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Gedankenexperiment WuN MG

Wie wäre eine Welt, in der jeder nur Lügen würde?

Jeder macht es öfters als er es zugeben möchte… Lügen! Durchschnittlich lügen wir laut
manchen Studien bis zu 200-mal am Tag. Also gehört Lügen sozusagen schon in den Alltag.
Eine Welt ohne Lügen wäre kaum vorstellbar. Es gibt viele verschiedene Arten zu Lügen. Von
der Lüge aus Höflichkeit, über die Notlüge bis zur Lüge komplett aus Eigennutz ist alles
vertreten. Meistens lügt man jedoch eher aus Höflichkeit oder um Konflikten aus dem Weg zu
gehen. Nehmen wir zum Beispiel mal an, dass deine Freundin dich fragt, ob sie in dem Kleid
schön aussieht. Ich kenne niemanden, der ihr wirklich sagen würde, dass sie zum Beispiel echt
nicht gut im Kleid aussieht, denn man möchte die Person nicht möglicherweise damit angreifen.
Ein weiteres gutes Beispiel wäre das Verschweigen einer schlechten Note bei den Eltern. Man
lügt um selbst keine Konsequenzen wie zum Beispiel Handyverbot oder Hausarrest tragen zu
müssen, damit sein eigenes Leben leichter fällt. Natürlich ist so eine Lüge nur einem selbst
sinnvoll, weswegen viele der Meinung sind, dass solche Lügen moralisch nicht akzeptierbar
sind. Natürlich hat jeder bisher schonmal gelogen und es gibt niemanden der nur die Wahrheit
sagt. Aber natürlich Lügen wir nicht den ganzen Tag. Das würde ja das Vertrauen von einer
euch wichtigen Person verletzten. Ihr wollt ja auch nicht immer nur angelogen werden, oder?
Doch was wäre eigentlich, wenn dieser Grundsatz von Vertrauen, nämlich die Wahrheit, nicht
mehr da wäre? Was wäre, wenn man nur noch Lügen dürfte? Mit dieses Frage beschäftigen wir
uns im folgenden Gedankenexperiment:

Wir betrachten, dass in 2 Unterschiedlichen Situationen, wo wir von unserem jetzigen Alltag
bis hin zu wichtigeren Personen wie Bundeskanzler, -in oder den/die Präsidenten, -in der
Vereinigten Staaten von Amerika kommen werden.

Die erste Situation wäre ein plötzlicher Wechsel von dem jetzigen Leben von uns in eine Welt,
in der man nur Lügen könnte. Man stellt sich also vor, dass wir alle unserem normalen Alltag
nachgehen würde, den Begriff Wahrheit überhaupt kennen, und somit es gewohnt sind, nicht
durchgehen angelogen zu werden. Dann kommt plötzlich ein Tag, ab dem es für uns einfach
nichtmehr möglich wäre, die Wahrheit zu sagen. Alles wäre plötzlich ungewohnt und noch so
einfache Fragen werden plötzlich ganz schwer. Nehmen wir mal an, dass du gerade
aufgestanden bist und deine Mutter dich fragt, ob du gut geschlafen hast. Wenn du schlecht
geschlafen hast, würdest du vermutlich sowieso deine Mutter anlügen und sagen, dass du gut
geschlafen hast. Einfach aus Höflichkeit, damit sie sich keine Sorgen machen soll. Aber was
wäre, wenn du gut geschlafen hast? Du müsstest im Prinzip sagen, dass du schlecht geschlafen
hast, auch was nicht der Fall war. Der Aspekt der Höflichkeitslüge, den du benutzen würdest,
wenn du gut schlecht hättest, wird sozusagen umgedreht. Du musst also unhöflich sein! Das
kann man auch auf andere Arten von Lügen spiegeln. Fangen wir mal mit der Lüge aus
Eigennutz an. Wo du vorher gelogen hast, wenn du eine schlechte Note hattest, musst du jetzt
beispielsweise eine 1 Verheimlichen. Könnte man ja meinen, oder? Aber gleichzeitig wäre die
Note, die du bekommen hast, ja auch eine Lüge, schließlich wäre es ja sonst deine „Wahre
Note“, die aber nicht mehr existieren darf. Man erkennt schnell, dass egal wie einfach die
Wahrheit auch wäre, es viel mehr Möglichkeiten als Lügen geben würde. Wenn also deine 1
eine Lüge ist, könnte sie ja in echte eine 6 gewesen sein. Doch was ist, wenn du dann deinen
Eltern sagst, dass es eine 1 ist, wenn es eigentlich eine 6 wäre, obwohl auf der Arbeit eine 1
steht? Wäre das dann die Wahrheit oder eine Lüge? Du weißt natürlich deine echte Note nicht,
aber du bist dir durchaus bewusst, dass du keine 1 hast. Es gibt dann garkeinen Grund zu Lügen.
Du könntest also einfach sagen, ich habe eine 1! Aber das wäre doch gleichzeitig auch die
Wahrheit, schließlich sagst du deiner Mutter, welche Note auf deiner Arbeit steht? Es ist also
zufällig, ob du, wenn du irgendeine Note sagst, es sogar die Wahrheit seien könnte. Die einzige
Möglichkeit, diesem Paradoxon aus dem Weg zu gehen, wäre einfach keine Bewertung
abzugeben. Es dürfte nicht die Möglichkeit geben, aus Zufall die Wahrheit zu sagen. Doch
leider ist das in vielen Situationen der Fall. Vor allem auf sehr hohen Positionen, wie Präsident
zu sein, ist Lügen möglicherweise ein Problem. Tatsächlich würde ich vermuten, dass da sogar
mehr gelogen wird als irgendwo sonst. Irgendwie muss schließlich Frieden bewahrt werden.
Wie würde denn Russland reagieren, wenn ihnen gesagt werden würde, wie sie ausspioniert
werden? Vermutlich gilt das gleiche jedoch andersherum auch. Die Kräfte gleichen sich so
ungefähr aus. Schwierig wird es nur bei sehr wichtigen Entscheidungen. Nehmen wir mal an,
der Präsident müsste entscheiden, ob er eine Militärische Operation, die eigentlich essenziell
wichtig für ihn ist, durchgeführt werden sollte. Er will unbedingt, dass sie durchgeführt wird,
kann ihr aber deswegen nicht zustimmen. Auch hier könnte Zufall helfen. Nimmt er einen
Zufallsgenerator, wo die Wahrscheinlichkeit, dass die Operation durchgeführt wird, bei nahezu
100% liegt, welcher für ihn entscheiden solle, so würde die Operation mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit durchgeführt werden. Doch würde so die Wahrheit sagen? In der Theorie
nicht. Schließlich gab es immer noch die Möglichkeit, dass die Operation nicht durchgeführt
wird. Kritisch wird es nur, wenn doch einmal die noch so kleine Wahrscheinlichkeit siegt.
Niemand wollte das es passiert, aber ist es noch rückgängig zu machen? Der Zufall würde dann
über alles von unserem Leben entscheiden. Generell kann man also sagen, dass nur der Zufall
eine Möglichkeit für die ganze Menschheit wäre, zu überleben.

Kommen wir nun zur 2. Situation, nämlich in einer Welt, in der niemand den Begriff Wahrheit
kennt, da alles von Anfang an, seitdem es das Universum gibt, aus Lügen besteht. In so einer
Welt, würde man gar nicht das Problem kennen, nicht die Wahrheit sagen zu können. Eine
Möglichkeit, die sich in so einer Welt entwickelt haben könnte, wäre, dass man einfach immer
das Gegenteil von dem sagt, was man sagen will. Dies setzt natürlich voraus, dass es in so einer
Welt „zugelassen“ wäre. Schließlich sagt man ja irgendwie schon immer trotz Lüge die
Wahrheit, da jeder diese Lüge nur als „Wahrheit“ kennen würde. Das steht wiederum im
Konflikt mit der Annahme, dass es den Begriff „Wahrheit“ nicht gibt. Wäre, dass dann einfach
als Gegenteil bekannt? Das werden wir wohl nie herausfinden… Was aber ein vermutlich
funktionierendes Szenario wäre, ist, dass jeder nur sein eigenes Leben lebt und es sowas wie
Fakten, Begriffe, etc. gar nicht geben würde. Jeder wäre entweder auf sich allein gestellt, oder
es würde die Menschheit gar nicht erst geben. Kommunikation wäre unmöglich. Die einzige
Möglichkeit, ohne Kommunikation zu leben, ist entweder allein zu leben, mit jemanden der die
gleichen Interessen hat (überleben), oder gar nicht zu leben. Wobei es bei dem 2. Punkt das
Problem gibt, dass man nie wissen kann, wer die gleichen Interessen hat.

Somit würde ich für dieses Szenario zu dem Schluss kommen, dass ein Leben in so einer Welt
nicht möglich, oder fast unmöglich wäre. Es würde nur wenige Menschen geben, die nicht
zusammenarbeiten könnten und somit nichts erreichen würden. Da es so auch Fortpflanzung
sehr unwahrscheinlich ist, würde die Menschheit aber sowieso irgendwann aussterben…

Insgesamt sieht man also, dass es nie wirklich möglich wäre, nur zu lügen. Die einzige „gute“
Möglichkeit, „normal“ weiterzuleben, wäre also der Zufall. Doch wenn nicht mal der Zufall die
gewollte Entscheidung trifft, muss man mit Konsequenzen rechnen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Dass ist aber für mich mit die
Interessanteste. Generell schätze ich, dass man schnell auf weitere Möglichkeiten kommen
würde, da der Mensch sehr Erfinderich ist, wenn es um Probleme geht. Eine weitere Idee wäre
zum Beispiel das Lügner-Paradox. Dort würde man zum Beispiel behaupten, dass das, was man
sagte, eine Lüge war. Was wäre zum Beispiel, wenn Pinocchio sagt: „Meine Nase wächst
gerade“? Man sieht schnell, das jeder Ansatz in gewisser weise ein Paradoxon ist.

- Marcel Gille 10a

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