des Dokuments ist leider verloren. Nur die Liste der Unterzeichner
des Tomos ist erhalten. Daß der Synodalbeschluß gegen die Jakobiten gerich-

'15 S. G. Ficker, Erlasse, S. 17, Z.29-30,


76 Ebd., S. 17, Z.32-33.
.,., Ebd., S. 17, Z.34 .
'18 Ebd., S. 18, Z.2.
79 Ebd., S. 18, Z.3.
80 Ebd., S. 18, Z.4.
81 Ebd. S. 17, Z.23 u. 25; S. 18, Z.2: Die Strafzahlung von 10 Goldpfun-
den (Utra), also 720 Nomismata, für das Erlernen häretischer Theo-
logie ist ungeheuer hoch. Wer konnte das bezahlen?
82 "Kai ho didaskon ta kekolymena eschatos timoreital' (ebd., s. 18,
1
Z.3). Die Formulierung wird auf das Schärfste bestraft' läßt die To-
desstrafe denkbar erscheinen, doch ist dies nicht zwingend. Es können
auch Haft- und Leibesstrafen gemeint sein.
83 Ebd., S. 18, z.7-8.
84 Ebd., S. 18, Z,15-16.
8~ Vgl. MS 144-145/565 mit G. Ficker, Erlasse, S, 13, Z.13-17; S. 14,
Z.1-17; s.o. S. 88.
88 Ebd., S, 14, Z.5-17.
8'I Erhaltener Text bei G. Ficker, Erlasse, S. 25-27. Datiert 1032, s.
Grumel, EO XXXIII, S. 137-138.
-tet ist, ergibt sich aus der Unterschrift des Alexios Studitesee. Zwar iel der
konkrete Inhalt nicht bekannt, aber es ist von großer Bedeutung, da.ß die-
ser Tomos vom chalkedonensischen Patriarchen von Antiocheia, Elias, unter-
zeichnet worden ist. Die antijakobiti.schen Maßnahmen späterer Jahre in
Antiocheia stehen somit im Zusammenhang zu einem den Gesamtkörper der
Reichskirche umfassenden Gesetzgebungsvorgang 89 •

Johannes von Melitene, der streitbare Metropolit der Chalkedonenser Kappa-


dokiens, nahm an der Synode ebenfalls tei1 90 • Als aktuelles Problem kann die
bekanntgewordene Ordination des jakobitischen Patriarchen Dionysios' IV. be-
handelt worden sein 91 , die der Reichskirche Probleme bereiten mußte. Denn un-
mittelbar nach seinem Amtsantritt ordinierte Dionysios einen gewissen Johan-
nes zum neuen Metropoliten für die jakobitische Metropole92. Damit waren die
Anstrengungen des Prozesses von 1029/30 wieder zunichte gemacht, denn offen-
bar ließ sich der hohe jakobitische Klerus nicht einschüchtern.

12.2.3. Der Synodaltornos von 103993

Daß nach zehn Jahren erbitterten Kampfes gegen die Monophysi.ten noch immer
kein Land gewonnen worden war, zeigt der Tomos von 1039. Drei Hauptkomplexe
werden behandelt. Zunächst das Problem der Mischehen, dann das Erbrecht und
zum Schluß die Testierfähigkeit der Häretiker. Konkreter Anlaß ist die hohe Zah1
von Mischehen im mehrheitlich jakobitischen Melitene 94
1 die natürlich zu den
entsprechenden Auseinandersetzungen im Erbfall führten. Keine Quelle beleuch-
tet besser die bürgerlichen Beziehungen zwischen Jakobiten und Chalkedoneneern
in Kappadokien als dieser Tornos, ein Katalog rechtlicher Diskrimininierung.
Wie die syrischen Quellen belegen, stellten die von Alexios Studites beklagten
'Mißbräuche' überhaupt kein Problem für die Bevölkerung dar 95 • Warum sollten
die wenigen Byzantiner - doch wohl hauptsächlich Militärpersonal, Beamte und
Händler - nicht Angehörige der jakobitischen Oberschicht ehelichen oder ihre
Töchter den Syrern vermählen? Welche andere Wahl hatten diejenigen Byzantiner,
die auf Dauer im Osten bleiben wollten oder mußten?
Wiederum war es Johannes von Melitene, der den ökumenischen Patriarchen
zum Einschreiten brachte 96 • Es bestand offensichtlich die Befürchtung, daß 1chal-
kedonensische' Werte durch Erbgang in häretische Hände kommen konnten, was
dann die soziale Position der Jakobiten weiter gestärkt und auf Dauer den
chalkedonensischen Einfluß geschwächt hätte.
Alexios hat sich bei der Abfassung des Tomos größte Mühe gegeben. Ein Groß-
teil der Rechtsliteratur von Justinian bis zu den Basiliken Leons VI. wird bear•
beitet und zitiert9 7 , soweit es um die genannten Fragen des Häretikerrechts geht,

88 "Alexios ••• ton kata tes haireseos t6n Theopaschit6n etoi Jakobitön
"" '
tomon... h ypesemenamen. ... " G• F.1ck er, E r l aase, S • 25 , Z• 1- 5 •
89 S.o. S. 80-81; s.u. S. 123 ff.
9o S. G. Ficker, Erlasse, S. 26, Z.10.
91 Dionysios wurde am 14.10.1031 ordiniert, s. Nabe, S. 216. Der Synodal-
tomos muß Mitte 1032 fertiggestellt worden sein, s. Grumel, EO XXXIII,
s. 137-138.
9,2 S. MS 470/762, Liste XXXII, 6.
93 Text bei G. Ficker, Erlasse, S. 28-42. Datiert September 1039,
ebd., S. 42, Z.21-23.
94 Ebd., S. 29, Z.10-15.
95 Vgl. das projakobitische Verhalten vieler Würdenträger, MS 140-141/
562-563; 147 /566; csco 354, 217 /289.
96 S. G. Ficker, Erlasse, S. 29, Z.17-19 u.ö.
~7 S. die Anmerkungen mit der großen Fülle von Belegen aus den Gesetzes-
werken in der Textedition G. Fickers.
121

Daneben wird ergänzend eine hohe Anzahl von Kanones gestellt, die sich gegen
die Häretiker richten. Die wichtigsten Bestimmungen sind:

- Eheschließungen mit Häretikern sind verboten9 8 ,


- Eheschließungen sind nur innerhalb einer Konfession erlaubt911,
- Innerhalb konfessionsverschiedener Ehen wird die Rechtsstellung des häreti-
schen Partners geschwächt, der nicht frei über sein Vermögen bestimmen
darf 1° 0 •
- Allein die orthodoxen Kinder dürfen von häretischen Eltern erben101,
- Weiter entfernte orthodoxe Erben haben im Erbfall Vorrang vor häretischen
Kindern oder näheren Verwandten102,
- Falls keine orthodoxen Erben von Klerikern vorhanden sind, tritt die kirch-
liche Hand als Nachlaßverwalter einlo3,
- Falls keine orthodoxen Erben von Laien vorhanden sind, fällt der Nachlaß
dem kirchlichen Vermögen zu1D4,
- Vor Gericht dürfen Häretiker nicht gegen Orthodoxe testieren 105•
- Der Besitz von Versammlungs- und Kulträumen, auch auf Privatgelände,
ist für Häretiker verboten 106•

Sollte der hauptstädtische Patriarch versucht haben, das bürgerliche Leben


Melitenes lahmzulegen, so hätte er keine geeigneteren Maßnahmen treffen kön-
nen. Das gesamte Gerichtswesen wäre innerhalb kurzer Zeit zusammengebrochen,
wenn Jakobiten als Zeugen, Ankläger etc. nicht mehr zugelassen worden wären.
Männer wie der Krites Chrysoburgios, die den Jakobiten äußerst wohlgesonnen
waren, hätten ihr richterliches Amt nicht mehr ausfüllen können 107• Ein Groß-
teil des Privatvermögens hätte durch Erbgang innerhalb einer Generation von
jakobitischer in chalkedonensische Hand gewechselt. Eine derartige Revolu-
tion war nicht durchführbar, da die Jakobiten in Konstantinopel über Ein-
fluß verfügtenios, Da sich viele Jakobiten in Kappadokien und Westarmenien
etabliert hatten, konnten sie nicht ohne weiteres ihren Wohnort wechseln,
um auszuwandern, denn sie hätten ihre Lebensgrundlage verloren. Die inner-
muslimischen Auseinandersetzungen ließen es nicht geraten erscheinen, nach

98 S. G. Ficker, Erlasse, S. 32, Z,7-9. Zitat des 31. Kanons von Laodikeia.
99 Ebd., S. 30, Z.31-32; S. 31, Z,1 (Zitat aus den Basiliken Leons VI.,
s. ebd., S. 31, Anm, 1). Einander scheinbar widersprechende Gesetze oder
Kanones müssen in Einklang gebracht werden wie die juristische Herme-
neutik lehrt: Kanon 72 des Quinisextum scheint Mischehen zu erlauben,
obwohl die übrige kanonistische und juristische Literatur dem entgegen-
steht, s. ebd., S. 33, Z.27-33; S. 34, Z.1-1O (Zitat des Kanons) und
die folgende rechtshermeneutische Abhandlung, S. 24, Z.1O-25. Natürlich
stellt Alexios den Widerspruch als einen nur scheinbaren dar, Z.10-12.
100 Ebd., S. 31, Z.1O-16,
101 Ebd., S. 37, Z.2-5.
102 Ebd., S. 38, z. 18-23.
103 Ebd., S. 38, Z.23-29; S. 39, Z.1.
104 Ebd., S. 39, Z.1-4.
105 Dies war der Normalfall in Melitene wie Metropolit Johannes dem öku-
menischen Patriarchen meldete, ebd., S. 39, Z.21-23. Genauere recht-
liche Ausführung dazu: S, 41, Z,2-11,
1011 Ebd., S. 35, Z.21-24. In diesem Zusammenhang werden auch die Bestim-
mungen über die eingeschränkten Rechte der Juden wieder aufgefrischt.
10, S. MS 140-141/562-563; s.o. S. 82-83.
108 S, die Proteste wegen des ungerechten Vorgehens gegen Johannes VIII.
seitens byzantinischer Würdenträger 1029 , MS 142-143/564. Melitenia-
tische Notabeln in Konstantinopel um 1060, MS 165/575-576, s.o. S. 86.
,~tPn abzuwandern. Ob loyal oder nicht - die Jakobiten blieben am Ort.
igE"r greifbarer Erfolg der Synoda1tomoi war die dauerhafte Vertreibung
'S jakobitischen Patriarchen Dionysios' IV. von byzantinischem Hoheitsgebiet
\lexios Studites gibt an, im Mitte]punkt. seiner Bemühungen stünden drei Zieh
Krieg gegen die Gott]osen, Kampf für die Frommen und Mehrung des Gemeinwc
Doch für den Patriarchen kann 'Gemeinwoh]' nur den orthodoxen Teil der Bevi:
kerung betreffen. Obwohl er über die Bevölkerungs- und Konfessionsstruktur
litenes von Metropolit Johannes genau unterrichtet worden war, scheint er sicf
keine Gedanken darüber gemacht zu haben, wie denn in dieser konkreten Sftua
tion das Recht anzuwenden und durchzusetzen war. Erschreckend wirkt die T<ir
chenpolitik des Studiten in mehrfacher Hinsicht, in ihrer rechthaberischen
Borniertheit und Lieblosigkeit - und in ihrer politischen Kurzsichtigkeit.
Vor allem muß bedacht werden, daß hier nicht ein Patriarch als Erfüllungs-
gehilfe des Kaisers auftritt wie zu Justinians Zeiten, sondern daß die Ini-
tiative von kirchlicher Seite kommt. Das Großreinemacheniu des Alexios Studi-
tes mag als Schutz der anvertrauten Herde gemeint gewesen sein, doch seine
Methoden erinnern nur allzu gut an die im Westen bald darauf geübte Praxis
gegenüber Juden und Ketzern, wenn auch in Byzanz die Anzahl der Todesopfer
antihäretischer Maßnahmen erheblich geringer blieb.
Abgesehen von Vexierungen häretischer Bischöfe scheint keinerlei tpositives'
Ergebnis erreicht worden zu sein: Johannes, der jakobitische Metropolit von
Melitene, starb am 3. April 1061, ohne daß syrische Que11en über Beeinträchti-
gungen während seiner dreißigjährigen Amtszeit klagen würdenu2. Die kanonischen
und gesetzlichen Vorschriften wurden zwar von Alexios Studites allen Trägern
kirchlicher und weltlicher Verantwortung dringend eingeschär:ft.1 13 , doch konnte
er ihnen nicht die zur Ver..rirklichung des Rechtsideals nötigen Mittel ver-
schaffen. Die Verschmelzung des jakobitischen und chalkedonensischen Bevölke-
rungsteiles schritt also bis zum Ende der Epoche weiter voran, da gemeinsame
Interessen im Vordergrund standenH 4 •

10 9 S. MS 147 /566; s.o. S. 92-93.


110 S. G. Ficker, Erlasse, S. 39, Z.13-15.
111 Erlasse -wegen anderer Mißstände bei Ficker, Erlasse, S. 43-54.
112 S. MS 164/575. Doch muß dieser Schluß aus dem Schweigen der Chronj-
sten nicht gezogen w-erden. Vielleicht lag ihnen kein Quellenmaterial
vor, das die täglichen Querelen mit dem chalkedonensischen Klerus be-
leuchtet hätte. Immerhin w-ar Melitene bis zum 12. und 13.Jh. mehrfach
erobert -worden, sodaß Aufzeichnungen vernichtet worden sein können.
113 S. G. Ficker, Erlasse, S. 30, Z.11-19 und S. 41, Z.13-22.
114 Der Mauerbau in Melitene 1061/62 angesichts der Türkengefahr ist
ein hervorragendes Beispiel für gemeinsame Unternehmungen, s. MS
165-166/575-576; s.o. S. 100. Weiterhin ist auf'f'ällig, daß für Me-
litene überhaupt keine Berichte über Störungen des Lebens der Prie-
ster und Gemeinden vorliegen. In Antiocheia dagegen entwickelten sich
die Konflikte auf der mittleren hierarchischen Ebene der jakobiti-
schen Notabelnfamilien und Priester, s.o. S. 65-68. Dort fehlte aber
auch der hohe monophysitische Klerus, der leicht den Stein des An-
stoßes in den Augen der chalkedonensischen Hierarchen bildete. In
der Hauptstadt des byzantinischen Syriens scheinen die Synodaltomoi
größere Wirkung entfaltet zu haben, da dort ein größerer staatlicher
Machtapparat zur Verfügung stand. In Edessa dagegen gibt es nicht
die geringste Spur eines Erfolges, weder Hierarchen noch Gemeinden
wurden während der Amtszeit des Strategos (Katepanos) AbG Ka'b be-
drängt, s.o. S. 95-96. Einziges Zeugnis in dieser Region ist der Ver-
such der Chalkedonenser, sich 1042 der jakobit.ischen Synode in Zeug-
ma zu bemächtigen, was jedoch wegen des Eingreifens AbG Ka'bs f'ehJ-
achlug; s.o. S. 97.
rx11ursl!' 123

12.3. Das Gu Lachten d~s Demetrios von Kyzikos über die jakobitische
~nd armenische Glaubenslehre und Liturgie

Konstantin VIII., der jüngere Bruder Basileios' II., bestieg am 16. Dezember
1025 den Thron. Erst als alter Mann trat er nun aus dem Schatten des über-
mäch Ligen Bruders hervor. Er beauftragte Demetrios, den Metropoliten
von Kyzikos, ein Gutachten über die jakobitische und armenische Theo-
logie und Frömmigkeit zu verfassen 1 , ein Zeichen der sich anbahnenden Ver-
änderungen in der kaiserlichen Religionspolitik, die unter Aasileios TI. in
stillschweigender Duldung häretischer Gruppen bestanden hatte.
KonntP- der melkitii:1che Episkopat bis 1025 nur punktuell gegen Jako-
biten und Armenier vorgehen (Antiocheia, Sebasteia 986), da die Staatsrai-
son es verbot, die gefährdeten Ostprovinzen über Gebühr zu beunruhigen,
so vollzog sich nun innerhalb weniger Jahre eine Veränderung der Machtba-
lance zwischen Kaiser und Episkopat - zuungunsten des Kaisers, der jedoch
diese Entwicklung vorantrieb. Der kfrchliche Machtzuwachs seit Amtsantritt
des ehemaligen Studitenabtes Alexios - Patriarch seit dem Todestag Basi-
leios' II., dem 15. Dezember 1025 2 - äußerte sich darin, daß es möglich
wurde, den Basileus zur Durchführung der niemals aufgehobenen staatlichen
Häretikergesetzgebung zu bewegen. Unter Konstant.ins Nachfolger Romanos III.
Argyros sollte diese Entwicklung voll zum Tragen kommen.
Das Gutachten des Demetrios, dem bereits ein früheres vorausging 3 , das

der Metropolit nun exzerpierte, verfolgte den Zweck, die jakobitische und
armenische Kirche in doppelter Hinsicht der Häresie zu überführen: in Leh-
re und Frömmigkeitsleben. Deutlich wird, daß 500 Jahre nach den großen
christologischen Auseinandersetzungen die Kenntnisse über die monophysiti-
schen Kirchen stark zurückgegangen waren. Der Metropolit unterstellt eine
monophysitische Theologie, die von den Jakobiten selbst seit ,Jahrhunderten
abgelehnt wurde4.

12.3.1. Die Einleitung des Gutachtens (Z.7 - 26)

Das Gutachten wurde nach dem Beginn der Alleinherrschaft Konstantins ver-
faßt. Wahrscheinlich nach 1026, da Demetrios eine gewisse Herrschaftsdauer
voraussetzt 5 • Der Basileus starb bereits am 11.November 1028, sodaß die

Zur Überlieferung des Gutachtens s. G. Ficker, Erlasse, S. 22-23;


Beck, S. 532. Hauptteil enthalten im cTractatus de rebus Armeniae'
unter dem Namen des Philippus Solitarius, PG 127, 879 A bis 884 C.
Meiner Ansicht nach war Demetrios zur Zeit der Abfassung durchaus
bereits Metropolit von Kyzikos, wurde jedoch erst unter Romanos III.
Argyros zum Synkellos ernannt (s. Georgios Kedrenos, CSHB, II, S.
486, Z, 11 ff.): gegen Ficker, der die Textstelle so deutet, als habe
erst Romanos den Demetrios und zwei weitere Kleriker zu Metropo-
liten erhöht, s. G. Ficker, Erlasse, S. 23.
2 S. G. Ficker, Erlasse, S. 3. u. Grumel, Chronologie, S. 436.
3
S. Gutachten, z. 163-165. Belege erfolgen nach der Übersetzung,
S. 129-133. Die jeweiligen Ziffern bezeichnen die Zeile der Über-
setzung.
4 S. Gutachten, Z.63-71, Vorwurf des Eutychianismus. S.dagegen das Be-
kenntnis des Jakobiten Dionysios von Tell-Mahre, Abramowski, S. 132/137,
Z,58, wo Eutyches eindeutig abgelehnt wird.
5
S. Gutachten, Z.7-13,
Jahre 1027 bis 1028 für die Abfassungszeit anzunehmen sind. Dem anlimonophy.
sitischen Engagement des Kaisers gingen bereits Schritte gegen Juden, Alhln.
ganer und paulikianische Sekten voran 6 • Hauptanstoß für Maßnahmen gegen
die Jakobiten bildete deren Selbstbezeichnung als 'Orthodoxe' 7 , Diese Infot·-
mation wird durch Berichte der melkitischen Bischöfe Kappadokiens und Syrien
nach Konstantinopel gedrungen sein. Die Jakobiten traten jedem Rekehrunl(sver~
such mit dem Argument entgegen, selber die orthodoxe Kirche zu repräsentieren
Demetrios versucht daher, die Selbstbezeichnung ad absurdum zu führen, je-
doch nur innerhalb des melkitischen theologischen Denkmodells. Originäre neue
Argumente gegen die Jakobiten und Armenier fehlen. Es stellt sich jedoch
die Frage, inwieweit hier der Kaiser tatsächlich informiert wurde - oder ob
er nicht vielmehr g;egen die Jakobiten und Armenier aufgebracht werden sollte,
Stellt das Gutachten also tatsächlich den Extrakt der Kenntnisse des Metropo-
liten dar, der zwangsweise parteiisch sein mußte, da kein neutraler Raum
zwischen Orthodoxie und Heterodoxie existieren konnte? Da keine weiteren Quel-
len über die persönlichen Ansichten des Metropoliten von Kyzikos berichten,
wird eine Antwort darüber nicht möglich sein, inwieweit Demetrios in gutem
Glauben schrieb - oder bewußt antimonophysitische Tendenzen vorgeben wollte,

11.3.2. über die Lehre der Jakobiten (Z.27 - 85)

Der Textabschnitt enthält einen kurzen Abriß der jakobitischen Theologie in


den geschichtlichen Zusammenhängen des 5. und 6.Jahrhunderts. Die Darstel-
lung der Christologie trifft zwar im Ganzen zu, doch daß Jakobos Baradaios
den Monophysitismus eutychianischer Prägung gepredigt hätte 8 , ist nicht be-
legt. Demetrios meint mit 'Dogma des Eutyches' ganz allgemein den Monophy-
sitismus ohne weitere Spezifizierung. Die Severianer des 6. Jahrhunderts,
die dem Henotikon Kaiser Zenons (482) später beitraten, verwarfen sowohl
Chalkedon, als auch den Eutyches 9 • Der kaiserliche Adressat erfährt nichts
über die zugrundeliegenden Motive dieser Theologie. Demetrios nennt als
Kirchenväter der Jakobiten ausschließlich verurteilte Häretiker: Eutyches 10,
Dioskoros11, Severos 12 und die Monotheleten 13 • Verschwiegen wird jedoch,
daß die alten Väter bis Kyrillos zum Fundament der jakobitischen Patres
gehören. Ebenfalls ungesagt bleibt, falls Demetrios überhaupt davon wußte,
daß der große jakobitische Kirchenorganisator des 6. Jh. Jakobos Bara-

6 s. G. Ficker, Erlasse, S. 21. Abschwörungsformeln für Athinganer


sind im gleichen Manuskript, das die Ekthesis des Demetrios enthält,
zu finden; ebd., S. 21, Anm. 7. Zu dieser Sekte s. J. Gouillard, Hä-
resie, S. 310 u. 315-316; sow-ie Hussey, S, 156-166.
7 s. Gutachten, Z.22.
s Ebd. Z.63-64. Zudem ist über die konkrete Lehre des Eutyches ver-
hältnismäßig wenig bekannt: "Homologe ek dyo physe6n gegenesthai
ton kyrion pro tes henoseos, meta de ten henosin mian physin homolo-
ge,." (Zitiert nach Baus, HKG II/1, S. 117, Anm. 18. Zur Begründung der
Absetzung des Eutyches durch die Chalkedonenser ebd., S. 118).
9 S. Bardenhewer, Band 4, S. 5-6.
10 s. Gutachten, Z.30-31 u.ä.
11 Ebd., Z.56.
u Ebd., Z.65.
u Ebd., Z.60-62.
125

-daiosl4 von der Kaiserin Theodore gefördert worden war 15, daß es Unionsversu-
che mit theologischem Entgegenkommen seitens der Kaiser bis zu Herakleios
gegeben hatte 16 • Mit Recht hält Dernetrios fest, daß die Jakobiten nur die
ersten drei ökumenischen Synoden anerkennen 17 und warum sie aus chalkedo-
nensischer Sicht als Theopaschiten gelten müssen111,
Die Zeilen 71-73 umreißen das Konfessionsproblem wie es sich im tägli-
chen Leben der in Mischgebieten Lebenden stellt, wenn die feinen Distinktio-
nen der Christologie nicht anwendbar sind. Als einfaches christliches Grund-
bekenntnis gilt:
"Welche an den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist glauben, gelten
als Orthodoxe." 19 Dieses trinitarische Bekenntnis ist aber sowohl von Jako-
biten als auch Melkiten anerkannt, sodaß es kein Unterscheidungskriterium
darstellen kann, Von den byzantinischen Verwaltungsbeamten und den Militärs,
die im rückeroberten Osten dienten und lebten, wurde aber verlangt, daß sie
für die Durchsetzung kirchlichen und staatlichen Rechts sorgten, also Me)ki-
ten und Häretiker voneinander unterscheiden konnten. Aus diesem Grunde fügt
Demetrios ein Kapitel über liturgische Unterschiede an, deren Beobachtung
auch dem theologisch Ungeschulten möglich ist.

12.3.3. über die Liturgie der Jakobiten (Z.86 - 107)

Der Abschnitt handelt über die liturgischen Eigenheiten der jakobitischen


Kirche. "Das Herz der syrisch-jakobitischen Kirche schlug wie das der ande-
ren östlichen Kirchen in ihrer Liturgie."20 Vorwürfe falscher liturgischer
Bräuche berührten daher keine Nebensachen, sondern trafen den Kern de1:1G)au-
bens.
Demetrios konstatiert, daß die Monophysiten das Kreuz nur mit einem Fin-
ger schlagen und dazu in falscher Richtungz1.

14 S. Gutachten, Z.27. 63 u. 69. Er starb 578.


1s S. Hage, S. 10-11. Zur zwischenzeitlichen Annäherung Justinians an
die Monophysiten s. Beck, HKG Il/2, S. 24-37 u. S. 55-59.
16 Zum Henotikon Zenons s. H.-G. Beck, HKG Il/2, S. 3-15; zum Mon-
energetismus und Monotheletismus op.cit., S. 37-43.
17 S. Gutachten, Z.78-82. Vgl. das Glaubensbekenntnis des jakobitischen
Metropoliten von Melitene Ignatios, MS 167/576-77.
1a S. Gutachten, Z.82-84, Vgl. Dionysios von Tell-Mahre: " ... leidens-
unfähig in seiner Gottheit, leidensfähig 1 in seiner Menschheit, und
zwar als einer mit seinem Fleisch ... !) apathes-pathetos." (Abramow-
ski, S. 132/136, Z. 44-45)
19 S, zum Hintergrund dieses Grundbekenntnisses de Vries, S. 74
(Zusammenhang mit der Taufe im Namen des dreifaltigen Gottes).
20 Hage, S, 51. Grundlegend zur jakobitischen Liturgie und zum Kir-
chenjahr: Baumstark, Festbrevier, S. 25-288. Zum Ablauf der gegen-
wärtigen syrischen Liturgie s. Liesel, S. 58-80.
21 S. Gu lachten, Z,86-87. Vgl. Bar-Hebräus, Chron.eccJ. 2, 485/86:
"In jener Zeit verfaßte Gregorios, der Katholikos der Armenier, eine
Rede und schmähte darin die Syrer, weil sie mit einem Finger das Kreuz
schlagen, und wegen des gesäuerten Brotes ... " Die Abhandlung gegen li-
turgische Mißbräuche der Syrer stammt jedoch nicht vom Katholikos,
sondern von einem anderen gleichnamigen Kleriker, s. Ter-Minassiantz,
S, 114. Offensichtlich erregte das Kreuzschlagen mit einem Finger nicht
nur den Unwillen der Melkiten, sondern auch der Armenier. Zum Kreuz-
ach]agen in der gegenwärtigen jakobitiachen Liturgie s. Liesel, S. 58.
Für die Bereitung des eucharistischen Brotes wird Öl verwendet22, Fast wört-
lich tauchen diese Vorwürfe im Augenzeugenbericht des Prozesses l{egen Patri-
arch Johannes' VIII. vor der Synodos Endemousa wieder auf: "So gebt doch
wenigstens dem eucharistischen Brot kein Öl bei, und macht das l{reuzP.szeir.hen
nicht mit. einem Finger, sondern mit zweien!" 23 Ein wkhtiges melkitisches
Zeugnis für die Authentizität des syrischen Berichts - war doc:h Denlf!trios
als Metropolit und inzwischen Synkellos des ökumenischen Patriarchen AlexioR
Studites Teilnehmer an dem antijakobitischen Prozeß des .Jahres 102924,
Daß die Jakobiten die melkitische Eucharistie ablehnen2s, ist zutreffend,
ihnen war durch ihre kanonische Gesetzgebung eine Teilnahme untersagt,2&,
Falsch ist die Behauptung, daß die Jakobiten dem eucharistischen Wein keiner-
lei Wasser zugeben würden 27 • Im Gegenteil, sie verteidigten das Mischen dei;
Weines gegenüber den Armeniern, die tatsächlich auf eine Mischung verzichte-
ten28. So schreibt 30 Jahre später Patriarch Johannes X.: "Ober das Wasser,
das wir in den Blutkelch mischen. So lehrte uns Christus und de1· Apostel Jo-
hannes der Theologe, daß aus der Seite des Herrn Blut und Wasser herausfloß."!!
Doch noch weitere Kritikpunkte nennt der chalkedonensische Hierarch, die
Art der Ikonenverehrung3o. Verständlich ist, daß die Jakobiten gegenüber den
Ikonen eine andere Haltung einnehmen als die Byzantiner, wenn man bedenkt,
daß die ikonophilen Beschlüsse der siebten ökumenischen Synode in Nikaia 787

22 s. Gutachten, Z. 89-90. Vgl. dazu Ter-Minassiantz, S. 102, Ausschnitt aus


dem Brief des jakobitischen Patriarchen Johannes' X. (Literatur dazu,
s.u. Anm.28): "Ihr fragt wegen des Sauerteiges, den wir und alJe christli-
chen Völker (in der Eucharistie) gebrauchen, was das bedeuten solle, und
auch das Salz und das öl, das wir bei der Eucharistie benutzen. So nehmen
wir Wasser a]s Zeichen des ursprünglichen Wassers, Mehl aber als Zeichen
des Staubes, Sauerteig als Zeichen der Luft und Salz als Zeichen des Feu-
ers". Der syrische Patriarch will erklären, "wie diese Dinge zum Heil des
Menschen absolut notwendig sind: Adam wurde von Wasser, Luft, Feuer,
Erde gebildet, dazu der Geist = 5 Dinge. Ebenso auch Jesus; daher Mehl,
Wasser, Sauerteig, Salz und öl in der Eucharistie = auch 5 Dinge,"
(Ter-Minassiantz, S. 99) Zum eucharistischen Sakrament s. de Vries,
s. 139-180.
23 MS 143/564.
24 S. G. Ficker, Erlasse, S. 18. Unterschrift am Ende des Synodaltomos
gegen Johannes VIII. "des Demetrios, des seligsten Metropoliten von
Kyzikos 1 des Oikonomos der Großen Kirche Gottes (seil. Hagia Sophia}
und Synkellos", datiert Mai 1030.
25 S. Gutachten, Z.90-91. Vgl. de Vries, S. 73.
26 Kanon 20 des Patriarchen Johannes III. (846): "gegen alle, die ihre
Kinder in den Kirchen der Häretiker taufen lassen, dort die Euchari-
stie empfangen ... und von ihnen ihre Sitten annehmen." (Vööbus 1 CSCO
307, S. 51, Anm.24)
27 S. Gutachten, Z.92-93.
2& S. Nabe, S. 139 und den diesbezüglichen Brief Johannes' X. an den
Katholikos Gregor II.: Francois Nau, Lit.-Verz. Nr. 164 sowie Ter-
Minassiantz' Untersuchung, S. 94-112.
29 Ter-Minassiantz, S. 105.
30
S. Gutachten, Z.93-97. S. zum Verhältnis der jakobitischen Malerei (Ma-
nuskripte, Fresken) zur byzantinischen Buchthal, Lit.-Verz. Nr. 30.
Als Archimandrit des Klosters Mar Bar-$auma ließ Michael Syrus die Kir-
che ausmalen, Bar-Hebräus beauftragte einen byzantinischen Malet· mit
der Ausgestaltung einer Klosterkirche, s. Kawerau, S, 66, Anm. 93.
127

nie von den Syrern approbiert wurden 31 , Demetrios rügt, daß den Ikonen
Verehrung (Proskynesis) und Kuß (Aspasmos) vorenthalten bleiben, ein für
den nachikonoklastischen Byzantiner schweres Sakrileg.
Inwieweit die Beschreibung der jakobitischen Osterliturgien zutrifftJ2,
läßt sich nur schwer ausmachen, doch liegt hier wohl eine reale Beobachtung
des Osterbrauchtums der Jakobiten Melitenes oder seiner Umgebung vorn.
Auch die angeblich laxen Fastenbräuche werden gerügt 34 •
Es folgen Bemerkungen über die bei den Jakobiten gebräuchlichen Anapho-
renJs, Richli~ ist, daß die .Jakobiten verschiedene Formulare für die euchari-
stische Opferfeier verwenden 36 und den Trishegion-HymnuA mit einer Erweite-
1·ung singen, die auf Petras Gnapheus (Petros der Walker, gest. 488) zurück-
~eht37.

12,3.4. Ober Lehre und Liturgie der Armenier (Z.108 - 142)


12,3.4. 1. Reichskirche und Armenier um 1020

Der zweite Hauptteil des Gutachtens beschäftigt sich mit Theologie und Liturgie
der armenischen Kirche 38 , Die Auseinandersetzung mit dieser Nat.ion war durch
die Annexionen armenischer Territorien immer dringlicher geworden 39 •
Am 6. Januar 1021 feierte Kaiser Basileios II. das Fest der Epiphanie Christi
- zugleich armenisches Weihnachtsfest - am Schwarzen Meer, möglicherweise na-
he bei Trapezunt, zugleich mit armenischen und chalkedonensischen Bischöfen.
Ein Vorgang, der von den byzantinischen Quellen übergangen, doch von dem ar-
menischen Historiker Aristakes von Lastivert festgehalten wurde: "Und so wurde
unser Glaube erhöht. " 4 ° Für den rnelkitischen Klerus muß allein die unl<anonische
Anwesenheit des rechtgläubigen Basileus bei einem nicht reichskirchlichen Gottes-

31 Vgl. Gutachten, Z.93-97 mit dem Glaubensbekenntnis des jakobitischen


Metropoliten von Melitene Ignatios, MS 167/576-77. Merkwürdig bleibt,
"daß, wollte man der byzantinischen Christusikone eine Beischrift
geben, die kyrillische Formel dazu geeigneter wäre als die chalkedo-
nensische." (Beck, HKG II/2, S, 80)
32 S. Gutachten, z. 97-102.
33 Zur Karwoche s. Baumstark, Festbrevier, S. 230-241. Zur Grable~un_gs
feier des Karfreitags, ebd., S. 240. Zum Osterfest, ebd., S. 247-253.
Demetrios dürfte vom chalkedonensischen Metropoliten von Melitene, Johan-
nes, informiert worden sein, s. G. Ficker, Erlasse, S. 10, Z.13 ff.
34 S. Gutachten, Z.104-105. Vgl. zur Fastenzeit Baumstark, Festbrevier,
s. 216-229.
35 S. Gutachten, Z.102-104.
36 Zu den verschiedenen Anaphoren s. Hage, S. 51 mit weiterer
liturgiegeschichtlicher Literatur.
37 S. Gutachten, Z.105-107. Zur Person des monophysitischen Theologen s.
Bardenhewer, Band 4, S. 299-300. Zum Trishagion in der jakobitischen
Liturgie s. Baumstark, Festbrevier, S. 53, 91, 99 1 118 ff., 134 f.,
137, 154 f. 232; vgl. Beck, HKG 11/2, S. 6 und 9.
311 Zur Liturgie der armenischen Kirche s. Liesel, S. 259-277 und
Heyei•, S. 93-114.
39 S. Ostrogorsky, S. 260-261; H.M. Bartikian, S. 327-340; G. Dedeyan,
Lit.-Verz. Nr. 53, S, 41-117. Die Armenier wanderten in großen Grup-
pen in die östlichen Eparchien Kleinasiens ein und stellten oft die
BevölkPrungsmajorität, namentlich im Gebiet um Sebasteia, Kaisareia
und Tzamandos.
to Aristakes, S. 15.
-di.enst41 als schwere Beleidi~ung gewirkt. haben und als Bedrohung aufgefllß
worden sein. Umso eher wird der Versuch des Demetrios verständlich, dem l
en Kaiser die Belege fiir den häretischen Charakter der armenischen Kirchei)~"
vorzutragen, die auch mi.t der jakobitischen Ki.rche verglichen wird42,

12,3.4.2. Vergleich mit dem apologetischen Lehrbrief


des Katholikos Ter-Hatchik (972-992)

Um die melkitischen Vorwürfe des Gutachtens besser einordnen zu können, Ist


es nötig, einen armenischen Text heranzuziehen, der in der _gleichen Epoche
verfaßt wurde, und zum Genus der apologetischen Schriften gehört. Kur1.nach
986 begannen der (anonyme) melkitische Metropolit von Sebasteia und andere
Bischöfe eine theologische Auseinandersetzung mit dem armenischen Katholikos
Ter-Hatchik 43 • Ein Antwortschreiben wurde durch den Historiker Stephanos
von Taron überliefert 44• Folgende Abweichungen bzw. Eigenarten werden sowohl
im Gutachten des Demetrios als auch der Apologie des Armeniers genannt:
Es ergeht der Vorwurf der theopaschitischen Lehreis. Dazu schreibt Ter-
Hatchik: "Siehst du? nicht ich, sondern alle Lehrer der Kirche sagen, es
zeuge von Unkenntnis des Wesens der Gottheit, nicht zu bekennen das Blut,
die Leiden und den Tod Gottes. " 46 Für den Armenier stellt die Bezeichnung
'Theopaschit' überhaupt kein Problem dar, da er nicht von dem philosophischen
Ansatz der Apatheia Gottes ausgeht, sondern von der Durchdringung der Naturen
im inkarnierten Christus am Kreuz. Der Terminus 'Theopaschit' wird von dem
Chalkedonenser Demetrios als polemischer Topos gebraucht: Wer Gott die Apa-
theia abspricht, muß ein Irrlehrer sein. Die Ausführungen des Armeniers da-
gegen zeigen, daß seine Argumentation auf bester patristischer - natürlich
vorchalkedonensischer - Tradition beruht 47 •

4.1 Verbot durch das kanonischen Rechts: Teilnahme an Veranstaltungen von


Häretikern, Schismatikern und Juden, Verbot der Teilnahme am Gebet,
S. de Clercq, S. 70 (Analyse des 63. Kapitels der Pandekten des Kanonisten
Nikon vom Schwarzen Berg, betreffend Häretiker):
" Textes legislatifs cites ( suite): - Nomocanon en XIV titres X, 8 (Novelle
CXXXI, 14) - Canons 45 et 64 des Apotres - Concile de Laodicee, c,6 -
Canon 9 de Timothee d' Alexandrie - Concile de Laodicee, c. 32, 33 et 37".
42 Seit 726 bestand eine Union zwischen Jakobiten und Armeniern, die auf
gemeinsamer Ablehung des Chalcedonense gründete, Aber es bestanden
theologische Differenzen zwischen den Kirchen, da die armenische Theologie
am Doketismus Julians von Halikarnassos orientiert war (s. Hage, S. 80
u. Ter-Minassiantz, S. 42-54 über die Geschichte des ,Julianiamus in den
Beziehungen zwischen Syrern und Armeniern.) Eine neue Union wurde
zwischen 855 und 877 zwischen dem armenischen Katholikos Zachariae und
den Syrern geschlossen, die einem eher severianischen Glaubensverständ-
nis folgte (s. Nabe, S. 138).
43 S. Stephanos von Taren, S. 149. Er wirkte bei der Absetzung des
Katholikos Ter-Wahan 967 mit, der eine Union mit der Reichskirche
befürwortete, s. Schlumberger, Epopoe I, S. 250-251.
44 S. Stephanos von Taron, S. 149 - 185.
45 S. Gutachten, Z.112 u. 117. Kursiv die Kritikpunkte des Demetrios,
46 Stephanos von Taron, S. 171, Z.32-35.
47
Zur armenischen Christologie s. Heyer, S. 71-92; vgl. Beck, HKG II/2,
S. 59-63 und Hussey, S. 115-116.
129

Demetrios rügt übeJ'triebene und verkehrte Kreuzesverehrung4&. Dazu entgegnet


Ter-Helchik:
"Aber da ihr höhnisch geschrieben habt: ihr besiegelt das Kreuz und betet
es an, (so antworten wir darauf): weil Christus getauft wurde, ... taufte er
auch das Holz, an das er genagelt worden ist, mit dem Wasser und dem Blute,
das aus seiner Seite floss, weswegen auch wir nach diesem Vorbilde (und)
durch das mystische Beispiel gelehrt mit Wasser und Wein taufen unter Wei-
hen und mit Gebeten und lesen aus den apostolischen und evangelischen Schrif-
ten. ''49 Demetrios kritisiert ihm unbekannte Formen der Kreuzesverehrung,
ohne sie zu verstehen5o,
Die Ablehnung der Ikonen5 1 wird angezeigt. Der armenische Hierarch gibt den
Vorwurf zurück:
"Den dem Herrn angehörigen und gottgemiachten Leib und die göttliche, knechti-
sche und kreatürliche Natur löst ihr los von dem Wort, und dem in irgendeiner
Materie gehauenen oder gemalten Bild erweiset ihr in solcher Menge göttliche De-
votion, dass ihr bei denen, die uns nicht kennen und die mit uns nichts zu thun
haben, euern Ruf herabgezogen habt, als wäre jeder besonders ein heidnischer
Priester ... " 52 Eine klare Aussage, die die Behauptung des Demetrios belegt, doch
nicht identisch mit Ikonoklasmus ist, da eher Mißbräuche gerügt werden 53 •
Demetrios kritisiert den Zusatz im Trisha.gion-Hymnus6 4 • Ter-Hatchik:
"Und du stellst dich feindlich dagegen, wenn ich ihn gekreuzigt nenne im Tris-
hagion und in dem dreifachen Namen des Herrn, - (nämlich:) Gott mit dem Ge-
schöpf und der Starke mit der Schwachheit und der Unsterbliche im Tode - wie
das oben von den heiligen Vätern Gesagte lehrt. " 55 Auf dem Konzil von Dvin (525-
527) hatte die armenische Kirche in Gemeischaft mit den anderen nicht-chal-
kedonensischen Kirchen das Trishagion mit dem Zusatz des Petras Gnapheus
approbiert 56 •

Der chalkedonensische Metropolit greift angeblichen D,vophysitismus6 1 an.


Der von Demetrios behauptete Dyophysitismus der Armenier stellt sich klar als
Irrtum heraus: "Siehe! diese unaussprechliche Vereinigung des Wortes und des
Leibes in Eines hat die Kraft zu stande gebracht; in eines hat die Gottheit sie
vereinigt; " ... es ist EIN Herr, EIN Christus, nicht zwei Christi und nicht zwei
Götter in demselben geistigen Leibe, in derselben unbegreiflichen Gottheit. " 58
Nach einigen Väterzitaten (Kyrillos, Basileios) schließt der Katholikos:
"Diese (Beispiele) aus den heiligen Vätern sollten genügen zur Bekämpfung
(der Lehre) der zwei Naturen, wenn ihr

48 S. Gutachten, Z.112-115 u. 133.


49 Stephanos von Taren, S. 180, z.7-15.
5o Die jakobitische Kirche verwirft wie die melkitische den Brauch der
Kreuzestaufe, s. Ter-Minassiantz, S. 99 u. S. 105-106. Das Durchbohren
der Kreuze mit Nägeln bezieht sich auf die Herstellung von Kruzifb:en
(Gutachten 110-112). S. dazu Ter-Mikelian, S. 94: "Er (sci1. der Katho-
likos Nerses IV.) verspottet auch die Gegner, welche die Befestigung
der einzelnen Stücke des hölzernen Kruzifixes aneinander durch Nägel
für eine Verletzung des Glaubens hielten."
51 S. Gutachten, Z.115-116.
52 Stephanos von Taren, S. 179, Z.5-12.
113 Zur armenischen Ikonentheo]ogie s. Heyer, S. 108-112.
54 S. Gutachten, Z,117-118.
1111 Stephanos von Taron, S. 177, Z.2-7.
1111 S. Heyer, S. 95.
111 S. Gutachten, Z.118-120.
1111 Stephanoe von Taron, S. 159, Z,35 - S. 160, Z.3.
Exkurse

den Willen habt zu hören und euren Widerstand zu lassen, " 59 Es zeigt
sich, daß Dernetrim; hinsichtlich der armenischen Christologie schlecht. informiert
wurde, doch die Distanz der Armenier zum Eutychianismus erkannte 60 •
Der Vorwurf eines platten Doketismu~ 1 läßt sich aus den christologischen
Ausführungen des Katholikos 62 nicht erhärten. Hier spielen wohl Erinnr.rungen
an den älteren armenischen Julianismus eine Rolle 8 3,
über Fastenbräuche6 4 finden sich in der apologetischen Schrift keine Bemer-
kungen, sodaß ein Vergleich nicht möglich ist65,
Auch über das eucharistische Brot schreibt. Ter-Hatchik nicht 66 , Doch ist
die Verwendung ungesäuerten Brotes in der armenischen Liturgie hinlänglich
bekannt 67 •
Demetrios rügt die Verwendung ungemischten eucharistischen Weinsf>B,
Ausführlich verteidigt Ter-Hatchik den armenischen Usus: ''Und warum taufet
ihr nach Art der Wirte euren mystischen Kelch mit Wasser und verderbet (da-
durch) auf betrügerische Weise den ungemischten und reinen Freudenspender
für die Herzen der Menschen? ... Und was saget ihr über den mystischen Kelch,
von welchem im Evangelium geschrieben steht 'den Kelch segnen und ihn den
Jüngern geben'? Und nicht geschieht dabei irgend eine Erwähnung des Wassers.',
Auf das Argument der Schriftgemäßheit der armenischen Auffassung 70 entgegnet
Demetrios - ohne darauf einzugehen - : "Welche (Ansichten) die allgemeine Kirche
nicht billigt, die die apostolische und patristische Überlieferung rechtmäßig
bewahrt. " 71 Es findet also keine Auseinandersetzung über die Rechtmäßigkeit
der eigenen Tradition statt, da diese für Demetrios nicht zur Diskussion steht.

12.3.5, Das Nachwort des Gutachtens (Z.143-172)

Aus dem Nachwort des Gutachtens geht hervor, daß Demetrios Konstantin VIII,
für der Fall von Spezialfragen nach häretischen Christologien auf die patri-
stische Literatur verweist 72 , aber auch bereits ist, ein weiteres Gutachten mit
"schriftlichen Beweisen " 73 anzufertigen. Der völlige Verzicht auf patristische
Belegstellen spricht dafür, daß Demetrios den Basileus nicht. ermüden wollte,
sondern um Prägnanz und gute Verständlichkeit der Aussagen besorgt war,
Die Menge an Vorwürfen gegen die beiden monophysitischen Kirchen auf Reichs-,
baden war umfassend und genügte vollauf zu deren Ablehnung und Verdammung,1

59 Stephanos von Taron, S. 160, Z.28-31.


60 S. Heyer, S. 83-86.
61 s. Gutachten, Z.123-126.
62 Stephanos von Taron, S. 152, Z.30 - S. 177, Z.32.
63 S. Ter-Minassiantz, S. 85 u. 138 (u.ö).
64 S. Gutachten, Z.127-129.
65 S. dazu Baumstark, Festbrevier, S. 205 u. 209. Demnach sind für •Ar-
menier, Chalkedonenser und Jakobiten grundsätzlich durchaus ähnli-
che Fastenzeiten anzunehmen. Die Kritik des Demetrios richtet sich
aber gegen eine tatsächlich laxe Fastenp1·axis.
66 S. dagegen Gutachten, Z.130-131.
67 S. Nabe, S. 139.
ss S. Gutachten, Z.131-133.
69 Stephanos von Taron, S. 180, Z.25-29 u. S. 181, Z,11-14.
'10 S. Gutachten, Z.138-140.
71 Gutachten, Z.140-142.
n Ebd., Z.146-149.
n Ebd., Z.169-170,
[XII u ra~
131

J2 1 3,6, Zusammenfassung

Sowohl der Abschnitt über die jakobitische Kirche wie auch der über die ar-
menische zeigt, daß der Metropolit von K;vzikos iiber eine eher lückenhafte
KenntniR der von ihm darzustellenden Kirchen verfügte, Da dem Byzantiner
wohl kaum Originalschriften der Häretiker bekannt waren74 und er sich Infor-
mationen nur aus polemisierenden Exzerpten und Florilegien besrhaffen konnte,
fällt das Ergebnis, das ja eine Kurzfassung seiner umfangreicheren Erstfas-
sung darstellt 75 , entsprechend aus. Mündliche oder briefliche Informationen
melkitiAcher Bischöfe Kappadokiens, Armeniens und Syriens mögen den Teil
über die monophysitischen Liturgien und religiösen Bräuche bereirhert haben.
Bezeichnend für das Gutachten ist die Mischung von richtigen Beobachtun-
gen, Verzerrungen und Fehldarstellung. Sie kann durch mangelhafte Quellen
hervorgerufen worden sein. AuszuRchließen ist aber auch nicht, daß Deme-
trios den Basileus bewußt fehlinformierte, um ihn zu einem versrhärften Vor-
gehen gegen die Monophysiten zu bewegen. Auch hier bleibt offen, inwieweit
Demetrios im Auftrag des Patriarchen Alexios Studites handelte - oder aus
eigenem Antrieb vorging.
Der Vergleich des Gutachtens mit dem apologetischen Brief Ter-Hatchiks hat
deutlich gemacht, daß die Vorwürfe des Metropoliten von Sebasteia 50 Jahre
zuvor sehr ähnlicher Natur gewesen sein müssen wie die des Demetrios. 1>.föglirh
ist eine Abhängigkeit des jüngeren, wenn eine Abschrift des oder der Briefe
aus Sebasteia in das Chartophylakion des Patriarchats gelangt sein sollte,
zu dem Demetrios als Metropolit - und später als Synkellos - Zugang haben
mußte.
Angesichts der zeitlichen Nähe zwischen der Abfassungszeit des Gutachtens
(zw. 1026 und 1028) und dem Prozeß gegen den jakobitischen Patriarchen Johan-
nes' VIII. im Sommer 1029 (Gleichartigkeit der Vorwürfe 76 } ist anzunehmen, daß
die Schrift zur Information der Prozeßbeteiligten herangezogen worden ist.
Die räumliche Distanz der westlichen Eparchien des byzantinischen Reiches
zum Brennpunkt der chalkedonensisch-monophysitischen Auseinandersetzun-
gen in Ostkappadokien und Nordwestsyrien führte mit großer Wahrscheinlich-
keit zu Unsicherheiten. Nicht nur der Kaiser, sondern aur.h ein Großteil deR
Episkopats wußte über die Eigentümlichkeiten der orientalischen Kirchen so
gut wie nichts, geschweige denn über ihre Geschichte seit der muslimischen
Eroberung des Ostens. Gerade darum kommt solchen kurzgefaßten Gutachten
wie dem des Demetrios ein so hoher Stellenwert zu, wenn sie in konkreten Fäl-
len herangezogen werden mußten. Sie wirkten meinungsbildend und lieferten
die nötigen Argumentationshilfen für die bereits vorgefaßten Urteile des
hohen reichskirchlichen Klerus.

74 S. Concilium II (787), Kanon IX: " Peri tou me kryptein ti.na


Nicaenum
tes christianoketegorikes haireseos biblion: Panta ta mei.rakiode athyr-
mata kai maniöde bakcheumata, ta pseudogrammata ta kata ton septon
eikonon genomena, deon dothenai en t6 episkopeio Konstantinoupoleos,
hina apotethosi meta ton loipon hairetiJcon biblion. Ei de tis heur·e-
teie taula l<r,vpton, ei men episkopos e
presbyteros e
diakonos eie,
lrnthaireistho, ei de laikos e monachos, aphorizestho.'' (Conc.Oec.
Decr., S. 122, z. 8-18, Hervorhebungen vom Verf .) Der Kanon erläu-
tert das Verfahren gegen Literatur der Ikonoklasten - aber auch Rn-
derer Häretiker.
'IS S, Gutachten, Z.163-165.
70 S.o. S. 126, Anm. 23.
12.3. 7. Demetrios von Kyzikos, Gutachten
ttber~etzung, Z,1~=37:
(G. Ficker, Erlasse, S. 22, Z.1-5)

Darstellung des Dogmas der Jakobiten im Auszug; und der Anderen,


welche sowohl gegen den kirchlichen und orthodoxen Glauben als
auch die Überlieferung handeln. Niedergeschrieben von Demetrios,
dem Metropoliten von Kyzikos, auf Ermahnung des christusliebenden
(5) Herrn und Autokrators Konstantinos des Purpurgeborenen77;
in welcher auch über die Chatzizarier (seil. geschrieben wird).

(Fortsetzung: G. Ficker, Erlasse, S. 22, Z.12-25)

Weil ja Gott dir in der Tat die außerordentliche und herrlichste


Natur als einen besonderen Schatz schenkte, edler Herr, und weil er
deiner Herrschaft in Allem eine geschickte Hand gewährt hat, mischte
(10) er allein in dir die unvermischten Dinge - Herrschaft und Lehre -
auf wunderbare Weise, o Blüte des Purpurkleides, der· die Herr-
schaft mit Vernunft ausstattet. Und darum bekehrtest du schon vie-
le der Hebräer von dem von den Vätern überlieferten Irrtum. Zu
nicht wenigen der Athinganer und Paulikianer sprachst du und
(15) wurdest für würdig gehalten selber zum Mund Gottes zu werden
nach den göttlichen Worten, die sagen: Welcher nämlich das Rechte
aus dem Unrechten herausbringt, der soll dastehen als mein Mund78,
Nun aber brachte dich der große und leidenschaftliche Eifer für Gott
auch zur Widerlegung der Jakobiten auf, damit nicht diese, welche
(20) ein verkehrtes und lästerliches Dogma besitzen, sich in der
Gestalt und Haut von Schafen verbergen, obwohl sie zerstörerische
Wölfe 79 sind und sich selbst lügnerisch als Orthodoxe bezeichnen,
so werde ich deiner Majestät mit klarem und kurzem Wort die (seil.
Fakten) über deren Häresie aus den patristischen Büchern darstellen
(25) und die über die Chatzizarier hinzufügen - wie du befahlst.
Die (seil. Ansichten) der Jakobiten aber sind folgendermaßen:

(Fortsetzung in PG 127, 880 A - 884 C, 9 'phylattousa')

1. Dieser Jakobos, nach dem sie sich benennen, war ein gewisser
syrischer Mönch, völlig ruhmlos und unbekannt, Tzantza1os 80
genannt wegen seiner völligen Einfachheit - wie ich annehme.
(30) Nachdem dieser nun das Dogma des Eutyches angenommen
hatte, verkündigte er es bei den Syrern. Eutyches aber war in den
Zeiten Theodosios' des Jüngeren Mönch und Archimandrit in Konstan-
tinopel. - Die orthodoxe und allgemeine Kirche glaubt, daß unser
Herr Jesus Christus eine zusammengesetzte Hypostase aus zwei
(35) Naturen hat, der Gottheit und Menschheit, und diese zwei
Naturen als unvermengte, ungewandelte und unveränderte bewahrt.
Zweifach nämlich bekennen wir diesen:

77 " ... tou philochristou despotou K~nstantinou tou autokratoros tou


Porphyrogennetou ... " Womit nicht Konstantin VII. (944-959) ge-
meint ist. der gemeinhin 'Konstantin VII. Porphyrogennetos' genannt
wird, sondern Konstantin VIII, (1025-1028).
1e Vgl. Jer. 15, 19.
79 Derselbe Vergleich bei Alexios Studites, G. Ficker, Erlasse,
S. 10, Z.9-10. Vgl. Mt. 7, 15.
so S. Sophocles, Stichwort 'Tzantzalos', S, 1080: zerlumpt, schmutzig,
Exkurse
133
Demetrios von Kyzikos, Gutachten
U bersetzung, Z.38-75:
(PG""127, 880 B - 881 A)

das ist, als Gott und als Menschen in zwei Naturen und Willen;
daß er zwei Wirkweisen habe: göttliche und menschliche zugleich.
(40) Nicht nach Vorstellung und Meinung, sondern nach der Wahrheit,
Doch dieser Eutyches sagte, daß vor der Vereinigung - gleichwohl
der Menschwerdung Christi - zwei Naturen bestünden, die verei-
nigt würden, Gottheit und Menschheit. Nach der Vereinigung aber
würden die zwei Naturen zu einer vermischt, lehrte er frevelhaft 8 t.
(45) Wie wenn jemand den Wein mit Wasser mischte, sodaß daraus
ein Durcheinander, sowohl Zusammenfließen als auch Veränderung
der zwei Naturen entstehe. Es ist nämlich offenbar, daß, wenn
die zwei Naturen gemäß diesem gottlosen Eutyches zu einer ver-
mischt wurden, eine jede ihre Eigentümlichkeiten 82 einbüßte,
(50) gleichwie der mit Wasser vermischte Wein. (C)
Und nach ihnen übrigens bewirkt Christus als Gott die göttlichen
Dinge und als Mensch die menschlichen. Und Gott war nicht Iei-
densunfähig83 und der Mensch leidensfähig, sondern die Gottheit
litt im Fleische mit, weshalb die Väter diejenigen, welche diese
(55) (seil. Thesen) lehren, Theopaschiten nennen.

2. Dieses verruchte Dogma des Eutyches verkündete Dioskoros, der


Patriarch von Alexandreia, welchen unter dem Kaiser Markianos
die Synode der 600 heiligen Väter in Chalkedon absetzte. Das glei-
che lehrte auch der gottlose Severos. Von ihnen erstellten auch
(60) die sogenannten Monotheleten ihre Häresie, Kyros von Alexan-
dreia84, Sergios von Konstantinopel und die übrigen, welche die
sechste Synode in Konstantinopel 85 anathematisierte.

(881 A) 3. Nachdem Jakobos das Dogma des Eutyches offenbarte und


frei verkündete, entstand hierauf ein Schisma bei den Syrern.
(65) Diejenigen, welche dem orthodoxen Glauben, der Synode und dem
Kaiser Markianos folgten, wurden Melchiten genannt, gleich Kaiserliche;
'Melchi' nämlich heißt bei den Hebräern und Syrern der Kaiser.
Sie aber wurden Abgeschnittene und Monotheleten gerufen.
Diejenigen, welche dem syrischen Mönch Jakobos Glauben schenkten,
(70) wurden Jakobiten genannt, und von daher nennen sie sich bis
heute so nach jenem. Welche an den Vater und den Sohn und den Heili-
gen Geist glauben, gelten als Orthodoxe. Offenbar darum führen sie die

s1 S.o. S. 124, Anm. 8.


82 apolesen
" ... hekatera ta idiomata aut&s ... " Vgl. Chalkedon, Horos
pisteos: " ... oudamou tes ton physeon diaphoras aneremenes dia ten
henoain, sozomenoa de mallon tes idiotetoa hekateras physeos ... "
(Conc.Oec.Decr., S. 62, Z.35-38)
s:t "Oude en kai Theos apathes ... "
84 Kyros v. A.: ... ton auton hena Christon kai Hyion energounta ta
theoprep~ kai anthropina mia kai theandrike energeia." Mansi XI,
565 D, vgl. Beck, S. 292,
s11 " ... kai dyo physikas theleseis etoi thelemata en auto kai dyo
physikas energeias adiairetos, atreptös, ameristös, asygchytos ...
11
keryttomen ... Mansi XI, 637, vgl. Beck, S. 295.
Demetrios von KyzJJ:ios, Gutachten
Ob~rse-tiung, Z.73-107
(PG 127, 880 B - 881 A)

in die Irre, welche ihnen begegnen. Deshalb aber ist vorher ge-
sagt worden, wie sie während des Zustands der lnkarnation 86 vo1· der

(75) Vereinigung oder der Menschwerdung zwei Naturen bekennen;


(B) nach der Vereinigung aber nicht zwei Naturen, sondern eine,
Und daher führen sie Zusammen_gießen und Vermischung e>in. Sie
werden anathematisiert als Monophysiten und Theopaschiten. Sie
nehmen allein die drei früheren Synoden an, also die in Nikaia,
(80) die in Konstantinopel und die in Ephesos. DiP in Chalkedon
und die nach ihr verwerfen sie, und die Väter dieser (seil. Synoden)
bringen sie unter das Anathema. Und was offenbar sch1imme1' ist,
sie fügen der Gottheit das Leiden zu, indem sie lehren, sie lei-
de mit dem Fleisch zur Zeit der Passion. Und dies ist die Grund-
(85) lage der Häresie der gottlosen Jakobiten. (C)

4. Hierauf aber erfanden sie, das Gesicht mit einem Finger zu


zeichnen, als ob sie die eine Natur in Christus ehrten. Und das:
die Hand nicht von rechts nach links zu bewegen wie wir, sondern
in umgekehrter Richtung von links nach rechts. Und ihre Opfergabe
(90) vermischen sie mit öl 87 . Und die heiHge Kommunion bei uns ach-
ten sie für nichts, ob sie an dieser teilnehmen oder auch nicht.
Doch geben sie kein Wasser bei der Vereinigung dazu in ihrer Li-
turgie. Au:f gleiche Weise verhalten sie sich gegen die heiligen
Ikonen. Sie erachten es für gleich, sie zu verehren als auch
(95) sie nicht zu verehren. Wenn es ihnen einmal aber widerfährt
zu verehren, so küssen sie sie nicht, sondern berühren sie nur
mit einem Finger und küssen 88 den Finger stattdessen. Doch auch das
verehrungswürdige Kreuz halten sie bis zum heiligen Sonntag ver-
borgen, nachdem sie es am großen Freitag 89 begraben haben. (D)
(100) Hierauf laufen sie zugleich mit dem (seil. ersten) Licht durch
Straßen und Plätze und suchen, ob Christus hier sei oder auch
dort. Und dann machen sie ihn sichtbar. Sie behaupten auch, verschie-
dene Ausgaben von Liturgien 90 zu besitzen - gegen die kirchlichen
Überlieferungen. Fleisch essen sie auch in der Woche vor der Fasten-
( 105) zeit91. Von Petras dem Walker 92 übernahmen sie, im Trishagion-
Hymnus hinzuzufügen und zu sagen: "der du für uns gekreuzigt
wurdest, erbarme dich unser!" - Und dies über die Jakobiten.

86 " ... epi tes ensarkos oikonomias ••• "


87 "Kai ten heauton prosphoran elai6 anamignousin."
B8 " ... aspazontai .•. ", s. Lampe, S. 246, Stich wart 'aspazomai', c.
Vgl. den Standpunkt des Concilium Nicaenum II zu den Ikonen: ... ,Jwi
tautais aspasmon kai timetiken proskynesin aponemein." (Conc.Oec,
Decr., S. 112, Z.16-18)
89 Gemeint ist der Karfreitag.
90 " ... ektheseis leiturgfon diaphorous ••. "
91 " ... hebdomada tes tyrophagou". Vorfasten, währenddessen Milch-
speisen noch erlaubt sind, s. Bieritz, S. 93; 95-96.
92 Petras Gnapheus, s. Bardenhe-wer, Band 4, S. 299-300.
Erkunl!
135

[)Pmetrios yonh!ikos, Gutach.ten


{1ber~e~upg, Z.108-142
(PG 127, 881 D - 884 C, 9 'phylattousa')

5. Die Chatzizarier aber wurden nach dem Ausdruck für das Kreuz
benannt. Das Kreuz verehren und ar:hten sie. 'Chatzi' wird bei ihnen
( 110) der Gekreuzigte genannt. 1884 Al ,Jrdes einzPlne der Kreuze
durch bohren sie mit einem Nagel, gleichwie sie lehren, daß die
Gottheit am Kreuz gelitten hahe. Sie verehren da8 Kreuz nicht
wie wir 93 , die wir es als Waffe qegen die Dämonen und den Tod ken-
nen; sondern, so schwatzen sie, weil dRs Kreuz als stärker als
(115) Christus gesehen wurde, tötete es ihn auch. Sie verabscheuen
auch alle heiligen Ikonen, und sie sind in gleicher Weise wie die
Jakobiten Theopaschiten. Das rder gekreuzigt wurde für uns 1
rufen auch sie offen im Trishagion aus. Sie widersprechAn aber
den ,Jakobiten, denn sie lehren nicht wie jene eine Natur in Vermi-
(120) schung in Christus, unserem Gott, sondern zwei - ganz so wie wir.
Doch führen sie eine andere Ruchlosigkeit ein: Ruchlos fabeln sie (Bl
nach Art der Nestorianer, daß zwei Personen in dem einen Christus
seien. Wie auch zur Zeit der Passion es die eine Person l(ewesen
sei, die am Kreuz gelitten habe, während die andere P~rson
( 125) äußf~r1ich getrennt bestanden habe und das Leid1:m l{esPhPn
habe.

6. Dieselben aber essen auch vor der (seil. Woche der) F'leischentsa-
gung94, während derer sie gewisse Tage fasten, in der öffentlichkeit 95
und an den Sonntagen der heiligen Fastenzeit Milch, Käse und Ei.
(130) Und zu der von ihnen gebrauchten Opfergabe verwenden sie un-
gesäuertes Brot. Und in den Kelch der Kommunion füllen sie nur \-iein
ein - nach Art der Jakobiten - und vermischen (ihn) nicht mit. Was-
ser. Und ihre eigenen Kreuze taufen sie während gewisser Tage.
Und dies schwatzen nun die Chatzizarier aus einer unvPrständi~en
(135) Überlieferung heraus. (C) Ihre alten Gelehrten aber verleumden
den bei den Heiligen gottbegeisterten Märtyrer Gregorios von
Großarmenien 96 , daß er ihnen die Opfergabe ohne Säuerung und
den Kelch ohne Wasser überliefert habe. Denn, so sagen sie, je-
nes Brot, das Christus beim Abendmahl 97 den Jüngern gegeben habe,
(140) sei ungesäuert gewesen und der Kelch ohne Wasser. Welche
(Ansichten) die allgemeine Kirche nicht billigt, die die apostolische
und patristische Überlieferung rechtmäßig bewahrt.

93 Vgl. den Horos des Concilium Nicaenum II: "Horizomen syn akriheia pase
kai emmelein paraplesios to typo tau timiou kai z?lopoiou staurou anati-
thesthai las septas kai hagias eikonas, ... " (Conc,Oec.Decr,, S. 1 \ 1, Z.43
- s. 112, z. 1)
94 (Hebdomada)"tes apokreos", s. Bieritz, S. 93.
95 Wörtlich: "en skammasin". S. Lampe, S. 1235, Stichwort 1skamma' u.
Sophocles, S. 991, Bedeutungen: Ringplatz, Arena, Rennbahn, Grube.
In übertragenem Sinn für weltliches Leben und Öffentlichkeit.
96
11
••• t.on en hagiois theophoron kai martyra Gregorion tes me~a\es
Armenias, ••"
91 II
••• en myst1
'k„o d e1pno
. ,. •••II
.... .,::,,e

Demetrios von Kyzikos, Gutachten


i)bersetzung, Z, 1'.½3-172
(G. Ficker, Erlasse, S. 22, Z.29-40)

Und dies ist gewiß nach handlicher A.rt, sodaß den unverschämten
Jakobiten der Mund gestopft wird, daß sie sich selber nicht. als
( 145) Orthodoxe bezeichnen, sondern zu den Häretikern gerechnet
werden. Zur genauen Erklärung der göttlichen Inkarnation gemäß
der Partei 98 und zu ihrer und der Nestorianer Widerlegung, von
denen die Häresien bei den Syrern meistenteils kommen, genügen
die heiligen und patristischen Bücher. Die göttlichen Väter defi-
( 150) nierten nämlich unter anderem als einen gewissen kurzen Ka-
non auch dies, daß diejenigen, welche weder den von ihnen aufge-
schriebenen ( seil. Büchern) gehorchen, noch den heiHgen auser-
wählten und ökumenischen Synoden 99 folgen, sondern sie um ein
geringes übertreten, Häretiker genannt werden und dem Anathema
( 155) unterliegen. Es möge aber geschehen, o Herr und Gott, gleich-
wie du denselben Eifer für den orthodoxen Glauben gehabt hast wie
der große erste Kaiser der Christen, der dir namensglei.che
Konstantinos, daß auch du de1· gleichen Ehre wie er gewürdigt
werdest im gegenwärtigen Leben und im zukünftigen.

(Fortsetzung G. Ficker, Erlasse, S. 23, Z.1-10)

{160) Dieses nämlich für dich allein zu tun, sind wir, deine unwür-
digen Knechte, fähig. Wie wir denn mehr als andere von dir Mitleid
und leidenschaftliche Zuneigung erfahren, wahrlich, so lieben wir
auch umso mehr. - Diese Dinge habe ich aus der ersten Unter-
suchung gesammelt, welche ich ehemals deiner frömmsten Majestät
(165) sandte und schrieb sie um der Kürze willen. Wenn aber deine
christusliebende Majestät die Ursachen umfangreicher erfahren will,
um derentwillen die Jakobiten und die Chatzizarier die oben
aufgeführten Übertretungen bewahren, welche außerhalb der kirch-
lichen Überlieferungen stehen, daß auch schriftliche Beweise
( 170) hinzugefügt werden, durch welche die so beschaffene Häresie
der Monotheleten oder auch Theopaschiten und Jakobiten widerlegt
wird, so werden wir auch diese, sobald du befiehlst, darstellen.

98 kata meros ..• " bezieht sich auf die jeweilige Häretikergruppe.
" •••
99 Außer den sieben ökumenischen Synoden werden auch die Lokalsynoden
als verpflichtend angesehen. Vgl. die von dem Kanonisten Nikon vom
Schwarzen Berg herangezogenen kanonischen Texte sowie die juristi-
schen Texte des weltlichen Rechts, de Clercq, S. 77-88, Zur Defini-
tion der Häretiker s. Kanon VI von Konstantinopel I: "Hairetikous
de legomen tous de palai tes ekklesias apokerychthentas kai tous
meta tauta hyph' hemon anathematisthentas, pros de toutois kai taue
ten pistin men ten hygie prospoioumenous homologein, aposchisanlae
tois koinonikois hemon episkopois." (Conc.Oec.Decr., S. 29, Z.39 ff,
- S. 30, z.1-3), S.o. S. 35, Anm. 62,
137

!_.1~ßl?istola_sy_Qqdica des jakQgjtischen P~1rl~~rchen Johannes VII.


'!n dgr1 lioptischen Patriarchen Menas II., 23. August 96~

(Arabischer Text und lat. Übersetzung bei Assemani, 8(1 II,


s. 133 - 140)
(Assemani, S. 133:)

Als der Kaiser 1 aus Emesa nach Konstantinopel zurückgekehrt war, nach-
dem er seine Reise nuch Konstantinopel vollendet hatte, befahl der Hei-
ser dem Patriarchen 3 , daß er uns herbeirufe. Der Patriarch ließ uns am
Donnerstag vor Palmsonntag zu sich kommen 3 , bei ihm war eine Versamm-
(5) lung seines Klerus 4 •
Bevor wir jedoch den Patriarchen erreicht hatten, lief uns eine unge-
heure Menschenmenge entgegen, die uns mit ungezfü(elten Stimmen Schrek-
ken einjagen wollte, als wir zur Unterredung mit dem Patriarchen gingen.
Aber Gott hat uns um eurer angenommenen Fürbitten willen Geduld und Mut
( 10) gegeben.
Und nach langer Zeit gelan~ten wir zur Wohnung des Patriarchen, dem
Soldaten und ein großer Volkshaufen zur Seite standen. Wir grüßten ihn.
Und nachdem er selbst uns gegrüßt hatte, hieß er uns Platz zu nehmen.
Dann sagte er: Von welchem Ort bist du denn Patriarch?
( 15) Wir antworteten ihm: Vom Sitz von Antiocheia 5• Er sprach: Demnach
seid ihr zwei Patriarchen, die ihr einen Sitz einnehmt. Oder ist ein Schis-
ma zwischen
6 euch, und du hältst den einen Sitz - und der andere
den anderen?
Wir antworteten ihm: Ein Schisma besteht zwischen uns. - Als jener
(20) das gehört hatte, sagte er zu uns: Weshalb wurdest du als Patr1-
arch zugelassen, und welcher von den Patriarchen ordinierte dich ? Wir
antworteten: Der Herr Menas 7 • Da sagte er: Aber der ist ein Häretiker 8 •
Er hat uns nämlich einen Brief geschrieben. Seine Kenntnis und sein Be-
kenntnis zu Christus ist nicht in rechter Ordnung. Aber wir haben einen
{25) Patriarchen in Alexandreia, dessen Glauben orthodox; sein Name ist Elias.
Ihm haben wir unverzüglich Antwort ge~eben, so wie Gott uns beistand,
indem wir sagten: Wir haben keinen anderen als Patriarchen von Alexan-
dreia anerkannt als den Vater Menas9, der unser Vater und Genosse 10 im
christlichen Dienst ist.
(30) Darauf entgegnete er: Wie ist aber dein Bekenntnis zu Christus?
Bestätigst du, daß er vom Himmel herabgestiegen ist und der heili~en
Jungfrau Maria 11 einwohnte und aus ihr einen Leib angenommen hat, der
uns gleich ist - ja oder nein?

1 al-malik - basileus, Nikephoros II. Phokas.


2 al-batrak - patriarches, der ökumenische Patriarch Polyeuktos,
Weitere Lesarten (s. Wehr, Wörterbuch, S. 55) werden auch hier
verwendet {s.u. Z.6 u.ö.: batriyark).
3 1. April 969, s. Grumel, Chronologie, S. 253.
4 al-iklirus - kleros, s. Graf, Termini, S. 12,
5 kurst Antakia - thronos Antiocheias.
11 liiqaq - schisma.
7 Mlir Mina - kyrios Menas.
9 harätiqä - hairetikos, s. Graf, Termini, S. 115.
II Anbä Mina.
10 äarikuna - sylleitourgos hemön,
11 Maryam al-batul al-qiddisa - he hagia parthenos Maria.
nn nan,!: synodica

( Assemani, S. 133-134: l

Ich antwortete: Ich bekenne, daß der Gott-LoQ;os 12 , der vor den Äonenll
(3fi) war, als Sohn des Vaters vom Himmel herabgestiegen ist und der Theo-
tokosl4, der heiligen Jungfrau Maria, eingewohnt hat und aus ihr persön-
lich einen Leib von uns ~leicher Natur, mit vernünftigem und verst.ehendem
Geist versehen, angenommen hat. Und daß so aus 'ihr Gott g;eboren worden
und Mensch geworden ist, fern von Veränderung- und Verwandlunp: 15,

(40) Nachdem er diese (Rede) gehört hatte, sprach er: Folglich bestehen
zwei Naturen 16 in Christus. Wir antworteten ihm: Wir bekennen, daß Chri-
stus aus ( 11 S. 134) zwei Naturen zusammengesetzt ist, doch daß er eine
Natur nach der Vereini~ung 17 hat; und die eine Person des fleischgewor-
denen Logos1B.
(45) Und nach langer Verhandlung trennten wir uns an jenem Tag-.

Als aber Ostersonntag war, waren wir dennoch an Liturgie, Darbringung 19

und Festlichkeit unbeteiligt; nach jenem Wort des Propheten: eure Festlich-
keiten sollen in Betrübnis verwandelt werden 20.
Dennoch bestellte uns der Kaiser zu ihrer großen Kirche21 und zeigte
(50) uns ihre Zierde und ihre vielfältige Gerätschaft, die Stolen, Tücher,
Leuchter und das un~ezählte Volk, das dort zusammengeströmt war, und die
Größe des Reiches, weil er annahm, daß wir durch diese vergänglichen Din-
l!e wie Kinder gefangen werden könnten.

12 Allah al-kalama - Theos ho Iogos.


13 qabla kul al-ralam - pro panton ton aionon.
14 walida l'allah.
15 Vgl. mit dem Bekenntnis des Dionysios von Tell-Mahre, Abra-
mowski, S. 130/134, Z. lOff.: Der zum Mensch werdende Gott war
Logos ohne materielles Fleisch und nahm einen Leib an von der
hl. Maria, der unserem menschlichen Wesen entsprach, das aus
einer vernünftigen, denkenden Seele besteht, ... "
16 tabrain - dyo physeis.
17 ba'd al-itti.f:iad - meta ten henosin.
18 Veränderung der kyrillischen Formel: mia ph:vsis tou theou logou
sesarkomene. Vgl. das Bekenntnis des Dionysios von Tell-Mahre,
Abramowski, S. 131/135, z. 20ff.: Und so sagen wir, daß die
Jungfrau Maria Gottesgebärerin ist, weil sie für uns einen
fleischgewordenen Gott empfangen und geboren hat, den wir
als einigen aus zweien, der Gottheit und der Menschheit,
wissen. Welcher der Immanuel ist, der einige Sohn und der
Herr und der Christus und die eine Hypostase und die Gestalt
und die eine Natur, welcher ist der fleischgewordene Logos.
19
qurban - prosphora: Meßopfer, Eucharistie.
20
Vgl. die alttestamentliche Kultkritik: Jes. l, 11-15; Ps. 40, 7-8;
Spr. 15, 8; Jer. 6, 20-21; Am. 5 22.
21
kanisa al-kabira - megale Ekklesia, die gewöhnliche Bezeichnung
für die Hagia Sophia.
139

(Assemani, S. 134-135:1

Nachdem der Kaiser die Euchari!~tie eingenommenzz hatte, ginit er hinaus


(55) und redete uns, die wir herbeigerufen worden waren, mit rauhen,
schweren Worten in dieRer Weise an: Wir spalten Christus - wie Pau-
luA Emgt. Der efoe spricht. ich itehöre zu Kephas: der {andere) spricht,
ich gehöre einem anderen und verneint des, was der erste behauptet.
Dem haben wir eine entsprechende und i;reeistnete Antwort steiteben, denn
(60) Gott !it'Bb sie auf eure anitenommenen Fürbitten hin ein. Und nach
lani;t;em Gespräch entließ er um1 mit dem Volk, von dem wir zu der uns
bereitgestellten Wohnung hin geleitet wurden.

Am neuen Sonntag 23 ließ uns der Kaiser wiederum zu sich kommen, sprach
uns mit milden Worten an und hielt eine freundliche Rede:

(65) Ihr Leute, die Muslime und Juden werfen uns vor und sprechen, un-
ter uns gebe es verschiedene Häresien, nämlich p;ewisse Melkiten 24 , Ja-
kobiten25 und Nestorianer2 6 und andere als jene. Was aber, frage ich,
ist die Ursache des Schismas zwischen uns und euch? Ihr versammelt euch,
und wir werden die Schriften in ein, zwei oder drei Monaten durchforschen.
(70) Wir wollen untersuchen, wo denn die Wahrheit ist und ihr alle foh(en.
Und das sagte er, weil er uns schönen Worten fangen wollte, er meinte
nämlich, er habe die Wahrheit. - Wir antworteten ihm unverzü1dich und sag-
ten Ja zu des Kaisers Rede, und wir würden für ihn beten. Er fraiite uns,
wen ich wolle, daß er einer zukünftiiten Disputation vorsitze, ob ihn
(75) selbst, oder den Patriarchen, oder die Metropoliten 21 oder Mönche.
Wir antworteten ihm, daß wir denjenigen wünschten, welchen der barmher-
zige Kaiser einsetzen würde. (Ich sagte:) Da wir nun einmal in euren
Händen sind, (// S. 135) möge nur Gewalt und Unrecht fehlen. -
Daraufhin wurden wir von ihm entlassen und kehrten zu unserer
(80) Wohnung zurück.

Nach zwei Tagen ließ uns der Patriarch kommen, und bei ihm war eine Ver-
sammlung der Metropoliten und der mächtigen Lenker des Reiches, und die
Unterredung lief. Aber jene lieferten kein einziges Zeu.l{ni!~ aus den Schrif-
ten, sondern führten nur Erdichtungen ihres Hirns vor. Diesselben versuch-
(85) ten sie hartnäckig zu verteidigen, indem sie behaupteten, in Christus
seien zwei Naturen enthalten. Wir sagten dagegen, daß Christus aus zwei
Naturen zusammengesetzt sei, das sei doch nach Meinun9: aller Lehrer der
heiligen Kirche einzusehen, gleichwie im Menschen Seele und Leib sei.
Und nachdem jene geantwortet hatten, auch dem Menschen kämen zwei Natu-
(90) ren zu, widersprachen wir ihnen, daß wir eine zusammengesetzte Natur
bekennen, daß von Christus nur als von EINEM gesprochen wird

22 qaru ba- eucharisteb: die Kommunion empfangen, s. Wehr, Wörter-


buch, S. 672.
2l Der SonntaJ al-gadfd ist der erste Sonntait nach Ostern (kyriake'
tis diakainesimou).
24 malaktya - Melchitai.
25 ;va'aqiba - Jakobitai.
26 nasturiya - Nestorianoi.
21 al-matarina - metropolitai, B, Graf, Termini, s. 106-107.
(Assemani, S. 135-136:)

und von einem Willen und einer Energ-ie 28 • - Aber jene wichen von der
Meinung keineswegs zurück, noch beachteten sie die Worte der Schrif-
ten. Und nachdem wir ihnen mehrfach gegenübergestanden hatten, wurdl'!
(95) von unR nichts nach unserer Meinung behauptet, sondern nur die ·
Dinge, welche die heiligen Väter und die Lehrer der heiligen Kirche ~e-
lehrt hatten, die die Einheit Christi 29 unseres Gottes am Besten verstan-
den, welche nichts als die eine Natur des fleischgewordenen Gott-Logos
nach der Vereinigung erkannten und überhaupt leu~neten, daß nach voll-
( 100) endeter Vereinigung eine Zweiheit zurückgeblieben sei.
Und als der Patriarch das gehört hatte, sagte er: Macht uns offen-
bar, von welchen der Lehrer ihr vortragt, daß sie die Wahrheit, welche
ihr behauptet, sprechen.
Wir antworteten ihm: Ich werde die Gesamtheit der Lehrer angeben,
(105) welche den Glauben stärkten und die Kirche erbauten, ein jeder zu
seiner Zeit. Da sagte er: Gebt ein Zeugnis dieser Vereinigung aus einer
Rede des heiligen Kyrillos, an welches ihr euch erinnert. - Wir verspra-
chen ihm, dies zu tun. Er meinte, wir wären dazu nicht in der Lage. Wir
stellten ihm vor und schrieben die Zeugnisse, an die wir uns erinnerten,
( l 10) zum Endzweck der Schrift in Griechisch auf. Wir brachten sie herbei
und händigten sie ihm aus. Und als er sie besehen hatte, hörte er auf,
und sie wurde verlesen. (Ich sagte:) Du sagtest, daß dem Patriarchen diese
Zeugnisse vorgelesen werden sollen, die der orthodoxen 30 Lehrer, der Recht-
gläubigen, welche in allgemeiner Übereinstimmung der Parteien anerkannt
(115) werden. Und sie sind unsere Väter. Zeigt uns die Zitate der Väter,
und wir zeigen, welche von den zwei Naturen vor der Vereinigung oder nach
ihr hören, und wir werden mit dem zufrieden sein, was die Väter anführen,
Und dies sind die Zeugnisse, - und es sind wenige, welche von den Vätern
so sprechen, die Väter kennen eure Redeweise nicht. Viele andere (Belege)
( 120) haben wir angeführt, die zu überwinden sind, damit ihr die Wahrheit
und Glaubwürdigkeit unseres Glaubens erkennen und uns nicht für unwis-
send (// S. 136) und voll von Irrtümern halten mögt.
Daraufhin verstummten sie und antworteten nur dies und sprachen von
der Rede des heiligen Gregorios des Theologen 3 1 in demjenigen Brief, wel-
( 125) eher von ihm an Kledonios 32 (gerichtet war). Und er widerstrebte dem

28 hen thelema kai mia energeia. - Vgl. das Bekenntnis des Dio-
nysios von Te11-Mahre, Abramowski, S. 131/136, Zeile 34 ff.:
Die Jakobiten verwerfen die, " welche sagen, daß der einige
Jesus Christus zwei Söhne in zwei Wirkungen und Willen ist."
29 al-mas1h - Christas.
30 al-urtuduksiyfn - orthodoxoi, zu anderen Lesarten s. Graf,
Termini, S. 6.
31 al-qiddis grigur{yus at-ta'ulugus - ho hagios Gregorios ho theologoe,
s. Graf, Termini, S. 13, 28, 32.
32 Gregor von Nazianz, 1. Brief an Kledonios, PG 37, ep. 101,
der in Abschnitten in das Ephesinum (Mansi, Coll.4, 1192 -
1193) ganz in das Chalkedonense aufgenommen worden ist,
s. Bardenhewer, Band 3, S. 183.
141

( Assemani, S. 136-137:)

Apollinaris und tadelte denselben schwer, weil er leugnete, daß Christus


auferstanden sei mit vollendetem Leib, versehen mit vernünftiger und ver-
stehender Seele und ihm zwei Naturen wie Seele und Leib zuspreche.

De sagten wir ihnen: Geht, den Brief von seinem Anfang bis zu seinem Ende
(130) durch, und die Wahrheit wird deutlich sein - wie der Heilige die
Vereinigung in diesem Brief näher bestimmte, welchen ihr vorgebracht habt,
und wie er in ihm behauptet: Er ist nicht der Eine und der Andere, das
sei ferne, sondern er ist EINER, sowohl in Vereinigung als auch Vermischung.
Nicht, daß der heilige Gregorios die Vermischung und Vermenl{ung in Chri-
(135) stus einführt, sondern weil er die Wahrheit der Vereini~ung als si-
cher und unbezweifelbar wiedergeben wollte und er EINER sei und im Leib
erkannt werde - und nicht die zwei Naturen, wie ihr sagt.
Aber sie rühmten ihre Ansicht und sprachen: Seht doch, ihr schafft Ver-
mischung und Vermengung und behauptet, daß die Gottheit leide, wenn ihr
(140) von einer Natur sprecht.

Der eine Gott weiß, was geschehen ist, und was wir bei dieser Disputation,
welche wir mit ihnen führten, erörtert haben, denn bisher haben sie uns
zwölfmal zur Besprechung aufgefordert.

Dies aber sind die Zeugnisse, welche wir auf Griechisch für sie verfaßten,
(145) in Einklang mit der Lehre des heiligen Kyrillos;

De8 Kyrillos' erstes Zitat aus dem Werk des Athanasios über die Fleisch-
werdung des Gott-Logos 33 und so weiter. (// S. 137) Prüft und beurteilt
ihr alle Texte dieser Art, welche der heilige Geist durch den Mund der hei-
ligen Väter gesprochen; und was der heilige Vater Kyrillos in allen seinen
(150) Büchern gezeigt hat, die so hell wie das Sonnenlicht sind:
Und was er in Bezug auf die Fleischwedung des Gott-Logos erklärt, denn er
anathematisiert ja überallJ• und spricht, daß die aufmerki:iam beobachtende
Vernunft sehe, daß zwei Naturen zur Vereini,:run,t und Zusammensetzun'( in
Christus kommen. Und daß wir eine Natur und eina vollendete Person aus
(155) zweien bekennen in Einheit, ohne Schwächung oder Vermischung oder

33 Athanasios von Alexandreia, Ober die Fleischwerdung Gottes,


dea Wortes, in Übereinstimmung mit dem hl. Konzil von Nizäa,
PG 28, 25 - 29 ( : Kompilation aus 'De incarnatione Dei Verbi',
d, i. die 'Epistola ad Jovianum' des Apollinaris. s. Hans Lietz-
mann, Lit.-Verz. Nr. 147, S. 250 - 253),
3• Kyrillos von Alexand reia, Ep. 17, dritter Brief des Kyrillos an
Nestorioe und Schreiben der Synode von Alexandreia ( mit den
zwölf Anathematiamen gegen NeAtorioe), PG 77, bes. col. 109 B-D,
112 C, 113 A-C, 120 B - 121 D (Anathemntiemen).
(Assemani, S. 137-138:)

Verderbunit:is, den einen fleischirewordenen Logos. Der Vater Kyrillos beruft


nämlich di~ alten Väter als Zeu~en, dasselbe ~edacht und in gleicher Form
gebraucht zu haben. Und gemäß den übri~en erwählten Vätern o;llrnben und
behaupten wir, daß Christus, der Sohn Gottes, EINER ist: aus zwei Naturen
( 160) und zwei Personen 36 , in vollendeter Gottheit und Menschheit. Und daß
er eine Natur und eine Person hat, na~hdem der Logos Fleisch und Mensch
gewordenen ist. überhaupt leugnen wir aber, daß nar.h der Vereinigunlil; zwe 1
Naturen und zwei Personen 37 bestehen, weder zwei Willen noch zwei gegen•
sätzliche Energien. Wer auch immer dies sagt, wird von den heiligen Vätern
(]65) und hervorragenden Lehrern anathematisiert und zuriick~esloßen wie
wir vorausgeschickt haben. Denn dies ist die Behauptung und Lehre des Ne-
storios und aller seiner Anhänger. (// S. 138)

Und sooft ich ihnen sagte, dies sei die Behauptu n.i;t' des Nestorios _g-ewesen,
wurden sie sehr zornig und sagten sich von jenem ernstlich los und zeigten
(170) Mißfallen an des Nestorios Glauben, obwohl sie seine Lehre sprechen
und wiedergeben. Da haben wir ihnen dies und anderes mehrfach in Erinne•
rung gerufen, was den Bericht in die Länge ziehen würde. Und wirklich verharr.
ten sie in ihrem Hochmut und eingewurzeltem Irrtum. Und jene verfuhren mit
uns und bedrohten uns mit der Macht ihres Reiches - wie das Sprichwort sagt:
(175) Wer die Macht hat, ist ein Weiser.
Als wir eingesehen hatten, daß sie weder auf die Aussa_gen der Schriften
hören, noch der Wahrheit zustimmen würden, sagten wir ihnen: Nicht auf un-
seren Wunsch sind wir zu euch gekommen, noch wollten wir mit euch disputie-
ren, sondern auf Befehl des Kaisers zwangt ihr uns und ließt uns kommen.
(180) Als es von uns verlangt wurde, euch Kenntnis über unsere Ansicht zu
geben, legten wfr euch die Grundlage unseres Glaubens dar, den uns die her-
vorragendsten Väter und die rechtgläubigen Lehrer überlieferten, welche die
Kirche Gottes behüteten, sich um sie mühten und den apostolischen 38 Glauben
erklärten. Aber ihr stimmt weder ihnen zu noch uns. Erfüllt denn die Taten
(185) eurer Väter, und schreitet in ihren Spuren. Wir werden den unsrigen folge:.

Nachdem ihnen klar war, daß sie uns weder erschrecken noch entsetzen wür-
den, wir dennoch nicht weichen würden, weder ihre Versprechungen noch ihre
Gunstbezeigungen die Schwäche unserer Lebenskraft dürre werden ließ, dazu
daß sie uns abwendig machten, und wir eine Einigung schafften, da schickten
(190) wir uns39 zum Tode an, welcher unausweichlich ist. - Dabei hoffen sie,

35 Vgl. das Bekenntnis des Dionysios von Tell-Mahre, Abramowski,


S. 131/135, Zeile, 25: "Und wir reden nicht von Mischung und
Vermengung noch von Trennung in irgend einer Weise nach der
Einigung."
36 min tab'ain wa qanumain - ek dyo physeön kai prosopbn (hypo-
staseon). Diese christologische Aussage des jakobitiechen Patri-
archen steht nicht im Einklang mit der kyri11ischen und späterem
monophysitischen Theologie, s.o. S. 50.
37 Die Existenz zweier Hypostasen Christi behauptet auch nicht.
Chalkedon: " ... kai eis hen prosopon kai mian hypostasin syntre-
chouses, ouk eis dyo prosöpa merizomenou •••" (Horos pisteos,
Conc.Oec.Decr., S. 62, Z.38-41
3s al-amana as-salihiya - pistis apostolike.
39 Wörtlich: unsere Seelen.
143

ARAemani, S. 138-139:1

daU unsf'rf' Standhaftigkeit vor dP.m TodP. bald aufhöre, und wir
Gefän~niA interniert; kurzum, RO geht eR uns bis jetzt.

Wir Retzen auf das Erbarmen Gottes, und daß es uns folite weifen
eurer F'iirhitten, durch welche wir in Gott itestärkt werden.
( 195) duld liegt in eurer Festil(keit und unsere Herzen werden
Ani;(Rt befallen werden, weder durch dieRe noch .iene La~e. Wir verla9sen um1
auf ihn, dessen Hoffnung nkht trü~t und der nicht achtlos ist, auf er
unR froh machen und Rein p;utes Sie~el itewähren möite, und daß sich sein
teil an uns erfülle.

(200) Doch was uns zur Erläuterunp; dessen, was wir in dieser Schrift sam-
melten, verRnlaßte, war, daß es uns richti~ schien, daß euch etwas errei-
che von unserer Ankunft in Konstantinopel, denn ihr habt keinen Beric oor
den Vor~ang; und damit nicht der Ruf fern von dAr Wahrheit sei. Wir wissen,
daß ihr in eurer Güte (// S. 139) Kummer habt um unsP.res Schadens willen:
(205) wir sind einer des anderen Teile, und wenn ein Teil IE"idet, dann mu
auch der Körper leiden, denn wir atmen ein- und denselben Geist.
Dann auch, daß euch nicht Feindschaft ~egen uns wegen dieser Din.l(e befslle
- da sei Gott vor - , welche der verfluchte Satan• 0 säet, oder euch
guten Leuten eingeflüstert werden mföce. Wer nÄmlich dem verfluchten Teufelu
(210) anhängt, wird betrogen und trübt die reinen Gedanken als Getäuschter.
Und daß - wie wir auf Grund eurer schöneren und besseren Frömmi!{keit und
Wahrheit (wissen) - böse Nachrichten bei euch nicht wohl ankommen.
Schließlich: Gott, dessen Name erhaben ist, ist der Zeui;ce dafiir, daß wir
uns danach sehnen, den Bericht eures Erj('ehens kennen zu lernen und den
(215) Verlauf eurer Angelegenheiten.

Und für die gesegneten Gemeinden und alle eurer Jurisdiktion° unterstehen-
den Hirten, die Gott auf eure Fürbitten hin behütet, und ehe Mönche•\ wel-
che in der Wüste (leben), und für die heili.l(en Väter bitton wir Gott um den
Segen eurer und ihrer Fürbitten. Dies aber be~ehren wir von eurer Heih,ilkeit
(220) in Demut, daß ihr alle Hei]il{en bittet, welche in euren Gebieten~•
sind, sowohl in eurer Nähe als auch Ferne, Fürbitt.o zu leiRten und demüti.il
zu bitten für unsere Schwäche und für die l{esamte orthodole Kirche, ihre
Mutter und Ernährerin. Denn wir sind _l{ewiß, daß Gott diP Anrufun.it dPssen
nicht verwirft, der aufrichtig im Herzen bekennt und seinen Trost gewährt.
(225) Wir beten auch für eurP. Heiligkeit und hervorrng~ndt> Bruderschaft,
daß ihr uns in dieser Bedrängnis, in der wir stecken, stärken wollt - und
dieser Verbannungu. In einem Brief von eu~h fänden wir Ruhe unci fol.itlich
wäre ein Brief von euch für uns ein Zeugnis eurer ruhmvoll~n Persönlichkeit.
DaR göttliche und das geistliche Heil sprechen wir deiner vornehmen Seele

40 e~-liaitan- Satanas.
u al-iblfe - diaboloe.
n Wörtlich: ••••welche unter eurer Hand sinrl.
u ar-ruhban - monachoi.
u nahfya - eparchia.
•U al-akeuriya - exoriemos.
CAssemani, S. 139-140:)

(230) zu und der Gesamtheit der anderen Bischöfe 46 , jedem einzelnen von
ihnen nach seinem Namen, sämtlichen eurer Schüler 47 und denjenigen, wel~
ehe euch lieben, und besonders dem weisen Mar Makarios 48 , dem Schreiber,

Ich aber und Sergios 49 , der Metropolit von Apameia, und Jakobso, der Me-
tropolit von Tzamandos, und Johannes 51 , der Bischof von Sozopetra, und
(235) Konstantin 52 , der Bischof von Germanikeia, die mit mir im Exil sind,
und a11e unsere Schüler, David und Zacharias und unsere getreuen Diener
in der Kaiserstadt wünschen euch allen Heil und befehlen euch Gott an und
trösten euch, auf daß ihr uns trösten mögt und für uns um Vergebung bittet
und euch jn euren erhörten Fürbitten an uns erinnern mögt. (// S. 140)

(240} Geschrieben am Montag, dem 23. Ab des Jahres zwölfhundertachtzig5J


Alexanders des Makedonen.

46 al-asaqifa - episkopoi.
,.. 4 <'· ,,.. "'
47 j;alam1d (Pl.) - syr.: talm1ge - mathetai.
48 Vgl. Assemani, S. 143, Anm. 4: 987 war der Schreiber (al-k~tib)
Makarios Bischof von Memphis.
49 Sargis mutran Aufamtya - Sergios metropolites tes Apameias.
50 Ya'qub mutran Samandu - Jakobos metropolites tes Tzamandou.
51 Yutiann~ usquf Ramat~'a - Joannes episkopos tes Sozopetras. Rama-
tu'a ist eine Verschreibung von Zibatra-Sozopetra, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 55, Anm. 2 .
X.
{ = liarmanik1'ya)
.I>, V -"- A
52 Qustantin usquf Garma - Konstantinos episkopos
tes Germanikeias.
53 23. August 969. Der Synodalbrief war im Original entweder in Grie-
chisch oder in Syrisch verfaßt (s.o. S. 12-13), während die jetzige
arabische Textvorlage eine Übersetzung darstellt. Da die Namensfor-
men der Z.233 - Z.235 erwähnten Bischofssitze eine gewisse Nähe zur
syrischen Lesart bezeugen, halte ich es für wahrscheinlich, daß der
Brief in der Muttersprache des Patriarchen verfaßt wurde (s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 113: "Apamee, en syriaque souvent ecrit 'Wpyma'
("Euphemia"), en arabe Af~miya ou Farniya 7 , l'actuelle Qal'at Mw.;Jfq.")1,
Andererseits war Johannes VII. ohne Zweifel in der Lage, eine Syno-
dica in Griechisch zu verfassen, was sich ja aus dem Verlauf der Dis-
putation eindeutig ergibt (s.o. S. 48-49). Der wenig ausgefeilte
Stil der rasch hingeworfenen Schrift und die Qualität der arabi-
schen Übersetzung lassen aber m.E. keine sicheren Schlüsse zu.
1
Hier vereinfacht Honigmann. Die Festung Qal'at Muq1q liegt auf
dem Burgberg von Apameia-Famiya, dessen städtisches Siedlungsgebiet
nicht mit der Festung identisch und erheblich größer war.
145

t 4. LI_§_1EN

14, l • HIERARCHENLI~TEN

IJ'... . Jal{oliitL~.<:.:he Patriarchen von Antiocheia im 10. und 11,Jahrhundert

Dionysios II. 23.4. 897 -


April 909 Liste XXII2
Johannes IV. 21 • 4. 910 -
30.11. 922 Liste XXIII
Basileios I. 15. 8. 923 -
25.3, 935 Liste XXIV
Johannes V. 28.8. 936 -
3. 7. 953 Liste XXV
Johannes VI. 16. 7. 954 - Dez, 956/Jan. 957 Liste XXVI
Dionysios III. 28. 11. 958 - 2. 6. 961 Liste XXVII
Abraham 25. 5. 962 - 4. 3. 963 Liste XXVIII
Johannes VII. 9. 7. 965 - 985 Liste XXIX
Athanasios V. 21.10 986 - 1002/3 Liste XXX
Johannes VIII. 6 • 7 . 1004 - 2. 2. 1031 Liste XXXI
Dionysios IV. 14.10 1031 - 21. 3. 1042 Liste XXXII
Johannes IX. 3. 8. 1042 - 24. 5. 1057 Liste XXXIII
Athanasios VI. 1057/58 - 1062/63 Liste XXXIV
Johannes X. 1063/64 - November 1072 Liste XXXV
Basileios II. 6. 1. 1074 - Sommer 1075 Liste XXXVI
( Johannes XI. um 1075 - nach 10903 Liste XXXVII)
Dionysios V. April/Mai 1077 - 2. 12. 1078 ( ? ) Liste XXXVIII
Johannes XII. 1079/80 - 1081/82 Liste XXXIX
Dionysios VI. um 1082 - 1089/90 Liste XL
Athanasios VII. 1. 12. 1090 - 8. 6. 1129 Liste XLI
14.1.2. Melkitische Patriarchen von Antiocheia im 10. und 11.Jh. 4

Simeon I. 892 - 907


Elias I. 907 - 24.7.934
Theodosios II. August 936 - 943
Theocharistos 944 - 948
Christophoros 960 - 22. Mai 9675
Eustratios November bis etw, 10, 12, 969
Theodoros II . 23.1. 970 - 29.5. 976
Agapios I. 20,1. 978 - September 996
Johannes III. 4.10. 996 - Juli 1021
Nikolaos II. 17.1. 1025-8.10, 1030
Elias II. 1.4. 1032 - 8.9. 1032
Theodoros III. 3.3. 1034 - 24.9. 1042
Basileios II, ? - ?
Petras III. Frühjahr 1052 - nach August 1056
Dionysios nach August 1057 - vor 15.8. 1057
Theodosios III. vor 30.8, 1057 - nach 4,4, 1059
Aimilianos ? - 1074 - 1079/80
Nikephoros 1079/80 - ?
Johannes V. Feb. 1091 - Nov. 1100 oder 1088/89 - Nov. 1100

1 Nach Nabe, S. 216 - 217.


2 Ordinationslisten nach MS, Appendix III, 460/757 ff.
3 Schisma, s. Nabe, S, 217, Anm. 147 - 155.
4 Nach Grumel, Chronologie, S,447 und ders., EO XXXIII, S, 129 - 147,
Patriarchenliste: S. 146.
5 S. YaQya A, S. 111 - 112, Christophoros lebte nicht bis 969 wie
Grumel meint, s. Chronologie, S. 447,
14. 1. 3. Patriarchen von Konstantinopel. il!I_ lQ_._~nd_ 11._Jh ,6

Nikolaos I. Mystikos ( l.) 1.3.901 - Februar 907 (exiliert·


1
Euthymios I. Februar 907 - 15.5.912
Nikolaos I. Mvstikos (2.) 15.5.912 - 15.5.925
Stephanos II. 29.6.925 - 18.7.927
Tryphon 14. 12.927 - Au~ust 931
Theophylaktos 2.2.933 - 27.2.956
Polyeuktos 3.4.956 - 5.2.970
Basileios I. Skamandrenos 13.2.970 - 974 (wahrscheinl. Miirzi
Antonios II. Studites nach März 974 - vor April 979
Nikolaos II. Chrysoberges April 979 - 16.12.991.
(Vakanz: 4 Jahre, 6 Monate)
Sisinnios II. 12.4.996 - 24.8.998
Sergios II. Juni/Juli 1001/ - Juli 1019
Eustathios Juli 1019 - Nov./Dez. (vor 15,) 1025
Alexios Studites 15.12.1025 - 20.2.1043
Michael I. Kerularios 25.3.1043 - 2.11.1058 (exiliert)
gest. 21.1.1059
Konstantinos II. Lichudes 2.2.1059 - 9./10.8.1063
Johannes VIII. Xiphilinos 1.1.1064 - 2.8.1075
Kosmas I. kurz nach 2.8.1075 - 8.5.1081 (abgedani,
Eustratios Garidas Mai 1081 - Juli 1084 (abgedankt)
Nikolaos III. Kyrdiniates
Grammatikos August 1084 - 24.5.1111

14.1.4. Koptische Patriarchen von Alexandreia im 10. und 11.Jh, 1

Michael III. 880 - 7.3.907


(Vakanz: 4 Jahre)
Gabrjel I. Mai 910 - 15.2.921
Kosmas III. April 921 - 27.3.933
Makarios I. April 933 - 20.3.953
Theophanes 19.6.953 - 6.12.956
Menas II. 956 - 11.11.974
(Vakanz: 1 Jahr)
Ephraem 19.9.975 - 2.12.978
Philotheos 28.3.979 - 9.11.1003
acharias 16.1.1004 - 4.1.1032
anythios II. 19.3.1032 - 29,10.1046

tk
Vakanz:
hristodulos
_ yrillos II.
1 Jahr,
Dezember
13.3.1078
5 Monate)
1047 - 10.12.1077
- 6.6.1092
Michael IV. 9.10.1092 - 25.5.1102

~ -- -~-- ------- ---

6 Nach Grumel, Chronologie. S. 436.


? Nach Grumel, Chronologie, S. 445.
147

14, l. 6~ Melki tigche Patr-iarcher:t v-on _i\lexandreia im UL_u_!ld 11,Jh ,e

Michael II. 870 - 21.8.903


Christodulos 17.6.907 - 21.11.932
Eut:vchios 7.2.933 - 11.5.940
Sophronios II.
Isaak Au~ust/September 941 - 954
Hiob 954 - 7.9.960
EUas 963 - 12.5.1000
Arsenios 17.6.1000 - 7.7.1010
Theophilos II. 1010 - 1020
Geor~ios II, 2.4.1021 - 1052(?)
Leontios 1052(?) - 1059(?)
Alexandras II. 1059(?) - 1062(?)
Johannes IV. 1062(?) - 1100(?)

14,2. HERRSCHERLISTEN:

14.2.1. Byzantinische Kaiser im 10. und 11. Jh. 9

Leon VI. 30,August 886 - 11.5.912


Alexandras 11.Mai 912 - 6.Juni 913
Konstantinos VII.(Re~entschaftl 7,Juni 913 - 17.Dezember 920
Romanos I. Lakapenos 17.Dezember 920 - 16.Dezember 944
Konstantinos VII. (erneut) 16.Dezember 944 - 9.November 959
Romanos II. 10.November 959 - 15.Marz 963
Basileios II. (Regentschaft) 16.März 963 - 16.Au~ust 963
Nikephoros II. Phokas 16.Au~ust 963 - 10.Dezember 969
Johannes I. Tzimiskes 11.Dezember 969 - lO.Januar 976
Basileios II. 11.Januar 976 - 15.Dezember \025
Konstantinos VIII. 16.Dezember 1025 - ll.November 1028
Romanos III. Ar~yros 12.November \028 - \1.April 1034
Michael IV. Paphla~on 12. April 1034 - 10.Dezember 1041
Michael V. Kalaphates 10.Dezember 1041 - 21.April 1042
Zoe 21.April 1042 - 12.Juni 1042
Konstantinos IX. Monomachos 12.Juni 1042 - 11.Januar 1055
Theodora 11.Januar 1055 - 21.August 1056
Michael VI. Stratiotikos 21.August 1056 - 31.August 1057
Isaakios I. Komnenos l,September 1057 - 25.Dezember 1059
Konstantinos X, Dukas 25.Dezember 1059 - 21.Mai 1067
Eudokia Dukaina 21.Mai 1067 - 31.Dezember 1067
Romanos IV. Diogenes !.Januar 1068 - 19.August 107l
Eudokia 19.August 1071 - 24,0ktober 1071
Michael VII. Dukas Parapinakes 24.0ktober 1071 - 7.Januar 1078
Nikephoros lII. Botaneiates 7.Januar 1078 - l.April 108l
Alexios I. Komnenos 1.April 1081 - 15.August 1118

8 Nach Grumel, Chronologie, S. 443-44.


9 Nach Grumel, Chronologie, S. 357-58.
Aabaat

14.2.2. Byzantinisch~Go1:Jverneure vop _Antiqche_if!


von 969 bis 1084 10

976 Michael Burtzes, Dux


976 Eutychosl 1 Kuleib, Basilikos
977, 978 u. Ubeidallah12, für den Usurpator
bis 985? dann für Basileios II., Dux
Ende 985 Leon Melissenos, Dux
986 - 987 Bardas Phokas, Dux
987 - 989 Leon Phokas
990 - 996 Michael Burtzes
996 - Juli 998 Damianos Dalassenos, Dux
999 - 1006 Nikephoros Uranos, Dux
1011 Michael Kitonites, Dux
vor 1022 Theophylaktos Dalassenos, Dux
vor 1025 Konstantinos Burtzes
1025 Konstantinos Dalassenos, Katepano
1026 - 1029 Michael Spondyles, Katepano
1029 - 1030 Konstantinos Karantenos, Katepano
1030 - 1032 Niketas von Mistheia, Katepano
1034 Niketas, Bruder Kaiser Michaels IV., Dux
1034 - 1037 Ko n s t anti n o s , Bruder Kai s er Michaels IV, , Dux
zw. 1037 u. 1043 Leon, Katepano
um 1043 Stephanos, Dux
1054 Romanos Skleros, Dux
1056 Katakalon Kekaumenos, Dux
1056 - 1058 Michael Uranos, Dux
1059 Hadrianos, Dux
1063 Nikephoros, Dux
1065 Bekhd
1067 Nikephoros (zum zweiten Mal), Dux
1067 - 1068 Nikephoros Botaniates, Dux
1068 Petras Libellisios, Dux
1069 Bekhd (zum zweiten Mal), Dux
1069 - 1071/2 Khatchatur, Dux oder Katepano
1072 - 1074 Joseph Tarchaneiotes, Dux
1074 - 1078 Isaakios Komnenos, Dux
1078 Vasak, Dux
1078 - 1084 Philaretos Brachamios, Dux

1° Nach Laurent, Gouverneurs, S. 219 - 254.


11 Vorname nach MS 126/554.
12 Arabischer ~aih aus Melitene, Konvertit (s.
A ■ 11■ D II
149

14. 2. 3 ._Byza,11tin i sehe Gouverneure und Würden träger in Mel i tene


wätl_r_end des J__Q_. und 11. Jahrhunderts

Anonyme Kuratoren 1J 934 - 971


Anonymer Strategos von Melitene1 4
zw. 971 u. 975
Anonymer Basilikos1 5
977
Eutychos Kuleib, Patrikios und
Basilikos von Melitenel 6
18 , Patrikios
978 - 9871 7

Nikephoros Balanites und


Strategos von Melitene um 1000
Chrysobur~ios, Krites1 9
um 1029
Anonymer Hegemon 20 um 1032
Anonymer 'krites epi tou hippodromou,
kourator kai krites Melitenes'2 1 Mitte 11. Jh.
Krinotes, Katepano von Melitene 22 bis 1066
Ausinalios, Strategos von Melitene 23 um 1068 - 1071
Philaretos Brachamios,
Strategos Autokrator 24 um 1071

Eingesetzt durch Philaretos Brachamios, Sebastos


(nur noch nominelle Abhängigkeit von Byzanz):

Theodoros (Thoros) 2S um 1074


Hareb 26 ?

Balationos2 1 ?

Gabriel, Hegemon von Melitene 28 um 1084 - 18.Sept. 1101

1a S. Skylitzes, ed.Thurn, S. 263.


14 S. T.I.B., S. 235, s. Oikonomides, Listes, S. 265, z. 21:
Im Taktikon des Cod. Scorialensis GR. T-II-11 wird zur Zeit des
Johannes Tzimiskes der 'strategos tes Melitenes' geführt. Es ist
anzunehmen, daß trotz der Eroberung von 934 erst nach den ersten
Erfolgen der jakobitischen Rückbesiedlung um 970 ein Strategos
fest installiert wurde.
15 S. Yahya B, S. 164, wohl Chef der Zivilverwaltung.
16 S. Ya~ya B, S. 166.
17 Zur Datierungs. MS 126/553, Bar-Hebräus, Chron.eccl.1, S. 407/8
und Yahya B, S.,., 212.
18 S, Darrouzes, Epistoliers, S. 251.
19 S. MS 140/562.
2 0 S. MS 147/566, syr. he~mona,
21 S. T.I.B., S. 235.
22 S. MS 164-165/575-576, s.a. Tinnefeld, S. 438,
2 J S. Tinnefeld, S. 438 und T.I.B., S. 101.
24 S. T.I.B., S, 105.
25 S. MS 173-174/581,
26
S, MS 174/581.
27 Ebd,
28 MS 179/584 und 188/590, s, Tinnefeld, S. 439-440 und T.I.B.,
S. 235, dort irrtümliche Datierun~ (1102), s. da~egen MS 188,
Anm.6.
1~2.4. Ahbasid:j,sche 1,alifen im 10. und ll.Jh,2 9

(Regierungsdauer 1n christl. Zeitrechnun~)

al-Mu'tadid 892-902
al-Muktafi 902-908
al-Muqtadir 908-932
al-Qähir 932-934
ar-Ra.~i 934-940
al-Muttaqi 940-944
al-Mustakfi 944-946
1
al-Muti 946-974
a t-Ta.'i ' 974-991
al-Qa.dir 991-1031
al-Qä' im 1031-1075
al-Muqtad:t 1075-i094

14.2.5. Fatimidische Kalifen3o


(im Magreb, seit 969 in Ägypten)

al-Mu'iz 952-975
al-'Aziz 975-996
al-I;Iäkim 996-1020
al-Zähir 1020-1035
al-Mustan~ir 1035-1094

14.2.6, Hamdanidische Emire von Al~o 31

Saif ad-daula 944-967


Sa'd ad-daula 967-991
Sa'id ad-daula 991-1002
Regentschaft des Eunuchen Lulu 1002-1008
Mansur b. Lulu 1008-1016
Fatimidische Eroberung 1016

2 9 Nach Zambaur, s. 4-5, Grumel, Chronologie, s. 380 und


Cahen, Islam, s. 345.
3 0 Nach Zambaur, s. 94 und Grumel, Chronologie, s. 381.
3 1 Nach Zambaur, s. 134 und Grumel, Chronologie, s. 382,
15 1

14, 3, Syrisch-Jakobi tJ..sche Bistümer unter brz11n t i ntscheL Herr~tch.~J t


f~ 10, und 11, Jahrhundert

Die nachfol~enden Listen umfassen in alphabetischer Reihenfolie


alle Bistümer der ,iakobi tischen Kirche, die in diesem Zeitraum
zum byzantinischen Reich ~ehörten. Einschränkend muß bemerkt wer-
den, daß die Quellen zwar für vers~hiedene Zeitpunkte Teile des
Grenzverlaufs exakt an~eben, dieser in seiner Gesamtheit .Jedoch
nie fest definiert werden kann.

1. Die Listen geben den syrischen und byzantinischen Namen des


Bischofssitzes an, in chronolo~ischer Folge die Reihe der Hierar-
chen und deren Herkunftsklöster, welche sehr oft in den Ordina-
tionslisten Michaels mit auf~eführt werden (Stellenbelege für die
Klöster brauchen darum nicht separat ge~eben zu werden). Für wei-
tere Informationen wird auf die Klosterliste bei Nabe, S. 260-79
verwiesen. Der besondere hierarchische Status eines Bistums wird
genannt (z.B. Metropoliel.

2, Die Ordinationsdaten ergeben sich aus den Amtszeiten der je-


weiligen Patriarchen, da die Patriarchen die Ordination der Bi-
schöfe vornahmen. Die Amtszeiten der Patriarchen lassen sich aus
der Liste der jakobitischen Patriarchen von Antiocheia ersehen
(Anhang, S, 145, wo auch die laufenden Nummern der Ordinationsli-
sten Michaels vermerkt sind). Wenn genauere Angaben möglich sind
- oder gar das Ordinationsdatum bekannt ist, was nur bei zwei Me-
tropoliten von Melitene der Fall ist - werden sie ~e~eben (v~l.
Anhang, S. 166, Anm. 27-32).

3. Wenn mehrere Hierarchen eines Sitzes von demselben Patriarchen


ordiniert wurden, so erfol~t die Nennung in der Reihenfolge der
Ordinationsliste (vgl. Anhang, S. 152, Anm. 3 und 4). Wenn vorhan-
den, werden die Hierarchen der Generation jeweils vor und nach
der Phase byzantinischer Annexion auf~eführt, um die (eventuelle)
Kontinuität der Sitze zu belegen.

4. Die Dauer der byzantinischen Annexion wird vermerkt, wobei die


Daten der Eroberung im allgemeinen ~enauer belegt werden können,
als die Daten des Verlusts in der Zeit nach 1071 (s. T.I.B., S.
100-111 und Honigmann, Ostgrenze, S. 120-24).

5, Wichtige Manifestationen byzantinischer Macht in/bei den .iako-


bitischen Sitzen (Verwaltungszentren etc. l werden aufgeführt, um
die Verwobenheit der jakobitischen Kirche in ihr byzantinisches
Umfeld aufzuzei~en.

6, Falls vorhanden, wird die melkitische Hierarchie der Sitze


nach den zeitgenössischen Notitiae episcopatuum Constantinopoli-
tanae oder Antiochenae, bzw. nach anderen Quellen, vermerkt, um
die gleichzeitige Anwesenheit beider Konfessionen zu dokumentie-
ren. Solche Doppelhierarchien lassen auch bei ~chlechter Quellen-
lage Rückschlüsse auf konfessionelle Spannungen zu.
NAME 1-lI ER_~RCJJEN HERKUNFT ORDINIERT Z\olisc,
- -• __
IJ_\
1.Anazarbalil/ Ignatiost Dorf Bala 2 15,8,923 II ll: ft

Anabarza Johannes - • ._.. ., ll


3
unbekannt 28.~.936 u, 3,7.~ill
(Metropolie) David 4
unbekannt gleicher Zeitraum
Athanasioss unbekannt gleicher Zeitraum
Eleazars unbekannt 28. 11. 958 u. 2,6.~I
Thomas; Kl. Ma~ar t a.8 21.10.986 u. 1002,1
Basileios9 Kl. Abu'l HaurilO 6.7.1004 u, 102911
Johannes12 Kl. Buqa. 1 a 1034 u. 21.3,10421,
Basileiosis Kl. Abu'l Hauri' 3.8.1042 u. 24,5.101,
Basileiosl6 Kl. Mar Abhai 1 7 6 • 1 , 10 7 4 u. Sommer•·
Josua 1 8 Kl. Abu'l-Hauri um 1082 u. 1089/90
Simeon1 9 unbekannt 1.12.1090 u. 8.6,t12,
Dauer der Annexion: 964 - um 107720
Sitz eines Strategen: zw. 9 71 u. 9 7 5, 11. Jh. 2 1
melkitische Hierarchie: Metropolie unter Antiocheia22

1a Bedeutende Stadt in Ostkilikien, s. Honigmann, Bar-Sauma, S, llt


1 MS 463/759, Liste XXIV, 3.
2 Lage unbekannt.
3
MS 464/759, Liste XXV, 27.
4 MS 464/759, Liste XXV, 38.
5 MS 464/759, Liste XXV, 41.
6
MS 465/760, Liste XXVII, 1.
1 MS 468/761, Liste XXX, 23.
8 Lage: Festung am Euphrat nördlich von Melitene, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 85-86.
9
MS 469/762, Liste XXXI, 14,
10 Lage nicht bekannt, s. Nabe, S. 260, Anm, 7.
11 Patriarch Johannes VIII. verließ Melitene nach dem 6,April 1029,
um nach Konstantinopel gebracht zu werden. Bis zur Ernennung sei-
nes Nachfolgers am 14.10.1031 fanden keine Ordinationen statt, s,
MS 141/563.
12 MS 471/763, Liste XXXII, 10,
1 3 Lage nicht bekannt, dort Ordination.
14 Ordination nach der Flucht Dionysios' IV. nach Amid 1034, s, MS
470/762 u. csco 354, 216/287-88, s.o. s. 93.
1 5 MS 472/763, Liste XXXIII, 7.
1 6 MS 474/765, Liste XXXVI, 1.
17 Das Kloster liegt bei Gargar am Euphrat, s. Nabe, S. 260, Anm,3,
1s MS 475/765, Liste XL, 9.
19 MS 477/766, Liste XLI, 58.
20 S. Canard, Hamdanides, S. 280 u. 806-7, 809; Runciman, S. 73,
21 S. Oikonomides, Listes, S. 356 und T.I.B., S. 90, Anm. 294,
2 2 S. Grumel, EO XXXIII, S. 131. Anazarba wurde erst 964 in dauern·
den Besitz genommen, s.o., Anm. 20. Die Metropolie bestand ,je-
doch bereits zuvor, s. Vailhe, Notitia, S. 95.
153

HIERARCHEN HERKUNFT __ 9RDINIERT ZWISCHEN


2, 'Are.'l;>sus/ 2
Arabissos
3 Petros2 4 Kl. .
Be.r-Saumä2$ 21.10.986 u. 1002/3

Dauer der Annexion: 934 - 107126


kaiserliche Episkepsis: 11.Jh. 27
melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Melitenezs

3.Armenia 29 Daniel 30 unbekannt 23.4.897 u. April 909


Isaak 31 Kl. Mär Mattai3 2 gleicher Zeitraum
Stephanosll Kl. Mär Elisa 3 4 15,8.923 u. 25.3.935
Abraham 3 5 Kl. Mär SergiosJ& 28.8.936 u. 3.7.953
Kyrillos3 7 Kl. Mär Elisa 21.10.986 u. 1002/3
Daniel3 8 Kl. Kepä g 1 ArzaniyeJ9 gleicher Zeitraum

2 3 1 A, liegt westlich von Melitene, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 114.


2• MS 468/761, Liste XXX, 34.
2s Lage: südöstlich von Melitene, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 36-46.
26 Arabissos teilte das Schicksal der Metropolie Melitene,
s. T.I.B., S. 107.
2, s. T.I.B., S. 145, kaiserliche Domäne.
29 Melitene als 13.Eparchie des Patriarchalsprengels von Konstanti-
nopel wird nur in wenigen Rezensionen der Notitia 7 aufgeführt:
"L'eparchie de Melitene, clont Syracuse prend la ple.ce, n 1 etait
qu 1 un souvenir dans les copies du IXe si~cle .•. " (Darrouzes, No-
titia, S. 274). Erst die Notitiae 8 und 9 (datiert bis Ende des
10.Jh.) gehen von der historischen Lage nach der Rückeroberun~
Melitenes 934 aus (s. Darrouzes,' Notitia, S. 86 u. 91). Ein Ni-
ketas, Bischof von Arabissos subskribiert einen Synodaltomos ge-
gen die Jakobiten 1032, s, G. Ficker, Erlasse, S. 27, Z.21.
29
Zur Lage s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 114-15. Da es in früherer Zeit
gelegentlich mit Qalinqala/Theodosiupolis vereinigt war, lag es wohl
im byz.-georg.-arm. Grenzgebiet. Die Region erscheint als Thema
zwischen 930 und 978 (s. Honigmann, Ostgrenze, S. 79-80), wieder
byzantinisch nach 1000 (ebd., S. 156 ff.). Zu unterscheiden vom
früher existierenden jak. Bistum Großarmenien, das vielleicht mit
Kelat/Chleat am Van-See identisch war.
30
MS 460/757, Liste XXII, 24.
31
MS 461/758, Liste XXII, 39.
12
Das Kloster liegt östlich von Mossul, s. Nabe, S. 264, Anm. 93.
33
MS 463/759, Liste XXIV, 9.
34
Lage nicht bekannt, s. Nabe, S. 262, Anm. 49.
35
MS 464/759, Liste XXV, 20.
38
Das Kloster liegt nördlich von Balad, s. Nabe, S, 267, Anm. 148.
37
MS 467/761, Liste XXX, 9.
38
MS 468/761, Liste XXX, 32.
39
Liegt das Kloster bei Arzun?, s. Nabe, S. 263, Anm. 81.
......., .... , ...,

NAME HIERARCHEN HERKUNFT _ ORDINIERT Z\.ll


Gre~orios 40
. 41 ~
(3.Armenia.) Kl. Mär Georg10s 1033/34
u. 21, 3 Ir
' ll::,
Dauer der Annexion: um 930-978, nach 1000 - 107143

-----
4. rArqä/ Basileios44 Kl. Baitäya. 45 21.10.986 u, 1002h
Isaak 47 48
Arka 4 6 Kl. Bar-Gägai 6.7.1004 u. 1029,,·
Johannesso Patriq 51
Kl. Tell 14 .10. 103~ und 10341
Basileiossa Kl. Abu'l H~uri 5 4 1033/34 bis 31.3 , 1
Basileioss& Kl. Paris 57 3 .8.1042 ·· 01,1:
u. 24,5,\0;1'
Jgnatios 58 Kl. Argula 59 1057/58 u. 1062/63'
Petros 60 unbekannt gleicher Zeitrau 111
Johannes61 Kl. Bar-Gägai 1063/64 u. Nov, 101~
Abdochos62 unbekannt (um) 10 7 5 u. 1090 •
Ignatios63 unbekannt 1.12.1090 U, 8. 6, l ,~,
..,
Dauer der Annexion: 934 - 107164
melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Melitene 65

40 MS 471/763, Liste XXII, 24.


4 1 Das Kloster liegt westlich von Mardfn, s. Nabe, S. 262, Anm, 57,
42 S. Anhang, S. 152, Anm. 14.
43 S. Anm. 29. Verlust der Provinz um 1071, s. T.I.B., S. 103-107,
44 MS 468/761, Liste XXX, 18.
45 Identisch mitKloster Barid, (40 KM nördlich von Germanikeia), s,
Nabe, S. 261,Anm. 27.
4 6 Arka liegt westlich von Meli tene, s. Honigmann, Bar-Sauma, S, rn,
4 7 MS 469/762, Liste XXXI, 15. Konvertierte 1030 zur Reichskirche,
48 Das Kloster liegt im Gebiet von Gugos, s. Nabe, S, 267, Anm, 163,
49 S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
50 MS 470/762, Liste XXXII, 3.
51 Das Kloster Jiegt in/bei Tell Pat,rfq, s. Nabe, S. 267, Anm. 163.
52 Eine der sechs Ordinationen Dionysios IV. vor seiner Flucht nach
Amid 1034. Ersetzung des Renegaten Isaak.
53 MS 471/763, Liste XXXII, 23.
54 S. Anhang, S. 152, Anm. 10.
s 5 S • Anhang , S . 1 5 2 , Anm . 1 4 •
5 6 MS 472/763, Liste XXXIII, 23.
57 Das Kloster liegt bei -tfesn Man~~r, s. Nabe, S. 265, Anm. 109,
58 MS 473/763, Liste XXXIV, 2.
59 Lage nicht bekannt.
60 MS 473/764, Liste XXXIV, 14. Konvertierte zur Reichskirche.
•• MS 473/764, Liste XXXV, B.
62 MS 474/764, Liste XXXVII, 2.
6 3 MS 477/765, Liste XLI, 60.
6 • S . T. I • B. , S . 107 und 15 2-15 3 •
65 S. Anhang, S. 153, Anm. 27.
155

t-lt\t1~ HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEN

5.Arsemsat•/ Basileios2 Kl. Mär Salomonl 28,8,936 u' 3.i.953


Asmosaton Denha 4 Kl. Ta9ess 9.7.965 u. 985
Johannes 6 Muttergotteskl. 1 21. 10.986 u. 1002/3
Johannes& Kl. Bärig. 9 ~leicher Zeitraum
Athanasiosl o Kl. Mär Ahronl l
~
6.7.1004 u. 102912
de Seiara
Abraham 13 Kl. §egarä 1034 U, 21.3.104214
Philoxenos' s "aus der Zelle un- 1057/58 u. 1062/63
seres Vaters"16
Johannes 17 Kl. Qaisä 'Abäya. 1 & um 1082 u. 1089
Timotheos19 Kl. Mär AQhai 2 0 1.12.1090 u. 8.6.1129

Dauer der Annexion: nach 938 - 107121

1 A. liegt am Oberlauf des Arsanias, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 115.


2 MS 464/759, Liste XXV, 19.
3 Das Kloster liegt in/bei Dali~, s. Nabe, S. 266, Anm. 132,
4 MS 467/761, Liste XXIX, 37.
5 Das Kloster liegt in Kai~um, s, Nabe, S. 267, Anm. 158.
6
MS 467/761, Liste XXX, 3.
7
Dieses nicht genauer bezeichnete Muttergotteskloster liegt bei
QlisÜr~, s. vori~e Anm,
6 MS 468/761, Liste XXX, 29,
9
S. Anhang, S. 154, Anm. 45.
10
MS 470/762, Liste XXXI, 42; der spätere Patriarch Athanasios VI.
11
Das Kloster liegt im Gebiet von Qlisura, s. Nabe, S. 260, Anm. 11.
12
S, Anhang, S. 15 2, Anm. 11 .
13
MS 471/763, Liste XXXII, 28.
14
S, Anhan~, s. 152, Anm. 14
15
MS 473/763, Liste XXXIV, 7.
16
Patriarch Athanasios VI., "unser Vater", vormals Bischof von Ar~em-
~at, weihte einen früheren Vertrauten (Synkellos?).
17
MS 475/765, Liste XL, 4.
18
Lage nicht bekannt, s. Nabe, S. 265, Anm. 116.
19
MS 476/765, Liste XLI, 11.
20
Das Kloster liegt bei Gargar, s. Nabe, S, 260, Anm. 3.
11
Gehörte im September 938 noch zum hamdanidischen Machtbereich, s.
Honigmann, Ostgrenze, s. 76. Als Festung aus~ebaut, s. op.cit., S.
43. Zum Verlust der Provinz s. T.I.B., S. l07.
(5. Arsemsat/Asmosaton)

Sitz eines Strategen: nach 938 22


melki tische Hierarchie: Metropol ie unter Konstantinopel nach ,
9381

NAME HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWISClt~


,
6.Birtä- 24 / Gregorios2s Kl. Rahä ta.2 6 21. 10.986 u. 1002,,
Gargar/ Gregorios27 Kl. Haqrnptä2 s 6.7.1004 u. 102911' 1

Karkaron Ignatioslo Kl. Har~aptä 14.10.1031 u, 103\i


1
Dionysiosl2 Kl. Mär Julianos 33 3.8.1042u, 24 ,5,11.
Gregorios34 unbekannt 1057 /58 u. 1062/63.
Basileiosls Kl. Mär Abhai36 1.12.1090 U, 8,6,[1,.
TimotheosJ7 Kl. Sergi~yehl& gleicher Zei trau11'

Dauer der Annexion: um 934 - 107139


byzantinische Zitadelle ( birtä) und Stadt Gargar/Karkaron am Euphrat

22 S. Oikonomides, , Organisation, S. 287, Anm. 10. Wurde zwischen'1


938 und 952 Hauptstadt eines Themas und melk. Metropolis,
23 Erwähnt in Notitia 8 (nach 934, s. Darrouzes, Notitia, S. 2921 1
Not i t i a 9 ( 1 0 • J h . , o p . c i t . , S . 3 0 6 ) , Not i t i a 1 0 ( 10 , J h , , op,cit,, 1
,

S. 339), Notitia 13 (11.-12.Jh., op.cit„ S. 370), Nicht identisti


mit Samosata am Euphrat. Die Eparchie lag bis in das 11.Jh. imGr,
bereich (s. Honigmann, Ostgrenze, Karte II und III). Einer der~:
poli ten, die 1032 einen Synodal tmos gegen die Jakobiten unterzettl-
neten, war Nikolaos von Asmosaton (s. G. Ficker, Erlasse, S, 21,:
und Grurnel, Patriarchatsregesten, Nr. 804).
2 4 B. -G. liegt am Euphrat südöstlich von Melitene, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 118-119.
25 MS 468/761, Liste XXX, 14.
2 6 Kloster in Mel i tene, gegründet von Metropolit Ignatios ( Isaak Rati
zw. 970 und 985 (s. MS 130/555). 1003 von Melkiten enteignet, s,J
136/559.
27 MS 469/7762, Liste XXXI, 35.
2a Das Kloster liegt bei Melitene, s. MS 283-284/642.
29 S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
30 MS 470/762, Liste XXXII, 2.
31 Ignatios wurde vor der Flucht Dionysios' IV. nach Amid ordiniert1
also vor 1034, s. Anhang, S. 152, Anm. 14.
32 MS 472/763, Liste XXXIII, 18.
33 Das Kloster liegt bei KaisGm, s. Nabe, s. 273-274, Anm. 78,
lt MS 473/764, Liste XXXIV, 15.
35 MS 476/765, Liste XLI, 4.
J6 S. Anhang, S. 155, Anm. 20.
31 MS 476/765, Liste XLI, 22.
1 • Das Kloster 1 iegt im Gebiet von Gubos, s. Nabe, S, 267, Anm, l4f
11 Eroberung und Verlust Melitenes, s:
T,I,B,, S, 107 u, 234,
,., 11111 ä ■ er
1 III"__:___ 157

MF HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEN

Dol ! lt l / Jakob2 Kl. Mär Jakobl 23.4.897 u. April 909


Teluch Abraham4 Kl. Nulagan 5 21.4.910 u. 30.11.922
Gabriel 6 Kl. M§.r Jakob7 gleicher Zeitraum
Johannes 8 Kl. Mar Salomong 28.8.936 u. 3.7.953
Johannes 10 Kl. Mär ~enä 1 I 21.10,986 U, 1002/3
Johannes 12 Kl. Abu'l Hauri1 3 6. 7. 1004 u. 10291 4
Philoxenos1s unbekannt (14.10.1031 u. 21.3.1042?)1•
Ignatios 17 Kl. Abu' 1 Hauri 1063/64 u. November 1072
Athanasiosia Kl. Bari(!t 9 1079/80 u. 1081/82

)auer der Annexion: April/Mai 962 - (nach) 101120


3itz eines Strategen: um 1030 - (nach) 107121
nelkitische Hierarchie: Metropolie unter Antiocheia~

1 D, liegt 13 Kilometer nördlich von Gaziantep ( 'Aintab), s. Honigmann,


Bar-Sauma, S. 122. Außer der Namensform Teluch ist im 10.Jh, auch
die ältere Form Doliche gebräuchlich, s. Vailhe, Notitia, S. 94.
z MS 461/758, Liste XXII, 40.
a S. Nabe, S. 263, Anm. 68-71. Welches des gleichnamigen Klöster
gemeint ist, ist unklar.
4 MS 461/758, Liste XXIII, 4.
5 Lage nicht bekannt.
6 MS 461/758, Liste XXIII, 9.
7 S, o . Anm, 3 .
8 MS 464/759, Liste XXV, 9.
9 S. Anhang, S. 155, Anm, 3.
10 MS 468/761, Liste XXX, 36.
11 Das Kloster liegt bei Antiocheia, vgl. MS 469/762, Liste XXXI, 28.
12 MS 470/762, Liste XXXI, 43.
13 S. Anhang, S. 152, Anm. 10.
14 S. Anhang , S . 15 2 , Anm. 11 .
15 MS 471/763, Liste XXXII, 34, Anm. 7.
16 Von Chabot nach MS 161 ergänzt. Philoxenos wurde vielleicht noch
von Johannes VIII. ordiniert, s. MS 471, Anm. 7.
17 MS 474/764, Liste XXXV, 16.
18 MS 475/764, Liste XXXIX, 3. Bischof von Dolt~ und Mabbug (uniert).
19 S. Anhang, S. 154, Anm. 45. "
20 Erobert von Nikephoros Phokas, s. Ya~ya A, S. 86. Bei der Grenz-
ziehung zwischen Byzanz und Aleppo zum Jahreswechsel 969/970 lag
Dolik/Teluch auf byzantinischer Seite, s. Canard, Hamdanides, S.
833. Beim Feldzug Romanos IV. (1068/69)bestand das Thema Teluch
noch. In den Jahren nach 1071 fiel es den Türken zu, s. Honigmann,
Ostgrenze, S. 119 ff.
21 Teluch wird unter Johannes Tzimiskes noch nicht in den Taktika ge-
führt (s. Oikonomides, Listes, S, 255-277). Um 1030 ist Georgios
Maniakes im Amt (s, Honigmann, Ostgrenze, S. 112).
22 S. Vailh~, Notitia, S. 94, Ursprünglich Suffraganbistum unter
Hierapolis/MabbGg. Mitte des 10, Jh. Metropolie an Stelle von
Hierapolis.
Anbanr: Bi 11t ä ■ ~r

Edessa: -> Urhä~

NAME HIERARCHEN HERKUNFT Q_R_DINTERT ZWI~Cll81i


8.Gi'hön2J Kyriakos24 unbekannt 5.7.965 u. 985
Athanasios 2s Kl. von Kirkesion26 14 · 10, 1031 u. 103417
Sedisvakanz
Basileios2s Kl. Mär Romanos29 1 , 1 2 • l O9 0 u. 8.6.11 29
Dauer der Annexion: Mitte des 10.Jh. - 1071Jo

9.GuQÖs 31 (EliasJ2 Kl. Zuqn1nJJ 16.7.954 u. Dez.956/Ja,,


JohannesJ4 Kl. Bar-Sauma.Js 3.8.1042 u. 24.5.1057''
Dionysios36 Kl. Bar-Gägai37 1063/64 u, Nov. 1072
DionysiosJ& Kl. Sergi~yeh39 1.12.1090 u. 8,6,1129

Dauer der Annexion: 934 - 107140

2 3 G. liegt südwestlich von Melitene, nordwestlich von Mar'a~, s,


Honigmann, Bar-Sauma, S. 123-124.
24 MS 467/761, Liste XXIX, 47. Ergänzt von Chabot nach MS 139, Erst11
Bischof der Neugründung unter Johannes VII.
2 5 MS 470/762, Liste XXXII, 5. Ordiniert vor der Flucht Dionysios' II
nach Amid.
26 Lesart nicht ganz sicher, s. MS 470, Anm. 10.
2 7 S. Anhang, S. 152, Anm. 14.
28 MS 477/765, Liste XLI, 44.
29 Lage unbekannt.
3 0 Gihon lag im Niemandsland zwischen Byzanz und dem hamdanidischen
Machtbereich. Es wurde erst durch die Feldzüge des Nikephoros Pho·
kas und Johannes Tzimiskes in den 960er Jahren gesichert. Verloren
nach 1071 wie die Metropolie Melitene, s. T.I .B., S, 105-107,
31 G. liegt östlich von Melitene am Westufer des Euphrat, s, Honigaani
Bar-Sauma, S. 124-125 u. T.I.B., S. 184,
3 2 MS 465/760, Liste XXVI, 1 und MS 125/552. Elias war Metropolit von
Melitene und GubÖs (vereinigt). S. Anhang, S. 165, Anm. 15,
33 Das Kloster liegt bei Amid, s. Nabe, S. 268, Anm. 171.
34 MS 472/763, Liste XXXIII, 26.
35 Das Kloster liegt südöstlich von Melitene, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 36-46.
36 MS 473/764, Liste XXXV, 7.
a1 S. Anhang, S. 154, Anm. 48.
1s MS 477/765, Liste XLI, 53,
ie S. Anhang, S. 156, Anm. 38.
•Cl Gubos teilte das Schicksal der Metropole Melitene, s. T.I.B,,
s. 234-235.
BI at i ■ er

159

N_Mlli HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEN


IO,G0gpai 1 - Athanasios 2 Kl. Bar-Gä.gai 3
6,7.1004 u. 10294
Kar~enä Johannes 5 unbekannt 3,8. 1042 u. 24.5.1057
( Anon:vmus 6 unbekannt Üeicher Zeitraum)
Athanasios7 unbekannt 6,1.1074 u. Sommer 1075
Timotheos& Kl. Bar-Gä.gai 1,12,1090 u. 8.6.1129
Datum der Annexion: Mitte 10.Jh. - 107}9

11.Haget 10 / Kosmas 11 unbekannt 23.4.897 u. April 909


Adata Georgios 12 Gebirge von Edessa deicher Zeitraum
Simeon 13 Kl. Mär Jakob 1 4 15,8.923 u. 25.3.935
Gregorios 15 Kl. Mär Johannes 16 gleicher Zeitraum
Abraham 17 Kl. Mär Zakkait 8 28.8,936 u. 3.7.953
Dionysios1 9 unbekannt 9,7.965 u. 985
Johannes 20 Kl. Mär Lazaros 2 t 6.7.1004 u. 102922

1 Zeitweise vereinigte Bistümer. Lage von Gugpai: 40 Kilometerwest-


nordwestlich von Mar 1 as, s, Honigmann, Bar-Sauma, S. 126. Lage von
Karsena: nordöstlich von Mar 1 as, s, op.cit., S, 134.
2 MS 469/762, Liste XXXI, 33. Metropolit von Gugpai und Kar~ena.
3 S. Anhang, S. 154, Anm. 48.
4 S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
5 MS 472/763, Liste XXXIII, 15. Bischof von Kar~ena. Name vor Ordina-
tion: 1
Agda, der Mönch (ebd. ). Zurückgetreten und wieder Mönch ge-
worden, s. MS 273/635.
6 Johannes IX. ordinierte zw. 1042 und 1057 einen (anonymen) Nachfol-
ger für den zurückgetretenen Mönch 1 A~da (MS 273/635).
7 MS 474/764, Liste XXXVI, 6. Bischof von Kartena.
8 MS 476/765, Liste XLI, 15, Bischof von Karsena.
9 Der Zeitraum dürfte dem des o.a. Bistums Gihon entsprechen, s.
Anhang, S. 158, Anm. 30 ...
10 H. liegt nordöstlich von Mar 1 as, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 127.
11 MS 461/758, Liste XXII, 27.
12
MS 461/758, Liste XXII, 31.
13
MS 463/759, Liste XXIV, 7, Metropolit.
14 Das Kloster liegt in/bei Kais~m, s. Nabe, 263, Anm. 70.
15
MS 463/759, Liste XXIV, 25.
16 Welches der Klöster dieses Namens gemeint ist, ist nicht klar, s.
Nabe, S. 263, Anm. 72 u. 73. Wahrscheinlich das Kloster des Na-
mens von Kyrrhos, das nicht weit von Hadet lag.
11
MS 464/759, Liste XXV, 7.
11 Das Kloster liegt bei Qaltniqos, s. Nabe, S. 268, Anm, 167.
19
MS 466/760, Liste XXIX, 12.
20
MS 469/762. Bischof von Hadet und Ra 1 ban. Bistümer zeitweise verei-
nigt. Johannes starb in meikitischer Haft nach 1030, s. MS 145/565.
21
Das Kloster liegt in/bei 1 Arq~, s. Nabe, S. 264, Anm. 83.
2
a S, Anhang , S . 15 2 , Anm. 11 ,
NAME HIERARCHEN HERKUNFT ORDI~RRT zwr
. - _S.CJ-iK~
(11.Haqet/ Basileios 23 Kl. Mär Ahron24 1034 u
Adatal Johannes 26 unbekannt 3 8 10• 2 l. 3 ,l0422s
Timotheos27 Kl. Bar-Gägai2a • • 42 u 24 5
P:leicher z' ·t'
e 1
,lOSJ
rnum

Dauer der Annexion: Juni-Juli 957/April-Mai 96229


- nach 1O7tao
Sitz eines Strate~en: zw. 971 u. 97531

12.-tJesn- Basileiosa2 unbekannt 3 · 8 - 1 042 u. 24.5.1057


Man~urJ a Philoxenos34 "vom Kloster"3s um 1082 u. 1089/90

Dauer der Annexion: um 930 - 107136

23 MS 471/763, Liste XXXII, 11.


24 Unklar ist, welches Kloster des Namens gemeint ist, s. Nabe, S. 2611
Anm. 9-11.
25
Ordiniert nach der Flucht Dionysios' IV. nach Amid, s. Anhang,
S. 15 2 , Anm. 1 4.
26 MS 472/763, Liste XXXIII, 3. Sekretär Patriarch Johannes' IX.
2 7 MS 472/763, Liste XXX, 9.
28 S. Anhang, S. 154, Anm. 48.
2 9 S. Yahya A, S. 76. Erobert durch den Domestikos Bardas Phokas, Ein
Teil der Bewohner durfte nach Aleppo auswandern. Die Festung wurde
1
zerstört. Die Byzantiner nahmen Stadt und Festung noch nicht in dau•
ernden Besitz. Erst im April/Mai 962 annektierte Nikephoros ~~~ 1!
die benachbarten Städte Teluch, Ra'ba.n und Mar'as auf Dauer (Ya~yal1
S. 86), sodaß für Hag.et, erst dann mit der Errichtung eines I
Strate•e 1
sitzes zu rechnen ist.
30 S. Anhang, S. 157, Anm. 20.
31 S. Oikonomides, Listes, S. 266.
3 2 MS 4 7 2 / 7 6 3 , Liste XXXIII , 19 •
33 H.-M. liegt südlich von Melitene, nördlich von Samosata, s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 130. Das heutige Adiyaman.
3 4 MS 475/765, Liste XL, 5.
35 Stammt er aus einem Kloster von Hesn-Mans~r?
3 6 Im Einnahmebudget des Abbasidenr~iches wt'..irde !{esn-Mansur für die
Jahre 915-17 mit Samosata als 20. Steuerbezirk (direkt dem Kalifen
unterstehend) geführt (s. Honigmann, Ostgrenze, S. 72). Um 930
gilt die Gegend dem arabischen Historiker QudGma bereits als byzan·
tinisches Gebiet (s. op.cit., S. 73). Das nördlich gelegeneMelite·
ne wird 934 von Byzanz erobert. Verlust der Provinz nach 1071, e,
T.I.B., S. 107.
1111ti ■ er
161

HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERTZWISCHEN


,,
(Athanasios 1 Kl. Ma.r Ahron de ~egara 1034 u. 21.3.10423?)
13.~esn- 2

Patr1q4 Timotheos 5
Kl. Mär Ahron de Segarä 1057/58 u. 1062/63

Dauer der Annexion: um 934 - 10716


byzantinische Burg
-------------------
14,~esna g.e Moses 7 Kl. Mär Ahron 8 6.7.1004 u. 1029 9
Z§.id 1 D / Johannesll Kl, Bar-Gagail 2 1034 u. 21.3.104213
Charpete Athanasios14 unbekannt 6.1.1074 u. Sommer 1075
Basileiosis Kl, Bet Qena.yäl 6 1.12.1090 u. 8.6.1129

1 Der spätere Patriarch Athanasios VI. fehlt in Michaels Liste der


Hierarchen von Besn-Patriq (MS 499). Er zog sich von seinem Bistum
Arsemsat in sein Heimatkloster zurück (s, Anhang, S. V, Anm. 10
-14), sodaß Patriarch Dionysios IV. zwischen 1034 und 1042 ei-
nen Nachfolger einsetzte. Athanasios wird in der Zwischenzeit bis
zum Beginn seines Patriarchats auch als Bischof von Hesn-Patr1q be-
zeichnet (s. Palmer, S. 36-68, bes. S. 38-47). Palmer hält es nach
dem Zeugnis des von ihm untersuchten Manuskripts (op.cit., S. 47)
für möglich, daß ~esn-Patriq bereits 1014/15 einen Bischof namens
Athanasios besaß, der vielleicht mit Athanasios von Q'lfnfqBs (Li-
ste XXXI, 6) identisch ist (s. op.cit.,S. 48-49), Vollends kompli-
ziert sich die Lage, wenn man CSCO 354, 218/290 beachtet, was
Palmer unterläßt: Athanasios VI. war demnach auch Bischof von Sem-
~a. Vielleicht bestand eine zeitweilige Vereinigung beider eph~me-
ren Bistümer. Die geographische Lage $emtas läßt dies möglich er-
scheinen, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 88.
2 Das Kloster liegt nahe bei ~esn-Patrfq, s. Palmer, S. 45-46.
3 S. Anhang , S . 15 2 , Anm. 14 .
• H.-P. liegt nordwestlich von Melitene, s. Honigmann, Bar-Sauma,
S. 131. Der Name bedeutet 1
Burg des Patrikios', Das heutige Fethiye.
5 MS 473/763, Liste XXXIV, 3.
6 Mit der Eroberung Melitenes wurde der Ort byzantinisch, s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 131. Zum Verlust der Provinz s. T.I.B., s. 107.
7 MS 470/762, Liste XXXI, 41. Konvertierte zur Reichskirche, kehrte
heimlich zurück und beendete sein Leben als Büßer, s. MS 144-145/565.
8 Vermutlich identisch mit dem oben erwähnten Mar Ahron de Segara,
s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 80, Anm. 4.
9
S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
10
H. liegt östlich des Euphrat, südlich des Arsanias, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 131. Andere Lesarten: ~isn Ziyad und Charput.
11
MS 471/763, Liste XXXII, 15.
11
S. Anhang, S. 154, Anm. 48.
1
~ S. Anhang;, S. 152, Anm. 14.
1
• MS 474/764, Liste XXXVI, 4.
15
MS 476/765, Liste XLI, 18,
16
Das Kloster liegt bei Melitene, s. Nabe, S. 279, Anm. 166.
<14.Hesna de Zaid/Charpete: l

Dauer der Annexion: vor 938 - 1071 17


byzantinische Bur~ 1 6

NAME HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEM

15.Irin6polisl9/ Jakob 2 0 Kl. Tell 'Aga21 23.4.897 u. April 9.


Irenupolis Habib 2 2 unbekannt ~leicher Zeitraum
Jgnatios 23 Kl. Mar Johannes24 gleicher Zei trau11
Stephanos2s unbekannt 21.4.910 u. 30, l l.9u
Lazaros 26 Kl. Mär Jakob27 gleicher Zeitraum ·
Johannes2& Kl. ~esna ~amu~a29 gleicher Zeitraum

Datum der Zerstörung: 91530


melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Anazarba 3 1

17
S. Honigmann, Ostgrenze, S. 76; Canard, Hamdanides, S. 260-261.
Verlust der Provinz nach Mantzikert, s. T.I.B., S. 107,
1 8
Gelegen im Thema Muzarion, s. Oikonomides, Listes, S, 268 u, 361. 1

Vgl, op.cit., Karte I und Honigmann, Bar-Sauma, Karte III.


19 I. liegt im nordöstlichen Kilikien, s. Honigmann, Bar-Sauma,
s. 131-132.
20 MS 460/757, Liste XXII, 5.
2 1 Bedeutendes Koinobion bei gleichnamigem Dorf in der Region von
Antiocheia, s. Nabe, S. 267, Anm. 160.
2 2 MS 460/757, Liste XXII, 15.
23 MS 461/758, Liste XXII, 42.
2 4 Welches der gleichnamigen Klöster gemeint ist, ist unklar, s.
Nabe, S. 263, Anm. 72 u. 73.
2s MS 462/75B, Liste XXIII, 14.
26 MS 462/758, Liste XXIII, 29.
2 1 S. Anhang, S. 157, Anm. 3.
28 MS 462/758, Liste XXIII, 38.
2 9 Das Kloster liegt im östlichen Kilikien. 12 Kilometer nordwestlid
von Anazarba, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 128.
30 Irenupolis wurde von den Byzantinern unter Melias 915 völlig zer·
stört. Bis dahin wichtige Festung des Emirs von Tarsos, s, Honig-
mann, Ostgrenze, S. 44 und Honigmann, Bar-Sauma, S. 132. Nach dem
Patriarchat Johannes' IV. (bis 922) keine Ordinationen jakobi
Bischöfe mehr belegt. Wahrscheinlich wurde die ,jakobitische Bevöl·
kerung ins Reichsinnere deportiert.
3 1 S. Vai lhe', Noti tia, S. 95. Die Noti tia wurde zwischen 911 und 96i
zusammengestellt. Es ist die Frage, ob nach der Zerstörung 915
noch ein melki tisches Bistum angenommen werden kann. Die Stadt
wurde erst in den 960er Jahren annektiert und wurde Sitz eines
Strategen, s. Oikonomides, Listes, S. 362.
Bl ■ tii ■ er

163

NAME HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEN

l6,Kai~Om 1 / Denha 2 Kl. Säp0lös 3 21.10.910 u. 30,11.922


Kessunion Sedisvakanz
Andreas 4 Kl. Ta!)es 5 6.7.1004 u. l 0296
Johannes 7 Kl. Mar Jul ianos 8 1034 u. 21.3,10429
Simeon 10 unbekannti 1 1063/64 u. Nov. 1072
Dionysios12 Kl. Bar-Sauma. 13 1. 12, 1090 U, 8.6.1129

Dauer der Annexion: April/Mai 962 - nach 1071 14

Karsena: -> GQ~pai-Karsenä

17.L§.qaginis; Simeon1 6 Kl. Mär Demetrios 1 7 6, 7 .1004 u. 102918


Lakape Athanasios 19 unbekannt 14.10.1031 u. 21.3.1042aD
Basileios21 Kl. Mär Lazaros 2 2 1063/64 u. Nov. 1072

1 K. liegt westlich von Samosata, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 133.


2 MS 461/758, Liste XXIII, 3.
3 Das Kloster liegt bei Re~ 1 Aina, s. Nabe, S. 266, Anm. 137.
4 MS 469/762, Liste XXXI, 18.
5 Das Kloster
6 S.
liegt in/bei Kaisum, s. Nabe, S. 267, Anm. 158.
Anhang, S. 152, Anm. 11.
7 MS 471/763, Liste XXXII, 31.
6 Das Kloster liegt bei Radium, das 'rote Kloster', s. Nabe,
S. 2 6 3 , Anm. 7 8.
9
S, Anhang, S. 152, Anm. 14. Ordination nach der Flucht Dionysios' IV.
nach Amid.
10 MS 473/764, Liste XXXV, 2. Synkellos Johannes 1 X.
11 Vielleicht stammt der Synkellos Simeon als Vertrauter Johannes' X.
ebenfalls aus Mel i tene, s. MS 4 7 3/764, Einleitung zu Liste XXXV.
1 2 MS 476/765, Liste XLI, 8.
1 3 S. Anhang , S • 15 3 , Anm. 25 .
14
S, Yahya A, S. 86 (Besetzung des benachbarten Ra'ban) und Grünebaum,
S. 54. Verlust der Provinz, s. Honigmann, Ostgrenze, S. 121 ff,
15
L. liegt südlich von Mel i tene, zwischen 'Arqa und Zubatra, s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 136. Heimat des Kaisers Romanos I. Lakapenos,
s. T,I.B., S. 85,
16
MS 469/762, Liste XXXI, 24, Bischof von Tela IQastral und Laqat,fn,
Bistümer zeitweise vereinigt, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 152.
17
Das Kloster liegt im Gebiet von Qlaudia, s. Nabe, S. 262, Anm. 46.
1
~ S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
19
MS 471/763, Liste XXXII, 35,
20
Ergänzt von Chabot, s. Anhang, S, 157, Anm. 16.
21
MS 473/764, Liste XXXV, 6,
aa Das Kloster liegt in/bei 'Arq,, s, Nabe, S, 264, Anm. 83.
Anbant: Bialiiaer

NAME HIERARCHEN HERKUNFT URDJNIERT ZWISCH~\•


---!:•
117.Läqabin/ Johannes 23 von der Kirche v.
Lakape) 1.12.1090 u. 8,6,t12~
Melitene"2-1

Dauer der Annexion: um 934 - 10712s


melkitische Hierarchie: Kloster26

l8.Mar'a~21; Joseph 28 Kl. Tabe~ 2 9 21.4.910 u. 30, 11.922


Germanikeia Moses 30 unbekannt 28.8.936 u. 3.7.953
Konstantin31 unbekannt 25.5.962 u. 4.3.963
Johannes32 Wüstenkloster33 nach 970 u. 985 3 4
Theodosios35 Kl. Ser~ios gleicher Zeitraum
und Bakchos36
Sedisvakanz 37
Gregoriosls unbekannt 14.10.1031 u. 103431
Timotheos"o Kl. Mar ~ena. 4 1 1057/58 u. 1062/63

23 MS 476/765, Liste XLI, 16. Genannt 'Bar-Thomas'.


2 4 Von welcher Kirche der kappadokischen Metropolie? War die 1003 ent-
eignete Hauptkirche des Isaak Rahiti bereits wieder jakobitisch
(s. T.I.B., S. 236)?
2 5 Laqabin teilte das Schicksal des nahegelegenen Melitene, s. T,I.B. 1
S. 107 und 233-237.
26 S. Honigmann, Bar-Sauma, S. 136, Anm. 1: "basilike tes Lakapes mone'.1
2 7 Stadt in NW-Syrien, östl. von Anazarb~, s. Honigmann, Bar-Sauma, S,!J:l
1
2s MS 461/758, Liste XXIII, 5.
29 s. Anhang, S. 163, Anm. 5.
30 MS 464/759, Liste XXV, 37.
31 MS 465/760, Liste XXVIII, 3 u. Assemani, BO II, S. 139. Teilnehmer
an der Disputation von Konstantinopel 969.
32 MS 466/760, Liste XXIX, 17.
33 Lage unbekannt.
3 4 Als Teilnehmer an der Disputation 969 kehrte der Vorgänger Konstanti!
970 mit Johannes VIII. nach Syrien zurück, s. Assemani, BO II, S, 1W
und MS 131/556. Johannes kann also erst später ordiniert worden sein
35 MS 467/761, Liste XXIX, 45.
3 6 Mehrere Klöster des Namens sind bekannt, s. Nabe, S. 267, Anm. 147,
149 und 150. Wahrscheinlich ist Sergi~yeh gemeint, da Johannes VII.
sich besonders in dieser Region als Kirchenorganisator engagierte,
37 Mindestens 46 Jahre keine Ordinationen bekannt (zw. 985 und 1031),
Es ist unwahrscheinlich, daß Theodosios so lange amtiert hat,
3 8 MS 470/762, Liste XXXII, 4. Genannt 'Mar Lazaros'.
39 Ordination vor der Flucht Dionysios' IV. nach Amid, s, Anhang,
S . 1 5 2 . , Anm . 14 .
40 MS 473/764, Liste XXXIV, 10.
41
Das Kloster liegt bei Antiocheia, s, Nabe, S. 267, Anm, 146, Odfr
ist Mar sfna 1
bei Mar as gemeint (op.cit., S, 267, Anm. 145)?
11ati ■ @r

165

HI ERARCHE_N
__ HERKUNFT ORDINIERT ZWISCHEN

118,MRr'as'/ Philoxenos 1 Kl. Bar-~aumaz um 1082 u. 089/90


GermRnikeia) Timotheos 3 Kl. Dowai r4 1,12.1090 u. 8.6.1129

Dauer der Annexion: April/Mai 962 - 10715


Sitz eines Strategen: Zwischen 971 u. 975 6
melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Doliche 7

19 . Mi 1 i t in i 8 / El ias 9 Kl. Bet Bätin1° 23.4.897 U, 18.4.909


Melitene Johannes 11 Kl. Bar-Saumat a 21.4.910 u. 30 . . 922
(Metropol ie) Gre~orios 13 unbekannt 15.8.923 u. 25.3.935
Johannes 14 unbekannt 28.8.936 u. 3.7.953
Eliasis Kl. Zuqnin 1 6 16.7.954 u. Dez.956/
Jan.957
Ezechiel17 unbekannt 28.10.958 u. 2.6.961
Ignatios 18 unbekannt 5.7.965 und 985
Johannes 1 9 Kl. Bär'ig. 20 21,10,986 U, 1002/ J

1 MS 475/765, Liste XL, 1.


2 S. Anhang, S. 153, Anm. 25.
3 MS 477/765, Liste XLI, 28.
4 Das Kloster liegt südöstlich von Antiocheia, s. Nabe, S. 271,
Anm. 48.
5 S. Yahya A, S. 86 und T.I.B., S. 106, Mar'as wurde in der nachby-
zanti ni sehen Ära Residenz des Armeniers Philaretos Brachamios, s.
MS 173/580-81 und Laurent, Philaretos, S. 148-159.
6
S, Oikonomides, Listes, S. 267, z. 28 und S. 360.
7 S. Vailhe, Notitia, S. 94.
8
Wichtigste Stadt Südostkappadokiens, s. T.I.B., S. 233; Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 137: Canard, Hamdanides, S. 262.
9
MS 461/758, Liste XXII, 41. Führte nur den Titel eines Bischofs.
10
Das Kloster liegt bei ijarran, s. Nabe, S. 261, Anm. 34.
11
MS 462/758, Liste XXIII, 32. Führte nur den Titel eines Bischofs.
Nach Johannes werden alle meliteniatischen Hierarchen der Ordina-
tionsl i sten Michaels als Metropoliten bezeichnet.
12
S. Anhang, S. 153, Anm. 25.
13
MS 462/759, Liste XXIV, 2. Metropolit von Melitene und Qlaudia
(Bistümer zeitweise uniert).
14
MS 4 6 4 / 7 6 0 , Liste XXV, 4 5 •
15
MS 465/760, Liste XXVI, 1. S. Anhang, S. 158, Anm. 32.
11
Das Kloster liegt bei Amid, s. Nabe, S. 268, Anm. 171.
11
MS 4 6 5 / 7 6 0 , Liste XXVI I , 7 .
I& MS 466/760, Liste XXIX, 7. Genannt 'Isaak Rahata'. Organisator der
Eparchie Melitene, Erbauer der Metropolitankirche und des Mutter-
gottesklosters von M., genannt Kloster des Rahata, s. ~IS 130/555.
18
MS 468/761, Liste XXX, 39. 1003 nach Konstantinopel verschleppt
und dort in Haft gestorben, s. MS 134/558 und 136/559,
aO S, Anhang, S . 15 4 , Anm. 4 5.
NAME HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIER_r_iwr~CHEN
C19.Mflitinf/ Ignatios21 Kl.Qainan22 6.7.1004 u. 100523
Melitene) Johannes24 Kl. Här ~ena.2s 14.1031 u. l03(J26
(Metropolie) I.itnatios27 Kl. Mär Ahron ord. im April 106tas
de ~egara2 9 (+ Oktober 1095)
JohannesJo unbekannt:i1 ord. am 22.5.109632
(+ 4.7.1096)

Dauer der Annexion: 19.5.934 - 107133

2 1
MS 469/762, Liste XXXI, 5. Konvertierte 1030 zur Reichskirche und
starb bald darauf. s. MS 144-145/565.
22
Das Kloster liegt in/bei Haget,, s. Nabe, S. 265, Anm. 115.
2 3
Die Ordination muß bald nach der Inthronisation Patriarch Johan-
nes' VIII. stattgefunden haben, da 1003 der Vorgänger der wichtig-
sten Jakobi ti sehen Metropolie verschleppt worden war, s. Anhang,
S . 16 5 , Anm . 19 .
24 MS 470/762, Liste XXXI, 6. Johannes starb im April 1061, s. MS
164/575.
2s S. Anhang, S. 164, Anm. 40.
26 S. Anhang, S. II, Anm. 14. Ordination vor der Flucht Dionysios' IV,
nach Amid.
2 7 MS 473/764, Liste XXXIV, 17. Neffe Patriarch Athanasios' VI. Genannt
r der Rhetor' . 106 2 /6 3 nach Konstantinopel verschleppt und inhaftiert
s. MS 167-168/576-577. Nach dem Tod Kaiser Konstantins X. Dukas !Mai
106 7) frei gelassen. I gnati os starb im Oktober 109 5, s. MS 185/586,
21:1 MS 164/575.
29 S. Anhang, S. 161, 2. ( .(" ,. ,.
30 MS 476/765, Liste XLI, 3. Genannt Sa 1d Bar-~abun1; Gelehrter. Am
4.7.1096 während türkischer Belagerung getötet von Gabriel, dem Gou•
verneur von Mel i tene ( nicht mehr von Byzanz eingesetzt, sondern von
Philaretos Brachamios), s. MS 186/587.
3 1 Vielleicht ist der Herkunftsort mit dem Ordinationsort identisch:
Kloster des Propheten Elias in/bei Qanqrat (bei Amid), s. MS 185/586,
Anm. 8.
32 MS 185/586.
3 3 Meli tene wurde unter Romanos' I. Lakapenos von Johannes Kurkuas er-
obert, der doppelte Mauerring geschleift. Der Kaiser stammte aus der
unmittelbaren Nachbarschaft der Stadt ( Laqabin/Lakape, südlich von M,I
und ließ in der fruchtbaren Ebene aus enteignetem ( arabischem) Beaitl
eine Kuratorie (Krondomäne) einrichten. Unter Nikephoros Phokas u~
Johannes Tzimiskes blühte Melitene durch Ansiedlung von Jakobiten
auf, die das Gros der Bevölkerung bis zum Ende der Ära stellten, S,
Honigmann, Ostgrenze, S. 73; T.I.B., S. 233-237; Oikonomides, Listes,
S. 264 u. 356; - Zum Verlust der Provinz s. T.I,B., S, 107,
167

r,1flitini/Melitene):
9
, . eines Strategen und umfangreicher Zivil verwal tunl(l 4
lkiti sehe Hierarchie: Metropol i e unter KonstantinopelH

~~E,
____ -----'-H-'--I_E_R_A_R_C_'
H_E_N
___ H_E_RK_·u_N_F_T
___ ._O_R_D
!N_IERT ZWISCHEN

0,Qarnah 36 Johannes 37 unbekannt 28.8.936 u. 3.7.953


Lukas 38 unbekannt 16. 7.954 u. Dez.956/Jan,957
Sergios 39 Kl. ~egarä 4 0 8.7.965 u, 985
Timotheos41 Kl. Bar-Saumä• 2 6. 7, 1004 u. 1029°

lauer der Annexion: 900 - 1071 44

21,Qlaudia. 4 5 / Petros 46 unbekannt 28.8.936 u. 3.7.953


Kaludia Michael4 7 Kl. Bar-Saumä48 9.7.965 u. 985

u s. Anhang, S. 149 die Liste 'Byzantinische Gouverneure und


Würdenträger in Me 1 i tene' .
3s S. Darrouzes, Notitia, S, 86; 219; 274; 299; 315-316: 357, Erst nach
934 wieder besetzte Eparchie. Ein anonymer Metropolit als Adressat
eines , Briefes des Theodoros von Nikaia zw, 956 und 959, s. Darrou-
zes, Epistoliers, S. 299, Anm. 53 und S. 300, Ein (weiterer?) anonymer
Metropolit in der 2.Hälfte des 10.Jh., s. op.cit., S, 63-64 u. 3~7.
Nach 970 bis vor 990: Johannes Geometres, Literat, s, Beck 553-554,
Um 1029 bis nach 1039: Johannes von Melitene, erbitterter Feind der
Jakobiten, s. G. Ficker, Erlasse, S. 10, Z,14-15; S. 19, 2.19; S. 42,
Z.12. Um 1064 Nikolaos von Melitene, Ankläger des Jakobiten Ignatios,
s. MS 167-168/576-577. Schicksal der melk. Metropolie nach dem Ende
der byzantinischen Hegemonie unsicher. Letzter Hierarch: Theodosios
11330), s. T,I.B., S. 234.
36 Lage nicht gesichert, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 140. S,u. Anm,44,
3 1 MS 464/760, Liste XXV, 48.
38 MS 465/760, Liste XXVI, 5.
39
MS 46 6 / 7 6 1 , Liste XXI X , 3 2 .
10 S. Anhang, S. 161 , Anm. 2.
11 MS 469/762, Liste XXXI, 23. Bischof von Qarnah und Tella d' Arsfnos
(Bistümer zeitweise vereinigt).
12
S. Anhang, S. 153, Anm. 25.
13
S, Anhang, S. 15 2 J.. Anm. 11 •
11
Wie Tell~ g.' Arsinos am Fluß Arsanias gelegen und zum Thema Mesopo-
tamia gehörig, das zwischen 899 und 901 (oder 911?) errichtet wur-
de, s, Oikonomides, Listes, S. 349 und Karte I.- Zum Verlust der
Provinz, s. T.I.B., S. 107,
•a Die Stadt liegt südöstlich von Melitene am Westufer des Euphrat,
s, Honigmann, Bar-Sauma, S. 120.
•a MS 464/759, Liste XXV, 31.
11
MS 466/761, Liste XXIX, 22.
18 S
, Anhang, S , 15 3 , Anm. 2 5 .
B 6 a t ■ • • r

NAME HIERARCHEN HERKUNFT O~J:tIN IERT ZWI~C_HEN

21.Qlaudiä 1 / Moses 2 unbekannt 9.7.965 u. 985


Kaludia Dionysios 3 unbekannt 21.10.986 u. 1002/3
Thomas 4 Kl. Ba rigs 6.7.1004 U, 10296
Basileios7 Kl. Bar-~aUmA" ~leicher Reitraum
Petros9 Kl. Hur 'Ebär1 o 3.8.1042 u. 24.5.1057
Timotheos11 Kl . Harsaptät a 1063/64 u. Nov. 1072
Gre.Q:orios 1 3 Kl. Bar-Sauma 1.12.1090 u. 8.6.1129

Dauer der Annexion: um 934 - 1O7l1-'


Sitz eines Strategen: zwischen 971 u. 9751s

22.Qlisurä/Ro- Hiobl6 Kl. Qartaminl7 23.4,897 u, April 909


manupolis 1 & Severosl9 Kl. Mar Jakob20 21.4.910 u. 30.11.922
Sedisvakanz21

1
Stadt bei Gargar am Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 120.
2
MS 467/761, Liste XXIX, 33.
3
MS 468/761, Liste XXX, 24. Synkellos Patriarch Athanasios' V.
4
MS 469/762. Liste XxXT, 27.
5
S. Anhang, S. 154, Anm. 45.
6
S. Anhang, S . 152 , Anm. 11 .
7
MS 470/762, Liste XXXI, 46.
"'S. Anhang. S. 153, Anm. 25.
9
MS 472/763, Liste XXXIII, 27.
10
Das Kloster liegt im Tur 'Abdin, s. Nabe, S. 263, Anm. 67.
11 MS 473/764, Liste XXXV, 4. -
12
S. Anhang, S. 156, Anm. 28.
13 MS 476/765, Liste XLI, 14.
1 4 Qlaudia teilt das Schicksal Meli tenes, s. Anhang, S. 166, Anm, 33,
15 S. Oikonomides, Listes, S. 267, Z.22 und S. 359, ders., Organisa-
tion, S. 290. Bereits Mitte des 10,Jh. unter Konstantin VII. als
1
Strate~ensitz bezeugt. 977 Bardas Skleros als Wali von Batn-He.nzit
und Hal idiya t' , s. Yabya B, S. 164. Zur Lage und Geschichte von
Stadt und Gebiets. T.I.B., S. 197.
16 MS 460/757, Liste XXII, 20.
17 Das Kloster liegt südlich von Midyat, s. Nabe, S. 265, Anm. 122,
1 s Q. liegt südlich des Tigris, nordwestlich von Amid, Nach Oikonomi-
des mit Qlisura identifiziert (s, ders., Listes, S. 359). Honigmann
dagegen nimmt eine andere Lage an { s. ders., Bar-Sauma, S, 142),
Benannt nach Kaiser Romanos I, Lakapenos,
1 9 MS 461/758, Liste XXIII, 8.
20 Das Kloster liegt in/bei Kaisum, s, Nabe, S. 263, Anm. 70.
2 1 Zwischen 922 und 965, dem kürzesten Zeitraum zwischen zwei Ordi-
nationen liegen über 42 Jahre. Severos dürfte nicht solange am-
tiert haben. Die Neubesetzung muß im Zusammenhang mit der Rück-
bes i edl ungsakti on unter Johannes VII. stehen, Kaiser Nikephoros II,
wünschte eine Besiedlung von Melitene, Hanzit und Qlisur~, s, MS
130/556. .
. lli 11 tiiaer
1. ··••· 169

,~!f HIERARCJIE~ HERKUNFT


---~~- ORDINIERT
ZWISCHEN
Athanasios22 unbekannt 5.7.965 u. 985
22 ,Qli sOrä/Ro- 2l
mnnupol is Michael Kl. Mer Johannes2 4 ~leicher Zeitraum
Isaak 25 Kl. Sergisyeh 2 6
21. 10.986 u. 1002/3
Abraham 2 7 Kl. Ser11;isyeh 6.7.1004 u, 102928
Timotheos 2 9 Kl. Mär Ahron 30 1034 u. 21.3,1042 1 1
Johannes 32 aus Tell Patriq 3 3 2.8.1042 u. 24.5.1057
Timotheosl4 Kl. Bar-$aumä3 5 1079/80 u. 1081/82
Johannes 36 Kl. Mädiq 3 7 1.12.1090 u. 8.6.1129

Dauer der Annexion: 942 - 107138


Sitz eines StrateJ;!:en: zw. 971 u. 975 39

melki tische Hierarchie: Suffraganbi stum unter Kamachos 4 0

23,Qurös 41 / Gabriel 42 "vom großen Kloster" 43 23.4.897 u. April 909


Kyrrhos Isaak 44 Kl. Qurzahiel 45 21.4,910 u. 30.11.922
(Metropoli e)

21 MS 466/760, Liste XXIX, 11.


23 MS 4 6 7 / 7 6 1 , Liste XXI X , 4 1 •
24 Das Kloster liegt bei Quros, s. Nabe, S. 273, Anm. 73.
2 s MS 4 6 7 7 6 1 , Li s t e XXX , 4.
2 6 S, Anhang, S . 15 6 , Anm. 3 8 .
27 MS 469/762, Liste XXXI, 10.
2& S. Anhang, S. 15 2, Anm. 11.
29 MS 471/763, Liste XXXII, 16.
3 0 S, Anhang , S • 155 , Anm. 11 •
31 S. Anhang, S, 152, Anm. 14, Ordination nach der Flucht Dionysios' IV.
nach Amid.
32 MS 4 7 2 / 7 6 3 , Liste XXXII I , 2 2 •
3 3 S. vorige Anm.
3 ' MS 4 7 5 / 7 6 4 , Li s t e XXXI X , 2 •
35 S. Anhang, S, 153, Anm. 25.
36
MS 477 /765, Liste XLI, 42. /\
31 Das Kloster 1 i egt im Gebirge von Qlaudia, s. Nabe, S. 264,
39 S. Oikonomides, Listes, S. 359. Um 948/52 Teil des Themas Mesopo-
I
tamia. Von daher die Bezeichnung kleisoura' ( unabhängige Verwal-
tungseinheit im Grenzbereich neben dem Thema, s.op.cit. S. 341-44).
Zum Verlust der Provinz s. T.t.8., S. 105-108.
39
S. Oikonomides, Listes, S. 267, Z.15.
10
S. Gelzer, Notitiae, S. 580.
11 Stadt nordöstlich von Antiocheia, s. Honigmann, Bar-Sauma, Karte III.
12
MS 4 6 0 / 7 5 7 , Li s t e XXI I , 1 1 •
' 3 Ohne genauere Angaben. Entweder das große Koinobion von Tell 'Ada
(s. Nabe, S, 267, Anm. 160) oder von Samosata (s. op.cit, S. 266,
Anm. 13 5) •
' ' MS 4 6 2 / 7 5 8 , L i s t e XXI I I , 2 7 .
18 Das Kloster liegt am Fluß Afrin bei Antiocheia, s, MS 124/551.
NAME HIERARCHENHERKUNFT
1IDiLZWisck
Ü_RQJ__N
(23.Qurös/ Kyriakos" 6 Kl. Säpulos47 ---~
Kyrrhos) Sedisvakanz?4& 15,8,923 u. •)~.
...". J. ~~.
(Metropolie) •:
Johannes4 9
Kl.

Se~aräs o
5,7,965 u. 985
Andreas 5 1 Kl. Bär1gs 2 21,10.986 u. 100211
Kyrillossl Kl. Mär Sat,as -1 6,7,1004 U, 10291,.

Dauer der Annexion: um 962 (vor 969/70) - 107156

melkitische Hierarchie: autokephale Metropolie unter Antiocheia57

46 MS 462/758, Liste XXIV, 1.


4 1 Wörtlich: " ... aus dem gleichen Kloster", was sich auf die Nennung des\
1
Herkunftsklosters Patriarch Basileios' I. bezieht. Das Kloster lie~
bei Res 1 Aina, s. Nabe, S. 266, Anm, 137.
4 & Der Zeitraum von mindestens 30 Jahren, in denen keine Ordinationen
belegt sind, scheint mir eine mehrjihrige Sedisvakanz nahezulegen,
die durch die byzantinischen Feldzüge in Nordsyien eingetreten sein
könnte. Doch ist die Annahme nicht zwingend, wenn Kyriakos mit sehr
jungen Jahren sein Amt antrat.
4 9 MS 466/761, Liste XXIX, 28.
50 S. Anhang, S. 161, Anm. 2.
51 MS 467/761, Liste XXX, 2.
51 S. Anhang, S. 154, Anm. 45.
s 3 MS 469/762, Liste XXXI, 36.
s 4 Die Lage ist unsicher, s. Nabe, S. 277, Anm. 130,
5s S. Anhang, S. 152, Anm. 11. Letzte Ordination für QGros. Sollten
die antijakobitischen Maßnahmen des Alexios Studites seit 1029
in Quros gegriffen habe? Immerhin ist ein konkurrierendes melki-
tisches Bistum am Ort belegt, Seit 1032 wurden auch vom melkiti-
tischen Patriarchen von Antiocheia eine härtere Linie gegenüber
den Jakobiten vertreten, was aus der Unterschrift des Patriar-
chen Elias in einem antimonophysitischen Synodaltomos von 1032
hervorgeht, s. G. Ficker, Erlasse, S. 25, Z.6-8. S.o. S. 116-117.
s6 962 Eroberung des nahegelegenen Doli~/Teluch, 969/70 Grenzziehung
zwischen Byzanz und Aleppo, s. Canard, Hamdanides, S. 833, Absatz 3;
Honigmann, Ostgrenze, S. 95, Anm. 3. - Zum Verlust der Provinz s.
Honigmann, op.cit, S. 121 ff. und 140 ff.
s, S. Vailh~, Notitia, S. 93, Liste der autokephalen Metropolien.
171

HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERTZWISCHEN


NAME__ -----
Johannes 2 Kl. Mär LazarosJ
24 , Ra I ba.n 1 /
6,7,1004 U, 1029 4
Theodosios 5 unbekannt 1057/58 U, 1062/63
Robam ..,. "
Matthaios 6 Kl. Samnu~7 1082 U, 1089/90
Gregorios& Kl. 1
Arnis9 1.12.1090 u, 8.6.1129

Dauer der Annexion: April/Mai 962 - um 107110

25. Sai zar 1 1 / S imeon1 2 Kl. Masar '~l 3 6.7.1004 u. 1029 14


Larissa

Dauer der Annexion: 995 - 19.12. 108115


byzantinische Burg ohne Umland16

~ /;:~
2 6 • Sam 1 s a t 1 ' / Johannes 1& Kl. Säpulöst9 23,4.897 u. April 910
Samosata Daniel 2 ° Kl. ijarbaz21 gleicher Zeitraum
(Metropolie l Timotheos22 Kl. Mär Simeon23 gleicher Zeitraum

1
Stadt in Nordwestsyrien, westlich des Euphrat, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 143,
2
MS 469/762, Liste XXXI, 9, Bischof von Ha~et und Ra'ban, Bistümer
zeitweise vereinigt, s. Anhang, s. 159, Anm. 21.
: Das Kloster liegt in/bei 'Arqa, s, Nabe, s. 264, Anm. 83.
S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
5
MS 473/764, Liste XXXIV, 13.
6
MS 475/765, Liste XL, 2,
7
Das Kloster liegt im Gebiet von Melitene, s. Nabe, S. 266, Anm, 134.
8
MS 476/765, Liste XLI, 19.
9
Das Kloster liegt 13 Kilometer nordwestlich von Besni, s. Nabe,
S. 260, Anm. 18.
10 S, Yahya A, S. 86 und Honigmann, Ostgrenze, S. 121 ff.
11 Stadt am Orontes, südlich von Afamiya, S, Honigmann, Bar-Sauma,
s. 145.
12
MS 469/762, Liste XXXI, 13.
13
Lage: Festung am Euphrat nördlich von Melitene, s. Nabe, S. 264,
Anm. 92. S.o. Anhang, S. 152, Anm.8.
14
S. Anhang, S, 15 2, Anm. 11 •
15 S. Honigmann, Ostgrenze, S, 106, Anm. 4 und 122; Felix, S. 102.
16 Die Umgebung wurde von den Mirdasiden 1025 dem Stamm der BanG Mun-
qi!.i verliehen und "war seit je muslimisch" (Felix, S. 102, Anm. 1801,
Das jakobitische Bistum war also völlig ephemer.
17 Stadt am Westufer des Euphrat, nördlich von Edessa, s. Honig-
mann, Bar-Sauma, S. 145.
1 t1 MS 460/757, Liste XXII, 2.
19 Das Kloster liegt bei Re~ 'Ain,, s. Nabe, S. 266, Anm. 137.
20 MS 460/757, Liste XXII, 9.
21 Das Kloster liegt bei Samosata, s, Nabe, S. 263, Anm. 63.
2 2 MS 4 6 1 / 7 5 8 , Li s t e XXI I , 4 6 •
za Lage nicht bekannt.
HIERARCHEN HERKLINFT
NAME -Q_RDlNlERT ZWISCHEN

,2s.samisat/ Theodosios 24 Gebirge v. Edessa 15,8.923 u. 25,3.935


Samosatal Dion;vsios 25 Kl. Mar Severos26 ~leicher Zeitraum
{Metropolie) Basileios 27 Kl. Qäqösan 2 s 28.8.936 u. 3.7.953
Athanasios 2 g unbekannt 28,8.936 u. 3.7.953
Elias 30 unbekannt 9,7.965 u. 985
Moses 31 Bärid 32 21, 10.986 u. 1002/3
Thomas 33 "Vom Schwarzen 6, 7. 1004 u. 102934
Ber,e:" 3 5

Abraham 3 6 Kl.Seglatal7 gleicher Zeitraum


Athanasios 36 Kl.
Mär Lazaros 39
3.8.1042 u. 24.5.1067
Dioskoros40 unbekannt gleicher Zeitraum
Dionysios41 Kl. Bar-Ga~ai"' 2
gleicher Zeitraum
Matthaios4J unbekannt 1057/58 u. 1062/63
Athanasios 44 Kl. Asud4S 1063/64 u. Nov. 1072

Dauer der Annexion: 958 - um 107146

.24 MS463/759, Liste XXIV, 6.


2s MS 463/759, Liste XXIV, 24.
26 Das Kloster liegt im Gebirge von Edessa, s. Nabe, s. 267, Anm, 151.
27 Bischof, MS 464/759, Liste XXV, 11.
26 Zu dieser besser belegten Lesart, s. Nabe 276, Anm. 119. Lage
nicht bekannt.
2 9 MS 464/759, Liste XXV, 25.
30 MS 466/760, Liste XXIX, 13.
11 MS 467/761, Liste XXX, 10.
32 Hier unter dem anderen Namen Nahra de Qarire, s. Anhang, S. 154,
Anm. 45.
3 1 MS 469/762, Liste XXXI, 1.
34 S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
35 Identisch mit dem Amanos-Gebirge, nördlich von Antiocheia.
Mönchsberg, der von Jakobiten, Armeniern und Melkiten gleicher-
maßen bewohnt wurde. Der Ordinator Joh. VIII. lebte ebenfalls
einige Jahre dort (s. Aristakes, S.28-29 und MS 138/561).
36 MS 470/762, Liste XXXI, 44.
37 Gleich Kl. Mar A~~ai bei Gargar, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 81-82,
38 MS 472/763, Liste XXXIII, 14.
39 Es existieren drei Klöster des Namens, s. Nabe, S. 264, Anm. 83-85,
40 MS 472/763, Liste XXXIII, 20.
4 1 MS 472/763, Liste XXXIII, 30.
42 S. Anhang, S. 154, Anm. 48.
43 MS 473/764, Liste XXXIV, 8.
44 MS 474/764, Liste XXXV, 15.
45 Lage nicht bekannt, s. Nabe, S. 260, Anm. 20.
46 s. Oikonomides, Listes, s. 360 und Honigmann, Ostgrenze, S. 121ff,
Samosata ging nach 1071 im kurzlebigen Reich des Philaretos Bra-
chamios auf, s. Segal, Edessa, S. 222.
• 1 • '- i •• , 173

. t/Samosa ta:
1
2s,sam198
• strate~en/Katepano: um 1030 47
sitZ et. neshe Hierarchie: auto k ep a l e Me t ropo 1 1e
h · unter Antiocheia4s
. lkitlSC
me

N~M.E
- - HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERTZWISCHEN

27. sem~ä• 9 Athanasiosso unbekannt 1004 u. 102951

Dauer der Annexion: um 934 - 107152

28,Simandu 5 3 / Jakob 5 4 unbekannt 16.7.954 u. Dez.956/Jan.957


Tzamandos Basileiosss Mutter~otteskl. 56 nach 970 u. 9g5s1
(Metropol ie) El iass & Kl. Mär Petros 5 9 21.10.986 u. 1002/3
Philoxenos6o Kl. Bar-Sauma.61 1031/32 62

47
S. Oikonomides, Listes, S. 360. Georgios Maniakes als Katepano von
Kato Media (wohl identisch mit dem Thema Samosata = Thema der Eu-
phratstä.dte, s. Felix, S. 91, Anm, 147 u. S, 144, Anm. 34). Viel-
leicht ist der Strategos von Samosata des Taktikon Esc. (971-975)
48
mit dem von Asmosaton ~leichzusetzen, s. op.cit., ebd.
S. Vailhe, Notitia, s. 93. 943/44 im Zusammenhang mit der Trans-
lation des Mandilions nach Konstantinopel erwähnt, s. Segal,
Ed es s a , S • 2 1 5
9
• Lage nicht ganz sicher, wohl nicht weit von Qlaudia nahe am
5
Euphrat, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 88.
° CSCO 354, 214/285, Honigmann nicht bekannt, s. vorige Anm. Atha-
nasios war einer der vier Bischöfe die 1031 bei der Ordination
Dionysios IV. mitwirkten.
51
Ordination durch Johannes VIII. S. Anhang. S. 155, Anm. 10 und
S • 16 1 , Anm . 1 .
52
$empa teilte das Schicksal von Melitene, s. Anhang, S. 166, Anm. 33,
53
Stadt östlich von Kaisareia in Kappadokien, s. Honigmann,
Bar-Sauma, S. 146-148.
54
MS 465/760, Liste XXVI, 10; s.a. Assemani, BO II, S. 139.
55
MS 466/761, Liste XXIX, 24. Da Metropolit Jakob 970 aus Konstan-
tinopel zurückkehren konnte, kann Basileios erst nach 970 ordi-
niert worden sein. Vgl. Assemani, BO II, S. 139.
5 6 Welches der Klöster dieses Namens ist gemeint? S. Nabe, S. 264,
Anm. 98-100.
s 7 s. o, Anm. 5 5,
se MS 468/761, Liste XXX, 37. 1029 als Märtyrer der jak. Kirche in
Konstantinopel gesteinigt, s. MS 145/565.
S9 Lage nicht bekannt,
60 MS 470/762, Liste XXXII, 1.
61 S, Anhang, S, 153, Anm. ~5.. . . , _
62 z eifellos die erste Ord1nat1on D1onys10s IV., um d1e durch
v:rhaftung und Martyrium des Elias vakant gewordene Metropolie
neu zu besetzen, s.o. Anm. 60.
~NA~M~E~----~H~I~E~R~A~R~C~H~E~N
__ ---=-=H~E=R=K=V~N=F~T
_____ ORDINIERT ZWISCHEN

r28.Simandu/ I~natios 1 Kl. Barid 2


1057/58 u. 1062/63
Tzamandosl Athanasios 3 Kl. Bärid 1063/64 u. Nov. 1072
(Metropolie) Johannes 4 Kl. Bar-Sauma 5
6.1.1074 u. Sommer 1075
Basileios6 unbekannt 1.12.1090 u. 8.6.1129

Dauer der Annexion: um 908 - 1071 7

Sitz eines Kleisurarchen: nach 908 8


melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Kaisareia nach 9089

29,Tarsusl 0 / Kyrillos11 Kl. Bizdna.12 23.4.897 u. April 909


Tarsos Athanasios 13 unbekannt gleicher Zeitraum
(Metropolie) AthanasiosI4 unbekannt 28.8.936 u. 3.7.953
Jeremias 15 unbekannt gleicher Zeitraum
Paulos 16 Kl. Map1q1 7 21.10.986 u. 1002/3

1 MS 473/763, Liste XXXIV, 5.


2 S. Anhang, S. 154, Anm. 45.
3 MS 473/764, Liste XXXV, 5.
4
MS 474/764, Liste XXXVI, 3. Der spätere usurpatorische Patriarch
Johannes XI. 'Abdun.
5 S. Anhang, Seite 153, Anm. 25.
6 MS 476/765, Liste XLI, 10.
7
S. T.I.B., S. 300. Durch den Armenier Melias neubesiedelt. Der
Ort lag im Niemandsland zwischen Byzanz und den Arabern: "ed~mos
garen (he Lykandos) to proteron k~i aoiketos kakeine kai he ka-
loumene Tzamandos kai ta symparakeimena mere ton Armeni5n." (Kon-
stantin VII., de thematibus I, S. 32, 17 ff.) - Zum Verlust der
Provinz, s. T.I.B., S. 107.
8 Der armenenisch-byzantinische Feldherr Melias (Konst. VII., De
aministrando imperio, 50, CSHB, S. 228, 7ff. ): " ... kai meta touto
dieperasen apo Lykandou eis to oros tes Tzamandou, kakeise to nyn
on kastron ektise: kai hosautos kakeino kleisoura ekaleito."
"1065 wurde Tzamandos von Konstantin X. Dukas dem König Gagik von
Kars gegeben ..• Zugleich Tzamandos Sitz des armenischen Katholikos
Gregor II., der hier von 1065-1069 residierte," (T.I.B., S. 300.)
9 Verzeichnet in der Notitia Leons VI., s. Gelzer, Notitiae,
S. 552, Nr. 120.
1 0 Bedeutende Stadt in Westkilikien, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 151,
1 1 MS 460/757, Liste XXII, 22.
12 Das Kloster liegt bei Qalfniqos, s. Nabe, S. 261, Anm. 40,
13 MS 461/758, Liste XXII, 36.
14 MS 464/759, Liste XXV, 36.
15 MS 464/759, Liste XXV, 40.
16 MS 467/761, Liste XXX, 1.
17 Das Kloster liegt im Gebirge von Qlaudi~, s. Nabe, S. 264, Anm. 86,
11 II• • •- ••
__ r 175

HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERTZWISCHEN


NAML---
Athanasios 18 Kl. Serg. u. Bakchos 19 6.7.1004 u. 102920
(29,TarsOs/ 21 Kl, Nahrä 22
Tarsos) Abraham gleicher Zeitraum
Basileios 2 ) unbekannt 3.8.1042 u. 24.5.1057
rMetropol i e)
T1motheos 24 Kl. f{a'bi 92s 1.12.1090 U, 8.6.1129

Dauer der Annex i o n : 1 6 . 8 . 9 6 5 - 1 0 8 4 2 6


Sitz eines Strategen und umfangreicher Zivilverwaltung: zw.971 u. 975 27
melkitische Hierarchie: Metropolie unter AntiocheiaZ&

30.Tella g.' Timotheosz9 Kl. Bar-Saumalo 6.7.1004 u. 102931


Ars!nös/ Dionysioslz Kl. Se!?l~!äl .:J gleicher Zeitraum
Tilion 34

Dauer der Annexion: kurz vor 900 - 107135


byza~t~nische Burg im Thema Mesopotamia36
melk1t1sche Hierarchie: Suffraganbistum unter Kamachos37

18
MS 469/762, Liste XXXI, 4.
19
Wahrscheinlich ist Kl. Sergisyeh bei Gub;s gemeint, s. aber Nabe,
S, 267, Anm.147-50.
20
S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
tl MS 469/762, Liste XXXI, 32,
22
Das Kloster liegt in/bei von Qaliniqos, s. vorige Anm.
23
MS 472/763, Liste XXXIII, 6. Sekretär Patriarch Johannes' XI.
24
MS 476/765, Liste XLI, 20.
25
Das Kloster liegt bei Antiocheia, s. Nabe, S,262, Anm, 59,
26
S, Ya~ya A, s. 98-99 und Honigmann, Ostgrenze, S, 123.
27 S. Oikonomides, Listes, s. 265, Z.15, u. S. 355. Nachschubbasis
für Syrien (Yahya A, S,99), wahrscheinlich Sitz eines Kurators der
konfiszierten Liegenschaften geflohener Ar~ber. Um 1000 Philetos
Synadenos "kri tes" von Tarsos CDarrouzes, Epis tol iers, S. 249 ff.).
28 S. Vailhe, Notitia, s. 93 u. 94.
29 Bischof von Qarnah und Tella ~'Arsfnos (vereinigt), s.auch Bistum
Qarnah, MS 469/762, Liste XXXI, 23.
30 s. Anhang, S. 153, Anm. 25.
n S, Anhang, s. 152, Anm. 11.
32 MS 470/762, Liste XXXI, 45. Ordiniert in Kl, Bar-~auma.
33 Das Kloster liegt bei Gargar, identisch mit Mar Aphai Qe Se~lata,
9
, Nabe, S. 260, Anm. 3.
34 T, liegt westlich von Ar~emsat, Zur La~e s, Honigmann, Ostgrenze,
s. 71-72, Anm. 3 und geogr. Index, S. 258, Stichwort Tell Arsanas.
35 s. Anhang, S, 167, Anm. 44.
36 s. Honigmann, Ostgrenze, S. 70 u. 72: kurz nach 934.
37 S, Gelzer, Notitiae, S. 580.
Anban(: Bistii ■ •t

NAME _!LIE~AHCHEN_ HERKU-'-N-"-F-"--T


__

31,Tellä de Johannes 36 unbekannt um l 07 5J g


Hamdun 40

Dauer der Annexion: um 964 - 1077 41

32.Tellä Philoxenos 42 Kl. Bar-Gägai43 21. 10.986 u l


Qas~rä. 44 · 002;3

Dauer der Annexion: 934 - 1071 45

33,Tell Dionysios46 unbekannt 6.7.1004 u. 10294?


Patriq 4 6 Timotheos 4 9 Kl. Bet Bä'utso 1057 /58 u. 1062/63
I~natios 51 Kl. Mär Ahrons2 1.12.1090 u. 8,6,1129

Dauer der Annexion: kurz vor 900 - 107153

3 & MS 474/764, Liste XXXVII, 1.


39 Erste Ordination durch den Usurpator Johannes XI., s. vorige Anm.
40 T.d.H. lie~t im Südosten Kilikiens, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 152.
41 Da die Stadt im südöstlichen Kilikien lag, wird sie etwa zur Zeit
der Annexion Anazarbas um 964 byzantinisch geworden und um 1077
wieder verloren worden sein, s. Anhang, S, 152, Anm. 20.
42 MS 468/761, Liste XXX, 16.
43 S. Anhan~, S. 154, Anm. 48.
44 T.Q. liegt nahe bei Melitene, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 152. S. 81
stum Laqabin, Anhang, S. 163, Anm. 16 (vereinigt unter Johannes VIIJ
u. Dionysios IV.: 1004-1042).
4 5 Teilte das Schicksal von Melitene, s. T.I.B., S. 107 und 233-237.
46 MS 470/762, Liste XXXI, 48, Anm. 4. Begleitete Patriarch Joh. VIII.
nach Konstantinopel, von 1029 bis nach 1034 inhaftiert, dann freige-
kommen und nach Kappadokien zurückgekehrt (MS 145/565).
47 S. Anhang, S. 152, Anm. 11.
48 T.P. liegt an der Mündung des Arsaniaa (Murad-Su) in den Euphrat,
s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 152-153.
49 MS 473/763, Liste XXXIV, 4.
so Das Kloster liegt in/bei ~esna de Zaid, s. vorige Anm.
s1 MS 476/765, Liste XLI, 5.
s2 Welches Kloster des Namens Mar Ahron ist gemeint? S. Nabe,
S. 260, Anm. 9-11.
sJ Zur Lage an der Einmündung des Arsanias (Murad-Su) in den Eu-
phrat s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 153. Dann würde der Ort zu dem
um 900 errichteten Thema Mesopotamia gehören. Der Name weist
- ähnlich wie ~esn Patrfq - auf den Sitz eines Patrikios hin.
Zum Verlust der Provinz nach der Schlacht von Mantzikert s, T,I,B.,
s. 107.
177

HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERTZWISCHEN

Ignatios 55 Kl. Bar-Gä.11;ai5 6 21.10.986 u. 1002/3


34,Url)ay/54 57 Kl. Mär Aghaisa
Athanasios 1034 u. 31.3.104259
8dessa
Athanasios 60 unbekannt 6.1.1074 u. Mitte 1075
tMetropolie l
Basileios 61 unbekannt 1102/3 u. 110462

Dauer der Annexion: 1031 - 1077/78 6 3


sitz eines Strategen: nach 1031 6 4
melki ti sehe. Hierarchie: Metropoli e unter Antiocheia6 s

54Bedeutende Stadt in Nordsyrien, östlich des Euphrat, südlich von


Samosata, s. Honigmann, Bar-Sauma, S. 123. Als Metropolie durch-
gehend belegt seit 793 (s, MS 494, Liste XVII ff.). Da Edessa erst
1031 von den Byzantinern annektiert wurde, verzichte ich auf die
Nennung der Bischöfe des 10.Jh.
55
MS 468/761, Liste XXX, 20.
56
S. Anhang, S. 154, Anm. 48.
57
Voriger Name: Josua, Archimandrit des Klosters Mir A~hai,
MS 471/763, Liste XXXII, 8 und 280/642.
58
S. Anhang, S. 155, Anm. 20.
59
S, Anhang, S. 152, Anm. 14, Ordiniert nach der Flucht Dionysios' IV.
nach Amid.
60
MS 474/764, Liste XXXVI, 5. Ordiniert in Mar Agnai, er stammte
vielleicht aus dem Kloster.
61
MS 476/765, Liste XLI, 7. Abü Galib Bar-Sabunf, Bruder des Me-
tropoliten Sa'id Bar-Sabunf von Melitene. Nach nur 40 Tagen Amts-
zeit abgesetzt und vo~ Patriarch Athanasios VII. exkommuniziert,
s. MS 190-191/589-590, 193-194/591/592 u. 200/594-595.
62
Zeitraum ergibt sich aus dem Zusammenhang in MS 190/589.
S. Nabe, S. 153-154,
63
S. CSCO 354, 30-33/42-45; Matthäus v. Edessa, S. 46-51; MS
280/640. Segal, Edessa, S. 217 ff., ders. zum Verlust Edessa,
S. 221 ff. Datum infolge der Wirren kaum fixierbar. ~
64
Der Eroberer Georgios Maniakes wurde 1034/35 abgelöst und durch Abu
Ka 1 b ersetzt (gegen Segal, S. 219, der den nur von Skylitzes erwähn-
ten Leon Lependrenos als Nachfolger nennt, vgl. Felix, S. 144, Anm.
40), der bis nach 1065/66 amtierte, s. CSCO 354, 33/45 und 217/289;
Matthäus v. Edessa, S. 51 u. 127; MS 280/640. Abu Ka'b wird von Basi-
leios, dem Chronisten Edessas im 12 Jh., dessen Schrift Michael zi-
tiert, als den Jakobiten freundlich gesonnener Gouverneur geschil-
dert. - In der nachbyzantinischen Übergangszeit sind als Herrscher
Philaretos Brachamios (1083) (s. MS 280/640), Buzan (ebd,), der Ku-
ropalates Theodoros bar Hetom (bis 1098) (ebd,) belegt, s. Segal,
Edessa, S. 220 ff. und Laurent, Edessa, S. 119-128. 1098 erschie-
nen die westlichen Kreuzfahrer (MS 280-281/640).
ss Auch vor der byz, Eroberung besetzt, s. VailhJ, S. 94 und Dob-
schütz, Edessa, S. 387-389. Die melkitische Bevölkerung liefer-
te 944 dßs Mandilion dem Feldherrn Johannes Kurkuas aus, jenes
wundertätige edessenische Acheiropoieton, s, Ya~y~ A, S. 32-34
und Segal, Edessa, S, 215-216,
178

NAME HIERARCHEN HERKUNFT ORDINIERT ZWJSCHRN

35.Zeugma 66 Isaak 67 Kl. Mar Elisa 6 8 23.4.897 u. Apri 1 909


Jakob 69 unbekannt 21.4.910 u. 30.4.922
Hiob 70 Kl. Seyagta71 15.8.923 u. 26.3.935
Simeon7 2 Kl. Bär1d7 3 5.7.965 und 9857 4
Johannes 7 S Kl. Bär1~ 21.10.986 u, 1002/3
Abraham 76 Kl. Bar-~aumä77 gleicher Zeitraum
Elias 78 Kl. Mär Julianos'9 6.7.1004 u. 1029eo

Dauer der Annexion: (kurz vor) 969/70 - um 1071& 1

melkitische Hierarchie: Suffraganbistum unter Doliche/Teluch 82

66 Z. liegt am Euphrat, westlich von Edessa, s. Honigmann, Bar-


Sauma, S. 155. In den syrischen Quellen findet sich neben der
Lesart Zeugma auch Zugma (CSCO 354, 217/288).
67 MS 461/758, Liste XXII, 45.
66 Lage unbekannt, s. Nabe, S. 262, Anm. 49.
69 MS 462/ 758, Liste XXIII, 15.
70 MS 463/759, Liste XXIV, 23.
71 Das Kloster liegt beim Dorf Tell 'Ada, s. Nabe, s. 267, Anm. 152.
72 Bischof von Zeugma und Gubbfn, MS 466/761, Liste XXIX, 26,
73 Hier Kl. Nahra Qe Qarire genannt, s. Nabe, S. 261, Anm. 27.
74
Wahrscheinlicher 970 bis 985, da Johannes VII. erst nach seiner
Rückkehr aus Konstantinopel 970 an die Errichtung des Klosters
gehen konnt~, gegen MS 130/556,der Johannes schon 969 das Kloster
bauen läßt. Doch hielt sich der Patriarch 969 nicht im Osten auf.
7s MS 468/761, Liste XXX, 19.
76
MS 468/761, Liste XXX, 35.
7 7 S. Anhang, S. 153, Anm. 25.
78 MS 469/762, Liste XXXI, 16, s.a. MS 471/763, Liste XXXIII, Ein-
leitung: Elias als 'Präsident der Synode' ordiniert 1042 den
neuen Patriarchen Johannes X. Letzte Erwähnung eines Bischofs
von Zeugma, s.a. MS 161/572.
7 9 Zwei Klöster des Namens sind bekannt, s. Nabe, S, 263,
Anm. 77 u. 78.
8 o S. Anhang, S. 15 2, Anm. 11 .
8 1 Beim Waffenstillstand von Aleppo 969/70 liegt Zeugma auf der by-
zantinischen Seite westlich des Euphrats, s. Canard, Hamdanides,
S. 833, Abs. 3. Zum Verlust Nordsyriens, s. Honigmann, Ostgrenze,
s. 120 ff.
82 s. Vailh~, Notitia, S. 94.
179

NAME
----
36,Züba ~rä. 6
Sozopetra
1
/
HlERARCHEN
Johannes 84
Theophilos& 6
HERKUNFT
Kl. Mar
Kl. Mär
Simeon85
Johanness1
ORDINIERTZWISCHEN
23.4.897
gleicher
u. April 909
Zeitraum
David6S Kl. Mär Salomon 89 21.4.910 u. 20.11.922
Theodosios9o Kl, Mär Atunos9t 28,8,936 u. 3,7.953
Stephanos92 unbekannt gleicher Zeitraum
Basileios93 unbekannt 16,7,954 u. Dez,956/
Jan.957
Johannes94 Kl. Barig.(?)95 28. 11. 958 u. 2.6.961
Kyriakos9 e Kl. Bärig nach 970 u. 985 97
Johannes9s unbekannt 3.8.1042 u. 24.5.1057

Dauer der Annexion: kurz vor 930 - um 107199

83
Z. liegt südwestlich von Melitene, nordwestlich von Samosata, s.
Honigmann, Bar-Sauma, S. 155-156.
84
MS 460/757, Liste XXII, 7.
85
Lage nicht bekannt.
86
MS 460/757, Liste XXII, 23.
87
88
Zwei Klöster des Namens bekannt, s. Nabe, S. 263, Anm. 72 u. 73.
MS 462/758, Liste XXIII, 34.
89
Das Kloster liegt in/bei Dolfk, s. vorige Anm.
90
MS 464/759, Liste XXV, 22. -
9
l Lage unbekannt.
92
MS 464/759, Liste XXV, 30.
93
MS 465/760, Liste XXVI, 4.
94
MS 465/760, Liste XXVII, 2. 969 Be~leiter Johannes VII. nach Kon-
stantinopel (falsche Darstellung MS 131/556, wo Thomas v. Jerusalem
den Platz des Johannes einnimmt, s. dagegen die Synodica des Patri-
archen, Assemani, BO II, S. 139).
95 Herkunft: Aus dem Kloster "Nahra. ge Qarire", synonym für Barfg,
s. MS 130/556. Doch das Kloster wurde nach Michael erst 969/70 ff.
gebaut, während der Bischof Johannes v. Sozopetra von Patriarch
Dionysios III. (958-961) ordiniert wurde - also mindestens 10
Jahre zuvor - und somit schlecht aus Barid stammen kann.
9 6 MS 467/761, Liste XXIX, 35. Ordiniert in Germanikeia.
97 Zum Zeitpunkt der Abfassung der Synodica Johannes' VII. (23.
August 969, Assemani, BO II, S. 140) lebte der Vorgänger Jo-
hannes noch. Kyriakos kann erst nach der Rückkehr des Patriar-
chen nach Syrien 970 ordiniert worden sein.
98 MS 472/763, Liste XXXIII, 1, Er wurde mit Gewalt ordiniert (sie?!),
Letzte bekannte Ordination für iubatra.
99 s. Honigmann, Ostgrenze, S. 73: Der arabische Historiker Qud~ma,
"der um 930 schrieb, ... rechnet Zibatra ... bereits zum romäischen
Gebiet ... " Zum Verlust Nordsyriens s. op.cit., S. 121 ff.
900 950 1000 1050
1
.... ,1 .... 1
, .... ~ I Ioo
1.Anazarbä -------------[-----------------
r *---+ ----, ----,. ''
2. 1 Arat,sus
3.Armenia ------r---------1---r-------+ l
4. 'Arqä r *--------------- -1----->
r--------------------- 1
5.Ar~em~ai
6.Birtä-Gargar
7.Dolitr r *-----------=====1----->
----------------------------------,=~--->
8.G1hön r *------------- l -->
9.GUQOS r *----]
10.Gugpai-Karsenä r *-----------] ----->
11.Hag.e! ------------r-------------------+ ]----->
9 0 0 9 5 0 1 0 0 0 1 0 5 O
1 t 100
• • • • ' • • • 1
• 1
12. Hesn Man~n}r f *----]----->
13.ijesn Patriq f *-+l
14.flesnä s;ie Zaid r
*------------1----->
(15.Irinopolis ---+ du r c b
zerstört B Y z a II t i Der
)
r
16.Kaisum ------------j----->
17.Läqabin [ *------------1----->
18.Mar'as -------------[----- -------]----->
19.Melitene -------f--------------------------1----->
20.Qarnah r *------------------+ j
21.Qlaudiä [*-------------------------]----->
22.Qlisurä r ---------------------1----->
9 0 0 9 5 0 1 0 0 0 1 0 5 0 1 1 0 0
1 •
• .. • • • • 1 e 1 1 1 1 1 1

23.QGros [------------+ J
24.Ra'ban [ *---- --]----->
25.~aizar [ *----+ J
26.~embä r *----------+ l
27.~amisat ------------[---------------------]
28.Simandu r *----------------------1----->
29.'farsüs -------------[-----------------------]--)
30.Tella g'Ars1nös [ t----+ 1
31.Tellä Qe Hamdun *1+
32.Tellä Qasträ [ *---+ 1
33.Tell Patr!q r *------------1----->
34.Urhay --------------------------[--------]---->
35.Zeugma
36.ZObaträ
-------------[---------------+
------[-------------------------+ ' 1
J

• • • • 1 • • • • • • • • ' • • • •

900 950 1000 1050 1100

Legende:

[ ] = Zeitraum der byzantinischen Herrschaft


* = Gründung eines Bistums
+ ::. letztmöglicher Zeitpunkt einer Ordination oder
letzte Erwähnung eines Bistums
= Dauer des Bistums
= Lücke - Sedisvakanz
Jakobitische Bistümer unter bvzanti.ni..sch.er 1:\e"t."rsc.n.a.'t\. u.-ro. · ,·_•,·\

C H E S
B Y Z A N T I N I S

R E I

Ma>'perqa\

ZObilJfl • M.ardf
uara
• •
'
i~

,~· §aaii!'

• urbar

EMIRAT
•Aioa
sarO&
poli~
•zui• • !f •
arraa
UGENDE:

J.akob1\u1cbea Jia;tu•
•QorO•
J,tabbO& •
• ~- aisra
ALEP P 0 ,,,.,.,.,,.
11eicbatreaze u• g34
EMIR A 0 Andere ocie

eia • ~~•b

iiieia
5e1eu,-
fJ- ""'-"'
J:::-., Mi' &.e1•e•r --- ~
Jakobitische Bistümer unter bvzantinischer Herrschaft um 1030

Z A N T I N I s C H E s R E I C H

Ar ■ •nia

T•II
lfean-Pafrfq
,.,r1q,. 1• Qaraab l• \ )
Tt-U:11d'AraTnos

Si•aadO~._,_,.._.. • Hayperqat
o r J

'AraDtHlB 'Arql •
ObaJra •
1'1••11-Haa,
11
- -,;1Jirt.l-G.ar,ar Hardl
~--"ic __... c:,.../

.f!:lliioa • oara
bin • • HefibTn
E M.1 RA T

SeJeuk
••"•
~J:M I RA
ALEPPO

IJarran


LEGEIIOE:
JilkObU,acn, • • ,.,u.
Z lllo•~r
i• •
~ RIJiCbtliTl!IJZ# U• ID2S
HiCU.-laHr 0 Andere Orte
Melkitische Bistümer im jakobitischen Kern~ebiet um l.030

._J
l..&

a...J-,,
!JO 100 •m

/•

Tza•andos .
Kaisareia • ( ./ •Aron11~1ne
• cnon,on •
Koaana · •Arablssoa Arka

~{/;
Tyana

Poda~doa
- . "
Pb}avi~s.
• Anabar
Geraa / lk
• •••

Tatao■Ada'...•• ;I suestia
• '\ Mop / za
7 ,A{l\r\

r.:-.... I ronupolls
.
• Kyrrb
f,
Dollcbe
08

--
Karrbai

LEGENDE!
,,'lexan'd reaa.
Bistum mit Sitz eines Strateg'os:
Anti~.feia • Tarsos
• • Bistua
Mittelaeer
/\IV\-V½ Reichsgre-nze um 1025
Anhan~

16. ABKORZUNGSVERZEICHNIS der Literaturangaben

Die ein'1"eklammerten Ziffern entsprechen den Nummern des nachstehenden


Literat~rverzeichnisses (Anhang. Seite 185 ff.):

Der weitere Gebrauch der Abkürzungen richtet sich nach S. Schwertner,


Abkürzun~sverzeichnis (IATG, Lit.-Vcrz. Nr. 183 ).

Abramo,,rski - Aiivisatos <21 - Aristakes (4) - Assemani, BO II (5)


Bardenhewer, Band 3 (6 - Bardenhewer, Band 4 (6) - Bar-Hebräus,
Chron.eccl. 1 (8) - Bar-Hebräus, Chron.eccl. 3 (8) - Ba.r-Hebräus,
Chron. s:n, 1 - Bartikian (13) - Baumstark, Festbrevier (14)
Baumstark ( 16 - Baus, HKG II/1 (98) - Beck (21) - Beck, HKG II/2 (98)
Beck, Kekaumenos (22 - Bieritz {24) - Bredekamp (25) - Busse,
Chalif (31 - Cahen, Islam (32) - Cambridge (34) - Camelot (62) - Canard,
Hamdanides (36) - Canard, Sources (37) - de Clercq {46) - Conc.Oec.
Decr. (47) - CSCO 354 (44) - Dagron (49) - Darrouzes, Epistoliers (51)
Darrouzes, Notitia (52) - Dölger, Kaiserregesten (61) - Dölger-Karayan-
nopulos (60, - Fattal (66) - Felix (67) - G. Ficker, Erlasse (68)
Forsyth (69) - Freytag, KamaJ ad-Din (71) - Gelzer, Notitiae (74)
Gouillard, Häresie (78) - Graf, Arabische Literatur (79) - Graf,
Bekenntnis (82j - Graf, Termini (81) - Grierson, Coinage (83)
Grumel, Chronologie (85) - Grumel, EO XXXIII (87) - Grumel, Patriarchats-
regesten (88) - Grunebaum (89) - Ha~e (96) - Hajjar, Synode permanent (97)
Haussig (100) - Heyer (110) - Honigmann, Bar-Sauma (103) - Honigmann,
Ostgrenze 105) - Hussey (109) - Janin, Geographie (112) - Karayanno-
pulos (118) - Kawerau (119) - Koder (125) - Konstantin VII., De admini-
strando imperio (126) - Konstantin VII., De cerimoniis ( 128)
Konstantin VII., De thematibus (130) - Konstantin VII., De thematibus
ed.Pertusj (131 - Krumbacher ( 132) - Lampe (133) - Laurent, Edessa (1371
Laurent, Gouverneurs (138) - Philaretos
Laurent, (135J - Lernerle,
Agrarian history (139) - Leon CSHB (143) - Leon Diakones,
Diakonos
ed.Loretto (144) - Lieael (146) - Maier, Byzanz ( 151) - Matthäus von
Edessa (154) - MS (155) - Nabe (161) - Neumann (165) - Oikonomides,
Listes (166) - Oikonomidea, Organisation (167) - Oatrogorsky (168)
Palmer (170) - Runcirnan (175) - Schlumberger, Empereur (177) - Schlum-
berger, Epopoe (178) - Schug-Wille, Byzanz und seine Welt (181) - Segal,
Edessa (185) - Severos Ibn al-Muqaffaf (186) - Skylitzes, ed.Thurn (184)
Sophocles (189) - Stephanos von Taron (73) - Ter-Mikelian ( 196) - Ter-
Minassiantz (197) - T.I.B. (108) - Tinnefeld (199) - Typikon 053)
Vailhe, Notitia (203) - Vööbus, CSCO 307 (210) - Vööbus, CSCO 376 (208)
de Vries (212) - Vryonis (213) - Wehr (215) - Wright (217) - Yahya A (218)
Yahya B (219) - Yahya C (220) - Zambaur (221) - Zonaras CSHB (223).
185
, r11: .t
111 1

~ Literaturverzeichnis
l I:_...-
" MOWSKI Rudolf: Dionysios von Tellmahre - .iakobitischer Patri-
I,I An~A'
,rh ,,11.
µ,
. 18
_845. zur Geschichte der Kirche unter dem Islam,
d 5
Leipzi.1t
'; (Abhandlunsien für die Kunde deA Mortenlandes, Ban 2 , Nr. 2).
940
.l ALIVISATOS, Hamilcar S.: Die kirchliche Gesetze;ebung des 'Kaisers
2
Justinian I., Berlin 1913.

3,l ANSCHUTZ, Hele;a: Die syrischen Christen vom Tur 'Abdin


(Das östliche Christenum, NF 34), 1984.

4.l ARISTAKES von .t.ASTIVERT: Recit des malheurs de Ja nation armenienne.


Traduction francaise avec introduction et commentaire par M, Canard
et H. Berberian d'apres l'edition et Ja traduction russe de K. Yuz-
bashian, Brüssel 1973 (Bibliotheque de Byzantion 5),

5,l ASSEMANI, Joseph Simon: Bibliotheca Orientalia Clementino-Vaticana. 4 Bände.


Band 1: De scriptoribus Syris orthodoxis, Rom 1719,
Band 2: Dissertatio de monophysitis, unpaginiert.
De scriptoribus Syris monophysitis, Rom 1721.
Band 3,l: De scriptoribus Syris Nestorianis, Rom 1725.
Band 3,2: De Syris Nestorianis, Rom 1728.
Unveränderter Nachdruck, Hildesheim - New York, 1975

6.) BARDENHEWER,Otto: Geschichte der altkirchlichen Literatur. 5 Bände,


Band 3: Das vierte Jahrhundert mit Ausschluß der Schriftsteller
syrischer Zunge. Freiburg 21923.
Band 4: Das fünfte Jahrhundert mit Einschluß der syrischen Literatur
des vierten Jahrhunderts, Freibur~ 21924,

7.) BARDY, Gustave: Les trophees de Damas, controverse judeo-chretienne


du VIIe siecle, texte grec ed. et trad. par Gustave Bardy, Paris 1920
(PO 15, Fase. 2).

8.) BAR-REBRÄUS, Gregorius: Gregorii Barhebraei chronicon ecclesiasticum,


quod e codice Musei Brittanici descriptum conjuncta opera ediderunt
Latinitate donarunt annotationibusque theologicis, historicis, l(eogra-
phicis et archeolop:icis illustrarunt Johannes Baptista Abbeloos et
Thomas Josephus Lamy.
Band 1, Louvain 1872, Band 2, Louvain 1874. Band 3, Louvain 1877,

9.) BAR-HEBRÄUS, Gregorius: The Chronography of Gregory Abu 'I Faraj,


the Son of Aaron, the Hebrew Physician Commonly Known es Bar Hebraeus,
Being the First Part of his Political History of the World, Translated
from the Syriac by Ernest Alfred Wallis Budge. 2 Bände. London 1932.

10,) BAR-HEBÄUS, Grei;{orius: Gregorii Barhebraei chronicon Syriacum e


codd. mss. emedatum ac punctis vocalibus adnotationibusque locupletum
edidil Paul Bedjan. Paris 1890.

1J.) BAR-HEBRÄUS, Gregorius: Ecclesiae Antiochenae Syrorum Nomocanon a


Gregorio Abulpharagio Bar-Hebraeo s:vriace compositis et a Josepho .-\loysio
Aasemano in Latinitatem linguam conversus. In: Scriptorum veterum nova
collectio, edita ab Angela Mai, Band 10, Teil 2, S. 1-268. Rom 1838.

12,) BAR-HEBRÄUS, Gregoriua: Nomocanon Gregorii Barhebraei. Edictit Paulus


ßedjan. Paris und Leipzig 1898.
A.llllot- u1er1t1n1n1icll■ II

13.) BARTIKIAN,B.M.: La conquete de l'Armenie par l'empire byzantin, in:


REArm (neue Serie) 8 (1971), S. 327-340.

14.) BAUMSTARK,Anton: Festbrevier und Kirchenjahr der eyriechen Jakobiten.


Studien zur Geschichte und Kultur des Altertume, Band 3, Heft 3-5.
Paderborn 1910.

15.) BAUMSTARK,Anton: Die geschichtliche Stellung der jakobitiechen Kirche,


in: Feetbrevier und Kirchenjahr, S. 1-24 (s.o. Lit.-Verz. Nr. 14).

16.) BAUMSTARK,Anton: Geschichte der syrischen Literatur mit Ausschluß


der chrisllich-paläetineneiechen Texte, Bonn 1922.

17.) BAUMSTARK,Anton: Die Messe im Morgenland, Kempten u. München 1906


(Sammlung Köeel).

18,) BAYNES, Norman Hepburn u. MOSS, Henry St. Lawrence: Byzanz, Geschichte
und Kultur des Oetrömischen Reiches, München 1964.

19.) BECK, Hans-Georg: Geschichte der byzantinischen Volksliteratur,


München 1971.

20.) BECK, Hans-Georg: Geschichte der orthodoxen Kirche im byzantinischen


Reich, Göttingen 1980 (Die Kirche in ihrer Geschichte Band 1, Lieferung D1).

21.) BECK, Hans-Georg: Kirche und theologische Literatur im byzantinischen


Reich, München 1959 (Byzantinisches HRndbuch 2, 1. Handbuch der Altertume-
wiesenschaften m, 2, 1 ).
22.) BECK, Hans-Georg: Vademecum des byzantinischen Aristokraten. Das soge-
nannte Strategikon des Kekaumenoe, übersetzt, eingeleitet und erklärt von H.-G.
Beck, Graz 1956 (Byzantinische Geschichtsschreiber, hrsg. von E, von
Ivanka, Band 5).

23.) BERNHARD, Ludger: Die Chronologie der Syrer, Wien 1969


(Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hiat. Klasse.
Sitzungsberichte Band 264, 3. Abhandlung).

24.) BIERITZ, Karl-Heinrich: Daa Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage


in Geschichte und Gegenwart, München 1987.

25.) BREDEKAMP,Horst: Kunst als Medium sozialer Konflikte. Bilderkämpfe


von der Spätanti.ke bis zur Huseitenrevolution. Frankfurt 1975.

26.) BREHIER, Louis: Le monde byzantin. 3 Bände. Paris 1948-1950.

27.) BORNEMANN,Erich: Zeitrechnung und Kirchenjahr, Kassel 1964.

28.) BOSWORTB, Clifford Edmund: The Ielamic Dynaeties. A Chronological end


Genealogical Ha.ndbook, Edinburgh 1967 (Islamic Surveye 5).

29.) BROCKELMANN,Carl: Geschichte der islamischen Völker und Stauten,


München und Berlin 2 1943.

30.) BUCHTHAL, Hugo: The Painting of the Syrian Jacobitee in ite Relation
to Byzantine and Ielamic Art, in: Syria 20 (1939), S. 136-150).

31.) BUSSE, Heribert: Chalif und Groeekönig. Die Buyiden im Iraq (946-1066),
Beirut, Wiesbaden 1969 (Beiruter Texte und Studien, Band 6).
.. un.
. Literaturverzeichnis 187
"

l2.I CAHBN, C 1au d e.• Der Islam I - Vom Ureprung bis zu den Anfängen des
oemanenreiches, Frankfurt 1968 (Fischer Weltgeschichte Band 14).

_) cAHEN, M.: La premiere penetration turque en Asie Mineure,


33
in: Byzantion 28 ( 1948), S. 5-7.

34,) The CAMBRIDGE MEDIEVAL HISTORY: Edited by Joan Mervin Hueeey.


Vol. IV, Part I: Byzantium and its Neighboure - The Byzantine Empire,
Cambridge 1966.
Vol. IV, Part II: Government, Church and Civilieation. Cambridge 1967.

35.) CANARD, Marius: Le date des expeditions mesopotamiennee de Jean


Tzimiskea, in: Annuaire de !'Institut de philologie et d'hietoire
orientales et slaves de l'Universite de Bruxelles X (1950), s. 99-108.

36.) CANARD, Marius: Histoire de la dynaetie des H'amdanides de Jazira et


de Syrie, Algier 1951.

37.) CANARD, Marius: Lee sourcee arabes de l'hietoire byzantine aux


confine de Xe et XIe sieclea, in: REByz 19 (1961), S. 284-314.

38.) CANARD, Marius: Une vie du patriarche melkite d'Antioche,


Christophore (+967), in: Byzantion XXIII ( 1953), S. 561-569.

39.) CANARD, Marius: Quelquee "a cote" de I'histoire des relations entre
Byzance et les Arabes, in: Studi Orientalistici in onore di Giorgio
Levi della Vida I (1956), S. 98-119.

4 0.) CHABOT, Jean-Baptiste: Les eveques jacobitee du VIII• au XIIIe siecle


d'apres la chronique de Michel le Syrien, in: ROC 4 (1899), S. 444-451,
495-511; ROC 5 (1900), S. 605-636; ROC 6 (1901), S. 189-220.

41.) CHARANIS, P.: The Monaetic Properties and the State in the Byzantine
Empire, in: DOP 4 (1948), S. 51-119.

42.) CHARON, J.: La hierarchie melkite du patriarche d'Antioche, in:


EO X (1907), S, 223-230.

43.} OHRISTOPHILOPOULOS, Aikaterine: Ekloge, Anagoreusis kai stepsis tou


byzantinou autokratoros. Pragmateia tes Akademias Athenou, Tom. 22,
Arithm. 2. Athenai 1956 (Griechisch).

44.) Anonymi auctorie CHRONICON ad A.C. 1234 pertinene: trad. par Albert
Abouna, notes et index de Jean-Maurice Fiey, Louvain 1974 (CSCO 354,
Scriptores Syri Tomus 154).

45.) Anonymi auctorie CHRONICON ad. A,C. 1234 pertinene: ed. Jean
Chabot. Syr. Text, Louvain 1920/1953 und 1916/1953
{CSCO 81, Scriptores Syri 36 und CSCO 82, Scriptoree Syri 37).

46.) de CLERCQ, c.: Lee textes juridiquee dane les pandectes de Nicon de
la Montagne Noire, Venedig 1942.

47 .) CONCILIORUM OECUME~I_CORUM DECRETA:. Edidit Centro de Documenta.zione


Iatituto per le Scienze Rehg1oee, Bologna-Freiburg 1962.
4ß.) CORPUS IURIS CIVILIS: Rec. P. Krüger, Th. Mommeen, R. Schoel\ u.
G. Kroll. 1

I: Inetitutionee et. Digests, Berhn 1954.
n, Codex Iustinianus, Berlin i.:11959.
III: Novellae, Berlin ~1959.

49.) DAGRON, G.: Minorit.es et.hniquee et religi.euaes dans \'Orient


byzantin a la fin du X" au XI"' eieclee: L'immigration eyrienne, in:
TM 6 (1979), S. 177-216.

50.) DARROUZES, Jean: L'edition des notitiae episcopat.u.u.m, in: REByz c\Q
(1982), s. 215-221.
51.) DARROUZES, .Jean: t;:piet.o1iere byzanti.ne du X" eie.cle.
il:ditee, Paris 1960.

52.) DARROUZES, .Jean: Not.itiae episcopatuum eccleeie.e Conet.antinopo\ita-


nae, texte critique, introduction et not.es, Paris 1981..

53.) D:8D:8Y AN, G.: L'immigration armenienne en Cap'I)adoca en Xi" eiecle,


in: Byzantion 45 /1975, S. 41-117.

54.) DEMETH.IOS von Kyzikos: EktheBie kRt' e-pitomen tou ton Jakobiton
dogmat.os, in: G. Ficker, Erlasse (Lit.-Verz. Nr. 68), s. 22-23 (Anfang
und Schluß) u. PG 127, 879-884 C9 phy..lattousa (Hauptteil).

55.) DEVREESSE, Robert: Le patrie.rcat d' Antioche depuis 1a. paix de


l'Eglise juequ' a 1a conquete arabe, -PAT"i."1. 1945.

56.) DIRIMTEKIN, Feridun: Le skeuophyla.kion de Sainte-Sophie, in~


REByz 19 (1961 ), S. 390 - 400.

57.) von DOBSCHüTZ, Ernst: Christusbilder, Untersuchungen -z.ur christlichen


Legende, Leipzig 1899.

58.) von DOBSCHtiTZ, Ernst: Die konfessionellen Verhältnisse in Edessa


unter der Araberherrschaft, ~n~ ZWTh 41 (1898), S. 364-392.

59.) DöLGER, Franz: Byzantinische Diplomatik. 20 A.utsät,z.e zum. Urkunden-


wesen der Byzantiner, Etta.1 1956.

60.) DöLGER, Franz u. KARAYANNOPULOS, Johannes: Byzantinische Urkunden-


lehre, München 1968 (Handbuch der Altertumawissenschatten A.bt. 1'2::.
Byz. Handbuch T. 3, Band 1).

61.) DöLGER, Franz: Regesten der Kaiserurkunden dee oetröm\sc.hen Reiches,


Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters und der neueren 'Z.eit,
Reihe A, Abt. 1. Teil I: 565 - 1025, Teil 11: 1025 - 1204, München-Berlin
1924, 1925.

62.) DUMEIGE, G. u. BACHT, Heinrich (Hg.): Geschichte der ökumenischen


Konzilien. 12 Bände. Band 2: Pierre-Thomas Came\ot: Epheaue und Chalcedon,
Mainz 1963.

63.) DUSSAUD, Rene; DESCHAMPS, P.; SEYRIG, H..~ La Syrie antiq_ue et


medievale il1ustree, Paris 1931.

64.) DUVAL, Rubens: H.istoire politique, religieuae et litteraire d'ßdease


jusqu' a la premiere croisade, Paris 1892.
189
c. TlJS von cäearea: Kirchengeechichte, herausgegeben und
65,) EU:.EB Heinrich Kraft, Darmstadt 2 1981.
elngeleit~t. von
TAL Antoine: Lee statut legal des non mueulmane en paye
66·> FAT ' h bl". l t·
d'Islam, Beirut 1958 (Recherc es pu 1es eoue a 1.l'ec 10n d e l' I n-
d"
etitut des lettres orientalee de Beyrouth, Band 10).

67.) FELIX, Wolfgang: Byzanz und die ielamieche Welt im früheren 11.
Jahrhundert - Geschichte der politischen Beziehungen von 1001 hie
1055, Wien 1981.

68,) FICKER, Gerhard: Erlasse des Patriarchen von Konstantinopel


Alexioe Studites, Universitätsprogramm, Kiel 1911.

69.) FORSYTH, J.H.: The Byzantine-Arab Chronicle (938-1034) of


Yahya. b. Sa'id al-Antaki. 1-II. Dissertation Michigan 1977.

70.) FREELY, John u. SUMNER-BOYD, Hilary: Istanbul - Ein Führer,


Übersetzung und deutsche Bearbeitung von Wolf-Dieter Bach, München 1975.

71.) FREYTAG, Georg Wilhelm: Geschichte der Dynastie der Hamdaniden in


Mossul und Aleppo, in: ZDMG 10 (1856) 1 S. 432-498; ZDMG 11 (1857),
s. 177-252.
72.) FRITSCB, Erdmann: Islam und Christentum im Mittelalter. Beiträge zur
Geschichte der muslimischen Polemik gegen das Christentum in arabischer
Sprache, Breslau 1930 (Breslauer Studien zur hist. Theologie 17).

73.) GELZER, Heinrich u. BURCKHARDT, August: Des Stephanos von Taron


armenische Geschichte - aus dem Altarmenischen übersetzt. Leipzig 1907.

74.) GELZER, Heinrich: Ungedruckte und ungenügend veröffentlichte Texte


der Notitiae episcopatuum, München 1901 (Abhandlungen der Königlich bayeri-
schen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-philologische Clasee,
Band 21, 3, Abteilung, S. 529-641).

75.) GEORGIOS von Zypern: Georgü Cy-prü deecriptio orbis Romani,


ed. Heinrich Gelzer, Leipzig 1890.

76.) GOODACRE, Hugh: A Handbook of the Coining of the Byzantine Empire,


London 1965.

77.) GORDILLO, Mauricius: Mariologia Orientalis, Caput II, Art. II:


Syri occident.ales, Armeni, Copti et Aethiopes de divina maternitate, in:
OCA 141 (1954), S. 36-43.

78.) GOUILLARD, J.: L'heresie dans l'empire byzantin des originee


au XII• eiecle, in: TM 1 (1965), S. 299-324.

79.) GRAF, Georg: Geschichte der christlichen arabischen Literatur.


5 Bände, Vatikanstadt 1944-1953 (Studi e Testi, Bände 118, 133, 146 1
147, 172). Nachdruck 1959-1960.

SO.) GRAF, Georg: Der Sprachgebrauch der ält.eeten cht'istlich-arabischen


Literatur, Leipzig 1905.

ßl.) GRAF, Georg: Verzeichnis arabischer kirchlicher Termini, zweite


vermehrte Auflage, Louvain 1954 (CSCO 147, Subsidia Tom. 8).
A ■ IIIIS: U1itr ■ lUTI11"ft1C.III

82.) GRAF, Georg: Zwei dogmetieche Florilegien der Kopten. B.


Das Bekenntnis der Väter, in: OCP 3 (1937), S. 345-402.

83.) GRIERSON,P.: Coina.ge and Money in the Byzantine Empire, in: Settima-
nia de Studi del Centro di Studi eull'Alto Medioevo VIII (1961 ), S. 411-453.

84,) GROTEFEND,Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen


Mittelalters und der Neuzeit. 10. erweiterte Auflage, herausgegeben
von Th. Ulrich, Hannover 1960.

85.) GRUMEL,Venance: La chronologie. Traite d'etudes byzantines I,


Paris 1958 (Bibliotheque byzantine).

86.) GRUMEL,Venance: Chronologie patriarcale au xe siecle, in:


REByz 22 (1964), S. 45-71.

87,) GRUMEL, Venance: Le patriarcat et lee patriarches d'Antioche eoue Ja


seconde domination byzantine (969-1084), in: EO XXXIII (1934), S, 129-147.

88.) GRUMEL, Venance: Lee regestes des actes du patriarcat de Constanti-


nople, VoL I: Lee actes des patriarches, Fase. II: Les regestes de 715 e.
1043, Paris 1936 (Neuauflage, Paris 1972).

89.) von GRUNEBAUM, G: Eine poetische Polemik zwischen Byzanz und Bagdad
im X. Jahrhundert, Studia Arabica I, in: Analecta Orientalia XIV (1937), S. 41-64.

90.) GüTERBOCK, Carl: Der Islam im Lichte der byzantinischen Polemik,


Berlin 1912.

91.) GUILLAND, Rodolphe: Etudea sur le gn:inrl palais de Conetantinople,


Les noumera - ta noumera, in: REByz 19 (1961), S. 401-418.

92,) GUILLAND, Rodolphe: Etudes eur l'histoire adminietrative de


l'empire byzantin. Le domestique des acholea, in REByz 8 (1950), S. 5-63.

93.) GUILLAND, Rodolphe: Etudes BUr l'biatoire ~minietative de


l'empire byzantin. Le mystique - ho mystikos, in REByz 26 (1968), S. 279-296.

94.) GUILLAND, Rodolphe: Etudes sur l'histoire administrativ~ de


l'empire byzantin. Proconaul - antbypatoa, in: REByz 15 (1957), S. 5-41.

95.) HAGE, Wolfgang: Jakobitische Kirche, in: TRE 16 (1986), S. 474-485.

96.) HAGE, Wolfgang: Die eyrisch-jakobitiache Kirche in frühielamischer


Zeit nach orientalischen Quellen, Wiesbaden 1965.

97.) HAJJAR, Joseph: Le eynode permanent dans l'egliae byzantine des


origines au Xl' siele, Rom 1962 (OCA 164).

98.) HANDBUCH DER KIRCHENGESCIDCHTE: Hubert Jedin (Hg.), 9 Bände,


Freiburg 1973-1979.
Band II - Die Reichskirche nach Konstantin dem Großen.
1. Halbhand von Karl Baus und Eugen Ewig: Die Kirche von Nikaia bis
Chalkedon, Freiburg 1973.
2, Halbband von Karl Baus, Hans-Georg Beck, Eugen Ewig, Hermann
Josef Vogt: Die Kirche in Ost und West von Chalkedon zum Frühmittel-
alter (451-700), Freiburg 1975.
191

, n llARNACK, Adolf: Die Mission und Ausbreitung des Christentums


99· 1d vo ersten drei Jahrhunderten, Berlin 41924,
in en
!O0,) HAUSSIG, Wilhelm: Kulturgeschichte von Byzanz, Stuttgart 21966.

101,)HEYER, Friedrich (Hg.): Die Kirche Armeniene, Eine Volkskirche


zwischen Ost und West, Stuttgart 1978 (Kirchen der Welt Band 18).

102.) HEYER, Friedrich: Kirchengeschichte des Heiligen Landes, Stuttgart/


Köln/Bonn/Mainz 1984 (Urban Taschenbücher Band 357).

103,) HONIGMANN,Ernest: Le couvent de Barsauma et le patriarcat jacobite


d'Antioche et de Syrie, Louvain 1954 (CSCO 146, Subeidia Tom, 7).

104.) HONIGMANN,Ernest: Neronias Irenopolie in Eastern Cilicia, in:


Byzantion XX (1950), S, 39-61,

105,) HONIGMANN,Ernst: Die Ostgrenze des byzantinischen Reiches von 363


bis 1071 nach griechischen, arabischen, syrischen und armenischen Que11en,
Bruxelles 1935 (Corpus Bruxellense Historiae Byzantinae 3),

106,) HONIGMANN,Ernest: The Patriarcate of Antioch, A Revision of Le


Quien and the Notitia Antiochena, in: Traditio V (1947), S. 135-161.

107,) HONIGMANN,Ernest: Studien zur Notititia Antiochena, in BZ 25


(1925), s. 60-88.

108,) HUNGER, Herbert (Hg,): Tabula Imperii Byzantini, 4 Bände, Wien 1981.
Band 2: Kappadokien (Kappadokia, Chareianon, Sebasteia und Lykandos),
von Friedrich Bild und Marcell Restle,

109,) HUSSEY, Joan Mervin: The Orthodox Church in the Byzantine Empire,
Oxford 1986,

110,) JANIN, Raymond: Constantinople byzantine - Developpement urbain


et repertoire topographique, Paris Z1964,

111.) JANIN, Raymond: Les egliaes et les monasteres de Constantinople


byzantine, in REByz 9 (1951), S. 143-153.

112,) JANIN, Raymond: La geographie ecclesiastique de l'empire byzantin.


Premiere partie: Le siege de Constantinople et le patriarcat oecumenique.
Tome III: Les eglisee et lee monaeteres, Paris Zl969.

113,) JANIN, Raymond: Le palais patriarcal de Constanlinople, in:


REByz 20 (1962), S. 131-135.

114,) JARRY, Jaques: Problemes de datation en Syrie du Nord, in:


Syria 58 (1981), S. 379-385.

115,) JARRY, Jaques: Trouveilles epigraphiques a Saint Symeon, in:


Syrie 43 (1966), AS. 105-116,

116,) JOSEPH, John: Muslim-Christian Relations and Inter-Christian


Rivalries in the Middle East, The Case of the Jacobites in an Aga
of Transition, New York 1983.

117,) KARALEVSKY I Cyrille: Hietoire des patriarcate melkites, Tome III:


Les institutions, Rom 1911,
llB) KARAYANNOPULOS Johannes u. WEISS, Günther: Quellenkunde zur Ge-
schichte von Byzanz (324-1453). 1. Halbband bearbeitet von G. Weiß. 2. Halb-
band bearbeitet von J. Karayannopu]os und G. Weiß, Wiesbaden 1982
(Schriften zur Geistesgeschichte des östlichen Europa, Band 14),

119.) KAWERAU, Peter: Die jakobitieche Kirche im Zeitalter der syrischen


Renaissance, 2.Auflage, Berlin 1960 (Berliner byzantinietische Arbeiten Band 3),

120.) KEDRENOS, Georgios: Georgius Cedrenus Ioannie Scylitzae ope ab


lmmanue]e Bekkero supp]etus et emendetus. 2 Bände, Bonn 1838-1839. CSHB.

121.) KHOURY, Adel-Theodore: Polemique byzantine contre Pislam,


Munster 1966.

122.) KHOURT, AdeJ-Theodore: Lee tbeologiena byzantins et l'ialam.


Textes et euteura (VII-XIII@ siecle), Neue Auflage Louvain 1969.

123.J KHOURY, Adel-Theodore: Der theologische Streit der Byzantiner mit


dem Islam,Paderborn 1969.

124.} KIEPEn:T, Richard: Karte von Kleinasien. Nach meist noch nicht oder in
kleinstem Maßstabe veröffentlichten Aufnahmen, in 14 BI. Maßstab 1 : 400.000,
Berlin 1902-1906.

125.J KODER, Johannes: Der Lebensraum der Byzantiner Graz-Wien-Köln 1984


(Byzantinische Geschichtsschreiber, Ergänzungsband 1):

126.) KONSTANTINOS vn.: De administrando imperio, hrsg. von J.J. Reiske,


2 Bände, Bonn 1840. CSHB.

127.) Const.antine Porphyrogenitus, De ~dminiAtr-andn imperio,


Vol. I: Greek Text ed. by G. Moravcsi.k, English Translation by Romilly
J.H. JenJrine, Budapest 1949.
VoL II: Commentary ed. by Romilly J.H. Jenkins, London 1962.

128.) KONSTANTINOS VIJ.: De ceremoniia aulae byzantinae, hrsg. von J.J.


Reiske, Bonn 1830. CSHB.

129.) Constantine VII Porphyrogenete, Le livre des ceremonies. Texte


etabli et traduit par Albert Vogt. 2 Bände, Paris 1967.

130.) KONSTANTINOS VII.; De thematibus, hrsg. von J.J. Reiske,


Bonn 1840. CSHB.

131.) Costantino Porphirogenito, De thematibue ed. A. Pertuei, Citta


del Vaticano 1952 (Studi e testi 160).

132.) KRUMBACHER, KRrl; Geschichte der byzantinischen Literatur von Justi-


nian bis zum Ende des oströmiechen Reiches {527-1453). 2.Aufl. bearbeitet
unter Mitwirkung von A. Ehrhard und E. Gelzer, München 1897 (Handbuch der
klassischen Altertumswissenschaften, Band 9).

133.) LAMPE, G.W.H. (Hg.}: A Patristic Greek Le.x:icon, Oxford 1961.

134.) LAURENT, Joseph: Armeniens de Cilicie: Aspietes, Oschin, Ureinue,


in: Ders., Etudes d'histoire armenienne, Louvain 1971, S. 51-60.

135.) LAURENT, Joseph: Byzance et Antioche saus le curopalate Philarete,


in: Dera,, Etudes d'histoire armenienne, Louvain 1971, S. 148-159,
AIIIIHI: Llteraturu,rHICblll ■ 193

136,) LAURENT, Joseph: Le du~ d' Antioche _Khatchatour 1068-1072, in:


Dere., ttudes d'histoire armentenne, Louva1n 1971, S. 160-166.

lJ7.) LAURENT, Joseph: Des Grecs aux croisea. ~t~de~ sur l'hietoire
d'I::deeee entre 1071 et 1098, in: Ders,, ~tudea d h1st01.re armenienne,
Louvain 1971, S. 61-lZS.

138.) LAURENT, V.: La chronologie des gouverneurs d'Antioche eoue 1a.


dommation byzantine, in: MUSJ 38, (1962), S. 221-254,

139.) LEMERLE, Paul: The Agrarian History of Byzantium. From the Origine
to the Twelth Century, Galway 1979.

140.) LEMERLE, Paul: Cinq etudea sur le XIe aiecle byzantin, Paria 1977.

141.) LEMRRLE, Paul: L 1 hiAto)rt, deR Pauliciens d'Asie Mineure d'apres lee
eourcee gr~cques, in: TM 5 (1973), S. 1- 1-14.

142.) LEMERLB, Paul: Le premier humanieme byzantin. Notee et ramarques sur


enseignemenl et culture a Byzanc.e des origenee 11u X• ei~cle, Paria 1971.
143.) LEON DIAKONOS: Leon-ls Diaconi C.aloensis Hietoriae Libri Decem, hrsg.
von Carl Benedikt Hase, Bonn 1828. CSHB.

144.) LEON DIAKONOS: Nikephoros Phokas 'Der bleiche Tod der Sarazenen'
und Johannes Tzimiskea. nie Zeit von 959 bis 976 in der Darstellung des
Leon ~iakonos. tlberset2t von Franz Loretto, Graz 1961 (Byzantinische
Gesch1chtsschreiber Band X, hrsg. von E. von Ivanka).

145.) .L~ROY, Jules: Lee manuscripts syriaques a peintures conservees dans


les b1bhothequea d'Europe et d'Orient. Contribution a l'etude de Picono-
graphie des egHses de la langue syriaques. 2 Bände, Paris 1964 (Hand 1:
Textband; Band 2: Bildband).

146.) LI ESEL, Nikolaus: Die Liturgien der Ostkirche. Kommentar mit ge-
schichtlicher Einführung, 9 geographischen Karten, 12 Bildtafeln und
38 Tabellen, Freiburg 1960,

147.) LIETZMANN, Hans: Apollinaris von Laodicea, Tübingen 1904.

148.) von LINGENTRAL, Karl Eduard Zachariae: Jue Graeco-Romanum. 7 Bände.


Leipzig 1856-1884.

149.) von LINGENTHAL, Karl Eduard Zachariae: Geschichte des Griechisch-Rö-


mischen Rechts, Ber1in 3 1892.

150.) LUITPRAND von Cremona! Luitprandi legatio ad Ni~ephorum P~ocam


imperatorem Constantinopolitanum pro Ottonibua auguet1e et Adelhe1da.
In: Leon Diakonoe, CSHB (Lit.-Verz. Nr. 143), s. 342-373. Bonn 1828.

l61.) MAIER, Franz Georg (Hg.): Byzanz, Frankfurt 1973


(Fiecher Weltgeschichte Band 13).

152 ) MAI ER , F ranz Geord'"e•


Die Verwandlung der Mittelmeerwelt• Frankfurt
1968 (Fischer Weltgeschichte Band 9).

EOS Juan: Le typicon de la Grande ltgliee. Ms. Sainte-Ct"Oix


153,) MAT . .,_' 1 Introduction texte er it"1que, t ra d uc t·\On e t no t es.
N o 40, X• BlaC e. ' ( 165)
T~me 1: Le cycle dea douze moie, Rom 1962 OCA •
153.) (MATEOS, Juan: Le typicon de Ja Grande ltglise .•• )
Tome n: Le cycle des fätes mobtles, Rom 1963 (OCA 166).

154.) MATTHÄUS von Edesss: Chronique de Matthieu d'Edesee continuee par


Gregoire ]e Pretre. Trad. en fran~ais par Edouard Dulaurier, Paris 1858
(Bibliotheque historique armenienne ou choix des principaux historiene
armeniens).

155.} MICHAEL SYRUS: Chronique de Michel le Syrien, patriarche jacobite


d'Antiocbe 1166-1199. Editee pour 1a premiere fois dens le texte original
et trad. en fram;ais par Jean-Baptiete Chabot. 4 Bände, Paris 1899-1910,
Band 3 (1905) behandelt den hier bearbeiteten Zeitraum.
Band 4 {1910): syrischer Text.
(Neudruck Brüssel 1963).

156.) MICHlsL, Antoine: Die Kaisermacht in der Ostkirche. Vorwort von


Fran2 Dölger, Darmstadt 1959.

157.) MILLER, D.A.: The Logothete of the Drome in the Middle B;yzantine
Periods, in: Byzantion 36 (1966), S. 438-470.

158.) von MOLTKE, Helmuth: Unter dem Halbmond - Erlebnisse in der alten
Tiirkei. Hrag. von ß. Arndt. Stuttgart 1984.

159.) MORRISON, Cecilie: La devaluation de la monnaie byzantine:


Essai d'interpretation, in: TM 6 (1979), S. 3-48.

160.) MÜLLER, Detlef Ca.spar Gustav: Grundzüge des christlich arabischen


.Ägypten von der Ptolemäerzeit bis zur Gegenwart, Darmstadt 1969.

161.) NABE von Schönberg, Ilse: Die westsyrische Kirr.hP. im Mittelalter


(800-1150). Inaugural-Dissertation, Heidelberg 1977.

162.) NASRALLAH, Joseph: Couvents de 1a Syrie du Nord portant le nom de


Simeon, in: Syria 49 (1972), s. 127-159.

163.) NAU, Franr;oia: Lee Arabes chretiens de Ja Syrie du VII• et VIII•


lriecle, Paris 1933.

164.J NAU, Frant;oia: Lettre du patriarche jacobite Jean X. (1064-1073)


au catholique armenien Gregoire II., in: ROC 17 (1912), s. 145-198;
ayr. Text mit franz. Übersetzung.

165.) NEUMANN, Carl: Die Weltstellung des byzantinischen Reiches vor den
Kreuzzügen, Neudruck der Ausgabe von 1894, Amaterdam 1959.

166.) OIKONOMIDES, Nicolas: Les listes de preseance byzantinee des


IXe et xe sieclea. Introduction, texte, traduction et commentaire,
Paris 1972.

167.) OIKONOMIDES, Nicolas: L 1organieation de 1a frontiere orientale de


Byzance au xe et XJe aieclee et le taktikon de l'Escorial, XIV• Congrea
intern. d'etudes Byz., Rapporte II (1974), s. 285-302.
168.) OSTROGORSKY, Georg; Geschichte des byzantinischen Staates, München
31963 (Byzantinisches Hand buch 1, 2 = Handbuch der Altertumswisenechaft XII,
1, 2).
195
RSKY Georg: Die ländliche Steuergemeinde des byzantinischen
1,:;.l os::ol~Ja.hrh'undert, in: Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtechafta-
5t.aale_e ) s. 1-108. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe
20 0927
, ..schtchttte t 1927 .;,it einem Nachtrag dee Verf., Amsterdam 1969.
von Stu gar
,) PALMER, Andrew: Charting Undercurrents in the Hietory of the Weet-
170
syrian People: The Reeettlement of Byzantine Melitene after 934, in:
oc 70 (1986), s. 37-68.
171.) RENAUDOTIUS, Eusebiua: Hietoria Patriarcharum Alexandrinorum
Jacobitarum a.D. Marco usque ad finem saeculi XIII, Paris 1713.

172.) REY, Emmanuel G.: Lee grandes ecoles eyriennee du IVe au XII•
eiecle et les monaeteree des montagnea saintes d 'Ed esse et de Melitene,
Paris 1883.

173,) RODINSON, Maxime: Die Araber, Frankfurt 1981.

174,) ROCKER, Adolf: Aus der Geschichte der jakobitiechen Kirche von Edes-
aa in der Zeit der Kreuzfahrer. In: OC (3.Serie) 10 (1935), S. 124-135.

175.) RUNCIMAN, Steven: Geschichte der Kreuzzüge. 3 Bände. 1. Band: Der


erste Kreuzzug und die Gründung des Königreiche Jerusalem, München 1957.

176.) RUNCIMAN, Steven: Kunst und Kultur in Byzanz, München 1978.

177.) SCHLUMBERGER, Gustave: Un empereur byzantin: Nicephore Phocae,


Paris 1890.

178,_! SCHLUMBERGER, Gustave: L'epopee byzantine a 1a fin du dixieme siecle.


3 Bande. Band 1, Paris 1896. Band 2, Paris 1900, Band 3, Paris 1905.

179,) SCHLUMBERGER, Gustave: Recits de Byzance (deuxieme serie), Paris 1922.

180.) SCHNEIDER, Alfons Maria: Konstantinopel, Mainz/Berlin 1956.

181.) SCHUG-WILLE, Christa: Byzanz und seine Welt. Enzyklopädie der Welt-
kunst 7, Baden-Baden 1969.

182.) SCHWARTZ, Eduard: Drei dogmatische Schriften Justiniane. Abhandlungen


äer J::Sayeriachen Akademie der Wissenschaften, NF 18, München 1933.

183.) SCHWERTNER, Siegfried: Internationales Abkürzungsverzeichnis für


Theologie und Grenzgebiete (IATG), Berlin-New York 1974.

184.) SCYLITZES, Johannes: Byzanz - wieder ein Weltreich; das Zeitalter


der makedoniechen Dynastie - nach dem Geschichtswerk dee Johannes Skylit-
zee übersetzt, eingeleitet und erklärt von Bane Thurn, Graz, Wien,
Köln 1983 (Byzantinische Geechichtschreiber hrsg. von J. Koder, Band XIV).

185.) SEGAL, Judah Bension: Edeeea, the Bleseed City, Oxford 1970.

186.) SEVEROS B. AL-MUQAFFA': History of the Patriarche ot the Egyplian


Church. Band lI, I (A.D. 849-880), Kairo 194~; Band II, II (A.D. 880-1046),
Kairo 1948; Band 11, III (A.D. 1046-1102), Kairo 1959; Band III, l
(A.D, 1102-1167), Kairo 1968.
187 .) SEVEROS von .ANTIOCHEIA: Le phi~etbe. Edit~ par Robert Heepel
111
... T 8 :rtJ Louvain 1952 (CSCO 133, Scriptores Syr1 68).
'··
Tr~d. par Robert Haspe1, Louvain 1952 (CSCO 134 , S cr1p· to res Syri 69).

188.) SICKEL, W.: Das byzantinische Krönungsrecht bis zum 10. Jahrhundert,
in: BZ 7 (1898), S. 511-557.

189.) SOPHOCLES, Evangelinus Apostolides: Greek Lexicon of the Roman and


Byzantine Periode, Hildesheim-Zürich-New York 2 1983.

190.) SPULER, Bertold: Die westsyrische Kirche, Leiden-Köln 1961


(Handbuch der Orientalistik 1, Abteilung VIII).

191.) SPULER, Bertold: Die west-syrische (monophysitische) Kirche unter


dem Islam, in: Saeculum 9 (1958), S. 322-344.

192.) SPULER, Bertold: Wüstenfeld-Mahler'sche Vergleichungstabellen zur


muslimischen und iranischen Zeitrechnung. 2. verbesserte und erweiterte
Auflage der "Vergleichungstabellen der mohammedanischen Zeitrechnung",
Wiesbaden 1961.

193.) STEIN, E.: Vom Altertum zum Mittelalter. Zur Geschichte der byzanti-
nischen Finanzverwaltung, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschafts-
geschichte 21 (1928), S. 158-170.

194.) STEINSCHNEIDER, Moritz: PolP.miRrh'? und apologetische Literatur in


arabischer Sprache, Leipzig 1877. Neudruck Hildesheim 1966.

(Stephanos von Taron: s. H. Gelzer)

195.) SVORONOS, N.G.: Le serment de fidelete ä I'empereur et sa signifi-


cation constit.utionelle, in: REByz 9 (1952), S. 106-142.

196.) TER-MIKELIAN, Arsak: Die armenische KirrhP. in ihren Beziehungen zur


byzantmischen vom IV. bis zum XIII. Jahrhundert, Leipzig 1892.

197.) TER-MINASSIANTZ, Erwand: Die armeni.Bche Kirche in ihren Beziehungen


zu den syrischen Kirchen bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, Leipzig 1904
(Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur,
Neue Folge Band 11, Heft 4}.

198.) TINNEFELD, Franz Hermann: Kategorien der Kaiserkritik in der


byzantinischen Historiographie, München 1971.

199.J TINNEFELD, Franz Hermann: Die Stadt Melitene in ihrer späteren byzan-
tinischen Epoche (934-1101 ), in: Actes du XJVe congres intern. des et. byz.,
Vol. II, S, 435-443, Bukarest 1975.

200.) TREITINGER, Otto: Die oströmische Kaiser- und Reichsidee vom oet-
römischen Staats- und Reichsgedanken, Darmstadt 2 1956.

201.) TRITTON, Arthur Stanley: The Caliphs and their Non-Muslim Su bjecte.
A Critical Study of the Covenant of 1 Omar, Oxford 1930.

202.) TRITTON, Arthur St.anley: Islam and the Protected Religiona, in:
The Journal of the Royal Aaiatic Society of Great Britain and Ireland,
London 1931, S. 311-338.
ADblDlf: Llt.eratunen~ICbDIB 197

203.) VAILHlt, s.: Une "Notitia Episcopatuum" d'Antioche du Xe siecle, in:


EO X (1907), S. 90-101.

204.) VASILIEV, Alexander A.: Byzance et les Ara bes II: La dynaetie
macedonienne (867-959). ~dition t'ran9aise preparee par H. Gregoire et
M, canard: Extraits des sources arabes, trad. par M. Canard.
Bruxelles 1950 (Corpus Bruxellense Historiae Byzantinae II, 2).

205.) VASILIEV, Alexander A.: History of the Byzantine Empire 324-1453.


2 Bände. Madison 2 1952 (Neudruck 1958),

206.) VööBUS, Arthur: New Important Manuscript Discoveriee for the


ßistory of the Syriac Literature. Stockholm 1974.

207.) VööBUS, Arthur: The Synodicon in the West Syrian Tradition,


Translated, Louvain 1975
{CSCO 367 und 368, Scriptoree Syri 155 und 156).

208.) VööBUS, Arthur: The Synodicon in the West Syrian Tradition II,
Translated, Louvain 1976 (CSCO 376, Scriptores Syri 164).

209.) VÖÖBUS, Arthur: Syriac and Arabic Documenta Regarding Legisla.tion


Relative to Syrian Asceticism, Edited, Translated and Furnished with
Literary Historica.l Data, Stockholm 1960.

210.) VööBUS, Arthur: Syrische Kanonessammlungen. Ein Beitrag zur Quellen-


kunde. I Westsyrische Originalurkunden 1 A, Louvain 1970 (CSCO 307,
Subsidia 35. 1 B, Louvain 1970. CSCO 317, Subsidia 38; CSCO 307 und 317
durchgehend paginiert).

211.) de VRIES, Wilhelm: Der Kirchenbegriff der von Rom getrennten


Syrer, Rom 1955 (OCA 145).

212.) de VRIES, Wilhelm: Sa.kramententheologie bei den syrischen


Monophysiten, Rom 1940 (OCA 125).

213.) VRYONIS, Speros: The Decline of Medieval Bellenism in Aeia Minor and
the Process of Islamization from the Eleventh through the Fifteenth Cen-
tury, Los Angeles and London 1971.

214.) WALKER, Paul E.: The "Crusade" of John Tzimieces in the Light of
New Arabic Evidence, in: Byzantion 47 (1977), S. 301-327.

215.) WEHR, Hans: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der


Gegenwart. Wiesbaden 3 1958.

216.) WHITTING, P.D.: Münzen von Byzanz, München 1973.

217,) WRIGHT, William: A Short Story of Syriac Literature, Amsterdam 1 1966.

218 ) YAHYA Ibn Sa fd: Hietoire de Ya};lyi-Ibn-Sa'id d 'Antioche, conlinuateur de


4

sa•fd-Ib.;-Bitriq, ed. et trad, en fran~aia par J. Kratchkoveky et A. Va-


siliev, in:
PO XVIII, Fase. 5, S. 1-135 und
21 9,) PO XXIII, Fase. 3, S, 349-520. Paris 1932-1957.
2.20.) YAHYA Ibn Sa"id: Eut.ychii Pa.t.-r-in:rchac-, 11.le:xe.ndrini J>,,.nna.lee l.'l.
Accedunt Anne.lee Yahyä Ibn Saiid Ant.iiochenie, ed. Louis Cheikho,
B. Carra de Vau,c et. H. Zayyat., Louvain 1.95o\ lCSCO Vol. 51.. 1
Scriptoree A.rabici Tomus 7).

221.) de ZAMBAUR, E:douard: M.anue\ de genealogie e\. de chrono\og\e -pour


Phistoire de l'ielam, e.vec 20 t.ableaux genealop;;i.ques hors \.ex\.e e\. 5
carles, Hannover 1927 (Nachdruck Bad Pyrm.on\. 1.955).

222.) ZAIYAT. Hebib: Vie du pe.triarche melki\.e d' Jl..n\.'ioche Chr\e\.ophore


(+967) par le prot.oepat.haire "'lhrAhin. b. Yuhann.a, in: POC 2 (\.95'2.), S. \.\.-38.
u. s. 333-366.
223.) ZONARAS, .Johannes: loannis Zonarae e-pit.omae hist.oria:rum "\i'br\ X.V1.1.l.
ex recenBione M. Pinderi, 3 Bände, Bonn {CSHB): Band 1.-2;:, Libri l-X1.1.,
1841.1844; Band 3~ Libri XIIl-XVI"Il, ed. Tb. "Büt\.ner-Wobst, Bonn 1.897.
V].T/1..

Am 15,November 1958 wurde ich, Thomas Hartmut Benner 1 ale Zw"eiter


Sohn des Gärtnere Arno Wilhelm Benner und seiner Frau Helene, geb.
Gümbel, in Gießen geboren.
Nachdem ich im Frühjahr 1965 in der Ludwig-Uhland Schule einge-
schult worden war, besuchte ich ab Herbst 1968 die Liebig-Schule in
Gießen, wo ich im Juni 1977 das Abitur absolvierte.
Im Wintersemester 1977 /78 begann ich an der Philippe-Univereität
in Marburg mit dem Studium der evangelischen Theologie. Während dee
Studiums verbrachte ich Gemeindepraktika in Gießen-Wieseck und in
Nentershausen {Kirchenkreis Rotenburg).
Durch eine Vielzahl von Reisen nach Griechenland, unter anderem
auch zur Orthodoxen Akademie Kretas und zu Metropolit Irinäos von
Kiasamou und Selinou, begann eich mir die Welt der byzantinisch ge-
prägten griechisch-orthodoxen Kirche zu öffnen; der Wunsch, eich ein-
gehender mit ihrer Glaubenswelt und Geschichte auseinander zu setzen,
wuchs.
Im Dezember 1983 legte ich das erste theologische Examen der Ev.
Kirche von Kurhessen-Waldeck ab. Danach arbeitete ich im ersten Halb-
jahr 1984 als Volontär des kurhessischen Pfarrervereins im Kirchen-
kreis der Twiste (Arolsen).
Von September 1984 bis September 1986 wurde ich als Vikar zunächst
zum religionspädagogischen Praktikum nach Amöneburg bei Marburg, dann
in die Gemeinde Hüttengesäß (Kirchenkreis Hanau-Land) gesandt.
Nach der Ordination zum Pfarrer des Ev. Kirche von Kurhessen-Wal-
deck trat ich am 1.November 1986 eine Sonderpfarrstelle als kirchli-
cher Mitarbeiter an der theologischen Fakultät der Philipps-Universität
in Marburg an; ich erhielt einen Predigtauftrag für das Kirchspiel
Wittelsberg (Kirchenkreis Marburg-Land).
Seit dem 1.November 1988 arbeite ich als Gemeindepfarrer in Rau-
schenberg und Mengsberg.
Da ich bereits während des Studiums ein besonderes Interesse für
das Gebiet der Kirchengeschichte - namentlich des byzantinisch-orien-
talischen Raumes - entwickelt hatte, entschloß ich mich 1986 zu promo-
vieren.
Besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Hage, der
mir beim Erlernen der orientalischen Quellensprachen behilflich war
und das Entstehen dieser Arbeit mit Rat und Interesse begleitet hat.

Mengsberg, im Januar 1990

Thomas Banner

Das könnte Ihnen auch gefallen