Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
I. Einleitung
Völkerrecht ist die Summe aller Rechte und Pflichten der einzelnen Völkerrechtssubjekte
sowie jener Normen, welche die Beziehung zwischen diesen regeln.
Entgegen des Begriffs „Völkerrecht“ sind nicht die Völker als Gesamtheit ihrer Individuen
selbst, sondern vielmehr die Staaten die primären Rechtssubjekte der
Völkerrechtsordnung. Völkern kommt aber im Rahmen des Rechts auf Selbstbestimmung
eine begrenzte Rechtssubjektivität zu.
2) Was sind die Besonderheiten des Völkerrechts im Vergleich zum nationalen Recht?
→ keine abschließende Aufzählung: VR findet sich auch in Beschlüssen von IO, wie etwa
Resolutionen des UN-Sicherheitsrat oder in einseitigen Rechtsgeschäften, wie von Staaten
abgegebene Versprechen.
Damit ARS und das Völkergewohnheitsrecht leichter identifiziert werden können, können
Lehre und RSP herangezogen werden. Weiters spielen auch eine Reihe rechtlich nicht
bindender Erklärungen und Richtlinien eine wichtige Rolle = soft law
Auffällig ist, dass die Quellen des VR das Ergebnis eines Konsenses zwischen den
Völkerrechtssubjekten sind. Die Staaten selbst nehmen daher Einfluss auf die Entstehung des
Rechts, das sie selbst bindet.
2. Normadressaten
Das nationale Recht bindet die im Staatsgebiet befindlichen natürlichen und juristischen
Personen, während das VR sich an die Staaten selbst untereinander bzw auch zwischen
Staaten und IO richtet.
Es gibt neben Staaten (primäres Völkerrechtssubjekt) und IO weitere Kandidaten für die
Völkerrechtssubjektivität.
→ NGOs, Individuen, MNCs oder TNCs
Diese können aber keine Parteien völkerrechtlicher Verträge sein und auch nicht sonst an
der Entstehung von Völkergewohnheitsrecht und ARS teilhaben. Sie sind vielmehr lediglich
Völkerrechtssubjekte im weiteren Sinn = Träger gewisser völkerrechtlicher Rechte und
Pflichten
IOs und Staaten sind Völkerrechtssubjekte im engeren Sinn = nehmen auch an der Erzeugung
des VR teil
3. Rechtsdurchsetzung
Im Vr gibt es kein Gewaltmonopol, wie im nationalen Recht, welches das Recht durchsetzen
kann. Es gibt zwar internationale Gerichte, diese haben jedoch keine obligatorische
Gerichtsbarkeit. Das Völkerrecht ist auf Selbsthilfe angewiesen.
- Gegenmaßnamen/Repressalien
- Retorsionen
- Wirtschaftssanktionen
- Ausschluss aus IO
- „Gesichtsverlust“ auf internationaler Ebene → Einfluss auf internationale
Beziehungen, wie Ausweisung von Diplomaten etc
Weiters hat jeder Völkerrechtsbruch Präzedenzwirkung, sodass in Zukunft ein anderer Staat
auch eher denselben Völkerrechtsbruch begehen könnte, sodass man das eher meidet, weil
man ja schon will, dass andere sich an Regeln halten, sodass man sich selber dann auch eher
daran hält.
Ansonsten könnte sonst auch Kritik von Opposition, NGOs etc drohen.
6) Was sind die Prinzipien des Völkerrechts und in welchen substanziellen
Rechtsbereichen sind diese jeweils besonders ausgeprägt?
- Souveränität
- Reziprozität
- Effektivität
+ Grundsatz von Treu und Glaube (ARS, welcher wichtig ist für friedliche Koexistenz und
wichtiger Grundsatz für Anwendung und Interpretation von Normen)
1. Souveränität
Dieses Verhältnis von gleichen unabhängigen Staaten nennt man Westfälisches System.
2. Reziprozität
Viele Rechtsvorschriften werden eingehalten, weil Staaten Interesse haben, dass sich auch
der Rest der Staatengemeinschaft so verhält. = Grundsatz der Reziprozität
3. Effektivität
Mächtige Staaten wie USA schaffen oft Situationen, weshalb man das Recht an die realen
Gegebenheiten angleichen muss, da sich das Recht aus den Fakten ergibt. Umgekehrt kann
das Recht sich nicht aus der Ungerechtigkeit erheben, wonach faktische Gegebenheiten
nicht aus einer völkerrechtswidrigen Handlung entstehen kann.
8) Was ist der Völkerbund? Wodurch unterschied sich dieser von den heutigen VN?
1. Westfälische Frieden von 1648: Nach 30-jährigen Krieg wurde dieser geschlossen
und setzt sich aus drei Friedensverträgen zusammen. Im Mittelpunkt steht die
Entstehung des Territorialstaats sowie das Verständnis aller Staaten sich
gleichwertig gegenüberstehende souveräne Rechtssubjekte (Westfälisches
System) mit einem Gewaltmonopol im Inneren, ein Vorgriff auf den späteren
Grundsatz der Nichteinmischung.
2. Europäisches Mächtegleichgewicht: Kolonialismus
3. Zwischenkriegszeit: Völkerbund 1920 nach 1. WK gegründet. → 1. IO mit
universellem Anspruch. Ständiger Internationaler Gerichtshof gegründet in Den
Haag.
4. Nach 1945: VN gegründeet. Erstmals wurde das Gewaltverbot vertraglich
normiert. VN brachte auch die Entwicklung des Menschenrechtsschutzes sowie
die Dekolonisation einher.
II. Völkerrechtsquellen
Art 38 IGH-Statut stellt ein Formalkatalog dar, welcher Völkerrechtsquellen bestimmt. Art 38
IGH-Statut regelt eigentlich nur, welche Rechtsquellen der IGH in seiner
Entscheidungsfindung anzuwenden hat. Darüber hinaus wird dieser Bestimmung aber
generell die Bedeutung eines Katalogs der anzuwendenden VR-Quellen beigemessen,
weshalb sie zumeist als Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit diesen dient.
- Völkerrechtliche Verträge
- Völkergewohnheitsrecht
- ARS
= primäre Quellen
Zur Ermittlung jener Quellen nennt Art 38(1)(d) die Entscheidungen von Gerichten sowie die
Lehre als Rechtserkenntnisquellen.
Art 38 IGH-Status ist jedoch nicht taxaktiv und beantwortet auch nicht, die Entstehung der
jeweiligen VR-Quellen. Vor allem besteht hinsichtlich Völkergewohnheitsrecht und ARS hier
noch Konkretisierungsbedarf.
Eine weitere Möglichkeit des IGH wäre es nach art 38(2) nach Billigkeit zu entscheiden,
wobei das bisher noch nie passiert ist.
2) Sind die Völkerrechtsquellen gleichrangig?
Die Rechtsquellen sind formell gleichranging. Dennoch entspringt die Reihenfolge der
Aufzählung wohl dem Gedanken der Spezialität: So sind vertragliche Regelungen meist
spezieller als Nomen des Völkergewohnheitsrecht und dieses wiederum spezieller als die
ARS. Demnach ergibt es Sinn, sich zunächst eventuell anwendbare Verträge anzusehen,
bevor man das anwendbare Völkergewohnheitsrecht prüft. → implizite Normenhierarchie
Es kann aber auch umgekehrt der Falls ein, dass Völkergewohnheitsrecht die speziellere
Norm darstellt als die allgemeine Vertragsbestimmung. Dies wäre daher stets im Einzelfall zu
prüfen.
Ein Sonderfall stellt ius cogens dar, welches aus dem Naturrecht Eingang in das VR gefunden
hat.
Zuletzt können auch spezielle Regelungen durch die Normierung eines Anwendungsvorrangs
faktisch eine Normenhierarchie begründen. Ein Beispiel wäre Art 103 UN-Charta. → besagt,
dass der UN-Charta Vorrang zu geben ist gegenüber anderen internationalen Abkommen,
wenn sich Regelungen widersprechen.
3) Was ist mit den beiden Begriffen „ius cogens“ und „erga omnes“ gemeint?
Unter ius cogens versteht man den Teil der Rechtsordnung, der nicht abbedungen werden
kann.
Definition in Art 53 WVK= Eine Bestimmung, die von der internationalen
Staatengemeinschaft in ihrer Gesamtheit angenommen und anerkannt wird als eine Norm,
von der nicht abgewichen werden darf und die nur durch eine spätere Norm des allgemeines
VR derselben Rechtsnatur geändert werden kann.
Eine Norm, die ius cogens verstößt, ist nichtig. Die Norm, die mit ius cogens in Widerspruch
steht, kann gar nicht entstehen und ist absolut nichtig.
Erga omnes regelt wiederum, wem gegenüber einer Norm gilt bzw wer die Einhaltung der
Norm schuldet Eine Norm kann zB nur einem Staat gegenüber, sämtlichen Vertragsparteien
eines Vertrages oder der gesamten Staatengemeinschaft (erga omnes) geschuldet sein. Ius
cogens hat eine erga omnes Wirkung, aber nicht alle Normen mit einer erga omnes Wirkung
sind ius cogens.
4) Wie stellt man ius cogens fest?
Das lässt sich nicht wirklich beantworten, da sich bisher kein Konsens entwickelt hat, wie
man ius cogens bestimmen kann. Es gibt vielmehr nur in der Lehre einen Katalog, bei
welchem man jedenfalls ausgeht, dass es sich um ius cogens handelt (siehe Aufzählung
oben). Im Barcelona-Traction-Fall hat der IGH auch demonstrativ aufgezählt, was alles ius
cogens ist.
1. Lex superior derogat legi inferiori (zB Verfassungsrecht höher als einfaches Gesetz)
2. Lex posterior derogat legi priori
3. Lex specialis derogate legi generali
Einen Sonderfall stellt eine Normenkollision mit ius cogens dar. Die dem ius cogens
entgegenstehende Norm ist jedenfalls nichtig. (Eigentlich kann es also zu keiner Kollision mit
ius cogens geben, weil jede Norm, die dagegen verstößt, absolut nichtig ist und gar nicht
zustande kommt)
Es können auch vertragliche Anwendungsvorränge vorgesehen werden, wie in Art 103 UN-
Charta.
7) Was kann zur Anwendung kommen, wenn kein völkerrechtlicher Vertrag über eine
Rechtsmaterie besteht?
Exkurs Lückenschließung:
Non liquet Situationen müssen vermieden werden. Falls es im vR ga rkeien regelung gäbe,
müsste auf innerstaatliches Recht zurückgegriffen werden. Es gab in der Rsp tatsächlich
schon eine Non liquet Sitaution im Nuklearwaffen-Gutachten, da hier nach dem IGH noch
nicht gesagt werden konnte, ob ein absolutes Verbot des Einsatzes von Nuklearwaffen auch
dann besteht, wenn sich die Notwendigkeit zur Selbstverteidigung, um das Überleben eines
Staats zu sichern, ergibt.
Eine planwidrige Lücke wäre durch analoge zu schließen → vor allem Größenschluss und
Umkehrschluss wichtig!
Ansonsten ist allgemein, wenn es keine Regelungen aus dem völkerrechtlichen Vertrag
ergibt, nach Völkergewohnheitsrecht vorzugehen und ansonsten nach den ARS.
9) Was ist mit dem objektiven oder subjektiven Element des Völkergewohnheitsrechts
gemeint?
Beim Völkergewohnheitsrecht handelt es sich um nicht-konsensuales und nicht-positives
und ungeschriebenes Recht.
Es müssen zwei Elemente vorliegen (Zwei-Elementen-Lehre):
Staatenpraxis:
→ jegliches Tun oder Unterlassen eines Staates (sowohl Legislative als auch Exekutive und
Judikative
Voraussetzungen:
- Konstant
- (nahezu) einheitlich
- Weitverbreitet
→ Es müssen nicht alle Staaten mitwirken, sondern es genügt, dass die im Wesentlichen
betroffenen Staaten Staatenpraxi setzen und keine gegenteilige opinio iuris oder Protest
durch andere Staaten geäußert wird.
→ Erfordernis einer gewissen Dauer angenommen, aber nicht näher definiert: instant
custom von Lehre abgelehnt
Opinio irus
= Rechtsüberzeugung von Staaten hinsichtlich der zuvor gesetzten Praxis → grenzt von
reiner Courtoisie ab
10) Welche Ausprägungen des Völkergewohnheitsrechts gibt es? Was sind dafür
wesentlichen IGH-Entscheidungen?
1. Universelles Völkergewohnheitsrecht
→ anwendbar auf sämtliche Staatend e rinternationalen Gemeinschaft, aber auch auf
andere Völkerrechtssubjekte wie IP oder im humanitären Völkergewohnheitsrecht auf nicht-
staatliche Akteure in bewaffneten Konflikten
Beispiele:
→ Wenn es auch nur einen persistent objector gibt, ist es nur mehr allgemeines
Völkergewohnheitsrecht
2. Regionales/partikuläres Völkergewohnheitsrecht
→ Völkergewohnheitsrecht beschränkt sich auf eine Region oder kleine Anzahl von Staaten
3. Bilaterales Völkergewohnheitsrecht
Beispiel Durchgangsrecht über indisches Gebiet-Fall: 1960 ging es zwischen Portugal und
Indien um den Zugang zu zwei portugiesischen Enklaven, also von einem anderen Staat
umschlossene Territorien. Ein solches Durchgangsrecht vom Meer aus war bis zur
Verweigerung Indiens 1954 für Zivilpersonen – nicht aber für das Militärpersonal – bereits
seit Kolonialzeiten geduldet worden. Der IGH lehnte das Argument Indiens ab, dass es
zwischen zwei Staaten kein Völkergewohnheitsrecht geben könne.
Es ist möglich sich unter gewissen Umständen, der Unterwerfung unter einer
völkergewohnheitsrechtlichen Norm, zu widersetzen → solcher Staat ist persisent objector
- Der unmissverständlich
- Zum Entstehungszeitpunkt der Norm zum Ausdruck gebracht wird und
- Auch nachträglich weiterhin aufrechterhalten wird
Wenn ein solcher persisent objector existiert, wird universelles Völkergewohnheitsrecht zum
allgemeinen.
Ein Teil der Lehre vertritt die Ansicht, dass aus Verträgen Völkergewohnheitsrecht entstehen
kann. → vor allem wenn hohe Zahl bei der Verhandlung beteiligter Staaten und
Vertragsparteien, kann auf opinio iuris geschlossen werden. Dies wurde vom IGH auch in den
Nordseefestlandsockel-Fällen so gefolgt; ein Beispiel kann zB die Genfer Konvention von
1949 sein
Gegenargument: Staaten schließen ja Verträge ab, weil sie der Meinung sind, dass das Recht
kein Völkergewohnheitsrecht ist und nur zwischen den Vertragsparteien zur Anwendung
kommen soll.
14) Was sind die Voraussetzungen für die Wirksamkeit eines einseitigen
Rechtsgeschäfts?
Erforderlich ist der Rechtsfolgewillen und weiters sind sie auch empfangsbedürftig.
Wer ist befugt einseitige Rechtsakte zu setzen? Man kann sich an Art 7 WVK orientieren:
Also Staatsoberhäupter, Regierungschefs oder Außenminister
16) Wie wird ermittelt, ob der Beschluss einer IO verbindlich ist? Sind die Beschlüsse
der VN verbindlich?
Es kommt darauf an, was die Vertragsparteien im Gründungsvertrag vorgesehen haben. In
diesen wird meist geregelt, ob bindende Beschlüsse gefasst werden können und welches
Organ dazu befugt ist und welches Verfahren hierfür eingehalten werden muss.
Grundsätzlich gelten Beschlüsse IO nur gegenüber MS der jeweiligen IO. Zum Teil gibt es
aber Beschlüsse mit direkten Auswirkungen auf Individuen, wie im EU-Recht.
Organisationsrechtliche Beschlüsse regeln die internen Geschäfte IO und können im Bereich
des Dienstrechts IO Rechte und Pflichten sowohl für Individuen als auch für einzelne MS
begründen.
Die GV der VN sind nicht verbindlich und stellen nur soft law dar. Sie können sich aber als
Völkergewohnheitsrecht entwickeln oder Vertragsvorbereitungen darstellen.
Der Sicherheitsrat der SVN kann verbindliche Beschlüsse gegenüber den MS der VN fassen.
Er nimmt dabei sogar Quasi-Gesetzgebungsfunktionen wahr, indem er dies sogar hinsichtlich
einzelner Individuen vornimmt. Hier sind va targeted oder smart sanctions zu nennen
(Kontosperrungen, Einreisebeschränkungen etc)
III. WVK
Die WVK regelt die Anwendung von zwischen Staaten geschlossenen schriftlichen
völkerrechtlichen Verträgen, die nach Inkrafttreten der WVK abgeschlossen wurden. Weiters
muss es sich um Staaten handeln, die Vertragsparteien der WVK sind.
Die Möglichkeit von Verträgen mit territorial beschränkter Wirkung wird in Art 29 WVK
vorgesehen.
- Staatsoberhaupt
- Regierungschef
- Außenminister
Darüber hinaus besteht eine solche Vollmachtsvermutung auch für Chefs diplomatischer
Missionen hinsichtlich der Annahme von Verträgen zwischen Empfangs- und Entsendestaat
sowie für beglaubigte Vertreter eines Staates bei einer internationalen Konferenz
hinsichtlich der dort geschlossenen Verträge.
Das wird in den Schlussbestimmungen eines Vertrages festgelegt. Falls eine solche
Bestimmung fehlt, tritt der Vertrag in Kraft, wenn alle Vertragsparteien ihn ratifiziert haben.
Ein Vertrag kann jederzeit durch Übereinkunft geändert werden. Es handelt sich um keinen
neuen Vertrag, sondern nur um einen aufgrund Änderungsübereinkunft geänderten Vertrag.
Problematisch sit eine Änderung eines multilateralen Vertrags, wenn nicht alle Parteien dem
Änderungswunsch folgen.
Wird eine solche Übereinkunft nur zwischen einzelnen Vertragsparteien geschlossen, nennt
man es inter-se-Abkommen. → das ist KEINE Änderung nach der WVK, sondern
MODIFIKATION. Inter-se-Abkommen sind aber nur zulässig, wenn diese Möglichkeit
vertraglich vorgesehen ist oder icht untersagt ist und die Übereinkunft weder die anderen
Vertragsparteien in ihren Rechten oder bei der Erfüllung ihrer Pflichten beeinträchtigt sowie
nicht dem Ziel und Zweck des Vertrags widerspricht.
Tritt ein Staat nach Inkrafttreten einer Änderungsübereinkunft einem Vertrag bei, so steht
im Verhältnis zu einer Vertragspartei, die nicht Teil der Übereinkunft ist, der ursprüngliche
Text in Geltung. Es steht den Vertragsparteien aber frei, etwas anderes zu vereinbaren.
=unselbstständige einseitige Rechtsgeschäfte, mit denen ein Staat ausdrückt, an einen Teil
des Vertrags nicht gebunden sein zu wollen
Vorbehalte dürfen dem Ziel und Zweck des Vertrags nicht widersprechen (Problem Sharia-
Vorbehalte: sehr ungenau – welche Bestimmungen des Vertrags sind in Geltung? Und
menschenrechtstechnisch und mit Ziel und Zweck unvereinbar)
Weiters sind Vorbehalte unzulässig, wenn der Vertrag Vorbehalte nicht zulässt oder
bestimmte Vorbehalte nicht zulässt, worunter der geplante Vorbehalt fallen würde.
Bei integralen Verträgen stellt die Anwendung des Vertrags in seiner Gesamtheit zwischen
allen Vertragsparteien eine wesentliche Voraussetzung für die Zustimmung zum Vertrag dar.
Der Vorbehalt bedarf hier der Annahme aller Vertragsparteien, um gültig zu sein. →
Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge & Antarktisvertrag
Dynamische Interpretation? → vor allem auf Gattungsbegriffe angewandt, die sich über den
Zeitpunkt des Vertragsabschlusses hinaus entwickeln → EMRK living instrument
Völkerrechtliche Verträge, die verschiedene authentische Texte haben, wie die UN-Charta,
müssen bei unterschiedlichen Inhalten nach Ziel und Zweck ausgelegt werden.
1. Formelle Willensmängel
2. Materielle Willensmängel
=Wurzelmängel, die im Willensausdruck selbst liegen, der zum Zeitpunkt des VA beeinflusst
wurde
a) Irrtum
→ Wenn es sich auf eine Tatsache bezieht, die eine wesentliche Grundlage für die
Zustimmung einer Vertragspartei bildete und die Partei nicht durch ihr eigenes Verhalten zu
diesem beigetragen hat. → Nichtigkeit ex nunc!
b) Betrug
d) Zwang gegen einen Staat durch Drohung mit oder Anwendung von Gewalt
→ stellt auf Gewaltanwendung gem Art 2(4) UN-Charta ab
3. Ius cogens
1. Ordentliche Beendigung
Ein Vertrag kann nach Art 54 WVK nach den darin enthaltenen Bestimmungen oder durch
Einvernehmen der Vertragsparteien beendet werden.
Ein Vertrag kann ebenso durch den Abschluss eines späteren Vertrages über denselben
Gegenstand beendet werden, sofern diese Absicht aus dem Vertrag hervorgeht oder eine
gleichzeitige Anwendung der beiden Verträge unvereinbar wäre.
2. Außerordentliche Beendigung
→ gilt NICHT für humanitäre Verträge und laut Lehre auch NICHT für
Menschenrechtsverträge, da sonst sinnwidrig
→ faktische Unmöglichkeit wegen Untergangs des Vertragsobjekts (zB Untergang einer Insel
oder Austrocknung eines Flusses)
Eine bloß vorübergehende Unmöglichkeit kann nur ein Grund für eine Suspendierung sein.
Wenn eine Vertragspartei selbst die Unmöglichkeit herbeigeführt hat, darf sie sich nicht
darauf stützen.
Voraussetzungen:
Bei der desuetudo handelt es sich um die faktische Nichtanwendung eines Vertrages. Mit der
Obsoloterklärung wird diese Obsoleszenz formell festgehalten.
Dies hat keinen Eingang in der WVK gefunden.
Kommt auf den Vertrag an. Derjenige, der die Vollmacht dazu hat oder die Absicht der IO
dahingehend aus den Umständen heraus anzunehmen ist.
IV. Völkerrechtssubjekte
Besteht die VS nur gegenüber jenen Völkerrechtssubjekten, die diese explizit oder implizit
anerkennen, handelt es sich um partikuläre VS.
→ 3-Elemente Lehre:
1. Staatsgebiet
Moderne Staaten sind Territorialstaaten und üben die Kontrolle über auf ihrem Gebiet
befindlichen Personen und Sachen aus.
Beispiel: Albanien wurde vor dem 1. WK trotz strittiger Grenzen von vielen Staaten
anerkannt und im Völkerbund aufgenommen.
Das Staatsgebiet muss auch nicht zusammenhängen → zB fernab vom Kernland gelegene
Inseln oder Gebiete auf anderen Kontinenten oder Enklaven
Die Grenzziehung ergibt sich meist aus historischen oder geografischen Gegebenheiten.
Idealerweise bestehen Grenzverträge. Staaten, die eine Landesgrenze teilen, schließen
unmittelbar aneinander an. Zwischen ihnen gibt es kein Niemandsland, auch wenn in der
Praxis eventuell ein Transitbereich besteht, in dem sich keine Grenzposten, Grenzbeamte,
Militär oder sonstige Behörden befinden.
Bei für die Schifffahrt zugänglichen Grenzflüssen bestimmt sich die Grenze nach dem Talweg.
Der Talweg ist nicht einheitlich definiert. Er bezeichnet entweder die Route, der Schiffe
üblicherweise flussabwärts folgen oder die Aufeinanderfolgende der jeweils tiefsten Stellen.
Bei zwischen mehreren Staaten liegenden Seen besteht meistens eine Realteilung entlang
der Mittellinie, die genaue Grenze bedarf jedoch einer vertraglichen Vereinbarung.
2. Staatsvolk
Es ist keine Mindestbevölkerung notwendig (zB Vatikan hat nur 450 Staatsbürger und 800
Einwohner).
3. Staatsgewalt
→ souveräne Staatsgewalt das wichtigste Element: Umfasst ist der Staatsapparat, also die
Regierung sowie Verwaltungsorgane und Organe der Rsp
Das sind außerhalb des Kerngebiets gelegene Territorien, die an das Hoheitsgebiet anderer
Staaten angrenzen. Enklave-Staaten werden zur Gänze von einem Staat umschlossen, zB San
Marino von Italien
- Vertikale Dimension:
Nach unten erstreckt es sich bis zum Erdmittelpunkt. Nach oben gibt es mehrere Ansichten:
Es gibt den funktionellen Ansatz, wonach der Luftraum auf Grundlage physikalischer
Gegebenheiten definiert wird, also vor allem bis zu welcher Höhe Flugzeuge fliegen können
→ kann sich im Laufe der Zeit durch technischen Fortschritt auch verändern, Ö folgt dieser
Theorie
Nach dem räumlichen Ansatz reicht der Luftraum bis 100 km in d. Luft. (Australien,
Dänemark folgen dem Ansatz)
Das wird vom Staat in der Verfassung oder durch Gesetze geregelt. Man unterscheidet aber
den Erwerb durch Geburt oder nachträglichen Erwerb.
Mit der Geburt kann die Staatsbürgerschaft entweder durch Abstammung (ius sanguinis – va
bei Auswanderungsländer wie Ö) oder durch das Geburtsland (ius soli – va bei
Einwanderungsländern wie USA) bestimmt werden.
Die Anerkennung von Regierungen ist wichtig, da diese den Staat nach außen vertritt und
über das im Ausland gelegene Vermögen verfügt sowie andere Staaten zu einer Intervention
im eigenen Staatsgebiet einladen darf. Vor allem bei einem verfassungswidrigen
Regierungswechsel oder bei einem nicht-internationalen bewaffneten Konflikt stellt sich die
Frage der Anerkennung von Regierungen.
Die Anerkennung von Staaten halt lediglich deklarative Wirkung. Ein Staat liegt demnach vor,
wenn die drei Elemente nach der 3-Elemente-Lehre vorliegen. Eine Anerkennung des Staates
durch andere ist daher keine Voraussetzung.
Eine Nichtanerkennung kann verpflichtend sein, wenn der Staat durch eine vorangegangene
schwere Verletzung von ius cogens entstanden ist. Weiters stellt eine verführte
Anerkennung eines Staates im Falle von Sezessionen einen Verstoß gegen das
Interventionsverbot dar.
1. Okkupation
Es handelt sich um den Erwerb von unbewohnten oder aufgrund von Fehlens staatlicher
Strukturen und Organisation als herrenlos (terra nullius) angesehenem Gebiet.
Voraussetzungen:
- Okkupationswille: durch Hissen einer Flagge zB symbolisch zeigen
- Etablieren von einer gewissen effektiven Herrschaft
2. Anschwemmung
1. Zession
Die Herrschaft wird von einem souverän an einem anderen übertragen, va in
Friedensverträgen -→ kommt heutzutage nicht mehr wirklich vor
2. Ersitzung
3. Annexion
→ werde heute völkerrechtlich geächtet, da sich aus dem Unrecht kein Recht ergeben kann:
So wird die Annexion von Nordzypern durch die Türkei nicht anerkannt und nur Türkei
erkennt die türkische Republik Nordzypern an
→ Annexion von ukrainische Halbinsel Krim durch Russland genau so geächtet → Sanktionen
durch USA und EU (wirtschaftliche Isolation der Krim)
Jerusalem hat eine starke religiöse Bedeutung – sowohl für Juden als auch für Muslime.
Aufgrund des Teilungsplan der UN-GV sollte für Jerusalem ein Sonderstatus gelten. Die Stadt
sollte entmilitarisiertes und neutrales Gebiet bleiben, also weder Israel noch Palästina
gehören. Der Plan wurde aber nie umgesetzt. Allerdings wurde mehrfach von Israel betont,
dass der Status Jerusalems nur im Einvernehmen mit der Staatengemeinschaft verändert
werden kann. Israel erklärte aber Jerusalem mit einem Gesetz für die Hauptstad, was vom
UN-SR als nichtig erklärt wurde. Es hätten alle Staaten ihre Botschaften verlegen sollen,
sodass eigentlich alle in Tel Aviv sind. USA war das einzige Land, welches Jerusalem als die
Hauptstadt von Israel anerkannte und so hat Trump die Botschaft 2019 nach Jerusalem
verlegt.
10) Was ist der Unterscheid zwischen den einzelnen Formen der Entstehung und des
Untergangs von Staaten?
Sezession bedeutet die Entstehung eines neuen Staates auf einem Teil des Gebiets eines
bereits bestehenden Staats. Im engeren Sinn liegt Sezession vor, wenn dies durch
Anwendung von Waffengewalt und somit gegen den Willen des Mutterstaates
Separation= mit Einverständnis des Mutterstaates, wenn das Einverständnis erst nach
Führung eines Unabhängigkeitskrieges erfolgt, handelt es sich trotzdem um Sezession
Es gibt kein aus dem Recht auf Selbstbestimmung erwachsendes Recht auf Sezession, auch
keine remedial secession (Sezession wegen Menschenrechtsverletzungen gegen ein Volk
2. Dismembration
Hier entstehen neue Staaten auf dem Gebiet eines untergehenden, nicht mehr
fortbestehenden Staats. → Untergang Tschechoslowakei
3. Fusion
Hier schließen sich zwei oder mehrere Staaten zu einem neuen Staat zusammen.
4. Inkorporation
Ein Staat tritt hier einem anderen, weiter bestehenden und sich somit vergrößernden Staat
freiwillig bei. → DDR in BRD
Einerseits könnte man die Abspaltung des Baltikums etc als eine Reihe von Sezessionen
erklären und Russland als Teil der Sowjetunion verblieb noch und ist ident mit der
Sowjetunion. → Russland hat auch den Platz um UN-SR eingenommen und alle
Staatsschulden etc übernommen, also würde es für eine Staatenidentität sprechen
Eine andere Ansicht sieht das Ende der Sowjetunion als eine Dismembration, womit
Russland und die übrigen GUS-Staaten neu entstandene Nachfolgestaaten und. Russland
nimmt einen Mittelweg und sieht sich als teilweise identen Fortsetzerstaat.
12) Wieso handelt es sich bei der deutschen Wiedervereinigung um keine Fusion?
Weil es sich um eine Inkorporation handelte. Eine Fusion würde bedeuten, dass die BDR und
DDR beide untergangen werden und so ein neuer Staat entstanden wäre. Es ist vielmehr die
DDR in die BDR aufgenommen worden und lediglich die DDR ist untergegangen.
13) Was passiert bei der Staatennachfolge mit Verträgen und Schulden?
Verträge
Nach Vertragstypen:
- Radizierte Verträge: gegen auf Staatennachfolger über
- Politische Verträge: gehen nicht über, da stark an jeweilige Identität anknüpfen
- Menschenrechtliche Verträge: gehen über
- Sonstige Verträge: sollen gem Kontinuitätsprinzip tendenziell weitergehen
- Zession
Bei einer Zession werden die im übertragenen Gebiet gültigen Verträge nicht mehr
angewandt und die Verträge des sich dadurch vergrößernden Staats automatisch auf das
neue Gebiet ausgedehnt. → Prinzip beweglicher Vertragsgrenzen
- Dismembration, Separation und Sezession
→ Kontinuitätslösung
Bilaterale Verträge sollen tendenziell übernommen werden und multilaterale Verträge
sollen vom Nachfolgestaat durch ein Optionsrecht übernommen werden.
In der Praxis ist es aber so, dass die Vetragspartein selbst sihc das ausmachen, ob der
Vertrag übergeht oder nicht.
- Fusionen
→ Verträge der sich zusammenschließenden Staaten gelten innerhalb der jeweiligen Gebiete
Cleant state Grundsatz bei dekolonisierten Staaten!
Vermögen
Staatsschulden
- Fusion
Radizierte und lokale Schulden sind von dem Staat zu übernehmen, der die Kontrolle über
das betroffene Gebiet ausübt → außer schändliche Schulden
Aktiva
Bewegliches Kulturvermögen
Das Vermögen bleibt bei demjenigen Staat, zu welchem die engste Nahebeziehung besteht
Staatsarchive
Staatsangehörigkeit
Staatenverantwortlichkeit
Neu entstandene Staaten sind nicht verantwortlich für VR-Verletzungen des Vorgängerstaats
Wenn es keinen Vorgängerstaat mehr gibt, kann man sich aber an den Nachfolgestaat
wenden, wenn:
- Gebiet und Bevölkerung direkte Verbindung zu VR-Verletzung aufweisen
- Organ, das Verletzung begangen hat, auch Organ des Nachfolgestaates geworden ist
Davon spricht man, wenn über einen längeren Zeitraum effektive, einer staatlichen
Verwaltung entsprechende Kontrolle über ein bestimmtes Gebiet besteht, ohne dass dieser
Zustand allgemein anerkannt wird. (zB Türkische Republik Nordzypern)
Um der Realität ihrer Kontrollausübung Rechnung zu tragen, genießen sie eine Reihe von
Rechten und Pflichten: Erfassung von Gewaltverbot, Vertragsabschlusskompetenz,
völkerrechtlich verantwortlich sein
Das ist umstritten. Die OSZE hat keinen richtigen Gründungsvertrag und auch so lässt sich
kein von den MS unabhängiger willen der OSZE erkennen. Außerdem spricht man eigentlich
auch nicht von MS, sondern Teilnehmerstaaten,
16) Wieso wird im Zusammenhang mit der KSZE-Schlussakte von soft law gesprochen?
Die Ziele und Aufgaben einer IO sind meist in der Präambel des Gründungsdokuments
ersichtlich. Dazu werden ihr eine Reihe vom Kompetenzen übertragen, die ausdrücklich
festgelegt sein jlnnen oder sich implizit aus den festgelegten Zielen und Aufgaben ergeben =
implied powers Lehre
In Auswirkungen von Urteilssprüchen-Gutachten bejahte der IGH die Frage, ob die UN-
Generalversammlung ein Administrativtribunal einrichten kann, das für die VN Urteile fällt.
Dabei verwies er insbesondere darauf, dass gerade die VN aufgrund ihrer Zielsetzungen
ihren Mitarbeitern einen entsprechenden Zugang zu gerichtlichen Verfahren in
arbeitsrechtlichen Streitigkeiten zugestehen müssen.
Das Bestimmte Ausgaben der VN-Gutachten von 1962 wiederum ging auf die Weigerung
insbesondere Frankreich und Sowjetunion zurück, die im Zusammenhang mit der
Friedenserhaltende Operation entstandenen Kosten mitzutragen. Sie argumentierten, dass
die PKO nicht in der UN-Charta genannt sind und daher keine Kosten aus dem regulären
Budget sein können. Der IGH stützte sich aber auf die implied-powers-Lehre.
20) Was ist der Unterscheid zwischen einer Suspendierung und einem Ausschluss aus
einer IO?
Bei einer Suspendierung handelt es sich um einen zeitweisen Ausschluss eines Mitglieds bzw
seiner Mitgliedschaftsrechte. Ein Ausschluss ist permanent.
MNC sind in mehr als zwei Länder wirtschaftlich tätige Wirtschaftsunternehmen oder in
mehreren Ländern inkorporierte Unternehmen, die einer gemeinsamen Leitung
unterstehen.
Aufgrund ihrer globalen wirtschaftlichen Bedeutung befinden sie sich verstärkt im Fokus des
VR. → Verantwortung MNC keine Menschrechtsverletzungen zu begehen
V. Vereinte Nationen
Die Vorläuferorganisation der VN war der Völkerbund. Ähnlich wie bei den VN galten die
Förderung internationaler Zusammenarbeit sowie die Erhaltung des Weltfriedens und der
internationalen Sicherheit als dessen erklärte Ziele. → Gründung in Folge des 1. WK
Mit dem Austritt Deutschlands und Japans 1933, Italiens 1937 und dem Ausschluss der
Sowjetunion nach deren Angriff auf Finnland 1939 hatte der Völkerbund seine Relevanz
größtenteils eingebüßt. Als Forum für Konfliktlösung auf diplomatischem Weg erwies er sich
aus erfolglos.
De iure gesehen sind die VN nicht der Nachfolger des Völkerbunds, wenngleich eine Reihe
von dessen Aufgaben übernommen wurden. So kannte der Völkerbund bereits ein
Mandatssystem inklusive Minderheitenschutz, eine Registrierungspflicht für Verträge und
eine den VN ähnliche Organisationsstruktur.
Der Völkerbund kannte aber NICHT ein umfassendes Gewaltverbot und Beschlüsse der
Völkerbundversammlung und des Völkerbundrats konnten nur einstimmig gefasst werden,
was ein stark strukturelles Defizit darstellte. Die Vermögenswerte des Völkerbunds gingen
jedoch an die VN über. De facto handelt es sich um einen Nachfolger des Völkerbunds.
Die WVK trat 1980 in Kraft und ist nur auf Verträge anwendbar, die danach in Kraft getreten
sind. Die UN-Charta ist seit 1945 in Kraft. Daher ist die WVK nicht auf diese anzuwenden.
Eine Änderung der SVN ist möglich, wenn eine Zwei-Dritte-Mehrheit in der UN-GV
vorhanden ist und durch Zwei-Drittel aller Mehrheit einschließlich der ständigen Mitglieder
des SR eine Ratifikation erfolgt, was schwierig zu erfüllen ist. Bisher wurde sie fünf Mal
adaptiert.
Für eine Aufnahme bedarf es der Empfehlung des UN-Sicherheitsrats mit einem
abschließenden positiven Beschluss der UN-GV mit Zwei-Drittel-Mehrheit. Um den
Beobachterstatus zu bekommen, ist keine Empfehlung des SR nötig. Deshalb konnte
Palästina auch den Beobachterstatus erlangen (USA würde da nämlich nicht zustimmen).
Ein Austritt ist nicht vorgesehen. Bisher kam es auch nur einmal dazu, dass Indonesien
seinen Austritt erklärte. Allerdings haben sie diese Austrittserklärung wieder zurückgezogen,
weshalb es nun als zeitweise Suspendierung der Mitgliedschaft gewertet wird.
7) Was sind die Hauptorgane der VN und was ist deren jeweilige Funktion?
1. Das Sekretariat
2. Die Generalversammlung
= Plenarorgan der VN, tagt einmal jährlich in ordentlicher Sitzung + Sondersitzungen möglich
Es gilt one state – one vote als Ausdruck der souveränen Gleichheit aller Staaten
Etc
→ Mitglied verliert sein Stimmrecht, wenn Mitgliedsbeiträge von mehr als zwei Jahren fällig
sind. Man kann trotzdem das Stimmrecht gewähren, wenn dies aufgrund von Umständen
der höheren Gewalt war.
3. Der Sicherheitsrat
Die übrigen Mitglieder werden unter Bedacht des geographischen Schlüssels von der GV für
zwei Jahre gewählt. Eine unmittelbare Wiederwahl für eine Periode ist nicht zulässig.
Aufgabe: Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit --< dazu
kann er für die MS verbindliche Beschlüsse fassen
Aufgabe: Koordination der Spezialorganisationen sowie der Fonds und Programme der VN
→ kann Untersuchungen durchführen und Berichte sowie Empfehlungen schreiben
5. Der Treuhandschaftsrat
→ war mit der Verwaltung und Koordination des Treuhandsystems der VN betraut, hat aber
1994 mit Erlöschen des letzten Treuhandgebiets seine Arbeit eingestellt
De iure existiert er noch, wobei vereinzelt vorgeschlagen wird, dass er zum Zweck des
nation-buildings im Kosovo oder Osttimor reaktiviert wird
6. Der IGH
= höchste rechtsprechende Organ der VN mit 15 Richtern, die auf neun Jahre gewählt
werden
Der IGH selbst hat keine Kompetenz, die Beschlüsse des SR auf ihre Rechtmäßigkeit zu
überprüfen. In den Lockerbie-Fällen wurde der IGH von Libyen angerufen, da sie den
Beschluss des SR, wonach Libyen hätte vermeintliche Terroristen ausliefern sollen,
unrechtmäßig nach dem Montrealer Abkommen empfanden. Der IGH verweis auf Art 103
UN-Charta, wonach die Verpflichtungen aus den VN Vorrang haben. Der IGH lehnte auch
nicht explizit die inhaltliche Prüfung der Resolution ab, allerdings wurde der Streit
außergerichtlich geklärt und es kam nicht dazu. Es bleibt offen, ob der IGH jemals auch im
Hauptverfahren eine Resolution inhaltlich prüfen würde.
Bei einer Spezialorganisation handelt es sich um eine selbstständige IO, welche die
internationale Zusammenarbeit auf kultureller und sozialer Ebene fördern sollen. Sie stehen
in Beziehung zu den VN, da sie nach Genehmigung der UN-GV gem Art 63 UN-Charta
errichtet werden und werden vom Wirtschafts- und Sozialrat koordiniert.
Verwandte Organisationen stehen mit den VN in Verbindung, die aber nicht wie
Spezialorganisationen gem Art 57 und 63 UN-Charta errichtet wurden.
10) Was sind die Besonderheiten des Verhältnisses zwischen IAEA respektive WTO und
VN?
11) Was sind Besonderheiten von Programmen und Fonds der VN?
12) Welche Instanzen existieren zur Streitschlichtung zwischen den VN und deren
Mitarbeitern?
Aufgrund der Immunität IO unterliegen Streitigkeiten zwischen Mitarbeitern und ihnen nicht
der Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit des Sitzstaates. Im Auswirkungen von Urteilssprüchen-
Gutachten gestand der IGH der UN-GV im Sinne der implied powers Lehre ohne
entsprechende Grundlage zu, ein Administrativtribunal einzurichten.
Streitigkeiten zwischen jenen Parteien kommen vor dem UN Dispute Tribunal und dem UN
Appeals Tribunal als Berufungsinstanz. (Ablösung des UN-Administrative Tribunal 2009,
dessen Urteile nur der IGH überprüfen konnte)
Die Richter des UN-Dispute Tribunal und seiner Berufungsinstanz werden vom interner
Justizrat, der aus drei experten und zwei Mitarbeitern besteht, vorgeschlagen und von der
UN-GV bestellt. Anwendbares Recht sind die Staff Regulations der UN-GV und die darauf
basierenden Staff Rules des Sekretariats.
Hier sitzen die Staats- und Regierungschefs. Dieses Organ gibt die politischen Leitlinien und
Impulse für die EU vor. Es wird mit Konsens entschieden.
→ auch Ministerrat
3. Europäische Kommission
4. Europäisches Parlament
5. EuGH
6. Rechnungshof
7. EZB
Voraussetzung ist, dass es sich um einen Staat handelt, welcher die Werte der EU nach Art 2
EUV vertritt (Rechtstaatlichkeit, Freiheit, Demokratie etc)
Der Antrag richtet sich an den Rat und muss vom Europäischen Rat genehmigt werden. Es
müssen auch die Kopenhager-Kriterien erfüllt werden. Weiters muss der aquis communitaire
übernommen werden und die EU muss auch aufnahmefähig sein.
Die Möglichkeit der Suspendierung besteht gem Art 7 EUV, wenn ein MS gegen die Werte
der EU verstößt, dass seine Mitgliedschaftsrechte weggenommen werden. Ein Ausschluss ist
nicht möglich.
Nach Art 50 EUV kann ein MS aber selber aus der EU austreten.
Hier treten die EU und ihre MS als Vertragspartner gegenüber Drittstaaten auf. Da es nicht in
die ausschließliche Kompetenz der EU fällt, müssen die Ms gemeinsam mit der EU den vr
Vertrag abschließen. → CETA
1. Warenverkehrsfreiheit
2. Personenverkehrsfreiheit
3. Dienstleistungsverkehrsfreiheit
4. Kapitalverkehrsfreiheit
11) Wo ist das auswärtige Handeln der EU geregelt und wer ist dafür zuständig?
12) Welches Problem soll die Frage „Who do I call if I want to call Europe?” zum
Ausdruck bringen?
Damit wird das Problem der uneinheitlichen Außenpolitik Europas beschrieben. Die Frage
wurde vom damaligen US-Außenminister Kissinger gestellt. Die Auflösung des Dilemmas um
das Fehlen eines EU-außenministers als Ansprechpartner ist auch der Hintergrund für die
Schaffung des Amts des Hohen Vertreters.
13) Was ist von der Kompetenz der EU im Bereich der GASP umfasst?
Im Bereich der GASP besitzt die EU keine Zuständigkeit, Gesetzgebungsakte zu erlassen. Die
Handlungsform der EU in diesem Politikfeld sind Beschlüsse noch immer Einstimmigkeit –
intergouvermentaler Charakter). Der ER gibt Leitlinien vor und Beschlüsse werden vom Rat
gefasst.
14) Welche Bereiche umfasst das im AEUV geregelte auswärtige Handeln der EU?
Die Beschlüsse werden hier nicht einstimmig, sondern mehrstimmig gefasst (umfasst vor
allem die gemeinsame Handelspolitik)
1) Welche Modelle der Inkorporation des Völkerrechts in nationales Recht gibt es?
2) Wie unterscheiden sich diese Modelle der Adoption und der generellen
Transformation?
Im Wesentliche gibt es zwei Modelle: Die Adoption und die Transformation. Während man
sich im Monismus vermehrt der Adoption bedient, macht man im Dualismus mehr von der
Transformation Gebrauch.
1. Adoption
Bei der Adoption gelten völkerrechtliche Normen aufgrund eines Vollzugbefehls des
nationalen Rechts automatisch im innerstaatlichen Recht. Für die Wirksamkeit einer
völkerrechtlichen Regelung bedarf es deshalb keiner weiteren nationalen
Umsetzungsmaßnahme. Eine solche innerstaatliche Inkorporationsbestimmung ordnet
lediglich den Vollzug der Bestimmung an, transformiert sie aber nicht in nationales Recht. Sie
hat also völkerrechtlichen Charakter und keinen nationalen und verliert ihren Geltungsgrund
nicht. Jede Änderung der völkerrechtlichen Norm wirkt dann auch direkt im nationalen
Recht.
2. Transformation
Hier muss die völkerrechtliche Regelung noch ins nationale Recht umgewandelt werden.
Nach dem Transformationsakt bestehen daher zwei Normen desselben Inhalts parallel, die
völkerrechtliche und nationale Regelung. Von den nationalen Vollzugsorganen wird dabei
nur die nationale Bestimmung angewandt. Das Schicksal der nationalen Bestimmung ist auch
unabhängig vom das der völkerrechtlichen Norm. Wenn also die völkerrechtliche Norm
außer Kraft tritt, gilt die nationale Bestimmung trotzdem weiter bis sie mit einem
entsprechenden Akt aufgehoben wird. Man unterscheidet zwischen:
a) Spezielle Transformation
Hier werden im Einzelfall Vorschriften im nationalen Recht erlassen, die der Ausführung der
völkerrechtlichen Normen dienen. Diese geben entweder den Wortlaut der
völkerrechtlichen Regelung wieder oder nehmen noch Anpassungen oder Konkretisierungen
vor. → notwendig, um Regelungsstruktur des nationalen Rechts Rechnung zu tragen
b) Generelle Transformation
Es wird hier nicht für jeden Einzelfall ein Umsetzungsakt erlassen, sondern die Umwandlung
in nationales Recht wird vielmehr generell durch eine verfassungsgesetzliche oder
gesetzliche Bestimmung angeordnet. Die Transformation wird dann zum Zeitpunkt der
völkerrechtlichen Verbindlichkeit wirksam.
Während bei der Adoption dann nur eine völkerrechtliche Norm besteht, die von den
nationalen Vollzugsorganen angewendet wird, bestehen bei der generellen Transformation
zwei Normen (die völkerrechtliche und nationale) und es wird die innerstaatliche
angewendet. → schwer abzugrenzen und oft nur durch Interpretation zu lösen
Vom Geltungsgrund einer völkerrechtlichen Norm im innerstaatlichen Recht muss die Frage
de unmittelbaren Wirkung unterschieden werden. Bei ersterem geht es um die Frage, ob
eine völkerrechtliche Norm im innerstaatlichen Recht als Rechtsvorschrift anerkannt wird
und bei zweiterem darum, ob eine Berufung auf diese Rechtsvorschrift in eine nationalen
Verfahren möglich ist. Ist eine völkerrechtliche Norm ausreichend bestimmt gem Art 18 B-
VG, ist sie unmittelbar anwendbar (self-executing). Ist sie nicht ausreichend bestimmt, muss
die durch Umsetzung konkretisiert werden. Es kommt also durchaus vor, dass adoptierte
völkerrechtliche Normen zusätzlich einer speziellen Transformation bedürfen.
Das ist nicht einheitlich geregelt, weshalb gesondert ermittelt werden muss, wie die
entsprechende Norm in das österreichische Rechtssystem inkorporiert wird. Art 9 Abs 2 B-
VG ermächtigt die zuständigen Organe, gewisse hoheitliche Befugnisse an IO zu übertragen.
Deren Beschlüsse werden teils adoptiert, indem sie im Bundesgesetzblatt kundgemacht
werden, und teilweise speziell transformiert (wie RL),
Einseitige Rechtsgeschäfte werden wie StV behandelt oder es wird angenommen, dass sie
wie Völkergewohnheitsrecht und allgemeine Rechtsgrundsätze über Art 9 Abs 1 B-VG
Rechtswirkungen im nationalen Recht entfalten.
5) Wie läuft das Verfahren zum Abschluss völkerrechtlicher Verträge in Ö ab?
6) In welchem Rang stehen völkerrechtliche Verträge im Stufenbau der
österreichischen Rechtsordnung?
7) Kann der Bund völkerrechtlicher Verträge abschließen, die Kompetenzen der
Länder berühren?
Abkommen im Verordnungsrang bedürfen keiner Zustimmung des NR, aber es muss auf eine
gesetzliche Grundlage gestützt werden.
Der BP kann gem Art 66 Abs 2 B-VG auch sein Recht, solche Abkommen abzuschließen,
delegieren.
Das B-VG sieht aber Sonderregeln für völkerrechtliche Verträge vor, die Kompetenzen der
Bundesländer berühren. Sind durch einen StV Landeskompetenzen betroffen, wirken die
Bundesländer bzw der Bundesrat beim Abschluss der Verträge mit. Wenn bloße
Durchführungsverordnungen der Länder erforderlich wären, haben die Länder ein
Stellungnahmerecht. Wenn es um den selbstständigen Wirkungsbereich geht, muss der
Bundesrat zustimmen.
Nach der Lehre nimmt das Völkerrecht einen Rang zwischen einfachgesetzlichen Regelungen
und verfassungsrechtlichen Regelungen ein = Mezzanintheorie
Der VfGH geht von einem einfachgesetzlichen Rang aus.
Nach dem ersten Weltkrieg ging die damalige österreichische Regierung von einer
Dismembration Österreich-Ungarns aus, was hieß, dass die österreichische Reichshälfte
untergegangen ist und ein neuer Staat entstand. (=Diskontinuität) Dies würde auch
bedeuten, dass der neue Staat aufgrund der Diskontinuität nie Kriegspartei war und daher
auch keine Kriegsschulden oder Reparationsleistungen leisten müsse. Die Siegermächte des
1. WK sahen das aber nicht so und regelten im Vertrag von St. Germain, dass Österreich
Nachfolger von Österreich-Ungarn ist und Teilidentität vorliegt (=Kontinuität).
Die Nationalsozialisten gewannen in den 30-er Jahren immer mehr an Stimmen. Zugleich
radikalisierten die konservativen und marxistischen Lager auch immer mehr. Durch Dollfuß
wurde das demokratische System dann auch noch durch ein autoritäres System ersetzt. Das
Parlament und der VfGH wurden ausgeschalten, Oppositionsparteien wurden verboten
(auch NSDAP) und es fanden Inhaftierungen sowie Ermordungen von Oppositionellen Staat.
Schlussendlich wurde eine neue Verfassung auf Basis des Kriegswirtschaftlichen
Ermächtigungsgesetzes von 1917 erlassen, die am 1. Mai 1934 (Maiverfassung) in Kraft trat.
Es folgte der Übergang zum Ständestaat – diese Periode bezeichnet man als den
Austrofaschismus. Während eines Putschversuches der Nationalsozialisten wurde Dollfuß
ermordet und Schuschnig, der bisherige Justizminister, wurde Bundeskanzler. Später verlor
Österreich auch den Schutz von Italien, da Italien und Deutschland sich immer mehr
annäherten. Im Juliabkommen wurde schließlich die 1000 Mark Sperre aufgehoben und
Deutschland versprach, nicht weiter in Ö innere Angelegenheiten einzugreifen. Im Gegenzug
musste Ö aber 17 000 inhaftierte Nationalsozialisten amnestieren.
1930 folgte das Berchtesgadener Abkommen, in welchem die freie Betätigung der NSDAP in
Ö und die Ernennung des Nationalsozialisten Seyß-Inquart zum Innen- und
Sicherheitsminister festgelegt wurde.
Aufgrund des wachsenden Drucks beraumte Schussnig eine Volksabstimmung ein für den
13.März 1938, in welcher über die Unabhängigkeit Ö abgestimmt werden sollte, aber die nie
stattfand. Am 11. März 1930 trat Schuschnig angesichts des deutschen Drucks als
Bundeskanzler zurück und Seyß-Inquart wurde der neue Bundeskanzler. In der Nacht auf den
12. März 1938 begann ohne militärischen Widerstand von Ö der Einmarsch deutscher
Truppen. Es folgte das Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen
Reich. Miklas (der ö BP) trat zurück, weil er dieses nicht beurkunden wollte. Rechtlich wurde
also am 13. März 1938 Ö an Deutschland angeschlossen.
→ hA: Nach dieser Theorie war der Anschluss nicht wirksam, weil das besetze, nicht
handlungsfähige Ö ihm nicht zustimmen konnte. Das Gesetz über die Wiedervereinigung war
verfassungswidrig und daher nichtig. Die Volksabstimmung fand erst nach der Besetzung
statt und unter Umständen, die keine freie Willensäußerung erlaubten. Völkerrechtlich war
der Anschluss daher unwirksam. Nach der Okkupationstheorie ging Ö als Völkerrechtssubjekt
nie unter, sondern ist ident mit der Republik Ö in 1938. Während der Okkupation war Ö nur
handlungsunfähig und damit nicht deliktsfähig. Nach dieser Ansicht bestehen auch keine
Ansprüche gegen Ö auf Wiedergutmachung der im Krieg erlittenen Schäden
2. Annexionstheorie
Auch hier ging man davon aus, dass der Abschluss völkerrechtswidrig war, leitet aber nicht
dessen Unwirksamkeit ab. Ö ist demnach 1938 mit dem Anschluss untergegangen und die
Republik Ö in 1945 ist nicht ident mit jener in 1938. Inwiefern Ö für Kriegsschäden
verantwortlich war, würde von der Frage der Staatennachfolge abhängen.
Die Neutralitätsverpflichtung geht auf das Moskauer Memorandum aus 1955 zurück, in
welchem in Aussicht genommen wurde, dass Ö nach Abzug der truppen der vier
Besatzungsmächte seine immerwährende Neutralität erklären wird. Im Gegenzug sichert die
Sowjetunion Ö zu, den Staatsvertrag zu unterzeichnen. Es handelt sich dabei aber um ein
gentlemen’s agreement.
Am 26. Oktober 1955 beschloss der ö Nationalrat dann das BVG über die Neutralität
Österreichs. Es hat also keine völkerrechtliche Grundlage, weil es nicht in einem
völkerrechtlichen Vertrag, wie zB in Staatsvertrag von 1955, verankert ist.
Ö notifizierte dies den Ländern, mit denen diplomatische Beziehungen existieren, mit der
Bitte, dies anzuerkennen, was auch geschah. Umstritten ist, ob dies deshalb auch
Rechtswirkungen für Dritte hat.
Eine weit verbreitete Interpretation sieht die Notifikation Ö als einseitiges Rechtsgeschäft
des Versprechens, das durch Annahme oder Kenntnisnahme anderer Staaten völkerrechtlich
verbindlich wurde. Nach einer weniger häufig vertreten Ansicht handelt es sich um ein
Verfassungsgesetz ohne Absicht völkerrechtlicher Selbstbindung, das anderen Staaten
lediglich zur Kenntnis gebracht wurde.
1. Korsett-Doktrin
Ö hat sich durch die Nitrifizierung und deren Annahme völkerrechtlich zur Neutralität
verpflichtet. Deshalb bedürfen Änderungen dieser Position ebenso einer Notifizerung.
2. Frank-Sinatra-Doktrin
„I do it my way“-Ansatz, wonach Ö das Auslegungsmonopol hat, was den Inhalt der
Neutralitätsverpflichtung betrifft. → Ö folgt diesem Grundsatz
Umstritten war aufgrund der Neutralität auch Ö Beitritt zur EWG/EG oder zu den VN.
Dem Beitritt zu den VN stand nach der in Ö vorherrschenden Ansicht die
Neutralitätsverpflichtung nicht entgehen. Nach der Verdroß-Doktrin verpflichtet die
vorbehaltlose Aufnahme Ö in die VN den UN-SR und die UN-GV dazu, Ö von allen
neutralitätsverletzenden Maßnahmen auszunehmen. (UN-SR kann nach Art 48 Abs 1 UN-
Charta manche Staaten ausnehmen zur Heranziehung bei der Durchführung von
militärischen und nichtmilitärischen Maßnahmen)
Es setzte sich jedenfalls die Ansicht durch, dass die Neutralität einer wirtschaftlichen
Integration nicht im Wege steht. Die Diskussion lebte m Rahmen der ö Beteiligung an der
GASP der EU wieder auf. Der bereits im Rahmen des EU-Beitritts geschaffene und nach dem
Vertrag von Lissabon leicht modifizierte Artikel 23j B-VG stellt jedoch klar, dass Ö
vollumfänglich an der GASP, mitwirkt. Art 42 Abs 7 EUV sieht eine Beistandsklausel vor,
welche die MS verpflichtet, sich im Falle eines bewaffneten Angriffs sich zu unterstützen. Um
den Bedenken neutraler oder paktfreier Staaten Rechnung zu tragen, wurde die Irische
Klausel beigefügt, wonach die Beistandspflicht den besonderen Charakter der Sicherheits-
und Verteidigungspolitik bestimmter MS unberührt lässt. Ö ist daher von militärischen
Verteidigungsmaßnahmen ausgenommen, die es als neutralitätspolitisch als problematisch
erachtet.
Die Beistandspflicht wurde erstmals 2015 nach den Anschlägen in Paris angewandt. Es
wurde die Unterstützung im Kampf gegen den IS und die Entlastung Frankreichs im Rahmen
internationaler Militäroperationen in anderen Regionen gefordert.
Ö betonte, dass es im Kamp gegen Terrorismus keine Neutralität gäbe, da diese nur bei
einem zwischenstaatlichen Krieg bestehe und nicht bei Terrorgruppen. Allerdings befand
sich die IS in Syrien und es gab kein Einverständnis von Seiten der dortigen Regierung, ihn zu
bekämpfen. Ö drückte schließlich seine politische Unterstützung und entsandte Soldaten zur
Entlastung Frankreichs bei GSVP und UN-Einsätzen in Mali und der Zentralafrikanischen
Republik und bot Frankreich Lufttransportkapazitäten im Rahmen solcher Einsätze an. Da
keine Anträge auf Überfluggenehmigungen gestellt wurden, wurde die Frage nach deren
neutralitätsrechtlicher Vereinbarkeit nicht schlagend.
Im Hinblick auf die insbesondere nach der Wende 1989 sowie dem EU-Beitritt Ö wesentlich
geänderte Situation hat sich in der Zwischenzeit eine von Cede als Avocado-Doktrin
bezeichnete Reduktion auf den harten Kern der Neutralität durchgesetzt.
Der Kernbestand enthält also folgende Verpflichtungen:
- Selbst weder einen Krieg zu beginnen noch sich an einem zu beteiligen
- Keinen militärischen Bündnissen beizutreten (Bündnisfreiheit)
- Die Errichtung militärischer Stützpunkte fremder Staaten auf österreichischem
Staatsgebiet nicht zuzulassen
→ Neutralität wird also in rechtlicher und politischer Dimension in erster Linie militärisch
und sicherheitspolitisch verstanden
NICHT verlangt ist eine politische „Gesinnungsneutralität“. Ö ist daher nicht verpflichtet,
ideologisch neutral zu sein, und darf durchaus den Standpunkt eines Staats eher
befürworten als den eines anderen.
VIII. Immunität
Immunität ist die Befreiung von der Gerichtsbarkeit eines fremden Staates. Sie dient im
Grunde dazu, Staaten und IO durch fremde Staaten zu schützen. Während die Immunität
von IO funktionell begründet ist, also aus der Überlegung resultiert, dass diese ihre
Funktionen unabhängig von ungebührlicher Einflussnahme durch Staaten ausüben können
va durch den jeweiligen Sitzstaat), wird die Staatenimmunität aufgrund der souveränen
Gleichheit von Staaten begründet: par in parem non habet imperium
→ Gleiche können keine hoheitsmacht übereinander ausüben
Daraus folgt aber auch, dass vor folgenden Gerichten keine Immunität besteht:
- Den eigenen Gerichten eines Staates sowie
- Internationalen Gerichten und Tribunalen, weil gerade diese genutzt werden sollen,
um Streitigkeiten im Rahmen der internationalen Beziehungen beizulegen.
Fraglich ist, ob Staaten und IO Immunität auch für Handlungen genießen, die gegen ius-
cogens verstoßen. Das sind meistens Verletzungen grundlegender Menschenrechte oder des
humanitären Völkerrechts.
Der Grundgedanke besteht darin, dass ius cogens-Normen als qualitativ höherwertig
betrachtet werden und demnach hierarchisch über allen anderen völkerrechtlichen Normen
stehen und daher die Immunität da zurückterten müsste.
Deutschland erhob 2008 infolgedessen eine Klage gegen Italien vor dem IGH und brachte
vor, Italien habe Deutschland durch das Völkerrecht eingeräumte Immunität missachtet. Der
IGH verwarf das durch Italien aufgegriffene ius cogens Argument.
Derogationszusammenhänge kommen nämlich erst zur Anwendung, wenn ein
Normenkonflikt vorliegt. Zu einer Derogation der Immunitätsbestimmung könnte es erst
kommen, wenn sich diese Normen widersprechen. Einen solchen Normenwiderspruch
verneinte der IGH, weil die Regelungen verschiedene Rechtsebenen betreffen.
(Menschenrecht und Proessrecht)
Nach dem IGH hat der Staat auch bei ius-cogens Verletzungen Immunität und Italien hat
durch die Missachtung der Immunität Völkerrechtsverletzung begangen.
4) Welchen Beschränkungen unterliegt die Staatenimmunität?
Nur der Staats selbst ist geschützt. Ob vom Staat unabhängige Körperschaften oder andere
jP des öffentlichen oder Privatrechts wie etwa Staatsunternehmen davon umfasst sind,
richtet sich der traditionellen Auffassung nach der organisatorischen Zugehörigkeit zum
Staat, dem modernen Verständnis nach, nach der jeweiligen ausgeübten Funktion.
Weiters ist die Staatenimmunität klassischerweise bei einem Verzicht des jeweiligen Staates
(auch bei einer Widerklage wird ein impliziter Verzicht angenommen) und bei Klagen im
Zusammenhang mit Liegenschaften die Immunität ausgenommen.
Es gilt die Immunität nur für Akte hoheitlicher Natur und nicht für Akte privatwirtschaftlicher
Natur.
Maßgeblich ist die Natur der Handlung und nicht Zweck der Handlung.
Iranische Botschaft-Fall:
Der Fall betraf nicht beglichene Kosten von Reparaturarbeiten, die durch ein
Privatunternehmen an der Heizungsanlage der Iranischen Botschaft in Deutschland
vorgenommen wurden. Das Bundesverfassungsgericht stellte unter ausdrücklicher
Bezugnahme auf Hoffmann gegen Dralle fest, dass nach Völkergewohnheitsrechtacta iure
gestionis (privatwirtschaftliche Akte) nicht mehr von der inländischen Gerichtsbarkeit
ausgenommen sind. Es muss auf die Natur des Geschäfts abgestellt werden, da jedes
staatliche Handeln hoheitlichen Zwecken diene und somit bei Abstellen auf den Zweck alles
von der Immunität erfasst wäre. Wichtig ist aber auch die Hoheitlichkeit von Rechtmäßigkeit
zu unterscheiden. Auch ein unrechtmäßiger Akt kann hoheitlich sein und von demher von
der Immunität erfasst sein.
Der OGH hat sich vor allem in diesen Fällen damit beschäftigt:
3. Griechische Banken-Fälle
Fraglich ist die Einordnung der Tätigkeit von Zentralbanken. Der OGH unterscheid zwischen
Wertpapiergeschäften als privatrechtliche Verträge und allgemein währungspolitische
Handlungen. In den Griechische Banken-Fällen bestätigte der OGH, dass auch Anleihen als
Wertpapiergeschäfte acta iure gestionis darstellen.
4. Schweizer Nationalbank-Fall
Die Informationspolitik der schweizerischen Nationalbank wurde als Mittel zur Beeinflussung
des Wechselkurses der eigenen Währung als hoheitlicher Akt beurteilt.
9) Verletzt die Gewährung von Immunität das Grundrecht auf ein faires Verfahren?
Nach Art 6 EMRK hat jeder das Recht auf ein faires Verfahren vor einem unabhängigen
Gericht. Wenn man aber nun gegen einen Staat vorgehen möchte und dieser immun ist,
wird gerade dieses Recht verwehrt, weshalb sich die frage stellt, ob dies grundrechtlich nicht
problematisch sein könnte.
Das Recht auf ein faires Verfahren gilt nicht absolut und kann daher gewissen
Beschränkungen unterworfen werden. Die gewährte Immunität ist rechtmäßig, wenn:
Da die Gewährung der Immunität der Einhaltung des Völkerrechts dient, wird ein legitimes
Ziel verfolgt. Weiters können die allgemein anerkannten Bestimmungen des VR über
Staatenimmunität nicht als eine unverhältnismäßige Beschränkung des Rechts auf Zugang zu
Gericht angesehen werden, weil die EMRK so weit wie möglich im Einklang mit dem VR zu
interpretieren ist. Wenn die Gewährung von Immunität völkerrechtlich geboten ist, ist dann
die damit zusammenhängende Beschränkung von Art 6 EMRK auch verhältnismäßig.
Der EGMR entschied hingegen, dass es keine Verletzung ist, wenn ein Staat die Immunität
nicht verweigert, selbst wenn schwere Menschenrechtsverletzungen vorliegen. (wie oben)
1. Verzicht
Auch IO können wie Staaten auf ihre Immunität verzichten. Dieser Verzicht kann durch das
zur Vertretung der IO nach außen zuständige Organ abgeben werden, wie durch den
administrativen Leiter einer IP wie dem Generalsekretär der VN. Der Verzicht kann explizit
als auch konkludent durch Verfahrenseinlassung erfolgen.
2. Funktionelle Immunität
Fallbeispiele zeigen, dass die Immunität von IO in der Praxis als absolut angesehen wird.
zB Richard Lugner klagte OPEC-Fonds auf Zahlung von Bautätigkeiten, aber OGH stellte fest,
dass Immunität vorliegt, die absolut anzusehen ist
In den Niederlanden klagte die Stiftung Mütter von Srebrenica im Mütter von Srebrenica-Fall
die VN und die Niederlange vor niederländischen Gerichten aufgrund der Säumnis, Personen
in den Schutzzonen vor dem Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 zu schützen. Der OGH
der Niederlande erklärte aber, dass die Niederlande nicht befugt sind über die VN
Gerichtsbarkeit auszuüben, da diese weitreichendste Immunität hat und daher vor kein
nationales Gericht in Vertragsstaaten des Übereinkommens über die Privilegien und
Immunitäten der VN geladen werden. Das Verfahren wurde daher ohne die VN fortgesetzt
(nachdem der EGMR entschied, dass die Einräumung von Immunität nicht gegen Art 6 EMRK
verletzt), sodass die Niederlande für die Verluste der Hinterbliebenen teilweise
verantwortlich erklärt wurde.
Beispiel: Cholera Ausbruch in Haita, welcher unter anderem auf die mangelnden
Hygienebedingungen der Unterkünfte der UN-Friedenstruppen zurückzuführen war und bis
2014 9 000 Menschen das Leben kostete und mehr als 100 000 Menschen erkrankten. Die
Opfer der Verbliebenen versuchten vergeblich die VN zur Verantwortung zu ziehen. Ihre
Briefe an die VN wurden immer als „not receivable“ zurückgeschickt. Als eine Klage in einem
Bezirksgericht in NY eingereicht wurde, entschied das Gericht, dass ein Verfahren aufgrund
der Immunität der VN nicht möglich sei.
Vor dem Hintergrund, dass IO weitreichende Immunität besitzen, aber gleichzeitig interne
Streitbeilegungssysteme fehlen, wird in der Lehre zum Teil die Meinung vertreten, dass die
Einräumung von Immunität an IO ungerechtfertigt sei und unter der Bedingung steht, dass
alternative Rechtswege tatsächlich vorhanden sind. Insbesondere wurde vorgebracht, dass
dieser Aspekt notwendig ist, um beurteilen zu können, ob die Gewährung von Immunität an
IO mit dem Recht auf ein faires Verfahren im Einklang steht:
In seiner Entscheidung von 2013 im Mütter von Srebrenica-Fall wich der EGMR aber davon
ab und stellte nicht darauf ab, ob ein alternativer Rechtsweg zur Verfügung stand.
Man unterscheidet zwischen der funktionellen Immunität sowie der absoluten Immunität.
Erstere erstreckt sich auf Akte in Ausübung der organschaftlichen Funktion und zweitere auf
sämtliche Handlungen einer Person, die allerdings bloß zeitlich auf die Amtsausübung
beschränkt ist.
2) Worum geht es im Pinochet-Fall? Wie unterscheidet er sich vom Haftbefehl-Fall?
Bei dem Haftbefehl-Fall wandte sich die Demokratische Republik Kongo an den IGH, um die
Aufhebung eines Haftbefehls zu erwirken, nachdem von einem belgischen Gericht ein
solcher gegen den zu diesem Zeitpunkt amtierenden kongolesischen Außenminister in
Hinblick auf Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht erlassen worden war. Der IGH stellte
fest, dass zentrale Organe nach Völkergewohnheitsrecht während ihrer Amtszeit absolute
Immunität und Unverletzlichkeit genießen, auch wenn ein strafrechtlich relevanter Erfolg
bereits vor dieser Amtszeit eingetreten ist. Damit musste der IGH letztlich zum Ergebnis
kommen, dass Belgien die Immunität des kongolesischen Außenministers verletzt hatte und
der Haftbefehl aufzuheben war. Gleichzeitig wurde aber festgestellt, dass dies nicht
notwendigerweise zu Straflosigkeit führe, da die Immunität kein nationales Verfahren im
Heimatland ausschließt und auf die Immunität auch vom Heimatstaat verzichtet werden
kann. Des Weiteres wirkt die Immunität nach Ende der Amtszeit nur funktionell fort und
schon gar nicht mehr hinsichtlich eines strafrechtlich relevanten Erfolgs, der bereits vor der
Amtszeit bereits eingetreten ist. Weiters kann die Gerichtsbarkeit auch von internationalen
Tribunalen noch ausgeübt werden.
Im Pinochet-Fall ging es um ein Verfahren vor einem englischen Gericht, bei welchem es um
die Frage der Immunität hinsichtlich der Verletzung des Folterverbots ging. 1998 wurde ein
England aufgrund eines spanischen Auslieferungsersuchens ein Haftbefehl gegen den
ehemaligen chilenischen Diktator Ponchet erlassen. Da Chile bereits zur Amtszeit Pinochets
Vertragspartei der UN-Folterkonvention war, die explizit die Folter durch Staatsorgane
verbietet, wurde festgestellt, dass Folter niemals eine von dieser Funktion umfasste
Amtshandlung hätte sein können. Eine nach Ende der Amtszeit fortwirkende funktionelle
Immunität Pinochets für solche Handlungen wurde daher abgelehnt. Pinochet wurde jedoch
aufgrund seines Gesundheitszustandes die Rückkehr nach Chile gestattet.
Während im Haftbefehl-Fall der Außenminister Kongos immun war, weil er sich noch in
seiner Amtszeit befand, war im Pinochet-Fall Pinochet nicht mehr immun, da seine Amtszeit
bereits abgelaufen war.
Unverletzlichkeit schützt vor Zwangsmaßnahmen, also vor faktischem Zugriff → AuvBZ wie
eine Festnahme oder das Betreten eines Gebäudes
Immunität schützt vor dem rechtlichen Zugriff staatlicher Behörden, also die Ausübung der
Gerichtsbarkeit.
Es kann aber auch vom Entsendestaat auch die Immunität verzichtet werden. Eine
Widerklage gilt als impliziter Verzicht.
Weiters normiert Artikel 31 WDK eine Reihe von Ausnahmen, auf welche sich die absolute
Immunität nicht erstreckt (zivilrechtliche Ansprüche, die nicht im Zusammenhang mit der
Ausübung der Tätigkeit des Diplomaten stehen):
6) Kann eine erfolgreiche Klage gegen einen Diplomaten auch vollstreckt werden?
Eine Vollstreckung kann nur hinsichtlich der oben genannten zivilrechtlichen Ausnahmen
erfolgen, wenn diese unter Beachtung der Unverletzlichkeit der Person sowie Wohnung
erfolgt, da die Unverletzlichkeit sich auch auf die Privatwohnung, Korrespondenz sowie
Vermögen des Diplomaten erstreckt.
Sie genießen dieselbe Immunität wie Diplomaten, wenn es sich nicht um Angehörige des
Empfangstaats handelt. Jedoch ist ihre zivilrechtliche Immunität nur eine funktionelle
Immunität!
Genauso wie beim Verwaltungspersonal: Sie genießen dieselbe Immunität wie Diplomaten,
wenn es sich nicht um Angehörige des Empfangstaats handelt, wobei ihre zivilrechtliche
Immunität nur funktioneller Natur ist.
4. Hauspersonal
Nicht dem Empfangsstaat angehörendem dienstlichen Hauspersonal der Mission kommt nur
funktionelle Immunität zu.
Privates Hauspersonal genießt nur soweit Immunität als dies vom jeweiligen Empfangsstaat
vorgesehen ist.
Siehe oben: Bei Vermutung des Rechtsmissbrauchs darf in dessen Anwesenheit oder des
eines Vertreters sein persönliches Gepäck geöffnet werden.
Die Unverletzlichkeit gilt nicht nur gegenüber dem Diplomaten selbst, sondern auch
gegenüber:
- Den Missionsgebäude
- Archive und Schriftstücke der Botschaft
- Amtliche Korrespondenzen
- Dem Kuriergepäck
Die Räumlichkeiten der Mission und sämtliche darin befindlichen Gegenstände sowie die
Beförderungsmittel der Mission genießen Durchsuchungs- und Vollstreckungsimmunität-
Das Betreten des Missionsgebäudes ist lediglich mit ausdrücklicher Zustimmung des
Missionschefs erlaubt. Sogar in Notfällen (wie Brand) gibt es keine Zustimmungsvermutung.
Vielmehr trifft den Empfangsstaat die besondere Pflicht, die Räumlichkeiten vor Eindringen
und Beschädigung zu schützen. → Teheraner Geisel-Fall: Iranische Studierende stürmten die
US-Botschaft und besetzten diese für 444 Tage und nahmen das Personal als Geiseln. Der
Iran setzte keine Schritte, u die Geiselnahme zu beenden und unterstützte diese in weiterer
Folge sogar offiziell. Der IGH stellte hier eine klare Völkerrechtsverletzung des Irans fest.
10) Wie könnte ein Botschaftsflüchtling sicher außer Landes gebracht werden?
11) Wie könnte Empfangsstaat seiner habhaft werden?
Das diplomatische Asyl bietet die Möglichkeit, in einem Missionsgebäude Asyl anzusuchen
und in weiterer Folge bei erfolgreicher Gewährung in den Entsendestaat ausreisen zu
dürfen. Empfangsstaaten, die dieses nicht anerkennen, berufen sich dabei wiederholt auf
das Verbot, die Räumlichkeiten der Mission völkerrechtswidrig zu nutzen, um mit einem
möglichen Betreten des Botschaftsgebäudes zu drohen. Aus der WDK wäre jedoch nur der
Abbruch von diplomatischen Beziehungen denkbar.
Abseits der Anstrengung rechtlicher Möglichkeiten, die sich möglicherweise aus der WDK
heraus ergeben, erscheint der sicherste Weg zur friedlichen Beilegung von
Auseinandersetzung über das diplomatische Asyl die Verständigung zwischen Empfangs- und
Entsendestaat der diplomatischen Mission. Es sind aber auch kreative Lösungen möglich, wie
als der Diktator Manuel Noriega nach der Militärinvasion Panamas durch die USA im Jahr
1989 in die dortige Apostolische Nuntiatur (diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhls)
geflüchtet war, konnte der Opernliebhaber Noriega zehn Tage später unter anderem durch
Dauerbeschallung mit Rockmusik zum Verlassen des Gebäudes bewegt werden.
Konsul= Jede Person, die mit der Wahrnehmung konsularischer Aufgaben beauftragt ist,
einschließlich des Leiters der konsularischen Vertretung.
→ Verwaltungsaufgaben
13) Wodurch unterscheidet sich die Immunität von Konsuln von jener der Diplomaten?
Auch Konsuln kommt Unverletzlichkeit als auch erhöhter Schutz zu. Allerdings ist
Unverletzlichkeit bei Konsuln durchbrechbar, wenn schwere Verbrechen begangen werden.
Die WKK hat hierzu keine Definition, aber ein alternativer Entwurf sieht vor, wenn es sich um
ein Verbrechen mit wenigstens fünf Jahre Strafandrohung handelt.
Weiters kann ein Konsul festgenommen werden, wenn eine Entscheidung der zuständigen
Justizbehörde vorliegt. Im Fall einer Untersuchungshaft ist das Verfahren aber innerhalb
kürzester Zeit einzuleiten. Wird ein Mitglied des übrigen konsularischen Personals verhaftet
oder ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet, muss der Empfangsstaat gem Art 42 WKK den
Leiter der konsularischen Vertretung benachrichtigen. Weiters können Konsuln im
Gegensatz zu Diplomaten auch als Zeugen geladen werden.
Konsuln genießen weiters keine absolute Immunität, wie Diplomaten, sondern nur
funktionelle Immunität. Davon erfasst sind auch das Verwaltungs- und das technische
Personal. Ausgenommen sidn jedoch Zivilklagen für Ansprüche, die nicht im Zusammenhang
mit einem Auftrag des Entsendestaats stehen, sowie Schadenersatzklagen aus
Verkehrsunfällen.
15) Welche Rechte hat ein ausländischer Staatsbürger, wenn er in einem Land
verhaftet wird, das Vertragspartei der WKK ist?
Er muss vom Staat, in welchem er verhaftet wurde, darüber aufgeklärt werden, dass er das
Konsulat seines Heimatstaates verständigen kann.
Der Generaldirektor des IWF hat beispielsweise aufgrund des IWF Gründungsvertrages
lediglich funktionelle Immunität: DSK-Affäre→ Obwohl dem Generaldirektor aufgrund des
Übereinkommens über die Privilegien und Immunitäten der Spezialorganisationen absolute
Immunität zukäme, war dieses nicht anwendbar, weil die USA nicht Vertragspartei ist. Er
wurde daher in der USA wegen Vorwurfs einer Vergewaltigung festgenommen.
Es gibt das Übereinkommen über die Privilegien und Immunitäten der VN und das
Übereinkommen über die Privilegien und Immunitäten der Spezialorganisationen. Weiters
finden sich Regelungen in den jeweiligen Gründungsverträgen der IO.
18) Welche alternativen Rechtswege stehen zur Verfügung, wenn der Sitzstaat einer IO
deren Mitarbeiter trotz Immunität klagt und diese nichts dagegen unternimmt?
?
19) Was sind SOFA?
Für im Ausland stationierte Truppen und deren Befehlshaber ergibt sich die Reichweite der
Immunität aus den zugrundeliegenden Vereinbarungen. Diese Stationierungsabkommen
werden auch kurz als SOFAs bezeichnet (Status of Forces Agreement). Darin geregelte Fragen
reichen von der selbstständigen Ausübung der (Militärs-)Gerichtsbarkeit durch den
Entsendestaat bis hin zu Ausnahmen und konkurrierender Zuständigkeit. Während es sich
strenggenommen nicht um eine Frage des diplomatischen Verkehrs handelt, betreffen
SOFAs dennoch auch die Frage der Immunität staatlicher Organe im Ausland.
X. Friedliche Streitbeilegung
Sofern Staaten zwischen ihnen auftretende Streitigkeiten beilegen, muss dies auf friedliche
Art und Weise geschehen. Dieses Gebot ist an prominenter Stelle in den Zielen und
Grundsätzen (Art 1(!) und Art 2(3) UN-Charta) verankert.
Es gibt eine Reihe von Mitteln und Verfahren, die hierfür zur Verfügung stehen. Art 33 (1)
UN-Charta nennt folgende:
- Verhandlungen
- Untersuchungen
- Vermittlung
- Vergleich
- Schiedsspruch
- Gerichtliche Regelung
1. Verhandlungen
2. Untersuchungen
→ dienen der unabhängigen Bewertung einer strittigen Sachlage durch Dritte ohne
Beteiligung an der Verhandlung selbst
3. Vermittlung
= mit Einverständnis der Streitparteien beteiligt sich ein unabhängiger Dritter aktiv am
Verhandlungsprozess. Er bringt auch eigene Lösungsvorschläge ein.
4. Guten Dienste
Bei diesen wirkt ein unbeteiligter Dritter entweder lediglich auf die Konfliktparteien ein, um
sie überhaupt an den Verhandlungstisch zu bringen, fungiert als bloßer Übermittler in der
Kommunikation oder als Gastgeber.
5. Vergleich
6. Schiedsspruch
7. Gerichtliche Regelung
→ Gerichte sind auf Dauer eingerichtet, kein Einfluss auf Bestellung der Richter oder
Verfahrensordnung
Gem Art 52 UN-Charta wird durch keine ihrer Bestimmungen das Bestehen regionaler
Abkommen oder Organe zum Zwecke der Wahrung des internationalen Friedens und der
internationalen Sicherheit ausgeschlossen.
Im amerikanischen Raum sind der ständige Rat der Organisation Amerikanischer Staaten und
sein speziell zur Unterstützung in derartigen Angelegenheiten geschaffenes Subsidiärorgan,
das Inter-Amerikanische Komitee für friedliche Streitbeilegung, hervorzuheben.
In Afrika besteht mit dem exekutivrat der Afrikanischen Union ein ständisches
Entscheidungsorgan für die Prävention und Beilegung von Konflikten. Zusätzlich wurde hier
auf subkontinentaler Ebene im Rahmen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ein
vergleichbarer Mechanismus geschaffen. Im Rahmen der Arabischen Liga besteht kein
besonderes Streitbeilegungssystem, es kam bislang lediglich zu informellen und meist mäßig
erfolgreichen Vermittlungen.
Ein besonders hoch entwickeltes System friedlicher Streitbeilegung besteht innerhalb der
EU. → Europäische Kommission als Hüterin der Verträge, EuGH als Auslegungsmonopol
Weiters gibt es in Europa den EGMR, der die Einhaltung der EMRK und ihrer
Zusatzprotokolle überwacht. Neben Individualbeschwerden und einem Gutachtenverfahren
besteht gem art 33 EMRK auch die Möglichkeit einer Staatenbeschwerde. Diese wird zwar
selten genutzt, kann aber vor allem in politisch sensiblen Fragen bedeutsam sein, etwa im
Fall Zypern gegen Türkei vom Mai 2001 oder bei der am 13. März 2014 durch die Ukraine
eingereichten Klage gegen Russland aufgrund möglicher Menschrechtsverstöße im
Zusammenhang mit der Annexion der Krim und der Unterstützung von Separatisten in der
Ostukraine.
Er ist für Streitigkeiten rechtlicher Natur zuständig, wobei nur Staaten als Parteien auftreten
können.
Vorbedingung ist, dass der Staat das Status des IGH annimmt. Dies gilt ipso iure für
Mitglieder der VN
Weiters muss sich ein Staat aber auch der Zuständigkeit des IGH unterwerfen. Dies kann gem
Art 36 IGH-Statut auf drei Weisen erfolgen:
Die Unterwerfung für ienen bestehenden Rechtsstreit kann auf zwei Weisen erfolgen.
Einerseits geht es durch eine spezielle Vereinbarung der Parteien, auch „compromis“
genannt. Andererseits, indem die beklagte Partei nachträglich, vor allem durch
widerspruchslose Einlassung in das Verfahren, ihr Einverständnis gibt.
2. Zukünftige Streitigkeiten
Die Zuständigkeit für zuständige Streitigkeiten kann durch eine kompromissarische Klausel
erfolgen.
3. Einseitige Unterwerfungserklärung
Hier erkennt ein Staat die Gerichtsbarkeit des IGH für alle Rechtsstreitigkeiten an. →
Fakultativklausel
Derzeit sind 73 derartige Unterwerfungserklärungen in Kraft, worunter auch Ö ist. Sie wirken
allerdings auf Basis der Reziprozität. So liegt die Zuständigkeit des IGH im Einzelfall nur so
weit vor, wie die durch die Streitparteien abgegeben Erklärungen miteinander
übereinstimmen.
Fraglich ist hier die Rechtmäßigkeit des Cornally-Vorbehalts der USA, wonach die
Zuständigkeit nicht für innerstaatliche Angelegenheiten gilt → Was fällt darunter?
Neben der Funktion als rechtssprechendes Organ kann der IGH auch um die Erstellung von
Gutachten ersucht werden. Diese Möglichkeit steht ausschließlich den fünf anderen
Hauptorganen der VN und ihren 16 Spezialorganisationen offen. Während die UN-
Generalversammlung und der UN-SR ein Gutachten ohne weiteres und zu jeder Rechtsfrage
verlangen können, benötigen die übrigen eine Ermächtigung der UN-GV. Außerdem ist ihre
dahingehende Befugnis auf Fragen beschränkt, die in ihren Tätigkeitsbereich fallen.
Diese Gutachten sind jedoch nicht verbindlich. Sie dienen aber als Rechtserkenntnisquelle.
Sie können jedoch von Staaten oder IO in Verträgen für verbindlich erklärt werden.
XI. Gewaltanwendung
Das Gewaltverbot untersagt Staaten die Anwendung direkter und indirekter militärischer
Gewalt. Ebenso verbietet es die Gewaltandrohung. Es ist in Art 2 (4) der UN-Charta geregelt
und steht auch als Völkergewohnheitsrecht in Geltung, weshalb es auch Nicht-UN-Staaten
bindet. Es findet sich auch in zahlreichen Dokumenten, wie die KSZE-Schlussakte aus 1975
oder der Friendly Relations Declaration von 1970.
Beim Verbot der Gewaltanwendung handelt es sich zudem um ius cogens. Die bloße
Gewaltandrohung ist aber noch kein ius cogens.
Begriff:
Der Begriff der Gewalt umfasst militärische und andere Maßnahmen mit vergleichbaren
Auswirkungen, nicht aber politische oder wirtschaftliche Mittel. Erfass sich direkte (durch
den Staat selber durch dessen Streitkräfte oder ihm zurechenbare Akteure) als auch
indirekte Gewalt (Teilnahme eines Staates an der Gewaltanwendung anderer Staaten oder
nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen im Ausland) .
Eine nähere Präzisierung des Gewaltbegriffs erfolgte neben der Staatenpraxis und
gerichtlichen Entscheidungen im Rahmen von Resolutionen der UN-GV. Relevant sind:
- Friendly Relations Declaration 1970
- Resolution 3314 (1974) der UN-GV zur Definition der Aggression
Die Friendly Relations Declartion wird oft als authentische Interpretation der Grundsätze der
UN-Charta gesehen. Sie enthält daher auch detaillierte Darstellungen und Beispiele, was
vom Gewaltverbot erfasst ist.
Die Resolution 3314 der UN-GV zur Definition der Aggression stellt eine nähere Definition
des in Art 39 UN-charta verwendeten Begriffs der Angriffshandlung dar. Eine
Angriffshandlung stellt einen der Gründe dar, auf Basis dessen der UN-SR im Rahmen des
Systems der kollektiven Sicherheit tätig werden kann. Da aber auch jede Angriffshandlung
iSd Art 39 auch einen Verstoß gegen das Gewaltverbot darstellt, ist diese Resolution auch für
den Gewaltbegriff relevant.
2) Wie hat sich das Gewaltverbot entwickelt?
Krieg wurde früher akzeptiert und war nicht verboten. Das geht zurück bis in die Antike, dass
es ein Konzept des gerechtfertigten Kriegs gab.
Hugo Grotius legte als Zeuge des dreißigjährigen Kriegs unter anderem die gerechten Gründe
für Kriegsführung näher fest:
- Selbstverteidigung
- Erlangung von Eigentum im weiteren Sinne und
- Bestrafung des früheren Fehlverhaltens.
Dem Verlangen nach ertragsreicherem Land oder der Beherrschung anderer Völker gegen
deren Willen, unter dem Vorwand, dass es zu deren Bestem wäre, stand er hingegen
ablehnend gegenüber.
Im 19. Jahrhundert entstand eine Pazifismusbewegung. Immanuel Kant leistete mit seinem
Werk „Zum ewigen Frieden“ entscheidende Vorarbeit, da dieser einen Art Vertrag enthielt,
mit welchem man sich zum Frieden verpflichten sollte.
Ein weiterer historischer Meilenstein war der Abschluss der Bryan-Verträgen, den 22 Staaten
unterzeichneten. Demnach sollten Streitigkeiten, die sich nicht diplomatisch oder
schiedsgerichtlich beilegen lassen, von eigens eingerichteten Kommissionen untersucht
werden. Ein Krieg solle erst dann begonnen werden, nachdem diese ihren Bericht zirkuliert
hatte.
Entscheidende Schritte folgten danach erst nach Ende des 1. WK. Die Satzung des
Völkerbunds beinhaltete eine Beistandspflicht und eine den Bryan-Verträgen entsprechende
prozedurale Verpflichtung: Eine Streitigkeit war entweder schiedsgerichtlich oder durch den
Rat beizulegen. Die Kriegsführung war erst nach Ablauf einer Beruhigungsphase (cooling off
period) von drei Monaten nach dem Spruch des Schiedsgerichts oder dem Bericht des Rats
erlaubt.
Weiters ist der Briand-Kellogg-Pakt wichtig (der Antikriegspakt) aus 1928. Der Vertrag
ächtete den Krieg und es schlossen sich nach den 15 ersten Vertragsstaaten (worunter auch
Deutschland war) 48 weitere an (auch Ö). Allerdings wurde der Vertrag immer so ausgelegt,
dass als nicht Krieg zu wertende Handlungen oder nicht-politische Kriegshandlungen weiter
erlaubt galten.
Nach der Stimson-Doktrin sind alle Verträge und Veränderungen, die durch Verletzung des
Brian-Kellogg-Pakts herbeigeführt wurden, nicht rechtmäßig.
Während des 2. WK arbeitete man bereits an einer neuen Friedensordnung. Man wollte die
Schwächen des Völkerbunds und des Brian-Kellogg-Pakts beseitigen, was man durch das in
Art 2 (4) UN-Charta normierten Gewaltverbot zu versuchen erreichte.
Man war sich von Anfang an bewusst, dass man es nicht schaffen wird, jegliche Form der
Gewaltanwendung aus der Welt zu schaffen, als man das Gewaltverbot normierte. Daher
war man bestrebt, zumindest gemeinsam über die Gewaltausübung zu entscheiden. Im
Idealfall sollte die ganze Staatengemeinschaft gegen aggressive Mitgliedstaaten der VN
vorgehen.
Im Rahmen des Systems der kollektiven Sicherheit stehen dem UN-SR bei :
- Bedrohung des Friedens
- Friedensbrüchen
- Und Angriffshandlungen
umfangreiche Kompetenzen zu.
Die zentrale Bestimmung in Kapitel VII ist Art 39 UN-Charta. Sofern der UN-SR feststellt, dass
eine Bedrohung des Friedens, ein Friedensbruch oder eine Angriffshandlung vorliegt, kann er
Empfehlungen abgeben oder Maßnahmen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung
des Weltfriedens ergreifen.
Wie oben bereits kurz beschrieben wurde, kann der UN-SR, wenn er feststellt, dass eine
Bedrohung des Friedens, ein Friedensbruch oder eine Angriffshandlung vorliegt, eine
Empfehlung abgeben oder Maßnahmen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des
Weltfriedens ergreifen. Dabei ist er allerdings ist er hierzu nicht verpflichtet! → egal, wie
schwer der Friedensbruch, Bedrohung des Friedens oder Angriffshandlung auch ist
Die oftmalige Zurückhaltung des UN-SR, das System der kollektiven Sicherheit zu nutzen und
Maßnahmen zu ergreifen ist daher keine rechtliches, sondern ein politisches Problem.
→ Art 41 UN-Charta
Die Aufzählung in Art 41 UN-Charta von möglichen Beispielen ist demonstrativ, weshalb
auch andere Schritte gesetzt werden können. Dabei besteht ein weiter Ermessensspielraum.
So wurden anlässlich des Völkermords in Ruanda 1994 und der Jugoslawienkriege der 1990-
er Jahre ad hoc-Straftribunale eingerichtet.
→ Im Tadic-Fall wurde geurteilt, dass seine Errichtung keine außerhalb der Kompetenzen
des UN-SR liegende Maßnahme darstellt. (Seit Schaffung des IStGH wird wahrscheinlich so
eine Maßnahme nicht mehr getroffen werden)
Problematisch sind Handelsembargos, weil dadurch das Volk bestraft wird für das
Fehlverhaltung der Regierung, für welches sie nichts kann. Darum bevorzugt man „targeted
santions“ (auch smart sanctions genannt), die sich gegen einzelne Gruppen oder
Einzelpersonen richten und als Sanktionen Reiseverbote oder das Einfrieren von Konten
verhängt werden. -> Allerdings bestehen hier auch Probleme, da den Betroffenen kein
effektives, den Grundsätzen eins fairen Verfahrens entsprechendes Rechtsmittel zusteht.
Weiters können die Maßnahmen des UN-SR nicht gerichtlich überprüft oder aufgehoben
werden und das auch nicht vom IGH.
2. Militärische Maßnahmen
Es ist bisher einmal zu militärischen Maßnahme gekommen, nämlich 1990 als durch Irak eine
Invasion Kuwaits folgte. Da sind die USA, mit Unterstützung des UK, Frankreich und der
Saudi-Arabiens auf Seiten Kuwaits eingeschritten.
6) Ist der UN-SR nach Kapitel VII nur für zwischenstaatliche Konflikte zuständig?
Der UN-SR hat Art 39 UN-Charta sehr weit ausgelegt und sieht auch nicht-internationale
bewaffnete Konflikte als Bedrohung des Friedens, da diese Konflikte Fluchtbewegungen, das
Übertreten von Grenzen durch Kombattanten oder die Verbreitung von Waffen
Nachbarstaaten oder die gesamte Region destabilisieren. Selbst also wenn ein Konflikt und
seine Auswirkungen ganz auf den Staat begrenzt bleiben, kann er im Hinblick auf den Schutz
der betroffenen Bevölkerung unter Art 39 fallen.
Nach Art 51 UN-Charta dürfen sich Staaten gegen einen bewaffneten Angriff mit Gewalt zur
Wehr setzen.
Zusätzlich zu Art 51 UN-Charta müssen folgende Voraussetzungen vorliegen:
- Gegenwärtigkeit
- Notwendigkeit
- Verhältnismäßigkeit
Das Recht auf Selbstverteidigung kann individuell oder kollektiv ausgeübt werden.
Individuelle Selbstverteidigung bezeichnet die Abwehrhandlung des betroffenen Staats
selbst. Von kollektiver Selbstverteidigung spricht man, wenn andere Staaten dem
betroffenen Staat zu Hilfe kommen. Dafür muss aber der angegriffene Staat seine
Zustimmung erteilen.
Beispiele:
- Art 5 des Nordatlantikvertrags 1949 sieht eine Beistandspflicht vor, der zufolge ein
Angriff auf eine oder mehrere NATO-Mitglieder als ein Angriff gegen sie alle gesehen
wird
- Beistandsklausel in Art 42(7) EUV
- Interamerikanische Vertrag über gegenseitigen Beistand
- Der mittlerweile aufgelöste Warschauer Pakt von 1955, in dem sich die Sowjetunion
und die damals sozialistischen Staaten zusammenschlossen, um ein Gegengewicht
zur NATO zu bilden
1. Gegenwärtigkeit
Wenn der Angriff zehn Jahre zurückliegt, wird man sich schlecht auf Selbstverteidigung
berufen können. → Zeit für militärische Vorbereitungen und Verzögerungstaktiken sind aber
zu berücksichtigen
2. Notwendigkeit
3. Verhätnismäßigeit
8) Was ist ein „bewaffneter Angriff“ und in welchem Zusammenhang ist das relevant?
Das Recht auf Selbstverteidigung steht nur zu, wenn ein bewaffneter Angriff vorliegt.
→ nicht jede Verletzung des Gewaltverbot stellt ein Angriff iSd Art 51 dar, aber jeder
bewaffneter Angriff ist Verletzung von gewaltverbot
→ sehr strittig, wann diese Mindestintensität vorliegt, in der Praxis ist daher eher die
Intensitität bei der Beurteilung der Verhältnismäßigkeit einer Selbstverteidigungshandlung
eine Rolle
→ Resolution 3314 oft zur Interpretation herangezogen: genannte Handlungen sind nicht
nur Angriffshandlungen, sondern auch bewaffnete Angriffe
Einige Staaten (wie Australien, USA, Russland, Kanada) vertreten die Ansicht, dass der Schutz
eigener Staatsangehöriger im Ausland durch das Selbstverteidigungsrecht gedeckt ist und
jedenfalls in akuten Bedrohungsszenarien minimal-invasive Rettungsoperationen rechtfertigt
Fraglich ist zudem, ob das Selbstverteidigungsrecht auch gegen nicht-staatliche Akteure oder
lediglich gegen Angriffe durch andere Staaten zusteht.
→ Mauerbau-Gutachten: Hier vertrat der IGH die Ansicht, dass es nur gegen Angriffe durch
Staaten zusteht, was aber viele Richter zu kritischen Reaktionen veranlasste. Jedoch betonte
der IGH in diesem Zusammenhang den Status Israels als Besatzungsmacht. Daher sollte das
Gutachten so verstanden werden, dass der IGH die Berufung auf das
Selbstverteidigungsrecht gegen Angriffe aus besetzten Gebieten ausschließen wollte.
→ Der IGH scheint der Frage aus dem Weg zu gehen.
Gegen eine Einschränkung auf Angriffe durch Staaten spricht der Wortlaut des Art 51, da
dieser sich nicht nur auf diese beschränkt.
Weiters stützte man sich nach 9/11 und den Angriffen der IS auf das
Selbstverteidigungsrecht, weshalb die Al-Khaida in Afghanistan und die Taliban (die damalige
Regierung, die ihnen einen sicheren Hafen baten) gestützt wurden und angegriffen und der
IS in Syrien und im Irak.
USA vertritt die Ansicht, dass man gegen nicht-staatliche bewaffnete Gruppen vorgehen
kann, wenn der betroffene Staat nicht willens oder nicht in der Lage ist, gegen diese
vorzugehen. Diese Ansicht ist aber insofern problematisch, da Terroranschläge sich nie
„immer“ verhindern lassen werden können und man sofort als „nicht in der Lage“ eingestuft
werden würde.
9) Dürfen Staaten auf Einladung anderer Staaten auf deren Territorium intervenieren?
Welche Probleme können sich daraus ergeben?
Ja, dürfen sie. Dies stellt ein Sonderfall dar. Da eine Zustimmung der Regierung vorliegt, wird
dadurch die Souveränität und das Gewaltverbot des jeweiligen Landes nicht verletzt.
Im Nicaragua-Fall wurde klar gestellt, dass solch eine Einladung nicht von nicht-staatlichen
bewaffneten Gruppen ergehen kann. Eine Einladung der rechtmäßigen Regierung ist daher
unerlässlich.
Problematisch ist, dass dieses Instrument in der Vergangenheit oftmals missbraucht wurde.
Es ist ja auch nicht immer klar, ob eine Einladung wirklich vorliegt und ob sie von einem dazu
befugten Organ ausgesprochen wurde.
Aktuelles Beispiel: Im Zuge der Krimkrise 2014 präsentierte Russland ein Schreiben des durch
das Parlament abgesetzten ehemaligen ukrainischen Präsidenten Janukowytsch
Es kann zudem dazu kommen, dass Diktaturen ihre Macht durch Hilfe von außen auch gegen
den Willen des Volkes absichern, was das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen
Bevölkerung verletzen würde. → Daher darf in Bürgerkriegen keine Konfliktpartei, also auch
nicht die Regierung, auf Basis einer Einladung unterstützt werden.
10) Was ist eine humanitäre Intervention? Wo liegt der Unterschied zum Prinzip der
Schutzverantwortung?
Bei humanitären Interventionen handelt es um die Vornahme nicht durch den UN-SR
autorisierten und insofern rechtswidrigen militärischen Maßnahmen zum Schutz
fundamentaler Menschenrechte.
→ Es würde auch die Gefahr bestehen, wenn das nicht verboten wäre, dass das missbraucht
wird.
So waren die Luftangriffe der NATO gegen Serbien in 1999, dessen Anlass die
schwerwiegenden Menschenrechtverletzungen im damals zur Bundesrepublik Jugoslawien
gehörenden Kosovo waren, unzulässig. Man sagt sie seien unzulässig, aber legitim.
Das Prinzip der Schutzverantwortung ist ein politisches Konzept, das die Verantwortung von
Staaten gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung betont. Sofern sie diese nicht ausreichend
schützen, geht die Verantwortung auf die internationale Staatengemeinschaft über, die auch
militärische Maßnahmen setzen kann. Dafür ist aber eine Autorisierung des UN-SR
erforderlich → keine zusätzliche Ausnahme zum Gewaltverbot
Der Unterschied liegt also genau darin, dass humanitäre Interventionen unzulässig sein, weil
sie nicht autorisiert wurden und das Prinzip der Schutzverantwortung ist rechtmäßig und
autorisiert. Man nennt es auch R2P (responsibility to protect) → Spannungsverhältnis
Souveränität und Menschenrechte
- Die erste Säule betont die primäre Verantwortung des Staats, seine Bevölkerung vor
Genozid, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ethnischen
Säuberungen sowie der Anstiftung zu diesen zu schützen.
- Zweitens soll die internationale Gemeinschaft Staaten dazu anregen und dabei
unterstützen, diese Pflichten wahrzunehmen.
- Wenn ein Staat dabei versagt, seine Bürger vor den genannten Verbrechen zu
schützen, geht seine Verantwortung auf die internationale Gemeinschaft über. Diese
hat geeignete diplomatische, humanitäre und andere denkbare Mittel zu ergreifen.
Sie muss dabei auch bereit sein zum Schutz der Bürger im Rahmen der UN-Charta
gemeinsam vorzugehen. Als ultima ratio steht die Anwendung von Waffengewalt im
Rahmen des Systems kollektiver Sicherheit zu.
→ keine zusätzliche Grundlage für Anwendung von Gewalt, sondern diese ist die absolute
Ausnahme
Rechtlich stellt die dritte Säule eine politische Absichtserklärung dar, die insbesondere die
ständigen Mitglieder des UN-SR dazu aufruft, bei Vorliegen eines oder mehrerer der vier
genannten Tatbestände effektiv und zügig zu handeln. Ob es sich auch um im Entstehen
befindliches Recht handelt oder überhaupt handeln soll, etwas, um den ständigen
Mitgliedern in klar gelagerten Fällen den Gebrauch des Vetos zu untersagen, ist höchst
strittig.
→ 191 Mitglieder
Es handelt sich um einen multilateralen Vertrag, in dem sich die fünf offiziellen
Atomwaffenstaaten (China, Frankreich, Russland, USA und UK) dazu verpflichten, gutgläubig
Verhandlungen über die vollständige Abrüstung in diesem Bereich zu führen. Eine derartige
Verhandlungspflicht wurde vom IGH im Nuklearwaffen-Gutachten auch bestätigt. Außerdem
verpflichten sie sich, keinen anderen Staat bei der Erlangung von Atomwaffen in irgendeiner
Form zu unterstützen. Sie dürfen vor allem Nichtatomwaffenstaaten weder dazu ermutigen
noch ihnen einen Anlass geben.
Zur Erreichung dieser Zwecke spielt die in Wien gelegene IAEA (International Atomic Energy
Agency) eine wichtige Rolle. → vereinbart mit Nichtatomwaffenstaaten
Sicherungsmaßnahmen, deren Einhaltung im Rahmen von Sicherheitskontrollen überprüft
wird:
- Zugang zum gesamten Herstellungsprozess inklusive Uranminen oder
Atommüllendlagern
- Umweltproben entnehmen, auch der untersuchten Anlagen
- Kurzfristig angemeldete Überraschungsbesuche
- Unterstützt beim Austausch zur friedlichen Nutzung von Atomenergie
→ unter der Erde aber noch erlaubt außer, wenn sie einen radioaktiven Ausfall außerhalb
des territorialen Bereiches des Staats verursacht, unter dessen Jurisdiktion oder Kontrolle
die Explosion erfolgt
Sobald diese Ratifikation erfolgt sind, wird eine eigene Internationale Organisation für die
Überwachung des Vertrags geschaffen, die Organisation des Vertrags (CTBTO) über ein
umfassendes Verbot von Nuklearversuchen → bis dahin besteht seit 1997 eine
Vorbereitungskommission der CTBTO mit Sitz in Wien → treibt Ratifikation voran und
errichtet ein globales Überwachungssystem mit 321 Messstationen und 16 Laboratorien
→ trat 22.01.2021 in Kraft und 56 Länder haben ihn ratifiziert, aber es ist nicht zu erwarten,
dass die offiziellen Atomwaffenstatten des Atomwaffensperrvertrags oder der Iran und
Nordkorea in absehbarer Zeit beitreten werden
Rechtsquellen sind die vier Genfer Konventionen aus dem Jahr 1949:
- Genfer Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten, Kranken und
bewaffneten Kräfte im Felde
- Genfer Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten, Kranken und
Schiffbrüchigen der bewaffneten Kräfte zur See
- Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen
- Genfer Abkommen über den Schutz der Zivilpersonen in Kriegszeiten
Alle UN-MS sind Vertragsparteien der Genfer Konventionen und auch der Großteil der
Staatengemeinschaft gehört den Zusatzprotokollen an.
Es gilt keine negative Reziprozität: Keine Partei kann eigene Verstöße gegen das humanitäre
VR mit vorangegangen Verstößen der Gegenseite rechtfertigen.
Diese ist in der Präambel zum zweiten Übereinkommen der ersten Haager
Friedenskonferenz (die Mantelkonvetion) der ursprünglichen Haager Landkriegsordnung →
Regelungen über Kriegsordnung selbst und nicht wie Genfer Konventionen Regeln zum
Schutz verwundeter Soldaten etc) enthalten und ist eine von 1899 formulierte und auf den
russischen Delegierten in Den Haag zurückgehende Klausel. Sie verweist neben der
Bedeutung des Völkergewohnheitsrechts auf das „öffentliche Gewissen“ und die
„Grundsätze der Menschlichkeit“, womit sie eine Verbindung zwischen positivem Recht und
Naturrecht herstellt. Sie kann vor allem bei der Fortentwicklung des humanitären
Völkerrechts, der Interpretation von Verträgen oder bei Regelungslücken zur Anwendung
kommen. Ihre rechtliche Bedeutung ist aber genauso wie ihr Umfang unklar.
Ein internationaler bewaffneter Konflikt liegt vor, wenn zwei oder mehrere Staaten
gegeneinander Waffen einsetzen, in der Regel durch bewaffnete Streitkräfte. Fraglich ist, ob
eine gewisse Intensitätsschwelle überschritten werden muss oder jede militärische
Auseinandersetzung, wie isolierte Vorfälle, etwa der Abschuss eines einzelnen Flugzeugs,
zwischen zwei Staaten erfasst ist. Das humanitäre Völkerrecht ist aber auch anzuwenden,
wenn ein Staat in fremde Gebiete einmarschiert und dort auf keine Gegenabwehr trifft.
Ein Indikator für das Vorliegen eines nicht-internationalen bewaffneten Konflikts wäre der
Einsatz des Militärs im Inneren. Weiters müssen nicht staatliche-bewaffnete Gruppen ein
Mindestmaß an Organisation haben → keine Plünderer oder Einzelkämpfer
Zudem hat Protokoll II weniger Regeln. Weiters enthalten Protokoll II und Art 3 keine
Bestimmungen zu Kriegsverbrechen und der strafrechtlichen Verantwortung oder zu den
Methoden und Mitteln der Kriegsführung, weshalb die Regelungen als zahnlos gelten.
Im Zuge des Tadic-Verfahren hielt das ICTY 1995 fest, dass was unmenschlich in
internationalen Konflikten ist, auch als unmenschlich in nicht-internationalen Konflikten
gelten kann
→ IKRK und SR für Angleichung der Regelungen und schließen sich dem an, dass Regelungen
auf beide Konflikte angewendet werden soll
Daher sind die Regelungen, wenn es sinnvoll ist, auch auf nicht-internationale bewaffnete
Konflikte anzuwenden. → manche Bestimmungen, wie die zu Kriegsgefangenen, gelten nur
in internationalen Konflikten
4) Wie ist der Angriff auf militärische Ziele zu beurteilen, wenn dadurch auch
Zivilpersonen und zivile Objekte zu Schaden kommen könnten?
Nach dem Prinzip der Unterscheidung muss stets streng zwischen Zivilisten und
Kombattanten bzw zwischen militärischen und nicht-militärischen Objekten unterschieden
werden. Während Zivilisten respektive zivile Einrichtungen niemals direkt angegriffen
werden dürfen, stellen Kombattanten und militärische Objekte legitime Angriffsziele dar.
Nach einer Ansicht können Kombattanten während eines Konflikts überall und jederzeit
angegriffen werden. Das IKRK bestreitet ein derart uneingeschränktes Recht auf Töten.
Genauere Einschränkungen hat es bislang jedoch nicht formuliert. Im Zweifelsfall muss
davon ausgegangen werden, dass es sich bei Personen und Objekten um Zivilisten respektive
zivile Einrichtungen handelt.
In internationalen bewaffneten Konflikten gilt jeder als Zivilist, der kein Kombattant ist, also
nicht den Streitkräften eines Staats angehört. Heimtückische Handlungen wie das
Vortäuschen eines Zivilistenstatus oder von Kampfunfähigkeit infolge von Verwundungen
sind verboten.
In nicht-internationalen bewaffneten Konflikten ist unklar, ob die Mitgliedschaft in nicht-
staatlichen bewaffneten Gruppen als solche zum Verlust der Zivilistenstatus führt oder nur
jene betroffen sind, die regelmäßig direkt an den Kampfhandlungen teilnehmen. Fest steht,
dass Zivilisten, die direkt an den Kampfhandlungen teilnehmen, legitime Angriffsziele
darstellen. Dies liegt vor, wenn:
Targeted killings (gezieltes Töten von Einzelpersonen) ist nur rechtmäßig – wenn sie im
Anwendungsbereich des humanitären VR geschehen -, wenn die Zielperson für eine nicht-
staatliche bewaffnete Gruppe kämpft, als Kombattant einzustufen ist oder sich direkt an
Kampfhandlungen beteiligt.
Außerhalb von bewaffneten Konflikten sind gezielte Tötungen aus Basis des Rechts auf
Leben zu beurteilen.
Das humanitäre VR kommt nur in bewaffneten Konflikten zur Anwendung und bezieht sich
nur die damit im Zusammenhang stehenden Menschen, während MR jederzeit und für alle
Menschen gelten. Das humanitäre VR bindet zudem jeden und bei MR ist es umstritten,
inwiefern nicht-staatliche Akteure auch davonverpflichtet werden. In der Lehre setzt sich die
Ansicht immer mehr durch, dass eine derartige Bindung besteht – insbesondere, wenn nicht-
staatliche Akteure territoriale Kontrolle ausüben. In bewaffneten Konflikten gelten daher
beide Rechtsbereiche gleichzeitig. Sie können sich ergänzen, aber auch widersprechen. Es
gilt dann der lex-specialis-Grundsatz, wonach die detailliertere und speziellere Norm gilt.
Befehlshaber oder Vorgesetze sind nicht nur auf ihre Anordnung begangene Verletzungen
verantwortlich, sondern auch für solche, von denen sie wussten oder wissen mussten, wenn
sie nicht alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um diese zu behindern bzw die Täter zu
bestrafen. = Kommandantenverantwortlichen
→ trifft nicht nur militärische Befehlshaber, sondern auch zivile (Ober-)Aufseher und nicht
nur bei offizieller, formell übertragener Befehlsgewalt, sondern auch in Fällen, in denen sie
faktisch vorliegt. → Celebici-Fall
XIII. Sonderregime
Es gibt:
- Die inneren Gewässer
- Das Küstenmeer
- Anschlusszone
- Ausschließliche Wirtschaftszone
- Festlandsockel
- Hohe See
Alle Zonen werden von der Basislinie berechnet. Diese entspricht der Niedrigwasserlinie,
dem durchschnittlichen Ebbestand des Wassers. Ist der Küstenverlauf jedoch stark
zerklüftet, buchtenreich oder von küstennahen Inseln umsäumt, so können auch gerade
Basislinien gezogen werden. In solchen Fällen besteht die Basislinie aus der kürzesten
Verbindung zwischen Punkten am äußeren Rand der Einbuchtungen oder Inseln. Dabei
dürfen die so gezogenen Basislinien nicht erheblich von der allgemeinen Richtung der Küste
abweichen.
Besondere Herausforderungen bringt auch der Anstieg des Meeresspiegels. Dieser führt
nicht nur zum Verlust von Staatsgebiet, sondern auch zu einer Verlagerung der Basislinien
landwärts. Veränderungen in der Basislinien wiederum haben Einfluss auf die äußere
Begrenzung aller maritimen Zonen. So würde das landwärtige Teil des Küstenmeers zu
inneren Gewässern, der seewärtige Teil des Küstenmeers zu ausschließlicher
Wirtschaftszone usw. → kann zu großen Konflikten zwischen Staaten führen, da mit den
Zonen einzelne Rechte zusammenhänge, wie das Recht der friedlichen Durchfahrt
→ keine Einigkeit darüber, wie man mit dem Problem umgehen soll
- Man könnte die äußere Begrenzung der maritimen Zonen in regelmäßigen
Zeitabständen an die wandernden Basislinien anpassen, was Binnenstaaten
zugutekommen würde, weil sich damit die Hohe See ausbreiten würde.
- Man könnte auch eine rechtliche Fixierung der Basislinien oder der äußeren
Begrenzungen der maritimen Zonen vornehmen, was die Küstenstaaten begünstigen
würde, weil die Meereszonen, in denen ihnen besondere Rechte zustehen,
kontinuierlich wachsen würden.
1. Innere Gewässer
Die landwärts der Basislinie gelegenen Gewässer. Im Bereich der inneren Gewässer genießt
der Küstenstaat volle Souveränität. Schiffe fremder Staaten haben hier grundsätzlich kein
Durchfahrtsrecht. Einen Sonderfall stellen sogenannte Archipelgewässer, die sich aus
mehreren beisammen liegenden Inseln zusammensetzen, wie Indonesien, die Bahamas oder
Philippinen. Sie müssen fremden Staaten die friedliche Durchfahrt gewähren, da sie viel
Archipelgewässer besitzen, da die Basislinie am äußeren Rand der Inseln gezogen wird.
Ein Sonderregime gilt für Meerengen, die sich im Küstenmeer befinden. Das sind Seewege,
die der internationalen Schifffahrt zwischen zwei Teilen der Hohen See oder ausschließlichen
Wirtschaftszone dienen, wie beispielsweise die Straße von Gibraltar. Fremde Schiffe
genießen hier das Recht der Transfitdurchfahrt.
→ geht über das Recht der friedlichen Durchfahrt hinaus, da zB Unterseeboote unter Wasser
fahren dürfen und der Küstenstaat weniger Rechte in Bezug auf Suspendierung der
Durchfahrt sowie Ergreifung von Zwangsmaßnahmen bei Nichteinhaltung von
Rechtsvorschriften
Anschließend folgt die Anschlusszone, die weitere 12 sm breit ist. In diesem Bereich kann der
Küstenstaat Maßnahmen setzen, um bestimmte Rechtsverletzungen, die in seinem
Hoheitsgebiet oder Küstenmeer begangen wurden, zu ahnden oder deren Begehung zu
verhindern. Dies betrifft folgende vier Bereiche:
- Zollgesetze
- Steuergesetze
- Einreisegesetze und
- Gesundheitsgesetze
3. Ausschließliche Wirtschaftszone und Festlandsockel
→ diese Regime der beiden Zonen sprechen Küstenstaat Rechte bezüglich Ausbeutung der
Meeresressourcen zu, ohne diesen Zonen zu Hoheitsgebiet dieser Staaten zu erklären.
Die AWZ erstreckt sich vom Ende des Küstenmeeres bis höchstens 200 sm von der Basislinie
aus.
Der Küstenstaat hat in dieser Zone das ausschließliche Recht zur Ausbeutung aller
natürlichen Ressourcen, was das Recht des Fischfangs umfasst.
Soweit diese nicht durch die Rechte des Küstenstaats eingeschränkt sind, genießen alle
anderen Staaten in der AWZ die Freiheiten der hohen See.
In Bezug auf die Ausbeutung des Meeresbodens hat der Küstenstaat seine Rechte in der
AWZ im Einklang mit dem Regime des Festlandsockels auszuüben.
Er kann weiter als die AWZ reichen weil er sich bis zur äußeren Kante des Festlandrands
erstreckt, von besonderen Umständen abgesehen jedoch höchstens bis zu einer Entfernung
von 350 sm. Er erstreckt sich jedenfalls bis wenigstens 200 sm jenseits der Basislinie.
→ Nordseefestlandsockel-Fälle
= Teile des Meeres, die nicht zur AWZ, zum Küstenmeer oder zu den inneren Gewässern
eines Staates gehören
Auf Hoher See unterstehen die Schiffe ausschließlich der Hoheit des Flaggenstaats
(Flaggenprinzip). Flaggenstaaten tragen bestimmte Pflichten, mit denen vor allem die
Sicherheit auf See gewährleistet werden soll. Um die Praxis von Billigflaggen zu verhindern,
verlangt Art 91 SRÜ zur Registrierung eines Schiffs durch einen Staat eine echte Verbindung.
→ genuine link
Nur der Flaggenstaat ist befugt, Zwangsmaßnahmen auf Hoher See zu ergreifen.
AUSSER: Kriegsschiffe auf Hoher See dürfen fremde Schiffe betreten, wenn begründeter
Anlass für den Verdacht besteht, dass das Schiff etwa Piraterie (Seeräuberei) oder
Sklavenhandel betreibt oder keine Staatsangehörigkeit besitzt → Recht zum Betreten
Im Falle von Piraterie darf das Schiff sogar besetzt, die Personen an Board festgenommen
und das Vermögen beschlagnahmt werden.
Küstenstaaten ist es zudem erlaubt, fremde Schiffe auch auf Hoher See zu verfolgen, wenn
begründeter Verdacht besteht, dass das Schiff noch im Hoheitsbereich des Küstenstaats
gegen Vorschriften verstoßen hat. Das geht nur, wenn die Verfolgung bereits in den Inneren
Gewässern, im Küstenmeer oder der Anschlusszone begann, sie ohne Unterbrechung
stattfand und dem verfolgten Schiff die Aufforderung anzuhalten zuvor mittels Schall- oder
Sichtsignal übermittelt wurde. → Recht der Nacheile
Streitbeilegung
Arktis= besteht aus (Eis-)Meer, das von Landmasse umgeben ist → Seerecht anwendbar, da
keine Landmasse
Es ist als Hohe See bzw Tiefseeboden zu sehen, da es von Staaten sehr weit weg ist. Daher
dürfen keine Staaten Gebietsansprüche stellen. Aufgrund der in der Arktis vorkommenden
natürlichen Ressourcen haben jedoch mehrere Anrainerstaaten Ansprüche gestellt, die
Arktis in ihre AWZ bzw Festlandsockel einzubeziehen. → Arktische Rat mit Sitz in Tromso,
Norwegen gegründet, in welchem auch die in der Arktis lebenden indigenen Völker
einbezogen werden
Daraufhin wurde der Antarktisvertrag 1959 ausgearbeitet, in dessen Rahmen es weder zum
Verzicht noch zur Anerkennung von Ansprüchen kam, sondern die zwölf Vertragsstaaten
einigten sich darauf, ihre Gebietsansprüche ruhen zu lassen bzw einzufrieren.
Man einigte sich darauf, dass die Antarktis der friedlichen Nutzung vorbehalten ist, wie va
wissenschaftliche Forschung. Militärische Nutzung sowie Ausbeutung der Ressourcen sind
hingegen allen Staaten untersagt.
5) Wie unterscheidet sich die Nutzung von Ressourcen im Seerecht von jener im
Weltraumrecht? Gibt es innerhalb dieser räumlichen Sonderregime jeweils
Unterschiede?
Der Mondvertrag spricht davon, dass der Mond als gemeinsames Erbe der Menschheit, was
jedoch höchst umstritten ist. Daher sind auch wenige Staaten dem Mondvertrag
beigetreten. Demnach müsste es eine internationale Organisation geben, die die Verwaltung
übernimmt und das überwacht, wie das hinsichtlich des Tiefseeboden die Internationale
Meeresbodenbehörde macht.
Exkurs Luftfahrrecht:
1. Chicagoer Abkommen
→ umfasst nur Privatluftfahrzeuge, keine Staatsluftfahrzeuge, die militärischen oder
polizeilichen Aufgaben beispielsweise dienen
Fünf Freiheiten:
- das Recht, einen anderen Staaten ohne Zwischenlandung zu überfliegen
- das Recht auf Zwischenlandung aus technischen Gründen – etwa um zu tanken –
oder um Passagiere oder Fracht aufzunehmen
- das Recht, Passagiere und Fracht aus dem Staat, dem die Fluglinie angehört, in einem
anderen Staat zu fliegen
- Passagiere und Fracht aus einem anderen Staat zurück in den Staat zu bringen, dem
die Fluglinie angehört
- Der Transport von Passagieren und Fracht zwischen zwei Drittstaaten, der in dem
Staat, dem die Fluglinie angehört, entweder beginnt oder endet
Vier weitere Freiheiten, die nicht multilateral verankert sind und daher nur bestehen, wenn
Staaten sie vertraglich festlegen:
- Recht, Passagiere und Fracht mit einem Zwischenstopp in dem Staat, dem die
Fluglinie angehört, zwischen zwei Drittstaaten zu befördern
- Recht, ohne räumlichen Bezug zum Heimatstaat der Fluglinie Passagiere und Fracht
zwischen zwei Drittstaaten zu befördern
- Recht, einen Flug im Heimatstaat der Fluglinie zu beenden oder zu beginnen, der
innerhalb eines Drittstaats hält, um Passagiere und Fracht zu befördern sowie
- Reine Inlandsflüge innerhalb eines Drittstaats
Weiters ist die Anwendung von Waffengewalt gegen Privatluftfahrzeuge nach dem
Chicagoer Abkommen explizit verboten gem Art 3bis! Staaten können aber die Landung
eines Luftfahrzeugs verlangen, wenn keine entsprechende Bewilligung vorliegt oder es für
den Zielen des Chicagoer Abkommens zuwiderlaufende Zwecke verwendet wird.
Anweisungen von Seiten des überflogenen Staats sind zu befolgen. Beim Abfangen eines
Privatluftfahrzeugs ist dessen Sicherheit zu wahren bzw darf es zu keiner Gefährdung des
Lebens der Passagiere kommen. → missbräuchliche Anwednung durch Belarus in 2021 als
ein Ryanair-Flug von Ahten nach vilnius belorussisches Staatsgebiet überflog, um einen
Oppositionellen festzunehmen mit der Begründung, dass sich angeblich eine Bombe der
Hamsa an Bord befand
Man könnte es rechtfertigen, wie bei einem Fall wie 9/11, da es sich hierbei um einen
bewaffneten Angriff handelt. Das rechtfertigt einen Abschuss. Art 3 bis des Chicagoer
Abkommen sagt auch, dass die UN-Charta Rechte und Pflichten unberührt bleiben.
Sie arbeitet formell unabhängig von Regierung der USA. Dennoch muss es dem
Handelsministerium regelmäßig über seine Entscheidungen berichten.
Der Grundsatz der Inländergleichbehandlung nach Art III GATT verpflichtet WTO-Mitglieder,
bereits ihr ihrem jeweiligen Markt befindliche ausländische Waren nicht schlechter zu
behandeln als inländische. → Es kommt auf die Gleichartigkeit an. Faktoren dafür sind:
- die Endverwendung im jeweiligen Markt
- die Präferenzen und Gewohnheiten der Konsumenten
- die Eigenschaften und Qualität des Produkts
- die zolltarifliche Kategorisierung von Produkten durch das jeweiliger WTO-Mitglied
Bei der Dienstleistungsfreiheit gilt der Grundsatz der Inländergleichbehandlung nur so weit,
wie sich das jeweilige WTO-Mitglied bei der Freigabe gewisser Bereiche verpflichtet hat.
2) Ist das Einheben von Zöllen erlaubt und wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Unter die Regeln des Marktzugangs fallen vor allem Zölle und mengenmäßige
Einfuhrbeschränkungen. Zölle sind erlaubt, wenngleich die WTO-Mitglieder dazu aufgerufen
sind, zum gegenseitgien Vorteil Reduktionen zu verhandeln.
Dazu sollen WTO-Mitglieder gem Art II GATT in einer Liste der Zugeständnisse
Höchstgrenzen festlegen. In der Praxis werden zumeist niedrigere Zölle eingehoben, sodass
ein Spielraum nach oben besteht. Es gilt das Meistbegünstigungsprinzip, womit die
niedrigsten Zölle, die gegenüber einem Handelspartner eingehoben werden, auch für alle
anderen WTO-Mitglieder gelten.
Es gibt grundsätzlich die Möglichkeit, aufgrund bestimmter Gründe (wie öffentliche Moral,
Schutz von Leben und Gesundheit etc) von den allgemeinen Regeln des Welthandelrechts
abzuweichen. Die Maßnahme ist gerechtfertigt, wenn es sich um eine Ausnahme handelt,
die ausdrücklich in Art XX GATT aufgezählt ist und die in der Einleitungsklausel genannten
Bedingungen erfüllt → also keine willkürliche oder ungerechtfertigte Diskriminierung oder
eine verschleierte Beschränkung des internationalen Handels
Obwohl die Erhaltung der Umwelt auch ein solcher Ausnahmegrund ist, wurde im alten
WTO-Streitbeilegungssystem dem Welthandel die Präferenz gegeben. So bestand in den
Thunfisch-Delphin-Fällen ein Importverbot für Thunfischprodukte, die auf eine nicht
delphinfreundliche Art gefischt wurde. Dies wurde für unzulässig erklärt, da man Sorge vor
Protektionismus im Namen der Umwelt hatte. Im Falle eines Konflikts zwischen Freihandle
und Umwelt, sollte ersterem Vorzug gegeben werden.
Dies änderte sich durch den Garnelen-Schildkröten-Fall von 1998, in dem das US-
Importverbot für Garnelen, die nicht mit schildkrötenfreundlichen Fangmethoden gefischt
wurden, als grundsätzlich erlaubte Maßnahmen angesehen wurde.
Die WTO ist eine IO mit Sitz in Genf. Ihre Grundlage ist ein im Jahr 1994 durch 111 Staaten
geschlossener Vertrag, der 1995 in Kraft trat. Derzeit gibt es 164 Mitglieder und umfasst
nahezu die gesamte Weltbevölkerung bzw den gesamten Welthandel. #8universelle IO) →
Hauptziel ist Handelsliberalisierung
Eine Streitigkeit entsteht, wenn ein WTO Mitglied der Meinung ist, ein anderes Mitglied
habe das WTO-Recht verletzt. Die WTO hat für solche Fälle ein eigenes
Streitbeilegungssystem, welches für alle Mitglieder verpflichtend ist.
Zusätzlich obliegt dem Dispute Settlement Body die Überwachung der Umsetzung seiner
Entscheidungen und allenfalls ihre Durchsetzung.
Wenn dies innerhalb von 60 Tagen zu keinem Erfolg führt oder Verhandlungen verweigert
werden, kann die beschwerdeführende Partei den Dispute Settlement Body anrufe,n, der für
den jeweiligen Rechtsstreit eigene Untersuchungsausschüsse (Panels) einrichtet. Die
Einrichtung eines Panels kann nur durch negativen Konsens verhindert werden. Sie muss
also durch sämtliche WTO-Mitglieder abgelehnt werden.
Sofern sich nur ein Mitglied sich dem Konsens nicht anschließt, kommt ein Panel trotzdem
zustande. Daher lässt sich die Bildung eines Panels nicht verhindern.
Panels:
- Bestehen aus drei (teilweise fünf) Experten aus unterschiedlichen Staaten, die in
Rücksprache mit involvierten Parteien für den konkreten Streitfall bestimmt werden
→ Wenn sie sich nicht einigen können, obliegt es dem Generalsekretär.
- Innerhalb von sechs Monaten wird Bericht verabschiedet zur Vereinbarkeit der
Tatsachenfeststellungen mit anzuwendenden WTO-Recht und geben Empfehlung ab
→ Bericht muss von Dispute Settlement Body angenommen werden innerhalb von
60 Tagen (für die Nichtannahme des Berichts wäre negativer Konsens erforderlich)
Jede Partei kann aber die Annahme des Berichts durch eine Berufung verhindern. Diese
bezieht sich nur auf die Rechtsfragen und nicht auf die Beweiserhebungen. → Berufungen
werden von drei Mitgliedern des Appellate Body behandelt
Der Appellate Body besteht aus sieben unabhängigen Experten aus dem Bereich des
Welthandelsrechts, die für die Dauer von vier Jahren vom Dispute Settlement Body ernannt
werden. Er kann die rechtlichen Feststellungen und Schlussfolgerungen des Panels
aufrechterhalten, ändern oder aufheben (innerhalb von 90 Tagen). Seine Entscheidungen
müssen ebenfalls vom Dispute Settlement Body unter Anwendung des negativen Konsens
angenommen werden.
Der Dispute Settlement Body hat auch die Umsetzung der Berichte zu überwachen, da diese
schnellstmöglich zu befolgen und umzusetzen sind. Braucht die Partei mehr Zeit, kann ihr
eine angemessene Zeit zugestanden werden.
Bei Säumigkeit:
- Akzeptable Formen der Entschädigung mit Parteien zu verhandeln
- Gegenfalls hat Dispute Settlement Body Gegenmaßnahmen zu gestatten, wie
Strafzölle oder Importverbote → zeitlich befristet und betrifft den Bereich, wie die
ursprüngliche Streitigkeit außer es ist aufgrund wirtschaftlicher Gegebenheiten wenig
erfolgversprechend – dann Gegenmaßnahmen auch in andere Bereiche
Obwohl Entwicklungsländer eine Reihe von Sonderregelungen genießen, wie dass eine
Zollbefreiung für die ärmsten Ländern trotz der Meistbegünstigungsregel nicht auf die
übrigen WTO-Mitglieder ausgeweitet wird oder sie Verpflichtungen nur in abgeschwächter
Form (zB durch längere Fristen) gelten, gibt es im WTO-Recht selbst keine Definition eines
Entwicklungslands. Vielmehr wird dieser Status von den ursprünglichen Mitgliedern selbst
beansprucht oder im Zuge der Beitrittsverhandlungen zur WTO festgelegt. Eine solche
Erklärung kann von den anderen Mitgliedern im Rahmen des WTO-Streitbeilegungssystems
angefochten werden, wozu es aber bisher noch nie gekommen ist.
Als Investition gilt jede Form von Vermögen, die driekt oder indirekt im Eigentum eines der
jeweils anderen Vertragspartei angehörenden Investors steht oder durch diesen kontrolliert
wird. → Unternehmen, Aktienanteile, vertraglich zugesicherte Rechte,
Immaterialgüterrechte oder bewegliche und unbewegliche Güter
7) Was ist der Zweck einer umbrella clause? Inwiefern unterscheidet sie sich von einer
Internationalisierungsklausel?
Als Gegenstück beinhaltet eine Reihe von BITs sogenannte umbrella clausesm die Verstöße
gegen Investor-Staat-Verträge zusätzlich zu Verstößen gegen das BIT und somit zu
Völkerrechtsverletzungen machen.
BITs sind bilaterale Investitionsschutzabkommen zwischen dem Heimatstaat des Investors
und dem Gastgeberstaat, was also ein völkerrechtlicher Vertrag ist.
8) Was verlangt der Standard fairer und gerechter Behandlung von Investitionen?
Nach der Hull-Formel müssen Entschädigungen prompt, adäquat und effektiv gewährleistet
werden.
Es ist zu unterscheiden, ob sich zwei Staaten gegenüberstehen oder ein Investor und Staat.
Im Hinblick auf die zwischenstaatliche Streitbeilegung stellt sich das Problem, dass
Investoren gegenüber ihrem Heimatstaat keinen Anspruch auf die Einleitung eines
Verfahrens haben. Auch um diplomatische Beziehungen zwischen Staaten nicht mit
wirtschaftlichen Anliegen Einzelner zu belasten hat sich daher im Investitionsschutzrecht in
besonderem Maße die Möglichkeit der unmittelbaren Streitbeilegung zwischen Investor und
Staat herausgebildet.
Investoren steht zwar der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten des Gaststaats offen,
was aber weniger attraktiv ist.
Investor-Staat-Verfahren durch Schiedsgerichte sind daher mittlerweile die häufigste und
bedeutsamste Methode der Streitbeilegung, Diese gründen ihre Gerichtsbarkeit auf
Staaten können auch Tribunale zur Lösung spezifischer Streitigkeiten für einen abgegrenzten
SV einrichten, wie Iran-US Claims Tribunal.
11) Wieso hat der EuGH ein Problem mit Schiedsklauseln in Investitionsschutzverträgen
zwischen EU-MS?
Achmea-Fall: Nach Ansicht des EuGH kann die volle Wirksamkeit des Europarechts im
Rahmen seiner Auslegung und Anwendung durch Schiedsgerichte (zumal es hier keine
Einbindung des EuGH bzw keine Berufungsmöglichkeit gibt) nicht gewährleistet werden.
Entsprechende Schiedsklauseln in BITs zwischen EU-MS gefährden daher die Autonomie des
Europarechts und sind damit unionrechtswidrig. Im Jänner 2019 wurde eine gemeinsame
Erklärung der EU-Ms erlassen, dass es zwischen ihnen zu keinen neuen
Investitionsstreitigkeiten vor Schiedsgerichten kommen soll.
Wichtig ist das ICSID – das internationale Zentrum zur Beilegung von
Investitionsstreitigkeiten.
Das ICSID wurde 1965 unter Führung der Weltbank auf Grundlage des Übereinkommens von
Investitionsstreitigkeiten zwischen Staaten und Angehörigen anderer Staaten geschaffen,
das derzeit 155 Vertragsstaaten zählt.
→ wird nicht in der Streitsache selbst vermittelnd oder schiedsgerichtlich tätig, sondern
bietet einen institutionellen und verfahrensrechtlichen Rahmen für die Streitbeilegung durch
für den jeweiligen Streitfall eigens eingerichtete Schiedsgerichte
12) Wo liegt der Unterschied zwischen IWF und Weltbank? Wo sind die
Gemeinsamkeiten?
Der IWF ist eine IO mit 190 Mitgliedern Washington D.C., wessen primäres Ziel die
Aufrechterhaltung eines stabilen Währungssystems ist.
Eine der Hauptaufgaben ist die Bereitstellung von Krediten für Mitglieder, die Problemen mit
der Zahlungsbilanz haben. Die Zahlungen der Mitglieder an den IWF richtet sich an ihre
wirtschaftliche Stellung – os zahlt die USA 16,51 % und Ö 0,81 %.
Die Weltbankgruppe in Washington D.C: besteht aus der Internationalen Bank für
Wiederaufbaue und Wirtschaftsförderung Weltbank) und den vier später unter deren
Führung geschaffenen Institutionen, nämlich:
- Der Internationalen Finanz-Corporation (IFC)
- Der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA)
- Der Multilateralen Investitions-Garantie Agentur (MIGA) und
- ICSID
→ eigenständig und unabhängige Organisationen, die aber miteinander vernetzt isnd und
eng miteinander zusammen arbeiten
Die Weltbank diente ursprünglich dem Wiederaufbau Europas nach dem 2. WK und verfolgt
mittlerweile das Ziel der Förderung des Wirtschaftswachstums durch die Bereitstellung von
Darlehen, Zuschüssen, Beteiligungen, Investitionen und Garantien.
→ Zinsen der Kredite richten sich nach Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer und Zwecken, für
die sie aufgenommen werden
Aufgrund verschiedener maßgeblicher Erklärungen im Rahmen der VN, insbesondere der auf
den Welt-Umweltkonferenzen in Stockholm 1972 und Rio de Janeiro 1992 formulierten
Deklarationen, aber auch richterlicher Entscheidungen lassen sich trotz des dezentralen
Charakters des Umweltrechts einige Grundsätze herausfiltern.
3) Welche Faktoren kommen bei der Beurteilung billiger und fairer Nutzung
gemeinsamer Flüsse in Betracht?
Das zuständige Komitee zur Einhaltung ist eine Abteilung zur Unterstützung und eine
Abteilung zur Durchsetzung unterteilt. Erstere gibt Hilfestellung und Ratschläge zur
Umsetzung der Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll. Bei drohender Nichteinhaltung
spricht sie eine Frühwarnung aus. Die Feststellung, ob eine solche vorliegt, liegt bei der
Abteilung zur Durchsetzung. Jegliche Nichteinhaltung wird öffentlich bekanntgemacht. Eine
Überschreitung der Höchstwerte ist durch eine entsprechende Reduktion
wiedergutzumachen, wobei die Vertragspartei ihre festgelegten Höchstwerte um zusätzliche
30 % unterschreiten muss. Darüber hinaus wird sie vom Emissionshandel ausgeschlossen
und hat einen Plan zur Umsetzung ihrer Verpflichtungen vorzulegen.
5) Welche Pflichten beinhaltet das Pariser Übereinkommen?
Zunächst gab das VR nicht vor, wie die eigenen Staatsangehörigen zu behandeln sind. Der 2.
WK zeigte jedoch, dass externe Regeln und Kontrolle von Staaten auch hinsichtlich ihrer
eigenen Staatsbürger notwendig sind. Wenngleich der Völkerbund bereits in der
Zwischenkriegszeit wertvolle Arbeit zum Minderheitenschutz geleistet hatte, entwickelte
sich der Menschenrechtschutz auf völkerrechtlicher Ebene vor allem nach 1945.
Beispielsweise dürfen Staaten im Zusammenhang mit dem Recht auf Bildung nicht alle
Schulen schließen (obligation to respect), sie müssen geeignete Maßnahmen treffen, damit
Dritte, etwa Eltern, ihre Kinder nicht daran hindern, die Schule zu besuchen, wie durch
Einführung einer Schulpflicht (obligation to protect) und sind gleichermaßen dazu
angehalten, ausreichend Bildungsinstitutionen zur Verfügung zu stellen (obligation to fulfil)
3) Sind internationale Organisationen an Menschenrechte gebunden?
Dies stellt ein Sonderproblem dar, da sie vor allem weitreichende Immunitäten genießen.
Eine Bindung könnte völkergewohnheitsrechtlich zwar konstruiert werden, aber es steht
meistens kein Überprüfungs- oder Durchsetzungsmechanismus für diese zur Verfügung. Die
EU mit ihrem weit entwickelten internen Schutzmechanismus ist eine Ausnahme. Sie will sie
zudem auch einer extern Schutzmechanismus unterwerfen, nämlich dem EGMR.
Man unterscheidet zwischen Schutzmechanismen, die auf Basis der UN-Charta errichtet
wurden (Charter-based insturments) und Vertragsorganen (trety bodies), die ihre grundlage
in den jeweiligen MR-Verträgen haben (treaty-based instuments)
Folgende Insturmente kommen in Betracht:
Sie enthält im Wesentlichen alle MR der ersten und zweiten Generation wie sie auch in
späteren bindenden MR-Verträgen zu finden sind. Die AEMR ist nicht binden, sondern hat
nur Empfehlungscharakter, aber ist wichtig, da man sich „endlich“ mit MR beschäftigt hat.
Man spricht ihr aber mittlerweile Völkergewohnheitsrechtswirkung zu.
2. UN Menschenrechtspakte
Schutzmechanismen:
Ein Fakultativprotokoll zur ICCPR sieht auch eine Individualbeschwerde vor, wenn dieselbe
Sache nicht bereits vor einer anderen internationalen Untersuchungs- oder
Ausgleichsinstanz geprüft wird und die Person bereits alle zur Verfügung stehenden
innerstaatlichen Rechtsmittel ausgeschöpft hat.
3. Spezielle Menschenrechtsverträge
Es gibt weiters Kernkonventionen zum Schutz der MR, die sich entweder mit dem Schutz
bestimmter Gruppen oder mit bestimmten Kategorien von Rechten befassen:
- Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von
Rassendiskriminierung 1966
- Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau 1979
- Übereinkommen gegen Folter, grausame und unmenschliche Behandlung 1984
- Übereinkommen über die Rechte des Kindes 1989
Etc.
Wenn der Staat weiterhin die Zusammenarbeit verweigerte oder die Situation sich nicht
verbesserte, bestand die Möglichkeit, die Situation im Rahmen eines 1235-Verfahrens
öffentlich zu machen. Dieses Verfahren umfasste die Untersuchung, Beobachtung und
Veröffentlichung von Menschenrechtssituationen in Hinblick auf gewisse Länder und
Regionen oder auf gewisse spezielle Menschenrechtsverletzungen durch einen
Sonderberichterstatter, Experten oder Arbeitsgruppen.
Diese beiden Mechanismen bestehen im Wesentlich weiter fort, nur wird das 1503-
Verfahren nun als Beschwerdeverfahren bezeichnet, wobei eine Frist für die Behandlung von
Beschwerden eingeführt sowie die Zugänglichkeit erleichtert wurde.
Das 1235-Verfahren wird als Spezialverfahren bezeichnet.
1. Afrikanische Union
→ 1981 die Afrikanische Erklärung der Menschenrechte und der Rechte der Völker
angenommen, die 1986 in Kraft trat
Zur Durchsetzung existiert ein Gruppen- und Staatenbeschwerdeverfahren vor der
Afrikanischen Kommission für die Rechte der Menschen und der Völker, die ihren Sitz in
Banjul hat.
Seit 2004 existiert innerhalb der Afrikanischen Union der Afrikanische Gerichtshof für die
Rechte der Menschen und der Völker, dem 30 ihrer 55 MS angehören. Klageberechtigt sind
die Afrikanische Kommission für die Rechte der Menschen und der Völker und alle
Vertragsstaaten. Neun Staaten haben darüber hinaus erklärt, Klagen von Individuen und
NGOs mit Beobachterstatus zuzulassen.
9) Wie hat sich der Grundrechtsschutz innerhalb der EU entwickelt und worauf basiert
er heute?
Es war früher undenkbar, dass eine IO an Menschenrechte gebunden wäre. Es hat sich aber
nach und nach entwickelt. Die EU erkannte diese als allgemeine Grundsätze an und später
kam auch die GRC dazu.
Die EU selbst, also ihre Organe, und die MS, wenn sie Unionsrecht anwenden.
Das Folterverbot gilt absolut. Es darf in keinem Szenario davon abgewichen werden. Dieser
absolute Charakter wird oft anhand des fiktiven ticking time bomb scenario diskutiert: In
diesem Szenario befindet sich eine Person, die weiß, wo eine in kurzer Zeit explodierende
Bombe platziert ist, in Gewahrsam eines Staates. Die Frage, ob Folter ausnahmsweise
zulässig sein soll, um diese Information zu erlangen und damit eine Vielzahl von
Menschenleben zu retten.
13) Welches Spannungsverhältnis kann sich zwischen dem Recht auf ein faires
Verfahren und anderen völkerrechtlichen Regeln ergeben?
Die Gewährleistung des Rechts auf ein faires Verfahren steht in einem Spannungsverhältnis
mit der Einräumung von Immunitäten. Weiters besteht ein Spannungsverhältnis in
Zusammenhang der im Rahmen von Resolution 1267 des UN-SR verhängten targeted
sanctions gegen Individuen, die eine Naheverbindung zu Al-Kaida aufweisen, da diese keine
dem Standard eines fairen Verfahrens entsprechende Möglichkeit, das Einfrieren ihrer
Konten und das Verhängen von Reiseverboten zu verhindern bzw nachträglich zu
bekämpfen.
14) Wie unterscheiden sich das interne und externe Selbstbestimmungsrecht der
Völker?
Externes Selbstbestimmungsrecht= Recht eines Volks auf einen eigenen Staat → umstritten,
ob es heute noch existiert
Manche vertreten die These, dass es in Extremfällen ein Recht auf Sezession (remedial
secession) gäbe. → liegt vor, wenn innerhalb eines Staats aufgrund schwerwiegender
vorangegangener Menschenrechtsverletzungen gegen Angehörige eines Volks, in Folge eines
Kriegs oder wegen systematischer Verweigerung der Ausübung des internen
Selbstbestimmungsrechts durch den Staat unzumutbar erscheint
Flüchtling ist jemand, der sich aus wohlbegründeter Furcht, aus Gründen der Rasse, Religion,
Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder der politischen
Gesinnung verfolgt zu werden, außerhalb seines Heimatlandes befindet und nicht in der
Lage oder im Hinblick auf diese Furcht nicht gewilligt ist, sich des Schutzes dieses Landes zu
bedienen.
XVII. Völkerstrafrecht
Es besteht einerseits das Interesse der internationalen Gemeinschaft, eine Gruppe von
Tatbeständen völkerrechtlich unter Sanktion zu stellen sowie andererseits die Existenz einer
völkerrechtlichen Verantwortlichkeit des Individuums.
Die Tatbestände des Völkerstrafrechts können entweder durch nationale oder internationale
Gerichte verfolgt und bestraft werden.
Es soll die Straflosigkeit hochrangiger Personen, die in dieser Kapazität für die Begehung
internationaler Verbrechen verantwortlich sind, verhindert werden.
Eine Reihe von Ländern hat das Universalitätsprinzip in ihren Gesetzen übernommen, so Ö in
§ 64(1)(6) StGB -→ Verfolgung von Handlungen im Ausland zu deren Verfolgung Ö
unabhängig von den Strafgesetzen des Tatorts verpflichtet ist
Fraglich ist, ob innerstaatlich Staatsoberhäupter auch verfolgt werden können. Dies ist
jedoch aufgrund der Immunität, die die genießen, problematisch. Wie oben ausgeführt,
genießen diese keine Immunität vor internationalen Gerichten, jedoch bestehen auch hier
Schwierigkeiten: In der Praxis kommt es vor, dass staaten die Auslieferung von Amtsträgern
an solche Institutionen verweigern.
Der mit dem Universalitätsprinzip in Zusammenhang stehende Grundsatz aut dedere aut
iudicare (entweder ausliefern oder verfolgen) besagt, dass Staaten entweder ausliefern oder
selbst ein Verfahren einleiten müssen. → weder allgemeiner Rechtsgrundsatz noch
Völkergewohnheitsrecht, weshalb es keine Pflicht dazu gibt
4) Worin liegt die Relevanz der Entwicklung des Verbots des Völkermords aus Sicht
der Tatbestandelemente?
Nach dem 2. WK wurden für die sogenannten Nürnberger und Tokioter Prozesse von den
allierten Siegermächten zwei eigene Militärgerichtshöfe eingerichtet. Von besonderer
Bedeutung für die weitere Entwicklung des Völkerstrafrechts war die Arbeit des
Internationalen Militärtribunals in Nürnberg. In dessen Statut wurden, mit Ausnahme des
Völkermords, erstmals die Tatbestände des Völkerstrafrechts formuliert:
- Verbrechen gegen den Frieden (Aggression)
- Kriegsverbrechen
- Verbrechen gegen die Menschlichkeit
→ dadurch wurden aber nur Verbrechen erfasst, die während Krieg begangen wurden
Als Reaktion auf den Holocaust wurden zudem die VN mit Erarbeitung einer Konvention zum
Verbot des Völkermords betraut, was in der Konvention über die Verhütung und Bestrafung
des Völkermordes von 1948 resultierte.
→ Staaten nun zur Verhütung und Bestrafung des Verbrechens des Völkermords verpflichtet
– auch in Friedenszeiten!
5) Unter welchen völkerstrafrechtlichen Tatbestand fallen ethnische Säuberungen?
Je nach dem Sachverhalt fällt es unter Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit
oder Kriegsverbrechen.
7) Worin unterscheidet sich der IStGH von ad-hoc-Tribunalen wie etwa dem ICTY?
Der ICC ist eine IO, die weder ein ad-hoc- noch Hybridtribunal darstellt. Die ICTY wurde als
Nebenorgan der VN geschaffen durch eine Resolution des UN-SR, speziell um die während
der Jugoslawienkriege begangenen Straftaten zu verfolgen. Das IStGH besteht darüber
hinaus allgemein und nicht nur dafür. Der ICTY ist weiters jetzt abgeschafft seit 2017. Fsd
IRMCTY (International Residual Mechanism for Criminal Tribunals) hat die Abwicklung der
Verfahren des ICTY übernommen.
Außerdem gilt für den ICC das Prinzip der Komplementarität, aber nicht für den ICTY. Dieser
hat Vorrang und konnten auch Verfahren an sich ziehen,
Es handelt sich um Gerichte und Tribunale, die aufgrund einer Übereinkunft zwischen IO und
dem betroffenen Staat eingerichtet wurden und nicht bloß völkerrechtliche Normen,
sondern auch das nationale Recht der betreffenden Staaten anwenden.
10) Wie weit reicht die zeitliche/geografische Zuständigkeit des ICC? Gibt es
Ausnahmen dazu?
Staatsangehörige jener Staaten, die das Römische Status ratifiziert haben, können vor dem
ICC belangt werden. Das trifft auch auf andere Personen zu, sofern das Verbrechen auf dem
Territorium eines Vertragsstaats begangen wurde. Wesentlich ist jedoch, dass das
Verbrechen nach Inkrafttreten des Status begangen wurde (Rückwirkungsverbot). Das
Römische Statut ist am 1. Juli 2002 in Kraft getreten. Zusätzlich kann ein Staatsangehöriger
eines Nicht-Vertragsstaats aufgrund eines Beschlusses des UN-SR verfolgt werden.
Das Verfahren kann eingeleitet werden, indem
- ein Vertragsstaat eine Situation dem ICC unterbreitet,
- der UN-SR eine Situation dem ICC unterbreitet oder
- der ICC aus eigener Kraft proprio motu durch die Anklagebehörde tätig wird.
11) Welche Tatbestände kann der ICC verfolgen? Was sind jeweils die
Tatbestandselemente?
12) Welche Elemente umfasst der Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit
nach dem Römischen Statut? Könnten parallel dazu eine Klage hinsichtlich
Kriegsverbrechen erhoben werden?
- Völkermord
- Verbrechen gegen die Menschlichkeit
- Kriegsverbrechen
- Aggression
→ sämtliche Handlungen, di ein der Absicht begangen werden, eine nationale, ethnische,
rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu vernichten (wortwörtlich
von Art II der Völkermordkonvention übernommen)
13) Könnte im Fall einer strafrechtlichen Verfolgung zugleich ein nationales Verfahren
hinsichtlich der Tatbestände des Römischen Status staatfinden?
Dem Prinzip der Komplementarität kommt dem ICC zwar Zuständigkeit zu, doch übt er diese
nicht aus, wenn ein nationales Strafverfahren über diese Sache anhängig ist. Die
innerstaatliche Strafgerichtsbarkeit, die der ICC gem Art 1 Römisches Statut lediglich ergänz,
genießt demnach Vorrang. Ist ein Staat aber weder willens noch in der Lage, ein Verfahren
selbst durchzuführen, worüber das ICC selbst entscheidet, übt letzterer Gerichtsbarkeit aus.
Ebenso hindern Scheinverfahren den ICC nicht an der Ausübung der Gerichtsbarkeit. Weiters
gilt
Die Bestimmungen des Römischen Status bedürfen der Umsetzung und Konkretisierung
durch die einzelnen MS. Das Status wird demnach von der Lehre als non-self-executing
betrachtet.
Sie bezeichnet das Einstehenmüssen von Staate und IO für von ihnen begangene
Völkerrechtsverletzungen.
→ nur der, der völkerrechtliche Verpflichtungen hat, kann sie verletzen, daher entspringt sie
unmittelbar aus Völkerrechtssubjektivität.
Es muss kein Schaden vorliegen. Es wird davon ausgegangen, dass die Rechtsverletzung
selbst das verletzte Subjekt ausreichend schädigt. Jedoch können Primärnormen
(Interventionsverbot, Gewaltverbot etc) an Schaden anknüpfen und weiters ist Ausmaß des
Schadens trotzdem wichtig für das Ausmaß der Wiedergutmachungspflichten.
Weiters ist kein Verschulden erforderlich, da es schwierig wäre nachzuweisen.
Nur wenn eine natürliche Person für den Staat tätig wird, die im konkreten Fall im Namen
des Staates gehandelt hat, kommt es zur völkerrechtlichen Verantwortung des Staats.
Es muss also eine gewisse Verbindung zum handelnden Individuum bestehen:
6) Welcher Maßstab ist für die Zurechnung von prima facie Privathandeln
ausschlaggebend?
Notlage heißt, dass sich eine Person, die dem Staat zurechenbar ist, in einer
Gefahrensituation befindet, die das eigene Leben oder das anderer Personen, die in der
Obhut der handelnden Person stehen, bedroht. Nicht jede Handlung, die in solchen
Situationen gesetzt wird, ist jedoch umfasst. Zusätzlich zum Bestehen einer
Gefahrensituation muss auch belegt werden, dass die handelnde Person keine andere
geeignete Möglichkeit hatte, die bedrohten Menschenleben zu schützen. Im Unterschied zu
höherer Gewalt wäre rechtskonformes Verhalten zwar möglich, vor dem Hintergrund der
Lebensgefahr aber nicht zumutbar,
Auf Notstand kann sich der Staat berufen, wenn die ansonsten rechtswidrige Handlung
- die einzige Möglichkeit darstellt,
- ein wesentliches Interesse des Staats
- vor einer schweren und unmittelbar drohenden Gefahr zu schützen
- und kein wesentliches Interesse des Staats oder der Staaten, gegenüber denen die
Verpflichtung besteht, dadurch ernsthaft beeinträchtigt wird.
Der Unterschied ist also, dass die Notlage eine Gefahr für das Leben der handelnden Person
abwenden soll und der Notstand eine Gefahr für den Staat selbst abwenden soll.
Schadenersatz wird nur für finanziell messbare Schaden geleistet. (Ausschluss von
immateriellen Schäden eines Staats)
Nein es besteht kein Wahlrecht. Primär ist der Staat verpflichtet Restitution zu leisten, also
die Wiedereinsetzung in den unverletzten Zustand. Ist dies unmöglich oder
unverhältnismäßig, ist Schadenersatz zu leisten für jeden finanziell messbaren Schaden
(einschließlich entgangenen Gewinns).
Wenn dies auch nicht, ist Genugtuung zu leisten. Dabei wird immaterieller Schaden von
Staaten wiedergutgemacht.
14) Welche besonderen Rechtsfolgen zieht eine Verletzung von ius cogens-Normen
nach sich?
Sie ziehen zusätzliche besondere Rechtsfolgen mit sich. Die Rechtsfolgen betreffen nicht den
Verletzer selbst, sondern eher Verhaltenspflichten für andere Staaten:
1. Kooperationspflicht
Es dürfen hierbei aber nur rechtmäßige Mittel ergriffen werden. Gegenmaßnahmen dürfen
also nicht von nicht-verletzten Staaten ergriffen werden.
2. Anerkennungsverbot
Durch ius cogens Verletzungen herbeigeführte Situationen dürfen nicht anerkannt werden
→ zB Annexion Krim
3. Keine Beihilfe oder Unterstützung
15) Wofür ist die Unterscheidung zwischen verletztem und nicht-verletztem Staat
relevant?
Nur der verletzte Staat ist befugt, die völkerrechtliche Verantwortung geltend zu machen.
Das diplomatische ist das Recht eines Staats zugunsten eigener Staatsangehöriger
(juristische oder natürliche Personen), die völkerrechtliche Verantwortlichkeit fremder
Staaten geltend zu machen.
17) Wie kann der verletzte Staat seine Rechte durchsetzen und welchen
Einschränkungen unterliegt er dabei?
- Gegenmaßnahmen
- Retorsionen
18) Unter welchen Voraussetzungen kommen auch nicht-verletzten Staaten Rechte zur
Geltendmachung einer Völkerrechtsverletzung zu?