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3,80
Impressum Zum Geleit
Chefredaktion: Jens Arne Klingsöhr Mittlerweile scheint es schon fast zum guten Ton zu gehören, dass der BELEMAN
Redaktion Albernia & Windhag: Jan Rodewald (jr)
sich verspätet, doch eines ist gewiss: Dahinter steckt keine Absicht! Diesmal hat
Mitarbeiter dieser Ausgabe: eine riesige Welle von Lustlosigkeit fast die gesamte Redaktion und Autoren-
Robert-Björn Albrecht (rba), Michael Borth (mib), schaft lahm gelegt, dazu kamen DSA-Verpflichtungen/-Aktivitäten in anderen
Anne Brünenkamp (ab), Marcus Buss (mb), Carsten
Fritz (cf), Martin Groh (mg), Nina Hassmann (nh), Teilen des Spielkontinents. Aber nun endlich - rechtzeitig zum Albernia-Con - liegt
Julian Marioulas (jm), Georg Morick (gm), Heinrich der BELEMAN vor und wir hoffen, dass viel Interessantes für den Leser enthalten ist.
Schmidt (hs), Olaf Schroth (os), Iris Wagner (iw)

Redaktion Andergast: Philipp Seeger (ps) Diesmal ist der BELEMAN stark geprägt von Spielhilfen. Den Anfang macht
auch gleich im Albernia-Teil der Kon-Führer, der zumindest zum Teil auch am
Redaktion Nostria: Julian Marioulas (jm)
Mitarbeiter dieser Ausgabe: heimischen Spieltisch einsetzbar ist.
Chris Fano (chf), Thomas Gaebler (tg), Tahir Zia Sehr interessant ist die Vorstellung der Zauberbarden, die von der Autorin für
Shaikh (tzs), Dominik Wagner (dw)
den Spieleinsatz aufbereitet wurden. Auch die zusätzlichen Professionen sollen
Redaktion Thorwal: Johannes Beier (jb) an dieser Stelle schon mal erwähnt werden.
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Der nostrisch-irdische Teil wird eingeleitet mit der Fortsetzung der nostrischen
Kristina Dostall (kri), Steven Hepp (sh), Jens Arne
Klingsöhr (jak), Albert Muigg (am), Jan Rebehn (jrh), Kirchen, außerdem werden einige nostrische Bücher vorgestellt, die am Spiel-
Volkmar Rösner (vr) tisch sicherlich mehr Flair verbreiten, als der lapidare Satz: „Ach ja, ein paar
Korrektorat: Jan Rodewald
Bücher findet ihr auch.“
Eher ungewohnt ist, dass selbst der Thorwal-Teil diesmal von Spielhilfen stark
Satz und Layout: Jens Arne Klingsöhr geprägt ist. Da wird einer der wohl interessantesten Jarle in Wort und Bild vorge-
Vertrieb und Abobetreuung: Johannes Beier stellt, eine thorwalsche Region findet ihren Abriss, und schließlich wird noch
Invhersborg beschrieben - Thorwalsches Besitztum in fremdem Land. Der Text
Titellayout: Simone Ronner, Volkmar Rösner
zu Invhersborg sollte ursprünglich mit in die RSH AM GROSSEN FLUSS, doch Miss-
Titelbild: Luzia Sievi verständnisse um den Redaktionsschluss haben dies verhindert. Zwar war der
Text rechtzeitig fertig, leider aber wurde er zu spät eingereicht. Aber was des
Abbildungen:
Malte Berndt (Seite 45) einen Leid, ist des anderen Freud - und so schätzen wir uns glücklich den Text
Codex Manesse (Seite 32) der Leserschaft präsentieren zu können.
Kristina Dostall (Seite 36)
Free Clipart (Seite 39)
Thomas Gaebler (Seite 27) Zum Schluss ein Wort in eigener Sache:
Alexander Hajek (Seite 41) Neben den immer besuchenswerten Seiten der Beleman-Regionen, möchte
Nina Hassmann (Seiten 3, 8)
Georg Morick (Seiten 9, 10) ich ganz speziell auf das Thorwal-Forum verweisen, in dem extra ein Unter-
Jan Rodewald (Seiten 12, 13, 16, 18, 19) forum (http://fantasy.mordor.ch/thorwal/punBB/) für den BELEMAN eingerich-
Volkmar Rösner (Seiten 50, 51, 52)
Nicole Schmidt (Seite 24)
tet wurde. Nicht nur kann man dort seine Meinung zum aktuellen Heft hinterlas-
Luzia Sievi (Seite 5) sen, auch über ältere Hefte und Artikel kann dort lebhaft diskutiert werden. Und
nicht uninteressant ist sicherlich auch die Rubrik, wo man der Redaktion Anre-
Schmuckbalken und Titelköpfe:
Simone Ronner, Volkmar Rösner, Jan Rodewald gungen und Wünsche für künftige Aus-
Caryad (UDW-Layout; Homepage) gaben unterbreiten kann.
Der Beleman verfolgt keine kommerziellen Interessen. Ich freue mich schon darauf, mit den Redaktionsschluss
„DAS SCHWARZE AUGE“ und „DSA“ sind eingetragene Wa-
renzeichen der Fa. Fantasy Production, Erkrath. Die Rechte für
hier veröffentlichte Auszüge aus den DSA-Regelwerken und wei-
Lesern dort in Kontakt treten zu können.
für Ausgabe 8
teren DSA-Publikationen von FanPro liegen bei der Firma Fantasy
Production, Erkrath.
Die Rechte für die Artikel und Zeichnungen liegen bei den jewei-
Ihr Jens Arne Klingsöhr
01.12.2006
ligen Autoren bzw. Künstlern und dürfen ohne vorherige Geneh-
migung weder komplett noch ausschnittweise kopiert, noch in ir-
gendeiner Form veröffentlicht werden.

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redaktion-albernia@beleman.de Der Preis für die Printausgabe kostet jede Ausgabe wegen des er-
redaktion-windhag@beleman.de richtet sich nach der Seitenzahl und höhten Portos 1,10 Euro mehr. Fra-
Redaktion Nostria: schwankt daher zwischen 3,30 und gen zum Abonnement beantwortet
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Abonnementbetreuung: dem Adressaufkleber in der rech- Konto: 99 03 66
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ten unteren Ecke ausgewiesen.
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Ein Graf muss her!
Turnier entscheidet über Grafenwürde
Ein trüber Wintertag. Schneeregen Besatzer bluten. Doch wo sie der Hilfe schwang, der schwitzte bei jedem Wetter.
trieb von Westen heran und kleidete die bedürfen, kommt diese allzu oft spät, zu- „Ein Turnier!“, japste die Knappin noch
dem Wind zugewandten Mauern Feen- fällig oder gar nicht. Ihr habt Recht. Es einmal, bevor auch sie sich die Zeit zum
quells in einen grau-weißen Schleier. ist unglücklich. Und es ist Zeit etwas zu Luftholen gönnte.
Invher Ni Bennain, Königin Albernias für ändern.“ „Was für ein Turnier, Mädchen?“ Rit-
die einen, geächtete Feindin dessen, was Langsam erhob sich Invher von ihrem ter Sidhric nutzte die seltene Gelegenheit,
vom Raulschen Reiche noch übrig war, Stuhl und schritt zum Fenster. Als sie den seine Knappin in einer Redepause zu er-
für die anderen, stand in ihren persönli- Teppich beiseite schlug, fuhr ein Stoß wischen.
chen Gemächern, als es an die Tür schlug. kalter frischer Luft in den Raum. Noch etwas außer Atem deutete die
Ein Schreibtisch flackerte im unsteten „Wir brauchen einen Grafen! Herr Knappin über die Zugbrücke und den da-
Licht einer Kerze und offenbarte dem ein- Aedan ist ein guter Verwalter, aber kein hinter liegenden Weg zur Stadt Wei-
tretenden Besuch ein Gewirr aus Karten, Kriegsherr. Doch wer soll es sein? Ein denau. Dort zeichnete sich die Silhouette
Briefen und Schriftrollen. Invher eines Reiters ab, der auf dem
sah mit gerunzelter Stirn von ei- Weg zur Burg war. Drei weiße
nem Brief auf und wandte sich Kronen auf Blau. Ein königli-
ihrem Besuch zu. cher Bote!
„Neue Briefe, Herr Lamas, „Er hat es gerade verkündet
oder zur Abwechslung etwas Er- und jetzt kommt er zur Baronin.
freuliches?“ Sie machen ein Turnier auf
Lamas Ui Llud, geheimer Rat Feenquell. Ich meine, die Kö-
und einer der ältesten Gefolgs- nigin und ihre Ritter. Und wer
leute des Königshauses, schüt- es gewinnt, der wird Graf am
telte den Kopf. Großen Fluss.“
„Manchmal, meine Königin,
bringen auch Briefe Erfreuli-
ches. Doch ich gebe zu, es ist lange her.“ Bennain? Ein Niamad? Ein Arodon? Wen Seit Wochen durchreiten die Ritter der
Der alte Mann seufzte. „Ein Zwischen- immer ich nehme, die Enttäuschten wer- Krone das ganze Königreich und überall
fall westlich von Weidenau. Isoras Söld- den es als Zeichen meiner Geringschät- verkünden sie die gleiche Nachricht. Ein
ner, eine Lanze, haben Dun Maraban um- zung werten. Lasst uns Rat halten, Herr Turnier, ausgetragen auf Burg Feenquell
gangen und sind nach Westen vorgedrun- Lamas. Ruft die Ritter zusammen! Zeit unter den Augen der Königin um die
gen. Das Haus Arodon stellte sie. Ein einen Entschluss zu fällen.“ Mondeswende von Phex zu Peraine, soll
Gefecht auf dem Knüppeldamm, sie wur- die Frage nach der Grafschaft am Gro-
den erschlagen. Aber es ist unglücklich, ßen Fluss entscheiden.
dass unser Feind sich solche Dreistigkei- „Ein Turnier, ein Turnier!“ Vor gut einem Jahr war die Grafschaft
ten ausnimmt und Erfolg hat. Es war rei- Die Knappin Aedre kam als erste über Großer Fluss aus der vormaligen Stadt-
ner Zufall, dass die Söldner auf die Ritter die hölzerne Brücke gepoltert. Die Ritter mark Havena herausgelöst worden. Mit
getroffen waren. Es hätten auch Bauern hatten sich im Burghof im Fechten geübt diesem Entschluss hatte Königin Invher
sein können.“ und waren dankbar, nun eine Ausrede für die Konsequenz aus den veränderten Rea-
Invher blickte besorgt und strich sich die Verschnaufpause zu haben. Im Hof litäten gezogen und die Lehensordnung
eine Strähne aus der Stirn. Dun Marabans, der Burg des Hauses Aro- angepasst. „Mit dem Markvogt Ardach
„Das Haus Arodon verteidigt sein Le- don in Weidenau, war es nicht wärmer, Herlogan hatte das Umland Havenas ei-
hen. Altenfaehr steht nicht minder wak- als auf dem königlichen Feenquell weiter nen trefflichen Verwalter. Doch was wir
ker dahinter und Niriansee lässt seine im Westen. Doch wer eifrig die Klinge brauchen, ist kein Verwalter, sondern ein

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Anführer“, erläuterte der albernische hag gelöst und Albernia zugegeben. Ei- ist, eine Waffe des rondragefälligen Kam-
Kanzler Aedan Ui Bennain uns im Ge- nem Albernia Isoras, so hatte es der nim- pfes zu führen. Schwert und Schild, Bi-
spräch und führt weiter aus: „Die Mark mersatte Herzog wohl gemeint, doch die händer und Buhurt, Bogen und Stock –
war stets viel mehr als nur Umland einer aufrechten Barone wählten die Seite der mit diesen Waffen soll der streitbarste
Stadt. Doch das hatte Gareth nie verstan- Königin. Heute besteht die Grafschaft Recke gefunden werden. Doch auch ein
den. Der Westen, Havena, Albernia – in Großer Fluss aus zehn Baronien. Im Nor- Redewettstreit in Fragen der Jurisprudenz
den Augen der Bürokraten der kaiserli- den liegt Westpforte zwischen Küste, Seen und ein Bardenwettstreit gehören zu den
chen Verwaltung war das alles eins. Ihre und nostrischer Grenze. Es folgen Nord- Disziplinen. Denn schließlich muss ein
Verwaltung gibt es nicht mehr und hag, Ylvidoch und Yantibair im Seenland. Graf auch für Gerechtigkeit sorgen und
Gareths Meinung braucht uns nicht mehr Weidenau, Altenfaehr, Grenzmarken und sich am Hofe zu führen wissen. Wer im-
zu scheren.“ Hohelucht säumen den Großen Fluss. mer eine Disziplin gewinnt, dem werde
Was der Kanzler in Worten erklärte, Windehag grenzt an der Küste an die Mark die Königin einen besonderen Stein als
ließ die Königin ausführen. Die ehemali- Windhag, Fuxwalden im Hinterland. Zeichen des Sieges überreichen. Wer am
ge Stadtmark Havena wurde auf das Stadt- Zehn Baronien und kein Graf. Bis ein Ende der Turnei die meisten dieser Sieg-
gebiet und die Grafenmark Havena, so- solcher gefunden werden sollte, setzte Kö- steine vorweisen könne, sei Sieger des
wie die Pfalz Berngau zurückgestutzt. Die nigin Invher ihren getreuen Ratgeber und Turniers und werde Graf. Da ein guter
Seefreiherrschaft Ila und Eiras als freies Kanzler Aedan Ui Bennain als Verwalter Graf es aber vor allen Dingen verstehen
Lehen erneut in die Obhut des Hauses ein. Als Provisorium geplant, wurde dar- müsse, sein Gefolge hinter sich zu einen,
Sanin gelegt, welches nur der Krone selbst aus rasch ein Zustand von Dauer. Denn ist mit den Siegsteinen eine Besonderheit
Rechenschaft schuldet. anders als in anderen Gegenden trat kei- verbunden: Sie können weitergereicht wer-
Die verbleibenden Baronien wurden zu ne einzelne Person in den Vordergrund. den! Damit entscheidet nicht allein der
einer Grafschaft, die in Größe und Zahl Stattdessen wetteiferten die Häuser um die Schwertarm, sondern Verhandlungsgeschick
der Einwohner den Vergleich zu anderen Ehre der Grafenwürde, ohne dass sich ei- über den Turniersieg und wer immer Graf
Grafschaften Albernias nicht zu scheuen nes hätte durchsetzen können. Ein unhalt- wird, vermochte zumindest eines: Andere
braucht. Es gab sogar Neuzuwachs. Die barer Zustand in der letzten vollkommen für seine Sache zu gewinnen. (rba)
Baronien Fuxwalden und Grenzmarken freien Provinz des Königreiches. Das Tur-
Näheres im Führer zum Albernia-Kon
wurden vom selbsternannten Reichs- nier soll das ändern.
ab Seite 12.
behüter Jast Gorsam aus der Mark Wind- Fechten darf jeder Freie, dem es erlaubt

Niriansee: Das Ende der Einigkeit


Besatzung Nordmärker Ritt- bedeutet hatte. Als jedoch aus Burg Ni-
und Widerstand meister stirbt eines riansee dort festgesetzte Getreue Alber-
Feiglings Tod nias befreit wurden, ging er hart gegen
Krieg, die folgende Besatzung und der die dortige Bevölkerung vor, die, wie wir
resultierende Widerstand – was könnte es „Niriansee ist des Nirianseers nicht mit Sicherheit zu sagen wissen, nichts mit
anders sein, als eine Prüfung durch die mehr – doch auch niemandes sonst.“ Die- dem Vorfall zu tun hatte.
Zwölfe. Doch wenn dies so sei, was ist se Nachricht lies Baron Corvin von Wahrlich hätte er bedenken sollen, dass
dann unsere Antwort? Niriansee, kriegserfahrener Kommandant er sich damit gegen einen Baron stellte,
Nicht jene, die wir geben wollen: Denn des Ostens, seine Königin, Ihrer Majestät der seiner Bevölkerung versprach, dass
tritt der Stolz Albernias offen mit der Invher überbringen. Wie wahr der zweite niemand ungesühnt gegen sie die Hand
Waffe auf seine Scholle, so wird nur ein Teil der Nachricht ist, bewies der Baron erheben wird. Von Wetterfels starb noch
weiteres Grab zu schaufeln sein. Beugt er im Untergrund nun durch den Tod des ehe er sich an diesem Tag zur Ruhe bege-
dagegen sein Kreuz, so ist es ihm ein Tod Rittmeisters Wunnemar von Wetterfels, ben konnte, zufrieden mit dem Tageswerk
seiner Seele selbst. Befehlshaber der kaiserlich-nordmär- Schwächere verletzt zu haben. Seine Sol-
Doch wird er zur Klinge in den Schat- kischen Truppen in der Baronie Niriansee, daten, unfähig ihren Rittmeister zu schüt-
ten, tut er dann das Einzig’ was ihm bleibt? welcher die Rolle als oberster Besatzer zen, blieben verschont. In ihrer Befehls-
Oder verliert er was immer es war, das die von Isoras Schergen übernommen hatte. kette folgt nun Leuenant von Galebquell.
Götter ihm gaben um ihn einzig zu machen? Der adlige Offizier agierte Anfangs von In Anbetracht seiner Unerfahrenheit muss
Ein Streifzug durch Besatzung und Hanufer aus, der Stadt deren Verrat den ihm wohl geraten werden, in Hanufer zu
Widerstand in Niriansee. Fall der Baronie an die Söldner Isoras bleiben. Vielleicht passiert ihm dort nichts.

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Das Schweigen te erkannt zu werden diese Tage doch den nicht mehr einig standen, Seite an Seite.
der Zwölfe Tod für Schmuggler – aber ihre Taten Dennoch schwiegen die Geweihten der
Leben für jene, die sie versorgten. Wie Zwölfe, denn wie sollten sie richten, wie
„Es geht nicht um Neutralität! Es geht sollte er das richten? schlichten, sahen sie doch keinen Weg der
um das Seelenheil der uns Anvertrauten!“ Es war ein inoffizielles Konzil der Ge- Mitte und waren doch nie Partei. Doch
Amgard war laut geworden, ein Umstand weihten der Stadt, einberufen, da es die- dieses Schweigen war keine Antwort, des-
der für Schweigen sorgte, erlebte man es ser Tage hatte zu viele Probleme dieser sen war sich auch Narlos Rabenflug be-
doch selten, dass die Vorsteherin des Art, wenn auch wenige, die mit so viel wusst, der erste unter den Raben vor Ort.
Travia-Tempels Hanufers und erste Ge- Leid verbunden. Die Einigkeit von einst Obwohl Schweigen sein Leben lang die
weihte der Stadt Wut zeigte. war vergangen, jetzt wo manch einer stolz Entgegnung seiner Wahl gewesen war –
„Es geht darum, dass ihr Verhalten zer- verkündete, man habe die Stadt gerettet – dieses war zu still. Auch sie würden einst
stört, was wirklich wichtig, was heilig und andere stumm gewogen werden. Und er konnte nicht
ist: Werte. Werte wie Einigkeit, mehr glauben, dass dieser Tage die
wie Familie. Wie soll ich schlich- Waagschale sich zur rechten
ten? Wie soll ich eine Ehe retten, Seite hin neigen würde.
wenn der Mann vor mir steht,
die Faust voll heißer Wut zur Angst und Tod
Anklage erhoben, Baron sind der Lohn
Corvin von Niriansee habe sei-
ne Tochter getötet, bevor ihn HANUFER, 1029 BF. Dieser
dann der Schmerz zerreißt, Tage lässt sich Kachil Eichen-
kennt er doch nicht mal ihr Grab grunner, der Bürgermeister
– aber die Frau daneben steht, Hanufers, ständig von Gardi-
kalten Groll in ihrem Herzen, sten begleiten. Auch des Nachts
und sie erklärt, sie hätte keine stehen sie Wache vor seinem
Tochter; niemand, der Stadt, Haus – ein ungewohntes Bild
Herren und Königin verrate für für eine Stadt in der Provinz.
Gold, sei ihr Kind. Wie soll ich Es sei um seine herausgehobe-
das schlichten?!“ ne Position zu würdigen – so
sagt er. Es ist aus Angst – so
Dergleichen kannten sie alle, weiß man. Denn Eichengrun-
die diese Nacht versammelt wa- ner war einer jener, welche die
ren. So hörte Tarbos, der Ge- Übergabe der Stadt an die Söld-
weihte des Efferd, die Bitten der ner Isoras vorangetrieben ha-
Schmuggler um sichere Fahrt ben. Man sagt, dass es des drei
ebenso, wie ihre Wünsche, dass waren, die damals die Verhand-
die Boote, die sie jagten, Leck Albernier vs. Albernier lungen mit den Söldnern aus
schlagen mochten. Und er hörte Almada führten. Der Bürger-
die Bitten der Fluss-Soldaten, gleich, nur ergänzten: „…indem du Isoras Mannen, meister. Ein bislang Unbekannter. Scibor
umgekehrt. Doch der Meister des Flusses den Mördern Drau-steins, die Hand ge- von der Händlergilde.
band seine Hand und so versprach Tarbos reicht hast.“ Dieser Tage stand Alber-nier Und Scibor fanden sie vor Tagen in
sichere Fahrt für die Achtung Efferds und gegen Albernier in Hanufer und wo im- seinem Haus, erstochen mit zwölf Stößen
Untergang für jene, die den Flussvater mer es jene gab, die sagten „So ist die neue schlanker Klingen. Der Tote kauerte vor
durch Krieg entehrten. Doch die Grenzen Ordnung, akzeptiert und lebt!“ gab es einer Fahne Niriansees, die jemand im
dieser Worte waren so unstet wie jene auch jene, die sagten „Niemals werden wir Raum befestigt hatte – einer Fahne, die
Efferds Reichs – so wusste er, wie wenig uns beugen, widersteht und kämpft!“. in Hanufer nicht mehr geflaggt wird, zeigt
Halt er jenen gab, die seine Führung heu- Doch das Konzil der Kirchen brachte sie doch die drei Albernischen Kronen
te mehr denn je erflehten. So kam der Tag, keine Lösung, denn die Geweihten kann- und ist damit ein Symbol, welches dieser
wo ein Schmuggler vor ihm stand, zerris- ten die Angst, die nun die Folge war; das Tage von den Mächtigen nicht gern gese-
sen vor Schuld: Er hatte einen Seemann Misstrauen, das den Aufbau nach der Flut hen wird. Für Scibor war so der Tod der
nicht aus Not errettet. Doch dies zu tun hemmte, das den Handel unterbrach. Und Lohn für seine Taten. Für Eichengrunner
hätte sein eigen Ende gebracht, bedeute- die Not, die heuer kam, weil die Menschen ist es die Angst. (mib)

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Überfall auf
Patrizierfamilie
HAVENA, Efferd 1029 BF. Im nächtli- Valdera und ihre Kinder in Borons Armen, den Empfangsaal verwüstet vor, denn die
chen Nebel ist es einer Gruppe schurki- glücklicherweise nicht so ihr Leibwäch- Einbrecher waren bereits fort. Bis auf klei-
scher Gestalten gelungen, in die Residenz ter, der auf einige Geräusche hin die Ein- nere Gegenstände, der Patrizierin zufol-
der Patrizierfamilie Valdera auf der dringlinge bemerkte. Darauf versuchte er ge ohne größeren Wert, schien nichts ent-
Krakeninsel einzubrechen und einige Ver- sie zu überwältigen, musste aber der Über- wendet worden zu sein. Befürchtungen,
wüstung anzurichten. Trotz der wachsa- zahl weichen. Wie er später berichtete, dass transysilische Aufrührer beteiligt wa-
men Patrouillen unserer Stadtgarde ge- schienen die Diebe ganz gezielt nach ei- ren – immerhin gehörte das Haus vor ei-
langt es dem Pack, vollkommen unbe- nem Gegenstand zu suchen. Dabei ist er- nigen Dekaden dem Erfinder Leonardo,
merkt in das Bürgerhaus einzusteigen, staunlich, dass sie sich nicht scheuten, im dessen gegenwärtiges Schicksal in den
was den Missbrauch von Magie nahe legt. großen Empfangssaal des Hauses Kerzen Schwarzen Landen unbekannt ist – bestä-
Darauf lässt auch die Aussage eines an- zu entzünden. Nachdem die Patrizierin tigten sich nicht. In den folgenden Näch-
getrunkenen Herumtreibers schließen, der und ihre Kinder durch den Leibwächter ten patrouillierte die Stadtgarde mit dop-
behauptet gesehen zu haben, wie eine geweckt wurden, entkamen sie durch die peltem Aufgebot auf der Krakeninsel, da
wallende Nebelwolke durch die leeren Hintertür und alarmierten sofort die Stadt- weitere Einbrüche zu befürchten waren.
Straßen zog. Zum Zeitpunkt des Ein- wache. Mit fünf Mannen und Frauen Es blieb aber alles ruhig, die Schurken
bruchs lagen die Patriarchin Iselwyn stürmten diese das Haus, fand aber nur tauchten nicht wieder auf. (jm)

Roter Drache verliert


seinen Schwanz
Königliche Kräfte bringen den Südwesten
Winhalls in ihre Gewalt
Kürzlich erreichte uns die Kunde über ein freudiges Ereig- pe der Vögtin dem Süden Winhalls genähert. Dort galt es zwei
nis, welches sich Ende Ingerimm 1028 im Süden der Grafschaft Hürden zu überwinden, zum einen die im Dorf Neuwiallsburg
Winhall ereignete. stationierten Gardisten der Flussgarde, zum anderen die auf Burg
Der Vögtin Laille von Niamor-Jasalin ist es tatsächlich ge- Jasalinswall wachende Garnison.
lungen, die Ländereien von Neuwiallsburg und Jasalinswall im Nur wenig ist uns bisher bekannt über die Vorgehensweise
Südwesten Winhalls aus dem unbarmherzigen Würgegriff ihres der vögtlichen Truppen. Erstes Ziel scheint die Burg Jasalinswall
ehemaligen Gatten, des abscheulichen Muiradh, und seiner gewesen zu sein, welche mit überraschend geringer Gegenwehr
Nordmärkischen Freunde zu entreißen. Dies nur knapp zehn über Nacht in die Hände Lailles fiel. Gerüchte sprechen vom
Monde nach ihrer erzwungenen Flucht. Einsatz mächtiger Zauberei.
Die nordmärkischen Kräfte im besetzten Süden Winhalls Die Besatzung der Burg geriet in Gefangenschaft, den weni-
waren schon seit langem in ihrer Zahl gemindert worden. Nach gen Flussgardisten in Neuwiallsburg blieb daraufhin keine an-
Monaten der Ruhe waren große Teile der adligen Truppen ab- dere Wahl, als sich zu ergeben. Die Streiter der gnädigen Vög-
gezogen. Der Großteil der Verbliebenen hatte sich im Niamorer tin entließen sie und die Mannen der Jasalinswaller Garnison
Vorderland konzentriert, an den Ufern des Tommel, in Aran und allesamt in die Freiheit, auf dass sie den Märkischen Besatzern
nahe der unüberwindlichen Grenze zum freien Winhall. in Niamor die Kunde von Lailles Sieg überbringen mochten.
Laille hat es derweil geschafft, Getreue in Bannerstärke um Wie wir erfahren haben, kursieren Gerüchte darüber, dass
sich zu scharen, darunter sogar einige Thorwaler. Durch das jene, die der Vögtin bei Jasalinswall in die Hände fielen, auf
unsichere und führungslose Gemharsbusch hatte sich die Trup- grausame Weise verstümmelt wurden. Doch konnten wir bis-

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her keine Beweise für derlei auftun und sind deshalb geneigt, deten aufrecht zu erhalten.
diese Behauptungen als isoristische Propaganda abzutun. Ge- Trotzdem gibt sich die Vögtin selbstbewusst. So ließ sie in
nauso hat man wohl mit Berichten über einen prompten Gegen- Richtung von Nordmärkern und Isoristen verlautbaren:
angriff aus dem Niamorer Hinterland zu verfahren, welcher „Die Zwölfe sind mit uns und mit uns sind auch die unheim-
angeblich brutal von Kreaturen aus den Feenwäldern abgewehrt lichen Herrscher der dunklen Wälder. Hört unsere Warnung!
wurde. In Anbetracht der großen Gnade welche die Vögtin ih- Wendet euch ab von Muiradh! Verlasst Niamor! Wagt es nicht
ren Gefangenen angedeihen ließ, machen sich solche Schauer- gegen uns zu ziehen! Oder ihr werdet eure Heimat und eure
märchen besonders armselig aus. Familien nimmer wieder sehen.“ (mb)
Über den Zinnen von Jasalinswall weht nun endlich das kö-
nigliche Banner. Wir hoffen, dies wird lange so bleiben! Leicht Siehe: BELEMAN 3, S. 6, „Der Fall des Drachen“, BELEMAN
wird die Zukunft sicherlich nicht für die Vögtin und das 4, S. 4, „Der Süden Winhalls...“, BELEMAN 5, S.10, „Das
Neuwiallsburger Land, welches von isoristischen Lehen und un- Reich eilt...“, B ELEMAN 6, S. 10, „Der Rote Baron
durchdringlichen Feenwäldern umgeben ist. Nur schwer wird herrscht...“
es Laille und den ihren gelingen, den Kontakt mit den Verbün- Internet: http://niamor.koenigreich-albernia.de

Jasalinswaller Gestüt
unter neuer Leitung
WINHALL. Nach ihrer Rückkehr nach So hat sie das zu Jasalinswall gehörige Gaeridain, hatte bis zum Jahr 1026 den
Jasalinswall und der Vertreibung des Gestüt Caorán Sinseair unter die Leitung Posten des Gestütsleiters innegehabt, wel-
schändlichen Muiradhs hat die Vögtin von Einin Faerntracht gestellt, die zusam- cher bis zu Einin Faerntrachts Einsetzung
Laille von Niamor-Jasalin es sich zur men mit ihrer Mutter nach der Ermordung im Praios 1029 verwaist war. Solange
Aufgabe gemacht, die vergangenen Un- des Vaters durch Muiradhs Schergen ver- wurde das Gestüt provisorisch vom Ritt-
taten ihres ehemaligen Gatten zu sühnen. trieben worden war. Der Vater, Coran meister Cadfael Gatthric geleitet.
Das Gestüt selbst liegt etwa zwei Mei-
len rahjawärts der Ortschaft Jasalinswall,
Freibeuter und an der Straße nach Cablaidrim. Es besteht
aus einem stattlichen Herrenhaus, Stallun-

Schmuggler gen, Wirtschaftsgebäuden und Behausun-


gen für das Personal. Das weitläufige
Gelände mit den ausgedehnten Weide-
Dass die tausendjährige Burg Jannendoch trotz langer Belagerung noch nicht flächen ist die Heimat von zurzeit 26 Pfer-
gefallen ist, erstaunt die Beobachter. Zwar hatte niemand mit einem Sturm der den und noch mal so vielen Menschen.
Anlage gerechnet, da die Nordmärker schlicht den Aufwand und die Mittel scheu- Obwohl das Gestüt in den letzten Jahren
en, das dafür nötige schwere Belagerungsgerät in das abseits gelegene Jannendoch sehr gelitten hat, war es möglich, die
zu fahren, aber vielerorts wurde befürchtet, die Burginsassen wären bald ausge- Zucht wieder auf diesen Stand zu brin-
hungert oder noch eher ausgedürstet. Anscheinend geht es den Belagerten aber gen und hier zu festigen. Das Ziel der
noch so gut, dass sie die Nordmärker sogar in Anlehnung an deren Wappen damit nächsten Jahre ist aber auch weiterhin die
ärgern, dass sie ihnen faulen Fisch ins Lager werfen… Ausdehnung des Pferdebestands.
Unser Korrespondent hat in den umliegenden Kneipen Gerüchte aufgeschnappt, Da das Gestüt dem Ort Jasalinswall
die Burg werde von Schmugglern und Freibeutern aus der Knallfaust-Otta, darun- zugehörig ist, werden die dort gezüchte-
ter sogar Kjaskar Knallfaust selbst, von aussen auf geheimen Wegen versorgt. Mehr ten Pferde schlicht Jasalinswaller genannt.
als einmal seien die Schmuggler dabei nur knapp den Häschern der Nordmärker Die Rasse wurde aus den tobrischen
entkommen, bei der letzten Verfolgung seien aber die ortsunkundigen Belagerer in Tizamtalern gezüchtet. Besonders leich-
die Falle gelaufen. Offenbar ist eine Gruppe Nordmärker auf der Suche nach te, ausdauernde und sprungwillige Pfer-
Schmugglerpfaden in den nahen Farindelwald eingedrungen. Vorher überbrachte de dieses Schlages wurden mit edlen
Warnungen hatten sie als Schauermärchen und Finte abgetan. Wohl zu Unrecht, Elenviner Vollblütern gekreuzt. Das Er-
denn diejenigen, die den Wald wieder verlassen haben, baten um ihre sofortige gebnis sind intelligente, arbeitswillige
Versetzung, und sei es auch direkt an die Front… (os) Warmblutpferde von schlanker Statur. Der

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Kopf des Jasalinswallers ist edel mit gro- Zeichnung vor allem beim Adel sehr be- durch die Wirren des Krieges in Albernia
ßen, intelligenten Augen und einem klei- liebt. deutlich erschwert wird. Die Tiere wer-
nen Maul, und ähnelt sehr den Elenvinern. Die Jasalinswaller haben zwar das den auf dem Gestüt selbst bis zum voll-
Der elegante, schlanke Hals mündet in Temperament ihrer Elenviner Verwand- endet geschulten Streitross ausgebildet.
ausreichend schräge Schultern, die den ten, nicht aber deren Nervo- Aber auch als Adelsrösser oder elegantes
Pferden gerade, freie und vorwärtsstre- sität geerbt, sondern den Gespann hinterlassen diese Pferde einen
bende Bewegungen ermöglichen. Ein Mut der Tizamtaler. Je- bleibenden Eindruck. Weiterhin kann
nicht zu langer Rücken, eine runde, doch sind auch sie bis- man selbstverständlich
gutbemuskelte Hinterhand sowie kurze, weilen im Umgang schwierig auf Caorán Sin-
harte Beine und feste Hufe runden das und eigenwillig, wenn sie auch seair auch seine
Bild ab und weisen die Pferde einem kun- ansonsten sehr freundliche Stute von ei-
digen Auge sofort als gute Springer aus. und dem Menschen zu- nem der beiden
Die vorrangigen Farben der Jasalinswaller getane Tiere sind. Sie Hauptbeschäler
sind die Grundfarben Rappe, Schimmel, eignen sich hervorra- decken lassen
Brauner und Fuchs. Weiße Fell- gend als leichte oder sein Fohlen
zeichnungen, Firunszeichen, sind hier Streitrösser und werden vor allem im zur Aufzucht unter-
durchaus erlaubt. Gelegentlich ist aber Gefolge der Vögtin von Niamor-Jasalin bringen. So man denn einen Weg durch
auch ein Schecke dabei. Ein solches bun- genutzt. Aber natürlich stehen sie prinzi- die besetzten und umkämpften Gebiete bis
tes Pferd ist aufgrund seiner auffälligen piell auch zum Verkauf, was allerdings nach Jasalinswall findet. (nh)

Jasalinswaller* Preis: - / 80 Dukaten


Verbreitung: hauptsächlich Winhall Besondere Kampfregeln: Niederwerfen (4, Tritt), großer Geg-
Größe: ca. 80 bis 83 Finger ner
Gewicht: ca. 500 bis 550 Stein Allgemeine Ausbildung: Reit- und Zugpferd
Farben: Rappen, Schimmel, Braune, Füchse, Schecken Geeignete fundierte Ausbildungsvarianten: Leichtes
INI 8+1W6 PA 7 LeP 60+1W3 RS 1 KO 19 Streitross, Schützenpferd, Wanderreitpferd, Adelsross,
Biss: DK H AT 11 TP 1W6 Prunkkutschpferd
Tritt: DK N AT 11 TP 1W6+2 Eventuell mögliche Varianten: Botenpferd, Hütepferd,
GS 2 / 11 / 14 AU 7 / 5 MR 0 / 8 GW 8 LO 7+1W3 Linienkutschpferd, Streitwagenpferd
KK 20+1W3 TK x5 ZK x11 Unmögliche Varianten: Magierpferd, novadisches oder
Vor-/Nachteile: Sprungsicherheit, Eigenwillig, Elegante Er- tulamidisches Kriegspferd, mittelschweres oder schweres
scheinung, Ausdauernd Streitross, Packpferd, Trosskutschpferd
Futterbedarf: 13 Stein / 13 Stein / 15 Stein / 17 Stein (Zum *zusätzliche Eigenschaftswerte findet man unter
Erhaltungsbedarf muss kein Kraftfutter gefüttert werden, so- http://wiki.koenigreich-albernia.de
bald die Pferde arbeiten allerdings schon.) index.php?title=Gestuet_Jasalinswall

Heilig-Zorn-Wächter
weiterhin verschollen
GLEANN MOR, BURG FEARGARDH. Kaum Firun Gräflich Abagunds war dem Orden zu neutralem Ordensland erklärt.
einen vollen Mond verblieben die Krie- zudem einiges an albernischer Scholle Aus Ordenskreisen heißt es, dass der
ger vom Orden des Heiligen Zorns im und auch landwirtschaftliche Güter über- albernische Zorneswächter Alysdair ui
strengen Winter im Jahre 1028 BF auf schrieben worden. Somit ist seither jener Clandryn seit nunmehr dem vergangenen
ihrer neuen Burg Feargardh, welche ih- Landstrich um Feargardh nicht mehr dem Firunmond als verschollen gilt. Ui
nen im Firun des gleichen Götterlaufes Gefüge des Königreichs Albernia ange- Clandryn war laut Berichten einiger Bau-
vom Abagunder Grafen Cullyn ui Niamad hörig und wird als exterritorial angesehen. ern und Fischern des Dorfes Giegenau in
auf Dun Maraban feierlich übergeben Der Zornesorden hat seinerseits jenen Teil der Baronie Weidenau einer der letzten
worden war. der Abagunder Heide, welcher seit der Zorneskrieger, die sich einem Überfall
Mit der trutzigen Feste im westlichen Übernahme Gleann Mór geheißen wird, durch den Nordmärker Ritter und im

8
Volksmund so genannten ‘Mordbrenner’ Yanne von Sidh Cuill
Meinhardt von Leihenhof und dessen handeln.
Schergen auf die Ordenswacht Rath Obwohl aus den Rei-
Niallyn entgegenstellten. hen der Rondrianer
Zum Zeitpunkt des Überfalls war die nicht ein einziges Wort
Wacht lediglich mit einer kleinen Rumpf- vermeldet wurde, ist den
besatzung besetzt, während die anderen Redaktionsstuben der
Streiter auf Befehl des Wächters zum Fanfare durch bisher un-
Weidenauer Rondratempel geritten waren bestätigte Quellen zu
(s. FANFARE Nr. 18). Somit waren die Man- Gehör gekommen, dass
nen und Frauen Rath Niallyns den Angrei- nach langem Suchen
fern zahlenmäßig weit unterlegen. Bis auf endlich eine Spur gefun-
einen jungen Krieger, der das Massaker den wurde, die etliche
überlebte und sich schwer verletzt bis zu Zorneskrieger unter dem
seinen Ordensgeschwistern nach Dun stellvertretenden Kom-
Maraban durchschlagen konnte, wurden mandanten Donegall
nach dessen Bericht die restlichen Zornes- Killarny zunächst bis
streiter niedergemacht und die Wacht in Havena verfolgten. Au-
Brand gesteckt, so dass sie bis auf die genzeugen berichteten,
Grundmauern niederbrannte. Doch erklär- dass sich die Rondrianer
te er ebenfalls, dass er selbst gesehen ha- nach ausgiebigen Re-
ben will, wie der Wächter mit einem Kind cherchen in der Stadt gar
auf dem Arm die Flucht in Richtung des auf See begaben und mit
Großen Flusses ergreifen konnte nachdem einem Segler gen Süden
alles verloren war. Bei dem Kind soll es fuhren. Zornesfeste Feargardh
sich um die kleine Tochter der Ritterin Raike Branninger (gm)

Abilachter Junkerin
dem Henker entkommen
ABILCHT / HONINGEN. Ein mondelanger Praiowyn ihrer Königin im Ingerimm des Bei bereits erwähnter Flucht Glennirs
Arrest der Junkerin Aylen ni Llud in den 1027. Götterlaufes nach dem Falle Bos- hatte Aylen ni Llud selbst nicht die Frei-
Mauern Abilachts fand in Honingen nun- parans zum Reichstag nach Elenvina folg- heit erlangen können, konnte sie jedoch
mehr ein Aufsehen erregendes Ende. ten, blieb Aylen im mittlerweile heimi- in den ersten Tagen des Praiosmondes
Nachdem vor gut 15 Monden ihrem älte- schen Abilacht, um die Regierungsge- vom jetzigen Götterlauf den Wachen des
ren Bruder, dem Abilachter Baron Glennir schäfte während der Abwesenheit Glen- Herrn von Firunslicht nach einer blutigen
ui Llud, die Flucht auf unbekanntem Wege nirs weiter zu führen. Als sich dann Ihre Auseinandersetzung entkommen.
aus dem Arrest des Oberst Wyndor von Majestät Invher ni Bennain auf jenem fol- Doch nur wenige Tage sollte die neu
Firunslicht gelang, ist nun auch die jüng- genschwerem Elenviner Kongress vom errungene Freiheit dauern, wurde die
ste Schwester der Llud-Brüder endlich Reiche lossagte, und eben diese Nachricht Junkerin ni Llud am 13. Praios nach hef-
wieder frei. in Windeseile Stadt und Land Abilacht tigster Gegenwehr von Häschern des
erreichte, wurde die Junkerin kurzerhand Marschalls Grifo von Streitzig erneut auf-
Dem Vernehmen nach war Junkerin vom neuen und nordmarkentreuen Kom- gegriffen und nach Honingen verbracht.
Aylen ni Llud ihrem Bruder Glennir nach mandanten der Abilachter Reiterei, Oberst Dort soll ihr von einem Reichsgericht ein
dessen Erhebung zum Baron von Abilacht Wyndor von Firunslicht, in Arrest genom- göttergefälliger Prozess gemacht worden
im Praios des Jahres 1026 BF in seine men. Nur wenige Tage später kam auch sein.
neue Residenz gefolgt und lebte seither ihr aus Elenvina zurückgekehrter Bruder Am 17. Praios sollte das Urteil voll-
an dessen Hofe. Als er und sein Bruder Glennir in Haft. streckt werden, doch wenn die Fanfare

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Augenzeugenberichten Glauben schen- es den guten Sitten in eklatanter Form wi- Augenzeugen berichteten von unzähligem
ken darf, so erfolgte nunmehr die Rettung derspräche. Gegen Euch ist nach einer Ungeziefer, welches plötzlich aus allen
der Junkerin vor dem Richtschwert in rechtmäßigen und praiosgefälligen Ge- Fugen und Ritzen der Häuser und Mau-
spektakulärster Manier. richtsverhandlung ein Urteil ausgespro- ern auf den Richtplatz zu kroch und die
In der Anklageschrift, welchselbige auf chen worden, welches den Tod durch Ent- Menge in Aufruhr versetzte. Nur wenige
dem Richtplatz in Honingen verlesen wur- hauptung vorsieht. Die Durchführung des Lidschläge später vernahmen die Anwe-
de, hieß es dann: „Im Urteils soll hier nun an senden über sich das Rauschen vieler
Namen der Zwölfe und Ort und Stelle vollzogen Schwingen, welches von einem Schwarm
des Raulschen Reiches werden.“ Krähen verursacht wurde. Die schwarzen
seid Ihr, Junkerin Aylen Die Worte waren ver- Vögel stürzten sich sogleich auf Wachen
ni Llud, für schuldig be- klungen, doch die Jun- und Soldaten und trieben diese laut kräch-
funden an der Tötung kerin stand aufrecht und zend auseinander.
dreier Soldaten der Abi- hoch erhobenen Haup- Laut dem Bericht mehrerer Augenzeu-
lachter Reiterei bei Eu- tes. Stolz prangte das gen preschten in dem Tumult drei Reiter
rer Flucht aus gleichna- Wappen der Familie heran und lenkten ihre Rösser durch die
miger Stadt am 10. Llud auf ihrer Brust und auseinander stiebende Menge zum Richt-
Praios diesen Götter- das Einzige was sie dem block. Angeblich soll niemand gesehen
laufes, zudem der Tö- anwesenden Marschall haben, aus welcher Richtung jene Reiter
tung vierer ehrbarer von Streitzig und der gekommen waren. Einer der Berittenen
Gardisten des Graten- verräterischen Gräfin durchtrennte der Junkerin die Fesseln,
felser Koschwacht-Re- Rhianna Conchobair woraufhin sich die Delinquentin hinter
giments und der gemei- schenkte, war ein spöt- ihrem Befreier auf den Pferderücken
nen und schweren Kör- tisches Lachen. schwang und mit ihm in eiliger Flucht
perverletzung an sieben So legte sie, noch im- dem südlichen Stadttor entgegen galop-
weiteren eben dieser Junkerin mer abfällig grinsend, pierte, an dem sich die überraschten Tor-
Gardisten bei eurer Fest- Aylen ni Llud ihr Haupt auf den Richt- posten nur durch einen beherzten Sprung
nahme am 13. Praios, block ohne den Stadt- zur Seite in Sicherheit bringen konnten.
weiterhin der Rebellion wider die praios- kommandanten und die Gräfin aus den Unbestätigten Aussagen zur Folge, die
gefälligen Gesetze des Raulschen Reiches Augen zu lassen. Der Scharfrichter hob der Fanfare im Nachhinein zugetragen
sowie deren Missachtung, außerdem bereits sein Schwert, als das Chaos auf wurden, will einer der anwesenden Zu-
wüstester Beschimpfung, Schmähung, dem Marktplatz losbrach. schauer in zweien jener Reiter die Baro-
und Beleidigung von Offizieren und Un- Aus zunächst nur vereinzelten Auf- ness von Otterntal, Lyn ni Niamad, und
teroffizieren des Reiches in hier nicht ver- schreien der gaffenden Menge wuchsen den Ritter der Krone Cuanu ui Morfais
tretbarem Wortlaut und Formulierung, da nach kurzer Dauer tumultartige Szenen. erkannt haben. Lara Suderbruck (ab)

Baronin guter Hoffnung


WEIDENAU. Die Baronin von Weidenau, Erben zu schenken. chen Geschlechtes sein, wird es den Na-
Macha Arodon von Weyringhaus-Raben- Wie der Vater des Kindes Roban von men Liam Arodon von Weyringhaus-
mund, ist gemäß einer Auskunft der Weyringhaus-Rabenmund, Sohn des gare- Rabenmund zu Weidenau tragen. Ein
Schreiberin des Hauses Gilraen Ni tischen Burggrafen Oldebor, die Nach- Mädchen würde Alisia getauft werden.
Lobragh bereits seit längerem guter richt aufnahm, ist indes nicht bekannt. Der Gemäß einem Brauch des Hauses Arodon
Hoffung. Ihre Niederkunft werde in knapp Spross der als äußerst reichstreuen gel- wird der Name des Hauses jedoch erst
zwei Monden erwartet. Ihr Zustand sei in tenden Familie Weyringhaus, sei zwischen dann von dem Sproß geführt werden,
den letzten Monden geheim gehalten seinen Loyalitäten hin und her gerissen wenn dieser sein Erbe angetreten hat.
worden, um zu Zeiten des Krieges nicht und suche Zuflucht in göttergefälligen Zuvor würde als zweiter Name der eines
das Vertrauen des Volkes in die Führungs- Questen, heißt es. Das Haus habe ihm ei- Elternteils dienen: Also Liam Ui Roban
stärke der Herrin zu schwächen. Die Ba- nen Boten gesandt, der aber nicht zurück- oder Alisia Ni Macha.
ronin sei jedoch bester Gesundheit und gekehrt sei.
freue sich, dem Haus Arodon bald einen Sollte das zu erwartende Kind männli- (rba)

10
Seltsame Ereignisse in
Orbatal
ORBATAL. In den letzten Wochen geht sterschaft spricht von Herzversagen. tierender Situation, als man ihn fand.
die Angst um im sonst so ruhigen und Gewiss ist, dass sein Haar urplötzlich
unspektakulären Orbatal im Herzen des schlohweiß geworden war! Bisher konnte noch kein Täter zur Ver-
schönen Abagund. In recht kurzer Zeit Dann geschahen gleich zwei Morde antwortung gezogen werden. Hauptmann
wurden mehrere Männer tot aufgefunden. zur gleichen Zeit. Im Gerberviertel fand ui Candrun von der Stadtwache wollte
Der erste Tote war der angesehene Bäk- man einen Gerbermeister ziemlich sich nicht näher zu meinen Fragen äußern.
kermeister Drisdane, der von seiner armen schlimm zugerichtet in einem Becken mit Auffällig scheint der Umstand zu sein,
Gehilfin in seinem eigenen Ofen aufge- Gerbflüssigkeit. Am gleichen Tag wurde dass in fast jedem Fall eine Person – um
funden wurde. im Flüchtlingsviertel ein Tobrier mit genau zu sein, eine Frau – aus dem nähe-
Der zweite Fall spielte sich im edlen durchschnittener Kehle aufgefunden. ren Umfeld der Toten seit der Tat ver-
Händlerviertel ab. Tuchhändler Cullyn Den letzten bisher gemeldeten Toten schwunden ist, wie die Ehefrau des
wurde in seinem Studierzimmer von sei- fand man am Flussufer, unweit der Stadt- Tobriers oder die Tochter des Gerber-
ner Frau aufgefunden. Woran genau er mauern. Der Tote, der Handwerker Mil- meisters.
starb ist unklar, die örtliche Peraine-Prie- legean, befand sich in recht kompromit-
Anscheinend bemüht sich der Rat der

Hexen in Orbatal? Stadt redlich darum, die Ereignisse zu


beschönigen oder zu verschleiern, viel-
leicht um die eh schon durch den Krieg
geschwächte Handelssituation nicht wei-
Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen sich derzeit gleich mehrere verdächti- ter zu verschlechtern. Doch die Wahrheit
ge Personen in Orbatal aufhalten. Eine Frau jüngeren Alters soll sich vor den To- darf nie verborgen bleiben, dies ist die
ren der Stadt recht auffällig benommen haben, dennoch gibt es keinerlei Bestäti- oberste Pflicht des Chronisten. So halte
gung, dass es sich bei der Person um eine Tochter Satuarias handelt. Ebenso unklar ich es für meine Göttergegebene Aufga-
ist, ob diese Frau und die beiden weiteren Unbekannten etwas mit den jüngsten be, die Öffentlichkeit über diese Vorfälle
Ereignissen um die Ermordung mehrerer unbescholtener Orbataler Bürger zu tun zu informieren, die ich nur durch akribi-
haben. sche Nachforschungen und unermüdli-
Die Stadtwache mahnt zu erhöhter Vorsicht und Aufmerksamkeit, warnt aber ches Nachfragen bei den zuständigen Stel-
zugleich vor unangebrachter Panikmache. (iw) len in Erfahrung bringen konnte. (iw)

Seltsame Vögel über Havena


Schon seit einigen Monaten ist es immer zufolge eine Reihe Fischerboote miteinan- Feder näher untersucht werden konnte. Der
wieder zu Sichtungen eines merkwürdigen der kollidiert als der Schwarm nach einem alte Dalbach Necht von Nechts Menagerie
Schwarms Vögel über Havena gekommen. Fest der Fischer gesichtet wurde, und bei konnte leider keine Auskunft darüber ertei-
Die Berichte unterscheiden sich zumeist Ausbesserungsarbeiten am Dach der Taver- len, zu was für eine Art Vogel eine solche
ganz erheblich in der Zahl der beobachteten ne Rahjas Lobgesang stürzte eine Handwer- Feder gehören könnte. Seine Tochter Rois
Tiere, doch scheint es sich um mindestes ein kerin in die Tiefe, als einer der Vögel neben hat aber eine Belohnung für denjenigen aus-
Dutzend Tiere zu handeln. Die angeblich ihr landete. Sie kam wie durch ein Wunder gesetzt, der ihr ein lebendes Exemplar die-
bunt-schillernden Vögel mit auffällig ras- nicht zu Schaden. ses „erzenen Vogels“ bringen könnte.
selndem Flügelschlag sind demnach von Der Havena-Fanfare lag zudem eine Fe- Woher die Vögel stammen, ist somit voll-
etwa Möwengröße, und scheinen auf Beob- der vor, die im Rahjapark gefunden wurde. kommen unbekannt. Gerüchte sprechen da-
achter eine unglaubliche Faszination auszu- Die vermutete Schwanzfeder eines der Vö- von, dass sie von Bord der Efferds Träne
üben. Wiederholt ist es zu kleineren Unfäl- gel war erstaunlich schwer und schien aus entflogen sein sollen, die letzten Frühling
len gekommen, da Passanten für nichts an- einer Art bläulich schimmerndem Metall zu in Havena lag und nach nur einem Tag Auf-
deres mehr Augen hatten als die exotischen bestehen. Leider wurde die Feder aus den enthalt überstürzt wieder abgelegt hatte.
Vögel. Im Binnenhafen sind den Berichten Räumen der Redaktion gestohlen, bevor die (jr)

11
Albernia-Kon 2006
Der Kon-Führer
Die Situation in Albernia: Wir schreiben das Jahr 1029 BF. Es det das Gestampfe. Hier werden drei Siegsteine an den Anführer
ist Anfang Peraine. Seit nun fast zwei Jahren ist Albernia im Krieg, der Gruppe vergeben, welcher sie nach seinem Gutdünken in der
gegen ein vom Herzogtum der Nordmarken dominiertes Mittel- Gruppe verteilen kann. Außerdem wird zu Beginn des Turniers je
reich. Teile des westliche Königreiches sind besetzt. ein Siegstein an jeden Teilnehmer vergeben, um alle in die Ver-
Während der Norden Winhall, westlichen Teile der Grafschaf- handlungen einzubinden.
ten Bredenhag und Abagund, die Grafschaft Großer Fluss und Stadt- Weil ein guter Graf sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er
mark Havena (und natürlich die Seefreiherrschaft Ila und Eiras) es schafft, seine Gefolgschaft bei der Stange zu halten, hat das
frei und unter Herrschaft Königin Invhers sind, ist Honingen und System der Siegsteine eine Besonderheit: Sie können verschenkt
die größeren Teile Bredenhags und Abagunds in der Hand der „Für- werden! Damit ist das Tor geöffnet für Handeln und Verhandlung
stin“ Isora von Elenvina, einer Marionette des Herzogs des Nord- und die Werbung um Kämpfer für das eigene Banner.
marken. Ihr zur Seite steht Lupold von Greifen-
berg, ein Laienbruder der Bannstrahler, kaiserli- Die Fraktionen: Viele schielen nach der Gra-
cher Obrist und fähiger, wenn auch glückloser fenkrone, doch einigen Parteien werden besonders
Heerführer. heiß gehandelt. Das Haus Arodon dominiert die
Beide kriegsführenden Seiten sind erschöpft Grafschaft und hat erst vor einem Jahr erfolgreich
und nicht zu größeren Schlachten in der Lage. ein Heer des feindlichen Heerführers Lupold von
Zwischen und in ihren Herrschaftsgebieten gibt es Greifenberg abgewehrt. Das Alte Haus steht für
zahlreiche umkämpfte Inseln und Landstriche. alte Wege und archaische Rituale, für die Eigen-
Hierzu zählen die unwegsamen Gebiete ständigkeit des Landadels und einen verbissenen,
Honingens, Bockshag und Otterntal, die Burgen teilweise grausamen Widerstand gegen die
Jannendoch und Abagund, Niriansee und Besatzer.
Weidenau. Der Norden Bredenhags und Südwe- Das Haus Niamad herrscht im Zentrum des
sten Winhalls ist bar jeglicher Herrschaft und Spiel- Abgund. Seine Baronien Otterntal und Orbatal sind
wiese marodierender Söldner, Räuberbanden und zum Teil umkämpftes Gebiet, doch gerade des-
Kriegsherren eigenen Rechts. wegen hat sich das Haus einen Namen gemacht.
Die Familie ist königsnah und -treu und dem Haus
Die Grafschaft Großer Fluss: Die Grafschaft ist aus der Ver- Bennain verwandt. Einen schwarzen Fleck gibt es allerdings: Ein
kleinerung der alten Stadtmark Havena hervorgegangen. Zu ihr Baron aus dem Hause Niamad ist während der ersten großen
zählen südlich des Großen Flusses die Baronien Windehag, Schlacht übergelaufen und hat nach einem Mord an der Banner-
Fuxwalden, Grenzmarken und Hohelucht. Am nördlichen Ufer lie- trägerin Albernias, das Kriegsbanner in nordmärkische Hand ge-
gen Altenfaehr und Weidenau. Das Seenland vergrößert die Graf- bracht.
schaft mit Yantibair, Ylvidoch und Nordhag, während Westpforte Die Ritter der Krone bilden das persönliche Gefolge und den
nach Nostria und zur Küste hin abschließt. In den Kriegswirren persönlichen Rat der Königin. Sie stammen mit Ausnahme des Pri-
wurde die Grafschaft notdürftig unter die Verwaltung des mus aus jüngeren Familien und sind in vielen Kämpfen erprobt.
albernischen Kanzlers Aedan ui Bennain gestellt, de facto aber sich Der Königin käme ein Sieger aus ihren Reihen natürlich gelegen.
allein überlassen. Mehrere albernische Häuser liebäugeln mit der Als freien Rittern steht es ihnen frei, für sich selbst, eine Familie
Grafenwürde, niemand konnte sich bisher durchsetzen. oder einen anderen Ritter der Krone zu streiten.
Das Haus Bennain ist immer noch Albernias einflussreichste
Das Turnier und sein System: Die Königin hat die Grafenkro- Familie und es ist nahe liegend, dass auch sie nach der Grafenkro-
ne zum Preis eines Turnieres gemacht. Der Turniersieger wird Graf. ne greifen. Die junge Baronin von Hohelucht wäre ein geeigneter
Wer immer mag, darf unter dem Schutz eines Turnierfriedens an- Kandidat. Ihr Lehen ist nicht nur Teil der Grafschaft, sie kann dar-
treten. Gekämpft wird in den Disziplinen Stockfechten, Bogen- über hinaus auf die Unterstützung ihres Weidener Gemahls zurück-
schießen, Schwertkampf, Kampf mit dem Zweihänder, dem Lanzen- greifen.
gang, dem Gestampfe oder Buhurt (Gruppenkampf). Da nicht nur Neben diesen albernischen Gruppen werden aber auch Kämp-
rondrianisches Geschick einen Grafen auszeichnet, existieren dar- fer aus Thorwal, aus Nostria und Weiden erwartet. Vielleicht wird
über hinaus ein Bardenwettstreit und ein Rededuell. Wer immer sich ja sogar ein Nordmärker Ritter oder Anhänger Isoras auf das
eine Disziplin gewinnt, erhält einen Siegstein. Eine Ausnahme bil- Turnier verirren und sei es nur, um Unruhe zu stiften.

12 Irdisches zu Albernia
Wichtige Anmerkung für Konventsteilnehmer: Der Sieger des Anmerkung für Meister und Spieler, die nicht am Konvent
Turniers kann tatsächlich Graf werden. Damit wird der Charakter teilnehmen: Dieser Rahmen des Turniers kann selbstverständlich
jedoch auch zum NSC. Außerdem ist für die Grafschaft am Großen auch für die eigene Spielrunde adaptiert werden, sodass in der ei-
Fluss ein Konzept häufig wechselnder Herrscher vorgesehen. Wer genen Runde durchaus auch ein Spielercharakter Graf werden kann.
also einen Charakter zum Sieg führt, muss ihn nicht nur abgeben, Damit bewegt man sich zwar ggf. vom Briespiel-offiziellen
sondern auch davon ausgehen, dass dieser nicht ewig Graf bleiben Aventurien fort und muss damit rechnen, dass dieses Ergebnis sich
wird. natürlich nicht in der Havena-Fanfare niederschlagen kann, doch
bietet dies eben auch für die Spieler interessante Möglichkeiten für
eine ganz andere Art von Kampagne.

Die Turnierregeln
Das Bogenschießen: Geschossen wird auf eine festgelegte Ent- der. Ziel ist es, das Banner des Gegners zu erobern. Wer das
fernung mit fünf Pfeilen auf ein Ziel. Gezählt wird die Anzahl der schafft, hat für seine Mannschaft den Sieg geholt. Die ein-
Treffer. Wer die meisten Treffer hat, ist Sieger. Bei mehreren Schüt- zelnen Kämpfer scheiden aus, wenn sie nach den normalen
zen mit gleicher Trefferzahl (wahrscheinlich), gehen diese Schüt- Regeln kampfunfähig sind, oder das markierte Kampffeld
zen solange in weitere Runden, bis nur noch einer übrig ist. verlassen. Beim Gestampfe gibt es drei Siegsteine zu ge-
winnen, die an den Bannerträger der siegreichen Mannschaft
Stockfechten: Zwei Kämpfer auf einem Balken. Es geht los, übergeben werden.
sobald beide Kämpfer auf dem Balken sind. Es verliert, wer runter
fällt. Gefochten wird im KO-System. Der Bardenwettstreit: Dieser Wettstreit ist der Herrin
Hesinde gewidmet. Vorgetragen werden können Lieder, Gedich-
Schwertkampf, Zweihänder: Kämpfe im KO-System nach te oder Geschichten, sowohl einzeln, als auch in der Gruppe. Wich-
normalen Kampfregeln. tig: Das Vorgetragene muss selbstverfasst sein. Jeder Wettstreiter
darf aber nur einmal pro Runde mit einem Werk auftreten. Die
Lanzenstechen: Ziel ist es, vom „fahrenden“ Pferd (einem Anzahl der Runden richtet sich nach der Anzahl der Teilnehmer. In
Holzschlitten) mit der Lanze in einen Ring zu treffen. Wer es jeder Runde erfolgt die Abstimmung über den Sieg per Handzei-
schafft, ist eine Runde weiter. Die Anzahl der Teilnehmer re- chen im Publikum.
duziert sich von Runde, zu Runde, bis nur noch ein Sieger
über ist. Der Redewettstreit: Je zwei Kontrahenten wird ein
aventurischer Rechtsfall geschildert und sodann ausgelost, wer eine
Gestampfe: Hier kämpfen Mannschaften gegeneinan- zeitlich begrenzte Verteidigungs- oder Anklagerde halten muss. Die
der. Als Mannschaft zählt jede Gruppe von Kämpfern, die Zuhörer zeigen dann per Handzeichen ihre Gunst. Dieser Wettstreit
sich zu Beginn der Disziplin unter ein Banner stellt. Es ist dem Herrn Praios gewidmet und erinnert daran, dass ein Adeli-
kämpfen immer zwei bis drei Mannschaften (je nach Ge- ger nicht Kriegsherr allein ist, sondern auch Recht sprechen muss.
samtzahl) nach den üblichen Kampfregeln gegeneinan-

Anmerkungen zum Ambiente


Ob im Live-Rollenspiel Stimmung aufkommt, hängt vor allem am Becher und Trinkhörner oder wickelt einfach etwas dunklen Stoff
Ambiente und das Ambiente hängt auch an Euch. um die Flasche.
* Bitte verschiebt Out-Time-Gespräche in Liveszenen dorthin, wo * Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn ihr eure Autos auf
niemand mithört. den Hof fahrt, um dort zu entladen. Seid nur bitte so nett und
* Stellt eure Handys aus, oder als Eltern oder SL/NSC auf fahrt sie danach auf den Parkplatz oder tarnt sie als aventurische
Vibrationsalarm. Kutsche.
* Nicht jeder hat die Zeit und das Geld, um sich eine teure Ge- * Wer immer etwas mitbringen kann, um das Ambiente zu stüt-
wandung zusammenzustellen, doch versucht wenigstens auf all- zen ist uns damit herzlich willkommen. Seien es Ritterzelte,
zu irdische Sachen wie Turnschuhe zu verzichten. Verkaufsstände, Tücher, ambientetaugliche Hocker und Stühle,
* Cola-Flaschen bei groß inszenierten Live-Szenen versauen üb- Laternen oder Banner. Unser Fundus ist begrenzt, weil wir den
rigens jedes Kon-Video. Die Alternative: Füllt die Getränke in Teilnahmebetrag begrenzen. Entsprechend sind wir für jede Hilfe
mitgebrachte neutrale Flaschen oder Krüge um, nutzt irdene dankbar.

Irdisches zu Albernia 13
LARP-Regeln
Einige Teile des Konventes werden in Larp-Form ausge- Wir arbeiten ohne Trefferzonen. Die sind zwar realisti-
spielt, daher braucht es dafür natürlich ein paar Regeln. Da scher, aber auch komplizierter, da wir dann auch Lebens-
aber die wenigsten von Euch passionierte Larper sind, ha- energie auf Zonen verteilen müssten und wir alle lieber spie-
ben wir uns bemüht, alles ganz kurz und einfach zu halten. len als rechnen.

Allgemeines: Im Larp gilt – du kannst, was du kannst. Wer Magie: Wahrscheinlich haben wir nichts Magiebegabtes da-
unbedingt den hünenhaften bärenstarken Nordmann spielen bei. Falls doch, laufen Zauber wie folgt ab. Wer zaubert, tut
will, aber nur 60 kg auf 1,70 m verteilt und nach einem das so, dass sein Gegenüber erkennt, welcher Zauber gewirkt
Klimmzug im Wind hängt wie ein nasses Handtuch, sollte wird (Gestik, Formel etc.) Zur Not muss mit einer geflüster-
seine Wahl vielleicht noch mal überdenken. ten Erklärung nachgeholfen werden. Das „Zauberopfer“
Die SL wird während des Kons mit weißen Schärpen ge- spielt dann den Effekt.
kennzeichnet sein und darf intime getrost ignoriert werden. Wird ein Zauber gewirkt (egal welcher), wird mit einem
Einige von uns werden auch zwischen verschiedenen Rollen W20 gegen die Zauberfertigkeit gewürfelt. Geht dieser Zau-
wechseln. Königin Invher hat sich also nicht als einfache ber auch gegen die Magieresistenz, wird diese mit der Zauber-
Magd verkleidet, sondern es gilt: Neuer Rock – Neue Rolle. fertigkeit verglichen. Wer mehr Punkte hat (MR oder ZF)
Wer eine laufende Live-Szene passieren muss, aber zu ei- setzt sich durch. Geheime Zauber oder größere Geschichten
nem anderen Plot-Strang gehört, der drückt sich bitte schwei- laufen über die SL.
gend am Rand entlang und verkreuzt die Arme vor der Brust.
Für alle anderen heißt dies: Diese Person ist nicht da und Sicherheit: Natürlich liegt uns die Sicherheit besonders am
wird ignoriert. Herzen. Daher gibt es hier einige wenige, dafür aber umso
wichtigere Regeln.
Lebensenergie: Schaut auf Euren normalen Charakterbogen 1. Jede Waffe, gleich ob Bogen, Pfeile, Schwert, Schild oder
und teilt die Lebensenergie durch zehn. Danach wird nor- was auch immer wird von uns am Freitag überprüft und
mal (also mathematisch) gerundet und das Ergebnis ist Eure zugelassen (oder auch nicht). Was nicht zugelassen wird,
LE. Sie sollte nun zwischen zwei und vier betragen. Sinkt wird auch nicht benutzt.
sie während des Konventes auf null, ist der Charakter 2. Keine Stiche, nur Schläge.
bewusstlos. Er stirbt, wenn nun ein gezielter Todesstoß durch- 3. Nicht in die Weichteile, nicht auf den Kopf oder gegen
geführt wird. Regeneriert wird verlorene Lebensenergie mit den Hals.
einem Punkt pro drei Stunden, durch einen Heiltrank oder 4. Kinder in der Nähe? Kein Kampf. Grundsätzlich gilt: El-
eine gelungene Wundversorgung mit einem sofortigen Punkt. tern haften für ihre Kinder.
5. Kein Nahkampf, es sei denn, dieser ist eigens einstudiert
Schaden: Jede normale Waffe macht pro Treffer einen und mit der SL abgesprochen.
Trefferpunkt. Zweihändige Waffen (keine Kampfstäbe, die 6. Der Ruf „Medicus“ oder „Heiler“ ist intime. Ruft jemand
nur einen) und Pfeile verursachen zwei Trefferpunkte. nach einem „Sani“ oder „Arzt“ wählt die Orga 112. Also
In den Turnierkämpfen ist der Schaden Ausdauerschaden. überlegt Euch genau, was Ihr ruft. Ertönt der Ruf „Stopp“
Er wirkt sich genauso aus und auch die Ausdauer ist gleich ist irgendwas passiert und alle Aktionen sind sofort zu
der Lebensenergie, nur regeneriert er sich schneller. Nach unterbrechen.
jedem vollendeten Kampf ist der Kämpfer für die nächste 7. Play it safe: Verletzungen bei körperlichen Aktivitäten
Runde wieder „voll“. lassen sich nie ausschließen. Laufen, springen, klettern
etc. geht es langsam an. Bricht sich jemand die Gräten,
Rüstung: Ihr errechnet den Gesamtrüstungsschutz der von übernehmen wir keine Verantwortung. Den Ärger mit Eu-
Euch tatsächlich getragenen Rüstung nach den ganz norma- rer Versicherung habt Ihr allein.
len Regeln. Jeder Rüstungsschutzpunkt absorbiert einen 8. Restrisiko: Mit obigen Regeln wollen wir echte Verlet-
Trefferpunkt. Der Rüstungsschutz wird also aufgebraucht. zungen vermeiden. Ein Restrisiko bleibt immer. Gerade
Ist dies geschehen, sind die folgenden Treffer Schadens- blauen Flecken und ähnliche Klein-Blessuren gehören bei
punkte. einem Kampf schon mal dazu. Wer damit ein echtes Pro-
blem hat, sollte sich bei solchen Szenen zurückhalten.

14 Irdisches zu Albernia
Die Zauberbarden
Eine optionale Spielhilfe von Nina Hassmann - Teil 1

„Mit den ersten Schlägen der Harfe verklang jede Unterhal- zessinnen und Heldentaten, und beklagen in ihren Liedern
tung in der von Feuerschein erfüllten Halle. Ritter wie Gesinde Krieg, Tod und Hungersnot. Sie sind es, die den gekrönten
hielten ein, ließen sich schon mit den ersten Klängen in Bande Häuptern ihre Beinamen geben und die Feinde Albernias mit
schlagen. Halb melodisches Gedicht, halb gehauchtes Lied hob ihren Spottversen schmähen. Ohne einen Barden ist ein Fest
die Stimme des Sängers an, sich mit der Melodei seines Instru- kein Fest, eine Krönung keine Krönung und nicht einmal
mentes zu verbinden und gemeinsam erzählten sie dem Publi- eine Totenwache eine Totenwache.
kum eine Sage aus längst vergessenen Tagen. Plötzlich flacker-
te des Feuers Glut und zu Nebel wurde, was gerade noch Rauch ZAUBERBARDE (13 GP; zeitaufwendig)
war. Die Halle verschwand und weites Heideland lag rund her- Voraussetzungen: SO mind. 6, KL 12, IN 12, CH 13, FF 12
um. Der Boden erzitterte unter den Hufen der Rösser jener Modifikationen: MR +1, +6 AsP
Helden, die gerade noch Teil der Erzählung des Barden waren. Automatische Vor- und Nachteile: Halbzauberer (mit der
Nun waren sie zauberhaft zum Leben erwacht und das Publi- Einschränkung auf magische Lieder); Neugier 5
kum war Teil der Legende.“ Kampf: Dolche +2, Raufen +3
Körper: Selbstbeherrschung +1, Sich Verstecken +1, Sin-
Die Zauberbarden gen +7, Sinnenschärfe +2, Tanzen +3, Zechen +1
Die Kunst, durch Lieder und Musik Magie zu wirken, hat Gesellschaft: Betören +2, Etikette +3, Lehren +5, Men-
besonders in Albernia lange Tradition. Wahrscheinlich geht sie schenkenntnis +4, Sich Verkleiden +2, Überreden +4, Über-
gar auf die Elfen und ihre zauberkräftigen Lieder zurück. Je- zeugen +2
doch findet diese Magietradition keine allzu große Beachtung Natur: Wildnisleben +3, Orientierung +1, Wettervorhersage +1
außerhalb des westlichen Königreichs. Und auch innerhalb Wissen: Geographie +3, Geschichtswissen +6, Götter/Kulte
Albernias sind die wenigen Barden, die magisches Talent be- +3, Heraldik +1, Rechnen +2, Rechtskunde +3, Sprachen-
sitzen und von einem Lehrmeister in dieser Kunstform unter- kunde +2, Staatskunst +1, Sagen/Legenden +7
richtet wurden, kaum bekannt. Für die meisten Leute sind die Sprachen/Schriften: Lesen/Schreiben [Mutter- oder Ver-
Seherbarden und zauberkundigen Weisen aus alten Legenden kehrssprache] +5, Sprachen Kennen [eine Fremdsprachen] +6
eben nur das: Legenden. Und doch gibt es sie wirklich. Sie Handwerk: Holzbearbeitung +3, Musizieren +6, Schneidern +2
haben eine ganz besondere Beziehung zu den Anderswelten Sonderfertigkeiten: Ritualkenntnis (Zauberlieder) +4,
und ihren Bewohnern, und auch wenn es meistens nur einem Runenkunde
besonderen musikalischen Talent zugeschrieben wird, so kön- Verbilligte Sonderfertigkeiten: Nandusgefälliges Wissen,
nen sie ihre Zuhörer mit ihren Liedern nicht nur metaphorisch Talentspezialisierung (Musizieren)
verzaubern. Ausgebildet werden sie einzeln von einem der sehr Lieder: Lieder im Wert von 750 AP
wenigen Lehrmeister in Albernia. Von der Wahl des Lehrmei- Empfohlene Vor- und Nachteile: Feenfreund, Glück, Gut-
sters ist auch die Wahl der Instrumente abhängig. Nur in der aussehend, Gutes Gedächtnis, Koboldfreund, Magiegespür,
Baronie Weidenau, in der Halle der lebendigen Erinnerung, der Prophezeien, Schutzgeist, Soziale Anpassungsfähigkeit,
Bardenschule des Malachias ui Gial gibt es ebenfalls einen Sprachgefühl, Verbindungen, Wohlklang; Eitelkeit, Medium,
magischen Lehrer, der von Zeit zu Zeit auch mehr als nur einen Neugier, Verpflichtungen (gegenüber einem Adligen oder ei-
Schüler unterweist. Doch für Uneingeweihte unterscheiden sich nem Lehrherrn), Wahrer Name
diese Schüler nicht weiter von ihren nichtmagischen Mitschü- Ungeeignete Nachteile: Übler Geruch, Unansehnlich, Wi-
lern. derwärtiges Aussehen, Unangenehme Stimme
Barden spielen in Albernia schon von jeher eine besondere Ausrüstung: Einfache, auffällige Kleidung, ein Satz teure-
Rolle. Sie genießen als Gelehrte ein hohes Ansehen im Volk rer Kleidung für besondere Anlässe, mindestens ein Melodie-
und sind oftmals neben den Dienern der Zwölfe die einzigen instrument (z.B. Fiedel, Flöte, Schalmei, Sackpfeife), min-
weit und breit, die des Lesens und Schreibens mächtig sind. destens ein Begleitinstrument (z.B. Harfe, Laute, Drehleier),
Sie sind das Gedächtnis der Albernier und überliefern seit Jahr- Pergamente mit Legenden und Liedern, Schreibzeug, Dolch,
hunderten die Geschichte und Geschichten des Landes. Sie Rucksack, Weinschlauch, Tuchbeutel
besingen Krönungen, neugeborene Thronerben, liebliche Prin- Besonderer Besitz: Reichverziertes, teures Instrument

Irdisches zu Albernia 15
Die Zauberlieder Merkmale: Herrschaft
Um die Magie der Musik zu weben, muss der Bardin zu-
nächst eine (evtl. erschwerte) Probe auf ihr Musizieren- oder DURCH DEN NEBELSCHLEIER
Singen-Talent gelingen. Gelingt diese Probe, unterläuft ihr kein Lernkosten: 200 AP
technischer Fehler und schon die wunderschöne Musik alleine Ritualprobe: MU/CH/CH
zieht das Publikum in ihren Bann. Misslingt die Probe, mag die Technik: Der Barde stimmt sich auf die Anderswelt ein und
Musik zwar immer noch schön klingen, doch die Magie kann stimmt ein fremdartig klagendes und zugleich fröhlich sanftes
sich gar nicht erst entfalten. Die zweite Probe kann getrost ent- Lied an.
fallen. Diese Probe wird auf das Talent Ritualkenntnis (Zauber- Zauberdauer: 10 Aktionen
lieder) abgelegt, die je nach Lied modifiziert wird. Zusätzlich Wirkung: Der Barde oder eine Person, die ihn berührt, kann
zu den RkP* stehen der Bardin die TaP* aus ihrer Musizieren- einen kurzen Blick in die nächstgelegene Anderswelt werfen.
Probe zur Verfügung. Misslingt diese Probe, bleibt die magi- Er kann sogar versuchen, sich mit den Wesen dort zu unterhal-
sche Wirkung aus. Das Lied kann erst wiederholt werden, wenn ten, so sie ihn verstehen (Meisterentscheid). Dies funktioniert
es ganz beendet ist. Allerdings ist es natürlich etwas seltsam, natürlich nur, wenn eine Feenwelt in der Nähe ist.
wenn der Barde zweimal hintereinander das gleiche Lied spielt. Kosten: 7 AsP
Für das misslungene Lied muss die Hälfte der AsP-Kosten ab- Zielobjekt: Einzelperson
gezogen werden. Reichweite: selbst; der Blick in die Feenwelt geht so weit wie
Unabhängig davon, wie viele Zuhörer dem Lied lauschen, die Sicht des Barden reicht.
kann die Zauberwirkung höchsten RkW Personen betreffen. Wirkungsdauer: RkP*/2 Spielrunden
Um selbst die Personen auswählen zu können, muss der Bardin Merkmale: Hellsicht, Limbus
während des Spielens eine Selbstbeherrschungs-Probe gelin-
gen. Dadurch ist allerdings auch die Musizieren- bzw. Singen- LEBENDIGE LEGENDE
Probe um 3 Punkte erschwert. Verzichtet die Bardin auf diese Lernkosten: 250 AP
Probe oder misslingt sie, entscheidet der Meister. Ritualprobe: KL/CH/FF + (höchste) MR (+ 1 für jeden weite-
ren zu bezaubernden Zuhörer)
Soll die Magie von mehreren Barden gewirkt werden, ist die Technik: Der Barde konzentriert sich mit geschlossenen Au-
Musizieren- bzw. Singen-Probe pro teilnehmenden Barden um gen auf den Traum, den er erzeugen will, und singt und spielt
1 Punkt erschwert. Als endgültiges Ergebnis der Ritualkenntnis- dabei sein Lied. In diesem Lied beschreibt er was zu sehen und
Probe gilt das niedrigste RkP*-Ergebnis aller Teilnehmer plus zu hören ist. Er erzählt die Geschichte, die seine Zuhörer in
die Anzahl der Tänzer. ihrem Traum erleben sollen, und begleitet sich dabei auf Harfe
oder Laute.
DICHTERLIED Zauberdauer: 5 Aktionen zur Vorbereitung
Lernkosten: 100 AP Wirkung: Die Zuhörer schließen die Augen und durchleben in
Ritualprobe: KL/IN/CH einem Tagtraum die Geschichte, die der Barde ihnen erzählt.
Technik: Der Barde singt diese Lied ohne Begleitung und mit Seine Melodie und seinen Gesang nehmen sie nicht mehr wahr.
einem festgelegten Text in Paarreimen: Die Realitätsdichte beträgt RkP* Punkte.
Mensch, du musst ein Esel sein, Kosten: 4 AsP/SR
denn ich sehe du hast kein Zielobjekt: Einzelperson
Kunstverständnis. Das geht dir Reichweite: Hörweite
völlig ab und glaube mir, Wirkungsdauer: Solange gespielt wird.
das zeugt nicht grad von Intellekt. Merkmale: Illusion, Verständigung
Ich rat’ dir, halte dich bedeckt!
Denn biste selbst zu blöd zum reimen, LEIHT MIR EUER OHR!
dann mein Lieber, würd’ ich meinen, Lernkosten: 200 AP
tust du besser gar nichts kund, Ritualprobe: MU/IN/IN
sondern hältst jetzt deinen Mund! Technik: Der Barde spielt ein beliebiges Lied, ob traurig oder
Zauberdauer: 4 Aktionen fröhlich.
Wirkung: Wie Dichter und Denker. Zauberdauer: 1 SR, dann tritt die Wirkung ein.
Kosten: 4 AsP Wirkung: Alle Zuhörer, deren MR niedriger ist als die RkP*
Zielobjekt: Einzelperson der Ritualkenntnisprobe, widmen dem Lied ihre gesamte Auf-
Reichweite: 3 Schritt merksamkeit. Alles andere um sie herum verliert an Bedeu-
Wirkungsdauer: RkP*/2 Spielrunden tung, sie konzentrieren sich nur noch auf das Lied und fühlen

16 Irdisches zu Albernia
die Stimmung besonders intensiv mit. Wenn die Wirkungsdauer an eine bestimmte Sache, zum Beispiel das Aussehen einer
endet, steht den Betroffenen eine KL-Probe um die RkP* er- Person zu einem bestimmten Zeitpunkt, oder das Innere eines
schwert zu, um zu bemerken, dass sie verzaubert worden sind. Raumes, zu erinnern, wird um RkP*/2 Punkte erleichtert.
Kosten: 10 AsP +1 AsP pro SR Der Spruch kann auch genutzt werden, um durch Sprüche wie
Zielobjekt: Mehrere Personen Erinnerung verlasse dich! oder Memorabia falsifir Verzauberte
Reichweite: Hörweite ihr Gedächtnis wiederzugeben. Er wirkt dann wie ein Beherr-
Wirkungsdauer: variabel (siehe Kosten), der Barde muss die schung brechen (Erschwerung um ZfP* und 1/5 der AsP des
gesamte Zeit hindurch weiterspielen Spruches, Kosten +1/5 AsP des zu brechenden Spruches, evtl.
Merkmale: Einfluss permanente Kosten, zusätzliches Merkmal: Antimagie)
Kosten: 7 AsP
LIEBESLIED Zielobjekt: Einzelperson
Lernkosten: 100 AP Reichweite: Selbst; Hörweite
Ritualprobe: IN/CH/CH + (höchste) MR (+ 1 für jeden wei- Wirkungsdauer: sofort
teren zu bezaubernden Zuhörer) Merkmale: Hellsicht, Eigenschaften
Technik: Der Barde singt ein melancholisches Liebeslied und
begleitet sich dabei selbst. LIED DER FEEN
Zauberdauer: 1 SR Lernkosten: 150 AP
Wirkung: Der Barde wirkt auf die bezauberten Zuhörer be- Ritualprobe: IN/IN/CH
gehrlicher und sein Betören-Wert steigt ihnen gegenüber um Technik: Der Barde singt ein lockendes, fröhliches Lied, um
RkP* Punkte. Selbstbeherrschungs-Proben gegen die Betörung die Neugier von eventuell anwesenden Feenwesen zu erregen.
sind um die TaP* erschwert. CH-Proben sind für den Barden Zauberdauer: 7 Aktionen
um 3 Punkte erleichtert. Wirkung: Wenn die Probe gelingt, taucht ein Feenwesen auf.
Kosten: 7 AsP Eine CH-Probe entscheidet, ob es über den Ruf des Barden
Zielobjekt: Einzelperson verärgert ist oder nicht. Ist es verärgert, wird es einfach wieder
Reichweite: Hörweite; Selbst verschwinden oder dem Barden einen Streich spielen. Andern-
Wirkungsdauer: RkP* Stunden falls mag es ihm vielleicht sogar einen Gefallen tun.
Merkmale: Eigenschaften, Illusion Kosten: 7 AsP
Zielobjekt: Einzelwesen
LIED DES BUNDES Reichweite: Hörweite
Lernkosten: 100 AP Wirkungsdauer: je nach Situation.
Ritualprobe: IN/CH/KO Merkmale: Herbeirufung
Technik: Alle Teilnehmer spielen das Lied gemeinsam, die
unterschiedlichen Melodien fügen sich zu einem großen Gan- LIED DER FEIERLAUNE
zen zusammen. Für gemeinsam gewirkte Zauberlieder ändert Lernkosten: 150 AP
sich dann die Melodie entsprechend. Ritualprobe: IN/CH/CH
Zauberdauer: 30 Aktionen Technik: Der Barde spielt eine erheiternde Melodie auf seiner
Wirkung: Wie Unitatio. Fiedel.
Kosten: Für jeden Mitwirkenden 1 AsP Zauberdauer: 1 SR
Zielobjekt: Mehrere Personen Wirkung: Die Stimmung aller Zuhörer, deren MR niedriger
Reichweite: Hörweite, Kreis als die RkP* des Barden ist, verbessert sich, sie sind ausgelas-
Wirkungsdauer: Solange gespielt wird. sener und fröhlicher, und bewerten Speisen und Unterhaltung
Merkmale: Verständigung, Kraft besser, als sie es sonst täten. Die Unterhaltungen untereinander
erscheinen geistreicher und gewitzter, die Anwesenden inter-
LIED DES ERINNERNS essanter und attraktiver. Jeder Verzauberte erhält anderen Ver-
Lernkosten: 150 AP zauberten gegenüber folgende Änderungen: CH +1, eine Ver-
Ritualprobe: KL/KL/IN schiebung um eine Kategorie auf der Aussehens-Skala Wider-
Technik: Der Barde spielt eine lustige, kleine Melodie auf sei- wärtiges Aussehen – Unansehnlich – normal – Gutaussehend -
ner Flöte, von der jeder Zuhörer glaubt, sie sicher schon mal Herrausragendes Aussehen in Richtung Heraussagendes Aus-
irgendwo gehört zu haben… sehen. Schwache soziale Nachteile wie Schüchternheit u.ä. ver-
Zauberdauer: eine SR schwinden.
Wirkung: Das Lied hilft der verzauberten Person oder dem Kosten: 8 AsP
Barden selbst sich zu erinnern. Eine Klugheitsprobe, um sich Reichweite: Hörweite

Irdisches zu Albernia 17
Wirkungsdauer: RkP* Stunden wie die Summe aus RkP* und der zur Sicherung investierten
Merkmale: Einfluss, Eigenschaften AsP beträgt. Jede Kryptographie-Probe dauert einen Tag.
Kosten: 3 AsP für ein Blatt Pergament plus eine beliebige An-
LIED DER FERNE zahl AsP für zusätzliche Sicherheit.
Lernkosten: 150 AP Zielobjekt: Einzelobjekt
Ritualprobe: IN/CH/KO Reichweite: Berührung
Technik: Der Barde konzentriert sich auf die Person(en) (höch- Wirkungsdauer: bis zur nächsten Sonnenwende
stens RkW/2 Personen), die sein Lied hören soll, und beginnt Merkmale: Objekt, Verständigung
sein Lied.
Zauberdauer: 40 Aktionen LIED DER MAGIE
Wirkung: Die Melodie, die der Barde spielt, ist für alle zu hö- Lernkosten: 100 AP
ren, für die das Lied gedacht ist, unabhängig von ihrer Entfer- Ritualprobe: KL/KL/IN
nung zu ihm. Der Empfänger hört die Melodie (keinen evtl. Technik: Der Barde konzentriert sich auf die Person oder den
Gesang) in seinem Geist und weiß, dass es ein Zauber ist. Gegenstand vor sich und besingt Mada in seinem Lied.
Kosten: 6 AsP + 1 AsP pro SR Spielzeit Zauberdauer: 15 Aktionen
Zielobjekt: Einzelperson Wirkung: Ein magischer Gegenstand oder eine magische Per-
Reichweite: selbst; kontinentweit son erscheint dem Barden von einer Aura aus Nebel umgeben.
Wirkungsdauer: nach AsP-Aufwand, höchstens jedoch RkP*/2 SR Er erhält einen Eindruck von der emotionalen ‚Färbung’ eines
Merkmale: Verständigung Zaubers. Bei magischem Schutz ist die Probe um die Hälfte der
ZfP* erschwert.
LIED DER GEFÜHLE Kosten: 6 AsP
Lernkosten: 100 AP Zielobjekt: Einzelobjekt; Einzelperson
Ritualprobe: KL/IN/IN + (höchste) MR (+1 für jeden weite- Reichweite: RkW Schritt
ren zu bezaubernden Zuhörer; +3 für ein Tier) Wirkungsdauer: 1 KR
Technik: Der Barde läßt sich von seinem eigenen Gefühl dabei Merkmale: Hellsicht, Kraft, Metamagie
leiten, wie er die Melodie formt. Die Melodie ist nie für zwei
Zuhörer oder zu zwei Zeitpunkten die Gleiche. LIED DER MÄRCHEN
Zauberdauer: mindestens 1 SR Lernkosten: 150 AP
Wirkung: Das Lied wirkt wie der Zauber Sensibar Empathicus. Ritualprobe: KL/IN/CH + (höchste) MR (+ 1 für jeden weite-
Der Barde kann die Gefühle und Stimmungen des/der Zuhörer ren zu bezaubernden Zuhörer)
erkennen. Technik: In langen, fließenden Melodien gleitet das Lied da-
Kosten: je 3 AsP pro angefangener 10 Aktionen nach der er- hin. Der Barde erzählt seine Geschichte, während er die Melo-
sten SR die spielt.
Zielobjekt: Einzelperson Zauberdauer: 1 SR
Reichweite: Hörweite Wirkung: Der Verzauberte ist bereit, die Geschichte, die der
Wirkungsdauer: nach AsP-Aufwand (A) Barde in seinem Lied erzählt, als wahr zu glauben. Der Barde
Merkmale: Hellsicht kann auch auf diese Weise jemanden eine Lüge glauben ma-
chen oder zu etwas überreden, ähnlich dem Zauber Seidenzunge
LIED DES GEHEIMEN WISSENS Elfenwort.
Lernkosten: 150 AP Kosten: 6 AsP
Ritualprobe: KL/KL/IN Zielobjekt: Einzelperson
Technik: In komplexen und ineinander verschlungenen, sich Reichweite: Hörweite
ständig umkreisenden Themen und Gegenthemen scheint sich Wirkungsdauer: RkP* Spielrunden
der unbegleitete Gesang im Kreis zu drehen. Merkmale: Einfluss
Zauberdauer: 1 Spielrunde LIED DER SCHRIFTEN
Wirkung: Das Schriftstück, das der Barde verzaubert, verwan- Lernkosten: 250 AP
delt sich in unlesbare, obskure Zeichen. Nur der Barde selbst Ritualprobe: KL/KL/IN
oder Kenner des von ihm gewählten Lösungswortes können es Technik: Während der Barde das Schriftstück oder die Inschrift
entziffern. Wird es ausgesprochen, erscheinen für eine Spiel- liest, spielt er wie nebenbei seine Melodie.
runde die ursprünglichen Schriftzeichen. Ohne Magie kann die Zauberdauer: 20 Aktionen zur Vorbereitung
Zauberschrift nur entschlüsselt werden, wenn in mehreren Kryp- Wirkung: Der Barde ist in der Lage, fremde oder alte Schrift-
tographie-Proben zehnmal so viele TaP angesammelt werden, zeichen zu entziffern, auch wenn er nicht die geringste Ahnung

18 Irdisches zu Albernia
davon hat. Für Schriften von fremdartigen Wesen kann ein Zu- Reichweite: selbst
schlag von bis zu 3 Punkten verhängt werden. Ebenso einen Wirkungsdauer: Nach AsP-Aufwand (vorher festgelegt).
Punkt für jeden Punkt, den die Sprache und die Schrift eine Merkmale: Form
höhere Komplexität als 18 aufweisen. Man benötigt mindestens
Komplexität der Sprache –ZfP* Aktionen, um eine gewünsch- LIED DES WINDES
te Textpassage zu verstehen. Die Lesezeit beträgt KL Worte Lernkosten: 100 AP
pro KR. Verschlüsselungen können nicht entziffert werden. Ritualprobe: IN/IN/CH
Kosten: 5 AsP für die geänderte Wahrnehmung und 1 AsP pro Technik: Der Barde stimmt sich an einem ruhigen Ort auf die
10 KR Winde ein. Die Melodie selbst ist wie das Rauschen und Flü-
Zielobjekt: Einzelobjekt stern des Windes und kann nur mit einer Flöte wirklich gut
Reichweite: 3 Schritt gespielt werden. Spielt der Barde ein anderes Instrument, ist
Wirkungsdauer: je nach AsP-Einsatz (A) die vorangehende Musizieren-Probe um 2 Punkte erschwert.
Merkmale: Hellsicht Zauberdauer: mindestens 1 SR
Wirkung: Der Barde erfährt Eindrücke, die der Wind ihm zu-
LIED DER SEELE trägt. Sowohl reale als auch visionäre Bilder, Töne und Stim-
Lernkosten: 150 AP mungen. Das Bild ist nicht konkret und zusammenhängend.
Ritualprobe: KL/IN/IN + MR Die Eindrücke kommen aus der Windrichtung. Bei drehendem
Technik: Die Melodie schmeichelt und umgarnt, säuselnd und Wind, werden sie ungenauer und verzerrter. Das Bild wird deut-
fließend nimmt sie den Zuhörer gefangen, lässt ihn sein Inner- licher, je länger gespielt wird.
stes nach außen bringen. Kosten: 3 AsP/SR
Zauberdauer: 2 SR Zielobjekt: Einzelperson
Wirkung: Das Lied wirkt wie der Zauber Seelentier erkennen. Reichweite: selbst – wie weit der Wind die Eindrücke getra-
Der Barde erhält einen Eindruck vom Wesen seines Gegenübers. gen hat, ist Meisterentscheid
Kosten: 7 AsP Wirkungsdauer: Solange gespielt wird.
Zielobjekt: Einzelperson Merkmale: Hellsicht, Elementar (Luft)
Reichweite: Hörweite
Wirkungsdauer: augenblicklich SEHT DEN NARREN!
Merkmale: Hellsicht Lernkosten: 150 AP
Ritualprobe: MU/IN/CH
LIED DER TIERGESTALT Technik: Bösartig gereimte Spottverse werden vorgetragen und
Lernkosten: 250 AP mit der Drehleier oder Laute begleitet.
Ritualprobe: MU/IN/GE Zauberdauer: 1 Minute
Technik: Der Barde singt und begleitet sich dabei selbst auf Wirkung: Der Barde verspottet eine Zielperson, so dass sein
einem Instrument. Schließlich legt er es beiseite und singt nur Charisma allen Zuhörern gegenüber, deren MR kleiner ist als
noch bis sein Gesang in den Ruf des Tieres übergeht, in das er die RkP* des Barden, um RkP*/2 Punkte fällt. Die Ritualprobe
sich verwandelt. wird je nachdem, wie gut der Barde die verspottete Person kennt,
Zauberdauer: 2 SR im Rahmen von +5 (noch nie gesehen, oder von ihm gehört)
Wirkung: Der Barde verwandelt sich in sein Seelentier. Er kann bis -3 (jahrelange Bekanntschaft) modifiziert. Während der
sich in keine anderen Tiere verwandeln. Seine Kleidung wird Barde spielt, ist er vor Angriffen des Verspotteten sicher, sofern
nicht mitverwandelt. In der Tiergestalt behält er seine geistigen dessen MR geringer ist, als die RkP* der Zauberprobe – da-
Eigenschaften, erhält aber die körperlichen Eigenschaften des nach jedoch wird das Opfer wahrscheinlich, je nach Tempera-
Tieres (s. ZBA). Er kann nicht zaubern, sich aber willentlich ment, mit Jähzorn, Rachsucht oder Scham reagieren.
jederzeit zurückverwandeln. Je nachdem, ob die Intuition oder Kosten: 10 AsP
die Klugheit höher ist, überwiegt das Wesen des Menschen oder Zielobjekt: mehrere Personen
des Tieres. Typische Tiere für Barden sind Rabenvögel, Adler, Reichweite: Hörweite
Falke, Schwan, Wolf und Hirsch. In der Tiergestalt sieht der Wirkungsdauer: RkP* Tage
Barde auch Tore in die Anderswelt ganz klar und kann sie ohne Merkmale: Einfluss, Illusion
Schwierigkeiten passieren. Natürlich birgt das ein gewisses
Risiko, wenn er nicht weiß, ob und wie der Zeitfluss sich dort SPIELMANNSFLUCH
von seiner Welt unterscheidet. Lernkosten: 150 AP
Kosten: 4 AsP für die Verwandlung und 2 weitere pro SR. Ritualprobe: MU/MU/CH
Zielobjekt: Einzelperson Technik: Ein bösartig hervorgestoßener Fluch: Verflucht seist

Irdisches zu Albernia 19
du, einen Barden zu verärgern! Kosten: 5 AsP pro Spielrunde
Zauberdauer: 10 Aktionen Zielobjekt: Einzelperson
Wirkung: Es ist gefährlich, einen Barden zu verärgern. Jeder Reichweite: selbst; die Reise kann maximal RkW x 200 Mei-
in Albernia weiß darum, und das macht einen guten Teil der len weit führen.
Bedeutung der Barden aus. Jeder kennt den Fluch, viele hatten Wirkungsdauer: nach AsP-Einsatz (A)
ihn schon auf den Lippen. Der Fluch gehört mit Sicherheit zu Merkmale: Verständigung
den kürzesten Zauberhandlungen, die den zauberkundigen
Barden zur Verfügung stehen, und zu den gefürchtetsten. Nicht ZAUBERSCHLAF
wenige selbst der nichtzaubernden Barden benutzen ihn, um Lernkosten: 150 AP
sich Gehör zu verschaffen. Abergläubische Menschen würden Ritualprobe: KL/CH/CH
viel darum geben, diesen Fluch wieder los zu werden, selbst Technik: Die Melodie ist sanft und einschläfernd. Vielleicht
wenn sie gar nicht wirklich mit ihm belegt wurden. singt der Barde aber auch einfach ein bekanntes Schlaflied.
Aber nicht allzu leichtfertig sollte der Sänger mit dieser Waffe Zauberdauer: 40 Aktionen
umgehen, wird er als ungerechtfertigt aufgefasst, so kann der Wirkung: Durch das Lied wird ein Lebewesen in einen tiefen,
Fluch den Spielmann Ruf und gar Leben kosten – es fragt sich traumlosen Schlaf versetzt, der sowohl heilsam als auch erhol-
dann manchmal, gegen wen der Fluch sich am Ende wandte… sam ist und solange dauert wie eine normale Nachtruhe. Der
Der Fluch bewirkt, dass die verfluchte Person die Nachteile Schlafende erwacht sofort, wenn er angegriffen wird, anson-
Pechmagnet und Tollpatsch erhält. Sollte er einen dieser Nach- sten schläft er aber auch beim größten Krach weiter. Während
teile bereits besitzen, erhält er andere Nachteile derselben Ko- des Schlafes ist die Regeneration der Lebensenergie sogar um
sten, vorzugsweise Aberglaube, Arkanophobie, Dunkelangst. einen Punkt erhöht. Ein lebensbedrohlich Verletzter (LeP 0 oder
Kosten: 15 AsP weniger) kann mit diesem Lied für die gleiche Zeit, also 6 Stun-
Zielobjekt: Einzelperson den, am Leben gehalten werden, regeneriert jedoch nicht. Wäh-
Reichweite: Hörweite rend dieser Zeit muss ihm auf konventionelle Art durch eine
Wirkungsdauer: bis dem Opfer eine Probe auf MR gelingt. gelungene Heilkunde Wunden-Probe, einen Heilzauber oder eine
Hierbei steht ihm eine Probe pro Woche zu. Der Barde kann Liturgie geholfen werden, sonst stirbt er nach Ablauf der 6 Stunden.
den Fluch willentlich vorher beenden. Kosten: 7 AsP
Merkmale: Herrschaft, Dämonisch(Blakharaz) (kaum ein Bar- Zielobjekt: Einzelperson
de weiß von der dämonischen Komponente, sonst würde der Reichweite: Hörweite
Fluch wohl so gut wie nicht mehr angewendet werden) Wirkungsdauer: Eine normale Regenerationsphase
Merkmale: Heilung, Einfluss
TRAUMREISE
Lernkosten: 300 AP ZEITLOSES GEDÄCHTNIS
Ritualprobe: MU/KL/IN Lernkosten: 200 AP
Technik: Der Barde spielt ein meditatives Lied und versetzt Ritualprobe: KL/KL/IN
sich in Trance. Technik: Der Barde konzentriert sich auf das Bild oder Schrift-
Zauberdauer: 6 Spielrunden zur Vorbereitung stück, das er in Erinnerung behalten will und beginnt darüber
Wirkung: Der Geist des Barden trennt sich von seinem Kör- ein meditatives Lied.
per, der quasi alleine weiterspielt, und geht auf Reise. Er be- Zauberdauer: 1 SR
wegt sich mit bis zu GS 15 (50 Meilen pro Stunde). Er kann Wirkung: Der Barde kann alle Bilder, Schriftstücke, Inschrif-
nicht in den Limbus wechseln, aber sich dafür auch in den An- ten und Ähnliches, die er während der Wirkungsdauer betrach-
derswelten aufhalten. Der Geist kann nicht in Praios-Tempel, tet, für immer im Gedächtnis behalten. Um sich eine Seite ei-
Stahlschränke oder antimagische Materie hinein oder durch sie nes arkanen Buches einzuprägen, benötigt der Barde etwa 1
hindurch. Um andere Formen von Materie zu durchdringen, Minute, für profane eine halbe. Desgleichen für eine Inschrift,
muß der Barde 1 AsP pro halbem Schritt Dicke aufwenden. ein Ornament oder ähnliches. Zum Behalten schnell ablaufen-
Um in eine Anderswelt zu wechseln, muss er kein Tor passie- der Vorgänge (Bewegungen, Zaubergesten, Reden etc.) ist das
ren, aber jeweils 3 zusätzliche AsP aufwenden, um hinein und Lied nicht geeignet.
wieder hinaus zu gelangen. Der Zeitfluss in der Anderswelt ist Kosten: 7 AsP (12 bei Vergesslichkeit, 5 bei Gutes Gedächtnis
für ihn unerheblich, wichtig ist wieviel Zeit in der realen Welt und 1 bei Eidetisches Gedächtnis)
vergeht. Wenn er jedoch nicht rechtzeitig zu seinem Körper Zielobjekt: Einzelperson
zurückkehrt, erleidet er pro weiterer SR 2W6 SP. Wenn der Reichweite: selbst
Körper stirbt, wird der Geist zu einer ruhelosen Seele. Der Geist Wirkungsdauer: maximal RkP* Spielrunden
kann mit Hellsichtszaubern erkannt werden. Merkmale: Hellsicht, Eigenschaften

20 Irdisches zu Albernia
Zusätzliche Kulturen
und Professionen
Eine optionale Spielhilfe von Carsten Fritz
Nach Erscheinen der Spielhilfe AM GROß EN FLUSS hatten Wissen: Sagen/Legenden +1
sich viele Spieler geäußert, dass sie gerne wie zuvor bei IN DEN Sprachen: Lesen/Schreiben -3, Sprachen kennen +2 (als Spra-
DSCHUNGELN MERIDIANAS über zusätzliche Professionen zur che muss Rogolan gewählt werden)
Region informiert worden wären. Carsten Fritz hat mit diesem Handwerk: kein Fahrzeug lenken, Holzbearbeitung +5, ein Ta-
Fanprojekt dem Abhilfe geschaffen. lent aus der folgenden Liste +3, ein weiteres +2: Lederarbei-
ten, Schneidern
FARINDELKÖHLERIN Ausrüstung: zusätzlich eine Kiepe
Die Köhler am Rande des Farindelwalds sind eine Randgruppe, Besonderer Besitz: wie Großhändler
die es versteht, sich vor den Gefahren des Waldes durch Vor-
sicht und überlieferte Traditionen zu schützen. Siehe AGF 64, 194. RAMUCHAI
Farindelköhlerin (Variante der Prospektorin [AH 81]; 2 GP; Die Orks des Windhags haben zwar einen großen Teil der Kul-
zusätzliche Voraussetzungen: MU 12, SO höchstens 5): tur des Orklands verloren, doch es gibt unter ihnen immer noch
Automatischer Vorteil: Ortskenntnis (Randgebiet des Farindelwalds) Schamanen, so dass sie nicht gänzlich auf das Niveau von Yurach
Automatischer Nachteil: Randgruppe abgesunken sind. Siehe AGF 97.
Kampf: Blasrohr kann nicht gewählt werden Ramuchai (Variante der Kultur Orkland [AH 65 ff.]; 8 GP):
Körper: Klettern -1, Selbstbeherrschung +2, Schleichen +2 Modifikation: +1 AuP
Gesellschaft: Überreden -2 Körper: Klettern +2
Natur: Fischen/Angeln -1, Orientierung +2, Wettervorhersage Natur: Wildnisleben +1
+1, Wildnisleben +3 Sprachen: Sprachen kennen [Garethi oder Goblinisch] +4, das
Wissen: Pflanzenkunde +3, Tierkunde +1 andere +2 anstatt Sprachen kennen [Garethi oder Thorwalsch]
Handwerk: Handel +2, Holzbearbeitung +3, Schneidern +1 Handwerk: kein Viehzucht
keine Erstprofession; als Geländekunde muss Waldkundig ge- Sonderfertigkeit: Gebirgskundig
wählt werden Weitere mögliche Profession: Straßenräuber (nur Wegelagerer)
empfohlene Vorteile: Feenfreund, Gefahreninstinkt, Glück,
Magiegespür, Viertelzauberer STEINBRUCH-STRÄFLING
empfohlene Nachteile: Aberglaube, Sprachfehler, Übler Geruch, Im Windhag gibt es eine Reihe von Steinbrüchen, in denen
Unansehnlich, Unfähigkeit für gesellschaftliche Talente, Wi- Zwangsarbeiter eingesetzt werden. Meist handelt es sich dabei
derwärtiges Aussehen um glücklose Strauchdiebe, Betrüger und Kleinkriminelle –
ungeeignete Vorteile: Adlige Abstammung, Soziale Anpassungs- Totschläger und Räuber werden üblicherweise aufgehängt. Die
fähigkeit, Titularadel Profession beschreibt einen Sträfling, der ein paar Jahre abge-
ungeeignete Nachteile: Angst vor Feuer, Krankhafte Reinlichkeit arbeitet hat und dann flüchten konnte.
Steinbruch-Sträfling (Variante des Bergmanns [AH 95], +3 GP):
KRAMBOLD Voraussetzungen: MU nur 11, KK nur 12, SO höchstens 3
Krambolde sind Händler, die sich im Koschgebirge auskennen Vorteile: keine Hitzeresistenz
und auch viele ihrer Waren in den Wintermonaten selbst herge- Nachteil: Gesucht I
stellt haben. Siehe AGF 131. Kampf: Dolche +2
Krambold (Variante des Händlers [AH 87 f.]; 6 GP; Körper: Schleichen oder Taschendiebstahl +4, Zechen -1
zusätzliche Voraussetzungen: KL 10 statt KL 12, KO 12, Gesellschaft: Gassenwissen +4, Menschenkenntnis +4, Über-
KK 11, SO höchstens 7): reden +3
Modifikation: +2 AuP Natur: Wildnisleben +1
Kampf: Hiebwaffen +1, Raufen +2 Handwerk: Bergbau -2, Falschspiel oder Handel oder Schlös-
Körper: Athletik +3 statt Reiten, Klettern +4, Zechen +2 ser knacken +4
Gesellschaft: Gassenwissen -1 Sonderfertigkeiten: Gebirgskundig statt Höhlenkundig
Natur: Orientierung +3, Wettervorhersage +2, Wildnisleben +2 Ausrüstung: keine Laterne

Irdisches zu Albernia 21
Harben ist gefallen!
Vereinte Truppen Grangors und
Windhags besiegen Aufständische
HARBEN. Die Belagerung der Haupt- hager Adels, setzte sich selber an die Spit- von einem Frontalangriff ab, da noch gro-
stadt des Windhags hat nunmehr ein Ende. ze eines Sonderkommandos zum Aufspü- ße Mengen Hylailer Feuer innerhalb der
Im Peraine gelang den Gefolgsleuten des ren von Verrätern, nachdem ein Giftan- Mauern vermutet wurden.
im Praios zum zukünftigen Markgrafen schlag auf ihn verübt wurde, dem jedoch Die schlechte Versorgungslage der Be-
bestimmten Herzogs von Grangorien, lediglich einer seiner Hunde zum Opfer fiel. völkerung Harbens bewegte schließlich
Cusimo von Garlischgrötz, zunächst die Gleichzeitig kam es in den Lagern wie- einige tapfere Bürger der Stadt dazu, ihr
Eroberung der Harbener Unterstadt. Bis derholt zu Reibereien zwischen liebfeldi- Leben aufs Spiel zu setzen, und unbestä-
Ende Ingerimm konnte die angeblich un- schen und windhager Kämpfern, dem die tigten Gerüchten zufolge Kontakt mit
einnehmbare Festungsstadt schließlich Heeresführung allerdings konsequent ent- Agenten des designierten Markgrafen auf-
komplett befreit werden. gegentrat. Wie zuvor schon bei den un- zunehmen. In einer mutigen Aktion öff-
rechtmäßigen Plünderungen einiger gran- neten einige Harbener in der Nacht die
Vorangegangen war eine monatelange gorischer Adelstruppen, verhängte der Tore der nördlichen Eslamsfeste und er-
Belagerung Harbens, die an den Kräften Oberbefehlshaber Zandor von Nervuk möglichten so den grangorisch-wind-
der grangorisch-windhager Truppen ge- empfindliche Strafen für jedes Fehlver- hagschen Truppen den Zugang zur har-
zehrt hatte. Gerade der Jahrhundertwinter halten. bener Unterstadt, in der sogleich heftige
hatte sowohl bei Belagerern als auch Auf- Die Wende bei der Belagerung kam je- Kämpfe entbrannten. Zwar konnten die
ständischen für eine große Zahl an Op- doch erst im Phex 1028 mit dem Tod Seeräuber die anderen Stadtteile Harbens
fern gesorgt (wir berichteten), dazu kam Radulf Eran Galahans (siehe Kastentext noch abriegeln, doch dem gezielten Be-
schließlich noch ein verheerender Ron- „Der Tod...“). Die Meuterer waren durch schuss durch Belagerungswaffen konnten
drikan, der die Lager der Belagerungs- den Tod ihres Anführers und den Verlust sie nicht lange standhalten. Nachdem Mit-
truppen zu großen Teilen zerstörte. Es einer großen Zahl von Schiffen merklich te Ingerimm mit Barl von Hinterbrück der
heißt zudem, dass es zu Morden durch geschwächt. Zwar übernahm der Pirat letzte Anführer der Piraten aus Harben ge-
Spione der Piraten gekommen sei. Baron Barl von Hinterbrück (von dem wir in der flohen war, war schließlich auch das
Olderbor zu Südhag, Sprecher des Wind- Vergangenheit irrtümlich berichtet hatten, Schicksal der Grafenburg besiegelt, die
er hätte sich den Ende Ingerimm an die Eroberer fiel.
Grangoriern angeschlos- Die anschließenden Feierlichkeiten der
sen) die Führung im auf- Harbener Bevölkerung im Rahja zu Eh-
ständischen Harben, doch ren ihrer Befreier sollen so noch nie im
war ab diesem Zeitpunkt eher reservierten Harben gesehen worden
klar, dass die Piraten sich sein. Die Harbener erwarten nun mit gro-
Tsa hat ihnen Leben gegeben, Boron es genommen.
Mögen sie vor Rethon bestehen, wie sie im Leben bestanden!
nicht mehr lange gegen ßer Freude die Anlandung des designier-
die überlegenen gran- ten Markgrafen am Anlegesteg des Efferd-
Am 3. Tsa 1028 BF verstarben gorischen und wind-hager Tempels im Harbener Fischereihafen.
Wohlgeboren Truppen würden behaup- Denn nach alter Tradition ist ein designier-
Melcher Tsadan von Quellenbruch zu Gürtzenklau, ten können - zu wenige ter Herrscher im Windhag erst dann wirk-
Veteran der Ogerschlacht Schiffe waren noch ein- lich Herr über Land und Meer, wenn er
und seine Frau satzfähig und zu wenig nach einer rituellen Waschung im Efferd-
Thalia Kysira von Quellenbruch Nahrungsmittel lagerten Tempel Windhager Land betritt. Es ist zu
noch in den Speichern der hoffen, dass dies trotz der unsicheren Lage
Die Zwölfe seien ihren Seelen gnädig!
Stadt. Wie uns aus gut un- im Lieblichen Feld bald möglich sein
Im Namen derer von Quellenbruch: terrichteter Quelle be- wird. Windhag braucht einen neuen
Wohlgeboren Myran von Quellenbruch zu Gürtzenklau (mg) richtet wurde, sah man zu Herrn!
diesem Zeitpunkt jedoch (jr)

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Der Tod des Piratenadmirals
Der folgende Abschnitt soll kurz die Er- in einer Seeschlacht zu binden, sodass diese vernichtete und ihr Flaggschiff aufbrachte.
eignisse um den Tod Radulf Eran Galahans nicht mehr in der Lage war, Angriffe auf die Radulf Eran Galahan starb bei der Enterung
anreißen, da diese letztlich erst den Fall der Küsten zu führen. seines Schiffes, sein Leichnam wurde an-
„Uneinnehmbaren“ ermöglichten. Leider schaffte unterdessen eine Flotte des schließend jedoch nach Grangor verbracht
Im Phex 1028 BF erfuhren die Befehls- Reichsverräters Radulf Eran Galahan der und dort symbolisch im Schinderwaat er-
haber in Grangor davon, dass Romin Galahan Durchbruch durch die Seeblockade um tränkt - eine Strafe die allen Piraten zuteil
„von Kuslik“, der zuvor große Teile des Lieb- Harben, vermutlich mittels schändlicher Ma- werden wird!
lichen Feldes mit seinen Mordbrennern gie. Gerüchte darüber, dass seitdem der Geist
verheert hatte, Pläne gefasst hatte, nunmehr Diese Flotte griff am 6. Phex in die See- Radulf Eran Galahans des nächtens mehrere
Angriffe auf die Grangorische Flotte oder gar schlacht am Kap Windhag ein, konnte aber das Grangorische Bürger am Schinderwaat bzw.
Grangor selbst zu führen. In einer strategi- Schlachtgeschick nicht mehr wenden: Romin an Bord seines ehemaligen Flaggschiffs ge-
schen Meisterleistung gelang es den Gran- Galahan flüchtete feige mit wenigen Getreu- tötet haben soll, sind hingegen ins Reich der
gorischen Offizieren, die Seeflotte des Auf- en gen Norden, während die glorreiche Flotte Fabel zu verweisen.
rührers vor das Kap Windhag zu treiben und Grangors die Entsatzflotte der Aufständischen (jr)

Not in Branntwein-
Windhags streit am
Norden Großen Fluss
Seid Firun sich gen Norden zurückgezogen hat und
die Lebensspenderin, seine junge Schwester Tsa, das
Land wieder grünen ließ, werden die Auswirkungen des Neben all den bewaffneten Händeln, welche zu Travias Verdruss und Kors Freu-
schlimmen Winters im Norden Windhags deutlich. Vie- de das Reich erschüttern, erreicht uns die Kunde von einer Auseinandersetzung gänz-
le Gehöfte sind verwaist und werden auch noch einige lich anderer Natur, doch wie manche Ritterfehde auch sie eine Frage der Ehre. Denn
Zeit auf neue Bewohner warten müssen. Felder können in den Landen beiderseits des Großen Flusses sind Stadträte, Grafen und Barone im
nicht bestellt werden, weil Menschen und Zugtiere dem Hader darüber, welche Region den besten Branntwein hervorbringe.
Winter zum Opfer fielen. Keinen hat die grimme Kälte Ursache dieser diplomatischen Unstimmigkeiten war eine Wette zwischen dem
und der Hunger verschont, nicht Ehrbare noch Gesin- in Adelskreisen weithin geachteten hügelzwergischen Feinkosthändlers Gilderam,
del, nicht Räuber, Bauer, noch Handwerker, Edelmann Sohn des Ferumon und dem Kellermeister der nordmärkisch-herzoglichen Hofhal-
oder Baron. tung in Elenvina. Ersterer hatte behauptet, der Weißengauer Doppelkorn sei sehr
So ist es nur ein schwacher Trost, dass auch so man- viel bekömmlicher als der einheimische Zinnenbrand aus Zinnen am Ratsforst und
cher Windhager Räuber oder Ork keine Plage mehr ist. war nun in der Pflicht, dieses auch zu beweisen. Da der Händler, wie zu vernehmen
War es direkt an der Küste vielleicht noch leichter, so war, sich jedoch weigerte, das so wörtlich, „verfluchte Land jenseits des Flusses“ zu
wurde es mit jeder Meile gen Gebirge schlimmer. Schritte betreten, sandte man eine Gruppe junger Bürger in den Windhag, um ein oder meh-
Hoher Schnee, Verwehungen, Stürme, Kälte und dazu rere Krüglein des hochalkoholischen Getränkes zu besorgen.
kam der Hunger. Die Vorräte waren nicht auf die lange Was genau nach deren Ankunft auf der Pfalzburg Weißenstein geschehen ist und
Zeit ausgelegt und an Jagd war nur selten zu denken wie die Agenten des Händlers zu dem Schnaps kamen, der nach einigen Wochen
angesichts des Schnees – wenn überhaupt Wild gefun- wohlbehalten Elenvina erreichte, bleibt bislang unklar. Sicher ist jedoch, dass es
den werden konnte. (womöglich bei der Herstellung?) zu einem Brand in der Schlossküche kam, dem
Lang hat es schließlich gedauert, bis Tsa sich durch- um ein Haar das Pfalzgrafenhaus der Burg zum Opfer gefallen wäre.
setzen konnte. Der Schnee verwandelte sich in Wasser, In der Zwischenzeit schalteten sich aber auch Ardo von Plötzbogen-Schwert-
der Boden in Schlamm, die Aussaat wurde auch dadurch leihe, Vogt Elenvinas, sowie Baron Gringulf, Sohn des Gromosch aus dem wind-
verzögert. Doch inzwischen haben die Überlebenden hagschen Widdernhall ein, welche durch sich eilig verbreitende Gerüchte von der
wieder Mut geschöpft, das Leben geht weiter. Und wer Wette erfahren hatten und nun mit großer Bestimmtheit die Qualität von Elenviner
die Windhager kennt, kann sicher sein, dass dieser Win- Goldwasser und Widdernhaller Kräuterling ins Feld führten.
ter und besonders seine Opfer, denen man in Trauer ge- Daher hat vor wenigen Tagen die Verwalterin der Pfalzgrafschaft Weißengau, die
denkt, noch lange in Erzählungen wach gehalten wer- Dame Franka Ulfahan, den Herzog von Grangor, welcher als anerkannter Feinschmek-
den. Den nächsten Winter werden viele Windhager – ker gilt, als unparteiischen Schiedsrichter angerufen. Dagegen möchten die Elenviner,
soweit möglich – mit besser gefüllter Vorratskammer er- dass der Herzog der Nordmarken kostet und richtet/schlichtet. Der Ausgang dieses
warten, auch wenn man dafür im Sommer etwas sparen „Ehrenhändels“ bleibt voller Spannung abzuwarten…
muss. (mg) (hs)

23
o 9
er
mm
Nu
Seltsame ereignisse bei den
Holzfällerspielen von Andrafall
ANDRAFALL. Gar Ungewöhliches und oder eine Eichel bei sich hatten, bis zu
man ist geneigt zu sagen, Verwirrendes, eben dieser hindurch ließ. Beim letzten
ereignete sich jüngst bei den Spielen von Setzling merkte plötzlich Prinz Wendel-
Andrafall. Wie immer waren nicht nur die mir auf und ging wie im Traume an den
Holzfäller des Andratals, sondern auch Fluss hinan. Als er zurückkam wirkte er
mancherlei Flößer und sogar Gäste aus verwundert, doch wie es seine Art ist, zu-
fernen Landen zugegen. Auch Prinz Wen- gleich gefasst.
delmir und seine Schwester Wenzeslausia, Eine Frau in Gewändern wie in ural-
die Gemahlin des Freiherrn von Joborn, ten Zeiten sei ihm erschienen und habe
gaben sich die Ehre und verliehen diesem zu ihm gesprochen. Doch nur wenig habe
Ereignis so eine besondere Pracht. er verstanden, da die Sprache des Weibes
Gerade hatten sich alle an den köstli- so altertümlich wie ihre Kleidung gewe-
chen Speisen gelabt, welche Freiherr Hor- sen sei. Zum Glück fand sich unter den
ganislaus seinen Gästen hatte auftragen weitgereisten Gästen einer, welcher der
lassen, als ein Geräusch aus dem Walde Sprache des alten Bosparans mächtig war
aufmerken ließ. Es klang wie das Knak- und jene Worte, welche der Prinz sich ein-
ken von Geäst, doch um ein vielfaches geprägt hatte, zu übersetzen wusste. Und
lauter. Zudem hüllte sich der Wald in ein so wurde offenbar, wie der Wunsch lau-
seltsames Glosen. Als der Freiherr gera- tete, welcher zu erfüllen war.
de einen seiner Hausmannen entsenden
wollte, dies näher in Augenschein zu neh-
Prinzessin Eilends setzte man über den Fluss, wel-
chen die Bäume bereitwillig freigaben um
men, trat das Weib eines Waldbauern aus
den Bäumen hervor und behauptete, die
Wenzeslausia die Höhle zu finden, welche beschrieben
worden war. Lange dauerte die Suche und
Schrate des Waldes seien erbost, dass man ler machte sich das Weib dann zurück in man wollte bereits aufgeben, als der Prinz
es wage, Holz zum Vergnügen und zur den Wald. Doch am kommenden Tage selbst in den Boden einbrach und so un-
Kurzweil zu verwenden. erstarb dieses Lachen, als man sah, dass ter dem Einsatz seines Lebens den gesuch-
Der Freiherr wollte sie gerade für ihre tatsächlich der Wald von solcher Dichte ten Ort entdeckte. Dort fand er, was ihm
Dreistigkeit, nicht nur ungefragt zu spre- war, dass auch den erfahrensten Wald- verheißen war und barg es in seinem Man-
chen, sondern noch dazu derlei abstruses, bauern kein Durchkommen möglich war. tel – den Blicken der Umstehenden und
abergläubisches Zeug zu verkünden, züch- Selbst der Fluss war überwuchert und somit auch unseres Chronisten verborgen.
tigen lassen, da bat Prinzessin Wenzeslausia kaum mehr zu erkennen. Und so mach- Als man am nächsten Morgen erwach-
ihren Bruder, zu gebieten, dass die Frau ten sich denn tatsächlich die Besucher des te, sah der Wald wieder aus wie immer –
weitersprechen möge. Und so vernahmen Festes daran, ganz andere Arten von Wald- nur die frisch gepflanzten Setzlinge zeig-
denn die staunenden Ohren der Anwesen- arbeit zu verrichten, als sie dies in ihren ten, dass es kein seltsamer Traum war,
den, dass die Waldschrate sie nicht eher Plänen hatten. Freiherr Horganislaus von welcher die Gäste heimgesucht hatte. Ei-
würden gehen lassen, als bis sie diesen ei- Andrafall ließ es sich nicht nehmen, den nige Gäste machten sich von Neugier ge-
nen Dienst erwiesen hätten. Dieser bestün- ersten Setzling zu pflanzen. trieben daran, die Höhle auf der anderen
de zum einen darin, an einigen Stellen neue Als die Sonne hinter dem Steineichen- Seite der Andra erneut aufzusuchen. Bis
Bäume zu pflanzen, zum anderen gelte es, wald versank, war so eine große Zahl an heute hat keine Nachricht von diesen den
einen Wunsch zu erfüllen, von dem man neuen Bäumen gepflanzt – stets an Stel- Schreiber dieser Zeilen erreicht. Der Prinz
zu gegebener Zeit mehr erführe. len, welche der Wald gewiesen hatte, in- hingegen machte sich zusammen mit sei-
Unter dem Hohngelächter der Holzfäl- dem er diejenigen, welche ein Bäumchen ner Schwester auf zu seinem Vater. (ps)

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Freundschaftsvertrag mit den
Nordmarken unterzeichnet
A NDERGAST / M ITTELREICH (N ORD - Dank unseres hochverehrten Königs Untertanen zu Wissen und zu Kund getan
MARKEN ). Bei seinem Besuche in den Efferdan. Als er diesen billigte, unter- werden. Ein jeder, der der Kunst des Le-
Nordmarken gelang es Freiherr Firunis- zeichnete und siegelte sprach er, dass es sens mächtig ist, sei gehalten, allen, die
laus Zornbold von Neuendorf, dem Bru- sein Wille sei, dass der Namen des Unter- es betreffen mag, diesen Vertrag vorzule-
der des Recken Travias, einen Vertrag mit händlers genannt werde. Diesem Wunsche sen, auf dass sie seines Inhaltes gewahr
diesem mächtigen Nachbarn auszuhan- sind wir gerne nachgekommen. Des Wei- werden und ihn bis auf alle Tage in ihrem
deln. Hierfür erhielt er den ausdrücklichen teren soll dieser Vertrag hiermit allen Herzen tragen. (ps)

Vertrag zwischen dem Herzogtum Nordmarken


und dem Königreich Andergast zum gegenseitigen Nutzen und Frommen.
Artikel 1: Artikel 4:
Das Königreich Andergast und das Herzogtum Für den Aus- und Aufbau der Verwaltungsgebäu-
Nordmarken stimmen darin überein, dass Friede de in Elenvina, insbesondere solcher, die die neue
und Freundschaft fürderhin die Beziehungen zwi- Verwaltung des Raulschen Reiches enthalten sol-
schen diesen unseren Ländern prägen sollen. len, wird zufürderst Steineichenholz aus Ander-
gast verwendet. Dieses wird in der Stadt Ander-
Artikel 2: gast zu dortigen Marktpreisen erworben. Für den
Die Grenze zwischen Andergast und Nordmarken Transport stellt das Königreich Andergast fach-
verläuft von West nach Ost entlang des Flusses kundige Handwerker und Flößer zur Verfügung.
Nabla bis zu seiner Quelle. Von dort folgt sie nach Die Nordmarken sind berechtigt, die Ausgaben für
Süden dem Kamm des Westerkosch um dann über diese der Kaiserkrone Rauls in Rechnung zu stel-
die Höhe des Firnholzer Passes am Hauptkamm len.
des Kosch gen Osten die Grenze des Fürstentums
Kosch zu erreichen. Artikel 5:
Für jedweden Zoll und jedwede Steuer oder andere
Artikel 3: Abgabe, die auf dem Gebiete der Nordmarken erho-
Es ist den Truppen des Herzogs der Nordmarken so- ben wird, sei es vom Herzog, einem seiner Vasallen,
wie denen seiner Vasallen und Aftervasallen gestattet, seiner Aftervasallen oder einer anderen Stelle, gelte
ohne vorherige Ankündigung die Grenze nach Ander- fürderhin, dass den Handelsleuten aus Andergast
gast zu passieren und bis zu 12 Meilen auf Andergas- stets der günstigste Tarif eingeräumt wird.
tisches Gebiet einzureisen, sofern dies der Verfolgung
von Verrätern am Reiche Rauls des Großen oder der Artikel 6:
Nordmarken dient. Waffenfähigen Mannen aus dem Königreiche An-
Die Truppen dürfen dabei nicht mehr aufgehalten wer- dergast wird ausdrücklich befohlen, fürderhin
den, als für eine kurze Erklärung dieser Absicht nötig ist. nicht solche Arbeiten anzunehmen, welche wider
Ein Beweis für diese Absicht muss nicht erbracht werden. das Herzogtum Nordmarken gerichtet sind. (ps)

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Ausgabe 10
Innige Bande am Ingval
NORDVEST, Boron 1883. Am Kirschen- alte oder neue Feindschaft heraufzube- es her, dass sie beinahe einen Krieg her-
hain im Schatten der Höhenburg Nord- schwören. Selbst die Fehde zwischen dem aufbeschworen, und alle Versuche Mura-
vest, dem Stammsitz der Grafen von Ing- Königlichen Herold und dem Flussgrafen gios, seine Güter im thorwalsch besetz-
valsrohden, tauschten Muragio Ansfinion von Ichensteck ruhte bei diesem Treffen, ten Kendrar zu befreien, scheinen im An-
von Kendrar und Melanoth von Ingvals- keine Gewalt sollte den kommenden gesicht einer drohenden Eskalation ver-
rohden Tulpenkränze und gaben damit das Traviabund beflecken können. Auch auf gebens, steht er doch unverbrüchlich zur
Versprechen ab, den Traviabund einzuge- dem darauf folgenden Festmahl sprachen Königin. Melanoth hingegen ist im Hoch-
hen. Sanfter Herbstwind fegte die Laub- nur manche Blicke davon, was in den Ge- adel kaum gut gelitten und gilt als ebenso
decke auf, spielte mit den Blättern und danken der Anwesenden vor sich ging. leichtlebige wie machhungrige Aufsteige-
trug sie durch die Luft, der untergehen- Graf Muragio und Gräfin Melanoth über- rin, von deren Worten und Versprechun-
den Praiosscheibe roter Glanz tauchte den sahen händehaltend die Gesellschaft, be- gen nicht viel zu halten ist. Mit dem weit-
Ort des Beisammenseins in malerische dachten ihrerseits einen jeden ihrer Gäste aus angeseheneren Grafen von Kendrar
Farben, als die beiden Grafen ihre Verlo- mit Lob und schienen beinahe völlig ge- an ihrer Seite mag es ihr gelingen, Wider-
bung dem Brauchtums entsprechend voll- löst von den Anstrengungen der letzten sacher und Spötter zum Schweigen zu
endeten. Die anwesenden Gäste, darun- Monde, die ihr Zusammenkommen erst bringen und zu beweisen, dass sie ihrer
ter der Königliche Herold Arrio Raden- hatten möglich gemacht. Stellung würdig ist. In die Ehe bringt sie
hus, die Salzerhavener Stadtvögtin Kysira reichliche Gaben aus gräflichen Schatz-
Yanis von Salza, der Flussgraf Ravnik Diese Verbindung zwischen Kendrar kammer mit ein, insbesondere Waffen und
Aydarsîn von Ichensteck, der Vogt Boro- und Ingvalsrohden trägt den Machtver- Rüstungen, die Muragio in seinem Kampf
nian Trochas aus Lyckmoor, die Geweih- schiebungen im Nordwesten des Reiches wider das thorwaler Geschmeiß dienen
ten des Travia-Tempels zu Althagen und Rechnung. Die aufstrebende Grafschaft werden. Von seiner Seite kommt die
die Wojwoden Ingvalrohdens gaben dem Salza unter Albio III. von Salza ist unbe- Schenkung von 20.000 Morgen Land jen-
zukünftigen Paar ihren Segen und wur- strittener Dreh- und Angelpunkt aller Af- seits des Ingval, welche er ihr zu Ehren
den nicht müde, ihnen das beste zu wün- fären in der Region und nagt an den Herr- zu befreien verspricht. Stattfinden wird
schen. Auch wenn sie an anderen Tagen schaften der beiden Bombasten Muragio der Traviabund auf Burg Wirth, der vor-
zuvorderst als Konkurrenten auftraten, in und Melanoth. Insbesondere der exilierte maligen Residenz Muragios, die nur we-
dieser Stimmung von Eintracht und Tran- Graf von Kendrar steht in ständigem Streit nige Meilen von Nordvest entfernt liegt.
quilität war niemandem daran gelegen, mit dem Salzeraner. Nur einige Monde ist (jm)

Geheimnisvolles Wesen in Harmlyn gesichtet


NOSTRIA, Hesinde 1883. Seltsames hat nach eine Einzelerscheinung war, Ern- „Die erste Begegnung mit diesem We-
sich vor gut zwei Jahren in dem kleinen geten genannt, was sich bis zu diesem sen war in der örtlichen Taverne. Es war
Dorf Harmlyn am Tommel abgespielt. Zeitpunkt unter den der Hesinde weniger schon seltsam, dass die Geweihten mich
Immer mehr Berichte von Bauern, Knech- zugetanen Landleuten als Bezeichnung nur belächelten, als ich sie darauf hinwies,
ten und Mägden der Burg Harmlyn er- für dieses Wesen insgesamt eingebürgert dass sich ein Dämon in der Taverne be-
eichten uns über ein fremdartiges Wesen hatte. Doch lassen wir einige Augenzeu- findet. (...) Man hört ja so einiges über
in Mädchengestalt, das Hörnchen auf der gen zu Wort kommen, deren Berichte uns Dämonen. Ganz leicht sind sie an ihren
Stirn trug. Als auch hohe Würdenträger erst dieser Tage von Erzhort der Draco- Hörnern zu erkennen. Es schien mir ein
und adlige Herrschaften von der gleichen niter in Salza zugänglich gemacht wur- minderer Dämon zu sein. Schließlich hatte
Erscheinung berichteten, begannen wir den, womit der geschätzte Erzabt Fabius dieses Wesen nur zwei Hörner. Vielleicht
uns umzuhören. Von den Ortsansässigen der Weisung seines Abtpraeses in Thegûn hatte es aber mehr unter der Kleidung?
wurde das Geschöpf, das allem Anschein nachkommt. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir die-

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ses Wesen einen Schauer über den Rük- Burgvogt Kunibald von Sappenstiel spürte und da mich ihr Schicksal auch
ken jagte. Unter den Anwesenden schien freundlich begrüßte, hatte ich mein Kom- dauerte, entschied ich, den Inquisitor vor-
das Wesen bekannt zu sein. Sehr seltsam men doch angekündigt. Viel Trubel herr- erst nicht zu informieren, um ihn zu kei-
... (...) schte auf der Burg anlässlich einer Lehns- nen überstürzten Handlungen zu veran-
Es stellte sich heraus, dass das Wesen vergabe und auch einige andere Geweih- lassen. Nach Rücksprache mit der ansäs-
weiblich ist und den Namen Arka’Sha te traf ich an, doch beunruhigte mich ein- sigen Adelsfamilie – derer von Sappen-
trägt. Sie scheint unter dem Schutz der zig die Anwesenheit eines ordentlichen stiel – und auch den anwesenden Vertre-
Einheimischen zu stehen. (...) Inquisitionsrates der Kirche des Herren tern der anderen Zwölfe wurde entschie-
Ich habe mich heute mit Arka’Sha un- PRAios, der auf eigene Faust nach Nostria den, dass eine Gerichtsverhandlung an-
terhalten. Sie scheint ein freundliches gereist war. Der Burg- gesetzt werden solle,
Wesen zu haben. Trotzdem bleibt sie mir vogt verwies mich an ihn um über Schuld und
suspekt. Ist sie magisch begabt? Ich weiß und dementsprechend Makel der Kreatur zu
nicht, ob ich noch Zeit genug finde mich wandte ich mich an den richten. Zu weniger war
mit ihr zu beschäftigen. Praios sei mir gnä- jungen Mann, Seine Ex- Seine Exzellenz nicht
dig, ich würde sie in jedem Fall vor der zellenz Odilon Prem mit zu bewegen und so hat-
Inquisition schützen. Warum ich so emp- Namen. ten er und ich gemein-
finde ist mir noch immer unklar ... hatte Er teilte mir mit, dass sam den Vorsitz inne.
mein Vater mich doch immer belehrt dem er aus dem selben Grun- In dieser Verhand-
Götterfürsten fromm zu dienen.“ de hier sei wie ich, nur lung bestritt sie die Vor-
— Auszüge aus dem Tagebuch der dass er dieses Wesen be- würfe des Inquisitors
Bardin Hilaria die Heitere reits einmal gesehen nicht, dass sie ein Dä-
habe und dass noch monenmal in Form von
„(...) Entschuldigt die Kürze, die die- Hunderte angeblich in Hörnern trage, doch wi-
ser Bericht sicher besitzen wird, doch Höhlen in den Wäldern dersprach sie, dass sie
bricht das Schiff, das ihn tragen soll bald wohnen sollten. Außer- böse oder der Hepta-
auf und der Kapitän nötigte mich zur Eile, dem betonte er das ab- sphäre zugetan sei. Ein
um den richtigen Punkt der Gezeiten nicht grundtief Böse dieser ebenfalls anwesender
zu verpassen. Gemeinsam mit dem Brief Kreaturen und schien fest entschlossen sie Ritter der Göttin, der sie daraufhin einer
wird Euch, patres et matres, eine Phiole alle auszumerzen. Nun, ich beschloss der Seelenprüfung unterzog, bestätigte uns,
mit Blut übergeben werden, um die sich Sache selbst einmal auf den Grund zu ge- dass sie eine Seele besäße. Er teilte uns
diese ganze Aufregung, die ich sicher ver- hen, befürchtete ich doch, dass Seine Ex- jedoch auch mit, dass er diese Seele wie
ursachen werde, dreht. Entnommen wur- zellenz vielleicht etwas vorschnell han- unter einem kaum merkbaren Schleier
de diese Probe einem Wesen, das ich zu deln würde, wenn er diese Kreatur vor mir gesehen hätte – ein Zeichen, dass keiner
Harmlyn im nostrischen Hinterland traf, erreichen würde, und war es nicht mein von uns deuten konnte, wenn wir auch
doch sollte ich am Beginn dieser Ge- Auftrag im Namen der Allweisen Infor- ausschließen konnten, dass es sich bei ihr
schichte anfangen, um Euch nicht zu ver- mationen zu beschaffen? um eine verderbte Knechtin der Nieder-
wirren. Die weiteren Begebenheiten auf der höllen handelte. Wir, die Geweihten der
Wie es mir durch den Orden aufgetra- Burg sollen Euch nicht weiter interessie- Zwölfe, zogen uns daraufhin zurück um
gen war, sollte ich nach Harmlyn reisen ren, doch nach einigen Problemen gelang zu beratschlagen, doch schien uns die Fra-
um einigen Gerüchten – um mehr schien es mir tatsächlich der Kreatur ansichtig ge, ob der körperliche Makel oder die un-
es sich nicht zu handeln – betreffs eines zu werden. Die PERaine-Geweihte des versehrte Seele schwerer wiegen würde,
unbekannten Wesens nachzugehen, das Dorfes hatte sie unter ihren Schutz ge- zu entzweien.
auf der dortigen Burg gesichtet worden nommen und vor dem Inquisitor verbor- Seine Exzellenz der Inquisitor und der
und das angeblich dämonischen Ursprun- gen, doch mir wurde erlaubt mit ihr zu Ritter der Göttin vertraten die Ansicht,
ges sei. Wenig Glauben schenkte ich die- sprechen ... denn sprechen konnte sie! Wie dass der dämonische Makel an ihrem Kör-
sen Gerüchten, hätte man doch kaum nur groß war meine Überraschung, als sie sich per zu schwer wiege und sie daher ver-
einen einzelnen Prälaten ausgesandt, mir unter dem Namen Arka’Sha vorstell- nichtet werden müsse, doch vor allem die
wenn man befürchtet hätte, die Be-richte te und zwar trotz eines gewissen Sarkas- Vertreter der Kirchen der RAHja und der
könnten der Wahrheit entsprechen. mus – fühlte sie sich durch meine Neu- PERaine – allerdings auch ich – sprachen
So kam ich auch am 14. Tage des gier doch anscheinend gestört – meine für Arka’Sha, wollten wir doch nicht eine
RONdramondes in Harmlyn an und be- Fragen beantwortete. unschuldige Seele für den Fehl des Kör-
gab mich sofort auf die Burg, wo mich Da ich nichts Böses von ihr ausgehen pers bestrafen. Schlussendlich jedoch ent-

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schieden wir, dass wir nicht die nötige Sternenwalles fehlt. Aber die Kirchen stritten um sie. Der In-
Instanz seien um über sie zu richten und Sie verteidigt ihr Leben mit Phexens quisitor, ein hoher Mann des Gottes, dem
auf meinen Vorschlag hin – den ich zuvor Mitteln, denn nur seine Wege der List und sie die Sonne zusprechen, wollte sie tot
bereits mit dem Ritter der Göttin bespro- Täuschung können eine so schwer ge- sehen und der Geweihte der Schlange hat
chen hatte – wurde entschieden, Euch, zeichnete Kreatur überleben lassen. Sie sie verteidigt. Aber am frühen Morgen
dem Hohen Drachenrate, die Entschei- kann bis heute nur überlebt haben, weil schnitt ihr jemand vor der Taverne die
dung zu überlassen. Aus diesem Zwecke Phex ihr zur rechten Zeit an der Seite Kehle auf. Es war tatsächlich der Inquisi-
liegt auch die Phiole mit dem Blut dieses stand. Eine andere Möglichkeit scheint tor gewesen, der dem Attentäter Straffrei-
Wesens bei, damit Ihr erkunden mögt, ob mir ausgeschlossen. „Hilf dir selbst, dann heit für zuvor begangene Verbrechen ver-
und wie stark der dämonische Makel hilft dir Phex“ lehre und lebe ich und ich sprochen hatte, sollte er die Frau ermor-
wiegt – so Ihr dazu in der Lage seid. sehe in ihr, dass auch sie diesen Sinn- den. Jemand hatte sie magisch gerettet,
Vertreter aller anwesenden Kirchen, spruch auf ihre Weise lebt. Sie muss dar- doch ich wurde dennoch gerufen, da nur
auch die Inquisition, beugten sich dieser in so gut sein, dass Phex sie immer wie- die Wunde geschlossen, die Frau jedoch
Entscheidung und damit liegt es nun an der mit seinem Mantel bedeckt oder sie noch immer mehr tot als lebendig war. Es
Euch, matres patresque, in diesem Falle in seinen Schatten ungesehen wandeln waren auch Diener der Göttin der Liebe
Recht zu sprechen. Was wiegt schwerer: lässt, selbst wenn sie sich nicht zu ihm zugegen, die sie mit eben der Liebe hei-
Die Schuld des Fleisches oder die Unver- bekennt. Hätte sie keinen göttlichen Pa- len wollten, aber die Frau vertraute sich
sehrtheit der Seele? Darf ein denkendes tron, so wäre sie schon lange von irgend- erstaunlicherweise lieber mir an. Am
und reines – wenn auch nicht zwölfgötter- einem Pöbelhaufen erschlagen oder von nächsten Morgen ging es ihr wieder gut,
gläubiges – Wesen getötet werden, sofern irgendeinem Kopfgeldjäger vergoldet aber ich fragte Faberon, wie denn so ein
es kein Unrecht begangen hat und ledig- worden. Mensch wie ich Vertrauen in die Götter
lich das Erbe unrein ist? Es ist nicht an mir den Ratsschluss des fassen soll, wenn ihre Diener Derartiges
Ich werde diesem Brief so schnell ich Höchsten anzuzweifeln, sei das Objekt verbrechen. Und er wusste nur schwer
es vermag nachreisen und wohl einige Seiner göttlichen Aufmerksamkeit und darauf zu antworten. Die Götter seien gut,
Tage nach ihm eintreffen. Sollte eine Ent- Gnade auch noch so seltsam und die doch ihre Diener handelten nicht immer
scheidung gefällt werden, werde ich sie Gründe vor mir noch so tief in Seinen in ihrem Sinne, sagte er. Es seien fehlba-
sofort weiter nach Nostria tragen, denn grauen Schatten verborgen. Es ist nicht re Menschen. (...)“
Arka’sha steht derzeit in der Burg der meine Aufgabe, diesem hart geprüften — Auszug aus einem Brief über das
Sappenstiels zu Harmlyn unter Arrest und Wesen Steine in den Weg zu legen, son- Frühlingsfest im thorwalschen Dorfe
erwartet den Richtspruch.“ dern ich habe beschlossen, sie weiter auf Haibuthar im Jahre 1027 BF.
— Aus einem Brief des Draconiter- ihrem Weg fortschreiten zu lassen. Der
Prälaten Quendan von Silas an den Ho- Listenreiche möge entscheiden, denn hier „Euer Eminenz,
hen Drachenrat zu Thegûn im Rondra vermag ich es nicht.“ Ihr erhaltet diesen Brief von mir, nach-
1027 BF — Aus dem Tagebuch eines reisender dem ich die Spur Arka’Shas unweit des
Phex-Geweihten, der sich viele Geschich- Dorfes Haibuthar an der Küste des Gol-
„Seltsam verschlungene Wege wählen ten über das „Hörnchen“ anhörte und fes von Prem wieder aufgenommen habe.
die Götter für manche, die auf Dere wan- dieses auf einem kurzen Teilstück des We- Es schien mir, als hätten sich die anson-
deln und dieses eine Wesen hat mich lan- ges begleitete. sten sehr abergläubischen Dörfler mit der
ge beschäftigt. Was auch immer diese Anwesenheit dieser außergewöhnlichen
Frau ist, sie ist nicht von Grund auf böse „(...) Aber der Anschlag auf Björn den Kreatur in ihrer Mitte abgefunden, ja sie
und sie hat dieses Schicksal nicht gewählt. Bärtigen sollte nicht der einzige bleiben sogar willkommen geheißen. Noch kann
Sie ist so geboren. Ein Kind kann sich in dieser Nacht. Es gab da eine schlanke, ich nicht beurteilen, ob dies in der hier
seine Eltern nicht aussuchen und es trifft hübsche Frau im Dorf, die dort wohl eben- üblichen Gastfreundschaft oder in einem
nach meinem Dafürhalten keine Schuld falls zu Gast gewesen ist. Sie trug auf der Zauber Begründung findet, den Arka’Sha
für das, was es ist oder warum es so ist. In Stirn zwei kleine Hörner, wie die sehr jun- den Dörflern auferlegt haben könnte.
ihrem Wesen kann ich keine dämonischen ger Ziegen. Ich war zuerst beunruhigt, Kurze Zeit nach meinem Eintreffen
Züge erkennen, sie verbreitet kein Cha- doch Faberon, der sein Leben wohl die- wurde das Dorf von einem Maraskaner
os, sie lebt keine blinde Wut und da ist sem Feuergott gewidmet hat, sagte, er besucht, der genau wie ich dem Wesen
kein Hass, nicht einmal gegen ihre zahl- kenne sie bereits und sei zunächst auch bereits früher begegnet zu sein schien.
reichen Feinde. Vielmehr meine ich in ihr irritiert gewesen, doch inzwischen sei er Weniger trieb ihn die Neugier denn der
den unbändigen Willen zum Leben zu sicher, dass von ihr keine Gefahr ausgehe Hass auf ihre Spur.
spüren, etwas was dem Feind jenseits des und sie nichts Dämonisches in sich habe. Um so erstaunlicher bot sich uns dar,

28
als sich die beiden zu versöhnen schie- Arka’Sha selbst erkannte erst jetzt was Einig scheinen sich die Verfasser der
nen. Gar sah es so aus, als würden sie zu- geschehen war. Sie selber stand unter ei- Berichte und Schriftauszüge über das
sammen ein RAHjaopfer bringen! Dieses nem Bann, so schien es mir. Sie reagierte Wesen nicht zu sein. Es vermag noch nicht
Ereignis fand unter Anwesenheit eines bestürzt und verzweifelt. Und dies waren einmal klar zu werden, ob es gefährlich
Geweihten der RAHja statt, der – wie wir ihre wirklichen Gefühle, dessen bin ich oder gar dämonisch ist. Interessanterwei-
vermuteten – den Hass zwischen beiden sicher. Sie floh in den Wald. se gab es nicht nur Sichtungen in unseren
danieder zu legen vermocht hatte. War sie also besessen und nicht selbst geliebten Landen, denn die Thorwaler im
Erst zu spät erkannten wir, dass nicht von dämonischer Art? Oder hatte sie nun Norden haben einen eigenen Namen für
RAHja, sondern wohl ihre erzdämonische selbst erst jetzt ihr wahres Gesicht erkannt das Wesen – Getentjej wird es dort ge-
Gegenspielerin ein Opfer dargebracht und sich selbst wie auch die Zwölf- nannt und scheint dort weniger unbekannt
wurde. Wie angewurzelt standen wir da, göttliche Gemeinschaft die ganze Zeit als in unseren zivilisierten Gegenden.
nachdem uns diese Erkenntnis traf. Vol- zum Narren gehalten? Im Moment ver- Lange schon nutzt man diesen Namen für
ler Angst und Faszination. Wie gebannt mag ich es nicht zu sagen. Und eine wei- sagenumwobene Kreaturen in alten Ge-
sah ich Arka’Sha direkt in die Augen. Ich tere Untersuchung meinerseits muss war- schichten und Mythen. Wir werden wei-
wäre machtlos gewesen, hätte sie mich aus ten, denn mein Freund und Mentor fiel ter auf den Erzabt Fabius einreden, damit
irgendeinem Grunde verhexen oder gar vor drei Nächten. Meine heilige Aufgabe er uns mehr über jene seltsamen und wo-
angreifen wollen. Ich konnte nur da ste- ist es nun, sein Schwert und seinen Wap- möglich gefährlichen Wesenheiten offen-
hen. Hilflos und gebannt. Denn jetzt, in penrock in seine Heimat zu tragen.“ bart.
diesem Augenblick war ich gewiss, sie — Aus einem Brief des Löwenritters (chf/tg)
musste eine Dämonenbrut sein! Adran Sturmfels an den Hüter des Mit Dank an Daniel Simon Richter
Doch dann sah ich eine Veränderung. Schreins der Heiligen Ardare zu Arivor und die Spieler des DSA-LARP

N OSTRISCHE KÜSTE , Boron 1883.


Noch immer bereist Waldgraf Darinio
Auf der Suche einbrachen und sie zu Fuß weiter rei-
sen mussten, bis neue Pferde aufgetrie-
von Mirdin die Küstenlande zwischen Nostria Bereits auf der Höhe von Yoledamm be- ben waren. Auf dem Gut der Ritterin ange-
und Trontsand, um sicherzustellen, dass die fand sich die waldgräfliche Reisegesellschaft, langt, fand der Waldgraf selbiges verlassen vor.
Mörder seines Bruders Varigio Belafin gefun- als ein Bote aus der Hauptstadt Kunde brach- Der Dorfvorsteher konnte nur berichten, dass
den und der angemessener Strafe zugeführt te: bei der Festsetzung eines vogelfreien Stra- ihre Wohlgeboren seit einigen Tagen abwesend
werden. Nachdem er 6 mal 6 Tage nach der ßenräubers habe man ein kleines Lager auf- war. Sie sei mit dem Ziel aufgebrochen, eini-
Königsturnei unter großer Trauer an des Ge- gerieben, in dem auch eine Brosche gefunden gen wilden Rotpelzen den Garaus zu machen,
töteten Statt die Herrschaftsinsignien Mirdins wurde, die unzweifelhaft einem mirdiner Edel- die wohl den mirdiner Wäldern entflohen sei-
auf Burg Nostria entgegennommen und die 80- mann gehörte, zeigte sie doch die Wappentie- en. Darauf gab es eine Ohrfeige durch einen
jährige Absenz seiner Familie von der Grafen- re der Grafschaft. Ohne Zögern beschloss der gräflichen Gardisten, um das haltlose
würde mit der Auflösung des Mirdiner Tenur- Darinio von Mirdin ob dieser Kunde, zurück Mundwerk des Bauern zu züchtigen, und der
aktionaktes ein Ende gefunden hatte, hat ihn nach Nostria zu reiten, begleitet nur von vier Waldgraf ließ kurzerhand auf dem Gutshof der
die Suche nach der Aufklärung der perfiden Wachen. Dort traf er einige Tage darauf ein Ritterin Quartier beziehen. Dort warteten sie
Mordtat noch keine Möglichkeit gelassen, und nahm persönlich das Verhör des Räubers mehrere Tage, ohne dass die Gesuchte zurück-
nach Mirdin zurückzukehren. Zwei lange vor. Es sei angemerkt, dass Darinio von Mirdin kehrte. Ihr Mann, der schließlich auftauchte,
Monde hielt der nunmehrige Waldgraf Darinio einige Zeit als oberster Richtherr der Graf- war sichtlich entsetzt über die unerwarteten
Residenz in Trontsand, von wo aus er frei- schaft Mirdin tätig war und darob einiges an Gäste. Schnell eingeschüchtert, erzählte er
schaffende Abenteurer entsandte, die in Dör- Erfahrung im Umgang auch mit ruchlosen dann, sie befinde sich weiterhin auf der Jagd
fern und Höfen umlands der Stadt den weni- Menschen besitzt. Die Empörung war groß, nach räuberischen Goblins einige Meilen wei-
gen Hinweisen auf die Übeltäter nachgehen als der Halunke behauptete, die Brosche eine ter nördlich. Von der endlos scheinenden Su-
sollten. Befragungen und Spurensuche blie- Ritterin aus den Marschen entwendet zu ha- che langsam entkräftet, war es Waldgraf Da-
ben ohne Erfolg, das einzige Ergebnis eine Zu- ben. Solch eine Untat von Seiten des Adels rinios Entscheidung, noch einmal zu warten,
sammenkunft mit dem Ritter Jagio von Land- schien ungeheuerlich, trotzdem entschied wiewohl er auch zwei seiner Wachen direkt
erwall, der auf eine vermeintliche Involvierung Darinio, der genannten Wojwodin einen Be- zum vermuteten Lager der Ritterin entsandte.
Salzas hinwies. Nachdem klar wurde, dass such abzustatten. Dies vermochten wir durch einen getreulichen
auch der Ritter keine relevanten Beitrag bei Bericht aus der Hand des Waldgrafen in Er-
der Suche leisten konnte, brach Waldgraf Unterwegs an der vom herbstlichen Sturm fahrung bringen, was aber hernach geschah,
Darinio mit seinem verbliebenen Gefolge in aufgewühlten Küste, geriet der kleine Trupp darüber ist noch keine Nachricht nach Nostria
Richtung Mirdin auf. in Schwierigkeiten, als ihre Rösser im Morast gelangt. (jm)

29
Die Kirchen der Zwölfgötter in Nostria
Teil 2: Von Firun bis Rahja
Allein in den kaum besiedelten Wäldern des Ostens finden Ernte abzuringen. Fruchtbarkeits- und Saatfeste richten sich
sich Jäger und Waldbauern, die den strengen Herrn Firun an- nach dem Lauf der Gestirne und stellen alljährlich wichtige
beten. Hier gibt der Boden fast nichts her und so muss der Zusammenkünfte der Dorfgemeinschaft dar. Durch diese
einfache Landsmann dem Gott der Jagd vertrauen, um seine Erdverbundenheit wird das Wirken der Priester auch eher als
Familie zu versorgen. Andernorts ist Firun als erbarmungslo- Beschwörung der natürlichen Ströme der Natur und nicht als
ser Geist des Winters bekannt, der Licht und Feuer fürchtet karmales Wirken aufgefasst. Zugänglicher für auswärtige Be-
und der traditionell mit einem Fackelzug zu Frühlingsbeginn sucher ist der Tempel Peraines in Nostria, der nach der Seu-
vertrieben wird, oder auch als andergaster Firnbold, der von che an Bedeutung gewonnen hat.
jenseits der Grenze gesandt wird und die Nostrier heimsucht.
Von Priestern des Gottes ist nur selten die Rede in Nostria, da Salza ist die Heimat des Ingerimm-Glaubens in Nostria,
sie den Kontakt zu anderen Menschen meiden. Auch sie sind neben einem Tempel des Gottes ist auch das Schmiedeviertel
am ehesten in der Waldwildnis antreffen. von großer Bedeutung. Die menschliche Verehrung hat in der
Stadt zu einer bedeutenden Handwerkergilde geführt, die ne-
Die junge Göttin Tsa wird in zweierlei Form verehrt: im ben Werkzeug, für nostrische Verhältnisse kunstvolle Schmuck-
Norden des Königreichs kennt man sie als Eidechse Ingval, stücke fertigt. Ganz anders sieht es in den ländlichen Regio-
die als Personifikation des Flusses gilt und bisweilen sanft, nen aus, wo Ingerimm nahezu unbekannt ist. Dort sehen die
andermals wild und unbändig die Natur zu neuen schöpferi- Schmiede Trabine als ihre Schutzherrin an, die dafür sorgt,
schen Akten animiert. Als Beschützerin der Erde und des Le- dass ihre Werkstätten vor Störenfrieden und böswilligen Gei-
bens steht Tsatuara bei der Bauernschaft in hohem Ansehen. stern geschützt sind. Auch einige Aspekte Ingerimms, wie das
Sie verteidigt die Erdenmutter und wacht über die Jahreszei- Schmiedefeuer, werden durch Trabine symbolisiert.
ten und steht damit in Konkurrenz zu Firun, den es wenig
kümmert, wenn Kälte und Schnee das Land ersticken. Auch Auf eine lange, wechselvolle Geschichte blickt die Vereh-
gilt sie mancherorts als Schutzherrin der körperlichen Liebe. rung Rahjas in Nostria zurück. In ganz Aventurien bekannt
Die meisten Geweihten der Tsa sind Priesterinnen, die als ist die Geschichte der Joborner Verbrüderung aus einem von
‚Bringerin des Frühlings’ und ‚Hüterin des Lebens’ großes Nostria nicht gezählten Krieg, als im Jahr 133 BF die Rahja-
Ansehen genießen. Geweihte Dorlen die Kämpfe zwischen Nostriern und An-
dergastern in einem großen Wunder beendete. Im Fürstentum
Vom Leben der flinken Phexjünger ist kaum etwas be- wurde die Kirche der lieblichen Göttin für die nächsten Jahr-
kannt. Sie sind fast ausschließlich in den wenigen Städten an- hunderte mit Argwohn betrachtet, auch wenn sie nicht wie in
zutreffen, und selbst dort stehen keine Tempel des Gottes. Zwar Andergast verboten wurde. Erst in letzter Zeit tritt sie wieder
hält sich hartnäckig das Gerücht, dass in Nostria eine in Vorschein, überwiegend vertritt sie Geselligkeit, Schutz vor
‚Schattenbörse’ als Umschlagsplatz für Nachrichten und Wis- Gewalt und die Bierbrauerei. Über die derzeitigen Grenzen
sen zu Ehren des Phex besteht, sie zu verorten scheint aber hinaus bis nach Joborn pflegen die Geweihten Kontakte und
unmöglich. Selbst unter den Phexgläubigen kaum bekannt ist, bemühen sich, alte Wunden zu heilen und die Menschen zu
dass der höchste Geweihte das Land seit Jahrzehnten als ein- versöhnen. Berüchtigt und von exotischen Reisenden gerne
facher Händler bereist und die Gebote seines Gottes dorthin besucht, ist Engasal am Ingval, das schlechten Wein, teure
trägt, wo Phex unbekannt ist. Huren und obskure Rahjaika zu bieten hat. In Kendrar gelang
es der Kirche, Racheakte der Thorwaler zu verhindern, als
Ähnlich dem Tsakult ist auch die Peraine-Verehrung sehr diese die Stadt abermals eroberten. Trotzdem ist gerade in
stark von lokalen Riten und fast schon heidnisch zu nennen- abgeschiedenen Regionen Rahja den Menschen unbekannt,
den Überlieferungen zu nennen. Als Erdenmutter Peraisumu ihre Aspekte fallen dort anderen Göttern und Wesenheiten zu.
opfert man ihr eifrig, um dem Boden eine möglichst reiche (tzs/jm)

30 Irdisches zu Nostria
Schriftwerke aus nostrischen Landen
Im folgenden werden einige mehr oder minder wichtige weise mit einem von einem unbekannten Autor hinzuge-
Bücher aus Nostria vorgestellt. Es sei angemerkt, dass die fügten Tabellenwerk über seltene Nutzpflanzen, darunter
Buchdruckkunst nur in den Städten Nostria und Salza An- Heilkräuter und Getreidesorten.
wendung findet, im restlichen Königreich werden Bücher Besonderheiten: TaW Garethi von mind. 9 oder Herkunft
ausschließlich von Hand geschrieben und kopiert. Nur ein aus der Region zum Lesen nötig
geringer Teil der Bevölkerung kann lesen, noch weniger Verfügbarkeit: 4 (mit Tabellenwerk 3)
schreiben, weshalb von kaum einem Werk mehr als ein paar Wert: 20 Dukaten
Abschriften existieren. Die angegebenen Verfügbarkeiten Fachgebiet: Pflanzenkunde (2/5) (mit Tabellen (2/6)), Tier-
beziehen sich vor allem auf Nostria und den Nordwesten. kunde (2/4), Handel (1/3)
In anderen Gegenden sind diese deutlich reduziert. Die an-

Ein Zeitsprung...
gegeben Formate beziehen sich auf
die Häufigkeit des Faltens (bzw.
Schneidens) eines traditionellen
bosparanischen (irdisch: römischen)
Papierbogens bei der Herstellung des Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass die Artikel Innige Bande am Ingval
Buches und die Höhe des Buchrük- und Auf der Suche auf wichtige Ereignisse Bezug nehmen, die nicht genauer ausge-
kens. Ein Folioband hat eine Höhe führt werden. Das hat seine Bewandtnis. Angesichts des verspäteten Erscheinens des
von etwa 20 Fingern, ein Quartband Beleman 7 entstand ein längerer Zeitraum, der zu beschreiben war. Um aber den aus
dem nostrischen Setting entspringen Erwägungen gerecht zu werden, war es schlech-
von etwa 15 Fingern und ein Oktav-
terdings unmöglich, den Konflikt zwischen Albio und Muragio und seine Eskalation
band von ungefähr 10 Fingern.
im Beleman abzuhandeln, ohne Kompromisse einzugehen, die diesem zwangsläufig
an Brisanz nehmen. Zudem wollten wir trotz der durch eine fortlaufende Geschichts-
Von Forst und Auen – schreibung geschaffenen Ereignisdichte dem an Nostria interessierten Spielleiter zeit-
Ein wohlfeiles Scriptum der Wald- lichen Freiräume geben. Als Konsequenz setzt unsere Berichterstattung wieder Mitte
wirtschaft Boron 1029 BF/1883 d.U. ein, was einen Zeitsprung von acht Monaten zwischen den
(Ritter Hardwald von Arvalecht, beiden Ausgaben bedeutet. Folgende Veränderungen, die in dieser Zeit passiert sind,
Nostria/Mirdiner Lande, 943 BF, 42 haben Bedeutung für die angeführten Artikel:
Seiten, Quartband; in einfaches, grü-
nes Linnen eingeschlagen) - die Rivalität zwischen den Grafen Albio von Salza und Muragio von Kendrar ist
Das in einem recht altertümlich nach einer Zuspitzung wieder auf dem status quo ante eingependelt
klingendem Dialekt verfasste Werk - Muragio von Kendrar hat mit Erfolg um Melanoth von Ingvalsrohden geworben
beschreibt die Verwaltung eines vor - Ritter Varigio Belafin von Mirdin, Anwärter auf den Titel des Waldgrafen von Mirdin,
allem von Wald geprägten Lehens für wurde auf dem Weg nach Nostria ermordet
den einfachen Landmann. Trotz des - Darinio von Mirdin, der mit ihm reiste, wurde als nächster in der Erbfolge zum
ungewohnten Schreibstils erläutert Waldgrafen ernannt; dies geschah auf dem Ritterturnier im Rondramond
der Autor anschaulich an Hand ein-
facher Beispiele die Verwaltung und Wenn sie die Ereignisse, die dahin führten, in ihrer Spielrunde ausgestalten wollen,
wirtschaftliche Nutzung eines typi- so können sie das nach Belieben tun. Wir werden diese nicht weiter thematisieren. Im
Mittelpunkt könnte Muragio Ansfinion stehen, der zunächst im Kampf mit Salzeranern
schen Mischwaldes, wie er vor allem
und Thorwalern seine kriegerische Ader auslebt und kurz darauf auf dem Schlachtfeld
im Nostrischen (wie auch, Firun hilf,
der Minne ganz andere Qualitäten beweisen muss. Oder ein mirdiner Niederadliger,
im Andergastschen!) zu finden ist.
der nach dem Tod seines Bruders unerwartet in die hohen Gefilde nostrischer Politik
Nicht nur der Holzschlag, sondern aufsteigt. Weitere Überraschungen, die andere wichtige Persönlichkeiten Nostrias be-
auch die Jagd und der Pelzhandel treffen, werden in der kommenden Ausgabe präsentiert werden. Der oder die Mörder
werden recht ausführlich behandelt. Varigios von Mirdin möglicherweise ebenso. (jm)
Es gibt um die 25 Abschriften, teil-

Irdisches zu Nostria 31
Moorgeister und andere wundersame Bewohner der seiner Verfolgung der Orken in den Steineichenwald mit nur
Sümpfe einem Schwertstreich nicht einen, sondern gleich drei Oger;
(Adepta maior Hesindiane Rössler der Akademie von Licht auch der im Norden relativ weit verbreitete Irrglauben man
und Dunkelheit zu Nostria, Lyckmoor, 1011 BF, 108 Seiten, könne, wenn man sich gar nur genügend konzentriere einen
Oktavband; eingebunden in einfaches Ziegenleder, mit bron- Tatzelwurm niederstarren bis er flieht, stammt aus diesem
zener Schließe in Form einer rechten Hand) Machwerk. Überraschenderweise zeigt sich, wenn man sich
Nüchtern und wissenschaftlich betrachtet die gelehrte Au- denn die Mühe macht und zwischen den Zeilen liest, dass
torin einige der vielgestaltigen Sagen über Feenwesen dü- der Autor eine recht profunde Kenntnis der orkischen Spra-
sterer und lichter Natur, die ihren che (Beschreibung der Laute) und
Ursprung am Unterlauf des Ingvals Kultur besitzt, und auch die Land-
haben. Allerdings wird die gerade- schaft des Steineichenwaldes ist
zu respektlose Art, wie sie mit my- detailgetreu und nah an der Wirklich-
thischen Gestalten wie den keit beschrieben. Dieses im einfa-
Flussfürsten umspringt viele aber- chen Adel oder bei wohlhabenden
gläubische und traditionelle Geister Handwerkern verbreitete Buch ist
abschrecken. So berichtete die vor allem bei Kindern wohlgelitten
Adepta in späteren Jahren, wie sie und einige der etwa 70 Exemplare
auf einer Reise nach Lyckmoor, nach finden sich daher seid einigen Ge-
dem Vortragen einiger Passagen ih- nerationen im Familienbesitz, um die
res Buches, von einem erbosten nachwachsende Generation mit den
Fluss-schiffer am Ufer abgesetzt tolldreisten Abenteuern von Luzilion
wurde und die restlichen 20 Meilen dem Bogner zu unterhalten.
des Weges durch strömenden Regen Besonderheiten: Um von dem ent-
auf Schusters Rappen fortsetzen haltenen Wissen zu profitieren ist
musste. Es gibt in ganz Nostria etwa eine KL von 11 nötig.
15 Abschriften, vor allem natürlich Verfügbarkeit: 6
im Umfeld der nostrischen Magier- Wert: 10 – 15 Dukaten
akademie Fachgebiet: Geographie (0/2), Göt-
Verfügbarkeit: 3 ter u. Kulte (SE/8), Sprachen ken-
Wert: 30 – 35 Dukaten nen (Ologhaijan) (SE/2)
Fachgebiet: Sagen und Legenden (4/8), Kosten Spezialisie-
rung Magiekunde (Feenmagie) und Sagen und Legenden Den Göttern gefälliges Recht und Ordnung in den
(Feen) halbiert nostrischen Landen
(i.A. von Lysiane I. Kasmyrin, Nostria, 567 BF, 204 Seiten,
Meine abenteuerlichen Reisen gen Firun Quartband; eingeschlagen in festes Rindsleder / die Pracht-
(Edler Luzilion Grassberger, Nostria, 894 BF, 42 Seiten / ausgabe ist kunstvoll eingebunden in teures blau eingefärb-
bebildert, Oktavband; zumeist kostengünstig gebunden in tes Wildleder, besetzt mit zwölf kleineren Bernsteinen und
Rinde oder Leinen) einem größeren Aquamarin, sowie mit Silber beschlagenen
Dieses beliebte Buch schildert die Heldentaten eines der Buchecken)
zahlreichen nostrischen Lokalhelden. Bekannt ist ‚Luzilion Durch die frühe Unabhängigkeit Nostrias vom bos-
der Bogner’ vor allem am mittleren Ingval. Dort hat der wa- paranischen Reich sind auch viele Rechtsreformen der spä-
gemutige Waidmann wohl im Jahre 892 BF die Tochter ei- teren Zeit (also der letzten 1800 Götterläufe) am Land zwi-
nes Grafen aus den Klauen einiger marodierender Orken schen Tommel und Ingval vorüber gezogen. Es erstaunt da-
erretten können und erhielt dafür ein Stück Land und den her wenig, dass einige der fortschrittlicheren Fürsten des
Titel des Edlen. Aus dieser durchaus belegbaren Rahmen- Landes in der Vergangenheit versuchten, ein verbindliches
handlung spinnt der Autor des Buches, bei dem es sich ent- Gesetzeswerk zu Stande zu bringen. Dazu zählt auch dieses
gegen der Angabe auf der ersten Seite vermutlich nicht um Buch, das von Rechtsgelehrten im Auftrag von Fürstin
Luzilion handelt, der wahrscheinlich nicht einmal des Le- Lysiane I. Kasmyrin verfasst wurde. Dem kundigen Leser
sens und Schreibens mächtig war, eine im wortwörtlichen mutet das Buch und sein Inhalt stark rohalistisch (d.h., vom
Sinne unglaubliche Geschichte. So bezwingt der Held auf damaligen Behüter des Neuen Reiches) geprägt an, was auch

32 Irdisches zu Nostria
dazu führte, dass es von fast allen Adligen des Landes zu Creaturae inferis et dero exterminatio
seiner Zeit schlichtweg als neumodischer Unsinn abgetan (Jordette Ulmerion, Priesterin der Boronkirche und
wurde, und so die acht jemals geschriebenen Werke als Ku- Gefolgsfrau des legendären Burdanio, Yoledamm, 303 v. BF,
riosum bei geschichtsinteressierten Sammlern herhalten oder 60 Seiten, Oktavband; Originalschriften sind in festes
auf Dachboden vor sich hin rotten müssen. Dennoch fasst schwarzes Rindsleder gebunden, auf dem das Boronsrad
das Buch recht übersichtlich einiges an Hand- und Faust- eingeprägt wurde / spätere Kopien in verschiedenen Aus-
recht des Landes zusammen, das im Übrigen heute größ- führungen und Qualitäten)
tenteils immer noch verbreitet ist. Dieses borongefällige Buch beschäftigt sich mit den Me-
Besonderheiten: viele Passagen geben einen besseren Ein- thoden untote Wesenheiten zu finden, einzuschätzen und vor
blick in die damalige Zeit als manche offizielle Chronik allem zu vernichten. Es wurde in jener Zeit geschrieben, als
Verfügbarkeit: 1 Nostria unter einer großen Untotenplage litt und der Gottes-
Wert: 50 – 65 Dukaten (Edelsteinverzierte Erstschrift der mann Burdanio im Lande umherreiste um Kraft seines Glau-
Fürstin 300 Dukaten) bens diese Monstren zu bezwingen. Da nicht jedem diese
Fachgebiet: Rechtskunde (4/6), Geschichtswissen (SE/7) Möglichkeit gegeben ist, beschreibt die Autorin die wich-
tigsten Arten der Diener Thargunitoths und wie am besten
Der Götter Wille am Himmel gebannt gegen sie mit einfachen Mitteln anzugehen sei. Auch einige
(Gesinera Kleinbrück, ehemalige Hofastronomin Kasimirs Vorgehensweisen gegen Vampire werden genannt, doch
IV., Nostria, 1027 BF, 52 Seiten, Folioband; Einfacher Le- obwohl zwischen den verschiedenen Kreaturen der Ver-
dereinband mit einem eingeprägten Stern auf dem Buch- dammnis unterschieden wird, fehlt der Schreiberin biswei-
deckel) len der Überblick über jene besondere Art von Verdamm-
Der etwas theatralische Titel weist auf die Profession des ten. Weiterhin werden die Taten und Liturgien Burdanios
Sterndeutens hin, mit dem sich dieses Buch beschäftigt. Im- beschrieben, was zwar niemanden ermöglicht diese zu er-
merhin war die Autorin lange Zeit eine Favoritin bezüglich lernen, sie aber immerhin kirchengeschichtlich von einem
der Kunst der Wahrsagerei des mittlerweile verstorbenen gewissen Interesse sind. Das Buch wurde im Laufe der Jahr-
Königs Kasimir IV. von Nostria. Der alte Monarch schien hunderte immer wieder in kleineren Auflagen kopiert, ist
in den späteren Jahren seiner langen Regierungszeit einen insgesamt aber nur noch selten zu finden.
ausgeprägten Drang danach zu verspüren. etwas über die Besonderheiten: Bosparano von mind. 13 bei den Original-
unsichere Zukunft seines Landes in Erfahrung zu bringen. schriften, bei späteren Übersetzungen Garethi von mind. 12
Allerdings schützte ihn das vermeintliche Wissen um die zum Verständnis nötig. Wegen der teilweise sehr bildhaften
Zukunft nicht vor der Blauen Keuche, die im Jahre 1027 BF Beschreibungen sind Proben auf eine eventuell vorhandene
fast die gesamte königliche Familie dahinraffte. So mussten Totenangst angebracht. Viele der Methoden sind tatsächlich
sich die vielen Astrologen in seinen Diensten einen anderen recht wirksam wie z.B. Feuer gegen Mumien und Schutz-
Broterwerb suchen. Gesinera Kleinbrück verfasste darauf- kreise gegen Thargunitoths Geschöpfe (SL-Entscheidung)
hin in erstaunlicher Geschwindigkeit dieses Werk, das eini- Verfügbarkeit: 2
ge sehr gut gelungene Abbildungen des aventurischen Ster- Wert: 25 – 40 Dukaten
nenhimmels enthält. Weiterhin unterweist es den Leser in Fachgebiet: Götter u. Kulte (7/9), Sagen und Legenden (4/
der Kunst der Deutung der gezeigten Sterne, um zum Bei- 6), SE zum Senken von Totenangst
spiel die Erfolgschancen für einen bevorstehenden Ge-
schäftsabschluss zu bewerten. Das Buch existiert trotz sei- Der Weg ist das Ziel – Reisen durch mein schönes Hei-
nes gut gegliederten und verständlichen Schreibstils in nur matland
etwa einem Dutzend Abschriften, da die meisten Bewohner (Ulgeras Bergrück, Salza, 1002 BF, 76 Seiten, Oktavband;
der Hauptstadt nach der verheerenden Seuche eher damit Billiger Einband aus schlecht gewobenem Leinen)
beschäftigt sind ihren Magen zu füllen, als mußevoll den Von dem erstaunlich vaterlandsbegeisterten salzaraner Au-
Nachthimmel zu betrachten. tor Ulgeras Bergrück werden selbst die wenigen literatur-
Besonderheiten: Rechnen-TaW von mind. 6 nötig, um die begeisterten Nostrier kaum etwas gehört haben, und das
Sternkarten zu verstehen und den Lauf der Gestirne nach- völlig zu Recht. Diese als Reisebeschreibung getarnte An-
zuvollziehen. sammlung von patriotischen Klischees und abgrundtief
Verfügbarkeit: 2 schlechten Gedichten ist derartig holprig und langatmig ge-
Wert: 25 – 30 Dukaten schrieben, dass es schon viel Durchhaltevermögen seitens
Fachgebiet: Sternkunde (0/6) des Lesers bedarf, um sich durch das Machwerk förmlich

Irdisches zu Nostria 33
hindurchzukämpfen. An einigen Stellen kann man sogar geschilderten Reichtümer sind durchaus verlockend, vor
davon ausgehen, dass der Schreiberling niemals an den be- allem wenn der Leser erfährt, dass der grimme Drache dumm
schriebenen Orten war, da die Beschreibungen romantisch wie ein zurückgebliebener Oger und damit leicht zu überli-
völlig verklärt sind und von den gegeben Realitäten abwei- sten sein soll. Man fragt sich nur warum er sich der Reich-
chen. Die sehr geringe Auflage von gerade einmal fünf Bü- tümer nicht selbst bemächtigt hat und wieso der mittlerwei-
chern überrascht daher auch keineswegs, vor allem wenn le verstorbene Ulgeras Hinweise auf den Hort in diesem
man bedenkt, wie wenig der durchschnittliche salzaraner Buch versteckte ...
Kaufherr und Großbürger für ein solches Plädoyer der Zu- Verfügbarkeit: 1
gehörigkeit zu Nostria übrig hat. Wert: 20 – 25 Dukaten (bei Kennern des Buches deutlich
Besonderheiten: In dem (ebenfalls schlechten) Gedicht weniger)
Schuppenleib unter hohen Eichen beschreibt der Autor ge- Fachgebiet: Geographie (0/2)
schickt versteckt die genaue Lage des Hortes des Höhlen-
drachen Olpardur irgendwo in der Wildnis der Wälder. Die (dw)

Was ist der Mirdiner Tenurationsakt?


Der Akt zur benefizialen Investitur der Mirdiner Graf- genden Jahren zu keiner einigen Politik fanden und ihre
entenuration von 1802 des Fürsten Andaryn III. stellt Kräfte in Familienstreitigkeiten und Fehden erschöpf-
die rechtliche Grundlage der faktischen Entlehnung der ten. Erst unter Kasimir IV. konnten sie mit der Schaf-
Waldgrafen von Mirdin her. Darin ist festgeschrieben, fung des Trutzbundes einen Teil ihrer verlorenen Ho-
dass die Annahme der Grafenwürde durch den Fürsten heitsgewalt in der Grafschaft zurückerlangen. Ein laut-
keine Auflösung des gegenseitigen Lehensverhältnisses starker Kritiker des Tenurationsaktes war Ritter Varigio
darstellt, ebensowenig einen Rückfall des Lehens an Belafin von Mirdin, der stets auf die eigenständige Ge-
den Fürsten, sondern eine Übertragung desselbigen an schichte seiner Familie verwies und es schaffte, fast
eine andere Linie der herrschenden Dynastie. Demzu- den gesamten Niederadel der Region im Trutzbund zu
folge handelt es sich beim mirdiner Grafenhaus um eine vereinen. Königin Yolande II., sosehr sie auch das Vor-
Seitenlinie der Kasmyrin. Anhand einiger zitierter Ur- gehen des Ritters verurteilte, sah die kaum haltbaren
kunden und Stammbäume wird in dem Akt aufgezeigt, Daherleitungen der Urkunde mit Unmut, weshalb sie
dass Andaryn III. rechtmäßiger Erbe des Grafenthrones auf dem Hoftag 1882 das Versprechen abgab, die Gra-
ist. Der Schwester des verstorbenen Waldgrafen wird fenfrage zu lösen. Dies geschah im Rondra 1883, zwei
in generösen Worten der Titel einer Ritterin von Mirdin Wochen nachdem Varigio Belafin, den sie inzwischen
verliehen und damit das Grafenhaus dem Niederadel als Waldgraf designiert hatte, auf dem Weg nach Nostria
gleichgesetzt. einem nächtlichen Attentat erlag.

Als Ansammlung von absichtlich falsch zitierten An dieser Stelle eine Korrektur in eigener Sache: im
Rechtspassagen und gefälschten Stammbäumen ist der Beleman 2 wird die Entmachtung Mirdins Kasimir III.
Tenurationsakt dazu gedacht, die Familie Mirdin in zugeschrieben, der im Beleman 4 dann auch noch als
größtmöglicher Weise in ihren Rechten und Besitztü- König Erwähnung findet, wo es sich doch bei Fürst
mern zu beschneiden, ohne sie aber zu entlehnen. Dies Kasimir III. um einen Herrscher Nostrias im neunten
hätte höchstwahrscheinlich einen Adelsaufstand hervor- nachbosparanischen Jahrhundert handelte. Mea culpa,
gerufen, weshalb Andaryn III. sich damit begnügte, die da hätte ich wohl noch einmal in den garantiert unver-
Übertragung der gräflichen Privilegien zunächst nur auf fälschten Annalen der Gloria Kasmyria nachschauen
seine Herrschaftszeit zu beschränken. Sein Vorgehen sollen!
hatte insofern Erfolg, als dass die Mirdiner in den fol- (jm)

34 Irdisches zu Nostria
Obschon bereits einige Zeit ins Land gegangen ist, veröffentlicht der Beleman den folgenden Text erst mit dieser Ausgabe – im
Gedenken an jene erfrorenen Posthunde, die diesen Bericht aus dem Jarltum Premjastad bereits von einigen Monden in die
Redaktion der Thorwal-Standarte zu bringen versuchten.

Harter Winter im Golf von Prem


JARLTUM PREMJASTAD. Auch den Sijdan lität selbst zu Spottpreisen nicht mehr und stimmte für Jorhalla Ifirnjasdottir
Thorwals hat dieser verfluchte Winter fest zu verkaufen war. Zwar kommen den – eine weise Frau, die mit ihren fünfzig
im Griff. Der auch in strengeren Wintern Hjalländern Krakenmolch süß-sauer in Wintern schon viel erlebt hat und die letz-
meist eisfreie Golf vom Prem führt inzwi- allen möglichen Abwandlungen inzwi- ten Jahresläufe die Bewirtschaftung der
schen große Packeisflächen, die vom See- schen zu den Ohren wieder heraus, aber Schollenbrecher-Ottajasko führte.
wind hinein gedrückt werden und sich dafür ist dort noch niemand an Hunger
rund um die Insel Hjalland fangen. So viel gestorben. Es bedurfte vieler lauter Wor- Doch sind inzwischen finstre Kälte und
Packeis ist inzwischen zusammen gekom- te der Jarlin Eindara Fjolnirsdottir, um den totes Holz nicht mehr die einzigen Ge-
men, dass sich zwischen Hjalland und Hjallandern wenigstens ein paar Fass Kra- fahren auf der Golfinsel, denn mit der fe-
dem Festland eine feste Eisbrücke gebil- kenmolchfleisch abzutrotzen, damit die sten Packeisdecke zum Festland bekamen
det hat, auf der man trockenen Fußes von Ottarjer nicht allesamt dem Hungertod auch einige der Bestien aus den Hjaldor-
Ottarje nach Ljasdahl gelangen kann. Wo zum Opfer fallen. bergen Zugang zur ihnen sonst versperr-
das warme Wasser des Güldenlandstromes Dafür ist im Allgemeinen die Gefahr ten Insel. Zum ersten Male überhaupt,
auf die niederhöllisch kalte Luft trifft, bil- deutlich gestiegen, bei der Holzsuche ums muss man sich auf Hjalland einer Wolfs-
den sich dicke Nebelschwaden, die in kür- Leben zu kommen. plage erwehren! Wenn diese Kreaturen
zester Frist gefrieren und alles mit einem Sei es zum einen durch die Kälte und auch nicht in die wegen Piraten und Kra-
dicken Eispanzer überziehen. Schiffe, die den hohen Schnee, die den Aufenthalt im kenmolchen wohl befestigten Siedlungen
das Pech haben, solche Nebelbänke nicht Freien höchst unangenehm und lebensge- eindringen können, so stellen sie doch
schnell genug durchqueren zu können, fährlich machen, wie zum anderen beim eine große Gefahr für die Holzsammler
wandeln sich schnell in wahre Eisberge, Holzhacken selber. Durch die Kälte sind und anderen Arbeiter dar, die außerhalb
auf denen alles Leben binnen weniger selbst dicke Baumstämme vollkommen der Siedlungen ihrem frostigen Tagwerk
Stunden erstarrt. Auch der winterliche durchgefroren und wenn sie noch zu nachgehen und von den Angriffen voll-
Fischfang ist deutlich zurückgegangen feucht gewesen sind, so gefriert das Was- kommen überrascht wurden. Die Einrich-
und man findet kaum noch Speisefische ser im Holz zu Eis, das ganze Stämme tung von Wachtposten ließ nicht lange auf
in den Netzen, während die Zahl der auseinandersprengt, als hätte ein Riese mit sich warten und die Zahl der Überfälle ist
hungrigen Haie und anderer Raubfische einem Hammer gewütet. Man kann es deutlich zurückgegangen, jedoch
deutlich zugenommen hat. dem Holze schwer ansehen, wie es mit schmerzt in diesen schweren Zeiten der
Besonders schlimm betroffen ist der dem Eis im Inneren aussieht und so kann Verlust eines jedes Menschenlebens dop-
Fischerort Ottarje, der im letzten Jahr ei- ein augenscheinlich unversehrter Stamm pelt hart.
nen Großteil seiner Fischereiflotte bei beim Fällen unerwartet auseinanderbre-
Überfällen durch Varnheimer Angreifer chen. Schon viele Holzfäller haben in die- Mit Bangen erwartet man Ifirns güti-
verloren hatte und damit zu beträchtlichen sem Winter Verletzungen davongetragen ges Wirken, damit endlich der Frühling
Teilen seiner Ernährungsgrundlage be- oder sind ihnen sogar erlegen. anbrechen möge. Noch gibt es zwar knap-
raubt wurde. Weithin bekanntestes Opfer eines sol- pe aber ausreichende Vorräte zur Saat,
In den anderen Orten entlang der Pre- chen Unfalles dürften wohl Firnlind Las- doch das Nutzvieh musste inzwischen zu
mer Küste steht es um die Nahrungsmit- kesdottir und ihr Sohn sein, zu dem auch großen Teilen geschlachtet werden, um
tel zwar schlecht, es ist aber traviaseidank der Hetmann der Hjallander Schollenbre- mit den knapper werdenden Vorräten we-
noch nicht hoffnungslos. Auf der Golf- cher-Ottajasko – Laske Sonjasson – hin- nigstens noch die besten Zuchttiere über
insel Hjalland erweist es sich nun im zu zu zählen ist, denn bei der Suche nach den Winter zu bekommen. Diese Verluste
Nachhinein als glückliche Fügung, nach seiner als verschollen gemeldeten Toch- werden in den nächsten Jahren empfind-
den Krakenmolchangriffen der letzten ter und dem Großsohn unterlag er im hel- liche Einbußen nach sich ziehen und die
Jahre einen so bedeutenden Überschuss denhaften Ringen mit Firuns Elementen. Gebete zu Thorwals Göttern werden im-
an Krakenmolchfleisch erjagt und einge- Wie es die Not gebietet, hielt man auf mer lauter, dass ein solcher Winter sich
legt zu haben, dass diese einstige Spezia- Hjallander Hof alsbald eine Hetwahl ab nie wiederholen möge! (vr)

35
Wiederaufbau in Südthorwal
JARLTUM KYSTLAND / MERSKE. Endlich monden spurlos verschwanden. Den im- habe, in dem er Galbas Romason töten
auch mal gute Nachrichten – der schreck- mer lauter werdenden Gerüchten zufol- wollte. Er habe auch das Lager des
liche Winter ist überwunden! Nur ein ge, sollen Elgar Kjamthorn und seine Merskeraner Gelben sabotiert, um alle
kleiner Schatten trübt die Flut erfreuli- Sippe sie gefangen und aufgefressen ha- Vorräte zu vernichten.
cher Berichte über den Wiederaufbau im ben, denn mysteriöserweise hat eben jene Dagegen spricht allerdings, dass in der
gesamten Kystland und den Kindersegen Sippe den Winter mit wohl genährten Bäu- von einer Mure zerstörten Lagerhalle für
in Merske, denn dort hängt trotz alledem chen überstanden; Elgar hingegen weist den Merskeraner Gelben zwar verdorbe-
der Dorfsegen schief. die Beschuldigungen entrüstet zurück. ner Käse gefunden wurde, doch weit we-
Andere wiederum behaupten, die Ver- niger, als es sein sollte. Man hätte dies ja
Nachdem der harte Winter endlich schwundenen hätten ein schreckliches verstanden, hätte jemand wegen des
vorbei war, hinterließ er eine Spur der Geheimnis entdeckt, eine Verschwörung Hungers den Käse einfach gegessen,
Zerstörung in ganz Thorwal. Doch un- heimtückischster Art, wie man sie in doch war es gerade in der Zeit, als der
erschütterlich wie es nun einmal die Na- Thorwal kaum kennt. Winter am härtesten wütete unmöglich
tur der Nordleute ist, machten sie sich in das Lager zu gelangen, da es unter
sogleich an den Wiederaufbau. Schutt einer so dicken Schneeschicht bedeckt
und Schlamm wurden weggeräumt, war, dass die Tür unmöglich geöffnet
teilweise wiederverwertet, Häuser und werden konnte. Zudem waren alle be-
Gärten wieder in Stand gesetzt, die Fel- reits fertigen Käseleiber in der Stadt
der neu bestellt und die letzten Reste verteilt worden, als das Lager noch zu-
an Wertgegenständen verkauft um neu- gänglich war. Lediglich der Rohkäse
es Vieh anzuschaffen. Das Meer gab war noch im Lager, und der ist ja be-
reichlich Fisch und durch die eifrige kanntermaßen so bekömmlich wie
Arbeit der Männer und Frauen erhol- Trollblumen. Doch wo ist der Käse
ten sich Land und Leute. schließlich abgeblieben?
Doch nicht nur der Fisch war reich- Für all das gibt es jedoch noch kei-
lich vorhanden – die Frauen in Merske ne Beweise. Galbas Romason, der
gebaren fast drei Mal so viele Kinder Hetman Merskes, hat umfangreiche
wie im Vorjahr. Es scheint so, als wür- Nachforschungen angeordnet, doch ist
den die Götter ausgleichen wollen, was auch ihm der Wiederaufbau wichtiger,
die Menschen im schrecklichen Win- damit auch die vielen kleinen
ter verloren hatten. Man sieht dies als Thorwaler ihren ersten Winter auch
gutes Zeichen und die Menschen gewin- Die alte Alrika (Name von der Redak- überleben. Er hatte seinen Sohn Gert, der
nen wieder an Zuversicht. tion geändert) wusste zu berichten, dass mittlerweile als Magus in Prem zugange
Auch eine reisende Travia-Geweihte Odi Berenson, Vorstand der Berensens ist, und Berida die Skaldin (Tochter der
empfand dies so, dankte ihrer Göttin und und damit Leiter der Brennerei in Jarlin Frithja Aildhalsdottir) gebeten, zu
ließ sich, zumindest vorübergehend, in Merske, mit dunklen Kräften im Bunde ihm zu kommen und sie damit beauf-
der Stadt nieder um den Menschen bei- sei und sich in dunklen Nächten in eine tragt, Näheres herauszufinden um diesen
zustehen und einen Schrein der Göttin schaurige Bestie verwandle, dass ihm Unruhe stiftenden Gerüchten ein Ende
zu errichten. Auch dies war ein großes jedes Mittel recht sei um zu mehr zu setzten.
Glück für die noch werdenden Mütter, Einfluss zu gelangen, und dass es ihn
denn die Hebamme war im Winter auf immer schon gestört habe, dass seine Es scheint also, als würde der Süden
mysteriöse Weise verschwunden. Brennerei nicht annähernd so bekannt der guten Fortschritte beim Wiederauf-
Zwar wurde nach ihr gesucht, doch sei, wie unser von allen geliebter Käse, bau, des fruchtbaren Frühlings und dem
nicht die geringste Spur entdeckt. Damit der Merskeraner Gelbe. Deswegen soll schnellen Auffüllen der Vorratskammern
teilte sie das Schicksal mehrerer Einwoh- er es gewesen sein, der den beinahe töd- zum Trotz immer noch einen Fuß im
ner, die ebenfalls in den harten Winter- lichen Streit um Feuerholz angezettelt Schrecken des Winters haben. (kri)

36
Das Hjalding 2656 JL
Kaum etwas lohnenswertes gibt es zu Thorwal holen will, damit sie behütet auf- ge ging. Dies nutzte Ole Sonnarson aus,
berichten, zu gewöhnlich ging das Hjal- wachsen können, andererseits aber auch der einst Jurga und Marada bekämpfte
ding vonstatten. Hetleute schilderten die durch den harten Winter erfrorenen und der bislang als Tod gegolten hatte.
welch Verheerungen der Glorana-Win- eigenen Kinder ‘ersetzen’ sollen. Bridgera Karvsolmfarer mußte an den
ter angerichtet hatte, andere erzählten Der Bericht, dass gjalskerländer Bar- Hjaldingsfrieden gemahnen, da einige
vom Wiederaufbau ihrer Ottaskins. baren in Thorwalsches Land eingedrun- diesen zu vergessen drohten, und den
Wie üblich machten Animositäten die gen seien, rief kaum Beunruhigung her- Verruchten ergreifen wollten. So aber
Runde und so konnte man wieder die vor, und so fanden sich schnell einige mußte man ihn ziehen lassen, wenngleich
berühmte Thorwalsche Streitkunst mit- Hetleute, die sich der Plage annehmen einem übles schwante, da er verkündete
erleben. wollten. Erstaunlich desinteressiert zeig- sich zum neuen Hetmann Invhersborgs
Bemerkenswert an diesem Hjalding ten sich die Versammelten als der bishe- aufschwingen zu wollen – und ganz ne-
war wohl nur ein ungewöhnlicher Vor- rige provisorische Hetmann von Invhers- benbei schwor er einigen Anwensenden
schlag des Hetmanns Walkir Torhallason, borg sein Amt niederlegen wollte und es Blutrache, die damals beim Kampf um
der albernische Waisenkinder nach darob um Vorschläge für seine Nachfol- Muryt dabei gewesen waren. (jak)

Überfall auf Jagdgruppe? Neues aus Njurunsgard


Aus dem Norda wird von einem vermeintlichen Übergriff Wie aus dem Jarltum Njurunsgard von reisenden Händlern
auf eine hjaldingsche Jagdgruppe aus Gjalskermund berichtet. zu erfahren ist, haben die neuen Bewohner des Skargar-Hofes
Die Redaktion ist bemüht, sichere Aussagen über den Vorfall nach dem gestrengen Winter mit Ausbesserungsarbeiten an den
zu bekommen. Dies war bis Redaktionsschluss jedoch nicht voll- alten Gebäuden begonnen. Wie es scheint, will sich Osgrin
ständig möglich: Laetthelm – ein früherer Bewohner Ardahns – mit den Seinen
Es wird berichtet, dass eine Gruppe stolzer Hjaldinger sich hier niederlassen.
auf der Suche nach jagdbarem Wild und Brennholz befand. Nach
dem strengsten Winter seit Menschengedanken waren gerade Auch wird von frischen Gräbern berichtet, mit denen auch
im Norda Holz und besonders die Lebensmittelvorräte lange diese kleine Gemeinschaft ihren schmerzvollen Tribut an den
vor dem ersten Frühlingstag erschöpft. Auf ihrer Suche nach bitteren Winter gezollt hat. Es bleibt abzuwarten, wie die Schar
Wild soll die 20-köpfige Gruppe sich von Gjalskermund ins die lange vernachlässigten Felder des Hofes bestellen will. Seit
Landesinnere gewagt haben. Das war selbst in den besseren eine Krankheit die ehemaligen Bewohner niedergestreckt hat,
Götterläufen immer schon ein Wagnis gewesen – doch jetzt trieb war der Boden fruchtbar und die Äcker einigermaßen ertrag-
die bittere Not die Gruppe in die unsicheren Hügel und Wälder. reich. Der Händler Hjalwdusch berichtet mit freudiger Miene
Die dort lebenden gjalskerländer Barbaren galten noch nie als von einer größeren Bestellung Saatgutes. Wie von ihm zu er-
besonders gastfreundlich. Bislang jedoch tolerierten sie gele- fahren war, ist die neue Otta durchaus mit Gold ausgestattet –
gentliche Jagdausflüge unserer Brüder und Schwester im Norda, dieser bescheidene Reichtum der Skargarim stammt aus der
solange diese nicht zu weit in ihr Gebiet vordrangen. Herferd wider Glorania.
Es ist noch nicht bekannt, warum die Jagdgruppe erst mit
einiger Verspätung wieder in Gjalskermund eintraf. Auch ist Aus Ardahn und Skjolden wurden Stimmen laut, dass man
die genaue Zahl der Zurückgekehrten unsicher. Um nicht all seine ehemaligen Bewohner, die nach dem Kampf um Muryt
die unsicheren Quellen zu zitieren, veröffentlichen wir an die- (Anm. d. Red.: der BELEMAN berichtete in den Ausgaben 3
ser Stelle keine Zahlen, ob zutreffend oder nicht. Was wir si- und 4) abtrünnig wurden, nicht im Stich lassen wolle. Ob das
cher wissen, ist die Tatsache, dass der Trupp angegriffen wur- nur schnell dahingesagt war, wird die nähere Zukunft zeigen.
de. Dabei soll es auch Tote unter der Jagdgruppe gegeben zu
haben. Einige der Unseren haben den harten und grimmen Win- Als ein gutes Omen wird die baldige Niederkunft von Juna
ter überlebt, nur um im Frühling zu Swafnir zu gehen. Gundersskjol gesehen. Die kleine, schicksalsgeprüfte Gemein-
Sobald wir näheres erfahren, werden wir den geneigten Le- schaft am Skargar-Hof kann zuversichtlich nach vorne blicken.
ser unverzüglich davon unterrichten. (sh) (sh)

37
Gjalskerländer im Norda gesichtet!
Stürmischer Wind peitschte gegen die Raubzügen trauten sich die Wilden gar bis kur über eine tiefe Pfütze. Gleich würde
Wand des Hauses. Dicht an dicht prassel- an die großen Schafsherden der Ölvirs- er beim Jarl sein und Kriegsrat halten.
ten die Regentropfen, gleich kleinen Na- daler heran und einige abgelegene Gehöf- Andra war zunächst in ihre Heimat ge-
deln stachen sie auf die ungeschützte te waren ihnen bereits zum Opfer gefallen. fahren und wollte mit ihren Schiffen zum
Haut. Doch Walkur Thorson störte dies Walkurs Vorschlag jedoch, die Gjals- Kriegsrat erscheinen. Ihr eigenes lag be-
nicht. Tief in trüben Gedanken versunken, kerländer aus der Gegend zu vertreiben reits im Hafen, doch Walkur hatte die
lief er im Regen durch Virport, dem Sitz und einen Schutzwall zu bauen, um die Hetfrau der Seetiger noch nicht gesehen.
des Jarls Ture Vandrason im nördlichen Gefahr ein für alle mal zu bannen, fand im Sicher war sie bereits bei Ture.
Jarltum Ifirnsland. Vor wenigen Stunden Hjalding kein Gehör. Sogar ausgelacht Im heftigen Regen erreichte er schließ-
erst war er hier angekommen vom Hjal- wurde er. Wenigstens sein Jarl Ture und lich das Haus des Jarls und wurde schnell
ding in Thorwal, wo er den versammel- Andra Fridthjofsdottir, die Hetfrau der zu ihm und Andra vorgelassen. Mit ihnen
ten Hetleuten aus seiner Heimat berich- Seetiger, standen ihm zur Seite. in der großen Halla waren noch einige Un-
tete. Vom schönen Dorf Ölvirsdal, etwa Mit dem Jarl hatte Walkur eigentlich terführer und sein Sohn Askor, den Rest
drei Tagesreisen von hier. Allen auf dem schon früher gerechnet, augenscheinlich seiner Leute hatte er schon in die Heimat
Hjalding hatte Walkur von der Gefähr- waren die Boten jedoch nie angekommen vorausgeschickt, auf dass sie in Ölvirsdal
dung dieses schönen Dorfes erzählt – die – alleine Swafnir weiß, was den armen die kommende Rettung ankündigten. Mit
Gjalskerländer waren da! Seelen widerfahren ist. Immerhin hatte am Tisch stand auch der Skalde Haldar,
der Hetmann aus Ölvirsdal mit Unterstüt- der viel Wissen über die Gjalskarländer
Seit vielen Wintern wurden die Barba- zung von Ture und Andra nun eine kleine gesammelt hatte und bei dieser Unterre-
ren schon nicht mehr in der Ebene gese- Streitmacht zusammen – im Norda hilft dung nur von Hilfe sein konnte. Nach ei-
hen. Doch dieser scheinbare Frieden hat- man sich. Mit der Unterstützung des Sid- ner spärlichen Begrüßung dann, begann
te nun ein jähes Ende gefunden. Sie hiel- jan hatte er auf dem Hjalding gar nicht der Kriegsrat wider die Gjalskarländer.
ten sich am Knörge-See auf und auch am erst gerechnet, doch eine so spärliche Hil- (sh)
großen Trundjan-Fels wurden sie bereits fe selbst aus dem Norda verblüffte ihn. Anm.: Über die Geschehnisse des Kriegsrates und
gesichtet. Allem Anschein nach bauten sie deren Folgen berichtet der BELEMAN selbstverständ-
dort befestigte Lager auf. In dreisten Mit einem großen Schritt sprang Wal- lich in der kommenden Ausgabe #8.

Alles Käse neigten Leser hier etwas über


deren Entstehung berichten:
von ihren Ausflügen nicht zurück.
Etwa zur selben Zeit an einem ande-
ren Ort, in Rovamund um genau zu sein,
MERSKE. In Merske herrschte unlängst Die Geschichte handelt vom jungen machte sich der junge Jäger Askir heim-
Aufregung und Unverständnis, nachdem Mädchen Hangrid, das kurz vor der Otta- lich aus dem Staub. Er hatte immer wie-
im Winter der gesamte Vorrat an Merske- jara stand. Die meisten ihrer Freunde der Streit mit seiner Schwester Frenja. Es
raner Gelbem vernichtet wurde, obwohl wussten schon genau, welche Aufgabe die ärgerte ihn, weil es doch immer um das
er noch nicht reif war. Die genauen Um- richtige für sie wäre, doch sie selbst war gleiche ging - sie wollte die Familie ver-
stände sind bis heute noch nicht geklärt. sich einfach nicht sicher. Eigentlich koch- lassen um sich einer Ottajasko anzuschlie-
Diese Käsespezialität machte den größ- te sie ganz gerne und hatte sich überlegt, ßen. Niemand aus seiner Familie war je
ten Anteil am Handel der Stadt aus und für ihre Ottajara ein ganz besonderes Es- zuvor auf einem größeren Schiff als ei-
sicherte so den Bewohnern etwas Wohl- sen vorzubereiten, aber sie war nie zufrie- nem Ruderboot gewesen und sie wurde
stand. den mit dem Ergebnis, es sollte ja nicht für die Arbeit am Hof dringend gebraucht.
Um die Aufregung um das Verschwin- nur gut schmecken, es sollte etwas ganz Das Leben war auch so schon schwer ge-
den von halbvergorener Milch verstehen Einmaliges sein. Hangrid ging oft in den nug, seit ihre Mutter bei der Geburt ihrer
zu können, muss man um die besonderen Wald um nach Beeren und Wurzeln zu gemeinsamen Schwester Ragnar gestor-
Umstände wissen, unter welchen diese suchen und experimentierte mit immer ben war. Viele Verwandte hatten sie hier
Spezialität erstmals hergestellt wurde. neuen Speisen, doch nie war sie mit dem auch nicht, da Leif, ihr Vater, aus dem
Mitunter deshalb möchten wir dem ge- Ergebnis zufrieden. Eines Abends kam sie Norda in diese Gegend gezogen war. Die

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Mutter stammte zwar aus Rovamund, schlug ihn mit ihrer Axt in die Flanke. nächsten Tag machte sich die ganze Sip-
doch wollten ihre Geschwister nach de- Nach kurzer Zeit gaben sich die Wölfe ge- pe auf den Weg in den Wald und folgte
ren Tod im Kindbett nichts mehr mit Leifs schlagen und zogen sich zurück. Hangrids Spur bis zu einer Steineiche, wo
Sippe zu tun haben. Eigentlich hatten sie Askir stellte beruhigt fest, dass seiner sie ihren halbgefüllten Korb entdeckten.
ihn noch nie gemocht - eine aus der Schwester außer einem blutenden Krat- Nach weiterem Suchen fanden sie am Fuß
Tranfhapper Sippe hätte besseres verdient zer an der Schulter weiter nichts gesche- der nahen Klippen Zeichen eines Kamp-
als einen einfachen Jäger. hen war, aber um die Fremde stand es fes – doch Hangrid blieb verschwunden.
Als Askir in jener Nacht nach Hause nicht so gut. Sie war wohl die Klippen Als sie auch in den darauf folgenden Ta-
kam, musste er feststellen, dass Frenja ihre heruntergestürzt, hatte sich einiges gebro- gen und Nächten nicht zurückkehrte, gab
Sachen gepackt hatte und losgezogen war chen, was Askir nach einer kurzen Unter- ihre Familie die Suche auf. Die Trauer war
um ihr Glück in der Ferne zu finden. Leif, suchung feststellen konnte. Gemeinsam groß aber das Leben musste weiter gehen
sein Vater, war noch wach und saß traurig brachten Frenja und Askir die Fremde zu und so wappneten sich alle für einen har-
in der dunklen Stube, das Feuer war aus- seiner Lagerstelle, ohne dass diese zu ten Winter. In diesem Jahr waren die
gegangen und er hatte keine Kerze ent- Bewusstsein kam. Erntefeierlichkeiten
zündet. Auch am Morgen überschattet von Han-
„Wie soll es weitergehen? Ich habe ver- wollte die fremde Schö- grids Verschwinden und
sucht sie aufzuhalten, aber sie wollte nicht ne nicht aufwachen uns bei ihrer sonst so fröhli-
auf mich hören.“ murmelte er, als er sei- so beschlossen die Ge- chen Familie wurde we-
nen Sohn eintreten hörte. schwister, eine behelfs- nig gelacht und Gesprä-
Entschlossen packte Askir seinen mäßige Trage aus Ästen che verstummten bald.
Rucksack. zu bauen und sie mit nach Fast schien es, als traue-
„Ich mache mich auf die Suche nach Hause zu nehmen. Als sie re auch das Wetter, denn
ihr. Frenja ist noch zu jung um alleine aus- am Weg nach Rovamund es gab mehr Nebel und
zuziehen. Vielleicht kann ich sie ja über- an der Hütte der Dorfhe- Regen, als in den Jahren
reden noch ein oder zwei Winter bei uns xe vorbeikamen, baten zuvor und bald kam auch
zu bleiben.“ sie dort um Hilfe und die der Winter mit Eis und
Wie es der Zufall wollte, hatte er bald gütige Frau versprach, sich Schnee. Da gaben auch die
schon ihre Spur gefunden, wenn auch mit um das Mädchen zu küm- Letzten die Hoffnung auf,
erheblichem Rückstand. Offensichtlich mern, wenn sie ihr bei den Vor- dass sie jemals zurückkehren
war sie die ganze Nacht und noch einen bereitungen für den Winter helfen woll- würde.
guten Teil des nächsten Tages durchge- ten. Auch in Rovamund kehrte langsam der
wandert. Während seiner Verfolgung ver- „Es muss auch nicht gleich sein, geht Winter ein, Askir konnte Frenja überre-
mischten sich Ärger und Sorge um die erst einmal nach Hause, euer Vater wird den noch ein Weilchen zu bleiben. Das
Schwester. Was, wenn ihr etwas gesche- sich sorgen. Ihr beide seht müde aus, aber unbekannte Mädchen erholte sich zwar
hen war? Sie konnte zwar gut mit Axt und ich würde mich freuen, wenn ein paar jun- nur langsam, aber es gab Fortschritte,
Bogen umgehen, doch trotzdem war sie ge, starke Arme mir beim Holzhacken und auch wenn sie sich nach wie vor an nichts
gerade erst 12 Winter alt. -stapeln helfen würden. Kommt in ein mehr erinnern konnte. Der Einfachheit
Nach langer Wanderung wollte er ge- paar Tagen zurück, dann wird es eurer halber nannte man sie Alrike und sie half
rade ein Lager aufschlagen, da hörte er Freundin wieder besser gehen. Wie heißt bei Askirs Familie so gut es ihr möglich
Kampfgeräusche. Mit gezogener Waffe sie eigentlich?“ war. Mit der Zeit zeigte sich, dass bei
eilte er auf die Geräusche zu und sah Die Geschwister sahen sich an und Askir und Alrike mehr als nur Freund-
Frenja am Fuß einer schroffen Steinklippe schüttelten die Köpfe. schaft im Spiel war – die beiden wurden
gegen drei Wölfe kämpfen. Hinter ihr lag „Das wissen wir nicht, wir haben sie ein Paar. Im folgenden Frühjahr bat Askir
eine reglose Gestalt am Boden. Voller fast einen Tagesmarsch von hier entfernt Alrike unter einer blühenden Birke mit
Stolz sah er, dass sie sich gut gegen die in diesem Zustand gefunden.“ ihm den Traviabund einzugehen, doch sie
Wölfe behaupten konnte, offensichtlich Nach einem wärmenden Tee machten lehnte ab.
hatte sie diese rechtzeitig bemerkt und sich die Beiden auf den Heimweg. „ Ich muss erst wissen wer ich eigent-
einen mit dem Bogen kampfunfähig ma- Als es bereits dunkel wurde und noch lich bin! An manche Dinge aus meiner
chen können, bevor die anderen angrif- immer kein Zeichen von Hangrid zu se- Vergangenheit kann ich mich schon erin-
fen. Mit einem lauten Schrei stürzte sich hen war, machten sich ihre zwei älteren nern, aber ich weiß noch immer nicht,
Askir auf eines der Tiere. Frenja duckte Brüder Hardger und Sven auf die Suche woher ich komme.“
sich unter dem zweiten Wolf weg und nach ihr, fanden jedoch keine Spur. Am Schweren Herzens akzeptierte er ihre

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Entscheidung. ganz vergessen dir etwas zu erzählen“. Nun gab es kein Halten mehr. Ein ein-
Im darauf folgenden Sommer traf ein Sie sah ihm erst ernst in die Augen, wöchiges Fest wurde in ganz Merske ge-
schwerer Schicksalsschlag die Familie. dann zu Boden und machte eine verlegen feiert, alle waren eingeladen und es gab
Während eines Gewitters schlug der Blitz Pause. viel zu bejubeln: die Rückkehr Hangrids,
im Haus ein und nach der andauernden „Seit dem Feuer, … ich kann mich ihre Ottajara, den Traviabund mit Askir
Hitze brannten das Strohdach, wie auch wieder erinnern, an Alles….“ und die Aufnahme von Askir und Frenja
die trockenen Bretter des Holzhauses, wie Schnell war Askirs Entscheidung ge- in die Familie. Zur Feier wurde zum er-
Zunder. Bei dem Versuch, die kleine Rag- fallen. Gemeinsam mit Frenja und Han- sten Mal der heute berühmte Merskeraner
nar zu retten wurde Leif von einem bren- grid (auch an ihren richtigen Namen Gelbe serviert, und auch wenn Hangrid
nenden Holzbalken erschlagen. Fassungs- konnte sie sich wieder erinnern) zog er damals noch nicht ahnte, dass dieser Käse
los standen Frenja, Askir und Alrike vor gen Westen. eines Tages noch eine begehrte Delika-
den rauchenden Überresten des Hauses. In Merske war die Freude groß, als die tesse werden sollte, so war sie doch stolz
Die herbeigeeilten Dorfbewohner boten verloren geglaubte Tochter zurückkehrte auf ihr Meisterwerk.
den drei Überlebenden Hilfe an, sie ga- und auch ihre Begleiter wurden mit offe- Auch Frenjas Wusch ging in Erfüllung
ben ihnen Obdach und halfen bei der nen Armen empfangen. Endlich konnten – sie wurde in der Ottajasko der Mers-
Ausrichtung der Totenfeier. Die Feier Hangrid und Askir ihren Traviabund schlie- kaner Schlangenspalter aufgenommen.
selbst war zwar schön, aber recht kurz, ßen und beschlossen dies mit einem gro- Jahrelang fuhr sie zur See, aber bei jeder
nur wenige konnten Geschichten zu Leif ßen Fest zu feiern. Aber etwas fehlte noch Rückkehr besuchte sie ihren Bruder und
und Ragnar erzählen, bei Leif, weil er sich - Hangrids Ottajara. Auch wenn von den dessen Frau, die die wohl berühmteste
nie recht in die Gemeinschaft eingefun- anderen niemand mehr daran dachte, war Käserei in Thorwal begründet hatten.
den hatte und Ragnar war einfach noch diese der Grund, aus dem alles seinen An-
zu jung gewesen. Askir und Alrike stan- fang nahm. Hangrid staunte, als sie sich in Dies war die Entstehungsgeschichte
den noch lange beieinander, als die letz- den Vorratslagern umschaute um wieder vom Merskeraner Gelben. Dass der Käse
ten nach Hause gegangen waren. von vorne zu beginnen. Da lag er! Ein ein- zwei Jahre zum Reifen braucht ist ja weit-
„Ich kann mir vorstellen wie schwer zelner Laib Käse, der letzte den sie vor ih- hin bekannt, das genaue Rezept jedoch
es für dich sein muss, fehlen die beiden rem Verschwinden gemacht hatte. Zaghaft wird streng gehütet. Nun müssen wir noch
mir doch auch so sehr. Leif war wie ein kostete sie von dem Käse und stellte fest, fast ein Jahr und ein Halbes warten, bis
Vater für mich und Ragnar wie eine dass er durch die zweijährige Lagerung wir uns an der gelben Köstlichkeit erneut
Schwester. Ich habe in der Aufregung gereift war und vorzüglich schmeckte. erfreuen können. (kri)

Invhersborg bald unter neuer Führung?


Der bisherige provisorische Hetmann Muryts schnurstracks gen Süden fuhr, und borg aufbrach, traf dieser bislang nicht ein.
Faenwulf Walkirson - den die Invhersbor- vermutlich weil er sich keine Zeit genommen Die Tage vergingen, in denen Ole Sonnar-
ger aufgrund seiner Fähigkeiten im alber- hatte Vorräte aufzunehmen, überfiel er auf son sich keineswegs als umsorgter Gast prä-
nisch-nordmärkischen Krieg gewählt hat- dem Weg dorthin einen kleinen nostrischen sentierte, sondern selbst mit anpackte, auf
ten - legte dieses Amt auf dem Hjalding in Küstenweiler. Auch in Albernia gehen ver- Fischfang ging, die Fallen kontrollierte -
Thorwal nieder, da er meinte, daß er Kriegs- mutlich mehrere erschlagene Moorfischer auf und dabei einen nordmärkischen Spion fas-
mann und kein Dorfvorsteher sei. Doch der sein Gewissen, die unglücklicherweise sei- sen konnte, der später der albernischen
Aufforderung Jurgas an die versammelten nen Weg kreuzten. Die Invhersborger selbst Königin übergeben werden sollte. Ole
Hetleute gerichtet, Vorschläge für einen reagierten freundlich auf sein Kommen, wohl macht sich bei den Invhersborgen beliebt
neuen Hetmann abzugeben, kam nur einer kannte niemand seine verbrecherischen Ta- und schon jetzt gibt es viele die in ihm die
nach, doch gerade diesen wollte Jurga lie- ten um Muryt, was nicht verwundert, denn Idealbesetzung als neuen Hetmann sehen.
ber erst unter vier Augen sprechen. Als Ole selbst in Thorwal war er bislang nur weni- Die Wahlen jedoch stehen noch aus, denn
Sonnarson - ein bislang fast Unbekannter, gen bekannt. Zwei Tage lang inspizierte er bislang konnte sich eine Mehrheit dagegen
der offenbar jedoch in Feindschaft mit Jurga genauestens die Verteidigungsanlagen und aussprechen sie ohne Faenwulf Walkirson
und Marada liegt - dies mitbekam, verkün- die nähere Umgebung, ehe er den Invhers- durchzuführen, der noch immer verschol-
dete er, daß er nach Invhersborg fahren borgern offenbarte, daß er hier sei um sich len ist.
wolle um sich von den dort Lebenden zum von ihnen zu ihrem Hetmann wählen zu las- Doch wird man nicht ewig warten kön-
neuen Hetmann wählen zu lassen. Sprachs, sen. Die Invhersborger jedoch wollten erst nen und so steht zu befürchten, daß Ole
verließ das Hjalding und segelte von dan- mit ihrem derzeitigen Hetmann sprechen, Sonnarson wohl der neue Hetmann von
nen. doch obwohl nach Beendigung des Hjaldings Invhersborg wird.
So kam es, daß einer der Verbrecher Faenwulf Walkirson ebenfalls gen Invhers- (jak)

40
Zuletzt im Beleman 6, auf den Seiten 31 ff., war von Bærjan Hjaldarsson, dem Jarl von Njurunsgard zu lesen. Der nun
folgende Artikel ist seinem Leben gewidmet und soll dem Leser einen Eindruck geben, was das Wesen dieses Jarls ausmacht und
ihm solch großen Respekt sowie Anerkennung unter seinen Landsleuten verschafft:

Bærjan „Runenhand“ Hjaldarsson, Jarl von Njurunsgard


Wer als Außenstehender die Möglichkeit hat, einem Streit zusammen, um sich als Söldner zu verdingen.
zweier Hetleute in Njurunsgard beizuwohnen, wird überrascht Über Almada, Aranien und Khunchom gelangte er nach
sein über den Greis, der sich bei solchen Gelegenheiten ein- Sylla, wo die Söldnertruppe, die er mittlerweile anführte, auf
schaltet: seine achtundsiebzig Winter sind ihm deutlich anzu- Seiten der Liga freier Staaten auf den Waldinseln einige Erfol-
sehen, er geht gebückt und von einem seiner Krieger gestützt, ge gegen Al’Anfa und dessen Verbündete errang. Dies brachte
zitternd am ganzen Leib. Sein Haupthaar hat er schon lange Bærjan einige Berühmtheit, vor allem unter den im Süden le-
verloren, und auch der schlohweiße Bart lässt seine einstige benden Thorwalern, ein.
Pracht nur mehr erahnen. Fast scheint es, als wollten uns die Einer von Bærjans letzten Aufträgen im Süden war die Ex-
Götter mit seiner Gestalt an die Endlichkeit unseres Seins erin- pedition einer jungen Hesinde-Geweihten, ihr Name war
nern. Allein seine Augen, Norhild, die auf der Spur
blau und dabei so hell wie der Hochkultur der Echsen-
das Wasser einer Quelle in menschen in den Dschun-
den Grauen Bergen, strah- gel eindringen wollte. Zwi-
len noch Kraft aus. schen dem Söldner und der
Wenn der Unkundige Geweihten entwickelte sich
dann erfährt, dass es sich bei alsbald eine tiefe Zunei-
dieser Gestalt um den Jarl gung, die schließlich zu
von Njurunsgard handelt, so Liebe wurde.
wird er wohl den Kopf Nachdem Norhild ihre
schütteln, ob der Vorstel- Forschungen beendet hatte
lung, dass sich dieser alte und sich abzeichnete, dass
Mann gegenüber den hü- sie und Bærjan von Travia
nenhaften, raubeinigen und mit einem Kind beschenkt
nur allzu oft streitsüchtigen würden, beschloss das Paar,
Hetleuten der Gegend Gel- nach Thorwal zurückzu-
tung verschaffen soll. kehren und dort den
Wer aber dann mit- Traviabund einzugehen.
verfolgen kann, wie Bærjan Den Sohn des Hjaldar
Runenhand mit der kraftvollen Stimme, die man ihm gar nicht zog es zurück in seinen Geburtsort, wo er sich eine Existenz als
zutrauen möchte, die Anwesenden zur Ruhe auffordert, wer angesehener Krieger aufbaute und mit seinen Kameraden aus
miterlebt, mit welchem Respekt diesem Mann auch die mäch- dem Süden, die ihm nach Calhis gefolgt waren, Karawanen
tigeren Hetleute begegnen und wie ruhig und diszipliniert ihm durch weite Teile Nordaventuriens begleitete.
der Streitgrund vorgetragen wird, der wird einsehen, dass seine Nachdem Norhild ihm drei Söhne geschenkt hatte, begann
Wahl zum Jarl mehr war als das Aufstellen einer kraftlosen Spiel- sie, das Volk der Thorwaler und seine Geschichte zu studieren.
figur. Dies war ein Unterfangen, bei dem Bærjan, der mittlerweile
fünfundvierzig Winter zählte, ihr gerne half, ging es doch in
Bærjan wurde im kalten Sturmmond des Jahres 2577 nJL erster Linie darum, den Sängen und Sagas der Skalden zu lau-
als siebenter Sohn des armen Fischers Hjaldar Lingardsson in schen und die eindrucksvollen Swafnir-Tempel der Städte des
Calhis geboren. Die harte Kindheit hielt ihn nicht lange im hei- Landes zu besuchen. Dass Bærjan selbst nicht dumm war, be-
matlichen Dorf, und so zog er aus und heuerte mit vierzehn wies er, indem er nicht nur die Kusliker Zeichen, sondern auch
Götterläufen auf einem albernischen Handelsschiff an. Mit die alte Runenschrift der Hjaldinger erlernte und bald in sei-
zwanzig Wintern trat er in den Dienst der albernischen Flotte nem Wissen um das Recht und die Geschichte Thorwals mit
ein, wo er sich bald, weniger als Seemann denn als Kämpfer, den meisten Skalden konkurrieren konnte. Dies vermochte die
einen Namen machte. Nach Abschluss seiner fünfjährigen Bewohner von Calhis weit mehr zu beeindrucken als die Hel-
Dienstzeit tat er sich mit einer Handvoll weiterer Thorwaler dentaten, welche er weit im Süden vollbracht haben mochte.

Irdisches zu Thorwal 41
So errang er seinen Ehrennamen, „Runenhand“, und als bald der es versteht, im richtigen Maße ins Geschick des Jarltums
darauf der Hetmann des Dorfes von Swafnir zu sich genom- einzugreifen. Er selbst sieht sich als Richter für schwere, über
men wurde, war es der weitgereiste und gebildete Bærjan, der ein Dorf hinausgehende Streitereien, ansonsten versucht er, sich
in seinem fünfzigsten Götterlauf mit großer Mehrheit in dieses nicht in die Geschäfte der Ottajaskos einzumischen, soweit dies
Amt gewählt wurde. Dennoch fand er Zeit, Thorwal zu berei- möglich ist. Bisher schaffte er es sehr gut, die Interessen der
sen um alte Freundschaften wieder zu beleben und neue zu Küsten- und der Binnendörfer gleichermaßen zu berücksichti-
knüpfen. gen.
Als im Jahre 2639 nJL Norhild starb, war dies ein schwerer Das gesamte Thorwal betrachtend, hält Bærjan viel von der
Schlag für Bærjan: selbst für zwei Monde dem Tode näher als Idee eines gemeinsamen Staates, doch viele Neuerungen, die
dem Leben, erholte er sich schließlich, doch nicht vollständig von Tronde oder Jurga eingeführt wurden, gehen dem greisen
– was blieb war die Krankheit, die ihn bis heute plagt: das stän- Jarl zu schnell oder zu weit. Aus diesem Grunde stimmte er
dige Zittern, manchmal kaum merklich, manchmal so stark, trotz des traditionellen Konfliktes mit den Gråbjergern bei der
dass er wie besessen wirkt. Niemand weiß eine Heilung dafür, Wahl des Obersten Hetmannes für Marada.
doch Bærjan hat gelernt damit zu leben, und zumindest ver- Durch die Entscheidungen, die Bærjan in den letzten Jahren
schlechtert sich sein Zustand nicht. fällte, bestätigte er den Njurunsgardern stets aufs Neue, dass
sie den Richtigen gewählt hatten. Selten zuvor stand man so
Als Bærjan „Runenhand“ Hjaldarsson auf dem einig hinter dem Jarl wie in diesen Tagen, und das trotz der
Regionalhjalding 2652 nJL zum neuen Jarl für Njurunsgard Krisen wie der Besetzung Muryts durch den wahnsinnigen
gewählt wurde, nachdem Thurske Nellgardson den Hetleuten Thurske oder dem Streit zwischen den Geweihten der Hafen-
zu sehr den Streit und sogar Krieg mit Gråbjergen gesucht hat- stadt und den Storsjern.
te, entschieden sich die Hetleute der Region für einen Mann (am)

Beizeiten möchten wir dem geneigten Leser auch einen Blick auf den spielerischen Hintergrund geben und veröffentlichen in
dieser Ausgabe einen Auszug der Regionalbeschreibung des Jarltums Steineichenwald.
Die komplette Beschreibung, einschließlich der vier größeren Ortschaften Rovamund, Peilinen, Skelellen und Kravik, sowie
wichtiger Personen und den Auswirkungen des vorangegangenen harten Winters kann auf der Website des Thorwal-Briefspiels
unter www.thorwal-briefspiel.de eingesehen werden.

Das Jarltum Steineikiskov


Grenzen: Steineichenwald im Norden, Andraval im lern, Druiden etc., Trolle, vereinzelte Goblinsippen im
Osten, Ingval im Süden, Roval im Westen nördlichen Steineichenwald)
Angrenzende Jarltümer / Länder: im Westen die Jarl: Letham „Eichenrupfer“ Lethamson (Rovamund)
Jarltümer Linkes Bodirtal (Vaenstre Bodrdal), Küsten- Bekannte Ottajaskos / Sippen: Grenzwächterottajasko,
land (Kystland) und Neues Land (Nyrs Land); im Nor- Eichenrupfer-Sippe, Karilkaern-Sippe.
den das Orkland; im Osten Engasal und im Süden Persönlichkeiten: Letham „Eichenrupfer“ Lethamson,
Nostria. Aleks Hermson
Landschaften: Dichte und endlose Laubwälder, anstei- Lokale Helden / Heilige / mysteriöse Gestalten: Jescha
gend zu Nadelwäldern an den Gebirgshängen im Nor- „das Eichhörnchen“, Waldläuferin und Anführerin des
den, Fruchtbare Auwälder und Niederungen am Ingval. Widerstandes gegen die mittelreichischen Besatzer vor
Gewässer: Grenzflüsse Roval, Ingval, Andraval; Kraval; über 400 Jahren; Bjarnis Aslaifson, legendärer Imman-
Quellbäche der Flüsse spieler; „De olle Wijtbart“, Trolljarl in der Peilliner Ge-
Siedlungen: Rovamund (510), Peillinnen (240), gend
Skellelen (40), Kravik (80) Besonderheiten: Die Kravalquelle, „Trollshjalding“
Bevölkerung (2654 nJL): ca. 1050 (Thorwaler, 20% (Steinkreis bei Skellelen); Festtag „Tag des Eisfreien
nostrische Flüchtlinge, unbekannte Zahl von Einsied- Ingval“ in Rovamund

42 Irdisches zu Thorwal
Zum Geleit den tiefen Wäldern zu finden. Näher zu den Flüssen nimmt die
„Steineichenwald? Total verrückte Leute! Ganz und gar nicht, Bestandesdichte an Pappeln und den weit bekannten Eschen zu,
wie Thorwaler sonst sind. Ich bin damals mit einer Fuhre Körbe während entlang der Flussläufe selbst vor allem Weiden und Erlen
durch Rovamund gekommen, so heißt da wohl der wichtigste Ort. vorherrschen. Neben dem Holzeinschlag und der Verarbeitung nut-
Was mir da passiert ist, werd’ ich meinen Lebtag nicht vergessen! zen die Bewohner die Vorzüge des Waldes als Jagdrevier und als
Angefangen hat das damit, dass - kaum hatte ich meine Körbe Bienenweide, um den begehrten Honig zu gewinnen. Auch der wilde
vom Kahn, der mich über den Ingval geschippert hatte, abgeladen Hopfen ist eine beliebte Würz- und Heilpflanze, den Kundige hier
- sich ein Baum von einem Mann vor mir aufbaute und mir sagte: zu finden wissen.
‚Jung, di loot wi nich weiter. Wi töövt bis ji genuch seit und dann Viel jagdbares Wild durchstreift die Wälder der Gegend, aller-
kloppt wi tosamm man een Partie Imman.’ Frag mich nicht, irgend- dings ist das Hochwild in der Nähe der größeren Siedlungen scheuer
wie ist mir dieser Satz in Erinnerung geblieben. Nun ja, ich musste geworden. Daneben bilden schon seit jeher Hausschweine, die sich
wohl eine ganze Weile starr mit offenem Mund gestanden haben, in den Eichenwäldern selbst mästen, die Grundlage der fleischli-
jedenfalls merkte ich, wie sich diese Leute bald kringelten vor La- chen Versorgung. Hinzu kommen die reichlich vorhandenen Mög-
chen. Ich begriff nur: Es geht nicht weiter, weil Imman. Na gut, lichkeiten, aus den Flüssen den ein oder anderen Fisch zu fangen.
dachte ich, gehst’ in den Gasthof, ruhst dich aus, beköstigst dich Lediglich vor Rovamund gibt es im Jarltum ein größeres wald-
und guckst dir halt das Spiel an, ein wenig haste als kleiner Junge freies Gebiet auf dem westlichen Rovalufer. Diese Nieder-
ja auch gespielt. moorböden sind beste Standorte und werden von den Rovamundern
NIX WAR! Ich hatte vielleicht die Hälfte meiner Brotzeit auf- nach Kräften beackert. Allerdings sind die Böden durch den
gegessen, da trat dieser Kerl mit zwei Immanschlägern auf mich zu Wasserstau von unten schwer und auch die vielen Mücken sind
und drückte mir einen in die Hand! Ich weiß nicht, wieso ich be- hartnäckig, sodass die Feldarbeit höchst unangenehm und deshalb
sonders witzig war an dem Tag, aber ob meiner Reaktion lachte auch unbeliebt ist. Gegen letztere gibt es einige leidlich wirksame
wieder alles. So’n Mist, dachte ich mir, sollste mitspielen, ohne Mittel, die allerdings einen strengen Geruch haben (s.a.: UDW S.
Ahnung von dem Spiel. Na ja, um das lange Leiden kurz zu erzäh- 86 ‚Ingvaller Marschen’).
len: Die Wahnsinnigen bestanden auf ein komplettes Spiel, nie war
ich so erschlagen, wie nach diesen zwei Stunden. Aber ich lebte Früher, als wir… –
noch und so auch die anderthalb Dutzend, die mit mir Opfer dieser Von den Bewohnern damals und heute
Halbwilden wurden. Es mag überraschend sein, aber als ‚politische Einheit’ besteht
Na ja, und sonst? Ich musste zum Dank fürs Mitspielen einen das Jarltum erst seit fünf Jahren, als die Jarltümer Thorwals zur
Schluck aus dem Horn von dem dortigen Brandt trinken – der is Staatsgründung neu geordnet wurden. Doch von Anfang an:
allerdings nich übel – und bin weiter Richtung Thorwal. Aber die- Erste vage Sagen erzählen von den Fahrten der frühen Entdek-
se Strecke ziehe ich nicht noch einmal, das kannste wissen!“ ker, wie Lialin der Großen (Enkelin Jurgas) oder der Admiräle der
— Jesko der Korbflechter, Händler aus dem Nostrischen Sanin-Sippe. Zuverlässige Berichte über Siedlungen im heutigen
Jarltum gibt es erst ab der Besatzerzeit, wo unter Admiral Vikos
zielgerichtet Siedlungsvorhaben im Steineichenwald gestartet wur-
Viele Flüsse und noch mehr Wald – den, hauptsächlich um den Ingval und damit die Holzflößerei bis
Die Landschaft des Jarltums weit ins Landesinnere zu kontrollieren.
Es sind nicht die großen Flüsse, die neben den schier endlosen Als in der Zeit der Priesterkaiser der Krieg gegen die Besatzer
Laubwäldern das Jarltum Steineikiskov prägen: es sind die zahllo- aufflammte, hatten auch die Siedler im Steineichenwald unter der
sen Nebenflüsse und Quellbäche von Roval, Kraval und Andraval, Willkür der Praiosjünger zu leiden. Erst nach Jahren der Drangsa-
die der Gegend ihr Gesicht verleihen. Meistens, gerade in der Nähe lierung schaffte es Jescha, genannt „das Eichhörnchen“, die Sied-
des Ingvals, sind die Flüsse jedoch so kurz, dass sie nach wenigen ler zu einen. Ihr Meisterstück wurde es, die Thorwaler in einer
Meilen gerade noch die Breite von wenigen Fuß haben. So lassen einzigen Nacht zum Verlassen der Siedlungen zu bewegen und von
sie sich kaum als Flößwege nutzen, gerade als Wege in die Tiefen nun an aus den Tiefen des Waldes den Partisanenkrieg gegen die
des Steineichenwaldes taugen sie noch. So nimmt es denn kaum Besatzer zu führen.
Wunder, dass sich außerhalb der vier Hauptorte nur wenige Men- In den folgenden Jahrhunderten war es im Steineichenwald recht
schen niederließen, um als Holzfäller oder Köhler, als Jäger oder ruhig. Von der großen Seuche abgesehen, der vor gut 400 Jahren
Waldimker ihr Auskommen zu fristen. Seit dem Konflikt Thorwals etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel, ereignete sich
mit dem Horasreich profitiert die Region allerdings deutlich von nichts Nennenswertes. Immer wieder zog es Flüchtlinge aus aller
den Thorwaler Bestrebungen, sich unabhängig mit Holz und ande- Herren Länder hierher, die sich ohne Aufsehen mit der einheimi-
ren Rohstoffen zu versorgen. So strebten in den vergangenen Jah- schen Bevölkerung vermischten.
ren Dutzende Glücksritter in die Wälder um Holz zu schlagen oder Mit der Beschaulichkeit war es allerdings vorbei, als Eld-grimm
in den Flüssen nach Gold zu suchen. „der Lange“ (jetzt: „der Weise“) Orikson im Jahre 2628 nJL / 1001
Was die Vegetation angeht, verwundert es kaum, dass vor allem BF Kendrar eroberte und damit die Südgrenze Thorwals an den
die namensgebenden Steineichen, gerade abseits der Wasserwege, Ingval verschob. Im gleichen Zuge wurde das Gebiet zwischen
allgegenwärtig sind. Auch Buchen und vereinzelte Ulmen sind in Roval und Andraval thorwalsch. Während der ersten Zeit gehörte

Irdisches zu Thorwal 43
der Steineichenwald noch zum Jarltum „Südthorwal“, bis es vor folg ist manchmal schier grenzenlos und so sitzen sie zum Beispiel
fünf Jahren neu eingerichtet wurde. Wenig später wurde Letham noch lange am Verhandlungstisch, wo andere schon längst zur
„der Eichenrupfer“ Lethamson zum Jarl des „Steineikiskov“ ge- Orknase greifen.
wählt, nicht zuletzt um seiner Verdienste im letzten Konflikt mit Das kann an geeigneter Stelle viele Leben sparen, auf Hjaldings
dem südlichen Nachbarn Nostria willen (siehe Personenbeschrei- ist es jedoch eher nervtötend. Man sollte nicht vergessen, dass das
bung Jarl Letham auf der Thorwal-Briefspiel-Website). Jarltum Steineikiskov tatsächlich zu den friedlichsten Gegenden
Nordaventuriens der letzten Jahrhunderte gehört und kriegerische
Die Steineikiskover sind seit jeher typische Siedler geblieben. Auseinandersetzungen vor Ort äußerst selten waren. Zum südli-
Der spektakulärste Fall von Neuansiedlung in jüngster Zeit war chen Nachbarn pflegt man traditionell gute Beziehungen und be-
der Umzug des nostrischen Barons Tsafried vom Bach mitsamt fremdet damit viele Thorwaler des traditionellen Nordens. Von
seinem Dorf nach der Einnahme Kendrars durch nostrische Trup- Nordthorwalern werden sie generell schnell als überheblich emp-
pen im Jahre 2650 nJL / 1023 BF. Als sich die Nostrier aus den funden, weil sie ihre Verhältnisse häufig als Maßstab nehmen und
Landen nördlich des Ingval wieder zurückziehen mussten, blieben manche Nöte des Nordens kaum nachvollziehen können.
er und die Seinen einfach zurück und fanden in Rovamund Auf- Es ist jedoch keine Frage, sie sind Thorwaler und fühlen sich
nahme. Thorwal verpflichtet. Das heißt allerdings im Allgemeinen nicht
Steineichenwalder sind offenherzig, gastfreundlich, ehrgeizig so sehr dem Land, wie mehr dem Hjalding und seinen Beschlüssen
und fleißig, vor allem aber stets zu (recht heftigen) Scherzen auf- und damit momentan Jurga – was es nicht gerade einfach macht,
gelegt. Von ihrer Grundeinstellung her sind sie sicherlich die sich mit den Nordthorwalern zu arrangieren…
Optimistischsten aller Thorwaler. Ihr Vertrauen in den eigenen Er- (jre)

Invhersborg - Thorwalsches Land in Albernia


„9. Tag: Thorwalern zu verdanken hatte, dass die vereinten Truppen Jast
Ich liebe dieses Land. Überall wirkt es frisch und grün, hinter Gorsams, Isoras und des Crumolders zumindest soweit geschwächt
jedem Busch meint man eine Fee erblicken zu können. Und auch der worden waren, dass ein weiterer Vormarsch verhindert werden konn-
Fluss selbst scheint mit einem spielen zu wollen. Im schäumenden te. Da die Thorwaler dabei einen sehr hohen Blutzoll gezahlt hatten,
Wellenkranz, der den Bug umspült, tauchen hin und wieder kleine wollte sie nicht undankbar erscheinen und gab den Grund und Bo-
Gesichtchen auf – oder gaukelt einem das die eigene Fantasie nur den, auf dem die Rundburg errichtet worden war, dem thorwalschen
vor? Ich reise gerne durch dieses Land, meine Handelsfahrten füh- Volk zum Lehen, mit den dazugehörigen Fisch- und Nutzrechten
ren mich aber viel zu selten hier entlang. am Lough Orbain – wohl wissend, dass die Thorwaler nicht mehr
nehmen würden, als sie zum Leben brauchten. Dafür forderte sie
Später: jedoch die Heeresfolge ein, sowie die üblichen Abgaben.
Ich habe etwas geschlafen. Als ich erwachte drangen fremdarti- Die ehemalige Rundburg bekam den Namen Invhersborg. Da die
ge Stimmen an mein Ohr, zudem hatten wir wohl angelegt. Als ich hier bleiben wollenden Thorwaler ihre Familien holten, mussten die
aus meiner Kajüte trat, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. umgebenden Wallanlagen zum Teil abgebaut und erweitert werden,
Hatte ich wesentlich länger geschlafen als ich wollte? Ist der Kapi- da ansonsten nicht genug Platz gewesen wäre. Dadurch hat
tän an Havena vorbeigefahren? Meine Augen erblickten eine thorwal- Invhersborg heute eine asymmetrische Form erhalten.
sche Rundburg, aber kein militärisches Lager, sondern eher einem Dorf Zu Fuß ist die heutige Ortschaft nur über einen Knüppeldamm
entsprechend. Frauen und ein paar Kinder rannten durch die Ge- zu erreichen, der von der Reichslandstraße unweit von Havena ab-
gend, ein Schweinepferch war am Rand errichtet und Fischerboote zweigt und zehn Meilen durch Sumpf- und Auenlandschaft führt.
ruderten auf dem See, auf dem auch wir ankerten. Wo waren wir?“ Doch ist es ein Abenteuer für sich, diesen Weg zu beschreiten, denn
in dem nachgebenden Grund versackt er immer wieder und insbe-
Als Ende 1027 BF der Kanzler Albernias die Thorwaler als Gäste sondere zu Regenzeiten wird er beständig überschwemmt. Da die
zu sich ins Land einlud, folgten dieser Einladung mehr Nordleute Thorwaler diesen Weg auch nur sehr selten nutzen, vernachlässigen
als er es sich jemals hätte träumen lassen. Die Thorwaler wussten sehr sie seine Instandhaltung – sehr zum Leidwesen der meisten Albernier,
wohl, dass die „Einladung“ nichts weiter war, als ein Hilfegesuch die zu Fuß Invhersborg einen Besuch abstatten. Die Menschen in
gegen den neuen Reichsverwalter Jast Gorsam, der in Albernia Invhersborg bevorzugen den Wasserweg. Dazu haben sie zwischen
einmarschieren wollte. Um im eigenen Land jedoch keine Unruhe zu pro- dem Lough Orbain und dem Großen Fluss einen Kanal ausgeschach-
vozieren, musste der Kanzler das Hilfsgesuch als Einladung tarnen. tet, der breit genug für größere Flussschiffe ist, und ihn verschalt,
Die zur Hilfe gekommenen Thorwaler errichteten auf Erlaubnis damit er nicht wieder versumpft. Hier finden auch regelmäßige
Königin Invhers am Lough Orbain eines ihrer Feldlager – eine Wartungsarbeiten statt.
thorwalsche Rundburg. Obwohl die Schlacht von Crumolds Auen Während die Wallanlagen, bestehend aus einem hohen Erdwall
katastrophal verlief, wusste Königin Invher, dass sie es den mit darauf errichteter Palisade, nur einen Durchgang mit einer Art

44 Irdisches zu Thorwal
Torhaus besitzen, ist Invhersborg zur Seeseite hin vollkommen of- Das soziale Leben ist nach Vorbild der Heimat aufgebaut. Klei-
fen. An dem mit Schilf bewachsenen Ufer sind mehrere Stege er- nere Familienverbände (nur selten ganze Sippen) leben in Invhers-
richtet worden, an denen nicht nur Fischerboote festmachen kön- borg, die alle für den Ort wichtige Entscheidungen auf ihren „klei-
nen, sondern in begrenztem Umfang auch Drakkars und Knorrs. nen Hjaldings“ treffen. Der Fang der Fischer kommt der ganzen Ort-
Invhersborg ist fast autark. Die Häuser des ehemaligen Feldla- schaft zugute – dafür muss aber auch jede Familie an dem Fischfang
gers wurden fast alle abgerissen, um mit dem so gewonnenen Bau- abwechselnd teilnehmen, sowie auch dem Hüten des Viehs, das eben-
material neue Langhäuser zu errichten. Nur drei der ursprünglichen falls als Gemeinschaftsgut gilt. Werden die hergestellten Güter ein-
acht Jolskrims blieben erhalten und dienen nun als Fremdenquartier, mal im Monat in Havena verkauft, so bildet sich hierfür eine Farneyti.
Stall und Vorratslager. Pferche und Gehege für Schweine, Rinder In Havena ist diese Farneyti hochwillkommen, denn die Erzeug-
und Kleintiere bestimmen das sehr ländliche Bild. Dieses wird noch nisse stehen für Qualität und hohe Kunstfertigkeit, die sich selbst
von einer Swafnirkapelle in Stabbauweise, den vielen Fischern und auf Alltagsgegenständen findet.
einer Schmiede ergänzt, der einzige Grund, weswegen Material, Das Verhältnis zu den Alberniern ist vorwiegend ein freundschaft-
nämlich Roheisen, von Außen herbeigeschafft werden muss. liches, wenngleich auch nur spärlicher Kontakt vorhanden ist. Zu-
Eine Besonderheit bilden die Wege innerhalb des Areals. Da die meist sind es Händler, die den beschwerlichen Weg über den Knüp-
Gegend sumpfig und feucht ist, hat man kleine, aus Holzbohlen er- peldamm auf sich nehmen. Bringen sie Stoffe jeglicher – aber guter
richtete Stege gebaut, über die man trockenen Fußes jedes Haus in – Machart, ist es fast schon sicher, dass sie ihren Bestand loswerden.
Invhersborg erreichen kann. Hinzu wurden kleine Kanäle gegraben Dabei sollten sie aber nicht auf die Idee kommen, die Einwohner
und teils mit Holz verschalt, um den Grund und Boden zu entwäs- über das Ohr zu hauen, oder auch nur einen allzu hohen Preis zu
sern und bei Regen das Wasser besser ablaufen zu lassen. fordern, denn dafür kann man schon mal im Lough Orbain ein un-
Da die Einwohner nicht wollen, dass die Toten halb angekohlt freiwilliges Bad nehmen. In die thorwalsche Heimat ist der Kontakt
irgendwann an Land gespült werden, verzichten sie auf eine tradi- ein unregelmäßiger – nur ab und an kommt von dort ein Schiff, bringt
tionelle Brandbestattung auf dem See, und haben daher am gegen- dann jedoch nicht nur Neuigkeiten, sondern oftmals auch neue Sied-
überliegenden Ufer ein Gräberfeld nach Waskirer Vorbild angelegt. ler. Zum Glück sind die neuen Wallanlagen so weitläufig, dass der
Eine halbe Fußstunde vom Tor entfernt wird versucht, eine Wie- Ort noch viele Jahre Zuwachs bekommen kann, ohne dass der Raum
se trocken zu legen, um darauf später Imman spielen zu können. zu eng wird. (jak)

Irdisches zu Thorwal 45
Das Interview: Jan Rodewald
Beleman: Hallo Jan. Vor einiger Zeit hattest du Julian und mich habe ich viel auf Internetquellen zurückgegriffen. Außerdem
interviewt – nun bist du an der Reihe befragt zu werden. hatte ich eine Ideen-Kladde angefertigt, in die ich immer wie-
Du hast an der RSH AM GROssEN FLUSS mitgewirkt. Für unsere der Dinge eingetragen habe, die mir für ein mögliches lebendi-
Leser wird dies keine Überraschung gewesen sein, da man die ges Detail ins Auge gesprungen sind, wenn ich irgendwo etwas
Qualität deiner Texte schon kennt, aber vielleicht kannst du trotz- in geschichtlichen oder geographischen Büchern gelesen oder
dem etwas Interessantes darüber berichten, wie es dazu kam? auch im Fernsehen entdeckt hatte. Ein Beispiel dafür wären die
in der Spielhilfe erwähnten Fischerdörfer, die zum Schutz vor
Jan: Kurz gesagt, war ursprünglich gar nicht geplant, dass ich Piratenüberfällen nicht direkt an der Küste errichtet werden,
Texte für die Spielhilfe verfasse. Da ich mich mit Windhag gut sondern ein Stück im Landesinneren. Das war ein Detail, dass
auskenne und mit anderen Briefspielern vieles zu Windhag ge- ich bei einer Schottland-Rundfahrt aufgeschnappt hatte und das
schrieben hatte, war ich aber bei der Entwicklung von Ideen mir perfekt für die Windhager Piratenküste erschien.
mit dabei, habe Vorschläge zur Gestaltung Windhags einge-
bracht und Texte gelesen. Als die Arbeiten der Autoren am Band Beleman: Wo lag deine Gewichtung bei deinen Texten? Mehr
schon in vollem Gange waren, hatte ich dann noch mal nach- historische Authentizität oder doch mehr DSA?
gefragt, ob irgendwo noch Unterstützung benötigt würde, und
Peter Diehn vertraute mir daraufhin die Harben-Beschreibung Jan: In meinem Fall war es eindeutig mehr DSA. Mir war es
an, bei der ich eng mit ihm zusammen gearbeitet habe. Und als vor allem wichtig, dass Windhag einen typischen Charakter
dann ein weiterer Autor nicht mehr so viel schreiben konnte, erhält und sich gleichzeitig nahtlos in die Region und Aventurien
habe ich mich auch noch um die Kulturbeschreibung Windhags allgemein einfügt. Historische Elemente sind aber ebenfalls
gekümmert und um ein paar Personen. wichtig, da sie den Beschreibungen den nötigen Grad an Glaub-
würdigkeit und Realität verleihen. Insofern hoffe ich, dass mir
Beleman: Also war es gar nicht geplant, dass du an AGF mitar- beides geglückt ist.
beitest. Warst du zuerst enttäuscht das man dich nicht fragte
daran mit zu schreiben und hast du dich später als „2. Wahl“ Beleman: Welche irdischen Vorbilder gab es für dich beim
gefühlt, als du als Ersatzmann eingesprungen bist? Schreiben?

Jan: Nun, es war ja nicht so, dass ich nicht involviert war - ich Jan: Da ich zu der Zeit gerade in Schottland studiert habe, mag
hätte ursprünglich eben „Vorarbeit“ geleistet, insofern war das mich das Schottische Wetter und die Natur ein wenig beeinflusst
kein großes Problem für mich. Obwohl … eitel sind wir ja alle haben, doch schon vor Beginn der Arbeiten an der Spielhilfe
irgendwie (grinst). Nein, im Ernst, ich habe mich nie als zweite war klar, dass Windhag nicht einfach nur ein Abbild einer irdi-
Wahl gesehen. schen Region, sondern eigenständig und typisch aventurisch
sein sollte. Deshalb wurden viele verschiedene Vorbilder dis-
Beleman: Wie hast du deine Recherchen betrieben, bzw. wel- kutiert. In der Konzeption wurden Schottland, Wales, die Nor-
ches Material hast du zu Rate gezogen? mandie aber auch Skandinavien benannt, die Ideen für Windhag
liefern könnten - und sei es nur für die wildromantische Stim-
Jan: Glücklicherweise gab es bislang nur relativ wenig Mate- mung. Einer der Mitarbeiter der Spielhilfe, Achim Steigert, war
rial zu Windhag, sodass die Recherche in DSA-Quellen nicht am „konkurrierenden“ niederländischen Windhag-Projekt be-
ganz so zeitraubend war, wie dies für andere Regionen für ge- teiligt, und so stammen ein paar Elemente Windhags auch da-
wöhnlich der Fall ist. Zudem hatten wir Briefspieler gemein- her. Wichtig war vor allem, dass die irdischen Vorbilder zu ei-
sam mit Peter Diehn schon während des Abenteuer DER WURM ner Region passen, die eine Brücke schlägt zwischen Albernia
VOM WINDHAG eine Quellenliste angefertigt, die sehr hilfreich und Nordmarken, aber auch Grangor und dem Neuen Reich,
war und in der wir mit der Zeit wohl fast alle Quellen sammel- sowie der Küste und dem Gebirge.
ten, die Windhag auch nur ansatzweise erwähnten. Obwohl wir
immer wieder auf relevante Infos gestoßen sind - manchmal an Beleman: Was bedeutet denn ein „niederländisches“ Windhag-
Orten, von denen man nie angenommen hätte, dass sie etwas Projekt? Ich muss gestehen, dass ich mit den Niederlanden eher
zu Windhag enthielten. flaches Land assoziiere. Windhag ist aber doch eher von Ber-
Die irdische Recherche fand dann vor allem zu Spezialthemen gen geprägt. Kannst du uns in kurzen Worten mitteilen, wie ein
wie Kreidebergbau, Seefahrt oder Piratenwesen statt und dabei „niederländisches“ Windhag ausgesehen hätte?

46 Aus irdischen Gefilden


Jan: Oh, das war ein Projekt, bei dem einige holländische und dige Kürzen von Texten und das Kämpfen gegen die Zeichen-
belgische Spieler Windhag als eine Art aventurisches Holland limits. Vom Text über Religion im Windhag existieren Versio-
sahen, da in Grangor einige Namen holländisch klangen (Schin- nen, die sicherlich drei Mal so lang sind wie der Text, der es
derwaat z.B.) und in der alten Havena-Box ein paar Zitate eben- letztendlich in die Spielhilfe geschafft hat. Allerdings bedeutet
falls etwas Niederländisches hatten. Weil Windhag sozusagen dies nicht zwangsläufig, dass etwas inhaltlich verloren geht.
zwischen den beiden Metropolen lag, hielten sie Windhag für Das Kürzen hilft oft sehr, die Gedanken auf den Punkt zu brin-
einen guten Platz für etwas niederländisches Flair. Da das Wind- gen und den Text interessanter zu gestalten. Ich werde auf je-
hager Briefspiel aber gänzlich andere Vorstellungen hatte, kann den Fall noch mal im Archiv nachschauen, ob es nicht die ein
ich dazu nicht so viel sagen. oder andere Beschreibung gibt, die es verdient hätte, doch noch
ans Tageslicht zu gelangen. Die Schwierigkeit ist für gewöhn-
Beleman: Wie war deine Erfahrung im Rückblick auf die Mit- lich, dass viele Ideen schon in der Anfangsphase „sterben“ und
wirkung an der SH? Hat alles so geklappt wie du es dir vorge- es gar nicht erst zu einem vollständigen Kapitel schaffen.
stellt hattest, oder musstest du vielleicht doch mehr von deinen
Vorstellungen zurückstecken und ohnmächtig zusehen, wie Beleman: Verlief die Zusammenarbeit eigentlich immer rei-
andere Albernia/Windhag ihren Stempel auf- bungslos?
drückten?
Jan: Im Sinne von „gab es niemals unter-
Jan: Ich war lediglich an der Beschreibung schiedliche Meinungen“? Natürlich nicht.
Windhags beteiligt und das hat wirklich her- [grinst] Ich bin fest davon überzeugt, dass
vorragend geklappt. Und für Albernia gab Diskussionen über die besten Ideen einfach
es eindeutig berufenere Leute als mich, z.B. zum kreativen Prozess dazu gehören. Aber
den albernischen Kanzler Robert Albrecht. es haben sich meines Wissens keine Blut-
Auch wenn ich Redakteur der HAVENA-FAN- fehden aus der Arbeit an der Spielhilfe ent-
FARE bin, muss ich doch zugeben, dass an- wickelt.
dere noch sehr viel mehr über Albernia wis-
sen als ich. Ich habe deshalb zwar auch Beleman: Havana ist vermutlich die am be-
Albernia-Texte gelesen und kommentiert, sten und genauesten beschriebene Stadt in
habe aber nichts Wesentliches für Albernia der DSA-Geschichte. Die allererste „Quel-
eingebracht. Wie ich schon erwähnte, bin ich lenbox“ HAVENA kam bereits 1985 auf den
auch recht spät zu den Schreibern gestoßen. Markt. In Folge gab es zwei Abenteuer-
Und was die eigenen Vorstellungen angeht: Anthologien (SEUCHE AN BORD, TÖDLICHER
Man muss beim Schreiben immer Kompro- WEIN) und ein Abenteuer (DER FLUCH DES
misse eingehen; mal findet die eigene Idee MANTIKOR), aber überall gab es auch ein paar
Anklang, mal hat ein anderer eine bessere Hinweise auf DAS FÜRSTENTUM ALBERNIA.
Idee. Ich sehe das eigentlich recht locker und muss auch nicht Unter diesem Titel kam dann 1991 eine neue Quellenbox her-
immer meine Vorstellungen durchsetzen - dann hat man auch aus, die sich nun nicht mehr nur hauptsächlich um Havena küm-
mehr Chancen bei den Dingen, die einem wirklich am Herzen merte, sondern – der Titel legte es nahe – um eben jenes Für-
liegen. [grinst] stentum. Dennoch aber hatte die Stadt am großen Fluß einen
großen Anteil, nicht zuletzt auch durch den beigelegten Antho-
Beleman: Wie war die Aufgabenverteilung innerhalb der Auto- logien-Band von denen wenigstens zwei Abenteuer wiederum
renschaft? Und es sei auch gleich die nächste Frage gestattet: mit Havena zu tun hatten. Hinzu kommt, das das Urgestein der
Habt ihr alle eurer Vorstellungen unterbringen können oder gibt Fanzinegeschichte DER LETZTE HELD sich ebenfalls sehr um diese
es vielleicht Material, das demnächst im Beleman veröffent- Fantasy-Stadt verdient gemacht hat – es gab kaum eine Ausga-
licht wird? be, in der nicht irgendetwas über Havena geschrieben stand –
sogar mehrere Sonderausgaben allein über dieses Thema und eine
Jan: Zur ersten Frage: Jede Region ist von einem eigenen Auto- erweiterte Stadtkarte nebst Unterstadt wurden veröffentlicht.
renstamm betreut worden und darin gab es dann ggf. noch wei- Nun aber ist Havena nicht mehr so stark in AGF vertreten.
tere Aufteilungen dazu, wer was schreibt. Bei mir war es eben Weswegen wurde die Bedeutung der Stadt so herunter-
vor allem die Beschreibung Harbens und der Kultur Windhags, geschraubt, obwohl sie ein „Liebling“ der Spielerschaft ist?
sowie einige Personenbeschreibungen und Legenden. Und na-
türlich gab es viele Absprachen zwischen allen Beteiligten. Jan: Interessante Frage. Leider kann ich dazu gar nicht so viel
Zur zweiten Frage: Ein Gutteil der Arbeit ist leider das bestän- schreiben, da ich für Havena und Albernia nicht geschrieben

Aus irdischen Gefilden 47


habe und auch an der Konzeption nicht beteiligt war, sorry. aufmüpfiges und auf sich selbst konzentriertes Wesen, Feen und
Meine persönliche Meinung ist, dass es verständlich und sinn- thorwalsche Einflüsse. Irgendwie liebe ich die Region seit ich
voll ist, über Havena nicht den Rest der Region zu vergessen. als Spieler einem Jüngling am Strand helfen konnte.
Havena nimmt noch immer einen verhältnismäßig großen Raum Bei Windhag ist es dagegen natürlich auch die Tatsache, dass
in der Spielhilfe ein, doch auch Albernia, Windhag, Nordmarken ich diese Region quasi vom unbeschriebenen Blatt zum heuti-
und der Kosch sind eben hochinteressante Hintergründe für das gen Bild habe wachsen sehen. Ich finde es unglaublich span-
Spiel und sollten auch vom Platz her entsprechend gewürdigt nend zwischen solch bedeutsamen Städten wie Havena, Grangor
werden. Andere haben sich beklagt, dass Havena zu dominant und Elenvina ein Stück echte, kaum erforschte Wildnis zu ha-
sei. Insofern halte ich die Balance zwischen den verschiedenen ben, für die sich die Mächtigen kaum interessieren und wo sich
Themen für durchaus gelungen. deshalb altertümliche Dinge und ungewöhnliche Sitten halten
konnten. Es ist meiner Meinung nach eine Region wo der Spiel-
Beleman: Nun hast du nicht nur an der RSH mitgewirkt, son- leiter trotz einer offiziellen Beschreibung, ganz bewusst noch
dern ja auch noch an der dazugehörigen Abenteuer-Anthologie immer alle Möglichkeiten hat, Neues zu schaffen und seine
STROMSCHNELLEN. Spieler zu überraschen. Und mit der Herrschaft Cusimos über
Ich bin überzeugt davon, das die Qualität deiner RSH-Texte eine Provinz des neuen Reiches wie auch Yaquiriens hat nun
über jeden Zweifel erhaben waren und es daher eine Selbstver- auch noch eine frische politische ebene Einzug in den wilden
ständlichkeit war, dass man dich fragte ob du auch dort mitwir- Windhag gehalten. Ich könnte so wohl noch Stunden weiter
ken möchtest. War es so? machen. [grinst]

Jan: Nicht ganz. Es war vielmehr so, dass nach Ende der Ar- Beleman: Man hört immer wieder von Regionen im Adels-
beiten an der Spielhilfe dazu aufgerufen wurde, Exposees für spiel, wo die Zusammenarbeit untereinander nicht so gut läuft,
die Anthologie einzusenden. Ich hatte schon eine Weile über- wo es Probleme mit dem Kanzler gibt, wo aber auch mitunter
legt, für welche Elemente und vor allem Geheimnisse aus der einfache Inaktivität für ein weitgehend ödes Spiel sorgt. Wie
Vergangenheit Windhags sich die Spieler wohl interessieren ist das in Albernia / Windhag?
könnten und eine grobe Idee entwickelt. Jesco von Voss, Kyn-
doch-Experte und einer meiner Windhager Mitstreiter, hatte Jan: Mein persönlicher Eindruck ist, dass das Jahr des Feuers
ebenfalls einige spannende Ideen für ein Abenteuer, weshalb das Briefspiel in Albernia in den letzten Monaten ein wenig
wir uns überlegten, unsere sich erstaunlich gut ergänzenden An- fort von den größeren Plots hin zu den kleinen, privateren Ge-
sätze in einem gemeinsamen Abenteuer zu entwickeln. Leider schichten gebracht hat. Anstelle über große Mailingslisten spielt
hatte ich aufgrund der begonnenen Endphase meiner Studien- man wieder mehr direkt mit seinen Nachbarn. Diese Geschich-
arbeit nicht mehr allzu viel Zeit für die Arbeit am Exposee, ten sind momentan sehr viel einfacher durchzuführen als Ge-
aber Jesco leistete hervorragende Arbeit, ein stimmiges Exposee schichten mit vielen Beteiligten in einer doch sehr im Umbruch
aus unseren Ansatzpunkten zu schaffen. Ja, und dieses Exposee befindlichen Spielwelt. Aktionen in den besetzten Gebieten
erhielt dann glücklicherweise den Zuschlag und wir machten Albernias scheinen sehr viel mehr Abspachen zu benötigen als
uns an die Arbeit an Bleiche Gestalten. in ruhigeren Zeiten, was das Spiel natürlich beeinflusst. Und
man merkt auch bei den Autoren von Artikeln für die HAVENA-
Beleman: Ich halte fest: Alleinherausgabe vieler Havena-Fan- FANFARE eine gewisse Unsicherheit, weil Vieles im Fluss ist.
faren, redaktionelle Betreuung des Albernia/Windhag-Teils im Ich habe aber den Eindruck, dass trotz dieser Beruhigung des
Beleman, Mitarbeit an AGF, Mitwirkung an der Abenteuer- E-Mail-Verkehrs die Zusammenarbeit recht gut klappt.
Anthologie. Was kommt als nächstes? Ein DSA-Roman? Windhag ist ein etwas anderes Blatt. Wir sind nur sehr wenige
Spieler und über die Jahre haben wir uns auf unserer Mailing-
Jan: Man soll niemals nie sagen. [grinst] Es ist aber ebenso liste hauptsächlich darum gekümmert, den Hintergrund Wind-
möglich, dass die Arbeit an der Spielhilfe und der Anthologie hags zu entwickeln bzw. unsere Vorstellungen, wie die Provinz
erstmal ein Gastspiel bleiben. Mal schauen. aussehen könnte, zu diskutieren. Mit der Spielhilfe kommt
meiner Ansicht nach nun wieder ein wenig mehr Briefspiel auf
Beleman: Was reizt Dich eigentlich so an Albernia / Windhag? - die Basis ist gelegt, nun können wir sie weiter mit Leben füllen.

Jan: Das sind ganz unterschiedliche Dinge. Albernia ist eben Beleman: Wenn ihr in Windhag nur wenige Spieler seid, freut
ein sehr alter und für mich auch prägender Bestandteil Aven- ihr euch vielleicht über Zuwachs. Aber wie kann man in das
turiens gewesen. Die Große Flut, die gefährliche Unterstadt, Albernia / Windhag-Spiel einsteigen, ohne von der DSA-Re-
der unheimliche Farindel, die Gegensätze von alten Häusern daktion offiziell belehnt worden zu sein?
und neuem Flussadel, melancholisches Liedgut und ein leicht

48 Aus irdischen Gefilden


Jan: Das ist gar nicht so schwer. Am besten schreibt man an chung der Zentralmacht im neuen Reich gut, andererseits bin
Robert Albrecht (federfrei@gmx.de), den Kanzler für Albernia ich z.B. kein besonders großer Fan der Loslösung Albernias
und Windhag. Er wird dann zwar keine Baronie an neue Spie- vom Neuen Reich, weil ich den Konflikt Nordmarken gegen
ler vergeben, aber er kann eventuell Posten als Ritter oder Albernia als politischen Konflikt im Reich spannender gefun-
Sippenälteste vergeben oder auch Kontakt zu anderen Spielern den hätte. Aber da halte ich es einfach mit dem schönen Kli-
vermitteln, die vielleicht einen Edlen oder Hofmagier suchen. schee aus amerikanischen Fernsehserien: „Wenn das Leben dir
Wichtig ist vor allem Spaß an der Region und ein Gefühl für Zitronen gibt, musst du eben Limonade daraus machen!“ Sprich:
zum Hintergrund passende Geschichten. Am besten schnup- Aus den meisten Dingen, die mir nicht gefallen, versuche ich
pert man erstmal etwas herein. für mich das Beste zu machen. Und auch Plots die einem auf
den ersten Blick nicht gefallen, bieten oft einiges an Potential,
Beleman: Wie war die Reaktion der Havena-Fanfare–Leser als das man mit etwas Kreativität trotzdem für sich nutzen kann.
sie erfuhren, das ihr Regio-Zine fortan Teil des Belemans wer-
den sollte? Beleman: Bist Du eingefleischter DSA-Spieler oder schaust
Du auch mal über den „Tellerrand hin-
Jan: Zwischen leichter Skepsis und weg“?
vorsichtigem Optimismus würde ich
sagen. Es war ja auch eine recht unge- Jan: Ich spiele momentan nur DSA -
wöhnliche Idee. Ich glaube aber doch, wenn ich denn dazu komme! Aber ich
dass die meisten die Vorteile schnell zu beschäftige mich auch mit anderen Sy-
schätzen gelernt haben. stemen und habe zumindest einiges ge-
lesen. Mich würde z.B. durchaus eine
Beleman: Was glaubst du, hatte die D&D-Kampagne in der neuen Kam-
Leser verunsichert? Und welche Er- pagnenwelt Eberron interessieren,
wartungen hatten diejenigen, die schon wenn die Zeit es zuließe. Es ist also
leichten Optimismus versprühten? eher so, dass ich versuche auf dem
Laufenden zu bleiben, was es sonst
Jan: Nun, regionenübergreifende
Regiozine waren und sind ja nicht so
Jan Rodewald noch so gibt, als dass ich alles auch tat-
sächlich ausprobiere.
häufig bei DSA, insofern war man wohl etwas überrascht von
unserer Idee. Und außerdem hatte Wolfgang Wagner ja lange Beleman: Vermutlich in jedes DSA-Interview gehört die Frage
Zeit gute Arbeit mit der Havena-Fanfare als eigenständigem nach deiner Person. Normalerweise steht diese am Anfang, aber
Magazin geleistet, und dann komme ich daher und nach weni- warum soll man nicht auch mal mit den Konventionen brechen,
gen Ausgaben ändert sich Vieles recht deutlich. Was den Opti- daher kommt sie bei uns dieses mal am Schluss. Stell dich doch
mismus angeht, hatte ich den Eindruck, dass viele die Chance bitte der Leserschaft vor.
sahen, dass die eigenen Artikel einer größeren Leserschaft Hil-
fe für das Spiel in Albernia sein konnten und nicht nur die di- Jan: Ähh ja. Also, die Person, die gerade all diese Antworten
rekten Nachbarn. gegeben hat, ist Jan Rodewald. Ich habe in Hamburg Volk-
wirtschaftslehre und in St Andrews in Schottland ‘Internatio-
Beleman: Ich kenne Gruppen, die spielen nur bis etwa zu dem nal Business’ studiert. Ich bin leidenschaftlicher Hobbykoch
Zeitpunkt von Borbarads Tod – weil ihnen alles was danach kam und ein großer Fantasy- und Science-Fiction Fan, wobei meine
nicht mehr gefiel – und wenn dieser aventurische Wendepunkt Interessen da weit gefächert sind und von der Scheibenwelt
gekommen ist, fangen sie mit neuen Abenteuern in der Vergan- über Battlestar Galactica und Cyberpunk bis hin zu den Bü-
genheit wieder erneut an. Andere mir bekannte Personen ha- chern von George R.R. Martin reichen. Hin und wieder versu-
ben sich von DSA enttäuscht abgewendet als JDF anfing, bzw. che ich mich auch im Zeichnen, finde aber immer weniger Zeit
mitten im Gange war – und trauern „ihrem alten DSA“ hinterher. dazu, sodass einzelne Bilder für den Beleman die Ausnahme
Was hältst du von der bisherigen DSA-Entwicklung? bleiben. Oder um es anders zu sagen: I am a Geek!

Jan: Für mich gilt wie für alle DSA-Spieler, dass es Entwick- Beleman: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel
lungen gibt, die ich mag und Entwicklungen, denen ich eher Erfolg, sowohl in DSA-Angelegenheiten, wie auch in den viel
skeptisch gegenüber stehe, das ist bunt gemischt und hat mei- wichtigeren höchst irdischen Dingen.
ner Meinung nach nichts mit einem generellen (Abwärts-)Trend
bei DSA zu tun. Einerseits finde ich solche Dinge wie die Schwä- Das Interview wurde geführt von J. A. Klingsöhr.

Aus irdischen Gefilden 49


Wikingertage sind nicht alles
Das alle zwei Jahre stattfindenden Event der „Wikingertage“ im Ostseeküstenort
Schleswig nahmen wir zum Anlass, mal wieder eine Rundreise zu den Museen und
Ausstellungsplätzen rund um Schleswig zu tätigen und uns über die Neuigkeiten vor
Ort zu informieren.
Erster Haltepunkt der Rundreise war die Veranstaltung „Wikingertage“, welche
dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Gelände einer ehemaligen Bundeswehrkaserne
stattfand, direkt am Ufer der Schlei gelegen. Allein schon der Anfahrtsweg durch das
Die Landseite des Ausstellungsgeländes wurde alte Kasernengelände hatte historisches Flair – wenn auch nicht so sehr wie „Haithabu“
von Schutthaufen und Ruinen dominiert. oder „Birka“, sondern mehr in Richtung „Berlin 1945“: Links und rechts des Weges
schichteten sich mächtige Schutt- und Trümmerhügel abgerissener Kasernengebäude.
Auch direkt hinter dem Veranstaltungsgelände setzten sich diese Ruinen fort.
Für den moderaten Eintritt von 5,-- Euro/Person konnten wir uns persönlich da-
von überzeugen, dass die Veranstaltung ihrem unter historisch Versierten dieser Ge-
gend recht einhelligen Ruf von ‚freundlicher Familienunterhaltung’ durchaus gerecht
wurde. Das Gelände wurde klar in zwei Teile gegliedert: zur Linken in einen rein
profanen Futter- und Vergnügungsteil moderner Couleur, wo man das leibliche Wohl
mit einer Vielzahl von lokalen Spezialitäten befriedigen konnte, über „Husumer
Krabbenbrötchen“, Crêpes und Hot Dogs bis hin zu Asia-Snacks und wo neben ei-
nem Riesenrad auch die Bühne stand, auf der abends Rock- und Popgruppen wie
„Sweet“, „Spencer Davis Group“ und „The Sallys Garden“ als bekannteste Namen
Zum Schleiufer hin sah es dagegen besser aus!
zum historischen Ambiente beitrugen.
Zur Rechten reihten sich Zeltstand an Zeltstand und die Akteure vermittelten mit
ihren historischen Kostümen und den Auslagen schon fast eine Stimmung wie auf
einem mittelalterlichen Markt, wenn nicht die landseitigen Ruinen immer noch ein
wenig Endzeitstimmung aufkommen ließen.
Laut Aussage der Veranstalter soll sich das aber bis zum nächsten Mal geändert
haben, was wir natürlich hoffen wollen, denn da die Königswiese nicht mehr zur
Verfügung steht, wird dieses Gelände wohl die nächsten Jahre die Heimat der Wikinger-
tage sein.
An zahllosen Marktständen konnte man Speis und Trank nach Art der Wikinger
erwerben, oder zahllose Handwerksstücke von Geschirr über Bekleidung bis hin zu
Waffen – was diesen Markt vor allem für Interessierte sehr empfehlenswert macht,
die ihre Ausrüstung für LARP oder Reenactment komplettieren wollen – oder sich
bei diversen Wikinger-Geschicklichkeitsspielen wie Armbrustschießen oder Axtwerfen
Die vielen Akteure waren mit ebenso viel versuchen, was besonders gerne von den vielen Kiddies wahrgenommen wurde, die
Engagement voll bei der Sache. mit glänzenden Augen über das Terrain tobten. Unterhaltung wurde auch durch Gaukler
geboten, die ihre Possen trieben, oder Kunststücke vorführten.
Leider war keines der vollmundig angekündigten Wikingerschiffe vor Ort, die
man hätte besichtigen können und zumindest für uns ein Veranstaltungshighlight ge-
bildet hätten. Laut Auskunft am Informationsstand wurde die Anwesenheit der Schif-
fe durch die Stadtverwaltung verhindert, welche das Uferrecht inne hat und aus versi-
cherungstechnischen Gründen oder wie auch immer das Anlegen von Schiffen unter-
sagte. Insidergerüchten zufolge gibt es noch eine andere Version – aber das sind eben
nur Gerüchte. Schade war das Fernbleiben allemal.
Die stechende Sonne wurde immer wieder von einzelnen Wolken gemildert, was
das Wetter an diesem Tag recht angenehm machte und so hängten wir noch einen
ausgedehnten Shopping-Bummel an, ehe wir das Gelände nach einer Stunde wieder
verließen.
Knapp zehn Minuten später fuhren wir auf den Parkplatz des wunderschönen
Schlosses Gottorf, das im 17. Jh. gebaut nun als Landesmuseum dient. Für einen
Nahaufnahme vom Nydam-Boot. Es besitzt Eintrittspreis von 6,-- Euro/Person kann man eine sehr umfangreiche und thematisch
noch keine Riemenlöcher wie ein Drakkar, weit gestreute Sammlung in verschiedenen Gebäuden bewundern, wobei für uns der
sondern aufgesetzte Ruderdollen, die mit Seil Schwerpunkt klar auf der Nydam-Halle lag, in der das Nydam-Boot ausgestellt ist.
befestigt sind. Das gesamte Holz des Bootes ist Die Nydam-Epoche im 3. Jh. gehört zwar streng genommen nicht zur Wikingerzeit,
fast teerschwarz. ist aber mit ihrer Vorgängerin – so’ne Art Großmutter. Neben dem hervorragend er-

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haltenen, über 20m langen Ruderboot ohne Mast befinden sich in zahlreichen Vitri-
nen noch unzählige Exponate aus der Eisenzeit im 3./4. Jh., die ebenso wie das Boot
allesamt den Opferplätzen in den Mooren von Nydam und Thorsberg entstammen
und bei denen teilweise ausgiebig auf interessante Details eingegangen wird. So er-
fährt man z.B. eine ganze Menge über die Herstellung von Pfeilen und dass es auch
damals schon Experten und üble Pfuscher bei der Pfeilherstellung gab.
Die Arbeitszeit für einen vollständigen Pfeil liegt bei sorgfältiger Arbeit übrigens
ungefähr bei 2 Stunden, wie man mit Hilfe von modernen Nachbauten realitätsnah
ermittelt hat. Auch auf die Bogenherstellung und das Schmieden von sogenannten
‚damaszierten’ Klingen wird anschaulich eingegangen. Alleine diese Halle ist schon
einen Museumsbesuch wert!
Die Nydamhalle ist allerdings nur ein kleiner Teil des gesamten Museums, das
immerhin das ganze Schlossgelände umfasst und wenn man sich alles ansehen möch-
te, sollte man dafür schon einen eigenen Tag einplanen. Da aber z.B. die ethnologi- Die gesamte Nydam-Halle von hinten her. Kei-
schen Ausstellungen über Samurai, Lappland und Äthiopien nicht ganz in unsere ne besonders große Sammlung – aber eine, die
aktuelle Thematik passten, ließen wir sie dieses Mal vor allem aus Zeitgründen links es in sich hat!
liegen und inspizierten nur noch die archäologische Ausstellung über die Steinzeit,
wo uns vor allem zwei Exponate besonderes beeindruckten: den Archäologen war es
gelungen, auf einem Arbeitsplatz für Faustkeile die einzelnen abgeschlagenen Split-
ter größtenteils wieder zusammen zu setzen, um so den ursprünglichen Feuerstein-
klotz zu erhalten, aus dem der Faustkeil geschlagen wurde und Rückschlüsse aus der
Schlagtechnik ziehen zu können. Respekt!
Zum Mittagessen bot sich wieder das museumseigene Restaurant im mit dem Auto
nur knapp zehn Minuten entfernten Wikingermuseum Haithabu an, das mit schmack-
haften Fisch- und Fleischspeisen der Saison lockt und im Außenbereich einen wun-
derschönen Blick über das Haddebyer Noor (die Bucht von Haithabu) bietet und auch
rüber auf das Gelände innerhalb des Ringwalles, wo einst der Wikingerort Haithabu
erblühte und nun endlich ein kleines Museumsdorf mit einigen Hausnachbauten im
Entstehen ist. Dorthin sind es vom Museum aus über einen Wanderweg, der zum Teil
über den alten Ringwall und vorbei an Schaf- und Kuhweiden führt und einen wun-
derschönen Ausblick über die gesamte Gegend bietet, knappe zwei Kilometer. Die Das noch ziemlich leere „Haus 3“.
Eintrittskarte für das Museum gilt auch hier und kostet 4,-- Euro/Person.
Der Bau des Museumsdorfes wurde letztes Jahr begonnen und zum Frühjahr 2006
konnten vier Häuser fertiggestellt werden, die im Laufe der näheren Zukunft auf sie-
ben anwachsen sollen. Eines der Häuser (Haus 4) ist recht klein und erweckt eher den
Eindruck eines Stalles oder Schuppens, war aber offensichtlich das Wohnhaus ärme-
rer Bewohner Haithabus. Wie die Ausgrabungen gezeigt haben, unterschieden sich
die Häuser von der Aufteilung her teilweise deutlich von den altbekannten Wikinger-
langhäusern, da innerhalb einer so großen Siedlung andere Verhältnisse herrschten,
wie auf einem einsamen Bauernhof. Während Haus 4 und 3 innen noch vollkommen
leer stehen, verfügen die Häuser 1 und 2 schon über ein aber eher noch dürftiges
Inventar. Ob die Ausstattung allerdings noch viel reichhaltiger wird, steht zu bezwei-
feln, da sich die Häuser auf einem ungesicherten Gelände befinden und es leider zu
befürchten steht, dass alle losen und beweglichen Teile ungebetene Liebhaber finden
könnten. Aber trotzdem kommt bei der Besichtigung der Häuser schon ein gewisses Schon etwas mehr Ausstattung in „Haus 1“.
„Feeling“ auf und die Akteure vor Ort tragen mit viel Begeisterung ihr Übriges dazu
bei! Für weitere Informationen seien folgende Links
Auf dem Freigelände finden an den Saison-Wochenenden Vorführungen und Work- wärmstens empfohlen:
shops zu diversesten Themen statt, am letzten Wochenende war es die Vorführung www.wikingertage.de
„Angel, Netz und Reuse – Fischfang im Haddebyer Noor“ von Herrn Jörg Nadler, der www.schloss-gottorf.de
regelmäßigen Museumsbesuchern schon länger vertraut sein dürfte und hoch interes- www.haithabu.de
sante Einblicke in das Fischerhandwerk geben kann, denn hauptberuflich ist er Schlei-
fischer und kann daher historische Erkenntnisse mit langjähriger eigener Erfahrung Veröffentlichung sämtlicher Bilder von Schloß Got-
untermauern. torf und Haithabu Museum
Das Einzige, was uns persönlich an den Museumshäusern und dem Vorführungs- mit freundlicher Genehmigung der
angebot stört, ist die Tatsache, dass es von uns aus jedes Mal eine 600km-Tour wäre, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen
um daran teilzunehmen – ansonsten immer wieder gerne! Schloß Gottorf, D-24837 Schleswig
V. Rösner & J. A. Klingsöhr Tel.: 04 621 / 813-222, Fax: 04 621 / 813-555

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