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IterumTextuscuneiformis

de Stella Magorům? 295

Der Stern des Messias

In seinembekanntenBuch, Der Sterndes Messias, Leipzig 1922,


suchtGerhardt nachzuweisen, dass die geozentrischeConjunctiondes
Jupiterund Saturn im Jahre 7 v. Chr. die Erscheinunggewesen
ist, welche die babylonischenMagier (Astronomen)nach Jerusalem
und Bethlehem führte.Er begründet dies damit, dass in diesem
Jahre sowohl der heliakischeAufgangdes Saturn (avatoXr])als auch
seine dreimaligeConjunctionmit Jupiterim Zeichen der Fische statt
gefundenhat. Er setzt deswegendie GeburtChristiin das Jahr 7 v.
Chr.,was jetztja allgemeinangenommenwird.Wenn diese Conjunction
in den Fischennun wirklicheine so selteneErscheinunggewesen wäre,
so könntemanGerhardt's Ausführungen vielleichtzustimmen.Er irrt
sichaber,wenner die letztvorhergehende gleichartigeConjunctioninden
Fischenin das Jahr920 v. Chr.verlegt,also 913 Jahrefrüher.KuGLERhat
festgestelltund ich selbst kann dies nach Berechnungvon über 200
Planeten- Positionenbestätigen,dass die Babylonier das Zeichen der
Fische (zibbati) in der Ekliptik rechnetenmiteinerLänge von etwa
325° .7 bis 355°.7. Und da gibt es nun 2 Jahre in der Nähe des
Jahres7 v. Chr., die Gerhardt übersehen hat, nämlich die Jahre
126 und 66 v. Chr. In beiden Jahren fand sowohl der heliakische
Aufgangdes Saturn als auch seine Conjunctionmit Jupiterin den
Fischen statt. Im Jahre 126 v. Chr. standen beide Planeten volle 9
Monate dicht bei einander(Differenzin Länge meist nicht mehrals
3°.6); am 20. April fand eine Conjunctionstatt,am 27. Oktobereine
Annäherungauf Io.2. Es unterscheidetsich dies Jahrvon dem Jahre
7 v. Chr. nur dadurch,dass im letzten eine dreimalige Conjunction
zu beobachtenwar.
Da also auch in 126 und 66 v. Chr. der heliakischeAufgang
des Saturn und seine Conjunctionmit Jupiterin die Fische fiel,so
ist es sehr wenig wahrscheinlich, dass die babylonischenAstronomen
die Erscheinungdes Jahres 7 v. Chr. als etwas ganz besonderesan-
sahen; es war ihneneine altbekannteGeschichte(*). Vor den Jahren
126, 66 und 7 v. Chr. lagen allerdingsdie letztenConjunctionenin

(*) Ich habe dies schon vor einemJahrgefunden und späterdarüber


mitProf.Gerhardt korrespondiert. des Jahres
Er hältan der Conjunction
7 v. Chr.festund meint,dass in den Jahren126 und 66 v. Chr.vielleicht
auch schonMagiernachJerusalem gekommen seien.

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296 de Stella Magorům
IterumTextuscuneiformis ?
den Fischen weit zurück; sie fielen nämlich in die Jahre 920, 861
und 801 v. Chr.
Übrigens liegt die BabylonischeEphemeridesowohldes Jahres7
{festgestelltvon Schnabel) als auch von 126 (festgestelltvon Ku-
•gler) vor; auch von diesen babylonischenVorausberechnungen hatte
ich ProfessorGerhardt vor einem halbenJahrMitteilunggemacht.
Diese geben über die Erscheinungnur immerganz kurz in jedem
babylonischenMonat die Bemerkung: «Jupiter und Saturn in den
Fischen (ina zibbati) ». Ferner erwähnensie die Kehrpunktein den
Fischen.
Was dagegen Gerhardt über den Tag der Kreuzigungsagt,
<iem kann ich ohne weitereszustimmen.Im Jahre 30 n. Chr. fielder
fraglicheNeumondauf März 22, Abends 8h 18m.Am nächstenAbend,
also nach 22 Stunden,war das NeulichtsicherfürJerusalemsichtbar,
wie ich aus drei ganz ähnlichen,von den Babyloniernbeobachteten
Neulichtengefundenhabe, währendFotheringham die Möglichkeit
•der Sichtbarkeitbestritt.Der ersteNisan decktesich daher mit dem
24. März und der 15. Nisan,der Tag der Kreuzigung,fiel auf Freitag,
den 7. April. Nehmen wir an, dass Christus etwa Ende des Jahres
7. v. Chr. geboren ist, so hätte er hiernach ein Alter von 35 l/3
Jahrenerreicht.
den 11. April1926.
Berlin-Steglitz Carl Schoch.

Zusatzbemerkungen

Die babylonischeEphemeride(Planeten-Kalender)fürdas Jahr7


v. Chr. hat Paul Schnabel in der Berliner Keilschrifttafel VAT
290 1836 entdeckt und im Jahre 1925 unter dem Titel: «Der
» in der Zeitschrift
jüngste datierbareKeilschrifttext für Assyriologie
In Biblica 6, 444 ff.habe ich darauf
36 (N. F. 2) 66-70 veröffentlicht.
aufmerksamgemacht,dass die in dieser Ephemeridefür das Jahr 7
v. Chr. vorausberechneteKonjunktionvon Jupiterund Saturnin den
Fischen eben die Konstellationist, die von manchen fürden Stern
der Weisen gehaltenwird.Wie sich jetzt zeigt,hat Schoch das vor
mir erkannt,wenn er auch darüber nichts veröffentlicht hat.
In der sehr fragmentarischen Keilschrifttafel Sp. II, 469 hat
Fř. X. Kugler S. J. ( Sternkundeund Sterndienst in Babel, II, 498 f.)
die babylonischeEphemeride für das Jahr 185 der Seleukiden-Ära
= 121 (bei Kügler versehentlich249) der Arsakiden-Ära= 127/6

14 lulltÍÇ2Ó

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