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Dieses Seminar soll dazu dienen, die Grundlagen der Wirkungsweise und der
Wirkungsorte von Antibiotika zu vermitteln und einen Überblick über die
verschiedenen Antibiotikaklassen zu geben.
Dieses Wissen ist relevant für das Verständnis der Versuche, die im Mikrobiologie
Praktikum durchgeführt werden.
Bereits im Jahr 1961 gab es das erste multiresistente Bakterium und seitdem
nahm die Antibiotikaresistenz stetig zu. Ein Hauptgrund für die Ausbildung der
Antibiotika-Resistenzen ist, dass Antibiotika ungezielt übermäßig eingesetzt
werden, z. B. in der Massentierhaltung.
Antibiotika werden hier systemisch vergeben, um Krankheiten vorzubeugen und
die Tiere vor bekannten Keimen zu schützen. Die Bakterien entwickeln dadurch
Resistenzen und Menschen können sich durch den Konsum von infiziertem Fleisch
mit resistenten Bakterien anstecken. Wird der Mensch nun mit Antibiotika
behandelt, so schlagen diese nicht mehr an, weil die Bakterien immun dagegen
sind.
Aber nicht nur in der Fleischproduktion, sondern auch in der Medizin werden
häufig Antibiotika verschrieben, selbst wenn dies nicht angemessen ist (z.B. bei
viralen Infekten) und auch so kommt es zur Ausbildung von Resistenzen.
Man kann Antibiotika nach ihrer chemischen Struktur (Klassen), nach ihrer
Wirksamkeit (bakterizid/bakteriostatisch) oder nach ihrem Wirkort bzw.
Mechanismus einteilen.
In dieser Abbildung sind die wichtigsten verschiedenen möglichen Wirkorte
dargestellt. So können Antibiotika die Zellwandsynthese hemmen, mit der
bakteriellen DNA oder RNA interferieren, die bakterielle Proteinbiosynthese
beeinflussen oder die Tetrahydrofolsäure-Synthese beeinflussen.
Auf dieser Folie ist schematisch der Unterschied zwischen den Zellwänden
gram-positiver und gramnegativer Mikroorganismen dargestellt. Gram-
positive Bakterien haben eine dicke Zellwand aus einem mehrschichtigen
Mureinnetz aus 25-40 Lagen.
Der Mureinanteil kann bis zu 50 % der Trockenmasse der Bakterienhülle
ausmachen. Gram-negative Bakterien dagegen haben nur 1-3 Lagen Murein,
die 5-10 % der Trockenmasse der Bakterienhülle ausmachen. Im Unterschied
zu den Gram-positiven besitzen Gram-negative noch eine zweite Lipid-
Membran, die äußere Membran.
Diese Folie zeigt die Unterschiede zwischen Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien
nochmal ein bisschen detaillierter:
Oben die Zellwand Gram-positiver Bakterien mit der dicken Mureinschicht und den
integrierten Teichonsäuren bzw. Lipoteichonsäuren.
- Teichonsäuren (Ribitol-Phosphat-Polymere (Ribitol-Teichonsäuren) oder Glycerol-
Phosphat- Polymere (Glycerol-Teichonsäuren) sind Polymere aus Polyalkoholen (Ribotol
oder Glycerin) und Phosphatgruppen, die alternierend durch Phosphatesterbindungen
verknüpft sind.
An weitere Alkoholfunktionen der Polyalkohole sind Zucker und Aminosäuren gebunden,
die kettenartig nach außen ragen. Die Teichonsäuren üben bei der Interaktion von
Bakterien mit Wirtszellen wichtige Funktionen aus, etwa bei der Adhäsion und als
sogenannte Virulenzfaktoren.
- Teichuronsäuren bestehen aus Zuckersäuren. Mit ihren zahlreichen Phosphat- bzw.
Carboxylgruppen verleihen Teichon-und Teichuronsäuren der Zelloberfläche der
grampositiven Bakterien eine negative Ladung, durch die zweiwertige Kationen wie Ca2+
und Mg2+ gebunden werden.
- Als Lipoteichonsäuren bezeichnet man Glycerol-Teichonsäuren, die kovalent an
Glycolipide der Zellmembran gekoppelt sind. Diese sind damit in der Zellmembran
verankert und durchdringen die gesamte Peptidoglykanschicht.
- Teichonsäuren und Lipoteichonsäuren sind starke exogene Pyrogene, d. h. sie zählen zu
den Stoffen, die beim Menschen nach einer bakteriellen Infektion durch gram-positive
Bakterien eine fieberhafte Reaktion hervorrufen. Sie werden von dem Toll-like Rezeptor
TLR-2 erkannt, der auf Monocyten, dendritischen Zellen, B- und T-Lymphocyten sowie
Makrophagen exprimiert wird. Weiterhin sorgen sie für die Ausschüttung von Zytokinen
und sind damit einer der Hauptfaktoren für die Entzündungsreaktion nach einer solchen
Infektion.
Unten ist die Zellwand der Gram-negativen dargestellt mit der charakteristischen äußeren
Membran und den aufgelagerten Lipopolysacchariden, die für jede Bakterienart spezifisch
sind und Endotoxine, d.h. Pyrogene darstellen und Immunantworten im menschlichen
Körper hervorrufen.
Vancomycin ist ein Glykopeptid, d.h. es ist ein Oligopeptid, das mit einigen
spezifischen Zuckermolekülen verbunden ist. Das Antibiotikum wird von
Amycolatopsis orientalis hergestellt und wirkt, indem es an das D-Ala-D-Ala-Ende
des NAG-NAM-Peptid bindet und damit dessen Einbau in die
Peptidoglykanschicht verhindert. Es hat eine bakterizide Wirkung gegen Gram-
positive Bakterien aber keine Wirkung gegen Gram-negative Bakterien. Es wird für
die Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Staphylokokken und
pseudomembranöser Kolitis verwendet.
Bei den Eukaryoten gibt es deutlich größere, 80 S Ribosomen. Sie bestehen aus
einer kleinen 40 S und einer großen 60 S Untereinheit, wobei die kleinere
Untereinheit die 18 S rRNA und etwa 30 ribosomale Proteine enthält und die
große Untereinheit etwa 50 ribosomale Proteine und 3 rRNAs
hat (28 S, 5,8 S und 5 S).
Dabei beginnt die Translation am sogenannten Startcodon (meist AUG). Eine zweite, zum folgenden
Codon passende tRNA lagert sich an diese erste an und die beiden nebeneinander positionierten
Amiosäuren werden dann durch eine Peptidbindung verknüpft. Die erste tRNA verlässt dann ohne
Aminosäure, d.h. unbeladen, das Ribosom. Eine neue tRNA lagert sich an, die zum nachfolgenden
Codon passt und ihre Aminosäure wird angeknüpft. Dieser Prozess setzt sich fort bis das wandernde
Ribosom auf ein Stoppcodon trifft (z.B. UGA).
Hieran kann keine der vorliegenden tRNAs binden und die Translation stoppt. Das Peptid löst sich
vom Ribosom und die Polypeptidkette faltet sich zum nativen Protein mit komplexer Sekundär-
oder Tertiärstruktur.
Eine mRNA wird in der Regel mehrfach abgelesen, bis sie durch die Aktivität von Nukleasen wieder
zerlegt wird.
Entscheidend für einen störungsfreien Ablauf der Proteinbiosynthese sind die korrekte
Positionierung sowie das geordnete Weiterrücken der transfer-RNA (tRNA) bei der Translokation.
Die für die Translokation notwendige Energie wird von den Elongations-Faktoren bereitgestellt, die
an die GTPase Associated Region im Ribosom andocken.
Eine wichtige Gruppe sind die Rifamycine. Rifamycin B wird von Amycolatopsis
rifamycinica hergestellt und semisynthetisch kann daraus Rifampicin hergestellt
werden, das ein Makrolactam und Polyketid-Derivat ist. Dieses hemmt die
Bakterielle RNA-Polymerase durch Bindung an die ß- Untereinheit.
Rifampicin wirkt bakterizid auf Mycobacterium-Arten und andere Gram-positive
Bakterien. Es wird bei Tubekulose, d.h. einer Infektion mit Mycobaterium
tuberculosis, und Lepra, einer Infektion mit Mycobaterium leprae, verschrieben.
Das Antibiotikum Doxycyclin zählt zur Klasse der Tetracycline. Doxycyclin kann aus
Oxytetracyclin durch direkte Hydrierung mit Rhodium als Katalysator gewonnen
werden.
Oxytetracyclin ist ein Stoffwechselprodukt von Streptomyces rimosus. Das
Antibiotikum wirkt, indem es, wie auch die Aminoglycoside, an die 30 S
Untereinheit der Ribosomen bindet und die Anlagerung der AminoacyltRNA
an die A-Stelle verhindert. Die Elongation wird unterbrochen. Der Vorteil
halbsynthetischer Derivate wie Doxycyclin gegenüber Tetracyclin ist, dass sie nicht
so schnell über die Nieren eliminiert werden.
Tetracycline wirken gegen Gram-positive und Gram-negative Bakterien und
werden bei Atemwegserkrankungen und Infektionen des Magen-Darm-Traktes
eingesetzt.
- Die Topoisomerase I benötigt keine Energie und entfernt das „Supercoil“, indem sie nur
einen Strang schneidet, sich um den geschlossenen Strang dreht und die Lücke wieder
verschließt. So kann die DNA- und RNA-Synthese nur ablaufen, wenn ausreichend ATP
vorhanden ist. Unter Hunger-Bedingungen findet keine Synthese statt.
Eine rechtsgängige Verdrillung von DNA-Enden kann ein je nach Verdrillungsgrad mehr oder weniger
starkes Aufbrechen von Basenpaaren (lokale Lösung der Doppelhelix zu Einzelsträngen), besonders in
Bereichen von hohem AT-Gehalt (schwache Basenpaarungskräfte), bewirken, weshalb eine
rechtsgängige Verdrillung als negativer Supertwist bezeichnet wird. Die Verdrillung kann jedoch
alternativ zu der der DNA-Doppelhelix überlagerten Spiralisierung des supercoils und damit zur DNA
Verknäuelung führen.
Da die aus Zellen isolierte DNA immer negativen Supertwist aufweist, wird
angenommen, dass das durch diesen bedingte Gleichgewicht zwischen lokalen Einzelstrangbereichen
und supercoil von physiologischer Bedeutung für die Aktivierung von Genen bzw. für die
Kondensation von DNA zu den Chromosomen ist. Ein positiver Supertwist entspricht einer
linksgängigen Verdrillung von DNA-Enden und damit einer Überspiralisierung der DNA-Doppelhelix.
Bei der DNA-Replikation bildet sich ein positiver Supertwist vorübergehend und lokal oberhalb der
Replikationsgabel, der jedoch durch die Wirkung von Topoisomerasen laufend ausgeglichen wird.
Positiver Supertwist und die damit einhergehenden supercoil-Strukturen können aber auch künstlich
unter der Wirkung von Topoisomerasen II oder durch interkalierende Agenzien (z.B. Ethidiumbromid)
erzeugt werden.
In Bakterien wird das Supercoiling von Gyrasen erzeugt, Enzymen, die unter ATP-
Verbrauch Doppelstrangbrüche in die DNA einfügen. Denen gegenüber stehen die
sogenannten Topoisomerasen I: Enzyme, die negatives Supercoiling entspannen
können, indem sie einen Einzelstrangbruch erzeugen und die 3‘-Segmente
rotieren lassen.
Gyrasen haben 2 GyrA Untereinheiten, die für den Doppelstrangbruch und das
Wiederverschließen der DNA verantwortlich sind und die GyrB-Untereinheiten,
die die ATPase-Aktivität vermitteln.
Antibiotika aus der Klasse der Chinolone hemmen die GyrA-Untereinheiten;
Coumarinantibiotika die GyrB-Untereinheiten.
Anders als die bisher vorgestellten Antibiotika werden die Chinolone nicht aus
natürlichen Organismen gewonnen, sondern rein synthetisch hergestellt.
Vorläufer der modernen Chinolone ist die Nalidixinsäure. Chinolone greifen die A-
Untereinheit der bakteriellen Gyrasen und Topoisomerasen IV an. Chinolone
wirken baterizid gegen Gram-negative Bakterien (Enterobacteriaceae &
Haemophilus), Gram-negative Kokken (Neisseria, Pseudomonas aeruginosa)
und Gram-positive Kokken (Staphylococcus). Ihr Anwendungsbereich umfasst
daher Harnwegsinfektionen, Atemwegsinfektionen, Infektionen des Magen-Darm-
Traktes und Sepsis.
Ciprofloxacin wird bei Befall mit Bacillus anthracis (Milzbranderreger) gegeben.
Pilze zählen zu den Eukaryoten und besitzen eine Zellwand sowie zellsaftgefüllte
Vakuolen. Das Hauptunterscheidungsmerkmal zu Pflanzen ist, dass Pilze keine
Plastiden haben und ihre Zellwand neben anderen Polysacchariden auch Chitin
enthält, das im Pflanzenreich nicht vorkommt. Dafür haben Pilze keine Zellulose.
Pilze weisen außerdem einen geringeren Grad von morphologischer
Differenzierung auf als beispielsweise Pflanzen.
Sie sind weitestgehend bewegungsunfähig und Cheterotroph (brauchen
organische Verbindungen) und gewinnen ihre Energie durch Oxidation
organischer Substanzen. Pilze wachsen unter aeroben Bedingungen.
Die Vermehrung ist sowohl sexuell, d.h. Pilze bilden Fruchtkörper aus und 2
Kerne werden vereinigt, als auch asexuell durch Sporenbildung uns Knospung.
Die meisten Arten nutzen beide Arten zur Vermehrung.
Eine nächste Gruppe bilden die Zygomycota, die Jochpilze, wo beispielsweise der
Brotschimmel dazu gehört. Glomeromycota bezeichnen Mykorrhizapilze, also
Pilze, die Wurzeln besiedeln (Symbiose zwischen Pilz und Pflanze). Die Bäckerhefe
zählt zu den Ascomyceten, den Schlauchpilzen.
Basidiomyceten sind Ständerpilze, zu welchen die meisten Großpilze wie
Champignons, Pfifferlinge
und Steinpilze gehören.
Pilze weisen eine Pathogenität auf, d.h. sie können Allergien auslösen und
Schimmelpilzgifte, sogenannte Mykotoxine, bilden. Diese sekundären
Stoffwechselprodukte können bei Wirbeltieren schon in geringsten Mengen
giftig wirken. Eine durch Mykotoxine verursachte Erkrankung wird
Mykotoxikose genannt. Alle verschimmelten Nahrungsmittel können solche
Mykotoxine enthalten, beispielsweise das Aflatoxin, das in Trockenprodukten
wie Pistazien, Erdnüssen und Haselnüssen vorkommen kann.
Des Weiteren können Pilze Infektionen auslösen, die entweder oberflächlich
Haut, Haare oder Nägel betreffen oder subcutan tiefere Hautschichten
infizieren. Im schlimmsten Fall sind innere Organe betroffen.
Zur Behandlung oberflächlicher Infektionen werden Azole (Pyrrole) eingesetzt.
Hier gibt es Imidazole, die fast nur lokal verwendet werden und Triazole, die
sowohl lokal als auch systemisch verabreicht werden. Azole binden sich an das
Cytochrom-P-450-System der Pilze und hemmen so deren Ergosterol-Synthese,
was zu Defekten der Zellmembran führt.
Ketoconazol gehört zur Gruppe der Imidazole und verhindert ebenfalls die
Produktion von Ergosterol. Durch die Hemmung der Cytochrom-P450-
abhängigen Enzyme sind sie jedoch stark leberschädigend.
Zur Behandlung von Pilzinfektionen der inneren Organe kommen Polyen-
Antibiotika wie Nystatin, Natamycin, Amphotericin B und Candicidin zum
Einsatz, bei denen es sich um Polyene, also Verbindungen mit C-C-
Doppelbindungen handelt. Hydrophobe Wechselwirkungen des lipophilen
Molekülteils der Polyen-Antibiotika mit den Sterolen der Zellmembran führen
zur Ausbildung von Komplexen, die die Interaktion der Sterole mit den
Phospholipiden der Membran beeinträchtigen
und den Protonengradienten zerstören.
Nystatin wird aus dem Myzel (Gesamtheit der Hyphen) von Streptomyces noursei
durch Extraktion mit polaren Lösungsmitteln gewonnen. Es wirkt fungizid durch
hydrophobe Anlagerung an Ergosterol, da hierdurch die Membranpermeabilität
durch Porenbildung erhöht wird, es zum unkontrollierten Ein-und Ausstrom von
Kalium- und Natriumionen kommt und so der Mineralhaushalt und das elektrische
Potential zusammenbricht.
Nystatin wirkt gegen hefeartige Pilze wie Candida-Arten (Blastomyces-Arten).
Nystatin wird im Darm nicht resorbiert und kann daher nur lokal angewendet
werden, z.B. bei Candida-Infektionen von Mund-und Rachenraum.