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Erfahrung kann
man nicht lernen.
Autohaus – seit über 75 Jahren für Sie da.
Herausgegeben vom
Verein für Heimatkunde
in Krefeld
Schriftleitung
Christoph Dautermann
Burkhard Ostrowski
Jahrgang 85
November 2014
ISSN 0342-5185
Inhalt
Lebensbilder
Claudia Rotthoff-Kraus 13 Nachruf auf Dr. Guido Rotthoff
Klaus M. Schmidt 41 „Kurz vor der Schwelle schlägt es ihn zu Boden“
Zum kurzen Leben und schmalen Werk des Krefelder Autors Ingo Arendt
Christoph Schürmann 195 Dr. Isidor Hirschfelder
Geschichte
Margret Grobe 19 Mennoniten auf der Hülsisch-Moersischen Straße in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Hertha Sagebiel 28 Die evangelische und die mennonitische Gemeinde in Krefeld 1918 – 1945. Teil 2
Herman van Rens 45 Die Verfolgung der Juden in der niederländischen Provinz Limburg während
Ingrid Schupetta des Zweiten Weltkriegs
Ulrich Friedrich Opfermann 50 „Zigeuner“: Fiktion und Wirklichkeit in einer westdeutschen Region
Burkhard Ostrowski 64 Kurt Devries’ Auswanderung nach Kolumbien
Reinhard Schippkus
Dirk Senger 93 Der Streik der Schausteller
Georg Opdenberg 96 Der Blumenplatz
Gottfried Elfes 147 Bombennacht und Nachkriegszeit. Teil 2
Dirk Senger 155 50 Jahre Städtepartnerschaft Krefeld und Venlo
Peter Mangelmann 158 Die „technischen Ateliers für die Weberei“ in Krefeld
Joachim Lilla 166 Die Stadtverwaltung Krefeld unter dem Nationalsozialismus
Martin Vöhringer 82 Zu Gast auf Heeder: Teheran – Lagos – Guadalajara – Beirut – Tokio
Mundart
Heinz Webers 192 Min Hert hängt an Krieewel: In memoriam Jupp Schäfer (1906 – 1962)
Das Krefelder Jahrbuch „die Heimat“ wird seit 1921 vom (BIC: GENODEDIHTK) IBAN: DE83 320600 19182010. Spenden sind
Verein für Heimatkunde e. V. herausgegeben. 1. Vorsitzen- steuerbegünstigt. „die Heimat“ erscheint jährlich Ende November. Für
der ist Robert Claßen, Hagerweg 26, 47798 Krefeld, Tel. Nichtmitglieder sind die Bände im Stadtarchiv oder im Buchhandel
02151 – 786135, classen@heimat-krefeld.de. 2. Vorsitzen- zum Buchhandelspreis zu beziehen. Die Schriftführerin vermittelt auch
der ist Prof. Dr. Jürgen Schram, Corneliusstr. 10, 47798 ältere Jahrgänge. In der Mediothek, im Stadtarchiv und in der Biblio-
Krefeld, Tel. 02151 – 329279, schram@heimat-krefeld. thek der Jüdischen Gemeinde liegen sie als Präsenzbestand vor. Die
de. 1. Schriftführerin ist Daniela Gillner, c/o Stadtarchiv Anzeigenverwaltung liegt in Händen der Fa. van Acken Druckerei u.
Krefeld, Girmesgath 120, 47803 Krefeld, gillner@heimat-krefeld.de; Verlag UG, Krefeld (s. oben).
als 2. Schriftführer des Vereins ist Lothar Balhorn tätig, balhorn@ Die Autorinnen und Autoren vertreten ihre Beiträge selbst. Neue Bei-
heimat-krefeld.de. Die Schriftleitung der „Heimat“ liegt bei Dr. träge gehen bitte an die o. g. Schriftleiter.
Christoph Dautermann, c/o Museum Burg Linn, Rheinbabenstr. 85, Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. Das Recht an
47809 Krefeld, Tel. 02151 – 5539115, dautermann@ heimat-krefeld. den Bildern bleibt den Fotografen bzw. den Eigentümern der Vorlagen
de, sowie Burkhard Ostrowski, c/o Stadtarchiv Krefeld, Girmesgath vorbehalten.
120, 47803 Krefeld, Tel. 02151 – 862703, ostrowski@heimat-krefeld.
de. Als Kassenwartin fungiert Ursula Wolter, Moerser Str. 87, 47803 Gefördert durch:
Krefeld, wolter@heimat-krefeld.de. Weitere Vorstandsmitglieder sind
Dr. Eugen Gerritz und OStD‘ Waltraud Fröchte. Der Verein erhebt seit
vielen Jahren unverändert einen Jahresbeitrag in Höhe von 18 EUR,
worin der Bezug der „Heimat“ bereits inbegriffen ist.
Beitrittsformulare finden sich auf der Internetseite www.heimat-kre-
feld.de. Der Verein bucht grundsätzlich in der ersten Februarwoche
ab und gibt dabei nach dem europaweiten SEPA-Einzugsverfahren
folgende Identifikationsnummer an: DE93ZZZ00000688450. Die Kon-
ten des Vereins lauten bei der Sparkasse Krefeld (BIC: SPKRDE33) Kulturbüro
IBAN: DE30 32050000 0000 309617, und bei der Volksbank Krefeld:
Der 85. Jahrgang des Krefelder Jahrbuchs „die Heimat“ ist wieder zur beachtlichen „Stärke“ des vorliegenden Jahrbuchs beigetragen
einmal etwas umfangreicher geworden als zunächst beabsichtigt. haben. Einen besonderen Dank möchten wir aber dennoch an Dirk
Der Grund dafür liegt ganz einfach darin, dass es nach wie vor zahl- Senger aussprechen, der nicht nur seit einigen Jahren emsig und
reiche Autorinnen und Autoren gibt, denen die Geschichte sowie die zuverlässig die Daten zum Jahresgeschehen sammelt und sie in den
Geschicke Krefelds und der Region am Herzen liegen, seien es nun Rubriken „Von Oktober zu Oktober“ sowie „Personalien“ „lesbar auf-
historische, denkmalpflegerische oder im weitesten Sinne kulturelle bereitet“, sondern der darüber hinaus durch weitere Artikel immer
Themen, die sie bewegen und beschäftigen. Unser Dank gilt daher wieder an wichtige oder denkenswerte Ereignisse in der Krefelder
ganz besonders (wieder einmal) Ihnen, liebe Autorinnen und Autoren, Stadtgeschichte erinnert.
die Sie das Jahrbuch mit Leben und durch Ihre Beiträge erst mit Inhalt
füllen. Ebenfalls sei Dr. Heribert Houben gedankt, welcher nicht allein den
Rezensionsteil verantwortet, sondern auch immer wieder lektorierend
Einen gewissen Schwerpunkt der diesjährigen Heimat bilden die Arti- – diesmal den Artikel von Hertha Sagebiel – tätig wird.
kel, die sich mit der ehemaligen Tapetenfabrik Heeder, dem heutigen
„Kulturzentrum Fabrik Heeder“, befassen. 1906 von dem Architek- Die diesjährige Ausgabe der Heimat wartet mit einer kleinen, aber
turbüro Girmes & Oediger geplant und ausgeführt, ist die Geschichte nicht unwesentlichen „Neuerung“ auf: Wie in vielen Zeitschriften seit
der Fabrik in den letzten Jahren in der Heimat mehrfach von Burkhard Langem üblich haben wir diesmal die Autoren gebeten, uns ein paar
Ostrowski und Reinhard Schipkus behandelt worden. Ihre breit an- Zeilen zu ihrer Person zuzusenden, die wir jeweils an die Artikel ange-
gelegte Untersuchung findet nun mit der Darstellung der Umstände fügt haben. So hoffen wir, dass Sie, liebe Leserschaft, sich auch ein
der Auswanderung von Kurt Devries nach Kolumbien in den 1930er- Bild von denjenigen machen können, die hinter den Artikeln stecken,
Jahren zu einem vorläufigen Abschluss. Längst ist aus dem Ort ein und auf diese Weise die Heimat einen etwas persönlicheren Charakter
Kulturzentrum geworden, das auch überregionale Bedeutung erlangt erhält.
hat, nicht zuletzt durch den engagierten Einsatz derjenigen, die im
vorliegenden Band die letzten 25 Jahre des „Kulturzentrums Fabrik Nun bleibt uns nur – wie immer – Ihnen bei der Lektüre viel Freude zu
Heeder“ Revue passieren lassen (Dorothee Monderkamp / Jürgen wünschen, in der Hoffnung, auch diesmal ein Jahrbuch vorzulegen,
Sauerland-Freer: TAPETENWECHSEL. 1989 – 2014: 25 Jahre Kultur- das den gesetzten Ansprüchen Genüge leistet.
zentrum Fabrik Heeder; Martin Vöhringer: Zu Gast auf Heeder; Helmut
Wenderoth: 25 Jahre KRESCHtheater in der Fabrik Heeder).
Die Nennung dieser Autoren soll natürlich in keiner Weise den Ein- Dr. Christoph Dautermann
satz und das Engagement der anderen schmälern, die wesentlich Burkhard Ostrowski
November
Auf einem Acker bei Höxhöfe endet eine Ver-
folgungsjagd, bei der 20 Streifenwagen ei-
nem Pkw nachjagen. Die Polizei stellt dort
drei Insassen, die Beute und Einbruchswerk-
zeug dabei haben. Die Krefelder NS-Doku-
mentationsstelle bekommt von der Landes-
zentrale für politische Bildung 25 000 Euro
für die Verbesserung der Dauerausstellung.
Die städtischen Kulturinstitute müssen noch
mehr sparen. Der Etat für das Museum Burg
Linn beträgt 2013 nur noch 13 000 Euro für al-
le Wechselsausstellungen. Ein Runder Tisch
der Parteien über einen Nothaushalt endet
mit einem Eklat, da CDU und UWG das Ge- Abb. 2. Einbau der sanierten Alt-Fenster im Kaiser Wilhelm Museum.
spräch über freiwillige Leistungen verlassen.
Die Situation eskaliert, als die SPD über den
gesamten Haushalt diskutieren will. Die nie-
derländische Diskussion über die „Zwarte Der Ausbau des Hafenrings für 6,3 Millionen bis 2020 weiter zusammenarbeiten. Das Ju-
Pieten“ des Sinter Klaas aus Venlo beschäf- Euro beginnt. Der ehemalige Bundestagsab- weliergeschäft Kammen an der Hochstraße
tigt auch die Rheinstadt. In Uerdingen blickt geordnete Otto Fricke aus Krefeld-Uerdingen schließt nach 126 Jahren. Das markante klei-
man jedoch gelassen auf die Aufregung im „wickelt“ die FDP-Bundestagsfraktion ab. ne Haus wird kurze Zeit später abgerissen,
Nachbarland. In der heftigen Haushaltsdis- Nach einer landesweiten Diskussion über weil eine Denkmalwürdigkeit nicht gegeben
kussion möchte Oberbürgermeister Gregor die Zusammenlegung von Kommunal- und sei. Die Arbeitslosenquote liegt bei 11,2 Pro-
Kathstede die Gemüter beruhigen. Er kündigt Oberbürgermeisterwahl 2014 entscheidet zent, 12755 Menschen in Krefeld sind ohne
für das Jahr 2015 jedoch „brutale und mas- sich der Oberbürgermeister, dass er seine Arbeit. Das Podio-Theater muss das Gelände
sive Eingriffe“ an. Für die Inszenierung des Amtszeit bis 2015 erfüllt. Andere Oberbür- einer Brauerei wieder verlassen, weil dort eine
Stücks „Der Kirschgarten“ konstruieren die germeister in NRW treten frühzeitig zu den neue Produktionsanlage gebaut werden soll.
Mitarbeiter des Theaters Krefeld ein Becken Kommunalwahlen an, um unter anderem
mit sechs Tonnen Wasser. Beim A-Gang öff- Kosten zu sparen. Die Montag-Stiftung en-
nen Künstler einmal mehr ihre Ateliers. An gagiert sich in dem Gebäudekomplex an der Dezember
das Pogrom der Nationalsozialisten vor 75 Lewerentzstraße. In der „Alten Samtwebe-
Jahren wird am Platz an der alten Synago- rei“ sollen Wohnungen und Büros entstehen. Die „Fledermaus“ feiert eine berauschende
ge gedacht. Das Museum Burg Linn stellt Wegen des Nothaushaltes sagt die Stadt die Premiere im Stadttheater. Der Müllverbren-
weitere Ergebnisse des Hafenprojektes vor. Fashionworld 2014 ab. Damit können rund nungsanlage in Elfrath droht eine zu geringe
Ein Sammler aus Gellep überlässt dem Mu- 250 000 Euro eingespart werden. Das Theater Auslastung. Ehemalige Kunden lassen ih-
seum Fundstücke für die Katalogisierung. Krefeld/Mönchengladbach wird mit seinem ren Müll anderorts entsorgen, wie der Kreis
Der Abriss der Werkkunstschule an der Pe- Führungsteam um Intendant Michael Grosse Viersen, der ab 2015 seinen Müll in Solingen
tersstraße beginnt, eine denkmalgeschützte und Köln verbrennen lässt. Die Adolf-Luther-
Fassade bleibt für einen Neubau der Wohn- Stiftung gibt zehn Werke des Künstlers als
stätte erhalten. Die Verträge für die neue Dauerleihgabe an das Städel-Museum in
Feuerwache an der Ritterstraße sind unter- Frankfurt. Das Dante-Denkmal bekommt zwi-
schrieben. Ein Mannheimer Unternehmen schen Theater und Mediothek einen neuen
baut die 37,5 Millionen teure Wache. Einmal Standort. Die neue „Legalwand“ für Spray-
mehr kursiert in Krefelder Medien die Mel- er am Voltaplatz wird gut angenommen. Die
dung über den Verkauf des Stadtbades an Idee eines zweiten Wertstoffhofes im Westen
der Neusser Straße. Die Pappköpp präsen- der Stadt wird von der GSAK während einer
tieren ihr neues Programm „Daarestiet TV“. Sitzung des Umweltausschusses ins Spiel
Die Deutsche Post erweiterte ihr Frachtzen- gebracht. Die neueste Ausgabe des Krefelder
trum im Forstwald. Dort können über 28000 Jahrbuchs „Die Heimat“ stellt die Schriftlei-
Pakete pro Stunde bearbeitet werden. Die tung in der Alten Kirche vor. Einige Autoren
Stadt Krefeld reicht eine Klage gegen das halten kurze Vorträge über ihre Beiträge. Die
Ergebnis des Zensus 2011 ein: Demnach Diskussion über eine fünfte Gesamtschule
soll die Einwohnerzahl nur noch bei 222 247 entbrennt wieder in der Politik. Die „Pensi-
Personen liegen. In Uerdingen beginnen die Abb. 3. Das Modell der neuen Feuerwache on Schöller“ feiert eine umjubelte Premiere
Bauarbeiten für ein neues Logistikzentrum. für die Berufsfeuerwehr Krefeld an der Neuen im Theater. In der Deutschen Eishockey Liga
Die Kosten liegen bei rund 40 Millionen Euro. Ritterstraße. glänzen die Stürmer der Krefeld Pinguine. Zur
Juni
Im Königpalast kämpft der Boxer Felix Sturm
vor 8 000 Zuschauern um seinen WM-Titel,
den er an diesem Abend verliert. Der West-
deutsche Rundfunk aus Köln berichtet über
Radarmessungen in Krefeld, die angeblich Abb. 6. An der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen haben die Schüler das Unesco-Fest „Welt-
fehlerhaft durchgeführt werden. Das Lkw- erbe Erde – mach dich stark für Vielfalt“ gefeiert. Rechts: Angela Ortmann, Unesco-Koordina-
Durchfahrtsverbot scheint keine Wirkung torin der Paul-Gerhardt-Schule, mit der Schulleiterin Gabriele Hötter.
Juli
Statt der Fashionworld möchte der Einzelhan-
del „Krefeld pur“ als Ersatz für die abgesetzte Abb. 7. Gabriela von Hollen-Heindorff, Mitarbeiterin des Museums Kunst der Westküste (links)
Modenschau präsentieren. Der Straßenstrich und Hilla Holzhauer, ehrenamtliche Museumshelferin aus Föhr (Mitte), bauen gemeinsam mit
an der Neuen Ritterstraße soll zeitlich zwi- Dr. Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums, das „Föhr Riff“ auf.
schen 6 und 22 Uhr verboten werden. Statt
der zuerst berechneten 41,8 Millionen Euro
fehlen dem Kämmerer „nur“ 35,6 Millionen
Euro. Das sei aber kein Grund, die Sparmaß- wehr hat den Brand schnell unter Kontrol- Uerdingen nur noch auf dem historischen
nahmen einzustellen, betonte der Kämmerer. le. In die Sanierung von Schulen investiert Marktplatz statt. Nach dem Umbau der Hal-
Zum Auftakt des Gesamtprogramms des Li- die Stadt während der Sommerferien rund testelle Rheinstraße soll neben der „K-Bahn“,
terarischen Sommers 2014 liest Saša Stanišić 800 000 Euro. Beim Workcamp haben 14 Ju- die offiziell U76 heißt, auch die Linie U70 bis
aus seinem Buch „Vor dem Fest“ im Crefelder gendliche aus neun Nationen das Außenge- in die Innenstadt fahren. Im Schönhausen-
Ruderclub vor. Die SWK erhalten bis Dezem- lände der städtischen Kindertagesstätte an park zeigt ein Duisburger Tanzensemble die
ber zwölf neue Straßenbahnen im Wert von der Märklinstraße neu gestaltet. Bei der Aus- Premiere ihres Stückes „Protected Zone“. Es
30 Millionen Euro. Oberbürgermeister Gre- stellung „Der Himmel so weit“ auf Schloss ist Teil des neuen Formates „Move in Town“
gor Kathstede ist erstmals in das Präsidium Moyland bei Kleve sind auch Werke von des Kulturbüros Krefeld. Trotz strömenden
des Deutschen Städtetages gewählt worden. Krefelder Künstlern wie Heinrich Nauen und Regens schauen sich über 150 Zuschauer
Das Gut Heyenbaum in Verberg soll bis 2016 Joseph Beuys zu sehen. Die Kunstmuseen die Inszenierung im Platanenhain an. Die Bib-
zu einem Wohnkomplex umgebaut werden. Krefeld haben ein Werk von Helmuth Macke liothek des Deutschen Textilmuseums nimmt
Nach wie vor ungelöst bleibt die Ursache für ausgeliehen. Erstmals findet die Kirmes in die 10 000ste Monographie in ihren Bestand
den Infraschall am Inrath. Ein Betrieb konnte
als Quelle zwischenzeitlich ausgeschlossen
werden. Für das Stadtbad Neusser Straße
wird ein Optionsvertrag unterzeichnet. Eine
Firma aus Erftstadt hat bis Dezember 2015
Zeit, Pläne zu konkretisieren. Wegen ergie-
biger Dauerregenfälle müssen in der Stadt
Arbeiten an manchen Baustellen wie am Ost-
wall zeitweise eingestellt werden. Mit einem
Wandbild wird der Künstler Fritz Huhnen an
der Viktoriastraße geehrt. Eine 300 Jahre al-
te Blutbuche mit einem Stammdurchmesser
von 2,50 Metern muss im Greiffenhorstpark
in Linn gefällt werden. Der kranke Baum kann
nicht mehr gerettet werden. Seit Jahren war
er bereits mit Stahlseilen abgesichert worden.
Als neues Domizil bezieht der Uerdinger Hei-
matbund das sogenannte „Bügeleisenhaus“
an der Bruchstraße. Die Krefelder feiern
ausgelassen den WM-Sieg der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft. Der Künstler
Georg Opdenberg zeigt eine Ausstellung auf
Burg Linn. Bundesweites Aufsehen erregt der
Diebstahl von 300 000 Litern Bier aus einer
Lagerhalle in Linn. Die Polizei entdeckt das
Bier wenige Tage später in Rheinland-Pfalz. Abb. 8. Jugendliche aus neun Nationen haben im Rahmen eines Projektes des Internationa-
Am Rheinhafen brennt es wiederholt auf dem len Jugendgemeinschaftsdienstes das Außengelände der städtischen Kita Märklinstraße neu
Gelände einer Düngemittelfabrik. Die Feuer- gestaltet.
Kritische Anmerkung. Eine Heilig-Geist-Or- Rheinischer Städteatlas, Lieferung IV Nr. 23: Gerichtswesen und Rechtsordnungen, in:
densniederlassung in Krefeld?, in: Die Hei- Linn, hrsg. vom Landschaftsverband Rhein- Kurköln, Land unter dem Krummstab, Keve-
mat 43 (1972), S. 55f. land, Amt für rheinische Landeskunde, Köln laer 1985 (Veröffentlichungen der staatlichen
1978. Archive des Landes Nordrhein-Westfalen,
Krefelds Stadterhebung 1373, in: Krefelder Reihe C: Quellen und Forschungen, Band
Studien 1, hrsg. vom Stadtarchiv Krefeld, Die Sammlung Vielhaber im Stadtarchiv Kre- 22 – Schriftenreihe des Kreises Viersen 35a),
Krefeld 1973, S. 1 – 37. feld, in: Archiv und Geschichte. Festschrift S. 257 – 268.
Rudolf Brandts, Köln 1978 (Landschaftsver-
Organisation und Finanzierung des Xantener band Rheinland, Archivberatungsstelle, 11. Das Lehns- und Ständewesen, in: Kurköln,
Dombaues im 15. Jahrhundert, in: Xantener Archivheft), S. 243 – 256. Land unter dem Krummstab, Kevelaer 1985
Domblätter 7, 1973, S. 1 – 26. (Veröffentlichungen der staatlichen Archive
Den ersten Rheinhafen in Krefeld wollte der des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe C:
Von „Krinvelde“ bis Krefeld. Vor 600 Jah- „Oberkellner“ bauen..., in: Panta Rhei(n), al- Quellen und Forschungen, Band 22 – Schrif-
ren zur Stadt erhoben. Eine ungewöhnliche les fließt. Eine Dokumentation über die Er- tenreihe des Kreises Viersen 35a), S. 269 –
Entwicklung, in: Mitteilungen der Westdeut- weiterung des Rheinhafens Krefeld, hrsg. 280.
schen Gesellschaft für Familienkunde e. V., vom Ingenieurbüro Raimund Krawinkel, Kre-
26 (1973), S. 29f. – Auch in: Kirchenzeitung feld, Krefeld o. J. [1978], S. 17 – 22. Max von der Leyen und die Anfänge von Gut
für das Bistum Aachen, Ausgabe 6. Mai Schirmau, in: Die Heimat 56 (1985), S. 89f.
1973, S. 2f. Zur Geschichte der Juden in Krefeld, in: Die
Heimat 49 (1978), S. 154 ff. Eine Zeitungsente von 1814 – Ludwig XVIII.,
Gildegavia – Keldaggouue – Gellepgau, in: Prätendent auf das französische Königtum,
Renate Pirling, Das römisch- fränkische Hausordnung des Reformierten Armen- in Krefeld?, in: Die Heimat 56 (1985), S. 126.
Gräberfeld von Krefeld- Gellep 1960 – 1963, hauses in Krefeld von 1787, in: Die Heimat
Berlin 1974 (Germanische Denkmäler der 50 (1979), S. 37. Haus Traar, in: Traar. Ein Haus- und Heimat-
Völkerwanderungszeit, Serie B: Die fränki- buch. Hrsg. für den Heimatverein Krefeld-
schen Altertümer des Rheinlandes, Bd. 8), Juden-Statistik für Krefeld und Orte des Traar von Theodor Gies berts und Bernd
S. 215 – 223. ehemaligen Kreises Krefeld, die heute zur Giesbertz, Krefeld 1986, S. 14 – 51.
Stadt Krefeld gehören, in: Krefelder Juden
Christliche Anfänge im Raum Krefeld und (Krefelder Studien 2, hrsg. vom Stadtarchiv Ein unbekannter Grundriß Krefelds aus dem
Entwicklung der Pfarre des Klosters Krefeld Krefeld, 1. Aufl. Bonn 1980, 2. Aufl. ebd. Anfang des 18. Jahrhunderts, in: Die Heimat
bis zur Reformation, in: Katholisches Krefeld. 1981), S. 75. 57, (1986), S. 121ff.
Streiflichter aus Geschichte und Gegenwart,
hrsg. von Regionaldekan Edmund Bungartz, Liegenschaftsrechte um 1563 in Bockum, in: Die Errichtung des Krefelder Hofes vor 75
Krefeld 1974, S. 19 – 42. Die Heimat 51 (1980), S. 94f. Jahren, in: Die Heimat 57, (1986), S. 176f.
Anmerkungen
1 Rotthoff, Guido, Das Mittelalter, in: Reinhard Feinen- Hüls im 17. und 18. Jahrhundert in: Krefeld. Geschichte 10Buschbell, Gottfried, Geschichte der Stadt Krefeld I,
degen und Hans Vogt (Hrsg.), Krefeld. Die Geschichte der Stadt Bd. 2, S. 662 ff. Krefeld 1953, S. 228 ff.
der Stadt Bd. 1, Krefeld 1998, S. 468 f.
6 Vor allem Kreisarchiv Viersen (KrAVie) Sammlung 11 So z.B. Föhl, Walter, Die Moersische Straße in Hüls
2Niepoth, Wilhelm, Evangelische im Kempener Raum, Roosen 609, sie enthält Abgabenlisten u. a. aus den um das Jahr 1673, in: HHBl 4 (1956), S. 13f., Hange-
Kempen 1958, S. 52 f. Jahren 1651 – 1657. bruch, Dieter, Zur Geschichte der Toleranz in Krefeld
am Beispiel der Mennoniten, in: 300 Jahre Mennoniten-
3 Rotthoff, Guido, Die Reformation in Krefeld, in: Rein- 7 KrAVie Sammlung Roosen 2197 Blatt 1, 3, 6, 8, 10. kirche Krefeld, Krefeld 1993, S. 4 ff., Kaiser, Hans, Die
hard Feinendegen und Hans Vogt (Hrsg.): Krefeld. Die Territorienbildung in den ehemals kurkölnischen Ämtern
Geschichte der Stadt Bd. 2, S.102f. legt das Ereignis in 8 Nicht 1624 wie Mast, a.a.O., 2. Heft 1956, S. 33 Kempen, Oedt und Linn (= Schriftenreihe des Kreises
das Jahr 1561; Mackes, Karl, Aus dem alten Neuwerk behauptet; vgl. Deisel, Frank, Zur Revision der Datie- Viersen, Bd. 29), Mönchengladbach 1979, S. 152 f.
(Krefeld. Geschichte der Stadt, Bd. 2, a.a.O., S. 254) rung der ältesten Stadtbeschreibung, in: Die Heimat 62
auf 1565. (1991), S. 16 f. 12 Hangebruch, Dieter, Krefeld unter oranischer und
preußischer Herrschaft, in: Krefeld. Geschichte der
4 Mast, Paul, Geschichte der Kreissynode Moers, Moers 9Mast, Paul, a.a.O., S. 33 f.; laut Kriedte, Peter, Vom Stadt Band 2, S. 189 f.
1955 ff., S. 17 ff. Leinen zur Seide. Bevölkerungs-, Sozial- und Wirt-
schaftsgeschichte Krefelds. Vom Beginn des 17. Jahr- 13 Ebd. S. 190 f.
5 Landesarchiv NRW Düsseldorf Kurköln II 2550, in hunderts bis 1794, in: Krefeld. Geschichte der Stadt
gedruckter Form in: Hangebruch, Dieter, Die Herrschaft Bd. 2, S. 253 f., gelten die Zahlen für die Jahre 1662/67. 14 Ebd.
1. Denkmalpflege am
Bodendenkmal Landwehr
Abb. 6. Die Alleen wurden durch Neu Abb. 7. Alte Querwege zur Landwehr wurden zu Ruhezonen.
pflanzungen wieder sichtbar gemacht.
Abb. 8 und 9. Die Trampelpfade vom Parkplatz am Tennisgelände in den Wald wurden aufgehoben und bepflanzt.
6. 7. 8. 9. 10.
Immerhin erhielt im Februar 1935 die Be- ter Leiter des kirchlichen Jugendamtes. Im Kandidaten von Werner erhoben wurde.
kenntnisgemeinde die Alte Kirche für einen November 1934 begannen die Presbyter, es Nachdem die Wahl trotzdem am 20. Okto-
Gottesdienst. ihm zu entwinden. Er sagte, das sei gegen ber erfolgt war, legten Bockumer Gemeinde-
seine Person gerichtet. Anfang 1935 wurden mitglieder beim Superintendenten Einspruch
Im Februar 1934 war unter der Ägide von alle Jugend- und Wohlfahrtssachen einem ein. Der erreichte bei seinen Vermittlungsver-
Pastor Engels die Eingliederung der evan- Ausschuss zugewiesen, im Juni akzeptierte suchen keinen Fortschritt und gab die Sache
gelischen Jugend in die HJ vollzogen wor- man ohne Einwand, dass die Jugend- und an das Konsistorium weiter.
den. Im März legte das Presbyterium die Wohlfahrtsamtsarbeiten größtenteils von der
gesamte Jugendfrage in Engels’ Hände, NSV, der Nationalsozialistischen Volkswohl- Innerhalb kürzester Zeit hatten die Bocku-
nachdem Pastor Neuhaus den Vorsitz im fahrt, übernommen wurde. mer 1 000 Unterschriften gegen die Wahl ge-
Jugendausschuss niedergelegt hatte. Im sammelt. Die Protestierenden betonten, nur
April berichtete Pastor Engels, die Jugend- Im Oktober 1934 reichte Pastor Schütz sein 15 Männer des DC-Presbyteriums vergewal-
arbeit lasse sich gut an, allerdings habe sich Pensionierungsgesuch ein, er wurde am tigten sie. Das aus den Wahlen von 1933 her-
vom MBK (Mädchenbibelkreis) niemand zur 1. Mai 1935 emeritiert, die Wiederbesetzung vorgegangene Presbyterium habe sich seit-
Verfügung gestellt. Das liege an der Leite- der Stelle vorläufig wegen der ungeklärten her nur durch Kooptation ergänzt, so dass
rin. Pastor Schütz stellte sich vor den MBK Finanzsituation der Kirche untersagt; im Mai ein unbeschränktes DC-Regiment erhalten
und meinte, sie machten treu Kindergottes- 1936 wurde sie erlaubt, zog sich jedoch hin, geblieben sei. Keines der Presbyteriumsmit-
dienst und mehr gehe nicht. Pastor Wewer weil aus der Krefelder Gemeinde Protest ge- glieder habe eine persönliche Bindung zum
war noch von der Inneren Mission beauftrag- gen den vom Presbyterium ausersehenen Pfarrbezirk. Es gehe um Kirchen- und Macht-
Obwohl immer wieder angesprochen und bleiben. 1944 kam der Erlass, Orgelpfeifen Gemeindegarten mit den Baracken. Dies lag
auch bei den städtischen Behörden ange- abzuliefern. im Rahmen der allenthalben gezielt gegen
mahnt, gelang es nie, dem Platz an der Alten die Kirche gerichteten Maßnahmen. In der
Kirche ein befriedigendes Aussehen zu ver- Ende der 20er Jahre richtete die Gemeinde kleinen Baracke blieb die Wehrmacht mit
schaffen. In entscheidenden Zeiten fehlte der in dem Haus Westwall 42 ein Jugendheim Unterbrechung bis zum März 1944. Erste
Gemeinde auch das Geld, Grundstücke um ein. Dem besonderen Einsatz Pastor Neu- Kriegsschäden gab es im Juli 1941 durch
die Kirche herum aufzukaufen, um so lang- haus’ war es zu verdanken, dass 1933 in der Brandbomben an der Alten Kirche. Der An-
fristig doch zu einer Verbesserung der Situa- Wankumer Heide bei Herongen ein Jugend- griff vom 21. Juni 1943 vernichtete die Alte
tion zu kommen. 1935 wurde das Denkmal für heim gebaut werden konnte. Schon 1933 Kirche, die Pauluskirche und die Friedens-
den Grafen Hermann von Neuenahr-Moers beschloss das Presbyterium, das Heim für kirche, zwei Pfarrhäuser, Altersheim, Wai-
enthüllt. Es wird wohl als Provokation zu ver- das Landjahr zu Verfügung zu stellen und senhaus, Mariannenstift mit Kindergarten
stehen sein, dass 1938 und 1939 zur Karne- der Gemeinde nur begrenzten Raum zu re- und die Küsterei an der Alten Kirche. Ein
valszeit die Plätze vor der Alten Kirche und servieren. Die Einschränkung der kirchlichen großer Teil der anderen kirchlichen Gebäu-
der Friedenskirche Schaustellern als Rum- Jugendarbeit verhinderte mehr und mehr die de war beschädigt. Im Januar 1945 meldete
melplätze zur Verfügung gestellt wurden.44 Nutzung des Heims. Im Krieg wurden darin Krefeld ans Konsistorium Bombenschäden
erst Gefangene untergebracht, dann wurde an der Lutherkirche, an der Willicher Kapel-
Im Ersten Weltkrieg hatte die Gemeinde die es von verschiedenen staatlichen Stellen le, an der Oppumer Kapelle, geringere am
Glocken der Friedens-, Paulus- und Luther- belegt, so dass man schon den Verkauf er- Ernst-Moritz-Arndthaus in Bockum und am
kirche abgeben müssen. Ebenso mussten wog, da die Gemeinde nichts davon hatte. dortigen Pfarrhaus. Bei Kriegsende waren
Orgelpfeifen, die aus Zinn waren, abgeliefert Schließlich vermietete man das Haus an die Pfarrhäuser Westwall, Dionysiusstraße,
werden. Bei Kriegsende waren die Krefelder die HJ-Gebietsführung Mülheim/Ruhr, die Luisenplatz und Luisenstraße zerstört. Das
Materialien schon eingeschmolzen, und man mit Zwangsmitteln sogar dessen Räumung CVJM-Haus war beschädigt.
konnte erst im Lauf der 20er Jahre daran- erwirkte, nachdem die Krefelder dort die
gehen, die Orgeln wieder herzurichten und Kinder ihres ausgebombten Waisenhauses Die Zerstörung bis zum Kriegsende war fast
neue Glocken zu bestellen. Erst im Oktober untergebracht hatten; diese mussten des- total. Eine Aufstellung von 1948 zählt auf,
1927 fiel der Entschluss, das volle Geläut von halb im April 1944 nach Emmerichshofen in dass von vier Kirchen drei total zerstört, von
drei Glocken für die Paulus- und für die Lu- Mainfranken ausweichen. Fünf Monate spä- drei Kapellen eine schwer, eine mittelmäßig,
therkirche zu erneuern. ter, im September 1944, hatte die HJ Heron- eine leicht beschädigt, von 21 Gebäuden 13
gen geräumt, Schanzarbeiter wohnten dort. total, fünf schwer und eines leicht zertrüm-
Im Zweiten Weltkrieg wiederholte sich der mert seien.46
Vorgang. 1940 wurden alle Glocken für die Im August 1940 bekam die Friedenskirche
Ablieferung erfasst (Abb. 9). Der „Weckruf“ eine neue Orgel. Im November desselben Vom Februar bis Mai 1940 beschlagnahm-
meinte dazu, nach dem Ersten Weltkrieg sei- Jahres wurde die Friedenskirche leichter, te die Wehrmacht das Pfarrhaus Westwall.
en die Glocken von den Sammelstellen aus, die Lutherkirche schwer durch einen Wirbel- Im Juni 1943 wurde die Oppumer Kirche
wo sie noch waren, in die Hände jüdischer sturm beschädigt. Der Turm der Lutherkirche zur Unterbringung der Möbel von Bomben-
Schieber gekommen, die aus ihrer Vernich- stürzte auf das Kirchenschiff, durchschlug geschädigten beschlagnahmt. Neben der
tung noch Profit geschlagen hätten, jetzt Dach und Gewölbe. Da der Krieg begonnen Lutherkirche war sie bis dahin der letzte
aber opfere man die Glocken auf dem Altar hatte, war die Reparatur erschwert, erst An- brauchbare Kirchenraum.47 Diese Maßnah-
des Vaterlandes.45 Im Januar 1942 wurden fang Dezember 1941 war das Dach wieder men zusammen mit der 1944 vom Zellenlei-
die Glocken der Friedenskirche abgenom- gedeckt. Der Turmhelm wurde seitdem nicht ter der NSDAP veranlassten Entwendung der
men, bis zum März waren die der Lutherkir- wieder aufgebaut. Schieferabdeckung von Dach und Wänden
che und die der Pauluskirche weg, und die der Willicher Kapelle sind sichtbarer Aus-
der Alten Kirche wurden gerade ausgebaut. Bei Kriegsbeginn beschlagnahmte die Wehr- druck der nicht gerade kirchenfreundlich zu
Jeweils durfte die kleinste Glocke zurück- macht die Pfarrwohnung Westwall und den nennenden Haltung des Regimes.
Neben den eigenen Kreisen trugen die Men- Zu welchem Einsatz die Gemeindeglieder
noniten weiterhin verschiedene, vor allem bei Bedarf bereit waren, um die Existenz der
karitative, gemeinsam mit den Evangeli- Gemeinde zu sichern, zeigte sich, als in der
schen, so den Verein für Kleinkinderschulen Inflationszeit mehrere, anonym gebliebene
und nicht zuletzt das Evangelische Kran- Mitglieder im Rahmen einer Sammlung ei-
kenhaus. 1928 erwähnt ein Jahresrückblick, nen Betrag in Schweizer Franken zeichneten,
Hanns Müller sei Leiter des interkonfessio- um den Gemeindebediensteten, solange es
nellen Krefelder Hilfsbündnisses für geistige nötig war, feste Francsummen als Gehalt zu
Wohlfahrtspflege und wirke im Vorstand der zahlen und so die Kapitalverhältnisse der
Vereinigung für religionswissenschaftliche Gemeinde zu regeln.49
Vorträge mit.48 Im und nach dem Ersten
Weltkrieg unterstützten die Mennoniten die
Krefelder bei der Finanzierung der Suppen- 2. Die Einstellung der Pastoren zum Natio
küche. Die Ausgaben der Gemeinde für ver- nalsozialismus Abb. 11. Pastor Kraemer
schiedene Hilfsmaßnahmen waren erstaun-
lich und kamen nicht nur Mennoniten zugute. In Pastor Kraemers bis 1936 gehende Amts-
Nach dem Krieg halfen der Gemeinde ihre zeit fiel noch der Beginn des Dritten Reichs.
ausländischen Beziehungen. In schlimms- Pastor Kraemer (Abb. 11) wird man als hung für den Staat sei ausschließlich Sache
ten Inflationszeiten erhielt sie mehrfach be- deutschnational ausgerichteten Mann be- der HJ, interpretierte Kraemer so zum Bei-
zeichnen müssen. Er selbst war nur unter spiel als Einschränkung des Anspruchs in
der Voraussetzung nach Krefeld gekommen, Bezug auf den Staat und daneben gelasse-
dass man in der Gemeinde nichts gegen nen Freiraum für die christliche Erziehung. Er
die Teilnahme am Wehrdienst hatte.50 Wie glaubte Hitlers Reden von Vorsehung im Sinn
viele seiner Generation fühlte er sich durch seines christlichen Vorsehungsglaubens,
den Ersten Weltkrieg und alles, was danach zumal alles, was passiere, Gottes Wille und
kam, betrogen und war der Ansicht, dass der darum gut sei. Entsprechend benutzte er das
Krieg nicht zunächst auf dem Schlachtfeld, Vokabular der Nationalsozialisten, sprach
sondern zuhause verloren worden war.51 von dienen, sich einordnen, opfern, tüchtig
Die Weimarer Republik war ihm die Zeit der sein, durchhaltend sein, Disziplin, Treue, Hel-
Greuel, des Selbstnutzes, der Verlogenheit, dischem im Menschen usw. Dabei setzte er
in der verachtenswerte Menschen die Politik voraus, dass der Inhalt, den er den Worten
bestimmten und der Bolschewismus droh- gab, identisch mit dem war, den die Natio-
te; Zeit ungerechter Demütigung durch die nalsozialisten hineinlegten. In einem Vortrag
Sieger, des moralischen und kulturellen Nie- von 193854 scheinen sich Kraemers Inhalte
dergangs.52 in Richtung der nationalsozialistischen ver-
schoben zu haben. Den Christen, die mit dem
Schon seine gedruckten Taufpredigten von Regime überkreuz lagen, warf er vor, weil sie
1934 und 193553 zeigten Nähe zum natio- an Dogmen gebunden seien, das wahre po-
nalsozialistischen Staat, dessen Zusage, auf sitive Christentum nicht akzeptieren zu wol-
dem Boden des positiven Christentums zu len, das Sache des Nationalsozialismus sei.
stehen, Kraemer als ideale Voraussetzung Sie stießen sich an falschen Ansichten, die
für Mennoniten sah, deren dogmenfreies, solche Leute verträten, die den Nationalsozi-
an Christus orientiertes, nicht im Sinn der alismus selbst falsch verstanden hätten. Auf
Kirchenlehren gelehrtes, sondern gelebtes dem Weg zum Ziel, um das es gehe, gebe es
Christentum für ihn notwendig identisch war natürlich Missverständnisse und passierten
mit positivem Christentum. Dass Staat und Fehler.
Kirche streng getrennt wurden, demzufolge
die Konfessionsschulen verschwanden, war Bei Kraemer finden sich Äußerungen, die
alte mennonitische Forderung. Wie viele DC- Jesus und Hitler nebeneinandersetzen: Bei-
Anhänger machte Kraemer die Denkfehler, de seien Führer, beide wirkten aus der Kraft
die die Nationalsozialisten bei den Christen des Glaubens, beide suchten nichts für sich
Abb. 10. Mennoniten-Gemeinde, Krefelder erreichen wollten, um sie zu täuschen. Schi- selbst.55 Kraemer war trunken von der Einig-
Adressbuch 1920 rachs Aussage, die weltanschauliche Erzie- keit, Einheit, gesellschaftlichen Gleichheit,
3. Die Eidfrage
1927 wurde ein Gemeindebeamter ange- des Kirchenkampfs auseinandergesetzt.76 ganz unmöglich ist es ohne authentische
stellt, der das Gemeindeamt zu verwalten Nach der erzwungenen Auflösung des Evan- Aussagen Betroffener aus der Zeit selbst.
und die Organistenstelle wahrzunehmen gelischen Arbeitervereins versuchte man,
hatte. Im gleichen Jahr gründete Rektor Ca- dessen seelsorgerische Arbeit im Rahmen Zwar kehrte Pfarrer Hasheider schon im Fe-
rus den Evangelischen Arbeiterverein Uer- des kirchlichen Männerwerks mit denselben bruar 1945 zurück, doch nahm sein Stellver-
dingen. Es war die Zeit, aus der Pfarrer Bork Leuten fortzusetzen, was nur zeitweise zum treter während der Kriegsjahre, der emeri-
von Schwierigkeiten berichtete, die Interes- Teil gelang.77 tierte ehemalige Krefelder Pfarrer Wewer, die
sen der Evangelischen zu behaupten. Amtsgeschäfte in Uerdingen bis zum 1. April
Bemerkte Pastor Bork schon zu 1936, dass 1945 wahr. Seit dem 2. März war Lank von
Politisch war Pastor Bork zurückhaltend. gewisse Parteikreise den Austritt aus der den Amerikanern besetzt, die Front ver-
Schon 1930 feierte er den zweiten Advent Kirche forderten und damit Erfolg hatten, lief zwischen Lank und Uerdingen, das am
in seiner Gemeinde als Friedenssonntag, so sprach er 1937 von einer Verwirrung der 4. März besetzt wurde. Im letzten Moment
wiederholte das 1931, allerdings ohne dies Geister infolge der weltanschaulichen und waren in Uerdingen noch Kirche und Pfarr-
ausdrücklich anzukündigen, da die Fra- kirchenpolitischen Lage, die das Gemeinde- haus beschädigt worden. Insgesamt hielten
ge Krieg und Frieden so schwierig sei, die leben beeinträchtigte. sich die Schäden in den zur Kirchengemein-
Lage des Volks trostlos und „jedes offene de Uerdingen gehörenden Orten in Grenzen.
Wort so leicht Missdeutungen ausgesetzt“ Die Jahre nach dem Weggang Pastor Borks Nach der Evakuierung der Uerdinger und
sei.74 Er selbst war Mitglied der Deutschen sind in der Chronik nur summarisch und, Linner von Mitte März bis Ende April 1945
Vereinigung des Weltbundes für Freund- obwohl die Formulierungen Gleichzeitigkeit konnte der Wiederaufbau beginnen. In den
schaftsarbeit der Kirche und hatte seine Ge- vermuten lassen könnten, offensichtlich im relativ unzerstörten Orten der Gemeinde
meinde dafür geworben. 1932 war er froh, Nachhinein aufgezeichnet worden. Es fehlt setzte schnell der Zuzug der Flüchtlinge ein,
dass in seiner Gemeinde die Wahl zur Grö- die unmittelbare Betroffenheit der Borkschen so dass sie bis 1946 schon um rund 1 200
ßeren Gemeindevertretung ohne Wahlkampf Bemerkungen, und das Gemeindeleben ist Mitglieder zunahm.
gelungen war und sachliche Arbeit in den allzu deutlich in Richtung der Regimekritik
kirchlichen Körperschaften möglich blieb. und des Widerstandes verschoben. Pfarrer
1933 bemerkte er zu den Wahlen, dass wie Hasheider wurde 1939 als neuer Pastor ge- Dr. phil. Hertha Sagebiel geb. Köhne, geb.
überall auch in Uerdingen die DC mächtig wählt, schon 1937 war er als Hilfsprediger 1942 in Gütersloh. Studium der Theologie
vordrangen und durch eine Einheitsliste zur nach Uerdingen gekommen. Von ihm ist aus und Geschichte in Marburg, Bonn, Münster.
Hälfte altbewährte Kräfte, zur anderen jun- der Zeit, bis er im Juni 1940 zum Kriegsdienst Erstes theologisches Examen bei der Evan-
ge neu ins Presbyterium gewählt wurden. Er eingezogen wurde, berichtet, dass er 1940 gelischen Landeskirche von Westfalen in Bie-
schweigt über deren politische Orientierung. vor Gericht gezogen worden sei, da er als lefeld, landesgeschichtliche Promotion und
Altbewährte Mitglieder wurden durchaus politisch nicht zuverlässig angesehen wurde. Staatsexamen in Münster. Referendariat am
auch DC-Mitglieder.75 1934 notierte er, äu- Staatsarchiv Detmold und der Archivschule
ßerlich sei die Gemeinde trotz des anhalten- Andererseits versuchte die Gemeinde, ihn im Marburg. Nach dem Examen vorübergehen-
den Kirchenstreits im Frieden und seine Auf- Februar 1940 vom drohenden Kriegsdienst de kommissarische Leitung des Stadtarchivs
gabe sehe er darin, das reine Evangelium zu unter anderem mit dem Hinweis zu befreien, Paderborn und des Archivs der von Bodel-
predigen. Erst spätere Zeiten würden ein ab- er sei Parteimitglied.78 Gerade das Neben schwinghschen Anstalten Bethel. Verschie-
schließendes Wort über den Kirchenkampf einander dieser beiden Überlieferungen dene Beiträge zur westfälischen Kirchenge-
sprechen können. Er selbst hat sich intensiv zeigt die Schwierigkeit, zu gerechter Beurtei- schichte des 19. Jahrhunderts, Mitarbeit an
mit dem Schriftgut aller Seiten aus der Zeit lung der Zeit und der Menschen zu gelangen, Band 4 der Krefelder Stadtgeschichte.
Warum Düsselberg nicht den genauen To- Ingo Arendt (links) und sein Illustrator John Waszek präsentieren im August 1990 den biblio-
destag, sondern nur den Sterbemonat philen Band „Was in uns sti