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24
Technik Die von der Baureihe 64 abgeleitete 24er
Einsatz war die kleinste Schlepptenderlokomotive
Museumsloks
Konrad Koschinski der Einheitsbauart. Ab 1928 wurden 95
SpecIAL
SPEC ial
Exemplare in Dienst gestellt. Die neue
1
2015 Eisenbahn-Journal-Sonderausgabe doku-
mentiert die Geschichte dieser bei Eisen-
bahnfreunden sehr beliebten Baureihe mit
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Einsatz sowie zahlreichen seltenen Fotos
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BERLINER
BILDERRÄTSEL
rgraute Kenner der deutschen Eisenbahnmetropole sind nur Orts der Aufnahme. Dieser ließ sich zwar
Konrad Koschinski
BERLIN ■ 3
62
72
Erloschener Glanz
In den frühen 90er Jahren brach der Güterverkehr in Ost- wie
West-Berlin dramatisch ein. Sämtliche Rangierbahnhöfe im Stadt-
gebiet wurden daraufhin geschlossen. Auch die Tonnagen altein-
gesessener Privatbahnen sind heute deutlich niedriger als früher.
Angeschlagener Mythos
Mit dem Bau der Mauer im August 1961 entstanden
zwei Teilnetze. Die S-Bahn in West-Berlin geriet im
Laufe der Jahre in zahlreiche Tiefs. Nach der Grenzöff-
nung im November 1989 ging es endlich konstant berg-
auf. 2009 nahm dann die schwerste Krise ihren Lauf.
4■ BERLIN
B 10533 F – ISBN 978 -3-89610 -417-5 – Best.- Nr. 54 15 02
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Foto: J. Nelkenbrecher
SPECIAL
Special
21 Konrad Koschinski
2015
44 Jahre geteilt – 25 Jahre wiedervereinigt
FOTOS DIESER DOPPELSEITE:
Ch. Grimm, Slg. J. Janikowski,
K. Koschinski, W. Bügel/Bild-
archiv der Eisenbahnstiftung,
V. Emersleben
20
Geteilte Stadt, eine Bahn
Die Einheit des Eisenbahnwesens blieb
nach 1945 in allen vier Sektoren erhal-
ten. Die DR verlagerte den Fernverkehr
in den Ostsektor und vollendete zur Um-
fahrung West-Berlins den Außenring.
Editorial
34 BERLINER BILDERRÄTSEL
Galerie
3
6
Netzentwicklung
BERLINER STRECKENSTERN 14
1945 – 1989
GETEILTE STADT, EINE BAHN 20
Militärverkehr
D-Züge für die Alliierten D-ZÜGE FÜR DIE ALLIIERTEN 34
Zu den Eigentümlichkeiten der Berliner
Eisenbahnszene gehörte über Jahrzehnte 1989 – 2006
hinweg der Militärreiseverkehr aller vier SCHLAGADER STADTBAHN 42
Siegermächte des Zweiten Weltkriegs.
Güterverkehr
Diese Ära endete am 28. September 1994
mit dem letzten Dm nach Straßburg. ERLOSCHENER GLANZ 52
Fotoraritäten
NICHT ALLTÄGLICHES 60
Die neue Ära
PILZ MIT MEGAKNOTEN 62
S-Bahn
ANGESCHLAGENER MYTHOS 72
Tipps
BAHNSTADT BERLIN ENTDECKEN 82
Chronik 86
Fachhändler-Adressen 88
Quellen 89
Impressum & Vorschau 90
BERLIN ■ 5
BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE
Der zentrale Umsteigeknoten des Berliner Nahverkehrs war
zu Zeiten der Berliner Mauer die einzige Grenzübergangsstelle
für Fern- und S-Bahnen zwischen West- und Ost-Berlin.
Die Grenzkontrollen für die Einreise nach Ost-Berlin fanden
im Sockelgeschoß statt. Als die 143 849 im Oktober 2011
mit einer Doppelstockgarnitur den Bahnhof erreichte, war
die Teilung der Stadt zum Glück längst überwunden.
BERLIN
■
7
Foto: O. Bergmeier
VINDOBONA
Seit 1957 verband dieser Zug Berlin
mit Prag und Wien. Bis 1979 wurde er
abwechselnd mit Dieseltriebwagen der drei
beteiligten Bahnverwaltungen gefahren. Im
Juli 1976 verlässt ein Triebwagen der Baureihe
VT 18.16 Bauart Görlitz als „Vindobona“ Berlin
in Richtung Wien. Am linken Bildrand sind die
Hallendächer des Ostbahnhofs zu erkennen.
BERLIN
■
9
Foto: J. Nelkenbrecher
STRENG BEWACHT
Die Berliner Mauer trennte seit 1961
auch zahlreiche Eisenbahnstrecken.
Um Güterwagen im Görlitzer Bahnhof,
gelegen im Westteil der Stadt, zustellen
zu können, mussten die Züge vom
Güterbahnhof Berlin-Treptow in Neukölln
im Transit über Ost-Berliner Gebiet fahren
und passierten dabei zwei von Soldaten
gesicherte Grenztore (106 287 auf
Lz-Fahrt, 3. Oktober 1982).
BERLIN
■
11
Foto: B. Schulz
GLASPALAST AN DER SPREE
Am Kreuzungspunkt der Stadtbahn mit der überwiegend
im Tunnel geführten neuen Nord-Süd-Fernbahn wurde
bis 2006 der repräsentative Hauptbahnhof errichtet.
Er wird von der DB als größter Kreuzungsbahnhof
Europas gerühmt. Ein ICE 1 setzt auf der Stadtbahn
soeben seine Fahrt zum Ostbahnhof fort, dahinter
ist ein Doppelstocktriebwagen der ODEG zu
erkennen (Dezember 2013).
BERLIN
■
13
Foto: V. Emersleben
BERLINER
STRECKENSTERN
Insgesamt elf Haupt-
strecken laufen aus allen
Himmelsrichtungen auf
Berlin zu, sie wurden
zwischen 1838 und 1879
eröffnet und endeten
zunächst am damaligen
Stadtrand in Kopfbahnhöfen.
Nach Eröffnung der die
B
erlins Aufstieg zur Metropole ver- Innenstadt durchquerenden In den 1860er Jahren setzte eine zwei-
lief in atemberaubendem Tempo, te große Bauphase ein. Während dieser
bis heute ist sie durch die Bahn- Viaduktstrecke im Jahr bildete sich im Wesentlichen das Ber-
trassen des im 19. Jahrhundert ent- liner Eisenbahnnetz heraus, so wie es
standenen Streckensterns geprägt. 1882 konnte man die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Deren Schneisen teilen noch immer das Zahl der Kopfbahnhöfe existierte und funktionierte. Auch die
Häusermeer, trennen Stadtquartiere selbst jetzt hinzugekommenen großen Radi-
dort, wo längst keine Züge mehr (und noch auf fünf reduzieren alen wurden teils noch von privaten Ge-
nicht wieder) fahren. sellschaften errichtet, jedoch bis 1887
Als 1838 die ersten „Dampfwagen“ von durchweg verstaatlicht. Die Ostbahn
Berlin nach Potsdam fauchten, zählte Preu- gen, prophezeite er: „Diesen Karren, der Berlin – Königsberg – Eydtkuhnen, die
ßens Hauptstadt rund 300 000 Einwohner. durch die Welt rollt, hält kein Menschen- nach etappenweisem Bau aus der Mitte
Als sie 1877 – nun zugleich Hauptstadt des arm mehr auf.“ heraus schließlich von Küstrin her Ber-
Deutschen Reichs – Endpunkt von zehn Gerechnet ab 1837, dem Baubeginn für lin erreichte, entstand von vornherein in
Fernbahnstrecken und von einer Ringbahn die Linie nach Potsdam, entstanden inner- staatlicher Regie, ebenso die Eisenbahn
umschlossen war, überschritt die Einwoh- halb von nur neun Jahren fünf Eisenbahn- Berlin – Blankenheim (Wetzlarer Bahn).
nerzahl die Millionengrenze. Die Wohn- strecken (Eröffnungsjahre in Klammern): Einen Sonderfall stellte die ab 1875 von
raumnot zwang viele Menschen, in die in- r#FSMJO1PUTEBNFS&JTFOCBIO
Eisenbahnpionieren des preußischen
zwischen per Eisenbahn erreichbaren Vor- ab 1846 Berlin-Potsdam-Magdeburger Heeres betriebene Königliche Militär-
orte abzuwandern. Auch die Industrie ver- Eisenbahn Eisenbahn zum Artillerie-Schießplatz
lagerte ihre Betriebe dorthin. Einst durch r#FSMJO"OIBMUJTDIF&JTFOCBIO
Kummersdorf dar, sie wurde 1897 bis
ländliches Gebiet trassierte Schienenwege r#FSMJO'SBOLGVSUFS&JTFOCBIO
Jüterbog verlängert.
entwickelten sich zu Lebensadern eines ab 1844 Niederschlesisch-Märkische Die Radialstrecken der zweiten Bau-
dicht besiedelten Wirtschaftsraums, der Eisenbahn phase:
schließlich 1920 zur Vier-Millionen-Stadt r#FSMJO4UFUUJOFS&JTFOCBIO
r#FSMJO(ÕSMJU[FS&JTFOCBIO
helm III., bis 1840 König von Preußen, Stadt in einem eigenen Kopfbahnhof, um r#FSMJO-FISUFS&JTFOCBIO
noch ziemlich gleichgültig gewesen. Bei deren Vernetzung kümmerten sich die pri- r#FSMJO%SFTEFOFS&JTFOCBIO
der Konzessionierung der Strecke Ber- vaten Gesellschaften nicht. Erst der preu- r#FSMJOFS/PSECBIOOBDI4USBMTVOE
lin – Potsdam soll er in der ihm eigenen ßische Staat veranlasste den Bau einer an
Sprechweise geknurrt haben: „Sehe kei- der Stadtmauer entlangführenden Verbin- r&JTFOCBIO#FSMJOm#MBOLFOIFJN
nen Grund, warum Stunde früher in Pots- dungsbahn, die die genannten Strecken ab als Teil der Berlin-Wetzlarer Eisenbahn
dam.“ Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm 1851 miteinander verknüpfte. Sie blieb aber Zwar kamen noch einige Nebenstre-
IV., bewies schon mehr Weitsicht. Auf der ein eingleisiges, überwiegend auf Straßen cken – 1893 nach Kremmen, 1898 nach
Feier zur Eröffnung der Gesamtstrecke verlegtes Provisorium und diente nur dem Wriezen – sowie verschiedene Privat- und
am 29. Oktober 1838 als Kronprinz zuge- Güterverkehr. Kleinbahnen hinzu, die elf strahlenförmig
14 ■ BERLIN
NETZENTWICKLUNG
BERLIN ■ 15
von Berlin ausgehenden Fernbahnen wa- verkehr in Betrieb, 1872 auch für den Per-
ren damit aber komplett. Von 1891 an er- sonenverkehr. Westlich von Tempelhof traf
hielten sie zusätzliche Gleise für den Vor- sie in Schöneberg auf die Berlin-Potsdam-
ortverkehr. Trotz Verstaatlichung und Aus- Magdeburger Bahn. Mit Inbetriebnahme
baus blieben die alten Namen der Bahnen des westlichen Abschnitts von Tempelhof
im Sprachgebrauch, verkürzt schlicht als über Schöneberg, Grunewald (heute Halen-
Anhalter, Lehrter, Schlesische Bahn usw. see) und Charlottenburg (heute Westend)
bezeichnet. nach Moabit im Jahr 1877 schloss sich der
Außer für die Wetzlarer Bahn, deren Ring in der markanten Form des „Hun-
Personenzüge man anfangs über die schon dekopfes“. Zunächst diente die Ringbahn
1877 vollendete Ringbahn zum Dres- hauptsächlich dem Güterverkehr. Der an-
dener Bahnhof leitete, wurden auch für fangs bescheidene Personenverkehr nahm
die Linien der zweiten Bauphase eigene mit der Entstehung neuer Wohngebiete in
Kopfbahnhöfe errichtet. Damit einherge- den außerhalb des Berliner Stadtkerns ge-
hend wurden die be- legenen Ortschaften
engten Kopfbahnhöfe entlang der Strecke
der ersten Generati- RADIALEN VERKNÜPFT bald stark zu.
on durch leistungs- Die Ringbahn
fähigere Neubauten querte alle zehn im
ersetzt: Es entstanden der neue Potsdamer Jahr 1877 vorhandenen Radialstrecken und
Bahnhof (1872), der neue Stettiner Bahn- wurde über Abzweige mit diesen verknüpft,
hof (1876) und der neue Anhalter Bahnhof sie führte allerdings in größerem Abstand
(1880). Bereits im Dezember 1877 verlegte an den Kopfbahnhöfen vorbei. Um Fahrgäs-
man den Personenverkehr der Nordbahn in te in die unmittelbare Nähe der Innenstadt
den Stettiner Bahnhof. Der Anhalter Bahn- zu bringen, liefen Ringbahnzüge verschie-
hof nahm ab 1882 auch die Personenzüge dene Kopfbahnhöfe an. Das Umsteigen von
der Dresdener Bahn auf. Der Personenver- einer Fernbahn zur anderen erleichterte die
kehr der Hamburger Bahn wurde bis 1884 Ringbahn aber kaum.
größtenteils im Lehrter Bahnhof zusam- Um die Berliner Innenstadt zu erschlie-
mengefasst, der alte Hamburger Bahnhof ßen, wurde ab 1872 von einer privaten
aufgelassen und später als Verkehrs- und Baugesellschaft eine Ost-West-Durchmes-
Baumuseum genutzt. serlinie projektiert: die teilweise dem Lauf
Der preußische Staat ergänzte das Berli- der Spree und des zugeschütteten Königs-
ner Eisenbahnnetz noch um zwei wichtige grabens folgende Stadtbahn. Die 1882 in
Komponenten. Da die Verbindungsbahn staatlicher Regie vollendete, größtenteils
von 1851 nicht mehr den Anforderungen als Viaduktbahn ausgeführte viergleisige
genügte, ließ er einen Eisenbahnring um Strecke zwischen Charlottenburg und dem
die gesamte Stadt herum bauen. 1871 ging zur Durchgangsstation umgebauten Schle-
die „Neue Verbindungsbahn“ als östlicher sischen Bahnhof entwickelte sich rasch zu
Halbring von Moabit über Gesundbrunnen, einer Schlagader des Personennah- wie
Stralau (heute Ostkreuz) und Rixdorf (heute Personenfernverkehrs. Neben nun durch
Neukölln) nach Tempelhof für den Güter- das Stadtzentrum geleiteten Vorortzügen
16 ■ BERLIN
NETZENTWICKLUNG
BERLIN ■ 17
im Wesentlichen mit der Infrastruktur aus
dem 19. Jahrhundert auskommen musste. Nur
im Stadt-, Ring- und Vorortverkehr konnte die
Kapazität dank der elektrischen S-Bahn und
des eigens für sie gebauten Nord-Süd-Tun-
nels noch entscheidend gesteigert werden.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg verfolgte
Projekte zur Umgestaltung der Bahnanlagen
(vor allem das einer Nord-Süd-Fernbahn)
wurden ebenso wenig realisiert wie größen-
wahnsinnige Pläne des Nazi-Regimes.
Welche Rolle die Kopfbahnhöfe noch
immer spielten, mögen Zugzahlen vom
Sommerfahrplan 1939 verdeutlichen (ent-
nommen einem Beitrag von Dr. Horst
Weigelt in der ETR-Sonderpublikation
„Bahnmetropole Berlin“, Hestra-Verlag
1996). Wichtigster Fernbahnhof war mit
täglich 49 Schnellzugpaaren (D, FD und
FDt) der Anhalter Bahnhof, die Stadtbahn
wies 39 Schnellzugpaare auf. Einschließ-
lich der Eil- und Personenzüge wurden in
den Berliner Fernbahnhöfen pro Tag ins-
gesamt 259 Reisezugpaare abgefertigt,
davon je 73 im Anhalter Bahnhof und auf
der Stadtbahn. Der Stettiner Bahnhof ver-
zeichnete 52, der Lehrter Bahnhof 28, der
fuhren sogenannte Halbringzüge über Ver- straße und Alexanderplatz – fungierte die Potsdamer Bahnhof 19 und der Görlitzer
bindungskurven von und nach dem Süd- Stadtbahn quasi als Berlins zwölf Kilome- Bahnhof 14 Zugpaare. Hinzu kamen wäh-
bzw. Nordring. Zudem band die „Südring- ter langer Zentralbahnhof. rend der Feriensaison und an Wochenenden
Spitzkehre“ den zentrumsnahen Potsdamer Den gesamten Fernreiseverkehr konnte eingelegte Züge.
Bahnhof an das Liniennetz der „Stadt- und die Stadtbahn aber bei Weitem nicht auf- Der „Führer“ und sein Leibarchitekt Al-
Ringbahn“ an. nehmen, deshalb blieben fünf Kopfbahn- bert Speer hatten mit den Kopfbahnhöfen
Die Fernzüge der Ostbahn und der Schle- höfe (Anhalter, Görlitzer, Lehrter, Potsda- freilich nichts mehr im Sinn, zwei gigan-
sischen Bahn dampften generell bis zum mer und Stettiner Bahnhof) auch auf län- tische Fernbahnhöfe am Nord- und Süd-
westlichen Endpunkt Charlottenburg. Um- gere Sicht unverzichtbar. Diese rückten in- ring sollten deren Funktion übernehmen.
gekehrt liefen vor allem Züge der Lehrter folge Ausdehnung der Stadt allmählich in Außerdem sahen die Pläne für die „Welt-
und Wetzlarer Bahn bis zum Schlesischen eine innerstädtische Lage. hauptstadt Germania“ Fernbahnhöfe im
Bahnhof durch. Mit ihren fünf Fernbahn- Zur Reichsbahnzeit in den 1930er Jahren Bereich des Westkreuzes und Ostkreuzes
höfen – zwischen den Endpunkten noch erreichte der „Eisenbahnbrennpunkt Ber- vor, die Ferngleise der Stadtbahn sollten
Zoologischer Garten (ab 1884), Friedrich- lin“ seinen Zenit, obwohl der Fernverkehr künftig einer Fern-S-Bahn dienen.
Schlesische Bahn
(Æ Breslau,
Ex-Frankfurter Bahn)
Magdeburger Bahn
(u.a. weiter
Æ Frankfurt/Main)
Anhalter Bahn
Wetzlarer Bahn (Æ Halle
(u.a. Æ Kassel) Æ Leipzig) Dresdener Bahn Görlitzer Bahn
18 ■ BERLIN
NETZENTWICKLUNG
Dampfbespannter S-Bahn-Zug
Richtung Potsdamer Ringbahn-
Das „Tausendjährige Reich“ versank hof mit preuß. T 12 und ein
bekanntlich in Schutt und Asche. Der Be- Hochbahnzug beim Potsdamer
trieb auf dem schon im November 1943 Güterbahnhof (1932).
durch Luftangriffe schwer beschädigten
1PUTEBNFS #BIOIPG LBN JN +BOVBS'F- Bahnhof Zoologischer Garten im
bruar 1945 endgültig zum Erliegen. Die Jahr 1907 mit preußischer S 6.
übrigen vier Kopfbahnhöfe überdauerten Foto: Bildarchiv der Eisenbahn-
den Krieg teilzerstört. Ihre längst ge- stiftung
plante Schließung vollzog die Reichsbahn
mXJFJOFJOFNXFJUFSFO,BQJUFM
erläutert, nun, um West-Berlin vom DDR-
Binnenverkehr abzunabeln. Beseitigt wur-
den sie auf Betreiben der Politiker. Mit
dem Nordportal fiel 1959 der letzte Rest
des Lehrter Bahnhofs an der Invalidenstra-
ße. Die zerstörerische Kraft des Dynamits
fegte 1961 das Hallenskelett des Anhalter
Bahnhofs hinweg, stehen geblieben ist
der Portikus am Askanischen Platz. Einen
langsamen Tod starben der erst um 1975
völlig abgetragene Görlitzer Bahnhof und
der einzige in Ost-Berlin gelegene, bis
1965 abgerissene Stettiner Bahnhof. Weit-
gehend erhalten ist nur ein Kopfbahnhof
der ersten Generation: Der bereits 1884
aufgelassene Hamburger Bahnhof an der
Invalidenstraße beherbergt heute ein „Mu-
seum für Gegenwart“ mit wechselnden
Ausstellungen.
BERLIN ■ 19
GETEILTE
STADT,
EINE
BAHN
Die Einheit des Eisenbahnwesens blieb nach
Kriegsende in allen vier Sektoren erhalten.
Ab 1946 verlagerte die DR den Fernverkehr
in den Ostsektor und vollendete bis 1957
den Außenring, um West-Berlin umfahren
zu können. Mit der Schließung der Grenzen
im August 1961 wurden alle S-Bahn-Linien
von West-Berlin ins Umland gekappt
20 ■ BERLIN
1945-1989
Die meisten Schienenwege im Großraum Berlin wurden, wenn- de Züge nämlich eben-
gleich außerhalb der Innenstadt überwiegend nur noch eingleisig, falls westliches Gebiet zu
rasch wieder befahrbar gemacht. Auf eine Abnabelung West-Ber- durchqueren. Der Görlit-
lins deutete zunächst nichts hin. Bereits 1946 begann die Deut- zer Bahnhof verzeichnete
sche Reichsbahn aber damit, den Fernverkehr zum in Ost-Berlin bereits seit dem 30. April 1951 keine Reisezüge mehr, der
gelegenen Schlesischen Bahnhof – ab 1950 Ostbahnhof – zu ver- Lehrter seit dem 28. August 1951.
lagern. Von den auf die Kopfbahnhöfe zulaufenden Radialstrecken Im Jahr 1953 verlor auch die Stadtbahn westlich des Bahnhofs
gelangten die Züge dorthin auf zeitraubenden Umwegen, teils über Friedrichstraße die letzten Reisezüge des DDR-Binnenverkehrs.
Nebenbahnen und den Güteraußenring, der im Raum Lichtenrade Von der S-Bahn abgesehen, fuhren nur wenige internationale Züge
durch West-Berliner Gebiet führte. und Interzonenzüge weiterhin durch West-Berlin. Zoologischer
Am 10. Juli 1951 nahm die DR zwischen der Genshagener Heide Garten wurde dort für Jahrzehnte zum einzigen Fernbahnhof. In
und Schönefeld (bei Berlin) ein erstes Teilstück des späteren Ber- Betrieb blieben zahlreiche Güterbahnhöfe. Den nicht für West-
liner Außenrings in Betrieb, am 12. August 1951 den Abschnitt Berlin bestimmten Güterverkehr sowie die damit zusammenhän-
Schönefeld – Grünauer Kreuz. Nun erreichten die Schnellzüge aus genden Rangieraufgaben verlagerte die DR aber ebenfalls in den
Dresden und Leipzig den Ostbahnhof, ohne die Westsektoren zu Ostteil der Stadt oder auf Bahnhöfe im Umland.
berühren. Dies bedeutete am 18. Mai 1952 das endgültige Aus für In Ost-Berlin baute die Reichsbahn den Bahnhof Lichtenberg
den Anhalter Bahnhof (nur die gleichnamige unterirdische S-Bahn- zunächst provisorisch für den Fernreiseverkehr aus, um den Ost-
Station erfüllte weiterhin ihren Zweck). Am gleichen Tag wurde bahnhof zu entlasten. Außerdem nutzte sie verstärkt den Bahnhof
auch der zuletzt als Nordbahnhof bezeichnete Stettiner Bahnhof Schöneweide und ließ am ehemaligen Vorortbahnsteig des Bahn-
geschlossen. Obwohl er im Ostsektor lag, hatten dort abfahren- hofs Baumschulenweg Fernzüge halten.
BERLIN ■ 21
Ganz oben: Eine 93 Mitte: S-Bahn Bau- 93 400 rangiert Rechts: Eine 74er auf
dampft 1964 auf art 1924 „Bernau“ im März 1962 mit der Industriebahn am
der Ringbahn über (ET/EB 169) in Sie- Kühlwagen im Dahlemer Weg (1956).
die Bundesallee. mensstadt (1953). Westhafen. Foto: Slg. J. Janikowski
Foto: H. Deckert/ Foto: H. Nitz/ Foto: J. Claus
Eisenbahnstiftung Slg. J. Janikowski
22 ■ BERLIN
1945-1989
Im März 1961 bediente die 93 309 einen Gleisan-
schluss beim Hamburg und Lehrter Bahnhof (HuL).
Foto: J. Hagemann
Unterdessen gingen die Bauarbeiten am teils als „Jugendobjekt“ he 2310. Ab 1963 übernahmen V 180 sukzessive die Dienste. Rein
deklarierten Außenring voran. Dessen letzter Abschnitt zwischen politisch motiviert war der Bau des Außenrings übrigens nicht.
Werder und Saarmund wurde am 29. September 1956 offiziell er- Teilweise verläuft er auf bereits von der Preußischen Staatsbahn
öffnet, jedoch erst ab Februar 1957 regelmäßig befahren. Im No- realisierten Trassen, die die Deutsche Reichsbahn in den 1930er
vember 1957 verbanden über den Berliner Außenring („BAR“) Jahren zu einem kompletten „Güteraußenring“ verknüpfen wollte.
geleitete Personenzüge erstmals Werder und Falkensee mit Berlin In der Tat erlangte der nunmehrige „BAR“ auch für den Güterver-
Friedrichstraße bzw. Berlin Ostbahnhof. kehr große Bedeutung. Eigens dafür ge-
Sie bedienten auch schon einen proviso- baute Abzweige schlossen die Rangier-
rischen Haltepunkt am Standort des spä- JUGENDOBJEKT AUSSENRING bahnhöfe Wustermark und Seddin an,
teren Bahnhofs Potsdam Süd (eröffnet außerdem wurden Züge zu den an alten
18.1.1958, ab 2.10.1960 Potsdam Hbf, Radialstrecken gelegenen Rangierbahn-
heute Potsdam Pirschheide). Diese anfangs einem als Geheimnis- höfen Berlin-Pankow und Berlin-Schöneweide über den Außenring
träger eingestuften Personenkreis vorbehaltenen Züge konnten ab geleitet. In Ost-Berlin entstand am Außenring der 1953 in Betrieb
März 1958 von jedermann mit S-Bahn-Fahrkarten benutzt werden. genommene Rangierbahnhof Wuhlheide, der allerdings immer
„Mitarbeiter des Staatsapparates“ durften ab 5. Mai 1958 nicht mehr Stückwerk blieb (und 1994 geschlossen wurde).
durch West-Berlin, sondern nur noch über den Außenring fahren. Die Aufnahme des „Sputnik-Verkehrs“ um West-Berlin herum
Damit entfielen die „Durchläufer“ der elektrischen S-Bahn, die seit nährte Spekulationen über die Spaltung des bisher allen Ost-West-
1953 West-Berlin ohne Verkehrshalt durchquert hatten. Konflikten zum Trotz einheitlich gebliebenen Berliner S-Bahn-
In den Folgejahren verdichtete die DR den Schnellverkehr über Netzes. Die Gleichstromzüge verbanden die politisch längst ausein-
den rund 126 km langen Außenring und bezog neue Orte ein, so andergedrifteten Stadthälften untereinander und die Westsektoren
Oranienburg und Hennigsdorf. Die Züge umkreisten West-Berlin mit dem Umland. Doch immer mehr Bewohner der DDR nutzten
quasi wie ein Sputnik – weshalb sie im Volksmund bald „Sputnik- die S-Bahn zur Flucht in die „Freie Welt“. 1960/61 schwappte die
Züge“ hießen. Zum Einsatz kamen Tenderlokomotiven der Bau- Fluchtwelle höher und höher, die DDR-Regierung musste die dra-
reihe 62, aber auch 38er, 78er und neu gelieferte Loks der Baurei- matische Entwicklung stoppen. In der Nacht vom 12. auf 13. August
BERLIN ■ 23
1961 schloss sie schlagartig die noch offenen Grenzen, es begann südwestlichen Teil des Außenrings fehlte noch das jetzt dringender
der spätestens seit 1958 geplante Mauerbau. denn je benötigte zweite Gleis. In größter Eile stellte die DR die
Mit der Grenzschließung wurden sämtliche S-Bahn-Strecken von Abschnitte Abzweig Bergfelde – Falkenhagen – Potsdam Hbf so-
West-Berlin ins Umland gekappt und der innerstädtische S-Bahn- wie Nesselgrund – Saarmund bis Oktober 1961 zweigleisig fertig.
Ring zerschnitten. Die S-Bahn-Linien auf der Stadtbahn wurden Die Vorortzüge auf dem Außenring und abzweigenden Strecken
gebrochen, aus westlicher wie östlicher Richtung hieß die Endsta- bildeten nach und nach ein komplexes Schnellverkehrs-System,
tion nun Berlin Friedrichstraße. Auch für die Fernzüge aus West- dessen am stärksten belastete Abschnitte im Stundentakt oder sogar
deutschland, die bisher noch generell bis Ostbahnhof benutzt wer- öfter bedient wurden. In Kursbuchkarten waren die Verbindungen
den konnten, war nun verkehrlich auf dem Grenzbahnhof Friedrich- als „mit Dampf betriebene S-Bahn-Strecken“ bezeichnet, alles in
straße Schluss – ausgenommen einige internationale Züge Richtung allem erreichten sie rund 300 Kilometer Länge.
Polen und Sowjetunion sowie nach Skandinavien. Der seit dem Mauerbau isolierte S-Bahn-Streckenabschnitt Ora-
Ost-Berliner mussten endgültig auf die Züge über den Außenring nienburg – Hohen Neuendorf wurde am 19. November 1961 über
ausweichen, wenn sie in die westlichen Vororte gelangen wollten. mit Stromschienen versehene Ferngleise des nördlichen Außen-
Um den Schnellverkehr dorthin weiter verdichten zu können, erhielt rings und neue Verbindungskurven in Berlin-Blankenburg wieder
die Reichsbahndirektion Berlin zusätzliche Lokomotiven und Wa- ans Netz der Gleichstrom-S-Bahn angeschlossen. Rasch realisier-
gen. In Berlin-Karlshorst entstanden für die „Sputnik-Züge“ pro- te die DR auch den seit längerem geplanten S-Bahn-Anschluss
visorische Seitenbahnsteige, die trotz ihres Behelfscharakters am des südöstlich der Stadt gelegenen Flughafens Berlin-Schönefeld.
Ende sogar die DDR überdauerten. Im nördlichen, westlichen und Am 26. Februar 1962 ging die Neubaustrecke in Betrieb. Zugleich
01 114 überquert
im Mai 1965 beim
Lehrter Stadtbahnhof
mit dem D 110 nach
Paris die Grenze.
Foto: R. Hahmann
24 ■ BERLIN
1945-1989
BERLIN ■ 25
Mit dem D 1274 „Metro-
pol“ aus Budapest hat die
01 2207 am 28. August
1977 das Ostkreuz erreicht.
Die S-Bahn kommt vom
Nöldnerplatz, die 118 143
fährt nach Rummelsburg.
Foto: W. Bügel/Bildarchiv
der Eisenbahnstiftung
Obwohl die Reichsbahn den Knoten Berlin nur unvollkommen ten Wagen auch planmäßig bis Moskau (1960 erstmals „Moskwa-
den politischen Gegebenheiten anpassen konnte, bewältigte sie ein Expreß“ genannt). Mit dem ab 1955 so heißenden „Balt-Orient-
immer umfangreicheres Betriebsprogramm. Allein die Zahl der Expreß“, der unter anderem Wagen nach Budapest, Bukarest und
täglichen Schnell- und Eilzüge (FD/Ex, D und E) zeitweilig Sofia führte, wurde Berlin in das komplexe
stieg im Zeitraum 1955 bis 1970 von 122 auf 182 VERKEHRS- System der Orient-Expreß-Züge einbezogen. Die Rou-
an, gut vier Fünftel davon bedienten nur Bahnhöfe te Berlin – Dresden – Prag entwickelte sich zur Parade-
in Ost-Berlin. Mitte der 1960er Jahre wickelte die DREHSCHEIBE strecke internationaler Namenszüge: 1957 erschienen
DR bereits mehr als die Hälfte des DDR-Binnen- OST-BERLIN der den „Balt-Orient-Expreß“ ergänzende Kurswagen-
verkehrs über Lichtenberg und Schöneweide ab. schnellzug „Pannonia-Expreß“ und der Fernschnell-
Ausgenommen ganz wenige Zugläufe, die den Ber- triebwagen (FDt, später Ext) „Vindobona“ nach Wien.
liner Raum nur tangierten (beispielsweise Cottbus – Köln mit Halt Hinzu kamen 1960 der Expreßtriebwagen (Ext) „Hungaria“ nach
auf dem Bahnhof Zentralflughafen Berlin-Schönefeld), fuhren die Budapest und 1965 die lokbespannten Züge „Metropol“ (Ber-
„Interzonenzüge“ über die West-Berlin durchquerende Stadtbahn. lin – Budapest) und „Sanssouci“ (Berlin – Wien), schließlich 1970
Ab 1962 gab es auf der Stadtbahn zwischen Zoologischer Garten der „Istropolitan“ (Berlin – Bratislava) und „Meridian“ (Malmö –
und Ostbahnhof auch sogenannte Zubringer oder Verbinder, die Saßnitz – Berlin – Belgrad).
Anschluss an Züge nach Kopenhagen und Stockholm sowie zum Das internationale Schnelltriebwagennetz, zwischenzeitlich
Schnelltriebwagen „Vindobona“ nach Wien herstellten (und später um den „Berolina“ nach Warschau sowie den „Karlex“ nach
im Skandinavien-Verkehr Kurswagen beförderten). Karlovy Vary (Karlsbad) und Prag ergänzt, reichte ab 31. Mai
Das „Tor zur sozialistischen Welt“ war der Ostbahnhof. Von dort 1964 im Norden bis Kopenhagen. Von diesem Tag an wurde der
aus fuhren schon in den fünfziger Jahren Züge nach Prag, Budapest, „Neptun“ zwischen Warnemünde und Gedser über die Ostsee tra-
Bukarest, Sofia und Warschau, seit 1954 mit in Brest umgespur- jektiert. Damit konnte sich in der Relation Berlin – Kopenhagen
26 ■ BERLIN
1945-1989
BERLIN ■ 27
Blick auf das Dach einer TRAXX
MS2e. Blick auf das Dach einer
TRAXX MS2e. AXX MS2e.
Foto: K.-H. Buchholz
Angebot im Verkehr zwischen Berlin und Westdeutschland dürftig. Schnellzüge bereits 1873 deutlich unterboten! Zudem wurden auf
Nur zehn oder elf ganzjährige Zugpaare, dazu zwei oder drei saiso- den Transitrouten die Nerven der Reisenden arg strapaziert, wenn
nierte, durchquerten West-Berlin und bedienten somit den Bahnhof irgendwo zwischen Griebnitzsee und Schwanheide, Marienborn,
Zoo. Die für Reisen von und nach dem Bundesgebiet eingelegten Gerstungen oder Probstzella während langer Betriebshalte Per-
Verkehrshalte in der DDR waren (abgese- sonen- und Güterzüge überholten.
hen von denen auf den Grenzbahnhöfen Fühlte sich die ostdeutsche Regie-
Schwanheide, Marienborn, Probstzella UNATTRAKTIVE TRANSITZÜGE rung durch die Bonner Politik mal
und bis 28. September 1963 auch Wartha) wieder besonders krass provoziert,
im Herbst 1961 entfallen, die Berliner „In- merkten es die Reisenden an Verspä-
terzonenzüge“ wurden de facto also schon damals zu Transitzü- tungen sowie verschärften Ausweis- und Gepäckkontrollen. Noch
gen. Die Münchner und Frankfurter Züge fuhren seit 22. Oktober schützte ja kein deutsch-deutsches Vertragswerk, kein Viermächte-
1961 im Berliner Raum nicht mehr über Drewitz, sondern wie die abkommen vor Willkür.
Züge auf der Strecke nach Hannover über Griebnitzsee. Nach dem Zwar ging die Zahl der Fahrgäste in den Zügen zwischen Ber-
spektakulären „Grenzdurchbruch“ mit einem Personenzug Orani- lin und Westdeutschland nicht signifikant zurück, sie lag im Jahr
enburg – Albrechtshof am Abend des 5. Dezember 1961 verkehrten 1969 ebenso wie im Jahr 1960 bei etwa einer Million. Aber der An-
auch die Hamburger Züge via Griebnitzsee. Der Umweg über den teil der Eisenbahn am insgesamt gestiegenen Verkehrsaufkommen
westlichen Außenring verlängerte deren Fahrzeiten erheblich. Die sank von ca. 14 auf 9,6 Prozent, der Anteil des Flugzeugs hingegen
„kürzeste“ Reisezeit Hamburg Hbf – Berlin Zoo betrug jetzt 4 Stun- wuchs von ca. 20 auf 41 Prozent – bei stark verbilligten Tickets,
den 50 Minuten, gut eine Stunde mehr als 1960. Der D 165 benö- für die den Gesellschaften Air France, British European Airways
tigte für die 315 km lange Distanz sowohl im Sommer 1966 als und Pan American World Airways von der Bundesregierung hohe
auch im Sommer 1970 gar 6 Stunden 3 Minuten – ein Wert, den „Fluggastsubventionen“ gezahlt wurden.
28 ■ BERLIN
1945-1989
Linke Seite oben: Der D 1332 Ber- Der mit einer Dampflok der
lin – Hamburg hat am 13. Novem- Baureihe 01 bespannte D-Zug
ber 1979 die Grenze passiert und nach Berlin hat 1968 den
fährt in den mit Mauern abgeschot- Grenzbahnhof Griebnitzsee
teten Bahnhof Staaken ein. verlassen und passiert soeben
Foto: A. Janikowski die Grenze. Die V 180 064
befindet sich auf der Strecke
Links außen: An der Grenzüber- zum Grenzübergang Drewitz
gangsstelle in Staaken gab es für auf einer Leerfahrt.
eine Straßenverbindung einen be-
sonders gesicherten Bahnübergang 01 0527 verlässt mit D 1332
(Juni 1990). Foto: J. Janikowski nach Westerland im Juli 1976
den Bahnhof Zoo.
Links innen: Staaken im April 1990.
Die Transitzüge hatten hier stets Ostern 1976: 118 140 mit
einen Kontrollhalt. Entlastungszug aus Hamburg
Fotos: K. Koschinski (3) am Bahnhof Zoo.
BERLIN ■ 29
deutsche Transitabkommen in Kraft. Die Ära des Schikanen paare verkehrten über Büchen, davon ein saisonales seit 1973
ausgesetzten „Interzonenverkehrs“ war damit definitiv vorbei. tagsüber mit Autotransportwagen zwischen Berlin-Wannsee und
Die Kontrollen in den Transitzügen beschränkten sich auf das Niebüll bzw. Westerland. Zwei Zugpaare fuhren wie gehabt über
„Prüfen der Reisedokumente“ (Pass oder West-Berliner Per- Ludwigsstadt und eines über Hof (eben der „Ostsee-Expreß“). Au-
sonalausweis). ßerdem gab es weiterhin die in bestimmten Nächten verkehrenden
Die Reisezeiten wurden spürbar gekürzt, die Zugzahlen nahmen Autoreisezugpaare über Bebra (Berlin – Karlsruhe – Lörrach) und
aber nur in bescheidenem Umfang zu. Am spektakulärsten war Ludwigsstadt (Berlin – München).
die Freigabe des Grenzübergangs Hof/Gutenfürst für eine fünfte Ab 26. September 1976 nahmen die Züge auf der Hamburger Rou-
Transitroute am 1. Oktober 1972. Über Hof fuhr nun der bisher te (ausgenommen das ab 1977 wieder saisonal angebotene Zugpaar
über Ludwigsstadt/Probstzella geleitete „Saßnitz-Expreß“ Mün- mit Autobeförderung) im Berliner Raum den Weg über den neu für
chen – Berlin – Malmö mit Kurswagen nach Kopenhagen, ab 3. Juni den Reiseverkehr eröffneten Eisenbahn-Grenzübergang Staaken.
1973 stattdessen der „Ostsee-Expreß“ München – Kopenhagen. Dadurch verminderten sich die Reisezeiten um bis zu fünfzig Mi-
Der Sommerfahrplan 1976 verzeichnete insgesamt 18 tägliche nuten. Gleichzeitig wurde ein zusätzlicher Halt in Berlin-Spandau
Transitzugpaare. Von den neun über Helmstedt dienten fünf auch eingerichtet. Im Übrigen hielten die Transitzüge bereits seit 30. Mai
dem internationalen Verkehr, darunter der berühmte „Ost-West- 1976 generell auch in Berlin-Wannsee, für Sonderzüge stand zudem
Expreß“ Moskau – Paris. Von den drei Zugpaaren über Bebra nun Berlin-Charlottenburg als Fernbahnhof zur Verfügung. All diese
lief eines über Frankfurt hinaus bis/ab Paris. Ebenfalls drei Zug- Verbesserungen trugen dazu bei, dass die Zahl der Transitreisenden
30 ■ BERLIN
1945-1989
BERLIN ■ 31
171 065 als Dienstpendel
von Friedrichstraße nach
Seddin bei der S-Bahn-
Station Tiergarten
(10. August 1988).
Foto: K. Koschinski
32 ■ BERLIN
1945-1989
BERLIN ■ 33
Zu den Eigentümlichkeiten der Berliner
Eisenbahnszene gehörte über Jahrzehnte der
Militärreiseverkehr aller vier Siegermächte des
Zweiten Weltkriegs. Die Züge der West-Alliierten
bezeichnete die DR bis 1991 als „Db“, ergo
D-Züge für die Besatzungsmächte
N len Eisenbahnpersonenverkehrs
zwischen Berlin und den west-
lichen Besatzungszonen richte-
ten Amerikaner, Franzosen und
Briten eigens für ihre Streitkräfte regulä-
re Schnellzüge ein, alle über Helmstedt/
Marienborn. Am 18./19. November 1945
fuhr erstmals ein französischer Militärrei-
sezug von Baden-Baden über Frankfurt
(Main) Süd nach Berlin-Wannsee. Am
19./20. November lief der zuvor schon
von Frankfurt (Main) Süd bis Helm-
stedt verkehrende DUS 609 zum ersten
Mal bis Berlin-Wannsee durch. Beide
Züge nutzten ebenso wie ihre erstmals
am 21./22. November vereint gefahrenen
Gegenzüge zwischen Berlin-Wannsee
und Frankfurt (Main) Süd eine gemeinsa-
me Fahrplantrasse. Anfangs fuhren beide
Nachtzugpaare zweimal pro Woche, die
Züge für die Amerikaner verkehrten ab
13. Dezember 1945 täglich.
Die Britische Rheinarmee führte am
17. Dezember 1945 in Tageslage eine täg-
liche Dienstzug-Verbindung zwischen Ber-
lin-Charlottenburg und ihrem Hauptquar-
tier Bad Oeynhausen ein, die ab 20. Sep- Der Db 1040 nach Straßburg
tember 1946 bis/ab Bielefeld verlängert führte am 16. Mai 1985 am
wurde. Das französische Dienstzugpaar Zugschluss drei Kühlwagen
verkehrte ab Mitte November 1946 als mit (aufgenommen in Wedding
DFA 651/652 dreimal wöchentlich in der nahe der Sektorengrenze).
Relation Mainz – Berlin-Tegel. Dabei be- Foto: K. Koschinski
fuhr es im Berliner Stadtgebiet zwischen
Grunewald und Gesundbrunnen die Gü-
tergleise des nördlichen Innenrings sowie
zwischen Schönholz und Tegel die Krem-
mener Bahn. Bedarfsweise setzten die Frankfurt (Main) Süd mit Berlin-Wannsee neu die DUS 637/638 als Tageszüge zwi-
Franzosen neben lokbespannten Züge nun (DUS 603/604). Ab 1. August ersetzte ein schen Bremerhaven und Berlin-Wannsee
auch mit VT 137 der Einheitsbauart (spä- zweites Zugpaar zwischen Bad Oeynhau- (täglich) sowie die DUS 601/602 als
ter als VT 33 bezeichnet) und VS 145 ge- sen und Berlin-Charlottenburg die für die Nachtzüge zwischen München und Berlin-
bildete Triebwagengarnituren ein. Von der Briten reservierten Wagen im seit Herbst Wannsee über Frankfurt am Main (zwei-
US Army requirierte SVT 137 der Bauarten 1946 verkehrenden zivilen Interzonen- mal pro Woche). Statt des lokbespannten
Hamburg und Köln verkehrten ab Dezem- zugpaar FD 111/112 (Amsterdam/Paris –) DUS 601/602 verkehrten fallweise Trieb-
ber 1946 als Dt-US von und nach Berlin- Osnabrück – Berlin-Charlottenburg. Ab wagen als Dt-US 25/24 zwischen München
Lichterfelde West. 5. Oktober 1947 fuhren beide britische und Berlin-Lichterfelde West. Spätestens
Im Jahr 1947 weiteten die Alliierten Dienstzugpaare von und nach Bielefeld, ab 1. Dezember 1947 fuhren alle ameri-
den Militärreiseverkehr erheblich aus. DBA 671/672 nachts und DBA 673/674 kanischen Dienstzüge bis und ab Berlin-
Ab 4. Mai verband auch ein Tageszug tagsüber. Vom gleichen Zeitpunkt an gab es Lichterfelde West.
34 ■ BERLIN
MILITÄRVERKEHR
D-ZÜGE FÜR
DIE ALLIIERTEN
BERLIN ■ 35
Bis Anfang 1948 konnten die Züge un- Magdeburger 41 055 bespannte DBA 671 Ausgenommen DBA 673/674 ver-
behindert den Abschnitt Berlin – Marien- in Berlin-Charlottenburg ein. Von nun an kehrten die Züge über Nacht. Jene von und
born passieren, dann kam es zunehmend verkehrten regelmäßig Dienstzüge in fol- nach München waren freilich ungefähr 19
zu schikanösen Kontrollen seitens der so- genden Relationen: Stunden unterwegs, sie fuhren schon am
wjetischen Siegermacht. Daraufhin ließen frühen Nachmittag in ihren Ausgangs-
die West-Alliierten ab 21. April 1948 alle rfür die Forces Françaises en Allemagne bahnhöfen ab. Die Kontrollen der Züge
Fahrten ausfallen. Zwei Monate später be- (FFA): durch sowjetisches Militär in Marienborn
gann die Berlin-Blockade. Damit kam der DFA 651/652 (zweimal pro Woche) und Potsdam Stadt beschränkten sich in
gesamte Verkehr auf den Landwegen zwi- Frankfurt (Main) – Berlin-Tegel aller Regel auf das Prüfen der Beförde-
schen Berlin und Westdeutschland für fast mit Wagendurchlauf im D 1111/1114 von/ rungspapiere. Gestört wurde der Verkehr
ein Jahr zum Erliegen. nach Paris nochmals während des West-Berliner Ei-
Als erster Zug nach der Berlin-Blockade rfür das United States Army Transportation senbahnerstreiks im Frühsommer 1949.
traf am Morgen des 12. Mai 1949 der mit der Corps (USATC): Ab 2. Oktober 1949 entfielen die DUS
DUS 601/602 (zweimal pro Woche) 601/602 und DBA 673/674.
München – Berlin-Lichterfelde West In den folgenden vier Jahrzehnten blieb
via Frankfurt (Main) die Anzahl der Militärreisezüge für die
DUS 609/610 (täglich) West-Alliierten weitgehend konstant. Be-
Frankfurt (M) – Berlin-Lichterfelde West merkenswerterweise sahen die Fahrpläne
DUS 637/638 (täglich) selbst noch nach dem 1972 in Kraft getre-
Bremerhaven-Lehe – Bln-Lichterfelde West tenen deutsch-deutschen Transitabkom-
rfür das Royal Corps of Transport (RTC) men zwischen Potsdam Stadt und Mari-
Militärkonvoi der US-Truppen beim Bahn- der British Army of the Rhine (BAOR): enborn viele Betriebshalte vor, weit mehr
hof Westend, der Zivilverkehr muss war- DBA 671/672 und 673/674 (täglich) als für die Transitzüge des öffentlichen
ten. Die V 180 042 befördert einen Güter- Bielefeld – Berlin-Charlottenburg Verkehrs. Im Grundsatz änderte sich an
zug (1965). Fotos: R. Hahmann (2)
36 ■ BERLIN
MILITÄRVERKEHR
Ganz oben: In der Fertigungshalle in Kassel steht vor der TRAXX MS2e Links: Die 93 359 überholt beim
für Euro Cargo Rail links das Druckluftgerüst zum Einbau bereit (2010). Bahnhof Westend einen US-Militär-
Fotos: J. Hörstel (4) konvoi (September 1965).
BERLIN ■ 37
Zunächst wurden die Züge überwiegend Im Zug der französischen Armee liefen stellte zwischen Helmstedt und Berlin die
mit von den Besatzungsmächten beschlag- zeitweilig Inox-Schlafwagen der CIWLT. Deutsche Reichsbahn die Maschinen, ne-
nahmten, für ihre Zwecke umgebauten Die in amerikanischen und britischen ben 01 und 03 auch 41er und 52er. Nach
Eil- oder Schnellzugwagen der Deutschen Zügen eingereihten Schlaf-, Liege- und dem Mauerbau im August 1961 wurde eini-
Reichsbahn gebildet. Ab Mitte der 1950er Speisewagen wurden ebenfalls von der ge Jahre generell in Potsdam Stadt die Lok
Jahre kamen nach und nach von den Streit- Internationalen Schlafwagengesellschaft gewechselt. Zwischen Potsdam und den
kräften selbst beschaffte Sitz- und Liege- CIWLT/ISTG betreut. Bedarfsweise ver- West-Berliner Bahnhöfen oblag die Beför-
wagen entsprechend der üm-Bauarten der stärkte man die Dienstzüge um Wagen derung 52ern des Bw Grunewald. 1965/66
DB zum Einsatz. Äußerlich erkennbar aus dem regulären DB-Park. Die Züge der gingen die Leistungen auf Grunewälder
waren die im DB-Bestand als Privatwa- US Army in den Relationen nach Bremer- V 180 über, die bald zwischen Helmstedt
gen geführten Fahrzeuge an den in gro- haven und Frankfurt (Main) führten Post- und West-Berlin durchliefen. Lediglich
ßen Lettern angebrachten Bezeichnungen wagen der Deutschen Bundespost mit. Im beim „Franzosenzug“ behielt man den Lok-
der jeweiligen Streitkräfte. Die Franzosen „Franzosenzug“ waren oft Kühlwagen wechsel in Potsdam Stadt bei. Den Zug nach
gebrauchten neben „FFA“ später auch das eingereiht, die allerlei Delikatessen nach Bremerhaven-Lehe beförderten noch 1970
Kürzel „TMFB“ für „Train Militaire Fran- Berlin brachten. ab Berlin-Lichterfelde West Dampfloko-
çais de Berlin“. An den Wagen der Briten Bis zur Berlin-Blockade bespannten in motiven der Baureihen 01 oder 03.
und Franzosen waren häufig die National- der Britischen Zone stationierte Dampf- Vor allem für Fahrten hochrangiger Of-
flaggen, also der „Union Jack“ bzw. die loks, meist 01 und 03 des Bw Braun- fiziere verwendete die US Army auch nach
Trikolore aufgemalt. schweig, die Züge durch bis Berlin. Danach der Berlin-Blockade drei als Salon-Trieb-
wagen eingerichtete SVT 137 der Bauart
Köln, die späteren VT 06 107, 108 und
109. Der olivgrün-silberfarbene VT 06 108
(US-Nummer 2-22-222) diente dem ame-
rikanischen Stadtkommandanten General
Clay als Salonzug. 1956/57 wurden die
Vorkriegstriebwagen von den zweiteiligen
VT 08 801 und 802 sowie einteiligen (den
ETA 150 ähnelnden) VT 33.8 abgelöst. Der
608 801 und der 633 803 gastierten gele-
gentlich noch bis Ende der 1980er Jahre in
Berlin-Lichterfelde West.
Legendenreich sind Berichte über den
durchgehenden Eisenbahnverkehr zwi-
schen der Sowjetunion und Berlin. Von di-
versen Breitspurprojekten durch Polen bis
in die noch umkämpfte Reichshauptstadt
ist zu lesen, um die Nachschubtransporte
für die Rote Armee ohne Umladen bewerk-
stelligen zu können. Belegt ist die Spurver-
breiterung zu diesem Zweck aber nur für
die Strecke Brest – Warschau – Frankfurt
(Oder) – Berlin und zumindest westlich der
Oder nur für ein Gleis. Nachweislich wur-
den außerdem Anschlussbahnen im Raum
Fürstenwalde (Spree) sowie einige Verbin-
dungsstrecken im Berliner Stadtgebiet um-
gespurt.
38 ■ BERLIN
MILITÄRVERKEHR
BERLIN ■ 39
Drehgestelle für die unterschiedlichen
Spurweiten ab 1954 erneut Zugdurchläufe
zwischen Berlin und Moskau. Im Berlin
berührenden Militärreiseverkehr kristalli-
sierten sich drei Zugpaare als jahrzehnte-
lang konstantes Grundangebot heraus:
D 404/403, ab 1973: D 1090/1091
Moskau – Berlin Ostbahnhof – Wünsdorf
D 408/407, ab 1973: D 1092/1093
Brest – Berlin-Köpenick – Erfurt
D 410/409, ab 1973: D 1094/1095
Brest – Berlin-Köpenick – Magdeburg
Bei den ab 1973 gültigen Zugnummern
wurden die ersten beiden Ziffern 1976 von
„10“ in „11“ geändert, diese Nummern gal-
ten dann bis 1992.
D 404/403 bedienten wie schon er-
wähnt das Hauptquartier der Sowjetarmee
und verkehrten stets täglich. Die anderen
Züge schlossen teils mit Kurswagengrup-
pen weitere wichtige Garnisonsstandorte in
der DDR an. D 408/407 (bzw. 1092/1093)
fuhren deshalb nicht auf direktem Weg zwi-
schen Berlin-Köpenick und Erfurt, sondern
auf einer Art „Zickzack-Kurs“ sowohl über
Jüterbog als auch Beelitz Heilstätten.
Zwischen Frankfurt (Oder) und Ber-
lin oblag die Traktion bis in die 1970er
Jahre hauptsächlich 03-Lokomotiven, mit
D 1092/1093 gelangten Frankfurter 03 noch
im Sommer 1975 sogar bis Jüterbog. Inte-
ressanterweise wurden aber auch Loks der
Baureihe 35.1 (ex 2310 ) eingesetzt. Nachge-
wiesen ist für den Sommer 1970 die Plan-
leistung von 35ern des Bw Eberswalde vor
dem D 410 zwischen Frankfurt und Ber-
lin-Köpenick,
FINALE IN DEN dort übernah-
men Magde-
NEUNZIGERN burger 01 den
Zug. Selbst für
die 700 Tonnen schweren Wünsdorfer Züge
mussten zeitweilig 35er genügen. Zumin-
dest 1970/71 brachten Maschinen des Bw
Elsterwerda den D 403 vom sowjetischen
Hauptquartier zum Berliner Ostbahnhof.
Für den Gegenzug D 404 waren in diesem
Abschnitt noch bis 1974 vom Bw Berlin-
Lichtenberg betreute 35er zuständig.
An den Stammzugläufen für die So-
wjetarmee und die West-Alliierten änderte
sich in den 1980er Jahren nichts. Ausnah-
men von der nun üblichen Bespannung
mit Dieselloks der Baureihe 132 bildeten
die noch bis 1993 auf dem gesamten deut-
schen Laufweg von 118ern des Bw Jüterbog
beförderten Erfurter Züge sowie der zwi-
Ganz oben: 118 356 mit Mitte: Am Bahnsteig 1.9.1994: 234 247 und schen Potsdam Stadt und Berlin-Tegel mit
sowjetischem Militärzug in Wünsdorf steht der 529 mit dem offiziell 118ern und schließlich meist Maschinen
Brest – Wünsdorf in Ber- Dm 38941 nach Moskau letzten „Russenzug“ in der Baureihen 110/112 (ab 1992: 201/202)
lin-Schönefeld (1975). bereit (Juli 1992). Berlin-Köpenick. gefahrene „Franzosenzug“.
Foto: H. Dörschel Nach der Vereinigung Deutschlands ent-
fielen zuerst die Militärreisezüge der Ame-
rikaner und Briten. Letztmalig verkehrten
40 ■ BERLIN
MILITÄRVERKEHR
BERLIN ■ 41
SCHLAGADER
S TA DT B A H N
Der S-Bahn-Verkehr erreichte nach dem Fall der Mauer recht zügig wieder ein hohes Niveau.
Ungleich zögerlicher war die Entwicklung im Fernverkehr, der 1994 östlich des Bahnhofs Zoo
wegen der Streckensanierung für knapp vier Jahre komplett eingestellt werden musste. Ab
1998 herrschte auf den Ferngleisen Hochbetrieb – es waren so viele Züge wie noch nie
42 ■ BERLIN
1989 – 2006
Großes Foto:
Bahnhof Zoo im Jahr
1992: Zu sehen sind
die 234 244 mit
einem D-Zug nach
Westen, ein Doppel-
deckerbus und die
lange Jahre an der
Brücke angebrachte
Dunlop-Reklame.
Foto: K. Koschinski
Berlin Stadtbahn
steht als Ziel auf
dem Kurswagen aus
Stuttgart (1969).
Foto: L. Rotthowe
uch in Zeiten der mit einer Mauer zementierten Teilung der im Westen ans Tageslicht zu gelangen. Auch die Rückfahrt vom
BERLIN ■ 43
234 072 mit IC 777
last“ genannte Abfertigungshalle (für die Ausreise aus der DDR) nach Karlsruhe in
zunächst ein Engpass – doch nun wegen des Massenandrangs auf- Berlin Friedrichstraße
grund der neuen Reisefreiheit. Um dem Ansturm Herr zu werden, (6. August 1992).
kontrollierten am Sinn ihres Daseins zweifelnde „Grenzorgane“
nur noch lasch oder gar nicht mehr. Blick vom Reichstags-
Eine Wiederaufnahme des durchgehenden S-Bahn-Verkehrs war ufer über den Grenz-
kurzfristig nicht realisierbar, denn die Streckengleise aus Ost und streifen hinweg auf
West endeten seit August 1961 an Prellböcken. Die bereits 1953 die Stadtbahn beim
mit Stromschiene versehenen Gleise am Fernbahnsteig A ermög- Lehrter Stadtbahnhof
lichten aber immer noch die Überführung von Zügen zwischen bei- mit 3/4-Zug aus zwei
den Teilnetzen. Prompt half die Reichsbahn den für das Westnetz BVG- und einem DR-
zuständigen Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) mit Wagen aus: Viertel (17.11.1989).
Am Abend des 10. November 1989, keine 24 Stunden nach dem
„Mauerfall“, schickte sie zwei S-Bahn-Vollzüge (also acht Vier-
telzüge) der Baureihe 275 in den Westen. Die BVG verwendete
die Fahrzeuge wegen der von ihren 275ern abweichenden Funk- bekamen die bisherigen Transitzüge am 1. Juli 1990 aber wieder
ausrüstung als mittig im Zugverband eingereihte „Passviertel“. Verkehrshalte in der DDR. Gleichzeitig wurden sie auf der Stadt-
So konnten auf der S 3 Friedrichstraße – Wannsee die bisher üb- bahn im Abschnitt Friedrichstraße – Hauptbahnhof (heute wieder
lichen Halbzüge zu Voll- oder Dreiviertelzügen verstärkt werden. Ostbahnhof) generell für Reisende freigegeben.
Als sich im Frühjahr 1990 die Mit insgesamt 20 täglichen Zugpaaren und eini-
deutsch-deutsche Währungsuni- gen saisonal bzw. an bestimmten Tagen eingesetz-
on abzeichnete, erarbeiten BVG NACH DEM FALL DER MAUER ten Zügen übertraf das Angebot auf den fünf Routen
und DR mit Hochdruck ein Kon- nach Westdeutschland im Sommerfahrplan 1990
zept für den Lückenschluss im nur geringfügig jenes vom Sommer 1989. Aller-
Bahnhof Friedrichstraße. Die dafür nötigen Gleis- und Strom- dings erschien in der Relation Berlin – Helmstedt – Köln ab 27. Mai
schienenverbindungen entstanden schließlich in einer Hauruck- 1990 ein DB-Qualitätsprodukt: Zwei die gesamte Stadtbahn befah-
Aktion. Am 2. Juli 1990 wurde der durchgehende S-Bahn-Verkehr rende D-Zug-Paare wurden zu Interregios hochgestuft, ein drittes
aufgenommen. Schrittweise verdichtete man den Fahrplan, so dass IR-Paar begann und endete am Bahnhof Zoo.
auf der gesamten Stadtbahn bald bis zu 21 Züge pro Stunde und Das Intercity-Zeitalter im Berlin-Verkehr begann am 1. August
Richtung rollten. 1990 mit dem als Triebwagen gefahrenen IC ,,Max Liebermann“
Zum Fernverkehr: Ab 2. Dezember 1989 gab es erstmals seit Berlin – Hamburg. Zum Einsatz kam ein ehemaliger TEE-Triebzug
1952 wieder Fernzüge zwischen DDR-Städten und West-Berlin, der Baureihe 601, den die Reichsbahn vom Liechtensteiner Handel-
die allerdings nicht die Stadtbahn befuhren, sondern in den Bahn- sunternehmen Jelka anmietete und in Italien aufarbeiten ließ. Leider
höfen Berlin-Wannsee, Berlin-Spandau oder Berlin-Charlotten- erwies sich die achtteilige Garnitur mit den Triebköpfen 601 006
burg ein- und aussetzten. Nach dem Abflauen der Reisewelle stellte und 015 (oder ersatzweise 601 013) als sehr reparaturanfällig, wes-
die Deutsche Reichsbahn diese Verbindungen bald ein. Mit Inkraft- halb die DR den „Max Liebermann“ schon am 30. September 1990
treten der Währungsunion und dem Wegfall der Grenzkontrollen in einen lokbespannten Zug umwandelte. Der zunächst erwogene
44 ■ BERLIN
1989 – 2006
BERLIN ■ 45
Ein 218-Doppel mit EC 175 „Hungaria“
(Hamburg – Budapest) am 2. Juli 1994
in der Nähe des Alexanderplatzes.
Foto: K. Koschinski
46 ■ BERLIN
1989 – 2006
Links: 229 171 und 143 013 mit D 2017 aus Binz bei
der Bornholmer Straße (1.11.1992). Foto: B. Schulz
BERLIN ■ 47
Ab 25. September 1994 wurde die Stadtbahn östlich des Bahn- von den Baumaßnahmen blieb der teils noch im Ursprungszustand
hofs Zoo für jeglichen Fernverkehr gesperrt, denn vorübergehend erhaltene, schon 1986/87 zur 750-Jahr-Feier Berlins restaurierte
musste hier die S-Bahn auf die Ferngleise ausweichen. Die Ge- Lehrter Stadtbahnhof, zumal er bald dem neuen zentralen Kreu-
neralsanierung der Stadtbahn begann. Fast vier Jahre zog sich die zungsbahnhof weichen musste. Dem Haltepunkt Tiergarten ver-
Verjüngungskur für den 8,8 Kilometer langen passte man ein völlig neues teil-
Abschnitt zwischen Zoologischer Garten und verglastes Bahnsteigdach.
Ostbahnhof hin, gekostet hat sie rund zwei LANGWIERIGE VERJÜNGUNGSKUR Abschnittsweise kehrte die
Milliarden Mark. Der Abschluss der im Okto- vorübergehend auf die Fern-
ber 1994 begonnenen Arbeiten war eigentlich bahngleise verlegte S-Bahn im
auf Mai 1997 terminiert, doch der Zeitplan ließ sich nicht einhal- August und Oktober 1996 auf ihre angestammte Seite zurück,
ten. Bereits im ersten Zug, der den alten Schotter abtransportierte, nun freilich in ein „neu gemachtes Bett“ ohne Schotter. Die Sa-
kam Munition aus dem Zweiten Weltkrieg zum Vorschein. Auch nierung und Elektrifizierung der Fernbahnseite schlossen sich an.
waren Gewölbe und Brücken maroder als angenommen. Fern- wie S-Bahn erhielten eine von elektronischen Stellwerken
Zuerst wurde die S-Bahn-Seite einschließlich der Bahnhöfe sa- gesteuerte Signaltechnik. Die Ferngleise verlegte man ebenfalls
niert. Dabei bekam die aus dem Jahr 1882 stammende Halle der schotterlos auf der neuen 18 Meter breiten, zu beiden Seiten des
Station Hackescher Markt wieder drei Dachlichtsättel, während Viadukts auskragenden Stahlbetonplatte. Westlich der Hallen des
die ebenfalls 1882 errichtete Halle der Station Bellevue ihre lang- ab 1998 wieder so heißenden Ostbahnhofs wurde der Viadukt mit-
gestreckte Firstlaterne aus den 1920er Jahren behielt. Ausgespart tels einer Stahlbetonbrücke um ca. 35 Meter verbreitert, um das
48 ■ BERLIN
1989 – 2006
103 mit Nachtzug D 242 Mitte links: 101 005 mit Mitte rechts: 155 mit
nach Paris im Juli 1998 IC 240 aus Krakau beim dem Talgo-Nachtzug aus
an der Museumsinsel. Bahnhof Bellevue (2005). München beim Bahnhof
Fotos: O. Bergmeier (2) Foto: K. Koschinski Alexanderplatz (1998).
BERLIN ■ 49
So sah der Bahnhof Friedrichstraße um 1900 aus. Seither
hat sich das Bahnhofsumfeld deutlich geändert.
50 ■ BERLIN
1989 – 2006
BERLIN ■ 51
Insgesamt elf Haupt-
strecken laufen aus allen
Himmelsrichtungen auf
Berlin zu, sie wurden
zwischen 1838 und 1879
eröffnet und endeten
zunachst am damaligen
Stadtrand in Kopfbahnhöfen.
Nach Eröffnung der die
Innenstadt durchquerenden
Viaduktstrecke im Jahr
1882 konnte man die
Zahl der Kopfbahnhöfe
auf fünf reduzieren.
ERLOSCHENER
GLANZ
In den frühen 90er Jahren brach der Güterverkehr in Ost- wie West-Berlin dramatisch ein.
Sämtliche Rangierbahnhöfe im Stadtgebiet wurden daraufhin geschlossen. Auch die Tonnagen
alteingesessener Privatbahnen sind heute deutlich niedriger als früher. Indes entwickelte
sich das neue „City-GVZ Westhafen“ zum wichtigsten innerstädtischen Logistikzentrum
52 ■ BERLIN
GÜTERVERKEHR
A
ls die Mauer fiel, gab es in Berlin noch 42 Gütertarif- fang 1989 kamen der Berliner Senat und das DDR-Verkehrsminis-
bahnhöfe. Das waren rund ein Drittel weniger als 1941, terium überein, das Projekt aufzugeben. Die Vereinbarung bein-
doch ermöglichten die immer noch zahlreichen Ortsgü- haltete auch den Verzicht der Reichsbahn auf teils noch genutzte
teranlagen die Feinverteilung von Einzelwagen im Stadt- Anlagen in West-Berlin, so des Anhalter Güterbahnhofs, des Ran-
gebiet. Das galt auch für West-Berlin, wenngleich etliche gierbahnhofs Tempelhof, des Güterbahnhofs Spreeufer und des
der dort etwa 20 Güterbahnhöfe der DR nurmehr unregelmäßig be- bis 1985 (mit Rangierfahrten durch Ost-Berlin) im Güterverkehr
dient wurden. Die Stückgutabfertigung hatte die Deutsche Reichs- bedienten Görlitzer Bahnhofs. Andererseits sollten der Container-
bahn bereits stark konzentriert, im Westen fand Stückgutumschlag terminal auf dem Hamburg und Lehrter Bahnhof (HuL) großzügig
seit 1987 einzig auf dem Gbf Moabit statt. erweitert werden sowie neue Umschlaghallen auf dem Güterbahn-
Für die Zugbildung unterhielt die DR zur „Wendezeit“ im Ber- hof Moabit entstehen.
liner Stadtgebiet noch die großen Rangierbahnhöfe Pankow, Schö- In Ost-Berlin sah die DR unter anderem die Einrichtung eines
neweide und Wuhlheide sowie den West-Berliner Rbf Grunewald. Containerzentrums auf dem Güterbahnhof Berlin Nordost und die
Am bedeutsamsten waren indes längst die außerhalb der Stadt Erweiterung des Rangierbahnhofs Wuhlheide vor. Aber nach dem
gelegenen Rangierbahnhöfe Seddin und Wustermark; beide hat- Ende der DDR brach der Schienengüterverkehr, einhergehend
ten mittlerweile auch überregionale Aufgaben des Rbf Grunewald mit dem Niedergang der Ost-Berliner Industrie, dramatisch ein.
übernommen. Der geplante Bau eines zentralen Rangierbahnhofs Außerdem führte das Auslaufen der Berlin-Förderung zu einem
für West-Berlin auf dem Schöneberger Südgelände unterblieb. An- deutlichen Rückgang der industriellen Produktion in West-Berlin.
BERLIN ■ 53
Folglich wurden fast alle Neu- und Ausbaupläne der
Reichsbahn für den Güterverkehr obsolet. Vielmehr
kam es zu einem regelrechten Kahlschlag, dem bis
zum Jahr 2004 gut die Hälfte der 1990 betriebenen
Güterbahnhöfe zum Opfer fielen, darunter der Ost-
güterbahnhof und der Wriezener Güterbahnhof. Auf
dem Areal des erstgenannten entstand die riesige
Veranstaltungshalle O2-World (heute Mercedes-
Benz-Arena). Auf dem ebenfalls sehr ausgedehnten
Gelände des Wriezener Güterbahnhofs siedelten sich
Bau- und Supermärkte an. Die Ende 2009 eingeleite-
te neuerliche Schließungswelle überlebten nur we-
nige Ortsgüterbahnhöfe.
Die vier großen Rangierbahnhöfe im Stadtge-
biet sowie die Reste des Rangierbahnhofs Tem-
pelhof wurden bereits in den 1990er Jahren auf-
gelassen. Zugbildungsaufgaben sind noch dem
innerhalb der Stadtgrenzen am östlichen Außen-
ring gelegenen Güterbahnhof Berlin Nordost ver-
blieben. Den Rangierbahnhof Wustermark hat-
te DB Cargo zum Satellitenbahnhof des Rangier-
bahnhofs Seddin degradiert; im Jahr 2008 kaufte
das mehrheitlich zur Havelländischen Eisenbahn
(HVLE) gehörende Rail & Logistik-Center Wus-
termark die weitgehend verwaisten Anlagen auf,
54 ■ BERLIN
GÜTERVERKEHR
BERLIN ■ 55
Ganz unten: 285 117 von Captrain verlässt am 2. Juni Gesundbrunnen: 106 267 hat am 26. Juli 1985 auch
2014 den Bahnhof Neukölln mit einem leeren Kieszug. zwei neue Steuerwagen des Typs NE 81 am Haken, die
Foto: M. Krolop von der Waggon Union für die SWEG gefertigt wurden.
Die 232 903 fährt im Juni 2010 mit einem leeren Kohle-
zug vom Westhafen kommend in Moabit ein.
Fotos: B. Schulz (2)
56 ■ BERLIN
GÜTERVERKEHR
auf der Schiene freilich Mitte der 1990er Jahre erreicht. Vor allem GmbH genutzt; im Übrigen pausieren dort insbesondere an Wo-
die Transporte vom und zum Logistikzentrum Süd, eingerichtet für chenenden Lokomotiven zahlreicher privater Unternehmen. Re-
die Großbaustellen am Potsdamer Platz, bescherten der Eisenbahn lativ geschäftig geht es auch noch im am Südring gelegenen Gü-
in Berlin einen Anstieg des Güterumschlags von terbahnhof Neukölln zu:
7,5 Millionen Tonnen im Jahr 1993 auf zwölf Zum einen verzweigen
Millionen Tonnen im Jahr 1996. Danach sank ALTEINGESESSENE PRIVATBAHNEN sich hier die Strecken zum
das Aufkommen stark, 2004 schrumpfte es auf Güterbahnhof Treptow
unter vier Millionen Tonnen! Erst 2010 setzte und Richtung Baumschu-
ein anhaltender Aufwärtstrend ein, aber mit 6,9 Millionen Tonnen lenweg, zum anderen dient er als Übergabebahnhof zwischen der
im Jahr 2014 hat der Güterumschlag noch nicht mal das Volumen DB und der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn (NME) sowie der
des schon vom Niedergang geprägten Jahres 1993 wieder erreicht Industriebahn-Gesellschaft Berlin (IGB). Die DB leitet die Züge
– geschweige denn das der 1980er Jahre. vom Gbf Neukölln aus teils via Baumschulenweg auf die Görlitzer
Lebhafter Güterverkehr herrscht im Stadtgebiet auf dem nörd- Bahn, teils auf dem Südring bis Tempelhof und von dort auf die An-
lichen Innenring. Wegen der offenbar höheren Trassenpreise auf halter Bahn. Auf dem Südringabschnitt zwischen Tempelhof und
dem Außenring wird er häufig auch von Zügen befahren, die den Halensee fahren seit vielen Jahren keine Güterzüge. Die mehrfach
Berliner Raum im Transit durchqueren. Zum regen Betrieb auf dem verschobene Wiederinbetriebnahme für den Güterverkehr soll nun
Nordring trägt das allerdings nicht direkt an ihn angebundene „City- im Herbst 2016 erfolgen, erst später die Elektrifizierung.
GVZ Westhafen“ bei: Dort beginnende Güterzüge fahren östlich Die eben erwähnte Industriebahn-Gesellschaft Berlin wurde
des Hafenbereichs unter dem Nordring hindurch zum ehemaligen 1988 vom Land Berlin zur Koordinierung des Betriebs der da-
Containerbahnhof HuL, wo sie die Fahrtrichtung wechseln, um mals 16 in West-Berlin existenten Privat-, Werk- und Anschluss-
zum Güterbahnhof Moabit zu gelangen und von dort die Fahrt bahnen gegründet. Sie gehört heute zur Captrain-Unternehmens-
fortzusetzen (ebenso umständlich müssen im Westhafen endende gruppe und betreibt außer Strecken der ehemaligen Industriebahn
Züge manövrieren). Neukölln noch Anschlussbahnen im Bezirk Spandau, so die vom
Der in privater Regie weiter betriebene Güterbahnhof Greifs- DB-Güterbahnhof Ruhleben zum Kohlekraftwerk Reuter. Einst
walder Straße am östlichen Innenring wird unter anderem für Ze- verband diese Anschlussbahn den Gbf Ruhleben auch mit dem
menttransporte zum benachbarten Betonwerk der Deuna Zement elektrifizierten Streckennetz der Siemens-Güterbahn, die den elek-
BERLIN ■ 57
232 309 in Farbgebung der
East-West-Railways fährt am
26. August 2014 mit einem
Ganzzug in Neukölln ein.
Foto: M. Krolop
trischen Betrieb mit werkseigenen Elloks (darunter die aus einer Im Jahr 2006 firmierte das inzwischen überregional auf DB-Stre-
Hälfte der Schnellfahr-Versuchslokomotive von 1902 entstandene cken agierende Eisenbahnverkehrsunternehmen in Havelländische
Lok 3) Ende September 1988 einstellte. Eisenbahn AG (HVLE) um.
Erinnert sei auch an die ebenfalls elektrifizierte, im Volksmund Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA)
„Bullenbahn“ genannte Industriebahn Oberschöneweide. Sie bedien- führt den Betrieb auf eigenen Gleisanlagen im Westhafen und
te vom Rangierbahnhof Schöneweide aus zahlreiche Werkanschlüsse. im Spandauer Südhafen sowie auf der Anschlussbahn vom Gü-
Der elektrische Betrieb endete 1995, der mit einem Zwei-Wege-Uni- terbahnhof Ruhleben zum Südhafen durch. Zum Teil befördern
mog aufrechterhaltene Restbetrieb wurde 1996 eingestellt. BEHALA-Loks auch die Züge zwischen dem Westhafen und dem
Stark zurückgegangen ist das Verkehrsaufkommen der Neu- Güterbahnhof Moabit, wobei wie schon erwähnt das Kopfmachen
kölln-Mittenwalder Eisenbahn. Mit Stilllegung des Heizkraftwerks im Bahnhof HuL nötig ist.
Rudow entfielen im Jahr 2003 die Kohletransporte, mit Aufgabe der Hauptsächlich Schienenpersonennahverkehr im Raum Berlin
Hausmüllsortierung im BSR-Müllwerk an der Gradestraße Ende und in Ostbrandenburg betreibt die heute zum Captrain-Konzern
2011 auch die Mülltransporte. Verblieben sind der NME Baustoff- gehörende Niederbarnimer Eisenbahn (NEB). Unter anderem die-
transporte zu einem Gleisanschluss am Bahnhof Teltowkanal und seln ihre Triebwagen auf der RB 27 Berlin-Karow – Basdorf – Groß
die Bedienung des Tanklagers in Rudow. Schönbeck bzw. Wensickendorf, dabei befahren sie ab Schönwalde
Die am Güterbahnhof Berlin-Spandau Johannisstift ansässige die der NEB rückübereignete „Heidekrautbahn“. Auf der Strecke
Osthavelländische Eisenbahn AG (OHE) verlor bereits 2001 mit von Basdorf in Richtung Berlin-Wilhelmsruh bedient die NEB im
Stilllegung des Kraftwerks Oberhavel ihr Hauptfrachtgut Kohle, Güterverkehr das Stadler-Werk Pankow. Im Übrigen sind, vom
somit endete nördlich von Johannisstift der Betrieb auf der einst Personenverkehr hier ganz abgesehen, im Berliner Raum zahl-
bis Bötzow führenden Stammstrecke. Mittlerweile sind auch die reiche überregional agierende „Privatbahnen“ auf DB-Gleisen im
im Gbf Johannisstift abzweigenden Anschlussbahnen stillgelegt. Güterverkehr präsent.
58 ■ BERLIN
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EMW 340 im Bahnhof Friedrichstraße
Die Reisenden im Bahnhof Friedrichstraße haben nicht
schlecht gestaunt, als sie am 6. Oktober 1957 einen
Autotransportwagen beladen mit einem EMW 340
des VEB Automobilwerk Eisenach am Bahnsteig er-
blickten. Der EMW 340 diente als Blickfang bei der
Präsentation der neuen Güterwagenbauart der Deut-
schen Reichsbahn.
Foto: Historische Sammlung der DB AG
NICHT
ALLTÄGLICHES
Sonderzug zum Tag des Kindes 1965
Einen fünfteiligen Doppelstock-Glie-
derzug Typ DGB 12 und zwei vierteili-
ge Doppelstock-Garnituren Typ DB 13
hat die V 180 074 am Tag des Kindes
1965 in Tegel am Haken, der in der
DDR am 1. Juni gefeiert wurde. Weil
dieser Tag 1965 auf einen Dienstag
fiel, fanden die Sonderfahrten am dar-
auffolgenden Samstag (5. Juni) statt.
Foto: Slg. Garn
60 ■ BERLIN
F OTO R A R I T Ä T E N
Straßentransport
Am 29. September 1953
wird ein Eilzugwagen
3. Klasse mit Speiseraum
vom in Spandau ansässi-
gen Berliner Traditions-
hersteller Orenstein &
Koppel zur Industrieaus-
stellung gebracht, die bis
11. Oktober 1953 dauerte.
Foto: Slg. Garn
BERLIN ■ 61
PILZ
MIT
M E G A-
K N OT E N
Die Idee, dass Berlin erstmals einen zentralen
Fernbahnhof bekommen soll, setzte sich
nach langen Diskussionen Anfang der 1990er
Jahre durch. Dort, wo die weitgehend im
Tunnel geführte neue Nord-Süd-Fernbahn
die Stadtbahn kreuzt, wurde bis 2006 der
repräsentative Hauptbahnhof errichtet – eine
grandiose Stahl-Glas-Konstruktion
Halle/Leipzig
Erfurt Dresden
München Prag
62 ■ BERLIN
DIE NEUE ÄRA
n den frühen 1990er Jahren stritten Planer, Politiker und Beginn an ergänzend weitere Fernbahnhöfe und bezog den Innen-
BERLIN ■ 63
Entwürfe für eine die Stadtbahn kreuzende Schienenverkehrsachse Röhren verläuft. Nach Unterfahrung des Landwehrkanals führen
datieren bereits von 1909, eingereicht von Teilnehmern des Wett- südlich des U-Bahnhofs Gleisdreieck 30-Promille-Rampen aus
bewerbs „zur Erlangung eines Grundplanes für die Bebauung von dem 3,6 km langen Tunnel an die Oberfläche. Im Bahnhof Südkreuz
Groß-Berlin“. In verschiedenen Varianten lebte das Projekt immer unterquert die Strecke den Südring und teilt sich beim Prellerweg
wieder auf, realisiert wurde es im Zeitraum von 1995 bis 2006 als (nahe des S-Bahnhofs Priesterweg) in die ab hier separaten Trassen
Kernstück des Pilzkonzepts. der Anhalter und Dresdener Bahn auf. Wann die zur Anbindung des
Die rund acht Kilometer lange viergleisige Nord-Süd-Strecke Flughafens „Berlin-Brandenburg“ wichtige Dresdener Bahn durch
für den Fern- und Regionalverkehr verknüpft die über Lichtenrade für den Fern- und
den nördlichen Innenring führenden Radialstrecken Regionalverkehr wieder auf-
aus Hamburg, Hannover sowie Rostock/Stralsund/ GLASPALAST AN DER SPREE gebaut wird, ist aber im Jahr
Stettin mit der Anhalter und der Dresdener Bahn. 2015 noch immer unklar.
Die Verbindungskurve vom Ring aus Richtung Ge- Bloß ein nüchterner Zweck-
sundbrunnen überquert auf einer „Overfly“ genannten, 570 Meter bau sollte Berlins neuer zentraler Fernbahnhof keinesfalls sein. Al-
langen und über Geländeniveau bis zu elf Meter hohen Spannbe- lein schon der historische Ort verpflichtete dazu, Herausragendes
tonbrücke den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, das Friedrich- zu schaffen – galt doch der alte Lehrter Bahnhof mit seiner neo-
Krause-Ufer, die Perleberger Straße (die ihrerseits die Lehrter Bahn barocken Architektur als Schloss unter Berlins Bahnhöfen. Auch
überquert), sodann die Gleise zum 2003 aufgelassenen Container- aufgrund der exponierten Lage in der Nähe von Bundestag, Kanz-
Umschlagbahnhof „HuL“ an der Heidestraße. Anschließend senkt leramt und Ministerien kam dem Bauwerk eine Schlüsselrolle zu:
sich die Strecke ab und vereinigt sich vor dem Eingang zum Tun- als besonders repräsentatives Beispiel für den neuen Typ Groß-
nel mit der Lehrter Bahn, ergo der Verbindungskurve aus Richtung stadtbahnhof mit attraktiven Bereichen für Einzelhandel, Dienst-
(Spandau –)Jungfernheide. Kurz hinter dem Tunneleingang weitet leistung und Gastronomie.
sich die Strecke zum in Tieflage achtgleisigen Hauptbahnhof aus. Als architektonisches Highlight des nach ihren Angaben „größ-
Unmittelbar danach unterquert sie die Spree und führt in vier ein- ten Kreuzungsbahnhofs Europas“ preist die Deutsche Bahn die
gleisigen Tunnelröhren unter dem Großen Tiergarten bis zum Re- lichtdurchflutete Ost-West-Halle. 23 tragende Bögen und bis zu
gionalbahnhof Potsdamer Platz, hinter dem sie wiederum in vier 68 mm dicke Stahlseile halten die netzartige Dachkonstruktion mit
64 ■ BERLIN
DIE NEUE ÄRA
ihren 8500 Glasscheiben stabil. Auf 321 Metern Länge überspannt terstreicht. Durch Lichtschächte fällt auch auf
die in der Mitte 17 Meter hohe und maximal 68 Meter breite Halle die unteren Bahnsteige Tageslicht. Der 60 Meter hohe
sechs Stadtbahngleise. Nach dem Entwurf der Architekten Gerkan, Turm neben der imposanten Hallenkonstruktion dient indes einem
Marg & Partner sollte sie eigentlich 430 Meter lang werden. Doch bahnfremden Zweck: Er umschließt den Abluftschornstein des par-
mit dem Argument, nur in einer gestutzten Variante ließe sich der allel zum Eisenbahntunnel verlaufenden Straßentunnels.
auf die Fertigstellung zur Fußball-WM 2006 ausgerichtete Bauab- Etwa 15 Meter unter Geländeniveau (in der Ebene -2) liegen an
lauf einhalten, hatte Bahnchef Hartmut Mehdorn Ende 2001 ent- vier jeweils 430 Meter langen Mittelbahnsteigen die acht Gleise der
schieden, die Halle zu verkürzen. Nun wirkt sie besonders östlich Nord-Süd-Verbindung. Anders als von den Architekten vorgesehen,
der beiden 46 Meter hohen Bügelbauten, die das Dach überbrü- ist die Decke des Tiefbahnhofs nicht als an eine Kathedrale erin-
cken, irgendwie zu kurz geraten. nernde Gewölbekonstruktion, sondern als gewöhnliche Flachdecke
Ob die Verkürzung tatsächlich notwendig war, um den Zeitplan ausgeführt. In Parallellage zum Tiefbahnhof der DB befindet sich
einzuhalten und ob dadurch Kosten eingespart wurden, ist umstritten. der Bahnsteig der im August 2009 als U 55 in Betrieb genommenen
Zum einen erforderte sie eine Umkonstruktion von Bauteilen und U-Bahn-Strecke zum Bundestag und zum Brandenburger Tor. Die
eine Neuberechnung der Statik. Zum anderen waren, als der Bahn- Bauarbeiten für den Abschnitt bis zum Alexanderplatz, mithin zum
chef das „Schrumpfdach“ verordnete, elf Stahlbögen und rund 3000 Anschluss an die U 5 nach Hönow, dauern wohl noch bis ins Jahr
spezielle Glasscheiben für die längere Version bereits produziert. 2020 an. Unmittelbar östlich der U-Bahn-Station wurde der Bau
Diese Bauteile wurden in der Nähe des Ostbahnhofs eingelagert. Die eines S-Bahn-Bahnsteigs für die „S 21“ vom Nordring zum Haupt-
DB lehnte die vom Land Berlin geforderte und auch vom Verkehrs- bahnhof vorbereitet, die vielleicht 2018 in Betrieb geht und irgend-
ausschuss des Bundestags befürwortete nachträgliche Verlängerung wann weiter via Potsdamer Platz zum Südring führen soll.
des Daches jedoch mehrfach ab, weil sie (nach Bahnangaben von Auf drei Zwischengeschossen (Ebenen -1, 0 und +1) wartet der
Mitte 2013) rund 100 Millionen Euro kosten würde und dafür eine Bahnhof mit einem breit gefächerten Branchenmix aus Geschäf-
anderthalbjährige Sperrung der Stadtbahn nötig sei. ten, Gastronomie und Serviceeinrichtungen auf. Insgesamt bietet
In die Bügelbauten eingehängt ist das 160 Meter lange und er 15 000 Quadratmeter Gewerbefläche. Zehn Meter über Gelände-
40 Meter breite Dach der die Stadtbahn kreuzenden Bahnhofshalle, niveau (in der Ebene +2) befinden sich die beiden 430 Meter langen
die architektonisch den Verlauf der in Tieflage verlegten Gleise un- Fern- und Regionalbahn-Bahnsteige sowie der Bahnsteig für die
BERLIN ■ 65
Der Tiefbahnhof mit
den Gleisen der Nord-
Süd-Verbindung.
Links oben: 25 m
beträgt der Höhen-
unterschied vom
Tiefbahnhof zur
Stadtbahnebene.
„Glaspalast an der
Spree“: Haupteingang.
S-Bahn in der Ost-West-Halle. Obwohl Höhenunterschiede von bis siges Empfangsgebäude, dessen rund 7000 Quadratmeter großes
zu 25 Metern zu bewältigen sind und die Reisenden beim Umstei- vorkragendes Dach zwei gläserne Baukörper mit Geschäften und
gen bis zu 400 Meter zurücklegen müssen, preist die DB die rie- DB-Reisezentrum sowie den Querbahnsteig überspannt.
sige Station als „Bahnhof der kurzen Wege“. 54 Rolltreppen, sechs
Panoramalifte, zehn weitere Personen- und sieben Lastenaufzüge BAHNHOF POTSDAMER PLATZ
sowie zahlreiche feste Treppen verbinden die Bahnhofsebenen.
Außerdem gibt es Aufzüge für Rettungskräfte und die Feuerwehr. Auf dem jahrzehntelang verödeten Platz im Schatten der Ber-
liner Mauer ist mit der „Daimler-Sony-City“, Multiplex-Kinos,
NORDKREUZ/BAHNHOF GESUNDBRUNNEN einem Musical-Theater und anderen Gebäudekomplexen erneut
ein vitales Hauptstadtquartier entstanden. Unmittelbar neben dem
Der etwas missverständliche Begriff „Nordkreuz“ bezeichnet kei- gleichnamigen S-Bahnhof im alten Nordsüd-Tunnel befindet sich
nen Kreuzungsbahnhof, sondern den komplexen Schienenver- der mit dem Bau des neuen Eisenbahntunnels errichtete Regional-
kehrsknoten im Bereich Gesundbrunnen/Bornholmer Straße. Ni- bahnhof Potsdamer Platz. Er hat vier 20 Meter unter dem Straßen-
veaufreie Gleisverbindungen ermöglichen dort Zugfahrten prak- niveau gelegene Gleise an zwei Mittelbahnsteigen. Die Fußgän-
tisch von jeder Strecke in jede Richtung – für S-Bahn, Regional- gerpasserelle eine Etage darüber führt direkt zur „Daimler-Sony-
und Fernbahn. So gelangen Züge aus Rostock und Stralsund über City“ und ermöglicht den bequemen Übergang zur S-Bahn. Sie
den Bahnhof Gesundbrunnen südwärts zum Hauptbahnhof, alter- soll eines fernen Tages auch den Übergang zur bereits im Roh-
nativ können sie über den Innenring westwärts Richtung Spandau bau errichteten Station der als U 3 geplanten U-Bahn-Linie von
oder ostwärts Richtung Lichtenberg geleitet werden. Zudem ist Weißensee via Alexanderplatz zum Adenauerplatz ermöglichen.
via Gesundbrunnen, den östlichen Innenring und die Verbindung Hingegen gibt es keinen unterirdischen Umsteigeweg zum 1993
Frankfurter Allee – Rummelsburg das Berliner ICE-Werk erreich- wiedereröffneten Bahnhof der heutigen U 2 Ruhleben – Pankow.
bar, insbesondere auch vom Fernbahntunnel aus. Gläserne Pavillons überdachen die Bahnhofszugänge.
Im Bahnhof Gesundbrunnen treffen sich an den beiden Rich-
tungsbahnsteigen für die S-Bahn die Linien der Nordsüdbahn (über BAHNHOF SÜDKREUZ
Friedrichstraße) und des Vollrings. Drei parallel zur S-Bahn ange-
ordnete Bahnsteige dienen dem Fern- und Regionalverkehr, davon Als dritter großer Knotenpunkt gemäß dem Pilzkonzept entstand
hat einer die ICE-gerechte Länge von 405 Metern. Weder das ur- im Bereich des ehemaligen S-Bahn-Bahnhofs Papestraße, im
sprünglich vorgesehene fünfgeschossige Bahnhofsgebäude noch Schnittpunkt der Anhalter und Dresdener Bahn mit der südlichen
eine auf zwei Etagen abgespeckte Variante wurden aber verwirk- Ringbahn der Turmbahnhof Südkreuz. Als für den Südraum Ber-
licht. Erst in den Jahren 2013 bis 2015 entstand ein eingeschos- lins bedeutender Fern- und Regionalbahnhof trägt er entschei-
66 ■ BERLIN
DIE NEUE ÄRA
dend dazu bei, dass sich die Verkehrsströme nicht allzu geballt
am Hauptbahnhof konzentrieren. Aufgrund seiner günstigen Lage
zum Autobahnkreuz Schöneberg sollte er über den Nord-Süd-Glei-
sen zwei Parkhäuser mit rund 2600 Stellplätzen für Pkw erhalten.
Deshalb wurde die untere Bahnhofsebene mit riesigen Betonplat-
ten überdacht, deren Aufstockung mangels Investoren jedoch un-
terblieb. Zunächst dient nur der südliche Teil der Dachfläche als
Parkdeck mit ca. 200 Stellplätzen.
Auf der unteren Ebene stehen an drei je 405 Meter langen Bahn-
steigen sechs Gleise für den Fern- und Regionalverkehr zur Verfü-
gung. Daneben liegen die zwei Gleise am S-Bahn-Bahnsteig für die
S 2 Bernau – Blankenfelde und die S 25 Hennigsdorf – Teltow Stadt.
Auf der oberen Ebene befindet sich in einer 183 Meter langen und
47 Meter breiten Halle der S-Bahn-Bahnsteig für die Ringbahn-
linien. Im Gegensatz zu dieser großflächig verglasten Halle sind
die Eingangshallen auf Geländeniveau, in denen man ebenfalls
„shoppen und schlemmen“ kann, nicht sonderlich repräsentativ.
Die Deutsche Bahn kürte Berlin Südkreuz zum „Zukunftsbahnhof“, In den Jahren 1997 und 1998 wurde der neue Spandauer Bahnhof in
um innovative Mobilitäts-, Informations- und Energiekonzepte zu Betrieb genommen (RB nach Rathenow, 2000). Foto: K. Koschinski
erproben. 2014 wurden auf dem Dach eine Windkraftanlage und
eine Photovoltaikanlage montiert, die Strom für die Aufladung von Ganz oben: Regionalzug Richtung Ostbahnhof überquert beim Haupt-
Elektroautos und Elektrofahrrädern erzeugen. bahnhof den Landwehrkanal (2007). Fotos: V. Emersleben (4)
BERLIN ■ 67
BAHNHOF SPANDAU
Schon die Preußischen Staatseisenbahnen wollten anno 1902 den
Personenbahnhof Spandau von der östlichen auf die westliche Ha-
velseite verlegen. Gut 90 Jahre später verwirklichte die Deutsche
Bahn das Projekt als Teil der Schnellfahrstrecke Berlin – Hanno-
ver, womit die Spandauer endlich einen Fernbahnhof im Bezirks-
zentrum am Rathaus bekamen. Am 19. Mai 1997 nahm die DB
zunächst einen der beiden Bahnsteige für den Fern- und Regio-
nalverkehr in Betrieb, schließlich am 30. Dezember 1998 auch
den S-Bahn-Bahnsteig. Über allen drei Bahnsteigen (bzw. sechs
Gleisen) wölbt sich die vom Architektenbüro Gerkan, Marg und
Partner entworfene Halle mit vier unterschiedlich langen Tonnen-
dächern. Die Gesamtlänge der Dachkonstruktion beträgt 430 Me-
ter. Entlang der Hallensüdseite verläuft ein Gütergleis. Erschlossen
wird der Bahnhof durch eine ebenerdige Passage mit Ladenzonen
und Reisezentrum.
Vom alten Fernbahnhof östlich der Havel ist nur der Emp-
fangsbau der einstigen Berlin-Hamburger Eisenbahn übrig ge-
blieben. An dem ehrwürdigen Bau befindet sich der Haltepunkt
Stresow der S-Bahn, der Blick von dort auf das denkmalge-
schützte Gebäude ist leider durch eine hohe Lärmschutzwand
verstellt.
Mit einer grandiosen Lasershow und Feuerwerk feierte die
DB am Abend des 26. Mai 2006 die Eröffnung des neuen Ber-
liner Hauptbahnhofs. Am 28. Mai, zwölf Tage vor Anpfiff der
Fußball-WM 2006, meisterte sie in der Hauptstadtregion ohne
gravierende Probleme die größte Fahrplanumstellung seit Wie-
derinbetriebnahme der sanierten Stadtbahn im Jahr 1998. Neben
dem Hauptbahnhof gingen nun auch die Fernbahnhöfe Gesund-
brunnen und Südkreuz regulär in Betrieb. Im Berliner Stadtge-
biet wurden außerdem die Regionalbahnhöfe Potsdamer Platz,
Jungfernheide (am Nordring) und Lichterfelde Ost (an der An-
halter Bahn) eröffnet.
68 ■ BERLIN
DIE NEUE ÄRA
Unten: ODEG-Trieb-
wagen im Bahnhof
Potsdamer Platz
der Nord-Süd-Ver-
bindung (2013).
Fotos:
V. Emersleben (2)
BERLIN ■ 69
Die 103 222 von Rail-
Adventure überführte
am 13. Juni 2015 auf
dem Innenring beim
Bahnhof Westend eine
umspurbare Talgo-Gar-
nitur der RZD (vorge-
sehen für den Einsatz
zwischen Moskau und
Berlin) in Richtung
Süden.
Foto: Ch. Grimm
70 ■ BERLIN
DIE NEUE ÄRA
Unten: Gesundbrunnen
im Juli 2009: Der leih-
weise in Berlin einge-
setzte 423 660 fährt
nach Südkreuz.
Fotos: V. Emersleben (2)
Zäsur, denn damit entfiel der einzige Direktzug zwischen Berlin Fernverkehrs nach Dresden, sondern auch für die Anbindung des
und dem ehemaligen Breslau. Flughafens Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ (kurz BER) mit-
Hier nicht zu erläuternde Gründe führten Mitte August 2014 zur tels im 15-Minuten-Takt verkehrender Airport-Express-Züge vom
abrupten Einstellung des seit dem Jahr 2000 saisonal angebotenen Hauptbahnhof. Wenn der Flughafen (nach mehrmals verschobenen
privaten „Berlin Night Express“ zwischen Berlin und Malmö (via Terminen) nun wie vorgesehen im Jahr 2017 oder etwas später in
die Fährroute Sassnitz – Trelleborg). Erfreulicherweise lebte er im Betrieb geht, müssen diese zunächst nur halbstündlich fahrenden
Sommer 2015 wieder auf, sein weiteres Schicksal ist bei Redakti- Züge sicher noch den Umweg über die Anhalter Bahn durch Lich-
onsschluss für dieses Heft nicht absehbar. Doch aller Voraussicht terfelde, die Verbindungskurve bei Genshagener Heide und den
nach gestrichen wird zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 der Außenring nehmen.
CNL „Capella“ Berlin – München, womit der Bahnhof Zoo seinen Strittig ist seit vielen Jahren vor allem, ob die Strecke durch den
letzten Fernverkehrshalt verliert. Autos befördert der „Capella“ be- Ortsteil Lichtenrade ober- oder unterirdisch verlaufen soll. Die An-
reits seit April 2014 nicht mehr, er war der letzte Zug, auf den in wohner fordern vehement einen Tunnel, während die DB wegen der
Berlin-Wannsee Autos verladen wurden. dafür auf mindestens 130 Millionen
Der schon erwähnte „Trans-European Euro bezifferten Mehrkosten weiter-
Express“ verkehrte anfangs drei bis VIA DRESDENER BAHN ZUM BER hin eine oberirdische Lösung anstrebt.
fünf Mal pro Woche, wohl auch wegen Selbst wenn die DB sich durchsetzt,
der schwächeren Nachfrage infolge der ist (so der Stand 2015) mit einer In-
Ukraine-Krise reduzierten die Russischen Eisenbahnen (RZD) das betriebnahme der Strecke frühestens 2023 zu rechnen.
Angebot auf ein oder zwei Fahrten wöchentlich. Aber seit Mitte Schon seit Herbst 2011 betriebsbereit ist dagegen der Flugha-
Juni 2015 fährt der in Berlin durch den Nord-Süd-Tunnel geleitete fenbahnhof. Im Westen ist er über die sich bei Selchow gabelnden
Zug in einer um zwölf Stunden versetzten Zeitlage und stellt somit Neubautrassen der Fern- und Regionalbahn sowie der S-Bahn an
wieder eine Nachtverbindung zwischen Berlin und Paris her, ab den Außenring angebunden. Während die S-Bahn-Gleise im Tun-
Dezember 2015 soll er dreimal wöchentlich fahren. In der Relation nelbahnhof enden, setzt sich die Fern- und Regionalbahntrasse ost-
Berlin – Moskau will die RZD künftig außerdem komfortable Züge wärts fort und mündet in Höhe Bohnsdorf/Grünau in die Görlitzer
des spanischen Herstellers Talgo einsetzen, deren Radsätze sich an Bahn. Der Bahnhof liegt direkt unter dem Flughafenterminal und
die unterschiedlichen Spurweiten anpassen lassen. Sieben Garni- hat sechs Bahnsteiggleise. Von den drei Mittelbahnsteigen dienen
turen mit je 20 Wagen sind geliefert, davon drei mit Spurwechsel- zwei (mit einer Länge von 405 Metern) der Fern- und Regional-
radsätzen. Testfahrten mit einer im Berliner Talgo-Werk betreuten bahn, einer der S-Bahn. Bereits jetzt fahren auch ICE-Garnituren
Garnitur haben im Juni 2015 begonnen. Das Talgo-Werk an der War- zum Flughafenbahnhof, um den Tunnel zu belüften. Jedoch soll
schauer Straße wurde für die Wartung der ab 1994 zwischen Berlin der BER nur mit einzelnen ICE- und IC-Zügen ans Fernverkehrs-
und Bonn sowie München (zuletzt bis Dezember 2009 in den Re- netz angebunden werden.
lationen Hamburg – München und Berlin – München) eingesetzten
Talgo-Züge der DB errichtet. Dem Werk obliegt auch die Wartung
anderer im Nachtverkehr eingesetzter Wagen. Wann der natürlich
auch von der Zulassung abhängige Planeinsatz der Talgo-Züge be-
ginnt, ist offen. Fest steht hingegen der Termin für eine Änderung
im Fernverkehr, die die Berliner Stadtbahn entlastet. Im Dezember
2015 werden die ICE-Züge der Linie Berlin – Köln/Bonn in den ja
bei Weitem nicht ausgelasteten Nord-Süd-Tunnel verlegt.
Das wichtigste bisher nicht übers Planungsstadium hinausge-
kommene Projekt im Rahmen des Pilzkonzepts ist der Wieder-
aufbau der Dresdener Bahn zwischen Berlin Südkreuz und dem
Außenring. Wichtig ist er nicht bloß zur Beschleunigung des
BERLIN ■ 71
ANGESCHLAGENER
MYTHOS as größte Verkehrsaufkommen
72 ■ BERLIN
S-BAHN
nikowski
): Slg. J. Ja
Foto (1957
Baureihe 275 mit Pass-
viertel im Schaffnerbetrieb
(Großgörschenstraße, 1985).
Foto: K. Koschinski
Nur die Südring-Spitzkehre zum Potsdamer Spandau und Spandau West – Staaken, 1951 Den Verkehr musste die DR mit einem
Bahnhof und die Nordringkurve Charlot- außerdem die über die Stadtgrenze hinaus stark dezimierten Fahrzeugpark bewälti-
tenburg – Westend blieben dauerhaft still- führenden Strecken bis Falkensee und Tel- gen. Nach Rückkehr von ca. 70 Viertelzü-
gelegt; auch die 1933 für die so genannten tow. Dadurch konnte auf West-Berliner gen aus der Sowjetunion sowie dem Zu-
Bankierszüge elektrifizierten Ferngleise Gebiet der dampfbetriebene Vorortverkehr gang von sieben Viertelzügen der ehema-
zwischen Potsdamer Bahnhof und Zeh- aufgegeben werden. ligen Wehrmachtsbahn Peenemünde (ein-
lendorf gingen nicht wieder ans Gleich- Rein politisch bedingt war die im De- gereiht zunächst als ET/EB 167) zählten ab
stromnetz. zember 1952 abgeschlossene Elektrifizie- 1953 wieder rund 750 aus je zwei Wagen
Im geteilten, aber noch nicht durch eine rung der Gütergleise zwischen Schönhau- gebildete Viertelzüge zum Bestand, davon
Mauer gespaltenen Berlin blieb die S-Bahn ser Allee und Pankow; die „Stalin-Kurve“ ca. 430 ET/EB 165 der von 1927 bis 1931
das Rückgrat des Nahverkehrs. Neuelektri- ermöglichte S-Bahn-Zugläufe vom Ost- beschafften Stadtbahnbauart. Da dem 1959
fizierungen machten kriegsbedingte Stillle- ring nach Blankenburg (an der Bernauer erschienenen Prototyp der neuen Baurei-
gungen mehr als wett. Im Osten erreichte Strecke), ohne den Französischen Sektor he 170 mit Jakobs-Drehgestellen keine
die Stromschiene 1948 Strausberg und zu berühren. Ab Juni 1956 fuhren S-Bahn- Serie folgte, musste die DR den Verkehr
1951 Königs Wusterhausen. In West-Berlin Züge bis Strausberg Nord, dem Standort des weiterhin mit Altbaufahrzeugen bewälti-
elektrifizierte die DR eingleisige Abschnit- DDR-Verteidigungsministeriums. Damit gen. Viele wurden in den sechziger, siebzi-
te ehemaliger Fernstrecken: 1948 Zehlen- umfasste das mit Gleichstrom betriebene ger und achtziger Jahren rekonstruiert bzw.
dorf – Düppel sowie 1951 Jungfernheide – Streckennetz rund 335 km. modernisiert.
BERLIN ■ 73
Trotz ständiger Querelen um die Präsenz cke zwischen West-Berliner Bezirken; die in Stacheldraht – dabei reichten die Fahrgeld-
der Reichsbahn im Westteil der Stadt rollten Ost-Berlin gelegenen Tunnelbahnhöfe wur- einnahmen nicht mal, um Züge und Stre-
die rot-gelben Züge über alle Sektorengren- den mit Ausnahme des weiterhin auch dem cken in Schuss zu halten. Vielmehr hing die
zen. Das änderte sich schlagartig aufgrund Umsteigeverkehr zur westlichen Stadtbahn S-Bahn am Tropf der SED, die dem „ein-
des Mauerbaus am 13. August 1961. Es ent- und zur U-Bahn der BVG-West dienenden zigen sozialistischen Betrieb in Westberlin“
standen zwei Teilnetze, eines mit den vom Bahnhofs Friedrichstraße geschlossen. Zu so lange die lebenswichtigen Infusionen
Umland abgekoppelten Strecken in West- weiteren Folgen des Mauerbaus siehe das verabreichte, wie es ihr politisch nützlich
Berlin, das andere mit den Strecken in Ost- Kapitel „Geteilte Stadt, eine Bahn“. erschien. Für die wenigen Bahnhofsneu-
Berlin und ins angrenzende DDR-Gebiet. Die Fahrgastzahlen der ihrer Ost-West- bauten im Westen erhielt die DR Gelder
Trotz der über Nacht vollzogenen Spaltung Klammerfunktion beraubten S-Bahn san- aus den Miet- und Pachteinnahmen der
des Netzes funktionierte die S-Bahn in Ost ken von 417 Millionen im Jahr 1960 auf formal dem Finanzsenator, de facto einem
wie West bald erstaunlich reibungslos. Der 215 Millionen im Jahr 1962, davon nur Außenposten der Bundesbahn unterstellten
Bahnhof Friedrichstraße mutierte zur „dop- noch 37 Millionen im Westnetz. Hier wirkte „Verwaltung des ehemaligen Reichsbahn-
pelten Kopfstation“ für Züge aus Osten sich der Boykott aus, zu dem die SPD und vermögens“. Schon 1959/60 bekam teils
und Westen. Die Ost-Berlin durchquerende der DGB aufgerufen hatten. Wer S-Bahn mit VdeR-Mitteln der Bahnhof Halensee
Nordsüdbahn fungierte nun als Transitstre- fuhr, finanzierte angeblich Mauersteine und ein Empfangsgebäude mit großzügig ver-
31. Dezember 1973 – nach fast 25 Jahren als S-Bahn-Chef – ging der „Wanderer
zwischen den Welten“ weit jenseits des Rentenalters in den Ruhestand. Er starb am
9. September 1991.
74 ■ BERLIN
S-BAHN
BERLIN ■ 75
Als Weiterentwicklung der Baureihe
480 erschien 1995 die Baureihe
481/482 (auf dem hinteren Gleis in
abweichender senfgelber Lackierung).
Aufnahme in Ostkreuz im Mai 2000.
Foto: V. Emersleben
76 ■ BERLIN
S-BAHN
des Wagenparks bildeten in West wie Ost „Geisterbahnhöfe“ der Bahnhof Oranien- nen – Westhafen am 15. Juni 2002 der Voll-
noch immer die Vorkriegsbauarten – im burger Straße wieder geöffnet. ring komplettiert.
Westnetz 107 generalüberholte Viertelzü- Im Westteil Berlins gingen in den Seit 1. Januar 1994 fahren die Gleich-
ge der Baureihe 275 (ex ET/EB/ES 165), neunziger Jahren die meisten brachlie- stromzüge in Ost und West wieder unter
im Ostnetz überwie- genden Strecken wie- einheitlicher Regie. Zunächst kamen sie
gend rekonstruierte VEREINT AUF der in Betrieb, auch noch direkt zur Deutschen Bahn AG, die
Züge der Baurei- die ins Umland füh- zum 1. Januar 1995 das Tochterunterneh-
hen 276.1-5 (ent-
WACHSTUMSKURS renden Abschnitte men S-Bahn Berlin GmbH gründete. Mit
standen aus 275ern) Wannsee – Potsdam einer grandiosen Fahrzeugschau im Bahn-
und „277 mod“ (ex ET/EB/ES 166 bzw. (April 1992), Frohnau – Hohen Neuendorf hof Olympiastadion und einer „Parade der
167). Die BVG stellte 1986/87 die ersten (Mai 1992), Lichtenrade – Blankenfelde Stars“ aus verschiedenen Epochen wurde
vier Doppeltriebwagen der neuen Bau- (August 1992) und Tegel – Hennigsdorf am 7./8. August 1999 der 75. Geburtstag
reihe 480 in Dienst. Bei der DR erschien (Dezember 1998). Als vorerst letzte Um- der Berliner S-Bahn gefeiert – so datiert,
1987 endlich eine acht Viertelzüge umfas- landverbindung folgte im Februar 2005 die weil am 8. August 1924 die erste öffent-
sende Nullserie der Baureihe 270 (heute von Lichterfelde Süd zum neuen Endpunkt liche Fahrt eines mit 800 Volt Gleichstrom
485/885). Teltow Stadt. Schon im Dezember 1993 betriebenen Elektrozugs vom Stettiner
Die getrennte Zukunft schien program- wurde der Ringbahnabschnitt Westend – Bahnhof nach Bernau stattfand. Mit Son-
miert, doch dann kam alles anders. Nach Neukölln mit dem Abzweig nach Baum- derfahrten im 30-Minuten-Takt zwischen
der Grenzöffnung am 9. November 1989 schulenweg wieder eröffnet, der Südring- Olympiastadion und Ostbahnhof waren auf
vergingen keine 24 Stunden, schon half die Lückenschluss zwischen Neukölln und der Stadtbahn mal wieder die im Dezem-
Reichsbahn der BVG mit Zügen aus. Ab Treptower Park folgte im Dezember 1997. ber 1997 aus dem regulären Verkehr aus-
2. Juli 1990, einen Tag nach der deutsch- Etappenweise reaktivierte man ab 1997 geschiedenen Klassiker der Baureihe 275
deutschen Währungsunion, rollten die Züge den Nordring. Nach dem Lückenschluss (seit 1992 als 475/875 eingereiht) zu er-
auf der Stadtbahn erneut durchgehend zwi- zwischen Schönhauser Alle und Gesund- leben – und war das heulende Singen ih-
schen Ost und West. Zugleich wurde im brunnen (September 2001) wurde mit In- rer Elektromotoren zu hören. Dem „Sound
Nordsüd-Tunnel als erster der bisherigen betriebnahme des Abschnitts Gesundbrun- der „Roaring Twenties“ trauern viele Ber-
BERLIN ■ 77
liner nach, hingegen sind sie vom schrillen
„Huiiiiiiiii-döiiieeeh“ der Drehstrommo- MAMMUTPROJEKT OSTKREUZ
toren der von 1996 bis 2004 beschafften
481er genervt. Übrigens schieden im Juli
Schon zu Zeiten der Reichsbahn wirkte der Bahnhof Ostkreuz so marode, dass Spötter
2000 auch die „Nieten-Rekos“ der Bau-
ihn „Rostkreuz“ nannten und meinten, er stehe nur noch aus reiner Gewohnheit.
reihe 476 (vormals 276.1-5) und im No- Wegen der Komplexität des Vorhabens, das obendrein mit einem Autobahnprojekt ab-
vember 2003 die Züge der Baureihe 477 zustimmen war, schob auch die DB AG den weitgehend unter laufendem Betrieb zu
(„277 mod“) aus dem regulären Dienst. bewältigenden Umbau des am stärksten frequentierten Berliner Nahverkehrsknotens
Im Jubiläumsjahr 1999 beförderte die mehrfach auf. Im Jahr 2006 nahm sie ihn endlich in Angriff, und mittlerweile ist vom
Berliner S-Bahn ca. 280 Millionen Fahr- verwinkelten Bahnsteigkonglomerat der bis 1933 Stralau-Rummelsburg heißenden
gäste, etwa 35 Prozent mehr als auf beiden Station fast nichts mehr übrig.
2006 wurde die seit Mai 1994 nicht mehr regulär befahrenen Nordkurve von der Stadt-
Teilnetzen vor dem Mauerfall. Der Auf-
bahn zum Ring abgetragen. Im Zuge des Umbaus der Ringbahn-Ebene wurden 2008/09
wärtstrend hielt bis 2008 an, doch begann die alten Brücken für die Ferngleise der Ringbahn durch Neubauten ersetzt. Dabei
schon mit dem von DB-Chef Hartmut Meh- entstand an den Ferngleisen ein neuer Regionalbahnsteig, den man vorübergehend
dorn verordneten Sparkurs, der die Bahn für die S-Bahn nutzte, was den Abriss des Ringbahnsteigs F ermöglichte. 2010/11
„fit für die Börse“ machen sollte, eine ver- wurde der neue, wesentlich breitere Bahnsteig für die Ring-S-Bahn erstellt, über dem
hängnisvolle Entwicklung. man eine 132 Meter lange und 15 Meter hohe Halle errichtete. In dieser halten seit
Von 2005 bis 2007 wurde die fach- Mitte April 2012 die S-Bahnen.
Unterdessen wurde Ende August 2009 der Bahnsteig A, an dem noch die stadteinwärts
lich kompetente S-Bahn-Spitze über-
fahrenden Züge der S 9 Schönefeld – Spandau hielten, aufgegeben. Anschließend riss
wiegend durch Quereinsteiger ersetzt. man den Bahnsteig A (historischer Kern des Bahnhofs Ostkreuz) sowie die den Ring
Im Mai 2007 und die Südoststrecken mit der Stadtbahn verbindende Südkurve ab.
schickte Die im Herbst 2011 begonnene Umgestaltung der Bahnanlagen in der Stadtbahn-Ebene
m a n d e n SCHWERSTE KRISE lässt sich in all ihren Bauphasen bei der hier gebotenen Kürze nicht beschreiben. Sie
schon weit- SEIT DEM KRIEG umfasst eine Neuordnung der Gleise vom Ostbahnhof bis vor die S-Bahnhöfe Rummels-
gehend ent- burg und Nöldnerplatz. Dabei werden die S-Bahn-Bahnhöfe Warschauer Straße und Ost-
machteten kreuz vom Linienbetrieb auf Richtungsbetrieb umgestellt. Das heißt: Alle Züge stadt-
einwärts fahren künftig vom gleichen Bahnsteig ab, ebenso vom anderen Bahnsteig
Sprecher der Geschäftsführung, Günter alle Züge stadtauswärts Richtung Erkner, Strausberg, Ahrensfelde und Wartenberg. Vor
Ruppert, mit 62 Jahren in den Ruhestand. allem um den Flughafen BER auch mittels der S-Bahn (S 9) ans Stadtzentrum anzubin-
Der Ingenieur Ruppert hatte seine Karrie- den, wird am Ostkreuz die Südkurve wieder aufgebaut, über die die Züge dann ohne
re als Lokschlosser begonnen und war vor Halt fahren.
seinem Wechsel zur S-Bahn im Jahr 1994 Neben dem S-Bahn-Verkehr wird der umgestaltete Bahnhof Ostkreuz auch auf der Stadt-
bei der Reichsbahn Hauptabteilungslei- bahn-Ebene dem Regionalverkehr dienen: An Seitenbahnsteigen der Ostbahn (nörd-
ter für Zugförderung. Aufgrund des Spar- lich des neu errichteten S-Bahnsteigs D) beginnen und enden in Zukunft die gegen-
wärtig im Bahnhof Lichtenberg ein- und aussetzenden Züge der RB 26 Berlin – Küstrin.
zwangs wurden bereits unter der alten Ge- Am Regionalbahnsteig südlich des neu errichteten S-Bahnsteigs E halten künftig unter
schäftsführung Werkstattkapazitäten redu- anderem Züge der RE 1 Magdeburg – Berlin – Frankfurt (Oder). Am Regionalbahnsteig der
ziert und zahlreiche Viertelzüge der Bau- Ringbahn sollen bereits ab Dezember 2015 unter anderem Züge einer neuen RB-Linie
reihe 485 abgestellt. Nach der Abstellung Eberswalde – Königs Wusterhausen – Lübbenau – Senftenberg halten.
und Ausmusterung auch von Fahrzeugen Voraussichtlich noch bis Dezember 2017 müssen die Fahrgäste mit einigen Provisorien
der Baureihe 480 verfügte die S-Bahn An- zurechtkommen. Nach dem dann abgeschlossenen Umbau der Ost-West-Strecken sind
fang 2009 nur noch über 630 Viertelzüge: „Restarbeiten“ zu erledigen. Dazu gehört im Bahnhof Ostkreuz der Wiederaufbau der
2008 abgebrochenen Fußgängerbrücke zwischen Markgrafendamm und Sonntagstraße,
70 der Baureihe 480 (beschafft 85), 60 der weitgehend im historischen Erscheinungsbild.
Baureihe 485 (serienmäßig beschafft 166)
und 500 der Baureihe 481. Bei einem Plan-
bedarf von 552 Viertelzügen war die „De-
cke“ also ziemlich dünn. Zudem entließ die
S-Bahn im Zeitraum 2006 bis 2009 rund
1000 Mitarbeiter.
Nach schon im Jahr 2006 aufgetretenen
Problemen mit der Baureihe 481 fielen im
frostigen Januar 2009 tausende Zugfahrten
aus. Am 1. Mai 2009 entgleiste ein Zug der
Baureihe 481 wegen eines Radbruchs. Da-
raufhin verpflichtete sich die S-Bahn GmbH
zu verkürzten Nachschaufristen. Aber weil
diese Verpflichtung oft nicht eingehal-
ten wurde, ließ das Eisenbahn-Bundesamt
(EBA) Ende Juni 2009 mit 190 Viertelzügen
der Baureihe 481 fast ein Drittel der gesam-
ten Fahrzeugflotte stilllegen. Nach weiteren
Auflagen des EBA waren Mitte Juli nur
noch knapp 30 Prozent aller Züge verfüg-
bar. Notgedrungen schränkte die S-Bahn
den Zugverkehr radikal ein. Vom 20. Juli bis
3. August 2009 wurden etliche Streckenab-
78 ■ BERLIN
S-BAHN
BERLIN ■ 79
ski
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Slg. J. J
Blick vom Ostkreuz zur
Warschauer Straße (Halbzug
Baureihe 485, April 2002).
Foto: O. Bergmeier
Ob die Krise dauerhaft bewältigt ist, 15 Jahren gelten. Zahlreiche Unternehmen hof. Die im Bau befindliche S 21 soll ab
wird sich zeigen. Der durch den Ruf als bewarben sich, fast alle stiegen aber wegen Dezember 2019 mit zwei Abzweigen vom
weltweit vorbildliches Nahverkehrssytem komplizierter Bedingungen (z.B. kurzfris- Nordring, also mit Linien aus Richtung
begründete „Mythos S-Bahn“ ist Westend und aus Richtung Gesund-
jedenfalls angeschlagen. Immens brunnen, den Hauptbahnhof anbin-
ist auch der wirtschaftliche Scha- IN NAHER ZUKUNFT UND FERNER ... den. Geplant ist die Weiterführung
den; nach zuvor eingefahrenen Mil- im Tunnel zum Potsdamer Platz und
lionengewinnen schloss die S-Bahn in ferner Zukunft via Gleisdreieck
Berlin GmbH die Jahre 2009 bis 2012 mit tige Beschaffung von 190 neuen Viertelzü- und Yorckstraße/Großgörschenstraße bis
zusammen 354 Millionen Euro Verlust ab. gen) aus dem Vergabeverfahren wieder aus, zum Südring.
Im Jahr 2013 erzielte sie aber wieder einen so dass im Herbst 2014 nur die Deutsche Weit fortgeschritten ist der Umbau
Gewinn, rund 43 Millionen Euro konnte sie Bahn übrig blieb. des Knotens Ostkreuz (siehe Textkasten
an den Mutterkonzern überweisen. Und mit Wohl erwartend, auch künftig das ge- auf Seite 78). Das brandenburgische In-
402 Millionen Fahrgästen beförderten die samte Netz zu betreiben, schrieb die DB frastrukturministerium prüft den Ausbau
Gleichstromzüge 14 Millionen mehr als bereits im November 2013 die Beschaf- bzw. Wiederaufbau diverser Bahnverbin-
2008 – Tendenz weiter steigend. fung von bis zu 690 neuen Viertelzügen aus. dungen von Berlin ins Umland, für die
Im Juli 2012 schrieb der VBB den Be- Berücksichtigt ist der erhöhte Fahrzeug- S-Bahn unter anderem Spandau – Falken-
trieb auf dem „Teilnetz Ring“, das die Voll- bedarf für die Verlängerung der S 45 und see, Blankenfelde – Rangsdorf, Zehlen-
ringlinien sowie drei vom Ring abzwei- S 9 zum neuen Großflughafen BER (vor- dorf – Kleinmachnow – Dreilinden (im
gende Linien umfasst, europaweit aus. Der gesehene Inbetriebnahme nun im Herbst Zuge der „Stammbahn“ nach Potsdam) und
dafür zu schließende Verkehrsvertrag soll 2017) und die als S 21 projektierte Verbin- Wannsee – Stahnsdorf mit anschließender
ab Dezember 2017 für einen Zeitraum von dung zwischen Nordring und Hauptbahn- Neubaustrecke bis Teltow.
S1 Oranienburg
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Das letzte Jahrzehnt der DDR-Staatsbahn
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in den
bahn-Jahrzehnts lebt in zahlreichen bis-
lang unveröffentlichten und teils großfor-
EXTRA matig wiedergegebenen Fotos wieder auf.
1 Wie alle Extra-Ausgaben des Eisenbahn-
DR in den 80ern
2015
2015 Journals inkl. Gratis-DVD, diesmal „Voll-
dampf im Erzgebirge“ mit fantastischen
Mit50DMV D
ern Filmszenen vom planmäßigen Dampflok-
einsatz im Erzgebirge, überwiegend mit
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Maschinen der Baureihen 50 und 86.
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VolldaErmzgpebirge 116 Seiten im DIN-A4-Format,
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inski
Konrad Kosch
07.05.2015 13:20:46
BA H N S TA DT
it Superlativen soll man ja vor-
BERLIN
gewissermaßen „längsten Zentralbahn-
hof“ hatte Berlin schon 1882 bekommen.
Die auf knapp zehn Kilometern Länge als
Viaduktbahn ausgeführte Stadtbahn zwi-
schen der Station Charlottenburg und dem
Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahn-
ENTDECKEN
hof) begeisterte nicht nur die Berliner,
auch die internationale Presse geriet ins
Schwärmen. So pries der dänische Lite-
rat Georg Brandes das Bauwerk als eine
„großartige architektonische Anlage“, die
Berlin endgültig das Gepräge einer Welt-
stadt verleihe.
Bis heute beeindruckt die Viaduktstre- tönig ist sie am Hauptbahnhof, aber dort sind ja auch die steinernen Gewölbe neuen
cke mit ihren jetzt noch etwa 600 von ur- Stahl- und Betonüberbauten gewichen. Seit dem Abriss des Lehrter Stadtbahnhofs
sprünglich 731 gemauerten Bögen. Die sehen nur noch die Stationen Bellevue und Hackescher Markt fast genauso aus wie im
Architektur vieler entlang der Stadtbahn Eröffnungsjahr. In vielen Gewölben haben sich Cafés, Bars, Restaurants und schicke
hochgezogener Neubauten dagegen lang- Läden etabliert, auch wenn alle paar Minuten die Decke dröhnt.
weilt in ihrer Monotonie. Besonders ein- Ungefähr 1000 Züge pro Tag rollen auf den S-Bahn- und Fernbahngleisen. Die
Zeiten, in denen man oft völlig problemlos in Treppenhäusern und auf Dächern Stand-
punkte einnehmen konnte, um Züge in den Häuserschluchten der Metropole zu foto-
grafieren, sind jedoch passé. Und mancher freie Blick ist heute verstellt. Gut, einige
Motive sind noch ohne viel Aufwand zu „machen“, zum Beispiel vom Spreeufer am
James-Simon-Park aus jenes mit der Steinbogenbrücke zwischen Museumsinsel und
der alten Spandauer Vorstadt am Hackeschen Markt. Auch die Jannowitzbrücke und
die östlich davon gelegene Michaelbrücke sind „narrensichere“ Top-Standpunkte,
beide mit Blick auf die in die Spree ragenden Stadtbahnbögen.
Unbedingt empfehlenswert ist die Stadtbahn als Sightseeing-Strecke. Vom Zug aus
kann man – genannt in West-Ost-Richtung – eine Vielzahl historischer Bauten und
anderer Sehenswürdigkeiten erspähen: die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und das
Europacenter, die Siegessäule, das Schloss Bellevue (Sitz des Bundespräsidenten)
und die heute „Haus der Kulturen der Welt“ genannte Kongresshalle, das Bundesin-
nenministerium und das Reichstagsgebäude; nach Verlassen des Hauptbahnhofs das
Bundeskanzleramt und sodann nach Überqueren der einstigen Grenze zwischen West-
und Ost-Berlin die Backsteinbauten der Charité, die vergoldete Kuppel der Neuen
Synagoge, die Museumsinsel mit Bodemuseum, Pergamonmuseum und Alter Nati-
Blick von der Stadtbahn auf den Berliner Dom onalgalerie, der Berliner Dom, der Hackesche Markt, der Alexanderplatz, das Rote
und die Alte Nationalgalerie. Rathaus und nun zum Greifen nahe der 368 Meter hohe Fernsehturm.
82 ■ BERLIN
TIPPS
BERLIN ■ 83
Signalbrücke
Tempelhof
und 03 1010
mit Sonderzug
(9.9.2012).
SIGNALBRÜCKE TEMPELHOF
Wenngleich nur noch mit zwei Formsignalen (und nie in Betrieb
gewesenen Lichtsignalen) bestückt, ist die Signalbrücke über den
Südring-Gütergleisen am S-Bahnhof Tempelhof nach wie vor ein
hübsches Fotomotiv. Wer sie mit einem unter ihr hindurchfahren-
den Güterzug in Szene setzen möchte, sollte allerdings präzise
Insider-Informationen einholen. Andernfalls ist es ein Gedulds-
respektive Glücksspiel. Zum Beispiel verlässt montags bis freitags
so ungefähr um 18.30 Uhr der von einer Neuköllner Kaffeerösterei
kommende (durch die Industriebahn Berlin zugestellte) „Kaffee-
Logistikzug“ den Güterbahnhof Neukölln. Dieser kann aber statt
über den Südring und eine Verbindungskurve zur Anhalter Bahn
auch via Baumschulenweg und die Görlitzer Bahn verkehren, dann
wartet man an der Tempelhofer Signalbrücke vergebens auf ihn.
PARKEISENBAHN WUHLHEIDE
Seit 1956 wird im Volkspark Wuhlheide von Kindern und Jugend-
lichen unter Anleitung Erwachsener auf Gleisen in der Spurweite
600 mm sehr wohl ernsthaft Eisenbahnbetrieb durchgeführt. Die
als Pioniereisenbahn eröffnete Anlage der heutigen Berliner Parkei-
senbahn (BPE) hat seit der Ausweitung zum S-Bahnhof Wuhlheide
(1993) eine Streckenlänge von 7,5 km. Von März bis Oktober fahren
an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien außerdem täglich
von Dienstag bis Donnerstag auf verschiedenen Strecken die mit
Dieselloks, zu besonderen Anlässen auch mit Dampflokomotiven
bespannten Züge. Die etwa 75 Fahrzeuge der BPE stammen größ-
tenteils von anderen Bahnen, ein Besuch lohnt sich also auch für
speziell an der Geschichte von Klein- und Feldbahnen Interessierte.
REIZVOLLE ÜBERLANDSTRASSENBAHNEN
Als „Waldbahnen“ bezeichnen Berliner zwei nicht zur BVG gehö-
rende Straßenbahnlinien, die beide im Stadtgebiet ihren Ausgangs-
punkt haben. Die von der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn
(SRS) betriebene Linie 88 führt vom S-Bahnhof Berlin-Friedrichs- Zweiachsiger Wagen „Bauart Gotha“
hagen nach Rüdersdorf, regulär verkehren auf der meterspurigen der Woltersdorfer Straßenbahn.
Strecke Wagen des klassischen Düwag-Typs GT6 und heutzutage Fotos: K. Koschinski (8)
ebenfalls schon nostalgisch anmutende „Tatras“ des Typs KTNF6.
Die normalspurige Woltersdorfer Straßenbahn (WS) führt als Li-
nie 87 vom S-Bahnhof Rahnsdorf zur Woltersdorfer Schleuse, auf
ihr bestreiten immer noch zweiachsige Wagen der „Bauart Gotha“
den gesamten Verkehr.
84 ■ BERLIN
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1945
Auf dem durch Luftangriffe verwüsteten
Potsdamer Bahnhof wird im Januar/Februar 1962
der Betrieb endgültig eingestellt. Ende April zu berühren. Im Frühjahr und Sommer wird Im Februar geht die S-Bahn-Neubaustrecke
bricht der S-Bahn-Verkehr zusammen, wird der elektrische S-Bahn-Betrieb auf den nur zum Bahnhof Zentralflughafen Schönefeld in
aber schon ab Juni abschnittsweise wieder noch eingleisigen Strecken Grünau – Königs Betrieb, gleichzeitig wird der bisherige Kon-
aufgenommen. Wusterhausen, Lichterfelde Süd – Teltow, trollbahnhof allgemein auch für den Fernreise-
Spandau West – Staaken, Spandau West – Fal- verkehr freigegeben. Ab 15. Juli heißt er Zen-
1946 kensee und Jungfernheide – Spandau aufge- tralflughafen Berlin-Schönefeld.
Zwar ist auf den anderen Kopfbahnhöfen trotz nommen.
schwerer Kriegsschäden der Betrieb wieder 1976
in Gang gekommen, doch beginnt die Deut- 1952 Ab Herbst verbinden besonders komfortable
sche Reichsbahn damit, den Fernverkehr (teils Am 18. Mai schließt die DR auch den An- „Städte-Expreßzüge“ Bezirksstädte mit der
über den Güteraußenring) zum Schlesischen halter Bahnhof und den Nordbahnhof für den Hauptstadt der DDR.
Bahnhof zu verlagern. Mit dem im Oktober Fernreiseverkehr, die gleichnamigen unterir-
eingeführten FD 111/112 Amsterdam – Osna- dischen S-Bahnhöfe bleiben in Betrieb. Die im 1980
brück – Berlin Stadtbahn beginnt die Ära des Dezember abgeschlossene Elektrifizierung der Streikende West-Berliner Eisenbahner legen
Interzonenreiseverkehrs. Gütergleise Schönhauser Allee – Pankow er- im September tagelang den S-Bahn-Verkehr
möglicht S-Bahn-Zugläufe vom Ostring nach und den Güterverkehr weitgehend lahm.
1947 Blankenburg (an der Bernauer Strecke), ohne Daraufhin stellt die DR auf der Hälfte des
Im März nimmt die DR auf der bereits 1944 West-Berlin zu berühren. 145 km langen Westnetzes den S-Bahn-Be-
eröffneten Vorortstrecke Mahlsdorf – Hoppe- trieb ein.
garten den elektrischen S-Bahn-Betrieb auf 1953
(1948 bis Strausberg verlängert). Ab Mitte Nach Verlagerung der letzten DDR-Binnen- 1982
November wird der bei Kriegsende geflutete reisezüge dienen die Ferngleise der Stadt- Im Dezember wird die S-Bahn-Neubaustrecke
Nordsüd-Tunnel der S-Bahn wieder in voller bahn westlich des Bahnhofs Friedrichstraße nach Ahrensfelde vollendet.
Länge befahren. nur noch dem Interzonen- und internationa-
len Verkehr. 1984
1948 Ab 9. Januar nimmt die BVG die „Betriebs-
Mitte Juni bringt die von der Sowjetunion 1954 durchführung der S-Bahn in Berlin (West)“
verhängte Berlin-Blockade den gesamten Ei- Erstmals verbindet ein Schnellzug mit Weit- wahr. Nach zunächst weiteren Stilllegungen
senbahnverkehr zwischen West-Berlin und streckenwagen, bei denen man in Brest die bedient sie ab 1984/85 die Strecken Fried-
dem Bundesgebiet für fast ein Jahr zum Erlie- Drehgestelle tauscht, Berlin direkt mit Moskau. richstraße – Wannsee, Frohnau – Lichtenrade
gen. Auf dem nur noch eingleisigen Teilstück und Anhalter Bahnhof – Wannsee (zusammen
der „Stammbahn“ Berlin – Potsdam zwischen 1956 71 km). Mit Vordringen des Fahrdrahts ins
Zehlendorf und Düppel lösen Mitte Juli elek- Ab Juni fahren S-Bahn-Züge bis Strausberg Berliner Stadtgebiet werden die Fernbahn-
trische S-Bahn-Züge die lokbespannten Pen- Nord, das Netz der Gleichstrom-S-Bahn hat höfe Berlin-Schöneweide (im Juni) und Ber-
delzüge ab. nun eine Länge von 335 km erreicht. Nach In- lin-Lichtenberg (im September) an das mit
betriebnahme des Neubauabschnitts Werder – Wechselstrom elektrifizierte Streckennetz an-
1949 Saarmund Ende September ist der Berliner Au- geschlossen.
Als erster Zug nach dem Ende der Berlin-Blo- ßenring durchgehend befahrbar.
ckade trifft am 12. Mai ein britischer Militärrei- 1985
sezug auf dem Bahnhof Berlin-Charlottenburg 1957 Das Gleichstromnetz der S-Bahn wird um den
ein. Auch der zivile FD 111/112 (nun mit dem Als FDt „Vindobona“ richtet die DR am 13. Ja- im Dezember eröffneten letzten Abschnitt der
Laufweg Köln – Berlin) lebt wieder auf. nuar eine Schnelltriebwagen-Verbindung zwi- Neubaustrecke nach Wartenberg erweitert.
schen Berlin und Wien ein.
1950 1987
Der Schlesische Bahnhof wird am 1. Dezem- 1961 Ab Ende Mai fahren Fernzüge mit Elektro-
ber in Ostbahnhof umbenannt. Zum gleichen Infolge des Mauerbaus in der Nacht zum traktion bis zum Ostbahnhof. Dieser wird zeit-
Zeitpunkt erhält der Stettiner Bahnhof den Na- 13. August werden die S-Bahn-Strecken zwi- gleich mit Eröffnung des neuen Empfangsge-
men Nordbahnhof. schen West- und Ost-Berlin sowie West-Berlin bäudes am 15. Dezember in Hauptbahnhof
und dem Umland unterbrochen. Die durch Ost- umbenannt.
1951 Berlin führende Nordsüd-S-Bahn bleibt in Be-
Der Görlitzer Bahnhof (am 30. April) und trieb, jedoch halten die Züge nur im Bahnhof 1989
der Lehrter Bahnhof (am 28. August) wer- Friedrichstraße. Um Oranienburg wieder ans Am 10. November, keine 24 Stunden nach
den geschlossen. Nach Inbetriebnahme erster S-Bahn-Netz anzubinden, versieht die DR bis dem Mauerfall, schickt die DR einen S-Bahn-
Abschnitte des späteren Berliner Außenrings November Gleise entlang des nördlichen Au- Vollzug (vier Viertelzüge) nach West-Berlin,
erreichen Schnellzüge aus Dresden und Leip- ßenrings zwischen Blankenburg und Hohen um der BVG Fahrzeughilfe zu leisten. Sieht
zig den Ostbahnhof, ohne die Westsektoren Neuendorf mit Stromschiene. man von Sonderzügen zur Leipziger Messe
86 ■ BERLIN
CHRONIK
1998
Am 24. Mai wird die sanierte und elektrifizierte
Stadtbahn zwischen Zoo und Ostbahnhof
(ex Hauptbahnhof) für den Fern- und Regio-
nalverkehr wieder eröffnet. Ab 27. September
rauschen ICE-Züge regulär mit Spitzentem-
po 250 auf der Neubaustrecke Berlin – Oebis-
felde. Am 30. Dezember wird die S-Bahn-
Linie Lichterfelde Süd – Nordsüdbahn – Tegel
bis Hennigsdorf verlängert.
2002
Nach Montage der Ost-West-Halle des künf-
tigen Hauptbahnhofs werden dort im Juni/Juli
die Fern- und S-Bahn-Gleise der Stadtbahn
auf neue Brücken verschwenkt. Anschließend
wird der alte Lehrter Stadtbahnhof abgerissen.
Mit dem am 15. Juni feierlich eröffneten Ab-
schnitt Westhafen – Gesundbrunnen ist endlich
der S-Bahn-Vollring wieder komplett.
2005
Als vorerst letzte S-Bahn-Verbindung aus dem
ehemaligen West-Berlin ins Umland wird am
24. Februar der Streckenabschnitt Lichterfelde
Süd – Teltow Stadt eröffnet.
Arbeiter der Gepäckabfertigung am Südportal des Anhalter Bahnhofs während der 2006
Blockadezeit im Jahr 1948. Foto: Henry Ries/Archiv des Deutschen Technikmuseums Im Frühjahr beginnen die Bauarbeiten zur
(entnommen dem Buch „Menschen am zerstörten Anhalter Bahnhof – Fotografien von Henry Ries“; Umgestaltung des Bahnhofs Ostkreuz. Am
erhältlich nur im Museumsshop des Deutschen Technikmuseums).
26./27. Mai feiert die DB die Eröffnung des
Hauptbahnhofs und der neuen Nord-Süd-
1993 Fernbahn mit den Bahnhöfen Gesundbrun-
ab, verkehren ab 2. Dezember erstmals wie- Am 3. Juli trifft im von Westen her ans elektri- nen, Potsdamer Platz und Südkreuz. Zum
der Fernzüge zwischen DDR-Städten und fizierte Streckennetz angeschlossenen Bahn- Fahrplanwechsel am 28. Mai nimmt sie auch
West-Berlin. hof Berlin Zoo der erste fahrplanmäßige ICE die im Stadtgebiet für den Regional- und Fern-
ein, dort beginnen und enden fortan Züge der verkehr wieder aufgebaute Anhalter Bahn in
1990 ICE-Linie Berlin – Frankfurt (Main) – Mün- Betrieb.
Am 22. Januar richtet die DR mit Doppel- chen. Im Dezember wird der S-Bahn-Süd-
stock-Einheiten und Dieselloks der Baureihe ring zwischen Westend und Neukölln samt 2009
118 einen Wendezugbetrieb zwischen Berlin- dem Abzweig Neukölln – Baumschulenweg Die Entgleisung eines Zugs der Baureihe 481
Wannsee und Potsdam Hbf (heute Pirschheide) wieder eröffnet. infolge Radbruchs löst die schwerste S-Bahn-
ein. Am 2. Juli wird der durchgehende S-Bahn- Krise seit dem Zweiten Weltkrieg aus. Die vom
Verkehr auf der Stadtbahn wieder aufgenom- 1994 Eisenbahn-Bundesamt angeordnete Abstel-
men sowie als erster der „Geisterbahnhöfe“ Anfang des Jahres kommt die gesamte Ber- lung eines Großteils der Züge zwingt mehrmals
im Nordsüd-Tunnel der Bahnhof Oranienbur- liner S-Bahn in Regie der DB AG (die am zur radikalen Einschränkung des Verkehrs.
ger Straße geöffnet. Ab 1. August verbindet 1.1.1995 das Tochterunternehmen S-Bahn
der mit einem ehemaligen TEE-Triebzug der Berlin GmbH gründet). Im Herbst beginnt 2011
DB-Baureihe 601 gefahrene Intercity „Max die grundlegende Sanierung der Stadtbahn Seit Herbst ist der Flughafenbahnhof für den
Liebermann“ Berlin mit Hamburg (ab 30. Sep- zwischen Zoo und Hauptbahnhof. In Angriff Airport Berlin-Brandenburg (BER) betriebs-
tember verkehrt er lokbespannt). genommen wird sie zunächst auf der S-Bahn- bereit, jedoch lässt sich die mehrfach verscho-
Seite. Deshalb weicht die S-Bahn auf die ab bene Eröffnung des BER auch im Jahr 2015
1991 25. September für den Fernverkehr gesperrten noch nicht konkret absehen.
Mit Linien via Braunschweig – Kassel – Frank- Ferngleise aus.
furt (Main) nach Karlsruhe und über Hanno- 2012
ver – Köln nach Basel wird Berlin ins Netz ver- 1997 Ein Meilenschritt beim Umbau des Nahver-
takteter IC-Züge einbezogen. Am 19. Mai nimmt die DB den neuen Bahn- kehrsknotens Ostkreuz ist geschafft: Seit
hof Berlin-Spandau für den Fern- und Regio- 16. April halten die S-Bahn-Züge der Ringli-
1992 nalverkehr in Betrieb (am 30. Dezember 1998 nien in der imposanten neuen Ringbahnhalle.
Drei S-Bahn-Strecken von West-Berlin ins auch für die nun wieder bis Spandau fahrende
Umland gehen wieder in Betrieb: Wannsee – S-Bahn). Im Dezember scheiden die letzten 2015
Potsdam Stadt (1. April), Frohnau – Hohen S-Bahn-Züge der Baureihe 475 aus dem regu- Der Bahnhof Gesundbrunnen hat wieder ein
Neuendorf (31. Mai) und Lichtenrade – Blan- lären Dienst, damit endet nach rund 70 Jahren Empfangsgebäude – zwar kein sonderlich re-
kenfelde (31. August). die Ära der „Stadtbahner“. präsentatives, aber immerhin.
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Berlin/Münster 1996 und 1999 Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und r #FSMJOF 7FSLFISTCMÅUUFS )STH#FSMJOFS
Stacheldraht. Verlag GVE, Berlin 1998 Nahverkehr e.V.), hier insbesondere auch
Alfred Gottwaldt: Eisenbahn-Brennpunkt die laufende Berichterstattung zur S-Bahn-
Berlin. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1986 Wolfgang von Linstow, Harald Tschirner: Krise ab 2009
Unbekannte Reisezüge im Berlin-Verkehr r 7FSLFISTHFTDIJDIUMJDIF #MÅUUFS tWCi
Manuel Jacob: Der elektrische Betrieb auf (Beitrag über die Alliierten-Züge); in: Ber- (Hrsg: Verkehrsgeschichtliche Blätter e.V.,
der Berliner S-Bahn, Band 6: Das Netz liner Verkehrsblätter 2/1981 Berlin)
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