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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAN-NAME
von
fýjl ^î' jlr jijj. tmâmî hat das ihm zur Ver-
fügung stehende Material sehr frei benutzt, den Namen Özbek will
er auch schon unter den ältesten Stämmen der Türken begegnet
haben. Um sein Buch auch äußerlich dem Schâhnâme anzugleichen,
versäumte er es nicht, die Erzählungen über die Chane mit Legen-
den über Alexander d. Großen, Gog und Magog, sowie Fabeln und
Märchen auszuschmücken. Trotz seiner völligen Unkenntnis der
wahren Geschichte der Türken bewältigte er seine Aufgabe sehr
gut. So entstand das Chân-nâme, als eine Nachahmung des Schâh-
nâme, ein Buch von 878 Seiten, wovon 660 Seiten der Geschichte
der frühen Türken gewidmet sind. Das Buch ist in zwei Versionen
abgefaßt: der Text selbst in Prosa, am Rande dasselbe, aber ver-
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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAX-XAME I45
schrieben, der Verfasser selbst aber hat ihn zweifellos richtig jy>-
c - -
u.a. bei Gardêzî). Wenn dem so ist, dann könnte auch ¿jL^^ aus
einem ¿?L¿..j£ gelesenen ¿iL entstanden sein. Also kann es sich
hier um die Tuxši und Čigil gehandelt haben. Die îlaq waren neben
den Čigil einer der vier Urstämme der Türken. Neben der Stadt
Tuxmaš wird auch die „Tuxmaš- Steppe erwähnt.
Im Lande der Raq wird das Gebirge Ouruq-tag, also der Kuruk-
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146 ZERI VELIDI TOGAN
norsky, Hudüd al-'älam, 195, 277; J 'Jk> für j' jo cf. Yaddastehãn
ihrer Vorfahren (s^l çlîU), den Berg Saba oder Siba. Von dort aus
führten sie oft Kriege gegen die Stämme, die um den Quruqtag
wohnten. Der Siba- See an den Ganges- Quellen (vgl. Sven Hedin,
Southern Tibet , VII, 61) wäre also zu weit. Einer der Herrscher der
Xazaren hatte den Namen Selengay, also einen dem Flusse Selenga
ähnlichen Namen. Einem der Chane der Tuxmaš, Išpara Xan,
wird die Gründung von Išpara, einer dem Autor in der Aussprache
seiner Zeitgenossen als Isfara (s. S. 649) bekannten Stadt in Fer-
gana zugeschrieben ; die anderen Städte des Mâverâûnnehr werden
in diesen Erzählungen des Epos nicht erwähnt. Die Kimari sind,
wie auch im Mugmal al-tavârîx va H-qisas , ein den Qípčaqen nahe
stehendes Volk. Ihr Land liegt bei den „Dunklen Ländern" {o'^)
mit der Stadt Benan (JL>), vielleicht Beyan (¿L»), und mit dem
Berg Čilnik oder Celnik. Auch die Kimari nehmen an den Er-
eignissen beim Quruqtag oft teil. Die Uyguren (tqur) wrohnen eben-
falls nicht weit von diesen Gegenden, also vom östlichen Tien-shan.
Sie werden oft zusammen mit den Tibetern und Xazaren erwähnt,
aber auch mit den Tuxmaš. In ihrem Lande gab es ebenfalls einen
Berg mit ihrem Namen „tqur-Berg" (jyu' Sie stehen auch
den Qípčaqen nahe. Im Lande der nach der Beschreibung viel öst-
licher wohnenden Türkmenen, wird nur die Steppe Seruš erwähnt.
Die anderen geographischen Namen sind, wTie ich mit Hilfe von
Prof. H. Bailey auch aus den khotanischen und tibetischen Urkun-
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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAN-NAME I47
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148 ZEKI VELIDI TOGAN
1 „Ozgan" kann eine vulgäre Aussprache des Namens, ,Oguz-Xan" sein, wie
dieser legendäre Chan in der altai-tiirkischen epischen Literatur genannt
wird.
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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAN-NAME I49
Zur Zeit des Toxtamíš-xan (Sohn des Alp-xan) fand ein Krieg mit
den Baraq statt, die die Uyguren und Qípčaqen unterstützten. Die
îquren werden hier als ein starkes Volk geschildert. Einen Teil der
Überlieferungen über die îquren hat der Verfasser bei den Vorfahren
Tschingiz-xans untergebracht (S. 668 - 70, 678, 691); Bugur-xan,
Sohn des îqur-xan, unternahm (zur Zeit der legendären Alan-gua!)
einen Feldzug gegen die Söhne des Alp-xan, d. h. gegen die Herr-
scher von Tuxmaš, um die Stadt Tuxmaš zu erobern. Dabei unter-
stützten ihn die Kiru, Širu, Uzun Qaš, Kstire, Sïnaglïq, Qlvaz,
Tibeter, Xazaren und Kaschmirer. Nach Bugur-xan herrschte sein
Sohn Bekiš-xan über die îquren. Der Name Bugur könnte mit
Bügür, der auch bei Kâsgarî erwähnt wird, in Verbindung gebracht
werden.
An der Thronbesteigungszeremonie des Bektemiš-xan (Sohnes
des Toxtamïsxan) nahmen aber auch die îquren teil. Kümüs-xan,
der Herrscher der Chazaren, benützte die Abwesenheit Bektemiš-
xans, bemächtigte sich des Throns der Tuxmašen und verlegte seine
Residenz vom Siba-Berg nach Tuxmaš. Er herrschte als Chan über
ganzTuran 12 Jahre lang. Aber der Bek der Raq, Dimnaq-Bahadïr,
erhob sich unter der Führung des sich bei den Raq verborgen hal-
tenden Sohnes des Bektemiš-xan, Tüim-xan, gegen KümüS-xan
Xazarî. Dem KümüS-xan blieben nur seine Xazaren treu, sogar die
îquren verließen ihn. Der Kampf fand um den Quruq-tag und in
der ,, Steppe der Raq" (¿Li 'j statt. Da Tilim bei den Raqs
erzogen worden war, nannte man ihn auch ,,Tilim-Raq' ' . Er herrschte
40 Jahre lang und seine Zeit war die glücklichste im Lande Turan.
Zur Zeit seines Sohnes, Zere-xan, brach ein Krieg zwischen die-
sem und dem Herrscher der Xazaren Aytuguš-xan, dem Sohne des
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150 ZEKI VELIDI TOGAN
Xazaren, die Ruyin aber mit den Tuxmašen, Raq und îlaq ver-
bündet. Oumïs-xan herrschte ebenfalls 30 Jahre und seine Zeit
galt als eine der glücklichsten in der Geschichte von Turan. Zur
Zeit Oumis's fand ein Krieg mit dem Chan der Türkmenen, Bügdüz-
xan, dem Sohn des oben erwähnten Bektaš-xan statt. Der Heer-
führer Oumïs's, Čunaq Bahadïr Raq (der Sohn des oben erwähnten
Dimnaq Bahadïr Raq), besiegte den türkmenischen Heerführer
Yíldavuz Turkmen. Oumïs benützte diese Niederlage der Türk-
menen, um sein Land für immer vor den Einfällen dieses Volkes
zu sichern. Er siedelte das ganze türkmenische Volk vom Osten nach
dem Westen aus und zwar in das Land „Tengiz" d. h.
Kaspisches Meer) und ,,Balqan" (d. h. das Balxan Gebirge, östlich
des Kaspischen Meeres). Seither gab es keine Türkmenen im Osten
mehr. Die Untertanen Oumis-xans waren eben diese Tuxmašen,
Raq, tlaq, Rimari, Ruyin, Saqlab, tqur, Tibeter, Xazaren, Kiru,
Siru, Oïlvar, Kstire und Türkmenen. Oumïs feierte seinen Sieg
über die Türkmenen im Lande der Rimari, im Gebiete von Benan
oder Biyan, wo er sich vergnügend einige Zeit verweilte.
Der Chan der Xazaren Anduvïd-xan Ale.), der Sohn des
obenerwähnten Aytuguš, benützte die Abwesenheit Oumïs's, als
dieser einen Feldzug in das Fabelland Cabilqa unternommen hatte,
um das Land der Tuxmašen zu überfallen. Der 96 Jahre alte Qumis
starb aber während dieses Feldzuges in der Steppe Seruš. Anduvïd
soll einer der großen Chane der Xazaren gewesen sein. Er herrschte
36 Jahre lang über Turan. Gegen ihn erhob sich Čolpan-xan, der
Sohn Oumïs-xans. Die Raq, ílaq, Rimari, Ruyin, tqur waren auf
seiner Seite; die höheren Ränge in seiner Armee hatten aber die
Tuxmašen und die tquren inne. Er herrschte 60 Jahre. Er soll ein
grausamer Herrscher gewesen sein; seine Untertanen hingegen er-
freuten sich voller Sicherheit und Ruhe. Er wurde auf einer Jagd
durch einen Pfeil unbekannter Herkunft getötet. Er hatte während
seines Lebens die Mitglieder seiner Dynastie ausgerottet, nur sein
Sohn Bigu-Xan war am Leben geblieben. Aber auch er mußte sich
im Lande der Saqlab verborgen halten. Nach dem Tode seines
Vaters wurde er Herrscher. Er war zwar edelmütig, aber auch
„Kncbil" d. h. untüchtig.
Sein Sohn Tayfu-xan (oder Taygu-xan) regierte über die Länder
der Xazaren und Tibeter. Die Begs Bigu-xans wollten ihn an
Stelle seines Vaters auf den Thron setzen. Tayfu vertraute ihnen.
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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAN-NAME I5I
Als sie dann aber ihre Meinung änderten, schickte ihn Bigu-xan
strafweise nach dem unbevölkerten Ostland, wo er mit seinem Beg
und Schwiegervater, Išxlm-bay, 8 Jahre herrschte und seine Zeit
mit jagen verbrachte. Imâmî läßt ihn in diesem Lande eine Stadt
mit dem arabischen(!) Namen „Ridväniye" bauen. Nach dem Tode
seines Vaters wurde er dessen Nachfolger. Zu seiner Zeit fand ein
Krieg mit dem Chan der Xazaren, Selengay-xan, dem Sohn des
obenerwähnten Anduvid-xan statt. Er lebte im Qarangutag, seine
Untertanen waren die Völker von Tibet, Kiru, Širu, Uzun Oaš,
Kaschmir, Qarangutag, Khotan, Frman (vielleicht Parban, vgl.
Thomas, II, 277). Der Krieg spielte sich im Gebiete des Quruq-tag
ab und wurde von Selengay-xan gewonnen. Tayfu's Sohn tspara-
xan war Herrscher des Ostens, in „Ridväniye". Er unternahm
einen Feldzug gegen Selengay beim Quruq-tag. Er besiegte Selen-
gay-xan, nahm ihn gefangen und tötete ihn. Er baute die nach ihm
benannte Stadt Ispara. Er reorganisierte den Staat, verteilte die
Länder unter seinen Begs : den Osten gab er Išxímbay ; die Länder
Qiyan und Saqurdi einem anderen, namens Pir Arslan (oder Yer
Arslan) ; das Land der Kimari dem Bayun-bahadïr ; das Land Tibet
dem Qunuš-biy; die Stämme(il) der Xazar und tqur dem Ežderi
Arslan, den er zum Oberbefehlshaber seiner Armeen ernannte.
Seine Söhne Ežder und Arslan, die ihm in der Herrschaft folgen
sollten, herrschten über Kiru und Širu. Sie erhoben sich gegen ihren
Vater und griffen die Stadt Tuxmaš an. Išpara-xan begab sich in
die Stadt îspara und blieb dort. Imâmî setzt diese Stadt mit dem
ihm bekannten îsfara in Fergâna gleich. Ežder und Arslan konnten
aber über die Teilung des Landes nicht einig werden. Durch ihre er-
bitterten Kämpfe wurde das Reich der Tuxmašen äußerst ge-
schwächt. Dies nützte der Herrscher der Kimari, Qiyat-xan, aus
und bemächtigte sich des ganzen Landes. Ežder-xan ging nach dem
Westen, zu den Qïrïm und Kepe (Kefe). An die Stelle der Dynastie
desOzgan-xan trat die der Qiyat-xane, die Îmâmî mit der Dynastie
Tschingiz-xans verbindet. Den Namen Ežder will Imâmî mit dem
der Stadt Ežder-xan (Astarxan) in Verbindung bringen.
Hier ist auf manche Einzelheiten der Erzählungen aufmerksam
zu machen. Das Wort ,,Bek" bedeutet nach dem Epos Staatsleiter
und ist nach Imâmî vom Worte „Büyük" abzuleiten, er hat wahr-
scheinlich den Gebrauch des Wortes in diesem Sinne in einem zur
Zeit der Karachaniden verfaßten Buche, wie z.B. dem Qutadgu-
Bilik, gesehen. Er nennt die zwei nächsten Leibgardisten des Oumïs-
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152 ZE KI VELI DI TOGAN
xan „Hâgib" (383, 386) und übersetzt dieses Wort mit dem seiner
eigenen Zeit „Yasavul". Das zur Zeit der Özbeken ungebräuchliche
Wort „Hägib" stand offenbar in seiner Quelle, die zur Zeit der
Karachaniden, die dieses Wort neben dem türkischen „Tayangü"
gebraucht hatten, in Ostturkestan geschrieben sein dürfte. Ein
Detail der Erzählungen über die Türkmenen, nämlich die Erzählung
von Bügdüzman und Tüim-xan, ist mit der Erzählung der Türk-
menen von ihrem Chan Bügdüzman und Yetim-guzan, der den er-
steren, nachdem er ihn besiegt hatte, tötete, identisch. Diese Vari-
ante der Erzählungen von Dede-qurqut, die den Bügdüzman eben-
falls kennen, kommt in einem hundert Jahre vor Îmâmî ebenfalls
in Buchara verfaßten Buche von Hâfiz Dervíš 'Ali ,, Tuhfat di-
sunir" , zur Geschichte der Musik, vor. Auszüge daraus, worunter
diese Erzählung von Bügdüzman und Yetim-guzan, wurden von
A. Fikret veröffentlicht (Özbek musïqisi tarihi, Taschkent, 1924). Der
„Tilim" (^i;) des Chân-nâme und „Yetîm" (^Jû) bei Dervíš cAli
sind nur zwei Lesarten eines und desselben arabisch geschrie-
benen Namens. Tilim wird von Bügdüzman während ihrer Zwei-
kämpfe „Guran" (Ob^-) genannt (S. 345). Jedenfalls handelt es
sich bei und um denselben Namen. Die Schreibart
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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAN-NAME I53
Auf welche Zeit könnte sich nun diese ganze Geschichte beziehen ?
Ich sage „Geschichte", weil sie zweifellos einen Reflex der realen
Geschichte einer Zeit darstellt, wo die Stämme Raq(Ugraq) und
tlaq eine dominierende Rolle im politischen Leben Ostturkestans
spielten; in einer Zeit, wo die Chane noch keine islamischen Namen
trugen, einer Zeit, wo die Bevölkerung des südlichen Ostturkestan
einen Bestandteil des Reiches der Tibeter bildete und mit den Raq
und îlaq im Gebiete des Quruq-tag und Bagras-köl um die Macht
rivalisierte und wo die Uyguren noch keine vorherrschende, son-
dern eine bilaterale Rolle in der Rivalität zwischen Süden und Nor-
den spielten. Hier wird keiner von den zehn Stämmen der westlichen
Köktürken erwähnt und keine Einzelheit von der uns bekannten
Geschichte der Chane derselben gegeben: Die Tuxmašen, Čiliyan,
Raq und Iraq entsprechen vielleicht den Dru-gu der tibetischen
Urkunden (s. Thomas, II, 281 - 7). Raq kann mit dem „Arko" der
tibetischen Urkunden (Thomas, II, 300) und der zu „Ruyin" ge-
stellte Name „Hisar" kann mit dem „Ge-sar" (ein Teil der
Dru-gu) derselben tibetischen Quellen (s. Thomas, II, 287) in Ver-
bindung gebracht werden.
Wie kann man nun aber die Chazaren als Vorposten der Tibeter
gegen Tuxmas-Raq-Ilaq erklären? Könnte dieses Volk bevor es
etwa im Gefolge der Awaren nach dem Westen kam, irgendwo in
Ostturkestan wohnhaft gewesen sein? Hier ist die Angleichung
des Namens „Xazar" an den Namen des mit den Tibetern verbün-
deten Volkes ,, Ha-ža" verlockend.
Die Ha-ža lebten in denselben Gebieten, wo unser Epos (oder sein
Überlieferer Îmâmî) die Xazaren placiert (zwischen Kiru, Širu und
Sïnaglïq-Sangïlax, also im Gebiete des Lob-nor). P. Pelliot und
F. Thomas konnten den Namen Ha-ža nicht erklären. Die tibeti-
schen Zeichen liest der russische Sinologe Vasilyev als ,,Xa-
ša" und hielt sie für die Bezeichnung eines den Türken und Mon-
golen verwandten Volkes (vgl. Pelliot, in JA , 1920, II, 522 - 23).
Pelliot liest Ha-ža und vereinselbigt das Volk mit den den Mongolen
nahestehenden Sien-pi (Sampa) und den ihnen verwandten Tu-yü-hun
(JA, 1914, II, 144; T'oung-Pao, XX, 324). Thomas liest den Namen
ebenfalls Ha-ža, und hat diesem Volk ein besonderes Kapitel in
seinen Documents (II, 1 - 38) gewidmet. Franke nimmt die Les-
arten Ga-ža oder Gar-ža an. Für Thomas sind die Ha-ža ein türki-
sches Volk und sogar bei den ,,Drugm-gu cun", ,, Kleine Drug-gu"
der tibetischen Urkunden handelt es sich vor allem um die Ha-ža
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154 ZEKI VELIDI TOGAX
(. Documents , II, 278, 286, 291). Das Lob-nor Gebiet mit Čarxliq und
Miran bestimmte Thomas als Lebensraum der Ha-ža. Der Name
Ha-ža tritt zurZeit der Eroberung OstturkestansdurchdieTibeter auf
und ist in den Urkunden der ersten Hälfte des 8. Jhd. zu belegen. Einer
ihrer Herrscher aus den J. 625 - 643 trug den türkischen Xamen und
Titel Maga-To-gan Khagan, d. h. Baga Togan Qagan. In den chine-
sischen Quellen tritt die Bezeichnung A-chai für Ha-ža erst in den
Jahren 417 - 643 (Thomas, II, 38) auf. Aber Pelliot bestätigt, daß
dieses Volk schon im 3. Jhd. n. Chr. als ein den Hunnen nahe-
stehendes Volk unter dem Namen Tseu-lon auftritt ( T'oung Pao,
XX, 324; E. Chavannes, Tyoung Pao , 1905, 525). Der Herrscher
der Dru-gu A-no-so (d. h. Enüse) griff das Land der Ha-ža im J.
445 an (Thomas, I, 121). Pelliot stellt den Kontakt der Ha-ža und
Uygurenals benachbarte Y'ölker fest. Während der Jahre 466-470
wurde das Land der Ha-ža von den Awaren besetzt (vgl. Thomas,
I, 121, und A. Stein, Ancient Khotan, I, 170). Auf die Beziehungen
der Xazaren (ich glaube der Oara-Xazaren) zu den Mongolen und
den Awaren im Ostcaucasus habe ich schon vor langer Zeit aufmerk-
sam gemacht (Ibn-F a/lläri s Reisebericht , S. 193, bezüglich der
Worte Barangar und Žuangar). Auch den Ha-ža wird zusammen
mit den Sam-pa (Sien-pi) der tibetischen Urkunden, eine mongoli-
sche Herkunft zugeschrieben, (s. Thomas, II, 285); ihre Nachfolger,
die Tu-yii-hun, (mit dem Hauptsitz beim Kukunor, in d. J. 280-673,
vgl. L. Schräm, The M ongours of the Kansn-Tibetan Frontier, Phila-
delphia, 1954, p. 19) werden ebenfalls zu den Mongolen gerechnet.
Die Ha-ža waren Buddhisten, auch unter den Xazaren im Westen
konstatierten die Araber die Anwesenheit von „Wathaniyun"
(OoJüj), von ,, Götzenanbetern' ' (vgl. Ibn - Fadian , 319), womit
sie meistens die Buddhisten bezeichneten. Den Herrschern der
Tibe ter und der Ha-ža wird die Abstammung von A-si-na zuge-
schrieben (vgl. H. Hoffmann, in Seciilnm, I, 278) ; die Herrscher der
Xazaren stammten nach den Berichten der muslimischen Geogra-
phen ebenfalls von Asina ab (vgl. Íbn-Faãlân , 270, auch schon früher
bei Marquart, Streifzüge , S. 47). Im Falle einer Identität der Xazar-
Ha-Ža könnte man sich die Frühgeschichte der Xazaren so vor-
stellen, daß sie seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. im Gebiete von
Sa-chou-Lob-nor wohnhaft waren und dann zuerst mit den Hunnen
und dann mit den Awaren nach dem Westen auswanderten. Ein
Rest von ihnen blieb noch immer in ihren alten Sitzen zurück, bis
er später in den Tu-yü-hun aufging.
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DAS ÖZBEKISCHE EPOS CHAN-NAME I55
Die Frage der Gleichsetzung Xazar - Ha-za ist aber nicht so ein-
fach. tmâmî, der ein historisches Epos zu einem historischen Roman
ganz frei verarbeitet hatte, hat zweifellos die ihm aus dem iranischen
Epos bekannte Festung „Ruyin-diz" oder ,,I)iz-Ruyin" mit dem
in seiner Quelle „Ruyin Hisàr" gelesenen Xamen gleichgesetzt und
den bei den muslimischen Autoren erwähnten Volksnamen ,, Ri-
mari" mit dem Namen ,, Kimak" identifiziert. Vielleicht hat er auch
den in den islamischen Quellen gelesenen Namen „Xazar" mit
dem in seiner Quelle etwas ähnlich geschriebenen Xamen der
,,Ha-ža" identifiziert. Prof. H. Bailey und W. Henning weisen dabei
auf die Lesart ,, ,A-ža" des Namens Ha-za nach den Stein-Urkunden
hin, die der chinesischen ,,A-chai" entspricht und stellen die Frage,
warum die Tibeter den Auslaut ,,r" auslassen müssen ?. Doch bleibt
bei mir die Frage bestehen: könnte der Name Xazar ursprünglich
nicht aus Xaza- er zusammengesetzt sein ? Manche Gelehrte lassen
ja das Vorhandensein von Spuren der Chazaren sogar in der alten
Geschichte Indiens zu (vgl. V. A. Smith, Early History of India ,
Oxford, 1924, p. 428). Die aus dem özbekischen Epos des 17. Jhd.
zu entnehmenden Kenntnisse können aber nur dann Wert für die
Geschichte Ostturkestans zur Zeit der Herrschaft der Tibeter
Xamen der Berge und Va vlas, aber nicht die der Flüsse.
Es ist möglich, daß die gebildeten Muhammedaner zur Zeit der
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156 TOGAN, DAS EPOS CHAN-NAME
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