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Aber sobald es dunkel wird, steht der kleine Mann auf und macht sich bereit,
Vielleicht hast du ja schon mal vom Sternenmann gehört, oder du hast seine
Arbeit am Firmament bewundert, abends, wenn es dunkel wird und die Sterne
Ja, das verdanken wir alle schon seit vielen, vielen Jahren dem Sternenmann.
Und natürlich seinem treuen Freund und Gefährten Carlchen, seinem Hund.
Und den fleißigen Schafen Willi und Walli, die sein Gefährt jeden Abend durch
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Und solltest du noch nie von ihm gehört haben, will ich ihn dir mal kurz
beschreiben.
Der Sternenmann ist ein freundliches, mutiges, kleines Männchen mit einer
Er trägt einen Umhang und erledigt seine Aufgaben stets mit Sorgfalt.
Und wenn du schon mal vom Sternenmann gehört hast, dann kennst du
vielleicht auch die wunderschöne und tapfere Prinzessin Luna. Und ihre Katze
Samara.
Und dann weißt du bestimmt auch, dass es dem Sternenmann mithilfe von
Luna geglückt ist, die Sterne und vor allem die Erde vor dem großen Kometen
zu retten.
Gar nicht auszudenken, wenn dieser die Sterne zerstört hätte, die ja dann jetzt
Viel, viel schlimmer aber ist die Vorstellung, was wohl passiert wäre, wenn der
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So wie damals, vor vielen Millionen von Jahren, als ein riesiger Meteorit auf
Stell dir mal vor, was dann aus uns, den Menschen, geworden wäre.
Sonst könnte ich dir jetzt auch nicht von dem großen Abenteuer erzählen,
dass der Sternenmann mit Luna und seinen Freunden bald erleben würde.
Und du könntest dir die Geschichte auch nicht mehr vorlesen lassen (oder sie
selber lesen).
Weil der Sternenmann Luna und Luna auch gleich den Sternenmann damals
sehr lieb gewonnen hatte, fragte sie der Sternenmann, ob sie nicht etwas bei
ihm bleiben und ihm bei der täglichen Arbeit mit den Sternen helfen wolle.
Luna fühlte sich von Anfang an wohl bei ihm und seinen Freunden.
Und weil sie kein Problem damit hatte, mit anzupacken und sich die Hände
dabei schmutzig zu machen, was bei einer Prinzessin ja nun wirklich nicht
selbstverständlich ist, war sie dem Sternenmann nicht nur eine große Hilfe,
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Vielleicht weißt du ja gar nicht, was das für eine anstrengende Arbeit ist, die
Dass er die Sterne anhaucht und sie so zum Leuchten bringt, bevor er sie am
Aber was machen die Sterne eigentlich tagsüber, wenn sie nicht am Himmel
leuchten?
Das ist nun der Teil der Arbeit, bei dem man sich die Hände schmutzig macht.
Weil so ein Stern die ganze Nacht strahlt, wird er bis zum Sonnenaufgang
ziemlich heiß.
Da kann man sich nämlich ziemlich wehtun, wenn man nicht genau weiß, was
man macht.
Also stülpt der Sternenmann, ohne die heißen Sterne dabei mit den Händen
zu berühren, einfach einen Sack über jeden einzelnen und vergräbt sie dann
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Gleich neben seinem Schuppen, in den er sein Spacemobil und die Schafe
Und das ist ziemlich wichtig, denn die Sterne werden im Lauf der Nacht
wirklich so heiß, dass es den ganzen Tag in der dunklen Erde benötigt, um sie
wieder abzukühlen.
Und wie die Tage so vergingen und die beiden immer mehr zu einem
Sie vermisste ihre Welt in einer anderen Galaxie und natürlich auch ihren
Ja, in Lunas Welt war vieles ganz anders, als es der Sternenmann von
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Sternenmann das jeden Abend machte –, da erzählte ihm Luna wieder mal
von ihrer Welt und von ihrem Vater, dem König, und dass sie eigentlich bald
Ein Stern war es nicht, da waren sich die beiden schnell einig.
Da vernahmen sie so eine Art Rauschen. Also zuerst war es nur ein Rauschen.
Als es aber immer näher kam und immer stärker zu funkeln begann, da hörte
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Und auf einmal klang es, als würden tausend Chöre zusammen singen.
„Prinzessin Luna", konnten die beiden jetzt ganz deutlich hören, „Prinzessin
Luna, wir suchen Euch schon in allen Galaxien, um Euch zu sagen, dass Euer
lieber Herr Vater, König Max, der 265., vom bösen Zauberer Knuterich mit
einem noch böseren Zauber belegt wurde und seitdem nicht mehr aufhören
kann zu niesen.“
„Ja, niesen! Nur mit größter Mühe konnte der König uns, seinen Sternenstaub,
Knuterich ihm die Krone abspenstig macht, nach der er ja schon so lange
trachtet."
„Ihr dürft keine Zeit verlieren, denn diese läuft langsam ab!“ Während der
ganzen Zeit kam der Sternenstaub immer näher auf die beiden zu, und als die
Veranda schon hell erleuchtet war, so als hätte jemand unzählige Kerzen
angezündet, da löste sich der Sternenstaub auch schon auf und es wurde
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„Mein armer Vater! Ich muss sofort aufbrechen, um ihn und sein Königreich
Und weil er Luna so lieb gewonnen hatte, und sie ihm ja schließlich auch
geholfen hatte, seine Sterne und die Erde vor dem Kometen zu retten, sagte er
das Einzige, was ein guter Freund und mutiger kleiner Kerl in so einer
„Wir kommen selbstverständlich mit und helfen dir und deinem Vater.“
„Da werde ich mir schon etwas einfallen lassen. Seinen Freunden zu helfen,
Plätzen saßen, stiegen auch Luna und der Sternenmann in das Spacemobil.
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Wie lange würde er wohl weg sein? Und wer sollte dann seine Arbeit für ihn
erledigen?
Aber Luna ganz alleine diese Reise antreten lassen konnte er ja auch nicht.
Dafür sind Freunde schließlich da. Um sich in Notfällen zu helfen. Und das
Wie kam man in Lunas entfernte Galaxie? Und wie lange brauchte man dafür?
Luna bemerkte die Sorgenfalten auf seiner Stirn, und als könnte sie seine
„Man muss zuallererst das schwarze Loch finden. Nur durch dieses gelangt
Der Sternenmann hatte schon viel von diesen schwarzen Löchern gehört und
dass sie sehr gefährlich waren, weil man nie wissen konnte, ob man so eine
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„So ein schwarzes Loch verschluckt einen und spuckt einen an einem
anderen Ort wieder aus“, hatte der Mondmann ihm mal erzählt.
Und seine Freundin, die Astronautin, hatte ihm davon berichtet, wie sie sich
und ihre Rakete nur im allerletzten Augenblick vor dem Sog eines schwarzen
Doch bevor der Sternenmann etwas erwidern konnte, platzte es aus Luna
heraus:
„Und wie sollen wir es dann überhaupt finden?", fragte der Sternenmann.
„Es findet uns…“, sagte Luna, und mit einem unguten Gefühl im Magen gab
Und so flogen sie also los, ohne genau zu wissen, wo es eigentlich hingehen
sollte.
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Merkwürdiges.
fest in beiden Händen hielt, konnte er die Schafe irgendwie nicht mehr
kontrollieren.
Egal, wie sehr er die Zügel auch zog, er hatte keine Kontrolle mehr.
Er schaute Luna an, und diese bemerkte sofort, dass irgendetwas nicht
stimmte.
Es war, als würde sie ein riesiger Magnet anziehen oder irgendeine andere
Auch die Schafe Willi und Walli schauten sich sorgenvoll an, denn sie
merkten, dass sie, egal wie sehr sie sich auch bemühten, das Gefährt einfach
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zusammenziehen.
Doch je näher sie kamen, desto mehr nahmen diese dunklen Wolken eine
Und jetzt konnten sie es alle erkennen: Die Wolken hatten die Gestalt eines
Bärenkopfs!
Aber es geschah nun mal wirklich so und er sah nicht gerade nach einem
Er hatte ein wildes, dunkles Fell, eine riesige Nase, die so aussah, als könne
Er hatte kleine, spitze Ohren, die bestimmt alles im Orbit hören konnten, und
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Solche, die sich mühelos in ihr Gefährt bohren und somit der Reise ein jähes
Der Sog wurde immer stärker und das Gefährt mit unseren Freunden bewegte
sich schneller und schneller auf dieses düstere Wolkengebilde von einem
Bären zu.
Vor lauter Angst nahmen sich Luna und der Sternenmann in die Arme.
Nur die Schafe Willi und Walli, die sich auch gerne schützend in den Arm
genommen hätten, wirbelten wild durch die Lüfte und mussten das Ganze
Auf einmal öffnete sich das Maul des Bären und seine Augen leuchteten
rubinrot.
Und während nun alle dachten, ihr letztes Stündchen hätte geschlagen, und
sie dem Maul schon so nahe gekommen waren, dass sie glaubten, sogar
Wolkengebildes schauen.
Es sah aus wie eine dunkle Spirale, die sich zu drehen schien.
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Das ganze Spacemobil, mit all seinen Insassen, begann sich langsam im
Nur dass man bei einem Karussell weiß, was passiert, und sich ja eigentlich
Das Drehen wurde schneller und schneller, und als sie schließlich in dem weit
geöffneten Maul des Bären verschwanden, wurde es auf einmal ganz still um
sie.
Nun sauste und brauste nichts mehr um sie herum, und ob sie sich immer
Tiefer und tiefer wurden sie in das Maul und damit in die unendliche Spirale
hineingezogen.
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darin weiterdrehten oder nicht, konnten sie danach gar nicht mehr sagen.
Aber irgendwann spürten sie alle wieder einen Sog, der stärker und stärker
wurde.
Und als hätte der Bär sie einfach wie einen Kirschkern auf der anderen Seite
ausgespuckt, kehrte ihre Wahrnehmung plötzlich zurück, und ehe sie sich’s
versahen, schwebte ihr Spacemobil wieder ganz ruhig vor sich hin.
Nichts drehte sich mehr und der Sternenmann hatte wieder die komplette
Kontrolle über das Fahrzeug und damit über seine Schafe Willi und Walli.
Alle waren unversehrt, auch wenn Carlchen noch ein wenig schwindlig
zumute war.
Was immer da gerade mit ihnen passiert war, sie hatten es scheinbar gut
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überstanden.
„Das ist mein Zuhause, mein Universum!", durchbrach Luna freudig die Stille,
„Na klar, sieh doch mal“, sagte Luna und zeigte auf etwas vor ihnen: „Unser
In Lunas Universum gab es tatsächlich zwei Monde. Einen großen und einen
Aber das Besondere, neben der Tatsache, dass es zwei davon gab, war, dass
sie auch ganz anders aussahen als der Mond, den wir von unserem Himmel
kennen.
Und zwar in einem strahlenden Grün, einem warmen Rot und einem dunklen
Blau.
Und der kleine Mond, und das kann man sich wirklich kaum vorstellen, war
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angekommen.
Und dass hier nicht nur der Mond, oder besser gesagt die Monde, anders
aussehen sollten als bei uns, das würden wir schon bald erfahren.
„Nun aber schnell zum Palast meines Vaters“, sagte Luna und zeigte dem
Wie du dir vielleicht schon denken kannst, war das natürlich auch nicht die Art
Er hatte nämlich keine Türme und Zinnen und auch keine Zugbrücke und kein
mächtiges Tor.
Vielmehr bestand der Palast von Max, dem 265., aus lauter großen,
durchsichtigen Kugeln.
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Und obwohl sie durchsichtig schienen, konnte man nicht in den Palast
hineinschauen.
„Flieg einfach in diese Kugel hinein. Das ist der Eingangsballon. Von dort
gelangen wir in die königlichen Gemächer“, half ihm Luna und zeigte auf eine
Eines hatte sich der Sternenmann auf dem Weg zum Palast bereits fest
vorgenommen:
Egal, was noch alles passieren oder man ihm über dieses Universum erzählen
Zumindest nicht allzu sehr. Falls das überhaupt möglich war an diesem Ort.
Denn dass hier alles anders zu sein schien, als er es kannte, wurde ihm
schnell klar.
Und sich dauernd über alles zu wundern, würde ihm ja schließlich auch nicht
helfen.
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Also lenkte er sein Gefährt einfach, wie ihm geheißen, auf die kleine Kugel zu
und wunderte sich auch nur ein bisschen, als sie einfach durch die dünne
Wand hindurchglitten, ohne dass die Kugel zerplatzte oder ihnen irgendetwas
geschah.
Weißer Boden aus Marmor und weiße Wände ebenfalls aus Marmor, die
komischerweise gar nicht gewölbt waren, wie man es vom Inneren einer
Nein, von innen sah alles so aus, wie wir es von unseren eigenen Wänden zu
Hause kennen.
War das alles eine optische Täuschung? Oder dienten die Kugeln nur als
Wie auch immer, der Sternenmann wollte sich ja nicht mehr über alles
Kaum war das Gefährt auf dem glänzenden weißen Boden gelandet, da
öffnete sich schon eine große weiße Tür und herein kroch eine weiße
Schlange.
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Hals.
so gut erkennen, weil die Schlange, ähnlich wie eine Kobra, bevor sie angreift,
Das heißt, die vordere Hälfte ragte steif nach oben, so als hätte sie ein Lineal
verschluckt, und die hintere Hälfte schlängelte am Boden und half ihr, sich
habt Ihr alssso unsssere Nachricht erhalten? Dem Himmel sssssei Dank!“,
zischte die Schlange, und der Sternenmann dachte bei sich, dass er noch nie
Zumindest redete er sich das ein, denn in Wahrheit hatte er überhaupt noch
weiter, „aber Euer Herr Papa, der grosssssmütige und stolze König Max, der
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mir."
Und damit drehte oder vielmehr wand er sich einmal um die eigene Achse
Die Schafe Willi und Walli sollten beim Spacemobil bleiben und gut darauf
Außerdem waren sie viel zu ängstlich, um sich auch nur einen Zentimeter von
Man kann nun wirklich sagen, dass alles in diesem Palast weiß war.
Jeder Stuhl, jede Vase, jedes Kanapee, jeder Paravent, jede Tür und jeder
Fensterrahmen.
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Und als sie durch die große Ahnengalerie mit den Porträts aller vorherigen
Könige schritten, stellten sie fest, dass selbst die Bilder an den Wänden
Alle Könige Max, die vor Max, dem 265., hier regiert hatten.
So schritten sie von Raum zu Raum, oder besser gesagt von Blase zu Blase,
und als Carlchen gerade anfangen wollte zu jammern, dass ihm so langsam
seine Pfoten wehtaten, öffnete Cornelius die mächtige weiße Tür zum
Das war der wohl größte Saal, den man sich nur vorstellen konnte, und ganz
weißer Thron, der ebenfalls aus Marmor war und mindestens zehn Meter
hoch.
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Vielleicht wirkte er aber auch nur so groß, weil auf ihm ein winzig kleines
Männchen saß.
Wobei das Männchen vielleicht auch nur so klein wirkte, weil der Thron so
groß war.
Aber eines hatte er sofort verstanden. Das musste der großmütige und stolze
Lunas Vater, der tatsächlich vor lauter Niesen seine Tochter und seine
Er hatte lange rote Haare und einen langen roten Bart, der bei jedem Nieser
fest.
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Auch Samara lief auf ihn zu und rieb sich schnurrend an seinen Beinen, wie
„Mein lieber Papa, da bin ich wieder. Wir haben deine Nachricht erhalten und
machen uns große Sorgen!“, rief Luna, aber König Max brachte vor lauter
»Ssssso geht es nun schon ssssseit einigen Tagen und wir wissen unsss
Problem.
Dessshalb sssind wir alle sssehr froh, dasssss Ihr, Königliche Hoheit, nun
Wenn Euer Vater noch drei Tage lang ssssso weiterniessst, so hat esss der
und der bössse Zauberer wird an seiner Stelle den Thron besteigen und über
Nur wie man den Zauber beenden kann, wissssen wir leider nicht«, sagte
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ihre Richtung, und erst da bemerkte der Sternenmann die drei weißen
Schildkröten, die in der Ministerial-Ecke saßen und vor sich hin grübelten.
Sie trugen alle einen weißen Dreispitz, wie du ihn vielleicht schon mal auf dem
Nur dass diese ja immer einen schwarzen Hut trugen, mit einem weißen
Auch die Panzer der Schildkröten waren weiß und sie alle trugen Brillen mit
„Nur drei Tage?" fragte Luna entsetzt. „Dann dürfen wir keine Zeit verlieren!
Wir müssen sofort aufbrechen. Und ich weiß auch schon, wohin.“
Damit küsste sie ihren Vater auf die Stirn, drückte ihn noch einmal und
„Sei unbesorgt, Vater. Wir werden dich von dem Zauber erlösen!“
Dann rannte sie los und die anderen folgten ihr, so gut es ging.
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Nur Cornelius konnte nicht so schnell, wurde abgehängt und rief unseren
Helden noch hinterher: „Ssssseid vorsssichtig! Und hütet euch vor dem
„Zu den Mondmännern. Die wissen immer alles, also fast alles.“
Genau wie bei uns, dachte der Sternenmann und lenkte sein Spacemobil in
Auf dem Weg dorthin erklärte Luna ihm noch, dass die beiden Männer im
Mond mit Vorsicht zu genießen seien, da einer von beiden immer lüge und der
Das entschieden sie wohl immer von Tag zu Tag oder von Besuch zu Besuch
Auf jeden Fall müsse man immer ganz genau zuhören und auch auf ihre
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Körpersprache achten.
Nur dann könne man den Lügner entlarven und der Wahrheit auf die Spur
kommen.
Denn Lügen haben kurze Beine, das weißt du ja sicher auch, und die meisten
Aussagen.
Weshalb lügen ja auch eigentlich ziemlich dumm ist und einen im Leben nicht
wirklich weiterbringt.
Als sie sich den beiden Monden näherten, konnten sie schon von Weitem ein
Geplärre und Geplappere vernehmen, und als sie dort ankamen, waren die
Sie schrien sich dabei so sehr an, und zwar gleichzeitig, ohne dem anderen
überhaupt nur ein einziges Mal zuzuhören, dass sie erst gar nicht bemerkten,
Und so schwebten unsere Helden eine ganze Weile unbeachtet vor den
Selbst als Luna sich irgendwann laut räusperte, reagierten die zwei
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Erst als sie ganz laut auf zwei Fingern pfiff, hielten die Mondmänner plötzlich
an.
Gemütlich und mit einer dicken Knollennase. Einfach ein sehr angenehmer
Zeitgenosse.
Diese hier, wie könnte es anders sein, sahen natürlich grundverschieden aus.
Der eine war klein und sehr dick, hatte kaum Haare auf dem Kopf und eine
kleine Stupsnase.
Der andere war groß und spindeldürr und hatte so lange Haare, dass sie
beinahe den Boden berührten und wie ein Vorhang über seine große
Hakennase fielen.
Der Kleine hatte eine ganz hohe, piepsige Stimme und der Große eine sehr
tiefe.
„Wer seid ihr denn und was wollt ihr hier … wollt ihr hier?“, fragte der kleine
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„Seht ihr nicht, dass wir gerade beschäftigt sind? … Ja sind wir! Ihr stört!“, und
schon fingen sie wieder lauthals an zu streiten, so als wären sie allein und
hätten keinen Besuch, der sie jetzt wieder etwas ratlos ansah.
Da pfiff Luna noch einmal. Diesmal aber viel lauter und länger als beim ersten
Mal.
Wie versteinert starrten die beiden Mondmänner jetzt auf die Störenfriede, die
„Ich bin Prinzessin Luna und mein Vater, König Max, der 265., wurde von dem
Jetzt kann er nicht mehr aufhören zu niesen, und wenn wir innerhalb der
wird er sich in einen Krebs verwandeln und der böse Zauberer wird an seiner
muss man sich schon sehr in Acht nehmen, muss man sich. Tjatjatjatja …
Und was genau sollen wir jetzt tun, also wir … jetzt … tun?“, fragte der lange
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Dünne.
„So ein Quatsch, also wirklich … so ein absoluter Quatsch. Diesen Knuterich,
den gibt es doch gar nicht, gibt es doch gar nicht. Das weiß doch jedes Kind.
Also wirklich jedes Kind! Außerdem, ihr seht doch, dass wir beschäftigt sind“,
„Vielleicht könnt ihr uns sagen, was man gegen dieses Niesen tun kann. Es
muss doch irgendein Gegenmittel geben. Und wenn ja, wo können wir das
Schließlich wollte er ja auch helfen und nicht alles der armen Luna
überlassen.
„Da gibt es nichts. Nein, da gibt es wirklich nichts. Da kann man gar nichts
machen. Also rein gar nichts“, sagte der kleine Dicke, und der dünne Lange
„Gegen diese Art von Zauber-Niesen hilft nur eins. Ihr müsst einen blauen
Stachelstrauch finden. Ja, einen blauen Stachelstrauch, den müsst ihr finden
und daraus einen Tee brauen. Jawohl, einen Tee. Nur der kann das Niesen
stoppen.“
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den! Nur einen roten, und der hilft nur bei Schnupfen. Wenn ich es doch sage.
und her.
hundert Jahren niemand mehr so einen Strauch gesehen habe, und der lange
Dünne antwortete wiederum, dass das Quatsch sei, weil sein Vater ihm
damals gesagt habe, wo diese Pflanze wachse, woraufhin der kleine Dicke
behauptete, dass der Vater des langen Dünnen doch sowieso immer nur
gelogen habe, worauf der lange Dünne versicherte, dass der dicke Kleine das
nur behaupte, weil sein Vater damals nach einer gewonnenen Wette den
großen Mond bekommen habe, und dass niemand in der Familie des kleinen
Dicken damit umgehen könne, weshalb er jetzt allen so einen Unfug erzähle,
Wie bei einem Tennisspiel flogen die Köpfe unserer Helden von einem
Je nachdem, wer gerade sprach oder den anderen wieder mal unterbrach.
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Und wenn der Sternenmann jetzt hätte sagen sollen, welcher von beiden die
gekonnt.
„Was sollen wir denn jetzt tun? Wem sollen wir glauben?“, fragte der
Sternenmann Luna, die sich auch noch nicht sicher zu sein schien.
denn dieser Strauch zu finden sei, woraufhin der dicke Kleine sofort
losplärrte, dass es diese Pflanze doch gar nicht gebe und sie erst recht nichts
gegen den Zauber ausrichten könne, was der lange Dünne nicht so einfach
hinnehmen konnte.
„Dieser Strauch wächst nur an einem einzigen Ort. Nur an einem einzigen.
Einem sehr gefährlichen Ort. Nämlich dem Feuerplaneten. Ja, da wächst der“,
„So einen Feuerplaneten gibt es überhaupt nicht. Überhaupt nicht gibt es den.
Luna flüsterte dem Sternenmann ins Ohr, dass sie irgendwie sicher sei, schon
mal von dieser Geschichte mit der verlorenen Wette gehört zu haben.
Cornelius und auch ihr Vater hätten ihr mal vor langer Zeit davon erzählt.
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Deshalb sei sie ziemlich sicher, dass es der kleine Dicke sein musste, der sie
alle anlog.
„Und wo finden wir diesen Feuerplaneten?“, fragte nun der Sternenmann und
„Da lang! Ist doch klar. Weiß doch jedes Kind!“, sagte der kleine Dicke und
Und der lange Dünne meinte: „Da lang, jajaja, da lang!“, und zeigte in die
„Also auf nach Norden!“, riefen Luna und der Sternenmann gleichzeitig und
Noch von Weitem konnten sie die beiden Mondmänner streiten hören.
gewonnenen Wetten.
Bis sie so weit weg waren, dass aus dem leisen Gebrummel wieder die
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Sie waren schon wieder eine Weile unterwegs, als der Sternenmann endlich
die Frage loswerden musste, die ihn schon seit ihrer Abfahrt bei den beiden
Auch sie hatte seit ihrer Weiterfahrt geschwiegen und ganz offensichtlich
„Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Unser Universum ist noch
viel größer als eures, und manche Planeten sind so weit entfernt, dass man
nicht immer sagen kann, ob es sie wirklich gibt oder sie nur von Reisenden
„Ich hoffe nur, dass er nicht wirklich aus Feuer besteht, sonst könnte das
„Wer ist denn das jetzt schon wieder?“, konnte er Luna gerade noch fragen, da
war dieses Etwas schon direkt vor ihnen angekommen und bremste ganz
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abrupt.
nicht nur viel schneller war als ihr eigenes, sondern anstatt von Schafen von
Das ist ein Fisch, den es in unseren Gewässern gibt und der fast so aussieht,
als wäre er ein außerirdisches Monster mit einem riesigen Maul und einem
Und weil sie so abrupt abgebremst hatten, flog das Männchen, das darin saß
und die Zügel immer noch fest in den Händen hielt, nun in hohem Bogen aus
seinem Gefährt und landete unsanft auf dem Kopf des linken Fisches, der
„Wer ist denn das jetzt schon wieder?“, äffte das Männchen den Sternenmann
nach und krabbelte dabei langsam über den Rücken des hässlichen Fisches
„Wer ich bin? Ich bin der Kieselmann. Wer denn sonst?“, sagte er schroff.
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„Der Kieselmann! Man kennt mich doch. Ich werfe den kleinen Kindern Kiesel
in die Augen und dann zwicken sie diese zu und schlafen so schneller ein.
„Ach so, du meinst, du bist hier der Sandmann?„, fragte der Sternenmann,
„Der Sandmann? Schaue ich so aus, als könnte ich mir keine richtigen
Kieselsteine leisten?
Der Sandmann, pfff! Wer soll das denn bitte schön sein?
So ein Quatsch. Wenn es den gäbe, hätte ich doch schon längst von ihm
gehört.
Und wenn du nicht aufhörst, so dumme Fragen zu stellen, werfe ich dir ein
Willst du das etwa?! Brauchst es nur zu sagen“, und damit griff er schon in
den er um die Schultern geworfen hatte und der scheinbar voll mit
Kieselsteinen war.
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Irgendwie mussten sich alle erst mal an den Anblick des anderen gewöhnen.
Am schwersten fiel das Willi und Walli, die beinahe Schnauze an Schnauze
Ich weiß nicht, ob du schon mal ein Schaf gesehen hast, dass sich die Nase
zuhalten kann. n.
Ich auf jeden Fall nicht. Und so mussten die tapferen Schafe da einfach
irgendwie durch.
„Natürlich weiß ich, wer du bist, lieber Kieselmann. Und vielleicht hast du ja
„Prinzessin Luna? Die Tochter von König Max, dem 278.?“, fragte der
Kieselmann.
„König Max, der 265., aber ja", verbesserte sie ihn vorsichtig, und damit schien
„Soso, die Prinzessin. Da schau her. Und wer ist die Knalltüte da?“, fragte er
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immer noch etwas beleidigt und sah dem Sternenmann jetzt direkt in die
Augen.
»Ich bin der Sternenmann. Ich komme aus einer anderen Galaxie und bin hier
der Sternenmann und versuchte dabei den Kieselmann so wenig wie möglich
zu provozieren.
„Der Sternenmann also, soso … So was brauchen wir hier nicht. Unsere Sterne
fliegen tagsüber von ganz allein in die große Sternenhöhle und am Abend
verteilen sie sich wieder am Himmel. Und wobei hilfst du der Prinzessin, wenn
Knopfaugen an, die von buschigen Augenbrauen umrandet waren wie von
können?“
schwarze Bärenmaul in Lunas Galaxie gelangt waren, was der böse Zauberer
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Knuterich Lunas Vater angetan hatte und dass sie jetzt auf der Suche nach
dem blauen Stachelstrauch waren, der angeblich nur auf dem sogenannten
Feuerplaneten wuchs.
„Der böse Zauberer Knuterich also, soso … gar nicht gut. Das ist gar nicht gut.
Ist eigentlich ein Graf, und weil er als solcher nie den Thron besteigen kann,
Der Kieselmann machte eine nachdenkliche Pause und fuhr dann fort:
„Ihr sucht also den Feuerplaneten? Natürlich weiß ich, wo der ist. Ihr habt
Ich war schon in jedem Winkel dieses Universums. Aber mit dieser lahmen
Mühle werdet ihr noch Jahre brauchen, bis ihr dort ankommt. Da braucht ihr
schon Kieselgeschwindigkeit.“
Das wiederum konnte der Sternenmann nicht auf sich sitzen lassen und
Und auch Willi und Walli begannen jetzt zaghaft zu blöken, hörten aber gleich
wieder damit auf, weil die beiden Fische sie jetzt irgendwie angrunzten oder
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anrülpsten.
Auf jeden Fall stank es so bestialisch, dass alle kurz die Luft anhalten
mussten.
„Ich mache euch einen Vorschlag“, unterbrach nun der Kieselmann die Stille.
„Ich muss sowieso in die Richtung und kann euch ein Stück weit ziehen. Ein
Seil hätte ich, und so schafft ihr es vielleicht noch rechtzeitig. Aber kurz vor
dem schwarzen Planeten des Zauberers Knuterich muss ich abbiegen. Von
„Der Zauberer lebt in der Nähe des Feuerplaneten?“ fragte Luna irritiert, denn
Also befestigten sie das Seil, das ihnen der Kieselmann herüberwarf, an ihrem
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Und es vergingen gefühlt nur ein paar Sekunden, bis die beiden Gefährte
„So, weiter kann ich euch nicht ziehen. Hier trennen sich unsere Wege. Ich
muss da lang und ihr dort. Viel Glück bei eurer Suche!“
Doch plötzlich bremsten sie abrupt und der Kieselmann flog abermals, die
Zügel fest in der Hand, nach vorne und landete schon wieder auf einem
Fischkopf.
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„Müsst ihr immer so stark bremsen …? Mann, Mann, Mann!", schimpfte er mit
den Fischen.
Und während er wieder zurück in sein Gefährt kletterte, rief er den anderen
noch zu:
„Eines hätte ich fast vergessen zu erwähnen. Der schwarze Planet des
Zauberers ist nämlich magnetisch und zieht alles Metallische an. Ihr dürft ihm
also nicht zu nahe kommen, sonst kommt ihr nie wieder von dort weg und
werdet zu seinen Sklaven. Also macht lieber einen weiten Bogen um seinen
Und damit schossen die Fische wieder los und der Kieselmann verschwand
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