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Культура – це створений багатьма поколіннями людей протягом тривалого часу
життєвий простір в якому живуть і діють люди, які, пов’язані спільною мовою і традиціями.
lebenden Menschen, d.h. alle Produkte und Tätigkeiten ihren Denkens und Handelns.
Hierzu zählen materielle und immaterielle Produkte: Technik, Bildungssysteme,
Religion, Ethik, Recht; Umgangsformen, und Regeln, die das menschliche
Zusammenleben bestimmen:
Zwischenschlüsse:
Es werden zwei grundlegende Kulturbegriffe unterschieden:
(1) Der ästhetische Kulturbegriff, der mit Begriffen wie Bildung, Literatur und
Kunst eng verknüpft ist.
(2) Der anthropologische Kulturbegriff. Er beschreibt die Kultur als „die Art und
Weise, wie Menschen ihr Leben gestalten zusammen den Produkten ihres Denkens
und Handelns“
Diese Denk-, Fühl- und Handlungsmuster bezeichnet der Forscher als „mentale
Programme“. Das bedeutet natürlich nicht, dass Menschen wie Computer
programmiert sind. Das Verhalten eines Menschen ist nur zum Teil durch seine
mentalen Programme vorbestimmt: er hat grundsätzlich die Möglichkeit, von ihnen
abzuweichen und auf eine neue, Weise zu reagieren. Die Quellen unserer mentalen
Programme liegen im sozialen Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind und unsere
Lebenserfahrungen gesammelt haben.
„Kultur ist erlernt, und nicht vererbt. Sie leitet sich aus unserem sozialen Umfeld ab, nicht
Сюди входять також всі результати будь-якого виду діяльності цієї групи людей , а також
досвід і правила/закони, за якими живуть люди, ставлення людей до нового і не
рідного/чужого, до ідей, цінностей та способів життя.
aus den Genen“ (Hofstede 1997: S. 4).
Kultur ist „die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder
Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet“ (Hofstede 1997: S. 4). Die
Programmierung beginnt in der Familie und setzt sich fort in der Nachbarschaft, in der Schule, in
Jugendgruppen, am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft (Hofstede 1997: S. 3).
“Kultur“ ist stets „ein kollektives Phänomen, das man mit Menschen teilt, die im selben
sozialen Umfeld leben oder lebten. Bei diesen Kollektiven kann es sich ebenso um die
Gruppen innerhalb eines Landes, z.B.: die Einwohner eines Landes, Angehörige
einer bestimmten Nation, wie um internationale Kulturgruppen, z.B.: Kultur der IT-
Fachleute oder um die Studentenkultur weltweit handeln.
Die mentale Programmierung des Menschen kann nach Hofstede in drei Ebenen
unterteilt werden: Natur, Kultur und Persönlichkeit.
Natur, das, was allen Menschen gemeinsam ist. „Natur stellt die universelle Ebene in
unserer mentalen Software dar“ (Hofstede 2005: S. 5). Diese Ebene ist ererbt und
zeigt sich in den menschlichen Fähigkeiten zur Empfindung von beispielsweise
Angst, Zorn, Liebe, Freude, Traurigkeit oder Scham. Die Art und Weise aber, wie
man seine Angst, Freude usw. zum Ausdruck bringt, ist kulturbedingt.
Die zweite Ebene Kultur ist erlernt und nicht ererbt. Kultur leitet sich aus unserem
sozialen Umfeld ab, nicht aus unseren Genen.
Die Persönlichkeit hingegen ist eines jeden Individuums „einzigartige persönliche
Kombination mentaler Programme, die es mit keinem anderen Menschen teilt“
(Hofstede 2005: S. 5). Sie begründet sich auf Charakterzüge, die teilweise ererbt und
teilweise erlernt sind.
Abbildung 1: Drei Ebenen in der mentalen Programmierung des Menschen (Hofstede 2005: S. 4)
Symbole, Helden, Rituale und Werte werden als Schale einer Zwiebel dargestellt,
womit angedeutet werden soll, dass Symbole die oberflächlichsten und Werte die
tiefgehendsten Manifestationen von Kultur sind und Helden sowie Rituale
dazwischen liegen.
In der Abbildung werden Symbole, Helden und Rituale unter dem Begriff Praktiken
zusammengefasst. Als solche sind sie für einen außenstehenden Beobachter sichtbar,
aber ihre kulturelle Bedeutung ist nicht sichtbar; sie liegt genau und ausschließlich in
der Art und Weise, wie diese Praktiken von Insidern interpretiert werden.
Symbole sind Worte, Gesten, Bilder oder Objekte, die eine bestimmte Bedeutung
haben, welche nur von denjenigen als solche erkannt wird, die der gleichen Kultur
angehören.
Die Wörter einer Sprache oder Fachsprache gehören zu dieser Kategorie, ebenso wie
Kleidung, Haartracht, Coca-Cola, Flaggen und Statussymbole. Zu Symbolen werden
gezählt:
Wörter, idiomatische Wendungen, Jargon, Akzent (sprachliche Symbole)
Markennamen, Kleidung, Frisur, Schmuck, Farben (Modesymbole)
Flaggen, Statussymbole;
Monumente und Wahrzeichen;
kulturelle Artefakte, d.h. alles von Menschen in dieser Kultur künstlich
Hergestellte.
Neue Symbole entwickeln sich rasch, und alte verschwinden; Symbole einer
kulturellen Gruppe werden regelmäßig von anderen nachgeahmt. Deshalb wurden die
Symbole in der äußeren, oberflächlichsten Schicht in Abbildung platziert. [Hofstede
1997: 8]
Helden sind Personen, tot oder lebend, echt oder fiktiv, die Eigenschaften besitzen,
welche in einer Kultur hoch angesehen sind; sie dienen daher als Verhaltensvorbilder.
Beispiele für Helden können gefunden werden bei:
Figuren aus der Werbung
Sport-, Musik- und Filmstars, Schriftsteller, Politiker, Militär
historische oder erfundenen Personen.
Rituale sind kollektive Tätigkeiten, die für das Erreichen der angestrebten Ziele
eigentlich überflüssig sind, innerhalb einer Kultur aber als sozial notwendig gelten:
sie werden daher um ihrer selbst willen ausgeübt. Formen des Grüßens und der
Ehrerbietung anderen gegenüber, Smalltalk, Verhalten, das den Ausdruck von
Zustimmung oder Ablehnung begleitet, soziale und religiöse Zeremonien sind
Beispiele hierfür. Geschäftliche und politische Zusammenkünfte, die aus scheinbar
rationalen Gründen organisiert werden, dienen häufig vor allem rituellen Zwecken,
beispielsweise um den führenden Persönlichkeiten Gelegenheit zur Selbstbehauptung
zu geben.
Werte bilden die innere Schicht von Hofstedes Zwiebeldiagramm. Sie bilden für eine
Gemeinschaft oder eine Gruppe, den roten Faden der Lebensorientierung. Werte sind
gleichzusetzen mit Prioritäten: eine bestimmte Wertvorstellung annehmen bedeutet,
dass man dazu neigt, den gegebenen Zustand vor anderen zu wählen.
Werte sind vor allem Gefühle mit einer Orientierung zum Plus- oder zum Minuspol
hin, wie das Verständnis von Gut und Böse oder die Unterscheidungen böse/gut,
hässlich/schön, unnatürlich/natürlich, anomal/normal, paradox/logisch, und
irrational/rational. Unter den sozialen Werten sind, z.B. „Selbstverwirklichung“,
„Sinn für Eigentum“, „Sicherheit“, „Selbstrespekt“, „Spaß im Leben haben“.
Werte werden in einer gegebenen Gemeinschaft respektiert, was nicht heißt, dass
allgemein und ständig an ihnen festgehalten wird. Man hält sie für bedeutsam, aber es
kann auch Kompromisse geben.
Werte gehören zu den ersten Dingen, die ein Kind lernt. Viele der eigenen Werte sind
dem betreffenden Menschen nicht bewusst, weil er sie so früh im Leben erworben
hat. Man kann daher nicht über sie diskutieren, und für Außenstehende sind sie nicht
direkt wahrnehmbar. Man kann lediglich aus der Art und Weise, wie Menschen unter
verschiedenen Umständen handeln, auf sie schließen.
Werte bilden das gegensätzliche Ende des Diagramms: Sie sind nicht zugänglich und
sie sind die dauerhaftesten Bestandteile eines kulturellen Systems.
„Entwicklungspsychologen glauben, dass die meisten Kinder in einem Alter von 10
Jahren bereits ihr grundlegendes Wertesystem angeeignet haben und dass nach
diesem Alter Veränderungen schwierig sind. Weil wie sie so zeitig im Leben
erworben haben, bleiben viele Werte ihren Besitzern unbewusst“ (Hofstede 1991) das
ist der Grund, warum Werte nicht leicht zu beobachten oder in Sprache zu fassen
sind. Normaler weise kann auf Werte nur zurückgeschlossen werden.
Kulturelle Differenzen
Wie unterscheiden sich verschiedene Kulturen voneinander? Um Informationen über
Kulturunterschiede zu bekommen, fokussierten sich die Wissenschaftler auf einzelne
Aspekte, die in polaren Skalen angeordnet werden, z.B.:
Verlauf (Weg als Ziel) Ziel (Ziel als Ziel)
Harmonie (Harmonie mit Natur, Dominanz (Ausbeutung der Natur,
Schönheit) Nützlichkeit)
Individualismus (Selbstbestimmtheit, Kollektivismus (Integration in
Ich-Erfahrung, Eigenverantwortung) Netzwerke, Wir-Gefühl, Schutz)
Öffentlich (öffentliche Anerkennung, Privat (Intimität, Grenzziehung)
Konformität)
Vergangenheit (nostalgisch, Zukunft (innovativ, efolgsorientiert)
pessimistisch, geduldig)
Monochron (Zeit ist linear, Handlungen Polychron (mehrere Handlungen
nach einander) gleichzeitig)
High Context (Hintergrundwissen Low Context (Hintergrundwissen
explizit, Inhalte im Vordergrund) implizit, Beziehungen im Vordergrund)
Demokratisch (Partizipation) Hierarchisch (Unterordnung)
Abb. Polare Differenzen, nach Abb. Hering, S. 144-145.
Hofstede, S. 46
http://www.ibim.de/ikult/2-3.htm
Hohe/Niedrige Unsicherheitsvermeidung
(In-)Toleranz gegenüber der Unsicherheit (G. Hofstede)
Die nächste Kulturdimension Unsicherheitsvermeidung wird von Hofstede
folgendermaßen beschrieben: „Unsicherheitsvermeidung lässt sich definieren als der
Grad, bis zu dem die Mitglieder einer Kultur sich durch uneindeutige oder
unbekannte Situationen bedroht fühlen. Dieses Gefühl drückt sich u.a. in nervösem
Stress und einem Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit aus: ein Bedürfnis nach
geschriebenen und ungeschriebenen Regeln.“ (Hofstede 233)
Unsicherheit kann akzeptiert und locker genommen werden (Toleranz gegen die
Unsicherheit). Oder man kann sich durch Unsicherheit bedroht fühlen (Bedürfnis
nach der Unsicherheitsvermeidung).
Die zentrale Frage ist, wie eine Gesellschaft mit unvorhersehbaren Situationen
umgeht. Kulturen mit einer hohen Unsicherheitsvermeidung versuchen mittels
Regeln und Vorgaben Unsicherheiten entgegen zu wirken, wobei in Nationen mit
einer weniger starken Ausprägung mehr die Leistung, als das Befolgen bestimmter
Prinzipien, zählt.
Japan, Frankreich und Deutschland sind Nationen mit hoher
Unsicherheitsvermeidung, während China und Schweden eine eher niedrigere
Ausprägung der Unsicherheitsvermeidung aufweisen.
Beispiel: Eine Deutsche kann es nicht begreifen, wie man unversichert leben kann
Beispiel: Ein österreichischer Lektor an einer ukrainischen Universität empörte sich, dass der
Ruhetag sehr kurzfristig von der ukrainischen Regierung auf einen anderen Tag verschoben
wurde und nicht schon am Anfang des Jahres in der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde.
Beispiel: Unsicherheitsvermeidung ist in der chinesischen Kultur von nachrangiger
Bedeutung (30 Punkte auf einer Skala von 0-100). Eine unternehmerische Denkweise und
eine flexible Anpassung von Regeln an die jeweilige Situation sind typische Wesenszüge der
Kultur. Häufige Änderungen in Geschäftsprozessen werden akzeptiert und die Bedeutung
einer langfristigen Entwicklung ist von Wichtigkeit.
Beispiel: „Lassen Sie uns die Details später besprechen – zunächst wollten wir uns auf ein
paar allgemeine Prinzipien einigen.“ Dies ist eine typische Aussage in einem „high-context“-
Ansatz. Die allgemeinen Ideen sind wichtiger als die Details, um die man sich später kümmern
kann.
Beispiel: Vergleich in der Geschäftskommunikation in deutschen und ukrainischen
Unternehmen. Deutsche z.B. haben eher wenig informelle Informationsnetze, deshalb brauchen sie
zum Verständnis zusätzliche Detailinformationen: sie haben schwachen „Kontext“ (low context).
Ukrainer dagegen benötigen wenig zusätzliche Informationen, weil sie aufgrund der großen Dichte
ihrer informellen Informationsnetze ständig umfassend informiert sind. Sie haben starken „Kontext“
(high context).
Der niederländische Forscher Fons Trompenaars (1993) unterscheidet weitere
Kulturdimensionen, die er durch die in den !980 und 1990er Jahren durchgeführte
Befragung von 46.000 Managern in verschiedenen Unternehmen und
unterschiedlichen Kulturen empirisch untersuchte:
Regelorientierung (Universalismus) – Beziehungsorientierung
(Partikularismus) (F. Trompenaars)
Die Kulturdimension Universalismus/Partikularismus betrifft die Bewertung und
Gültigkeit allgemeiner Regeln. So werden Verkehrsregeln (wie das Verbot, bei Rot
die Straße zu überqueren) in verschiedenen Kulturen unterschiedlich streng befolgt,
die Umgehung von Geschäftsregeln durch Korruption verschieden akzeptiert und
toleriert. Den geringsten Universalismusgrad weisen nach Trompenaars Serbien,
Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Russland, Venezuela und China auf, während die am
deutlichsten universalistisch ausgerichteten Länder (Norwegen, Schweiz, Finnland
und Australien) westliche Demokratien darstellen.
Eine universalistische Gesellschaft hat ein geringeres Vertrauen in die
Menschlichkeit. Je universalistischer das Land, desto größer die Notwendigkeit einer
Institution, die die Wahrheit schützt. (Fons Trompenaars)
Die folgenden Beispiele veranschaulichen Verhaltensweisen, die mit dem
regelorientierten oder beziehungsorientierten Verhalten zusammenhängen.
Regelorientiertes Verhalten Beziehungsorientiertes Verhalten
1. Regeln sind wichtiger als 1. Beziehungen sind wichtiger als
Beziehungen. Regeln.
2. Verträge müssen eingehalten werden. 2. Verträge müssen modifizierbar sein.
3. Vertrauen genießt, wer das gegebene
Wort oder den Vertrag akzeptiert. 3. Vertrauen genießt, wer auch
4. Es gibt nur eine Wahrheit oder Veränderungen akzeptiert.
Realität, auf die man sich geeinigt hat. 4. Es gibt verschiedene Sichtweisen der
Realität, entsprechend der jedes
5. Geschäft ist Geschäft. Partners.
5. Beziehungen entwickeln sich weiter.
(nach F. Trompenaars)
Gesicht wahren
Auch wir Ukrainer wissen, dass man sein Gesicht nicht verlieren sollte, und damit
auch, dass man das Gesicht des anderen fast wie sein eigenes wahren sollte. Dies ist
aber nicht identisch mit dem chinesischen „Das Gesicht zu wahren“. Für Chinesen ist
Gesichtserhalt tief verwurzelt in ihrer Kultur.
Beispiel: Wer sich nicht unter Kontrolle hat und ausfallend reagiert, kann keine
zuverlässige und vertraute Person sein. Und so führt jeder Gesichtsverlust zum
Verlust von Anerkennung, Macht und Autorität.
Beispiel: Durch abschwächende Partikel ausgedrückte Kritik wird für chinesische
Hörer durchaus nicht als abgeschwächt aufgefasst. Auch eine höfliche Kritik in
offener Form ist bei Chinesen einfach unmöglich.
Mit dem Kulturstandard „Gesicht wahren“ ist der Kulturstandard „List und
Taktieren“ direkt verbunden. Bei Gesprächen kommen Chinesen nicht direkt zur
Sache. Sie entwickeln verschieden Strategien, eine Disharmonie zu vermeiden.
Ein Beispiel das die beiden Standards verdeutlicht.
Ein britischer Journalist schwankte zwischen dem Eindruck, besonders sarkastisch
oder besonders freundlich behandelt worden zu sein, als er von einer Pekinger
Zeitung das folgende Absageschreiben erhielt: „Wir haben Ihr Manuskript mit
grenzenlosem Genuss gelesen. Wenn wir Ihren Beitrag veröffentlichen würden,
wäre uns in Zukunft unmöglich, eine Arbeit von geringerem Standard zu publizieren.
Und da es undenkbar ist, das wir in den nächsten tausend Jahren etwas
Gleichwertiges zu sehen bekommen werden, sind wir zu unserem Bedauern
gezwungen, Ihren göttlichen Aufsatz zurückzusenden. Wir bitten tausendfach um
Entschuldigung. (Heringer, 185)
Harmonie im sozialen Umgang ist für Chinesen von großer Bedeutung. Fragt
zum Beispiel ein Lehrer seine chinesischen Schüler, ob sie alles verstanden haben,
antworten alle meistens mit „Ja“, auch wenn sie nicht alles begriffen haben. Durch
dieses „Ja“ wird die gewünschte, konfliktfreie Atmosphäre geschaffen. Zudem
wollen die Schüler dadurch die unangenehme Situation vermeiden, dem Lehrer das
Gefühl zu vermitteln, sie haben den Stoff auf Grund seiner mangelnden Lehrqualität
nicht verstanden, was indirekt eine Kritik, sogar eine Beleidigung wäre.
Die Danwei (Einheit von Familie, Arbeitseinheit usw.) bedeutet die Einbindung
des Einzelnen in die Familien und Arbeitskollektive und ist ein Ausdruck der
kollektivistischen Lebensphilosophie. Die Rechte der Gruppe haben in China
gegenüber den Rechten des Individuums immer noch klare Priorität.
1. Interpersonale Distanz
Die anfängliche Distanziertheit und Verschlossenheit der Deutschen selbst in
Bezug auf periphere Persönlichkeitsbereiche weicht nach einer längeren
Phase des Kennenlernens einer überraschenden Offenheit und Zugänglichkeit
selbst in Bezug auf zentrale Persönlichkeitsbereiche. (Markowsky / Thomas
1995: 33)
Deutsche sind eben gegenüber Leuten, die sie kaum kennen, zunächst eher
zurückhaltend. Für sie ist ausgeprägte Zurückhaltung höflicher als Distanzlosigkeit
und Aufdringlichkeit - vor allem bei der Begegnung mit fremden Personen. Deutsche
brauchen meistens mehr Zeit als in anderen Kulturen, um die Distanz zwischen sich
und einer anderen Person endgültig abzubauen. Haben sie dich aber erst einmal
akzeptiert, dann können sie eine große Offenheit und Vertrautheit an den Tag legen,
die Amerikaner nicht selten erstaunt. A. Thomas schreibt dazu folgendes:
„Wie entwickeln sich nun aber Freundschaften in Deutschland? Zunächst einmal dauert es in
der Regel eine ganze Weile, bis man durch Gespräche, gemeinsame Unternehmungen und
Erlebnisse ein Klima des gegenseitigen Vertrauens geschaffen und die Einstellungen und den
Charakter des anderen ein wenig näher kennengelernt hat. Wenn dann aber die Wandlung
vom Fremden zum Bekannten und vom Bekannten zum Freund vollzogen ist, öffnen sich
Deutsche voreinander in einer Art und Weise, dass selbst intimste Gedanken, Sorgen, Ängste
und Probleme offen ausgesprochen werden können. Dann hat man einen Freund und zwar
einen, auf den man zählen kann. Amerikaner, die solche Freundschaften erleben, sind oft
regelrecht erstaunt darüber, wie herzlich, warm und mitfühlend die Deutschen plötzlich sein
können.“
Dieses distanzierte Verhalten der Deutschen gegenüber den Fremden ist vor allem aus
amerikanischer Perspektive sehr deutlich zu sehen. Während es für Amerikaner sehr
wichtig ist, immer neue Leute kennenzulernen und entsprechend offen und unbefangen
aufeinander zuzugehen, kommt es den Deutschen in der Regel stärker darauf an, eine
kleinere Anzahl von festen Freundschaften zu pflegen, die dafür aber ausgesprochen
intensiv und langlebig sind.
Das bedeutet auch, dass man bestehende Regeln kaum in Frage stellt und
Regelverletzungen schnell kritisiert.
Als Beispiele kann man hier die berühmte deutsche Pünktlichkeit anführen oder
Disziplin im Straßenverkehr, wenn man in Deutschland bei Rot eine freie Straße
überquert, wird man von Fußgängern, die stehen bleiben, missbilligend gemustert.
Historisch wird die Regelorientierung der Deutschen folgenderweise begründet:
„In einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland besteht auch eine starke
Notwendigkeit, dass sich alle an bestimmte Regeln halten. Es herrschte eine feste
Überzeugung: der Erhalt der sozialen Ordnung hänge vom unverrückbaren Gehorsam
gegenüber der bestehenden Obrigkeit ab. Der „moralisch integre Bürger" sah es als
seine Pflicht an, bestehende Regeln einzuhalten und darüber zu wachen, dass auch
andere sie einhielten. Dies diene wiederum (в свою чергу) der Sicherung des
Gemeinwohls. (Markowsky / Thomas 1995: 69)
4. Organisationsbedürfnis
Alles muss organisiert werden, um Unsicherheitsfaktoren zu eliminieren.
(Markowsky / Thomas 1 995: 85)
Die deutschen sind Meister im Planen und Organisieren. Die Arbeit und die
Freizeit (z.B. Privatbesuche) werden oft kleinschrittig geplant. Üblich ist es einen
Terminkalender zu führen, wo alle Termine möglichst frühzeitig eingetragen werden.
Man kann sich nur selten spontan zur gemeinsamen Zeitverbringung verabreden.
Es herrscht bei vielen Kulturen eine Einigkeit darüber, dass die Deutschen nach einem
Stundenplan leben, wie es ein Amerikaner beschreibt. Ob es nun den Tagesablauf oder
das Leben selbst betrifft, alles wird geplant. Ein Grieche dazu: „Etwas Spontanes in
Deutschland gibt es nicht. Es muss alles vorher organisiert sein" (Ludwig-Uhland-
Institut 1986: 30.
Man möchte alles aktiv planen und organisieren sowie möglichst störungsfrei
handeln können und bemüht seine Pläne „in den Griff“ zu bekommen.
Beispiel-Missverständnis: Ein Russe hat nach der Mittelung von Resultaten seiner
Prüfung am Goethe-Institut beim Prüfer verlangt, ihm seine schriftliche Arbeit mit
Prüferkorrekturen zu zeigen. Der Prüfer versuchte zu erklären, dass dafür ein anderer
Kollege zuständig ist, an dem man sich wenden soll. Der Russe konnte nicht
begreifen, dass der Prozess so „kompliziert“ ist.
Noch ein Beispiel dazu aus dem Jugendcamp, wo Deutsche, Osteuropäer
(Ukrainer, Russen, Polen, Tschechen) und Asiaten (eine Südkoreanerin)
zusammengearbeitet haben. Für das Ende erster gemeinsamer Woche im Camp stand
es im Plan „Gemeinsame Besprechung der Beziehungen und des Sachbestands in der
Gruppe.“ Alle waren an diesem Abend sehr müde und die Volontäre aus slawischen
Ländern haben vorgeschlagen, auf Besprechung zu verzichten und sofort schlafen zu
gehen, umsomehr dass das gemeinsame Leben im Camp gut funktioniert. Die
Volontäre aus Deutschland haben trotzdem auf die Besprechung bestanden, weil sie
im Plan war und haben immer wieder „faule“ Slawen zur Meinungsäußerung
gebeten.
5. Abgegrenzter Privatbereich
Die Privatsphäre ist heilig und wird vor der Außenwelt geschützt.
(Markowsky/Thomas 1995: 107)
Das bedeutet, dass Türen meist geschlossen sind, dass Anklopfen üblich ist.
„Die Türe grenzt den eigenen Bereich gegen die Außenwelt ab und schützt vor Lärm
und Lauschangriffen" (Markowsky / Thomas 1995: 107).
Ein Amerikaner erklärt: „Die Deutschen schließen die Türe, wenn sie in ein
Zimmer reingehen, um sich einen Privatraum zu schaffen" (Ludwig-Uhland-Institut
1986: 54).
Markowsky und A.Thomas erklären diese Lebensweise aus den vielen Normen
und Verhaltensvorschriften, die das öffentliche Leben in Deutschland prägen. Im
Privatbereich entfällt dagegen die Kontrolle von außen, man kann sich entspannen.
6. Persönliches Eigentum
Materieller Besitz ist Teil der Privatsphäre und verdient entsprechenden Respekt.
(Markowsky / Thomas 1 995: 1 13)
7. Pflichtbewusstsein
Bei der Erledigung übernommener Aufgaben werden Selbstkontrolle und
Disziplin in hohem Maße erwartet.
Kritik an Kulturstandards
Viele Erklärungen in den Kulturstandards klingen global und stark vereinfacht,
manchmal naiv gedeutet. Historische Tatsachen werden wahllos zur Erklärung
herangezogen.
Besonders durch die Homogenitätsannahme, die in vielen Formulierungen zum
Ausdruck kommt, können die Standards an der Realität vorbeigehen. Ein
Kulturstandard ist so etwas wie ein Wahlergebnis von 99,5%.
Ein Kulturstandard basiert letztlich auf der Vereinfachung einer komplexer
Interaktionssituation, darum ist der Weg vom Kulturstandard zum reinen Stereotyp ist
nicht weit.
Kulturstandards verschiedener Länder werden in der Ratgeberliteratur
behandelt. Diese Bücher versuchen Antworten auf die Frage, wie soll ich mich in
einer bestimmten Kultur verhalten, zu geben. Zwar enthalten solche Ratgeber eine
Vielzahl interessanter Informationen, aber nicht selten werden die tatsächliche
Vielfalt und die Unterschiede innerhalb von Kulturen überdeckt, und – schlimmer
noch – die Stereotypenbildung wird provoziert. Oft dienen solche Bücher daher mehr
der Festschreibung von Vorurteilen als der Sensibilisierung für die interkulturelle
Kontaktsituation.
Und nicht zuletzt ist es natürlich problematisch, dass die meisten Modelle von
Kulturunterschieden von einem westlichen Standpunkt aus entwickelt wurden. Damit
kommen vor allem Unterschiede in den Blick, die für Westler als wichtig oder
existent erscheinen.
Wie die Wahrnehmung funktioniert – Warum wir auf eine ganz bestimmte Weise
wahrnehmen – Kulturspezifische Schemata –– Struktur und Funktion des kollektiven
Gedächtnisses
Warum nimmt ein Betrachter eine Malerpalette, ein anderer aber ein Spiegelei
und ein dritter eine Amöbe wahr? Das erfolgt in Zusammenhang mit eigenen Hobbys,
mit Befindlichkeiten wie z.B. Hungergefühlen oder auf der Grundlage bestimmter
Wissensvorräte. Entscheidend ist, dass man auf entsprechende Erfahrungen
zurückgreifen kann: So wird derjenige, der noch nie eine Amöbe gesehen hat, sie in
unserem Beispiel auch nicht wahrnehmen.
Wir konstruieren einen Sinn, indem wir von Bekanntem auf Ähnliches schließen.
So wird ein kleines Kind, das den Begriff „Zebra“ nicht kennt, ein entsprechendes
Tier als „Pferd“ bezeichnen, wohl wissend, dass ein Unterschied besteht.
Die Selektion von Wahrnehmungen und deren Überführung in Wissensvorräte
wird zu einem Teil durch unsere Sozialisation gesteuert. Unsere Wahrnehmungen
wie auch unser Wissen sind in diesem Sinne kulturspezifisch, weil sie sich auf
diejenigen Erfahrungen beziehen, die für eine bestimmte Lebenswelt von Bedeutung
sind. Aus diesem Grunde verfügen z.B. Eskimos in ihren Sprachen über weitaus mehr
und differenziertere Benennungen für „Schnee“ als dies in arabischen sprachen der
Fall ist.
Wenn man Eindrücke erhält, zu denen in unserem Wissensvorrat keine
Entsprechungen existieren, werden wir versuchen, diese Eindrücke bereits
vorhandenem Wissen und vorhandenen Begriffen zuzuordnen. (Weil wir nach dem
Grundsatz handeln „Es soll einen Sinn geben“)
Offenkundig ist in diesem Zusammenhang, dass die Wahrnehmungen dabei
Erfahrungs-und Begriffssystemen zugeordnet werden, die in vollkommen anderen
Zusammenhängen entstanden sind. Auf diese Weise werden eingehende Erfahrungen
so manipuliert/interpretiert, dass sie „irgendwie“ dem eigenen Denksystem
angepasst werden.
Ось приклад, який ілюструє нам, що сприймання є активним процесом
інтерпретації сприйнятого, тобто ми стараємось класифікувати те, що ми
сприймаємо за допомогою певних зразків, які нам є відомі:
На фірму у Німеччині прийшов лист із Тайланду. Читаючи лист, співробітники
секретаріату не могли зрозуміти, яка його мета. Вони намагались його віднести
до певного виду листів у німецькій культурі ділового спілкування, порівнюючи
його напр.: з листом-резюме чи листом, який презентує фірму, у якій працює
автор листа, проте лист не відповідав повністю жодному з видів ділової
кореспонденції. Все ж співробітники секретаріату змушені були віднести цей
лист до якогось виду ділової комунікації, щоб могти певним чином
прореагувати на нього. При цьому за основу інтерпретації вони брали
відповідні зразки ділової кореспонденції у німецькій культурі. Якщо їхня
інтерпретація виду листа виявиться вірною, то і реакція на лист буде
адекватною, тобто, напр.: на лист резюме вони зреагують як резюме. Але може
трапитись так, що кліше для ідентифікації листа, яке взято з рідної культури, не
відповідає формі листа у тайванській культурі, і цей лист буде помилково
сприйнятий за резюме. Тоді неадекватна реакція на лист може спричинити
міжкультурне непорозуміння.
Als Fazit können wir festhalten: Wahrnehmung vollzieht sich auf der Grundlage
von Erfahrung und Erwartung als Suchvorgang, in dessen Verlauf die Realität nicht
wie von einer Kamera fotografiert, sondern vielmehr konstruiert wird. Eingehende
Daten werden mit schon vorhandenen Schemata verglichen und zugeordnet. Diese
Zuordnungspraxis bleibt sie also immer interpretatorisch und damit subjektiv.
2. (jemandem) fremd (jemandem) von früher her nicht bekannt: Die meisten Gäste auf der Party
waren ihm fremd; fremde Städte bereisen
Beispiel: wenn jemand nach Kyiw, z.B. beruflich kommt hat er wenig Zeit, um die
Stadt kennen zu lernen, aber er fährt immer mit der U-Bahn zum Chreschtschatyk
und geht dort spazieren. Dabei ist sein Bild von Kyiw sehr undifferenziert.
Beispiel: so denkt jemand, der noch nie in Deutschland war, auf Grund von
Medienberichten, Postkarten, Filmen etc., in erster Linie an ein reiches Land, kurze
Hosen, Bier, Wurst, Oktoberfest, Autos. > Wenn er dann einmal nach Deutschland
kommt, glaubt er, den Zweck seiner Reise erst dann erfüllt zu haben, wenn er in
einem Biergarten ein Bier trinkt, eine Wurst isst. Er schaut sich nach dicken Männern
in kurzen Lederhosen um, bemerkt gute Autos, gibt sich Mühe, pünktlich zu sein.
Das heißt, man will unbewusst sich aller seinen (Gen) Klischees vergewissern.> Erst
später nach einiger Zeit merkt man, wie nicht eindeutig und differenziert
Ein Stereotyp ist der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen gerichteten
Überzeugung. Es hat die logische Form einer Aussage, die in ungerechtfertigt
vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-wertender Tendenz,
einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu-
oder abspricht. (Quathoff 1973:31)
Schlüsse
Stereotype...
1) sind generalisierenden Meinungen über soziale Gruppen, die in
ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-
wertender Tendenz, den Gruppen bestimmte Eigenschaften oder
Verhaltensweisen zu- oder absprechen (приписують)
2) sind die erstarrt sind und werden nicht mehr angezweifelt.
3) erleichtern und ermöglichen den Umgang mit Fremden, indem sie
Orientierungsfunktionen bieten;
4) sind ein Spiegel der Erfahrungen und des Wissensvorrates derjenigen, die sie
äußern;
5) müssen bewusst gemacht werden;
6) bilden ein Skelett, das angereichert werden kann, mit einer Fülle
differenzierender Erfahrungen, die der Realität näher sind.
Und wenn man sich bewusst ist, dass Stereotype nur einen vorläufigen, zur
Orientierung dienenden Behelf darstellen, sind sie auch nicht negativ, sondern als
erster Schritt zum Positiven zu bewerten.
Interkulturelle Kompetenz heißt, sich um die fortschreitende Differenzierung
seiner eigenen Stereotype zu bemühen.
Thema 7. Vom Kulturschock zur Akkulturation: Verlaufsformen des
Kulturkontakts
Wie lebt man sich in eine fremde Kultur ein? Prozesse Primär- und
Sekundärsozialisation – Über die Grenzen der Integration: vier Formen der
Akkulturation – Kulturschock
Wie lebt man sich in eine fremde Kultur ein? Prozesse Primär- und
Sekundärsozialisation
Wenn man erfolgreich kommunizieren will, muss man lernen, mit den fremden
Kulturen umzugehen. Das heißt, man muss lernen, die anderen fremden
Lebenswelten verstehen. Dieses Verstehen bedeutet aber nicht, dass man die Denk-
und Verhaltensweisen der Menschen aus anderen Kulturen zu übernehmen muss,
sondern dass man lernen muss, das Anderssein als solches zu akzeptieren.
Diese Akzeptanz des Anderen, des Fremden, fällt vor allem leicht, wenn die
Beziehungen dazu sporadisch sind, wenn man sich nur oberflächlich (Urlaubsreisen,
kurzfristigere Schüler- und Studentenaustausch oder auch kürzere
Arbeitsaufenthalten im Ausland) damit auseinandersetzen muss. Ganz anders sieht es
hingegen aus, wenn man in ein anderes Land übersiedelt. In solchen Fällen vollzieht
sich ein Bruch in der eigenen Sozialisationsgeschichte. Diese Prozesse lassen sich mit
den Begriffen Enkulturation und Akkulturation erklären.
Jeder Mensch wird in eine bestimmte Kultur hineingeboren und übernimmt –
größtenteils unbewusst – die Sprache, die Kommunikationsstrategien, die
Verhaltensweisen und die Weltanschauung, die für betreffende Kultur kennzeichnend
sind. Dies ist der Prozess der „Enkulturation“ (Primärsozialisation).
Mit dem Begriff der „Akkulturation“ wird der Prozess des Hineinwachsens in
eine fremde Kultur bezeichnet. Längere Auslandsaufenthalte – im Studium oder
beruflich bedingt – sowie Migration sind die häufigsten Faktoren, durch die ein
Akkulturationsprozess in Gang gesetzt wird. Im Unterschied zu Enkulturation,
beziehen sich Akkulturationsprozesse auf die Sekundärsozialisation.
Bei den Akkulturationsprozessen verändern sich nach und nach die
ursprünglichen Kulturnormen. Dies kann allerdings auf sehr verschiedene Weisen
geschehen, wie der Psychologe R.W. Berry (2001) gezeigt hat, der vier Formen der
Akkulturation unterscheidet.
Kulturschock
Welche psychischen Zustände kann der Mensch erleben, der sich in eine fremde
Kultur einlebt, lässt sich gut anhand des Begriffs „Kulturschock“ erklären.
Ein sogenannter „Kulturschock“ kann auftreten, wenn man für einen längeren
Zeitraum im Ausland lebt. Ausgelöst wird der Kulturschock häufig durch
Fehlinterpretationen aufgrund kulturspezifischer Wahrnehmungen (von Zeit, Distanz,
Raum, etc.), Denkweisen (logisch, abstrakt, induktiv,…) und Sprache als Mittel der
Kategorisierung der Erfahrungswelt.
Der „Erfinder“ dieses Begriffs, der kanadische Anthropologe Kalvero Oberg hat
bereits 1960 verschiedene Phasen des Kulturschocks beschrieben, die sich
idealtypisch in einem U-förmigen Verlauf anordnen lassen:
1. Euphorie: Man schaut sich die neue Kultur erstmal an und findet alles aufregend
und interessant. Man freut sich auf das Neue und reagiert anfangs überschwänglich,
weil man nur das (positiv) erwartete wahrnimmt.
3. Krise: Steckt man in dieser Phase, dann hat man den Tiefpunkt des Kulturschocks
erreicht. Man gibt der fremden Kultur die Schuld für das eigene Unwohlsein und
verherrlicht seine eigene Kultur. Die wahren Ursachen der Missverständnisse
(kulturspezifische Wahrnehmung, Denkweisen) bleiben einem verborgen.
In der Krisenphase treten folgende Symptome auf:
Stress aufgrund der Belastung, die notwendigen psychischen
Anpassungsleistungen zu erbringen;
Verwirrung über die eigene Rolle, über die Rollenerwartungen anderer, über
Werte, über die eigenen Gefühle und die eigene Identität;
ein Gefühl des Verlustes in Bezug auf Freunde, Status, Beruf und Besitztümer;
starkes Heimweh
ein Gefühl der Ablehnung, weil man sich von Mitgliedern der neuen Kultur
abgelehnt fühlt oder diese selbst ablehnt; Einsamkeit
Angst und Empörung, nachdem man sich des vollen Ausmaßes der kulturellen
Unterschiede bewusst wird;
Gefühle der Hilflosigkeit bezüglich des Umgangs mit der neuen Umgebung
http://de.wikiversity.org/wiki/Benutzer:Sabinegoldschmid
5. Akkulturation:
Die letzte Phase ist beschreibt eine erfolgreiche Integration in eine fremde
Kultur. Die unterschiedlichen Spielregeln und Verhaltensweisen werden verstanden,
geduldet, erlernt und geschätzt. Man lernt, trotz eines fremden Umfeldes effektiv zu
arbeiten, mit Einschränkungen zurechtzukommen, Dinge anders als gewohnt zu
behandeln und somit flexibler mit Ungewohntem umzugehen. Man versteht die
Unterschiede weitgehend und tendiert zur Übernahme fremdkulturspezifischer
Verhaltensmerkmale. Mit Vollendung dieser Phase ist der Kulturschock überwunden
und es wurde kulturelle Kompetenz erworben.
Im Durchschnitt dauert der Kulturschock zwischen fünf und zehn Wochen.
Ein Kulturschock muss nicht notwendigerweise alle fünf Phasen durchlaufen:
bei einem kürzeren Aufenthalt kann man in Phase 1 oder Phase 2 steckenbleiben. Es
ist ebenso möglich, dass jemand gar kein Kulturschock erlebt und mit der neuen
Kultur sehr glücklich ist, aber seine Heimatkultur ablehnt (Assimilationstyp). Auch
ein Verharren in Phase 3. Krisis ist möglich. In dem Fall können die kulturellen
Konflikte, aus welchen Gründen auch immer, nicht beigelegt werden. Andererseits
können interkulturelle Begegnungen auch so konfliktfrei verlaufen, dass eine U-
Kurve kaum festzustellen ist. Menschen mit einem hohen Maß an interkultureller
Vorerfahrung erleben den Kontakt zu einer neuen Kultur häufig ganz ohne Anzeichen
eines Kulturschocks.
Der erste Schritt aber für alle, die sich auf einen längeren Aufenthalt im Ausland
vorbereiten, sich erstmal den Kulturschock bewusst zu machen. Jeder muss seine
möglichen Kulturschockauswirkungen erkennen, durchleben, zu analysieren und
überwinden können. Wenn man aber diesen Zustand doch erlebt, können folgende
Strategien zur Überwindung eines Kulturschocks entwickelt werden:
neue Bekanntschaften (unter der einheimischen und den ausländischen
Ansprechpartnern) schließen;
neue Dinge (Kleidung, Essen etc.) einfach ausprobieren, aktiv die Fremdkultur
kennen lernen;
die Sprache des Aufenthaltslandes /Fremdsprache lernen
für genügend Ruhephasen sorgen;
Geduld haben gezielt positiv denken.
Vorlesung Thema 8. Gleiches Wort –unterschiedliche Bedeutungen.
Bedeutungserschließung
Denotative und konnotative Wortbedeutungen – Wortbedeutung und Kultur:
Wortassoziationen und Prototypen – Unterschiede in Wortbedeutungen als Ursachen
der interkulturellen Missverständnisse – Strategien zur Erschließung der
Bedeutungsunterschiede
Der Wortschatz einer Sprache ist der Hauptträger der soziokulturellen
Information über bestimmte Sprachgesellschaft. Mit den Wörtern (Wortbedeutungen)
wird die Lebensumwelt des Menschen strukturiert, bezeichnet und erlernt.
Um zu verstehen, warum gleiche Wörter in verschiedenen Sprachen/Kulturen
verschiedene Bedeutung haben können und welche Folgen das für die IKK hat, sollte
man verschiedene Ebenen von Bedeutungen zu unterscheiden: Wortbedeutung im
engeren Sinn und Bedeutung im weiteren Sinn.
sich erholen
Ruhe, entspannen,
schlafen (6)
Freizeit, Stressabbau
(5)
Lesen, Urlaub (4)
frische Luft, gammeln, Gesundheit,
nicht an den Job denken, Sport machen (3)
Erschöpfung/Anstrengung,
fernsehen, Meer, Sauna (2)
sich aktiv erholen, baden, Familie, Freunde, gutes Essen, Lachen,
Musik (machen), Pause, Sonne, Spaß, Vergnügen, Wochenende (1)
Diese Gedankenfolge ist die Grundlage für adäquate Vergleiche. Sie ermöglicht,
sich sowohl von denotativen Bedeutungen als auch von den manchmal
oberflächlichen ersten Eindrücken vom Erklärungsgegenstand selbst zu lösen.
Diese Gedankenfolge ist auch die Grundlage für das Verstehen des Fremden,
indem nicht mehr intuitiv gefragt wird, warum man denn komischerweise in
Deutschland beispielweise Hunde „wie Kinder und sogar noch besser“ (Meinung
einer Koreanerin) behandelt. Denn dabei setzt der ausländische Beobachter
möglicherweise seinen eigenkulturellen Begriff von Hund als Arbeitstier voraus.
Angemessener wäre es, beispielweise von „Hunden in ihrer Funktion als
Kommunikationspartner von sich einsam fühlenden Menschen“ zu sprechen. Dabei
müssen sich Lernende dann überlegen, welche äquivalenten
Beschäftigungsmöglichkeiten es in ihrer Kultur für solche „sich einsam fühlende
Menschen“ gibt. Möglicherweise wird der Hund dann funktionsäquivalent mit
ukrainischer Familie gesetzt (in der Ukraine, besonders auf dem Lande, bleiben die
Älteren weiter im Arbeitsprozess der Großfamilie und sind nur selten auf
„Unterhaltung“ angewiesen).
Aus diesem Beispiel kann man folgende Schlüsse ziehen: Es ist nicht das Ziel,
ähnliche Gegenstände aus verschiedenen Kulturen zu vergleichen und sich über den
unterschiedlichen Gebrauch zu amüsieren, sondern das Ziel ist, aktiv nach
Funktionen der fremden Erklärungsgegenstände zu forschen und diese dann in
Beziehung zu setzen. Anders formuliert: man sollte beim Vergleich funktionale
Äquivalenzen, also Dinge, die die gleiche Funktion den eigenen und der fremden
Kultur erfüllen, erkennen
Zum Vergleichen wird also eine von den konkreten kulturellen Erscheinungen
abgehobene abstraktere Vergleichsebene, ein tertium comparationis benötigt. (In den
oben angeführten Beispielen sind diese Vergleichsebenen „Realisierung der
Gastfreundschaft“ in der ukrainischen und der deutschen Kulturen. (Beispiel 1) und
soziale Funktionen des Hundes in der deutschen und koreanischen Kultur. (Beispiel
2).
Ein weiteres Beispiel dafür, wie man bei Vergleichen nach einer abstrakten
Vergleichsebene suchen sollte:
Liest man eine Statistik darüber, dass Spanien so viele Kneipen hat wie die übrigen Länder der
europäischen Gemeinschaft zusammen, Schweden hingegen fast keine Kneipen hat, so könnte
daraus der falsche Schluss gezogen werden, dass die Spanier sehr gesellig und die Schweden
ungesellig sind. Das Vergleichskriterium sollte in diesem Fall soziale Kontakte. Und die finden bei
Schweden nicht in der Kneipe statt (vgl. Bachmann u.a. 1995, 14).
Schlüsse
• Jede Wahrnehmung in der fremden Kultur wird zum Kulturvergleich
• Hauptproblem des interkulturellen Vergleichens ist der oberflächliche, nicht
objektive Kulturvergleich und Wertung
• Mechanismus des objektiven Kulturvergleichs: nach funktionalen
Äquivalenzen suchen
• Voraussetzungen für einen gelungenen Kulturvergleich:
sich den Mechanismus des interkulturellen Vergleichs bewusst machen,
beim Vergleich nach funktionalen Äquivalenzen suchen
sich über die andere Kultur sprachlich vorsichtig und differenzierend äußern.
Thema 10. Voraussetzungen für erfolgreiche Kommunikation
Der Indonesier war zutiefst beleidigt und es dauerte anschließend 45 Minuten um den
Konflikt zu bereinigen. (in Erfolgreich für IKK S.11)
Wollen wir diese Situation unter dem Blickwinkel der Voraussetzungen für
erfolgreiche Kommunikation betrachten. Der niederländische Mitarbeiter wollte den
indonesischen Kollegen nicht beleidigen. Der Indonesier hat zwar verstanden, was
der niederländische Kollege gesagt hat (1), er hat aber falsch verstanden, was der
andere mit seiner Äußerung beabsichtigte (2). Außerdem fallen die Umgangsformen
(3), d.h. Regeln, was man in bestimmten Situationen tun oder nicht tun muss, in
beruflichen niederländischen und indonesischen Alltag bestimmt nicht zusammen.
Weil in diesem Beispiel die Voraussetzungen 1 und 3 nicht erfüllt worden waren,
„funktionierte“ die Kommunikation nicht.
Die unten angeführte Liste stellt einen Versuch vom Bernd Müller-Jacquier dar,
die vielfältigen Gründe für die Probleme IKK zu systematisieren.
Menschen in ihrem Handeln und Verhalten orientieren und mit denen sie das
Handeln/Verhalten anderer bewerten, die sich kulturell unterscheiden, z.B.
verschiedener Umgang mit der Zeit.
10. Etikette. Regeln, was man in bestimmten Situationen tut oder unterlassen
In den nächsten Kapiteln werden die Konventionen bei der IKK konkretisiert.
Die Äußerung „Wollen wir zusammen einen Kaffee trinken“, die in der deutschen Kultur
lediglich einen Vorschlag mitzukommen und eine Aufforderung zum Miteinander-Sprechen
bedeutet, kann in der ukrainischen Kultur als eine Einladung missverstanden werden, wobei man
erwartet, dass man seinen Kaffee auch nicht bezahlen muss.
Herr Schmidt (Sch) trifft Herrn Tranka (T), einen kürzlich eingestellten ausländischen
Kollegen, im Gang und spricht ihn an.
T: Hi, guten Tag Herr Schmidt. Ich freue mich auch sehr, Sie zu treffen.
T: Ja… also in der letzten Zeit nicht so besonders gut, weil ich ja Probleme mit meiner
Wohnung habe… Außerdem war ich ziemlich erkältet. Aber hier in der Firma ist es alles o.k.
und die Arbeit macht mir Spaß. Allerdings habe ich noch etwas Problem ….
Sch: Hmm … Herr Tranka, wissen Sie zufällig etwas über den Ausgang der Verhandlung mit
diesem Kunden aus Honkong?
T: Ja, das verstehe ich gut, das ist auch eine wichtige Angelegenheit.
Das Gespräch läuft schief, denn Herr Tranka nimmt alle Fragen/Kommentare
seines Gesprächspartners „wörtlich“ und reagiert entsprechend darauf. Er versteht
nicht die eigentlichen Mitteilungsabsichten seines Gesprächspartners. z.B.:
-Die Frage „Wie geht es Ihnen?“ ist keine Frage nach Einzelheiten des Befindens des
Partners. Das ist ein Beziehungssignal und sagt „Sie sind mir nicht gleichgültig.“
- Die Frage „Wissen Sie zufällig etwas über den Ausgang der Verhandlung …?“ steht
für die Aufforderung „Sagen Sie mir, wie die Verhandlung ausgegangen ist.“ usw.
andere Floskeln „Komm doch mal vorbei!“, „Wir sehen uns!“ (beim Abschied) sind nur
Signale, dass man mit dem Gesprächspartner auch weiterhin im Kontakt bleiben möchte.
Madame X: Allo?
Madame X: Nein, nicht mit Frau Mouloud, sie ist nicht da. Wer ist am Apparat?
Herr Müller: Hier ist Müller. Aber wer sind Sie eigentlich?
Die letzte Frage vom Herrn Müller „Aber wer sind Sie eigentlich?“ erklärt sich
dadurch, dass es für Deutsche unangenehm ist, mit Personen zu telefonieren, deren
Namen/Funktion man nicht kennt. Es ist in Deutschland üblich sich am Telefon mit
dem Familiennamen oder Vornamen und Familiennamen zu melden.
Für die Gesprächsorganisation ist es wichtig, wie man mit der Hauptinformation
umgeht: wird sie eher am Anfang oder eher am Ende des Sprechaktes mitgeteilt. Dis
kann auch zu Missverständnissen in der IKK führen.
Beispiel: Wichtige Informationen kommen bei Deutschen oft schon am Anfang des
Gesprächs/Vortrags und dann werden sie erklärt und begründet und bei Ukrainern (sowie bei
manchen anderen Kulturen, z.B. bei Chinesen) kommen wichtige Informationen oft später nach
einer ziemlich langen Einführung ins Thema. Das führt oft dazu, dass die Ukrainer wichtige
Informationen am Anfang eines deutschen Gesprächs/Vortrages überhören und Deutsche dagegen
sich über eine unklare Redensart ukrainischer Gesprächspartner mit zu vielen unwichtigen Details
aufregen.
Hier noch einige Beispiele dazu, dass alle Textsorten in Form und Inhalt mehr
oder weniger kulturspezifisch sind. So wirken deutsche formelle Briefe wegen
mangelnder Floskel in Spanien unhöflich, spanische Formbriefe dagegen bringen
Deutsche zum Lachen („Gott erhalte Ihnen ein langes Leben!“).
oder
Man vermeidet ironische Aussagen, die den Geschäftspartner verletzen könnten und genau
umgekehrt: man belebt die etwas trockenen Gesprächsthemen gern mit ironischen Bemerkungen
oder einem Witz.
Es gibt auch kulturelle Unterschiede, welche Themen sich als Small talk eignen.
Auch solche Topiks sind sehr kulturspezifisch.
Z.B. Ein englischer Deutschlandexperte ermahnt seine Landsleute: „Vergessen Sie nicht, dass
nur Engländer gern übers Wetter reden. Die Deutschen sprechen dagegen lieber über ihre
Gesundheit. Schauen Sie also nicht gelangweilt, wenn Ihnen jemand sagt, dass er so viel arbeiten
muss und warum er urlaubsreif sei.“(David Marsh. Ein Knigge für den Besuch bei den Germanen.
Die Zeit, 25.12.1991)
Beispiel: Deutsche gelten in vielen Kulturen als „hart“, weil sie schnell zur Sache kommen
und ohne Umschweife Entscheidungen treffen, mit eindeutigem Ja oder Nein antworten. Statt
„hart“ sollte man aber lieber „direkt“ sagen.
Franzosen äußern sich schon aber weniger direkt. So kritisieren französische Geschäftsleute,
dass deutsche Geschäftspartner sich weniger als sie bemühen, Sprechhandlungen des
Widersprechens in eine für Franzosen akzeptable Form zu bringen, z.B. in Form von
Konjunktivgebrauch. Sätze wie: „Ihr Vorschlag bringt uns nicht weiter!“, „Bei einem solchen
Preis brauchen wir gar nicht mehr weiter zu diskutieren!“ oder „Das ist völlig unakzeptabel!“
würden in französischen Verhandlungskontexten eine sehr starke Störung der Beziehung zur
Konsequenz haben.
Auch in Japan herrscht ein eher indirekter Kommunikationsstil vor. In Japan werden die
Meinungen vorsichtig geäußert und wenn Widerspruch gespürt wird, wird das dann immer
in eine Frageform gekleidet: „Meinen Sie nicht auch…? Es gibt keine direkte Kritik, sie ist
immer etwas Negatives. Wenn ein Buchhalter einen Fehler in Zahlen begangen hat, wird
ihm dann so in etwa gesagt: „Meinen Sie nicht, dass wir diese Zahl nicht berücksichtigt
haben?“ Und die im Deutschen unproblematische Aussage „Der Zug fährt um 12.13 Uhr
ab“ wird im Japanischen meistens folgenderweise ausgedrückt: „Der Zug fährt vielleicht
um 12.13 Uhr ab“.
Der deutsche Gesprächsstil wird damit (im Vergleich mit dem englischen)
in Bezug auf die Formulierung von Aufforderungen als direkter charakterisiert.
Aus dem oben angeführten Beispiel lassen sich noch weitere Schlüsse in
Bezug auf Englisch als internationale Sprache ziehen. Immer öfter wird in
internationalen Kontakten Englisch von Sprechern als lingua franca benutzt.
Dabei wird oft International English als Sprachvariante ohne kulturelle
Prägung betrachtet. Daraus wird die Annahme abgeleitet, man könnte sich
verlässlich verstehen, wenn alle Englisch sprechen würden. Das ist aber nicht
so. Denn obwohl man eine gemeinsame Fremdsprache spricht, kommuniziert
man aufgrund eigenkultureller Kommunikationsregeln. Darüber sollte man sich
bewusst sein.
Unterschiedliche Konventionen bei der Wahl des passenden Registers –– Kulturunterschiede bei
Anredeformen – Unterschiedliche Etikette und Umgangsformen – Unterschiedliche Auffassungen
von Höflichkeit Paralinguistische Signale – Nonverbale Signale bei der Kommunikation –
Unterschiedliche Wertvorstellungen in verschiedenen Kulturen
In der letzten Vorlesung wurde eine Liste mit linguistischen und kulturellen Faktoren
vorgestellt, nach denen IKK funktioniert – die sogenannten Konventionen/Regeln bei der IKK.
Aufgrund kultureller Unterschiede in diesen Konventionen kann es oft zu Missverständnissen in der
IKK kommen.
Es wurden schon folgende Faktoren behandelt, wie *Gleiche Absicht und unterschiedliche
Realisierungen, *unterschiedliche Gesprächsorganisation, *kultuspezifische Gesprächsthemen,
*Direktheit/Indirektheit von Äußerungen.
In dieser Vorlesung geht es um weitere Faktoren, die den Verlauf der IKK
beeinflussen können. (der Faktor)
Wie an diesem Beispiel zu sehen ist, sowohl das informelle als auch das
formelle Register können, wenn man es im falschen Kontext verwendet den Sprecher
disqualifizieren.
Abschließend ist zu betonen, dass Fehler in der Wahl eines angemessenen
Registers bei der IKK oft nicht als Unterschiede in kulturellen Registerkonventionen
sondern als Unhöflichkeit des Gesprächspartners interpretiert werden
(Psychologisierung der Interpretation) Um sie erkennen zu können, muss man
kulturellen Kontexten und gesellschaftlicher Konventionen bewusst sein.
Was in der deutschen Kultur also ganz „normal“ ist (z.B. offene Kritik an einer
anderen Person), wird in der chinesischen Kultur als grobe Unhöflichkeit
interpretiert. (Umgekehrt kann ein solches Missverständnis auch passieren - siehe das
Beispiel mit dem Fragen über das Private.) Oder z.B.: direkt formulierte
Anweisungen im Deutschen, die ins Englische wörtlich übersetzt werden, klingen in
englischer Kultur oft ziemlich unhöflich.
Missverständnisse, die in interkulturellen Begegnungen aufgrund verschiedener
Höflichkeitsauffassungen passieren, kommen oft vor. „Fehler auf der interkulturellen
Ebene, sind umso schwerwiegender, als sie die Persönlichkeit des Gesprächspartners
angreifen: Ein grammatischer Fehler oder eine falsche Vokabel wird leichter
verziehen als eine grobe Unhöflichkeit - auch wenn diese gar nicht so gemeint war.“
(Zeuner S 19)
Beispiel: Lautstärke. Eine leicht über dem Durchschnitt liegende Lautstärke wird in Europa positiv
gewertet, und zwar als Signal für Überzeugung, und Willenskraft. Entsprechend eine
vergleichsweise leise Stimme wird oft als Ausdruck von Bescheidenheit, Hemmung,
Schuldeingeständnis, als Trägerin von wenig wichtigen Information oder als Ausdruck geringer
Kooperationsbereitschaft aufgefasst. (M-J, S.80) Im asiatischen Kulturkreis dagegen sind die
Mächtigen diejenigen in einer Gesprächsrunde, die die nach westlichen Normen unauffälligsten
Redebeiträge äußern, d.h. leise, ohne deutliche Akzentuierung und Tonhöhen.
In der paraverbalen Kommunikation sind die Pausen von großer Bedeutung. Sie
können in verschiedenen Kulturen nicht nur länger oder kürzer sein, sondern auch als
unangenehm oder als normal empfunden werden. Für Deutsche wird angenommen,
dass die Grenze, ab der Gesprächspausen als unangenehm empfunden werden, in der
Regel zwischen 20 und 30 Sekunden liegt. Ähnliches gilt auch für den
angloamerikanischen Kulturkreis und Frankreich, wo längere Gesprächspausen als
„kommunikative Störung empfunden und dementsprechend interpretiert werden,
etwa als fehlende Anteilnahme am Gespräch oder aber als Wortkargheit,
Schüchternheit oder Verlegenheit des Kommunikationspartners. (Lüsebrink 2005.
51). In Schweden oder Finnland hingegen werden beispielweise durchaus auch
längere Pausen toleriert, ohne als unangenehm wahrgenommen zu werden. (in
Gymnich S.97)
Beispiel: Pausen: Herr Walther reist für seine Firma nach Helsinki. Obwohl
seine finnischen Partner hervorragend Deutsch sprechen, ist Herr Walther nicht immer
sicher, ob sie ihn verstehen. Er muss alles doppelt sagen. Immer, wenn er meint er
habe sich klar und deutlich ausgedrückt, folgt keine Reaktion. Doch die Kommentare
der finnischen Kollegen zeugen von Sachverstand.
Herr Walther kann das nicht verstehen. Er scheint den größten Teil der Zeit
zu reden, seine finnischen Kollegen hören ihm nur zu. Er weiß nicht, was er falsch
macht. (in Heringer S.98)
Diese Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung von Lächeln und Lachen können
folglich auch dazu führen, dass ein Problem in der IKK nicht einmal entdeckt wird:
Der asiatische Gesprächspartner glaubt ja, durch sein Lächeln sein
Unbehagen/Unwohlsein zum Ausdruck gebracht zu haben, aber der westliche
Gesprächspartner reagiert darauf nicht angemessen, weil er diese Mimik diametral
entgegengesetzt deutet.
Ähnlich wie die Mimik prägt auch der Blickkontakt die Atmosphäre während
eines Gesprächs ganz stark. Häufigkeit, Dauer und Intensität weisen in
verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen auf.
Beispiel: Ein Blickkontakt zwischen den Gesprächspartnern im westlichen Kulturkreis gilt als
Indikator von Aufrichtigkeit. Viele asiatische Kulturen hingegen, z.B. die japanische Kultur, fassen
einen Blickkontakt als unhöflich, als Verletzung der Privatsphäre auf.
In jeder Kultur gibt es Gesten, die von jedem Mitglied problemlos identifiziert
und gedeutet werden, z.B. „Bejahungsgeste“ (mit dem Kopf nicken) oder
„Verneinungsgeste“ (den Kopf schütteln) oder „jemandem einen Vogel zeigen“ (mit
dem Zeigefinger an die Schläfe oder die Stirn tippen). Solche Gesten werden
unbewusst im Rahmen der Enkulturation erworben und werden oft auch oft
sprachunabhängig (ohne zu sprechen) eingesetzt. Diese eindeutig
konventionalisierten Zeichen sind von Land zu Land und von Kultur zu Kultur
unterschiedlich und können das Verständnis in der IKK stören.
Beispiel: Setzt sich beispielsweise ein Student aus Indonesien – aus deutscher Perspektive –
sehr nah an einen der wenigen Studenten im Seminarraum, werden Deutsche dies als aufdringlich
interpretieren, nicht jedoch neutral als kulturell konventionalisiertes, „normales“ Verhalten und
kaum positiv als höfliche Herstellung von Nähe.
Beispiel: Bei Empfängen in Italien haben manche Deutsche das Gefühl, ständig „im
Rückwärtsgang“ ihren jeweiligen Gesprächspartnern weichen zu müssen. Diese reagieren natürlich
meist damit, durch ein weiteres Heranrücken den für sie im Vergleich zu deutschen kürzeren,
„normalen“ Abstand wiederherzustellen. (in M-J, S.89)
Ebenso wie Proxemik ist auch die Haptik, das Berührungsverhalten, durch eine
beträchtliche Zahl von Varianten beeinflusst. Eine ganze Reihe Faktoren kann
Auswirkungen darauf haben, ob eine Berührung als akzeptabel betrachtet wird. In
diesem Bereich gelten auch kulturabhängig unterschiedliche Regeln. So sind etwa in
Deutschland im öffentlichen Raum viel mehr Berührungen zwischen Männern und
Frauen erlaubt als in andren Ländern, z.B. in Japan.
Schlüsse Aufgrund des früher Gesagtem lässt sich schließen, dass IKK ein
wechselhaftes Zusammenspiel zwischen verbalen, paraverbalen und nonverbalern
Faktoren ist, das kulturspezifischen Regeln unterliegt.
Schlüsse:
In den Vorlesungen 10 und 11 wurden kulturelle und linguistische
Faktoren/Konventionen behandelt, die auf den Verlauf der IKK wirken. Die
4
Kulturdimensionen: Individualismus/Kollektivismus, starke/schwache Machdistanz,
starke /schwache Unsicherheitsvermeidung, langfristige/kurze Lebensplanung
5
Deutsche Kulturstandards: Sachorientierung, Regelorientierung, Zeitplanung, Trennung von
Beruflich und privat, Direktheit der Kommunikation u.a.
Unterschiedene in den Auswirkungen dieser Faktoren in unterschiedlichen Kulturen
versuchen oft Missverständnisse in der IKK.
Es lässt sich also schließen:
• IKK ist ein wechselhaftes Zusammenspiel zwischen linguistischen, paraverbalen
und nonverbalen Faktoren ist, das kulturspezifischen Regeln unterliegt.
• Kulturspezifische Werte wirken sich oft indirekt auf die linguistischen,
paraverbalen und nonverbalen Faktoren aus.
Die Bezeichnung Culture bound - Culture free dient im internationalen Marketing als
Indikator für die Entscheidung, ob man eher kulturspezifisch oder eher standardisierte
Kampagnen durchführt. Weitgehend "culturefree" sind Beispiel: Produkte aus dem
IT-Bereich, sehr stark kulturgebunden hingegen Lebensmittel und Hygieneprodukte.
Culture bound meint also, dass die Marketingkultur eines Unternehmens sich an der
Nationalkultur des jeweiligen Ortes orientiert, an dem ein Produkt oder eine
Dienstleistung vermarktet werden soll. Marketingstrategien, Werbekampagnen,
Produktdesign und vieles mehr werden kulturspezifisch für unterschiedliche Märkte
angepasst. Beispiel: Die culturebound Marketingstrategien von Zeitschriften werden deutlich,
wenn man die Abbildungen von nackter Haut in Zeitschriften in einigen arabischen Ländern
betrachtet. Im Nachhinein werden je nach Zielland bestimmte Körperteile wie Gesicht, Schultern
und Haare wegretuschiert oder mit schwarzen Balken verdeckt.
Culture free beschreibt im Gegensatz dazu ein Unternehmen, das weltweit mit
denselben Marketingstrategien seine Produkte und Dienstleitungen anbietet. Es gibt
keinen direkten Bezug zu und keine Abhängigkeit von den Kulturen. Das Marketing
ist global standardisiert. Beide Perspektiven werden in ihrer Anwendung jedoch meist
als Mischform auftreten.
6
Cоціокультурні стратегії – особливі дії учасника діалогу культур, які дозволяють
йому досягти успіху у міжкультурному спілкуванні і/або у вивченні ІК.
1. Strategie der Verständniskontrolle: Erwarte, dass dein
Kommunikationspartner deine Äußerung missverstehen kann, und achte auf Indizien
für Missverstehen im weiteren Verlauf der Interaktion. Beachte, dass das Sich-
verstehen nicht selbstverständlich ist.
Diese Strategie basiert auf der Überlegung, dass Missverständnisse umso besser
reparabel sind, je früher sie erkannt werden. Eine Voraussetzung für ihr frühes
Erkennen ist, dass das Sich-Verstehen nicht als selbstverständlich betrachtet wird.
Vielmehr soll die Möglichkeit unangemessener Bedeutungszuordnungen durch den
Kommunikationspartner systematisch einkalkuliert werden, und zwar auch in
Bereichen, in denen bei IKK erfahrungsgemäß kaum Missverständnisse auftauchen.
Beispiel: Dazu ein Beispiel mit einem chinesischen Mitarbeiter, der nicht wusste, wie
er die Worte seines deutschen Kollegen interpretieren soll (als eine Einladung zum Bier, ein
Vorschlag, eine Höflichkeitsfloskel). Hätte aber der deutsche Kollege erkannt, dass sein
chinesischer Gesprächspartner Interpretationsprobleme hat, hätte man das Missverständnis
vermieden können.
Aus der Forderungen nach der Funktionsäquivalenz der Übersetzungen folgt die
Theorie über zwei Übersetzungstypen den „offenen“/“semantischen“ und der
„verdeckten“/“kommunikativen“ Übersetzung.
Das ist nur durch Kulturtransfer möglich und setzt Kenntnisse über
landeskundliche Inhalte, Kommunikationsabläufe und Textsortenspezifik in der
Fremdsprache voraus. Um diese Wirkungsäquivalenz zu erzielen, setzt nun der
Übersetzer einen sogenannten „kulturellen Filter“ ein. Dafür sieht der Übersetzer das
Original sozusagen „durch die Brille der Zielkulturadressaten“ an und verändert die
Übersetzung entsprechend ihrer kulturellen Erwartungen. (Juliane House 2005: 84)
Es in bestimmten Situationen angebracht, eine verdeckte/kommunikative
Übersetzung zu machen, weil z.B.: eine offene/semantische Übersetzungen aus dem
Deutschen ins Englische in der englischen Kultur eine andere Wirkung auf
Rezipienten haben können).
Ein Beispiel
In einem Lehrbuch für Business English eines deutschen Verlags sind folgende
Redewendungen für den Fall einer abweichenden Meinung vorgeschlagen:
Beispiel: bei der Übersetzung von Kindermärchen aus entfernten Kulturen, werden die
Texte einigermaßen an den Lebenserfahrungen der Kinder in der Kultur der Zielsprache
angepasst.
Oder ein paar Beispiele von J. House für die Übersetzung ins Deutsche
englischer Filmtitel in einer deutschen Fernsehzeitschrift:
Fernsehserie Mr. Bean: Will you get out there pleas – Weg da! (4)
(House S.)
Sie übersetzte für einen jungen Mann aus Deutschland, der in der Ukraine/Lviv ein
Berufspraktikum gemacht hatte, sein Praktikumszeugnis aus dem Ukrainischen ins
Deutsche. Im Zeugnis wurden die Leistungen des Praktikanten von der ukrainischen Firma
hochgeschätzt. Nach einem Tag kam aber der junge Mann wieder ins Büro und erklärte,
dass obwohl das Zeugnis nach seinem Inhalt und Form korrekt ins Deutsche übersetzt
worden sei, werde es im Deutschen nicht überzeugend positiv wirken, sondern einen
Eindruck erwecken, dass der Arbeitsgeber nicht ganz mit dem Praktikanten zufrieden war.
Um die gleiche Wirkung des Zeugnisses in ukrainischer und deutscher Kultur zu erreichen,
sollten einige Strukturen und Formulierungen im Text der Übersetzung verändert werden.
Dabei hat der Deutsche gezeigt, welche Veränderungen gemacht werden sollten. Die
Übersetzerin wurde der Notwendigkeit der funktionalen Äquivalenz des Originals und der
Übersetzung bewusst und nahm entsprechende Veränderungen in der Übersetzung vor. Auf
solche Weise wurde das Problem gelöst.
Die Auswahl zwischen offener und verdeckter Übersetzung als Typ bzw.
Methode hängt von mehreren Faktoren ab. Der spezielle Zweck und die spezielle
Adressatengruppe, für die übersetzt werden soll, entscheiden auch darüber, ob eine
offene oder eine verdeckte/kommunikative Übersetzung angefertigt werden muss“
(House 1981: 199).
Der Übersetzer ist also Kulturmittler, der Sachverhalte, die für die Mitglieder
einer Kultur zum Alltag gehören, für Mitglieder einer anderen Kultur vermitteln
muss. Dafür muss der Übersetzer folgende Fähigkeiten entwickeln:
Sensibilität zu Kulturunterschieden.