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Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.

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Psychische Störungen

Fachdozent: Istvan Kiss


Sprachdozentin: Hajnalka Sabile
11.07.2022

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Agenda

1.  Wiederholung: Burnout


2.  EinstiegDiagnostische Kriterien nach ICD-10 und DSM 5
3.  Symptome
4.  Differenzialdiagnostik

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Wiederholung: Burnout

Lest das Fallbeispiel!


•  Bestimmt, in welcher Phase ist die Person im Burnout-Prozess!
•  Was sind die Auslöser?
•  Welche Symptome hat die Person?
•  Welche Lösungsmöglichkeiten können vorgeschlagen werden?

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Burnout
Fallbeispiel Herr N.
Herr N. hat seinen Hausarzt in den letzten beiden Jahren immer öfter wegen unterschiedlichen Beschwerden konsultiert, u.a.
wegen Ohrgeräuschen, plötzlichem Schwindel, gastrointestinalen Beschwerden, ohne dass ein eigentlicher Grund für die
wechselhaften Beschwerden gefunden werden konnte.
Herr N. arbeitet schon seit der Schule gern und viel, so dass er mittlerweile eine verantwortungsvolle Position erreicht hat. Seit
zwei Jahren allerdings geht ihm die Arbeit nicht mehr so leicht von der Hand. Er fühlt sich oft müde und leer, muss sich
entsprechend mehr zwingen, erlebt sich unkonzentriert, verlangsamt und leistungsvermindert. Zudem ist seine betagte Mutter
erkrankt, die viel Aufmerksamkeit braucht, nachdem sie ins Pflegeheim gekommen ist. Auch eines seiner Kinder macht ihm
Sorgen, da es noch keine Lehrstelle gefunden hat. Seine Frau wirft ihm vor, kaum noch was mit ihr zu unternehmen, immer
weniger zu sprechen.
Herr N. hat das Gefühl, all diesen Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein.
Er denkt viel über sich nach, erlebt sich als schwach und schämt sich, zieht sich deshalb immer mehr von der Familie, aber
auch von seinen Freunden zurück und möchte zweitweise alles hinschmeißen. Da er zunehmend Mühe hat ein- und
durchzuschlafen, trinkt er abends regelmäßig Alkohol. Tagsüber ist er müde, teilweise gereizt, fährt schneller Auto als sonst
und gerät mit anderen viel leichter in Streit als früher.
Herr N. ist gewohnt immer etwas zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Er hat allerdings für sich keine freie Minute,
versucht immer beschäftigt zu sein, kommt nicht zu Ruhe. Er kann sich nicht abschalten, möchte auch zu Hause nicht
angesprochen werden und verbringt viel Zeit am Rechner. Irgendwann kam bei ihm schleichend die Erschöpfung und dieses
Gefühl, nicht mehr er selbst zu sein.
Sein Hausarzt, der Herr N. seit vielen Jahren kennt, ermuntert ihn, das Gespräch mit einem Psychiater/Psychotherapeuten zu
suchen.

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In welcher Burnout-Phase befindet sich die Person?

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Was sind die Auslöser des Burnout-Syndroms bei der Person?

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Welche Symptome hat die Person?

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Welche Lösungsmöglichkeiten kannst du vorschlagen?

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Video

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1. Was ist eine Essstörung?


„Was ist eine Essstörung?“
§  Notiert die Begriffe, die ihr mit dem Wort „Essstörung“ assoziiert, auf die Folie!

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In welchem BMI-Bereich sprechen wir über ein “Normal-


Gewicht?”

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Body Mass Index (BMI)

Gewicht in kg durch (Körpergröße in m)²

§  Anorexia Nervosa: ≤ 17
§  Normalgewicht: 20-25
§  Übergewicht: 25-30

§  Adipositas Grad I: 30-35


§  Adipositas Grad II: 35-40
§  Adipositas Grad III: > 40

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Definition

§  Eine Essstörung ist eine Verhaltensstörung,


bei der die ständige gedankliche und
emotionale Beschäftigung mit dem Thema
„Essen“ eine zentrale Rolle spielt.
§  Essstörungen betreffen die
Nahrungsaufnahme oder deren
Verweigerung. Sie hängen meist mit
psychosozialen Problemen sowie mit der
Einstellung zum eigenen Körper zusammen
(Psychosomatik) und können zu ernsthaften
und langfristigen Gesundheitsschäden
führen.

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Entstehungsmodell der Essstörungen

Biologische
Risikofaktoren Faktoren

Bulimia Nervosa
Anorexia Nervosa
Binge-Eating Störung

Kognitiv-
verhaltenstheoretisches
Störungsmodell
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KVT-Modell

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Kognitiv-verhaltenstheoretisches Störungsmodell

§  Soziokultureller Kontext , Risikofaktoren und Niedriges Selbstwertgefühl


spielen zusammen eine Rolle und führen zu Nahrungsrestriktion.
Danach kommt natürlich Gewichtsverlust und Steigerung Selbstkontrolle
à Anorexia.

§  Wenn Selbstkontrolle nicht erfolgt, dann kommen Heißhungeranfälle.


Danach natürlich kompensatorische Maßnahmen(selbst herbeigeführtes
Erbrechen, Diuretikaeinnahme, stark gezügeltes Essverhalten,
übermäßiges Sporttreiben). Dies führt zu Spannungsreduktion und dann
wieder zu Nahrungsrestriktion) à Bulimie.

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Psychoanalytisches Modell

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ICD-10 F50 Essstörungen


F50.0 Anorexia Nervosa
§  Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 Prozent unter dem erwarteten (entweder durch Gewichtsverlust oder nie
erreichtes Gewicht) oder Quetelets-Index (BMI in kg/m2) von 17,5 oder weniger. (Bei Patienten in der Vorpubertät kann die
erwartete Gewichtszunahme während der Wachstumsperiode ausbleiben).
§  Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch:
→  a) Vermeidung von hochkalorischen Speisen sowie eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen:
→  b) selbst induziertes Erbrechen (purging-Verhalten);
→  c) selbst induziertes Abführen (purging-Verhalten);
→  d) übertriebene körperliche Aktivität;
→  e) Gebrauch von Appetitzüglern oder Diuretika (purging-Verhalten)
§  Körperschema-Störung in Form einer spezifischen psychischen Störung: Die Angst, zu dick zu werden, besteht als eine tief
verwurzelte überbewertete Idee. Die Betroffenen legen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst fest.
§  Eine endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse. Sie manifestiert sich bei Frauen als
Amenorrhö und bei Männern als Libido- und Potenzverlust. (Eine Ausnahme ist das Persistieren vaginaler Blutungen bei
anorektischen Frauen mit einer Hormonsubstitutionsbehandlung zur Kontrazeption). Erhöhte Spiegel von
Wachstumshormon und Kortisol, Änderungen des peripheren Metabolismus von Schilddrüsenhormonen und Störungen der
Insulinsekretion können ebenfalls vorliegen.
§  Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären Entwicklungsschritte verzögert oder gehemmt
(Wachstumsstopp; fehlende Brustentwicklung und primäre Amenorrhö bei Mädchen; bei Knaben bleiben die Genitalien
kindlich).
§  Nach Remission wird die Pubertätsentwicklung häufig normal abgeschlossen; die Menarche tritt aber verspätet ein.

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F50.2 Bulimia Nervosa


§  Häufige Episoden von Fressattacken (in einem Zeitraum von drei Monaten mindestens zweimal pro Woche), bei denen
große Mengen an Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert werden.
§  Andauernde Beschäftigung mit dem Essen, eine unwiderstehliche Gier oder Zwang, zu essen.
§  Die Patienten versuchen, der Gewichtszunahme durch die Nahrung mit einer oder mehreren der folgenden
Verhaltensweisen gegenzusteuern:
→  a) selbstinduziertes Erbrechen;
→  b) Missbrauch von Abführmitteln;
→  c) zeitweilige Hungerperioden;
→  d) Gebrauch von Appetitzüglern;
→  e) Schilddrüsenpräparate oder Diuretika.
§  Besonderheit: Wenn die Bulimie bei Diabetikern auftritt, kann es zu einer Vernachlässigung der Insulinbehandlung
kommen, was der Gewichtszunahme entgegen wirkt.
§  Selbstwahrnehmung als „zu fett“ mit einer sich aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden.

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F50.8 Binge-Eating Störung


§  Regelmäßige Essanfälle mit folgenden Merkmalen
→  a) In einem abgrenzbaren Zeitraum wird eine Nahrungsmenge gegessen, die deutlich größer ist als die Menge, die
andere Menschen in ähnlicher Zeit unter vergleichbaren Umständen essen würden.
→  b) Während des Essanfalls wird der Verlust der Kontrolle über das Essen empfunden, das heißt das Gefühl, dass
man einfach nicht mehr aufhören kann zu essen und auch nicht mehr steuern kann, was und wieviel Essen man zu
sich nimmt.
§  Die Essanfälle sind mit mindestens drei der folgenden Merkmale verbunden
→  a) Es wird wesentlich schneller gegessen als normal;
→  b) Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl;
→  c) Es werden große Mengen gegessen, obwohl man nicht hungrig ist;
→  d) Es wird allein gegessen aus Verlegenheit über die Menge, die man isst;
→  e) Ekelgefühle gegenüber sich selbst, Deprimiertheit oder große Schuldgefühle nach einem Essanfall.
§  Hinsichtlich der Essanfälle besteht ein deutlicher Leidensdruck.
§  Die Essanfälle treten im Durchschnitt an mindestens einem Tag pro Woche über drei Monate auf.
§  Die Essanfälle sind nicht mit der regelmäßigen Anwendung von gegensteuernden Maßnahmen (zum Beispiel abführende
Maßnahmen, Fasten oder exzessiver Sport) verbunden und treten nicht ausschließlich im Verlauf einer Anorexia nervosa
oder Bulimia nervosa auf, was häufig zu Übergewicht (BMI = 25 bis 30 kg/qm) oder Adipositas (BMI > 30 kg/qm) führt.

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DSM 5 Anorexia Nervosa

§  Einschränkung der Nahrungsaufnahme, ein Gewicht unter minimalen


Normalgewicht.
§  Ausgeprägte Angst dick zu werden
§  Störung in der Wahrnehmung der eigenen Figur.

→  Während der letzten 3 Monate bestand


1 restriktiver Typ und
1 bulimischer Typ

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DSM 5 Bulimia Nervosa

§  Essattacken und Kontrollverlust


§  Wiederholte Durchführung gegenregulatorischer Maßnahmen
§  Mind. 2 Mal pro Woche über einen Zeitraum von 3 Monaten
§  Übermäßige Beschäftigung/Einfluss auf den Selbstwert: Essen, Figur,
Gewicht / Körperschemastörung
§  Die Störung darf nicht ausschließlich i.R. einer schon bestehenden
Anorexia Nervosa auftreten

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DSM 5 Binge-Eating Störung

§  Heißhungerattacken und Kontrollverlust


§  Mind. 3 der folgenden Symptome:
→  schnelleres Essen
→  größere Mengen
→  bis zu einem unangenehmen Völlegefühl
→  alleine essen aus Scham
→  Ekel, Depression oder Schuldgefühle
§  Leidensdruck wegen der Essanfälle
§  mind. 1 x Woche > 3 Mon.
§  keine gegenregulatorischen Maßnahmen und nicht ausschließlich im
Verlauf einer Bulimia Nervosa oder Anorexia Nervosa

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Differenzialdiagnostik

§  Die wesentlichen Unterschiede zwischen Anorexie und Bulimie sind:


→  AN: übermäßiger Gewichtsverlust vs. BN: normaler Gewicht.
→  BN: wiederholende Essanfälle anschließend mit kompensatorische Maßnahmen
(es muss auch nicht mit dem Anorexia Nervosa - bulimischer Typ verwechselt
werden.)

§  Die Binge-Eating Störung im Vergleich zur BN:


→  Erstmanifestation der Störung später
→  Körpergewicht höherer als BN
→  Unterschiedliche Auslöser von Essanfällen
→  Weniger restriktives Essverhalten
→  Gegenmaßnahmen sind bei BES nicht regelmäßig aber bei BN doch

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Fallbeispiel 1

Ich bin alleine zu Hause und langweile mich. Ich bin unruhig, angespannt, nervös. Plötzlich
kommt diese unendliche Gier über mich, ich habe keine Kontrolle, es ist einfach nicht
aufzuhalten. Ich bin in der Küche. Zuerst esse ich die Tomatensoße, damit ich später weiß,
wann alles wieder draußen ist. Dann stopfe ich mir wahllos alles in den Mund. Die Reste von
gestern, koche mir Nudeln, esse dabei die Packung Fleischsalat, löffle Marmelade und
Nugatcreme, esse Cornflakes mit Milch, Babybrei – der kommt auch gut wieder raus. Eine
Packung Eiscreme. Ich schlinge nur noch, stopfe alles in mich hinein. Meine Anspannung und
der Druck vom Tag weichen allmählich. Nun bin ich ganz bei mir, spüre mich. Mein Magen
beginnt zu schmerzen, ich kann mich kaum noch bewegen. Das Zeug muss raus, sofort, sonst
werde ich fett. Ganz automatisch steuere ich zur Toilette. Ich brauche nichts mehr in den Hals
zu stecken. Ich stehe neben mir, sehe, was ich tue, wie alles wieder herauskommt. Es ist
anstrengend. Die Tränen stehen mir in den Augen, mein Hals brennt. Ganz kurz fühle ich mich
gut und erleichtert. Aber nur ganz kurz. Dann übermannen mich Ekel, Scham und
Schuldgefühle.

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Fallbeispiel 2
Die 23-jährige Marina Mielke hatte schon mit 14 ihre erste Diät begonnen. Sie konnte sich noch
genau an die Klassenkameradin erinnern, die ihr bei einem kleinen Streit an den Kopf warf: „Du
mit deinem dicken Arsch...“. Was danach kam, wusste sie nicht mehr. Aber es war Anlass
genug, eine Diät zu machen. Der Erfolg blieb nicht lange aus. Wie auch die Aufgaben in der
Schule, ging sie diese energisch und zielstrebig an. Ihr zuvor ganz normales Gewicht reduzierte
sie innerhalb kurzer Zeit um einige Kilos. Ihre Eltern betrachteten die Gewichtsabnahme
skeptisch. Marina aber hatte Gefallen daran gefunden. Es gab ihr ein starkes Gefühl, ihren
Körper so sehr im Griff zu haben und ihn zu zwingen, sich ihren Vorstellungen zu beugen. Als
sie zunehmend das Essen verweigerte und nach dem morgendlichen Brötchen praktisch den
ganzen Tag nichts mehr aß, fühlten sich ihre Eltern mehr und mehr provoziert. Sie konnte sich
heute nicht mehr erinnern, ob sie bewusst oder unbewusst vorgegangen war, jedenfalls hatte
sie weitergemacht und die Kontrolle über ihren Körper genossen. Jeden Tag fand sie neue
Stellen die immer noch zu dick waren. Ihr Abitur schaffte Marina als Drittbeste des gesamten
Jahrgangs. Ihr Vater, Staatsanwalt am örtlichen Landgericht, ging davon aus, dass seine
Tochter, ebenso wie sein älterer Sohn, Jura studieren würde. Ehrgeizig wie sie war, nahm sie
die Herausforderung an und stürzte sich in das Studium. In der Freizeit trieb sie sehr viel Sport.
Sie joggte mehrmals in der Woche und ging fast täglich zusätzlich ins Fitness-Center. Marina
spielte gar mit dem Gedanken, für einen Marathonlauf zu trainieren, doch stieß sie dabei bald
an ihre Grenzen. Sie schaffte es einfach nicht, auch nur die halbe Strecke in einer für sie
akzeptablen Zeit zu laufen. Das war der Grund, warum sie jetzt einen Arzt aufsuchte.

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Ergebnisse der Gruppenarbeit

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Ergebnisse der Gruppenarbeit

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LINK!
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Essstörungen überwinden

https://www.youtube.com/watch?v=VKZHjKl_vLQ

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Quellen

§  https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2013_Verlinkungen/
StateEssstoerungen.pdf
§  https://www.zi-mannheim.de/fileadmin/user_upload/downloads/lehre/
vorlesungen/psm/2018/UaK_Essstoerungen.pdf
§  https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2009/daz-29-2009/
bulimia-nervosa-die-versteckte-essstoerung
§  https://www.thieme.de/statics/bilder/thieme/final/de/bilder/
tw_pflegepaedagogik/Magersucht.pdf

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