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Prometheus

Goog
ILLUSTRIRTE WOCHENSCHRIFT ÜBER DIE FORTSCHRITTE
IN GEWERBE, INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT,
.

"*
be rautgr x^ebrn von
Durch alle Bucbbaml-
lunfrn und PoUaatUlirn Dr. OTTO N. WITT. '^'^a^C""^
tu brxirhrn.

Verlag von Rudolf Mücken l^er^er, Berlin,


tXlrnbrrcWuv ;.
tS ^59S 7
JV? 781. k<«r iKhdnick III dM Itlult dimr Ztitsehriil ilt firbotii. lahri^r. W'I. i. UK>4.

nicht entgangen und schon oft unangenehm auf-


Stereoskopische Darstellungen.
gefallen sein.
Von Dr. (ji!Ri.o>>, Auccnu/I.
Der Grund Zurückbleiben der
für dieses
Mit vierxelin Abbilduni^u.
stereoskopischen Darstellung ist einmal der, das.s
Es ist eine auiTallende Thalsache, ila:is die diese Darstellung mehr Raum in den Zeitschriften
stereoskopische Darstellung sich noch immer beansprucht, ferner, dass die fast allgemein
nicht den ihr zukommenden
errungen hat. Platz üblichen Ka.stcnstereoskope sich gewöhnlich
Seit vielen Jahren ist das Stereoskop selbst in ebensowenig wie die sogenannten amerikanischen
fast Jedermanns Besitz, aber die photographische zur Betrachtung von Bildern eignen, die in Zeit-
Kunst beschränkt sich darauf, Landschaften und schriften abgedruckt sind und natürlich nicht
^
Interieurs stereoskopLsch wiederzugeben statt , herausgeschnitten werden können und sollen.
sich gerade auf diejenigen Gebiete auszu- Endlich aber, und das ist wohl die Haupt-
dehnen, wo sie nicht nur der ITnlerhallung, ursache für den besagten Mangel, sind die
sondern der Aufklärung und V'eranschauiichung wenigsten Metischen in der I-age, die geforderten
dienen soll, nämlich auf alle Abbildungen von Stereoskop-Aufnahmen machen zu können. Selbst
schwieriger zu verstehenden körperlichen Objecten diejenigen, die eine Stereoskop- Camera besitzen,
in wissenschaftlichen und ähnlichen Blättern und werden wieder nur Landschaften aufnehmen
ebenso auf die Projection aller möglichen Dar- können, nicht aber auf nahe gelegene Objecte
stellungen. eingerichtet sein, geschweige auf solche in
Wir aber doch wohl bei der heutigen
sind natürlicher Grösse.
Vollkommenheit der Reproductionstechnik be- Nun reicht allerdings eine einzelne Camera
rechtigt zu verlangen, dass uns Objecte, die wir aus, um von zwei verschiedenen Punkten aus
sonst nach der körperlichen Anschauung zu Aufnahmen desselben todten Objects herstellen
beurtheilen gewohnt sind, auch im Bilde körper- zu können, aber sie versagt bei den lebenden, wo
lich vorgeführt werden, ganz besonders dann, diegleichzeitige Aufnahme zur Noth wendig-
wenn die flache Darstellung für das Versländniss keitwird; und nur ganz ausnahmswei.se wird
eines uns soast unbekannten (iegenstandcs nicht Jemand in der Lage sein, sich zwei gleichartige
ausreicht. Dass Letzteres sehr häufig der Kall .\pparate besonders für diesen Zweck bauen /u
ist, wird dem aufmerksamen Leser des Prometheus lassen.
I
%. OtUihri 1904.

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Pkomethkus. M 781.

Immerhin erscheint die Nolhwcndigkeit solcher dabei helfen.Ebenso verstehen wir die Zeichnung
Aufnahmen geboten, und es unterliegt keinem einer Maschine, eines Gebäudes, eines Monu-
Zweifel, dass diese Art der Darstellung allge- ments, und können sie gerade so gut mit einem
meiner werden wird, wenn erst eine Zeitschrift Auge betrachten, wie mit beiden. Nur die Grösse
das Eis gebrochen und sich entschlossen haben wissen wir nicht immer richtig zu beurtheilen,
wird, schwer verständliche Objecte stereoskopisch und daher .stellen die Zeichner häutig in dasselbe
darzustellen. I^ild eine bekannte Grösse, z. B. einen Menschen,
Denn der Unterschied der flachen und der um uns das Urtheil über die des Unbekannten
körperlichen Abbildung ist so in die Augen zu ermöglichen.
springend, dass man bei allgemeiner Fünführung Ganz anders aber wird die Sache, wenn der
der letzteren gar nicht mehr verstehen wird, wie Gegenstand, den wir sehen sollen, uns unbekannt
man früher ohne sie hat auskommen können. ist und wenn nun noch gefordert wird, dass
Bis jetzt sind, soviel mir bekannt ist, die wir an diesem uns unbekaimtcn Dinge Details
Augenärzte die einzigen, die slerco.skopische sehen sollen, Vertiefungen und Erhöhungen,
Darstellungen von Krankheiten des Auges in Löcher, Schatten, Glanzlichter oder Structurvcr-
Atlanten zusammengestellt haben, und wer sich änderungen. Hier lässt uns die gebräuchliche
au die Betrachtung dieser überaus klaren Bilder flache Darstellung durch das Photogramm unbe-
gewöhnt hat, kann sich mit anderen Photo- friedigt, und wir wünschen, den Körper selbst
grammen nicht mehr zufrieden geben. betrachten zu können.
Der Unterschied zwischen monocularem und Wir haben zwei Augen im Kopf, nicht weil
binocularem das Auge so
Sehen soll hier Abb 1. werthvoll ist,

kurz berührt dass bei Ver-


werden, da es lust des einen
eine Anzalil immer noch
von Menschen das andere
giebt, die nicht zum Sehen
stcrcoskopisch bleibt, sondern
sehen können, um Körper
l^s sind dies zu sehen. Der
ausser den Einäugige
Einäugigen sieht die Welt
nicht nur die- gerade so, als
jenigen, welche ob sie gemalt
geschielt ha- wäre, und kann
ben oder noch die Kepro-
schielen,oder duction eines
nur die, deren Augen eine verschiedene Brech- Gegen.standes von diesem selbst im allgemeinen
kraft aufweisen, so dass vornehmlich das eine nur dann unterscheiden, wenn er den Standpunkt
Auge zum Sehen benutzt wird, sondern es giebt wechselt. Der Zweiäugige hat in der Distanz
eine ganze Kcihc von Männern, z. B. der Wissen- seiner Augen bereits diesen wechselnden Stand-
schaft, denen durch bevorzugte Benutzung eines punkt. Er sieht fortdauernd zwei verschiedene
Auges der binoculare Sehact verloren gegangen Bilder desselben Gegenstandes, und dieser Um-
ist. Unter Naturforschem, welche anhaltend nur stand ermöglicht es ihm, Körper als solche zu
ein Auge beim Mikroskopiren verwenden, Astro- erkennen und zu verstehen.
nomen und solchen, die mit monocularen I.upen Das stercoskopische Photogramm giebt ihm
arbeiten, findet man oft Männer, die das für ebenfalls zwei entsprechend der Distanz der
gewöhnlich zur Arbeil benutzte Auge auch beim Augen aurgcnommcnc, verschiedene Bilder des-
Sehen ohne monoculare optische Instrumente selben Gegenstandes, und die Vereinigung dieser
alleinverwenden. Wahrscheinlich ist dies der beiden Bilder durch das Stereoskop täuscht nun
Grund, warum Arago .stets behauptete, man den wirklichen Körper vor.
sehe im Stereo.skop nur mit einem Auge. Eine sehr wesentliche Rolle spielt hierbei
Um ein perspectivisch richtig gezeichnetes unter Umständen der Glanz, auf den ich noch
Bild zu betrachten und zu verstehen, brauchen einen Augenblick hier eingehen muss.
wir nicht beide Augen. Von einem guten Ge- Wenn wir denselben Gegenstand oder eine
mälde sehen wir mit einem AOge gerade so Stelle an ihm mit dem einen Auge dunkel, mit
viel wie mit zweien und wissen, was vorn und dem anderen so entsteht in uns die
hell sehen,
was hinten liegen soll, da Schattirung, Grössen- Vorstellung, die Glanz bezeichnen und
wir als
verhältnisse bekannter Gegenstände und das, die, falls wir den Vorgang im Stereoskop künst-

wa.s die Maler I.uftperspective nennen, uns lich wiederholen, den Bildern eine ungemeine

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M 781. Stereoskopischb Darstellünokn.

I-ebendigkcit Betrachten
verleiht. wir Ab- der Betrachtung des fertigen Bildes durch das
bilduDg I so sehen wir, dass
stereoskopisch, Stereoskop, dass der Gegenstand überplastisch
durch die Deckung
des schwarzen und des erscheint. Die in Abbildung 2 dargestellte
weissen Feldes ein ganz eigenthümlicber Effect Kugel ist Weise in natürlicher Grösse
in dieser
erzielt wird, der hier allerdings nur zur Erklärung photographirt worden. Die Betrachtung zeigt,
des Glanz-Phänomens, nicht zur Erhöhung der dass sie dem Beschauer entgegen in die Länge
Lebendigkeit veranschaulicht werden soll. Bei gezogen zu sein scheint. Diese P>scheinung tritt
der Betrachtung eines anderen Bildes aber, noch deutlicher auf, wenn man statt gedruckter
Abbildung 2, bemerken wir, wenn wir eine Hälfte Bilder Diapositive nimmt.
für sich ins Auge fassen, den I.ichtreflex als Dieser Umstand ist schon von mehreren
einen weissen Klecks, der eher störend als auf- Autoren (z.B. Professor Elschnig inWien, Dr.
klärend wirkt. Vereinigen wir nun beide Bilder Heine in Breslau) erwähnt und verschieden
im Stereoskop, so sehen wir, dass er durchaus erklärt worden. Man suchte zuerst den Grund
nicht mehr stört, sondern im Gegcnthcil zur in der Wirkung der im Stereoskop befindlichen
Klärung und Anschaulichkeit des Ganzen sehr Convexlinsen (Abb. 3). Aber man kaim sich
viel beiträgt Dies ist in so ausserordentlichem leicht überzeugen, dass diese nichts damit zu
Grade der Fall, dass man schon längst stereo- thun haben; wenigstens l^erjenige kann es, der
skopLsche Darstellungen angefertigt hat, bei denen geübt ist, auch ohne Apparat stereoskopisch zu

Abb. 3.

ganz helle Glanzlichter künstlich durch Löcher sehen. Der der Ueberplasticität wird
Effect
hervorgerufen werden, die man in das eine der grösser, je weiter das Bild vom Auge ent-
man
beiden Bilder gestochen hat fernt Heine dass man die Schuld
erwähnt,
Wenn nun die Aufnahme entfernter Objecle der physikalischen Unvollkommenhcit der photo-
für Den, der im Besitz einer stcrcoskopischen graphischen Ubjective zugeschoben hat, welche
Camera ist, keine besondere .Schwierigkeit bietet, alles diesseits der doppelten Brennweite Gelegene
so wird die Sache ganz anders, wenn wir näher zu gross, alles jenseits Gelegene zu klein zeichnen,
gelegene und besonders solche in natürlicher meint aber, dass damit der Kern der Sache
Grösse aufnehmen wollen. nicht getroffen sei: „Benutzen wir nämlich statt
Man annehmen, dass die Sache sehr
sollte des Prismenstereoskops ein Spiegelstereoskop
einfach Es scheint nichts weiter nöthig, als
sei. (Abb. 4) mit veränderlicher Objectivdistanz
die Entfernung derAugen von dem Object und und Konvergenz, am besten das Heringschc
von einander genau mit der Camera nachzu- Haploskop, und vereinigen wir die zwei Halb-
ahmen, um auch genau das gewünschte stereo- bilder unter 1 Grad Convergenz in 30 cm
1

skopische Bild zu erhallen. Entfernung, so können wir das Sammelbild mit


Die Distanz der .'Xugen ist individuell ver- dem dort aufgestellten (.Ibject sclb.st dadurch
schieden, aber im .Mittel etwa 60 mm. Nehmen zur Deckung bringen, das wir mit den oberen
wir einen Gegenstand in deutlicher Sehweite, Pupillenhälften das Sammelbild, mit den unteren
also etwa 30 cm, mit einer Objectivdistanz von (las köri)erliohc Object sehen. Die Tictunver-
60 mm stcrcoskopisch auf, so (indt^n wir bei hältnLsse entsprechen sich völlig. Es liegt al.so

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Prometheus. M 781.

die Uebcrplasticitat an Hern .Aufnahmc-


nicht das aufztinehnicndi- Ohject
noch auf die Platte
verfabren, sondern an Wiedervereinigung.
der laJIe. DieOienie, luiicihalb weicher die Übjective
In Pnamenatereodtop haben wir anders Vor- bei Aufnalimen entfernter und naher Ot^ecte
ateUungen tod der absoluten Kntfernung und seitlich vcr';chr>ben werden dürfen, schwankt narh
uuizen dementsprechend die Kaiserling zwischen So und 50 mm. Allerdings
Abb. 3.
Entfemungadifferenz bezw. die muss der Autor zugeben, dass luerbet „mSglicher-
diesen entsprechenden Bild- weise kein ab.solut objcctives, streng naturpetrpiips
differeozen unserer Augen Bild des Objects mehr angefertigt wird", huie
nicht richtig aus. Bewcrthen übertriebene Perspective (nasticität) schade aber
wir ne SD stark, wie es wohl gewöhnlich nicht, ja sei sogar mittinter erwünscht.
das Häufigere ist, so erhal- Wir können dem letzteren Satz, sobald es
ten wir Lrebereffecte in der sich um Darstellung von Objecten in natürlicher
Plastik." Grösse handelt, in keiner Weise beipflichten un<l
I^eser EtklSmng gegen- müssen daher bei der Anfitahnie die oben er-
Ol* btidcD Düdcr A* un<) über inörhtc ich erstens an- w.'ihnten Vorsichumaassregeln unter allen Um-
L tNldtn «kircb die führen, dass wir deo lieber- ständen innehalten.
Btetfeang im Vi
>, / hi<- w «iDcin effectauch ohne jedes Stereo- F.lschnig hat für cBesen Zweck den hi Ab-
»«rclflijt. S<-hei<le-
skop, mit hli)ssen» Auf^e, er- liild'jni,' 6 wiedergegebenen Apparat construirt,
WSnd. r rcrhtr» Aiigr,
/ link«» Kofi». tudteOt zweitens aber, dass wir mittels dessen er AuCnahmea bis 1 7t

die Ueberplastidtät in noch natürlichen Grösse hergestellt hat Das Platten-


viel höherem rtrade wahrnehmen, wenn wir das format ist aus technischen Gründen 7 7 cm, da
pseudo-»tereoskopische, im übngen aber ganz bei Objectiven von 15 cm Brennweite sonst die
gtoch«' Bild 'Abbildung 5 betrachten. Wenig- nothwendige Annäherung der bdden Cameras
stens mir geht es so. Wir sehen dann nicht erreich*, werden konnte. Einer besonderen
eine Uurclisichtige Kugel, deren niiinnonrle Liläuieruüg bedarf die Abbildung nicht.
[finterwanduns enorm weit entfernt scheint. Es wäre äber, wie schon anbogs erwähnt
Es würde aber weit über den Rabmea dieses wurde, zu viel verlanf^, wenn man von jedem
Aufsatzes h;udiu;ilühren, wollten wir um aul die .\niateur-Photographen nur zu diesem Zweck die
physiologische Erkianniß des Phänomens einlassen. Anschaffung eines so kostspieligen Doppelappamtes
Wir müssen vielmehr uns hier darauf beschränken, fordern wollte, und wir müssen uns daher nach
diese Erscheinung als eine Art optischer Unge- einfadieren und billigeren Mitteln für diesen
zogenheit zu berücksichtigen, und die Distanz Zweck umsehen, um der Stereoskopischen Photo-
der pbjective erheblich geringer nelumen« ab unsere graphie mehr Eingang zu verschafien, als ne
Augendistanz ist Professor Elschnig erhielt bisher gefunden hat
normale Plastik, nachdem er zur Aufnahme bei Helmhol tz hat einen .\pparat angegeben,
Objectdistanz von 4z cm (Objectife Goerzsche den er Tdestereoskop genannt hat und dessen
Rapidparaplanate von '21 an Brennweite) die Princip in Abbildung 7 angegeben ist Die
Lateraldistanz der Übjective auf etwa 47 nim .\bsicbt i-t hier, die trigonomctriscbe Basis, von
verringert halte. Mau erhält bekanntlich Auf- der aus wir Eulfemuogcn schätzen, zu vergrössem,
nahmen in natürlicher Grösse, wenn die Distanz und das wird errädit, indem wir; wie in
des aufzunehmenden Gef^enst-indes vom Objectiv dem Spiegelstrrrn-
gleich der doppelten Brennweite des Objectivs ist skop (Abb. 4) zwei ^
WOl man Aufnahmen in mehr ab natSHicher BOder, hier swei
Grösse machen, so muss die Lateraldistnnz der Spiegelbilder
Obje<^ive noch mehr verringert werden, denn derselben Land-
da alle Fdiler bd einer solchen Aufnahme ebenfalls schaft sehen.
vergrö^sert werdm wird aueh die LIeberpla.stik
, Es liegt nun
und das Biid nachher falsch beunheilt.
vergrösscrt der Gedanke .sehr

Die Handbücher haben diesen Umstand bis- nahe, dies Princip


her ausser Ai hl ^^elasstn. Man findet immer auf stcrcoskopische
nur LTwahiit, das.s bei stcrcoskopischen Auf- Aufnahmen anzu- Spirgeittennaluili.
INe beulen liiUWr utiit / w«
lUÜunen massig entfernter Objecte eine Latcral- wenden, d. h. also,
die gmeigtrn Spiqcel S, S
distanz der Objectire von 65 68 beizu- — mm die inneren Spiegel
«Inirll
ai «tUMi Bad* v*i«iiii|{t.
in t

behalten und dass diese Distanz bei Aufeahmen S imd 5" direct
sehr weit entfernter Objecte noch zu vergrössem auf das Objectiv aufzusetzen imd die beiden
sei Nur Kaiserling {Praäliium der zvissen- äusseren in Augendistanz so zu montiren, dass
uhafilkhtM Pkolographit, Berlin 1898) empfiehlt sie verstellbar für ferne und nahe Objecte snid.
— ich citire hier Hlschnig — ,bei Aufnahmen in (SchtniK Mct-1
geringerer Distanz, also etwa 1 m, die Objective
SU nähero, aber nur aus dem Grunde, damit

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J» 781. Allerlei vom grossen Faraday. S

schaffte ihm Gelegenheit, vier Vorträge des


Allerlei vom grossen Faraday.
berühmten Chemikers Sir Humphry Davy zu
Von Dr. Ku«t Arkdt.
hören, und ermuthigte ihn, seine Ausarbeitung
Unter allen grossen Naturforschem ist einer des Gehörten Davy mit der flehenden Bitte
von je her mein besonderer IJebling gewesen, zuzusenden, ihn aus seiner Lage zu erlösen.
Michael Faraday. Als vor einigen Jahren ein Ueber Erwarten gelang .dieser kühne Schritt.

Buch von Silvanus P. Thompson: Michael I


Davy machte den strebsamen 21 jährigen
Faradays Izben nnd Wirken*) eine Menge neuer Jüngling zu seinem Gehilfen an der Royal
Kinzelheiten über diesen grossen und guten '
jener von dem Grafen Rumford
In.stitution,
Menschen brachte, ward es mir ein Herzens- vor etwas über 100 Jahren gegründeten iVnstalt,
eine Auswahl aus der reichen P'ülle
bedürfniss, welche, von zahlreichen Gönnern unterstützt, sich
seines Inhaltes deutschen Lesern vorzuführen. die Aufgabe gestellt hat, durch Vorträge die
Welch rührendes Bild zeigt seine arme Liebe zu den Naturwissenischaften in den Kreisen
Knabenzeit! Nächte lang sass der kleine
Abb.
schwächliche Buchbindcriehrling in seiner Kammer 7.

I
I
und suchte den Inhalt der Bücher, die er cinzu- I I

Abb. 6.

Sitttioakopiach« Diippcldmcra Dich ProfoMjr KNchniK zilt


b c
Aofnalunc von Ob]«ctrn in tiAtürlklier Gftec. Prindp de* II e 1 mhot litcjicn TelatcfKHkopii.
Die beulen SpirgH A' und L entwerfen «uf den Spiegrln
.V, S Qbnriiatimaieode IliMcf, dio Ton dem Augenpau i<
binden hatte, in seinen, ach so unwissenden Kopf
lirtrachlet werden. Die Kheinbue DistJiiu der Aufen
zu prägen. Die Chemie und die Elektricitäts- betriff nun r.

lehre fesselten ihn dabei derart, dass er jeden


ersparten Pfennig benutzte, um Experimente der Gebildeten zu fördern. An der Spitze dieser
anzustellen. Fin Kunde seines Mei.sters ver- Anstalt stand damals Sir Humphry Davy, der
durch zahlreiche wichtige Entdeckungen sich

•) In deutscher l>bersctzung von Agathe Schütte Weltruhm erworben hatte.


und Heinr. Danneel 1900 erschienen (Halle .1. S., Nun schwamm Faraday im rechten Fahr-
WUhdn) Knapp). wasser und konnte nach Herzenslust experimen-

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6 JH 761.

lircn. Freilich Mi ob er nuch jetzt nicht von haben soll, mit Faraday an einem Tische zu
UBaoDehmlichkeiten verschont, zumal während essen, so dass für diesen in einem besonderen
der groneo Rebe, die Davy durch halb Europa Zimmer gedeckt werden musste.
unternahm und auf dc-v er sich von seinem Nach seiner Rückkehr im Jahre 1815 vrurde
getreuen (ithiltrn begleiten Hess. Recht an- Faraday in der Rü}al luiiUuliou als Assistent
schaulich kla^t Faraday einem Freunde aus am Ijiboratorium und an der Mineralogischen
der Feme sein i-iil;l Sammlung mit 30 Shilling wöchentlichem Gehalt
„Ein paar läge, che wir l^ngland verliessen." angestellt
schreibt Faraday, ,, weigerte Sir Humphrys Nun eatfaltete sein Genius seine mächtigen
Dienersich, mitzugehen, und in der verhältnissmässig Schwingen. 18 16 veröffentlichte er seine erste
kurzen Zeit konnte Sir Humphry keinen anderen selbständige Untersuchimg über eine Art von
bekommen. Fr sagte mir, es sei ihm dies zwar Aetzkalk aus Toscana. Zur gleichen Zeit hielt
sehr unangeoehm, aber wenn ich mich verpfiichtcn er auch seinen ersten öffentlichen Vortrag. 1817
wollte, diedurdhaus noUiwendigen Dienste zu gab er schon sechs wissenschaftliche Boichte,
vcriii liten, wir n.ich Paris kämen, so vrürdf
bis 181.* elf; 18 19 sind es gar neunzehn Ab-
er dort ciuco ocucu Diener anneluueo. Ich handlungen, meist chemischer Natur. Im nächsten
murmelte Etwas in den 'Bart, willigte aber ein. Jahre madite er seine erste grosse Entdeckung,
In P iris konnte er keinen bekommen, da kein d:e der elcklrLMii,'iK'i''ti''clien Iiidi;ctir>n. Krgntzlich
Engländer da war, und kein Franzose, der für zeigte sich seinekindliche Freude darüber, als
die Stellung passte, engUsdi sprechen konnte. er xvm eisten Male eine vom elektrisdien Strom
Weder in Lyon, noch in Montpellier, noch in durchfloy=;ene Drahtspiralc sich von selbst um
Genf konnte er einen bekommen, weder in einen Stahlmagneten drehen sah; er rieb sich
Genua, Florenx oder Rom, noch in ganx Italien; vor Vergnügen die Hände, tanzte um den Tisdi
und ich bin ührrmipt, er wünschte es auch gar und rief mit strahlendem Gesichte aus: „Da
nicht mehr, ihn zu bekoinmeu, und es ist mit geht Sic! Da geht sie hm; l.ndlich ist es uns
uns ganz das Nämliche geblieben, seit wir ('Eng- gelungenl"
land verlifssrn. Natürlich fallen mir dadurch S'i war mit zo Jahren Faraday ein be-
Obliegenheiit;ii i^u, die ich weder den Wunsch rühiCiter Mann, 1S24 ward er gegen den eifer-
noch den Willen h.ibe zu verrichten, die aber süchtigen Widerstand des altersschwachen Davy
unvermeidlich sind, solange ich bei Sir Humphry zum Mitgliede der Royal Society gewählt.
bin. Allerdings sind deren ja nur wenige; denn Trotzdem hegte Faraday zeitlebens für seinen
da Sir Humphry in früheren Jahren gewohnt Lehrer nur Dankbarkeit und Verehrung. 1825
war, sich selber zu bedienen, so thut er es auch wurde er sein Nachfolger als Director des Labo-
noch heute und uberßsst seinem Diener nur ratoriums. Bis zum jäire 1H05, bi.s zur Grenze
wenige Verjiflictuunfri'n. Aussfrdcin weiss er, .seiner Kraft, wirkte er hier an der Royal
dass es mir nicht angenehm ist und daas ich Institution und schenkte der Welt eine schier
midi tdcht für verpfliditet halte, ihn persönlich unglanblidie Fülle der glänzendsten Entdeckungen.
zu ludicnL-rj, daher ist er so \orsichtig wie Er verflüssigte als Irrster ein Gas, d;is Chlor;
möglich, keine Handleistungen von mir zu bean- er entdeckte das Benzol, die Muttersubstanz
sprudien, die mir unliebsam zu verrichten wiren. zahlloser wichtiger Verlnndungen der organnchen
Aber Lady Davy anderer Ansicht Sie zeigt
ist Chemie; er die Chladnischen Klang-
erklärte
gern ihre üeberlcgenheit und legte es in der figuren, die Saud auf tönenden Metaltplalten
ersten Zeit sehr ernst darauf an, mich zu kränken. bildet 1834. stellte er das wicht^e dektrolytische
Tlierdnrrh entstanden dann Wortwechsel /wischen Cievotz auf, das seinin Namen trägt. Des
uns, bei denen itii aber jt'deaniai im Vürthcil weiteren sind die lintdeckuiig des Diamagnctisnius
War, wälircnd sie den kürzeren zog. Die häufige und der magnetischen Drehung des polarisirten
Wiederkehr solcher Zwisligkeiten maidite sie mir Lichtes als iinverKäii^'Iiclii' Ruhnicsihatcn ZU
auch vollständig gleichgültig und scbwäthlu üire ncniieu, deren jede aeuieu JNaineii uuvergesslich
Autorität, so dass sie schliesslich auch mildere machen würde.
Saiten aufzog. Sir Humphry hat sich auch Die ganze moderne l^^ektricitätslchre und
bemüht, einige eingeborene Diener zu bekommen, Filektrotechuik istauf den Grundlagen aufgebaut,
die sogenannten Uuqtum de filaet, die ihr Alles die Faraday legte. Auf seinen Fntdeckungcn
besorgen müssen." der elektromagnetischen Jnductionsströme imd
Auf dieser Reise lernte Faraday eme Reihe seiner genialen Kraftlmientheorie beruht die
der berühmtesten Naturforscher keimen, unter Construction der gewaltigen Dynamonia.schincn,
anderen Ampere, Chevreul, Alexander von die unsere Städte mit Licht und Kraft versoigen.
Humboldt und Gay-Lussac in Paris, den Ueberau sudite und fand Faraday Be-
Grafen Volta in Mailand und De la Rive in i^iehungen zwlsclu n den geheimnissvollen Kräften
Genf. Der Letztgenannte lud ihn sogar zum der Natur. Sc* bewies or durch zahllose Experi-
liCitageaaen ein, wobei sidi Davy geweigert mente, dass alle Elektridtät, ob si? nqn diircb
Jlf 781. AxuRin VOM OMMsm Faeasay. 7

Drehen einer KeibuDgs-Elekirisinnasi )iini', oder in Kennlniss von Dingen dernrtip beizubringen, dass
den galvanischen Kiementen dun h clicmi.scho Vor- ich mir ein Urtheil über sie zu bilden vermocht
gänge» oder durch Bewegen einer Drahtspirale hatte.
im magnelisclien Felde, oder dunh rwaniiuti^,' !• Wenn Grove, WheatStOBC, Gassiot oder
von Thennosäulen, oder von elektrischen i'uicheti irgend Kiner mir eine neue Thatsachc niitlheillcn
erzeugt wird, stets der Art nach gleich k/L und mich entweder über ihren Werth oder ihre
Von Anfang seiner Laufbahn an machte Ursache oder den Beweis, den sie für irgend
sich Faraday genaue Aufzeichnungen über alle einen Gegenstand abgab, um meine Meinung
atine Experioiente und die Fragen, die er sich fragten, .so konnte ich immer Nichts sagen, bis
zur Lösung vorlegte. Diese, viele FoUobände ich die lliatsachen gesehen hatte. Aus dem-
füllenden, von ihm eigenhändig eingebundenen selben Grvinde konnte ich niemals durch Studenten
Notizen sind noch heute eine FUD^gnibe TOB oder Schüler arbeiten lassen, wie andere Pro-
unschätzbarem Werthe. fessoren in ausgedehnter Weise thun. Alle Arbeit
Aeuaserst interessant ist es, die originelle musste mir eigen angdioren."
reise zu beobadtten« durch die Faraday In der That war sein einiiger Gehilfe im
Eatdeckungea gelaugte. Auf alle j
Laufe TOD 30 Jahren ein früherer Aitillerie-

Atb. 1.

Dia RlMiabrUM »wiicli*» iUlwort and Uamberg : LaRrpla«.

mögliche Weise änderte er unermüdlich seine Sergeant Anderson, unschitsbar wegen seines
l'J[pehmentc. Kr bringt an scmcn riesigen schweigenden Gehorsams.
Magneten Wachs, Olivenöl, Holz, frisches und Ab Faraday über <^aa-
einst Versuche
getrocknetes Rindfleisch, Blut, .Aepfel und Brot, schmelzen anstellte, vergass er einmal am Abend,
die sich alle senkrecht zur Verbindungslinie der Anderson zu sagen, er könne nach Hause
Magnetpole stellen, also diamagnetisch sind. gehen. Da sass Anderson die ganze Nacht
TrefTend schildert w sein eignes Wesen mit hindurch bis zum nächsten Morgen am Schmd^
folgenden Worten: ofen und schürte unermüdlich die Gluth.
„Ich war dne
sehr lebhafte Persönlichkeit, Interessant ist auch Farad ays Stellung zur
mit reger Phantasie begabt, und glaubte ebenso M;it!i< malik . die heutzutage mit der Physik
leicht au Tau.-iend und eine Nacht wie an die uiitM imliar verknüpft erscheint Ubwohl er in-
Encjrklopädien aber Tbatsachen waren mir wichtig,
; folge seines Bildungsganges die mäditige Waffb
und das hat iiii< h '^'croMtn. iihm rhat."iarhe
! der Mathematik nicht zu gebrauchen verstand,
konnte ich Zutrauen scluiikt-n , und ihre Be- ein .Mari^ I, den er öfter lebhaft beklagte —
stätigung prüfte ich nach allen Richtungen. eheii.*^' 1wie seinen Mangel an Vertrautheit mit
Ich konnte mir niemals eine Thatsache zu der deutschen Sprache der .Sprache ,der ,

eigen machen, wenn icli sie tucht gesehen hatte; Wisienschafl", wie er sie in einem Schreiben
und die Beechreibungen der besten Arbeiten an Du Bois-Reymond nennt , so er- —
vemgten gans und meinem Geist die setzte ihm sein alidurchdringender Verstand in

ddui^cü uy Google
8 Pkomethkus. 781-

erstaunlichem Grade diesen Mangel. Helm- „Seitdem die mathematische Interpretation


hol tz, der selber die Mathematik so meisterhaft von Faradays Sätzen durch Clerk Maxwell
inden methodisch durchgearbeiteten Formen
der Wissenschaft gegeben ist, sehen wir
freilich, welch eine scharfe Bestimmtheit
der Vorstellungen und welche genaue
Folgerichtigkeit hinter Faradays Worten
verborgen ist, welche seinen Zeitgenossen
unbestimmt und dunkel erschienen; und
. es ist im höchsten Grade merkwürdig, zu
sehen, welch eine grosse Zahl umfassender
Theoreme, deren methodischer Beweis das
Aufgebot der höchsten Kräfte der mathe-
matischen ;\jialysis erfordert, er durch
eine Art innerer Anschauung mit instinctiver
Sicherheit gefunden hat, ohne eine einzige
mathematische I ormcl aufzustellen."
tScbho» folgt.)

Die Rbeinbräcke zwiBohen Ruhrort


und Homberg.
Mit .;i(-ht Abbildungen.

Im jähre 1896, also um die Zeit,


als dieEntwürfe für die jetzt schon seit
Jahren dem Verkehr dienenden Rhein-
brücken bei Bonn und Düsseldorf, sowie
die Strassen- und die häsenbahnbrücke bei
> Worms entstanden, haben bereits F'r-
wägungen zur Ucberbrückung des Rheins
bei Ruhrort .stattgefunden, und es wurde
von der Gutchoffnungshütte zu Ober-
hauscu-Sterkrade, der Erbauerin der Bonner
und der Düsseldorfer Kiieinbrücke ein ,

Vorenlwurf für dic^e Brücke ausgearbeitet.


Das Bcdürfniss für dieselbe bestand schon
damals und musste mit der fortschreitenden
Fntwickclung der Industrie und des Ver-
kehrs im Mittelpunkte des niederrheinischen
Kohlen- und Industriegebietes naturgemäss
von Jahr zu Jahr sich steigern, bis die
beiden betheiligten Gemeinden, die Stadt
Ruhrort und die Bürgermeisterei Homberg,
zwei Tage vor Weihnachten 1903 durch
ein Preisausschreiben im engeren Wett-
bewerb die Baufragc zum Abschluss
brachten.
Als die Gutehoffnungshütte ihren
Vorentwurf anfertigte, hatte sich der Ver-
kehr im Kuhrorter Hafen schon so gesteigert,
dass die Hafenanlagen, obgleich der neu-
erbauto Kaiserhafcn. wie in dem Aufsatz ,,Der
Kuhrorter Hafen" {Promtlheus XIV. Jahrg.,
S. 228 if.) gcsclüldert ist, erst im Jahre
I890 dem Verkehr übergeben worden war,
in nicht zu ferner Zeit eine Erweiterung er-
faliren mussten. Von vornherein war anzu-
handhabte, sagte in seiner Vorlesung über nehmen, dass dieser Hafenbau nicht ohne Einfluss
Faraday (1881): auf die l.age der Rheinbrücke sein würde, wenigstens

DigitizGL,
M 781. Dil Rhbinbrückb zwischen Rohkort und Homberg. 9

empfahl CS sich, für die Ausarbeitung beider (von der Gutehoffnungshütte zwei) durchweg
Projecte sich freie Hand zu halten. Ausserdem vorzüglich ausgearbeitete Entwürfe ein, von denen
hatte aber auch die Kuhrort gegenüber auf dem
linken Rheinufer liegende Gemeinde Homberg,
in deren Gemarkung die emzige linksrheinische
grosse Kohlenzeche „Rheinpreussen" liegt, nicht
minder Interesse an der Erbauung einer festen
Kheinbrücke wie Ruhrort, so dass beide Ge-
meinden auch zu den Baukosten beizutragen
hatten. Durch die Berücksichtigung der bei dem
Brückenbau mitsprechenden Interessen zogen
sich die Verhandlungen immer mehr in die
Länge. Nach wie vor wurde der Verkehr zwischen
Ruhrort und Homberg durch Dampffähren ver-
mittelt. Dieser den Rhein durchquerende Fähr-
betrieb wurde fi^r die immer mehr wachsende
Schleppschiffahrt ein Verkehrshindernis^, da.s ein
weiteres Aufschieben des Brückenbaues aus
Sicherheitsgründen nicht mehr zuliess.
Durch das erwähnte Preisausschreiben wurden,
wie wir dem Zenlralblatt der ßauvmvaltuHf; ent-
nehmen, folgende Firmen zur Einreichung von
Entwürfen bis zum 3. Mai 1904 eingeladen:
1. Gutehoffnungshütte Actien-Verein,

für Bergbau und Hüttenbetrieb in


Oberhausen (Rheinland);
2. Actien - Gesellschaft für Kisen-ln-
dustrie und Brückenbau (vormals
Johann Caspar Harkort) in Duisburg;
3. Vereinigte Maschinenfabrik Augs-
burg und Maschinenbau-Gesellschaft
Nürnberg A.-G., Werk Nürnberg, Zweig-
anstalt Brückenbau-Anstalt Gustavs-
burg bei Mainz;
Union, Actien-Gesellschaft für Berg-
4.
bau, Eisen- und Stahlindustrie in
Dortmund;
5. August Klönne in Dortmund.
Die Lage der Brücke ist aus dem Plan
(Abb. 8) ersichtlich. Die Weite der Mittelötlhung
war vorgeschrieben, nur für die an jeder Seite
sich an die Mittelöffnung an.schliessenden beiden
Oeffliungen waren geringe Abweichungen in der
Stützweite gestattet. Bezüglich der Höhenlage
der Brücke war vorgeschrieben, dass über der
Mündung des Kaiserhafens die LJuterkante des
Unterbaues an keiner Stelle weniger als 9 m über
dem höchsten schiffbaren Wasserstande von
7,60 m am Ruhrorter Pegel, also auf
-j- 16,60 m, liegen solle. Die Breite der Fahr-
bahn sollte auf der Hauptbrücke und den Haupt-
rampen 9 m, auf den Seitenrampen 6 m betragen.
CHe beiderseits der Fahrbahn anzulegenden Geh-
wege sollten eine Breite von 2,5 m erhalten. Auf
die Ueberfühnmg grösserer Gas- und Wasser-
leitungsrohrc, sowie einer zweigleisigen Strassen-
bahn war Rücksicht zu nehmen. Die architek-
tonischeAusgestaltung der Brücke sollte würdig,
aber einfadi gehalten sein. wir vier in den Abbildungen 9 bis 1 2 in den Ge-
Am J.Mai liefen von den fünf Firmen sechs .sammtan-sichten wiedergeben. Am 10. .Mai hat
lO Prouetiieus. M 781.

der Priifungsausschuss den Entwurf der Brücken- ,,Der von der Brückenbau Anstalt -

bau-Anstalt Gustavsburg zur Ausführung Gustavsburg vorgelegte Kntwurf löst die


gestellte Aufgabe, ebenso wie der zweite
Kntwurf der Gutchoffnungshütte
mittels statisch bestimmter Auslcgcr-
balken, verzichtet jedoch auf die ketten-
förmige Gestaltung der oberen Gurtung
(wie sie in Kntwurf II der Gutc-
hoffnungshütte angenommen ist) und

erreicht dadurch zunächst eine erheb-


liche Verkürzung der Kragarme und
infolgedessen auch eine Verminderung
der bei Auslcgerbrücken im allgemeinen
stärker auftretenden elastischen Schwan-
kungen. Die ausserordentlich klare Aus-
bildung des Systems in Balkenform und
die wirksam zum Ausdruck gebrachte
senkrechte Belastung der schlanken
Pfeiler, Andeutung der nach der
die
Mitte Brücke
der hin wachsenden
Biegungsmomente durch eine leichte
Anschwellung des Trägers geben ein
eigenartiges, mit den Gesetzen der
Aesthctik sich gut in Einklang setzendes
° X Brückenbild, welches sich der verkehrs-
reichen Flachlandschaft wohl vortheil-
• 0-
3, haftcr anschliessen dürfte, als ein hohes
Bogenbauwcrk mit entsprechend starken
c *. Pfeiler- und Widcrlagcrformen. Die archi-
tektonischen, das ganze Bauwerk über
der gesammten Wasserfläche zu einem

einheitlichen Ganzen zusammenfassenden
:l Kndabschlüsse der Brücke sind in ihrer
U monumentalen, einfach würdigen Form
den Grössenverhältnissen der Eisencon-
struction auf das glücklichste angepasst

II und befriedigen namentlich durch den


harmonischen l 'ebergang zwischen Eisen-
und Steinbau. Besonders hervorzuheben
ist der Vorlheil, dass es mit dieser
n Construction möglich ist, in soge-
nannter Freimontage unter Venneidung
von Gerüsten nicht nur die Einfahrt
zum Kaiserhafen, sondern auch die
Schiffahrtsrinnc des Stromes zu über-
brücken."
Abbildung 3 zeigt den in dem Gut-
1

P achten erwähnten Thorbau der Brücke


I auf dem Ruhrortcr Ufer; Abbildung 14
veranschaulicht den Grundriss des Thor-
baues. Abbüdung 1 5 endlich giebt einen
Aufriss der Brücke, aus dem ersichtlich
ist, da.ss diese eine Gesammllänge von
616 m erhält. Mit ihrer Stützweite
von 203,40 m hat die MittelölTnung
dieser Brücke die grösste Spannweite
Brücken Deutschlands und übertriflFt
aller
die der Bonner Brücke noch um 16,2 m,
empfohlen und in seinem Gutachten sich |
die der Düs.seldorfer noch um 22,2 m. Die
hierüber wie folgt ausgesprochen: Baukosten der Brücke, eiuschUesslidi der

Digitized by Gc
M 7S1. Feknhkiz - Gaswerke. II

Ihorbauten und Ausschmückungen, sind auf gas führen, die dann ja auch nur einer gemein-
4370780 Mark veranschlagt. samen Rohrleitung bedürften.
l"j sei noch bemerkt, dass die Brücken-
bau-Anstalt Gustavsburg auch die Krbaucrin
der Kaiser Wilhelm -Brücke bei Müngsten ist.

Fernheiz - Gaswerke.

Die wirthschaftlichcn Verhältnisse unserer


Zeit drängen immer mehr dahin, die für alle
Haushaltungen unentbehrlichen Betriobsmiltcl -

wenn dieser Ausdruck gestattet ist aus Cen- —


tralen, welche Stadltheilc oder ganze Städte
damit versorgen, zu beziehen. Wie es längst
allgemeiner Gebrauch ist, Wasser, Leuchtgas,
elektrischen Strom für Beleuchtung und Maschinen- a
betrieb, in neuerer Zeit auch Heisswasser, aus
Centralen den Haushaltungen in Leitungen zuzu-
führen, so macht sich auch das Bedürfniss nach
"5 E
Heizcentralen immer mehr geltend. l'ernhciz-
werkc sind zwar nichts Neues, denn in Nord-
amerika sind solche an verschiedenen Orlen seit 3 J
langer Zeit im Gebrauch; sie sind auch im
frometheits bereits (VIIL Jahrg., S. 551 ff. und
X. Jahrg., S. 33if.) besprochen worden. Auch in
Dresden befindet sich ein solches Werk seit 'S 3

mehr als Jahresfrist im Betriebe (s. Ptv/neiheus


XIV. Jahrg., S. 5 99 ff.).Aber alle diese Heiz-
centralen liefern die Wärme an Wasserdampf ge-
bunden. Mit dieser Art der Wärmelieferung sind *i 3
mancherlei technische Unbequemlichkeiten ver-
knüpft und ist insofern auch eine Beschränkung ver-
bunden, als der Wasserdampf nicht in einfacher
Wei.sc auch zum Kochen in kleinen Haus-
haltungen sich nutzbar machen lässt Und gerade
t I
für kleine Haushaltungen ist eine billige und
ohne Vorbereitungen benutzbare Heiz- und Koch-
vorrichtung aus wirthschaftlichen Gründen sehr
zu wünschen. Dazu wird der Wasserdampf
schwerlich verhelfen.
Im der BauvfnoaUung (1904,
/j-ntralli/att

Nr. 50) macht Ingenieur Kai.ser in Kiel einen


Vorschlag für eine anderweite Lösung dieser
wichtigen Krage. V.x will nicht Wasserdampf,
sondern Gas als BrcnnstofT liefern und zu diesem
Zweck die Steinkohle vollständig vergasen, nicht
wie der Leuchtgasbereitung nur entgasen,
bei
sondem auch die glühenden Koks durch Zu-
führung von Wasserdampf und Luft zur Her-
.•i
Stellung von Wasserga.s verbrauchen. Dieses C
Heizgas würde sich auch als Leuchtgas ver-
wenden lassen, wenn es gelänge, einen für
dasselbe genügend widerstandsfähigen Glühstrumpf
herzustellen, oder die Heizflammc so abzu-
dämpfen, dass der Glühstrumpf durch ihreWärme-
wirkung nicht zerstört wird, p'.ins oder das
,'\ndere würde wohl gelingen und dann zu einer Der wirthschaftlichc Erfolg die.ser Hinrichtung
wesentlichen Vcrbilligung von Heiz- und Leucht- ist in der unvergleichlich besseien Ausnutzung

Digitized by Gc
13 Prometheus. .W 781.

des Heizwerlhes der Kohle zu sucheu, als er bei |


des Gaswerks im Gefolge haben wird; es iiiuss
unseren heute gebräuchlichen Heizvorrichtungen ,
nur eine Actiengesellschaft gegründet werden,
die, ahnlich der Allgemeinen
Abb. ?i. Deutschen lilektricitäts - Gesell-
schaft,als i Allgemeine Deutsche
Heizgas- Gesellschaft c diese all-
seitig so überaus vorthcilhaftc
Anlage in allen Städten ins Leben
ruft." ». [9307]

Biokerdikea Briof^tompol-
maschine.
Mit iwri Abbi1dun(;rn,

Die Kinliefcruiig von Briefen,


Postkarte» und Drucksachen im
Obcrpostdirectionsbezirk Berlin
stieg von 1020'/, Millionen im
jähre 1902 auf 11 15 Millionen
im Jahre 1903. ist also auf rund
3055000 pro lag in die Höhe
gegangen. Die Steigerung beträgt
für das eine Jahr im Tagesdurch-
schnitt rund 259000 Postsendun-
gen. Der Posteiugang von aus-
wärts in Berlin betrug 1903 nur
565'/, Millionen —
Berlin ver-
sendet sehr viel mehr Druck-
sachen als es erhält so dass — ,

der ganze Umschlag für das Jahr


1903 die Summe von 1680'/, Mil-
lionen oder pro Tag +,6 Millionen
Postsendungen beträgt. Uebcr
diese Summe geht aber der Um-
schlag zu den Festzeiten, be-
sonders zu Neujahr, weit hinaus,
und diese Zahlen machen das
Uie Khciobrikke rwocbeu Ruhtott und HombcxK: Thurtuu auf ilcm Kubrniici Ufri, Bedürfni.ss begreiflich, die mecha-
Architekt: Ptoletu» H. Billini; in Karluulic.
nische Arbeit des Abstempeins
der Briefe, die bisher in der be-
möglich ist, die nur bis zu einer Nutzbarmachung kannten Weise mittels Handstempels durch
von etwa 15 Procent der in den Kohlen ent- Beamte ausgeführt wurde, durch Maschinen
haltenen Wärmemenge kommen, so dass K5 Pro-
Abb. 14.
cent ohne jeden Nutzen verloren gehen.
Für die Hau.shaltungen würde mit der
alleinigen Verwendung von Heizgas zimi Kochen
und Heizen noch die Annehmlichkeit gewonnen
werden, dass die Vorräthe an Kohlen und
Holz und die mit ihrer Aufspeicherung und
ihrem Gebrauch verbundenen Unbequemlichkeiten
und Belästigungen fortfallen. Damit würde auch
das viclbcklagte Ucbel der Kauchbelästigung zu
einem erheblichen Theile beseitigt sein. Durch
|

die Billigkeit seines Preises würde das Heizgas


seine ausgedehntere Verwendung zimi Betriebe ;

Die KliL'inbiiickc /HiM'bcn Kubrurt utvd HomberK;


von Gaskraftmaschinen und damit auch die Klein- lirumlri» d« nnubju« juf dein Rubioricr Ufer.

industrie unterstützen.
Ingenieur Kaiser meint: ,,.\uf Tritt und bewirken zu lassen. Ks hat ja auch nicht
Schritt trifft man auf Vorlhcile, die der Betrieb erst des Anschwellen!« des Postverkehrs auf

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M 781. DfCKtMKUs BRmanHPBiMAscBna.

die heutige Höhr- hrditrft , um Hrfimlcr niJ'


j
Stempelrolle berührt. T")a beide Rollen in ent-
das Herstellen von linelstempclmaschinen hinzu- gegengesetzter Richtung sich drehen, so tragen
lenken. Sdion wH Jahren sind soldie Mascbineo. sie den Brief weiter, bis das Stempehi vollendet
besonders in Ainprika, im (Ipbraurh, ahrr so ist; dann wird die
einfach von ihnen zu lösende Aufgabe er-
die Druckrolle unter
scheinen mig, so ist dodi such diesen hfsBchinen Rückkehr in die Ruhe-
die allmähliche Eamiciwlnng tum Besseren nicht lage wieder gesperrt
erspart geblieben. und giebt den Brief
Fär die ersten Bridstempidmasdunen glaubte frei, der in «fiesem
man die ^flbstthätige Zuführung der Rriefc in Augenblick von dem
Rücksicht auf hohe Leistuagsiahigkeit nicht ent- Nocken einer gleich-
behren zu können, eher sie setzte das gleiche fallswagerecht sich
Format dor Briefe voraus, ein Erfordemiss, dem drehenden Scheibe auf
sich das briefschreibende Publicum, zu dem docl) den Ablegetisch be-
auch unsere Damen gehöre d, \« ahrscheinlich nie- fördert wird, wie Ab-
mals freiwillig anpassen wird. Um 'i^n f-r < bildung 16 eikennen
schiedea grosse Briefe abstempeln zu KV)iineu, läus-st.

wurden die Maschinell verstellbar eingerichtet, Die Verschiebbar-


aber dadurch um so complicirter und empfind- keit der Gegendruck-
licher. Ausserdem wurde die Mehrarbeit des rollc gewidirl den
Sortirens der Briefe crforderlidi. Es waren trotzdem Voriheil , dass die
Fchlstcmpclungcn nicht ganz zu vermeiden, Verschiedenheit der
selbst ein Zerreissen und Verschmutzen der ßriefdicke auf den
Briefe inh Stempdfiu'be liess sidi vkäA immer Gang der Stempel-
verhüten. mascbine keinen Ein-
Die Beseitigung aller dieser Mingel konnte fluss hat Diese stellt
naülrliehtrsi nach and nach gelingen; es sdidnt ebensowenig an das
aber, dass die vor einigen Jahren in Amerika Format der Briefe
in Gebrauch genommene Rriefstempelmaschine bestimmte Forderun-
von Bickerdike die Mängel durch ihre Ein- gen; die einzige Be-
richtung giäcklicb beseitigt hat und doch allen dingmig ist die, dass
billigenAsfordemngen entspridtt die Briefmarke redits
Das Erreichbare anstreben, lässt Erfolg hoffen. oben aufgeklebt ist
Diesem Grundsatz weiser Beschränkung ent- und dass die Briefe Ii
ha.A
sprechend gab Bickerdike, dessen Maadnne mit der Marke nach
die Abbildung o veranscliaulicht,
i die selbst- unten und mit der
thätige Zuführung der Briefe auf, die vieUnebr Adressseite dem Be-
mit der Hand in einen nadi tmten ndi rer- amten zugekehrt in tu
engendcn ('anal, dessen Bodenflaclif durch einen den Einwurf der Ma-
Transportricmcu gebildet wird, gesteckt werden schine gesteckt wer-
mSssen. Der Transportriemen trägt den Brief den. Audi das Auf* Jl
weiter, zunächst in ein<- schlitzartige Verengung, tragen frischer Farbe
in der er durch mitlaufcuden seitlichen Feder- auf den Druckstempei I f
dnicfc so fest verspannt wird, dass sdn Ver- geschieht selbstÜÄig
schieben oder Zerdrücken ausgeschlossen ist. während der Um-
Jetzt erfolgt das Stempeln swischen zwei sich drehung des Stempeis 1:
o
gegenfiberitehenden, nm ihre senkrechte Achse an efaiem seitlid) des-
.sich drehenden flaclu-n Rollen; die eine selben derart ange-
derselben trägt auf ihrem Umfang den auf den brachten Filzkissen,
Brief aufinidrackenden Stempel, die andere dient dass die Briefe mit
gewissermaassen als Stempelkissen. Das Stempeln diesem gar nicht in
geschieht in umgekehrter Wirkungsweise als ge- Berührung konunen,
wShnfich; wihrend scmst der Stempel anf also auch nicht
das Kissen schlägt, drückt hier die federnd ge- beschmutzt werden
lagerte Rolle den Brief gegen den Stempel, können.
dam hl dem Augenblicfc, in dem der Stempd Aus dieser ein-
den Rrief erreicht wird die (icgendnickroll*^
, fachen I'ünrichtung der
durch selbstthätiges .\uslösea einer Spenklinke Maschine erklärt sich ihre zuverlässige ^Arbeits-
von ein« Feder «uf die Stempelrolle zu gesdioben, weise und ihre Leistungsfihigkeit von 1 25 Stempe-
so dass der Brief vnter gewissem Drtick die lungen in der Mmute, die jedoch bei Massen-

Dlgitlzed by Google
»4 PkOMETHElTS. M 781.

Abb. 10.
(Berlin, Breslau, Bremen, Brauo-
BrlefeiDwurf schweig, Köln, (Chemnitz, Düssel-
l dorf, Dresden, Hamburg u. a.) bereits
23 dieser Bricrstempclmaschincn im
Gebrauch. Auch in Oesterreich,
Holland, FVaukrcich, Italien und
Nordamerika finden sie Verwendung.

RUNDSCHAU.
(Njchdradc vrtbotm.)

Hcibststinimiing! Wie oft hful man


nicht (Ias Wort, sowohl in seiner dircctcn
Beziehung auf die gegen w.1rtige J.ihres2ei(,
als auch metaphoritch in seiner Anwen-
dung nuf kän»lleri«:he, litterarische, j.i poli-

tische Verhältnisse! W.-« .il>cr bedingt, vnnd


n;ilurwissen><;hartlichen Standpunkte aus be-
trachtet, das Zustandekommen einer Herbst-
stimmung?
Es ist ein Murgen spüt im
kühler
September. Uebcr der Eide wrlit jener
leise Hauch, der noch kein Nebel ist, alier
doch alle Dinge in wogende, duftige Schleier
kleidet und nahe liegende Theilc der L-ntid-
schnft in fast unerreichbare Feme lu räcken
scheint. Dnmtcn im Dorf erwacht gan«
langsam I^ben. Aus den K.amincn der
d-is

Dirkrriliket BiwdlrmprlmaKbinp. roihen Ziegcidüchcr beginnt hier im<l dort


der K.^uch aufzusteigen; seine grauen Säulen

auflicfcrungcn von Postkarten, Geschüflsanzcigen wirbeln gerade in die Luft empor, das Zeichen eine«
kommenden schönen Tages.
u. dorgl.von gleichem Format .sich noch erhöht
.Schwerer l'hau liegt auf den Pflanzen de» Gartens,
Die Stempelmasc.hine kann ihren Antrieb
welche müde ihre Blätter senken. flier und da blüht
durch eine vorh.indene Tran.smission, wie in
noch eine verspätete Kose, aber die üppige Pracht des
Abbildung 16, aber auch durch
Abb. 4;.
einen besonderen, entweder frei
Oller auf einem ("onsol de.s Ma-
schinenfus.sc.s aufgestellten kleinen
Kleklromotor für Gleich- oder
Wechselstrom erhalten. Ab-
bildung 17 zeigt eine .solche
Anordnung für einen Wechsel-
strommotor, der in der Kegel
Yk FS leistet. Die Maschine,
die bei ihrer geringen Länge
von 0,88 m, einer Breite von
0,5 m und einer Höhe von
0,05 m sich leicht überall auf-
stellen lässt, arbeitet durchaus
geräuschlos.
Die .'\nfcrtigung der in
den mei.stcn Staaten patentirten
B c k e r d k e sclicn Bricfstemi)el-
i i

ma.schine ist von den Deut-


schen Waffen- und Muni-
tionsfabriken in Berlin und
Karlsruhe übernommen worden.
Wie wir erfahren, befinden sich
gegenwärtig auf den Postämtern
tlrr grösseren Städte Deutschlands
Bickcidikc* BrietttcinpctiiiaKhinc mit Wcclitchtfiiniiiiwtor.

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M 73 1- RUMDSCHAO. 15

?VnnmiTs ist voHilxr. Doch die grossen Büsche der können, nhnr in Tlirrinpri .ins7nhretlirn,weil ihre Schönheit
kkiiibluihigen violetten Winieiastcr welche der , vergünglicli i^i, weiden sagen, dass die s.mttc Melancholie
Engländer ebenso bezekhnend üb paetiüch „Afuliorhmu der Herbststimmung nichts Anderes i<t, iiU da* Gefühl
daisy* acoBti ngjUk itols onpor die Bolen des — des komraeodea Winten. Der Winter aber ist der Tod.
fcoTDmesden Winten. Seit wann aber aldit der Menadi dem Tode mit sanfter
Langsam wandere ich durch den Wiild. Die Kirh- Wehmulh entgegen, wenn er ein prsiinii<»r ^^<Il^eh ist'

kalzen huschen um mich liciuni; sie silicmeu »ich uii- Die Zeichen de» Tode» begrüssen wir mit Grauen. Alles
glaublich vermehrt rxx luiticn. Kirim- NAscher — heilte Sanfte, Siis»'-, ja auch die Wehmnth, dar diaa Granen
ist ihr ünncOig. Die lUuinc hängen voller Eicheln, fehlt, sie wurzeln im Leben.
Bodtedbem vnd TannMuaprent der ReiditlmiR. der Ober So tat auch jede HerbeteHtimmnng keine aenlimental
die kleinen Geschöpfe pl"tzlifh lirrrlnf^i Un rhen ist, macht verkHirte Todesahnung, sondern ein im Leben wurzelndes
sie ObrrmUthig, wie Menschen, A\f. in duf Lotterie das Gefühl, die Empfindung für eine bestimmte, in tausend
f;ri.ssn l.iKis gewonnen haben. Auch der XusshAher freut wechselndctt EncbelnaDgea aich offenbarende Phaae den
sich. Der süssen Sixiae voll, fbitert er icliwcrfUlig von Lebens.
«!«» Zwdigf nm andern und inn Ruf adiallt faat iric Wie der PrSUiaig In nna unverkennbar die Stimnmqg
«in tolles Lachen durch den siillen Wald. Im Unterholz des werdenden, sich entfaltenden Lebens hervomift, wie
scharren Rebhühner im dürren Laube. Sic haben die der Sommer nicht minder deutlich die Signatur der
abgeemlelen I-'eldcr verl.-is.scn und wi-ssru sich .111 den üppigen, in vnl.fr .\il)i;ii b.tel>ttuien Kraft .mi der Siiriie
mancherlei Le«^crbissen nt erfreuen, die ihaoi der Wold trägt, so verkündet der Herbst die Ruhe der erfüllten
bietet Aufgabe, die Stimmwtg der gcthanen Pflklit. Auch die
Die Sanne acntNHt die NebeL Ihre StraUen durch- Ruhe nach der Arbeit ist LdMB. wesB auch die In ihr
dringen M^tcr die Baamkroncn als im Sommer, wo dis ausgesprodene Miidigkeit an die Gremen aller "^ihm
BUtterdach sich dichter wOlbte. I^ise, leise, nnit kaum ih;>ti;:i<e!i erinnert und eben dadurch daa GefOhl ds
bArharcm Rascheln lOst sich Blatt um Blatt \-on den Wehmuth wachruft.
tragenden Stielen und schwebt zum Boden
kreisend Die Ursache imd den Endzweck .^Hes Ixbens auf der
nieder, der «ich diditer und immer mit dem gpld-
dichter Erde kennen wir nicht. Aber das wiiaen wir, daaa allen
getben Herbidaab bedeckt. Dflnn belaubt, wie ta wdi> Belebten daa glOhende Beitreben hiBevelmt, fortan'
müthigcm Geilrtikeii di-> Fiiihlinj»«!, der sie lum Sprossen bestehen bis in alle Zukunft. Das ist <Icr Gnir.d dafür,
trieb, stehen <li<- l'.iKlun bcbon da. Aber die trotzigen d.iss in allen Geschn]>fen, sie m'lgen sein, wcli:her Art sie
Eichen halten ihr l.ujb fester und nur seine gnidige wollen, der Kortpflanzungstrieb der unwiderstehlichste ist.

Farbe sein, daat aitch sie lidi der Umaimung dca Herbatca Durch ehie die Qtenien des unbedingt Nothwendigen
tticbt erwelven IcAnnen. «feltanaend*, ja mOlionealadi nberatcigeiide Pmdnctmna-
Ich tri- 1.-
.1US dem Walde wA lii'ikr hinaus :iuf die kraft der für di.- KoripflanzuF;^ sui^jcmlfii fVjjrsn*' der
SMini};« I-andjML'b.ift. Wie so .in lcis ist es geworden in> Ivebcweson, durch IvrSfte, die iuuikt und immer wieder
Verlaufe weniger Wi.rlicn! !>ip Felder, welche dimunls auf die Bcthätigiuig dieser Organe hindrängen, ülierwindet
vogendea gelben Meeten glichen, sind abgfemtet tind dem Kampf oom Daaetai nad aus dem
die Naltir die aua
feigen <He raihbratme Farbe des ErdicichB. Die Wieaen Walten der uaoTgaaiacheB Agentlen bervosgehenden Ge-
sind j^'jll.'^ü.i f^ewiirdtn und der gcgenüberliegenile Wald fahren für dii- Kxistenz aller OrgariiMi-.cn, Die F.irn
bat cmcn guldUtäuiicn iii>n angenommen, gegen den sich pflanze erzeugt Millionen von Sporea, von denen nut
das Scbwarjgrün der hier und dort flingeatitttien Tannen einige wenige sich wieder zu ausgereiften Pflanzen ent-
ak im Sommar.
acfairfer abhriit, wickein, wihiend alle anderen in den verschiedenen
Die Ofanbläne, veiche avf «nzdneo Feldeni and am Stadien ihrer Entwickelnflg, die meiatea nodt vor Bci^
Rande der Chaussee stehen, sscnlif-n tiof die 7wet;;i' luil^.r derst-llien, zu Grunde gehen. Was würde aus der Welt
ihrer süssen Last. Mit Siiigtn u:iJ L-itben sind Miidchcn wertlcn, wenn die vielen Tausendc von Kirschen, welche
und Burschen beschäftigt, rothbilckigc Aepfcl und saftige jeder Klrschbaunt trSgt, sich zu Kirschbilamea entwlekala
Zwctadigcn an pftacken. Und in der AUee, die ich jeut sollten! Und nicht ander« im Xhierreicb.
betrete, balgen aidi jnbelnde Kinder om die tlelbramen Dieae adinnbare Venchwendnng. die in WifkUehkelt
Kastanien, die der Morgenwind von den in goldenem doch nur Vorsicht ist, bedingt den Eindruck der über-
l^ube schimmernden BSumen geschüttelt hat. qucileoden I^-bcnskraft des .luflilühenden Frühlinip. Der
I».^s ist i Icrliststiiiinuui^;. So flüchtig auch die Skizze Aufw.ind an Kraft, der erforderlich ist, um fin si> ver-
ist, in der ich sie su ceiduieD versuchte, 10 wird sie «loch schwenderisch begonnenea Schaffen wirklich durchzuführen,
genOgen, nm meinen Leaera muaend Zeidien de* Hatbotea mncht sich uns im Sommer fohlfaw. Die Zeidien de*
Ina Gedichtniss zu rufen, wie sie Jeder von uns seit Herbstes verkünden die Ermüdung, welche oatiugemlsa
frflbesier Jugend l>eobachtet und sich cin^epi,:;^; hat. einem so ül>prschwpnglicheii Aufwand an Lebenskraft
Ist wirklich bloss die Erfahrung, welche uns die fiilgen tn<is<i.

GesAmmtbeit aller dieser Zeichen als charakteristische .\bcr sie verkünden auch das Bch.igen der erfüllten
Merhsi- Stimmung empfiitden lösst.' bt es nkibt mdhr, Pflicht. Nicht umsonst wird der Retchthtnn des Hotalea
ala daa BemMtaein, daoa alle diese Krscbemnngen geiwie gepriesen. Er iat reich nicht nur Iflr die MenKhen« ilenrn
In dieaer Jahieaaeit aafxntreten pflogen was unser« Seele , die goldene Ernte an FVBchteti jeder Art die Kxistenx
mit sfloser Schwcri:iutli cifiil'.t- Ich glaube «-s nicht. gcw.Hhrlcislct, er i-t ai;rh -'iiK liir 1! '
N.;lar i:i-i. dr>nn
Ich habe Herbste weit von d«( Heiiii.it, in ficmden das, w.i» die Natur im Herbste cr/eugt, ist der Keim des
Landen verlebt, wo fremde Menschen, fremde Thiere, kommenden FriililingB und Sommers!
fremde Pflaaaen mich aingaben, deren Gepflogenheiten Wenn der Poet nm
Herbsiatimmui« spricht, so fo^t
idi nlcbt kannte, und andt dort hat mich die Tferbit- er seinem Geftthl. Aber das GefObl gesunder Menadien
«timrmn>g gepackt, stürker vielleicht als bei uns, eben ist unbewussle Logik und weist uns die richtigen We^o.
«eii ich als Fremdling an fremden Gestaden weilte. Ea ist rvirvoil und nicht ohne Nutzen, an bestimmten
I^nnoyante Poeten, die keine OppighlAbende Roae sehen Beispielen dem Wmlegang nnbewnssten Empfimtens narh-
i6 PKamn-HBt». — BdcRERscHAv. M 781.

nigeben und aufs nonr dip »he Wahrfa«it zu beweiiai. ttbt; dieses findet sich in den Secrelen einiger Mattam,
d«a» verschiedene Wege zum gleichen Ziele fahren können. so der australischen Gattungen Hoplocephatns und A<w>
OTt» V. Witt. dtihn und der amerikflfiischeti MoU.issin»chlange (Ancistro^
Jon), sowie bei sümmilichen Vipern. Ks ist nun nat<lrlicbi
• * dass ein Serum, mittels einer Schlange, die im
• diia

wesentlichen den eaigeiinuiteB Giftainff prodncirt. gewraaen


TrOpMI'AutOmoML Wegen Mangels gccigncicr Bc- wurde, lieineflei Heilwiikung entfalten kann bei Blmwanden.
f'irdcningsm Ittel zur wirthschriltlichcn Krschliessun^ <let
"
LH die vornriinilich das Bliilj;ift r-inßefl'iiSt «^rde; d Ii.

deutschen Colonien, von denen D^utsch-Ostafrika, Itigu iL«, mittels einer Brillenschlange gewonnene Seniin ist bei
und Kamerun auf cineni Flächeninhalt von 1 500 000 <|kin Bis« wunden, die z. B. tron der südanierilcatiischcn Grutienotter
Sq km EiseotwbiKO im Betrieb hftbco. wSlirend fOr vettere (LatkaiiJ berrfibren. unwirksam, und umgekehrt. Woh!
j8o km eist die Geidmhld bewilligt «nd. hat lieh du aber ist ab mittels der Brflleaachbag» gewoancnea Sana

('olonial- U'iithschaftlichc Coniitü der I^eutschen Colonial- wirk$am bei der von anderen Nattern herrührenden Ver*
};e»clljchaft veranlasst gc*ehen, für eio ,.Deut»d)es Tiopen- wundung, elienso wie ein von der Grubenotter gewonnenes
Autonii I i
" <li>; Goldene Meddtle fflr Cokniat-MMdhlBen- bei dem von anderen Ottcrarten hcmihrcnden Biss. Es
gelingt nun aber sehr leicht, ein Scniro zu erhalten, das
Die AnforderuDi^a, dciMn da» AiOamtM cntapndien gleklueiti^ die Wtrkungen beider Giftttoffe aulhelic
aoU, ihid folfeDde: Dnt Elfeiigeirfdit det Fahrae^gt aoll Man braucht n
dieiem Zwecke mr ein Pferd oder «in
bei einer Nntzlatt bia <u tooo kg ntebt mehr ab looo kg änderet Hausthier sonidist mit dem Brillenschtangen« mA
betragen. E» wird eine Fahrgeschwindigkeit von 5 bis darsul mit deir: nri:I>etvilterj;ift im impfen; d.'kS von diesem
I 2 km in der Stunde, je noch den We^vcrhältnissen, die Pferd gelieferte Sertim wir«! d^nn bei .lilen Schlangen-
L'eberwlndung von Steigungen von 1 :
8, zuverlii-.si^cs bissen, von welcher Speeles diese aucJi lierriihren mögen,
Foliren auf Wegen, die man in Deutschland als gewöhn- tttfflidie Dienste leisten. Man wird also Trujqpca, die in
liche Tjmdwege bcaeidlnet, ein gegen das Tropenklima TropentlnderB alehen, twedtmliifgiinsilie nlt dmrt%an
wcni(^ fiiipfindlichcr ^Tot^lr. einfacher llctri'-li urd cintarhc Serum .lusrüsten und auf solche Welle UlgWlfffclftfl« ^Mldt
I^cdicniuig verlangt. D^c l'rüfu:ig dci i-ohriicugs erfolgt Schlangenluaac sicher vermeiden.
in der Colonie durch einen vom Comitc ru ernennenden fCMHplt$ rtnättt.} i^jga]
AuaKfauaB unter ctem Voraiia des Kaiierlichen Gonvemeurs.
[94>Sl

(Irn
Bestimmung
ccrtlüren Schiebten
eines Ifin^^st

von Canutl
bekannten Fossils.
in Sadfranlireich
Aus
sind
BOCHBRSCHAU.
4chon .<ieit vielen Jahren eigenartige, mit Flflcdn veiaebcnc Martin Gerlach. Pfit Thier Uhr» in Schöniirtimm.
Frttcbie bdomni, die man, ol)gieicb jooat die Bcatmnming Natuiaulnahmen. (Die Quelle. HcnnugegeiMO von
einer foa^n PfUuue nadi den FtHehtea weit saverll8s%cr HarHa GeHsch. IV. Mappb) qu. 4*. (65 Lieh».
ist als nach den Blättern, Vilslang mit keinem der gegen- drucktafeln mit Text.) Wien, Msätln Golich It Co.
wärtig noch exislirentii.;; Oiwächse in IBeziehiing bringen Preis in Mappe 60 M.
konnte. Kurzlich ist dieses Rftthsel von Laurent Dieses nunmehr zum Abschluss gelangte werdlvoUe
gelöst worden, und swar hat »ich heraufgcstellt, daat die Büderwerfc iat tMiuien, in weile Kreiae Liebe aum Natock
fiacliche Fmdit au der Gattung Abrcnia gehört, weldw studiuni hin eittcu tragen. Et enthllt anf 65 Tafeln 600
in dar attarikaHiadiaii Flora dnith krauurtige Gewiclue photographiachc Aufnahmen nach lebenden Thiercn der
TCrtreMn ist, in der europSiaehen hingegen fehlt Das SchSnbrunn und nach Skeletten
kaiserlichen Menagerie zu
fragliche Fossil, das bisher unter dem Namen ZygophyUum des .N'aturhistüfisch' n in Wien. 1 lofmust^ims
Gute Frci-
htonnii im System von einer Familie zur anderen aufnabmen für den Naturfrctmd eine
bilden nicht nur
wanderte, gewinnt nun ein S)csor;dcrcs Interesse noch da- Quelle des Genusses und Anregung zum ernsten Studtma*
durch, daaa ca wiederum eine Pftanxe darstcUt. die in sondern sie bieten aiufa in faenraimigeiidcai Miaarr eine
tertttrer Zeit in Europa heimisch war. jetct aber nur Studienquelle für den Künstler und sind idcht in letster
nt-ch :n N''rrl;iiir-r'T;.i j;i_-funili n wird. .\h>, !i:.i Ist il.ihci l.itiii' .ils vi->r?{if.;l;tln_-s Api'ilIi luuri^striiitciljd für die Jiiyend
den Gattungen ^itnoUium üini .sn/unui, die ebenfalls l»ci in den Sdiuicn und Das vorliegende
llausv gctiguet.
HB« aufntorben sind und nur noch in der Neocn Welt Werk Aufgaben erforder-
besitzt die für die b«zeicluieten
vnrkommcn, an die Seite acu stellen. lichen Eigensdiaftea in vollem Maasae, denn ea colhKit
(CompUt r*HdHS.) [93 nicht nnr dne Falle sorgfältig nadi dem Leben and der
Xatttr gefertigter Aufnahmen, sondern l>it-lcl durih die
• • zweckmüssigc Ausw.ihl der Stellungen da Iliiere ein uiier-
schApfliches .Studienmaterial. Besonders günstig ist in

Verwendung von Seniro bei Schlancenbiaaen. dieaer fiexiehnng der Umstand, dasa die abigebildetcn
Das der veiadiiedeneii 6ifiachhuig«i cnthült im
Gift Thiere hSnfig von veisvhiedansn Seiten nsd in vei^
wesentlichen zwei Substanzen, die dem Menschen In gans? scbicdenen Stellung^ an^gfnmimien wurden. Hiadnrcii
verschiedener Weine schädlich werden. Die eine dieser gewinnt der Studienwerth der Abbildungen »usserordent-
^iil"iSIan/'-Ti ist :iU <":n Xervrn^ilt .ui/iiNprf-^jlion ;
si'' lii Ii, <ia ein Vergleich der vrrschiedfnen An^i^hten ein
findet sich in tiesonderem Maasse in dem Gifte der VorstSndniM d<:r KorperformeD ermöglicht.
<;iitgvh«nderes
BrHIcnchlallgen und anderer Nattern, sowie, wenn auch Die Ausführung der einzelnen Bilder lit Im Durchsctuiitt
in geringerem Grade, in demjenigen einiger Vipern, wie sehr scharf, so daas alle Details gut Vmadwfai mn
der Hamviper fCt-natex) und der Krenxotter. Ne1>«n gelangt dod. Namenüich dttifte da« Werk «n Au^
dieser Substanz findet sich ein zweites Gift, .l.ia vor- -t ipfern nnd ModcUeurM gern In Benutzung gtenm men
nehinlkii auf das Blut seine mderblichc Wirknng aus- werden. . - -
[9j»$J

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ILLUSTRIliTE WOCHENSCHRIFT ÜBER DIE FORTSCHRITTE
IN GEWERBE, INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT,
hrraufgr^el^pn von
Durch «II« Buchband-
luDfcn und l'o<tanitalt«o Dr. OTTO N. WITT. Preb vierteljUiiUck
4 Mark.
an bcxirhcn.

Verlag von Rudolf Mückenberger, Berlin,


Dornbrrgstrasfte 7.

JV^ 782. M« lickdrKk im i*m likilt diiur ZwUcbriH M virkitM. Jahrg. XVI. 2. 1 904.

kraft. Als er einen Kohlenschütter voll Kohlen,


Allerlei vom groseen Faraday.
ein Schüreisen, ein paar Feuerzangen nach dem
Von Dr. Ki'KT Akndt.
grossen Magneten warf und sie alle an ihm
(Schill« von Seit« t.)
haften blieben, hallte der Vorlesungssaal wieder
Den gleichen Riescnfleiss wie auf seine von den lauten Ausbrüchen des Gelächters.
Forschungen verwandte Faraday auch auf die Nichts kann einen Begriff von dem Zauber
andere Seite seines Berufes, .seine I.ehrthätigkciL geben, den er den Vorlesungen dadurch verlieh,
Seine Vorlesungen bereitete er stets mit grösster dass er es verstand, die lebendige und oft
Sorgfalt vor. Er hatte einen Cursus der Bered- beredte Sprache mit einem Unheil und einer
samkeit besucht und hess lange Zeit von einem Experimentirkunst zu verschmelzen, welche seinen
Freunde während der Vorlesung alle Fehler im Vorstellungen Klarheit und Eleganz verlieh. Er
Vortrage oder in der Aussprache niederschreiben. wirkte im wahren Sinne des W^ortcs fascinirend
In den ersten Jahren lag bei seinen Vorträgen auf seine Zuhörer, und wenn er sie in die Ge-
immer eine Kjule vor ihm, auf der das Wort heimnisse der Wissenschaft eingeweiht hatte, so
..Lang-^am!" geschrieben stand. Manchmal über- beendigte er seine Vorlesung, wie es seine Ge-
sah er CS und wurde sehr rasch. In solchem wohnheit war, indem er sich in Kegionen erhob,
Falle war Anderson angewiesen, ihm die Karte die weit über Materie, Kaum und Zeit erhaben
wieder vorzulegen. Manches Mal auch «nirde ihm waren, und dann theilte sich die Bewegtmg, die
eine Karle mit dem Worte ,,Zeit" vorgelegt, er empfand, auch Denen mit, die seinen Worten
wenn die Stunde bemahe abgelaufen war. lauschten, und ihr Enthusiasmus kannte keine
Faraday suchte vor allem die Aufmerksam- Grenzen mehr."
keil der Zuschauer zu fesseln und ihnen die Dieser gefeierte Redner hielt es nicht unter
schwierigen Probleme, die er vortrug, auf dem seiner Würde, vor Kindern zu sprechen. Er
einfachsten Wege klar zu machen. Sogar aus führte an der Royal Institution Weihnachts-
Stt'ckrüben und Kartoffeln bildete er manchmal vorträge für die Jugend ein und hielt sie per-
Modfile. Welchen Frfolg er hatte, ersehen wir sönlich neunzehn Mal. Liebevoll pa.s.ste er seine
aus folgenden Schilderungen seiner Zuhörer: Gedanken dem Verständniss seiner kleinen Zu-
„In einer Vorlesung im Jahre 1856 erklärte hörer an und erweckte in den Kindern das Ge-
Faraday den Magneten und seine Anzichungs- fühl, als ob er ganz zu ihnen gehörte; und in

11. Octoba 2
1904.

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i8 PKOMETiatCS.

der That erschien er in seiner freudigen Be- es als „verdammten Humbug". Faraday ver-
geisterung zuweilen wie ein entzücktes Kind beugte ^sich luid ging. Am Abend schrieb er
Manchmal nahm dieaer Freudenrausch, von folgenden Brief:
dem ich schon oben eine Probe gegeben habe, „Mylutd!
ganz sonderbare i ormen an. Als Farad ay zu- i

Die UniencduDg, mit welcher Ew. LordsdiBlt mich


sah, wie der amerikanische Gelehrte Henry aus hcnte Kacbmitcag beehrten und wddie mir Gelegenlieit
eir-'T durch Wärme elektrische
'^liLTmosäule gab, Kw. l^rd»clia(t An-." Iu über Gelehrten pcnsioncn
|

I unkfu da wurde er wild wie ein


erzeugte, im allgemeinen kennen lernen, veranlasst mich, hoch-

Knabe und rief aufspringend aus: „Hoch das : .ichtungm oti die Guus! abzulehnen, die, wie ich Grund
Yankee- Experiment!" Und als ihm Plücker die ZU glauben htibe, Ew. LordaciiaCt mir siiged«dii liaben.

Rotation eines elektrischen Lichtbogens um einen Ich glanbe, daas idi nidit dasjeniee mit BefriecBgwig
annehmen k.inn, d.is, obgleich es ein Zeichen der
Magnetpol seigte, rief Faraday hingeriaaen aus:
Anerkennung sein soll, doch den Charakter U.tgt, den
„O könnte man immer daini leben l" Ew. Lofdachaft ao ktlftig beseidmeMn."
sonstigen teben zeigte Faraday
Auch hn
sein warmes Herz, das von Güte uberfloss, aber Die Zeitungen bemächtigten sicli der Sache
durch jede ofienbare Ungerechtigkeit zu stürmi- und Lord Melbourne war au^htig betrübt
schen Ausbrächen der Entrüstung hingerissen über den unbeabsichtigten Eindradc seiner Worte;
winde. Ks gab elien-iovi''! I^nitf die ihn , doch erst als er schriftlich um Entschuldigung
fürchteten, als solche, die ihn liebten und be- bat, nahm Faraday die jährhche Pension von
vunderteo. 300 Ffuiid Sterling an.
So ncidlo.-; er fremde Krfoigc bcgrüsste, war '

Trotz allem I'uiitri Viüeh l-'nradav den


er doch sehr empfindlich in Bezug auf Priorität^- schUchtcn Crcwohuheiten seiner Jugend treu.
aosprucbe und wahrte sie auf das energischste. Den ihm angebotenen Adel schlug er aus. Mit
Sehr schroff trat er auch iS;^ frepen den l'nfug unerschütterlichem Glauben hingen er und seine»
des Tischrückens aui. Li zeigte, dass der iisch Frau ihr l eben lang einer kleiueu christlichen
unbewegt bleibt, wenn man zwischen Hand und Secte, den Sandemaniern, an; und dabei
Tischplatte einen einfachen RoUenmechanismus i schl'iss ihn diese seltsame Gemeinschaft aus-, als
'

bringt er euiraa! den Sotmtagsgottesdienst versäumt


Rührend ist das Verhällniss Faradays zu
j
hatte, um einer Einladtmg zur Königin zu folgen,
seiner Familie. Seine alte Mutter unterhielt !
und seine Unterlassung nicht bereuen wollte.
er ganz; um seine jüngere Schwester in eine
j
Hrst 1860 wurde er wieder ak Aellcster auf-
höhere Schule schicken zu können, versagte er genommen.
lieh einen um den andem lag das Mittagessen. In seiner Kleidung und seinem Auftreten
Wie glüdclich die kinderlose Ehe war, ^e er, war Faradaf so einfach, dass gelegentlich eine
29 Jahre alt, mit der Tochter eines Silber- drollige \'erNveehsclunt; vorkam:
Schmiedes schioss, zeigt uns ein Stückchen Papier, „Eines Tages woUte Brande in der Royal
das in seinem Diplombuch gefunden wurde, Insthution eine Vorlesung über dieMünze und
7,wisclicn allen Docunu nien und l'lhreiidiplomen, das zum Münzen nötliige \'.-:f,ihri.n liaheu.
die ihm von gelelurteu Körperschaften verliehen Josef Newton ordnete vor der Vorlesung auf
waren. Da iMen wir folgende Zeilen Ton seiner dem dazu bestimmten Tische hn Hörsaal der
Hand: Royal Institution etwas von d<'ni ki,.siljaren
t,2^. jitir*kui 1847- Metall, schmächtigen imd
als er einen älteren,
ZwUchcn alle diese Eriiiiierungcii und Begebenlifitcn '

sdir dnfiMlh geklddetea Ifann bemerkte, der


sduüte ich hier das I>»tinn ein« £rci|piia*cs ein, d.» alle seine Bewegungen beobachtete. Da Newton
ab Q«wlle von Ehre vmi GlBd( ftlr midi alle anderen ihn für eineu der ( )bcrdicner der Institution
weit «bertrifrt. Wir heinitlielen «n 12. Juni 1821.
hielt, gab er ihm freiwillig einige Unterweisungen,
F.nradiiv."
liie Prägung des Goldes betreffend. Ich denke
Mit seiner wachseitdcu iiejüliinlheil iiiei^erie mir.t sagte der .\ngestellte der Münze, >Sie sind
Steh auch sein Einkommen. Für Gutachten und schon einige Jahre an der Royal Institution
deri,'leichen erzielte er iKjo eine Hinnahme von angestelit.t ) ja, schon manches Jahr!«
<

1000 Pfund. Haid aber entsagte er freiwillig antwortete der hinfallige alte Mann, s ich hoffe,

aus Liebe zur Wissenschaft dieser gewinn- man ist freigebig gegen Sie ich meine, dass —
bringenden Thätigkeit und widmete sich ganz man Ihnen gutes Gehalt giebt; denn das ist die
sdoen wissenschaftlichen Arbeiten. Hauptsache.« »Ach ja, ich stimme darin mit
Kinflussreiche Freunde suchton Faraday Ihnen überein. Ich finde, dass der .\rbeiter
eine Pension von der Regierung zu verschaffen. seines Lohnes werth ist, und ich würde mir
Als er in dieser Sache zum Lordschatzmeister nidits daraus madien, wenn ich etwas besser
Lord Melbourne be.schicden wurde, äusserte bezahlt würde. ^ \Vie gross war aber das F"r-
sich dieser abfällig über das ganze S)-steui, staunen Newtons, als er am Abend in die
Gelehrtea Feosionen zu verleihen, tmd bezeichnete Royal Institution zurScfckdute und fand, dass der

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M 7Ü2. AixKKLJu VOM GROSSEN Faraday. — Stereoskopische DARSTiiunfeDi. 19

Mann, den er eben erst so herablassend be-


8t«noA«plMli« Dantelliiiigeii.
handett hatte, kein anderer
selbst !*'
war aU Faraday
m Dkv 0«Kl.orr, Aucmatil:
(Schltw »on Seile :.1
Geistige Ueberanstreugun^' nüthigtc Faradaj
wiederholt, seine Arbeit auf Jahre zu unter- Kin solcher Apparat existirt bereits seitdem
brechen. Während - dieser erzwunfcncn Un- Jahre 1896 unter dem sowierbaren Kamen
thätigkeit veririL-b er sirh die Zeit mit Papp- ..Stereoiihoto - Duplikon". Fr ist dem
arbeiteo, Theaterbesuch u. s. w. Ein Kasperle- Fabrikanten, Herrn Jonathan Fallowfield in
Theater war für ihn eine nie veraiegeode Quelle London*), patentiit worden, obgleich er. wie wir
des Entzückens. Stolz zeigte er einst ein Paar sehen, nur eine Modifiration desHelmhoItzschen
aelbstgemacliter Stiefel seinen Freunden, und auf Telestereoskops vorstellt. Ex bietet folgende
einem selbsterfundenen ierräderigen Velociped Vortbeile:
machte er sich körperliche Rewe^ung. Jede Tainera ist sofort durch Aufsetzen des
Als er nach langer Krankheit wrieder auf kleinen Instruments in eine Stereoskopeo-Camera
Seinen Sitz im Vorlesnngssaal der Royal Imli^ verwandelt, ohne dass es nödiig wäre, eine
tution zurückkehrte und seine Anwesenheit be- Scheidewand einzusetzen. •

kannt wurde, erhob sich das ganze Auditorium Dadurch, dass ein Spiegel verstellbar ist,
und bradi in eine» fiieiwilUgien lauten und (engen lässt sich der Apparat audi für ganz nahe
Willkommensruf ans. I'aradny nahm leicht pe- gelegene Gcf^en stände benut7cn.
beugten Hauptes diesen enthusiastischen hinptang Eine durch die Verschiedenheit der Objecüve
eamegen. Sem Haar war weiaa geworden, sein bedingte verschiedene Helligkeit der Bilder ist
Gesicht hatte sich in die Länge gezogen und ausgeschlossen, da e<? sich um ein Objectiv handelt.
die Schnelligkeit seiner Bewegungen war ge- Die ii.xpusiuouszeit soll für das Stereo-
hemmt. Seine Augen stralüten nicht mdur das skopenbild dieselbe sein, wie für das einfache Bild,
I.icht seiner Seele aus, aber sie leuchteten von nach Angabc des Herrn F'allo wficld. Nach
freundlichen Gedanken, und unauslöschliche Linien meinen bisherigcti I',rtahrungeii ist sjc etwa die
der intellectuellen Kraft und Energie waren m dreifache, aber es ist wohl möglich, dass man
seinem Gesicht ausgcpräp:t. I durch Au.swahl sehr guter Metallspiegel die
Im Jahre 1857 bot man ihm den Priisi- i
Expositionszeit wesentlich abkürzen kann. Der
dentenstuld der Royal Society an. Trotx aller ;
Lichtverlust wird bei den verschiedenen Ezem-
Bitten lehnte er ab. jilaren des Doppclspiegels verschieden sein und
Wegen zunehmender Gedäehtni.^^schwächc mau wird sich, wie an sein Objectiv, erst an
legte er, 70 Jahre alt, 1801 seine Professur sein Stereophoto-Duplikon gewöhnen müssen.
nieder und zog sich vier Jahn- darauf gänzlich Der Umstand, dass beide Bilder auf einer
von der Royal Institution zurück. Treu gepflegt und derselben Platte sind, gestattet eine durch-
on seiner innig geliebten Frau und seiner Nichte, aus glcichmässige Bebandlmg in der Hervor-
entschlummerte er sanft am 26. August 1867. rufung und Fnhung, Copirung und Tonung. und
Das Begräbniss war, seinem schriftlichen Wunsche ist jedenfalls werthvoller, als die vom P^rfinder
entspredioid, bihkeM d^ch; nur die nächsten besonders hervorgehobene Lage der beiden
Freunde waren zugegen. Ein schmuckloser Grab- Bilder zn einander, die es allerdings ermdglidit,
stein bezeichnet auf dem Highgate- Kirchhof die rie ohne Zerschneiden und Umwechseln sofort
InUsche Rnhestätte Michael Faradays. stcreoskopisch zu betrachten. Jedenfalls ist der
Mit unvergänglicher Schrift seien aber in Apparat ungemein einfach und nicht iheaer, und
jedes Forschers Herz die goldenen Worte ge- .<idion dieser letztere Umstand wird zu seroer
graben, die man nach seinem Jode unter seinen Verbreitung; sehr viel beitragen**). Der ("ian;|
Aufzeichnungen fand: der Strahlen ist in Abbildung 18, der Apparat
„Fs quält mich sehr zu wissen, was wohl selbst in den Abbildungen 19 und to dargestellt
den wahren Naturforscher ausmacht. Ist es Dass ^ möglich ist, mit dieM-r Vorrichtung
I

Fleiss und Beharrtichkeit mit einem massigen sehr gute Stereoskopbilder von Landschaften atif>
AnAeil von Vernunft und Klugheit? Ist nicht znndunen, kann idi venrichem. Em BKck auf
ein bescheidenes Selbstvertrauen und Kmst ein Abbildung 21 wird aber darthun, «la.ss der
£ifordemiss? MissUngt es nicht Vielen, weil sie Apparat auch für nahe gelegene Objecte und
mehr auf den zu erlangenden Ruhm sehen, als auch für solche in natürlicher Grdsse brauchbar ist
auf die reine I'rvverbung von Krniitniss und auf
1 i4tj Charing Crras Road, Londcm. Der I'tciA de«
das entzücken, wekhes das zufriedene Gcmüth
Apparjiics iiicl. Stellschraube für einen Spi^i, Fncht
erfüllt, wenn es diese Kenntnis» am ihrer ,

i und Veiiiiickunu Ix.-ttüKt I J Mjrk.


selbst willen eriangt hat?" («jmi UehtT einen iilinlichea. „Stereoplast" genaiutea
I

App3r.1t. der von der Finna Eugen Splndler in Siuu-


'
^.irt her];«stellt sein soll, habe ich bolz alier Bemühungen

I Btelitt ciikhTeB Icfinnen.

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io Frombthbos. M 782.

Jedem Besucher Neapels oder des Vesun wird an diesem Dnht nunmehr aufhängt, müssen
db in die glühende Lara eingedrückte Münze entweder corre^ondiiende Löcher haben oder
bekannt eein; aber Der, dem sie nicht belcannt werden an einer Blediklammer befartigt, die
ist, soll einmal bei der nicht - slereoskopischen solche T.öcher
BetracbtUQg sagen, was er da vor sich sieht! hat (Abb. 23 «
Leider hat aodi dieser Apparat vorläufig u. «).
ausser anderen Mängeln noch den Fehler, die Dieselben
in natürUcher Grösse phoiographirten Gegenstüude Anforderungen
fiberplastisch im Stereoskop wiederzugeben. die wir oben
Es unterliegt aber wohl keinem Zweifel, dass er an die photo-
so verändert werden kann, dass es möglich ist, graphischen
nahe Gegenstände in ihren natnrtichen Formen Darstellungen
und Tiefenverhältnissen aufnehmen zu können, in Zeitschriften
oder es müaste für den letzteren Zweck ein stellten, müssen
besonderer derartiger Apparat construirt werden. wir auch an
Um uns nun die in Blättern abgedruckten die Projectionen
Stereoskopenbilder zur Anschauung zu bringen, stellen, nur dass
brauchen wir ein Handstereoskop, das von der es wahrschein-
gewöhnlichen Form etwas abweicht. Kasten- lich noch etwas
Btereoakope sind gewöhnlidi nicht geeignet dam, länger dauern Slereo|ilioto-l>uplikua vo 1F J Ilow (icld
ee sei denn, dass sie unten ofTeti suid und eine wird , ehe die chkM.
Klappe für seitlichen Lichteinfall besiuen. Sonst letzteren allge-
benutzt man ein gewöhnliches sogenanntes ameri- meüie Verbreitung finden werden. Der Gedanke,
kanisches Stereoskop, dessen lang hervorragende an die Wand projicirte Rildcr stereoskr>pisch zu
Holzführung man einfach absägt. Oder man sehen, ist aber so verlockend, dass schon eine
ganzo Anzahl von VorscUigea ge-
Abb. <«.
macht worden smd, die dies Ziel an-
streben. Die nächstliegende Idee Lst
natürlich, Stereoskop-Diapositive an
die Wand zu werfen und sie mit
Hilfe geeigneter Vorrichtungen, die
jeder Zuschauer erhält, zu betrachten.
die.sem Zwecke
7 II hat Kaye
GuK der Strahlen im Stenophntn-DupHkao tob Fallowllald. zwei Röhren construirt, die,
iiai.illele

Prismen
mit versehen iur ter- ,

Stellt sich selbst aus Ogarreakistenholz ein Modell sdiiedene EntTeinuDgen Terachieden eingeatdtt
etwa wie AbMldung tt her. Man fertigt zwei werden können. Elliot hat gekreuzte 'Köhren
sokher Platten an, macht die Oeffnungen in der angegeben, durch die das reihte Auge das
einen so gross, dass zwei Prismen (mit der Basis linke Bild sieht und umgekehrt. Brown hat
nach aussen) genau hineinpassen, in der zweiten in 7Xr neUy^rapkie Ntua eine Vorrichtung
etwas kleiner, klebt und nagelt licide Blätter lulilt rt
( die mit drei ebenen Spiegeln ver-
,

auf einander und befestigt die Prismen mit Glaser- sehen ist und sowohl zum Beobachten gewöhn-
kitt, auigeklebten Papierstreiieo oder dergleichen. licher Stereoskop - Auf-
Solch ein Stereoskop ist sehr einfach, immer zur nahmen als auch stereo- Abb. 20.

Hand und nimmt keinen Raum foit. Kine Scheide- skopischer Projections-
wand braucht man aicht, oder höchstens im bilder dienen soll
Anfang, wenn man im Betrachten plastischer Einen der einfach-
Bilder gänzlich uageäbt ist Die Zahl der Uu- sten Apparate zu diesem
gefibten wird aber in der heutigen Zeit, wo Zwecke hat J.H. K night
herumziehende Panoramen in dankenswerthcr in JTie AmaUur Photo-
Weise für die Uebung im stereoskopischen Sehen s^nipher (1899, S. 283) SlcreophcHo-DuplikoB

sorgen, eine sehr geringe seü). beschrieben, den wir io


Will man ein derartiges Handstereoskop, Abbildung 24 wieder-
das nebenbei den Vortheil hat, links luid rechts geben. Man schneidet aus schwarzer Pappe
gebraucht werden ni können, auch zimi Be- drei Streifen von 21 cm Länge AB
und
trachten aufgesogenerPhotogramme in der sonst 6 cm Breite AD. In die eine Wand werden
übHchen Weise verwenden, so durchbohrt man zwei Löcher R und L in Augenentfemung
es an den Stellen / / (Abb. 22) und steckt gebohrt. Dann werden diese Streifen recht-
einen längeren, baamadelartig gelegenen Draht winklig längs Kanten des
der Basisstreifens
dnrdi die beiden Löcher, äe Bilder, die man ABCD gddebt und in der Mitte als Scheide-

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Jtf 782. Stbrboskopischs Darstkllungkn. 2t

wand der Streifen EF befestigt Vor dem Loch/? jection, schon eingehend befasst, möge ein Auf-
wird ein quadratischer Spiegel G von 5 cm Seiten- satz von Raleigh in The British Journal Photo-
länge angebracht und ein ebensolcher rechts bei graphie Almanac (1900) beweisen, den ich hier
H, so, dass beide zur Seite A B eine Neigung beiläufig erwähnen will. Herr Raleigh verfährt
von 45 Grad besitzen. Der Spiegel // ist auf folgendermaassen: Er macht mit einer einfachen
einem Zapfen befestigt, damit er behufs Regu- Camera und einer Linse die kinematographischc
lirens etwas gedreht werden kann. / stellt K Aufnahme, copirt die Bilder aber doppelt und
eine Wand vor, die verhindert, da-ss von dem lässt nun die beiden identischen Streifen durch
gegenseitig projicirten Bilde Licht auf den die Projectionsapparatc (oder vorläufig noch
Spiegel H besw. direct in das linke Auge ge- durch einen Stereoskopen -Apparat) laufen. Um
langen kann. den stereoskopischen Effect zu erzielen, ver-
Die Wirkungsweise des Apparates ist die schiebt er aber beide Streifen so gegen ein-
folgende: ander, dass das eine Auge Bild i, das andere
Das von dem rechten Bilde ausgehende N etwaBild 3 daim 2 und 4 u. s.
, w. zu sehen
Licht fällt zimächst auf den Spiegel H, wird nach bekommt Ich erwähne diese Methode, weil sie
G und von dort in das Auge R reflectirt, originellist, nicht, weil ich sie für sehr em-
während von dem linkeii Bilde M
das Licht direct pfehlenswerth halte.
in das linke Auge L gelangt. Das linke Auge Eine andere und beachtenswerthere Lösimg
kann somit von dem rechten Bilde nichts N desselben Problems ist Herrn Theodor Brown
sehen, und das Gleiche gilt für das rechte Auge in Salisbury neuerdings patentirt worden. Nach
von dem linken der Central - Zei-
Bilde M. Abb. 21. tung für Optik
Der Autor die- und Mechanik
ser Vorrichtung (1904) verfahrt
ist der Ansicht, der Erfinder fol-
dass , falls mit gendermaassen:
diesem einfachen „Ein Kinemato-
und billigen Appa- graph mit zwei
rate Hunderte von Objectiven neben
Menschen die , einander nimmt
einer Projections- den Vorgang
vorstellung bei- kinematogra-
wohnen , ausge- phisch auf. Die
stattet werden, so erhaltenen zwei
diese die gebote- Films werden zu
nen Projectioncn LavotOck mit einscpK****' MOnai. einem derartig
bequem betrach- AufnaluBe mit Siercopiloto-Dupiilion aiif ein«r Ftatn. vereinigt , dass
ten können. unter dem ersten
Diese Notizen sind Eders Jahrbuch für Photo- Bild des ersten Apparates das erste Bild des
graphie und Reprodtutiomtechnik für das Jahr 1900 zweiten Apparates eingefügt wird, daim das
entnommen, wo noch einige andere Apparate, zweite des ersten u. s. w. Sind die Bilder mm
die dem gleichen Zwecke dienen sollen, erwähnt so nach einander gereiht, dass die Gegenstände
werden. des Mittelgrundes der Perspective genau senk-
Es ist aber durchaus nicht so einfach, mit recht unter einander stehen, .so stehen die
einer solchen Vorrichtung auch wirklich stereo- Gegeiwtände des Vorder- und Hintergrundes
skopisch zu sehen, sondern dies erfordert Uebung. (den Verschiedenheiten der stereoskopischen
Ausserdem werden bei dem Apparat von Knight Bilder entsprechend) nicht senkrecht unter
die Bilder verschiedene Helligkeit aufweisen, da einander, sondern bilden eine Zickzacklinie.
das eine Bild direct, das andere erst nach Für den Beschauer erscheint bei schneller Folge
doppelter Spiegelung gesehen wird. Auch wird der Bilder daher der Mittelgrund scharf, der
das Gesichtsfeld durch alle diese Apparate be- Vorder- imd Hintergrund unscharf. Da-s-selbe
deutend beschränkt, und dieser l'm.stand beein- ist auch bei der Wahrnehmung des plastischen

trächtigt die stercoskopische Wahrnehmung wesent- Sehens mit beiden Augen der l''all. .Man sieht
lich. Erst wenn man ein stereoskopisches Bild bei der kinematographischen Wiedergabe dann
frei im Räume sieht, kommt der räumliche Ein- wohl nicht, wie in der Natur, mit dem einen
druck auch wirklich gut heraus, insbesondere Auge ein anderes Bild als mit dem anderen, aber
auch die Beziehung des stereo.skopischen Bildes der Gesammteindruck ist ein sehr ähnlicher."
zu dem eigenen ürLsbewus-sisein des Beschauers. Doch dies, »ie gesagt, nebenbei.
Dass man sich mit der Ausbildung solcher Die Frage ist: Wie lässt sich durch
Methoden, sogar für die kinematographischc Pro- optische Hilfsmittel die Scheidewand des
22 Prometheus. M 782.

Stereoskojis bei der Projection ersetzen, beim Blicke durch die grüne Gelatine nicht
bezw. ein Bild nur für ein Auge sichtbar sehen, wohl aber deutlich und schwarz durch
mache», für das andere aber unsichtbar? <Be rothe.*)
Die LSsuag achetat anf den ersten Anblick Nun cr-scheint uns klar, warum wir mit dem
Stereographen stercoskopisch sehen. Wir haben
Abb. aa.
eben ein wiiklidMa StemMfcopbitd vor uns, voa
dem der eine Thci! der andere roth ge»
grün,
halten ist. Der Einfachheit weguu
sind beide
Bilder über einandergedruckt Sie hätten
natürlich ebensogut n(>bcn einander, jedes in
seiner Farbe, gedruckt werden können.
Nun d«tken wir uns zwei Projcctionsappa«
rate, etwa wie sie zu den bekannten Nebelbildem
verwendet werden, nehmen em gewöhnliches
ateieoskopisches Diapositiv, schneiden es in der
MÜte durch, setzen in jeden frojectionsapparat
Hilfke nnd projiciren dia bädan auf dne

Abb. 24.

sdiinerig, fast mmSglidi, tmd doch ist sie


ja
auf eineungemein einfache Weise erreicht
worden, und zwar auf dem Wege der zwei-
farbigen Darstellung.
T'm 7u verstehen wie ein Zweifarbenbild
,

st^eoskopisch wirken kann, kaufen wir uns am


best» eben Ueinen Apparat aus Päppe, der im
Handel unter dem Namen „Stereograph" wohl
Überall für wenige Pfennige erhältlich ist
Kr ist so eingerichtet, dass das eine Auge
durch eine rothe, dajs andere durch eine grüne
Gelatincscheibc sieht Blicken wir durch diese
Vonicbtung auf ein weisses Hlatt, so erscheint
CS uns vielleicht im Anfang abwechselnd bald
roth, bald ^jtün. Man nennt diese Erscheinung
den „Wettstreit der Sehfelder". Bald aber ver-
mischen sich die beiden Farben und wir sehen
ein fast farbloses, nur nicht ganz so helles
Blatt Betrachten wir nun eines der dem Appa-
rat beig^ebenen Bilder, so sehen wir, dass es
ans zwa Sber einander gedrudeten Anaiditen
besieht, einer nur rothen und einer nur grünen Apparat von Kni|fhC
tor Babadttaag >teseo«ko|itKber I^tjcctioPkUtdar.
auf weissem Grunde. Das Bild macht einen sehr
wirren Eindradc. Sobald wir es aber durdi die
farbif^'en Scheilien betrachten, sehen wir ein un- und dies^e Stelle , so wird , wenn wir vor den
gefähr farbloses, kräftig körperUch wirkendes, einen FrojectiontBpparat ein rolhes, vor den
klares Bild. andern ein gränes Glas setsen, etwas Aehnfiehes
Die Erklärung ist gnnz einfach. Wir ziehen zu Stande kommen, wie liei unserem Stereo-
auf unserem weissen Biati mit Rothstift einen grapheu, und wenn wir uu4> mit emer Bnlle bc-
krifUgeD Strich. Sehen wir jetzt das Blatt durch wafihen, die ein rothes und ein grünes Glas hat,
die rotlie Gelatine allein sehen wir auf der Wand das stcrr* Nkojiisch
Abb. a|.
^jj^ jj-j Strich ver- projicirte Bild. Ich sage etwas Achulichc-ä,
schwunden , denn das denn hier verhält sich die Sache umgekehrt
ganze Blatt sieht ja jetzt Nehmen wir wieder unseren Stercographen (ein
und der Strich
roth aus unschätzbares Übject für seinen Preis) und stellen
kann ath nicht mehr ab- statt des weissen Blattes ein Schwanes hinein.
heben. Dagegen tritt er
E» ist d.ilier v<">lliß verkehrt, wenn eiuielne Firmen
sehr kräftig und sdiwarz hervor, wenn wir ihn durch die Aiifdnicke auf Piattenkasten roih aut hellem Grunde
die grüne Gelatine betrachten, die alle rothen ausfülnren Imea, lin DunkebdinBier kam smu ImI ratheni
Strahlen absorbirt Mit einem grünen Stift machen Ltdbt nicihit melir dtvoo leaen, uad fcnde fSr das Dnulttl.
wir dasidbe Experiment nnd finden, dass wir ihn chciat die Anfaduif t

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.W 7S2. Europas qrosstb Petroi^umfabrik. «3

Ziehen wir mit dem Kothstift nun einen Strich aufs einfachste und glücklichste gelö.st, und wenn
auf dem schwarzen Grunde, so kommt er uns auch vorläufig noch auf die Darstellung mittels
nur d^n zur Wahrnehmung, wenn wir durch zweier Apparate deswegen zurückgegrififen werden
die rothe Gelatine sehen, verschwindet aber, muss, weil jedes im Handel befindliche stereo-
wenn wir durch die grüne sehen. Und um- skopische Diapositiv auf diese Weise zur Pro-
gekehrt Terhält sich naiürlidi der grüne Strich jection verwandt werden kann, so unterliegt es
auf dem schwarzen Grunde. Denn da das rothe keinem Zweifel, dass die neue Methode wegen
Glas alle grünen Strahlen absorbirt, sehen sie ihrer Einfachheit und Klarheit die altere ver-
schwarz aus. Das haben wir ja vorhin bei dem drängen wird, sobald die stereoskopische Pro«
Versuch mit dem weissen Blatt gesehen. Jetzt, jection sicli überhaupt erst den ihr gebührenden

wo das Blatt schwarz ist, bleibt daher das Grün Platz in der Darstellung errungen haben wird.
onriclitbar.
Die Forderung, dass das eine farbige Glas
das vom andern dnrcbgelaasene Liebt voll*
stfindig tmsichtbar madie, lisM ridb adbst-
Boropaa grösste Fetroletunflftbrik.
verständltch mit den zur Verfügung stehenden
V«« F. A. RoamSftitm,
Glassorten ntir dann erfüllen, wenn die Gläser
Kit MiWn AliWd* mt i>i
<fick oder sehr dunkel gefärbt sbid. Der hier-
durch bedingte starke l.iohiverlust becintr<lchtigt Am 18. {31^ Mai d. J. feierte die Fabrik
aber das stereoskopische Bild so sehr, dass die der Naphtbaproductea - Gesellschaft der
ferneren Elmelheiten nnbemerkbar werden. Gifick- Gebrüder Nobel das Fett des fSnfundzwanzig*
lichorwcisc genügt es durchaus, wenn jedes Glas jährigen Betriebsjuliiläums. Diese Fabrik, die
das vom andern durchgelassene Licht nur an- grosstc ihrer Art in Europa, beweist recht
genihert anslösi^t, denn auch dann sieht jedes deutUcb, wie tedinisdie und kaufntinniscbe In-
Auge im wpsentlirhpi» nur das eine Bild, und telligenz, unterstützt von hinreichender Capital-
der schwache Rest des andern stört nicht kraft, vermag, ein in bescheidenem Umfang an-
merkHch. gelegtes industriellesUnternehmen so den gross-
Natürlich ist 2U dieser Art der Projcclion artigstcn Dimensionen zu entfalten,
sehr starkes Bogenlicbt erforderlich. Dem etwa Ludwig X>tobel, Besitzer einer Maschinen-
eintretenden Uebebtand, dass die beiden farbigen fabrik in St Petenborg, der Bruder des Er-
Gläser nicht gleich helle Rilder liefern, kann finders des Dynamits, hatte in Gemeinschaft mit
durch passende Einstellung von Blenden ab* seinem Bruder Robert Nobel sein Augeimierk
geholfen werden. auf die Napbthaquellen der Halbinsel Apscherott
Diese immerhin umständliche Methode ist am westlichen T'fer des Kas[)isclien Meeres ge-
neuerdings durch eine viel einfachere ersetzt richtet. Mit lichtigem Blick hatte er die grosse
worden. Herrn M. Petzold in Chenmitx ist es Zukunft der jungen russischen Petn^etun-Industrie
nämlicli gelungen, direct farbipp Topien auf erkannt, die zur damaligen Zeil gar arg noch in den
Gelatine heriuslcllen. Gelatine, der doppeJtchrom- Kinderschuhen stak und der die au Jahren nicht
saures Kali oder Natron zugesetzt ist, verliert durch viel ältere amerikanische Schwetterindustrie weit»
Belichtung die I'ähigkeit , für wässerige T i'^sung weit vorausgeeilt war. Kr halte es sich zur
durchläuSiig zu sein. Auf die.sc Weise l.isst .^ich Aufgabe gestellt, dem auch fast den ganzen
ein Bild erzeugen, durch Baden in
d;i.s arb- 1 I russischen Markt hrherrschenden amerikanischen
lüsungcn (Scharlacliroth und Säuregrün) nachher Petroleum die Spitze zu bieten, es im offe&eil
j

die gewünschte arbe erhält, und zwar so, dass


I
1
Concurreazkrin^ zu besiegen.
Alles, was auf den gewöhnKclieil Diapositiven in |
Von den Erfolgen, wddie die durch sein
verschiedener Abstufung von Grau oder Schwarz Beispiel angefeuerte gesammte russi-ische Pe-
erscheint, jetzt auf der einen Platte roth, auf troleum-Industrie in dem schweren Kampfe er-
der andera grün ist in verschiedenen Ab- rungen hat, legt der jetzige Stand des Petroleum-
sttiftmgen der Sättigimg und Dunkelheit dieser Weltmarktes beredtes Zeugniss ab. Vorliegende
Farben. Mittheilimgen sollen den geehrten Lesern des
Legt man nm
«fie beiden Platten auf einander, Ptometketu in Wort und Bild eine Beschreibung
so braucht man nur einen Projecttonsapparat, der jetzigen Fabrik, der Schöpfung Ludwig
tun sie auf die Wand zu projiciren, und braucht Nobels, geben.
keine lichtraubenden farbigen Gläser mehr. Wir An den östlichen Theil der Stadt Baku
haben jetzt das Analogon zu unseren Bildern schliesst sich eine öde, sandige Fläche an, auf
im Stereographen. Erhält' jeder Zusdiauer die welcher die vielen Petroleumfabriken von Tsdiorai
roth-grüne Brille, so sieht er das Projectioiisbild Gorod (Schwarze Stadt) und unter ihnen auch die
auf dem Schirm stereoakopisch und fast farblos. der Gebrüder Nobel erbaut sind. Im Süden
Durch diese föfinduiig des Herni Petzold ist diese Flache von den Fludien des Kaspi-
scheint die Frage der stereoskopisdien Ptojection schen Meeres bespült, im Norden von einem

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«4 Pkomktheus. M 782.

Höhenzuge begrenzt, der eine bogenförmige Um- Der Versand der fertigen Fabrikate, Petroleum,
rahmung bildet, die am Ostende von Tschomi Pctroicumäther, Maschinenschmierölc und Paraffin,
Gorod ziemlich nalie an das Seeufer herantritt erfolgt von Baku aus auf zwei Wegen: erstens
An dieser Stelle liegt die Nobc Ische F"abrik. auf dem Kaspischen Meere und der Wolga in
Die
cigenthümhche Bauart der ßakuscheo Tankdampfern bis Zarizyn, wo der Hauptanschluss
Petroleumfabrikcn, deren Apparate (mit Aus- der russischen Eisenbahnen erfolgt, zweitens mit
nahme unzähliger Dampfpumpen, welche hier die der kaukasischen Staatsbahn und Rohrleitung bis
Betriebsdampfmaschinen sind) zum prössten Theil Batum am Schwarzen Meere, von wo aus der
unter freiem Himmel aufgestellt sind, bedingt Weitertransport auf dem Seewege beginnt Auf
das Fehlen hervorragender Bauten,
fast gänzliche dem Kaspischen Meere und der Wolga besitzt
die sich an anderen Industrieplätzen schon von das Geschäft eine stattliche Flotte, auf den
weitem bemerkbar machen. Nur ein wahrer Wald russischen Eisenbahnen Hunderte von Tank-
von Schornsteinen lässt die hier Tag und Nacht waggons.

Abb. 15.

I'unipitation anf d«a NobelKhcn NaphthaUiwicracn <u SabunUdii-lUUchaaa.

nicht unterbrochene Thätigkeit erkennen, und In der Mitte der Halbinsel Apscheron, an
auch das nicht durch ihnen entsteigende Rauch- deren Basis Baku liegt, erstreckt sich eine öde
säulen, da die hier allgemein gebräuchliche Hochebene, auf welcher die so ausserordentlich
Pulverisatorheizung mit flüssigen Destillations- ergiebigen Tiefbohrungen nach dem rohen
rückständen eine rauchfreie ist Alles dies Mineralöl ausgeführt werden, welches mittels
gilt auch für die Nobel sehe
und mit Fabrik, grosser Druckpumpen von hier aus nach den
Abrechnung der grossen Gebäude, in denen das gegen 10 km entfernten Fabriken getrieben wird.
Hauptcomptoir, Lagerräume, mechanische Werk- Unzählige Bohrthürme, grosse eiserne Sammel-
stätten u. s. w. untergebracht sind, sowie mehrerer rescrvoire, Erdölteiche, Rohrleitungen, Wohn-
Wohnhäuser Unterbeamte, Handwerker und
für häuser und Werkstätten bedecken das ganze
dem Auge Nichts, was
P'abrikarbeiter bietet sie Land, soweit das Auge sehen kann. Auch hier,
Anspruch auf eine erwähnenswerthe Leistung der ebenso wie in Tschorni Gorod, zeichnen sich die
Bautechnik machen könnte. N ob eischen Besitzungen durch Ordnung und
Das ganze Werk zerfällt in zwei Haupt- Sauberkeit vor denen anderer Unternehmer aus.
abthcilungen, nämlich in die Gewinnung der Abbildung 25 zeigt die Nobelsche Pump-
Rohnaphtba und die Verarbeitung derselben. station auf den Sabuntschi • Balachanaschen

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M 782. EOROPAS ORÖSSTR PETROLBüMFAnRIK. 25

Naphthaländereien Abbildung 26 eine Gruppe


, 51 cylindrische liegende Destillirkessel von je
von Bohrbrunnen derselben Abtheilung. 1000 Pud (i Pud= 16 kg) Füllung in drei Reiben
Da.s ganze l''abrikuntemehnien von Tschomi aufgestellt und in ununterbrochenem Betriebe
Gorod zeriällt in acht Abtheilungen: i) die sind. Das Verfahren der in der Nobelschen
Kcrosinfabrik , 2) die Schmierölfabrik, 3) die Fabrik eingeführten ununterbrochenen Kerosin-
Paraffinfabrik, 4) die Schwefelsäurefabrik, welche und auch Schmieröldestillation beruht auf dem
nur für den eigenen Bedarf bestimmt ist, 5) die Syclessschen Princip mit unter einander ver-
Laugenfabrik, welche die alkalischen Rückstände bundenen Kesseln, in denen durch fortwährenden
der Kerosin- und Schmierölraffinerien auf kau- Zufluss frischen Erdöls und schritthallcnden Ab-
stische Natronlauge verarbeitet, 6) die mecha- fluss der Destillationsrückstände ein constantes
nische Fabrik mit Giesserei, Dreherei, Schmiede, Niveau der Kesselfüllung unterhalten wird.
Kessel- und Kupferschmiede, welche neben den In der ganzen Länge einer jeden der drei
laufenden Reparaturen der Betriebsapparate jeden Batterien von je 17 Kesseln, von denen ein

Abb. s6.

DukrthQrme auf den Nobelicben NaphÜMUndereian lu S<bunt9chi-Bal*chao<. ,

Neubau im Maschinen-, Kessel-, Schiff- und jeder seinen besonderen Kühler und Pulveri-
Hochbaufach ausführen kann, 7) die Maschinen- sations- Heizapparat hat, liegt in ungefähr
abtheilung des Betriebes der P'abrikcn und 8) das "/i
der Kesselhöhe ein Rohr,
achtzölliges
Control- und Versuchslaboratorium. welches vor dem Kessel der Batterie mit
ersten
Der schon erwähnte, Tschomi Gorod im den Vorwärmern und dem letzten mit
hinter
Norden umspannende Höhenzug tritt in einem dem Kühler für die fortwährend abfliessenden
seiner südlichen Ausläufer dicht an die Grenze Residuen in Verbindung steht Vor jedem
des Nobelschen Landbesitzes, auf dem die Kessel befinden sich Abzweigungen von diesem
Fabriken erbaut sind, und bietet den grossen Hauptrohre, von denen die eine bestimmt ist,
Vortheil eines terra.ssenförmigen Bodens, auf die von dem vorhergehenden Kessel abflie-sscnde
dessen Rücken mächtige Reservoire und Cistemen Naphtha dicht über dem Boden einzuführen,
Vorrathsraum für viele Millionen Pud Krdöl während die andere, von der Oberfläche des
bieten, welches von hier aus ohne Kraftaufwand Kesselinhaltcs in den Hauptstrang gelangende,
in die tiefer gelegene Kerusitidestillation gelangt den Strom der Naphtha weiter in den näch.sl-
Abbildung 27 bietet einen Blick über diese folgenden Kessel leitet Beide Verzweigungen
erste und wichtigste Station der Werke, in welcher ,
sind mit Ventilen versehen und ausserdem be-

Digitized by Gc
26 Prouctubus. M 782.

findet noch ein drittes Ventil im Haupt-


sich pro Tag 50000, bei forcirtem Gang 60000 Pud
rohrc vor jedem Kessel. Diese sinnreiche An- Destillat.
ordnung gicbt die Möglichkeit, einen schadhaft Abbildung 28 gewährt den Hinblick in eine
gewordenen Kessel ausschalten zu können, ohne der drei Kesselreihen der continuirli<fhen Destil-
dadurch den Gang der Destillation zu stören. lation. »ScblB« folgt.)

Da der Zufiuss der Naphtha in jedem Kessel


%'omBoden aus geschieht, wird das zufliessende
Der Renardscho Wagenzag, ein neuee
Quantum von der circulirenden Bewegung des Transportmittel.
siedenden Kesselinhaltes ergriffen und an die
Vun IngCDinir Fkiti Krull, Pui«,
Oberfläche geführt, wo es einen Theil seiner
Mit rtnrr At^Udune.
Dämpfe abgiebt und, auf diese Weise specifisch
schwerer geworden, in den Nachbarkessel gelangt. Mag
das Netz der Vollbahnen, der Sccundär-
Hier wiederholt sich derselbe Vorgang, ebenso und Tertiärbahnen, der elektrischen Bahnen, der

Abb. t7.

l'etioIcumdatiUatiuD der XubelKben F;ibrUc in Bulcn (Sdiwarte Stadt).

in allen folgendenKesseln, bis die Naphlha in Tramways und der übrigen dem Massentrans-
dem sich noch
letzten derselben ihre schwersten, porte von Personen und Waaren auf dem Fest-
zur Darstellungvon Belcuchtungsöl eignenden landc dienenden Einrichtungen in vielen Millionen
Dämpfe abgegeben hat und von hier in un- von Kilometern die Erde bedecken und die
unterbrochenem Strahle als Residuum abflicssl. tausend und aber lausend Punkte des Handels
Aus Gesagtem ist zu ersehen, dass bei dieser und der Industrie mit einander verbinden, so ist
Destillation ein jeder Kes.sel nur Destillate von dennoch die Anzahl der direct von diesen Ver-
einem bestimmten spccifischen Gewicht abgeben kehrsadern berührten Orte eine verhältnissmäs.sig
kann, welches im Vergleich zu dem des vorher- geringe, und eine grosse Menge von Ortschaften,
gehenden Kessels schwerer und zu dem des ja ganze Bezirke und Gegenden sind für ihren
folgenden leichter ist. Von jedem einzelnen Verkehr unter einander wie zum Anschluss an
Kühler führt ein Rohr in den sogenannten das Verkehrsnetz noch auf den Einzelverkehr
Empfangsraum, wo das Gemisch aller Einzel- mittels Fuhrwerk und ähnlicher Mittel ange-
de.stillate das nun zur Raffinerie gelangende wiesen.
Kerosindestillat bildet. Die Leistungsfähigkeit Der Hauptgrund hierfür liegt bekanntlich in
der Destillation beträgt bei gewöhnlichem Gang der Kostspieligkeit des Schienenweges. Ohne

DigitizGL.
M 782. Dhr Rbnardsche Wagenzog, ein nroes Transportmittel. 27

Schienenweg ist aber die I'ortbewegung eines der Eisenbahnzüge auf gewöhnlicher Fahrstrasse
aus mehreren hinter einander (gehängten Wagen ohne Anwendung von Gleisen zu führen, bislang
bestehenden Wagenzuges nicht möglich. Denn resultailos gewesen. Schon bei wenigen Anhänge-
zunächst ist der Widerstand der rollenden Rei- wagen musstc, um die nöthige Adhäsion zu er-
bung beim Fahren auf gewöhnlicher Fahrstrassc zeugen, das Gewicht des Motorwagens so gross
so bedeutend, dass schon für zwei oder drei be- werden, dass die zulässige Gewichtsgrenze für
ladene Anhängewagen die Zugkraft des ziehenden Landstrassen erreicht war. Ebenso war es un-
Motorwagens, d. h. sein Gewicht, eine solche 1 löhe möglich, die Anhängewagen zu zwingen, dem
haben müsste, dass die gewöhnlichen Fahrstrassen Wege des ersten W^agens regelrecht zu folgen.
auf die Dauer zu sehr beansprucht, also rasch Der Genie -Oberst Ch. Renard hat nun
zerstört würden. Mit der Anwendung von dieses Problem , um dessen Lösung man sich
Schienen wird aber die rollende Reibung ganz seit dem Bestehen der Locomotive umsonst be-
bedeutend vermindert, so dass eine weit grössere müht hatte, in höchst einfacher Weise gelöst.
Wagenzahl mit derselben Zugkraft befördert Die mit seinem Wagenzuge, der in der letzten
werden kann, Automobil-
beziehungs- Abb. I». Ausstellung in
weise eine weit Paris ausge-
geringere Zug- stellt war, an-
kraft nöthig ist. gestellten Pro-
Ein weite- befahrten ha-
res Hindemiss ben ergeben,
bei der Fort- dass die Lö-
schafiung sung eine voll-
eines Wagen- kommene ist
zuges auf der Die er.ste

gewöhnlichen Schwierigkeit,
Fahrstrasse, das bedeu-
also ohne An- tende Gewicht
wendung eines des Motor-
Gleises, li^ wagens , ver-
in der Bewe- meidet Re-
gung selbst. nard dadurch,
Auf geraden dass er nicht
Strecken so-
, den ganzen
wie auch wohl Wagenzug
noch bei ganz durch den
unbedeuten- ersten den ,

den Krüm- Motorwagen,


mungea, fol- und damit
gen die An- jeden einzel-
hängewagen Bück in cioe der drei Ki rlKihcn (Ikr unuDterbrodiene DrtfilUtion der Nabe liehen nen Wagen
retriileunihbrik in IJaku (Schwan* Sudt).
dem Wege de» von seinem
Motorwagens. Vordermanne
Dies wird aber sofort anders, wenn der Motorwagen gezogen werden lässl, sondern jeden einzelnen
(beziehungsweise der erste Wagen) in einer schär- Wagen als Automobil ausbildet, jeden Wagen also
feren Krümmung sich bewegt, also z. B. in eine sich selbst antreiben lä.ist. Der Renardsche Wagen-
Strassenkreuzung einbiegt. Da in dem Wagen- zug ist also nichts Anderes als eine Anzahl hinter
zuge jeder Wagen vom vorhergehenden gozogen einander gehängter Automobile, von denen jedes
wird, seinerseits selbst aber den nachfolgenden einzelne weder von seinem Vordermanne gezogen
zieht, so wird bei einer Abweichung von der wird noch seinen Nachfolger zieht, sondern für
geraden Richtung jeder Wagen vom vorher- sich durchaus unabhängig und selbständig ist
gehenden in die neue Richtung hinübergezogen, Das Figenthümliche und fharakteristischc hierbei
von seinem Nachfolger aber in der früheren ist nun aber, dass diese einzelnen .'\utomobite
Richtung gehalten. Das Resultat dieser beiden nicht ihren eigenen Motor haben, sondern ihre
Kräfte ist notliwendigcrwcise ein seitliches Gleiten bewegende Kraft von einem Kraftwagen be-
und Rutschen der Wagen, wodurch der ganze kommen, der im Zuge sich befindet und ge-
Zug in die grösste und gefährlichste Unordnung wöhnlich der erste Wagen des Zuges sein wird,
kommt. wiewohl er auch jede andere Stelle im Zuj;e
Infolge dieser beiden Schwierigkeiten sind einnehmen könnte.
denn auch die Versuche, Wagenzüge nach Art Von dem Kraftwagen, der mit einer enl-

DigitizGL.
28 P&OUETHEUS. M 782.

sprechead starken Ma-schine riusgerü.stel ist, wird günstigsten Falle höchstens die ganz unbedeu-
die Kraft auf irgend eine Weise den einzelnen tende Grösse von jo cm ergab, so dürfte die
AuhSogewafen zugeleitet und dadurdi deren Lösung der Aufgabe als eine ToUkommen ge>
Bctnebsmechaniämus bethätigt. Xacli wieder- nügende anzusehen sein. Ausdrücklich möge
holten vergeblichen Versuchen mit elektrischer hierbei aber betont werden, dass diese uobe*
Krafifibertragiukg bat sich Renard An- für die deutende seitliche Abweichung nicht etwa durch
wendung der gelenkigen Welle entsrliiedon und ein Zur - Seite - Rtitschen der Wagen erfolgte,
demnach vom Kraftwagen aus eine gelenkige
lässt sondern lediglich durch eine etwas tinrichtige
Welle unter allen Wagen Innlaufeo, von der Htm Einstelltmg der Ridttong der drehbaren Vordä>-
mittels Kcgclrad-Ueber?:et7ung etC die einzelnen achse der Wagen.
Wagen aagelricbcn werden. Der Kraftwagen des in Paris ausgestellten
Bd dieser Anordnung ist also der erste und im praktischen Betriebe vorgefühiten Wagen-
Wagen nicht das Zugmittel, bondtrn lediglich zuges hatte eine Viercx linder-Maschine von 30 PS
eine ortsbewegliche Kraftstatiou; seui Gewidil und war für drei Geschwindigkeilstulcii ciugehcblet:
istdemnach für seine Wirkoog ohne Bedeutung mit 8 bis 10 Anhängewagen fuhr er 4 bia
und hat nur so gioss zu sein, wie es der ge- 1 8 km in der Stunde, mit z bis 4 Anhängewagen

wünschten MaschinenstSrke entspricht, bleibt also 8 bis 36 km und ohne Anhängewagen 16 bis
selbst bei bedeutender Kraftleistung noch weit 7 z km. Die Geschwindigkeitsstufe wurde bei
unter der zulässigen Gewichtsgrenze für Fahr- Bqginn der Fahrt eingestellt.
strassen. Die Lei&nng des ganzen Zuges erfolgt vom
Dass für ruhigen, stossfrcien Gang, für ersten, dem Kraftwagen, AUS, ebenso die Ge>
rasches und bequemes An- und Abkuppeln der 1 schwindigkeitsregulirung.
Wagen, sowie für die Erfüllung aller anderen
I
Die Renardsche Erfindung bedeutet einetf
Forderungen eines regelrechten und sicheren '
wesentlichen Fortschritt im Vcrkelir.swcsen und
in der Anwendung des Automobils, so wie sie
auch dem Automobübau neue und widitige
Aufgaben stellt.
Mit der Kenard sehen Erfindung sind alle
die Oertlichkeiten, die für gewShnlidieB Fuhr^
wcrJc hefahrb.ire Stra.^^sen halien, ohne weiteres in

i
deu Gros-svcrkehr Linge^chloasen. Wie zwischen den
! an Schieucnwegcn hebenden Ortschaften Bahn-
Ik'triehes gesorgt ist, luauclii wohl nicht be- züge verkehren und den Personen- und Waaren-
sonders herv'orgehobiiu zu werden. irausport besorgen, so werden zwischen den
Den zweiten Theil der Aufgabe löste Renard nicht an Schienen wegen liegenden Ortschaften,
dadurch, dass er das l.ängenverhältniss ermittelte, Fabriken, Meiereien, Gehöften, Mühlen u. s. w.
das zwischen den Längenmaassen der Wagen Renardsche Wagenzüge den Grossverkehr ver>
und der Verbindungsstange bestehen muss, wenn mittein, ebenso wie sie auch die Verbindung
die Bewegung eine regelrechte sein soU, d.h. mit den Schienenwegen herstellea werden.
wenn die Anhängcwageii dem Wege des ersten Dab« hat der RoHardidie Wagenzug eme
Wagens genau folgen sollen. unbegrenzte Anpastungsfalugkeit und Verwend-
£r ^dhierfür die einfache Beziehung barkeit.
«*+**=f», worin a den Abstand der Vorder- Die Zahl der Anhängewagen kann dem Be-
aclise eines Wagens von seiner Hinterachse be- dürfnisse entsj>rechen<l jederzeit und an jeder
deutet, i dieLänge der reclitwinklig und fest in der beliebigen SteQc geändert werden. Wagen
Mitte der Vofderadise befestigten Verbinduog»- können abgehiogt und mm Beladen etc. irgendwo
stangc, gemessen von der Milte der Vorderachse :
bereitge.stellt werden, um bei der Rückkehr des
bis zum Anschlufi&puakte der Stange an den ! Zuges wieder angekuppelt und mitgenommen zu
vodieiigeheiMlen Wagea, iiad « döt Abstand i werden. Dabei besteht der grosse Vortheil,
Anschtusspunktcs von der Mitte der Hinter-
die-^es das.s die Wagen, wie jedes andere I*"i:hrwprk,
achse des fragljüien Wagens angiebt (s. Abb. 29). in Stallungen, Renii.sen untergebracht werden
Es liast sich leicht beweisen, dass, wenn diese können, während bei den Schienenbahnen die
Bedingung erfüllt ist, jeder nachfolgende Wagen auf Schienen laufenden I'ahrxeuge auf den
genau m der Curve da vorhergeliendcn sich Schienen verbleiben müsüeu.
bewegt. Allerdings gilt dies, streng genommen, Bei starki -en Steigungen kann der Wagenzug
nur für Kreiiicurven; da jedoch die Bewegungen in mehrere Partien getheilt werden, die nach
in den allermeisten Fällen in Kreiscurven er- einander den Berg hinautgezogen werden,
folgen und fiKner die beim Fahren anderer um dann, wieder vereinigt, ak ein Zug weiter-
CurveO «TO letsten Anhängewagen beobachtete zufahren. Bei Transporten in Colouien, bei
Abweichung von der genauen Bahn im un- Truppentransporten im Kri^ und bei Manövern,

u^ai^cq_b'^ Google
M 782. Dn EMPffMDUCBSBIT DIR NACBT8CHIIBnttL«QB OIGIN LiCBtSnAflUM.

kurz für alle uiöglichen Verhältnisse und Be- Lücke der physiolo|^'ischcn Forsrhiuiy hat, wie
dürfnisse ist der Reoar dache Wageozug zu die Comptes nndus berichten, neuerdings Joseph
Tcrwenden und am Platze. Perraud aosgefoUt
Dabei gestaltet or, weil er an keine Con- Unser Gewährsmann experimentirte mit dem
cesäoD geboodeD ist und oamentlicb weil er keine Traubenwickler (Conchylis ambigutlla), dem Apfel-
beaood«ne WegeanUife für sich verlaiigt, loiidem wicUer fCarp«tapstt ponwntüa) und anderen. Die
die schon vorhandenen öffentlichen Strassen be- Thiere wurden in ein dunkles Zimmer gesperrt,
nutzt. Jedermann die Anschaffung und Benutzung. in dem ein Spectralband entworfen wurde. Es
Fabriken & B., die abseits om
Babonetz Hegen zeigte sich hierbei, dass die meisten Schmetter'*
und heute für den Transport ihrer Wnaren auf linf^e auf den Farben Gelb, Grün und Orange
Fuhrwerk und Spediteur angewiesen sind, werden sich einfanden; auf rothcm Gnmde hatte sich
sich fiir verhältoisamäaaig feringe Kotten ihren eine mittlere Aniahl niedergesetzt, nährend Blau
eigenen Wnj^'enziig anschaffen und sich dadurch und in noch höherem Maassc Violett eine nur
vom Spediteur und allem Anderen unabhängig sehr geringe Anziehungskraft entfaltet hatten.
madien. In der Zwischenzeit, wenn der Wagenzug Nunmehr wurden die Spectralfarben durdi
nicht gebraucht %vird, würde man den Kraft- ebensoviele bunte Lampen ersetzt xmd gleich-
wagen als gewühaliches Automobil zu Ver- zeitig eine Lichtquelle mit rem weissem Lichte
gnSgunga- und Eiuzclfahrtcn benutzen können. aufgestellt. An jeder Lampe befand sich eine
Kurr, di.-r K eiiai <ls»'hf- ^^a[^en7:up; stellt ?"angvorrichtung, so dass die Anzahl der von
sich als eine sehr biauclibare und vortheilhafle der betreffenden Farbe angelockten Insecien
Erfindung dar und dürfte voraussicAitlich bald leicht und sicher fesigestellt werden kODttte. Da«
die viel-eitif;sie Vorwciidiing finden. Fr^'ebnis5 p^estaltete ^ich fiftigf ndrrmaaWfn Et
Erwähnt sei nuch, dass der erste bei der stellten sicii ciu au der
Rcnardschen Anordnung venveiult ti- Gedanke, wdnen Lampe. . . . 33.3 Prooenu
nämlich, den Kraftwagen als ortsbewegliche Kraft- gelben 21.3 „
station auszubilden und die einzelnen Wagen als grünen „ .... 13,8 „
Automobile, von dieser Kraft-
die ihre Kraft orangeneo |. .... 13,0 „
station bekommen, auch sehr wohl bei den foüicn „ ....1],^ I,

heutigen elektrischen Bahnen Anwendung würde Uauai .... 4,9 „


finden können, und zweifelsohne vielfach mit
violetten „ .... 2,2 „

VortbeiL Für die regelrechte looehaltung der Ganz ähnlich fielen die Versuche aus, die
Bahn sorgt hierbei das Gleis, so dass iriso der im Freien orgenotnmen wurden.
zweite Gedanke der Renard sehen Erfindung in Es geht aus diesen Experimenten zunächst mit
diesem Falle nicht zur Verwendung käme, [«jsal Sicherheit hervor, dass die Nachtschmetterlinge die
verschiedenen Strahlen des Spectmn» wahrnehmen
und da.ss sie davon in verschiedener Weise
beeioflusst werden. Das weisse Licht übte dabei
die stärkste Anzidiungskraft aus.
Die BmpjilDcUiohkeit der Naohtsohmettoclinge
Man könnte nun nuinm, dass eine Ver-
gflgOD LfebtMtanthlen.
stärkung der Lichtquelle an den Fauglampeu die
Wie jedem Scbroetteriingssammter bekannt Anzahl der gefangenen Insecien erheblich Ter>
i-^t, übt das Licht auf die meisten NacfataGfametler- mehren tnüs.'^e Dem ist aber nicht so. Vielmehr
lingc eine starke Anziehung aus. Sind doch hat sich herausgestellt, dass diffuses Licht,
beispietsweise die mächtigen elektrischenBogen- wie man es durch Anbrbgen eines Cylinders
lampen eine wahn- Finidstätte für .ilImliM son.st erhält, i im- grössere Lockkraft besitzt als grelles.
nur schwer zu crhaltendeü Nachtgesandel aus Dies lehrt ein Blick auf die nachstehende Tabelle:
dem Insectenvolke. Gelegentlich hat man der-
artige Licliiquellen auch schon zur Vertilgung Zahl der gefangenen
von Schädliugeu mit herangezogen, so bei den SchmettCTliDge
Liien»itiU
I
letzten Nonnenplagen. Aber so bdcaattt die der UchtqueUe
1 I.Am|ien Lampen
Erscheinung i>t, bis auf den heutiijrn Tai: hatte mit Cylinder ohne Cylinder
1

noch Miemand »>y>temaU8cb die Itrophndiichkeit


der SchmeiterlinMe g^es Lichtstrahlen unter- !
5*9 4"
sucht h^inc dernrti^'c 'ntersuchung ist aber
1
39*
kemcswegs. übeifiii-sig. Es ist a priori keines- 7 ! 54S 409
wegs klar, dass die genannten Insecten dieselben Fs erklärt sich dieses unerwartete Ergeboiss
Str.tliKii, die wir sehen, ebenfalls w.ihrzunehmen wohl dadurch, da.ss der Flug dt r Schmetterlinge
im Staude sind; und ebensowenig ist die Mög- nur kurz ist und dass ihr .Vuf^n 2um Sehen atif
lichkeit au.-geschlossen, dass die Thiere Strahlen grössere Entfernungen nicht eingerichtet ist Von
sehen, die für unser Auge unsichtbar sind. Diese £influs8 ist auch die Höhe, in sich die d^

Digitizod by C«.
30 Pkometheus. .M 782.

Kanglampen über dem Erdboden befinden. Sic abgelassen worden ist) Reagirfähigkcit auf
werden am zweckmäxsigsteji so placirt, das» sie menschlidies Eiweiss eflaagt hatte. Es ze^te
m der von den Schmetterlmgen bevonnigteo sich, dass die Reaction audi noch nnt diesem
Flugzone gelegen sind. Bei dem Trauben- alten MensclKümatcrial rintriit, und diese Thal-
wickler liegt diese Zone etwa 40 30 cm über — sache zeigt einerseits die Unverwüstlichkeit des
dem &dbodeii> bei dem Apfelwickler in der Stoffes, der die Reaction giebt, anderefseita, hi
H5he der BatmikroiieD. w. Sch. (uu) wie vorzüglicher Weise die alten Aegypter ihre
Leichen zu conserviren verstanden haben.

Biologische Untersuchung von Mamiou.

Das Aibeitsfeld der jun^'rn luiinuiiitätslehre


RUNDSCHAU.
gevvälirl mit ihren neuen Mediodcu iimner viel-
seitigere AnveaduBgsgebiete. Es wird noch in Der Herau»t;cl>er de* l'ntmethfUi ist nur ein Mensch

der Krinoening sein, daas vor kurzer Zeit ein iiiul bedarf «Is solcher ««Ibitveruiodtich einer geicgeot-

preussischer Mintsterialerlass die biologische Blui-


liehen Erholiu^. Wem er zum Zwecke deisetben hin«»
zieht in die wehe Welt, so Ikst er die Redactlea ia den
imtersuchungsmcthode in die gerichtliche Modicin
ILnnden bewahrter Verlreter, welche wohl wtaseit, was
eingeführt hat, worüber im Pmnetkeus (XV. Jahrg., unsicror Zeitschrift tromrut.
S. 220 1) beriditet worden ist Diese Methode I

Desto schmerzlicher ist es für den unterzeichneten


beruht auf iler im |;ihre 1898 von Tschislo vitsch Herausgeber, wenn er. wie es ihm vor wenigen Tagen
trnd Borde t entdeckten Thatsacbe, das«, wenn passirte. bei feiner Hciroicehr Ztndiriflen vortindet, wie
man einem Kanindieo die Blutflüssigkeit eines die folgende:
anderen iliierLs wiederholt unli r Haut sprit/.l, I >

das Blutserum des Versucbskauincheu» die Fällig- Ai* i>i.ljkl«Mtt liilf» J'i\'mi:!iirti • luilc ith CS
für meine Pfliclu, gegen Arlik-1, wie die Rundschau
keit gewinnt, mit dem Blute der sur Injection
in Nr. 7)io, <u protesiiren. Mir ist etwa» ao" (folgt
bcrmlzten Thicrart, und zwar nur ir.it diraem, in
ein uBparlsmentariidMS Epitheum) „wie dieser Anbntx
einem Reagcnzglase zusammengemischt, einen nur selten vorgekommen" etc. etc.
Kiederscbiag zu enseugen. Ich gestehe gern, beim Lesen dieses Briefes
da-ss idi
^)ie^'c Methode hnt nun oirip nri<:iiie!lc An- einen Schrcckrn lM; k:i-:i.
- Nr. 7H0 -
dns war ja die
wendung gefunden, über die lu der Mh^idtenfr ;
Nummer, von welcher mir weder die Corrcctur, noch die
Medicinischen Wochenschrift berichtet ist. ausgedruckte Auflage tHa jetxt SU Geiidit gekommcs war!
Es wat sil.on den Gerichtsärzlen bekannt Sollte ds wirkUch mm
aller Votsidhc etwas Uavcraat-

und gerade iür ihre Zwecke von grosser Be- wartliches sich eingetcUichen Inben? Da lagen di«
wihti Tui nii 'ner .Abwesenheit erschiene:; X'jiiim' in. Also
deutung, dass die eben kurz geschilderte Reaction ' ii

friscJi .1112! Werk, um feslxustellcn, wie gTuit& die begangene


nicht nur mit frischem Menschenblut eintritt,
Thorheit war, und tHB die Grösse des Mantels der cfarist-
sondern auch mit alten, an Wasche. Holz, Metall
lieben Liebe su emcaaen, den in Vcrwendans zu biiog^
11. S. w. eingetrockneten Blutspureu; man hatte
ich sMiae empfirtm Leser woM wOnle bitten mflaaen.
nur nöthig, diese Blutspuren in Wasser zu lösen. Hier w.ir da! Corpus detklt ein flott —
Es war femer bekannt, dass die Reaction nicht schriebcner Artikel unscics fleiss'gen Mitarbeiters, Hemi
nur mit menschlichem Blut eintritt, sondern Dr. Schocnichen, über Vortügc des Automobil-die
auch mit jedem anderen vom Menseben her- sportc*, so eine Art faraphrue des schönen Liedes „Das

stammenden Eiweiss, z.B. mit dem Extract aus Wandern ist des Malten Lost", dac UebessetsuBg das-
Muskeln, aus don Wcichlheilen des Kncrhrn selben ins Modern -Benzinmotodacfae. Ich las und las,
und als ich fertig w.nr, beschlich mich ein nefOhl de«
markes, ja, die Methode ist sogar angewandt
Uedauer^'s
worden, um alte Knocbenstucke, deren Herkunft
Aber nicht etwa darQl>cr, da^s mein Vertreter während
man aus d. i ."usseren Form nti ht mehr sicher
meiner Abwesenheit einen so (folgt der oben gedaicfale
erkennen koiuitc, zu idcntificiren, wobei freilich unparlamenbiriBcbe Ansdnidt) Anfiaiz aaEBenonmwn hatta,
VorMMsetairag ist, dass überhaupt noch Reste sondern aber etwas gani Anderen! Das war ja das Thema,
des Knochenmarkes vorhanden sind. über welches ich mir vorgenommen hatte, die erste Kund,
Diese Versuche sind nun auch mit drei all- iduiu nach meiner Heimkehr zu schreiben! Dieses f.-knio»c

ägyptischen Mumien ausgeführt wordeo, ron Thenu, welches ich mir in mancher behaglichen Stunde
denen die älteste aus der Zeit des ersten Kaiser- draussm in Wald und Feld so hObech awigemalt und an»
reiches stammt, also gegen 5000 Jahre alt ist. I
gcsuliet hatte, das hatte mir nun dieser gute Dr. so &
iccht vor der N.ise wex;i«'s<:hnaiii>t l'nd ich hattS SSCiaan
l£s wurde eine Lösung aus dem mumilicirtcn !

I.o^cin so viel dariilitr iw sagc:i gch.ibt!


Muskelfleisch hergestellt und die Lösung mit dem I

Das VÄTi« alKT kann ich vcrrathcn mein Panegjrikus


j

Blutserum eines Kaninchens behandelt, das durch i


juf <kn .\titr>m<>bils|iart wäre noch vi«l b^ctstmer aus-
vorherige Injectioncn von men.schlicliem Eiwci.ss gefallen, .-iK derjenige des Herm Dr. Scbt>«n leiten,
j

(als solches verwendet man z. B. die Flüssigkeit, j


Verrouthlich hfitte dann der „dankbare Leser des
die emem an Wassersucht leidenden Menschen j Pnmethmaf* es für „seine Pflicht gehalten", mir selbst

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BlObOGlSCIll UMTUkSDCHDMO VON MoiflBM. — RlMDSCB&V. 3>

cincD noch viel unpuUmentiriideKB Ausdruck an den 1 Also eine Bekehrung in oplima forma. Aus dem
Kopf zu werfen, als er ihn in dem oben dtirten Briefe I
Saulus wird ein Paulus. Dieser Pr(x«ss vollzieht sich
für Herrn Dr. Schee niclu-n in I<rjicits<;h;>ft h.üie. taj;l..;^lich m Dutzenden von Fiillcr.. .\l.ir. mi«]iiiit su:)i,

Du Sdudstl, nie mit Glcicbmuth kühl beurtbcilt, man raisonnirl, man schimpft. Ins eines schönen Tages ein
ton dem «tet* nur entweder hoch gepriesen oder mit Maat gnter Freund Einca fteundlidi dnMdt, In seinem Anta
und Veraditung veraiig|lim|]ft lu werden, thdik 4n Auto- Platz zu nehmen. Uas nnwmelt, daas man sich „eigent-
mobil mit vielen grcasen Errungensdufteti der MetMchheii, lich" geschworen habe, ein aoldtes Hftllcnfahr/eug nie zu
und f.x^t iii( (Ktr:> mar. si lum aus diesem Umstände schliessen, bcmit/rn. und nur n.uhgebe, um drn l-:<:-nnd r-.aii'. zu
cLiss uns mi Automobtl ein unsere t.ebcnsvcrbältni»sc tief verletzten. Nach dci Abfahrt m.-icht man uodi eine tjuai-
beeinflussendes Neues verliehen worden iii und dass dos volle Viertelstunde banger Angst und phanLaslisclier Be-
iiBwiilkArUche Empfiiuleii die«« Thmtnche den Bc- füiehiuaeen durch und dann ist das Eis gebrodieii, —
nrtheUeni des neueo VehikeU di« kflble Rnbe raubt, dann bdaat es jubdnd: Anto-HdM
welche wir meist nur dann fiir ir^jr-nd riiu^:: i i-,;' nstand Man erzählt «ich, das« der vierrüderige Wagen, wie
übrig wenn uns derselbe im üiundc genommen
h.il»c!?. er heule in den verschicdcnalen Formen zur Personen-
gm nichts angeht
eit;' ntliili beförderung m Verwendung alebt, sur Zeit Heinrichs IV.
Mit den Automobilca aber sind wir schon 10 weit, zuerst in Aufnahme gekonaen id. Die tomi^benden
alleii Uinitloden etwas ansehen.
dutt sie uns unier Einige Kreise von Paria bemtcht^ten sich alsbald der neuen Er>
von uns sind schon mit ihnen gefahren, aber die Meisten findung, aber der König m\1>si, der >icli in so mancher
haben Gelegenheit gehabt, sich zu ärgern, wenn sie bei blutigen Schiacht auf seinem uei^^cn K^issc furchtlos in
bdaglichcn .Spiuiieigtagm plAizlicb durch ein heran- di\s Gctlnmel geworfen hatte, war lange Zeit
dichteste
«aaaendes Motorfafaneug «vschradu worden oder gar, nicht SU bewogen, in eine der modernen Caroisen ein-
nadtdem der enu Schredt fibcntaiMleB war, In die Staab» tnste^en. die er nicht nur fOr thOridit, Mudetn andi fdr
iir.A Diift'.tolkr ^eriethcn, welch« Solche Masch nien mit- im liVhiton Ctr:.<\v gcfJlhrüch hii-lt. T'ngcfähr d-is Gleiche
ur (1 : hliusi »ii-ii iiiriickbsscn. vnll/ielit sicii licutc mit ticti Motorfahrzeugen. Wei sie

Eine erlittene Unbill hinterUust naturgeinäss den Durst einmal kennen gelernt hat, der erkennt al»bald die unge-
nach Kacbe. Wäre ein Automobil wie ein bisaiger Kfitcr, heuren Vortheile, die aie bieten, die ung^hnten hKiiglicho
dem wir bei einem Angriff auf anaer* Waden noch Ein kdlen, die de «na eröffnen. Jubefnd aauat er in flmen
tiberhauen. ^1 «-.Irr damit die Sache prlc<!"t;(. M.it das durch die Welt: ahc .im Wegesrande steht die grosse
Schlimme iüL, diu^ di<^ neue satanische Lcfiudung uas an- Menge Derer, die dem Neuen misstraucn und es be-
tutet, anstaubt und anhaucht und dann noch obendrein kimpfen, weil es neu ist, gans g|ddi, ob aie ei bcnrtheilca
mit Windeseile, gteichsam hohntacbead in die Feme ver- kfinnen oder nicht.
schwindet. Bs bringt nni daa GefOliI unserer Ohnmadit Und dabei kBnnen wir aidit einmal ibaen den Vor»
so unangenehm deutlich zum Bewus&tsein, zwingt unü, Wurf machen, in cra»sem Vorurtheil befangen au adn.
hber unsere Rachegedanken zu brüten und sie zum I
Unter den grollenden Zuschauern giebt es nicht wenige,
dauernden ILiss ^russzu/icheu. In solchem Ha$.s jculinpii i.V'' su'h bcwu.isi sind, dc.-i V'ur.such zur l'uldut:^ iMr's
wir dann — im Geiste, im Woit oder gu, wenn wir ! eigenen Unheiles gemacht zu haben. Aber sie haben
ibrer mtahtlg lind, mit Stift und Pinsel boahafte — daa UngMck gdmbt, ihre Studien an schlechtem Material
Carlostnren des Fahrzeuges taSt adaen an Elephantiitsis I zti machen. Wie nicht Alles Gold ist, wu gttutt, iO
leidenden GummirAdcrn und seiner bebrillten und in Leder- I
ist aurh noch lange nicht Alles maossgebend fttr die Beur>
jacken Scliut/on gchü!hi:'n Iiw.is^c n. M.ui fr.i^t !i' Iinisch, thtikri^; dt: m'utu I'.-nir.^t iim" h.dt dc-s Automobües, w.is

was wobi die iilten Griechen gesagt b.ltten, wenn ihnen mit mehr oder weniger dicken tiummiradern puilcnd,
plötzlich ein solches glotzäugiges Scheusal begegnet wäre. fauchend und mai»lnd In den Strassen herumliiiift. Die
Allen Rapect vor den «bna CMedten — aber, ehrlich Auaarbdnug einer neoea Erfindtn« produdxt neben den
gesagt, ihr Urtlidl in diesem Fdle ist uns ganz gleich- immer ToHlcommener werdenden guten Erseugnbaen gleicb-
gültig! Mit demselben Rechte könnten wir fr;it,'Lii. w .i .»iti«; c weit grössere Afunhl \ >n Misjgcburtcn. Noch
iK.-

die Griechen zu einem in Pelze gehüllten Russen sagen I


cbc i-jstrebtc erreicht ist, macht sich schon die k.iuf-
d.i.'i

würden. Die Antwort auf diese Fnij,'c- ist ^nm klar; milnnische Speculation ans Werk und producirt bilUfe
Wenn ihnen bcaagler Ruaae an einem julitage auf der Waare, die nur dem Audteia nach daa iat, was sie an
Agora SU Athen begegnen wSrde, so würden sie Ihn mit aebi Torgiebi. Ei glebt Tansende von MotorfahRengen.
Recht iiusl.ith'jn, .ib'jr im J.mu.ir In A rth.irj^'-I>k w rircicn welchr r.d^ili construirt, sohniutjig, gefrihilich und un-
sie sich betriien, ihn uui die Adresse des nächsten Kürschner- betineni sind und deren Besitzer sie nur deshalb weiter
ladew n bitten. Das Zweckmikssige ist niemals lächerlich. benutzen, weil audl sie „moderne Menschen" sein wollen.
Aua demaeiben Gründe sind trou aller Caricaturen Aber es giebt auch wirklich gute Automobile und in
weder die Famen des Automobils selbst, noch die ffir ihnen haben ynx die ersten Repr9aentaalen dner Er-
den .Xiitiimobilsport .illmrih'i<:li sitli hcr-uisliiWi-nde Au»- rungcns.rli.ift d-r Mcch.iuik, die berufen ist, unser ganzes
riiiiuDg der Fahrenden lüclxTlich, dem» iieides ist den Leben ebcnsosiehr umzugestalten, wie es einst die Ein-
Bedürfnissen genau angepasst und in Material und Form führung der Dampfmaschine gethan hat. Sie werden
lediglidi durch das Streben nach ZweckmOasigkeit dictirt. mehr und mehr au dnem Verkehrsmittel höchster Be-
Wer da glaubt, daaa ei sdritner and dem hdleniadien denlnng ckh entwichein, de werden die dnidi die Eisen-
Ideal mehr entsprechend »;i:f in m .illoin!-n. ilufti^jm (i. .
, bahn verödeten I.andstr;iS8en wieder beleben, sie werden
wändera, mit gesalbten Liji.ki.:ii u;.d J<.ij..<'nr, r;i:.i<-n uui in verlassene und vergesieiie Winkel der lüde neues
ZMIgebauten Mutorfahr/eugen durch die Welt /.j 'bcn, l.ebcn tragen und sie haben Schon hf Utc, wie es die
der kann ca ja veisudien —
wir wollen sehen, ob nicht Rundschau des Herrn Dr. Schoenichen ausführt, uns
«dl «r den nlclistea ihn begegnenden ledergepanierlen, die Uflgli^kdt gegeben, die schöne Welt, in der wir
glntalpgjgen Automobilisten um die Adresse eines Aus- leben, in einer .Art und Weise in bclrachlcn dit- uns ,

•lattlHi§i|geachUtes für Jünger des Miitursporics ebenso früher unbekannt war. tJTii>N. Wiii, [.»«oJ
freundlich wie dringend ersucht. « *
3» PröMKIHEDS. — BOCHBRSCHAO. M 781.
Rian in Beton.
EineidtfaiHiitaiiebineEfBemdniftdc»
Btti»« IM «• belnatitlicllt daan «r kicbt Hawrine wd BOCHBRSCHAU.
feine Sprünge bekommt, und dir-^cr t'chebtand ist um so
unaogenetuneT, als die Vcntuchc, derartige Risse zu
tCiMitWWI t durchaus erfolg lieben. Durch Zufall l<

vwde BUH «is «ebr einfadie» Minel getaadcD. nldie Beiträge anr Physik der freien Atmatphäre, Zeitachtflt
RisK and SprUng* im Beton ni schlienen und d» Ein- far die wissenschaftliche Erforschung der höheren Luft*
dringcn von Wasser absolut zu verhüten. Dieses Mittel schichten. Im /'.;s,ininienh.inf^e mit den Veröffent-
besteht im Begiessen de» rissigen Betons mit RohAl. Da» lichungen (ici Inteiiiatinnalcn Kommisston für wissen-
/itr[:lich ijickfKkMige Oel dringt in .In i<i«»c ein und schaftliche Luftschiffahrt herausgegeben von R. Asa>
bildet in ihnen eine Art Kitt, der die Ki»se voU- mnnn (Berlin) und H. Hergeselt (Strsssbuig). Erster
J

koaunen KhlksM uod jedes EindringCB von Waiser oder | Bsnd, Heft. 4*. (S4 5.) Stmsbwjb Kari J. Trflbner.
I.
IhilldwB PMMii^lcn durchaus verhindert Man beK^esst !
P;<Ms d,'s T^,indes (etwa 30 Druckbogen) 1$ M.. den
hterbet den Beton so hnge, wie dt> Oel noch eincegocen t^iucUteii He^les 4 M.
wird. Ausser der 'Tw .hnten Wirkung hat di« Behand- Askinson, Dr. ehem. George William, Parfümerie-
lung der Betunflächen mit Oel noch die Vcirtbeile, dasss
fabrikant. Die fiarfümerie • J-'a^itoMn. Vollstbidign
die das Auge blendende weisse F.irbe in einen angenehmen
Anleitung snr Oaistcllung aller TSadientach-FufUnis,
brihmUclieii Ton abeigehti lowie dau die Wftnnerück- Ricchsalze, Rioi h'.i.ils\ r , Riiui In t » i tlx , jillrt Millcl
UnUnag der BetonQldie akht unbedeutend vciriojjert zur Pflege der iliiii, di-» Mmuka uiul der üujie, der
wird. FaiTC KauLL, Psrit. [9^62] Schminken, Haarfärbemittel und aller in der Toilette-
knnst verwendeten Fiipnrete, nebst einer ausfübrlichea

• Beschieibang der Riechstoffe, deren Wesen, FMfung
und Gewinnung im Grossen. Auf Grundlage eigener
Blattgam. Dan andi Mincnt Erfindnr Blnn „BlmgM'* Erfahrungen von'iffentlicht. Mit 35 Abbildungen. Fünfte,
Ipnnnnte flüjisigc Leuchtgas wird tos der Blauga&fabrik sehr vermehrte und veibesscrtc AufLige. (Chemisch-
A(! 5 1. ^ Inhaber RicdingcrltBlan) in Gßggingen bei
11 ! 1
tecbniscbe Bibliothek. Bwd S*. (XV!. 376 S.)
4.)
Autj'-Uiir^; :ius i
ilI^a^ unter Anwendung eines eigenartigen
Wien. A. Hartleben's Verl^. Preis 4.50 M.« geb.
Veidichtungsvcriiihrcsi.s und in den bekannten
lir-r^ir-stcllt
5.30 M. ,
Stahlflaschcn und verdichtete Gase auf
für Kohlensäure
Schuberth, H. Das Aetzen der ifetalU fitr htiuU
den Markt gcbracbt. £• iol( einen Enats Ittr Leuchtgas an f^ru'rrb/iifif Z'i Nl'^( eirnT /iis.iiiiini'n^k'llutig
den Orten bieten, die keine Lewchtgawmitalt bcritaen und der wichtigsten \'i.'il,(»in.ti .-.ut \'i-rs.thi:iiu.'>ii)j; gciil*ter
auch wi riif solche nicht würde il-;.)
;i: ^;iMhI;>.s' n sind,
Gegenstände. Nach eigenen Erfahrurgcn unter Be-
besondct» üu l-mdgülcr (xiei von najiseren Orten eiiütrnt
nutzung der liesteu Hilfsmittel beartwitet. Mit 30 Ab-
liegende I^ndhüuser in Betracht kommen. Die Suhl-
bildungen. Zweit* Anfing*. (Chemisch - technische
fliKhe Uitt sidi unter Zwiscfaemcluütang eines Drock- Bibliothek. Band 162.1 8». (VI, 3M S.| Ebenda.
i^en leicht an die Rohrlntniif des Hanies anscblieasen Preis 3.25 ^f., geb. 4,0; M.
sie kann lo grasa gewählt weiden, dass sie mehnre
Schweizer, Viktor. Die DrsliUalion der I/arse,
Wochen Mr den Bedarf eine« Hauses ausreicht.
die Rcsinatlacke, Kesinsifsrben, die KohJelarben nnd
Das Gas besitzt ein specifische» (n uiilit ^ m 0.51,
Falben fttr Schmbmsschlnen. Eine Snislelhdig der
soll weniger explosiv als Acetylen sein unii beim Ein-
rationellen Oesiilbtion des Hsrses und der ans Harn
othmcn nicht so gift^ wlllua, wie Steinkohlcnicuchtgas.
gewinnluren Produkte, als: der Itarzöle, Resinate,
I kg Bkngas soll etwn i,2o Mark und eine Gitthticfat-
Harzlacke, ll.irz- und Lüsterfatben, di.r rtr.ur^ aller
fbniiin «m 40—50 NonnalketseB Lnidlknft die Stande Arten von Kohlcf.irbcn und Drucküibcn, der litho-
nmd 3 Pfennig koaten. Cmi4 graphischen Tinten und Kreiden sowie der Farben
von Scbreibmsscbinent KopierUltter und SlwnpigUen.
• Mit 68 Abbildungen. iCbemisdi-tednnscbe Kbliodick.
B;tnd 281.1 8 ». (Vlll. 3»4 Ebenda. PkeiseU.,
Cnnnl nwincben der OMnne und dem Wdnen hiccre.
geb. 0,80 .\l
Bei Gelegenheit der Besprechung
Planes der Her- des
stellung eines für Seeschiffe passirkiren Canals wn der
Lenobel. S., Chemiker. Anleihing Mur rauhen PnU
fu»g mehliger Lebent^ und GenmumitM tarn G«-
Ostsee (Kinnischer Meerbusen: ,-um I. Liii '.i
i-Sr t in: XTI.Jahr-
^
branche fflr SanilAts- nnd Marktorgane. 8*. (IV,
gang, S. 6-1 des Prometheus wurde üereit« darauf
im Aiwchluss an die>en Plan eine
.

29 S.) Kbcnd.i. Picl- 1 . i.i; M


hit^iewiesen , dass
Weitceffdinaig des Waaiennxes dnich den Swir nnd den
j

Kösters, Dr. Wiiiielm. Z'V» Oummtänuk, Mit


bestehenden Onega^Canal zum Onega-See nnd von
einem Titelbild. S und 22 Figuna.
Bildortnfeln
bereits
diesem zum Weissen Meer in Aussicht gcnomrn 11 uutfie. (Encyklopftdie der Pboti«ni|iUe. Heft S*. (Vin,

Inzwischen ist dutch Uiitcisuchungcn festgestellt wurüen,


loB S.) Halle a. S., Wflhebn Knapp. Preis 3 M.
dass auf der 2_>4 km langen Strecke zwischen Powjener Beckenhaupt, C. Die l'rkrnft im Kaiitum und die
am Ende des hier in eine Bncbt audanfendcn
nördlichen Suhtbarkeit der Krajtmitände. gr. 8°. (39 S.)
Onega^Sees mA dem Welisen Meere betm Ort* Sorask Heidelberg, Oul Wintert Unlvctaitnsbnchhaadlni^
Bch^n ein etwi i", 7 km langer, fiir die Binnenschiffahrt PreU ! M.
brauchbarer \\'.Lasurweg vorhanden ist; es bleibt deshalb Fraas, Prof. Dr. E. Die Tn'aswit in .KehTtnieM.
nur noch eine Canalstrecke von etwa Q- km Unge durch Ein Blick in die Urgcschitlit' .111 d-r iLind \'ia

Vertiefiuig nnd bchleusenbauten hersusteUen. Die Waaser- K. Blezingcrs geolagisdicT Pyramide. 8". (40 S. m.
nur nnf 2*/, n> gebracht vetdea; die Bnnkonten
tiefe soll (> Abbildgn. u. I Tafel.) Rnvcnsbrng, Otto Mater.
ilad auf 7900000 Rubel verangchbgt. Preis t.so M.

Digitized by Go(
ILLUSTRIUTE WOCHENSCHUIFT ÜBER DIE FORTSCHRITTE
IN GEWERBE, INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT,
Durrb all« Bachband-
langen oimI Pouaiutalteii Dr. OTTO N. WITT. Pich TiertclJUirikh
4 Maik.

Verlag von Rudolf Mückenberger, Berlin,


ÜörnbervstrUM! 7.

Mar lididniek lu im liluH twtr Ziittchrift itt (irtitti. Jahri^. XVI. 3. 1 904.

Das Brandunglück, das am 7., 8. und 9. Fe-


Feuersichere Gebäade.
bruar 1904 Baltimore heimsuchte und besonders
Voa CinluiKCnicui FbiT2 Kbull, Pirii.
das Geschäftsviertel verwüstete, hat nun über
Die Brandkataslrophen der letzten Jahrzehnte den Werth und die Zuverlässigkeit dieser so-
haben bekanntlich gezeigt, dass die für Lager- genannten feuersicheren Bauten Aufschlüsse ge-
häuser, Fabrikgebäude, Geschäftshäuser u. dcrgl. geben, wie sie in dem Umfange und der Viel-
im übrigen so sehr vortheiihaften Eisenconstruc- seitigkeit bisher noch nie gewonnen werden
tionen gegenüber den Wirkungen des Feuers konnten. Unter den etwa 2000 zerstörten Ge-
den früher« n Constructionen in Holz weit nach- bäuden war eine grosse Anzahl in Eisen aus-
stehen. Der directen Einwirkung der Hitze und geführter Geschäftshäuser. Ueber ihr Verhalten
Flamme ausgesetzt, verliert das Eisen nicht nur bei und ihren Zustand nach dem Brande macht
seine Eigenschaften, die es für Bauconstructionen A. Chausse, Ingenieur und Bauinspector in
so werthvoll machen, sondern wirkt auch noch Montreal, in der canadischen Zeitung Patrie sehr
infolge seiner Ausdehnung zerstörend auf die werthvolle Angaben.
mit ihm in Verbindung stehenden, gegen Feuer Ganz besonders richtete er sein Augenmerk
widerslandsfaliigen Constructionen, wie Mauern auf die hohen Geschäftshäuser, die sogenannten
u. dergl. „Wolkenkratzer", da gerade diese in Eisen con-
Dajedoch die Vortheile der Eisenconstruc- struirt sind und feuersicher sein sollen. Da hat
tionen gegenüber den Constructionen in Holz sich nun gezeigt, dass im grossen Ganzen die
ganz bedeutende sind, so ist es ganz natürlich, Eisenconslruction, wenn sie mit Terracottaplatten
dass man sie immer wieder und immer mehr von genügender Stärke und in richtiger, zweck-
anwendet und dass man den Gefahren der Feuer- mässiger Weise bekleidet war, die Feuerprobe
wirkung dadurch zu begegnen sucht, dass man bestanden hat. Wenn auch die Gebäude im
das Eisen mit einem Material umkleidet, welches Innern oft vollständig ausgebrannt sind, so steht
der Einwirkung des Feuers widersteht, dass man doch das Eisengerippe der Construction in vielen
das Eisen „armirt". Fällen fast unbeschädigt da.
Dieses Umkleidungsmaterial besteht nun So das Gebäude des „Continental Trust" mit
hauptsächlich in Beton oder in Thonplatten seinen 6 Etagen
1 der höchste und neueste
,

(lerracotta). „Wolkenkratzer" von Baltimore. Trotz der un-

19. Oclobar 1904.

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34 PkOOlKtHKUS. M 783-

geheuren Hiirc, die es aiiszuhalten hatte und I lichtem versehen waren, die in keinerlei Weise
die CS im hinein vullst<uidig ausbronute, ist das geschützt waren und, leicht zerstört, dem Ein-
Gebäude sehr gut erhalten ittld erfordert nur dringetj des Feuers vom Dache her keinen
Terhältnissmässig geringe Reparaturen. Widerstand entgegensetzten,
Das „Maryland Trust Building" bietet ein Einen anderen Weg, uugeluuder; m das innere
interessantes Beispiel für die Widerstuidsfahig- der feuersicher gebauten Häuser zu gdangeo,
keit der Materialien. Die Fa^aden seiner drei fanden die Flammen in den vielen und grossen
unteren Etagen sind in Kalksteb aufsgefuhrt, die Fenstern der Geschäftshäuser, deren Glas barst
der oberen in verzierter Tcrracotta; die Wände und schmolz. Die eisernen Kollläden haben sich
und Fussböden »ind in mit Terracotta gut um- als wcrthlos erwiesen, indem das Eisenblech
kleideter Stabicotutructton hergestellt Wihrend durch die tmgdienre Hitze —
die im Innern der
der Kalkstein und die TcrracoUa der
verzierte Gebäude befindlichen Rronzegegcnstände sind
Fanden ziemlich stark beschädigt wurden, sind
I

I
geschmolzen! —
vollständig zerstört wurde. Da-
die in glatter Terracotta atisgdöhrten Wände gegen hat sich armirtes Glas (Drahtglas) ganz
und Fussbüiirn in rlurchaus gutem Zustande. Mn/ü^dich bewährt. Zwar ist auch dieses durch
Das beste Muster lioher Geschäftshäuser, die llitise in tausend Splitter zersprungen und
das Gebende „Calrert" an der Ecke der Straacen angeschmolzen; die SpUtter bdiielten jedodh
Iji Fayettf und Saint F'aul. hat sr-ine Mauern im du:i h das l">rahtgewebe ihren Zusammenhalt. Ein
besten Zustande be wahrt. Die beiden unteren inmitten des Brandherdes gelegenes und der
Etagen sind in omamentirten Kalksteinen aus- Wirkung des Feuers aufs schärbte ausgesetat
geführt, die Fa., allen der übrigen Klagen in gewesrnr^ zweistöckiges Gebäude in correct aus-
verzierter Terrae o'.ta. Die mit Icrracotta um- Hl lütiiter fcucibidierer Fjsenconstruction, dessen

kleidete Stahlconstruction des Gebäudes hat Fenster mit Drahtglas versehen waren, wurde
keinerleiSchaden gelitten; die Terracotta -Fuss- durch seine inlact gebliebenen Fenster vor der
bödeo und die Wände aus demselben Material Zerstörung iui Iiincm bewahrt und ist aussen
aiod durchgehends in gutem Zustande. «rie innen diuchans unbeschädigt geblieben.
„Equitable", in feuersicherer Stahlcoustnictioni Als ganz besonders gefahrlich haben sich
das älteste Gebäude dieser Art, bot aussen ein die hohen Geschäftshäuser erwiesen, die geradezu
besseres Aussehen als die übrigen Gebäude, hat wie Schornsteine wirkten und die Flammen zu
aber im Innern infolge der mangelbaften Cod- j
rasender Heftigkeit entfachten. Vielfach wurde
struction sdnerFmsbÖden argen Schaden gelitten. I
beobachtet, dass die Flammen von den oberen
Das Gebäude di-r ..roininereial and Farmer '
Htagen eines denirtit;en hohen Gebäudes auf die
National Bank", ein Gebäude von drei Etagen, oberen Etagen eines anderen Wolkeakratzers
ist m seinen beiden oberen Etagen, <äe nidit
I
Sbersprangen und diese Gebäude mit rasender
feuersicher ausgeführt waren, voltkommen /.er- '
Schnellifrkeit zerstört wurden, w.ährend nebenan
stört, während die untere, von der Bank ein- liegende Gebäude, die nur einige Stockwerke
genommene und feuenicher hergestellte Etage hatten, vid langsamer niederbrannten, ja sogar
keinerlei ResehädijTung erlitten hat. verschont blieben. Sind doi h auch bei uns die
Bei dem iiebäude des „Union Trust" ist der I reppenhäuscr, Lichtschächte und ähnliche tic-
KaUstehi der Faqtde vollständig geborsten, die bäudetheile bei unseren doch in massigen Höben
gn.sseisr-meii Säulen der l'onster und FaraJen sind und bescheidener Ftagenzahl sich haltenden
stark beschädigt, die ciseineu Ireppeii vcibogen liau.scru als bt-.sondcrs gefährlich für die Eut-
und rasammengestürzt; dagegen ist die mit fachung und Uebertragung des Feuers bdnant
Terracotta tjut umkleidete Eisenconstruction des und gefürchtet!
Gebäudei> in gutem Zustande, ebenso die in Die Lehren, die die Feuersbrunst von Balti-
Terracotta ausgeführten Innenwände. Zu be- more für die Construction feuersicherer Bauten
merken ist hierbei noch, dass das Gebäude des geliefert bat, sind hauptsachlich folgende:
„Union Trust" inebr als die übrigen der ver- 1. Constructionen in Eisen und Stahl wider-
heerenden Wirkung des I'euers ausgesetzt war stehen der l'.inwirkung des Feuers zur Genüge
und ausserdem noch die Wirkung einer Dyaamit- tmd köoneo als feuersicher angesehen werden,
sprengung auszuhahen hatte, durch die ein be- wenn sie mit glatten Terraoottaplatten von ge-
nachbartes Gebäude zerstört wurde. nügender Stärke bekleidet sind.
Die meisten der grosstentheils von Bankge- z. Die Fussbödea und Zwischenwände der Ge-
schäften innegehabten fSBuersicher gebauten Ge- bäude sind ebenfalls in Terracotta auazuführen.
schäftshäuser von nur wenigen Flamen weisen fast ?. llie Construction des I'enstergerippes ist
unbeschädigte Aussenwände auf, während ihr so durchzuführen, dass grosse Scheiben ver-
Inneres ausgebrannt ist, selbst in den Fällen, mieden werden «nd die nöthige und gewünsdite
wo die Fussböden in richtiger Weise h r^Tstellt '
Helligkeit statt durch wenige grosse, durch eine
waren. Der Grund dieser Erscheinung ist der, I grössere Anzahl tbuulichsl kleiner Scheiben er;
daas diese Gebäude meistens mit grossen Ober- 1 reicht wird.

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M 7B3. FromaiCHiM GnÄDOt» — RoemöL. 35

4- Die Fcoater aind mit Dnüitg^ n ver- sammeln. Ihr zu I'hren wurde das so entdeckte
sehen. Oel lange nachher Partum Jebän Ghir genannt
5. Die Oberlichter aind ebeolUb mit mög- Wenn der Wanderer «if der einzigen für
lichst kleinen Scheiben zu construircn und mit Wagen passirbaren Balkanstrasse, dem im russisch-
Drahtglas zu verglasen. Ausserdem nxüssen türkischen Balkankriege (1877/78) vielgenannten
sie noch m
geeigneter Weise gegen herab- Schipka- Passe, südlich hemiedersteigt, so breitet
fallende schwerere ripgpnstände geschützt sein; sich vor ihm das Thal von Kazanlyk aus, jene
einen gewissen Schutz ^<^^,'^a (1^^ Durch- vuu der Natur so reich gesegneten Gctilde, in
•chlageniperden bietet schon da^ auch gegen welchen des bulgarische Rosenöl gewonnen wird.
Stoss etc. sehr witlerstandsfähige Drahtglas. Es i?t sowohl die hcllrothe, wie die weisse
6. Die Tcrracoltavtrldeidung soll glalt sein. nicht sehr volle Hosa moschata, welche in Bulgarien
I

Die verzierte Tcrracotta ist nidit so widerstands- cultivirt und zur KjMenölberetttmg verwendet
fähig und wird mehr oder weniger rasch be- vrird. Die Rosencultur Ostrumeliens erstreckt
schädigt, so dass sie für die durch sie zu sich über mehr als 140 Ortschaften, welche in
schützenden Tbeile keine geaügeiule SidierliMt einem Umkreise von fünf bis sechs Tagereisen
mehr bietet zerstreut liegen, dessen Centnun Kazanlyk ist,
Fa9aden von Kalkstein , Granit. Sand-
7. neben dem aber auch nodi andere Hauptorte
stein und ähnlichem Material widerstehen der von Productionsbezirken zu nennen sind, in denen
Emwirknng Feuers gut, wenn sie giau ge- sich ebenfalls Prifecturen bezw. Unterpräfecturen
halten sind. Omamenttrte Faqtden in diesen befinden, so besonders Kariowa, Tschh-pan, Stare-
Materialien werden beschädigt Zagora (Eski-Zaghra) und andere mehr. Aber
8. Verkleidungen von Gips sind voitkonunen das herrliche Ihalbecken von Kazanlyk liefert
werthlo«. dod) weitaus das meiste und auch wohl das
Die hohen rieschäftshiiuser sind bei aus-
9. beste Rosenöl unter allen die.se kostbare Essenz
brechenden Feuersbrünsteu eine grosse Gefahr. erzeugenden Districten. Das in den europäischen
fin für die Technik bedanenuweiaer Zufall Handel kommende Rosenöl ist last anssditiesslidi
ist es gewesen, dass unter den dieser gross- ein Krzeugniss Südbulgariens , indem das im
artigen Feuerprobe ausgesetzt gewesenen feuer- eigentUdicn Orient, namentlich in Indien, erzeugte
sidieren Gruden nicht eines steh befunden hat, Oel im lande selbst aufgebraudit wird, wihreod
dessen Eisseuconstructioa durch Beton geschützt das in Südfrankreich (Grasse, Cannes etc.) aus
war, und dass sich infolgedessen keine Gelegen- der Rosa prmmuialä gewonnene Product zwar
heit geboten hat, den Werth dieses Hilerials von ganz forzügKcher Güte, aber mcht nur weit
als Schutzmaterial des Eisens gegenüber den theurer als das bulgarische ist, .sondern auch in
Wirkungen des Feuers zu erproben. nur so geringen Mengen gewonnen wird, dass
Immerhin sind aber die bei diesem Brande es sogar den Verbiaudi an den Productioas-
gemachten Erfahrungen interessant und lehrreich plätzen nur zuni kleinsten Theile deckt In
genug tmd bieten für die Bauweise feuersicherer neuerer Zeitist man auch in einigen Gegenden

Geb&ide wichtige und sichere Anhaltepunkle. Deutaddands mit Versndien der RosenAleraeagung
hervorgetreten, welche ein vorzügliches Product
gelieferthaben, dessnt Menge freilich keine grosse
seiftkami, da fiber zooo kg Rosen eiforderlidi
sind, um ein Kilogramm Oel zu bereiten. Die
Boaanöl.
vornehmlich zur Herstellung des bulgarischen
Vm VictM Emixcsr.
RoeenSls dienende mmh^
gelangt hn Mai
Das Rosenöl, bereitet aus Rosenblumer»- und Juni 7ur Blüthe. Am bc<5ten gedeiht <?ie

blättem und Olivenöl, erwähnt schon Dios- auf den der Sonne ausgesetzten Hügeln, die mit
korides, ein griechischer Aizt. Das destilUrte einer genugenden T^ge mageren Lehmbodens
Rosenöl be.«chreibt im 13. fahrhundert der bedeckt sind. Die Rosenstöcke werden, wenn
griechische Arzt Joh. Aclurius, und es schemi vollständig au.sgewdch.^en, bis z m hoch, suid m
schon zu dieser Zeit zu Ntsibis in Mesopotamien Reihen von ungefähr m Zwischenraum in der
bereitet worden zu sein. Eine persische Sage Länge und i /j ni in ' der Breite gepflanzt und
erzählt, dass der Gedanke, Rosenöl zu destillircn, mü.ssca vom Herbst bis zur Zeit der Ernte sehr
einer persischen Prinzessin Namens Nur JehAn sorgfältig gepflegt werden. Da die Beschaffenheit
kam. Während des 1 eslts. welches zu Khren tles Bodens, genügender Wasserreichthum
ein
.scMtier Vermählung iiiil dieser l'ruizessin der und du* Lage der Rosenfelder auf'
klitiiatLsche
.Vto^ol JehAn Ghir in den Girten seines Palastes die Güte des Oeles von erheblichem
erzielten
gab, bemerkte die Erstere auf einem durch- Einflüsse sind, so hat sich bei der .Vusdehnung
fliessenden Bächlcin von Kosen wasser, dass sich der CuUur auch die Worthditferenz zwischen «ien
snf deasen Oberfläche eine fettartige Substanz erzeugten Üelen der verschiedenen Pioductions-
i
le^te, und ne gab den Auftrag, diese zu orte erheblich geändert. Im allgemeinea läbst
3*

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36 Fhonuijuiis. M 783.
sich dabei als Regel auüstelkn, da» die an den in dieser Richtung zu thun im Stande sind, ist,

bergigen Abhängen der Südselte des solchen Producenten, welche durdiaus reell sind
gewonnen«;!! Oele eine (^rösj^ere Menge fesler und deren Rosenfelder das beste Erzeugniss liefern,
Bestandiheile (Stearopten) enthalteo, als die in Voiachüsse auf ihre Ernte zu geben, um sich
der Ebene gewonnenen. Diese versdiiedenen dadurch das Vorkatiftredit auf die feinsten Sotten
Eigenschaften der Oele müssen also coinbinirt zu sichern. Leider werden nicht alle DeatiUir-
werden, tun eine alleu Ansprüchen genügende . apparate auf freiem Felde aufgestellt, sondern
und wirUicb feine QnaKtät zu eilangen. Bne viele müaaen auch an aorgfiUtig verdeckten Orten
dahiu zielende Manipulation erfordert grosse dazu dienen, das heimlich hereinfi;cschaffte
Erfahrung und eine vollkommeDe Kenatniss der Ceraniumöl zur Verfälschung des Rosenöls
itoeeiistSdce. KShks und regneiisdiea Wetter Sber Rosen zu deatilliren. Sidi gegen wiche
ist das für den normalen Verlauf der Roscnöl- Fälschungen zu sichern, liegt nm letzten Ende
DcsliUaüou günstigste, indem es das durch wanne ausschliesslich bei dem Consumentcn, dessen
trnd trockene Witterung bewirkte allzn rasdie Sache es ist, woM zu erwägen, wen er mit der
imd gleiclizeittgc Aufblühen der Knospen ver- Lieferung seines Rosenöls betraut Das oben-
hütet, die Knitezeit sehr weit ausdehnt und auf genannte, zur Verfälschung des Rosenöls mei&t
diese Weise die VerwertlniOg aller nach und benutzte Geraniumöl, türkisch Idrischc jah, wird
nach erblühenden Knospen ermöglicht, infolge- in Ostindien, namentlich in der Gegend von Surat,

dessen dann natürlich das Kmteerträgniss ein dufcii Destillation mit Wasser aus Gräsern der
weit ansehnlicheres wird. Der Einfluss der Andropogon - AxXcn gewonnen. Der Geruch der
Witteniogiverhähnisse auf die Destillations- einzelnen Dcstillationsproducte differirt darum
ergebnisse ist ein so bedeutender, dass letztere häufig unter sich, weil bei der Ernte mehr oder
zwischen einem Erforderniss von 10 und 26 kg minder verunreinigende Grä.ser und Kräuter mit
zur Gewinnung von 5 g Rosenöl vanireo. Im eingesammelt werden und die ganze Menge der-
aUergünstigitten Falle bedarf es also zttr Bereitung selben, ohne ausgdesen tu werden, zur Destillation
TOn I kg Rosenöl niir 2000 kg, im ungünstigsten verwendet wird, aus welchem (i runde das Er-
Falle aber gar 5200 kg Kosenbläuer. Jis be- zeugniss der einzelnen Destillation abweichend
greift sich unschwer, daas zur Beschaffung aoldier vcm dem einer anderen auszufällen pflegt G«-
Gcwichtsmen^^en leichter Blätter einer einfachen wöhnlich glaubt inan bei soKhen Geruchs-
Kose weite landstrecken, Felder und Gärten von differeozen sogleich an Verfälschuogcu, und
ganz cnonncT Ausdehnung mit Roaeosiödcen entere sind dann, meiatentheils mit Unrecht, in
bebaut und demzufolge auch die Destilluapfinr.ite der Wcrihliestimmung ausschlaggebend. Im all-
sehr zahlreich an Ort und Stelle autgestellt und gemeinen aber kann man sagen, dass sidi die
swedwntsprechend vertheilt sein mfissen, und Marktprdso in Kaianlyk nach der Gefrierrähigkeit
dies um so mehr, als die Blumen möglirhst vor des Kosenöl?;, d. h. nach seinem Gehalt an festem
SonnenaultijHug gebammelt werden, damit ihnen ,,SlearopUu", richten. Das Stcaropica ust zwar
«Be Wärme nicht das ätherische Oel entzieht an sich geruchlos, aber seine Gegenwart in
Es versteht sich unter derartigen Verhältnissen reichlicher MenRe ist ein Beweis dafür, dass es
eigentlich von selbst, d«u>j>Anlage von Fabnkcü
die sich um unverdünntes Kosenöl handelt Es
war Herstellung von Rosenöl eine ganz wider- werden höher gefrierende Oele tlienrer, und im
sinnige, ja unmögliche Unternehmung wäre, und Verhältniss des Werthes zu theuer. g^gen niedriger
dass, wenn dennoch zuweilen von solchen ge- gefrierende Oele bezahlt Der grössere Thefl
sprochen wird, dies auf eine berechnete Täuschung der gewonnenen Oele zeigt einen Gefrierpunkt
zu Reclamezwcckcn hinaualiuft. Es besteht that- von tj'/g bis 15° C. Das Quantum derjenigen
sädilich in ganz Südbulgarien keine einzige Rosen- Oele. weldie unter +
1 3 oder erst über -f i6» C
ölfalirik, und das kann auch, von dem Kostenpunkt 1 gefrieren, ist dem Gesammtquanlum gegenülier ein
ganz abgesehen, schon wegen der grossen Ent< beschränktes. Wenn
von anderer Seite behauptet
femungen, deruogenügenden Verbindungen und des wird, dass ein ganz reines Oel nur bei 4- 14. bis
Mangels an raschen BcfÖrdeningsrnilteln nieht der 16* C
gefriert und dass ein Oe!, weh hes unter
Fall sein, weil Alles ja ein Verduften des ätherischen 1 2 gefriert, offenbar verfälscht ist, so ist dies
Oeies auf dem Transport zur unvermeidlichen absolut unrichtig. Es ist vtelmrhr Tbatsadi^ dass
Folge haben würde. Die Bauern beuten ihre einige Dörfer feine und pt'tf Oele erzeugen, welche
Felder selbst aus, erzeugen das Kosenöl selbst den Gefrierpunkt von -f 1 3 bis 1 3 nicht über-
auf dem Wege der Haunaduatrie und verkaufen schreiten, und dass andere Dintricte bei nodi
das fertige Prodiirt erst nach der Ernte. KVienso niedrigerer Tenipcraiur gefrierende Oele er-
haltlos ist es, wenn von Seitca Lulgarisi her i'.cUKeti, ttelclie doch vollständig rem sind. Es
Exporteure behauptet wird, sie hätten Kosen- ist ferner Thatsaclic, andere Dörfer 14-
dass
von den Eignern in Pacht
'

4 Oele liefern, welche wegen


'/j gradige
ft'Idri liester l.n<.'e his 1

geuommeu. Das i*,inzige, was gewisseuhalte und 1 des weniger leinen Geruches erheblich minder-
fiber die nölhigen Mittel verfOgende Exporteure I werthiger sind, als manche niedriger gefrierende

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M 783. Du BtarmtMat bb nut AunaaK o. s. w. 37

Oele. Fs gicht selbst einige Dörfer, welche Ode hervor, d^i.ss eine derartige Erscheinung bei
von grösserem Unterschiede bezüglich der Gefrier* höher organisirten Geschöpfen weit häufiger
fiDugkeit destilliren. BeisptebweiK findet man lo m beobachten ist, als bei niedrig entwickelten.
den Dörfern Deliri und Dabini, beide im Departe- Diese Thatsache ist durchaus nicht ctwn etwas
meot Kariowa, sowie iiidjali im Departement Kazan- Zufälliges, sondern aus den Eutwickclungsbe-
lylc Rosenöle 00 +
11 bii 15* Geftierfihigkeit, dingungen der Thierfonnen ulbon Schwierigiceit
welche doch sämmllich unrein sind. Mithin zu erklären. Je complicirter nämlich Bau und
differiren zuweilen die Oele desselben Dorfes um Functionen eines Organismus sich gestalten,
5 bis 4* ia der GefrierfiOtigkeit Die mdir oder desto linger wüut die Zeit, inneibalb deren er
weniger angewendete Sorgfalt bei der Destillation sich vom Fi zum selbständigen Lebewesen en^
und die Art und Weise derselben sprechen viel wickelt Je länger aber jener Entwickelung>>
dabei soft Ks empfiehlt sieb nidit, du RoBenOi prooe« daaert, desto leidiiter Hegt die MögUdi-
auf l'ingcrc Zeit hinaus in den zum Versand kett vor, dass Gefaliren, sei es von Seiten be-
üblichen verzinuten Kupfer - Kstagnons auf- lebter Feinde, sei es von Seiten der klimatischen
zobewahreiL Wenn diese auch noch so Factoren der Umgebung, Verderben bringend
sorgfältig gearbeitet sind, pflegen steh doch auf Im Einklänge mit diesen Be-
die Dauer kleine merkungen ist
Theile des Me- in der Gruppe
talls in dem Oel derWirbelthicre
aufzulösen und bei den Säuge-
dieses nicht thicren und Vö-
allein zu trüben geln eine weit-
und /.u dunkeln, gehende Brut-
sondern auch pflege die Regel.
dem Parfüm zu Entweder wird
schaden. die Brut im
Die Rosenöl- Mutterleibe er-
Industrie in Bul- nährt und vor
garien hat auch aller Ge&hr ge-
CoDCurrenzen borgen, oder
itt verzeichnen. die hartschali-
Nach emer kürz- gen Eier werden
lichen Müthei- von dem wär-
long des Jwrnal menden und be-
dt la CtamSrt deckenden Kör-
de Commerce de pcr der Filtern

GmsbtnHtupk in versteckt ge-


beabaiditigt die legenen Nestern
griechische Re- ausgebrütet. Ja,
gierung , die selbst wenn die
Cidtiir des Nadikommen-
Rosenstockes in srhaft bereits
grossem Maassstabe in ihrem Lande einzu- das Licht der Welt erblickt hat, wird ihr bei
fBhrea, mid damit gleidneitig die Rosenöl- den genannten Gassen der Wfabelthiere noch
Industrie. Auch die russische Regierung unter- eine mehr oder weniger intensive Pflege oder
stützt die Absicht, Rosenöl in der Krim zu Erziehung von Seiten der Eltern zu Theil.
ecKogen. CentifeGen wachsen dort auf den Anders liegen die Veritihnisse bei den
Feldern und Bcrgabhängen im l^eberfluss. Der Reptilien, Amphibien imd Fischen. Hier be-
Ertrag dieser beabsichtigten Culturen bleibt schränkt sich die Brutpflege in der Regel
natürHdi abzuwarten. darauf, dass den meist in grosser AnzsU ab-
gelegten Kiern «'in Ouantuin von Nahrungsdotter
mit auf den Weg gegeben wird, indessen giebt
es aodi hier Fille, wo die EUem ihren Jungen
Die Brutpflege bei den Amphibien
eine intensivere Pflege zu Theil werden lassen,
besonders bei dem japanlnolian niesen-
und diese Fälle, deren Zahl grösser ut, aU man
der (M*gnlohntrachu» mfueimtUfJ»
Vofl Dr. Walthi« Schoihichih.
on vornherein zu glauben geneigt ist, bean-
spruchen naturgem'iss ein erhöhtes Interesse.
Die Fälle vuu Hrulpllege bei den A luphibieu,
ffilt man einen Ucberblick über die Fälle die ims heute beschäftigen sollen, sind theOweise
Bro^iflege im Thierreiche, so tritt klar in dieser Zeitschrift bereits besprodien wordai

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38 Promethküs. M 783.

(vergl. Prometheits XII. Jahrg., S. 761 ff.). Es T-aichklumpen in Erdlöchern


der Nähe von in
sei gestattet, dieselben unter Beifügung einiger kleinen Wasserbecken unter, so dass die Frosch-
Original-Illu-strationen von einem neuen Gesichts- larven erst, wenn der Wasserspiegel infolge von
punkte aus zu betrachten, indem wir jeweils die Niederschlägen gestiegen ist, ins feuchte Hllcment
gelangen. Dies gilt z. B. von einem süd-
Abb. 31.
brasilianis* hen Schiebbrustfrosche (Leptodactylus

Phyllomfdtaa ky^hemlriiilii bri der lüahhga.

Brutbtihic Ton Rknrofhi'rHt SthUerli mil Zu- und AbfUbrunK«-


mystaciliusj (vergl. Prometheus XIll. Jahrg.,
ein*] («ebrniatisthl. S. 558). Aehnlichcs trifft für die argentinische
Paludkola p^aciiis, für die cejioneser Specie«
Frage nach den vermuthüchen Ursachen der Rhacophorus eijues und Rana ttgrina, sowie für
Brutpflege aufwcrfcn.*) den Australier l^eudophryne auslralis zu. Mit
Für die Kier und Quappen der Amphibien einem besonderen Kafünement geht ein in Japan
bietet das offene Wasser unzweifelhaft zahl- heimischer Frosch zu Werke. Es ist dies
reiche Gefahren; denn hier tummeln sich Wasser- Rhacophorus Schlegeli, dessen Weibchen an
käfer, Rückenschwimmer, Käfcrlarven und manch der Böschung von Grabenrändem unterirdische
anderes Kaubzeug, Höhlungen anlegen, die mit einem schräg nach
Abb. 3J. immer bereit, die unten nach dem
hilflosen Pflanzcn- Wa.sser zu füh- Abb. 34.

fre.sser zu überfallen renden Canal


und zu morden.**) Es verschen sind.
ist daher wohl zu ver- Der Laich wird
stehen , wenn eine nun anfangs in
Anzahl von Lurchen der Höhlung
ihre Brut namentlich untergebracht
während des ersten, allmählich aber
zartesten Alters verflüssigt sich
ausserhalb des die ihn einhül-
freien Wassers unter- lende eiweiss-
bringt. Hin sehr origi- artige Masse, so
nelles Verfahren be- dass die jungen
nutzt dieser Be-
in Quappen wie auf
ziehung ein brasiliani- einer Rutsch-
scher Laubfrosch, ge- bahn schliess-
nannt der Schmied lich ins Wasser
(Ilyla /aber), der in gleiten (Abb. WAbcnfcrölc, unmittetbir nich der KiabUcc,

L.airiimaiK von kleinen Tümpeln des 3 i). Eine dritte mit vorirntUlptrr 4 luake.

CMirKmamtit ru/ttctnt. l'rwaldes ringför- Methode , den


mige Bassins anlegt, Laich anfangs ausserhalb des Wassers zu bergen,
in denen die Quappen ihre Entwickelung durch- besteht darin, ihn an über einem Tümpel hangenden
madien (Abb. 30). Andere Species bringen ihren Baumzweigen oder an Felswänden abzusetzen in
der Art, da.ss die jungen Larven einfach in das
unter ihnen befindliche Was.ser hinabgleiten
*) Vergl. G. Brandes und W. Schoenichen, Die

PrtitpHfs;e der sch'.i'ontlosen Batrachicr. Mit 3 T.Tfcln können. So verfahren z. B. zwei Kameruner
und 25 Figuren. (Stuttgart 1901, Erwin Nägele.) Frösche, L'hiromanlis m/escens und eine Rappin-
••) Vcigl. Prometheus XII. Jahrg., S. 367. Species. LTnsere Abbildung 32 zeigt das Gelege

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.w 783- Die Brotpflbgb bki dbn Amphibien u. s. w 39

des ersteren (vergl. Prometheus Jahrg., abläge: Hinterende bemerkt man noch die
am
S. 255). Des weiteren sind hier zu nennen die als Legeröhre functionircndc vorgestülpte Cloakc,
in Paraguay heimische Species Phyilomedusa mittels deren das Männchen die henor-
kypo(hondriali$, die, wie Abbildung 3 3 zeigt, ihren konunenden Eier
Ijiich in einen zierlichen ßlatttrichter ablegt, die auf dem Rücken .\h\,.ij.

braNilianischc Phyilomedusa des Weibchens ver-


Abb. j5. Iheringi und die fiir Trinidad thcilt.
charakteristische Ph. Hur- Wenn wir als
meislen, welche ihr (lelege Ursache für die
mit zwei bis drei Blättern bisher geschilder-
einhüllen , während der ten Fälle von Brut-
ebenfalls südamerikanische pflege hauptsäch-
Bananenfrosch (Hyla nehu- lich das Bestreben
losa) seine schaumigen der Eltern die ,

Laichklumpen, die dem jungen Larven vor


Kuckucksspeichcl imserer den Gefidiren des
Wiesen .sehr ähnlich sind, offenen Wassers zu
tUntlroliatrs mit Qu<|ipcn an die Ränder und die bewahren, erkann- Weibchen Ton //r/a Gi<rlJii mit Eiern,

>af itrm Ktlckrn. Innenseile welker Bananeii- ten so


, dürften wm Kiicfcni gnrbrn.

blätter absetzt. andere Fälle von


Während alle die bisher genannten Lurch- Brutpflege durch die an manchen l.ocalitäten
arten ihre Brutpflege nur darin bethätigcn. das.s herrschende Ungunst der Wasserverhält-
sie den Laich an bestimmten, ausserhalb des nisse, wie z. B. die sinlfluthartigen Regen-
Wassers belegenen Ocrllichkeiten absetzen, gehen güsse der tropischen Regenzeit oder den Mangel
einige Formen in ihrem Bestreben, die junge an Gewässern überhaupt, bedingt sein. Be-
Brut vor den Gefahren des offenen Wassers zu
schützen, noch einen Schritt weiter, indem sie die Abb. j8.

Eier am eigenen Körper mit sich tragen. All-


gemein bekannt ist solches von der Geburtshelfer-

kröte (Alyles obslelricatn) wo sich das Männchen


,

mit den Eischnürcn belädt. Erst nach einer


Frist von ti bis 30 Tagen haben die Embryonen
das richtige Reifestadium erreicht und können
von dem besorgten Vater dem feuchten Ele-
mente überantwortet werden. Die gleiche Art Weibchen vuu Hxl» GofUii in Scilenamkht.

von Brutpflege scheint auch noch einer bislang


unbeschriebenen, madagassischen A'«//-/« - Species merkenswerlh in die.ser Beziehung sind zunächst
zuzukommen. Im Senckenbergischcn Museum einige Angehörige der südamerikanischen Gattung
zu Fraiikfuri a. M. befindet sich ein Exemplar Dendrobales. Die Weibchen dieser Thiere setzen
diesem l.urches, das um die Vorderexlremiläten den I^ich offenbar zur Regenzeit in Pfützen ab,
Eischnüre gewickelt trägt. wo die I-arven ausschlüpfen. Später, wenn die
Abb. j6.
Ein dritter Frosch, der Gefahr des Vertrocknens
seinen Laich zum Schutze droht, setzt sich in den Abb. jq.

vor gefrä-ssigcn Räubern rümpel ein erwachsener


am eigenen Körper trägt, an den sich ein
I-'rosch,
ist der auf Ceylon heimisc he Gürtel von 2- S lungen
i i

Htiacophorus reticulatus. Auf ansaugt (.'\bb. 351. Die


dem Bauche eines weib- Alten, wahrscheinlich die
lichen Exemplares dieser Männchen, rcpriisciitiren
Art fand man zo Eier also nur das Vehikel, das
von der Grösse eines Hanf- dieOuappen von einem
lis>,nchr„ v..n /V,-,/*,,,,/-«
komcs angeheftet. Tümpel zum andern trägt. Srychrllmfnjicli mil I.Anren
auf M\u ken.
auf dem KOckeii. i-^t der Zusammenhang Sicher nachgewiesen ist
il>M>i

zwi.schen Brut und Eltern eine derartige Brutpflege


in den letztgeschilderten Fällen nur von kurzer von den Arten Dendrobales tririltalus, />. braccalus
Dauer und von lockerer Xatur, so machen bei der sowie Proslherapis trtiiiliilis (Abb. 36).
Wabenkröte die jungen Frösche ihre ganze Weit inniger gestaltet sich der Ziisaiiiinen-
EntwickcluDg auf dem Rücken des Weihihens , hang zwischen Ehern und Brut bei einem bra-
durch. IJascre Abbildung 34 zeigt ein Weibchen I silianischen I.aubfrosche, Hyla Gor/ilii, bei dem
der Pipa americana unmittelbar nach der Li- 1
die Eier bLs zum .Vusschlüpfcn der jungen

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40 Prometheus. M 783-

Fröscbchen auf dem Rückendes Weibchens in Unlcr den geschwänzten Amphibien


einer schüsselfortnigen Aushöhlung; getragen werden (Salamandern) sind Fälle einer Brutpflege weit
(Abb. 37 u. 38). Noch enger geknüpft sind die weniger verbreitet, Bemerkenswerth ist zunächst
Familienbeziehungen bei den Beutelfröschen (Xoio- der nordamcrikanische Salamander (Desmognathus
trema) und bei der Nasenkröte (Rhinodenna Dar- fuscus), dessen Weibchen die Eierstränge auf
winij; die ersteren tragen die Eier meist bis zur dem Nacken tragen, femer das Molchgcnus
Vollendung der Metamorphose in einem Rücken- Amphiuma, sowie der fusslose Ceyloneser
beutel, bei letzterer dient der Kehlsack des Männ- Ichtkyophis glutinosus. Die Weibchen der
chens als Wiege für die Nachkommenschaft. beiden letztgenannten Formen legen ihre Eier
Endlich giebt es eine Reihe von Krö.schen, in feuchte Erdhöhlen ab und umschlingen sie
bei denen infolge der Ungunst der Wasserver- mit ihrem Körper. Wahrscheinlich spielt hier
hältnissc die Kier frei auf dem Lande ab- das Hautsecret der Mutterthiere bei der Er-
gelegt werden, so dass sich die ganze Meta- nährung der Embryonen eine wichtige Rolle.

morphosc innerhalb des Eies abspielt. Lebendig gebärend ist wahrscheinlich das
Einen Ucbergang zu diesen Fällen bietet der ganze Genus Sptlerpfs, sicher aber der Aipen-
Seychellenfrosch (Arthroleptü seychellensit). Hier .salamander (Salamandra atra). Auch bei dem
werden die Eier zunächst noch von einem elter- Feuersalamander (Salamandra maculata) verlassen
lichen Thier bewacht und feucht gehalten bis die Eier schon weil entwickelt den mütterlichen
zum Ausschlüpfen der Larven, die dann auf den Körper. (Schio» (oijt.)

Rücken des erstcrcn steigen und dort bis


zur Vollendung des Verwandlungsprocesses ver-
harren (Abb. 39), nicht aber, wie die oben er-
Europas grSsste Petroleumfabrik.
wähnten Larven von DendrobaUi und Pnslherapis,
Vun K. A. Kos&M ASSLKit.
zeitweilig absteigen und selbständig Nahrung auf-
(Schlia* von S«il* 1«.)
nehmen. Bei dem Antillenfrosch (Hyhdes murtini-
ctnsh) endlich und der auf den Inseln Polynesiens Von der De.stillation durch eine breite Strasse
heimischen Rami opisthodon findet die gesammte und die zwischenliegende Schwefelsäurefabrik
Metamorphose im Eie ohne jeden Connex mit getrennt, nimmt die Kerosinraffincrie die nord-
den PHtem statt. östliche Spitze des Nobel sehen Grundbesitzes

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M 783. Europas orösste Pktroi-bumkabrik. 41

in Tschomi Gorod ein. Die Säure- und Laugen- an den Mündungen der Wolga in das Kaspische
mischer. Wasch- und Klärbajssins sind, wie aus Meer, vorgenommene Ueberpumpung der Ladung
Abbildung 40 ersichtlich ist, derartig aufgestellt, eines Seedampfers in eine der eisernen Wolga-
dass die Säurcmischcr die höchste Stelle des barken dauert wieder sechs bis acht Stunden,
sanft abschüssigen Bodens einnehmen, während nach welcher Zeit das entleerte Schiff, mit Wolga-
die Laugenmischer um so viel tiefer stehen, dass wasser als Ballast geladen, sofort seine Rück-
ihr oberer Rand sich mit dem Boden der reise nach Baku antritt. Auf die.se Weise macht
ersteren in gleicher Höhe befindet. Das gleiche es während einer Navigationsdauer von Ende
Verhältniss besteht in der Auf-
gegenseitigen März bis Anfang November vierzig bis fünfzig
stellung der Wasch- und Klärbassins für das Touren.
raffinirte Petroleum zu den I.augenmischcm. Zur Von der durch einen
Kerosindcstillation
Kli.schung des Destillates mit Schwefelsäure und breiten Hof getrennt, der in seiner Längsrichtung
Matronlauge und dem darauf folgenden Waschen bis an das Ufer mit der grossarligen Lade-

mit Was.ser bedient man sich der Kraft compri- brücke für die Kero.sindampfor reicht, erstreckt
mirter Luft, zu deren Erzeugung in dem lang- .sich in der Richtung nach der Stadl Baku die

gestreckten Gebäude (in der Mitte des Bildes) mit 17, ebenfalls in ununterbrochenem Betriebe
grosse Luftdruckpumpen arbeiten, neben anderen arbeitenden Kcs-seln au.sgestattete Schmieröl-
Pumpen für Destillat, fertiges Petroleum und deslillation. Ihr Material, Rückstände von der
Wasser. Jeder \nschapparat fa.sst eine l'üllung Kerosinde-stillation. empfangt sie aus einem von
von 20000 Pud. der Hauptleitung für heisse Reiüdueo ab-
Aus der Raffinerie wird das fertige Petro- zweigenden Nebenrohr. Die neben der dirccten
leum in eiserne Re.servoirs von 200000
grosse Heizung noch mit überhitztem Dampf betrie-
Pud übergepumpt, die auf dem Kücken
Inhalt benen Destillirkessel unterscheiden sich vpn denen
des Höhenzugs montirt sind, aus denen es durch der Kcrosinabtheilung durch rompliciriere De-
Rohrleitungen zur Verladung in die Tank- phlegmatoren und mittels Wasserstrahl - Saug-
dampfer gelangt. Die Ladung eines solchen apparaten im Innern derselben erzeugten Minder-
Dampfers von 40000 Pud Rauminhalt erfordert druck. Die anfänglich von anderer Seite vielfach
einen Zeitraum von annähernd sechs Stunden. bestrittene Möglichkeit, bei der De.<itillation der
Die auf Neunfuss, so heisst die Umladestation Naphlharesiduen auf Schmieröle auch den un-

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4« Prometheus, M 783.

unterbrochenen (lang ohne Gefahr für tlie Güte Ostrow, einer Insel in der Nähe der Ostspitze
der Destillate einschlagen zu können, hat sich Apscherons, und auf der Insel Tschiliken, an
durch den in der Nobelschen Fabrik erzielten der Ostküste des Kaspischen Meeres, wo auch
Krfolg glänzend bewährt. Die Keinigungsappa- der Ozokerit, das Material für die Paraffin-
rate für die Schmierölde^tillate in der Grösse
, fabrikation, gewonnen wird.
von 3000 Pud Füllung, sind in einem terrassen- Das in jeder Beziehung musterhaft angelegte
förmig angelegten Gebäude untergebracht, welches und geleitete Werk verdankt seinem ununter-
auf dem erwähnten Hof erbaut ist. brochenen Betriebe, bei dem eine Abtheilung
Von der Fabrikation der Schmieröle und den der andern in die Hand arbeitet, den grossen
nach vielen Hunderten zählenden Pulverisations- Vortheil, mit einer verhältnissmässig kleinen An-
Heizapparaten für die Destillir- und Dampfkessel, zahl von Arbeitern eine grossartige Production
für die Schtniedefeucr, Glüh- und Schmelzöfen, zu unterhalten. So betrug z. B. im Jahre i8qo
.

für die Heizung der vielen zur Fabrik gehörigen die Zahl der auf den Werken ihätigen .\rbeiter

Abb. ti.

Beamten •W'ubnhUusrr drt N'ubelichcn Petiotpiimfabrik in lUku (Villa PMrolfa).

Wohnhäuser u. s. w.. kann nur ein verschwindend (excL mechanische Werkstätten und Flotte) nur
kleiner Theil der Rückstände von der Kerosin- 319, während die Fabrik von Schibajcff & Co.
destillation verbraucht werden. Der gewaltige (Kerosin, Schmieröl und Schwefelsäure) bei einer
L'eberschu.ss die.'ies Nebenproducles, das in Russ- Production, die nur den vierten Theil der Nobel-
land zur Fabrikation von Schmieröl und als schen erreichte, 542 Mann beschäftigte.
Heizmaterial unter dem Namen .Masut ein .sehr Dass die Direction dieses grossartigen Unter-
gesuchter Artikel ist, wird zur Regelung seines nehmens kein Opfer scheut, ihren Beamten und
Versandes in kolossalen Reservoirs angesammelt, Arbeitern die durchaus nicht angenehmen Lebens-
die in einer Kntfernung von etwa i Y* kni von verhältnisse in Tschorni Gorod nach Möglichkeit
der Fabrik dicht am Meeresufer angelegt sind zu erleichtem und zu verschönern, bedarf wohl
und ihre eigene Ladebrücke besitzen. Diese kaum einer besonderen Frwähnung. Für die
Sammelräume, deren grösster über 8 Millionen L'nterbeainteu, Handwerker und Arbeiter und deren
Pud fasst. sind offene, 12 —
15 Fu,ss tiefe, mit Familien sind reichliche imd gesunde Wohnungen
festen Wällen umgebene .\usgrabungen. auf einem freien Platz ^Abb. 41) in der Nähe
Ausser den Naphthaländereicii Apscherons der Fabrik in grossen Häusern eingerichtet; Schule,
besitzt die Fabrik noch weitere auf Swjätoi Krankenpflege, Sparcasse u. s. w. fehlen nicht.

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M 783. Em Ynaaasmm Riiax. 43

Der grösate Thei! der höheren Beamten antrieb, der andere, Gtwl Britain. nalicxu eben-
wohnt in „Villa Petrolea" (Abb. 42) in schonen so gross, war mit einem Schraubcupropclier
Häusern, deren Bau aod fiinriditiiiig den kli- versehen.*)
matischen Verhältnissen nngcme)!?5en sind. Der DarauOiin fasste der Krhauer der beiden ge-
zum Bau dieser Colonie aiisgesuciilc Platz ist nannten 1 iilirzeuge, der Ingenieur Brunei, den
ungefähr einen Kilometer von der Fabrik ent- Plan, ein ganz besonders grosses und schnelles,
fernt; er zieht sich in schwacher Steigung bis allen Anforderungen entsprechendes DampfiKhiff
lutu Katiim des Höhenzuges iuu und ist ^ur m bauen.
Gartenanlagc geeignet Dank dem Wolgawasser, Im Jahre 1851 schon legte er der Kastem
welches die Dampfer als Ballast von Neunfuss Steam Navigation C!ompany seine Kntwürfe vor,
mitbringen, und der zweckmässigen Verwendung in welchen er ganz besonders darauf hinstrebte,
dCMdbetl BUr Bewässerung der angelegten Gärten, für die ganze Reise von England um das
wotn seiner Zeit für Beschaffung von Dampf- Cap nach Indien, bezw. nach Australien tmd
pumpen, Rohrleitungen, Reserroirs u. s. w. grosse zurück genügend Kohlen unterbringen zu können.
Geldopfar erforderlich waren, ist Villa Petrolea Desgleichen sollte die Unterbringung einer
jetxt eine lachende grüne Oase mit sdbatten- reichlich grossen Anzahl Passagiere und
q>eiidenden, zum Theil subtrapitcbcn Gewächsen entsprechender Fracht das Unternehmen rentabel
und farbenprächtigen, duftenden Blumen inmitten gestalten.
einer steinigen Sandwüste. («lae] Wir sehen daraus, dass Brunei vor 50 Jahren
bereits Pläne vondiwebtien« wie sie erst gegen-
wärtig in unseren grössten AtbuitioDampfem ver-
wirklicht worden sind.

Ein veigesaener Biese.


Um
dem Fahrzeug genügend Schndligkett
zu geben, andererseits auch um ihm eine gewisse
EiM nriiiwihetiu ytm iBflmisw HkUStttK
Stabilität g^eu das Schlingern zu aichern, projec-
tirte Brunei ausser einem Sduaubenpropeüer
Im Frühjahr dieses Jahres wurden es 50 Jahre, I auch noch zwei seitliche Schaufelräder.
dass der Bau eines der interessantesten Dampf- Das begonnene Project wurde nun mit allem
schiffe des vorigen Jahrhunderts in Angriff ge- Eifer betrieben, bteressant ist die Correspondens,
nommen wurde. Ich meine den ausserordentlich welche der Krbauer mii di-r Auftrag gebenden
berühmt gewordenen Gna/ Easlem. Gesellschaft pflog. Brunei verfocht darin bereits
Die bis ztun Eracheioen des Gnat Basitm damals den Gedanken, dass es vortheilhafter
bekannten grösseren Dainjjfsehiffe waren mit sei, einen Dampfer vtm grosseren Dimensionen
wenigen Ausnahmen aus Holz gebaut imd fuhren laufen zu lassen, als mehrere kleinere Fahrzeuge,
mit gans geringem Dampfdruck. Segd miisste» welche zusammen dieselbe Ladeßhigkeit besissen.
die Ma5chinen unterstützen, falls gerade günstiger In(hs.sen waren die nach jeder Richtung hin
Wind wehte. Fassagiere vertrauten sich lieber zu überu indenden Schwiengkeiien iitinieiuse, und
den sdmdllsiufeBden SegelsdüfGen an, schon um
*) l.'cbcr den Greai Britatn berichten dio Polacr
sich nicht den sich unnngenehm bemerkbar
Miluilungftt ata dem CtHett des Seettrsfm (1893.
machenden 6iös.Hen und dem Schlingern der S. 17t): »DicKt vom berfihmten Coostnictenr Brunei
Dampfschiffe aussetien zu müssen. Unter den «rbMile. 1843 vom Stapel gelanfeiie Dampftcbiff, dunab
damaligen Verhältnissen dauerte eine Reise von wcj^fti seiner eleganten Fniincn angestaunt, j;.ilt als ein
Liverpool nach iS'ew Vurk ininde.sl«;us 14 läge, M< istotwerk de* jenct //cu noch jtmgeu Eisentchiff-

je nach den Wilterungsverhältnissen. li.un i Der Grtat ßrilam war der t-rstc gn'isiiere, mit
Damals verbranchfe eine Dampfmaschine SchrwbenpropeUer veiseheiie Scedaaip(cri er fiilute aap
nnglicb sechs Muten, doch wurdeD ilm spkter «trei
wenigstens dreimal so viel Kohle, wie eine
davon wieder ahjenointnen. Im .\(i(!ust iiülern.ilim
moderne, nach den Erfahrungen von etwa
er seine erste Kahn von Liverpool n.ich Xew York .ind
50 fahren rnnstruirte Si hiffsmast hine, welche der Folge
wetiigstcüs bei grüsscrtn Dnuensicmen uiuht — bevorj;! .im Ii in

bcUJcn Ilüfcn, bia er im nächsten Jahre auf die Febeo


der. \ erkehr zw ischen diesen

mehr als 0,7 i —kg Kohle pro rS Stundc ver- I

j
der Dundnim-Bai an der Kflste von Iriaad gerieth. Nadi
brauchen darf. Cnd hierin lag die Haupt- I {a»t einjithrigem Festsitien wurde er flott gcm;icht und
schwierigkeit bei den damaligen Ma.schinen- I
konnte, da er fast keinen Schaden erlitten h.titc, bald
aatagw fik Seereisei^ an konnte nicht wieder einer neuen Verwendung /ugefühit weriien, die
genügend grosse Bunker schalen, um für die darin bcsUnd, dau man ihn durch viele Jahre hindurch
rir dea Penoneor vnd GQtermlNilir swiadieB England
ganze Reise mit Kohle versorgt zu sein.
und AMtnUen benatzle^ Zn Anfang der achtiiger Jabie
Indessen schritt die Mascbinenbautechnik
wurde er in ein SegetsdtffT urngntaTiet."
allmählich vor. In den vierziger Jahren machte !< : g
i SS'i ^-.ii;,' ' t ni;' i'jii • ili'. m ; ,1 nach Panain.n,
man verhaltaissmässig günstige Hrfahrungen mit wurde «iJireird der K>.-ise leck und mus&te l'orl ätaiilcv
zwei grösserenSeedampfem. Der eine, Greal auf den Falkland-Iii<.eln anlaufen, wo CT aliBttak^t wurde
Wattm, etwa 100 m
lang, hatte Scbaufelrad- und von dn ab als Kohlenidiiff diente.

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44 Proiuiiuus. M 783.

erst der allerneuesten Zeit war es vorbehalten, zeug mit dem oblipatcn Champagner und den
wieder Dampüscbiffe vou ähnlichen Dimensionen Worten: God speed thee Ltviithan. {Leviatkan
,

zu bauen*), wie ae vor 50 Jahren der Gnat war der ursprüngUcln Tautnaine des Schiffes,
EasUm hatte. der späterhin in (ireal Blastem geändert wurde.)
Der erste Plan ging iiuu daliin, das Schon bei dem Entwurf der SchifTspläae
FiAnen^ tmgefähr 204 zu m
bauen; lang machte sich eine wichtige Frage geltend: wie

1000 1500 Passagiere sollten Unterkunft finden man nämlich den fertigen Schifi&koloss zu Wasser
kSnneil und ausser für die nöthigcn Kohlen lassen sollte. Die einzige Möglichkeit war der
solltenoch Platz für etwa 3000 t Ladung vor- seitliche Stapellauf. Man hatte schon viele Schiffs-
banden sein. Die duichachnittlicbe Geschwindig- körper auf diese Weise zu Wasser gebracht, jedoch
keit sollte14 Knoten betragen.**) war dabei nie mit so gewaltige Dimeinionen
Um nun der für J:imaligc Zeit ganz enonn zu rechnen gewesen. Die Folge davon war,
schwierigen Aufgabe gewachsen zu sein, verband dass der Stapellauf sich nicht wie bei heutigen
rieh Brunei mit dem Beatzer ener Sdiifbwerft Shniidien Gelegenheiten in einigen MSnnten toB-
in 1-ondon. Scott Rüssel, auf dessen Werft zog, .sondern derselbe dauerte rund 3 Monate.
dann im Frühjahr 1854 endlich der Bau des Unter heutigen Verhältnissen vollzieht sich
Schiffidtiörpei» b^^en wurde. ein Stapdbuf derai^ dait das Fabneog infolge
Feuer und Flamme ffir ihr Projeet, setzten adnea Bgen^ewldites anf Sdiüttea, «cddie mit

laMMBPEic-BMgli

\m Oramt Bmtnm .

tnt MS
KB i

nun die heiden R.iuleitcnden ihre ganze That- Seife eingeschmiert sind, mittels einer schiefen
kraft an das Gelingen des Vorhabens, Vier Ebene von der Helling in sein Element gidtet.
Jahre lang wurden sie vor ausserordottiich Der Greai Eastem musste mit Hilfe einer
schwierige tcchni.sche Fragen gestellt. bedeutenden Zahl von Winden und Spills von
Der Lohn iür ihren Eifer blieb nicht au». seiner R.tustelle bis üui Waü.scrtiefe, wo er
Im Jahre 1855 komite man schon den n^ttleren, si hwimmen konnte, über 120m gezogen werden.
etwa 130 m langen Theil des Fahrzeuges mit Unfälle allerArt behinderten die Arbeit, aber
Bodenstücken und Spanten fertig zur Beplattung schliesslich, am 31. Januar 1858, schwamm das
sehen. Fahrzeug freu
Natürlich wurde mau aufmerksam,
allerorts Bruneis Arbeit war nun gethaOi indessen
und die Zeitungen beschäftigten sich lebhaft mit hatte seine Gesundheit bedeutend glitten. Er
den genialen Constructeuren und ihrem gigan- ging zu seiner Kräftigtmg nach Aegypten, wo er
tischen Bauwerk. Unterdessen ging der Bau bis zum Mai blieb, ohne sich sonderlich zu
des Riesensdiiffes setner Vottendong entgegen, erholen. Er starb im September dendben
und im Novriuber 1857 taufte Miss Hope, die 1 Jahres,
nachmalige Herzogin von Kewcastle, das Fahr- |
Bevor wir auf die Schicksale des Great
Eatttm weiter eingeben, dGrfte es intefessut
^r'm, .seine Finriehtungen und Betridmnittel zu
*) ÜSnter fftSMm Ar Grute, DnUtMaKd, Oettmie
'

I. . w. besprechen (s. Abb. 43).


**) I XeoWn B I Seoneile = 185s n.
I

|
Das Sdüff hatte sechs volbtändig betakdte

Digilizod by
M 783- RiniDSCBMf. 45

Masten, deren S^el bei firiscbem Winde die XhierweU InDcrafrUns, dcieo Reich thum an Arten- und
Maschinen bedeutend entlasten konnten. Seitlich IndMdaenaiuaU tris tat die aenast» Zeit Uaeln da* Er>
staunen der jSger und Naturforscher wachgcmfcn hat,
des Scbifiskörpers befanden sich zwei Schaufel-
einen fUr ihr Weiterbestehen auwichtsloten Veinichtuni^
rider von nud 17 m
Durchmesser« welche
kämpf XU bestehen hat? Wohl ma^; es der Naturfreund
durdi 4. sdiwingende Dampfcylinder von je
Kbrneislich empfinden, wenn auf tolche ^Veise ein Stüclt
1,9 m Durchmesser und 4,2 Hub gedreht m nSiutt von dee Cidtnr unbaalufhwtcr Katar aadi den
wurden. Die Mascbinen soUen zusammen etwa •öderen der oberall vordringenden Civiliiation erliegt |
3600 PS indidrt haben (oadi Russeiy. Khliesslich bleibt ihm nichts Anderes flbrig, als nachträg-
Am Hiutersteven befand sich ein Schrauben- lich resignirt den Umfang und die ITrsachcn der einge-

propeUer von 7,3 m


Durchmesser, welcher tretenen faunistischen oder rioristiscfaen Ver&nderungea
mitteb einer «os 4 horntoDtalen Dampfcylindem fesuaaldlaB.

von je m
Durchmesser und
2.1 1,2 m Hub JMcser Anfiabe Im aidi, wie wir der iBfimr JCiM^fftif
entnehmen, für da* GeMet der fransBaltehen Alpen-
bestehenden Maschine in Bewegung gesetzt
Iftnder Professor J. f orccllc unti r7.r>j;en. Die Ur^iche
wurde. Masdune indicirte etwa 4000 PS
für die urafangreichei] Mo«iiiicationen der alpinen Letie-
(Rüssel). Zur Dainpfer/.t'iiguijg flieiitcn für die
weit findet unser Gewährsmann in der «oUstäodigen phy-
Schrauben-Dampfmaschine sechs Paar Kessel von sJofBonisciicn Vertodcmog der genamtai AlpenUnder.
rtind I AtlIlo^pbäre Ueberdrack und für die Weldier Art aind mni dicae UodißcatKMien? ZnaSdbat
Raddampfmaschinen vier Paar Kessel mit der- ist in diest-r Beziehung das Schwinden der W.llder

selben Spannung. Zwei Paar Kessel halten einen zu erwiihiien, die noch vor wenigen Jahrhunüenen in gc-

gemdnsamen Sdiomstem von etwa 30 HUie. m waJticirAiadebnung vorhanden gewesen sind. Ihr Rück-
so dass insgrsammt 5 Schornsteine vorhanden PVC an auachea Siellea ao bedentaad, daaa sie bei
ist
maadieii Onadiallea, deren Wäldberiti Mlier 95 Pioeent
waren. Das Schiff erreichte, nach Kussel,
der geüanimten Flur hclr-njcn h.itle, g<:^enw3rtif» mrr noch
14 Knoten pro Stunde.
9 Proccr.i deiiscibcn Gebietes umfassen. Chars>ktcnsti»cli ist
Nachdem der (7/Vf7/ Eastem neunmal den auch, dass man hier und da in Ennangelang von Hole
Ocean gekreuzt haue, gitig er 1864 in die getrockneten DOnger als Brennmaterial bemitst. Oes
Hände dner anderen Gesellschaft über. Dann weiiaren hat die Viehwirthaehaft ea
TOMaitdca, hnoMr
lap er mehrere Monate still, um bald darauf neue, bislang wo
zuvor die wilden
unbenutzte Triften,
zum Legen des ersten atlaniischeu Kabels ver- Speeles gehaust hatten, ihren Zwecken dienstbar zu nrkacfacn.
wendet zu werden. Das Kabel lirach jedoch War schon aus diesem Grunde oftmals die Anlage neuer
und blieb nach verschiedenen mi^sglücktcn Wege nach Gebietstheilca, die aoost niemals der Fais
eines Menadieo bcU'etee hdyn anochte« imerifaaliA» ao
Rettungsversuchen verloren. Glücklicher verlief
es emtlith Iiesnnders <!cj immer mehr aufblühende
das Legen eines zweiten Kabels. 1868 diente Iwar
Alpeusporl. dw m;UjsI die erill(^< nsien EinOden sich zu
der Grrat Ens.'ern zum Legen eines Kabels von
j
erschlicasen vermochte. Ein endlost-s Heer von Bet^-
Frankreich nacJi Aiucnka und elwas später zum FflnnsenKunmlera, abgesehen von den
sieigera, Jigeis,
Legen eines Kabels von Bombay nach Aden. Detacbemcnia dar Seuwa «ad ZicfenUrtant «raUirte mm
Der Great Easlem hat die Hoffnung, welche immer mehr und mehr jene Stätten, wo zuvor die ursprüng-
seine Erbauer auf ihn setzten, nicht erfüllt, er liche Thier- und Pflanzenwelt ungestört sich hatte entfallen

rentirte sich Er wurde aus einer Hand


nicht. können, ein l'roeess, dessen Krgcljnlss nur der Unterf^iiiijj

in die andere verliauft und führte ein unstetes oder doch wenigstens die iuuenU Einscbränkung zahlloser
Dasein; war abwedtsdnd Frachtdampfer,
er
Unter den aasgerotteten Thierarten aind nahngeoiiaa
Kohiendepot, Kabeldampfer, ja selbst .\us-
stellungaobject und schwimmendes Hotel. i8Sg
in die Ranbthiere
erster Linie m
neoaeD, da sie als
direkte Feinde des Menschen und seiner ViehbeslAnde
wurde er znm Abbruch nach lireipool veritauft, einer intcneiven Verfolgung ausgesetzt sein mossten. Noch
wo fast Jahre darauf gingen, ihn auaein- im des vergangenen Jahrhunderts sehr 7ahl-
A^Ugfi
ajoder zu reiMeo. • reich ummdi» W.Ufe. So bsriduat die anf Befehl
Grtat &rtern war ein Susnerst interessantes N a poleona L henii:s);e;;el >ene offtdeUe Statistik, data fai der
Bauwerk, aber er war 50 Jahre zu früh er- Umgebung des Moniiil:iiic vom September de» Jahres 1802
standen und so eine missglückie Speculation. bis zum März 1804 zviiiü Wölfe, sechzehn Wölfinnen,
neun junge Wölfe und ein Luchs erlegt «'orden sind.
Ferner wird aas den Jahre 1840 berichtet» daaa in den
WaMungen von Apremont In der Nlhe vom ChamMfy
vier Ilundo von Wölfen zerrissen wurden, ja, diuss die

RUNDSCHAU. Kaul
Hiij^ten.
ihiere sich bis

Später fantSen
an die
sie
Thorc des Städtchens beran-
lange Zeit noch in den dichtes
IKt ifiiiiirhIlflM' Culeir, loiMÜd sie «n bis dahin jung. Hochwaldnngea des Kalkplateaua der Baeges eine
Moliebes Land b«rOhrt, tritt fiberall ab Todbringerin Zaflachtniatte, bis dann die leisten dnrch Stiycfanhi ver.
dr'T tirif)rijrglich einheimischen Fauna auf.
Flora und giftet wurdrn.
D<ia kkicn u;^ die VeriiiiiLierun^en, die in der Natnr Vticiiutll uiitl noch ganz selten scheint der Luchs
uDMrer Heimat wShrend der leuten zwei Jabruusendc vorzukommen, wenigstens noch in den ausgedehnten
vor iidi gfcansn sind; ein Bück aal die VetfaSltniue Waldungen von Ma^Bovert, das in dana mit Felsea duich-
KoidaMilkaa hriagt m
dieicilbe Ucbcraeqgamg bdj aad
wer liltM «odi Sicht datco feUn, dass gcganOiÖg die
actzm BialcfiadwB Alpcohoddande von Tarcoiaiae be-
lagfB iaL

Digilizod by C«.
46 PJtOXKIHBOS. M 783.
Auch der Bftr ist noch nkbt sOÜig vcnchwoodtn; Iolt kaua aur Stilluag des tigiicfaen MshninEihfdnrfniiafs
«ber Mine Aiiw«Mnb«it raodit aidi |ieiiKiwqei in idiracka»- auareidhen trag. üoA Im Jahre 1807 war der Stetaibock
crregendcr Weise bemerkbar. Die endegeMten Iffich- n S:;\ny>"^ heMiiivch. nann-ntUch in iler T^uiJichaft Fau-
landswaldunycn sind sein (iebiei, v\-o er sich friedlich von cigny. AiiiiialiiK.il alu-i «'uij!.- <:t iiuiijcr siickr gegen die
Friichicn. und K iiiiii' Nur seilen »teigl
iniS .Vf<xi» ertihhit. Grenzt nac? l;.iii: n /; zurückgedrängt, wo im Jahre 1860
er von seinen HAhen henb. tun den ThÜeni dnen m- Victwr Emanucl sich das Jagdrecht auf dieses edle Wild
sMUenen BesiKh abnitttttea und aidi cIitiMl an •ilncm auatehliesalieh votMileit. 04^wari% ist der Steinbocke
Olate CD «Haben. Aber dleie Rcsuche w erdot inaier auB den ftannOatadiea Alpentheilen verschwuidei^ aar Vta
spirikher. Man trifft den Büren cccenwärtig tnir noch und wieder ereignet es titk, da« ehi Thier aus den
in der Nibe von Saint- Rcmy und Argeniinc im Thale benachbarten r^Lliictcn übertritt Ein dcr.arlifjcr F.-ilI n ii<l
de« Are um! auf dem I'lateau der Baugcs. An letzterer z. B. aus dem Dccemtier des Jahres Kjou berichtet, wo

Statte bekam z. B. vor nicht langer Zeit ein mit dem sich die prächtige Silhouette eines Steinbockes auf den
Studiam d« Getteins beichuftigter Geologe den Betudi GletKhcra der GaJiae ae^gtes das Thier wurde aber alsbald
einer Birennimma, die ihr K&renjunge* vonlvllte; die Be- von einem jBger niedergesdioaen. Es war en stattliches
pegnunj» M ir iber völlig harmloser Nftlur iimi Vü"/ •/ i'nh
gleichsam duithaus in den Hahnen der Huliichfceit. Als iJa» Scl.A kxii, lia-s licii .Stei.'iinick aui franzAsiichcni
eine der letzten /ufluchtsstStten des Biiren ist endlich
I
B<xlen bereit* erreicht hat, dürfte .luch der Gemse in
Doch die ZoniKbi^hi <Cambe d'Ire) im HinlCfg^nde in Rede stehenden AtpentheÜen siemlidi nahe bevor-
iden
ite« See» von Annccy erwitihneuweith, wo d<« Thicre bt sldicn, IMeie sierlkhe Antilope war kebcswcgs hnmcr
den dicliten Waldungen durch keinerlei Weidewirthsdiaft eine Bewohnerin der unzug.inglichsien und hOdistgelegenen
gcstArt wcrdtn. Hier hat man In dem Zeitnutne von Zufluohtsstitten, wie dies heute der Kall ist. Vielmelir
\><i:; Iiis rSr,;; •amerhin neuli ;icjri Stuck erlegt. Das I
wird berichtet, d;vi5 ^if tii-th w.ihremi Je« 17. JahrhunderLs
letzte dicsir i iffer der Civilisation wog nicht weniger i in der iminittelbareu Nähe der nienüdilichen Siedelungen
«b 160 kü- vorkam. So erlegte z. R. die bereits erwähnte Hcnogitt
Nadiat den KaubthJercn aind e» die jagdbaren Hortense am Oent^du-Chat und beiL'^pfaie (DipartCBaent
Stuger, die unter den NadhateUungen nnd der Gewinn- Hatttes- Alpes) mehrere Exemplaie. Nodi eor drelasig
sucht des Menschen am meisten zu leiden i^L-hnl t haben. Jahren sollen die Thitrc in einer Hr.hcn/<>nc von 800 m
So ist ibcispiekwcisf der Hirsch gegenwärtig in den geweidet haben, »ihsend sie gegenwärtig in der Regel
französtscben Alpenländern vollständig aiugerottet. Bereits etwa .?ooo m über dem Meeresspiegel sich aufhalten.
in der StatiHik de» Montblanc- Gebietes ans dem Jahre Aber audi hier vetsteht sie der Mensch trots oller Wadi-
tSoS wild der Hindi gar ntdit n»br erwähnt. Der samkeit und FlOiAtigkeit an flbcilbteB imd mit s«in«a
Ifauptgrund f\lr sein \'t tsth« ijulcn ist offenbar in der weittragenden Feuerwaffen zu erreichen. Schon heute
Ausrodung der Walduugc» suchen, einem Vorgang, muss der Tourist von (ilück sagen, wenn er bei einer
d( (Ifiii
r Kolhwild eben einfach die Existenzbedingungen Wanderung diach ciic lkig«clt lier I'clvo-.n oder flei

untergräbt. Aach umere deutschen Hirsche aind ja Oisans die reizende Silhouette einer Gemse vua dem
mwfutaifidk tiAt ananddieaaNcli Bewohner des Gel)irgca klaren, blauen Himmel sich abheben sieht.

Ceweiea, vie dos gegenwlitfg der Fatt ist; aoMlem ledig- Aehnlkfaes ist cndlidi mier den SSmem von dm
Kcih der Untergang der Waldungen In den Ebenen lüt harmlosen Mnrmelthi !Ten SU vermelden. Hn den
die Thiere, die eigentlich Bewohner der natürlic;i''n T'.iik- alten Jabrgingen der .MpiniitencIiiSis findt.-:i sich über
Lindschafien Eiod, zum Rückzüge auf die Höhen ge- Vorkommen diese« eigenartigen .Nager» noch zahlreiche
zwungen. In Savoycn hat der EntwaldungspnxxSE nament- Belege, während er heute bereits selten geworden ist, da
lich wihrend des 18. Jalirhnndertt rapide Fortacfahtte man den Thieren eifrig w^gea ihres Fetlea aadiatcUi, das
gemacht, so ds's grflsiere Waldungen nur nodi nn einigen fttr ein Tortrefftkhca HeOBiinel bei rheomaiia^cn Sr^
Stellen, besonders auf dem l'laleau der nau;;(-s , rurück- krankungen i::rh::Uen uird. Einigermaassen h3ufig smd
blieben. An diesen I 'unkten konnte ttick d.inn der Hirsch die Murmehhietc- .m: itanzösischem Gebiete nur noch in
auch am längsten halten. So wird berichd;. dnss die den weniger Districten von Cognc und Valgri-
liCMictiten

Heraogin Hortense von Masarin, gelegentlicfa eines Auf- sanchc, wo man auf den sonnigen Almen sich su
sie

cathallas in Chanblfx wlhraid der Jahre li^x Ma 1675, Hunderten tmnmeln adMn kann. Volbtlut^ wschwunden
im dem csnannien Hodilande einen Hirsch «rlagte. Audi afaid die Thiere wa den gletachcnalm OnalUdun dar

in den Museum von ThamMr^ l>erinden sidi eine Ansahl ICattrIenne (am Atcthale) nnd der TSientaise, wo sie
von Knochen und fiewriht-stf'n l1;c. in SiM.yi-n a-jlgc- . früher häufig gewesen sein sollen.
funden, als ßcwcismiuel dienen, das» der Hirsch in den Aus dem V'ogclrcichc liaben in den frauzustüchen
französischen Alpenlindcm «Ihrciid der teaten Jahr- Aipenlündcm in erster Linie die Singvogel zu leiden
hunderte nnsgeslorbcn ist gehabt; die Verfaftitniss« lic^gen also hier io dieser fie»
Gans das Gietche ^It auch fllr das Reh. Vor emer sielrang genau so. wie in den meisten sndereo raoianisdien
Reihe \( 11 J..hti^n vetiiUe sich olntri.il elti K\e:ii]:.I.i- bis in I.4ndern; es vrird c'-i'-w All.-,,w .is da flirj^i, eiK-^t und
viiii AiiiRV^
tite StiitD^tr. wo es dann uhiic- Mui>« , verspeist. Nicht ciiuuusl lici Sihwjiiiie, diu ,»iiUc.'«.,irts
werden konnte.
f.ingeri Man brachte daa Thier in die durch die Pietät des Volkes vor Angriffen geschützt ist,
WaMungen suzttck und widmete ihm die soigfaitigite lisst man Schonung sngedeihen. So kann es nicht wtuider-
Ffhfe« mtadem aber ging es nach ebiiger Zeit ein. ndinwD, wenn Aaisel, DreaaeL Ffaik und Staar o. a. w.
In aBen Alpcnländert) geworden ist des aiiasersi selten in Sawyen sehr sehen geworden sind und wenn alle
weiteren der Steinbock, schon deswegen, weil er die Versuche, derartige Kleinvögcl dort anzusiedeln, ohne
Verluste, die seiner S|)ecie» durch die nnausj;'.si.i/;i.n (iurchL;i-i nden Erfolg bleiben müss- n cb ist dii-s um »o
fi ;

NocIlsteUungen der Jiger erwachsen, infolge seiner nur mehr der Kall, als an Raubvögeln, die sich durch
garingen Fracfatbarkeit auszugleichen nicht im Stande ist. unzugängliche Anlage ihrer NialatSttaii und boheUt
2uita bat man ihn ül>erall in die hOchstgeleg^men uneireichlMien Flog den NachaieUungen von Seiten das
SteinwAilcn »irflckgedrärgi, wo der apirlidie Gxaawncba Meuachen an «ntsidien wissen, bi Savoyen kein Maqgd

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Jtf 783. 'RxaiDBCHxa, 47

itt, K» dau die Sduaren der KletnvOcel aucb von dioen Flamen meistena benAthigt werden, ein
wie aie auf
Igaa^
Psittdoft dMiinifC weiden* gntes Arbeiten der Schiffsadtrsnbe In vollem Waaaer ni
Aus drr Onippi* der 1 1 ü !i n c r \ ij j; t-I bat ^imrichsi c!et '
tnfinX'liihon. h;it triiin da/n i;''Rt ifffn, im Heck (Hinter-

edelste Kepriucnunt , der Auuihuhn, daian |;Uul>i.-a liitrilj dit&er Schific lu>-:u<.4 cirKtil'.iuen. Abbildung 44
nttisen: er dürfte gc{;cnw;irtig in Savoyen ausgestorben zeigt eine derartige Tunnelanordnung. Beim Angehen der
«dn. Da leute i« angeblich im Jahre 1860 im Walde Maachiae laugt die Schranbe den Tuomd voll Waaier
von EntfC'le'Vieux «rlcgt worden. Die IdeloercB Arten und giafat «ich dadurch lelhM 'die UOgUchlieit, wlhrend
der Waldhühner, das Haselhuhn sowie das Stein der weiteren Fahrt «oUatladlg von Warner umgeben so
huhn (Ptrdrix saxatilis) sind noch relativ b.lufig anzu-
txefleii, SU :i,iTiifinli( h irv der Genend von Modane.

Dass die vorstehende Aufzjihlang, die nur die popu-


der gyBweftn Thier« etwlhnt, natnitamlaa auaaer-
liratctt
ordentlichiäclccnhafc ist, bedarf Iciiim der Erwähnung.
Aber immerhin itt aus ihr mit voller Ueutliclikeit ersicht-
lich, d.i>b in iliT Thiit in dm tr,>iu<'i5i>chi.Ti Ai)icii;;;-l!:f ton.

wie auch in aiien übrigen Tbeilcn dieses gigantischen


Cebiiges, die Fauna immer
ursprAg^icb «ishcbnildl«
mehr verdrängt winL 10 daaa von giOmewn Thierfonoeo
dJiMlich BW nach der Menaeh und lehw Hrailhiere arbeiten. Dteaea wird nun von ihr nadi hinten ge-
•Wg Udben. WAiTnaa ScHetNicwiii. [etja] schlc'idcrt und \vej;.-n der mich e.ntAn abgeschrägten Fomi
des i'unneSs auch n.^ch unten .liiv^t.'^lenkt. Letzleres ist

• aber ein wesentlich fr .N'.ichtheil dieser Tunnelcotistruction,


da einmal die zur Hervorbriogung der hinten erfolgenden
Sc{i««i«dg«wininin|p tn LouinaiM. Eine eigenthüm- Richtungsändeiting nCthige Kraft für die Fortbewegung
liihc Art ili-r 'jewirmung de» Schwefels ist in Lomsiar.a ;tii des Schiffes verlnren Keht, zum andern .-iher das Ilcck
Gebrauch und auf der Ausstellung in St. Louis, wie wir der de» i>cbiili.-s selbst gcliuben und hierdurch eine gleich-
Ztittekri/t ties l'ereines Jeutuher Ingenieure enUMhONB, falls die Schiffsgeschwindigkeit ungOmMlg her Iniin iirnde
ISdnem UodeU veraBscbaulichb Die Schwefellafcr von dei Schiffe« gcadintfen wird.
LouWBBa worden bereits im Jahre 186; bei Gete^nhdt Diese idiwerwiegendca Mlngd ^enanoter Tnuei«
von Bohrunpen n.itii Petroleum entdeckt, üiier deren A111- LXinstniflion führten nun, wie wir Thf E'n-inrri ent-
beate erst un Jahic 1895 durch cm von H. Krash in lichiiiuii, beim Bau des cngliAchcn Flusskanonetibtxnes
Cleveland, O., angegebenes Verfahren ermAglicbt. Der IVidgeoH zu der Abbildung 45 wiederKeget jenen An-
in
Schwefel Iroaunt in einer etwa 30 m machtigai Schichl ordnung nach Yarrow Schern
Patent. Der Tunnel ist iüer-
nit Bdaevcnneen von Sand Gipa vor; die Sohle md bei hinten nicht dnreb eine lehrlg ntA witca InoHeade
dtcaer Schicht Hegt auf rund 183 m unter Tage. Die W.vikI Ufj^renzt, sondern offen gebaut. Eine bei A
•diwefeifllhrende Schiebt ist jedoch von wasserführenden drebb.i: angebrachte Klappe giebt dem Tunnel aber
Tricbsandschichten von ^losset Mftchtigkeit überlagert, beim Angehen der Maschine eine liiinlicin- liejt.ilt,
durch welche Abteufen eiaes Sduchtea bei ver-
d.-is wie der in Abbtldoi^ 44 sie besitxt. Diese ermöglicht
diiedenen Versacben nicht gelbigw wollte. Frash trieib da« Anaangea dm Wamera bb «nr FBlhaig de« Ttemda.
fait xn der Triebaandsdiicht ein Rohr von 330 mm Weite so dass die Schraube vollstHndig im Wamer arbeitet. Das
Unab nnd verritigerte hier den Durchmesser des bis auf ,
nach hinten geschleuderte Wasser dtOckt nmunchr die
die Sohle des Seh« pfcUjif;fr* hinabiufülin-idi-ri Kuiiro Kl.ipiie l'.n.jii. dnss es direct nadt Untcn itiftnen
auf 303 mm. Das untere Ende dieses Kohrcs ist sicl>- > kann, ohne aljgelenkt zu werden.
Vt% durchlSchert. In das 203 mm weite Rohr wird Die Vataflg^ der nanen AnordtraBg tmten bei den
«in 76 nun weite» und in diete« ein Rohr von 38 am Probefahrten der ftuIgmiH Idar n Tage. Wahrend
Hebt er Weite eingeeetzt. Wird nuti in den Zwiwhett- nämlich bei offener Tonnelldappe die Oeachwindlglceit de«
raiini /.w:so}ie;i itfin '(•> und deni 2''y
\ intii westcn R' ilir U-s ru
It'O" C. übsrhilMes Wasacr ciiigeführl, so dnngt dasselbe Abb, 4S.
durch die Oeffnangcn des Aitssenrohres Mischung von in die
Saod nnd Schwefel oad scfamilit den leuieten. Sun wird
dmdi daa den Kern dea ROhreDsytten» bUdeode 38 mu-
Kohr DnicVIuri eingebUsen. wclcSc- den riässi^cn Schwefel
luch iVil Mammutbpumpc (s. Prometheus XIV. Jahrg.,
S. 830) in dem 76 mm weiten Kohr emporhebt. Man
Neue .\nordnung des ScfaiaubMtaiinels naclt Varr»H«cbcm VtitMm
UaK den Schwefel in fpoat offene Becken
fifisaigen
fUeMen, denen er nach 24 Stunden an der Lnft «o
fa>
I
«rkuhrt d.i« er in Würfel zersäj;t oder initfts Hacke
ist, :
Sehiff.s Knoten Ue: 2?;. 4 T'indrelui::t;en J-i
rerklcin'jit werden kann. Em Üuhri.ich »oJI in der Müchineü iictiuj', wurucu mit der gleuiicii .NLii.uhinc:.-
Stunde etwa 20 t Schwefel liefern und gegen 30 Tage Icistung bei tiiedergeführter Klappe nur 12,22 Knoten
laqg eitnigsühig bleiben. Die Gcwionaoipkasten, «ii». bei 379 Umdrehungen etzieit. Bei einer anderen Fahrt
«c h KeMlkh Uentdhmg de« Bohrlodie«, eoUen fOr leoo hg wurden mit olfener Klappe 14,38 Knoten, mit nieder»
SchwcM lieh anf rond 4 DoUan (17 Mark) «teilen. Trttirt?>r KUppe aber nur 13 Knoten erreicht. Damit
liLii die ne«e Construciion ihre Ucbcrlegcnheit gegenühei
der alten vollauf bewieicn und die Praxis die Theorie
beaiÄtigt. K. R. [9ji<J
SchranhoiiiiiBiiil Ittr fiiehfalMnde Schilfe. (Mit
zwei Ahbadnngen.) Tfm bei Sdiiffen mit geringem Tief* • •

Digilizod by C«.
4« PROMrrSEOS. — BOcrbkschau. wM 783.

RackUkk auf die £otwklMlaii|: der Btreieen» Thitigkeit des Pionien im F«stm«ih(icBe bcschifskt. a»
belmen. Efe in kOnlldi In dieser Zeltadurift (XV. Jabtg., bdisadeit er dicselli« doch im engsten Anschloss an die
S. f^o') ;mf djs ; ja'-.ri;;'-- TuliiKiuni der elelctrischen fibrigen im Fcslungskriegc mitwirkenden W.iffr-n (Attillerie
BAlmcn büigcwi'-scn und damit on Zutuckblicken auf den und Infanterie), so das» der I.eM-r dodl ein anscliau-
Werdegang der Gleisbahn«n, desjenigen Verkehrsmittel» liches Bild vom Verlaut der KSmpfe um Sperrforts
vomnlaitt wonlea, du mehr «1« iigend ein andere» «at und Fcstoogea mit GOrtclforts crUlt. Die eingefttgtea-
die G«stm1tTUtg unteres heutigen Verkehrslefoeu eingewirkt Abbüdangen sind sehr swechmlaslg so snagewtfilt;
und im bcsondcrco dem Strassenbildc unserer Städte durch dass sie d.is Versi&ndniss der- AusUIhrattgen des
die Strassenbahncn den modernen Charakter gegeben hat. Vetfassers wesentlich erleichtem, C [9413}
Ks hat ziemlich lar^^c <;edauerl, bevor man in Deut»ch>
hmd das Eisenbahngleis in die StnuMen der SlMte hinein-
Mg. In Bertin wurde die ente StrtlMBbftlin rom
Bnadnlmiger Thor iMch ChvIottnbiuiE abeut und 865 1 Eingegangene Neiügkeiten.
dem Verkehr Obetfi^ben, eis noch Äe Ringbahn, die
(Attr&hrlJdic Beiprechiing behSIt «kh die Redactioa vw.)
ersto KlitiK' lli.vliti. an ti« r Stndtmuucr Berlins herumlief.
New York wai im Lukas. Dr. Franz, Prof. Psyckologie drr niedfrtUn
Ix-teiii, Jtihrc |8,12, also 33 Jahre
frtlher, mit der ersten Sinu»>;nbahn vorenigqpuigen, die, l\ir^. Kinc n.ilcrsuchupj; iil"-r dii- er>lrii Spuren psy-
wie in Beriin, Pfadebetrieb halle. Wenn lum «nch die chischen Lci>cns im Ticrreidic. gr. ö (VIII, 276 S.)

Vertttche oft wlederiiolt werden, des Pferd durch rioe Wien, Wilhelm Braumüller. Preis 5 M.
D.im| fli Kinxilivr- ,-u fTM-i/f-n, vi Miellen sie doch auf die Kaeller. Karl Alois. S. J. ZW CkrüUntum tatd
aiisscituuij der tn;cr.i,'ii;ln;n Siadt. liegenden Strecken be- tüt dbf" ite'jMu t eM ' fiAittu üiiUt Nsnfte^. da
sctirünkt, sind aber auch hier nirgend zur dauernden Ein- R<itti^ mr Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts.
nchtung gewarden. Der Anfaqgt das« in diesem Ztortandc Zweite, verbesserte und vermehrte Aullage. 8°. (VH,
Waadal t/m^iOta wwrd«. ist anf die Sienensadie Aus- 403 S.) im Breisgau, Hcfdcndie Verlags»
Freiburg
•teUmiiriMlni mit elektrisebem fietriefae ytm Jahre 1879 handlang. Preis 4 M., gel>. 5 H.
nrfiekznfshren. Nach den bei dieser Bahn gemnchten Wasmann, Erich, S. J. IMe modern* BM«gte tnut
Elf.iliruri^L-n <:rl)üiil<- S m c n 5 <lic rlrkulichc Strasscnbahn
i
(.'.- Enl-.:ickluni^l/we':i-. Zui'il'-, vi/rnidirtf Auflage.

vom Aniiaitcr Hahnliut in Groäi-i.ichtciscidc l>ci Berlin nach M;l 4Ü Abbildungen im Tuxl und 4 iafcln in Farljen-
der Hauptcadctlen.inslalt. Diese elektrische Strassenbahn druck und Autotypie,
gr. 8 *. (XII, 313 S.) Ebenda.
Winde bcieita am 16. Uai 1881 dem OffeDtlidieD Verkehr Preis 5 M.| geb. 6,ao M.
Mieisebea md
war soniit die erste ihrer Art der Welt Bade, Dr. E. Ar
Mi¥lrihinqMäf*Hi VilgtL Ihie Natn^
Ein nSrlistft Versuch fand iT d'-r Ausstellung in 11
geKbidhte, X^bensweise und ihre Jagd. L Band.
Chicago alljjemeine Aufm» rkwiukcil. Ala-t erst 1886 Mit t Tafel in Farbendmclc, 4 Schwarzdrucjctafeln,
begann der elektrische Betrieb der Strassenbahnra festen 31 T.ifeln in Photogr.iphiedruck, f-ist ausschlicsshck

Fuss «1 fassen und sich adineUcr «ussabteiten. (Mt»]


Aufnahmen lebender Vögel, und 144 Textab-
nach
bildungen photographiadicr Aufnahmen der Nester «md
Eier sowie Zeichauagcn von Vcgeltcilen. gr. 8*.
(IV, 193 S.) Bcflio, Hcimann Weither. Preis 6 tIL,
Die Anzahl aller Schiffe der Welt cträgt nach
I KO». 7 M.

deiD kürzlich crsdiicncnen J.ioydi Kcgistcr 29943 Dampf- Schmidt, Günter, Pontsekr. IntrrnationaUr JeU-
nnd Segelschiffe mit einem gesammten Tonncngehalt von grapkfiivfrtrag nebst AusfOhrungs- Übereinkunft

33^3 13> Durd)scbiiitt»-TcMiiiei«eh>lt benagt mit» (Lcmdaner Revision vom to. Juli 1903). Fftr Lern»

bis Mr ein Schiff 1 123 t Von Gesaanntiabl aaSehiffea und Kachadili^wecke bearbdleL (PoMallsehe HcmU
gehören den Englündi rn 11 134, die mit 16006374 t bibliothek (Xn, 166 S.) BetUii, Cid
N'r. 2.) 8«.
nahezu die Hälfte des Uciamnuionnengeh.iUs aller Schiffe Heymanns Verlag. Preis cart. i M.
der Erde besitzen. Die DurchsdinittsgrOsse eines englischen Michel, Hugo, Ingen. /f>.,- -um Geldxtrdienen. '

Schiffes tielilgt mitbin 1437 t. £s gebt daraus 473 Probleme und Geldquellen für Erfinder, gr. 8 *.

ber*<or, dan die Englinder melir grtasere Sdriffe baneot (34 S.) Zürich, Th. ScfarAter. Preis 1 M.

1* die Rheder andcier Ltader. St. [nw] Bauer. Dr. Hugo. ChtmU d«r JükiemiößverUndungtn.
4 Btadcfaen.
(I n. II; Adpliatiache Verbindungen,
Eis;f: und Zweiter Teil. III: K.iibocvküschc Ver-
bindungen. IV: Heierocykiische Vcibinduogcn.)
(Sammlung Göschen 191 194.) 12*. —
(156, ibi,

BÜCHERSCHAU. i$7f '34


handlang.
&) Leipsig, G. J. GQsdken'scbe
Preis jedea Blndeheoa geb. 0,80
Verlags*
M.
Scharr. Mi^
und Militlrlehicr an der Kri();«ahadenie. Röhm, Dr. Otto. Mwanalyie. Mit 14 Figuren.
Der Falungstrieg nmd die Pionurtntppe, Mit iSninmlung Grtschen 2Jl.) 12*. <88 S) Ebenda.
9 Bildern im Icxt. gr. 8». (IV, 41 S.) Berlin, Preis geb. 0,80 M.
Ernst Si^fhed Mittler und äolin. Preis 1,30 M. Bendrat, T. A. Im Zeichen der J-ortchungsreisen,
Im Miablidc auf die heaHwa Kimpfe um Port Arthnr Eine qnthetiBdi*phlloao|ihia(iie Skiaae. 8*. &)
darf das kleiae Buch auf Interesse anch in weiteren Berlfat, Fnutt Wunder. Ticia 0,60 IL
Kreisen, als den der Officicrc und Fachleute, rechnen, Industrielle Gesellschaft von Mitlbausen. Vtr^
weil es in cir.ci .i..ih l-.ai-n vm, ländlichen Weise schildert, zfichniss der in der (itufrah>ersanimlung vom
mit welchen Mitlcin der Vettheidiger wie der Angreifer jp. t>i04 aui^fi, hrifhfutn Prrisaufgaben Jiir
Juni
iron Sperrfort»und UürtelfesUtngrn hcut/utügc kilnipfcn und d,is Jidtr t90s. I.cx.-v (VIII, 47 S.) Gratia auf
wie Beide diese Mittel anwenden. Wenngleich der Ver- Veriangaa vom Sekretariat der GeaeUscfaaft.
fiMsr, als IngeiiieuT-Ofildctt sieb ayf die bchUdcraag der
ILLÜ8TliIUTE WOCHENSCHRIFT TBEU DIE FOHTSCHIilTTE
IN GEWERBE, INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT,
aOf Buobfaand-
umi PuMMuUlten Dr. OTTO N. WITT. Prcii viertcljährlick
4 MATk.
M beüefaea.

Verlag von Rudolf Mückenbei^er, Berlin,

Mit iKUnick IBS im likilt iiiur ZiHttbift itt Tirbitn. Jahrg. XVI. 4. 1 904.

Pflanzenfarben .schön zu erhallen. Es war mir


Sauerbaite und ergän^liche Pflanzenfarben.
schon längst auffallend, dass Pflanzensammlungs-
Von tmlemut Kaxi. Sajö.
exemplare, die ich aus anderen Ländern bezog,
Iin allgemeinen pflegt man anzunehmen, dass zumeist sehr fahl, gebräunt oder gebleicht aus-
die Pflanzenfarben nicht dauerhaft sind. Man sahen, wohingegen ich dieselben Arten hier in
zieht diesen Schluss aus dem Umstände, dass Centraiungarn viel schöner zu conserviren ver-
die meisten getrockneten Pflanzen, namentlich mochte. Manche Arten behalten ihre Farben
die Blumen, welche man hier und da [)flückt hier so lebhaft, dass sie in dieser Hinsicht ihren
und in Bücher einlegt, ihre Farbe schon nach lebenden Schwestern gar nichts nachgeben.
einigen Tagen verlieren. ^Vndcre behalten zwar Allerdings liegt der Ort, wo ich sie präparirt
ihre F"arbe Monate, büssen sie aber
einige habe, im
regenärmsten Gebiete dieses lindes,
dennoch in der Regel noch vor Jahresfrist ein. was viel zu sagen hat. In meiner ebenerdigen
Es giebt aber auch in der Pflanzenwelt Landwohnung wird das gemahlene Kochsalz that-
recht dauerhafte Farben, und Diejenigen, welche sächlich zu keiner Zeit feucht, weder im Früh-
regelrechte botanische Sammlungen anlegen, jahr, noch im Herbste, noch im Winter. Auch
wissen recht gut, dass es in dieser Richtung habe ich die Bemerkung gemacht, dass auch
bedeutende l'nterschiedc giebt. Die Blumen, hier die Blumenfarben schöner erhalten bleiben,
welche Laien als ^Vndenken in Büchern zu wenn die Pflanzen bei sehr trockenem Wetter
trocknen pflegen, dürfen sich allerdings nicht präparirt werden. Zur Regenzeit bleiben die
mit der Dauerhaftigkeit ihrer Farbenpracht rühmen; Blumenfarben niemals so lebhaft.
denn Veilchen, Kornblumen, Rosen, Levkojen Ich könnte beinahe sagen. da.s8 es mir ge-
und ähnliche beliebte Blumen erinnern nicht lungen ist, die meisten Pflanzenfarben lebhaft
nur an angenehme .Stunden, sondern auch an zu erhalten; einige haben zwar eine lichtere,
die Vergänglichkeit irdischer Schönheit. Jene andere eine dunklere Nuance angenommen, aber
Blumen, die ihre Farbenpracht behalten, werden fahl sind sie während der Präparation nicht
selten auf obige Weise behandelt. geworden. l'ün Nachlassen der Lebhaftigkeit
Und hängt dabei sehr viel vom Klima
es der Farben trat aber bei den miniler dauer-
ab. In Gebieten, wo die Luft mit Wasserdampf haften im folgenden Winter ein. Solange die
»ehr angereichert ist, gelingt es selten, die Witterung noch warm war, blieb die Pracht
16. Octobn 1904.

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50 PkaUBTHSUS. M 784.
unverändert; im Februar und im Wraz traten nicht gleich.stellen kann. Wie
lange das Eekiam-
aber schon bedeutende Verändcrunt;ci; ciu. Blau aushält, weim es vom
Sonnenlichte nicht
Die grössle Verheerung richtet jedenfalls das m leiden hat, hat mir folgender Fall bewiesen.
SooDenlicht an. Getrocknete Pflanzen» die Bei meinen natnrhistoriscben Excurgionen
den directen Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, kann idi natürlich nidit sSmmtlidie Objecte, die
verlieren ihre Farbenpracht meistens bis zur ich gesammelt habe, gleich an Ort und Stelle
UnkeoatUchkeit. Die chemische Wiricung der präpariren. NamoiUich pflege ich die Insecten
Sonnenstrahlen verdirbt ja übrigens av^ die in PapierhGlsen, die zarteren Arten auch in
meisten künstlirhon l arl^en bekanntlich giebt es
: ganz kleine 'art; jnsehächtelehen
f einzulegen und
Möbelstoffe, die sdiou während eines Sommers j
die OeSnungen der letzteren mit Papier gut zu
ganz fahl werden, weshalb man die Gemacher, 1 verkleben. 'S» kommt dann vor, dass dne soldie
wo es heügefärbte Möliel- oder Ti']i:'lclistof|"c rartonschachtel Jahrzehnte hindurch iingeöfifnet
giebt, so wie möglich dunkel hält, was
viel bleibt, bis ich es uöthig finde, den Inhalt behufs
lireiGch höchstem Maasse gegen die hygie-
in weiterer Bearbeitung hernnszundun». Es ge-
nischen Regeln verstösst. schah unlängst, dass ich ein solches Schächtelrhen
giebt jedoch Blumen, deren Farbe sogar ößhetc, dessen Inhalt vor 23 Jahren gesammelt
den directm Sonnenstrahlen auf eine wunderbare worden war. Unter den Insecten fand ich audk
Wi ise zu trotzenvermag. In dieser Hinsicht vertrocknete Blumen von Echium vulgare, deren
stehen die l>lanen l arben obenan. Natürlich I
lebhaftes Himmelblau den lebenden Blüthen
nicht alle, denn die Kornblume, die grosse dieser Art gar nichts nachgab. Zarter ist
Glockenblume ^C<7w/(j««/<» Medium) der Gärten, schon das Blau Oer Boretsch-Blüthen (Borago
dann die PerUs/ttno» - Anea haben ein äusserst officinalis),die in sehr trockener Umgebung
zartes BlaUj
iralches selten 2 bis 3 Tage präparirt werden müssen, um nicht bedeutend
überlebt, wenn mu
diese BimDea trocknet. einiubössen, obwohl ibn^g» und^r^ww nahe ver-
Unter aUen Bltimenfarben, die ich bis jetzt wandt sind. Die ebenfälla verwandte Ochsen-
untersucht habe, hat sich mir die des blauen zunge (Anchusa o/fkinalis) aber ist schon so
gemeinen Acker-Rittersporn« /XV^inflMn con- zart, dass ihre blauen Blüthen bereits während
saUda) als die dauerhafteste bewiesen. Ich habe des Trocknens unbedingt verdunkeln.
sie mit über hundert Blumen iiiul P.lättern Unter den gellieu Uaiben giebt es einige
verschiedener anderer Pflanzen den directen beinahe ebenso dauerhafte, wie unter den blauen,
Sonnenstrahlen unter Glas ausgesetzt und zwar obwohl sie den letzteren in dieser Hinsidit doch
worhen'ang, ^n's endlieh nach und nach alle werden können. In die erste
nieht gariz gleichgestellt
Nuancen dem grellen Sonnenlichte zum Opfer Reihe mödite ich die Hahnenfuss-^/(!an«nr«/M-^
üden. Das Ganze bot dann ein recht trauriges Arten stellen, die sogar dem Sonnenlichte selur
Bild dar; inmitten der allgempinen Verfärbung lange trotzen. Besonders prächtig und leuchtend
glänzte jedoch das herrliche Dunkelblau des bleiben die gelben grossen blüthen von Ranun-
Acker-Ritterspoms vollkommen unTerindert, wie etdus iüyricm, welcher in unserem Sandgebiete
eine Oa-;*^ in der Farbenwüsto. Delphinium- hier und da vorkommt Es ist bemerkenswerth,
Arten sind liberhaiipt sehr dauerliaäi, wenn sie dass die Hahnenfuss -Arten ebenfalls giftig süid,
nur einmal unter günstigen meteorologischen Ver- was für ihre Farbenbeständigkeit wohl nicht gleich-
hältnissen und mit geli iriger Sorgfalt getrocknet gültig ist. Die meisten gelben Farben der
wordeD sitid. Dic&u Eigenschaft mag daher Blumen sind jedoch von verhältnissmäiisig kurzer
rühren, dass die Kitter.spome Gifte euthallcn, Dauer, und namentlich der Sonne können sie nur
die alkalischer Natur sind. Andere Kittecspom- wenige T^e widerstehen. Die Fingerkräuter
Arten sind nicht so farbenbeständig, vielleicht mit fl^ttniäla) haben einen ebenso leuchtend gelben
Ausnahme des chinesischen (Delphinium chi- Flor wie die /ianuncu/us- Arten; während jedoch
nam), welcher die Azurfärbusg ebenfalls gut die lästeren, wie ich es soeben besprochen
behält imd, wenn er dem Sennenlichte nidit habe, sehr dauerhaft sind, verblassen die ßhten/iUB-
unmittelbar länger ausgeseti^t wird, jahrzehnte Blütlien im Sonnenlichte schon binnen wenigen
hindurch beinahe unverändert prächtig bleibt. Tagen, und auch dunkd aufbewahrt binnen 1
Aeusserst ferbenbeständig sind feiner die btt t Jahren.Das Gleiche kann über die mdsten
Blumen des gemeinen Natternkop fes i'/Tf///«»» gelben Schmelterlingshlüthler (PapilionaceaeJ
vuigartj, welche ihr entzückend schönes Himmel- gesagt werden, z.B. vom Goldregen (Laiumum
blau beinahe unbegrenzt lange eifaalten, wenn sie vt^are), von VirgiSa lutea, von den echten
dunkel gehalten werden. I'rei dem Sonnenlichte Acacia-fMimosa-jAnm und von vielen anderen
ausgesetzt, bleiben sie zwar 5 bis 6 Wochen Ks giebt jedoch auch unter den Schmetteriings-
hindurch schön blau, ea ist aber dennoch dann blüthlem auffallende Ausnahmen, so 2. B. den
schon eint! .\hnnhme in der Lebhaftigkeit der Steinklee (Melilolus) , dessen goldgelbe Blüthen-
Färbung bemerkbar, so dass ich diese Art in ährcn, weuu in trockenem Klinia präpanrt und
Hinsidit der LiditbestämUgkeit dem Kittenpome aufbewahrt, Jahre bindurdi ihre Sdiönhdt be-
M 784. Dauehhafte und vcrgängliche Pflanzenfarbek. 51

halten und sogar im unmittelbaren Sonnenlichte strahlen nicht in verhältnissmässig kurzer Zeit
mehrere Wochen hindurcli gelb bleiben. missliebig verändert würde. Während es unter
Die rothen Karben sind ebenso verschieden den gelben und blauen Farben einige giebt, die
in ihrem Verhalten den zerstörenden Einflüssen ziemlich oder gar stark lichlbeständig sind, stehen
gegenüber, wie die vorigen. Lebhaft roth bleiben die rothen Pflanzenfarben, besonders die blut-
verhältnissmässig wenige Aiten; die meisten rothen, der Besonnung gegenüber beinahe alle
werden schon während des Trocknens dunkler. wehrlos da, obwohl sie, dunkel aufbewahrt, sehr
Uebcrhaupt verlangt die roihe Farbe Säure, lange ihre Schönheit behalten.
wohingegen die l>Iauen Farben alkalisch rea- L'nd was ich von der rothen Farbe gesagt
girende Verbindungen erheischen, um nicht in habe, das gilt auch für die grüne. Dass die grünen
eine andere Färbung umzuschlagen. Die durch Pflanzeniarbungen durchaus nicht lichtbe.ständig
Anihocyan*) her- sind, das zeigt die
vorgerufene rothe Abb . 46. alltägliche Praxis
Herbstfärbung des jedem Landwirth.
Laubes schlagt bei Das gemähte Heu
den meisten Pflan- verbleicht schon in
zenarten während der 1 bis 2 Tagen an
Prä]>aration in Rost- seiner Oberfläche
braun um. Ausnah- und der Heuschober
men bilden die- wird ebenfalls auf
jenigen Pflanzen, die seiner Oberfläche un-
viel Säure enthalten, fehlbar fahl und
wie bekanntlich die bleich. Wenn aber
Blätter der Berbe- die getrockneten
ritze (Berberil vul- Pflanzenblätter den
garis) von welcher
, Sonnenstrahlen nicht
bei uns die rolh- direct ausgesetzt
blättrige Varietät in werden, so verhalten
Betracht kommt, sie sich .sehr ver-
dann Fssig-
der schieden. Manche
baum (RAus werden bereits bin-
typhina), der wilde nen einem Jahre
Wein (Ampehpiis) bleich oder gräulich,
und andere. Die andere hingegen hal-
Gewebe der Blätter ten sich Jahre hin-
des wilden Weines durch lebhaft grün.
halten aber den Zu den dauerhafte-
Wasserinhalt ihrer ren gehören z. B.
Zellen .sehr zäh fest, viele Farnarten, dann
so dass es nur schwer die Blätter von
gelingt, die lebhafte For^ythia . ebenso
blutrothe Färbung auch die dunkel-
derselben während grünen Blätter des
der Präparation zu er- Hanfes des Kssig-
,

halten, weil die wäh- baumes und mancher


rend des Trocknens anderen Pflanzen-
eintretende Fäulniss arteti. Die auffallende
Ammoniak entwickelt (wie das durch den Herrn Dauerhafiiakeit der in Herbarien aufbewahrten
Herausgeber dieser Zeitschrift in der Rundschau /J>/jr//4/(/-Bläller hat einer der in unseren Gärten
der Nr.768 auseinandergesetzt worden ist), wodurch cultivirteii Speccs den botanischen Namen Forsythia
die rothe Farbe in Braun und zum Theil in viridiisimn [sirii/issiina = sehr grün) erworben.
Schmutzigviolett verdorben wird. Manche Blumen, Jedenfalls ist es auffallend, dass das Pflanzcn-
wie z. B. Cuphea miniata , behalten ihre rothe chlorophyll so bedeutende Verschiedenheiten
Färbung recht lebhaft. Was nun das Verhalten bezüglich der Dauer aufweist, was natürlich in
der rothen Pflanzenfarben dem unmittelbaren dessen chemischer Zusammensetzung und der
Sonnenlichte gegenüber betrifft, so kann ich auf der übrigen in den Zellen enthaltenen Ver-
Grund meiner bisherigen Beobachtungen keine bindungen ihre L'r.sache hat Lichlbeständig ist
einzige aufführen, die durch die directen Sonnen- aber kein Pflanzengrün.
Alles zusamniengelässt, kann ich nun sagen,
•) Siehe Promelhfiis XIV. J.nlirg., S. 73. dass die dauerhaftesten Pflanzenfarben in erster
4'

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52 Promethel'S. 784.

Linie unter den blauen, in zweiter Linie unter würde eine eingehende chemische
Vielleicht
den gelben zu suchen sind. Blau und Gelb Untersuchung der Ursachen dieser Verschieden-
sind bekanntlich Complementärfarbcn und unter heiten auch für die Färberei einige werthvolle
beiden giebt es welche, die sogar dem directen Winke geben. Namentlich wäre es bteressant
Sonnenlichte gut widerstehen. zu erfahren, welche chemischen Ursachen den
Roth und dessen Complementärfarbc Grün Blumen des Acker- Rittersporns (Dtlphinium
deren auffallende Widerstandsfähigkeit
coiiioliJa)
Abb. <7. der Besounung gegenüber bedingen. [»js«!

Die Brutpflege boi den Amphibien


und besonders bei dem japanischen Riesen-
Salamander ( Mcgalobati achus maximu»},
Voa Dr. \V ALIHER Schoznichin.
(Schluu von Seite 40.)

Einen neuen Fall von Brut pflege eines ge-


schwänzten I.urches berichtet nun neuerdings
C. Kerben im Zoolo^hc/ien Anzeiger. Und zwar
handelt es sichum den japanischen Riescn-
salamandcr (Megalohatmchm ma.ximus), der in
seiner Heimat unter den Xamen hamaki, hazekoi
oder anko bekannt ist und die Bäche im Gebirge
von Iga und Ise, die vom Vulcan Daisen kommen-
den Uachläufe und die Gewässer auf der Süd-
seite der Hiruzenbcrge bewohnt. Exemplare
dieser Ihierart sind schon des öfteren lebend
nach Europa gebracht worden, doch war über
das Fortpflanzungsgeschäft bislang Nichts bekannt.
Kerbert war der lüste, der die Eiablage beob-
achten konnte. Er hielt ein Pärchen der Thiere
zu Amsterdam in einem Aquarium und stellte
bereits Anfangs August 1902 fest, dass die
Amphibien sich anders verhielten, als gewöhnlich.
Während die durchaus trägen, stumpfsinnigen
Geschöpfe in der Regel tage- und wochenlang
bewegungslos, fast wie todt, auf dem Boden
ihres Behälters lagen, nur äusserst langsam nach
den ihnen dargebotcmti Fischen sclmappten, das
Licht scheuten und innner die dunkelsten Stellea
des Aquariums aufsuchten, fmgen sie im .\ugust
an, sich einander zu nähern und gegenseitig zu
berühren. Manchmal wurden auch zitternde und
wellenförmige Bewegungen des ganzen Körpers
wahrgenommen. Die Verniuthung lag auf der
Hand, dass ein Erregungszustand des Nerven-
sptems als Kinleitung zur Zeugung eingetreten
war. Das Liebesspiel dauerte indessen nur
Drei l£ikj|Mrln KieMrnsaUmanilc».
tie%
einige Tage, doch fand in der Nacht des
iNitUrtichc GrOuc.) 1 8. September die Ablage der Eier statt. Das
Weibchen hatte die Eiersthnüre — denn um
sind nicht lichtbeständig; vor dircctem Sonnen- solche handelt es sich, ähnlich wie bei einer
Uchte geschützt, kann aber ein Theil derselben Reihe von anderen geschwänzten Lurchen und
längere Zeit hindurch gut erhalten bleiben. bei der Gcburb^helferkrötc — in vielfachen Win-
Es giebt also unter allen Kärbungt>n, je nach dungen um einen Felsen im Hintergründe des
der Pflanzenart, sehr dauerhafte und unter den Aquariums abgelegt {s. Abb. 46). Die Schnur
blauen und gelben sogar lichlbcständige, ebenso bestand aus einer Reihe von unter einander ver-
wie sehr wenig dauerhafte, welche schon binnen bundenen Eikapseln, in welchen die weit
wenigen Tagen verbleichen oder sich anderswie kleineren Ficr lagerten. Abbildung 47 zeigt
verändern. drei derartige Kapseln in natürlicher Grösse.
M 784. Die BRirrPFLBGB bbi den Amphibien u. s. w. 53

Leider erwies das


sichvon Kerbert im am Boden seines Behälters eine deutliche Grube
Jahre 1902 beobachtete Gelege als unbefruchtet oder Vertiefung gcwülilt hatte, fing am 19. Sep-
tember bei dem kleineren Weibchen die Ab-
Abb 4^.
lage der eigenthümlichen Eiermasse an. Zu-
erst entleerte das Thier eine kleinere Schnur
mit nur vier Eikapseln. Nach einigen Minuten
aber trat in doppelten Schnüren ein neues
Gelege hervor, das etwa 500 Hikapseln ent-
hielt Während der Kierablage schwamm das
Weibchen in merkbarer l'nruhe umher, legte
sich aber nach Beendigung seines Geschäftes
ganz ruhig hinter den Felsen an der Hinter-
wand des Behälters. Das Männchen war von
Anfang an weit unruhiger und aufgeregter
als seine Gattin, schwamm- fortwährend durch
die von den heftigen Schwimmbewegungen
beider Thiere allmählich in die Sandgrube
gerathenc Eiermasse und wehrte die kleinen
Fische, die Mitbewohner des Aquariums, mit
geöffnetem Maule von den Eiern ab. In-
MlniH-hen da Kicaenuliiiiandm in die KirrmaMr riiii;>-» :t\.lt. zwischen legte sich das Weibchen augen-
scheinlich in grösster Ermattung in eine
Glücklicher war unser Gewährsmann im Jahre Ecke des Behälters und kümmerte sich um
1903. Nachdem das einen Meter lange männ- den I-aich gar nicht mehr. Das Männchen
hingegen verliess die Eiermasse nicht, sondern
Abb.
bewachte die Brut unausgesetzt. Hierbei legte
es einen solchen Eifer an den Tag, dass
I
man nach einigen Tagen sogar die eigene
I
Gattin aus dem Aquarium zu entfernen gezwungen
I
war. Denn sobald das Weibchen dem Laich
(
zu nahe kam, stürzte der Gatte in sichtbarer
i
Wuth auf die Mutter los und vertrieb sie. Wie
unsere Abbildung 48 zeigt, kriecht der männ-

Abb. 50-

Auit;rHltlü|»fte I arve ile«. RicM'Ti^ilanijnilers


in n.it(lrlM-faer Grüvie utid vierfAclior Vcrgrüneruni;.

liehe Riesensalamander zwischen den ver-


schiedenen Strängen der Eiermasse hindurch
und bleibt dann von ihr umhüllt liegen, oder
er legt sich einfach neben den Laich hin. In
beiden Fällen aber hält er, hauptsächlich durch
eine pcndelartige Bewegung des ganzen Körpers,
Drei Eikapnelo des Kirvnvil.iniani1er< mit Kntticyonen von Zeit zu Zeit die ganze Eiermasse in Be-
am 60. T^Ke. (NjtUrlirltc (irAne-) wegung. Durch dieses Spiel entsteht eine für
den Athmungsprocess der lüer und ICmbr)onen
liehe Thier schon seit Anfang September eine höchst wichtige Wasserströmung, während die
on%'erkcnnbare Unruhe gezeigt und im Sande I.nge der Eier hierdurch gleichzeitig fortwährend

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S4 Prouethecs. M 784.

wechselt, so das« Pilzcoloniea die Ansiedelung


Der Eisenbeton.
nach Möglichkeit erschwert ist. Fi ist demnach
Vor lagauaa Max Bcchwaliu
Brutpflcy;L' lies Riescnsalamaiiders z>i ver-
Ifll icftAudvtanlf AlUIAm|iB»
^eicben mit derjeaigeo, wie sie von einer Anzahl
IKe Verbindung des Ssens mit dem Port-
Abb. St.
landcementbeton ist einer der bedeutendsten

Abb. si.

Ebene IViV-'. Sy>Irm Munirr. ,1 ii >t.iiXc Rurnl-


«acmtäbe xwnchcn dra AuiUgtTn. H
Scbwikticrc
Sab«b yanIM n
dm Aoflagm. \;^^ls^^;:^•v^:-V^^^v^.^;v:^ .v..y

von Fischen, dem Stichling, Gründling, Ifoder- Ebene Dcdw nk Sti«ckiiMtatt-Elnl«c«

liesdieo, dem Sonnenfisch (Pmwlü atattsaj*)


0. a. m. «osgeübt wird. Fortschritte auf dem
Gebiete des Bauwesens»
Wegen der grossen Durchsichtigkeit der Ei- weldie seit langem gemacht worden sind. Der-
kapseln des Ricscnsalaniandcrs kann man übrigens artige Constmctionen aus eisenarroirtem Beton,
die ganze Kntwickelung vom befruchteten iii bi:3 bei uns jetzt officiell Eisenbeton genannt, sind
zum Ausschlüpfen der Lanren Schritt für Sdiritt in neuerer Zeit in ausserordendidiem Umfange
verfolgen. Sn z.ei^'l unsere Abbildung 49 drei und in fast allen Zweigen der Bautechnik, be-
Kapsehl mit den hnibrj'onen am 60. Tage nach sonders im Hoch-, Brücken- und Wasserbau, zur
der^rablage. Die Kapsehi haben sich faizwiscben Anwendung gelangt, erobern sidi weiter neue
etwas vergrössert, vielleicht durch Aufnahme
von Wasser von aussen. Nach acht bis zehn
Wochen waren sämmüiche Larven au8g«»dtlöpft.
Die jungen Thiene (.\bb. 50) besitzen eine l änge
von etwa 30 mm. Die äusseren Kiemen (i-J
sind bereits verzweigt; die Anlagen der vorderen
(rrj mid hinteren ^he) Fxtretniuitcn sind deutlich
sichtbar, die der vorderen zeigen sogar schon
zwei Vorsprünge. Der Flossensaum des Scliwanzcs
während die MundöfTnung
(^) ist starlt entwickelt,
fmj noch gänzlich auf der Uauchseite gelegen

Abb. M.

Smdcnwian.

ist Hüifentlich gelingt es Kerbert, noch


weitere Kinzelheiten aus dem interessanten Fort- Gebiete und \ver<lenzu immer kühneren und
pflanzungsgeschäfte der grüssteu aller Icbeudeu unil'angrcicheren Bauauslührungen lu-rangezogcn.
AmidübienlDnnen an&udedcen. tH'Q Sie treten jetzt mit reinen Kisenciiisiim tiOBCn
häufig in erfolgreichen Wettbewerb, kommen
auch vielfach an Stelle von Holz und Stein zur
*) Vcifl. Pnmetkaa XV. Jalu^, S. 176. Verwendung und sind thatsichüch für eine Reih«

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Diu Eisbnbbton. 55

von Bauiusfühtiingen besser geeij^net als die beengende baupolizeiliche Vorschriften bestanden,
biaherigenBaumatwialiep. l'~s erscheint daher und auch in anderen Ländern ohne alle An-
aagebndit, diese Banweise, obgleich ihr bereitt wandung tob Ttigem und StBtxen ans Eisen,
besonders bei Museen, Thea-
tern, Fabriken und Lager-
hiusem, liinfig sSmmtlicbe
Decken Treppen ,
auch ,

Dächer, ja sogar ganze Ge-


— LJL 1^ bäude aus Eäaenbeton her-
gestellt worden. Infolge der
im April d. J. seitens des
preusBtsdien Ministerituns
in, System ttMacbtq««. «a
C Scbaitt A0* der öffentlichen Arbeiten
erlaiisenen „Besttnunungen
im IV. Jahrgange des I^metktus, Seite 340 ff., für die Ausführung von G>nstructionen aus Bsen-
eine eingehende Beschreibung gewidmet worden brt'in beiHochbauten" wird dieser Bauweise
ist, in ihren neueren Ausführungen wiederum sich nunmehr auch in Norddeutsdiland ein
zu be5pred)en nnd im Bilde weiteres Anwendungsgebiet erdffiMO. Ingenieur-
Abb. 56.
vorzufüliren. bauten sind nach ihr
Iii Bezug auf die Einführung überall schon seit länge- Abb. 59.

der Bauweise ist noch voraus- rer Zeit in grösserem Um-


zuschicken, dass die Eisenbeton- fange ausgeführt worden. o
Constructionen im Anfange
, Das System selbst ist
nach ihrem Erfinder Nfoiiier, jetzt ziemlich allgemein
in den sechziger Jahren
welcher bekannt. Es besteht

Fbcbctenbacel de»
des vergangenen Jahrhunderts
und leichte
grundsätzlich darin, das^
tragenden Bautheile
o
HcnaaM«!««' zuerst dauerhafte die
Verbiadnngailwdet.
Blumenkübel aus Cemeot mit aus Beton hergestellt und
Eisendrahteinlage herstellte, benannt, in Frankreich mit Hnlagen ans Rnnd-
bald weitere Anwendung für hohle Baukörper, oder Profileiscn versehen werden, welch letztere
wie Wasser- und Gasometerbdiälter und Köhren, die bei der Belasttmg auftretenden Zugkräfte auf-
fandetL Spater erst erfolgte nehmen, wihrend der Beton, dessen Widerstand
Abb ihre Benutzung für einfachere g^^ lag nur gering ist, die Druckquannungen bis
Uochbauconstructionen, wie
Decken und Zwischenwände. Abb. <o.

l-i:i>? umfangreichere Anwen-


dung im gesammten Bauwesen
trat erst gegen das Bide der
achtziger Jahre ein, nachdem
die dahin in Gebrauch
bis

Eiwiibctafi-SKuIr, Siytiem befindMchen STStene vervoll- Monter-DfdM lak Sti wlm« «a-BaUf.
l

Ueaaabiqu kornmnet waren und dadurdl


auch für grössere Angaben ZU den Auflagern oder Stützpunkten überträgt Der
gedgnet worden, Im Zeit stdit Franltreidi auf Beton verbindet femer die einsebien Eiseneinls^en
diesem Gebiete an der Spitze, während bei nii'^, zu einem unverschieMiclien Ganzen, so dass sich
und zwar in Norddeutschiand, diese (Jouslructionen keine derselben unabhängig von der andern be-
wegen kann. Der zur Verwendung kommende
Abb. 9«. Beton wird fast immer in Formen eingestainjift,

seilen geg<l^.sl•n, luid besteht in der Regel aus


einem Mörtel aus Cement uttd Sand im
Mischungsverhältniss von i ^, dem (Mn Zusatz
:

von Kies oder feinem Stein.schlag bis zur


Menge des Sandes beigegeben wird.
Das anfängliche Misstrauen gegen diese Ver-
EiWBiSiilafra. bindung von Eisen und Beiou ist jetzt durch
die praktischen Ergebnisse und Versuclie voll-
auf die Verwendung innerhalb der Hochbauten ständig überwunilen worden, da .sich heraus-
zu Wänden und Decken unter Beibehaltung des gestellt hat, dass Eisen und Beton nahezu die-
üblichen eisernen Tragwerkes besrhränkt blieben. selbe Wirmeausdehnung besitzen, mithin Risse-
Dag^ensind in Süddeutschland, wo bisher weniger bildungen nicht auftreten, dass femer eine

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56 FiMMBTUEUS.

bedeutende Adhäsion zwischen beiden Materialien standen sind. In Nathstehendetn sollen nur die-
besteht und dass schiiessiicb der Beton etoen wicbtigste», an' weldie sieb alle übrigea immet
ToUstindigen Sdiutz gegen das Abrosten gewährt, wieder uMmmh, besdnriebco werden.
bt doch heute der Beton ab bertes Rostidtutz* Das ihMle Svsleni, das Syslom Monier,
besteht in der einfachsten
AUh6i.
AasRSmiiig aus dner Betoa-
platte, in welche in der Zone
der Zugkräfte eine Reihe voui
stirkeren Rundeisenstäben eiii>
f»ebcttet ist, die durch quer
über^eiii^tc schwächere und
Bit ersteren durch I>faht
»erbundeuc Stäbe in der
lichtigen 1-age erhalten wer-
den {s. Abb. 51). In neuerep
Y' l
-
't p
'-— Zeit wird das znerat qMdall
tu U Äeaern Zwedce hergestellt»
(Abb. 52)*) mit
Streckroetall
Vortbetl rerwendet, da bier-
mittel anerkannt und werden im Sdiiffban sdiwer |
bei die Arbeit der Herstellnng des Gitterrostes
zugängliche Stellen, wie im Boden und in den wegfällt und ausserdem die Adhäsion zwischen
Enden, zur Sicherung gegen Rostbildung überall Eisen und Beton noch vermehrt wird; auch hier
ansbetonirtt liegt die Metalleinlage nach Abbildung 5}
Die Bauconstructioiien Eisenbeton ver- aus natürlich in dem unteren, gi^zn^'enen Theile der
einigen die Vorzüge des Massivbaues mit den- Platte. Gewölbe werden beim Monier-System.
jenigen der rdnen Eisenconstniction und weisen b denelbeo Welse beigestellt, wie Abbildoog 54»
Abb.««. Abb. 64.

-rr.

Ecs«rl-

welcfae ein solches von geringer Spannweite dar-


Ueaa«bi4a«>0«dic
stellt,veranscbaulidit. Bei grösseren Spann-
weiten werden auch in der oberen Zone Eiaen-
daher gegenüber solchen aus anderen Materialien einlagen angeordnet Die Einlagen dienen hier
besondere Vortheile anf, von denen die wichtigsten sowohl zur Verstärkung des Betons gegen die
die ünvorgänglicbkeit und die vollständige Feuer- normalen Druckkräfte, als auch zur Aufnahme
sidierheit sind. Ausserdem besitzen sie ein ge- der imter Umständen auch bei Gewölben auf-
ringes Eigengewicht , sind meist billiger herzu- tretenden Zugsjiannungen. Hei senkrechten
stellen als andere, und bieten besonders bei Wänden liegt das Eisennetz nicht mehr einseitig,
Hochbauten durch dünnere Decken und Winde sondern entweder in der Mitte oder beiderseita
dicht unter der Oberfläche.
Abb. 6j.
Eine weite Verbreitung bat icnur das System
Hennebique gefunden. Nadi ihm können nicht

Abb 6j.

inUscn dci Egfart-Dick«. Bsg«Tt-i>«.kc mit Uii(cni%ea.

eine nicht unerhebliche Raumersparniss dar. '


nur flache Decken und Gewölbe aoodem ,

Femer können solche Hauwerke meist in kiärzerer auch Balken und Stützen hergestellt werden. "Eia
Zeit erstellt werden, als massive. solcher Balken ist in Ahbildong 5 s dargestdit
Ks gielit ausserordentlich zahlreiche ver-
schiedene Systeme der Eisenbeton - Bauweise, •) S. Prornttketti IX. Jahic.. & 686. und XL Jahis.,
weldie »tm grössten Theil in Frankreich ent- . S. 173 f.
M 784. DSfl ElSBNBBTON. 57

und bflsteht aus zwei Lagen Kundeiseaslaben, artigsten Anwendungen. Besonders für die Aus-
von denen dif Tintnrrn die Zupkräftp in rrstpr bildung feuersicherer Decken sind sowohl in
Linie aufnehmen, hierin aber in di-ni am stiirkstea Eisenbeton als auch in der verwandten Bauweise
beanspruchten Theilc —
in der Milte von — aus Eisen und Stein*) «ne sehr gros.se Anzahl
dfn oberen imtcrstützt werden. Lol7:tcro sind von brauchbaren Systemen entstanden. In Ab-
an; Auflager nach oben geführt, um .sd einen bildung 60 ist eine Monier -Decke mit Streek-
theilweise unmittelbaren Ausgleich der Zugkräfte
mit den in der ritjeren Zi^nc des Het' jtis horr- AI*. M.
sclieudcn Druckspaimuugcii licrbeizuführcu. Zur
Versteifung des Ganzen dienen noch Flacheisen-
bügcl nach Abbildung 56. Decken werden in
derselben Weise wie die Balken hergestellt,
während die Stützen nach Abbildung 57 aus-
geführt werden. Hier werden, ebenso wie bei
den Gewölben, die Rundeisen normal auf Druck
beaospracht. Gewölbe nach Henncbique haben
in der oberen und unteren Zone Eiseneiniagen
md unterscheiden sich nur durch die feste Ver-
bindung dieser beiden Einlagen unter einander
von den Moni er »Gewölben.
DieTonProfesBorMöllerangegebeoeConstnic«
tion Virsteht aus einer mit Eiseneinlagen ver-
stetfiea Platte, welche die Druckkräfte aufnimmt,
während für die Uebertraguug der Zugspannungen
nach unten vorspringende, lisclili mchformigc

Rippen angeordnet sind. Abbildungen dieses


Systemes werden bei den Beispielen gegeben
werden.
Die Bauweise Melan ist besonders für Ge-
wölbe ausgebildet und benutzt als Einlagen
einfache Profileisen oder aueli Gitii-rlräne-r, Auch
ms
hierzu folgen die Abbildungen bei der liesprechuag
ausgeföhrter Bauten.
Die beiden lef/tgenannten
4
Systeme finden
hauptsächlich im Bauingenieurwesen Anwendung.
ht Being auf die zur Verwendung kommenden
Eiseneinlagen ist noch zu bemerken, dass zu
ihnen, mit Ausualime der eben erwähnten
Profileisen, gewöhnlich Kund-, seltener Flach-
eisen, besonders in den Vereinigten
bisweilen,
Staaten, Erhöhung <lcr Adhäsion auch in
zur
kaltem Zustande gedrehtes «_}uadrateisen oder
Rundciscn, wclehoin Hache Stellen eingewalzt
*
sind, benutzt »itd (s. Abb. 58). Die Verbindung
zwischen den einzelnen sich nicht direct berühren-
den Stäben diese werden mit starkem geglühten
Dralit mit einander verknüpft — geschieht
in Abstanden von 20 bis höchstens 50 cm ent-
weder mittest Flacheisennnkern, Drahtschlingen
oder zusammengeschweissten Rundeisenbügeln
(s. Abb. 59). Verlängerungen der einzelnen
Stäbe selbst erfolgen durdi sorgfältige Ver-
schwcissuDg derselben.
Wir kommen nunmehr zur Besprechung der inetall-Finlage auf I-Trägem dargestellt, während
zahlreichen Ausführungen der Eisenbcton-Con- die Abbildung 61 die sogenannte Köncnsche
Structionen und beginnen hierbei mit dem Hoch- Votitenplatte, eine Decke mit Rundeiseneialagcn,
bauwesen. Sie finden hier bei allen Con- welche die Tr u. r niittels angebogener Haken
wie Stützen, Balken und
structionselementen. umfassen, zeigt. Abbildung 6z giebt femer noch
Decken, Gewölben, Wänden und Dächern,
Treppen, Balcona und Krkem die vcrsdiieden' *) S. Pivmrthau IX. Jahtg., 5. 33 ff.

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S8 Jki 784.

die Anordnuni! einer HesDebique^Decke mit Seitenflächen dann die decorative Schieferdeckiinc;
Unterzugbalken wieder. einfach aufgenageh wurde. Abbildung 7 i stellt noch
Die Eggert- Decke, eine Construction des einen mit Sheddach überspannten Fabrikraum dar.
Geh. Raiiraihs F^'i;ert in Rcrlin, bei wi lrlier die Wände,
F.rker und Balcons werden sinngemäss
quadratischen Kiseneinlagen an den lüjden nach in Weise wie Decken und Balken
derselben
oben — Druckzone greifend
in die umgebogen— und bietendaher nichts Neues. Dagegen
hergestellt
sind tmd, je nach der geringeren oder grösseren sei in Abbildung 72 noch die Darstellung einer
Spannweite und Belastiing, am Ende entweder Wendeltreppe in Eisenbeton -Construction, und
hakenförmig ausgestaUct oder mit Verankerungs- zwar vor dem .Aufbringen der in diesem Falle
plattea veraehen sind (Abb. 6j « und 6), ist aus Uaimor bestehenden Stufen, gegeben. Beider
in einfacher Ansfuhning in Abbildimg 64, in gewdhnlichen Ausfuhrungsweise werden letitere
«Der solchen mit Unterzügen in Abbildung 65 ebenfalls aus Kisenbeton und mit den tragenden
wiedergegeben. Eine Hennebique-Säule mit Theilen im Ganzen hergestellt (s. Abb. 73).
UntMXDgen toü abwddiender Constractiaii ist

\hh. >

iJrckcncunfcUut-tioti mit Säulen tiiui Cntrr<ikgrn njuh lienncbiiiue.

in Abbildung 66 dargestellt, während .\b-


Die PIngiilne.
bitdung 67 die Verbindung von Stützen, Unter-
zugbalken und Decken zu einem Ganzen zeigt. Unter den Vögeln beansprucht das Geschlecht
Wie man sieht, ist hier von jeder Verwendung der Pinguine besonderes Interesse. Handelt
eiserner Träger abgesehen worden. Gewölbe- es sich doch bei diesen Geschöpfen um Vogel,
artige Decken kommen vcrhältnissmä.s.sig selten die sich einer bestinunien Lebensweise auf das
vor, sind jedoch sowohl in öffentlichen Gebäuden vollkommenste angepasst haben und dadurch in
wie auch in Kirchen mit Erfolg in Eisenbeton ihrem gesammten Körperbau von der als typisch
zur Ausführung gelangt. geltenden Vogelgestalt gänzlich abweichen.
Dächer werden theils pattenfönnig (s. Abb. 68), Die systematische Stellung dieser Vögel hat
theiTs mit regeh-ecbten , den Ausführungen in infolge ihrer in das Extreme entwickelten Kdrper-
II'il/. nachgebildeten Bindern hergestellt. .\b- gestalt verschiedene Seh\s :inkunge:i erlebt. Kine
bildung 69 zeigt ein solches Dach in Houne- grosse Anzahl von Autoren vereinigt die Pinguine
bique-CoDstruction im Quersdmitt, Abbildung 70 oder Impemm mit den AkiAu, Ch/ymMae tmd
^'iebt die Finzelheifen der .Vusführung wieder. /'o,/!,;i/M,/,ie zu einer besonderen Gruppe, den
Wie hieraus ersichtlich, ist auch die Dach- L'niiaiores (fygepodes, Ptenpteri). In neuester
haut in Eisenbeton hergestellt worden, auf deren Zeit hat Ffirbringer auf Gnmd exacter anato-
M 784« 59

miscber Arbeiten eineganz andere Ansicht und schliesahch ganz verloren ging.wäluend AU
eriangt, indem er die Fingnine als ursprünglich des ^twidelungsgangejj der Erde über ihre
den Tuiiriiires oder Röhrennasen, zu welchen Wohnorte glacialc Zeiten hereinbrachen und da-
Sturmvögel und Albatrosse gehören, nahestebend durch ihre Existenzbedingungen verändert und
betraditet, obwohl diese dn vorzSgliches Flug- bedroht vrarden, waren
Tennögcn besitzen. Ausser anatomischen Gründen sie vermöge ihrer Orga- Abb. 69.

sprechen auch noch geographische Thatsacben nisation durch erstaun-


fÖr die Ricbti^eit dieser Andmiung. Sind die liche SchwunmfShtgkeit in
Pinguine ginzUch auf die Meere und die Küsten- den Stand gesetzt, nach
wärmeren Regionen zu-
rSckztikdiren. Hierbei
kamen ihnen treihende
Eismasscu sehr zu statten.
Demnach wäre ihre heu-
tipe Verbreitung als eine
secundäre aufzufassen.
theOe der sadlidien Erdhilfte in ihrem Vor> Was ihre absonder-
kommen beschränkt, so bevorzugen die Röhren- liche Organisation anbe- Djchblmlci in

nasen ebenfalls die südliche Erdbälfte, und zahl- langt, so zielt dabei Ucn i>cbii)ur-ConUuctI<ni.
rddie Vertreter dieses Vogdgescblecbtes be- Alles auf eine mögHdist
wohnen noch heute die antarktischen Regionen. vollkommene Schwimmfähigkeit der Tliiere hin-
Auf Gr\md dieser Beobachtung ist Fürbringer aus.Aus diesem Grunde hat ihre Körpergeslalt
der Ansidit, dass die anfangs mit gutem Flug- Kegelform angenommen, die Beine sind weit
vermögen nusp'orüstetpn Pinguine allmählich aus nach hinten gerückt und die l'lügel haben ihre
geiiogereQ Breiten der südlichen Halbkugel sich Bestimmung als I lugorgane gänzlich verloren
nadi den antarktischen Gegenden verbreitet und sind in floasenarttgen Ruderoigtnen geworden.

Abb. 70.

Unaclbrilen n Abbildung 69.

babeo, dort reiddich und demltdi leicht zu er- Es ist daher ihre Bezdchmmg als Flossentanchor
I
langende Xahniiig fanden und dadurch veranlasst fApteriod\iionii!li'^) durchaus licrechtiirt. Diese
wurden, ein Meeresleben zu führen. Die Folge I Ordnung gliedert sich in sechs verschiedene
hiervon war, dass ihr Taudivermögen mehr und Gruppen. Es sind dies: Afttmärtta. Fegosrelis,
mehr zur Fntwickelung kam, ihre I-lugfähigkeit Ctttitnftaites, FuJyp'tild und S/ihenisrin.
Afi-:; i fvf->!fs ,

aber im Verbältniss dazu rückgebildet wurde I


Diesen in verschiedenen anatomischen und

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6o Prometheus. M 784.

äusserlichen Charakteren abweichenden Thier- in Bewegungen diesen Thieren, namentlich


ihren
formen sind eine Reihe von Kennzeichen gemein- beim Schwimmen, ausserordentlich. Ihr Leib
sam, die sich, abgesehen von ihrer gemeinsamen ist vorzüglich geeignet, das Wa.sser zu durch-
schneiden, und ihre Flossenruder erlauben
Al.1.. ihnen ein andauerndes und schnellfördemdcs
.Schwimmen und Tauchen. Auf dem Lande
sind diese Vögel dagegen sehr unbeholfen,
obwohl sie beim Aesen ihrer Jungen durch
unermüdliches Hin- und Herwandern und
Rutschen vom Strande nach ihren auf
Felsen gelegenen Nistplätzen grosse Aus-
dauer im Ciehen zeigen. Da bei ihrer
Flugunfahigkeii der für den flugbegabten
Vogel entstandene Federfittich zwecklos
geworden ist, sind die Federn zu schuppen-
artigen Gebilden verkümmert, während
Schwungfedern an den Flügeln gänzlich
fehlen. Der fast unausgesetzte Aufenthalt
im Wasser erfordert dagegen eine besondere
Hautpflege, der die Natur durch be.ständige
Ausschwitzung einer öligen Flüssigkeit
Rechnung trägt. Auch die luftführenden so-
genannten pneumatischen Knochen der flug-
i'°Abril>rJtiiii mii Eiscntwtoii-Diuh,
begabten Vögel fallen fort, da das specifische
Gewicht ihres Körpers keine Herabsetzung
Abstammung, auf im nilgemeinen übereinstimmende verlangt. Ihre Knochen sind daher nicht nur
Lebensweise zurückführen lassen. Ihre schon oben schwer, sondern auch dicht und hart, da die für
die Schwimmfähigkeit stark entwickelte Musculatur
Abb. 71. und der Druck des Wassers beim Tauchen
dieses erfordern. Zur L'nterstützung der Flossen-
ruder dienen die kräftigen und kurzen Beine,
deren breiter Lauf einen mit vier nach vom
gerichteten Zehen bewehrten Fuss trägt, an
welchem die drei grösseren Zehen durch eine
Schwimmhaut verbunden sind. KnLsprechend
ihrer aus Schal- und Weichthieren sowie Fischen
bestehenden Nahrung, die sie zum Thcil von den
Korallenriffen ablesen oder
zwischen den Seegewächsen
hervorsuchen, besitzen die
Pinguine einen kräftigen, seit-

lich zusammengedrückten
Schnabel. Haben die Flügel
ihre ursprüngliche Bedeutung
aufgegeben, so dient der
Schwanz auch nicht mehr EKubeion-Trrppe.
als Steuerorgan beim Fluge
und ist daher gänzlich verkümmert. Seine zu
borstenförmigen Gebilden umgeformten Federn
dienen den Thieren beim Aufrechtsitzen zur
Stütze ihres Körpers. Bei Ai^tenodytes besteht
der Schwanz aus 20 Federn, bei Pygoscelis und
CatarrhiuUs wird er aus 12 bis 14 oder 1
relativ längeren Ledern zusammengesetzt. Mega-
dyptes besitzt wieder 20 Schwanzfedern, die aber
M'rndcltTvppe in Kiarohctan,
nur kurz sind. Sehr kurz ist der Schwanz bei
Eudypiula und Spheniseiis, bei welchen er aus
gekennzeichnete Körpergestalt erinnert mehr an 16, 18 oder 20 Federn besteht.
den Kör{)er eines Delphin.s oder einer Robbe, als Die beiden Arten der Gattung Aplenodytes
an den eines Vogels, auch ähneln die Pinguine sind unstreitig die schönsten Repräsentanten

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M 784- Dl* PlNGUINB. 61

aller Pinguine. Unter diesen nimmt der Königs-


I
Bewegungen beim (ii hen, bietet dem Natur-
pinguin (Apteitodylts patagonica Pennant) den .
'
freund grosse« Juicfc4.se.
ersten Rang Seine Wohngebiete verbreiten
ein. j
Hinc tiuf den O.sten der südlichen Erdhälfte
sich von der Maf^alhTics-Slrasse über die Falklnnd- (
beschränkte Verbreitung^ kennzeichnet die sich
Inseln, Süd-Geurgicn, die Marion- Insel, die hier anschliesicndeu Arieu der besdcu Gattungen
I

Kerguelen bis zu den Macquarie-Inscln. Dieae I Megad)ples Milne- Edu ards und F.udyptula Rana-
Art besitzt einen verhälinissmässig langen, an \
parle. Die einzige Art der er.steren, Megadxptt^
der Spitze etwas gebogenen und zwischen den Puller, bewohnt die Campbell -^Il^L'l,
atilipodum
Kieferästen des
Unterschuabels befiederten Stewart- und Süd-Iusclu, Neu-
die Auckland-,
Schnabel. Das Thier
ist durch eine auffallende sowie die Chathain- Inseln. Als Kcun-
I Seeland,
Färbung besonders gekennzeichnet, indem Kopf, zeichen dieser Gattung sei u. a. aufgeführt, dass
I

Nacken und Kehle bräunlich-schwarz, ein Flecken sich bei ihr die id-er den Augen stehenden gold-
1

hinter dem Obre, von dem ein schmaler Streifeti gelben Federbüscbel auf der Obeiääche des
\

an deo Halsseiten herabläuft, lebhaft dottergelb Kopfes mit einander vereinigen.


i
Im Gegen-
gefärbt sind. Die zweite Art dieser Gattung, satz hierzu fehlen den beiden Arien der Gattung
Forsters Pinguin (Aptetuxfylts FhnUn G. R. Qtay), IEudyptula Bonapatt« diese öchmuckfedern über
dessen Heimat si<Ä über die Küsten der Ant-> den AoKen gSnxlich. Es sind dies fludyplula
arktis erstreckt, besitzt unter anderen abweichen- minor Fuf^in- und I'.n. i7i'f','sit://a/a Fins'//- ])ie

den Merkmalen ebenfalls hinter dem Ohr einen


I
Thiere sind von den Küslcu SüdaustmUcns imd
gelben Flecken, dieser zeigt aber keine Fort- I Tasmaniens, Neuseelands und der Chatbam-
setzung nach den Hal2>sciteti hit\. Inseln bekannt.
Auch die Gattung Pygoicelis, welche drei 1 Fa&st mau die bis hierher beschiiebeüeo
Arten tunfaMt, dehnt ihre Wohnsitze von der I
Pinguin-Formen zusammen,
als Borsten-Pinguine
Magalhäes-?lras-e bis zur Macquarie-Insel und j
so hat der bei nun sich anreihenden
der
südwärts 2U den Küsten der Antarktis aus. Ihre 1 letzten Pinguin - Gattung SpAeniscus Bnston
Arten sind: Jfyfftse^ fopm Fonter. P. adeliat I atisserordentUdi kurz entwickelte Schwanz diesen
Hombron il Jaojiiuiüt und P anttui!it.a Fonlft. '

Thieren den Namen KnRs.liwanz Pinguine ein-


Unter diesen ist die als Ksels-Jfinguia bezeichnete '
Kubracht ihre Verbreitung erstreckt sich vom
«vie Art durch eine auflkUende weisse, quer I Cap der Guten Hoffnung aus westwärts zu den
von den Aiigei» über die Stirn reichende Binde Falkland-Iuselii und der Magalhaes-i^trasse, nord-
besonders kennthch ausgezeichnet. Carl Hagen- . wärts au der üstküste Nordamerikas bis nach Peru
beck m Hamburg hat zur Zeit x»ei prädbtige I
und den Gaüipagos-Inseln und an der Westküste
Exemplare dieser Pinf^'iiin-Art in seinem Thier- bis Rio Grande do Sul. ,^r1cn dieser Gattung
{MUrk. Es sind beträchtlich grosse, im Ver- I
wurden folgende beschrieben: Spiienücus demenus
hähniss zu den Torigen allerdings kleinere I
Sltfie», SpA. Humboldti Meytn, i^k. Magellankut
Vögel mit m:ts?ip l.'inö:cm Schnabel, Rraiiem :
I'orstei iiüd Sph. mendiculns Sundevall. Unter
Colorit liires ubeien Körpers und bleiiilciid 1 clie.sen i.si die bek.iuuteste Art der Brillen-
weisser Unterseite. Die Thiere sind äusserst l^inguiii (Sph. demenus Sleph.) von den Küsten
zalmi, folgen dem Wärter wie Hunde und I

Südafrikas. Von dieser Art sind des öfteren


nehmen die Fische bei der Fütterung aus Exemplare nach Kuropa gelangt. Genaue Beob-
dessen Hand. I acbtungen an Exemplaren des Zoologischen
I5ie nun folfrende Gatluiifj Cii.'anJiades Bristen Gartens zu Berlin haben es zum mindesten frag-
besitzt tiiut .Vrteu. Vjs, sind dies; Cataii hailes i lieh erscheinen lassen, ob Sphenhcm Humboldti
chnsotome Fofsttr, C. G. R. Gray,
pachyrhynchus '

Mei e» und Sph. MagcUanicus Fi rster als besondere


C. Sclateri Pul/er, C. Brandl und
chrysolophm Arten aufrecht zu erhallen .sind. Vielmehr er-
C. Sfhlege/i Finsch. Ihre Verbreitung erstreckt :
scheinen dieselben als verschiedene Alter&stadien
sieh ebenfalls über die Küsien von Feuerland, I
einer Art, indem die scharf ausgeprägte dunkle
der Falklaads- Inseln bi« nach denen von Neu- ;
Biudcnzeichnung erst allmählich zum Vorschein
seeland. Unter den Arten dieser Gattung ist und zur Ausbitdung gelangt. In wie fem auch bei
die als Goldtauchcr bezeichnete (htarrhacus den aticleron angeführten Pinguin-Arten ähnliche
eluy»9C9ma Fonter die bekannteste. Dieser, die I BeobachtuDgsfehler den Forschern unterlaufen
Grösse einer Knte erreichende Vogel besitzt I
sind und dadurch die Zahl der Arten redudrt
jederscits über dem Auge einen gelben Feder- würde, lässt sich heute noch nicht erkennen.
btucb, der rou dem schwarzen Colorit von Kopf, , l 'eber das Leben der Pmguinc haben in
Hats, Rücken, Seiten und Flügeln lebhaft hervor- '
jüngster Zeit die Theilnehmer der Deutschen
sticht, während die Unterseite des Körpers i Ticfsee- Expedition Gelej;enheit gihabt, Beob-
blendend weiss ist Auch von diesem Jfinguiu j
achtungon anzustellen. Chun, der Leiter dieser
hat Carl Hagenbeck zur Zeit mehrere Exem- Expedition, schreibt in seinem Reisewerk Ata
plare importirt, und die 1^ ubachlung ihres Thuns den Tiefen des Weltmeeres über das Vorkommen
und Treibens, namentlich ihrer verschiedenartigen [ des üoldtauchers resp. Schopf- Pinguins (Ca-

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Piunarnntos. M 784.

lairhacUs chiysorome FoiMer) Kolgcndct: ,,Das beobachten, auf denen die Pingtiine aus der
durch die Tbäligkeit des Wassers venirBachie Höhe der Felsen sich nach dem Meeresstrande
Trünunerfeld von Basaltblödten am Gasellc- gegenüber dem Ninepm-Rock begeben, um
Hafen der Kerguelen welche mit mannig-
. dann mit der Beute im Kröpfe das mühselige
fach gefärbten i-'lechteDarten überzogen sind, i$t Klettern nach aufwärts zu unternehmen. Trotz
der t>'pische Wohnsitz des Schopf- Pinguins. In dieser mühseligen Nahrungsbcschaifung waren
den gcsthülzlen Höhlen der Hlocke silzen die die Jungen ausserordentlich feit, doch waren die
Weibchen auf ihrem kunstlosen Nest, falls man Alten beim Füttern stets bedacht, dass die
äberhaupt die meist mit Dung bedeciden fladien Jungen weit aus einander standen, damit nicht
Grill u-n n nnen «-ill, und brüten auf ihrem etwa fremde Junge sich zudrinKHen.
einzigen wet^ssen, gewöhnlich stark mit Schmutz Di. Alexanoer Sokolowskv. (tjlli]

bededcten Ei. Die Männchen sind imabläsaig


bemüht, die Weihchen mit Nahrnnp zu ver-
sorgen, indem sie mit beiden Beinen gleich-
zeitig die Felsen hinabhupfen. Sind sie am
Wa'^sff angelangt, so geht es mit einem Kopf«
RUNDSCHAU.
(KacUradk vcrboln.)
Sprung iit ilasselbc."
Nirgends hat Thun Fsrägiiine in solcher K- ist eigentlich müssig, übr- di- l /u A\\\i-~

sophircn, ob der Verlust des Gciicbts twlcr «it» i>thi>r»


Massenhal'iigkcit zu Gesicht bekommen, wie bei
für den MemtlWB vetbilngnissvollcr ist. Diese beiden
einer Bootpartic um die Felstrümmer des
SioM sind von m> grocacr Bcdsatoag fttr du Geistelieben,
Weihnachts- Hafens der Kerguelen. Hier f;uukri
dan Klbat eine geringfügig BccintrSchtiKimf; einci der-
sich auch KselS'Pinguinc und etwa 30 fast selben nicht ohne filhIbaTC Wirkuiij; mf iti' Fnt'.vitljelut>j{
I m hohe Königs - Pinguine. „riigleich den dci Seele ist. Gehl aber einer die*«r Siiitic ^aiii oder
ewig zeternden und hüpfenden Schopf-Pinguinen zum gr^issten Theil verlarCB, »o wirkt die Verringerung der

setzen sie langsam und gravitätisch einen Fuss äinneMpbttre «uf dM gentise Leben in eiheblicher Weise
TOT den andern. Wohlgefällig wird das Gefieder eia. Die allgfnwine Meiawi^ geht mm aflerdlngt daUu,
diss der Verlust des Gchö»* mehr dem Cbar.ikter, der des
auf dem Rücken und aul lit-ni gemästeten Bäuchlein
r.esichts mehr drr Intelligenz nachtheilig sei. Lassen wir
geordnet, ab und zu wird der Hals gereckt und
al)Or dies«- l>.ii;<' rinttnl al^ Mliwer beweisl>ar beiseite, so
mit gen Himmel geriditetem Sdhnabd ein
rcigcD do. h viele Betrachtungen, dass der Vcriast des
heiseres „Kr.'ih, kr'ilr' ;tu^nr;.tosv,.ii. Mei.st
(icsichfsstnnes im tdigemeinen als schwerer enpfmden
aber stehen sie mit eingezogenem Hals und wird, der de» Gchüri. Schon der allgeimliie Sprsch-
schräg nadi oben geriditetem Kopfe ab Philo- gebrauch iK-günstigt diese Auffassung. Wv liallm dss
sophen des Unb(wii>stfTi da, :m Fotf fast A',;^'' Ifir ein so hcrv. .rraj^cnt! licdrii:iir^s\ i •lies ?iinn(>s-

erstickend und geduldig abwartend, bis das wcrkzeug, dass wir Aeuitaeiungeii iiiuieret Itilelltgenc

Gefieder ^ denn es war gerade die Zeit der hSufig ohne weiieres auf die Tbittigkcit des Auge« und
Maiiser — erneuert ist." In halber Höhe des •eipe Spbire besiehe». Wir sehen ein, dass dies sich so
veihilt, wir sehen, daie jener Fall elBgetreieD Ist, wir
Steiiabialles der Kralerwände von St. -Paul
finden dies klar, jene» dunkel, diese Schlussfolgerung
trafen die Ketsenden eine andere .\rt der Gattung
durchsichtig, unsere Vorstellungen sind getrübt, eine
Ca.'<if hti. :!-<.
/ den C. h))^'''f}phits
1 Brandl, au.
Sache wird uns zu bunt, und eine Sciiililirun;; ist farb-
Während auf den Ivcrgurkn die Weibchen de.s los; »Ues dies sind Uiider, die den Vorgfuig des Sehens
Schopf- Pinguins noch brüteten, waren hier •Is die voroeluBflte Qvdle geIsti|eB Lebens in den Yotder«
unter einem wärmeren HitmncI die Jungen bereits gnind stellefu
ausgeschlüpft und hatten zum Theil schon die TfasHacbe «ich remer, da» gewisse Def««te des
Ist

Grösse der Alten erreicht. Die Thierc wechselten, Ge«icht&organs äcjuivalente Fehler des GehOrs .in rnl.iischer |

B<.-deutung weit übertreffen und dass mangelhafte Au>-


nach Chun, das Daunenldeid. „Wie ein dicker,
bildung des Ohres viel häufiger unbeo)>achtet und liDCin*
wollener Pelz, der hier und da bereits abgefallen
geacbUct bleibt, als die des Auges. Wo. iotwesssstw
war, sitzen du- Er,-^lir)K'^f^_(k•IIl drm w\\ spricsscn-
Beispiel ist die Faibenbllndheit. Ihr entspricht in der
den, defmitiveu Gefieder auf. üa Tausende von ,ikvstisc]n-n SpliTi-'- die inu5il;ali-.r!ie t'ntüi Ktij^keit. Kin
Jungen gerade in der Mauser begriffen waren tjjln:iiblinücT Mcnich ü>l lait ciuctu (.ULsilidien Defcct
und den Eindruck erwr(^kti-ti, ,ils oli >i<» mit von behaftet; wer nicht mit Sicherheit Knth und Giün unter-
Iklotten zerfressenen Tbeaterpelzen bekleidet scheiden kann, erscheint ons sieht ToUsinnig; der Fehler
waren, so wirbelte es in der Luft von Federn, ist mdem giOcklidierweise recht seilen. Degegen sind
wie wenn <-\n Srhnregestnhfr eint^rsftzt hätte." wohl neun Zehntel der Menschen in geringerem oder
hithereiii Grade unfähig, Tonhöhen zu erfassen und zu
Die Nester waren äusserst kunstlos hergestellt, !

untetM hdiioii. Wir nenne« solche l'ersoneii u: -'iii:-;kalisch


indem ein Itleines BOndel Gras, das die Thierc
und iindeti nichts besu^mders Bedauernswerthes däbci; im
sidl entwendeten,
gegcn.seitig als l'nttrLTge
Gogentheil, der Musikalische h.il oft Grund, den in dieser
diente. Naliruug bestand vicliacb aus
ihre
Besiehiiiig weniger Feinsinnigen au boieiden. Der Uo»
deren ausgespicene Schnäbel umhcr-
Tintenti-i heil, musücsliidie kennt mir die Fteaden der Uniik, der
laj^rn. Xai h un^frcm Gewährsmann lassen sich .Musik i'i«.c?-.' vii| findet
> auch die Leiden, welche diese
die im Laufe der Jahrhundeite gcbahtilcu Wege '
iKn-venerregende Mu&c in ihreui Schoosse birgt.

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-W 7Ö4.

Den douilichsten Bewei» aber, das« d.is Au;:;^^ alln Sinne physiologische und als physikalische Täuschunge n Vi "7i ;chnen.
wichti|;(Ler ist, bildft die Tbats.-iche, das^ di': Wissenschaft Die physiologiaf hen Täuschungen entstehen durch die fehler-
tlA WOB J* bcr mit dcnuclben, seinen Eij^ciithümlichkeilen, hafte Deutung einzelner Geh<'irsw.ahmchnttneen. Ein Bei-
^iel mag hier genügen. Wir nibem um ctDem I>ampf>
«k mit dem Okr. Zwar iit auch dicws KrBndlid vnA liebe» kciael, au* dessen SidteriteitsventU Dampf abstrOrat. Dos
vrit! gerade von urLS<Tein ;jr"-s>,;on lioulM lu n PSiysilvf-r er- Geräusch ändert seine Höhe mit der .\nnnhf nini,' derart,
tui&cbt worilttu, alx! es l>lt-iiii dock utMih iiüujclie Nücillese di»s der Hauptton tiefer wird, je nihti »ir ticr Aus-
übrig. Gar manches aktistUcbe Philnoinen, das wir strömungsöffnung kommen. Wenn wir nicht hesondcis
llglicb beobfliditen können, bant noch der Eridtning; darauf aditen. stehen wir dabei unter dem Eindruck, als
Bnncbe linnftlliee Encheinimg ist nodi nldit efanmi ob die Menge des auastrOimenden Daupfca mit unserer
1'esclirieS< ri ; lies<iriJors al er Ist i'.:',« grOMi.» Gebiet akusti- Annähcruni^ isoh zunähme. Die VontcUimgitt van ausser-
-

sti« Tiiuschunjjcii uiiie las: ujibekAnDle Welt, über ordentlicher Aufdringlichkeit.


die wir achtlos hinwegzusehen pflegen. Mit welcher Viel mehr haben mich von je her die physikalischen
Liebe «nd dagqeen die optiscfaen Tluscbuogen bebandelt GebörstSuschuDgen interessirt. Hier giebt es äussern auf-
vonfent fallende Ersciwimiiteen, die malewfltdigerwciae ndaes
Greifen wir aus der Falle der Thatsachen hier bloss Wissens niemals eingebend studirt wurden. Idt empfeUe
cfauelne heraus! Der Menach besitzt zwei Autjen, wie dem Leser, einmal die miissigen Stunden riner Elsenbahn-
wir alle wissen, um die Rajni\v;ihrtirhm.:n!; iin li bei un- fahrt zu diesen Suidieri /a \'::rwu<icu. Ii.i.s Geräusch
bewegten! Kopfe tu erleichtern und fibcr die btercoskopie,
; des Zuges verändert begreifiiclierweise seine
fahrenden
wie man die Witwimchaft tod der Raumdeutung dnrcb Intensilit je nach der Umgebung. Im Tunnel oder in
die CoiuihiiiBtloii der rcchu- und linksMldgea Gcsicfais- einem Fel«iiiscbiiltt sdiwilit es sa aervenerschfltleradeis
etodrncVe nennt, ethtlrt eine umfangreiche littcratur, die Donnern an; auf freier Ebene, noch mebr auf babem
eine pnnz rcH|)ectJililc Tli; ili'i'.'nck für sich füllen könnte. Damme, sinkt es zum leichten Geklapper hinab. Daran»
Uebei den Grund, wanim der Mensch und die hfihcrcn folgt schon, dass jede Veränderung der Umgebung eine
Tliierezwei Ohren haben, bissen wir vorschwindend Aenderurg der Tonstärke bewirken mu3S. Kin Haus, ein
«enigi Icamn da» man dalOt eine Reibe xxm. Ai;pimenten Schlagbeum, ein 2aua, Blume, Büsche, Heuhaufen, ja
anfahren Itann, die aber fOr «bti «der rier Ohren ebenao Telegraphenstangen markiren sieb beim Vorfiberfaltrea
ui'hl >r.iucbt werden kL.nnien. Wenn man ».igt, dass dureil im AnFih« eilen des Zuggeräusches; was aber das

die beiden Obren die Locilisirung der äcbalkiueltc im MeikwuiuigiU; tat: die Klangfarbe des Geräusches ändert
Renme vemiittein sollen, su ist diese Bclia^plii^g absurd; sich jenach der Xatur der rcflectirenden FlSchen. Eine
data niligen «ie auch vicUeicht daxu beitragen, ma darüber Felswand ctmi^ dooaenuks Geknatter, eine Heihe von
n orientiren, ob ein Schall roa rechta oder von linbs BBnmen ein tiefes RauKhen, das vid Aebniidkeit bat
komnit, >' I
LMTiTirn sie Jivh infrilj;':' ihrer I-igC zur mit den) Kauschen des Windes "tn L-:i',:li« etl. T>;c Ei-

SytmufiUk'ft.eiH de» Kütpcr» und dustli ihre gegcnseiiigc kläning dieser Ersciieinungen »st nicht sciivici ; ;iuf den
Stellung unbedingt nicht zur Lösung der Kmge beitragen, Charakter des Gesammtgeräusches hat nicht nur die Aus-
ob ein Gciftntdi von vom
oder von hinten kommt. Und dehnung der reflectirenden FUchea, sondern auch ihre
floUte ea nicht für die EHudtung den Individonmi vaa Natur eriieUicben Emflusa. Der „EigeatOD" und die
ebenste f;ri '>»pr T'.fdeutun^ sri'!. /n wi=,<>fn, ob die Gef.ihr H '^tifnnr spielen eine wichtige Rolle.
von VI r:i tiier vuii hiiilcii drijal. 1 <.rncr lehrt uti» die -Vm auffallendsten sind die besprochenen Ersehe!-
Erfahmn};, dass wir auch mit einem Ohre die Richtung nungcn, wenn ein Geräusch von einem regrimi-i-i^^cn

dea Scbailcs sehr genau su Inxiren wiesen. Maa kann Aggregat paralleler, in r^UnSssigcn Abständen auf ein-
mA davon leicht Ubeneucen. ander folgender FUkfaenelemente reflectht wbd. Geht
Noch viel wunderbarer und onerUblidier aber ist man s. B. an einem Hol/gitter entlang, dessen vierkantige
unsere Fühigkeit. aus einer Summe von Gei^nachen dte Stab« In gleich massigem Abstand angeordnet sind, so hftrt
einzelnen .Scli;i'.l>|iicllon s-.'niicrn und j^csondcrt zu man ein deuiMuh'S metallisches Klingen: die T'ol^e der
eropfindeo. Wir unterscheiden mit vctblAffcoder Sicher- durch die Reflexion bewirkten Verstärkung eines der
heit die Khagfaibcn der eimcliien Geitache und sieben vielen TOne. weldw das GerSuKb susammensetzen. Aeim«
tuüMVuaM (brnti die ediaifalttnigsten Schiflase. Ob Jemand liehe EigeatOne kann man beeonden auch auf Steintreppen
hinter uns mit eTner Bfirste fllier ein Stflck Ssimmet oder hAren. deren senkrechte SinfenflSdien hier etncelne TOne
'
'uck l'ueh f.ihit. untfiNcheiden wir sofort. Und durcli K'J"l^vi 'ri verstärken.
et^iso fem anai^sü-en wir ein Tongemisch. Wir Ich nuichtc nicht schliessen, ohne einer akustischen
hSten die einzelnen Instruiaente aus einem Orchester, Täuschung zu gedenken, welche schon gelegentlich früher
l esailigin liei einher Ucbimig icvw die Obertdne eines einmal von mir hier in anderem Zuamnienbange be-
«inselnen Inslrmiienlet berraasabBren. entannlicfasten Am sprodien wurde: der Aendening der TonbAhe je nacb der
istfül mich aber dtich die Fähigkeit des Ohres, die sich Bewegung der Tomiuelle in Bezug auf d'ui Pe^il .ichter. Beim
uns offenbart, wenn wir den Tönen eines Phonographen Pfeifen einer voibeif.ahrenden l.ocoiiioü^e hört man plötz-

bmeöhen. Wie kennen wir begreifen, wir aus der lich in dem Moment, wo sie den Hairer passirt, die Ton-
Cwve» die der mit der Membran verbundene Stift auf der h()he sich erheblich indera; der Ton sinkt um einen bis
Wabe wieder die gleicbielt^ crkllngecden
geieicfanet bat, zwei gan^e TAne. Das gleiche Philnomen beobacbtet man
n)ann<|{f'tt(i^r-ii Ti'nr.- eines Orchcsicm heraushören, wenn an der Gif icke des vorbeifahrenden Radfahrers oder des
wir €ien Hor-.tift dicsc-r Cur\e folgen Lissen Wie unendlich elektrischen Wagens. Die Erkilining ist sehr einf.icb:

hocb ateht in d.cscr Beziehung das Ohr in seiner Org:iiii- wenn sich uns eine Schallquelle nähert, »o ist die Zahl
alioD Ober dem Au|^ welches nicht einmal im Stande iati der SchallwelleD, die in der Zeiteinheit unser Ohr treffen,

die CompoBcoteB einer Miadtfarbe aus nur zwei ver>


adiietienen Schwingungen zu ahr.cn'
gtfisser,
viin
als
uns entfernt.
wenn die SchaHquelle stilkieht oder
Die Ti'tih'ilv ;il>er hilngt
^
Iiek^uinü.'h
sidi

Das Gebiet der akuiliacben 1 auscbunge» Itksst sidi in von der Anzahl der SciulUvelk-n ab, wcldic xunct <.'!ir

avei nfvu x Gruppen elntheilen; nan kftnnte sie als in der Zeiteinheit treffen.

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64 M 784-

Vielliiicht regen diese /«ilen unsere Leser iu eigenen Das Vorkommen vun
vulcaniachen Argon in
Beobachtungen auf diaem ialerananMa ml wenig er- Gasen. Vulcinische Gase, die auf Guadeloupe an zwei
foncbtca Ciebiet an. Xiitmi. (94*7} vencbiedeaen Fumarolen. der fumer^tu du Xord nod
der FumtroUt Napflean, in Flaadna aufgefangen wnrdco«
• <
• b:>t 'f. M<';^^.Lll .üLilysirt. Die Analysen w^lam»
folgende /usaminei»!u;uung:
Die Trypanosomen-Erkrankungen des Mensebea. G.ii au* der (i;.'* \m% der
Abgeseiieii vod den Bakterien tind es namenüidi eine Rdhe
VW dnwtUgeB diieriMlicn Ltbew , die, alt SduButwier
im measchlichen Kör})fr bausend, schwere Krankhcils-
w Wamcrdampf . . .
Nord-Fumartkle
gciltdigt
Spuren
Niipoleons-Fumatolc
gcnuigt

enscheinungcn hervorzubringen im Stande sind. Am be- Schwefeldampf . . . Spuren SfMtrai


kanntesten von diesen Mikr inr^,i:^isivrn sind Jic Erreger Schwefel Wasserstoff 2,7 ccm 4,5 ccn
der Malaria. wenigen Jahren bat man im
Seit einigen Kobicndiosyd • . . » ^5 »
menschlichen Kfirper auch noch andere eilwellige Famiten 7tS «.7 H
gefnndcn, die »1 der GaUung Tryftmwmm so stellen Stickstoff. ..... JM? .• 3.32 .,

sind, w«lc1ie man aua dem Bhile toh Rattea und anderen Argon 0.73 0,68 M
\saimliliuit;r", ficschiipfen schon l.inge Zeit k.innte. So Kohlr:i« .i^serstolf .

h;ititn K'itde Hiid Dutton in Sciiqjainbien im Blute von Kohtcnoxyd ....


Europäern, die an Wechselfieber litten, einen .SchiuArotzer Die votatefaenden Daten beanspruchen aus zwei Gründen
aufgefunden, den sie als T. Gamhitme besdueiben. «n lebhaftetes Iniereae: einnud gebt aus ihnen bcrvar»
Spiter wurde deneibe MikraorßairisDnis aucb Im Congo- dass die mlcanisdies Gase sdtMt in einem und ilemtelben
üebict bei Weissen Tintl Sc'v.^ ..i/i-:^ <-iitiIi'._l,i. Fin .»weitesi Milcinischen Gebiete in sehr erheblichem Maa*se von ein-
Trypiinoiontii ist 1. l-\:;aHd^ii\ ü.ts vcn Cislullani in ander verschieden sein ki^nnen; andeicrscits /eigen sie,

der /iehirn- und KQckenmarksflüssigkcit von Negern ent- daat aneb In vnloaniiebea Gasen Argon vorbanden ist.

deckt und als der Erreger der bcrächtigtett Sriilafltrankheit (ComfUs renäHS.) [mS4)
«tkaiint vmde. Beide Trypanowinien hat mB, vi* wir
den Compia rtnäut er.irchmrn, A. l.averan auf das
genaueste mit einander v . ri^!;L:h< ii unJ j^u/unden, dass »ie
weder in ihren morphologischen Charakteren noch
irgendwelche
Ik

Unter-
BOCHERSCHAU.
ihrem phj'sioiogischen V'(>rh.')lten
*
Eingegangene Neuigkeiten.
ichiede sdgCB. Alle I h u-, die mit den genanown
UikrooigiDlamai geimpft wuiden, verhielteB sich gegen lAniOUttlklHi ItoprwIiaBa b«blUt «di dis Ridwtiwi «or.)

beide Spedei v6U^ gleiduu-tig. lUtuae erkianklen mir Schneider, I^. Karl Camlllo, PriTatdoz. Vitttüsmus.
leicht, bei Ratten hingegen verlief die Erkrankung in der Elementare Lebensfunktionon. Mit 40 AbbiMiin^tn
Kegel tödlich. AVenn schon diese Thatsachcn darauf im Text. gr. 8". 1X11. 3148.) Wien, Franke E>culicke.
Iiinwiescn, dass die beiden bish' r uineTMibiedenen Arten Preis 1 1 M.
vnn Trypanosoma mit einander identisch aciai, SO wurde Audis, Louis Edgar. Dit Uartfroäidtt*. Gewinnnng
diese Verautlraiignr Gewitsheit erbobca dnrdi die Ent- und Verarbeitni^ der Rohlerpentlne tu TerpentinM
deckung, dass Thiere, die gegen di« eine Spedes Immno und Kolophonium, dessen Verarbeitung zu Harz5lcn,
geworden waren, auch gegen die andere immun waren. Schmieren u. s. w. und Herstellung der verschiedensten
7'ry/ninosoma Cambtense ist also dieselbe Form wie l'rodukte, insl>esondcrc der llartharze, liarzsatuen
T. UgaiuUu. Folgerichtig cbif man daher auch nicht MeioUoxyde u. s. w. Mit (^7 Abbildungen. (Chemisch-
mdir von einer Sdilatloankhcit sprechen, sondern nur von tccfanti^ BIbiiotbdc. Rand .^83.) 8". (XV, 416 S.)
einer TiypanoMniea-KanUieit, da die Schlafkninklieit Wien, A. Haitleben'a Verlag. Preis 6 geb. b.8o M.
nur Hn besonden weit foilgeidirittenes Stadium der Gaaert, Dr. med., Arzt der Espeditian. Die deutscht
Trs|Kirii snri'.n - Erkrankung diirstellt, ilmn eintritt, Suiil>olor{.\(>riht!<'n, ihre Auigabcn, Arbeiten und
wenn die Parasiten in ddx Ceniralnctveo»y»tcm cinge- Erfolge. Vorlr.ig, in der allgemeinen Sitzung der
drungen sind. W. Sex. («jj»] 76. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte
tu Breslau am 19. September 1904 gehaltco. 8". (31 S.)
Leipzig, Johaim Ambnxdua Barth. Preb I M.
Pahnenmark als Speise der Eingeborenen von Haberlandt, G. Dtf Stnnnvrgnnr lUr PßametU Ein
Madagascar. Wie R. Gallcrand in den Complts Vortr,ig. 8°. (46 S.) Ebenda. Preis .M. l

rrnJus mittheilt, verzehren die Sakalavcn ntt Vofliebe Rhuniblcr, I-. /.tl/i-tiiiH< liantk unti /xltrnUbrn. Vor-
das Mark einer Palme, das sie Satnuube ncsBCiii vnd das trag, in der sweiten allgemeinen äitmog der 76. Ver-

von der Spedes ÜMemta tuMft herstammt. Dieser sammlung Oeuttcher Xaturfoisdier und AcRie ni
Ü.iiiiii '".ilcikt weile Gebiete, nnme-tüch an der Meeres, Breslau gebaltea, 8 *. (43 5.| Ebenda. Preb i M.
killte unil an den Flussläufeu. Zum Zwecke der Ge- Lindner, P. Dr. Fr. Omiftwlogftchn Vademthtm.
winnung des Markes werden die Stämme gefällt. Je<ler T.TScheiikaleniler und Notizbuch für ornithologische

Baum liefert 3 bis 5 kg Mark, das getrocknet und ge- Exkursionen. 8 (2S(> S i Ncuci.imm, J. Neumann.
poivert wird. Das Hehl stellt eine gnmigenie Sufaalans Preis 2 M.
dar. dieim frischen Znaiande etwas sBss echmei^ Die Tschierschky . Dr. S. Dtt Stuardnung des toUfrtien
Analvsc ergab einen erstaunlich grossra Gehalt an Elweiss. Veredhtngsvertthrt. gr. (VIII, «8 S.) Götlingea,
W.lhrcnd die Kartoffeln 6,25, der .Maniok 3,3, die I'atate Vandenhoeck v^' Ruprecht. Treis 2,.\a M.

und die Yamwurzcl 7,24 i'rocent Kiweiss cnthallcn, Schmidt, Dr. Oskar, Dipl. -fug. Mfta'U. (.\norg,,iiiia:he

betrug der Gehalt au diesem weribvollen Stoffe bei dem Chemie 2. Tcil.i !S,iniiiihing < i, .stlnn j 1 ;.i 12". (130 S.)

Satianabe 10,538 Prooent. Sk. isivü Leipsig, G. J. Ut'tschcn'sche Vcrli^handlung. Preis geb.
* • i>,8o U.

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ILLUSTKIKTE WOCHENSCHRIFT ("BEU DIE FOHTSCHHITTE
IN GEWERBE, INDUSTRIE UND WISSENS(JHAFT,
Durch JÜI« Buchband-
htnceo und t'muiuuAltea Dr. OTTO N. WITT. Frei* vierteIjShrlich
4 Mark.

Verlag von Rudolf Mückenberger, Berlin,

M 785- kkr licUniek iw im likiH tmr ZiKtcItrift itt viitttiii. Jahrg. XVI. 5. 1 904.

gebaut. Darüber hinaus kann mit dem Ausbau


Die gegenwärtigen ArbeitsverhältDisse im
jedoch erst nach dem Durchbruch des Tunnels
Simplon-TanneL
soii der Südseite her foitj^efahren werden. .\n
Der Kinbnich heisser Quellen in den Simplon- einen weiteren Stollcnvortrieb im Nordtunnel ist
Tunnel ist in den Tagesblättem vielfach so überhaupt nicht mehr zu denken, es sei denn,
unrichtig besprochen worden, dass sich die dass die hcisso Quelle versiegte.
Schiveizfrische Bauzeiluti}: dadurch veranlasst sah, -\uf der Südseite dagegen schritt die Arbeit
die Baugesellschaft um Auskunft über »iie gegen- rü.stig vorwärti, wurde jedoch im August ver-
wärtigen Zustände im Simplon-Tunncl zu ersuchen. langsamt, als man in brüchiges Gestein kam,
Den daraufhin von der Baugesellschaft erhaltenen das einen sofortigen Ausbau der Stollen noth-
Bericlit hat genannte Zeitschrift in ihrer
die I
wendig machte, bis am 6. September bei
Nr. 16 vom October veröffentlicht; ihm ent-
15. :
9 4 1 m vom .Südportal eine 46 bis 47 ° beisse
1

nehmen Angaben.
wir die nachstehenden Quelle mit 100 scc Ergiebigkeit einbrach.
1

Bereits im Mai d. J. wurde der Stollcnvortrieb Nicht die Menge, sondern die grosse Wärme
auf der Nordseite durch Kinbruch einer +5 bis des Wassers zwang zum Hinstellen des StoUen-
46** Cwannen Quelle von 100 sec/l (100 Liter vortricbs. Bei dem früheren Wassereinbruch im
in der Secundc) Zufluss bei 10382 m vom Südstollen war es die Wasser m e n g c von 800 bis
Nordportal aufgehalten. Da die Einbruchsslelle 1200 sec/l (also 48 bis 72 cbm in der Minute),
809 m jenseits des Gipfelpunktes der Tunncl- je nach der Jahreszeit, aber dieses Wasser hat
sohle liegt, von wo ab der Stollen auf je 1 00 m nur eine Wärme von 1 3 bis 1 5 Weder die
sich um 0,7 m
senkt, so war ein natürlicher Ergiebigkeit noch die Temperatur der heissen
Abliuss Wassers durch den Stollen aus-
des Quelle auf der Südseite hat sich seit dem
geschlossen. Deshalb wurden 556 m jenseits ö. September merklich geändert, aber ebenso-
des Höchstpunktes eiserne Daninithürcn in den wenig die der Quelle auf der Nordscile, woraus
Tunnel eingebaut, hinter denen sich das Wasser wohl ge.schlossen werden darf, dass beide Quellen
aufstaut und unter eigenem Druck durch eine keine nahe liegcmte Verbindung haben.
Rohrleitung über den Gipfelpunkt zum Abfluss Durch den natürlichen Abtiuss des Wassers
hinweggeleitet wird. Bis zu diesen Dammthüren auf der Südseite liegen hier die Verhältnisse
wird auf der Nordseite der Tunnel fertig aus- günstiger, als auf der Nordseilc. Man hat nun
1. X*»v<^hct ttj04. 5

DigitizGL ,
^ .oogle
66 Prqmethkus M 785.

40 tn unterhalb des Quelleneinbruchs das Wasser erwähnt Ueber das Leuchten des Schlacht-
in den Parallelstollen hinübergeleitet, so dass lleisches (Liimm- und Bockfleisch), durch welches
sowohl das Ausmauern des Hauptstollens, als 1592 die Bewohner von Padua m nicht geringe
der Vortrieb desselben Anfang October wieder Aufregung versetzt wurdeo. berichtet uns zuerst
aufgenommen werden konnte, nachdem man der Anatom Hieronymus Fabricius ab Aqua-
mittels durch Hochdruckleitung zugefiihrten kalten pendente; 1641 trat dieselbe Erscheinung in
Wassers das ausströmende heisse Wasser auf Montpellier, tibi in Bern auf und wurde seit
ein ertrlglidtes Maass abkühlen kann. Allerdings dieser Zeit an vielen Orten, erwähnt seien nur
lassen sich die nolinn:iM liiiu n vrst dann wieder I
Heidelberg'. Wüi/l ut^, Kissingen, beobachtet;
in Betrieb setzen, wcua mittels Handbohrung (auch hier in Elberfeld kommt in den Schlächter-
die StoUenbnist bis mehrere Meter öber die läden Häuliger leuchtendes Fleisch vor.
Einbruchsstelle der heissen Qtu llr \ oi>:i lrieb< n Als Ursarhc dieser iiucri--~s.iiiten Erscle-iiiiitJi^
worden ist Das geht jedoch sehr laogsani, sind im Laufe der Zeit nun eine ganze Reihe
nidit nur, an sich weniger
weil die Handarbeit von Bakterien erkannt worden, die jetzt mit
sondern atu h d- stialb,
fordert, als die maschinelle, dem Sammelnamen der ..Photohalterien" oder
weil die Arbeiter durch Bretter und abgcsiüute ..l^uüilbakteran"' bezeichnet werden. Wohl als
Bleche gegen das Bespritzen durch heisses l-'rster beobachtete
87 5 der bekannte Bonner
1

Wasser gesrhütT.t werden tmT--~i"'n. Snbald die Physiologe E. Pflüger kugelartige Mikroorga-
Bohrmaschinen wieder ia I hätigketi lrcit.u, werden nismen als Erreger des l.euchlens auf Fischen;
Tagesfortsi htiite von + — ö m erreicht, während kurz darauf beschrieb Nüesch Bakterien von
man bei Handbohrung täglich kaum einen halben I leuchtendem Fleiscli, dem sich in rascher Folge
Meter vorwärts kommt diesbezügliche Mittheilungen von Lassa r (1H80),
Wäre man wanne Quelle ge-
nicht auf die Ludwig (t88a und 1884), B. Fischer (1887}
stossen, so hätte man Mitte October den Durch- u. a> w. usdihMMiL Aus allen diesen PubU-
schlag des Tunnels erwarten können; wann ea cationen ersdien wir, dass das T^euchfen nicht
jetzt aber dazu kommen wird, lässt sich nicht sofort am frisch geschlachteten Fleisch oder
Torauflsehen, da leider der noch zu
innerhalb I
Fisch sich bemerkbar macht, sondern erst nach
durchbrechenden , 246 m
langen Strecke weitere einiger Zeit, wenn also die etwa vorhandenen
Quellen zu befürchten sind, solange man aus Leurhdi.ikterii :i (ielegcnheit j^ihabt halten, sich
der wasserführenden iCalkscbicht nicht heraus- zu vermehren; meist nach 24. Stunden, mitunter
kommt Das Wasser nnkt in den vielen Spalten auch früher oder später, zeigen sich dann kleine.
iler Kalk ("ii'.hultfndeii flcstririssi hiclitrn herab I
feuelit- srhleimige Punkte an der OVu rn.irlu-,
in grosse Tiefen, wo es sich an dem heissen welche im dunklen Kauuie das Ausstrahlen emes
Gestein erwärmt, um dann an einem anderen milden, gleidimässigen Lichtes erkennen lassen;
Orte wieder auf/^usteiL^eti. Solche aufsteigenden diese klemeu Punkte dehnen sieh dann allmählich
Adern heissen Wassers sind es, die iui Simplon- meist weiter aus und können eventuell die ganze
Tamel aogeacblagen wurden. *. iwi Oberfläche überziehen un<l zum Leuchten bringen.
Bei kühler Akif! n-w ahruny dauert die Kr^eheinung
des LeucliiciiÄ <.(Si tagelang an und hört erst
auf, wenn die stets gleichzeitig vorhandenen
Fäulnisskciinc sich stark vermehren und damit
Vni^cs über Leuchtbakterien -ii'l fiber
die Photobakterien verdrängen. Es gelingt
Photographie im Bakterienlictit.
äusaent leicht und «st regeln i^slg,
1 dieses
Von G, WRsrsiiKKO. EllKTicli.
Phänomen an Seefischen hervorzurufen; zu dem
(N>eh einem im Naturwi»»eaaekattiiclicn Verein Zweck genügt es meist, einen beliebigen See-
SU Elberfeld gehaltenen Vortrage.)
wasserlisch mit einer etwa 3 procenligen Koch-
Mit Ewri Abb<ltlttac*B<
salzlösung anzufeuchten und, um ein Austrocknen
2a den welche das Interesse
ErsdieiiiuMg<'ii, der Oberfläche su verhindern, mit emem Teller
des Beobachters in besonderL ir. Maassc zu fesseln oder dergleichen zu überde<ken; nach is t 1

vermögen, gehört unstreitig auch das Leuchten 3 Tagen dann bei kühler Aufbewahrung
tritt

der Fiüdie und des Fleisches; es wird daher fast regelmässigdas oben beschriebene Leuchten
au< h iiielit wundernehmen, weuu wir fast auf. In einer ganzen Reihe von Versuchen
2 7« Jahrtausende in der Lilteratur zurückschlagen gelang es mir regelmässig —
ohne Ausnahme —
müssen, tun auf die erste dieses Phänomen am Kabeljau, Sdiellfisd), grünen Herhigen u. s. w..
erwähnende Angahe zu konuncn; es ist der welche aus den verschiedensten hii sigen Bezugs-
griechische Naturfonicher luid Fhilo&oph Aristo- quellen stammten, auf diese Weise die Er-
teles (384 bis itt V. Oa,), welcher in seiner sdieinung des Leuchtens hervorzurufen. Süss-
Abhandlung ,,Ueber die Seele" das Auftreten des wasserf seln « lrhe mit Seewasserfischen nicht
, i

Leucbteos „an dem Schleime, den Köpfen, den iu ßeruiirung geküiniueu sind, sind spontan nicht

Augen, sowie an den Schuppen der Fisdie" zum Leuchten zu bringen, ein Zeichen, da« die

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ja 785- Du GKGEKWARTIGEN ARBBtTSVBRHÄLXNI&SB Ul SlMPLON-TUNNEI. 67

Fliotdbakterien dem Seewasser entstainnien seitssind die uns hier besonders interessirenden
müssen; hierfür spricht auch tiücli l>L'soiKlers Arten, wie überhaupt fast alle Bakterien, gegen
der Umstand, dass die vou dcu Tischcu bczw. grosse Kalle ziemlich unempfindlich und ver-
von spontan leuchtend gewordenem Fleisch tragen sogar den längeren Aufenthalt in flüssiger
isolirten verschiedenen Arten von Photobakterien Luft (etwa —
190** C); das Leuchten kann bei
besonders starkes Leuchten nur bei Gegenwart 0° tagelang anhalten und erlisdht bei — tz** nadi
von Kochsalz in 3 procentiger Lösung (eine Ca^ etwa 1 5 Minuten beim Aufthauen; stellt iäch
centration, wie sie bekanntlich das Meerwasser dann in sehr kurzer Zeit die
vcrhältnissmässig
— ausgenommen die Ostsee —
besitzt) zeigen; Eigenschaft des Lichtspendens wieder ein („Kälte-
bei Abwesenheit oder bei geringeren Mengen starre*'); werden aber die durch Behandlung mit

oa Kochsalz ist das Leuchten weniger intensiv fliissiger Luft brüchig gewordenen Bakterien in
benr. kann sogar ganz erlSschen, mn dun benn diesem Zustande zerrwben und Aonit abgetödtet,
Zusatz von Salz bald aufzutreten. Bemerkt sei so tritt nach dem Aufthauen das Leuchten nicht
hier, daaa in neuerer Zeit auch eine Anzahl wieder auf (Mac Fadyean); daraus ergiebt sich
Bakterien beobaditet sind, wdche, obwohl nidit abo, dass das Leuchten dieser Mikrool^Kanismen
halophil (d. h. SJilzHelicml), doch die Kigenschafl nicht, wie dies früher von einigen Forschem
der Licbtentwickeiung zeigen; diese Arten sollen (Dubois u. A) angenonuuea wurde, bestimmten
hier BerüdtsichtiguDg nicht finden. Stoffen (Luciferin, ludferare u. s. w.) ihres Zdl-
Noch wichtiger als die Gegenwart des Salzes inhaltes zuzu.schrciben ist, sondern ihrem Lehens-
ist für unsere Mikroorganismen die Gegenwart process, wie dies ja auch von dem leuchten des
des Satteratoffes der Li^ zur Lichtentwidielung; GIGhwilrmchens bekannt tsL Es ist daher auch
daher Icuchtt'U die rulturcn, Fische und Fleisch selbstverständlich, drtss die das Bakterienleben
u. &. w. nur au der Oberfläche und nicht auch in der schädigenden Gifte (Quecksilbentalze, Alkohol,
Tiefe, obwohl dort Wadisäium ebaiblls statt" Qiloroform u. s. w.) zuerst die Leuchtkraft be-
findet Bei Mangel an Sauerstoff. /. B in eim^r einflussen werden. Sehr empfindlich sind unsere
Kohlensäure- oder Wasserstoff- Atmosphäre, er- Mikroorganismen auch gegen freie Säuren, etwas
Hsdit das Leuchten, um sich dann bei Zutritt weniger gegen Alkalien; diese Eigenschaft ISsst
auch nur minimaler Mengen Sauerstoff fast sich sehr schon (nach Tarschanoff, Suchs-
momentan wieder einzustellen. Diese Eigen- Und) demoDstriren mit Hilfe des elektrischen
schaft ist TOD Beijerinck u. A. auch benutzt Stromes, welcfaer durch eine mit leuchtender
worden, die bei der Assirriilatirjn der PHanzen Flüssigkeit gefüllte t'-Röhrn geleitet wird: am
stattfindende Sauerstoffausscheidung zu demon- positiven Pole, an weicliem es zur Säureab-
striren: Werden nSmlich ehlorophyUhikige Bcbeidvng kommt, hört das Leuchten zuerst auf,
Pflnnzcnthrile in ein Nährmedium gebracht, spätfr dann auch am negativen Pole (.^Ikali-
»elchei» auch Leuchtbakterien enthält, so ist bildungi, Mahrcuii die neutrale Zone in der Mitte
nach längerem Aufenthalte im Dunkeln ein am längsten leuchtet.
Leuchten der Bakterien nicht mehr wahrnehmbar, Die wichtige Frage, ob durch den Genuss
da die Pflanzen im Dunkeln nur ,,athmeu*', d. h. leuchtcndea Fleisches oder leuchtender Fische
Kohlensäure producircn und Sauerstoff ver- Gesundheitsschadi^ningcn zu befürchten sind,
brauchen; sohald dann aher die Pflanzen be- muss nach den l ntersiKhungen von B Irischer,
lichtet werden ^es genügt hierzu das Ab- K. B. Lehmann u. .V. verneint werden; junge
brennen eines Streichholzes), tritt bei der dann Katzen z. B. fressen leuchtende Fische gern und
stattfindenden Assiniilalion" Ausscheidunt,' von
,. mit ^'rcissieiii Api>etit, ,,und gewährte es einen
Sauerstoff auf, wclciier an die Flüssigkeit ab- eigeiiihüuilicheu Anblieli, die Thicre, bei welchen
gegeben wird und damit dn Aufleuchten der die Umgebung des Mauies infolge der Be-
Bakterien verursacht. rühnmg mit dem leuchtenden Fisch leuchtend
Wie oben schon kurz erwähnt wurde, kann wurde, die stark leuchtenden Massen gierig ver-
unter Umständen Wachslhuin und Vermehrung schlingen zu sehen" (Fischer). Nach K. B.
der Leuchlbakterien statlfmdcn ohne Lichtpro- Lehmann nahm eine Person an drei hinter
doction; diese letztere ist aber durchaus ab- einander folgenden Tagen bis zu 25 ccm in-
hängig von der I^bensthätigkeit der Bakterien, tensiv leuchtender Bouillon ohne irgendwelche
geht also auf jeden Fall spätestens mit dem Schädigung.*) Leuchtend gewesenes Fleisch
Leben der Bakterien zu Grunde. Beim Er- — beson'äers Wild —
sol nch nach dem
w.ümen der Culturen auf 35 37 — "
wohl
erlischt Kochen und Braten sogar durch besondere
das Leuchten, nicht aber auch das Leben, so
i iJ.is, t.eurhten gcwissei unKsctor Soothicrc, *. B. der
dass beim Abkühlen sich die Phosphorescenz
um Mttteimcer viel geaouenen ileerdatlcl (I^olat äactyhaj,
wieder einstellt („Wärme.starre"); I'irwärmen auf
dcr«fi leuchicddcr Saft Mond und Finger iler Etsendeo
solche Temperaturen, weiche Abtödtung verur- leuchtend macht, und der Kiii>llrii'|uallcii ; /'rlni^ui ) soll
sachen» venuchtet nach dem früher Gesagten «•»ch Dubois Vou einer SniüUoäv luit I.c->uhtljali{c:ico
natSttidi aiidi dauernd das Leuchten. Anderer- 4Bact«rium Ffiifiat und Ä ffrhij^iaei herrflhren.

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68 Prometheus. M 785-

Zartheit auszeichnen. Wurden die Mikro- Angaben beweisen u. a. auch, wie empfindlich das
organismen Mäusen, Meerschweinchen u. dcrgl. menschliche Auge für den geringsten Lichtreiz
unter die Haut, in die Bauchhöhle oder direct ist. Mindestens ebenso leicht wie der Mensch
in die Blutbahn eingespritzt, so erfolgte meist reagirt auch die Pflanze auf das von den
keine Erkrankung der Thicre; Giard allerdings Baktericnculturcn ausgestrahlte Licht: Molisch
isolirte aus einem bei Lebzeiten bereits intensiv stellte der Nähe von jungen Keimlingen der
in
grünlich leuchtenden kleinen Krebs (7alitrmJ, der Linse, Saatwicke, Krbse, des Mohns etc. eine
sich nur langsam bewegte und augenscheinlich Kcagenzglascultur von Leuchtbakterien auf imd
krank war, I.euchtbakterien, mit welchen auch ge- beobachtete nach mehrtägiger Aufbewahrung
sunde neue 7ä///rr«- Krebse inficirt werden konnten, im Dimkeln deutliche ,,heliotropistische" Krüm-
so dass sie nach etwa o Tagen eingingen. i mungen der Keimlinge nach dem Bakterieulichte
Betrachten wir un.s nun das von den Leucht- zu. Chlorophyllbildung konnte Molisch im
bakterien ausgestrahlte licht etwas genauer! Gegensatze zu Issatschenko nicht beobachten.
Dasselbe ist bläulich- oder grünlich - weiss un- , Nach Molisch deutet ,,die relativ gro.s.se helio-
gemein ruhig und milde, und am ersten zu ver- tropische Wirkung des Bakterienlichtes auf eine
gleichen mit dem Scheine, welchen ein schwach vorwiegende Vertretung von der blauen Hälfte
geriebenes Pho.sphorzündholz verbreitet. Die des Spectrums angehörigen Strahlen, denn be-
von der einzelnen leuchtenden Stelle ausge- kanntlich kommt ja diesen die ma.\imale helio-
strahlte Lichtmenge ungeheuer minimal, hat
i.«.t Iropische Kraft zu, während in der rothen Hälfte
die chlorophyllbildende Kraft überwiegt"; in der
Abb. 74. Thal reicht auch das Spectrum der bis jetzt in
dieser Hinsicht untersuchten Arten von Gelb
bezw. Gelbgrün bis zum Violett.
Es lag nun nahe, die W^irkung des Bakterien-
lichtes auf die photographische Platte zu unter-
suchen. Bereits 1888 gelang es B. Fischer,
leuchtende Fische im eigenen Lichte, sowie die
Uhr in der Beleuchtung von zwei Strichculturen
zu photographircn. Stellt man eine durch
Impfstriche inficirte und dann leuchtend ge-
wordene Agarschale auf die lichtempfindliche
photographische Platte, so genügt bereits eine
I Minute lange Exposition zur Erzeugung eines
deutlichen Bildes (vergl. Abb. 74; auf der Platte
und auch auf der Copie sind nicht nur die
leuchtenden Colonien, sondern sogar die Umrisse
der gläsernen Culturschalc und des übergreifenden
Glasdeckels deutlich erkennbar; auch die auf der
doch A. Lode durch genaue photometrische Unterseite der Glasschale vorhandenen Kratzer"
Messungen an leuchtenden Culturen die
stark sind deutlich wiedergegeben; bei der Repro-
Licht Intensität 0,000 562 deutsche Normal-
zu duktion durch Buchdruck gehen allerdings die
paraffinkerzen pro i qm Leuchtfläche bestimmt; Feinheiten fast völlig verloren). .Mit leuchtender
es liefern also erst rund zooo (jm leuchtender Gelatine ausgekleidete Kolben (wie sie zuerst
Colonienfläche die Helligkeit einer deutschen wohl Molisch für Zweck angewendet
diesen
Normalkerze, oder aber die doppelte bis drei- hat) geben bei Aufnahme mit der Camera bei
fache Menge Quadratmeter erst die Helligkeit I 2 — i4.stündiger Kxpositionszeit meist sehr .schöne
einer gewöhnlichen Stearinkerze. Trotzdem |
Bilder, welche bei richtiger Besäung des Kolben-
gestattet eine grössere gut leuchtende Cultur inhalts jede einzelne Colonie erkennen lassen
sehr gut z. B. das Ablesen der Uhr, das Er- und dann den Beschauer luwillkürlich an den
kennen von Gesichtszügen in unmittelbarer Nähe bestirnten Abendhimmel erinnern; von derartigen
etc.; Nücsch hat sogar bei der Beleuchtung Kolben beleuchtete Bilder, Schrift u. dcrgl.
von leuchtenden Schweinccotelelten welche , werden in deutlich erkennbarer Wei.se mit
auf Flaschenhälsen aufgestellt Wtften, eine photographirt (vergl. Abb. 75); dass das Licht
kleine Gesellschaft bewü-thet.*) Die vorstehenden auch zum ("opiren photographischer Platten ge-
nügt, erscheint nach dem Gesagten als selbst-
*) Die von Dubois ausgesprochene Hoffnuii(;, «las
verständlich. R. Dubois hatte behauptet, das
liaktcricnlicht aU „I.umii'te vivanie" /u Beleuchtun}^
rwcckcn pr.ikUsch Bakterienlicht sei im Stande, Holz, Pappe etc.
.-iiis/tiniiuen. dürfte (seihst wenn es k<?-
lünge, die (.ichtintcnsität durch /.üchlungsl>e-
zu durchdringen und so Bilder des durchdrungenen
i;""!*l'ß«
dingungen noch bedeutend zw erliOheni wühl kaum in Er- Gegenstandes auf der photographischen Platte
füllung tl<^l><^n- zu erzeugen; Suchsland und auch Molisch

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M 785. ElXIOES ÜIIER LeVCHTBAKTERJEN tTND ÜBER PHOTOGRAPHIE IM BaKTERIENLICHT. 6q

konnten aber nachweisen, dass diese Eigenschaft '

Aufleuchten, welches von der aufgerührten


dem Baktcrienhchte fehlt; es zeigte sich nämlich, Stelle aus eine Strecke weit um sich greift,
dass solche Körper einfach durch directcs Auf- so dass ein mehr oder minder grosser Abschnitt
legen auf die photographische Platte die empfind- der Meeresoberfläche eine Zeit lang in seiner
liche Schicht derselben stark beeinflussen können, ganzen Mas.sc gleichmässig mit dem wcisslichen
ohne dass irgendwelches Licht einwirkt; Molisch Lichte leuchtet Allmählich lässt die Intensität
hat z. B. durch directen ('ontact von Holzquer- {
des Leuchtens nach, um nach secunden- bis
schnitten mit der lichtempfindlichen Schicht minutenlangem Bestehen vollständig zu ver-
Photographien von Hölzern erzeugt, auf denen schwinden. Dieses fast momentane Aufleuchten
sogar die Jahresringe, Markstrahlen etc. zu er- wird wahrgenommen, wenn man einen Stein in
kennen waren. Bei dieser Gelegenheit sei be- I
das Wasser wirft, wenn man einen Gegenstand
merkt, dass das häufig beobachtete Leuchten eintaucht, beispielsweise wenn die Riemen eines
von abgestorbenem Holz nicht durch Bakterien, Bootes in das Wasser eintauchen, wenn man
sondern durch die Mycelien höherer Pilze (z. B. etwas Wasser mit der Hand .schöpft, wobei die
Xvlaria hypoxylon, Polyponis sul/ureiis, Agariciis ablaufenden Tropfen nicht nur, .sondern auch
melktis u. a.) hervorgerufen wird. das Wasser in der Hand leuchtet, wenn man
Wiederholt ist in diesen Zeilen auf das Vor- das Wasser mit einem Stocke aufrührt, wenn
kommen von euchtbakterien auf Seefischen hin-
I man die Oberfläche des Wassers durch Schlagen
gewiesen worden. Bezügliche Seewasserunter- gegen dieselbe verspritzt u. s. w. Die soeben
suchungen, welche vor allem B. Fischer und
auch Beijerinck in grösserem Umfange vorge- Abb. 75.

nommen haben, ergaben den fast regelmLssigen


Nachweis der Leuchtbaktcrien in den Küsten-
regionen und Binnenmeeren, so dass aus der
Nordsee allein acht Arten Lsolir't sind. Obwohl
sie im Wasser auf hoher See culturell noch
nicht nachgewiesen werden konnten, müssen sie
dort doch, wenn auch spärlich, vorhanden sein;
sie wurden nämlich einmal auf einem mitten
im Ocean gefangenen ,, fliegenden Fisch" an-
getroffen. Ks ist nach dem Gesagten leicht
verständlich, dass die bekannte Kr.scheinung des
Meeresleuchtens unter Umständen*) auch durch
Bakterien henorgerufen werden kann; es ist dies
jenes Meeresleuchten, welches häufig auch in
unseren heimatlichen Gewässern, z. B. fast
regelmässig im Spätsommer oder Herbst im
Kieler Hafen, beobachtet wird. B. Fischer be-
.schreibt diese Krschcinung in so anschaulicher
Weise wie folgt: „Ist die Meeresoberfläche ruhig, noch völlig dunkle Wasserfläche eines wenig
so bemerkt man bei dieser Art des Meeres- belebten Hafens wird durch einen plötzlich ein-
leuchtens höchstens einen ganz schwachen Licht- setzenden Regen wie mit einem Schlage in ein
schein, dagegen zeigt sich überall, wo ein Zer- ausgedehntes Feuermeer umgewandelt. V.s findet
.stäuben, ein Aufrühren und Aufwühlen u. s. w. dieses Aufleuchten statt überall da, wo die
der Wasserma-ssen stattlmdet, ein plötzliches Wogen gegen Felsen, wie z. B. in der Brandung,
imd wo sie gegen den Strand geworfen werden.
Andere Uriachcn des Mecresieuchtena »ind Proioioen:
*)

tm Atl.tnt lachen Es leuchten in der beschriebenen Weise bei be-


»ccan und in der Noidsee Xoctiluca miliaris,
I

welches in der Kttee fehlt, m-o seine Stelle durch Ceratium


1
I
wegter See die si haumbedeckten Wellenköpfe,
tripfs vertreten wird. An anderen >rtcn sind es Sottilum
<
es leuchtet das Wasser überall da, wo es gegen
I

homogfnnt und Leptodiscus nifJusiiiJfs; in (rupiachen und '

das in der ahrt befindliche Boot bezw. Schiff


l

subtit>|>iachcn Gegenden finden »ich auch NanthuphvUhaltigc spült, es zeigt sich das Leuchten besonders
I

Algen CPyro, rsti.\ iiocti!i4, a und /'. f 'iisij'ormis I. Auch hübsch da, wo durch das rotirende Rad, durrh
tir«Vsscre Mengen leuchtender Quallen, Korallen, Seeateme, die Schraube das Wasser aufgewühlt bezw. ver-
Krebse u. dergl. krmnen kleinere abgegrenzte Stellen im
spritzt wird. Von dem Hintertheile des sich
Meere lum Leuchten bringen. Waast-r, dessen I-euchtcn
fortbewegenden Fahrzeuges geht eine die Länge
durch liakterien bedingt ist, leuchtet nach dem Hindurch-
de.<iselben oft übertreffende, mit der Entfernung
giessen durch gewAhnliches Filtrirpapier ungeachwScht
weiter, da nur die kleinen Bakterien die Fillcqxjrcn
immer schwächer werdende, leuchtende Furche
paasiren; bei anderer Ursache <z. B. Xc tiluia) leuchtet aus, das sogenannte Kielwasser, d. h. die durch
nur der auf dem Filter verbleibende Kiickstand, «ahrend den Boden des die Sal/flulh zertheilendon l'ahr-
dai filtrirte Wasaer dunkei erscheint. I
Zeuges aufgerührten. no(h nicht wieder zur Rtih«'

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I
Prometmevs.

Abb. 76. ungeheuer grosses Quantum Seewasser zum


intensiven Leuchten zu bringen. Ein der-
artiges künstliches Meeresleuchten wurde zuerst
im Jahre 1886 dem Publicum im Berliner
Aquarium \'orgeführt.
Zum Schlüsse möchte ich noch darauf hin-
weisen, dass die Vemiuthung eine gewisse Be-
rechtigung hat, die Magier möchten sich in
grauer Vorzeit bereits der Leuchtbakterien zum
Hervorzaubern ihrer Geisterhandschriften (es sei
nur an das bekannte Afene mene tektl ttphanirt
der Bibel erinnert) bedient haben. (,3,5^

Der Eisenbeton.
Siegwarl- Balken, QuendiniU. Von lagtnidir Max Bvcnwald.
(Koctieliiinf; von Seite jj.)

gekommenen Theile des Wassers." Dass diese Da die vorbeschriebenen Constructionen


Erscheinung des Meeresleuchtens gerade in der sämmtlich auf der Baustelle selbst hergestellt

AM. 77.

Strgw«rt- Balken vor Herttclhing ilrr Cttantfagf.

Nähe des landes häufiger beobachtet wird, werden müs.scn und diese Arbeitsweise durch
hängt wohl damit zusammen, dass dort gerade die erforderlichen Rüstimgen und Verschalungen
die ,\nhäufung organischer Massen
leichter vorkommt. Die künst- Abb. lt.

lidic Erzeugung dieser Art de.s


Meeresleuchtens gelingt leicht,
wenn man die Oberfläche eines '""if-i''''

leuchtenden P'isches mit Seewasser


oder mit 3 procentiger Seesalz-
lösung abspült und dann diese
Bakterienaufschwemmung oder
aber auch einige Tropfen einer
leuchtenden Bouilloncultur mit
einer grö.s.scren Menge Scewas.ser
oder Seesalzlösung vermischt; es
ist erstaunlich zu sehen, welch
eine geringe Menge der Bakterien
genügt, um ein verhältnissmässig Vcr«ikcninK «irr Sicgwiirt-Biilkrn an ürr StiMartelle.

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M 785- DkK ElältNBBTOK. 7«

für die Formgebung besonders bei den reicher während der Anfertigting an Ort und Stelle
sie bei
gegliederten Objecten immerhin mit Schwierig- erst einer längeren Zeit zur Krhärtuni^ des Rrtons
keiten und nicht unbedeutenden Kosten ver- bedürfen. Allerdings müssen ah Kachihc-il auch
wieder die hohen Transportkosten in Frwägung
Abb. 79. gezogen werden. Es kommen hier besonders
zwei Systeme in Betracht: Der Siegwart-Balken
und das System Visintini. Der Erfinder dea
ersteren beschränkt sich auf die Herstellung von
hohlen röhrenförmigen Bctonbalkcn mit Eisen-
einlageu, welche ähnlich angeordnet sind wie
beim Hennebique-Balken. Den Querschnitt
eines einzelnen Siegwart -Balkens und dieVei^
bindung zweier solcher mittels Cementfuge, für
deren festere Haftung noch Rillen in den SelleBp
wänden der Balken ausgespart sind, zeigen äe
Abbildungen 76 und 77, während die Ver-
ankerung der Balkenstöase durch in diese Fugen
einbindende hakenförmige Rtmddaen !n Ab-
bildung 78 dargestellt ist Die Gesammtanord-
uuog von Decken aus Siegwart-Balken ergiebt
sich aus der Abbildung 79. Visintini hat
dagegen die Hohlräume in der Querrichtung des
Balkens angeordnet tmd ausserdem auch Stützen
und Treppen in einaebien Stufen angefertigt
Die Abbildungen 80 bis 82 geben dieae CoD>
struction anschaulich wieder.
Audi bei der Ausführung ganser Hoch-
bauten ist, wie schon eingangs erwähnt, der
Eisenbeton in neuerer Zeit vielfach, besonders
im Auslände, iwr Anwendung gekommen. Daaa
jedoch auch Deutschland hierin nicht mehr
zurückbleibt, zeigt die Abbildung 83, wclclie
einen Schnitt durcb das neue Münchener Volks-
thealer wiedergiebt. das mit Ausnahme des Füll-
mauerwerlu der Wände zum weitaus grüssten
TheOe aus Elsenbeton heigertellt i/L Die
letzteren Construciirmen sind in der Abbildung
in Schwarz dargestellt.
An den Hochbau schliesst sich am besten
die Resprechunj,' der schon in das Bauingenieur-
wesen lallenden gewerblichen Anlagen an. Es
kommen hier hauptsächlich Fabriken mit ihren
Nebenanlagen, lagerhäuser für 'retreide und
Kohlen u.s.w. in Betracht. W alirend die ersteren
an besondere Eigenthümlichkeiten nicht
sich
bieten, bei letzteren die Ausbildung
erfordert
bunden ist, so sind natürhch auch Versuche der SUozellen eigenartige Constructionen. Die
gemacht worden, wenigstens einfachere BantheOe, Abbikhingen 84 und 85 zeigen zwei Queradudtte
wie Balken und Stützen, aus Eisenbeton
.\Mk.to.
bbrikinSssig herzustellen und erst in voll-
ständig fertigem und erhärtetem Zustande
auf die Baustelle zu bringen. Dieses
Verfahren hat insofern Vortheile, als die
TOrwwähiiten Kosten für k ü_-tungen u.s.w,
«egbUen; ferner sind die einzelnen Stücke
in einfadier Weise zu verlegen bezw. VltinlJaNBidkMi.
einzubaui und bedürfen daher nicht der
ii

Verwendung geschulter Kräfte, wie das sonst un- durch das städtische Lagerhaus in Straad)ui]g i E.,
bedingt effbrderBdi ist, und auaserdem nnd die und zwar einen Schmtt durdi die Schüttböden
so hetgeitdlten Dedcen s! K
sofort benutzbar, und einen durch die SOoanlage. In Ab-

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72 Prometheus. M 783.

bildung 86 sind die Einzelheiten der letzteren Anlageo, ebenfalls meist


Hocbreservoire. ent-
wiedergegeben. Die Schüttböden nebst Säulen standen. Femer sind auch Gasometerbehälter,
und Unterzügen sind entsprechend der Ab- Reservoire für Petroleum und sonstige Flüssig-
bfldang 67 nacb dem Heniiebique-Sy.stem, die keiten vielfach in Eisenbeton hergestellt worden.
Silozellen dagegen Auch für Wasserleitungen grösseren Maassstabes
** nach d e in Mon liat sich der Eisenbeton sehr gut bewährt:
i cr- Ab-
\"erfahren heige- bildung 8<) zeigt z. B. den Querschnitt eines
slcllt Monier-Kobres auf Betonfimdanient, welches
Eine weitere,
AlikS«.
wegen der durch
den Winddruck ver-
ursaditen Zugspan-
nungen zweckent-
sprechende An-
wendung hat die
EiscnbetcM-.-F^. ui weise ferner in der
Errichtung von Kabrikscboru-
gäunden. Solche Scfhom-
steinen
steini- sind in Amerika schon
mehrfach, und zwar nach dem
Monier-Sjntem, erbaut worden;
die Abbildung 87 giebf als Bet-
spiel einer derartiiren Ausführung "1
rr|y|ic .1.^ Sy«t«l» \'i»intiai.

den Datnplscln irnstein des Klek-


trirität^ueikes in Log Angeles in Über 2 km l.mi; ist mu! cincti inneren Wasser-
Sjticin
Kalifornien wieiler. druck von 2 ,\iinosi)här<n aushalten muss.
VUiatiai. Mit bi'somli'icii) l'rfolge und Dieses Kohr ist als Kraflwasserleitung für ein
in bedeutendem Umfange
sehr Klektricitätswcrk im Südosten Frankreichs erbaut
wird der Eisenbeton zur Herstellung von Wasser- worden.
bdiältem benutzt. In Krankreich sind Tausende Met.)
loldier nach dem Monier-Verfahren angefertigt

AM>.«j.

SchoM dwch V«MI and ZaKhauMmm im MOodMntr VMaAtMtn .

worden; jetzt kommt audi vielfiidi das Henne- Dor Iloongho und soino Ucberschwomnuingen.
bique-System zur Anwendung: und es sind solche
Reservoire schon bis zu 4000 cbm Faasungsraum Grosse Flüsse sind im allgemeinen ein öcgcn
»ir AnsfBhrang gdangt Abbildung 8 8 zdgt als B«i- fSr das Land, das sie durchströmen. Als Arterien,
spiel den Hochbehältor von Si af-^ti in Italien. .\urh durch welche der Handel pulsirt, als lioste und
bei uns sind in neuerer Zeit mehrfach derartige billigste l'ransportmittel für Reisende und Waaren

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M 785. Der Hoangho und seine Uebersch\vt.>lmu.ngen. 73

sind sie von unschat^Muew Werth, und gelegent- \


^in(l. Ausnahme des Kuphrat und
führen uns, mit
liehe Uebecsdiwemimangeik müssen als zionlich j
Tigns uod des Amur. hiiMiuf «uf das Dach des

AUkSf AUkSs.

Owncbnitt de« Bodca«p«idwi* de* «tS<lti«chcii Lj||Cf)mm Qnmimilt dw Sika dn «tUrifclicii LagcriiMar«
m StiMdNinr (KUaM). Ni ff Ii iwliiay lEhmf.

leicht zu nehmende Nachlbcile betrachtet werden. |


Kicscubollwcrkcs der Krdoberfläche. Im ^Mldea
In keiner Weise giU dies aber für den Hoangho j
vom Himalaja» im Norden vom Kfienlfin.
oder Gfl^iTi Fluss. Alti-rtrrg imrt Xan«:han
Abkse.
welcher schon oft über begrenzt, erhebt sich das
ausgedehnte, dicht be- Plateau za einer durch-
sicdehe Gebietr Thinas schnittlichen Höhe vnn
Verderben gebracht iiat 4.000 m. L*nwirthlich
Dieser Strom ist fSr die und monoton ist das
Schiffahrt rr>n ppringem Hnchlanfl, ah<>r nicht
Werth und gereicht dem lüdt wie die eigentliche
JLande, das er durdi- Wüste. Wenn auch
flie.sst, geradezu zum dir T ;indschaft nicht
Muche. Ks dürfte eine freundlich lacht, so
danlceosverihe Aufgabe bietet sie dodi des
sem, uns an der Iland Grjssariigen genug.
der Autoren, die über Allca freilich in düsterem
ihn haben,
berichtet und ernstem Gcwaiide.
eine von
Vorstelhing Kurzes Gras bedeckt
dem natürlichen Cha- die weit ausgedehnten,
tAüiex dieses Stromes endlos scheinenden
XU verschaffen. Ebenen. Kein Baum,
Nicht weh von jenem kein Strauch weit und
paradiesischen Erd^ breit Hüchtige.s Wild.
biete, in weldicm man Vaks, Antilopen, Beig-
firüher die Wi^e des schafe und Hirsche be-
M enscbengeschlechtes völkern die Einöden zu
suchte, erhebt ach Tausenden und aber
das Tibetaniscbe Hodi- Tausenden. In den
land, die Wiege der Schlupfwinkeln der
nach Süden und Osten Höhenzüge lagern räu-
ffiessoiden Riesen- berische Stimme. Sie
ström«- A-iir-ti'-. All'- auf die nach
lauern
grosses Waitseradem Lhassa ziehenden
des Continents, soweit ae dem Indischen Ocean PUgerkaravanen. Spitze Zelte, mit sdiwanem Yak-
oder dem Pacifischen Weltmeere tributpfliditig haar bedeckt, bilden die Wohnungen der raub-

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74 Prometheus. M 785.

Schnitt A-B. lustigen Nomaden. sehen Keisenden Przewalskij und Potanin,


Während sich der uns mit dem Gebiete des oberen Hoangho
grösste Thcil des bekannt gemacht zu haben. Der erstgenannte,
Plateaus durch Wild- kühne Reisende verfolgte in den Jahren i87«>
heit auszeichnet und
Abb. M.
nur sporadisch kleine
Culturflecke auftreten
lässt, finden wir im
Süden, wo sich das
Hochland an den
Himalaja anlehnt, eine
ebenso alte wie impo-
sante und glanzvolle
Cultur. IJia.ssa, das
Ziel der Pilgerkara-
wanen, ist die Residenz
des Dalai I.ama,
welcher mehr ist, als
der Hohepriester des
Buddhismus: eine
sichtbare Gottheit, die
Incamation Buddhas.
Hoch oben auf einem
Hügel steht der Vati-
can von Lhassa, und
wenn hier die fünf
grossen ,
vergoldeten
Kuppeln im Sonnen-
schein glänzen, dann Hocblirieendn \Vj
wirkt der Zauber ain Ktfmbrtnn.

dieses Glanzes auf


den ermüdeten Pilger und 1880 den I-auf des grossen chinesischen
und er wirkt fort nach Stromes in der Gegend, wo er die Parallel-
Jahren, nachdem dci ketten desKüenlün in nördlicher Richtung
weitgereiste Wallfahrer durchbricht, und drang .sodann im Jahre 1884
längst zu seiner fernen, bw in das eigentliche Quellgebict das Sumpf- —
im Norden oder Nord-
.Vbb. »f.
osten gelegenen, be-
scheidenen Heimat zu-
rückgekehrt ist. Wie
ein Kranz legt sich
da.s Gebirge um die
Wiege der Kiesen-
ströme. Hinter den
grünen Matten des
flachen Hochlandes
steigen graue und
braune Berge an, und
scharf zeichnen sich
aufdem dunkelblauen
Himmel die schneeigen
Gipfel des wildzer- Qucnrhnitt rincr KraftwaMcrleituni
furchten Hochgebirges in Monier. lUliwew.
über schwarzen
Schluchten und land der „Odontala" und die Hochgebirge im
glitzernden GleLscher- Süden und Norden davon —
vor und legte
strömen. dabei zugleich auch die Wa.sscr.icheidc des
Es ist im wesent- oberen Hoangho gegen den oberen Yangtse-
lichen das Verdienst kiang klar. Potanin aber durchstreifte mit
der beiden russi- i seinen Gefährten in den Jahren 1884--18S7

Schnitt C-D,
Abb. S7. Danphrhornvtno in
31 on iei - Bauwvn*.

Dlgltlzed by Goögle^
M 785- Dni HoANOHO vwD ssmi UmRscaranDiMDMGtN. 75

das Land im Norden und Süden von T.en- 1 Wenn nach stundenlanger Finstemi.s.s der Slumi
Uehu-fu und scbloss auf diese Weise sein sich allmählich legt, dann erscheint noch tage-
Fondningiwerlt auf das engste an das aehwa lang «Ue Sonne jedes blendenden Gianaes be-
I^dsmanncs an. Die Expedition des Grafen raubt." Die Land.';chaftsV)i!der, welche durch die
Szechenyi berührte im Jahre 1879 dieselbe nagende Thätigkeit der Tributärströme des
Gegend. Der ¥hm, ans awei den Bergen Hoangho üi dem mittleren Kanan aowle in den
vom Südeu und vom Westrn her entstammen- daran stossenden Gebieten von Tibet gcschafTen
den Queliströnien bewegt sich in zwei
gebildet, worden sind, sind von einer unbeschreiblichen
oder drei Canälen, von denen ein jeder Grossartigkdt, und sowohl Przewalskij als

70 80 ni breit und an den spirhtpn Krcuzungs- auch Potanin und die Berichterstatter der
stellen 2 l uss lief ist Auf dem Wege vom Szechenyischcn Rxpeditiuu werden uidit müde,
Sternenmeer, seiner Geburtsstälte , bis hierher dieselben zu bewundern. Düstere, wilde Schluchten
istder Hoangho schon schnell gewachsen. Immer mit jähen, nackten Wänden au.s l.üss, Sandstein,
gewaltiger und ungestümer wird er auf der Kaik.ätcin, Gneises und Granit contrasliren mit
Reise zum Oceaii. Durch ein I^byrinth finsterer grünen, reich angebauten Fbenen, imd von den
Schluchten briciit er sich Bahn. Felsen und Anhöhen, die zwischen den Slrointhälcrn liegen,
ganze Bergzuge »teüeu sich ihm entgegen und hat laau die zauberliaftcstc Fernsicht So sagt
zwingen ihn, den wilden Sohn des Hochlandes, zu Przewalskij beispielsweise von dem Bergrücken,
immer neuen Seitenspriingen. Ks ist ein merk- der zwischen dem Dscharya-Golf und dem Hoangho
würdiges Land, ein Land der Kxtreroe, das der liegt: Fin grossartiges Panorama breitete sich zu

Hoangho hier durchbricht. Przewa)«kij beob- unseren Füssen aus, als wir die PlMhöhn er-
aclktete im Mai eine Temperatur von ij" C. [
reicht hatten. Riesige Berge lagen vor uns kn
unter NoD. Im September dagegen stieg das I Norden sowie hinter uns im Süden, und di^
Thermometer auf plus 27" C. im Schatten. selben tauchten ihre Spitzen, die zum Theil von
i

Hier kommen die wanderlustigen Kinder der I


ewigem Schnee bleckt «od, in die Wolken.
Wüste, die mit den Türken verwandten Dunganen, Dazwischen lagen Thäler, die theils lieblich und
I

die Saleren, Schirongolen, Kirghisenund wie sie grün, theils felsig imd furchtbar waren. Wohin
alle heisaen, in enge Berülinmg mit den ernsten, sich das Auge wendete, es erblickte ein groas-
gesitteten Chinesen. Maro und Buddhismus artiges, erhabenes Bild. Man beneidete den
reichen sich die Hände oder streiten um den .^dler, der sich in die Höhe heben und über
Vorrang. Das Felseogebirge hüllt ach in einen alle Herrlichkeiten leicht binwegsch weben kann,
I

diditen Mantel von LSss, der gelben Erde, die


I
nnd sugleidi kam ßnem die Nichtigkeit des
im inneren Asien eine so wichtige Rolle sjiielt, uien.schliclien Dnseins und die Kleinheit des
und aus dem LÖes heraus gräbt der Hoangho . eigenen Ichs zum vollen Bewusstsein.
seine scharf etaigerissene Strasse und ISsst an den Nach langen Irrfahrten, nadidem er weit im
Thalwänden einen bunten Wechsel wunderlicher Norden selbst die Wüste benetzt, tritt der Hoangho
Formen: Thünae, .Säulen, Zacken, Pyramiden, . in die grosse Ebene ein, zu deren Schöpfung
Thore. Sdduditen, ja ganze Burgen entstehen. I er durch den Sdtutt. wdchen er aus den Ge-
Furchtbare Staubstiirnu- fegen zu Zeiten durcli die Ijir^en Ihalwärls träfet, selbst da.s Mei.stc beigetragen
tiefen Thäler und über die Höben. Die Luft ist dann i hat, und die sich nur sehr wenig über dem
so didit mit Staub gefiollt. dass der Tag buch- Meeresspfegel erhebt Das GdSlle des Stromes
stäblich zur schwärzesten Nacht wird. Kreitner I wird hier, oberhalb der vielgenannten Haupt-
beschreibt einen Staubsturm, welchen er im stadt Houans, Kei-fung-fu, mit einem Maie ein
Winter des Jahres 1879 swischen Len-tsekn-fu ganz sdiwaches und ein um so sdiwächeres, ab
und Fing- fau schien erlebte, mit folgenden Worten: sich den (^ebirgsländem von Honan und Schan.si
„Das Barometer war seit 24 Stimden um ein gegenüber das msulare Gebirgsland Schontung
Bedeutendes gefal)e& Statt des «rwarteten dinen entgegen abdacht Die Ebene fällt fast
Schneefalles aber erhob sich ein heftiger Süd- ebenso schwach nach Südost wie sie nach
,

ostwind, der den fusshohen Staub von der Strasse, Kordost fällt, und auch ein viel sanfteres Ge*
den trockenen Feldern und den blossliegenden Wässer, als es der Hoangho ist, würde hier ohne
<tpbirf;shänfren in die Höhe wirbelte. Rnld er- Zweifel zu Gabeltmgen und I^iufveränderungen
blickten wir dieverschwommenen (.lonlouren der aeiKen. Wie sollte es der Hoangho nicht thun,
tialien Berge, wurden wir von einer an-
bald der schon für gewöhnlich ein mächtiger Strom
rückenden dichten Wolke so eingehüllt, dass j
ist, der aber im Spätsommer das Wasservolumen,

unsere nächsten Begleiter nur durch das Gehör dos er in da.« tief gelegene Land hinauswäkt,
wahrgenommen werden konnten. Die Sonne ver- auf viel mehr als sein Zehnfadies vergrösscri,
•^chwindet. Selbst der runde J.ichtschininier, der Diese grosse chinesische Khene. welche der
noch l>ei dichten Ilerbslaebelu deren .'Stand ui ! lioungho nun durchtlicsjit, nimmt em Areal von
lülgemeineren Umrissen andeutet, weicht allmäh- 445 000 qkm ein. dehnt sich somit über ein
lich der vorherrschenden grauen Dämmerung. I Gebiet von der Grösse Sdiwedens aus. Freiherr

Digilizod by C«.
76 PsttaSETBEVS. 785-

von Richthoffti kreuzte den Hoangho in der verdankt, :iocli untr-ii in^. dichtln'Vi'lkerten Cultur-
liähc voD Uwai-kiug-fu. Diese wichtige Stadt lande. wie gross die Schlammmassen
sind, welche
Gegt inmittcD der ^tltetgeo Bucht, ««lebe die er mit sidi fühil Meer vor seiner
Selbst das
prossp Fbp!)f in das Gebirge hineinschiebt. M'indung durch den l^össbrei und
färbt sich
Südosüith vou diesem Orte liegt die Fähre heisst deshalb das Gelbe Meer, ja, von Richt-
Sy-shai-hlicn, weiter oben die berühmte Furt hofen hat für das ganze vom Hoangho durdi-
von ^^ön)^. Bei der hähre ist der Strom nach .strömte Tiefland die Bezeichnung; .. Gelbe Fbcrir"
von Richthofen 4000 m breit. Das Wasser vorgeschlagen. Was der Strom iiri Uberlaute
ist bei einer 90 beträehtlicheit I'.n iii- sehr :-r)cht. abgegraben und .mfgewirbelt, was er von den
die .Strömung aber so .stark, da'^s seine steilen !
'ferwiindeii lusirerissen, das führt er den
Schwierigkeiten hat, von einem Ufer zum andern tiefen Regionen zu. Besonders in der Kbene
zu kommen. Auf dem südlichen Ufer steigen unten, wo er müde geworden i.st, kann er die
liohe, senkrechte J.össwrände empor. In der grosse Last nicht mehr tragen. Hier häuft er
Nilie besteben ganze Dörfer aus Wohnungen, die Sedimentma-sscn längs seines I^ufes, indem
die in den I.ö.sswändcn ausgehöhU .sind. Auf der er sein I'ieii zugleich verflacht und erhöht. Zur
anderen, der nördiichen Seite des Uoaogho Zeit von besonders grossen Hochwassem, die
breitet sich eines der fruchtbarsten und am periodisch eintreten, geschieht es dum leicht,
dichtesten bevölkerten Flachländer China.s aus. dass über seine L'ferwälle hinwegflicsst oder
er
Die JLatidschaft (vgl. von Kichthofen, Uiiaa) dass diese an schwächeren Stelleu durch-
er
hat ein parkartiges Aussehen. Didite Gebüsche bricht, um seine gelben Finthen über die Land-
von Bambus wech.seln mit zahln ii hc:i r\ pressen- schaft dahinter zu ergiessen. Bof i'.ders häufig
gruppen bei den Grabstätten, Pflauzungca von 1 geschieht dies in der Nähe seiner letzten Au&-
staMchen Rakibiumen und hohe Gruppen ver- trittsstelle ans dem Gebirge, «o der Strom noch
schied« n-r .mden Frucht- und Zierbäume bei
t einen feiten Theil der Wildheit des Bergstronies
den Dorlern; dazwischen breiten sich die garteu- besitzt und wo er bei besonderen Gelegenheiten
artig angelegten Felder aus. und das Game wird gewissermaassen seine ganze furditbare Kraft
von rnhlrfich^n Strönir-n klaren Gf"birfs%vas«ers conccntrirt. Tritt ein massiger P.rtu hth.^il >einf>s
dun hzogcn, die zur liericselung benutzt werden. Wa-ssers über die Ufer, so diss dle'^es nur
Felder und G&ten, Dörfer und Städte in diesem wenige Centimeter oder mir fusshoeh {liier den
Thciie der grossen chinesis^i licii Flienr ;ycben Feldern steht, so hat der i-hinesiselu" ;iiidmann, 1

Zeugniss von dctn unermüdJichen i lei.vsc einer der die Felder bebaut, kaum viel Gruud, sich
Bevölkerung.
intelligenten Aber so gross die darüber zu beklagen: denn der Schlamm, welchen
Bewunderung auch sein mag, die sich dem der Hoangho über die l-elder ausbreitet, eriiöht
Reisenden aufdrängt, sagt Pompelly, ist doch ihre Fruchtbarkeit Verbreitet sich aber das
China ganz gewiss nicht das Land, in welchem l.'eberschwenimungiwasser mehrere Meter hoch
es fürden Fremden angenehm wäre zu leben. über der Kbene, so sind die Verwüstungen,
Das Wasser der Brunnen ist mit den Producten weiche der Hoangho aoriditet, furchtbar, und
di r Fäuluiss durchsetzt und die Flüsse sind die sie übertreffen dann diejenigen, welche andere
Abzugsscblcusen zahlreicher Städte. in den Ströme auf linden anzurichten fähig sind, bei
olkreichsten Distrikten neht sich der Retsende weitem. Die Hochfluthen des Hoangho fegen
von einem trintcü Stt .m von Ix'bcn umtobt, Htuiderle und Taiiseiide \un riitsehafion vcni
während er auf einem Boden steht, der fast dem Erdboden hinweg und vernichten Millionen
nidlts Anderes ist, als die Asche der unge-
- von Menschenleben. Und was nadi der Floth
zählten Milli' nen i'iner langen Vrrv;atiK'' iil»cit. zurückbleibt, das is*. ein ungeheures Leichenfeld
In der .Nachbarschaft der grossen Städte der — so gross, wir es uns nicht vorstellen
wie
Ebene, wo das Grundwasser didit unter der können — und
eine Sandwuste. Der Hoangho
Oberfl.irhe steht, kann man rnri'i-nweit gehen, hat diesen Charakter besessen, soweit die G»^-
ohne den Anblick der freistehenden Särge los schichte zurückreicht, und man begreift daher
zu werden, die in der Sonne bersten, und in woM, dass er von je her als „Chinas Kummer"
denen die Keime der Pe.stilenz gro.ss gezogen oder als „Geissei der Kinder Harns" bezrii hnpt
werden, die jahraus jahrein in dem über- wird. Die Gesclüchte weiss viel zu berichten
völkerten Lande reiche Krnte hält. Ganz kolossal über alte Lauündnrangen des Hoangho. Das
sind die Sedimentmassen, weK hr der Hoangho Buch I'ifnn^r erzählt von Flu.ssrcgulirungen,
auf dem Wege durch die Lössscliiuthttu mit sich welche dci grosse Ya ausgeführt haben soll.

fortreisst, um sie in der grossen F.bene abzu- .\us diesen Angaben geht hervor, dass sich die
setzen. Fs giebt wohl keinen Strom auf der ganzen Chinesen schon mehr als zooo Jahre vor Christo
Erde, der so unersättlich wäre. Gelb wie der den aufi'ührerischen Strom unterthänig gemacht
bratisende Kur rollt er durch die finsteren Thal- haben. In jener alten Zeit theilte sich der Strom
wege des Gebirge», und nicht weniger verräth in zahlreiche Arme, von denen die netm Haupt-
seine Idunige Farbe, welcher er den Namen zweige als die neun Ho bezeichnet wurden. Die
M 785- Rundschau. 77

erste grosse Laufänderung, über welche Berichte gegen den Strom hin sind viel zu steil, als dasa
I

vnthamlen sind, crfol^lf im Jahre 602 v. Chr. sie den Wogenprall auf die Dauer aushalten
Weitere Duruhbrüthf uüd Vcriiruügen, mit furcht- sollten; sie stehen zum Theil kilometerweit von
baren L'ebcrstliwenimangen verbunden, ereigneten der Stromrinne ab und die Fa.schinenan]agen
sich im 3. Jahrhundert, im 2. Jahrhundert und tand Morrison im Jahre 1S78 in einem wenig
im Jahre 1 1 v. Chr. Auf eine weitere Kata» vertrauenswürdigen Zustande. Leider geschieht
stn^the, die sich 70 n. Chr. ereignete, folgte wenig, um OMT Wiederholung solcher Kata«
dann eine lange Pause von tausendjähriger Ruhe. Strophen vorzubeugen. Und doch könnte das
Als aber in den fünfziger Jahren die grosse Volk, welches die Grosse Mauer erbaute und
Rebellion der Taiping gegen die Mandschu- den Kaisercanal graben hat, das Regulirungs-
Dynastie ausbrach, wurden die Dämme während werk mit tüchtigen loi^ieitren in Angriff nehmen.
I

der Kriegswirren veniacMiaSigt und liessen den I


Trotzdem dürfte das katun nntemommen werden.
Hoangho in den Jahren 1851 bis 1853 allmählich j
.Man wird weiter repariren; habgierige Man-
durchbrechen tmd seinen nördlichen Mündungs- darinen werden dabei ihre Taschen füllen und
arm wieder aufsuchen, der im Norden von I das bedauenswerthe Volk wird stets von neuem
SchantuDg ins Meer führt. Indessen hnhliL' c-i j
von Uebecscbwemmungen bedr^t bldlicn.
sich kein eigentliches Bett aus, sondern bestand
Ins nahezu 450 km vor derMifaidttng ans waten,
\

sumpfigen Strecken und war im Unterlaufe


schiffbar, aber an der Müidung sperrte eine
1
RUNDSCHAU.
Barre den Seeschiffen den Kingang. Als Lord I (Nadidnick mUHcn.)
Klgin im Jahre 1860 sich als Gt sandter Eng- Wie fliu seit langer Zeit schon bMfaMjllcC tM, aiaiait
lands nach China begab, um die verwirrten die PflanicBwclt der nördlichen PalMfegBudea fcgeoOber
Beziehungen seiner Regierung zu dem Cabinet
I

I den Pfiiasm der gcmitssigten und trofitim Zonen eine


in Peking zu lösen die Mission endete '

g.mz besondere AusnahmestelU^ii^ t-'.n, Insiifcrü, als sie

bekanntlich mit der Zerstörung des Sonuner- ! withrend des kurjcen arkti^chea ä<^itiiic!ü eine Kntwickclung
im Wochsihuni, in FruchtUarkeit und in der Fariie
palastes dm^ch die veremigten Streidträfte der j

IV.mzo.sen und Engländer i;ing er mit — ,


j
zeigt,
bringen Ilm.
die «icb mit
Der
dem KUm» nur schwer
allerdbics dnrdi keine
in KinkUmg
Nedit naler.
der Instruction, den Gelben Fluss durch ein
brochcne, .ilm i'.och rmr stfir k;;r/r roI.Trbummcr reicht
TOT seiner MSndong «tfinistellendes Kriegsschiff ZU einer Kikl.uuug diCici i.isi.h<--i::un>; k'.mcsweg5 .lus,
zu Das Kriegsschiff hätte vor dem
blockiren. denn die Strahlen der tiefstehcnii'-n Si.nne. die noch lum
trockenen Flussbett aufgestellt werden müssen; groMcn l'beil durch Nebel uad Wolkeu g/ediatplt werden,
denn der Gdbe Fluss Uef nicht mdir so. brioceo der nordiidMB Pflaatenweit bd «dian aidit
wie es die Karten verlangten. So blieb e.s genu|> Licht und Würme, als doss mait eine bcWMideiS

bis zum Jahre 1887, wo der Strom abermals günstif^ Entwickclung erw.irten diirfte.

seine lUchtuog wechselte. Infolge voa Wolken- Reibe von Kfi!M,!it.-rn, aU eister wohl Professor
l'.me

brüchen von einem


nngrsrhwollpn und orkan-
Lem»(rüm von der Universität in Helsingfcm, luben
den Unsdhcn dieser Encbeiuung nadvefondit. und dai
artigen Sturme aufgestaut, durchbrach er am
Ketnltat dieser Forschungen gipfelt darin, dnts der
2 8. September bei Tschöngtschu dort, , wo die I

t £lektricit;U ein grosser Einflute auf das Wachs-


Lösswande aufhören, die Dännne und svälzte
tbuni der Pflan/cn ^ug'.scli.-H.ben werden mu.<is.
.seine WoK'en wiederuui gegen Siidu.stco, diesmal :
N.'ich Leinström spricht fiir die Richdj^ceit dieser An-
so f
l !i . das.s er selbst die nächsten An- schauung einmal die Xhalsatiie» d>H das «iwikale Oppige
wohner ülierra.sthtp. Zahlreiche Städte wurden Wacksthnm der PflaaseB ia der srktiachen Zone. Im Ge-
übcrüutliet, der ganze Xordeu der i'rüs inz Hönau, biete eincgr beaondera krtftigen elektrischen ErKhcinung,

der Westen von Ngan-hwei stan<i>ii unter des Xordlichtes, beobachtet wird. 1 rmo ȟm m .;i ii.iue

Untersuchungen Uber Pflan/enwuchsLbum und Fruchl-


Wasser und etwa i '/» Millionen Menschen
b.-irkcit in ]''innUnd .luf einen engen Zusammenhang
sollen der Katastrophe zum Upter gefallen sein.
zwischen fnichibaren Jahren und der in den gleichen
Die gerade Entfernung von der Durcbbruchstelle I

I Jahren beobaditeten Hiufigkeit des Nordlichtes hin.


bis zur neuen Mündung betrug etwa 720 km, Schliesslich suchte Lcmülri'im
I
die hAufig vurkoinniendcn
was der Luftlinie von H;imburg bis Wicu spitzen Auiliiufct iin den Pfianioii, wie z. B. die (iranncn
entspricht An Bemühungen, den Strom zu der Geireidcälltrn, deren Zweck durch die reine Ikjtanik
disdpliniren und in Schranken zu hallen, hat nidit auateichend erkUxbar scheint, dahin aufxufassen, ab
es in China zu keiner Zeit gefehlt, und an dem seien ^ese „Blitiabldttr" da, tun die Elektridiit der
Hoangho der AlnKKjphiire aufzunehmen und einen .Austausch awlM^en
35 Jahre, den uns im.sore
'

letzten
Luft- und l-k»Jen-Elcktncität /u vermitteln.
Karten zeigen, ziehen sich Dämme entlang, die
Auf
zum Theil eine Höhe von j^'^ erreichen. m I diuu üt>er,
(iriind dieser licti.ulitii:ii;en

den veimutheien Einfiusa der Elektricität mt


•;ing I.ctiistt >>in

Alles in allem bestclieti die belreflenden Sirom-


dos Pflanzenwachathum durdi das Esperiment n.-ich-
uferbauten aber die europäische Kritik sehr I

ziiwijsfn. Er l)egann im lahrc i^^-j mit der IVuliachtung


schlecht Die Dämme sind durchgängig nur aus cii>er jViiiiJil viin liimuenli'plcn. »11 die er tu glcivhc Erde
I

lockerer Erde aufgexchüitet, ihre Böschungen gleiche Samen |>rL-knjte. Ein Theil der Tüpie wurde dcu

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7« l^OMEXHEUS. .Ii 7Ö5-

Wirltunj^cn einer Influenzmaschine ausgexctzt, derart, dass p den Samen clrkrtisch zu l>orii)fiiis5.eii >;ii.hloii. [irr ru5.üische
der eine t'ul ma der Erde in den Töpfen, der andere mit Botaniker bji h r i r w se(£te z. B. tieueidekörner der Em-
einem dartlber nusgeapnnnten DrahlncU' verbunden wurde; wirlning det i- lr^i;i< ität aus und glaubte dabei eine kräftigere
der Reu der Töpfe wurde nobeeinfluMt akh »ellMt Ober- und um mehrere Tage Keimung gqgenOber nicht
verirflhte
Inaen. Die Matchioe ttbehet« tigllch mehrere StuadeD. cJektriiirlem Getreide beobachtet zu haben. Paul Ina, der
Schon niM Ablauf einer Woch'.' ;'eii;tcn die ,,clcktrisirien" 1801 ?^ |:- C I; lu ! « s Vi T>;:rli- in j,T~iv.'-rc!ii ^^:lassstabc
FÜMiicn im lebhaflercs Wachsihum als die anderen, und k;iiii £u der AiisicliL, tLüts «iie elektrische Be<
wi«d<.ilH4l<;',

noch 8 Wochen wurde ein Mchrertrag von 40 Procent an handlung des Samens in trockenem Zustande ohne Einftnsa
Hahnen sowohl wie an KAroem gegeotlber den nicht sei, wahrend si« Erfolg verspreche, wenn sie mit einer
clclttriach behandelten Pflanaen fealgcMclh. DteMsgOiiadce Befeuchtung — die ja an aldi schon daa K ebnen befördert —
Rcsnitat ennuthigtc zu einem Vcrsudi im Freien, der noch Hünd in Hand geht. Zum gleichen Rcsulut kam 1897
im gleichen Jahre angcKtelit wurde und 37 Procent Mehrertrad; Kermey, der Geireidckürncr dadurch elektrisirtc, dass er
auf c-ir.i'i t-l.l.(MMitfji I r^i--ti:'i ll-Parzelle lieferte gegenüber sie in einem lilascj'lindcr in l'junhtcr. Sand so einlegte, dass
dem normalen Ertrag des übrigen l licilesdcs Ventuchsfcldcs. sie von aussen beobachtet werden konnten; der ülas-
Im folgenden Jahre dehnte Lein&tröm seine Experimente c)'linder war oben und unten durch Metal) platten geKMcsaen,
auf eine grdaaere Aniahl von Pflanaen «ua und Itam m die in einen Stnunkrtia ciagKtdnltet mia. Avch diese
daander vielfach wideraprechendeii Kesultalen, die aber Kflrner x«%lm sdracQeres und kiiftigeres Keimen als ge-
fiberzeugend darthaten, d-ss i) Krfnlge durch Kliktr. ojltur wöhnüiTic Während sich nun aber eine ElektrisirurL' ^"u
sehr wohl zu erzielen sind, dass aber 2) diese Krfolge Saatgetreide im Lagerh-iüs oder in der Scheune verhälltiisa-
neben der Einwirkungsdauer der Elektricillt Doch von mAsaig einfach und iulU^ durchführen liesse, würde die
einer Reibe von Factorea. ab Tcmpenitar, P«ttcbt(|>keit Elektrisimng wlkkteud der Keimperiode wohl noch grOiaara
der Lnft uod dca Sodeni und Gflte det Bodens, aowie Sdiwierii^teB bietcs md hShm Kosten veratiMlMii, »!•
Düngung desselben in erhf'hüfhem Maasse abhiinf.ii; mhi!. die elektrische Beh.mdliiiig der Pflutae während der
Besonder» die B<«di-nbewässcrurig üiii als Ausscrtl »itljiijjeä Wachslhunisperiode.
Moment bei der eleklrischeu Behandlung hervor. Mehr- Auf die letztere griffen nun Grandeau und Ledere»!
erlrage von 30 —
70 Prooent ergaben bei diesen ausge> zurück, die aber nichi die Elektridtit kfinstlidi aufühnea,
dehnten Veiaaebien u. a. Kartmlfdn, MahnrSbcti imd sondera vielmehr den Eiafluac der amin(|ildrjwbeB
Salioie; Erdbeeren, im Treibhaus in Tfipfen gexogen, Elciklridtlt uatenucihlen. Zu diesem Zwecke umgaben ite
lltferten unter dektrischem Kmfluis reife Früdife in der eine Ansahl von im Freien wacksendcn Pflanzen mit einem
Hälfte der sonstigen /n Kleine Differenzen, die aber Geflecht aus Metaildraht, «cli his ii;i 11« kttu iiai iler

vieileicht auch auf atnicic Einflüsse /uriickgeführt werden Atmosphäre abhielt. Dal>ei zeigten die Filanzen, die nicht
mfia<en, ergaben sich d<tbei, je nnclidem der Strom von durch Drahtgeflecht abgesperrt waren, zu denen also die Luft-
der Erde mm
Drahineu oder uingekehrt gerichtet war. clektricitktnnbebinderten Zutritt halle, ein um Jo— 6oFR>oe&t
Weitere Peldvermdie LematrAns ergaben 45—55 Pro- si.lrk««s Wacbsthum und eine etwa Im gleichen Vtr*
iTlit, vi'ti_'ii/''It s'M:ir Procent M'-'brt'rlr.i;; fii: ( ivjrfiiir. ii i'iris^ st.'rkcie Fnichtb.i'l:i it, als die von der elektrischen
urwi sogari)-, Vtv.ctiiii tut Himbeeren, während Kohl, Tabik Einwirkung aligesperrtcn Pflanzen. Audi durch diese
und Flachs, weisse Kuben und Erbsen die Einwirkung der '

Experimente war der ßnfivM der EIckiridtIt einwaadfrci


EieknkitAt adiiecht sa vertragen schienen, da sie sich unter festgestellt.

ilittm EinlhiM kftmmeriicher entwidcelten als sooat. Im Jahre 1896 odm daaa auch L«mttrffm seine
Nun verlegte Lem»lr<ini zur Erforschung der kli- Vetsttche wieder auf und swar mit Häfe eiiMr verbeaserten
matischen Einflüsse auf die Elektiocultur seine Versuche Influenzmaschine und vielfacher Verbeasentngen an den
niis I- iiiiil;r il lui h r.iir;;niiii und fand hier insbesondere Vertheüiivvsv i
Wieder v* .mit
tii liLun^LH für den Strom. 11

seine Bcobadiiungen Über den grossen Einfluss


frtlbcrcn Taiwk 40 Pnicent, tiei
erhebliche ,\lchicuijige erzielt: bet
der Bodenbewlaicnntg nf die Eiföl||e der Uektroculiur Kartoffeln 50 Procent, Erbsen 56 Ptocent, Zuckenlkbca
bcatll%L Er kam au dem Schlüsse, da» das darch die 40 Procent, Idobrraben 37 Prooent, Getreide *$ 30 —
El«ktridtlt angeregt« lehhafter« Woduthum der Pflamen Procent. Wdiere Vermche, die von Spechntew und
(Jiircli reichliche Nahriiii;;^,.ul n. Jitne, d. h. — guter P.M.it-:; Bcrtholon votgcBommei) wurden, ftdutoi su Ihalidten
vorausgesetzt — rcichiidjc Ucw.isserung imterstülzt »«idcii Kesiitl.tten.
'

müsse. Die früher .luf die Elektricilät negativ rtiigirenden Man sieht, d.-iss die bei den verschiedenen Versuchs-
Ertnen ergaben *. B, bei reichikber Waaacrzufuhr einen reihen enielten Mehrertrige stark achwanken. LemstrSm
Mehrertrag von 75 Prooent, Mobirfiben, bei denen Lern» führt diese Ertchdaung in der Hanptsadie darauf lurfidc,
»tr 'im M hon wilhrend seiner ersten Laboratoriumsvensuclv- iJ is-i !ü äusserst schwierig ist, die Bodenverhältnisse der
in l'.lumtntöpfen 100 Froccnt Mchiertrag beobachtet I1.1IIC, •jkkuisirten und der Vcrgleichsfelder gleichmässig zu ge-
sogar 125 Prixeiil; Zuckerrüben ergaben unter sorut stalten. Immerhin d.irf .iLs feststehend bettachtet werden,
gansdgen Verhältnissen ij Procent mehr Zuckeigebatl. daas unter bestimmten Vcrbältoisaen die Eriragsf&higkeit
Im flbrigen bealltigien (Ue Vcnudw in Burgund mcb die des Bodens durdi El^nocultnr gcatcigcrt werden Iw»,
schon früher gemachte Beobachtuiig, dass neben der Es ist nun naiurgeniBss nicht denkbar. Kartoftdp oder
Bodenfeuchtigkeit besonders die GQte des Bixlcns eine tretreidefeMer in der Ausdehnung vieler Hektare mit
grosse Rolle spielt: je besser der Boden, dest nir In elektrischen Netzen /u ül>ers|wi»nen und diesen Sui'm /u-
Nutzen verspricht die Elcktrocultur die bi'i liirecl , zufuhieii; die so gcziigenen Bodenpioductc wurden uner-
schlechtem Beiden voUkoromen zwecklos ist. Also auch schwingliche Preise licdingcn. Da .-»bcr durch (irandeau
mit UiUe der Elekuoadtur «ird maii die Sahara nicht in und Ledere«} derEinfluasderatmoaphlriaGheaElektriciUt
ctn Paradies venvanddn kSnnen. als sehr erheblich nadigewiesen war, versuchten aeuerdingv
X.ah 1888 hörten die L emstriimschcn Versuche im Piufc$.«>>r l.agiangc in Biüs«el und Paul ins die Elektriotiit
'„•r i>sin M.Tassstabc vorl.lufig auf. Andere Forscher \cr- der I.iift den Pflanzen in höherem M.iasse zuzuführen, als

i iclitcn nun die Sacnc von einer anderen Seite anmgtcifcn, in- |
dies auf natürlichem Wq;c schon geschieht. Sie steckten
dem sie nicht die im Wacbsthum bcfindltcbe Pflanze, sondern '
zwischen den Pflanaen verzinkte EisensUbe, Blitaableiier,

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M 7Ö5- RONDSCHAU. 79

io den B<xler. unrl cr/if!t'jri ;iuf d:cif Weise n.imliaflr aus der I.uft Jurcli die BlAtter etc. mehr Werth l>cizu-

Mcbrcrtr%v. Diese HJiu-iblc:t'jr-l!.inrn:htu!»K kostete aber iiichj,cn Ut, ais im &ligemcinen geschieht. liinc weitere
täl eine Lanclftiche von i HcktAr sch. m etwa 200 Francs, /-ii XI .^lii hkeit ist die, djiss durch die verstirkte Bbttthltig-
dicMA Koaten steht der enielie Mebrcrtng von 30 Procest keit auch die Wurcelthitigkeit atlrher angeregt wird. Daaa
«B Kaitofreln in «Inmi ai|^ MiisTcrhllliiias. Fttr die aber die Waaaerbewegudg in der PfUnne dnrch die Ein-
Landwirlhschift im Grossen dürfte «-^ mit df^r Elcklro- wiikung der HlcktridtAt bcfßrdert Mird, scheint schon
cultur noch gute Wege haben. Dein l.uuiw.uli wird vor- daraus hervorzugehen, dass die EleklfLJ«.uUur nur bri j^uicr

ttnfig nidits übrig bleiben, .tls den Ertrag seines Bodens Bew.=i!s»erung Etfi li^o /> ittgt. Nach Kermey soll die

duTdi ntkutellc Bearbeitung und Daqguag ttelgnii- m Eiektricititauch eine Waoerzcisctnuig innerhalb der
Afldera aber itellt steh das Bild vom Sttndpunkte daa Pflanae herheifUHeB. Ob oad wie aoA weitere Eia-
("ui tcnli.iiK-s ur:i! vor allem der Treibhauscultur dar. Da wirknngen der Eldctridtlt auf das Pflanzenleben «mit*
die Klckirücuuur aach den olM:n erwähnten Versuchen finden, maeaea eist weitere Veisuefae ergeben.

aicht nur erhöhte Erträge, sondern auch liuh' r'- Rci:i' O. BacMSTaitt. IHIÜ
«enpcicbt. ao bietfit tic fttr die i'roduciion {rühzcmger *
nad ialodedeiaen gat baaahlter FrtdMe md Gemüse
eine verlockende Pcr$p«cti%'« : insbesondere Itk der Mibe Tliatepeimi im KAnigiddi Sachsen. Von den
der Grossstidte, wo der Boden schon jeC7t ditrch {ntenaive
|
Zwecbea der Thalsperren, die Hodiwasserfluthen so ab-
Beatlieitung und Dün>;unj; b.i< .iii->;^i"'iiut.:t v. \n'.. d:iss eine fliessen zu l.isseii. d.iis sil- ini Vr.trrl.ii:d ki-.nt_-n Schaden

Steigeiuag der Ertragsl^higkeit mcbt mehr iiiiigiich erscheint, anrichten und so viel von ihnen in einem Sammelbecken
da UoBle die Elektrooittur mit Erfolg eingreifen, um dem |
zurückziiluilten, dass zu
Waeaenoangcla die Zeiten des
Boden io Gftnei), MistbeeicD und Treibhiuaera noch mehr darauf aagewicaenea Ortschaftenund Fabriken aua den
als bisher abzuringen, um der Bevelkeraag Prühotwt und I Vorrath mit TMnk» tiad Betriebawaaaer veiaorgt werden
1 r:ili^rMiuiso /II hill;t,'rr.'n I'rr.'i-sijii — die dijch dem Zülhier kr.rwirn, iit der letztere hol der l;it-j;ivnhjli<_-niicn Diirrc
noch einen guten tjcutiiu lai>»cn aU biiiher zu liefern — 1 «ic» vcigangenen Sommer;» -.iW Uevmders segensreich im
und um den jetzt n6lhigen Import aus ftallen, Säd- |
Hinblick auf die dilc rmpfunden worden, WO Tludipcnea
f*finVf''*i AUfäKt lind Spaoieo aberfittatte *v nachco. nicht bestehen und der andauernde WaaaeRaaag!il Noih*
Auch die Bhimenciiclit dOtfte tin Feld für die nkfisftigc Stande aller Art wt Folge hatte. lin KSn^rekh Sadisen,
ElektrociiUiir bieten. WC. im J;ih;i^ r,ur im Plauenschen
d.l^ Hi'r!iw;i>ser

FUr die zukünftige Klektrocultur aiierding«, denn bti UlutiUe Idfiit von TUucu
Dresden bis Tharandt sidt l>ci

m ihrer allgemeinen Einfilhning dUrftc noch einige Zeit ersueckenden Thal deiWcisseritz) gegen 9' , Millionen Maik
Ta^dicn' £a werden nocii eunclierlei Soidien umt Ver> Sch aden anrichtete, haben wtiuend der dic^SJur^n trockeacn
aadie md aweifenw ancta nocIi maiicherlei Mlaaerfolge Zeit vide mit Waaacrkmft arbelteBde Fabriken ihren Betrieb
n<5thig Sf'iii, bis die |i!.iküsihf Anwoiniiuii; ittT KlektrO- einstfllc n odfr ln>ii hrä;ikeii müssen. nailmi.h ist die
cuttur iohnead »ein Jederjialls tiurlten aber die bis- säiiisiatlic Regie: uug iu lirwagungcn veranlasst wurden,
herigen Versuche gezeigt haben, doM der «Bgodil^Bene '

ob die Anlage von Thalsperrcn durch Zwangsgcnoasen-


Weg nicht ausaidiialoa ist. scbaften gesetalich m regein sei, um VerhiUtaiue herbei»
Worant benilit mm die Eimrirlnug der Ekikiiiclilt aufflhrea, wie sie la Rheialand nad inWestfalea bercils
auf das Pflanisenwachsthum Die Pflanze verwandelt die
? bestehen und »ich bewkhrt hal.i n is /Vrni,-f/W.-i r X V. Jahrg.,
Wirmccncrgie der Sonnenstrahlen in Verbindung mit den S. 250». Es soll vorläufig der l>ju \>)ii zwei f balspetren
ihr durch Wurzeln und Blatter zugeführten Stoffen: im Weis.vcritz-Gebicte in Aussicht genommen sein; die eine
Waaicr, Stickstcrfl und Kohle in aulgcspeicberte dtemiache würde bei KÜqgenberg an der Wilden Weisicrits, swischcn
Eneigie. «Me dami der die PfUmsa veisditeDde aacoacUldie Thnraadt aad Fkeibeig, die aadere hei Udtar, nahe
oder thierische Organismn» x^icder in WSrateenefj^ um* Dippoldiswalde, an der Rothen Weissentz zu liegens
seut. Nutt soll aber die der PfUn/e durch die Elektro- Icommen. Die Anlagckukica für beide Ttutlsperren sind
cultur /u;;i fiihrte eleklri-tln.' Hni ij^;te keineswegs die aaf nmd 10 IfililoMB Mark vcnmiGlihigl. (^ij
Energie der Sonnenstrahlen ersetzen vder audt nur vcr-
mdiren, wenn auch vidleidat der 5)trom wärme — itubo- • •

aandere ia der KeimpericKtc «b gewiieer Einflnss an* —
kommt: die Einwirkung der ElektriatSt iat vielmehr ala Der kleine Kreuaer Nttwik, der mit der russischen
«ine Reizung der Pflanze be,-« . il.rfr I^ben^äusserungen, Flotte .im 10. August d- J. aus Port Arthur ausbrach
eben der Fähigkeit der Energie -Umsetzung und -Auf- und in driii d.irauflolgemlen Seegefecht 3 Geacbosstreffer
s{R<ich'"niDg, aufzufaawn. Zn dieaen LebenaBiiaseruiigen in der Wasserliuic erhielt, musstc Tags darauf den Hafen
der Pflaaie gehOrt v. :>. als eine der wicbtigueB die von Tsingua anlaurea: er «eriie» jedoch dieien Hafen am
Fih^eit. durch ihr Capillarsysiem die Feuditigiceit, daa folgenden Tage, am Wladlwoitok zu erreichen, wurde auf
Wasser des Bixli-iiS und der Luft aufzusaugen. Nim untcr- der Fahrt d tthin \ n Japanern enttlLi kt tun; vrrfijlgt,
1 Ii

atfttst aber tlic EiektricitAt das Aufsteigen von Flüssigkeiten entkam ihncii jcuucli und erreichte den tiaten von Korsa-
ta Capillani'ihren in der Richtung des positiven -Stromes. kowsk auf der Insel Sachalin. Bei dem wiederholten
Dnait wire eine U«gticlikeit der £rkl&ruog fttr das durch Vetsudi, Wladiwostok an erreichen, wurde er abermnb
EMctricIltt befAdene Wadtalhum gegeben. Weaa dieaer «on den Japanern angegriffen und derart leck geschooen,
Fj-kl4rung Umstand gcgenül>eniteht, dass
di-r bei den oben dass er auf den -Strand gesetzt werden musste und ah
erwähnten Versuchen sich stellenweise gezeigt hat, dass verloren anzusehen ist. Dieses Schicksid des .\'>;.-;A in
die eldttrischeEinwirkung eine ergiebigere war, wenn die ini>t)fe»n von Interesse, aU er der schnellste Kreuzer alier
BtrhlTing des pasiti%-en Stromes von oben nach unten, i Kriegsflotten der Welt war und in Deutschland, «an
d. h. ans der Lnft nach der Erde gencbtet ist, wahrend
|
Schicban ia Elbing, erbant wurde. Er lief im Jahre i<)0O
nun annimmt, dass die haiiptiuichliche W.is^^crbcwegung in ;
vi>m Stapel, hatte ^ckdo t WasservcTdr.ingung. 2 Sthrauricn
der Pflanze von den Wurzeln aufwärts erfolgt, s<.> deutet I und MaschiiiCB von iSütKj PS, die ihm eine Gt'iih windig-
das vielleicht in, daaa der Kalmingmifnahme der Pflaaaea i keit «xm fast 25 * ^ KmKcn gaben. Sein Kohlen vortath

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FROUBTHEVS. — BOCHmSCHAÜ. M 785.
reichte likr eine Damp(»trecke von $000 Seemdleii. So
war et ihm Mich mfiKliciii <l«n sdaelkn Schiffea der BOCHERSCHAU.
Ja}>aDer zu cntkomnien untl Sachalin zu streichen. Der
.\<>u/i6 erregte »einer Zeit «liirch »eine Leistungen in
Hans Vagner, fDgen. Dk Dmmffturhinen. Ihre
Theorie, und
Konstnilction Betrieb. .Mit is» Ab-
Marinekrei»en viel Aufsehen und gab den Anstoss zum
bildungen und einer Tafel, gr. 8". (VI, 14(1 S.)
Bmi betoDdcier Aufldiruiig^laeiiier (Soouia), die gteidi-
Hamiover, Gebrüder Jäneckc. Preis geb. 8 M.
jceit^ snr Abwehr der TotpedetMotelfaiger diancn soUten.
Ir. def .Ionischen Kriejjisflotte entsprechen diesem Typ die
Der. Wettbewerb, den die Dampfturbine mit der
Kolbendampfnaacfaine aufgenommen hat, isi voo
kleinen Kreuzer ßreuun, IJumburg, ßerlin, üümhtn
glilnzendem Eifolge begleitet, weil die Turbine erhebliche
und IMtek. St. [ ^««1
• * wirthschuftliche Vortheit? bietet, die ihr von der Kolben-
«
moschine nitlit ^cn. ti^' jjcm.ich! \nrden kennen. E» ent-
spricht daher 4cm natürlichen Verlauf im wirtiiaciiafUichen
Umwerfen riiies Eiscnbahnzugcs durch Wind-
L.eben der Völker, dass in allen I.£ndem mit seMwUndiger
druck. Die liLninUihiilujjc ( jr!i:orih- Ij^iow (in Kumcss
Industrie fier Bau von Oaropfinrbinen, als ein naicr Zweig
im nordlichen Lancashire, England) überschreitet mittels
des Maadiinenhanef, mit Riesensdhritlen forteilend «Ich
«ner 457 m Ung/ea und 7,6 m breitea iwctgleislgeii
entu:ckLl;. l>.is :st so schnell vor >itb }:':i;.\n|,'cn, dass
BrUcke ciM bmggee treckte Meereabuchl. Auf dieser
die Littctalur darüber kaum folgen konnte und sich haupt-
U«b«rführQiig wurde, wie wir Engtnetring eatiiehnen,
sächlich auf Besprecfanngen in Facbsettsdltiften beschränkte.
ein aus «ehn Wagen bestehender Peraonenrug angehalten,
T'oterden wenige selbst&ndtgen, mdst tliearetischen
lim die Drähte einer vutn W'itult; /'_-rs;i .rti-n 1 clcj;r..](hcn
Werkes Ober Danpftnibinca nimmt das vmliegende Bach
icitung, Brem&Jeituog gentthen waren und
die in i)ie
das Interesse insofern besonders in .Anfjmich. ds es von
dieselbe gemacht hatten,
iu;^;i:>^i<ar bcMit^en. Wahrend n einem Ingenieur geschrieben ii-i. der scibai Tiubinen-
dies geichali, war! ein Windsinn'^ zticrit swei und dann
prakliki f i^t -ind .n;f ri.nnd x itirr im Turbinenhau gc-
audi die ttbrigen Wagen des /ngcs auf daa Nebengleis
wonocnen Eifaiirungen schreibt. Daa actiüesst nicht ats,
mtl. Tu dem übci cli'js'.-n l"nt.ill cist.itictcn ainrlichen
dass der erte Tfaeil des Budict „Die Theorie der Dampf-
i^«.nthi wird angegcl.AU, L^aü die Itiebtca \Vjj»eii der
tuibiiion" behandelt und mit den grundlegenden Be-
Eisenbahn (Eumcsa Kailway Co.) einem seit-
l>cire{fendcD 1

trachtungen Aber Darapfstrflmnng beginnt. Dar.ws geht


üchen Winddracfe von 156 ltg; qin, die ichweres einem
in weiterer Folge die Dunk- uiui d;.- 1 i<-M hwindigkeits-
Dtwk van 905 hg,'qm Widenumd leiatcn. Es teiai \

aber in der der Unfallstelle


abstufung zur Erlangung einer j;< 1 inf;f tcn /.ahl von Um-
nahe (;el(;;i t[t i) Stridc Barru«-
drdlUOges der Turbinen hervor.
an diesem Tage \Vindt;e»chwindi)^kc;i(t'a vuu 45 Uis
Im cntea Abschnitt des sweiten Con- Ilieiis ist die
\ \ I gemessen worden, die einem Winddruck gegen
i >tc
struellon der DampfAirMnen in ihren einzelnen TheOen
;

ruhende Flüchen, die in dieaem Jr'alle der Eisen bahcxug


beschreifn nd und rc.-r.dini-rivi.:-. behandelt, wl.hrfnd im
darbot, von 240 Ut 345 k|/qm enttpredwn und die
zweiten AUschiult die I urLiiicnsysteme vi.n lic Laval,
dethalb daa Voilcommnlai g^uflfend etltliren. [91a«]
Seger, Stumpf, Curtis, Zoclly, l'arM.ns, Rateatt
• « und die Dampfturbine der Mascliinenbau-Actien»

gesellscbaft „Union** unter Beihilfe vider Abbildungea
beschrieben sind.
Seeachlnage. Die Seeachlange ist wieder cJnmal
Der dritte Thcil zeigt die Dampfturbine im Betriebe,
beobnditet ««dca. GUrd Iqpe am xj. Juni bespricht die Condensationsanlage, die für D.tmpfturbinen
der Akademie der Wiiseiifchaftoi «inen
frantfiiiidMn
grAsacr und wirksamer eiforderlidi ist, als ftlr Kolbea-
P"r;chl des Cumraandanten L'Eost d s Tninzfisischen
dampfmaschinen, sodaan den Bampfveitmudi imd die
Kanunenl>ootes De'cidee an den Adroiral de Jonquii rcs
wirihacfaafilkhe Frage imd cotfkh die Verwcndharigdt
vor« in welchem der genannte Cammandant mittheill,
der Tm1>lnen. Dann Bdifieasen sieh SdUunbemchtungen
dass «m aj. Fcbfnar 1904, Xachmittag», in der Bai
an , in denen die Turbinen mit den Kolbendampf»
von Alm^ bei dem Felaen TXwx im Meere ei»
tTJawhinen bezüglich ihrer Vor- und Nachtheile ver»
Thier hi'ti «•mlrr: si i, das offenbfti dcf-vllion
j^liihin werden.
Art sei, wie die, wcidie »n ii«sell>en Sielte im Jühic
Wendet sich der Verfasser auch in erster Linie an
189$ und 1898 von Offideren der fr.iiurtsischen Kriegs- die FacfagenoHen. so werden doch micb Kkhtfaehleuttt
mMine gesehen worden sind imd Uber die im Bulletin
dem Budie xeiche Belehiuag entnetamco. «. («mb)
de ig StdM wottgipte dt Pir«mt 1903 berichtet wurde.
LiettMiant Bulsson konnte 1898 sogar eine phntn»
graphisdieAufnahme des Thieres m.ichen.
L'Eosts Bi.rith; liv.iti't ;in A'.:-/:nt;' ..Ii s.di nach Ii

und nach aus dem Meere alle iheilc tics Kuiperä eines Eingegangene Neuigkeiten.
Xlliercs auftatuben, dos sich mit vcrticalcn Schwingungen (AmfllMleb« B«pncI><">C ("ttlt wA di« S«aMliai nr.>
im Waaser be w entn nnd das Anaaehen einer abgeplatteten
ScUange hatte. Icfa «ehatzte die Lange anf etwa 30 m Jentsch, Otto, ICais. Ober-Poatinspecior. Trlti^ra/thit

und die grüsstc Starke auf etwa 4 bis m. Die Breite 1


und TeU^tonie i'hne Draht. Mit 1^6 in den Test
des Kopfes schätzten wir auf 40 bis 80 cm; dci Kopf •.:edruckten Fl^urm. >;r. 8». (VIII, 214 .S.f Berih»,

war etwas stärker als der Mals und. sfiritzto /.wci StraUen
|
Julius Spiinner. Vtcxs 5 M., goh. (> M.
von Waaserdampi in die Höbe. Das Xbter liatte «ne KcisLT, Karl, Zfichttdcht. /'<« .Si.i.ifrrn .^/m,- urui

glatte Maut; Flossen waren nicht wahrmnebmen, ebenso


j

i
nn.h M.ilc'l IUI- }t,it(hinf'ilMufr. Eil) l.chr- und
konnten Einzelheiten des Kopfes ni^t btid ai-htct werden. Aufgabcnbuch für den Unterricht. Mit 24 TealHguren
und XI Tafefai. gr. 8*. (VIII, 59 S.l. Ebeodn.
bewegte sich mit etwa 8 Knoten üv:>chwiudi^kcii."
KmTC Kavir.. Paifs. I9J64] Preis geb. 3 M.

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ILLUSTUlllTE WOCHENSCHRIFT TBER DIR FORTSCHRITTE
IX GEWERBE, INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT,
hrrAutgri^ebrn vr»r.
Durch alle BiK-hhand-
I»,rn
tu
„,vJ
...
Po««.t.lf .
bezicbcn.
Dr. OTTO N. WITT. P«i. viertcphnkk
4 MarL.
.

Verlag von Rudolf Mücken berger, Berlin,


lJciriibcr|f*tras»r 7.

JV? 7^^- Iriir lickinKk an dm liikalt iiutr ZiiUckrift itt Tifbttn. jahri^. X\'I. 6. 1904.

vinquierc, dessen Ausführungen aus der Rrt ut


Geologie ood Bodenschätse der Mandschurei
uüntifique wir hier wiedergeben, das folgende
und Korea.
Gesammibild entwerfen lässt
Die Ereignisse im äussersten Orient lenken Was zunächst den geologischen Aufbau
gegenwärtig die Aufmerksamkeit des ganzen der Halbinsel Liau-tung angeht, so spielen
Erdballes auf ein Gebiet, von dem unsere natur- auf ihr der Gneiss sowie gneissartige Granite
wissenschaftlichen Kenntnisse bis in die letzte eine beträchtliche Rolle ähnlich wie auch in
Zeit hinein nur sehr lückenhaft geblieben sind; manchen Gebieten Chinas. Die genannten
gerade darum aber ist es interessant, sich die Gesteine bilden augenscheinlich die älte.ste
Frage vorzulegen, welche Bodenschätze Korea Formation. Dunkle Quarzite und Hornblende-
und die Mandschurei späterhin dem als Sieger schiefer sich gelegentlich
finden in ihrer Be-
aus dem Kampfe hervorgehenden Volke zur gleitung, während Granite und Grünsteinc sie
Ausbeutung darbieten werden. Gewiss war die hier und da durchbrechen. Im Landschaftsbild
Besetzung der Mandschurei nach dem China- sind diese Formationen an der gerundeten P orm der
feldzuge durch russische Truppen ein Act, der Hügel zu erkennen, so z. B. an der südöstlichen
von Seiton des russischen Staates durch eine Begrenzung des Thaies von Mukden. Quarzite,
Reihe sorgfaltiger wissenschaftlicher und commer- die durch eine besondere Härte ausgezeichnet
cieller Untersuchungen von langer Hand her sind, treten in der l'mgebung von Ta-ku-schan
vorbereitet worden war. Auf diese Weise hatte (am Nordufer der Korea-Bai gelegen) zu Tage,
man einerseits die Route der nach Wladiwostok daneben finden sich hier Thon- und Glimmer-
zu führenden Eisenbahn ausgekundschaftet und schiefer sowie kr) stallinische Kalke. Gänge von
sich andererseits gleichzeitig über den Mineral- porph)Ti.schen Eruptionen durchsetzen das Gestein
reichthum der von der Bahnstrecke gekreuzten allenthalben. Besonders erwähnenswerth ist ein
Gegenden orientirt. Abgesehen von diesen Unter- porphyrarliger Granit, der in Korea sehr häufig
suchungen verdanken wir den l orschungen von ist und durch die Bildung mächtiger, kühn gc-
F. von Richthofen, Cholnoky, Bogdanovich 1 -sialleter Berggipfel dem Landschaftsbild einen
und einigen russischen Ingenieuren wichtige Auf- besonderen Charakter verleiht. In .seiner Gesell-
schlüsse über
Geologie des ostasiatischen
die schaft finden sich nicht selten Syenite, Diorite.
Kriegsschauplatzes, so dass sich nach L. Per- I Diabase und dergleichen mehr.
9. Nonmbn 1904.
6

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82 PROSCHTHBCS JH 786.

Während alle diese Gesti'ino stark gefaltet Thonschiefer, dunkle Quarzite, sowie Cänf^e von
und aufgerichtet sind, zeigen die nunmehr zu be- Granit, Dicnii und Porphyr. An diese ssilicnkisen
sprechenden eine horizontale Ligcrung. Diese Gesteine lehnen sich an venichiedenen Punkten
Schichten gehören der sogenannten „sinischen I Kohlt' fülirende Schichten an, sö im Süden und
(chinesischen) Formation" an, deruu petro- Norden von Kirin. uaiiieatlich zwischen Lo-ia-lin
graphischer Charakter ziemlich variabel ist: Ste und Dsian-huan-dzaiian. Ahnert, der in den
beÄeht aus Schiefem, Sandsteinen, Kalken u.s.w. Jahren 1897 und 1898 die Mandschurei geologisch
In China beträgt die Mächtigkeit dieser Schichten erforscht hat, fand überall im Oberlaufe des
au einigen Stellen bis 6000 m, eine Stärke, die Sungari Kohleschichten vor. Die Mehrzahl
auf LiaU'tung nicht völlig erreicht wird. Dem dieser Kohlen gehört der Tfias- und Jurazeit,
Alter nach sind bislang erst wenige dieser oder auch dem Tertiär an, nur sehr wenige der
Schichten genauer hcstiiiitiit. Sicher .sind solclie Sicinkohlenformation. lirenidmi e Kohlen entdeckte
aus dem Cambrium vorbanden; denn in einem derselbe l-'orscher unter anderem in den post'
Kalkstein, derdernord8nierikant8dien.,Potsdain"- pliocäncn (spättertiären) Saaden des Aigon-Thalcs»
Forninttoii nnhe
zu stellen sclu'it)t, hat man wo die i-u-ttetTenden Sddcbten «iue MIchtigkeit
Trilobiten aus den Gattungen Dikelocephalus und
ivon 7
m erreichen.
Cntte^kalm au^fonden.
Ausserdem finden Grosse Strecken der Mandschurei sind ferner
sich zahlreiche Gäi-qc von Grün.-tein (Diabas). nach den Angaben verschiedener Reisenden be-
1

Bemerkenswerth ist des weiteren ein grauer deckt von Basaltergüssen, die entweder der
1

Kohleokalk. der jedodi inLiau-tuiig kdnertei Ver- Tertiärzeit oder dem Ende der Kreidezelt ent-
I

steinerungen führt. Auf die genannten Schichten stammen und mdstens öde Plateaus bilden,
folgt eine Formation mit productiver KolWe, die Diese Gesteine erstrecken sich vun Nioguta bis
I

namentlich in der Nähe von Mukden gut entwickelt Wladiwostock und erfüllen das gesammte Gebiet
!

ist; die Kohlenflöze lagern }?cw5hnlich /wischen '


des oberen StniRari, mit Ausnahme der die
Sandsteinen oder Sclüefern. Kndlich smd von , Linie Ivkfin-Mukden Ix rührenden Theüe.
paUocolschcn Gesteinen noch porphyiiache Enip" I Nach den Angaben von Ahnert sollen audl
tionsniassen, Tuffe und Conglomerate zu er- noch eruptive Gesteine ganz jungen Datums vor-
wähnen, die die Kohlenformation überlagern. . banden sein. So tindet sich südlich von Ninguta
Aus der Sccundärzeit (Trias bis Kreide) ein Lavaausbrnch, dessen Oberfläche noch
finden sich keinerlei Gesteine, wohl aber sind keine Spuren einer Zersetzung zeigt Diese Lava
ans der Tertiärzeit ku nennen die Basahe von hat etwa nach Art einer "Htalsperre das Bett
Fu-tschnu und aus (iem Thalc des Liau, wo sie eines Flusses erfüllt, so dass sieh hinter ihr ein
in Mukden vielfach als Baumaterial Verwendung See» der den Namen Bel-ten führt, angesammelt
finden. Von neueren Bildnni^en Iconmen hat Deutlich lasaen sich an der genannten
nur die Absätze von Seen und Fhisse in Betracht Stelle vier über einander liegende Schichten von
Diese Absätze geben gewöhnlich einen sehr Lavaergüssen erkennen; ein Krater ist wahr-
fhiditbaren Ackerboden ab. Der Idss mdlidi, schdnlich an der Westseite des Sees voihanden.
der in China eine so l>edeufe:ide Rolle spie!t, Der Zeiijiunkt, an welchem diest» l'juptioiien
ist auf Liau-tung so gut wie nicht vorhanden. Stattgefunden haben, liegt vielleicht noch gar
Der geologische Aufbau von Liau*hsi nidit so weit aurfick. Wenigstens hat sid> imter
(westlich von Mukden gelegen) ist derselbe wie den Mand.schuren eine freilirh ziemlich un-
derjenige von Liau-tung, doch tritt die chiuesiMjhc bestimmte Sage von eiuem V uicanausbruch er-
Formation hier in stärkerer Mächtigkeit auf. halten, der in die Nähe von Xinguta verlegt
Der wichtigste T''nterschied gegenüber den \'er- wird. !•> map in diesem Zusaniiiienhange nicht

hältnissen vuu Liau-tung besteht darm, dass die uuerwüuit bleiben, da.'-s au iler koreanischen
chinesische Formation in I.iau-hsi sich von Grenze sich ein Berg mit Namen Paik-to-sail
Poiphvreiufjtionen tlurchsetzt zeigt, die TCrmuth- erhebt. Der Name dieses Berges bedeutet so
Ud) uachcarbcitiisrdieii Alters sind. viel wie ..alter weisser Berg". Fj> bezieht sich

Wenn man von Liau-tung sich nach Norden, diese Bezeichnung vidkädit auf den UUMtaud,
d. h. nach der nördlichen Mandschurei, dass der Gipfel des 2440 m
hohen Riesen neun
begicbt, kann man hier zwei Gegenden von
so Monate des Jahres hindurch mit einer weissen
ganz verschiedenem Charakter unterscheiden: Schneekuppe gekrönt ist: vielleicht aber auch
im Nordwesten eine wiistenartige Ebene; auf die grauen Bimssteinmassen, die seinen Gipfel
im Osten und Südosten dn Bergland mit einer bOden. Am Abbange des Paik-^to-san entdedcte
mittlerc[i Höhe von 900 m, dessen sämmtlichc James einen Kratersee, dessen L'mfang 18 km
Wasserläufc dircct oder indirect in den Sungari betrug. Von diesem Berge aus verbreiten sich
aidi ergtessen. In diesem letzteren Gebietelassen Tulcanische Bildungen idcht aHetn nach Norden,
sich drei Ilaujitketfen imti rsclieiden. die sämmt- sondern auch nach Süd.'ti w< sie
, an dt!ri

lich von sehr alten Gesteinen gebildet werden: Bildung des Jaluthales einen hcrvorragcudcu Au-
80 finden sidb hier Gneiss» Glimmerscbider, thefl nehmen.

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M 7b6. GCOLOCIB UND BODINSCiliTJEB DIR MaKDSCHOKU UNO KOSSA. 83

Unter den Mincrnlschät/cn der Mand- gleichzeitig auch Kohlenlager finden. Kupfer-
schurei i£t in erster Linie die Kohle zu uud Bleierze sind aus der östlichen Mandschurei
nemini. Wie bereits erwähnt, findet «ich Kohle bekannt geworden.
an vitlrn I.ocnlitäten von Liau-lung. Aller- Abgesehen von dem Kisen ist das Gold
dings siud die hier vorhandenen Kohlenschicbten wichtigste Metall. Gold hat man ziemlich
Idas
im aBgeneinen recht geiingflgig, da die Stein- häufig nachweisen kdnnen, unter anderem z. B.
knhlcnformalion , zu rlfr sie hier .illc gehören, bei Port Arthur. Die goldführenden Schichten
unter dem der Krosion stark zerstört (sind von viererlei Art:
Kioflusse
worden {«t I. Lager von Flnssscbutt jungen Alters.
Die bezeichneten Kohlenlager sind
namentlich durch von Richthofen näher 2. Goldhaltige Gestein.s.schichten des Gebirges,

studirt worden. Am
bekanntesten ist das- j. Lager von Schutt älterer Entstehung.
i

jenige TOD Wu-ho-shis» das an der Meeres- 4. Goldhaltige Meeressaude. I

küste der Soi-.iety-Ray gelegen ist. Fs umfasst Gerade bei Port- Arthur cntiialt derMeeiessand

I

dieses Laf^ermehrere Seiudiicu von 4 m i ziemlich bedeutende Mengeu vou Gold, während
Mächtigkeit und liefert eine leicht zerrcib- man in der Nähe von Pei-lien-tsa goldführende
lichc ximl ziemlich magere Kohle, welche theils Quarzadern entdeckt hat. In dem Goldgebiet
an Ort und Stelle verbraucht, iheil^ auch nach von San-tao-ku hndet sich eine Schichten-
Chan-tnng gebracht wird. Ein zweites, freilich folge von Sandsteinen und Con^omeraten in
weniger bedeiitentles Kühleiigebiei befnidct sich einer Mächtigkeit von 1000 m, deren unterste
bei Ta-licn-waii. .Vii der koreanisclieu üreuzc Ktajjc sehr reich an Gold ist. Goldhaltige
treten femer bei Sai-ma-ki nahezu horizontal (Juarzadern hat man ferner in der Nähe von
gelagert zur Carbon- Formation gehörige Schichten Kirin bei Tsi-tz'-ku-ho entdeckt, während in dem
zu Tage, die 1,5 ein —
mächtiges Kohlen-
i m Bassin von Au-hao-chan sich das Gold anscheinend
flöz Diese Kohle ist hier
einschliessen. B«^ in sandige: kiesigen Terrassen vorfindet.
i 1

bitumenreich. Leider ist dieses P'löz wegen Auch die Bachläufe führen Gold mit sich.
seiner ungünstigen Lage mitten in dem Gebirge Fndlicb ist auch im Chingan Gold «nftdeckt
nur mit grossen Schwierigkeiten nutzbar zu worden, atteidhigs nur in sehr geringer Menge.
m •
machen. Das wichtigste Lager scheint dasjenige «
von Pönn-hsi-hu (südöstiich von Mukden gelegen) Die ersten Versudie zur geologischen
zu sein. Hier fmden sich 5 6 Kohlenschicbten — Erfor.schung von Korea wurden im Jahre 1S83
in einer Mächtigkeit von 0,3 0,5 m. Kerner — uotemommeo, oaclidem einige Häfen des Landes
sind an diesem Orte audi die Bedingungen für endlich für den Zutritt der Fnropäer eröffiiet
den Abbau relativ günstig, doch scheinen die I
Würden waren. Ein deutscher Gelelirter Namens
Kohlenschichten keine bedeutendere Ausdehnung Gottsche war es, der zu dieser Zeit die acht
TU besitzen. Die Kohle ist xerreiblich, aber koreanischen Provinzen berdste. Seine MSlt-
wenig bitumenreich, so dass .<;ie einen Koks von theilungen sind bi.s auf den heuligen Tag fast
nur mittlerer Güte liefert. Sie wird in erster die einzigen geblieben. Neuerdings liat zwar
Linie an Ort and Stelle als Fenerungsmaterial ein Japaner, Namens Koto, Professor der Geo*
benutzt, weiter aber auch bei der Kisenge\vinuuiig. logie an der Universität Tokiu, Kcirea durch-
Alles in allem hat der Kohlenbergbau in der forscht, doch sind die Resultate seiner geolo-
Mandschnrei kdne besonders glänzenden Aus- gischen Studien bislang noch nicht veröffentlicht
sichten, um so weniger, als die Knhle meist Fin beträchtlicher Theil von ganz Korea ist
nur von geringer (Juaütät ist. So ist sie z. B. von krystallinischen Schiefern bedeckt Fast
für Dampftdnffe und Eisenbahnen nidtt zu ver- alle Gebirgsrficken, ^e ncik bis tsoom erbeben,
wenden; lediglich als Feuerungsmatcrial für und noch ein gros.ser Theil der Hügelländer
gewöhnliche Dampfmaschinen und für die Bear- bestehen aus diesen Gesteinen. Der Gneiss von
beitung von Erzen wird man sie nutzbar machen Korea ist durch seinen Gehalt an einem
können. Für den gegenwärtigen Krieg sind die dunklen Glimmer imd durch seine stark
Kohlenschätze der Mandschurei ohne jede Be- schieferige Structur ausgezeichnet. Er ist über-
deutung, da die ruisisdie und japanisdie Flotte lagert von Schiefem mit weissem Glimmer und
ihr Brennmaterial von auswärts beziehen müssen. von ktv.staflinischen Kalken. In diesen untersten
Auch in Liau-hsi sind die Kohlenlager ohne Schidileii imdcn sich fast alle nutzbaren Mmoraie
grösseren Werth, indessen giebt es hier stellen- des Gebieten eingelagert. Indessen kommt ein
weise einen vorzüglichen vVnthracit. Hämatil (lüscnghaizl in gewissen Phyllitcn, sowie
Kisen kommt m I iau-tung ziemlich häutig ein ChiastolithscLics'er in einer geologisch etwas
vor, so bei Sai-ma-ki, bei Pönn-hsi<hu und jüngeren Etage vor. Alle die genannten Schichten
I

Hsiau-sörr, wo .sich t
i:i laf^neteisenerz unter .-ind .stark grfalti-t. In d'-r X."che dr-r Grenze
vortheil haften I..agcrungs\ eihaluii.säcu liadet. Cm gegen die M.indschurei lehnen .sich an sie an
so mehr an den genannten Orten
gestaltet sich Sand.steine, Glinimerschieler imd Kalksteine, die
die Eisengewinnung günstig, als sich an ihnen I sich nach iliren Versteinerungen als zum Cambriuin
0*

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84 Prometheus. M 786.

und zur ..siiiisduTi Fannation" gehörig cnviesen I nur in ^L-ririyer ^^eagc vorhanden, terliiire Kohle
haben. Jüngere, freilichauch noch zum Paläo- dagegen in stärkerer Ausbreitung: sie findet sich
soictim zählende Schiditen treten hier und da vornehmlich im Norden der HalUnad, z. B.
in Gestalt vr,n ScMi-frin, P.unttlioncn, Sandsti-iiion im Bassin der Flüsse Ta-iung, Tanchhön. Unm-
und Conglomeratea zu Tage. Besonders über- heuDg u. s. w. hxi. der letztgenannten Stätte
hand nehmen diese Schidtten im SSden, wo die lagert die fr^idi nicht sdur werthvolle Kohle
Provinz Kyöng-sang-do mi; .\i:<;nahmr" der Um- direcl auf dem Gneiss. Sie erinnert in ihrer
gebung von l<'usan und Kjöng-j-u, wo alte Krupiiv- Beschaffenheit stark an die Kohle, welche man
getteine vorhemcfaeD, ySWg von ihnen bedeckt aOdüch von Whdhmatock entdedit hat
ist. Diesr Ifingert^n paläozoischen Schichten Von Erzen sei zuerst der Eisenglnn:^ er-
erreichen eiue Mächtigkeit von wenigstens 600 m I wähnt, der sich bei Tol-ku-san in mehreren
und schliesscn einige Kohlenlager ein. Auf ihre Flözen in einer Mächtigkeit bis zu 2,7 m
Ks gehören diese Lager dem oberen
j

spiHii?lIt' ZuiriMiöti^'kfit zur St<tnkrihle>.nformation findet.


weisen ÄUi,h diu wcuigon Versieineriingen, z. B. Cambrium an; die unteren Schichten dieser
der Abdriick einer Nturopitris, hin. Formation sind aber ebenfalls erzhaltig, SO bei
Brennbare Kohle kommt in grosserer Menge i HöUong, bei Suipi, bei Ischilkol o. s. w.
'
in ganz jungen Schichten vor, die etwa dem Bei Tschilmok-tongjöm in der Nähe von
Tertiär der Amurgegend entsprechen. Ks sind Hurhan, sowie bei Kangge in der N.ilie v<»n
dies feine, mit Kesten einer Vegetation durch- Kapsan fuhrt das untere Cambrimn auch Kupfer,
setzte Sandsteme, die ein Kohlenflöz von 4 m während bei Omangjöm und bei Tokodä in der
Mächtigkeit einsi hli' ssen. Zur selben Formation l'mgebung \on hangjim ein sÜbeilttltiger Blei-
<

gehören dann noch graue oder schwarze Mergel, glanz gefimden wird.
Sdiiefer nnd Versteinerung sl ose Sandsteine. In- Das Gold scheint ebenfalls nicht selten io
drssi'ii ist diese junge Gesteittsfolge in Korea Korea zu sein. So ^;iel>t es in V'gokchin, in
nur wenig etitwickclt. Wünsan, in Unsan und an anderen Orten gold-
Eruptivgesteine trifft man in grosser Menge. haltige Quarzadem; und in Cbui^öng in der
So ist die ältestr Si liichtenfolge allenthalben Nähe von Kaichhön, in Kalmoru, in Tankogä
durchsetzt von an denen
eruptiven Ergüssen, u. s. w. bestehen reiche Wäschereien. Nach dem
der Gfanit weitaus den grössten AntheO nimmt Beridile des amerikanischen Consuls in Söul hat
Doch scheint die Entstehung dieser Granitmassen sich die koreanische Goldprorhietinn wiihrend der
sclion in die präcambrischc Zeit zu fallen. An ver- letzten Jahre ausserordentlich gehoben. Der
schiedenen Stellen begegnet man einem porphyr- Export an Grold. dar im Jahre 1894 einem
artigcii Graiii'.. Pcrphyr selbst findet sich in Werthe von etwa 4 Millionen Nfark ^teiclikaiii,
verschiedenen Varietäten und macht sich durch halle bereits im Jahre 1900 einen Wenh von
die Bildmig spitzer Gipfel im Landschaftsbilde fast 17 Millionen Mark erreicht.
bemerkbar. Hier und da treten auch Diorit. WAlTNma SCBOIMICHSII. [SM*]
Diaba.s und Gabbro zu Tage. Von jüngeren ,

Eruptivgesteinen ist in erster Linie der Basalt, •

der auch in einer doleritiscfaen (grobkörnigen)


Znr Iiebenaweise der HaoakmlM.
Abart vorkommt, erwahnenswertfa. IMeses Gestern |
Von rro(«t»i>r Karl Sajo.
ist namentlich im Ceutrum von Korea sehr häufig;

es bildet hier unter anderen die gewaltigen An


einem mondlosen Augustabend ging ich
Gipfel des Tschang-peik-san und des bereits er- um 9 Uhrin meinem Garten attf and ab.
wähnten Paik-to-san. Dieselben Fiviplivycslcinc Eine weisse Hauskatze lief, ihrer Gewcihnheit
kommen auch der Insel Quelpart zu, deren gemäss, fortwährend etwa 4 bis 5 Schritte
hödister Berg, der Mont AocÜand, nach der vor mir her. Sie wird dessen nicht müde nnd
chinesis. Ihm Fei in lirferung noch im Jahre 1007 ist irn Stande, ii.r volle Stundi- so vor mir
i

einen Ausbruch gdiabt haben soiL Abgesehen herzulaufen. Als ich in der ^iähc des Hauses
Tcm dieser Eruption finden sich bi Korea keinerlei war, sah idi quer über den em kleines
Spiirpn rinrs nrtiven Vulcani-smus. Nicht einmal dunkles Thier ^ahinhu-schen, gerade der Krit7.e

Erdbeben sind hier seit Menschengedenken vor- zu, die nun stehen bUeb. In der Dunkelheit
gekommen. Indessen deuten die zahlreichen ericannte ich nicht, was es war, ein Vogel oder
wannen Quellen auf eine latente vulcanische etwas .\nderes. beugte mit h nieder, um
Ich
Thätigkeit hin. Benierkenswerth ist vor allem den GeKenstüiid zu bciraulileu, aber
geuiiuer
eine Quelle in der Nähe von Kim-san, die mit : nun luis'jlne es ;iut den Rasen und die
hinaus
einer Teinj^pratur von 76 Grad aus dem Granit i
Katze nach. Ich sah hierauf, dass d.is g^-
hervorbfidil. I
heiijiuissvolle Thier jetzt neben der Katisc herum-
I)a.<is unter den Mineralschät/.en Koreas sprnng. Da die Kätzchen der weifesen Katze
die Kohle zunäcLst eine gewisse Rolle spielt, schon vor Wochen weggenommen worden waren,
wurde schon oben erwähnt Steinkohle ist freilich koimte es unmöglich ihr eigenes Junges sein; so

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M 766. Zur Xjkbxnswbisb dir Hauskatze. 85

mude idi dem Deugierig und adiritt über den neues licht Zunächst ist bei mir der jung«
Rasen den zwei Thieren zu. Sobald aber der kleine Hase von selbst zur Katze gelaufen und
braune Gast mich näher konuoea sah, flüchtete hat sich ihr als seiner Pflegemutter anTcrtraut.
er akh ins Geb&di, und die weine Katxe ging Auch ist er vom erste» Aogenblidce der Be>
ihm wieder nach. Später setzte ich mich vor gegnung an ihr ziigcthan gewesen und wollte
dem Hause auf eine Garteubank und nach einer sie nicht mehr verlassen. Obwohl noch am
Viertdstuade bemeifcte ich, dass die KatM, das selben Abend eine andere dreifarbige Katze
kleine braune Thier im Munde tragend, neben zugegen war, kümmerte er sich um diese nicht
noir vorbeUief und durcli das offene Fenster in und blieb der weissen treu. Zweitens hatte die
dto Kornkammer hineiniprang, deewn HiSie in weisse Katse keine MUdi mdur und so konntea
der Regel gesperrt ist. die Mikhdrii.<!en sie auch nicht dazu bewegen,
Am anderen Morgen meldete mir die Magd, irgend ein Thier zum Säugen zu suchen. Eher
dan die weisse Katze „wieder ein Junges habe, war es eine Art Mitleid und jedenfalls Sympathie
aber merkwürdigerweise kein Kätechen» Mddero für den Hasen, der offenbar seine Mutter ver-
einen — winzigen Hasen". loren hatte.
Ich erinnerte mich nun dessen, was sich am Es ist femer bemerkenswerth dass die ,

rcrherKehendeii Ahend vor mir zugetragen hatte übrigen Kat7en .sieh ebenfalls nicht feindseUg
uud war sogleicli .Ui iviaren darüber, dass das benommen hatten. l'nd aus allen diesen Um-
Häschen sich die weisse Katze als zweite Mama I ständen ziehe ich den Sclilu.'vs, dass zwischen
gewählt hatte. Als ich mich in die Kornkammer Katzen und Hasen keine natürliche Feindschaft
begab, lag die weisse Katze auf einem leeren besteht, d. h. der Geruch der Hasen bringt die
Sacke auf der Seite^ UOd das Häschen kauerte Katzen nicht in jene blutdürstige Krregtmg, wie
neben ihr, sich eng an die „Stiefmama" an- es bei Begegnung mit Mäusen, Ratten, Hamstern
schmiegend. Die Nachricht über dieses Ereigniss tmd Zieseln der Fall ist, die doch ebenfalls in
machte die Runde und bald kam Gross und die Ordnimg der Nager gehören, wie die Hasen.
Klein, am das heterogene Paar mit eigenen Diese Annahme wird auch dadurch bekräftigt,
Augen zu aeben. Das Häschen, nicht grösser dass die auf der hiesigen Puszta lebenden
als ein Sperling, hatte gar keine Scheu, liess Katzen die Kaninchen, welche mehrere Jahre
sich mit der Hand fassen, lief aber, sobald es hindurch zahlreich in den Ställen lebten, niemals
frei wurde, sogleich an «fie Seite der Katie. behelligt haben.
Gar oft versuchte es, von der Katze Milch zu Es dürfte daher nicht ganz gerecht sein, die
erhalten, jedoch vergebens, weit deren MUcb Katzen der Jagd auf junge Hasen zu be-
war. liess aber Limpehen schtitdigett. Denn läge das in ihrer Natur,
inuner neue Versuche machen, trotzdem sie so würden auch die Hasen von früher Jugend
aogenscheinlicb Schmcrzcu dabei hatte, und an eine ererbte Scheu vor Katzen haben.
beledcte ihr kleines Stiefidid mit Sorgfalt und Allerdings shid die indinduellen AnUigen bei
liebe, als wäre ihr eigenes Kätzchen bei ihr. den warmbliitii^en Thieren beinahe ebenso ver-
Später kam die Katze auch in die Wohn- schieden, wie im Kreise der Menschen. Mit-
stube und das HSschen mit ihr. AU sie auf unter haben ja nicht nur wilde Völker, sondern
den Divan sprang, hnlfen wir dem Hasen nach auch Kater kannibalische Gelüste. Und grosser
und er fühlte sich ganz wohl und heimisch in Hunger stösst in der ganzen warmblütigen Welt
dieser neuen Umgebung. Aufiällend war es alle Regeln um. So mag es denn auch vor-
dabei, das.s eine andere dreifarbige Katze und kommen, da.ss hin und wieder ein Kater oder
ein junger Kater ebenfalls zugegen waren, ohne eine Katze Gewissen mit emcni Lämpchen
von» Hasen Noüz zu nehmen und ohne ihm m belastet.
etwas Fremdartiges zu finden. Noch möchte ich bezüglich der !\ebhühner
Da die Katze keine Milch mehr hatte, fütterte Folgendes bemerken. Vor einigen Jahren hielt
ich den Ibsen mit Brot und Milch. Kohl und sich ein Rebhuhn mit safalreichen Kfichldn in
I.UZcmeblStter ver^ehniähte er. So lebti^ er fünf meinem Garten auf. Es ging beinahe ohne
Tage hindurch und war guter Diugc. Am luiittcn i^cheu henun imd die Katzen, deren drei
Tage bekam er eine Art Fieber, welches ihn ständig im Garten waren, nahmen von den
schüttelte, und am .se h.sten Tage war er tot. Rebhühnern beinahe gar keine N'otiz. Später
Dass Katzen, wenn ihnen an.stait ihrer jungen verwaisten die kleinen Rebhühner und kamen
andere Thiere zur Pflege übergeben werden, nun in den Hof zu dem übrigen Geflügel: wahr-
diese gross/ir'heii, ist keine neue Sa' he, Brehm scheinlich hielten sie die kleinen Perlhühner für
schreibt auch, dass er von glaubwürdigen I
ihresgleichen. Wir versuchten die Kebhühncrbrul
Menschen gehört Katzen brächten Elasen
hätte, j
zu fulleru, sienahmen jcdo< h von selbst nichts
nach Hause, um die.sc zu säugen, wenn ihnen .m. Endlich licssen wir sie ins l-"reie auf di'ii

ihre eigenen Juugen weggeuuuimcii worden :>inü. Acker, wo sie sich vielleicht doch zu helt>a
Der obige Fall stellt diese Erscheinungen in ein I wussten, eTeatuetl »ich einer anderen Rebhuhn-

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86 PROSfRTHErS. M 786.

familie anschlössen. Die Katzen beachteten Brut der verschiedenen gezähmten Hühnerarten
diese Vögel auch bei dieser Gelegenheit nicht, an, und solche Katzen leben auch nicht lange,
was auch nicht wundernehmen kann, da sie ja weil sie von den Kigenlhüinern selbst vernichtet
der Perlhühnerbrut ebenfalls nichts anthuri. obwohl werden, und genau dasselbe ist bezüglich der Jagd
die Jungen dieser Art den jungen Rebhühnern auf Hasen zu sagen. Denn Kaninchen kommen
täuschend ähnlich sehen. auf dem Lande sehr allgemein vor und sie laufen

Abb. 9U.

FaHnrK-t'vbnfUhruDg in Monier-Comtiuctio« »u( der Ijnte Coblmi —


Trier.

Ich glaube daher, dass von normalen Haus- in und ausser den Ställen ganz frei herum. Eine
katzen weder Hasen, noch Rebhühner und Katze, die überhaupt Lust zur Hasenjagd hätte,
Wachteln ernstlich bedroht sind. Von Vögeln würde gewiss auch die jungen Kaninchen nicht
greifen sie hauptsächlich nur die fliegenden, schonen, und dann würde es bald um sie
die von Busch zu Busch hüpfenden an; die geschehen sein.
huhnartigen, die meistens zu Fuss gehen, ge- Die auf den Feldern herumstreifenden Katzen

.\bb. 91.

hören nicht in ihre Jagdlisle. Ob das nun in sind meiner .Ansicht nach entschieden nützlich,
der ursprünglichen Natur der Katzen liegt oder weil sie die Feldmäuse, Ziesel und Hamster ver-
durch Zuchtwahl zu Stande gekommen ist, will tilgen. So haben auf meinen Feldern (die An-
ich dahingestellt .sein lassen. Aber Katzen, cttillus) waren,
fangs voll mit Zieseln (S{>emu'{>liilus
welche auf junge Rebhühner und auf Wachteln welche damals im Frühjahr immer einen guten
Jagd machen, was mitunter ausnahmsweise vor- Thcil der Mai.sbrut vernichteten) die Hauskatzen
kommen mag, greifen dann unbedingt auch die diese Schädlinge beinahe ganz ausgerottet, so

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•W 786. Zok Lrbikswbisb dir Hau8katz& 87

daas es jetzt eine Sdteidieft


ist, irgendwo einen
Ziesel zusehen. In den ersten Jahren meiner
hiesigen Ansiedelung brachten die Katzen sehr
häufig Ziesel und Ibmiter nadi Haue; heate
kommt da:< kaum ein bis zwei Mal im Jahre vor.
Hasen und Rebhühner haben «cb jedoch nicht
nar nicht mmhidert, sondern vielmehr be-
deutend vermehrt: nur im laufe des Jahres
1903 halten sie von einer zahlreichen Fuchs-
fiimOie, die sidi erat im %rildier1»t anarotten
Hess, ar^ zu leiden, iofolgedessen sie ädl b»>
deutend verminderten.
Sjrmpatfaie and Antipatlue nrischen Thieren
begründen sich zum guten Theile auf den Geruch.
Wenn nun der Geruch zwischen Hauskatzen und
Hasen Iceine natürliche Feindachaft einzuleiten
scheint, wäre es wohl interessant diesbezüglich
auch über die Wildkatzen etwas Bestimmtes zu

Querschnitt
•ankracHr rur Bi-ückanach»«
Qaenciinitt lu AbbUdung 92.

erfahren. K~s wird wuhl erzählt, wie die Wild-


katze den Hasen im Lager erschleicht; aber ich
bezweifle, daaa Jemand bei einer soldien Jagd
gegenwärtig \\^r. Sicheres könnte man nur auf
Grund der iCnochcuüberreste sagen, welche bei
den Wildkatzen-Bauen zu finden sind. Brehm
erwähnt die Knochen und Hri.ir' von Iltis,
Marder, Hermelin und Wiesel, femer von
Hamster, Ratte und den vencbiedeneB Miuse-
arten, erwähnt jedoch nichts von Hasenüberresten.
Alle diese Bculcarten gehören, meiner Erfahrung
nach, nät zu den Jagdobjecten der Hauskatzen,
ausgenommen natürlich die vollw-üchsigcn grösseren
Marderarten. Henierkeuswerth ist, das-s meine
Hauskatzen mit Vorliebe den Hamster erjagen, der
doch sogar dem Menschen mitunter Furcht ein-
jagt. Der Hamster bei-ssl sie zwar manchmal
wund und blutig, was jedoch ihre Jagdlust nicht
zu dämpfen vermag. (9434)

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88 Prometheus. .W 786.

erfolgte,während die Abbildungen 92 und 93


Der Eisenbeton.
Längen- und Querschnitt einer Eisenbahnbrücke
Von InKenieur Max Bl-chualu.
zeigen, deren Gewölbe durch genietete Gitter-
(Schhai vun Seile 71.)
bogen verstärkt ist. Bei den Hogenbrücken
Im Brückenbau hat der Eisenbeton schon nach Hennebique wird stets der Bogen in
seit langer Zeit Eingang gefunden und zwar eine Anzahl die Fahrbahntafcl tragende Rippen
aufgelöst , bis-
Abb 9|. weilen ahmen
dieselben auch
ganz die reine
Eisenconstruc-
tionnach wie ,

die im XIII.
Jahrgang, S. 8 2 6
abgebildete
Brücke über die
Vienne bei
Chätellerault in
Frankreich
(Spannweite der
Mittelöfihung
50 m) und die
hier wieder-
gegebene Abbil-
dung 94. zeigen.
Als Beispiele
von Balken-
brücken seien
Uo^cnbiQckc mit ZuKgurt in HcDncbiqur-llMi»«i>e. hier noch die
Querschnitte der
wurden die ersten Ausführungen sämmtlich 4,20 m weit gespannten Egerbrücke in Württem-
mittels Monier-Gewölben hergestellt. Diese berg, welche nach dem System Luipold erbaut ist
Brücken, welche sich an den Steinbau direct (Abb. 93), und die Ansicht der i 5 m weiten Reyher-
anlehnen ,werden
heute in kühnen und Abb. 95.

schönen Construc-
tionen ausgeführt,
wovon die Hoch-
brücke über den
Ybbs in Zell in
Niederösterreich, be-
schrieben und ab-
gebildet im XI II.
Jahrgang, S. 825,
mit 44. m Spann-
weite ein hervor-
ragendes Beispiel
bietet. Eine andere
Ausführung einer
kleineren Monier-
Fussgängerbrücke ist
in Abbildung 90
1.C3 - • 02J *
wiedergef^eben.
Ebenfalls eine un- EgnbfQclit bti Ubndori iMrtlmcmberg), S>tlcin Luipold.
mittelbare .\nleh-
nung an die Hauformen der Steinbrücken brücke bei Magdeburg (Abb. oö) gegeben. Bei
zeigen die Ausführungen nach dem System ersterem System sind die lüseneinlagen der Trag-
Melan. .\bbildung 91 gicbt eine Fussgäiiger- balken älmlich angeordnet wie bei Hennebique,
brücke dieser Art wieder, bei welcher die während die letztgenannte Krücke die .schon
Verstärkung des Betongewülbes durch I- Träger oben besprochene Möller.sehe Construction auf-

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M 786. Der Eisenbeton. 89

weist Als ErläuteniDg der letzteren sind in Ab- dcr wagerechten, die Pfahlköpfe fest umfassenden
bildung 97 noch längen- und Querschnitt einer Fundamentplattc verankert ist. Durch diese An-
anderen Brücke desselben Systems wiedergegeben. ordnung wirkt das Gewicht der Hinterfullungserde
Dass auch bei Brücken aus Stein oder Eisen selbst einem Kippen der Mauer nach vom ent-
die Eisenbetonbauweise Anwendung bei der Her- gegen, während gegen das Abrutschen noch
stellung von Fahrbahn und Fusswegen Tindcn besonders eine Verbindung der senkrechten Wand
kann und auch vielfach findet, bedarf keines mit den Eisenbeton-Spundbohlen dadurch her-
weiteren Hinweises. gestellt ist, dass die senkrechten Eiseneinlageii
Die Anwendung des Eisenbetons auf dem Ge- der ersteren in die Nuthen der letzteren tief
biete des Wasserbaues ist ebenfalls bereits eine viel- eingreifen tmd hier mit Cementmörtel vergossen

Abb. «6.

RrjiwtbtQcke b«i Magdeburg,

seitige.Besonderes Interesse haben die Gründung sind. Dass eine derartige Kaimauer sehr viel
xmd Herstellung ganzer Kaimauern, wie in Nantes billiger i.st als eine Ausfühnuig in gewöhnlichem
und Southampton, erregt. In Abbildung 98 ist die .Vfauerwerk, liegt auf der Hand.
Anlage dargestellt, und ist zu derselben
letztere Abbildung 99 ein Uebcrfallwchr aus
zeigt
noch zu bemerken, dass die zur Gründung ein- Eisenbeton, welches auf dem Eckboden
direct
gerammten Eisenbetonpfähle und ihre Vor- gegründet werden kormte und nur wenig
züge gegenüber solchen aus Holz bereits im mehr als eine Wehranla^je aus Holz gekostet
XV. Jahrgang, S. 721 u. f. eine eingehende Be- haben soll.
sprechimg gefunden haben. Die eigentliche Kai- Auch für die Fundirung von Bauwerken
mauer besteht aus einer nur 2 .5 cm starken unterWasser, bei denen der Pfahlrost nicht
senkrechten Wand, welcher mittels senkrechter angewendet werden kann, B. bei Wcllcii-
/..

Kippen, die ebenfalls Kiseneinlagen besitzen, mit brechem, ist der Eisenbeton ein werthvolles Hilfs-

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90 M 7^6.

mittel geworden, indem er zur Herstellung von während dieselben sonst meist fertig an den
Senkkästen die schwimmend bis
benutzt wird, Bau geliefert werden und auch jederzeit auf die
und dort erst
zur Verwendungsstelle traosportirt Güte ihrer Ausführung geprüft werden können.
mit Beton gefüllt nnd versenkt werden. Bei Immerhin werden sehr viele Bauausfohrungea
durch die .An-
Abb. 97. wendung des
EiaeDbetoni er-
leichtert .be-
sdileunigt und
auch verbilligt
werden können,
auch wird der
Eisenverbrauch
durch dieselbe
wahrscheinlich
nicht sinken,
EiKDbctuii'Hrucke S>-9t(rin Möller. L^agen- umi
sondern eher
wach-sen . denn
üen Hafenbauten in Brügge kar.i< solche Blöcke ti auch verschiedene l Oristru« tionen, die bis jetzt
im Gewicht von 3000 t zur Verwendung; die in ganz aus Eisen hergestellt wurden, schon vielfach in
Southi in Russland versenkten sind in Ab- Kisenbeton, und damit mit einem geringeren Kis<?n-
bildung 100 dargestellt Die lusenarmirung aufwand als bisher, ausgeführt werden, so werden
solcher Kästen ähnelt dem Henncbiquc-Systcm. der Verwendung des Fisens doch auch wieder andere
Auf eine bemerkenswcrthe Anwendung des Abb. 9«.
Kisenbetons, nämlich die bei der Erbauung des
Leuchttburmes bei Nicolajew am Schwarzen
Meere, muss hier nodi Temriesen werden. Dieses
Bauwerk ist bereits im XV. Jahrg. S. 332 dieser
abgebildet und eingehend beschrieben
^Ceitscbrift
worden.
Die vorstehend gegebene Beschreibung der
Verwendung^ebiete des Kisenbetons ist nun
keineswegs erschöpfend. Vielmehr ist diese
!
'auweise noch zu manch anderen Zwecken, wie
L terdeckungcn zuui Schutz gegen Wellenschlag,
Schachtatumauerungen, FundamentTerbreitenm-
j^i ii \\<:\ -i hlechtoni Baugründe 11. s. w. erfolgreich
angewendet worden. Eine Aufzählung und Be-
schreibang alier Ausführungen kann jedoch nach
Mittheilung der hauptsäclilichsten Anwendungen
nunmehr füglich unterbleiben. Itn allgemeinen
istnoch za bemerken, dass der Eisenbeton
natürlich die üblichen ("onstructionen in .Stein,

Ivisen und Holz keineswegs verdrängen wird,


schon deshalb lächt, weil zur Projectirang, Be-
rechnung und .Ausführung von Kisenbetonbauten
eine grosse Sachkennlniss und äusserst gewissen-
hafte ßeaufetchtigung der Arbeiten auf der Bau-
stelle gehören. Die Ausführung der Ki^i-nbcton-
consiructioiicu wird daher niemals <jenieingut K.iiniiiiuei in S<mlbAii)plon.

werden können und wird auch nur zuverlässigen


Firmen, die im Besitze ges( hulter Kräfte für Gebiete erschlossen, auf denen dasselbe bisher
Berechnung und Ausführung sind, übertragen nicht in Frage kam. {<ni*\

sM-rden können, da Fahrlässigkeiten bei letzterer,


die übrigens später kaum melir zu entdecken
sind, schon verhängnissvolle Folgen nach sich
Haltting und Pflege der Cloakenthiere.
ziehen kSnaen. Stellt doch die Baustelle ge-
V..11 Iii. AiiNAvnm Sokolowskv
wissermaassen eine Fabrik dar, in welcher die
Constructionslheile aus ihren Kohstoffen Cement, Die tiefststeheudc Säugerordnung der Cloaken-
Sand, Kies imd Eisen erst hergestellt werden. thiere oder Monofremala liefert nur in den Ver-

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786. Haltuno vhd Pflbgk der Cloakbnthibrb. 9»

tratwii {hiw einen GaUuog, den Amelsen^jelQ oft in FfiOe in den Badcentasdiea aofgeqpeichart
(EdUäna), für die Thierpflegp geeignete
Geschöpfe. fand. Derselbe hält es für wahrscheinlich, dass
Es ist auch den Ver-
bis jetzt nicht gelungen, der Mangel der Zähne bei diesem Thier auf die
treter der anderen Gattung, das Schnabelthier erwihnte Nahrung mrSckrafShren ist, da Zihne
viel zu brüchii; wären und sich rasch
AM». 99.
abnutzen würden, wenn das Thier
damit die barten Muschdsdialen
zermalmen würde. Fs leisten daher
die hornig - verdickten Kieferränder
u^leich bessere Dienate Uem.
Bei dem
Halten des Thieres in
der Gefangenschaft würde auf diese
Nahrung aber durcbans Rücksicht
genommen werden müssen. Viel-
leicht gelingt es auf diese Weise,
das interessante Geschöpf in Ge-
s.fc
fangenschaft lebend zu erhalten und
Ucbcrtaltwrhr in Ihrrcu, N. V. nach Europa zu führen. Weit
günstiger ste^t es in dieser Bezidnmg
(Oniithorkynchus), längere Zeit in Gefangenschalt mit dem Anieisenigel. Im Gegensatz zum Schnabel-
zu halten, oder überhaupt lebend in Europa ein- ihier ist dieser ein viel robusteres Geschöpf, dessen
aufübren. Nahrungsveriiältnisse für die Gefangenschaft weit
Bennett gelang es in Australien nur für günstiger liegen. Gerade in jüngster Zeit sind diese
kurze Zeit, einige Schnabelthierc in Gefangen- interessanten .Monotrcinen wiederholt nach Europa
schaft am Leböi zu erhalten. Er setzte die gekommen und in fast jedem zoologischen Garten
Thierc Morgens und Abends oder 2 Stunden i zu sehen. Obwohl
die .-\meisenigcl im all-
lang ins Wasser und warf feiuzcrslückeltes Fleisch gemeinen eine nächtliche I.ebenswci.se führen,
hinein, um sie an dn Enatafntter für die Reise sind siedennoch ihrer sonderbaren Bewegungen
nach Fiuropa zu trcwühncn. Sie starben aber halber ein ziemlich dankbares Schauobject für
schon nach wenigen Tagen. Aus Bennells einen zoologischen Garten. Sie liegen den Tag
Beobachtungen geht hervor, dass die Thierc nicht über meistens aufgerollt in schlafendem Zustande»
als eigentliche Nachtthicrc ::u >te!rachten sind, wandern aber dennoch hier unfi da auch am
sondern unregelmässig Tag und Aacht zu ihrer Tage umher und nehmen auch dann d;is Futter
Lebenswei.se benutzen, mit Vorliebe aUerdin^fs an. In der Kegel werden sie aber erst mit
des N iehls thäti<; sind. Sie ziehen entschiedi ti I^intritt der Dunkelheit liewcLdich In seiner
den kühlen, düstern Abend der Hitze und di in Freiheit sucht der Ameisenigei aut seinen nächt-
grellen Lichte des Mittags vor, benutzen aber lichen Streifzügen nach Würmern und Kerb-
häutii^' auch die Nacht zum Schlafen und laufen thieren aller Art, die er, wie Semon berichtet,
dann am l äge umher. mit seiner rüsscUörmig verlängerten
spitzen,
Aus Bennetts Erfahrungen ging aber her- Schnauze aus ihren Veratedten in Erdlöchcm,
vor, dass die Thiere, obwohl sie durch Körper- zwischen Steinen, unter morscher Rinde ruif-
bau und Schwimmfüs.se, sowie einen ICnien- stöbeit Seine Hauptuabr\mg bilden aber Ameisen,
Schnabel zum Wasseraufenthalt bestimmt ^ind, die er wie andere Amnsenfresser erbeutet, indem
dennoch einen längeren Aufenthalt unter Wasser
nicht verlragen. Die längste Zeit ihres Tauchens
betrug 7 Minuten 1 5 Secunden. Die Schwierig-
keit ihres Haltens liegt unstreitig weder in kli-
matischen Gründen noch in ungenügender Be-
fnodigung ihres Wasscrbcdürfniaaea, sondern viel-
mehr in der Art ihrer Nahrung und dem ihr
enLsprechenden Ersatzfutter. Sic nahreu sich
.-MX-
hauptsächlich von kleinen Wasserkerbthiercn und
Weichthieren. Die hiere gründein daher gern
1 ScakkMtaB aas EiMabMcMi.
zwischen den Wurzeln und untersten Blättern
der Wasserpflanzen und ziehen den Schlamm mit er seine lange Zunge in den .Ameisenhaufen
ihrem entenschnabclförmigen .'^eihapparat durch. I
steckt, bis <lieselbe von den bis.sitjin Insecten
Semon konnte vielfach am Burnett die Beob- j
bedeckt ist, und sie liatiii wieder .-clmell einzieht
achtung machen, dass die Hauptnahrung des j
In der Get.iiigi nsi hau benehmen sich die
Schnabelthiers aus einer harts» haiigen .Muschel, Echidncn ziemlich dumm und stumpfsinnig, es
Corbitula neptnntnsii Lmon, besteht, welche man I
dauert lange, bis sie sich einigermaas.sen an ihren
94 Pkometheus. M 786.
Pfleger gevSlmt haben. Die Thiere sind äusserst jüngster Zeh biufiger stattfindenden Import
furchtsam und kugeln sich bei der Berührung dieser interessanten Säuger steht es nicht
aus Angst zusammen. Bei der L uterbringung ausser Möglichkeit, dass die Geburt eines
derselben in eine geeignete Buhausnng mun von der Matter im Beatel getragenen Jungen
auf ihr ausserordentliches Klettervermögen in P'uropa von statten geht. Es wäre dies
Rücksicht genommen werden. Semon berichtet ein für die Beobachtung der Fachleute sehr
sehr anschaulich, wie die gefangenen Ameisen- zu begräasendes GreignisB. fn**l
igel des Nachts oft aus den schwierigsten Lagen
ihrer Gefangenschalt zu entkommen wussten. Die
beiden Exemplare,
welche ich selbst pflegte, AM», toi.

entanden es meister-
Mit >wci Abb3<lun(«n.
den MMcbandnht,
der sie von einem Die Hamburg-Ame-
NebenkSfig trennte, hin- rika-Linie wird im Früh-
auf zu klettern. jahr 1905 ein neues
Als firsatzfuttcr bot Schiff in Dienst steUeo,
idi meinen Pfleglingen weldies alle übrigen
einen Brei, bestehend Fahrzeuge der deut-
aus geschabtem Fleisch, schen Handelsmarine au
Aneiseneiem und Ki, Gföose bedeutend fibor-
welcher ihnen vortreff'- treffen wird. Es ist dies
lich mundete. Die der Doppelschrauben-
Thiere eiUdten fest Postdampfer Antriea,
ausschliesslich ge- der sich z. Z. bei
schabtes Fferdeflcisch, Harland & Wolff in
Belfastbn Bau be>
als Ab«eicln»g Kalb- findet«und folgende
oder Rindflebcih ge- Abmessungen erhält:
reidit Sie erwiesen Länge st* m. Breite
sich 1iei dieser Kost 22,55 'Jfi'J Tiefe vom
durchaus futterfest und Oberdeck iö,oo m,
zeigten sich sehr munter. vom obersten Auf-
Im Berliner Zoologi- baudeik 23,60 m.
schen Garten erhielten Der Raumgehalt um-
die Ameisentgel gdiadt- fasat S3500 Brutto-
tes mageres Hammel- Regi-stertons (—66575
fleisch. Am rationellsten cbm). während die
wird es entschieden sein, Wasserverdrängung
zeitweilig eine Ab- 34000 t betragen wird.
wechselung in der Der ganz .ui.s .Stahl
Nahrung zu bieten. Als erbaute Dampfer besitzt
Streu wurde ilmen zu- fünf durchlaufende
erst Sägemehl gereicht, Decks und Orlogdeck
doch stellte .sich bald sowie drei Auf baudecks
heraus, dass ihnen bei und ist zur Erreichung
ihrem Wühlen
der Vri:gl«icfaendc OanleUung iles Du|ip«lichriibi'Pnitiliiw|lhil der Unsinkbarkeit mit
im KOlaer Do«.
feine Mchlstaub
des durchlaufendem
Holzes Uau^ucken be- Doppelboden imd mit
reitete. Es erwies daher am besten,
sich zwölf wasserdichten, bis zum Oberdeck reichenden
als Streu Sm?] und als Lager Hon zu ver- Quenciiotten, nach \'i .i>i:hiift <iei S('el)erufs-
wenden. Ueber die Behandlung und Fütterung genossensdud^ versehen. Die beiden Schraubeu»
gefangener Ameisenigel giebt Haacke sehr maschinen werden zusammen etwa 16000 Pferde-
praktische Rath.schläge. Dieselben begründen stärken entwickeln tmd sollen dem Schiff eine durch-
sich auf ihre ausserordentliche Hungerfestigkeit von etwa 17 Kno-
schnittliche Fahrgeschwindiglceit
und Gewohnheit, mit der Nahrung grosse ten in der Stunde geben. Ammea
wird nach
Die
Mengen Sand, Holzmulm u. s. w. zu sich zu ihrer Vollendung in den Hambtu-g-New Yorker
nehmen. Heck schlägt vor, für den Transport Dienst eingestellt werden tmd dient zur Beför-
der Thiere die Zeit des Winter- oder viel» derung von Fraditen wie vtHi Fassagieren. Die
mehr Sommersdüafes aoszunutzen. Bei dem in Einrichtungen für letztere können etwa $70
M 7b6. ZwBt NEUE DBUTSCHB SbBDAUI'FER. — RuNDSCHAO. 93

Reisenden crstm» 500


in der der ziretten, m Restaurant Ritz ihre Verpflegung selbst zu
280 in der dritten Cajute und ausserdem noch bestreiten. Bvcmwalo.
etwa 2300 Zwischendeckern Unterkunft gewähren.
Ausser dieser grOSMO Passagierzahl ist das Schiff
noch in der läge, eine Ladung von etwa 14000
XU befördern. Selbstverständlidi werden iSmmt-
RUNDSCHAU.
(><»cWr>5Ck vptbolcn.)
lidieSklierbeitsvorkehnugen, wie sie das deutsche
Unter den vielen bObodien Spielen, mit welchen uoa
und amerikanische Gesetz Toncfardbt, in um-
(las sportfreudige England im I^ufc der Zeit b^läckt hat,
fassender Weise getroffen werden. Die äussere
giebt es aucb does, welch« nuo tcboo aus der Mode
Erscheinung der America ist BUS Abbildung i o i 7.u kommen und hslb »cnj e Mcu nl, Chiqaet In meiner
ersehen, welche den Dampfer im Vergleich zum Welt es mit Leidenschaft.
Dom
Kölner ju'wu* darstellt,
a-wv»>v> »»•«»-••M während ^ Ablaldnog
•••»«•''"»•e loz
•'>'- 1
Jugend aiMT alle spielte
Damals war Lawn Tennis noch nicht erfunden, oder,
einen Querschnitt durch die Mitte desselben» j
richtii^ gM>gt« Bock »i^t wieder erfimdcn. denn cn
vor das Hamburger Ver-
waltungsgebäude der Rhe- am. ««j.

derei gestellt, zeigt.


Ein zweites Schiff ist
Ton derselben Gesellschaft
im Mai 1904 beim Stettiner
Vulcan in Auftrag gegeben
worden, tmd dieses wird
an Grösse die eben be-
schiiebene A$iuma noch um
ein BetrichtHches über-
treffen. Die Abmessungen
dieses zweiten, vorläufig
noch namenlosen Dampfers
sind: z 1 6,4.0 in lang, 22,86 m
breit und 16,40 m tief, bei
einem RamniiÄalt von etwa
25000 Brutto- Kegistcrtons
{= 70800 cbm) und
34920 t Deplacement An
Reisenden soll derselbe
1200 in den Cajüten und
2388 im Zwisdiendedc atif-
nehmen, neben einer Lade-
fähigkeit für Güter von
14500 t. Auch dieses
SehifT Doppci-
will! .ils

schraubeodampler gebaut Quencbortt durch die Mitte de» Uoppelfüiraubcii-lVMldampicrt America vor dai liaisbiuycr

ottd eiltält im Gegensatz


nt den ebenfalls gegen-
wärtig im i3au beündUchen Rieseudampfem der iiit cigcatlich nur eine unter dem Einfkaa des canadischcn

Cunard -Linie nidit Turbinen, sondern nach bis- Lacrone entftundine Modification des uralten Tennis Ball-

herii^er ebenso wie die Americti, Kolben-


.\rt,
apidea, mit dem sich schon die Ritter im Mittelalter die
Zeit SU vertreiben pflegten.
Dainpünaschincu. Die Durchschnittsgeschwindig-
El ist kein WuixitT, li.^^ Cri><|uet aoa der Mode ge-
keit wild anch hier 17 Knoten betragen. Die kommen isi. iltTin Tennis ist sicherlich ein viel schöneres
.\blieferung des Schiffes soll im Frühjahr 1906 ur;d ( Ic^.iiitLjcs
Spiel. Immcihin dürfte es unter meinen
erfolgen. Leaem noch einige geilen, weldie atidi Croqnct mit
d<^ich

Auf beiden beschriebenen Fahrzeugen wird Vergnügen gespielt haben. Diese weiden sieh erimem,
zum ersten Mnle eine Neuerung im V'er- das» (J''r tiipfcl des VorKnügcns bei diesem harmlosen

pilegUDgswesen eingerichtet werden. >;eben den Spiel darin bestand, nicht nur den ei^^ncn llokbaU
mittels eines geschickten Hanuneiadihiges durch den
auf den deutschen grossen Passagierschiffen
richtigen Keifen sa treiben, sondern wo mOglich aodt
fiblidien Salon.s erh.-ilten dieselben nämlich noch
gleidizeit^ andi den Ball des Gegnern in treffta.
ein besonderes Restaurant, das unter Leitimg
(itl.ing (üo .1(1 h.ittc man
. Kciht, den };q;Tirri-schen
der Direction des Hotel Kitz in Paris stehen ßali neben den eigenen zu stellen, su dit&s beide sich be-
wirtl, so dass es im Belieben der ( "ajütspxssagiore
rührten, den eigenen Ball zu seueo
die Fuifispitze auf
bleibt, ob sie ihre Fahrkarten einschliesslich und nun diesem einen hartes Sdtlag mit den Hammer
Beköstigung lösen wollen oder es vorziehen, im au geben. Dann sauste der fremde Ball in weite Ferne
94 Prometheus.

unil dvj f'if^nc! liutto längere Zeil damit «u thiir. , ihn


^
Zufall, wenn die kinetische G">5thforic die MolecQle der
wietä« vuä üca Keilt;!) zu bringen, den er zu pas&iitn Gase als Bälle betraclilcc, welche im Räume
elastische
hatte. Atifänger im Croqiielspiel pflegten zu glauben, umherfliegen imd die Krifte, von denen sie beseelt sind,
da» dieaein Manöver ri«! daiwif ankamme, den
bei ausunschen, wenn sie auf einander prallen. Nur wenn wir
dienen Ball ao tocker mit dem FVuae cu halten, daai er uns des Spieles solcher eiastisdien BUIe auf dem BiOard-
unter demselben doch noch mit ziemlicher Kraf; t;!>,'!'n tiyt-ti'j ihIct iü dem el.en bcschricbcntf hysikalischen 11
|

den fremden Ball fliegen konnte. Aber bald wu.-dti! sk- A|>iiajat erinnern, kftnnun wir uns tme V'clrslcl^ang machen
j

eines Besseren belehrt. Kur wenn man so (est auf den von dem was in dfi Miissc eines Gases vor sich geben
eigenen fiall tritt, da» er «ich bei dem auf ihn geftUinea muas, dsfflit die Wirliuugeu zu Stande konunen, welche
Hiawemdihg gar siebt bewc^gt» gdiagt <•, des fmiidcn vrlr zu beahndi ten gewohnt shid.
Ball ordentlich in Schnrung cu bringen. Wie |>eht das /u? Es giebt eint nützliche und immer noch recht ver-
Die Erklüning giebt uns ein anderes Sptel, das Billard, breitete Einrichtung, an die hier erinnert werden mag, das
llü r I-. /itimt es mitunter %'or, dass i ßällc dicht an ist der I
iicuiiKii IM i.o 1 wird in den
Ip-usii l! j^ripl). I>ersell>e
eioaudcr stehen, so dass sie sich berühren. Stäost man verschicdcntien l-'ormen gefertigt imd würde noch viel ver-
nun den Spielball
dieter bentthbMten BAlle, wo pflegt dieser lidi
mit voller "Wucht gBfgo» den einen
gptr nicht
breiteter tebl, als «r es ist, wenn nidM meisten Zwedw,
denen er dient, »ich noch bequemer durch Anwendung der
^
an rflhren, wohl aber der hinter dun itehende von
flfejjt Elektrieitit erreichen liesacn. Aber wShrend jede elelrtriache
il.itiiirii ;ils u 'Ir" CT
. worden. Das Elfenbein,
);i-;ri iffcri Klingelleitung StH 111 \<ilMiuiit, ist der Betrieb fin'-u-

aus welchem die Biilardbülic bestehen, ist eben ein nahezu matischer Hnustelegrnphvu ^uiiig kostenlos. Dieselben l>e-

vollkommen clastiüchcr Ki'irpcr. Als solcher giebt es den stehen bekanntlich aus Rohr-
bleiernen oder zinnernen
StMs. den ei auf der einen Seite empfangen bat, mit ieilimgen von fibenaachend geringem Duidmiesaer. Da,
graaser Treoe anf der anderen «ieder ab. Da nun die wo bei dektritahen Hanstelegrapben die Diuckknapfc
Br<l!f i'li ich ijross sind und somit j;lt:cli.- M.i.^ise haben, sitzen, sind kleine Giirr-.inil allf. Fin Druck auf dieselben
so weiiuet der Ball durch dos Alj^tuiiscn seines Nachbarn setzt d.ns Läutewerk in Bewe^ng oder macht einen Ein-
genau so viel Kraft auf, als ihm mitgetheik vurde, CS stich in das Zifferblatt einer Wfichler^titroluhr . kurz er
bleibt ihm somit keine Knft ftbr^g, um licfa selbst ia wiiitt auf sehr erfacbiiche Entfenmngsa mit fast deraeilMii
Bewegnng zu setzen. Piadsion, wie es der eidttrische Sttom thut
n.i'- Alir rr.hü!/ aus welchem die Cro<}uetbane gc-
, I I-äiic ^,ci!clic ;iiif-u-viatis(ln Leitf.rig ist li^s gfriaiu-
drc.:lisck sind, iät nicht vollkommen elastisch. Aber Spietj(;ll>iid di-s o;>-eti l..""scliiii;beiicii l'einieLtpp>iritt«s nut
j

ist elastisch genug, um einen .luf der einen Seite den Elfenbeinkugeln. Man darf sich nicht vorstellen, daSS
empfangen bloss auf der anderen wieder abnigeben. die Luft in einer denrtigea Leitung sich Ijewcgt. Dann
Daher kann nach der mit dem Fuaae ganz fest gehaltene würde sie weit hmgsamer wirken. Denn die Luft ist zäh-
Ball dennoch den ihn berührenden Boll mit grosser Kraft flüssig und würde nicht nur langerf T^fit, srntj.rr. Mich
fortschlendem , wenn er auf der entgegengesetzten Seite einen ziemlichen Kraftaufwand verlai;^;^.:s, uiu durch eine
Aber
j

eini-n scli-iifrn Schl.ii; (^th.iU. I':c H.iii| its.ichc ist, diiss .


so enge Rohrleitung hindurchgepresst zu werden.
nun dem Hammer auch wirklich den unter dem
mit |
sie ist vollkommen elastisch und ein Stoss, den ein ein-
Fuss« liegend» Bdl trifft und iddit etwa den Fuss selbst. geschlossenes Gasvolumen jui einer Stelle erhält, pflmit
Dean das menadüidie HBhttsmug» ist weniger durch voU^ sich mit derselben unfassiwren Schneliigimit «on kloiccfil
kmunene Elattidtat. als durch hohe Sehmercempffaidtidikeft zu MolecOl bis ans andere Ende des Ramnes fort, wie «s
ausgezeichnet. in jenem Aiv.uir.a fni den Elfcnbeinkugeln der Kall ist-

Die Pr&:ision, mit welcher StO«se in elastischen Medien Ich habe s«.hou die Bemerkung gehört, eine pneu-
akh ünirqiflsiizen, wird in rdiender Weise illustrirt durch mati-vche Hausglocke beruhe auf demselben Princip und
cinca Apfiant, den umm nittinter in gut doiirtnn physi- sei im Kleinen eigentlich dasselbe, wie die Rohipa«t.
kalischen Oibinetten anmtreffrn pflegt. 'Er besteht ans Bas ist grundfidsdk Bei der Rohrpost wird die Luft
einem htSlzernen üesto'!, i:: sirlihrm r>n /ucl schwarz- lliatsri. tilit h i!;iicti dio K"i!i>rn hindun h ^ptriclicr.. \\'n^
seidenen Kaden eine i;
ir.zc KtLhe von gi«iciigtu»s«ri Kiien* j;ri.ss dii- d.i^u eifi»riicrln:lje Kraü ist, erkennt man, wenn
beinkugeln aufgoli mgi im , so dass jede derselben ihre iii.\n diu starken Maschinen sieht, welche zum Betriebe
beiden eben berührt
Nachbarinnen Offenbar ist jede der Rohrpociaulagen erforderlich sind. loi poeoaWtisdMB
dkser Kugeln dss nur in einer Ebene
ein Pendd, HmsteleiiRpfaen. den pneumatisdiea HomentversdUtaen
schwingen man nun die r-is'f: (1;.spi
kann. Bewegt |
für und älmliulioti Eifiricluungen
;illi>ti:j;t i|i}usclii' .\]>p.if.iti-

Kugeln vorsichtig zur Seite und lässl sie d<ui:i ftci und um lül' KhuLiciiät einer ruhenden Lulnnasse be-
zuritckfallcn, so bleibt die ganze Kugelreihe vollkummen ansprucht und dazu sind ausssBOcdentüch gstings Kilfte
rabig, nur die letzte Kugel schwingt aus und volUflhrt Schorn iiinreidiend.
die zweite Hllfte der Penddschwhigang. zu der eigcntlidi Von dem XJalendiiede beider Frindpiea giebt eise
die noch verpflichtet K<*wf?en wi^ie. Füllt .sie dann
erste andere, ebenfalls sehr veibrdtete ElnrichttmgRoidienschaft.
zurück, so wird die Bewegung mit der gleichen PrSdsioii Es ist dies das Sprachrohr. Auch in ihn wird, wenn
wieder von der ersten Kugel aufgenommen. Kurz, die man hindurchsprirlu, nur die Elastidtü: der I.ult Ijcar.spnic ht,
durch etwa ein Dutsend Kvgeln itumlich von etnaoder ge- indem sie in Schwingungen versetzt wird. Daher macht
treaeten Endicugeln benehmen sidi, als wenn sie beide das Spteehiea durch ein soidies Rohr gar kehie Schwierig-
zusammen ein einziges Fendd wlren, und .ille zwischen keiten. Aber es giebt Spraduohre, welche «un Zwecke
ihnen befindlichen thim so, .ils wenn die ganze Saclie sie des .\nnifes eine Pfeife an einem Ende haben, so dnss
gar iiiciits anL'ir^ij. In Wirklithk'.il .ilur bir d sie eifrig man vom ariii' ron Kralr hindurihlilascn mi:ss. um dieselbe
bcschiUtigt, mit ungeheurer Schnelligkeit die Siösse der in Bewegung »u m i/i n Wer ilaj* ciiiUj;il versucht hat,
«titen Kttgel saf die letzte m äberoagco und nmgeltdirt. der weiss, wie sehr man seine Lungen anstrengen muas,
An dieses sk&lhaitt Wliken der Eisstidtftt wird man um dem veriiflitnissmässig weiten Rohr vor»
die Luft in
cft erinnert, wenn naa dK Verhalten der Gnac faeobadttet, wäm zu treiben. Setzt man aber die Pfeife vom an das
weiche ja toA vulftommcn elastisch idnd. Ei ist kein Rohr, so madtt es gar keine Schwierigkeit, sie aw snhismen
ROMDSCHAO. 95

und ihr schriller Ton wird durch die Schwingungen der in i Katutbetrachtung, dass Alles mit einander in Veildndung
dem Rohre eingMclilossenen KuftsSulc doch so sicher fort- |
steht und Eines auf das Andere beziehbar oder zurück-
gpleitet, das» m.in den Pfiff auch noch in ril.cljiichcr Ent- fuhrli.i: isL lind in der Vielheit und M.inriitlililti;;krit der

toiUBg von der Mfinduqg de* Rohre« zu hSren verroag. Erscheinungen, die sich um uns abspielen, enthüllt sich bei
Xbne M
in einem HmustjdeEnphen, wie er oben be- nlkerar Betrachtung immer wieder die eherne Einheitlidi-
schrieben wurde, darauf an, die in der Rohrleitung ein- heii der «u Grunde liegenden Gceetx»!
geschlossene Luft vorwärts »u bewegen, so würde man die Otto X. Witv, 191^4]

Röhren viel besser als mit T.uft mU \V..ssit f.illcti. Denn


dicMB iai ful uDelMliadi und daher in der Uebennigung
von KriftewirkaBgen weit treuer ab die Lnft Domi aber Zugang zu hoch gelegenen Brucken. In den
würde man sehen, wie gross die Kraft ist, die erfordert Füllen, wo Brücken in grAtserer Höhenlage ds das Terrain
wird, um die Reibung im Inneren der Rohre tu über- es ergeben würde, über Flüsse, Strassen ti. B. \v. geführt
winden. Das lleriuuufcn eines Dunstlxifn tum Oeffnen werden »ollen, sind liek.umuii h .\rit:d)iT..mi"'n nutlii^, die.

der HauathOr würde dann mehr Kraft beanspruchen, als wenn die Höhenlage eine bedeutendere ist, «la« betriebt-

die gefordene DienstMrtUac adlML liehe Llnge bekooimen mfissten nnd daher für den atarigen
Die Analogie im Verhalten der unsiditbaren Gaa- Verkehr ein sehr fahlbares und Haang^aehmca Hiodcndaa
n»olevüle und demjenigen sichtbarer elastischer Kugeln ist sind, wie dies zum Beispiel bei der HBngebiUcke zwischen
Hl-. iK't.int wurden. AVenijjrr iilflich ist e*, d-iranT .Xi'u- und Biiiolilv:', sc':;i eni[ifunden wird. Bei —
binzuweisea, daaa ea noch andere Erscheinungen giebt, der Brücke nun, die den Missisippi l>ci Hastiiigs im
bei weldie» ums äwaialb m
du oben beschricl)ene Staate Minnesota in eine Höhe von etwa 23 fiber m
complexe Pendel aus Elfenlicinki^eln erinnot tintd« dem Waaaarspiegel Obcfbröckt, hat man, aad> dem
gleidi hier von der Elaalidtäi der Materie gar iiicfat mdir Sa'entiyU: Amfrrtmt, die lange Anfahrrampe dadtirch ver>
die Rede sei« kann. Ea mM
dks die Voq^tac* bei der mieden, d.iss m.in d e .\ni:dir.sLrixke iiicht, wie sonst

Etckiroiyse. üblich, in gerader Linie luhrte, sondern in einer Spirale,


Sdt dm hundert Jahren kennen wir die ElektroU-se. so dass der Zug die Hfihe nicht auf einer gewfihnlichen
Wir wissen, dais Wasser,wddicn dnzch fMi|Beie Zositte achiefoi Ebene, sondm Dcnitige
ia ciaer Spirale nionnt,
far den Strom leitend gvmadit wor^ tat, zerl^ wird Anordnungen, die fttr offene Bahnitrscken und Zwecbe,
und daSS der d.il>ei fnlfiteliendc S.^ucrstnff sich am iii)sil:M.'ii, u IC den M irlie'^enden, bisher noch nicht in Anwendung
der Wasserstoff am negativen Pol entwickelt. Der Strrnn kamen, haben Uire VorliUifer in den spiralförmigen
Bniaa dindi das Wasaw hindurch gehen, die Pole müssen Tonneln, dk In FlUen, wo bei zu kurzer geradiiuiger
daher von einander getrant nein nnd die tSnmUdie Ent- Distanz eine grOasere HOh« au ersteigen ist. schon mehr'
fernung zwischen Ihnen kann sogar sehr groa sein. fach ausgeführt sind.
W'cp.r: m.in !-ich nun den \'' irj^.ing bei der Elektrolyse Die Siiira'rairi]>c der HasliDg^'oriiclic !iat eine Slcipiag
vorzusiciien sucht, so begreift tiMin nicht, wie es mißlich von 10 zu 1000 und einen Krunmiungstiaibincsücr von
ist, dass die Zerfollproducte des zersetzten Wassers 400 Metern. Sie ist ganz in Eisenfachwerk ausgeführt.
».«.lü-ii mit TOB einander entfernt crachaiMn k<^en. Der Verkehr wird duich sie wenig baehitiAchti|p, der
Das Wasser besteht aas MoteeOlen. Wenn idt em solches beabsichtigte Zwadi hl also erreicht. Ueber jedenfidk ^
Moiccül zericisse, so müsse:; siin<- Prachstücke sich lu- rucbt iinbedealeadea Kosten finden sich leider keine
zklchstbeisammen und da befinden, wo im Augenbücke .tVngabcn. Fkiiz Kaiiti, i'uis. C9j<>J}
TOthnr oodi dac intaiele Molecfll war. Das und daa allein
endeint Tcnranftgeniiaa. Aber der tfaalddilidie Vorgang, m
wie er vor unseren Augen sich abaplelt, enlipridM dem
r::<ht. D.vs hM lahr^ehntc Lin^ ein gKtttt DilettlIXka der Abänderungen im Gessr.gc bei Sperlingsvögeln.
Physiker und Chemiker gebildet. Eine bemerfcenswcnbe \'crändcrung des Gcsungca beob-
Die SMinng des Vorgang hat tun arhlifsalirit die achtete W. E. D. Scott in Gcaange einiger rathbrtatlgen
aogenaimte lonentheorie gegeben. Sie lehrt uns, da» von |
Kindtfinken fZamelaiia LuJöt'i'cianaj, die im Alter von
den an dem einen Pol zerrissenen Wossennolecülen der I vier Tagen vou dem elterlichen Xeste genommen waren.
eine Besi:indtheil molttul tre Form aniiimmi und entweicht, '

Die Thicrc entwickelten sicli. Dhwuh! künstlich aiilgezd^cn,


der andere aber infolge seiner Beladung mit elektiischer > v^Uig normal, so dass sie am Ende des Winters von
Ecveigie bcaachbaite Waasermolecflle aeraetst und somit I wilden Exemplaren Inaaeriidi ahsohit aidlit an anter-
•Hfn Kcoe Wasser bildet. So geht es fort, bis achliraiHch ;
scheiden waren- Gegen Mitte de?; Februar bekundeten
der andre Pol erreicht ist, wo ihm die ap')ui%'.ilente die Münnchcn, die Scott aufgc^sutioi halte, die ersie
Menge andn-n WV.ss»
i''-^ r':]i-.f if.dili''ll-< in mulecularer Neigung zum Singen. Etwa zehn Tage lang brachten üc
Form entbunden wird. AUo genau wie bei jenem System freilich zunächst nur dürftige Laute hen-or. Spiter aber
elfenbeinerner Kugeln wird der empfangene Stosa fort, trugen sie eine zusammenhXngende Strophe vor, die in
während wciieigepflanzt, bis er schliesslich in erheblidicr ihren melodischen, sanft klagenden Tßnen im allgemeinen
rflumlicher Entfenrangzum sichtbaren Ausdruck kommt- mit dem Oesange der wilden Kirschfinken übereinstimmte,
Wie l>ei <lei Kirkel: t.ffirdct 'iiili die .'«i5<.ljen den D.ati' 1m.ii .iLier zeigton sich von der normalen Weise auch
beiden getrennten Orten der Activität Upende Materie bedeutende Abweichungen: so besass der Gesang der
aar scheinbar in trflger Ruhe. In Wirklichkeit ist sie der kflnsüidi aufgezogenen Vflgel einmal nicht den Umfang
Tiiger de» gsnioi PmceM Ci aber ein Tiager, der durch
, wie bei ihren wilden Artgenossen, ondererscita wurde
die ideal votlhonunctM Wiedereilaiigiing seines Gleicb- ihre Strophe nicht so pißtzlich .i1>j>chrn<*hen. Ihre T5ne
^ewii hirs den Eindnck erwedct, als id er nie in Thati^ waren tief und fli>(er.'ihnlich und giiclien et\i 1 dem r,,-.

keit getreten. sänge, wie ihn die Drosseln auf ihren /ügcn im Spät-
Sa aind wir vetn Croquetspid nnd Billard und aber atnnnier erschallen lassen. Zahlreichen Beiuehern wnnten
den piUBiu aliiJim Hauaidegiaphca aar Elekirolyae und die gefangenen Kirscbfinken vorgeführt; aber .lUe yct-
I«(Wiitheorie gikaanncn. Da« itt das Fasdnirendc In der sicherten, dass sie die Thiere, wenn ste bloss deren (ic-
96 PkOMETHECS- — BÜCHERSCHAU. M 786.

satlß g<-i:"n hrilt'-ii. niemals für Kirsdlfinken prVi.Jtcr. '.verthige Oualität des bayerischen (icurichsrs ist offenbar
iinl>en würden. Ein /weites Rci»piel betrifft eine Wiesen- .^^ch die l"rs,iche df>» Rückganges ili^i ilottijjrn Woiacuitur
Icrcbc (Sturnelta magna). Das Thier wnr mit rifligen gewesen. .\t>geseheti von »ndereti Hebensächlichen Factoren
Schwwzdnneln tUMiiiiiiien in demseiben KAfig c«iigfi|wnt. muaale die seit dem
14. Jahrhundert immer suneimiende
Einer der LenehcovlSgel tuhm daM den Gesang der Einruhr besserer Ficmdweine die heimlsdie Praductiott
Dr'SHfln in ^nlcher Weise an. dass Ar' P.rnlmrhtcr i.^nge schliesslich lahm legen. Man konnte iinnnichr auf (!cn
Zeit hindurch gUuhtc, er h<-re eine dti Am^ln singen, beimischen Wein, d«*s*en man vorher iiniei juwieieiu /sjiu
w.ihrend es in Wirklichkeit eine der Lerchen war. Der kirchlichen (. ImihIi r uht halte entbehren k4^nncn, ver-
Uaiencbied bestaad mir darin, das» die Lerche innner zichten. Gleichzeitig machte die überall sich erbebende
nur einen Tact imn Vortnig brachte, der at» fOnf bn BietprednctiMi aus Bayero mit der Zeit das heutige Bkr-
Mrchs hng ausRcroßcncn Noten sich /u*.immensetzie. E* land. Heute den b,-iyerischen Wi inb.iii wieder l>eleben zu
Kfht aus diesen bcoUtchlungCQ hervor, Aiss &ith der Ge- wollen, wiire ein verfehltes Beginticu, «Ja das dortige Klima
sang der \'t'>ge| uBCer abgelndeMMl Lebensbedingungen mit seinen Nachtfrösten im Mai und si imr tu wenig
ündein kann. fSeieme.J [9397]
warmen Heriwtwitterung nienuls einen für den beutigen
« « Wir
• Gcachmecfc brauchbaren Wein erzeugen kann. be-
richten das Vorstehende nadi einen Aulaatt von J. Re i n d I

Der RQckgang der Weincultur in Sttdbayem. Da&s aus dem GUbus. {<iH*l
Ibyem. d.-i» tli-^ -uae Ijind d< r liii-rl > rcitung, vor Zeiten
ein Weii^ebict gewesen ist, darauf uei^o noch heule die
Namen aablloscr ürtidiKftcn und Anheben, sowie die Ge» Preis der Kriegaacbifle. Na^ einer Notis in der
wohnheit der Landleute, an Ihren Hluseni dam G«ranke Londoner ünitt4 Strt ur üazrtte ist der Preis der Kriegs-
des Weinitocfces ein Plätzchen m
bieten, mit Toller Deut- schiffe in den leisten 10 Jahren bedeatend gestiegen und
lichkeit hm. Sicher waren es die Römer, du /iir:si .It:^ zwar wird für Scbbchtschiffc heute 22 bis 25 Pfund
Weinbau nach Bayern verpflanzt hjd>en. tind OrtÄchaftcn, Sterling pro Tonne mehr gezahlt, das sind 30 bis jt; Procent,
wie Ober«WiaMr, ÜBier-Winzer. Kclheim-Wlmer, Hoch- und für Kreuzer nocb mehr, )ui;nlich 40 bis Proceot.
Wioser u. i. w. dhrltcn auf rOmisdien Ursprung zuruck- Im Jahre 1891—92 kostete der Royal Svvertigft
snfOhreo idn. Die Stltime der Vfilkertnuiderung n)<<gen pro Tonne i>^ Pfand 10 sh; der heute erbaute King
ftdUdl diese Culturcn zum gro»sf-p. l ln ilp wieder vernichtet Ethf'trd VJl. kostet ?9 Pfund pro Tonne.
haben, doch hat der W'einstock im Schutze der Klöster Frankreich zahlte 1891 jiro Tonne 9,11 Pfund 4 sh
wohl immer ein, wenn auch bescheidene«, Dasein gefristet. und heute für die I'atrir \\2 Pfund 19 sh.
Einen besonderen Aufichwung konnte der Weinbau erst Die Kosten für die deutschen Sddaditaehiffe sind
aadi der vOUIgen Niederwerfwig der Ungarn nelmen, 10 von 66 Pfund pro Tonne im Jahre 190T nuf 90 Pfund
dass er etwa vom V~
'f^- Jahrhur-flrrt
1 ui bester Blüthc heute gPstlt-j.'f T.

stand, bis dann der dtelssigjährige Krieg der Herrlichkeit Die jussi,-«.hen Schlachtschiffe kosten he>»te luo Ptund
ein Ende mit Schrecken bereitete. H.-iuptmittel]>unkt des pro Tonne gegenüber 75 Pfnnd vor 10 Jahren.
hayeritchen Weinbaue* im Mittelalter war K^nsbuig, Die Vereinigten Staaten sahien für ilue im Bau be-
wo mm noch fan Jahre 1 $04 4» 'Weinberge sahhe. Neben griffenen Schiffe 97 Pfund pro Tonne gegen 73 Ftnnd
dieser Stadt kommen ntKh in P.cf ichr il"<^ n-t«- P n ai- irr Trthre 1901.
stauf, Tegernheim, Schiinbelwaid u. a. in. Suga: 1' E.-.glan<ls gepanzerter Kreuzer Australia, der im
besxss auf dem linken Donauufer eine Anzahl von Wein- Jahre 188(1 gebaut wurde, kostete bo Pfund pro Tonne;
berigen. Den Räd^gang un Weinbau des Dooaugebietes der heute gebaute Dut «f EäitAurgk kommt auf
venansdundicfat die nachstehende Tabelle: %l Pfund 10 sh zu stehen.
Ftankrcidi aahhe für den im Jahre 189Ü erbauten
Zahl der vorhandenen \ Ertrag pro Tagewerk Kteuaer Dvpuy-Ht-T-fme 55 Pfund pro Tonne, während
Jahr
Tagewerke in Eimern der Kennn hfu!- -i'. I'l jml lic^lrl.
Die in C)»t.-uiien engugirten letzt gebauten russischen
'«39 5»9 0.6 Kicoaer kosten mehr als 100 Pfund pro Tonne, wibrend
• »53 40S 3-4 die vor 10 Jahren gebauten Kreuxer des BaltiKlien Ge-
iJi<»3
m
300 1 1.0
sckwaden fir 67 Pfand hcrgortellt wurden.
FmiTX Kavti. VMi, f93f»0

Ganz ähnlich haben sich auch die Vethältnisse im I&ar-


Xhale abgespielt. AiKb hier stand während des Mittel-
alters
dies
der Weinbau in ziemliclier Blflthe, namendich gilt
von der Uin'^-»»ln:n}; v n I.-ir.dshut. T)i rt wurde j.l
BÜCHERSCHAU.
bekanntlich im jabrc ij-i-f ü.u btjuhmn; „L^indshuter Eingegangene Neuigkeiten.
Kass" gebaut, das 1300 Kimer fosste und nur von dem
Heidelberger Fass abertroffen wurde. Indessen ist auch
lAwinbrUciii» nwy i w lm m bvliUt «ch die Rid t ction m.)
hier ebenso wie Im Oouui'Thale der Werabau bb auf Beckenhaupt, C. Dk Urkraft im Raäium und die
gans dflrftige Reste verschwunden. Das Gleiche gilt end- Sil hlhttrteit lier Kraftzu^ländt. gr. 8". (40 S.)
lich audi von dem übrigen Sildbayern, wo untei anderem Heidelberg, <,ail Winter's l Tniversit.ltsbuchhandlung.
in der Gegend \<>ii Schlienee<, Tegnuee, am Chiemsee u.8.w. Oppel, Dr. Alwin. Xnlur unä Arbrit. IJni- :illi;e-

ffae Kebe cttltivirt wurden ist. roeinc Wirticbafukunde. I. Ted. Xjol.. fi Mit
ficsOBden gut ist abrigens der Bayerw-ein niemals ge- 99 Abbildungen im Test, 13 Karlenbeilagen und
wesen; heilst e» doch von Bayern an einer Stelle: ,,0 glück- ^ Tafeln in Sdranredmck. (XIT., 3; 2.) I^ipzig und
Hcbcs Land, wo der Essig, der anderswo mit grosser Mühe Wien, BiUlographisches Institut. Preis geb. 10 M.
bereilet wctden mnss, von selbst wlchsf*. Diese minder'

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ILLL'STUIUTE WOCU tlNSCHUI FT ÜREU DIE FOUTSCHKITTR
IN GEWEUBE, INDUSTRIE UND WISSENSCHAFT,
herausgegeben von
Durch alle Buchbam!- ^ ,
..ertclW
Untr. ,,„d
.
ta briirnrn.
P.>«.n,UU,«
. ,
D R. OTTO N. WITT. Pr...
4 M&rk«

Verlag von Rudolf Mücken berger, Berlin,


0<Vrnbors*traM« 7.

JVo 787. Mh lictiruk III im likiit iitiir ZwUehrift itt nttiitiL Jahrg. XVI. 1904.

QroBse Fisohsterben and ihre Ursachen. erschreckliches Ende wii ihschafllich keinen Nach-
theil bedeutet. Es gewährt übrigens einen
V.m Oc. Waltiur SciiokMc ii^n.
hübschen Anblick, wenn in dem letzten Restchen
Mit vicriebii AbbiMuogcii.
einer austrocknenden Pfütze Tausende der zier-
1. lichen Fischchen mit ihren silberglänzenden
Der vergangene Sommer, der sich durch Leibern umherw'immeln und nach Luft schnappen.
seine so ausserordentliche Trockenheit aus- Unsere Abbildung 103 giebt eine Vorstellung
zeichnete, hat unserer heimischen Fischzucht eines solchen Schauspieles. Die dargestellte
vielerorts tiefe Wunden geschlagen. So ver- Scene, die an dem Phelps-See, einem im
melden die Tageszeitungen z. B. aus .Schlesien, Stromgebiet des Illinois- River belegenen Wasser-
dass dort durch die vollständige oder theilweise becken, aufgenommen worden ist, zeigt ein Ge-
Austrocknung zahlreicher Gewäs.ser. namentlich der wä.S8er, an dessen Rande die Fischleichen als
kleineren Bachläufe und Lachen, eine Unmenge wci.sse Spindeln erscheinen.
von Fischen und Fischbrut veruichlet worden In Gegenden, wo das Austrocknen der Ge-
LsL An manchen trocken gelegten Stellen sollen wässer zu manchen Jahreszeiten die Regel ist,
viele Tausende von todten Püschen umhergelegen giebt es übrigens Fischformen, die zeitweilig
haben, ein leckeres Mahl für Krähen und .Störche. auch ohne Wasser zu e.xisliren vermögen. Aus
Ganz besonders gelitten hat aber die Forellen- unserer heimischen Fauna ist hier der Schlamm-
zucht da diese häudg vollkommen auf jene
, beisser (Cobitis foistlis) zu nennen, der, durcli
kleinen Wasserläufe angewiesen ist, die bei Eingehen seines Wohngewässers auf das Trockene
eintretendem Wassermangel naturgemäss zuerst gesetzt, sich in den Schlamm zurückzieht. Dort
austrocknen. kann er mehrere Monate lang, ohne Schaden
Dass kleine Wasserlachen gänzlich eingehen, ist zu nehmen, aushalten. In Gegenden, wo diese
eine Beobachtung, die man fast in jedem .Sommer Fische häufig sind, treibt man dann oft die
anstellen kann. Fast immer bedeutet das .Aus- Sciiweine über den zu läge liegenden Schlamm,
trocknen eber derartigen Pfütze den Untergang die dann ein leckeres Frühstück an den Thieren
der gesammten Bewohnerschaft aus dem Fisch- fmden. .\us tropischen Gegenden sind mehr-
reiche; gewöhnlich handelt e.s sich aber dabei täi h I roi kenschiäfer aus der Classe dieser Fische

lediglich um unbrauchbare .*>tichlinye, deren bekannt gewordi-n, .so der in Ostindien heintische
16. Mnvember 7
98 Prometheus. M 787.

gemeioe Ktetterfisdi fAnabas der sich scanJens). Panzerwels des Amazoncnstromgcbictes, der
nach dem Versiepen seinrs (Icuässers, mit der „Tamboata" (Giüif-hthys li//i>ni/isl, der schaaren-
Schnauze voran, al.vtiald in den Schlamm eingräbt weiseWanderungen über Land bis zum näch-
und l>Ls 20 cm tul in licu Boden eindringt. sten Tümpd unteniivuiit,
Ein ähnliches Verfahren befolgt der Zitteraal
(Gymnodus eUetricusJ, ein Bewohner von Gu)aaa. n.
Er wühlt .sich bei Begiim <ler Trockenheit im .Gesund wie der Fisch im Wasser", keine
,

Schlamme tiefe, runde Löcher, indem er sich Redensart dürfte so wenig zutreffend sein wie
beständig im Kreise herumdreht. In die.se zieht diese. Keine Thiergruppe ist wohl in dem
er sich» wenn die Trockenheit ihn gefährdet, Maas.se von Krankheiten heimgesucht wie
zurück. Am rollkommcusten aber unter allen gerade die Fische; auf der Haut, auf den
Fischen sind die Lurch fische oder Doppel* Kiemen, selbst im Auge und namentlich im
athmer an die Austrocknung der Gewässer an- Darmcanal, überall siedeln sich Parasiten, be-
gepasst Sie sind es bekaontücb. die, solange sonders aus dem Reiche der Würmer und der
ihnen das feuchte Etement zur Verfügung steht, Krebse, an. In dem Verdauungscanale der Hai-
durch Kiemen athmen, während ihnen, wenn fische z. B. wimmelt es in der Regel gendeni
sie auÜB Trockene gesetzt sind, die Schwimm- von schmarotzenden Würmern.
blase als Lunge dient, txa Zeit der Dürre An derartigen durch panuitiBdie Krebse
hüllen sich die Thiere in eine Schlamnjkapsel, oder Würmer hervorgerufenen lükrankungen
worin sie die ungünstige Zeit verbriogeOt In geben gewöhoücb immer nur einzelne Thiere zu
dieser Hiüle sind bStifig Exemplare nach Europa Grunde. Geradezu gigantisdie Dimensionen
gebracht worden; man faud sie im Innern liegend aber nehmen häufig Jene \'erluste an, die durch
zosammeDgcroIlt in der Art, dass der Schwann den Bakterien- oder Protozoencrkrankungen
Kopf theilweise bedeute. Die Wände der Kapsel in den Ftschbeständen, sowohl der freien Natur
sind innen mit einer schleimigen Substanz üljer- wie auch der Zuchtanslalten, verursacht werden.
zogen. Verringerung der Oberfläche durch Zu- Sogar im Meere, dessen Lebensbedingungen im
sammenrolltmg sowie Absonderung ehier Sdileim- Vergleiche zu denen der FIGsse durch die Cultur
hüUe sind also auch hier wichtige Hitrsmittel nur relativ wenig verändert sein dürften, finden
zur Ueberdauerung der Zeit des Wassermangels. gelegentlich riesenhafte Massensterben
In soldiem Zustande können die Fische Monate unter den Fischen ^tt, so s. B. in der Wal-
lang ausharren. Exemplare des afrikanischen fischbai wiederholt, nämlich in den Jahren 1837,
Protopierui annecUm, die iu Europa gefangen 1851 uixd 1880. Pecbuel-Loesche behebtet
gelullten wurden, begannen gegen Ende September hierüber fblgendennaassen; 11. December Am
ausserordentlich unruhig zu werden und zeigten da«; 1880 beobachfctc man im Wa.sser der Bai auf-
Bestreben, nach rekhlicher Schleimabsonderung fällige rötbliche nächsten Tage
Streifen. Am
in den ihnen dargebotenen Lehmboden einza- begann ein erschreckendes Sterben der Flache,
dringen. nun das Wasser ihres
.\fan liess erst der kleinen, dann der grossen. Nach
Bassins allmählich ab, und schon nach einigen einiger Zeit lagen die i' ischleichcu so dicht
Tagen waren die Thiere im Innern des geadiiditet an der Obeifläche, dass das
Schlammes verschwunden. 62 Tage später Wasser nirgends mehr zti erblicken war. Die
fand man sie in ihren Kapseln auf; sie faulenden Massen verpesteten die Luft derart,
zeigten nur geringe Lebenszeichen und gingen dass es über 50 km weh landeinwärts ni
bald darauf ein. Stört man die Fische nicht riechen war.
gewaltsam in ihrer Ruhe, sondern lässt ihre Im Jahre 1881 war die Umgebung der Bai
Schlammhülle durdi Zugabe von Was:^^er nll- mit l-ischskeletten noch förmlich gepflastert, ja
rr.ählit h aufweichen , so prwachcn die I hiere diese Reste waren stellenweise noch zu niedrigen
aus dem Schlale. luiie kurze Zeit noch Wällen aufgeschichtet. Ais Verursacher der
bNldmien sie sich träge und sclilaftrunken, aber Epidemie sieht man eine zeitweil^ massenhaft
schon nach einer Stunde sind sie vollständig sich deren perio-
entwickelnde Bakterienart an,
munter. disches Aultreten auch m anderen (Tebicien,
Die Gefahr, durch Trockenlegung zu Grunde so z. B. an den dänischen Küsten, beobachtet
zu gehen, besteht vor allem auch für solche wurde.
Fische, die beim Hochwasser aas dem Bett des Wenn wir uns nun in den nachstehenden
ihnen als Wohnort dienenden Stromes oder Spalten mit den hauptsächlichsten der kata-
Flusses fortgeführt werden, nach dem Sinken strophal auftretenden Fischkrankheiten be-
des Wassers jedoch in Tümpeln und Sümpfen schäftigen wollen, so geschieht dies vorzüglich
des Ueberschwemmungsgebietes zurückbleiben. in Anlehnung an ein soeben über diesen Gegen-
Sicherlich gehen auf diese Wdse alljährlich stand erschienenes Werk, das in den Kreisen
grosse Mengen von Nutzfischen verloren. Sich der praktischen Fischzuchter wie in denen der
vor solchem Scbidcsale zu reuen, versteht ein Zookigen der eingeihendsten Beadituiig werth

i^'iLjuiz-uü by VjOOQle
M 787. Grossk Fischstskbbn und ihrb Ursachen. 99

ist.*) Bruno Hofer, der rührige Vorstand der unterworfen sind. Schwächung der WidersUinds-
Königlichen Bayerischen Biologischen Versuchs- fähigkeit der l'ische findet hier unter den
station für I'ischerei, hat e.s zum ersten Mal günstigsten Bedingungen für Vermehrung und
unternommen, das gcsammtc wissenschaftliche IJebertragung pathogener Keime statt, so dass
Material über die Krankheiten der mittel- es kein Wunder ist, wenn gerade aus künstlichen
europäischen Fischfauna kritisch zu sichten und Fischzuchtanlagen die meisten Klagen über
zusammenzustellen. Vortrefflich ausgeführte furchtbare, auf Bakterien Wirkung zurückführbare
farbige Tafeln stellen die einzelnen Krankheiten Masscnverluste kommen.
in ihren charakteristischen Symptomen dar, so Von den zahlreichen im Wasser vorhandenen
da.<is auch der nicht wissenschaftlich gebildete Bakterienarten sind naiurgemäss nur eine sehr
Fischwirth in die Lage gesetzt wird, eine sichere beschränkte Anzahl von Formen für die Fisch-
Diagnose über die in seinen Beständen auf- welt pathogen. Die Fische zeichnen sich sogar
tretenden Erkrankungen zu fällen und rechtzeitig durch auffallend stark gesteigerte baktericide
mit Maassregeln, sei es der Prophylaxe, sei es Eigenschaften ihres Blutes aus, eine Frscheinung,
der Heilung
.'Vbb. 103.
oder Sauining
vorzugehen.
Ungeheuere
wirthschaftliche
Werlhe können
alljährlich unse-
rer deutschen
Fischzucht ge-
rettet werden,
wenn für eine
geeignete Ver-
breitung des
Ho ferschen
Werkes Sorge
getragen wird.
Unter den
Organismen, die
als Krankheits-
erreger der
Fisch weit unse-
rer Gewässer
gefährlich wer-
den können, sind
in erster Linie
die Bakterien
zu nennen. Fast
alljährlich fin- Einündipendrr Tümpel mit «Mtbemlrn Kiiclicn.

den in unseren
Flüssen und Seen hier und da Massensterben ! die im Kampfe ums Dasein für diese Thiere
von Fischen statt, bei denen Bakterien ihre vcr- um so weniger entbehrlich war. als ja ihr ganzer
hängnissvollc Rolle gespielt haben, so namentlich Körper mit einem zarten, schicimhautartigcn
nach dem Auflhaucn des Eises im Frühjahr, .so- Epithel bedeckt i.st, das den Bakterien überall
wie im heissen .Sommer. Wie überall da, wo einen leichten Eintritt gestattet. Trotzdem sind
Schaarcn von Organismen unnatürlich dicht bei bereits ganze
eine Reihe von Bakteriener-
einander hausen, der günstigste Boden für krankungon bei Fischen bekannt geworden, von
Baktcrieninfectioncn ist, so trifft dies auch zu denen einige der wichtig.sten im Folgenden kurz
für die Teich fischzucht bei der in der Regel , erörtert seien. Ein gemeinsames Symptom aller
die Thiere auf unvcrhältnissmässig engem dieser Krankheitserscheinungen besteht übrigens
Kaume zusammengedrängt und gleichzeitig einer darin, dass vor dem Verenden eine erhöhte
mehr oder weniger unnatürlichen Ernährungsweise Athemfrequenz zu beobachten ist, sowie in dem
Auftreten sogenannter EcchjTnoscn, d. h. ßlutaus-
tritten aus den kleinsten Gcfässen auf der Haut.
*) Dr. Rruno Hofer, Professor .-in der thicrärztlichen
lochschule in München, HanJhtuh Jrr FiSt htranthfitfn. In besonderer Schärfe ist das letztgenaimte
J

Mit 18 Farbentafeln und 222 Textabbildungen. Verlag Symptom bei der Furunculose zu bemerken,
der AUgeneinen Fischerei • Zeitung, München. 1904. einer Krankheit, die auf die Wirkung eines Ha-
lOO Prometheus. M 787.

cillus, des Bacterium salmonicida, zurückgeführt '


äusseren Symptome bestehen in einer ausge-
wird, und die nach den Untersuchungen von dehnten Röthung der Bauchseite, der Umgebung
Hof er überall da Unheil anrichten kann, wo des Afters, der Flossen und einzelner Stellen
am Boden der Teiche und im Wasser Fäulniss- am Rücken und an den Seiten. Als Ursache
processe vor sich gehen. Namentlich wenn fand man einen Bacillus, den Bacillus anguil-
Futter im Uebermaassc verabreicht wird, so dass lamm. Der Verlauf der Seuche ist ein äusserst
Mengen von Futterresten der Zersetzung im rapider: schon nach zwei Stunden werden die
Wasser anheimfallen, ist der Ausbruch der Thiere matt, und kurze 2^it darauf tritt der
Furunculosc zu befürchten. Die Krankheit l od ein, dem eine auffallend rasche Zersetzung
befällt die Bachforelle (Trulla fario) und den der Leiche folgt. Befallen werden in erster
amerikanischen Bachsaibling (Salmo fonlinalh), Linie die grossen .Xalweibchen , wenn
deren
der etwa seit fünfzehn Jahren den europäischen in Laichzeit heranrückt. Hine Krankheit
ähnliche
Fischzuchtanstalten viel gezogen wird. Alle sucht auch die karpfenartigen Fische heim; in
anderen Fische, merkwürdigerweise auch die besonderem Maasse den Karpfen und die
Regenbogenforelle, scheinen gegen die Furuncu- Schleie. Sehr gemein ist diese Rothseuche
losc gefeit zu sein. Die Symptome beginnen der Karpfcnarligcn, die durch das liaittrium
mit einer hochgradigen Kntzündung des Darmes cyprinicula hervorgerufen wird, namentlich in
und gelegentlich auch des Bauchfelles; .später Fischhältcm, die mit unreinem Wasser versehen
bilden sich in der Musculatur zahlreiche sind; aber auch in Winterteichen wird sie nicht
Furunkeln aus. so dass die Fische immer träger selten beobachtet.
werden und schliesslich nach Ablauf von zwei In den Jahren 1877 — 1882 hat in England
bis drei Wochen verenden. Fälle von Heilung und Schottland eine Fischkrankheit viel von sich
reden gemacht, die f.achs-
Abb. 104. pest, die durch den Bacillus
Salmonis peslis hervorgerufen
wird. Die Krankheit befällt
namentlich solche Lachse,
die sich während ihrer
Wanderung aus dem Meere
ins Süsswa.sscr Verletzungen
an der Haut zugezogen
haben, d. h. die Infection
erfolgt von der Haut aus.
Ein von <ln La<->i>]K«t he(alleiK>r Ijich«. Da ferner der Bacillus der
l.achspest bei niedriger
sind verhältnissmässig selten, so dass man sich Temperatur besser gedeiht, so ist für die
bei Ausbruchder Krankheit im wesentlichen Entwickelung der Krankheit die kalte Jahres-
darauf beschränken hat, den Fischen ge-
zu zeit am günstigsten. Als wichtigstes S}'mptom
sündere Lebensbedingungen zu garantiren und ist das Auftreten zahlreicher llacher Geschwüre
die Verbreitung der Infection nach Kräften zu am Kopf, an den Hossen und am Körper
verhindern. hervorzuheben; daneben finden sich die Thiere
Eine weitere Fischkrankheit, die besonders an den verschiedensten Stellen mit mehr oder
durch das Auftreten von Kcchymosen charakleri- weniger grossen Rasen von Pilzen (Sapro-
sirt ist, ist die Rothseuche des Aales, die legniacecn) bedeckt, die man früher für die
besonders in dem dänischen Theile der Ostsee, eigentlichen Erreger der Krankheit hielt, die
sowie in den Gewässern der Valli di Comacchio aber nach neueren Untersuchungen erst sc-
in Italien, namentlich in heissen .Sonmiern, beob- cundär sich einstellen. I'^ndlich erscheinen die
achtet worden ist Bereits aus dem 18. Jahr- Flossen meist ausgefasert (Abb. 10+). Die Be-
hundert besitzen wir Nachrichten, die sich auf kämpfung der I^clispcst hat sich darauf zu be-
diese Seuche beziehen; so meldet
Spallanzani, schränken, dass alle erkrankten l i-sche, deren
dass um die Zeit des 15. Juli 1790 in den man habhaft wird, sorgfällig vernichtet werden.
Teichen von Comacchio unter den Aalen eine June Bakterienerkrankung, die unter den Weis.s-
grosse Sterblichkeit auftrat, der innerhalb fischen und ihren Verwandten hin und wieder
38 Tagen 36000 kg Aale zum Opfer fielen. schreckliche Vcrlustziffern hervorbringt, ist die
In Deutschland war die Krankheit besonders in Schuppensträubung der Weissfische. Sie
den Jahren 1896 und 1897 in den dänischen befällt den Döbel (St/ualius ctpkalus), den Hasel
Gewäs.sern um Seeland bis nach Rügen zu Tage den Nerfling (Idus metanotus),
(l^uciscus vulgaris),
getreten. Damals verendeten dort die l'ische den Plötz (Leuciscm rutilus/, das Rothauge (St^ar-
zu vielen Tausenden, namentlich wenn sie in dinius den Brachsen (Almimis
ttylhroplilhahnus),
Haltern massenhaft aufbewahrt wurden. Die brama) und endlich den Karpfen. Dazu besitzt sie
M 787. EuimtisciiBR BmiiB dir BohrthOrk« m Baku.

oitif ausHerorJenilich woite Vcrljri-itunp; so hat man Leistung diese Bohrthünne kommen, mag daraus
sie cousiatirt iu der Spree bei Berlin, in der Isar ersehen werden, dass im Jahre 1902 in Baku
ODterhalb von Unndien. im Rhein, in Mähren, 11000000 t Rohöl gefördert wurden, so daas
in Petersburg u. s. w. BcsoihIlts häufig scheint der Durclischniltscrtrag jedes Rohrthurmes in
sie dort aufzutreten, wo Gewässer mit fäuluiüs* diesem Jahre 5500000 kg betrug. Dazu werden,
fälligen Substanten massenhaft veranrdnigt wie au Anfai^ der orerwihnten Beschreibung
werden. Am leichtesten zu bcohachteii ist die (auf Seile 24) pesagt wird, unzählige Dampf-
Schuppensträubuog bei gefangenen Thieren in pumpen verwendet Es sind meist ZwiUings-
den HÜteni; aber audi in der frden Natnr Auspuff-Dampfniasdhnien ohne ßq>Bn8ioB, die in
fnttlett sie ohne Zweifel zahlreiclic OpT r, nur den Bobrthürrnen seihst aufgestplU sind und die
fallen diese meist nicht zu sehr ins Auge, da Betriebskraft zum Erbobren des Erdöls bis zu
die eiknudrten Fische, die in ihrer Bewegungs- Tiefen von über 500 m
und der denmädutigen
fahigkeit stark gehemmt sind, gewöhnlich sofort AusbeutUD^^ dieser Rohrhrunnen mittels Putnpen
von Raubfischen und fiscbfresscndcn Vögeln liefern. Den Dampf erhalten diese Maschinen,
enidituagen werden dürften. Von weiterea die meist fSr Idatttogen von 30 bis 40' FS
Syinpiomen i>t zu erwähnen eme eigenartige gebaut amd, ans Centralkesiseüiäusen), die gleich-
Sträubung der Schup- zeitig eine Anzahl Ma«
pca, die hau6g nur sdünen mtttda Kohr»
den Schwan7,.ib'^chnitt leittmgen bis zu 200 m
der Thiere befällt Länge mit Betriebs-
Der Tod erfolgt in dampf ron hödisteaa
der Rfprl nnrh drei 4 Atmo?^phärpn Span-
bis vier Wochen- Als nung versorgen. Diese
Ursadie derKranldieit ESniiditBng hat sidt
konnte Dr. \f arinnnr aus den örtlichen Ver-
Plehn den Krebspest- hältnissen entwickelt
baciUiu (Baeäbts pttiis Der Grund und Boden
As' iri) n a ch WC > en. i wird dort im Bohr-
Krwähnt seien end- gebiet sehr hoch be-
lich nodi zwei wid>- werthet aadi der An-
tigere Baktcriiti-Ti- zahl der Bohrthürmc,
kraakungender Fische: die sich auf ihm er-
die Gelbseuche der richten lassen. Des-
Rothaugen und dir halb war es vortheil-
Fleckenkrankbeit haft, für eine Anzahl
des Bachs aiblings. Böhrlhjbine eh ge-
Die durch
erstere, die mcinf^amesKesselhaus
die Hntstebuog von zu bauen. Anderer-
gelben Flecken auf äm XnhatebaEunsunUg« der AptcfaMMr seits T«1aogt eine
der Haut charakterisirt Wf^HrifWIlr-TimllitlnH
"»H i polizeiliche Vorschrift
ist und durch das in Rücksicht auf
Bäetaimm vu^pm herrorgenifen' wird, hat im FeueragefUir, dasa die gans aus Hob ge-
Jafirc :^qy im Züricher See ein grösseres Sterben bauten Bohrthürme von den Kesselhäusern
imtcr den Rothaugeu zur Folge gehabt; die mindestens 40 m
entfernt liegen müssen und
letztere venuchtet in den Rachanstalten häufig dasa bd Etbohrang dner Naphthaquelle aUo
die geaanimte Zucht der Bachsublinge. Kesselfeuer im Umkreise von 100 m zu löschen
sind, bis die Quelle abgefangen ist Alle diese
Umstände machen es erklärüdi, dasa die Betriebs«
kosten für die Dampfmaschinen sehr gross sind
und aus wirthschattlicben Gründen ihre \'er-
Bloktriacher Botrieb der BohrthOnno in Baku.
mindervng wünscbenswerth machen.
Mit fünf AbbiUlanjfCfi
Weitere Krwägiinpen stellten das Erreichen
Die fesselnde Beschreibung der Nobelschcn dieses Zieles mit Milte elektrischer Kraftüber-
Fetroletimfabrik in Baku auf S. 23 imd ff. dea I tragung in Ausndit Daraufhin bildete sich im
laufenden Jahrgangs di'^ser Zeitschrift hat das ,
Jahre tSqH die ,, Apscheroner Klektriciläts
Interesse auf jenes merkwürdige Industriegebiet Gesellschaft Baku", welche die Allgemeine
hibgelenkt, wo auf ei^iem Räume sich ein Wald Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin mit der
von etwa 2000 Bohrthürmen crhcLt, die alle Errichtung eines Kraftwerkes von 1500 PS beauf-
dem einen Zweck dienen, Erdöl aus der Tiefe tragte. Mit dem Bau desselben wiirde im
beratiCnifdrdern. Und zu welcher ansehnlichen Herbst 1899 begonnen. Ks wurde der aus dem
Promkthküs. M 787-

Situationsplan (Abb. 105) ersichtliche Bauplatz


|
Kabclthurm in Sabuntschi, von wo ihn unter-
etwa 200 m vom Meeresufer gewählt, weil der irdische Bleikabel mit Kisenbandarmirung, deren
Baugrund im Bohrgebiet selbst zu theuer ist. Kupferleiter 3X35 qmm Querschnittsfläche hat,
Ausserdem war man auf die Verwendung destil- den drei Transformatorenstationen zuführen. Die
lirtcn Meerwassers zum Speisen der Dampfkessel Fortleitung des Betriebsstromes zu den Motoren
angewiesen, denn die Brunnen liefern dort kein erfolgt wieder durch oberirdische Leitungen.
brauchbares Wasser hierfür und die nahe- Jeder Bohrthurm ist mit einem Motor aus-
gelegenen Landseen sind viel zu salzhaltig. Vor gerüstet, der in einem mit einigen Metern Abstand
allem ist der grosse Bedarf an Kühlwasser für vom Bohrthurm erbauten Steinhäuschen mit
die Condensatoren durch die nahe Lage am massiver Decke (s. Abb. 107) aufgestellt ist,
Meere leicht zu beschaffen. während die Dampfmaschine, dem Gebrauch
Tm Kraftwerk gelangten zwei dreicylindrige entsprechend, in einem mit dem Bohrthurm zu-

Abb. 106.

I I

Uampfnuiichinc vua 750 PS neb« Dccbitraimlynuiiu im Kraftwerk <ter Apadicrnner EIcktricitüM-GCTeBtduft Ilaka.

Dampfmaschinen von je 750 PS zur Aufstellung sammenhängenden Holzhäuschen steht (Abb. 108).
(Abb. to6), deren jede eine Drehstrorndjuamo Man ist zu der getrennten Aufstellung in Stein-
treibt, die Strom von 6500 Voll Spannung häuschen übergegangen, um den Motor bei
erzeugen. Die Dampfmaschinen erhalten ihren den häufigen Feuersbrünsten im Bohrgebiet (im
Dampf von 12 Atmosphären Spannung aus Frühjahr 1902 brannten an einem Tage über
4 Wasserrohrkesseln mit Ueberhitzem, System IOC Hohrthürme ab) der Zerstörung durch den
Steinmüller, die mit Masut geheizt werden, das brennenden und dann einstürzenden Bohrthurm
durch Dampfstrahldüsen in die Feuerung gespritzt zu entziehen. Die Drehstrommotoren sind für
wird, (s. Aww/A«« XV. Jahrg., S. 578, Abb. 40 1). eine Betriebsspannung von 1 000 Volt und eine
Das Masut fliesst den Zerstäubern aus zwei eisernen Leistung von 30 bis 50 PS, in besonderen
Behältern von je 160000 kg Inhalt zu. Ein F"ällen auch für grössere Leistung, gebaut. Zu-
kleinerer Hilfskessel verdampft Seewasser zur näch.sttreibt der Motor mittels Riemenscheibe
Herstellung von Kesselspeisewasser. Den Hoch- des Vorgeleges, das 180 Umdrehungen in der
spannungsstrom bringen zwei oberirdische Fem- Minute macht, die Hohrbank zum Ausbohren
leitungen nach dem 1 1 '/^ km entfernt liegenden des Rohrbrunnen-s, und wenn dieser fertig ist.
M 787- PaOSPHORBSaRENDK CoLLKMBOLSN.

das Schöpfwerk zum Heben der Naphtha.


PhoBphorsBoirende Collembolen.
Denn auch in den Fällen, in denen nach dem
Durchbohren des Erdreichs die auftreibende Die Insectenabtheilung der Collembolen oder
Naphtha den Bohrthurm zertrümmert und als Springschwänze rückt in der Neuzeit mehr und
Fontäne hoch emporspringt (Abb. 109), lässt mehr in den Vordergrund des allgemeinen Inter-
der Auftrieb allmählich nach und erfordert esses, nachdem Jahre lang, von einzelnen Arten
dann das Fördern der Naphtha mittels Pump- abgesehen, die kleinen Thierchen selbst von der
werks. Mehrzahl der Zoologen wenig beachtet waren
Die Anlage des elektrischen Betriebes der Bohr- und nur von wenigen Specialforschem eingehender
thürme in Baku beweist die Zweckmässigkeit und studirt wurden. Hier soll uns heute die Phos-

Abb. 107.

Bohitliuim nebat Slnnhiii*.bcii {Ur den Motor.

Anpas-sungsfähigkeitder Drehstrommotoren, die phorescenz einiger Arten aus dieser Gruppe be-
sich durch Kinfachheit im Betriebe und in der schäftigen. Phosphorcscirende Insccten sind ja
Wartung auszeichnen. Das ist bei den Ver- in Deutschland nur in geringer Zahl bekannt,
hältnissen in Baku, wo man mit wenig zuver- jede neu hinzukommende Art verdient daher be-
lässigen Arbeitern zu rechnen hat, eine schätzens- sondere Beachtimg.
werthe Kigenschaft der Drehstrommotoren. Be- Die erste Mittheilung über leuchtende Col-
.sondere Vortheile des elektrischen Betriebes lembolen rührt meines Wissens von All man
gegenüber dein Dampfbetriebe sind noch die her, der 1850 in der Nähe von Dublin im Monat
I

wesentliche Verminderung der Feuersgefahr und Februar bei Aphorura fimelaria (I.) Lubh. Leuchten
der Betriebskosten. *. [»47J] beobachtete. 1886 fand D u b o s im f )ctober
i

I
bei Heidelberg eine verwandte Art, die wahr-
scheinlich mit Aphonirn armata Tullh. (l.tpuni
t04 PkOMHTHKUS. .M 787-

noetihua Dubais) üliercinslimmt, phosphorcscirend. und sich unter 1 aub, Borke. Holzstückchen,
Als er den Humus eines Hopfenfeldes durch- unter Steinen lindet, die Xeiiiiura muscoium
wühlte, fand er denselben mit kleinen leuchten- 1'eiiifUlon, wurde von Molisch scibsticuchtcnd
den Sternchen durchsetzt, die an einem dunklen gefunden. Inseinem soeben erschienenen Buche
Abend (gegen 9 Uhr) noch aus 40 cm Ent- f^uchlem/e Pflanzen, eine physiologische Studie,
fernung sichtbar waren. Die I.ichtchen erinnerten (Fischer, Jena 1904), bericlitet Molisch ein-
in ihrer Menge an eine von Noctiluken durch- gehender über diesen I'und. Während das ge-
setzte Meereswoge. Unter der Lupe erblickte wöhnliche durch Pilzmycelien verursachte Leuchten
Dubois das kleine 2 3 — mm
lange weissliche des Holzes ein continuirlichcs ist, beobachtete
Thierchen. In einem Keagcnzglase behielten die Molisch an einem im Herbste »001 bei Prag
CoUeuibolcn das Lcuchtvcrmögcn bis zu ilucui gcfuudeucu Stück modernden Holzes, dass es

.\bb. 10«.

Muhrthurm mit anhäriKenilüin IloUhäitirlicii fUr dir l>.>iii|i(iiMBihinc.

Tode mehrere Tage lang. Der ganze Leib blitzartig aufleuchtete, und zwar nur in winzig
leuchtete in bläulidiem Lichte. Die A. armata kleinen Pünktchen, die sich als kleine Spring-
ist gemein auf und unter Blumentöpfen,
sehr .schwänze genannter Art erwiesen.
unter angehäuftem Laube im Wald und unter D;ls Leuchten stellte sich nicht sofort ein.
Pflanzcnrcstcn an Flussufern; auch an faulenden Molisch hatte das bcrindctc Holzstück in eine
Kartoffeln und Möhren, und manche Beobachtung Glasschalc goli^t und von Zeit zu Zeit auf ge-
über das Leuchten die.ser Objecte dürfte auf Col- wöhnliche Lichlcntwicklung geprüft. Diese stellte
lembolen zurückzuführen sein. So ein Leuchten der sich nicht ein. Als Molisch aber nach zwei
KartofTeln, das am 7. Januar 1790 in Stra.s.sburg Wochen die Schale im Finstern schüttelte, blitzte
beobachtet wurde, das Leuchten von Kohl und zu seiner grossen Ueberraschung das Holz an
Rüben, Liliaceenzwiebeln, grösseren Beerenarten mehreren Stellen in der ;mgcgebcucn ^Veise auf,
u. s. w., über das Placidus Heinrich berichtet. um nach mehreren Sccunden bis einer halben
Eine dritte Art, die stellenweise sehr gemein ist Minute wieder zu verlöschen. Wenn mehrere

Google
M 787- pBOSraOKBSClMIII» COLLBDOUK. »<»5

der Thierchen in die Flaschenkorke


ein l'robiergläschea und Weiofiascben
gebndit wurden, eines Apothdcers
so entstanden hei in ^Ten^^e bedeck-
kräfügem Schütteln ten und selbst in
eben so viele Licfat- eiser Standflaiiche
punkte, als Thiere mit Wasserstoff-
vorhanden waren, superoxyd lebten,
liei mehrfacher ist diese PrSfung
Wiederholling des auf meine Vcr-
Versuches giebt die aolassuag vorge-
nommes wofden,
lant man die aber ohne Erfolg.
Tbiere aber wieder Die CoUem-
einige Zeit ia Ruhe, boien leben aber
dann antworten sie nicht nur an dunk-
auf mechanische len Orten, und eine
Rei^e wieder mit Menge Arten, für
plötzlichem Auf- die zumeist dunkle
leuchten. Das Orte Fund-
als
Büuen konnte Mo- stellen angegeben
nate lang beob- werden, leben, wie
achtet werden. ii:h fand, au Blo-

Die Neanura men und Blättern.


mtistorum liebt Sie sind hier bi^lier
dunkle Orte und meist übersehen
man könnte daran worden. In diesem
denken dass da^i
, T.thre (190+^ trat
1 ^ucht V ermögen in meiu^ui Garten
den mit Augen in Greiz an Helle'
begabten Collem- borus focitilii' L-inc

bolen hier beson- Blattkraukhcit uut.


deren Nutzen ge- Die sämnUlichcn
währt , wie den Blätter der znhl-
luit Augen ver- reicben HelMtoiiu-
sehenen Ameisen pflanzen verscbie-
in ihren dunklen densten Ursprungs
Bauttfu vergl. L u d
t ( Vemayaz , ober-
wig, F., Leudi- halb St. Moritz,
tende Ameisen. Hirsthal bei Zürirb,
///. Z,^', 1902, Boppard a. Kliem,
.\'r. 3088). Mau Lörrach in Baden,
wird die dunkle Ostheiin a.d. Rhön,
IJrte liebenden Belricl «i. d. W rrra,
ColleinboleD, eben- Jena) waren « ie
so wie unsere ein- mit feinen .\adel-
heimischen Amci- stichen versehen,
leo, auf ein etwai- den Frassstellcn
ge.s I.euchtvermö- kleiner Thiere. Als
gen weiter zu Urheber glaubte
prüfen haben. ich den kleinen
Für einige Ar- Kntrelspring-
ten, nämlich Podura schwauz Smint/iiirus
(— Tomoterus) minor bicmcius bei rächten
Lubb., I^piJotyrtus zu sollen, der sieh
<yatitta Tullb. und in Unnict ge au
Atkmät» purpuras- den BLittein fand.
ceni fMhh., welrl<e Dieser Fund ver-
in einem völlig dunklen FcL>cukeller (der uui
I
anla&sle niith, die \'erbreituiig der CoUembulcn
gelegeDlüdi dektriidi beleuditet wifd) in Gera |
weiter zu studiren. Ich habe sodann drei Wochen
io6

lang alle möglichen Sträurher ,


krautartigen Gruppe, für die dies wahr.schcinlich ist, hier noch
Pflanzen, die Blumen auf ein
verschiedensten erörtern. Man wird in erster Linie an Collem-
Blatt «dmea Papiers
abgeklopft imd die CoHem- bolen als Urheber der Phosphoreacena
bolcn —
die zum Thcil nur bei angestrengter da zu denken haben, wo es sich nicht um
Aufmerksamkeit auf dem weissen Papier eben einen glcichmässigen dauernden phosphoriscben
Dodi als Uebe Pünktchen wahrznnehmen sind — Sdiein, sondern um ein blitzartiges Auf-
mittels eines in Spiritus angefeuchteten Pinsels leuchten discreter Punkte handelt. Das
einget'angen und in Spiritus gesetzt, und zwar ist aber der Fall bei dem gelegentlich seit
nicht nur um
Greiz herum und anderen Orten dü.s I
i
Linnes Zeitbeobachteten Leuchten von
Vogtlandes, sondern auch in Thüringen, in Städlcn Blumen und Blättern, über das ich in meiner
(Schmalkalden, Schleusingcn) und Durleru, auf Doctordisscrtation {Ucber die Pimplwreicenz der

Feldern, und auf der Hohe der Berge


in (i arten PUse und Jet Heises, Göttingen it<74, p. s fil)
(Inselsbcrg, Heuberg. Spiessberg, Wartburp etc.). berirhtethabe und Molisch in seinem
das
Das Krgebniss war, dass Sminthurus bkutctm und Werke ausführlich behandelt c. p. 154 ff.
(t.

xahlreidie andere Arten von Sniintliui us wie , „Ueber das Blitzen der Blüthen"). Die Linne,
auch aus anderen Gattuniien der Colleitibnlcn Haggren, Crorne. Zawadzki, Johnson,
^ctwa noch mit der roUien Milbe und neben Th. M. F"ries, Ballcnstedt {A'a/urw. Wochen-
Blaaelrfaasen (Thr^)), die allerverbreitet- ichrift, Jena 1903, p. 487) haben bei Tropaeolum,
«ten, allgemeinsten thierischen Be- Calendula, Ulittm bulbifemm, Tagetes, Ilelianfkus,
wohner von Blättern und BIQthen sind. Piflyanihes, Papaver. Matricaria inodora, I.ychnh
Treten ne auf der einzelnen Ffianxe wo häufig chalfedonica etc. dieses blitzende, auf und ab
auf, wie auf IltlUborus foetidus, so gdien mit wallende, sccundenlang wieder erlöschende Leuch-
diesem Vorkommen pathologische Aenderungen ten beobachtet, das, da es nur selten auftritt,
der Wirthspflanze Hand in Hand. Gewöhnlich nicht an diese Pflanzen selbst gebunden sein
linden sie sich aber auf der einzelnen Pflanze kann, sondern eine andere Ursache haben muss.
viel spärlicher. Die Quantität schwankt Heller, der öfter leuchtende Stellen, Flecke,
nach Staudort und Pflanzenart und Zeit Punkte an Blüthen von Phytolatca decandra,
An einzelnen Steilen fehlen z. B. Sminthuren, an Dittarnnm, an Blüthen und Blattstielen von
anderen sind sie fast überall vorhanden.' Manche SamitKut nigra Sah, giebt direct kleine Thiere
z. B.
Pflanzenblätter, Brombeeren, Himbeeren als Ursache an, die er aber offenbar nicht liainitc.
etc.und Blüthen, z. B. von Gmkta linctoria, „Ich fand diese Thierchen oft so klein, dass
Oirytanlkmtm Parthemum, Campanula sp., Digi- unzählige zQsamnien nur dnen leuchtenden Fleck
talis purp., Epitabium angtistifoltuir, .lim //c.iv/ii iz darstellten und erst unter dem Mikroskop erwies
etc. sind geradezu als collembolophtl zu be- sich ein solcher Fleck als aus unzäJiligen kleinen
xetdmen. enthalten fast stets Sminthuren und Thieren bestehend.** M«ne Beobachtungen über
sonstige Collcinbolcn, andere nur spärlich oder die Häiir|j;ki:-it der setschiedcnsten Coüernbolen
nie. Geiler crscliieu es mir, als wenn Blascn- in blüthen imd an Blättern zusammen mit der

fosse und Springsdtwinze sich bis zu einem ge- Beobachtnng Molischs lassen es mdir ato wahr-
\vis.= en ("irade ge^etlsoiti^( ausschlnsseii. Zeitlich sclielnlicli erscheinen, dass die Collembolen jene

lä^ist auch ein verschiedener Grad des Auf-


sich kleinen Ihicrcheu waren. Dass es sich um
tretens der CbUembolen constatiren, und es ist dektrische Ersdieintuigen bei der blitaartigen
fraglicli,ob clieselber. alle Jahre sn ungemein Phusiilirireseenz handelt, wie manche Physiker —
häutig sind wie in diesem trockenen Jahr. Auf die aber die l'>scheinung selbst nicht sahen —
MdbAmu foetidus fand ich z. B. in früheren gemeint haben, ist nur auch nach einem Versudie
Jahren, wo allf^emcin eine TÄrr/j-Krankheit auf- Molischs unwahrscheinlich. Auch der bekannte
trat, nur vereinzelt den Sminthurus bicitulust schwedische Botaniker Th. M. Fries, der an
während dieses Jahr die TXr^-Verkrüppelungen vier Abenden die Erscheinung an Pofaver orwt-
fast gan7 fehlen und auch Blaseniuase rdativ tale und Lilium bulhifemm beobachtete und an-

selten darauf auftreten. giebt, dass etwa i 50 Persoiieii Zeugen der merk-
waren diese Studien schon abge-
Leider würdigen Erschemung waren, konnte sich einer
schlossen, als mir vom Verfasser Molisch das solchen Erklärung nicht anschliessen.
Werk über leuchtende Pflanzen zuging, so dass Das Vorkommen der Aph^^itim-hxutw und
ich alle die zahlreielieii 1 hierehen lebend nicht der Xaiuuia, denen sich wahrscheinlich nodi
mehr im Dunkeln auf Phovphorescenz unter- andere leuchtende Golleinbolen an.srhliessen, !ässt
suchen konnte. Da uh in Kürze auch kaum erwarten, dass auch au lilumentöpfen, Moos und
ilazu kommen werde, möchte ich .«Vndere auf im Laube gelegentlich eine Phosphorescenz durch
diese dankbare Auf{,'abe lenken. Jedenfalls sind Collembolen vorkommt. Dieselbe ist iedocli
noch viele rhosphoresccnzerschcinungcn. die nicht zu verwechseln mit der gleicliniässiKCii,
bisher unaufgeklärt blieben, auf leuchtende (."ol- durch Filze vcnir.sachten Phosphorescenz, wie ich
lembolen zurückzuführen. Wir wollen eine solche sie an Aioos, /.wetgstücken und am Laub des
J» 787. VoMUdirtmOIK zur VbrhOtONO VOW ScumiaSOSAMMINST^BIi. 107

Waldbodens beobat htete , wenn diest'lb<'n die fii'^': ihr Apkn'i^oterifauna qu BremtH elc; von
Skleroüea und leuchtenden Mycetien der C&lfyina grundlegenden Werken: Lubbock, Momgn^
ttAtma und C
emliata uinhfilleD, oder wie sie 0/ lh$ CMmboia and TX^Munwa, 1873 London;
Tutasne und zuletzt Molisrh an dem modern- Tullbcrg, Sveriges PoJuridtr (Svcnska Aka-
den Laub durch andere Filze verursacht fanden. demiens Haudlengar 1871).
Moliscb hat eine soldie in den von ihm
beobachteten Fällen von eiaem noch näher zu
bestimmoiden Filzinycel verursachte Pbospbo-
rescenz eingehend (L c p- 47 -51) gescluldert
Yorrichtungen sur Verhütung von Sohifib-
und kam zu dem Resultat, dass in einem
rosammenstassen.
Eichen- oder Buchenwald ein nicht ge-
ringer Bruchtheil des abf^efallenen Laubes Die Erfahrung lehrt, dass jeder Zusammen*
.sich im Zustande des Leuchtens befindet stossvon Schiffen auf See bei unsichtigem Wetter,
und der Waldboden allenthalben von dem viele Menschenleben zum Opfer fielen, die
dem Lichte verwesenden Lanbes bestrahlt Anregung gab, Sicherheitmaaassregeln zu erfinden,
wird. Will man sich derartig leuchtende Rfätter die eiitweder als Warnsignale bei kommender
verschaffen, so man besonders nach der
achte Gefahr dienen, oder welche die Wirkung eines
Angabe Molischs auf folgende Umstinde: ZuBommenstosses abschwächen sollen. In den
„Man suche vornehmlich da, wo die vom voriL,'cn früheren yahrfjänpen dieser Zeitschrift sind ver-
und von frühereu Jahren herrührenden abgefalle- schiedene solcher Vorkehrimgen und Einrich-
nen Bütter in di<lerer Sdiicht, etwa 10 50 cm — tungen nadi ihrem Bdtanntwerden besprochen
über einander liegen. Die obersten Blätter sind worden. So sollen auch jetzt zwei im SrhiJflMiu
zumeist trocken, braun und von fester Consistcnz. veröffentlichte Vorschläge nicht übersehen werden,
Se leuchten nidit Darunter liegt dann häufig die dttrdi den überaus bddagenawetthen Unter-
eine Zone von Blättern, die wie die Blätter eines gang der .Xorge hervorgerufen wurden.
Buches, nur wirr durch einander, platt au ein- Ein in JSordamerika von der Metropolitan
ander liegen, bereits b
einem weiteren Grade Steamship Company versuchter Apparat beruht
der Zersetzung sich liefinden und sich durch eine auf der Nutzbarniarh'.ini^ der besseren Schall-
mehr gelbliche oder wcisslich- gelbe Farbe aus- leituog des Wassers als der Lufu Der Gedanke
xridften, die entweder schon am ganzen Blatte ist nicbt neu und schon vor Jahren daraufhin
oder nur auf einzelnen Flecken wahrzunehmen zur Au.sführunp pekominen, dass man das durch
ist. Hauptsächlich die von dem tieferen Braun die arbeitende Scliiffsschraube eines heran-
des Blattes abstedwnden hellen Fledcen leuchten, kommenden Dampfers verursachte Geräusch in
."^ie geben den Grad der Zersetzung an, der für ? einem am Bug des Schiffe.s angebrat hten elektri
die Licbteniwicklung am günstigsten ist. Sammelt scheu Apparat aufliug und iui Stcucrhäuschen zu
man ein paar HandvoU solcher Blatter, so kann I Gehör brachte. Die in Nordamerika versndile
man sicher sein , an ihnen während der Xacht \'orrichtur;^' 1 ciuht auf einem ähnlichen Grund-
eine mehr oder minder deutliche, nicht selten gedanken, lu dun Bug des Schiffes ist an
piadttvoHe Lichtentwicklung beobaditen m beiden Seiten unter Wasser in die Schi£b«and
können." je ein ivllndrisches Gefns.«:, das an der einen
Wer diesen Erscheinungen deä Waldbodcus Seile offen, an der anderen durch einen ge-
seine Ai^erksamkett etwas eingehender zu- wölbten Boden geschlossen und mit etner be-
wendet, der wird gciegentlr< h sicher aui h leuch- sonderen schallcinpfiudlichen chemischen Hiissip
tende Q>llembolen, wie auch leuchtende l'ausend- keit gefüllt ist, eingebaut. In dieser Flüssigkeit
fnasler finden (vergLLudwig, F., „Phosphores- befindet »ch ein Hörapparat in Form eber
cirende Tausendfüssler", Ceniralbl. f. Itakttrwhgie Taschenuhr, von dem rdephnndrähte durch die
etc., n. Abtli. B. Vil 1901, p. 270). Wand des Behälters zu einem lelephonapparat
Leider ist eine ztisammenfasaende Bearbeitung im Ruderhaus laufen. Mittels dieser Vonrichtung
der Collcmbolcn in dem von der Deutschen zuo- wurde das vom ,,I*rllo k-Kip" Feuerschiff durch
logischen Gesellschaft herausgegebenen Werke Das eine Unicrwassergiocke abgegebene Signal auf
TtgmüA noch nicht erschienen, doch giebt es unter S bis 6 Seemeilen in dem Apparat der Sdte
den Arbeiten der Specialforscher O!,, rlelirer Dr. gehört, nach deren Richtung da.s Feuerschiff lag.
C Schäffer (Hamburg), Dr. C. Börner (Berlin) Das Signal wurde so deutlich gehört, dass der
etc. einige gut orientirende, so besonders des Capitän mit voller Sicherheit, trotz dichten
h rstgenannten ColUmfiohi: der Um^^ehun^ t on Hum- Nebels, von der einen auf tlic andere Seile des
burg und btnachbarlen GebitUn, Hamburg 1896 Feuerschiffes sein Schiff steuern konnte. l)a.s

(mit Beatimmnngstabellen), Vtbtr wurttembirgischt Signal der Unterwasserglocke wurde 9 Minuten


ColUmboUn, Stuttgart iqoo (mit l-itlcraturt, ferner früher gehört als das Xebelsignal tlor Danipf-

J. Carl „lieber schweizerische Cotlemboleu"


(AVr. pfcilc; es ist dahei tüclit zu vcrkenueu, da<3.s

»SSW sttl. t 6 1K99), C. Börner, '/mi Katnt- sich diese Hinrichtung bei Fahrten unter üit
io8 PllOMEntBUS. M 787.

Küstr oder in nv^cxi Gewüsscra woW ntil Nutzen <


:;rc -heckler, häufiger über das Vorkommen
verwenden lassen würde. '.
schwarzer Rebe berichtet. Eü handelt sich be-
iBzwiBchen ist aber bereils eine andere, vom züglich der letzteren nun keineswegs um etwa
[ngi-ntc'jr Chr. Hülsmeycr in Dü'^seldorf cr- '
dni:l;!fT 'jefärbte zufällige 8[ ii lartf n unseres
liindcnc Vorrichtung zur Verhütung von SdiilTs- Rehes, sondern um
«irklich kohl-
zumeist
zasamroeQstöflwa, MTelemobiloskop" gcoaonl, rabenschwarze fremdartige Thiere, die auch
bekannt geworden, die dem Ansrhrin nach eine gegen den Men.schen nnrli ,?iitr<nilirhrr -iiul. als
unbeschränkte Verwendung gestalli-t. und an .sich unser Reh, infolge direr dunmieu Neugieidc aber
einen guten Hrfolg verspricht. Die Erfindung auch häufig das Opfer der Eisenbahnen werden.
hiru!it .i.if ilni Wesen der drahtlosen Tele- .Vach Landaus Gesch:rhtswcrk über Jagd
graphie und bo/ weckt, Schiflfe oder .sonstige und Falkucrei (1841») weidca die schwarzen
metallene Gegenstände auf dem Meere zu Rehe sdion im 10. Jahrhundert erwähnt: Im
sichten. Während i'jilcn h hcl diT (lr.il-i11o>;rn Jahre 1591 bat LandtrriHf Wilhelm IV. von
1 Llugraphic Geber und r.iiipliiiägi: r aui ver- Hessen den Herzog Heinrich Julius von
schiedenen SchiJfcn sich belinden, vereinigt da.s ßraunschweig, ihm mehrere Stücke derselben
Telemobiloskop Geber und Kmpfänger auf einem zukommen zu lassen, die den Briefen nach bei
und demselben Schiff derart, dass die vom Geber O.snabrück und Verden ihren Stand gehabt haben
ausgesandten elektrischen Wellen nicht direct in müssen. Der Ecldniarschall Graf Wilhelm von
den Kmpfänger gelangen können, sondern erst Scbaumburg- Lippe soll 1764 bei seiner Rück-
dann von ihm aufgenommen werden, wenn sie kehr aus Portugal portugiesische schwarze
von einem metallenen Gegenstand, also einem Rehe mitgebracht und im Bückeburgischen
Schiff, zurückgeworfen wurdeo. Darin liegt der ausgesetzt haben. Diese i'hiere zogen jedoch
grosse VortheD, daas mittels dieser Vorrichtung die Ebene dem bergigen Lande vor, liefen
ein Schiff gesichtet werden kann, ohne dass von meistens davon tmd siedelten sich im Revier
demselben zu diesem Zweck Signale gegeben der heutigen Oberförsterei Haste an. Im Jahre
werden. Dem Capitän auf der Coinmando- 1764 schickte audi ein Herr von Minnigerode
brückc wird auf 3 bis 5 km Entfernung sogar einen schwarzen Rehbock nach Darmstadt mid
die K.ichtung gemeldet, in der sich das entgegen- versprach, dass demselben zwei schwarze Ricken
fehrende Sdiiff befindet, ao daas er Zeit genug folgen sollten. Pastor Paulus aus Kloster
behält, einen soldu 11 Kura zu steaen. der eimn Moileiil iberichtet im Jahre 1771, da<S ein
Zusammenstoss verhütet. schwarzer Bock mit zwei rolhen Kicken in
Nachdem cm im Kleinen ausgeführter Apparat Ottensen in der Oberförsterei Haste gestanden
bei Versuchen die Probe gut bestanden hatte, und der damalige Eör.ster Möller durch Schonen
wurde ein für die Praxis bestimmtes ieie- der schwarzen Böcke den Bestand vermehrt habe.
mobiloskop im Monat Juni d. J. an Bord de« der Ebenso standen zur damaligen Zeit schwarze
Holland- Amerika Linie liürc mlcu Dampfers Rehe bei Lüchow. Der Jagdhi^toiiker Landau
Coiumltm im Hafen von Rotterdam den Ver- erwähnt auch 1849 des Vorkommens schwarzer
tretern einer Anzahl gröaserer Schiffahrtsgesell* Rdie im Sdiaumbuigischen Walde (Oberforttterei
Schäften, unter diesen auch die Hamburg-Anjerika Haste), wo dsen-lhrn früher allerdings nocli weit
Liuie und der Norddeutsdie Lloyd, vom Erfinder häutiger gewesen sein sollen j zur Zeit wird hiex
vorgeffihrt. Bei der Fahrt durch den Hafen ein Bestand von anniheind 1000 StOck geschätzt
wurdi n mittels des Apparates Schiffe bereits in \' in diesen wenigen Centren aus hat sich
grösserer Eutfemung gesichtet. Die Vertreter das schwarze Rebwild strahleuföimig ausgebreitet,
der Schiffahrtsgesellschi^eQ sollen sich sehr an- was man in einzelnen Gegenden schrittweise
erkennend nhcr die Leistungen des Apparates beobacliletIiat. Als Abkömmlinge von Aus-
ausgesprochen haben. wanderern aus dem Hasler Revier dürfen wohl
Es mag hier bemerkt sein, dass bereits im die veremzeh oder m grösserer Anzahl vor-
XL Jnhrf^. S. 64 des Pron.dt'uu.'^ (lio Verwendung kommenden schwnr/n Rehe im Weser-
der drahtlosen l eiegraphie zum Zwecke der Ver- gebirge, am Steinhuder .Meer, bei Nien-
hütung von SduflEtzusammenstdssen empfohlen burg, Dedensen, Neustadt a. R., Osna--
wurde. st. r«^) brück, Ibbenbüren, sowie in den Hcidc-
rcviercu des W
ietzen bruchcs, anzusehen sein.
Weiterhin aber einzelne
linden Stücke
sich
schwarzen durch ganz Deutsch-
Ri'hwildes fast
San aohvane Bah.
Inml, an nii hu rendes norddeutschen
Stellen
Die Sommer&bung des über fast ganz hu- Tieflandes auch in einzelnen Beständen. Duidt
ropa Rehes fCeniis cafneohis lihis.)
verbreiteten Fliege derselben hat sich man; herorts iu
ist Farbe des dichtereu
bckaiiMilich rostroth, die den Jahren der Rehstand so veimchri, dass
Winterpelzes brauiigrau; daneben wird auch ver- mit der Zeil sonar eine Verschiebung in den
einzelt über das Vorkommen weisser und sogar !
j
beiden Earbenvarietäteu roth und schwarz zu
M 787. Das scHWAJtzE Keh. 109

einander eiRgetreten ist und das schwarze nismus (Leucismus) beieichnete Abartungen,
Rrhwild jetzt in weiten Revieren die die TivS eine .Xnliäufnni; oder den Mangel an
Mchrzulil bildet. Pigmentablagerungen zurück^ulührcn sind, bei
In der Allmark finden sich hauptsächlich allen Wirbelthieren vor, bei den Hauslhieren
in. W alde der Stadl Seehausen und ai;t' den alirrding« hätifiper, als in der freien .Natur. So
Ik'siizungeo der Familie von Jagow gleichfalls ist die Neigung zur schwarzen Abarlung
«chvarze Rebe, weldie. wie die SdiaumbUTger auch beim Damwild vorhanden, und bei Herz-
vor 100 Jahren, durch einen Flerrn von Jagow berg 7>.m Wnrr. auf dem Schlossbcrg und in den
eingeführt wurden, der preussischer Gesandter anstossenden tieliölzea waren vor eincui Viertel-
in Portugal war. Die bei Gifhorn vor- jahrhundert schwarze Kichhörnchen keine
kütiimondL'n schwarzen Rehe sind wahrscheinlii h Sel'.enhi'it , und man trifft sie auch heute noch
aus der Altniark zugereist. Ob aber das ailerwarts au.*) Weisse Hasen und Kaninchen
lo^ciitiich in Bayern, in Oldenburg, bei werden jedes Jahr erlegt. Nun ist es ferner
Lücl u und weiter entfernt auf d^in linken
r
auch allbek aiiiit dass der Zustand des Melanis-
,

Rhciuul\.r und sogar in Ostj^reussen vor- '


mus sowohl wie des Albinismus erblich ist,
kommende schwarze Rehwild ebenfalls den namentlich bei Vermischung von metanotischcn
oder albiinotisi ben Thicren mit einander, und
'

angebiicb us Portugal eingeführten Siäniiiu-n


von Ha.sle und Seehausen cntsprosscu, i^l durch Siele Vererbung können die Nachküinmen
zweifelhaft. Eine in sehr seltenen F'ällen bei sogar den Charakter von Varietäten an-
Caub a. Rh. und in Schleswig-Holstein nehmen, wie beini T-VeUcben und den weissen
beobachtete schwarze Spielart ist ausge- Mäusen. Die für die AlbiüuA in dci freien
zeichnet durch krimmerartig gekräuseltes Haar Natur aber geradezu gefährUche weisse Färbung
unter di rii I.eib, und auch bei den De< kcti ist ftlhrf indessen dazu, dass dieselben hier meist
die l arbc und der Haarwuchs anders, ala bei zeiitg zu gehen, während die mela-
(jrundc
den eigentlichen schwarzen Rehen im Winlerhaar. notische den Trägern häufig oder
Fälbung
Dass (Iiis sidiwarzi» Rcli'i^'-ld nicht on jeher s zumeist sogar einen erhöhten Schutz 7.\i tjeben
in iJeut-schlaiui liomiv.-h i^cwesen ist, dürfte aus vermag. So mag auch die schwarze ärbung J

der Volk.s.sage abzulritc sein, welcbe den Ur- ii beim Rehwild gleichfalls auf einen Zufall,
sprun«: d' ssHbcn auf die Paarung mit einem d. h. ein XaUirspiel znnickzuführen .sein,
/iegeubuclif, nach anderer Lesart auf die wie sich die iclialTcndc Natur solche Abnormi-
Paarung mit einem .schwarzen Damhirsch /urüi k- täten häufig leistet; man braucht dabei nuht
führt; dti' I'jiis'n-liunL; v.oMicr Tc-gcndon ist ofii'n- einnial cLir.in /.u denken, dass mötjlicherweise
bar dcui lit:Juiüii.<>s cnt.'iprungen tür eine , der dauernde Aufenthalt in sumpfigen, moongen
spontan aufgetretene auffällige Erscheinung eine Gegenden eine solche völlige Verändorunii; der
Erklärung zu fmdcn. Farbe herbeigefülirt hiben könne, ähnlich wie
Dass aber das schwarze Reh voui Au-slaiuie bei den Heidschnucken; in Wirklichkeit sind
(Portugal) eingeführt sei und sich allmählich aus- nämlich unter dem das .Vloor bevorzugenden
gebreitet habe, läs.si sich ani Ii nirht aufrecht er- Rehwild vihwa;,re Rehe sehr spärlich. Die
halten; denn einerseits wiid da.s schwarze \ c'crbuiig.skiaft —
Indivjduaipotenz des —
Rehwild bereits in den schon genannten im Melanismus wie des AlbinisOlUS ist jedocb SO
j

hessischen Staatsarchiv zu .Marhiirsj aufbcwahi^ ii i;n.vs, liass si lbst bei der Paarung mit normalen

drei Briefen des Herzogs vou lirauu-i-hwiig uml l hicren die l'Irscheinung nicht selten auf die
I.aildgrafi-n von Hessen von 15 01 und 1592 er» 1 Nachkommen vererbt wird; so ist z. B. eine
wähnl, Innp - 'm i
t lii^' ;mu;'>;i!ii Ii.- lunfuhr au-^ rothe Ricke mit r itirin seliw ir?:en einem
vinr!

Portugal staUycluudcu hat, lür die sich aber rothen Kitz keine Selieiiheil, Karl lirandt hat
keinerlei Urkunden beibringen ias.sen. am Rodenberger IIei.<iter sogar eine weisse (albi-
Auch die vielfach aufgetauchte Ar.Äi< ]it, dass notisrhe^t Ricke ein rothes und ein schwarzes
das .schwarze Rehwild eine feststeheuUi.' selb- Kitz lühren sehen. Wie durch geschickte Zucht-
ständige Art darstelle, etwa in dem Verhällniss wahl die hornlosen Rinder und Ziegen und
wie der schwarze Storch (Cuouin vii^ra Bclon} andere sogenruinte Züchtungsrassen ent-
zun» weissen (C. alba L) oder de.s schwarzen standen sind, so mögen sich auch die durdi
Schwans (('vi;niis atnilus l'ieiliot} zun» weissen ein Spiel des Zufalls entstandenen schwarten
Höckerschwan (C. oior L.) hat sich lücht zu be- Rehe durch regelmässige \'ererbimg ZU einer
haupten vermocht; am wahrscheinlichsten ist die festen Spielart entwickelt halien.
andere Annahme, dass die schwarzen i\ehe
lediglich eine melanotische Erscheinung
seien, die ebensowohl möglich ist — wenn in
diesem Falle auch besonders häufig — als das *) Im st^yritclwn Gebiigc siml z> Z. die Icobltdiwsrzcn
Vorkommen von weissen Rehen. BekannlliLh Kichhi'iiTichcn h.iuf^er oder doch mindesten» i tirt^sK h.ii:h>:

kommen derartige als Melanismus und Albi- wie tlie ru!>Lroü>cn. c». N. W.
110 PiUuanHBra. M 7Ö7-

RUNDSCHAU. .selbst

k'.-ine
manche Kenner und Liebhaber des Viigelgesangcs
Ahnung. Um 3',, Uhr crUint di«-- Stimme der
Guldamraer ( F.mheriza citrinelUj), da endlich schmettert
Nur dem Ultkcklkhcn acfai^gt keioe Stunde, M>ni>t aber anch der Buchfink (t'ringiUa toeteit) seine Strophe da*
vemifigea wir uns kaum vomnteOeD, wie m McnMben zwbdien, die Koihlmeiae ffiarus moforj rtift, und der
geben kann, die nicht winen, mils die Glocke geschlafen Weidenlaubvr j;! r'/y,-r.-/w.'T riif.i} !einrt seinen zweitönigen
]

bnt; denn «ckon der Mensch atif der untersten Stufe der Nun endlich ßtiisst um 4 Ubr auch
Stacc.ito-Vortr.Tg daher.
CuliiK ;in, iiui der Zeit zu rechnen und zunächst die mit Linggezogcncn Pfiffen der Stnar (S.'urnus i'ulgarü),
Zeit vom Sonnenaufgang bis 2am Sunnenunusigfing den — alsbakl abenOot vom wilden Gescltrei der forchlbaren
natOrlichen Tag —
in Alnchoitte vor bettimmter Zahl Rotte der Sperihige* Ihnen folgen nach 4 Uhr die nner^
(^tondeD) elnnitheilen, die l>ei «Icr verschiedenen Länge mädlichc Gartcngrasniücke (.Sih rlr-nn'-' ), die 7,iiuii i'ii

der Tage nahirgmilss bald küixer. bald länger waren. grasmUcke fS. i-urrufcai und die Dorri^dsiiiutkc onc- ,

Die Srn- 11 < 11 / !•


i i; r r .
(iiK mi, m) und Sonnenuhren rrii) dazwischen girrt die Turteltaube
, ein eigen- —
wateD die ersten Hilfsnoittcl dieser Art, um nach dem artiges, geradexu wunderbares Coooert, in das sich alsbakl
Lauf nnd Stand der Sonne die Tagmät rcstin*le11«tt{ andi noch das bnnle Lied des Gaitenlaabvogeh oder
rie vmaffm aber leider Huen Dienat, aobald das Ta}^ Spflttera (Fütdtila hypolms} einmischt. 4'/, Uhr Um
geiliin tutter den Hotüxtnt hinabsank. Dabei gab es ertfint die lebhafte Strophe des Fltislaubsängers (Sylvia
natürlich auch auf niedrigen Culturstufen bereits- Lcl ii!, i trot hilm), dem gcien 5 Uhr die Sanphneise ffi^mt
lagen, in denen auch wAhrend der Nacht vcnigstens eine palustris) folgt.
elnigennaaMen oricntirende Zeitbcstimnumg nidit nur e nacu ncr lujciujig umi oem jFOvmcnmimi qqt
wflnwhmiwerth enchien, aondern audi jiodiweiidig war, I- rühlingszeit mag sich der Bqpnn des Frtihoonoerts wohl
und hier half nun auf* glflcklidiite eine merkwürdige um einige Minuten bis zu einer Viertelstunde verschieben,
Eigenschaft dcü H.inshahnc» aiis. allgemein .li'cr li.ilt ir-drZeit und
\' i.>^<' i^ii t :lirf llf^:inlllu^

Die Dilnimeriing des Abc-nds und Morgen» hegtUssen auch die Keihenfoige innc, und bevor das künstliche
ja eine ganze Reihe Thicrc mit ihren Tönen; mit der Rüdentcrk der Ubr erfunden wurde, hat der Mcnscb
hcreinbncliefiden Dunkeilieit encfaalk daa drfihannde Gc- offenbar seine Zeit nach den EnchelwaigiBH ia der Natur
brflll dei KOofga der TUere, gleidttam ab wollte er den bestimmt; so ist in altdeutschen Minndiedem, in der
Begi'i'i »eines Raubzuges weit und breit ankündigen; nur Fritjofsage, in Romeo und Julia u. ». w. von den Vögeln
in det Nacht lassen die Brüllaffen, llyiinen, Kulen, die Rede, die den Tag verkünden. liaberland hat
FtBttlM und Heimchen ihr (iescluei oder Gezirp ver- unserer Vugeluhr aiitq>rechcnd auch eine Thieruhr
nebmcBi ud
mtr nach Anbruch der Dunkelheit hebt die fttr die Tropen angegeben, die sich ^ckhlisUs auf
NnditIgaH Ihren Zaubeifecang an und ertOnt aiu Schilf du Fiflhconcert der Singet^ stillet, und «orte das
isii ! .;ic!ii'.-in ri'jl lis-ch an T'frr desFafkweibers zwar ge- Gurten der Tauben die neunte StnuJr' Vormittags, das
diiüjilt und kisc, aber ununterbrochen und im mannig- Ges<irei der Pfauen die Mittagszeit l>cstimmt. Aus der
faltigstenWechsel der Gesang des Suropfrohrsängcrs oder Rcgelmässigkeit der tropischen WitteningsverhJlltntsse
Rohrspötlen (Calamoherfe paluslräj, gleicbfalis etnes glaubtHaberland die Pünktlichkeit der VCgel herleiten
auageiprochcoett Nachtstngera. Die flbrige muntere Singer- ru kennen, fast genau Irlich su denelben Minute ihre
schar begrüsst die ersten Strahlen iler .uirjthendcn Sunne, Weisen rrtr'iicn ? i l;is5f.'ii.

jederVogel nach »einer Weise und zu seiner Zeit, 5*j Nicht mehr wenn aucli noch seltsam
uniiegrcifJich ,

(i.iss Versuch gemacht worden ist, ähnlich der Klutnen-


c genug darf es hiemach erscheinen, dass eben um Mitter-
ubr Linnes, nach dem ersten i^ut der einielnen V<igel- nacht, wenn tiefstes Schweigen die Natur beherrscfatt
arten i« der frOhen Vorgeaitunde eine Vegeluhr <u- und alles Lebende in festen Sdifatf verfallen ist. pUltzlich
sanimennu teilen, die abrfgen» ziemlich zuverlässig ist. der Ilaushahn zu krähen beginnt. Im riltc-r. Indifr.
In der 2!eit von 2 2'
^ Uhr Morgens ertönt bereits — \»o der Vorfahr unseres Hahne», der Bankiva-Halir, im
die helle tilbcmc Strophe der MVinchsgrasmiicke 1 Sfh/<i Hause int, hat man diesci Eigenschaft offenbar keinen
atricaptUa); von a'i, —3 Uhr erachailt aua dem Jrelde Werth bcisttmcsicn gewusst; auf malayischem Boden
der tnmie Ruf der Wachtet (Perdix dactyb'sanansj ; leiae wurde der Hahn lediglich als Kaopfhaha gezfldrtet, und
wia im Traume I&sst die Lerche (Atmtda arvemis) von die noch beute überragende Grösse der indischen Hühner-
einer Erdschelle ans ihre Triller vernehmen, erat nach und rassen ist das Ergebnis» dieser einseitigen ZudUiichtung.
nai h wotii' 11 sie encrgisi.;i' r i^ml \n,l!;r. doch in die Höhe Nach Victor Hehn Culturpßan- <t umi Hauithuir
steigt sie noch nicht. Bald nach 3 Uhr singt das Garten- 17. Auflage, Beilin 19U2, S. 52t ff.) und Eduard Hahu
roihschwknzcfaen (Rutküla pkamknntt) maiilhCrlkli und (iM* HoMSthkrt Mud ikre BaMungim nr IVSitÜitdbaf/
iant; unter den T^gri^gera Ib Gatten fast CB^
cm ist des Menschen, Leipzig 1896, S. 303) schrint es, dass die
adiieden der erste Frühaufsteher; Ihm folgt das Haua- merkwürdige Eigenschaft des liahnea als Kiindigers der
r«>thschwänzchen (Ruf :'.-;!'.! liihvd. uml r.;:Ti r-:tr.;.t M;it iti u htsstunde ."kuf persisch-b.aktri8chetti B kIi entdeckt :i

um j'i^ Uhr auch diu siUicrhelle .Strophe des Kuth- wurde und dabin führte, ihn und mit ihm das Huhn zu
kehlchens (l.uuiola rulirtula), da» von allen Tagess.nngern z.Äbmen und r.\x Haus- imd B^leitthieren dcs Menschen
wohl des Abends suietzt schweigt nnd dennoch zu machen, (Die Nutsnngselgenicliaft der Hctme als
wieder xti den ersten Frfihtiingem gohOrt; non haben für ]'.ier]>rodticent ist erst sehr viel spXter in Enropa heran-
einige Miniitr ri die Rothkch.i !i'-n die Herrschaft allein, gezüchtet worden.)
bi» die hassliche -Stimuie des Wendehals (Jynx torquiUa) .\uf Anbeter der Sonne, die Ormuzd - 1 Jiencr,
die
dazwischen tönt. Punkt Uhr setzt die Gr.iu- oder musste Am cigenthümticbe Verhalten des Hahnen
ii.itürlich

Singdrossel (Turdut mutsiauj ein, und beinahe n^eich einen Emdrnck machen, war er doch gewisacr«
tiefen
ertflnt aoch schon die hrSMge tiefe Flfitenstrophe der manssen der Herold des Lichts nnd der Sonne nnd als
Si Inv.itzdrossel nk-r Amsel ( Turdm merula); beide be- solcher dci Vogel des Zoroaster. Deshalb den Persern
herrschen jetzt einige Minuten das Fruh«»ncerl, und was heilig, prangte der Hahn im Bilde auf ihren Feldzeichen,

diCMllMB beim Eiwacbcn In Geaange leisten, dam» haben and jeder Pencr hatte nach dem Zendavcel» einen Haha
M 787. Rundschau. III

zu halten; domi n.icti dem craten HahneoKiirri siiHien Zwei Hähne «ecken die llc!d'n in Cklins und die
für ihn Gebet, luid ^Vrbeit liegioDen. Wo sich attcli dämonischen Mochte w Hda SHen; ein goldkaromigcr
ir];eml ein Pencr niederlicu,
da sorgte er gewis* k> Hahn Recken zur Sclilacht, und ein Hahn kün«
ruft die
^dwr ffir cfscD Uaha al» VerkOndiger dn Moigm, ait dlgt den bevorstehendes Weliuntcrgpqg. d. ü die lidtter*
tr dte Prtlieebete nnd Rein^ngen vor ntd bM Sonnen« dfanneiuBg, an.
nfgan^' nichl untcrliess. An diese feste mvthuli fische ric-deutung des Hnhiies
So wuidc dei iUhu dem Allcrtiium und auch den ü«! uitseteii heidnUchen VotlaUrcn knupitcn klüglich die
Chinesen das Symbol der Lichtgottheit
und des Feuer- ersten christlichen Sendboten an, indem sie diesen den
gottn» der Souoe und d«s SonncMufpiigi» und im Verfolg Göttern gelieiligten Vogel auf die ^tae das chriatlkhen
davon gteidifalb d» SlnnMM der Wachnmkcft nnd GoneshauBcs setzten und so den Bekehrten den Eintritt
Kampfbctoils^chaft. DcmgcmSAs «•< ih!rn dir nltcn uricchen erleichterten. Von diese; holieti W.ute liegrOsst er, wie
den iliüia nicht nur dem Phnbiis, al& dem üou des dtit llabii aut der Bdumc, die ersten und
den Spitzen
Sonnenlicht», und dem Hclira i;A])o11o), alsdem LenJcer letzten Strahlen und untergehenden Sonne. Erst
der auf*
des Sonnenwag^iii, wadcro gtekbwitig anch den Kampf» spAter, nach der vjiU^en Chxistianisinuig Germanicna, nia
gottbciten Are* (Man) md
Athene (Mteera), weil aie der Grmid dei unpiüiiglifiien Bmudii »ti i ea wv« da g^
im Tlahncnsdirei nicht nur die Ankündifninj; Jcs hcrein- machte man den Hnhri auf der Kiichüumiqiilae ak
bffchondeti Tiigcshchu, sondern auch eine jälUckliche \'or- Windfahne zum Wcttcrhabn.
ixjdctiiuiq; fttr die krie}>erischen Unternehfflangen erblickten, Das Althochdeutsche: Jtnit ift-r htm, ez war tac,
deren üffolg ja n allen Zeiten wcacatlidi von der findet sein GegeoatSck im Aliftaniflaiaclaen: lau gal taiM,
Wactenikeit badinp üevesen frt. Der Name der einen e foHgh^ jhoHr und im EngNadien: «Meg mmde cmw
der Erinnycn, der ni im tut ruhenden Alekto, steht drnn hil zi-as daie. Die Gallier opferten vor Beginn einer
auch in mehr als hlots Liutähnlicber Beziehung zur Schlacht einen ilaJui und nahmen denselben, gleich den
griechischen Bezeichnung i/.ixrvtf dca wachianien Ver- Persern in ihre auf, daher der Ausdnick
Feldzeichen
kondigen der MiinniaelUsttunde. ijpUliacher Hahn"den heutigen T^;. Wenn im
bis auf
And der Rttmer war gewolint, sich nach der SUann« heldiiiadwn Deutachland die enien diristlidwn Sendboten
des Hakncii ru richten, zunial er e- 'n" ^iir;;eiitche Thnti^;- oder eine n^h eine kle;ne Mönchsc^l'.nic aufzogen, um
keit sehr üüll begann, 50 dass das iinua ichon vur Üc- eine neue Niedcria^^uRg zu begründen, %o nahmen sie als
ginn der MorgendlimniLrting im Gange war. Deshalb sagt tmentbehrliches Hahn mit. Sa
Ausrüstungsstück einen
Ptinias vom Hahn, das» ihn die Natur geacfaaffcn habe, et auch ipiter im Irircfahcbea Dienst sehr nOtb^ war,
ran der Starfalidicn Schlaf xu bredieo nnd sie aur Arbeit «faie gc wliae Ehidmifang der Nac&t a» haben, und apcciell
lU rufen. Die Zeit \rjiii Sdnnt.-nuntcrg.in;^ bis Sonnen- in der strenj^en Klosterzucht die Frommen sich .vuch um
aufgang aber tht-iltcn die Körucr ii> vier Nachlwacbcn; Mitternacht zum Gebet versammelten, so war e« wieder
um deren Ablösung: nicht r.u vcrs&umen, hielten die Sol- der Hahn, welcher diese Stunde zu verkQnden hatte.
daten in ihren Lagern und WacbtUwalen einen Hahn, der Auch die Kieoafahrer fttbrtcn auf ihren SSdgen HXhne
ihnen durch seinen Sdirei das „Kamnifen" nnserer Schild- als Verküad^ der Mbrgenatnndtt mit akh, ebenao wie
wachen ersctif ,,So es dämmerte und der It.ihn mit solch'" .luch .mf grossen Pilgerf.thrtrn niitscn')nimen wurden.
den Hühnern weh auf die Stange setzte, »jcllicn die Selbst die Sjiatiiei noch (uhmen Hähne luch Auterik.t mit.
Kriegsleuie die erste Nachtwache aus; drei Stunden vor und zwar hauptsächlich als Uhren, deim deshalb gerade fiel
Mitternacht r^ sich der Hahn, md die Wache wird C8 ihnen auf, daaa dicaelbcn in der Neues Welt nicht
giewcctaeit; um Mittemacht beginnt er zn krihen, sie mehr so panktllefa IcrlbcB wellten.
stellen die dritte \Väche aus, and drei Stunden gegen Als endlich die T'hren den H,\hn in seiner ursprüng-
Morgen ruft wiiu Lagverktlndender Schrei die vierte Wache lichen Bedeutung als Veiküjidcr der Miitctnachutunde
zur Stelle." (Aus der Rede des Raugrafen Gockel \on ablösten, da brachte man ihn auf den Räderubren als
Hanau am Grabe des Aiektryo, Mirchea vom Gockel uad an und malte ihn auf die ZiffcrbUttcr
Standenverfcttndtgcr
Kinkel, Brentanos Werke. Leipsig, S. 18$.) AuTcmen der WasdtthrcBv Petna alMv ndt dem Hhhii ward Sdota*
solchen n'^mlsehc:! Wat bhah.-. im Vorh if des hohcnpricstcr- patron der Uhrmacher.
lichen Pai^ics in Jeruaakin lie/iehcii »ich auch die Worte Im Orient jodoch hat der Halm seine Bedeutung als
Jr^^: ;>ti Petrus: „Ehe der Hahn kräht, wirst Du mich Uhr vielfach .lucli heute noch. Bei den Arabern führt
drÖBial vcrlsugnan", d. h. also noch vor MiUcroacht. er logpr des Namen «tbul jaMn, d. i. Vater der Wadi*
Noch mehr gewann der Hahn an Bedeutung bei den lamlcdt. Und wie sollte auch eine Karawane, die m6g>^
Rßmem, ah sie von den Griechen dif .\ '.cfc t r yo m n t c .1 i liehst die ersten kühlen Stunden des Taj^es Senutien ge- m
übemahmcD, und die beliug«rischen Augureu diinach die zwungen ist, wann mit dem liui^wtetigen Packen
erlaliren,
„Aospicien", d. h. den Willeii der Gotter in Bezug auf der Kamele begonnen Wld cum AnBwuch gerüstet werden
das aeiingen oder MisaUiigeo eines UaiemebnMns ef> mussi' Grosse Kanwaacn fflhres deshalb gewöhnlich
fonAten. So kam dem Hahn fOr das bOigerlidie Leben einen recht stettllchen Hahn mit aldi, deaacn Krthen den
von damals eine sd j^rosse Bedeutung /.u dass Cii cro
, Aufbruch der Reifenden in der WCstc regelt. !n
die Tbatigkeit des l-ri«deiiÄ und K:i«gt& einfach *o uiitcr- Abcissytiicti vci treten die il<iknc noch beute die Kirchen-
scheiden konnte: Im Frieden beginnt der Tag mit dem uhren; Uhren werden sie selbst von den Kaffern ge«
als
ersten Hahnenachrei, im Kriege mit dem ctMen Tram- achltst, und in dcneUMS Bedeutung imd Bcstimmnng
stehen sie (nadi Bastian) auch noch heute in Birma.
In der deutschen Mythologie ist der wachsame Hahn .^uffriüend ist, dass in neueren Reisebeschrf ihungrn
der Vogel des aj« Gölterwächter bezeichneten Lichtguttes aus und utiet l'iiliistina (Kurrer, H'amierun^'fH durch
HeimdalJ. Wie dieser in Gestalt drr als Hirsch symboli- Palästina, Kinzler, Biblischf Nuturgrzchiihte^
1865;
ainen Sonne auf dem Gipfel der Welteache Yggdrasil 1902; Ludw. Schneller, Kenrnt Du J«t Lanit 1894}
«•Met, so finden wir in einem andern Liede der Edda CS als etwas Mia k ir M dlges und Auffiillendcs beseichnet
r

den H.ihn Widofnir auf dem ll.uinn: Mirn.imeidr, dem wird, dass daselbst .tuch heute noch ..f-ut genau um
Doppeigftnger jener, ab Stellvertreter des Lichtgottes selbst. Mitternacht die Hähne xu krähen" pflegen, und es wird
1 12 Prometheus — Bücherschau. JW 787.

dar^f >.tnllt. als w.'nr <lir-s o'iit besondere Eigens<;li:ift <lt : Vorl.ige desKelvin mit der Bemerkung zu er-
Ix>ril

Hähne des Ostens, wöhraul man sich auf jedem unserer ledigen fOr gut fand, man mfisse doch erst genau wissen,
HfllMerbSfe ttbenengM hean, da«» Mich derabewlliidisdw wie weit die Anwendung de* metrisdien Ifaaassysleras In
Halin seinem orientalischen Bruder nichts n.icligiebt. So englisch &)irechcndcn Staaten fortgeschritten »ei, bevor
so! bolspictsvvcise orwUhnt, <ltss selbst jiinj;« Hähne, die irgend eine Frist für die zwangsweise Aenderung de« l>e-
'^ii\7. ih:p li.i^ Beispiel und Vorbild eines rdieren Hahnes stehenden Msam- und Gewichtssystems fetlg^aetzt werden
heranKKWaclisen sind, ganz plötzlich «m die Mitteniacht«- könne. (,4jsj
ttuiKlc m krähen beginnen, sobald sie soweit facran- •
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sewDcfaaen siodt du« lic dieHAimcr' Falminc Aber ihr
vt>lk Obcniommen haben. Der mittdeuropMadien Zeit De