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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

20016.1019/1020
Gefüge und Eigenschaften technischer
Legierungen
Prof. Dr.-Ing. Karl Ulrich Kainer
Stähle 8SWS
Aluminium-Werkstoffe 6SWS
Kupferwerkstoffe 4SWS
Nickelbasis-Legierungen 4SWS
Titan-Werkstoffe 4SWS
Magnesiumlegierungen 2SWS
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefüge und Eigenschaften von


Stahlwerkstoffen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung der Stähle

• Chemische Zusammensetzung
• Reinheit
• Festigkeit
• Wärmebehandlungs- und
Gebrauchsmöglichkeiten
• Werkstoffnummern

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung (chem. Zusammensetzung)


unlegiert:
Gew.% DIN 17006 EN 10020 ISO 4948

Si 0,5 0,5 0,5 niedriglegiert


≤ 5% Legie-
Mn 0,8 1,65 1,65 rungselemente

Al 0,1 0,1 0,1 hochlegiert


≤ 5% Legie-
Ti 0,1 0,05 0,05 rungselemente

Cu 0,25 0,40 0,4


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung nach chemischer


Zusammensetzung

• unlegierte Stähle (nur Kohlenstoff): z.B. C45


• niedriglegierte Stähle (Anteil der Legierungs-
elemente < 5%): z.B. 42 CrMo 4
• hochlegierte Stähle (Anteil der Legierungs-
elemente > 5%): z.B. X10 CrNi 18 10

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung nach Reinheitsgraden

• alte Kennzeichnungen:
– C 45: mittlerer Reinheitsgrad
– Ck 45: besonders geringe Anteile an S und P
• neue Kennzeichnung:
– C 45 E: besonders geringe Anteile an S und P

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Einteilung nach Reinheitsgraden

E End maximaler S-/P-Gehalt ≤ 0,035 %


Kohlen-
stoff- R Range S-Gehalt-Bereich [0,02 - 0,035] %
gehalt C Cold zum kaltumformen geeignet
in % G Group 1-4 un-, voll-, beruhigt vergossen
C × 100.
S Spring für Federn
60 U Utility für Werkzeuge T
bedeutet W Welding für Schweißdraht
0,6 %
D Draw zum Drahtziehen
Beispiele: C10E, C35E, C45U oder C60

Aus den früher gebrächlichen Bezeichnungen Ck45 und Cm45 wird C45E und
C45R. Hinter E und R kann eine Kennzahl stehen, die den maximalen
Schwefelgehalt angibt. C35E4→S≤0,04%. Die Bezeichnungen C45W, C60W,
C80W1 und C105W1 sind voraussichtlich auch nicht mehr aktuell.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Unterteilung nach Festigkeit (üblicherweise


bei Baustählen)

• alte Kennzeichnung (DIN 17 100):


– St37: Mindestzugfestigkeit 370 N/mm2
– St37-2: gleicher Baustahl mit höherer Reinheit
• neue Kennzeichnung (DIN EN 10 025):
– S235 (alt: St37-2) : Streckgrenze 235 N/mm2

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Bezeichung Baustähle

Für Baustähle stehen die mechanischen Eigenschaften,


Festigkeitswerte wie die Streckgrenze im Vordergrund.
Zerspanbarkeit, Umformbarkeit und Schweißeignung sind
weitere für die wirtschaftliche Fertigung wichtige Eigen-
schaften. Die Korrosions- und Verschleißfestigkeit
bestimmen die Lebensdauer des Produktes mit. Diese
Stähle sind nicht für eine Wärmebehandlung vorgesehen
und daher dafür nur unzureichend geeignet. Die Stahl-
bezeichnung beginnt mit einem Buchstaben.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Bezeichung Baustähle

E Maschinenbau

S Stahlbau Weitere
Mindeststreck- techno-
P Druckbehälterbau grenze Re logische
in N/mm² Eigenschaften
für die in
kaltgewalzte Flacherzeugniss
H geringste Abhängigkeit
aus höherfesten Stählen
Erzeugnis- des
dicke Haupt-
L Leitungsbau symbols

B Betonstähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zusatzsymbolgruppe 1
•Kerbschlagarbeit Prüftemp. 27 J 40 J 60 J
+ 20 °C JR KR LR
0 °C J0 K0 L0
-20 °C J2 K2 L2
-30 °C J3 K3 L3
-40 °C J4 K4 L4
-50 °C J5 K5 L5
-60 °C J6 K6 L6

•Andere Merkmale: G1unberuhigt vergossen, G2 beruhigt


vergossen, G3+G4 Gütegruppen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zusatzsymbolgruppe 2
C Mit besonderer Kaltumformbarkeit
D Für Schmelztauchüberzüge
E Für Emaillierung
F Zum Schmieden
H Hohlprofile
L für tiefe Temperaturen
M Termomechnisch gewalzt
N Normalgeglüht oder normalisierend gewalzt
O Für Offshore
P Spundwandstahl
Q Vergütet
S Für Schiffbau
T Für Rohre
W Wetterfest

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse

+C Grobkornbaustahl
+F Feinkornstahl
+H Mit besonderer Härtbarkeit
+Z Feuerverzinkt
+ZE Elektrolytisch verzinkt
+A Weichgeglüht
+ QT Vergütet

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Bezeichung Baustähle

• Beispiel: S235JRG2FW
Unlegierter Baustahl
mit Re=235 N/mm²,
Kerbschlagarbeit 27J bei 20 °C,
beruhigt vergossen,
zum Schmieden, wetterfest.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen
Warmgewalzte Erzeugnisse aus unlegierten
Baustählen
Werkstoff-Nr. DIN 17100 Euronorm 25 DIN EN 10025

1.0035 St 33 Fe 310 O S 185


1.0037 St 37-2 Fe 360 B S 235 JR
1.0036 USt 37-2 Fe 360 BFU S 235 JR G1
1.0038 RSt 37-2 Fe 360 BFN S 235 JR G2
1.0114 St 37-3U Fe 360 C S 235 J0
1.0116 St 37-3 N Fe 360 D1 S 235 J2 G3
1.0117 - Fe 360 D2 S 235 J2 G4
1.0044 St 44-2 Fe 430 B S 275 JR
1.0143 St 44-3U Fe 430 C S 275 J0
1.0144 St44-3N Fe 430 D1 S 275 J2 G3
1.0145 - Fe 430 D2 S 275 J2 G4
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen
Warmgewalzte Erzeugnisse aus unlegierten
Baustählen

Werkstoff-Nr. DIN 17100 Euronorm 25 DIN EN 10025

1.0045 - Fe 510 B S 355 JR


1.0553 St 52-3U Fe 510 C S 355 J0
1.0570 St 52-3N Fe 510 D1 S 355 J2 G3
1.0577 - Fe 510 D2 S 355 J2 G4
1.0595 - Fe 510 DD1 S 355 K2 G3
1.0596 - Fe 510 DD2 S 355 K2 G4
1.0050 St 50-2 Fe 490 - 2 E 295
1.0060 St 60-2 Fe 590 - 2 E 335
1.0070 St 70-2 Fe 690 - 2 E 360

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung (Gebrauchseigenschaften)

Definition
der Grundstähle, Qualitätsstähle, Edelstähle nach DIN 10020

Begriffsbestimmung

Unlegierte Stähle: Grundstähle, Qualitätsstähle, Edelstähle

Legierte Stähle: Qualitätsstähle, Edelstähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Definitionen

• Grundstähle sind Stahlsorten mit Gefügeanforde-


rungen, deren Erfüllung keine besonderen
Maßnahmen bei der Herstellung erfordern
– Nicht für Wärmebehandlung bestimmt
– Unbehandelter oder normalgeglühter Zustand
– Besondere Gütemerkmale nicht vorgeschrieben
– Keine besonderen Legierungselemente (außer Mn, Si)
• Qualitätsstähle (unlegiert) sind Stahlsorten mit
schärferen oder zusätzlichen Anforderungen
hinsichtlich Sprödbruchempfindlichkeit, Korngröße
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Definitionen

• Edelstähle (unlegiert) sind Stahlsorten mit höherem Rein-


heitsgrad. Sie sind bestimmt für eine Vergütung oder Ober-
flächenhärtung. Durch genaue Einstellung der chemischen
Zusammensetzung und durch besondere Herstellungs- und
Prüfbedingungen werden erreicht:
– Gleichmäßiges Ansprechen auf Vergütung
– Hohe/enge Begrenzung von Festigkeit oder Härtbarkeit
– Hohe Gütewerte der Verformbarkeit, Schweißeignung und
Zähigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Definitionen

• Qualitätsstähle (legiert) sind Stahlsorten für


ähnliche Verwendungszwecke wie unlegierte
Qualitätsstähle, jedoch müssen sie besonderen
Anforderungen genügen: Zusatz von Legierungs-
elementen, die sie zu legierten Stählen machen.
• Beispiele:
– Druckbehälter- und Rohrleitungsbau
– Elektrobleche
– Schienen, Spundwanderzeugnisse, Grubenausbau
– Warmband/Kaltband für schwierige Kaltumformarbeiten

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Definitionen

• Edelstähle (legiert) sind Stahlsorten, die durch eine


besondere genaue Einstellung der chemischen
Zusammensetzung besondere Eigenschaften
erfüllen:
– Nichtrostende Stähle
– Hitzebeständige Stähle
– Warmfeste Stähle
– Wälzlagerstähle
– Werkzeugstähle
– Stähle mit besonderen physikalischen Eigenschaften

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zeitliche Entwicklung der Mindeststreckgrenze


schweißbarer Baustähle
1200
Mindeststreckgrenze in N/mm2

1000 St E 960
St E 890
wasservergütet:
800
St E 690
600
luftvergütet: St E 530
400
normalgegl.: St 52, St E 355

200 warmgewlzt: St 37

1850 1900 1950 2000


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Benennung niedriglegierter Stähle (DIN 17006)


a) Kohlenstoff-Kennzahl
b) Chemische Symbole der Legierungselemente
(geordnet nach fallendem Prozentgehalt)
c) Kennzahlen der Legierungszusätze
• Beispiele: 15 Cr 3, 25 CrMo 56, 22 S 20
• Zu c): Die Legierungskennzahlen werden erhalten, indem
man den Legierungsgehalt mit folgenden Faktoren multi-
pliziert:
Faktor Legierungszusätze
4 Wo Sieht Man CroCodil? Am Nil.
10 Al, Pb, Cu, Mo, Nb, Ti, V, Zr, ...
100 P, S, N, C
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung
Unlegierte Stähle mit Mn-Gehalt ≥1%, unlegierte sowie
legierte Stähle, sofern der mittlere Gehalt der einzelnen
Legierungselemente unter 5% liegt (ohne Automatenstähle)
Kennbuchstabe: C

Beispiel 42 CrMo 4

Kennzahl für den Kohlenstoffgehalt, Symbole für die Kennzahlen für den mittleren Gehalt der
Kennzahl = Kohlenstofgehalt x 100 Legierungselemente Elemente,
Kennzahl = mittlerer Gehalt x Faktor

Multiplikationsfaktoren

Faktor Element Faktor Element Faktor Element Faktor Element

4 Cr, Co, Mn, 10 Al, Cu, Mo, Nb, 100 Ce, N, P, 1000 B
Ni, Si, W Ta, Ti, V, Zr S

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Benennung hochlegierter Stähle (DIN 17006)

a) Vorbuchstabe X
b) Kohlenstoff-Kennzahl (1/100 Prozent)
c) Chemische Symbole der Legierungselemente
(geordnet nach fallendem Prozentgehalt)
d) Kennzahlen der Legierungszusätze (Angabe in
gerundeten, vollen Prozentgehalten)

e) Beispiel: X 10 CrNi 18 8

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Benennung hochlegierter Stähle (DIN 17006)

Legierte Stähle, wenn der Gehalt eines


Legierungselementes ≥ 5% ist
Kennbuchstabe: X

Beispiel X 5 CrNi 18-10

Kennzahl für den Kohlenstoffgehalt, Symbole für die Zahlen für den mittleren Gehalt der
Kennzahl = Kohlenstofgehalt x 100 Legierungselemente Legierungselemente, z.B. 18% Cr, 10% Ni

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einsatzgebiete der Stähle

Angaben in
• DIN- / EN- / ISO-Normen
• Stahleisen-Werkstoffblättern (SEW)
• Werkstoff-Handbuch Stahl und Eisen
– Baustahl, Werkzeugstähle, Druckbehälterstähle,
Schiffbaustähle, Eisenbahnoberbau-Stähle,
Betonstähle, verschleißfeste Stähle, Stähle für Federn,
Ketten, Seile, Stähle für Kernenergiean-lagen, Stähle
für Fernleitungsrohre

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Systematik der Werkstoff-Nummern

F . FFFF . FF
Hauptgruppe . Sorten-Nummer . Zusatz

• Hauptgruppen:
– 0: Gußeisen, Roheisen
– 1: Stahl
– 2: Schwermetalle (außer Stahl)
– 3: Leichtmetalle (ρ < 5 g/cm3, Al, Ti, Mg)
– 4: Metallpulver, Sinterwerkstoffe
– 5...8: nichtmetallische Werkstoffe
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Sorten-Nummern
(Beispiele für die Hauptgruppe 1.xxxx)

• 01: unlegierte Baustähle < 0,3 % C


• 11: unlegierte Edelstähle < 0,5 % C
• 12: unlegierte Edelstähle > 0,5 % C
• 15: unlegierte Werkzeugstähle Güteklasse I
• 24: Werkzeugstähle mit Cr, W
• 35: Wälzlagerstähle
• 40: nichtrostende Stähle mit < 2 % Ni
• 72: Cr-Mo-Edelstähle < 0,35 % Mo
• 85: Nitrierstähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Vergleich mit amerikanischen Stahl-


Bezeichnungen (SAE)

Beispiele

• SAE 1055 = unlegierter Stahl mit 0,55 % C (C 55,


Werkstoff-Nr. 1.9518)
• SAE 3140 = Legierter Edelstahl (1,4 % Ni, < 1%
Cr, 0,4 % C; 40 NiCr 6, 1.5711)
• SAE 4140 = Legierter Edelstahl (ca. 1 % Cr, < 0,5
% Mo, 0,41 % C; 41 CrMo 4, 1.7223)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Wärmebehandlungs- und
Gebrauchsmöglichkeiten
• Einsatzstähle (C-Gehalt < 0,2 %): Einsatzhärten (Aufkohlen und
anschließend Härten); z.B. C 15, 16 MnCr 5
• Vergütungsstähle (C-Gehalt > 0,3 %): Vergüten = Härten + Anlassen;
z.B. C 45, 43 CrMo 4
• Nitrierstähle (nitridbildende Legierungselemente Al, Ti, Cr, Mo, V):
Nitrieren, z.B. 34 CrAl 6, 39 CrMoV 13 9
• Wälzlagerstähle (0,8 - ca. 1 % C): hart und verschleißfest
• Automatenstähle (S- z.T. auch Pb-haltig): für Fertigung im Automaten,
kurzbrechende Späne, z.B. 9 SMn 28
• Federstähle (Si-haltig): hohes Streckgrenzenverhältnis, z.B. 46 Si 7, 54
SiCr 6
• Korrosionsbeständige Stähle (hochlegiert, mind. 13 % Cr)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Beispiele für häufig verwendete Stähle

• Unlegierter Baustahl: St 37-3 / S 235 (1.0116)


• Unlegierter Vergütungsstahl: Ck 45 / C 45 E (1.1191)
• Niedriglegierter Einsatzstahl: 16 MnCr 5 (1.7131)
• Federstahl: 55 Si 7 (1.0904)
• Warmarbeitsstahl: X 38 CrMoV 5 1 (1.2343)
• Korrosionsbeständiger Stahl: X5 CrNi 18 9 (1.4301)
• Niedriglegierter Vergütungsstahl: 42 CrMo 4 (1.7225)
• Nitrierstahl: 34 CrAlMo 5 (1.8507)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gitterumwandlung des Eisens

1536 °C
δ
1390 °C
δ-Eisen
kubisch-raumzentriert (krz)

911 °C

γ-Eisen
kubisch-flächenzentriert (kfz)
Gitterkonstante a=0,364 nm
(bei 911°C)

α-Eisen
kubisch-raumzentriert (krz)
Gitterkonstante a=286 nm
(bei Raumtemperatur)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Fe-C-Diagramm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefügebestandteile

• bei langsamer Abkühlung ⇒ „normalgeglüht“


– α-Mischkristall (Ferrit)
– α-Mischkristall + Fe3C (lamellar, Perlit)
– Fe3C (Zementit)
• bei schneller Abkühlung ⇒ „gehärtet“
– Martensit (übersättigter, verzerrter α-Mischkristall)
– Bainit (Gemenge aus α-Mischkristall + Fe3C)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Bereiche der Gefügebestandteile entsprechend


dem Fe-Fe3C-Diagramm

Reaktion C-Gehalt (Gew.%)

Austenit: γ-Mischkristall (kfz) max. 2,06 bei 1147°C

Ferrit: α-Mischkristall (krz) max. 0,8 bei 723°C

Zementit: Fe3C 6,67


Sekundärzementit: entsteht durch
6,67
Abnahme der C-Löslichkeit im γ-MK
Tertiärzementit: entsteht durch
6,67
Abnahme der C-Löslichkeit im α -MK
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefüge von C-Stählen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Armco-Eisen

α-Eisen
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C15 N (normalgeglüht)

α-Mischristall (hell) + Perlit (dunkel)


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C45 N (normalgeglüht)

α-Mischristall (hell) + Perlit (dunkel)


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

C60 N (normalgeglüht)

α-Mischristall (hell) + Perlit (dunkel)


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Veränderung der Linien GOS und SE durch


Unterkühlung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluss der Abkühlungsgeschwindigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Raumgitterformen des Eisens

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefüge durch schnelles Abkühlen

Martensit Bainit (Zwischenstufe)


• Abkühlen mit überkriti-scher • Geringere Abkühlungs-
Abkühlungsge-schwindigkeit geschwindigkeit als bei
• Beginn der Austenit- Martensitbildung
umwandlung bei T=MS, Ende
bei T=MF • Umwandlung des Austenit in
• Umwandlung von Austenit in Bainit durch Umklappen des
Martensit durch Umklappen Gitters und Diffusion
des Gitters
• Gemenge aus Ferrit und
kugeligem Zementit

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Martensitbildung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Martensitbildung / Restaustenit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Abhängigkeit der Härte vom Restaustenit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTU-Diagramm für Ck45

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kontinuierliches ZTU-Diagramm für 41Cr4

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kontinuierliches ZTU-Diagramm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTU-Diagramm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Wärmebehandlung von Stahl

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Ausbildungsformen des Perlits (0,98 % C)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

15 CrNi 6 (weichgeglüht)

Weichgeglühtes Gefüge mit kugeligem Zementit


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

15 CrNi 6 (gehärtet)

Härtungsgefüge (Martensit, Bainit)


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß der Legierungselemente auf die


Gefügeausbildung

Es werden bei Stählen


- elementar vorkommende Elemente (z.B. Pb, Cu)
- Mischkristallbildner „Ferritbildner“ (Cr, Al, Ti, Ta, Si, Mo, V, W)
- Mischkristallbildner „Austenitbildner“ (Ni, C, Co, Mn, N)
- Elemente mit der Neigung zur Bildung intermediärer Verbindungen
Karbidbildner Mn, Cr, Mo, W, Ta, V, Nb, Ti
Nitridbildner Al, Cr, Zr, Nb, Ti, V
nach ihren Wirkungen auf das Stahlgefüge unterschieden.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß der Legierungselemente I

• Al: Feinkornausbildung, Nitridbildner (Nitrierstähle)


• C: erhöht die Aufhärtbarkeit (max. erreichbare Härte)
• Co: erhöht die Warmfestigkeit
• Cr: erhöht die Einhärtbarkeit (Härtetiefe), Karbidbildner, hohe
Korrosionsbeständigkeit bei Cr ≥ 13%
• Mg: ermöglicht Kugelgraphitausbildung bei Gußeisen
• Mn: verbessert die Einhärtbarkeit, bindet Schwefel
• Mo: senkt die Lochfraßanfälligkeit, Karbidbildner, erhöht die
Warmfestigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß der Legierungselemente II

• Ni: erhöht die Zähigkeit, stabilisiert die Austenitstruktur


• Si: erhöht die Festigkeit und Verschleißfestigkeit, erhöht die
Elastizitätsgrenze, fördert Graphitausbildung (Gußeisen)
• Ti: Stabilisator in korrosionsbeständigen Stählen
• V: Karbidbildner, erhöht auch die Elastizitätsgrenze bei
Federstählen
• W: erhöht die Warmfestigkeit und Verschleißfestigkeit
(Karbidbildner), Einsatz bei Schnellarbeitsstahl und
Warmarbeitsstahl

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß von Verunreinigungen

• N: Versprödung durch Ausscheidungen


(Nitride), Alterungsempfindlichkeit
• P: Anlaßversprödung (Phosphor reichert
sich beim Anlassen zwischen 350 und 600
°C an den Korngrenzen an)
• S: Fe-S führt zum sog. „Rotbruch“ (Fe-S auf
den Korngrenzen verringert Plastizität bei
Verformung zwischen 800 und 900 °C)
• H: Wasserstoffversprödung (Feuchtigkeit
beim Schweißen)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluss der Legierungselemente auf die


Martensittemperatur

MS = 550 - 350% C - 40% Mn - 35% V


- 20% Cr - 17% Ni - 10% Mo - 10% Cu
- 5% W + 30% Al + 15% Co

Alle Elemente in Massenprozent

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß der Legierungselemente auf die Lage der


Umwandlungspunkte im EKS

Eingeschränkte
Austenit
Löslichkeit im
stabilisierend
Austenit

Ferrit
Eingeschränkte
stabilisierend
Löslichkeit im Ferrit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß der Legierungselemente

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluss von Mo bzw. Cr auf ZTU

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Charakteristische Formen kontinuierlicher


ZTU-Schaubilder

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kontinuierliches ZTA-Diagramm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTA-Diagramm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gleichgewichtsschaubild Fe-Fe3C als


Grenzfall des ZTA-Diagrammes

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTA-Schaubild für 34CrMo4

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kontinuierliches ZTA-Schaubild für 100Cr6

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTU-Diagramm für Ck45

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTU-Diagramm für 41Cr4

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTU-Diagramm für 42MnV7

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Isothermes ZTU-Diagramm für einen Stahl mit


0,45%C und 3,5% Cr

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stirnabschreckversuch nach Jominy

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stirnabschreckversuch nach Jominy

zunehmende
Abkühlge-
schwindigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluß der Abkühlungsgeschwindigkeit auf die


Gefügeausbildung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Härtbarkeit von Stahl

• Aufhärtbarkeit: maximal erreichbare Härte


(abhängig vom C-Gehalt)
• Einhärtbarkeit: erreichbare Härtetiefe
(abhängig von zusätzlichen Legierungs-
elementen insbesondere Cr)

Härte Legierungselemente
hochlegierter Stahl
niedriglegierter Stahl
unlegierter Stahl

Abstand von der Oberfläche


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung der Werkzeugstähle nach ihrer Härtbarkeit

a) Wasserhärter 60
c) x40Cr13
50
b) Ölhärter Härte in HRC
40

c) Lufthärter 30 b) 40Cr4

20
a) C45
10
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Abstand von der Stirnfläche

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Auswirkungen auf die Einhärtbarkeit


Die kritische Abkühlgeschwindigkeit wird mit zunehmenden
Legierungsgehalt geringer und damit reichen schon schwächer
wirkende Abschreckmittel, um Martensit zu bilden.

a) unlegierter Stahl,
Wasserhärter
b) niedriglegierter Stahl,
Ölhärter
c) höher legierter Stahl,
Lufthärter

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Streubänder der Härtbarkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

1. Anlassstufe T < 200°C

• Ausscheidung von ε-Karbiden (Fe2C) aus


dem Martensitgitter
• Verringerung der tetragonalen Gitterver-
zerrung des Martensits, Bildung von
kubischen Martensit
• Praktisch keine Verringerung der Härte

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Mikrostruktur
Erste Anlassstufe (Anlasstemperatur 150°C)

Zweite Anlassstufe (Anlasstemperatur 220°C)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

2. Anlassstufe 220°C > T > 320°C

• Weitere Ausscheidung von ε-Karbiden (Fe2C)


aus dem Martensitgitter
• Restaustenit wandelt sich in kubischen
Martensit bzw. in ein Gefüge der
Zwischenstufe um
• Verringerung der Härte

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Umwandlung von Restaustenit in Martensit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

2. Anlassstufe 320°C > T > 400°C

• ε-Karbide wandeln sich in Zementit um


• Mit steigender Anlasstemperatur und
zunehmender Anlassdauer kann es zur
Koagulation von Zementitausscheidungen
kommen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Mikrostruktur
Dritte Anlassstufe (Anlasstemperatur 400°C)

Vierte Anlassstufe (Anlasstemperatur 600°C)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

4. Anlassstufe T > 400°C

• Besonders im Fall von Warmarbeits-


und Schnellarbeitsstählen
• Ausscheidung von Sonderkarbiden

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Eigenschaften angelassener Werkstücke

• Änderung der Härte und der Festigkeit


• Änderung des Formänderungsvermögens
• Abnahme von Eigenspannungen
• Verringerung der Rissgefahr
• Abnahme der Restaustenitmenge
• Änderung der Maße und eventuell der Form

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Schematische Anlasskurven

Gefüge nach Anlassen in


der 3. Stufe (C = 0,8%)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Vergütungsstähle

• Einsatz bei hoher mechanischer Beanspruchung


(insbes. Schwingbeanspruchung)
• Zähigkeit über Anlasstemperatur und -dauer
steuerbar
• Erhöhung der Einhärtbarkeit durch Zugabe von
Legierungselementen (insbes. Cr, Mo)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

C 45 (gehärtet)

Martensitisches Gefüge
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

C 45 (vergütet)

Vergütungsgefüge
(α-Mischristall mit ausgeschiedenem Fe3C)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Eigenschaften von Vergütungsstählen

Stahlsorte Zugfestigkeit Streckgrenze Bruchdehnung Anwendung


Ck 35 700 N/mm2 430 N/mm2 17 %
Stangen,
Ck 60 920 N/mm2 580 N/mm2 11 % Schrauben,
Hebel
34 Cr 4 1000 N/mm2 700 N/mm2 12 %
25 CrMo 4 1000 N/mm2 700 N/mm2 12 %
Kurbelwelle
32 CrMo 12 1350 N/mm2 1050 N/mm2 9%
50 CrMo 4 1200 N/mm2 900 N/mm2 9% Getriebeteile
34 CrNiMo 6 1300 N/mm2 1000 N/mm2 9% hochbeanspr.
30 CrMoV 9 1350 N/mm2 1050 N/mm2 9% Fahrwerksteile

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Allgemeine Baustähle

Begriff:
Baustähle sind Stähle, die bestimmte Anforderungen
an Festigkeit, Zähigkeit und Schweißeignung erfüllen.
zu den Baustählen gehören Stähle für den:
- Hausbau
- Hochbau
- Tiefbau
- Hallenbau
- Brückenbau
- Wasserbau
- Maschinenbau und
- Schiffbau (einschließlich Offshore-Technik)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung - DIN EN 10 027

Die Bildung der Kurznamen erfolgt nach folgendem Schema:

G S 235 J0 W

Hauptsymbole Zusatzsymbole

Kennbuchstabe Kennbuch- Zahlen, Buchstaben, Gruppe 1 Gruppe 2


für Stahlguß stabe für die z.B. zur Kennzeichnung
(wenn Stahlgruppe von
Buchstaben, Ziffern, Buchstaben, Ziffern; nur
erforderlich) - mechanischen
z.B. zur Kennzeichnung in Verbindung mit
Eigenschaften
der Gruppe 1 zulässig; z.B.
- Kohlenstoffgehalt
- Kerbschlagarbeit, zur Kennzeichnung der
- Legierungs-
- Wärmebehandlung, Umformbarkeit
elementen
- Verwendung

Anmerkung:
Die Kurznamen und die Werkstoffnummern für Stähle sollen in Europa nach einheitlichen Normen gebildet werden. Dieses
Bezeichnungssystem löst DIN 17006 T1...T3 und EURONORM 27 ab.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung
Stähle für den Stahlbau
Kennbuchstabe: S
Beispiel S 355 J2G1 W

Hauptsymbol Zusatzsymbole, Gruppe 1 Zusatzsymbole, Gruppe 2

Kerbschlagarbeit in Prüf- M thermomechanisch gewalzt C mit besonderer E für Emaillierung


Joule temp. Kaltumformbarkeit
F zum Schmieden

27 J 40 J 60 J °C N normalgeglüht oder D für Schmelztauch-überzüge H Hohlprofile


Mindest- normalisierend gewalzt
streckgrenze Re JR KR LR +20 O für Offshore
in N/mm2 für die
geringste JO KO LO 0 Q vergütet L für tiefe Temperaturen Q vergütet
Erzeugnis-dicke
J2 K2 L2 -20 S für Schiffbau

J3 K3 L3 -30 G andere Merkmale, evtl. mit 1 M thermomechanisch gewalzt T für Rohre


oder 2 Ziffern
J4 K4 L4 -40 W wetterfest

J5 K5 L5 -50 (M, N, Q nur bei Feinkornstählen) N normalgeglüht oder P Spundwandstahl


normalisierend gewalzt
J6 K6 L6 -60

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung
Druckbehälterstähle
Kennbuchstabe: P
Beispiel P 355 G H

Hauptsymbol Zusatzsymbol, Zusatzsymbol, Gruppe


Gruppe 1 2

Mindeststreck- M thermomechanisch B Gasflaschen H Hochtemperatur


grenze Re in gewalzt S einfache Druckbehälter L Tieftemperatur
N/mm2 für die N normalgeglüht oder T Rohre R Raumtemperatur
geringste normalisierend gewalzt G andere Merkmale, evtl.
Erzeugnisdicke Q vergütet mit 1 oder 2 X Hoch- und
nachfolgenden Ziffern Tieftemperatur

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung
Maschinenbaustähle
Kennbuchstabe: E
Beispiel E 295 G C

Hauptsymbol Zusatzsymbol, Gruppe 1 Zusatzsymbol, Gruppe 2

Mindeststreckgrenze Re in G andere Merkmale, evtl. mit 1 C mit besonderer Kaltumformbarkeit


N/mm2 für die geringste oder 2 nachfolgenden Ziffern
Erzeugnisdicke

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung
Flacherzeugnisse zum Kaltumformen
Kennbuchstabe: D
Beispiel D C 04 EK

Hauptsymbol Zusatzsymbole

C kaltgewalzt zweistellige D für Schmelztauchüberzüge


D warmgewalzt, bestimmt Kennzahl EK für konventionelle Emaillierung
zur Kaltumformung ED für Direktemaillierung
X ohne Walzvorschrift H für Hohlprofile
G andere Merkmale, evtl. mit 1 oder
2 nachfolgenden Ziffern

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stahlnormung
Kaltgewalzte Flacherzeugnisse aus
höherfesten Stählen zum Kaltumformen
Kennbuchstabe: H

Beispiel H 420 M

Hauptsymbol Zusatzsymbole

Mindeststreckgrenze Re in M thermomechanisch gewalzt oder kaltgewalzt B Bake hardening


N/mm2 G andere Merkmale, evtl. mit 1 oder 2 X Dualphse
nachfolgenden Ziffern

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Alterung

Allgemein versteht man unter Alterung von Stahl jede Änderung einer
Stahleigenschaft im Laufe der Zeit.
Die Änderung kann sich ungünstig, z.B. als Zähigkeitsabnahme (Versprödung),
sie kann sich aber auch günstig, z.B. als Zunahme der Härte und Festigkeit,
auswirken.
Man unterscheidet:
• Abschreckalterung
• Verformungs- oder mechanische Alterung

Die Alterung ist überwiegend mit einer Diffusion von Stickstoff und Kohlenstoff
verbunden, wobei Stickstoff wegen der größeren Löslichkeit und schnelleren
Diffusion eine führende Rolle spielt und beruht im allgemeinen auf die
Wechselwirkungen zwischen Versetzungen und Fremdatomen.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Alterung
Die interstitiell gelösten C- Und N-Atome ordnen sich im Bereich der
Versetzungslinie in Form sogenannter Cottrell-Wolken an.

Diese bevorzugte Anordnung kommt


durch Diffusionsvorgänge zustande, die
bei Einlagerungsatomen im allgemeinen
schon bei Raumtemperatur ablaufen
können.

Im Fall von Eisen als Matrixgitter bedarf es bei Raumtemperatur hierfür


allerdings eine Zeit in der Größenordnung von Tagen bis Wochen.
Mit der Alterung sind einige typische Effekte verbunden.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Reckalterung

Nach einer Vorbelastung über den Lüdersbereich hinaus (A, Punkt x), tritt bei
einer unmittelbar folgenden Wiederbelastung keine Streckgrenze mehr auf (B),
weil durch Versetzungsmultiplikation nun genügend Versetzungen vorhanden
sind, die nicht von Fremdatomen verankert werden. Liegt jedoch zwischen der
Vorbeanspruchung und der Wiederbelastung eine ausreichend lange
Diffusionsdauer (einige Minuten für Stahl bei 100-150°C), so sind die
Fremdatome an die neu gebildeten Versetzungen schon wieder in so großer
Menge herandiffundiert, daß erneut eine Streckgrenze auftritt (C).

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kerbschlagbiegeversuch
Beim Vergleich von Stählen mit verschiedenen Übergangstemperaturen erweist sich
der Werkstoff mit der höchsten Übergangstemperatur als der sprödbruchgefährdetste.

Kerbschlagarbeit-Temperatur-Kurve
(schematisch)

In der Hochlage treten Verformungsbrüche auf, in der Tieflage Trennbrüche und im


Bereich des Steilabfalls kommt es zu Mischbrüchen.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Temperatureinfluß auf das Bruchverhalten

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Auswirkung der Alterung auf die Werkstoffeigenschaften

Zunehmende Versprödung durch


Alterung und dadurch Anstieg der
Übergangstemperatur.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stähle für tiefe Temperaturen (Kaltzähe


Stähle)

• Kaltzäh: Mindestkerbschlagarbeit 27 J bei


-40 °C (ISO-Spitzkerb-Probe)
• Übergangstemperatur: TÜ < -40 °C
• Möglichst feine Mikrostruktur (kornfeinende
Zusätze: AlN,Nb)
• Legierungszusätze: Mn, Ni
• Geringer Kohlenstoffgehalt

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Eigenschaften kaltzäher Stähle

Stahlsorte Zugfestigkeit / Streckgrenze / Übergangstem- Anwendung


Nmm-2 Nmm-2 peratur / °C

TStE 355 550 355 - 50 Druckbehälter

11MnNi53 420 270 - 60 Ferngasleitung

12 Ni 19 650 420 ca. -160 Bauteile für


Gasverflüssi-
X8 Ni 9 850 500 ca. - 200 gungsanlagen

X6 CrNiTi Kryotechnische
620 260 -
18 10 Apparate
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Schwerpunkt der Verwendung von Werkzeugstählen

Werkzeugstähle

Warmarbeitsstähle

Schmieden
Kaltarbeitsstähle Walzen
Druckgießen Schnellarbeitsstähle
Strangpressen
Kunststoffverarbeitung Warmfließpressen
Kaltumformen
Kaltumformen
Schmieden
Schmieden
Spanen
Spanen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werkzeugstähle

• keine einheitlichen Forderungen an Werkzeugstähle


• keine einheitliche chem. Zusammensetzung bzw.
charakteristische Legierungselemente
• Einsatzgebiet bestimmt das Eigenschaftsprofil
• Anforderungen nach Anwendungsgebiet und
Beanspruchung:
- Härte
- Verschleißfestigkeit
- Druck- und Dauerfestigkeit
- Schneidfähigkeit
- Warmfestigkeit und Warmbeständigkeit
- Maßbeständigkeit
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werkzeugstähle

• Das Werkzeug darf sich unter den im Betrieb auftretenden


mechanischen, thermischen und chemischen
Beanspruchungen nicht plastisch verformen und nicht
brechen

• Die Arbeitsfläche des Werkzeugs soll bei seiner


Verwendung unverändert bleiben und nicht vorzeitig
durch Verschleiß oder Korrosion abgetragen bzw. partiell
zerstört werden

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einsatz der Werkzeugstähle nach


ihrem Einsatztemperaturbereich

• Kaltarbeitsstähle
• unlegierte Kaltarbeitsstähle
• legierte Kaltarbeitsstähle

• Warmarbeitsstähle

• Schnellarbeitsstähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Spannungs-Durchbiegungskurven von zähen


und spröden Werkzeugstählen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zusammenhang zwischen
Biegefließgrenze und Härten bei
gehärteten und angelassenen
Werkzeugstählen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gebrauchseigenschaften für Werkzeugstähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluss der Anlasstemperatur auf die Härte

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Schematische Zeit-Temperatur Folge für das Härten und


Anlassen legierter und unlegierter Werkzeugstähle
über 900°C
1000 Härtetemperatur
Temperatur [°C]

800
Abschrecken

600

400
Anlassen

200

Zeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werksvorschrift zur
Wärmebehandlung von
C 105 W 1

C:1,0
Si:0,20
Mn:0,20

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werksvorschrift zur
Wärmebehandlung von
100 Cr 6

C:1,0
Cr:1,60

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werksvorschrift zur
Wärmebehandlung von
X 210 Cr 12

C:2,0
Cr:12,0

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

120 WV 4 (Werkzeugstahl)

Vergütungsgefüge mit Sondercarbiden


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefügebildung bei hochlegierten Werkzeugstählen

Die optimalen Gefüge und Eigenschaften


erzielt man bei diesen Stählen meist nur
durch mehrstufige Wärmebehandlungen.

Anlaßverhalten eines Schnellarbeitsstahles:


1) Martensitzerfall
2) Ausscheidungshärtung (Bildung und
Ausscheidung von Sonderkarbiden)
3) Resultierende Wirkung von 1 und 2

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

X 155 CrMoV 12 1 (Werkzeugstahl)

Vergütungsgefüge mit Sondercarbiden


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Warmarbeitsstahl

• gute Anlassbeständigkeit

• hohe Warmfestigkeit

• hohe Warmzähigkeit

• hoher Warmverschleißwiderstand

• gute Temperaturwechselbeständigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werksvorschrift zur
Wärmebehandlung von
X 38 CrMoV 5 1

C:0,38
Si:1,05
Mn:0,40
Cr:5,20
Mo:1,3
V: 0,4

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Benennung von Schnellarbeitsstählen

S 10 - 4 - 3 - 10

10 wt.% Co
3 wt.% V
4 wt.% Mo
10 wt.% W

Schnellarbeitsstähle enthalten i.A. noch ca. 4,2 wt.% Cr


und C im Bereich von etwa 1 wt.%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Härten und Anlassen von


Schnellarbeitsstählen
T Härtetemperatur
1200

1000

800

600 1. Anlassen 2. Anlassen 3. Anlassen

400

200

t
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Werksvorschrift zur Wärmebehandlung von S-6-5-2


(DMo5)

• Richtanalyse: 0,9% C, 4,15% Cr, 5,0% Mo, 1,85% V, 6,35% W


• Anwendungsbeispiele: Fräs-, Dreh-, Hobel- und Stoßwerkzeuge,
Spiralbohrer, Gewindeschneidwerkzeuge, Räumwerkzeuge,
Fließpresswerkzeuge, Schnittwerkzeuge, Standardstahl für Schrupp-
und Schlichtarbeiten
• Wärmebehandlung:
– Weichglühen: 770 - 840 °C
– Glühhärte: 240 - 300 HB
– Härten: Vorwärmen 500 - 600 °C bzw. 800 - 900 °C, 1190 - 1230 °C
Abkühlen in Öl oder Warmbad von 500 - 550 °C
– Anlassen: 530 - 560 °C, mindestens 2x2 Stunden, wobei die
Werkzeuge jedes mal auf Raumtemperatur abkühlen müssen
– Erreichbare Härte: 64 - 66 HRc
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Wärmebehandlung von S-6-5-2

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Anteil verschiedener Korrosionsarten


am Versagen von 18/9 CrNi-Stählen

Spannungsriß-
korrosion (38%) andere
Korrosions-
arten (7,7%)

interkristall.
954 Schadens- Korrosion
fälle (11,5%)

Lochfraß
(25%) allgem.
Korrosion
(17,8%)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Die wichtigsten Erscheinungsformen der Korrosion

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Messung von Stromspannungskurven


a) Schema der Versuchsanordnung zur
Messung von Stromspannungskurven

b) galvanostatische
Messung

Me Messelektrode c) potentiostatische
Pt
L
Gegenelektrode
Haber-Luggin-Kapillare
Messung
F Glasfritten
B Bezugselektrode
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stromdicht-Potential-Kurve

Up Passivierungspotential
Ud Durchbruchspotential
Ua Aktivierungspotential

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stationäre Stromdichte-Potential-Kurve eines passivierbaren Metalls


(schematisch)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zusammenhang zwischen Polarisationskurven und Angriffsart


(schematisch)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einfluss von Legierungselementen auf die Stromdichte-Potential-


Kurve

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stromdichte-Potential-Kurven von FeCr-Legierungen in 10%iger


H2SO4 bei 25°C

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Schematische Darstellung der Reaktionen


bei Lochkorrosion

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Verteilung der Stromdichte über einer aktiven Lochfraßstelle auf


18 8 CrNi-Stahl in FeCl3-Lösung, ermittelt durch Vermessung des Potentialfeldes in der Elektrolytlösung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Eigenschaften von Stählen aus dem System Fe-Cr-Ni

Meist wird soviel Nickel zugegeben, dass auch bei Raumtemperatur ein
metastabiler Austenit vorliegt. Diese Stähle sind dann auch bei Raumtemperatur
gut verformbar, bis zu tiefen Temperaturen zäh und verfügen über eine höhere
Warmfestigkeit als Stähle mit krz-Gitter.

Die austenitischen Stähle besitzen


eine gute Korrosionsbeständigkeit.
Chromverarmung muss aber ebenfalls
vermieden werden. Dies geschieht
durch Zusatz von Stabilisatoren (Ti,
Nb), die überschüssigen Kohlenstoff
abbinden, Einsatz von ELC (Extra Low
Carbon) Stählen oder Lösungsglühen
mit anschließender Abkühlung.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Einteilung und Eigenschaften der


korrosionsbeständigen Stähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Korrosionsbeständige Stähle

• Mit Chrom hochlegiert (mind. 12% Cr)


• Korrosionsbeständig durch Cr2O3-Schicht
• Unterteilung in drei Gruppen:
– ferritische Stähle: C < 0,1%, Cr > 12%
– martensitische Stähle:
ausgewogenes Verhältnis zwischen C und Cr (z.B.
0,2% C bei 12% Cr)
– austenitische Stähle:
C < 0,12%, Cr > 18%, Ni > 8%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Vergleich der Korrosionsbeständigkeit eines nickelmartensitischen


Stahles (X4CrNi 13 4) mit drei anderen martensitischen Stählen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Legierungselemente - Cr

• bei Sauerstoffzutritt bildet sich eine dichte festhaftende


Chromoxidschicht
• Zunderbeständigkeit nimmt mit steigendem Cr-Gehalt zu
• Zugabe von Si, Al und Ti verbessert die Wirkung der Cr-
Oxidschicht
• Si, Al und Ti können bis zu einem gewissen Grad Cr in der
Oxidschicht ersetzen
• Cer-Mischmetall verbessert die Haftung der Oxidschicht

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Legierungselemente - Ni
- stabilisiert Austenit
- verbessert Zunderbeständigkeit in aufkohlenden /
- stickstoffreichen Atmosphären
- erschwert die Diffusion von C und N im kfz-Gitter
- Löslichkeit für C und N nimmt mit steigendem Ni-Gehalt ab
- reduziert bei γ-Stählen die Unterschiede in der Wärmeleit-
fähigkeit zwischen Deckschicht und Grundwerkstoff
- Ni-Cr-Legierungen: Fe-Cr-Spinelle ergeben besseren
- Zunderschutz als Fe-Cr-Spinelle auf Cr-Ni-Stählen
- Ni-Legierungen haben geringere Wärmedehnung als Cr-Ni-
- Stähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Fe-Ni und Fe-Cr

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Delta-Ferrit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Chrom-Kohlenstoff-Diagramm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Systeme Fe-C, Fe-Cr-C und Fe-Cr-Ni

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Legierungselemente - Mo

• verringert Anlasssprödigkeit
• fördert Feinkornbildung
• wirkt sich günstig auf die Schweißbarkeit aus
• erhöht die Warmfestigkeit und verbessert die
Zeitstandfestigkeit vor allem bei Gegenwart von Cr
• erhöht die Druckwasserstoffbeständigkeit
• verbessert das Korrosionsverhalten
• vermindert die Zunderbeständigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Legierungselemente

• Si: verbesserte Zunderbeständigkeit von Cr-Oxiden


erhöht Widerstand gegen Aufkohlung und
Aufstickung

• Nb: bindet Kohlenstoff ab

• Ti: bindet Kohlenstoff ab, verbessert die Deckschicht-


bildung

• Al: Bei hohen Cr-Gehalten wird die Ausbildung einer


Al2O3-Schicht gefördert

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefüge von Stählen aus dem System Fe-Cr


Ist Kohlenstoff in größeren Mengen vorhanden, entstehen umwandlungsfähige
perlitische oder meist martensitische nichtrostende Stähle.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Eigenschaften von Stählen aus dem System Fe-Ni

Nickel erweitert den Existenzbereich des kfz-Fe-Gitters. Beim Abschrecken


bildet sich auch ohne Anwesenheit von Kohlenstoff Martensit.

Der Fe-Ni-Martensit besitzt trotz


hoher Festigkeit ein beachtliche
Verformbarkeit und Zähigkeit.
Fe-Ni-Legierungen werden als
kaltzähe Stähle und wegen ihrer
magnetischen Eigenschaften
eingesetzt.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Gefüge von Stählen aus dem System Fe-Cr-Ni

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickelequivalent / Chromequivalent

Nickelequivalent:
%Nieq = %Ni + 30*%C + 0,5*%Mn

Chromequivalent:
%Creq = %Cr + %Mo + 1,5*%Si + 0,5*%Nb

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Schaeffler-Diagramm
Nickelequivalent: %Nieq = %Ni + 30*%C + 0,5*%Mn

Chromequivalent: %Creq = %Cr + %Mo + 1,5*%Si + 0,5*%Nb


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

ferritische Stähle
• gute Beständigkeit unter oxidierenden Bedingungen an
Luft
und in schwefelhaltigen Atmosphären
• Al verbessert Beständigkeit bei S-haltigen Atmosphären
• bei Gegenwart von Al kann es bei hohen Temperaturen
unter
Stickstoffatmosphären zur AlN-Bildung kommen
(röschenartige
Ausblühungen)
• Al-freie Stähle mit 18-24% Cr, 2% Si zeigen keine
Ausblühungen, neigen aber zu Versprödung über σ-
Phasen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

ferritische Stähle
(ferritische Chromstähle)

• Al- oder Si-Zusatz zeigen bis 13% Cr keinen Härteanstieg


bei 475°C (Glühzeit 1000h)
• Si
• Cr zwischen 18-30%: Si verzögert 475°C-Versprödung
• Cr zwischen 13-30%: Si verkürzt die Anlaufzeit bis zur
Ausscheidung von σ-Phasen
• Al
• Cr zwischen 18-30%: Al begünstigt die 475°C-
Versprödung
• Cr zwischen 13-30%: Al verlängert die Anlaufzeit bis
zur Ausscheidung von σ-Phasen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

ferritische Stähle

reduzierende Atmosphäre
(CO- oder Methanhaltig)

• Ausscheidung von Cr-Karbiden auf den Korngrenzen

• verringerte Beständigkeit gegen


• Oxidation
• Schwefelangriff

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

ferritische Stähle

• Grobkornempfindlich
• Warmwalzen nur in kleinen Querschnitten
• Kaltband üblich
• Kaltumformung nur im angewärmten Zustand

• Schweißen
• Vorwärmung
• begrenzte Wärmeeinbringung zur Vermeidung von
Grobkornbildung
• Verwendung austenitischer Zusatzwerkstoffe, nur die
Decklage mit artgleichem Werkstoff anzuschweißen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

austenitische Stähle

• gute Verformbarkeit
• geringe Versprödungsneigung
• höhere Warmfestigkeit als ferritische Stähle
• gute Temperaturwechselbeständigkeit
• Neigung zur Warmrissbildung
• gute Schweißneigung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

austenitische Stähle

• empfindlich gegenüber Schwefelangriff bei erhöhten


Temperaturen
• oxidierende Bedingungen: Zunderschicht hemmt
Schwefelabsorption
• reduzierende Bedingungen:
• Bildung von Chromsulfid
• Chromverarmung in korngrenzennahen Bereichen
• herabgesetzte Zunderbeständigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

austenitische Stähle

• gute Zunderbeständigkeit
• bei Sauerstoff-Überschuss
• bei Sauerstoff-Unterschuss
• Cr-Gehalt bestimmt die obere
Anwendungstemperatur

• überhitzter Dampf
• in trockenem Dampf bessere Zunderbeständigkeit
als in feuchtem
• X12CrNiTi 18 9, X10NiCr 32 20
• T > 760°C Einsatz von Ni-Legierungen mit Cr > 15%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

austenitische Stähle
• empfindlich gegenüber Schwefelangriff bei erhöhten
Temperaturen
• oxidierende Bedingungen: Zunderschicht hemmt
Schwefelabsorption
• reduzierende Bedingungen:
• Bildung von Chromsulfid
• Chromverarmung in korngrenzennahen
Bereichen
• herabgesetzte Zunderbeständigkeit
• Einsatzgebiete allgemein bis
• 0,02 Vol.-% SO2 unter oxidierenden Bedingungen
• 0,02 Vol.-% HS unter reduzierenden Bedingungen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Chromverarmung der Matrix in der Nähe ausgeschiedener Chromkarbide bei konstanter


Glühtemperatur und unterschiedlichen Glühzeiten (t1<t2<t3)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zeit-Temperatur-Ausscheidungsschaubild und Kornzerfallsbereiche für einen


ferritischen 17%-Cr und einen austenitischen 18/8 CrNi-Stahl

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Interkristalline Korrosion eines nicht stabilisierten, durch


Anlassen bei 550°C sensibilisierten 18 10 CrNi-Stahls bei
potentiostatischen Versuchen in 2 N Schwefelsäurelösung

a) im Bereich aktiver Auflösung des chromreichen und des chromverarnten


Materials
b) im Bereich der Passivität des chromreichen Materials und der Aktivität
chromverarmter Korngrenzensäume
c) im Bereich der Transpassivität von chromreichem und chromverarmtem
Material

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Bezeichnung (perlitisch-) halb- ferritisch austenitisch- austenitisch


martensitisch ferritisch ferritisch
(Duplex)

Stahlsorte X20 Cr 13 X6 Cr 13 X6 CrTi 17 X4 CrNiMoN 27 5 2 X5 CrNi 18 10 X12 CrNi 17 7


X46 Cr 13 X6 Cr 17 X2CrMoN18 2 X2 CrNiMoN 22 5 3 X6 CrNiTi 18 10
X90 CrMoV 18 X2 CrNiN 23 4 X2 CrNiMoN 17 13 3

Gefüge Perlit oder überwieg. reiner etwa 50% Ferrit ausschl. Austenit Austenit mit
Martensit, je Ferrit und Ferrit und 50% Austenit (stabiler Austenit) ger. Mengen
nach Perlit oder (Duplexstahl) δ-Ferrit
Wärmebeh. und Martensit (labiler
C-Gehalt Austenit)

Schweiss- i.A. extrem bedingt bedingt gut bis sehr gut gut gut bis sehr
eignung schlecht; abh. vorhanden vorhanden gut
vom C-Gehalt

Werkstoff- geglüht oder geglüht geglüht geglüht geglüht


zustand vergütet oder
vergütet

Rp0,2 250-600 250-400 270 450 ≥250


[N/mm2] 450-950 400-700 450-650 600-900 500-800
Rm [N/mm2]

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Korrosionsbeständige Stähle

Stahlsorte Gefüge Rm / Nmm-2 ReH / Nmm-2 A/%

X 7 Cr 13 Ferrit 550 300 18

X 1 CrNiMoNb 28 4 2 Ferrit 680 370 20

X 20 Cr 13 Vergütet 700 450 18

X 45 CrMoV15 Vergütet 950 600 14

X 90 CrMoV 17 Martensit ... ... ...


(56 HRC)
X 5 CrNi 18 9 Austenit 600 185 50

X 10 CrNiTi 18 9 Austenit 650 210 40

X 2 CrNiMoN 17 13 5 Austenit 700 285 35

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Stähle für hohe Temperaturen (Warmfeste


Stähle)

• Bis 400 °C: Einsatz unlegierter und Mangan-legierter


Stähle möglich
• Bis 550 °C: Einsatz Mo(-V) legierter Stähle
• Bis 600 °C: Einsatz mit Cr hochlegierter,
zunderbeständiger Stähle
• Ab 600 °C: Einsatz hochlegierter, austeniti-scher Cr-
Ni-Stähle

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Eigenschaften warmfester Stähle


Stahlsorte Anwendungs- Warmdehn- Zeitstandfestig- Anwendung
temperatur °C grenze Nmm-2 keit 105 h

C35 max. 350 170 (350 °C) - Schrauben

WStE 500 max. 400 250 (400 °C) - Behälter

13 Mo 3 400 - 500 160 (450 °C) 250 N/mm2 Kesselrohr,

13CrMo44 500 - 530 180 (500 °C) 140 N/mm2 Kesselblech


Heißdampf-
21CrMoV 5 7 530 - 550 300 (530 °C) 140 N/mm2
armaturen
Dampfturbi-
X20CrMoV 12 1 550 - 600 250 (550 °C) 120 N/mm2
nenteile
Chemischer
X8CrNiMoNb 16 16 600 - 750 180 (600 °C) 160 N/mm2
Apparatebau

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Chem. Zusammensetzung hitzebeständiger Werkstoffe und


Grenztemperaturen für ihre Zunderbeständigkeit an Luft
Werkstoff Zusammensetzung Zunderbes.
Kurzname Nr. C Al Cr Ni Si sonstiges an Luft bis

Ferritische Stähle
X 10 CrAl 13 1.4724 0,12 1,0 13,0 1,0 850°C
X 10 CrAl 18 1.4742 0,12 1,0 18,0 1,0 1000°C
X 10 CrAl 24 1.4762 0,12 1,5 24,5 1,0 1150°C
Austenitische Stähle
X 12 CrNiTi 18 9 1.4878 0,12 18,0 10,0 1,0 0,4 Ti 850°C
X 15 CrNiSi 20 12 1.4828 0,20 20,0 12,0 2,0 1000°C
X 12 CrNi 25 21 1.4845 0,15 25,0 20,5 0,5 1100°C
X 15 CrNiSi 25 20 1.4841 0,20 25,0 20,5 2,6 1150°C
X 10 NiCrAlTi 32 20 1.4876 0,12 0,3 21,0 32,0 0,5 0,4 Ti 1100°C
Nichteisenmetall-Legierung
NiCr 15 Fe 2.4816 0,12 (0,1) 15,5 75 0,2Ti, 8,0Fe 1150°C
CoCr 28 Fe 2.4778 0,10 28,0 48,0Co, 20,0Fe 1250°C

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Heißrissgefährdung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
• Entdeckung: 1808 durch Sir Humphry Davy
• Namensgebung: lat. alumen - Alaun - Kaliumaluminiumsulfat
• Vorkommen: 7,5% nach O und Si, häufigstes Metall
• Schmelzpunkt: 660,37°C
• Dichte: 2,702 g/cm3
• Kristallsystem: kfz
• el. Leitfähigkeit: 237 MS/m
• Wärmeleitfähigkeit: 237 W/mK
• el. Potential: -1,662 V
• Jahresproduktion: ca. 22 Mio. t./a
• Preis LME: ca.1,9 $/t (04/2005)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Hauptanwendungsgebiete

Sonstiges
Transport 25 %
26 % Elektrizität
9%

Konstruktion
20 % Verpackung
20 %

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Weitere Anwendungen

Aluminothermie: Verschweißen vom Schienen,


Reduktion von Chrom und Vanadium

4 Al + 3 O2 2 Al2O3 ΔHR = 3352 kJ/mol

pulvermetallurgische Herstellung von Aluminium-Hochleistungswerkstoffen


• Oxide Dispersion Strengthed ODS
malen von Aluminium und Graphit in Kugelmühlen, Bildung von Al2O3 und Al4C3,
Werkstoff besitzt bessere Hochtemperatureigenschaften, Anwendung: z.B. Kolben

• Sprühformen
Aluminiumschmelze wird mit Stickstoffstrahl unter Vakuum verdüst,schnelle
Abkühlung, geringe Korngrößen, hohe Übersättigungen und neue Legierungs-
systeme, mögliche Anwendung: z.B. Laufbuchsen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Bauxit
• benannt nach franz. Stadt Les Baux, Provence

• Verwitterungsprodukt aluminiumsilikatischer Muttergesteine,

• Zusammensetzungen schwanken stark:


- Al2O3 - Hydrargilit, Böhmit, Diaspor, Korund 46 - 66%
- Kieselsäure 1 - 7%
- Eisenoxid - rote Färbung 2 - 25%
- Titanoxid 2 - 3%

• 90 % der Bauxitvorräte liegen im Tropengürtel

• Abbau im Tagebau, Sprengungen wegen geringer Stabilität nicht erforderlich

• Weiterverarbeitung wegen geringer Transportkosten überwiegend in Industrieländern


ebenso der Aluminiumverbrauch

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung Bauxit [Al(OH)3, Al2O3, AlOOH]

Hauptverfahrensschritte: H2O
• Raffination des Bauxit brechen, malen
• Reduktion zu Tonerde
• Elektrolyse auflösen

NaOH [NaAl(OH)4]
Feststoff abtrennen Rotschlamm

ausfällen
Al[OH]3
Energie, Kohlenstoff Kalzinition Abgas (H2O)
[Al2O3]
Energie, Kohlenstoff Elektrolyse
[Al]
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Raffination des Bauxit
Aufschluss Bauxit Natronlauge
im Autoklaven
oder Autoklav
Rohrreaktor

Mischer
Eindicker
Rotschlamm

Kalzinierofen

Filter

Ausrührer Aluminiumoxid

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Raffination des Bauxit
• Bayer Prozess: Auflösen, Rotschlamm abtrennen, Ausfällen
• Auflösen des Bauxit in heißer Natronlauge unter Zusatz von Kalk

n[Na2O]
K= ≈ 1,35
NaOH+ Al(OH)3 → Na+ + Al(OH)−4 n[Al3O3 ]
Kaustisches Verhältnis

Verhalten der Begleitelemente bei der


Laugung
Fe Fällung Rotschlamm
SiO2 Fällung Rotschlamm
TiO2 Fällung Rotschlamm
Ga Anreicherung Kreislauf, Gewinnung
V Anreicherung Kreislauf Gewinnung
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Raffination des Bauxit
• verschieben des Gleichgewichts durch Kaustizität zur Vermeidung von Al2O3-
Verlust
• Rotschlamm abtrennen - 40% Wasser, Rest unlösliche Bestandteile, Deponierung
1-2 t feuchter Schlamm / t erzeugter Tonerde

n[Na2O]
K= ≈ 1,7
n[Al3O3 ]
Autoklav

Rotschlamm

Eindicker

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Raffination des Bauxit
• Lösung wird durch Abkühlung auf 55-75°C übersättigt, Al(OH)4- als Al(OH)3* x H2O
Aluminiumhydroxyd mit Kristallwasser - 10-16% - ausgefällt
• übersättigte Lösung wird mit Al(OH)3 geimpft - Kreislaufmaterial
• Kaustizität steigt durch Al2O3-Entzug, Prozess unwirtschaftlich ab 3,3 - 3,6

NaOH+ Al(OH)3 ← Na+ + Al(OH)−4


vom Eindicker Natronlauge

Filter zur Kalzination

Ausrührer
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Reduktion zu Tonerde
• Kalzination im Drehrohrofen oder Wirbelschichtofen
• Temperatur 1200-1300°C
• Weiterverwendung als Aluminiumherstellung oder Feuerfestmaterial
- Schmelzpunkt: 2053°C

2Al(OH)3 + xH2O + Energie→ Al2O3 + (3 + x)H2O3

Al(OH)3 + xH2O
Al2O3
Elektrolyse

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Primärgewinnung - Elektrolyse
• Anoden und Ausmauerung aus Kohlenstoff, Stromleiter aus Eisen
• Betriebstemperatur 950-970°C
• Elektrolyt: Kryolith - Na3AlF6
• 0,5kg Kohle / 1kg Al
• 4kg Bauxit / 2kg Tonerde / 1kg Al
• 15 kWh / kg Al - gesamter Prozess

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Weiterverarbeitung
• hauptsächlich Strangguss
• kaum Diffusion im Festen, starke Konzentrations-
unterschiede und Seigerungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Weiterverarbeitung
• Barrenhochglühung: Spannungsabbau und Homogenisierung der
Seigerungen
• Warmverformung: - Walzen:
Warmwalzen auf Ausgangsdicke, dann Warmwalzen
auf Fertigmaß, Warmwalzen bei 400-540°C, bei
Abkühlung u. wieder Aufheizen, i.d.R. Rekristallisation
- Strangpressen: 520-540°C
• Abkühlung: langsam - rasch
• Lösungsglühung: bei aushärtbaren Leg. 450°C-540°C, anschließende
Abkühlung mit 0,3-500 K/s
• Kaltverformung: Walzen etc.
• Aushärten: - natürliche Alterung: RT, einige Tage
- künstliche Alterung: bis 200°C, bis ca. 20h

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Generell unterscheidet man zwischen

Gusswerkstoffe: • Formfüllungsvermögen und Vergießbarkeit entscheidend


• rel. hohe Legierungsgehalte 10-12%
• Verwendung: Motorgussteile, Felgen, Türklinken, Pfannen, etc.

Knetwerkstoffe: • gutes Umformvermögen entscheidend


• rel. niedrige Legierungsgehalte 1-2%, vereinzelt 6-8%,,
• Verwendung: Bleche, Dosen, Folien, Strangpressprofile, etc.

aushärtbare: -Al-Legierungen Endfestigkeit durch Auslagerung größte


Festigkeitssteigerung

nichtaushärtbare:-Al-Legierungen Endfestigkeit durch Kaltumformen, verringertes


Umformvermögen

Auch einige Gusswerkstoffe sind aushärtbar,


Bezeichnung gilt aber meistens für Knetwerkstoffe

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Aufteilung der Al-Legierungen Al Fe Si
Fe
Al Mg
Al Si nicht
Si
aus-
Si Al Si Al Mn härtbar
Al Mg Mn Al Mg Mn

Mg Al Si Cu Al Zn
Al Mg
Al Al Si Mg Al Mg Si

Zn Al Mg Si Zn Al Cu (Si, Mn)
Al Cu Mg aus-
Al Cu
Cu Al Zn Mg härtbar
Cu Al Zn Mg
Al Zn Mg Cu
Li
Gußlegierungen Knet- Al Cu (Mg) Li
legierungen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
international gebräuchliche Nomenklatur
eingeführt von der Aluminium Association USA

Bezeichnung Hauptlegierungselement

1XXX unlegiert
2XXX Cu
3XXX Mn
4XXX Si
5XXX Mg
6XXX Mg und Si
7XXX Zn
8XXX Andere, z.B. Li
9XXX ungebräuchlich

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Die technischen Aluminium-Legierungen werden folgendermaßen bezeichnet:
1xxx: Reinaluminium (99% Al)
aushärtbar, hochfest
2xxx: Al + Cu + Mg
Flugzeugindustrie
nicht aushärtbar, korrosionsbeständig
3xxx: Al + Mn
Eisenbahn
nicht aushärtbar, geringer thermischer Aus-
4xxx: Al + Si
dehnungskoeffizient
nicht aushärtbar, korrosionsbeständig, schweißbar
5xxx: Al + 4% Mg Automobilindustrie, Schiffbau, Kranbau, Haushalt
aushärtbar, mittelfest
6xxx: Al + Mg + Cu + Si
Möbelindustrie, Leitern
aushärtbar, höchstfest
7xxx: Al + Zn + Mg + Cu
Labor-Legierung, Flugzeugindustrie
aushärtbar, leicht, relativ spröde
8xxx: Al + Li + Mg + Cu
Flugzeugindustrie
dispersionsgehärtet, hochwarmfest
9xxx: Pulvermetallurgie
Flugzeugindustrie
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
aushärtbare und nichtaushärtbare Legierungen:

• Festigkeitssteigerung von Al-Legierungen durch fünf Mechanismen möglich:


- Verformungsverfestigung
- Mischkristallhärtung
- Ausscheidungshärtung
- Kornfeinung
- Dispersionshärtung o. Teilchenhärtung

• Voraussetzungen zur Ausscheidungshärtung:


- erhebliche Löslichkeit für auszuscheidende Komponente bei
Homogenisierung
- abnehmende Löslichkeit mit der Temperatur - ausreichende Triebkraft
- und ausreichende Diffusionsgeschwindigkeit

• nichtaushärtbare Legierungen: keine Ausscheidungshärtung möglich

• generell geringere Festigkeit als aushärtbare Legierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Aushärtung einer Legierung durch kohärente u. teilkohärente Partikel

1 - Lösungsglühen: möglichst
vollständiges Auflösen
der auszuscheidenden
Komponente im
Mischkristall Θ
2 - Abschrecken: Erzeugung
eines Ungleichgewichts als
Triebkraft Cu
3 - Aushärten: Teilchen
(Auslagern) metastabiler
Phase scheiden sich aus

a) Phasendiagramm
b) Temperatur-Zeit-Verlauf
c) zeitlicher Verlauf der Festigkeitswerte
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Aushärtung: Phasen und Grenzflächen

Grenzfläche kohärent teilkohärent inkohärent

alle Kristallebenen einige Kristallebenen keine durchgehende


Fehlpassung
setzten sich fort setzten sich fort Kristallebene

Gitterstruktur, unterschiedlicher andere


Grund Gitterparameter u. Gitterparameter Kristallstruktur o.
Orientierung gleich andere Orientierung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Aushärtung:
Versetzungen und Teilchen

• inkohärente Teilchen
- unüberwindliche Grenzfläche -
nur umgehen Versetzung

• kohärente und teilkohärente


Versetzungs-
Teilchen, wie bei ring
Ausscheidungshärtung,
schneiden und umgehen

• umgehen
„Orowan-Mechanismus“

• schneiden
„Kelly-Fine-Mechanismus“

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Aushärtung: Abhängigkeit zwischen Spannung u. Mechanismus

• Spannung zum schneiden


und umgehen
abhängig von der Teilchengröße

Kelly-Fine ~ r

1
Orowan ~ −
r

• optimale Teilchengröße
r0 ca. 50nm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Verlauf der Ausscheidungshärtung bei AlCu (2xxx)

• 0 bis 53% Cu einfaches eutektisches Teilsystem


• bis 5 ma.-% technisch interessant für Aushärtung
maximale Löslichkeit von α bei 5,7% bei 548°C
• nicht gelöstes Cu im Gleichgewichtszustand Al2Cu

Homogenisierungsglühen (Lösungsglühen)
im T – Bereich T1 und T2
homogene Al α − Mischkristalle
Cu Atome regellos auf Gitterplätzen in Al Matrix
Abschrecken
Phasengleichgewicht verhindert
Cu Atome eingefroren
übersättigter Mischkristall (MK)(c1 bei RT)
auch an Leerstellen übersättigt, Stabilitätsanstrebung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Verlauf der Ausscheidungshärtung bei AlCu (2xxx)

Auslagerung
durch Diffusion der Cu- Atome, je nach Auslagerungstemperatur
Cu- Atome bilden in der Al Matrix Ausscheidungen

Kaltaushärtung - RT oder mäßig erhöht:


flächenhafte Anreicherungen von Cu-Atomen parallel zu (100), 1 Atomschicht
GP-I Zone (nach Ihren Entdeckern Guinier und Preston)
einphasige Entmischung: Umgruppierung der Fremdatome, Verspannungen,
Festigkeitssteigerung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Verlauf der Ausscheidungshärtung bei AlCu

Warmaushärtung - bei T von 80 bis 200°C:


Anhäufungen der Cu- Atome in mehreren Atomlagen

- GP II Zonen -

durch Umformen der Atome in GP I Zonen

größerer Härteanstieg
aufgrund wesentlich größerer
Übergangsfläche der kohärenten
Ausscheidungen zum Matrixgitter des MK

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Verlauf der Ausscheidungshärtung bei AlCu

bei Temperaturen zwischen 150°


bis 300°C tritt eine Θ' Phase auf
(teilkohärent)

oberhalb 300°C: Θ Phase (Al2Cu),


inkohärent, Härteabfall, Überalterung

!!! aushärtbare Wirkung der GP Zonen:


kohärente Teilchen in sehr feiner
Verteilung

Θ Teilchen (Al2Cu) nicht kohärent


in gröberer Verteilung
bevorzug an Korngrenzen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Verlauf der Ausscheidungshärtung bei AlCu


• Umwandlung der Ausscheidungsteilchen mit zunehmender
Aushärtung o. Alterung: Beispiel AlCu-Leg.

Al2Cu o. Θ
GPI-Zonen GPII-Zonen o. Θ‘‘
inkohärent
kohärent teilkohärent
Gleichgewichtsphase
Kaltaushärtung Warmaushärtung
Überalterung

Alterung Überaltert

Rp0,2
• bei zu langer Glühdauer
Festigkeitsabfall u. Überalterung
durch Vergröberung der Teilchen T = const.
- Ostwald-Reifung -
Orowan-Mechanismus leichter Θ‘‘ Θ

t
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Ziel der Warmaushärtung: maximale Festigkeitssteigerung
• Auslagerungstemperatur zu gering,
Warmaushärtung tritt
nicht ein

• Temperatur höher,
Warmaushärtung

• steigende Temperatur,
schnellere Diffusion,
max. Härte früher erreicht,
Triebkraft geringer,
weniger Teilchen,
geringere Festigkeitssteigerung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Kaltaushärtung - Einfluss der Abschreckung und Auslagerung

• AlCuMg
- Abschrecken meist in kaltem Wasser und
sofort nach der Lösungsglühung,
- rasche Abkühlung zwischen 250 u. 450°C zur
Vermeidung Ausscheidungen auf Korngrenzen
- Umformen am besten vor dem Kaltauslagern
- Tiefkühlen verzögert Kaltaushärtung: -15°C,
Vermormung nach 6 Tagen möglich
Anwendung für Niete

Einfluß der Abschreckgeschwindigkeit


für AlCuMg
Lösungsglühung bei 450°C u. 500°C
kaltausgelagert
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Kaltaushärtung - Einfluss der Abschreckung und Auslagerung

• AlMgSi
- kalt und warmaushärtbar
- Einsatz meist warmausgehärtet
- Abkühlung an Luft ausreichend

Verlauf der Kaltaushärtung


bei AlMgSi1

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Kaltaushärtung - Einfluss der Abschreckung und Auslagerung

• AlZnMg
- unempfindlich gegenüber geringen
Abschrecktemperaturen
- Phänomen der Rückbildung
beim Schweißen
- Wärmeeinflusszone härtet
in einigen Tagen wieder kalt
aus

Kalt- und Warmaushärtung von


AlZn4,5Mg1 nach Luftkühlung
u. Wasserabschreckung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Bei Al-Legierungen gibt es ein zusätzliches Bezeichnungssystem zur Kenn-
zeichnung der durchgeführten Wärmebehandlung.
Die mit einem Großbuchstaben abgekürzten Behandlungen werden der Legierungs-
bezeichnung angehängt.

F = wie produziert

O = Weichglühung

H = Kaltgehärtet

W = Wärmebehandlung in Lösung

T = Andere Wärmebehandlungen als F, O oder H

Angehängte Zahlen kennzeichnen die genauen Konditionen der Wärmebehandlung


[Temper Designation System, American National Standard (ANSI H35.1)]
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Ausscheidungshärtung - Besonderheiten
• Überalterung
verringert zwar die Festigkeit, aber
größere Dehnung und geringere Anfälligkeit gegen Spannungsrisskorrosion

Knetlegierungen
• AlCuMg
allgemeinen kaltausgehärtet, da Kupfer Korrosion begünstigt
aber
AlCuSiMn und AlCuBiPb - Knet: Korrosionsverhalten im
warmausgehärtetem Zustand gut, daher kalt- und warmaushärtbar

• AlMgSi0,5, AlMgSi0,7, AlMgSi1 u. AlMgSiPb


Legierungen mit Mg + Si < 0,9%, erreichen bei Kaltauslagerung kombiniert mit
Warmauslagerung
höhere 0,2%-Dehngrenzen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Ausscheidungshärtung - Besonderheiten
Gusslegierungen - allgemein
• Lösungsglühung dauert im allgemeinen etwas länger
• Gießhitze dient in einigen Fällen als Lösungsglühung

G-AlCu4Ti u. G-AlCu4TiMg
• kann sowohl kalt als auch warm ausgehärtet werden

AlSi9MgMnSr
• kalt- und warmaushärtbar

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Ausscheidungshärtung ist der wichtigste Verfestigungsmechanismus
bei Al-Legierungen: Ausscheidungshärtung: bis 350 MPa mehr
Mischkristallhärtung: bis 150 MPa mehr

• Kaltaushärten o. natürliche Alterung (T3 u. T4)


Auslagerung bei niedriger, auch Raumtemperatur:
Bauteileigenschaften verändern
sich während des Bauteileinsatzes, Alterung geht weiter,
großes Zugfestigkeit/Streckgrenzenverhältnis

• Warmaushärtung o. künstliche Alterung (T6 u. T8)


Auslagerung zwischen 125-200C°:
größere Festigkeitssteigerung,
geringe Bruchdehnung,
weitere Alterung nur bei Wiedererwärmung die Auslagerungstemperatur
geringes Zugfestigkeit/Streckgrenzenverhältnis,

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Einfluß der Verformung auf das Aushärteverhalten
• Kombination aus Umformung, kalt o. warm, und Wärmebehandlung
- thermomechanische Behandlung, TMB -
wichtig in der Praxis

• Versetzungen sind bevorzugte Keimstellen für Ausscheidungen


und begünstigen die Diffusion

• Werkstoff nach dem Abschrecken leicht umformbar

Beispiele
Kaltumformen und Kaltauslagern:
• Umformung lange nach Abschrecken: Kaltverfestigung abgeschlossen,
Kaltverfestigung und Verformungsverfestigung überlagern sich

• Umformung kurz nach Abschrecken: Versetzungen beschleunigen Kaltaushärtung,


evt. geringeres Maximum,
Tiefkühlen bei -15°C bis -20°C,
Umformung von AlCuMg1-Nieten noch nach 6 Tagen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Einfluß der Verformung auf das Aushärteverhalten

Beispiele
Kaltumformen und Kaltauslagern:
• geringe Kaltverformung baut Abschreckspannungen ab

Beispiele
Kaltumformen und Warmauslagern:
• Umformung nach Abschrecken vor Auslagerung: Versetzungen beschleunigen
Aushärtung, evt. geringeres Maximum, analog zu Kaltumformen u. Kaltauslagern
aber
wichtig bei ausreichender Verformung !
TAuslagerung < TRekristallisation
• bei Integralplatten - 90% werden nach Auslagerung zerspant: geringe Kaltum-
formung, baut Abschreckspannungen ab, analog Kaltumformen und Kaltauslagern

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Systeme Aluminium-Kupfer 2xxx AlCu (+Mg, Mn, Si, Pb)


(Knetlegierung)
• aushärtbar durch metastabile Al-Cu
Verbindungen

• max. 4,5% Cu, Al2Cu begünstigt Korrosion

• hochfest mit hoher Bruchdehnung

• praktischer Einsatz:
- überwiegend kaltausgehärtet (AlCuMg)
- Warmaushärten erhöht Festigkeit, verringert
aber Korrosionsbeständigkeit

• AlCuMg: am längsten bekannte aushärtbare Konstruktionslegierung


AlCuSiMg: auch warmaushärtbar (Schmiedestücke)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Systeme Aluminium-Silicium (4xxx) AlSi

• nicht aushärtbar

• eutektischer Punkt bei 12.5 % Si und 577°C

• im Al reichen α−MK sind 1.65 % Si löslich


Löslichkeit nimmt mit fallender T stark ab

• nahezu keine Löslichkeit bei RT


dann immer (α+Si) Gefüge

• darauf beruhende Festigkeitssteigerung


sehr gering

Si reduziert Ts und Zähflüssigkeit der Schmelze: gute Gießbarkeit und


Formfüllungsvermögen
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Systeme Aluminium-Silicium (4xxx) AlSi - Gußlegierung


• infolge ihrer günstigen Gießeigenschaften
wichtigste Legierung: eutektische Legierung

• Kristallisation des eutektischen Siliciums läßt sich


durch geringe Zusätze (Na, Sb, Sr) günstig
beeinflussen, Zugabe bei 720° - 780°C

• diese Veredelung führt zur gewünschten feinen


Ausbildung des Eutektikums in eutektischen und
untereutektischen Legierungen

• Unterkühlung - beschleunigte Abkühlung


Verschiebung von Phasengrenzen
und Umwandlungspunkten

• behinderte Diffusion der Si-Atome führt zu feinen, abgerundeten Krtistallen; Festigkeit steigt

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Systeme Aluminium-Silicium (4xxx) AlSi - Gußlegierung


• Weiterverarbeitung durch Sand- Kokillen- und Druckguss,
• Herstellung häufig aus Recyclingmaterial, AlSi - wichtigste Gruppe der Gußwerkstoffe

G-AlSi12 : korrosionsbeständig, nicht aushärtbar, Zylinderköpfe, Kurbelgehäuse


Motorengehäuse

übereutektische Legierung
• übereutektisch ab 17% Si primäre Si-Kristalle (abrasiv) während des
AlSi17 Erstarrungsvorganges im Eutektikum ausgeschieden
Bedingung: geeignete Größe und Verteilung

• gute Warmfestigkeit und Verschleißeigenschaften, geringste Wärmeausdehnung (AlSi)


Anwendung:
- z.B. gegossene Zylinderblöcke ohne Laufflächenbeschichtung (AlSi18CuMgNi)
- z.B.Stranggußlegierung G-AlSi17Cu4Mg (Zerspanbarkeit erschwert)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Systeme Aluminium-Magnesium (5xxx) AlMg

• nicht aushärtbar

• eutektisches System von 0 bis 36% Mg


Eutektikum bei 34% und 451°C, Al und
intermetallische Verbindung Al8Mg5 (β-Phase)

• max. Löslichkeit von 17,4 %

• Lösungsvermögen von Al für Mg ist erheblich:


technisch nutzbare Mischkristallhärtung

• Löslichkeit nimmt mit fallender Temperatur rasch ab


nicht gelöstes Mg meist als β-Phase

• Legierungen unter 17 % Mg also aus α- bzw. (α+β) Gefüge


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Systeme Aluminium-Magnesium-Silicium (6xxx) AlMgSi


(Knetlegierung)

• kalt- und warmaushärtbare Legierungen durch Phase Mg2Si

• gut verformbar

• gut schweißbar

• z.B. AlMgSi1
0.7 bis 1.3 mass% Si
0.6 bis 1.2 mass% Mg

• Lösungsglühen
bei 525 bis 540°C

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Systeme Aluminium-Zink (7xxx) AlZn(+Mg, Cu)


(Knetlegierung)
• 3.8 bis 5.2 % Zn
2.4 bis 2.8 % Mg
0.4 bis 1.5 % Cu

• aushärtbar durch Phase MgZn2

• korrosionsbeständiger als AlCuMg

• sehr gut warmaushärtbar,


höchste Festigkeit, bis 700Mpa
höhere Festigkeitswerte als bei
kaltausgehärteten AlCuMg Legierungen

• langsame Ausscheidung; Luftabkühlung möglich


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Verarbeitung-Strangpressen
• Verarbeitungsverfahren für ca. 30% aller
Knetprodukte

• Prinzip: Werkstoff wird mit hohem Druck durch


Stahlmatrize gepresst,

• deutlich größere Spannungen möglich, als unter


Zug

• Ausgangsmaterial: gegossene Bolzen,

• Technische Daten
- Presskraft: 6-150 MN
- Pressgeschwindigkeit: bis 100 mm/s
- Presstemperatur: 425-520°C

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Verarbeitung-Strangpressen
• drei Verfahren
direktes Strangpressen
- starke Reibung
- Kernbereich fließt vor, Randschale
später
- Kühlung kurz hinter Matrize möglich

indirektes Strangpressen
- 30% weniger Reibung, größere Bolzen
- Querschnitt durch Stempel begrenzt
- schwierigere Handhabung, Kühlung

Hydrostatisches Strangpressen
- Flüssigkeit - 200 bar - überträgt Druck
- Anpassung der Bolzen erforderlich
- nur kleinere Pressbolzen möglich
- schraubenförmige Stege möglich
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Matrize
Verarbeitung-Strangpressen
• Fertigung von Rohren und Hohlprofilen Dorn
mit Dorn
- äußere Form durch Matrize, innere durch Dorn
- drehbare Dorne möglich

oder spezieller Matrize


- Werkstoff fließt um das Stegteil herum
- Werkstoffströme vereinigen sich vor Matrizenöffnung
- Luftabschluss, keine Oxidhäute
Matrize
Stegteil
• Herstellung von Endlosprofilen möglich
- Unterbrechung bei ca. 20% Rest
- „Block auf Block“
- Voraussetzung: gut schweißbare Werkstoffe

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Verarbeitung-Strangpressen
• Gefügeausbildung
- langgestreckte Körner auch nach Wärmebehandlung
- Festigkeitssteigerung durch Verformungsverfestigung

• Abkühlung aus der Umformwärme


- Profile im warmen Zustand sehr empfindlich,
zügige Abkühlung durch Lüfter, Wasserbad o. Sprühdüse
- Abschrecken aus der Presswärme z.B. bei AlMgSi möglich,
Lösungsglühen entfällt

• Recken
- zum Abbau von Spannungen, Bögen

• Kalt- o. Warmauslagern
- Lösungsglühen, Abschrecken, Auslagern

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Knetlegierungen
Weiterverarbeitung durch Walzen, Strangpressen, Ziehen, usw. zu Halbzeug

Schiffbau: Decksaufbauten: AlMgMn


selbsttragende Kugeltanks: AlMg4,5Mn Bleche bis 75 mm dick

Bootsbau: Segelmaste (Holz völlig verdrängt)

Automobilbau: Blechwerkstoffe Karosserie:


AlMgMn - aushärtbar, AlMgSi - nicht aushärtbar, AlMg, AlCuMg
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Automobilrohbau

Audi A8 von 1994 bis 2002

Dreiecks-
Querlenker
6110A-T6
2,4kg

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Flugzeugbau Boeing 777

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Flugzeugbau A340 (65% Al-Legierungen)

sowie
Rumpfhaut: 2025-T3
plattiert Al/nicht
schweißbar Stringer im
Rumpf: 7150-T6
Rumpfstruktur:
AlMgSiCu
AlMgLi
AlMgSc
schweißbar
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Anwendungen Flugzeugbau A340
Flugzeugradhälfte
2214-T6
60kg

Flugzeugfensterrahmen
7175-T74
1,1kg

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Strangpressprofile

Capalex extrudiert eine große Otto Fuchs Strangpressprofile


Reihe verschiedener für Bauindustrie und Maschinenbau
Extrudierlegierungen
wie z. B.: 1050, 2014, 2024,
3003,
5083,
6005,
6060,
6061,
6063,
6082,
6463,
7075

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Schienenfahrzeugbau
ICE Mittelwagen aus Strangpressprofilen
AlZn4,5Mg1 und AlMgSi0,7 (Profile)
AlMg4,5Mn und AlMgMn0,8 (Bleche)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Strukturwerkstoff im Bauwesen


Bleche und Bänder AlMn1Mg0,5 nichtaushärtbar
Fenster u. Profile AlMgSi0,5 aushärtbar

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Anwendungen Verpackungsindustrie

maximale Leistung bei minimalem


Materialeinsatz (Folien 6 ... 200 µm)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Korrosion
Oxidschicht
• Aluminium ist sehr unedel
Normalpotential von 1,662 V

• dichte Oxidschicht aus Al2O3 schützt

• Oxidschicht beständig im pH-Bereich


zwischen 4,5 und 8,5
Ausnahmen:
- konzentrierte Salpetersäure - pH=1
- konzentrierte Essigsäure
- Ammoniumhydroxyd - pH=13

• Meerwasser und saurer Regen:


Deckschicht aus Korrosionsprodukten
schützt meist vor weiterem Angriff
Metall

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Korrosion
Kontaktkorrosion
• Metalle haben unterschiedliche
Potentiale E0
- edel, unedel - z.B. Al, Cu

• el. leitende Verbindung,


und Elektrolyt - Wassertropfen -
unedleres Metall löst sich auf

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Korrosion
Kontaktkorrosion
• Spannungsreihe nicht allein entscheidend
Verstärkung und Schwächung einzelner Elemente möglich
Einfluss des Gefüges: gelöst besser als ausgeschieden
Einfluss des Korrosionsmittels: NaCl o. HCl

• Beispiele:
- Kupfer: schädlichstes Legierungselement wenn ausgeschieden
- AlSi-Legierungen in NaCl-Lösung: steigender Masseverlust mit steigendem Si-Gehalt
- GD-AlSi9Cu3: Fe u. Zn, steigende Gehalte verschlechtern einzeln die Beständigkeit
Mn, keine Verschlechterung, Fe, Zn, Mn zusammen, kaum Verschlechterung

• Je reiner, desto beständiger


Reinaluminium - 99,5% - für
Lebensmittelindustrie und Kochgeschirr
am besten Reinstaluminium - 99,98%, aber . . .

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen

Korrosion
Spannungsrisskorrosion
• gleichzeitige Einwirken von korrosivem Medium und Spannung

• plötzliches Versagen bei Spannungen unterhalb der Streckgrenze


keine Korrosionsprodukte, keine Vorzeichen

• kritische Paarungen von Korrosionsmedium und Metall:


bei Aluminium: wässrige meist chloridhaltige Medien und AlZnMg(Cu), evt. AlLi,
Versprödung der Korngrenzen durch eindiffundierten atomaren Wasserstoff

• Legierungszusammensetzung und Gefügezustand wichtiger,


als Korrosionsmedium oder Dauer der Einwirkung

• Praxis: Risiko lässt sich durch geeignete Maßnahmen beherrschen:


- Wärmenachbehandlung von geschweißten Bauteilen
- Verformung von AlZnMg-Halbzeugen möglichst nach Kaltaushärtung oder
vor Warmauslagerung, etc.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Aluminium u. Aluminiumlegierungen
Recycling
• ca. 5 % der Energiemenge für die Primärerzeugung
• weltweiter Anteil von Sekundärmaterial ca. 30%
• Unterteilung des Rücklaufs in
Neuschrotte: Produktionsabfälle, Ausschussteile, Späne, Krätzen
Altschrotte: verbrauchte Aluminiumteile
• sortenreine Schrottsammlung oft nicht möglich, Ausnahme z.B. Dosen in den
USA
• Behandlung:
• brennbare Verunreinigungen abschwefeln
• höher schmelzende Metalle: ausschmelzen
• Oxide: Salzschmelze, Gießfilter,
Spülgasbehandlung
• Gusslegierungen können nur wieder zu
Gusslegierungen werden - hoher Siliziumanteil
• Knetlegierungen lassen sich auch zu Gusslegierungen
wiederverwenden
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Entdeckung: seit min. 6000 v.Chr. in Gebrauch.
vermutlich ältestes Gebrauchsmetall,
Namensgebung: aes cyprium - Erz aus Zypern,
Zypern - lat. cuprum, Kupfer
Schmelzpunkt: 1083°C
Dichte: 8,9 g/cm3
Wärmeleitfähigkeit: 393 W/mK nur Ag ist besser
elektrische Leitfähigkeit: 58 MS/m nur Ag ist besser
el. Potential: positiv Edelmetall
Weltjahresproduktion: ca. 15 Mio t/a nach Fe und Al
Preis LME: ca. 3.2 $/t (2005) rel. teuer

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Preisentwicklung an der LME
$/t

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Hauptanwendungsgebiete

Sonstiges
Verkehr 7%
8%
Bauwesen
39%

Elektroindustrie
37% Maschinenbau
9%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Sonstige Anwendungen
chemische Industrie: ca. 2 %

• Herstellung von Dünger,


geringe Mengen Kupfersulfat sind tödlich für Algen, Kleinpilze, Bakterien etc
Fungizid für Saatgut und Schädlingsbekämpfung beim Weinanbau

• Verkupfern in galvanischen Bädern

• Herstellung blauer Farbpigmente

• Blaufärbung von Feuerwerk

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Erzabbau:
• sowohl über-, als auch untertage
• hauptsächlich in Chile u. USA

Rohstoff:
• Chalkopyrit o. Kupferkies - CuFeS2
• Erze nur ca. 0,5-1% Kupfer
• mit Flotation auf ca. 30%
• Konzentrat besteht
zu etwa gleichen Teilen aus
Kupfer, Eisen und Schwefel

Weiterverarbeitung:
• oxidische Erze: hydrometallurgische Route, weltweit: ca. 15-20%
• sulfidische Erze: pyrometallurisch

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Pyrometallurgie
Konzentrat (25-35% Cu)

Trocknen
Abgas (SO2)
Flussmittel Schlacke
Luft (O2) Steinschmelzen Schlacke reinigen
(0,5-1% Cu)
Kupferstein (60-70% Cu)

Schrott Konverter Abgas (SO2)


Blister Kupfer (98-99% Cu)

Schrott pyro. Raffination Abgas (SO2)

Anodenkupfer (99-99,8% Cu)

Elektrolyse Au, Ag, Pt etc.

Kathodenkupfer (>99,99% Cu)


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Steinschmelzen: CuFeS2 + O2
→ (xCu− Fe − S) + FeO + ySO2
• Oxidation/Abtrennung
eines Teils von Fe u. S
• meist im Konzentrat (25-35% Cu),
Schwebeschmelzofen Heißwind u.
Flussmittel
• Reaktion stark exotherm
• SO2 zur H2SO4-Herstellung Abgas (SO2)
1800°C
• Schlacke mit bis zu 5 % Cu
reinigen im ELBO
Schlacke reinigen

Kupferstein (60-70% Cu) Schlacke (0,5-1% Cu)


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen

Konverter - 1.Stufe: 2FeS+ 3O2 ⇔ 2FeO+ 2SO2

• Kupferstein - CuS2+FeS 2FeO+ SiO2 ⇔ Fe2SiO4


wird mit Luft verblasen

• Ziel: weitestgehende Entfernung


von S und Fe
Kupferstein (60-70% Cu)
• 1. Stufe: Entfernung des Eisens
Abgas (SO2)
- Reaktionen stark exotherm - Kühlschrott
- Schlacke aus 2. Konverterstufe (15% Cu) Schlacke
Luft
- SO2 zur H2SO4-Herstellung

Blister Kupfer (98-99% Cu)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen

Konverter - 2.Stufe: 2Cu2O + Cu2S ⇔ 6Cu+ SO2

• Ziel: Entfernung S 2Cu2S + 3O2 ⇔ 2Cu2O + 2SO2

• erstmals metallische Phase

• setzt sich wegen höherer Dichte vom


Kupferstein ab Kupferstein (60-70% Cu)
• Kupfer verschlackt stark Abgas (SO2)
Schlacke wegen Cu Anteils - 15%,
zurück in 1. Stufe Schlacke
Luft
• Restgehalte an S und O
unterschreiten Löslichkeit,
Blasen bei Erstarrung - Blisterkupfer Blister Kupfer (98-99% Cu)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Peirce-Smith-Konverter

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


pyrometallurgische Raffination - Anodenofen
• O2-Gehalt durch Einblasen von Luft auf 0,8-1%Blister Kupfer (98-99% Cu)
Abgas (SO2)
• Oxidation unedlerer Metalle - z.B. Fe, Zn, Pb evt. S
Erdgas
• Abtrennung der Oxide über Schlacke aus SiO2
• O2-Gehalte für Elektrolyse absenken,
Einblasen von reduzierenden Gasen z.B. Erdas
O2 reagiert zu CO bzw. H2O Anodenkupfer (99-99,8% Cu)

Gießrad

Anoden

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Reaktionen im Anodenofen
1. Periode 2. Periode
O2 ⇔ 2OCu C3H8 ⇔ 3C + 8HCu
2Cu + OCu ⇔ Cu2O 2HCu + OCu ⇔ H2O
OCu + (Pb,Fe, Zn)Cu ⇔ [(Pb,Fe, Zn)O]Schlacke C + OCu ⇔ CO
2OCu + SCu ⇔ SO2 CO+ OCu ⇔ CO2
Cu2OCu + (Pb,Fe, Zn)Cu ⇔ 2Cu + [(Pb,Fe, Zn)O]Schlacke

Blister Kupfer (98-99% Cu)

Schrott pyro. Raffination Abgas (SO2)

Anodenkupfer (99-99,8% Cu)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

selektive
Oxidation

Pourbaix-
Diagramm

Kupfer und
Kupferlegierungen

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Kupfer und Kupferlegierungen


Raffinationselektrolyse:

• Reinheit von >99% auf 99,99%


für el. Anwendung
• Abtrennung von Bi, Co, Ni, Pb, S, Sb, Sn, Se, Te
• Elektrolyt: CuSO4-H2SO4-H2O + X
• unedlere Elemente: Anreicherung im Elektrolyten
- aufwendige Entfernung - und Anodenschlamm
• Gewinnung von Ag, Au, PtMe - Anodenschlamm,
ca. 0,25 Mio €/t
Anodenkupfer (99-99,8% Cu)

Elektrolyse Au, Ag, Pt etc.

Kathodenkupfer (>99,99% Cu)


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Kupfer und Kupferlegierungen


Raffinationselektrolyse: Cu2+ + 2e− ⇔ CuKathode
0

Cu0Anode ⇔ Cu2+ + 2e−

Spannung 2V
Gleichstrom 10.000 A

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Kupfer und Kupferlegierungen


Elektrolyse
Verunreinigungsgehalte

vorher nachher
Gew. %
< 0,7
Ni < 0,5 Elektrolyt (100 %)
Ag < 0,1 Anodenschlamm (99 %)
Sb Anodenschlamm (40 %)
< 0,2 Elektrolyt (60 %)
As Anodenschlamm (40 %)
< 0,005 Elektrolyt (60 %)
Fe < 0,5 Elektrolyt (100 %)
As Anodenschlamm (60 %)
Elektrolyt (60 %)
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Kupfer und Kupferlegierungen

Weiterverarbeitungsmethoden

Sonstiges
Kunstguss 10%
2% Sandguss
38%

Strangguss Schleuderguss
47% 3%

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Kupfer und Kupferlegierungen


Weiterverarbeitung
Strangguss

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Kupfer und Kupferlegierungen


Weiterverarbeitung
Sandguss

1 Oberkasten
2 Führungs- und Haltestifte
3 Speiser
4 obere Modellhälfte
5 untere Modellhälfte
6 mit Speiser und Einguss
montierte Modellhälfte
7 Einguss
8 Unterkasten
9 Kern
10 Grat (bedingt durch
Teilungsfuge)
11 Rohgussteil

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Kupfer und Kupferlegierungen


Weiterverarbeitung
Schwerkraftkokillenguss

Angießen Kippen Ende der Formfüllung

Kippen (Aufrichten) der Kokille

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Kupfer und Kupferlegierungen


Weiterverarbeitung
Giesswalzdraht
Eingusstrichter

SOUTHWIRE-
Verfahren
ASARCO- Gießrad Stahlband
Schachtofen

Walzstrasse
HAZELETT-
Verfahren
HAZELETT-Caster

Stahlband
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Kupfer und Kupferlegierungen


Weiterverarbeitung
Schleuderguss

Antrieb Kokille Gussstück Gießrinne

gekühlte
Antrieb Kokille Drehform
Gießrinne
Kokille geneigt

Kokille verfahrbar und wassergekühlt


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Kupfer und Kupferlegierungen


Weiterverarbeitung
Feinguss
1 Herstellung von Wachsmodellen

2 Zusammenbau der Modelle


zu Trauben o. Bäumen

3 Tauchen der Modelle in Schlicker

4 Hinterfüllen der getauchten Modelle


mit feuerfester Masse

5 Ausschmelzen und Brennen

6 Geißen

7 Abtrennen der Gussstücke

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Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Korrosionsbeständigkeit

• Verwendung im Dachbau
auch als Statussymbol

• gleichmäßige Oxidschicht
schützt vor Korrosionsangriff

• grüne Patina entwickelt sich erst


nach einigen Jahren

4 Cu + O2 2 Cu2O (Kupfer(I)-oxid) - dunkel rot

2 Cu + O2 2 CuO (Kupfer(II)-oxid) - schwarz

2 Cu + CO2 + H2O + O2 CuCO3. Cu(OH)2 - blau - grün


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Kupfer und Kupferlegierungen


Schweißen von Kupfer

• normales Cu enthält bis zu


0,04 Gew.% Sauerstoff als CuO2

• Eintrag von H2
Schweißen mit Acetylen o.
Glühen in H2-haltiger Atmosphäre
kann zur Wasserstoffkrankheit führen
Bildung von Wasserdampf,
Auflockerung des Gefüges

• Kupfer kann mit Phosphor desoxidiert werden


hoher Restphosphor-Gehalt führt aber
zu Verlust bei der Leitfähigkeit

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Kupfer und Kupferlegierungen


Beispiel: Druckbehälter aus SF-Cu - sauerstofffrei u. mit Phosphor
desoxidiert -
beidseitig WIG-geschweißt

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Kupfer und Kupferlegierungen


el. Leitfähigkeit u. Wärmeleitfähigkeit

• el. Leitfähigkeit u.
Wärmeleitfähigkeit abhängig
von Beweglichkeit
freier Elektronen

• Gitterstörungen vermindern
Beweglichkeit

• gelöste Atome haben größeren


Einfluss als Teilchen zweiter Phase,
Beispiel: Tellur vermindert Leitfähigkeit
bis 0,5% nur wenig weil es als Cu2Te

• höchste Reinheit für höchste Leitfähigkeit: 99,99% nach Elektrolyse

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Kupfer und Kupferlegierungen

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Kupfer und Kupferlegierungen


el. Leitfähigkeit u.
Wärmeleitfähigkeit

• reines Kupfer meist nur


für el. Leitung

• allg.: E-Kupfer o.
SE-Kupfer (desoxidiert)

• hohe Dichte, geringe Festigkeit


Hochspannungsleitungen aus
Stahl und Al

• el. Leitfähigkeiten auch in


einigen DIN Bezeichnungen:
E1-Cu58
κ=58 106 S/m
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Kupfer und Kupferlegierungen


Kupferlegierungen im Überblick

• CuZn - Messing
• Cu Al - Aluminiumbronze
• CuSn - Zinnbronze
• Cu-Ni -

Die meisten Kupferlegierungen sind nicht aushärtbar - keine abnehmende


Löslichkeit mit passender Diffusionsgeschwindigkeit im Aushärtungsgebiet.

Festigkeitssteigerung nur durch


Verformungsverfestigung oder
Mischkristallhärtung

Ausnahme: Cr, Co, Be


Aushärtung mit Be (1,6-2,1 Gew.%) Festigkeiten um 1400 N/mm2
Anwendung für paramagnetische Bauteile oder funkenfreie Werkzeuge
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Kupfer und Kupferlegierungen


Einführung Phasendiagramme 3. eingeschränkte
Löslichkeit im Festen
1. vollständige Löslichkeit im Festen a) eutektisches System

2. Unlöslichkeit im Festen b) peritektisches System

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Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zink-Legierungen (Messing)

• technisch wichtigste, Gruppe der Kupferwerkstoffe

• 5 bis 50% Zn, min. 50% Cu,


bis 30% Zn auch „Tombak“ von malaiisch „Tambaga“ für Kupfer

• Festigkeit steigt mit dem Zinkgehalt, max. 600 MPa bei ca. 45 Gew.% Zn

• Anwendung: Armaturen im Schiffbau und der Installationstechnik

• Legierungen bis 30% Zn auch Tombak von malaiisch „Tambaga“ für Kupfer

• Neusilber früher häufiger gebrauchte Legierung mit 45-67 % Cu, 10-29 % Ni,
Rest Zn, heute meist von nichtrostenden Stählen verdrängt

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zink-Legierungen

α kfz, bis etwa 35% Zn,


für wenig beanspruchte Teile

α+β 37,5-46 Gew.% Zn,


β-Phase: intermetallisch kfz,
Festigkeit steigt mit β-Anteil

β 46-50 Gew.% Zn
technisch nicht relevant,

γ wirkt versprödend u.
wird vermieden

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zink-Legierungen - Legierungselemente

• Unterscheidung zwischen Spanmessing - mit Pb - und Sondermessing -


mit Al, Mn, Fe, Sn, Si Ni

• Pb unlöslich in Cu Zn-Legierungen, erhöht die Spanbrüchigkeit, häufig


verwendet in zu spanenden Legierungen: CuZn36Pb3 klassischer
Werkstoff für Drehautomaten

• Al, Fe, Sn: verbessern die Festigkeitseigenschaften

• Al, Ni: verbessern Korrosionsverhalten

• Mn, Fe: mit Al, Si zur Verbesserung der Verschleiß und


Gleiteigenschaften

• Al, Sn: Verschiebung der α/ α +β Phasengrenze zu höheren Cu-Werten


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Spanbarkeit
1. Spanform 2. Oberflächengüte

3. Werkzeugverschleiß 4. Zerspanungskräfte

V: Spanungs-
SKV: Schneidkantenversatz KM: Kolkmitte geschwindigkeit
VB: Verschleißmarkenbreite KB: Kolkbreite F: Spanungskraft
KT: Kolktiefe
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Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zink-Legierungen - Spanformen
Röllchen- und
Nadelspäne Stäbchenspäne Stäbchenspäne

CuZn39Pb3 CuZn38Pd1,5 CuZn36Pb3

Spiral- Flach-
wendelspäne wendelspäne Bandspäne

CuZn37Pb0,5 CuZn37 CuZn15


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Beispiel: Dekorative Metallwaren aus α-Messing
oder Neusilber gefertigt durch Kaltumformung

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Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zinn-Legierungen
(Bronze o. Zinnbronze)

• Legierungen mit meist 8,5-12 % Sn,


bis 20 % im Glockenguss

• träge Diffusion: Umwandlung


α+δ α+ε erst nach langer
Glühbehandlung

• Kaltumformung erfordert
Homogenisierung
zur Beseitigung der Seigerungen

• δ-Phase ist hart und spröde, dient zur


Beeinflussung der Eigenschaften

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zinn-Legierungen - Ungleichgewichtsschaubilder
• δ-Anteil lässt sich durch Abkühlgeschwindigkeit und Sn-Anteil steuern

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zinn-Legierungen

• sehr korrosionsbeständig, viele Legierungen sind


meerwasserbeständig, Unterscheidung zwischen Knet-
und Gußlegierungen

• Knetlegierungen: bis 8,5% Zinn, el. Leitfähigkeit gut


- schlechter als Kupfer, Anwendung als
Steckverbindung, Stanzteil, Drucktastenschaltfeder,
Elektronikbaugruppen, Gleitlager und Federn

• Gußlegierungen: 9-13% Zinn, Schutzwirkung steigt mit


Sn-Gehalt Glockenbronze 20%, Anwendung als
Gleitlager, Ventilgehäuse, Pumpenlaufräder, Armaturen,
Pleuel, Lagerblöcke, und Gleitlager

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Zinn-Legierungen - Legierungselemente
Pb: im festen Zustand so gut wie nicht löslich,
verschlechtert Spanbarkeit u. Warmumformbarkeit,
verbessert Gleiteigenschaften - Lagerwerkstoffe

Zn: Desoxidation der Schmelze,


verschiebt α-Phasengrenze zu niedrigeren Zinngehalten,
engt das Erstarrungsintervall ein

P: Desoxidation der Schmelze,


verbessert die Giessbarkeit,
erweitert das Erstarrungsintervall

Ni: erhöht den Schmelzpunkt


verschiebt α-Phasengrenze zu niedrigeren Zinngehalten,
verbessert Festigkeits- und Korrosionseigenschaften
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Aluminium-Legierungen (Aluminiumbronze)
• 9,4% max. Löslichkeit für Al,
erreichbar nur bei langsamer
Abkühlung o. Homogenisierung,
7,4-7,8 % bei Sand- u.
Kokillenguss

• β α+γ2 bei langsamer


Abkühlung
α+γ2 vermindert die Dehnung,
schnelle Abkühlung in der Praxis,
schnelles Ausleeren im Sandguss

• Fe- und Ni-haltige Legierungen


aushärtbar, Glühen im β-Bereich,
Abschrecken, Auslagern
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Aluminium-Legierungen

• Legierung mit Al-Gehalten von 7-12,3 %

• Zugfestigkeit bis 830MPa

• sehr korrosionsbeständig durch durch Al2O3,


• verbesserte Korrosionsbeständigkeit mit Ni

• Fe- und Ni-haltige Legierungen sind aushärtbar, Anwendung für


hochfeste Teile in der Nahrungsmittel- u. chemischen Industrie,
- G-CuAl10Fe: geringe Temperaturabhängigkeit der Festigkeit
zwischen +200 bis -200°C
- G-CuAl11Ni: für Gleitlager mit Stoßbeanspruchung,
Innenteile für Höchstdruckarmaturen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen
Schwermetalle
Kupfer und Kupferlegierungen

Kupfer-Aluminium-Legierungen

Beispiel:
Schiffspropeller
aus Aluminiumbronze

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Beryllium Gußlegierung
• aushärtbar bei über 0,2% Be
Gußlegierungen bis ca. 3%

• für chemische Industrie,


Kunststoffpressformen
u. funkenfreie Werkzeuge
z.B. im Bergbau,

• giftige Be-Dämpfe beim Gießen


verursachen Schüttelfrost, Fieber u.
Vergiftungserscheinungen,
Beryllose
Absaugung und Atemschutz

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Nickel-Legierungen

• Legierungen mit 10-30 % Ni

• vollständige Mischbarkeit
von Cu u. Ni
im Flüssigen und Festen

• Verwendung
binärer Legierungen
überwiegend als Münzmetall

• Legierungen teilweise
ferromagnetisch,
Curietemperatur fast linear
abhängig vom Ni-Gehalt

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Nickel-Legierungen
• Legierungen mit 40-50% Ni
sehr hoher el. Widerstand von CuNi44, Verwendung
für Widerstände aller Art

• hohe Thermokraft, Verwendung für Thermoelemente

• 1, 2, 5 EURO-Cent: mit Cu walzplatierter Stahl


10, 20, 50 EURO-Cent: Nordic Gold - CuAl5Zn5Sn
1 EURO-Münze: Ring: Nickel-Messing,
Kern: CuNi25 / Ni / CuNi25
1 EURO-Münze: Ring: Kupfer-Nickel,
Kern: CuZn20Ni5 / Ni / CuZn20Ni5

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Nickel-Legierungen - Legierungselemente

Fe (max 3 %): häufigster Legierungszusatz, bei höheren Legierungs-


gehalten aushärtbar, da abnehmende Löslichkeit, erhöht
Curie-, und Rekristallisationstemperatur, erhöht
Korrosions- undErosionsbeständigkeit

Mn (max. 2%): bewirkt Desoxidation, bindet Schwefel als Mangansulfid


ab,
verbessert die Gießbarkeit,

Zn (max 2,8 %): verbessert mechanischen Eigenschaften,


günstigeres Anlaufverhalten

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Kupfer-Nickel-Legierungen- Korrosionsbeständigkeit

Beispiel:
Seewasser-Kühlsystem
auf einer „Off-Shore“-Plattform
aus der seewasserbeständigen
CuNi10Fe1Mn

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Korrosionsbeständigkeit - Übersicht
Cu u. niedrig
legiertes Cu: bilden oxidische Schutzschicht, beständig gegenüber Brauchwasser
oxidierende Säuren u. nichtoxidierende Säuren greifen Cu an.

CuZn: α-Phase im Wesentlichen wie Cu, Verbesserung durch Al, Sn, Ni


α +β-Phase neigt in Wasser mit geringerer Pufferfähigkeit u.
steigender Chloridionenkonzentration zur Entzinkung

CuSn: korrosionsbeständigste Kupferwerkstoffe, ausgezeichnet beständig


CuAl in Atmosphären, wässrigen, schwachsauren bis alkalischen Medien
CuNi u. nichtoxidierenden Säuren, meerwasserbeständig

CuAl: Schutz durch Al2O3-Schicht, Verbesserung durch Ni, u., o. Mn, Fe

CuNi: zählen zu korrosionsbeständigsten Werkstoffen,


zusätzlich beständig gegen organische Säuren

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Andere Anwendungen - el. Hochleistungsschalter

• Herstellung durch Infiltration eines hochschmelzenden Metalls mit Cu

• Kombination von guter Leitfähigkeit (Cu) und Abbrandbeständigkeit


(z.B. W) - Lichtbogen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Kupfer und Kupferlegierungen


Nachhaltigkeit und Recycling

• Kupfer ist vollständig recyclierbar. Recyclingquote


der Industrienationen: 40-45%, weltweit ca. 30%

• problemloses Umschmelzen, edlere und unedlere


Metalle können durch die elektrolytische Raffination komplett
abgetrennt werden. Primärkupfer und recyceltes Material
können nicht unterschieden werden.

• Rückgewinnung lohnt wegen des relativ hohen Preises

• Recycling benötigt 20% der Primärproduktion

• Mehr als 80% des jemals geförderten Cu ist heute noch in Gebrauch.

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


• Jahresproduktion: 1,14 Mio. t
• Name: „Bergnickel“ verzauberte Kupfererz
• el. Potential: -0,25 V unedel
• Dichte: 8,91 g/cm3 Schwermetall
• Struktur: kfz
• Schmelzpunkt: 1455°C
• Siedepunkt: 2913°C
• Mohshärte: 4,0
• Magnetismus: ferromagnetisch
• Preis LME: 17 $/kg nicht billig

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Anwendungsgebiete

Sonstige inkl.
Chemikalien NE-Legierungen 12 %
5%

Legieren
sonstiger Stähle
10 %
Legieren von
Galvanik
Edelstahl
8%
65 %

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Preisentwicklung an der LME
$/t
1
1
1
1
1
1
1
1
1

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Sonstiges:
• fein verteiltes Ni nimmt das 17-fache seines Volumens an Wasserstoff auf
Anwendung als Katalysator bei der Hydrierung von Erdöl

• Herstellung von NiCd- und NiMH-Batterien

• Häufigkeit: - an 21. Stelle der Elemente in der Erdkruste 0,015%,


- häufiger als Zn und Cu,
- Erdkern besteht aus Fe, Si, O, S und 5% Ni

• Nickel und Nickelverbindungen ab 50mg giftig,


chronische Schäden evt. tödlich,
nachweislich krebserzeugend,

• bei Berührung Nickelallergie möglich

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Erzabbau
• hauptsächlich Canada, Zimbabwe, Russland
u. Australien
• über- u. untertage

Rohstoff
• sulfidisch: - derzeit Hauptrohstoff silver swan nickel mine, HWE, Australien
Mischung aus Fe-, Cu- u. Ni-Erzen
Pyrrhotit (Fe7S8), Pentlandit [(Ni,Fe)S8], u. Chalkopyrit (CuFeS2)
• oxidisch: meist Peridotit und Serpentin
• Ni Gehalt: 0,8-3 % im Erz

Weiterverarbeitung
• Erzeugung eines Konzentrats
• sulfidische Erze : pyrometallurgisch, Gewinnung von Cu, Co, Fe, Au, u.a.
• oxidische Erze: hydro-, o. pyrometallurgisch - je nach Ni Gehalt
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Nickel und Nickellegierungen


Erzeugung des sulfidischen Konzentrats

• kombinierte Aufbereitung durch


Magnetabscheidung u., o. Flotation
• mehrere Möglichkeiten je nach Metallgehalt u.
metallurgischer Weiterverarbeitung:
- Pentlandit (Ni), Chalkopyrith (Cu) u.
Pyrrhotit (Fe) je einzeln
- Pentlandit gemeinsam mit Pyrrhotit
- Pentlandit gemeinsam mit Chalkopyrit
• häufiges Vorgehen:
- Abtrennung des Pyrrhotit, wenn ausreichend Fe
- Trennung von Pentlandit und Chalkopyrit
u. getrennte Weiterverarbeitung
• Weiterverarbeitung sehr unterschiedlich
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Nickel und Nickellegierungen


Pyrometallurgie der sulfidischen Ni-Erze
Konzentrat (5-15 % Ni)

Luft Rösten SO2 Abbrennen von an Fe gebundenem S

SiO2 Schmelzen SO2 Abtrennen von Gangart - Gestein - und Fe


Rohstein (ca. 10 % Ni)

Konvertieren SO2 restliches Fe oxidieren und verschlacken

Konverterstein (15-45 % Ni)


Trennung von Nickelsulfid und Kupfersulfid
Trennung
ca. 75 %
Ni
Elektrolyse Mond-Prozess

99,5 % Ni 99,9 % Ni
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Nickel und Nickellegierungen


Elektrolyse
Ni3S2 3Ni + 2S

• Schwefel bleibt als Anodenschlamm zurück

Mond- o. Carbonyl Prozess


• Bildung der Carbonyle von Ni, Fe, Co usw. bei 40-80°C in Kontakt mit CO
Ni + 4CO Ni(CO)4

• Rückreaktion zu Nickel und CO bei 200°C


Ni(CO)4 Ni+4CO

• Abtrennung übriger Carbonyle durch Kontrolle der Katalysatoren

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Nickel und Nickellegierungen


Ni-Knetlegierungen
• sehr niedrige Legierungsgehalte < 1 %
• Korrosionsbeständigkeit steht im Vordergrund

Ni-Knetlegierungen mit Mo,Cr und Co


• 40-60% Ni
• Anwendung für korrosionsbeständige Stangen Rohre und Bleche

Ni-Mn-Legierungen
• Legierungsgehalt bis 1-5,5 % Mn
• NiMn3Al als negativer Schenkel des Thermoelements
• NiMn1 für elektroakustische Bauteile

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Nickel und Nickellegierungen


Ni-Fe-Legierungen
• meist 70-85% Ni, durchgehende γ-Phase
mit geordneter Ni3Fe-Überstruktur
• weichmagnetische Werkstoffe,
leichtes Ent- und Ummagnetisieren,
geringe Koerzitivkraft und hohe Permeabilität,
Anwendung: Elektrotechnik
• Mu-Metall (μ-Metall) 75-80% Ni
Abschirmung elektromegnetischer Felder
• Ausdehnungswerkstoffe:
25-45% Ni, Rest Fe, Co u. Cr
Wärmeausdehnungskoeffizient: 1-11 10-6/K
Anwendung: Bimetalle, Verschmelzung mit Glas
Schattenmasken für Bildröhren

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Legieren von Stahl
• legieren von Stahl:
rostfrei ab 8% Ni
• Ni ist Austenitbildner,
Cr ist Ferritbildner
Ni stabilisiert zähen Austenit
siehe Diagramm

Ni-Be-Legierungen
• aushärtbar, Härte bis 580HV, Festigkeiten bis 1900 N/mm2

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Nickel und Nickellegierungen


Ni-Cu-Legierungen
• 25-35 % Cu
• Korrosionsbeständigkeit sehr gut
Hitzebeständigkeit gut aber
schlechter
als bei reinem Ni und NiFe
• Anwendung: Schiffstechnik,
Turbinenbau, Chemieindustrie,
Ventile, Pumpen,
Wärmetauscher
• „Monel“: 65% Ni, 33% Cu, 2% Fe,
sehr korrosionsbeständig in
vielen Säuren u. Laugen
• „Konstantan“: 55% Cu, 45 % Ni, annähernd konstanter Widerstand gegen T
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Ni-Cr-Legierungen
• verschiedene Struktur beider
Komponenten, begrenzte Mischbarkeit
• wirtschaftlich relevant nur Legierungen
mit durchgehender γ-Phase
-Gamma-Phase, keine
Ausscheidungshärtung
• Cr verbessert die Korrosions- u.
Zunderbeständigkeit durch Bildung von
Cr2O3-Schicht
• Anwendung hauptsächlich als
Hochtemperaturwerkstoff für
Heizleiter, Turbinenschaufeln, Flammrohre
ähnlich Ni-Basis Superlegierungen

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Nickel und Nickellegierungen


Superlegierungen
• Entwickelt für: - Temperaturen oberhalb 600°C bis 1150°C
- gleichzeitiger hoher Spannungsbelastung
- hohe Korrosions- und Oxidationsbeständigkeit
• Anwendung: Turbinenschaufeln, Brennkammerwandung, Ofenteile,
Hochtemperatur-Prozessanlagen, Hitzeschilde
• Verarbeitung: Schmieden Gießen
o. Pulvermetallurgie
• Basismetalle: Fe, Co u. Ni
• Handelsnamen: Hastelloy®, Incoloy®,
Inconel®, Nimonic®,
Monel®, René®,
Patente vielfach abgelaufen,
Name durch „Alloy“ ersetzt
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Nickel und Nickellegierungen


Härtungsmechanismen für Superlegierungen:

Ausscheidungshärtung:
entscheidende Festigkeitssteigerung durch γ ´-Phase

Mischkristallhärtung:
Legierungselemente gehen in die γ´

Rp0,2
γ-Matrixphase, Härtungseffekt durch
Größendifferenz [Mo und W ca. 12 %]

Korngrenzenhärtung:
Diffusion der Legierungselemente zu
den Korngrenzen, Korngrenzengleiten Temperatur
wird verhindert.
Verlauf der durch Ausscheidungs-
härtung erhöhten Streckgrenze als
Funktion der Temperatur (schematisch)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Ni-Basis Superlegierungen
• erfolgreichsten Superlegierungen

• Einsatztemperatur ~900-1150°C
mit 0,85 höchste homologe Temperatur
aller Werkstoffe bei gleichzeitiger mechanischer
und korrosiver Beanspruchung

• übertreffen ab 650° die Festigkeit der


Hochtemperaturstähle

• kfz feste Lösung mit 12-30% Cr, γ-Phase

• Mischkristallverfestigung in γ-Phase durch Cr, Co, Fe, Mo, Wo, Ta

• korrosionsbeständig durch Cr2O3


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Ni-Basis Superlegierungen
+ durchgehende kfz Kristallstruktur bis Schmelzpunkt,
Diffusionsgeschwindigkeit geringer als im krz-Gitter
+ ausreichend hohe Al- u. Cr-Gehalte zum
Korrosionsschutz möglich
+ hohe Volumentanteile zweiter Phase zur
Teilchenhärtung möglich bis zu 70%
+ ca. 210 GPa etwa gleich hoher E-Modul wie Co u. Fe

- niedrigster Schmelzpunkt aller Basismetalle, hohe homologe Temperaturen


begrenzen den Langzeiteinsatz auf Temperaturen bis 1150°C
- geringe Temperaturleitfähigkeit und hoher thermischer Ausdehnungs-
koeffizient, dadurch hohe Anfälligkeit für thermische Ermüdung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Festigkeit der Ni-Superlegierungen aufgrund γ ´-Phase, Ni3Al

• γ ´- u. γ-Phase sind kfz, kohärent, aber γ ´-Elementarzelle doppelt so groß wie


γ-Elementarzelle, min. zwei Versetzungen zur Verformung, temperaturbeständig

• erzeugt elastische Verzerrungen des Gitters

• γ ´-Volumenanteil: bis zu 70 % in Gusslegierungen

γ ´-Elementarzelle
Ni

γ ´-Phase
γ -Phase
Al

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Ni-Basis Superlegierungen
• γ ´- Bildner Al, Ti, Nb (= Cb) steigern Einsatztemperatur und Zeitstandfestigkeit

• langsam diffundierende Elemente Ta u.Nb verhindern γ ´-Vergröberung

• Cr steigert die Korrosionsbeständigkeit, senkt aber den γ ´-Anteil, Mittelweg

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Korrosions- u. Verschleißschutz
• porenfreie Ni-Schicht deckt
zu schützenden Werkstoff ab
• lebensmittelecht
• schützt alleine und im Schichtverbund
Cr-Schicht
• Cr-Schichten sind prinzipiell rissig,
darunter liegendes Ni übernimmt oft Schutz

• zwei mögliche Verfahren: - Chemisch Nickel


- Galvanisch Nickel

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


„Chemisch Nickel“ - stromlos Galvanisch chemisch
• Schicht aus Ni-Phosphor-Legierung
• gleichmäßige Schichtdicke
• Härte durch Wärmebehandlung bis 1100 HV
• Schichtdicke: 10-50 μm
Grund- Ni-Schicht
werkstoff
„Galvanisch Nickel“ - elektrochemisch
• Werkstück - Kathode, Nickel - Anode, Anode verbraucht sich
• Schichtdicke 25-50 μm
• Aussehen durch „Glanzbildner“ steuerbar
• geringere Härte
• einfachere Anlage, billigere Beschichtung
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Nickel und Nickellegierungen


Korrosions- u. Verschleißschutz

elektrolytisch chemisch

Me2+

Me

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


• Jahresproduktion: ca. 8 Mio t nach Fe, Al, Cu, Pb
• el. Potential: -0,76 V unedler als Eisen
• Dichte: 7,14 g/cm3
• Struktur: hdp
• Schmelzpunkt: 420°C
• Siedepunkt: 906°C leicht flüchtig
• Brinell-Härte: ~370 HB hart
• Zugfestigkeit (gewalzt): 120-140 N/mm2 mäßig
• Zugfestigkeit (gegossen): 30-40 N/mm2 gering
• Preis LME: ca. 1.300 $/t (2005)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendungsgebiete

Chemikalien
8% Andere
5% Zn-Legierungen
Messing
18% 13%

Verzinken
50% Halbzeug
6%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Preisentwicklung an der LME
$/t

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Sonstiges:
• Gießfieber: ZnO-Dampf vom Schmelzen o. Schweißen, Abgeschlagenheit,
erhöhte Körpertemperatur, Schüttelfrost,
klingt nach einigen Stunden wieder ab, keine Folgeschäden

• Zinkoxid - ZnO, weißes Pulver - in Salben und Pudern aufgrund


austrocknender u. antiseptischer - keimtötender - Wirkung

• ZnO u. TiO2 als mineralischer Filter in Sonnenschutz Creme - Abdeckung -


im Gegensatz zu chemischen Filtern

• Verwendung von ZnO bei der Vulkanisation von Kautschuk

• ZnO löste Ende 19. Jh. Bleiweiß als Farbpigment ab,


mittlerweile von Titanweiß - TiO2 - verdrängt

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Erzabbau
• vorwiegend in Kanada, China, Peru u. USA

Rohstoff
• Wertmineral: überwiegend - 90% - Zinkblende - ZnS
• Erz: Verwitterungsminerale, zusammenfassend: Galmei
• Zinkanteil zwischen 5 und 20%
• Zinkerze häufig in Verbindung mit Bleierzen
• nach Konzentration - Flotation:
45-60% Zink, bis 10% Pb u. Fe, 25-30% S
außerdem Cadmium und Quecksilber

Weiterverarbeitung
• zu 90% auf hydrometallurgischem Weg

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Flotation - Anreicherung des Erzes

• Trennung von Erz und Gangart durch Einsatz von


Luftblasen

• Luftblasen lagern sich an Erzpartikeln an und


schwemmen sie auf

• „Schäumer“ stabilisieren Luftblasen

• „Sammler“ machen Erzkomponente wasserabstoßend


u. o. Gangart wasseranziehend Luft

• Flotation zur Aufkonzentration von 90 % aller


Cu-, Zn-, u. Pb-Erze Erz-
konzentrat

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Zink und Zinklegierungen


Hydrometallurgische Herstellung
Konzentrat (45-60% Cu) Wälz Oxide (62-70% Zn)

Luft Rösten Abgas Waschen Abwasser


(SO2)
H2SO4 Laugen
Zn-Fe-Pb
Zn-Lösung (~140g/l Zn) Rückstand
Zn-Staub
CuSO4 1. Reinigung
As2O3 Cu-As, Ni,
Zn-Lösung (~155g/l Zn) Co etc.
Zn-Staub
CuSO4 2. Reinigung
Cd, Cu
Zn-Lösung (~155g/l Zn)

Elektrolyse Einschmelzen

Kathodenzink (>99,99% Zn)


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Rösten im Wirbelschichtofen
• Umwandlung von ZnS in leicht lösliches - H2SO4 - ZnO
• Röstung bei ca. 900-1000°C, O2-Partialdruck 10-1 - 10-2 bar
• Reaktion läuft autotherm
durch Verbrennung von Schwefel
• Durchsatz kann durch O2-Anreicherung Kalzinat
gesteigert werden Abgas

• Reaktionstemperatur
durch Kühlschlangen Konzentrat
im Wirbelbett steuerbar
• Verweilzeit über Kalzinat
Luftmenge steuerbar
Luft

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Reaktionen bei der Röstung

Zinkoxid 2ZnS + 3O2 = 2ZnO + 2SO2

bas. Zinksulfate ZnS + 11O2 = 2ZnO•2ZnSO2 + 2SO2

Zinksulfat ZnS + 2O2 = 2ZnSO4

Hämatit 4FeS + 7O2 = 2Fe2O3 + 4SO2

Magnetit 3FeS + 5O2 = Fe3O4 + 3SO2 erwünscht

Zinkferrit ZnO + Fe2O3= ZnFe2O4 unerwünscht


weil unlöslich
Zinksilikat 2ZnO + SiO2 = Zn2OSiO4

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Erzeugung der Wälzoxide - Wälzprozess
• Wälzprozess: Konzentration Zn-haltiger Schrotte, Stäube etc. im
Drehrohrofen

• Rückstand mit Kohle bei 1200°C im Wälzrohr, keine weitere Feuerung


nötig

• Zink verdampft bei TS=906°C und oxidiert in Zn-haltiger


Rückstand Wälzrohr
Ofenatmosphäre
u. Kohle
• ca. 95% des Zn werden ausgebracht

• Auswaschen von Chloriden und Fluoriden,


andernfalls Störung der Elektrolyse

• ähnliche Produkte auch aus Wälzoxide


Cu- u. Pb-Erzeugung
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Erzeugung der Wälzoxide - Wälzprozess
• Feststoffbett
ZnOfest+Cfest=Zngas+COgas

CdOfest+Cfest=Cd+CO

PbSO4fest+4Cfest=PbS+4COgas

• Gasraum
Zngas+COgas+O2gas=ZnOfest+CO2gas

Cdgas+COgas+O2gas=CdOfest+C02gas

PbSgas+4CO+4O2=PbSO4fest+4CO2gas
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Laugen von Röstgut und Wälzoxiden

• Laugung in Rührlaugunsbehälter bei 55-95°C

ZnO + H2SO4 aqua = ZnSO4 + H2O

• Anfang pH-Wert: 1,5, Neutralisation mit Röstgut Rührlaugungs-


und Wälzoxiden bis ca. pH 5,2 behälter
Lösung und
Feststoff
• Reststoffe setzen sich in Eindickern ab,
Weiterbearbeitung mit Trommel- oder Eindicker
Scheibenfilter

• Lösung: Zn, Cu, Cd, Ni, Co, Mg, Mn, Ge Filter


Feststoff: Fe, Edelmetalle, As, Sb, Al2O3

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Heiß-kalte Laugenreinigung

• Fe, Cu, Ni, Cd, Co u. H sind edler als Zink, stören die Elektrolyse

• Wasserstoff-Überspannung bei H, Abtrennung der Metalle – Laugen-


reinigung

• 1. Reinigung - heiß (80-95°C) : Ausfällen von Cu, Co u. Ni,


Zugabe von Zn-Staub (2-3 g/l) und As2O3 als Aktivator, Filtration

(Cu2+ , Co2+ , Ni2+ ) + Zn = (Cu,Co,Ni) + Zn2+

• 2. Reinigung - kalt (75-80°C): Ausfällen von Cadmium,


Zugabe von Zn-Staub (2 g/l) u. CuSO4 als Aktivator, Filtration

(Cu2+ , Cd2+ ) + Zn = (Cu,Cd) + Zn2+

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen
Schwermetalle
Zink und Zinklegierungen

Alternative - heiß-kalte Laugenreinigung


Kühlturm

Filter Filter
Zn-Staub
Zn-Staub
As2O3 zur
ZnSO4 Elektrolyse

1. Reinigung 2. Reinigung Co-Filterkuchen

Cd-Schmelzofen
Cd-
Elektrolyse

Cu-Filterkuchen

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Zink und Zinklegierungen


Laugenstufe mit Eindickern
Budel-Zink, Niederlande

Eindicker

Laugenreinigung
Budel-Zink, Niederlande
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Zink und Zinklegierungen


Gewinnungselektrolyse

• Unterschied zur Raffinationselektrolyse:


- Anode löst sich nicht auf
- O2-Abscheidung an inerter Anode

• Neutrallauge aus Laugenreinigung wird mit


Zellensäure - H2SO4 - verdünnt, von 155 auf 60 g/l

• Kathodenreaktion: Zn2+ + 2e- = Zn


Anodenreaktion: H2O = H+ + OH- = 1/2O2 + 2H+ + 2e-
Gesamtreaktion: Zn2+ + SO42- + H2O = 1/2O2+ + 2H+ + SO42- + Zn

• Kathodenbleche aus Blei, Anodenbleche aus Aluminium

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Zink und Zinklegierungen


Gewinnungselektrolyse - Ablaufschema
• 40-80 Anoden und Kathodenbleche pro Zelle, ca. 100 Zellen pro Elektrolyse
• Reihenschaltung
• 3400 kWh/tZn Kühlturm Kühlturm

Lauge aus zur Laugung


Laugenreinigung

Verteiler Verteiler

Elektrolyse Elektrolyse zur Gießerei


1. Kreislauf 2. Kreislauf

Kreislaufbehälter Kreislaufbehälter Strippmaschine

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Zink und Zinklegierungen


Gewinnungselektrolyse
-Wasserstoff-
überspannung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Gewinnungselektrolyse - Wasserstoffüberspannung
• H-Abscheidung nach Potential vor Zn-Abscheidung

Kathode Zn2+ + 2e- = Zn E0=-0,76V


Anode H2O = H+ + OH- = 1/2O2 + 2H+ + 2e- E0=-1,23V
Gesamt Zn2+ + SO42- + H2O = 1/2O2 + 2H+ + SO42- + Zn E0=-1,99V

• Kinetik hemmt H-Abscheidung - Überspannung -


tatsächliche Zersetzungsspannung ist höher,
als aus Potentialen berechnet

• Elektrolyt erwärmt sich um ca. 8-10°C

• Hemmung der H-Abscheidung geringer mit


steigender Temperatur - Ionen-Beweglichkeit -
Kühlung für Elektrolyt - Kühltürme

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Kristallstruktur u. mechanische Eigenschaften

• hexagonale Kristallstruktur, geringere Symmetrie als bei kfz o. krz,

• mech. Eigenschaften abhängig von der Ausrichtung der Elementarzellen

• bevorzugte Ausrichtung der Kristalle - Textur -

• Umformung: Erholung setzt früh ein,


keine nennenswerte Kaltverfestigung
bei Umformung

• Kristallisation je nach
Legierungstyp zwischen 100 - 300°C

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Primärzink - Zusammensetzung
• DIN-EN 1179:

ehemals
Feinzink

ehemals
Hüttenzink

• Fe, Pb, Sn, Cd u. Ni bewirken interkristalline Korrosion bei Zn-Al-Legierungen,


bestimmte Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden
hohe Reinheit des Feinzink - 99,99% - ermöglichte erst breitere Anwendung,
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Sekundärzink - Recycling
• Schrotte aus Gießprozessen o. gebrauchtem Zinkwerkstoff z.B. Blechen
können wieder eingeschmolzen und wiederverwertet werden
• keine ähnlich hohen Anforderungen wie bei Cu
• mehrere Aufbereitungsmethoden möglich: Destillation, Wälzprozess u.a.
• DIN-EN 13283:

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Zink-Legierungen

• Ausgangsmaterial: Z1

• Hauptlegierungselemente:
Al, Cu, Ti und Mg

Al: geringerer Lösungsangriff


auf Stahlteile, z.B. beim
Druckguss,
Ausscheidungshärtung,

Cu: Festigkeitssteigerung

Ti: Dispersionsverfestigung durch TiZn15

Mg: bis 0,006 Gew.% zur Kompensation schädlicher Einflüsse


von Sn, Pb, Sn
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Zink-Gußlegierungen - DIN 1774

Druckguss
bevorzugte
Druckgusslegierung
Sand- u. Kokillenguss
schwieriger Sand- u.
Kokillenguss

Sand-, Kokillen- u.
Druckguss
gute Gießbarkeit u.
Festigkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Zink-Gußlegierungen - DIN 1774

• ZnCu1CrTi - Titanzink
• „in situ“ dispersionsverfestigt mit TiZn15
• Weiterverarbeitung zu Blechen für den Dachbau
• einzige Zn-Knetlegierung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Zink-Gussstücke - DIN 12844 Titanzink

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


alte Legierungsnormen - EU auch nützlich

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz
• Zinkstab in Ionen-leitender Flüssigkeit - Elektrolyt - Zink-Ionen gehen in Lösung

• Spannung zwischen Kationen und Elektronen begünstigt Rückreaktion

• Gleichgewicht zwischen Oxidation und Reduktion.


Zn
Zn → Zn2+ + 2e- Oxidation

Zn2+ + 2e- → Zn Reduktion

Cu Bei einem edleren


Cu → Cu2+ + 2e- Metall ist die Neigung
zur Oxidation weniger
Cu2+ + 2e- → Cu stark ausgeprägt,
das Potential geringer.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung-
Korrosionsschutz
• elektrochemische
Spannungsreihe listet die
Elemente nach der Neigung
auf, zu oxidieren

• hoher, negativer Wert bei E0


bedeutet,
hohe Neigung zur Oxidation

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz

Verbindung der Halbzellen; Elektronen fließen - galvanisches Element - Batterie

Zn
Eine Elektrode wird als
Anode bezeichnet,
wenn an Ihr bevorzugt
die Oxidation abläuft.

Cu
Eine Elektrode wird als
Kathode bezeichnet,
wenn an Ihr bevorzugt
die Reduktion abläuft

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz
• Analog zur galvanischen Zelle:
Bildung eines Lokalelements aus zwei Bauteilen unterschiedlicher Metalle,
als Elektrolyt reicht die Luftfeuchtigkeit - Kontaktkorrosion

Negative Einflussfaktoren:
• hohe Temperatur
• große Potentialdifferenz
• kleine Anode, große Kathode
• hohe Elektrolytleitfähigkeit
• geringer äußerer ohm‘scher Widerstand

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz
• passiver Korrosionsschutz:
an CO2-haltiger Luft dichte, Zinkcarbonat-Schicht - (4ZnO+CO2+4H2O) -
schützt vor weiterer Korrosion, beständig zwischen pH 6 - 12,5
Anwendung: - Bedachungen

• aktiver Korrosionsschutz:
Lokalelemente in Verbindung mit anderen Metallen,
Zink ist unedler, löst sich bevorzugt auf u. schützt das edlere Metall
Anwendung:
- Verzinken von Stahl
- Opferanoden für Schiffe,
Tanks und Pipelines

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz - Verzinken

• Verzinken im Durchlaufverfahren
- bei Stahlblech -
Zn
o. Stückverzinken
im Tauchbad
• Legierungsbildung zwischen
Stahl und Zink FeZn17

• verwendeter Werkstoff:
meist Z4 u. Z5
FeZn13

Fe5Zn21
Stahl

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz
Bandverzinken

• Stahlbleche werden von Coils - Blechrollen -


abgespult u. zusammengeschweißt,
kontinuierliches Verfahren

• Bandspeicher arbeitet bei neuem Coil als Puffer


Band-
• Zinkbad bei 400-465°C speicher

• Bandgeschwindigkeit: bis 200 m/min

• Schichtdicke: 7 - 40 μm

• spezielle Legierungen z.B. Zinkbad


„Galfan“ 5% Al, 0,1% SE
„Galvalume“ 55% Al, 1,0% Si
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Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz - Bandverzinken

ThyssenKrupp - Dortmund

Gesamtansicht Bandspeicher
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz
- Bandverzinken
ThyssenKrupp - Dortmund

Qualitätskontrolle hinter Zinkbad

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Korrosionsschutz

Opferanoden im Schiffbau
ZS mit aktivierenden
Zusätzen, z.B. Al, Cd

Stückverzinken
meist ZS

Titanzink-Bleche
jüdisches Museum, Berlin
ZnCu1CrTi

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Anwendung - Druckguss Kaltkammer-
verfahren
• Feinzink meist Basis für Zinklegierungen

• Gußlegierungen
meist Zn-Al-Legierungen
Verarbeitung hauptsächlich im Druckguss,
Wanddicke bis 0,3 mm
Gießtemperatur ca. 425°C nicht über 450°C

• Gußlegierung ZA27 mit 25-28% Al


Legierung mit höchster Festigkeit
Einsatz für Sand-, Kokillen- und
Druckguss,
gute Gießbarkeit
Warmkammer-
verfahren
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zink und Zinklegierungen


Druckguss-
maschine

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


• Entdeckung: 1791 v. William Gregor, GB
• Häufigkeit: mit 0,5% der Erdkruste an 10. Stelle
• Namensgebung: Kinder von Gaja u. Uranos, Erde u.
Himmel
• Weltjahresproduktion: ca. 80.000 t
• Dichte [ρ]: 4,51 g/cm3 Leichtmetall
• Schmelzpunkt: 1660 °C
• Siedepunkt: 3260 °C
• Kristallstruktur: hdp < 882 °C > krz
• Normalpotential: -0,862 V unedler als Zn
• Korrosionsrate mm/a: 0,0
(Industrieatmosphäre)

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Titan und Titanlegierungen


Hauptanwendungsgebiete

Ti-Legierungen TiO2
6% Pigmente 90%

Quelle: Mining Weekly July 2001


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Erzabbau
• hauptsächlich übertage
• Autralien, Norwegen, Brasilien, Malaysia u. Ukraine

Rohstoff
• insgesamt ca. 140 Ti-Minerale, aber nur zwei von
wirtschaftlicher Bedeutung
• Rutil - TiO2, 92-98% TiO2
weltweite Reserven ca. 30 Mio. t TiO2
• Ilmenit - (Fe, Mn, Mg)TiO3 37-62% TiO2
weltweite Reserven ca. 270 Mio. t TiO2

Weiterverarbeitung
• Anreicherung der Erze durch Flotation und Sichter,
• Trennung in Rutil und Ilmenit durch Magnetabscheidung u. elektrostatische
Abscheidung: - Rutil: direkte Weiterverarbeitung zu Titanschwamm
- Ilmenit: Verarbeitung zu Titanschlacke, oder synthetischem Rutil

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Metallurgie Ilmenit-Erz Rutil-Erz

physik. Aufbereitung physik. Aufbereitung

pyrometallurgische hydrometallurgische
TiO2-Anreicherung TiO2-Anreicherung

TiO2
Gusseisen Chlorierung Cl2, Koks, Mg
TiCl4

Mg/Na, H2O, Ti-Schwamm-


HCl, HNO3 Herstellung, Kroll- o.
Hunter-Verfahren

Lichtbogenofen

Titan
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


pyrometallurgische
TiO2-Anreicherung
• Abtrennung des Fe-Anteils
durch Reduktion mit Kohle bei
1200-1600°C
• Eisen wird als Gusseisen ausgetragen
• TiO2-Anteil in der Schlacke 70-85%
• Schlacke wird unter Luftabschluss
gekühlt u. anschließend gebrochen

FeO•TiO3 (s) + C (s) TiO2 + Fe + CO (g) (prinzipiell)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Oxidation Reduktion
hydrometallurgische
TiO2-Anreicherung Laugung Fällung

• Ziel: Abtrennung des Eisenanteils,


mehrere mögliche Verfahren
• generell: Abtrennung des Eisen
mit Chlorträger o. Schwefelsäure
• Verfahren auf Chloridbasis:
- Oxidation des Eisenanteils zur
Spaltung der Fe•TiO2-Verbindung
- Reduktion von Hämatit - Löslichkeit
- Laugung
- Fällung
Oxidation 2FeO • TiO2+1/2O2 Fe2O3+TiO2
Reduktion Fe2O3+4H2 2FeO+4H2O
Laugung 2FeO+4HCl 2FeCl2+2H2O
Fällung 2FeCl2+2 H2O+1/2O2 Fe2O3+4HCl
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Titan und Titanlegierungen


Chloridverfahren - Chlorierung
• Ziel: -Umwandlung von TiO2 in TiCl4
- Titantetrachlorid -
Abtrennen der Verunreinigung
• Grund: Verunreinigungen würden bei direkter Reduktion mitreduziert werden,
Chloride haben niedrigen Siedepunkt - leichte Destillation
• Verinfachte Aufteilung in: - Chlorierung
- Destillation
• Ausgangsstoff: - Titanschlacke,
- natürlicher Rutil,
- synthetischer Rutil
- Petrolkoks als Reduktionsmittel 250-300kg /t TiO2

TiO2 + x C + 2 Cl2 TiCl4 + y CO + zCO2


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Chloridverfahren
• Chlorierung verläuft exotherm,
Einblasen von Luft zur Kühlung
• TiCl4 und VOCl3 nur 9°C
Unterschied im Siedepunkt
• Abtrennung von VOCl3 nicht ohne
große Verluste von TiCl4 möglich
Fällung mit H2S u. Cu-Pulver
• Reinheit von TiCl4: 99,9%

99,9 %
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Krollverfahren
• Ziel Reduktion von TiCl4 zu Ti u. Abtrennung
der Verunreinigungen
• Exotherme Reaktion, Rektionstemperatur wird
über TiCl4-Zugabe auf 850-950°C eingestellt

TiCl4 + 2Mg Ti + 2MgCl2


Titanschwamm
ΔH900°C = -521 kJ/Formel-Umsatz

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Krollverfahren
• Chargieren und Einschmelzen von Mg
• Chargieren von TiCl4
über mehrere Tage
• entstehendes flüssiges MgCl2
sinkt auf Reaktorboden,
wird kontinuierlich abgezogen
• Titanschwamm schlägt sich an
Reaktorwänden nieder
• Destillation o. von Mg und MgCl2
nach abgeschlossener Reduktion
• Aufspaltung von MgCl2 in Mg und Cl2,
Wiederverwendung im Chlorierungs-, bzw. Reduktionsreaktor
• Chargengröße: 1,5-7 t je nach Ofenabamessung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Umschmelzen des Titanschwamms - EB-Anlage

Vakuumschleuse mit
Schwammzuführung

Elektronenkanonen

• Titan oxidiert sehr leicht,


Schmelzbad
Umschmelzen daher
unter Vakuum
Ti-Block Schmelzbad
• Umschmelzen entweder mit
gelenkten Elektronenstrahlen,
Electron-Beam-Verfahren

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Umschmelzen des Titanschwamms - VAR-Anlage
• Vacuum-Arc-Remelt
• Verpressen und Verschweissen
des Schwamms zu Vorelektrode Stromzufuhr

Vakuumpumpen
selbstverzehrende
Elektrode, Vakuumkammer
Vorelektrode

Schmelztropfen Lichtbogen
Schmelzbad

Block Wasserkühlung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gegenüberstellung von Materialeigenschaften
Titan Stahl Aluminium Magnesium
rostfrei
Dichte [g/cm3] 4,51 7,92 2,70 1,74
Zugfestigkeit [N/mm2] 1200 ! 500-800 520 260
Wärmeleitfähigkeit 21,6 16,3 238 155,5
[W/(m*K)]
Ausdehnungskoeffizient 8,4 14,8 23,6 25,2
[104/K]
Elastizitätsmodul 10,4 20,8 6,2 4,0
[104N/mm2]
Korrosionsabtrag [mm/s] 0,0 0,001 0,005 Keine
(Industrieatmosphäre) Angaben
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen

Anwendungen - prominente Beispiele


• ISS

• Überschallbomber SR-71 Blackbird


Monocoque-Konstruktion Ti-13V-11Cr-3Al β-Legierung
Titan macht 93% des Leergewichts aus
Fugen schließen sich erst bei hoher Geschwindigkeit
- Wärme, Treibstoffverlust, Auftanken direkt nach dem Start

• Atom-U-Boot OSCAR II - Klasse (Kursk)


Rumpf aus Titanlegierung (hat auch nicht geholfen)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gitterstrukturen
• zwei Kritallstrukturen möglich
• Übergang - allotrope Umwandlung - bei T = 882°C
• Reintitan und viele Legierungen bei tiefen T in α-Phase
• Hochtemperaturphase kristallisiert kubisch raumzentriert; β-Phase

hexagonal kubisch
dichtest raumzentrierte
gepackte β-Phase
α-Phase

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


β/α – Umwandlung
bei Abkühlung aus β-Phasengebiet
• Gitterabstände zwischen Atomzentren
in hex α-Basalebenen größer als
entsprechende Abstände
in {110}-Ebenen des krz α Gitters

• Folge der Umwandlung:


geringe Atomverschiebung
makroskopisch Volumenzunahme

• Gleitrichtungen durch Burges-Vektor bestimmt


für 6 Gleitebenen u. 2 Gleitrichtungen der Elementarzelle des β-Titans
ergeben sich 12 Varianten der Orientierung im α Kristall

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


β/α – Umwandlung

• Orientierungsvielfalt spiegelt sich im


Gefügebild wieder

• innerhalb ehemaliger β-Körner, liegen


einzelne α Lamellenpakete ineinander
geschachtelt
• gleiche Orientierung innerhalb
einzelner Lamellenpakete
• große, aber letztendlich auf 12 begrenzte Anzahl der
Orientierungsmöglichkeiten bedingt Wiederholung in der Ausrichtung
der Lamellenpakete
• sehr charakteristisches Gefügebild (Korbegeflecht-Gefüge, basketweave)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Klassifizierung der Legierungen

Einfluss der Legierungselemente auf die Zustandsdiagramme

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Ternäres Phasendiagramm (3D) zur Einteilung Ti-Legierungen

gewöhnliche Einteilung:
• α, (α+β)- und β-Legierungen
• mit weiteren Unterteilungen
in Near-α und metastabile
β-Legierungen

α-Legierungen:
Reintitan und/oder
neutrale Elemente

Near-α: geringe Anteile von


β-stabilisierenden Elementen
gefolgt von

(α+β)- und metastabile β-Legierungen


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Legierungssysteme - System Ti-Al

• wichtigstes und intensivst


erforschtes System

• neben α- und β-Phasen


intermetallische Phasen:
- α-Ti3Al,
- γ-TiAl, TiAl3,
- TiAl2

• nur α-Ti3Al und γ-TiAl


haben technische
Relevanz

• TiAl3 und TiAl2 extrem spröde

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Legierungssysteme - System Ti-Al
• reines Titan unterhalb 882°C in
hdp α-Phase
• oberhalb 882°C nach allotroper
Umwandlung als
krz β-Phase
• Einteilung der Legierungselemente nach:
- α-Stabilisatoren z.B. Al
- β-Stabilisatoren
- Erhöhung o. Verringerung der Umwandlungstemperatur,

- hohe Löslichkeit im Titan: V,Mo,Nb,Ta (β-isomorphe)


- intermetallische Verbindungen wegen geringer Löslichkeit: Fe, Cr (β-eutektoide)
- neutrale Elemente zur mechanischen Verfestigung: Sn, Zr

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Klassifizierung der Legierungen

Einfluss der Legierungselemente auf die Zustandsdiagramme

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


α-Titanlegierung

• Einsatz: primär in chemischer Industrie und Verfahrenstechnik

• gute Korrosionsbeständigkeit und Verformbarkeit

• Reintitansorten unterscheiden sich hauptsächlich nur durch


Sauerstoffgehalt (interstitielles Legierungselement)
erhöht drastisch die Streckgrenze auf Kosten der Duktilität

- Sauerstoff absichtlich zulegiert


- übrigen Elemente wie Eisen oder Kohlenstoff sind durch das
Herstellungsverfahren bedingte Verunreinigungen

• Einteilung in Grade 1 bis 4 (Festigkeitsbereich von 290 bis 740 MPa)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Near-α-Titanlegierung
• klassische Hochtemperaturlegierungen, Einsatztemperaturen 500...550°C
• vereinen guten Kriecheigenschaften der α-Legierung mit hohen
Festigkeiten der (α+β)-Legierungen

• Entwicklung:
- Ti-8-1-1: Al führte zu Spannungsrisskorrosions-Problemen
- Ti-6-2-4-2 (Ti-6Al-2Sn-4Zr-2Mo) niedrigerer Al legiert
- Ti-6-2-4-2-S (Ti-6Al-2Sn-4Zr-2Mo-0,1Si)
0,1%Si verbessert drastisch
Kriecheigenschaften; bis 0,5%Si im Einsatz

• erste kommerzielle Si-haltige Ti-Legierung: (UK) IMI 679 gefolgt bei IMI 685
(Ti-6Al-5Zr-0,5Mo-0,2Si)

• aktuellste Hochtemperaturlegierung: (USA) TIMETAL 834


bis annähernd 600°C TEinsatz
(Ti-5,8Al-4Sn-3,5Zr-0,5Mo-0,7Nb-0,35Si-0,06C)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


(α+β)-Titanlegierung:

• gebräuchlichste Ti-Legierung Ti-6Al-4V, mehr als 50% aller Leg.

• am meisten erforschte und erprobte Legierung


Hauptabnehmer: Luft- und Raumfahrt

• weitere (α+β)-Legierungen entwickelt mit dem Ziel:


Festigkeitssteigerung
Ti-6-6-2 und IMI 550 Ti-6Al-6V-2Sn
Ti-6-2-4-6 Ti-6Al-2Sn-4Zr-6Mo

warmfeste Legierungen bis etwa 400°C


Ti-6-Q2
Ti-55-24-S
Ti-17 Ti-5Al-2Sn-2Zr-4Mo-4Cr

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Anwendungen - Ti-6Al-4V

Pleuel

Rumpfspant - Flugzeug

Tuorboladerrad
Quelle: OTTO FUCHS
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Metastabile β-Titanlegierung:
• stark an Bedeutung gewonnen

• zu extrem hohen Festigkeiten aushärtbar (1400 Mpa)

• komplexe Mikrostruktur erlaubt Optimierung des Verhältnisses


von hoher Festigkeit zu hoher Bruchzähigkeit

• Einschränkungen aufgrund von höherem spez. Gewicht, mäßiger


Schweißbarkeit, schlechtem Oxidationsverhalten

- TIMETAL 10-2-3, Beta C (Ti-3Al-8V-6Cr-4Mo-4Zr)

- TIMETAL 15-3; (Ti-15V-3Cr-3Al-3Sn) umformbar bei RT bis zu dünnen Folien

- TIMETAL 21S; speziell als oxidationsbeständige Folienlegierung zur Verwendung


als Matrix für langfaserverstärkte Ti-Legierungen

- TIMETAL LCB (low cost beta) für Anwendungen außerhalb der Luft-und Raumfahrt

- SP 700 (Japan) (Ti-4,5Al-3V-2Mo-2Fe), gutes superplastisches Verhalten


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Anwendung - β-Legierung

Rotorkopf, geschmiedet,
Ti-10V-2Fe-3Al,
156 kg,
Quelle: OTTO FUCHS

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Wichtige Legierungen und Verbindungen:
• in der Industrie werden mehr als 100 Titanlegierungen verwendet
• 30-40 % der gesamten Titanproduktion in unlegierter Form
• zu den technisch wichtigen Legierungen gehört bereits Titan mit
0,2-0,4 % Sauerstoff als Festigkeits steigerndem Zusatz
• etwa 50 % des Marktes nehmen die a/ß- Legierungen des Typs TiAl6V4 ein
• zinnhaltige Legierungen TiAl5Sn2,5 und TiAl6V6Sn2 beanspruchen 5 %
• molybdänhaltige Legierungen haben einen Marktanteil von 1-3 %

• in erster Linie das Dioxid TiO2 als Weißpigment


• TiC als Hartmetall, Korrosionsschutzauflage und zur Festigkeitserhöhung
in Stählen
• TiB2 als Elektroden- und Tiegelmaterial u. Ersatz für Diamantstaub
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Knet-/Gusslegierungen
mit jeweiligem Phasentyp

Mechanische
Eigenschaften

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gefüge der Titanlegierungen
• Größe und Anordnung der α und β Phase- Gefüge -
haben nachaltigen Einfluss auf mechanische Eigenschaften
- lamellar: einfaches Abkühlen aus β-Gebiet grob o- fein möglich
- globular: Rekristallisation
• beide Ausprägungen können in feiner u. grober Verteilung vorliegen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gefüge der Titanlegierungen
• Gefüge von Titanlegierungen einstellbar durch thermomechanische
Behandlung

• Abfolge von:
Lösungsglüh-,
Verformungs-,
Rekristallisations-,
Auslagerungs-,
Spannungs-
freiglühbehandlungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gefüge der Titanlegierungen
Schnitt durch ternäres System
Ti-Al-V für 6 Gew.-% Al
MS: Tstart Martensite

• abhängig von Abkühl-


geschwindigkeiten sind die
Lamellen fein oder grob
angeordnet

• langsam: rein lamellar


abnehmende Geschwindigkeit,
Lamellen vergröbern sich

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gefüge der Titanlegierungen

LM Gefügebilder Ti-6Al-4V
- langsame Ofenkühlung 50°C/h
- Wasserabschreckung
- jeweils von 1050°C,800°C, 650°C

• langsam: lamellar

• schnelles Abschrecken:
martensitische Umwandlung der
β-Phase, feinspießiges Gefüge

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Gefüge der Titanlegierungen:

• langsam: β-Phase (Vanadium


angereichert) als schmaler Saum
um breite, helle α-Lamellen

• schnelles Abschrecken:
oberhalb MS; β-Anteil wird
umgewandelt in Martensit

• bei tieferen Temperaturen


β-Anteil nimmt zu Gunsten des
α-Anteils weiter ab; unterhalb MS
keine martensitische Umwandlung

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


γ-Titanaluminid-Legierungen - Basis γ(TiAl) und α2(Ti3Al)

• außergewöhnliche mechanische und thermo-physikalische Eigenschaften


durch streng geordneten kristallographischen Aufbau:
gerichtete chemische Bindungen, Morphologie intermetallischer Phasen

• relativ hoher Schmelzpunkt: 1460°C


• geringe Dichte: 3,9-4,2 g/cm³
• hohe elastische Moduln und Festigkeiten
• niedrige Diffusionskoeffizienten
• gute strukturelle Stabilität
• gute Oxidations- und Korrosionsbeständigkeit
• geringere Neigung zur Entzündung verglichen mit konv. Ti-Leg.
erhebliche Vorteile im zufünftigen Flugtriebwerksbau

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Konstitution von γ-TiAl-Legierungen
• intermetallische Phasen: attraktive Grundlage für
leichte Hochtemperaturwerkstoffe
• technisch interessanter Bereich: 45 - 48% Al, peritektische Erstarrung

(a) binäres Ti-Al


Phasendiagramm

(b) Ti-Al-Nb System


Quasibinärer-
Schnitt
Nb=8At.%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Kristallstrukturen binärer Titanaluminid-Phasen

• gute Hochtemperatureigenschaften wegen hohen Entordnungs


temperaturen

(a) hexagonale α2(Ti3Al)-Phase (b) tetragonale γ−(TiAl)-Phase

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Orthorhomische Titanaluminide
• schadenstolerante intermetallische
Werkstoffe Ti2AlNb
• Gitterdarstellung der geordneten
orthorhombischen Ti2AlNb -Phase (c)
im Vergleich zur kubischen (a) β0-Phase
(b) und α2-Ti3Al-Phase
• gute Bruchzähigkeit, hohe Festigkeit
oberhalb 500°C
• Anwendung:
z.B. Ersatz von Ni-Basislegierungen
aufgrund von Gewichtsersparrnis
Verdichterscheiben, Flugtriebwerk
Ti-22Al-27Nb; Ti-22Al-24Nb-Mo-Ta-Si

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Eigenschaften von orthorhomischen Titanaluminidlegierungen:

Zugeigenschaften

• trotz relativ hoher Dichte


höhrere Werte als die neuste
Near-α-Titanlegierung

• Streckgrenzenbereiche als
Funktion von Temperatur u.
Gefüge der Legierung
Ti-22Al-25Nb im Vergleich
zu anderen Legierungen

• neue Legierungsklasse Ti2AlNb


direkter Wettbewerb

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Bei GKSS entwickelte TiAl Legierungen (TNB)
• außergewöhnlich hohe Festigkeiten, gute Kriechbeständigkeit,
hoch korrosionsfest
• Legierungszusammensetzung
u. zugehörige Umformverfahren
patentrechtlich geschützt
• Anwendung: Turbinenschaufel,
Motorventile, Turbolader-Räder,
Blechformteile

spezifische Zugfestigkeit der


TNB-Legierung im Vergleich
mit konventionellen Hoch-
temperaturwerkstoffen und
geschmiedeter Ti-48,5Al-0,2Si

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Titan und Titanlegierungen


Anwendung - TiAl

γ-TiAl
Blechstruktur
Blech von Plansee,
Österreich

Angestrebter Einsatz als Hitzeschild


im der wiederverwendbaren Trägerrakete
“VentureStar”
Quelle: www.lerc.nasa.gov

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Geschichtliches
• 1808: entdeckt Sir H. Davey
• 1900: 10 t ; Preis: 160 US$/kg
• 1944: 228.000 t
• 1947: 10.000 t
• 1971: >42.000 t (VW-Käfer)
• 1998: 360.000 t; Preis: 3.60 US$/kg
• 2000: 366.900 t; Preis: 2.00 US$/kg
• 2003:
• Vorrausgesagter Verbrauch für die nächsten 10 Jahre: 7%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Geschichtliches
•Verbesserte Eigenschaften⇒steigende Temperaturen
Problem: Hochtemperaturfestigkeit
• Keine Legierungsentwicklung in den 80ern
• Abnahme von Forschung und Entwicklung, know-how
Verlust
• Neue Legierungen Ende der 80er
• Wiederentdeckung des Forschungsinteresses,
Neuentwicklungen
• Steigendes Interesses seit Mitte der 90er

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Werkstoffwoche 1927

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Mg-Gussbauteile, VW 1500

Quelle: Automotive Light Metals


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Mg-Einsatz
60
Anteil %
Al-Legierungen
Al alloying
50

Entschwefelung
Desulf
40

Chemieindustrie
Chemical
30

129666 t
110800 t
13400 t

27400 t

145613 t

9022 t
29000 t

9974 t
Gusslegierungen

13299 t
7100 t
15800 t

57385 t
Casting
20

Knetlegierungen
Wrought
10
andere
Other
0
1983 2002
Quelle: IMA
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Preisentwicklung 1990-2002
6000

USD/m3

4000 Magnesium

Al
A

Stahl
C
2000

0
1990 1994 1998 2002
Quelle: Hydro Magnesium
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Eigenschaften von Magnesium


Vorteile: Nachteile:
• Hohe spez. Festigkeiten • Eingeschränkte
(Dichte: ∼1.8g/cm3) Korrosionseigenschaften
• Gute Giessbarkeit • Geringe Hochtemperatur-
eigenschaften
• Gute spanende
Bearbeitbarkeit • Geringe Verformbarkeit
(hex. Kristallstruktur)
• Prakt. unbegrenzt
verfügbar
• Recyclebar
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Verarbeitung
Magnesiumlegierungen

Gusslegierungen Knetlegierungen
• Druckguss • Strangpressen
• Squeeze casting • Walzen
• Thixocasting • Tiefziehen
• Sandguss • Schmieden
• Kokillenguss

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Magnesium - Technology and Alloys

• Casting
- High pressure casting (AZ, AS, AE, AM)
- Gravity casting (AZ, K, ZK, ZE, EZ, QE, WE)
- Squeeze casting (AZ, AS, AE, AM, K, ZK, ZE, EZ, QE)
- Thixo casting (AZ, AS, AE, AM)
• Extrusion (AZ31, AZ61, AZ80, WE54, WE43)
• Rolling (AZ31, HK31, HM21, ZK60)
• Forging (AZ31, AZ60, AZ80, ZK)
• Joining

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Slip systems of magnesium

(0002) Basal planes, (10-11) Pyramidal planes


normal temperature slip (first order), high temperature
slip

(10-12) Pyramidal planes (10-10) prismatic planes


(second order), principal twin planes high temperature slip
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Magnesium – Druckgusslegierungen
• AZ (Mg-Al-Zn) • AS (Mg-Al-Si)
– Gute Raumtemperatur- – Verbesserte Festigkeit
eigenschaften – Verbessertes Kriechverhalten
– Geringe Warmfestigkeit – Eingeschränkte Giessbarkeit
– Geringe Duktilität

• AE (Mg-Al-SE)
• AM (Mg-Al-Mn) – Gute Hochtemperatur-
– Verbesserte Duktilität eigenschaften
– Mässige Raumtemperatur- – Gutes Kriechverhalten
eigenschaften – Eingeschränkte Giessbarkeit
– Eingeschränkte Giessbarkeit

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Groups of high pressure die casting alloys

Consumption by European Automotive Industries

1997 AZ: 80,9% AM: 19,0% AS/AE: 0,1%

2002 AZ: 67,1% AM: 28,1% AS/AE: 4,8%

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


IMA‘s recommendation for melt protection

Operating conditions

Melt Recommended atmosphere


Surface Melt
temperature over the melt Flux contamination
agitation protection
[°C] [Volume %]

650 – 705 air + 0.04 SF6 No No Excellent

650 – 705 air + 0.2 SF6 Yes No Excellent

650 – 705 75 air + 25 CO2 + 0.2 SF6 Yes Yes Excellent

705 – 760 50 air + 50 CO2 + 0.3 SF6 Yes No Excellent

705 - 760 50 air + 50 CO2 + 0.3 SF6 Yes Yes Very good

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Equipment for melting, transfer and metering
of Liquid Mg Alloys
Control

Magnesium ingots
Transfer tube Metering pump
Shot sleeve

Melting furnace Magnesium ingots

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Druckguss von Magnesiumlegierungen
Hydr.
Schliesseinheit Warmkammerdruckguss

Form
Giesskolben

Einlass

Giesszylinder
Schm
elze

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Druckguss von Magnesiumlegierungen


Hydr. Schliesseinheit
Kaltkammerdruckguss

Form

Giesskolben
Giesszylinder

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Advantages of Presure Die Casting of Mg Alloys
• High productivity
• High precision
• High quality surface
• Fine cast structure
• Thin wall and complex shapes possible

In comparison to aluminium:
• 50% higher casting rate
• Can use steel ingots – higher life
• Low heat content – energy saving
• Good machineability
• Requires ca. 50% of tooling costs
• Higher fluidity of melt
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Disadvantages of Pressure Die Casting of Mg Alloys

• Entrapped gas pores as a result of high


filluprate
• Thick walls only castable to limited degree
• Limited mechanical properties with cheaper
die casting allyos
• Limited range of alloys
• Poor creep resistance due to fine grain cast
microstructure
• Higher costs and limited castability of creep
resistant Mg-Al-RE alloys
• Can‘t be heat treated
• Can‘t be welded

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Gießbarkeit von Mg-Druckgußlegierungen
10
Selected
Alloys groups
8 AZ-Base 1
Al-content (wt.-%)

Ax-Base 2
6 ZA-Base

4
castable
difficult to
2 cast

0
0 5 10 15 20 25 30 35
Zn-content (wt.-%)
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Schmelzbereich von Druckgusslegierungen

700
Temperatur [°C]

600

500

400 Schmelzbereich
Giesstemperatur
300
AZ91 AM60 AM50 AM20 AS41 AS21 AE42
Quelle: Aune & Westengen, SAE Technical Publ. no. 950424, Detroit 1992
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Typische Eigenschaften von Druckgusslegierungen

Alloy Zugfestigkeit Streckgrenze Druckfestigkeit


[MPa] [MPa] [MPa]
AZ91 240 160 160

AM60 225 130 130

AM50 210 125 125

AM20 190 90 90

AS41 215 140 140

AS21 175 110 110

AE42 230 145 145

Quelle: NHM, 1998


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Typical Physical Properties

Property Unit Temp. AZ91 AM60 AM50 AM20 AS41 AS21 AE42

Density g/cm3 20 1.81 1.80 1.77 1.75 1.77 1.76 1.79

Liquids temp. ´C 598 615 620 638 617 632 625

Incipient melting t. ´C 420-435 (420-435) (590)

Lin. thermal. exp.c.µm/(m·K) 20-100 26.0 26.0 26.0 26.0 26.1 26.1 26.1

Sp. heat of fusion kJ/kg 370 370 370 370 370 370 370

Specific heat kJ/kgK 20 1.02 1.02 1.02 1.02 1.02 1.02 1,02

Thermal conduct. W/K m 20 51 61 65 94 68 84 84

Electrical cond. MS/m 20 6.6 nm 9.1 13.1 nm 10.8 11.7

nm: not measured Expected values (not proved) in brackets

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Typical mechanical properties of die-cast test bars
(as-cast condition)
Alloy Tensile Yield Compr.
Strength Strength Strength 300
[MPa] [MPa] [MPa]
250

Tensile strength [MPa]


200
AZ91 240 260 260
150

AM60 225 130 130


100

AM50 210 125 125


50

AM20 190 90 90
0
50 100 150 200
AS41 215 140 140 Temperature [°C]

AS21 175 110 110 AZ91 AM60 AE42 AS41

AE42 230 145 145


Source: NHM, 1998

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Temperature Dependence Properties
of some Mg-RE-Alloys (Schwerkraftguss)

Source: J.F. King, MEL

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Creep Strength in MPa


Creep Strength in MPa

Time in h Time in h

Creep strenght of some magnesium-rare earth alloys (T6: WE54, WE43, EQ21, T5, EZ33,
high pressure die cast: AE42) at (a) 200°C and (b) 250°C (courtesy of J. King, MEL).

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Knetlegierungen

• Eingeschränkte Kaltverformbarkeit wegen der


hexagonalen Gitterstruktur des Magnesiums
• Tendenz zur Zwillingsverformung
• Über 220°C erhöhte Duktilität wegen
zusätzlich aktivierter Gleitsysteme
• Schlechte Verformbarkeit bei geringen
Temperaturen

⇒ Nur wenig Legierungssysteme verfügbar

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen

Strangpressen von Magnesium


Anwendung:
• Halbzeuge
Eigenschaften
• Saubere Oberflächen
• Keine Poren oder Schrumpfung; wichtig für
sicherheitsrelevante Anwendungen
• Vielfalt von Durchmessern herstellbar
• Pressverhältnis und -geschwindigkeit hängt ab von
der Legierung
• Verwendete Legierungen: M2 und AZ31

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Priciple components for the direct extrusion process

Container

Dummy block Die

Extruded shape
Ram

Die backer

Ingot or billet

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium – stranggepresstes Material


Einfluss der Legierung
•Legierungsentwicklung
Eigenschaften des Materials
•Thermomechanisch induzierte
Mikrostrukturveränderungen
•Beziehung zwischen Mikrostruktur
und mechanischen Eigenschaften
•Einfluss der Prozessparameter
Herstellung von Struktur-
elementen
Qualitäts Management
© Otto Fuchs Metallwerke
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Strangpressprofile: Inhomogene Mikrostruktur

10µm 10µm

Querschnitt

Längsrichtung

10µm

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Zug- und Druckversuche an stranggepreßtem


AZ31
400

350

300
Stress (MPa)

250

200

150

100
Tensile test

50 Compression test

0
0 5 10 15 20 25 30
Strain (%)

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Strength-Ductility of Cast and Wrought Magnesium Alloys

Yield Strength Rp0,2 [MPa]

Elongation A5 [%]

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Microstructural development during extrusion
indirect extruded

AZ31 AZ61 AZ80

hydrostatic extruded

J. Swiostek (Sp), J. Bohlen, D. Letzig, K.U. Kainer, In: K.U. Kainer (Ed.) „Magnesium Alloys and Their

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Applications IV”, Wiley-VCH, Weinheim 2003, ISBN 3527-30975-6
Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Mechanical Properties of Commercial Magnesium Alloys

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Standard Reduction Potentials

Cu+ Cd++ Cr+++ Al+++

Ag+++ Ag+ Cu++ H+ Ni++ Fe++ Zn++ Ti++ Mg++

more noble less noble

+ 0,52 - 0,40 - 0,71 - 1,66

+1,42 + 0,80 + 0,34 ± 0 - 0,44 - 0,76 - 1,75 - 2,40


- 0,23
electrochemical potential [V]

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Formation of Passive Films

Magnesium forms passive films

• in air 2 Mg + O2 ⇒ 2 MgO
; formation of oxide layer

• in aqueous solutions
- anodic reaction Mg ⇒ Mg2+ + 2 e-
- cathodic reaction 2 H2O + 2 e- ⇒ H2 + 2 (OH)-
- total reaction Mg(s) + 2 H20(l) ⇒ Mg(OH)2(s) + H2(g)
; formation of hydroxide layer

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


General Corrosion - Atmospheric Corrosion

Uniform corrosion

∆h
Me

→ continuous reduction of material thickness, typically


over long periods of time;
→ uncritical corrosion behaviour, continuous process
that can be monitored and predicted.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Corrosion: Influence of Impurities
Fe, Ni, Co
Corrosion rate [mg/cm2•d]

20
Cu
Ag
15

10 Ca

5 Zn
Cd Pb, Sn, Al

1 2 3 4 5
Constituent [Mass-%]
Effect of alloying and contaminant metals on the corrosion rate of Mg
(alternate immersion in 3% NaCl)
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Magnesium und Magnesiumlegierungen


Corrosion: Influence of Impurities
8

Ni
Corrosion Rate [mm/y]

6 Fe

Cu
2

0
1 10 100 1000 10000
Content [µg/g]
Fe, Ni and Cu raise the corrosion rates even at very low contents.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Galvanic Corrosion- "microgalvanic cells"

anodic reaction cathodic reaction


Mg → Mg2+ + 2e 2H2O + 2e → 2(OH)- + 2H2(g)

Mg matrix
β phase (Mg17 Al12) intermetallic compounds (Al, Mn, Fe) α phase

Intermetallic compounds and β phase acting as local cathodes


with respect to the surrounding magnesium matrix (α phase).

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Corrosion Prevention Strategies - Decrease of Impurities
10 Corrosion rates (ASTM B117)
Corrosion rate [mm/y]

0
AZ91 AM60 AM50 AM20 AA 4250 AZ91
HP HP HP HP conv.
Corrosion rates of various Mg high purity alloys measured in 240 h salt spray test
(ASTM B117) compared with aluminium alloy AA 4250 and conventional AZ91.
Hydro Magnesium 2000

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Galvanic Corrosion

• Formation of galvanic couples by connecting two


metals or alloys with different electrochemical
potentials in an electrolyte.

electrolyte

Me I Me II

⇒ selective attack / dissolution of the less noble metal (Me II)


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Magnesium und Magnesiumlegierungen

Magnesium - Recycling

Probleme: geringe Mengen von Kupfer und Nickel


(max. 150 ppm Cu, max. 10 ppm Ni) machen das
Recycling für strukturelle Anwendungen in HP–
Qualität unmöglich

Stand zur Zeit: Mg-Schrott (primär und sekundär)


wird verwendet für das Legieren von Aluminium,
Entkohlen von Eisen und Stahl sowie für metallo-
thermische Prozesse.
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Magnesium und Magnesiumlegierungen


Potential zur Gewichtsreduzierung

Lenksäulengehäuse Hecktür
Motor V-4
Mg: 1,4 kg, Stahl: 2,3 kg Mg: 3,2 kg, Al: 5,5 kg
Mg: 16 kg, Al: 22 kg,
Gewichtsred.: 40 % Gewichtsred.: 42 %
Fe/Stahl: 60 kg
Gewichtsred.: 22 - 73 %
Sitzrahmen
Mg: 1,8 kg, Stahl: 5 kg
Gewichtsred.: 64 %

Radhaus
Mg: 11,4 kg, Stahl: 15,6 kg Innentür
Lenksäule
Gewichtsred.: 28 % Mg: 5,4 kg, Al: 8,2 kg
Mg: 0,9 kg, Steel: 1,4 kg
Gewichtsred.: 33 %
Gewichtsred.: 33 %
Quelle: www.magnesium.com
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Fahrzeugkomponenten

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Innerer Türrahmen (Mercedes-Benz SL)

Quelle: Hydro Magnesium


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Instrumententräger
aus Magnesium für
den Rolls Royce
Phantom: Gussteil in
der Form

Quelle: BMW
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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Instrumententräger des Pontiac Bonneville,


Buick LeSabre und Oldsmobile Delta 88

Quelle: Automotive Sourcing


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Sitz aus Magnesium Druckgußlegierung

Quelle: Automotive Sourcing


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Sitzrückseite (Jaguar S)

Quelle: Hydro Magnesium

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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Sitz (Jaguar S.)

Source: Hydro Magnesium


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Variable Einspritzdüse des Audi V8

Quelle: Automotive Sourcing


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Ansaugstutzen (BMW V12-Motor)

Quelle: Hydro Magnesium


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Gefüge und Eigenschaften technischer Legierungen

Lenksäulenhalterung des
Alfa 166 und Lancia Integrale

Quelle: Automotive Sourcing


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Lenksäulenhalterung des Alfa 156

Quelle: Automotive Sourcing


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Gefüge und Eigenschafte