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Seminar Antibiotika

Dieses Seminar soll dazu dienen, die Grundlagen der Wirkungsweise und der
Wirkungsorte von Antibiotika zu vermitteln und einen Überblick über die
verschiedenen Antibiotikaklassen zu geben.
Dieses Wissen ist relevant für das Verständnis der Versuche, die im Mikrobiologie
Praktikum durchgeführt werden.

Der Begriff Antibiotikum wird unterschiedlich definiert:


1) Klassisch:
Antibiotika sind niedermolekulare Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen,
die in geringer
Konzentration das Wachstum von anderen Mikroorganismen hemmen oder sie
abtöten.
-> Aber: höhere Pflanzen können vergleichbare Substanzen bilden (antibakterielle
Wirkung von Aloe Vera, Thymian, Kokosöl, Knoblauch, Zwiebel, Salbei,
Meerrettich, Kamille)
2) Biologisch (weiter gefasst):
Antibiotika sind sämtliche Verbindungen biogenen Ursprungs, die eine selektive
Toxizität gegenüber beliebigen anderen Organismen zeigen
3) Pharmazeutisch/medizinisch (schließt semisynthetische/synthetische
Antibiotika mit ein):
Antibiotika sind niedermolekulare Stoffe, die in hoher Verdünnung
Krankheitserreger mit der
geringst möglichen Schädigung des Wirtsorganismus im Wachstum hemmen oder
abtöten

Schnelle Notizen Seite 1


Entdeckung wichtiger Antibiotika
Schon im 19 Jahrhundert entdeckten verschiedene Forscher, dass bestimmt
Schimmelpilze über antibiotische Eigenschaften verfügen. Die eigentliche
Entdeckung des Penicillins erfolgte dann im Jahr 1928 durch Alexander Fleming,
der beobachtete, dass auf dem Nährboden einer vergessenen Staphylokokken-
Kultur ein Schimmelpilz wuchs, der die Vermehrung der Bakterien in der
Nachbarschaft des Pilzes verhindert hatte. Den aus dem Nährmedium
gewonnenen Bakterientötenden Stoff nannte er Penicillin nach dem Schimmelpilz
Penicillium notatum. Alexander Fleming erhielt 1945 den Nobelpreis für seine
bahnbrechende Entdeckung.
Die Erfolge des Penicillins, insbesondere im 2. Weltkrieg, führten zur Suche und
Entdeckung vieler weiterer Antibiotika: Streptomycin, Chloramphenicol,
Aureomycin, Tetracyclin und vieler anderer. In den 1970er und 1980er Jahren
wurde verstärkt auf dem Gebiet der Antibiotika geforscht, was sich in einer
großen Anzahl an neu entdeckten Antibiotika widerspiegelt. Seither nimmt die
Anzahl neu entdeckter Antibiotika stetig ab.

Bereits im Jahr 1961 gab es das erste multiresistente Bakterium und seitdem
nahm die Antibiotikaresistenz stetig zu. Ein Hauptgrund für die Ausbildung der
Antibiotika-Resistenzen ist, dass Antibiotika ungezielt übermäßig eingesetzt
werden, z. B. in der Massentierhaltung.
Antibiotika werden hier systemisch vergeben, um Krankheiten vorzubeugen und
die Tiere vor bekannten Keimen zu schützen. Die Bakterien entwickeln dadurch
Resistenzen und Menschen können sich durch den Konsum von infiziertem Fleisch
mit resistenten Bakterien anstecken. Wird der Mensch nun mit Antibiotika
behandelt, so schlagen diese nicht mehr an, weil die Bakterien immun dagegen
sind.
Aber nicht nur in der Fleischproduktion, sondern auch in der Medizin werden
häufig Antibiotika verschrieben, selbst wenn dies nicht angemessen ist (z.B. bei
viralen Infekten) und auch so kommt es zur Ausbildung von Resistenzen.

Diese Resistenzbildung wird Prognosen nach dazu führen, dass im Jahre


2050 etwa 10 Millionen Menschen im Jahr durch antimikrobielle Resistenz
sterben werden und damit mehr, als durch Krebs sterben.
Momentan liegt die Zahl bei etwa 700 000 Menschen im Jahr. Die meisten
Menschen werden der Prognose nach in Afrika und Asien sterben mit
jeweils über 4 Millionen. Dort befinden sich die Fabriken, wo fast alle großen
Pharmakonzerne produzieren lassen und große Mengen an Antibiotika
gelangen in die Umwelt und begünstigen das Entstehen gefährlicher,
resistenter Erreger.
Aus diesem Grund ist es nicht nur wichtig, dass mit dem Gebrauch von
Antibiotika in der Fleischproduktion und in der Medizin vernünftiger
umgegangen wird, sondern auch, dass wir neue Antibiotika entdecken, um
die Medikamente, die nicht mehr wirksam sind, zu ersetzen.
Dies ist gar nicht so einfach, da sich viele der Antibiotika-produzierenden
Mikroorganismen nicht im Labor kultivieren lassen oder unter diesen
Bedingungen keine Antibiotika produzieren. Aber es gibt noch Hoffnung, wie
zum Beispiel die Entdeckung von Teixobactin im Jahr 2015 zeigt.

Schnelle Notizen Seite 2


Der Fall von Teixobactin hat gezeigt, dass das Problem der Kultivierung der Bakterien überwunden
werden kann.
Teixobactin wurde mit Hilfe des sogenannten iChips entdeckt, ein kleines Gitter, wo in
jedem Loch eine vom Boden stammende bakterielle Kolonie vorliegt. Dieses Gitter wird von beiden
Seiten mit einer semipermeablen Membran bedeckt und zurück in die Erde gesteckt, wo die Diffusion
von Nährstoffen und Wachstumsfaktoren im natürlichen Habitat möglich ist.
Der iChip wurde für einen Monat im Boden belassen und anschließend konnten viele der angewachsenen
Stämme im Labor kultiviert werden, unter anderem der bisher nicht kultivierbare Stamm Eleftheria terrae, der
eine besondere Aktivität gegen antibiotikaresistente gram-positive Stämme wir MRSA zeigte.
Teixobactin gehört zu keiner bisher bekannten Strukturklasse und inhibiert die Zellwandsynthese
durch Bindung an Lipid II und III. Die beobachtete Wirkung in Mausmodellen gibt Hoffnung, dass mit
diesem Antibiotikum Resistenzen überwunden werden können. Ergebnisse klinischer Studien gibt es
bisher jedoch noch nicht.
Der Fall von Teixobactin hat gezeigt, dass das Problem der Kultivierung der Bakterien überwunden
werden kann. Teixobactin wurde mit Hilfe des sogenannten iChips entdeckt, ein kleines Gitter, wo in
jedem Loch eine vom Boden stammende bakterielle Kolonie vorliegt.
Dieses Gitter wird von beiden Seiten mit einer semipermeablen Membran bedeckt und zurück in die Erde
gesteckt, wo die Diffusion von Nährstoffen und Wachstumsfaktoren im natürlichen Habitat möglich ist. Der
iChip wurde für einen Monat im Boden belassen und anschließend konnten viele der angewachsenen Stämme
im Labor kultiviert werden, unter anderem der bisher nicht kultivierbare Stamm Eleftheria terrae, der
eine besondere Aktivität gegen antibiotikaresistente gram-positive Stämme wir MRSA zeigte.
Teixobactin gehört zu keiner bisher bekannten Strukturklasse und inhibiert die Zellwandsynthese
durch Bindung an Lipid II und III. Die beobachtete Wirkung in Mausmodellen gibt Hoffnung, dass mit
diesem Antibiotikum Resistenzen überwunden werden können. Ergebnisse klinischer Studien gibt es
bisher jedoch noch nicht.

Man kann Antibiotika nach ihrer chemischen Struktur (Klassen), nach ihrer
Wirksamkeit (bakterizid/bakteriostatisch) oder nach ihrem Wirkort bzw.
Mechanismus einteilen.
In dieser Abbildung sind die wichtigsten verschiedenen möglichen Wirkorte
dargestellt. So können Antibiotika die Zellwandsynthese hemmen, mit der
bakteriellen DNA oder RNA interferieren, die bakterielle Proteinbiosynthese
beeinflussen oder die Tetrahydrofolsäure-Synthese beeinflussen.

Schnelle Notizen Seite 3


Die bakterielle Zellwand besteht aus Peptidoglykan, auch Murein genannt,
einem heteropolymeren (Glykan+Peptid) quervernetzten Riesenmolekül.
Der Glykanteil besteht aus den ß-1,4-verknüpften Glukose-Derivaten N-
Acetylmuraminsäure (NAM) und N-Acetylglucosamin (NAG). Die
Quervernetzung der Glykanketten erfolgt durch (Tetra-)Peptide,
die teilweise ungewöhnliche Aminosäuren (D-Alanin, D-Glutaminsäure, m-
Diaminopimelinsäure m- DAP) enthalten.
Die kurzen Peptidseitenketten sind querverknüpft durch Peptidbindungen
seitenständiger Aminogruppen von Lysin bzw. m-DAP mit dem subterminalen D-
Alanin in der Gegenkette. Für diese Quervernetzung wird das Enzym
Transpeptidase benötigt, das auch als Penicillin-bindendes Protein (PBP)
bezeichnet wird, da es der Angriffspunkt der Beta-Lactam- Antibiotika ist.

Bei Gram-negativen Bakterien sind die beiden Tetrapeptide direkt verbunden.


Hierbei ist die Aminogruppe der Diaminopimelinsäure des einen Peptids an die
Carboxygruppe des terminalen Dalanins des benachbarten Peptids verknüpft.

Bei Gram-positiven Bakterien verbindet eine Interpeptidbrücke aus fünf


Glycinmolekülen (synonym: Pentaglycinbrücke, Pentapeptidbrücke) zwei
Tetrapeptide.

Auf dieser Folie ist schematisch der Unterschied zwischen den Zellwänden
gram-positiver und gramnegativer Mikroorganismen dargestellt. Gram-
positive Bakterien haben eine dicke Zellwand aus einem mehrschichtigen
Mureinnetz aus 25-40 Lagen.
Der Mureinanteil kann bis zu 50 % der Trockenmasse der Bakterienhülle
ausmachen. Gram-negative Bakterien dagegen haben nur 1-3 Lagen Murein,
die 5-10 % der Trockenmasse der Bakterienhülle ausmachen. Im Unterschied
zu den Gram-positiven besitzen Gram-negative noch eine zweite Lipid-
Membran, die äußere Membran.

Diese Folie zeigt die Unterschiede zwischen Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien
nochmal ein bisschen detaillierter:

Oben die Zellwand Gram-positiver Bakterien mit der dicken Mureinschicht und den
integrierten Teichonsäuren bzw. Lipoteichonsäuren.
- Teichonsäuren (Ribitol-Phosphat-Polymere (Ribitol-Teichonsäuren) oder Glycerol-
Phosphat- Polymere (Glycerol-Teichonsäuren) sind Polymere aus Polyalkoholen (Ribotol
oder Glycerin) und Phosphatgruppen, die alternierend durch Phosphatesterbindungen
verknüpft sind.
An weitere Alkoholfunktionen der Polyalkohole sind Zucker und Aminosäuren gebunden,
die kettenartig nach außen ragen. Die Teichonsäuren üben bei der Interaktion von
Bakterien mit Wirtszellen wichtige Funktionen aus, etwa bei der Adhäsion und als
sogenannte Virulenzfaktoren.
- Teichuronsäuren bestehen aus Zuckersäuren. Mit ihren zahlreichen Phosphat- bzw.
Carboxylgruppen verleihen Teichon-und Teichuronsäuren der Zelloberfläche der
grampositiven Bakterien eine negative Ladung, durch die zweiwertige Kationen wie Ca2+
und Mg2+ gebunden werden.
- Als Lipoteichonsäuren bezeichnet man Glycerol-Teichonsäuren, die kovalent an
Glycolipide der Zellmembran gekoppelt sind. Diese sind damit in der Zellmembran
verankert und durchdringen die gesamte Peptidoglykanschicht.
- Teichonsäuren und Lipoteichonsäuren sind starke exogene Pyrogene, d. h. sie zählen zu
den Stoffen, die beim Menschen nach einer bakteriellen Infektion durch gram-positive
Bakterien eine fieberhafte Reaktion hervorrufen. Sie werden von dem Toll-like Rezeptor
TLR-2 erkannt, der auf Monocyten, dendritischen Zellen, B- und T-Lymphocyten sowie
Makrophagen exprimiert wird. Weiterhin sorgen sie für die Ausschüttung von Zytokinen
und sind damit einer der Hauptfaktoren für die Entzündungsreaktion nach einer solchen
Infektion.

Unten ist die Zellwand der Gram-negativen dargestellt mit der charakteristischen äußeren
Membran und den aufgelagerten Lipopolysacchariden, die für jede Bakterienart spezifisch
sind und Endotoxine, d.h. Pyrogene darstellen und Immunantworten im menschlichen
Körper hervorrufen.

Schnelle Notizen Seite 4


Viele Antibiotika wirken, indem sie in verschiedener Weise die Biosynthese des
Mureins hemmen.
Dies kann entweder schon durch eine Beeinflussung der Reaktionen im
Cytoplasma der Fall sein, z.B. durch Hemmung der Synthese der Zucker oder des
Aufbaus der Peptidseitenkette. Ein Beispiel ist das Antibiotikum Fosfomycin.

Andere Antibiotika wie Vancomycin und Teicoplanin behindern Reaktionen


an der Plasmamembran, z.B. den Aufbau der Disaccharideinheiten und ihren
Transport über die Membran oder die Übertragung der Einheit auf die wachsende
Peptidoglykankette.
ß- Lactamantibiotika verhindern die Verknüpfung der Peptidketten durch die
schon angesprochenen Transpeptidasen, d.h. hier werden Reaktionen außerhalb
der Plasmamembran beeinflusst.

Transglykosylase-Enzyme: Verknüpfung des Disaccharids NAG-NAM mit dem Peptidoglykan-Polymer


Transpeptidase-Enzyme: Quervernetzung des Polymers durch Peptidbindungen zwischen zwei
Strängen Penicillin-Bindeproteine: bifunktionelle Transglycosylase-Transpeptidase-Enzyme in Gram-
positiven Bakterien

Vancomycin ist ein Glykopeptid, d.h. es ist ein Oligopeptid, das mit einigen
spezifischen Zuckermolekülen verbunden ist. Das Antibiotikum wird von
Amycolatopsis orientalis hergestellt und wirkt, indem es an das D-Ala-D-Ala-Ende
des NAG-NAM-Peptid bindet und damit dessen Einbau in die
Peptidoglykanschicht verhindert. Es hat eine bakterizide Wirkung gegen Gram-
positive Bakterien aber keine Wirkung gegen Gram-negative Bakterien. Es wird für
die Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Staphylokokken und
pseudomembranöser Kolitis verwendet.

Schnelle Notizen Seite 5


Der Wirkmechanismus von Vancomycin ist auf dieser Folie nochmal graphisch
veranschaulicht:
Vancomycin bindet an das D-Ala-Ende des Tetrapeptids, schirmt es ab und
behindert so die
Quervernetzung.

Namensgebend für die ß-Lactamantibiotika ist der ß-Lactam-Ring. Er besteht aus


6- Aminopenicillansäure, einem bicyclischen Dipeptid aus L-Cystein und L-Valin.
Im geöffneten Zustand wird dieser vom bakteriellen Enzym D-Alanin-
Transpeptidase gebunden, das für die Quervernetzung der Peptidoglykane in den
bakteriellen Zellwänden Gram-positiver Bakterien zuständig ist.
Da diese Bindung irreversibel ist, kann keine Zellwand mehr synthetisiert werden
und das Gram-positive Bakterium verliert seine wichtigste Schutzhülle.
Daneben kommt es durch den ständigen Auf- und Abbau der defekten Zellwand
zu toxischen Abbauprodukten. Die Wirkung der Penicilline betrifft also nur sich
vermehrende Bakterien, nicht aber sich nicht teilende: Diese beeinflusst das
Antibiotikum nicht mehr, weil keine Zellwand-Neusynthese
stattfinden muss – sie ist bereits vollständig abgeschlossen und bildet für
Penicillin somit keinen Angriffspunkt mehr.
Sich nicht vermehrende Bakterien stellen aber keine Gefahr für den
Wirtsorganismus dar und werden relativ schnell durch die körpereigene
Immunabwehr der Patienten unschädlich gemacht.

Penicilline werden von den Schimmelpilzen Penicillium chrysogenum oder


Penicillium notatum hergestellt und hemmen die Transpeptidase, indem sie als
sterische Analoga des D-Alanyl-D-Alanin- Restes fungieren. Sie binden an das
aktive Zentrum des Enzyms und führen zu einer kompetitiven
Hemmung.
Infolge dessen bleibt die Verknüpfung der Peptidseitenketten aus und das Murein
wird nicht vernetzt. Penicilline wirken gegen Gram-positive Bakterien und die
ursprünglichen Formen hatten kaum Wirkung gegen Gram-negative Bakterien.
Verwendet werden Penicilline zur Behandlung von Infektionen, die durch Gram-
positive Kokken wie Streptokokken, Pneumokokken, Gonokokken
verursacht werden, bei Angina, Tonsillitis (Mandelentzündung) und
Wundinfektionen.
Des Weiteren als Monotherapie bei schweren Infektionen.

Schnelle Notizen Seite 6


Die eigentlichen Penicilline wirken nicht gegen Gram-negative Bakterien, da diese
die zusätzliche äußere Membran besitzen, die von den Antibiotika nicht
durchdrungen werden kann.
Um seine Wirkung zu entfalten, muss das Penicillin in die Peptido glykanschicht
gelangen.
Die äußere Membran macht den Angriff des Penicillins folglich unmöglich.

Bei den Penicillinen unterscheidet man zwischen natürlichen, biosynthetischen


und semisynthetischen Penicillinen. Zu den natürlichen Penicillinen gehören die
Penicilline G, F, K und X.
Ein Nachteil der natürlichen Penicilline ist, dass sie bei den Therapierten
manchmal Allergien hervorrufen und bei Gram-negativen Bakterien nur schlechte
Wirkung zeigen. Darüber hinaus treten Penicillin-Resistenzen der zu
bekämpfenden Erreger auf. Aus diesem Grund werden oft modifizierte
Penicilline verwendet. Zu den biosynthetischen Penicillinen gehört das Penicillin
V, bei dem durch Fütterung definierter Vorstufen biologisch synthetische
Seitenketten wie Phenoxyessigsäure eingefügt werden. Penicillin V ist dadurch
stabiler gegen Magensäure als Penicillin G (Benzylpenicillin).

Für die Herstellung semisynthetischer Penicilline wie der Aminopenicilline wird


zunächst die Seitenkette von Penicillin G enzymatisch abgespalten, wodurch 6 -
Aminopenicillansäure entsteht und diese wird dann mit Hilfe chemischer
Methoden mit neuen Seitenketten verknüpft. Das verbessert die Wirksamkeit
gegen Gram-negative Kokken und macht die Moleküle säurestabiler. Amoxicillin
ist ein Vertreter der Aminopenicilline und trägt eine zusätzliche phenolische
Hydroxylgruppe.
Daneben gibt es noch Penicillinase-resistente Penicilline wie das Flucloxacillin,
welches resistent gegen Betalactamasen ist, also Enzyme, die den Betalactamring
spalten. Des Weiteren gibt es noch Betalactamase-Inhibitoren wie die
Clavulansäure, die der Spaltung und damit Inaktivierung des
Betalactamrings entgegenwirken sollen.

Eine weitere zu den ß-Lactam-Antibiotika gehörende Gruppe von Breitband-


Antibiotika sind die Cephalosporine. Die Grundstruktur dieser semisynthetisch
hergestellten Antibiotika ist die 7- Aminocephalosporansäure und diese wird
natürlicherweise vom Schimmelpilz Acremonium chrysogenum hergestellt.

Schnelle Notizen Seite 7


Wie auch die Penicilline hemmen die Cephalosporine die Transpeptidase, indem
sie als sterische Analoga des D-Alanyl-D-Alanin-Restes fungieren und an das aktive
Zentrum des Enzyms binden und so zu einer kompetitiven Hemmung führen.
Folglich bleibt die Verknüpfung der Peptidseitenketten aus und die Vernetzung
des Mureins ist nicht möglich.
Cephalosporine wirken anders als die Penicilline gegen gram-positive und gram-
negative Bakterien und werden vorallem als orale Cephalosporine verschrieben,
um Infektionen der Haut und der Weichteile zu behandeln oder ambulant
erworbene bakterielle Infektionen der Atemwege, Haut und unkomplizierte
Harnwegsinfektionen.
Außerdem für komplizierte Infektionen der Atemwege.
Parenterale Cephalosporine können bei Infektionen mit gramnegativen Keimen
verschrieben werden.

Schnelle Notizen Seite 8


Die Proteinbiosynthese beginnt mit der Transkription, bei Eukaryoten im Zellkern,
bei Prokaryoten im Cytoplasma. Dabei wird ein mRNA (messenger RNA)-
Transkript erzeugt, eine Boten-RNA, die ein einzelsträngiges Transkript eines zu
einem Gen gehörigen Teilabschnitts der DNA ist.
Anschließend wird diese mRNA von Ribosomen in einen Aminosäurestrang
translatiert (übersetzt) und dieser faltet sich schließlich zum Protein.

Bei der Transkription entspiralisiert die RNA-Polymerase zunächst die DNA-


Doppelhelix und legt dabei 10-20 Basen zur Paarung frei, wodurch die sogenannte
Transkriptionsblase entsteht.
Die Ableserichtung der DNA verläuft vom 3‘-Ende zum 5‘-Ende am
Matrizenstrang, die Synthese der komplementären RNA dementsprechend von
5‘ nach 3‘. Jeweils 8 Basen liegen während der Transkription gepaart vor und
bilden ein RNA-DNA-Hybrid.

Die Translation, also das Übersetzen der mRNA in eine Aminosäuresequenz,


findet an den Ribosomen statt. Prokaryoten wie E. coli haben 70 S Ribosomen, die
sich aus einer 50 S und einer 30 S Untereinheit zusammensetzen.
Die 30 S- Untereinheit ist aus 21 verschiedenen ribosomalen Proteinen und einer
16 S ribosomalen RNA (16S rRNA) zusammengesetzt. In der 50 S- Untereinheit
finden sich 33 verschiedene Proteinen und zwei rRNAs, die 23 S rRNA und die 5 S
rRNA.

Bei den Eukaryoten gibt es deutlich größere, 80 S Ribosomen. Sie bestehen aus
einer kleinen 40 S und einer großen 60 S Untereinheit, wobei die kleinere
Untereinheit die 18 S rRNA und etwa 30 ribosomale Proteine enthält und die
große Untereinheit etwa 50 ribosomale Proteine und 3 rRNAs
hat (28 S, 5,8 S und 5 S).

Schnelle Notizen Seite 9


Die Abfolge der Basen in der mRNA bestimmt die Aminosäuresequenz des während der Translation
gebildeten Peptids. Jeweils drei aufeinanderfolgende Nukleotide der mRNA stellen ein Codon dar
und codieren als Basentriplett für eine bestimmte Aminosäure. Die Information der mRNA wird in
5‘- 3‘-Richtung abgelesen, also der gleichen Richtung, in der auch die RNA transkribiert wurde. Die
einzubauenden Aminosäuren werden von tRNAs, sogenannten transferRNAs transportiert, die
jeweils mit einer ihrer Schleifen, die man als Anticodonschleife bezeichnet, komplementär
basenpaarend an ein Codon auf der mRNA binden können. An ihrem anderen Ende (dem
Akzeptorarm) sind die tRNAs mit der zum Codon passenden Aminosäure beladen (durch
AminoacyltRNA- Synthetasen).
Das Ribosom legt sich bei der Translation an den mRNA-Strang und bringt diesen mit einer solchen
beladenen tRNA so zusammen, dass sich an ein Basentriplett eines Codons auf der mRNA nun als
passendes Gegenstück das Basentriplett eines Anticodons der tRNA anlagern kann.

Dabei beginnt die Translation am sogenannten Startcodon (meist AUG). Eine zweite, zum folgenden
Codon passende tRNA lagert sich an diese erste an und die beiden nebeneinander positionierten
Amiosäuren werden dann durch eine Peptidbindung verknüpft. Die erste tRNA verlässt dann ohne
Aminosäure, d.h. unbeladen, das Ribosom. Eine neue tRNA lagert sich an, die zum nachfolgenden
Codon passt und ihre Aminosäure wird angeknüpft. Dieser Prozess setzt sich fort bis das wandernde
Ribosom auf ein Stoppcodon trifft (z.B. UGA).
Hieran kann keine der vorliegenden tRNAs binden und die Translation stoppt. Das Peptid löst sich
vom Ribosom und die Polypeptidkette faltet sich zum nativen Protein mit komplexer Sekundär-
oder Tertiärstruktur.
Eine mRNA wird in der Regel mehrfach abgelesen, bis sie durch die Aktivität von Nukleasen wieder
zerlegt wird.
Entscheidend für einen störungsfreien Ablauf der Proteinbiosynthese sind die korrekte
Positionierung sowie das geordnete Weiterrücken der transfer-RNA (tRNA) bei der Translokation.

Die für die Translokation notwendige Energie wird von den Elongations-Faktoren bereitgestellt, die
an die GTPase Associated Region im Ribosom andocken.

Eine wichtige Gruppe sind die Rifamycine. Rifamycin B wird von Amycolatopsis
rifamycinica hergestellt und semisynthetisch kann daraus Rifampicin hergestellt
werden, das ein Makrolactam und Polyketid-Derivat ist. Dieses hemmt die
Bakterielle RNA-Polymerase durch Bindung an die ß- Untereinheit.
Rifampicin wirkt bakterizid auf Mycobacterium-Arten und andere Gram-positive
Bakterien. Es wird bei Tubekulose, d.h. einer Infektion mit Mycobaterium
tuberculosis, und Lepra, einer Infektion mit Mycobaterium leprae, verschrieben.

Schnelle Notizen Seite 10


Eine weitere Antibiotikaklasse sind die Makrolide (organisch-chemische
ringförmige Moleküle, die eine intramolekulare Estergruppe (Lakton) enthalten),
wobei der älteste Vertreter das Erythromycin ist (neu: Clarithromycin,
Azithromycin, Roxithromycin).
Erythromycin wird von Saccharopolyspora
erythraea produziert und wirkt bakteriostatisch, indem es reversibel and die 50 S
Untereinheit der Ribosomen bindet. Dadurch wird die Elongationsphase der
Translation Unterbrochen und die Polyketidkette frühzeitig abgelöst. Es entstehen
folglich kürzere und damit falsche Peptide.
Erythromycin ist säurelabil und wird deshalb in Kapseln verabreicht. Teilweise tritt
eine Kreuzresistenz mit Penicillinen auf, indem die Permeabilität der Zellmembran
verringert wird (Porine in der äußeren Membran, die den Durchtritt von ß-
Lactamen erschweren) und Effluxpumpen ausgebildet werden.
Erythromycin wirkt gegen Gram-negative und Gram-positive Bakterien und wird
als Breitbandantibiotikum vorallem bei Atemwegserkrankungen, Keuchhusten,
Diphterie und Scharlach (verursacht durch Gram-positive Bakterien) eingesetzt.

Ein Ribosom besitzt 3 tRNA-Bindestellen, die A- (Aminoacyl-), P- (Peptidyl-) und E-


(Exit-)Stelle.
Während des Elongationszyklus oszilliert das Ribosom zwischen zwei Zuständen,
dem prä- und dem post-translationalen Zustand, wobei zwei der drei tRNA-
Bindungsstellen mit einer tRNA besetzt sind.
Im prätranslationalen Zustand sind die A- und P-Stelle besetzt, wobei die P-Stelle
die tRNA mit der Polypeptidkette trägt und die A-Stelle von der neu
hinzugekommenen Aminoacyl-tRNA besetzt ist.
Im Ribosom wird nun die Polypeptidkette mittels Peptidyltransferase von der P-
Stellen-tRNA auf die AStellen- tRNA übertragen. Danach wechselt das Ribosom in
den posttranslationalen Zustand und wandert um drei Basen auf der mRNA
weiter, wodurch die vorherige A-Stellen-tRNA zur P-StellentRNA
wird und die nun leere ehemalige P-Stellen-tRNA über die E-Stelle (Exit) aus dem
Ribosom geschleust wird.
Dabei ist eine Translokase (EF-G) beteiligt. Erythromycin hemmt den durch den
Elongationsfaktor EF-G katalysierten Vorgang der Translokation bei der
Translation. EF-G hat dabei die Funktion einer GTPase, bewirkt also den Zerfall
von GTP in GDP+Pi.
Die dabei frei werdende Energie wird genutzt, um die freien tRNA-Moleküle aus
dem Ribosom zu lösen und so dessen Fortbewegung zu ermöglichen. Ein Fehlen
des Elongationsfaktors verhindert die Proteinbiosynthese.

Zur Antibiotikaklasse der Aminoglycoside zählt das Gentamycin, das aus


Micromonospora purpurea gewonnen wird. Es ist ein Aminocyclitol. Die Wirkung
beruht auf zwei verschiedenen Mechanismen.
Zum einen bindet das Amonocyclitol an die 30S Untereinheit der Ribosomen und
blockiert dort die AStelle, sodass der Code der mRNA fehlerhaft abgelesen wird
und dadurch schließlich der Metabolismus zusammenbricht. Andererseits kommt
es zu Membranschädigung durch Verdrängung der Kationen, die die
Phospholipide zusammenhalten.
Dies führt zu einer Instabilität der Cytoplasmamebran und wirkt letztendlich
bakterizid. Aminocyclitole wirken gegen Gram-negative Bakterien und Gram-
positive Kokken und werden als Notfallmedikament bei schweren Infektion (z. B.
septische) angewendet, ansonsten äußerlich z. B. bei entzündlichen Erkrankungen
des Auges durch beispielsweise Pseudomonas aeruginosa.

Schnelle Notizen Seite 11


Diese Abbildung zeigt schematisch den Wirkmechanismus der Aminoglycoside:
Das Aminoglycosid besetzt die A-Stelle des Ribosoms, wodurch die tRNAs das
Codon nicht mehr korrekt erkennen können und eine falsche Aminosäure
eingebaut wird. Im Beispiel wird anstelle der durch CGC codierten Aminosäure
Arginin die durch CTC codierte Aminosäure Leucin eingebaut. Eine falsche
Aminosäure führt in vielen Fällen zu nicht funktionalen Proteinen.

Das Antibiotikum Doxycyclin zählt zur Klasse der Tetracycline. Doxycyclin kann aus
Oxytetracyclin durch direkte Hydrierung mit Rhodium als Katalysator gewonnen
werden.
Oxytetracyclin ist ein Stoffwechselprodukt von Streptomyces rimosus. Das
Antibiotikum wirkt, indem es, wie auch die Aminoglycoside, an die 30 S
Untereinheit der Ribosomen bindet und die Anlagerung der AminoacyltRNA
an die A-Stelle verhindert. Die Elongation wird unterbrochen. Der Vorteil
halbsynthetischer Derivate wie Doxycyclin gegenüber Tetracyclin ist, dass sie nicht
so schnell über die Nieren eliminiert werden.
Tetracycline wirken gegen Gram-positive und Gram-negative Bakterien und
werden bei Atemwegserkrankungen und Infektionen des Magen-Darm-Traktes
eingesetzt.

Die Abbildung zeigt eine schematische Darstellung der Wirkungsweise der


Tetracycline. Dargestellt ist das Ribosom mit seiner Aminoacyl-Stelle und dort
binden die Tetracycline und verhindern die Anlagerung der korrekten Aminoacyl-
tRNA.

Schnelle Notizen Seite 12


Die DNA in der Zelle kann in verschiedenen Formen vorliegen. Die kompakteste und in den meisten
Zellen vorliegende Form der DNA ist die Supercoiled-DNA, also extrem spiralisierte und damit
gepackte DNA-Moleküle. Je nachdem, ob die zirkuläre, entspannte DNA rechtsgängig oder
linksgängig verdrillt wird, wird ein negativer oder ein positiver supercoil erzeugt. Supercoiled DNA
kommt in jeder lebenden Zelle vor. Sie sorgt dafür, dass stets eine Mindestmenge von Basenpaaren
geöffnet ist, um so den Polymerasen zu ermöglichen, den Vorlage-Strang zum neuen Doppelstrang zu
ergänzen. Dieses gilt für die Replikation und für die Transkription.
Es kommt zu einem Gleichgewicht zwischen zwei so genannten Topoisomerasen.
- Die Topoisomerase II schneidet zwei Stränge und verklebt sie. Dieser Vorgang benötigt
Energie und ist daher ATP-abhängig.

- Die Topoisomerase I benötigt keine Energie und entfernt das „Supercoil“, indem sie nur
einen Strang schneidet, sich um den geschlossenen Strang dreht und die Lücke wieder
verschließt. So kann die DNA- und RNA-Synthese nur ablaufen, wenn ausreichend ATP
vorhanden ist. Unter Hunger-Bedingungen findet keine Synthese statt.

Eine rechtsgängige Verdrillung von DNA-Enden kann ein je nach Verdrillungsgrad mehr oder weniger
starkes Aufbrechen von Basenpaaren (lokale Lösung der Doppelhelix zu Einzelsträngen), besonders in
Bereichen von hohem AT-Gehalt (schwache Basenpaarungskräfte), bewirken, weshalb eine
rechtsgängige Verdrillung als negativer Supertwist bezeichnet wird. Die Verdrillung kann jedoch
alternativ zu der der DNA-Doppelhelix überlagerten Spiralisierung des supercoils und damit zur DNA
Verknäuelung führen.

Da die aus Zellen isolierte DNA immer negativen Supertwist aufweist, wird
angenommen, dass das durch diesen bedingte Gleichgewicht zwischen lokalen Einzelstrangbereichen
und supercoil von physiologischer Bedeutung für die Aktivierung von Genen bzw. für die
Kondensation von DNA zu den Chromosomen ist. Ein positiver Supertwist entspricht einer
linksgängigen Verdrillung von DNA-Enden und damit einer Überspiralisierung der DNA-Doppelhelix.

Bei der DNA-Replikation bildet sich ein positiver Supertwist vorübergehend und lokal oberhalb der
Replikationsgabel, der jedoch durch die Wirkung von Topoisomerasen laufend ausgeglichen wird.
Positiver Supertwist und die damit einhergehenden supercoil-Strukturen können aber auch künstlich
unter der Wirkung von Topoisomerasen II oder durch interkalierende Agenzien (z.B. Ethidiumbromid)
erzeugt werden.

In Bakterien wird das Supercoiling von Gyrasen erzeugt, Enzymen, die unter ATP-
Verbrauch Doppelstrangbrüche in die DNA einfügen. Denen gegenüber stehen die
sogenannten Topoisomerasen I: Enzyme, die negatives Supercoiling entspannen
können, indem sie einen Einzelstrangbruch erzeugen und die 3‘-Segmente
rotieren lassen.

Schnelle Notizen Seite 13


Die bakteriellen Gyrasen spielen während der Replikation, d. h. Vervielfältigung
des Erbinformationsträgers DNA, eine entscheidende Rolle. Für die Replikation
muss die DNA nämlich lokal entwunden werden, was durch als Helicasen
bezeichnete Enzyme realisiert wird. Dies hat aber zur Folge, dass der gesamte
DNA-Doppelstrang zunehmend verdrillt wird.
Um der Torsionsspannung bei der Entwindung der DNA entgegenzuwirken, läuft
vor jeder Replikationsgabel eine Gyrase, diediese Verdrillung reduziert. Werden
nun Antibiotika aus der Familie der Gyrasehemmer verabreicht,
wird die Funktion dieser Topoisomerase inhibiert und die Replikation kommt zum
Erliegen.

Bei den Topoisomerasen unterscheidet man zwei übergeordnete Klassen: Typ I


Topoisomerasen mit den Unterklassen I und III und Typ II Topoisomerasen mit
den Unterklassen II und IV.
Bei Eukaryoten sind Typ II Topoisomerasen immer dimere Enzyme mit identischen
Untereinheiten und erzeugen die Relaxation überspiralisierter DNA unter
Verbrauch von ATP. Prokaryoten haben die Gyrase und die Topoisomerase IV, die
jeweils Tetramere sind.
Im Vergleich zur eukaryotischen Toposiomerase II
können bakterielle Gyrasen negative Supercoils einfügen und Catenane (DNA -
Ringe) auflösen sowie positiv überspiralisierte DNA relaxieren.

Gyrasen haben 2 GyrA Untereinheiten, die für den Doppelstrangbruch und das
Wiederverschließen der DNA verantwortlich sind und die GyrB-Untereinheiten,
die die ATPase-Aktivität vermitteln.
Antibiotika aus der Klasse der Chinolone hemmen die GyrA-Untereinheiten;
Coumarinantibiotika die GyrB-Untereinheiten.

Schnelle Notizen Seite 14


Die Grundstruktur der Chinolone ist die Oxo-Chinolin-Carbonsäure, deren
Strukturformel hier zu sehen ist.
Wichtige Vertreter der Chinolone sind das Norflocacin und das Ciprofloxacin, die
beide zur Gruppe der Fluorchinolone zählen (Fluoridgruppe).

Anders als die bisher vorgestellten Antibiotika werden die Chinolone nicht aus
natürlichen Organismen gewonnen, sondern rein synthetisch hergestellt.
Vorläufer der modernen Chinolone ist die Nalidixinsäure. Chinolone greifen die A-
Untereinheit der bakteriellen Gyrasen und Topoisomerasen IV an. Chinolone
wirken baterizid gegen Gram-negative Bakterien (Enterobacteriaceae &
Haemophilus), Gram-negative Kokken (Neisseria, Pseudomonas aeruginosa)
und Gram-positive Kokken (Staphylococcus). Ihr Anwendungsbereich umfasst
daher Harnwegsinfektionen, Atemwegsinfektionen, Infektionen des Magen-Darm-
Traktes und Sepsis.
Ciprofloxacin wird bei Befall mit Bacillus anthracis (Milzbranderreger) gegeben.

Aminocoumarine werden von verschiedenen Streptomyceten hergestellt:


Novobiocin von Streptomyces niveus, Coumermycin A1 von Streptomyces
rishiriensis und Clorobiocin (rechts die Strukturformel) von Streptomyces
roseochromogenes.
Die Aminocoumarine greifen and der B untereinheit der Gyrase und
Topoisomerase IV an und wirken gegen gram-positive Bakterien,
einschließlich Methicillin-resistenter Staphylococcus-Stämme, jedoch nur gering
gegen Gramnegative Bakterien.
Novobiocin ist relativ toxisch für Blut und Leber und löst Allergien aus und war
früher unter dem Handelsnahmen Albamycin ein Reserveantibiotikum in den USA
bei schweren Infektionen mit Staphylococcus aureus.

Schnelle Notizen Seite 15


Die Folsäure ist ein Vitamin aus dem B-Komplex und setzt sich aus einem
Pteridin-Derivat, einer para- Aminosbenzoesäure und L-Glutaminsäure
zusammen. Sie ist die Vorstufe des Coenzyms Tetrahydrofolsäure (THF), das
eine zentrale Stellung im C1-Stoffwechsel hat.
Folsäure wird im Organismus unter Beteiligung von Ascorbinsäure zu
Tetrahydrofolsäure reduziert.
Die Tetrahydrofolsäure wirkt als Überträgersubstanz von Methyl- (CH3-),
Methylen- (CH2=) und Formyl- Gruppen (HCO-) und ist mit an der Synthese von
Purinbasen (Adenin, Guanin) und von desoxy- Thymidinmonophosphat (dTMP)
beteiligt. Außerdem ist THF Coenzym der Methylierung von Homocystein zu
Methionin.
Geliefert werden die C1-Bausteine des THF u. a. von den Aminosäuren
Serin, Glycin und Histidin. Folsäure ist für den menschlichen Organismus
essenziell und kann von ihm selbst nicht hergestellt werden. Deshalb muss
Folsäure mit der Nahrung aufgenommen werden. Bakterien synthetisieren die
Folsäure selbst.

Die Biosynthese der Folsäure in Bakterien verläuft von Dihydropterin


Pyrophosphat über Dihydropterat zur Dihydrofoläsure und schließlich zur
Tetrahydrofolsäure.
Dabei sind die Enzyme Dihydropteroatsynthase, Dihydrofolsäuresynthase und
Dihydrofolsäurereduktase beteiligt. Sulfonamide wie das Sulfamethoxazol
hemmen die Dihydropteroatsynthase (oder auch Dihydrofolsäuresynthetase),
das Antibiotikum Trimethoprim die Dihydrofolsäurereduktase.
Gemeinsam verabreicht wirken diese beiden Antibiotika bakterizid, die
Einzelwirkstoffe wirken
lediglich bakteriostatisch.

Schnelle Notizen Seite 16


Sulfamethoxazol und Trimethoprim werden im Verhältnis von 5:1 kombiniert
und so als Cotrimoxazol verabreicht.
Einsatzgebiet sind bakterielle Infektionskrankheiten mit empfindlichen Keimen:
chronische Harnwegsinfektionen, Atemwegsinfektionen, Infektionen des
Urogenitalsystems und Infektionen des Magen-Darm-Traktes. Allerdings gibt es
Probleme mit einer hohen primären Resistenzrate (ca. 33 %).

Antimykotika: Wirkstoffe zur Behandlung von Pilzinfektionen.

Pilze zählen zu den Eukaryoten und besitzen eine Zellwand sowie zellsaftgefüllte
Vakuolen. Das Hauptunterscheidungsmerkmal zu Pflanzen ist, dass Pilze keine
Plastiden haben und ihre Zellwand neben anderen Polysacchariden auch Chitin
enthält, das im Pflanzenreich nicht vorkommt. Dafür haben Pilze keine Zellulose.
Pilze weisen außerdem einen geringeren Grad von morphologischer
Differenzierung auf als beispielsweise Pflanzen.
Sie sind weitestgehend bewegungsunfähig und Cheterotroph (brauchen
organische Verbindungen) und gewinnen ihre Energie durch Oxidation
organischer Substanzen. Pilze wachsen unter aeroben Bedingungen.
Die Vermehrung ist sowohl sexuell, d.h. Pilze bilden Fruchtkörper aus und 2
Kerne werden vereinigt, als auch asexuell durch Sporenbildung uns Knospung.
Die meisten Arten nutzen beide Arten zur Vermehrung.

Schnelle Notizen Seite 17


Pilze werden in verschiedene Abteilungen eingeteilt. Die einfachsten, einzelligen
Pilze werden als Töpfchenpilze bezeichnet und zählen zu den
Chytridiomycota/Chytridiomyceten.
Die Blastocladiomycota sind eine Ordnung, die früher zu den Chytridiomycota
gezählt wurde, nun aber eine eigenen Abteilung bilden. Man bezeichnet diese
beiden Ordnungen auch als Flagellatenpilze, da sie begeißelte Stadien im
Lebenszyklus aufweisen und aus diesem Grund wurden sie auch lange nicht
als Pilze angesehen.

Eine nächste Gruppe bilden die Zygomycota, die Jochpilze, wo beispielsweise der
Brotschimmel dazu gehört. Glomeromycota bezeichnen Mykorrhizapilze, also
Pilze, die Wurzeln besiedeln (Symbiose zwischen Pilz und Pflanze). Die Bäckerhefe
zählt zu den Ascomyceten, den Schlauchpilzen.
Basidiomyceten sind Ständerpilze, zu welchen die meisten Großpilze wie
Champignons, Pfifferlinge
und Steinpilze gehören.

Eine weitere Ordnung sind die Schleimpilze, Myxomycota (Myxomyceten),


beispielsweise die Flechten (Symbiosen zwischen Pilz und Alge). Die
Deuteromycota sind sogenannte Fungi Imperfecti, d.h. Parasiten, die Krankheiten
bei Tieren und Pflanzen verursachen, aber auch der Penicillin- Produzent
Penicillum chrysogenum und Aspergillus niger.

Pilze weisen eine Pathogenität auf, d.h. sie können Allergien auslösen und
Schimmelpilzgifte, sogenannte Mykotoxine, bilden. Diese sekundären
Stoffwechselprodukte können bei Wirbeltieren schon in geringsten Mengen
giftig wirken. Eine durch Mykotoxine verursachte Erkrankung wird
Mykotoxikose genannt. Alle verschimmelten Nahrungsmittel können solche
Mykotoxine enthalten, beispielsweise das Aflatoxin, das in Trockenprodukten
wie Pistazien, Erdnüssen und Haselnüssen vorkommen kann.
Des Weiteren können Pilze Infektionen auslösen, die entweder oberflächlich
Haut, Haare oder Nägel betreffen oder subcutan tiefere Hautschichten
infizieren. Im schlimmsten Fall sind innere Organe betroffen.
Zur Behandlung oberflächlicher Infektionen werden Azole (Pyrrole) eingesetzt.
Hier gibt es Imidazole, die fast nur lokal verwendet werden und Triazole, die
sowohl lokal als auch systemisch verabreicht werden. Azole binden sich an das
Cytochrom-P-450-System der Pilze und hemmen so deren Ergosterol-Synthese,
was zu Defekten der Zellmembran führt.
Ketoconazol gehört zur Gruppe der Imidazole und verhindert ebenfalls die
Produktion von Ergosterol. Durch die Hemmung der Cytochrom-P450-
abhängigen Enzyme sind sie jedoch stark leberschädigend.
Zur Behandlung von Pilzinfektionen der inneren Organe kommen Polyen-
Antibiotika wie Nystatin, Natamycin, Amphotericin B und Candicidin zum
Einsatz, bei denen es sich um Polyene, also Verbindungen mit C-C-
Doppelbindungen handelt. Hydrophobe Wechselwirkungen des lipophilen
Molekülteils der Polyen-Antibiotika mit den Sterolen der Zellmembran führen
zur Ausbildung von Komplexen, die die Interaktion der Sterole mit den
Phospholipiden der Membran beeinträchtigen
und den Protonengradienten zerstören.

Nystatin wird aus dem Myzel (Gesamtheit der Hyphen) von Streptomyces noursei
durch Extraktion mit polaren Lösungsmitteln gewonnen. Es wirkt fungizid durch
hydrophobe Anlagerung an Ergosterol, da hierdurch die Membranpermeabilität
durch Porenbildung erhöht wird, es zum unkontrollierten Ein-und Ausstrom von
Kalium- und Natriumionen kommt und so der Mineralhaushalt und das elektrische
Potential zusammenbricht.
Nystatin wirkt gegen hefeartige Pilze wie Candida-Arten (Blastomyces-Arten).
Nystatin wird im Darm nicht resorbiert und kann daher nur lokal angewendet
werden, z.B. bei Candida-Infektionen von Mund-und Rachenraum.

Schnelle Notizen Seite 18


Azole (auch Pyrrole) sind fünfgliedrige stickstoffhaltige heteroaromatische
Verbindungen, deren Stammverbindung das Pyrrol ist. Ein Beispiel ist das
Clortimazol, das synthetisch hergestellt wird und fungizid wirkt, indem es die
Ergosterol-Biosynthese durch Hemmung von Cytochrom-P450-Enzymen
(Lanosterin-Demethylase) blockiert.
Clotrimazol ist das älteste Azol-Antimykotikum und wird lokal angewendet
bei Hautmykosen, die durch Candida und Dermatophyten (Fadenpilze, die
die Haut infizieren) verursacht werden sowie bei Vaginalmykosen.
Systemisch anwendbare Azole sind z.B. Fluconazol, Itraconazol und
Ketoconazol.

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