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Zusammenfassung und Reflektion zu

"PATTERNS OF ATTACHMENT AND CONTRIBUTING CONDITIONS"


von John Bowlby
Die Bindungstheorie wurde ursprünglich von John Bowlby entwickelt, einem britischen
Psychoanalytiker, der die Auswirkungen der Trennung zwischen Säuglingen und ihren
Eltern erforschte. Bowlby beobachtete, dass Säuglinge, die von ihren Eltern getrennt
wurden, außergewöhnliche Anstrengungen unternahmen (z. B. Weinen, Anklammern,
verzweifeltes Suchen), um die Trennung von ihren Eltern zu verhindern oder die Nähe
zu einem fehlenden Elternteil wiederherzustellen. Bowlby vermutete, dass diese
Verhaltensweisen möglicherweise eine evolutionäre Funktion haben und durch
natürliche Selektion verstärkt wurden, um die Überlebenschancen des Kindes zu
erhöhen.
Nach Bowlby entwickelt sich die Bindung an die Hauptbezugsperson in den ersten 18
Monaten des Lebens des Kindes. Im Alter von 7 oder 8 Monaten beginnen Kinder in
der Regel, gegen den Weggang der Bezugspersonen zu protestieren und deren
Abwesenheit zu bedauern. Die Bindungstheorie zeigt, dass Säuglinge, die in eine
ungewohnte Situation gebracht und von ihren Eltern getrennt werden, im Allgemeinen
auf eine von vier Arten reagieren, wenn sie ihre Eltern wiedersehen.
Erstens, die sichere Bindung. Wenn Kinder eine sichere Bindung zu ihren
Bezugspersonen haben, fühlen sie sich glücklich, wenn ihre Bezugspersonen in der
Nähe sind. Sie sind aber verärgert, wenn sie von ihnen getrennt werden. Diese
Säuglinge ließen sich leicht trösten, wenn die Eltern zurückkehrten.
Zweitens, die unsichere ambivalente Bindung. Ein Kind mit ambivalenter Bindung ist
sehr aufgeregt und traurig, wenn es von seinen Eltern getrennt wird, und scheint bei
der Wiedervereinigung mit den Eltern sowohl Trost zu suchen als auch zu versuchen,
die Eltern für ihr Weggehen zu bestrafen. Das Kind hat nicht das Gefühl, dass es sich
auf seine Bezugsperson verlassen kann, wenn es etwas braucht.
Drittens, die unsicher-vermeidende Bindung. Säuglinge mit vermeidendem
Bindungsverhalten zeigen bei der Trennung von den Eltern keinen oder nur minimalen
Stress und ignorieren die Eltern bei der Wiedervereinigung oder meiden die Eltern
aktiv.
Der desorganisierte Bindungsstil schließlich bezieht sich auf Kinder, die kein
vorhersehbares Muster von Bindungsverhalten zeigen - es gibt keine klare (oder
gemischte) Bindung zwischen dem Kind und seiner Bezugsperson. Wenn ein Elternteil
zu verschiedenen Zeiten als ängstliche und beruhigende Bezugsperson agiert, kann
das Kind verwirrt werden und diese Art von Bindung verursachen
Zusammenfassung und Reflektion zu
"PATTERNS OF ATTACHMENT AND CONTRIBUTING CONDITIONS"
von John Bowlby
Im Wesentlichen stellt das Bindungssystem die folgende grundlegende Frage: Ist die
Bezugsperson in der Nähe, erreichbar und aufmerksam? Wenn das Kind diese Frage
mit „Ja“ beantwortet, fühlt es sich geliebt, sicher und selbstbewusst und ist geneigt,
seine Umgebung zu erkunden, mit anderen zu spielen und gesellig zu sein.
Wenn das Kind diese Frage jedoch mit „Nein“ beantwortet, ist es ängstlich und zeigt
wahrscheinlich ein Bindungsverhalten, das von einfachem visuellem Suchen bis hin
zu aktivem Verfolgen und lautem Signalisieren reicht.
Nun folgt meine Reflektion zu diesem Text. Mir würden an dieser Stelle sämtliche
Beispiele aus meinem Umfeld einfallen, aber um den Rahmen dieser Reflexion nicht
zu sprengen werde ich mich im Folgenden auf ein Beispiel fokussieren. Ein gutes
Beispiel ist nämlich meine 5-jährige Cousine. Ihre Eltern sind geschieden seit sie 2
Jahre alt ist und ist in zwei sehr unterschiedlichen Haushalten gleichzeitig
aufgewachsen. Ich kann mich nicht recht entscheiden, ob ich sie für ein Kind mit
unsicher vermeidendem oder desorganisiertem Bindungsverhalten halte. Einerseits
kommt sie mit Stresssituationen nicht gut zurecht und zieht sich häufig zurück, sucht
keine Hilfe und distanziert sich von anderen, um emotionalen Stress abzubauen.
Andererseits hat sie im Allgemeinen noch keine Strategie zur Bewältigung von
Trennungsstress entwickelt und neigt zu Aggression, störendem Verhalten und
sozialer Isolation, insbesondere wenn sie von der der Mutter zum Vater gehen soll.

Natürlich kann ich nur spekulieren, welche Auswirkungen dies auf ihre zukünftigen
Beziehungen als Erwachsene haben könnte. Es ist nämlich wahrscheinlich, dass diese
Inkonsistenz, an zwei verschiedenen Orten aufzuwachsen und sich ängstlich und
unsicher zu fühlen, ob ihre Bedürfnisse in dieser elterlichen Beziehung erfüllt werden,
ein Modell für ihr Verhalten in späteren Beziehungen sein wird.
Mit einem unsicheren Bindungsstil kann sie in ihren engsten Beziehungen vielleicht
bedürftig oder anhänglich werden, sich egoistisch oder manipulativ verhalten, wenn
sie sich verletzlich fühlt. Oder ich kann mir auch gut vorstellen, dass sie einfach ganz
vor Intimität zurückschrecken wird. Vielleicht wird sie sich eine Beziehung wünschen
und sich nach Nähe und Intimität mit einer anderen Person sehnen, wird aber nicht
das Gefühl haben, dass sie dieser vertrauen und sich voll auf diese verlassen kann.
Dies kann auch dazu führen, dass ein Großteil ihres Selbstwertgefühls davon
abhängen wird, wie sie sich in der Beziehung behandelt fühlt, und sie kann eventuell
dazu neigen, auf jede wahrgenommene Bedrohung der Beziehung überzureagieren.

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