Wissenschaftliche Betreuung:
Was ist Dyskalkulie?
Es gibt einige Symptome, die typisch für Kinder mit Dyskalkulie sind. Hierzu ge-
hören Probleme beim Erinnern mathematischer Fakten (z.B. des Einmaleins),
sowie zählendes Rechnen. Zählen ist eine oft sehr zeitintensive und fehleran-
fällige Rechenstrategie. Typisch hierbei sind zum Beispiel sogenannte „Plus/
Minus-1-Fehler“, die entstehen, wenn bei einer Additions- bzw. Subtraktions-
aufgabe die Ausgangszahlt mitgezählt wird (Ein Beispiel für ein „Minus-1-Feh-
ler“ wäre 3+4=6, da von der 3 ausgehend hochgezählt wird: 3 – 4 – 5 – 6).
Häufig haben dyskalkulische Kinder kein vollständiges Verständnis des Stel-
lenwertsystems (Einer, Zehner, Hunderter), was sich durch Fehler beim Trans-
kodieren bemerkbar machen kann. Transkodieren bedeutet die Umwandlung
einer mündlich vermittelten bzw. gehörten Vorstellung von Zahlen in schriftli-
che Ziffern und umgekehrt (wenn sie „dreiundvierzig“ hören, schreiben die Kin-
der „34“). Auch grundlegendere Fertigkeiten wie das Mengenverständnis und
der Umgang mit dem Zahlenstrahl sind oft beeinträchtigt.
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Was ist Meister Cody?
Meister Cody basiert auf dem Projekt Cody, das vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt wird. Cody verfolgt zwei Ziele:
Der Test und das Training wurden für Grundschulkinder der zweiten bis vier-
ten Klassen entwickelt. Das Ziel des Trainings besteht darin, auf spielerische
Weise mathematische Basiskompetenzen einzuüben. Dies soll dem Kind in der
Folge ermöglichen, auch vertiefte mathematische Fertigkeiten zu erwerben.
Geübt werden zum Beispiel die Mengenwahrnehmung, (Kopf-) Rechnen und
der Umgang mit dem Zahlenstrahl. Neben diesen, für die Mathematik spezifi-
schen Aufgabenbereichen, werden auch Fähigkeiten des Arbeitsgedächtnisses
trainiert. Durch die automatische Anpassung der Schwierigkeit der Trainings-
aufgaben an die Leistungen des Kindes sollen Motivation, Spaß und Lernerfolg
gesteigert werden. Die Erklärungen erfolgen kindergerecht über Bilder am PC
und über Kopfhörer. So wird den Kindern die Durchführung des Trainings er-
leichtert, die auch Probleme im Lesen haben. Dadurch, dass webbasierte Ver-
sionen des Tests und des Trainings existieren, sind die Verfahren nicht ortsge-
bunden und können in der Schule oder von zu Hause aus angewendet werden.
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Fähigkeitsbereiche des CODY-Mathetests
Basale Zahlenverarbeitung
Bei der basalen Zahlenverarbeitung steht die Effizienz (Geschwindigkeit und
Güte) der Mengen- und Zahlenverarbeitung im Vordergrund. Es handelt sich
dabei um Fertigkeiten wie zum Beispiel das Erfassen und Vergleichen von
Mengen oder das Gruppieren und Ordnen von Einheiten. Kinder, die bereits ein-
stellige Zahlen oder kleine Mengen nicht schnell und genau verarbeiten kön-
nen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch beim Rechnen Schwierigkeiten
haben, beispielsweise bei den Grundrechenarten oder beim Einprägen des Ein-
maleins.
Die basale Zahlenverarbeitung setzt sich im CODY-Test aus den Aufgaben Ab-
zählen, Mengenvergleich symbolisch und Mengenvergleich gemischt zusam-
men.
Abzählen
Die Kinder sehen eine Menge von Punkten zwischen 1 und 9 auf dem Bild-
schirm. Diese Punkte sollen sie so schnell wie möglich abzählen.
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Komplexe Zahlenverarbeitung
Diese Fähigkeiten sind notwendig, um einen sicheren Umgang mit Zahlen zu
lernen und sich im Zahlenraum sicher zu bewegen. Es handelt sich dabei um
Fertigkeiten im Umgang mit mehrstelligen Zahlen oder einfache Rechen- und
Vergleichsprozesse. Ohne diese Kenntnisse entstehen Probleme in verschie-
denen mathematischen Bereichen, beispielsweise im Verständnis des Stellen-
wertsystems (Einer, Zehner, Hunderter etc.) oder bei der Rechenflüssigkeit.
Zahlendiktat
Bei dieser Aufgabe hören die Kinder über den Kopfhörer eine Zahl. Sie sollen
die gehörte Zahl daraufhin eingeben. Die Aufgaben sind klassenstufenspezi-
fisch angepasst, da der Zahlenraum in der zweiten Klasse noch nicht so weit
erschlossen wurde, wie in der dritten und vierten Klasse.
Zahlenstrahl
Die Kinder sehen einen Zahlenstrahl mit der Null am Ende der linken und der
100 am Ende der rechten Seite. Sie sollen nun Zahlen, die oben am Bildschirm
gezeigt werden, auf dem Zahlenstrahl einordnen. Zum Beispiel sollen sie ent-
scheiden, an welcher Stelle auf dem Zahlenstrahl sich die 44 befindet.
Zahlensteine
Die Kinder sehen oben auf dem Bildschirm eine Zahl in einem Kreis. Unten se-
hen sie einen Domino-Stein mit Zahlen oder Formen. Bei dieser Aufgabe sollen
die Kinder immer die Zahl im Kreis mit der Gesamtzahl im Domino-Stein ver-
gleichen und entscheiden, ob die Anzahl gleich oder verschieden ist.
Fehlende Zahl
Bei dieser Aufgabe sollen die Kinder eine Zahlenreihe ergänzen. Zum Beispiel
sehen sie die Zahl 1, 2 und 4, zwischen den Zahlen 2 und 4 ist eine Lücke. Nun
sollen sie die Lücke schließen und die 3 in das leere Kästchen schreiben. Auch
diese Aufgabe ist klassenstufenspezifisch angepasst.
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Rechnen
Ziel ist es, dass Kinder über den Erwerb der basalen und der komplexen Zahlen-
verarbeitung das Rechnen erlernen. Von manchen Kindern werden diese Vor-
läuferfertigkeiten bereits beherrscht. Sie haben aber möglichweise dennoch
Probleme beim Rechnen. Diese Rechenschwierigkeiten machen sich bei den
Kindern dann häufig durch zählendes, sehr zeitintensives Rechnen oder Pro-
bleme beim Lösen komplexerer (mehrstelliger) Rechenaufgaben bemerkbar.
Addition
Die Kinder erhalten ihrer Klassenstufe entsprechend Additionsaufgaben und
sollen diese lösen.
Subtraktion
Die Kinder erhalten ihrer Klassenstufe entsprechend Subtraktionsaufgaben
und sollen diese lösen.
Arbeitsgedächtnis
Das Arbeitsgedächtnis als Gedächtnissystem ist für unsere Denk- und Lern-
prozesse von zentraler Bedeutung. Kinder mit Rechenschwierigkeiten haben
häufig auch Probleme bei räumlich-visuellen Aufgaben, an deren Verarbeitung
das Arbeitsgedächtnis beteiligt ist.
Matrix Spanne
Die Kinder sehen bei dieser Aufgabe ein Muster aus Punkten. Bei einer Zwi-
schenaufgabe sollen die Kinder entscheiden, ob in einer markierten Reihe zu-
vor ein Punkt gewesen ist oder nicht. Dann sollen die Kinder das zuvor gese-
hene Muster eingeben.
Gesamtwert
Der Gesamtwert des CODY-Tests setzt sich aus den 11 beschriebenen Unter-
tests zusammen, er entspricht dem Mittelwert aller bearbeiteten Untertests.
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Testergebnis
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Vertrauensintervall
Gesamtwert
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Beispiel – Max Mustermann
12
Gesamtwert
0 10 25 50 100
Wir empfehlen das Meister Cody-Training für alle Kinder, die ein oder meh-
rere Ergebnisse im blauen Bereich haben, oder bei denen das Vertrauen-
sintervall des Gesamtwerts in den blauen Bereich ragt.
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Ergebnisrückmeldung Jazmin Kizz
1. CODY-Mathetest vom 19.9.2022
75
Gesamtwert
0 10 25 50 100
84Basale
Zahlenverarbeitung 0 10 25 50 100
30
Komplexe
Zahlenverarbeitung 0 10 25 50 100
84
Rechnen
0 10 25 50 100
89
Arbeitsgedächtnis
0 10 25 50 100
Das Konfidenzintervall des Gesamtwertes basiert auf der Reliabilitätsschätzung anhand der PC-Version (s. Manual CODY-M 2-4, S. 29)
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Glossar
Arbeitsgedächtnis
Das Arbeitsgedächtnis ist ein Teil des menschlichen Erinnerungsvermögens.
Darin werden kurzfristig Inhalte gespeichert und bearbeitet, die für eine ak-
tuelle Tätigkeit gebraucht werden. Es wird zum Beispiel beim Verstehen ei-
nes Satzes benötigt, sodass man sich noch an den Anfang des Satzes erinnern
kann, wenn man am Ende angelangt ist. Auch Zwischenschritte und -ergebnis-
se beim Lösen komplexer Aufgaben werden hier kurzfristig gespeichert.
Dyskalkulie
Die Dyskalkulie wird auch als Rechenstörung bezeichnet. Bei dieser Störung,
die in der ICD-10 den Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten zuge-
ordnet wird, sind speziell die Rechenfertigkeiten beeinträchtigt. Diese Beein-
trächtigung wird nicht allein durch eine geringe allgemeine Intelligenz oder
eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärt. Betroffen sind vor allem
die grundlegenden Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikati-
on und Division und weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten. Eine
Dyskalkulie muss nicht den gesamten Bereich mathematischer Fertigkeiten
umfassen. Es kann also sein, dass ein betroffenes Kind zum Beispiel das Ein-
maleins gut beherrscht, aber Schwierigkeiten mit dem Schreiben von Zahlen
hat (z.B. „dreiundvierzig“ - 34).
ICD-10
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter
Gesundheitsprobleme (ICD, englisch: International Statistical Classification of
Diseases and Related Health Problems) in der 10. Ausgabe ist das wichtigs-
te, weltweit anerkannte Klassifikationssystem der Medizin. Es wird von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben. In Deutschland sind Ärz-
te und ärztlich geleitete Einrichtungen verpflichtet, Diagnosen nach ICD-10 zu
verschlüsseln.
Klassifikationssystem
Ein Klassifikationssystem ist eine planmäßige Sammlung von Klassen (Katego-
rien), die zur Abgrenzung und Ordnung verwendet werden. Die Klassen werden
erstellt, indem Elemente, wie beispielsweise Diagnosen, anhand bestimmter
Kriterien zusammengefasst oder voneinander abgegrenzt werden.
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Mathematische Basiskompetenzen
Mathematische Basiskompetenzen sind „Vorläuferfähigkeiten“, die nötig sind,
um Rechnen zu lernen. Es handelt sich dabei um Fähigkeiten im pränumeri-
schen (vorzahligen) Bereich, wie zum Beispiel das Erfassen und Vergleichen
von Mengen, oder das Gruppieren und Ordnen von Einheiten. Ohne diese Vor-
kenntnisse entstehen Probleme in verschiedenen mathematischen Bereichen,
beispielweise beim Stellenwertsystem (Einer, Zehnen, Hunderter usw.), oder
bei den Grundrechenarten.
Messgenauigkeit
Die Messgenauigkeit eines psychologischen Tests gibt an, wie genau der Test
misst. Sie wird unterschiedlich erfasst. Eine Möglichkeit besteht darin, den
Test mit etwas zeitlichem Abstand zweimal durchzuführen. Der Zusammen-
hang zwischen den Testwerten beider Messzeitpunkte entspricht dann der
Messgenauigkeit. Diese kann maximal einen Wert von 1 (=fehlerlose Messung)
annehmen, ab 0.80 spricht man von einer guten Messgenauigkeit. Der CODY-
Test hat eine Messgenauigkeit von 0.88.
Mittelwert
Der Mittelwert ist der Durchschnitt einer Gruppe von Werten. Er wird berech-
net, indem man alle Werte addiert und durch ihre Anzahl teilt. Der Mittelwert
der Werte 2, 4 und 6 ist also zum Beispiel (2+4+6):3=12:3=4.
Normierung
Eine Normierung soll eine Einordnung und Beurteilung von Ergebnissen psy-
chologischer Tests ermöglichen. Dazu werden diese Tests mit einer Stichprobe
aus einer Vergleichsgruppe, die stellvertretend für die Grundgesamtheit steht,
durchgeführt („Normierungsstichprobe“). Die Ergebnisse einzelner Personen
können dann mit den Ergebnissen dieser Personengruppe verglichen werden
(zum Beispiel das Ergebnis eines Mathematiktests eines Drittklässlers mit
der durchschnittlichen Rechenleistung von Drittklässlern). Dadurch kann das
persönliche Ergebnis eingeordnet werden (z.B. durchschnittlich, erhöht, deut-
lich besser usw.). Der CODY-Test basiert auf einer Normierungsstichprobe von
1175 Kindern, von denen 610 Kinder im ersten, 565 im zweiten Schulhalbjahr
getestet wurden.
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Prozentrang
Wenn Ergebnisse eines psychologischen Tests für eine Person berichtet wer-
den, taucht häufig der Prozentrang auf. Er sagt aus, wie viel Prozent der Test-
werte einer Normierungsstichprobe (Normierung) gleich groß oder kleiner sind
als der der untersuchten Person. Zum Beispiel können als Normierungsstich-
probe die Testergebnisse von 100 Grundschülern betrachtet werden (siehe Ta-
belle). Die möglichen erreichbaren Ergebnisse (Testwerte) reichen von 1 bis 10.
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Psychologischer Test
Als psychologischer Test wird ein Instrument bezeichnet, das psychische
Merkmale (zum Beispiel aktuelle Zustände oder überdauernde Eigenschaften,
Interessen, Einstellungen) von Personen erfassen soll. Testverfahren werden
meistens zur Beantwortung einer Fragestellung im Rahmen der psychologi-
schen Diagnostik eingesetzt.
Rechenschwäche
Bei der Rechenschwäche treten Schwierigkeiten und deutlich verminderte
Leistungen in einzelnen Rechenfertigkeiten auf. Die Merkmale der Diagnose
Dyskalkulie (oder Rechenstörung) werden nicht vollständig erfüllt. Eine Re-
chenschwäche kann also zum Beispiel unabhängig von der Intelligenz eines
Kindes festgestellt werden oder durch unzureichende Beschulung bedingt
sein. Eine Rechenschwäche kann auch im Gegensatz zur Dyskalkulie nur von
kurzer Dauer sein.
Rechenstörung
siehe Dyskalkulie
Screening
Ein Screening ist ein systematisches Testverfahren (psychologische Tests), das
bei einer großen Personengruppe eingesetzt wird, um einen ersten Eindruck zu
erhalten und möglichst früh erste Anzeichen für eine Krankheit, eine Störung
oder bestimmte Risikofaktoren zu erkennen. Ein Screening ist also darauf aus-
gerichtet, bestimmte Kriterien zu erfassen. Wenn nach einem Screening die-
se Kriterien auffällig erscheinen, sind allerdings noch weitere Untersuchungen
nötig, um eine Diagnose zu ermöglichen.
Stichprobe
Um Aussagen über bestimmte Merkmale eine bestimmten Grundgesamtheit
(auch Population genannt; zum Beispiel alle Grundschüler in NRW) zu machen,
wird daraus eine möglichst repräsentative Teilmenge ausgewählt. Die Auswahl
dieser Teilmenge geschieht meistens per Zufall. Dann werden die Merkmale
dieser Teilmenge untersucht, um daraus Rückschlüsse auf die Grundgesamt-
heit zu ziehen. Dieses Vorgehen ist vor allem dann nötig, wenn die Grundge-
samtheit zu groß ist, um sie vollständig zu testen.
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Vertrauensintervall
In der Psychologie wird oft versucht, mithilfe von Stichproben Rückschlüsse
auf die Ausprägung bestimmter Merkmale in der Grundgesamtheit zu ziehen.
So könnte man z. B. versuchen, von einer Stichprobe im Umfang von 200 Sie-
benjährigen auf die Rechenleistung aller Siebenjährigen (Grundgesamtheit) zu
schließen. Dabei können Fehler entstehen, wenn beispielsweise eine Stichpro-
be gezogen wird, bei der das untersuchte Merkmal im Vergleich zur Grundge-
samtheit besonders schwach oder stark ausgeprägt ist. Die (durchschnittliche)
Merkmalsausprägung in der Stichprobe wird nur selten exakt mit der in der
Grundgesamtheit übereinstimmen. Das Vertrauensintervall gibt einen Werte-
bereich an, in dem der tatsächliche Wert der Grundgesamtheit mit hoher Si-
cherheit liegt (genauer: man berechnet das Vertrauensintervall in der Regel so,
dass bei 95% aller gezogenen Stichproben der wahre Wert der Grundgesamt-
heit in diesem Wertebereich liegt). Dieser Wertebereich wird durch eine obere
und untere Grenze markiert. In unserem Beispiel würden also ausgehend von
der Stichprobe zwei Werte berechnet werden, zwischen denen der wahre Mit-
telwert der Rechenleistung in der Grundgesamtheit aller Siebenjährigen mit
großer Sicherheit liegt. Ebenso können Bereiche angegeben werden, in denen
das „wahre“ Ergebnis eines psychologischen Tests einer Person mit hoher Si-
cherheit liegt.