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Ein neuer urbaner Dialekt im


multiethnischen Raum: Kiezdeutsch
Heike Wiese

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Das KiezDeut sch-Korpus. Spont ansprachliche Dat en Jugendlicher aus urbanen Wohngebiet en
Heike Wiese, Ulrike Freywald

Das Pot ent ial mult iet hnischer Sprechergemeinschaft en


Heike Wiese

"Ich geh Kino" oder "... ins Kino"? Gebrauchsrest rikt ionen nicht kanonischer Lokalangaben
Heike Wiese, Maria Pohle
aus: Markus Messling, Dieter Läpple und Jürgen Trabant (Hg.), Stadt
und Urbanität. Transdisziplinäre Perspektiven. Berlin: Kulturverlag
Kadmos. S.146-161.

Ein neuer urbaner Dialekt im multiethnischen Raum: Kiezdeutsch


Heike Wiese (Potsdam)

„Im Endeffekt sind wir Kreuzberger – Berliner – Deutschländer – Weltbürger!“


(Berliner Jugendliche arabisch-kurdischer Herkunft im Interview)

Abstract
Der Beitrag behandelt eine neue Jugendsprache aus multiethnischen urbanen Wohngebieten
Deutschlands, das sogenannte „Kiezdeutsch“. Ich zeige, dass Kiezdeutsch entgegen einer
verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung kein gebrochenes Deutsch ist, sondern ein neuer,
urbaner Dialekt des Deutschen, der sich im gemeinsamen Alltag Jugendlicher mit und ohne
Migrationshintergrund entwickelt hat. Dieser Dialekt weicht, ebenso wie andere Dialekte, in
verschiedenen Bereichen vom Standarddeutschen ab und weist eine Reihe grammatischer
Innovationen auf. Ebenso wie andere Dialekte ist auch Kiezdeutsch kein Sympton für
mangelnde Sprachkompetenzen im Deutschen, sondern lediglich eine von vielen sprachlichen
Optionen, die die Sprecher/innen haben, ein Teil eines sprachlichen Repertoires, der in
bestimmten informellen Alltagskontexten gezielt genutzt wird.

1. Einleitung

Die Gesellschaften im modernen Europa sind, insbesondere im urbanen Raum, durch ethnisch
und sprachlich gemischte Populationen charakterisiert. In Folge von Immigration sind
multiethnische Wohngebiete entstanden, in denen Menschen unterschiedlicher Herkunft
zusammenleben. In solchen multiethnischen Populationen entwickeln sich in ganz Europa
neue sprachliche Praktiken und insbesondere auch neue Jugendsprachen.

Etwa seit Mitte der 90er Jahre ist mit Kiezdeutsch eine solche multiethnische Jugendsprache
im urbanen Raum Deutschlands in den Blick der Öffentlichkeit getreten. Welchen Status hat
Kiezdeutsch? Wie wird dieses neue sprachliche Phänomen wahrgenommen, und was trägt
Kiezdeutsch als sprachlicher Neuzugang zum Varietätenspektrum des Deutschen bei? Im
Folgenden werde ich argumentieren, dass man Kiezdeutsch am ehesten gerecht wird, wenn
man es als neuen, urbanen Dialekt des Deutschen ansieht. Dieser Dialekt weicht, ebenso wie
andere Dialekte, in verschiedenen Bereichen vom Standarddeutschen ab, ist jedoch entgegen
einer verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung kein gebrochenes Deutsch, sondern weist
verschiedene grammatische Innovationen auf, und ist weiterhin kein Hinweis auf eine
mangelnde Beherrschung des Deutschen, sondern lediglich eine von vielen sprachlichen
Optionen, die die Sprecher/innen haben, ein Teil eines sprachlichen Repertoires, der in
bestimmten informellen Alltagskontexten gezielt genutzt wird.

2. Der Begriff „Kiezdeutsch“

Die Varietät, um die es hier geht, ist in der öffentlichen Diskussion auch unter anderen
Bezeichnungen bekannt, etwa „Kanak Sprak“, ein Begriff der besonders auch im Comedy-
Bereich Eingang gefunden hat. Ich werde im Folgenden „Kiezdeutsch“ benutzen, und zwar
aus mehreren Gründen. Zum Einen macht dieser Begriff deutlich, dass wir es mit einer
Varietät des Deutschen zu tun haben, mit einer sprachlichen Praxis, die zum Spektrum des
Deutschen gehört. Zum Zweiten weist sie darauf hin, dass es sich um eine informelle,
alltagssprachliche Varietät des Deutschen handelt: um eine Jugendsprache, die im „Kiez“
beheimatet ist, dem alltäglichen urbanen Wohnumfeld ihrer jugendlichen Sprecher/innen. In
einem solchen informellen Kontext ist Kiezdeutsch eine angemessene Wahl für
Unterhaltungen unter Jugendlichen, während das Standarddeutsche im Vergleich unpassend
wirken könnte. Der folgende Auszug aus einem Interview mit einer 13-Jährigen in Berlin-
1
Neukölln verdeutlicht dies:

(1) [Interviewer:] „Wie findest du es, wenn jemand hier Hochdeutsch spricht?“
„Na, er denkt, er wär dann was Besonderes und ist eben so spießig [lacht]. Zum Beispiel jetzt, also,
wir reden ganz normal Deutsch, also sozusagen wie im Ghetto so, und er kommt und denkt, er ist
besser als uns, „Ih, ihr Dingsda, ich kann besser als euch Deutsch reden, ihr seid unter meinem
Niveau“ sozusagen.“

Schließlich beinhaltet die Bezeichnung „Kiezdeutsch“ keine ethnische Eingrenzung und kann
so erfassen, dass Kiezdeutsch nicht nur von Sprecher/innen einer bestimmten Herkunft
gesprochen wird, sondern, wie ich weiter unten noch ausführen werde, in multiethnischen
urbanen Kontexten unabhängig vom ethnischen Hintergrund seiner Sprecher/innen verwendet
wird. Dies bedeutet, dass Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen an
der Entwicklung dieser Varietät beteiligt sind und dass ihr Gebrauch kein Indikator für eine
bestimmte Herkunft ist. Das folgende Zitat illustriert dies; es ist einem Interview mit Serkan

1 Interviewauszüge in (1) und (2) aus Projekten zu Spracheinstellungen, Hauptseminar „Kiezdeutsch“, 2007/08, Universität
Potsdam, Institut für Germanistik (H. Wiese).
Cetinkaya und Murat Unal entnommen, dem Regisseur und dem Schauspieler von Tiger
Kreuzberg, einer Videoserie, die mit Stereotypen über Jugendliche in Kreuzberg spielt:

(2) „Wenn du aber schaust, wie viele Deutsche in Kreuzberg schon mittlerweile kein Deutsch mehr
können, also auch dieses Kiezdeutsch sprechen, wo du, wenn du es nicht siehst, denkst, da sprechen
irgendwelche Türken oder Araber, und dann drehst du dich um und es sind ganz normale deutsche
Kids, dann merkst du einfach, krass, wie sich das entwickelt hat.“

Demgegenüber fasst eine Bezeichnung wie „Kanak Sprak“ zunächst nur Jugendliche nicht-
deutscher Herkunft in den Blick und tut dies auf eine stark herabsetzende Weise. Der
Gebrauch des Ausdrucks „Kanak Sprak“ war zwar ursprünglich als Rückeroberung eines
negativ besetzten Begriffs im Rahmen politischer Migrantenbewegungen motiviert
2
(inbesondere in den Schriften Feridun Zaimoğlus, der den Begriff maßgeblich geprägt hat ).
Wie Androutsopoulos (2007) unterstreicht, sind die stark negativen, pejorativen
Assoziationen zu „Kanak“ jedoch erhalten geblieben. Ich verwende daher ausschließlich den
Begriff „Kiezdeutsch“, um diese Jugendsprache zu bezeichnen – ein Begriff, der solche
negativen Vorab-Bewertungen vermeidet und mittlerweile auch in der politischen Diskussion
gut eingeführt ist.

3. Kiezdeutsch als multiethnische Jugendsprache

Kiezdeutsch ist eine Varietät, die aus multiethnischen urbanen Wohngebieten stammt, wie wir
sie z.B. in Berlin-Kreuzberg finden. In Vierteln wie diesem treffen Jugendliche
unterschiedlicher Herkunft beim Schulbesuch und in ihrer Freizeit auf einander und
entwickeln in diesem Kontext eine sprachlich kreative, grammatisch innovative neue
Jugendsprache. Eine wichtige Basis für die Entstehung einer solchen Jugendsprache sind
Ethnolekte – d.h. Varietäten, die ihre Sprecher/innen als Mitglieder einer bestimmten
3
ethnischen Gruppe identifizieren –, und dies gilt insbesondere für Ethnolekte, die sich
4
innerhalb der dominanten Ethnizität entwickeln (etwa das sog. „Türkendeutsch“ ). Darüber
hinaus findet man in diesem urbanen Kontext auch Formen des ungesteuerten
Zweitspracherwerbs, etwa im Zuge neuer Immigration oder auch bei Kindern, die erst mit
dem Eintritt in Kindergarten oder Schule mit der Majoritätssprache in Kontakt kommen.

2 Vgl. Zaimoğlu (1995).


3 Vgl. Clyne (2000) zu Ethnolekten in Europa.
4 Vgl. Kern & Selting (2006).
Wichtig für das Verständnis von Kiezdeutsch ist jedoch, dass diese Einflüsse nur einen
Aspekt dieser neuen sprachlichen Entwicklung ausmachen: Kiezdeutsch ist selbst kein
5
Ethnolekt mehr, sondern ein Multiethnolekt , der gerade auch in ethnisch gemischten Gruppen
gesprochen wird, und Sprecher/inne/n mit und ohne Migrationshintergrund tragen zur
Entwicklung dieser Jugendsprache bei.

Kiezdeutsch ist damit eine besonders interessante neue Varietät, weil es Merkmale einer
Jugend- und einer Kontaktsprache in sich vereint. Als Jugendsprache weist es z.B.
Charakteristika wie die bevorzugte Verwendung innerhalb einer Gruppe Gleichaltriger (Peer-
Group) und die Abgrenzung gegenüber Erwachsenen auf oder auf sprachlicher Ebene den
Einfluss des US-Amerikanischen; als Kontaktsprache steht es im Kontext anderer Sprachen,
die unterschiedliche Sprecher/innen zusätzlich beherrschen, etwa das Türkische, das
Arabische oder das Kurdische.

Kiezdeutsch ist mit diesen Merkmalen kein isoliertes deutsches Phänomen. Die Entstehung
solcher multiethnischer Jugendsprachen ist in den letzten Jahrzehnten europaweit im urbanen
Raum beobachtet worden. Grundsätzlich ist für diese Jugendsprachen charakteristisch, dass
sie sich deutlich von Lernervarietäten („Gastarbeiterdeutsch“ u.ä.) abheben und im ethnisch
gemischten urbanen Raum gesprochen werden. Detaillierte linguistische bzw.
soziolinguistische Beschreibungen liegen z.B. aus Schweden, den Niederlanden und
Dänemark vor.

Die erste systematische Beschreibung einer solchen Jugendsprache stammt von Kotsinas
(1992, 1998), die als „Rinkebysvenska“ (Rinkeby-Schwedisch) einen Multiethnolekt
beschreibt, der besonders unter Jugendlichen in Rinkeby, einem Stockholmer Vorort mit
6
hohem Migrantenanteil, gesprochen wird. Appel (1999) und Nortier (2001) untersuchen
„straattaal“ (Straßensprache), eine Jugendsprache aus multiethnischen Vierteln in Amsterdam
und Utrecht; Quist (2000; 2008) diskutiert eine Jugendsprache in ethnisch heterogenen
Vierteln Kopenhagens als „københavnsk multietnolekt“ (Kopenhagener Multiethnolekt). Aus

5 Im Sinne von Quist (2000; 2008).


6 Vgl. auch Fraurud (2003).
Deutschland liegen vor allem Untersuchungen aus soziolinguistischer Perspektive, aber auch
7
einige grammatische Untersuchungen vor.

Gemeinsame, charakteristische Merkmale dieser Jugendsprachen sind zum Einen der Einfluss
von Sprachen unterschiedlicher Herkunftsländer der Sprecher/innen, der sich z.B. in
lautlichen Veränderungen zeigt, aber auch in der Einführung neuer Wörter oder Wendungen;
zum Anderen finden sich grammatische Veränderungen gegenüber den jeweiligen
Standardsprachen, beispielsweise in der Wortstellung oder in der Verwendung von Artikeln
und Pronomen. Die folgenden Sprachbeispiele illustrieren dies: (3a) ist ein Beispiel aus dem
niederländischen Straattaal, in dem das Wort für „Mädchen“, sma, aus dem Sranan stammt,
der Sprache surinamesischer Einwanderer in den Niederlanden; (3b) zeigt eine Äußerung aus
dem københavnsk multietnolekt, in dem das türkische Wort für „Mädchen“, kız, gebraucht
wird; in (3c) werden im Rinkebysvenska die türkischen Wörter para („Geld“) und lan
(„Mann“/„Typ“) ins Schwedische integriert; (3d) gibt ein kiezdeutsches Beispiel, in dem
ebenfalls das türkische lan gebraucht wird:
8
(3a) Welke sma?
‘Welches Mädchen?’
9
(3b) Har du ikke set de der kız?
‘Hast du das Mädchen dort nicht gesehen?’
10
(3c) Har du para, lan?
‘Hast du Geld, Mann?’
11
(3d) Ey, rockst du, lan, Alter.

Die Beispiele unter (4) illustrieren Veränderungen in der Wortstellung (Abfolge Adverb-
Subjekt-Verb statt Adverb-Verb-Subjekt), unter (5) stehen Beispiele für den abweichenden
Gebrauch von Artikeln und Pronomen in Kiezdeutsch:
12
(4a) Morgen ich geh Arbeitsamt.
13
(4b) Igår jag var sjuk.

7 Vgl. Androutsopoulos (2001), Auer (2003), Dirim & Auer (2004), Eksner (2001), Kallmeyer & Keim (2003), Keim &
Androutsopoulos (2000), Wiese (2006; 2009).
8 Nortier (2001).
9 Quist (2000).
10 Kotsinas (2001).
11 Wiese (2006).
12 Ebd.
13 Kotsinas (1998).
wörtlich: „Gestern ich war krank.“
14
(4c) Normalt man går på ungdomsskolen.
wörtlich: „Normalerweise man geht zur Ergänzungsschule.“
15
(5a) Er hat schon eigene Wohnung.
16
(5b) Man chattet mit die.

4. Bedroht Kiezdeutsch „das Deutsche“? Vorbehalte gegenüber einer neuen Varietät

Die grammatischen Veränderungen, die wir in Kiezdeutsch – und seinen Pendants in anderen
europäischen Ländern – beobachten können, werden oft als reine grammatische Reduktion
angesehen, als Fehler, die aus sprachlicher Vereinfachung entstehen. Kiezdeutsch ist in
diesem Zusammenhang dann mitunter vehementer Sprachkritik ausgesetzt. Es wird als
gebrochenes Deutsch sprachlich defizitärer Jugendlicher in urbanen Ghettos angesehen, ein
restringierter Code, bei dem die Gefahr bestehe, dass er letztlich auch das Standarddeutsche
beeinflusse und es damit in seiner Ausdrucksfähigkeit und seinem grammatischen Potential
reduziere. Typische Äußerungen aus Medien und Schule sind etwa die folgenden:

 „‘Kanak Sprak‘ ignoriert den Duden, und auf eine Notzucht mehr oder weniger an der Grammatik
kommt es ihr ebenfalls nicht an.“ (Berliner Zeitung)
 „Es wird in Fetzen gesprochen, die Syntax ist vereinfacht. Das trägt zum Verfall der deutschen
Sprache bei.“ (Grundschullehrerin im Interview, Berlin-Wedding)

Opposition gegenüber Jugendsprache hat es selbstverständlich schon immer gegeben. –


Schließlich ist eine der Funktionen von Jugendsprache die Abgrenzung gegenüber der älteren
Generation. Im Fall einer multiethnischen Jugendsprache wie Kiezdeutsch findet sich aber oft
darüber hinaus eine deutliche gesellschaftspolitische Komponente, die neben der Sorge um
„das Deutsche“ z.T. in dem Vorwurf gipfelt, wer als Jugendlicher nicht-deutscher Herkunft
Kiezdeutsch spreche, zeige damit zumindest einen mangelnden Integrationswillen, wenn nicht
gar seine Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Sprache.

Man muss sich hier aber klar machen, dass es nicht „das Deutsche“ gibt, sondern dass die
deutsche Sprache, wie jede Sprache, ein Spektrum unterschiedlicher Varietäten, Stile,

14 Quist (2000).
15 Wiese et al. (2007).
16 Wiese et al. (2007).
Register umfasst, und die Entwicklung von Jugendsprachen ist ein Aspekt davon. Sprecher
beherrschen grundsätzlich mehrere Elemente eines solchen Spektrums, beispielsweise
formellere und informelle Register sowie neben dem Standarddeutschen noch einen Dialekt,
eine regional gefärbte Varietät u.ä.

Ebenso ist Kiezdeutsch Teil eines größeren Repertoires, ähnlich einem Dialekt – lediglich mit
der Besonderheit, dass es sich hier um einen Dialekt handelt, der im multiethnischen urbanen
Raum beheimatet ist. Daher ist es auch nicht überraschend, dass wir ganz ähnlichen
Vorurteilen und Befürchtungen gegenüber Kiezdeutsch begegnen, wie sie auch gegenüber
Dialekten z.T. verbreitet sind bzw. waren. Kiezdeutsch beeinträchtigt die deutsche Sprache
nicht, sondern fügt ihrem Spektrum ein neues Element hinzu, ebenso wie das Hessische oder
das Bayrische nicht eine Bedrohung des Deutschen, sondern eine Bereicherung des deutschen
Varietätenspektrums darstellen. Und ebenso wie der Gebrauch des Hessischen oder des
Bayrischen nicht einen gescheiterten Versuch darstellt, Standarddeutsch zu sprechen, so ist
auch die Verwendung von Kiezdeutsch zunächst unabhängig von der Beherrschung des
Standarddeutschen. Jugendliche, die Kiezdeutsch sprechen, beherrschen daneben
grundsätzlich auch noch andere Sprachen oder Varietäten als Teil ihres sprachlichen
Repertoires.

Ein Problem ergibt sich, wenn Kiezdeutsch die einzige Varietät des Deutschen ist, die sie
beherrschen, d.h. wenn zu diesem Repertoire eben nicht auch das Standarddeutsche gehört.
Dies ist dann zwar auch keine Bedrohung für das Deutsche, aber ein massives sprachliches
Handicap für den betreffenden Jugendlichen, das seine gesellschaftliche Teilhabe und sein
berufliches Fortkommen behindert. Sprachförderung kann sich hier aber die sprachliche
Innovativität von Kiezdeutsch zu Nutze machen, um über den Umweg über Kiezdeutsch den
17
Erwerb des Standarddeutschen zu unterstützen.

5. Kiezdeutsch als multiethnischer urbaner Dialekt

Kiezdeutsch stellt somit grundsätzlich keine Bedrohung für „das Deutsche“ dar; es entspricht
eher einem Dialekt, der überregional in ähnlicher Weise in multiethnischen urbanen Vierteln
auftritt. Als Dialekt stellt Kiezdeutsch kein „gebrochenes Deutsch“ dar, wie dies in der
Öffentlichkeit oft angenommen wird, sondern bildet eine eigenständige sprachliche Varietät.
Dies zeigt sich auf der Ebene der Sprachverwendung und -perzeption ebenso wie auf der
Ebene des grammatischen Systems.

5.1 Evidenz aus Sprachverwendung und -perzeption

Die Einordnung von Kiezdeutsch als neuer urbaner Dialekt setzt voraus, dass es sich hierbei
um eine Varietät handelt, die sowohl vom Standarddeutschen als auch von willkürlich
fehlerhaftem Deutsch abgrenzbar ist und als ein solcher eigenständiger, identifizierbarer -lekt
auch wahrgenommen wird. Die Einordnung als multiethnischer urbaner Dialekt impliziert
darüber hinaus, dass diese Varietät von Sprechern unterschiedlicher Herkunft, über ethnische
Grenzen hinweg gesprochen wird. Evidenz für diese beiden Punkte liefert eine
Akzeptabilitätsstudie aus Berlin, in der wir zeigen konnten, dass sprachliche Charakteristika
von Kiezdeutsch sich als solche klar abgrenzen lassen, von Sprechern identifiziert werden und
als typisch für multiethnische urbane Wohngebiete erkannt und dort unabhängig von der
18
ethnischen Herkunft gebraucht werden.

Für diese Studie wählten wir als Stimuli Sätze, die zentrale sprachliche Merkmale enthielten,
die in unseren eigenen und anderen Arbeiten zu Kiezdeutsch identifiziert wurden (fehlende
Artikel, Flexionsabweichungen, bloße Lokalangaben ohne Präpositionen und Artikel,
fehlende Kopula, lexikalische Entlehnungen aus dem Türkischen und Arabischen). Diese
„Kiezdeutsch“-Stimuli wurden durch zwei andere Kategorien von Sätzen ergänzt: „Standard“-
Sätze, die keinerlei Abweichungen vom Standarddeutschen aufwiesen, und „Fehler“-Sätze,
die willkürliche grammatische Abweichungen enthielten (fehlende Satzkonstituenten,
unsystematische Wortstellungsverstöße, regelwidrige Kombination von Konstituenten u.ä.).

Die Sätze wurden in gemischter Folge aufgenommen und Jugendlichen aus Schulen in zwei
Berliner Wohngebieten vorgespielt: (1) ein multiethnisches Wohngebiet, in dem 25,3% der
unter 18-jährigen Einwohner/innen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und 84%
der Schüler/innen der betreffenden Schule eine nicht-deutsche Herkunftssprache haben, und
(2) ein monoethnisches Wohngebiet mit ähnlichen Wirtschafts- und Sozialindikatoren
(ähnliche Arbeitslosenquote, ähnliche Anzahl von Haushalten, die
Existenzsicherungsleistungen empfangen etc.), aber mit nur 1,7% Einwohner/innen ohne

17 Vgl. Wiese et al. (2007) zu Schulprojekten, die dies realisieren.


18 Freywald et al. (2008).
deutsche Staatsbürgerschaft und weniger als 5% Schüler/innen nicht-deutscher
Herkunftssprache. Die Jugendlichen aus dem multiethnischen Viertel, die an der Studie
teilnahmen, waren unterschiedlicher ethnischer Herkunft (incl. deutscher), wobei Jugendliche
türkischer Herkunkft in der Mehrheit waren; Teilnehmer/innen aus dem monoethnischen
Viertel waren durchweg deutscher Herkunft. In der Studie hörten sie sich die Sätze einzeln an
und bewerteten sie dann danach, ob sie oder ihre Freunde das auch so sagen würden oder aber
ob der Satz für sie merkwürdig oder falsch klänge.

Eine statistische Analyse der Antworten deckte zwei interessante Muster auf: (1) Es gab keine
signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf „Standard“- und
„Fehler“-Sätze – diese wurden gruppenübergreifend einheitlich akzeptiert („Standard“) bzw.
19
abgelehnt („Fehler“) –, aber hochsignifikante Unterschiede für „Kiezdeutsch“-Sätze; diese
20
wurden im multiethnischen Wohngebiet mehr als doppelt so oft akzeptiert (59% vs. 25%).
(2) Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede im multiethnischen Wohngebiet zwischen
Teilnehmern unterschiedlicher Herkunft, und insbesondere nicht für solche mit vs. ohne
21
Migrationshintergrund, aber hochsignifikante Unterschiede in Bezug auf „Kiezdeutsch“-
Sätze zwischen Teilnehmern deutscher Herkunft aus dem multiethnischen Wohngebiet und
22
solchen aus dem monoethnischen Wohngebiet, d.h. Sprecher/innen verhielten sich ihrem
Wohngebiet, nicht ihrem ethnischen Hintergrund entsprechend.

Zusammenfassend fanden wir demnach klare Unterschiede zwischen Teilnehmer/inne/n aus


mono- und multiethnischen urbanen Kontexten, die über ethnische Grenzen hinweg gehen
und sich auf die Verwendung von Kiezdeutsch beziehen, nicht jedoch auf standarddeutsche
oder willkürlich fehlerhafte Sätze. Dies unterstützt die Auffassung von Kiezdeutsch als
multiethnischem urbanen Dialekt, indem es Kiezdeutsch als abgrenzbare, eigene Varietät
charakterisiert, die ihren Ort in multiethnischen urbanen Wohngebieten hat.

Die Abgrenzbarkeit von willkürlichen Fehlern schließt nicht aus, dass Kiezdeutsch von
Sprecher/inne/n als „falsches“ oder „schlechtes Deutsch“ klassifiziert wird. Aus

19 Mann Whitney’s U = 235; Z = - 1,098; p = 0,272 für „Fehler“-Sätze; U = 243; Z = - 1,371; p = 0,170 für „Standard“-Sätze.
20 Mann Whitney’s U = 43,5; Z = - 4,884; p = 0,000 für „Kiezdeutsch“-Sätze.
21 Vergleich verschiedener Ethnien, Antworten für alle Sätze: Kruskal-Wallis 2(4) = 6,508; p = 0,164. Vergleich deutscher

vs. nicht-deutscher Herkunft, Antworten für alle Sätze: Mann Whitney’s U = 55; Z = -0,9; p = 0,368; für „Kiezdeutsch“-
Sätze: U = 62,5; Z = -0,506; p = 0,613.
Untersuchungen zu sprachlichen Einstellungen ist bekannt, dass sprachideologische Allianzen
23
mit dem Standard dazu führen, dass dialektale Abweichungen vom Standard auch von den
Sprechern selbst als „falsches Deutsch / Englisch etc.“ angesehen werden und dass es darüber
24
hinaus eine generelle Tendenz gibt, eine Sprechweise negativ zu bewerten, wenn sie mit
25
Sprechern assoziiert wird, die einen (vermeintlich) niedrigeren sozialen Status haben.

Solche sprachlichen Einstellungen wurden aus Äußerungen in unserer Studie deutlich, in


denen die Teilnehmer/innen jeweils freie Kommentare zu den Sätzen abgeben konnten. So
wurden in fast 20% der Kommentare zu „Kiezdeutsch“-Sätzen, die von Teilnehmer/inne/n aus
dem monoethnischen Wohngebiet abgegeben wurden, diese als „falsches“ oder „schlechtes
Deutsch“ charakterisiert. Dies galt z.T. auch für Teilnehmer/innen aus der multiethnischen
Gruppe. Diese Kommentare weisen auf ein Bewusstsein der Sprecher/innen hin, dass es sich
um Abweichungen vom Standard handelt, vgl. etwa die folgende Bewertung:

(6a) „Ja, das sagen wir (lacht). Obwohl das nicht richtig formuliert ist, wir sagen’s trotzdem.“

(6b) „Wenn schon, dann reden meine Freunde so, aber absichtlich. Wir tun so, als ob wir kein Deutsch
könnten, das ist nicht so in, wenn man so flüssig Deutsch spricht, also tun wir so.“

Ähnliche Evidenz findet sich auch in einer Studie zu Einstellungen gegenüber Rinkebysvenska
von Bijvoet (2003), die berichtet, einige Sprecher/innen „are of the opinion that it is incorrect
to speak Rinkeby Swedish, even for peer-peer interaction, but they use the variety anyway.“
In ähnlicher Weise stellt Godin (2005/2006) für Botkyrka, einen anderen multiethnischen
Vorort von Stockholm fest, dass Sprecher/innen ihren Sprachgebrauch sehr bewusst
einsetzen, um in informellen Situationen mit Freunden zu interagieren, aber ihn oft als „a
26
form of ‚bad‘ or ‚improper‘ language“ ansehen, „something one grows out of.“ Solche
Befunde unterstreichen noch einmal, dass urbane europäische Jugendsprachen wie
Kiezdeutsch nicht durch willkürliche grammatische Fehler charakterisiert sind, sondern ein
System bilden, das Teil eines breiteren sprachlichen Repertoires ist, welches bestimmte
soziale Funktionen erfüllen kann. Parallelen hierzu finden sich auch im außereuropäischen

22 Vergleich für „Kiezdeutsch“-Sätze: Mann Whitney’s U = 6; Z = -3,235; p = 0,001; für „Fehler“-Sätze: Mann Whitney’s U
= 54; Z = 0,000; p = 1,000; für “Standard”-Sätze: Mann Whitney’s U = 48; Z = -0,835; p = 0,404.
23Vgl. Silverstein (1998).
24 Vgl. Labov (1966, 1996).
25 Vgl. Preston (2002).
26 Godin (2005/2006: 135); vgl. auch Quist (2008) zum københavnsk multietnolekt.
Raum bei jugendlichen Sprecher/innen/n eines Dialekts wie African-American English, die
diese Varietät ebenso bewusst unter einander gebrauchen und in anderen Kontexten in eine
27
standardnähere Variante wechseln.

Der Gebrauch von Kiezdeutsch reflektiert eine bewusste Wahl, eine Selbstpositionierung
seiner Sprecher/innen in einem multiethnischen urbanen Kontext. Er signalisiert, dass der
Sprecher / die Sprecherin zu einer bestimmten Gruppe gehört, und mehrere der Kommentare
in unserer Studie zeigten diese Peer-group-Orientierung sehr deutlich, vgl. etwa den
folgenden Kommentar eines Teilnehmers aus der multiethnischen Gruppe: (7) „Sag ich
manchmal, aber nicht so oft, auch meine Freunde, halt nicht zu jedem, nicht zu Erwachsenen,
aber zu meinen Freunden schon.“

Kiezdeutsch stellt sich damit als eine Varietät dar, die zwar als „schlechtes“ oder „falsches
Deutsch“ angesehen werden mag, aber unabhängig davon ihren Platz in einer multiethnischen
urbanen Gemeinschaft hat, wo sie der sozialen Positionierung in Peer-Groups dient.

5.2 Evidenz auf der Ebene des grammatischen Systems

Weitere Evidenz für den Status von Kiezdeutsch als eigener Varietät, die nicht einfach nur auf
willkürlichen Abweichungen vom Standard beruht, sondern einen eigenständigen urbanen
Dialekt bildet, liefert eine tiefer gehende grammatische Analyse seiner sprachlichen
Charakteristika. Kiezdeutsch ist zwar auch gekennzeichnet durch verschiedene grammatische
Vereinfachungen, wie sie für Kontaktsprachen typisch sind (etwa im Bereich der
Wortstellung und dem Gebrauch von Funktionswörtern wie Artikeln und Pronomen, vgl.
Abschnitt 3 oben). Es bleibt jedoch nicht bei diesen Vereinfachungen; bei genauerer
Betrachtung zeigen sich ergänzend dazu in Kiezdeutsch die Entstehung neuer sprachlicher
Formen und eigener Konstruktionsmuster.

Sprachliche Neuerungen zeigen sich nicht nur in der Integration neuer Fremdwörter
(beispielsweise das oben erwähnte lan), sondern auch auf grammatischer Ebene. Ein Beispiel
sind Konstruktionen mit zwei neuen Partikeln, deren Entstehen wir in Kiezdeutsch im
Moment beobachten können, nämlich musstu und lassma. Diese Elemente, entstanden aus

27 Vgl. etwa Preston & Niedzielski (2003:132), die eine Lehrerin über ihre Schüler zitieren mit „They change when they
speak to her [the European-American teacher], particularly, she says, ‘if they want something’“.
„musst du“ bzw. „lass uns mal“, finden sich mitunter als feste Ausdrücke zur Einleitung
28
direktiver Sprechakte wie in den folgenden Beispielen:

(8a) „Musstu Doppelstunde fahren!“


[= Vorschlag, an den Hörer, in der Fahrschule eine Doppelstunde zu fahren]

(8b) „Lassma Moritzplatz aussteigen!“


[= Vorschlag, gemeinsam am Moritzplatz aus dem Bus zu steigen]

Als flektiertes Verb in standarddeutschen Konstruktionen wie „Da musst du eine


Doppelstunde fahren.“ ist musst eine Singularform, kann sich also nur an einen einzelnen
Hörer richten. In Kiezdeutsch ist die Entwicklung von musstu zu einer festen Form, einer
Aufforderungpartikel, schon so weit fortgeschritten, dass musstu mitunter auch gegenüber
mehreren Hörern gebraucht wird, also in Kontexten, in denen im Standarddeutschen müsst ihr
verwendet würde.

Wie die beiden Beispiele unter


(8) zeigen, ist hier nicht nur ein einzelner neuer Ausdruck entstanden, sondern es bildet sich
bereits ein neues grammatisches Subsystem, in denen die beiden Aufforderungspartikeln
unterschiedliche, sich ergänzende Funktionen erfüllen: lassma leitet Aufforderungen ein, die
den Sprecher selbst einbeziehen (wir-Vorschläge), musstu leitet dagegen Aufforderungen ein,
die nur dem Hörer bzw. den Hörern gelten (du/ihr-Vorschläge).

Musstu und lassma gehen auf zwei Verben zurück, die mit Infinitiven kombiniert werden,
nämlich müssen und lassen. Durch die Entwicklung von musstu und lassma zu festen Wörtern
erhalten wir in Kiezdeutsch Sätze, in denen diese Partikeln nun von Infinitivkonstruktionen
gefolgt werden (Doppelstunde fahren, Moritzplatz aussteigen). Dieses Schema passt sehr gut
in das grammatische System des Deutschen: Aufforderungen können typischerweise durch
Infinitivkonstruktionen ausgedrückt werden, z.B. Den Rasen nicht betreten. Ein kiezdeutscher
Satz wie Lassma aussteigen ist damit in seinem Aufbau parallel zu einem standarddeutschen
Satz wie Bitte aussteigen, in dem ebenfalls eine Partikel mit einer Infinitivkonstruktion
kombiniert wird. Und wie bitte zeigt, ist die Entwicklung solcher Partikeln ebenfalls ein
Phänomen, das gut ins sprachliche System des Deutschen passt: So ist im Standarddeutschen

28 Wiese (2009).
die Partikel bitte auf ganz ähnliche Weise aus der ursprünglich komplexen, flektierten Form
„(ich) bitte“ entstanden.

Ein weiteres Phänomen, das die sprachliche Produktivität von Kiezdeutsch und seine
Verankerung im System des Deutschen verdeutlicht, ist der Gebrauch bloßer
Nominalgruppen, ohne Artikel und Präposition, als Orts- und Zeitangaben. (9) gibt einige
Beispiele:29
(9a) „Gehst du heute auch Viktoriapark?“ [statt zum Viktoriapark]
(9b) „Ich werde zweiter Mai fünfzehn.“[statt am zweiten Mai]

Auf den ersten Blick kann dies wie eine unsystematische sprachliche Vereinfachung wirken.
Ähnliche Wendungen findet man jedoch auch in der gesprochenen Sprache außerhalb von
Kiezdeutsch: Im informellen, gesprochenen Deutsch werden solche Konstruktionen z.B. im
Berliner Raum regelmäßig bei der Bezeichnung von Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel
verwendet. Hier einige Beispiele aus Antworten aus einem Studierendenprojekt, in dem an
unterschiedlichen Orten Berlins Jugendliche und Erwachsene nach dem Weg gefragt
30
wurden:
(10a) „Da müssen Sie Jakob-Kaiser-Platz umsteigen.“ [statt am Jakob-Kaiser-Platz]
(10b) „Dann steigen Sie Mollstraße aus.“[statt an der Mollstraße]
(10c) „Sind wir schon Zoo?“ [statt am Zoo]

Hier werden ebenso wie in den kiezdeutschen Beispielen unter (9) bloße Nominalgruppen,
ohne Artikel und Präposition, als Lokalangaben gebraucht. Der Unterschied zu Kiezdeutsch
ist, dass diese Art von Lokalangabe im informellen Standarddeutsch auf ÖPNV-Haltestellen
beschränkt zu sein scheint, während es in Kiezdeutsch diese Einschränkung nicht gibt. Wir
finden hier also wieder eine Neuerung in Kiezdeutsch, die entsteht, indem Möglichkeiten, die
das Deutsche grundsätzlich bietet, weiter ausgebaut werden: Kiezdeutsch ist eine neue
Varietät des Deutschen, die – wie alle neuen Varietäten – die grammatischen Möglichkeiten
des Sprachsystems weiterentwickelt.

Ein Phänomen, das auf die Interaktion verschiedener sprachlicher Ebenen bei dieser
Weiterentwicklung hinweist, ist der Gebrauch der Partikel „so“ in Kiezdeutsch. Diese Partikel

29 Wiese (2006, 2009).


30 Brauer et al. (2007).
31
ist ein multifunktionales Element im Deutschen. In Kiezdeutsch tritt sie in bereits bekannten
Funktionen auf, aber auch in neuen Kontexten. Insbesondere findet sich eine Verwendung
von „so“, in der die Partikel (1) semantisch reduziert ist und nicht mehr zur Satzbedeutung
beiträgt, (2) mit Phrasen einer Reihe unterschiedlicher syntaktischer Kategorien kombiniert
wird und (3) selbst unbetont ist, während die Phrase, mit der „so“ kombiniert wird, den
Hauptsatzakzent trägt. Die folgenden Beispiele illustrieren dies (Fettdruck signalisiert den
32
Hauptakzent):

(11a) [Interviewer]: „Könnt ihr ’n bisschen erzählen aus eurer Freizeit?“


„Wir sind immer bei Haus der Jugend da (.) Da gib’s so Club immer bei [H.], wir sind immer da, für
Jugendliche so, zum Beispiel da gib’s so Billiardraum.“
(11b) „Dicker, ich hab, ich weiß nicht, also die Stadt ist nicht mein Dings so. Weißt, was ich
meine? Ich bin mehr so Naturtyp für Natur, Dorf. So im Grünen, das ist mein Ding.“
(11c) „Ich höre Alpa Gun, weil er so aus Schöneberg kommt.“
(11d) „Die hübschesten Frauen kommen von den Schweden, also ich mein, so blond so.“

Aus rein syntaktischer Sicht scheint das Verhalten von „so“ hier willkürlich: „so“ tritt mit
bloßen Nomen auf und besetzt dann die kanonische Artikelposition (so Club, so Billiardraum,
so Naturtyp), es findet sich jedoch ebenso mit Präpositionalphrasen (so im Grünen, so aus
Schöneberg, für Jugendliche so) und mit Adjektivphrasen (so blond so); es kann seinem
Argument vorausgehen (so Naturtyp), ihm jedoch auch folgen (für Jugendliche so) und
schließt es teilweise sogar in Form einer Klammer ein (so blond so).

Wie die Beispiele jedoch zeigen, wird „so“ in dieser Verwendung immer mit der Konstituente
kombiniert, die den Fokus des Satzes trägt und entsprechend den Hauptakzent erhält. Wenn
man diesen informationsstrukturellen Aspekt einbezieht, kann man das vermeintlich
unsystematische Verhalten von „so“ einheitlich als die Entstehung einer Fokuspartikel
erfassen, d.h. einer Partikel, die die jeweilige Fokuskonstituente eines Satzes markiert. Unter
dieser Perspektive ist die syntaktische Promiskuität, wie „so“ sie hier zeigt, nicht mehr
auffällig, sondern zu erwarten, und die semantischen und phonologischen Besonderheiten
erscheinen nicht mehr unverbunden, sondern passen in das Bild als typische Charakteristika
eines Fokusmarkers. Die variable Stellung von „so“ gegenüber seinem Argument, wo „so“ die

31 Vgl. etwa Hole & Klumpp (2000), Thurmair (2001), Lenerz & Lohnstein (2005), Auer (2007) zu verschiedenen
Funktionen von „so“.
linke oder rechte Grenze der Fokusdomäne oder sogar beide markieren kann, könnte vor
diesem Hintergrund ein Anzeichen für eine in der Entstehung begriffene und noch nicht völlig
33
gefestigte Konstruktion sein oder aber auf weitere funktionale Differenzierungen hinweisen.

Sprachliche Innovationen in der Domäne der Partikeln finden nach dieser Auffassung in
Kiezdeutsch somit nicht nur im Bereich der Sprecher-Hörer-Interaktion statt (wie im Fall von
musstu und lassma), sondern auch im Bereich der Informationsstruktur. Diese Sichtweise
wird durch Evidenz für ähnliche Entwicklungen in informellen Varietäten verwandter
germanischer Sprachen weiter gestützt. So zeigen Underhill (1988) und Meehan (1991), dass
in informellem nordamerikanischem Englisch die Partikel like dazu dient, “the most
34
significant new information” zu fokussieren; in norwegischer Jugendsprache kann sånn
„wahr“ ähnlich interpretiert werden (Toril Opsahl, p.c.), und bara/ba’ „nur“ in schwedischer
Jugendsprache ist ebenfalls als Diskursmarker interpretiert wurden, der dem jeweils
35
fokussierten Element vorausgeht.

Zusammengenommen weist unsere Analyse darauf hin, dass wir in Kiezdeutsch nicht bloße
sprachliche Vereinfachung finden, nicht nur eine Menge unverbundener Phänomene
grammatischer Reduktion, sondern vielmehr die Entwicklung neuer, systematischer Muster
aus einem komplexen Zusammenspiel grammatischer und außergrammatischer Domänen
beobachten können, eine systematische, produktive Erweiterung des Standarddeutschen:
Kiezdeutsch nutzt die Möglichkeiten, die das Deutsche im Bereich von Grammatik und
Wortschatz bietet, und baut sie aus. Es ist keine formelhafte, grammatisch reduzierte Sprache,
kein „gebrochenes Deutsch“, sondern trägt durch die Entwicklung eigener sprachlicher
Elemente und Konstruktionsmuster zur sprachlichen Vielfalt deutscher Varietäten bei.

6. Fazit und Ausblick: Ein Dialekt urbaner Jugendkultur

Es lässt sich damit folgendes Fazit ziehen: Kiezdeutsch ist eine neue Varietät mit eigener
sprachlicher Dynamik, die sich vom Standarddeutschen ebenso wie von unsystematisch
fehlerhaftem Deutsch abgrenzen lässt. Kiezdeutsch ist eine Varietät des Deutschen. Es nutzt
die Möglichkeiten der deutschen Grammatik und baut sie aus. Es bereichert das

32 Wiese (2007), Paul et al. (2008).


33 Vgl. Paul et al. (2008).
34 Underhill (1988:238).
35 Erman & Kotsinas (1993).
Varietätenspektrum des Deutschen um einen multiethnischen urbanen Dialekt, der Merkmale
einer Jugend- und einer Kontaktsprache in sich vereint.

Als eigenständige Varietät repräsentiert Kiezdeutsch nicht eine Erwerbsstufe auf dem Weg
zum Standarddeutschen als Zielsprache, Kiezdeutsch ist, wie oben bemerkt, nicht der
gescheiterte Versuch, Standarddeutsch zu sprechen, sondern ist selbst Zielsprache und wird
im Kontext urbaner Wohngebiete mit hohem Migrantenanteil erworben, wo es als Marker
lokaler Identität dient. Angesichts des Status von Kiezdeutsch als Jugendsprache kann dies
dazu führen, dass Kinder von standardnahem Sprachgebrauch zu einer stärkeren Verwendung
von Kiezdeutsch wechseln, wenn sie älter werden und anfangen, sich als Teil der lokalen
36
Jugendkultur zu positionieren – eine Entwicklung, die von Lehrer/inne/n oft negativ gesehen
wird, wie das folgende Zitat aus einem Gespräch mit einer Grundschullehrerin aus Berlin-
Kreuzberg illustriert:

(12) „Es ist so schade, dass die Schüler anfangen, so zu reden, wenn sie älter werden. A., zum
Beispiel, hat früher sehr gut Deutsch gesprochen, aber jetzt, wo sie in der 6. Klasse ist, fängt sie an, so
zu reden wie die Älteren, und macht ganz viele Grammatikfehler.“

Dies, ebenso wie die Peer-Group-Orientierung, die oben deutlich wurde (vgl. etwa (7)),
verweist auf die Verortung von Kiezdeutsch in einem bestimmten Lebensabschnitt. Wenn
somit auch die Evidenz aus den vorangegangenen Abschnitten eine Sichtweise von
Kiezdeutsch als urbanem Dialekt stützt, so ist dies doch ein Dialekt, der auf (multiethnische)
Jugendkulturen beschränkt ist. Ist eine zukünftige Entwicklung vorstellbar, die zu einer
generellen, generationenübergreifenden Verbreitung dieses urbanen Dialekts führt?

Dies würde bedeuten, dass die sprachlichen Phänomene, die sich hier entwickelt haben,
generell Eingang in den lokalen Sprachgebrauch multiethnischer Gemeinschaften finden oder
sich sogar vom multiethnischen Kontext lösen und zu sprachlichen Merkmalen bestimmter
urbaner Kontexte werden. Vergleichbare ethnolektal basierte urbane Dialekte wurden
beispielsweise für New York State beschrieben, wo der lokale Dialekt durch Ethnolekte
37
deutscher und polnischer Einwanderer beeinflusst wurde. Dies hatte Auswirkungen auf

36 Vgl. auch Kotsinas (1992) mit ähnlichen Beobachtungen aus Schweden.


37 Vgl. Wölck (2002).
38
phonetisch/phonologischer Ebene (etwa im sogenannten „Buffalo Vowel Shuffle“ ), aber
auch im morphosyntaktischen Bereich, etwa auf der Ebene verbaler Tempus/Modus-
Markierung, wie es der Gebrauch des Perfekts in der folgenden Äußerung illustriert: (13) „I
39
have lived in New York five years, now my home is Buffalo.“

***

Ist dies eine mögliche Entwicklung für Kiezdeutsch und seine Pendants in anderen
europäischen Ländern? Könnten diese jugendsprachlichen Multiethnolekte ähnliche
Auswirkungen auf Majoritätssprachen haben wie die deutschen und polnischen Ethnolekte,
die zu dem urbanen Dialekt in New York State führten? Ein wichtiger Unterschied zwischen
den beiden Phänomenen liegt darin, dass die betreffenden Ethnolekte in New York State
anders als Kiezdeutsch und ähnliche Multiethnolekte nicht auf Jugendkulturen beschränkt
waren. Ein Aspekt, der einen Einfluss auf allgemeine lokale Dialekte aber dennoch
begünstigen könnte, ist die weit verbreitete Kenntnis dieser Jugendvarietäten und die
Tatsache, dass ihre Verwendung nicht auf Sprecher/innen mit Migrationshintergrund
beschränkt ist. Wie oben deutlich wurde, wird Kiezdeutsch in Wohngebieten mit hohem
Migrantenanteil unabhängig vom ethnischen Hintergrund von Jugendlichen deutscher und
nicht-deutscher Herkunft gleichermaßen gebraucht. Wenn diese Sprecher/innen älter werden,
könnten Spuren ihrer multiethnischen Jugendsprache und der grammatischen Innovationen in
ihren lokalen Dialekten erhalten bleiben.

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Danksagung

Mein besonderer Dank gilt den Teilnehmer/inne/n des Workshops zu „Multiethnolekte: Neue
Sprachvarietäten im urbanen Europa“ auf der Sommerakademie Stadt und Urbanität im 21.
Jahrhundert der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg, 7.-11. Juli 2008. Die in
diesem Artikel vorgestellte Forschung wurde unterstützt durch die DFG,
Sonderforschungsbereich „Informationsstruktur“ der Universität Potsdam und der Humboldt-
Universität Berlin, Projekt B6 „Kiezdeutsch“, sowie durch das BMBF, Projekt „Linguistic
Practices of Young People in Multiethnic Urban Areas in Europe“.

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