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Quadratische

Gleichungen

Grundlagenfach
Mathematik

FMS 3, 23y

Schuljahr 2022/2023
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Einführung in die quadratischen Gleichungen

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Das Fallgesetz aus der Physik lautet s = g · t2 .
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Der Weg s wird dabei in Metern gemessen und die Zeit t in Sekunden.

Aufgabe 1: Wir lassen aus grosser Höhe einen Gegenstand fallen. Welchen Weg s legt
dieser Gegenstand in der ersten / in den ersten 10 Sekunden zurück?

1 Sekunde: s=

10 Sekunde: s=

Aufgabe 2: Wir stehen auf der 37 m hohen Kirchenfeldbrücke und werfen einen Stein in
die Aare. Wie lange dauert es, bis er unten ankommt?

Natürlich macht hier nur die Lösung Sinn. Es dauert also


Sekunden bis der Stein im Wasser landet.

Aufgabe 3: SchülerIn1 hält das Wandtafellineal in der Hand und SchülerIn2 umschliesst
es mit der Hand, ohne das Lineal aber fest zu halten. Ohne Vorwarnung lässt Schülerin1
das Lineal los und SchülerIn2 versucht so rasch wie möglich zuzugreifen. Nun werden die
Zentimeter abgelesen, die das Lineal gefallen ist. Daraus lässt sich nun die Reaktionszeit
berechnet.

Fallhöhe:

Die Reaktionszeit betrug also Hundertstel einer Sekunde.

Bemerkung: Beim 100 m Lauf der Leichtathletik wird eine Reaktionszeit (gemessen ab
Startschuss) von weniger als 0.1 Sekunden als Fehlstart gewertet.
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Grund- und Normalform quadratischer Gleichungen


In linearen Gleichungen tritt die Unbekannte x in der ersten Potenz auf. Sie werden deshalb
auch Gleichungen ersten Grades genannt:

ax + b = 0 (a, b ∈ R ∧ a 6= 0).

Nicht alle Probleme lassen sich allerdings auf diese einfachen linearen Gleichungen zurück-
führen. Die nächst grössere Klasse von Gleichungen sind die quadratischen.

Betrachten Sie die Gleichung

(2x − 7)2 = 25 | ausmultiplizieren


4x2 − 28x + 49 = 25 | -25
4x2 − 28x + 24 = 0 | :4
x2 − 7x + 6 = 0

Definition: Lässt sich eine Gleichung mit der Variablen x durch Umformen auf die Form

ax2 + bx + c = 0 (a, b, c ∈ R ∧ a 6= 0)

bringen, so sprechen wir von einer quadratischen oder Gleichungen zweiten Grades; die
Variable x tritt dabei in der zweiten, jedoch in keiner höheren Potenz auf. Die Form
ax2 + bx + c = 0 heisst Grundform der quadratischen Gleichung. Wird noch durch a
dividiert, so erhalten wir die Normalform der quadratischen Gleichung:
b c
x2 + px + q = 0 mit p = und q =
a a

Beispiel: Bringen Sie die quadratische Gleichung 2x(4x − 3) = 3 + 6x2 auf Normalform.

Lösen quadratischer Gleichungen



Die quadratische Gleichung x2 − 2x − 1 = 0 besitzt die beiden Lösungen1 x1 = 1 + 2

und x2 = 1 − 2 , wie durch Einsetzen in die Gleichung verifiziert werden kann:

Doch wie werden diese Lösungen gefunden? Und weiter: Sind das alle Lösungen?

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Anstelle von einer Lösung einer Gleichung wird etwa auch von einer Nullstelle gesprochen.
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Faktorzerlegung
Manchmal können quadratische Gleichungen durch Faktorisieren gelöst werden. Das ist
insbesondere dann der Fall, wenn entweder der konstante Term c der Grundform der qua-
dratischen Gleichung fehlt (c = 0) oder dann der lineare Term bx nicht vorhanden ist
(b = 0). Letztere Gleichungen werden reinquadratisch genannt.

Beispiele: Bestimmen Sie die Lösungsmenge durch Faktorisieren:

x2 − 2x = 0 x2 − 9 = 0 2x2 + 3x = 0 x2 + 1 = 0

Quadratische Gleichungen, in denen das lineare oder konstante Glied (oder beide) fehlen,
können also einfach durch Faktorisieren (oder im Fall der reinquadratischen Gleichung
auch durch Wurzel ziehen) gelöst werden:

ax2 + bx = 0 ax2 + c = 0
c
x( )=0 x2 = −
a
b q
x1 = 0, x2 = − x1,2 = ± − ac (falls )
a
b c c
  r r 
L = 0, − L= − , − − oder L=∅
a a a

Schon hier fällt auf, dass es – im Gegensatz zu den linearen Gleichung ax + b = 0 , wo es


genau eine, einfach zu findende Lösung gibt ( x = − ab ) – bei den quadratischen Gleichungen
ax2 + bx + c = 0 zwei, keine oder genau eine (falls z.B. b = c = 0) Lösung geben kann.

Der Faktorisierungsansatz zum Aufspüren der Lösung(en) erweist sich auch bei einigen
– allerdings nicht bei allen – allgemeinen quadratischen Gleichungen als erfolgreich:

Beispiel: 2x2 − x − 10 = 0 ⇐⇒ ( )( )=0

Weil ein Produkt nur dann Null sein kann, wenn einer der Faktoren Null ist, erhalten wir
die Lösungsmenge
L={ }

Das Faktorisieren eines quadratischen Ausdrucks ist aber nicht immer so einfach:

Beispiel: Versuchen Sie die Gleichung x2 − 2x − 5 = 0 durch Faktorisieren zu lösen.

Kein Erfolg?
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Quadratisches Ergänzen
Nehmen Sie ein Blatt und lösen Sie die folgenden Gleichungen durch Ziehen der Qua-
dratwurzel (evtl. muss die Gleichung vor dem Ziehen der Wurzel noch etwas umgeformt
werden). Achtung, meistens gibt es zwei Lösungen!

x2 = 4 (x + 1)2 = 9 (x − 2)2 = 0 x2 − 2x + 1 = 4

x2 + 16x + 64 = 2 x2 − 6x = −9 x2 − 6x = −7 x2 + 4x = −5

Bei diesen Aufgaben führt – eventuell nach einer kleinen ’additiven Korrektur’ – immer
die Anwendung einer (welcher?) binomischen Formel zum Ziel.

Aha: Machen Sie sich anhand der folgenden Gleichungen noch einmal klar, worauf beim
Lösen (vorbereitendes Umformen, Wurzel ziehen, . . . ) geachtet werden muss.

1) Versuchen Sie die folgende Gleichung zu lösen: x2 − 2x − 1 = 0

Auf welche Schwierigkeiten stossen Sie?

Die selbe Gleichung könnte auch so aussehen: x2 − 2x + 1 = 2

(verifizieren Sie durch Umformen)

Ist diese Gleichung besser lösbar?

Warum?

Welche Lösung(en) erhalten Sie?

2) Lösen Sie jetzt die Gleichung: x2 + 4x − 7 = 0

(Tipp: Wenn Sie nicht weiterkommen, dann addie-


ren Sie auf beiden Seiten der Gleichung 11.)
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Die quadratische Lösungsformel


Die Methode der quadratischen Ergänzung kann jetzt allgemein auf die quadratische Glei-
chung ax2 + bx + c = 0 in Grundform angewendet werden. Die Parameter a, b und c sind
normalerweise alles reelle Zahlen. Diese Parameter sollen vorerst als solche stehen gelassen
werden, um so zu einer ’allgemeinen Lösung’ zu kommen. In diese können dann die Werte
von a, b und c eingesetzt werden. Das bringt zwei Vorteile mit sich: erstens befreit einem
das vom quadratischen Ergänzen und zweitens ist die ’allgemeine Lösung’ für jede quadra-
tische Gleichung gültig.

Studieren Sie folgende Herleitung der Lösungsformel sorgfältig und füllen Sie die Lücken
aus.

Als erstes wird die quadratische Gleichung in Grundform durch zwei Umformungen für das
quadratische Ergänzen vorbereitet:

ax2 + bx + c = 0 | :a

| − ac

x2 + ab x =

Jetzt folgt der schwierigste Teil, das quadratische Ergänzen mit :

x2 + ab x + ( 2a
b 2 b 2
) = ( 2a ) − c
a
| TU linke Seite als Quadrat

b 2 c
= ( 2a ) − a
| TU rechte Seite auf einen Bruchstrich

b 2
(x + 2a
) =

Endlich kann die Wurzel gezogen und nach x aufgelöst werden:


q
b b2 −4ac
x+ 2a
=± 4a2
| TU

b b2 −4ac
x+ 2a
=± 2a
|

b b2 −4ac
x = − 2a ± 2a

Es folgt die Lösungsformel:



−b ± b2 − 4ac
x1,2 =
2a

Diese Formel liefert zwei Werte für die Unbekannte x. Entweder wird die Wurzel addiert
oder sie wird subtrahiert. Aus diesem Grund schreibt man x1,2 .
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Beispiel: Wie lautet die Lösung der quadratischen Gleichung 5x2 = 10 − 4x ?

Grundform:

Parameterwerte: a= b= c=

Quadratische Auflösungsformel:

So findet man schliesslich die beiden Lösungen x1 ≈ 1.07 und x2 ≈ −1.87

Die Diskriminante

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Bei der Beurteilung der Lösung −b± 2ab −4ac einer quadratischen Gleichung spielt der Term
unter der Wurzel eine zentrale Rolle. Dieser Radikand darf nicht negativ sein.

D := b2 − 4ac

Der Ausdruck D wird Diskriminante genannt. Sie entscheidet über die Anzahl Lösungen
einer quadratischen Gleichung.

D > 0: Die Gleichung besitzt zwei reelle, voneinander verschiedene Lösungen. Einmal
wird der Wert der Wurzel addiert, das andere mal subtrahiert:
√ √
−b + D −b − D
x1 = und x2 =
2a 2a

D = 0: Die Gleichung hat eine Lösung. Die Wurzel fällt weg (da sie den Wert Null
hat) und somit verschwindet auch das ±-Zeichen:

−b
x1 = x2 =
2a

D < 0: Die Gleichung hat keine reelle Lösung. Die Wurzel lässt sich für negative Ra-
dikanden nicht berechnen.

Beispiel: Wie viele Lösungen haben die folgenden Gleichungen?

x2 − 4x + 4 = 0 3x2 + 7x = 2 −2x2 + 3x − 5 = 0
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Beispiel: Für welche Zahlen k haben die folgenden Gleichungen keine Lösung, eine Lösung
bzw. zwei Lösungen?

x2 − 3x + k = 0 x2 + kx + 1 = 0
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Aufgaben zu quadratischen Gleichungen

Reinquadratische Gleichungen
Jede reinquadratische Gleichung in x kann auf die Form x2 = a (a ∈ R) gebracht werden.

1. Bestimmen Sie die Lösungen der folgenden Gleichungen:

a) 11 − 0.6x2 = 2 b) y 2 + 4 = 0

c) (z + 3)2 + (z − 3)2 = 50 d) (7 + n)(7 − n) = (3n + 2)2 − (2n + 3)2


2 4 7 6 4 2
e) + = f) − =
v+2 v−6 v−4 − 3r 2r − 6
r2 3

9s − 10 s − 25 5t − 5 5
g) = h) +√ =0
5 4s + 5 5 5t + 5

Die Lösungsformel
2. Bestimmen Sie die Lösungsmenge der folgenden Gleichungen mit Hilfe der Lösungs-
formel:

a) 2x2 − 7x + 3 = 0 b) 4x2 + 5x − 6 = 0 c) −x2 + 2x + 1 = 0

d) 5x2 + 8x = 4 e) 5x2 − 8x + 4 = 0 f) −x2 + 70x − 1225 = 0


√ √ √ √ √
g) x2 − 8 3 x + 36 = 0 h) 2 x2 + x − 2 = 0 i) (1 + 3)x2 + x = −1 + 3
1 2
j) 2
x + 13 x − 1
6
=0 k) 77x2 + 11x − 66 = 0 l) 0.5x2 − 2.3x + 1.2 = 0

3. Die Verwendung der Lösungsformel ist nicht immer zweckmässig:



a) 3x2 + 6x = 0 b) x2 = 9x c) 4x2 − 289 = 0

d) 0.5x2 − 0.3 = 0 e) x2 + 2x = 24 f) x2 + 13x = −36

4. Lösen Sie die Klammern nur auf, wenn dies unbedingt nötig ist:

a) (2x + 1)(3x + 4) = 0 b) (2x + 1)(3x + 4) = 1 c) (2x + 1)(3x + 4) = 3x + 4

d) (2x + 1)(3x + 4) = x e) x(x2 − 4x) = 6(x2 − 4x) f) (x − 2)(x2 + 18) = x3

5. Wie viele Elemente hat die Lösungsmenge?


a) x2 + 100x + 1 = 0 b) 0.3x2 − 2.4x + 4.8 = 0 c) 16x2 + 25x + 10 = 0

Quadratische Gleichungen mit Parametern / die Diskriminante


6. Für welche Werte von k ∈ R haben die Gleichungen keine, genau eine bzw. genau
zwei Lösungen?
a) 2x2 + 6x + k = 0 b) x2 + 2kx + 3 = 0 c) k(x2 + x + 1) = x
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Textaufgaben
7. Das Quadrat der grössten von drei aufeinander folgenden natürlichen Zahlen ist gleich
der Summe der Quadrate der beiden kleineren. Wie heissen diese Zahlen?

8. Von zwei Zahlen ist die eine um 50 grösser als die andere und das Produkt um 50
grösser als die Summe. Bestimmen Sie die Zahlen.

9. Wird einer zweistelligen Zahl die Ziffer 2 einmal links und das andere mal rechts
angefügt, so ist das Produkt der entstehenden Zahl 2222-mal so gross wie die ur-
sprüngliche Zahl. Wie heisst sie?

10. Welches Vieleck hat 350 Diagonalen?

11. Die Seitenlängen eines Rechtecks betragen 8 cm und 20 cm. Wird die erste um x cm
vergrössert und die zweite um ebensoviel verkleinert, so beträgt der Flächeninhalt
des neuen Rechtecks 60% des ursprünglichen. Berechnen Sie die neuen Seitenlängen.

12. Die drei in einer Ecke zusammenstossenden Kanten eines Quaders unterscheiden sich
um je 2 cm (bzw. 4 cm). Wie lang sind die Kanten, wenn die Oberfläche des Körpers
5758 cm2 misst?

13. Ein Schiff benötigt für eine 24 km lange Strecke stromaufwärts 48 Minuten mehr
als stromabwärts. Berechnen Sie die mittlere Strömungsgeschwindigkeit des Schiffes
gegenüber dem Wasser, wenn deren Strömungsgeschwindigkeit 2.5 km/h beträgt.

14. Ein Eisenbahnzug legt eine 21 km lange Strecke mit einer mittleren Geschwindigkeit
von 70 km/h zurück. Auf den ersten 10 km ist seine Geschwindigkeit um 9 km/h
grösser als auf der Reststrecke. In welcher Zeit legt er die ersten 10 km zurück?
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Lösungen

1a) ± 15 b) keine Lösung c) ±4 d) ±3 e) ±10 f) −3 g) ± 65 h) 0
3
√ 2
√ √ 1
√ √
2a) 3, 0.5 b) 4, -2 c) 1 ± 2 d) -2, 5 e) keine Lösung f) 35 g) 6 3, 2 3 h) 2 2, − 2

−1+ 3

i) 2 , 1−j) 13 , -1 k) -1, 67 l) 4, 35
3
√ √
3a) ausklammern: 0, −2 3 b) ausklammern: 0, 9 c) Wurzel ziehen: ±8.5 d) Wurzel ziehen: ± 0.6
e) faktorisieren: 4, -6 f) faktorisieren: -4, -9
4a) -0.5, − 34 b) − 32 , − 13 c) 0, − 43 d) − 32 , -1 e) 0, 4, 6 f) 3, 6
5a) zwei b) eine c) keine
6a) k < 4.5: zwei Lösungen; k = 4.5: eine Lösung; k > 4.5: keine Lösung
√ √ √
b) k = ± 3: eine Lösung; − 3 < k < 3: keine Lösung; sonst: zwei Lösungen
1
c) k = 3 oder k = −1: eine Lösung; −1 < k < 13 : 2 Lösungen; sonst: keine Lösung
7) 3, 4, 5 8) 2, 52 oder -50, 0 9) 20 10) 28-Eck 11) 24 cm und 4 cm 12) 29, 31 und
33 cm 13) 12.5 km/h 14) 8 min

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