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Ausgabe 12

Teilt uns Eure Ideen und Vorstellungen dazu mit und


Inhalte dieser Ausgabe verfaßt vielleicht einen kleinen Artikel oder eine Ge-
schichte dazu, die den anderen Lesern die daraus resul-
tierenden Folgen vor Augen führt.
Vorwort S. 1 Zur Absprache wäre eine Mail an unsere Redaktions-
Thorwal Standarte Sonderedition Nr. 1 S. 1 adresse redaktion@thorwal-standarte.de vorab ganz
hilfreich.
Meldungen aus den Regionen:
- Reparaturarbeiten an der „Feuermaid“ abgeschlossen S. 2 Last but not least wünsche ich Euch mit der vorliegen-
- Heimatverteidigung zur See S. 4 den Thorwal Standarte viel Vergnügen, ich denke, wir
- Aufruhr auf Aso S. 4 haben diesmal wieder eine Menge interessanten Stoff
- Wölfe am Hjaldingolf ? S. 6 für Euch zusammengestellt.
- Glücksfall in Skjolden S. 6
- Sabotage in Thorwal – Missetäter flüchtig S. 6 Mit den besten frühsommerlichen Wünschen,
- Walfänger in Leskari S. 7 Johannes
- Brief von Isleif Rothelm S. 8
Geschichten aus Thorwal
- Alte Freunde S.10
- Große Fragen (Wulf II) S.10 Thorwal Standarte Sonderedition Nr. 1
Impressum S.13
Ende April fand zum neunten Mal die alljährliche Con-
vention "Hannover spielt!" statt.
Werbeinseration S.13 Wir haben diesen Termin zum Anlaß genommen, den
Kleinanzeigen S. 7, 9, 10, 12 anwesenden Thorwalern unsere Thorwal Standarte Son-
deredition Nr. 1 zu präsentieren.

Auf 92 DIN-A4-Seiten haben wir nahezu alle aventuri-


schen Meldungen, Geschichten, Liedtexte und Kolum-
Verehrte Leserinnen und Leser, nen der Ausgaben 1 bis 10 der Thorwal Standarte in ei-
nach über einem Jahr haben wir heute eine göttergefäl- nem ansprechenden Layout zusammengestellt und in
lige Zahl an Thorwal Standarte Ausgaben erreicht. In einer limitierten Kompilation drucken lassen.
Thorwal passieren derzeit eine Vielzahl an Ereignissen, Wer mehr über Inhalt und Aussehen dieses Heftes er-
wie es lange Zeit nicht mehr der Fall war. Großen Ein- fahren möchte, dem sei der folgende Link auf die Thor-
fluß darauf haben auch die fleißigen Autoren aus dem wal Standarte Website ans Herz gelegt:
Thorwal Briefspiel, die ihre Ottas, Sippen und Dörfer in
http://lucardus.mordor.ch/standarte/abo/sonderedition1.htm
den Artikeln und Geschichten auftauchen lassen und
damit zum Leben erwecken.
Da die Auflage auf 50
Wenn auch Ihr Gefallen an einem thorwalschen Het-
Exemplare limitiert ist,
mann bzw. eine Hetfrau finden könntet und auch dem
möchten wir Euch zuerst
teils rauhen Leben der Hjaldinger nicht abgeneigt seid,
die Möglichkeit zum
dann bewerbt Euch doch ebenfalls für das Briefspiel –
Erwerb dieser thor-
Thorwal ist groß und bietet noch einer Menge Leute ein
walschen Textsammlung
Dach über dem Kopf !
geben, bevor wir das Fan-
Informationen zu Bewerbung und Aufnahme kann Euch
zine im Aventurischen
das zuständige Gremium unter der eMail-Adresse
Boten und an anderer
gremium@thorwal-briefspiel.de gerne erteilen.
Stelle bewerben.
Um die Zwölfgötter aus der Einleitung nochmals auf-
Schaut vorbei, es lohnt
zugreifen:
sich ! Das wohl !
Das Volk der Thorwaler hat sich vor einiger Zeit vom
mittelreichischen Zwölfgötterbild abgewandt – doch
über die Auswirkungen war bisher nur wenig zu hören,
respektive zu lesen. Euer Johannes

Abhängig – parteiisch - regelmäßig Seite 1


Meldungen aus den Regionen
war das bloß für ein Durcheinander. Und die umhertol-
Region lenden Kinder verstärkten das Ganze noch um einiges.
Der mißtrauische Steuermann selbst versiegelte mittels
Nordthorwal einer stark klebenden Masse, bestehend aus Teer und
Wolle aus der Segelverarbeitung, die ausgebesserten
Stellen des Rumpfes und mit kritischem Blick sah er ab
und an den Jungen und Alten bei ihren Arbeiten zu.
Nachdem aber der Mastfisch, welcher beim Sturme
Reparaturarbeiten an der samt einiger Planken regelrecht aus dem Schiffsboden
gerissen wurde, endlich ersetzt und jegliche Wiederher-
Feuermaid abgeschlossen stellungsarbeiten am Bauch der Maid abgeschlossen wa-
ren, da konnte auch er sich ein freudiges Grinsen nicht
verkneifen. Und so hob man schon einmal die Hörner
Endlich ist es nun soweit: Kjetil Gundridsson hat wieder und Krüge, um auf die ersten sichtbaren Erfolge anzu-
die altgewohnte Ruderpinne in den Händen und die Ol- stoßen.
porter Hammerfäuste, unter Kommando ihrer Hetfrau
Thorid Eiriksdotter, die geliebten Planken unter den Fü- Einige Tage später kam es dann zur ersten Einsetzung
ßen. des neuen Mastbaumes – ein ganz besonderes und nach
Nachdem vor einigen Monden die einzige Otta der Otta- den alten Traditionen gefeiertes Ereignis – und feierlich
jasko, die Feuermaid, bei schwerem Sturm Mastbruch sollte es werden, das wohl, bei Swafnir ! Gemeinsam
erlitt – zu allem Übel geschah jenes folgenschwere Er- versammelten sich Hammerfäuste und Sturmtrotzer um
eignis auch noch bei einer Regatta – machte man sich das auf Land gezogene Langschiff neben der Werft am
daran, in der Olporter „Gemeinschafts-Werft“ (siehe Ufer des Nader. Von der aufgehenden Morgensonne be-
Anhang) in Zusammenarbeit mit der Sturmtrotzer- schienen, schleppten die Stärksten, unter ihnen auch der
Ottajasko unter Leitung ihres Schiffsbaumeisters, Tjalf gefürchtete Ringkämpfer Halvdan „Halbman“ Runes-
Lingardson, die Reparatur- und ebenso die längst über- son, den gewaltigen Baum heran. Vorsichtig wurde er
fälligen Ausbesserungsarbeiten vorzunehmen. Auch ein wenig vor mittschiffs in die Kuhle vom Kielschwein
wenn Steuermann Kjetil nur höchst ungern zusah, „was gestemmt - zuvor plazierte man dort selbstverständlich
man da mit seiner Liebsten anstellte“ – es mußte noch ein dem Walgott geweihtes Amulett - und mit ei-
schließlich sein, wenn man die Maid am Leben erhalten nem kleinen Ruck dort hineingestellt. Nun begann die
wollte, das wohl ! Und so geschah es dann auch. Ausrichtung des Segelträgers und mit Hilfe von Seilen
zog man ihn so zurecht, daß er aufrecht zum klaren
Nachdem also das uralte Schiff unter vielem Ächzen Himmel wies.
und Knarren auf die Helling gelegt worden war, immer Doch stellte sich das Ganze schwieriger dar, als man
von den mahnenden Worten Kjetils, man solle „nicht so gedacht hatte. Wenn auch das Ausrichten an sich ein
grob mit der guten Alten umgehen“, begleitet, machte Leichtes war, so bestand die Schwierigkeit vielmehr
man sich gemeinsam auf, einen kräftigen und als Mast darin, den ärgerlichen Steuermann zufrieden zu stellen.
tauglichen Baumstamm auszusuchen und zu fällen. Wer Obwohl Schiffsbaumeister Tjalf häufig fest davon über-
sich mit dem Bau von Schiffen auskennt, der mag sich zeugt war, daß der Mast nun richtig und sicher stand
wohl vorstellen, welch schwieriges und zeitaufwendiges und kurz davor war, die Verriegelung desselben anzu-
Unterfangen es war, „den“ passenden Stamm zu finden ordnen – nie war Kjetil wirklich zufrieden und bei je-
und mit ganz besonderer Vorsicht von seinen Wurzeln dem kleinen Ächzen des Holzes ließ er noch einmal neu
zu lösen. Eine halbe Ewigkeit später war es dann jeden- ausrichten oder einige winzigste Holzspäne wegneh-
falls soweit, daß man damit beginnen konnte, das nordi- men. Gespannt sah die Menge dem Geschehen zu und
sche Kiefernholz zu bearbeiten und zum letztendlichen die ersten Wetten, wann Tjalf denn nun wohl in Wut
Mast umzuformen. Während einige den gut zwölf geraten würde, wurden schon abgeschlossen. Kurz be-
Schritt langen Segelträger von seiner Rinde befreiten – vor jener aber mit seinen Nerven am Ende war und bei-
die Sommersonne des Midsonnmondes brannte den nahe die Geduld verloren hätte, war es dann doch so-
schuftenden Mannen und Frauen im Gesicht – brachten weit, daß der nun sichtlich zufriedene Steuermann die
andere schon die ersten neuen Planken an. Verriegelung des Kielschweins bewerkstelligte und als
Überall wurde eifrig gezimmert, Holzpflöcke genagelt der Mastbaum dann aufrecht und mit festem Stand zum
und Latten mit Beil und Hobel in Form gebracht – was Himmel wies, da brandete lauter Jubel durch die Menge.

Seite 2 Abhängig – parteiisch - regelmäßig


Nachdem nun jegliche Arbeiten am Mast und Rumpf nem ersten Ruderschlag der Mannschaft ging ein lautes
der Feuermaid zu Ende gebracht waren, trug man das Johlen, welches zu begeistertem Jubeln anwuchs, durch
Schiff gemeinsam ans Ufer des Nader, um es dort „auch die Menge. Und nun, nach getaner Arbeit, sollten auch
ja vorsichtig“, wie Kjetil es wünschte, im Wasser abzu- endlich die Feierlichkeiten, auf die ein jeder schon so
setzen. Mit neuem Tauwerk wurde endlich das gewebte sehnsüchtig gewartet hatte, beginnen.
Wollsegel an der Rah angebracht und zum Setzen vor- Ausgelassenheit und Frohsinn kamen allmählich auf,
bereitet. Während die Nordleute mit Neugier den Ab- voller Freude über die bewerkstelligte Reparatur stieß
schlußarbeiten zusahen, erreichte auch Swangard Jur- man miteinander an, plauderte über dies und jenes,
gasdotter, die Swafnirpriesterin der Sturmtrotzer, die machte alte und neue Freunde aus und ließ es sich nach
Versammlung. Als sie dann mit der Besatzung der Feu- vielem Kräfteaufwand einmal richtig gut gehen. Wäh-
ermaid an Bord geklettert war, richtete sie das Wort an rend einige gegen Abend unbedingt noch die „erste“
die Menge: „Liebe Freunde, Thorwaler, Hjaldinger. Am Fahrt der neuen Maid miterleben wollten (es muß wohl
heutigen Tage sind nun endlich die Reparaturarbeiten an kaum gesagt werden, daß Kjetil zu ihnen gehörte), prü-
der Feuermaid, diesen Planken vor euch, fertig gestellt. gelten andere auf der Immanwiese, etwas abseits der
Gemeinsam haben wir damit begonnen und es auch ge- Festung des Hetmanns vom Nader, den Ball einmal or-
schafft, diese 20 Schritt elastischen Holzes wieder see- dentlich übers Feld. Askir Tjalvason, der Skalde der
tüchtig zu machen und so wollen wir, um die ganze Sa- Sturmtrotzer gab noch so mancher seiner Weisen zum
che mit gutem Gewissen abzuschließen, auch einen Besten und mit zunehmendem Alkoholgenuß stieg auch
neuerlichen Segen, so Swafnir will, auf das Boot herbei- die Stimmung beträchtlich an. Zu recht später Stunde
rufen.“ gab es noch einen kleinen Zwischenfall, als nämlich der
Dann ließ sie sich von ihrer Novizin eine mit Symbolen flinke Ceolgar seine Triebe mal wieder nicht unter Kon-
des Meeres reichverzierte Schale herbeiholen und trolle hatte und der drallen Frenja schöne Augen mach-
sprach mit lauter und fester Stimme, während sie damit te. Froh kann er sein, daß er noch mit blauem Auge da-
begann, den Mast und seine Verankerung im Bauch der von kam – normalerweise reagiert Kapitän Kjaskar
Maid mit Wasser zu besprengen: „Swafnir, unser aller nämlich nicht so zurückhaltend, wenn es um sein Weib
großer Bruder. Seit Urzeiten führst du uns Hjaldinger geht, doch insgesamt war es ein recht friedliches Bei-
sicher über die Meere, die wir beherrschen, seit du Jurga sammensein und gelungener Abschluß des Ganzen.
in dieses neue Land geführt hast. So führe auch uns, und Wollen wir hoffen, daß geschlossene Freundschaften
besonders dieses Schiff, daß wir abermals deinem Segen vertieft werden können und auch in Zukunft so eine gu-
anempfehlen, sicher über deine Meere. Segne diesen te Verbindung zwischen den beiden Ottajaskos bestehen
Mast, damit er stets in den Himmel rage und den Stür- mag, das wohl !
men standhalte. Segne dieses Segel“, das große vierek-
kige Wolltuch wurde in der Zwischenzeit von der Magus Liskolf Kjaskarson aus Olport
Mannschaft der Maid gesetzt, „auf daß es auch die Malte Berndt, Sven Wichert
kleinste Brise Windes einfange und auch dem stärksten
Sturme widerstehe. Segne diese Planken“, jene wurden
nun, wie auch das Segel mit dem Weihwasser aus dem
Olporter Tempel beträufelt, „damit die Mannschaft im- Die Olporter Gemeinschafts-Werft
mer sicher sei auf ihren Fahrten. Und segne jene tapfe-
ren Männer und Frauen selbst, daß sie sicher ihren Weg Folgt man dem Fluß des Nader nur ein kleines Stück
über dein Reich finden und auch, dereinst auf ihrer letz- aufwärts, so erreicht man den Flecken Land, welchen
ten Reise, den Weg in dein Reich nicht verfehlen.“ die Olporter als Werft bezeichnen. Im Grunde befinden
Nach kurzer, erwartungsvoller Pause fuhr Swangard sich dort, auf einer großen und ebenen Wiese gelegen,
fort: „So übergebe ich nun dieses Schiff den Wellen nur einige Bootsschuppen und Hütten, welche die weni-
deines Reiches, auf daß diese Mannschaft ein Heim gen Werkzeuge und das benötigte Baumaterial beher-
fernab ihrer Heimat besitze, über die Wellen deines bergen. So erblickt man auch nirgends die gewaltigen
Reiches gleite, der unheiligen Hranngarsbrut widerstehe Kräne und Werkstätten, wie es sie im tiefen Süden zu
und deinen Kindern stets Sicherheit gewähre, egal ob im Hauf’ gibt.
friedlichen Handel oder im Kriege. Möge dieses Schiff Schon vor Dutzenden von Jahren, als man im nordi-
weder dich noch uns enttäuschen!“ schen Olport damit begann, erste Schiffe zu bauen, um
Als Meister Tjalf der „Maid“ dann einen ordentlichen auf Kaperfahrt zu gehen oder mit befreundeten Sippen
Ruck gab und sich diese langsam in Bewegung setze, Handel zu treiben, wurde beschlossen, einen festen
hinein in das kalte aber ruhige Wasser des Flusses, er- Platz für den Schiffsbau einzurichten. Die Idee damals
griff Swangard noch einmal das Wort: „Abermals hat war, unter den Olporter Ottajaskos verteilt, für die
Swafnir dieses Schiff angenommen und so soll es auch Baumaterialbeschaffung und Wartung der dort errichte-
weiterhin seinen stolzen Namen „Feuermaid“ tragen.“ ten Schuppen zu sorgen und in Zusammenarbeit mit an-
Mit den Schlußworten der Swafnir-Geweihten und ei- geheuertem, oder aus eigenen Reihen gestelltem Bau-

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meister die Planken zusammen zu zimmern. Man legte hatte, verließ man es auch wieder, so daß die Besatzung
also, die Spezialisierungen jeder Ottajasko berücksichti- der aufmerksam gewordenen und daraufhin umgekehr-
gend, eine Verteilung der allgemeinen und insbesondere ten Schivone nur Trümmer und aufgeschlitzte Pupsge-
der Wartungsarbeiten fest, um die Gemeinschafts-Werft sichter im Wasser vorfinden konnte.
beleben zu können und so geschieht es am heutigen Ta- In Auriler wurde dieser Erfolg mit einem ausgiebigen
ge, daß es den Olportern nach damalig festgelegter Sa- Fest gefeiert. Unser Schreiber vor Ort, Maed Rasmus-
che möglich ist, Schiffe in gemeinschaftlicher (Vor-) son, befragte Soewulf nach seiner Vorgehensweise.
Arbeit herzustellen. Soewulf dazu: „Das ist erst der Anfang ! Wir werden
dem Seeadler die Federn stutzen und ihm den Schnabel
rausreißen. Sie sollen es bereuen, in unsere Gewässer
eingedrungen zu sein und unsere Freiheit zu bedrohen.
Har Har ! Wir werden nicht länger ruhen, ehe nicht der
Region letzte Puparsch in unseren Meeren verblutet ist.“
Die Redaktion schätzt den Mut und die Tatkraft von
Olportsteine Kapitän Soewulf, warnt aber ausdrücklich Nachahmer,
nur dann den Kampf mit horasischen Schiffsgruppen
aufzunehmen, wenn ein klarer Vorteil zu unseren Gun-
sten vorliegt.
Neues vom Kampf gegen Seeadler und Salzareele: In diesem Sinne: „Es lebe das freie Thorwal und das
Volk der Hjaldinger !“
Heimatverteidigung zur See Jan-Frederik Edlich

Wieder erreichte uns ein Bericht über die glorreiche


Verteidigung unserer geliebten Heimat. Nach Augen-
zeugenberichten ist es gelungen, eine horasische Von horasischer (Un)rechtsprechung und
Schiffsgruppe anzugreifen. thorwalschem Widerstand:
Vor zwei Wochen gelang den tapferen Männern und
Frauen ein durchschlagender Erfolg im Meer an den Ol-
portsteinen. Die Schwerthai, die unter dem alten Hau- Aufruhr auf Aso
degen Ragnarod Soewulf von Auriler aus die eigenen
Gewässer überwacht, spürte die feindliche Schiffsgrup- Die Gerüchte scheinen sich zu bestätigen. Hörte man in
pe sijdlich von Manrek auf und man folgte ihnen einen letzter Zeit häufig von Versuchen der Horasier, die be-
Tag und eine Nacht lang in gebührendem Abstand. Un- setzten Gebiete der Olportsteine nach Kräften auszubeu-
ter den feindlichen Schiffen befand sich auch eine ten, so stellen sich solche Berichte neuerdings als be-
schwer bewaffnete Schivone, so daß man den hohen legbare Tatsachen heraus:
Masten am Horizont folgen konnte, während die Der Feind hat offenbar auf Gandar und auf der Insel
Schwerthai für den Feind unsichtbar blieb. Doch am Sorkten unter der Führung des neuen Anführers der Ho-
zweiten Tag der Verfolgung merkten Kapitän Soewulf rasknechte und mit Hilfe der Verräterin Linhild Skraja-
und die Besatzung der Schwerthai, daß man sich einem hand (siehe Standarte XI; Bericht: „Thorwalscher Ge-
der Schiffe schnell näherte. An Bord der kleinen Otta genschlag – Widerständler wüten auf den Olportstei-
meldeten sich Stimmen, die dem Kapitän rieten, abzu- nen“) diverse Minen in die Berge getrieben und ist nun
drehen. Doch der alte Haudegen schlug alle Warnungen auf der Suche nach geeigneten Arbeitern, die er für sich
in den Wind und fuhr weiter stur auf das feindliche schuften lassen kann. Dazu scheint ihm jedes Mittel
Schiff zu. Es stellte sich als Transportschiff heraus, das recht zu sein, denn es wird berichtet, daß auf mehreren
wegen eines gebrochenen Steuerruders aus dem stark der Inseln freie Thorwaler festgenommen und unter dem
geschützten Verband ausscheren mußte und nun seinem Vorwand einer Verurteilung für verschiedenste Verbre-
Schicksal harrte, während die Besatzung in verzweifel- chen verschleppt werden. Doch auch der Widerstand der
ter Hast versuchte, den Schaden zu reparieren. Soewulf Aufrechten beginnt sich zunehmend zu erheben und so
und die Schwerthai nutzten diesen Fehler knallhart aus. wird der Standarte die Freude zuteil, an dieser Stelle ih-
In nur einer halben Stunde hatte man an dem Schiff an- ren geschätzten Lesern Informationen aus erster Hand
gelegt, es geentert und die feindliche Mannschaft be- von Askir Tjalvason, dem Skalden der Sturmtrotzer-
zwungen. Bei dem Angriff, bei dem auf unserer Seite Ottajasko, präsentieren zu können. Dieser nämlich kehr-
keine Verluste zu beklagen waren, fielen den Blutro- te erst kürzlich von einer Fahrt zurück, die ihn im Rah-
chen jede Menge Ausrüstung und Proviant, die wohl für men der von der Sturmtrotzer-Ottajasko angeregten Wi-
die Befestigung von Goldshjolmr gedacht waren, in die derstandsbewegung auf den Steinen mit Jakolf Herald
Hände. Genauso schnell, wie man das Schiff geentert und einigen Gefährten nach Aso geführt hatte, und er

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besaß die Freundlichkeit, uns eine getreuliche Zusam- Haltung blickten sie sichtlich zufrieden in die Runde.
menfassung der erschreckenden Ereignisse dort zur Ver- Dann begann einer der beiden Puderquasten die ängstli-
fügung zu stellen: chen Dörfler zu beschuldigen, allerhand Verbrechen be-
gangen zu haben – vom Nichtbezahlen der Steuern, bis
„Nachdem die Otta uns in der Abenddämmerung an der zum Versuch, ihn umzubringen. Sollten die völlig ver-
Osdaküste von Aso abgesetzt hatte, machten wir uns in störten Fischer und Bauern, die fortwährend ihre Un-
den folgenden Tagen daran, eben diesen Teil der Insel schuld beteuerten, dies wirklich versucht haben, so ist es
zu erkunden, vor allem aber auf die Suche nach Hinwei- äußerst schade, daß es ihnen nicht gelang – das hätte
sen über die Vorhaben und Tätigkeiten der hosenpupen- wohl allen eine Menge Ärger und Leid erspart. So je-
den Amöbenschergen. Dabei ergab sich allerdings nicht doch verurteilte der Amöbenknecht alle Angeklagten zu
besonders viel, denn da die Osdaseite Asos kaum be- lebenslanger Zwangsarbeit in den neuen Minen von
wohnt ist, haben wohl auch die Pudernasen sich ge- Gandar und Sorkten, ein Schlag ins Gesicht für jeden
dacht, daß hier nicht viel zu holen ist. aufrechten Thorwaler, aber das muß ich hier ja eigent-
Wir freundeten uns aber mit einem Fischer namens lich niemandem erklären ...
Faenwulf an, nachdem wir ihm mit seinem Boot aus der
Patsche geholfen hatten und bekamen so die Möglich- Als nun die Verurteilten von den Canterern auf die Bei-
keit, die Nächte unter einem festen Dach zu verbringen ne gerissen und in Richtung der Ruderboote, die am
und uns beim Leeren des einen oder anderen Thins be- Strand lagen, geschleift wurden, da geschah es, daß ei-
richten zu lassen, wie stark der Feind auf der Insel Ge- nige in der Menge schluchzend auf die Knie fielen, die
rüchten zufolge ist und was er da so alles anstellt. Lei- Alten klagend den Inselgleichen um Beistand anflehten
der wurden wir dadurch nur wenig schlauer und so blieb und zwei junge Frauen auf die gefesselten Kinder zulie-
uns nichts anderes übrig, als uns selbst ein Bild von der fen. Doch kamen sie nicht weit, denn sie wurden
Lage zu machen und den Fußmarsch in den Wesdateil sogleich von den horasischen Sklavenschindern nieder-
der Insel anzutreten. gemacht, zu Boden geworfen und geschlagen, bis sie
sich nicht mehr rührten.
Was wir dort allerdings zu Gesicht bekamen, erfüllt je- Das war zuviel ! Hatte ich zuvor schon die grimmige
den freiheitsliebenden Thorwaler mit Wut und Empö- Wut in Jakolfs Blick bemerkt, so hätte man jetzt meinen
rung: können, der heilige Zorn des Gottwals lodere in seinen
Denn als wir uns dem größten Ort der Insel näherten, Augen, als er, die Axt in der Hand, brüllend wie ein Fi-
konnten wir schon von weitem das Schiff sehen, das runsbär aus der Deckung stürmte, bereit, die Horasier
dort vor Anker lag und an dessen Mast das Banner der allesamt in Stücke zu hacken. Wutentbrannt griff dar-
verdammten Mordbrenner wehte. Also gingen wir noch aufhin auch der Rest unserer kleinen Truppe zu Breit-
näher heran und schon bald war zu erkennen, daß offen- schwert und Skraja, denn nun war es an der Zeit, zu zei-
bar auf dem Platz zwischen den Jolskrimi eine Art Ver- gen, wie gefährlich es ist, sich die Thorwaler zum Feind
sammlung stattfand, bei der einige Personen auf einem zu machen.
Podest standen und die Menschenmenge davor von Nur leider hatten wir unsere Rechnung ohne die ver-
mehr als einem Dutzend – es mögen auch zwei gewesen fluchten Degenschwinger gemacht: Im Nu waren wir
sein – Soldaten flankiert wurde. von Soldaten umzingelt und mußten uns verzweifelt un-
Ich schlug Jakolf vor, daß wir uns nach Möglichkeit ins serer Haut erwehren... Keiner von uns blieb ohne Ver-
Dorf hineinschleichen sollten, um herauszufinden, was letzungen - selbst jetzt noch kann ich nur unter Schmer-
dort vor sich ging; und so wurde es dann auch beschlos- zen die Laute spielen - und wir wären wohl alle zu
sen. Das Heranschleichen war kein Problem und nach- Swafnir gegangen, hätten die tapferen Fischer des Dor-
dem wir ein kleines Wäldchen, das direkt an die Ort- fes nicht Mut gefaßt, ihrerseits die Prembuttnasen an-
schaft heranreichte, durchquert hatten, gingen wir hinter zugreifen und uns so Gelegenheit zu geben, Hals über
einem Jolskrim in Deckung und beobachteten die Din- Kopf und aus zahlreichen Wunden blutend, die Flucht
ge, die sich dort abspielten. zu ergreifen, denn daß dieser Kampf nicht zu gewinnen
Auf dem Platz befanden sich ganz offensichtlich sämtli- war, hatte mittlerweile jeder begriffen.
che Bewohner des Dorfes – Frauen, Männer, Alte und Die Dorfbewohner aber, die dem übermächtigen Feind
Kinder – und sie wagten sich kaum zu rühren, waren kaum etwas entgegenzusetzen hatten, wurden in Ketten
doch die Waffen der grimmig dreinblickenden Soldaten gelegt, obgleich so mancher beherzte thorwalsche Bur-
von allen Seiten auf sie gerichtet. Davor, die Rücken zur sche und so manche mutige Maid dem Ruf der Freiheit
Menge gewandt, knieten im Staub knapp zwei Dutzend folgte, bis sich das Blut vieler von ihnen mit dem Staub
Personen, darunter sogar einige Kinder, die Hände an- vermischte, aus dem sie nicht wieder aufstehen sollten.
einander gefesselt und das Gesicht auf das Podest ge- Jedoch waren auch uns die verhaßten Horasier dicht auf
richtet. Auf jenem, wiederum von bewaffneten Scher- den Fersen. Sie hetzten uns, wie die Hunde das Wild,
gen flankiert, befanden sich die beiden Ober-Stinker, quer über die Insel und nur mit viel Glück und Faen-
offenbar die Anführer der Bande, und in thronender wulfs Hilfe gelang es uns, mit seinem Boot den Hä-

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schern zu entkommen, allerdings, nicht ohne daß einige
Armbrustbolzen gefährlich nah an uns vorbeizischten Glücksfall in Skjolden
oder in die Planken einschlugen. Swafnir sei Dank
schafften wir es aber schließlich, uns in Sicherheit zu Herbststürme lassen horasisches Piratenschiff stranden
bringen, wenn wir auch allesamt verletzt und vollkom-
men entkräftet waren.“ Ein weiterer Beweis für die vermehrten Aktivitäten ho-
rasischer Freibeuter im Nordmeer ließ sich im Jarltum
Askir Tjalvason, Muryt finden. Dort haben in der Nähe der Ortschaft
Skalde der Olporter Sturmtrotzer-Ottajasko Skjolden die Herbststürme das mit allerlei Gesindel be-
Ole Berndt mannte Piratenschiff Seerose auf den Strand geworfen.
Die in Skjolden ansässige Sippe der Fjordzwinger hat es
sich natürlich nicht nehmen lassen, das Geschenk des
Meeres anzunehmen. Überlebende gab es laut Vanja

Region Isharsdotter, der Tochter des dortigen Hetmannes, nicht.

Beim Bergen des Strandgutes sei es allerdings zu Strei-


Gråbjergen & Hjaldingolf tigkeiten mit der benachbarten Sippe aus Ardahn ge-
kommen, die ebenfalls das Beutegut für sich beanspru-
chen wollten. Als im Laufe einer kleinen Auseinander-
setzung der Hetmann der Ardahner, Swafwoul Dagier,
zu Boden ging, zogen sich diese mit ihrem bewußtlosen
Wölfe am Hjaldingolf ? Anführer lauthals fluchend zurück. Doch scheint das
nicht das Ende dieses Konflikts zu sein: Wie man aus
Ardahn erfuhr, will Swafwoul Dagier, auf dem nächsten
Wie wir aus Ardahn erfahren konnten, gab es auf den Jarlthing, Anklage beim Jarl gegen das Vorgehen der
Weiden einiger vereinzelt stehender Gehöfte in den letz- Fjordzwinger erheben.
ten Tagen zwei Vorfälle, die auf die Anwesenheit eines
größeren Wolfsrudels schließen lassen. Andreas Reinhard
Vor etwa 14 Tagen fehlte morgens in der Herde haari-
ger Gepürgsküh’ von Gurm Ardson ein Jungtier. Als er
mit seinen Knechten und den Hunden die noch frischen
Spuren verfolgte, stießen sie auf den abgenagten Kada-
Region
ver des Tieres. Rings um den Fundort fanden sie weitere
Wolfsfährten. Nach seiner groben Schätzung muß es Bodirtal
sich um etwa zwanzig Tiere handeln.

Ein weiterer Vorfall wurde uns von dem Fallensteller


Juaen berichtet. Auf seinen Wegen durch die Wildnis Sabotage in Thorwal –
fand er die Überreste eines kapitalen Hirsches. Nach
kurzer Suche entdeckte er weitere abgenagte Knochen Missetäter flüchtig
anderer Tiere. Auch seine Deutung der Fährten ließ auf
Wölfe schließen. Zur Anzahl konnte er keine genauen Am Abend des 30.Tages des Kornmondes brachen die
Angaben machen; allerdings beunruhigte ihn das Auf- Premshjolmrer Ottas wieder auf, um nach Thorwal zu
treten der Wölfe schon im Schlachtmond. Was, wenn fahren und dort mit der Teilnahme am jährlichen Ren-
die Wölfe im Winter weniger Nahrung finden ? Die we- nen im Kapitän-Kerlok-Kanal den Dag des Wassers zu
nig erfreuliche Antwort darauf ließ er offen. feiern.
Die Fahrt schien schon in der Nacht unter keinem gutem
Der alarmierte Hetmann Swafwoul Dagier will dem-
Stern zu stehen. Nachdem Jurge Swafnirsgrehd die Ot-
nächst Jagdtrupps ausschicken, um die Wölfe aus dem
tas gesegnet hatte, ruderten unsere stolzen Fahrgemein-
Umland von Ardahn zu vertreiben und die Höfe wieder
schaften aus dem Hafen. Allen voran die Schlangenste-
sicher zu machen.
cher unter der Jarlin Thora Thurboldsdottir.
Steven Hepp Stolz zogen die Drachen ihre Bahn durch das Wasser
des Golfes, orientierten sich an Madas Mal und Sternen,
wie nur Hjaldinger es können.
Auf der halben Strecke war dann Geschrei vom letzten
Schiff zu hören. Sofort refften die anderen Ottas die Se-

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gel und ruderten zurück, konnten aber trotz der Kampf- sind die Thorwaler äußerst wachsam, so daß nur leichte
schreie die angegriffene Otta der Wolkenwanderer Schäden entstanden, bevor das Feuer entdeckt und ge-
schwer finden. Als sie diese endlich erreichten und Fak- löscht werden konnte. Dabei wurde auch der Brandstif-
keln entzündet waren, war es schon vorbei. ter ertappt, er konnte aber trotzdem aus der Stadt entwi-
Die Hetfrau der Wolkenwanderer, Dotta Deosdottir, be- schen. Umgehend nahm man die Verfolgung auf, doch
richtete, wie plötzlich einige Ottamitglieder aufschrieen. bis jetzt konnte der Giftmischer und Brandstifter nicht
Es hätte ein heilloses Durcheinander gegeben, als man geschnappt werden.
sich gegen einen Gegner wehrte, der anscheinend auch Der Hetmann vom Bodir, Hasgar Tildason, hat inzwi-
das Meer aufwühlte, denn der Drache hätte wie auf Wo- schen eine Belohnung auf die Ergreifung Eiriks, den
gen getanzt. Jeder schlug wild um sich und verletzte da- Friedlosen, ausgesetzt.
bei sich und andere. Nach einiger Zeit hörten die Bewe- Der Großteil der Premshjolmrer hat sich mittlerweile
gungen des Drachenschiffes auf und alle hätten sich von den Auswirkungen des Giftes erholt und Ende des
nach und nach beruhigt. Doch neben etlichen Verletzten Heimamondes den Heimweg angetreten.
waren drei Männer und zwei Frauen verschwunden,
wohin wußte keiner, denn es trieben keine Leichen in
der Nähe der Schiffe.
Vorsichtig und etliche Schutzzeichen schlagend wurde
die Fahrt fortgesetzt. Hjalskes Rotbrand -
In Thorwal hörte man beunruhigt die Neuigkeiten, doch
verging die düstere Stimmung schnell in Vorfreude auf man sagt, er hätte
das Rennen. Ein Kaufmann war so guter Laune, daß er
die Premshjolmrer aufheitern wollte und jeder Otta ein heilende Kräfte...
Faß Bier spendierte.
Als dann das Rennen im Kanal stattfinden sollte, bot Frank Mienkuß
sich den wartenden Zuschauern ein seltsames Bild. Die
eine Hälfte der Premshjolmrer hing über der Reling und
fütterte die Fische, während die andere Hälfte vom Flin-
ken Difar erfaßt war.
So mußte das Rennen ohne die Premer Ottas stattfinden.
Doch warum hatte es nur die Premer erwischt ? Ein
Region
Medicus vermutete gleich, daß sie vielleicht vergiftet
wurden und schließlich kam man auf die Fässer des
Brinasker Marschen
Kauffahrers und tatsächlich waren diese mit einem
leichtem Gift präpariert gewesen. Daß dessen Schiff in-
zwischen wieder ausgelaufen war, schien nur für seine
Schuld zu sprechen. Darum wurde eine Otta hinterher- Walfänger in Leskari
geschickt, um die Knorre einzuholen und den Täter zu-
rückzubringen. Eine Zeit der Bewährung, so sagen viele, ist für unser
Nach ein paar Tagen kehrten die Verfolger allein zu- Volk angebrochen, und ein jeder sollte bereit sein, die
rück. Sie berichteten, daß der Kauffahrer glaubhaft ver- Axt zu gürten und zu kämpfen, wenn es Not tut. Wäh-
sichern konnte, nichts davon gewußt zu haben. Die Fäs- rend unsere Brüder im Meer der Sieben Winde gegen
ser stammten von einem Passagier, der sie den Premsh- die Horasgecken Kampf um Kampf schlagen, so sind
jolmrer schenken wollte, aber keine Zeit zum Warten auch wir in Enqui nicht tatenlos.
gehabt hatte. Der Beschreibung nach war der Passagier Es war im Midsonnmonde, als sich in unserer Stadt die
Eirik Schädelbrecher, ein friedloser Heiler aus Premsh- Berichte über skrupellose Walfänger mehrten. Und
jolmr, der Rache geschworen habe. Aber der Schurke während einige noch überlegten, was denn zu tun sei,
hatte jetzt genügend Zeit gehabt, sich aus dem Staub zu war es Kapitän Hjalar, genannt der "Einarmige", der mit
machen. seinen Mannen und Frauen loszog, um den Berichten
Wie falsch diese Annahme war, sollte sich in der fol- nachzugehen. Ihr stolzes Schiff, die Drachenbraut, ver-
genden Nacht erweisen. ließ den Hafen am ersten Tage des Donnarmondes.
Da die Premshjolmrer immer noch an den Folgen des
Giftes litten, waren sie noch nicht nach Hause zurück- Über zehn Tage währte schon die Fahrt der „Drachen-
gekehrt. In besagter Nacht versuchte Eirik, jene braut“, als man eines Morgens auf ein kleines Lager von
Jolskrimi, in denen die Premshjolmrer untergebracht Walfängern am Fuße der Firnklippen stieß. Ohne viel
waren, mit Hilfe einiger Fässer brennbarer Flüssigkeiten Federlesen wurden die etwa zehn Walfänger erschlagen,
in Brand zu stecken. Doch seit dem Angriff der Horasier nur einen ließ man am Leben, und er sprach davon, daß

Ausgabe: Frostmond 2652 nJL Seite 7


es Leskari sei, wo seine Leute ihr Hauptlager hätten. rückgreifen sollten, die von den Puderärschen aus dem
Kapitän Hjalar erzürnte, als er die Worte des Walfän- Süden bei der Zerstörung Thorwals benutzt wurden. So
gers vernahm. Leskari sollte Walfängern einen Unter- schlichen sich unsere Mannen zur Drachenbraut zurück,
schlupf gewähren ? Es ist ein dreckiger, herunterge- und Swirga, die Geweihte, kam mit ihnen. Am 25. Tage
kommener Ort, und doch steht hier eine Halla des des Donnarmondes trafen sie alle in Enqui ein, wo sie
Swafnir. Die Worte konnten nicht wahr sein, so dachte sofort vor der Tochter des Hetmannes, Tjulva Ingalds-
nicht nur er. dottir, Bericht erstatteten. Diese zögerte nicht und ver-
Fünf Tage später traf die Drachenbraut in Leskari ein. sprach dem tapferen Kapitän, so schnell wie möglich
Über zwanzig waren es, die den Ort betraten, Kapitän eine Rachefahrt auf den Weg zu schicken.
Hjalar an der Spitze. Jeder Bewohner, der ihnen über Inzwischen haben uns Berichte des "Wanderers" aus
den Weg lief, wurde nach Walfängern gefragt, und wer Riva erreicht, laut denen die Halla des Swafnir in
nicht antwortete, dem hielten unsere Mannen eine Axt Leskari dem Mob der Stadt zum Opfer gefallen ist. Dar-
an die Kehle. Denn unserer Walwut entzieht sich nie- aufhin brach noch mehr Empörung in Enqui aus.
mand ! Den ängstlichen Bewohnern dieser Drecksgrube Doch wird sich kein Bewohner dieses Rattenlochs vor
Leskari fiel das Herz in die Hose bei dem Anblick unse- uns verstecken können, wenn wir erst einmal losgezo-
rer stolzen Brüder, und so erfuhren sie schnell von ei- gen sind !
nem großen Haus am Ortsrand, in dem Walfänger ver- Möge die Schande von Leskari gerächt werden !
mutet wurden. Sofort ging es dahin, doch vor dem Haus Im Namen Garhilds, Katlas, Franjos, Thurgolfs und
hatte sich eine Meute gebildet, die, von unseren Mannen Wogars, die während der Kämpfe in Leskari ihr Leben
erschreckt, ihre "rechtschaffenden Mitbürger" zu schüt- verloren !
zen versuchten. Grimmig blickend zog Hjalar seine Axt
und seine Mannen machten dasselbe. Keiner wurde von
uns geschont und wir hätten leicht gewonnen, doch der Julian Marioulas
Gegner waren es zu viele. Denn mitten im Kampfge- Herausgeber der Online-Postille “Der Wanderer”,
tümmel erschienen einige gutbewaffnete, dreckige Ge- zu abonnieren unter http://www.mordor.ch/nivesenland
stalten, zusammen mit den Bütteln des Rattenlochs
Leskari. Sie schienen gewillt, ihre frevlerischen Mitbür-
ger zu verteidigen. So sahen sich Hjalar und seine
Mannschaft einer doppelten Überzahl gegenüber. Wohl
kämpften sie mutig, wild und voller Kraft, doch der
Gegner war nicht nur zahlreich, sondern auch heimtük-
Außerthorwalsche
kisch. Armbrüste benutzten da die Büttel und die unsri-
gen fielen einer nach dem anderen zu Boden. Von den Meldungen
einundzwanzig waren noch sechzehn am Leben, als es
dem Pöbel gelang, Hjalar niederzuschlagen. Die ande-
ren wollten weiterkämpfen, sahen aber, daß dieses Un-
terfangen unmöglich war. Schmählich abgeführt wurden
unsere Brüder und Schwestern, gedemütigt durch die
Brief von Isleif Rothelm
Freudenrufe der blutrünstigen Leskaritaner. Darek, der
Im Frühling des letzten Jahres erreichte die Geschütz-
Herr über diesen Sündenpfuhl, legte die Exekution auf
bauwerkstätten Thiesson & Grupp über almadanische
den nächsten Tag fest. In Ermangelung eines Kerkers
Handelspartner ein Angebot, ihre Produkte vor Ort im
wurden die unsrigen in eine Lagerhalle gesperrt.
Kampf gegen die Novadis vorzuführen. Gerne wollte
man sich auch von der persönlichen Kampfkraft der
Die Bewohner Leskaris hatten ihre Rechnung aber ohne
Hjaldinger überzeugen. Diesem Angebot folgten über
Swirga Targidsdottir bemacht, der örtlichen Swafnirge-
150 Hjaldinger, die sich aus Angehörigen der Blutro-
weihten. Ihr Herz ward gram noch am selben Tag, als
chen, der Windbrummer, der Schollenbrecher, der
sie die Nachricht vom Kampf hörte. Schlimmer noch, in
Brandrächer und aus der diesjährigen Abschlußklasse
diesem Ort waren tatsächlich Walfänger untergekom-
der Premer Kriegerakademie auf der Trutzburg zusam-
men und wurden von der örtlichen Führung gedeckt. Sie
mensetzten.
beschloß zu handeln. In der Nacht schlich sie zur La-
gerhalle, in der ihre Glaubensbrüder gefangen waren. Erste Kunde über ihren Weg nach Almada und wie es
Den Wächter schlug sie mit ihrer kraftvollen Faust kur- ihnen dort erging, erreichte uns über einen Brief von
zerhand nieder und schloß die massive Eisentür auf. Isleif Rothelm, der die Premer Kriegerklasse anführt, an
Hjalar, überrascht und glücklich, sinnte sofort auf Rache seine Mutter Marada, die Leiterin der Akademie. Dan-
und wollte die Stadt in dieser Nacht noch anzünden. kenswerterweise durften wir diesen Brief zur Informati-
Swirga aber ermahnte ihn, daß die Flucht vorerst das on aus erster Hand unserer geschätzten Leserschaft ab-
Beste sei und fügte hinzu, daß wir nicht auf Mittel zu- drucken und haben ihn hier wiedergegeben.

Seite 8 Ausgabe: Frostmond 2652 nJL


Grüße aus Almada, Jetzt lagern wir erstmal, damit Thinmar Thiesson seine
Geschütze zusammenbasteln kann. Die haben die Al-
von Deinem Sohn Isleif. Vielleicht hast Du es schon madaner über den Yaquir, durch das Horasländchen,
vernommen, aber unsere Zöglinge und ich sind gut mit hierhin geschmuggelt. Bei Swafnir, deren Gesichter
den restlichen Hjaldingern von der Blutrochen-, Wind- würde ich gern sehen, wenn die wüßten, daß ein alma-
brummer-, Schollenbrecher- und Brandrächerotta ange- danisches Schiff von Havena aus die Konstrukte von
kommen. Unser erster Zwischenhalt führte uns nach Thiesson und Grupp und zwei ihrer eigenen Beutege-
Havena. Dort erwartete uns ein Gesandter dieses Rami- schütze von der Beutekaravelle Despiona umgeladen
ro von Schlake (oder Schelak ?). Dieser Hasrolf von und hierher gebracht hat.
Culming, sowie eine gewisse Seva ai-Gurth und die vier Der Speichellecker der Horas hier in Almada hat schon
Zinnsoldaten guckten alle ganz kariert aus der Wäsche, Palaver gemacht, daß wir hier wären, aber der kann uns
als wir im Hafen von Bord gingen. Doch irgendwie mal, vor allem, da wir Gäste der Hetleute sind.
kriegten sie sich wieder ein und es ging auf gemieteten Bald beginnt der Kampf. Unsere Leute sind schon ganz
Booten den Großen Fluß hinauf. Einige der Süßwasser- heiß drauf und deshalb gab es schon mal Ärger. Einige
matrosen an den Ufern staunten nicht schlecht, wie wir angeheuerte Galgenvögel, die beim Kampf mithelfen
uns auf den Schiffen zeigten. Offenbar hatten die immer sollten, meinten, wir wollten ihren Anteil schmälern.
noch Geschichten im Kopf, die ihre Vorfahren von un- Bald flogen nicht nur böse Worte, sondern auch Krüge
seren stolzen und mutigen Ahnen erzählten, die auf den und schlußendlich sprachen sogar die Waffen. Wären
Großen Fluß schon vor Jahrhunderten Handel trieben. nicht Alda und Tjalf dazwischen gegangen, hätten wir
Unsere Jungs und Mädels waren hin und wieder belu- die Söldner plattgemacht, aber so schlossen wir Frieden.
stigt, wenn Hasrolf mit den ängstlichen Bütteln schimp- Bei Swafnir, einige konnten wirklich gut saufen und
fen mußte, weil diese Hosenschisser erst ihre Hetleute singen !
befragen wollten, ob wir Beim Singen fällt mir was ein.
überhaupt passieren dürften. Wußtest Du, daß die Almada-
Klar durften wir, denn wir sind ner bei Beerdigungen keine
ja freie Hjaldinger und Sagas über ihre Toten singen ?
niemand sagt uns, wie und wo Wir waren bei einer Beerdi-
wir hingehen. Unsere Waffen gung dabei. Um die Stadt, um
waren stets griffbereit und alle die wir uns jetzt kloppen wer-
brannten drauf, ihr Können zu den, gab es vorher ein Turnier.
zeigen. Dabei sind zwei der Kämpfer
Schlußendlich verließen wir gefallen. Diese schweigsamen
die Boote und wanderten über Priester waren sehr ernst und
einen Gebirgspfad nach Alma- anschließend ziemlich durch-
da. Einen anderen Weg gab es einander, als wir anfingen, zu
wegen des Krieges mit den Ehren der Toten zu singen und
Horasiern nicht, da wir ja den ihre Heldentaten priesen, die
Almadanern helfen und nicht uns erzählt worden waren.
die Horaslaffen plätten wollen. Beinahe hätte man uns
Und wieder gab es irgendwel- davongejagt, hätte Tjalf nicht
chen Ärger mit Soldaten, doch eingegriffen und unser Ver-
diesmal schimpfte Hasrolf halten erklärt. Bei Swafnir, ich
nicht, sondern zog vergnügt hoffe, meine Saga wird ver-
ein paar Papiere. Swafnir sei dammt glorreich, wenn ich
Dank sind die Almadaner nicht dereinst zu ihm gehe.
ganz so dröge wie die In ein paar Tagen beginnt der
Festumer, sonst wären sie die Kampf, mal sehen, ob die
gleichen Papierhengste. Wüstenflöhe wirklich so zäh
Nach ein paar weiteren ruhigen Reisetagen erreichten sind, wie Thulmar Larsson immer erzählt. Grüß ihn,
wir endlich den Ausgangspunkt für den Kampf, Jassaf- Swafnelda, Thorgrimm und alle anderen.
heim. Nachdem das Lager aufgeschlagen war und die Ich bring Euch was mit ! Versprochen, bei Swafnir !
ersten Einheimischen ihre Angst überwunden hatten,
riefen Alda Haemingsdotter, unsere Traviageweihte aus Bis bald,
der Auriler Gegend und unser Tjalf Jurgesson zu einem Dein Sohn Isleif
Gottesdienst. Da kein Swafnirpriester dabei war, sang
Ragnar Ravenshar das Jurga-Lied zu Ehren Swafnirs. Frank Mienkuß
Das wohl, der Junge hätte Skalde werden sollen.

Ausgabe: Frostmond 2652 nJL Seite 9


Geschichten aus Thorwal:
Pflanzen und Heilkunde !" „Oh, da wirst du schwere
Alte Freunde Konkurrenten haben. Der Einbeinige gilt als bester
Kräuterhändler der gesamten Osdajastad der Hálfey.
Im Friskenmond vergangenen Jahres kehrte ein Schüler Und wir haben drei Heiler in der Stadt.", meinte ich be-
der Trutzburg, Thulmar Larsson, nach Premshjolmr zu- sorgt. „Laß das mal meine Sorge sein. Ich komm schon
rück. Anscheinend war das erst der Anfang einer Kette, über die Runden !" meinte Frenjar locker, bevor er und
denn nun ist ein alter Freund und ebenfalls ein Kind Thulmar mir wieder von ihren Abenteuern berichteten.
Premshjolmrs heimgekehrt. Und er hat nicht gelogen. Als Arva ein paar Tage später
die morgendliche Übelkeit plagte, gab Frenjar ihr einen
Am letztem Tag des Heimamondes erschien, vom
Kräutersud, der sofort half ! Arva war begeistert und
Nordweg kommend, ein weißhaariger Mann vor dem
erzählte allen davon, die in die Taverne kamen und jetzt
Tor der Trutzburg und verlangte Thulmar Larsson zu
hat Frenjar Eishaar schon einen beachtlichen Kunden-
sprechen. Unter dem durchdringenden Blick der roten
stamm. Bei Swafnir, was für ein Schlitzohr, das wohl !
Augen des Fremden holte man den Lehrer. Als der über
zwei Schritt große Recke den Fremden erblickte, war er
Hauke Swangardsson, Skalde aus Premshjolmr
vor Freude schier aus dem Häuschen: „Frenjar Eishaar !
Frank Mienkuß
Welcher Wind hat dich denn her getrieben ?" Der Albi-
no hielt ein Stück Papier hoch: „Dein Brief hat Heim-
weh in mir geweckt und ich wollte mal sehen, welche
Veränderungen du gemeint hast." Freudig klopfte der
Lehrer seinen nur knapp über sechs Spann messenden Unser Motto für den
Freund auf die Schulter. „Komm, laß uns ins Drachen-
haus gehen !" „Ist 'Bei Hjalske' nicht näher ?!" Etwas Frostmond:
fahrig strich Larsson seine schwarze Mähne zurück:
„Ach weißt du, ich glaube es wäre besser, ich würde Stürmt es auch auf hoher See,
Birga Hjalske aus dem Weg gehen." Das erste Mal lä-
chelte Frenjar: „Hast du wieder ein Herz gebrochen ?" Gibt es doch kein Ach und Weh;
fragte Frenjar lauernd. Thulmar schüttelte energisch den
Kopf: „Jedenfalls war es nicht beabsichtigt !" wehrte der
Veteran ab. „Na dann, auf in die Drachenhalle !"
Denn wir trinken:
In der Drachenhalle begegnete ich dann den beiden Ge- "Feuer von Haibuthar"
fährten und Hauke stellte mich vor: „Frenjar, das ist
Hauke Swangardsson, Skalde, Berichterstatter für die
- Und der Sturm sind wir !
Standarte und frisch verheirateter Ehemann ! Hauke, das
ist mein alter Kampfgefährte Frenjar Karisson !" Uns Zu beziehen direkt in Haibuthar
gegenseitig neugierig musternd, fragte der Albino mit und bei ausgewählten Händlern !
seiner leisen Stimme zweifelnd: „Du wirst Vater ? In
deinem Alter ?" „Und du bist der Sohn des Kari, dessen
Otta vor zwanzig Jahren auf der Suche nach dem Ifirns- Christian Erdmann
land verloren ging ?" Beide nickten wir und reichten uns
dann lachend die Hände !
Bis tief in die Nacht hinein saßen wir dann zusammen
Große Fragen (Wulf II)
und erzählten miteinander. Da fiel mir ein, daß morgen
der Tag der Heimkehr war und fragte Frenjar, ob er In der letzten Ausgabe der Standarte hörten wir vom
nicht bei mir und Arva bleiben wolle. Ich wußte, daß die den Firunspriester Wulf, der sich auf die Suche nach
Otta von Frenjars Vater sich vor 20 Jahren auflösen seiner verschleppten Sippe machte. Nun erreichte neue
mußte und die meisten bei den Schreckensbringer und Kunde von seinem Schicksal die Redaktion:
den Sturmspeeren untergekommen waren. „Aber nur bis Varessa, eine Priesterin des Ifirntempels zu Olport,
ich eine eigene Bleibe habe !", stimmte der Albino zö- blickte erstaunt auf, als der Fremde den Tempel betrat.
gerlich zu. „Was für ein Handwerk betreibst du eigent- Sie kannte viele derjenigen, die die milde Ifirn verehrten
lich ?" Ich konnte so etwas wie ein Flackern in Thul- und die Jäger, die hin und wieder hier zu Firun beteten,
mars und Frenjars Augen sehen, bevor der mindestens doch hatte die Priesterin jetzt im Sturmmond keinen
fünzigjährige Albino antwortete: „Ich versteh mich auf

Seite 10 Ausgabe: Frostmond 2652 nJL


Pilger mehr erwartet. Sie trat auf den in weiße Pelze ge- kurzer Zeit, geschweige denn überhaupt, geschafft hät-
kleideten zu und begrüßte ihn: "Ifirn zum Gruße, Frem- ten, kam dem Firunpriester nicht. Seine Gedanken krei-
der. Ich bin Varessa, Dienerin der Schwänin und heiße sten um das Schicksal seiner Familie. Wer hatte sie ent-
dich willkommen ! Ruh dich aus und sei Gast des Tem- führt ? Und warum ? Wohin hatte man seine Sippe ge-
pels !" Der große Mann fuhr sich mit einer Hand durch bracht ? Warum hatten Entführer und Entführte keiner-
seinen schwarzen Bart und musterte die junge Priesterin lei Spuren hinterlassen ? Und was war "Die wilde
mit blauen Augen. Varessa empfand seine Blicke als Jagd"? Den Begriff hatte sein Mentor Horgar Lomruns-
unangenehm, doch wußte sie, daß einige Jäger wochen- son genannt, als er im Sterben lag. Wulf kannte nur Fi-
lang unterwegs waren, ohne eine Frau gesehen zu ha- runs Jagd, wenn der Alte vom Berg mit seinem Gefolge
ben. "Ifirn und Firun zum Gruße, Schwester Varessa !" über das Land kam. Hatte der sterbende Priester eine
brummte der Fremde endlich. "Ich bin Bornjoscha, Die- Vision vom Jenseits gehabt, oder war es ein Hinweis
ner Firuns, und soll dir Grüße von Wulf Schneelaurer gewesen ? Wulf wußte es nicht und grübelte grimmig
ausrichten." Varessas dunkelbraune Augen weiteten sich weiter, bis ihn einige Schreie aus seinen Gedanken ris-
vor Überraschung: "Woher kennst Du Wulf, Bruder ?" sen. Schnell und vorsichtig erklomm der kleine, aber
"Ich traf ihn in Enqui im Praios diesen Jahres. Und er kräftige Thorwaler eine Anhöhe und spähte in die Rich-
sagte mir, daß ich euch von seinen Abenteuern berich- tung, aus der die Schreie kamen. Er erblickte eine
ten sollte, da ihr auch den Beginn seiner Suche kennt. Gruppe Menschen, die versuchten, ein Mammut am
Der Bruder wollte euch nicht im Unklaren lassen, was Ausbruch aus einer Grube zu hindern. Anscheinend war
aus ihm geworden ist." Varessas Augen funkelten vor die Falle nicht tief genug und mit genügend Pfahlspie-
Neugier, doch fiel ihr auf, daß sie und der bornländische ßen präpariert gewesen. Wulf schloß daraus, daß die Jä-
Firunpriester noch immer in der Tempelhalle standen. ger nicht sonderlich erfahren waren oder einfach nicht
Mühsam unterdrückte die Priesterin den Impuls, Born- genügend Zeit gehabt hatten. Jetzt erblickte er einen
joscha sofort zu fragen, was Wulf erlebt hatte. "Hab Stapel angespitzter Pfähle, die in der Nähe der Grube
Dank für deine Mühe, doch wollen wir eins nach dem aufgestapelt waren. Der Mammutbulle hatte es inzwi-
andern angehen. Zuerst die Götter, dann die Nachrich- schen geschafft, mit einem Bein aus der Grube zu
ten !" "Wie recht du hast, Schwester !" stimmte Bornjo- kommen. Laute Rufe verrieten Wulf, daß es sich bei den
scha der Olporterin zu, genau wie sie jetzt in das ver- Jägern um Gjalsker handeln mußte. Hjaldinger und
trauliche Du wechselnd. "Laß mich erst Ifirn danken für Gjalsker vertrugen sich nicht sonderlich, aber Wulf heg-
meine gute Reise und Firun für mein Jagdglück, dann te persönlich keinen Groll gegen die Hochlandbewoh-
will ich dir berichten !" Die schwarzhaarige Priesterin ner. Anscheinend hatte der harte Winter sie dazu getrie-
nickte und ließ den Bornländer allein. ben, ihre Vorräte aufzufrischen. Der verletzte und damit
Als der Firunpriester nach seinem Gebet den Wohnbe- gereizte Mammutbulle fegte eine Gruppe von Jägern
reich der Ifirnpriesterin betrat, hatte sie schon etwas zu mit seinen Stoßzähnen beiseite. Die Männer und Frauen
Essen bereit stehen und wartete mühsam beherrscht. Mit flogen schrittweit durch die Luft. Der Firunpriester er-
gleichmütiger Miene hängte Bornjoscha seine Fellmütze kannte, daß der Bulle zu einer Gefahr werden konnte,
und -mantel an einen Haken und stellte Bogen, Köcher sollte er entkommen. Firun erscheint manchen grausam,
und Stoßspeer in eine Ecke, doch blitzten vergnügt sei- aber bösartig ist er nicht und dulden würde der Gott es
ne Augen über Varessas Ungeduld. Dann ließ er sich nicht, wenn einer seiner Diener dabei zusieht, wie ein
auf der schlichten Holzbank nieder und begann, neben- Untier entsteht. Behende sprang er auf und lief den Ab-
her essend, mit dem Bericht über Wulfs Erlebnisse, hang hinunter. Am Fuße des Hügels schnappte sich der
nachdem er die zerstörte Ottaskin seiner Sippe gen Hjaldinger einen Pfahl und stürmte mit der Spitze voran
Ostion verlassen hatte: in Richtung Grube. Das Mammut war inzwischen mit
Gleichmäßig stapfte der einsame Wanderer durch das beiden Vorderbeinen aus der Falle und erhob seinen
verschneite Tal. Er rannte zwar nicht, aber war auch Rüssel, um damit auf eine Jägerin einzudreschen, als
nicht langsam. Die Laufart garantierte gutes Vorwärts- Wulf seinen Gott anrief: "FIRUN !" Der Bulle wendete
kommen bei weniger Kraftanstrengung und war ein überrascht den Kopf, da fuhr Wulfs Pfahl schon mit vol-
Merkmal erfahrener Jäger. Und doch wäre Wulf am ler Wucht in den Hals. Wie vom Blitz getroffen brach
liebsten gerannt, aber er wußte, damit würde er seiner das Tier zusammen. Über dem Kampfplatz breitete sich
verschollenen Sippe auch nicht helfen, wenn er sich plötzliches Schweigen aus. Vom Blut des Mammuts
jetzt hier in den östlichen Ausläufern der Großen Oloch- überströmt, ließ Wulf den Pfahl los und wandte sich den
tai verausgabte und vielleicht einer Erdspalte, einem staunenden Gjalskern zu. "Er hat den Brenna-Gon getö-
wildem Tier oder dem Atem Firuns zum Opfer fiel. tet !" Anklagend zeigte ein junger Mann auf ihn. Einige
Überhaupt war der Grimfrostmond sehr streng gewesen. nickten und hoben drohend ihre Waffen. Die anderen
Wulf hatte über 30 Tage gebraucht, um vom Oberlauf zögerten, einer meinte sogar: "Hat er nicht Ifrunn um
des Nader bis zur Quelle des Gjalska zu kommen. Der Hilfe gebeten ?" "In der Tat, und mir das Leben geret-
Gedanke, daß nicht viele Wanderer alleine die über 100 tet." Die Jägerin, die beinahe von Rüssel des Mammuts,
Meilen durch das Gebirge im härtestem Winter in so oder Brenna-Gons, wie die Gjalsker sagen, erschlagen

Ausgabe: Frostmond 2652 nJL Seite 11


worden wäre, stellte sich vor Wulf. "Und ich als eure
Yaldingra stelle ihn hiermit unter meinen Schutz !"
Doch der junge Jäger begehrte wieder auf: "Doch nie-
mand außer uns darf die Kinder Natûru-Gons jagen. Sie
Vater’s Otta auf Grund gesetzt ?
sind unsere Brüder und Schwestern !" "Komische Fami- Mach’s wieder gut mit einem Naskheimer !
lie, wenn ihr sie jagt !" konnte sich Wulf nicht verknei-
fen zu sagen. "Schweig !" Die Anführerin funkelte ihn Das besondere Angebot im Frostmond:
aus ihren schwarzen Augen böse an. "Wir jagen sie nur,
um unsere Haeradi, unsere Sippe, über den Winter zu
bringen. Sie geben ihr Leben, wie auch wir unser Leben
für die Sippe geben würden !" Wulf nickte: "Genau das-
selbe tu ich gerade. Ich suche meine Sippe. Habt ihr ei-
Naskheimer –
ne Ahnung, wer über zwanzig Leute entführt ?" Nach- nur echt mit 52 Waben !
denklich blickte die etwa einen Kopf größere Anführe-
rin auf Wulf hinab, aber bevor sie antworten konnte, Der gute Naskheimer ist auch im Ottaskin
fuhr der junge Heißsporn wieder dazwischen. "Er ist der Sturmkinder in Thorwal erhältlich.
einer dieser Hjaldinger und bestimmt hier, um uns aus-
zuspionieren." "Wenn ich euch hätte ausspionieren wol-
len, hätte ich euch nicht bei der Jagd geholfen, oder ?!" Rina Scholz
erwiderte Wulf. Zustimmendes Gemurmel antwortete
dieser Erklärung, das die Yaldingra unterbrach: "Wir
werden sehen. Ich werde unseren Brenoch-Dûn befra-
gen. Bis dahin geschieht dem Fremden nichts ! Und
Otta, Knorre,
jetzt zerlegt den Brenna-Gon !" Dann wandte sie sich
Wulf zu, während ihre Leute an die Arbeit gingen, das
Snekkar, oder
Mammut zu schlachten. "Hab nochmal Dank ! Ich bin
Norva bren Hogva, Yaldingra meiner Familie Gülden- Vidsandr -
natter von der Haerad der Wachlatais !" "Wulf nickte:
"Ich bin Wulf Schneelaurer, Sohn des Hjall und der Ol- Wir helfen Euch beim Schiffsbau
verja von der Sippe der Jogärner. Wer oder was ist euer aus, frei nach dem Motto:
Brenoch-Dûn ?" "Der Brenoch-Dûn ist unser Heiler und
Hüter des Wissens. Er wird entscheiden, ob du die „Neue Schiffe braucht das Land !“
Wahrheit sprichst und ob du für das Töten des Brenna-
Gons bestraft wirst !" "Obwohl ich dich gerettet habe In gemeinschaftlicher Arbeit, unter
und du mich unter deinen Schutz gestellt hast ?" Norva fachkundiger Anleitung von Schiffs-
zuckte mit den Schultern: "Die Brenchi-Dûn sind die baumeister Tjalf, unterstützen wir zu ei-
Seele und das Herz unseres Volkes. Die Yaldings sind nem geringem Preise die Fertigung Eu-
nur die Hände ! Ich werde tun, was der Hüter des Wis-
sens für richtig hält !" Nach diesen Worten drehte sie rer neuen Planken.
sich um und half beim Schlachten des Mammuts. Wulf Einfach mit Meister Tjalf Größe, beson-
entkleidete sich und begann, sich und seine Sachen mit dere Vorstellungen und Wünsche ab-
Schnee abzureiben. Das Blut des Mammuts war zwar sprechen und nach Abschluß der gut
warm, doch es klebte furchtbar. 'Na toll !' dachte Wulf
während seiner Schneewäsche. 'Jetzt hab ich noch eine geplanten und aufgeteilten Arbeiten Eu-
Frage am Hals. Was werden die mit mir machen ?' er neues Schiff über die Meere führen.
Bornjoscha erhob sich. "Für heute sollte es gut sein,
Schwester Varessa, Boron fordert sein Recht ! Wo kann
Kontakt:
ich mich schlafen legen ?" Die Ifirnpriesterin biß sich Werftmeister Tjalf Lingardson
auf die Lippen, wollte aber nicht unhöflich sein. Sie hät- Sturmtrotzer-Ottajasko / Olport-Stadt /
te dem bornländischen Priester noch stundenlang zuhö- Jarltum Olport / Nordthorwal
ren können, doch die Nacht war schon weit fortgeschrit-
ten. So zeigte sie dem Bruder im Glauben die Gäste- Swafnir möge Euch das richtige Schiff
kammer und legte sich selber schlafen. Und in ihren weisen und Euch, bis dereinst zur letzten
Träumen hörte sie das Stampfen und Trompeten von
Mammuts ... Reise, stets begleiten !

Frank Mienkuß Malte Berndt

Seite 12 Ausgabe: Frostmond 2652 nJL


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Impressum
REDAKTION
Johannes Beier | johannes@thorwal-standarte.de
[Herausgeber, Online-Publikation]
Volkmar Rösner | volkmar@thorwal-standarte.de Wer den Klang aus dem Horn der Weidener Herzöge ver-
[Druckausgabe] nimmt, weiß daß Weiden in Gefahr schwebt und wer die
gleichnamige Postille liest, weiß weshalb dieses so ist. Und
Meike Kreimeyer | meike@thorwal-standarte.de wer schon immer wissen wollte, was sich in den Landen der
[Korrektorat] Bärenkrone zwischen Auen und Trallop so alles ereignet, dem
AUTORENTEAM sei die Postille Fantholi anempfohlen, welche die Bewohner
und Freunde des mittnächtlichen Herzogtums getreulich über
Jan-Frederik Edlich | jan-frederik@thorwal-standarte.de alle dortigen Ereignisse und Entwicklungen unterrichtet.
Frank Mienkuß | frank@thorwal-standarte.de
André Schunck | andre@thorwal-standarte.de Aus dem Inhalt der Numero XVIII:
Kontakt zur Redaktion, Leserbriefe - Garether Impressionen – Vom Reichshoftag und des-
eMail: redaktion@thorwal-standarte.de sen Bedeutung für Weiden

Online-Auftritt der Standarte - Wie die Prinzessin in die Verbannung zog -


WWW: http://www.thorwal-standarte.de Von Yppolitas schwerem Gang

FREIE MITARBEITER DIESER AUSGABE - Den Menschen die fruchtbaren Täler -


Vom Kampfe der Menschen gegen die Rotpelze
Malte Berndt | sturmtrotzer@gmx.de
Ole Berndt | askir_tjalvason@hotmail.com Ferner sind zu finden:
Christian Erdmann | haibuthar@thorwal.de - Alles über den Vertrag zwischen Nordmarken und
Steven Hepp | sen_hpp@yahoo.de
Weiden, neueste Nachrichten aus Weiden, weidener
Julian Marioulas | leyla@kemi.de
Rina Scholz | rina.scholz@exmail.de
Balladen, Märchen und Sagen, Walpurgas Gefolg-
Andreas Reinhard | a.reinhard@freenet.de schaft und noch vieles mehr.
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WIR DANKEN allen Autoren und freien Mitarbeitern, die J.-A. Klingsöhr, Nelkenstr. 20; 30167 Hannover
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Copyright (©) 1997. Alle Rechte vorbehalten.
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Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe ist der 07.07.2002. Ragnar Schwefel, Bastianstr. 24; 13357 Berlin,
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Ausgabe: Frostmond 2652 nJL Seite 13

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