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Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Geographisches Institut

Hauptseminar Deutschland
Leitung: Prof. Dr. Hans-Joachim Fuchs
SS 2007

Die geomorphologischen
Großlandschaften
Norddeutschlands und der
Mittelgebirgsschwelle

Geomorphologische Betrachtung der deutschen Inseln und der


deutschen Küste, des Norddeutschen Tieflands und der deutschen
Mittelgebirgsschwelle

19.03.07

Stephanie Greß

Studienrichtung: Geographie (6), Französisch (6), Latein (5) LA


Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 1

Inhaltsverzeichnis

1 Geomorphologie ................................................................................................ 3

2 Geomorphologische Gliederung Deutschlands ............................................. 3

3 Vorzeitklimate .................................................................................................... 6

3.1 Tertiärklimate................................................................................................ 7

3.2 Quartärklimate .............................................................................................. 7

4 Norddeutsches Tiefland und deutsche Küste ................................................ 7

4.1 Nordseeküste ............................................................................................... 7

4.1.1 Wattenmeer und Gezeiten .................................................................... 9

4.1.2 Ostfriesische Inseln ............................................................................... 9

4.1.3 Nordfriesische Inseln ........................................................................... 10

4.1.4 Helgoland ............................................................................................ 10

4.2 Ostseeküste ............................................................................................... 10

4.3 Norddeutsches Tiefland ............................................................................. 12

4.3.1 Altmoränenland ................................................................................... 13

4.3.1.1 Elster und Saale ........................................................................... 13

4.3.1.2 Weichsel ...................................................................................... 14

4.3.2 Jungmoränenland ............................................................................... 16

4.3.2.1 Glaziale Serie ............................................................................... 17

4.3.3 Salztektonik ......................................................................................... 18

5 Deutsche Mittelgebirgsschwelle .................................................................... 18

5.1 Grundgebirgslandschaften ......................................................................... 19


Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 2

5.2 Deckgebirgslandschaften ........................................................................... 20

6 Zusammenfassender Überblick ..................................................................... 22

7 Geomorphologische Zukunft Deutschlands ................................................. 23

8 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 24

8.1 Sekundärliteratur ........................................................................................ 24

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Geomorphologische Grundgliederung Deutschlands 5

Abb. 2: Entstehung einer Ausgleichsküste 12

Abb. 3: Die wichtigsten Eisrandlagen und die durch sie bedingte

morphologische Gliederung Norddeutschlands 13

Abb. 4: Die glaziale Serie in Jungmoränenlandschaften Norddeutschlands 17

Abb. 5: Verbreitung dominanter Lockersedimente und Festgesteine an

der Erdoberfläche in Mitteleuropa 21

Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Zeitlicher Überblick der Erdgeschichte 6

Tab. 2: Gliederung und zyklischer Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im


Eiszeitalter in NW-Europa 8
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 3

1 Geomorphologie

In dieser Arbeit soll das Augenmerk auf die geomorphologischen Großlandschaften


Norddeutschlands sowie die angrenzende Mittelgebirgsschwelle gerichtet werden.
Der Begriff Geomorphologie stammt aus dem Altgriechischen. Aufgeschlüsselt
bedeuten die verschiedenen Wortbestandteile γη – Erde, μορφη – Form/Gestalt und
λογος – Rede/Darlegung. Die Geomorphologie ist also die Lehre von der Gestalt der
Erde. Sie versucht, Oberflächenformen der Erde zu erforschen und zu erklären, sie
sucht nach ihrer Entstehung und Weiterbildung (Louis/Fischer 1979: o.S., zit. nach
Zepp 2004: 13). Doch wie kann man die Gliederung eines bestimmten
Oberflächenabschnitts bewerkstelligen?

2 Geomorphologische Gliederung Deutschlands

Um nun einen gewissen Raum der Erdoberfläche gliedern und eine Ordnung in die
Formenvielfalt bringen zu können, benötigt man eine gewisse Systematik. Im Grunde
ist die Erforschung von formen- und reliefbildenden Prozessen eine Betrachtung der
Reliefsphäre. Hier findet ein Zusammenspiel von Lithosphäre, Hydrosphäre,
Biosphäre und Atmosphäre statt (Zepp 2004: 15).

Die Gründe für die verschiedenen Reliefformen sind bedingt durch:

• tektonisches Grundgerüst: es bestimmt den Großbau der Deutschlands und


wurde durch endogene Prozesse in Erdkruste und –mantel geschaffen. Hier
liegen wichtige Gründe für das Einsinken von Gräben, das Herausheben von
Gebirgen oder die Verstellung von Schichten etc.

• Gesteine: Von ihrer Härte und Widerstandsfähigkeit hängt es ab, wie lange ein
Großbau überdauert. Je härter ein Gestein is, desto länger kann es den
exogenen Kräften standhalten.

• Exogene Kräfte: Das sind alle Kräfte, die von außen auf die Erdoberfläche
einwirken wie z.B. Verwitterung, Gravitation etc. Sozusagen das Gegenteil
dazu sind die endogenen Kräfte, die im Erdinnern entstehen und aus diesem
heraus wirken.

• Klima: Bestimmte klimatische Voraussetzungen können verschiedene


Relieformen begünstigen (s. 3). Glaziale Akkumulationsformen in
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 4

Norddeutschland belegen die geomorphologische Ausprägung eines früher


herrschenden Klimas.

• Höhenlage und Zeit: Sie sind dafür entscheidend, ob bestimmte Relifformen


ziemlich deutlich oder nur schwach entwickelt werden. Bei vielen
Landschaften kann man auch mehr als nur einen reliefformenden Prozess
erkennnen, wenn vorher geschaffene Formen nicht durch einen rezenteren
Prozess überdeckt oder zerstört wurden (Liedtke 1995: 122).

Betrachtet man eine Karte Deutschlands, kann man feststellen, dass es teilweise
enorme Reliefunterschiede zwischen den Küsten im Norden des Landes und den
Alpen im Süden gibt (Liedtke 1995: 122). Will man die gesamte Bundesrepublik
Deutschland geomorphologisch gliedern, könnte man es ganz grob in diese
Abschnitte teilen (vgl. Abb. 1):

• Das Norddeutsche Tiefland und damit auch die deutsche Küste senkten sich
im Tertiär und Quartär tektonisch bedingt und nahmen viel an
Sedimentmassen auf. Man findet dort nur geringe Höhenunterschiede, die
quartären Lockersedimente dominieren die Erdoberfläche. Die Reliefbildung
erfolgte hier überwiegend durch exogene Prozesse (fluvial, glazial, periglazial,
äolisch, marin) (Zepp 2004: 276 ff.).

• Die Mittelgebirgsschwelle hat paläozoische und mesozoische Festgesteine als


Untergrund. Meistens sind sie nur von gering mächtigen, jungen
Sedimentschichten überdeckt. Diese Zone kann man noch weiter in Teilräume
untergliedern mit Hilfe der Betrachtung der Gesteinstypen und des
tektonischen Baustils (Zepp 2004: 276 ff.). Mit einem deutlichen
Geländeanstieg begrenzt sie das Norddeutschd Tiefland. Auflagernde
Sedimente stammen vor allem aus dem Rotliegenden, dem Zechstein und
dem Mesozoikum (Semmel 1996: 11).

• Beim Süddeutschen Stufenland dominiert das mesozoische Deckgebirge. Das


Grundgebirge tritt kaum hervor. Charakteristische Formen sind die
Schichtstufen (Semmel 1996: 11f.)

• Das Alpenvorland ist schließlich eine aufgeschüttete Landschaft aus


känozoischen Lockergesteinen, die nur wenig zertalt wurde. Glaziale
Sedimente sind weit verbreitet (Semmel 1996: 13).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 5

• Die deutschen Alpen unterscheiden sich durch ihre Tektonik, die glaziale
Überprägung und die größere Reliefenergie von den Mittelgebirgen (Zepp
2004: 276 ff.). Sie beginnen südlich des Alpenvorlandes mit einem steilen
Anstieg (Semmel 1996: 13).

Abb. 1: Geomorphologische Grundgliederung Deutschlands

Quelle: Semmel, A.: Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschland: Grundzüge, Forschungsstand,


aktuelle Fragen, erörtert an ausgewählten Landschaften. Stuttgart 51996 ( Erdkundliches Wissen, Heft
30): S. 10

Um für eine geomorphologische Betrachtung eine breitere Basis zu schaffen, folgt


nun eine kurze Erläuterung von Vorzeitklimaten. Im Anschluss erfolgt eine tiefer
gehende geomorphologische Betrachtung des Norddeutschen Tieflands, getrennt
nach Nordsee- und Ostseeküste und Alt- und Jungmoränenland. Danach reiht sich
im Süden die deutsche Mittelgebirgsschwelle an. Hier wird bei der
geomorphologischen Gliederung unterschieden nach Grund- und Deckgebirge. In
einer zusammenfassenden Abschlussbetrachtung soll der besprochene Teil
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 6

Deutschlands nochmals zusammengefasst und Möglichkeiten einer zukünftigen


Entwicklung aufgezeigt werden.

3 Vorzeitklimate

Vor der Gegenwart gab es diverse Vorzeitklimate, die ihre Spuren im Relief
hinterlassen haben. Um die Betrachtung zu vereinfachen, soll hier von den Tertiär-
und den Quartärklimaten die Rede sein. Das Tertiär begann ungefähr 65 Millionen
Jahre vor heute, das Quartär 2 Millionen Jahre (vgl. Tab. 1).

Tab. 1: Zeitlicher Überlick der Erdgeschichte

Quelle: Zepp, H.: Geomorphologie. Eine Einführung. Paderborn 32004: S. 48


Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 7

3.1 Tertiärklimate
Die am meisten vorkommenden Reste tertiärer Formen sind wohl die
Hochflächenreste in den Mittelgebirgen. Nach Büdels Theorie der doppelten
Einebnung haben hier flächenhafte Abtragung und gleichzeitig tiefgründige
Verwitterung zur Bildung von Rumpfflächen geführt. Wegen des tropischen Klimas in
unseren Regionen konnte eine starke chemische Verwitterung die Gesteine im
Untergrund angreifen (Semmel 1996: 15ff.).

3.2 Quartärklimate
Im Quartär änderte sich das Klima radikal. Warm- und Kaltzeiten wechselten sich ab
(vgl. Tab. 2). Die Jahresdurchschnittstemperatur sank deutlich. Viele glaziale und
periglaziale Prozesse liefen ab. Vergletscherung bedeutete eine einschneidende
Veränderung des Reliefs. Viele der tiefen Täler in den Mittelgebirgen wurden
ausgebildet. Büdel spricht von einem „tertiären Flächen- und einem quartären
Talrelief“. Die tertiären Rumpfflächen wurden zerdellt. Diese Zerdellung konnte
stellenweise durch Lößakkumulation abgeschwächt werden (Semmel 1996: 20ff.).

4 Norddeutsches Tiefland und deutsche Küste

In der Saale-Kaltzeit (vgl. Tab. 2), der vorletzten Kaltzeit, war nahezu das gesamte
Norddeutsche Tiefland durch das sog. nordische Inlandeis bedeckt, das von
Skandinavien her Norddeutschland überfuhr. Dies war ein wichtiger Faktor, der
sowohl das Relief der deutschen Küste als auch des Norddeutschen Tieflands
entscheidend beeinflusste (Förster 2000: 8).

4.1 Nordseeküste
Schon seit dem Tertiär war der gesamte Bereich der Nordsee ein Senkungsgebiet,
weswegen anschließend im Quartär viel an Sedimentmassen dort akkumuliert
werden konnte. Während dieser Periode (vgl. Tab. 2) wurde das heutige
Nordseegebiet auch partiell von Eismassen der Elster- und Saale-Kaltzeit
überfahren, da große Teile von ihr wegen des eustatischen Sinkens des
Meeresspiegels trocken lagen. In der Saaleeiszeit drangen die Gletscher von
Skandinavien bis an die Küste der Nordsee vor (Liedtke 1995: 222f.).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 8

Tab. 2: Gliederung und zyklischer Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im Eiszeitalter in NW-
Europa

System Serie Jahre vor Gliederung in


heute
Nordwesteuropa
Holozän 10.000 Postglazial
Jung- Weichsel-Eiszeit
110.000
pleistozän Eem-Warmzeit
Saale-Eiszeit
125.000
Holstein-Warmzeit
Mittel-
200.000 Elster-Eiszeit
pleistozän Cromer-Warmzeit
Quartär 300.000

Menap-Kaltzeit
500.000 Waal-Warmzeit
Eburon-Kaltzeit
Alt- Tegelen-Warmzeit

pleistozän 1.000.000
Brüggen-Kaltzeit

1.600.000
Tertiär Pliozän beginnende Abkühlung

2.000.000

2.400.000
Quelle: http://www.uni-muenster.de/MineralogieMuseum/eiszeit/ice-3htm.html (12.03.07)

Während einer Eiszeit waren enorme Mengen von Wasser in Eis gebunden, was zu
einer Absenkung des Meeresspiegels führte, so dass er ca. 100 Meter tiefer lag als
heute. Erst als das Eis wieder schmolz, stieg der Meeresspiegel wieder an. Dies
bezeichnet man als einen eustatischen Meeresspiegelanstieg. Verschiedene
Transgressionen und Regressionen wechselten sich ab. Um 5000 v. Chr. erreichte
die heutige Küstenlinie bei 15 m NN ihre bekannte Höhe (Liedtke 1995: 224f.). Die
letzte Transgression, die dem endgültigen Abschmelzen des Eises folgte, wird als
Flandrische Transgression bezeichnet (Zepp 2004: 284).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 9

Die deutsche Nordseeküste besteht hauptsächlich aus einer Flachküste. Direkt daran
schließt sich das Wattenmeer an (Semmel 1996: 61).

4.1.1 Wattenmeer und Gezeiten


Der direkt an die Gezeitenküste der Nordsee angrenzende Teil des Meeres ist ein
Wattenmeer. Die Gezeiten sind bedingt durch eine gewisse Stellung von Sonne und
Mond zur Erde. Dadurch wird auch ihr Rhythmus bestimmt. Eine sog. Tidewelle läuft
vom Atlantik kommend in der westlichen Nordsee ein und verbreitet sich dort. Das
mittlere Tidenhochwasser legt die innere Grenze für das Wattgebiet fest. Ein weiteres
Kennzeichen dieser Grenze ist der Beginn von Vegetation. Nach einigen Stunden
strömt das Wasser wieder zurück, so entsteht das periodische Gezeitensystem. Die
Be- und Entwässerungsrinnen der Gezeiten verändern sich stetig. Außerdem
transportieren sie Material heran und lagern es ab oder erodieren welches (Liedtke
1994: 228). Im Grunde genommen wird im Watt Sand aus der abgetragenen
Altmoräne (= Geest) umgelagert. Marschen liegen zwischen Watt und Geest. Diese
Marschen werden bei mittlerem Tidenhochwasser nicht mehr überflutet. Ihre
sandigen Sedimente stammen von Meerestransgressionen (Semmel 1996: 61).
Sturmfluten, vor allem durch Wind hervorgerufen, sind ebenfalls ein wichtiger Faktor
für die Reliefbildung von Küsten (Liedtke 1995: 232). Durch Deichbau und
Landgewinnungsmaßnahmen wollte man die Küste schützen. Heute allerdings sind
Landgewinnungsmaßnahmen durch z.B. Polder verboten (Liedtke 1995: 233f.).

4.1.2 Ostfriesische Inseln


Die Ostfriesischen Inseln sind Düneninseln. Sie entstanden im Holozän und besitzen
sie keinen pleistozänen Kern. Das Zusammenspiel von Strömung, Wind und
Seegang gab ihnen ihre Form entstanden. Insgesamt betrachtet sind diese Inseln
Schwemmsandkörper, die sich kontinuierlich verändern (Liedtke 2004: 234f.).
Manche der ostfriesischen Inseln wie Wangeroog wandern von Nordwest nach
Südost. Die Rinnen, in denen das Meerwasser bei Ebbe zurückfließt, die sog.
Seegatten, verhindern ein Zusammenwachsen der Inseln (Semmel 1996: 62). Die
bewohnten Ostfriesischen Inseln sind Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog,
Spiekeroog und Wangeroog (o.V. 2007: www.ostfriesische-inseln.de).
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4.1.3 Nordfriesische Inseln


Die Nordfriesischen Inseln unterscheiden sich grundsätzlich von den
Schwemmsandkörpern der Ostfriesischen Inseln. Denn die Nordfriesischen Inseln
sind beinahe gänzlich auf alten Resten des Festlandes entstanden (Liedtke 2004:
237). Sie bestehen im Inneren aus Altmoränenkernen (Semmel 1996: 62). Einerseits
sind sie Geestkerninseln wie Sylt, Amrum und Föhr, andererseits Marschinseln wie
Pellworm und Nordstrand. Hinzu kommen zahlreiche Halligen (Pott 1995: 235). Bei
den Geestkerninseln liegt ein pleistozäner Kern noch aus der Saalevereisung vor. An
diesen Kern konnte sich im Pleistozän Material anlagern und Nehrungen bilden. Da
der Tidenhub sich verringerte, konnten lange Strandwälle entstehen. Auf diesen
liegen heute äolisch gebildete Dünen. Pellworm und Nordstrand entstanden aus im
Mittelalter zerschlagenem Marschland, sie haben keinen pleistozänen Kern und
werden heute durch Deiche gesichert (Liedtke 1995: 237f.).

4.1.4 Helgoland
Eine Sonderstellung der deutschen Inseln nimmt Helgoland ein. Diese Insel setzt
sich aus mesozoischen Gesteinen zusammen. Durch die Aufwölbung von
darunterliegendem Zechsteinsalz wurden diese Gesteine nach oben gedrückt und
anschließend von Gletschern während der Saaleeiszeit überfahren. Zurück blieb die
heutige Insel aus Bundsandstein (Liedtke 1995: 238). Durch den Druck der
auflagernden Schichten war das Zechsteinsalz so sehr belastet worden, dass es
plastisch reagierte und an Schwächezonen nach oben gepresst wurde. Dabei hat es
die aufliegenden Schichten mit nach oben gezogen. So liegt Helgoland heute auf
einem Salzkissen (Förster 2000: 63).

4.2 Ostseeküste
An der Osteseeküste liefen ähnliche Prozesse ab wie an der Nordseeküste: durch
das Schmelzen der Gletscher nach den Kaltzeiten fand eine isostatische Hebung des
Gebietes statt (Liedtke 1995: 224f.). Abgetrennt von der Nordsee wird die Ostsee
durch die Jütische Halbinsel (Walter 1995: 124).

Die Ostseeküste befindet sich im äußeren Südwesten Deutschlands. Da hier ca. 200
Flüsse entwässern, ist die Ostsee erheblich von der Aussüßung betroffen. Das Relief
der Ostseeküste ist sowohl im Süden als auch im Westen durch die Weichselkaltzeit
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 11

geformt, hauptsächlich durch Exarationsprozesse. Wichtige Inseln an der deutschen


Ostseeküste sind Rügen, Usedom, Fehmarn und Poel.

Die Ostseeküste besteht sozusagen aus mehreren Teilen: der Fördenküste von der
dänischen Grenze bis Kiel, der daran anschließenden Buchtenküste bis zur
Wismarbucht, der Ausgleichsküste von Mecklenburg und schließlich der
Boddenküste, die sich in Polen fortsetzt (Liedtke 1995: 238f.).

Die Fördenküste besteht aus vielen langgestreckten und fjordähnlichen schmalen


Buchten, den Förden, die durch das Eindringen der Gletscher vom Meer Richtung
Land entstanden sind. Diese aus Zungenbecken enstandenen Förden werden von
Endmoränen umgeben. Ab ca. 7500 BP drang dann schließlich das Meer in diese
Förden ein. Ein Beispiel ist die Kieler Förde. Seit der Meerestransgression laufen an
dieser Küste auch Ausgleichsprozesse ab.

Die östlich der Kieler Förde beginnende Buchtenküste weist ebenfalls glaziale
Zungenbecken auf – gut erkennbar an z.B. der Lübecker Bucht – die aber hier schon
viel stärker überprägt sind. Küstenausgleichsprozesse haben Nehrungen gebildet
und teilweise Buchten abgeschnürt.

Die Ausgleichsküste zwischen Wismarer Bucht und Saaler Bodden verdankt ihre
geradlinige Form den seit Jahrtausenden ablaufenden Ausgleichsprozessen (vgl.
Abb. 2). Strandwälle und Nehrungen trennten Buchten, die ehemals landeinwärts
reichten, von der Ostsee ab. Man könnte sagen, dass bei
Küstenausgleichsprozessen der gesamte Küstenabschnitt eben durch diese
Formenbildungen geradliniger gestaltet wird. Ein landschaftliches Beispiel ist die
Warnemünder Nehrung vor dem Breitling (Semmel 1996: 45f.). Landvorsprünge
wurden durch exogene Kräfte zu Kliffs umgewandelt. Hieraus entstand auch viel
Material für die Nehrungsbildung (Zepp 2004: 271).

Östlich schließt sich die Boddenküste an, wo das Meer hauptsächlich frühere flache
Zungenbecken und Grundmoräne bedeckt. Es bildeten sich ausgedehnte
Meeresbuchten, so z.B. der Greifswalder Bodden. Nur noch schmale Zuflüsse
verbinden die Bodden mit der Ostsee (Semmel 1996: 46).

Anders als an der Nordseeküste gibt es an der Ostseeküste keine Gezeiten, die auf
das Relief einwirken könnten. Allerdings sind für die Ostsee sog. Eigenschwingungen
typisch aufgrund von schnellen Veränderungen des Luftdrucks. Die hervorgerufenen
Wasserschwankungen können bei 1m liegen (Liedtke 1995: 244).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 12

Abb. 2: Entstehung einer Ausgleichsküste

Quelle:http://www.klett-verlag.de/sixcms_upload/media/100/entstehung_ausgleichskueste.jpg
(11.03.07)

4.3 Norddeutsches Tiefland


Für die Entwicklung des Reliefs waren hier Prozesse, die im Quartär abliefen,
maßgeblich. Im Lauf der letzten drei Kaltzeiten fanden Vorstöße des Eises teilweise
bis zur Mittelgebirgsschwelle statt. Durch die sich zeitlich und räumlich
unterscheidenden Vorstöße lässt sich das Norddeutsche Tiefland in Alt- und
Jungmoränenland einteilen. Jungmoränengebiete sind die, die während der
Weichselvereisung durch glaziale Prozesse überformt wurden. Das Gebiet, das sich
südlich und westlich davon anschließt bis zur maximalen Ausdehnung der Gletscher
ist das Altmoränenland (vgl. Abb. 3). Es wurde in der Saale- und Elstereiszeit glazial
überprägt (vgl. Tab. 2) (Zepp 2004: 278ff.). Weiterhin prägend in Norddeutschland ist
aber auch die Salztektonik, die sich im Relief zeigt, z.B. bei Helgoland (s. 3.1.4)
(Semmel 1996: 35). Der höchste Punkt des Norddeutschen Tieflandes liegt bei 201m
im Hagelberg, bei Belzig/ Fläming (Liedtke 1995: 264): Die südliche Grenze des
Norddeutschen Tieflands verläuft ungefähr an der Linie „Rheine-Hannover-
Braunschweig-Magdeburg-Köthen-Leipzig-Riesa-Görlitz (Henningsen 2002: 166).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 13

Abb.3: Die wichtigsten Eisrandlagen und die durch sie bedingte morphologische Gliederung
Norddeutschlands

Quelle: Henningsen, D. und G. Katzung: Einführung in die Geologie Deutschlands. Heidelberg, Berlin
6
2002: S. 168

Im norddeutschen Tiefland herrscht ein flaches Relief vor. Allein Endmoränenzüge,


v.a. von Jungmoränen, ragen heraus. Die glazialen Sedimente in Norddeutschland
sind 400-500 m mächtig (Semmel 1996: 9).

4.3.1 Altmoränenland
Das Relief des Altmoränenlandes wurde nicht nur glazial während der Elster- und
Saalekaltzeit, sondern auch periglazial in der Weichselkaltzeit geprägt.

4.3.1.1 Elster und Saale


Norddeutschen Boden erreichte als erstes Inlandeis aus der Elster-Kaltzeit. Es
formte im Osten Norddeutschlands den am meisten ins Land hineinreichenden
Eisvorstoß. Im Südwesten reichte es ca. bis Düsseldorf. Allerdings haben die
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 14

nachfolgenden Kaltzeiten seine Spuren ziemlich ausgelöscht, vor allem durch die
periglazialen Prozesse (Liedtke 1995: 267). Im Mittelpleistozän überfuhr die
nachfolgende Saale-Kaltzeit das Moränenmaterial der Elster-Kaltzeit und stieß bis
zum Rand des Rheinischen Schiefergebirges vor. Dieser weiteste Vorstoß des
Saale-Eises ist das sog. Drenthestadium (Liedtke 1995: 268). Es gehören aber auch
die Bereiche Norddeutschlands, die nicht vom Eis geprägt sind, zum Altmoränenland
wie die Kölner Tieflandsbucht, denn sie ist von periglazialen Lößdecken überzogen
(Liedtke 1995: 304). Hügelzonen durchziehen das Altmoränenland, die meistens als
Endmoränen gedeutet werden. Sie werden als „Landrücken“ bezeichnet (vgl. Abb.
3). Als Beispiel sei der sog. „Südliche Landrücken“ genannt. Ablagerungen der
Elster-Kaltzeit, mehrere Saale-Vorstöße und Stauchung durch den Warthegletscher
verhalfen ihm zu seinem Aussehen (Semmel 36 u 49). Er gehört zur
Haupteisrandlage des Warthe-Stadiums in der Saale-Kaltzeit (Semmel 1996: 47f.).

In der Elster- und Saalekaltzeit gelangte das Inlandeis in den Bereich von harten
Festgesteinen. Es musste sich dem bestehenden Relief anpassen. In diesem Fall
war nur eine eher geringe Überformung möglich. Viel intensiver als die
Exarationsvorgänge waren die Akkumulationsprozesse in Senken. Am stärksten war
die glaziale Überformung in Gebieten, die mehrmals von Gletschern überfahren
wurden. So kann man das Altmoränenland vielleicht nochmals in sich unterteilen:
einerseits die mehrmals und deswegen kräftig glazial geformte Altmoränenlandschaft
mit starker periglazialer Abtragung und andererseits das schwächer glazial geformte
Altmoränenland, ebenfalls mit starker periglazialer Abtragung (Liedtke 1995: 271f.).

4.3.1.2 Weichsel
Die letzte periglaziale Überformung erfuhr das Altmoränenland in der
Weichselkaltzeit. Diese führte dazu, dass fast alle glazialen Hohlformen an das
Gewässernetz angeschlossen wurden. Ein deutliches Talrelief und Seenarmut waren
die Folge (Semmel 1996: 47). Dank nicht zu unterschätzenden periglazialen
Prozesse wie dem Permafrostboden konnten sich im Altmoränenland
Lockersubstrate bilden, auf denen sich unsere heutigen Böden entwickelten. Durch
die intensive Nivellierung der Reliefunterschiede, nicht nur durch Solifluktion, sondern
auch durch Abluation, ist die Altmoränenlandschaft heute relativ ausdruckslos
(Liedtke 1995: 279). Abluation ist eine Art Spüldenudation auf vegetationsfreien
Hangflächen. Im Frühjahr fließen Schmelz- oder Regenwasser oberflächlich ab und
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 15

spülen dabei die feinen Bodenbestandteile ab. Abluation wirkt also


korngrößenselektiv. Aus diesem erodierten Material konnten sich so die sandigen
Substrate des Altmoränenlandes bilden, die Geest (Zepp 2004: 214). Doch trotz
dieser Prozesse konnten sich noch viele flache Hohlformen, oft Wannen, halten, z.B.
an die 1000 beim Fläming (Liedtke 1995: 280). Um nun eine Jungmoränenlandschaft
in eine Altmoränenlandschaft umzuwandeln, bedarf es eines großen Betrags an
Abtragung. In Norddeutschland kann diese 20-30m groß sein. Deshalb erscheint die
Altmoräne auch als so „langweilig“. Die einzigen Landschaftselemente, die sich
gegen Solifluktion und Abluation behaupten konnten, waren reine Grobsand- und
Kiesrücken. Für die Solifluktion fehlte sozusagen ein Schmiermittel und für die
Abluation waren die Korngrößen zu groß (Liedtke 1995: 281). Im Norden des
norddeutschen Tieflands (sowohl Alt- als auch Jungmoräne) kann man durchgehend
mehrere Urstromtäler feststellen, doch am südlichen Außenrand der Elster- und
Saalevereisung fehlen diese. Die Ursache dafür liegt einerseits darin, dass im
Norden die Eisränder im Lockermaterial verliefen und sich die Schmelzwässer so
leicht in das Material einschneiden und Urstromtäler bilden konnten. Andererseits
dauerte der Maximalvorstoß der beiden älteren Kaltzeiten nicht so lange als dass
sich solche Urstromtäler hätten bilden können, die man heute noch nachweisen
könnte (Liedtke 1995: 283).

Wie die Urstromtäler so sind auch Lößablagerungen unter periglazialen Bedingungen


im Hoch- und Spätglazial entstanden. Sie bilden ein breites, kontinuierliches Band
nördlich der Mittelgebirgsschwelle. Nördlich davon finden sich noch vereinzelte
Lößinseln, z.B. der Fläming. Löß, ein äolisches Sediment, kann teilweise auch fluvial
oder ablual verfrachtet werden. Er besteht aus Quarzkörnchen und zu 8-20% aus
Kalk. Hauptsächlich wird er in den trockenen und kalten Phasen der Eiszeit
abgelagert. Flugsande, Dünen und Treibsande stammen eher aus dem Spätglazial
(Liedtke 283f.).

Liedtke gliedert das Altmoränenland noch weiter auf und kommt zu diesen Einheiten:
die schleswig-holsteinische Geest und die Prignitz, die Staader Geest und der
Südliche Landrücken, die Westniedersächsichen Geestplatten und Niederungen, die
Münsterländische Tieflandsbucht und Hellwegbörden, der Niederrhein und die Kölner
Tieflandsbucht, die Hannoversche Heide und die niedersächsischen Börden, das
nördliche und östliche Harzvorland und das Altmoränengebiet zwischen Saale und
Görlitzer Neiße (Liedtke 1995: 304ff.).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 16

Insgesamt wurde die ehemals lebhafte Altmoränenlandschaft durch Abluation,


Solifluktion, Löß- und Flugsandsedimentation zu einer eher ausdruckslosen
Landschaft umgestaltet (Zepp 2004: 283).

4.3.2 Jungmoränenland
Mit der Weichseleiszeit, der jüngsten Kaltzeit, kam zum letzten Mal Inlandeis auf
deutschen Boden. Der Eisvorstoß war der, der am wenigsten südwärts reichte,
nirgends überschritt er die Elbe. Durch ihn kam es zu der heutigen
Jungmoränenlandschaft in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg. Da
das Klima wegen der Kälte zu dieser Zeit so trocken war, konnten sich Löß,
Flugsandfelder und Dünen bilden (Liedtke 1995: 270). Die weiteste Ausdehnung des
Weichsel-Eises in Norddeutschland überschritt nicht die Elbe (vgl. Abb. 3).

Der periglaziale Einfluss war in der Jungmoränenlandschaft eher gering, denn in den
kürzeren Zeiten des Abschmelzens konnte nur eine geringe periglaziale
Überformung stattfinden, da die zunehmende Vegetationsdecke dies verhinderte
(Liedtke 1995: 271). Ein Kennzeichen des Jungmoränenlandes ist sein großer
Seenreichtum. Die Voraussetzungen wurden durch das Inlandeis und dessen
Schmelzwasser geschaffen (Liedtke 1995: 274). Gletscherexaration und
Schmelzwasserrinnen unter den Gletschern legten das Fundament für die vielen
Seen (Semmel 1996: 39). Heute existieren rund 20 000 natürliche Seen sowie an die
200 000 Hohlformen wie z.B. Wannen, Kessel und Sölle. Hinzu kommen ein diffuses
Gewässernetz und ein im Vergleich zum Altmoränenland frisches Glazialrelief
(Liedtke 1995: 274).

Schon vor der Weichselkaltzeit, in einer, man könnte sagen, periglazialen Phase,
wurde das Jungmoränenland geformt. Permafrostboden, Solifluktion (vor allem an
steilen Hängen) und Frostverwitterung prägten die Reliefentwicklung. Kryoturbation
durchmischte den Boden und durch starke äolische Kräfte bildeten sich Dünen. Da
noch keine hohe Vegetationsdecke vorhanden war, konnte der Wind diese Dünen
und auch Flugsandfelder zusammenwehen. Es lassen sich sogar Windkanter finden.
Die darauf folgenden Prozesse im Übergang zum Holozän waren das Auftauen des
Permafrostbodens und der verschütteten Toteiskörper. So kommt es zum rezenten
Erscheinungsbild des Jungmoränenlandes. Der auffallende Seenreichtum ist ein
enorm wichtiger Faktor für den Tourismus in dieser Region (Liedtke 1995: 277f.).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 17

Will man die Jungmoränenlandschaft Norddeutschlands noch weiter gliedern, sähe


das am Ende folgendermaßen aus: das Hügelland der vorpommerschen Inseln, die
seenarmen flachen Grundmoränenplatten Vorpommerns, die mecklenburgisch-
brandenburgischen Becken, die mecklenburgisch-brandenburgische Seenplatte, das
südliche Vorland des mecklenburgisch-brandenburgischen Länderrückens, die
brandenburgischen Platten und Urstromtäler, das schleswig-holsteinische Hügelland
und das Einzugsgebiet der Elbe und das Gewässernetz im norddeutschen
Jungmoränentiefland (Liedtke 1995: 285).

4.3.2.1 Glaziale Serie


Eine große Bedeutung im Relief des Jungmoränenlandes hat immer wieder die
glaziale Serie nach Penck (vgl. Abb. 4). Sie ist etwa gleichzeitig mit dem
Gletschereisrand entstanden. Die typische Abfolge sind Grundmoräne (evtl. mit
Zungenbecken), Endmoräne, Sander und Urstromtal (Liedtke 1995: 275). Allerdings
ist dieses Modell nicht immer in dieser Art in der Natur vorzufinden, da sich solche
Serien auch geomorphologisch überlappen oder überprägt sein können. Die
wichtigsten Elemente, die in Begleitung einer glazialen Serie vorkommen, sind Oser,
Drumlins, Kames, Sölle und glaziale Rinnen (Liedtke 1995: 276).

Abb. 4: Die glaziale Serie in Jungmoränenlandschaften Norddeutschlands

Quelle: Zepp, H.: Geomorphologie. Eine Einführung. Paderborn 32004: S. 204


Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 18

4.3.3 Salztektonik
Salze aus dem Saxon und dem Zechstein bilden viele unterirdische Salzstöcke in
Norddeutschland, die im Laufe der Zeit aufstiegen. Besonders im Gebiet der unteren
Elbe sind teilweise Salzmächtigkeiten von bis zu 2000 m anzutreffen (Henningsen
2002: 171). Diese unterirdischen Salzstöcke, die sich nach oben wölbten, schleppten
in Norddeutschland mesozoische und paläozoische Gesteine mit nach oben.
Beispielsweise wurden so bei Stade Tonsteine des Rotliegenden mit nach oben
gebracht. Auch Salzkissen (s. 3.1.4) prägen die Landschaft wie z.B. bei den
Kalkbergen, die sich bei Rüdersdorf in der Nähe Berlins aufwölben (Henningsen
2002: 166f.).

5 Deutsche Mittelgebirgsschwelle

Im Gegensatz zum Norddeutschen Tiefland zeichnet sich die Mittelgebirgsschwelle


durch einen deutlichen Geländeanstieg aus. Es ist aber nicht ein durchgehend hoch
gelegenes Relief, sondern es findet ein häufiger Wechsel zwischen Hoch- und
Beckenlagen statt. Die Mittelgebirgsschwelle in sich ist durch zwei verschieden Arten
von Gebirgen gekennzeichnet: die Grund- und die Deckgebirge, die häufig
nebeneinander vorkommen. Das Grundgebirge ist, ganz allgemein gesagt, durch
teritäre Hochflächen gekennzeichnet, die durch varistische Faltenstrukturen
schneiden. Das Deckgebirge hingegen zeichnet sich eher durch gesteinsbedingte
Stufen aus (Semmel 1996: 63).

Allen Mittelgebirgen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie spätestens seit dem
Tertär im Verhältnis zu den Tiefländern, Senken und Becken als relative
Hochschollen herausgehoben wurden. Deshalb waren sie bevorzugte
Abtragungsbereiche. Das ist auch der Grund, warum sie wenig Überdeckung durch
quartäre Sedimente besitzen. Die Hebung der Mittelgebirge war tektonisch
differenziert, d.h., sie fand nicht überall gleich statt. Einzelne Teile wurden stärker
angehoben als andere (Zepp 2004: 286).

Morphologisch entwickelten sich die Mittelgebirge im Jungtertiär und im Quartär


weiter durch Denudation und durch Talentwicklung. Die Denudation griff besonders
gut auf den flachgeneigten Gebieten an. Die Talentwicklung ist zurückzuführen auf
die tektonischen Hebungsimpulse, woraus eine fluviale Tiefenerosion folgte (Zepp
2004: 287).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 19

Die Meereshöhen der Mittelgebirgsschwelle liegen zwischen 200 bis 1000 Meter,
teilweise auch bei 1500 Meter. Diese Schwelle war ein tektonisches Hebungsgebiet,
weshalb in der jüngeren Erdgeschichte hier im Vergleich zum Norddeutschen
Tiefland Abtragungsprozesse vorherrschten. Charakteristische Formen sind
tiefeingeschnittene Täler und Abtragungsflächen. Hinzu kommt die saxonische
Tektonik, die sich in Bruchlinien äußert. Die Grenze der Mittelgebirgsschwelle nach
Norden und Süden bilden ebenfalls tektonische Bruchlinien aus dem Känozoikum.
Die varistische Gebirgsbildung und Faltung fand vorher statt. Die varistische
Streichrichtung von nordost nach südwest ist am heutigen Relief an Tälern oder
Höhenzügen noch gut erkennbar wie z.B. im Rheinischen Schiefergebirge (Semmel
1996: 11).

Durch die saxonische Bruchtektonik im Tertiär kam es auch zu Basalt förderndem


Vulkanismus. Absinkende Gräben ermöglichten es dem Meer, im Oligozän und
Miozän in die Mittelgebirgsschwelle einzudringen. Sogar auf den Hochflächen, z.B.
im Rheinischen Schiefergebirge, wurden mächtige Kiese und Sande abgelagert
(Semmel 1996: 12).

5.1 Grundgebirgslandschaften
Die Grundgebirgslandschaften der deutschen Mittelgebirgsschwelle haben mehrere
Gemeinsamkeiten: einerseits wurden die paläozoischen Gesteine, aus denen sie
bestehen, von der varistischen Gebirgsbildung erfasst und enorm überprägt (Semmel
1996: 63). Die Varistische Orogenese fand im Karbon und Perm statt (vgl. Tab. 1)
(Zepp 2004: 38). Andererseits sind sie im Lauf der Zeit weit über ihr Umland
herausgehoben worden und scheinen nun relativ geschlossene Gebirgsmassive zu
sein. Außerdem kann man sie alle differenzieren in verschiedene Stockwerke von
Abtragungsflächen. Diese sind hauptsächlich im Tertiär entstanden und hängen mit
der tiefen Verwitterung dieser Zeit zusammen (Semmel 1996: 63).

Die Gesteine der Grundgebirge bestehen aus stark verfalteten oder sogar
verschieferten, sedimentären, vulkanischen und metamorphen Gesteinen. Ihr Alter
reicht vom Präkambrium bis einschließlich ins Oberkarbon (Henningsen 2002: 1).

Zu den Grundgebirgslandschaften gehören das Rheinische Schiefergebirge


(Ardennen, Eifel, Hunsrück, Taunus, Bergisches Land, Westerwald, Sauerland), der
Harz, der kristalline Odenwald, der kristalline Spessart, das Erzgebirge, der kristalline
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 20

Schwarzwald und der Bayrische Wald. Bayrischer Wald inklusive des sich im Norden
befindlichen Oberpfälzer Wald und Fichtelgebirge zählt man auch zur
Mittelgebirgsschwelle (Semmel 1996: 63).

Diesen Grundgebirgslandschaften ist gemeinsam, dass in eine ehemals flache


Landschaft tiefe Täler eingeschnitten wurden. Harte Gesteine wie z.B. Quarzite
überragen als Härtlingszüge diese Landschaft. Die mesozoisch-tertiäre Verwitterung
(MTV) konnte die Härteunterschiede der Gesteine nicht auslöschen. Vereinzelt kann
man noch Reste von lateritischen Oberböden finden. Dass die Verwitterung im
Tertiär größer war als die Abtragung zeigen noch die mächtigen Zersatzhorizonte an.
Die im mittleren Tertiär kräftig einsetzenden tektonischen Bewegungen zergliederten
das Relief und wirkten auch bei der Talbildung mit. Durch marine Transgressionen
z.B. während des Perms in diese Gebirge konnten Quarzkiese abgelagert werden.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist das Einsetzten von Vulkanismus (Eifel). Im
Jungtertiär setzte erneut die Bildung von Abtragungsflächen ein, die ein mehrstufiges
System von solchen Flächen hinterließ. Natürlich war auch hier eine intensive
chemische Verwitterung mit zu Gange (Semmel 1996: 97f.).

5.2 Deckgebirgslandschaften
Das Deckgebirge ist im Gegensatz zum Grundgebirge nicht gefaltet und
postvaristisch. Tonschiefer, Grauwacken, Sandsteine Quarzite, Kalksteine und
metamorphe Gesteine (vgl. Abb. 5) formen das Deckgebirge (Semmel 1996: 11) Das
Relief der Deckgebirgslandschaften, so wie es heute besteht, besitzt einige
Merkmale einer typischen Schichtstufenlandschaft. Der Grund dafür liegt im Aufbau
der Gebirge: sie bestehen aus abwechselnd gelagertem morphologisch hartem und
weichem, nicht gefaltetem Gestein des Mesozoikums. Die Schichtstufen entwickelten
sich aus einem tertiären Flachrelief mit Rumpfflächenmerkmalen (Semmel 1996: 99).
Sedimente aus dem Rotliegenden, dem Zechstein und dem Mesozoikum wurden auf
große Teile des varistischen Grundgebirges abgelagert (Semmel 1996: 11).Das sog.
Zechsteinmeer konnte sich im oberen Perm von Norden her bis hin zum Main über
Deutschland ausbreiten und das Tafeldeckgebirge auf dem varistischen
Grundgebirge ablagern (Liedtke 1995: 324). Anschließend akkumulierten unter
kontinentalen Bedingungen mächtige Buntsandsteine und schließlich wieder unter
marinen der Muschelkalk. Keuperschichten entstanden dann in Verlandungszonen
(Walter 1995: 84f.). Die Deckgebirgslandschaften liegen diskordant als wenig
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 21

deformierte Gesteine auf dem Grundgebirge. Ihr Alter beginnt im Oberkarbon und
reicht bis ins Tertiär (Henningsen 2002: 1).

Abb. 5: Verbreitung dominanter Lockersedimente und Festgesteine an der Erdoberfläche in


Mitteleuropa

Quelle: Zepp, H.: Geomorphologie. Eine Einführung. Paderborn 32004: S. 65

Die Deckgebirgslandschaften sind das Hessisch-Niedersächsische Bergland, der


Thüringer Wald und das Thüringer Becken (Semmel 1996: 63).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 22

Die Übergänge vom Grund- zum Deckgebirge sind meistens nicht stufenlos. Oft
bilden Buntsandsteine klare Stufen. Ebenfalls wird die Grenze vom Röt zum
Muschelkalk markiert (Semmel 1996: 120).

Das Deckgebirge aus dem Mesozoikum besteht also aus aufeinander abfolgenden
unterschiedlich abtragungsresistenten Sedimentgesteinen. Weil Erosion und
Denudation diese freigelegt haben, waren so die Voraussetzungen zur Bildung von
Strukturformen geschaffen. Die Grenze zum „wahren“ süddeutschen
Schichtstufenland liegt einerseits in den Bruchlinien, die die Mittelgebirgsschwelle im
Süden begrenzen. Andererseits dominieren in Süddeutschland die mesozoischen
Deckschichten.

6 Zusammenfassender Überblick

Nach einer geomorphologischen Betrachtung von Norddeutschland und der


Mittelgebirgsschwelle sollen nun die wichtigsten Punkte nochmals zusammengefasst
werden.

Nord- und Ostseeküste begrenzen Deutschland im Norden. Der Gezeitenküste der


Nordsee stehen Fördenküste, Buchtenküste, Ausgleichsküste und Boddenküste der
Ostsee gegenüber. Die Friesischen Inseln sind einerseits holozäne Düneninseln,
andererseits Geestkern- und Marschinseln. Die Inseln der Ostsee entstanden durch
glaziale Formung.

Das Norddeutsche Tiefland senkte sich im Tertär und Quartär und nahm viel an
Sedimentmassen auf. Es gliedert sich auf in Alt- und Jungmoränenland. Das
Altmoränenland reicht bis zur Mittelgebirgsschwelle. Elster- und saalekaltzeitliche
Gletscher hinterließen hier ihre Spuren. Periglaziale Prozesse weichten das unruhige
Relief so auf, dass diese Landschaft heute eher ausdruckslos wirkt. Das
Jungmoränenland wurde in der Weichselkaltzeit von Gletscher überfahren. Das noch
relativ frische Glazialrelief zeichnet sich heute durch einen großen Seenreichtum aus.

Mit einem deutlichen Geländeanstieg beginnt südlich des Norddeutschen Tieflands


die Mittelgebirgsschwelle. Diese Schollen wurden spätestens seit dem Tertiär relativ
zu ihrem Umland herausgehoben. Man kann hier eine weitere Untergliederung in
Grund- und Deckgebirge treffen. Varistische Orogenese prägt die verfalteten
Grundgebirgslandschaften. Verschiedene marine Transgressionen konnten z.B.
Quarzkiese ablagern. Das Deckgebirge ist im Gegenzug dazu nicht gefaltet und wird
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 23

aus mesozoischen Gesteinen aufgebaut. Es bestitzt wegen der schichtigen Lagerung


und der unterschiedlichen Abtragungsresistenz der Gesteine Züge von einer
Schichtstufenlandschaft. Südlich an die Mittelgebirgsschwelle schließt sich das
Süddeutsche Schichtstufenland an, wo eine Dominanz der mesozoischen
Festgesteine vorliegt.

Anfangs wurde der Begriff Geomorphologie erläutert, aber für ein besseres
Verständnis der relieffbildenden Prozesse wurden gewisse Aspekte der Geologie für
diese Gliederung mit aufgenommen.

7 Geomorphologische Zukunft Deutschlands

Nachdem sich das Eis in Norddeutschland zurückgezogen hatte, konnte das Holozän
vor 10 000 Jahren beginnen. Der Mensch konnte in einer Landschaft mit großen
Seen und wirrem Flussnetz siedeln und sie umformen.

Einerseits geschah und geschieht dies wohl geplant und überlegt, damit ein Lebens-
und Nutzungsraum sinnvoll erschlossen und auch geschützt werden kann.
Andererseits kommen bei vielen Eingriffen des Menschen in das Relief daraus
resultierende Folgen oft erst spät ans Tageslicht. Teilweise waren diese
Auswirklungen auch ziemlich negativ und sogar gefährlich. Man denke z.B. nur an
Abholzung von Wäldern und den nachfolgenden Muren. Deshalb ist es für uns als
Menschen wichtig, nur wohlüberlegt und nach einem sorgfältigen Planen und
Abwägen in die Landschaft einzugreifen, um Spätfolgen zu vermeiden.
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 24

8 Literaturverzeichnis

Förster, M. et al.: Felseninsel Helgoland. Ein geologischer Führer. Stuttgart 2000

Henningsen, D. und G. Katzung: Einführung in die Geologie Deutschlands.


Heidelberg, Berlin 62002

Liedtke H. und J. Marcinek (Hrsg.): Physische Geographie Deutschlands. Gotha


2
1995

Pott, R.: Farbatlas Nordseeküste und Nordseeinseln. Ausgewählte Beispiele aus der
südlichen Nordsee in geobotanischer Sicht. Stuttgart 1995

Semmel, A.: Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschland: Grundzüge,


Forschungsstand, aktuelle Fragen, erörtert an ausgewählten Landschaften.
Stuttgart 51996 ( Erdkundliches Wissen, Heft 30)

Walter, R.: Geologie von Mitteleuropa. Stuttgart 61995

Zepp, H.: Geomorphologie. Eine Einführung. Paderborn 32004

Internet:

o. V.: Ostfriesische Inseln. Internet: http://www.ostfriesische-inseln.de/ (04.03.07)

8.1 Sekundärliteratur
Louis, H. und K. Fischer: Allgemeine Geomorphologie. In: Schmithüsen, J. (Hrsg.):
Lehrbuch der Allgemeinen Geomorphologie. Berlin, New York 41979

Eidesstattliche Erklärung

Ich versichere eidesstattlich, die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Quellen benutzt zu haben. Alle wörtlichen und
sinngemäßen Entlehnungen sind unter genauer Angabe der Quelle kenntlich
gemacht.

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