Sie sind auf Seite 1von 24

Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.

de I © 2017

Psychische Störungen

Einführung und Grundlagen – Definition „Störung“

Fachdozent: Dr. Istvan Kiss


Sprachdozentin: Hajnalka Sabile

21.06.2022
www.netzwerk-iq.de1
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Agenda

§  Wiederholung: kollegiale Fallbesprechung


§  Störungen – Begriffsklärung
§  Normen
§  Übung: Was können Kinder mit 6 Jahren?

2
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Umfrage: Welche Phasen hat eine kollegiale Fallbesprechung?

3
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

25-30 Min.

2 Min.
10 Min.

2 Min.

10 Min.

4
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

5
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

6
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Definition „Störung“

§  Eine Störung…
→  Eine Störung ist etwas unerwartetes, das als negativ erlebt wird.
→  Eine Unterbrechung oder Abweichung vom Erwarteten/Geplanten
→  Eine krankhafte, d.h. fehlende oder mangelhafte Funktion.

7
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Du bist doch gestört!

Störenfried

Er ist ein störendes Kind!

8
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

1.2 Verwendung des Begriffs


Du bist doch
gestört!

Schleider und Wolf (2009) empfehlen, Störenfried

das Wort „Störung“ im Umgang mit Klienten/-innen und


ihren Familien wenig bzw. nicht zu verwenden.
Sie ist ein
störendes Kind!

§  1. Was glaubt Ihr, warum?


§  2. Welche Vor- oder Nachteile hat dieser Begriff?
§  3. Welche Begriffe kann man alternativ verwenden?
§  4. Welche Begriffe gibt es in eurer Muttersprache?

9
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ Du bist doch Störenfried
www.netzwerk-iq.de I © 2017

gestört!

Verwendung des Begriffs Sie ist ein


störendes
§  1. Welche Vor- oder Nachteile hat dieser Begriff? Kind!

à  Vorteile:
§  Klare Benennung und Einordnung von „schwierigem“ Verhalten Deutlich machen,
dass es eine Krankheit ist (kein „nicht wollen“, sondern noch „nicht können“)
§  Transparenz der Diagnostik/Informationsübermittlung an Krankenkassen

§  2. Welche Begriffe kann man alternativ verwenden?

§  Je nach Anwesenden, Alter der Personen etc. gibt es versch.


Herangehensweisen, mit den Klienten zu sprechen
§  Formulierungen wie „ihr Problem mit …“ „ihre Schwierigkeit mit…“
§  Zusammenfassung von beobachtetem Verhalten/ermittelten Abweichungen ohne
Namensgebung
§  wertneutralere Begriffe

10
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Psychische Störung
§  „Für die klinische Psychologie ist das Konstrukt „psychische Störung“ zentral.

§  Damit werden sowohl psychische Leidenszustände, welche die betroffenen in sich


verspüren, als auch psychische Problemkonstellationen bezeichnet, deren
Auswirkungen vielleicht nur die Umwelt, und die nicht betroffenen selbst feststellen.

§  Trotz der verbreiteten Erwartung, dass psychische Störungen eindeutig vom psychischen
Funktionieren abgrenzbar sein sollten, ist die Abgrenzung nicht eindeutig wissenschaftlich
definierbar.

§  Es gibt keine feststehende Entität psychischer Störungen, sondern ihre Definitionen


werden jeweils dem aktuellen Stand der sozialen Normen, der
grundlagenwissenschaftlichen Forschung und dem Stand der Praxis gestellt.

§  Psychische Störungen sind damit methodisch betrachtet Konstrukte, auf welche sich die
Gesellschaft und Experten nach bestem Wissen und gewissen geeinigt haben.
11
Quelle: Klinische Psychologie – Grundlagen (von Petermann, Franz, Maercker, Andreas, Lutz, Wolfgang, Stangier, Ulrich)
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

psychische Störung psychische Krankheit


versus

- biologische Ätiologiefaktoren, - ausschließlich


psychische und soziale Ursachen somatisch-biologische
Ursachen

12
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Woran erkennt man eine „psychische Störung“?


Eine psychische Störung ist vorhanden, wenn

•  psychisches Leid („Leidensdruck“) bei dem/den Betroffenen vorhanden ist.

•  erhebliche psychische Fehlanpassung im Erleben oder Verhalten besteht.


Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist nicht mehr vorhanden.

•  Veränderungen im Erleben und Verhalten nicht nur eine allgemeine Reaktion


auf ein Ereignis sind, wie z.B. eine normale Trauerreaktion bei dem Verlust
eines geliebten Menschen.

•  ein definiertes Störungskonzept aus der klinischen Psychologie und


Psychiatrie oder von Experten der Weltgesundheitsorganisation zutrifft.
13
Quelle: Klinische Psychologie – Grundlagen (von Petermann, Franz, Maercker, Andreas, Lutz, Wolfgang, Stangier, Ulrich)
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Krank? Gesund? Gestört? Normal?

14
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Normen definieren, was eine „Störung“ ist

§  Eine „Störung“ oder „Abweichung“ ist durch Normen festgelegt

§  Es gibt verschiedene Normtypen:

à  Subjektive Norm: „Leidet die Person?“


à  Statistische Norm: „Wird das Verhalten nur von einer Minderheit der
Menschen gezeigt?“
à  Funktionale Norm oder Funktionsnorm: „Kann die Person ihren Aufgaben/
Funktionen richtig nachgehen?“
à  Soziale Norm: „Verhält sich die Person so, wie es die Gesellschaft von ihr
erwartet?“
§  Norm, die; -en: Allgemein anerkannte, als
verbindlich geltende Regel, z.B.
- für das Zusammenleben der Menschen
- für die Herstellung von Produkten
§  Synonyme: Gesetz, Grundsatz, Regel, Vorgabe 15
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Ordne die Beispiele den Normen zu!

https://quizizz.com/join?gc=236518

16
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Es wird angenommen, dass es ein ideales psychisches


Funktionieren gibt.
Funktionale Norm Es stellt sich die Frage: Kann die Person ihre Funktion
angemessen erfüllen, z. B. als Mitarbeiterin oder als
Mutter?

Bei dieser Norm wird betrachtet, wie weit eine Person von der
Statistische Norm Häufigkeitsverteilung abweicht. Es werden Schwellenwerte
festgelegt, ab wann ein Zustand abnormal ist.

Das eigene Empfinden der Person wird als entscheidend


Subjektive Norm betrachtet. Eine Störung besteht also, wenn die Person hohen
Leidensdruck empfindet.

Psychische Störungen werden als ein Abweichen von


gesellschaftlichen Regeln oder Konventionen betrachtet.
Soziale Norm Der Normtyp ist sehr durch kulturelle Unterschiede geprägt.
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

1.4 Was macht nun eine „Psychische Störung“ aus?

Ø  Normen bieten nur unter eingeschränkt Hinweise.


§  Störungen sind Konstrukte!
§  Man kann sie nicht direkt beobachten.
§  Konstrukte sind an Theorien gebunden.
§  Konstrukte sind nicht feststehend.
§  Es gibt keinen natürlichen Punkt, ab dem eine Störung vorliegt.

§  Störungen werden von Experten (z.B. Psychologen/innen und Medizinern/innen


oder Psychiatern/innen) aus Theorie und Praxis festgelegt.

§  Die Konstrukte verändern sich stetig.


à  Psychologen/innen müssen sich immer auf dem Aktuellen stand halten!
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Woran erkennt man eine „psychische Störung“?

§  Eine psychische Störung ist vorhanden, wenn


•  psychisches Leid („Leidensdruck“) bei dem/den Betroffenen
vorhanden ist.
•  erhebliche psychische Fehlanpassung im Erleben oder Verhalten
besteht. Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist nicht mehr vorhanden.
•  Veränderungen im Erleben und Verhalten nicht nur eine allgemeine
Reaktion auf ein Ereignis sind, wie z.B. eine normale Trauerreaktion
bei dem Verlust eines geliebten Menschen,
•  ein definiertes Störungskonzept aus der Klinischen Psychologie und
Psychiatrie oder von Experten der Weltgesundheitsorganisation
zutrifft.

19
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Pause

20
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Was ist normal?

Übung: Entwicklungsphasen der Kinder

https://www.stiftungnetz.ch/entwicklung-6-jaehriges-kind/

21
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Umfrage

22
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

In Kooperation mit:
Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.de I © 2017

Literatur

Amelang, M., & Schmidt-Atzert, L. (2012). Psychologische Diagnostik und


Intervention. Springer-Verlag.

Rentzsch, K. & Schütz, A. (2009). Psychologische Diagnostik. Grundlagen und


Anwendungsperspektiven. Kohlhammer GmbH Stuttgart

Hans-Ulrich Wittchen Jürgen Hoyer (Hrsg.) Klinische Psychologie &


Psychotherapie 2., überarbeitete und erweiterte Auflage . Springer 2011

Bilder: www.pixabay.com

24

Das könnte Ihnen auch gefallen