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FRAU WEISHEIT

VON TORSTEN SCHWANKE

ERSTER GESANG

Wir werden uns nun mit den ersten neun Kapiteln


des Buches der Sprüche Salomos beschäftigen.
Darin ist von der Weisheit Gottes die Rede.
Gott hat verschiedene Wesenszüge, Gott ist Liebe,

Wahrheit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Güte, Friede,


Schönheit usw. Und Gott ist eben auch Weisheit.
Nun geht es also besonders um die Weisheit Gottes.
Aber keine Angst! Um über die Weisheit Gottes

im biblischen Sinn zu reden, muss man nicht


Philosophie studiert haben. Wir werden nicht
über Platon, Aristoteles, Kant, Nietzsche
und Konsorten reden. Die biblische Weisheit

kann man unabhängig von Intelligenzquotienten


oder Schuldbildung erlangen. Der Weise in der Bibel
ist der, der Gott ehrt und liebt durch ein heiliges Leben,
der Narr ist der Gottlose. Sprüche Salomos,

des Sohnes Davids, das wirkt zunächst wie eine Überschrift


über das ganze Buch. Es folgen jedoch im Buch
weitere Überschriften mit teilweise anderen Zuschreibungen
(„Worte Agurs“). Die Verbindung des größten Teils

des Buches mit Salomo knüpft an dessen traditionelle


Wertschätzung als weisen König an und lässt sich nicht
als historische Angabe auswerten. So präsentiert sich
das Buch als eine Sammlung von Sammlungen.

Im Text des vorliegenden Buches wirkt Sprüche 1


als kunstvolles Vorwort für das ganze Buch. Es formuliert
Ziel und Zweck und nennt die Adressaten. Weisheit
wird als Lebensorientierung und Verständnis präsentiert,
die untrennbar mit der biblischen Gerechtigkeit
verbunden ist. Die Adressaten umfassen sowohl
unerfahrene als auch bereits weise Menschen.
Sprüche 1 setzt programmatisch Gottesfurcht

und Weisheit in Beziehung zueinander.


Von den drei Salomo zugeschriebenen Teilen
hebt sich der erste hervor. Während Sprüche 10-22
und Sprüche 25-29 Einzelspruch-Sammlungen sind,

enthält Sprüche 1-9 längere zusammenhängende Texte:


Im Kernbestand sind das zehn Lehrreden
sowie drei Reden der Frau Weisheit. Das Auftreten
der Frau Weisheit, die Entfaltung ihrer vielfältigen Beziehungen

zu Welt, Menschen und Gott lassen Sprüche 1-9


als theologisch reflektierte und pädagogische Einleitung
in das Buch erscheinen. Innerhalb von Sprüche 31
lässt sich ein Gedicht erkennen (das Lob der starken Frau),

dessen Zeilenanfänge dem hebräischen Alphabet folgen.


Die Entstehungsgeschichte des Buches umfasst
nach gängiger Auffassung einen langen Zeitraum.
Sie dürfte von der Königszeit („Männer des Hiskia“)

bis mindestens in die späte Perserzeit reichen,


vermutlich noch darüber hinaus. Einige Autoren
rechnen mit früh-hellenistischen Bestandteilen,
besonders in der Zeichnung der Frau Weisheit.

Sprüche 1-9. Relative Einigkeit herrscht noch


bei Sprüche 1-9, das zumindest in seinem Kernbestand
meist in die Perserzeit datiert wird. Sprüche 31.
Die in Sprüche 31 erkennbaren Teile gelten dann

meist als jünger, doch werden auch hierfür immer wieder


Zweifel angemeldet, da Entstehungszeit und Aufnahme
in das Buch (als „Anhang“) nicht zusammenfallen müssen.
Es gibt im Alten Testament einige Texte, die sich

mit der Weisheit Gottes beschäftigen. Das nennt man


die Weisheitstheologie des Alten Testaments.
Es gibt auch Weisheitstexte im Neuen Testament.
Jesus, Paulus und Jakobus reden von der Weisheit.

Nun gibt es Unterschieden in den Alten Testamenten


von Protestantischen und Orthodox-Katholischen Bibeln.
Die erste Übersetzung des Alten Testaments
ins Griechische wurde vor Christi Geburt

von 70 jüdischen Gelehrten gemacht. Diese griechische


Übersetzung wird meistens im Neuen Testament zitiert.
Im 6. Jahrhundert nach Christus haben die jüdischen
Pharisäer definiert, was im Alten Testament stehen soll.

Nun unterscheidet sich das griechische Alte Testament


von dem Alten Testament der Pharisäer.
Die Kirchen der Reformation übernahmen
das Alte Testament der Pharisäer. Die katholische Kirche

und andere sehr alte Kirchen hatten von Anfang an


das griechische Alte Testament angenommen.
Der Unterschied besteht darin, dass im katholischen
Alten Testament einige Schriften mehr sind

als im protestantischen. Es handelt sich da um Schriften


wie die Weisheit Salomos, die Weisheit Jesus Sirach,
die Weisheit des Propheten Baruch. Luther
hat diese Schriften auch übersetzt und sagte:

Sie sind der Bibel nicht gleich, aber es ist nützlich, sie zu lesen.
In diesen Schriften wird nun die Weisheitstheologie
weiter entfaltet, darum werde ich sie zitieren.
Sie werden von den Protestanten Apokryphen genannt,

sind in vielen Lutherbibeln mit abgedruckt,


in freikirchlichen Bibeln werden sie weggelassen.
Vielleicht habt ihr noch nie etwas von der Weisheits-
Theologie gehört, oder davon, dass die Weisheit Gottes

in der Bibel als eine Frau dargestellt wird. Vielleicht


denkt ihr: Nun erzählt uns der Torsten irgendeinen
katholischen Unsinn... Aber die Frau Weisheit
ist wirklich ökumenisch. Der katholische Bischof Augustinus

hat sie geliebt, er nannte sie die Weisheit des Vaters,


die Weisheit des Sohnes und die Weisheit
des Heiligen Geistes. Das war im vierten Jahrhundert.
Im neunten Jahrhundert hatte der Theologe Boethius,

der gefangen war, eine Vision der Frau Weisheit,


die ihn im Kerker besuchte und unterrichtete.
Im elften Jahrhundert hatte die deutsche Prophetin
Hildegard von Bingen Visionen der Frau Weisheit.

Im zwölften Jahrhundert verliebte sich der Mönch


Heinrich Seuse in die Frau Weisheit und verehrte sie
als seine Minnedame, es war die Zeit der Minnesänger.
Im 16. Jahrhundert hatte der evangelische Philosoph

Jakob Böhme Visionen der Jungfrau Weisheit,


er wurde aber von seinem lutherischen Pastor
als Ketzer verfolgt. Jakob Böhme wurde Anfang
des 19. Jahrhunderts von den deutschen Dichtern
wieder entdeckt. Im 18. Jahrhundert gab es
einen deutschen Pietisten, Gottfried Arnold,
der von der Liebe der Frau Weisheit schrieb.
Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte der russisch-orthodoxe

Religionsphilosoph Wladimir Solowjew Visionen


der Frau Weisheit, er nannte sie seine geheime Freundin.
Anfang des 20. Jahrhundert war ein russischer Priester,
Sergej Bulgakow, von den Kommunisten aus Russland vertrieben,

ein Verehrer der göttlichen Weisheit als Frau.


Kurz: Es gibt die Frau Weisheit bei den Katholiken,
den Orthodoxen, den Lutheranern und den Pietisten.
Auf hebräisch heißt Weisheit Chokma, auf griechisch

heißt sie Sophia. Vielleicht habt ihr schon einmal


von der Hagia Sophia in Istanbul gehört, das war
eine sehr alte Kirche, der heiligen Weisheit gewidmet,
man nannte sie die Mutter der Kirchen des Orients.

Die Osmanen hatten sie in eine Moschee verwandelt.


Wir werden also an den folgenden Abenden
uns sozusagen versammeln in der Kirche der Hagia Sophia.
Dieses Buch enthält in Sprüche gefasste Ratschläge

fürs Leben von Salomo, dem Sohn Davids und König von Israel.
Sie zeigen uns, was Weisheit und echte Bildung ist,
damit wir merken können, wo mit Einsicht
über etwas geredet wird. Mit ihrer Hilfe kommen wir

zu einer guten Bildung und lernen, wie wir unser Leben


richtig führen und immer auf dem geraden Weg bleiben.
So können wir auch junge und unerfahrene Menschen
zu Klugheit und Besonnenheit führen. Sie werden dann

verstehen, was weise Lehrer sagen: ihre Sprüche,


Bilder, Gleichnisse und Rätsel. Auch Erfahrene lernen
aus diesem Buch noch dazu und machen Fortschritte
in der Kunst, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen.

Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis.


Wer ihn missachtet, verachtet auch Weisheit und Klugheit.
Mein Sohn, höre auf deinen Vater und deine Mutter
und folge ihrem Rat! Das schmückt dich

wie ein prächtiger Kranz auf dem Kopf oder


wie eine Halskette. Lass dich nicht von gewissenlosen
Menschen verführen, die zu dir sagen: Komm, geh mit uns!
Wir legen uns auf die Lauer! Wenn Leute vorbeikommen,

schlagen wir sie tot, einfach so! Wir machen es wie der Tod:
Wir reißen sie mitten aus dem Leben heraus und befördern sie,
so wie sie sind, ins Grab. Ihr Hab und Gut nehmen wir
und füllen unsere Häuser damit. Die Beute teilen wir

miteinander. Komm, mach mit! Mein Sohn,


mach nicht gemeinsame Sache mit diesen Verbrechern,
denn auf Schritt und Tritt haben sie nichts als Bosheit
und Mord im Sinn! Die Vögel beachten das ausgespannte Netz

nicht und fliegen hinein. Genauso machen es


diese Verbrecher: Sie lauern sich selbst auf
und stellen dem eigenen Leben nach. Alle, die
auf krummen Wegen reich werden wollen, nehmen

ein solches Ende: Dem Räuber raubt sein Raub das Leben!
Die Weisheit ruft auf den Straßen, auf den Plätzen
erschallt ihre Stimme; wo die Leute sich treffen, hört man sie,
am Stadttor trägt sie ihre Rede vor: Wann werdet ihr

endlich reif und erwachsen, unreife Grünschnäbel,


die ihr seid? Ihr unverbesserlichen Schwätzer,
wie lange wollt ihr euch nicht bessern? Wann kommt ihr
endlich zur Einsicht, ihr alle, die ihr mich missachtet?

Nehmt euch doch meine Mahnung zu Herzen!


Dann öffne ich euch den Schatz meines Wissens
und gebe euch davon, so viel ihr wollt. Ich habe immer wieder
geredet, doch ihr habt gar nicht zugehört.

Mit erhobener Hand habe ich gerufen und niemand


hat darauf geachtet. Ihr habt euch nicht zurechtweisen lassen
und jeden Rat in den Wind geschlagen. Wartet ab,
das Unglück kommt bestimmt! Dann werde ich es sein,

die lacht! Dann ist die Reihe an mir, zu spotten,


wenn Angst und Schrecken über euch kommen
wie ein fürchterlicher Gewittersturm. Dann schreit ihr
nach mir, doch ich antworte nicht, ihr werdet mich suchen

und nirgends finden. Wenn ihr euch jeder Einsicht verschließt


und euch weigert, den Herrn ernst zu nehmen,
wenn ihr meine Ratschläge von euch weist
und auf keine von meinen Warnungen hört,

dann müsst ihr die Folgen tragen und auslöffeln,


was ihr euch eingebrockt habt. Alle, die sich
nichts sagen lassen, gehen an ihrer Halsstarrigkeit
zugrunde, und die Sorglosen und Selbstsicheren

bringt ihr Eigensinn ums Leben. Doch alle,


die auf mich hören, haben nichts zu befürchten,
Not und Unglück bleiben ihnen erspart.
Sprichwörter Salomos, des Sohnes Davids,

des Königs von Israel: um Weisheit und Erziehung


kennenzulernen, um kundige Rede zu verstehen,
um Erziehung zur Einsicht zu erlangen:
Gerechtigkeit, Rechtssinn und Redlichkeit,

um Unerfahrenen Klugheit zu verleihen,


der Jugend Kenntnis und Umsicht.
Der Weise höre und vermehre sein Wissen,
der Verständige lerne kluge Führung,

um Sprichwort und Gleichnis zu verstehen,


die Worte von Weisen und ihre Rätsel.
Die Furcht des Herrn ist Anfang der Erkenntnis,
nur Toren verachten Weisheit und Erziehung.

An wen richtet sich dieser Text? An die Unerfahrenen,


an die Jugend, an die Verständigen, an die Weisen.
Wozu würdet ihr euch rechnen? Seid ihr im Verstehen
der Bibel wie die unmündigen Kinder, denen man,

wie Paulus sagt, noch Milch geben muss?


Oder könnt ihr schon Schwarzbrot kauen? Die Bibel
ist ein Buch für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Greise.
Wie hat sich euer Bibelverständnis, euer Glaube,

mit den Jahren verändert? Habt ihr Fortschritte


in der Gotteserkenntnis gemacht? Bemüht ihr euch
überhaupt, in der Kenntnis des Glaubens
euch weiter zu entwickeln? Wie habt ihr es erlebt,

das Verlassen des Kinderglaubens, habt ihr


einen Jugendglauben gehabt? Wozu ist
das Buch geschrieben, was will es lehren?
Weisheit, gute Erziehung, Verständnis der Schriften,

Einsicht in das Wesen Gottes, ein Leben in Gerechtigkeit,


Heiligkeit und Tugend, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit.
Goethe sagt: Wenn Gott so wäre wie unsere Nachbarn,
ginge es uns schlecht, aber Gott lässt jeden, wie er ist.

Ich glaube aber, Gott will uns verändern.


Gott will uns erziehen, wie es die Eltern
und die Pädagogen tun. Er will, dass wir Gott erkennen,
dass wir gerecht und heilig leben. Könnt ihr

in eurem Leben die Erziehung Gottes erkennen?


Wie erzieht uns Gott? Was will er uns für Tugenden
beibringen? Seid ihr zufrieden mit der Auffassung:
Ich bin und bleibe ein Sünder, aber ich werde
durch meinen Glauben gerettet? Oder denkt ihr,
wie Paulus sagt: Jagt der Heiligung nach?
Was für Tugenden fehlen euch, und wie wollt ihr
sie erlangen? Was sind überhaupt christliche Tugenden,

die wir anstreben sollen? Dieser Text will Verständnis


der heiligen Schriften, Einsicht in das Wesen Gottes,
Verstehen der Gleichnisse Jesu lehren.
Wie gelangt man dazu, das Wort Gottes immer besser

zu verstehen? Seht ihr bei euch Fortschritte? Interessiert


ihr euch dafür, selbst in der Bibel zu lesen?
Lest ihr christliche Bücher über den Glauben?
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit.

Furcht des Herrn heißt Ehrfurcht vor der Heiligkeit Gottes


zu haben und ihn nicht durch Sünde verletzen zu wollen.
Ohne Glaube an Gott gibt es keine Weisheit im biblischen Sinn.
Nur Toren, das heißt, Gottlose und Sünder, verachten Weisheit

und Erziehung. Wollen wir von nun an die Weisheit


Gottes schätzen und nach ihr streben? Wollen wir uns fortan
von dem weisen und liebenden Vater erziehen lassen?
Wollen wir uns vornehmen, nach Gottesweisheit zu streben?

Höre, mein Sohn, auf die Mahnung des Vaters


und die Unterweisung deiner Mutter verwirf nicht!
Sie sind ein schöner Kranz auf deinem Haupt
und eine Kette für deinen Hals. Mein Sohn,

wenn dich Sünder locken, dann folge ihnen nicht,


wenn sie sagen: Geh mit uns, wir wollen auf Blut lauern,
dem Arglosen ohne Grund nachstellen; wie die Unterwelt
wollen wir sie lebendig verschlingen, Menschen in ihrer Kraft,

als wären sie dem Grab verfallen. Manch kostbares Stück


werden wir finden, mit Beute unsere Häuser füllen.
Wirf dein Los in unserm Kreis, gemeinsam
sei uns der Beutel! Mein Sohn, geh nicht mit ihnen,

halte deinen Fuß fern von ihrem Pfad! Denn ihre Füße
laufen dem Bösen nach, sie eilen, Blut zu vergießen.
Umsonst wird das Netz ausgespannt vor den Augen der Vögel;
sie aber lauern auf ihr eigenes Blut, sie stellen

ihrem eigenen Leben nach. So sind die Wege all derer,


die unrechten Gewinn machen wollen: Er nimmt
seinen Besitzern das Leben. An welche Art Räuberbande
denkt ihr dabei? Faszinierte euch je der Mythos vom
guten Räuber wie Robin Hood oder Klaus Störtebecker?
Woher kommt es, dass Räuber vom Volk so verehrt werden?
Ich kenne einen Mann, der evangelisch getauft ward,
in der evangelikalen Kinderbibelstunde vom Moseskind hörte,
von Josef und seinen Brüdern, von David und Goliath
und der sich mit diesen Knaben identifizierte,
der aus der Kinderbibel hörte, wie der Herr ihn berief,

wie der Herr den Knaben Samuel zum Propheten berief,


der bei den katholischen Pfadfindern vom heiligen
Christopherus hörte, der dem stärksten Mann der Welt
dienen wollte und dem Jesuskind begegnete und ihm diente,

der evangelisch konfirmiert wurde und blutete


bei seinem ersten Abendmahl. Dieser Mann lernte dann
eine kommunistische Gruppe kennen, die sagten:
Wir wollen die Abschaffung von Privateigentum

und bürgerlicher Ehe, wir wollen Staatseigentum


und Sexualkommunismus und freie Liebe,
wir wollen die Reichen enteignen und an den Laternen
aufhängen. Und so verlor der Mann seinen Kinderglauben

und folgte diesen bösen Buben, vor denen


die göttliche Weisheit hier warnt. Die Weisheit ruft laut
auf der Straße, auf den Plätzen erhebt sie ihre Stimme.
Im größten Lärm ruft sie, an den Stadttoren

hält sie ihre Reden: Wie lang noch, ihr Törichten,


liebt ihr Betörung, gefällt den Zuchtlosen
ihr dreistes Gerede, hassen die Toren Erkenntnis?
Wendet euch meiner Mahnung zu! Dann will ich

auf euch meinen Geist ausgießen und meine Worte


euch kundtun. Als ich rief, habt ihr euch geweigert,
meine drohende Hand hat keiner beachtet;
jeden Rat, den ich gab, habt ihr ausgeschlagen,

meine Mahnung gefiel euch nicht. Darum werde auch ich


lachen, wenn euch Unglück trifft, werde spotten,
wenn Schrecken über euch kommt, wenn der Schrecken
euch wie ein Unwetter naht und wie ein Sturm

euer Unglück hereinbricht, wenn Not und Drangsal


euch überfallen. Dann werden sie nach mir rufen,
doch ich antworte nicht; sie werden mich suchen,
aber nicht finden. Weil sie die Einsicht hassten

und nicht die Furcht des Herrn wählten, meinen Rat


nicht wollten, meine ganze Mahnung missachteten,
sollen sie nun essen von der Frucht ihres Weges
und von ihren Plänen sich sättigen.

Denn die Abtrünnigkeit der Törichten ist ihr Tod,


die Sorglosigkeit der Toren ist ihr Verderben.
Wer aber auf mich hört, wohnt in Sicherheit,
ihn stört kein böser Schrecken. Die Weisheit tritt auf

als Predigerin auf den Straßen und Märkten


und ruft zur Buße auf. Buße heißt auf griechisch
Metanoia. Das heißt Änderung des Denkens, Umkehr
von den falschen Wegen, Bekehrung zu Gott.

Solch eine Bußpredigt hat Johannes der Täufer gehalten.


Er sagte: Ihr Otternbrut, wer hat euch gewiss gemacht,
dass ihr dem kommenden Zorn entrinnt? Stellt euch vor,
das riefe heute euer Pfarrer von der Kanzel der Gemeinde zu.

Eine Bußpredigt hat auch Jesus gehalten. Als er begann,


in der Öffentlichkeit aufzutreten, da sagte er: Tut Buße,
kehrt um, glaubt an das Evangelium, denn die Herrschaft
Gottes ist nahe gekommen. Auch Propheten in unseren Tagen

geben Botschaften des Himmels wieder. Was will der Himmel


von der Menschheit heute? Man kann das zusammenfassen
in den Worten: Buße! Betet, betet, betet!
Ist Buße und Umkehr nur etwas für Ungläubige?

Genügt es für Christen, einmal ein Bekehrungserlebnis


gehabt zu haben? Ist es richtig zu sagen: Jesus
hat mir alle Sünden am Kreuz vergeben, nun bin ich gerecht,
rein und heilig? Oder müssen wir uns jeden Morgen neu

bekehren? Wie können wir Buße tun? Bekennen wir


unsre Sünden noch vor Jesus, oder denken wir:
Ich bin ja gläubig und damit ist alles gut?
Was denkt ihr: Jesus sendet seine Jünger und Jüngerinnen

in die Welt, das Evangelium zu verkünden.


Muss man auch zur Umkehr von den Sünden aufrufen,
oder sollte man nur von der bedingungslosen Liebe
Gottes reden, von des zärtlichen Vaters Barmherzigkeit?

ZWEITER GESANG

Mein Sohn, nimm meine Worte in dich auf! Verwahre sie


wie einen Schatz. Verschließ die Ohren nicht für die Lehren
der Weisheit und bemühe dich, alles zu verstehen!
Rufe Verstand und Einsicht zu Hilfe! Suche nach der Weisheit

wie nach Silber, wie nach vergrabenen Schätzen.


Wenn du das alles tust, wirst du auch lernen,
den Herrn zu erkennen und ihn ernst zu nehmen.
Der Herr ist es, der Weisheit gibt, von ihm kommen
Wissen und Verständnis. Menschen, die ihm mit redlichem
Herzen folgen, finden bei ihm Schutz und Hilfe.
Er bewahrt alle, die auf dem rechten Weg bleiben
und ihm die Treue halten. Wenn du auf mich hörst,

wirst du erkennen, was vor Gott recht und gut


und geradlinig ist. Dann wirst du ein Leben führen können,
das er gutheißt. Du erlangst Weisheit und Erfahrung
und hast deine Freude daran. Einsicht

und Besonnenheit beschützen dich, sie bewahren dich davor,


etwas Falsches zu tun. Sie halten dich fern von denen,
die die Wahrheit verdrehen, die den geraden Weg
verlassen haben und auf finsteren Abwegen sind.

Es macht ihnen Spaß, Unrecht zu tun, über


die schlimmsten Verirrungen anderer freuen sie sich.
Unzuverlässige Menschen sind sie, denen niemand
trauen kann. Einsicht und Besonnenheit helfen dir auch,

der fremden Frau zu widerstehen, die dich


mit ihren schmeichelnden Worten verführen will.
Ihren eigenen Mann hat sie verlassen und damit auch
Gott die Treue gebrochen. Wer zu ihr geht,

der geht in den Tod; denn von ihrem Haus


führt der Weg steil hinunter in die Totenwelt.
Wer sie aufsucht, kommt nicht mehr zurück;
denn von ihrem Haus führt kein Weg zum Leben.

In jeder Hinsicht helfen dir Einsicht und Besonnenheit,


dein Leben so zu führen, wie Menschen es tun,
die Gott die Treue halten. Redliche, rechtschaffene
Menschen dürfen im Land bleiben und darin wohnen.
Die Treulosen aber werden weggefegt und ausgerottet.

Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst


und meine Gebote beherzigst, der Weisheit Gehör schenkst,
dein Herz der Einsicht zuneigst, wenn du nach Erkenntnis rufst,
mit lauter Stimme um Einsicht bittest, wenn du sie suchst

wie Silber, nach ihr forschst wie nach Schätzen,


dann wirst du die Furcht des Herrn begreifen
und Gotteserkenntnis finden. Mein Sohn, meine Tochter,
mein Kind... Die Weisheit Gottes ist wie Vater und Mutter.

Sie bringt ihren Kindern das Laufen bei, das Sprechen,


das Danken. Jesus sagt: Das Geheimnis Gottes
ist den Klugen dieser Welt verborgen, aber den Unmündigen
offenbart. Was heißt das? Ist das ein Lob der Dummheit?
Nein, die Klugen dieser Welt meinen, sich selbst
die Wahrheit ausdenken zu können und keine
göttliche Offenbarung zu brauchen. Die Unmündigen
sind die Kinder Gottes, die sich von Gott belehren lassen.

Diese Kinder empfangen von Gott eine göttliche Weisheit.


Glaube heißt, mehr zu wissen als was der Verstand erkennt,
alles anzunehmen was Jesus über Gott offenbart hat.
Dass du meine Gebote befolgst! Im Buch der Weisheit heißt es:

Die Weisheit wohnt nicht in einem Leib,


der der Sünde unterworfen ist. Um Weisheit zu erlangen,
muss man nach den zehn Geboten leben
und nach dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe.

Und nun: Wie lauten die zehn Gebote? Wenn du


der Weisheit Gehör schenkst... Was meint ihr,
wo redet die Weisheit? In der Heiligen Schrift,
in guten Predigten, in gelehrten Gläubigen. Ich persönlich,

wenn ich Papst Benedikt lehren hörte, rief immer


begeistert: die unbefleckte Weisheit hat gesprochen!
Kennt ihr weise Menschen, wo ihr die Weisheit reden hört?
Wenn du Erkenntnis suchst, mit lauter Stimme

nach Einsicht rufst, sie mehr als materielle Schätze begehrst…


Nach der Weisheit muss man also ein Verlangen haben,
sonst wird sie einem nicht geschenkt. Man muss
nach ihr rufen, das heißt, um sie bitten im Gebet.

Jesaja nennt die Weisheit eine Gnadengabe


des Heiligen Geistes. Habt ihr schon mal um Weisheit
für euch oder andere (Ärzte, Politiker, Kirchenführer) gebetet?
Im Buch der Weisheit heißt es, die Weisheit ist wertvoller

als Gold, Silber, Perlen und Edelsteine. Das sagt auch


das Lied der Weisheit im Buch Hiob. Heute lieben alle
am meisten das Geld. Ist die Weisheit wertvoller als Geld?
Der Her gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen

Erkenntnis und Einsicht. Für die Redlichen


hält er Hilfe bereit, den Rechtschaffenen ist er ein Schild.
Er hütet die Pfade des Rechts und bewacht den Weg
seiner Frommen. Dann wirst du Recht und Gerechtigkeit

begreifen, Redlichkeit und jede gute Bahn;


denn Weisheit zieht ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt
deine Seele. Besonnenheit wacht über dir
und Einsicht behütet dich. Der Herr, also Jahwe,

schenkt Weisheit. Paulus nennt Gott den allein-weisen Gott.


(Der Koran nennt Gott den Allweisen, den Allwissenden.)
Im achten Kapitel wird die Weisheit das Kind Gottes genannt.

Paulus nennt Jesus die Weisheit Gottes. In Jesus


sind alle Schätze der Weisheit, sagt Paulus. Jesaja
nennt die Weisheit eine Gabe des Heiligen Geistes.
Es gibt also die Weisheit des Vaters, die Weisheit des Sohnes

und die Weisheit des Heiligen Geistes. Salomo


bat um Weisheit, mehr als um langes Leben, Reichtum
und den Tod seiner Feinde. Diese Bitte gefiel Gott,
und er schenkte Salomo mehr Weisheit als die Weisen

Ägyptens und des Orient hatten. Was sind die Gaben


der Weisheit? Hilfe für die Ehrlichen, Schutz
für die Gerechten, Gerechtigkeit und Bewahrung
für die Frommen. Man sieht, dass die Gaben

der Weisheit, wie Hilfe, Schutz, Gerechtigkeit und Bewahrung,


an ein tugendhaftes Leben gebunden sind, denn sie werden
nur denen zuteil, die ehrlich, gerecht und fromm sind.
Wie es im Buch der Weisheit heißt: Weisheit

wohnt nicht in einem Leib, der der Sünde ergeben ist.


Weisheit zieht in dein Herz ein. Es geht nicht
um den Intelligenzquotienten, sondern um die Weisheit
des Herzens, das heißt ein Herz zu haben so weit

wie der Sand am Strand des Meeres, sagt die Bibel.


Erkenntnis beglückt deine Seele. Vor allem
die Gotteserkenntnis. Zwar werden wir Gott
nie ganz verstehen, sein Geheimnis ist unendlich groß,

aber die Weisheit führt uns immer tiefer ein,


das Herz Gottes immer besser zu verstehen.
Die Weisheit hilft uns auch, das Wort Gottes
immer besser zu verstehen. Gott zu erkennen,

habt ihr das schon einmal als Glück für die Seele gesehen?
Ist es für euch beglückend, zu wissen, dass,
wie Johannes sagt, Gott die Liebe ist? Besonnenheit
und Einsicht werden uns schützen, bewachen und behüten.

Besonnenheit galt auch schon dem Sokrates


als eine Tugend des Weisen. Es heißt, nicht aufgeregt
durch die Gegend zu rennen wie die kopflosen Hühner.
Wenn einen etwas aufregt und man wütend wird,

kann man den Verstand verlieren und sich sehr dumm


und ungerecht verhalten. Dann braucht man Besonnenheit.
Einsicht in das innere Wesen Gottes und in die Wege
der Heiligkeit behüten uns vor den Fallen des Teufels.
Sie bewahrt dich vor dem Weg des Bösen, vor Männern,
die Verkehrtes reden, die den rechten Weg verlassen,
um auf dunklen Pfaden zu gehen, die sich freuen
am bösen Tun und jubeln über die Verkehrtheit

des Schlechten, deren Pfade krumm verlaufen


und deren Bahnen in die Irre führen.
Die Weisheit schützt uns vor dem Bösen, vor Satan,
dem Teufel. Satan ist sehr listig, und es braucht Weisheit,

um zu erkennen, wo und wie er uns den Glauben


rauben will. Weisheit bewahrt vor Männern
und Frauen, die Verkehrtes reden. Wenn Nietzsche sagt:
Gott ist tot, dann weiß der Weise, er redet dummes Zeug.

Wenn Schopenhauer sagt: Die Schöpfung ist


von einem bösen Teufel geschaffen, weiß der Weise,
das ist dummes Zeug. Wenn Hegel sagt: Der Mensch
muss Gott erlösen, dann weiß der Weise, das ist dummes Zeug.

Die Weisheit gibt uns eine getaufte Nase, so dass wir


riechen können, was nach Weihrauch und was
nach Schwefel riecht. Die Weisheit warnt uns
vor der Verführung zu Irrwegen. Sie schützt uns

vor falschen Religionen und vor gottlosen Ideologien.


Sie bewahrt uns davor, vom Christentum abzuweichen
und Buddhist oder Moslem zu werden, sie bewahrt uns davor,
die deutsche Rasse oder die Arbeiterklasse

als Erlöser zu verehren. Sie bewahrt uns davor,


das Geld anzubeten und unser Glück im Konsum zu suchen.
Die Weisheit bewahrt uns vor bösen Taten,
vor solchen Todsünden wie Glaubensabfall, Mord

und Ehebruch. Sie bewahrt uns vor Habgier,


Untreue, Lüge, Diebstahl und allen anderen Sünden,
die Gott beleidigen und den Menschen verderben.
Sie bewahrt dich vor der fremden Frau, vor der Fremden,

die verführerisch redet, die den Gefährten ihrer Jugend


verlässt und den Bund ihres Gottes vergisst;
ihr Haus sinkt hinunter zur Totenwelt, ihre Bahnen
führen zu den Totengeistern hinab. Wer zu ihr geht,

kehrt nie zurück, findet nie wieder die Pfade des Lebens.
Dieser Text hat eine doppelte Bedeutung, eine vordergründige
und eine tiefergründige Bedeutung. Vordergründig
geht es um Ehe und Ehebruch. Luther nannte zwar die Ehe

nur ein weltliches Ding, das nichts mit dem Glauben


zu tun hat, aber Paulus nennt die Ehe ein Mysterium,
ein Geheimnis. Die Ehe von Mann und Frau
ist ein Abbild der Ehe zwischen Christus und seiner Kirche.

Die Familie von Mann und Frau und Kind


ist ein Abbild der Dreifaltigkeit Gottes. Darum
ist die Ehe heilig. Die Treue zum Ehepartner
ist ein Abbild der Treue Gottes zu seinem Volk.

Die Weisheit bewahrt nun vor Ehebruch, vor der Verführerin,


vor dem Verführer. Die tiefere Bedeutung ist dies:
Der Bund zwischen Gott und seinem Volk wird in der Bibel
mit einer Ehe verglichen. Jesus nennt sich oft Bräutigam,

die Kirche ist seine Braut. Aber auch jedes Glied der Kirche,
jede christliche Seele ist eine Braut Jesu.
In der Weisheitstheologie tritt die Weisheit als Braut auf.
Salomo hat eine geistliche Ehe mit ihr geschlossen.

Die Juden sagen, der Schriftgelehrte ist der Bräutigam


und die göttliche Weisheit ist die Braut. Der deutsche
Philosoph Jakob Böhme sagte: Die Christin wählt sich
Jesus zum göttlichen Bräutigam, der Christ wählt sich

die göttliche Weisheit zur göttlichen Braut. Frau Weisheit


ist also die Braut des Christen. Die „fremde Frau“
verführt den Christen zum Ehebruch. Er soll
die Weisheit Gottes verlassen und eine andere Frau wählen,

das heißt, eine andere Religion, eine andere Ideologie,


eine heidnische Gottheit. Das wäre dann geistlicher Ehebruch.
Ist Jesus Gott und Bräutigam, dann wäre
der geistliche Ehebruch, Jesus zu verlassen

und statt dessen Buddha oder Krishna oder Mohammed


zum Bräutigam zu wählen. So kannst du auf dem Weg
der Guten gehen, dich an die Pfade der Gerechten halten;
denn die Redlichen werden das Land bewohnen,

wer rechtschaffen ist, wird darin bleiben. Die Frevler aber


werden aus dem Land verstoßen, die Verräter
aus ihm weggerissen. Die Weisheit führt auf den Weg
der Guten. Gott ist gut, und wir sollen gut sein.

Gott ist gütig, und wir sollen gütig sein. Die Weisheit führt
auf den Pfad des Gerechten. Gott ist Gerechtigkeit,
und wir sollen gerecht sein. Gerecht zu sein heißt,
die Gebote Gottes zu halten und jedem das zu geben,

was er braucht. Die Redlichen werden das Land bewohnen.


Jesus sagt in seinen Seligpreisungen: Die Sanftmütigen
werden das Land erhalten. Das Land ist das Land
des ewigen Lebens. Die Sanftmütigen werden
das Paradies erben, nicht die, deren Herzen voller Zorn
und Hass sind. Die Frevler und Verräter werden
aus dem Land des ewigen Lebens ausgestoßen.
Wer die Weisheit Gottes verrät (wie Judas), der wird

nicht in den Himmel kommen. Wer als Frevler eine Sünde


auf die andere häuft und nicht bereut, wird nicht
in den Himmel kommen. Es gibt also auch
in der Weisheitstheologie die schreckliche Möglichkeit,

das Ziel des Himmels zu verfehlen


und in die Hölle zu kommen. Davor bewahre uns
das innig verehrte makellose Herz Marias
und das durchbohrte und brennende Herz Jesu.

DRITTER GESANG

Mein Sohn, vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe;


behalte meine Anweisungen im Gedächtnis! Dadurch
sicherst du dir ein langes, erfülltes Leben. An Liebe
und Treue zu anderen soll es bei dir niemals fehlen.

Schmücke dich damit wie mit einer Halskette!


So findest du Beifall und Anerkennung bei Gott
und den Menschen. Verlass dich nicht auf deinen Verstand,
sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn!

Denk an ihn bei allem, was du tust; er wird dir


den richtigen Weg zeigen. Halte dich nicht selbst für klug
und erfahren, sondern nimm den Herrn ernst
und bleib allem Unrecht fern! Das ist eine Medizin,

die dich rundum gesund erhält und deinen Körper erfrischt.


Ehre den Herrn mit deinen Opfergaben; bringe ihm
das Beste vom Ertrag deiner Arbeit. Dann werden deine
Kornspeicher sich füllen und deine Weinfässer überlaufen.

Mein Sohn, wehre dich nicht, wenn der Herr


dich hart anfasst; werde nicht unwillig, wenn er dich ermahnt.
Denn wenn der Herr jemand liebt, dann erzieht er ihn
mit Strenge, genauso wie ein Vater seinen Sohn.

Wie glücklich ist ein Mensch, der die Weisheit gefunden


und Erkenntnis erlangt hat! Weisheit besitzen ist besser
als Silber, wertvoller als das reinste Gold. Sie ist kostbarer
als Edelsteine; nichts, was man sich wünschen könnte,

ist mit ihr vergleichbar. Mit der rechten Hand bietet sie dir
langes Leben und mit der linken Wohlstand und Ansehen.
Sie erfüllt dein Leben mit Glück und Sicherheit.
Sie ist der wahre Baum des Lebens; wer sie erlangt

und festhält, kann sich glücklich preisen! Mit Weisheit


hat der Herr die Erde gegründet, mit Verstand
das Himmelsgewölbe gebaut. Sein Können ließ
Flüsse aus der Tiefe quellen und Regen aus den Wolken rieseln.

Mein Sohn, lass dich stets von der Weisheit leiten,


trenne dich nie von Besonnenheit und Klugheit!
Sie geben dir ein glückliches Leben und schmücken dich
wie eine Halskette. Durch sie gehst du deinen Weg

in Sicherheit und stolperst über kein Hindernis. Abends


legst du dich ohne Angst zu Bett und schläfst
die ganze Nacht hindurch fest und ruhig. Katastrophen
brauchst du nicht zu fürchten, wie sie plötzlich

über Menschen kommen, die Gott missachten.


Denn der Herr ist dein sicherer Schutz, er lässt dich
nicht in eine Falle laufen. Wenn ein Mitmensch
Hilfe braucht und du ihm helfen kannst,

dann weigere dich nicht, es zu tun. Und wenn du ihm


sofort helfen kannst, dann sage nicht, er soll morgen
wiederkommen. Schmiede keine bösen Pläne
gegen deinen Nachbarn, der dir vertraut. Streite dich nicht

grundlos mit jemand, der dir gar nichts getan hat.


Beneide keinen gewalttätigen Menschen um seine Erfolge
und nimm ihn nicht zum Vorbild! Denn der Herr
verabscheut alle, die krumme Wege gehen;

aber die Rechtschaffenen macht er zu seinen Vertrauten.


Auf dem Haus der Unheilstifter liegt der Fluch des Herrn;
aber sein Segen kommt über die Wohnstätte der Menschen,
die ihm die Treue halten. Die überheblichen Spötter

trifft sein Spott; aber denen, die gering von sich denken,
wendet er seine Liebe zu. Weise kommen zu Ehren,
aber Narren ernten nichts als Schande. Mein Sohn,
vergiss meine Unterweisung nicht, bewahre meine Gebote

in deinem Herzen! Denn sie vermehren die Tage und Jahre


deines Lebens und bringen dir Wohlergehen. Nie sollen
Liebe und Treue dich verlassen; binde sie dir um den Hals,
schreib sie auf die Tafel deines Herzens! Dann erlangst du

Gunst und Beifall bei Gott und den Menschen.


Die Unterweisung der göttlichen Weisheit ist
die ganze Bibel und die christliche Lehre. Die Gebote
der Weisheit sind zum einen die Zehn Gebote, zum andern
Jesu Gebot der Gottesliebe und Nächstenliebe.
Die sollen wir in unserem Herzen tragen, so dass wir
allezeit danach handeln können. Es bringt Segen,
die Gebote Gottes zu halten und danach zu handeln,

zum einen wahre innere Freude und zum andern


das ewige Leben. Liebe und Treue zu Gott
sollen uns nie verlassen. Die Beziehung zwischen Gott
und der Seele wird oft mit einer Ehe verglichen.

Wie in einer Ehe Liebe und Treue notwendig sind,


so auch in der Beziehung zu Gott. Lieben kann man Gott,
indem man seine Gebote hält, indem man dem Nächsten dient,
und indem man Gott anbetet. Sagt doch einmal:

Gott, ich liebe dich! Schreibe Gottes Gebote


auf die Tafel deines Herzens, dass heißt, wir sollen
Gottes Wort mit unserm Herzen kennen. Die Bibel
muss in unserm Herzen geschrieben stehen.

Das lernt man, indem man die Bibel immer wieder liest
und im Gebet darüber nachdenkt, Hauptstellen
auswendig weiß. Es sollte so sein, dass,
wenn uns die Bibel weggenommen wird,

sie in unserm Herzen geschrieben steht. Dann finden wir


Gnade bei Gott und den Menschen. Gott freut sich über uns,
wenn wir auf seinen Wegen gehen. Und ein Mensch Gottes,
der Nächstenliebe übt, der friedlich und freundlich

zu seinen Mitmenschen ist und hilfsbereit,


der wird auch von vielen Menschen geliebt.
Mit ganzem Herzen vertraue auf den Herrn, baue
nicht auf eigene Klugheit; suche ihn zu erkennen

auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade!


Halte dich nicht selbst für weise, fürchte den Herrn
und meide das Böse! Das ist heilsam für deine Gesundheit
und erfrischt deine Glieder. Halte dich nicht selbst für weise!

Diese Mahnung wiederholt sich durch die ganze Bibel.


Die Weisheit, die Gott uns schenken will, fordert,
dass wir wie Kinder von Gott lernen und uns nicht selbst
für schlauer als Gott halten. Kennt ihr das, dass Menschen sagen:

Gott sagt in der Bibel dies und das, aber ich persönlich
sehe das anders? Oder: Die Kirche sagt, wir sollen
die Zehn Gebote halten, aber ich folge nur dem,
was mein Herz mir sagt? Oder: Die Bibel nennt Jesus

den einzigen Sohn Gottes, aber ich finde das intolerant,


ich glaube, Buddha und Krishna und Mohammed
sind auch Gottessöhne? Oder welche Beispiele

fallen euch noch ein, wo Kinder der Welt meinen,

weiser als Gott zu sein? Mein Sohn, verachte nicht


die Erziehung des Herrn und werde seiner Zurechtweisung
nicht überdrüssig. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er,
wie ein Vater seinen Sohn erzieht, den er liebt.

Die Erziehung Gottes, seine Zurechtweisung


und seine Züchtigung, was ist das? Gott ist
kein wütender Vater, der seine Kinder windelweich prügelt!
Gott ist ein weiser und gütiger Vater, ein liebevoller Vater,

Gott ist ein zärtlicher Vater. Gott ist der beste Pädagoge.
Lasst ihr euch von Gott belehren? Oder meint ihr,
es besser zu wissen als Gott? Lasst ihr euch von Gott
auch in Fragen der Moral erziehen, oder folgt ihr lieber

euren Trieben und Begierden? Habt ihr das schon einmal


erlebt, dass Gott euch ermahnt hat und euch
ein Zeichen gegeben hat: In dieser oder jener Frage
liegst du falsch und musst du umkehren?

Was kann ein erziehender Vater, eine erziehende Mutter


oder ein Pädagoge von dem großen Pädagogen Gott lernen?
Das Neue Testament nennt Gott den Vater aller Vaterschaft,
ich würde sagen, er ist auch die Mutter aller Mutterschaft.

Wie kann man in der Erziehung Gott zum Vorbild nehmen?


Selig der Mensch, der Weisheit gefunden, der Mensch,
der Einsicht gewonnen hat. Denn sie zu erwerben
ist besser als Silber, sie zu gewinnen ist besser als Gold.

Sie übertrifft die Perlen an Wert, keine deiner Kostbarkeiten


kommt ihr gleich. Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten,
in ihrer Linken Reichtum und Ehre; ihre Wege sind
schöne Wege, all ihre Pfade führen zum Glück.

Ein Lebensbaum ist sie denen, die nach ihr greifen,


wer sie festhält, ist wahrhaft glücklich zu preisen.
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir an Gott
und seine Liebe glauben. Ein Gott, der mit uns weint,

wenn wir weinen, der mit uns sich freut, wenn wir uns freuen,
der beste Freund, der vollkommene Liebhaber ist mit uns!
Aber wir dürfen die nicht verachten, die nicht
an Jesus glauben wollen, wir dürfen die Andersgläubigen

und Ungläubigen nicht hassen! Es soll kein Hass


in unserm Herzen wohnen, sondern die Liebe Gottes!
Wir sollen die Ungläubigen nicht verurteilen, sondern
Mitleid mit ihnen haben und für ihre Bekehrung beten.

Die Weisheit ist besser als Geld, als ein Sportwagen,


als ein Caravan, als der modernste Computer.
Es ist besser, Gottes Weisheit zu suchen, als materielle Güter.
Man kann nicht der göttlichen Weisheit dienen

und gleichzeitig den modernen Götzen


wie Konsumismus, Materialismus, Mammonismus,
Sexismus, Atheismus. Was meint ihr, was macht
die Weisheit so kostbar? Welchen Gewinn bringt es uns,

die Weisheit von Gott zu erlangen? Und was ist für euch
der höchste vorstellbare Wert, das Höchste Gut,
das wertvoller ist als alles? Die Weisheit bringt

langes Leben, Reichtum, ihr Weg ist schön


und führt zum Glück. Jesus bringt Ewiges Leben.
Der Vater im Himmel gibt uns, wenn wir darum bitten,
unser tägliches Brot und sorgt für Speise und Trank,

Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Der Glaube


an Gott ist schön, Gott selbst ist die Quelle aller Schönheit.
Und macht Gott glücklich? Bringt Gott eine tiefe Freude
an seiner Liebe in unser Herz, dass wir uns an Gott freuen,

selbst wenn wir manchmal leiden müssen? Stimmt das?


Was ist für euch das Schönste, was Gott euch geschenkt hat?
Die Weisheit ist ein Lebensbaum. Glücklich ist,
wer an ihr festhält. Was bedeutet Lebensbaum?

Der Lebensbaum stand im Garten Eden.


Als aber unsere Stammeltern sündigten, wurde ihnen
der Zugang zum Baum des Lebens verwehrt.
Das steht am Anfang der Bibel. Am Ende der Bibel steht:

Der Lebensbaum ist für alle Erlösten frei zugänglich


im Paradies des Himmels. Die Frucht vom Baum
des Lebens ist das ewige Leben. Das Holz des Kreuzes
ist der wahre Lebensbaum, und die Frucht,

die am Lebensbaum hängt, das ist der Leib


und das Blut Christi, der uns das ewige Leben
durch seinen Tod schenkt. Du göttliche Dreieinigkeit!
Du bist die Allmacht des Vaters und die Weisheit des Sohnes

und die Liebe des Heiligen Geistes! Wir danken dir,


wir lobsingen dir, wir beten dich an und wir lieben dich!
Und wir bitten dich um Verzeihung für alle Mitmenschen,
die dir nicht danken, die dir nicht lobsingen,

dich nicht anbeten und dich nicht lieben! Amen.


Du göttliche Weisheit, du bist die zweite Person
der göttlichen Dreieinigkeit und bist in Jesus
ein Mensch geworden. Wir bitten dich: Offenbare dich uns,

entschleiere uns dein heiliges Antlitz und dringe


in unsere Seele ein, in unsern Willen und in unsere Vernunft!
Wir wollen auf Erden auf dem Weg deiner Gebote gehen
und mit dir im Himmel ewig vereinigt leben! Amen.

Jesus, du bist die Ewige Weisheit in Person.


Du bist unser göttlicher Philosoph, und dein Evangelium
ist unsere Lebensphilosophie. Wir bitten dich
um die Gaben deiner Weisheit: Wir bitten dich

um die Erkenntnis Gottes und die immer wachsende Liebe


zu Gott! Wir bitten dich um eine tiefe innere Freude,
die auch in Momenten des Leidens nicht vergeht!
Wir bitten dich um offene Augen des Glaubens,

dass wir in der Schönheit der Natur und in der Schönheit


des Menschen wie im Spiegel die vollkommene
Schönheit Gottes erkennen! Wir bitten dich,
uns durch den Heiligen Geist in die Wahrheit einzuführen,

Tag für Tag, und dass du uns behütest vor Unglauben,


Aberglauben und Irrglauben! Wir bitten dich,
dass du uns Tag für Tag deinen Willen offenbarst
und dass du uns die Gnade schenkst, dass unser Wille

ganz eins wird mit deinem Willen, und gib uns die Kraft,
zu tun, was du gebietest, und dann gebiete, was du willst!
Wir bitten dich, bewahre uns vor dem Denken der Welt,
mache uns immun gegen den Zeitgeist, bewahre uns

vor aller Pseudo-Weisheit, behüte uns vor den Lehren


des Teufels, bewahre uns vor einem Irrglauben,
der aus Hass auf Andersgläubige besteht, und bewahre uns
vor allen Rachegelüsten, sondern mache uns heilig

in der Weisheit der Liebe! Wir bitten dich, schenke uns


die Gnade, dir bis zum Tode treu zu bleiben,
was immer es kostet, und gib uns die Frucht vom Baum
des Lebens, das ewige Leben in Vereinigung mit Gott!

VIERTER GESANG

Ihr jungen Leute, hört auf das, was ich wie ein Vater
zu euch sage. Achtet darauf, damit ihr verständig werdet!
Es ist etwas Gutes, was ich euch beibringen will;
deshalb schiebt es nicht von euch weg! Als ich noch
ein kleiner Junge war, zärtlich geliebt von meiner Mutter
wie ein einziges Kind, da hat mein Vater mich
schon unterwiesen. Er sagte zu mir: Präge dir
meine Worte ein, vergiss sie nicht! Wenn du tust,

was ich dir sage, wirst du leben. Erwirb Weisheit und Einsicht!
Vergiss meine Worte nicht, sondern richte dich nach ihnen!
Trenne dich nie von der Weisheit, sie wird dich beschützen.
Liebe sie, dann lebst du in Sicherheit. Weisheit

ist das Allerwichtigste; darum gib notfalls alles hin,


um sie zu erwerben. Halte sie in Ehren, dann wird sie
dich zu Ehren bringen. Wende ihr deine Liebe zu,
und sie wird dir Ansehen verschaffen. Sie wird ein Schmuck

für dich sein, genauso wie ein prächtiger Kranz


auf deinem Kopf. Mein Sohn, achte genau auf das,
was ich dir sage. Dadurch verlängerst du dein Leben.
Ich will dich auf den Weg der Weisheit

und Lebensklugheit bringen; es ist ein gerader Weg.


Wenn du diesen Weg gehst, wird kein Hindernis
deinen Schritt hemmen; selbst wenn du läufst,
wirst du nicht stolpern. Bleibe bei dem,

was du gelernt hast, verleugne es nicht! Halte an den Lehren


der Weisheit fest, dein Leben hängt davon ab!
Richte dich nicht nach dem Vorbild gewissenloser Menschen,
folge nicht dem Beispiel der Unheilstifter!

Hab nichts mit ihnen zu tun, geh nicht auf ihren Wegen!
Wende dich vom Unrecht ab, lass dich nicht darauf ein!
Schlechte Menschen können nicht einschlafen,
wenn sie nicht vorher etwas angestellt haben.

Sie finden erst Ruhe, wenn sie jemand zu Schaden


gebracht haben. Unrecht ist ihr tägliches Brot
und Gewalttätigkeit der Wein, an dem sie sich berauschen.
Das Leben der Menschen, die auf Gott hören,

gleicht dem Sonnenaufgang: Es wird heller und heller,


bis es völlig Tag geworden ist. Aber das Leben derer,
die Gott missachten, ist wie die finstere Nacht: Sie kommen
zu Fall und wissen nicht, worüber sie gestolpert sind.

Mein Sohn, hör mir gut zu, achte auf meine Worte!
Präge sie dir ein, damit du sie in Herz und Sinn behältst
und nie verlierst. Sie erhalten den Menschen,
der sie befolgt, bei Leben und Gesundheit.

Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken,


denn sie entscheiden über dein Leben. Lass deinen Mund
keine Unwahrheit aussprechen; über deine Lippen
soll keine Verleumdung oder Täuschung kommen.

Lass deine Augen geradeaus schauen, richte deine Blicke


genau auf deinen Weg! Überlege, was du tun willst,
und dann tu es entschlossen! Lass dich von der richtigen
Entscheidung nicht abbringen, damit deine Füße

nicht auf Abwege geraten. Ihr Söhne, hört auf die Mahnung
des Vaters, merkt auf, damit ihr Einsicht lernt;
denn gute Lehre gebe ich euch. Lasst nicht ab
von meiner Unterweisung! Hier wird der Familienvater gezeigt,

der seine Söhne im Glauben unterweist. Das kann


genauso die Mutter sein, die ihr Töchter
im Glauben unterweist. Und sind es nicht oft eher die Frauen,
die Mütter und Großmütter, die ihre Kinder unterweisen?

Wie kann man seine Kinder im christlichen Glauben


erziehen? Und wie verhält man sich, wenn die Kinder
oder Jugendlichen dann doch nichts
vom Glauben wissen wollen? Der Vater, der seine Söhne

und Töchter im Glauben unterweist, ist aber auch


der Vater im Himmel. Wir sollten lebenslang Schüler bleiben,
um von Gott zu lernen. Bemüht ihr euch, den Glauben
besser kennen zu lernen? Wie belehrt Gott, wo

kann man seine Belehrung erfahren? Lest ihr Bücher


über den Glauben? Als ich noch ein Knabe war
bei meinem Vater, das zarte und einzige Kind meiner Mutter,
da lehrte er mich und sagte zu mir: Nimm dir meine Worte

zu Herzen, bewahre meine Gebote und du wirst leben.


Hier spricht Salomo und erinnert sich
an die Glaubensunterweisung in seiner Kindheit
durch Vater und Mutter. Was sind eure Erfahrungen:

Wurde euch in eurer Kindheit von Gott erzählt


und hat das euren Glauben fürs ganze Leben geprägt?
Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht, vergiss sie nicht,
weiche nicht ab von meinen Worten! Lass nicht von ihr

und sie wird dich behüten, liebe sie und sie wird dich
beschützen. Anfang der Weisheit ist: Erwirb dir Weisheit,
erwirb dir Einsicht mit deinem ganzen Vermögen!
Halte sie hoch, dann wird sie dich erhöhen;

sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst.


Sie setzt dir einen schönen Kranz auf das Haupt,
eine prächtige Krone wird sie dir schenken.
Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht! Wie macht man das?

Zum einen sind Weisheit und Einsicht (nach Jesaja)


Gaben des Heiligen Geistes. Habt ihr schon einmal
um Weisheit und Einsicht gebetet? Wenn ihr Zweifel habt
oder bestimmte Glaubenswahrheiten nicht versteht,

habt ihr dann schon einmal um Erkenntnisse


und Antworten zu Gott gebetet? Habt ihr erlebt,
dass Gott eure Fragen an den Glauben beantwortet?
Zum andern gehört zum Erwerben von Weisheit und Einsicht

auch das eigene Bemühen. Dazu gehört, dass man gerne


Predigten, Lehrveranstaltungen hört, gerne Bücher
über Gott liest. Wie geht es euch damit, strebt ihr
nach Unterweisung und Belehrung über Gott?

Oder ist es euch wichtiger, dass der Kommissar


den Kriminalfall löst und den Mörder findet?
Lass nicht von ihr und sie wird dich behüten,
liebe sie und sie wird dich beschützen. Die Weisheit Gottes

will uns behüten und beschützen. Bergen wir uns


unter dem Schutzmantel der Weisheit Gottes.
Lieben wir sie und gehorchen ihr! Die Weisheit Gottes

ist zum einen das Wort Gottes in der Bibel,


zum andern ist Christus selbst die Weisheit Gottes.
Christus will uns behüten und beschützen.
Er will uns vor allem vor dem Teufel beschützen,

dass wir nicht Opfer des Teufels werden und vom Feind
in die Hölle geführt werden. Lieben wir Christus
und gehorchen ihm. Sein Gebot ist die Gottes-
und Nächstenliebe. Wir können wir Christus lieben?

Habt ihr Christus schon einmal im Gebet gesagt:


Ich liebe dich!? Ich glaube, er hört das gerne.
Anfang der Weisheit ist: Erwirb dir Weisheit,
erwirb dir Einsicht mit deinem ganzen Vermögen!

Was ist der Anfang der Weisheit? Die Ehrfurcht


vor der Heiligkeit Gottes (Gottesfurcht) ist der Anfang
der Weisheit, sagt Jesus Sirach. Der griechische Philosoph
Platon sagte: Staunen ist der Anfang der Weisheit.

Kinder können staunen. Könnt ihr auch noch staunen


über Gott? Staunen über die Größe des Weltalls, Staunen
über die Schönheit der Schöpfung, Staunen, wie gut
Gott euch kennt, Staunen, dass er euch dennoch liebt?

Halte sie hoch, dann wird sie dich erhöhen;


sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst.
Sie setzt dir einen schönen Kranz auf das Haupt,
eine prächtige Krone wird sie dir schenken.

Ehre Jesus, und er wird dich ehren. Liebe Jesus,


und er wird dich lieben. Bekenne dich öffentlich zu Jesus,
und er wird sich vor dem Vater zu dir bekennen,
öffne Jesus die Tür deines Herzens, und er wird kommen

und in dir wohnen. Wisst ihr, dass Jesus in euch lebt?


Umarme die Weisheit Gottes! Kann man Gott umarmen?
Habt ihr schon einmal in den Armen Gottes geruht?
Fühlt ihr euch in Gottes Liebe geborgen?

Habt ihr schon einmal (wie Johannes beim letzten Abendmahl)


am Herzen Jesu geruht? Und was ist das für ein Kranz,
was für eine Krone, die Gott euch schenken möchte?
Die Krone ist die Krone eines Königskindes.

Wir sind Königskinder. Der Kranz ist der Siegerkranz.


Wer bis zum Tod Jesus treu bleibt, der bekommt von Jesus
den Siegerkranz, den Kranz des ewigen Lebens.
Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an,

dann mehren sich die Jahre deines Lebens!


Den Weg der Weisheit zeige ich dir, ich leite dich
auf ebener Bahn. Wenn du gehst, ist dein Schritt
nicht beengt, wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.

Halte fest an der Erziehung und lass davon nicht ab,


bewahre sie; denn sie ist dein Leben! Betritt nicht
den Pfad der Frevler, beschreite nicht den Weg der Bösen!
Nimm die Worte Gottes an, das heißt, die Worte der Bibel,

das heißt Jesus, das Wort Gottes, und du wirst


das ewige Leben erlangen. Gott zeigt uns den Weg,
den wir gehen sollen, nämlich den Weg der Nachfolge
Christi, oder besser gesagt, den Weg der Imitation Christi.

What would Jesus do? Das ist eine gute Frage an uns selbst,
wenn wir uns fragen, welchen Weg wir gehen sollen.
Halte fest an der Erziehung durch Gott, denn das

ist dein Leben. Was heißt das? Wie erzieht uns Gott?
Gott ist zu uns, seinen Kindern, wie Vater und Mutter
und erzieht uns mit Autorität und Liebe, Jesus
ist unser Lehrer, wir sind Jesu Schüler. Jesus

bringt uns alles bei, was der wahre Glaube ist


und die wahre christliche Moral. Wie tut er das?
Betritt nicht den Pfad der Frevler, beschreite nicht
den Weg der Bösen! Meide ihn, geh nicht auf ihm,
kehr dich von ihm ab und geh vorbei! Denn sie schlafen nicht,
ehe sie nicht Böses getan haben; der Schlaf flieht sie,
wenn sie nicht straucheln. Sie essen das Brot des Unrechts
und trinken den berauschenden Wein der Gewalttat.

Frevler sind die, die schuldig werden an Gott


und den Menschen, sie brechen die Gebote der Liebe,
die Gott der Menschheit gab. Die Bösen sind die Anhänger
des Erzbösewichts, des Satan. Wo seht ihr heute Frevler

und Böse am Werk, was sind ihre Wege? Ist es der Atheismus?
Ist es der Kommunismus? Ist es der islamistische Terrorismus?
Wir sollen uns von ihnen unterscheiden. Wir sollen nicht
wie die Atheisten Gott und seine Gebote vergessen.

Wir sollen nicht wie die Kommunisten die Herrschenden


und die Reichen hassen. Wir sollen nicht wie die Terroristen
unsere Feinde hassen, wir sollen nicht Menschen
anderer Religionen hassen, das ist eines Christen unwürdig.

Doch der Pfad der Gerechten ist wie das Licht am Morgen;
es wird immer heller bis zum vollen Tag. Der Weg
der Frevler ist wie dunkle Nacht; sie merken nicht,
worüber sie fallen. Christus ist unser Licht.

Im Psalm heißt es: Gott, dein Wort ist eine Leuchte


auf meinem Weg. Christus zeigt uns den Weg
in das himmlische Licht, in dem Gott wohnt.
Die Bösen aber sind in der Finsternis, sie wissen nicht,

dass sie auf dem Weg in die Hölle sind. Aber das Licht
Christi können wir nicht immer sehen in unserer Seele.
Manchmal ist es in unserer Seele dunkle Nacht,
eine Nacht ohne Mond und Sterne, da ist der Himmel verhüllt

von einer dichten schwarzen Wolkendecke,


so fühlen wir uns manchmal, aber selbst dann
sagt uns der Glaube, dass über den Wolken
die Sonne scheint. Manchmal kann man

die Wahrheit Gottes nicht fühlen, dann muss man glauben


ohne Gefühle. Mein Sohn, achte auf meine Worte,
neige dein Ohr meiner Rede zu! Lass sie nicht
aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen!

Denn Leben bringen sie dem, der sie findet,


und Gesundheit seinem ganzen Leib. Mehr als alles
hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.
Vermeide alle Falschheit des Mundes

und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern!


Deine Augen sollen geradeaus schauen und deine Blicke
richte nach vorn! Ebne die Straße für deinen Fuß
und alle deine Wege seien geordnet. Bieg nicht ab,

weder rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück!
Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr
meiner Rede zu! Wir sollen die Stimme Gottes hören,
in der Bibel, in der Predigt, in der Glaubensunterweisung,

in den Worten der Brüder und Schwestern


und in der leisen Stimme des Gewissens im Herzen.
Lass sie nicht aus den Augen, bewahre sie tief im Herzen!
Lass die Bibel nicht aus den Augen. Suche dir ein Jesusbild,

dass dich anspricht. Denn wie ein Ehemann gerne


das Foto seiner Frau und seiner Kinder
in seinem Portemonnaie bei sich hat, so,
wenn wir Jesus lieben, sollten wir auch sein Bild lieben.

Bewahre die Worte Gottes tief in deinem Herzen.


Lerne deine Lieblingsstellen aus der Bibel auswendig.
Lerne das Vaterunser und Psalm 23 auswendig.
Es sollte dem Heiligen Geist möglich sein,

uns jederzeit in unserem Gedächtnis


an ein Bibelwort zu erinnern. Denn Leben bringen sie dem,
der sie findet, und Gesundheit seinem ganzen Leib.
Das Wort Gottes bringt uns ewiges Leben,

die Fülle des Lebens, und führt uns in den Zustand des Heils,
da es keine Krankheit, keine Schmerzen und keinen
Tod mehr gibt. Mehr als alles hüte dein Herz;
denn von ihm geht das Leben aus. Jesus sagt: Selig sind die,

die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.
Hüte dein Herz, dass keine sündigen Begierden eindringen,
dass keine Verbitterung eindringt, dass kein Hass
und keine Feindschaft eindringt. In deinem Herzen

soll Jesus allein wohnen, das heißt, die Liebe.


Alles andere musst du Gott bekennen und ihn bitten,
dein Herz zu reinigen. Vermeide alle Falschheit des Mundes
und Verkehrtheit der Lippen halt von dir fern!

Deine Augen sollen geradeaus schauen und deine Blicke


richte nach vorn! Ebne die Straße für deinen Fuß
und alle deine Wege seien geordnet. Bieg nicht ab,
weder rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück!

Goethe sagte: Gott hat die Geradheit an sein Herz genommen,


auf geradem Wege ist noch keiner umgekommen.
Vermeide Betrug, Hinterlist, üble Nachrede, sinnloses Geschwätz,
schmutzige Witze. Schau als Ehemann gerade

auf deine Ehefrau und nicht rechts und links


noch auf dieses oder jenes Mädchen. Halte den Blick
immer auf Christus gerichtet. Weiche nicht nach rechts ab,
das heißt, zu einem fanatischen Fundamentalismus,

und weiche nicht nach links ab, das heißt


zu einem liberalen verwässerten Evangelium.
Den Blick immer direkt auf Gott gerichtet
und du findest den Weg zur ewigen Ruhe.

FÜNFTER GESANG

Mein Sohn, hör mir zu und beherzige, was ich dir als Weisheit
und Einsicht weitergebe. Dann wirst du gescheit und redest,
was Hand und Fuß hat. Die fremde Frau lockt dich
mit honigsüßen Worten, glatt wie Öl fließen sie von ihren Lippen.

Doch am Ende ist sie bitter wie Galle und tödlich


wie ein beidseitig geschliffenes Schwert. Sie reißt dich mit
in den Tod, ihre Schritte führen geradewegs ins Grab.
Damit du den Weg zum Leben nicht siehst, lenkt sie dich ab,

ohne dass du es merkst. Hört mir jetzt gut zu,


ihr jungen Männer, und schlagt meine Warnungen
nicht in den Wind! Geh dieser Frau aus dem Weg!
Komm der Tür ihres Hauses nicht zu nahe! Sonst bist du

deine Ehre los und ein erbarmungsloser Rächer


bringt dich um alles, was du in langen Jahren erworben hast.
Dann leben Fremde von deinem Vermögen und der Ertrag
deiner Mühe kommt einem Unbekannten zugute.

Wenn du schließlich bis auf die Knochen abgemagert bist,


dann stöhnst du und jammerst: Hätte ich mir nur
etwas sagen lassen! Warum habe ich mich
gegen jede Ermahnung gesträubt? Hätte ich doch

besser aufgepasst und auf meine Lehrer gehört!


Um ein Haar wäre ich in aller Öffentlichkeit
bloßgestellt worden! Du hast doch deinen eigenen Brunnen,
deine Quelle, die klares Wasser sprudelt. Trink aus dieser Quelle!

Willst du, dass ihr Wasser auf die Straße fließt?


Willst du es etwa mit anderen teilen? Für dich allein
soll es sprudeln! Freue dich an der Frau,
die du jung geheiratet hast. Sie soll dir viele Kinder schenken!

Anmutig wie eine Gazelle ist sie. Ihre Brüste


sollen dich immer berauschen, in ihren Armen
kannst du dich selbst vergessen! Mein Sohn,
willst du wirklich dein Glück bei einer anderen suchen

und dich an den Brüsten einer Fremden berauschen?


Bedenke: Der Herr sieht alles, was du tust,
und prüft alle deine Wege. Deine Untaten werden
dich einholen; deine Sünde wird dir zur Schlinge,

in der du dich selber fängst. Wer keine Selbstbeherrschung hat,


kommt um. Seine bodenlose Dummheit bringt ihn ins Grab.
Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, neige meiner Einsicht
dein Ohr zu, damit du Besonnenheit bewahrst

und deine Lippen auf Klugheit achten! Mein Sohn,


meine Tochter, höre immer auf die Weisheit im Wort Gottes
und in der Lehre des Christentums! Neige dein Ohr
zu der Einsicht in die Liebe Gottes, die dir vermittelt wird

von den Helden des Glaubens in der Geschichte des Christentums.


Besonnenheit – griechisch Sophrosyne – ist eine antike Tugend,
die schon Sokrates verehrt hat. Zu Paulus wurde gesagt:
Paulus, du bist verrückt, das viele Studieren

hat dich wahnsinnig gemacht! Aber Paulus sagte:


Nein, sondern ich rede in Vernunft (Logos)
und Besonnenheit (Sophrosyyne). Das Gegenteil
von Besonnenheit ist es, wenn die Leute herumrennen

wie kopflose Hühner, umhergetrieben


von unbeherrschten Leidenschaften wie Stolz, Zorn
oder Begierde. Besonnenheit hat mit Selbstbeherrschung
zu tun. Wenn man sein Herz vom Herrn beherrschen lässt,

dann findet man zu Selbstbeherrschung. Eltern,


die nicht besonnen und selbstbeherrscht sind,
bringen auch chaotische Kinder hervor.
Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig,

glatter als Öl ist ihr Gaumen. Doch zuletzt ist sie bitter
wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.
Ihre Füße steigen zum Tod hinab, ihre Schritte
gehen der Unterwelt zu. Den Pfad zum Leben verfehlt sie,

ihre Wege schwanken und sie merkt es nicht. Nun denn,


ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten,
die mein Mund spricht! Halte deinen Weg von ihr fern,
komm ihrer Haustür nicht nahe! Sonst schenkst du

anderen deinen Glanz, deine Jahre einem Rücksichtslosen;


sonst sättigen sich Fremde an deinem Vermögen,
die Frucht deiner Arbeit kommt in das Haus eines andern
und am Ende wirst du stöhnen, wenn dein Leib
und dein Fleisch dahinsiechen. Dann wirst du sagen:
Ach, ich habe die Erziehung gehasst, mein Herz
hat die Zurechtweisung verschmäht; ich habe nicht
auf die Stimme meiner Erzieher gehört, mein Ohr

nicht meinen Lehrern zugeneigt. Fast hätte mich


alles Unheil getroffen in der Versammlung der Gemeinde.
Dieser Text hat eine doppelte Bedeutung: Erstens
geht es um die Heiligkeit der ehelichen Treue,

zweitens geht es um die Treue zu Gott. In der Ehe


zwischen Mann und Frau kann es Versuchungen geben.
Es kann im Laufe der Jahre die Verliebtheit nachlassen,
dann kann eine neue romantische Verliebtheit

zu einem anderen Menschen aufkommen. Oder


die sexuelle Attraktivität lässt nach mit den Jahren,
da kann dann eine erotische Versuchung kommen.
Oder die Ehe nutzt sich ab in alltäglichen Zänkereien,

und da kommt dann ein anderer Mensch mit Verehrung


und macht den Hof und bringt mehr Wertschätzung
zum Ausdruck als der Ehepartner. Oder die Kirschen
in Nachbars Garten sind immer leckerer.

Was gibt es für Versuchungen zum Ehebruch?


Wie können sich Ehepaare vor der Versuchung schützen?
Steht es in der Macht der Menschen, die eheliche Treue
zu bewahren? Es hat sich in unserer Zeit

die Mode eingeschlichen, mindestens vier Ehepartner


im Leben gehabt zu haben. Ist das christliche Konzept veraltet,
das da heißt: Ein Mann und eine Frau für immer verheiratet
und offen für Kinder? Einige Propheten meinen,

dass der Satan besonders die Ehe und Familie angreift.


Ehe und Familie sind kleine Hauskirchen, gesunde Zellen
einer gesunden Gesellschaft. Um das Christentum
im Abendland auszurotten, wählte der Satan den Weg,

die Familie zu zerstören. Statt Ehe und Familie


wurde Freie Liebe propagiert, Sexualkommunismus,
das Single-Leben, One-night-stands, Ehescheidung,
Abtreibung, Sterilisation, künstliche Befruchtung,

Retortenbabys, genmanipuliere Kinderzeugung, Homo-Ehe,


ja, man leugnet die Bedeutung von Vater und Mutter
und spricht nur noch von Elternteil 1 und Elternteil 2.
Die weibliche Natur der Frau und die männliche Natur

des Mannes wird geleugnet. Luther sagte: Die Ehe


ist ein weltlich Ding. Die katholische Kirche sagt:
Die Ehe ist ein Sakrament, da Mann und Frau einander
die Gnade Gottes spenden. Paulus nennt die Ehe

zwischen Mann und Frau ein Mysterium, das hinweist


auf die Ehe zwischen Christus und seiner Braut-Kirche
oder die Ehe zwischen Gott und der Seele.
Und wie der Bund Gottes mit dem Gottesvolk treu

und voller Hingabe ist, so soll die Ehe auch sein.


Die Gottesehe ist das Urbild, die Ehe ist das Abbild.
Es ist beides Ausdruck des Doppelgebotes der Liebe:
Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und den Nächsten

wie dich selbst. Ehe und Familie ist auch ein Abbild
der Dreieinigkeit Gottes. Die erste Person
der Gottheit (der Vater) liebt die zweite Person
der Gottheit (das Wort), und die zweite Person liebt

die erste Person, und aus der Liebe der zwei Personen
geht die dritte Person der Gottheit hervor (der Geist),
die dritte Person ist das Band der Liebe zwischen
den zwei Personen. So liebt der Mann die Frau,

die Frau liebt den Mann, und aus der Liebe der beiden
kommt die dritte Person hervor, das Kind.
Ehe und Familie ist ein Gemeinschaft der Liebe,
und der Gott des Christentums ist auch eine Gemeinschaft

der Liebe in sich. Ehemann und Ehefrau sind sozusagen


Mit-Schöpfer mit Gott dem Schöpfer. In der ehelichen
Vereinigung, da das Kind gezeugt und empfangen wird,
liegt sozusagen der Heilige Geist mit im Bett

und wird schöpferisch tätig. Die Lust und Wonne,


die ein Ehepaar in der ehelichen Vereinigung
zur Zeugung eines Kindes empfindet, ist ein Abbild
der Lust und Wonne, die Gott der Schöpfer

an der Erschaffung eines Menschen hat.


Denn die Lippen der fremden Frau triefen von Honig,
glatter als Öl ist ihr Gaumen. Doch zuletzt ist sie bitter
wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.

Ihre Füße steigen zum Tod hinab, ihre Schritte


gehen der Unterwelt zu. Den Pfad zum Leben verfehlt sie,
ihre Wege schwanken und sie merkt es nicht. Nun denn,
ihr Söhne, hört auf mich, weicht nicht ab von den Worten,

die mein Mund spricht! Halte deinen Weg von ihr fern,
komm ihrer Haustür nicht nahe! Sonst schenkst du
anderen deinen Glanz, deine Jahre einem Rücksichtslosen;
sonst sättigen sich Fremde an deinem Vermögen,

die Frucht deiner Arbeit kommt in das Haus eines andern


und am Ende wirst du stöhnen, wenn dein Leib
und dein Fleisch dahinsiechen. Dann wirst du sagen:
Ach, ich habe die Erziehung gehasst, mein Herz

hat die Zurechtweisung verschmäht; ich habe nicht


auf die Stimme meiner Erzieher gehört, mein Ohr
nicht meinen Lehrern zugeneigt. Fast hätte mich
alles Unheil getroffen in der Versammlung der Gemeinde.

Es gibt zwei Wege, sich mit der Liebe Gottes zu verbinden.


Der natürliche Weg ist Ehe und Familie, da die Partner
und Kinder einander wechselseitig etwas von der Liebe
Gottes sozusagen sinnlich spürbar machen.

Der zweite Weg ist übernatürlich, eine besondere Berufung,


ein Charisma, die Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen,
der Weg der geistlichen Ehe mit Gott. Jesus hat so gelebt,
er lebte nicht in einer Ehe und Familie, sondern

in einer ständigen Liebesbeziehung mit Gottvater.


Paulus hat auch so gelebt. Jesus sagt: Da meinten
seine Jünger: Wenn es so um die Ehe steht,
dann ist es am besten, gar nicht zu heiraten! -
Nicht jeder kann begreifen, was ich jetzt sage,

antwortete Jesus. Gott aber kann den Menschen hierfür


das rechte Verständnis geben. Manche sind von Geburt an
zeugungsunfähig; andere werden es durch menschlichen Eingriff.
Und es gibt Menschen, die verzichten auf die Ehe,
um Gott besser dienen zu können. Wer es versteht,

der richte sich danach! Salomo beschreibt nun im Buch


der Sprüche seine geistliche Ehe mit der Weisheit Gottes,
die er Frau Weisheit nennt. Sie ist seine geistliche Ehefrau,
ihr allein will er treu sein. Die fremde Frau

ist nun die Gegenspielerin der Frau Weisheit.


Sie ist eine Heidin. Es ist eine andere Frau,
nicht die Weisheit der jüdisch-christlichen Gottesoffenbarung,
sondern die Weisheit heidnischer Religionen.

Um der Weisheit Christi treu zu bleiben, braucht es


Wachsamkeit, dass man nicht die Weisheit Christi
vermischt mit oder austauscht gegen die Weisheit Buddhas,
die Weisheit Krishnas, die Weisheit Mohammeds,

die Weisheit der Naturgöttin, die Weisheit des New Age,


die Weisheit des Atheismus und Materialismus,
sei es nun die Weisheit des Marxismus
oder die Weisheit des Geldgötzen. Bleibe allein

der Weisheit Christi treu! Ich bin der Herr, dein Gott,
du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Synkretismus nennt man Vermischung
von verschiedenen Religionen. Wo seht ihr heute

Tendenzen zur Vermischung der Religionen?


Es gibt Christen die yoga praktizieren. Die Mantras,
über die im Yoga meditiert wird, sind Anrufungen
indischer Götter. Wenn der Yoga eine bloße Körper-

und Atemübung ist, begegnet man in dieser Meditation


nur der eigenen Seele, nicht Christus. Christliche Meditation
ist eine Meditation über das Evangelium, ein Ruhen
im Heiligen Geist, da braucht es keinen yoga.

Es gibt Christen, die lassen sich zu spirituellen Meistern


des Zen-Buddhismus einweihen und meinen so
eine christliche Mystik entwickeln zu können. Aber Ziel
des Buddhismus ist die innere Leere, das Erlöschen

des Individuums. Ziel der christlichen Mystik


ist das Einswerden mit Gott durch Jesus.
Es gibt christliche Erwachsenenbildungsstätten,
die bieten chinesische und japanische Meditation an,

wie Chi Gong und Reiki, da geht es um das Empfang


von kosmischer Energie, es ist aber in Wahrheit
eine Öffnung des Geistes für den Einfluss
dämonischer Mächte. Im New Age sagt man,

wie es auch die Freimaurer lehren: Alle Religionen


sind gleich. Ob man Gott nun l‘eau oder water
oder Wasser nennt, ob man Gott nun Krishna oder Buddha
oder Allah oder Jesus nennt, es ist alles ein und das selbe.

Die heutigen Propheten sagen: Der Plan Satans


und des Antichrist ist es, eine synkretistische
Einheitsreligion zu schaffen. Eine Religion,
die die ganze Menschheit vereinigt, verspricht

das Ende der Religionskriege und ein Zeitalter


des Friedens auf Erden und der brüderlichen Liebe
der ganzen Menschheit. Diese Welteinheitsreligion
mischt dann buddhistische Meditation und Wiedergeburtslehre

mit hinduistischem Yoga und hinduistischen Göttern,


dazu kommt muslimische Mystik und jüdische Kabbala
und ein wenig Pseudo-Christentum, das heißt,
Nächstenliebe und Gutmenschentum. Die entschiedene
Nachfolge Christi wird dabei ausgeschlossen. Jesus sagt:
Ich bin der Weg und die Wahrheit, keiner kommt
zum Vater außer durch mich. Paulus sagt:
Es gibt keinen anderen Namen als den Namen Jesus,

durch den wir gerettet werden, ihm werden sich


alle Knie beugen müssen. Diese beiden Sätze
sind Gift für die Welteinheitsreligion.
Ein altes Sprichwort sagt: Jede Wahrheit

hat zwei Irrlehren zur Seite. Christus sagt:


Ich bin die einzige und absolute Wahrheit.
Die Irrlehre auf der linken Seite sagt: Alle Religionen
sind gleich. Die Irrlehre aber zur rechten Seite sagt:

Alle anderen Religionen außer der christlichen


sind nichts als Irrtum und Lüge und sind nur vom Teufel.
Warum ist das eine Irrlehre? Als das Christentum
nach Griechenland kam, lasen die Christen

die griechischen Philosophen und sagten: Da gibt es


bei den Heiden „Samenkörner der Wahrheit
(logos spermatikos)“. Wenn der Koran sagt:
Gott ist nur einer, er ist der Schöpfer, der Barmherzige,

der Allwissende, der Richter der Lebenden und Toten,


es gibt ein Jüngstes Gericht und eine Auferstehung
der Toten, dann sind das Samenkörner der Wahrheit.
Wenn aber der Koran leugnet, dass Jesus Gottes Sohn ist,

den Maria vom Heiligen Geist empfangen hat,


wenn der Koran sagt, im Paradies ist Gott nicht,
aber dafür gibt es Beischlaf mit den Huris,
dann entspricht das nicht der Wahrheit, die Christus ist.

Da muss man unterscheiden. Alle Andersgläubigen in Bausch


und Bogen zu verdammen, ist eben auch nicht christlich.
Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, Wasser,
das aus deinem Brunnen quillt! Sollen deine Quellen

auf die Straße fließen, auf die freien Plätze deine Bäche?
Dir allein sollen sie gehören, keine Fremden
sollen teilen mit dir. Dein Brunnen sei gesegnet;
freue dich der Frau deiner Jugend, der lieblichen Hindin,

der anmutigen Gazelle! Ihre Brüste sollen dich


immer berauschen und ihre Liebe dich allezeit betören!
Warum solltest du dich an einer Fremden berauschen,
den Busen einer andern umfangen? Doppelte Bedeutung:

Erstens: Genießt eure eheliche Liebe mit allen Wonnen


auch der Sexualität! Freut euch an der Schönheit
eures Partners! Liebt einen Partner allein, aber diesen einen
auch mit ganzer Hingabe, geistig, seelisch und körperlich.

Gott ist auch der Schöpfer und Erfinder dieser


unglaublich dynamischen und energiereichen Naturkraft
namens Sexualität! Gottes Liebe will auch durch die Lust
der sexuellen Vereinigung sinnlich erfahrbar werden

im Leben der Eheleute, gleichzeitig ist die Sexualität


ein Mitwirken am Schöpferakt Gottes!
Zweite Bedeutung: Salomos eheliche Liebe
zu Frau Weisheit. Er soll sich an den Brüsten

der Weisheit Gottes berauschen. Freuet euch mit Jerusalem


und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt!
Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.
Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken

an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr


reichlich trinken und euch erfreuen an dem Reichtum
ihrer Mutterbrüste. Denn so spricht der Herr: Siehe,
ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom

und den Reichtum der Völker wie einen strömenden Bach.


Ihre Kinder sollen auf dem Arme getragen werden,
und auf den Knien wird man sie liebkosen.
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet;

ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.


Die mittelalterlichen Mystiker sagten, die beiden Brüste
der Weisheit sind das Alte und Neue Testament.
Die eine Brust gibt die Weisheit, die andere Brust

die Liebe Gottes. Die eine Brust gibt die Milchnahrung


für die geistlichen Kinder, die andere Brust den Wein
für die geistlich Reifen. Die jüdischen Rabbinen
schrieben im Talmud, die Weisheit sei eine Hirschkuh,

weil ihr Muttermund eng ist. Verzeihung, liebe Damen,


dies ist männliche Theologie. Die Weisheit,
sagen die Rabbinen, ist eine immer enge Jungfrau,
sie ist die Ehefrau des Schriftgelehrten und als solche

die immerwährende Jungfrau. Das heißt:


Wenn sich der Schriftgelehrte mit der Bibel beschäftigt,
wird die Byblia immer jung und frisch sein,
sie wird nie langweilig, in ihr zu lesen ist immer beglückend

wie die erste Liebe. Die jüdischen Mystiker


nannten die Bibel auch die Ehefrau des Schriftgelehrten.
Zuerst verliebt er sich in ihre Kleider und ihren Schmuck.
Das heißt, er denkt an den historischen Sinn
und die buchstäbliche Bedeutung der Bibel. Dann
verliebt er sich in ihren nackten Körper. Das heißt,
er dringt vor zu dem tieferen Sinn der Bibel, zur tiefen
geistlichen Bedeutung. Und dann verliebt er sich

in die Seele der Bibel. Das heißt, er erkennt in der Bibel


überall die Offenbarung des Wesens Gottes.
Gott, lass mich erkennen dein Mysterium
tief in der Seele der bräutlichen Weisheit!

SECHSTER GESANG

Mein Sohn, hast du für einen anderen Bürgschaft


übernommen? Hast du dich durch Handschlag verpflichtet,
für seine Schulden aufzukommen? Sind deine eigenen Worte
dir zur Schlinge geworden? Bist du durch deine Versprechungen

in eine Falle geraten? Dann hat der andere dich


in seiner Gewalt, mein Sohn, und dir bleibt nur noch
ein Ausweg: Geh zu ihm, bestürme ihn mit Bitten,
lass nicht nach, damit er dich freigibt. Gönne dir

keine Ruhe, gönne deinen Augen keinen Schlaf,


bis du ihm entronnen bist wie eine Gazelle
aus der Hand des Fallenstellers oder ein Vogel
aus dem Netz. Sieh dir die Ameise an, du Faulpelz!

Nimm dir ein Beispiel an ihr, damit du weise wirst!


Sie hat keinen Aufseher und keinen Antreiber.
Und doch sorgt sie im Sommer für ihre Nahrung
und sammelt zur Erntezeit ihre Vorräte. Wie lange willst du

noch liegen bleiben, du Faulpelz? Wann geruhst du


endlich aufzustehen? Nur ein kurzes Nickerchen, sagst du,
nur einen Moment die Augen zumachen und die Hände
in den Schoß legen. Und während du das tust,

kommt die Armut zu dir wie ein Landstreicher


und die Not überfällt dich wie ein Einbrecher.
Nichtsnutzige, heimtückische Menschen laufen umher
und verbreiten Lügen. Sie zwinkern mit den Augen,

um andere zu täuschen, und geben Zeichen mit den Händen


oder Füßen. Ihr Herz ist falsch; immerzu schmieden sie
böse Pläne und zetteln Streitereien an. Darum nehmen sie
ein schreckliches Ende. Unerwartet wird das Verderben

sie treffen und nichts wird es abwenden können.


Sechs Dinge verabscheut der Herr und das siebte
kann er erst recht nicht ausstehen: überhebliche Augen,
eine lügnerische Zunge, Hände, die schuldlose

Menschen töten, einen Kopf, der böse Pläne ausheckt,


Füße, die auf verbrecherischen Wegen laufen,
einen Zeugen, der nicht die Wahrheit sagt,
und einen Menschen, der Brüder gegeneinander aufhetzt.

Ehebruch bleibt nicht ohne Folgen. Mein Sohn,


halte dich an die Weisungen deines Vaters! Vergiss nicht,
was deine Mutter dich gelehrt hat! Lass dir die Worte
deiner Eltern am Herzen liegen, so nahe

wie das Schmuckstück, das du an einer Schnur


um den Hals trägst. Diese Worte werden dich
bei deiner Arbeit leiten, dich beschützen,
während du schläfst, und dich beraten, sobald du

wieder aufgewacht bist. Was Vater und Mutter


dir beibringen, ist wie eine helle Lampe für deinen Weg.
Wenn sie dich ermahnen und zurechtweisen,
leiten sie dich an zu einem erfüllten Leben.

Sie schützen dich vor der schlechten Frau, vor der Frau
eines anderen, die dich mit Schmeichelworten lockt.
Lass dich nicht von ihren Reizen verführen,
und wenn sie dir schöne Augen macht,

fallE nicht darauf herein! Für eine Prostituierte


zahlst du nicht mehr als für einen Laib Brot,
aber für die Frau eines anderen musst du
mit deinem Leben bezahlen. Kann man Feuer

in der Tasche seines Gewandes tragen, ohne das Gewand


in Brand zu setzen? Kann man über glühende Kohlen
laufen, ohne sich die Füße zu verbrennen? Ebenso wenig
kann man mit der Frau eines anderen schlafen,

ohne die Strafe dafür zu bekommen. Einen Dieb


verachtet man, auch wenn er nur stiehlt, weil der Hunger
ihn treibt. Wird er ertappt, so muss er es siebenfach bezahlen
und schlimmstenfalls alles hergeben, was er besitzt.

Aber wer mit der Frau eines anderen Ehebruch begeht,


muss den Verstand verloren haben. So etwas tut nur einer,
der sein Leben leid ist! Schläge bekommt er
und dazu Schmach und Schande, die er nie wieder loswird.

Eifersucht steigert die Wut eines Ehemannes


bis zum Äußersten; und wenn die Gelegenheit sich bietet,
wird er sich rächen ohne jedes Mitleid. Mit Sühnegeld
lässt er sich nicht besänftigen. Du magst ihm
noch so viele Geschenke anbieten, er bleibt hart.
Gönne dir keine Ruhe, gönne deinen Augen
keinen Schlaf, bis du ihm entronnen bist
wie eine Gazelle aus der Hand des Fallenstellers

oder ein Vogel aus dem Netz. Sieh dir die Ameise an,
du Faulpelz! Nimm dir ein Beispiel an ihr,
damit du weise wirst! Sie hat keinen Aufseher
und keinen Antreiber. Und doch sorgt sie im Sommer

für ihre Nahrung und sammelt zur Erntezeit


ihre Vorräte. wie lange willst du noch liegen bleiben,
du Faulpelz? Wann geruhst du endlich aufzustehen?
Nur ein kurzes Nickerchen, sagst du, nur einen Moment

die Augen zumachen und die Hände in den Schoß legen.


Und während du das tust, kommt die Armut zu dir
wie ein Landstreicher und die Not überfällt dich
wie ein Einbrecher. Wie steht das Christentum zur Arbeit?

Der Hinduismus sagt: Gott hat die Welt geträumt,


oder im Tanz erschaffen. Aber das Alte Testament
stellt Gott als einen Arbeiter da mit Sechs-Tage-Woche
Arbeit und dann einem Tag Feierabend. Gott ist ein Arbeiter.

Da er die göttliche Intelligenz ist, die die Gesetze


des Universums errechnet hat, ist Gott ein Physiker
oder Informatiker. Da Gott das Universum gebaut hat,
ist er ein Handwerker oder Baumeister.

Da er den Menschen geformt hat, ist er


eine gebärende Mutter oder eine Hebamme.
Da er die Welt durch sein Wort geschaffen hat,
ist er ein Poet und die Schöpfung ist sein Poem.

Da Gott seine ersten Kinder in einen Garten gesetzt hat,


ist er ein Kindergärtner. Die alten Griechen sagten:
Arbeit ist ein Fluch, das ist was für die Sklaven,
und die Sklaven haben keine Menschenwürde.

Der wahre freie Mensch ist der, der philosophierend


über den Markt spaziert oder im Garten
mit den Freundinnen sitzt. Die Arbeit ist
eine Mitarbeit mit der schöpferischen Arbeit Gottes,

egal, ob körperliche oder geistige Arbeit.


Es gibt ein Menschenrecht auf Arbeit. Gott
hat kein Gefallen daran, dass heute in Spanien
50 % der Jugendlichen arbeitslos ist.

Aber es gibt auch etwas an der Arbeit, das eine Last


und Mühe ist. Immer morgens früh aufstehen zu müssen;
eine Arbeit tun, die einem manchmal sinnlos vorkommt;
sich mühen, ohne Anerkennung dafür sie bekommen;

Ärger mit Kunden oder Untergebenen oder Vorgesetzten;


Arbeit, die den Arbeiter körperlich kaputt macht;
die ewige Sisyphos-Arbeit des Haushalts;
die Demütigung, dass eine Maschine einen überflüssig macht.

Wie gehen Christen mit diesen Lasten um?


Sie nehmen es als ihr tägliches Kreuz an. Jesus
verspricht kein Schlaraffenleben, kein Bett aus Rosen,
sondern das tägliche Kreuz. Jesus war auch ein Arbeiter.

Er hat etwa 15 Jahre als Zimmermann, Tischler,


Baumeister, Architekt gearbeitet. Er hat nicht
zehn Millionen Jahre unter einem Feigenbaum meditiert
und immer Om gemurmelt, nein, er hat in einer Familie

mit Maria und Josef gelebt und seine Arbeit


in der Werkstatt getan. Und wen hat er zu Aposteln
berufen? Keine Träumer, Philosophen, Theologen,
Dichter, Müßiggänger, Einsiedler, sondern Fischer,

Männer der Arbeit. Der Marxismus lobt die Arbeit:


Die Arbeit habe den Affen zum Menschen gemacht.
Der Friede wird auf der ganzen Welt herrschen,
wenn überall das Prinzip der Arbeit herrsche.

Die Arbeiterklasse werde durch ihren revolutionären


Klassenhass das Arbeiter-und-Bauern-Paradies
auf Erden errichten. Arbeitgeber sind die natürlichen Feinde
der Arbeiter, sind Blutsauger, Schweine,

die man umbringen muss. Was meint ihr, ist der Sozialismus
mit dem Christentum zu vereinbaren? Paulus sagt:
Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.
Was heißt das? Was heißt das für Arbeitslose,

Berufsunfähige, Rentner, Obdachlose, Bettler?


Gibt es ein Recht auf Arbeit? Gibt es auch eine Pflicht
zur Arbeit? Wendet Paulus sich hier gegen
Sozialstaat-Schmarotzer? Nichtsnutzige,

heimtückische Menschen laufen umher und verbreiten


Lügen. Sie zwinkern mit den Augen, um andere
zu täuschen, und geben Zeichen mit den Händen
oder Füßen. Ihr Herz ist falsch; immerzu schmieden sie

böse Pläne und zetteln Streitereien an. Darum nehmen sie


ein schreckliches Ende. Unerwartet wird das Verderben
sie treffen und nichts wird es abwenden können.
Nichtsnutzige Menschen, wer kann das sein? Menschen,
die vom Staat gerne auch mit Betrug Geld empfangen,
aber nichts tun wollen für das Gemeinwohl, sondern
egoistisch in ihrer Faulheit versumpfen?
Heimtückische Menschen, wer kann das sein? Menschen,

die lügen, um Vorteile zu erlangen, die eine freundliche


Maske tragen, aber im Herzen voller Hass sind.
Eine Nonne erzählte: In Amerika traf ein Mann
einen andern Mann, sie gingen zusammen

in einer fremden Stadt Whisky trinken. Am nächsten Morgen


wachte der Mann in der Badewanne seines Hotelzimmers auf,
auf dem Tisch lag ein Zettel: Wenn Sie erwachen,
gehen Sie zum Arzt, wir haben Ihnen heute Nacht

eine Niere entnommen. Menschen, die Lügen verbreiten,


wer kann das sein? Propagandaminister; Zeitungen;
Verbreiter von Fake-News; Lästermäuer,
die über andere Menschen Lügen erzählen.

Menschen, die mit den Augen zwinkern, wer kann das sein?
Vielleicht, wenn ein Mann auf Dienstreise ist
und abends in einer Kneipe sitzt, wenn dann
eine lüsterne Frau kommt und ihm verführerische

Blicke zuwirft, um ihn abzuschleppen?


Menschen, die Zeichen mit den Händen geben, ist das
der Nazi mit dem Hitlergruß? Der Kommunist
mit der geballten Rotfront-Faust? Der Freimaurer

mit seinen geheimen Handzeichen? Menschen


mit falschem Herzen… Man kann an dem schönen Aussehen
einer Frau nicht erkennen, ob sie auch eine schöne Seele
und ein gutes Herz hat. Wie kann man das Herz erkennen?

Seid ihr schon Menschen begegnet, von denen ihr sagtet:


Das ist ein falscher Hund, eine kalte Schlange?
Wie geht man mit solchen Menschen als Christ um?
Menschen, die böse Pläne schmieden, sind das

die Parteikonferenzen bestimmter Parteien?


Sind das die geheimen Klubs von Politikern
und Wirtschaftsbossen? Sind das geheime Verschwörer
wie die Freimaurer? Sind das die Untergrundzirkel

revolutionärer Zellen, die den nächsten Terroranschlag


planen? Sind das die Strategen der Isis, die planen
ein neues Attentat in Paris? Menschen,
die Streitigkeiten anzetteln. Das sind die Agitatoren,

die Klassenhass oder Rassenhass verbreiten,


die ausländerfeindliche Propaganda betreiben,
religiöse Fanatiker, die zum Hass und Mord
an Andersgläubigen aufrufen, Militärs, die Kriege anstiften,

oder auch Menschen, die in der Familie immer zanken


und Unfrieden stiften. Summa Summarum:
Alle diese nehmen ein schreckliches Ende, nämlich,
wenn sie sich nicht bekehren, kommen sie in die Hölle.

Ehebruch bleibt nicht ohne Folgen. Mein Sohn, halte dich


an die Weisungen deines Vaters! Vergiss nicht,
was deine Mutter dich gelehrt hat! Lass dir die Worte
deiner Eltern am Herzen liegen, so nahe

wie das Schmuckstück, das du an einer Schnur


um den Hals trägst. Diese Worte werden dich
bei deiner Arbeit leiten, dich beschützen, während du
schläfst, und dich beraten, sobald du aufgewacht bist.

Was Vater und Mutter dir beibringen, ist


wie eine helle Lampe für deinen Weg. Wenn sie dich
ermahnen und zurechtweisen, leiten sie dich an
zu einem erfüllten Leben. Sie schützen dich

vor der schlechten Frau, vor der Frau eines anderen,


die dich mit Schmeichelworten lockt. Lass dich nicht
von ihren Reizen verführen, und wenn sie dir
schöne Augen macht, falle nicht darauf herein!

Für eine Prostituierte zahlst du nicht mehr


als für einen Laib Brot, aber für die Frau eines anderen
musst du mit deinem Leben bezahlen. Kann man Feuer
in der Tasche seines Gewandes tragen, ohne das Gewand

in Brand zu setzen? Kann man über glühende Kohlen laufen,


ohne sich die Füße zu verbrennen? Ebenso wenig
kann man mit der Frau eines anderen schlafen,
ohne die Strafe dafür zu bekommen. Einen Dieb

verachtet man, auch wenn er nur stiehlt, weil


der Hunger ihn treibt. Wird er ertappt, so muss er
es siebenfach bezahlen und schlimmstenfalls
alles hergeben, was er besitzt. Aber wer mit der Frau

eines anderen Ehebruch begeht, muss den Verstand


verloren haben. So etwas tut nur einer, der
sein Leben leid ist! Schläge bekommt er und dazu Schmach
und Schande, die er nie wieder loswird. Eifersucht

steigert die Wut eines Ehemannes bis zum Äußersten;


und wenn die Gelegenheit sich bietet, wird er sich rächen
ohne jedes Mitleid. Mit Sühnegeld lässt er sich nicht besänftigen.
Du magst ihm noch so viele Geschenke anbieten, er bleibt hart.

Was sagt zum Ehebruch das Propagandainstrument


des Atheismus, ich meine den Fernseher,
der auf dem Hausaltar steht? Die alte Hippiemutter
lehrt ihre Tochter, dass es eine Sünde gegen die Liebe ist,

katholisch zu heiraten. In der Flut der deutschen Serienkrimis


ist das Hauptmotiv für den Mord der Ehebruch,
der als alltägliche Normalität dargestellt wird.
Mann und Frau erklären dem Kommissar, sie führen

eine moderne Ehe, da darf jeder nebenher


noch einen anderen Sexpartner haben. Die Lehre
wird verkündigt, dass ein Seitensprung die verstaube
Ehe belebt und erfrischt. In Seifenopern werden Jugendliche,

die mit dem Sex bis zur Ehe warten wollen,


als völlig unnormal und krankhaft prüde
und mittelalterliche Menschen dargestellt.
In der Liebeskomödie heißt es: Ehemann ist fremd gegangen,

nun hat die Ehefrau auch einen Seitensprung gut.


In den Liebeskomödien fallen die Leute
bei der ersten Begegnung miteinander ins Bett,
am nächsten Morgen stellen sie sich vor

und bieten einander das Du an. Das ist die alltägliche Berieselung
des deutschen Volkes mit einer ungöttlichen Sexualmoral.
Was sagt die Bibel zum Ehebruch? Fassen wir mal
die Geschichte zusammen, wie David Ehebruch beging.

Es war eine schwüle Sommernacht. David


trat auf seine Dachterrasse, um sich ein wenig abzukühlen.
Im Nachbarhaus war ein Fenster erleuchtet,
er schaute hin und sah, wie die gut gebaute Bathseba

(Tochter der Fülle) aus der Badewanne stieg.


Es war Begierde auf den ersten Blick. König David
ließ sie zu sich rufen. Sie war verheiratet
mit einem Krieger, dem Heiden Uria.

Aber was schert das den Mann, wenn er in Begierde


entbrannt ist! David schlief mit Bathseba.
Drei Monate später sagte sie zu ihm: David,
ich bin schwanger von dir. David dachte:

Den Bastard schieben wir dem heidnischen


Ehemann unter. Der Krieger kam aus dem Krieg,
David ließ ihn rufen und sagte scheißfreundlich:
Mein lieber Freund, verbringe deinen Heimaturlaub
von der Front im warmen Bett deiner Ehefrau.
Der Krieger berief sich auf seine soldatische Disziplin
und wollte in den Soldaten-Zelten übernachten.
David machte einen neuen Plan. Der Obersten Heeresleitung

befahl er, den Gatten Bathsebas an die vorderste Front


zu stellen, so dass er möglichst falle. Süß
und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben…
So geschah es, wie der Teufel es wollte, der Mann

fiel im Krieg. David holte Bathseba in sein Haus


und sie gebar ein Kind. Aber nun tritt Gott
auf den Plan! Bathsebas Kind ward todkrank.
David fastete und betete, aber das Kind starb.

Bathseba wurde ein zweites Mal schwanger


und gebar Salomo. Aber von Davids Familie
wich das Unglück nicht mehr. Einer seiner Söhne
vergewaltigte eine seiner Töchter. Darauf

ward der Vergewaltiger von einem andern Davidssohn


umgebracht. Der Mörder wurde von David verbannt.
Der Verbannte machte eine Palastrevolution
gegen seinen Vater und nahm dessen Thron ein.

Vater und Sohn führten Krieg miteinander,


der Sohn wurde umgebracht, David war untröstlich
über den Tod seines Sohnes. Als David alt war,
wollte er, dass Salomo nach ihm König werde.

Aber ein Bruder Salomos ließ sich zum König krönen.


David ließ Salomo krönen und befahl ihm
auf dem Sterbebett, die Feinde seines Vaters
nach dessen Tod in die Hölle zu schicken.

Erst nach anfänglichen Unruhen kam das Reich


unter Salomo wieder zum Frieden. Das war
Gottes Strafe für Davids Ehebruch,
eine nationale Tragödie! Herr, erbarme dich!

SIEBENTER GESANG

Mein Sohn, denk an meine Worte! Hüte meine Anweisungen


wie einen Schatz! Wenn du leben willst, dann gib auf sie Acht
wie auf dein eigenes Auge. Behalte meine Weisungen
immer bei dir, wie einen Ring an deinem Finger,

schreibe sie dir tief ins Herz! Betrachte die Weisheit


als deine Schwester und die Einsicht als deine beste Freundin.
Sie werden dich fern halten von der Frau eines anderen,
von der Fremden, die so schmeichelhaft reden kann.
Eines Tages stand ich am Fenster meines Hauses
und schaute hinaus. Auf der Straße sah ich
viele junge, noch unerfahrene Leute. Unter ihnen
fiel mir ein Bursche auf, der gänzlich ohne Verstand war.

Er ging die Gasse entlang, an deren Ecke


eine gewisse Frau wohnte, und näherte sich ihrem Haus.
Der Abend war schon der Nacht gewichen,
es war dunkel geworden. Da sah ich sie,

sie ging auf ihn zu, gekleidet wie eine Prostituierte.


Sie wusste genau, was sie wollte. Sie war so waghalsig
und hemmungslos, dass es sie nicht im Hause hielt.
Mal sah man sie auf dem Marktplatz, mal auf den Straßen,

dann wieder stand sie an irgendeiner Ecke und wartete.


Sie ging also auf den jungen Mann zu, legte ihm
die Arme um den Hals, küsste ihn, blickte ihm
herausfordernd in die Augen und sagte:

Ich musste Gott heute ein Dankopfer bringen,


das ich ihm versprochen hatte; das Fleisch
für das Opfermahl habe ich mit nach Hause gebracht.
Deshalb bin ich herausgekommen. Ich wollte dich

immer schon kennen lernen. Da bist du nun!


Ich habe mein Bett mit weichen, bunten Tüchern
aus Ägypten bezogen, mit Essenzen von Myrrhe,
Aloë und Zimt habe ich es besprengt. Komm mit!

Wir lieben uns die ganze Nacht bis morgen früh,


wir wollen einander genießen! Der Mann ist nicht zu Hause,
er macht gerade eine lange Reise. Er hat genug Geld
mitgenommen und kommt erst in vierzehn Tagen wieder.

Mit solchen Worten redet sie auf ihn ein und schließlich
hat sie ihn überredet. Er folgt ihr, wie ein Ochse,
der zum Schlachtplatz geführt wird. Mit Ketten an den Füßen
geht er seiner Strafe entgegen, dieser unverbesserliche Narr!

Er weiß nicht, dass es um sein Leben geht, bis ein Pfeil


ihm die Leber durchbohrt, bis er gefangen im Netz hängt
wie ein Vogel. Deshalb hört mir jetzt zu,
ihr jungen Männer! Merkt euch, was ich euch sage:

Lasst euch nicht von einer solchen Frau


den Kopf verdrehen, folgt ihr nicht auf ihren
schlimmen Wegen! Sie hat schon viele Männer ruiniert
und nicht wenige sind ihretwegen ums Leben gekommen.

Ihr Haus ist ein Zugang zur Totenwelt. Wer zu ihr geht,
betritt den kürzesten Weg ins Grab. Lass dich
nicht verführen. Deine Ehefrau ist die Weisheit Gottes,
die in Jesus Mensch geworden ist. Aber es gibt

viele heidnische Frauen, die wollen dich


zum Ehebruch verführen. Hören wir einmal
die verführerischen Reden, mit denen viele
falsche Religionen, Wissenschaften und Ideologien

versuchen, den Christen von der absoluten Wahrheit,


die Christus ist, abzubringen. Der Hindu: Ihr habt
nur einen Gott, aber wir haben Millionen Götter.
Es ist doch besser, Millionen Götter zu haben,

als nur einen einzigen Gott. Und wenn ihr Jesus liebt,
nun, der ist auch einer der hinduistischen Götter
und ist gleich göttlich wie Indra, Brahma, Vischnu,
Schiva, Krishna und Hare Rama

und der Elefantengott Ganescha. Und wenn ihr Maria liebt,


die ist auch eine der vielen hinduistischen Muttergöttinnen
und ist genauso verehrungswürdig wie die schwarze
Göttin Kali, die einen Rosenkranz aus Totenschädeln

um den Hals trägt, und der wir Menschenopfer


dargebracht haben. Euren Gott nennt ihr Vater,
aber wir haben auch Millionen Muttergöttinnen.
Ihr seid intolerant, ihr sagt, Jesus ist der einzige Weg zu Gott.

Aber wir sind tolerant, uns ist es egal, ob man das Wasser
Wasser nennt oder water oder l‘eau, es ist immer dasselbe.
Uns ist es egal, ob man Gott Brahma nennt oder Allah
oder Jehova oder Vater im Himmel oder Manitou,

das ist alles eins. Der Buddhist: Eure Geschichte


des Christentums ist eine Geschichte von Religionskriegen,
von Kreuzzügen und dreißigjährigem Krieg
und dem Ersten Weltkrieg der christlichen Monarchien.

Wir Buddhisten töten nicht, wir sind friedlich,


ja, wir verschlucken noch nicht einmal eine Mücke.
Ihr tötet Tiere, um sie zu fressen, wir aber sind tierlieb
und Vegetarier. Ihr liebt das Leben, aber wir wissen,

dass das Leben Leiden ist und dass es die wahre


Erlösung ist, aufzuhören zu leben. Ihr wollt
im Himmel euer kleines Ich bewahrt sehen,
aber wir wollen uns wie ein Tropfen im Meer auflösen.

Ihr betet mit dem Kopf und plappert das Vaterunser


wie die Heiden, aber wir haben hohe Künste
der Meditation entwickelt. Selbst euer Europa
ist des Christentums überdrüssig und interessiert sich jetzt

viel mehr für die Lehre Buddhas. Eure Kreuze


nehmt ihr ab und stellt unsern Buddha überall auf.
Denn Jesus ist zweitausend Jahre alt, aber
Buddha ist Millionen Jahre alt. Euer Jesus

ist ein Jammerbild am Kreuz, aber unser Buddha


ist der Lächelnde. Der Moslem: Ihr sagt: Jesus ist Gott.
Gott ist doch allwissend, nicht wahr? Aber Jesus sagt
in eurem Evangelium: Die Stunde des Jüngsten Tages

weiß der Sohn nicht, nur der Vater. Also ist Jesus
nicht allwissend. Ihr habt in Europa eine christliche
Zivilisation. Aber eure Kirche sind leer
und eure Bordelle sind voll. Eure Frauen zeigen sich

mehr nackt als bekleidet. Eure Ehen lasst ihr scheiden.


Eure christlichen Jugendlichen beten nicht,
aber unsere Jugendlichen beten. Unsre Frauen
gehen züchtig verschleiert. Ihr zeigt auf euren Bildern

Gott als einen alten Mann, Jesus ein Jammerbild am Kreuz,


den Geist als eine Taube. Das soll Gott sein?
Unser Gott ist allmächtig, allweise und allbarmherzig,
wir werfen uns fünfmal am Tag vor unserm Herrn

in den Staub. Ihr zeigt zu Weihnachten euer Jesuskind nackt.


Wir würden nie unsre Kinder nackt zeigen.
Eure Kreuzritter und eure christliche USA
haben immer gegen uns Krieg geführt, aber wir wollen,

dass die ganze Welt zum Haus des Friedens,


zum Haus des Islam wird. Wir werden eurem
dekadenten Europa die wahre Religion bringen.
Der Jude: Ihr sprecht von Jesus Christus.

Aber Christus ist doch nicht sein Nachname.


Christus ist das griechische Wort für unsern jüdischen
Messias. Wenn der Messias kommt, wird Friede
auf Erde sein. Ist etwa mit Jesus der Friede gekommen?

Nein, es gab viele christliche Kriege und zwei Weltkriege.


Die Jungfrau wird einen Sohn gebären, und sie wird ihn
Immanuel nennen. Ja, Immanuel, nicht Jesus.
Ihr sagt, Jesus sei in Bethlehem, der Stadt Davids geboren,

Aber die Stadt Davids ist Zion, nicht Bethlehem.


Ihr sagt, das Gesetz sei abgeschafft, jetzt gilt die Gnade.
Aber das Gesetz ist kein Gesetz, sondern die ewige Weisung
des Herrn. Ihr sagt, im Alten Testament
gibt es nur Zorn und Rache, im Neuen Testament
nur Liebe und Barmherzigkeit. Nein, unsre Tora
und die Psalmen und Propheten sind voll von Gnade
und Barmherzigkeit. Ihr redet von Nächstenliebe

und sagt, wir würden unsre Feinde hassen.


Nein, der Gott Israels ist für alle Völker.
Und wo ist denn eure Feindesliebe?
Schon im 2. Jahrhundert schüttete euer Kirchenlehrer

Origines einen Eimer voll Beschimpfungen


über die Juden aus. Ihr habt uns den Broterwerb
verboten. Ihr habt die Ghettos gebaut.
Ihr habt gelogen, wir würden eure Hostien schänden

und christliche Kinder töten. Martin Luther


hat den heiligen Namen des Gottes Israel
als Furz einer jüdischen Sau bezeichnet.
Ihr habt mit eurem christlichen Antisemitismus

den Holocaust vorbereitet. Der Esoteriker:


Ihr glaubt an Jesus von Nazareth, aber wir
an den kosmischen Christus, und der ist größer.
Unser Christus war schon neunundneunzigmal

auf Erden erschienen, bis er dann als Jesus


von Nazareth geboren worden ist. Das war vor 2000 Jahren,
zur Zeit des platonischen Sternenjahres der Fische,
das 2000 Jahre lang herrschte. Darum ist euer Zeichen

der Fisch. Aber das Sternbild der Fische


zeigt zwei Fische, so ist die Geschichte des Christentums
die Geschichte des Dualismus gewesen. Da gab es
die Herrschaft des Geistes über den Leib,

die Herrschaft des Mannes über die Frau,


den Krieg des Christentums gegen den Islam,
den Krieg der Protestanten und der Katholiken,
den ersten und zweiten Weltkrieg. Kaiser Wilhelm

war ja ein gläubiger Protestant und Hitler ein Katholik.


Aber das Sternenjahr der beiden Fische ist abgelaufen,
1968 begann das Sternenjahr des Wassermanns.
Das ist das Neue Zeitalter, das New Age. Nun ist alles eins,

Geist und Natur, Leib und Geist, Mann und Frau,


esoterisches Christentum und die Weltreligionen.
Die Kirchenchristen sterben aus. Die spirituellen
Menschen erwachen. Die entdecken den Gott in sich,

sie erkennen, dass ihre Seele göttlich ist.


Durch Empfang kosmischer Energien entwickeln sie
ihr göttliches Selbst. Eure Zeit ist einfach vorbei.
Wir begründen die Welteinheitsreligion,

da sind eins yin und yang, Mann und Frau,


Nacht und Tag, Gut und Böse, Hass und Liebe,
und Luzifer ist der Zwillingsbruder des Christus,
sie sind nur zwei Seiten einer Medaille. So bringen wir

das Zeitalter der Universellen Harmonie,


des Friedens und der Liebe, während ihr
nur Kriege geführt habt. Die neuheidnische Feministin:
In der Jungsteinzeit wurde auf der ganzen Erde

die große Göttin des Matriarchats angebetet.


Aber patriarchalische Kriegerhoden vernichteten
das Paradies der Matriarchats und inthronisierten
ihren Kriegergott, ob er nun Indra, Zeus oder Jehova heißt.

Euer biblischer Gott ist ein grausamer Vater.


Seine Propheten schlugen immer drein,
wenn die Kinder Israel wieder die Göttin
der Kanaaniter und Phönizer verehrten, unsre große

Aschera oder Astarte. Und im neuen Testament


gibt es neben dem Vater noch den Herren Sohn
und den Heiligen Geist, den Vater der Armen,
ein Gott, aber drei Männer. Eure Maria ist ja keine Göttin,

sondern nur ein Mensch. Der Heilige Geist


hat ja Maria vergewaltigt. Und wer ist der Teufel?
Wenn ein neuer Gott die Macht übernimmt,
wird der alte Gott verteufelt. Luzifer ist der alte Gott

des Matriarchats, der Sohn-Geliebte der großen Göttin.


Diese Göttin ist Mondgöttin. Als Mädchengöttin
ist sie der Neumond, als Liebesgöttin der Vollmond,
und als alte weise Todesgöttin der Neumond.

Diese Göttin wurde von den Hexen verehrt, die ihr,


Protestanten und Katholiken, ausgerottet habt.
Der Katholizismus kennt wenigstens noch Maria
und die weiblichen Heiligen, der Protestantismus

kennt gar nichts Himmlisch-Weibliches mehr.


Eure Kirche ist eine Männerkirche, die Frauen
dürfen nur das Gemeindeklo putzen. Aber es gibt
wieder Hexen. Es wird wiederkommen

das Matriarchat, es wird wiederkommen


das alte Paradies der großen Göttin.
Der Nihilist: Gott ist tot. Wir haben ihn umgebracht.
Jesus war ja ganz irdisch gesinnt, er wollte
eine buddhistische Friedensbewegung stiften.
Aber am Kreuz ist der einzige Christ gestorben.
Dann kam die Kirche und der Pharisäer Paulus
und sprach, man solle an Jesus glauben,

er sei auferstanden, und er komme zum Jüngsten Gericht.


Da rächte sich die Kirche an den Mördern ihres Herrn.
Das paulinische Christentum wandte sich vor allem
an Weiber und Sklaven, den ganzen Pöbel

des römischen Reiches. Ihre Gerechtigkeit


ist Rache an den vornehmen Römern. Es ist die Moral
von Sklaven, die sich an den Edelmännern rächen wollen.
Wir aber wollen eine Moral von Herrenmenschen,

vornehmen Römern oder arischen Indern.


Wir wollen eine Herrenrasse züchten. Deren Moral
ist nicht mehr die Hundedemut der Juden und Christen,
sondern die Moral des Übermenschen,

des Antichrist, es ist der Wille zur Macht.


Im Evangelium steht nur ein einziges gutes Wort:
Pilatus fragte: Was ist Wahrheit? Denn wir fragen nicht
nach Wahrheit, sondern gut ist, was unserer Lebenskraft nutzt,

unserm Lebensgenuss. Wir lieben nämlich das Leben


und den Leib und die Erde! Ihr aber seid Prediger
des Todes, ihr verachtet den Leib und das Leben
und die Erde und verkündet das Seelenheil

und den Geist und das Jenseits. Der Atheist:


Die Naturwissenschaft hat ja bewiesen, dass
das Universum von selbst entstanden ist. Es braucht
keinen Schöpergott mehr, wir haben ja die Urknalltheorie.

Jesus hat auch keine Wunder getan. Das ist unmöglich,


dass er von einer Jungfrau geboren worden ist.
Das geht nicht, wie jeder Biologe weiß. Man kann auch nicht
auf Wasser laufen. Eure Bibel ist ein Märchenbuch

für alte Weibchen und kleine Kinder. Gott ist ja


ein Geschöpf des Menschen. Der Mensch hat Hunger
und träumt von einer Sahnetorte. Das beweist aber nicht,
dass es die Sahnetorte gibt. Der Mensch

spannt eine große Leinwand am Himmel auf


und projiziert alle seine Sehnsüchte darauf
und nennt das dann Gott und Himmel. Wir haben
den Leichnam des Menschen seziert

und keine Seele gefunden. Wir sind ins Weltall


geflogen und haben keinen Vater im Himmel gesehen.
Wir glauben nur, was wir sehen. Gute Mädchen
kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin.

Paulus und Mohammed und Dostojewski


waren Epileptiker, die Religion ist eine Erfindung
von Wahnsinnigen. Unsere Bewegung ist die Bewegung
des Menschen. Der Mensch wird Schöpfer.

Schon können wir im Reagenzglas Kinder schaffen.


Unsere Mädchen verkünden einen fröhlichen Atheismus,
sie tragen blue jeans und ein weißes T-Shirt
und auf ihrer rechten Brust steht: Es gibt –

und auf ihrer linken Brust steht: – keinen Gott.


Der Kommunist: Die Kirche hat immer Thron
und Altar der Herrschenden verteidigt. Die Jesuiten
haben die Monarchen gestützt. Luther

war ein Fürstenknecht und hat zum Mord


an den Bauern aufgerufen. Aber Jesus war
ein Revolutionär, er hat gegen Thron und Altar gekämpft
und eine Bewegung von Armen gegründet.

Aber den Himmel, den lassen wir den Spatzen


und den Engeln. Wir wollen auf Erden
das Himmelreich gründen. Betet und arbeitet, ruft ihr,
aber wir sagen: Es macht uns ein Geschwätz nicht satt!

Erst kommt das Fressen, und dann kommt die Moral.


Ihr gebt den Armen Almosen und den Bettlern
ein Käsebrötchen, aber wir wollen die Armut
mit Stumpf und Stiel ausrotten! Wir bewaffnen die Armen,

dass sie die Schweine, die Ausbeuter, umbringen.


Dann wird die Arbeiterklasse das Paradies
auf Erden errichten. Ihr säuselt viel von Nächstenliebe,
aber wir verkünden den revolutionären Klassenhass!

Wir schaffen den neuen Menschen, den Menschen


der Arbeit! Ihr nennt Jesus einen Friedefürsten,
aber Jesus hat keinen Frieden gebracht. Wir,
wir werden die Militaristen vom Thron stürzen,

und dann wird in allen Völkern Friede sein,


weil die Proletarier aller Länder sich vereinigen
und überall nur ein Prinzip herrscht: die Arbeit!
Die wahre Kommunion der Völker ist Kommunismus!

Der Sozialismus ist das wahre Christentum,


nur vom Kopf auf die Füße gestellt!
Der Mammons-Diener: Ihr glaubt an den lieben Gott
im Himmel. Ich glaube an die Deutsche Bank,

denn die zahlt aus in bar. Ihr sagt: der Vater im Himmel
wird uns versorgen, aber Hand aufs Herz, heimlich
vertraut ihr doch auf Papas Portemonnaie!
Ihr sagt: Der Mensch denkt, aber Gott lenkt.

Wir sagen: Mercedes denkt, und der Mensch lenkt.


Ihr sagt: Gott sprach, es werde Licht, aber wir sprechen:
Und Osram brannte nicht. Ihr wollt den Bettlern
Käsebrote geben, aber wir wollen Häuser sammeln

und Autos. Ihr sagt, Gott ist der Herr. Wir sagen:
Das Geld regiert die Welt. Ihr sagt: Man kann nicht Gott
und dem Mammon dienen. Nun gut, ich glaube
an keinen Gott, ich will dem Mammon dienen.

Es gibt vielleicht einen Gott im Himmel,


aber ganz gewiss gibt es einen Gott auf Erden:
Mammon. Und dieser Mammon ist der Herr
Der ganzen Erde und der wahre Antichrist.

ACHTER GESANG

Hört doch, die Weisheit ruft, die Einsicht


lässt ihre Stimme erschallen! Erhöht und weithin sichtbar
steht sie an den Straßen und da, wo sich Wege kreuzen.
Sie stellt sich an die Tore der Stadt, an den Toreingängen

ruft sie aus: Leute, ich habe euch etwas zu sagen!


An alle Menschen wende ich mich. Ihr Grünschnäbel,
lernt reif zu werden! Ihr Unverständigen, werdet klug!
Hört zu, ich gebe euch wertvollen Rat! Ihr könnt euch

auf meine Worte verlassen. Aus meinem Mund hört ihr


die Wahrheit; Böses auszusprechen, ist mir verhasst.
Meine Worte sind alle wahr und ehrlich,
es ist keine Falschheit und Hinterlist darin.

Sie sind klar und eindeutig für alle, die Einsicht haben
und ihren Verstand gebrauchen. Sucht meine Unterweisung,
nicht Silberschmuck! Strebt nach Erkenntnis
statt nach Schmuck aus Gold! Ihr wisst doch:

Weisheit ist besser als Juwelen, sie ist mit nichts vergleichbar,
was ein Mensch sich wünschen könnte! Ich bin die Weisheit.
Ich bin vertraut mit der Klugheit und weiß umsichtig
zu überlegen. Dem Herrn gehorchen heißt: das Böse hassen.

Ich verabscheue Überheblichkeit und Hochmut,


unrechtes Tun und lügnerisches Reden. Ich mache Pläne
und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht
und auch die Macht. Mit meiner Hilfe regieren

die Könige und treffen die Herrscher


gerechte Entscheidungen. Mit meiner Hilfe
regieren die Mächtigen, die Großen,
die für das Recht zu sorgen haben.

Alle, die mich lieben, die liebe ich auch.


Wer mich sucht, wird mich finden. Reichtum und Ehre
habe ich zu bieten, bleibenden Besitz und gerechten Lohn.
Was ihr von mir bekommt, ist besser als das feinste Gold,

wertvoller als das reinste Silber. Wo Menschen


nach Gottes Willen fragen und einander gerecht behandeln,
dort bin ich mit Sicherheit zu finden, um denen, die mich
lieben, Besitz zu geben und ihre Häuser mit Schätzen zu füllen.

Am Anfang hat der Herr mich geschaffen,


ich war sein erstes Werk vor allen anderen.
In grauer Vorzeit hat er mich gemacht, am Anfang,
vor Beginn der Welt. Als ich geboren wurde,

gab es noch kein Meer und keine Quelle


brach aus der Tiefe hervor. Der Grund der Berge
war noch nicht gelegt, die Hügel waren noch nicht
entstanden. Gott hatte noch nicht die Erde gemacht,

vom festen Land und seinen Feldern war noch nicht


das Geringste zu sehen. Ich war dabei, als er
den Himmel wölbte und den Kreis des Horizonts festlegte
über den Tiefen des Ozeans, als er die Wolken

hoch oben zusammenzog und die Quellen aus der Tiefe


sprudeln ließ, als er dem Meer die Grenze bestimmte,
die seine Fluten nicht überschreiten dürfen,
als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als Kind

an seiner Seite, ich freute mich an jedem Tag


und spielte unter seinen Augen. Ich spielte
auf dem weiten Rund der Erde und hatte meine Freude
an den Menschen. Deshalb, ihr jungen Leute, hört auf mich!

Wie glücklich sind alle, die mir folgen!


Schlagt meine Unterweisung nicht in den Wind,
hört darauf und werdet klug! Wie glücklich sind alle,
die mir zuhören, die jeden Tag vor meinem Haus stehen
und an meinem Tor auf mich warten. Alle, die mich finden,

finden das Leben, und der Herr hat Freude an ihnen.


Doch wer mich verfehlt, schadet sich selbst. Alle,
die mich hassen, lieben den Tod. Hier redet
die Weisheit Gottes also selbst. Es gibt noch ein anderes Kapitel

in der Bibel, wo die Weisheit selbst redet. Das ist


das 24. Kapitel des Buches Jesus Sirach:
Die Weisheit preist sich selbst; inmitten Israels,
ihres eigenen Volkes, besingt sie ihren Ruhm.

In der Gemeinde Gottes, des Höchsten,


und vor seinen mächtigen Engeln singt sie ihr Lied:
Aus dem Mund des Höchsten ging ich hervor
und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde. Im hohen Himmel

war meine Wohnung, auf einer Wolkensäule


stand mein Thron. Allein umschritt ich den Kreis
des Himmels und ging umher in den Tiefen
des Abgrunds. Ich herrschte über das wogende Meer,

über alle Länder und alle Völker und suchte überall


nach einem Ruheort. Wo war das Land,
in dem ich bleiben konnte? Da gab der Schöpfer
der ganzen Welt mir Weisung, er, der auch mich

geschaffen hat, befahl: In Israel nimm deinen festen Wohnsitz,


die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören! Am Anfang
schuf er mich, vor aller Zeit, und bis in Ewigkeit
werde ich nicht vergehen. Ich diente ihm

in seinem heiligen Zelt, dann wurde der Zion


mein fester Platz. In Jerusalem, der geliebten Stadt,
ließ er mich ein Zuhause finden, dort übe ich jetzt
meine Herrschaft aus. Ich schlug Wurzeln

bei dem viel gerühmten Volk, das der Herr sich


zum Eigentum erwählt hat. Wie die Libanonzeder
wuchs ich empor, wie eine Zypresse hoch
auf dem Hermon; ich wuchs wie die Palmen

in En-Gedi, wie Oleanderbüsche in Jericho,


wie ein prächtiger Ölbaum im ebenen Land,
wie eine Platane wuchs ich empor. Der lieblichste Duft
ging von mir aus, wie Duft von Zimt, Gewürzrohr

und Myrrhe, wie der von Galbanum, Onyx und Stakte,


von den Weihrauchwolken im Heiligen Zelt.
Ich breitete mich aus wie eine Eiche
mit stattlichen, wunderschönen Zweigen.

Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken,


aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht.
Kommt alle her, die ihr mich haben wollt!
Kommt, esst euch satt an meinen Früchten!
Schon allein an mich zu denken ist köstlicher
als jede Leckerei, und mich für immer zu besitzen
erfreut mehr als der süßeste Honig. Esst mich,
dann habt ihr Hunger nach mehr; trinkt mich,

dann habt ihr Durst auf mehr! Gehorcht mir,


dann werdet ihr nicht enttäuscht! Tut, was ich sage,
und ihr bleibt frei von Schuld! Alles, was hier
von der Weisheit gesagt ist, gilt zugleich

vom Buch des Bundes, den Gott, der Höchste,


mit uns geschlossen hat. Es gilt von dem Gesetz,
das Mose uns verkündet hat und das die Nachkommen
Jakobs in ihren Synagogengemeinden

als ewigen Besitz hüten. Dieses Gesetz


ist voll von Weisheit, randvoll wie der Pischon,
wie der Tigris zur Zeit der ersten Früchte.
Es ist voll von Erkenntnis, überfließend wie der Euphrat,

wie der Jordan zur Zeit der Ernte. Es strömt über


von Unterweisung wie der Nil, wie der Gihon
zur Zeit der Weinlese. Der erste Mensch,
der diese Weisheit erforschen wollte, ist nie

damit fertig geworden, und auch der letzte


wird sie nicht ausschöpfen. Denn ihre Gedanken
reichen weiter als das Meer und ihre Einsicht
ist tiefer als der tiefste Abgrund. Ich selbst

wollte wie ein Kanal das Wasser der Weisheit


in meinen Garten leiten. Ich sagte: Ich will
meinen Garten bewässern und meine Beete tränken!
Aber der Kanal schwoll an zum Strom und der Strom

wurde zum Meer. Nun will ich weitergeben,


was ich in Erfahrung gebracht habe; es soll hinaus strahlen
und weithin leuchten wie die Morgenröte. Wie ein Prophet
will ich Belehrung von mir geben und sie

den kommenden Generationen hinterlassen.


Ihr werdet sehen: Nicht nur für mich selbst habe ich
mir so viel Mühe gegeben, sondern für alle,
die nach der Weisheit fragen. O-Antiphonen!

Die Anrufungen beginnen mit „O“ und greifen


sieben verschiedene Hoffnungsvorstellungen
aus dem Alten Testament auf, mit denen die Juden
ihre Erwartung der Wiederkunft des Messias

zum Ausdruck bringen. Die Christen sehen diese Hoffnung


in Jesus erfüllt; die O-Antiphonen drücken die Erwartung
der Geburt Christi an Weihnachten und die Sehnsucht
auf endgültige Erlösung am Jüngsten Tag ergreifend aus.

O Weisheit, Du bist aus dem Munde des Allerhöchsten


hervorgegangen, umfassest alles von einem Ende zum andern
und ordnest es machtvoll und sanft. Komm,
uns den Weg der Weisheit und Einsicht zu lehren.

Im Anfang war die Weisheit, und die Weisheit war bei Gott,
und Gott war die Weisheit. Diese war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch Sie gemacht, und ohne Sie
ist nichts gemacht, was gemacht ist. Hört doch,

die Weisheit ruft, die Einsicht lässt ihre Stimme


erschallen! Erhöht und weithin sichtbar steht sie
an den Straßen und da, wo sich Wege kreuzen. Sie stellt sich
an die Tore der Stadt, an den Toreingängen ruft sie aus:

Wir sehen hier Jesus auf den öffentlichen Straßen predigen.


Wo und wie kann heute die Weisheit in der Öffentlichkeit
predigen und zur Umkehr aufrufen? Welchen Anteil
können wir daran haben? Leute, ich habe euch etwas zu sagen!

An alle Menschen wende ich mich. Ihr Grünschnäbel,


lernt reif zu werden! Ihr Unverständigen, werdet klug!
Hört zu, ich gebe euch wertvollen Rat! Ihr könnt euch
auf meine Worte verlassen. Aus meinem Mund hört ihr

die Wahrheit; Böses auszusprechen, ist mir verhasst.


Meine Worte sind alle wahr und ehrlich, es ist
keine Falschheit und Hinterlist darin. Sie sind klar
und eindeutig für alle, die Einsicht haben

und ihren Verstand gebrauchen. Die Weisheit lehrt


die Wahrheit. Pilatus fragt Jesus: Was ist Wahrheit?
Heute sagt die Welt, jeder hat seine eigene Wahrheit.
Aber der griechische Philosoph Platon unterscheidet

zwischen der Liebe zur Wahrheit und der Liebe


zu Meinungen. Gibt es eine absolute Wahrheit?
Jesus sagt: Ich bin die Wahrheit. Haben wir Christen
die Wahrheit erkannt? Gibt es auch Wahrheiten

in andern Religionen? Sucht meine Unterweisung,


nicht Silberschmuck! Strebt nach Erkenntnis
statt nach Schmuck aus Gold! Ihr wisst doch:
Weisheit ist besser als Juwelen, sie ist mit nichts

vergleichbar, was ein Mensch sich wünschen könnte!


Ihr Frauen, schön ist Silberschmuck, schön
sind goldene Ringe, schön sind Diamanten
(Diamanten sind des Mädchens bester Freund),
aber schöner ist die Weisheit. Achten wir
auf äußere Vorzüge, Ansehen bei den Menschen,
Wertschätzung der Welt, ein schönes Haus,
ein schnelles Auto, oder ist unser höchstes Streben,

Gott zu erkennen? Streben wir so eifrig und leidenschaftlich


nach Gotteserkenntnis, wie weltliche Frauen
nach Goldschmuck streben? Ich bin die Weisheit.
Ich bin vertraut mit der Klugheit und weiß umsichtig

zu überlegen. Dem Herrn gehorchen heißt: das Böse hassen.


Ich verabscheue Überheblichkeit und Hochmut,
unrechtes Tun und lügnerisches Reden. Ich mache Pläne
und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht und Macht.

Das sind alles Gaben Gottes: Weisheit


(ein tiefes Wissen über Gott und ein heiliges Leben),
Klugheit (die Gabe des Verstandes, der Vernunft, des Denkens,
der Rationalität), Umsicht (Durchblick zu haben,

nicht geistig verworren zu sein, den Überblick zu behalten),


Hass auf das Böse oder den Bösen (das heißt die Liebe
zu allem Guten, Wahren und Schönen und die ernste
Anstrengung, Sünden zu vermeiden), Demut

(kein Hochmut eines Übermenschen, kein Stolz Luzifers,


der nicht dienen will, keine Besserwisserei
Jesus gegenüber, Demut ist die Bereitschaft zu dienen),
die Wahrheit (hier: die Wahrheit reden, nicht lügen,

nicht falsch sein, nicht scheinheilig, kein Heuchler,


kein Intrigant) und richtiges Tun (gute Werke
der praktischen Nächstenliebe). Ich mache Pläne
und führe sie auch aus; ich habe die Einsicht und Macht.

Mit meiner Hilfe regieren die Könige und treffen


die Herrscher gerechte Entscheidungen. Mit meiner Hilfe
regieren die Mächtigen, die Großen, die für das Recht
zu sorgen haben. Das ist kein Automatismus,

dass die Regierenden im Geist der göttlichen Weisheit


regieren. Tyrannen wie Hitler, Stalin und Mao
herrschten da wohl eher im Geist des Antichrist.
Aber wir sollten auch einmal daran denken,

dass wir für unsere Regierenden und die der ganzen Welt
um die Gabe der göttlichen Weisheit beten.
Jakobus sagt in seinem Brief: Die Weisheit von oben
ist friedlich. So lasst uns mehr dafür beten,

dass die Verantwortlichen in der Politik


für den Frieden sich engagieren. Frau Weisheit sagt:
Alle, die mich lieben, die liebe ich auch.
Wer mich sucht, wird mich finden.

Heinrich Heine, der jüdische Dichter sagte:


Ich liebe Frau Weisheit, aber ach, es ist unerwiderte Liebe!
Ist das nicht tröstlich, dass Gott uns, die wir ihn lieben,
liebt? In einer Kriminalkomödie sagte

ein kriminalisierende Pfarrer zu seinem jungen Messdiener,


der immer wieder Liebeskummer hatte: Das ist das Schöne
an der Liebe Gottes, da gibt es keinen Liebeskummer!
Am Anfang hat der Herr mich geschaffen, ich war

sein erstes Werk vor allen anderen. In grauer Vorzeit


hat er mich gemacht, am Anfang, vor Beginn der Welt.
Im Großen Glaubensbekenntnis des Christentums
aus dem vierten Jahrhundert heißt es: Wir glauben

an den Einen Gott, den Vater, den Allmächtigen,


der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes

eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren


vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt,
nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;

durch ihn ist alles geschaffen. Jesus, die ewige Weisheit,


ist nicht das erste Geschöpf der Schöpfung,
sondern ist von Ewigkeit der Sohn des Vaters,
das ewige Wort. Heute aber glauben nicht nur

die Zeugen Jehovas, dass Jesus ein Geschöpf war,


ein Engel, aber nicht Gott, sondern auch die Juden
und Muslime leugnen die Gottheit Jesu. Aber auch
in der modernen liberalen Theologie vieler Universitäten

wird oft gelehrt, dass Jesus nur ein guter Mensch war.
Für viele ist er ein guter Mensch, ein Religionsstifter
wie Mohammed und Buddha, oder das innere Selbst
des Menschen wie in der Esoterik, oder ein Sozialrevolutionär

wie im Sozialismus. Aber das ganze christliche


Glaubensbekenntnis kann man zusammenfassen
in dem Wort: Jesus Christus ist Gott!
Als ich geboren wurde, gab es noch kein Meer

und keine Quelle brach aus der Tiefe hervor.


Der Grund der Berge war noch nicht gelegt,
die Hügel waren noch nicht entstanden. Gott
hatte noch nicht die Erde gemacht, vom festen Land

und seinen Feldern war noch nicht das Geringste


zu sehen. Ich war dabei, als er den Himmel wölbte
und den Kreis des Horizonts festlegte über den Tiefen
des Ozeans, als er die Wolken hoch oben zusammenzog

und die Quellen aus der Tiefe sprudeln ließ,


als er dem Meer die Grenze bestimmte, die seine Fluten
nicht überschreiten dürfen, als er die Fundamente
der Erde abmaß. Die Weisheit oder Christus

war vor der Schöpfung und Gott hat durch sein Wort
oder in seiner Weisheit das All und den Menschen geschaffen.
Der Urknall ist aus der göttlichen Vernunft
oder Intelligenz hervorgegangen. Die Juden sagen:

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde,


im Anfang heißt: Im Prinzip, in der Weisheit.
Johannes sagt: Alles ist geschaffen durch den Logos.
Da war ich als Kind an seiner Seite, ich freute mich

an jedem Tag und spielte unter seinen Augen.


Ich spielte auf dem weiten Rund der Erde
und hatte meine Freude an den Menschen.
Da war ich als Kind an seiner Seite. Luther übersetzt:

Da war ich als Werkmeister an seiner Seite.


Das hebräische Wort kann auch bedeuten: Da war ich
als sein Hätschelkind an seiner Seite. Oder:
Da war ich als seine Architektin an seiner Seite.

Kind oder Hätschelkind weist auf Jesus


als Sohn Gottes hin. Werkmeisterin oder Architektin
nennt die Weisheit als Mitschöpferin Gottes des Schöpfers,
als die göttliche Intelligenz, die das intelligente Design

des Universums und der Menschheit geschaffen hat.


Alle, die mich finden, finden das Leben, und der Herr
hat Freude an ihnen. Doch wer mich verfehlt, schadet
sich selbst. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.

Wer Jesus gefunden hat, der hat das ewige Leben gefunden,
der wird leben, auch wenn er stirbt. Wer aber Jesus hasst,
der liebt den ewigen Tod, den zweiten Tod,
wie ihn die Apokalypse nennt, das ist die ewige

Gottesferne. An Jesus allein und unserer Stellung zu ihm


entscheidet sich unser ewiges Schicksal:
Hölle und ewige Verdammnis oder
Himmel und ewige Seligkeit im Paradies.
NEUNTER GESANG

Frau Weisheit hat sich ein Haus gebaut mit sieben


prächtigen Säulen. Zum Fest hat sie Rinder schlachten lassen,
den Wein mit feinen Gewürzen vermischt und ihren Tisch
für das Mahl gedeckt. Nun schickt sie ihre Dienerinnen;

sie gehen auf den Marktplatz der Stadt und rufen


in ihrem Auftrag aus: Wer unerfahren ist,
soll zu mir kommen! Wer etwas lernen will,
ist eingeladen! Kommt in mein Haus, esst und trinkt,

was ich für euch zubereitet habe! Wer unwissend bleiben will,
den lasst stehen! Kommt, betretet den Weg zur Einsicht!
Der Lohn dafür ist ein erfülltes Leben.
Wer einen Eingebildeten belehren will, macht sich lächerlich.

Und wer einen Unheilstifter zurechtweist, tut es


zu seinem eigenen Schaden. Tadle keinen Eingebildeten,
er wird dich hassen. Zeige dem Gebildeten seine Fehler
und er wird dich dafür lieben. Belehre den Klugen,

dann wird er noch klüger. Unterweise den, der das Rechte tut,
und er lernt noch dazu. Den Herrn ernst nehmen
ist der Anfang aller Weisheit. Gott, den Heiligen, kennen
ist Einsicht. Durch die Weisheit wird dein Leben verlängert.

Wenn du weise bist, hast du selber den Nutzen davon.


Wenn du aber ein eingebildeter Spötter bist,
musst du selber die Folgen tragen. Frau Torheit
ist eine schamlose Dirne, eine vorlaute, aufdringliche Schwätzerin.

Vor ihrem Haus am Marktplatz der Stadt sitzt sie


an der Tür auf hohem Stuhl. Sie sagt zu jedem,
der vorübergeht und einen geraden Weg verfolgt:
Wer unerfahren ist, komme zu mir! Wer etwas lernen will,

ist eingeladen! Verbotenes Wasser ist süß!


Heimlich gegessenes Brot schmeckt am allerbesten!
Doch wer ihrer Einladung Folge leistet, weiß nicht,
dass drinnen an ihrem Tisch die Geister der Toten sitzen.

Wer die Schwelle ihres Hauses überschreitet,


betritt damit schon die Totenwelt.
In unserm irdischen Leben stehen wir mitten
in einem Drama zwischen Gut und Böse.

Die beiden Mächte, die da miteinander um uns kämpfen


und auch oft in uns streiten, werden in der Bibel
unterschiedlich genannt. Einmal Christus
und der Antichrist, die himmlische Jerusalem
und die Hure Babel, Gott und der Satan,
oder hier: Frau Weisheit und Frau Torheit.
Papst Johannes Paul II sprach auch vom Kampf
zwischen Liebe und Anti-Liebe. Wie wir schon öfters

gesehen haben, hat die Torheit in der Bibel nichts


mit mangelnder Schulbildung oder geringem
Intelligenzquotienten zu tun, sondern mehr
mit der Leugnung Gottes: Es gibt keinen Gott, spricht der Tor.

Schauen wir uns an, wie die beiden Frauen


hier dargestellt werden und versuchen wir,
einen Blick in unsere Welt zu tun. Wie würdet ihr
den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht

und Finsternis in dieser Welt beschreiben?


Frau Weisheit hat sich ein Haus gebaut mit sieben
prächtigen Säulen. Christus hat sich mit seiner Gnade
eine Mutter bereitet, die reich an Gnade und Reinheit war,

in der er Mensch werden konnte. Christus ist die Weisheit


und in seiner Menschwerdung ist seine Mutter
das Haus der Weisheit. Ist die Kirche ein Haus der Weisheit,
oder ein Haus leeren Geschwätzes? Das Haus der Weisheit

ist die universale christliche Kirche, in der Jesus


lebendig gegenwärtig ist, und Jesus, das Haupt, schreitet
durch die Kirche, seinen Leib, durch die Geschichte.
Die Glieder der Kirche sind Glieder am Leib Christi,

durch uns will Jesus den Menschen begegnen.


Wir sollen die Hände Christi in unserer Zeit sein.
Wenn wir Werkzeuge Christi sein wollen,
was sollen und können wir dann Gutes tun?

Die sieben prächtigen Säulen des Hauses der Weisheit,


der Kirche, sind für Katholiken die sieben Sakramente,
Sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes.
Zum Fest hat sie Rinder schlachten lassen, den Wein

mit feinen Gewürzen vermischt und ihren Tisch


für das Mahl gedeckt. Jesus lädt zu seinem Hochzeitsmahl ein
und sagt: Die Ochsen sind schon geschlachtet.

Die Weisheit lädt ein zum Hochzeitsfest. Das heißt einmal,


es ist das Fest der Liebe und der Vereinigung
zwischen Gott und der Seele, zum andern ist es ein Fest
der Gemeinschaft. Wir werden nicht nur als Ich erlöst,

sondern in die Gemeinschaft des Gottesvolkes


hineingerufen, Jesus erlöst ein Wir, die Gemeinschaft
der Gläubigen. Genügt euch die Frömmigkeit:
Ich und mein Gott allein? Oder seht ihr euch gerufen

in die Kirche, die Familie Gottes? Das Mahl der Hochzeit


ist auch die Eucharistie. Die Weisheit lädt
zu Brot und Wein ein. Für die Katholiken und Orthodoxen
sind das Leib und Blut Christi in Realpräsenz.

Auch der Himmel wird als Hochzeitsfest,


als Hochzeitsmahl beschrieben. Da ist Jesus der Bräutigam
und die himmlische Kirche die Braut, es ist ein Fest
aller Erlösten in einer freudigen Gemeinschaft mit Jesus.

Was hat der Himmel mit einem Hochzeitsfest zu tun?


Nun schickt sie ihre Dienerinnen; sie gehen
auf den Marktplatz der Stadt und rufen in ihrem Auftrag aus:
Wer unerfahren ist, soll zu mir kommen!

Wer etwas lernen will, ist eingeladen! Kommt in mein Haus,


esst und trinkt, was ich für euch zubereitet habe!
Wer unwissend bleiben will, den lasst stehen! Kommt,
betretet den Weg zur Einsicht! Der Lohn ist ein erfülltes Leben.

Die Weisheit schickt ihre Mägde aus. Jesus


schickt seine Diener aus. Das sollen wir sein,
Knechte Jesu und Mägde der Weisheit,
und sollen alle einladen. Die Weisheit lädt die ein,

die unerfahren sind und etwas lernen wollen.


Die Weisheit unterrichtet in der Bibellehre
und in der christlichen Lehre. Wer aber unwissend ist,
den lasst stehen. Die Weisheit drängt sich nicht auf.

Jesus zwingt niemanden, zu ihm zu kommen.


Wir sollen auch nicht aufdringlich sein
und keinen psychischen Druck ausüben. Der Lohn dafür,
sich von der Weisheit belehren zu lassen,

ist ein erfülltes Leben. Die Bibel ist das Buch


der Weisheit, die Kirche ist das Haus der Weisheit,
Christi Schüler zu sein bringt ein erfülltes Leben,
das Gegenteil von Oberflächlichkeit und Stumpfsinn.

Habt ihr schon einmal die Versuchung gespürt,


andere mit psychischem Zwang, mit emotionalem Druck
zu Jesus bekehren zu wollen? Wer einen Eingebildeten
belehren will, macht sich lächerlich. Und wer

einen Unheilstifter zurechtweist, tut es


zu seinem eigenen Schaden. Tadle keinen Eingebildeten,
er wird dich hassen. Die Weisheit – die Lehre Christi –
brauchen wir nur denen zu bringen, die ein gewisses Maß
an Offenheit haben. Wer aber arrogant und aggressiv
gegen Christus und die Kirche wütet, die können wir
oft nur im Gebet Gott empfehlen. Auch Jesus sagt:
Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft die Perlen

nicht vor die Schweine. Kennt ihr Menschen,


die voller Hass auf Gott und Jesus und die Kirche sind?
Wie geht ihr damit um? Zeige dem Gebildeten seine Fehler
und er wird dich dafür lieben. Belehre den Klugen,

dann wird er noch klüger. Unterweise den,


der das Rechte tut, und er lernt noch dazu.
Jesus sagt: Wer hat, dem wird noch dazu gegeben,
und wer nicht hat, dem wird auch noch das genommen,

was er zu haben meint. Wenn man sich darum bemüht,


immer mehr den christlichen Glauben kennen zu lernen,
dann werden einem von der Weisheit Christi
immer neue Erkenntnisse geschenkt. Es ist sinnlos,

die belehren zu wollen, die nichts lernen wollen.


Wenn Jesus aber sieht, dass Christen ihn immer tiefer
verstehen wollen, dann führt er sie immer tiefer ein
in seine Geheimnisse. Es gibt aber unter vielen lauen

Christen einen religiösen Analphabetismus,


man interessiert sich mehr für die Weisheit dieser Welt
als für die Weisheit Gottes. Das betrübt den Herrn.
Ist Jesus für euch ein Lehrer, und seid ihr

seine wissbegierigen Schüler? Den Herrn ernst nehmen


ist der Anfang aller Weisheit. Gott, den Heiligen, kennen
ist Einsicht. Durch die Weisheit wird dein Leben verlängert.
Wenn du weise bist, hast du selber den Nutzen davon.

Den Herrn ernst nehmen, das nannte man früher,


gottesfürchtig sein, ist der Anfang der Weisheit.
Wer nicht Gott Gott sein lässt, der wird auch keinen Zugang
zur Weisheit Gottes bekommen. Wer sich selbst für Gott hält

oder wer die Welt für Gott hält, der wird die Weisheit
nicht kennen lernen. Der griechische Philosoph
Platon sagte: Staunen ist der Anfang der Weisheit.
Kinder können staunen über Gott und die Schöpfung.

Und Jesus sagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…
Könnt ihr noch staunen über Gottes Schönheit
in der Schöpfung? Könnt ihr noch staunen
über die Menschwerdung Gottes im Schoß Mariens?

Frau Torheit ist eine schamlose Dirne, eine vorlaute,


aufdringliche Schwätzerin. Vor ihrem Haus am Marktplatz
der Stadt sitzt sie an der Tür auf hohem Stuhl.
Kennt ihr den Narren Till Eulenspiegel? Im 16. Jahrhundert

gab es einen satirischen Schriftsteller, der nannte


sein Jahrhundert ein Eulenspiegel-Jahrhundert.
Um wie viel mehr ist das 21. Jahrhundert
ein Eulenspiegel-Jahrhundert! Die Welt ist ein Irrenhaus

geworden, und die Narrenwächter sind, wie Goethe sagt,


selber Narren. Die Psychiater unterscheiden sich von den Irren
nur dadurch, dass sie auf der anderen Seite des Tisches sitzen.
Es herrscht in der Welt nicht die Weisheit Gottes,

sondern die Torheit einer gottlosen Menschheit.


Frau Torheit ist schamlos. Schamlos ist die Mode
junger Mädchen, schamlos tanzen die Sängerinnen
in den Musik-Videos, schamlos ist Deutschland

zum Bordell Nr. 1 in Europa geworden, schamlos


wird das Internet mit Pornographie überflutet.
Ein Drittel aller Suchanfragen bei Google sind Suche
nach Pornographie. Schamlos werden Kinder

von Familienvätern und Onkeln und sogar


von christlichen Geistlichen sexuell missbraucht.
Schamlos gibt es in Indien oder im Jugoslawienkrieg
Massenvergewaltigungen von Frauen.

Frau Torheit ist eine Dirne. Das Wort Dirne


stammt aus dem altgermanischen und bezeichnet ursprünglich
eine Jungfrau. Een söte deern, das ist ein süßes Mädchen.
Aber später wurde es zum Wort für die Huren.

Luther sagt Hure, die Einheitsübersetzung sagt Dirne,


Luther verwendet das Wort Dirne für ein junges Mädchen.
Nun, Frau Torheit ist also eine Hure. Das sagt nicht nur,
dass ihre Kultur eine Kultur sexueller Unreinheit ist,

sondern das sagt im biblischen Sprachgebrauch,


dass sie keine treue Ehefrau Gottes ist. Die Kirche
ist die jungfräuliche Braut Christi, aber die Welt
der Frau Torheit will vom Bräutigam Christus nichts wissen,

sondern treibt Hurerei mit ihren Sexgöttinnen,


ihrem Geldgott, ihren Idolen, ihren heidnischen Göttern.
Vor ihrem Haus am Marktplatz der Stadt sitzt sie
an der Tür auf hohem Stuhl. Sie sagt zu jedem,

der vorübergeht und einen geraden Weg verfolgt:


Wer unerfahren ist, komme zu mir! Wer etwas lernen will,
ist eingeladen! Wir haben gehört, dass die Frau Weisheit
öffentlich predigt und zur Umkehr, zur Bekehrung aufruft.

So begann Jesus sein öffentliches Wirken mit den Worten:


Kehrt um und glaubt an das Evangelium,
denn das Himmelreich ist nahe. Nun ist aber Frau Torheit
auch eine Predigerin. Sie verkündet ihr leeres Geschwätz.

Sie tut das in der Unterhaltungsindustrie,


in der ständigen Berieselung der Menschen
mit dem weltlichen Musiklärm, durch ihre blasphemischen
Comedy-Shows, durch ihre Fehlinformationen

über den Glauben in ihren weltlichen Dokumentationen.


Sie predigt im Fernsehen, im Radio, im Internet,
in den Zeitungen, in den trivialen Unterhaltungsromanen.
Ihre Predigt lässt sich in einem Wort zusammenfassen,

wie der Psalmist sagt: Es gibt keinen Gott, spricht der Narr.
Frau Torheit spricht: Verbotenes Wasser ist süß!
Heimlich gegessenes Brot schmeckt am allerbesten!
So sagte schon die teuflische Schlange zu Eva:

Sollte Gott euch verboten haben, diese Frucht


vom Baum der Erkenntnis zu essen? Aber wenn
ihr sie esst, werdet ihr erkennen und Gott gleich sein.
Und Eva aß und gab dem Adam, und er aß auch.

Davon haben noch heute die Männer


den Adamsapfel in der Kehle. Alles, was Gott verbietet:
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben,
du sollst nicht lügen, nicht stehlen, nicht die Ehe brechen,

nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut, alles das,


was verboten ist, ist süß, sagt Frau Torheit.
Andere Götter als der Vater im Himmel bringen
mehr Befreiung. Die Wahrheit wird ersetzt

durch die vielen beliebigen Meinungen. Gestohlen


wird von den verarmten Chaoten und von den Managern
der Banken. Ehebruch wird in den Liebeskomödien
und Kriminalromanen als belebendes Stimulans

für eine gute Ehe gefeiert. Das Hab und Gut ganzer Völker
wird von den imperialistischen Großmächten
des Kapitals ausgebeutet. Afrikas Bodenschätze
werden ausgebeutet. Es wird Krieg um Öl geführt.

Und bald wird Krieg um Wasser geführt werden.


Doch wer ihrer Einladung Folge leistet, weiß nicht,
dass drinnen an ihrem Tisch die Geister der Toten sitzen.
Wer die Schwelle ihres Hauses überschreitet,
betritt damit schon die Totenwelt. Johannes Paul II
nannte unsere gegenwärtige Kultur eine Kultur des Todes.
Da wird Abtreibung als Frauenrecht propagiert.
Da wird Euthanasie als Erlösung eingeführt.

Da wird das Leben der Natur durch die Ideologie


des Fortschritts vernichtet. Da werden Selbstmordattentate
im Namen Gottes verübt. Da werden überall auf Erden
Kriege geführt. Das ist die Kultur des Todes.

Das ist die Kultur der Frau Torheit, ihre Wege


sind Wege zum Totenreich, ihre gottlosen Wege
sind die breiten Straßen zur Hölle. Und leider
Sind es Massen, die auf dieser Straße wandeln.

ZEHNTER GESANG

Den Schluss des Buches der Sprichwörter bildet das Lob


der tüchtigen Frau. Die katholische Kirche liest diesen Text
an den Feiertagen heiliger Frauen. Früher
hat man in der „tüchtigen Frau“ vor allem

eine „fleißige Hausfrau“ gesehen. Aber „tüchtige Frau“


kann man auch übersetzen mit „starke Frau“
oder gar „mächtige Dame“. Die sehr Konservativen
sehen die Frau vor allem als Mutter und Hausfrau.

Es gibt ja die drei K: Kinder, Küche, Kirche.


Die modernen Weltmenschen wollen die Frau
vor allem am Arbeitsplatz sehen. Dazu
wird die Kleinkindbetreuung in Kinderkrippen verstaatlicht

oder es werden befruchtete Eizellen eingefroren,


um nach der aktiven Arbeitszeit ausgetragen zu werden.
Wie steht ihr zu „Hausfrauen“? Wie seht ihr
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Eine tüchtige Frau ist das kostbarste Juwel,


das einer finden kann. Ihr Mann kann sich auf sie verlassen,
sie bewahrt und mehrt seinen Besitz. Ihr ganzes Leben lang
macht sie ihm Freude und enttäuscht ihn nie.

Sie sorgt dafür, dass sie immer Flachs und Wolle hat;
sie spinnt und webt mit fleißigen Händen. Sie schafft
von überall her Nahrung herbei wie ein Handelsschiff
aus fernen Ländern. Sie steht schon auf,

wenn es noch dunkel ist, bereitet die Mahlzeiten vor


und weist den Mägden die Arbeit zu. Sie schaut sich
nach einem Stück Land um, kauft es mit dem Geld,
das sie selber verdient hat, und bepflanzt es mit Reben.

Sie packt ihre Aufgaben energisch an und scheut


keine Mühe. Sie merkt, dass ihre Mühe etwas einbringt;
darum arbeitet sie beim Schein der Lampe
bis spät in die Nacht. In jeder freien Minute

nimmt sie die Spindel zur Hand. Den Armen


und Notleidenden gibt sie reichlich und gern.
Schnee und Frost bereiten ihr keine Sorgen,
weil sie für alle im Haus warme Kleidung bereithält.

Sie macht sich schöne Decken; ihre Kleider


sind aus feinem Leinen und purpurroter Wolle.
Sie hat einen Mann, der von allen geachtet wird;
sein Wort gilt etwas im Rat der Gemeinde.

Sie fertigt Tücher und Gürtel an und verkauft sie an Händler.


Als wohlhabende und angesehene Frau blickt sie
ohne Sorgen in die Zukunft. Was sie redet,
zeugt von Weisheit; mit freundlichen Worten

gibt sie Anweisungen und Ratschläge. Alles,


was im Haus geschieht, behält sie im Auge;
Müßiggang ist ihr unbekannt. Ihre Kinder sind stolz auf sie
und ihr Mann lobt sie. Es gibt viele tüchtige Frauen, sagt er;

aber du bist die allerbeste! Anmut und Schönheit


sind vergänglich und kein Grund, eine Frau zu rühmen;
aber wenn sie den Herrn ernst nimmt, dann verdient sie Lob.
Ihre Mühe darf nicht unbelohnt bleiben: Für das,

was sie leistet, soll die ganze Stadt sie ehren.


Eine tüchtige Frau ist das kostbarste Juwel,
das einer finden kann. Wie gesagt, eine tüchtige Frau
ist nicht nur die fleißige Hausfrau. Das Wort „tüchtig“

kommt von dem Hauptwort „Tucht“, ein altdeutsches Wort


für „Tugend“, aber Tugend nicht im moralischen Sinn,
sondern im Sinne von „begabt mit viel Kraft“.
Tugend heißt lateinisch Virtutes, da steckt das Wort Vir drin,

das heißt Männlichkeit, Kraft eines Mannes. Es geht also


um eine starke Frau. Was macht für euch eine starke Frau aus?
Müssen Frauen, um feminin zu sein, schwach
und empfindlich sein? Sind starke Frauen vermännlichte Weiber?

Oder gibt es eine besondere weibliche Art der Stärke?


Die „mächtige Dame“ ist schwer zu finden,
aber sie ist mehr wert als Perlen. In diesem Wort
sehen wir in der Gestalt der starken Frau ein Abbild
der göttlichen Frau Weisheit, die auch schwer zu finden ist
und deren Wert auch Gold und Perlen und Juwelen übertrifft.
So wie der Christ ein Abbild des Vaters im Himmel ist,
so ist die Christin ein Abbild der mütterlichen Gottesweisheit.

Ihr Mann kann sich auf sie verlassen, sie bewahrt


und mehrt seinen Besitz. Ihr ganzes Leben lang
macht sie ihm Freude und enttäuscht ihn nie.
Die starke Frau ist eine zuverlässige Frau ihres Ehemannes,

sie ist treu. Heute, in einer Zeit des Bäumchenwechseldich,


der Onenightstands und Ehescheidungen braucht eine Frau
(und ein Mann ebenso) besondere Charakterstärke und Gnade
von Gott, um eine dauerhaft treue Ehe führen zu können.

Wie können christliche Eheleute ihre lebenslange Treue


inmitten vieler Versuchungen bewahren?
Und wie kann der Glaube, wie kann Gott dabei helfen?
Empfohlen wird den frommen Eheleuten, gemeinsam zu beten.

Habt ihr das schon einmal getan? Die zuverlässig-treue Frau


ist aber auch die göttliche Weisheit, und ein Mann
wie Salomo ist ihr geistlicher Ehemann. Die göttliche Weisheit
ist treu, verlässt ihren Mann nicht, und bereitet ihm viel Freude.

So kann ein eheloser Christ leben. Eine ehelose Christin


sieht das gleiche in Jesus, ihrem göttlichen Bräutigam,
seine Liebe ist treu und er ist die Quelle tiefer Freude.
Sie sorgt dafür, dass sie immer Flachs und Wolle hat;

sie spinnt und webt mit fleißigen Händen. Sie schafft


von überall her Nahrung herbei wie ein Handelsschiff
aus fernen Ländern. Sie steht schon auf,
wenn es noch dunkel ist, bereitet die Mahlzeiten vor

und weist den Mägden die Arbeit zu. Die Frau sorgt
in der Regel dafür, dass die Kinder etwas Heiles
und Sauberes und Schönes anzuziehen haben,
ja, oft sorgt die Frau auch für die Kleidung des Mannes.

Ist ein Mann ordentlich und geschmackvoll gekleidet,


denke ich oft: Der hat eine Frau. Geht aber ein Mann
in unordentlichen schmuddeligen Klamotten, denk ich:
Der lebt alleine. Die Frau beschafft auch in der Regel

die Nahrung. Wenn eine Frau mit dem Auto


zum Supermarkt fährt und für eine Woche
für die ganze Familie Nahrung kauft, dann sieht das Gott
und freut sich. Die Frau imitiert damit den Vater

im Himmel, der für das tägliche Brot


für alle seine Kinder sorgt. Die Frau,
besonders wenn sie Kleinkinder oder Schulkinder hat,
steht schon im Dunkeln auf. Mütter mit Babys

müssen sogar oft in der Nacht wachen. Die Frau


macht den Schulkindern ihr Pausenbrot.
Sie sorgt für das Frühstück ihres Mannes.
Und wenn sie – wie Gott – für alle gesorgt hat,

dann geht auch sie aus dem Haus zur Arbeit.


Könnt ihr in solcherlei „weltlichen“ Aufgaben
euren wohlgefälligen Gottesdienst sehen, euren Anteil
an der Fürsorge Gottes, der wie Vater und Mutter ist?

Sie schafft von überall her Nahrung herbei


wie ein Handelsschiff aus fernen Ländern.
Darin sehen wir auch die Weisheit Gottes,
die die Regierenden einsetzt und den Welthandel organisiert,

eine globale Königin. Aber wenn die Regierenden


dem Geldgott dienen und nicht der Weisheit Gottes,
wenn der globale Weltmarkt nur nach dem Prinzip
des Profits für die reichen Nationen geordnet wird,

dann gerät die Welt in Unordnung, nicht nur


die Gesellschaft verelendet, sondern auch die Natur.
Sie steht schon auf, wenn es noch dunkel ist, bereitet
die Mahlzeiten vor und weist den Mägden die Arbeit zu.

Die Weisheit Gottes gibt morgens – in der notwendigen


stillen Zeit – ihren Mägden und Knechten ihre Aufgabe.
Morgens frage Jesus: Herr, was willst du heute von mir?
Zeig mir, wie ich dir heute dienen kann!

Fragt ihr täglich nach dem Willen Gottes für euer Leben,
das tägliche Leben? Versucht ihr, jeden Tag
eures täglichen Lebens inmitten eurer weltlichen Aufgaben
Gott zu dienen, so dass die Arbeit zum Gottesdienst wird?

Sie schaut sich nach einem Stück Land um, kauft es


mit dem Geld, das sie selber verdient hat, und bepflanzt es
mit Reben. Sie packt ihre Aufgaben energisch an
und scheut keine Mühe. Sie merkt, dass ihre Mühe

etwas einbringt; darum arbeitet sie beim Schein der Lampe


bis spät in die Nacht. In jeder freien Minute nimmt sie
die Spindel zur Hand. Sie schaut sich nach einem Stück
Land um, kauft es mit dem Geld, das sie selber verdient hat,

und bepflanzt es mit Reben. Hier sehen wir,


dass die starke Frau kein unmündiges Hausmütterchen
unter dem Pantoffel eines Patriarchen ist. Denn erstens
kauft sie selbständig ein Grundstück oder Ländereien,
zweitens tut sie dies von ihrem selbst verdienten Geld,
und drittens baut sie einen Weinberg an.
Sie ist also Landeigentümerin. Sie packt ihre Aufgaben
energisch an und scheut keine Mühe. Die starke Frau

ist keine Müßiggängerin. Sie arbeitet energisch.


Der Heilige Geist ist die Kraft (dynamis) Gottes
mit vielen Kraftwirkungen (Energien). Die starke Frau
wirkt also in der Kraft des Heiligen Geistes.

Und sie scheut keine Mühe. Sie erträgt die täglichen


kleinen oder großen Kreuze, die Gott ihr schickt,
geduldig und mutig. Weil Frauen die Wehenschmerzen
gewohnt sind, sind sie meistens leidensfähiger

als Männer, begegnen tapferer den Schmerzen.


Männer wimmern ja schon bei einer Grippe nach Mama!
Frauen leiden tapfer, wenn ihre Kinder zur Welt
kommen wollen, leiden tapfer an der Schlaflosigkeit

bei der Babybetreuung, leiden tapfer


bei den Kinderkrankheiten. Die starke Frau trägt auch
geduldig die täglichen Mühen der Hausarbeit,
oder erträgt geduldiger bei der Berufsarbeit

absurde Chefs, Kunden und Patienten oder Mitarbeiter.


Sie merkt, dass ihre Mühe etwas einbringt.
Die starke Frau merkt, dass ihre Berufsarbeit Sinn macht.
Nicht nur, dass sie selbst Geld verdient

und sich nicht von ihrem Mann aushalten lässt,


sondern sie kann auch im Beruf ihre ihr von Gott
geschenkten Talente, Begabungen und Fähigkeiten
entfalten. Sie kann an ihrem Arbeitsplatz

Gutes für andere Menschen tun. Ob sie nun Alte betreut


oder Lehrerin ist oder Ärztin oder was auch immer,
sie kann mit ihrer Menschlichkeit im Beruf
anderen Menschen helfen. Was ist das anders

als praktisch gelebte Nächstenliebe? Und Nächstenliebe


ist ein Ausdruck unserer Gottesliebe. Nächstenliebe
ist Dienst an Gott, so wird auch die Berufsarbeit
der starken Frau zum wohlgefälligen Gottesdienst.

Den Armen und Notleidenden gibt sie reichlich und gern.


Schnee und Frost bereiten ihr keine Sorgen,
weil sie für alle im Haus warme Kleidung bereithält.
Sie macht sich schöne Decken; ihre Kleider

sind aus feinem Leinen und purpurroter Wolle.


Die starke Frau imitiert auch in der Barmherzigkeit
ihren Gott, sie hilft den Armen, den Bettlern,
den Kranken, den Kindern, den Sterbenden.

Sie sorgt für die Zukunft ihrer Kinder. Sie sorgt


für das leibliche Wohl ihrer Kinder,
für ihre geistige Bildung (Vorlesen von Büchern,
Hausaufgabenhilfe) und sie sorgt für die christliche Erziehung

ihrer Kinder (Taufe, Kinderbibel, Kindergottesdienste,


Firmung, Tischgebete, christliche Weihnachten).
Die starke Frau trägt schöne Kleider, nicht purpurne Wolle,
wie es hier heißt, sondern Byssus, das ist

ein in der Antike unendlich kostbarer Stoff


aus Muschelseide. Man könnte sagen, sie trägt Kleider
aus Samt und Seide. Sie erfreut ihrer Mann,
wenn sie sich schön kleidet. Und sie entfaltet

in schöner Kleidung ihren künstlerischen, ästhetischen Sinn,


ihren Sinn für Schönheit. Dabei achtet die christliche Frau
auf eine Mode, die nicht dem „Evas-Kostüm“,
der „nackten Mode“ des Zeitgeistes entspricht.

Also weder wie die bigotten Frömmler kleidet sie sich


in graues Sacktuch, noch wie die Weltkinder in Kleider,
die mehr der Mangel an Kleidung sind- Was meint ihr,
wie sollten Frauen sich kleiden, dass sie Jesus gefallen?

Wie steht Jesus zum Minirock? Darf eine christliche Frau


sich schminken und schmücken? Oder ist das Jesus
alles ganz egal? Sie hat einen Mann,
der von allen geachtet wird; sein Wort gilt etwas

im Rat der Gemeinde. Die starke Frau wählt sich


einen angesehen Mann, keinen Faulpelz, keinen Dummkopf.
Die christliche Frau mag gerne einen Mann,
der ihren Glauben teilt. Ob ein Mann eine gute Frau hat,

das sieht man ihm am Gesicht an. Ihr Mann ist klug,
sein Wort gilt etwas in der Gemeinde, ihr Mann ist freundlich
und hilfsbereit, er wird von den Menschen geschätzt.
Aber hier sehen wir auch die göttliche Weisheit.

Ihr Mann ist wie Salomo ein weiser Mann.


Seine Kenntnis in Bibelwissenschaft, Theologie
und Philosophie wird in der Kirche geschätzt,
und da er von seiner Herrin, Frau Weisheit, erzogen wird

zu einem tugendhaften Leben, so wird er als freundlich


und hilfsbereit vom Volk geschätzt. Was sie redet,
zeugt von Weisheit; mit freundlichen Worten
gibt sie Anweisungen und Ratschläge.

Hier ist wieder die starke Frau kein dummes Weibchen.


Nichts von „das Weib schweige in der Gemeinde“...
Nein, die starke Frau spricht Worte der Weisheit.
Das heißt, sie kennt die Bibel, sie hat Einsicht

in das Herz Gottes, sie bemühte sich um Bildung,


sie strebt nach Erkenntnis, sie kann (nicht nur
ihre Kinder) lehren. Ihre Worte sind freundlich.
Das heißt, sie kennt die Wahrheit Gottes (Christus),

aber sie gibt diese Erkenntnis in Liebe weiter.


Sie knüppelt niemanden mit Bibelversen nieder.
Sie zwingt niemandem ihren Glauben auf.
Bevor sie ein Glaubenszeugnis ablegt, liebt sie

den Menschen, dem sie Zeugnis ablegen will.


Sie gibt gute Ratschläge, das kann sie, weil sie
die Gaben des Heiligen Geistes hat, die Gabe
der Klugheit, der Frömmigkeit, der Einsicht

und des guten Rates. Ja, sie gibt sogar Anweisungen,


das heißt Befehle. Die starke Frau ist nicht ein Weibchen,
das nur Befehle von Ehemann und Pfarrer empfängt,
sondern sie selbst hat Autorität und kann gebieten.

Ihre Kinder sind stolz auf sie und ihr Mann lobt sie.
Ich hoffe, ihr Mann lobt sie und nimmt die Gottesgnade,
solch eine Frau zu haben, nicht für Selbstverständlichkeit
oder gar sein eigenes Verdienst- Ihre Kinder sind stolz auf sie,

und dies ist ein Stolz, der Gott gefällt. Auch die Kinder
der Weisheit sind stolz auf sie. Wir Christen dürfen
stolz auf einen solchen Gott sein! Und der Mann der Weisheit
lobt sie, indem er Predigten schreibt oder Bibelkommentare

oder Psalmen und Hymnen und Lieder auf sie singt


und ihr im Gebet Worte der Anbetung schenkt.
Es gibt viele tüchtige Frauen, sagt er;
aber du bist die allerbeste! Ein Wort über Maria,

die Mutter Jesu. Im Lukas-Evangelium sagt


ihre Cousine Elisabeth: Du bist mehr gesegnet
als alle anderen Frauen! Das ist Gottes Wort!
Gesegnet nannte man früher gebenedeit. Du bist

gebenedeit unter den Frauen, beten die Katholiken.


Aber auch der Ehemann sagt zu seiner Ehefrau:
Es gibt auch andere Frauen, die begnadet sind mit Klugheit
und Schönheit, aber du, du bist mir die Liebste von allen!
Im Hohelied Salomos heißt es: Salomo hatte
dreihundert Königinnen und siebenhundert Konkubinen
und schöne Mädchen ohne Zahl, aber Eine
ist die Meine, die Reine, die Feine!

Anmut und Schönheit sind vergänglich und kein Grund,


eine Frau zu rühmen; aber wenn sie den Herrn ernst nimmt,
dann verdient sie Lob. Ihre Mühe darf nicht unbelohnt bleiben:
Für das, was sie leistet, soll die ganze Stadt sie ehren.

Schönheit kein Grund eine Frau zu rühmen?


Verzeih mir, Salomo, dass ich, der Dichter, dir widerspreche.
Aber ich verstehe schon: Es gibt Frauen,
die äußerlich schön erscheinen, aber ein böses Herz haben.

Einen zehnjährigen Knaben fragte ich:


Willst du lieber eine schöne Frau oder eine Frau
mit gutem Herzen haben? – Eine schöne Frau! –
Und wenn sie eines Tages nicht mehr schön ist? –

Dann such ich mir eine neue!... Ihre Mühe


darf nicht unbelohnt bleiben: Für das, was sie leistet,
soll die ganze Stadt sie ehren. Die ganze Stadt soll sie ehren.
Nun, wir wollen sie zumindest in der Gemeinde ehren.

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