1. Gib in eigenen Worten wieder, was Erziehung jeweils für diese Forscher ist.
2. Beschreibe, welche Erziehungsziele in der jeweiligen Definition enthalten sind.
Erziehung nach W. Brezinka:
„Soziale Handlungen, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen
Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder
ihre als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten. Das Wort Erziehung wird als
Sammelbezeichnung für alle erfolgreichen und erfolglosen Versuche verwendet, das
Verhalten von Mitmenschen, insbesondere von Kindern, in einer gewünschten Richtung
zu ändern. Zur Erziehung gehören demnach: Erziehung im Elternhaus, Unterricht,
Bildung, Seelsorge, Sozialarbeit u. a.“
„Das Kind macht sein autonomes Selbst geltend, seine Eigeninteressen, seine eigene
Sicht der Dinge. So gesehen ist Erziehung Angebot. Kinder werden [...] nicht erzogen,
werden nicht gefördert, werden nicht behandelt, werden nicht therapiert, sondern
gehen aus dem Prozess der Erziehung gemäß dem eigenen Ansatz, der
ontogenetischen Eigengesetzlichkeit mit einem eigenen Resultat hervor. Erziehung
ganz allgemein gesehen ist eine Auseinandersetzung zwischen dem autonomen System
des Erwachsenen und dem autonomen System des Kindes. Dabei werden auf beiden
Seiten gemäß dem ihr eigenen Ansatz (System) Interessen ins Spiel gebracht: aufseiten
des Erziehenden u. a. erzieherische - was auch immer darunter verstanden werden
mag - aufseiten des Edukanden als eines Menschen, der sein Selbst unter
erzieherischen Einfluss zu entfalten und seine Autonomie zu bewahren hat.“
u Kind soll sich selbst entfalten (eigene Interessen verfolgen)
u Erziehung sollte in beiderlei Interesse stattfinden
u Konflikt zwischen Interessen der Eltern/ des Kindes
u Ziel der Erziehung: selbstständig denkender und handelnder Mensch
Erziehung nach K. Hurrelmann:
„Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener
planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der
Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu
entfalten oder zu stärken. Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden
Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht
wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen
- mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen
Menschen zu bilden.“
u Kinder sollen eigene Erfahrungen machen, Eltern sollen trotzdem –positiven-
Einfluss nehmen (Regeln vorgeben)
u Interaktion zwischen Eltern und Kind
u Bedürfnisse des Kindes stärken aber nicht verändern
u Ziel der Erziehung: Selbstständiger, leistungsfähiger und verantwortungsvoller
Mensch
Erziehung nach H. Bockelmann:
„Erziehung ist dasjenige Handeln, in dem die Älterer (Erzieher) den Jüngeren
(Edukanden) im Rahmen gewisser Lebensvorstellungen (Erziehungsnormen) und
unter konkreten Umständen (Erziehungsbedingungen) sowie mit bestimmten
Aufgaben (Erziehungsgehalten) und Maßnahmen (Erziehungsmethoden) in der
Absicht einer Veränderung (Erziehungswirkungen) zu eigenen Lebensführung
verhelfen, und zwar so, dass die Jüngeren das erzieherische Handeln der Älteren
als notwendigen Beistand für ihr eigenes Dasein erfahren, kritisch zu beurteilen
und selbst fortzuführen lernen.“
u Erziehung= Veränderungsabsicht unter verschiedenen Vorstellungen
u Kinder erlernen Handeln der Älteren (durch bestimmte Aufgaben) und wenden
dieses gegebenenfalls an
u Kind soll Erziehung als Bestandteil seines Lebens erkennen
u Ziel der Erziehung: Kind soll eigene Lebensführung ausbilden
Eigene Definition von Erziehung:
Aufgabe: Erstellt eure eigene Definition von Erziehung, indem ihr die Ergebnisse
des Clusters und die Ansichten von Erziehung der verschiedenen Forscher mit
einbezieht.
Fallbeispiele im
Pädagogikunterricht
Fallanalyse- „Erzieherisches Verhalten“ anhand von Beispielen
Ablauf der Stunde:
1. Lest das folgende Fallbeispiel und entscheidet auf Grundlage der Definitionen
der letzten Stunde, ob und inwiefern das Verhalten der Mutter und der
Großmutter Erziehung ist. Begründet kurz eure Meinung.
2. Tauscht euch über eure Arbeitsergebnisse aus. Richtet eure pädagogische
Reflexion zunächst auf folgende Gesichtspunkte im Verhalten der Mutter:
1. Welches Erziehungsziel verfolgt sie?
2. Welche Maßnahmen setzt sie zur Erreichung des Ziels ein?
3. Welche Wirkung zeigt sich?
4. Sind begründet langfristige Folgen zu erwarten?
5. Sind ungewollte Nebenwirkungen des erzieherischen Verhaltens denkbar?
3. Inwiefern könnte sich die Oma gegenüber Lars erzieherisch verhalten?
Entwickelt konkrete Handlungsmöglichkeiten.
Ergebnisse Fallbeispiel „Lars“:
u Konsequenz
u Gemeinsames Erarbeiten von Regeln/ Lösungen von Problemen
u Kinder einbeziehen (Bedürfnisse achten)
u Ziele beachten und verfolgen- Pädagogische Mündigkeit
u Sachkompetenz
u Selbstständigkeit (Selbstkompetenz)
u Soziale Kompetenz (Sozialkompetenz)
Ablauf der Stunde:
u Karikaturen beschreiben
u Belohnende und bestrafende Erziehungsmaßnahmen
u Individuelle Erschwernisse in der Erziehung
u Pädagogische Maßnahmen/ Prävention
Wie analysiert und interpretiert man
eine Karikatur?
Arbeitsschritte: Beschreibung, Erklärung, Bewertung
Hausaufgabe: Wähle eine der drei folgenden Aufgaben aus und bearbeite sie schriftlich.
1. Stell dir vor, du machst ein Praktikum in der Erziehungsberatungsstelle, zu der Veronika M.
geht. Du warst bei dem Gespräch dabei, in dem Veronika M. dem Mitarbeiter das gleiche
erzählte, was sie im Interview gesagt hat. Nach dem Gespräch fragt dich der Mitarbeiter, was er
deiner Meinung nach Frau M. raten sollte. Schreibe auf, was du dem Mitarbeiter sagen würdest.
2. Frau M. ist zu einem Gerichtstermin eingeladen worden. Es geht um die Kindesmisshandlungen.
Stell dir vor, du bereitest als Verteidiger von Frau M. dein Plädoyer vor. Schreibe auf, wie du das
Verhalten von Frau M. erklären kannst.
3. Wirf einen Blick in die Zukunft. Veronika M. und ihre Tochter Angelika treffen sich einige Jahre
nach dem Interview wieder, Angelika ist inzwischen erwachsen. Schreibe auf, was Angelika ihrer
Mutter sagen könnte.
Erziehungsmaßnahmen von Veronika
Aufgabe:
1. Lest die folgende Definition des Begriffs der „Entwicklung“.
2. Stellt den „Entwicklungsbegriff“ in einer Mind Map dar. Markiert die
zugehörigen Forschungsrichtungen grün, die im Text genannten Beispiele blau.
3. Überlegt, welche Veränderungen in eurer Entwicklung festzumachen sind.
Erläutert, welche Einflüsse eure Entwicklung verändert/ geprägt haben.
Gesellschaftliche
Erschwernisse in der
Erziehung
Amoklauf von Erfurt
Ablauf der Stunde:
(Z. 52 - 54)
Aufgabe:
Im Text wird gleichzeitig erkennbar, wie die gesellschaftlichen und sozialen
Bedingungen des Aufwachsens nach Ansicht des Autors aussehen sollten. Notiere
die deiner Ansicht nach wichtigsten 5 Charakteristika dieser Umwelt, wie sie im
Artikel benannt werden, in Schlagwörtern. Gestalte ein Bild dieser erziehungs-
förderlichen Gesellschaft und mache die von dir ausgewählten Charakteristika
dabei kenntlich.
Talkshow zum Thema
„Erfurt“- eine Folge schlechter Erziehung?
Gäste:
1. Schulleiter/in des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt
2. Schüler/in des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt
3. Autor/in des Buches „Alleingelassen, Verletzt und ohne Liebe- Eine schlechte Erziehung hat
immer Folgen“
4. Seelsorger/in, welcher Robert Steinhäusers Eltern betreut hat
5. Psychologe, der sich seit langem mit der Frage beschäftigt, ob Erziehung sein muss
Aufgabe:
Diskutiert im Rahmen einer simulierten Talkshow mit von euch vorab bestimmten Teilnehmern
(siehe oben) ob der Amoklauf in Erfurt eine Folge schlechter Erziehung ist. Überlegt euch dazu
vorher in Gruppenarbeit Argumente, welche die Meinung eurer Teilnehmerrolle wiedergeben.
Geht dabei auch auf mögliche Argumente der anderen Beteiligten ein. Bezieht zudem die
besprochenen Definitionen von Erziehung und Entwicklung in eure Argumente ein. Bestimmt am
Ende eine Person, welche eure Gruppe vertreten wird.
Phase 1: Einzelarbeit (10 Minuten)
Tauscht euch nun in Gruppenarbeit über eure Argumente aus. Gewichtet und
sortiert sie. Geht dabei auch auf mögliche Argumente der anderen Beteiligten
ein. Macht danach Notizen auf eine Karteikarte, welche ihr in die
Diskussionsrunde mitnehmt. Bestimmt am Ende eine Person, welche eure Gruppe
vertreten wird.
Phase 3: Diskussionsrunde (ca.15-20
Minuten)
1. Ausreden lassen
2. Kritik ist immer sachlich.
3. Umgekehrt gilt: den eigenen Standpunkt unbedingt begründen!
4. Aktiv zuhören und nachfragen.
5. Bleib beim Thema.
6. Ruhig bleiben und zur Not deeskalieren.
7. Achtet darauf, offene Fragen zu stellen. Ja-Nein-Fragen verkürzen einen Sachverhalt in
der Regel.
8. Wechselt die Perspektive: Wenn ihr euch in euren Gegenüber hineinversetzt, werdet
ihr ihn besser verstehen.
Phase 4: Reflexion
Position 1: Position 2:
Merkmale:
Konsequenzen für
pädagogisches Handeln
in der Schule:
Position 1: Position 2:
Gärtner Metapher Tabula Rasa (Modell
(Modell der Anlage) der Umwelt)
Merkmale: - Mensch besitzt - Mensch entwickelt
bereits alle sich über Erfahrung
Fähigkeiten und und Lernen
Fertigkeiten - Nur wenige Anlagen
- Wachstum und angeboren
Reifung spielen eine - Mensch ist erziehbar
entscheidende Rolle - Umgebung prägt den
- Entwicklung ist Menschen (soziales
vorprogrammiert Umfeld)
- Mensch ist beliebig
bildsam/ erziehbar
Konsequenzen für - Möglichkeiten müssen - Erziehung ist der
pädagogisches Handeln gefördert und wichtigste Faktor
in der Schule: gepflegt werden - Alle Handlungen der
- Es gibt Regeln, die Lehrer beeinflussen
befolgt werden das Individuum
müssen - Wenig
- Lehrer unterstützt Selbstbestimmung
die Entwicklung-
bspw. Durch eine
ansprechende
Interaktion zwischen Anlage und
Umwelt:
Benenne die dritte Position zur Entwicklung des Menschen und beschreibe diese in
ihren wesentlichen Merkmalen. Fülle dazu den ersten Teil der unten stehenden
Tabelle aus (Benennung und Merkmale). Belege deine Ergebnisse am Text.
Position 3:
Merkmale:
Konsequenzen für pädagogisches
Handeln in der Schule:
Position 3:
Merkmale: Zusammenspiel Anlage- Umwelt ist
ein Filter- und
Weltinterpretationssystem
Gene definieren Reaktion auf
Einflüsse der Umwelt
Gene definieren Verarbeitung von
Eindrücken und bewerten sie als
(ir)relevant
Konsequenzen für pädagogisches Einerseits Betonung des Einflusses
Handeln in der Schule: der pädagogischen Förderung,
andererseits Verdeutlichung der
individuellen genetischen
Ausstattung
Beachtung der Individualität des
Menschen
Erziehbarkeit des Menschen
Zwillingsforschung
Ablauf der Stunde:
u Beurteilung Zitat
u Überprüfung der Ergebnisse der letzten Stunde
u Arbeit an Zwillingsforschung
u Partnerarbeit an Studien
u Vorstellung der Ergebnisse
Umwelt, in der ich sie erziehe, und ich garantiere, dass ich jedes nach
dem Zufall auswähle und es zu einem Spezialisten in irgendeinem Beruf
erziehe, zum Arzt, Richter, Künstler, Kaufmann oder zum Bettler und
Dieb, ohne Rücksicht auf seine Begabungen, Neigungen, Fähigkeiten,
Beurteilt das oben stehende Zitat unter Einbezug der Ergebnisse der letzten
beiden Stunden zur Anlage-Umwelt Debatte. Wie können Forscher überprüfen, ob
Anlage oder Umwelt mehr Einfluss auf die Entwicklung von Menschen hat?
Selbststeuerung
Aktive Lebensgestaltung des Individuums
Ablauf der Stunde
u Zitat beurteilen
u Textarbeit „Der Mensch als aktives Wesen“
u Erläuterung der Selbststeuerung
u Präsentation der Grafiken
Du bist für dich und für das,
was du sagst und tust, selbst
verantwortlich
Hobmaier, 2008
Sammelt Assoziationen (Begriffe/ Emotionen/ Wörter), die ihr mit dem Begriff
des “Wolfsjungen” verbindet.
Informationen zum Film:
1798 wurde bei Aveyron ein etwa 12-jähriger, wild aufgewachsener und gehörloser Knabe
eingefangen und später nach Paris gebracht. Als alle Erziehungsversuche in der Gehörlosenschule
von Paris scheitern, nimmt Dr. Jean Itard den "Wolfsjungen" in seine Obhut und zieht mit ihm aufs
Land, nach Batignolles. Gemeinsam mit seiner Haushälterin Madame Guérin versucht er in
unablässigem pädagogisch-psychologischen Bemühen, das bisher nie erwachte Kontaktvermögen
des Jungen zu wecken. Sie geben ihm den Namen Victor und lehren ihn nach und nach, unter
Menschen zu leben, zu lesen, zu schreiben, bei Tisch zu essen.
Durch die intensive Zuwendung lernt er nach und nach bestimmte Handgriffe wie Erbsen schälen,
Holz sägen und den Tisch zu decken, die ihm offensichtlich sogar Freude bereiten. Außerdem stellt
die Haushälterin fest, dass Victor einen ausgeprägten Ordnungssinn hat und Gegenstände immer an
den Platz zurücklegt, an dem sie am Vortag lagen. Dr. Itard versucht unermüdlich und mit viel
Einfühlungsvermögen, den Jungen spielerisch an die Sprache heranzuführen. Um seine moralische
Empfindsamkeit zu testen, geht Dr. Itard sogar so weit, ihn in ungerechter Weise zu bestrafen.
Der Film ist in einem fast dokumentarischen Stil in Schwarz-Weiß gedreht und gehört zu den
Schlüsselwerken Truffauts. "Der Wolfsjunge" erhielt zahlreiche Preise und wurde unter anderem
1970 mit dem Prix Méliès ausgezeichnet. Die Resonanz auf den Film war weltweit von Begeisterung
geprägt. Truffaut hat viele Cameo-Auftritte in seinen Filmen - hier spielt er die Hauptrolle, wie auch
in "Die amerikanische Nacht" und "Das grüne Zimmer". Der gehörlose Junge in "Das grüne Zimmer"
wirkt wie eine Reminiszenz an den "Wolfsjungen" und verweist auf zentrale Leitmotive in Truffauts
Schaffen: die Beschäftigung mit den Zwängen und Normen der Gesellschaft, die Menschen zu
Außenseitern machen, und sein unerschütterlicher Glaube an die Wirkung der Erziehung.
Leitfragen zur Filmanalyse:
1. Stellt mit Bezug auf den Film der Wolfsjunge dar, welche Rückschlüsse sich
zur „Erziehungsbedürftigkeit des Menschen“ ziehen lassen. Tipp: Nehmt auch
Bezug auf die Anlage-Umwelt-Problematik
2. Erläutert nun in Partnerarbeit, welche Bedeutung dies für die Erziehung in der
frühen Kindheit hat.
„ Warum sind
Itards
Bemühungen
gescheitert?“
Zusammenfassung der
Unterrichtsreihe
Erstellung eines Clusters
Zusammenfassendes Cluster:
Erstellt ein Cluster, in dem ihr die folgenden Begriffe in einen Zusammenhang bringt und
gegebenenfalls näher erläutert/ neue Begriffe ergänzt: