Bevölkerung
1611-1400
Neuchâtel 2016
Die vom Bundesamt für Statistik (BFS)
herausgegebene Reihe «Statistik der Schweiz»
gliedert sich in folgende Fachbereiche:
1 Bevölkerung
4 Volkswirtschaft
5 Preise
8 Energie
10 Tourismus
13 Soziale Sicherheit
14 Gesundheit
17 Politik
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 5
2 Teilnahme an Gottesdiensten 9
4 Glaube 15
7 Schlussfolgerung 26
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 3
Einleitung
Einleitung
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 5
Konfessionelle Landschaft in der Schweiz
1 Konfessionelle Landschaft
in der Schweiz
Die Religionslandschaft der Schweiz hat in den letzten Die protestantische Kirche hat von der Zuwanderung
Jahrzehnten einen deutlichen Wandel erfahren. Der An- nicht profitiert und besteht grossmehrheitlich aus Perso-
teil der katholischen Kirche hat zwischen 1970 und 2014 nen ohne Migrationshintergrund (86%). Ihre Mitglieder
um rund 20% abgenommen und jener der protestan- gehören somit einer eher älteren Bevölkerungsgruppe
tischen Kirche hat sich fast halbiert. Gleichzeitig ist der an: 22% sind zwischen 15 und 34 Jahre alt und 32%
Anteil der Konfessionslosen stark angewachsen, von sind 65 Jahre alt oder älter. Dies geht einher mit einem
1,2% im Jahr 1970 auf 22% in den Jahren 2012–20141. höheren Frauenanteil (55%).
Heute gehört die Bevölkerung ab 15 Jahren zu 38% der
katholischen Kirche, zu 26% der protestantischen Kirche, Frage zur Konfessionszugehörigkeit:
zu 5,7% den anderen christlichen Gemeinschaften und «Würden Sie sagen, dass Sie eine Religion haben,
zu 5% den muslimischen Gemeinschaften an. Die Mit und wenn ja, welche ?»
glieder der anderen evangelikalen Gemeinden machen Um statistisch zuverlässige Ergebnisse zu erzielen, wurden
religiöse Gemeinschaften, basierend auf der gemeinsamen
1,7% aus und jene der übrigen Religionen 1,5%. In
Herkunft und Geschichte sowie der Mitgliederzahl der ein-
dieser letzten Kategorie sind die Mitglieder von buddhis- zelnen Gemeinschaften, zusammengefasst.
tischen und hinduistischen Vereinigungen am stärksten Katholische Kirche (38%): Diese Kategorie umfasst aus-
vertreten. schliesslich die römisch-katholische Gemeinschaft.
Protestantische Kirche: evangelisch-reformierte Landeskir-
Alle diese Gemeinschaften unterscheiden sich in ver-
chen (26%)
schiedenen demografischen Aspekten, namentlich in Andere evangelikale Gemeinden (1,7%): Zu dieser Kate-
ihrer Altersstruktur und der Migrationskomponente. gorie zählen regionale freie evangelische Gemeinden (FEG,
Die Migration hat einen relativ grossen Einfluss auf die FREE), die internationalen evangelischen Gemeinden aber
Zusammensetzung der religiösen Gemeinschaften, denn auch baptistische, täuferische, charismatische und adventis-
tische Gemeinden, Heiligungs-, Pfingst- und Endzeitgemein-
in die Schweiz wandern mehrheitlich junge Menschen den sowie die apostolischen Kirchen.
ein. Das Geschlechterverhältnis wird ebenfalls von die- Andere christliche Gemeinschaften (5,7%): Zu dieser Ka-
sen beiden Aspekten beeinflusst. Je älter eine Bevölke- tegorie gehören ostkirchlich-orthodoxe Kirchen und andere
rung ist, desto höher ist der Anteil der Frauen, da deren christliche Ostkirchen (2,2%), die evangelisch-lutherischen
Kirchen und andere auf die Reformation zurückgehende Kir-
Lebenserwartung über jener der Männer liegt.
chen (1%), anglikanische (0,1%), sowie die christkatholische
Die Ankunft der Migrantinnen und Migranten aus und die ökumenischen Gemeinden.
Spanien und Portugal im Laufe der letzten J ahrzehnten Muslimische und aus dem Islam hervorgegangene Ge-
hat den Rückgang des Anteils der katholischen K irche meinschaften (5,0%): Unter diese Kategorie fallen die sun-
nitischen, die schiitischen, aber auch die alevitischen und
begrenzt: 33% ihrer Mitglieder sind Personen mit
die sufistischen Gemeinschaften. Zur Vereinfachung wird
Migrationshintergrund der ersten Generation. Mit dieser in dieser Publikation die Bezeichnung «muslimischen Ge-
Zuwanderung wurde auch die Alterung der Mitglieder meinschaften» verwendet.
etwas gebremst: 25% sind zwischen 15 und 34 Jahre alt Andere Religionen (1,5%): In dieser Kategorie werden jü-
dische (0,2%), hinduistische (0,5%), buddhistische (0,5%)
und 23% sind 65 Jahre alt oder älter. Das Geschlechter-
und alle übrigen als Religion betrachteten Vereinigungen
verhältnis ist ziemlich ausgeglichen (51% Frauen gegen- zusammengefasst (0,3%).
über 49% Männern). Keine Religion (22%)
2014.
6 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
KONFESSIONELLE LANDSCHAFT IN DER SCHWEIZ
Die muslimischen Gemeinschaften verzeichnen den Bei den Konfessionslosen machen Personen mit Mi-
höchsten Anteil an Personen mit Migrationshinter- grationshintergrund der ersten Generation knapp ein
grund der ersten (80%) und der zweiten Generation Drittel aus. Dabei handelt es sich grösstenteils um
(14%). Nach der Zuwanderung von türkischen Staat- deutsche und in geringerem Ausmass um französische
sangehörigen (infolge des Militärputsches im Jahr 1981) Staatsangehörige. Die Konfessionslosen weisen eine
wuchsen diese Gemeinschaften aufgrund der Migra- eher junge Altersstruktur auf: 36% sind zwischen 15
tionsbewegungen vom Balkan in die Schweiz in den und 34 Jahre alt und 11% sind 65 Jahre alt oder älter.
1990 er-Jahren während und nach dem Jugoslawien- Zudem ist der Männeranteil höher (54%).
Krieg nochmals an. Die muslimischen Gemeinschaften
sind am jüngsten: 57% der Mitglieder sind zwischen 15 Bevölkerung ohne und mit Migrationshintergrund
und 34 Jahre alt und nur sehr wenige sind 65 Jahre alt Die «Bevölkerung ohne Migrationshintergrund», die 64%
oder älter. Der Männeranteil (58%) ist deutlich höher als der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren ausmacht,
der Frauenanteil. umfasst die gebürtigen Schweizerinnen und Schweizer mit
Bei den anderen evangelikalen Gemeinden macht der mindestens einem in der Schweiz geborenen Elternteil sowie
die in der Schweiz geborenen Eingebürgerten, deren Eltern
Anteil der Personen mit Migrationshintergrund der ersten beide in der Schweiz geboren wurden.
Generation 32% aus. Die Altersstruktur ist jünger als bei Zur «Bevölkerung mit Migrationshintergrund» (36%) gehö-
der katholischen Kirche: 30% der Mitglieder sind zwischen ren die Schweizerinnen und Schweizer, deren Eltern beide
15 und 34 Jahre alt und 19% sind 65 Jahre alt oder älter. im Ausland geboren wurden, sowie die Ausländerinnen
und Ausländer und die eingebürgerten Schweizerinnen und
Die anderen christlichen Gemeinschaften und die
Schweizer, mit Ausnahme der in der Schweiz geborenen Ein-
anderen Religionen haben ebenfalls von der Zuwan- gebürgerten, deren Eltern beide in der Schweiz geboren
derung profitiert, denn bei ihnen machen die Perso- wurden. Diese Bevölkerungsgruppe lässt sich unterteilen in
nen mit Migrationshintergrund der ersten Generation Erstmigrantinnen und -migranten und im Inland Geborene,
das heisst in Migrantinnen und Migranten der ersten Gene-
49% bzw. 60% aus. Folglich handelt es sich ebenfalls
ration (29%) und deren Nachkommen (zweite und höhere
um eher junge Gemeinschaften: Der Anteil der 15- bis Generation, 7%).
34-Jährigen beläuft sich bei den anderen christlichen Ge-
meinschaften auf 32% und bei den anderen Religionen
auf 33%. Der Anteil der 65-Jährigen oder Älteren be-
trägt bei den anderen christlichen Gemeinschaften 17%
und bei den Mitgliedern einer anderen Religion 9%2.
Bevölkerung ohne
Total Migrationshintergrund
Bevölkerung mit Migrations-
Katholiken/innen
hintergrund, 1. Generation
Bevölkerung mit Migrations-
Protestanten/innen
hintergrund, 2. Generation
Andere evangelikale oder mehr
Gemeinden
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
2
Bei der Kategorie «Andere Religionen» ist dieser Anteil mit Vorsicht zu
interpretieren, da die Fallzahl für einen statistisch zuverlässigen Wert zu
niedrig ist.
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 7
KONFESSIONELLE LANDSCHAFT IN DER SCHWEIZ
100%
65 Jahre oder älter
90% 50–64 Jahre
80% 35–49 Jahre
15–34 Jahre
70%
60%
50%
40%
30%
20% Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
10%
unter 30 liegt und somit nicht statistisch
0% verlässlich ist.
Katholiken/ Protestanten/ Andere Andere Muslimen/ Andere Konfessionslos
innen innen evangelikale christliche innen Religionen
Gemeinden Gemeinschaften
Vertrauensintervall
Die ESRK ist eine Stichprobenerhebung, bei der nur ein Teil
der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jah-
ren befragt wurde. Die Ergebnisse sind mit einer Unsicher-
heit behaftet. Diese Unsicherheit hängt vom Stichproben-
umfang, der Stichprobenrate, den Antwortausfällen und der
Streuung des betrachteten Merkmals in der Grundgesamt-
heit ab. Sie kann quantifiziert werden, indem ein Vertrau-
ensintervall berechnet wird, das umso grösser ist, je unge-
nauer die Resultate sind. Aus Gründen der Lesbarkeit wird
im Text auf die Angabe der Vertrauensintervalle verzichtet.
In den Säulendiagrammen werden die 95%-Vertrauensinter-
valle grafisch dargestellt.
8 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Teilnahme an Gottesdiensten
2 Teilnahme an Gottesdiensten
Die Häufigkeit der Teilnahme an Gottesdiensten lie- Bei der Häufigkeit der Teilnahme an Gottesdiensten
fert durch die erstmals so gross angelegte Erhebung sind leichte Unterschiede zwischen den Geschlechtern
neue Anhaltspunkte zur religiösen Praxis in der Schweiz. auszumachen, aber nur bei der katholischen Kirche und
Es zeigt sich, dass 41% der Bevölkerung in den letz- bei den muslimischen Gemeinschaften und nur bei der
ten zwölf Monaten zwischen ein- und fünfmal eine reli- Häufigkeit «mindestens einmal pro Woche». Bei der ka-
giöse Einrichtung aufgesucht haben, um einem Gottes- tholischen Kirche ist der Anteil der Katholikinnen grös-
dienst beizuwohnen. Nach den Konfessionslosen weisen ser (15%) als jener der Katholiken (12%). Im Gegen-
die muslimischen Gemeinschaften den grössten Anteil satz dazu ist der Anteil der muslimischen Männer höher
an nicht praktizierenden Personen auf: 46% unter ihnen (17%) als jener der muslimischen Frauen (5%). Ausser-
gaben an, nie an einem Gottesdienst teilgenommen zu dem gibt es keine signifikante Unterschiede zwischen
haben. Demgegenüber ist der Anteil der Personen, die Stadt und Land.
mindestens einmal pro Woche einen Gottesdienst be- Bei den Katholikinnen und Katholiken besuchen sämt-
suchen, bei den anderen evangelikalen Gemeinden am liche Altersgruppen mehrheitlich ein- bis fünfmal pro
höchsten (72%). Die Mitglieder der katholischen (41%) Jahr einen Gottesdienst, ausser die 65-Jährigen oder Äl-
und protestantischen Kirche (50%) sowie der anderen teren. Letztere weisen den höchsten Anteil an Personen
christlichen Gemeinschaften (42%) nehmen mehrheit- auf, die mindestens einmal pro Woche einem Gottes-
lich ein- bis fünfmal pro Jahr an Gottesdiensten teil. Die dienst beiwohnen (31%). Der Anteil den Katholikinnen
meisten dieser Personen (87%) besuchen die Gottes- und Katholiken, die nie zum Gottesdienst gehen, beträgt
dienste unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit rund 20%.
aus gesellschaftlichem Anlass, beispielsweise für eine Ho-
chzeit oder eine Beerdigung.
Mindestens einmal
Total pro Woche
Zwischen 6 mal pro Jahr und
Katholiken/innen
mindestens einmal pro Monat
Zwischen 1 und 5 mal
Protestanten/innen
pro Jahr
Andere evangelikale Nie in den vergangenen
Gemeinden 12 Monaten
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 9
Teilnahme an Gottesdiensten
70%
Mindestens einmal
pro Woche
60% Mindestens einmal
pro Monat
50% Zwischen 6 und 11 Mal
pro Jahr
40% Zwischen 1 und 5 Mal
pro Jahr
Nie in den vergangenen
30%
12 Monaten
95%-Vertrauensintervall
20%
10%
0%
15–34 Jahre 35–49 Jahre 50–64 Jahre 65 Jahre oder älter
70%
Mindestens einmal
pro Woche
60% Mindestens einmal
pro Monat
50% Zwischen 6 und 11 Mal
pro Jahr
40% Zwischen 1 und 5 Mal
pro Jahr
Nie in den vergangenen
30%
12 Monaten
95%-Vertrauensintervall
20%
10%
0%
15–34 Jahre 35–49 Jahre 50–64 Jahre 65 Jahre oder älter
Bei den Protestantinnen und Protestanten fällt die Eine andere Form, an einem Gottesdienst teilzuneh-
Häufigkeit der Besuche von Gottesdiensten in allen Al- men, ist es, am Fernsehen, am Radio oder im Internet
tersgruppen etwa gleich aus, wobei die Teilnahme mit eine religiöse oder spirituelle Veranstaltung zu verfol-
zunehmendem Alter leicht steigt. Die Hälfte (50%) der gen. Die Mitglieder der anderen evangelikalen Gemein-
Protestantinnen und Protestanten wohnt ein- bis fünf- den weisen mit 54% den grössten Anteil an Personen
mal pro Jahr einem Gottesdienst bei, während 23% nie auf, die eines dieser Medien in den zwölf vergangenen
daran teilnehmen3. Monaten genutzt haben: 30% haben eine religiöse Ve-
ranstaltung am Fernsehen, 17% am Radio und 36%
im Internet verfolgt. Bei allen anderen Gemeinschaf-
ten beträgt der Anteil der Personen, die über eines oder
mehrere der genannten Medien eine Veranstaltung ver-
3
Aufgrund der geringen Fallzahlen in der Erhebung liegen für die übrigen
folgt haben, zwischen rund 30% und 35%. Bei den
Religionsgemeinschaften keine zuverlässigen Zahlen zur Teilnahme an
Gottesdiensten nach Altersgruppen vor. Konfessionslosen beläuft sich dieser Anteil auf 12%.
10 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Teilnahme an Gottesdiensten
70%
Mindestens ein Medium
TV
60%
Radio
Internet
50%
95%-Vertrauensintervall
40%
30%
20%
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 11
Beten, Religiosität und Spiritualität
Die Häufigkeit des Betens ist ein Indikator der Religiosi- protestantischen Kirche (37% der Frauen gegenüber
tät von Personen. Am häufigsten suchen die Mitglieder 21% der Männer), bei den anderen evangelikalen Ge-
der anderen evangelikalen Gemeinden das Gebet: 34% meinden (91% der Frauen gegenüber 79% der Männer)
beten mehrmals pro Tag und 51% täglich oder fast tä- und bei den anderen christlichen Gemeinschaften (36%
glich. Bei der katholischen Kirche bilden die Personen, der Frauen gegenüber 24% der Männer). Während bei
die täglich oder fast täglich beten, die grösste Gruppe den muslimischen Gemeinschaften der Anteil der Frauen,
(30%), gefolgt von jenen, die nie und die zwischen ein- die regelmässig beten (mehrmals pro Tag, täglich oder
mal pro Woche und mindestens einmal pro Monat be- fast täglich), grösser ist als jener der Männer (38% gege-
ten (je 26%). Bei den Mitgliedern der protestantischen nüber 23%), ist das Geschlechterverhältnis bei den Per-
Kirche, der muslimischen Gemeinschaften und den an- sonen, die nie beten, ausgeglichen. Unabhängig von
deren christlichen Gemeinschaften sind unterschiedliche der Konfessionszugehörigkeit beten Frauen häufiger als
Verhaltensweisen auszumachen: am stärksten vertreten Männer.
waren in allen drei Gemeinschaften jene, die nie beten
(34%, 40% bzw. 32%), gefolgt von jenen, die täglich Fragen zur Religiosität und Spiritualität
oder fast täglich das Gebet suchen (26%, 17% bzw. «Würden Sie sich selbst als eine religiöse Person bezeichnen ?»
«Würden Sie sich selbst als eine spirituelle Person bezeichnen ?»
26%). Jede fünfte Person, die angab, keine Religion zu
haben, betet trotzdem hin und wieder 4.
In der katholischen und der protestantischen Kirche Die Selbsteinschätzung der eigenen Religiosität er-
sowie in den anderen christlichen Gemeinschaften laubt es, die Häufigkeit der Teilnahme an Gottesdiensten
sind die Frauen frommer als die Männer: 43% der Ka- und des Betens mit dem Gefühl der Glaubenszugehörig-
tholikinnen beten täglich oder fast täglich gegenü- keit und -hingabe zu vergleichen. Personen, die sich als
ber 24% der Katholiken. Das Gleiche gilt auch bei der eher oder sehr religiös einschätzen, gehören in erster
100%
Nie in den vergangenen
90% 12 Monaten
Zwischen 1 und 11 mal
80%
pro Jahr
70% Zwischen einmal pro Woche
60% und mindestens einmal
pro Monat
50% Täglich oder fast täglich
40% Mehrmals pro Tag
30%
20% Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
10%
unter 30 liegt und somit nicht statistisch
0% verlässlich ist.
Katholiken/ Protestanten/ Andere Andere Muslimen/ Andere Konfessionslos
innen innen evangelikale christliche innen Religionen
Gemeinden Gemeinschaften
12 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Beten, Religiosität und Spiritualität
100%
Nie in den vergangenen
90% 12 Monaten
80% Zwischen einmal pro Woche
und einmal pro Jahr
70% Zwischen mehrmals pro Tag
60% und täglich oder fast täglich
50%
40%
30%
20% Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
10%
unter 30 liegt und somit nicht statistisch
0% verlässlich ist.
Männer
Frauen
Männer
Frauen
Männer
Frauen
Männer
Frauen
Männer
Frauen
Männer
Frauen
Männer
Frauen
Katholiken/ Protestanten/ Andere Andere Muslimen/ Andere Konfessionslos
innen innen evangelikale christliche innen Religionen
Gemeinden Gemeinschaften
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Linie den anderen evangelikalen Gemeinden (80%) und suchen, gab der grösste Teil (43%) an, eher religiös zu
den muslimischen Gemeinschaften (63%) an. Die an- sein. Unter den Personen, die mindestens einmal pro
deren christlichen Gemeinschaften und die katholische Monat beten, schätzen sich 47% als eher religiös und
Kirche weisen eine etwas geringere Mehrheit von Per- 37% als eher nicht religiös ein.
sonen auf, die unter diese Kategorie fallen (53% bzw. Die Frauen schätzen sich religiöser ein als die Männer:
52%). Die Protestantinnen und die Protestanten ga- gemäss Selbsteinschätzung sind 45% der Frauen eher
ben mehrheitlich an, eher nicht oder nicht religiös zu sein oder sehr religiös im Gegensatz zu 36% der Männer.
(56%). Ebenfalls eine Mehrheit verzeichnen diesbezü- Das Alter steht auch in Zusammenhang mit der Wahr-
glich die Mitglieder anderer Religionen (51%) und na- nehmung der eigenen Religiosität: 38% der 75-Jährigen
türlich die Konfessionslosen (94%). Bei letzteren gaben oder Älteren, aber nur 23% der 25- bis 39-Jährigen
aber immerhin 6% an, eher oder sehr religiös zu sein. schätzen sich als eher religiös ein. Gegenwärtig kann
Die Personen, die sich als sehr religiös einschätzen, kaum eruiert werden, ob dieser Unterschied auf das
beten mehrheitlich täglich oder fast täglich (55%). Un- steigende Alter oder auf ein Generationenphänomen
ter den Personen, die täglich oder fast täglich das Gebet zurückzuführen ist.
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 13
Beten, Religiosität und Spiritualität
40–54 Jahre
25–39 Jahre
15–24 Jahre
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Den grössten Anteil an Personen, die sich als eher Die Personen, die sich am meisten als spirituell ein-
oder sehr spirituell einschätzen (63%), weisen die ande- schätzen, sind zwischen 40 und 54 Jahren alt: 26%
ren Religionen auf, gefolgt von den anderen evangelika- geben an, eher spirituell zu sein, und der Anteil jener,
len Gemeinden (60%). Bei der protestantischen Kirche die sich als sehr spirituell einschätzen ist mehr als doppelt
gibt der grösste Anteil an eher nicht oder gar nicht spiri- so gross wie bei den 15- bis 24-Jährigen (12% gegenüber
tuell zu sein (72%). Bei der katholischen Kirche beträgt 5%). Die 75-Jährigen oder Älteren schätzen sich zu 7%
dieser Anteil 64%, bei den muslimischen Gemeinschaf- als sehr spirituell und zu 23% als eher spirituell ein und
ten 58% und bei den anderen christlichen Gemeinschaf- weisen damit unter den verschiedenen Altersgruppen
ten 53%. Bei den Konfessionslosen geben über 31% an, die geringsten Anteile auf.
eher oder sehr spirituell zu sein, während sich 43% als Die Mitglieder anderer Religionen und die Konfes-
gar nicht spirituell einschätzen. sionslosen unterscheiden sich dadurch, dass sie sich häu-
figer als spirituell denn als religiös einschätzen. Bei allen
anderen religiösen Gemeinschaften fällt dieses Ergebnis
umgekehrt aus.
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Konfessionslos
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
14 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Glaube
4 Glaube
Beim Glauben an Gott oder an Götter ist der Glaube Unter den Konfessionslosen betrachten sich 32% als
an einen einzigen Gott am stärksten verbreitet (46%). atheistisch; 31% glauben an eine höhere Macht, 25%
Etwas weniger als ein Viertel der Bevölkerung (24%) sind agnostisch und 11% glauben an einen einzigen
glaubt weder an einen noch an mehrere Götter, dafür Gott. Hier gilt es nochmals darauf hinzuweisen, dass Per-
aber an eine höhere Macht. Die Agnostikerinnen sonen, die angeben, keine Religion zu haben, trotzdem
und Agnostiker 5 machen 17% und die Atheistinnen gläubig oder spirituell sein können.
und Atheisten6 12% aus.
Der Glaube an einen einzigen Gott findet bei den Weitere Fragen zum Glauben
muslimischen Gemeinschaften und den anderen evan- «Glauben Sie, dass…
gelikalen Gemeinden eine sehr deutliche Mehrheit (90% ...es ein Leben nach dem Tod gibt ?
bzw. 92%). Bei den Mitgliedern der katholischen Kirche ...Engel oder übernatürliche Wesen über uns wachen ?
...eine höhere Macht unser Schicksal beeinflusst ?
sind es 59% und bei der protestantischen Kirche nur
...wir nach dem Tod in einem anderen Leben auf Erden
46%. wiedergeboren werden ?
Der Anteil der Personen, der an eine höhere Macht ...wir mit Geistern von Verstorbenen Kontakt aufnehmen
glaubt, ist unter den Protestantinnen und Protestanten können ?
...es Personen gibt, die über die Gabe des Heilens oder
gleich gross wie unter den Konfessionslosen (30% bzw.
Hellsehens verfügen ?
31%). ...die Evolutionstheorie die schlüssigste Erklärung für
den Ursprung des Menschen liefert ?
...es neben der materiellen Welt keine andere Wirklichkeit
gibt ?»
5
Die Aussage lautete: «Ich weiss nicht, ob es einen oder mehrere Götter
gibt, und glaube nicht, dass man dies wissen kann.»
6
Die Aussage lautete: «Ich glaube weder an einen noch an mehrere Götter
noch an eine höhere Macht.»
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 15
Glaube
Die Evolutionstheorie als die schlüssigste Erklärung viele geben an, nicht zu wissen, ob sie an die Evolu-
für den Ursprung des Menschen und der Glaube an ein tionstheorie als die schlüssigste Erklärung für den Urs-
Leben nach dem Tod sind die zwei Konzepte, an die am prung des Menschen und an ein Leben nach dem Tod
meisten Personen glauben. Beim Glauben an die Wie- glauben.
dergeburt und beim Glauben, dass wir mit Geistern Frauen glauben eher an Metaphysisches als Män-
von Verstorbenen Kontakt aufnehmen können, han- ner, während Männer eher an wissenschaftliche und ma-
delt es sich um Konzepte, an die am wenigsten Perso- terialistische Thesen glauben als Frauen. Mehr als jede
nen glauben. Der Anteil der Personen, die nicht wissen, zweite Frau glaubt eher oder sicher an ein Leben nach
welche Position sie einnehmen sollen, fällt je nach Fra- dem Tod (54% gegenüber 41% der Männer). 58% der
gestellung unterschiedlich aus. So gibt jede fünfte Person Frauen glauben, dass Engel oder übernatürliche We-
an, nicht zu wissen, ob sie an eine Wiedergeburt in ei- sen über uns wachen (gegenüber 37% der Männer),
ner anderen als der materiellen Welt glaubt. Fast ebenso 62%, dass eine höhere Macht unser Schicksal beeinflusst
100%
Sicher ja
90% Eher ja
80% Eher nein
Sicher nicht
70%
Weiss nicht
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Frauen
Frauen
Frauen
Frauen
Frauen
Frauen
Männer
Männer
Männer
Männer
Männer
Männer
100%
Sicher ja
90% Eher ja
80% Eher nein
Sicher nicht
70%
Weiss nicht
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Männer Frauen Männer Frauen
Glauben Sie, dass die Evolutionstheorie
die schlüssigste Erklärung für den Ursprung Glauben Sie, dass es neben der materiellen Welt
des Menschen liefert? keine andere Wirklichkeit gibt?
16 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Glaube
(gegenüber 46% der Männer) und 56%, dass es Perso- Der grösste Anteil, der eher oder sicher an Engel oder
nen gibt, die über die Gabe des Heilens oder Hellsehens übernatürliche Wesen glaubt, die über uns wachen, ist
verfügen (gegenüber 42% der Männer). Männer hin- wiederum unter den anderen evangelikalen Gemeinden
gegen glauben häufiger an die Evolutionstheorie als die und den muslimischen Gemeinschaften zu finden (86%
schlüssigste Erklärung für den Ursprung des M enschen bzw. 73%). Die anderen christlichen Gemeinschaften
(58% gegenüber 52% der Frauen) und denken ö fter, und die Mitglieder der katholischen Kirche weisen eben-
dass es neben der materiellen Welt keine andere falls eine Mehrheit auf, die daran glaubt (56% bzw.
Wirklichkeit gibt (26% gegenüber 19%). 55%).
Der grösste Anteil der Personen, welcher eher oder Der Glaube an eine höhere Macht, die unser Schick-
sicher an ein Leben nach dem Tod glaubt, ist bei den sal beeinflusst, ist unabhängig von der Konfessionszu-
anderen evangelikalen Gemeinden (82%) und den gehörigkeit der am weitesten verbreitete Glaube. Ein-
muslimischen Gemeinschaften (67%) zu finden. Von den zig bei den Konfessionslosen glaubt eine Mehrheit nicht
Personen, die angeben, eine Religion zu haben, glaubt daran. Auch bei diesem Glauben weisen die anderen
die Mehrheit an ein Leben nach dem Tod, einzig bei den evangelikalen Gemeinden und die muslimischen Ge-
Protestantinnen und Protestanten ist es eine Minderheit meinschaften die grössten Anteile auf (78% bzw. 70%).
(47%). Bei den Konfessionslosen glauben 29% eher Es folgen die Protestantinnen und Protestanten (62%),
oder sicher an ein Leben nach dem Tod. die anderen christlichen Gemeinschaften (61%) und die
Sicher ja
Katholiken/innen
Eher ja
Eher nein
Protestanten/innen
Sicher nicht
Andere evangelikale Weiss nicht
Gemeinden
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Sicher ja
Katholiken/innen
Eher ja
Eher nein
Protestanten/innen
Sicher nicht
Andere evangelikale Weiss nicht
Gemeinden
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 17
Glaube
Sicher ja
Katholiken/innen
Eher ja
Eher nein
Protestanten/innen
Sicher nicht
Andere evangelikale Weiss nicht
Gemeinden
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Glaube, dass es Personen gibt, die über die Gabe des Heilens oder Hellsehens
verfügen, nach Konfessionszugehörigkeit G 18
Sicher ja
Katholiken/innen
Eher ja
Eher nein
Protestanten/innen
Sicher nicht
Andere evangelikale Weiss nicht
Gemeinden
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Glaube, dass die Evolutionstheorie die schlüssigste Erklärung für den Ursprung
des Menschen liefert, nach Konfessionszugehörigkeit G 19
Sicher ja
Katholiken/innen
Eher ja
Eher nein
Protestanten/innen
Sicher nicht
Andere evangelikale Weiss nicht
Gemeinden
Andere christliche
Gemeinschaften
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
18 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Glaube
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 19
Religiöse und spirituelle Praktiken
20 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Religiöse und spirituelle Praktiken
Auffällig ist zudem, dass bestimmte Praktiken in ei- Persönlichkeitsentwicklung ist in der italienischen
nigen Sprachregionen häufiger ausgeübt werden. Der Schweiz (12%) weniger verbreitet als in der Deutsch-
Anteil der Personen, die Heilerinnen und Heiler auf- (22%) und der Westschweiz (21%).
suchen, ist in der Westschweiz (13%) höher als in der Das Lesen eines religiösen Buches ist eine Aktivität,
Deutschschweiz (4%) oder der italienischen Schweiz die 85% der Mitglieder der anderen evangelikalen Ge-
(5%). Dasselbe Bild zeigt sich beim Glauben an die meinden ausüben. Den zweithöchsten Anteil mit aller-
Gabe des Heilens oder Hellsehens (62%, 46% bzw. dings nur 38% weisen die muslimischen Gemeinschaften
22%). Glücksbringer werden in der Deutschschweiz auf. Das Lesen einer Zeitschrift über Spiritualität sowie das
(23%) etwas häufiger verwendet als in der West- Ausüben von spirituellen Techniken sind bei den anderen
schweiz (19%) und der italienischen Schweiz (20%). Religionen am stärksten verbreitet (35% bzw. 39%).
25%
Deutsches Sprachgebiet
Französisches Sprachgebiet
20% Italienisches Sprachgebiet
95%-Vertrauensintervall
15%
10%
5%
0%
Eine Heilerin/ Gegenstände verwendet, denen Schritte in Richtung
Einen Heiler aufgesucht glück-, schutz- oder heilbringende Persönlichkeitsentwicklung
Wirkung zugeschrieben wird unternommen
100%
Katholiken/innen
90% Protestanten/innen
80% Andere evangelikale
Gemeinden
70% Andere christliche
Gemeinschaften
60%
Muslimen/innen
50% Andere Religionen
40% Konfessionslos
30% 95%-Vertrauensintervall
20%
10%
0%
Regelmässiges Regelmässiges Ausübung Gegenstände Persönlichkeits-
Lesen einer Lesen von einer Bewegungs- verwendet, denen entwicklung
heiligen Schrift esoterischen oder Atmungs- glück-, schutz- oder
oder spirituellen technik auf heilbringende
Büchern/Zeitschriften spirituelle Weise Wirkung zuge-
schrieben wird
Quelle: BFS – ESRK 2014 © BFS, Neuchâtel 2016
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 21
Bedeutung von Religion und Spiritualität im Alltag
Religion und Spiritualität können in verschiedenen Auch hier sind Unterschiede nach Geschlecht auszu-
Lebensbereichen eine mehr oder weniger grosse Rolle machen: Frauen messen Religon oder Spiritualität in den
spielen. Die Untersuchung der Bedeutung ist eine weitere verschiedenen Lebensbereichen tendenziell mehr Bedeu-
Art um zu ermitteln, welchen Platz Religion und Spiritu- tung bei als Männer. So spielen Religion und Spirituali-
alität im Alltag in der Schweiz einnehmen. Im Allgemei- tät für 64% der Frauen und für nur 48% der Männer in
nen und in den meisten Lebensbereichen spielen sie eine schwierigen Momenten des Lebens eine eher wichtige
eher unwichtige oder gar keine Rolle. Eine eher wichtige oder sehr wichtige Rolle. Im Falle einer Krankheit be-
oder sehr wichtige Rolle können sie bei der Kindererzie- laufen sich diese Anteile auf 55% bzw. 39%, bei der
hung (47% der Bevölkerung), bei der Einstellung gegen- Einstellung gegenüber Natur und Umwelt auf 47% bzw.
über Natur und Umwelt (43%), aber auch im Falle einer 37% und bei der Kindererziehung auf 51% bzw. 42%.
Krankheit (47%) und vor allem in schwierigen Momen- Betrachtet man diese Lebensbereiche nach Konfes-
ten des Lebens (56%) einnehmen. sionszugehörigkeit fallen die Ergebnisse mehr oder we-
niger unterschiedlich aus. Bei der Frage zur Kinde-
Fragen zur Bedeutung von Religion oder Spiritualität rerziehung bilden lediglich bei den Mitgliedern der
«Welche Rolle spielt Religion oder Spiritualität für Sie... ? protestantischen Kirche (56%) und den Konfessionslo-
...beim Organisieren von Familienfesten sen (81%) jene Personen, die Religion oder Spiritualität
...bei Ihren Ernährungsgewohnheiten in dieser Frage eher keine und gar keine Rolle beimes-
...bei der Wahl der Alltagskleidung
sen, die grösste Gruppe. Bei den muslimischen Gemein-
...bei Ihren Entscheidungen bei Abstimmungen
oder bei Ihrer politischen Ausrichtung schaften und den anderen evangelikalen Gemeinden
...bei der Erziehung Ihrer Kinder spielt Religion oder Spiritualität in diesem Bereich hin-
...bei Ihrer Einstellung gegenüber Natur und Umwelt gegen eine eher wichtige oder sehr wichtige Rolle (72%
...in Ihrem Berufsleben
bzw. 89%). Bei den anderen Religionen beläuft sich die-
...in Ihrem Sexualleben
...im Falle einer Krankheit ser Anteil auf 63%, bei den anderen christlichen Ge-
...in den schwierigen Momenten Ihres Lebens» meinschaften auf 54% und bei den Mitgliedern der ka-
tholischen Kirche auf 57%.
Familienfesten
22 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Bedeutung von Religion und Spiritualität im Alltag
Anteil der Personen, für die die Religion oder die Spiritualität eine eher wichtige
oder sehr wichtige Rolle spielt, nach einigen Lebensbereichen und Geschlecht G 24
70%
Frauen
Männer
60%
95%-Vertrauensintervall
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Erziehung der Kinder Einstellung gegenüber Im Falle einer Krankheit In schwierigen Momenten
Natur und Umwelt des Lebens
Wichtigkeit der Religion oder der Spiritualität bei der Erziehung der Kinder,
nach Konfessionszugehörigkeit G 25
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Die Personen, die der Religion oder der Spirituali- oder sehr wichtige Rolle. Bei der protestantischen Kirche
tät bei der Einstellung gegenüber Natur und Umwelt (46%) und den Konfessionslosen (23%) sind diese Per-
eine eher wichtige oder sehr wichtige Rolle beimessen, sonen in der Minderheit.
machen bei den anderen evangelikalen Gemeinden 84% Einzig in schwierigen Momenten des Lebens weisen
aus, bei den anderen Religionen 58% und bei den mus- alle religiösen Gemeinschaften eine Mehrheit von Per-
limischen Gemeinschaften 57%. Umgekehrt spielt die- sonen auf, für die Religion oder Spiritualität eine eher
ser Aspekt bei den Konfessionslosen (74%), bei den Mi- wichtige oder sehr wichtige Rolle spielt. Dieser An-
tgliedern der protestantischen Kirche (58%) und jenen teil beläuft sich bei den anderen evangelikalen Gemein-
der katholischen Kirche (54%) eine eher unwichtige oder den auf 94%, bei den muslimischen Gemeinschaften auf
gar keine Rolle. 79%, bei den anderen Religionen auf 68%, bei der ka-
Im Falle einer Krankheit sieht die Verteilung gleich tholischen Kirche auf 66% und bei der protestantischen
aus: Religion oder Spiritualität spielt für eine Mehrheit Kirche auf 55%. Die Konfessionslosen hingegen messen
der Mitglieder der anderen evangelikalen Gemein- diesem Aspekt zu 71% eher keine und gar keine Rolle
den (84%), den muslimischen Gemeinschaften (59%) bei.
und der katholischen Kirche (57%) eine eher wichtige
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 23
Bedeutung von Religion und Spiritualität im Alltag
Muslimen/innen
Andere Religionen
Konfessionslos
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Muslimen/innen
Andere Religionen
Konfessionslos
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Muslimen/innen
Andere Religionen
Die schraffierten Flächen sind mit Vorsicht
zu interpretieren, da die Fallzahl dort
Konfessionslos unter 30 liegt und somit nicht statistisch
verlässlich ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
24 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Bedeutung von Religion und Spiritualität im Alltag
Muslimen/innen
Andere Religionen
Konfessionslos
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 25
Schlussfolgerung
7 Schlussfolgerung
7
Vgl. insb. Campiche, J. Roland (2010): La religion visible. Lausanne: PPUR.
8
Stolz J., Könemann J., Schneuwly Purdie M., Englberger T. & Krüggeler
M. (2014). Religion und Spiritualität in der Ich-Gesellschaft. Vier Gestal-
ten des (Un-)Glaubens. Zürich: TVZ/NZN
26 RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ BFS 2016
Erhebung und Methode
Die Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur wurde Stichprobe und Antwortquote
2014 erstmals durchgeführt und befasst sich mit drei
Das BFS hat aus dem Stichprobenrahmen für Perso-
zentralen Themen des gesellschaftlichen Lebens in der
nen- und Haushalterhebungen (SRPH) nach dem Zufall-
Schweiz. Die Erhebung ist Teil des 2010 eingeführten
sprinzip eine Stichprobe von 35’376 Personen gezogen.
Volkszählungssystems und wird alle fünf Jahre durchge-
16’487 (46,6%) haben an der Erhebung teilgenom-
führt. Es handelt sich um eine Stichprobenerhebung an-
men. Insgesamt wurden 52% Frauen und 48% Män-
hand einer computergestützten telefonischen Befragung
ner befragt, wovon 81% Personen mit schweizerischer
(CATI), gefolgt von einem schriftlichen Papier- oder On-
Staatsbürgerschaft und 19% in der Schweiz wohnhafte
line-Fragebogen. Die befragten Personen gehören zur
Ausländerinnen und Ausländer waren. Um dem Stich-
ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren in Priva-
probenplan und den Antwortausfällen Rechnung zu
thaushalten. Die Befragung erfolgte auf Deutsch, Fran-
tragen, wurden die Daten gewichtet und kalibriert.
zösisch oder Italienisch. Die Erhebung fand von März bis
Der Datenschutz wird durch das Bundesstatistikgesetz
Dezember 2014 statt.
und das Datenschutzgesetz gewährleistet. Alle Daten
werden streng vertraulich behandelt und anonymisiert
Inhalt der Erhebung, Teil Religion und Spiritualität
ausgewertet. Sie dienen einzig statistischen Zwecken.
– Konfessionszugehörigkeit heute und früher
– Teilnahme an Gottesdiensten/Pilgerfahrten
– Häufigkeit des Betens/Meditierens
– Religiöser und spiritueller Glaube
– Individuelle religiöse und spirituelle Praktiken
– Bedeutung von Religion und Spiritualität
– Selbst wahrgenommene Religiosität/Spiritualität
– Konfessionszugehörigkeit der Eltern/der Kinder
2016 BFS RELIGIÖSE UND SPIRITUELLE PRAKTIKEN UND GLAUBENSFORMEN IN DER SCHWEIZ 27
Publikationsprogramm BFS
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat – als zentrale Statistikstelle des Bundes – die
Aufgabe, statistische Informationen breiten Benutzerkreisen zur Verfügung zu stellen.
Bestellnummer
1611-1400
Bestellungen
Tel. 058 463 60 60
Fax 058 463 60 61
order@bfs.admin.ch
Preis
Fr. 8.– (exkl. MWST)
ISBN 978-3-303-01263-5