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AUF EINEN BLICK

Plenum – September 2022

Paket „Fit für 55“: Energieeffizienz-Richtlinie


Im Rahmen der Plenartagung im September 2022 soll ein Bericht des Ausschusses für Industrie, Forschung und
Energie (ITRE) über den Vorschlag der Kommission zur Neufassung der Energieeffizienz-Richtlinie im Rahmen
des Pakets „Fit für 55“ erörtert werden. Durch die Abstimmung über den Bericht wird der Standpunkt des
Parlaments für die Trilogverhandlungen mit dem Rat festgelegt.

Hintergrund
Die Europäische Kommission nahm im Juli 2021 das Paket „Fit für 55“ an, um die geltenden
Unionsrechtsvorschriften in den Bereichen Klima und Energie so anzupassen, dass das neue Ziel der Union,
im Einklang mit der entsprechenden Forderung aus dem Europäischen Klimagesetz die
Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % zu senken, verwirklicht werden kann. Unter
anderem umfasst das Paket „Fit für 55“ eine Neufassung der Energieeffizienz-Richtlinie, deren
Bestimmungen überarbeitet werden, um größere Energieeinsparungen zu erzielen. Die bestehende
Energieeffizienz-Richtlinie ist weitgehend auf das Ziel ausgerichtet, die Treibhausgasemissionen bis 2030
um 40 % zu senken.

Der Vorschlag der Kommission


Im Juli 2021 schlug die Kommission eine Neufassung der Energieeffizienz-Richtlinie vor, die die
Mitgliedstaaten verpflichten würde, ihre jährlichen Energieeinsparverpflichtungen ab 2024 fast zu
verdoppeln, mit verbindlichen Zielen vorbildliche Anstrengungen im öffentlichen Sektor zu unternehmen,
Energiearmut zu bekämpfen und andere Maßnahmen zu ergreifen, um eine kollektiv verbindliche
Verpflichtung zu erreichen, die Energieeinsparungen im Vergleich zu den geltenden EU-Rechtsvorschriften
um 9 % zu erhöhen. Im Rahmen des REPowerEU-Plans vom Mai 2022 zur Bewältigung der durch den
russischen Einmarsch in die Ukraine verursachten Energiekrise schlug die Kommission eine gezielte
Änderung der Energieeffizienz-Richtlinie vor, die zusätzliche Energieeinsparungen im Umfang von 13 % bis
2030 sowie Obergrenzen für den Endenergieverbrauch und den Primärenergieverbrauch in Höhe von 750
bzw. 980 Mio. t RÖE vorsieht.

Standpunkt des Rates


Der Rat der EU hat im Juni 2022 eine allgemeine Ausrichtung angenommen, mit der die ursprünglichen
Ziele unterstützt werden, die die Kommission im Juli 2021 vorgeschlagen hatte, nämlich auf 787 bzw.
1023 Mio. t RÖE festgelegte Obergrenzen für den Endenergieverbrauch und den Primärenergieverbrauch.
Die nationalen Beiträge würden als Richtwerte (nicht verbindlich) gelten und ausschließlich auf dem
Endenergieverbrauch (nicht dem Primärenergieverbrauch) beruhen. Die Ziele für die Renovierung
öffentlicher Gebäude würden erst nach vier Jahren verbindlich und darüber hinaus auf Gebäude
beschränkt, die sich im Eigentum öffentlicher Einrichtungen befinden. Die Steigerung der jährlichen
Energieeinsparverpflichtungen würde gradueller erfolgen als im Kommissionsvorschlag vorgesehen,
nämlich schrittweise von 1,1 % (2024-2025) auf 1,5 % (2028-2030), und mehr Flexibilität bei der
Verrechnung zwischen den Jahren ermöglichen.

Standpunkt des Europäischen Parlaments


Im Juli 2022 hat der ITRE-Ausschuss einen Bericht angenommen, in dem ehrgeizigere Ziele festgelegt
werden, die einer Verringerung des Endenergieverbrauchs um 40 % (Obergrenze 740 Mio. t RÖE) und einer
Verringerung des Primärenergieverbrauchs um 42,5 % (Obergrenze 960 Mio. t RÖE) entsprechen. Auf der
Grundlage beider Indikatoren für den Energieverbrauch müssten die Mitgliedstaaten verbindliche
nationale Beiträge leisten und in den Jahren 2025 und 2027 Etappenziele erreichen, um sicherzustellen,
dass sie auf dem richtigen Weg sind. Für den öffentlichen Sektor sieht der Bericht des ITRE-Ausschusses
insofern ehrgeizigere Ziele als von der Kommission und dem Rat vorgeschlagen vor, als er nicht nur im

EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments


Autor: Alex Wilson, Wissenschaftlicher Dienst für die Mitglieder
PE 733.627 – September 2022
DE
EPRS Paket „Fit für 55“: Energieeffizienz-Richtlinie
Eigentum öffentlicher Einrichtungen befindliche, sondern auch von diesen Einrichtungen gemietete
Gebäude miteinbezieht. Im Bericht des ITRE-Ausschusses wird vorgeschlagen, die jährlichen
Energieeinsparverpflichtungen für die Zeit von 2024 bis 2030 auf 2 % des Endenergieverbrauchs – also ein
Drittel mehr als die von der Kommission vorgeschlagenen 1,5 % – festzulegen. Außerdem enthält der
Bericht deutlich mehr Einzelheiten zur Umsetzung des Grundsatzes „Energieeffizienz an erster Stelle“, zur
Bekämpfung der Energiearmut, zur Überwachung des Energieverbrauchs von Rechenzentren, zur
Einrichtung zentraler Anlaufstellen für Energieeffizienz und zum Aufbau von Energiepartnerschaften.
Bericht für die erste Lesung: 2021/0203(COD); federführender
Ausschuss: ITRE; Berichterstatter: Niels Fuglsang (S&D,
Dänemark). Weitere Informationen finden Sie im Briefing des
Wissenschaftlichen Dienstes aus der Reihe „Laufende
Legislativverfahren der EU“.

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