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Міністерство освіти і науки України

Київський інститут перекладачів

ПРАКТИКУМ З ПЕРЕКЛАДУ
(НІМЕЦЬКА МОВА)

КИЇВ — 2020
Дундій П.Н. Практикум з перекладу (німецька мова). — К.: Київський інститут
перекладачів, 2009. — 86 с.

Навчально-методичні матеріали для студентів старших курсів вищих навчальних


закладів філологічних факультетів (бакалаврів, спеціалістів та магістрів). Навчально-
методична розробка спрямована на розвиток навичок усного та письмового перекладу з
німецької на українську та з української на німецьку мови.
Посібник містить тексти та завдання для перекладу публіцистичного, офіційно-
ділового, наукового стилів та художньої літератури. Навчально-методична розробка
складена за тематичними модулями. У посібнику використано німецькі та вітчизняні
матеріали преси, Інтернету, наукової та художньої літератури.

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Modul 1

1. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische. Unterstreichen Sie die Verben und bilden Sie die
Grundform.

Nicht auf Wundermittel warten“


Elisabeth Stern, 50, leitete fast zehn Jahre eine Gruppe am renommierten Berliner Max-
Planck-Institut für Bildungsforschung. Jetzt lehrt die Professorin für Kognitionsforschung am
Institut für Verhaltenswissenschaften in Zürich.
Frau Stern, sogenannte Hirnjogging Programme verkaufen sich derzeit wie warme Semmeln.
Ist das Geld gut angelegt?
Das hängt vom Anspruch ab. Um sich geistig in Schwung zu halten, sind die Spiele eine gute
Grundlage. Sie können vor Langeweile bewahren und vermitteln Kompetenzerleben. Noch viel
herausfordernder für unser Gehirn ist aber, sich in ganz neue komplexe und interessante Gebiete
einzuarbeiten. Was dem Gehirn dabei abgefordert wird, können Hirnjogging-Programme nicht
ersetzen.
Was passiert beim Hirnjogging eigentlich?
Wer regelmäßig mit den Programmen arbeitet, merkt, dass er täglich schneller und besser
wird, denn man übt ja laufend dieselben Sachen. Das verschafft eine Befriedigung, die manchen
richtig süchtig werden lässt. Der gleiche Effekt stellt sich bei vielen Computerspielen ein.
Verbessert sich so auch die Gehirnleistung, wie die Erfinder des Hirnjoggings behaupten?
Nur in Maßen, denn das Gehirn ist eben kein Muskel, den man mit Aufbautraining generell fit
machen kann. Es ist darauf ausgelegt, ganz spezifische Informationen aufzunehmen und zu
verarbeiten: Wenn wir Mathematik lernen, lernen wir Mathematik und nichts anderes. Und wenn
wir Hirnjogging machen, dann werden wir besser im Gehirnjoggingspielen, nicht mehr und nicht
weniger. Aus meiner Sicht ist es Augenwischerei zu glauben, dass man nach ein paar Wochen
Gripsgymnastik, Vokabeln, Formeln oder neue fachlichberufliche Inhalte leichter lernt als zuvor.
Gilt diese Einschätzung auch für Programme zum Üben von Englisch oder Mathematik?
Das ist für mich mehr als reines Gehirnjogging, denn sie vermitteln sehr spezifisches Wissen.
Wenn ich mir das auf amüsante und unterhaltsame Weise aneignen kann, umso besser. Wer so ein
Programm einsetzt, um beim Warten an der Bushaltestelle Vokabeln zu lernen, nutzt die Zeit
sinnvoll. Wenn Kinder, die sonst schreiend vor Rechenaufgaben davonlaufen, Spaß an
Zahlenspielen am Computer haben, kann auch das eine Möglichkeit sein, sie an die Mathematik
heranzuführen.
Viele Menschen merken sich heute nicht einmal die eigene Telefonnummer, sie ist ja im
Handy oder Computer gespeichert. Verlieren wir darüber die Fähigkeit, wichtige Dinge immer
parat zu haben?
Die Gefahr sehe ich nicht. Wir müssen eben selektieren, was wir abrufbereit haben wollen.
Denn das Auswendiglernen kostet ja auch Zeit.
Halten Sie es überhaupt noch für zeitgemäß?
Es gehört auf jeden Fall zum Lernen dazu. So sollten Kinder das Einmaleins auswendig
lernen, um eine Vorstellung vom Aufbau des Zahlenraums entwickeln zu können. Und wer eine
Sprache beherrschen will, muss Vokabeln pauken. Je sicherer sie sitzen, umso einfacher der Abruf.
Das kann jeder an sich selbst beobachten, wenn er sich in einer Fremdsprache unterhält. Muss ich
ständig nachsuchen, dann unterlaufen mir garantiert mehr Grammatikfehler, als wenn mir die
Wörter nur so auf die Zunge purzeln. Das Gehirn ist dann zu sehr abgelenkt.
Verbessert also stures Pauken die Hirnleistung?
Das auf keinen Fall. Das Periodensystem der chemischen Elemente auswendig zu lernen ist
genauso unsinnig, wie wenn ich mir zehn chinesische Vokabeln aus der Sanitär- und
Heizungstechnik merke. Ohne Anknüpfungspunkt zu einem konkreten Sachverhalt vergesse ich
den mühsam eingetrichterten Stoff ganz schnell wieder. Entscheidend ist die richtige Mischung

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aus Auswendiglernen und Verstehen. Wenn Kinder sich Gedichte oder Lieder merken, lernen sie
dabei neue Redewendungen und erwerben so sprachliche Kompetenz. Weil sie zudem Liedtexte
gerne verballhornen, gewinnen sie zusätzlich sprachliche Flexibilität. Und sie lernen
Lernstrategien kennen: So stellen sie fest, dass es nichts bringt, sich alle Zeilen auf einmal
einbläuen zu wollen. Viel schneller geht es Zeile für Zeile, Strophe für Strophe. Sie lernen so, den
Lernstoff richtig zu portionieren.
Ist dies das Geheimnis erfolgreichen Lernens?
Das Aufteilen des Lernstoffes in beherrschbare Portionen ist elementar. Erwachsene neigen
dazu, sich viel zu viel zuzumuten. Das produziert Frust. Sie müssen lernen, sich selbst zu belohnen
und so die Motivation hoch zu halten. Das bedeutet, den Stoff in kleine Häppchen aufzuteilen und
sich mit den erreichten Zwischenzielen Kompetenzerlebnisse zu verschaffen. Welche Tipps
können Sie noch geben? Zu Beginn ist es wichtig, sich über das Lernziel klar zu werden. Will ich
nur etwas auswendig lernen, oder will ich etwas verstehen? Will ich eine Sprache richtig gut
können, oder genügt es mir, im Urlaub Essen und Trinken bestellen zu können? Das hat ganz
unterschiedliche Lernstrategien zur Folge. Im letzten Fall brauche ich weder allzu viele Vokabeln
zu büffeln noch die Feinheiten der Grammatik einzuüben. Möchte ich mich hingegen an
beruflichen und gesellschaftlichen Diskussionen beteiligen können, muss ich in der Lage sein,
mich differenziert auszudrücken.
Vielleicht entdeckt die Pharmaindustrie aber einen Stoff, der das Lernen leichter macht.
Ich bin mir sicher, dass es solche Lernpillen nie geben wird. Wer glaubt, wir könnten eines
Tages im Schlaf lernen, der träumt.
Viele Studenten scheinen jedoch an die Macht der Chemie zu glauben und schlucken vor
Prüfungen Medikamente wie Ritalin, das eigentlich für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen
gedacht ist. Kann der Glaube Berge versetzen?
Das wäre wohl die naheliegendste Erklärung. Denn es ist wissenschaftlich nicht erwiesen,
dass ein Medikament wie Ritalin Gesunden das Lernen erleichtert. Es hilft Kindern, deren Gehirn
eine gewisse Anomalie aufweist. Den Aufmerksamkeits-Push beim Lernen oder bei der Prüfung
kann ich mir vermutlich genau so gut mit einer Tasse Kaffee oder Tee verschaffen. Und am besten
noch mit einem Schokoriegel obendrauf. und schlucken vor Prüfungen Medikamente wie Ritalin,
das eigentlich für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen gedacht ist.
Der Nobelpreistrager Eric Kandel entwickelt in seinem Unternehmen Memory
Pharmaceuticals Lernpillen für gesunde Menschen. Ist der Mann ein Scharlatan?
Sigmund Freud hat sich mit Kokain vollgepumpt in der Hoffnung, damit seine Hirnleistung
steigern zu können. Ich würde nicht auf solche Wundermittel warten, sondern akzeptieren, dass
das Lernen eine anspruchsvolle und mühsame Angelegenheit ist und bleiben wird. Wir können es
geschickter anstellen als bisher, aber wir werden uns auch weiterhin eine Menge Zeit dafür
nehmen müssen.

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2. Referieren Sie den Text.

Schnell gemerkt
Fünf Tipps der Jugend-Gedächtnis-Weltmeisterin Christiane Stenger

1. Visualisierung spielt in unserem Denken und bei unserem Erinnern eine große Rolle:
Bilder bleiben besser haften als abstrakte Daten und Fakten. Versuchen Sie, sich Informationen,
die Sie sich einprägen möchten, bildlich vorzustellen.
2. Wir erinnern uns leichter an Informationen, wenn wir sie in einen bekannten Kontext
stellen. Ordnen Sie neue Informationen bereits vorhandenem Wissen zu. Stellen Sie
Zusammenhänge her, die das Abrufen der Erinnerung erleichtern.
3. Noch besser erinnern wir uns an ausgefallene, lustige oder emotionsbehaftete Vorfälle.
Denken Sie sich eine kleine Geschichte aus, in der alle Informationen vorkommen, die
Sie behalten möchten. Je verrückter die Geschichte ist, desto leichter prägt sie sich ein. Zugleich
schulen Sie auf diese Weise Ihre Kreativität und Fantasie. Hier ein Beispiel für eine Geschichte,
mit der sich eine Einkaufsliste merken lässt: Zwei Wasserflaschen werfen mit Tomaten nach
einer Küchenrolle, die sich schnell hinter einer Tüte Mehl versteckt. Diese kippt durch den
Aufprall um und fällt in die Kartoffeln, die nun aussehen, als hätte es geschneit.
4. Auch Zahlen behält unser Gehirn besser, wenn ihnen Bilder zugeordnet werden. Die Null
könnte ein Ei sein, die Eins eine Kerze, die Zwei ein Fahrrad, die Fünf eine Hand, die Sieben
die sieben Zwerge und so weiter. Wollten Sie sich also zum Beispiel den Pin -code 7201 merken
wollen, stellen Sie sich die sieben Zwerge vor, die auf einem Fahrrad fahren und dabei ein Ei auf
einer Kerze balancieren.
5. Das Merken von Namen und Gesichtern setzt höchste Aufmerksamkeit im Moment des
Kennenlernens voraus. Assoziieren Sie Bilder mit dem Namen – etwa Franz Eckert.
Franz klingt ähnlich wie fransig. Und bei Eckert könnte Ihnen die Ecke in den Sinn kommen.
Dann suchen Sie nach einem markanten Merkmal im Gesicht des Gegenübers. Vielleicht
hat Herr Eckert Geheimratsecken. Nun verknüpfen Sie alle Erinnerungsstützen zu einem Bild:
Stellen Sie sich vor, dass Herrn Eckerts Haare fransig in seine Geheimratsecken fallen. Um
später die Namen auf Visitenkarten mit einem Gesicht in Verbindung zu bringen, hilft es, direkt
nach dem Kennenlernen Stichpunkte zum Aussehen auf der Karte zu notieren.

2. Finden Sie die Synonyme zu den folgenden Wörtern und übersetzen sie:
Hirnjogging, pauken, purzeln, eintrichtern, verballhornen, einbläuen, büffeln, Push, vollpumpen,
Geheimratsecken.

Modul 2

1. Finden Sie verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten für die Lexik, die das Thema des
Dolmetschens und Übersetzens betrifft. Erläutern Sie die gewählte Variante. Übersetzen Sie
den Text ins Ukrainische.

Übersetzer und Dolmetscher als Beruf


Parallel zur wachsenden sozialen und ökonomischen Bedeutung des Übersetzens in der weiten Hälfte des
20. Jahrhunderts hat sich Übersetzen und| Dolmetschen zumindest im allgemeinen und im fachsprachlichen
Bereich zu einer selbständigen Berufssparte mit klar umrissenen Tätigkeitsmerkmalen entwickelt. Auch der
Ausbildungsgang ist in diesen Bereichen inzwischen geregelt. In der Bundesrepublik finden angehende
Übersetzer und Dolmetscher sehr gute Ausbildungsmöglichkeiten vor. Insbesondere die den entsprechenden
Universitäten angeschlossenen Institute in Heidelberg, Mainz/Germersheim und Saarbrücken sowie das
Sprachen- und Dolmetscher-Institut in München bilden Übersetzer auf hohem Niveau aus. Schon lange geht
dort die Ausbildung über die Vermittlung praktischer sprachlicher Fertigkeiten weit hinaus; in den letzten
Jahren macht sich ein immer stärkerer Trend zur Verwissenschaftlichung der Ausbildung bemerkbar, der in

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den Studiengängen zu einer Erhöhung des Anteils allgemeiner übersetzungswissenschaftlicher
Fragestellungen geführt hat. Diese Entwicklung wird naturgemäß unterschiedlich beurteilt, unstrittig ist
jedoch, dass die Übersetzerausbildung inzwischen am deren akademischen Ausbildungsgängen nicht mehr
nachsteht. Einen zwingend vorgeschriebenen Werdegang gibt es allerdings nicht. Neben den
Ausbildungsgängen der Fachhochschulen und einer kaum übersehbaren Zahl von privaten oder kommunalen
Fremdspracheninstituten, die Übersetzer und Dolmetscher hauptsächlich für den kaufmännischen Bereich
ausbilden, gibt es auch den Weg des philologischen Studiums oder, insbesondere im Bereich des technisch-
wissenschaftlichen Übersetzens, den über das Studium eines Sachfachs in Kombination mit Sprachstudien. Die
Ablegung einer staatlichen Prüfung ist schließlich auch aufgrund autodidaktischer Ausbildung in Verbindung mit
praktischer Berufserfahrung möglich. Der von der Praxis hauptsächlich geforderte Dolmetscher- und
Übersetzertypus soll die aktive Beherrschung mindestens zweier Fremdsprachen mit guter
Allgemeinbildung und Spezialkenntnissen in einem Sachfach verbinden. Dies hat dazu geführt, dass ein
Dreifächer-Studium an den Universitätsinstituten inzwischen die Regel ist.
Die literarische Übersetzung ist in den Ausbildungsgängen kaum vertreten. Dies ist häufig bedauert
worden, jedoch wird literarische Übersetzung den meisten Ausbildern ebenso wie von den Wissenschaftlern
im Kern für nicht lehrbar gehalten. Außer in beschränktem Maße in der klassischen Philologie sind
Übersetzungsübungen und der Erwerb theoretischer Kenntnisse auf dem Gebiet kein wesentlicher Bestandteil
des philologischen Studiums. Einen anerkannten oder empfohlenen Ausbildungsweg zum literarischen
Übersetzer gibt es daher nicht.
Für die Absolventen der Universitätsinstitute und der angesehenen anderen Institutionen der
Übersetzerausbildung gab es in den vergangenen Jahren |im Regelfall keine Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz
zu finden. Sowohl in der freien Wirtschaft wie in den nationalen und internationalen Institutionen gab es
durch die stetig wachsende internationale Zusammenarbeit auch einen stetig wachsenden Bedarf an
Dolmetschern und Übersetzern. Die Behörden vom Sprachendienst des Auswärtigen Amtes und der
Bundeswehr l über die Europäische Union mit ihren Dienststellen bis hin zur UNO mit ihren
Unterorganisationen stellen Übersetzer und Dolmetscher im gehobenen oder höheren Dienst ein, und auch
im Bereich der freien Wirtschaft können festangestellte Übersetzer mit Gehältern im Bereich leitender
Angestellter rechnen. Über die Bezahlung freiberuflich tätiger Übersetzer lassen sich naturgemäß
keine genauen Angaben machen. Je nach Sachgebiet gibt es hier große Unterschiede, und auch der
Verwendungszweck wirkt sich auf die Höhe des Honorars aus.
Literarische und Übersetzer wissenschaftlicher Werke üben ihre Tätigkeit im Regelfall
freischaffend aus. Übersetzer, die hier ihren Lebensunterhalt ausschließlich aus Übersetzungen bestreiten,
gibt es jedoch nur auf wenigen Gebieten, z. B. im Bereich der Film- und Dramenübersetzung oder beim
Kinderbuch. Am häufigsten werden jedoch verschiedene Tätigkeiten im Kultur- und Medienbereich
ausgeübt. Für den literarischen Übersetzer gibt es daher kein klares Berufsbild. Die meisten der literarischen
Übersetzer sind gleichzeitig Schriftsteller.
Trotz der Schwierigkeiten für literarische Übersetzer im einzelnen ist die Bedarfsprognose für
Dolmetscher und Übersetzer im ganzen recht günstig Eine Gefährdung von Arbeitsplätzen, bzw. Aufträgen
durch Automatisierung ist zwar nicht für alle Zukunft auszuschließen, für die nahe Zukunft aber nicht
gegeben. Im Gegenteil sorgen gegenwärtig wieder auflebende Experimente mit Maschinenübersetzungen
und der Aufbau von Terminologie-Banken el für zusätzliche Arbeitsplätze für Übersetzer mit Kenntnissen
in der elektronischen Datenverarbeitung. Im Zuge eines Rückgangs sprachlicher Vorherrschaftsansprüche
und nachdem Welthilfssprachen wie Esperanto sich nicht haben durchsetzen können, ist ein Rückgang des
Übersetzungsvolumens nicht zu erwarten. International verbreitete Tendenzen zum Polyzentrismus,
Regionalismus und Sprachpluralismus, die Emanzipation von Sprachen und Literaturen in der dritten Welt
lassen vielmehr auch im literarischen Bereiche ein weiteres Zunehmen des Übersetzungsvolumens
erwarten.

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2. Übersetzen Sie іns Deutsche.

Ринок сформувала класика

Як би там не було нове покоління перекладачів (а також письменників, критиків,


поетів) підростає. Більшість із них поки що знаходяться на марґінесі, ними нехтують
видавці, або ж вони — видавцями, адже, погодьтесь, віддавати свій твір (поезію, роман,
розвідку або переклад) людям, рівень культури яких часто не вищий за телевізійний
«Вечірній квартал», не дуже хочеться. Я особисто знайомий з 19-літнім хлопцем, який
переклав з латини «Промову про гідність людини» італійського філософа часів
Відродження Піко де Мірандоли. Видавати це не хоче ніхто. Проза Андре Жіда? Нікому не
треба. Афоризми Ларошфуко? Це також не для наших видавців. Основний аргумент: це
ніхто не купуватиме. Справді, продати світову класику, якщо вона не входить до шкільної
чи вузівської програми, практично неможливо. Здавалося б, саме на те й існує держава.
Держава, яка повинна утверджувати програми розвитку книговидавничої галузі,
виокремлювати пріоритети і прямувати визначеним шляхом. Наша держава цього не робить
— і не лише у книговиданні, а й у культурній галузі загалом. «Певні зрушення за останні
два роки є, — зізнавався рік тому в розмові зі мною відомий композитор, член
Шевченківського комітету Кирило Стеценко. — Але вони хаотичні, неузгоджені між собою.
Технології дуже слабкі. Правила впроваджувати важко, опір — шалений. Це — ознака
відсутності розробленої системної політики, яка включала б у себе стратегії в розумінні не
лише цілей, а й сценарію розвитку, плану дій не лише на один рік».
«Колись росіяни, аби пожвавити свій книжковий ринок, видавали дуже багато творів
російських класиків. Ринок «зробили» не Донцова, Марініна чи Устінова. Це — ілюзія.
Ринок сформувала класика, — вважає Сергій Руденко, керівник популярного книжкового
порталу «Буквоїд». — Нам же, гадаю, треба піти шляхом друку перекладної літератури.
Особисто я хотів би читати світові бестселери українською. Для того ж, щоб існувала
індустрія перекладної літератури, потрібно багато чинників. І найперше — якісних
перекладачів рівня Миколи Лукаша та Анатоля Перепаді. Утім, абсолютно переконаний:
попит народжує пропозицію. Замовлення на переклад мають йти від видавництв, котрих (як
виняток) повинна підтримувати держава. Як на мене, в Україні має бути окрема інституція,
яка б опікувалася перекладною літературою. Причому йдеться і про переклад української
літератури іноземними мовами».

3. Übersetzen Sie іns Ukrainische.

Kulturelle Übersetzung

Lassen Sie mich in das Problem einführen, indem ich eine Frage zitiere: „Alle fünf Jahre findet
in Kassel eine der wichtigsten Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst statt. Wie heißt
sie?“ Menschen, die an Kultur und Kunst interessiert sind, meist Mitglieder des so genannten
BildungsbürgerInnentums können diese Frage sicherlich leicht beantworten. Aber diese Frage ist
nicht an sie gerichtet. Tatsächlich handelt es sich um die 85ste Frage eines Tests, den
EinwanderInnen ablegen müssen, wenn sie in Hessen die deutsche StaatsbürgerInnenschaft erlangen
wollen. Es gibt eigentlich viele andere Fragen in diesem Test (insgesamt 100), die meist mit
deutscher Geschichte, der deutschen Verfassung, bürgerlichen Rechten, mit dem deutschen Rechts-
und Politiksystem befasst sind, mit deutscher Kultur, Sport, nationalen Symbolen, usw. Einige der
Fragen sind recht merkwürdig. Zum Beispiel: „Eine Frau sollte nicht allein in die Öffentlichkeit
gehen oder allein reisen ohne Begleitung männlicher Familienangehöriger. Was ist Ihre Meinung
dazu?“; „Bitte erklären Sie das Existenzrecht Israels.“ oder „Wenn jemand Ihnen sagt, dass der
Holocaust ein Mythos oder ein Märchen ist, was antworten Sie ihm?“ usw.

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Lassen wir den Inhalt dieser Fragen beiseite und fragen lieber, was eigentlich ihr Zweck ist,
oder genauer, was der Zweck der 100 richtigen Antworten ist. Alle zusammen sollen sie die Antwort
auf eine bestimmte Frage bilden, die Frage: „Was ist deutsch?“. In anderen Worten sollen sie den
Inhalt des Begriffs „deutsche Identität“ beschreiben. Sie sind, wenn man so will, eine Art kleiner und
schneller Kanon — ein Instantkanon — von Eigenschaften, die das Deutsche definitiv vom Nicht-
Deutschen trennen sollen, das heißt, eine Grenzlinie zwischen ihnen zu ziehen und so das Andere aus
dem Deutschen auszuschließen.
In seinem Inhalt ebenso wie in seiner praktischen Anwendung ist der Test ein perfektes Beispiel
des fundamentalen Widerspruchs eines identitären Diskurses: des Widerspruchs zwischen seinem
essentialistischem Anspruch und seinem Konstruktionscharakter. Es ist nicht schwer zu sehen, wie
beliebig diese Konstruktion gemacht wurde. Sogar ihre tatsächliche politische Motivation (der
Ausschluss einer bestimmten Identität, der so genannten islamitischen) liegt völlig offen. Auf der
anderen Seite ist dieser Haufen von Eigenschaften mit dem angeblich einzigartigen, originalen
Merkmal des „Deutschseins“ assoziiert (man könnte auch sagen auf essentialistische Weise). Macht
uns das Wissen darüber, was mit der zeitgenössischen Kunst alle fünf Jahre in Kassel passiert,
wirklich zu Deutschen? Es klingt blöd, aber im Kontext eines deutschen Einbürgerungstests lautet
die Antwort — ja!
Wie also mit diesem Unsinn umgehen, der ziemlich Ernst genommen werden muss, da seine
Effekte, nämlich entweder die Staatsbürgerschaft einer demokratischen, relativ reichen und stabilen
Gesellschaft zu besitzen oder nicht, nicht nur die Lebensqualität beeinflussen können, sondern auch
das eigene Schicksal? Darüber hinaus beeinflusst dieser Unsinn — eigentlich der schon erwähnte
Widerspruch, der hinter ihm steht — auf fundamentale Weise das, was wir heute als unsere
politische Realität wahrnehmen, weil es ihr Fundament herstellt, die menschliche Basis der
Gesellschaft: Er entscheidet direkt darüber, wer zur Gesellschaft, in der wir leben, gehört, und wer
nicht und gestaltet so die Kräfte, aus denen unsere politische Realität gemacht wird.
Die Nation ist eine Erzählung, schreibt Homi Bhabha. Sie taucht in der menschlichen
Geschichte an bestimmten Punkten in der Zeit auf und als Konsequenz gewisser ökonomischer und
soziokultureller Entwicklungen.
Dies ist extrem wichtig für unser Verständnis des Phänomens der Übersetzung. Ihre soziale und
politische Rolle wird erst vor dem Hintergrund des historischen Prozesses der Entstehung von
Nationen klar. Erst in diesem Kontext erlangt Übersetzung eine Bedeutung, die über einen rein
linguistischen Horizont hinausreicht und ein kulturelles und politisches Phänomen wird, etwas, was
wir heute „kulturelle Übersetzung“ nennen.
Aber was ist eigentlich Übersetzung?
Die traditionelle Theorie der Übersetzung versteht sie als ein binäres Phänomen: Es gibt immer
zwei Elemente eines Übersetzungsprozesses, einen originalen Text in einer Sprache und seine
sekundäre Produktion in einer anderen Sprache. Es ist daher ihre Beziehung zum Original, die jede
Übersetzung entscheidend bestimmt. Diese Beziehung kann verschieden sein. Für Schleiermacher
zum Beispiel hat eine Übersetzung zwei Hauptmöglichkeiten: Sie kann entweder den/die LeserIn
dem/r AutorIn näher bringen oder den/die AutorIn dem/r LeserIn, d.h. den originalen Text in der
Übersetzung so verständlich wie möglich zu machen.
Schleiermacher zog die erste Option vor, was impliziert, dass Übersetzung auf der Seite des/r
LeserIn ein gewisses „Gefühl des Fremden“ oder, wie Schleiermacher schreibt: das „Gefühl, dass sie
Ausländisches vor sich haben“.
Das ist typisch für die frühe romantische Theorie der Übersetzung. Sie fürchtet sich nicht, wie
viele Leute glauben, vor Verfremdung. Im Gegenteil begrüßt sie das Eigenartige, Verschiedene und
Fremde. Humboldt drängt ÜbersetzerInnen sogar dazu, der Fremdheit einer ausländischen Sprache
gegenüber treu zu sein und diese Fremdheit in ihren Übersetzungen zu artikulieren. Sonst würden sie
— nicht das Original, wie man glauben könnte — betrügen, sondern ihre eigene Sprache, ihre eigene
Nation. Warum? Weil für Humboldt die Treue der Übersetzung eine patriotische Tugend darstellt.
Der Zweck der Übersetzung ist es nicht, die Kommunikation zwischen zwei verschiedenen Sprachen

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und Kulturen zu erleichtern, sondern die eigene Sprache aufzubauen und, da Humboldt Sprache und
Nation gleichsetzt, ist das eigentliche Ziel der Übersetzung die Errichtung der Nation.
Aber das Konzept der kulturellen Übersetzung, wie wir sie heute verstehen, ist nicht aus der
traditionellen Übersetzungstheorie entstanden, sondern eher aus ihrer radikalen Kritik, wie sie zum
ersten Mal durch Walter Benjamin am Beginn der 20er Jahre in seinem bahnbrechenden Essay: „Die
Aufgabe des Übersetzers” artikuliert wurde. In seinem Text — und dies ist grundsätzlich neu —
entledigt sich Benjamin nämlich der Idee des Originals und damit auch des gesamten Binarismus der
traditionellen Übersetzungstheorie. Eine Übersetzung bezieht sich für Benjamin nicht auf den
originalen Text, sie hat nichts zu tun mit Kommunikation, ihr Ziel ist nicht die Übermittlung von
Bedeutung usw. Er illustriert die Beziehung zwischen dem so genannten Original und der
Übersetzung, indem er die Metapher der Tangente verwendet: Übersetzung ist wie eine Tangente,
die den Kreis (das Original) nur an einem einzigen Punkt berührt und danach ihrem eigenen Weg
folgt. Weder das Original noch die Übersetzung, weder die Sprache des Originals noch die Sprache
der Übersetzung sind fixierte und dauernde Kategorien. Sie werden in Raum und Zeit ständig
verwandelt.
Nota bene: Es gibt auch ein multikulturelles Konzept kultureller Übersetzung. Sein politisches
Ziel ist die Stabilität der liberalen Ordnung, die nur auf der Grundlage der friedlichen, interaktiven
Beziehungen zwischen verschiedenen Kulturen in Begriffen der so genannten multikulturellen
Kohabitation erlangt werden kann. Das ist der Grund, warum liberale MultikulturalistInnen
kulturelle Übersetzung immer als „interkulturelle“ Übersetzung verstehen.
Die amerikanische feministische Philosophin Judith Butler verwendet Konzept der kulturellen
Übersetzung, um eines der traumatischsten Probleme des postmodernen politischen Denkens zu
lösen — das Problem der Universalität. Für Butler bedeutet die Tatsache, dass keine Kultur
universale Gültigkeit beanspruchen kann, nicht, dass es heute nichts Universales in der Art gibt, in
der wir die Welt erleben. Die Universalität, die sie meint, ist auch zum Problem der transkulturellen
Übersetzung geworden. Sie ist ein Effekt von Prozessen der Ein- und Ausschließung.
Spivaks Konzept der Übersetzung räumt einfach ein, dass es keine direkte Übereinstimmung
zwischen beiden Sprachen gibt — sie können nicht im alten dialektischen Sinn durch einen
universalen dritten Begriff, der als dialektische Einheit beider funktioniert, aufgehoben werden.
Daher ist die einzige Möglichkeit einer Verständigung zwischen ihnen eine Art Übersetzung.
Aber wie funktioniert diese Übersetzung eigentlich? Wie es scheint, wurde die richtige Antwort
bereits 1943 gegeben — von Bertolt Brecht:
In Los Angeles vor den Richter, der die Leute examiniert / Die sich bemühen, Bürger der
Vereinigten Staaten zu werden / Kam auch ein Italienischer Gastwirt. Nach ernsthafter
Vorbereitung / Leider behindert durch seiner Unkenntnis der neuen Sprache / Antwortete er im
Examen auf die Frage: / Was bedeutet das 8. Amendment? zögernd: / 1492. Da das Gesetz die
Kenntnis der Landessprache dem Bewerber vorschreibt / Wurde er abgewiesen. Wiederkommend /
Nach drei Monaten, verbracht mit weiteren Studien / Freilich immer noch behindert durch die
Unkenntnis der neuen Sprache / Bekam er diesmal die Frage vorgelegt: Wer / War der General, der
im Bürgerkrieg siegte? Seine Antwort war: / 1492. (Laut und freundlich erteilt.) Wieder
weggeschickt / Und ein drittes Mal wiederkommend, beantwortete er / Eine dritte Frage: Für wie
viele Jahre wird der Präsident gewählt? / Wieder mit: 1492. Nun / Erkannte der Richter, dem der
Mann gefiel, dass er die neue Sprache / Nicht lernen konnte, erkundigte sich / Wie er lebte, und
erfuhr: schwer arbeitend. Und so / Legte ihm der Richter beim vierten Erscheinen die Frage / vor:
Wann / Wurde Amerika entdeckt: Und auf Grund seiner richtigen Antwort / 1492, erhielt er die
Bürgerschaft.

4. Referieren Sie den Text.

Хто не знає хрестоматійних: “Вовк та ягня”, “Лисиця і виноград”, “Ворона та лис”


тощо. У різних авторів вони по-різному варіюються, націоналізуються, обростають
суттєвими подробицями. Згадаймо при цьому хоча б Езопа, Федра, Лафонтена, Крилова,

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Глібова. Або ще “Псалми” Тараса Шевченка. Переспіви — це нормальне, звичайне явище
художньої літератури. Їх справедливо вважають оригінальними творами. Погано лише, коли
переспіви називають перекладами, як це зробили у свій час видавці “Байок” Микити
Годованця, який майстерно поєднував традиції української народної творчості і класичної
байки. Але він не був перекладачем, як це твердить, наприклад, навіть Літературна
енциклопедія (К., УРЕ.1988,т.І, с. 439), а писав свої, оригінальні твори на загальновідомі
“вічні” сюжети.
Що ж до “вільного” перекладу, то я назвав би його ліпше “свавільним”. Це буває тоді,
коли “перекладач” сваволить, спотворює текст і не зізнається в цьому. Такі
псевдопереклади з’являються сьогодні в Україні. Але критики їх поки що не помічають. На
стадії підготовки до друку з такими, з дозволу сказати, перекладами, мають велику мороку
видавці, намагаючись “дотягнути” хоч до якоїсь кондиції. Але, оскільки напружені
видавничі плани підганяють, гроші задіяні, то доводиться видавати, яке є. І тоді обізнаний
читач бурчить у вузькому колі: “Як можна таке видавати!”. Такими перекладами грішать
переважно перекладачі-початківці, які хвацько беруться за переклад класиків світового
письменства чи науки, вважаючи, що їх перекладати легко, бо пишуть вони, бачте, дуже
просто. І невтямки такому горе-перекладачеві, що ця “простота” є геніальною. А набір
перших-ліпших значень (відповідників) зі словника, без урахування контексту є
профанацією оригіналу.
Найчастіше таке трапляється, коли перекладають з близьких мов. Тоді трапляються
курйози, на які у свій час звернув увагу ще Корній Чуковський, переглядаючи переклад
“Кобзаря” Тараса Шевченка на російську мову. Українське “пішла луна гаєм” там
перекладено як “взошла луна над лесом”, а повтор слів “мати, мати”, як “мать, мать”. Добре,
що хоч утретє не повторив російський перекладач слово “мать”, — зіронізував Чуковський,
— а то вийшов би повноцінний російський “мат”. Подібні недоладності трапляються часто,
коли перекладають з давньої мови, навіть з рідної, де знайомі слова несуть інший відтінок,
або й протилежні за змістом. Так, наприклад, у Теофана Прокоповича можна зустріти
вислів “позорище историческое”, який означає у нього ніщо інше, як “історичний огляд”. І
слово “презерватива” означає в нього зовсім не те конкретне, що сучасний читач має на
увазі.

1. Übersetzen Sie ins Ukrainische. Analysieren den Gebrauch der Verbformen des Textes.

Vom Gymnasialdirektor zum Lexikografen

1871 — Die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen war gerade zu Ende gegangen.
Kaiser Wilhelm I. hatte sich als Deutscher Kaiser behauptet und das Deutsche Kaiserreich
ausgerufen.
Hatte man die beinahe babylonischen Sprachverhältnisse in der Vergangenheit noch nicht
bewusst wahrgenommen, wurde die Notwendigkeit einer einheitlich geregelten deutschen
Rechtschreibung durch die Reichsgründung überdeutlich.
Konrad Duden lebte zu dieser Zeit in dem kleinen thüringischen Städtchen Schleiz, wo er das
ansässige Gymnasium leitete. Schon seit Beginn seiner Lehrtätigkeit hatte sich Duden mit dem
Phänomen Rechtsschreibung auseinandergesetzt und orthographische Besonderheiten seiner
Schüler sorgfältig dokumentiert. Durch den täglichen Umgang mit ihnen wurde er in seinem
Bestreben, die Lösung der Rechtschreibproblematik in Angriff zu nehmen, bestärkt. So
veröffentlichte er bereits 1872 seine Schrift „Die deutsche Rechtschreibung“, in der er
Lösungsvorschläge zur Überwindung der Misere aufzeigte.
Konrad Duden hatte erkannt, dass zum damaligen Zeitpunkt nur ein Wörterbuch, das
sich auf die preußischen Regeln stützte, eine Chance hatte, sich auch in den anderen
deutschen Staaten durchzusetzen.

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Auch Adalbert Falk, preußischer Kultusminister, hatte die Dringlichkeit der Situation erkannt.
Deshalb berief er im Jahre 1876 die „1. orthographische Konferenz“ in Berlin ein, an der namhafte
Sprachwissenschaftler aus dem ganzen Reich teilnahmen. Ebenfalls mit von der Partie war Konrad
Duden.
Schon bald nach Beginn der Veranstaltung zeichnete sich eine Spaltung der Anwesenden in
zwei große Lager ab, die bis zum Ende nicht mehr überwunden werden konnte. Trotz dieser
Differenzen einigte man sich darauf, die erarbeiteten Ergebnisse schriftlich festzuhalten. Doch die
ganze Arbeit war letztendlich umsonst. Als Bismarck die Einführung dieses Regelwerks für die
preußischen Behörden ablehnte, schlossen sich ihm die Verantwortlichen der anderen Staaten an.
Logische Konsequenz daraus war, dass die einzelnen deutschen Staaten die Sache wieder selbst in
die Hand nahmen und jeweils eigene Regelwerke erstellten. Damit war die Konferenz offiziell
gescheitert — man war wieder am Ausgangspunkt angekommen.
Mit diesem Status quo wollte sich Duden nicht abfinden. Er nahm sich die preußischen und
bayerischen Rechtschreibregeln vor und machte sich in seinem stillen Kämmerchen an die Arbeit.
1880 war der große Augenblick gekommen. Duden publizierte sein 27 000 Stichwörter und 187
Seiten starkes „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ im Verlag
Bibliographisches Institut in Leipzig. Dieser erste aller Duden, der so genannte „Urduden“, sollte
zwar in erster Linie in der Schulpraxis Anwendung finden, doch war er so verfasst, dass man ihn
auch darüber hinaus verwenden konnte. Dudens Wörterbuch schuf die Grundlage für eine
einheitliche deutsche Rechtschreibung — und Duden selbst gilt zu Recht heute als deren „Vater“.
Zu diesem Zeitpunkt übernahm Duden noch alle Überarbeitungen persönlich. Doch spätestens
mit der „2. orthographischen Konferenz“ im Jahr 1901 gehörte der Einzelkämpfer Duden
endgültig der Vergangenheit an. Alleine konnte er dieses Arbeitspensum unmöglich bewältigen.
Und so scharte er einen kleinen erlesenen Mitarbeiterstab um sich — die Geburtsstunde der
Dudenredaktion.
Der Dudenverlag gehört heute zum Unternehmen Bibliographisches Institut & F. A.
Brockhaus AG. Die Dudenredaktion, so ihr Leiter, Dr. Matthias Wermke, „bleibt dem Anliegen
Konrad Dudens nach einer einfachen, einheitlichen und für jedermann leicht anwendbaren
deutschen Rechtschreibung verpflichtet.” Und der Duden gilt sozusagen als Gesetzbuch für die
gültige Rechtschreibung im deutschsprachigen Raum und seit vielen Jahrzehnten ist er eines der
meistverkauften Bücher. Der Duden in seiner aktuellen 24. Auflage aus dem Jahr 2006 beinhaltet
130 000 Stichwörter.

2. Übersetzen Sie ins Deutsche.

Український правопис
Український правопис сформувався на основі правописних традицій давньоруської
мови, що ґрунтувалися на фонетичному принципі, за яким написання має відбивати вимову.
Засади давньоруського правопису використовувалися в українській писемності 14-16 ст. У
кін. 16 — на поч. 17 ст. в українському правописі усталився історико-етимологічний
принцип, який зберігався до поч. 19 ст. Разом з тим, протягом 16-18 ст. в ньому формуються
нові традиції, пов'язані з переозвученням літер алфавіту відповідно до живої української
вимови.
Від 1876 до 1905 на Східній Україні через заборону української мови літературу
друкували російською абеткою згідно з російським правописом. Лише після 1905 знову
з'явилася можливість книгодрукування українською мовою, у зв'язку з чим стала
актуальною і проблема правопису. Усі книжки, українські газети й журнали, що виходили в
Наддніпрянській Україні 1905-14рр., друкувалися трохи видозміненою кулішівкою,
спопуляризованою шкільними підручниками і «Словарем української мови» за редакцією Б.
Грінченка.
У середині 19 ст. в Галичині робилися спроби латинізації українського алфавіту.

11
Після здобуття Україною незалежності Центральна Рада 17 січня 1918 видала «Головні
правила українського правопису», але вони не встигли впровадитися в практику. У травні
1919 Українська Академія наук схвалила «Найголовніші правила українського правопису»
(вид. 1921), які стали основою всіх наступних правописів. У 1933 правопис було
переглянуто і значно перероблено (вилучено літеру ґ змінено правило вживання роду в
деяких іншомовних словах, скасовано пом'якшення іншомовного л тощо).
В кінці 30-х рр. постало питання про нове врегулювання українського правопису.
Новий проект українського правопису за редакцією М. Грунського, підготовлений у 1940,
через воєнні обставини не було прийнято. Після деяких уточнень і виправлень у 1946
вийшов «Український правопис», а в 1960 — його 2-е, доповнене й виправлене І видання.
Третє видання «Українського правопису» 1990 базується, як і попередні, на фонематичному
принципі, який доповнюється морфологічним.

3. Übersetzen Sie ins Ukrainische. Analysieren den Gebrauch und die Übersetzung der
Attribute.

Im Haus der fremden Sprache

Anziehungspunkt für Übersetzer aus aller Welt ist der kleine niederrheinische Ort Straelen.
Dort finden Sie im ,,Europäischen Übersetzer-Kollegium" ein Refugium für ihre Arbeit, den Austausch
mit Kollegen und eine erstklassige Bibliothek.
Eine Atmosphäre klösterlicher Abgeschiedenheit und wohltuender Stille empfängt den Besucher
des Übersetzer-Zentrums. Das glasüberdachte Atrium erinnert an einen schlichten Kreuzgang, fordert
in seinen Gängen zu konzentrierter Arbeit auf. Um diesen lichtdurchfluteten Innenhof verteilen sich
die buchtragenden Reihen der zweigeschossigen Bibliothek, das Herzstück des denkmalgeschützten,
verwinkelten Ensembles aus sechs miteinander kommunizierenden Häusern. In einige der 30
Appartements hat sich die Bibliothek mittlerweile vorgearbeitet, was das Gespräch fördern kann unter
den geduldigen Dienern am fremden Wort, am Wort „ihres" Autors.
Primär als Arbeitsstätte, aber eben auch als Ort der Begegnung, war „das Internationale
Arbeitszentrum für literarische und geisteswissenschaftliche Übersetzer" in Straelen von Anfang an
konzipiert. Es ist das weltweit erste und einzige Haus dieser Art. Sein Entstehen verdankt es einer
Aktion des „Europäischen Übersetzer-Kollegiums" im Jahre 1978. Hauptinitiator war der
renommierte Beekett-Übersetzer Elmar Tophoven. Ihm gelang es mit Idealismus und Beharrlichkeit
die Politiker seiner Geburtsstadt Straelen für die Verwirklichung seiner Vision eines internationalen
Refugiums für die Zunft der Übersetzer zu gewinnen. Die Stadtväter des 10.000 Einwohner
zählenden niederrheinischen Gemüse-und Blumenstädtchens sind andere Kulturen und Sprachen
gegenüber schon durch die Nähe zu den Niederlanden aufgeschlossen.
Finanziell möglich gemacht wird die Arbeit des Kollegiums durch das Engagement des
Ministeriums für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-
Westfalen, das die gesamten Betriebskosten des Hauses trägt und es ermöglicht, dass das Wohnen
und Arbeiten im Europäischen Übersetzer-Kollegium für professionelle literarische Übersetzer
grundsätzlich kostenlos ist, denn deren wirtschaftliche Lage ist meist so schlecht, dass sie wie auch
immer geartete "Benutzergebühren" nicht aufbringen könnten.
Verschiedene deutsche und europäische Institutionen (z.B. die Kommission der Europäischen
Gemeinschaften, die Robert Bosch Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst) stellen
darüber hinaus Aufenthaltsstipendien für Straelen zur Verfügung.
Außerdem werden von weiteren Bundesländern (z. B. Baden-Württemberg, Berlin,
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Schleswig-Holstein) an ansässige "Landeskinder"
Straelen-Stipendien vergeben. Die Bewerbungs- und Auszahlungsverfahren erfolgen jeweils über
die zuständigen Kultusministerien, die Ihnen auch die notwendigen Informationen über die
Modalitäten mitteilen.

12
Übersetzer, die noch nicht im Kollegium gearbeitet haben, bewerben sich mit der Liste ihrer
bisher publizierten Übersetzungen und der Angabe des gewünschten Termins.
Sie arbeiten, wie sich gezeigt hat, ganz selbstverständlich mit den gerade Anwesenden
zusammen. Denn in einem Kreis von gleich Qualifizierten und gleich Interessierten ergibt es sich
notwendigerweise von selbst, formlos und zwanglos (aber überaus fruchtbar) miteinander
nachzudenken, nachzuschlagen und Tips und Hinweise auszutauschen.
Viele Gäste übersetzen aus dem Deutschen oder ins Deutsche. Das Kollegium steht aber
natürlich auch Übersetzern mit anderen Sprachkombinationen offen.
Mehrere tausend Übersetzungen sind im Laufe der Jahre im Übersetzer-Kollegium
entstanden.
Günter Grass' "Blechtrommel" wurde in Straelen von Sonja Friedland ins Russische übersetzt
und seine „Rättin“ ins Finnische; Fuad Rifka, Beirut, arbeitete im Kollegium an der
Neuübersetzung der Bibel ins Arabische; Ljubomir Iliev übersetzte Goethes "Faust" ins
Bulgarische; Ngo Quang Phuc aus Hanoi bereitete die vietnamesische Fassung vor, die 2001 in
Hanoi/Vietnam erschienen war. Goethe "Italienische Reise" ins Norwegische von Sverre Dahl;
Dürrenmatt "Durcheinandertal" ins Tschechische von Jana Zoubková; "Die unendliche
Geschichte" von Michael Ende ins Japanische von Maniko Meda und Mariko Sato; Juli Zeh
"Adler und Engel" ins Polnische von Sława Lisiecka; Fontane "Unterm Birnbaum" ins Ungarische
von Miklós Györffy; Otfried Preußlers "Krabat" ins Ukrainische von Volodymyr Vasyluk. Sten
Nadolnys „Die Entdeckung der Langsamkeit“ wurde innerhalb von vier Jahren in fünf Sprachen
übersetzt.
Mit dem seit 2001 verliehenen Übersetzerpreis, den das Übersetzer-Kollegium gemeinsam
mit der Kunststiftung NRW vergibt, verfügt das Haus über ein weiteres Instrument, um gezielt
herausragende Leistungen auf dem Gebiet des literarischen Übersetzens zu fördern.
Seit 2002 beherbergt das Übersetzer-Kolleg auch einen im Turnus von drei Monaten
wechselnden „Translator in Residence“. Er soll durch Lesungen und Vorträge dem interessierten
fachfremden Publikum Einblicke in ein zur Kunst erhobenes Handwerk ermöglichen, ohne dass
wir Leser zweifellos um viele unserer eindrücklichsten Lese-Erlebnisse ärmer wären.

4. Übersetzen Sie ins Ukrainische.


Ziele der DAAD
Die fünf Ziele der DAAD sind: Die Förderung ausländischer Nachwuchseliten, um künftige
Führungspersönlichkeiten in Wissenschaft und Kultur, Wirtschaft und Politik als Partner und
Freunde für Deutschland zu gewinnen.
Der DAAD fördert die fachliche und persönliche Qualifizierung ausländischer
Nachwuchseliten an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen durch die Vergabe von
Stipendien, die überwiegend aus Mitteln des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert werden. Zielgruppen sind
Studierende, Praktikanten, Doktoranden und Wissenschaftler, die von unabhängigen
wissenschaftlichen Kommissionen aus einer Vielzahl von Bewerbern ausgewählt werden. Der
DAAD betreut seine Stipendiaten über die konkrete Förderung in Deutschland hinaus und bildet
damit ein weltweites Netzwerk von Führungspersönlichkeiten, die Deutschland zugeneigt sind.
Die Förderung deutscher Nachwuchseliten, um sie als künftige Führungspersönlichkeiten in
Wissenschaft und Kultur, Wirtschaft und Politik im Geiste internationaler und interkultureller
Erfahrungen weltoffen zu qualifizieren. Der DAAD fördert die fachliche und persönliche
Qualifizierung hervorragender deutscher Studierender, Praktikanten, Graduierter und
Nachwuchswissenschaftler, die von unabhängigen wissenschaftlichen Kommissionen aus einer
Vielzahl von Bewerbern ausgewählt werden. Er ermöglicht ihnen Studien- und
Forschungsaufenthalte an den besten Hochschulen im Ausland. Dazu vergibt er Stipendien, die
überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert werden,
betreut sie, soweit möglich und nötig vor Ort und hält mit ihnen als Alumnen auch nach Ende des
Stipendiums Kontakt.

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Die Förderung der Internationalität und Attraktivität der deutschen Hochschulen, damit
Deutschland eine erste Adresse für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt bleibt bzw.
wieder wird. Der DAAD fördert die Entwicklung und Einführung inhaltlich anspruchsvoller,
international wettbewerbsfähiger Studien- und Forschungsangebote für qualifizierte ausländische
Studierende, Graduierte und Wissenschaftler, die ihrerseits zu hervorragender Lehre und
Forschung bei uns beitragen. Desgleichen fordert und unterstützt der DAAD die Schaffung
gastfreundlicher Rahmenbedingungen (Ausländerrecht, Betreuung u.a.m.) und unterstützt die
Hochschulen durch Informations- und Werbeaktivitäten bei ihrer Positionierung auf dem
internationalen „Bildungsmarkt“. Angestrebt wird eine Verdoppelung der Zahl ausländischer
Studierender an den deutschen Hochschulen auf mindestens 10 Prozent. Entsprechend soll der
Anteil deutscher Studienbewerber, die einen Studienabschnitt im Ausland verbringen, ebenfalls
verdoppelt werden, und zwar auf 20 Prozent. Nur gemeinsam mit den besten ausländischen
Studierenden, Graduierten und Wissenschaftlern kann Deutschland die Qualität seiner
wissenschaftlichen Institutionen erhalten und entwickeln.
Die Förderung der Germanistik und deutschen Sprache, Literatur und Landeskunde an
ausgewählten ausländischen Universitäten, um Deutsch als wichtige Kultur- und Verkehrssprache
zu stärken und das Interesse, die Kenntnis und die Sympathie für Deutschland und sein kulturelles
Erbe zu befördern. Der DAAD fördert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes die Germanistik, die
deutsche Sprache und Landeskunde sowie die zugehörige Lehrerausbildung (Multiplikatoren) an
ausländischen Hochschulen durch Lektorate, Stipendien und besondere Veranstaltungen und
Publikationen. Zusätzlich baut er an ausgewählten ausländischen Spitzenuniversitäten
Deutschlandzentren zur Ausbildung des Nachwuchses an Deutschlandexperten auf. Auch im
Inland ist Deutsch als Fremdsprache (DaF) für den DAAD aufgrund der Bedeutung der
Sprachkenntnisse für die Zulassung ausländischer Studierender an den Hochschulen ein wichtiges
Thema. Dazu gehört u.a. die Entwicklung und der Einsatz eines weltweit einheitlichen Sprachtests
sowie die Förderung des studienbegleitenden Deutschunterrichts für Ausländer an deutschen
Hochschulen.
Die Förderung des wissenschaftlichen Fortschritts in Entwicklungsländern und den
Transformationsländern in Mittel- und Osteuropa, um deren wirtschaftlichen und demokratischen
Reformprozess zu unterstützen. Der DAAD fördert, überwiegend aus Mitteln des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, den Aufbau
leistungsstarker und langfristig selbsttragender Hochschulstrukturen in den Entwicklungs- und
Transformationsländern. Schwerpunkte sind Aus- und Fortbildung des
Hochschullehrernachwuchses und sonstiger Fach- und Führungskräfte durch Stipendien in
Deutschland sowie die Entwicklung von Partnerschaften mit deutschen Hochschulen. Auch hier
gehört der Aufbau nachhaltiger Netzwerke mit den Geförderten zum Erfolg des Programms. Der
Aufenthalt dieser Studierenden und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen fördert darüber
hinaus bei uns das Verständnis für die Entwicklungsländer und die Notwendigkeit der
entwicklungspolitischen Zusammenarbeit.

5. Übersetzen Sie ins Deutsche.


Ґете-Інститут
Ґете-Інститут — це всесвітня мережа культурних центрів Федеративної Республіки
Німеччини.
Він популяризує вивчення німецької мови за кордоном і підтримує міжнародну
співпрацю в культурній сфері, подає детальну інформацію про культурне, суспільне й
політичне життя Німеччини.
Мережа Ґете-Інститутів, Ґете-центрів, культурних товариств, читальних залів,
екзаменаційних центрів та центрів вивчення німецької мови виконує центральні завдання
культурної й освітньої політики за кордоном. Крім того, Ґете-Інститут виступає як партнер
громадських і приватних культурних організацій, а також федеральних земель, міських
муніципалітетів і господарчих підприємств.

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Матеріал для своєї роботи Ґете-Інститут черпає з розмаїтого відкритого суспільства
Німеччини і живої німецької культури, поєднуючи досвід та уявлення партнерів у
Німеччині й за кордоном зі своєю фаховою компетентністю і працюючи в партнерському
діалозі. Ґете-Інститут є партнером для всіх, чия діяльність тісно пов’язана з Німеччиною,
німецькою мовою й культурою; працює на власну відповідальність і політично незалежний.
Ґете-Інститут готовий до вирішення культурно-політичних питань, поставлених
глобалізацією, й розробляє інноваційні концепції гуманного світу, побудованого на
взаєморозумінні, в якому культурне розмаїття сприймалося б як багатство.
Ґете-Інститут у Києві поставив перед собою такі завдання:
 виступати посередником та співучасником у німецько-українському діалозі в
культурній та освітній сферах;
 сприяти зростанню й підтриманню симпатії та інтересу до Німеччини;
 надавати інформацію про Німеччину;
 сприяти вивченню німецької мови в Україні;
 підтримувати діалог між Європою та східноєвропейськими культурами.
Основними напрямками роботи у сфері культури є зустрічі між українськими й
німецькими художниками й інтелектуалами, презентація сучасної німецької культури й
підтримка німецько-української співпраці на цьому терені.

Modul 3

1. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische. Beachten Sie die lexikalischen und
grammatischen Besonderheiten des publizistischen Textes.

Der König von Deutschland

Er bestimmt, was produziert wird, wer regiert und wie gedacht wird. Ihn belauern die
Parteien, der Staat und die Wirtschaft. Der Durchschnittsdeutsche ist das Phantom der Republik,
belauscht, geröntgt und inzwischen durchsichtiger, als ihm lieb ist.
Thomas Müller hat im vergangenen Jahr 42,9 Kilogramm Obst gegessen, er hat 540 Gläser
alkoholische Getränke zu sich genommen, hat im Schlafanzug geschlafen, gut 1200 Stunden lang
ferngesehen, zu den Geburtstagen gab es Sekt, zu Weihnachten neue Musik-CDs, er fährt mit dem
Auto zur Arbeit und hatte 117-mal Sex mit seiner Frau. Er ist ein Mann ohne Geheimnis.
Sabine Müller hat im vergangenen Jahr 57,3 Kilogramm Obst gegessen, sie hat 229 Gläser
alkoholische Getränke zu sich genommen, hat im Nachthemd geschlafen, ab und zu einen Kuchen
gebacken, mehr als 1400 Stunden lang ferngesehen. Im Wohnzimmer hat sie eine Orchidee
aufgestellt, zu Weihnachten eine Nordmanntanne, und 117-mal hatte sie Sex mit ihrem Mann. Sie
ist eine Frau ohne Geheimnis.
Zwei Wochen pro Jahr machten die Müllers Urlaub, im eigenen Land, und zu Neujahr 2008
wogen sie, der Völlerei der Weihnachtsfeiertage wegen, 370 Gramm mehr als vor dem Fest.
Thomas ist 45, 1,79 Meter groß, er bringt im Monat 3702 Euro brutto nach Hause und 83,5
Kilogramm auf die Waage, ein bisschen zu viel. Sabine, seine Frau, ist drei Jahre jünger als er, sie
misst 1,66 Meter und wiegt knapp 67 Kilo, sie arbeitet halbtags, trägt die Haare halblang, schmeißt
den Haushalt allein und liebt es, Horoskope zu lesen.
Seit 17 Jahren sind die beiden verheiratet und ihr einziges Kind, Alexander, wurde im
Sommer vorigen Jahres 15 und war mit 14 zum ersten Mal von einem Mädchen geküsst worden.
In Köln leben die Müllers, warum nicht, aber weil an dieser Familie alles merkwürdig ist,
findet sich ihr Wohnzimmer in Hamburg, im dunklen Klinkerbau der Werbeagentur Jung von
Matt, und das kann nur heißen: Die Müllers sind eine Fiktion. Die Durchschnittsdeutsche, der
Durchschnittsdeutsche, die deutsche Musterfamilie. Die "häufigsten Deutschen". Es gibt sie, es
gibt sie nicht. Aber auf jeden Fall braucht es sie.

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Jung von Matt braucht sie, denn die Werber wollen möglichst viele Menschen, am besten alle
Deutschen, mit ihren Ideen erobern. Wer dies unternimmt, muss seine Opfer kennen, und Jung von
Matt kennt sie sehr gut. Die Agentur, eine der kreativsten im Land, hat unsere Sprache um "Geiz
ist geil" und "Du bist Deutschland" bereichert, ihre gesammelten Werke haben Autos und
Margarine, Möbeln, Kinderspielzeug und Sparkassen ein Gesicht gegeben, einen Spruch, ein Bild,
einen Merksatz.
Um auch in Zukunft ein "Ideenkraftwerk" zu bleiben, verfiel die Agentur vor vier Jahren
darauf, das Wohnzimmer der Müllers zu erschaffen. Kompiliert aus allerlei statistischen Daten,
aus Umfragewerten, Meinungsanalysen, Verkaufszahlen, angereichert noch durch Ortstermine in
20 real existierenden Familien, erbau- ten sie die durchschnittliche gute Stube Deutschlands samt
Raufasertapete, Zimmerpflanze und Nippes auf dem Sideboard. Der Raum dient jetzt für
Sitzungen. Die Kreativen tagen hier. Die Strategen der Agentur. Mitten im Leben, gewissermaßen.
Mitten in Deutschland.
Wer das Zimmer leibhaftig betritt, hat das irritierende Gefühl, dass die Bewohner nur
Augenblicke zuvor den Raum verlassen hätten, um sich in der Küche ein Brot zu schmieren oder
im Keller die Wäsche aufzuhängen. Aber da ist keine Küche. Kein Keller.
Das Zimmer wird je nach Trend und Nachrichtenlage aktualisiert, die Trainees der Agentur
amtieren als "Wohnzimmerpfleger", sie müssen die Fernsehzeitschrift jeden Tag umblättern, die
Zimmerpflanzen gießen, das Bücherregal bestücken. "Moppel-Ich" kam in den vergangenen
Jahren hinzu, für Sabine Müller, neue Bände "Harry Potter", "Endlich Nichtraucher!", "Sorge dich
nicht, lebe!", und demnächst werden die jüngsten Bestseller in der hellhölzernen Schrankwand
stehen, gleich neben dem Band: "Richtig reisen - Mallorca", für Thomas Müller.
Der Deutsche dekoriert ansonsten mit Tier- und Familienbildchen, er streicht die Wände gern
gelb, und auf der Sofakante sorgen Plüschtiere für Wärme.
All das zu wissen ist für Werbeagenturen so wichtig wie für Wirtschaftsunternehmen. Denn
der Durchschnittsdeutsche ist der Herrscher über die Volkswirtschaft, er bestimmt, was gekauft
wird, was produziert wird. Herauszubekommen, wie er denkt und was er will, ist auch für die
Parteien alltägliche Forschungsroutine. Sie wollen für ihn da sein, nicht unbedingt wie er wollen
sie sein, die Politiker, aber sie wollen zumindest so tun, als wären sie wie er. Ihre ganze Politik
zielt auf ihn, auf die Mitte, selbst, wenn die Mitte zahlenmäßig langsam schrumpft. Und Medien,
die nicht darauf hören, was er hören, lesen und sehen will, sind dem Untergang geweiht. So ist der
Durchschnittsdeutsche der wichtigste Mensch im Land, umschwärmt und belauert von Wirtschaft,
Politik und Öffentlichkeit, er ist der König von Deutschland, belächelt, verachtet, gefürchtet.
Wer sich auf die Suche nach ihm macht, wer sich einlässt auf die Verallgemeinerung, arbeitet
an einem Phantombild, unscharf in den Details, aber deshalb nicht weniger faszinierend. Jeder
Mensch befragt sich nach der eigenen Nähe, dem eigenen Abstand zum "Normalen". Jeder will
dabei besonders sein, individuell erkennbar, originell, und jeder bewegt sich dabei doch viel öfter,
als er ahnt, in der großen Karawane namens Durchschnitt. Und selbst der größte Individualist, der
glaubt, ein Unikum zu sein, misst sein Lebensglück im Abstand zu ihm, dem Menschen, der das
Maß der Mitte ist. Dabei ist klar: Den Deutschen gibt es nicht, wenn überhaupt gibt es sie, die
Deutsche, und ihn, den Deutschen.
Gleichförmiger, als es uns bewusst ist, fällen wir alltägliche Entscheidungen, manche geboren
aus aufgezwungener Notwendigkeit, andere getroffen in ungezwungener Freiheit. Wie aber kommt
es, dass jahrelang das leuchtende Rot die häufigste deutsche Autofarbe war? Und dass sich danach
fast alle, als hätten sie sich heimlich verabredet, auf Graumetallic verständigten — und seit
neuestem auf Schwarz?
Selbst private, buchstäblich individuelle Entscheidungen wie die Namensgebung der Kinder
folgen klaren Mustern und Moden, wenn die Pauls und Maxe, die Maries und Hannahs erst
jahrzehntelang aussterben, um dann mit Macht wiederzukehren. Werden Kinder bald wieder Ernst
heißen? Wilhelm? Elfriede? Und warum? Welchen Kriterien folgen wir? Wovon lassen wir uns
leiten? Was ist Freiheit?

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Die Lage ist paradox. In diesen Jahren, in denen die totale Individualisierung von den einen
zelebriert, von den anderen als Quelle allen Unheils gegeißelt wird, macht sich doch gleichzeitig
auch schläfrige Uniformität breit. Im Groben und Ganzen betrachtet, sind es nur ein paar wenige
Großkonzerne, die uns einkleiden und uns mit Accessoires ausstatten, sie möblieren unsere
Wohnungen, beliefern uns mit Elektronik für den Freizeitvertreib, sie bestücken unsere Computer
mit der immergleichen Software, sie servieren uns das Essen, fix und fertig vorgekocht, sie
vertreiben uns die Zeit mit gleichgeschalteten Spielen, nach Feierabend liefern Hollywood und Co.
die perfekt formatierten Sehnsüchte, und fast überall singt Herbert Grönemeyer "Mensch" dazu.
"Everyone is an original", so wurde einst für Zigaretten geworben, und bei "Du darfst" sagten
sie fast 20 Jahre lang: "Ich will so bleiben, wie ich bin". Aber wie bin ich? Was bin ich? Herr
meines Lebens oder Produkt meiner Umwelt? Immer sind diese Fragen gestellt worden, aber nie
wurden so fieberhaft Antworten auf sie gesucht, und nie war die Datenfülle so reich. Das
Statistische Bundesamt, die Landesämter, sie durchleuchten alle zentralen Aspekte unseres Lebens
mit immer weiter perfektionierten Methoden, sie lassen uns Tagebücher schreiben und Listen
unserer "Zeitverwendung" im Zehnminutentakt, und in komplizierten Verfahren entwerfen sie die
grobe Richtung der ganzen Herde.
Aber der moderne Mensch wird nicht nur von Amts wegen geröntgt, er wird vor allem von
der Wirtschaft studiert. Banken, Versandhändler, Telefondienstleister durchleuchten das
Individuum, sie wollen wissen, ob der Einzelne kreditwürdig ist, und wer zu oft seine Rechnungen
nicht bezahlt hat, fällt beim sogenannten Scoring unten durch.
Die Marktforscher in der Wirtschaft aber sind nicht am Einzelnen interessiert, sie suchen den
Durchschnittsmenschen, das Gesicht der Masse. Die Kondom-, die Tiefkühl-, die
Zigarettenindustrie, die Schnittblumenimporteure, die Scotch-Brenner, die Sportverbände, sie alle
wollen wissen, wie wir leben, was wir denken, was wir tun und was wir lassen, was wir mögen,
was wir hassen, wie wir eigentlich ticken.
Überall liegen Daten vor über die Gewohnheiten der Deutschen: Die Gesellschaft für
Konsumforschung etwa weiß, welche Fernsehprogramme wir wie lange schauen, ob unsere Lust
am Geldausgeben steigt oder sinkt und welche Anschaffungen wir planen.
Das Statistische Bundesamt weiß, wie wir wohnen, wie viel Miete wir bezahlen, was wir
verdienen, der ADAC und die Autoversicherer wissen, wer welche Autos bevorzugt und wer am
häufigsten Unfälle verursacht. Sexualforschungsinstitute liefern Zahlen übers Sexleben, die
Bierbrauer über den Bierkonsum, Verkehrsexperten kennen die Zahl der Kilometer, die der
Durchschnittsdeutsche täglich im Stau steht. Die Gewerkschaften wissen über die Arbeitswelt
Bescheid und die Krankenkassen über die Gründe fürs Krankschreiben.
Wie würden wir leben, wenn wir wirklich Lieschen Müller wären, wenn wir Sabine Müller
hießen und Thomas Müller, mit einem Wohnzimmer in Hamburg. Der Witz ist aber: Wir sind
tatsächlich diese fiktiven Menschen, eben mehr oder minder, jedenfalls in weit größerem Maß, als
wir annehmen. Bei Jung von Matt sind die Besucher des Wohnzimmers oft schockiert darüber, wie
sehr es den eigenen vier Wänden wirklich ähnelt, und sie nehmen die Erkenntnis mit, dass wir uns
alle immer relativ zur sozialen Gemeinschaft verhalten, die uns umgibt, und offenkundig nutzen
wir unsere Freiheit oft dazu, auf Freiheit und Individualität zu verzichten.

17
2. Referieren Sie den Text.

Wie die Deutschen arbeiten


Wer aus dem Bus steigt, der S-Bahn oder dem eigenen Wagen, die letzten Meter zurücklegt,
auf dem Weg von zu Hause zum Arbeitsplatz, auf den warten schon lange nicht mehr Werkbänke
oder Fließbänder, sondern Monitor, Tastatur und Maus. Nur noch rund ein Drittel der
Arbeitnehmer hämmert, schweißt, schraubt, lötet. Die anderen sind vorwiegend am Tippen.
Sie sitzen in Büros und navigieren durchs Netz, erstellen Präsentationen, Berichte,
Kalkulationen auf flachen Monitoren. Sie sitzen allein, zu zweit, in Gruppen. Telefone umgeben
sie alle, Drucker, Faxgeräte und Scanner. Künstliches Licht erhellt die Räume, und Akten türmen
sich in ihrem Rücken.
Mehr als die Hälfte der zwölf Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen
arbeiten in fünf Berufsgruppen: 3,1 Millionen sitzen im Büro, 1,1 Millionen sind
Krankenschwestern oder Arzthelferinnen, eine Million Verkäuferinnen und eine weitere Million
lehren und erziehen. Und über eine halbe Million putzen.
Lehrerin, Ärztin, Krankenschwester, Sängerin, das sind die Traumberufe junger Mädchen,
Jungs wollen immer noch Lokführer, Polizist oder Soldat werden. Oder Computerfachmann. Die
Wirklichkeit sieht so aus: Frauen sind Bürokauffrau, Arzthelferin, Friseurin und Kellnerin. Und
die Männer? Immer weniger sind Kfz-Mechaniker, Maler, Elektriker, Tischler. Gut 40 Prozent
aller Männer und Frauen finden, dass man beim Chef, zumindest gelegentlich, schleimen muss,
um vorwärtszukommen.
Von den 35 Millionen abhängig Beschäftigten in Deutschland arbeiten nur zwölf Prozent
motiviert in ihrem Unternehmen, mehr als zwei Drittel machen Dienst nach Vorschrift, und jeder
Fünfte hat innerlich bereits gekündigt: Der Erfolg der deutschen Volkswirtschaft ruht auf den
Schultern einer Minderheit. In diesem Jahr verschwendeten die Deutschen zudem 26 von 192
Arbeitstagen mit unnötigen Verwaltungsarbeiten und durch mangelnde Absprachen. Das entspricht
160 Milliarden Euro oder rund sieben Prozent des Bruttosozialprodukts.
Durchschnittlich arbeiten die Deutschen, wenn man die Teilzeitbeschäftigten einbezieht, 30,3
Stunden pro Woche, 1960 waren es noch 41,4 Stunden.

3. Referieren Sie den Text.

Wie die Deutschen ausgehen


Er blickt in den Saal, Singles, Ehepaare, Kegelclubs, 400 Menschen, sie essen, trinken. Sie
werden gleich zum Discofox übergehen, gegen 21 Uhr wird die Party in Schwung kommen, der
Mann kennt die Choreografie des Abends genau, er hat sie selbst entwickelt.
Stephan Niebuhr weiß: Männer gehen häufiger als Frauen ins Kino und zu Rock- und
Popkonzerten. Sie verabreden sich öfter für die Disco, rauchen dort seltener, flirten aber mehr.
Männer wechseln im Laufe eines Abends seltener das Lokal als Frauen und geben gleichzeitig
mehr Geld aus. Sie setzen knapp zwei Drittel ihres Getränkebudgets in Bier um und mögen im
Club oder der Disco eher harte Bässe als weiche Töne. Durchschnittlich verbringt jeder deutsche
Mann pro Tag sieben Minuten in der Kneipe oder in der Disco.
Der 48-jährige Niebuhr ist der Chef im "Dorf Münsterland", Direktor eines Spaßdorfs
westlich von Münster, das so durchschnittlich ist, dass sich jeder hier wohlfühlen soll. Niebuhrs
Job ist, jeden Freitag und Samstag für vier-, fünftausend Gäste die Party des Lebens zu
veranstalten.
Seit 30 Jahren arbeitet er in der Gastronomie und beobachtet sorgenvoll, wie Deutschland
auswärts trinkt und feiert — nämlich seltener. Stephan Niebuhr sagt, die Deutschen hätten
Ansprüche entwickelt, sie seien beim Ausgehen wählerisch, schwerer zu beeindrucken.
"Der Gast ist sensibler geworden", sagt er. Frauen sitzen abends und am Wochenende
häufiger als Männer in der Oper oder im Theater, fünf Prozent treffen sich einmal im Monat zum
Stammtisch. In der Disco bevorzugen Frauen Longdrinks und Cocktails, selten trinken sie Bier.

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Niebuhrs Dorf hat eine Fläche von 19 Fußballfeldern, vier Kneipen stehen dort, zwei Discos,
eine Konzerthalle, ein Hotel, vier Restaurants und Imbissbuden, ein ganzes Universum des
Vergnügens. Für eine gute Bilanz benötigt der Dorfchef den gesamten Querschnitt der
Gesellschaft: Dachdecker, Sekretärinnen, Rechtsanwälte, 18-Jährige, 60-Jährige, das ganze Party-
und Ausgeh-Deutschland. Im Prinzip, sagt Stephan Niebuhr, wolle er jeden.
Obwohl die Jugend in der Disco am liebsten House- und Dance-Musik hört, spielen seine DJs
in verschiedenen Kneipen und Discos gleichzeitig AC/DC, Wolfgang Petry und Faithless. Er kann
es sich nicht leisten, nur die jungen Leute zu bedienen.
"Jeder will möglichst viel haben und möglichst wenig zahlen", sagt Stephan Niebuhr. Er sitzt
jetzt im "Plückers", einer Kneipe mit Bowlingbahn und Polstersesseln, gestaltet für das Publikum
40 plus. Niebuhr konkurriert mit dem Sofa im Wohnzimmer: Schon die Jugend hört lieber Musik,
guckt Fernsehen oder surft im Internet als auszugehen. Seinem Dorf geht der Nachwuchs aus.
Niebuhr, der enthaltsame Chefkonstrukteur des Exzesses, Manager des strukturierten
Frohsinns, glaubt nach 30 Jahren in der Gastronomie zu wissen, was Sabine und Thomas Müller
mögen: Sie lieben die Nähe, das Vertraute; sie hassen helle Räume, sie hassen die Leere. Niebuhr
kann im "Dorf Münsterland" Wände verschieben und damit Kneipen verkleinern. Er dimmt das
Licht, damit es schummrig wird. Er spielt bekannte Hits, nichts hassen die Müllers mehr als ein
unbekanntes Lied, sie wollen nicht irritiert werden.

4. Übersetzen Sie іns Ukrainische.

Wenn Deutsche „nein" meinen, sagen sie „nein"


Deutsche Manager aus der Sicht ausländischer Geschäftspartner

„Unschlagbares Team“
Louis Thannberger, 6l, ist Präsident des Pariser Finanzhauses Europe Finance et Industrie, das
sich auf die Börseneinführung von Mittelständlern spezialisiert hat.
Zusammenspiel: Die Franzosen respektieren die Deutschen, aber sie lieben sie nicht; die
Deutschen lieben die Franzosen, aber sie respektieren sie nicht. Dabei sind wir ein unschlagbares
Team, wenn wir französische Kreativität und deutsche Gründlichkeit miteinander kombinieren.
Gut zu wissen: Deutsche schätzen durchaus Arbeitsessen und persönliche
Arbeitsbeziehungen. Sie sollten aber nie das Gefühl bekommen, dass das Geschäft zu kurz kommt.
Sonst werden sie unleidlich.
Kleidung: Das Gros der deutschen Manager bevorzugt den italienischen oder britischen Stil.
Gelegentlich neigen sie dazu, ihren Wohlstand und ihre Macht durch piekfeine Kleidung zu
demonstrieren.
Bei Tisch: Wir Franzosen sind oft herablassend, wenn es um fremde Küchen geht. Diese
Herablassung soll man gegenüber Deutschen ablegen. Mokieren Sie sich ja nicht über regionale
Spezialitäten. Kein Deutscher erwartet Heuchelei, aber wenn Sie Liebhaber von Weißwurst oder
Reibekuchen sind — umso besser.
Stoff für Gespräche: Beginnen Sie das Gespräch über eine schöne Region in Deutschland.
Angehörige der Bildungselite werden das Kompliment erwidern und mit Ihnen über ihre Reisen in
Frankreich oder französische Weine reden. Neben der frankophilen Elite gibt es aber auch den
Kaufmann, der mit Frankreich nur die Staus in Paris oder hohe Autobahngebühren verbindet. Ich
empfehle für diesen Fall technische Themen oder Sport.
Tabuthemen: Bei Themen wie Globalisierung oder Wirtschaft neigen Deutsche dazu, ihr
amerikanisiertes Denken als Messlatte für Franzosen zu verwenden.
Verhandlungsstil: Interpretationskünste sind bei Deutschen nicht nötig. Wenn Deutsche
„nein" meinen, sagen sie „nein" und nicht: Darüber müssen wir noch nachdenken.
„Zu langsam“

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Chris Yang, 30, ist Marketingleiter bei Motorola und dort für die Außenwerbung in ganz
China verantwortlich. Zuvor hat Yang das erste private Stadtmagazin in Peking aufgebaut. In
beiden Jobs arbeitete er immer wieder mit Deutschen zusammen.
Zusammenspiel: Die Deutschen sind sehr effizient, aber manchmal auch unflexibel. Ständig
wandelnde Unternehmensstrategien sind im boomenden China durchaus üblich. Das liegt den
Deutschen nicht. Das Schnellste an Deutschland sind die schnellen Autos.
Gut zu wissen: Die Deutschen sind sehr nachdenklich. Wenn ein Projekt schon vorbei ist,
denken sie noch immer darüber nach, dass es auch zehn andere Wege zürn Ziel gegeben hätte. Wir
schauen in die Zukunft, weil wir ein besseres Leben wollen. Die Deutschen wollen eher an dem
festhalten, was sie haben. Allerdings arbeiten sie mehr als die Franzosen. Deswegen geht es der
Wirtschaft gut.
Kleidung: In Meetings muss man nicht nur einen Anzug anhaben, sondern auch den richtigen.
Also keinesfalls Kunstfasercashmere tragen! Generell gilt: Lieber zu formell als zu leger. Und je
legere, desto entscheidender wird das Markenimage.
Bei Tisch: Manchmal geht es bei Geschäftsessen förmlicher zu als bei Verhandlungen. Erst in
der deutschen „Kneipe" werden die deutschen Manager locker. Dann knöpfen sie sich auch den
Kragen auf.
Stoff für Gespräche: Es freut die Deutschen immer, dass wir Chinesen uns so gut im
deutschen Fußball und mit deutschen Autos auskennen. Wem es nicht zu blöd ist, über Bier zu
reden, sollte das Thema anstoßen: Bier ist in beiden Ländern das Nationalgetränk.
Tabuthemen: Den Deutschen zu erklären, dass die meisten Chinesen keine Hunde essen, ist
sehr schwierig. Sie werden dann sehr emotional. Tatsächlich kommt die Sitte, Hunde zu essen, aus
Korea.
Verhandlungsstil: Deutsche sind sehr gewissenhaft und wollen alles bereits im Voraus
abschätzen. Sie wollen sich sicher fühlen, bevor sie etwas Neues anfangen. Ihre Genauigkeit ist
schon beeindruckend.
„Seniorität wichtig"
Maseya Michael Nagata, 38, ist heute Chef des Wertpapierhandels der HypoVereinsbank in
Tokio. Zuvor arbeitete er bei der Mitsubishibank, die ihn unter anderem nach Düsseldorf
beorderte. Insgesamt lebte Nagata zwölf Jahre in den USA und in London und ist mit einer
Deutsch-Japanerin verheiratet.
Zusammenspiel: Vorurteile — insbesondere negative — gibt es in Bezug auf deutsche
Manager kaum. Eher sehe ich viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Völkern: Wir schätzen die
Wertarbeit, können aber dafür einfach nicht so gut präsentieren und uns verkaufen wie zum
Beispiel die Angelsachsen.
Gut zu wissen: Mit dem Generationswechsel werden auch die Deutschen lockerer. Bei
Älteren aber zählen gute Manieren eine Menge. Titel und Seniorität sind ihnen sehr wichtig. Ein
bisschen Spaß lockert die Atmosphäre auf. Aber man darf nicht zu weit gehen und sollte unbedingt
bei der Tagesordnung bleiben.
Kleidung: Die Deutschen sind sehr förmlich bei der Kleiderordnung, aber nicht jeder trägt
einen Anzug. Ein Sakko tut es in der Regel auch.
Bei Tisch: Bei Tischsitten tendieren die Deutschen dazu, viel förmlicher zu sein als ihre
europäischen Nachbarn, Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Die meisten Außenstehenden
denken, die Deutsche trinken nur Bier. Aber wenn man ihre Weine kennt — es müssen nicht
unbedingt deutsche sein — hilft das sehr, über den Abend zu kommen. Wenn Sie ein Problem
damit haben, laden Sie sie in eine Sushi-Bar ein. Sushi ist erstaunlicherweise auch in Deutschland
sehr beliebt. Hier muss man sich dann um Tischmanieren keine Gedanken machen.
Stoff für Gespräche: Ferien und Urlaub sind das beste Gesprächsthema. Daran haben alle
Manager Interesse.
Tabuthemen: Ich kenne eigentlich kein besonderes Thema, das ich nicht ansprechen würde.
Verhandlungsstil: Wie die Japaner wollen auch die Deutschen viele Leute wie möglich
zufrieden stellen. Anders als bei den knallhart geldorientierten Angelsachsen überwiegt das

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Harmoniebedürfnis. Statt geradliniger Projekte läuft viel über Verhandlungen hinter
verschlossenen Türen.
„Sinn für Humor"
Thomas Moriarty ist Geschäftsführer und Gründer der gleichnamigen PR-Agentur Thomas
Moriarty Corporate Communications in der Nähe von London. Moriarty ist zudem Mitglied im
Council der Deutsch-Britiscben Handelskammer.
Zusammenspiel: Die Deutschen leben, um zu arbeiten; die Briten arbeiten, um zu leben. Trotz
mancher Vorurteile stellen fast alle Briten überrascht fest, dass die Deutsehen durchaus Sinn für
Humor haben. Die Deutschen ihrerseits finden schnell heraus, dass sich hinter der vorgeblichen
Lässigkeit der Briten ein gesunder Geschäftssinn verbirgt.
Gut zu wissen: Egal, was Sie tun, in Deutschland beginnen sie früher damit. Ähnliches gilt für
die Rangordnung der Tagesordnungspunkte: Für die Briten ist stets der oberste Punkt auf der Liste
entscheidend, für die Deutschen sind es alle — von ganz, oben bis ganz unten.
Kleidung: Die Berufsgewohnheiten gleichen sich hier mehr oder weniger. Obwohl in
deutschen Büros legere Kleidung inzwischen öfter zu sehen ist, sind Anzug — oder zumindest
Sakko und Krawatte — bei Meetings nach wie vor ein Muss. Ziehen Sie sich nie zu grell an. Das
wirkt bestenfalls unreif, schlimmstenfalls vulgär.
Bei Tisch: Was bei uns keinen stört, gilt in Deutschland a1s unfein: die Kartoffeln mit dem
Messer zu schneiden (man teilt sie mit der Gabel), mit den Fingern zu essen oder Reste auf dem
Teller zu lassen.
Stoff für Gespräche: Briten beginnen die Mahlzeit wortlos oder murmeln alberne
Bemerkungen wie „Was haben wir denn da". Wenn Sie zum Essen „Guten Appetit" sagen, werden
Sie Eindruck machen. Übrigens: Die Deutschen setzen das Verb an das Satzende, was uns Briten
nervös macht. Wir glauben, hinhaltende Spannung sollte allein im Krimi vorkommen.
Tabuthemen: Falls Sie auf eine angenehme Konversation aus sind, erwähnen Sie nicht die
Berliner Mauer oder Politik. Fast alle anderen Themen sind erlaubt.
Verhandlungsstil: Wenn A gleich B und B gleich C, dann folgt daraus für einen Deutschen
zwangsläufig, dass A gleich C ist. Briten fühlen sich bei dieser Denkweise etwas unbehaglich.

5. Übersetzen Sie іns Deutsche.

Ділова культура

Німецькій діловій культурі властиві такі риси, як прагнення до порядку,


дисциплінованість, пунктуальність, економність. Всі зустрічі призначаються завчасно.
Досить несхвально сприймаються раптові пропозиції, зміни. Одягаються строго, для жінок з
ділового одягу виключаються брюки. Дуже високо ціниться професіоналізм. Разом з тим
німці достатньо комунікабельні, люблять повеселитися, розважитися.
Вірогідніше німців вступлять в ті переговори, в яких вони бачать можливість знайти
вирішення проблеми. Зазвичай німці дуже старанно відпрацьовують свою позицію, в ході
переговорів обговорюють питання послідовно, одне за одним. Вони люблять наводити
факти і приклади, небайдужі до цифр, схем, діаграм. Під час перемовин з ними потрібно
бути логічним в аргументації і точним у викладенні фактів. Цінують чесність і прямоту.
При укладанні угод наполягають на жорсткому виконанні взятих зобов’язань, а також на
виплаті високих штрафів в разі їх невиконання.
Англійці характеризуються діловитістю, шанують власність, традиції. В спілкуванні
дуже стримані і педантичні, що іноді сприймається як замкнутість. В бесідах цінують
вміння слухати, в ділових стосунках важливою для них є пунктуальність. В Англії
поширене правило «дотримуйся формальностей». Звернення на «ти» до англійця абсолютно
недопустимо, так як і звернення до будь-кого на ім’я без спеціального дозволу. Говорити з
англійцем про справи після закінчення робочого дня вважається поганим тоном, навіть тоді,
коли ви зі своїм діловим партнером вечеряєте.

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На відміну від німців англійці меншою мірою готуються до переговорів. Вони
підходять до них прагматично, вважаючи, що в залежності від позиції партнера може бути
знайдено краще рішення і в ході обговорення. При цьому вони досить гнучкі і охоче
відповідають на ініціативу протилежної сторони. Англійці вміють терпляче вислухати
співрозмовника, що, однак, не завжди означає їхню згоду. Грубою вважається поведінка,
коли занадто багато говорять, тобто, як вважають англійці, силою нав’язують себе іншим.
За традицією англієць стриманий в думках, уникає категоричних тверджень, старанно
обходить в розмові будь-які особисті моменти, тобто все те, що було б розцінено як
втручання в приватне життя. У них високо розвинуте почуття справедливості, тому у
ділових стосунках ведуть чесну гру.

Modul 4

1. Übersetzen Sie die Texte ins Ukrainische.

Gesellschaft
Was war da los, Herr Mukhallisi?
Der belgische Priester Mansur al-Mukhallisi, 70, über die Anschläge auf Kirchen in Bagdad

"Außer dem Altar steht fast nichts mehr in meiner Kirche, der St.-Georg-Kirche in Karada.
Alles ist abgebrannt, die Wände sind eingestürzt. Frühmorgens, um Viertel nach fünf, explodierte
die Bombe an der Eingangstür. Am gleichen Tag wurden auf vier weitere Gotteshäuser Anschläge
verübt. Wir hatten Glück, niemand war um diese Zeit in der Straße unterwegs, bei uns gab es nicht
einmal Verletzte. Zum Gottesdienst am nächsten Tag kamen nur sehr wenige aus meiner
griechisch-katholischen Gemeinde. Die meisten verlassen ihre Häuser jetzt nicht mehr. Unter
Saddam wurden wir Christen toleriert. Aber jetzt, da Extremisten hier einen Gottesstaat einrichten
wollen, werden Christen verfolgt. Ich werde den Irak aber nicht verlassen. Ein Hirte lässt seine
Schafe nicht im Stich."

Fliegende Küchen

Hartmut Mehdorn, der Chef der Deutschen Bahn, verkündete, dass künftig die Speisewagen
abgeschafft werden sollten — sie seien unwirtschaftlich und brächten Verluste in Millionenhöhe.
Doch die Bahnfahrer protestierten: Sie wollten nicht von muffigen Bahnangestellten abhängig
sein, die auf ihren Rollwagen ebenso muffige Brötchen durch die Gänge bugsieren. Auch wenn die
Speisewagen längst nicht mehr den Glanz vergangener Tage ausstrahlten, sie waren beim Kunden
beliebter, als Mehdorn dachte — er musste seine Ankündigung schließlich zurücknehmen. An die
große Zeit der Speisewagen erinnert jetzt eine Ausstellung, die Anfang November im Deutschen
Technikmuseum Berlin eröffnet wird. Sie zeigt, wie die ersten Bahnhofsrestaurationen entstanden
und die ersten Speisewagen in den Zügen eingerichtet wurden, die damals noch "Fliegende
Küchen" hießen und sechs Mann Besatzung hatten. Der legendäre "Rheingold"-Zug, Speisekarten
aus dem 19. Jahrhundert, edles Geschirr — das alles erinnert an den Luxus, der einst mit dem
Speisen im Zug verbunden war. Heute bedienen gerade noch zwei Mann die Mikrowelle im ICE-
Bordrestaurant — und das fast zu Preisen, als würden sie eine Sterne-Küche spazieren fahren.

Nackte fürs Büro

In vielen Büros ist es ausdrücklich verboten, den Internet-Zugang des Arbeitgebers zu nutzen,
um private Aktiendepots umzuschichten, in Tauschbörsen zu stöbern oder Sexseiten zu besuchen
— oftmals wird sogar protokolliert, wohin die Angestellten so surfen. Dank einer getarnten
Internet-Seite können Arbeitnehmer nun zumindest die oberflächlichen Kontrollen austricksen und

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trotz Verbots vom Bürorechner aus Sexbilder ansehen. Die Seite heißt financepage.co.uk, kommt
aus Großbritannien und sieht auf den ersten Blick so aus wie eine ganz normale Seite mit
Wirtschaftsnachrichten: Geldanlage, Versicherungen, Goldkurse. In einer Ecke ist allerdings ein
Link versteckt, der schließlich zu den nackten Frauen führt — ein "Panic Button" neben den Fotos
führt bei Gefahr schnell wieder zurück zur Wirtschaft. Wer das Angebot zu häufig nutzt, muss
damit rechnen, trotz Tarnung aufzufallen: Fotos verursachen mehr Datenverkehr als Text — und
das dürfte selbst den arglosesten Webmaster irgendwann auf die Spur bringen.

2. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische. Beachten Sie die Übersetzung der Realien.

Jagd aufs goldene Vlies


Um die Wolle der Vicuñas, die teuerste Naturfaser der Welt, ist ein heftiger Kampf entbrannt:
Händler und Indios streiten um den Profit.

Bevor der Indio Salvador Herrera, 79, auf die Jagd geht, zieht er seinen besten Anzug an. Er
bindet eine Krawatte um, seine Schuhe hat er auf Hochglanz poliert. An einem klirrend kalten
Morgen steht er auf dem Hauptplatz von Lucanas, einem Dorf in den peruanischen Hochanden.
Geduldig wartet er wie viele andere auf einen Platz auf der Pritsche eines Lastwagens.
Jagdzeit ist Festzeit in Lucanas, das war schon so zu Zeiten der Inkas. Einige Männer werden
von ihren Frauen gestützt: Sie haben die ganze Nacht durchgezecht und sind immer noch vom
Calentito benommen, dem Hochland-Grog.
Dreißig Kilometer vor Lucanas, auf der 4600 Meter hohen Steppe von Pampa Galeras, stoppt
die Fahrzeugkarawane. Etwa 200 Indios spannen ein zwei Kilometer langes Seil. Auf ein Signal
hin setzt sich die Menschenkette mit dem Tau in Bewegung.
Die Indios scheuchen Hunderte Vicuñas auf, die wie Lamas und Alpacas zur Gattung der
höckerlosen südamerikanischen Kleinkamele gehören. Langsam treiben die Häscher sie über die
Steppe, nach zwei Stunden ist die Herde auf über tausend angewachsen. Der einzige Fluchtweg
führt direkt in ein Gehege. Als alle Tiere in den Korral gelaufen sind, schließen die Indios rasch
das Gatter. Ein Kazike steigt auf ein Podest, versprüht Schnaps und Kokablätter und dankt den
Göttern. Mit geübten Handgriffen schert er ein Tier, dann entlässt er es in die Freiheit. Der
Chaccu, die Schur wilder Vicuñas, ist offiziell eröffnet.
Vicuñawolle ist die edelste Naturfaser der Welt, dreimal so fein und viermal so teuer wie
Kaschmir. Ein Kilogramm wird für bis zu 500 Dollar gehandelt. Die Edelschneider in Mailand und
London reißen sich um das "Gold der Anden", wie der Stoff wegen seiner Färbung genannt wird.
Schon die Inkas wussten das "Gewirk der Götter" zu schätzen. Sie hatten den Auftrieb
perfektioniert, bis zu 50 000 Indios beteiligten sich an den Menschenketten.
Vicuñas lassen sich nicht domestizieren wie Lamas und Alpacas, deshalb wurden sie in der
Neuzeit rücksichtslos von Wilderern gejagt. Ganze Herden mähten sie mit Maschinenpistolen
nieder. Zu Inka-Zeiten lebten schätzungsweise zwei Millionen Tiere in den Hochanden, 1964 war
ihre Anzahl in Peru auf 5000 Exemplare zusammengeschmolzen. Dank des Washingtoner
Artenschutzabkommens erholte sich der Bestand bis Ende der achtziger Jahre allein in Perus
nationalem Vicuña-Reservat Pampa Galeras auf 17 000 Tiere. Die Einwohner von Lucanas
besannen sich auf die schonende Jagdtechnik ihrer Vorfahren; Entwicklungshelfer der deutschen
Gesellschaft für technische Zusammenarbeit berieten sie bei der Wiedereinführung der Chaccus.
Zum ersten Treiben reiste Präsident Alberto Fujimori an. Er warf sich einen Poncho über und
versprach, den Handel mit der Wolle unter bestimmten Auflagen freizugeben. Fujimori übertrug
das Handelsmonopol einer Gemeinschaftsorganisation der beteiligten Dörfer. Ein "Rat für
südamerikanische Kleinkamele" (Conacs) sollte das Geschäft kontrollieren.
Im vergangenen Jahr brachte der Chaccu von Lucanas rund 320 000 Dollar ein. Das Geld
müsste die armen Dörfer der Hochanden eigentlich längst in blühende Städtchen verwandelt
haben. Doch in Lucanas, das sich stolz "Welthauptstadt der Vicuñas" nennt, gibt es nicht einmal

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ein Bewässerungssystem, bei jeder Dürre trocknen die Brunnen aus. "Wir sind ein Opfer der
Korruption", klagt Chaccu-Veteran Herrera. Um dem Filz beizukommen, gab Perus Präsident
Alejandro Toledo den Handel mittlerweile frei.
Doch trotzdem ist um die Vicuñawolle ein neuer Krieg entbrannt. Die Wilderei hat wieder
zugenommen, schwer bewaffnete Banden stellen den Tieren mit Hubschraubern und Motorrädern
nach. Anfang vergangenen Jahres folterten und ermordeten sie einen Parkwächter; jüngst
erschossen sie einen Polizisten.
Als ungekrönter Vicuña-König gilt ein gedrungener Typ mit grauer Windjacke und
schwarzem Hut: Alfonso Martínez. Er habe mit dem Erlös der Wolle dunkle Kreditgeschäfte
getätigt, raunt man in den Dörfern.
Heute feiert er mit Kongressabgeordneten und anderen Honoratioren beim Chaccu von
Lucanas. Freibier fließt in Strömen, aus der Hauptstadt Lima sind Wagenladungen hübscher
Mädchen eingetroffen.
Nur dem alten Herrera wird der Zutritt zum Gehege verwehrt: Er gilt als Störenfried, weil er
angeblich die Bauern aufwiegelt. Dabei hat er den Campesinos nur vorgerechnet, wie das Geschäft
mit Alpacawolle läuft, das nie Beschränkungen unterlag: Da kriegen die Züchter nur zwei Dollar
pro Kilo. "Der Zwischenhandel macht das Geschäft", sagt Herrera. "So wird es uns auch ergehen."
Der Preis für Vicuñawolle werde fallen, prophezeit auch Germán Freyre, Direktor der
Textilfabrik Incalpaca: "Die Produktion wächst."
Einer ist für die neuen Zeiten bestens gerüstet: Alfonso Martínez. Er importiert neuerdings
mobile Zäune aus den USA. Die kommen billiger als die Menschenketten der Chaccus.

3. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Der Spenderskandal
Wie ein Amerikaner über das Internet eine neue Niere erhielt

Für eine neue Niere sind 295 Dollar kein zu hoher Preis, selbst dreimal 295 Dollar nicht. Bob
Hickey brauchte eine, er hätte wohl auch mehr bezahlt.
Hickey, 58 Jahre alt, Frührentner aus Edwards in Colorado, eine Niere vom Krebs zerfressen
und entfernt, die zweite ebenfalls krank. Er spürt, dass er nicht mehr viel Zeit hat.
Dreimal die Woche geht Hickey zur Dialyse, seit 1999 wartet er auf ein Spenderorgan.
Vielleicht findet sich 2005 eine passende Niere, wer weiß. 60 000 Amerikaner stehen auf der
Warteliste, jeden Tag sterben 16, die zu lange warten mussten. Es gibt zu wenig Organspender.
Und dann, Anfang dieses Jahres, hört Hickey im Radio von diesem neuen Internet-Service,
matchingdonors.com, zu Deutsch etwa: passende Spender. Er tippt die Adresse ein.
Bei matchingdonors geht es darum, Menschen zu finden, die bereit sind, ein Organ
herzugeben - und zwar jetzt, nicht erst, wenn sie tot sind. Sie dürfen dafür kein Geld verlangen,
denn das wäre Organhandel, und der ist verboten. Lebendspender können zum Beispiel
Knochenmark geben. Das ist vergleichsweise gefahrlos, es macht nur kaum jemand. Ein gesunder
Mensch kann sogar auf eine seiner Nieren verzichten, ohne dass es ihn beeinträchtigt.
295 Dollar kostet die Mitgliedschaft pro Monat. Hickey bucht für drei Monate, dann darf er
sich in eine Datenbank eintragen: Name, Alter, Krankheit. Dazu E-Mail-Adresse, Wohnanschrift,
Telefonnummer, Lebenslauf, Beruf, medizinische Daten. Nichts bleibt privat, das ist das Prinzip
von matchingdonors. Ein potenzieller Spender soll die Empfänger kennen lernen, er soll sich
rühren lassen von ihrem Schicksal. Und er soll wählen dürfen, wer am Ende das Organ erhält. Bob
Hickey lädt noch ein Foto von sich hoch.
Es funktioniert besser als erwartet. Drei Monate später haben fast 500 Menschen Kontakt zu
ihm aufgenommen, über die Hälfte davon Frauen. Manche wollen ihm nur Glück wünschen,
manche verlangen Geld, obwohl das verboten ist.
Hickey ist ein stattlicher Mann, sein Spender müsste deshalb mindestens 1,75 Meter groß sein
— damit fallen praktisch alle Frauen weg.

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Auf der Dialysestation hat Hickey jetzt eine Beschäftigung. Er telefoniert, fragt nach, gibt
Auskunft, er arbeitet die Liste ab: noch hundert Kandidaten, noch zwei Dutzend, noch zehn.
Endlich wieder hat er das Gefühl, sein Schicksal in die Hand zu nehmen.
Am Ende bleibt genau ein Spender übrig: Robert Smitty, 32 Jahre alt, ein Lkw-Fahrer aus
Chattanooga, Tennessee, 2000 Kilometer entfernt. Smitty ist groß genug, er hat die richtige
Blutgruppe. Und er will, sagt er, einmal im Leben etwas richtig Großes tun. Etwas, worauf er stolz
sein kann und seine zehnjährige Tochter auch.
Die beiden Männer telefonieren jetzt fast täglich miteinander. Smitty erzählt, dass er zufällig
auf matchingdonors gestoßen sei, eigentlich habe er sich nur über Organspenden nach dem Tod
informieren wollen. Erst Hickeys Steckbrief habe ihn überzeugt, Lebendspender zu werden. Es
wäre die erste per Internet vermittelte Nierenverpflanzung.
Über Geld, so beteuern beide, reden sie nicht. Hickey wird seinem Spender Flug, Unterkunft
und Verdienstausfall erstatten, alles in allem rund 5000 Dollar. Das ist erlaubt.
Am Morgen des 18. Oktober liegen die Männer nebeneinander im Narkoseraum des St.-
Luke's-Hospitals in Denver. Die Infusionsnadeln stecken in den Armen, es ist halb sieben, in einer
Stunde soll es losgehen, der Anästhesist wartet noch auf das Okay des Ärzteteams. Um Viertel
nach acht geht er nachsehen, wo die Kollegen denn bleiben.
Ein paar Minuten später tritt der Chefarzt in den Raum, er hat eine schlechte Nachricht: "Ich
werde Sie nicht operieren", sagt er. Er habe gerade erst erfahren, auf welche Weise Spender und
Empfänger zusammengefunden hätten. Dass jemand an der Warteliste vorbei einen fremden
Spender finde, sei unfair, dass jemand übers Internet eine Niere spende, höchst verdächtig. Der
Arzt glaubt nicht, dass Smitty seine Niere aus reiner Menschenliebe hergeben will, und er glaubt
nicht, dass Hickey wirklich nur 5000 Dollar Spesen zahlt. Er vermutet, dass die beiden einen
heimlichen Deal haben.
Eine Schwester entfernt die Infusionsnadeln, die Patienten müssen sich wieder anziehen.
In seinem Hotel hängt Hickey sich ans Telefon, er redet mit Anwälten, Journalisten und
Ärzten, er gibt Radio-Interviews. Am nächsten Tag erscheinen die ersten Artikel, die Klinik gerät
unter Druck. Schließlich gibt es keinen Beweis für einen heimlichen Organhandel, die ethischen
Bedenken wirken auf einmal bürokratisch und kalt. Der Fall macht nationale Schlagzeilen, am
Ende gibt die Klinik nach.
Einen Tag später bekommt Hickey nun doch die Niere von Smitty eingepflanzt. Aus
humanitären Gründen, sagt der Arzt. Alles geht glatt.
Ob wirklich kein Geld geflossen ist, lässt sich nicht sagen.
In der vergangenen Woche stellte sich heraus, dass Hickey, der Empfänger, im Sommer einen
Oldtimer angeboten hat, für 40 000 Dollar. Wofür braucht er das Geld? Und Smitty, der
Nierenspender, hat eine kriminelle Drogen-Vergangenheit, Schwierigkeiten im Job und Schulden
bei seiner Frau. Ein Beweis ist das natürlich alles nicht.
"Ihr werdet keinen Beweis finden", sagt Smitty. "Und niemand kann Bob meine Niere wieder
wegnehmen."

4. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Der grausame Wüterich

Namenforscher Jürgen Udolph hat reihenweise Namen von berühmten Menschen


entschlüsselt - darunter auch die Familiennamen von Nazi-Massenmördern, von großen Ganoven
und kleinen Gaunern.
Jürgen Udolph, Professor für Onomastik an der Universität Leipzig. Der Namenforscher hat
alle Hände voll zu tun: Täglich erreichen ihn Dutzende, mitunter Hunderte von Mails von
Menschen, die über die Herkunft ihres Namens rätseln.
Nun hat der Wissenschaftler seine Nachforschungen mit seinem Co-Autor Sebastian Fitzek
als Buch herausgebracht: "Professor Udolphs Buch der Namen — woher sie kommen, was sie

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bedeuten". Mit detektivischer Akribie beschreibt er darin die Herkunft von Hunderten von Namen,
darunter viele Prominente. Ein Kapitel widmet Udolph dabei berühmten Gaunern und Ganoven,
ein anderes den bekanntesten Gesichtern des Nazi-Regimes.
Einen seinen Untaten angemessenen Namen trägt beispielsweise der Präsident des NS-
Volksgerichtshofes, Roland Freisler. Freisler heißt so viel wie "grausamer Wüterich". Einen
ursprünglich positiven Klang hatten dagegen die Namen Himmler und Goebbels. Dem Namen
Hitler hat sich Forscher Udolph besonders ausführlich gewidmet.
"Unter heutigen Gesichtspunkten behandelte Adolf Hitler seinen Nachnamen wie einen
Markenartikel. Er machte ihn von Anfang an bekannt und sorgte dafür, dass er Bestandteil der
deutschen Begrüßung wurde. Ein perfider, aber genialer Schachzug, der maßgeblich dazu beitrug,
dass die Person im deutschen Alltag allgegenwärtig war. Die Alliteration, also das zweimalige H-
von "Heil Hitler" verstärkte diese omnipräsente Wirkung nochmals.
Vereinzelt wurde in Fachkreisen und später in der Bevölkerung sogar die Frage gestellt, ob es
eine Naziherrschaft in diesen Ausprägungen überhaupt gegeben hätte, wenn Hitler anders geheißen
hätte. Genährt wurden diese Überlegungen zusätzlich von dem Gerücht, Hitler hätte in Wahrheit
einen anderen Familiennamen gehabt, und zwar Schickelgruber. Tatsächlich hat die Vorstellung
eines militärisch zackig herausgeschmetterten "Heil Schickelgruber" etwas Lächerliches an sich.
Bei diesem Namen handelt es sich um eine Zusammensetzung aus dem Dialektwort schickeln
"handeln, mit etwas Handel treiben, Vieh einkaufen und wieder verkaufen" und -gruber. Letzterer
ist auch als eigenständiger Familienname Gruber bekannt, wobei dieser sich natürlich von der
Grube ableitet, also einer "tief, niedrig gelegenen Stelle". Der Schickelgruber war folglich ein
Händler aus dem Ort Grube.
Ein Blick auf Hitlers Stammbaum allerdings entlarvt die Schickelgruber-Saga als modernes
Märchen: Der größte Massenmörder aller Zeiten wurde am 20. April 1889 abends halb sieben im
"Gasthof zum Pommer" in der österreichischen Kleinstadt Braunau am Inn geboren. Und zwar als
Adolf Hitler. Der Name Schickelgruber indes ist nicht völlig frei erfunden. Der vermutliche
Großvater Hitlers, der Vagabund Johann Georg Hiedler, heiratete 1842 eine Bauerntochter namens
Maria Anna Schickelgruber. Schon fünf Jahre vor der Ehe hatte er mit ihr ein Kind gezeugt und es
Alois genannt. Auch nach der Hochzeit wollte Johann Georg — aus welchen Gründen auch immer
— es nicht anerkennen. Alois behielt den Namen Schickelgruber, bis er vierzig war. Dann ging
einer von Johann Georgs Brüdern, Johann Nepomuk, im Jahr 1876 zum Gemeindepfarrer in
Döllersheim und veranlasste die Streichung des Eintrags "unehelich". Aus Schickelgruber wurde
qua Amtsverfügung Hitler und Alois lernte mit diesem Namen seine Frau Klara Pölz kennen. Er
hatte mit ihr einen Sohn, den späteren Reichskanzler Adolf Hitler.Ungeklärt ist bis heute, ob
Johann Georg Hiedler wirklich Hitlers Großvater war. Deshalb gibt es nach wie vor das Gerücht,
Hitler könne auch jüdische Vorfahren gehabt haben. Den Mädchennamen seiner Großmutter hat
Hitler jedoch nie besessen.
Diese Namenentwicklung ist wieder einmal in mehrfacher Hinsicht interessant. Einmal ist sie
ein Spiegel der damaligen Sittengeschichte. Andererseits gibt sie einen ersten Hinweis auf die
Entstehung des Wortes Hitler und damit auf dessen Bedeutung. Die bisherigen Forschungen über
den Namen Hitler haben die älteren Formen mit -d- wie Hidler und vor allem Hiedler kaum
beachtet. Sie gingen von einer Verbindung zu Hütte aus, was jedoch nach Hitlers Stammbaum
nicht überzeugend ist. Hinzu kommt, dass die Familiennamen Hütler und Hüttler in Deutschland
nur wenig bezeugt sind: Hütler findet sich viermal, Hüttler 74-mal. Die normale Ableitung von
Hütte ist aber nicht Hitler, sondern der Familienname Hüttner und den gibt es hierzulande
ungefähr 3500 Mal. Hitler leitet sich von Hiedler ab. Darin enthalten ist das bairische und
österreichische Dialektwort "Hiedl". Ein "Hiedl" ist ein unterirdischer Wasserquell oder Fluss, der
besonders in Kellern und Vertiefungen periodisch für Überschwemmungen sorgt. Eine Naturplage
also, die die Bevölkerung vorwiegend in den Gegenden der Sand- und Moorauen um München
heimsuchte. Der Name Adolf Hitlers hat also eine ärgerliche, aber dennoch harmlose Bedeutung.
Hitler war der Nachfahre von Menschen, die an einem zeitweise versiegenden Fluss- oder

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Wasserlauf gelebt haben. Bemerkenswert: Noch 1998 gab es im deutschen Telefonverzeichnis
einen Hitler im Schwarzwald und einen Hiedler im bayrischen Brannenburg.

5. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Die Zukunft ist echt falsch

Der typische bourgeoise Bohemien, kurz Bobo genannt, lebt in einer Altbauwohnung, kauft
seine Frühstückseier auf dem Biomarkt und erinnert sich gerne an seine glückliche Jugend mit
Sunkist und Wickie. Er möchte sich in einem kreativen Beruf selbst verwirklichen, hat aber nichts
dagegen, nebenbei reich zu werden. Er ist nicht mal unsympatisch, sieht sich selbst als
verantwortungsvoll, tolerant und durchaus politisch, obwohl man "da ja eh nichts erreichen kann".
Für die Autorinnen Judith Mair und Silke Becker ist der Bobo nicht nur der Prototyp der
Generation der zwischen 1965 und 1975 Geborenen, sondern noch viel mehr: Er ist ihr Feindbild.
Das liegt vor allem daran, dass sie selbst dieser Altersgruppe angehören und dass ihnen diese
harmlos-pragmatische Lebenseinstellung nicht fremd ist. "Aber", sagt Silke Becker, "nur eine
lustige Erinnerungscommunity zu sein, das reicht nicht". Und Judith Mair fügt hinzu: "Vor allem
beruflich erleben wir doch alle verschärfte Bedingungen, Anspruch und Wirklichkeit sind längst
auseinander gedriftet. Da kann man doch nicht mehr tatenlos zusehen."
Mit dieser Mischung aus Identifikation und Ablehnung haben sie ein Buch geschrieben, um
zu erklären, was mit ihrer Generation eigentlich los ist. "Fake for real. Über die private und
politische Taktik des So-tun-als-ob", heißt der Band; er liest sich wie eine originelle Sammlung der
gängigsten postmodernen und poststrukturalistischen Diskurse. Beispiellisten nehmen schon mal
eine ganze Seite ein, unzählige Zitate sind in Kästchen hervorgehoben. Das hat
Identifikationspotential, zumal die Autorinnen den Nerv der Zeit treffen, wenn sie darlegen, dass
heute, wo Arbeitslosigkeit zum Mainstream, Alter eine Frage der Einstellung und Identität eine
Pose geworden ist, neue Strategien entwickelt werden müssen, um mit dem eigenen Leben fertig
zu werden.
Konsumistische APO der Postmoderne
Als Zustandsbeschreibung einer Lifestyle-süchtigen und smart mit den Angeboten der
Konsumwelt jonglierenden Altersgruppe wäre das flott geschriebene Buch schon Leistung genug.
Doch Judith Mair und Silke Becker wollen mehr. Der privaten Dimension des So-tun-als-ob fügen
sie eine politische hinzu: Sie fordern eine neue Form der außerparlamentarischen Opposition. Die
werberelevante und marktkonforme Geisteshaltung der Bobos wird bei ihnen zum "politischen
Instrument der Nichteinverstandenen".
Was, platt gesagt, bedeutet, dass jemand, der mit der nötigen Portion ironischer Distanz
Markenklamotten kauft und Karriere macht, trotzdem revolutionär agiert. Das klingt erst einmal
nicht gerade überzeugend, sondern eher wie der hilflose Rehabilitationsversuch der vielzitierten
"Generation Golf". Doch beim Lesen des 285 Seiten starken Buches erweist sich die kühne These
als durchaus plausibel — allerdings nur, wenn man den eigenen Politikbegriff ziemlich weit
ausdehnt.
Tatsächlich ist es überholt, sich in einer Zeit, in der sich die einstige Trennlinie zwischen
Links und Rechts auflöst hat, immer noch auf einen eng gezirkelten Politikbegriff zu kaprizieren.
Ob man seine Aktionen nun politisch nennt oder nicht, frei nach der So-tun-als-ob-Strategie gilt:
Erlaubt ist alles, wenn sich nur etwas bewegt.

6. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Pfad der Erleuchtung

Berlin ist kreativ. Berlin ist günstig. Und deswegen ziehen immer mehr junge Künstler und
Galeristen in die Hauptstadt, vorzugsweise nach Mitte. Seit Mitte der 90er proben Pop und Kunst

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hier den Schulterschluss, in den besten Zeiten wusste man nicht sofort, ob man sich nun in einer
Galerie befand oder in einem Club. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten, und wo sich die Kunst-
Touristen drängeln, wird das Mitte-Maß schnell verdrängt vom Mittelmaß.
Eine Ortsbesichtigung. Philipp Haverkampf hat ein Problem. Der Mit-Inhaber der Galerie
contemporary fine arts hat seinen Arbeitsplatz im Berliner Kunstbezirk Scheunenviertel. Galerie
reiht sich hier an Galerie. Daneben Bars und Boutiquen. Das klassische Touristenziel, inklusive
Hektik, explodierender Mieten, Nepp. "Berlin-Mitte hat sich komplett gewandelt", bestätigt der
Mittdreißiger. "Die ganze Gastronomie hier, das sind Läden, in die man einmal reingeht, dann hat
man keine Lust auf ein zweites Mal. Es gibt schlechtes Essen, es ist verhältnismäßig teuer, wo
früher interessante Bars waren, sind jetzt aufgedonnerte Buden. " Künstler wohnen nur noch
wenige hier, die Mieten sind mittlerweile zu teuer. Die Durchmischung zwischen Kunstszene und
Nachtleben, für die Mitte in den 90ern bekannt war, hat sich verlagert nach Kreuzberg,
Friedrichshain und in den Wedding. Nur die Galerien sind noch da, zwischen den
Touristenströmen. Contemporary fine arts ist so etwas wie der Star der Berliner Galerienszene.
Künstler wie Jonathan Meese (34) und Daniel Richter (43) stellen hier aus, wilde, exzessive
Malerei und Skulptur, das kennt man auch jenseits elitärer Sammlerkreise — solche Crossover-
Kunst mit Querverweisen zu Pop und Trash wird in der restlichen Republik mittlerweile als
typisch für die Hauptstadt verstanden. Wer beispielsweise Meeses Bühnenbilder für die
Volksbühne gesehen hat, interessiert sich schnell auch für andere Arbeiten des Blut-und-Wut-
Künstlers. Und taucht dann bei Haverkampf in der Galerie auf. "Wir verstecken uns ein wenig,
damit nicht jeder Tourist hier reinläuft", schützt er sich vor der gar zu unkundigen Laufkundschaft.
"Das ist schlichtweg nur nervend. Die Leute, die wirklich wollen, müssen klingeln und damit eine
Barriere überwinden."
Ortswechsel. Einige Kilometer weiter westlich ist man immer noch in Mitte, aber nichts ist
aufgehübscht, Touristen verirren sich hier selten hin. Graue Häuserfronten, Ministerien, Ämter,
Institute der Humboldt-Uni. Hinter einem Mauerdurchschlupf entdeckt man die Galerie Neu.
Geschäftsführer Alexander Schröder war einer der Ersten, der in den 90ern die Gegend um die
Auguststraße als Kunstort entdeckte, mittlerweile ist er dem Trubel entflohen. Ein Schwerpunkt
von Neu sind in Berlin lebende Künstler, für die die Stadt trotz allem Hype weiterhin reizvoll
bleibt — darunter etablierte Namen wie Daniel Pflumm (37) und Gunter Reski (42). "Hier gibt es
nicht sehr viele reiche Sammler, aber die ständige Umwandlung dieser Stadt macht es für Leute
von außerhalb sehr interessant, in die Stadt zu kommen. Und für Künstler, hier zu wohnen." Die
mangelnde Kaufkraft der Sammler ist ein Gemeinplatz über die Berliner Kunstszene. Sowohl
contemporary fine arts als auch Neu müssten zumachen, könnten sie nur auf die lokale
Sammlerszene bauen. Wobei Philipp Haverkampf einerseits eine Besserung der Situation
ausmacht, da immer mehr wohlhabende Sammler in die Stadt ziehen, Schröder andererseits den
Lokalbezug nicht überbewerten möchte: Anders als in der 80er-Kunst-Metropole Köln sei es in
Zeiten des Internets nicht mehr zwingend notwendig, dass Künstler, Galeristen und Sammler am
selben Ort leben. "Es reicht ja, wenn jemand vorbeikommt und die Kunst hier einkauft." Berlin als
Kunst-Umschlagplatz, auch Schröder ist auf Galerie-Touristen angewiesen, selbst wenn er nicht
im schicken Viertel residiert.

7. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Hinter den Kulissen der Star-Maschinerie


Mit Ruhm lässt sich Millionen verdienen. Eine regelrechte Industrie der Stars macht
Menschen zu Marken. Der britische Fotograf Jocelyn Bain Hogg enthüllt in seinen Bildern die
Mechanismen der Ruhmwerdung.
Hunderttausende waren da, aber es herrschte absolute Stille, als am 6. September 1997
Prinzessin Dianas Sarg durch Londons Straßen getragen wurde. Mit dabei war der Fotograf
Jocelyn Bain Hogg. Seit drei Uhr morgens hatte er die Gesichter verzweifelter Menschen
fotografiert. Warum, fragte er sich, trauern Wildfremde wie um ihre eigene Schwester? Was macht

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der Ruhm aus Menschen? Und was macht er mit den Menschen? An diesem Tag beschloss der
heute 38-Jährige, diese Frage mit seinen Bildern zu beantworten. Erschienen sind seine
Dokumentarfotografien nun in dem Buch "Idols + Believers" (Idole und Gläubige). Sie zerren ans
Licht, was die Ruhmesmaschinerie von Hollywood bis Cannes verbergen will. Die leeren Blicke
der Stars und die unersättlichen der Paparazzi. Die Hitze der Scheinwerfer und die Kälte der
Einsamkeit. Hoggs Bilder zeigen die Momente, in denen den Berühmtheiten das Fotolächeln
verrutscht, die Kontrolle entgleitet und sie menschlich werden, für Sekunden. Sie zeigen die
Kehrseite einer globalen Star-Maschinerie, die eigentlich dafür sorgen will, dass diese
Menschlichkeit hinter der Maske des Images verschwindet. Fotograf war selbst Mitglied des Star-
Zirkus Jocelyn Bain Hogg war selbst Teil des Londoner Star-Zirkus, als dieser noch vor allem
Party war und etwas weniger Geschäft. In den 90er Jahren fotografierte er für Modezeitschriften
wie "GQ" und "Vogue", war PR-Fotograf für die BBC, zählte den Schauspieler Tim Roth zu
seinen Freunden, war mit einem Model liiert. Sein Leben bestand aus Partys, die er fotografierte:
"Es war alles Anarchie, niemand kontrollierte, alles war möglich."
Eine Rolle im Pornofilm kaufen. Doch der Hunger nach Klatsch wurde immer größer. Stars
bedeuten Geld, heute mehr denn je. Das Magazin "Heat" besteht von vorn bis hinten aus Star-
Geschichten, und es ist nur eines von vielen Celebrity-Magazinen an britischen Kiosken, die mit
einer Gesamtauflage von 19 Millionen Exemplaren die größte Print-Kategorie in Großbritannien
sind. Die verkaufen jede Woche neue Gerüchte, neue Gesichter, neue Skandale. Um "echte" Stars
geht es dabei längst nicht immer. Sogar die renommierte Nachrichtensendung des Privatsenders
Channel 4 berichtet fast jeden Abend über die Geschehnisse im "Big Brother"-Container. So
werden Prügeleien der Insassen auch in der fünften Staffel zu nationalen Schlagzeilen. "Je länger
ich mir die künstliche Welt der großen Stars anschaute", sagt Hogg, "desto klarer wurde mir, dass
ein Buch über die Kehrseite genau dieser Welt auch diejenigen zeigen muss, die alles für ihre 15
Minuten im Scheinwerferlicht tun." Er fand Menschen, die sich sogar eine Rolle in einem
Pornofilm kauften. Auch das bringt schließlich Schlagzeilen.
Triviale ist wichtig. "Selbst die so genannten Qualitätsmedien in Großbritannien sind
inzwischen Star-gesteuert", sagt der Fotograf. "Ich wurde Zeuge eines seltsamen Gefühls absoluter
Banalität, einer Zeit, in der nur das Triviale wichtig ist." Je schneller konsumierbar die
Geschichten, umso besser verkäuflich. Je künstlicher, umso reeller die Chancen der Geschichten
im Fernsehen und am Kiosk.
Perfekte Zähne, Körper und Brüste. VIP-Partys werden angesichts der Inflation der
Möchtegern-Ruhmreichen zur Farce. Richard Young, der bekannteste britische Starfotograf mit
mehr als 30 000 Party-Besuchen und einem Archiv von über 2,5 Millionen Aufnahmen, muss
inzwischen seine Kollegen fragen, welches Starlet das denn nun schon wieder war, das eben durch
Blitzlichtgewitter über irgendeinen roten Teppich geschwebt ist. Der größte Promi-Experte in
England hat den Überblick verloren: "Heute schauen alle gleich aus mit ihren perfekten Zähnen,
gestählten Körpern und verschiedenen Stadien der Plastischen Chirurgie. Und egal, wie oft sie in
den Zeitschriften erscheinen — die meisten werden mit einem Schlag vergessen sein."

8. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Schauspieler Jürgen Vogel über Echtsein und Echtbleiben

Plötzlich fragen alle, ob ich jetzt Rockstar werden will. Ohne "Keine Lieder über Liebe" hätte
ich niemals in einer Band gesungen. Und dieses Wort "Rockstar" ist ja sowieso ein total alberner
Scheiß. Ich fühle mich auch nicht als Star, nur weil ich Filme mache. Ich bin genauso ein
Hosenscheißer wie alle anderen auch.
In Amerika gibt es Stars, die verdienen 20 Millionen Dollar und müssten eigentlich ihr Leben
lang nicht mehr arbeiten. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich muss mir jedes Jahr
Gedanken machen, ob ich es schaffe, meine Miete zu bezahlen. Das ist einfach so, wenn man
versucht, gute Sachen zu machen. An Filmen wie "Keine Lieder über Liebe" verdient man so gut

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wie nichts, und das ist bei ganz vielen meiner Projekte so. Ab und zu drehe ich dann Filme, bei
denen ich mehr Geld verdiene, um danach wieder künstlerische Freiheiten zu haben. Stars
funktionieren da wohl doch etwas anders.
Stars sind Kunstfiguren, sie separieren sich von der Gesellschaft. Sicher, ich werde von vielen
Leuten erkannt, schließlich habe ich einen Beruf, der mit Öffentlichkeit zu tun hat. Aber Angela
Merkel wird auch von vielen Leuten erkannt — ist sie deswegen ein Star?
Ich muss nicht mit Bodyguards herumziehen. Durch mein Image vermuten immer alle, dass
mir fremde Menschen oft kumpelig kommen, auf meinen Rücken hauen und mit mir ein Bier
trinken wollen. Stimmt nicht. Die Leute sind viel zurückhaltender und respektvoll. Unterhalter wie
Thomas Gottschalk oder Schauspieler, die Komödien drehen, haben es da mit Sicherheit schwerer.
Ich habe viele düstere Charaktere gespielt — und die Leute gehen auch so mit mir um. Wegen
meiner Filmfiguren nehmen sie größeren Abstand, bevor sie mich ansprechen, schauen sie lieber
noch einmal genauer hin, ob ich nicht gerade schlechte Laune habe.
Ist auch okay, wenn die Leute nicht zwischen meinen Rollen und mir als Privatperson
unterscheiden können. Klar, viele verbinden meinen Namen mit einem bestimmten Rollentyp.
Aber nimm als Beispiel den Film "Mein Name ist Bach", in dem ich Friedrich II. spiele. Hätten
den mehr Menschen angeschaut, dann hätten sie alle gesagt, dass sie mich noch nie so gesehen
haben. Dabei ist das auch ein Teil von mir. Aber ich habe keinen Bildungskomplex und muss den
Leuten nicht erklären, dass meine Filme große Kunst sind und nicht nur Selbstdarstellung. Am
Ende zählt nicht, wie man die Leistung eines Schauspielers bewertet. Diese Eitelkeit interessiert
mich nicht. Wichtig ist nur, dass meine Filmfiguren glaubhaft sind.
Bei der Hansen-Band habe ich mit Musikern von Tomte und Kettcar gespielt. Die kommen
aus der Indie-Musikszene, wo der Umgang mit Stars besonders angenehm ist. Ich hatte das Gefühl,
gerade weil ich berühmt bin, sind die Leute in dieser Szene extra cool und tun so, als ob sie mich
nicht kennen. Da wird nicht angehimmelt, entweder etwas ist cool, oder es ist nicht cool. Ich mag
das sowieso nicht, dass Leute mich wegen der Berühmtheit aufwerten. Wenn Leute nervös sind,
weil sie mit mir reden, dann versuche ich ihnen immer das Gefühl zu vermitteln, dass der Vogel
ein ganz normaler Typ ist.

9. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

"Intelligenz ist ein Tabu"


Interview mit dem Intelligenzforscher James Flynn über die IQ-Unterschiede von Schwarzen,
Weißen, Jungen und Alten

J. Flynn, einer der weltweit einflussreichsten Intelligenzforscher, lebt und lehrt seit den
sechziger Jahren in Neuseeland. Nach ihm benannt ist der "Flynn-Effekt", dem zufolge die
Menschen in Industrienationen, zumindest gemessen an dem in IQ-Tests erhobenen
Intelligenzquotienten, im Durchschnitt immer klüger werden. In seinem jüngsten Buch setzt er sich
mit der Frage auseinander, warum Schwarze in Intelligenztests schlechter abschneiden als Weiße.
SPIEGEL: Herr Professor, sind Schwarze dümmer als Weiße?
Flynn: Intelligenz ist vielschichtig, der eine versteht darunter das Lösen von mathematischen
Problemen, der andere die Interpretation von Romanen. Aber unstrittig ist: In den üblichen
Intelligenztests schneiden Schwarze statistisch schlechter ab als Weiße. Das ist eine Tatsache, die
viele liberale Akademiker nicht wahrhaben wollen, weil sie nicht in ihr Weltbild passt.
SPIEGEL: In das von Konservativen hingegen sehr wohl. Die sehen darin einen Beweis
dafür, dass Weiße von Natur aus mit mehr Geistesgaben ausgestattet seien ...
Flynn: ... was eine Fehlinterpretation ist. Die Zahlen belegen etwas ganz anderes: dass
nämlich Eltern, Lehrer und Freunde ganz entscheidend beeinflussen, wie gut oder schlecht jemand
bei einem IQ-Test abschneidet. Schwarze Kleinkinder liegen nur ein Prozent hinter weißen;
Teenager schon rund 10 Prozent; und 24-jährige Erwachsene waren früher sogar um über 15

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Prozent abgeschlagen. Pro Lebensjahr fallen junge Schwarze rund 0,6 Prozent zurück im IQ. Wie
erklären Sie dieses Phänomen?
Flynn: Dahinter stecken vor allem kulturelle Unterschiede. Zum Beispiel sind die Kinder von
Büroangestellten in der Vorschule einem Vokabular von über 2000 Wörtern ausgesetzt,
Arbeiterkinder begegnen rund 1200 Wörtern, und Kinder von Sozialhilfeempfängern etwa 600.
Das hat Auswirkungen auf das Abschneiden in IQ-Tests. Und genau das macht das Thema zu
einem politischen Minenfeld. Denn wir reden hier auch über Familienstrukturen, über die
Tatsache, dass viele junge Schwarze im Gefängnis sitzen, dass es viele alleinerziehende Mütter
gibt und so weiter.
Alleinerziehende gibt es nicht nur unter Schwarzen. Wollen Sie behaupten, das mache die
Kinder dumm?
Man kann das Gehirn wie eine Art Muskel betrachten. Wenn es nicht trainiert wird,
verkümmert es. Wenn zwei Eltern da sind, werden die Kinder vielleicht einfach mehr stimuliert,
sie bekommen mehr Eindrücke, ihr Wortschatz ist größer. Aber es kommt noch etwas anderes
dazu. Die soziale Oberschicht kann ihre Kleinen gar nicht früh genug in irgendwelche Kurse
schicken. In der Unterschicht dominiert viel eher die Vorstellung: Ich gebe dem Kind Liebe und
ein Dach über dem Kopf, und der Rest kommt von allein.
Die Benachteiligten sind also selber schuld?
Das nicht. Ich sage nur, dass, wer über Intelligenz redet, auch über Kultur und über
Lebensweise sprechen muss. Intelligenz ist heute ein großes Tabu. Der Effekt ist fatal. Alle reden
zwar von der Wissensgesellschaft, aber viele Unis verzichten fast völlig darauf, den Studenten die
Grundlagen der Intelligenzforschung zu vermitteln. Dadurch wurde das Feld konservativen
Forschern überlassen, die Intelligenz vor allem genetisch erklären.
Tatsächlich deutet manches auf genetische Komponenten hin. Schwarze Kinder
beispielsweise, die in weißen Familien aufwachsen, schneiden in IQ-Tests schlechter ab als ihre
weißen Geschwister.
Ja, aber wenn Sie sich die Zahlen genauer anschauen, sehen Sie, dass sich die Schere nicht
gleichmäßig von Jahr zu Jahr immer weiter auftut. Es gibt vielmehr einen plötzlichen Einbruch
beim IQ, und zwar in der Pubertät, wenn sich die meisten schwarzen Jugendlichen an einer
schwarzen Peergroup orientieren — ganz egal, ob ihre Familie nun weiß ist oder nicht. Plötzlich
werden die Schulnoten schlechter, und Sport und Musik rücken in den Vordergrund.
Eines Ihrer stärksten Argumente für den Einfluss der Kultur auf die Intelligenz stammt
überraschenderweise aus Deutschland.
Ja, eine Studie an Kindern schwarzer US-Soldaten, die in Deutschland stationiert waren. Sie
belegt, dass deren Kinder in Tests genauso abschnitten wie weiße. Leider liegt diese Studie schon
30 Jahre zurück. Es wäre interessant, die Probanden von damals erneut zu testen, um zu sehen, ob
ihr IQ immer noch im Durchschnitt liegt. Es wäre großartig, wenn dieses Interview einen
deutschen Forscher dazu animieren würde, diese Frage zu klären.
Nicht nur zwischen sozialen Milieus, sondern auch zwischen Alt und Jung tut sich bei IQ-
Tests eine Schere auf, der nach Ihnen benannte Flynn-Effekt.
Zumindest im Bildungsbürgertum von Industrienationen ist dieser Trend eindeutig: Pro Jahr
steigt der durchschnittliche IQ um 0,3 Punkte. Diese Zunahme spricht ebenfalls gegen einen
starken Einfluss der Vererbung, denn schließlich stammen die Jungen ja von den Alten ab.
Rechnerisch müssten unsere Vorfahren um das Jahr 1900 herum also im Durchschnitt einen
IQ von 70 gehabt haben. Meinen Sie im Ernst, unsere Urgroßeltern seien geistig behindert
gewesen?
IQ-Punkte an sich sind nicht gleichzusetzen mit dem, was man im Alltag unter Intelligenz
versteht. Der IQ kann für verschiedene Dinge stehen, auch für unterschiedliche Denkstile. Früher
dachte man zum Beispiel viel konkreter. Wenn man jemanden fragte: Überall, wo Schnee ist, sind
Eisbären. In Novosibirsk ist Schnee. Gibt es dort Eisbären? Dann war die Antwort oft: "Ich weiß
es nicht, ich war noch nicht dort." Eigentlich eine gute Antwort, aber in einem Intelligenztest: null
Punkte.

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Allerdings scheint der Flynn-Effekt allmählich an Grenzen zu kommen: In Skandinavien zum
Beispiel stagniert der Intelligenzquotient — wenngleich auf hohem Niveau.
Irgendwann sind vielleicht alle Tricks und Kniffe, das Gehirn zu stimulieren, ausgereizt. Sie
können auch einen Herzmuskel nicht beliebig trainieren.
Ist es auch denkbar, dass eine Bevölkerung einen negativen Flynn-Effekt aufweist, also immer
schlechter abschneidet?
Absolut. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass die vielen alleinerziehenden Eltern
dazu beitragen könnten. Oder die Ablenkung durch Computerspiele oder auch das Vernachlässigen
des Lesens bei Kindern.
Halten Sie selbst Ihren Denkmuskel fit?
Ich denke schon. Ich wurde zwar vor zehn Jahren pensioniert, aber ich unterrichte weiter, weil
es mir Spaß macht. Derzeit habe ich eine Gastprofessur in den USA. Eine Studie über Frührentner
in Frankreich zeigt: Wenn ich nicht mehr arbeiten würde, läge mein IQ statistisch um etwa acht
Punkte niedriger.

10. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Es bleibt in der Familie


Heinrich Breloers "Buddenbrooks" ist die vierte Verfilmung von Thomas Manns deutschem
Jahrhundertroman. Sie beschleunigt das Werk mit den Mitteln des Unterhaltungskinos - und
drückt sich atemlos davor, die Frage nach seiner heutigen Bedeutung zu stellen.
Weihnachten. Es wird das letzte Fest für die alte Konsulin Bethsy Buddenbrook werden.
Noch einmal wird sich die Salontür im ersten Stock zum brennenden Weihnachtsbaum hin öffnen.
Noch einmal werden die Chorknaben zu Füßen der herrlich geschwungenen
Treppe singen, noch einmal wird das arme Volk im Lübecker Kaufmannshaus zulangen dürfen.
Und der Prinzipal Thomas Buddenbrook schreitet selbstzufrieden durch die Räume, während sein
missratener Bruder Christian schon bald in den Club aufbrechen wird. Der hält das alles nicht aus,
die gediegene Langeweile, die Selbstzufriedenheit der Verwandtschaft und die Verachtung für ihn,
den Versager.
So war es, so ist es, so wird es nicht bleiben. Das weiß der Betrachter des neuen
"Buddenbrook"-Films von Heinrich Breloer schon vorher. Denn ein grandiosschauriges Bild verrät
gleich am Beginn der Weihnachtsszene: Der Tod wird mitfeiern.
Da legt die Konsulin, das würdige Oberhaupt der Familie, ihre Festperücke an. Und für einen
kurzen Augenblick ist ihr Schädel zu sehen. Shocking — ein ergrauter, alter, dem Ende naher
Vogel steckt unter der Perücke. Wie aus einem Gespensterfilm wirkt das. Die Geier des Verfalls,
heißt die Leinwandmetapher, sind längst eingetroffen.
Der Kinodebütant Breloer bittet den Zuschauer zum Totentanz. Der Kameraschuss auf den
Schädel ist viel schneller als Thomas Manns Gang durch die Prosa, viel direkter als das, was der
Dichter in tausendundeinem seiner Schachtelsätze ausdrückt. Aber auch viel gnadenloser.
Die Kamera fährt, hokuspokus, dem Dichter über den Mund, schafft eine Erwartung und
schneidet dem Zuschauer so den Weg zur eigenen Einfühlung ab, weil er längst schon weiß, was er
fühlen wird, fühlen soll.
Breloer wirft sich in seiner "Buddenbrooks"-Adaption so manches Mal zum Beschleuniger
des Dichters auf, zum schlauen Zauberlehrling, der in seinem Erstling dem Meister auf die
Sprünge helfen will.
Und jede Verfilmung ist zugleich ein Spiegel der Zeit, in der sie entsteht, denn sie muss sich
ins Benehmen setzen zu einem Stoff, einer Welt, die uns immer ferner wird. Sie muss auch die
Frage beantworten: Wozu überhaupt noch einmal die "Buddenbrooks"?
Breloer, der große Fernsehessayist, ist sich jedenfalls sicher, dass er Mann ein bisschen auf
die Sprünge helfen darf. Persönlich sowieso: Hat Breloer nicht lange genug vor dem großen
Dichter auf den Knien gelegen? Gehört er nicht gleichsam zu dessen geistiger Familie, seit er "Die
Manns" drehte, eine Chronik über die wechselvolle Geschichte des Dichterclans?

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Als Mann-Kenner darf sich Breloer nun einiges leisten. Manchmal entsteht Hinnehmbares,
manchmal wird er aber auch frech. Warum müssen wir sehen, wie Thomas Buddenbrook mit
seiner schönen Frau Gerda koitiert? Weil wir zu dumm sind, um zu begreifen, dass es auch vor
150 Jahren Sex gab?
Schon früh hat sich das Kino dem literarischen Jahrhundertdenkmal angenähert. "Eine
verunglückte Angelegenheit", urteilte der Kinoliebhaber Thomas Mann noch selbst über den Ufa-
Stummfilm von Gerhard Lamprecht, der 1923 in Berlin Premiere hatte.
Nicht mehr miterleben konnte er die zweite deutsche "Buddenbrooks"-Verfilmung, Regie:
Alfred Weidenmann. Die wurde 1959 in der Lübecker Stadthalle uraufgeführt, bestand aus zwei
Teilen und trug den Untertitel: "Frei nach dem Roman von Thomas Mann". Frei ging es wirklich
zu. Vor der Kamera versammelte sich die Elite von Papas Kino, unter anderen Lil Dagover,
Wolfgang Wahl, Liselotte Pulver, Hansjörg Felmy, Nadja Tiller und Hanns Lothar. Nicht dem
Roman hatten diese Stars zu dienen, es war umgekehrt: Good old Lübeck sollte den Ruhm der
Leinwandlieblinge vermehren.
Die Devise lautete: bloß nicht zu viel "Verfall einer Familie", wie der Roman im Untertitel
heißt. Stattdessen Aufstieg, Sauberkeit, Haltung und möglichst wenig Hinweise auf wirtschaftliche
Krisen - das passte nicht in die Zeiten des Wirtschaftswunders. Weg ließ der Film unter anderem
den alten Johann, jenen bald französisch, bald plattdütsch bramarbasierenden, in sich ruhenden
Patriarchen und stolzen Vorfahren, den man eigentlich braucht, um den "Verfall" darzustellen und
zu begreifen. Trotz solcher Eingriffe wurde der Nachkriegsfilm ein großer Erfolg.
Ein Film ist ein Film, und ein Buch ist ein Buch, so hieß es schon damals. Erika Mann, nach
dem Tod des Vaters die Gralshüterin seines Werks, segnete das Projekt gegenüber der Familie ab
und sprach in der Verfilmung gar einen Papageien. Die Gelassenheit gegenüber den
bedenkenlosen Handwerkern des Unterhaltungskinos hatte auch historische Gründe: Was war
schon ein Spielfilm zu einer Zeit, als Lesen noch eine wenig angefochtene Stellung hatte? Zumal
im Fall von "Buddenbrooks", einem der erfolgreichsten deutschen Bücher, obendrein mit dem
Nobelpreis ausgezeichnet.
Zwei Jahrzehnte später kam das Fernsehen, das in den ausgehenden siebziger Jahren noch
ganz unter öffentlich-rechtlicher Kulturbevormundung stand. Ob der Zuschauer wollte oder nicht,
der Hessische Rundfunk verordnete 1979 elf Folgen "Buddenbrooks" zur besten Sendezeit. Sie
waren in 156 Drehtagen entstanden, mit 120 Rollen, schon damals ein Monster an Umfang und im
Rückblick das rührende Requiem einer untergehenden Fernsehkultur.
Die Verfilmung von Franz Peter Wirth zeigte werktreu den ganzen Roman, vier Generationen
einer patrizischen Kaufmannsfamilie in vier Jahrzehnten, unterschlug keine der Figuren und fand
auch noch Zeit für Meereswogen und Landschaft. Darsteller wie Martin Benrath, Volker Kraeft
und Ruth Leuwerik trugen die grundsolide Produktion. Familienfeste, Hochzeiten, Bestattungen
und Jubiläen betteten die Protagonisten sicher in die Handlung ein.
Erst auf Drängen von Breloer, diesem Besessenen, kam nun die aktuelle, vierte Adaption
zustande, für die Fernsehen und Kinoindustrie 16,2 Millionen Euro lockermachten. Skepsis
erscheint angebracht. Musste das wirklich sein? Ist nicht manches an der Kunst des "Zauberers" in
die Jahre gekommen? Die ziselierte Sprache etwa? Und vor allem Manns Flirt mit Morbidezza und
Dekadenz?
Mein Gott, wo geht es in der heutigen Welt nicht nieder, besonders in der Familie! Eltern sind
scharenweise desertiert, Brüder, Schwestern, Opas, Omas, Tanten und Onkel — alle verstreut in
die Winde der globalen Arbeitsteilung. Probleme wie die der Buddenbrooks — mancher
Vereinsamte von heute hätte sie vielleicht gern.
Und: Zu welchem Beruf kann eine Familie heute noch ihre Kinder erziehen? Was nützen
Reife, Lebenserfahrung, konsulare Würde in der gegenwärtigen Gesellschaft? Die Infanten der
kuscheligen Kleinfamilie geben heute den Ton an.
Wer hat da noch Angst vor patriarchalischen Vätern? Vor Zwangsverheiratungen, vor einem
innerfamiliären Rufverlust? Wo früher Patriarchen röhrten, stecken sich heute Kinder die

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Kopfhörer in die Ohren, wenn die Eltern nerven. Und statt der Lehrerin Sesemi Weichbrodt wird
die Supernanny geholt.
Breloer ahnt das. Aber er möchte den Funktionsverlust der Familie mit filmischem Feuerwerk
verdrängen. Tempo und kein skeptisches Alte-Zeiten-Betrachten. Folgerichtig beginnt der Film
nicht damit, dass Tochter Tony den Katechismus aufsagt, sondern mit einer Actionszene, einem
Wagenrennen der Jugend zur Trave hinab. Optik, Ausstattung, Kostümbildnerei zeigen so gleich
einmal, wer der eigentliche Herr im Filmhaus Buddenbrook ist: der Kameramann Gernot Roll, der
sich überall ins Geschehen einmischt. Roll hatte schon die TV-Serie fotografiert, jetzt fährt er wie
ein Wirbelwind durch das aufwendig nachgebaute Kaufmannshaus, und magisches Licht dringt
aus allen Ecken.
Bewegung liebt Bewegung. Ausgiebig wird getanzt, ja, das Tanzen erscheint wie die moderne
Grundhaltung zum historischen Stoff: weiter, bloß weiter.
Heutige Distanz zur alten Gefühlswelt zeigt sich vor allem bei Jessica Schwarz, die gelungen
Tony verkörpert. In ihrer reservierten Darstellungsweise kommt sie den Modernisierungsabsichten
Breloers am nächsten. Ob sie sich in den Lotsensohn Morten (Alexander Fehling) verliebt, sich
gegen den Betrüger Grünlich (Justus von Dohnányi) wehrt oder über den Zweitehemann
(glänzend: Martin Feifel) empört — immer strahlt diese Tony höchst spöttische Verachtung
gegenüber der Frauenunterdrückung aus.
Die Breloer-Adaption zeigt, wie schamfrei sich die Gegenwart vergangene Zeiten einverleibt:
Die Bilder von heute glauben nicht mehr an alte Texte, sondern nur an sich selbst. Die in
existentielle Tiefen führenden Erschütterungen der Literatur? Sorry, was soll die Kamera da
machen? Der Dichter verfiel beim Tod seines Helden Hanno vor lauter Mitgefühl in ein
allgemeines (und grandioses) Reden über den Typhus. Breloer zeigt dazu Bilder des vom Fieber
geschüttelten Knaben. Auf der artistischen Höhe des Romans ist das nicht.
Das letzte Wort der "Buddenbrooks" gehört Sesemi Weichbrodt. Wenn es doch so wäre, dass
man alle gestorbenen Verwandten einmal wiedersähe, barmt Tony. "Es ist so", erwidert die alte
Sesemi im Roman. Der Film geht beiläufig darüber hinweg — Sesemi kommt gar nicht vor —,
was im Roman eine hinreißende Szene ist.
Familie überlebt als ewige Sehnsucht des Menschen, bedeutet dies trotzige Wort. Familie
existiert nicht nur durch Kultur, Wirtschaft oder Lust, sondern vor allem durch Hoffnung. Thomas
Mann unterschreibt seine Botschaft anschaulicher als Breloer mit seinen konventionellen Bildern:
"Sie stand da ... bucklig, winzig und bebend vor Überzeugung, eine kleine, strafende, begeisterte
Prophetin."

11. Übersetzen Sie іns Deutsche.

«Тіні забутих предків»: та його екранізація

Кожне справді значне явище витворює навкруг себе своєрідне силове поле, продовжує
жити в нових формах, жанрах, шедеврах. Саме так сталося й тут. Однойменний кінофільм
С. Параджанова посідає в нашій культурі, мабуть, не менш почесне місце, аніж повість, за
мотивами якої його знято. Свідчення цьому — і гран-прі на міжнародному фестивалі у
Аргентині, і великий прокатний успіх в Україні та за її межами; і це, на мій погляд,
особливо важливо, що «Тіні...» С. Параджанова, у свою чергу, перегорнули нову золоту
сторінку в історії українського кінематографу, на якій, окрім С. Параджанова, полишили
свої автографи актор І. Миколайчук, оператор, а потім режисер Ю. Іллєнко, художник Г.
Якутович та ще ціла плеяда блискучих імен. Їхніми зусиллями українське «поетичне кіно»
відновило свою довженківську силу і заграло новими барвами.
Неприпустимою помилкою було б заводити мову про якусь ієрархію цінностей: що є
кращим — фільм чи літературний твір, за мотивами якого цей фільм знято? Не потрібно (як
сказав би Франко) тулити кругле до рівного, бо ці речі непорівнянні. У нашім випадку
маємо справу не просто з екранізацією повісті, а з двома рівноцінними творами на одну

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тему. С. Параджанов (і його знімальна група) мовою кінематографу показали те саме, про
що М. Коцюбинський розповів за допомогою красного слова. Кожен своїми засобами, вони
вбрали в барвисту неперевершену плоть — дух Карпат.
Чим так вабить кожного, хто потрапляє на Гуцульщину, ця місцина? Так, звичайно,
красою природи, екзотичними звичаями та побутом її мешканців, унікальною міфологією....
Та все ж обмежитися отаким переліком суто зовнішніх рис було б замало. Вона вабить
своєю первозданністю, а також недоторканністю. Вона досі така, як була й уся «решта»
землі колись, на початку світу. Хіба ж можна сказати, коли відбуваються події твору? Сто і
тисячу літ тому тут усе було приблизно так само, як і 1911 року, коли в гуцульськім селі
Криворівня гостював, збираючи матеріал, М. Коцюбинський. «Якби тільки Ви знали, який
це дивний, майже казковий закуток [...]. Смакую всю насолоду первісного життя», — писав
у листі до М. Горького із Криворівні.
Кохання Івана й Марічки — то любов «у раю». Вони не знають, що таке гріх, бо
дивилися, що все довкола них парується, і не розуміли, чому це в людини — частини
природи — мало би бути інакше. Вони живуть серцем, а не розумом, і серцем відчувають,
що добре, а що погано, а що — і неможливо. Коли гуцульська Джульєтта гине, гуцульський
Ромео виявляє, що жити без неї не може. І тому він починає повільно вмирати.
Життя і смерть, любов і ненависть — найголовніші, найвизначальніші категорії, тут, у
первіснім світі, переживаються уповні, такими, якими вони є насправді. Людина
«рівнинна», «цивілізована» часто вже й не пам'ятає, що це таке, живучи упівсили,
захищаючись від болю і радості «цивілізованими» пристосуваннями. Однак ностальгійна
туга за отим первісним, справжнім все ж озивається десь у закутках серця. І тоді ця людина
поспішає в Карпати, щоби запричаститися духом цієї землі, як поспішав у 10-х роках XX ст.
М. Коцюбинський, а в 60-х — С. Параджанов і ще тисячі й тисячі вічних карпатських
прочан, спраглих причастя від Справжнього.

Modul 5

1. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Geheimer Wunsch nach Zauberworten

„Wer in Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern oder Kollegen behauptet, nur an der Sache
interessiert zu sein, macht etwas falsch", sagt Professor Dr. Gerhard Stickel, Direktor des Instituts
für deutsche Sprache in Mannheim. „Manager müssen lernen, personenorientiert zu sprechen.
Ohne diese Fähigkeit nützen auch die perfekten Kommunikationssysteme des sogenannten
Informationszeitalters wenig."
Sich mit der Wirkung von Sprache zu beschäftigen, ist gerade für jene aufschlussreich, deren
Tagewerk zu einem großen Teil aus Meetings, Telefonaten, Small talk und Verhandlungen besteht:
„Wer spricht, handelt." Eine rednerische Ausbildung sollte zur Grundausstattung von
Führungskräften gehören, findet Stickel. „Das situationsbezogene Sprechen lässt sich optimieren",
sagt er. „Ein guter Redner erfüllt die Erwartungen des Publikums, ohne ihm nach dem Mund zu
reden."
Hochschulbildung hilft, grobe Schnitzer in Rede und Schrift zu vermeiden. Dafür schleifen
sich andere Sünden ein, etwa der Hang zur „Überpräzisierung": „Jeder spricht heute von
Technologie und Problematik, obwohl es in den meisten Fällen auch die Wörter Technik und
Problem täten", nennt Stickel zwei Beispiele. Führungskräfte sollten darauf achten, dass Sprache
auf Verständnis zielt: „Nicht Fremdwörter sind bedenklich, sondern fremde Wörter, deren
Kenntnis nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden kann."
Bezeichnend für das Management ist, dass es neue Ideen in Wort-Blitze verpackt, die hell
erstrahlen und schnell verlöschen. Dahinter stecke ein „naiver Glaube an die Magie der Sprache",
erklärt Stickel. „Viele rational denkende Menschen hegen insgeheim den Wunsch nach einem

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Zauberwort. Sie meinen, wenn man ein positiv besetztes Wort nur häufig genug wiederholt, würde
sich der erhoffte Zustand tatsächlich einstellen."
Die Realität funktioniert anders: Zwar kann die Unternehmensleitung den Mitarbeitern
kurzfristig einen Motivationsschub geben, indem sie sie mit Vokabeln wie Firmenkultur oder
Entscheidungsfreiraum bombardiert, aber wenn sich das Arbeitsumfeld nicht entsprechend ändert,
ist der Frust um so größer. Ebenso können Hierarchien nur flach gebrochen, aber nicht flach
gesprochen werden.
„Die meisten Mitarbeiter haben ein feines Gespür dafür, wann sie mit Worten an der Nase
herumgeführt werden", ist Stickel überzeugt. "Sprache allein kann Veränderungen nicht dauerhaft
herbeiführen. Nach allem, was die Forschung weiß, ist Sprache langsamer als die Wirklichkeit.
Denken Sie nur an unsere Vorliebe für Vergleiche aus der Welt des Handwerks: Obwohl es kaum
noch Schuster gibt, bleiben wir immer noch bei seinen Leisten."
Für die Übertragung von Begriffen aus einem Sinnbereich in einen anderen bietet das
Management eine Reihe von Beispielen. So klingt „Verschlankung" schon deshalb gut, weil sicher
niemand etwas dagegen hätte, im Fitness-Zentrum ein paar Pfunde Wohlstandsspeck
abzutrainieren — das den Körper betreffende Schönheitsideal und die daran geknüpften positiven
Gedanken werden hier auf Organisationsstrukturen übertragen. Der Sprachwissenschaftler hat
gegen kreative Wortschöpfungen nichts einzuwenden, vorausgesetzt, es werden keine sogenannten
Euphemismen gebildet, Worte also, die etwas beschönigen. Entlassung als „Freisetzung" zu
bemänteln, ist für Stickel der Gipfel des Zynismus: „Wenn man das Wort konsequent durchdenkt,
heißt das doch, dass die zuvor ausgeübte Tätigkeit Gefangenschaft war.
Manager mit Sprachgefühl hüten sich, solche „In-Worte" nachzuplappern. Sie hängen
beispielsweise nicht, wie das derzeit Mode ist, jedem Gegenstand seine eigene „Kultur" an:
Unternehmenskultur mag noch angehen, Führungskultur vielleicht auch, aber spätestens bei
Vergütungskultur oder Verantwortungskultur hat der Sprecher nur noch die Lacher auf seiner
Seite. „Worthülsen werden auf die Dauer lästig", warnt Stickel. „Sie nutzen sich ab. Wer jede
Sprachmode mitmacht, läuft Gefahr, selbst unoriginell, beschränkt und abgenutzt zu wirken. Das
beste Mittel dagegen ist eine ungezwungene, einfache Sprache, die sparsam mit überraschenden,
auch witzigen Formulierungen gewürzt sein darf."

2. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Lähmende Angst
Allein durch die falsche Wortwahl setzen Unternehmen alljährlich Milliarden Euro in den
Sand.
Der Politikwissenschaftler Leo Sucharewicz beschäftigt sich seit Jahren mit der
psychologischen Wirkung von Sprache und berät Firmen in Sachen Kommunikation. Er hat eine
Methodik entwickelt, wie sich mit professionellem Informationsdesign und dem so genannten
Texttuning der „unerschöpfliche Rohstoff Sprache" gewinnbringender einsetzen lässt. Mit
sprachlich geschliffenen Anschreiben kann etwa der Vertrieb die Rücklaufquote von Mailings um
ein Vielfaches steigern.
Sucharewicz: „Das ganze Land ist mit Zombiebegriffen zugemüllt, die — milliardenfach
gebraucht — ihre Wirkung längst verloren haben." Bürokratisch dröge, steif und langweilig —
was Firmen ihren Kunden in Broschüren und Werbebriefen an Wortmüll zumuten, könnte glatt
preußischen Amtsstuben entstammen. Produkte sind in Deutschland stets „bedienerfreundlich",
immer steht der „Mensch im Mittelpunkt" und dem Kunden jederzeit jemand „zur Verfügung".
Wofür? Für „weitere Fragen" natürlich und das „selbstverständlich gerne".
Der Grund für die Liebe zur Phrase ist eine kollektive intellektuelle Einschüchterung, lautet
Sucharewcizs Befund. „Die Bürokratensprache ist Ausdruck des Primats der Ordnung. Jeder hat
Angst, etwas falsch zu machen." Die meisten ziehen sich lieber auf Leerformeln zurück, um
vermeintlich unangreifbar zu werden. Doch dabei übersehen sie, dass sie ihr Ziel damit verfehlen:
Sprache ohne Aussage bleibt zwangsläufig ohne Wirkung. „Weil die Unternehmen die

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betriebswirtschaftliche Bedeutung von Sprache unterschätzen, verschenken sie Milliarden Euro an
Umsätzen", schätzt Sacharewicz.
Bestes Beispiel hierfür ist die WS GmbH aus Köln. Mit magerem Erfolg investierte der
Softwarezwischenhändler jährlich fünfstellige Beträge in Mailingaktionen. „Von den 15000
Empfängern antwortete uns gerade mal ein Prozent", erinnert sich WS-Verkaufsleiter Heinz-Peter
Huck.
Das hat sich geändert, seitdem Leo Sucharewicz die Anschreiben überarbeitete. Er erstellte
ein genaues Profil der WS-Kunden, analysierte deren Wunschträume und Ängste und kam zu dem
Ergebnis: Die umworbenen Softwarehändler wollten vor allem eins — mehr Umsatz machen. Also
musste die WS ihre Gier nach einem verkaufsstarken Produkt wecken. „Viele Firmen sind zu
produktzentriert", sagt Sucharewicz. „Den meisten fällt es schwer, sich in die Lage ihrer Kunden
hineinzuversetzen." „Als wir den Brief nach dem Texttuning sahen, dachten wir: Das klappt nie",
so Huck. „Das Schreiben enthielt keinerlei Preisangaben, nannte keine Referenzkunden und
erklärte nicht einmal, wer die WS GmbH ist. Doch wenige Stunden nachdem das Fax versandt
war, konnten sich die Kölner vor Kundenanfragen kaum retten. „Die Rücklaufquote lag nach dem
Texttuning bei zehn Prozent", so Huck. Das ist enorm, denn die üblichen Rücklaufquoten für
Mailings betragen bis zu drei Prozent.
„Die Firmen verschenken Umsätze nicht, weil sie sich nicht korrekt artikulieren, sondern,
weil sie dies eben nur korrekt tun", erklärt Sucharewicz. „Dabei hat Verkaufen, Überzeugen und
Informieren weniger mit Präzision zu tun und noch weniger mit Abstraktion, sondern viel mehr
mit Kreativität." Eine bildhafte, emotionale Sprache, die schnell auf den Punkt kommt, hilft dem
Leser, den Inhalt zügiger zu verstehen und sich später daran besser zu erinnern.
Dabei kommt es auch auf die Optik an. Entscheidet doch der Leser in Sekunden, ob er weiter
liest oder das Schreiben direkt in den Papierkorb wirft. »Wenn ein Brief schlecht gestaltet ist,
wertet das auch den Inhalt ab." Ebenso wichtig ist, ein Mindestmaß an Unterhaltung zu bieten.
„Den Firmen ist oft nicht klar, mit wem sie sprachlich konkurrieren", so Sucharewicz. „Wer zwölf
Stunden zuvor die flotten Sprüche eines Harald Schmidt im Fernsehen gehört hat, der hat keine
Lust, etwas Langweiliges zu lesen."

3. Übersetzen Sie іns Deutsche.

Теодор Рузвельт і мисливець


Діалог — життєдайна кров будь-яких стосунків між людьми. Та, на жаль, перешкод
для діалогу є чимало, а людей, здатних їх подолати, так небагато.
Ми можемо досягти значних успіхів, якщо перш за все будемо більше слухати, аніж
говорити...

Президент Теодор Рузвельт полюбляв пополювати на велику дичину. Почувши, що в


Штати завітав відомий британський мисливець, президент запросив його в Білий дім,
сподіваючись почути щось цікаве.
Після двогодинної зустрічі, яка проходила за зачиненими дверима наодинці з
президентом, англієць виглядав ошелешеним.
— Про що Ви розповідали президентові? — поцікавився якийсь репортер.
— Я тільки встиг сказати йому своє ім'я, — втомлено відповів гість.

4. Referieren Sie die Texte.

Мовчання Кальвіна Куліджа

Коли Калвін Кулідж був президентом Сполучених Штатів, йому щодня доводилося
бачити десятки людей. Більшість з них приходили з тими чи іншими скаргами.

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Якось один губернатор сказав президентові, що не розуміє, як тому вдається протягом
кількох годин приймати стількох відвідувачів.
— Ви ще до обіду зустрілися з усіма бажаючими, — мовив губернатор, — тоді як я
частенько затримуюсь на роботі аж до півночі.
— Не дивно, — відказав Кулідж. — Ви ж з ними розмовляєте.

Зняти скриню чи висадити

На дорозі, задом одна до одної, стояли дві вантажівки, а водій ламав собі голову, як
перенести величезну скриню з однієї машини на іншу.
Якийсь перехожий, побачивши в якій той ситуації, зголосився допомогти. Отож вдвох
вони більше як півгодини сопіли і крехтіли, але так і не зрушили скрині з місця.
Здається мені, що нічого з цього не вийде, — сказав зітхнувши перехожий.
— Ми ніколи не знімемо її з машини.
— Знімемо?! — скрикнув водій. — Боронь Боже, я зовсім не хочу її знімати. Мені потрібно
було її висадити!

Modul 6

1. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Schluss mit dem Tauziehen


Verhandlungen oder Machtkampf? In Besprechungen und Verkaufsgesprächen ist die Grenze
zwischen Argumentation und Aggression häufig fließend. Dabei sollte es in Verhandlungen nicht
darum gehen, den anderen über den Tisch zu ziehen. Partnerschaftliches Verhalten ist angesagt
Gesprächstechniken sind nützlich, doch wichtiger ist es, für die Interessen der Gegenseite offen zu
sein. Und last but not least sollten Verhandler durch ihre Persönlichkeit überzeugen.
Welche Gesprächsfertigkeiten erfolgreiche Verhandler brauchen, war Ausgangspunkt für eine
Studie der Firma Huthwaite. In über 100 Verhandlungen wurden Verhandlungsführer beobachtet
und die entscheidenden Verhaltensweisen identifiziert, die erfolgreiche von durchschnittlichen
Verhandlern untescheiden. Danach wirken folgende Gesprächstechniken positiv im Gespräch:
• Verhaltensweisen ankündigen:
Anstatt z.B. direkt einen Vorschlag zu machen, sagen erfolgreiche Verhandler: „Wenn ich
einen Vorschlag machen darf..."
• Nachhaken und Zusammenfassen:
Um Missverständnisse und Irrtümer zu vermeiden, haken erfolgreiche Verhandler nach, ob
eine Aussage oder ein Vorschlag verstanden worden ist. Aus gleichem Grund fassen sie
vorangegangene Diskussionspunkte in regelmäßigen Abständen zusammen.
• Fragen stellen:
Erfolgreiche Verhandler stellen während einer Besprechung mehr Fragen als
durchschnittliche Verhandler. Die Vorteile u.a.: Fragen liefern Informationen über Meinungen und
Standpunkte des Gesprächspartners. Sie helfen, die Diskussion zu kontrollieren und geben Zeit
zum Nachdenken.
• Gefühle zeigen:
Erfolgreiche Verhandler teilen ihrem Gesprächspartner innere Beweggründe und Motive mit.
Sie sprechen über persönliche Dinge wie ihre augenblickliche Stimmung oder die Zufriedenheit
mit dem erreichten Stand.
Neben diesen erfolgversprechenden Gesprächstechniken gibt es mindestens ebenso viele
Verhaltensweisen, die Verhandler besser meiden sollten. Die Huthwaite-Forscher haben auch hier
die wichtigsten identifiziert:
•Verwässerung der Argumente:

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Je mehr Argumente, desto besser? Dies ist ein Trugschluss. Die Untersuchung zeigt, dass es
nachteilig ist, eine Reihe von Gründen zur Stützung der eigenen Position vorzubringen.
Begründung: Mit zunehmender Anzahl der Argumente bietet man seinem Gegenüber mehr
Angriffsfläche. Außerdem verwässern zu viel angeführte Gründe die Argumentation. Besser ist
es, wenige, dafür aber stichhaltige Argumente vorzubringen.
• Eigenlob:
Ausdrücke wie „fair" oder „großzügiges Angebot" haben keine Überzeugungskraft, wenn sie
als Eigenlob benutzt werden. Im Gegenteil — sie führen eher zu Verärgerung des
Verhandlungspartners, da dieser glauben könnte, er selbst erscheint als unfair usw.
• Gegenvorschläge:
Die Beantwortung eines Vorschlages mit einem Gegenvorschlag ist nicht besonders
wirkungsvoll. Gegenvorschläge kommen in der Regel zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da der
andere mit seinem eigenen Vorschlag beschäftigt ist. Darüber hinaus könnte der
Verhandlungspartner den Gegenvorschlag als Abblocken oder Widersprechen deuten.
• Verteidigungs-Angriffs-Spirale:
Verteidigung und Angriff sind oft schwer voneinander zu unterscheiden. Was der eine als
legitime Abwehr empfindet, sieht der andere als ungerechtfertigten Angriff. De Teufelskreis
„Verteidigen — Angreifen" setzt ein. Bei durchschnittlichen Verhandlern passiert dies dreimal so
häufig wie bei erfolgreicher.

2. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Sechs Schritte zur effektiven Vorbereitung

Verlauf und Ergebnis von Verhandlungen bleiben häufig weit hinter dem Erreichbaren
zurück, Es mangelt an klaren Zielsetzungen, die Situation wird nicht ausreichend analysiert,
zweckmäßige Verhandlungsstrategien werden nicht durchdacht. Vielen Verhandlern ist nicht
bewusst, dass eine gründliche Vorbereitung das Standbein für erfolgreiche Ergebnisse ist.
Nachfolgend werden die Punkte aufgezeigt, die im Vorfeld einer Verhandlung zu beachten sind.
1. Ziele setzen
Der scheinbar so einfache erste Schritt ist für die gesamte Verhandlung maßgeblich, denn er
ist Bezugspunkt für alle weiteren Schritte. Ziele dürfen nicht zu hoch, aber auch nicht zu allgemein
angesiedelt werden. Außerdem wichtig: Nachdem das eigene Ziel steht, sich in die Lage des
Vertragspartners versetzen und dessen vermutliches Ziel formulieren.
2. Stärken-Schwächen-Analyse
Durch die Einschätzung potentieller Stärken und Schwächen auf beiden Seiten können die
jeweiligen Machtpositionen erkannt und die Realisierbarkeit der gesteckten Ziele überprüft
werden. Typische Analyse-Faktoren sind z.B. Details zur Wettbewerbssituation, die Bedeutung
des Abkommens für beide Seiten oder die bisherige Beziehung.
3. Verhandlungspunkte und Prioritäten festlegen
Um Überraschungen während der Verhandlung vorzubeugen, sollten allein Frage kommenden
Verhandlungspunkte abgecheckt werden. Eine Prioritätenliste (für beide Seiten) hilft zudem,
Zugeständnisse und Konfliktbereiche im Vorfeld zu erkennen.
4. Grenzen setzen
Es ist sinnvoll, sich realistische „beste" und „schlechteste" Fälle als Limits um jedes
Einzelziel zu stecken. Dadurch entsteht größere Flexibilität, denn die Bandbreite der akzeptablen
Schritte wird schon vorher bedacht.
5. Rückzugsposition bestimmen
Die Rückzugsposition wird bestimmt von den verfügbaren Alternativen, wenn die
Verhandlung zu scheitern droht. Je weniger Alternativen vorhanden, desto stärker ist man an den
Verhandlungspartner gebunden. Auch hier ist wieder die Situation der anderen Seite zu bedenken.
Hat der Verhandlungspartner akzeptable Alternativen oder nicht?

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6. Konsequenzen von Konzessionen bedenken
Das Aushandeln von Lieferterminen, Stückzahl usw. ist ein Kernstück jeder Verhandlung.
Effektives Verhandeln ist nur möglich, wenn der Geldwert einer Konzession ermittelt wird.
Vertragspartner sollten sich deshalb eingehend darauf vorbereiten.

3. Übersetzen Sie іns Deutsche.

Формула успіху

Віталій Кордюм, доктор біологічних наук Інституту молекулярної біології і генетики:


— Зрозуміло, що вислів «формула успіху» — це літературний образ: її не можна
вивести універсальною, такою, що однаково «працює» для всіх людей. Проте єдина
«абсолютна величина», на мій погляд, все ж існує: у кожного завжди і скрізь є можливість
самореалізуватися, і тільки від людини залежить, чи вийде у неї чи ні. Всі претензії варто
адресувати виключно самому собі. З другого боку, коли таланить, некоректно вважати успіх
виключно на своїи здобутком: кожна людина може бути «рушієм» у певній же ситуації,
однак позитивний результат — це завжди командна заслуга. Адже досить комусь, так би
мовити, запізнитися на трамвай, щоб у іншої людини кардинально і в несприятливий бік
змінилися плани.
Ще про один поширений вислів, «ген успіху». Існує невимовно багато нюансів. Буває,
що спадковість у людини така ж, як і у батьків, які досягли певних висот, однак
психологічне сприйняття дитини зовсім інше — їй вже не дано досягнути батьківської
«планки». Однак я не згодний із формулою «на дітях геніїв природа відпочиває». Так,
спадково не передається схильність до математики чи музики, проте такі «генні» якості, як
спокій і впертість, можуть зіграти істотну роль у досягненні успіху. Головне — завжди
користуватися тим принципом, про який я говорив вище: успіху за бажання може досягнути
кожний.
Станіслав Аржевітін, голова правління комерційного банку:
— Для мене формула успіху — це чітко сформульована в юнацтві мета, яка з роками
повинна постійно корегуватися відповідно до обставин, адже в житті немає нічого
ідеального. І людина має бути завжди трохи незадоволеною, постійно вдосконалюватися у
професійному плані та паралельно займатись самоосвітою. Особиста філософія повинна
бути чітко виписана у вигляді формули, а принципи — публічно представлені: оточення
повинне про них знати.
Думаю, людина, яка прагне до успіху, повинна жити так, щоб не втрачати зв’язку з
друзями — від шкільних до набутих на роботі. Успішна людина вміє ділитися своїми
досягненнями з іншими — в іншому випадку успіх не вартий ламаного гроша. Успішна
людина бере активну участь у суспільному житті, чітко виконує свої обов’язки, володіє
мистецтвом раціонально розподіляти свій час. Хочу відмітити: всьому вищесказаному
можна і потрібно навчитися.
На жаль, у нашій «кучерявій» ситуації бути успішним і залишатися чесним — складно і
невигідно. Однак у мене є багато прикладів того, що за бажання цього досягнути можливо.
Головне — дотримуватися принципу: «Не вийшло сьогодні — вийде завтра». За такого
підходу можна перемогти навіть тих, хто володіє стартовим капіталом для самореалізації
або сподівається лише на допомогу впливових покровителів

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Modul 7

1. Finden Sie im Text biblische Lexik. Übersetzen Sie ins Ukrainische. Zu welchen
Übersetzungsmitteln greifen Sie?

Gedanken zum Sonntagsevangelium


Johannes 15,9-17:
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn
ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters
gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch
ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch
geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr
seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn
der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe
euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern
ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure
Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies
trage ich euch auf: Liebt einander!
Ich nenne euch Freunde
Mir ist dieses Wort Jesu im heutigen Evangelium besonders kostbar. Als ich 1991 von Papst
Johannes Paul II. zum Weihbischof von Wien ernannt wurde, habe ich es mir als Motto
gewählt: Vos autem dixi amicos — euch aber habe ich Freunde genannt.
„Freundschaft" — worin besteht sie? Was macht sie aus? Und was heißt es, mit Jesus Freund
zu sein? Vielleicht hilft es, auf die klassische Lehre von den vier Arten der Liebe zurückzugreifen.
Da ist zuerst die erotische Liebe. Sie ist mehr als Sexualität, hat aber viel mit ihr zu tun. Ihr „Kitt"
ist die Anziehungskraft der Geschlechter. Anders ist die Liebe einer Mutter für ihr Kind. Nennen
wir sie die Elternliebe. Sie wird genährt vom „Brutpflegeinstinkt", den es schon in der Tierwelt
gibt. Sie entfaltet sich in der Hingabe für die eigenen Kinder. Eine dritte Form der Liebe ist es,
wenn eine Krankenschwester für einen Patienten sorgt, oder wenn wir einem Menschen in Not
helfen. Wir können das die karitative Liebe nennen. Und schließlich ist es nochmals eine andere
Art der Liebe, wenn zwei Menschen über viele Jahre gute Freunde sind. Es ist die
Freundschaftsliebe.
Diese vier Arten der Liebe sind wie vier Ströme, die eine gemeinsame Quelle haben: die
Liebe selbst. Es gibt im Grunde nur eine Liebe, die sich in verschiedenen Weisen äußert. Ihr
Ursprung ist Gott selber. „Gott ist Liebe", sagt die Bibel. Und Jesus heute: „Wie mich der Vater
geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe." Weil wir aus dem Stoff der
Liebe gemacht sind können wir ohne sie nicht leben. Im Hass verkommen wir, Lieblosigkeit
zerstört die Freude am Leben. Jesus will, dass „meine Freude in euch ist". Das geht nicht ohne die
Liebe.
Worin besteht nun die Liebe? Was macht alle diese Ausdrucksformen zu Arten der Liebe?
Jesus sagt: „es gibt keine größere Liebe, als wie einer sein Leben für seine Freunde hingibt."
Hingabe ist das Geheimnis jeder Liebe. Ohne sie wird Eros zur Marktware, die Elternliebe zum
Egoismus, die Caritas zur lästigen Pflicht. Und Freundschaft entsteht erst gar nicht, wenn der eine
nur an seinen Vorteil denkt.
Freundschaft hat das Besondere, dass sie gegenseitig ist. Es gibt keine einseitige
Freundschaft. Bleibt das Angebot, Freunde zu werden, vom einem unbeantwortet, dann entsteht
keine Freundschaft. Jesus hat uns seine Freundschaft angeboten. Wie können wir darauf eingehen,
um seine Freunde zu werden? Freundschaft bedeutet, sich auf den anderen einlassen. Bei Jesus
heißt das: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage." Der Freund will Freund
nicht enttäuschen. Dazu ist die Freundschaft zu kostbar. Dieser Freund, Jesus, hat mich nie
enttäuscht. Ich ihn sicher öfters. Aber er ist und bleibt der ganz treue Freund.

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2. Übersetzen Sie ins Ukrainische.

Der innere Gerichtshof


Verantwortlich sind wir zunächst unserem Gewissen. Anderen gegenüber sind wir es, wenn
wir frei entscheiden und handeln können.
Es gab eine Zeit, in der sogar Schweine vor Gericht standen. Wenn etwa eine Sau ein Kind tot
getrampelt hatte, wurde sie zum Tode am Galgen verurteilt. Die Schweine der Umgebung mussten
dabei zusehen, zur Abschreckung. Bis ins 18. Jahrhundert sollen, so Quellen der Rechtsgeschichte,
Prozesse gegen Tiere stattgefunden haben.
Hätten sich die Richter an Aristoteles gehalten, sie hätten den Sinn ihrer Prozesse schon
damals überdenken müssen. Der Grieche legte in seiner „Nikomachischen Ethik“ 350 Jahre vor
Christi Geburt fest, wann jemand für seine Tat verantwortlich gemacht werden kann: Er müsse in
voller Kenntnis der „jeweiligen Randbedingungen" gehandelt und sich bewusst dafür entschieden
haben. Bewusstes Handeln aber setzt den freien Willen voraus, den Schweine nicht haben, denn
Tiere handeln nach ihrem Instinkt
Mit Aristoteles waren sich auch spätere Philosophen weitgehend einig: Nur wer frei
entscheidet und handelt, kann auch zur Verantwortung gezogen werden. Für Menschen, die dies
nicht können, hat man den Begriff „unzurechnungsfähig“ gefunden, der noch heute vor Gericht
entscheidend ist.
Auch Immanuel Kant sprach von „Zurechnung" (imputatio), als er den Begriff gut 2000 Jahre
nach Aristoteles noch genauer definierte: Um jemandem eine Handlung zuzurechnen, sei neben
der Freiheit auch ein Gesetz notwendig. Denn jemanden verantwortlich zu machen, bedeute, seine
Handlung und deren Folgen als ursächlich zu bewerten. Dafür aber benötige man ein System von
Normen und Werten. Ein solches System kann von außen gegeben sein — durch das Recht. Oder
von innen — durch die Moral: Dann ist es ein „innerer Gerichtshof“; wie Kant es nannte: das
eigene Gewissen.
Wenn sich das „schlechte Gewissen" meldet, dann spricht nach Auffassung des römischen
Dichters und Philosophen Seneca „ein heiliger Geist als Beobachter und als Wächter“ über unsere
Taten. Später hörten die christlich geprägten Philosophen aus dem Gewissen die Stimme Gottes
heraus. In der modernen Auffassung weicht der göttliche Einfluss zurück, und im Gewissen meldet
sich das autonome Ich des Menschen. Verantwortung zu spüren heißt dann, sich für etwas
gegenüber anderen in der Pflicht zu sehen, doch es heißt zugleich auch immer, Verantwortung vor
sich selbst zu haben: Selbst- oder Eigenverantwortung — ein Begriff, der Hochkonjunktur hat
Was aber bedeutet verantwortungsvolles Handeln? Wenn ein Staatsmann aufrüstet, um eine
andere Regierung davon abzuschrecken, sein Land anzugreifen, handelt er dann
verantwortungsvoll, weil er ein gutes Ziel, den Frieden, im Auge hat? Oder ist er
verantwortungslos, weil er mit der Aufrüstung den Krieg begünstigt? Über solche Fragen hat der
Soziologe Max Weber 1919 in dem Vortrag „Politik als Beruf nachgedacht. Er unterscheidet zwei
Arten von Ethik: Der Gesinnungsethiker folgt ausnahmslos seiner inneren Überzeugung und fragt
nicht nach den Folgen seines Tuns. Wäre er also Pazifist, würde er an Stelle des Staatsmannes
nicht aufrüsten. Der Verantwortungsethiker dagegen orientiert sich nur an den Folgen seiner
Entscheidung und würde daher — selbst als Pazifist — die Aufrüstung anordnen. Dem Politiker
empfiehlt Weber, verantwortungsethisch zu handeln.
Diese Polarisierung greift nach der Einsicht des heute 78-jährigen Stuttgarter Philosophen
Robert Spaemann zu kurz: Der „Gesinnungsethiker“ setze seine Überzeugungen ja auch mit Blick
auf die Folgen um. Und der Verantwortungsethiker nehme die Folgen des Handelns mit seiner
vollen Überzeugung in Kauf!
Der aus Deutschland 1933 emigrierte jüdische Philosoph Hans Jonas erweiterte 1979 mit
seinem Buch „Das Prinzip Verantwortung“ den Begriff um eine ganze Dimension, indem er
anschaulich machte, wie drastisch sich die Folgen unserer Taten bis in alle Zukunft auswirken
können. Seine These war: Der technische Fortschritt bedroht die Natur. Nicht Einzelne seien dafür

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verantwortlich, sondern die Gesellschaft, letztlich die Menschheit. Der Philosoph, der damit noch
vor der Gründung der „Grünen“ die ökologischen Risiken der modernen Gesellschaft beschrieb,
hatte eine „drohende universale Katastrophe" vor Augen.
Um diese zu verhindern, müsse der Mensch erkennen, dass die Natur einen Wert an sich habe.
Er müsse für sie Sorge tragen, ähnlich wie es Eltern tun für das Neugeborene, „dessen bloßes
Atmen unwidersprechlich ein Soll an die Umwelt richtet, nämlich: sich seiner anzunehmen“. Jonas
wollte damit die Idee einer rein individuellen durch die einer kollektiven Verantwortung ablösen.
Wo liegt die Grenze der persönlichen Verantwortung? Müssen wir uns für alles Leid in der
Welt verantwortlich fühlen? Robert Spaemann macht auf die praktische Grenze eines
allumfassenden Verantwortungsbegriffes aufmerksam. „Wenn wir die Gesamtheit der
Handlungsfolgen in Betracht ziehen, kämen wir vor lauter Kalkulieren nicht mehr zum Handeln",
schreibt er 1983 in seinem Einführungswerk „Moralische Grundbegriffe“. „Der Einzelne muss also
entscheiden, wann er aus der Unendlichkeit des Abwägens austritt, den Diskurs beendet und mit
Überzeugung zum Handeln übergeht."

3. Referieren Sie den Text. Beachten Sie die Übersetzung der Nebensätze.

Провина не моя!

Одвічне бажання зняти з себе відповідальність за свої не дуже добрі вчинки бере
початок у дитинстві. Подорослішавши достатньо для того, щоб усвідомлювати ступінь
шкідливості власного вчинку, дитина одразу намагається звинуватити кого-небудь іншого.
Нехай пробачить мені покійний кіт Маркіз, якого я, коли мені було чотири, безсоромно
звинуватила у появі кришталевих уламків на тому місці, де ще зовсім недавно стояла
мамина улюблена ваза. І хоча ніякі небесні сили не змогли б змусити товстого Маркіза
подолати недосяжну для його лінивого котячого тіла висоту, мама не стала мене сварити.
По-перше, тому, що за розбитий посуд взагалі не сварила, а по-друге, тому, що намагання
перекласти провину за скоєне моїми руками на пухнасті котячі лапки розцінила як першу
спробу вийти зі складної життєвої ситуації.
Так, мотивом для звинувачення у власноруч скоєних недобрих вчинках інших людей,
тварин, стихійних явищ та збігу несприятливих обставин є найголовніший з людських
інстинктів — інстинкт самозбереження.
І навіть той вплив, що його здійснює на людину на різних етапах життя оточення,
особливо у дитинстві, коли постійно лунають постулати про необхідність бути чесними та
відвертими, у багатьох випадках не може пересилити вплив цього інстинкту. Але люди, як
істоти, що на щастя керуються не тільки інстинктами, відрізняються ще й тим, як часто та з
яким хистом вони використовують цей не зовсім чесний механізм уникнення
неприємностей. Для декого — це неприйнятна міра самозахисту, для інших — прийом, що
його використовують у разі потреби без зайвих роздумів, а для деяких — вже просто
звичка.
Проте людина, яка перекладає відповідальність за свою провину, може мати за мету
доволі різні речі.
По-перше, це так звана "брехня з добрими намірами". Коли люди знає, що здійснений
вчинок справить погане враження на її близьких, вона намагається спершу його приховати,
а якщо це не вдається, і таємне стає видимим, то починає виправляти це враження вже
відомим шляхом. Так, наприклад, підліток-школяр виправдовує погану оцінку
упередженістю вчителя.
По-друге, це зовсім протилежне бажання — саме спричинити неприємності тим
особам, яким ця людина їх відверто бажає. Виявити свою неприязнь можна за допомогою
багатьох вчинків. І певна категорія людей вибирає саме такий спосіб — перенести
відповідальність за свою провину на свого ворога. Вчинок може бути ненавмисним, або ж
спеціально скоєним, головне — щоб об’єкт неприязні було покарано.

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По-третє, це просте і по-людськи зрозуміле бажання уникнути неприємностей
внаслідок ненавмисне скоєного незначного вчинку. Постраждалих в такому випадку
мінімум, а треті особи, на яких провину перекладено, найчастіше за все і не довідаються, які
вони лихі. Тут зручно звинувачувати не тільки людей. Зробити винним за запізнення можна
зламане авто, а не зайву годину солодкого вранішнього сну — автомобіль не образиться, чи
вигадати безліч завдань, що дало вам начальство, і це завадило зустріти на вокзалі
найріднішу в світі тещу...
Слід зазначити, що психологічна різниця між чоловіками та жінками теж має неабияке
значення. Складна задача доведення "Провина не моя!" для жінок набуває змісту запального
вислову підступної міледі Вінтер "Це не я! Це все він, ваш ворог, граф Рошфор!". Жінки
здатні звести багатоповерхову вигадку для створення свого захисту за рахунок інших.
Натомість чоловіки частіше обмежуються короткою спробою і відверто розкривають карти,
якщо ця спроба провалюється.
В своїх намаганнях полегшити власне життя чи хоча б не погіршити його покаранням
за недобрі вчинки нам не варто забувати про обережність у ставленні до інших людей. Наша
свобода щодо інших закінчується там, де починається свобода тих інших. Зроблене зло
повертається до нас злом, може й не відразу, але закон життя такий — що посієш те й
пожнеш.
Відповідальність — то не страх перед покаранням, а свідоме ставлення до власних
вчинків.

Modul 8

1. Übersetzen Sie ins Ukrainische. Beachten Sie den Gebrauch der politischen Lexik.

Aus der Rede von Karl R. Popper

"Die zynische Geschichtsauffassung sagt, dass es — in der Geschichte, wie auch überhaupt —
immer nur die Gier ist, die regiert: die Habsucht, die Geldgier, das Gold, das Öl, die Macht. So war
es, sagt der Zyniker, und so wird es wohl immer sein; es ist so in der Despotie, und in der
Demokratie ist es nicht viel anders — nur dass in der Demokratie die Heuchelei womöglich noch
ärger ist.
Ich halte diese Lehre nicht nur für falsch, sondern auch für unverantwortlich. Es ist eine
dringende Aufgabe, sie zu bekämpfen."
"Ich bin Optimist, der nichts über die Zukunft weiß, und der daher keine Voraussagen macht.
Ich behaupte, dass wir einen Schnitt machen müssen zwischen der Gegenwart, die wir beurteilen
können und sollen, und der Zukunft, die weit offen ist und von uns beeinflusst werden kann. Wir
haben deshalb die moralische Pflicht, der Zukunft ganz anders gegenüber zu stehen, als wenn sie
etwa eine Verlängerung der Vergangenheit und Gegenwart wäre. Die offene Zukunft enthält
unabsehbare und moralisch gänzlich verschiedene Möglichkeiten."
"Ich muss die Hauptpunkte meines Optimismus sofort näher erklären:
1. Mein Optimismus bezieht sich ausschließlich auf die Gegenwart und nicht auf die Zukunft.
Ich glaube nicht, dass es so etwas gibt wie ein Gesetz des Fortschritts. Es gibt das nicht einmal in
der Wissenschaft; auch nicht in der Technik. Der Fortschritt kann nicht einmal als wahrscheinlich
bezeichnet werden.
2. Ich behaupte, dass wir im Westen gegenwärtig in der besten sozialen Welt leben, die es je
gegeben hat — und zwar trotz des Hochverrates der meisten Intellektuellen, die eine neue Religion
verkünden, eine pessimistische Religion, demgemäß wir in einer moralischen Hölle leben und an
physischer und moralischer Verschmutzung zugrundegehen.
3. Ich behaupte, dass diese pessimistische Religion nicht nur eine krasse Lüge ist, sondern
dass es nie vorher eine Gesellschaft gegeben hat, die so reformfreudig war wie unsere.

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4. Diese Reformfreudigkeit ist das Resultat einer neuen ethischen Opferbereitschaft, ..." "Was
die Zukunft betrifft, so sollen wir also nicht versuchen zu prophezeien, sondern nur versuchen,
moralisch und verantwortlich zu handeln. Das macht es aber zur Pflicht, dass wir lernen, die
Gegenwart richtig zu sehen und nicht durch die farbige Brille einer Ideologie.
Die politische Freiheit — Freiheit von Despotie — ist der wichtigste aller politischen Werte.
Und wir müssen immer bereit sein, für die politische Freiheit zu kämpfen. Die Freiheit kann
immer verloren werden. Wir dürfen nie die Händen in den Schoß legen im Bewusstsein, dass sie
gesichert ist."
"Die politische Freiheit ist eine Voraussetzung unserer persönlichen Verantwortlichkeit,
unserer Menschlichkeit: Jeder Versuch, einen Schritt zu einer besseren Welt zu machen, zu einer
besseren Zukunft, muss von dem Grundwert der Freiheit geleitet sein."

2. Übersetzen Sie ins Ukrainische.

CHARTA DER GRUNDRECHTE DER EUROPÄISCHEN UNION


Das Europäische Parlament, der Rat und die Kommission proklamieren feierlich den nachstehenden
Text als Charta der Grundrechte der Europäischen Union.
Geschehen zu Nizza am siebten Dezember zweitausend.
PRÄAMBEL
Die Völker Europas sind entschlossen, auf der Grundlage gemeinsamer Werte eine friedliche Zukunft
zu teilen, indem sie sich zu einer immer engeren Union verbinden.
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der
Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie stellt die
Person in den Mittelpunkt ihres Handelns, indem sie die Unionsbürgerschaft und einen Raum der
Freiheit, der Sicherheit und des Rechts begründet.
Die Union trägt zur Erhaltung und zur Entwicklung dieser gemeinsamen Werte unter Achtung der
Vielfalt der Kulturen und Traditionen der Völker Europas sowie der nationalen Identität der
Mitgliedstaaten und der Organisation ihrer staatlichen Gewalt auf nationaler, regionaler und lokaler
Ebene bei. Sie ist bestrebt, eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung zu fördern und stellt den
freien Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr sowie die Niederlassungsfreiheit sicher.
Zu diesem Zweck ist es notwendig, angesichts der Weiterentwicklung der Gesellschaft, des
sozialen Fortschritts und der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen den Schutz der
Grundrechte zu stärken, indem sie in einer Charta sichtbarer gemacht werden.
Diese Charta bekräftigt unter Achtung der Zuständigkeiten und Aufgaben der Gemeinschaft und
der Union und des Subsidiaritätsprinzips die Rechte, die sich vor allem aus den gemeinsamen
Verfassungstraditionen und den gemeinsamen internationalen Verpflichtungen der Mitgliedstaaten, aus
dem Vertrag über die Europäische Union und den Gemeinschaftsverträgen, aus der Europäischen
Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, aus den von der Gemeinschaft und
dem Europarat beschlossenen Sozialchartas sowie aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs der
Europäischen Gemeinschaften und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ergeben.
Die Ausübung dieser Rechte ist mit Verantwortlichkeiten und Pflichten sowohl gegenüber den
Mitmenschen als auch gegenüber der menschlichen Gemeinschaft und den künftigen Generationen
verbunden.
Daher erkennt die Union die nachstehend aufgeführten Rechte, Freiheiten und Grundsätze an.
KAPITEL I
WÜRDE DES MENSCHEN
Artikel 1
Würde des Menschen
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie ist zu achten und zu schützen.
Artikel 2
Recht auf Leben

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(1) Jede Person hat das Recht auf Leben.
(2) Niemand darf zur Todesstrafe verurteilt oder hingerichtet werden.
Artikel 3
Recht auf Unversehrtheit
(1) Jede Person hat das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit.
(2) Im Rahmen der Medizin und der Biologie muss insbesondere Folgendes beachtet werden:
die freie Einwilligung der betroffenen Person nach vorheriger Aufklärung entsprechend den gesetzlich
festgelegten Modalitäten,
das Verbot eugenischer Praktiken, insbesondere derjenigen, welche die Selektion von Personen zum
Ziel haben,
das Verbot, den menschlichen Körper und Teile davon als solche zur Erzielung von Gewinnen zu
nutzen,
das Verbot des reproduktiven Klonens von Menschen.
Artikel 4
Verbot der Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung
Niemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen
werden.
Artikel 5
Verbot der Sklaverei und der Zwangsarbeit
(1) Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden.
(2) Niemand darf gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten.
(3) Menschenhandel ist verboten.

3. Übersetzen Sie ins Ukrainische

Globalisierungszeitalter
Globalisierungsprozesse verbinden unterschiedliche Kulturen und Strukturen in der Welt

Die Globalisierung ist einerseits mit Prozessen kultureller Vereinheitlichung verbunden,


andererseits lassen die Kontakte mit weiter entfernten Weltzonen kulturelle Unterschiede deutlicher
hervortreten.
Im Globalisierungsprozess entstehen weltweite Netzwerke vor allem im Bereich der transnationalen
Unternehmen, im Welthandel und den Finanzbeziehungen, im Tourismus oder in den Wissenschaften.
Länger schon bestehen weltweite kirchliche Strukturen sowie internationale politische und
wirtschaftliche Institutionen. Diese globalen Netzwerke weisen weitgehend einheitliche
Arbeitsweisen, Organisationsformen und professionelle Standards auf.
Die Globalisierung vernetzt gleiche und unterschiedliche Strukturen, vergrößert bestehende
Unterschiede und schafft damit Konfliktpotentiale. Wirtschaft, Wissenschaft, Medien oder Tourismus
entwickeln heute globale Netzwerke mit einheitlichen Arbeitsweisen, beruflichen Standards und
Organisationsformen. Die globalen Partner sind gleichzeitig Teil der lokalen, nationalen oder
regionalen Strukturen und der dortigen soziokulturellen Identität. Andere lokale Strukturen, vor allem
die außerhalb der modernen Sektoren und der wachsenden Städte, sind weniger global vernetzt, ja sind
oft nicht einmal in die eigene Gesellschaft eingebunden. Dies gilt immer noch für große
Bevölkerungsteile der Entwicklungsländer z.B. im Subsistenzsektor oder in Armutszonen, in der
Summe für bis zu 2 Milliarden Menschen auf der Erde.
Gleichzeitig bestehen auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene die dortigen Strukturen weiter
und relativ stabile soziokulturelle Identitäten bilden. Die Globalisierung kann jedoch, weil sie
manchen gesellschaftlichen Gruppen mehr nützt als anderen, lokale Spannungen und Konflikte
verschärfen — sowohl zwischen Ländern als auch innerhalb der Länder.
Eine Welt — nur aus Sicht des Westens?
Die Sicht der Industrieländer auf die Welt ist meist noch sehr stark an die politische, wirtschaftliche
und militärische Vorherrschaft des „Westens“ in der Welt gebunden. Diese wird aber nicht nur durch

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die wirtschaftliche Erstarkung großer Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien, durch die
Verbreitung von Atomwaffen usw., sondern auch soziokulturell herausgefordert.
Unsere eigenen soziokulturellen Rahmenbedingungen sind nicht so weltweit verbreitet wie meist
angenommen. Dazu zählen wohl die Demokratie, die bürgerlichen Freiheiten, der leistungsmäßig
erworbene und nicht familiär ererbte Status, freie Medien und Kommunikation, räumliche und soziale
Mobilität sowie wirtschaftliche Sicherheit. Sie sind verbunden mit großen Verhaltensfreiheiten und
der Selbstverantwortung des Einzelnen für seine Lebensplanung. Die Prozesse in diesen Richtungen
und ihre Folgen kann man insgesamt unter dem Schlüsselwort Individualisierung zusammenfassen.
Diese Rahmenbedingungen bestehen überwiegend in westlichen Ländern, in
Entwicklungsgesellschaften jedoch nur partiell für Menschen in den modernen Sektoren. Von den
insgesamt 6,6 Milliarden Menschen der Erde leben nur die 1,2 Milliarden in den Industrieländern nach
„westlichem“ Muster. Die überwiegende Mehrheit der anderen 5,4 Milliarden Menschen ist kulturell
wesentlich stärker auf die Gemeinschaft bezogen. Dies sind vorwiegend die (Groß-)Familie oder
religiöse, ethnische bzw. sonstige soziokulturelle Einheiten. Ein Gemeinschaftsgefühl auf der
nationalen Ebene und ein Bewusstsein für die prinzipiell gleichen Rechte aller Menschen fehlen
dagegen in vielen Entwicklungsländern. Soziale Ungleichheit gilt nicht als Herausforderung für die
Allgemeinheit oder den Staat, sondern primär für die Solidarität in der Großfamilie.
Die zunehmenden weltweiten Kontakte, die gegenseitige Abhängigkeit und Konkurrenz lassen die
Unterschiede und Interessenkonflikte vor allem zwischen dem „Westen“ und den anderen
Ländergruppen deutlicher hervortreten. Demokratie und Marktwirtschaft als westliche Ideale werden
nicht überall auf der Welt als selbstverständlich akzeptiert, geschweige denn in den gesellschaftlichen
Institutionen und Strukturen verwirklicht. Die „westliche“ individualistische Lebensweise ist teilweise
zum Feindbild gemeinschaftsorientierter Kulturen und autoritärer Regime geworden. Neid und
Bewunderung gegenüber dem Westen stehen in einem labilen Verhältnis zum Vorwurf der Dekadenz,
der vor allem festgemacht wird am „Materialismus“, einem „Funktionsverlust der Familie“, einem
diffusen „Unglauben“ und einer scheinbaren „Rechtlosigkeit“ der Schwächeren. Soziale
Gegebenheiten wie Gleichberechtigung der Geschlechter oder sexuelle Freizügigkeit, die in
„westlichen“ Gesellschaften positiv bewertet oder zumindest nicht bekämpft werden, werden in
traditionellen wertkonformen Gesellschaften abgelehnt und können (zumindest im öffentlichen Leben)
Abscheu erwecken.

4. Übersetzen Sie ins Ukrainische.


Wichtige Vermittler

Die globalisierte Welt muss sich den soziokulturellen Fragen und Konfliktpotentialen stellen.
Für Deutschland hängen z. B. die interkulturelle Kompetenz als erfolgreiches Exportland oder die
Erfolgsaussichten des deutschen militärischen Engagements in den Konfliktregionen der Welt davon
ab. Binnenkonflikte in vielen Ländern müssen gelöst werden, auch um weltweit Millionen
Migranten wieder integrieren zu können. Schließlich ist auch die Abwendung der drohenden
ökologischen Katastrophen letztlich eine Frage des Verhältnisses zwischen kulturellen, sozialen und
materiellen Orientierungen.
Kulturelle Entwicklungen sind keine von der Lebensrealität abgehobenen Prozesse, sondern
werden immer von konkreten Menschen, Gruppen und Gesellschaften getragen. Insbesondere in
Entwicklungsländern sind sie eng mit der Herausformung einer Mittelschicht verbunden. Während
die Eliten oft noch — vor allem durch ihren Grundbesitz — auf die alten feudalen Strukturen
zurückgehen und durch traditionelle autoritäre Praktiken ihre Privilegien halten wollen, gründet sich
die Mittelschicht auf Bildung und sachrationale Professionalität. Sie erkämpft sich nicht nur
politischen Einfluss, sondern modernisiert die wirtschaftlichen Strukturen und eröffnet so Wege für
die breiteren Bevölkerungsschichten. Die kulturelle Synthese zwischen den Traditionen, westlichen
Einflüssen und ihrer Anpassung an lokale Anforderungen wird in erster Linie von ihr geleistet.
Die schnelle Verstädterung der Entwicklungsgesellschaften, durch die auch Megastädte mit
mehr als 10 Millionen Einwohnern kaum geplant und kontrolliert heranwachsen, schafft oft

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schwierige Bedingungen für die Bewältigung des sozialen und kulturellen Wandels. Viele Familien
werden zerrissen, wenn insbesondere die Männer versuchen, in der Stadt Fuß zu fassen. Soweit es
die Verkehrsmöglichkeiten erlauben, entstehen aber auch arbeitsteilige Beziehungen zwischen Stadt
und Umland auf Familienbasis. Die stadtfernen Landbereiche verlieren dagegen durch die
Landflucht ihre aktivsten Menschen, die Dörfer vergreisen. Die ländliche Lebensweise wird so als
Hort der Traditionen und des Wissens um die Natur geschwächt, die beide für eine nachhaltige
ländliche Entwicklung gebraucht werden.
Bildung und Medien sind die Bereiche, die einerseits für die Erhaltung des jeweiligen
kulturellen Erbes, andererseits für einen maßvollen kulturellen Wandel nötig sind. Sie müssen eine
wichtige Orientierungsfunktion für die breite Bevölkerung übernehmen und den Ausgleich zwischen
Traditionen und Veränderungen bewusster anstreben, als dies oben für die Massenmedien im
globalen Kontext beschrieben wurde.
Eine wichtige Rolle im Kulturdialog spielen die Kirchen. Obwohl die Christen bei ihrem
Vordringen in die Welt oft — mit Absicht oder nicht — die einheimischen Kulturen unterdrückt
haben, enthalten kirchliche Quellen oftmals die wichtigsten kulturgeschichtlichen Informationen,
und die heutige Mission passt sich an diese kulturellen Wurzeln an. Der globale interreligiöse Dialog
wird dringend für den Frieden zwischen den Kulturen benötigt.
Eine weitere Vermittlerrolle kommt den internationalen Organisationen wie etwa der UNESCO
zu, ferner den nationalen Kulturinstituten wie dem deutschen Goethe-Institut. Sie sind in vielen
Ländern die einzigen unabhängigen Podien auch für einheimische Engagierte in Gesellschaft und
Kunst.
Es scheint, dass die globale Entwicklung im 21. Jahrhundert insgesamt mehr von der kulturellen
Selbstvergewisserung und der interkulturellen Verständigung in der Welt abhängen wird als vom
Fortschritt in einzelnen technischen oder wissenschaftlichen Bereichen. Eine bessere Balance
zwischen den selbstbewusster werdenden außereuropäischen Kulturen und den „westlichen“
Einflüssen im Modernisierungsprozess wäre sicher ein Schlüsselfaktor für eine friedlichere globale
Entwicklung. Die Wahrnehmung und Anerkennung der Menschen in ihrer jeweiligen
soziokulturellen Eigenart könnte helfen, den von Samuel P. Huntington beschriebenen globalen
„Kampf der Kulturen“ zu vermeiden.
Globalisierungskritik. Was wollen also die Gegner einer falschen Globalisierung? Eine Ökonomie
mit menschlichen Zügen ohne Raubbau an der Natur und wachsende Scheren in der Verteilung des
gesellschaftlichen Reichtums zwischen Norden und Süden. Propagiert wird eine globale
Wirtschaftsethik, die den wilden Geld- und Devisenströmen, den Kapitalfluchten, den manipulierten
und doch unvorhersehbaren Kapitalmärkten und Börsenschwankungen Einhalt gebieten soll. Auch
solle sich die Politik gegen das Ökonomische wieder durchsetzen, weil doch zumindest hier die Macht
vermutet wird, dem schändlichen "Profit over People" (Noam Chomsky) Einhalt zu gebieten.

5. Übersetzen Sie ins Ukrainische.

Deutschland seit 1990er


Die 1990er Jahre waren nach dem kurzen Boom der Wiedervereinigung von geringer
wirtschaftlicher Dynamik, Massenarbeitslosigkeit und Reformstau geprägt. Insbesondere in den
neuen Bundesländern entwickelte sich die Wirtschaft nicht wie erhofft und angekündigt. Mehrere
Reformvorhaben der Bundesregierung scheiterten an der rot-grünen Mehrheit im Bundesrat.
Außenpolitisch setzte sich Kohl insbesondere für eine stärkere Zusammenarbeit im Rahmen der
Europäischen Union und zum Beispiel die EU-Osterweiterung ein. Als die Bundesrepublik
Jugoslawien 1991 zu zerfallen begann, war Deutschland eines der Länder, welches die
Anerkennung der Unabhängigkeit von Kroatien und Slowenien durch die westlichen Staaten
massiv unterstützte. Eine direkte Teilnahme am Zweiten Golfkrieg zur Befreiung Kuwaits lehnte
die Bundesregierung mit Blick auf die historische Last ab. Stattdessen leistete Deutschland
finanzielle Unterstützung und ersetzte Marineeinheiten der NATO-Partner im Mittelmeer. Nach

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Beendigung der Kämpfe half ein Verband der Bundesmarine bei der Räumung von Seeminen im
Persischen Golf.
Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte kam es in Folge der Bundestagswahl 1998 zu
einem vollständigen Regierungswechsel. Die bisherigen Regierungsparteien CDU/CSU und FDP
verloren ihre Bundestagsmehrheit, die bisherigen Oppositionsparteien SPD und Bündnis 90/Die
Grünen bildeten eine Rot-Grüne Koalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. Bei der
Bundestagswahl 2002 wurde die Bundestagsmehrheit von SPD und Grünen knapp bestätigt.
Die Rot-Grüne Koalition setzte erste Ansätze für umfassende Veränderungen in der Sozial-,
Renten- und Gesundheitspolitik durch. Mittels der Einnahmen aus der umstrittenen Ökosteuer
gelang es, die Lohnnebenkosten (Rentenversicherungsbeiträge) zu reduzieren. Allgemein wurde
das Thema Ökologie stärker gewichtet, beispielsweise mit dem Beginn des Atomausstiegs oder
Gesetzesinitiativen zur Reduzierung von Treibhausgasen. Andere Reformen der rot-grünen
Regierung waren etwa das Lebenspartnerschaftsgesetz, das neue Staatsbürgerschaftsrecht oder und
das Gewaltschutzgesetz. Während Schröder für einige Bundesratsabstimmungen CDU-regierte
Länder durch Zugeständnisse dazu bewegen konnte, im Sinne der Bundesregierung abzustimmen,
scheiterten andere Reformvorhaben von Rot-Grün, wie das Verbraucherinformationsgesetz, an der
CDU/CSU-Mehrheit im Bundesrat.
Der erste Kampfeinsatz deutscher Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg — 1999 im Kosovo-
Krieg — markierte einen Wendepunkt der deutschen Außenpolitik. Nach dem Anschlag auf das
World Trade Center in New York 2001 garantierte Bundeskanzler Schröder den USA die
„uneingeschränkte Solidarität“. Deutschland unterstützte im Rahmen des Anti-Terrorkrieges den
Krieg in Afghanistan. Deutschland beteiligte sich im Jahre 2003 nicht am Irakkrieg. Dies führte zu
Konflikten vor allem mit den USA, aber zu großen Sympathiebekundungen aus der deutschen
Bevölkerung gegenüber dem „Friedenskanzler“ Schröder. Die Bundeswehr sicherte die Seewege
am Horn von Afrika, entsandte ABC-Spürpanzer nach Kuwait und zog gemäß ihrer internationalen
Verpflichtungen deutsche Soldaten nicht aus NATO-AWACS-Flugzeugen ab.
Die Hartz-IV-Gesetzgebung von 2004 hatte das Ziel, den Arbeitsmarkt zu beleben. Es
wuchsen die Proteste gegen eine — insbesondere durch die direkt Betroffenen — als sozial
ungerecht empfundene Politik, die Kritiker nicht von der SPD erwartet hatten. Nach durch Rot-
Grün verlorenen Landtagswahlen in den Jahren 2004 und 2005 stellte Bundeskanzler Schröder
schließlich am 1. Juli 2005 im Bundestag die Vertrauensfrage nach Art. 68 GG mit dem Ziel, diese
absichtlich zu verlieren. Daraufhin löste Bundespräsident Horst Köhler den 15. Deutschen
Bundestag auf und setzte Neuwahlen für den 18. September 2005 an. Da diese Wahl kein Ergebnis
zugunsten einer der angestrebten Koalitionen (SPD/Grüne und Union/FDP) ergab und alle
Versuche eine Dreiparteienregierung zu bilden scheiterten, einigten sich CDU/CSU und SPD auf
die Bildung einer Großen Koalition unter der Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU).
Am 27. September 2009 fand die Wahl zum 17. Deutschen Bundestag statt. Die
Unionsparteien und die FDP erreichten dabei zusammen die notwendige Mehrheit für die von
beiden Seiten angestrebte Bildung einer schwarz-gelben Koalition.
Nachdem sich die Koalitionsparteien gemeinsam auf einen Koalitionsvertrag geeinigt und diesen
unterzeichnet hatten, wurde Angela Merkel erneut zur Bundeskanzlerin gewählt.

6. Übersetzen Sie ins Ukrainische.

Вибори у ландтаг
Політика Берліну, насамперед підвищення податків, та внутрішні кадрові проблеми
серед верхівки партії ХДС землі Рейнланд-Пфальц призвели до того, що християнські
демократи зазнали багато втрат під час виборів у ландтаг 21 квітня. Цього висновку доходить
Боннський інститут прикладної соціології (ІНПРИС) у своєму аналізі виборів. Такі тенденції,
значущі для сьогоденної політики нарівні федерації та земель, на думку ІНПРИС, наклалися на
зміни у соціальних та політичних структурах землі. Особливо це проявляється, вважає він, у
сільських католицьких фортецях ХДС, де Союз втратив значно більше середнього показника,

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тоді як СДПН змогла досягти тут найвищого виграшу і глибоко проникнути навіть у ті верстви
виборців, котрі традиційно завжди стояли далеко від неї. Але з огляду на великі виграші та
програші у день виборів неможливо не помітити того, що їх наслідок цілком відповідає вже
давній тенденції, пишуть дослідники ІНПРИС. "За декілька років християнські демократи
втратили найбільше голосів саме у сільській місцевості, де вони у католицькому сільському
просторі традиційно мали у своєму розпорядженні переконливу більшість. А соціал-демократи
постійно збільшували свою присутність. Аргументують вони цей розвиток подій тим, що для
селян, винарів та інших традиційно християнсько-демократичних виборців, які не
висловлюють активно свого незадоволення, вже перестало бути само собою зрозумілим, що
вони повинні голосувати за партію ХДС".

7. Übersetzen Sie ins Ukrainische. Beachten Sie die Übersetzung der Realien.

Aus der Geschichte der Ukraine

Frühgeschichte. Die früheste Geschichte der Ukraine ist geprägt von den indogermanischen
Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerier, der Skythen, Sarmaten und Alanen. Im 7. und 6.
Jahrhundert v. Chr. wurden an der Schwarzmeerküste, auf der Krim-Halbinsel und am Asowschen
Meer auch zahlreiche griechische Kolonien gegründet, aus denen sich später das so genannte
Bosphoranische Reich entwickelte.
Im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. herrschten die Goten über das Land an Dnister und Dnipro,
sowie über die Halbinsel Krim, wo sich Reste der Goten noch viele Jahrhunderte halten sollten.
Danach zogen verschiedene asiatische Nomadenvölker wie beispielsweise Hunnen, Awaren durch
die südukrainischen Steppen.
Kyjiwer Rus. Im 9. Jahrhundert errichteten slawische Stämme unter dem Einfluss
skandinavischer Waräger ein Großreich mit Zentrum in Kyjiw, die Kyjiwer Rus. Das große Reich
war eine lockere Föderation einzelner Länder, die als Fürstentümer von Mitgliedern der
herrschenden Rurikiden-Dynastie regiert wurden. An ihrer Spitze stand der Großfürst von Kyjiw.
Dieser Staat wird heute von der Ukraine, Russland und Weißrussland als Vorläuferstaat gesehen.
Im 13. Jahrhundert eroberten Nomadenstämme (mongolisch-tatarischen Horden) das Gebiet.
Von hier an wird die ukrainische Geschichte getrennt von der russischen gesehen, die ihre Zentren
nach Norden (Moskau) verlegte. Da es dem vormaligen, an der östlichen Peripherie der alten Rus
gelegenen Moskau ab dem 17. Jahrhundert gelang, für sein Staatswesen den Begriff „Russland“ zu
reklamieren, wurde seit dieser Zeit für das alte Zentralgebiet der Rus der Begriff „Ukraine“
gebräuchlich. Der Begriff Ukraina wurde erstmals 1187 in einer Chronik (Ipatijiwskyj Litopys) für
die südwestlichen Gebiete des Kyjiwer Reiches, später für das galizisch-wolhynische Gebiet
verwendet. In historischen Liedern und volkstümlichen Balladen hat das Wort „Ukraina“ dabei die
Bedeutung „Land“ oder „Erde“ und nicht, wie oft interpretiert, „am Rand“ oder „Grenzland“. Bevor
man seit dem 19. Jahrhundert von einer ukrainischen oder weißrussischen Nation zu sprechen
beginnt, war für die ostslawischen Bewohner dieser Gebiete der Begriff „Rusyny, (Ruthenen)“
gebräuchlich.
Großfürstentum Litauens und Krim-Khanat. Eine eigenständige Bedeutung erlangte ab dem 12.
Jahrhundert das westukrainische Fürstentum Halytsch-Wolhynien , welches sich kulturell
westeuropäischen Einflüssen öffnete und beispielsweise für einige seiner Städte, wie Lemberg, das
Magdeburger Stadtrecht einführte. Im 14. Jahrhundert zerfiel das Fürstentum, sein nordöstlicher Teil
wurde, wie auch die zentralukrainischen Gebiete am Dnipro mit Kyjiw, Teil des Großfürstentums
Litauen. Den südwestlichen Teil des Fürstentums (Galizien) eroberte Kasimir der Große von Polen
Mitte des 14. Jahrhunderts. Im durch die Lubliner Union von 1569 gebildeten litauisch-polnischen
Doppelstaat wurden auch die bisher zu Litauen gehörenden ukrainischen Gebiete der polnischen
Krone unterstellt. Im Gegensatz zu der bisherigen liberalen Politik Litauens nahmen ab diesem
Zeitpunkt die wirtschaftliche und religiöse Unterdrückung der orthodoxen Bevölkerung durch Polen
zu. Um die religiöse Spaltung zu überwinden, entstand die Idee einer „Wiedervereinigung“ von

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katholischer und orthodoxer Kirche in Litauen-Polen. Deren konkrete Umsetzung in der
Kirchenunion von Brest 1596 stieß aber auf viel Widerstand unter den Ruthenen.
Der Süden wurde zu einem eigenständigen türkisch dominierten Krim-Khanat (Große Teile der
Südukraine wurde in der Zeit 1368-1783 von den Nachfahren der Nogaier-Horde besiedelt ).
Kosakenstaat. In den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts baute der mit den Kosaken eng
verbündete Fürst Dmytro Wyschneweckyj eine Festung auf der Dnipro-Insel Mala Chortyzja, um
einen Stützpunkt für Angriffe auf die Tataren zu besitzen. Diese Festung diente den Kosaken von
dieser Zeit an als Vorbild für die Saporoger Sitsch und weitere Festungsanlagen. Diese Festungen
bildeten einen Wendepunkt im Bewusstsein der Kosaken, da sie jetzt einen von der Verwaltung
unabhängigen Mittelpunkt besaßen. Hier entstand das Bild der rauhen, trinkfesten
Männergesellschaft, dem sowohl mönchische (weil Frauen keinen Zugang zur Sitsch hatten) als
auch ritterliche Züge angedichtet wurden. In der Tat errangen die Kosaken jetzt eine gewisse
Unabhängigkeit von der polnisch-litauischen Regierung, was von dieser den Türken und Tataren
gegenüber auch bestätigt wurde, wenn von jener Seite Klagen über die Angriffe kamen. Gegen Ende
des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Kosakentum organisiert und in seiner Stellung
gefestigt. Versuche der polnischen Könige die Kosaken in ihren Dienst zu nehmen, waren nur
vorübergehend und eingeschränkt erfolgreich. Die Kosaken bildeten zu dieser Zeit einen eigenen
Stand mit unabhängiger Rechtsprechung und Obrigkeit.
Im Jahre 1648 setzte sich der Hetman der Saporoger Kosaken, Bogdan Chmelnyzkyj an die
Spitze eines großen Kosakenaufstandes gegen die polnisch-litauische Herrschaft. Erstmals seit den
Tagen der Kyjiwer Rus vollzog sich eine staatliche Konsolidierung der Ukraine. Diese Staatsbildung
ist durch viele Gründe misslungen. Die Kosaken leisteten 1654 auf der Kosakenrada von Perejaslaw
dem Moskauer Zaren den Treueid. Die historische Deutung dieses Treueides ist seither zwischen der
Ukraine und Russland umstritten.
Im 18. Jahrhundert kam es unter Hetman Mazepas (1687-1708) zur letzten wirtschaftlichen und
kulturellen Blütezeit des Hetmanats. Masepa förderte das Schulwesen und den Kirchenbau
(ukrainischer Barock). Zum letzten Mal traten die ukrainischen Kosaken als eigenständiger
politischer Faktor in Erscheinung in der Schlacht bei Poltawa auf und verloren den Kampf. Mit
Masepa endete für lange Zeit Traum einer unabhängigen Ukraine.
Nach den drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 wurde die westliche Ukraine, mit
Ausnahme Galiziens, das österreichisch wurde, russisch. Die Kern-Ukraine wurde in dieser Zeit
auch als „Kleinrussland“ bezeichnet. Die westlichen Gebiete kamen als "Galizien-Lodomerien" zu
Österreich-Ungarn.
Erste Unabhängigkeit. Der ukrainische Historiker Mychailo Hruschewskyj schuf im 19.
Jahrhundert die wissenschaftliche Grundlage für eine ukrainische Nationalbewegung, indem er der
Auffassung eines einheitlichen ostslawischen (russischen) Stromes der Geschichte sein Schema einer
getrennten Entwicklung der Volkstümer der Russen und Ukrainer entgegenstellte. Daraufhin
begannen sich in Kyjiw Kräfte zu formieren, die eine Unabhängigkeit von Russland einforderten.
1917, nach dem Sturz der Zarenregierung, kam in Kyjiw der Ukrainische Nationalkongress
zusammen und wählte einen obersten Rat (Zentralna Rada). Hruschewskyj wurde der erste
Vorsitzende der Zentralna Rada. Der Zentralrat rief die Unabhängigkeit der Ukraine aus und trat in
Verhandlungen mit der provisorischen russischen Regierung. Nach der Oktoberrevolution rief der
Zentralrat zunächst die Autonomie aus, am 22. Januar 1918 dann die volle Selbstständigkeit als
Ukrainische Volksrepublik — Ukrajinska Narodna Respublika (UNR). Die durch den Zentralrat
gebildete ukrainische Regierung verlor ihren Einfluss jedoch spätestens mit dem Einmarsch
deutscher Truppen nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk, mit dem die kommunistische
Regierung Russlands unter Androhung der Kriegsfortführung gezwungen wurde, die Ukraine,
Litauen, Lettland und Estland an das Deutsche Reich zu übergeben. Die deutsche Regierung setzte
General Pawlo Skoropadskyj als Hetman an die Spitze des ukrainischen Staates. Nach dem Ende des
Krieges 1918 und dem Abzug der deutschen Truppen herrschte wieder Bürgerkrieg. 1919 wurde die
Ukraine (ohne Galizien) zu einer Sowjetrepublik. Teile der Westukraine gehörten zu Polen. In dem
österreich-ungarischen bildete sich im östlichen Teil nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im

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Januar 1919 die Westukrainische Volksrepublik, deren Hauptstädte nacheinander Lemberg, Ternopil
und Stanislau (heute Iwano-Frankiwsk) waren. 1921 musste die Westukrainische Volksrepublik
nach einem Krieg mit Polen kapitulieren und Galizien und auch Teil Wolhynien wurden polnisch.
Sowjetukraine. 1922 wurde die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik offiziell Teil der neu
gegründeten Sowjetunion, nachdem die Rote Armee und die Bolschewiki die Ukraine erobert hatten.
Die Neue Ökonomische Politik führte zu einem raschen Aufschwung der Landwirtschaft und
begleitete eine flexible Nationalitätenpolitik. Im Rahmen der sowjetischen Industrialisierung wurden
im Osten der Ukraine in den heutigen Millionenstädten Dnipropetrowsk (u.a. Chemie), Donezk (u.a.
Schwerindustrie, Kohlebergbau) und Charkiw (u.a. Flugzeuge) große wirtschaftliche Zentren mit
Universitäten entwickelt. Seit Ende 1920er änderte die kommunistische Regierung ihre Politik in der
Ukraine.
Nach der Einrichtung von Kolchosen im Rahmen der Kollektivierung wurden diese dazu
verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Ernte an den Staat abzuführen. Die Quote lag in der
Ukraine bei ca. 30 %. 1931 wurde die Steuerquote für Getreide auf rund 40 % erhöht. Im Jahr 1932
kam es zu Problemen, das Getreide einzuziehen. Am 22. Oktober wurde eine Sonderkommission in
die Ukraine entsandt. Ihr Auftrag war es, den Widerstand der Bevölkerung zu brechen, wozu sie
weitestgehende Vollmachten hatte. Es folgte nicht nur eine Verhaftungswelle, von der sowohl
Bauern als auch örtliche Partei- und Verwaltungskräfte betroffen waren. Schwerer wogen die
wirtschaftlichen Repressalien. Zugleich wurden viele Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler
erschossen oder nach Sibirien deportiert. Im Frühjahr 1933 erreichte die Sterblichkeit ihren
Höhepunkt. Während die Bauern verhungerten, exportierte die Sowjetunion 1933 1,8 Millionen
Tonnen Getreide. Die Zahl der Toten wird auf 7 Millionen Ukrainer geschätzt. Die
Weltöffentlichkeit reagierte kaum auf diesen Völkermord in der Sowjetunion, der als Holodomor in
die Geschichte einging. Es gab nur Zeitungsberichte, diplomatische Reaktionen blieben aus. Die
Sowjetunion selbst zensierte die wahrheitsgemäße Berichterstattung.
Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939, dem
am 17. September 1939 die sowjetische Besatzung Ostpolens folgte. Polen wurde gemäß den
Abmachungen des Hitler-Stalin-Paktes zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt.
Zwischen 1943 und 1947 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die deutschen Okkupanten,
sondern gab es auch eine starke nationalistische Unabhängigkeitsbewegung (ukrainische
Aufständischenarmee: "Ukrainska Povstanska Armija" UPA) gegen die Sowjetherrschaft, die vom
NKWD niedergeschlagen wurde.
Unabhängigkeitsbestrebungen, die die ganze Zeit existierten; besonders in der Westukraine,
führten nach der Perestroika 1991 im Zuge der Auflösung der Sowjetunion zur erneuten
Unabhängigkeitserklärung.
Seitdem kämpfte die Ukraine vor allem in den 1990er Jahren mit starken wirtschaftlichen
Problemen und versucht, außenpolitisch eine neutrale Rolle sowohl dem Westen als auch Russland
gegenüber zu spielen.

8. Übersetzen Sie ins Ukrainische.

Zwischen Russland und dem Westen

Im Januar 1994 unterzeichneten die Ukraine, Russland und die USA ein Abkommen über den
Abbau und die Vernichtung der ukrainischen Atomwaffen, das bis Juni 1996 erfüllt wurde. Im
Februar 1994 trat die Ukraine der „Partnerschaft für den Frieden“ der NATO bei (1997 Charta
über eine Vertiefung der Zusammenarbeit, Bildung einer NATO-Ukraine-Kommission). Im Juni
1994 schloss die Ukraine mit der EU ein Kooperations- und Partnerschaftsabkommen, im
November 1995 wurde sie in den Europarat aufgenommen. Aus den Parlamentswahlen im März
1998 gingen die Kommunisten als stärkste politische Kraft hervor.
Der seit Juli 1994 als Staatspräsident amtierende L. Kutschma wurde durch Wahlen im
November 1999 bestätigt. Er berief als Amtsnachfolger von Ministerpräsident W. Pustowoitenko

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(1997-99) im Dezember 1999 den reformorientierten Finanzexperten W. Juschtschenko. Durch ein
von Präsident Kutschma im April 2000 anberaumtes Referendum suchte dieser seine Stellung
gegenüber dem Parlament zu stärken. Am 15. 12. 2000 wurde mit der Abschaltung des letzten
Reaktorblocks das Kernkraftwerk von Tschernobyl stillgelegt. Nach dem ungeklärten Tod eines
regierungskritischen Journalisten richteten sich ab Ende 2000 heftige Proteste gegen die
ukrainische Staatsmacht, besonders gegen Präsident Kutschma. Im April 2001 wurde
Ministerpräsident Juschtschenko durch ein von den Kommunisten und den Oligarchenparteien
unterstütztes Misstrauensvotum im Parlament gestürzt, blieb aber noch bis Ende Mai 2001
geschäftsführend im Amt, als der Oberste Rat den von Präsident Kutschma vorgeschlagenen
Kandidaten Anatoli Kinach (Vorsitzender der Vereinigung der ukrainischen Industriellen und
Unternehmer) zum Regierungschef wählte. Bei den Parlamentswahlen am 31. 3. 2002 entfielen
zwar auf das von Juschtschenko geführte Bündnis „Unsere Ukraine“ die meisten Stimmen
(23,6%), gefolgt von den Kommunisten (20%); das Präsident Kutschma nahe stehende
Wahlbündnis „Für eine geeinte Ukraine“ (nur 11% der Stimmen) konnte aber danach zahlreiche
direkt gewählte, parteilose Abgeordnete für seine Fraktion gewinnen, die mit 176 Mandaten die
stärkste wurde. Damit erhöhte sich die Einflussmöglichkeit Kutschmas auf die Legislative
deutlich. Am 28. 5. 2002 wählte der Oberste Rat den Vorsitzenden der Fraktion „Für eine geeinte
Ukraine“ und früheren Präsidialamtschef Wladimir Litwin zum Parlamentspräsidenten. Präsident
Kutschma, der auch nach den Parlamentswahlen innenpolitisch unter Druck blieb
(Demonstrationen, massive Rücktrittsforderungen) und zunehmend international kritisiert wurde
(u. a. seitens der USA und anderer NATO-Staaten Vorwurf der Verkaufsbewilligung eines
Frühwarnradarsystems an den Irak), entließ im November 2002 die Regierung Kinach mit der
Begründung einer mangelhaften Reform- und Sozialpolitik bei der Bewältigung der
Wirtschaftskrise des Landes. Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten wurde der bisherige
Gouverneur des Gebiets Donezk Wiktor Janukowitsch. Ende Mai 2002 verkündete der Nationale
Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine die Absicht des Landes, Mitglied der NATO zu
werden; zugleich bat die Ukraine die EU um Prüfung der Möglichkeiten zur Vertiefung der
Zusammenarbeit (Streben nach einem Assoziierungsvertrag).
Bei der Präsidentschaftswahl Ende Oktober 2004 erreichte der von Russland unterstützte
Regierungschef Janukowitsch gegenüber dem westlich orientierten Oppositionspolitiker
Juschtschenko keine klare Mehrheit. Ebenso wie bei der nachfolgenden Stichwahl Mitte
November, die nach offzieller Darstellung Janukowitsch für sich entscheiden konnte, wurde von
der Opposition der Vorwurf der Wahlfälschung erhoben. Es kam zu massiven Protesten und
Demonstrationen der Bevölkerung, die das Parlament blockierten. Durch eine
Parlamentsabstimmung wurde die Stichwahl annulliert; ein Misstrauensantrag der Opposition
gegen den Ministerpräsidenten Janukowitsch scheiterte zunächst, ein zweiter Antrag Anfang
Dezember hatte Erfolg, was jedoch ohne bindende Wirkung ist. Der scheidende Präsident
Kutschma hat sich für eine komplette Wahlwiederholung ausgesprochen, während die Opposition
lediglich einer Wiederholung der Stichwahl zustimmt.
Die politischen Auseinandersetzungen nach der Orangenen Revolution sind geprägt durch den
anhaltenden Machtkampf zwischen Vertretern einer Westorientierung sowie denen einer engen
Anlehnung an Russland.
Nach der Amtseinführung von Präsident Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 bestätigte das
ukrainische Parlament (Werchowna Rada) am 4. Februar 2005 die neue Regierung unter
Premierministerin Julija Tymoschenko.
Während der ersten 100 Tage der Regierung Tymoschenko wurden die Privatisierungen einiger
großer Unternehmen (Kryworisch Stal) aus der Zeit des früheren Präsidenten Kutschma überprüft.
Es zeigte sich auch, wie schon im Wahlkampf, dass die Positionen von Präsident Juschtschenko
und Ministerpräsidentin Tymoschenko in der Wahl der Mittel teilweise differieren.
Gleichzeitig führte die durch russische Unternehmen initiierte Verteuerung von
Erdölprodukten, vor allem Benzin, zu Druck auf die ukrainische Regierung.

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Die Europäische Union hat einen „Aktionsplan“ für eine engere Zusammenarbeit mit der
Ukraine im Rahmen ihrer sogenannten „Nachbarschaftspolitik“ gebilligt. Als Prioritäten werden
im Aktionsplan unter anderem folgende Punkte genannt:
Ukrainische Gesetze, Normen und Standards werden schrittweise an die der EU angeglichen.
Verhandlungen über Beschäftigungsfragen, zum Beispiel Möglichkeiten für Bürger der
Ukraine, in der EU zu arbeiten. Verbesserung des Investitionsklimas, unter anderem durch
Herstellung diskriminierungsfreier, transparenter Wirtschaftsbedingungen, Bürokratieabbau sowie
Bekämpfung der Korruption.

Modul 9
1. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische. Welche Mittel gebrauchen Sie für die
Übersetzung der Belletristik.

Weshalb mich die Stare an meine Großmutter erinnerten

Ich hörte ihren Pfiff. Fünf Stare saßen auf der Fernsehantenne und sahen nach dem langen
Flug aus der Winterheimat ein wenig verwelkt aus.
Es fiel noch einmal Schnee, und der blieb eine Woche liegen. Die Stare zogen in die Wälder,
aber wenn unser Hund sich satt gefressen hatte, waren sie da und säuberten den Hundenapf. Nach
der Mahlzeit probierten sie hin und wieder einen kühnen Pfiff, aber danach zogen sie die Köpfe
ein und ließen die Flügel hängen, als bedauerten sie, unzeitgemäß fröhlich gewesen zu sein.
Menschengedanken fliegen mit Überlichtgeschwindigkeit; nicht nur in die Weite, in die Höhe
und in die Tiefe, sondern auch in die Zukunft und in die Vergangenheit: Das Verhalten der Stare
erinnerte mich an meine Großmutter, die vor vierzig Jahren starb. Sie sang zuweilen mit brüchiger
Stimme, die an Jodeln erinnerte, ein Lied, das wir Kinder gern hörten: „Wie heißt König Ringangs
Töchte'tlein? — Rohtraut, Schön-Rohtraut. Was tut sie denn den ganzen Tag, da sie wohl nicht
spinnen und nähen mag? — Tut fischen und jagen..."
Der Text war von Eduard Mörike, aber das wussten wir damals noch nicht.
Man musste die Vatermutter ausdauernd ums Singen bitten. „Wenn ich sing, passiert was",
behauptete sie. Einmal hätte die Tante ihren goldenen Ehering verloren, nachdem Großmutter
gesungen habe, ein anderes Mal "hätte drei Wochen nach dem Gesang der Alten die Kuh verkalbt,
und als Großmutter im Jahre zwanzig zu ihrem Geburtstag im Oktober gesungen habe, wäre
jahrsdrauf im Januar der Großvater gestorben. Aber welche Großmutter kann beharrlichen
Enkelbitten widerstehen? Am Abend ihres fünfundsechzigsten Geburtstags gelang es uns die
Greisin zum Singen zu überreden. Vielleicht hatte auch der Alkohol eines Gläschens Grog
mitgeholfen, das Lied von Schön-Rohtraut in der Großmutter locker zu machen. Sie glühte und
sang: „Was siehst du mich an so wunniglich? Wenn du das Herz hast, küsse mich!...“
Unser Wolfsspitz tat, wenn er Gesang oder Mandolinengeklimper hörte, auf seine Weise mit.
Es waren in ihm noch seine Urväter, die Schakale, zugange, und am Geburtstagsabend hielt er den
Ziehbrunnen für den geeignetsten „Steppenhügel" zum Mitsingen.
Großmutter sang, der Wolfsspitz heulte und sprang auf den Brunnenkasten, aber der Deckel
des Kastens war nicht geschlossen, und der Hundegesang verwandelte sich in ein Plätschern.
Meine Schwester, die um Wasser gegangen war, entdeckte den schwimmenden Wolfsspitz im
Brunnen. Die Geburtstagsgäste stürzten auf den Hof. Die Männer ließen eine Leiter in den
Brunnen, ein Onkel stieg hinab und brachte den triefenden Hund am Halsband herauf.
In der Stube saß Großmutter und schluchzte: „Habe ich's nicht gesagt?" Von diesem
Geburtstag an war die Vatermutter nie mehr zum Singen zu bewegen. Der Aberglaube hatte ihr das
letzte Lied geraubt.

2. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Traktat vom Steppenwolf

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|
Es war einmal einer namens Harry, genannt der Steppenwolf. Er ging auf zwei Beinen, trug
Kleider und war ein Mensch, aber eigentlich war er doch eben ein Steppenwolf. Er hatte vieles von
dem gelernt, was Menschen mit gutem Verstande lernen können, und war ein ziemlich kluger
Mann. Was er aber nicht gelernt hatte, war dies: mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Dies
konnte er nicht, er war ein unzufriedener Mensch. Das kam wahrscheinlich daher, dass er im
Grunde seines Herzens jederzeit wusste (oder zu wissen glaubte), dass er eigentlich gar kein
Mensch, sondern ein Wolf aus der Steppe sei. Es mögen sich kluge Menschen darüber streiten, ob
er nun wirklich ein Wolf war, ob er einmal, vielleicht schon vor seiner Geburt, aus einem Wolf in
einen Menschen verzaubert worden war oder ob er als Mensch geboren, aber mit der Seele eines
Steppenwolfes begabt und von ihr besessen war oder aber ob dieser Glaube, dass er eigentlich ein
Wolf sei, bloß eine Einbildung oder Krankheit von ihm war. Zum Beispiel wäre es ja möglich,
dass dieser Mensch etwa in seiner Kindheit wild und unbändig und unordentlich war, dass seine
Erzieher versucht hatten, die Bestie in ihm totzukriegen, und ihm gerade dadurch die Einbildung
und den Glauben schufen, dass er in der Tat eigentlich eine Bestie sei, nur mit einem dünnen
Überzug von Erziehung und Menschentum darüber. Man könnte hierüber lang und unterhaltend
sprechen und sogar Bücher darüber schreiben; dem Steppenwolf aber wäre damit nicht gedient,
denn für ihn war es ganz einerlei, ob der Wolf in ihn hineingehext oder —geprügelt oder aber nur
eine Einbildung seiner Seele sei. Was andre darüber denken mochten und auch was er selbst
darüber denken mochte, das war für ihn nichts wert, das holte den Wolf doch nicht aus ihm heraus.
Der Steppenwolf hatte also zwei Naturen, eine menschliche und eine wölfische, dies war sein
Schicksal, und es mag wohl sein, dass dies Schicksal kein so besonderes und seltenes war. Es
sollen schon viele Menschen gesehen worden sein, welche viel vom Hund oder vom Fuchs, vom
Fisch oder von der Schlange in sich hatten, ohne dass sie darum besondre Schwierigkeiten gehabt
hätten. Bei diesen Menschen lebte eben der Mensch und der Fuchs, der Mensch und der Fisch
nebeneinander her, und keiner tat dem ändern weh, einer half sogar dem ändern, und in manchem
Manne, der es weit gebracht hat und beneidet wird, war es mehr der Fuchs oder Affe als der
Mensch, der sein Glück gemacht hat. Dies ist ja jedermann bekannt. Bei Harry hingegen war es
anders, in ihm liefen Mensch und Wolf nebeneinander her, und noch viel weniger halfen sie
einander, sondern sie lagen in ständiger Todfeindschaft gegeneinander, und einer lebte dem ändern
lediglich zu Leide, und wenn Zwei in Einem Blut und Einer Seele miteinander todfeind sind, dann
ist das ein übles leben. Nun, jeder hat sein Los, und leicht ist keines.
Man stelle sich einen Garten vor, mit hunderterlei Bäumen, mit tausenderlei Blumen,
hunderterlei Obst, hunderterlei Kräutern. Wenn nun der Gärtner dieses Gartens keine andre
botanische Unterscheidung kennt als „essbar" und „ Unkraut", dann wird er mit neun Zehnteln
seines Gartens nichts anzufangen wissen, er wird die zauberhaftesten Blumen ausreißen, die
edelsten Bäume abhauen oder wird sie doch hassen und scheel ansehen. So macht es der
Steppenwolf mit den tausend Blumen seiner Seele. Was nicht in die Rubriken „Mensch" oder
„ Wolf" passt, das sieht er gar nicht. Und was zählt er nicht alles zum „Menschen"! Alles Feige,
alles Affenhafte, alles Dumme und Kleinliche, wenn es nur nicht gerade wölfisch ist, zählt er zum
„Menschen", ebenso wie er alles Starke und Edle, nur weil es ihm noch nicht gelang, seiner Herr
zu werden, dem Wölfischen zuschreibt.
Wir nehmen Abschied von Harry, wir lassen ihn seinen Weg allein weitergehen. Wäre er
schon bei den Unsterblichen, wäre er schon dort, wohin sein schwerer Weg zu zielen scheint, wie
würde er diesem Hin und Her, diesem wilden, unentschlossenen Zickzack seiner Bahn verwundert
zuschauen, wie würde er diesem Steppenwolf ermunternd, tadelnd, mitleidig, belustigt zulächeln!

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3. Übersetzen Sie das Gedicht wörtlich und vergleichen Sie dessen Interpretationen. Geben
Sie daraufhin ein Gesamturteilt über die Adiquität der Übersetzungen.

Heinrich Heine

Ein Fichtenbaum steht einsam


Im Norden auf kahler Höh’.
Ihn schläfert: mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee.
Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.

Старицький М. (1865)

На півночі млистій, в заметах у кризі,


Один собі кедер дріма,
Куняє у срібній, пуховистій ризі, -
В яку його вбрала зима.
І марить той кедер про південь блискучий,
Де мліє палка сторона,
Де теж: в самотині, в пустелі пекучій,
Красується пальма сумна.

Франко І. (1882)

На півночі сосна самотня


стоїть на безлюдній горі,
дрімаєсь ії… снігом і льодом зима оповила її.
І сниться ії пальма зелена,
Що ген десь у южній землі
Стоїть, і дрімає, і в’яне
На голій, жарущій скалі.

Загул Д (1930)

Самотній кедр півночі


на голім стоїть верху,
сповитий білою млою,
дрімає в льоду, в снігу.
Він снить про горду пальму в південній стороні,
що мовчки й самотньо тужить на кручі, пекучій стіні.

Первомайський Л. (1972)

Самотній кедр на стромині


В північній стоїть стороні,
І, кригою, й снігом укритий,
Дрімає і мріє вві сні.
І бачить він сон про пальму,

56
Що десь у південній землі
Сумує в німій самотині
На спаленій сонцем скалі.
Іван Дамар’їн (2003)
Північ. Кедр. Гола верховина.
Тут самотою весь вік
Дрімає кедр. Накидкою білою
Вкрили його лід і сніг.
Марення в нього постійне:
Пальма, де сонцю зійти,
На скелі палкій, крутогорій
Сумує про щось в самоті.

Лермонтов Ю.

На севере диком стоит одиноко


На голой вершине сосна,
И дремлет, качаясь, и снегом сыпучим
Одета, как ризой она.
И снится ей всё, что в пустыне далёкой -
В том крае, где солнца восход,
Одна и грустна на утёсе горючем
Прекрасная пальма растёт.

Тютчев Ф.

На севере мрачном, на дикой скале


Кедр одинокий под снегом белеет,
И сладко заснул он в инистой мгле,
И сон его вьюга лелеет.
Про юную пальму всё снится ему,
Что в дальних пределах Востока,
Под пламенным небом, на знойном холму
Стоит и цветёт одинока.

T.J. Reid & David Cram

“The Fir Tree”


On a barren arctic mountain,
The ice and snow lie deep,
And an isolated fir tree
Is nodding off to sleep.
It’s dreaming of a palm tree
In some exotic land,
That’s pining away on a mountain
Of barren desert sand.

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Modul 11
1. Übersetzen Sie ins Ukrainische. Analysieren den Gebrauch und die Übersetzung der
Fachwörter.

Therapie durch Klang und Rhythmus

Sein kleiner Körper wirkt kraftlos. Er läuft unsicher, kann nichts greifen oder festhalten. Er
muss noch gewickelt und gefüttert werden. Seine Umwelt nimmt er nicht wahr. Sebastian ist
viereinhalb Jahre alt und gilt als so schwer geistig und körperlich behindert, dass selbst
Sonderkindergärten es ablehnen, ihn aufzunehmen. Der kleine Junge schreit und weint fast ständig
— eine große Belastung für die Familie. Schließlich bringen die Eltern ihr Kind zur
Musiktherapie, die am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke angeboten wird.
Laut schreiend kommt Sebastian in die erste Stunde. Die Musiktherapeutin Dagmar Gustorff
greift das Schreien als Musik auf: Sie begleitet es auf dem Klavier und singt. Es entsteht ein
dramatisches Duett. Sie ändert die Tonart, Sebastian verändert seine Stimmlage. Allmählich
beruhigt er sich, schreit leiser, hört auf zu weinen. Ruhig, erschöpft verlässt er den Raum. In den
folgenden Sitzungen schreit er nicht mehr, erste Dialoge entstehen. Sebastian singt einzelne
Wörter, „Ach", „Mama", „Hallo", die er zu Hause oder in der Therapie gehört hat. Er beginnt
allein durch den Raum zu gehen, läuft zum Klavier, schaut seine Therapeutin an. Zum ersten Mal
nimmt er Kontakt zu seinen Mitmenschen auf. Nach zehn Wochen wird er ruhiger, schreit kaum
noch und kann kurze Sätze sagen. Er greift nach Löffeln und versucht zu essen, er läuft auf
Lichtschalter zu, knipst sie an und aus. Schließlich kommt Sebastian doch noch in einem
Sonderkindergarten unter, bisher findet er sich dort gut zurecht.
„Vielleicht wirkt dieser Therapieverlauf zu glatt", sagt Dagmar Gustorff, „aber Sebastians
Entwicklung ist kein Ausnahmefall. Wir haben nicht versucht, sein Schreien und Weinen zu
bekämpfen, sondern es als seine Form angenommen, sich zu äußern. Dadurch konnte bei ihm die
Musiktherapie zur Sprachanbahnung führen." Die Mutter von Sebastian bemerkte die Veränderung
ihres Kindes schon nach wenigen Sitzungen: „Der Junge wurde ruhiger und ausgeglichener, und er
begann, sich in den Grenzen seiner Krankheit den Therapeuten und mir zu öffnen."
Die Wirkung einer Musiktherapie ist bei jedem Menschen anders. „Ich kann nicht sagen", so
Dagmar Gustorff, „dass jedes autistisch behinderte Kind bei mir innerhalb von sieben Wochen
sprechen lernt. Ich weiß allerdings, dass Musiktherapie kindliche Entwicklungen anstoßen kann.
Am Institut für Musiktherapie in Herdecke arbeiten die Musiktherapeuten vor allem in der
Erwachsenen- und Jugendpsychiatrie, der Kinderpsychiatrie, Gynäkologie, Inneren Medizin,
Neurologie, auf der Intensivstation und in der Psychosomatik. Hinzu kommen die Kinder, die von
den Ärzten aus der Umgebung nach Herdecke geschickt werden.
Der therapeutische Ansatz geht auf die Arbeit von Paul Nordoff und Clive Robbins in den
fünfziger Jahren zurück. Die schöpferische oder künstlerisch orientierte Musiktherapie kommt
ganz ohne Wort aus. Im Zentrum steht der Mensch mit seinen natürlichen künstlerischen
Potentialen. Im Umgang mit der Musik finden Begegnungen statt zwischen Patient und Therapeut.
Beide sind aktiv tätig in der musikalischen Improvisation, also in der klanglichen Umsetzung des
soeben Erdachten, des spontanen Einfalls. Nicht das künstlerische Endprodukt ist von Interesse,
sondern der Prozess.
„Es ist immer die Musik des Patienten, die zählt", beschreibt Dagmar Gustorff ihre Arbeit.
„Er bestimmt, was und wie gespielt wird. Ich höre, wo seine Möglichkeiten und Grenzen sind, wo
ich sie vielleicht ausweiten kann oder wo ich wieder zurückgehen muss. Der Patient ist aktiv
beteiligt. Er handelt, statt behandelt zu werden." Gespielt wird mit Instrumenten, bei denen man
keine Noten können muss. Also mit großen und kleinen Trommeln, Tamburinen, Pauken und
Xylophonen.
„Musik hat aufgrund ihrer Struktur sehr viel mehr Schattierungen für alles, was wir emotional
weitergeben wollen oder empfangen können, als es die Sprache vermag", sagt Dagmar Gustorff.
Musik umfasst alle Gefühle und Sehnsüchte des Menschen. Sie ruft körperliche Reaktionen

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hervor: Der Puls beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, die Atmung verändert sich. Musikalische
Klänge können entspannend oder anregend wirken.
Musik hat es zu allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben. Von ihr ging ein Zauber aus, der
die Götter gnädig stimmen und böse Geister vertreiben sollte. Medizinmänner und Schamanen
nutzten Rhythmen und Klänge für Rituale, Geisterbeschwörungen und Opfergänge. Platon wusste
von der ungeheuren Kraft der Musik, Aristoteles erschien sie als Mittel zur Heilung und seelischen
Reinigung, zur Katharsis. Der griechische Gott Apollo war nicht nur der Gott der Medizin,
sondern auch der Gott der Musik. Über Pythagoras wird berichtet, dass er seelisch Kranke mit
Musik tröstete. Auch im römischen Reich wurde Musik gegen Depressionen eingesetzt.
Am Ulmer Universitätsklinikum wird seit drei Jahren eine Forschungsstelle für Musiktherapie
aufgebaut. Die Deutsche Gesellschaft für Musiktherapie in Mannheim, 1973 gegründet und
inzwischen mit bundesweit siebenhundert Mitgliedern, ist bestrebt, Forschung und Wissenschaft
voranzubringen. „Wir haben einen „Code of ethics“ verabschiedet", berichtet Franz Mecklenbeck,
„um schwarze Schafe in diesem Bereich auszuschließen." In dem Kodex ist festgeschrieben, was
ein Therapeut können muss. Er enthält Richtlinien für die Ausbildung und die Verpflichtung zu
Selbsterfahrung und Weiterbildung.
„Lange Zeit", so Dagmar Gustorff, „bildete die Psychiatrie das große Betätigungsfeld
Musiktherapeuten. Erst allmählich geht man dazu über, diese Therapie auch im klinischen Bereich
anzuwenden. Ich würde nie behaupten sagt die Musiktherapeutin „dass durch unsere Arbeit
Schmerzen weggehen. Das kann zwar tatsächlich passieren, aber das steht bei Arbeit nicht im
Vordergrund. Musiktherapie verändert den Menschen. Sie ermöglicht ihn selber zu handeln,
Strategien zu entwickeln, mit seinem Leiden besser umzugehen." Schmerzpatienten, so ihre
Erfahrung, spielen anfangs sehr laute, stereotype und angespannte Töne sich. Erst nach einiger Zeit
nehmen sie wahr dass jemand am Klavier mitspielt, einen Dialog führt. Der sonst auf sich selbst
bezogene Patient beginnt, sich nach außen zu wenden.
„Die Hemmschwelle, über Gefühle zu sprechen", so die Erfahrung von Franz Mecklenbeck,
„ist viel höher als die, eine Trommel schlagen. Über das Medium Musik fällt wesentlich leichter,
Wut und Traurigkeit auszuagieren. Die Musik bietet eine Chance, das auszudrücken, was oft ganz
verkümmert ist." Die musiktherapeutische Arbeit in der Rheinischen Landesklinik, seit fünfzehn
Jahren praktiziert, verfolgt im Unterschied zur Musiktherapie Herdecke den analytischen Ansatz.
Das heißt, dass ausschließlich in der Gruppe improvisiert und anschließend darüber gesprochen
wird. Die Musik wird als Medium genutzt. „Kindliche Reize, zu klimpern oder Krach zu machen,
werden freigesetzt oder Sehnsüchte nach Harmonie gefördert. Im Zusammenspiel entsteht ein
musikalisches Gefüge, das die Kommunikationsstruktur der Gruppe widerspiegelt und auch
Strukturen aus den Alltagserfahrungen der Patienten wiederholt.
Nach der Wirkung von musiktherapeutischen Gruppensitzungen befragt, antwortet der
Düsseldorfer Therapeut: „Ich erlebe immer wieder, dass sich das Befinden des einzelnen
verändert, er offener seine Gefühle herauslassen kann oder auch seine Hemmschwelle überwindet
und eine Auseinandersetzung sucht. Patienten äußern, dass sie während der Sitzung alles vergessen
konnten. Das zeigt, dass sie noch in der Lage sind, schöne Dinge zu erfahren, sich selbst auch als
positiv zu erleben."
Einen anderen Ansatz wählt die anthroposophische Musiktherapie. Ihr Ziel ist es, vorhandene
Gegensätze ins Gleichgewicht zu bringen. Der Weg zur Veränderung, vom Jetzt-Zustand zu einem
Idealzustand, ist individuell verschieden und wird zunächst im gemeinsamen Spiel mit dem
Patienten musikalisch erarbeitet. So lässt zum Beispiel die Kölner Musiktherapeutin Christiane
August einen Asthmatiker, der die Luft zurückstaut und nicht richtig ausatmet, zunächst in ein
Krummhorn blasen, um ihm seinen verspannten Zustand zu verdeutlichen. Anschließend gibt sie
ihm andere Blasinstrumente, mit denen er freier ausatmen kann, und zum Schluss eine Kupferflöte,
in die er nur hineinzuhauchen braucht. Vom verkrampften Stauen führt so der Weg langsam zur
Entspannung.
Oder sie wählt gegensätzliche Bilder, die ihre Patienten musikalisch darstellen sollen: Chaos
und Ordnung beispielsweise. „Manche Menschen", erzählt Christiane August, „spielen Ordnung

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als etwas Gleichförmiges. Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass sie die Ordnung nie lebendig
oder positiv erlebt haben. Bei dem Chaos-Bild verfallen einige Patienten in kraftlose oder
aggressive Töne. Von der Art und Weise, in der die Patienten spielen, lassen sich im Gespräch
Schlüsse ziehen über ihren Alltag und ihre Art zu agieren und zu reagieren."
Musik kann so als Medium dienen, um Ängste zu überwinden, Blockaden zu lösen und zum
Andershandeln herauszufordern; sie kann formend, aber auch befreiend auf den Patienten wirken.
Musiktherapie als musikalische Gestaltung von Erfahrungen, Stimmungen und aktuellen Szenen
ist für viele Kranke die einzige Möglichkeit, ihre Gefühle auszudrücken, Kontakt zu anderen
Menschen aufzunehmen und andere Sichtweisen und Lebensgefühle in ihrem Leiden zu finden.
Um Patienten eine qualitativ gute Therapie zu sichern, ist eine sorgfältige Ausbildung
notwendig. In Deutschland gibt es ein vielfältiges Angebot zu den verschiedenen Richtungen von
Musiktherapie.

2. Referieren Sie den Text. Beachten Sie die Übersetzung der Fachwörter.

Музикотерапія
Львів’янка Марія Врублевська лікувати хвору спину приїхала до Києва. У столицю
жінку привіз машиною син — через сильний біль їхати поїздом не ризикнула. За тиждень
занять під музику біль минув, жінка знову може сидіти, нахилятися, самостійно вставати з
ліжка.
Симпатична білявка у квітчастій блюзі та червоних штанях встає з підлоги. Останній
сеанс музикотерапії завершився, за годину вона поїде додому.
— Три роки тому я несподівано відчула пекельний біль у попереку, — розповідає пані
Марія. — Не могла ні встати, ні сісти. Думала, що десь застудила спину чи нерв защемила.
Біль не проходив, і за тиждень жінка поїхала до поліклініки. Після томографії лікар
констатував: ”Дві грижі. Треба робити операцію” Лягати під ніж відмовила донька.
— У шпиталі, де займаються хворими на церебральний параліч, ми спробували
альтернативу: масаж, голки, фітотерапію.
Біль відпустив, лише раз у рік вона проходила курс голкотерапії.
— Оце зараз мене вдруге так скрутило, — каже Марія Врублевська. Друзі порадили
звернутися до київським реабілітолога Маргарити Заїки.
— Коли я приїхала, було дуже важко ходити, біль у хребті аж у праву ногу віддавав, —
говорить Марія Степанівна. — Тепер, дякуючи пані Риті, додому їду на своїх двох.
Жінка мала щодня два заняття музикотерапії, по 30–40 хвилин. Каже, спочатку хотілося
рухатися під швидку музику, а їй вмикали повільну.
— Поки м’язи не розроблені, потрібні повільні, плавні рухи, — пояснює реабілітолог
Маргарита Заїка, 23 роки. — Щоб наростити навантаження, вмикаю чимраз швидші ритми.
У Марії біль пройшов, коли вона повністю розробила спину. Довільно рухаючись під
музику, розім’яла м’язи, нормалізувався кровообіг, навіть стабілізувала роботу шлункової
системи.
Зазвичай пацієнти займаються музикотерапією стоячи. Але Марія Степанівна боялася
за ногу, що боліла, і виконувала рухи лежачи: махала руками і ногами, ”гладила” повітря,
робила ”мостик”, качалася по підлозі.
— Головна особливість лікування — це спеціальна музика, — додає Маргарита. —
Повільні та швидкі ритми записані на спеціальній апаратурі з відповідними
електромагнітними коливаннями. Вони змушують організм пригадати себе здоровим і
почати відновлюватися.
Кожна людина робить рухи, які їй підказує музика. Реабілітолог розповіла, що одна
дівчина навіть розбила рукою вікно під час сеансу. Причому не дістала жодної подряпини
чи порізу.
— Усі ми маємо у собі програму самолікування. Я тільки допомагаю пацієнтам її
розкрити з допомогою музики.

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— Коли я лікувалася у Львові, рефлексотерапевт дав мені гарантію, що після голок
спина не болітиме рік, — зазначає Марія Врублевська. — Я протрималася два і, якщо не
лінуватимуся і займатимуся хоч раз на тиждень — більше не хворітиму. Дай Боже!

3. Übersetzen Sie den Text ins Ukrainische.

Test für Schimpansen


Auf der Insel Ngamba im Viktoriasee versuchen Forscher des Max-Planck-Instituts
herauszufinden, was Schimpansen von Menschen unterscheidet.
Die Biologin Esther Herrmann entwickelt einen einheitlichen IQ-Test für Menschen und
Schimpansen. Hütchenspiele mitten in Afrika: Indi sitzt vor einem Tablett mit drei Bechern und
folgt aufmerksam den Handbewegungen von Esther. Die legt ein Stück Banane unter den
mittleren der Behälter und vertauscht ihn dann mit dem rechten. Indi muss sich entscheiden: Er
greift zur Mitte, wo gerade noch die Banane verschwand. Esther wiederholt das Spielchen noch
zwei Mal, jedes Mal macht Indi denselben Fehler — und geht leer aus. Er ist außer sich, kann
nicht begreifen, dass ihm der Leckerbissen verwehrt wird. Er schreit, kratzt sich nervös unter den
Achseln und geht schließlich die Wände hoch. Im wörtlichen Sinne.
Zum Glück trennt ein Gitter Esther Herrmann von dem fünf Jahre alten Schimpansen.
Ansonsten hätte Indi der Forscherin vom Max-Planck-Institut (MPI) für evolutionäre
Anthropologie in Leipzig in seiner Wut durchaus gefährlich werden können. Nach einer Weile
beruhigt sich Indi etwas. Als er schließlich auf den richtigen Becher tippt und dann sogar beim
nächsten Test brilliert, bei dem die Hütchen zweimal vertauscht werden, hebt sich die
Affenlaune merklich.
Der Schimpanse, der mit 38 Artgenossen in einer Auffangstation auf der Insel Ngamba im
Viktoriasee lebt, lässt heute noch weitere Tests über sich ergehen. Einmal versteckt Herrmann
zwei Bananenscheibchen, eins links und eins rechts. Dieser sogenannte Inhibierungstest ist
besonders schwierig. "Die kommen um die Mitte einfach nicht rum", erklärt die
Wissenschaftlerin. Auch Indi schafft es nicht auf Anhieb. Schwer wird es auch, wenn das ganze
Tablett umgedreht wird und der linke Becher plötzlich rechts steht. Bei einem weiteren Test
zählt Herrmann verschiedene Mengen von Nüssen in drei Schälchen. Zielsicher deutet Indi auf
das mit den meisten Nüssen. Rechnen scheint kein Problem für den Schimpansen zu sein.Doch
insgesamt vermag der Proband nur mäßig zu überzeugen. "Er hat gut mitgemacht", lautet
Herrmanns Fazit, "aber er ist jetzt nicht der Star." Die kleine Naku beispielsweise, die nach Indi
an der Reihe ist, macht kaum Fehler.
Jeder Schimpanse auf der zu Uganda gehörenden Insel wird von der Doktorandin insgesamt
acht Tage lang den verschiedensten Tests unterzogen. Auf freiwilliger Basis zwar, aber nur
wenige Tiere stellen sich stur angesichts der Belohnungen, die dabei für sie rausspringen. Es gibt
79 Versuchsbedingungen, die teilweise mehrfach wiederholt werden. Zunächst überprüft die
Forscherin das, was sie die nonkognitiven Fähigkeiten ihrer Affen nennt, das heißt sie testet, wie
interessiert und aufmerksam die Tiere überhaupt mitmachen. Danach werden physische
Probleme gestellt, Versuche, die etwa das Verständnis für Raum, Menge, Kausalitäten testen.
Dazu gehören auch die Hütchenspiele. In einem dritten Teil geht es um soziales Lernen,
Kommunikation und die sogenannte "Theory of Mind": die Fähigkeit, sich in einen anderen
hineinzuversetzen.
Die Testreihe ist Teil eines ambitionierten Projekts: Herrmann will einen Intelligenztest
ausarbeiten, der für Menschen und Menschenaffen gleichermaßen anwendbar ist. "Ich will
herausfinden, ob manche Schimpansen intelligenter sind als andere und wie man die
Unterschiede feststellen kann." Auch mit Menschenkindern sollen die Tests durchgeführt
werden. In einem späteren Schritt sollen sogar Hunde getestet werden. Denn: "Wenn der
Schimpanse etwas anders als der Mensch macht", so Herrmann, "heißt das nicht, dass sich der
Mensch darin vom Tierreich unterscheidet." Besonders wichtig ist es für Herrmann deshalb, ihre

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Tests mit möglichst vielen Tieren ausführen zu können. "Oft sagt man, Schimpansen sind in
dieser oder jener Sache besser als Gorillas", erklärt sie, "aber wenn man etwas nur mit einer
Handvoll Tieren getestet hat, wie will man sich da sicher sein?" Deshalb ist Herrmann auch
ausgerechnet in Ngamba gelandet. Hier finden sich deutlich mehr Probanden als beispielsweise
im Zoo von Leipzig, mit dem das Max-Planck-Institut eng zusammenarbeitet. Aus ethischen
Gründen lehnt es das MPI ab, für die Verhaltensexperimente die Versuchstiere biomedizinischer
Einrichtungen heranzuziehen. Wenn Herrmann mit den Tests auf der Insel fertig ist, muss sie
allerdings noch weitere Auffangstationen in Afrika besuchen. Insgesamt will sie mindestens
hundert Schimpansen testen.
Die Wissenschaftlerin steht mit ihrem Projekt noch ziemlich am Anfang, doch ein erstes
Ergebnis zeichnet sich schon ab: Insgesamt schneiden Weibchen bei den Tests besser ab. Sind
sie deshalb intelligenter? Nicht unbedingt. Die Schimpansenmänner haben vielleicht nur oft
anderes im Kopf, vermutet Herrmann. Alpha-Männchen Mawa beispielsweise ist nicht der
Hellste - wenn es nach den Tests geht. Aber wie soll sich der mächtige Schimpanse auch auf
Hütchenspiele konzentrieren können, wenn Lieblingsfrau Nkuumwa dieser Tage gerade
empfängnisbereit ist und seine Gruppe sich im Außengehege vergnügt, ohne dass er nach dem
Rechten sehen kann?

4. Übersetzen die Texte.

Gendaten zeichnen die Evolution des Menschen nach

Der Mensch hat die Erde vom Süden Afrikas aus besiedelt - das belegt der genetische
Vergleich von 485 Menschen aus aller Welt in einer Studie der US-amerikanischen Universität
Michigan. Die Gruppe um Noah Rosenberg berichtet von dieser Reihenfolge: Afrika, Naher Osten,
Europa, Asien, pazifische Inseln und schließlich Amerika. Diese Resultate stützen die "Out of
Africa"-Theorie, nach der sich die Urväter der Menschheit vom Süden Afrikas aus auf den Weg
machten.
Nachdem eine Region besiedelt war, brachen jeweils kleine Gruppen in Richtung eines
neuen Kontinents auf, schreibt Rosenberg. Dabei nahmen die Auswanderer jeweils die feinen
genetischen Unterschiede ihrer Vorfahren mit auf die Reise und gaben sie an die Nachkommen
weiter. Von Kontinent zu Kontinent entstanden dabei typische Variationen. Heutige Analysen
decken diese Differenzen mit großer Genauigkeit auf und verfolgen damit die genetische
Vergangenheit der jeweiligen Gruppen und deren Herkunft weit zurück. Da immer nur wenige
Menschen weiterwanderten, begann die Besiedlung einer neuen Region jeweils nur mit einer
relativ kleinen genetischen Ausstattung - Forscher sprechen dabei von einem genetischen
Flaschenhals. Daher nimmt die genetische Vielfalt mit zunehmender Distanz zu Afrika insgesamt
ab - mit diesem Wissen lässt sich heute ein Stammbaum aufstellen.
Die Forscher haben für ihre Auswertung bislang nur einige Stellen des Genoms - es umfasst
bei jedem Menschen rund 3,2 Milliarden Bausteine - gelesen. Das nächste große Ziel der
Genetiker weltweit ist es, die Genome von 1000 Menschen vollständig zu sequenzieren. Das ließe
eine weitaus bessere Analyse und eine viel genauere Herkunftsbestimmung zu. "Unsere Studie ist
eine der ersten einer ganzen Welle neuer, extrem genauer Untersuchungen der genetischen
Variation beim Menschen", sagt Rosenberg.
Er und seine Kollegen hatten Vertreter von 29 Gruppen aus 5 Kontinenten einbezogen. Statt
selbst um die Welt zu reisen, bedienten sie sich einer Sammlung genetischen Materials des Human
Genome Diversity Project (HGDP), einer Sammlung biologischen Materials von mehr als 1000
Menschen rund um den Globus. Die Autoren einer zweiten Studie hat mit sehr ähnlichen
Techniken die genetischen Unterschiede zwischen 20 Amerikanern europäischer und 15

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Amerikanern afrikanischer Herkunft untersucht: Die von Europäern stammenden Amerikaner
haben eine geringere genetische Variation haben als Amerikaner mit afrikanischen Vorfahren.
Die Ergebnisse kamen für die Forscher um Mitautor Steffen Schmidt vom Max-Planck-Institut
für Entwicklungsbiologie in Tübingen nicht ganz unerwartet. Sie zeigen, dass nur eine kleine
Menschengruppe Afrika verlassen hat, um Europa zu besiedeln. Die Europäer eroberten ihren
Kontinent demnach von Anfang an mit einer etwas eingeschränkten genetischen Ausstattung und
trugen diese dann auch nach Amerika.

Was ist das Y-Chromosom?


Der Bauplan aller Lebewesen ist in der DNA (Desoxyribonukleinsäure) chemisch codiert. Die
gesamte DNA ist in Chromosome unterteilt. Man kann informationstechnisch die Chromosomen
wie einzelne Bücher eines mehrbändigen Werks sehen. Jeder Mensch hat je einen
Chromosomensatz von seiner Mutter und seinem Vater geerbt. Ein Chromosomensatz besteht aus
23 Autosomen und einem geschlechtsspezifischen Chromosom (Gonosomen). Vereinfacht gesagt
steht in den Autosomen, wie ein Mensch aufgebaut ist, in den Gonosomen finden sich die Angaben
zu seinem Geschlecht. Männer besitzen als Gonosomen ein Y- und ein X-Chromosom, Frauen
hingegen zwei X-Chromosome. Frauen können auf ihre Kinder also nur ein X-Chromosom
übertragen, Männer aber entweder ein X- (das Kind ist dann ein Mädchen) oder ein Y-Chromosom
(das Kind ist dann ein Junge). Das besondere am Y-Chromosom besteht darin, dass es als einziges
Chromosom alleine vorkommt. Jedes andere Chromosom ist doppelt vorhanden. Deshalb kann das
Y-Chromosom keine genetische Information mit einem anderen Y-Chromosom austauschen. Die
Autosomen und die X-Chromosomen bei Frauen tauschen DNA-Stücke miteinander aus. Alle
männlichen Kinder haben demnach eine exakte Kopie des Y-Chromosoms ihres Vaters. Dies gilt
auch über mehrere Generationen hinweg. Das Y-Chromosom ist bei allen männlichen Personen
gleich. Demnach haben die männlichen Urenkel das gleiche Y-Chromosom.
Der weibliche Geschlechtschromosomensatz XX funktioniert nach folgendem Prinzip:
- Das eine X-Chromosom stellt eine Sicherheitskopie des anderen dar.
- Schleicht sich auf einem X-Chromosom ein Fehler ein, springt die Sicherheitskopie ein.
- Auch bei fehlerhafter Genetik (Genotyp) ist in diesem Fall die Frau rein körperlich (Phänotyp)
gesund.
- Eine Frau, die vom Phänotyp her gesund erscheint, kann fehlerhafte Gene vererben. Das ist kein
großer Überlebensnachteil für die Gemeinschaft, da Frauen ihre Gene nicht so massiv streuen
können wie Männer.
Der männliche Geschlechtschromosomensatz XY funktioniert nach folgendem Prinzip:
- Das Y-Chromosom kann sich selbst reparieren, indem es fehlerhafte Sequenzen einfach
abspaltet.
- Befindet sich jedoch auf dem X-Chromosom ein Fehler, kann er häufig nicht durch das Y-
Chromosom kompensiert werden.
- Die fehlerhafte Genetik tritt beim Mann viel wahrscheinlicher auch im Phänotyp auf.
- Ein solcher Mann hat ein deutliches Handicap. Wenn er die männliche Lebensweise (Jagd,
Kampf etc.) überhaupt überlebt, so wird er zumindest kein Alpha-Mann und streut seine
fehlerhafte Genetik kaum oder gar nicht.
- Beim Alpha-Mann ist die Wahrscheinlichkeit einer gesunden Genetik recht hoch, so dass es für
die Gemeinschaft einen Überlebensvorteil darstellt, wenn er massiv seine Gene streut.
Das Y-Chromosom bring einer Gemeinschaft also einen starken Überlebensvorteil, da es dafür
sorgt, dass Männer mit fehlerhafter Genetik ausselektiert werden und keine Frauen durch
Schwangerschaft besetzen, die mit einem Alpha-Mann wesentlich überlebensfähigeren Nachwuchs
gezeugt hätten.
Die menschliche Genetik, egal ob bei Mann oder Frau, ist genau auf den sinnvollen Bedarf
abgestimmt. Wie negativ sich eine nicht sinngemäße Veränderung auswirken kann zeigt das
Beispiel der Trisomie XXX bzw. Trisomie XYY:

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Wenn Männer ein Y-Chromosom zuviel haben (XYY) werden sie unverhältnismäßig groß und
aggressiv. Eine Veränderung, die in diesem extremen Maß nicht sinnvoll ist. Wenn Frauen ein X-
Chromosom zuviel haben (XXX) werden sie unverhältnismäßig dumm.

Genom
An- und Abschalten der Gene steuert Wachstum
Das "Genom" ist der Fachbegriff für die Gesamtheit aller Gene eines Organismus. Ein
vergleichbarer Begriff ist das Proteom.
Menschliche Körperzellen enthalten zwischen 26.000 und 40.000 Gene. Bei der Entwicklung eines
Organismus spielen Gene eine zentrale Rolle. So kann sich aus einer befruchten Eizelle nur dann
ein gesunder Mensch entwickeln, wenn zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort diejenigen
Gene an- oder ausgeschaltet werden, die die zur Entwicklung nötigen Proteine herzustellen.
Auch bei der Entstehung von vielen Krankheiten kommt den Genen eine große Bedeutung zu:
Wenn es während der Proteinherstellung in den Zellen zu Fehlfunktionen kommt, kann das die
Entstehung von Krebs oder Erbkrankheiten zur Folge haben. So wird die Sichelzellenanämie durch
einen einzigen falschen Baustein im Buchstabencode der DNA ausgelöst.
Zwei heftige Konkurrenten berichteten 2000 im Weißen Haus Seite an Seite von ihrem Erfolg,
das menschliche Genom entziffert zu haben: Francis Collins, damals Chef des öffentlich
geförderten Human-Genom-Projekts (HGP), und der US-Genetiker und Unternehmer Craig
Venter. Ihre Teams hatten eine grobe und noch lückenhafte Karte der Bausteine des menschlichen
Genoms geschaffen, beide Forschergrößen betonten den Nutzen für die Menschheit.

Генофонд
Лаборатория популяционной генетики РАН
1. Порівняльне вивчення по маркерах Y хромосоми і мтДНК чотирьох основних
субетнічних груп українців виявило відмінності між їх генофондами.
2. По маркерах Y хромосоми українці більш схожі один з одним, ніж з популяціями інших
народів. По маркерах мтДНК кожна українська популяція схожа не лише з іншими
вивченими українськими популяціями, але і з іншими народами Європи.
3. Найбільш генетично своєрідні по маркерах Y хромосоми західні українці, а по мтДНК –
східні. Центральні популяції (подільська і дніпровська) об'єднуються в єдиний кластер, що
узгоджується з даними антропології.
4. Найбільшу генетичну схожість по маркерах Y хромосоми і мтДНК українці виявили з
білорусами, південно-західними росіянами і поляками. Менш виражена генетична схожість
виявлена з рештою слов'янських народів Східної і Центральної Европи. Схожість з
південними слов'янами балтськими і германськими народами виявляється лише по маркерах
мтДНК.
Отличаются ли западные украинцы от восточных?
Отличия, конечно, есть. Если есть географическое расстояние, то обязательно появятся и
различия в генофонде. В отношении восточных украинцев генетика лишь подтвердила то,
что и так было известно антропологам: их генофонд сходен с южными русскими и с
казаками (особенно по материнской линии), и сходен с другими украинцами (особенно по
отцовской линии). А вот с западными украинцами пока непонятно: по разным генам они
оказываются сходными то с центральными украинцами, то с восточными русскими, а то и с
отдельными народами Европы, причем даже не соседними. Такое впечатление, что на
Западной Украине, как на перекрестке, сошлось несколько разных генофондов древних
племен.
Структура русского генофонда Малярчук Б., Деренко М.
Институт биологических проблем Севера Дальневосточного отделения РАН
По археологическим и лингвистическим данным, прародиной славянских народов был
Северокарпатский регион, включавший Галицию, Волынь и Подолье, откуда и началось

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продвижение по Европе. В VII-VIII вв., по мнению В.О.Ключевского, славяне восточной
ветви, занимавшие северо-восточные склоны Карпат, стали продвигаться на восток и
северо-восток Европы под натиском аваров.
Уже ко времени переселения славян в Восточную Европу соотношение исходных
антропологических компонентов в их группах могло отличаться. По мере освоения
восточноевропейских территорий в разных направлениях все более проявлялся
полиморфизм (разнообразие сочетаний антропологических признаков), обусловленный
смешением с местным населением. Так белорусы и русские сходны с северо-западными
народами (т.е. сказывается финно-угорское и летто-литовское влияние), а украинцы - с
южными (из-за иранского и романского влияния).
Становление государственности на Руси способствовало межэтническим взаимодействиям.
Продвигаясь на северо-восток, славяне смешивались с автохтонным балтским и финно-
угорским населением.
Наиболее информативен для исследований судьбы этносов анализ генетической
дифференциации популяций по данным об изменчивости мтДНК и Y-хромосомы.
Результаты такого рода анализа позволяют составить представление о том, как
распространялись материнские и отцовские линии ДНК в процессе экспансии народов.
Генетическая структура в целом согласуется с результатами анализа антропологических
данных, ставшими основой гипотезы об истории формирования русского народа. Судя по
всему, лишь на западе этнической территории русские представляют собой генетических
потомков славян, в центральной части русский этнос сформировался за счет смешения
славян и финно-угорского населения, а на востоке и в северной части ареала произошло
только замещение дославянских языков и культуры славянскими.

Kernspin im Nirwana
Meditieren erhöht die Konzentration, verändert die Architektur des Gehirns und hilft bei
Depressionen, sagt Ulrich Ott. Nun will er die Erleuchtung messen
Ott will herausfinden, was im Gehirn bei der Meditation geschieht. Warum Meditieren gegen
Angststörungen und Depressionen helfen kann. Und welche Hirnregionen bei mystischen
Erfahrungen aktiv werden. „Meditation ist angewandte Neurowissenschaft.“ Seine Arbeitsgeräte:
Elektroden zur Ableitung von Gehirnströmen an der Kopfhaut und der Kernspintomograf, ein
Gerät, das die Hirndurchblutung seiner Versuchspersonen misst.
Ott ist katholisch. Doch zu vielen christlichen Dogmen hat er ein gespanntes Verhältnis. „Ich
denke, Jesus Christus war ein erleuchteter Meister.“ Mystik sei die überzeugendste Form von
Religion, sagt er, „denn Mystik basiert nicht auf Glauben.“ Mystiker – Yogis, Derwische und
Einsiedlermönche – gingen nach dem Prinzip „Hypothese, Methode, Ergebnisse“ vor. »Genau
wie Wissenschaftler. „Bereits Gautama Siddhartha, der historische Buddha, habe vor 2500
Jahren gefordert: »Überprüfe selbst!“
Der Grundgedanke hinter der Meditation sei „eigentlich unspektakulär“, sagt der
Neurowissenschaftler. Man versuche, sich nur auf den Moment zu konzentrieren. Diese –
scheinbar simple – Fokussierung des Bewusstseins habe jedoch erstaunliche Konsequenzen.
„Neueste Studien deuten darauf hin“, sagt Ott, „dass regelmäßiges Meditieren die Architektur
des Gehirns verändert.“
In Gießen haben er und seine Kollegen festgestellt, dass die Dichte der Nervenzellen im
orbiofrontalen Cortex – einer Hirnregion, der Neurowissenschaftler eine zentrale Bedeutung bei
der Emotionsregulierung zusprechen – mit der Anzahl der Meditationsstunden kontinuierlich
ansteigt: Meditation als Bodybuilding fürs Gehirn.
In der Konzentration auf den Augenblick entstehen Glücksgefühle
Viele Menschen sehnten sich nach solchen Erfahrungen, sagt Ott. „Die Wissenschaft lässt die
Suchenden weitgehend allein.“ Diese Lücke wollen er und sein Team schließen. Die Auswahl an
Meditationstechniken ist groß. Sie reicht vom Tai-Chi über den Drehtanz der Derwische, die
Gehmeditation bis zur Vipassana- und der Zen-Meditation.

65
Als Otts US-Kollege vor drei Jahren einen Mönch aus dem engsten Kreis des Dalai Lama
beim Meditieren über „unbegrenzte Liebe und Mitgefühl“ untersuchte, schlug das EEG im
Gammabereich so dramatisch aus, dass er fürchtete, das Messgerät sei kaputt. Doch auch bei
weiteren Mönchen aus Tibet waren die Gammawellen rund 30-mal so stark wie bei den
Kontrollpersonen. Davidson fand bei den Mönchen auch eine erhöhte elektrische Aktivität im
linken Stirnlappen, einer Hirnregion, die Empfindungen wie Liebe, Freude und Zufriedenheit
verarbeitet. Zumindest im fortgeschrittenen Stadium scheint Meditieren also starke
Glücksgefühle auszulösen.
Schon deshalb überrascht es Ott wenig, dass er auf Meditationsseminaren immer wieder
Menschen mit Drogenerfahrung trifft. „Viele haben gemerkt, dass es andere Zugänge zu
veränderten Bewusstseinszuständen gibt“, sagt er. „Wer regelmäßig meditiert, kann auf Drogen
verzichten.“
Die Meditationsforschung bewegt sich wie auf dünnem Eis. Die Zuordnung einzelner
Hirnregionen zu bestimmten Gefühlen und Fertigkeiten – die Meditationsforscher aus den
Neurowissenschaften übernommen haben – ist umstritten. Auch Ott geht davon aus, dass hinter
den tiefen Glücksgefühlen, von der erfahrene Meditierende berichten, mehr steckt als eine
elektrische Aktivierung im linken Stirnlappen. Daher will er als Nächstes das „EEG der
Erleuchtung“ messen.
Bei intensiver Meditation schwingen die Hirnwellen im Gleichtakt
„Die tiefen Erkenntnisse aller großer Meister gleichen einander“, sagt Ott. „Alles ist eins.“
Sie beschreiben ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Universum, Lichteinstrahlung,
Glücksgefühle, inneren Frieden, Auflösung des Zeitempfindens. Und zwar nicht nur Buddhisten,
sondern Mystiker aus unterschiedlichen Kulturen und Zeiten.
Ott vermutet, dass auch solche Grenzerfahrungen auf Prozessen im Gehirn beruhen. Er
verweist auf Erkenntnisse des Neuroforschers Wolf Singer: „Nehmen wir an, ein blauer Ball
fliegt durch die Luft“, sagt Ott. „Wie weiß das Gehirn, dass die Informationen «rund», «fliegt»
und «blau» zusammengehören?“ Das Verbindende ist das phasengleiche Feuern von Neuronen,
konnte Singer in Tierversuchen zeigen: Reize, die im Gleichtakt schwingende Wellen auslösen,
werden vom Hirn als zusammengehörig wahrgenommen.
Otts These lautet: Normalerweise werden Objekte im Gehirn durch Phasenunterschiede der
Gammawellen abgegrenzt. Wenn hingegen ausschließlich im Gleichtakt schwingende
Gammawellen ausgelöst werden, nimmt das Bewusstsein alle Phänomene als zusammengehörig
war. Diesen Zustand könne man durch intensive und beharrliche Meditationsübungen erreichen.

Modul 12

Zivilgesellschaft
Jeder Dritte in Deutschland setzt sich in der Freizeit für das Gemeinwohl ein. Durchschnittlich
14 bis 21 Stunden im Monat engagieren sich die Bürger vor allem in der Sport- und
Freizeitgestaltung, der Kinder- und Jugendarbeit, in ihrer Kirche, im Gesundheits- und
Sozialbereich oder für Kultur und Bildung. In den letzten Jahren hat das Engagement insgesamt
zugenommen, verlagert sich aber von den großen Verbänden stärker zu kleinen, selbstorganisierten
Gruppen und wechselnden Projekten. Dem „dritten Sektor“ zwischen Staat und Markt kommt auch
eine volkswirtschaftliche Bedeutung zu. Auf über 4,6 Milliarden geleistete Arbeitsstunden pro Jahr
wird der bürgerschaftliche Einsatz geschätzt. Damit beläuft sich das ehrenamtlich geschaffene
volkswirtschaftliche Vermögen auf 35 Milliarden Euro – rund 2 Prozent des deutschen
Volkseinkommens. Doch die deutsche Zivilgesellschaft hat noch mehr Säulen: Einen regelrechten
Boom erlebt das deutsche Stiftungswesen seit der Reform des Gemeinnützigkeitsrechts. Mehr als
16000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts verwalten heute ein geschätztes Vermögen von
100 Milliarden Euro.
Der Begriff Zivilgesellschaft hat in der heutigen öffentlichen Diskussion im Wesentlichen zwei
Bedeutungen:

66
Zum einen bezeichnet er einen Bereich innerhalb einer Gesellschaft, der zwischen staatlicher,
wirtschaftlicher und privater Sphäre entstanden ist – oder auch: zwischen Staat, Markt und
Familie. Der Bereich wird als öffentlicher Raum gesehen, den heute eine Vielzahl vom Staat mehr
oder weniger unabhängiger Vereinigungen mit unterschiedlichem Organisationsgrad und -form
bilden – etwa Initiativen, Vereine, Verbände.
Zum anderen wird mit „Zivilgesellschaft“ eine Entwicklungsrichtung von Gesellschaften
bezeichnet, die mit Zivilisierung und Demokratisierung umschrieben werden kann. In diesem
Diskussionsstrang wird oft der Begriff Bürgergesellschaft gleichbedeutend verwendet. Dabei
verschwimmen häufig die Grenzen zwischen einer Beschreibung und Erklärung dieses Trends
einerseits und der Forderung nach seiner Unterstützung andererseits, d. h. „Zivilgesellschaft“ wird
zur politischen Forderung im Sinne von „mehr Demokratie“. Besonders war dies in den
lateinamerikanischen Diktaturen oder in Osteuropa vor 1989 zu beobachten, aber auch in
westlichen repräsentativ-demokratischen Gesellschaften wird der Begriff mit der Forderung einer
weitergehenden Demokratisierung verbunden.

Der älteste bekannte Klub wird 1413 erwähnt und war in London für die
Gemeinschaftsaufgaben „wohltätiger Zwecke“ von frommen Tempelherren ins Leben gerufen
worden. Der Name dieser Bruderschaft lautete La Court de Bonne Compagnie. Die
Handwerkszünfte und Kaufmannsgilden des Mittelalters und der frühen Neuzeit vertraten
Berufsinteressen und trugen ferner auch dem Bedürfnis nach Gemeinschaft und Geselligkeit
Rechnung (Zunfthäuser, Musikgilden der Meistersinger). Der heutigen Bedeutung schon näher
waren die seit dem 17. Jahrhundert gegründeten Sprachgesellschaften, die Zusammenschlüsse der
englischen Oberschicht im 18. Jahrhundert (Gentlemen's clubs), die Freimaurerlogen, die
Literarischen Gesellschaften der Aufklärung oder die politischen Klubs während der
Französischen Revolution, die Vorläufer der politischen Parteien waren.
Erste standesübergreifende Vereine gründeten sich im Deutschsprachigen während des 18.
Jahrhunderts. Es waren zuerst aufklärerisch gesinnte Vereinigungen, die sich der Pflege von
Bildung und Kultur verpflichtet fühlten. Einer der bekanntesten Geselligkeitsclubs dieser frühen
Phase war der 1749 gegründete Berliner Montagsclub. Später kamen die bürgerlichen
Lesegesellschaften auf.
Das Aufblühen des modernen Vereinswesens ist eng mit der Industrialisierung verknüpft, als
Menschen die starren ständischen Korporationen aufgaben, die das wirtschaftliche und
gesellschaftliche Leben bislang geprägt hatten. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden
zahlreiche Vereine, „Gesellschaften“, Verbindungen sowie Bünde.
Als Vereinswesen bezeichnet man das Recht der Staatsbürger, zu gemeinsamen Zwecken sich
zu vereinigen und gemeinsame Ziele gemeinsam anzustreben (Vereinigungsfreiheit, Recht der
Assoziation), und ebenso das Recht der freien Versammlung (Versammlungsrecht) gehören zu
denjenigen Rechten, welche unmittelbar aus der persönlichen Freiheit abzuleiten sind.
Mobilität, Flexibilität und Individualität fanden in der Struktur des Vereins eine neue Grundlage
zur Entfaltung gemeinschaftlichen Lebens und zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen. Diese
Interessen umfassten das gesamte Spektrum des Lebens. Zunächst war der Anspruch vieler
Vereine ein genereller, allgemeiner. Zum Beispiel war ein Turnverein zugleich ein Sportverein, ein
religiöser Verein gleichzeitig auch ein patriotischer Verein (siehe Friedrich Ludwig Jahn: „frisch,
fromm, fröhlich, frei“) und vereinte damit individuelle mit kollektiven Interessen. Damit
gewannen Vereine zunehmend gesellschaftlichen Einfluss und Macht.
Wenn man heute dem Vereinswesen mitunter abschätzig mit dem Begriff der Vereinsmeierei
beizukommen sucht, zeigt sich doch derzeit die Kraft vereinsmäßig strukturierter Organisationen
in der Rolle der nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) in den gegenwärtigen weltpolitischen
Auseinandersetzungen.

Wir haben die Nase voll!

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Im ganzen Land gehen Bürger auf die Barrikaden. Was sagt der Protest über unsere
Gesellschaft?

Der Protest ist bunt und frech und erfasst alle Milieus, es versammeln sich Linke und Rechte,
Brave und Widerborstige, Junge und Alte, es kommen die Graumelierten und die gut Betuchten.
Inzwischen geraten sogar die »Zukunftsprojekte« der BRD-Vergangenheit, die
Kommunalreformen der siebziger Jahre, ins Visier. Die ersten Retrodemonstranten wollen die
alten Autokennzeichen wiederhaben, gern auch das schnuckelige Rathaus, und die duftenden
Geranien im selbst bemalten Bottich gleich mit.
»In der Gesellschaft brodelt es«, schreibt der Soziologe Oskar Negt in seinem neuen Buch Der
politische Mensch, und er hat recht. Das Gemeinwesen ist aufgewühlt und trotzig, gespalten und
rebellisch. Doch immer dann, wenn es gegen »die da oben« geht, gegen die gewählten politischen
Eliten, sind sich die Wähler einig, und dann redet das Volk über seine Volksvertreter, als handele
es sich um eine Zusammenrottung von Rosstäuschern und Berufsversagern, die nichts Richtiges
zustande bringen, und wenn ausnahmsweise doch, dann das Falsche.
Man ahnt, so viele Fehler können Politiker gar nicht machen, als dass sich die neue
»Barrikadenrepublik Deutschland« (Spiegel) allein durch Politikerversagen erklären ließe.
Tatsächlich gibt es eine Krise im System, und zumindest die Außenseite dieser Krise ist für jeden
sichtbar: Was sich früher durch Regierungshandeln scheinbar leichthändig steuern ließ, das läuft
heute aus dem Ruder. Politische Institutionen sind mit der Lösung von Problemen beschäftigt, die
bei der Lösung älterer Probleme (»Atommülllagerung«) entstanden waren. Ob Hartz IV oder das
Gesundheitssystem – die Reibungshitze steigt, während die politische Wirkung sinkt. Was früher
eine freie Entscheidung war, das scheint heute ein Sachzwang. Der Gordische Knoten ist das
Wappenzeichen der Regierungskunst und die fluchtartige Selbstentfernung aus dem Amt der neue
Standardreflex des Politikers.
Die Erfinder der liberalen Gesellschaft hatten sich das alles ganz anders vorgestellt. Noch in den
achtziger Jahren lernten Studenten im Grundstudium, dass sie wie ein großes Mobile funktioniere:
Die Einzelteile der liberalen Gesellschaft hängen säuberlich getrennt in einem kräftigen politischen
Rahmen und arbeiten – streng nach Aufgabenbereichen geschieden – vernünftig vor sich hin. Hier
gibt es die Wirtschaft, dort das Recht, daneben die Kultur mit ihren Theatern, ihren Opern und
Museen. Nicht zu vergessen die Wissenschaften und die Medien. Und obwohl die einzelnen
Teilsysteme ihren eigenen Gesetzen folgen, ihrer »Rationalität«, spielen sie im Großen und
Ganzen zusammen. Durch Innovation und Reform mehren sie den Nutzen der Gesellschaft, sie
fördern Wohlstand und Fortschritt. Protest ist überflüssig, denn in der liberalen Gesellschaft ist das
Wirkliche vernünftig und das Vernünftige wirklich.
Dieses Modell klingt ausgesprochen putzig, es klingt wie ein politisches Märchen aus den alten
Zeiten der Bundesrepublik. Wenn man im Bild bleiben will, müsste man sagen, dass sich das
Gesellschafts-Mobile heute »verhakt« hat: Die gesellschaftlichen Teilsysteme erzeugen Abwehr
und Unmut, sie erzeugen Misstrauen und Widerstand, wenig spielt noch zusammen. Oder wie
Soziologen sagen würden: Die Bürger zweifeln an der Rationalität der Funktionssysteme, der
Veränderungsfuror macht ihnen Angst, und sie empfinden den Fortschritt (»Innovation, Reform«)
als Eingriff in ihre Lebenswelt, als »Landnahme«. Sie glauben nicht mehr, dass es klug ist, ein
weltberühmtes Weinanbaugebiet an der Mosel mit einer Autobahnbrücke zu verzieren oder – wie
in Heidelberg – die historische Stadthalle durch einen aufgeblasenen Anbau so zu erweitern, dass
sie dabei zerquetscht wird wie eine leere Coladose. Viele Bürger glauben auch nicht, der Gipfel
der Vernunft sei erreicht, wenn antiquierte Atomkraftwerke länger laufen und den Konzernen der
Profit und der Bevölkerung das Risiko überlassen wird.
Man könnte so fortfahren und wird immer wieder auf einen konservativen Zweifel treffen, auf
einen tief sitzenden Vorbehalt gegen Ökonomisierung, Innovation und Reform. Auch der Aufstand
gegen die Untertunnelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs (»Die Bahn macht mobil«) gehört ins
Bild, und mag die schwarz-gelbe Regierung Mappus den Demonstranten auch noch literweise

68
Tränengas in die Augen sprühen, sie wird den Protest gegen Stuttgart 21 so schnell nicht
niederknüppeln. Denn die Abwehrschlacht kreuzbraver schwäbischer Bürger entzündet sich
nämlich nicht nur an der Zerstörung eines Bahnhofsflügels, am Imperialismus der Bagger, am
Abholzen deutscher Eichen oder dem Pendelschlag der Abrissbirnen; er entzündet sich auch nicht
nur an Stadtplaners Liebling, der Boutiquenmeile für nomadisierende Smart-Shopper
(»Willkommen im Einkaufsparadies der Zukunft«) – der Widerstand richtet sich gegen eine
Kernpassion der Moderne, gegen das Prinzip Geschwindigkeit und die Verkürzung von Zeit.

69
Zusätzliche deutsche Texte

Text 1
Globalisierung
Der Ausdruck ,,Globalisierung" wird sehr emotional verwendet. Einige betrachten sie als einen
Prozess, der positiv -- ein Schlüssel für die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft -- und
außerdem unvermeidbar und unumkehrbar ist. Andere betrachten sie mit Argwohn oder sogar
Angst, da sie glauben, dass sie die Ungleichheit innerhalb der Länder und zwischen den Ländern
vergrößert, die Beschäftigung und den Lebensstandard bedroht und den sozialen Fortschritt
verhindert. Diese Diskussionsunterlage bietet einen Überblick über einige Aspekte der
Globalisierung und zielt darauf ab, Wege aufzuzeigen, durch die die Länder an den Vorteilen
dieses Prozesses teilhaben können und gleichzeitig realistisch bleiben in Bezug auf seine
Möglichkeiten und Risiken.

Die Globalisierung bietet große Möglichkeiten für eine wirklich weltweite Entwicklung, sie
verläuft jedoch nicht gleichmäßig. Einige Länder integrieren sich schneller in die Weltwirtschaft
als andere. Die Länder, denen es gelungen ist, sich zu integrieren, weisen ein schnelleres
Wachstum und eine niedrigere Armut auf. Nach außen gerichtete Politiken haben Dynamik und
größeren Wohlstand für einen großen Teil Ostasiens gebracht, einer Region, die vor 40 Jahren zu
den ärmsten der Welt gehörte. Mit steigendem Lebensstandard wurde es auch möglich, Fortschritte
bei der Demokratie und wirtschaftlichen Fragen wie Umwelt und Arbeitsnormen zu erzielen.

In vielen Ländern Lateinamerikas und Afrikas, die sich in den 70er und 80er Jahren abschotteten,
stagnierte dagegen das Wachstum oder war rückläufig, nahm die Armut zu und wurde eine hohe
Inflation die Norm. In vielen Fällen, insbesondere in Afrika, wurden die Probleme durch
ungünstige externe Entwicklungen noch verschlimmert. Als diese Regionen ihre Politiken
änderten, begann ihr Einkommen zu steigen. Eine weitreichende Umwandlung findet statt. Die
Förderung dieser Entwicklung -- und nicht ihre Umkehr -- ist der beste Weg zur Stärkung von
Wachstum, Entwicklung und Armutsverringerung.

Die Krisen in den aufstrebenden Marktwirtschaften in den 90er Jahren haben eindeutig gezeigt,
dass die Chancen der Globalisierung nicht ohne Risiken sind -- Risiken, die sich aus volatilen
Kapitalströmen ergeben und die Risiken sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Zerfalls, der
durch Armut verursacht wird. Dies ist jedoch kein Grund, eine neue Richtung einzuschlagen,
sondern es bedeutet vielmehr für alle Beteiligten -- in den Entwicklungsländern, in den
fortgeschrittenen Ländern und natürlich für die Investoren -- ihre Vorgehensweise zu ändern, um
starke Volkswirtschaften und ein stärkeres Weltfinanzsystem zu schaffen, das zu schnellerem
Wachstum führt und gewährleistet, dass die Armut verringert wird.

Wie kann man den Entwicklungsländern, insbesondere den ärmsten, dabei helfen aufzuholen?
Verschärft die Globalisierung die Ungleichheit oder kann sie dazu beitragen, die Armut zu
verringern? Und sind Länder, die sich in die Weltwirtschaft integrieren, zwangsläufig anfällig für
Instabilität? Das sind einige der Fragen, die in den folgenden Abschnitten behandelt werden.

Text 2
800 bis 2000
800: Karl der Große
Der Herrscher des Fränkischen Reiches wird von Papst Leo III. zum Römischen Kaiser
gekrönt. Später wird der Karolinger, der 814 in Aachen stirbt, zum „Vater Europas“ erklärt
962: Otto I., der Große

70
Mit der Kaiserkrönung Ottos beginnt die Geschichte des „Heiligen Römischen Reichs“
1024–1125/1138–1268: Salier und Staufer
Die Dynastien der Salier, Erbauer des Doms zu Speyer, und Staufer prägen die Geschicke
Europas
1179: Hildegard von Bingen
Die Äbtissin und Heilkundige, eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters,
stirbt 81-jährig bei Bingen am Rhein
1452–1454: Buchdruck
Der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Johannes Gutenberg (um 1400–1468),
druckt in Mainz erstmals die Bibel in einer Auflage von etwa 180 Exemplaren
1493: Aufstieg des Hauses Habsburg
Mit der Regentschaft Maximilians I. beginnt der Aufstieg des Hauses Habsburg. Es war
jahrhundertelang eines der dominierenden Adelsgeschlechter in Mitteleuropa und stellte die
meisten Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und von 1504–
1700 die Könige von Spanien
1517: Glaubensspaltung
Das Zeitalter der Reformation beginnt, als Martin Luther (1483–1546) in Wittenberg seine 95
Thesen gegen das Ablasswesen in der katholischen Kirche öffentlich macht
1618–1648: Dreißigjähriger Krieg
Zugleich Religionskrieg und Staatenkonflikt endet der Dreißigjährige Krieg mit dem
Westfälischen Frieden: Die katholische, lutherische und reformierte Konfession werden als
gleichberechtigt anerkannt
1740–1786: Friedrich der Große
Während der Regierungszeit Friedrichs II., Schöngeist und Feldherr, steigt Preußen zur
europäischen Großmacht auf. Seine Herrschaft gilt als exemplarisch für das Zeitalter des
„aufgeklärten Absolutismus“
1803: Säkularisierung
Die Säkularisation geistlicher Herrschaften und Auflösung freier Reichstädte durch den
Reichsdeputationshauptschluss leiten das Ende des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher
Nation“ ein
1848/49: Märzrevolution
Ihren Anfang nimmt die „Deutsche Revolution“ im Großherzogtum Baden. In kurzer Zeit
greift sie auf die übrigen Staaten des Deutschen Bundes über und führt zur ersten deutschen
Nationalversammlung, die in der Frankfurter Paulskirche tagt
1871: Reichsgründung
Am 18. Januar wird noch während des Deutsch-Französischen Krieges Wilhelm I. in
Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert. Das (zweite) Deutsche Reich ist eine
konstitutionelle Monarchie. Kurz nach der Reichsgründung kam es zum Wirtschaftsaufschwung,
den so genannten Gründerjahren
1914–1918: Erster Weltkrieg
Kaiser Wilhelm II. isoliert das Land außenpolitisch und führt es in die Katastrophe des Ersten
Weltkrieges, der fast 15 Millionen Menschenleben fordert. Im Juni 1919 wird der Friedensvertrag
von Versailles unterzeichnet
1918/19: Weimarer Republik
Am 9. November 1918 dankt Kaiser Wilhelm II. ab, der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann
ruft die Republik aus. Am 19. Januar 1919 finden Wahlen zur Nationalversammlung statt
1933: Nationalsozialismus
Die NSDAP wird bei den Reichstagswahlen 1932 stärkste Partei, am 30. Januar 1933 wird
Adolf Hitler Reichskanzler. Mit dem „Ermächtigungsgesetz“ beginnt die NS-Diktatur
1939: Beginn des Zweiten Weltkrieges

71
Hitler entfesselt am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Er
kostet 60 Millionen Menschen das Leben und verwüstet weite Teile Europas und Ostasiens. Der
nationalsozialistischen Vernichtungspolitik fallen sechs Millionen Juden zum Opfer
1945: Ende des Zweiten Weltkrieges
Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 7./9. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg
in Europa. Die Siegermächte teilen das Land in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren
1948: Berlin-Blockade
Die Einführung der D-Mark in den westlichen Besatzungszonen nimmt die Sowjetunion zum
Anlass, am 24. Juni 1948 die Zufahrtswege nach West-Berlin zu sperren. Die Alliierten antworten
mit einer „Luftbrücke“, über die bis September 1949 die Bevölkerung in West-Berlin versorgt
wird
1949: Gründung der Bundesrepublik Deutschland
Am 23. Mai 1949 wird das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Bonn verkündet.
Am 14. August finden die ersten Bundestagswahlen statt. Konrad Adenauer (CDU) wird
Bundeskanzler. Am 7. Oktober 1949 vollzieht sich die Trennung zwischen Ost und West mit der
Inkraftsetzung der Verfassung der DDR
1957: Römische Verträge
Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den sechs Ländern, die in Rom die
Gründungsverträge der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unterzeichnen
1961: Mauerbau
Die DDR schottet sich am 13. August 1961 mit dem Mauerbau mitten durch Berlin und einem
„Todesstreifen“ entlang der Grenze zwischen beiden deutschen Staaten ab
1963: Elysée-Vertrag
Der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag wird von Bundeskanzler Konrad Adenauer
und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle unterzeichnet
1972: Kniefall in Warschau
Die Geste von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) am Mahnmal für die Opfer des jüdischen
Gettoaufstands in Warschau wird Symbol für die Bitte Deutschlands um Versöhnung
1989: Mauerfall
Die friedliche Revolution der DDR bringt in der Nacht des 9. Novembers die Mauer in Berlin
und damit die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland zu Fall
1990: Wiedervereinigung Deutschlands
Am 3. Oktober endet die Existenz der DDR. Die staatliche Einheit Deutschlands ist
wiederhergestellt. Am 2. Dezember 1990 findet die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl statt,
Helmut Kohl (CDU) wird erster Bundeskanzler des wiedervereinten Deutschlands
2004: EU-Erweiterung
Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Sturz des Kommunismus treten im Mai acht
weitere Länder Mittel- und Osteuropas sowie Zypern und Malta der EU bei

Text 3
Russländisch

Das Wort russländisch ist ein Neologismus, mit dem versucht wird, den russischen Begriff
российский (rossijski) — des Adjektivs zum Substantiv Россия (Rossija) – ins Deutsche zu
übersetzen. In gleicher Weise wird der Begriff россиянин (rossijanin, Staatsbürger Russlands)
bisweilen mit dem Wort Russländer wiedergegeben.
Die Übersetzung von rossijski in russisch ist ungenau, weil rossijski sich nicht auf die
russische Ethnie oder die russische Sprache bezieht (hierfür gibt es das Adjektiv russki), sondern
auf Russland und seine Staatsbürger. Letztere sind aber zu großen Teilen (derzeit ca. 20 %) keine
(ethnischen) Russen, weswegen der Unterscheidung in Russland schon immer eine große
Bedeutung zukommt.

72
Mit der Unterscheidung wird auch auf die Befindlichkeiten und das Nationalgefühl der
ethnischen Minderheiten in Russland Rücksicht genommen. Eine vorwiegend von Tataren
bewohnte Stadt würde im Russischen zwar als russländische Stadt, nicht aber als russische Stadt
bezeichnet werden. Analog zur Unterscheidung zwischen russisch und russländisch wird im
Russischen auch zwischen Russe (russki) und Russländer (rossijanin) differenziert. Ein Tatare, der
Staatsbürger Russlands ist, ist demnach zwar kein Russe, wohl aber ein Russländer.
In jenen Fällen, in denen eine klare Unterscheidung zwischen Staat und Ethnie
beziehungsweise Sprache gewünscht ist, wird in wissenschaftlichen Publikationen gelegentlich das
Wort russländisch verwendet. Umgangssprachlich und im offiziellen Sprachgebrauch werden aber
nur die Begriffe russisch und Russe verwendet. Auch haben die Wörter russländisch und
Russländer noch nicht Eingang in die Wörterbücher gefunden.
Das Adjektiv russländisch (nicht russisch) wäre auch korrekt für die Geschichte vom
Entstehen Russlands im 17-18 Jahrhundert bis heutzutage.

Text 4
Strom der Erinnerung — quer durch die Neuronen

Das menschliche Gehirn — ein Organ von ungefähr drei Kilogramm Gewicht. Doch in
welcher Form halten sich darin Gedanken auf? Vor rund 50 Jahren nahm man noch an, man
könnte einzelne Erinnerungen in so genannten "Gedächtnismolekülen" lokalisieren — und sogar
durch Verfüttern von einer Ratte zur anderen weitergeben.
Inzwischen weiß man, dass Erinnerung nicht an einem bestimmten Ort im Gehirn
abgespeichert wird. Das Gehirn funktioniert eher wie ein gigantisches Netzwerk, durch das Strom
fließt. 100 Milliarden Nervenzellen machen den Kern des Gehirns aus. Doch auch diese Neuronen
sind keine Speicher, sondern eher die Schaltzentralen.
Jedes einzelne Neuron kann sich über die Synapsen mit über 10.000 anderen Neuronen
verbinden. Wird eine Zelle durch ankommende Reize stimuliert, feuert sie chemische Botenstoffe
an ihre Nachbarn: ihr "Aktionspotential" wird weitergeleitet. Je mehr Verbindungen eine
Nervenzelle eingeht, um so flexibler und assoziativer ist unser Denken.
Je öfter eine einmal erstellte Verbindung im Gehirn benutzt wird, um so sicherer kann diese
Verbindung immer wieder hergestellt werden: So könnte man "Wissen" beschreiben - eine gut
funktionierende Verbindung von Gehirnzellen. Auch Erinnerungen entstehen auf diese Weise: als
"dispositionelle Repräsentation" durch Lernvorgänge des Gehirns.
Beim Erinnern rufen wir also nicht einen abgespeicherten Sinneseindruck auf, sondern
projizieren ein Vorstellungssbild aus den Vernetzungen, die bei der Wahrnehmung beteiligt waren.
Ein solches Erinnerungsbild besteht aus komprimierten Daten — und wird beim Gebrauch zudem
verändert. "Datenverlust" ist also die Regel beim Erinnern.

Text 5
Medikamente töten mehr Menschen als gedacht

Laut einer schwedischen Studie sind Nebenwirkungen von Medikamenten gefährlicher als
bisher angenommen. Ungefähr drei Prozent der gesamten Todesfälle in Schweden gehen auf ihr
Konto. Demnach wären sie die siebenthäufigste Todesursache.
Dass Medikamente nicht immer nur die gewünschte Wirkung haben, ist bekannt. Jetzt haben
die Pharmakologin Anna Jönnsson und ihr Team 1.574 Todesfälle in ganz Schweden unter die
Lupe genommen, um die manchmal tödliche Wirkung von Medikamenten nachzuweisen. Bei 49
dieser Fälle konnten die Forscher einen direkten Zusammenhang zwischen dem Tod des Patienten
und der Medikamentenwirkung herstellen. Jönnsson fordert deshalb mehr Aufklärung bei Ärzten
und Patienten.
Bisher kannte man nur den Anteil der Nebenwirkungen an den Todesfällen in Spitälern.
Dieser liegt laut amerikanischen Studien bei etwa fünf Prozent. Die Schweden haben nun erstmals

73
die Gesamtzahl der Todesfälle, also in- und außerhalb des Spitals, untersucht. Da laut Jönnsson die
Nebenwirkungen als Todesursache zu wenig bei der Ausstellung des Totenscheins berücksichtigt
werden, schienen sie bisher auch in keiner Statistik auf. Am häufigsten sterben Patienten übrigens
an den Nebenwirkungen von blutverdünnenden Medikamenten.
Kritiker werfen den Verfassern der Studie allerdings Einseitigkeit vor, weil sie die große Zahl
von Todesfällen, die durch diese Medikamente verhindert wurden, nicht berücksichtigt. Außerdem
sei auch nicht sicher, ob die Opfer der tödlichen Nebenwirkungen ohne diese Medikamente noch
leben würden.

Text 6
Geld für andere ausgeben macht glücklich

Geben ist seliger als nehmen - diese Bibelweisheit scheint eine Studie zu bestätigen, die in der
Zeitschrift "Science" erschien. Bei Versuchen von Forschern der Universität British Columbia in
Vancouver stellte sich heraus, dass diejenigen Menschen glücklicher sind, die für wohltätige
Zwecke spenden, als diejenigen, die es nur für sich selber ausgeben. "Wir haben festgestellt, dass
Menschen, die Geld für andere ausgeben, glücklicher sind", fasst Psychologin Elizabeth Dunn
zusammen.
Bei einem ersten Test wurden 630 US-Bürger gebeten, auf einer Skala von eins bis fünf zu
bewerten, wie sie sich nach dem Geldausgeben für eigennützige Zwecke und nach Ausgaben für
andere fühlten. Im letzteren Fall waren die Befragten demnach glücklicher.
Weiter wurden Angestellte einer Bostoner Firma befragt, die ihre Jahresprämie von 3.000 bis
8.000 Dollar (2.000 bis 5.000 Euro) entweder für sich selbst oder für andere ausgegeben hatten.
Dabei ergab sich, dass das Glücksgefühl der Angestellten nicht von der Höhe der Prämie, sondern
von der Art der Ausgabe abhing — und wieder waren die Altruisten die Zufriedeneren.
Auch Studenten sind altruistisch
Schließlich wurde einer Reihe von Studenten in Vancouver ein Geldbetrag zwischen fünf und
20 Dollar ausgehändigt. Die Hälfte der Probanden erhielt den Auftrag, sich eine Freude zu
machen, die andere Hälfte sollte es für andere ausgeben. Erneut waren es letztere, die sich als
glücklicher bezeichneten.

Text 7
Verdauungstrakt

Als Verdauungstrakt oder Verdauungsapparat (lat.: Apparatus digestorius) werden die Organe
zusammengefasst, die der Aufnahme, Zerkleinerung und dem Weitertransport der Nahrung dienen,
um diese letztlich zu verdauen und die darin enthaltenen Nährstoffe für den Körper verwertbar zu
machen. Synonyme sind Magen-Darm-Trakt, Gastrointestinaltrakt (griech. gaster Magen; lat.
intestinum Darm), Canalis alimentarius, Systema digestivum.
Im Verdauungstrakt-Trakt findet der eigentliche enzymatische Aufschluss der Nahrung, die
Resorption von Nahrungsstoffen und Wasser sowie die Ausscheidung unverdaulicher oder nicht
verwertbarer Nahrungsbestandteile statt. Neben Enzymen sind auch verschiedene Bakterien an der
Verdauung beteiligt, die man unter dem Begriff Darmflora zusammenfasst.
Die großen Verdauungsdrüsen, die Leber mit Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse
produzieren Verdauungssäfte, die die Nahrung in ihre Bestandteile aufspalten. Der untere Teil des
Verdauungstraktes dient hauptsächlich der Resorption von Wasser und der Ausscheidung der
unverdaulichen Nahrungsbestandteile.
Aufbau Der Verdauungstrakt kann in einen Kopf- und einen Rumpfteil unterteilt werden.
Neben dem eigentlichen Magen-Darm-Trakt gehören zum Verdauungssystem noch die
Mundhöhle, wo vorwiegend die mechanische Zerkleinerung der Nahrung erfolgt, Speicheldrüsen,
Pharynx und die Speiseröhre, die dem Weitertransport in den Magen dient. Die Zuordnung der
Speiseröhre zum Magen-Darm-Trakt ist umstritten.

74
Text 8
Wege aus dem Kaufrausch

Wer kennt das nicht? Man bummelt durch die Einkaufsstraßen und kehrt abends einmal mehr
mit einem T-Shirt nach Hause zurück, das man eigentlich nicht kaufen wollte. Hin und wieder
passiert es uns allen, dass wir einem Kaufimpuls spontan nachgeben. Doch manche Menschen
brauchen diesen Kick immer wieder. Das kann sogar so weit gehen, dass durch den Drang zu
kaufen eine Sucht entsteht, die nicht selten in einem Schuldenberg endet. Hier erfährst du, woran
man Kaufsucht erkennt und was man dagegen tun kann.
Manchmal können Einkaufsbummel tatsächlich wohltuende Wirkung haben. Sei es, weil du
dich selbst belohnen möchtest, oder aber auch, weil du dich von Problemen ablenken kannst. Die
Betonung liegt jedoch auf „manchmal“. Gefährlich wird es dann, wenn man regelmäßig
Einkaufstrips unternimmt, um sich dadurch mit seinen Problemen nicht auseinandersetzen zu
müssen oder seinem Frust Ausdruck zu verleihen. Denn die Gefahr der Kaufsucht liegt in ihrer
Unauffälligkeit. Einkaufen an sich ist ein sozial erwünschtes Verhalten, das von der Werbung und
der Gesellschaft akzeptiert bzw. sogar gefördert wird. Und besonders zur Zeit der Schlussverkäufe
und Aktionen können Betroffene wunderbar Ausreden erfinden, warum gewisse Schnäppchen
gekauft werden mussten.
Was ist Kaufsucht?
Der Betroffene verspürt spontan das Bedürfnis, Produkte zu kaufen bzw. Dienstleistungen in
Anspruch zu nehmen. Dabei ist das Interesse an dem Produkt an sich absolut gering, die Handlung
des Kaufens steht im Vordergrund. Oft fühlen sich die Betroffenen einsam und innerlich leer und
versuchen, dieses Gefühl durch den Kauf loszuwerden. Es entwickelt sich mit der Zeit ein
Suchtverhalten, das sich in vermehrten und teureren Käufen äußert. Durch Bankomat- und
Kreditkarten wird das Kaufen zusätzlich erleichtert und Betroffene machen nicht selten sogar
Schulden.
Woran kannst du Kaufsucht erkennen?
Du gehst nicht mehr einkaufen, um dir etwas Schönes zu besorgen, sondern um dich besser zu
fühlen.
Du merkst, dass du immer öfter einkaufen gehst und immer mehr bzw. teurere Dinge kaufst.
Es macht dich nervös, wenn du mehrere Tage hintereinander nicht einkaufen gehen kannst.
Einkaufen wird zu einem Drang, den du nicht mehr selbst steuern kannst.
Du freust dich nicht mehr über die Dinge, die du gekauft hast. Du lässt diese achtlos liegen
und versteckst sie oft sogar, damit niemand merkt, dass du wieder shoppen warst.
Erkennst du eines oder mehrere dieser Anzeichen bei dir, dann solltest du dein Kaufverhalten
genauer unter die Lupe nehmen. Gibt es bestimmte Situationen, die bei dir den Drang auslösen zu
kaufen? In jedem Fall solltest du dich an eine Beratungsstelle wenden und mit Experten über deine
Beobachtung sprechen, damit du abklären kannst, ob du wirklich betroffen bist.
Was kannst du tun?
Die Sucht zu bekämpfen, ist schwierig, da man sich dem Einkaufen selbst nur schwer
entziehen kann. Schließlich müssen ja auch Produkte des täglichen Bedarfs erworben werden.
Langfristig hilft daher nur eine Therapie mit laufender Betreuung. Kurzfristig kannst du mit
folgenden Punkten versuchen, das Problem zu lindern:
Du solltest jeden Kauf notieren und Buch führen. So siehst du anhand der wachsenden Liste,
welches Ausmaß deine Käufe annehmen.
Gehe mit Bargeld einkaufen. So hast du dein Budget im Griff.
Analysiere jeden Kauf: Was hat ihn ausgelöst? Wie hast du dich dabei gefühlt?
Sprich mit einer Person deines Vertrauens über dein Problem und bitte um Unterstützung.

75
Text 9
Halsband ermöglicht sprachlose Kommunikation

Forscher des US-Unternehmens Ambient haben mit "Audeo" ein spezielles Halsband
entwickelt, das Nervensignale in Sprache umwandelt und so sprachlose Kommunikation
ermöglicht. Zu Gute kommen soll die Entwicklung überwiegend Menschen mit Erkrankungen des
Nervensystems, aber auch gewöhnliche Handy-Nutzer könnten in Zukunft davon profitieren und
etwa telefonieren, ohne dabei laut sprechen zu müssen.
Ein Sensor des um den Hals gelegten Geräts empfängt vom Gehirn an die Stimmbänder
gesendete Nervensignale, digitalisiert diese und wandelt sie schließlich in Sprache um. Ein
integriertes Bluetooth-Modul überträgt die Sprache an ein Handy und ermöglicht es so selbst
Menschen, die bislang nicht oder nur sehr schwer sprechen konnten, über ein Handy mit der
Außenwelt zu kommunizieren.
Derzeit erkennt das auf der Texas Instruments Developer Conference vorgestellte Gerät rund
150 Wörter und Sätze. Künftige Versionen erstmals erhältlichen "Audeo" sollen nahezu jedes
gedachte Wort in Sprache umwandeln können. Möglicherweise kehrt dann wieder Ruhe in U-
Bahnen und Co. ein...

Text 10
Männer mögen helle "Märchenfeen"
Männer bevorzugen nicht unbedingt Blondinen, aber sie neigen dazu, Frauen wie Nicole
Kidman oder Kylie Minogue, die einen hellen Hautton haben, als attraktiver zu empfinden.
Umgekehrt scheinen Männer wie Colin Farrell, Johnny Depp oder Jamie Foxx auf Frauen
besonders anziehend zu wirken. Das haben kanadische Soziologen der Universität von Toronto in
Versuchen mit Hunderten Testpersonen herausgefunden.
Die Wissenschaftler haben zuerst 2.000 Werbefotografien von Frauen und Männern analysiert
und dabei festgestellt, dass die weiblichen Models im Schnitt um rund 15 Prozent heller waren als
ihre männlichen Kollegen. Der Unterschied konnte sogar bei dunkelhäutigen Models festgestellt
werden. Die weiblichen Models waren um rund 11 Prozent heller als die Männer.
Das war den Forschern aber noch zu wenig. Sie befragten 500 Personen und fanden heraus,
dass die meisten Männer eher dazu neigten, helle „Märchenfeen“ zu bevorzugen. Je heller und
„unbefleckter“, desto besser.
Dr. Shyon Baumann, der das Forschungsprojekt leitete, sagt: „Die Studie zeigt, dass unsere
ästhetischen Vorlieben unsere moralischen Wünsche widerspiegeln“. Das heißt: „Männer sehen in
der hellen Haut Unschuld, Unberührtheit und Makellosigkeit, vielleicht sogar
Schutzbedürftigkeit.“ Männer, die dunklere Frauentypen — zum Beispiel eine Monica Bellucci —
bevorzugen, sind eher seltener und suchen Gefahr und Abenteuer.
Umgekehrt finden die meisten Frauen Männer mit dunklem Teint am attraktivsten. Denn für
Frauen verspricht ein dunkler Typ Verwegenheit, Draufgängertum und Männlichkeit.
Die Vorliebe für einen bestimmten Hautton spielt sich im Unterbewusstsein ab und ist laut
den Wissenschaftlern rassenunabhängig.

Text 11

Täglich 5.000 tote Kinder durch dreckiges Wasser


Dramatische Zahlen hat die UNICEF zum Weltwassertag am 22. März veröffentlicht: Täglich
sterben weltweit 5.000 Kinder, weil ihnen sauberes Wasser und Toiletten fehlen. 2,6 Milliarden
Menschen sind sanitär unterversorgt.
Statistiken des UN-Kinderhilfswerks zufolge sterben mehr Kinder an mangelnder Hygiene als
an AIDS. Noch immer haben nur 59 Prozent der Erdbevölkerung Zugang zu Sanitäreinrichtungen.
Am schlimmsten ist die Lage in Afrika und in Südasien sowie in Flüchtlingslagern, in denen
Massen auf engstem Raum leben. Erkrankungen und Seuchen sind die Folge: ein Gramm

76
Exkremente kann zehn Millionen Viren, eine Million Bakterien und 1.000 Parasiten enthalten.
Krankheiten wie Cholera, Hepatitis A und Bilharziose (eine Wurmkrankheit) könnten durch
bessere sanitäre Einrichtungen ganz vermieden werden.
Zum Weltwassertag wird John Anthony Allan mit dem Stockholmer Wasserpreis
ausgezeichnet. Der britische Wissenschafter errechnet, wie viel der weltweit immer knapperen
Ressource für die Produktion von Konsumgütern verbraucht wird: 140 Liter Wasser sind zum
Beispiel für Wachstum, Herstellung, Verpackung und Versand der Bohnen für eine einzige Tasse
Kaffee nötig!

Zusätzliche ukrainische Texte

Text 1
Графіті
Якщо оточення стає нестерпно буденним і сірим, треба внести в нього нові яскраві
кольори. Цю ідею буквально втілили в життя мешканці однієї з вулиць Дюссельдорфа. На
ній можна розмальовувати будинки. Кілька років тому в Німеччині у Кримінальний кодекс
були внесені додаткові поправки про пошкодження майна, аби уможливити покарання за
виконання графіті у громадських місцях. Для більшості поняття „графіті” означає такі собі
потворні й незрозумілі закарлючки на вікнах і стінах будинків, які вже стали звичним
явищем у всіх містах світу і навіть не впадають у вічі. Норберт Міханек, який уже більше 20
років живе на Кіфернштрасе в Дюссельдорфі, дещо іншої думки:
Графіті — це, безперечно, вид мистецтва. Звичайно, його не скрізь визнають, але у
митецькому середовищі в будь-якому разі. Власники будинків полюбляють називати це
мазаниною. Дехто вишкрябує на стінах, що завгодно, наприклад, теги (символічні
скорочення назв митців чи груп), тоді це має досить потворний вигляд.”
На Кіфернштрасе можна побачити будинок, розмальований як казковий замок, з вікон
якого виглядають принцеси та лицарі; поряд фасад будівлі, де розміщено клуб для дітей та
юнацтва, прикрашають яскраві та трохи фантастичні тварини і рослини; найновіший проект
— це витриманий у жовтогарячих, білих та червоних кольорах будинок, який ніби
обплутаний геометричним мереживом лабіринтів, з яких виглядають роботи, — у сенсі
сучасної доби технологій.
Жителі цієї вулиці, а їх близько 800, дуже різні: тут поряд проживають вихідці з різних
країн, представники різноманітних професій, студенти і безробітні, панки й пенсіонери,
проте всіх їх поєднує відкритість для культури і мистецтва, а також прагнення перетворити
свою вулицю на різнобарвний сад, в якому кожен міг би знайти свої кольори.

Text 2
Боротьба проти живої великоруської мови

Уявіть таку сценку. Південь Криму. Донецький Левченко (секретар міськради, який
виступає за те, щоб в Україні була одна державна мова — російська) — в гостях у
кримського Грача (лідер місцевих комуністів). Збираються посидіти на морському
узбережжі. Скромно відзначити прихід весни. Здається, все готово. Та що це Левченко
метушиться?
— Почекай! — кричить Грачу.
— А що?
— Слухай, даси трохи горилки и цыбули?
— Зараз гукну жинку, щоб дала цыбули жменю...
— Дуже добре...
— Досить?
— Годи!
— И горилку на. Ховай у торбу. Бажаю посмаковать!

77
Якою мовою я скомпонував цей неймовірний перегук двох політиків? Українською?
Суржиком ”а ля Сердючка”? Як не дивно — живою великоруською! Всю лексику взяв зі
славетного ”Толкового словаря живого великорусского языка” Козака Луганського, чи то
пак Володимира Даля.
Переконаний, що його чотиритомник є у приватних бібліотеках багатьох борців за
фактичне домінування російської мови в Україні й витіснення української на манівці історії.
Проте навряд чи хто з них звертає увагу на вступ до словника. А він має, як тепер прийнято
казати, знаковий смисл. Характеризуючи північне наріччя, Даль пише про його схожість з
українською мовою. Учений розмірковував: ”Так как при всем при том русские пришли на
Ильмень с юга, с общей, ближайшей к нам родины всех славянских племен, то можно,
кажется, сказать, что новгородцы поныне удержали в языке несколько более исконного,
тогда как, по направлению на Рязань и на Владимир, язык этот, при смешении народа с
чудскими племенами, принял тут и там другую краску”. Для прикладу Даль наводить кілька
десятків слів, записаних ним у північних губерніях. ”Пончохи”, ”черевики”, ”свитка”,
”швец”, ”даси”, ”ослон” — у Новгородській. ”Сподобить”, ”краше”, ”шкода”, ”зробить”,
”уперши”, ”вжахнуться”, ”знайти” — у Тверській. ”Ледащий”, ”худоба”, ”робить” — в
Олонецькій. ”Долонь”, ”добродий”, ”притулиться”, ”опинаться” — у Вологодській.
”Капость”, ”послухмяний”, ”ручник”, ”михоноша”, ”очипок” — в Архангельській.
”Боклага”, ”верещать”, ”досконально”, ”моторный”, ”ночовки”, ”сдивоваться” — у
Пермській...
Етнічному росіянину легше розуміти болгарина ніж хорвата, чеха, поляка чи навіть
українця.
Дослідник назвав діалект, що панував на велетенських теренах од Пскова до Уралу,
новгородським. Колись їх колонізували вихідці з корінної, святої, центральної Русі, якою
літописи називають великокнязівську Київську та сусідні землі. Даль відносить до області
новгородського діалекту навіть ”Питер”, хоч там ”всего заметнее прямое искажение
языка...”.
Безперечно, головні захисники ”русскоязычных” в Росії, не кажучи про їх адептів в
Україні, розмовляють зовсім іншим говором, аніж зафіксований Володимиром Далем на
Півночі імперії. Яким же? Російською літературною мовою.
Вона формувалася кілька століть. Але, на відміну від української, на ґрунті
церковнослов’янщини. Історик російської літературної мови Микола Толстой пише, що
його найвидатніші колеги Олексій Соболевський, Олександр Шахматов, Віктор Виноградов
та інші довели: ”Русские пользовались церковнославянским как своим литературным
языком”.
За висновком князя-професора Миколи Трубецького, ”современный русский
литературный язык получился в результате прививки старого культурного ”садового
растения” — церковнославянского языка — к ”дичку” разговорного языка правящих
классов русского государства”.
Іншими словами, марно шукати в Росії коріння лексем типу ”бодрствовать”, ”всуе”,
”иной”, ”жезл”, ”здание”, ”здравый”, ”ликовать”, ”льстить”, ”ложь”, ”нельзя”, ”присно”,
”созидать”, ”тщетный” і так далі. Воно — в Болгарії. Там на основі солунського діалекту
місцевого населення освічені місіонери Кирило та Мефодій витворили так зване книжне
койне. Воно згодом дістало назву церковнослов’янської мови. Ось чому близько 80%
російської і болгарської лексики споріднені. А отже, етнічний росіянин легше зрозуміє
болгарина, але не хорвата, чеха, словака, поляка чи навіть українця. Це пояснюється тим,
що інші слов’янські літературні мови формувалися на базі живих говорів.
Тому якщо Левченко, Грач та іже з ними визнають правоту російських філологів, то
опиняться в ситуації героїв Мольєра. Як не крути, боротьба за збереження, відродження та
розвиток ”исконно русского языка” на ділі означає опанування говору, зразок якого
наведено на початку. Тобто живої великоруської мови, часто-густо тотожної українській —
як живонародній, так і літературній. Щоправда, треба повчитися вимовляти ”добре”,

78
”черевики”, ”досить” тощо. Шкурка вичинки варта: така реформація реально сприяла б
зближенню російської й української культур.
Отже, стратегічне питання захисту російської мови (тієї, що сформувалася на
староболгарській основі) та російськомовних (переважно тих, хто поняття не має про різні
російські мови) видається мольєрівським курйозом.
В Україні діє поміркований закон про мови. Власне, чи діє? Якби так було, то всі
громадяни мали б опанувати українську мову протягом 10 років. Ну хоча б чиновники
опанували? Що, ліниві? Тугодуми? Примітиви?
А в 20-х роках минулого століття тодішня столиця Харків таких учила жорстко. І на
Слобожанщині, й у Донбасі, й у Києві. Газета ”Пролетарська правда” 2 липня 1927 року
писала, що київський окружний прокурор надіслав їй відповідь на допис про зняття з
відповідальної роботи такого собі громадянина Селецького за незнання української мови.
Виявляється, ”до цього часу він іспита не склав”, тому й не поновлений на роботі. Усе
законно: вчітеся, брати мої...
Проте після сталінського перевороту 1929 року розгорнувся контрнаступ на державну
мову в Україні. Тоді було випущено п’ять бюлетенів проти націоналізму в термінології —
виробничій, фізичній, математичній, ботанічній, медичній. Це тогочасні циркуляри, що
наклали заборони на 40 з гаком тисяч (!) слів української мови.
З цього цензурного факту випливає, що загальний масив нашої лексики зовсім не
поступається обсягу Далевого тлумачного словника.
Тож малороси принижують не багатющу українську мову, а себе. А українцям головне
— розмовляти рідною. Скрізь і всюди.

Text 3
Темна матерія

Все довкола складається з речовини. Однак її набагато більше, аніж ми бачимо.


Вважають, що лише 4% — звичайна матерія, решта — невидима. 73% у ній —
загадкова темна енергія. 23% — так звана темна речовина або темна матерія.
Космологи вважають, що у ранньому Всесвіті темна речовина була ключовою. Вона
"керувала" гравітацією — вказувала галактикам, як скупчуватись. Довкола цього точиться
багато дебатів. Однак найбільш вірогідним є те, що саме темна речовина спричинила
спочатку формування галактик, потім їхні скупчення, а потім — надскупчення.
Чи є докази існування темної матерії? Її можна виявити лише завдяки гравітації, адже
вона — невидима. Імовірно, темна речовина заповнює всі галактики — це могутня
невидима сила, яка притягує кожну зірку в галактичному диску.
Рухаючись довкола галактичного центру тисячі років, зірки трохи погойдуються. На
їхні коливання вверх та вниз впливає темна речовина, адже, як встановили вчені, її маса
більша.
Певну частину тяжіння забезпечують темна міжзоряна пилова речовина та космічні
"вуглинки", як то білі карлики, нейтронні зірки та чорні діри. Але гравітація, спричинена
темною речовиною, — сильніша. Галактики всередині скупчень обертаються одна довкола
одної. Якби не темна речовина та її невидима маса, вони були б надто близько. Загалом,
стабільність структури галактичних скупчень під час всієї історії Всесвіту можна пояснити
впливом темної речовини.
Темна матерія є вирішальною у майбутньому, як і загальна кількість речовини — так
звана "критична густина". З огляду на викривлення простору є 3 моделі Всесвіту і розвитку
його майбутнього.
Перша — замкнений Всесвіт. У ньому достатньо речовини усіх видів, аби її гравітація
врешті спинила розширення. Воно може завершитись стисненням — Всесвіт повернеться до
початків.

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Друга модель — рівний Всесвіт, у якому кривизна простору рівна нулю. Згідно з цією
теорією сума речовини дорівнює критичній густині. Це означає, що Всесвіт — безмежний і
завжди розширюватиметься. Але розширення сповільнюватиметься. У певний момент в
безкінечності воно зупиниться. Але безкінечність за визначенням не має кінця.
Третя модель є найбільш вірогідною — відкрита сідлоподібна форма, сума речовини у
якій менша від критичної густини. Розширення Всесвіту триватиме вічно, його пришвидшує
темна енергія — антигравітаційна сила.
Отож, яким є майбутнє? Зірки формуватимуться та світитимуть сотню трильйонів
років. Однак безкінечне розширення означає, що наш космос ставатиме все більш
холодним, темним та самотнім.

Text 4
Куди дивиться водій
Мініатюрна відеокамера спеціальної конструкції, укріплена на панелі приладів
автомобіля, уважно стежить за зіницею водія-випробувача. Вона автоматично повертається,
якщо міняється напрям його погляду. Порівняння її рухів з показниками іншої камери,
розташованої за спиною водія, дозволяє встановити, за чим саме він стежить в той або
інший момент, на свідченнях яких приладів концентрує свою увагу. Цю нову методику
розробили конструктори автомобільного концерну "Даймлер-Бенц". Вони сподіваються з її
допомогою знайти оптимальне розташування приладів, щоб водій щонайшвидше і
надійніше аналізував численні технічні показники і дорожню ситуацію.

Text 5
Нова технологія переробки паперу
Всюди в Німеччині стоять спеціальні контейнери для збору макулатури, яка потім
переробляється. Проте ще не створені промислові виробництва, які б виготовляли з неї
високоякісний папір. Високий вміст важких металів і грибкові відкладення не давали змогу
якісно вибілювати папір. Вчені Гамбургського університету розробили нову методику. З її
допомогою на стадії кислотного очищення сировини при температурах близько 70 градусів
можна позбутися як важких металів, так і грибкових відкладень. Цей технологічний процес
дозволяє також очистити папір від друкарської фарби та іншого бруду. Таким чином, навіть
макулатуру дуже низької якості можна перетворити на друкарський папір найвищого
стандарту. 52 відсотки (6,7 мільйонів тонн) всього паперу в Німеччині виготовлялося з
вторинної сировини. У виробництві серветок, паперових носових хусточок, туалетного
паперу ця цифра ще вища — 62 відсотки. А рекорд тримають виробники обгортувального
паперу і картону: тут більше 90 відсотків нової продукції виготовляється з макулатури.

Text 6
Виховувати демократично
Тільки демократичний стиль виховання може допомогти поліпшити взаєморозуміння
між представниками різних поколінь в сучасному суспільстві, в якому проблема "батьків і
дітей" є однією з найскладніших. Дослідження, що провів професор університету в
Білефельде Клаус Хуррельман, який спеціалізується в цій області, показали: авторитарний,
наказової стиль все ще переважає у стосунках старших і молодших. Батьки його вважають
часто "найефективнішим". Проте, як підкреслює учений, саме в сім'ях, де дітей дуже часто
карають, частіше всього і зростають агресивні, схильні до насильства діти. Батьки повинні
добиватися не слухняності, а того, щоб їх діти були більш самостійними, упевненими в собі
та могли відповідати за свої вчинки. Хуррельман підкреслює, що важливими є також
сімейні ритуали та традиції — "інакше конфлікти запрограмовані". Якщо сімейне життя
буде неврегульованим, то хаос позначиться й на дітях. Будьте "справедливі і терплячі!" —
закликає батьків професор Хуррельман.

80
Text 7
Професія або диплом?
Кожний третій випускник німецьких гімназій не одержує диплома про вищу освіту,
але вважає за краще освоїти "практичну спеціальність" і потім працювати. Як показали
підрахунки "Інформаційної служби вищої освіти", що в Ганновері, 17 відсотків потенційних
абітурієнтів взагалі не подають документи у вузи. Ще 13 відсотків починають в них
вчитися, але потім кидають навчання. Правда, в сьогоднішній Німеччині в цілому більше
студентів, ніж учнів професійно-технічних училищ або середніх спеціальних учбових
закладів. Але головна причина тут в тому, що тривалість навчання в останніх в три рази
менша ніж в університетах та інститутах. Крім того, ті, хто вирішує отримати професійну
освіту, рідше припиняють навчання, ніж студенти.

Text 8

Інститут етики науки


Науково-дослідний інститут займається етичними проблемами, пов'язаними з
науковими дослідженнями і практичним втіленням їх результатів. Його заснували спільно з
університетами Бонна і Ессена науковий центр в Юліхе і Центр досліджень авіації і
космонавтики ФРН. Представники НДІ етики і науки повідомили на прес-конференції в
Бонні, що над тематикою інституту працюватимуть спеціалісти природничих наук, лікарі,
психологи і філософи. Було створено два відділи НДІ. Один займатиметься біомедичними
питаннями, інший - цільовим призначенням техніки і природничонауковими проблемами.
Зрозуміло, можливі висновки учених будуть лиш рекомендаціями. "Їх втілення в життя —
вже справа політиків", - підкреслив на прес-конференції доктор філософських наук,
професор Карл-Фрідріх Гетхман.

Text 9
За чисте довкілля

Свого часу я неабияк дивувався різнобарвним контейнерам для сміття на вулицях


європейських міст. Кожен контейнер мав інше призначення: один — для паперу, другий —
для пластика, третій — для скла, а точніше — для світлого скла, бо для темного був
четвертий, ну і так далі.
Письменник Сашко Ірванець розказує, що дістав був навіть догану від якоїсь віденської
бабусі за те, що вкинув до контейнера пару пляшок із металевими обідками. Добре, хоч не
зажадала від нього повідклеювати з пляшок паперові етикетки!
Спершу я думав, що й нам в Україні варто буде із часом запровадити щось подібне. Та
невдовзі побачив під головпоштою тітку, котра вигрібала листи зі скриньки ”У межах
Києва”, а потім — до того самого мішка — зі скриньки ”За межі Києва”. І я зрозумів, що не
варто обтяжувати український мозок занадто важкими для нього проблемами вибору та
сортування. Бо, як каже старий анекдот, хоч би який європейський виріб намагалися
виготовити наші співвітчизники, все одно в них виходить автомат Калашникова.
І так само — хоч би які ”європейські” партії ми обирали до наших верховних, міських
та всяких інших рад, все одно отримуємо бруднувату суміш колишніх червоних, зелених,
біло-блакитних та помаранчевих, із традиційним запахом гнилої органіки. Тож не варто,
гадаю, й марудитися з різними контейнерами, вистачить для всіх одного спільного
смітника.
Усе це я ніби знаю і розумію. А все ж якась сила змушує мене складати папір до одного
пластикового мішка, а скло — до іншого. І не вкидати це до контейнера для сміття, а
ставити поряд — із надією, що всім цим добром скористаються принаймні бомжі — чи не
єдині санітари нашого великого міста.

81
Text 10

Вічність в Ессені

Вічність — це щось таке, чого неможливо збагнути, зате можна описати


математичними формулами. На позначення вічності є навіть окремий значок — подібний до
вісімки, тільки трохи видовженої та покладеної горизонтально.
Я зіткнувся з вічністю в німецькому місті Ессені, відвідавши аванґардову виставку
Аттили Чорґі на Опернпляц. Людей було обмаль, тож доглядяч натхненно показував мені
тонкощі вибагливих інсталяцій.
Найцікавішою виявилася скромна робота в кутку: два чорні диски, що трохи
перекривали один одного. Обидва мали на краях симетричні розрізи зиґзаґоподібної форми
— наче хтось провів по дисках ножем тремтячою рукою. Варто було, однак, увімкнути цю
машину, як диски починали обертатися, за ними засвічувалася лампа. Ті ж отвори на них,
які видавалися хаотичними розрізами, витворювали раптом, перекриваючись на великій
швидкості, світляну вісімку — знак вічності.
— І що цікаво, — сказав доглядач, — коли рух сповільнюється, вісімка стає звичайною
синусоїдою. А потім і вона гасне. Це як людське життя, — додав він, викладаючи чи то
власні думки, чи то вичитане в буклеті. — Людські істоти загалом темні, але з їхнього руху,
взаємодії і відчуття світла часом постає вічність. Це може бути любов чи релігія, чи спільна
праця.
”Німці сентиментальні, — подумав я. — Але й українці — теж”.
Свого часу я уявляв собі власне життя як гонитву на велосипеді по вертикальній стіні.
Але ніколи не думав про нас усіх як про чорні диски з химерними розрізами, що
утворюють, перекриваючись, світляну синусоїду. Або навіть, коли пощастить, — знак
вічності.
А тим більше — каюся — не думав про доглядяча, який вмикає і вимикає цю химерну
машину.

Text 11
Зелений борщ

Поміж того, що не любила моя мати, вона не любила зеленого борщу з кропиви,
польових чайок-чибісів і німців. Чому німців, я розумів змалку. А про борщ і чибісів мати
пояснила, коли я почав сивіти, а вона перестала боятися.
Борщ із кропиви їй стояв упоперек горла з тридцять третього року. А чибіси гніздяться
в полі, в гніздах багато яєць, і вони такі гіркі, що мати, згадавши їх через багато літ, по-
чоловічому сплюнула. От скільки вона тоді випила тих яєць.
І ще дещо з тих часів мати не любила, й не вміла пояснити, чому не любила. Це був
Демид, наш тодішній сусід. Ми жили тісно, наші вікна дивилися в їхні вікна. У них на вікні
стояла цяцька — паровичок із червоними колесами. І наші діти заздрили їхнім.
Коли наші їли борщ із кропиви, Демид не захотів. Він вивів свою сім’ю, дев’ять душ, із
двору, й сказав, що знає, де є чудо-машина: ляж під неї й тобі в рот самі падають галушки.
Цяцьку-паровичок вони забрали з собою. Дійшли до Черняхівки, це недалеко, лягли рядком
на вигоні й померли там усі дев’ятеро.
Мати розказувала про це якось сердито. Немов то неправильна смерть, недоступна, як
ота цяцька в них на вікні. Мати казала: ”Дурний Демид!” — як ні про кого іншого. А вона
знала поіменно всіх, хто того року в нас помер. Їх було дві тисячі — вдесятеро більше, ніж
пропало потім на війні. І я питав:
— Мамо, чому ви не любите німців, якщо наші погубили вдесятеро більше людей?
— Дак то ж наші! — простодушно відповідала мати.

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Я казав, що таких ”наших” годилося би перевішати, й тоді вона плакала. Тепер не
питаю її про це. Вона мені рідко сниться, й не хочу, щоб вона плакала в тих снах.

Text 12
Інтернет-залежність небезпечніша від наркоманії

Разом з комп'ютером та Інтернетом цивілізація подарувала людям і хворобу, про яку ще


кілька років тому ніхто не знав. У лексиконі психіатрів з'явився новий термін — "інтернет-
адикція", або ж інтернет-залежність.
Голландія — процвітаюча європейська країна. За статистикою, у ній проживає 10 тисяч
нарко- і 40 тисяч інтернет-залежних громадян. Без сумніву, в Україні їх більше, ніж у
маленькій Голландії.
Користувач по кілька днів не виходить з мережі, впадає в прострацію. У нього
відключається свідомість. Зрештою — летальний результат: людина помирає від мозкової
недостатності, порушення кровообігу. Симптоми інтернет-психозу — відмова від їжі,
мимовільне сечовипускання тощо. Тобто людина перестає контролювати свої фізіологічні
потреби.
— Працювати з інтернет-залежними дітьми складно, — каже професор Олег Чабан з
Інституту соціальної і судової психіатрії та наркології. — На перший погляд, вони
інтелектуально розвинені і, здавалося б, соціально адаптовані. Але лише у своїй площині. В
Інтернеті у дитини свій світ, їй там комфортно: багато друзів у "чатах", немає проблем зі
спілкуванням. Підліток може зайти на який-небудь науковий сайт і обкласти матом,
наприклад, доктора наук. При цьому отримати моральне задоволення, довівши собі, що не
дурніший за вченого. Юнакові не треба гаяти час на залицяння до дівчини: заглянув на
порносайт — і має грубу фізіологію.
Просто так вирвати інтернет-залежного з віртуального раю неможливо: ефективних
соціальних і психіатричних програм поки що немає. Лікують таких пацієнтів, як наркоманів
— у тих же клініках, за тими ж терапевтичними схемами. При цьому психіатри
стверджують, що за хворою дитиною часто проглядає хвора родина. Нерідко підлітки
тікають у віртуальний світ через непорозуміння з близькими, ігнорування їхніх проблем.
Фахівці радять батькам більше спілкуватися з дітьми, разом гуляти, ходити в кіно, у
театри. Зрештою, завести собаку.
Утім, комп'ютер — це не тільки віртуальне спілкування і розваги. Для багатьох це
робота. Трудоголіки почасти теж ризикують узалежнитися. Комп'ютер негативно впливає
на фізичний стан користувача: падає зір, починаються проблеми з хребтом, головні болі
тощо.
— Щоб уникнути цих неприємностей, слід правильно організувати робоче місце,
насамперед екран вашого комп'ютера, — радить директор навчального центру "Квазар-
Мікро", Микола Мастило. — Очі втомлюються значно менше, якщо у "вікні" зелене чи
блакитне тло. Текст набирати краще 12-м кеглем. Періодично на кілька секунд відводьте
погляд від екрану — подивіться у вікно чи на фото близької людини: відпочинуть очі,
з'являться позитивні емоції.

Text 13
Парадокси міфотворення

На телеканалі «Росія» загальним голосуванням найвидатнішим росіянином та


символом нації було названо давньоруського князя Олександра Невського.
У підручниках історії Олександра Невського змальовано героєм і захисником Русі.
Образ «святого» Олександра Невського створювався сторіччями зусиллями російських
офіціозних істориків та Російської Православної церкви. Однак деякі російські історики
називають Олександра Невського зрадником, катом Росії і навіть «сатаною» російської

83
історії. Практично вся європейська історична думка зводиться до того, що «...саме
колабораціонізм Олександра щодо татаро-монголів, зрада ним братів Андрія та Ярослава в
1252 році стали причиною встановлення на Русі ярма Золотої Орди».
Мало хто може заперечувати, що саме Олександр Невський сприяв 240-річному
рабству великоросів. Саме він наказав народу підкоритися Золотій Орді без боротьби. Так
у чому ж тоді заслуги О. Невського перед Російською православною церквою? Відповідь
апологетів О. Невського в різних варіаціях зводиться до такого: Олександр зробив
доленосний вибір між Сходом та Заходом на користь Сходу. Пішовши на союз з Ордою,
він запобіг поглинанню Русі (Московії) католицькою Європою і тим врятував російське
православ’я.
Офіційна історіографія Олександру Невському приписує перемоги над шведами в
1240 році і над тевтонськими лицарями в 1242 році. Однак багато хто з істориків вважає,
що значення цих битв і перемог у них О. Невського були занадто перебільшені.
Принаймні, називати їх «доленосними» немає жодних підстав. Першу перемогу 20-річний
князь отримав на березі Неви, в гирлі ріки Іжори 15 липня 1240 року над шведським
загоном. З обох сторін у тій «битві» взяло участь не більше 300 осіб. Втрати з російського
боку були невеликими — лише 20 осіб. Під покривом ночі залишки ворожого війська сіли
в човни і попливли геть.
Майже такого ж рівня була й «битва» Олександра з німцями та естами 5 квітня 1242
року на Чудському озері. Про «масштаби» цієї битви свідчить той факт, що вона навіть не
згадується в Іпатієвському літописі. Після повернення з берегів Неви через конфлікт
Олександр був вимушений покинути Новгород і поїхати в Переяславль-Залеський.
Демократичний Новгород просто вигнав Олександра через деспотизм.
Традиційно вважається, що успішні військові дії Олександра Невського надовго
гарантували безпеку західних кордонів Русі, але на сході російським князям довелося
схилити голову перед набагато сильнішим ворогом — монголо-татарами. Ще батько
Олександра Невського Ярослав Всеволодович отримав 1238 року ярлик з рук Батия на
«велике» княжіння у Владимиро-Суздальському князівстві. Необхідно зазначити, що з
1238 року два з половиною сторіччя на княжінні в Ростово-Суздальській землі та Московії
не сидів жоден князь без татаро-монгольського ярлика, тобто призначення.
1247 року Великим князем Владимирським став Святослав Всеволодович, молодший
брат Ярослава. Олександру Невському дісталася Твер. Наприкінці того року,
залишившись незадоволеними отриманими удільними наділами, брати Андрій і
Олександр відправилися до Батия до Орди оскаржувати у дядька великокняжий стіл.
Під час перебування Олександра в орді, приблизно в 1238—1242 рр., сталося його
братання із сином Батия — Сартаком. В окремих літописних зведеннях стверджується, що
Олександр був «прийомним сином» хана Батия. У стародавніх монголів існував
зворушливий звичай братання. Хлопчики чи юнаки обмінювалися подарунками, різали
собі руки, змішували кров із молоком, після чого по черзі пили напій, вимовляючи слова
спільної клятви і ставали «андами» — названими братами. Побратимство вважалося вище
за кровну спорідненість: анди як одна душа, ніколи не залишають, рятують один одного в
смертельній небезпеці. Тоді ж Сартак прийняв православну віру несторіанського
напрямку.
1250 року Данило Галицький одружив свою дочку з Великим князем Владимирським
Андрієм (братом Олександра), скріпивши, таким чином, таємний військовий союз проти
татар, до якого приєднався ще й Ярослав Тверський. 1252 року Андрій запропонував і
своєму братові Олександру приєднатися до союзу проти татар, але Олександр доніс на
нього ханові. За вірну службу хан нагородив Олександра Владимирським князівством
Андрія. А сам Олександр повів на Русь татарську рать для розправи над Андрієм, але той
встиг утекти до Швеції. Олександр доніс і на Данила Галицького, після чого хан послав
орду Куремси на Данила.

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Як пише В. Бєлінський, за багато років життя при дворі хана Олександр став першим
із суздальських князів, хто перейнявся істинно татаро-монгольським державним духом, з
дитинства вбрав психологію степняка-завойовника, повністю сприйняв звичаї людей,
серед яких виріс.
Олександр покнязював лише близько 11 років, із яких не менше 5 років провів у
Золотій Орді. Всі його діяння як князя були спрямовані на залучення суздальської землі до
єдиної системи державного господарювання Золотої Орди. За велінням хана, за
Олександра було проведено переписи спочатку Суздальської, а пізніше Новгородської
земель. За Олександра вперше було встановлено подушну сплату данини. Війська князя
постійно брали участь у військових діях золотоординців проти непокірного населення
Московії і Новгорода. Протягом 11 років Олександр щонайменше п’ять разів приводив
татаро-монгольські війська до Суздальської та Новгородської земель.
Лише за «допомогою» Олександра татаро-монголи змогли підкорити Великий
Новгород. Узимку 1257—1258 років. Олександр привів татаро-монгольські загони до
Новгородської землі, де спалахнуло повстання вільнолюбних новгородців. Сина Василя,
який назвав батька зрадником, Олександр віддав на розтерзання татаро-монголам, а
населення жорстоко покарав: «оному носа урезаша, а иному очи выимаша». 1259 року
Олександр знову привів татаро-монгольські війська до Новгорода. Цього разу стародавній
Новгород було підкорено. Олександр виконав своє «великое предначертание».
Ось як оцінює «заслуги Олександра Невського перед Вітчизною» російський історик
К. Кедров: «Олександр Невський, такий гордий із римськими послами, був надзвичайно
смиренний і покірливий перед татаро-монгольським ханом. Він покірно їздив до Орди
отримувати ярлик на княжіння і, на жаль, пролізав-таки на карачки до ханського трону, як
того вимагав звичай Орди. Окрім того, він був змушений безпощадно втихомирювати в
своїх володіннях будь-які виступи проти татар і збирав данину для хана, втихомирюючи
співвітчизників вогнем і мечем. Прийняти корону від папи, як усі європейські государі,
Олександр Невський вважав для себе за ганьбу, а підповзати під ярмо та приймати ярлик
на княжіння від лютого ординця ганьбою не виглядало».
1264 року Великим князем Владимирським було призначено Ярослава Ярославовича,
наступного за черговістю брата Олександра. І цей князь засів на Владимирську столі за
допомогою татаро-монгольських військ. Великий князь Ярослав, наслідуючи приклад діда
й батька, намагався у будь-який спосіб догоджати ханові і так, як вони, закінчив життя
своє на шляху з Орди, куди 1271 р. він їздив із братом Василем.

Text 14
Довжина кризи
Мій небіж Любчик, уже тепер другокласник, сказав:
— У першому класі я пережив душевну кризу. Це коли мені на перерві заліпили
сніжкою в обличчя, а особливо в носа!
— І довга була криза?
— Довга! Від першої перерви аж до п’ятого уроку. Значить, це трапилось у вівторок. Бо
в понеділок у нас чотири уроки.
Цей діалог виник у нас без жодної причини, сам собою, як усе важливе й справжнє. І в
словах Любчика був весь механізм протікання довгого часу — від першої перерви до
п’ятого уроку, із тим уточненням, що криза підкралася саме у вівторок, а не якогось іншого
дня.
Я вдячний Любчикові за цю рідкісну мить, коли потрапляєш на оту хвилю довгих
часових вимірів, які потім забуваються, й треба великих зусиль, щоб знову їх згадати. А в
тих вимірах не тільки криза, а й щастя триває довго.
Мені захотілося в ту мить згадати яке-небудь довге щастя — і воно згадалося. Це коли
ми з моїм приятелем Гришею побачили махаона. Ішли стежкою через Андріянів город і
зустріли його. Ми ще не знали, що він зветься махаон, але він був дивовижний — великий,

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ажурні крила, жовте із чорним. Він нікуди не летів, а просто танцював над нами, то вище, то
нижче. Ми намагалися збити його моїм картузом — рудим, вельветовим, який я потім носив
аж до сьомого класу, а це діялося в третьому. Цей азарт ловлення махаона справді тривав
так довго, що тепер бачиться як зупинений час. Махаон не дав себе впіймати, і добре, бо
тепер би я про це жалкував, як про все, інше, що впіймалося потім.
Я цього ніколи не забував, але рідко вдається це згадати саме так, як воно було. Це не
згадаєш коли завгодно — треба, щоб хтось допоміг відновити систему координат, хтось, хто
на тім знається, бо сам ще живе у вимірах довгого часу.

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